Berlin Hat Mehr Verdient!
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THINK BERL!BERL!NN + Berlin hat mehr verdient! DOKUMENTATION„Ist stadtentw ZURIcklung TAGUNG nac “ISTH STADTENTWICKLUNG der waHl egal?“ NACH DER WAHL EGAL?” AM 6. Mai 2011 AN DER TU BERLIN THINK B E R L ! N + IN KOOPERATION MIT DER HERMANN-HENSELMANN-STIFTUNG UND DEM BILDUNGSWERK DER HEINRICH BÖLL STIFTUNG · UNTERSTÜTZT VON DER ROSA-LUXEMBURG-STIFTUNG ©2011 THINK BERL!N plus Die in dieser Broschüre vorgelegten Anregungen anlässlich der Wahl im September 2011 sind eine Weiterentwicklung der auf der Tagung „Ist Stadtentwicklung nach der Wahl egal?“ vorgetragenen Ideen. Die Tagung fand am 6. Mai 2011 an der TU Berlin statt. Redaktion: Think Berl!n plus Satz und Layout: Eleonore Harmel (Adaption nach der Grundgestaltung von umbra + dor – visuelle kommunikation) Titelseite: Adaption des Flyers von umbra + dor – visuelle kommunikation ISBN 978-3-7983-2371-1 (Druckausgabe) ISBN 978-3-7983-2372-8 (Online-Version) Druck/Printing: Druckerei der TU Berlin Vertrieb/Publisher: Universitätsverlag der TU Berlin Universitätsbibliothek Fasanenstr. 88 (im VOLKSWAGEN-Haus), D-10623 Berlin Tel.: (030)314-76131; Fax.: (030)314-76133 E-Mail: [email protected] Webseite: http://www.univerlag.tu-berlin.de Technische Universität Berlin Fakultät VI | Institut für Soziologie FG Planungs- und Architektursoziologie FR 2-5 | Franklinstr. 28/29 | 10587 Berlin 2 eInfüHrung Bald sind wieder Wahlen in Berlin, aber wer heute auf haben – etwa der DGB oder der ADAC mit ihren die Straßen, in die Kneipen oder zur Arbeit geht, merkt Wahlbausteinen. Im Prinzip waren das richtige Aktionen, noch wenig davon. Berlin hat kein Wahlkampffieber. aber eben auch nur Aktionen von Megaverbänden, bei Nur die Parteien versuchen, dieses Fieber zu simulieren der der Wahlbürger ebenso passiv blieb wie bei der und schreiben Wahlkampfprogramme, Programme, die Berieselung durch die Parteien. verkünden, was sie immer schon machen wollten, aber noch nicht gemacht haben, oder was die anderen hätten Unsere Initiative „Think Berl!n plus“ versteht sich tun sollen, aber nicht machen wollten. Dort heißt es dann als Beitrag für eine neue Kultur des Wahlkampfs, bei der einen Partei „Eine Stadt für alle“, bei der anderen eine Kultur, die eigenständige zivilgesellschaftliche „Lebenswerte Stadt für alle“ und eine Partei, die schon Positionen in den Wahlkampf einbringt, nicht an eine länger an der Regierung ist, präsentiert die interessante bestimmte Partei, sondern an das Parteiensystem, nicht Losung „Berlin verstehen“ Wir fragen: Ist ein solcher als untertänige Eingabe, sondern als Partner. Mit dem Wahlkampf eigentlich noch auf der Höhe der Zeit? Ist das MEMORANDUM „Berlin hat mehr verdient! Plädoyer Bild des Bürgers, der von den Parteien gesagt bekommt, für ein Stadtentwicklungsprogramm“ mischt sich die was denn schön für diese Stadt wäre, im Jahre 2011 noch Initiative „Think Berl!n plus“ in den Wahlkampf zum angemessen? Nachdem zivilgesellschaftliche Initiativen – Berliner Abgeordnetenhaus am 18. September 2011 ein. nicht nur in Stuttgart – längst gezeigt haben, dass die Ziel ist es, jenseits des Parteienstreits Programmpunkte Idee vom passiven Wahlbürger und von den einzig für für die Zeit nach der Wahl vorzustellen. Wir haben uns Politik zuständigen Parteien überholt ist? Müsste heute die vorliegenden Parteiprogramme angesehen, um ein Wahlkampf nicht anders aussehen? Müsste auch festzustellen, wie viel Substanz in den Programmen zu nicht im Wahlkampf eine Belebung der angeschlagenen finden ist, wo vielleicht Lücken sind. Dabei konzentrieren Parteiendemokratie gesucht werden? Müssten nicht wir uns auf das Thema Stadtentwicklung. Dies ist ein in viel stärkerem Maße zivilgesellschaftliche Initiativen Thema, das für jede Stadt von zentraler Bedeutung ist, selbst auf die Bühne treten und formulieren, was sie für das in einigen anderen Großstädten Europas, etwa in richtig und falsch empfinden? Müssten also nicht die London oder Barcelona, und in den USA im Mittelpunkt Parteien weit mehr von ihren Wählern herausgefordert der lokalen Politik steht, ein Thema, das jeden angeht, werden? jeden berührt, jeden begeistert oder aufregt, das aber in Berlin ein seltsames Schattendasein fristet. Das Sicher, in der Vergangenheit gab es auch schon vor allem auch von dem Regierenden Bürgermeister Institutionen, die sich vor der Wahl zu Wort gemeldet kaum beachtet wird. Wir haben uns zunächst auf die 3 drei Parteien beschränkt, die vermutlich die nächste braucht Strukturen, die nicht auf kurze Legislaturperio- Landesregierung unter sich ausmachen werden: die SPD, den ausgerichtet sind. DIE LINKE und Bündnis 90/Die Grünen. Wir danken der Hermann-Henselmann-Stiftung, der Obwohl der Wahlkampf in die heiße Phase eingetreten Rosa Luxemburg Stiftung sowie dem Arbeitskreis ist, kommt Stadtentwicklung in den von den Parteien Nachhaltige Stadtentwicklung des Bildungswerk geführten Debatten und in den Wahlprogrammen Berlin der Heinrich–Böll-Stiftung, welche die dieser kaum vor. Das ist verwunderlich, da in Berlin gerade Publikation zugrunde liegende Tagung am 6. Mai 2011 viele Diskussionen über große Planungs- und finanziell unterstützt haben. Unser Dank gilt zudem Bauprojekte geführt werden und es genug Anlass unseren Gästen Stefanie Bremer, Laura Calbet i Elias, gibt, diese Themen in den Vordergrund zu rücken und Tobias Goevert und Harald Kegler, die sich mit großem sich als Partei zu positionieren. Schließlich formt die Engagement in die Lage Berlins hineingedacht und Stadtplanung die Entwicklung Berlins maßgeblich und Werkzeuge und Lösungsansätze für den Umgang mit prägt viele Bereiche, die unmittelbaren Einfluss auf die den Herausforderungen Berlins empfohlen haben, sowie Lebensqualität und die Lebensfähigkeit der Stadt haben Engelbert Lütke Daldrup für seine Anmerkungen zum – etwa die wirtschaftliche Entwicklung, den Tourismus, Memorandum. den Verkehr oder die Ausstattung mit sozialer und kultureller Infrastruktur. Das stadtentwicklungspolitische Vakuum wird mittlerweile auch in den Medien und von der Zivilgesellschaft beklagt. In den vergangenen Monaten gab es mehrere Debatten über den Zustand von Baukultur und Stadtplanung in Berlin, beispielsweise zu Fragen der städtebaulichen Gestaltung im Umfeld des Hauptbahnhofes, aber auch zum Ausmaß und Umgang mit dem Tourismus in Stadtteilen wie Kreuzberg oder Friedrichshain. Mit unserem Memorandum gehen wir aber noch einen Schritt weiter – wir wollen nicht nur konkrete Missstände anprangern, sondern gemeinsam überlegen, welche Lösungsansätze es für die zahlreichen städtebaulichen Herausforderungen Berlins gibt. Wir haben deshalb generelle Forderungen zur Stadtentwicklung erarbeitet, die in ein strategisches Stadtentwicklungsprogramm für Berlin einfließen sollten und die wir als Meßlatte für die kommende politische Führung Berlins in Stadtentwicklungsfragen verstanden wissen wollen. Dieses Memorandum stellen wir mit dieser Publikation der Öffentlichkeit vor, als eine Position aus der Wissenschaft – jedoch mit praktischer Orientierung. Angestoßen wurde die Initiative für das Memorandum von Harald Bodenschatz und Thomas Flierl, breite inhaltliche wie organisatorische Unterstützung kam von Franziska Eichstädt-Bohlig und Ephraim Gothe. Diese enge Kooperation der Verfasser des Memorandums mitten im Wahlkampf mit Vertretern von drei politischen Parteien, Bündnis 90/die Grünen, der Linkspartei und der SPD, ist besonders hervorzuheben. Außergewöhnlich ist, dass diese Politiker das nicht – zumindest nicht nur – taten, um mit- bzw. gegeneinander zu streiten, um auf eigenen Positionen zu beharren und sich strikt voneinander abzugrenzen. Denn es ist unser gemeinsames Anliegen, Politik und Öffentlichkeit für Fragen der Stadtentwicklung zu interessieren – mit gemeinsam getragenen Grundsätzen, die nach der Wahl als Meßlatte dienen können. Stadtentwicklung braucht einen parteiübergreifenden Rückhalt, Stadtentwicklung 4 MeMOranduM Think Berl!n plus: Johanna Schlaack, Harald Bodenschatz, Cordelia Polinna, Christian von Oppen und Aljoscha Hofmann. Foto: TU Berlin Presse/Dahl Berlin rutscht in den Wahlkampf. Das ist Problem Außenstadt führen dürfen und die all denen erläutert wie Chance zugleich – Chance, Bausteine eines werden müssen, die nicht in der Innenstadt wohnen. Und Stadtentwicklungsprogramms für Berlin öffentlich zu das sind immerhin 3/4 aller Bürger der Metropolregion. diskutieren. Das Problem ist, dass Stadtentwicklungs- Wir brauchen daher ein Stadtentwicklungsprogramm für politik im Wahlkampf, in den Wahlprogrammen kein die gesamte Metropolregion, welches das sozialräumliche relevantes Thema ist. Und dies, obwohl in diesem Feld Auseinanderdriften in dieser Region erkennt und vieles zu verbessern ist und alle davon betroffen sind. Mit gegensteuert. Die großen Themen der Zukunft – dem folgenden Memorandum wollen wir zu einer neuen Nachhaltigkeit in sozialer, ökologischer, wirtschaftlicher Kultur des Wahlkampfs beitragen, zu einem verstärkten und kultureller Hinsicht – können nur auf stadtregionaler Dialog und zu einer verbesserten Zusammenarbeit von Ebene verhandelt, begründet und verantwortlich Wissenschaft, Politik, Planung und zivilgesellschaftlichen entschieden werden. Initiativen. Die Orte und Themen im Zusammenhang denken! NOTWENDIGKEIT EINES Wir erleben isolierte Projekte für isolierte Räume, wir STADTENTWICKLUNGSPROGRAMMS erleben isolierte Konzepte aus einseitiger, sektoraler Sicht. Das gilt – räumlich betrachtet – etwa für den großen Die politischen Parteien haben keine Visionen Freiraum am Fernsehturm und für das Flughafengelände für die Stadtentwicklung,