SCHUTZBURG! Bericht über tatsächlich geleistete Hilfestellungen im Jahr 2007

1 Zusammenfassung und Empfehlung

Das Projekt Schutzburg- Wir helfen Dir!® läuft bereits erfolgreich in den Gemeinden Alsbach-Hähnlein, Bickenbach, , , Münster, , Rimbach, , Schaafheim, Seeheim-Jugenheim, Tarp, in , Griesheim, Groß-Umstadt, Isselburg, Ober-Ramstadt, , und Zwingenberg.

Von den insgesamt 19 Kommunen nahmen mit Roßdorf, Seeheim-Jugenheim, Schaafheim, Zwingenberg, Weiterstadt, Otzberg, Münster, Tarp und Ober-Ramstadt neun Kommunen an der Evaluation 2007 teil. Die Befragung fand zwischen Dezember 2007 und Februar 2008 statt.

144 der angeschriebenen 319 Partner aus diesen neun Kommunen sandten den Fragebogen ausgefüllt zurück, das entspricht einem Rücklauf von 45 Prozent. Die weitaus größte Gruppe dieser Partner (119 Partner, 83 Prozent) wurde im Laufe des Jahres 2007 von Kindern nicht um Hilfe gebeten. 25 Partner konnten in 107 Fällen aktiv Hilfe leisten, meistens handelte es sich dabei um harmlose Anfragen nach einer Toilette, einem Glas Wasser oder einen (warmen) Wartebereich, wenn Kinder den Bus verpasst hatten.

1 Es gab aber auch einzelne Fälle, in denen Partner einen handgreiflichen Streit schlichteten oder Unfallwunden versorgten. Alle Hilfestellungen werden im Bericht ausführlich geschildert.

Wir empfehlen allen Schutzburg-Kommunen, die Kindergärten und Grundschulen aktiv dazu zu ermuntern, das Projekt und seine Bedeutung regelmäßig mindestens einmal im Jahr an die Eltern und vor allem an die Kinder zu vermitteln. Die guten Erfahrungen aus Tarp und Roßdorf zeigen: bei Kindern, Eltern und den Partnern vor Ort ist das Projekt bekannt, die Rücklaufquote der Fragebögen und die Anzahl der geleisteten Hilfestellungen war in diesen Gemeinden überdurchschnittlich hoch.

Die Übergangszeiten (August bis Oktober - die Kinder in der Kita werden zu „Vorschulkindern“ und die Erstklässler laufen ihre Wege erstmals allein) sind dazu am besten geeignet. Anregungen zur Gestaltung von Unterricht sowie Malvorlagen für die Kleinen stehen zur Verfügung.

2 Die Ziele des Projektes „Schutzburg – Wir helfen Dir!“

Schutzburg - Wir helfen Dir!® existiert bereits seit September 2002. Damals startete die Gemeinde Seeheim-Jugenheim als Modellgemeinde. Mittlerweile sind 19 Kommunen aktiv, davon 17 in Südhessen.

Das Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensumwelten von Kindern und Jugendlichen in kleinen Kommunen zu verbessern.

Das Ziel ist, dass sich Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum sicher und unbeschwert bewegen können. Im Falle eines kleinen oder großen Notfalls sollen sie möglichst sofort sichere und zuverlässige Hilfe erhalten. Das Projekt soll dazu beitragen, dass ein kinder- und familienfreundliches Klima in den Kommunen entsteht und dass sich alle - groß oder klein - ihren Mitmenschen gegenüber rücksichtsvoll und hilfsbereit zeigen.

Zu diesem Zweck wurden in bislang 19 Kommunen lokale Netzwerke aufgebaut und gepflegt. Die Partner im Netzwerk erklären sich bereit, Kindern und Jugendlichen in kleinen und großen Notsituationen zu helfen. Das Projekt Schutzburg setzt auf verschiedenen Ebenen an:

Die lokalen Partner (sowie eine breite Öffentlichkeit) werden sensibilisiert für die Situation von Kindern und Jugendlichen und tragen dadurch zu einer erhöhten sozialen Aufmerksamkeit bei. Zudem werden sie selbst als hilfsbereit und kinderfreundlich wahrgenommen.

Das subjektive Sicherheitsgefühl der Kinder (und auch von deren Eltern) wird erhöht, im Falle von Gefahren oder anderen Notsituationen wird aber auch objektiv schnelle, verlässliche und adäquate Hilfe geleistet. Evaluation des Projektes Schutzburg 2007

Die örtlichen (Jugend-)Ämter werden in ihrer Position als kompetente Ansprechpartner gestärkt und bekommen durch die Rückmeldung über Art und Umfang der tatsächlich geleisteten Hilfestellungen Informationen über die aktuelle Lage der Kinder und Jugendlichen vor Ort. Diese Informationen werden durch eine aktive Pressearbeit wiederum an die Öffentlichkeit zurückgemeldet.

Im Bedarfsfall werden – unter Einbezug der wichtigen Akteure, Kinder und Erwachsene - Konzepte zur Prävention erarbeitet und umgesetzt.

Das Ergebnis ist ein insgesamt kinderfreundlicheres Klima in den Kommunen.

2.1 Schutzburg-Partner und ihre Bedeutung Schutzburg-Partner sind vor allem Einzelhandels- und Handwerksbetriebe, Sparkassen und Banken, Versicherungsagenturen, Arzt- oder Therapeutenpraxen, Rechtsanwaltskanzleien, kommunale Einrichtungen wie Bibliotheken, Schulen, Kinderbetreuungseinrichtungen und Ämter sowie Kirchen und Vereine. Private Haushalte und Geschäfte mit großem Personalbestand, ständig fluktuierendem Personal oder nicht kindgerechten Angeboten können niemals Schutzburg-Partner sein.

Die Partner werden durch gezielte Ansprache zum Mitmachen angeregt und bewerben sich formlos bei der kommunalen Kontaktstelle.

Das mit Hilfe des Aufklebers öffentlich gemachte Hilfsangebot dürfte für die meisten Partner selbstverständlich sein und stellt daher faktisch keine zusätzliche Belastung für diese dar. Es handelt sich vor allem um eine deutlich sichtbare Geste gegenüber den Kleinen und Schwachen: „Wir helfen dir!“.

Neben den sozialen und gesellschaftlichen Motiven, an einem solchen Projekt teilzunehmen, erzielen die Partner durch ihr Engagement vor allem einen Imagegewinn. Kinder sind aufmerksame Menschen, die eine Sensibilität für gesellschaftliche Themen haben - gerade Hilfsbereitschaft ist eine Eigenschaft, die sie an Erwachsenen besonders schätzen. Die Partner können durch das Anbringen des Logos ihr Engagement offen zeigen und tragen damit zu einem verbesserten sozialen Klima bei. Sie werden als kinderfreundlich und hilfsbereit wahrgenommen. Die Liste der Schutzburg-Partner wird in Pressemitteilungen und auf der Internetseite dokumentiert. Quasi nebenbei werden sich positive Effekte wie Vertrauen und Kundenbindung aufbauen. Im Falle einer tatsächlich geleisteten Hilfe sorgt die aktive Pressearbeit für Verbreitung in der Öffentlichkeit und erzeugt dadurch zusätzliche Imageeffekte.

PSY:PLAN, Berlin 3 2.2 Ziel der Evaluation der geleisteten Hilfestellungen Die Kommunen werden durch eine psychologische Forschung und Beratung im Bereich „Lebensumwelten von Kindern und Jugendlichen“ durch das Institut PSY:PLAN begleitet, der Schwerpunkt liegt auf Gewaltprävention und Partizipation.

Ein wesentliches Element der Beratung ist die jährliche Evaluation der geleisteten Hilfestellungen.

Aus der Evaluation lassen sich Informationen für die kommunalen Verwaltungen ableiten, denn das Ziel ist neben der Soforthilfe für Kinder- und Jugendliche vor allem die Prävention von Unfällen und Gewalt. Gemeinsam mit den Ämtern wird im Einzelfall entschieden, welche Maßnahmen zur künftigen Vermeidung der kritischen Situation von Kindern zu ergreifen sind. Wann immer es geht, sollen zur Maßnahmenplanung und - umsetzung auch Kinder und Jugendliche aktiv einbezogen werden.

Ein gelungenes Beispiel aus Weiterstadt 2006 kann als Vorbild dienen: Im Sommer 2006 wandten sich zwei Jungen schriftlich an PSY:PLAN und berichteten von Erlebnissen im täglichen Straßenverkehr als Fußgänger und Radfahrer (Bericht auf http://www.schutzburg.net/page8.html). Die lokale Ansprechpartnerin Monika Wilhelm wurde umgehend informiert. In der Folge nahm sich Bürgermeister Peter Rohrbach der Sache persönlich an, nahm Kontakt zu den Jungen auf, forderte die Grundschulen auf, die Pläne zum sicheren Schulweg vorzulegen und ggf. weiter zu überarbeiten. Die geschilderten Beobachtungen und Erfahrungen wurden außerdem in der Dienstbesprechung beraten und in der örtlichen Zeitung "Wochenkurier" veröffentlicht, um auch die Bevölkerung zu einem rücksichtsvollen Umgang im Straßenverkehr zu motivieren.

2.3 Vorgehen und Zeitraum der Evaluation An der Evaluation nahmen neun Kommunen teil: Tarp, Seeheim-Jugenheim, Ober- Ramstadt, Otzberg, Schaafheim, Weiterstadt, Roßdorf, Zwingenberg und Münster. Die anderen zehn beteiligten sich nicht, zwei weil sie das Projekt gerade erst gestartet hatten.

Der vorliegende Bericht basiert auf den Informationen aus den dafür entwickelten Formularen („Evaluationsbögen“), die von den jeweiligen Schutzburg-Partnern ausgefüllt und dann direkt oder über die lokalen Ansprechpartner von Dezember 2007 bis einschließlich Februar 2008 an PSY:PLAN übersandt wurden.

2.4 Rücklauf In den neun Kommunen sind 319 Partnern aktiv. Diese wurden von der jeweiligen Verwaltung angeschrieben und um Rücksendung der Fragebögen gebeten. 144 Partner Evaluation des Projektes Schutzburg 2007

kamen der Bitte nach. Das entspricht einer Rücklaufquote von 45 Prozent. Die anderen 175 Schutzburgpartner reagierten nicht (55 Prozent).

Die folgende Tabelle zeigt die Rückläufe bezogen auf die Kommunen.

Kommune Partner Anzahl der Rücklaufquote gesamt zurück in Prozent gesandten Fragebögen Schaafheim 30 20 67 Tarp 35 21 60 Münster 14 8 57 Roßdorf 42 24 57 Ober-Ramstadt 32 17 53 Seeheim-Jugenheim 48 20 42 Otzberg 30 13 40 Weiterstadt 74 18 24 Zwingenberg 14 3 21 Gesamt 319 144 45 %

Tabelle 1: Rücklaufquoten nach Kommunen In der Vereinbarung, die jeder Partner mit der jeweiligen Kommune schließt, verpflichten sie sich ausdrücklich zur Teilnahme an der jährlichen Evaluation. Ihnen liegt das ganze Jahr über der Bogen vor und jede kleine Hilfestellung sollte darin eingetragen werden. Auch falls keine Hilfe angefragt wird, sind die Partner gebeten, diese Informationen am Jahresende an die Kommune zurück zu melden.

Mit diesem Rücklauf werden nicht nur die tatsächlichen Hilfestellungen erfasst, sondern es findet auch eine Art der Kontrolle statt: sind die Partner (noch) aktiv, nehmen sie ihre Rolle ernst, sind alle Mitarbeiter über das Projekt informiert?

Der lückenhafte Rücklauf lässt daher nur eine eingeschränkte Bewertung des Gelingens des Projektes zu. Wir empfehlen den Kommunen daher, mit ihren Partnern noch einmal Kontakt aufzunehmen:

Einerseits könnte ein ausdrücklicher Dank an die Aktiven ausgesprochen werden, andererseits könnten die anderen freundlich, aber bestimmt an ihre Verpflichtung erinnert werden. In letzter Konsequenz muss darüber nachgedacht werden, ob Partner, die wiederholt nicht reagieren, im Projekt bleiben können. Oberstes Ziel ist die Sicherung der Qualität und Zuverlässigkeit.

PSY:PLAN, Berlin 5 3 Ergebnisse im Einzelnen

3.1 Anteil der in Anspruch genommenen Hilfe Die meisten der Partner in den einzelnen Kommunen wurden - erfreulicherweise - in 2007 nicht um Hilfestellungen in Notsituationen gebeten. Von 144 Partnern berichteten 119 von keinerlei Vorkommnissen (83 Prozent). Mehrere Partner betonten ihre Freude darüber. So äußerte Bernhard Heuser von der Sparkasse (Geschäftsstelle Ober-Ramstadt): „Wir können Ihnen für das Jahr 2007 keine geleisteten Hilfestellungen melden, hierüber sind wir aber verständlicherweise nicht traurig.“ Laut Sparkasse Dieburg (Geschäftsstelle Roßdorf) sei dies ein Zeichen dafür, dass „keine größeren und kleineren Notsituationen vorlagen und die Kinder wohlbehalten zu Hause angekommen sind.“

25 Partner (17 Prozent) schilderten insgesamt 107 Hilfestellungen, in die 109 Kinder involviert waren.

3.2 Tatsächlich geleistete Hilfestellungen Die Schutzburgpartner berichteten 107 Hilfestellungen. Diese wurden für die Auswertung nachträglich in Kategorien zusammengefasst (siehe Tabelle 2 und Grafik 1).

Toilette Durst Telefon Bus Verletzung Schulausfall Fundsachen Sonstige gesamt

Anzahl Fälle 37 36 6 8 6 2 5 9 109

Prozent 34 33 6 7 6 2 5 8 (102)

Tabelle 2: Kategorisierte Fälle

40% 35% 35% 34%

30%

25%

20%

15%

10% 7% 7% 6% 6% 5% 5% 2% 0%

Bus Durst Toilette sonstige Verletzung Telefonieren Fundsachen Schulausfall

Grafik 1: Häufigkeit der Hilfestellungen (aufgrund der Rundung addieren sich die Prozentzahlen zu 102) Evaluation des Projektes Schutzburg 2007

Am häufigsten fragten die Kinder, ob sie die Toilette der Schutzburg-Partner benutzen dürfen (37 Fälle, 35 Prozent). Fast genauso häufig baten sie um durstlöschende Getränke (36 Fälle, 34 Prozent).

Zehn Partner wurden um Hilfe gebeten, wenn Kinder den Bus verpasst hatten oder die Schule ausgefallen war. So warteten Kinder in sieben Fällen in den „Schutzburgen“ auf den Bus und wärmten sich auf, zwei Mal wandten sich Kinder an Partner, weil sie vor verschlossenen Schultüren gestanden hatten.

Die Suche nach einer Möglichkeit zum Telefonieren führte die Kinder in sechs Fällen in die „Schutzburgen“ (6 Prozent). Fünf Kinder brachten Fundstücke zur Polizei.

Zu ernsthaften Unfällen kam es glücklicherweise nicht. Doch mussten immerhin sechs Kinder (6 Prozent) aufgrund kleinerer Verletzungen, hauptsächlich nach Stürzen, von den Partnern versorgt werden.

Weiterhin gab es acht Situationen, die sich nicht den Kategorien zuordnen ließen, diese wurden unter ‚Sonstiges’ (7 Prozent) zusammengefasst.

Das Seeheimer Feinkost & Frischecenter (Gemeinde Seeheim-Jugenheim), berichtete gleich von drei Vorfällen dieser Art. So konnte dass einem Vierjährigen geholfen werden, seine Mutter zu finden. Außerdem schlichteten die Mitarbeiter einen Streit zwischen zwei Kindern, der in eine handfeste Prügelei ausgeartet war. Ein Mädchen, das seine Sportsachen vergessen hatte und sich deshalb nicht in die Schule traute, wurde nach Hause gefahren.

In Roßdorf ereignete sich ein Vorfall, der zeigt, dass nicht nur Kinder von Schutzburg profitieren. Eine hilflose Frau wandte sich an die Mitarbeiter des Optikerfachgeschäfts „Kleine Augenblicke“, weil sie den Schutzburg-Aufkleber im Schaufenster gesehen hatte. Man informierte ihre Wohngruppe und half ihr den richtigen Bus nach Hause zu finden.

Die Projektarbeit der Kindergärten in Tarp zum Thema „Wer hilft?“, in dessen Rahmen beispielsweise Feuerwehr und Polizei besucht wurden, trägt offensichtlich Früchte. Neben den bereits erwähnten fünf Fällen von Fundsachen, meldeten sich auch in drei Fällen Kinder mit Hinweisen zu bestimmten Sachverhalten an die Polizei.

Zu beachten ist, dass es sich bei den Angaben der Partner oft um Gedächtnisprotokolle handelt. Es gab daher Aussagen wie „unzählige Gläser Wasser“ oder „diverse Toilettenbesuche“. Um die Angaben quantifizieren zu können, wurde für die Auswertung in insgesamt sieben Fällen die Toilettenbenutzung auf jeweils fünf und die Gläser Wasser auf zehn geschätzt.

Alle Vorfälle und Hilfestellungen finden sich in einer Tabelle im Anhang.

PSY:PLAN, Berlin 7 3.3 Aussagen über die Kinder Nicht alle Schutzburg-Partner haben in ihren Notizen vollständige Angaben über die Anzahl, das Alter oder das Geschlecht der Hilfe suchenden Kinder gemacht.

In die Berechnungen für Grafik 2 wurden nur die 34 Kinder einbezogen, deren Alter angegeben wurde. Über das Alter der übrigen 75 Kinder ist nichts bekannt.

30%

26% 25%

21% 20% 18%

15% 15% 15%

10%

6% 5%

0% 0% 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre 7 Jahre 8 Jahre 9 Jahre 10 Jahre

Grafik 2: Altersverteilung, addiert sich auf 101 Prozent aufgrund der Rundung Zu beachten ist, dass es sich bei den Angaben zum Alter der Kinder praktisch immer um Schätzungen der Helfer handelte. Das Alter der Hilfe suchenden Kinder lag zwischen vier und zehn Jahren, wobei das Durchschnittsalter bei acht Jahren lag. Die Grafik verdeutlicht, dass das Projekt Schutzburg seine Zielgruppe „Grundschulkinder“ exakt erreicht.

Für die 107 dokumentierten Fällen (mit 109 involvierten Kindern) wurde in 34 Fällen Angaben zum Geschlecht der Kinder gemacht. Dies waren 20 Jungen (18 Prozent) und 14 Mädchen (13 Prozent). Bei 75 Kindern wurde auf dem Evaluationsbogen kein Eintrag zum Geschlecht gemacht (69 Prozent). Evaluation des Projektes Schutzburg 2007

18%

13%

69%

Jungen Mädchen Geschlecht nicht bekannt

Grafik 3: Geschlecht der Hilfe suchenden Kinder

Aufgrund der geringen Anzahl der Anfragen sowie insbesondere aufgrund der lückenhaften Angaben über das Geschlecht der Kinder lässt sich eine Einschätzung über mögliche Unterschiede der Hilfsbedürftigkeit von Jungen und Mädchen nur sehr vorsichtig ableiten. Insgesamt ist interessant, dass tendenziell mehr Jungen als Mädchen um Hilfe baten. Einige Veröffentlichungen legen nahe, dass Jungen häufiger Verletzungen erleiden als Mädchen. So sind in der Unfallstatistik des Bundesverbandes der Unfallkassen (2004) Jungen mit 62 Prozent „überproportional vertreten“. Und aus der Expertise für die Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder e.V.“ geht hervor, dass für jedes Alter ab einem Jahr gilt: die Verletzungsrate für Jungen liegt deutlich höher als die für Mädchen. So ist es nicht überraschend, dass die vier Fälle von Verletzungen, die in der Evaluation berichtet wurden, ebenfalls nur Jungen betrafen. Auffällig ist, dass nur in einem einzigen Fall eine Art von Bullying oder Streit berichtet wurde (Kategorie ‚Sonstige’). Aufgrund von Studien finden acht bis zehn Prozent der so genannten Raufunfälle in Zusammenhang mit Bullying außerhalb der Schule, beispielsweise auf dem Schulweg statt (Bundesverband der Unfallkassen, empirischer Bericht zu Gewalt an Schulen, 1993-2003). Von daher hätten solche Vorfälle häufiger auftreten können.

Fundsach Sonstig Toilette Durst Telefon Bus Verletzung Schulausfall en e gesamt

männlich 2 3 1 7 4 3 20

weiblich 6 3 1 2 2 14 Nicht 5 bekannt 29 30 5 2 4 75 37 36 6 8 6 2 5 9 109

Tabelle 3: Geschlecht der Kinder bezogen auf die Art der Hilfestellung

PSY:PLAN, Berlin 9 4 Anhang: Alle Rückmeldungen auf einen Blick

Name des Geschäftes/ der Kinder Anzahl Alter Kommune Einrichtung Evaluation 2007 Geschlecht Münster Uhren-Optik öfters Kinder zur Toilette gehen lassen 5 ! ! Heckwolf Münster Uhren-Optik sehr oft im Sommer Kindern Wasser zum 10 Heckwolf Trinken gegeben Münster Ev. Kindergarten 2x Toilettenbenutzung 2 ! ! Altheim Ober-Ramstadt Augenoptik Hirt die Zeit bis zur Ankunft des Busses wurde bei 2 ca. m uns im Laden überbrückt; aufwärmen 10 Ober-Ramstadt Lichtenberg Toilettengang 1 6 w Apotheke Ober-Ramstadt Lichtenberg Verletzung am Finger, Pflaster zur Verfügung 1 10 m Apotheke gestellt Otzberg Blumenscheune Bus verpasst, Eltern angerufen 1 9 m Otzberg Getränke Klumpp WC-Gang, Kind hätte sonst in die Hosen 1 ca. 7 m gemacht Roßdorf Parfümerie Junge musste auf die Toilette 1 6 m Jasmin Roßdorf Parfümerie Kind hatte Durst, Limonade gegeben 1 4 w Jasmin Roßdorf Textilpflege öffentliches WC, wo es ist, ist für Kinder und 5 ! ! Landzettel Erwachsene hilfreich Roßdorf „Kleine Zu uns ist bis jetzt kein Notfallkind 1 ! w! Augenblicke“ - gekommen. Eine verwirrte Frau hat Optikerfachgesc aufgrund des Aufklebers den Laden häft betreten und nach Hilfe gefragt. Wir informierten ihre Wohngruppe und halfen ihr, den richtigen Bus nach Hause zu finden. Roßdorf Kindertagesstätte kleine Schürfwunde am Bein 1 6 m „Abenteuerland“ Schaafheim Bäckerei Haag Mädchen kam nachdem die Schule 1 7 w ausgefallen war, und bat um Hilfe, Frau Haag brachte sie zur Kinderbetreuung der "Butterblume" Schaafheim Blickpunkt Dörr im Sommer an mehreren Tagen nach der 5 9 2 w, Schule, Durst; Wasser gegeben 3 m Schaafheim DS-Frisöre Kinder gehen ab und zu zur Toilette 5 ! ! Schaafheim Tankstelle Hock Junge hatte Nasenbluten 1 9 m Evaluation des Projektes Schutzburg 2007

Name des Geschäftes/ der Geschlecht Kinder Alter Kommune Einrichtung Evaluation 2007 Anzahl Seeheim- Rechtsanwältin es ist auch in diesem Jahr kein Kind 1 ! m! Jugenheim Schumacher- vorbeigekommen und hat nach einem Braun Pflaster gefragt. Im Sommer war ein Junge da, der vom nahe gelegenen Spielplatz einen Ball auf ein anderes nachbarliches Grundstück geworfen hatte und ihn über mein Grundstück wiederholen wollte, was aber wegen des Zauns nicht ging. An Halloween hat es jedoch öfters geklingelt. Zu wissen, dass man willkommen ist, wenn man klingelt, ist für Kinder vielleicht auch eine Verbesserung der Lebensqualität. Seeheim- Seeheimer Frau Winkler (Verkäuferin) hat ein Kind zu Dr. 1 6 ! Jugenheim Feinkost & Stolzenberg gebracht. Es blutete nach Frischecenter einem Sturz mit dem Fahrrad. Seeheim- Seeheimer Herr Höhn hat ein Kind mit einer blutenden 1 ! ! Jugenheim Feinkost & Kopfverletzung zu Dr. Stolzenberg gebracht Frischecenter (beim Toben gestürzt) Seeheim- Seeheimer die Mutter eines Vierjährigen gesucht (sie 1 4 ! Jugenheim Feinkost & war in der Bank) Frischecenter Seeheim- Seeheimer Streit zwischen zwei Kindern geschlichtet 2 7 - 9 m Jugenheim Feinkost & (haben sich handfest verprügelt) Frischecenter Seeheim- Seeheimer ein heulendes Mädchen nach Hause 1 ! w Jugenheim Feinkost & gefahren (sie hatte ihre Sportsachen Frischecenter vergessen und traute sich nicht in die Schule) Tarp Die Sportecke bestimmt 10 Kinder die nach Wasser 10 4 - 8 ! gefragt haben, Getränke gegeben Tarp Die Sportecke diverse Toilettengänge von kleinen Kindern 5 3 - ! 10 Tarp Mühlenhof auf den Bus warten 1 10 m Apotheke Tarp Mühlenhof auf den Bus warten 1 10 m Apotheke Tarp Polizei- einzelne Fälle sind hier nicht mehr 5 ! ! Zentralstation nachvollziehbar. Es gab aber aus der Erinnerung heraus ca. 5x Abgabe von Fundsachen Tarp Polizei- 3x Hinweise auf bestimmte Sachverhalte 3 Zentralstation Tarp Spielothek Toilettenbenutzung 1 8 w Tarp Spielothek telefonieren 1 10 m Weiterstadt Cafe Schäfer Bus kam nicht, aufwärmen, Sitzplatz 1 ! w angeboten

PSY:PLAN, Berlin 11 Name des Geschäftes/ der Geschlecht Kinder Alter Kommune Einrichtung Evaluation 2007 Anzahl Weiterstadt Cafe Schäfer des öfteren telefonieren (kein 5 ! ! Handyguthaben mehr oder Akku leer) Weiterstadt Gärtnerei Brunner Junge mit Tretroller hingefallen, Kind 1 ca. 7 m getröstet, Lenker gerade gebogen, alles ok Weiterstadt Gärtnerei Brunner Schulbus verpasst, berufstätige Eltern 1 ca. 8 m angerufen Weiterstadt Möbel Knell Toilettenbesuch 2 ca. 6 ! und 7 Weiterstadt Rathaus Toilettenbesuche 3 2x 8 w Apotheke und 1x 9 Weiterstadt Rathaus Bus verpasst, Eltern zum Abholen angerufen 1 8 m Apotheke Weiterstadt Rathaus etliche Toilettenbesuche (ca. 5), nicht mehr 5 ! ! Apotheke genau dokumentiert Weiterstadt Rathaus unzählige Gläser Wasser zur Durstlöschung 10 Apotheke Weiterstadt Sparkasse Kind wurde zur Schule gebracht, obwohl 1 8 w Darmstadt, noch Ferien waren, Kind beruhigt, Geschäftsstelle Verwandte erfragt, Großvater angerufen, Weiterstadt Kind wurde abgeholt Weiterstadt Turm - Apotheke Toilettengang 1 8-9 w SUMME 109 20 m 14 w

Berlin, 14. März 2008 Nicola Moczek, Dipl.-Psych. Dr. Riklef Rambow, Dipl.-Psych. Anja Dienhardt, Dipl.-Psych. Gubener Straße 43, 10243 Berlin Tel. 030/293 50 521 [email protected] http://www.psyplan.de http://www.schutzburg.net