Vorwort Herausgeber: Botschaft des Staates Auguste-Viktoria-Strasse 74-76 14193

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Druck: dmp digital- und offsetdruck gmbh Internet: www.dmp-druck.de srael und seine Bevölkerung befinden sich seit der Staatsgründung in einem dynami- schen Entwicklungsprozess. Gesellschaftliche Selbstfindung und staatliche Selbst- Grafikdesign: Ibehauptung gehen dabei Hand in Hand. Isabella Pikart Internet: www.vaporetta.org In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat Israel hunderttausende Einwanderer aus der ganzen Welt integriert und seine Bevölkerungszahl verzehnfacht. Die israelische Gesell- Stand: Februar 2011 schaft ist voll Schwung und Tatendrang, die Menschen sind kreativ und kulturell aktiv; Is- raels Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie entsprechen höchsten westlichen Stan- dards. Und auch das wichtigste Ziel versucht Israel weiterhin zu erreichen: Frieden mit allen seinen Nachbarn.

Israel ist eine lebendige moderne Demokratie und ein facettenreiches Gemeinwesen. Die Berichterstattung der internationalen Medien spiegelt die Vielfältigkeit des Landes und seiner Menschen jedoch häufig nur ungenügend wider. Die vorliegende Publikation bietet ein multidimensionales Panorama von Land und Leuten – von der Geschichte über Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport bis hin zu den deutsch-israelischen Beziehungen.

Doch Texte und Bilder können die authentische Erfahrung nicht ersetzen. Sie sind herzlich eingeladen, Israel zu besuchen – es lohnt sich!

Ihre Botschaft des Staates Israel

Berlin 2011

2 3 Inhalt Inhalt Impressum...... 2 Vorwort...... 3...... Landkarte und Unabhängigkeitserklärung...... 6 Geografie...... 10 Geschichte...... 12 Politisches System...... 20 Bevölkerung...... 26 Gesundheits- und Sozialwesen...... 36 Bildungswesen...... 38 Forschung und Entwicklung...... 40 Erneuerbare Energien...... 42 Wirtschaft...... 44 Entwicklungshilfe...... 56 Kultur...... 58 Medien...... 70 Sport...... 71 Israels Küche...... 72 Zeitleiste zur Geschichte Israels...... 74 Hatikva...... 90 Deutsch-israelische Beziehungen...... 92 Zeitleiste der deutsch-israelischen Beziehungen...... 98 In eigener Sache ...... 104 Wussten Sie, dass ...... 106 Wichtige Adressen...... 107

4 5 Das LaND

6 7 Die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel

m Land Israel entstand das jüdische Volk. Hier prägte sich sein geistiges, religiöses und politi- Demzufolge haben wir, die Mitglieder des Nationalrates, als Vertreter der sches Wesen. Hier lebte es frei und unabhängig, hier schuf es eine nationale und universelle jüdischen Bevölkerung und der zionistischen Organisation, heute, am letzten IKultur und schenkte der Welt das Ewige Buch der Bücher. Tage des britischen Mandats über Palästina, uns hier eingefunden und ver- künden hiermit kraft unseres natürlichen und historischen Rechtes und auf- Durch Gewalt vertrieben, blieb das jüdische Volk auch in der Verbannung seiner Heimat in Treue grund des Beschlusses der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Er- verbunden. Nie wich seine Hoffnung. Nie verstummte sein Gebet um Heimkehr und Freiheit. richtung eines jüdischen Staates im Lande Israel – des Staates Israel.

Beseelt von der Kraft der Geschichte und Überlieferung, suchten Juden aller Generationen in ihrem Wir beschließen, dass vom Augenblick der Beendigung des Mandates, heute um alten Lande wieder Fuß zu fassen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte kamen sie in großen Scharen. Mitternacht, dem sechsten Tage des Monats Ijar des Jahres 5708, dem 15. Mai Pioniere, Verteidiger und Einwanderer, die trotz der Blockade den Weg in das Land unternahmen, 1948, bis zur Amtsübernahme durch verfassungsgemäß zu bestimmende Staats- erweckten Einöden zur Blüte, belebten aufs neue die hebräische Sprache, bauten Dörfer und Städte behörden, doch nicht später als bis zum 1. Oktober 1948, der Nationalrat als und errichteten eine stets wachsende Gemeinschaft mit eigener Wirtschaft und Kultur, die nach vorläufiger Staatsrat und dessen ausführendes Organ, die Volksverwaltung, als Frieden strebte, aber sich auch zu schützen wusste, die allen im Lande die Segnungen des Fort- zeitweilige Regierung des jüdischen Staates wirken sollen. Der Name des Staates lautet Israel. Der schritts brachte und sich vollkommene Unabhängigkeit zum Ziel setzte. Staat Israel wird der jüdischen Einwanderung und der Sammlung der Juden im Exil offenstehen. Er wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner widmen. Er wird auf Im Jahre 1897 trat der erste Zionistenkongress zusammen. Er folgte dem Rufe Dr. Theodor Herzls, Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Sinne der Visionen der Propheten Israels gestützt sein. Er dem Seher des jüdischen Staates, und verkündete das Recht des jüdischen Volkes auf nationale Er- wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht, soziale und politische neuerung in seinem Lande. Dieses Recht wurde am 2. November 1917 in der Balfour-Deklaration Gleichberechtigung verbürgen. Er wird Glaubens- und Gewissensfreiheit, Freiheit der Sprache, Er- anerkannt und auch durch das Völkerbundsmandat bestätigt, das der historischen Verbindung des ziehung und Kultur gewährleisten, die Heiligen Stätten unter seinen Schutz nehmen und den jüdischen Volkes mit dem Lande Israel und seinem Anspruch auf die Wiedererrichtung seiner nati- Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen treu bleiben. onalen Heimstätte internationale Geltung verschaffte. Der Staat Israel wird bereit sein, mit den Organen und Vertretern der Vereinten Nationen bei der Die Katastrophe, die im 20. Jahrhundert über das jüdische Volk hereinbrach und in Europa Milli- Durchführung des Beschlusses vom 29. November 1947 zusammenzuwirken und sich um die Her- onen von Juden vernichtete, bewies unwiderleglich aufs Neue, dass das Problem der jüdischen Hei- stellung der gesamtpalästinensischen Wirtschaftseinheit bemühen. matlosigkeit durch die Wiederherstellung des jüdischen Staates im Lande Israel gelöst werden muss, in einem Staat, dessen Tore jedem Juden offenstehen, und der dem jüdischen Volk den Rang einer Wir wenden uns an die Vereinten Nationen mit der Bitte, dem jüdischen Volk beim Aufbau seines gleichberechtigten Nation in der Völkerfamilie sichert. Staates Hilfe zu leisten und den Staat Israel in die Völkerfamilie aufzunehmen.

Die Überlebenden des fürchterlichen Mordens der Nazis in Europa sowie Juden anderer Länder Wir wenden uns – selbst inmitten mörderischer Angriffe, denen wir seit Monaten ausgesetzt sind – scheuten weder Mühsal noch Gefahren, um nach Israel aufzubrechen und ihr Recht auf ein Leben an die in Israel lebenden Araber mit dem Aufrufe, den Frieden zu wahren und sich aufgrund voller in Würde und Freiheit in der Heimat durchzusetzen. bürgerlicher Gleichberechtigung und entsprechender Vertretung in allen provisorischen und perma- nenten Organen des Staates an seinem Aufbau zu beteiligen. Im Zweiten Weltkrieg leistete die jüdische Gemeinschaft im Land Israel ihren vollen Beitrag zum Kampfe der frieden- und freiheitsliebenden Nationen gegen die nationalsozialistische Schreckens- Wir bieten allen unseren Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden und guter herrschaft. Mit dem Blute ihrer Soldaten und ihrem Einsatz für den Sieg erwarb sie das Recht auf Nachbarschaft und rufen zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe mit dem selbständigen jüdi- Mitwirkung bei der Gründung der Vereinten Nationen. schen Volk in seiner Heimat auf. Der Staat Israel ist bereit, seinen Beitrag bei gemeinsamen Bemü- hungen um den Fortschritt des gesamten Nahen Ostens zu leisten. Am 29. November 1947 fasste die Vollversammlung der Vereinten Nationen einen Beschluss, der die Errichtung eines jüdischen Staates im Lande Israel forderte. Sie rief die Bewohner des Landes Unser Ruf ergeht an das jüdische Volk in allen Ländern der Diaspora, uns auf dem Gebiete der auf, ihrerseits zur Durchführung dieses Beschlusses alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen. Die da- Einwanderung und des Aufbaues zu helfen und uns im Streben nach der Erfüllung des Traumes malige Anerkennung der staatlichen Existenzberechtigung des jüdischen Volkes durch die Vereinten von Generationen – der Erlösung Israels – beizustehen. Nationen ist unwiderruflich. Gleich allen anderen Völkern, ist es das natürliche Recht des jüdischen Volkes, seine Geschichte unter eigener Hoheit selbst zu bestimmen. Mit Zuversicht auf den Fels Israels setzen wir unsere Namen zum Zeugnis unter diese Erklärung, gegeben in der Sitzung des zeitweiligen Staatsrates auf dem Boden unserer Heimat in der Stadt . Heute am Vorabend des Shabbat, dem 5. Ijar 5708, 14. Mai 1948.

8 9 Geografie

srael bildet eine Landbrücke zwischen Asien, Israel ist mit reichlich Sonnenschein gesegnet; Re- Afrika und Europa. In seiner Ausdehnung lang gen fällt nur in den Monaten November bis April. Iund schmal, erstreckt es sich über eine Länge Der Gesamtniederschlag im Jahr beträgt 500-750 von ca. 470 km von Norden bis Süden, während es mm im Norden und ungefähr 30 mm in den südli- an seiner breitesten Stelle zwischen dem Toten chen Wüstengebieten. Regional variieren die klima- Meer und der Mittelmeerküste ca. 135 km misst. Im tischen Bedingungen beträchtlich. Norden grenzt Israel an den Libanon, im Nordosten an Syrien, im Osten an Jordanien, im Südwesten an Ägypten und im Westen ans Mittelmeer.

Gemessen an seiner Fläche ist Israel ein kleines Land, vergleichbar mit der Größe und Bevölke- rungsdichte von Hessen, es weist aber die topogra- phischen und klimatischen Merkmale eines ganzen Kontinents auf. In Galiläa im Norden geht bewalde- tes Hochland in fruchtbare, grüne Täler über; Sand- dünen und landwirtschaftliche Nutzflächen kenn- zeichnen die Küstenebene am Mittelmeer; die felsigen Gipfel der Bergketten von Samaria und Ju- däa im Inneren des Landes fallen in das subtropi- sche Jordantal und die Region des Toten Meeres am tiefsten natürlichen Punkt der Erdoberfläche ab. Bergige Wüstengebiete erstrecken sich südlich in den Negev und die Arava und enden am nördlichs- ten Zipfel des Roten Meeres.

10 11 Geschichte Die biblische Zeit (ca. 1700 v.d.Z. - 538 v.d.Z.)

ie Geschichte des jüdischen Volkes beginnt der biblischen Überlieferung nach mit den Patriarchen Abraham, seinem Sohn Isaak und seinem Enkel Jakob. Eine sich Dim Land ausbreitende Hungersnot zwang Jakob und seine Söhne – die Vorfahren der zwölf Stämme Israels – zur Auswanderung nach Ägypten, wo ihre Nachkommen ver- sklavt wurden. Das stiftende Moment der Nationsbildung war dann der Auszug der Hebrä- er aus Ägypten unter der Führung von Moses. Die Exodus-Geschichte erzählt, wie sie 40 Jahre lang durch die Wüste Sinai wanderten, wo sie die Zehn Gebote und die Thora emp- fingen, die dem monotheistischen Glauben ihrer Vorväter Form und Inhalt verlieh.

Mit der Führung Josuas wird die Eroberung und Besiedelung des Landes durch die - tischen Stämme verbunden. Fortan schloss man sich in Zeiten äußerer Bedrohung unter der Führung von Autoritäten zusammen, die als Richter bezeichnet werden. Zur Zeit Sauls (um 1020 v.d.Z.) wurde eine Monarchie errichtet, sein Nachfolger David vereinte die Stäm- me und machte Jerusalem zur Hauptstadt des Landes (ca. 1000 v.d.Z.). Davids Sohn Salomo machte das Königreich zu einem wirtschaftlich mächtigen Land und errichtete in Jerusa- lem den Tempel für den Gott Israels. Archäologische Funde zeugen von wichtigen städti- schen Handelszentren, zu denen die Städte Chazor, Megiddo und Geser gehören. Nach Sa- lomos Tod spaltete sich das Land in zwei Königreiche – Israel mit der Hauptstadt Samaria und Judäa mit der Hauptstadt Jerusalem – die während der folgenden zwei Jahrhunderte nebeneinander existierten, von jüdischen Königen regiert und von den Propheten zu sozi- Die Epoche der Fremdherrschaft (60 v.d.Z. -1948) aler Gerechtigkeit und Einhaltung der Gesetze angehalten. 722 v.d.Z. fielen die Assyrer in das Königreich Israel ein, und das Volk wurde zerstreut (die ‚zehn verlorenen Stämme’). ach 60 v.d.Z. geriet das von politischen Streitigkeiten geschwächte Land zunehmend Judäa wurde von den Babyloniern 586 v.d.Z. erobert, die den Tempel in Jerusalem zerstör- unter römische Herrschaft. Ein Versuch, sich vom römischen Joch zu befreien, führte ten und die jüdische Elite ins babylonische Exil trieben. Nzu einer Reihe jüdischer Aufstände, die ihren Höhepunkt in der Revolte von 66 n.d.Z. erreichten. Nach vier Jahren immer wieder auflebender Kampfhandlungen fiel Judäa, der zwei- te Tempel wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und viele Juden wurden des Landes Die Epoche jüdischer Selbstverwaltung verwiesen (70 n.d.Z.). Ein letzter Widerstand gegen die Römer von etwa 1.000 Juden in der (538 v.d.Z. - 60 v.d.Z.) Bergfestung Masada endete 73 n.d.Z. mit dem Massensuizid der Verteidiger. Unter römischer (70-313) und byzantinischer (313-636) Herrschaft erhielt die jüdische Bevölkerung des Landes ach der Eroberung des babylonischen Reiches durch die Perser 538 v.d.Z. kehrten ihre Institutionen in den Bereichen von Recht, Erziehung und Kultur aufrecht und setzte deren viele Juden nach Judäa zurück, der Tempel in Jerusalem wurde neu erbaut und das Entwicklung weiter fort. Die sich mit allen Aspekten des Lebens befassende jüdische Gesetz- Njüdische Leben im Land wiederhergestellt. In den folgenden vier Jahrhunderten gebung wurde in der Mischna (2. Jh.) kodifiziert und im Talmud (3.-5. Jh.) ausführlich erläutert. erfreuten sich die Juden eines hohen Maßes an Autonomie unter persischer und hellenisti- Diese Gesetze, von denen einige in späteren Zeiten den veränderten Bedingungen angepasst scher Vorherrschaft. Spätere Maßnahmen der herrschenden Seleukiden zur Unterdrückung wurden, sind für gläubige Juden noch heute verbindlich. Ein weiterer Versuch der Juden, ihre jüdischer Religion und jüdischer Bräuche führten schließlich zum Makkabäer-Aufstand nationale Souveränität zurückzugewinnen (Bar-Kochba-Aufstand, 132 n.d.Z.), führte zur Er- (166 v.d.Z.). Ihm folgte die Gründung eines unabhängigen jüdischen Königreichs unter richtung einer unabhängigen jüdischen Enklave in Judäa mit Jerusalem als Hauptstadt. Drei jüdischen Königen der Hasmonäer-Dynastie, das etwa 80 Jahre Bestand hatte. Jahre später schlugen die Römer den Aufstand nieder und änderten den Namen Jerusalems in Aelio Copitolino und den des Landes in Palaestina, um dadurch die jüdische Verbindung mit dem Land zu beseitigen. Seit dem 7. Jahrhundert wurde das Land nacheinander von Arabern (636-1091), Seldschuken (1091-1099), Kreuzrittern (1099-1291), Mamelucken (1291-1516), os- manischen Türken (1517-1917) und schließlich den Briten (1918-1948) beherrscht. Die Gren- zen wurden Veränderungen unterzogen und der Name des Landes je nach Laune des jeweiligen Herrschers geändert. Die jüdische Bevölkerung verringerte sich zwar während der Jahrhun- derte der Fremdherrschaft, doch blieben Juden die ganze Zeit über im Land, und ihre Zahl wurde von Zeit zu Zeit verstärkt durch Juden, die aus der Diaspora zurückkehrten – ein Rinnsal zuerst, das Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Strom wurde.

12 13 Vom Zionismus zur Staatsgründung

ie Sehnsucht nach der Rückkehr nach ‚Zion’ (traditionelles Synonym für Jerusalem und das Land Israel) begleitete über die Jahrhunderte hinweg das jüdische Leben Dund Denken in der Diaspora. Als nationale Bewegung entstand der Zionismus Ende des 19. Jahrhunderts in Reaktion auf die anhaltende Unterdrückung und Verfolgung der Juden in Osteuropa und infolge wachsender Ernüchterung über die Emanzipation in West- europa, die weder zu einem Ende der Diskriminierung noch zur Integration der Juden in die jeweiligen Gesellschaften geführt hatte, in denen sie lebten. 1897 trat in Basel auf Initi- ative Theodor Herzls der erste Zionistische Kongress zusammen. Hier wurde die zionisti- sche Bewegung mit dem Aufruf an die Juden zur Rückkehr in das Land der Vorväter und zu ihrer nationalen Wiederbelebung politisch institutionalisiert. Von der Idee des Zionismus erfüllt, begann der Zustrom tausender Juden in den zu dieser Zeit spärlich bevölkerten und vernachlässigten Teil des Osmanischen Reiches.

Die frühen Pioniere legten Sumpfland trocken, machten Ödland urbar, forsteten die kahlen Hänge auf, gründeten Industrien und errichteten Städte und Dörfer. Sie entwickelten kom- munale Strukturen und Institution. Die hebräische Sprache, lange Zeit auf Liturgie und Li- teratur beschränkt, wurde als alltägliche Verkehrssprache zu neuem Leben erweckt.

In Anerkennung der „historischen Verbindung des jüdischen Volkes mit Palästina - dem Land Israel“ und der „Gründe für die Wiedererrichtung seiner nationalen Heimstätte in je- nem Land“ übertrug der Völkerbund 1922 Großbritannien das Mandat und gab ihm den Um die restriktive britische Einwanderungspolitik zu umgehen, mobilisierte die jüdische Auftrag, „solche politischen, verwaltungstechnischen und wirtschaftlichen Voraussetzun- Gemeinschaft in Israel gemeinsam mit Juden auf der ganzen Welt ihre Kräfte und Mittel gen im Land herzustellen, welche die Errichtung einer nationalen jüdischen Heimstätte und organisierte ein als Bet bekanntes „illegales“ Einwanderungsnetz, durch das gewährleisten“. etwa 85.000 Shoa-Überlebende ins Land gelangten. Nachdem alle Versuche fehlgeschlagen waren, einen Ausgleich zwischen dem zunehmenden arabischen Widerstand gegen jüdi- Im selben Jahr schuf Großbritannien auf drei Vierteln des ihm anvertrauten Gebiets das sche Einwanderung und Ansiedlung und der anhaltenden jüdischen Forderung nach Auf- arabische Emirat Transjordanien (heute das Haschemitische Königreich Jordanien), wo- hebung der bestehenden Einwanderungsbeschränkungen zu erreichen, delegierten die Bri- durch nur das Gebiet westlich des Jordans zur Entwicklung der nationalen jüdischen ten das Problem an die Vereinten Nationen. Im November 1947 stimmte die Heimstätte verblieb. Extremistische arabische Führer widersetzten sich der Errichtung ei- UN-Vollversammlung mehrheitlich für die Schaffung von zwei Staaten auf dem Gebiet ner solchen selbst in diesem kleinen Gebiet und riefen zu Anschlägen gegen die jüdische westlich des Jordans – eines jüdischen und eines arabischen. Die Juden nahmen den Tei- Gemeinschaft sowie gegen jene Araber auf, die eine arabisch-jüdische Koexistenz befür- lungsplan an, die Araber jedoch lehnten ihn ab. worteten. Britische Versuche, die Araber durch die Einschränkung jüdischer Einwande- rung und Ansiedlung zu beschwichtigen, verfehlten ihr Ziel, und die Gewalttaten hielten Das britische Mandat endete am 14. Mai 1948. Am selben Tag proklamierte Israel seine bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs an. staatliche Unabhängigkeit. Weniger als 24 Stunden später überfielen die Armeen fünf ara- bischer Länder den neuen Staat und lösten damit den mehr als einjährigen Unabhängig- Auch nach Kriegsende wurde die Einschränkung jüdischer Einwanderung in das Land keitskrieg Israels aus. Im Juli 1949 hatte Israel mit jedem der arabischen Anrainerstaaten nicht aufgehoben. Dabei war es ein dringendes Erfordernis, einen Zufluchtsort für die separate Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Überlebenden der Shoa zu finden, bei der sechs Millionen Juden ermordet worden waren.

14 15 Israel und seine Nachbarn

n seiner Unabhängigkeitserklärung hatte Israel die Nachbarstaaten zu Frieden und guter Nachbarschaft aufgerufen. Dieser Aufruf, der Ivon allen israelischen Ministerpräsidenten wiederholt werden soll- te, wurde entweder hartnäckig ignoriert oder zurückgewiesen. Terro- ristische Überfälle durch Araber auf israelische Ortschaften wurden fortgesetzt. Dies geschah mit Unterstützung und Förderung der arabi- schen Staaten, die außerdem einen wirtschaftlichen und diplomati- schen Boykott einleiteten, internationale Wasserstraßen für die israeli- sche Schifffahrt blockierten und wiederholt den offenen Krieg provozierten. 1956 und 1967 reagierte Israel auf die vorsätzlichen Pro- vokationen mit Präventivschlägen; 1973 wehrte Israel einen von den arabischen Nachbarstaaten an zwei Fronten gleichzeitig begonnenen Großangriff ab. 1982 begann es mit Operationen gegen Stützpunkte von Am 30. Oktober 1991 wurde in Madrid eine Nahostfriedenskonferenz Terrorkommandos der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) einberufen, die Vertreter Israels, Syriens, des Libanon, Jordaniens und im südlichen Libanon, die Ausgangspunkt für Terroranschläge auf die der Palästinenser zusammenbrachte. Der formalen Eröffnung folgten Zivilbevölkerung Nordgaliläas gewesen waren. Die Kette ständiger Zu- bilaterale Verhandlungen zwischen den Parteien und multilaterale Ge- rückweisungen wurde durch den Besuch des ägyptischen Präsidenten spräche über regionale Fragen. Anwar Sadat unterbrochen, der auf Einladung von Ministerpräsident Menachem Begin im November 1977 Jerusalem besuchte. Dieser Be- Ein bedeutender Durchbruch war die Prinzipienerklärung vom Septem- such mündete in Verhandlungen, die am 26. März 1979 zur Unterzeich- ber 1993, die von Israel und der PLO (als Repräsentantin des palästi- nung des Friedensvertrages zwischen Ägypten und Israel führten sowie nensischen Volkes) unterzeichnet wurde und die Regelungen für die zur Formulierung des Camp-David-Abkommens, in dem man sich auf Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen umriss. In der Rahmenbedingungen für einen Frieden im Nahen Osten und eine Form Folge wurde im Gaza-Streifen und in Jericho eine palästinensische der Selbstverwaltung für die Palästinenser im Westjordanland und im Selbstverwaltung eingesetzt (1994), die mit der Unterzeichnung des In- Gaza-Streifen verständigte. terimsabkommens (1995) auf zusätzliche Gebiete des Westjordanlan- des ausgedehnt wurde.

Zu einer weiteren Annäherung in der Region kam es, als Israel und Jor- danien den 46 Jahre währenden Kriegszustand zwischen beiden Län- dern beendeten (Juli 1994) und in der Folge einen Friedensvertrag un- terzeichneten (Oktober 1994), der zur Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern führte. Der Impuls dieses Frie- densprozesses hat auch den Weg für einen Ausbau der Kontakte und Beziehungen zu anderen arabischen Ländern gewiesen.

16 17 Parlamentswahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten statt. Die islamistische Terrororganisation Hamas konnte dabei die absolute Mehrheit der Sitze im palästinensi- schen Parlament (PLC) gewinnen und stellt seither die Regierung in der PA. Im Juni 2007 verübte sie einen Putsch im Gaza-Streifen, wo die Menschen seither unter einer von der PA unabhängigen islamistischen Gewaltherrschaft zu leiden haben. Die Hamas hat die Zerstö- rung Israels zum erklärten Ziel, schwört weder terroristischer Gewalt ab, noch erkennt sie bestehende Abkommen zwischen Israel und den Palästinensern an. Sie ist demnach kein Verhandlungspartner für Israel im Friedensprozess. Die 2006 gewählte israelische Regie- rung unter Führung von Ministerpräsident Ehud Olmert strebte dennoch weiterhin die Auch der politische Ausgleich mit den Palästinensern blieb weiter in Bewegung. Im Zuge friedliche Koexistenz mit den Palästinensern im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung an. des Hebron-Protokolls (Januar 1997), des Wye-River-Memorandums (Oktober 1998) und des Memorandums von Sharm el-Sheikh (September 1999) hat Israel umfangreiche Trup- Am 12. Juli 2006 griff die libanesische Terrororganisation Hisbollah Israel unprovoziert penverlegungen durchgeführt, Gefangene entlassen, eine gesicherte Transitstrecke im Sü- an seiner Nordgrenze an und verschleppte zwei israelische Soldaten, Eldad Regev und den eröffnet und die Gespräche mit der Palästinensischen Autonomiebhörde (PA) über ein Ehud Goldwasser. Während der daraufhin einsetzenden Kampfhandlungen wurde der Endstatusabkommen wieder aufgenommen. Ein Gipfeltreffen in Camp David im Juli 2000 Norden Israels mit Tausenden von Raketen beschossen. Der Zweite Libanonkrieg endete scheiterte jedoch an der Weigerung der Palästinenser, die weitreichenden und präzedenz- nach einem Monat mit einem fragilen Waffenstillstand (UN-Sicherheitsratresolution losen Vorschläge für eine Lösung des Konfliktes, die von Israel und den USA unterbreitet 1701) und der Stationierung von UN-Friedenstruppen. worden waren, zu akzeptieren. Kurze Zeit vor der Entführung von Regev und Goldwasser, am 25. Juni 2006, war bereits Über Jahrzehnte hinweg hat der arabische Terrorismus Tausenden von Israelis den Tod der damals 20jährige israelische Soldat Gilad Shalit von der Hamas in den Gaza-Streifen gebracht. Im September 2000 initiierten die Palästinenser eine Welle von Terror und Ge- verschleppt worden. Während bei Shalit nach mehr als zweieinhalbjähriger Gefangen- walt, die auf beiden Seiten zu unermesslichem Leid führte. Wiederholte Anstrengungen, schaft (Stand Februar 2011) noch Hoffnung auf Heimkehr besteht, wurden die Leichen die Gewalt zu beenden und den Friedensprozess zu erneuern, scheiterten aufgrund des von Regev und Goldwasser im Rahmen eines von Deutschland vermittelten Gefangenen- andauernden und eskalierenden palästinensischen Terrors, der zudem von der Palästinen- austauschs im Juli 2008 nach Israel überführt. sischen Autonomiebehörde unterstützt wurde. Israel akzeptierte die Vorschläge zur Been- digung des palästinensischen Terrorismus, die von US-Präsident George W. Bush im Juni Trotz des einseitigen Rückzugs Israels aus dem Gaza-Streifen im August 2005 wird Israel 2002 vorgestellt wurden. seitdem mit Raketen aus dem von der Hamas beherrschten Gebiet beschossen. Eine Mil- lion Menschen in Südisrael leben Tag und Nacht unter der ständigen Bedrohung dieses Unter der Ägide von UNO, Europäischer Union, USA und Russland („Nahost-Quartett“) wurde bis Terrors. Aus diesem Grund begann Israel Ende Dezember 2008 die dreiwöchige Militäro- Sommer 2003 ein „Fahrplan“ (Road Map) zur Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflik- peration „Gegossenes Blei“. Ziel war die nachhaltige Verbesserung der Sicherheitslage tes in drei Phasen entwickelt. Er basiert auf früheren Abkommen, Verträgen und Verhandlungen im Süden als Grundlage für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. und soll in einem bestimmten zeitlichen Rahmen eine Zwei-Staaten-Regelung erzielen. Israel und die PA haben sich zu der Einhaltung dieses Fahrplanes und der entsprechenden Erfüllung der mit Auch die am 10. Februar 2009 neu gewählte Regie- jeder einzelnen Phase einhergehenden Verpflichtungen bekannt. International wurde die Road rung unter Ministerpräsident Binyamin Netanyahu Map begrüßt, auch von den arabischen Nachbarstaaten. hat die Zweistaatenlösung, einen jüdischen und einen palästinensischen Staat, als das anzustre- Da sich die palästinensische Seite weigerte, ihren Verpflichtungen im Zuge der Road Map bende Ergebnis der Verhandlungen Israels mit nachzukommen und den Terror zu bekämpfen, entschied sich die israelische Regierung den Palästinensern betont. Hierin findet Israel unter Ministerpräsident Ende 2003 zu einseitigen Schritten, um dem festge- internationale Unterstützung. Gleichzeitig setzt fahrenen Friedensprozess neue Impulse zu verleihen. Der von Sharon entwickelte soge- die Terrororganisation Hamas ihre Aufrüstung mit nannte „Abkopplungsplan“, der die Loslösung vom gesamten Gaza-Streifen und des nördli- Raketen immer größerer Reichweite und den chen Teil des Westjordanlands bedeutete, wurde im August 2005 in die Tat umgesetzt. Dies Raketenbeschuss auf Israel fort. beinhaltete die Evakuierung von 8.000 israelischen Staatsbürgern und den Rückzug aller Truppen sowie die Übergabe des gesamten Gaza-Streifens in palästinensische Verantwor- tung. Nach der Wahl von Präsident Mahmoud Abbas Anfang 2005 fanden Anfang 2006 die

18 19 PolitIsches System srael ist eine parlamentarische Demokratie mit einer klaren Gewaltenteilung. Der Unab- hängigkeitserklärung gemäß gewährleistet der Staat seinen Bürgern ohne Unterschied Ivon Religion, Rasse oder Geschlecht völlige Gleichheit der sozialen und politischen Rechte und steht fest zu den Grundsätzen der UN-Charta.

Staatsoberhaupt ist der Präsident, dessen Amt vorwiegend repräsentative Tätigkeiten um- fasst. Er wird von der Knesset (Israels Parlament) für eine einmalige Amtszeit von sieben Jahren gewählt. Zu seinem Aufgabenbereich zählen unter anderem die Eröffnung einer neuen Knesset, die Unterzeichnung von Gesetzen und die Begnadigung von Gefangenen.

Die Knesset

ie Knesset, Israels legislatives Organ, ist ein Einkammer-Parlament mit 120 Mitglie- dern, dessen Arbeit in Plenarsitzungen und in 15 ständigen Ausschüssen vonstat- Dten geht. Debatten und Abstimmungen über die Aufgaben der Regierung und über Gesetzesvorlagen der Regierung oder eines Parlamentsmitglieds finden in Plenarsitzungen statt. Um Gesetzeskraft zu erlangen, muss ein Gesetzentwurf drei Lesungen in der Knesset durchlaufen: Änderungen an Entwürfen werden bei der Beratung im Ausschuss nach der ersten Lesung vorgenommen und im Plenum des Hauses nach der zweiten Lesung geprüft; in dritter Lesung wird endgültig über die Vorlage abgestimmt. Der Präsident, der Minister- präsident, der Knessetvorsitzende und der zuständige Minister unterzeichnen das Gesetz, das damit in Kraft tritt. Die Debatten in der Knesset finden auf Hebräisch statt, arabische Abgeordnete können jedoch arabisch, die zweite Amtssprache Israels, sprechen. Simultan- übersetzungen in beide Sprachen stehen zur Verfügung. Die Knessetabgeordneten, die ein breites Spektrum politischer Parteien repräsentieren, werden für eine Legislaturperiode von vier Jahren in landesweiten Wahlen gewählt; das gesamte Land gilt dabei als ein Wahlbezirk. Die Anzahl der Sitze, die jeder Partei in der Knesset zufallen, richtet sich proportional nach dem Stimmenanteil, den die jeweilige Par- tei am Gesamtwahlergebnis auf sich vereinigen konnte. Jeder Staatsbürger erhält mit Voll- endung des 18. Lebensjahres das aktive, mit Vollendung des 21. Lebensjahres das passive Wahlrecht.

20 21 Die Gerichtsbarkeit

ie Gerichtsbarkeit (Judikative) ist von der Exekutive und Legislative völlig unab- hängig. Die Richter werden vom Präsidenten auf Vorschlag eines öffentlichen Er- Dnennungsausschusses berufen und üben ihr Amt bis zur vorgeschriebenen Alters- grenze von 70 Jahren aus. Das Gerichtssystem ist in drei Ebenen gegliedert: Magistratsgerichte, die sich mit Zivilprozessen und kleineren Strafsachen befassen; Be- zirksgerichte, die sich mit Zivilprozessen und Strafsachen befassen, die nicht in den Zustän- digkeitsbereich der unteren Gerichte fallen; und der Oberste Gerichtshof, mit landesweiter Gerichtshoheit, der Israels höchste Berufungsinstanz ist und auch als höchstinstanzliches Gericht bei Beschwerden von Privatpersonen gegen Behörden tätig ist.

Besondere Gerichte sind für verkehrs- und arbeitsrechtliche Fragen sowie Jugend- und Bagatelldelikte zuständig. Die Gerichtsbarkeit in Personenstandsfragen (Ehe und Schei- dung) obliegt den Gerichten der verschiedenen Religionsgemeinschaften. Bei seiner Grün- dung übernahm der Staat Israel eine Sammlung von Gesetzen aus der britischen Mandats- zeit (1922-1948), soweit sie mit den Bestimmungen der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel vereinbar waren. Seither sind neue Gesetze verabschiedet und alte revidiert worden. Die Arbeit der wesentlichen Institutionen des Staates wird durch eine Reihe von Grundgesetzen geregelt.

Staatsbürger genießen sämtliche demokratischen Rechte und alle Menschenrechte von der Redefreiheit über die Freiheit der Religionsausübung bis zum allgemeinen Wahlrecht und Die Regierung der Gleichheit vor dem Gesetz. Presse- und Versammlungsfreiheit, das Recht auf freie Be- rufswahl sowie das Streik- und Demonstrationsrecht sind in Israels Gesetzen verankert. ie Regierung (Exekutive) ist der Knesset gegenüber verantwort- lich und unterliegt ihrem Vertrauen. Die politische Machtbefug- Dnis der Regierung ist umfassend und bezieht sich auf alle we- sentlichen Lebensaspekte in Israel. Nach den Wahlen zur Knesset wird der Staatspräsident ein Knessetmitglied mit der Verantwortung der Re- gierungsbildung beauftragen; dazu muss der Beauftragte der Knesset innerhalb von 28 Tagen eine Liste seiner Minister zur Abstimmung vor- legen; die Hälfte dieser Minister müssen Mitglieder der Knesset sein. Die meisten Minister besitzen einen Geschäftsbereich und leiten ein Ministerium, andere Minister arbeiten ohne Geschäftsbereich. Ihnen wird die Verantwortung für besondere Projekte übertragen. Der Minis- terpräsident kann ebenfalls als Minister einen Geschäftsbereich seiner Regierung übernehmen.

Alle israelischen Regierungen seit 1948 sind aufgrund eines Koalitions- vertrages zwischen mehreren Parteien gebildet worden, da bisher kei- ne der Parteien mehr als die Hälfte der Knessetsitze auf sich vereinigen konnte. Die Amtszeit der Regierung beträgt vier Jahre, sie kann jedoch durch Rücktritt, Krankheit oder Tod des Ministerpräsidenten oder durch ein Misstrauensvotum in der Knesset früher beendet werden.

22 23 Die Kommunalverwaltung

ie Kommunalverwaltung umfaßt 73 Stadtver- waltungen, 124 Gemeinde- und 54 Kreisver- Dwaltungen. Stadt- und Gemeinderäte werden nach dem Verhältniswahlrecht gewählt, Bürgermeis- ter und Gemeinderatsvorsitzende werden direkt ge- wählt. Die Leiter der 54 Kreisräte (jeder Kreis um- fasst mehrere kleinere Ortschaften) werden aus den Reihen der Vorsitzenden der Verwaltungsausschüsse der jeweiligen Gemeinden in der Region gewählt.

Die Armee

ie Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL) zählen zu den kampferprobtes- ten Armeen der Welt und mussten ihr Land bereits in sechs Kriegen verteidigen. Sie Dsetzen sich aus Wehrpflichtigen, Reservisten und Berufssoldaten zusammen. Grundsätzlich werden alle Männer und Frauen im Alter von 18 Jahren eingezogen – Män- ner für eine Dienstzeit von drei Jahren, Frauen für 24 Monate, mit einer Reservedienst- pflicht bis zum Alter von 54 für Männer und 38 für Frauen bzw. bis sie verheiratet sind.

Von Beginn an hat die israelische Armee über die Landesverteidigung hinaus immer auch Aufgaben für das Wohl der Gemeinschaft übernommen. Nicht zuletzt bei der Integration von Neueinwanderern hat sie als ethnischer Schmelztiegel eine wichtige Rolle gespielt.

24 25 Bevölkerung

srael wurde als jüdischer Staat gegründet. Seine Bevölkerung – gegenwärtig über sieben Die Gerichte jeder Religionsgemeinschaft üben in Fragen des Personenstandes die volle Millionen Menschen – bildet ein Mosaik aus verschiedenen Religionen, Kulturen und Gerichtsbarkeit aus. Jede Religionsgemeinschaft verwaltet ihre eigenen heiligen Stätten. Igesellschaftlichen Traditionen. Die israelische Staatsangehörigeit wird durch Geburt, Gesetzliche Regelungen schützen sie vor Entweihungen und Übergriffen und garantieren Aufenthalt oder Einbürgerung erworben; wenn Staatsbürger eine doppelte Staatsangehö- freien Zugang. Der Samstag (Shabbat) ist der offizielle allwöchentliche Ruhetag in Israel. rigkeit aufrechterhalten wollen, steht dem nichts im Wege. Muslime begehen ihren Ruhetag am Freitag, Christen den ihren am Sonntag. Seit der Grün- dung des Staates Israel (1948) ist die jüdische Bevölkerung von 650.000 auf über fünf Mil- Die in der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel garantierte religiöse Freiheit macht lionen Menschen angewachsen. Allein in den ersten vier Jahren hatte sie sich infolge der Religionsausübung und Glaubenszugehörigkeit zu einer Sache der persönlichen Entschei- Massenimmigration von europäischen Shoa-Überlebenden und Flüchtlingen aus arabi- dung. Heute besteht die Bevölkerung Israels aus 76% Juden, 16% Muslimen, 2,1% Christen schen Ländern verdoppelt. Seither kamen Juden weiterhin in unterschiedlich großen Ein- und 1,9% Drusen. Vier % der Bevölkerung können keiner Religion zugeordnet werden. wanderungswellen nach Israel, und zwar sowohl aus Ländern, in denen sie unterdrückt wurden, als auch aus Ländern der freien Welt. In zwei großen Luftbrücken (1984, 1991) wurde praktisch die gesamte jüdische Gemeinschaft Äthiopiens, die dort der Überliefe- rung nach seit den Zeiten König Salomos gelebt hat, nach Israel geholt. Eine weitere große Einwanderungswelle setzte 1989 ein. Mit ihr kamen mehr als eine Million Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel.

26 27 Im Zuge der „Sammlung aus dem Exil“ haben Juden die Traditionen ihrer Gemeinden und auch typische kulturelle Aspekte jener Länder mit nach Israel gebracht, in denen sie seit Generationen gelebt hatten. Durch gemeinsamen Glauben und gemeinsame Geschichte ge- eint, ist Israels jüdische Bevölkerung somit auch durch eine Vielfalt von Anschauungen und Lebensformen charakterisiert. So ergibt sich eine Gesellschaft, die teils westlich, teils östlich, teils mediterran, im Wesentlichen jedoch israelisch ist.

Israels nichtjüdische Bevölkerung, in erster Linie Araber, ist von 156.000 im Jahre 1949 auf gegenwärtig fast 1,5 Millionen Menschen angewachsen. Ihre Partizipation an den demokra- tischen Prozessen des Landes zeugt von ihrer staatsbürgerlichen Integration, wenngleich die Entwicklung von Beziehungen zwischen israelischen Arabern und Juden durch Unter- schiede in der Sprache, der Religion und der Lebensformen ebenso erschwert worden ist wie durch den jahrzehntelangen arabisch-israelischen Konflikt.

Städtisches Leben

und 91% der israelischen Bevölkerung leben in urbanen Zentren. Einige Städte befinden sich an bekannten historischen Stätten und tragen noch ihre ur- Rsprünglichen Namen – Jerusalem, Be‘er Sheva, Nazareth, Ashkelon, Akko, Zfat und Tiberias; ihre Altstädte sind heute Teile aufstrebender neuer Städte. Viele vor der Unab- hängigkeit gegründete Ortschaften wie Hadera, Petach Tikwa, Netanya und Rehovot haben sich allmählich zu größeren Städten entwickelt. Weitere Städte sind in den ersten Jahren der Unabhängigkeit hauptsächlich in schwach besiedelten Gebieten erbaut worden, um die Wellen von Neueinwanderern aufzunehmen.

Israels vier Metropolen sind das 1909 gegründete Tel Aviv, das wirtschaftliche und kulturel- le Zentrum des Landes; die Hafenstadt Haifa im Norden; Be‘er Sheva, die größte Stadt im Süden; Jerusalem, die Hauptstadt des Staates Israel.

Jerusalem

erusalem ist, seit König David es vor ungefähr 3.000 Jahren zur Hauptstadt seines Königreichs gemacht hatte, ein kultureller Mittelpunkt des jüdischen Volkes geblie- Jben. Von der Zerstörung Jerusalems und des zweiten Tempels im Jahr 70 n.d.Z. bis zur Wiederherstellung jüdischer Souveränität im Jahr 1948 wurde die Stadt von verschie- denen fremden Mächten beherrscht, die sie in vielerlei Hinsicht prägten, sie jedoch nie zu ihrer Hauptstadt machten.

28 29 Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Jerusalem eine befestigte Stadt mit vier deutlich unterscheidbaren Stadtvierteln: einem jüdischen, einem muslimischen, einem ar- menischen und einem christlichen. Seit etwa 1860 wurde die wachsende jüdische Bevölke- rung, die praktisch durch alle Zeiten hindurch in der Stadt lebte, zu einer Mehrheit und begann, neue Wohnviertel außerhalb der Stadtmauern zu gründen. Diese bilden heute den Kern des modernen Jerusalem.

Unter britischer Herrschaft (1918-1948) verwandelte Jerusalem sich von einer vernachläs- sigten, verarmten Provinzstadt des osmanischen Reiches in eine blühende Großstadt. Wäh- rend dieser Zeit entstanden viele neue Stadtteile, die jeweils den Charakter der Einwande- rergruppen tragen, von denen oder für die sie gebaut wurden.

Nach dem Unabhängigkeitskrieg (1948-1949) wurde Jerusalem geteilt. Dabei ging der öst- liche Teil mit der Altstadt an Jordanien, und der Westteil wurde Israels Hauptstadt. In den folgenden 19 Jahren blieb die Stadt durch Betonmauern und Stacheldraht in zwei Hälften geteilt.

1967 wurde Jerusalem nach dem Sechs-Tage-Krieg, in dem Jordanien versuchte, den West- teil der Stadt in seine Gewalt zu bringen, wiedervereinigt. Heute ist es mit rund 783.000 Einwohnern Israels größte Stadt. In ihr befinden sich die Knesset, der Amtsitz des Präsi- denten, der Oberste Gerichtshof und die meisten Ministerien. Jerusalem ist dabei eine Stadt, die gleichermaßen der Vergangenheit wie der Zukunft zugewandt ist. In ihr leben die unterschiedlichsten Menschen – Juden und Araber, Religiöse und Nichtreligiöse. Jährlich besuchen nahezu zwei Millionen Touristen die Stadt.

30 31 Jerusalem birgt in sich heilige Stätten der drei großen Weltreligionen: die Westmauer (‚Kla- gemauer’), der letzte Überrest des zweiten Tempels, ist Anlaufpunkt für religiöse Juden aus aller Welt; der Felsendom steht nach der Überlieferung an der Stelle, von der der Prophet Mohammed zum Himmel aufgefahren ist; nach Mekka und Medina gilt die Al-Aksa-Moschee als drittheiligste Stätte des Islam; der Garten von Gethsemane, die Grabeskirche, die Via Dolorosa und andere Stätten sind für Christen mit dem Leben und Sterben von Jesus ver- bunden.

Ländliches Leben

und neun % der Bevölkerung Israels leben in ländlichen Gebieten. Weltweite Be- rühmtheit haben die neuartigen landwirtschaftlichen Siedlungsformen Kibbutz und RMoshav erlangt, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Der Kibbutz wurde als eine Kommune gegründet, in der Besitz und Produktionsmittel in den Händen des Kollektivs liegen und die Entscheidungen von einer Mitgliedervollversammlung getrof- fen werden. Er erwartet von seinen Mitgliedern Verantwortung und Engagement für die Gemeinschaft und versorgt sie dafür von der Kindheit bis ins hohe Alter hinein.

32 Die israelischen Kibbutzim verändern jedoch weiter ihr Gesicht und wenden sich immer mehr vom Kollektivmodell ab. Einer an der Universität Haifa entstandenen Studie (2010) zufolge lassen sich inzwischen nur noch ein Viertel der Kibbutzim als Kollektivgemein- schaften klassifizieren.

Im Jahr 2010 beging die israelische Kibbutzbewegung mit weltweiten Feierlichkeiten und Ehemaligen-Veranstaltungen ihr 100-jähriges Bestehen, nachdem 1910 der erste Kibbutz am See Genezareth, Degania A, gegründet wurde.

Heute beschreiten die Kibbutzim, die wesentlich zur Entwicklung des Staates beigetragen haben, neue Wege, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts begegnen und gleich- zeitig ihren egalitären Lebensstil aufrechterhalten zu können. So haben sie ihre Produkti- onszweige von der Landwirtschaft auf verschiedene Industrie- und Dienstleistungsberei- che ausgedehnt. Während nur zwei % der israelischen Bevölkerung in 268 Kibbuz-Siedlungen leben, ist der Anteil der Kibbutzim an der israelischen Wirtschaft bei weitem höher, als es der Bevölkerungsproportion entspricht.

Der Moshav ist eine landwirtschaftliche Kommune, in der jede Familie ihren eigenen Haus- halt führt und das Land wie ihr privates Eigentum selbst bewirtschaftet. Ursprünglich wa- ren Ein- und Verkauf sowie kommunale Dienstleistungen genossenschaftlich organisiert. Heute haben sich die Landwirte der Moshavim jedoch zu größerer wirtschaftlicher Unab- hängigkeit entschlossen. In Israels 452 Moshavim mit durchschnittlich jeweils 60 Familien leben heute rund 3,3% der Bevölkerung des Landes. Sie produzieren jedoch einen Großteil der gesamten Agrarerzeugnisse des Landes.

Viele Araber und Drusen leben weiterhin in ihren traditionellen Dorfgemeinschaften. Diese Landbevölkerung macht etwa drei % der Gesamtbevölkerung Israels aus. Häuser und Land sind hier Privatbesitz, die Landwirte bestellen ihre eigenen Felder und vermarkten ihre Erzeugnisse selbständig. In den letzten Jahren sind die Dörfer größer geworden, die Land- wirtschaft ist verstärkt mechanisiert, und häufig ist auch Kleinindustrie angesiedelt wor- den, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Über die Hälfte der 170.000 Beduinen des Landes lebt nicht mehr als Nomaden, sondern hat einen festen Wohnsitz. Die übrigen fol- gen ihrer traditionellen Lebensweise, bleiben jedoch meistens in ein und demselben Gebiet.

34 35 Gesundheits- und Sozialwesen

sraels Bürgern steht ein medizinisches Versorgungsnetz zur Verfügung, das zu den fort- schrittlichsten innerhalb der westlichen Welt gehört. Davon zeugen bereits die geringe ISäuglingssterblichkeit (0,54%) und die hohe Lebenserwartung (80,9 Jahre bei Frauen und 76,7 bei Männern). Das Land profitiert insbesondere von den international renommier- ten Forschungsleistungen der israelischen Hochschulmedizin.

Das 1995 in Kraft getretene Gesetz zur staatlichen Krankenversicherung hat das Stan- dardangebot medizinischer Dienstleistungen, darunter die Übernahme von Krankenhaus- aufenthalten, noch einmal erheblich ausgebaut.

Israel verfügt heute über 354 allgemeine Krankenhäuser und Spezialkliniken mit ca. 39.000 Betten sowie diverse Polikliniken, Beratungsstellen für Mutter und Kind, Genesungsheime, Rehabilitationszentren und schulische Gesundheitsdienste, die auch die Zahnfürsorge ein- schließen. Für Notfälle steht der „Magen David Adom“ (Roter Davidstern) zur Verfügung.

Zu Israels Spitzenleistungen in den Bereichen Krebsforschung, Immunologie und Kardiolo- gie kommen noch beachtliche Fortschritte in der Gehirnchirurgie, der orthopädischen und plastischen Chirurgie sowie in der Behandlung von Brandwunden hinzu. Eine bedeutende Rolle spielt Israel ferner in der Entwicklung der Medizintechnologie, so z.B. bei computer- gesteuerten Diagnose- und Überwachungssystemen, Herzschrittmachern, der Lasertech- nik und anderem lebenserhaltenden und schmerztherapeutischen Equipment.

Eine umfassende Sozialgesetzgebung sichert auch über den medizinischen Bereich hinaus das Wohlergehen der Bevölkerung. Für die Schwächsten der Gesellschaft sorgt ein breit gefächertes Betreuungssystem: Pflege für ältere Menschen, Unterstützung für Alleinerzie- hende, Programme für Kinder und Jugendliche, Rehabilitationsmaßnahmen für Körperbe- hinderte. Diese umfassen unter anderem die Bereitstellung geschützter Arbeitsplätze und berufliche Beratung. Geistig Behinderte werden über verschiedene Programme auf Ge- meindeebene oder direkt in Heimen betreut. Insgesamt fünf Studiengänge an den Universi- Die nationale Versicherungsanstalt bietet allen Einwohnern Israels ein breites Leistungs- täten bieten ein Graduierten- sowie ein Aufbaustudium für angehende Sozialarbeiter an, spektrum. Dazu gehören Geldleistungen für Familien und Einzelpersonen, deren Einkom- die neben theoretischem Unterricht auch eine praktische Ausbildung erhalten. men unter dem festgelegten Mindestsatz liegt, Kindergeld, Arbeitslosengeld, Invalidenren- ten, Hinterbliebenenrenten, Altersrenten, Langzeitpflege für ältere Menschen, die eine Tageshilfe benötigen und Mutterschaftsgeld; die Leistungen für junge Mütter umfassen au- ßerdem bis zu drei Monate bezahlten Urlaub.

Die israelische Zivilgesellschaft stützt sich bei all dem auf eine starke Tradition des freiwilligen Engagements. Nahezu ein Drittel der israelischen Bevölkerung – vom Jugendlichen bis zum Pensionär – widmet sich in Freiwilligenorganisationen vielfältigen Aufgaben in Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Einwandererintegration, Behindertenbetreuung und Umweltschutz.

36 37 Bildungswesen n Israel besteht Schulpflicht von fünf bis 16 Jahren, und bis zum Alter von 18 Jahren ist der Schulbesuch kostenfrei. Das Schulsystem trägt dem multikulturellen Zuschnitt der Iisraelischen Gesellschaft Rechnung. So gibt es neben den säkularen Schulen, die von der Mehrheit der Schüler besucht werden, religiöse Schulen, deren Lehrpläne die Akzente auf jüdische Religionserziehung setzen, arabische und drusische Schulen, in denen die Un- terrichtssprache Arabisch ist, und diverse Privatschulen. Schüler, die einer besonderen Betreuung bedürfen, werden entweder je nach ihren Fähigkeiten und Behinderungen in das allgemeine Schulsystem eingegliedert und hier zusätzlich gefördert oder in Sonder- schuleinrichtungen untergebracht.

Die Universitäten haben bei der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung Israels von Beginn an eine zentrale Rolle gespielt. Heute sind nahezu 216.000 Studenten an einer der Hochschulen des Landes immatrikuliert. Insgesamt entfallen 54% der Studenten auf die Uni- versitäten, etwa 30% studieren an diversen Colleges und 16% nehmen an den Studienpro- grammen der Offenen Universität teil. Der Anteil von Universitätsabsolventen ist gemessen an der Gesamtbevölkerung der höchste weltweit.

Das Technion in Haifa ist Israels technische Universität und zugleich die älteste Hochschu- le des Landes (gegründet 1924). Als traditionelles Zentrum der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung in Natur- und Ingenieurwissenschaften ist es in den letzten Jahrzehnten durch Fakultäten für Medizin und Biowissenschaften erweitert worden. Die Hebräische Universität Jerusalem (gegründet 1925) bietet von Archäologie bis Zoologie nahezu alle Fachbereiche an. Sie beherbergt zudem die israelische Nationalbibliothek. Ihre Fakultät für Jüdische Studien gehört zu den größten weltweit. Das Weizmann Institute of Science in Rehovot (gegründet 1934) ist ein international renommiertes Forschungszent- rum für Physik, Chemie, Mathematik und Biowissenschaften. Benannt ist es nach Israels erstem Präsidenten Chaim Weizmann, der von Beruf Chemiker war. Die Bar-Ilan-Universi- tät (gegründet 1955) in Ramat Gan verbindet in ihrem Studienangebot religiöse Tradition mit moderner Wissenschaft und hat sich insbesondere in den Sozialwissenschaften hervor- getan. Die Universität Tel Aviv (gegründet 1956) ist Israels größte Universität und bietet ein breites Spektrum von Disziplinen an. Neben den klassischen Fachrichtungen beher- bergt sie zahlreiche Sonderinstitute, unter anderem für strategische Studien, Gesundheits- management und Energieforschung.

Die Universität Haifa (gegründet1963) sticht durch ihre interdisziplinäre Ausrichtung her- vor. Besondere Aufmerksamkeit gilt unter anderem der Erforschung des Kibbutz als sozia- le und wirtschaftliche Einheit sowie der Förderung des Miteinanders von Juden und Ara- bern in Israel. Die Ben-Gurion-Universität im Negev in Be’er Sheva (gegründet 1967) wurde zur strukturellen Förderung Südisraels ins Leben gerufen. International hat sie sich durch Beiträge im Bereich der Wüstenforschung einen Namen gemacht. Die Open University in Raanana (gegründet 1974) bietet Bachelor-Studiengänge per Fernstudium an, die durch regelmäßige Tutorien ergänzt werden.

38 39 Forschung und Entwicklung Auch die israelische Industrie macht sich in großem Maße um Forschung und Entwicklung verdient, v. a. in der Elektrotechnik. In der Kommunikationsbranche konzentriert sie sich auf Digitalisierung, Datenverarbeitung und -übermittlung. Die Produkte reichen von mo- dernen Telefonzentralen und Nachrichtensystemen bis zu Telefonleitungsverdopplern. Ferner ist Israel eines der führenden Länder in der F&E von Glasfasern, elektrooptischen Kontrollsystemen für Platine und wärmeempfindlichen Nachtsichtgeräten. Im Computer- bereich wurde kürzlich eine Maus mit drei Schaltflächen entwickelt, die es Sehbehinderten ermöglicht, Texte und Graphiken auf dem Bildschirm zu lesen. Außerdem produziert Israel Roboter, die eine Vielzahl von Aufgaben verrichten können, wie etwa das Schleifen von Diamanten. Augenblicklich wird daran gearbeitet, Roboter mit künstlicher Intelligenz aus- zustatten.

Auch in der Luft- und Raumfahrtindustrie hat Israel in den vergangenen Jahren erstaunli- che Leistungen hervorgebracht. Neben eigenen Satelliten wurden Displaysystemen, aero- nautische Computer und Flugsimulatoren entwickelt, produziert und exportiert. Das Land ist weltweit führend in der Technologie und der Produktion von Drohnen. Israels erster Astronaut, Ilan Ramon, verunglückte 2003 tödlich, als das Spaceshuttle Columbia beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre explodierte.

Die Wasserknappheit, der oft unfruchtbare Boden und der Mangel an Arbeitskräften haben schon früh landwirtschaftliche Innovationen erforderlich gemacht. Israels Kühe sind Spit- zenreiter in der Milchproduktion, die weltweit bei durchschnittlich 7.000 Litern im Jahr je Kuh liegt, wobei systematische Züchtung und genetische Tests den Durchschnitt des Er- m Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) gehört Israel – was die Zahl der in diesem trags pro Kuh bis auf 11.000 Liter im Jahr angehoben haben. Israels Bauern beschritten Bereich Beschäftigten und die darauf verwendete Zeit im Verhältnis zum Bruttoinlands- auch den Weg in die landwirtschaftliche Biotechnologie. Die Resultate reichen von gene- Iprodukt angeht – zu den führenden Nationen der Welt. 80% der veröffentlichten For- tisch gezüchteten Samen und Biopestiziden bis hin zu leicht abbaubaren Kunststoffen und schungsergebnisse kommen dabei von Israels Universitäten. Aus Israel stammt ein % aller computergesteuerten Bewässerungs- und Düngesystemen. Die Suche nach wassersparen- wissenschaftlichen Veröffentlichungen weltweit, was seinen Anteil an der Weltbevölke- den Techniken führte zur einzigartigen Tröpfchenbewässerung, bei der das Wasser direkt rung um das Vielfache übersteigt. an die Wurzeln der Pflanzen geleitet wird. Als Resultat intensiver Forschung ist es inzwi- schen möglich, das große unterirdische Reservoir an Brackwasser unter dem Negev auszu- Die hohe Zahl der an den Universitäten entwickelten Patente geht mit einer engen Koope- schöpfen, um damit Erzeugnisse wie Tomaten und Melonen für den europäischen und ame- ration mit dem Markt einher. Die Einrichtung von wissenschaftlich orientierten Industrie- rikanischen Wintermarkt zu bewässern. parks neben den Universitäten ist mit großem kommerziellem Erfolg betrieben worden. Spezielle Firmen kümmern sich um die Vermarktung von Forschungsresultaten, oft in Part- nerschaft mit lokalen oder ausländischen Unternehmen.

Biotechnologie und Medizin machen mehr als die Hälfte aller wissenschaftlichen Veröf- fentlichungen aus. Israelische Wissenschaftler entwickelten etwa Methoden zur Produkti- on eines menschlichen Wachstumshormons, die gegen Virusinfektionen eingesetzte Prote- ingruppe Interferon und das Multiple Sklerose-Medikament Copaxon.

40 41 Erneuerbare Energien

In einem sonnigen Land wie Israel konzentriert sich die Forschung natürlich überwiegend auf Solarenergie. Zum Beispiel wird die Technologie von Solel Solar Systems nach Fertig- stellung 500 Megawatt Strom für israelische Gemeinden produzieren; in neun Elektrizitäts- werken in der kalifornischen Mojave-Wüste wird sie ebenfalls eingesetzt und erzeugt dort 350 Megawatt.

Das Unternehmen Ormat wird als weltführend in der Erzeugung geothermischer Energie betrachtet. Es hat Vereinbarungen mit Energieunternehmen weltweit unterzeichnet, die seine bewährten Erdwärmetechnologien nutzen. So hat Ormat z.B. Anlagen für mehr als 800 Megawatt geothermischen Strom gebaut bzw. geliefert.

Die Firma Sharav Sluices arbeitet bei ihrer Suche nach nachhaltigen Energielösungen an einem maßstäblich vergrößerten Prototyp ihrer einzigartigen Turmtechnologie, die preis- werten Strom aus trockener Wüstenluft und Brack- oder Meerwasser erzeugt und dabei Wasser zu etwa der Hälfte der bisherigen Kosten entsalzt.

Engineuity hat eine einzigartige Technologie zur Wasserstoffproduktion in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor entwickelt, die die gegenwärtig mit Wasserstoff verbundenen Hinder- nisse überwindet. ie intensive Entwicklung von alternativen Energien wie Solar-, Wärme- und Wind- energie ist ein positiver Effekt der Nichtverfügbarkeit von konventionellen Ener- Israel beheimatet neben privaten Firmen Dutzende von der Regierung gesponsorte hoch- Dgiequellen. Israel hat bedeutende Entwicklungen der Solartechologie hervorge- schulnahe Einrichtungen zur Förderung neuer Technologieunternehmen, die etwa 1.500 bracht und ist gleichzeitig der größte Pro-Kopf-Verbraucher von solaren Wassererhitzern in Gründerfirmen unterstützen. Privathaushalten. Auch die Botschaft des Staates Israel in Berlin hat im Dezember 2007 auf ihrem Dach eine Heute gibt es in Israel mehr als 100 Unternehmen, die Lösungen für die Nutzung erneuerba- netzgekoppelte Solarstromanlage installiert. Es handelt sich hierbei um 25 Sonnenkollek- rer Energien anbieten. Israels bahnbrechende Nutzung erneuerbarer Energie begann vor toren-Module mit einer maximalen Gesamtleistung von 5.000 Watt. Die prognostizierte Jah- Jahrzehnten mit der fast universellen Umstellung auf passive Solarenergie zur Wassererwär- resleistung beträgt 5.000 kWh, die vollständig in das lokale Strombetreibernetzwerk einge- mung im Haushalt, wodurch das Land zwei - drei % seiner Fossilenergieimporte einspart. speist werden. Das bedeutet eine Einsparung von 3,25 Tonnen CO2.

Auch im Bereich der Nutzung von Biomasse als Energiequelle können israelische Erfahrun- gen von Vorteil sein. Agronomen am Weizmann-Institut für Wissenschaften, an der Hebräi- schen Universität Jerusalem, der Ben-Gurion Universität des Negev und am Volcani-Institut des Landwirtschaftsministeriums haben krankheitsresistente Pflanzen, Obst- und Gemüse- sorten entwickelt, die in Brackwasser gedeihen, sowie Hybriden, die Winterexporte in kältere Klimaregionen erlauben.

Wenn die Windenergie Fuß fasst, müssen die Spannungsanstiege, die eine natürliche Begleiterscheinung von durch Windkraftanlagen erzeugtem Strom sind, bewältigt werden. Hierbei hat sich Elspec als führender Exporteur von Energiequalitätslösungen etabliert. Seine Produkte werden auch in Fertigungswerken genutzt, um die Lebensdauer von Moto- ren und anderen Elektrogeräten zu erhöhen.

42 43 Wirtschaft Wirtschaft as Bruttonationaleinkommen Israels ist in den vergangenen 60 Jahren um das 60-fache gestiegen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstums- Drate von sieben %. Die israelische Bevölkerung hat sich im selben Zeitraum ver- zehnfacht – ein Anstieg von durchschnittlich vier % im Jahr. Im Vergleich dazu ist das Brut- tonationaleinkommen pro Kopf um das Sechsfache gestiegen, was einem Anstieg von jährlich drei % gleichzusetzen ist.

Allein diese Daten lassen Israel im internationalen Kontext als eine Art Wirtschaftswunder erscheinen. Innerhalb der letzten sechs Jahrzehnte gab es zwar Länder mit noch höheren wirtschaftlichen Wachstumsraten, aber keines von ihnen verzeichnete eine derart rasante Bevölkerungszunahme. Gewöhnlich gehören die Staaten mit ähnlich imposanten Bevölke- rungszuwächsen zu den ärmsten der Welt. In Anbetracht dessen ist der Anstieg des israeli- schen Pro-Kopf-Bruttonationaleinkommens überaus bemerkenswert.

Die israelische Wirtschaftsgeschichte lässt sich in drei Phasen unterteilen. Die erste Phase, von der Staatsgründung bis zum Yom-Kippur-Krieg (1973), war gleichermaßen eine Phase des schnellen Wirtschaftswachstums und einer hohen Bevölkerungszunahme.

Besondere Beachtung verdienen die Jahre von 1954 bis 1965, das Jahrzehnt des großen is- raelischen Wirtschaftswunders, in dem Israel der Sprung von einem schwach entwickelten Einwanderungsland zu einem Staat mit beinahe westlichem Lebensstandard gelang. In der zweiten Phase vom Yom-Kippur-Krieg bis 1985 wurde das Wirtschaftswunder von einer Inflation abgelöst, und die anschwellende nationale Verschuldung brachte Israel an den Die Bank of Israel und das Finanzministerium, die diese Restauration herbeiführten, haben Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs und erzwang das Stabilisierungsprogramm auch den neuen wirtschaftlichen Kurs Israels geprägt: weg von der konzentrierten staatli- von 1985. Die letzte Phase ist die des Wiederaufbaus der israelischen Wirtschaft seit 1985. chen Wirtschaft hin zu einer modernen Marktwirtschaft.

Ein Blick auf die Zahlen der letzten 20 Jahre zeigt, wie berechtigt die Entscheidung war, sich vom alten wirtschaftlichen Kurs zu verabschieden und stattdessen einen neuen Weg zu beschreiten. So befindet sich die Wachstumsrate des Pro-Kopf-Einkommens, die zuvor auf etwa ein % gesunken war, seit 1985 in einem beinahe ununterbrochenen Aufwärtstrend. Heute liegt die Rate bei 4,5%, und auch wenn dies viel weniger ist als im ersten Jahrzehnt nach der Staatsgründung, ist dies eine eindeutige Verbesserung. Die Inflation, die zuvor abenteuerliche Höhen erreicht hatte, befindet sich seitdem im Bereich der Preisstabilität. So befinden sich die Staatsausgaben, die während des verlorenen Jahrzehnts den Gipfel von 65% des Bruttonationaleinkommens erreicht hatten, seitdem in einem andauernden Schrumpfungsprozess. Die Rate der Staatsausgaben gleicht heute derjenigen, die Israel Ende der 60er Jahre gekannt hatte, praktisch sind aber die zivilen Ausgaben innerhalb des Haushalts größer – die Rate der Militärausgaben ist heute die niedrigste in der Geschichte Israels.

Nachdem Israel zeit seines Bestehens, vor allem während des Wirtschaftswunders im ers- ten Jahrzehnt, mehr importierte als exportierte, hat sich das Bild seit Beginn des neuen Jahrtausends geändert. Aufgrund großer internationaler Nachfrage nach israelischen Pro- dukten, vor allem im High-Tech-Bereich, ist Israels Wirtschaftswachstum exportorientiert. So hat sich Israel in den letzten 20 Jahren die Infrastruktur für ein langfristiges Wachstum geschaffen.

44 45 Landwirtschaft 2010 wandte Israel über 4,5% seines BIP für zivile Forschung und Entwicklung auf, was dem Stand der as die Qualität und den Ertrag landwirt- meisten westlichen Industrienationen entspricht. schaftlicher Erzeugnisse angeht, nimmt WIsrael in der Welt eine Spitzenstellung ein. Außenhandel Dieser Erfolg ist das Ergebnis eines engen Zusam- menwirkens von Landwirten und Agrarwissen- srael betreibt Außenhandel mit Ländern auf schaftlern, die bei der Entwicklung und Anwendung allen fünf Kontinenten. Auf Nord- und Latein- innovativer Methoden in allen Bereichen zusam- IAmerika entfallen 35%, auf Europa 36%, Afrika menarbeiten. Maschinen und elektronische Geräte 3%, Asien 20% und Australien 6% der Gesamtexport- aus eigener Entwicklung und Produktion kommen wirtschaft. Dabei sind Nordamerika, China und in allen Bereichen der Agrarwirtschaft zum Einsatz, Deutschland die drei wichtigsten Handelspartner. unter anderem bei Bewässerung und Ernte sowie beim Melken und bei der Verpackung von Waren. Mit der EU hat Israel 1975 ein Freihandelsabkom- Unter größtmöglicher Nutzung der knappen Was- men vereinbart, 1985 wurde ein vergleichbares Ab- serressourcen und des anbaufähigen Landes er- kommen mit den USA geschlossen, das 1995 erneu- zeugt Israel mehr Obst, Gemüse, Geflügel- und Mol- ert wurde. kereiprodukte, als es für seinen Eigenbedarf benötigt. Die im wesentlichen aus Getreide, Fleisch, Tourismus Tee, Kaffee, Reis und Zucker bestehenden Lebens- mittelimporte werden von den Exporten weit über- srael ist ein einzigartiges Reiseziel. In den ver- troffen. Langstielige Rosen, großblütige Nelken, gangenen Jahren wurden seitens der israelischen Melonen, Tomaten, Gurken, Paprika, Erdbeeren, Ki- IRegierung große Anstrengungen unternommen, wis und Avocados gehören zu den erfolgreichsten um das Niveau der Dienstleistungen landesweit zu Exportartikeln, insbesondere auf den Märkten Eu- erhöhen und die Vielfalt der touristischen Attraktio- ropas und Amerikas in den kalten Wintermonaten. nen zu erweitern. Bis Ende 2010 waren 3.3 Millio- nen Touristen zu verzeichnen, womit der bisherige Industrie Rekord des Jahres 2008 (3 Millionen Touristen) übertroffen wurde. sraels Industrie zeichnet sich durch Dynamik und breite Diversifikation aus. er D Export von Gütern Ungefähr 53 % der ausländischen Touristen kom- Ibelief sich 2010 auf 54 Milliarden $ (davon stammen men aus Europa, 27 % aus Nord- und Südamerika 9 Milliarden $ aus dem Diamantenhandel), der Export und 13 % aus Asien. von Dienstleistungen auf 24 Milliarden $. Da Israel kaum über Rohstoffe, jedoch über hochqualifizierte Ar- Im Jahr 2009 haben 146.711 deutsche Touristen ih- beitskräfte verfügt, hat sich seine Industrie auf die Her- ren Urlaub in Israel verbracht – das sind vier Pro- stellung von hochwertigen Produkten konzentriert. zent mehr als im Jahr davor und doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Seit Sommer 2010 bieten Dabei stützt man sich auf Israels wissenschaftliche sechs Airlines 60 Direktverbindungen pro Woche Kreativität und seine technologische Innovations- aus fünf deutschen Städten nach Tel Aviv an. Das kraft. In den letzten Jahrzehnten sind international bedeutet ein Plus von über 20 Prozent. anerkannte Fortschritte in den Bereichen Medizin- elektronik, Agrartechnik, Telekommunikation, Fein- Für die israelische Wirtschaft ist die Tourismusin- chemie, Computer-Hard- und Software, Lebensmit- dustrie ein sehr wichtiger Faktor. Jährlich fließen telverarbeitung und Solarenergie gemacht worden. ca. 2,5 Milliarden Euro in den Staatshaushalt. Ca. Israels Diamantenindustrie ist die größte der Welt. 300 000 Arbeitsplätze des Landes sind direkt oder indirekt vomTourismus abhängig.

46 47 Highlights der israelischen Wirtschaft

Sicherheitsindustrie Währung sraels Währungseinheit ist der Neue Israelische er Heimatschutz hat in Israel schon vor der Shekel (unterteilt in 100 Agorot). Der Shekel war Staatsgründung höchste Priorität besessen. Ibereits im zweiten Jahrtausend v.d.Z. eine be- DIsraelische Sicherheitssysteme und -lösun- kannte Gewichtseinheit für Zahlungsmittel in Gold gen wurden für ein Land entwickelt, das ständig um und Silber. Bis 1980 zahlte man mit dem Israelischen seine Existenz kämpfen musste und gezwungen ist, Pfund, in den folgenden fünf Jahren mit dem gegenüber andauernden Bedrohungen wachsam zu Schekel. Der Neue Israelische Shekel war dann das sein. Aus dieser einzigartigen Perspektive heraus Ergebnis einer Währungsreform im Jahr 1985. hat die israelische Sicherheitsindustrie eine bei- spiellose Fachkompetenz und eine weltweite Repu- Arbeitsmarkt tation in der Entwicklung von Spitzenprodukten erlangt. ine umfassende Gesetzgebung schützt die Rechte der israelischen Arbeitnehmer. Die in- Überall auf der Welt sucht man gegenwärtig nach Edividuellen Arbeitsbedingungen sind in Tarif- Mitteln, um der Bedrohung durch den Terrorismus verträgen festgelegt, die zwischen der Regierung, zu begegnen, und viele der nötigen Technologien den Gewerkschaften und den Arbeitgebern ausge- können von Israels Sicherheits- und Heimatschutz- handelt werden. Grundbedingungen sind jedoch ge- industrie geliefert werden. Hunderte von israeli- setzlich verankert. Dazu gehören eine Arbeitszeit schen Unternehmen bieten ausgeklügelte Sicher- von höchstens 47 Stunden in der Woche, Ver- heitslösungen an – von automatischen Sprach- gütungen für Überstunden und Feiertagsarbeit, be- erkennungssystemen und Fernsensoren bis hin zu zahlter Jahresurlaub, Krankengeld sowie Abfin- Videolokalisierung, Frühwarngeräten und takti- dungs- und Rentenzahlungen. Die Histadrut schen Bildbearbeitungssystemen. Zu den Kernbe- (Allgemeine Gewerkschaft der Arbeiter in Israel, reichen der Branche gehören Luft- und Seefahrts- gegründet 1920) ist die Dachorganisation der israe- Sicherheit, CBRN-Bereitschaft, Kommando- und lischen Gewerkschaften, denen gegenwärtig etwa Kontrollsysteme, Terrorismusbekämpfung, Krisen- 700.000 Mitglieder angehören. Sie betreibt ein um- und Notfallmanagement, Infrastrukturschutz, inter- fassendes System sozialer und kultureller Dienst- nationale Veranstaltungen, IT-Sicherheit und Be- leistungen für ihre Mitglieder. Aufgrund zahlrei- trugsbekämpfung und Personenschutz. cher Industrieunternehmen in ihrem Besitz spielt die Histadrut auch eine wichtige Rolle als Arbeit- Gegenwärtig arbeiten in Israel 25.000 Menschen in geberin. 450 sicherheits- und heimatschutzbezogenen Unter- nehmen, von denen mehr als 300 ins Ausland expor- tieren. Die Exporte im nichtmilitärischen Bereich beliefen sich dabei im Jahr 2007 auf 1,2 Milliarden $ und zwei Milliarden $ im IT-Sektor.

Über die Jahre hat sich Israel bei der Landesvertei- digung auf seine eigenen Ressourcen verlassen müssen. Für ein kleines Land mit einer Bevölkerung von etwa sieben Millionen Menschen hat es eine un- verhältnismäßig große Zahl von militärischen Pro- jekten entwickelt und hergestellt, darunter Satelli- ten, die Kampfflugzeuge Kfir und Lavi, den Merkava-Panzer, die Maschinenpistole Uzi sowie die Sturmgewehre Galil und Tavor u.v.m.

48 49 Highlights der israelischen Highlights der israelischen Wirtschaft Wirtschaft

Die israelische Sicherheits- und Heimatschutz- Insgesamt verfügt Israel über 560 Telekommunika- industrie umfasst ein weites Spektrum von Unter- tions-High-Tech-Unternehmen und 300 Start-ups, nehmen. Dazu gehören große Rüstungsfirmen wie von denen 260 im Jahr 2007 Equipment im Wert von Elbit, Tadiran, Israel Aerospace Industries (IAI), 3,1 Milliarden $ und Softwareprodukte im Wert von RAFAEL, Elisra, ELTA und Israel Military Industries mehr als 2,0 Milliarden $ exportiert haben. (IMI), aber auch Unternehmen aus der Telekommu- nikationsbranche wie Motorola, Comverse, Nice, Anders als in anderen High-Tech-Bereichen, wo Is- Verint, Mer Group, Ness TSG unter anderen Einige raels heimischer Markt von 7,37 Millionen Men- Firmen haben sich allein auf die Entwicklung und schen nicht groß genug ist, um die Entwicklung Herstellung von Sicherheitsprodukten in Bereichen neuer Produkte und Dienstleistungen zu stimulie- wie Eingangskontrolle oder Körperschutz speziali- ren, stellen die israelischen Konsumenten dank der siert. Einige der weltbekannten Unternehmen in Deregulierung der vergangenen Jahre einen begieri- diesem Zusammenhang sind ISDS, Magal Security gen Absatzmarkt für Telekommunikationsprodukte Systems, Plasan Sas und Rabintex. dar und gehören zu den enthusiastischsten Abneh- mern neuer Technologie. Israelische Sicherheitsunternehmen sind in allen Regionen der Welt aktiv und bieten Lösungen und Der staatliche Telekommunikationsbetreiber Bezeq Technologien für staatliche und private Abnehmer. wurde Mitte 2005 privatisiert, nachdem er schon zu- Mehr als ein Dutzend israelischer Unternehmen wa- vor das Monopol auf nationale und internationale ren bei der Sicherung der Olympischen Spiele in Telefonverbindungen verloren hatte. Gegenwärtig Athen beteiligt. Gegenwärtig sind israelische Unter- existieren vier Mobiltelefon-Anbieter, und sechs nehmen in Grenzschutzprojekte v.a. in den USA, Betreiber sind im Wettbewerb um das internationa- Asien und Lateinamerika involviert. Israelische le Fernsprechwesen. Schutzeinrichtungen für Fahrzeuge, Gebäude und Personen werden von den internationalen Truppen Die israelische Telekommunikationsindustrie hat und Organisationen im Irak und anderen Konflikt- sowohl von der Förderung durch die Regierung als zonen verwendet. Die Infrastruktur des Bucking- auch den Bedürfnissen der nationalen Sicherheit ham Palace, des Vatikan und des Eiffelturms wer- profitiert. Der Sicherheitsapparat war immer der den mit israelischer Technologie gesichert; ebenso anspruchsvollste Abnehmer für jede erdenkliche die Flughäfen JFK in New York, Heathrow in Lon- Kommunikationstechnologie, die zum größten Teil don, Hannover, Singapur unter anderen von heimischen Erzeugern geliefert worden ist.

Viele führende internationale Telekommunikations- Telekommunikationsindustrie unternehmen haben sich eine starke Präsenz in Is- rael geschaffen, um das hier vorhandene Know-how ie Telekommunikation ist eine der Bran- zu nutzen, sei es durch die Einrichtung von For- chen, in der Israels High-Tech-Genialität schungs- und Entwicklungszentren oder den Auf- Ddem Land eine prominente Rolle auf dem kauf israelischer Start-up-Firmen. Hierzu gehört In- globalen Markt verschafft hat. Die hiesige Telekom- tel, dessen weltweit in 100 Millionen Laptops munikationsindustrie kann auf ein breites Spekt- verwendeter Centrino-Prozessor in Israel entwi- rum von Unternehmen verweisen, die in Bereichen ckelt wurde. Andere Unternehmen, die in großem wie Halbleiterentwicklung, Hardware-Design, Soft- Stil von israelischen Fähigkeiten profitieren, sind ware, Content und Systemintegration arbeiten und unter anderem Cisco, Motorola, Freescale Semicon- junge Start-up-Firmen ebenso beinhalten wie die Is- ductors und NDS. rael Aircraft Industries, die die Amos-Kommunikati- onssatelliten des Landes entwickelt und gestartet haben.

50 51 Highlights der israelischen Highlights der israelischen Wirtschaft Wirtschaft

ei all dem kann Israel auf eine stattliche An- Mit mehr als 300 Unternehmen weist Israel eine zahl von Erfolgsgeschichten heimischer Un- Dichte von High-Tech-Unternehmen auf, die nur Bternehmen verweisen. Dazu gehören vor al- noch von der des Sillicon Valleys in Kalifornien len anderen RAD Data Communications, Comverse, übertroffen wird. Israel kann mit der nach den USA Alvarion, AudioCodes, ECI Telecom und Scopus Vi- und Kanada größten Zahl von NASDAQ-registrier- deo Networks. ten Unternehmen reüssieren; gegenwärtig sind es 100. Erfolgsgeschichten sind unter anderem Am- Software-Industrie docs, Comverse und Check Point Software Techno- logies. oftware aus Israel ist heute in beinahe jeder Firma der westlichen Welt zu finden. Die In- Israelische Jungunternehmer und Unternehmens- Sternet-Firewall, die Rechnungsstellung per gründer genießen eine günstige finanzpolitische Mobiltelefon, Voicemail, VoIP-Telefonie und das So- Struktur wie an keinem anderen Ort der Welt. Die fortnachrichtensystem – all diese Innovationen sind jungen Führungskräfte profitieren dabei von der in Israel erdacht und entwickelt worden, und weiter- allgemeinen Wehrpflicht, der Militärdienst macht hin werden führende Softwarepakete von israeli- sie in formativen Jahren nicht nur mit unabwägba- schen Unternehmen vertrieben. Mit seinem stabilen ren Herausforderungen vertraut, sondern auch mit demokratischen System, einer soliden und wachsen- hoch entwickelter Technologie. Dabei ist der israe- den Wirtschaft, Weltklasseinstituten zur technologi- lische Softwareexperte an sich aufgrund der gerin- schen Ausbildung und einem kontinuierlichen Zu- gen Größe des heimischen Marktes auf die globale strom talentierter Einwanderer aus aller Welt fährt Wirtschaft eingestellt, verfügt über ein hohes Maß Israel damit fort, seine Position als weltweites Zent- an Flexibilität und beherrscht häufig mehrere rum der Software-Innovation auszubauen. Fremdsprachen.

Davon zeugt die Geschichte eines einzigartigen Immer mehr internationale Unternehmen machen Wachstums: In den frühen 90er Jahren beliefen sich sich das intellektuelle Kapital Israels zunutze, in- die Software-Exporte Israels auf 90 Millionen $. Im dem sie dort Zentren für Forschung und Entwick- Jahr 2000 war die Zahl bereits auf 2.6 Milliarden an- lung oder Zweigstellen betreiben. Dazu gehören Mi- gestiegen. Heute haben die israelischen Software- crosoft, Intel, IBM, SAP, Cisco, Texas Instruments Exporte die Schwelle von 3 Milliarden $ überschrit- und HP. ten. Inzwischen stellen sie über ein Viertel des israelischen Technologie-Exports dar und beinahe Luft- und Raumfahrtindustrie ein Zehntel aller Exporte überhaupt. Ein Drittel al- ler ausländischen Investitionen in Israel fließt in uch Israels Luft- und Raumfahrtindustrie den Softwaresektor. Israels turbulente Geschichte hat ein breites Spektrum von Produkten, hat eine Kultur der Innovation erzeugt, die auf AGeräten, Bauteilen und Technologien der schierer Notwendigkeit basiert. Die effektive Nut- Spitzenklasse aufzuweisen. Dazu zählen die welt- zung begrenzter Ressourcen, intelligente Improvi- weit modernsten UVAs (unbenannte Luftfahrzeu- sation und eine Ethik des Durchhaltens im Ange- ge), Aufrüstungspakete für militärische und zivile sicht äußerer Widrigkeiten sind die Wesenszüge, die Luftfahrzeuge – sowohl Starr- als auch Drehflügler-, dazu beigetragen haben, dass innerhalb von wenig Präzisionsgüsse, Simulatoren, elektrooptische und mehr als einem halben Jahrhundert die Negev-Wüs- Infrarotsensoren, C4ISR-Systeme, Weltraumsatelli- te begrünt und eine moderne westliche Wirtschaft, ten, Luftaufklärungsplattformen und vieles mehr. Armee und Infrastruktur aufgebaut worden sind. Die Mentalität der Innovation durchweht heutzuta- ge auch die Software-Industrie.

52 53 Highlights der israelischen Highlights der israelischen Wirtschaft Wirtschaft

Auf großen internationalen Messen wie der Paris Israel nimmt auf der Skala der pro Kopf gewährten Air Show und Aerospace hat Israel seinen Beitrag Biotechnologiepatente hinter Japan, Deutschland zu dem wichtigen Bereich der zivilen Luftsicherheit und Großbritannien den vierten Platz ein und hat demonstriert, die Flughafensicherheit ebenso ein- die höchste Pro-Kopf-Anzahl von Patenten für me- schließt wie die äußere und innere Sicherheit und dizinische Geräte. Medizingerätefirmen machen Verteidigung von Flugzeugen. über 54% der schätzungsweise 750 Life-Science-Fir- men des Landes aus, wobei 26.000 Mitarbeiter im Zusätzlich zu der Zusammenarbeit auf Regierungs- biotechnologischen Sektor beschäftigt sind. Im Jahr ebene pflegt Israel Geschäfts- und Kooperations- 2004 wurden rund 800 Millionen $ für Forschung vereinbarungen mit einer Reihe ausländischer Un- und Entwicklung im Biosektor ausgegeben, 308 Mil- ternehmen, darunter Boeing, Lockheed Martin, lionen davon steuerte die israelische Regierung General Dynamics, Sikorsky Aircraft und weitere bei. Partner in über 70 Ländern weltweit. Große Investitionen in die Entwicklung hoch entwi- Insgesamt sind in 150 israelischen Exportunterneh- ckelter Verteidigungstechnologien haben eine Reihe men und -subunternehmen 43.000 Mitarbeiter be- moderner Anwendungen für den Biowissenschafts- schäftigt, das Exportvolumen beläuft sich auf ca. 1,7 bereich zur Folge gehabt. Die israelische Rüstungs- Milliarden $ im Sektor der Weltraum- und Zivilluft- entwicklungsbehörde Rafael hat einen Think Tank fahrt. von Fachleuten in der Medizintechnik gebildet, um Erfordernisse im medizinischen Bereich zu ermit- Bio- und Pharmaindustrie teln, denen man mit hauseigenen Technologien nachkommen kann. Aus dieser Initiative gingen Gi- ährend Israel sich in der neuartigen Bioin- ven Imaging (Entwickler von PillCam, einem Video- dustrie seit den 90er Jahren rasch einen kapsel-Endoskop) und Galil Medical (Krebskrypto- WNamen gemacht hat, ist die israelische grafie-Entwickler) hervor. Pharmaindustrie bereits mehr als ein Jahrhundert alt. Teva Pharmaceutical Industries, das heute um- satzstärkste israelische Unternehmen überhaupt, wurde 1901 gegründet und ist inzwischen der größ- te Generika-Hersteller weltweit. Daneben hat sich die Firma mit Medikamenten gegen Multiple Sklero- se und Schizophrenie hervorgetan.

Die Zahl der Bioindustrieunternehmen hat im ver- gangenen Jahrzehnt stetig zugenommen und beläuft sich heute auf 750, wobei jedes Jahr etwa 50 neue Firmen hinzukommen. Israelische Firmen exportie- ren ihre Produkte in die ganze Welt; ihre wichtigs- ten Märkte sind die USA und die EU. Einige Unter- nehmen gründen in den USA oder anderen Ländern Tochterfirmen, um Marketing und Vertrieb zu ver- bessern; andere gehen strategische Bündnisse für Marketing, Vertrieb, Fertigung und Service ein.

54 55 ENtwicklungshilfe ereits seit den 50er Jahren ist Israel in der eine große Zahl an Experten zu 89 Kurzzeiteinsät- Entwicklungshilfe aktiv. David Ben-Gurion, zen wie medizinischen und humanitären Projekten BIsraels erster Ministerpräsident, brachte in 31 Ländern entsandt. In sieben Ländern der Welt wiederholt den Wunsch des Landes zum Ausdruck, wurden Langzeitprojekte von MASHAV-Experten das aus der eigenen Erfahrung in Bereichen wissen- betreut. Die Kurse decken ein breites Spektrum von schaftlicher und technologischer Entwicklung ge- Themen ab, die auf die speziellen Bedürfnisse der wonnene Wissen mit anderen zu teilen. Zu diesem jeweiligen Länder ausgerichtet sind (unter anderem Zweck wurde 1958 beim israelischen Außenminis- Erwachsenenbildung, Landwirtschaft, Agrarfor- terium das Zentrum für Internationale Zusammen- schung, Gemeindeentwicklung, Erziehung, Um- arbeit (hebr. Abk.: MASHAV) gegründet. Zuvor war weltschutz und -management, integrierte ländliche die damalige Außenministerin auf ihrer Regionalentwicklung, Medizin und Gesundheitswe- ersten Afrika-Reise zu der Überzeugung gelangt, sen, Frauenförderung). dass Israel sich am Kampf gegen die dort herrschen- den Missstände beteiligen müsse. In den vergangenen Jahren hat MASHAV unzählige Teams in Partnerländer ausgesandt, um dort Exper- Durch die Vermittlung von praktischer Ausbildung ten in Notfall- und Katastrophenmedizin auszubil- und technologischem Know-how unterstützt den. Diese Teams instruieren Stäbe von Ärzten, MASHAV seitdem Entwicklungsländer in ihrem Krankenschwestern, Medizintechnikern und Ver- Kampf gegen Hunger, Krankheit und Armut. waltungsmitarbeitern im Umgang mit Massenkatas- MASHAV-Programme helfen den Teilnehmern der trophen und der Behandlung von Traumapatienten, Ausbildungskurse dabei, eigene Problemlösungen zu wobei klinische Erfahrung und Organisationsproze- entwickeln und vorhandene Konzepte den jeweiligen duren der Triage bei Massenkatastrophen geteilt kulturellen, sozialen und natürlichen Bedingungen, werden. Die theoretische Ausbildung wird von prak- dem wirtschaftlichen Potential und den regionalen tischen Simulationsübungen begleitet, bisweilen Prioritäten ihrer Heimatländer anzupassen. unter Teilnahme des Zivilschutzes, der Feuerwehr, der Polizei und von Krankenhäusern, je nach den MASHAV nahm seine Arbeit zunächst in kleinem für die spezifische Region relevanten Szenarien. Rahmen auf. Im ersten Jahr seiner Tätigkeit (1958) nahmen 137 Teilnehmer an den Ausbildungskursen Seit langem unterhält MASHAV Projekte zu Blind- in Israel teil, vornehmlich aus Ländern Asiens und heitsprävention und Augenbehandlungen in Part- Afrikas. Fünf Jahre später (1963) erreichte die Teil- nerländern. Diese Missionen, die zur Behandlung nehmerzahl bereits 1.262, wobei die Mehrheit aus von Patienten mit unterschiedlichen Graden von Afrika, der Rest aus Asien und Südamerika kam. Blindheit und Augenkrankheiten gedacht sind, wer- Das Programm konzentrierte sich in den frühen den von Teams unternommen, die aus zwei israeli- 60er Jahren hauptsächlich auf den Bereich der schen Ophthalmologen bestehen und unter den Vo- Landwirtschaft und Aspekte der medizinischen Ver- raussetzungen lokaler Krankenhäuser oder Kliniken sorgung und des öffentlichen Gesundheitswesens. operieren. Hunderte von chirurgischen Eingriffen Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden MASHAV-Ex- sind von den israelischen Ärzteteams gemeinsam perten erstmals in Gastländer geschickt, um vor Ort mit den örtlichen Mitarbeitern vollzogen worden, Ausbildungskurse abzuhalten. Im November 1994 viele Patienten haben dadurch ihr Augenlicht zu- begrüßte MASHAV den fünfzigtausendsten Teilneh- rückerhalten. Die israelischen Augenärzte bilden mer seit Programmbeginn. Im gleichen Zeitraum auch Einsatzkräfte vor Ort aus, und die israelische wurden mehr als 10.000 MASHAV-Experten zu kurz- Regierung spendet ophthalmologisches Equipment. oder langfristigen Aufenthalten ins Ausland ge- Weiterhin wird im Rahmen des Regionalprogramms schickt. Im Jahr 2009 fanden 99 Kurse in Israel mit die Kooperation mit Nachbarstaaten im Nahen Os- insgesamt 2.375 Teilnehmern aus 110 Ländern statt. ten intensiviert. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Zudem wurden 82 Kurse in 35 Ländern mit insge- Zusammenarbeit mit der Palästinensischen Autono- samt 4.375 Teilnehmern abgehalten. Zudem wurde miebehörde.

56 57 KULTUR o wie Israel ein alt-neues Land ist, vermengt auch seine Kultur Tradition und Innovation. SMillionen jüdischer Einwanderer aus der ganzen Welt haben das kulturelle Leben bereichert und zu einer enormen Vielfalt beigetragen, die als Inspirationsquelle für Künstler aller Disziplinen dient. Die ständige Suche nach kultureller Identität drückt sich in einer Kreativität aus, die sich auf alle Sparten der Kunst erstreckt.

Theater ie lebendige israelische Theaterszene bietet Raum für klassische und zeitgenössische, Deinheimische und importierte, traditionelle und experimentelle Stoffe. Dramatiker, Schauspie- Insgesamt existieren heute sechs professionelle Repertoire-Theater und Dutzende von re- ler, Regisseure und Produzenten verbinden in ihrer gionalen Ensembles. Die bedeutendsten professionellen Bühnen befinden sich in den vier Arbeit fremde und lokale Einflüsse und schaffen da- größten Städten Tel Aviv, Jerusalem, Haifa und Be’er Sheva. mit einen unverwechselbaren israelischen Theater- stil. Führende Dramatiker sind unter anderem Ye- Kino hoshua Sobol und Hillel Mittelpunkt; Kultstatus ie Filmgeschichte Israels hat seit ihren Anfängen in den 50er Jahren bedeutende genießt der verstorbene Hanoch Levin. Entwicklungen durchgemacht. Die ersten Spielfilme waren ideologisch geprägt Dund tendierten wie die Literatur zu den für die damalige Zeit so typischen Helden- Das moderne hebräische Theater begann im Jahr geschichten. Daneben entstanden in den 60er und 70er Jahren immer mehr sogenannte 1917 mit der Gründung der Theatergruppe Habimah Autorenfilme – sehr persönliche Produktionen, die den Blickpunkt auf die Realität des All- (hebr.: die Bühne) durch den russischen Regisseur tags mit all seinen Problemen richteten. Auch Melodramen und Komödien waren sehr po- Constantin Stanislawski und die Schauspielerin pulär. Im Laufe der Zeit wurden die Darstellungen immer komplexer. Neuere Filme handel- Hanna Rovina in Moskau. Im Jahr 1931 verlegte die ten zum Beispiel von den Überlebenden der Shoa und ihren Kindern, wie Gila Almagors Theatergruppe ihren ständigen Sitz nach Tel Aviv. „Aviyas Sommer“, und den Mühen der Neueinwanderer in Israel oder von der Beziehung Heute ist Habimah das israelische Nationaltheater. zwischen Juden und Arabern. In den 90er Jahren richtete sich das Augenmerk vor allem auf Daneben ist vor allem das Cameri-Theater durch persönliche Geschichten, zwischenmenschliche Beziehungen, Liebe und Verlust, aber auch viele Gastspiele, auch im Ausland, sehr bekannt ge- auf politische und religiöse Aspekte. In Joseph Pitchhadzes schwarz-weißem Thriller „Mit worden. Es wurde im Jahr 1944 gegründet. Seit 1970 den Augen des Westens“ (1996) begibt sich die Hauptfigur, Gary, auf die Suche nach seinem ist es das Stadttheater von Tel Aviv, feiert jährlich todgeglaubten Vater nach Israel und wird dort gezwungen, sich seiner traumatischen Ver- neun bis zehn Premieren und zählt über 900.000 gangenheit zu stellen. Entfremdung und Agonie vermittelt Assi Dayans Kultfilm „Life Besucher. According to Agfa“ (1992).

Die Produktionen beschäftigen sich gerade auch Seit einigen Jahren feiert das israelische Kino auch im Ausland große Erfolge, und der Ex- mit sozialen und politischen Aspekten des israeli- port von israelischen Filmen nimmt von Jahr zu Jahr zu. Ausländische Produktionen und schen Alltags. Sehr wichtig in der Theaterlandschaft Koproduktionen werden zunehmend in Israel gedreht. Joseph Cedar gewann im Jahr 2007 Israels ist auch das Gesher-Theater, das 1991 ge- mit seinem Film „Beaufort“ bei der Berlinale den Preis für die beste Regie und wurde mit gründet wurde und als künstlerisches Betätigungs- seinem Film in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film für einen Oscar nominiert. In feld für die neuen Immigranten aus der ehemaligen Eran Kolirins Film „Die Band von Nebenan“ (2007) verirrt sich eine ägyptische Polizei- Sowjetunion fungiert. Zunächst bot es anspruchs- Band in Israel und lernt so eine unerwartete Seite des Landes und seiner Bevölkerung ken- volle Theateraufführungen in russischer Sprache. nen. Der Film gewann in Cannes den Internationalen Kritiker-Preis, den Jugend-Preis und Nach großen Erfolgen beim Publikum und bei den Prix Coup de Coeur. Im Jahr 2009 gewann der Film „Lebanon“ von Samuel Maoz den Theaterkritikern findet es heute mit hebräischen Goldenen Löwen von Venedig. Bei der Vergabe der Europäischen Filmpreise im November Stücken auch Eingang in die Hauptströmung des is- 2010 im estländischen Tallin gewann „Lebanon“ den Preis für den besten Nachwuchsfilm raelischen Theaters. und die beste Kamera (Giora Bejach).

58 59 Auch die Kammermusik-Tradition begann in den 1930er Jahren und weist heute eine Reihe interna- tional renommierter Chor-Ensembles und Orches- ter auf, wie beispielsweise das Camerata Rehovot, das Kammerorchester des Bildungskorps der Isra- elischen Verteidigungsstreitkräfte oder das Kashta- niot Camerata von Ramat Hasharon. In den frühen 1990er Jahre profitierte besonders die Kammermu- sik von dem massiven Zustrom von rund einer Mil- lion Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, die dem Musikleben auch darüber hinaus neue Impul- se verliehen haben. In den späten 1980er Jahren begann die Neue Israelische Oper mit Produktio- nen auf höchstem Niveau.

Eines der wichtigsten Filmfestivals des Landes ist das Jerusalemer Filmfestival. Es findet Musikalische Darbietungen finden unter anderem seit 1984 jährlich in der Cinematheque von Jerusalem statt und zeigt aktuelle internationale an historischen Stätten, wie den römischen Amphi- Filme sowie Produktionen des neuen israelischen Kinos. Die Cinematheque verfügt darü- theatern in Caesarea und Beit She‘an statt, oder in ber hinaus über ein großes Film-Archiv, eine Forschungs-Bibliothek und Ausstellungsräu- den beiden großen Konzerthallen Israels, dem me. Daneben besitzt das Spielberg Film-Archiv an der Hebräischen Universität Jerusalem Mann-Auditorium in Tel Aviv und Jerusalems Inter- die weltweit größte Sammlung von Filmmaterial zu jüdischen Themen sowie zum jüdi- nationalem Kongresszentrum. Daneben gibt es schen und israelischen Leben. zahlreiche kleinere Veranstaltungsorte, wie zum Beispiel das Jerusalem-Theater, Tel Avivs Neues Musik Kunstzentrum für Darstellende Künste oder ver- ie Einwanderergesellschaft hat auch der Musik zahlreiche einzigartige Impulse ver- schiedene Museen. Zu den renommiertesten Künst- liehen, so dass Israel heute eines der aktivsten Musikzentren der Welt ist. Zumal lern des Landes gehören unter anderem Pinchas Dseit den 1930er Jahren kamen infolge der nationalsozialistischen Judenverfolgung Zuckerman, Shlomo Mintz, Itzhak Perlman, Gil in Europa Hunderte von Musiklehrern, Komponisten, Musikern und Sängern ins Land. Auf Shaham und Daniel Barenboim. Initiative des berühmten polnischen Violinisten Bronislaw Huberman wurde 1936 das Pa- lästina-Sinfonieorchester gegründet, das seit 1948 Israelisches Philharmonieorchester Jährlich finden zahlreiche Festivals und Wettbe- heißt. Sein erstes Konzert gab es in Tel Aviv unter der Leitung von Arturo Toscanini. Im werbe statt. Am bekanntesten sind der Internatio- Lauf der Jahre erwarb es sich den internationalen Ruf eines der hervorragendsten Orches- nale Harfen-Wettbewerb und der Artur Rubinstein ter der Welt. Weitere Orchestergründungen im ganzen Land folgten. Klavier-Wettbewerb. Aber auch lokale Festivals, wie das Musik Festival in Ein Gev, das Kammermu- Die israelische Musik wurde stark von der europäischen Tradition beeinflusst. Seit Mitte sikfestival im Kibbuz Kfar Blum oder das Jazz-Fes- der 40er Jahre kristallisierte sich jedoch mit der Schaffung spezifisch israelischer Musik tival in Eilat am Roten Meer ziehen jedes Jahr zahl- eine neue Ausdrucksform heraus. Der so genannte „mediterrane Stil“ integrierte traditio- reiche Besucher an. Das Israel-Festival, das jedes nelle Melodien des Orients und alte Gebetsgesänge. Zu Israels ersten Komponisten gehörte Jahr im Frühling für drei Wochen stattfindet, prä- Paul Ben Haim, der sich erweiterter Tonarten bediente, um einen postexpressionistischen sentiert Musik-, Tanz- und Theaterdarbietungen in- Stil zu schaffen, der Altes und Neues, Orient und Okzident verbinden sollte. Joseph Tal ternationaler Ensembles und verwandelt Jerusa- begründete die elektronische Komposition in Israel. lem in einen kulturellen Magneten.

Die nachfolgende Generation zielte darauf ab, die hebräische Sprache, ihre Bezüge zur jü- Die Rock- und Popszene in Israel zeichnet sich dischen Liturgie und Tradition und ihre Verwurzelung im Nahen Osten in ihre Musik einzu- durch eine große Experimentierfreude aus. Ver- beziehen. Heute orientiert man sich auch an internationalen Kompositionen und versucht schiedene Stile treffen hier aufeinander und werden Barrieren innerhalb der Musik zu brechen, indem man Traditionen verschmilzt und Innova- miteinander kombiniert. Man kann Israel daher als tionen aus anderen Musikgenres integriert. einzigartigen Schmelztiegel moderner Musik be- zeichnen. Ungewöhnlich sind zum Beispiel der poli-

60 61 tisch-ironische Hip Hop der Band Hadag Nachash oder das Idan Raichel Projekt, das musi- kalische Elemente aus Äthiopien mit nahöstlichen Klängen verbindet. Bands wie Teapacks und Mashina oder Solo-Künstler wie Arik Einstein, Ehud Banai oder Hava Alberstein gehö- ren zu den Veteranen der israelischen Musikszene, die ungebrochene Popularität genießen.

Tanz er Tanz besitzt im kulturellen Leben Israels einen hohen Stellenwert. Der professi- onelle Tanz entwickelte sich seit den 1920er Jahren durch eingewanderte Tanzleh- Drer und Tänzer aus Europa. Verschiedene Ensembles unterschiedlicher Stilrichtun- gen verhalfen ihm sehr schnell zu hohem Ansehen. Es gibt heute mehr als ein Dutzend großer professioneller Tanzensembles, von denen viele auch im Ausland Erfolge feiern.

Das Israel-Ballett ging aus einem Studio für klassischen Tanz hervor, das von Berta Yam- polsky und Hillel Markman gegründet wurde. Es ist die einzige professionelle klassische Balletttruppe in Israel. Eines der führenden zeitgenössischen Tanzensembles ist die Kib- Seit der Eröffnung des Suzanne Dellal Center für Tanz und Theater im neu rennovierten butz Contemporary Dance Company, die 1970 von Yehudit Arnon im Kibbuz Ga’aton in Neve Tzedek-Viertel im Jahre 1989 ist Tel Aviv vollends zum Zentrum des Tanzes avanciert. Nordgaliläa gegründet wurde und sich schnell zu einer der führenden zeitgenössischen Hier befindet sich auch die israelische Tanz-Bibliothek und das Israel Tanz-Archiv, die als Tanzkompanien mit internationalem Ansehen entwickelte. Das weltweit vielleicht be- Anlaufpunkte für Studium und Forschung dienen. kannteste Aushängeschild ist die Batsheva Dance Company, gegründet im Jahr 1964 von Martha Graham und der Baronin Batsheva de Rothschild. Künstlerischer Leiter ist Ohad Neben dem professionellen Tanz spielen auch der Volkstanz sowie traditionelle Tänze der Naharin. Ebenfalls eine sehr erfolgreiche moderne Tanz-Gruppe ist Vertigo. Sie wurde verschiedenen ethnischen Gruppen eine wichtige Rolle. Der Volkstanz geht auf die frühen 1992 von zwei Tänzerinnen, Noa Wertheim und Adi Sha‘al, gegründet und erhielt bereits Pioniere zurück und entwickelt sich seitdem stetig weiter. Er verschmilzt jüdische und zahlreiche internationale Auszeichnungen. 1997 wurde außerdem die Vertigo Tanz-Schule nichtjüdische Volkstanzformen aus vielen Teilen der Welt und erfreut sich internationaler in Jerusalem gegründet. Auch die Inbal Pinto Dance Company ist national und internatio- Beliebtheit. nal bekannt. Inbal Pinto, ehemaliges Mitglied der Batsheva Dance Company und aufge- hender Stern in der internationalen Tanzszene, hat gemeinsam mit ihrem künstlerischen Literatur Leiter Avshalom Pollack etwa das weltbekannte Stück „Oyster“ kreiert. Darüber hinaus as moderne Hebräisch entwickelte sich seit Ende des 19. Jahrhunderts von einer gibt es eine Reihe von kleineren Tanzensembles und unabhängigen Choreographen, deren weitgehend liturgischen Sprache zu einer im Alltag gesprochenen Nationalsprache Arbeit von Tanz-Liebhabern auf der ganzen Welt geschätzt wird. Die prominenteste von Dund fand bald auch Niederschlag in der Literatur. Die Stoffe setzten sich anfangs in ihnen ist Yasmeen Godder, die bereits den Bessie Award 2001 in New York und zahlreiche erster Linie mit den schöpferischen Leistungen in Israel auseinander. Yosef Haim Brenner Auszeichnungen in Israel gewonnen hat. Weitere neue und prominente Stars sind Emanu- (1881-1921) und Shmuel Yosef Agnon (1888-1970) schufen innovative Schreibstile, die eine el Gat und Renana Raz. neue hebräische Prosa des 20. Jahrhunderts entstehen ließen. Brenner betonte die Identi- fikation mit dem physischen Kampf der Pioniere gegen eine dürre, raue Landschaft, und dem nicht weniger schwierigen Kampf der Schaffung einer neuen Identität der Juden im Land Israel. Agnon beschäftigte sich vor allem mit dem Zerfall der traditionellen Lebenssti- le, dem Glaubensverlust und dem daraus resultierenden Identitätsverlust. 1966 erhielt er, zusammen mit Nelly Sachs, den Nobelpreis für Literatur.

In den 1940er Jahren kam mit den in Israel geborenen Schriftstellern, der sogenannte „Gene- ration des Unabhängigkeitskrieges“, eine neue Mentalität zum Ausdruck. Ihre Mutterspra- che war Hebräisch und ihre Lebenserfahrung war eng mit dem Land Israel verwurzelt. Auto- ren wie S. Yizhar, Moshe Shamir, Hanoch Bartov, , und Binyamin Tammuz waren hin- und hergerissen zwischen Individualismus und Engagement zum Wohl der Gesellschaft und des Staates. Sie präsentierten ein Modell des sozialen Realismus, oft mit heldenhaften Motiven, und vermischten einheimische und internationale Einflüsse. In den frühen 1960er Jahren ging eine Gruppe von jüngeren und sehr einflussreichen Autoren wie A. B. Yehoshua, Amos Oz, Yoram Kaniuk und Yaakov Shabtai neue Wege. Sie konzentrierten sich auf die Welt des Individuums und experimentierten mit Erzählformen und Prosastilen.

62 63 In den 1980er und 1990er Jahren wuchs die Zahl publizierter Bücher drastisch an, und eini- Bildende Kunst ge israelische Schriftsteller erlangten internationale Anerkennung, insbesondere Amos Oz ie bildende Kunst in Israel ist geprägt von und A. B. Yehoshua, aber auch David Grossman und Meir Shalev. Die Stoffe reichten vom der Begegnung von Orient und Okzident so- israelischen Alltag mit all seinen politischen und sozialen Herausforderungen bis hin zum Dwie der israelischen Realität, gleichzeitig Trauma der Shoa. Darüber hinaus trat eine Reihe bedeutender Autorinnen in den Vorder- jedoch auch von den stilistischen Trends der Kunst- grund, die nicht nur allgemeine Themen, sondern auch ihre Rolle in der jüdischen Traditi- zentren im Ausland. Organisiertes künstlerisches on und nicht zuletzt innerhalb der zionistischen Bewegung thematisierten. Zu ihnen zählen Schaffen begann in Israel im Jahr 1906, als Profes- Shulamit Lapid, Ruth Almog, Savyon Liebrecht und Batya Gur. sor Boris Schatz (1867-1932) aus Bulgarien einwan- derte und die Bezalel Akademie für Kunst und In jüngster Zeit hat sich eine Generation von Autoren herausgebildet, die eher einen uni- Kunsthandwerk in Jerusalem gründete. versalistischen Trend widerspiegeln, der oft von surrealer und sehr individueller Natur ist. Bücher von Yehudit Katzir, Etgar Keret, Orly Castel-Bloom, Gadi Taub, Irit Linor, oder Mira Malerei Magen genießen fast Kultstatus und landen häufig an der Spitze der Bestsellerlisten. ie künstlerische Ausrichtung der Bezalel- Akademie sah zunächst die Schaffung einer Lyrik Doriginal jüdischen Kunst durch die Ver- ie hebräische Poesie besitzt eine lange Tradition. Herrschten zunächst vor allem schmelzung europäischer Techniken mit Einflüssen religiöse und nationale Themen vor, dominieren heute Motive des individuellen Le- des Nahen Ostens vor. Bilder von biblischen Sze- Dbens. Bedeutende Dichter, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Palästina ein- nen, romantisierte Vorstellungen der Vergangenheit wanderten, waren Haim Nahman Bialik (1873-1934) und Saul Tchernichovsky (1875-1943). in Zusammenhang mit utopischen Zukunftsvisio- Bialiks Werk umfasst sowohl lange epische Gedichte über Kapitel der jüdischen Geschich- nen, Bildern aus den alten jüdischen Gemeinden so- te als auch reine lyrische Dichtung über Liebe und Natur. Oft auch als Volksdichter, ja Na- wie von den lokalen Beduinen herrschten vor. tionaldichter bezeichnet, schuf er eine neue Dichtersprache, die frei war von dem über- mächtigen biblischen Einfluss. Dennoch behielt er die klassische Struktur und die Klarheit Bald danach jedoch wurde Bezalels anachronisti- des Ausdrucks bei. Tchernichovsky schrieb neben Lyrik auch dramatische Epen, Balladen scher Stil sowohl von den jungen Rebellen innerhalb und Allegorien. Beide repräsentieren den Übergang der alten jüdischen Poesie zur moder- der Akademie, als auch von Künstlern aus den Krei- nen hebräischen Lyrik. sen der Neuzuwanderer angefochten. Sie nannten ihre Kunst, als Abgrenzung zur jüdischen Kunst, die Avraham Shlonsky, Natan Alterman, Lea Goldberg und Uri Zvi Greenberg bildeten die hebräische Kunst. Die Themen kreisten um das All- nächste Generation von Dichtern. Sie waren die Ersten, die den Rhythmus der gesproche- tagsleben und seine Umwelt. Helles Licht und nen Sprache in die hebräische Dichtung einführten. Sie belebten alte Idiome und prägten leuchtende Farben, vor allem bei der Landschafts- neue, um auf diese Weise der alten Sprache neue Flexibilität und neuen Reichtum zu ver- darstellung, sowie einfache Techniken dominierten. leihen. Die Poesie dieses Zeitraums war stark beeinflusst vom russischen Futurismus und Symbolismus als auch vom deutschen Expressionismus. Mitte der 1920er Jahre hatten sich die meisten füh- renden Künstler in der neuen, dynamischen Stadt Seit den 1950er Jahren kam mit Yehuda Amichai, Natan Zach, Dan Pagis, T. Carmi und Da- Tel Aviv niedergelassen, die bis heute das künstleri- vid Avidan eine neue Strömung auf. Sie tendierte zu einer Abkehr von Kollektiverfahrun- sche Zentrum Israels darstellt. Die Kunst der 1930er gen und verstärkter Hinwendung zu freier Beobachtung der Realität in umgangssprachli- Jahre wurde stark von westlichen Innovationen, chem Stil. Eine bleibende Kultfigur der israelischen Lyrik ist die anarchische Yona insbesondere vom Expressionismus aus Paris be- Wallach. einflusst. Mit der Einwanderung jüdischer Künstler aus Deutschland kam auch der deutsche Expressio- Weitere bedeutende zeitgenössische Dichter sind etwa Agi Mishol, Asher Reich, Aharon nismus nach Israel, unter ihnen Hermann Struck Shabtai, Arieh Sivan, Ronny Somak und Moshe Dor. Die Dichtung der jüngsten Generation sowie Mordechai Ardon und Jakob Steinhardt, die ist geprägt von Individualismus und Ratlosigkeit mit der Tendenz zu kurzen Gedichten, in später auch Direktoren an der Bezalel Akademie Umgangssprache, ohne Reime und festen Rhythmus. wurden und einen bedeutenden Beitrag zur Ent- wicklung der israelischen Kunst leisteten.

64 65 Der Zweite Weltkrieg und das Trauma der Shoa sowie auch der Unabhängigkeitskrieg von Fotografie 1948 führten zu neuen, unterschiedlichen Entwicklungen. Die Gruppe Neue Horizonte ie Anfänge der israelischen Fotografie kon- setzte sich zum Ziel, die israelische Malerei von ihrem provinziellen Charakter zu befreien zentrierten sich auf Abbildungen der heili- und Anschluss an die zeitgenössische europäische Kunst zu erlangen. Sie legitimierte nicht Dgen Stätten. Viele talentierte Fotojournalis- nur abstrakte Kunst in Israel, sondern war auch die beherrschende Kraft bis in die frühen ten, darunter Tim Gidal, David Rubinger, Rudi 1960er Jahre, in denen dann vor allem die Suche nach Individualität einsetzte. Bereits in Weissenstein, Werner Braun, Boris Carmi, Zev Rado- den späten 50er Jahren etablierte sich die „Gruppe der Zehn“ unter ihnen Rafi Lavi, Aviva van, David Harris und Micha Bar Am, dokumentier- Uri, Uri Lifschitz und Lea Nikel. Sie waren auf der Suche nach einer persönlichen Bildspra- ten darüber hinaus die ersten Entwicklungsjahre che und traten gegen die vorherrschenden universalistischen Tendenzen in der Kunst an. des Landes. Aliza Auerbach überschreitet mit ihren Ende der sechziger Jahre traten die Realismus-Künstler Ori Reisman und Yitzhak Mam- Arbeiten die unsichtbare Grenze zwischen der Foto- bush der Gruppe bei. grafie als Dokumentation und der Kunstfotografie. Sie hat sich auf Porträtfotografie spezialisiert. Neil In den 70er Jahren herrschte der Minimalismus vor, mit seinen oft amorphen, transparen- Folberg, Doron Horwitz und Shai Ginott konzentrie- ten Formen. In den Werken der bekannten Künstler Larry Abramson und Moshe Gershuni ren sich dagegen auf die Natur, David Darom ist Ex- dominiert die Idee und weniger die Ästhetik. Die 80er und 90er Jahre, eine Phase individu- perte in Unterwasserfotografie, Dubi Tal und Mony eller Experimente, waren geprägt von der Suche nach einem israelischen Inhalt und Geist Haramati sind auf Luftaufnahmen spezialisiert. mittels Verwendung eines großen Spektrums von Materialien, Techniken und Bildern. Ge- genwärtige Trends, zum Beispiel in den Arbeiten von Pinhas Cohen-Gan, Deganit Beresht, Adi Nes wurde in den 1990er Jahren durch seine Gabi Klasmer, Tsibi Geva, Tzvi Goldstein und David Reeb Kunst gehen weiter in Richtung Serie „Soldaten“ bekannt. Darin erforscht Nes in ei- einer Ausweitung der Definition von israelischer Kunst jenseits ihrer traditionellen Kon- nem homoerotischen, ambivalenten und aufschluss- zepte und Materialien, sowohl als Ausdruck einer einheimischen Kultur als auch der zeit- reichen Kontext Fragen der nationalen, vor allem genössischen westlichen Kunst. der männlichen israelischen Identität. Barry Fryd- lender ist der erste israelische Künstler, dessen Ar- beiten in einer Solo-Ausstellung im Museum of Mo- Bildhauerei dern Art in New York gezeigt wurden. Seine Arbeiten ank der Bemühungen einiger weniger Bildhauer hat die Bildhauerkunst in Israel sind zusammengesetzt aus Dutzenden, manchmal eine dauerhafte Blüte erlebt. Dominierend war zunächst die akademisch orientier- Hunderten von nahtlos miteinander kombinierten Dte Bildhauerkunst. Avraham Melnikoff und Ze‘ev Ben-Zvi führten den Kubismus Fotos, wodurch Bilder von besonderer Präzision, ein. Ende der 1940er Jahre hat die Bewegung der ‚Kanaanäer’ mit ihrer Vorliebe für die Klarheit und Perspektive entstehen. vorisraelitischen Zivilisationen des Nahen Ostens eine Reihe von Künstlern beeinflusst, insbesondere . Wichtige Ausstellungsorte fotografischer Arbeiten in Israel sind zum Beispiel die Biennale für Fotogra- In den 1950er Jahren verwendete man neuartige Materialien und verlegte sich auf monu- fie in Mishkan Le‘Omanut im Kibbuz Ein Harod und mentale Maßstäbe. Die Plastik wurde zunehmend abstrakter. Unter dem Einfluss der Fran- das Neue Museum für Fotografie in Tel Hai im nörd- zösischen Schule und des Expressionismus sowie unter Einsatz eines breiten Spektrums lichen Galiläa. von Materialien schufen zeitgenössische Künstler Installationen und Skulpturen, die ihre individuellen Reaktionen auf soziale und politische Realitäten zum Ausdruck bringen. Museen srael besitzt heute rund 200 Museen. Das Israel- Jigal Tumarkin, Dani Karavan, Kosso Eloul und Israel Hadany, deren Werke auf der ganzen Museum in Jerusalem, das 1965 als das National- Welt ausgestellt werden, haben internationale Anerkennung gefunden. Imuseum gegründet wurde, umfasst mehrere Hauptabteilungen, darunter die Sammlung des Bezalel-Museums der Schönen Künste, der Judaica und Ethnographie, Ausstellungen über verschiede- ne jüdische Diaspora-Gemeinden, einen Skulptu- rengarten mit über 60 Werken und den Schrein des Buches mit den berühmten Schriftrollen von Qum- ran, um nur einige Abteilungen zu nennen.

66 67 Das Kunstmuseum Tel Aviv wurde bereits 1932 gegründet. Der heutige Bau wurde 1971 seiner Geschichte geprägt haben. Es gibt etwa bezogen. Er besteht aus einem Galerienkomplex und beherbergt eine umfassende Samm- 20.000 antike Stätten in Israel, die gesetzlich ge- lung klassischer und zeitgenössischer, insbesondere israelischer Kunst, eine Jugendabtei- schützt sind. Jedes Jahr werden Dutzende neuer lung sowie ein Auditorium, in dem regelmäßig Lesungen, Kammermusik-Konzerte und Fundorte aus verschiedenen Epochen in allen Tei- Filmvorführungen angeboten werden. Das Diaspora-Museum (Beit Hatefutsoth) liegt auf len des Landes ausgegraben. Die bedeutendsten dem Gelände der Tel Aviver Universität. Unter Verwendung modernster Techniken und Stätten, wie Caesarea, Ashkelon, Jericho oder audiovisueller Displays wird die Geschichte der jüdischen Diaspora-Gemeinden in aller Masada, sind gleichzeitig Nationalparks. In Israel Welt im Laufe der Jahrhunderte gezeigt. Die Gedenkstätte in Jerusalem ist gibt es sieben Orte, die zum UNESCO Weltkulturer- dem Andenken und der Erinnerung an die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden be erklärt worden sind: die Jerusalemer Altstadt, gewidmet. Es wurde von Moshe Safdie gestaltet und im Jahr 2005 renoviert und erweitert. Masada, die Altstadt von Akko, der Bahai-Tempel Es umfasst unter anderem das Holocaust-Museum, die Allee der Gerechten unter den Völ- mit seiner Gartenanlage in Haifa, die biblischen Orte kern und ein großes Forschungszentrum mit Archiv. Meggido, Hazor und Be’er Sheva, die Städte entlang der „Weihrauchstraße“ und Tel Avivs „weiße Stadt“. Interessante Sammlungen bieten auch das Mishkan Le’omanut, das „Haus der Kunst“, ge- gründet 1934 im Kibbutz Ein Harod, das Haifa-Museum mit dem Museum für Antike Kunst, das auf archäologische Funde in Israel und im Mittelmeerraum spezialisiert ist, sowie dem Tel Aviv – die „weiße Stadt“ Museum für Moderne Kunst mit Exponaten aus der ganzen Welt. Das Eretz in el Aviv, die „weisse Stadt“, wurde 1909 als jü- Ramat Aviv bietet umfassende archäologische, anthropologische und historische Funde aus dische Stadt außerhalb des antiken Mittel- der Region. Das L.A. Mayer-Institut für Islamische Kunst in Jerusalem präsentiert über tau- Tmeerhafens von Jaffa gegründet und ist be- send Jahre islamischer Kunst, von Spanien bis Indien, sowie wechselnde temporäre Ausstel- rühmt für seine Bauhaus-Architektur. In den 20er lungen. Eine bedeutende historische und archäologische Stätte ist das stadtgeschichtliche und 30er Jahren kamen jüdische Architekten vom und volkskundliche Museum in der Jerusalemer Zitadelle, dem Davidsturm. Es umfasst 4.000 Zentrum der Bauhausbewegung in Deutschland in Jahre Stadtgeschichte, von den kanaanitischen Anfängen bis zur heutigen Zeit. das damalige Palästina. Der Bauhaus-Stil wurde da- durch sehr schnell prägend, wie noch heute rund Yad Vashem 4.000 Gebäude bezeugen. Die Farbe der Gebäude ist ie Gedenkstätte Yad Vashem (Gedenkstätte für Holocaust und Heldentum) in Jeru- häufig weiß, wodurch Tel Aviv den Beinamen die salem ist dem Andenken und der Erinnerung an die sechs Millionen im Holocaust „weiße Stadt“ erhielt. Hunderte Gebäude der „wei- Dermordeten Juden gewidmet. Gegründet im Jahr 1953, wurde die Gedenkstätte zu ßen Stadt“ wurden in den letzten Jahren saniert, da- Beginn des 21. Jahrhunderts erneuert und umgestaltet. Das neue Museum zur Geschichte runter Wohnanlagen, Bürogebäude, Restaurants und des Holocaust wurde von Moshe Safdie entworfen und im Jahr 2005 eingeweiht. Der Cam- Hotels. Eines der schönsten Sanierungsprojekte ist pus von Yad Vashem umfasst neben dem Historischen Museum auch ein Kunstmuseum, ein das ehemalige „Esther-Kino“ am Dizengoff Square, Archiv, die Halle der Namen, eine umfangreiche Mediathek (Visual Center), ein internatio- dessen weit ausladendes Treppenhaus, große Fens- nales Forschungszentrum, die Allee der Gerechten unter den Völkern und die International ter und geschwungene Balkone das architektonische School for Holocaust Studies. Die Aufgabe von Yad Vashem ist das Vermächtnis des Holo- Erbe bewahren. Seit Januar 2008 hat Tel Aviv ein caust an zukünftige Generationen weiterzugeben, damit die Namen der Opfer, der Horror kleines Bauhaus-Museum im Erdgeschoss eines und die Grausamkeit des Holocaust nie in Vergessenheit geraten. Das Gedenken und die Bauhaus-Gebäudes in der Bialikstr. 21. Dokumentation der Geschehnisse, die Sammlung, Untersuchung und Veröffentlichung von Augenzeugenberichten, Forschung und Erziehung sowie internationale Lehrerfortbildun- gen gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Gedenkstätte.

Archäologie rchäologische Ausgrabungen in Israel begannen bereits im 19. Jahrhundert. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Überreste antiker Siedlungen Aausgegraben und das Fundament für wissenschaftliche Untersuchungen gelegt. Die Aktivitäten verstärkten sich während der britischen Mandatszeit von 1917 bis 1948 und wurden nach der Staatsgründung noch intensiviert. Die große Anzahl archäologischer Stät- ten und Fundstücke zeugt von den vielen verschiedenen Kulturen, die das Land im Laufe

68 69 Medien Sport

ei der Gründung des Staates Israel bestand die er israelische Sport stand über lange Zeit hinweg in enger Beziehung mit der Politik. Medienlandschaft aus 16 Tageszeitungen. Da- Die im Jahr 1911 in Jerusalem gegründete Makkabi-Sportbewegung war zunächst mit Bvon erschienen 13 in hebräischer Sprache: Dder Allgemeinen Zionistischen Bewegung verbunden – der Vorläuferin der Liberalen , , Haboker, Hatzofe, Hamashkif, Al Ha- Partei, die schließlich im -Block aufging. Der Sportverein Hapoel, gegründet 1924, war mishmar, Kol Haam, Hayom, Miwrak, Yedioth Ahro- mit dem von der Arbeitspartei dominierten israelischen Gewerkschaftsverband Histadrut ver- not, , Yom Yom, Hayoman. Hinzu kamen die knüpft. Ebenfalls im Jahr 1924 wurde die Betar-Sportbewegung gegründet, die der Revisionis- Palestine Post in englischer Sprache sowie Yedioth tischen Bewegung innerhalb des Zionismus nahestand. Zuletzt rief der religiöse Hapoel Misra- Chadashot und Yedioth Hayom in deutscher Sprache. chi im Jahr 1939 die Elizur-Sportbewegung ins Leben. Auch in den ersten Jahren nach der Damals lag die Einwohnerzahl in Israel bei rund Staatsgründung waren die Sportvereine in Israel noch eng mit politischen Parteien verbun- 650.000. Bis zur Staatsgründung wurde jede Anstren- den. Nach und nach lockerten sich diese Verknüpfungen jedoch, und in den 80er Jahren hat gung unternommen, das Erscheinen von fremdspra- sich der Sport von der Politik gelöst. Der Zusammenhang von Sport und Politik wurde für Is- chigen Zeitungen zu verhindern. Die einzige Ausnah- rael allerdings noch einmal auf internationaler Ebene aktuell. Als die arabischen Staaten nach me war die englischsprachige Palestine Post, die sich 1973 versuchten Israel zu isolieren, wurde Israel von allen asiatischen Sportverbänden ausge- seit 1950 Jerusalem Post nennt. Zeitungen in deutscher Sprache erschienen – trotz großer schlossen. Gleichzeitig fand Israel aber Aufnahme in die europäischen Sportverbände. Und so Widerstände der Öffentlichkeit – aufgrund der Hartnäckigkeit der deutschen Einwanderer, nehmen israelische Mannschaften weiterhin an internationalen Sportwettkämpfen wie den denen es schwer fiel, Zeitungen in hebräischer Sprache zu lesen. Im Jahr 1955 stieg die An- Leichtathletik-Europameisterschaften, den Schwimm-Europameisterschaften, den UEFA-Po- zahl der Tageszeitungen auf 25 an, davon erschienen 16 in Hebräisch, zwei in Deutsch und kalspielen im Fußball oder den Europapokalspielen im Basketball teil. je eine in den folgenden Sprachen: Englisch, Arabisch, Französisch, Yiddisch, Ungarisch, Rumänisch und Polnisch. Die Bevölkerungszahl lag zu jener Zeit bei etwa 1,6 Millionen. Makkabiade ie europäische Makkabi-Bewegung begann Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals jü- Gegen Ende der 80er Jahre gab es in Israel 20 Tageszeitungen, darunter nur acht in hebrä- dische Sportaktivitäten zu organisieren. An der 1. Makkabiade von 1932, dem ersten ischer Sprache. In anderen Sprachen erschienen zwölf Tageszeitungen: sieben in Russisch, Dinternationalen jüdischen Sportwettkampf, nahmen im damaligen Palästina rund zwei in Rumänisch, eine in Englisch, eine in Arabisch und eine in Polnisch. Die Bevölke- 500 jüdische Sportler aus 23 Ländern teil. Nach der 2. Makkabiade im Jahr 1935 blieben viele rungszahl Israels lag zu der Zeit bei fast sechs Millionen. Die drei auflagenstärksten Tages- Sportler im Land, um nicht in das vom Nationalsozialismus bedrohte Europa zurückkehren zeitungen in hebräischer Sprache sind heute , Maariv und Haaretz. Die zu müssen. Zur 15. Makkabiade kamen im Jahr 1997 über 5.500 jüdische Sportler aus 54 Län- Zeitung Maariv wurde im Februar 1948 gegründet und war, gemessen an der Auflage, wäh- dern in Israel zusammen, bei der 17. Makkabiade 2005 waren es sogar 7.000 Teilnehmer. rend des Unabhängigkeitskrieges die führende Zeitung. Die 1939 gegründete Yedioth Ahro- not war in den 80er Jahren wieder „die“ Zeitung des Landes. Haaretz, die drittgrößte Tages- Olympische Spiele zeitung, wurde 1919 gegründet und erscheint im ehemals in Berlin beheimateten srael nimmt seit 1952 regelmäßig an den Olympischen Spielen teil. Die ersten olympi- Schocken-Verlag. Sie gilt als sprachlich und intellektuell anspruchsvollstes Presseorgan schen Medaillen gewannen israelische Sportler jedoch erst bei den Spielen im Jahr 1992 des Landes. Eine Besonderheit auf dem israelischen Zeitungsmarkt stellen die Wochenend- Iin Barcelona, als die beiden Judoka Yael Arad (Silbermedaille, Frauen unter 61 Kilo- Ausgaben der Tageszeitungen dar. Schon ihr enormer Umfang ist erwähnenswert, sie bie- gramm) und Oren Smadja (Bronzemedaille, Männer unter 78 Kilogramm) erfolgreich wa- ten den Lesern im wahrsten Sinn des Wortes ein „dickes Paket“ an Informationen. Neben ren. Gal Friedman gewann 2004 in Athen die erste Goldmedaille für Israel (Surfen). Die einer Vielzahl an Fachzeitschriften und Magazinen zu speziellen Themen existieren auch Olympischen Spiele von 1972 in München werden in Israel hingegen für immer mit dem einige Regionalzeitungen, die sich unter anderem auf die Berichterstattung in den großen Terroranschlag auf das Olympische Dorf verbunden bleiben, bei dem elf israelische Sport- Städten des Landes konzentrieren. Täglich erscheint zudem die Wirtschaftszeitung . ler und ihre Trainer von PLO-Terroristen ermordet wurden. Fußball und Basketball sind Fast alle hebräischsprachigen Zeitungen haben heute Internetausgaben auch in englischer heute die populärsten Sportarten in Israel. Die Nationalmannschaften vertreten das Land Sprache. bei internationalen Meisterschaften. Israelische Vereinsmannschaften nehmen seit 1993 an allen größeren europäischen Wettkämpfen teil. Erfolgreich sind dabei vor allem die israe- Die Ausstrahlung des staatlichen israelischen Fernsehprogramms (Kanal 1) begann nach lische Basketball-Nationalmannschaft und der Verein Makkabi Tel Aviv. Das Mittelmeer dem Sechs-Tage-Krieg im Jahr 1967. Heute existieren neben verschiedenen Kabelprogram- und das Rote Meer, aber auch der See Genezareth bieten beste Bedingungen für alle er- men noch zwei private Nachrichtenkanäle (Kanal 2 und Kanal 10). Ein Fernsehsender denklichen Wassersportarten. Israelische Schwimmer konnten bei internationalen Sport- überträgt zudem die Debatten in der Knesset. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk „Kol Is- veranstaltungen bereits einige Erfolge erzielen. Israel war bereits zweimal Gastgeber von rael“ (Stimme Israels) bietet in seinen acht Sendern Programme in 17 Sprachen an. Auch Weltmeisterschaften: der Segelweltmeisterschaft der 470-Klasse (Tel Aviv 1997) und der die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte betreiben mit „Galei Zahal“ und „Galgalatz“ zwei Windsurfingweltmeisterschaft (Haifa 1996). eigene Radiosender.

70 71 ISRAELS KÜCHE

ie israelische Küche stellt eine einzigartige Mischung kulinarischer Traditionen von Orient und Okzident dar. Jüdische Einwanderer aus aller Welt brachten ost- und mittel- Deuropäische, nordafrikanische, persische und jemenitische Gerichte und Kochkünste in ihre neue Heimat mit, wo sie sich auch schnell die lokalen Spezialitäten der Levante zu Eigen machten. So ist Vielfalt stets das Hauptcharakteristikum des Speiseplans im Heiligen Land ge- wesen. Vor allem junge Köche in Israel vertreten voller Stolz eine eigenständige israelische Küche, die auf einem gewissermaßen postmodernen Kochverständnis beruht. Vorgefundene Traditionen werden auf neuartige, kreative Weise zusammengefügt. Typisch israelisch sind da- bei nicht nur der Einfallsreichtum im Umgang mit überlieferten Speisen, sondern auch die reichhaltigen Zutaten, die die einheimische Landwirtschaft das ganze Jahr hindurch zur Verfü- gung stellt.

Weiterhin erfreuen sich die klassischen Fastfood-Gerichte wie Falafel – meist im Fladen- brot servierte Kichererbsenbällchen –, Humus, Tahina oder die mit Spinat, Käse oder Kar- toffelbrei gefüllten Borekas aus Blätterteig ungebrochener Beliebtheit. Unabdingbar ist bei all dem stets der Salat, der in unendlichen Variationen angeboten wird. Israel gehört zu den salatfreudigsten Nationen der Erde. Oft isst man sogar schon zum Frühstück Salat.

Alkohol wird hingegen vergleichsweise wenig konsumiert. Dabei kann sich zumal das Angebot der in Israel angebauten Weine durchaus sehen lassen. Bereits die ersten zionisti- schen Siedler im 19. Jahrhundert brachten europäisches Know-how ins Land, um die günstigen Klima- und Bodenverhältnisse zur Wiederbelebung antiker Weintradition zu nutzen. Heute werden israelische Weine international prämiert.

72 73 Zeittafel zur 166-160 Aufstand der Makkabäer (Hasmonäer) Geschichte Israels aus religiösen Motiven 142-129 Jüdische Autonomie unter den Hasmonäern

129-63 Jüdische Unabhängigkeit unter der Hasmonäer-Dynastie

63 13.-12. Jh.v.d.Z. Eroberung Jerusalems durch Pompeius Besiedlung des Landes Kanaan durch die Israeliten 63 v.d.Z.-313 n.d.Z. Römische Herrschaft ca. 1020 Beginn der Monarchie mit König Saul 63-4 v.d.Z. Herodes, römischer Vasallenkönig, ca. 1000 regiert das Land Israel Jerusalem wird Hauptstadt von Davids Königreich Renovierung des Tempels in Jerusalem ca. 960 Bau des ersten Tempels durch ca. 20-33 n.d.Z. König Salomo Wirken Jesu von Nazareth

ca. 930 66 n.d.Z. Teilung des Reiches in Judäa und Israel Jüdischer Aufstand gegen die Römer

722-720 70 Zerstörung Israels durch die Zerstörung Jerusalems und des zweiten Tempels Assyrer mit Zwangsumsiedlungen (die zehn ‚verlorenen Stämme’) 73 Eroberung Masadas, 586 des letzten jüdischen Bollwerks Eroberung Judäas durch die Babylonier 132-135 Zerstörung Jerusalems und des ersten Tempels Bar-Kochba-Aufstand gegen Rom

Beginn des babylonischen Exils ca. 210 Kodifizierung der mündlichen Überlieferung 538-142 (Mischna) abgeschlossen Persische und hellenistische Zeit 313-636 538-515 Byzantinische Herrschaft Rückkehr vieler Juden aus Babylon ca. 390 Wiederaufbau des Tempels Kommentar der Mischna (Jerusalemer Talmud) abgeschlossen 332 Eroberung durch Alexander den Großen

Beginn der hellenistischen Zeit

74 75 1909 Gründung Tel Avivs (11.4.)

614 1910 Persische Invasion Offizielle Gründung des ersten Kibbutz Degania (25.10.) 636-1099 Arabische Herrschaft 1917 Großbritannien besiegt im Ersten Weltkrieg 691 das Osmanische Reich und besetzt Palästina Kalif Abd el-Malik erbaut am Standort des jüdischen Tempels in Jerusalem den Felsendom Balfour-Erklärung (2.11.) mit Zusage einer nationalen Heimstätte für die Juden in Palästina 1099-1291 Kreuzfahrerzeit (Lateinisches Königreich Jerusalem) 1919-1923 Dritte Aliyah, überwiegend aus Russland 1291-1516 (ca. 35.000 Menschen) Mameluckische Herrschaft 1920 1517-1917 Gründung des jüdischen Gewerkschaftsbundes Osmanische Herrschaft Histadrut und der jüdischen Selbstverteidigungs- organisation Hagana 1564 Herausgabe des Shulchan Aruch Einrichtung des Nationalrats (Va‘ad Leumi) zur (jüdische Gesetzessammlung) Selbstverwaltung der jüdischen Gemeinschaft (Yishuv) 1860 Bau des ersten jüdischen Viertels außerhalb der Wahlen zum ersten Parlament des Yishuv (19.4.) Stadtmauern Jerusalems Antijüdische Pogrome in Jerusalem (April) 1882-1903 Erste zionistische Einwanderungswelle (Aliyah) Konferenz der Entente-Staaten in San Remo nach Palästina (20.000 bis 30.000 Menschen) (19.-26.4.) hauptsächlich aus Russland 1921 1896 Gründung des ersten Moschav Nahalal „Der Judenstaat“ von Theodor Herzl erscheint in Wien Arabische Unruhen in Jaffa (Mai)

1897 1922 Theodor Herzl beruft den Gründungskongress der Der Völkerbund überträgt Grossbritannien das Zionistischen Weltorganisation in Basel ein Mandat für Palästina (24.7.); auf drei Vierteln des (29. - 31.8.), Annahme des Baseler Programms Mandatsgebiets wird Transjordanien errichtet

1904-1914 Gründung der Jewish Agency als Vertretung Zweite Aliyah, hauptsächlich aus Russland und Polen der jüdischen Gemeinschaft gegenüber den (35.000 bis 40.000 Menschen) Mandatsbehörden

76 77 1940-1941 Gründung der Untergrundbewegung Lehi Gründung der Palmach (Elitetruppe der Hagana)

1944 Bildung der Jüdischen Brigade innerhalb der britischen Streitkräfte

1947 Übergabe der Palästina-Frage an die UNO (14.2.)

1924-1931 Status Quo-Vereinbarung zwischen Jewish Agency Vierte Aliyah, vor allem aus Polen und der und religiösen Parteien (19.6.) Sowjetunion (ca. 80.000 Menschen) Resolution 181 (II) der UN-Vollversammlung über Gründung des Technions in Haifa die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat sowie die Internationalisierung 1925 Jerusalems (29.11.) Eröffnung der Hebräischen Universität auf dem Skopus-Berg in Jerusalem (1.4.) 1948 Ende des britischen Mandats (14.5.) 1929 Massaker arabischer Extremisten an Juden in David Ben-Gurion erklärt in Tel Aviv die Hebron; Unruhen in Hebron, Safed und Jerusalem Unabhängigkeit des Staates Israel (14.5.) (23. - 29.8.) Angriff arabischer Militärverbände auf Israel 1931 (15.5.) Gründung der jüdischen Untergrundorganisation Etzel Unabhängigkeitskrieg (erster arabisch-israelischer Krieg) (Mai 1948 - Juli 1949) 1933-1938 Fünfte Aliyah nach Machtübernahme Hitlers Bildung der Israelischen in Deutschland (ca. 200.000 Menschen) Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL) (31.5.)

1936-1939 Arabische Aufstände gegen britische Mandatspolitik und jüdische Einwanderung

1939 Britisches Weißbuch der britischen Regierung schränkt jüdische Einwanderung für Palästina drastisch ein (17.5.)

1939-1945 Zweiter Weltkrieg

Shoa in Europa: Sechs Millionen Juden werden ermordet

1939-1947 Einwanderung von Verfolgten des Nationalsozialismus trotz britischer Immigrationsbeschränkungen (Aliyah Bet)

78 79 1952 Luxemburger Abkommen über die „Wiedergutmachung“ zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel (10.9.)

1953 Knesset beschließt Bau der Gedenkstätte Yad Vashem zur Erinnerung an die Opfer der Shoa

1955-1957 1948-1952 Einwanderung vor allem aus Nordafrika Einwanderung aus arabischen Staaten (ca. 100.000 Menschen) (insbesondere aus Ägypten, Irak und Jemen) sowie aus Polen und Rumänien (ca. 690.000 1956 Menschen) Suezkrise, ausgelöst unter anderem durch die ägyptische Blockade der Straße von Tiran für die 1949 israelische Schifffahrt (29.10. - 5.11.) Wahlen zur 1. Knesset (25.1.) 1960 David Ben-Gurion zum Erstes Treffen zwischen David Ben-Gurion und Ministerpräsidenten gewählt (14.2.) Konrad Adenauer in den USA (14.3.)

Chaim Weizmann wird erster 1961 Staatspräsident (16.4.) Eichmann-Prozess in Jerusalem (Todesurteil, 15.12.) Unterzeichnung von Waffenstillstandsabkommen mit Ägypten (24.2.), Libanon (23.3.), 1961-1964 Transjordanien (3.4.) und Syrien (20.7.) Weitere Einwanderung aus Nordafrika

Teilung Jerusalems in einen von Jordanien und 1963 einen von Israel kontrollierten Sektor Rücktritt Ben-Gurions als Ministerpräsident (16.6.) Aufnahme Israels in die UNO als 59. Mitglied (11.5.) Nachfolger wird Levi Eschkol (26.6.)

Operation „Fliegender Teppich“, 1964 die 49.000 jemenitische Juden nach Israel bringt Fertigstellung der Wasserleitung vom See Genezareth in die trockenen südlichen 1950 Landesteile Knesset erklärt West-Jerusalem zur Hauptstadt Israels (23.1.) 1965 Aufnahme diplomatischer Beziehungen Rückkehrgesetz (5.7.) zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland (12.5.) Annexion des Westjordanlandes und Ost-Jerusalems durch Jordanien (10.9.)

80 81 1975 Sinai-Abkommen zwischen Israel und Ägypten (4.9.)

Israel wird assoziiertes Mitglied des gemeinsamen europäischen Marktes

1976 „Operation Entebbe“ – Befreiung der israelischen und jüdischen Geiseln aus einer von Palästinensern nach Uganda entführten 1966 Air France Maschine durch ein israelisches Spezialkommando (27.6. – 4.7.) Aufhebung der Militärverwaltung über die arabische Bevölkerung Israels (Dezember) 1977 Wahlsieg des Likud (17.5.), Ende der 30-jährigen Shmuel Josef Agnon erhält als erster israelischer Regierungszeit des Ma’arach (Arbeiterparteien) Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur (10.12.) Menachem Begin wird Ministerpräsident (20.6.) 1967 Präventivschlag Israels gegen die aufmarschierten Rede des ägyptischen Staatspräsidenten Anwar Sadat Truppen Ägyptens, Syriens, Jordaniens, Iraks, vor der Knesset (20.11.) Libanons und Saudi-Arabiens (Sechs-Tage-Krieg) 1978 Wiedervereinigung Jerusalems, Besetzung der Unterzeichnung der Abkommen von Camp David, Sinai-Halbinsel, des Westjordanlandes, der Golan- die als Grundlage für einen umfassenden Frieden im höhen und des Gaza-Streifens durch Israel (5.6.- Nahen Osten und als Vorschlag für eine palästinen- 10.6.) sische Selbstverwaltung dienen sollen (17.9.)

Resolution 242 des UN-Sicherheitsrates (22.11.) 1979 Unterzeichnung des israelisch-ägyptischen 1968-1970 Friedensvertrages (26.3.) Ägyptischer Zermürbungskrieg gegen Israel Premierminister Menachem Begin und Präsident 1969 Anwar Sadat erhalten den Friedensnobelpreis Golda Meir wird Ministerpräsidentin (15.12.) 1980 1972 Grundgesetz über das vereinigte Jerusalem als Bei einem palästinensischen Überfall auf die Hauptstadt Israels (30.7.) israelische Olympiamannschaft in München wer- den elf israelische Sportler ermordet (5.9.) Israelisches Pfund wird durch Israelischen Schekel (IS) ersetzt (30.9.) 1973 Yom-Kippur-Krieg Ägyptens und Syriens gegen 1981 Israel (6.10.-26.10.) Ablösung der Militärverwaltung im Westjordanland und im Gaza-Streifen durch eine Resolution 338 des UN-Sicherheitsrates (22.10.) Ziviladministration (1.11.)

UN-Nahostkonferenz in Genf (21./22.12.) Israelische Luftwaffe zerstört den irakischen Atomreaktor Osirak 1974 Entflechtungsabkommen Israels mit Ägypten Knessetbeschluss über die Annexion der (18.1.) und Syrien (31.5.) Golanhöhen (14.12.)

Rücktritt Golda Meirs (10.4.)

Yitzhak Rabin wird Ministerpräsident (3.6.) 82 83 Beginn der Masseneinwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion (bis heute mehr als eine Million Menschen)

1990 Misstrauensvotum der Knesset beendet Regie- rung der nationalen Einheit (15.3.)

1991 Irakische Skud-Raketenangriffe auf Israel während des Golfkrieges (18.1. - 25.2.)

„Operation Salomo“ zur Evakuierung 1982 äthiopischer Juden (23. - 25.5.) Abschluss der Rückgabe des Sinai an Ägypten nach einem Drei-Stufen-Plan (25.4.) Nahost-Friedenskonferenz in Madrid (30.10. - 2.11.) Beginn des israelischen Libanonfeldzugs gegen 92 PLO-Terroristen (6.6.) Koalitionsregierung aus Avoda (Arbeitspartei), Merez und Shas unter Ministerpräsident Yitzhak Massendemonstration der Friedensbewegung Rabin (13.7.) Shalom Ahshav in Tel Aviv gegen den Libanon- krieg mit 400.000 Teilnehmern (25.9.) Aufnahme diplomatischer Beziehugen zu China und Indien 1983 Rücktritt Menachem Begins (28.8.) EFTA-Freihandelsabkommen mit der EU (17.9.)

Yitzhak Shamir wird Ministerpräsident (10.10.) 1993 Geheimverhandlungen zwischen Vertretern 1984 Israels und der PLO bei Oslo (20.1. -20.8.) Regierung der „nationalen Einheit“ (große Koalition aus Likud und Ma’arach), Gegenseitige Anerkennung von Israel und der zunächst mit Shimon Peres als Ministerpräsi- PLO als Vertreterin des palästinensischen Volkes dent (13.9.) durch Briefwechsel zwischen und Yassir Arafat (9./10.9.) Notstandsplan zur Stabilisierung der Wirtschaft (Juli) Unterzeichnung der israelisch-palästinensischen Prinzipienerklärung in Washington über palästi- Unterzeichnung eines nensische Selbstverwaltung („Oslo I“) (13.9.) Freihandelsabkommens mit den USA 1994 1986 Autonomieabkommen über den Gaza-Streifen Yitzhak Shamir wird Ministerpräsident der und Jericho in Kairo (4.5.) Regierung der „nationalen Einheit“ (20.10.) Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen mit 1987 dem Vatikan Ausbruch der gewalttätigen palästinensischen Unruhen (Intifada) im Westjordanland und im Gaza-Streifen (8./9.12.)

1988 Bildung einer Likud-Regierung nach Wahlen

1989 Vier-Punkte-Friedensinitiative Israels

84 85 Israelische Militäraktion „Früchte des Zorns“ im Südlibanon als Reaktion auf Terroranschläge der Hisbollah in Nordisrael (11. - 27.4.)

Wahlen zur 14. Knesset (29.5.) und erstmalige Direktwahl des Ministerpräsidenten (Binyamin Netanyahu/Likud)

Eröffnung von israelischen Handelsvertretungen in Oman und Qatar

Eröffnung einer Handelsvertretung des Oman Vereinbarungen über Aufnahme diplomatischer in Tel Aviv Beziehungen Israels mit Marokko (1.9.) und Tunesien (1.10.) 1997 Israel übergibt 80% von Hebron an die Verwaltung Unterzeichnung des israelisch-jordanischen der Palästinenser (Januar) Friedensvertrags (26.10.) 1999 Friedensnobelpreis an Yitzhak Rabin, Wahl zur 15. Knesset und Direktwahl Ehud Baraks Shimon Peres und Yassir Arafat (10.12.) (Avoda) zum Ministerpräsidenten (17.5.)

1995 2000 Welle von Terroranschlägen palästinensischer Rückzug Israels aus dem Südlibanon (24.5.) Selbstmordattentäter in Tel Aviv und Jerusalem Israelisch-palästinensische Gespräche in Camp Interimsabkommen Israel - PLO über Ausdehnung David (11. - 25.7.) der palästinensischen Selbstverwaltung im West- jordanland und im Gaza-Streifen (28.9.) Ausbruch der Al-Aqsa-Intifada (28.9.)

Rückzug der israelischen Streitkräfte aus sechs Gipfel von Sharm el-Sheikh (16.-18.10.) Städten des Westjordanlandes (25.10. - 28.12.) Rücktritt Ehud Baraks (9.12.) Ermordung von Ministerpräsident Yitzhak Rabin bei einer Friedenskundgebung in Tel Aviv (4.11.) 2001 Israelisch-palästinensische Assoziierungsabkommen mit EU unterzeichnet Verhandlungen in Taba (21.1. - 27.1.) (20.11.) Ariel Scharon zum Ministerpräsident Shimon Peres wird Ministerpräsident (22.11.) gewählt (6.2.)

1996 2002 Wahlen im Westjordanland, im Gaza-Streifen Israelische Militäroperationen „Schutzschild“ sowie in Ost-Jerusalem zum Palästinensischen und „Entschlossenes Handeln“ in den Legislativrat (20.1.) palästinensischen Autonomiegebieten (März/April bzw. Juni) Zunahme von Selbstmordattentaten palästinensischer Terroristen in Israel

86 87 Nach der Entführung eines israelischem Soldaten durch die Terrororganisation Hamas Einmarsch israelischer Truppen in den Gaza-Streifen (28.6.)

Nach der Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Terrororganisation Hisbollah zweiter Libanonkrieg (12.7. - 14.8.)

2007 Shimon Peres zum Staatspräsidenten gewählt (28.5.) 2003 Wahlen zur 16. Knesset, Machtübernahme der Hamas im Gaza-Streifen (Juni), seither anhaltender Raketenbeschuss auf Wahlsieg des Likud (28.1.) Südisrael

Bildung einer Koalitionsregierung Internationale Nahostkonferenz in Annapolis (Likud, Shinui, Mafdal, Ichud Leumi) (27.11.) unter Ministerpräsident Ariel Scharon (3.3.) 2008 Road Map des Nahostquartetts (UN, USA, EU, Russland) (30.4.) Ganzjährige und weltweite Feierlichkeiten zum 60. Unabhängigkeitstag Israels Beginn der Errichtung des Sicherheitszaunes zwischen Israel und dem nördlichem 2009 Westjordanland Aufgrund des anhaltenden Raketenbeschusses der Hamas aus dem Gaza-Streifen auf Südisrael 2004 wird die militärische Operation „Gegossenes Blei“ Tod Yassir Arafats (11.11.), gestartet (27.12.08 – 18.01.09) Nachfolger wird Mahmoud Abbas Wahlen zur 18. Knesset (10.2.) 2005 Israelischer Abzug aus dem Gaza-Streifen Binyamin Netanyahu (Likud) wurde am 31. März (beendet 12.9.) von der Knesset zum Ministerpräsidenten des Staates Israel gewählt Ariel Sharon trennt sich vom Likud und gründet die Partei Kadima, der sechs Minister und zahlreiche Mitglieder des Likud und der Avoda beitreten (August/November)

2006 Schlaganfall Sharons (4.1.)

Ehud Olmert übernimmt die Amtsgeschäfte

Die palästinensische Terrororganisation Hamas gewinnt bei Parlamentswahlen die absolute Mehrheit im palästinensischen Legislativrat (26.1.)

Wahlen zur 17. Knesset: Ehud Olmert (Kadima) wird Ministerpräsident

88 89 HATIKVA

Solange tief im Herzen die Seele eines Juden sich sehnt, und gen Osten ein Auge blickt, nach Zion, ist unsere Hoffnung nicht verloren, die Hoffnung von zwei tausend Jahren, frei zu sein als Volk in unserem Land, dem Land Zions und Jerusalems.

90 91 Deutsch-israelische Beziehungen

Politische Beziehungen

ie Bundesrepublik Deutschland und der Staat Israel nahmen am 12. Mai 1965 diplo- matische Beziehungen auf. Für beide Staaten stellen die bilateralen Beziehungen Deine Säule der jeweiligen Außenpolitik dar. Neben den kontinuierlichen Kontakten auf politischer Ebene haben sich die deutsch-israelischen Beziehungen auch in vielen an- deren Bereichen – wie beispielsweise Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft – sowie durch die Begegnungen von Menschen im Rahmen von Jugendaustausch oder Städtepartner- schaften im Lauf der Jahre vertieft und erweitert.

Einen nachhaltigen Beitrag hierzu bildet das im Jahre 2005 gegründete „Deutsch-Israeli- sche Zukunftsforum“, welches anlässlich des 40. Jubiläums der deutsch-israelischen Be- ziehungen von den damaligen Staatspräsidenten Horst Köhler und Moshe Katsav initiiert wurde. Diese gemeinsame Stiftung soll innovative, zukunftsorientierte Projekte von Schü- lern, Jugendlichen und Fachkräften aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien fördern, um eine stabile Basis der bilateralen Beziehungen für die Zukunft zu schaffen.

Im März 2008 fanden die ersten deutsch-israelischen Regierungskonsultationen in Jerusa- lem statt. In das Gästebuch des Mahnmals für die ermordeten Kinder der israelischen Shoa- Gedenkstätte Yad Vashem schrieb die Bundeskanzlerin: „Im Bewusstsein der Verantwor- tung Deutschlands für die Shoa unterstreicht die Bundesregierung mit den ersten deutsch- Wirtschaftliche Beziehungen israelischen Regierungskonsultationen ihre Entschlossenheit zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft.“ Am 19. Januar 2010 fanden die zweiten israelisch-deutschen Regierungskon- eutschland ist Israels drittwichtigster Handelspartner nach den USA und China. sultationen statt. Es wurden bilaterale Kooperationsabkommen in den Bereichen Wis- Israel ist Deutschlands zweitgrößter Handelspartner im Nahen und Mittleren Os- senschaft und Umweltschutz sowie ein Vertrag zur verstärkten Zusammenarbeit bei der Dten. Im Jahr 1960 betrug das deutsch-israelische Handelsvolumen knapp 100 Milli- Entwicklungshilfe für die Dritte Welt unterzeichnet. Die dritten Regierungskonsultationen onen $, 2004 waren es ca. 4,4 Milliarden $ und 2008 bereits rund 5,9 Milliarden $. Deutsch- wurden am 31. Januar 2011 in Israel abgehalten. Im Rahmen dieses Treffens wurden sie- land exportiert nach Israel hauptsächlich Maschinen (42,6% der Exporte), chemische ben Vereinbarungen in Bezug auf bilaterale sozioökonomische und kulturelle Beziehungen Produkte (16,3%), Fahrzeuge (10,5%) sowie optische und Mess-Geräte (8,3%), aber auch unterzeichnet. Die regelmäßig geplanten Regierungskonsultationen sollen abwechselnd in Konsumgüter. Wichtigste deutsche Investoren in Israel sind Siemens, SAP, Volkswagen, die Israel und Deutschland abgehalten werden. Deutsche Telekom, RWE, Henkel und die Bayer AG. Die Exporte aus Israel nach Deutsch- land erfolgen im Wesentlichen in den Bereichen Maschinen (einschließlich elektrotechni- sche Erzeugnisse: 35,5% der Exporte), optische und Mess-Geräte (14,4%), Kunststoff- und Gummiprodukte (11,4%) und chemische Produkte (10,9%).

BMW bezieht Teile des Lenksystems der 1er und 3er Serie aus Israel. Die Daimler AG ist am VC Eurofund beteiligt und beteiligt sich über Wagniskapitalfonds an Firmenneugründun- gen in den Bereichen Elektronik, ICT und Transporttechnologie. Audi, VW und Opel lassen von MAG (Kibbutz Ein HaShofet) elektronische Komponenten anfertigen.

Derzeit besteht der gemeinsame Wille zur Förderung und Intensivierung der Kooperatio- nen zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie zur Förderung von Inves- titionen und Projekten in den Bereichen Energieeffizienz, Umwelttechnologie und Biowis- senschaften. Dies haben auch der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos, und der israelische Minister für Industrie, Handel und Arbeit, Eliyahu Yishai, bei den deutsch-israelischen Regierungskonsultationen 2008 bekräftigt.

92 93 Umweltkooperation

uf der Grundlage des „Deutsch-Israelischen Abkommens über Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Umwelt- und Naturschut- Azes“ vom 17. März 1993 und der „Vereinbarung über Zusammen- arbeit bei Projekten für umweltverträgliche Entwicklung (CDM)“ vom 12. Februar 2008 wurde die Intensivierung der bilateralen Zusammenar- beit in den Bereichen Klimawandel, Energieeffizienz, erneuerbare Ener- gien sowie Wasser- und Abwasserbewirtschaftung vereinbart.

Die bilaterale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft wird auch die „Deutsche Wasserpartnerschaft“ mit einbeziehen, die im Mai 2008 als Projekt der Zusammenarbeit zwischen staatlichen und pri- vaten Unternehmen aus dem Wassersektor, einschlägigen Forschungs- organisationen, Berufsverbänden und den zuständigen Bundesministeri- en ins Leben gerufen wurde. Die bilaterale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Klimawandels wird sich auf die Schaffung institutioneller Ka- pazitäten, die berufliche Ausbildung, die Einrichtung eines Treibhaus- gas-Bilanzierungssystems auf freiwilliger Basis sowie die Förderung programmatischer CDM konzentrieren. Die Erfahrung, die Israel durch MASHAV (Zentrum für internationale Zusammenarbeit des israelischen Außenministeriums) im Bereich Wasser und Bewässerungslandwirt- Deutsch-israelisches Wissenschaftsjahr 2008 schaft in ariden und semi-ariden Regionen gewonnen hat, bietet eine fruchtbare Kooperationsbasis. Im Jahr 2008 haben Deutschland und Is- as Jubiläumsjahr „60 Jahre Israel“ stand auch ganz im Zeichen des Wissenschafts- rael beschlossen, ein trilaterales Projekt im Bereich Wasser und Bewäs- austauschs zwischen Deutschland und Israel. Das Ziel des bilateralen Wissen- serungslandwirtschaft mit Afrika ins Leben zu rufen. Das Abkommen Dschaftsjahrs 2008 war der Ausbau und die Intensivierung der bestehenden Koope- wurde in Äthiopien gemeinsam mit der äthiopischen Regierung im Juni ration in Wissenschaft und Forschung, die beide Länder seit nahezu 50 Jahren verbindet. 2008 unterzeichnet. Bei den Regierungskonsultationen 2011 haben Isra- Bereits vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1964 unterzeichneten die els stellvertretender Außenminister Danny Ayalon und Bundesentwick- Tochter-Stiftung der Max-Planck-Gesellschaft Minerva und das Weizmann Institute for Sci- lungshilfeminister Dirk Niebel eine bilaterale Absichtserklärung zur ver- ence in Rehovot ein Kooperationsabkommen. stärkten Kooperation bei der Unterstützung von Entwicklungsländern unterzeichnet. Vorzeigeprojekt ist dabei die Rehabilitation des Viktoria- Die deutsch-israelische Wissenschaftskooperation stützt sich auf fünf Säulen: die Minerva- sees, der stark verschmutzt ist und sich in schwerer ökologischer Not Programme, die Kooperationsprogramme BMBF (Bundesministerium für Bildung und For- befindet. Deutschland und Israel haben beschlossen, Kenia gemeinsam schung) - MOST (Ministry of Science and Technology), GIF- Deutsch-Israelische Stiftung dabei zu helfen, diese wichtige Wasserressource, an die auch Uganda für Wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, DIP- Deutsch-Israelische Projektko- und Tansania angrenzen, zu sanieren. operation für zukunftsorientierte Fachgebiete und DIIK- Deutsch-Israelische Kooperation in der industriellen Forschung. Inhalte sind bilaterale Forschungszentren, Austauschpro- Städtepartnerschaften gramme und Projektförderungen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von direkten Koope- rationen zwischen Stiftungen, Ländern und Universitäten. wischen deutschen und israelischen Städten bzw. Landkreisen bestehen derzeit 89 Partnerschaften, von denen viele auf lang- Im deutsch-israelischen Jahr der Wissenschaft und Technologie lag ein besonderes Augen- Zjährige Freundschaftschaften zwischen Deutschen und Israelis merk auf der Zusammenarbeit von Nachwuchswissenschaftlern beider Länder, um die ex- zurückgehen. In einigen Fällen bestehen diese bereits seit Ende der zellenten Forschungsbeziehungen zwischen Deutschland und Israel auch in der nächsten 50er Jahre. Die erste Städtepartnerschaft wurde ein Jahr nach der Auf- Generation fortsetzen zu können. In diesem Zusammenhang wurde im Rahmen des Wissen- nahme offizieller diplomatischer Beziehungen beider Länder geschlos- schaftsjahrs 2008 erstmalig ein Nachwuchswissenschaftlerpreis ausgelobt. sen. Pioniere beim Besiegeln einer deutsch-israelischen Städtepart- nerschaft waren 1966 der Bezirk Berlin-Charlottenburg und Or Yehuda.

94 95 Heute existieren Partnerschaften zwischen israelischen Städten und Städten in allen deut- Deutsch-Israelisches Zukunftsforum schen Bundesländern. Die Zahl der Partnerschaften mag auf den ersten Blick gering er- scheinen. Bedenkt man jedoch die Größe Israels (22.000 km2 – in etwa so groß wie Hessen) m Jahr 2005 initiierten die damaligen Präsidenten Moshe Katsav und Horst Köhler an- und die daraus resultierenden begrenzten Kapazitäten des Landes, sind diese 89 Partner- lässlich der Feierlichkeiten „40 Jahre deutsch-israelische diplomatische Beziehungen“ schaften beachtlich. Heute kommt in jedem Jahr etwa eine weitere Partnerschaft hinzu. Idie Einrichtung einer gemeinsamen Stiftung. Das Deutsch-Israelische Zukunftsforum Seit 1980 findet in Jerusalem jährlich die internationale Bürgermeisterkonferenz statt, zu wurde im Jahr 2007 gegründet, dessen Kuratorium mit Personen des öffentlichen Lebens der auch die Bürgermeister der deutschen Partnerstädte eingeladen werden. Die Konfe- aus Deutschland und Israel besetzt ist. Das Ziel dieser Stiftung ist der Ausbau und die Stär- renz bietet eine Plattform für die Begegnung und den Austausch zwischen Bürgermeistern kung der bilateralen Beziehungen. Der Schwerpunkt der Förderprogramme liegt auf der verschiedenster Groß- und Hauptstädte aus der ganzen Welt. Israel unterhält weltweit Part- jungen Generation und die zukunftsorientierte Unterstützung bestehender und neuer Netz- nerschaften mit mehr als 400 Städten - zu fast einem Viertel also mit deutschen Städten. werke von Multiplikatoren, sowohl in Israel als auch in Deutschland. Es sollen innovative und nachhaltige Projekte innerhalb der deutsch-israelischen Beziehungen in den Berei- Schüler- und Jugendaustausch chen Kultur, Bildung, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien gefördert werden. er Schüler- und Jugendaustausch zwischen Deutschland und Israel hat eine lange Kulturelle Beziehungen Tradition. Bereits 1955, zehn Jahre vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, Dreiste die erste deutsche Jugendgruppe nach Israel. Der Jugendaustausch wird von ie deutsch-israelischen Kulturbeziehungen sind in den vergangenen Jahrzehnten beiden Ländern als eines der wichtigsten Instrumente der Völkerverständigung angesehen. kontinuierlich aufgebaut worden. Bereits vor der offiziellen Aufnahme diplomati- Am 1. Januar 1975 traten die „Gemeinsamen Bestimmungen für die Durchführung und För- Dscher Beziehungen wurden erste Kontakte im kulturellen Bereich geknüpft. Die derung des deutsch-israelischen Jugendaustausches“ in Kraft. Seit Beginn des Austauschs kulturellen Beziehungen umfassen heute alle Bereiche von Film, Literatur und Theater bis in den 50er Jahren beteiligten sich bisher rund 500.000 deutsche und israelische Jugendli- hin zu Musik und bildender Kunst. Das Goethe-Institut kümmert sich intensiv um den kul- che an Schul- und Jugendaustauschprogrammen sowie Freiwilligendiensten. Ob Schülerin- turellen Austausch zwischen Deutschland und Israel, aber auch die deutsch-israelischen nen und Schüler mit ihrem schuleigenen Chor oder Orchester, mit einer Sportmannschaft Gesellschaften und Freundschaftsvereine engagieren sich sehr und organisieren regelmä- oder einfach als Schulklasse nach Israel reisen - die Möglichkeiten des Austausches sind ßig Veranstaltungen. Häufig werden sie dabei auch von den Landesregierungen oder den unzählig und genauso unzählig sind die deutsch-israelischen Freundschaften, Ehen und jüdischen Gemeinden unterstützt. Künstlerprogramme (zum Beispiel des DAAD) sowie Kinder, die aus diesen Begegnungen entstanden sind. private und politische Stiftungen setzen sich darüber hinaus für die Förderung und Weiter- bildung von Künstlern ein. Auch kirchliche Institutionen, christlich-jüdische Vereine sowie Auf deutscher Seite sind der Schüler- und der Jugendaustausch unterschiedlich organisiert. zahlreiche private Vereine, Institutionen und Organisationen engagieren sich für den kultu- Während der Schulaustausch Ländersache und damit dem jeweiligen Kultusministerium rellen Dialog zwischen beiden Staaten. Wie vielfältig und eng die kulturellen Beziehungen zugeordnet ist, wird der Jugendaustausch bundesweit zentral koordiniert. Seit 2001 ist die heutzutage sind, zeigt die Vielzahl an Veranstaltungen, die im Rahmen der Feierlichkeiten Koordinierungsstelle ConAct in Wittenberg für den deutsch-israelischen Jugendaustausch zum 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel im Jahr 2008 auch in Deutschland statt- zuständig. ConAct fördert den außerschulischen Jugendaustausch und den Austausch von fanden. Fachkräften der außerschulischen Jugendbildung.

96 97 deutsch-israelische 5.9.1972 Palästinensischer Terroranschlag auf die israelische Olympiamannschaft in München mit elf Beziehungen Todesopfern

7.-11.6.1973 Besuch von Bundeskanzler Willy Brandt in Israel

1.1.1975 Inkrafttreten der „Gemeinsamen Bestimmungen für die Durchführung und Förderung des deutsch-israelischen Jugendaustausches“

12.5.1965 24.1.1975 Aufnahme diplomatischer Beziehungen durch Gründung der Jerusalem Foundation Deutschland Ministerpräsident Levi Eshkol und Bundeskanzler Ludwig Erhardt 8.-11.7.1975 Besuch von Ministerpräsident Yitzhak Rabin in 18.8.1965 / 24.8.1965 Deutschland Übergabe der Beglaubigungsschreiben durch die Botschafter Dr. Rolf Pauls und Asher Ben-Nathan – 3.9.1975 Eröffnung der Botschaften in Tel Aviv und Bonn Partnerschaftsabkommen zwischen dem Deut- schen Gewerkschaftsbund und der israelischen 21.3.1966 Gewerkschaft Histadrut Gründung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Februar 1978 2.-10.5.1966 Gründung der Israelisch-Deutschen Besuch von Altbundeskanzler Konrad Adenauer Parlamentariergruppe in der Knesset in Israel 24.-29.1.1984 1967 Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl in Israel Gründung der Israelisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer in Tel Aviv 8.-11.10.1985 Besuch von Bundespräsident Richard von 1967 Weizsäcker in Israel Gründung der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung in München 26.-29.10.1986 Besuch von Ministerpräsident Shimon Peres in 26.4.1967 Deutschland Teilnahme von Altministerpräsident und Staatsgründer David Ben-Gurion und Außenminister 4.7.1986 Abba Eban an den Trauerfeierlichkeiten für Konrad Gründung der Deutsch-Israelischen Stiftung für Adenauer in Bonn wissenschaftliche Forschung und Entwicklung (GIF) 17.-31.3.1969 Erster Besuch einer Knesset-Delegation in Deutschland

1969 Gründung der Deutsch-Israelischen Parlamentarier- gruppe im Bundestag

April 1971 Gründung der Israelisch-Deutschen Gesellschaft

Juni 1971 Erster Besuch einer Bundestags-Delegation in Israel 98 99

6.11.1995 Teilnahme von Bundespräsident Roman Herzog und Bundeskanzler Helmut Kohl an den Trauer- feierlichkeiten für Yitzhak Rabin in Jerusalem 6.-10.4.1987 Besuch von Staatspräsident Chaim Herzog in 14.-17.1.1996 Deutschland Besuch von Staatspräsident Ezer Weizman in Deutschland. Rede vor dem Deutschen Bundestag 1987 in Bonn (in hebräischer Sprache) Eröffnung des Goethe-Instituts in Jerusalem 25.1.1996 1.12.1989 Besuch von Ministerpräsident Shimon Peres Brief von Bundeskanzler Helmut Kohl an Minister- in Deutschland präsident Yitzhak Shamir zur deutschen Einheit 26.9.1996 29.1.-4.7.1990 Besuch von Ministerpräsident Gespräche zwischen Israel und der DDR in Binyamin Netanyahu in Deutschland Kopenhagen über Entschädigungsfragen 4.12.1997 5.4.1990 Besuch von Ministerpräsident Die frei gewählte DDR-Volkskammer bekennt sich Binyamin Netanyahu in Deutschland zur „Verantwortung der Deutschen in der DDR für ihre Geschichte“ und verurteilt die Shoa 6.3.1998 Besuch von Ministerpräsident 25.-27.6.1990 Binyamin Netanyahu in Deutschland Besuch von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Volkskammerpräsidentin 16. / 17.11.1998 Sabine Bergmann-Pohl in Israel Besuch von Bundespräsident Roman Herzog in Israel 12.1991 Besuch von Bundespräsident Richard von 15.7.1999 Weizsäcker in Israel Umzug der Botschaft des Staates Israel von Bonn nach Berlin 14.-16.9.1992 Besuch von Ministerpräsident Yitzhak Rabin 21. / 22.9.1999 in Deutschland Besuch von Ministerpräsident Ehud Barak in Deutschland 2.12.1993 Besuch von Ministerpräsident Yitzhak Rabin Februar 2000 in Deutschland Besuch von Bundespräsident Johannes Rau in Israel. Erste Rede eines deutschen 6. / 7.12.1994 Bundespräsidenten vor der Knesset Besuch von Bundespräsident Roman Herzog (in deutscher Sprache) in Israel Oktober 2000 10.12.1994 Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder in „Privilegierter Status“ Israels bei der EU auf Israel Initiative Helmut Kohls 21.5.2001 29.3.1995 Besuch von Bundespräsident Johannes Rau Besuch von Ministerpräsident Yitzhak Rabin in in Israel Deutschland

5.-8.6.1995 Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl in Israel, Dreiertreffen mit Ministerpräsident Yitzhak Rabin und dem100 jordanischen König Hussein 101 Aufnahme der deutsch-israelischen Regierungskonsultationen

Ganzjährige Feiern und Veranstaltungen anlässlich „60 Jahre Israel“ in ganz Deutschland 5.7.2001 Besuch von Ministerpräsident Ariel Sharon 26.-27.8.2009 in Deutschland Besuch von Ministerpräsident Binyamin Netanyahu in Berlin 8.-10.12.2002 Besuch von Staatspräsident Moshe Katsav Entgegennahme der Originalbaupläne des in Deutschland Vernichtungslagers Auschwitz für Yad Vashem

22. / 23.6.2003 19.1.2010 Besuch von Bundespräsident Johannes Rau Zweite deutsch-israelische Regierungs- in Israel konsultationen in Berlin

28.-30.4.2004 25.-28.1.2010 Besuch von Staatspräsident Moshe Katsav Besuch von Präsident Shimon Peres in Berlin in Deutschland Rede vor dem Bundestag anlässlich des Februar 2005 Internationalen Holocaust-Gedenktages (27.1.) Besuch von Bundespräsident Horst Köhler in Israel. Rede vor der Knesset (in deutscher 27.-30.11.2010 Sprache) Antrittsbesuch von Bundespräsident Christian Wulff in Israel 12.5.2005 40 Jahre diplomatische Beziehungen 31.1.2011 zwischen dem Staat Israel und der Dritte deutsch-israelische Regierungs- Bundesrepublik Deutschland konsultationen in Jerusalem

30.5.-1.6.2005 Besuch von Staatspräsident Moshe Katsav in Deutschland

Rede vor dem Deutschen Bundestag (in hebräischer Sprache)

29.-30.2.2006 Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Israel

11.-13.12.2006 Besuch von Ministerpräsident Ehud Olmert in Deutschland

10.-12.02.2008 Besuch von Ministerpräsident Ehud Olmert in Deutschland

16.-18.3.2008 Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Israel. Erste Rede eines ausländischen Regierungschefs vor der Knesset (in deutscher Sprache) 102 103 In eigener Sache

Blog Die E-Mail Newsletter der Botschaft des Staates Israel www.botschaftisrael.de

Der tägliche Newsletter mit Meldungen und Hintergrundberichten aus der israeli- schen Presse wird von der Botschaft des Staa- tes Israels / Abteilung Öffentlichkeitsarbeit YouTube täglich zusammengestellt und kostenlos an Website die E-Mail-Adressaten versendet. Der News- www.youtube.com/ letter beinhaltet Themen aus der israelischen BotschaftIsrael www.israel.de Innen-und Aussenpolitik, Wissenschaft, Wirt- schaft, Kultur und dem gesellschaftlichen Leben. Umfassende Hintergrund-Informationen Der monatliche Kulturnewsletter infor- rund um Israel miert über verschiedenste aktuelle Veranstal- tungen mit israelischen Künstlerinnnen und Künstlern in Deutschland. Er wird von der Kulturabteilung der Botschaft des Staates Is- rael in Berlin erstellt und kostenlos an Abon- nenten versandt.

Der Newsletter des Trade Centers der Botschaft des Staates Israel in Berlin wird etwa alle zwei Monate mit den wichtigsten Wirtschaftsnachrichten und Brancheninfor- mationen aus Israel sowie mit Veranstaltungs- hinweisen und Berichten verschiedensten Ak- tivitäten im Bereich der israelisch-deutschen Facebook Wirtschaftkooperation erscheinen. www.facebook.com/ Anmeldungen über IsraelinGermany

[email protected] Twitter oder:

Täglicher Newsletter www.twitter.com/ http://nl-israel.cti-nm.de IsraelinGermany Kulturnewsletter http://nl-kultur-israel.cti-nm.de Newsletter des Tradecenters [email protected]

104 105 Wussten Sie, Dass... Wichtige Adressen Israel: DEUTSCHLAND [email protected] - so groß wie Hessen ist? www.keren-hayesod.de Botschaft des Querstraße 4 Israel per capita die größte Anzahl von: Staates Israel 60322 Frankfurt am Main - Hochschulabschlüssen Auguste-Viktoria-Str. 74-76 Tel.: +49 (69) 61 09 38-0 - Museen 14193 Berlin Fax: +49 (69) 61 09 38-50 - High-Tech- und Bio-Tech-Start-Ups Tel.: +49 (30) 890 45 500 [email protected] - wissenschaftlichen Publikationen Fax: +49 (30) 890 45 409 - Patentanmeldungen und die zweitmeisten Bücherveröffentlichungen auf der Welt hat? [email protected] Zietenstraße 50 www.israel.de 40476 Düsseldorf In Israel: Tel.: +49 (211) 487574 - der USB-Stick in Israel erfunden wurde? Staatliches Israelisches Fax: +49 (211) 9468627 - das erste Handy von Motorola erfunden wurde? Verkehrsbüro [email protected] - die Systeme von Windows NT und XP entwickelt wurden? Friedrichstr. 95 - der Intel Pentium-4 und der Intel Centrino Prozessor entwickelt wurden? 10117 Berlin Arabellastraße 13/1V - das ICQ-Programm in Israel entwickelt wurde? Tel.: +49 (30) 203 99 70 81925 München Fax: +49 (30) 203 99 730 Tel.: +49 (89) 9104 97 57/58 Israels Krankenhäuser [email protected] Fax: +49 (89) 91072476 über hochentwickelte Technologien und Verfahren von In-vitro-Fertilisation www.goisrael.de [email protected] bis zur Verwendung der in Israel entwickelten Pill-Cam (schluckbare Kamera in Pillengröße) verfügen? Israel Trade Center Keren Kayemeth LeIsrael (Handelsabteilung der Botschaft) Jüdischer Mashav, das Internationale Entwicklungszentrum Auguste-Viktoria-Str. 74-76 Nationalfonds e.V. der israelischen Regierung, 14193 Berlin Hohenzollerndamm 196 bereits mehr als 200.000 Entwicklungshelfer ausgebildet hat, die in Dutzenden von Tel.: +49 (30) 206 44 90 10717 Berlin Ländern in medizinischen und landwirtschaftlichen Arbeitsfeldern, Fax: +49 (30) 206 44 955 Tel.: +49 (30) 883 43 60 bei der Katastrophenhilfe und vielen anderen Bereichen eingesetzt sind? [email protected] Fax: +49 (30) 883 68 81 www.israeltrade.gov.il/germany/ [email protected] 390 verschiedene Vogelarten www.jnf-kkl.de im Hula-Feuchtgebiet rasten sowie teils überwintern und durch dieses Jewish Agency for Israel Naturschutzgebiet im Norden Israels die weltweit größte Vogelwanderung stattfindet? (Sochnut) Liebigstraße 24 Hohenzollerndamm 196 60323 Frankfurt/M. 7 UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten 10717 Berlin Tel.: +49 (69) 97 14 02-0 in Israel liegen, darunter die Tel.: +49 (30) 881 94 25 Fax: +49 (69) 97 14 02 „Bauhaus-Stadt“ Tel Aviv, die 2009 ihr 100-jähriges Jubiläum feierte? Fax: +49 (30) 88 68 1930 [email protected] [email protected] 9 Nobelpreise an Israel gingen? www.jafi.org.il Kaiserstraße 28 Shmuel Yosef Agnon erhielt den Literaturnobelpreis im Jahr 1966, Menachem Begin 40479 Düsseldorf erhielt 1978 den Friedensnobelpreis (gemeinsam mit dem ägyptischen Präsidenten Hebelstr. 6/III Tel.: +49 (211) 491 89 0 Anwar Sadat), Yitzhak Rabin und Shimon Peres erhielten 1994 den Friedensnobelpreis 60325 Frankfurt am Main Fax: +49 (211) 491 89 22 (gemeinsam mit Yassir Arafat), Daniel Kahneman erhielt 2002 den Wirtschaftsnobelpreis, Tel.: +49 (69) 943 33 40 [email protected] Aaron Ciechanover und Avram Hershko erhielten 2004 den Chemienobelpreis www.jafi.org.il (gemeinsam mit Irwin Rose), Robert J. Aumann erhielt 2005 den Wirtschaftsnobelpreis Luisenstr. 27 (gemeinsam mit Thomas C. Schelling) und Ada Yonath erhielt 2009 den Nobelpreis Keren Hayesod 80333 München für Chemie. Kurfürstendamm 196 Tel.: +49 (89) 59 44 82 10707 Berlin Fax: +49 (89) 5 50 38 81 Tel.: +49 (30) 887 19 33 [email protected]

106 107 Wichtige Adressen State of Israel Bonds ÖSTERREICH Jewish Welcome Service Agence Juive pour Israël Hebelstraße 6 Judenplatz 8/3. Stock Top 8 Silvia Talmor 60318 Frankfurt/Main Botschaft des Staates Israel 1010 Wien 2, Rue Vallin Tel.: +49 (69) 7 49 04 17 Anton Frank Gasse 20 Tel.: +43 (1) 535 04 31-500 1211 Genève Fax: +49 (69) 49 10 69 1180 Wien Fax: +43 (1) 535 04 31-503 Tel.: +41 22 908 05 00 www.israelbonds.com Tel.: +43 (1) 476 46-500 [email protected] Fax: +41 22 908 05 05 Fax: +43 (1) 476 46-555 www.jewish-welcome.at [email protected] Deutsch-Israelische Gesellschaft [email protected] (DIG) www.israelischebotschaft.at Österreichisch-Israelische Keren Hajessod Schweiz Bundesgeschäftsstelle Handelskammer Ronit Weiss Martin-Buber-Str.12 Jewish Agency for Israel (Sochnut) Rotenturmstraße 29/9, 3. Stock Schöntalstrasse 21 14163 Berlin Desider Friedmann Platz 1/21a 1010 Wien Postfach 1777 Tel.: +49 (30) 80 90 70 28 1010 Wien Tel.:+43 (1) 961 53 64 8040 Zürich Fax: +49 (30) 80 90 70 31 Tel.: +43 (1) 533 91 16 Fax: +43 (1) 961 53 64-11 Tel.: +41 44 461 68 68 [email protected] Fax: +43 (1) 533 91 17 [email protected] Fax: +41 44 462 01 76 www.deutsch-israelische-gesellschaft.de [email protected] www.aicc.at [email protected] www.kerenhajessod.ch ConAct Keren Hajessod Österreich Österreichisch-Israelische Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Desider Friedmann Platz 1 Gesellschaft KKL Jüdischer Nationalfonds Jugendaustausch 1010 Wien Lange Gasse 64/II/15 Schweiz Altes Rathaus-Markt 26 Tel.: +43 (1) 533 19 55 1080 Wien Jariv Sultan 06886 Lutherstadt Wittenberg Fax: +43 (1) 535 53 66-30 +43 (1) 405 66 83 Schweizergasse 22 Tel.: +49 (3491) 420260 [email protected] [email protected] Postfach 2975 Fax: +49 (3491) 420270 www.kerenhajessod.at www.oeig.at 8021 Zürich [email protected] Tel.: +41 44 225 88 00 http://www.conact-org.de Keren Kayemeth Leisrael (KKL) Fax: +41 44 211 50 49 Opernring 4/2/7 [email protected] PAD 1010 Wien SCHWEIZ www.kkl-schweiz.ch Sekretariat der Tel.: +43 (1) 513 86 11 Kultusministerkonferenz Fax: +43 (1) 513 86 11-9 Botschaft des Staates Israel Kibbutz Program Center Pädagogischer [email protected] Alpenstrasse 32 Peter Gilgen Austauschdienst 3006 Bern Lavaterstrasse 33 Lennéstr. 6 State of Israel Bonds Tel.: +41 31 356 35 00 Postfach 282 53113 Bonn Wollzeile 12/1/3/19 Fax: +41 31 356 35 56 8027 Zürich Tel.: +49 (228) 5010 1010 Wien [email protected] Tel.: +41 44 481 28 66 Fax: +49 (228) 501259 Tel.: +43 (1) 513 77 55 http://bern.mfa.gov.il Fax: +41 44 481 28 00 [email protected] Fax: +43 (1) 513 77 56 [email protected] http://www.kmk.org [email protected] Mission permanente d’Israël www.kibbutz.org.il www.israelbonds.at auprès de l’Office desN ations Zentralrat der Juden Unies et des autres organisa- Schweizerischer Israelitischer in Deutschland K.d.ö.R. Israelitische Kultusgemeinde tions internationales à Genève Gemeindebund SIG Leo-Baeck-Haus Seitenstettengasse 2-4 1-3, Avenue de la Paix Gotthardstrasse 65 Postfach 04 02 07 1010 Wien 1202 Genève Postfach 2105 10061 Berlin Tel.: +43 (1) 531 04 - 0 Tel.: +41 22 716 05 00 8027 Zürich Tel.: +49 ((0) 30) 28 44 56 - 0 Fax: +43 (1) 531 04 - 108 Fax: +41 22 716 05 55 Tel.: +41 43 305 07 77 Fax: +49 ((0) 30) 28 44 56 - 13 [email protected] [email protected] Fax: +41 43 305 07 66 E-Mail: [email protected] www.ikg-wien.at http://geneva.mfa.gov.il [email protected] www.zentralratdjuden.de www.swissjews.org

108 109 Internetadressen www.israel.de www.deutsch-israelische-gesellschaft.de www.gra.ch Botschaft des Staates Israel in Deutschland Deutsch-Israelische Gesellschaft Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (deutsch) www.israeltrade.gov.il/germany/ www.deutscher-koordinierungsrat.de Israel Trade Center in Deutschland Deutscher Koordinierungsrat e.V. www.hashomerhatzair.ch (Gesellschaften für Christlich-Jüdische Jüdische, sozialistisch-zionistische www.mfa.gov.il Zusammenarbeit) Jugendbewegung Schweiz (deutsch) Außenministerium des Staates Israel MFA www.memri.org www.israelforum.ch http://mashav.mfa.gov.il Middle East Media Research Institute Jüdisch-christliche Arbeitsge- Mashav - meinschaft gegen Antisemitismus Center for International Development http://securityfence.mfa.gov.il (deutsch) Informationsseite zum Terror-Abwehr-Zaun www.goisrael.de www.nif.ch Staatliches Israelisches Verkehrsbüro www.ict.org.il/ Neuer Israel Fonds Schweiz in Deutschland International Policy Institute for Counter- (deutsch) Terrorism www.president.gov.il www.omanut.ch Präsident des Staates Israel http://terrorism-info.org.il Verein zur Förderung jüdischer The Intelligence and Terrorism Information Kultur in der Schweiz (deutsch) www.pmo.gov.il Center Amt des Ministerpräsidenten www.tachles.ch www.pmw.org.il Jüdische Wochenzeitschrift der www.knesset.gov.il Palestinian Media Watch Schweiz (deutsch) Knesset www.ajc.org/International/Germany.asp www.schweiz-israel.ch www.cbs.gov.il American Jewish Committee Gesellschaft Schweiz-Israel Zentralamt für Statistik in Deutschland (deutsch, französisch) www.idf.il www.honestlyconcerned.info www.swissisrael.ch Israelische Verteidigungskräfte (ZAHAL) Honestly Concerned, Deutschland Handelskammer Schweiz-Israel (englisch, deutsch) www.jafi.org.il www.il-israel.org Jewish Agency for Israel I like Israel e.V. www.swissjews.org Schweizerischer Israelitischer Ge- www.keren-hayesod.de http://rachel.israel.de meindebund (deutsch, französisch, Keren Hayesod in Deutschland „Hallo Israel“ - Der online-Comic Rachel englisch) für Groß und Klein www.jnf-kkl.de www.sujs.org Keren Kayemeth Leisrael (KKL) - Jüdischer http://bern.mfa.gov.il Verband Jüdischer Studenten in der Nationalfonds e.V. Offizielle Homepage der Botschaft des Schweiz (englisch) Staates Israel in Bern, Schweiz (deutsch, www.israelbonds.com französisch, italienisch) State of Israel Bonds www.cicad.ch www.zentralratdjuden.de Zentrum in der Romandie gegen Antisemi- Zentralrat der Juden in Deutschland tismus und Verleumdung (französisch)

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