Festschrift 100 Jahre Gesundheitsdienst

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Festschrift 100 Jahre Gesundheitsdienst 1913-2013 Vom Schularztamt zum Gesundheitsdienst Festschrift anlässlich des 100-Jahr Jubiläums des Gesundheitsdienstes Impressum Herausgeberin: Gesundheitsdienst der Stadt Bern Monbijoustrasse 11, Postfach 6262 3001 Bern Verfasst durch: Dr. med. Annemarie Tschumper, Co-Leiterin Gesundheitsdienst der Stadt Bern Mitverfasser/-innen: Dr. med. Ursula Ackermann, Leiterin Gesundheitsdienst, 1996-2010 Dr. med. Jean-Claude Vuille, Leiter Gesundheitsdienst, 1980-1996 Dr. med. Michaela von Albertini, Schulärztin Bezugsadresse: Gesundheitsdienst der Stadt Bern Monbijoustrasse 11, Postfach 6262 3001 Bern [email protected] Ausgabe: Oktober 2013 Titelbild: Staatsarchiv des Kantons Bern, Fotonachlass Tschirren Preis: Fr. 20.- Link: www.bern.ch/gesundheitsdienst Vorwort Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen 1913 beschloss der Stadtrat, die schulärztliche Versorgung der Kinder und Jugendlichen in der Stadt Bern einem hauptamtlichen Schularzt zu übertragen. Aus dem Schularztamt von damals ist heute ein moderner, interdisziplinärer Gesundheitsdienst gewor- den, der nun sein 100-jähriges Jubiläum feiert. Aus diesem An- lass hat der Gesundheitsdienst die eigene Geschichte näher er- forscht. Dabei hat er viel Interessantes und manchmal Amüsantes entdeckt und in der vorliegenden Festschrift zusammengetragen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre! Die Auseinandersetzung mit der Geschichte schärft immer auch den Blick auf die besonderen Stärken und Möglichkeiten für die künftige Arbeit. Für die Zukunft der Stadt Bern möchte ich hier ei- nige Aspekte hervorheben, die mir besonders wichtig erscheinen: Das zentrale Ziel des Gesundheitsdienstes muss auch in Zu- kunft die gute Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen in der Stadt Bern sein. Die gesundheitlichen Voraussetzungen sind entscheidend für den Bildungserfolg, und eine gute Bil- dung beeinflusst die Gesundheit positiv. Mit seiner Arbeit un- terstützt der Gesundheitsdienst die Schulen in ihrem Bildungs- auftrag und leistet so einen wesentlichen Beitrag zur Chan- cengleichheit in der Bildung: Der Gesundheitsdienst kann Be- einträchtigungen der Lernfähigkeit frühzeitig erkennen und be- handeln, er kann Kindern, Eltern und Vertreterinnen und Ver- tretern der Schule ihre Stärken bewusst machen, und er kann mithelfen, die sozialen Voraussetzungen in Schulen und Fami- lien so auszugestalten, dass Bildungserfolge für alle möglich sind. Der Gesundheitsdienst hat weiter die Aufgabe, die gesundheit- liche Situation bei den Kindern und Jugendlichen in der Stadt Bern zu beobachten, darüber zu berichten und allenfalls not- wendige Massnahmen vorzuschlagen. Mit seiner kontinuierli- chen Informations- und Überzeugungsarbeit im Bereich der Kochsalz-Jodierung konnte der Gesundheitsdienst beispiels- weise 1936 einen Beitrag zu einem gesundheitlichen Fort- schritt leisten. Seit 2007 engagiert sich der Gesundheitsdienst intensiv im Bereich der Frühförderung, um ein aktuelles Bei- spiel zu erwähnen. Die Stadt Bern hat hier mit dem Projekt primano Pionierarbeit geleistet, dieses wurde 2013 auf das ganze Stadtgebiet ausgedehnt. Ich freue mich, wenn der Ge- sundheitsdienst auch in Zukunft seine Daten für Taten nutzt. Mit dem Gesundheitsdienst verfügt die Stadt Bern über eine langfristig gewachsene, gut verankerte Struktur für die Ge- sundheitsversorgung und die Gesundheitsförderung. Der Ge- sundheitsdienst ist in der Bevölkerung bekannt und wird von Eltern, Schulen und Verwaltungsstellen geschätzt. Dank seiner Stabilität konnte der Gesundheitsdienst sein Angebot auch immer an neuste Erkenntnisse und gesellschaftliche Entwick- lungen anpassen und erweitern. „Bestand hat nur der Wandel“ - das gilt auch für den Gesundheitsdienst. Tradition und Stabi- lität müssen auch in Zukunft als Basis für mutige Innovationen eingesetzt werden. Eine gute Gesundheit ist ein sehr wichtiges Gut, tragen wir daher alle Sorge dazu. Ich wünsche dem Gesundheitsdienst viel Erfolg, damit unsere Kinder und Jugendlichen auch in Zukunft ihre Ge- sundheit als wichtiges Gut nutzen und schätzen können. Franziska Teuscher Direktorin für Bildung, Soziales und Sport Zu dieser Festschrift Die vorliegende Festschrift gibt einen Überblick über die 100-jährige Geschichte des Schul- arztamts und späteren Gesundheitsdienstes von 1913 bis 2013. Auf die Vorgeschichte der Entstehung der schulärztlichen Dienste und ihre Bedeutung für die Entwicklung des öffentli- chen Gesundheitswesens und der zugehörigen Fachgesellschaften (heute unter dem Dach von Public Health Schweiz) wird nicht näher eingegangen. Diese Aspekte sind in den Schrif- ten von M. Hofmann (2008) und P. Zweifel (2011) ausführlich dargelegt. In einem ersten Teil wird die Entwicklung von Schularztamt und Gesundheitsdienst in Bezie- hung zu wichtigen globalen und stadtbernischen historischen Ereignissen gesetzt. Die wich- tigsten schulärztlichen Themen werden in einem zweiten Teil aufgegriffen und im Wandel der Zeit beleuchtet. Als Quellen dienten in erster Linie Publikationen der ehemaligen Leitungen des Schularztamtes respektive des Gesundheitsdienstes, Verwaltungsberichte sowie ab 1998 Jahresberichte der Stadt Bern. Durch diesen Überblick über die 100 jährige schulärztliche Tätigkeit in der Stadt Bern wird die geleistete Arbeit zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit bezüglich Bildung und Gesund- heit bei Kindern und Jugendlichen gewürdigt. Dies geschieht im Bewusstsein, dass diese Ar- beit nur auf der Grundlage einer engen und guten Kooperation zwischen Schularztamt / Ge- sundheitsdienst und den Schulen sowie der Unterstützung und Zusammenarbeit mit vielen Partnerinstitutionen geleistet werden konnte. Dank Folgende Personen haben mit ihrem Fachwissen, ihren Ideen, fachlichen Inputs oder Materia- lien wesentliche Impulse zu dieser Broschüre gegeben: Frau Michèle Hofmann, Bildungshisto- rikerin, Prof. Dr.med. Hubert Steinke, Direktor des Medizinhistorischen Instituts der Universi- tät Bern, Frau Vreni Zeender, ehemalige Schularztassistentin, Herr Emil Erne, Historiker und ehemaliger Stadtarchivar, Frau Yvonne Pfäffli, Stadtarchiv Bern und Dr.med. Markus Leder- gerber, Leiter der Gesundheitsdienste Basel, Herr Richard Jakob, Co-Leiter des Gesund- heitsdienstes, Frau Irma Hofer, Stabsmitarbeitende Gesundheitsdienst. Ihnen allen sei für ihre wertvollen Beiträge zu dieser Broschüre herzlich gedankt. Inhaltsverzeichnis I Einleitung .....................................................................................................................8 Schon 100-jährig?..........................................................................................................8 Blick zurück zum Start: Schulärztliche Sprechstunde vor 100 Jahren .............................9 Reglement für den schulärztlichen Dienst vor 100 Jahren ..............................................9 II Historischer Überblick ............................................................................................... 10 III Schulärztliche Themen im Wandel der Zeit .............................................................. 13 1. Medizinische Vorsorge für erfolgreiches Lernen .................................................... 13 2. Vom gesunden Schulhaus zum gesunden Schulklima ........................................... 15 3. Bekämpfung von Infektionskrankheiten ................................................................. 17 4. Schulärztliche Datenauswertungen und Forschungsarbeiten ................................. 20 5. Eltern, Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf ..................................... 23 6. Schulärztinnen und -ärzte erhalten Verstärkung: Vom Schulsozialdienst zur Schulsozialarbeit .................................................................................................. 26 7. Berufliche Integration und das Thema der Gleichstellung ...................................... 28 8. Von der Bewegungsförderung zur Gesundheitsförderung ...................................... 30 9. Institutionelle Herausforderungen der 90er Jahre .................................................. 32 10. 100 Jahre Einsatz für mehr Chancengerechtigkeit ................................................ 34 IV Literaturverzeichnis ................................................................................................... 37 8 Festschrift anlässlich des 100-Jahr Jubiläums des Gesundheitsdienstes I Einleitung Schon 100-jährig? Kaum zu glauben! Denn der heutige Gesundheitsdienst mit seinem interdisziplinären Angebot ist modern. Und das hat einen Grund: In kaum einer Einrichtung des öffentlichen Gesund- heitswesens gibt es so viele Kontakte mit den verschiedensten Menschen und deren Lebens- welten. Täglich gehen Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern zu Untersuchungen oder Beratungen ein und aus. Die Mitarbeitenden arbeiten mit Schulklassen, Eltern oder Lehrper- sonen in den Schulen, sind an Standaktionen auf der Strasse oder gehen in der Frühförde- rung und im Gesundheitsinspektorat auf Hausbesuch. Damit ist der Gesundheitsdienst am Puls der Bevölkerung, und die laufende Anpassung des Angebots an aktuelle, drängende Probleme wird zur Selbstverständlichkeit. Seit der Schaffung des Schularztamts 1913 hat sich vieles verändert: Aus dem Schularztamt ist ein interdisziplinärer Gesundheitsdienst geworden. Er übernimmt als zuständige Stelle für Fragen der öffentlichen Gesundheit seit 1989 auch stadtärztliche Aufgaben (z.B. das Ge- sundheitsinspektorat, die Mitarbeit in Krisenstäben oder die Gesundheitsberichterstattung). Gewisse gesundheitliche Störungen (Tuberkulose, Kropf, Rachitis, Diphterie),
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