Mitteilungen

Freundes- undFörderkreis desHändel-Hauses zu Hallee.V.

1/2018 WERDEN SIEMITGLIED

Der»Freundes- undFörderkreis desHändel-HauseszuHalle e.V.«unterstützt dieArbeitder Stiftung Händel-Hausideellund finanziellinallen Belangen,die im Zusammenhang mitdem Geburtshausvon Georg FriedrichHändelstehen. Dazu gehörendie Aufgaben alsMusik-und Instrumentenmuseum,die Pflegeder Musikdes Meisters mitKonzerten undVeranstaltungen,die Erhaltungdes Hausesselbst, dieHändel-Forschung unddie Forschungzur regionalen Musikgeschichte.

Wenn SieunsereArbeitunterstützenwollen, werden SieMitgliedunseres Freundes- undFörderkreises.Der Mitgliedsbeitragbeträgt e 25.00für Einzelpersonen und e 30.00für Familien im Jahr.

DasAufnahmeformular erhalten Sieinunserer Geschäftsstelle im Händel- HausoderSie findendiesesunter www.haendelhaus.de/Freundes- undFörderkreis/Mitgliedschaft. 3 Inhalt

5Editorial 46 KarinZauft Legendeeines Musiklehrmeisters: 6Interviewmit demRektor NicolaPorpora (1686–1768) derEvangelischen Hochschulefür –ruhmreicher Gesangspädagoge Kirchenmusik HalleMagnifizenz underbitterter Gegenspielervon PeterKopp Händel

9KonstanzeMusketa 49 ManfredRätzer FamilieHändelinDokumenten DieFamilie derHändel-Freunde wächstweiter 18 Christoph Rink Annotation zumImmatrikulations- 52 EckhardSchlemminger datumvon GeorgFriedrich Händel in memoriam MáriaVermes (1923–2018) 24 Patricia Reese EinStarmit Bodenhaftung: 54 Leserfür Leser Joyce DiDonato erhält 2018 denHändel-Preisder StadtHalle 55 Wirtrauern um unsere verstorbenenMitglieder 26 Aktuelle Informationen zurHallischenHändel-Ausgabe 56 Karl Altenburg »Echt oder Fake?« –Ein Rückblick 28 DanielSchad Pausen-Gedanken zum8.Musikfest 60 Das Händelfestspielorchester Halle UnerhörtesMitteldeutschland informiert

29 GertRichter 62 EdwinWerner Händel-Preisträger Chordirektor Hallewar bereitsAnfangdes Wolfgang Unger(1948–2004) 18.Jahrhunderts eine Reisewert –unvergesseninHalle 65 Autoren 36 Johannes Forner Verantwortung undLeidenschaft. 66 Hinweise fürAutoren &Cartoon Wolfgang Ungers LeipzigerJahre 67 Impressum 44 Christoph Rink Ehrung fürVerdienste um dieHändel-Pflege. Herr Dr.ClausHaakeund Herr RonaldKobezuEhren- mitgliedernernannt 4 Auszeit. Made by

Dorint Charlottenhof Halle (Saale) - das Lieblingshotelvon Hans-DietrichGenscher Daszentral gelegene,repräsentativeJugendstil-Hotelbietetalle Annehmlich- keiten eines4-Sterne-Superior-Hotels und istIhr idealerStandortumnacheinem aufregenden Tagden Abendausklingenzulassen odereinen Spaziergang durch diehistorische Altstadt zu unternehmen. Hierist dieGeschichtehöchstlebendig: 166voll klimatisierteJugendstil-Zimmer und-Suiten verbreiten den Charmeeiner vergangenen Epocheund bietenjeden Komfortder Gegenwart -WLANinklusive. GenießenSie den einzigartigen Ser- vice,der unserHaus auszeichnet.SeitJahrengehört es zu denbestenund be- liebtestenHotels. Auch die Gastronomie kann sich sehen und schmeckenlassen. Im Restaurant „Charlott“ werden Siemit regionalerund internationaler Küche verwöhnt. Im oberenGeschossdes Hauses -mit einem traumhaften Blicküberdie Dächer der Stadt -befinden sich 11 klimatisierte Veranstaltungsräume. Hier finden Sie auchden „Vital Club“mit Sauna, Dampfbad, Ruheraum und Sonnenterrasse mit WhirlpoolimFreien sowie Fitness- undMassage-Möglichkeiten. Wann dürfenwir Sie willkommen heißen?

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Vor333 Jahren erblickteGeorg FriedrichHändeldas Lichtder Welt.Ein Kind derdamalszum KurfürstentumBrandenburggehörendenStadt Halle an derSaale sollte eingroßerEuropäerwerden. Washat dasEuropavon 1685 mitdem von2018gemeinsam?Menschen musizieren,streiten, lieben,ärgernund freuen sich,haben Erwartungenund Ängste. In Frankreich werden dieHugenottenwiederverstärkt verfolgt undder GroßeKurfürstFriedrich Wilhelmvon Brandenburgerlässt dasEdikt von Potsdam. Es verleiht denfranzösischen Flüchtlingen Privilegien, dieihnen dieAnsiedlunginder neuenHeimaterleichtern.20.000 Exilantenfolgen demAngebot undmit den1671aus Österreich geflohenenJuden leistensie entscheidende Beiträge zum wirtschaftlichenund geistigenAufschwung Brandenburgs.Sowirdder Grundstein fürdas ErstarkenBrandenburg- Preußens gelegt. Alsder deutsch-britischeBarockkomponist74Jahre später in Londonstirbt, tobtinEuropader SiebenjährigeKrieg mitglobalenAuswirkungenbis nach Nordamerika. »…undgeschieht nichts Neuesunter derSonne.Geschieht auch etwas, davonman sagenmöchte: Siehe, dasist neu? Es istzuvor auch geschehen in denlangenZeiten, dievor unsgeschehen sind.« (PredigerSalomo1,9.10) Vorca. 50 Jahren nahmen mich hallenserVerwandte daserste Malmit ins Händel-Hauszueinem Konzert. Eine Erinnerung,die bisheute unvergessen ist. GeschichteinMauernund Personen,verbundenmit lebendigerMusik. – »Man muss lernen,was zu lernen ist, unddannseineneigenen Weggehen.« (Georg FriedrichHändel) UnserWeg sollte nichtmit Fremdenangst,Ausgrenzung, Verachtung,Hybris undHassgepflastertwerden. GeorgFriedrich Händelkönnteuns Orien- tierunggeben.Erwar im ganz positiven Sinneein »Globalisierer« derMusik. Menschen aufallen Kontinentenund in allenKulturenprofitierenbis heute davon. Musikkannaus FremdenNahemachen.»So fremd, so nah«lautetder Titel derdiesjährigenJahresausstellungimHändel-Haus. Händelwar einMensch ständigenAufbruchs.Lange vorder Zeit dermodernenInformationstech- nikennutzteerseine Möglichkeitendes Kennenlernens»fremder« Kulturen undderen Musik. Im 333. Jahr seinerGeburtwollenwir wieder mitihm aufbrechen, Altes achtenund Neueskennenlernen.

GerhardMiesterfeldt 6 Interviewmit demRektor derEvangelischen Hochschule fürKirchenmusikHalle Magnifizenz PeterKopp

Magnifizenz, SiesindseitOktober Dirigieren an derMusikhochschule desvergangenenJahres im Amt. Dresden studiert.Wer warenIhre HabenSie sich inzwischeninHalle Lehrer? eingelebt? Als»Studium« würdeich dasexterne Ja,und ichbin sehrgerne hier!Ich Ablegender C-Prüfungnicht bezeich- habe eine kleine WohnungimStadt- nen. Fürdie Orgelwaren zwei sehr zentrum, mein täglicherWeg zur Ar- unterschiedliche Dresdner Organisten beitführt am Händel-Denkmal vor- prägendfür mich:zum einenKarl bei.Von denkulturellen Angeboten Frotscher,ein konservativerStraube- konnte ichbishernur wenige wahr- Schüler, zum anderender damalige nehmen,die haben mir aber gefallen. KreuzorganistMichael-Christfried VonFrühjahrund Sommer verspre- Winkler, derübrigensauchinHalle cheich mir auch noch einmal einige studiert hat. Letztererwar eher der Entdeckungen in Halle, dieimWinter NeuenMusik undunkonventionellem wenigervergnüglich gewesenwären. Orgelspiel verpflichtet. Im Dirigieren warenvor allemSiegfried Kurz (Orche- Siesind1967inWernigerode gebo- ster)und Hans-DieterPflüger(Chor) ren. Wann undmit welchenInstru- meineLehrmeister.Der größte und menten habenSie mitdem Musik- wichtigste Lehrer kamabererstda- unterrichtals Kind begonnen?Sind nach:die beruflichePraxis! Siemusikalisch »familiärbelastet«? MitfünfJahrenbegannich Klavierzu SiesindseitJahrzehnten mitdem spielen, meineMutterhat dassehr DresdnerKreuzchor verbunden, unterstützt. SiespielteKlavier,wie erst von1976bis 1985 alsKruzianer, mandas damals alsTeilder bürgerli- dann seit 1995 alsDirigent und chen Bildungtat.Nicht mehr,aber StellvertretenderLeiterdes weltbe- eben auch nichtweniger.Imweiteren rühmtenChores.NochimOktober Umfeld gabeseinigeMusiker,im 2017 habenSie denKreuzchor auf engerenFamilienkreis aber nicht. seiner Konzertreise durchChina geleitet.Ist da derAbschiednicht Nach demAbitur an derDresdner sehr schmerzhaftgewesen? Kreuzschulehaben SieKirchenmu- Schmerzhaftnun garnicht,erwar ja sikander Hochschule fürKirchen- vonmir so gewollt! Aber eine gewisse musikDresden unterWolfram Wehmut befielmichdanndoch, als Zöllner –unvergessener Kantor der dieletzten Töne im letzten Konzert halleschenLaurentiuskirche–und verklungen waren. Durch dietägliche 7

Arbeitwar ichden Kruzianern sehr wo Siekünftig Ihren Arbeits- und intensiv verbunden, Gleiches gilt für Lebensmittelpunktsehen? dieMitarbeiter. Nach 22 Jahren wollte Da will undmussich mich garnicht icheinfachnocheinmalwoanders festlegen. IchkannanbeidenOrten arbeiten, mir neue Aufgabenfelderer- sowohl gutleben alsauchgut arbei- schließen. Aufdie Zeit beimKreuz- ten! Istdochwunderbar,nicht? chor schaueich jedoch mitZufrieden- heit undDankbarkeit zurück. DieZeit Seit 2003 sind SieGastdirigent der alsSängerwirkteabervielintensiver Bach SocietyHouston/Texas,Ver- alsalledie Jahreals Mitarbeiter, weil pflichtungenals (Chor)Dirigent im manals Kind ja noch viel aufnahme- In-und Auslandbelegen Ihrekünst- fähigerist. lerische Reputation.WelchePrio- ritätensetzenSie sich alsRektor In Dresden habenSie 1993 den derEvangelischenHochschulefür KörnerschenSing-Verein gegrün- Kirchenmusik Halle? det, derheute als VocalConcert DieHerausforderung derkirchenmu- Dresden auch internationalhoch sikalischen Ausbildung bestehtdarin, geschätztwird. Über einDutzend fürdas breite Spektrum,das diespä- CD-Produktionenbei renommier- tere Berufspraxis einemKirchenmu- tenLabelsbelegen Ihreerfolgrei- sikerabverlangt, optimalvorbereitet cheArbeitmit diesemKammer- zu sein.Damit meineich:Wie ausge- chor.WerdenSie dieses Ensemble wogenoderspezialisiert sollte der weiter leiten? Studierende aufOrgelspiel, Chor- Ichhoffe, dass ichdas zeitlich hin- leitung, Liturgie,Musiktheorie, Kir- bekomme,essieht ganz danachaus, chengeschichte,Kinderchorleitung, alsobesmachbarwäre. DerChorist Veranstaltungsmanagement u. v. a. mir künstlerisch undmenschlich so vorbereitetsein? Mein Fach istdas verbunden, dass ichihn nichtgern Dirigieren. Ichversuche, jedenStu- aufgeben würde. Dienächsten Pro- denten zu demErgebnis zu führen, jektesindeineCD-Aufnahme mit daserodersie zu erreichenfähig ist. Motettendes »Floriligium Portense«, einWandelkonzert im Albertinum MusikalischsindSie Johann Seba- undein Festkonzertzum 25jährigen stianBach, HeinrichSchützund Bestehen desChoresmit Werken denKomponisten dergroßensäch- vonNaumann undBeethoven. Ir- sischenMusiktradition besonders gendwann will ich VocalConcert engverbunden. WelchenStellen- Dresden auch einmal wieder in wert hatinIhrer Arbeit dieMusik Hallepräsentieren,wir warenlan- unseres Meisters GeorgFriedrich ge nichthier. Händel? NichtohneGrund binich schonviele BeisolchenengenVerbindungen JahreMitgliedimFreundes- und zu Dresden ergibt sich dieFrage, Förderkreis desHändel-Hauses. Ich 8

wollte an einerStelleeinen Beitrag WelchessindIhrenächstenmusi- zurHändel-Pflegeleisten–und dar- kalischenPläne fürHalle? über hinausauchgleichanInforma- Mein nächstes Konzertam29. Mai tionen undNeuigkeiten’rankommen. 2018,18:00 Uhr, isteine»Motette« Händels Musikhat fürmicheinen im MerseburgerDom zum Festtag hohenStellenwert:ich habe einige Peterund Paul,für den23. November derOratorien mit VocalConcert 2018 bereiten wirdanndas Deutsche Dresden aufgeführt,darunterauch Requiem vonJohannesBrahmsvor. selten gespieltewie dieBühnenmusik Aber wieoben gesagt:esgehtmir zu Alceste oder dasOratorium mehr um dieAusbildung. Nichtich L’Allegro…und Messiah selbstver- soll undmussgut undvieldirigieren, ständlichauch. Besonders intensiv sondern unsere Studenten! (Ich ma- waren Belshazzar und Odefor cheesabernatürlich trotzdem auch St.Cecilia’sDay, mitdenen ichin gern selbst…) Göttingengastierte,und eine interes- santeBearbeitung von Alexanderfest, Magnifizenz,wir wünschen Ihnen diewir in Hallesangen. viel Erfolg in IhremAmt undinIhrer Arbeit alsDozentfür Chor-und SiesindseitüberzehnJahren Orchesterdirigieren. Wirfreuenuns, Mitglied des»Freundes- undFör- dass Sieals Leiter desHochschul- derkreises desHändel-Hauseszu chorsdessengroße Tradition, fürdie Halle«. Welche Möglichkeitender u. a. Namenwie Kurt Fiebig, Eber- Zusammenarbeit mitdem Freundes- hard Wenzel,HelmutGleim und undFörderkreis undmit derStif- Wolfgang Kupke stehen,fortsetzen tung Händel-Haussehen Sie? werden.Wir freuen unsauf unsere ErsteGesprächehat es schon ge- Zusammenarbeit undwünschen geben.Wir schauen mal, ob 2019 Ihnen vorallem gute Gesundheit. bei denHändel-Festspielenetwas Herzlichen Dank fürdieses Ge- möglichist.Auf jedenFallhätte ich spräch. großes Interessedaran;und auch an sonstigersinnvoller Zusammenarbeit. 9 FamilieHändelinDokumenten KonstanzeMusketa

Derfolgende Beitrag handelt von verschriebenenKirchenstühlenund der vielseitigenGeschäftstätigkeit desCammerdieners Georg Händel(1622–1697), desVaters von Georg FriedrichHändel, in derRegierungszeit Herzog Augusts von Sachsen-We ißenfels.

HerzogAugustvon Sachsen-Weißenfels(1614–1680) (Stiftung Händel-Haus BS-III 363)

Ve rbindungenvon Mitgliedern Familie Händelzur »DomKirche zur heÿligen Dreÿfaltigkeit alhier« in Halle –jener Kirche,ander Georg FriedrichHändelam 13.März1702für einProbejahr als Organist angestellt wurde1 –lassensichanhand von Dokumentenaus demDom-Archiv Halle bis in die Mitte des17. Jahrhunderts zurückverfolgen.2

1 Vgl. auch Konstanze Musketa, Händel alsOrganistamDom zu Halle.NeueQuellenfunde,in: Händel-Jahrbuch55 (2009), S. 405–411. 2 Rechnung,ÜberEinnahme undAußgabe derDomKirchenzur Heyl.Dreyfaltigkeitalhier:Dom-Archiv Halle, RE Bücher »Augustvon Sachsen-Weißenfels«, 1636/37–1659/60, 1662/63–1667/68und 1670/71–1679/80 (imFolgenden: Rechnung). Mein herzlicher Dank gilt Frau Gisela Hintzsche, diemir dieDokumente im Dom- Archiv zugänglichmachte undmichermutigte,die relevanten Informationen an geeigneterStellezupublizieren. 10

DerDom zu Halle Kupferstich von Johann Gottfried Krügner d. Ä. im ersten Band der Beschreibung desSaal-Creyses, von JohannChristoph Dreyhaupt, Halle 1749

Händels Vater, derGiebichensteinerAmtschirurg Georg Händel, war 1660 zum LeibchirurgenHerzog Augustsv.Sachsen-We ißenfels (1614–1680) er- nannt worden. Seitdemgehörte er zum Hofpersonal und genoss das Privileg, mit seinerFami- lie an denHofgottesdienstenimDom teilnehmenzudürfen. Die Sitzordnung sahallerdings vor, dass die männlichenund weiblichenFamilienmitglieder, wie auchinanderenKirchenüblich, getrennt saßen. Das geht aus denRech- nungendes Dom-Archivs hervor, die unteranderemdie Einnahmenaus der Ve rmietung von Kirchenstühlenverzeichnen. Leidersind die Jahrgänge 1660/61und 1661/62 nicht mehr vorhanden, so dass wir nicht nachvollziehen können, ob sichGeorg Händelschon in dieserZeiteinenfestenPlatz »ver- schreiben« lassenhat.SeinName erscheint erst relativ spät, am 5. August 1671, in derRechnung 1670/71.3 Fürseine Frau Anna4 und seine Töchterhatte er schon spätestens 1663 die Plätze Nummer2und 3imKirchenstuhl Nr.49 gebucht.5 Es ist unklar, warum die Zahlung für dieselben Plätze zweiJahre spätererneut erfolgte,denninähnlichenFällenwurde nur eine einmalige Gebühr gezahlt, um denentsprechendenPlatz auf Lebenszeit zu sichern.Un- klar ist auch, welche derdreiTöchterGeorg Händels, derHalbschwestern Georg FriedrichHändels, nebenihrerMuttersaß: WaresDorotheaElisabeth (1644–1690),Anna Barbara (1646–1680) oderSophia Rosina (1652–1728)?

3 Rechnung 1670/71, S. 24,05.08.1671. 4 Anna Kathe, verw.Oettinger(1611–1682). 5 Rechnung 1662/63, S. 21,24.08.1663; Rechnung 1664/65, S. 17,14.08.1665. 11

GeorgHändel(1622–1697) Kupferstichvon Johann Jakob Sandrart nach BenjaminBlock

Über die Identität ihrerBanknachbarin auf Platz 1imStuhl Nr.49besteht jedochkeinZweifel: Hierhatte sichElisabethBerger(1639–1674), die Frau desHoforganistenCyriacus Berger(vor 1640–nach1680), niedergelassen, und sie hielt sichnicht rein zufällig beiden Händel-Damenauf.Als Tochtervon Georg Händels Bruder, demSchmiedemeisterund Stadtrat Christoph Händel (1612–1678), war Elisabethein geborenesMitgliedder Händelfamilie und – trotz desenormenAltersunterschieds von fast einemhalben Jahrhundert – eine echte Cousine von Georg FriedrichHändel.6 Die beidenlerntensich jedochnie persönlichkennen, denn Elisabethstarb bereits am 8. Oktober 1674 im Altervon nur 35 Jahren. Danachwurde ihr Platz im Kirchengestühl von ihrerTochter, Sophia ElisabethBerger, genutzt.

6 Rechnung 1664/65, S. 17,08.04.1665. 12

Der»verschriebene«Kirchenstuhl Nr.49imDom für dreiweibliche Mitgliederder Familie Händel (in: Rechnung,ÜberEinnahme undAußgabe der DomKirchen zur Heyl. Dreyfaltigkeit alhier, vonWeynachten Anno 1664. bißdahienAnno 1665) 13

Tab.: An Mitgliederder Familie Händelverschriebene Kirchenstühle, in: Rechnung, Über Einnahme und Außgabe der DomKirchen zur Heyl.Dreyfaltigkeit alhier (Dom-Archiv Halle,REBücher »August von Sachsen-We ißenfels«, 1636/37–1659/60, 1662/63–1667/68 und 1670/71–1679/80)

1662/63, S. 21 24.08.1663: DesCammerdienerGeörge Händels JungferTochter, den2.und 3. stand in Stuhl Nro: 49 verschrieben, gegen2Th

1664/65, S. 17 08.04.1665: FrauenElisabethenH.Cÿriaci Bergers Musici Eheliche Haußfr: 1. stand verschriebeninstuhl Nro: 49. gegenrichtigmachung 1Th 14.08.1665: DesCammerdienerH.Geörge Händels EhelicherHaußfrau 2. stände als den2.und 3. verschriebeninstuhl Nro: 49. geg. 2Th

1670/71, S. 24 05.08.1671:Der Geheime CammerDienerHerrGeorge Handelhat von Stuhl Nro.119.zulösengegeben 2Th

1673/74, S. 24 23.11.1674:JungferSophienElisabethenH.Cyriax Bergers Hoff=Organ: Tochter1.Stand in Stuhl No.49. Nachabsterben dero Frau Mutter sel. [ElisabethBergergeb.Händel, 1639–1674] uff genehmhaltung desHerrn Ober=Hof=Predigers verschriebenvor 1Th

1675/76, S. 20 25.05.1676:Dem CammerdienerH.George Händeln derStand No.23. Vor3Th

Cyriacus Berger, derMann von Händels Cousine,war seit 1658, demJahr seinerEheschließung, als Violonist beiHofe tätig und ließsich, denRechnun- genzufolge,mehrfachSaitenfür seine »Paßgeige«aus derDomkasse bezahlen. Die Domkasse wurde offensichtlichauchimmerwiederherangezogen, um Löcherinder Kasse derherzoglichenKammerzustopfen. So erhielt der HofkapellmeisterSamuelScheidt (1587–1654) ratenweise Nachzahlungen einerausstehendenBesoldung in Höhe von 83 Talern aus derDomkasse.7 Dass man Cyriacus Berger1664 die Kostenfür Rabenfedern und Saitenfür ein kleinesSpinett erstattete,deutetdarauf hin, dass er auchschon zu dieserZeit am Hof Tasteninstrumente spielte.Ende desJahrzehnts wurde er dann offiziell

7 Rechnung 1651/52, S. 43,15.04.1652. 14

zum Hoforganistenernannt, was allerdings nur die Wochentagsgottesdienste betraf.Als eigentlicher Domorganist erscheint er in denRechnungenerst ab 1677,nachdemseinunmittelbarerAmtsvorgängerMoritz Edelmann nach Zittau gegangenwar.8 Als Domorganist war Cyriacus Bergerein Amtsvorgängerseinesangeheira- tetenCousins Georg FriedrichHändel. Aucherspielte schon das Instrument, dasHerzog August 1667 durchden We ttinerOrgelbauerChristian Förnerer- richtenlassenhatte.ImWinter wurde sein Arbeitsplatz mit eisernenKohlen- pfannenbeheizt, und beiDunkelheitzündeteman Wachskerzen an, die man zuvor beim Apothekergekauft hatte. In denDomrechnungenist CyriacusBergernicht erst seit 1658, seit dem Beginn seinerTätigkeit als Hofmusiker, sondern bereits zwischen1649 und 1654 nachgewiesen.9 In diesenJahren, also nochzuLebzeitenSamuelScheidts, war BergerKapellknabeund wurde von demHofmusikerSamuelGroße unterrichtet, derübrigensjedes Jahr einRiesPapier fürzweiTalerkaufte,umes mit Notenlinien(»musikalischenLinien«)zuversehen. Dass Bergerals einzi- gerKnabenamentlicherwähnt wird, ist sehr ungewöhnlichund könnte bedeu- ten, dass er vielleicht schon sehr früh positiv aufgefallenwar und einenbeson- derenStatus hatte. In welchemVerwandtschaftsverhältnis die in denRechnungendes Dom- Archivs mehrfachverzeichnetenMitgliederder Familie Cuno zu Georg FriedrichHändelbzw.seinerGroßmuttermütterlicherseits, DorotheaCuno (1618–1682), stehen, wäre nochgenauerzuklären. DerGiebichensteiner Kornschreiber und dermit ihm namensgleiche odersogar identische Haus- vogt Johann Christoph Cuno, der1655/56 bzw.1673/74 erwähnt wird, war wohl nicht Händels 1590 geborenerUrgroßvater, sondern vielleicht dessen Sohn, Händels GroßonkelJohann Christoph Cuno (1615–1677), derBruder derGroßmutter. Dererwähnte SamuelCuno hingegenund seine 1672 ge- storbeneWitwe Dorotheasind mit VorfahrenGeorg FriedrichHändels wohl nur namensgleich. Zwar starb auchHändels UrgroßmutterCuno im selben Jahr, dochhießsie nicht Dorothea, sondern Catharina, und einSamuelCuno war nicht ihr Mann, sondern ihr Schwiegervater–das sind zu viele Unge- reimtheiten, um von einereinfachenVerwechslung derVornamenausgehen zu können.10

8 Zu Bergersowie zur Musikund zu denMusikernamDom vgl. auch Walter Serauky, Musikgeschichte derStadtHalle, Bd.2/1,Halle 1939 (die vonden Eintragungen in denDomrechnungen teilweiseabweichendenAngaben basieren vermutlich aufder etwasverwirrendenVermischung vonÄmternund Funktionen undder mangelhaften Genauig- keit mancherAufzeichnungen),sowie generellzur halleschen Residenz Herzog Augusts: Im Land derPalme, Augustvon Sachsen1614–1680, Erzbischofvon Magdeburgund FürstinHalle (Ausstellungskatalog), hrsg.von Boje E. Schmuhl,Halle 2014. 9 Rechnung 1648/49, S. 29,14.11.1649: »Dem Capellknaben CyriacoBergern,zuVerbeßerung seinesKleides« 1Th.,6Gr.(Beleg25). 10 Zurweitverzweigten Familie Cuno sieheauch: BerndHofestedt, GeorgFriedrich HändelsWurzelninHalle,in: DieFamilie Händel und Halle.Zum Stadtjubiläum 1200 Jahre Halle (Ekkehard,NeueFolge 13 (2006) Sonderheft), S. 2–18,bes.S.15–17,und Lieselotte Bense, DorotheaHändel,geb.Taust,die Mutter desKomponisten,in: ebd.,S.19–32. 15

TYPISCH HALLISCH: DERLEITERBARTHOL HERMANN

Unterden Dom-Angestellten, die in denRechnungenmehrfacherwähnt werden, befindetsichauchein gewisserBarthol Hermann, über denman nichts Näheresweiß. Mit Musik hatte er nur im allerweitestenSinn zu tun, und er gehörte höchst wahrscheinlichnicht zur Familie Händel. Er wird als»Lei- ter« bezeichnet, aber wenoderwas hatte er im Dom zu leiten? Die Antwort, die sichaus demVergleichder jeweiligenjährlichenEintragungenergibt, ist verblüffend einfach: Barthol Hermann hat die Glocken»geleitet« (hoch- deutsch: geläutet)!UnterBerücksichtigung deshalleschenDialekts reimt sich »Geleite«(Geläute)auf »Geschmeite«(Geschmeide)und »Gebeite«(Gebäude), womit derHallensergerndie jeweiligenVorzüge derdreiKirchenSt. Marien, St.Ulrichund St.Moritz beschreibt. Barthol Hermann hatte die Aufgabedes Glockenläutens 1659 übernommen, weil man die Läutejungen, die diesenDienst bishertaten, »ihresdabey verübten Muthwillens wegen« nicht mehr weiterbeschäftigenwollte.Gerade hatte man für die Küsterin Maria Knaust einGlöckchenangeschafft, damit sie einZeichen gebenkann, »wann auf derDomKirche geleitetwerdensoll«11 Maria Knaust war übrigens schon seit 1646 »Mädchenfür alles« und erledigte nebenden ver- schiedenstenReinigungsarbeitenauch»andererKirchenNotturfft«. NebenregulärenZahlungenvon jährlichzehnTalern gab es für Barthol 1 Hermann gelegentlichauchZulagen: 1663 werdenzusätzlich3⁄2 Taleranihn gezahlt, weil er »wegenAbsterbens« der»FürstlichenFräuleins«, derTöchter Herzog Augusts, Katharina (1655–1663), Elisabeth(1660–1663) und Dorothea (1662–1663), vierWochenlang täglicheine Stunde läutenmusste.Bei ähn- lichenTodesfällen1671(beim Todder Prinzessin Anne Marie,1653–1671) und 1674 (beimTod desPrinzenAugust, 1650–1674) wird dann schon Barthol Hermanns Nachfolger, derKlingelsackträgerund KüsterJohann Jacob Falitzsch, für das Läutenentlohnt.

11 Rechnung 1658/59, S. 60, 29.(!)02.1659. 16

EIN KIRCHENSTUHL FÜR GEORGE HÄNDELINDER MARKTKIRCHE

Die Marktkirche zu Halle Kupferstich vonJohann DavidSchleuen im erstenBand der Beschreibung desSaal-Creyses, von Johann Christoph Dreyhaupt, Halle 1749 17

Wieein erst vor kurzemimArchiv derMarktkirche aufgefundenesDokument belegt, hatte einFamilienmitgliednamens George Händelhiergegen eine ein- malige Gebühr von zweiTalern einenPlatz auf Lebenszeit gebucht, dessen Lage genau notiert wurde:Eshandelt sichumden Stand Nr.15auf derEmpore gegenüber derOrgel.12

Quittungsbelegfür den Kirchenstuhl Nr.15inder Marktkirche für Meister GeorgeHändel

EInStandt auf der BorKirchen gegenüber der orgel, No: 15 ist gelöset von Meister George Händel, mit Zweÿ Thalern Soll Ihn besitzen Zeit seines Lebens, so lange er sich wesentlich allhier aufhält, auch des Beichtstuhls und Abendmahls beydieserKirchen gebrauchen wird, nach seinem Tode fället dießer standt der Kirchen wieder anheim. Halle, den 24 Augusti Anno 1678. Peter Unger KirchV:

Dieser »Meister George Händel«war jedoch nicht, wiezunächst angenommen, derVater GeorgFriedrich Händels, sondernein Cousin gleichen Namens undübrigensein Bruder vonElisabeth Berger.GeorgeHändel(1646–1723), von BerufKupferschmiedemeister,hatte denKirchenstuhl wahrscheinlich von seinem am 2. August 1678 verstorbenen VaterChristoph Händel übernommen. Er gehörtenachweislich zurMarktgemeinde,dennam13. August 1679 wurde hier seineTochter Catharina Elisabethund am 8. Januar 1685 sein Sohn Johann Gottlieb getauft.Als einPatedes Sohnes wird der»Churfürstliche Cammer- diener«Georg Händel, also Georg FriedrichHändels Vater, genannt.13

12 DasDokumentwurde vonKarsten Eisenmengerentdeckt. FreundlicheMitteilungvon Götz Traxdorf, 13.12.2015. 12 TaufregisterMarktkirchengemeinde 1667–1686, S. 458und 656. FreundlicheAuskunftvon Anke Fiebiger, Marienbibliothek Halle. 18 Annotation zumImmatrikulationsdatum vonGeorg FriedrichHändel* Christoph Rink

Angeregt durch dieerhellende Arbeitvon Prof.Dr. Heiner Lück1 zur Be- ziehungdes noch gerade 16-jährigenGeorg FriedrichHändelzur 1694 ge- gründetenhalleschen UniversitäterscheinenAnmerkungen zumDatum sei- nerImmatrikulation angezeigt. In der(musik)wissenschaftlichenLiteratur wird durchgehend der10. Februar1702, einFreitag,als Immatrikulations- datumangegeben,soauchinden wesentlichen Nachschlagewerkenzur Bio- graphievon Händel. Im Händel-Handbuch von19782 wird vermerkt:»1702: 10.Februar,Immatrikulation.«Die in jüngster Zeit erschienene Dokumenten- sammlung3 zumLeben desMeisters, dieals neuesQuellenwerk zur Biografie Händels anzusehen ist, stellt fest:»10 February 1702 Handelregisters as a studentatHalle University.«–InbeidenWerkenfindetsichallerdingskein Faksimile derMatrikelmit derEintragungvon Händel.

Zurschulischen Ausbildung undzum Eintritt in diehallescheFriedrichs-Uni- versität findensichinden Biografien zu Händel, dieim18. Jahrhunderter- schienensind, keineAussagen4.Wennman vonJohannMatthesons(1681–1764) ersten biografischen AnmerkungenzuHändelinseinerSchrift»Grundlagen einerEhrenpforte [...]« ausdem Jahre17405 absieht, stammt dieerste Händel- Biografievon JohnMainwaring(1724–1807),6 dieMattheson 1761 insDeutsche übertragenhat –nicht ohne seine(nichtganzuneitlen) persönlichen Korrekturen undErgänzungeneinzuarbeiten. Auchdiese Biografiesagtkaummehrals Anekdotisches über diehalleschen JahreHändels aus. Wenn Mainwaring sein biografisches Wissen (möglicherweiseund wenigstens zum Teil)von Händel selbst bzw. über JohnChristopherSmith bezog, istverwunderlich, dass darin nichts zumEintrittindie Universität, (wie auch nichts zurOrganistenstelleam Dom) gesagt wird.Hatte Händelseine Immatrikulation nichtmehrinErinne- rung oder warsie fürihn später eine unbedeutende EpisodeinseinemLeben?

* Für hilfreiche Diskussionen zur Thematik danktder Autor Frau Dr.Konstanze Musketa undHerrn Dr.Edwin Werner sehrherzlich. 1 Heiner Lück, Händel und die UniversitätHalle,in: Mitteilungen Heft 2/2017,S.32–39. 2 Händel-Handbuch,hrsg. vomKuratoriumder Georg-Friedrich-Händel-Stiftung vonWalterEisen und MargretEisen,Band1,1.Auflage, 1978,S.14. 3 George Frideric Handel.Collecteddocuments,hrsg. vonDonaldBurrows,Helen Coffey,JohnGreenacombe, AnthonyHicks,Bd. 1, Cambridge2013, ,S.32. 4 Vgl. GeorgFriedrich Händel.Beiträgezuseiner Biographie ausdem 18.Jahrhundert,hrsg. vonWalther Siegmund- Schultze Leipzig 1977. 5 JohannMattheson, Grundlageeiner Ehren-Pforte,woran derTüchtigstenCapellmeister,Componisten,Musik- gelehrten, Tonkünstleretc.Leben,Werke,Verdienste etc. erscheinen sollen. Hamburg 1740. Neudruck herausgegeben vonMax Schneider, Berlin 1910. 6 JohnMainwaring, Memoirs of the Life of the late George Frederic Handel,London 1760.Diese Biografie hat FriedrichChrysanderals »erste Biographie irgend einesTonkünstlers« überhaupt gewürdigt (F.Chrysander, sieheAnm.10, S. VI). 19

Damitmusssichdie Fragestellen,welcher Biografdie Eintragung Händels in dieMatrikelder halleschen Fridericiana zuerst aufgefundenund beschrieben hat.

In seiner frühen ArbeitzuGeorg FriedrichHändelbezieht sich Joseph Müller-Blattau7 bei derDatumsangabezuHändels Immatrikulationauf Fritz VolbachsArbeitvon 1898 undübernimmt dessen Faksimile derEintragung; er hatteoffenbarkeine eigene Fotografiezur Verfügung, zumal anzunehmen ist, dass er –seinerzeitinKönigsberg tätig–nie in Hallewar unddie Matrikel der Fridericiana demzufolge nichtselbst eingesehen hat. Dafürspricht,dasser in späteren Arbeiten8 wederein Faksimile abbildet, noch dieHerkunftder Datumsangabe vermerkt.

FritzVolbach selbst hatzwarein Faksimile derImmatrikulationseintragung in seiner Händelbiografie von18989 abgebildet, beziehtsichimÜbrigen aber wesentlich aufdie biografischen Angaben vonChrysander. FriedrichChrysander10 schließlich hatinseinerHändel-Biografievon 1858 ver- merkt: »[…] am 10.Februar schrieb er eigenhändigindas Studentenbuch: 10) Georg(sic!)Friedrich HändelHalle-Magdeburg (sic!)«11.Damit wardie Datums- angabe offensichtlich »vorgegeben«. EinFaksimile istnicht abgedruckt,was seinerzeit technisch wohl etwasschwierig gewesen sein dürfte. Möglicherweise isterder ersteBiograf Händels,der einexaktes Datumfür dessen Universitätseintritt angibt.12

Auch WaltherSiegmund-Schultze13 gibt den10. Februaran. In seiner Biogra- fievon 1984 hatergleichfalls einFaksimile (S.20) abgebildet; aber dasist von so schlechterDruckqualität,dassman wenigerkennen kann.Immerhin darf angenommen werden,dasserdiese Matrikelseite selbst in Augenscheinge- nommen hat. Auchbekräftigter, dass sich Händeleigenhändig eingetragen habe.Inden Bändendes Händel-Jahrbuchsder Georg-Friedrich-Händel- Gesellschaftfindetsichkeine Arbeit zu diesem Sachverhaltund auch kein

7 Joseph Müller-Blattau, GeorgFriedrich Händel,Potsdam 1933,S.16. 8 Ders., GeorgFriedrich Händel.Der Wille zurVollendung,Mainz 1959,S.16: »[…] ließ sich endlicham10. Februar alsStudent einschreiben« –womit derAutor offenlässt,obdie Eintragung vonHändels Hand stammt. 9 FritzVolbach, GeorgFriedrich Händel,1.Auflage, Berlin1898, S. 9: »Am10. Februarwurde er immatrikuliert und schrieb sich in dieMatrikelein«–danach hatsichHändelselbst eingetragen. 10 FriedrichChrysander, G. F. Händel,Band1,Leipzig1858, S. 56,und 1919,2.unveränderteAuflage, S. 56. 11 Sowohl derVorname alsauchdie Angabe derRegion werden vonChrysander nichtbuchstabengetreu zitiert(s. u.). Dasist insofern erstaunlich, weil er andere Autoren wegenungenauer Zitierweisetadelt. Sollte er dieMatrikel nicht selbst eingesehen haben?Eswäredenkbar,dassihm dieseInformation seinFreundGeorg Gervinus (1805–1871) übermittelthat,der nichtweitvon HalleinGöttingenals Professortätig undfür Wanzleben bei Magdeburg Abgeordneterinder Frankfurter Nationalversammlungwar.EineQuellenangabezur Matrikeleintragung findet sich beiChrysanderabernicht,obgleicherandere QuellenzuseinenInformationen genau benennt. 12 Jedenfalls istindem kurz vorChrysanders Biografie erschienenenBuchvon Victor Schœlcher, TheLifeofHandel, NewYork 1857 (amerik. Reprintdes Originals) keineAussage zu Händels Studiumgemacht. 13 WaltherSiegmund-Schultze, G. F. Händel,Leipzig1962, S. 12:»[…]ertrugsicham10.2.1702 in dieListe der Studierendenein.« Ders., GeorgFriedrich Händel.SeinLeben.SeinWerk,München 1984,S.21. 20

Faksimile derMatrikelseite.Inder großen Publikation zum300-jährigen Jubiläum derhalleschen Universität14 wird ebenfallsder 10.Februar alsDatum derImmatrikulationdes berühmtenSohnesder StadtHalle angegeben.

Damit–soscheint es –ist zumDatum derImmatrikulationvon Georg Friedrich Händelallesgesagt.

Dem entgegen wird im Katalogzur Händel-AusstellungimHändel-Haus von200215 eine Präsentationstafel mit»Händels Eintragung in derMatrikel derFriedrichs-Universität«wiedergegeben: »A.M.D.C.C.II. MenseFebruario 20)GeorgeFriedrich HändelHallMagdeburg«. Hier wird also vorder (schließenden) Klammermit derZahlder 20. (Februar), übrigens einMontag, angegeben.

DieFortschreibungeinmalinder wissenschaftlichenLiteraturals gültig angenommener Sachverhalte istnicht ungewöhnlich,allerdingskeinBeweis fürderen Richtigkeit. Deshalbist zu fragen,welchen Beweis es fürdie Da- tierungvon Händels Immatrikulationgibt. Wenn es keinezweite Quelle zurImmatrikulation vonHändelander halle- schen Universitätgibt, gewinntdie handschriftliche Eintragung vonGeorg FriedrichHändelinder Matrikel der Fridericiana16 besonderesGewicht fürdie BestimmungseinesUniversitätseintritts.

14 Ralf-Torsten Speler (Hrsg.), 300Jahre UniversitätHalle 1694-1994.Schätze ausden Sammlungenund Kabinetten, Halle1994, S. 85. DieReproduktion derMatrikelseite isttechnisch nichtoptimal:»DieMatrikel sind vormehre- ren Jahrzehnten mitsog.Japanpapier»laminiert«worden, um siezustabilisieren undden Tintenfraß aufzuhalten. Dadurch istdie Schriftbrillanzbeeinträchtigt –heute würdeman dieses Verfahren nichtmehranwenden. Wahr- scheinlichist dieAbbildung in dem300-Jahre-Katalog extrem starknachbearbeitet« (Dr. Michael Ruprecht, Leiterdes Universitätsarchivs Halle, pers.Mitteilung). 15 EdwinWerner, DasHändel-HausinHalle.Geschichte des Händel-HausesinHalle undFührer durchdie Händel- Ausstellung,4.Auflage, Halle2002, S. 86.Auchdie englischsprachigeVersion von2006übernimmtdiese Angabe (EdwinWerner, TheHandel HouseinHalle,Halle 2006,S.100), obwohl in derQuellenangabevermerktist: »48. Academia illustrissimaFridericiana: NovumAlbumInscribendorumCivium, 10 February 1702«. 16 Univ.-Archiv Halle, Rep. 46,Nr. 1(1700–1714). 21

Matrikeleintragungen im Januar und Februar 1702, linke Seite unten Namenszug von GeorgFriedrich Händel

Gewöhnlichwirdnur dieZeile ausder Matrikel mitdem Namenszug vonGeorg FriedrichHändelals Faksimile abgebildet, manchmal mitder Monatsangabe.

Handschriftliche Eintragung Händels in die Matrikel der Universität Halle (retuschiert)

Beieiner solchenFaksimile-Darstellung bestehtkeine Möglichkeitdes Vergleichs derZahlen, wiediese aufder Matrikelseite zu findensind. Auch ist zu fragen,wer dieseZeile geschrieben hat. Kein Zweifelkannwohldaran bestehen,dassder Namenszugvon Händelselbst stammt.Die anderen Namenszüge dersichindie Matrikel eintragendenStudenten zeigen ganz offensichtlich diejeweiligenSchriftender Studenten. Händelhat allerdings seinen ersten Vornamen,wie auch in demTrauergedicht aufseinenVater 1797, miteinem »e«amEnde geschrieben:»George«. WährenderseinenNamen in derdeutschen KurrentschriftzuPapiergebrachthat,fügte er –wie vieleder 22

anderenStudenten auch –sein»Land«inlateinischenBuchstaben an:»Hall Magdeburg.«. Hinter seiner Eintragung findetsichder Vermerkdes »Cassie- rers«, wieChrysanderschreibt, über dieBezahlung derStudiengebühr:»dd« (dedit =hat gezahlt).Ein Vermerkzur Fachrichtung,wie bei einigender sich fürTheologieimmatrikulierendenHerren(»Th«), fehlt.17 AufdieserMatrikelseite sind alsTagesangaben fürdie Immatrikulationnoch im Dezember 1701 der13.,der 14.und der20. vermerkt.ImJanuar1702sind eingetragenals Tage der2., 3.,11.,13.,23.,25. und31. DerMonat Februarbe- ginntamunteren Rand derSeite mitder Eintragung vonHändel. Vergleicht manden Schriftzug desDatumsvor Händels Unterschriftmit den Zahlen deranderenDatumsangaben auf dieser Seite,soergibtsichfür die Ziffer 1folgendesBild:

13)14) 11) 13)31) beiHändel

Jedesmal istdie Zahl 1als geraderStrich I geschrieben.Dazuaberwillder Schriftzug dererstenZifferimDatum derHändelzeile nichtpassenmit dem gerundetenAufwärtsbogen vordem Abstrich unddem kleinenHaken nach rechts am unterenEnde desAbstrichs, waseherwie eine 2anmutet. Auffälligist,dassdie beidenZahlen13(in dererstenZeile,d.h.13. Dezember 1701,und in der15. Zeile, am 13. Januar 1702)offensichtlichvon derselben Hand geschrieben worden sind –und damitnicht vonden sich immatrikulie- rendenStudenten,d.h.die Datierungerfolgtenicht durch densicheintragen- denStudenten.Deshalb darf manwohldavon ausgehen,dassauchHändel nichtdas Datumvor seiner Unterschrifteingetragenhat.

Auseinem solchenVergleich derZiffern können sich durchausZweifel an derangegebenen Datierungder ImmatrikulationHändels aufden 10.Februar ergeben.

DieFrage derDatierung wird schließlich durch dieBetrachtung dernach- folgendenMatrikelseite (der rechtenSeite im Matrikelbuch)entschieden. Hier werden dieImmatrikulationenfür denMonat Februar1702mit dem Datum12) fortgesetzt;esfolgennochder 14), der22) undder 23)Februar. Wäre Händelalsoam20. Februar1702immatrikuliertworden, so müsste sein Name aufdieserrechten Seite zwischen 14)und 22)Februar stehen –und nichtvor dem14. Februarauf dervorangegangenen (linken)Seite. Damitmussdie Ziffer vorHändels Namenszugals 10 gelten undals Immatri-

17 DieTheologiestudenten wareninder Regelvon denEinschreibungsgebühren befreit. 23 kulationsdatum desberühmtestenStudenten derhalleschenAlmamater in derTat der10. Februar1702als sicher angesehenwerden.

DieDatierung derImmatrikulationvon GeorgFriedrich Händelander Fridericiana istauchinsofern vonBedeutung,als er ja bekanntlich bereitsam Montag, dem13. März 1702,die Stelle alsAushilfsorganistander reformier- tenGemeinde in Halle, am Dom, angetretenhat.Esist sehrwahrscheinlich, dass er dieses Amtparallelzum Studiumausgeübthaben wird,dadiese Po- sition entsprechend deruns vorliegendenBestallungsurkunde18 durchausals zeitlich nichtallzu aufwendigangesehen werden muss.Dafür,dassHändel dieUniversität »abernach wenigenWochenzugunsten desOrganistenamtes an derreformiertenSchloss-und Domkirche« verließ19,gibteskeine Belege. Da sich HändelimOktober 1702 unterdem Namen»GeorgFriedrich Händel StudiosusinHalle«als Taufpatevon GeorgFriedrich Umlauffin(Halle-) Trotha eintragen20 ließ,darfwohlangenommenwerden, dass sich Händel selbst in dieser Zeit durchaus(noch)als Studentder halleschen Alma mater verstandenhat.

Händelverließ Halle–und damitdie Universität–bekanntlich alsAchtzehn- jähriger im Sommer 1703,uminHamburg seinen Wegindie Unsterblichkeit zu beginnen.

18 ZurProblematikder Bestallungsurkunde vgl. Konstanze Musketa, Händel alsOrganistamDom zu Halle. Neue Quellenfunde,in: Händel-Jahrbuch55(2009), S. 405–411. 19 Matthieu Kuttner, in:Booklet zu denCDs Handel.Organ Concertos,2004. 20 George Frideric Handel.Collected documents,siehe Anm. 3, S. 36: »4 October1702Handelstandsasgodfather to GeorgFriedrich Umblauff in Trotha.« 24 EinStarmit Bodenhaftung:Joyce DiDonato erhält 2018 denHändel-Preisder StadtHalle Patricia Reese

Joyce DiDonato ist einStar mit Bodenhaftung.Die gefeierte Mezzosopranistin, die mit unbefangenerFreude und Spiellust, emotionalerAusdruckskraft und technischerBrillanz überzeugt, steht mit beidenBeinenimwirklichenLeben. Sie hat ihrenjugendlichenIdealismus behalten. BeiihrenAuftrittengehtesihr um Wahrhaftigkeit,politischeThemenbeschäftigensie.Sie singt an unge- wöhnlichenOrtenwie in Gefängnissenund in Kriegsgebieten. Und sie stellt in ihremKommentar zu ihremAlbum »InWar &Peace«ihrenFans in allerWelt die Frage:»Inmittenvon Chaos: WiefindenSie Frieden?« Im US-amerikanischenBundesstaat Kansas aufgewachsen, studierte sie an derAcademy of Vocal Arts in Philadelphia und wurde an denOpernhäusern in San Francisco, Houston und Santa Fe ausgebildet, die sie mit demOutstanding Apprentice Artist Award beendete.Seitherhat sie eine steile Karriere vorge- legt:gefeiertals Opernsängerin an dengroßenBühneninder ganzenWelt, aber auchinrenommiertenFestspielortenwie Salzburg, Edinburgh und zu denBBC Proms.Zum Kernrepertoire Joyce DiDonatos gehörenRollenvon Händel, Mozart und die Belcanto-PartienRossinis sowie Partieninzeitge- nössischenBühnenwerken. So äußerte sie in einemGespräch: »Rossini, auch Händelund Mozart –daist meine Stimme glücklich.«(Tagesspiegel, 30.10.2017)

Händel-Preisträgerin 2018 Joyce DiDonato 25

Die Mezzosopranistin ist als Konzertsolistin gleichermaßenerfolgreich. Das barocke Repertoire beherrscht sie wie kaum eine andere.Die mittlerweile viermalige ECHO Klassik-Musikpreisträgerin und Gewinnerin desGrammy Awards wurde 2014 zum Mitgliedder Londoner Royal Academy of Music ernannt.

Beiden Händel-FestspieleninHalle debütierte die Künstlerin im Juni 2005 (Dirigent: Alan Curtis, Lesung: Donna Leon, Simone Kermes, Sopran, Il Complesso Barocco). Nun ist sie endlichwiederzuGast beiden Festspielen mit ihremengagiertenProjekt »InWar &Peace -Harmony through Music« (26. Mai 2018,Georg-Friedrich-Händel-HALLE, 19.00 Uhr). Begleitetwird die Amerikanerin von ihremlangjährigenPartnerensemble Il Pomo d’Oro unterder Leitung desjungenDirigentenMaxim Emelyanychev. Im Rahmen desKonzerteswird Joyce DiDonato derHändel-Preis derStadt Halle,ver- gebendurchdie Stiftung Händel-Haus, überreicht.Damitehrt die Stiftung ihr engagiertesWirkensowie ihre langjährigenund überragendenHändel- Interpretationen.

DerHändel-Preis der Stadt Halle an der Saale wird im Rahmen der jährlichen Händel-Festspiele von der Stiftung Händel-Haus vergeben.Der genaue Name lautet seit 2011:»Händel-Preis der Stadt Halle, vergeben durch die Stiftung Händel-Haus«. Geehrt werden Einzelpersönlichkeiten und Ensembles für her- ausragende künstlerische, wissenschaftliche oder kulturpolitische Leistungen, soweit diese in einem Zusammenhang mit der Händel-Pflege stehen.Überreicht werden eine Urkunde sowie eine vergoldeten Anstecknadel, die Noten aus Händels »Messiah« zeigt

DerVorstand des»Freundes- und Förderkreisesdes Händel-HauseszuHalle e.V.« und die Redaktion der Mitteilungen gratulierender Künstlerin sehr herzlichzu dieserAuszeichnung. 26 Aktuelle Informationenzur Hallischen Händel-Ausgabe

Seit 1955 sind vonden geplanten116 Notenbändenmit Kritischen Berichten undFaksimilesder Librettibei Opernund Oratoriensowie ca.10Bänden Supplemente,87Notenbände mitKritischen Berichten, 8Revisionsbände und 6Bände Supplemente erschienen.

2017 wurden veröffentlicht: PARNASSOINFESTA PERGLI SPONSALI DI TETI EPELEO, HWV73(II/30) hrsg.von TeresaRamer-Wünsche,Halle1 Händelkomponierte Parnasso in festaanlässlichder Hochzeit vonPrinzessin Anne unddem niederländischen PrinzenWilhelm IV.von Oranien, dieam 14.März1734inLondonstattfand.Die Serenatawar sein Beitragzuden öffentlichen Feierlichkeitenund wurdeamVorabendder TrauungimKing’s TheatreamHaymarketaufgeführt. Händelstellte dabei einenGroßteilder Musikaus bereitsvorhandenenStücken ausverschiedenenWerken(Athalia, Radamisto, HWV12a, Il trionfodel Tempoedel Disinganno,HWV 46a, und Delirioamoroso)zusammen, nurneunder insgesamt32Gesangsnummern zuzüglichder Ouvertüreund derSinfoniazuBeginndes 3. Teilssindneu geschrieben.Diese Werkgestaltspiegeltsichinder Quellenlagewider:Es existiertkeine autographe Kompositionspartitur dergesamtenSerenata, dafürstelltdie DirektionspartitureineGemeinschaftsarbeitvon Händelund seinem HauptkopistenJohnChristopher Smithseniordar.Kompositions- partituren einzelner neugeschriebener Stücke sind erhalten.Die Handlung (Textverm. vonGiacomo Rossi) spielt vordem Hintergrundder Verbindung vonPeleus, demKönig derMyrmidonenvon Phthia in Thessalien,mit der NereideThetis.Den griechischen/römischenMythosder Meeresnymphe, diesichdurch Verwandlungender WerbungPeleus’ zu entziehenversuchte, schließlich nachgab undihren Sohn Achill empfing,erzählteu.a.Ovidin seinen Metamorphosen.Die anschließende Hochzeit,zuder dieolympischen Götter geladenwaren,wurde vonCatullinseinem carmen 64 beschrieben.In derSerenata nunlädtApollodie Bewohner desBergesParnass zu einemFest ein, dasanlässlichdieserHochzeit begangen wird.Musen,Götter, Nymphen, Hirten undweitere mythologischeFiguren eilenherbei,umdem Brautpaar zu huldigen. Dochdie Feierlaune wandelt sich zweimaldurch rückblickende Episoden zu Wehmut undSchmerz:Man erinnert sich an diegroßenLiebes- tragödienvon Apollo undDaphnesowie vonOrpheus undEurydike.

1 Vgl. Teresa Ramer-Wünsche, Zur Kompositionsweise und Rekonstruktionder Fassungenvon HändelsSerenata Parnasso in festa, in: Mitteilungen Heft 2/2016,S.27–36. 27

DieEdition derHHA bildetdie Fassungder ersten AufführungenimMärz 1734 ab.DreiAnhänge rekonstruieren diekomplizierteFassungsgeschichte derzum Teil sehr verschiedenenWiederaufnahmen von1737, 1740 und1741 undenthalten verworfene undveränderteMusiksätzesowie dieDarstellung dervorgenommenen Änderungen vonBühnenfiguren.

CHANDOSTEDEUMB-Dur,HWV 281(III/7) hrsg.von GraydonBeeks,Claremont,USA Händelkomponierte seinTeDeuminB-Dur,HWV 281, fürJames Brydges, derimOktober 1714 Earl of Carnarvonwurde undimApril 1719 FirstDukeof Chandos. Es istziemlichsicher, dass dasWerkbereits komponiert war, bevor Brydgesseine Herzogswürde erlangte,dennoch istesseitlangemunter dem Namen Chandos Te Deum bekannt.Inder HHAwirdesals Cannons Te Deum bezeichnet,nach demNamen desBesitzesinLittleStanmoreinder Nähe von EdgwareimheutigenMiddlesex, wo es zuerst aufgeführt wurde. Brydges hatteinseinemAmt alsZahlmeister derTruppen derKönigin Anne,die wäh- rend desSpanischen Erbfolgekrieges(1703–1713) aufdem Kontinentdienten, eingroßesVermögenangehäuft.Erhatte einernsthaftes InteresseanMusik undhat wohl im November 1715 begonnen,seinMusikensemble systema- tisch aufzubauen. DieZusammensetzungseines»Concert«,wie Brydgesdas Ensemble nannte,wurde stetsals ungewöhnlichangesehen. Dasspiegeltsich auch in derBesetzung desTeDeumwider (Flauto dolce,Oboe,Tromba, ViolinoI,II, Soprano, Tenore I–III,Basso,Bassi). Über HändelinCannons wird erstmals am 4. August 1717 berichtet. DasKompositionsdatum fürHWV 281kannnicht mitSicherheitbestimmtwerden. DieTitelseite derMalmes- bury-Abschrift, angefertigtfür Händels Gönnerin ElizabethLegh,gibt London1719 an.Esscheint sicher,dassalleCannons Anthemsund das Te Deum zuerst in derPfarrkircheStLawrenceinLittleStanmore(»Whitch- urch«) aufgeführt wurden,die Brydgesund seineFamilie regelmäßig besuch- ten, bisdie KapelleamCannons Housefertiggestelltwar undam29. August 1720 geweihtwerdenkonnte.

2018 sind zur Veröffentlichung vorgesehen: II/5 (Il Pastor fido,HWV 8a,1.Fassung, 1712), herauszugeben vonSuzana Ograjensek,Santa Clara, USA II/14(Giulio Cesare,HWV 17), herauszugeben vonHansDieterClausen 28 Pausen-Gedankenzum 8. Musikfest Unerhörtes Mitteldeutschland Daniel Schad

Vorden Händel-Festspielenund vor derdann folgendenSommerpause soll auf die vielfältigenBedeutungeneinermusikalischenPause hingewiesen, ihr Vorkommenaufgespürt und ihre Erscheinungsformenund Wirkungenergrün- detwerden. Gelegenheit dazu bietetdas 8. Musikfest »UnerhörtesMittel- deutschland«vom 15.bis 24 Juni 2018 mit elfKonzertenanelf musikhistorisch bedeutsamenOrten. We lche Artenvon Pausengibt es in derMusik? Wieverschiedenwerden Pausenvon denKomponisteneingesetzt? Wiegestaltetder Interpreteine Pause?Wie ist die Wirkung auf die Zuhörer? We lche unterschiedlichenFolgen hat eine Pause? VomKomponistengeschriebenePausenwerdeneinerseits genutzt, um Spannung zu erzeugenoderumSpannung abzubauen. Das Erlebender Musik kann durcheine Generalpause plötzlichunterbrochenwerden. Diese erzielt immereine besondere Wirkung und führt meistens zum Höhepunkt eines We rkes. Eine wichtige Erholungsfunktion haben die geschriebenenPausenfür diejenigenMusikeroderSänger, die gerade nicht spielenodersingen. In derKonzertpause unterhaltenwir uns im Pausengesprächüberdas Erlebte. Wardie Musik spannend oderlangweilig? Bin ichmotiviert, neugierig gemacht oderemotional berührt worden? Pausenlos im Einsatz für die Musikgeschichte ist derdiesjährige Schirmherr des8.Musikfestes»UnerhörtesMitteldeutschland«Prof.Dr. Dr.h.c.Helmut Loos.Von 2001bis 2017 hatte er denLehrstuhl für Historische Musikwissen- schaft an derUniversität Leipzig inne.SeinumfangreichesWissen, seine Ve röf- fentlichungenund sein Engagement z. B. für denVereinGrieg-Begegnungs- stätte Leipzig e.V. ist Musikfreundenbestens bekannt. Alle mitwirkendenKünstlerdes 8. Musikfests sind MeisterihresFaches. Es konnten Musiker desGewandhausorchesters, desMDR-Sinfonieorche- sters, derStaatskapelle Halle und vom TheaterDessaugewonnenwerden. International gefeierte Solistenund Organistensind mit dabei. Hervorge- hobensei besonders dersiebenfache Grammy-PreisträgerCord Garben, derein wunderbaresKonzert in Löbejün zusammengestellt hat. FindenSie nun beim 8. Musikfest Ihre »Lieblingspause«, versteckt in einem Satz, in derMusik oderwährend einesKonzerts.KommenSie mit Ihren Nachbarnoderden Künstlern ins Gesprächüberbishernie gehörte Musik oderdie Qualität und Quantität –der Pausen.

Programm und Karten: www.unerhoertes-mitteldeutschland.de 29 Händel-PreisträgerChordirektor Wolfgang Unger(1948–2004) unvergesseninHalle Gert Richter

Am 28.April 2004 fand in derThomaskircheder ergreifende Trauergottesdienst fürden früh verstorbenenLeipziger UniversitätsmusikdirektorProf. Wolfgang Ungerstatt.SeinUniversitätschor,die Thomaner undder ThüringischeAkade- mischeSingkreis ehrten ihnmusikalisch mitzuHerzengehendenBeiträgen. Im KirchenschiffhattenauchHallenser Platzgenommen–vor allemChor- sänger,die ihnverehrten,tiefbetroffen warenund vondenen er nichtwenige alsseine Freunde bezeichnet hätte.

Wolfgang Unger, am 31.12.1948 als Pfarrerssohnimerzgebirgischen Ei- benstockgeboren,durch denberühm- tenDresdnerKreuzchorgeprägt,wo er alsPräfekt schonanspruchsvolle musikalischeAufgaben bewältigthat- te,absolvierte an derHochschulein Weimar einStudium zumKapellmei- ster undChordirigenten, u. a. bei dem renommiertenProf. Günter Fredrich. SeineberuflicheLaufbahnbegann 1973 in Halleals Dirigent derHalli- schen Philharmonie undChordirektor derRobert-Franz-Singakademie.Die- sesWirkungsfeldfüllteererfolgreich bis1987aus.1 DieVerbindungzur Wei- marerHochschulesolltedurch einen Wolfgang Unger (1948–2004) Lehrauftragerhaltenbleiben.

Über alle dieJahre leitete er auch deninseinerStudentenzeit gegründetenher- vorragendenThüringischen Akademischen Singkreis.

In HalleübernahmWolfgangUnger eine attraktive Stelle. Dietraditionsreiche Robert-Franz-Singakademie,ein 1814gegründetesLaienensemble,das auch

1 DerAutor danktHerrn JohannesUnger undHerrn Hans-Martin Uhle fürdie freundlicheUnterstützung;weiter- hin fürHinweise, informativeInterviewsund dieZurverfügungstellungvon Material derVorsitzendender Robert-Franz-Singakademie Frau CordulaKrause, demVerwalterdes Archivsder RFSHerrn AndreasWich- mann,dem langjährigen Chor-und VorstandsmitgliedFrauAngelika Weinert, denChormitgliedern Frau Clau- diaSchuschke-Badstübnerund Frau HelgaKrüger, damals Leiterindes KBBder Philharmonie,sowie derVorsit- zendendes NeuenChoresHalle Frau Christiane Wiedenbeck unddem langjährigen Vorstandsmitgliedund Org.-Leiterdes Chores Herrn Helmut Heuer. Dank gebührtauchder Sängerin KätheRöschke undHerrn Jürgen Domes, Fotograf unddamalsKameramannbeimStudioHalle desFernsehensder DDR. 30

derberühmteNamensträgergeleitethatte,war 1972 mitdem StaatlichenSinfo- nieorchesterund demStadtsingechorimRahmender Hallischen Philharmo- niefusioniertworden. Alle Kosten wurden ausdem Staatshaushaltbestritten, eingeschlossen dasGehaltdes Chordirektors. DasOrchesterstand fürchorsin- fonischeAufgaben zur Verfügung, Stimmbildungund Korrepetitionwurden finanziert,Öffentlichkeitsarbeit, Noten- undProgrammherstellung, Konzert- undTourneeplanungunterstützt unddas Probenhausstand zurVerfügung. AusheutigerSicht traumhafte Bedingungen.Allerdingshatte sich derChordi- rektor auch denVorstellungen desGeneralmusikdirektors undübergeordne- tempolitischem Kalkül zu fügen. UnddieserLeiter, Prof.OlafKoch, einhervor- ragenderMusiker,der daskünstlerischeNiveauund dieAnerkennungder Phil- harmonie wesentlich voranbrachte,gingmit seinen Mitarbeitern sehr autoritär um –ein Verhalten, daserkurz vorseinemTod gegenüberdem Autor,der unter ihmals Dramaturgarbeitete,und Mitarbeitern,die ihnbesuchten,bedauerte. Fürden jungen Chordirektor gestaltete sich derBeginnder neuenTätigkeit, besonders in derZusammenarbeit mitdem »General«, derihn unterseiner Mentorschaftsah,als sehr schwierig.Ineiner Gedenkschrift, dieWolfgang Ungers Sohn Johanneszum Andenken an denVater 2009 herausgab, beschreibt derFreunddes Chordirektorsaus gemeinsamerKruzianerzeit Hans-Martin Uhle dieseJahre in Halle.2 Eindrücklich schildert er dieBedingungen des Anfangs. Aber auch in denfolgendenerfolgreichen Jahren wardas Verhältnis zum Chefdirigenten sehrangespannt. Es führte letztlich 1987 zu Wolfgang Ungers Weggangaus Halle. Uhle hebt diegutenVoraussetzungendes neuenChordirektors fürseine Tätig- keit hervor:»GroßeChorerfahrung undLiteraturkenntnis durch dieZeitim Dresdner Kreuzchor, eine sehr gute Ausbildung an derHochschuleinWeimar [...]und eine starke Affinitätzur AkkuratesseseinesHandwerks«.3 Er charakte- risiertdessenTätigkeitals einZusammenspiel von»Geduld«, »Verträglichkeit« und»Hartnäckigkeit«.Hinzufügenmöchteman noch dieFreundlichkeit, ja Herzlichkeit desDirigenten. MitdiesenQualitätenschaffteesWolfgang Ungerauchbald, dieMitgliederder Singakademie fürsichzugewinnen, die anfänglichnochauf denspäter internationalerfolgreichen VorgängerHartmut Haenchenfixiert waren. Hans-Martin Uhle schreibt,dassder Dirigent die bald einsetzendenErfolge desChoresnie als»seine« darstellte,was zum Abbau derVorbehalte beigetragenhaben mag.4 Nichtleichtdürfteesauchgewesen sein,das Orchesterfür sich zu gewinnen,zumal demjungenChordirektor anfänglichdiesbezüglicheinigepraktischeErfahrungen fehlten. Abermit freundlicher Beharrlichkeit bewältigte Wolfgang Ungerauchdiese Schwierig- keiten.

2 Hans-Martin Uhle, Wolfgang UngerinHalle,in: JohannesUnger (Hrsg.), Wolfgang Unger–Leben fürMusik, mitBeiträgenvon Gunter Groß,Michael Oehme,David Timm,Hans-Martin Uhle,RalfWehner. Norderstedt2009, S. 25–37 3 Hans-Martin Uhle,a.a.O., S. 28 4 Ebd.,S.33. 31

DerChorvereinigte70bis 80 Laiensänger, derenEignung vorEintrittgeprüft wurde, undderen Fertigkeitendurch Stimm- undsogar Gehörbildung sowie Musiktheorie Qualifizierung fanden.

Wolfgang Unger mit dem Chor der Robert-Franz-Singakademie in der Konzerthalle Ulrichskirche (vor 1980, noch ohne Orgel)

Ausden Besten setztesichein Kammerchor mitca. 20 Sängernund der»Kleine Chor«mit zehn Auswahlsängern zusammen.Wöchentlich gabeseineGe- meinschafts- undvierzehntäglich eine Registerprobe.

DiePhilharmonie-Konzeption sahvor,dassdie Singakademie traditionsgemäß fürgroße chorsinfonischeAufgaben zur Verfügungstehensollte. Dabei spielte natürlich HändeleineRolle.Sowurden1973 DieWahldes Herakles,1975und 1978 die Friedensode5,1976 Salomo,1978die Cäcilien-Ode,1978 Alexander Balus und1980 Susanna vomChordirektoreinstudiert undmeist unter zur Aufführunggebracht. Im Jahr 1985 ehrteman Wolfgang Ungers Arbeitmit derVerleihungdes Händel-Preises.

Zwischen 10 und20Auftritte fandenjährlichstatt,darunterregelmäßigein vom Chordirektor geleitetesKonzert im Februar/März,die Mitwirkung beimEr- öffnungs-oderAbschlusskonzert derHändel-Festspiele undggf.eineeigene FestspielaufführungimJuni(Koch), einSommerkonzert(meist acapella, Unger),

5 Odefor the BirthdayofQueenAnne HWV74 32

Sonderauftritte im Oktober(Unger),das Totensonntagskonzert (Unger), Weih- nachtskonzerte(Unger)6 undzum JahresabschlussBeethovens IX.Sinfonie (Koch). Insgesamtwurde etwa einDrittel biszur Hälfte allerAufführungen desChoresvon seinemChordirektorgeleitet(ansonstenGMD Olaf Koch,oder 1. KapellmeisterKarl-Heinz-Zettlbzw.Gastdirigenten).AlleEinstudierungen wienatürlich dieChorerziehung oblagendem Chordirektor.

Alsder Autor Wolfgang UngererstmalsdienstlichzuHause besuchte,beein- druckteihn eingroßesFotodes Kreuzkantors RudolfMauersbergerander Wand.Erspürte, dass derjunge Dirigent in seinem Lehrer eingroßesmusikali- sches undmenschlich-ethisches Vorbildverehrte. MitseinemThüringischen Akademischen Singkreis kümmerte sich Wolfgang Ungersystematisch um Mauersbergers kompositorisches Erbe,aberauchinseinerArbeitmit der Singakademie blieberinVielemseinemLehrerverpflichtet. Dabei wäre nicht zuletzt an dieSchütz-Interpretationen zu denken.SeinSohnerwähnt in der genanntenSchrift, dass derfür dieChorarbeitsoangenehme Gemeinschafts- sinn desVatersauf dieErfahrungen im Kreuzchorzurückginge.7

DerChordirektorrealisiertebei derProgrammgestaltungein breitesSpektrum, dasvon internationalenVolksliedernbis zu schwierigen modernen Kompositio- nenreichte.8 DieAufführungenfandeninHalle,inKreisstädtendes Bezirkes Halleund anderenStädten derDDR,u.a.auchinBerlinstatt.Auslandsgast- spiele warendem Chor in derUnger-Zeitnur zweimalmöglich:1975zum Pressefest der L’ Humanité in Paris(ohne Wolfgang Unger!)und 1979 in einem Ortbei Katowice in Polen.

Ungergelanges, dieQualitätdes Chores kontinuierlich zu steigern.Erschaff- te es auch,immer mehr jungeMitgliederzugewinnen. Zu denSängern entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen.9

Diekünstlerischen Leistungen fandeninder Presse positiveBesprechungen, wieetwaineiner Rezensionzur Aufführungvon Dvorˇáks Stabat Materam 20.11.1983: »Die Robert-Franz-Singakademie zeigte sich alsein klanglichmo- dulationsfähiger,sicherund gutdifferenzierenderChorvon bemerkenswerter

6 DieProgramminformationen gehenauf die Chronik Robert-Franz-Singakademie.Verzeichnis derKonzerte 1814–2006 /zusammengest. v. Werner Kraus, 2007,sowie aufpersönliche Auskünfte undDaten von Herrn AndreasWichmann(Archivverwalterdes Chores)zurück. 7 JohannesUnger, Wolfgang Unger...,a.a.O., S. 2 8 Etwa vonEisler, Henze, Hohensee,Geißler,Wenzel, Dieckmann. Aufgeführt wurden u. a. Palestrinas Missabrevis (1978), Musikder Luther-Zeit(1981), Schütz-(1978 u. 1983)und Bach-Motetten(1981), Bachs Weihnachtsoratorium (1982 u. 1986), Telemanns Kapitänsmusik 1738 und Tageszeiten (1981), Haydns Schöpfung und Jahreszeiten (1972, 1974,1978), MozartsRequiem (1979), Rossinis Stabat Mater (1978), Borodins Polowetzer Tänze (1975),Lortzings »Singschule« (1973),Brahms’ Requiem (u.a.1974), Liszts Faust-Sinfonie (1979), Mendelssohns Walpurgisnacht (1974u.1978),Bruckners Te Deum (1977), Verdis Requiem (1974), Orffs CarminaBurana (1983) undSchostakowitschs Lied vonden Wäldern (1978). 9 Hans-Martin Uhle,in: Wolfgang Unger...,a.a.O.S.33 33

Ausgeglichenheitund Beweglichkeit. ChordirektorWolfgangUnger warein musikalisch tief verinnerlichtesMitgehenzubescheinigen, daserauchauf den ganzenKlangapparatzuübertragenwusste. SeinesorgsameChor- einstudierung, dieüberlegeneFührung allerMitwirkendenund dasintensive Nachgestaltendes textlichen undmusikalisches Gehaltes verliehender Auf- führunginsgesamt einenhohenGradanEindringlichkeit.«10 Beieinem Treffender Singakademiender DDR hobsichder Chor ab »durch helle, geradlinigeund homogene Klangfarbe,Intonationssicherheit und Akkuratesseund vorallem eine sehrgute Textverständlichkeit«.11

AuchWolfgangUngersFamilie,für denAutor einbeeindruckendes Bild harmonischen christlichen Zusammenlebensimgemeinsamen Umgang mit Musik, warindiesen Jahren mitdem Musikleben derSaalestadtverbunden. SeineFrauMonika,von Hausaus Klarinettistin, arbeitete alsLehrerinam Konservatorium underteiltedarüber hinaushervorragendenPrivatunterricht. DieKindererhielten am Konservatorium undder Spezialschule/Latina ihre musikalischeAusbildungund tratenschon früh auch öffentlich im Händel- Hausauf.Der Sohn Johannes, 1976 in Schlema/Erzgebirge geboren, entwickel- te sich zu eineminternational renommiertenOrganistenund wirktals zehnter Nachfolger vonBuxtehude an St.MarieninLübeck. DiebeidenZwillings- schwesternwurdenam1.Mai 1979 in Hallegeboren.Corneliastudierte Violine, arbeitete in verschiedenenOrchestern,als Lehrerin an Musikschulen undun- terrichtetheute im Schuldienst. Katharinastudierte Violoncello, gründete dann eine privateMusikschule, diesie heute noch leitet.

Seit Beginn seiner TätigkeitinHalle bis1991leitete Wolfgang Ungerauchden Gemeinschaftschor desVEB Wohnungsbau- undEnergiekombinat Halle- West,der heute noch mitdem vonihm vorgeschlagenenNamen »Neuer Chor Halle« existiert. Dieser setztesichüberwiegend ausingenieurtechnischem und Verwaltungspersonalzusammenund wurdevon denbeidenKombinaten jährlich mitca. 9000 Mark derDDR unterstützt.Damit konntendie wöchent- lichen Proben,zweiChorlager im Jahr undalleAuftritte finanziert werden. Die etwa 50 bis60Sängerwaren mitBegeisterungbei derSache. DerChorleiter fand in dieser Gemeinschaftmit ihrerfrohenGeselligkeiteinen alternativen Raum zum politischenDruck in derPhilharmonie.12 Natürlichgab es auch hier offizielle Auftritte, wieineiner Veranstaltungfür ParteiveteranenimVolkspark, wo dasProgrammvorher derSED-Leitung vorgelegtwerdenmusste. Im Prin- zipkonnteder Chorleiteraberseine inhaltlichenVorstellungen in Absprache mitdem Chor verwirklichen. So enthielten dieca. 15 KonzerteimJahrz.B.

10 Dr.UrsulaHerrmann, in: Mitteldeutsche Neueste Nachrichten v. 22.11.1983 11 Zit. nach Hans Martin Uhle,in: Wolfgang Unger...,a.a.O.S.33 12 SieheauchHans-Martin Uhle,in: Wolfgang Unger...,a.a.O.S.35, 36 34

Volkslieder, Chorwerke vonSchütz, italienischeMadrigale, Werkeder klassi- schen undromantischen Literatur, Stücke vonReger undDistler bishin zu zeitgenössischen Kompositionen. Natürlichwurde auch Händelgesungen, oft im Zusammenwirkenmit derRobert-Franz-Singakademie,diesesu.a.auch bei Beethovens IX.Sinfonie. DerChor, Träger derTitel»Ausgezeichnetes Volkskunstkollektiv« und»HervorragendesVolkskunstkollektiv« unddes Prädi- kates»Oberstufe«, wurde1985ebenfallsmit demHändel-Preisausgezeichnet. Wolfgang Ungers Programmwahl,die oftgeistlicheWerke einschloss,konnte damals auch hinderlichsein, wiesichHelmutHeuer erinnert.13 Obwohl man eine sehr gute Qualität bescheinigtbekam,wurde derChordeshalb nicht fürdie Arbeiterfestspielenominiert.

Neuer Chor Halle (vorher Gemeinschaftschor des VEB WBK/EKH)unter Wolfgang Unger bei einer Aufführung in der Konzerthalle Ulrichskirche Halle 1990

DerWeg zu diesem Leistungsvermögenwar allerdings nichtleichtund nur »beharrlich« mit»kleinenSchritten«erreichbar, wieHans-Martin Uhle,der Stimmbildner, einschätzte. VorstandsmitgliedHelmutHeuer bezeichnet dieArbeitdes Chorleiters als»präzise, fordernd«, mit»straffer Regie«,»nichts durchgehenlassend«,aber»immer freundlich undniemals autoritär«.Man verstand undmochtesich. Es wareineherzliche Gemeinschaft, derChor- leitermachte Krankenbesuche,Mitgliederhalfenihm in Handwerks- und Wohnungsfragen. Sehr schön beschreibteineBericht in derZeitschrift Wochenpost Wolfgang Ungers Probenarbeitmit diesem Chor fürein Abschlusskonzert derHändel- Festspiele:»Sein Format alsChorerzieherwirdauf denerstenBlick erkennbar.

13 Helmut Heuerineinem Gespräch am 25.1.2018 14 Robert Schuppert, Probefür die Galgenbergschlucht,in: Wochenpost,Ausg. Juni [Nr. 21?],1981 35

DieProbe an diesem Tage verläuft,obwohlnur noch Stundenfehlenbis zu einemwichtigen Konzert,ohneHastund Aufregung. Ungervermeidet äußer- licheEffekte,drängtsichnicht auf, dirigiertehersparsam,zurückhaltend. Durchgehenlässt er nichts,fischtnochaus denhinterstenWinkeln jeden falschen Ton. [...]OffensichtlichkannUnger dieSängerzur Konzentration zwingen. Dasgeschieht leise, freundschaftlich. BeiKorrekturen mischter unauffälligwesentliche Namen, Datenund Stationen derMusikgeschichteun- ter, verweilt bei musikpraktischen Begriffen, setzt sieinverbessertenChorklang um.«14

Auch dievom Autor befragtenSängerder Robert-Franz-Singakademie sowiedie Sängerin KätheRöschke hoben seine Freundlichkeit,Bescheidenheit, seineAchtung vorden Akteuren,UngersPräzision,die Beharrlichkeit,sein stressfreies undflüssiges Arbeitenwie auch dieHarmonieund Eleganzseiner dirigentischen Erscheinunghervor. Seinen Dirigierschülern, auch an derBezirkskulturakademie Halle, konnte er Wertvolles aufden Weggeben,das er u. a. in derSchrift»Wege zum Diri- gieren«15 klar,verständlichund sogarhumorvoll aufden Punktbrachte.

Wolfgang Unger, vor70Jahrengeboren,starb am 19.April 2004 in derhalle- schen Universitätsklinik. Sein Leben undseinWirkenhaben künstlerische, aber auch nachhaltigemenschliche Spuren in Hallehinterlassen.

15 Wolfgang Unger, Wege zumDirigieren,Berlinu.Kassel2003 36 Verantwortungund Leidenschaft Wolfgang Ungers LeipzigerJahre JohannesForner

Dieschlichte Grabstätte aufLeipzigsSüdfriedhofruftschmerzlicheErinne- rungen wach an einenFrühvollendeten, dernun schon vor14Jahrennach heimtückischer Krankheitvon unsgegangenist unddiesesJahr70geworden wäre –WolfgangUnger,der begnadeteChorleiter, diesesinguläre Erschei- nung im deutschen Musikleben,der neben Hallezuletzt auch Leipzigun- vergesseneKonzerterlebnisse geschenkt hat. Es fälltschwer, diesen Verlust hinzunehmen, denktman auch an seinePläne,seine Vorhaben.Herausge- rissen ausproduktivemTun,abgerissenvon denLebensfäden,die doch ein Mitfünfziger mitFug undRecht fortspinnenwollte. Am Grab stehenddrängt sich diealteWahrheitauf »Media vita in mortesumus«(»MittenimLeben sind wirvom Todumfangen«). Dieses Leben begann am letzten Tagdes Jahres 1948 im erzgebirgischen Eibenstock, geprägtvom elterlichenPfarrhaus.Esführtedirektzur Dresdner Kreuzschule, wo derHeranwachsende noch unterdem legendären Rudolf Mauersberger im Kreuzchorsang–wohlseinerstesmusikalisches Schlüssel- erlebnis.Neben derüberdurchschnittlichen Musikalitätzeigtesichbald Ungers Fähigkeitzu»führen«. So avancierteder Sechzehnjährige1965 zum Ersten Chorpräfekten. Dem kompositorischen Schaffen Mauersbergers blieberseitdem in seinen geistigenund interpretatorischenZielsetzungenzu- tiefst verbunden–von derGründungdes Thüringischen Akademischen Sing- kreises(TASK)bis in dieletzteLebenszeitals Leipziger Universitätsmusik- direktor.InUngersbekenntnishaftem Aufsatzvon 1990 »Erfahrungen im praktischen Umgang mitdem VokalschaffenMauersbergers« lässtsichdiese enge persönlicheBindung nachvollziehen.

Soll Wolfgang Ungers LeipzigerWirkengewürdigt werden,soliegendie WurzelnimTASK, denerbereits 1969 in Bad Langensalzains Leben gerufen hatte, eine Chorgemeinschaft, diezunächst aus13Sängerinnen undSängern bestandund dessen MännerstimmenvorwiegendehemaligenKruzianern angehörten.Hierkonnteerkünstlerisch unmittelbarumsetzen, waserals Dirigierstudentander Weimarer Musikhochschuleanhandwerklichem Rüstzeug sich angeeignet hatte. Dennlängstwar klar:Ungersmusikalischer Wegstand fest.Eswar dieErschließungder Chormusikinihrer stilistischen Vielfalt über dieJahrhundertehinweg. Neuentdeckte Literaturgalteszuerar- beitenund zum Klingenzubringen.Mit demTASKkonntediesnicht nur überzeugendverwirklichtwerden. Mindestensebenso wichtigfür denFort- bestanddieserChorvereinigung warender festemenschliche Zusammenhalt, 37

Konzert mit dem Thüringischen Akademischen Singkreis in der Leipziger Peterskirche unter Wolfgang Unger derEinklangimGeistigen. Dies bleibtumsohöher zu bewerten,als diepoliti- schen Gegebenheiteninder DDR mitten im Kalten Krieg Grenzensetzten. DiebewussteBetonungder Musica sacra in denProgrammenriefnatürlich denArgwohn deroffiziellen Stellenhervor. Irgendwelche materielle Förde- rung bei derRealisierung vonKonzertreisen oder schon bei derBeschaffung desNotenmaterialsblieb ausund musste in Eigeninitiativeabgesichert wer- den. DasEinmalige in derBiografie vonWolfgangUnger bestandnun darin, dass er denTASK27Jahre bis1996leitete.Dahatte er inzwischen exponierte Positionen inne gehabt –die Leitungder Robert-Franz-Singakademie Halle, dann wirkte er alsChordirektorund Kapellmeister desPhilharmonischen Staatsorchesters Halle–durchausschöneAufgaben,hätte er sich nichtzu- gleich in derHöhle desLöwenbefunden. Sein unmittelbarerChefwar Olaf 38

Koch,Chefdirigentder Halleschen Philharmonie,der alspolitischer Hardliner undimmenschlichen Umgang alsproblematischgalt. Wolfgang Ungers christ- licheHerkunftund Gesinnungboten ihmwiederholtAngriffspunkte.Aber dass Ungerdiese Zeit durchhalten konnte,mag nichtzuletzt an seiner festen Verwurzelungmit demThüringischen Akademischen Singkreis gelegenhaben. Hier saherals Musikergewissermaßen seinZuhause,hierfanderimmer wie- derzurück, konnte frei gestaltenunter Gleichgesinnten, hier schöpfte er die Kraftfür dierasch wachsende künstlerischeBedeutung desEnsembles, aber auch dieKraft,den Widerständenund Unwägbarkeiten, diesichinden Weg stellten,zubegegnen. Davonberichtet Michael Oehme in seinem sehranschau- lichen unddetailreichenArtikel »Sternstundender Chormusik«,der 2009 in demSammelband»Wolfgang Unger. Leben fürdie Musik«,herausgegeben vonJohannesUnger,erschienenist.ImAugust1996gab er aufeigenen Wunsch dieLeitung desTASKab–dawar er schon seit fünf Jahren Universitätsmusik- direktor in Leipzig. Im Herbst 1987 warWolfgangUnger mitder Leitungdes LeipzigerUniversi- tätschorsbeauftragt worden. Er konnte eine Chorvereinigungübernehmen, dievor ihmMax Pommer über 13 Jahrezueinem leistungsstarkenstuden- tischen Vokalensemble entwickelt hatte. DasRepertoire–weitüberdie Bach’schen Großwerke hinausreichend –umfasstedie A-cappella-Literatur verschiedenerEpochen bishin zu Werkender Gegenwart.CarlOrff, Paul Dessau,Charles Ives,AlfredSchnittke seienstellvertretend genannt. Zudem hattePommer1979das Neue BachischeCollegium Musicum insLeben geru- fen, einKammerensemble,das sich vorwiegend ausGewandhausmusikern zusammensetzte. Hier wurden neue Erkenntnisse derhistorischen Auffüh- rungspraxisauf heutigeInstrumente übertragen. Kurzum:Ein neuerGeist hieltEinzug, an demder Chor nachhaltigteilhatte,natürlich in erster Linie bei Kantaten Bachs. DavonzeugenzahlreicheSchallplattenproduktionen der achtziger Jahre. So sahsichWolfgangUnger,als er dasAmt übernahm,künst- lerisch in durchauskomfortablerLage. Allerdings ergaben sich neue,bisher unbekannteProbleme.Die gewonneneReisefreiheit botnicht nurVorteile, sondern brachte auch Risikenmit sich,und dieMarktwirtschaftwarfzwangs- läufig finanzielleFragenauf.Auf dieseneuen politischen Gegebenheiten musste mansichoptimal einstellen.Der Chor mitseinemneuen Leiterhat die schwierigeZeitdes Übergangsindie freiheitlich-demokratischeOrdnung souverän bewältigt. DerUniversitätschor existierte schon seit 1938.Ergingzurückauf den»Ma- drigalkreisLeipziger Studenten«,den 1926 FriedrichRabenschlaggegründet hatte. Unterihm erlangte derUniversitätschor bald überregionalen künstleri- schen Rang.Bis zu seiner Erkrankung 1962 leitete Rabenschlagmit leiden- schaftlicherHingabe diestudentischeSängerschar durch diebitterenZeiten derNazidiktaturund desZweitenWeltkrieges,danninden frühen Jahren der 39

SED-Herrschaftmit ihrenideologischen Bevormundungen.Als dann 1968 dieUniversitätskirchegesprengt wurde, verlor derChorseine traditionelle Heimstatt.Diese Untatfielindie Zeit,inder Hans-Joachim Rotzsch die Leitunginnehatte (bis 1973). Ihm folgte –wie schon erwähnt–von 1973 bis 1987 MaxPommer. Voller Energiewidmete sich nunWolfgangUnger seiner neuenAufgabe, dieerals Herausforderungverstand. DerChorund sein Leiterfandeninder Probenarbeitund bei geselligem Beisammenseinschnell zueinander. Jeder spürte bald:die »Chemiestimmt«.Genau dies warungeheuer wichtig. Die Freude derjungenSängerinnen undSängerbeherrschte ihrSingen, das gemeinsame Musizieren inmitten desgrauenAlltags derKarl-Marx-Universi- tät–ohneideologischeGängelei. Daslegte Emotionenfrei, dieallerdingsmit Argwohnder »höherenInstanzen«begleitetwurden. Dennoch gelang es Unger, denschwierigen Balanceakt zwischen öffentlicher Präsenzund einem politischen »Nischendasein«des Chores mitErfolgzubewältigen. MitCarlOrffs Carmina burana undder LeipzigerErstaufführungdes lyri- schen Poems Undesschlägt desMenschenHerz vonCarl-Heinz Dieckmann (Textvon LouisFürnberg) imponierte er im Antrittskonzertam30. Novem- ber1987, dasimNeuen Gewandhaus stattfand. Chorsätze vonSchütz, Bruck- ner, Kaminski, Weihnachtslieder, dieBach-Motette Singet demHerrn ein neuesLied sowieallesechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums erklangen noch im Dezember 1987.Gleichdas neue Jahr führte denChornach Rumä- nien.Esfolgten Bachs Johannes-Passion undAnfangJuniein A-cappella- Konzertinder Nikolaikirchemit Werkenvon Schütz,Bach,Bruckner, Britten undPoulenc.Schon damitwirdersichtlich:Unger führte vonAnfangandas vonPommerrealisierteKonzept derbreit gefächertenProgrammgestaltung in derVerbindung vonHistorieund Zeitnähe fort.Zuerleben warder Chor außerdem bei den37. Händel-FestspieleninHalle undzuden Köstritzer Schütz-Tagen. Der Ehrgeiztrieb Ungervoran.Ständig suchte er nach Erwei- terungen desRepertoires.Soholte er zumBeispielSchützens Historia der Geburt Jesu Christi nach Jahrzehnten ausder Versenkung undwandtesich andererseits den Laudes organi von1966zu, derletzten vollendetenKompo- sition vonZoltánKodály,ein Werk fürgemischtenChorund Orgel, dasauf einerMelodie ausdem 12.Jahrhundert fußt. DasJahr1989hat nichtnur fürLeipzig,sondern fürdie Weltgeschichte eine Zäsurbedeutet. Mitder FriedlichenRevolutionimHerbst,dem Fall der Berliner Mauer undder Implosionder Sowjetunionund desvon ihrbeherrsch- ten»Ostblocks« warpolitisch eine neue weltpolitischeLageentstanden, die schließlich auch dieVereinigung derbeidendeutschen Staaten1990nach über 40-jährigerTrennungzur Folgehatte.Indiese turbulentenZeiten sahsichWolfgangUnger gestellt.Indie bewegten Wochen derMontags- demonstrationenTausenderLeipziger Bürger fiel dieEinstudierung von 40

Brahms’ Ein deutsches Requiem,das dann im November gleich dreimalauf- geführtwurde.»Kaum einanderesWerkhätte in diesem emotions-und spannungsreichen Herbst dieGemütslageder Ausführendenund Hörer besser treffenkönnen, alsgeradediese Komposition«,bekanntespäter Wolfgang Unger. Schoninseinerhalleschen Zeit warihm gerade das Deutsche Requiem besonders ansHerzgewachsen. DieAufgaben desChors veränder- tensich. UnterWolfgangUnger erlebtevor allemeineunterdrückteTradition LeipzigerUniversitätsmusik ihre Auferstehung.Überdie regelmäßigen Auf- führungender beidenBachschen Passionenhinaus, seit 1952 im Wechsel mitdem ,wurde nunaneinebeinahe verlorengegangeneGe- pflogenheitwiederangeknüpft–»an dasProfildes Universitätschores zur Zeit seiner Gründung: MusikimUniversitätsgottesdienst«,woraufProf. Dr.MartinPetzoldt, Theologe undVorsitzenderder NeuenBachgesellschaft, in derFestschrift»75 JahreLeipziger Universitätschor«(2001)hingewiesen hatte. Seit 1993 gibt es nunwiederdie »Leipziger Universitätsmusik«.Daes aber dieUniversitätskirchenicht mehr gab, fandenabHerbst 1989 dieAkade- mischen Gottesdienstezunächst in derNikolaikirchestatt.Zum Jahresablauf derChorarbeit gehörtenatürlich auch –nicht immer komplett mitallen sechs Kantaten –Bachs Weihnachtsoratorium.Außerhalb desKirchenraumes verstand es Unger, seinen Programmen aktuelle Bezüge zu geben.Das A-cappella-Konzert am 30.Mai 1991 im Gewandhausenthieltneben BachsMotette Komm,Jesu, komm auch RudolfMauersbergersergreifenden Trauerhymnus Wieliegt die Stadt so wüst undFranz HerzogsMotette Wirbauen an dirmit zitternden Händen u. a.,womit an dieSprengung der Universitätskirchevor 23 Jahren erinnert wurde. MozartsRequiem erklang im November zum 65.Chorjubiläum, wobei zugleich an denverdienstvollen GründerFriedrich Rabenschlag erinnert wurde. DasJahr1991hielt noch andere Ereignisse bereit.InDresden wardie Position desKreuzkantorsvakantgeworden. Ungerhatte sich um dieNachfolge Martin Flämigsbeworben –leiderohneErfolg. Kurz darauf geriet derLeipziger Thomanerchor in eine schwere Krise,ausgelöst durch denerzwungenen Rück- trittseinesKantors Hans-Joachim Rotzsch.Umdie kontinuierlichekünstleri- scheArbeitmit denThomanern nichtzugefährden,sprangWolfgangUnger einund leitete zusätzlichden Chor interimistisch biszum Frühjahr 1992. Ihm gelang es schnell, dieSympathien derThomanerzugewinnen, ihren innerenZusammenhaltzusichern undneuen Optimismus in dieschwierige Situation zu tragen.Aberdie stillgehegte Hoffnung, dasThomaskantorat zu übernehmen,zerschlugsich. Dennoch waresfür ihneineerfüllteZeit, dienoch1991ihreKulminationin derBerufungzum Universitätsmusikdirektorfand. Damitwar ihmein Amt übertragenworden, dasbis ins17. Jahrhundert zurückreicht,geprägt von namhaftenPersönlichkeitenwie Werner Fabricius, JohannKuhnau, Johann 41

DerThomanerchor unter Leitung seines Kantors ad interim Wolfgang Unger

FriedrichDoles, JohannAdamHiller, JohannGottfriedSchicht,Friedrich Schneider, HermannKretzschmarund MaxReger.Wie schon erwähnt, be- gann dann mitFriedrich Rabenschlag1926die Geschichtedes Universitäts- chores. Mitder ihmeigenen Vitalität undden Kopf voller Plänestürzte sich Wolfgang Ungerindie Arbeit. Am neuerstandenen Kirchenmusikalischen Institut der Musikhochschuleund an derUniversität (und nichtnur dort)unterrichtete er alsgefragter Lehrer seit 1992 dasFach Chordirigieren,gründete zugleich das Pauliner Kammerorchester, demzweiJahre darauf dasPaulinerBarocken- semble (mit historischen Instrumenten)folgte. Aufdiese Weisehattensich aufführungspraktisch neue Möglichkeitendes Repertoireseröffnet. Damit warenzugleichdie Voraussetzungengeschaffen, die»LeipzigerUniversitäts- musik. MusiktraditioninJahrhunderten« insLeben zu rufen. AufUngers Initiativeging1994auchdie Gründung der»Leipziger Universitätsmusikta- ge«zurück, dieimZwei-Jahresturnus durchgeführtwurden. ZumHöhepunkt dieser 1. LeipzigerUniversitätsmusiktage darf dieerneute Aufführungvon Orffs Carmina burana im Innenhofder Universitätgelten. Ungers Terminkalenderwar biszum Rand gefüllt, denn auch seineArbeit mitdem Thüringischen Akademischen Singkreis bliebjazunächst erhalten. CD-Editionen zeugen seit 1991 davon. Unterden Aufnahmenragen Werke 42

vonSchütz, Praetorius,Bach, Brahms,David undMauersbergerheraus. Zwei CDsstehenunter demThema »Thuringia cantat«. Auch hattesicheine Kooperation mitdem »MDR-Musiksommer«ergeben.Doch drohende Arbeitsüberlastungzwang Ungerschließlich,imSommer1996schweren Herzensdie Leitungdes TASK abzugeben. ZurPassionszeit1993war derUniversitätschor in halbszenischer Aktion erstmals in derteilsanierten,akustisch nichtunproblematischen Peterskirche am Schletterplatzmit BachsMatthäus-Passionaufgetreten.

Erstes Konzert in der Leipziger Peterskirche 1993 mit dem Universitätschor Leipzig unter Leitung von Wolfgang Unger

Wenigspäter folgte das Stabatmater vonDvorˇ ák,gemeinsam mitdem Chor Akademicki,Olsztyn.Die Zusammenarbeitinder Deutsch-Polnischen Chor- akademie »Interra pax« führte noch im Aprilzum Gegenbesuchnach Olsztyn. ZurErinnerungandie Sprengungder Universitätskirchevor 25 Jahren hatteam 26.Mai 1993 einGedenk- undBenefizkonzertim Gewandhaus mitWerkenvon Bach,Melchior Hoffmann,Mauersbergerund Regerstattgefunden. A-cappel- la-Programme erklangenamBachdenkmal, zu denKöstritzerSchütz-Tagen… 1995 standenneben Werkenvon Brahms Pendereckis Agnus Dei undStrawinskys Psalmensinfonie aufdem Programm.Zuden 2. Universitätsmusiktagen 1996 erklangenu.a.Mozarts Krönungsmesse und–alsUraufführung–Karl-Ottomar Treibmanns Hoffnungslied.Als gelungenes Experiment ging dieZauberflöte am Altarder Peterskirche»über dieBühne«(Regie: MathiasBehrends).Ein 43

Jahr später folgte nunauchdie Johannes-Passion in szenischer Version.Chor undBarockensemble warenAnfang1997inder kurz zuvorfertiggestellten Unterkircheder im WiederaufbaubefindlichenDresdnerFrauenkirchemit WerkenBachsund Telemannszuerleben.Großwerke wieBachs h-Moll-Messe undHaydns Schöpfung wurden zu Höhepunktender 3. Universitätsmusiktage. Es istindiesemRahmenunmöglich,die Fülleder VeranstaltungeninLeipzig undaußerhalb aufzuzählen.Der reiche Schatz derA-cappella-Literatur (Schütz, Reger, Distler, Hessenberg,Pepping u. a.)zähltejedenfallszum Stammrepertoiredes Universitätschors, derals Laienensemble längst zu denSpitzenklangkörpern derStadt aufgestiegen war. An einbesonders ge- glücktes Projekt seierinnert: Am Bachfest 2000 beteiligte sich derChorin Kostümen derBachzeit mitFestumzug undeinem begeistert aufgenomme- nenKonzert in derOsthalledes Hauptbahnhofs. 2001 erhieltder Chor den Echo-Klassik-Preis fürdie Einspielungder Liturgischen Sätze vonHugo Distler. Weitere Erfolgebegleitetenden Schaffensweg.ImJahr2003wurde Wolfgang Ungerverdientermaßen zum außerplanmäßigen Professor berufen. Abschließend seiauf einaufwendiges,besonders originellesProjekt Ungers hingewiesen,das langfristig zum 600-jährigen Gründungsjubiläum derLeip- ziger Universität 2009 hinführt. Bach hatteinsgesamt 20 Festmusikenzu verschiedenenUniversitätsfeierngeschaffen, vondenen allerdings nurzwölf erhalten sind.Zusieben Kantaten sind dieTexte überliefert,ineinem Fall fehlen sowohl derTextals auch dieMusik. Ungers faszinierende Ideebestand nundarin,Komponistender Gegenwartzugewinnen, durch ihre Neuschöp- fungen dieverlorengegangene MusikBachs»zu ersetzen«,umsoden Bogen insHeute zu spannen. Immerhin vermochteerbereits Persönlichkeitenwie KrzysztofPenderecki, Hanns-Werner Henze, Arvo Pärt unddie Leipziger BerndFrankeund Günter Neubertzugewinnen. Dasfielins Jahr 2003. Da warerbereits vonKrankheit gezeichnet undmusstesichhäufigvertreten lassen.

Am 19.April 2004 verstarb Wolfgang UngerinHalle.Soschließtsich derKreis:SeinkühnesVorhaben bliebVision.Inletzter Lebenszeitkonnte er noch diePläne desArchitekten Erickvan Egeraateinsehen, diezum Neu- baudes Paulinums/Universitätskircheführten.Die Heimkehr an denauthen- tischen Ortder LeipzigerUniversitätsmusik sollte er nichtmehrerleben.Sein kurzes Leben warbestimmtvon Verantwortungund Leidenschaft.»Media vita in mortesumus«–WolfgangUngersLebenswerkaberbleibtinseiner Vielfältigkeitunvergessen. Er hattiefe Spuren hinterlassen. 44 Ehrung fürVerdiensteumdie Händel-Pflege Herr Dr.Claus Haakeund Herr Ronald Kobe zu Ehrenmitgliedern ernannt Christoph Rink

Auf derMitgliederversammlung des»Freundes- und Förderkreisesdes Händel-HauseszuHalle e. V.«am20. Januar 2018,die im Kammermusiksaal desHändel-Hausesstattfand, wurdenzweiverdienstvolle Händelianerzu Ehrenmitgliedern desVereins ernannt.Aus denHändendes Vorsitzenden Dr.Christoph Rink und desSchatzmeisters Dr.GottfriedBaiererhieltendie beidenhalleschenHändel-PreisträgerDr. phil.Claus Haake und Ronald Kobe die Urkundenüberdie Ehrenmitgliedschaft. In derkurzenLaudatio desVorsitzendenwurde u. a. ausgeführt: Herr Dr.Claus Haake wurde 1929 geboren, studierte in Halle Musikwissen- schaft und promovierte an derMartin-Luther-Universität.Erist seit 25 Jahren Mitglieddes Freundes- und Förderkreisesdes Händel-Hauses. Bereits 1966 wurde er für seine außerordentliche Arbeitals Chorleitervon Laien- und halb- professionellenChören, mit denenermehrfachgroße Händel-We rke u. a. bei denHändel-Festspielenaufführte,mit demHändel-Preis geehrt.Unvergessen sind die AufführungenHändelscherOratorienmit seinemBuna-Chor.Darüber hinaus hat er als Rezensent der Mitteldeutschen Zeitung wesentliche Impulse für das Musiklebender Stadt und dermitteldeutschenRegion gegeben. Lange Jahre war er Direktor deshalleschenHändel-Zentrums, das die Aktivitätenzur

DieneuenEhrenmitgliederRonald Kobe (li.)und Dr.Claus Haake 45

Pflege desHändelschenWerkesder Stadt und desBezirks Halle koordinierte und stimulierte.Erist Autor ungezählterBeiträge für die Händel-Hausmittei- lungen und für die Mitteilungen unseresFreundes- und Förderkreises. Seit Gründung desBeirats unseresVereins 2011 ist er dessenMitgliedund berei- chertunsere Arbeitmit seinenKenntnissenund Erfahrungen.

Herr RonaldKobe, Jahrgang 1942, ist GründungsmitgliedunseresFreundes- und Förderkreisesdes Händel-Hauses. Er studierte Gebrauchsgrafik an der Fachschule für angewandte Kunst in Magdeburg.Als Grafikergewann er sowohl für denkulturellenBereich wie auchfür die Wirtschaft zahlreiche We ttbewerbe,z.B.den Siegerpreis für das Plakat zum 10.Sachsen-Anhalt-Tag 2002, gestaltete Briefmarken, Bücher, Kataloge,Postkarten, Ve rpackungen. Er hat Plakate entworfenfür das Händel-Haus und für die Händel-Festspiele, für das hallesche Laternenfest und für denTag desoffenenAteliers, für Thea- terstücke und für kirchliche Ve ranstaltungen. Hinzu kommenIllustrationenfür Programmhefte,Kalenderblätter, Glückwunschkartenund Buchillustrationen. Seit 1983 ist Ronald Kobe demHändel-Haus besonders verbunden. Mit dem Auftrag, die neue Händel-Ausstellung für die Eröffnung desrekonstruierten und erweitertenGeburtshauseszum »Bach-Händel-Schütz-Jahr" 1985 zu gestalten, begann eine intensive Zusammenarbeitmit demMuseum. FürgroßeVerdienste beim Aufbau derDauerausstellung im Händel-Haus erhielt er zusammenmit seinerFrau Else 1987 denHändel-Preis. Herr Kobe hat das Logo des»Freundes- und Förderkreisesdes Händel-Hau- seszuHalle«gestaltet. Seit Gründung derZeitschrift hat er als Grafikeranal- len(!) Ausgaben der Händel-Haus-Mittelungen von 1991 bis 2008 und der Mit- teilungen seit 2011 ehrenamtlichmitgewirkt.Ergestaltete 2016 das Sonderheft Die Händel-Haus- und Hof-Cartoons,indem er eine Auswahl seinerCartoons, die er in zweieinhalb Jahrzehntenfür die Händel-Hausmitteilungen resp. Mitteilungen gezeichnethat, kolorierte und mit demTextvon Frau Gabriele Klatte herausbrachte.Errealisierte gemeinsam mit denKünstlern Bernd Leist- nerund Bernd Schmidt die Idee, denJubilarenunseresVereins als besondere Gabeeine Graphik zuzusenden.

Unterdem Beifall deranwesendenMitgliedergratulierte derVorstand den neuenEhrenmitgliedern sehr herzlich. Die Redaktion der Mitteilungen schließt sichdieserGratulation an. 46 Legende einesMusiklehrmeisters: Nicola Porpora(1686–1768) Ruhmreicher Gesangspädagogeund erbitterterGegenspielervon Händel KarinZauft

Noch vorwenigen Jahren warder Name Nicola Porporanahezuunbekannt und bestenfallsnur eingeweihten Barock-Spezialistengeläufig. Dasdiesjährige Jubi- läum des250.Todestagesabermacht deutlich,dassdiesereinst bedeutende Pädagoge undKomponistlängstwiederder Vergessenheitentrissen wurde. Grundhierfür istnicht allein derintensivierte Forscherdrang vonTheoretikern undPraktikern gleichermaßen, sondern auch diesichinletzter Zeit immer stär- kerdurchsetzende authentische virtuose Gesangskunst heutiger Künstler.Über werkorientierteInterpretationen dermeisterhaften Partituren schlagensie die Brücke zu deneinst gefeierten Primadonnenund Kastratendes 17./18.Jahrhun- derts, denendie Musiknahezu»aufden Leib«geschrieben wurde.

Doch werdenkt schon angesichts betörenderKlängeund faszinierender Virtuositätdaran,dassauchhinterden damals umjubeltenStimmvirtuosen Lehrmeisterstanden, dieihreganze Kraftund allihr Können dafüreinsetzten, ihre Zöglinge in denOlymp derGöttlichenzuführen. Dennnur ganz wenige Gesangslehrerjener Zeit haben ihre NamenimBuchder Musikgeschichte festgeschrieben. Einervon ihnenallerdingsgelangtezulegendäremRuhm: Nicola Porpora.

Weltberühmte Kastratengingenaus seiner Schulehervor, unterihnen Fa- rinelli, Caffarelli,Salimbeniu.a. Selbst großeKomponistenwie Jo- hann AdolfHasse oder Joseph Haydn führte Porporaindie Geheimnisse desBelcantoein;und nichteinmal derunangefochteneHofpoetPietro Metastasio scheute sich,bei Porpora sein Wissen um dieKunst desOpern- gesangszuvervollkommnen. Porporas Lehrmethoden wareneben- so spektakulärwie neuartig.Noch heute vermittelt unsdas »berühmte Notenblattdes Porpora« eine Ahnung vonden ungeheuren Anforderungen Nicola Antonio Porpora (1686–1768) Anonymes zeitgenössisches Gemälde 47 an denzukünftigen Sänger.1 Es enthältÜbungen zurhohenGesangskunst wieSchwelltöne,chromatischeTonleitern,Verzierungen, Triller, Portamento- Übungenetc. SechsJahre musste einSchüler –sobesagtesdie ÜberlieferungimFalle von Caffarelli (Gaetano Majorano)–diese Übungentäglich absolvieren, biserauf dieBühnender Barock-Weltentlassen wurde. Doch nichtdie perfekte Technikalleinwar es,die Porporas Unterrichtmit Erfolg krönte.Erfolgteu.a.dem damals überausneuartigenGedanken, den Unterrichtinkleinen Gruppen zu gestalten, um so dengesundenWettstreit seiner Sänger herauszufordern. Zudemwussten in Sachen Gesangsunterricht erfahreneZeitgenossenzuberichten,dasserdie »seltene undvielenSangmei- stern[…] beinahe unbekannteGabebesitzet, dieFähigkeitseinerSchüler ge- nau einzusehen undsichdarnach genau zu richten; undkeinenanders singen lässt, alsesdie Beschaffenheitund dasVermögenseinerStimmemit sich bringt.«2 Zu einemsolchen exquisiten Gesangsstudium gehörten natürlich gleicherma- ßeneineumfassende musiktheoretischeAusbildungsowie derGebrauch diverser Instrumente. Schließlichwar derein Jahr nach Bach undHändel geborene Italienerselbst einmusikalisches »Allround-Talent«. AlsgebürtigerNeapolitanerhatte er schon im Altervon zehn Jahren seine musikalischeAusbildungamdortigenberühmten Conservatoriobegonnen, um dann vonVenedig ausseinenWirkungsradiuseuropaweitauszudehnen. In denberühmten Ospedali –den einstigenKranken-und Waisenhäusern, ZentrenmodernsterMusikpraxis –fanderden geeigneten Nährboden für sein pädagogisches undkompositorisches Schaffen. 1708 brachteermit 22 Jahren seineerste Oper in Neapel heraus.Dassesdie Agrippina war, führtauf Händels Spuren,der kurz darauf seine Agrippina in VenedigzuAufsehen erregendemErfolgführte. Nunwar dergleichenzu jenerZeitnichtsAußergewöhnliches. Aber dieser Fall entbehrt nichteiner gewissen Pikanterie.Sah undsieht doch dieNachwelt in Porporainerster Linieden großen GegenspielerHändels.Möglicherweisebeganndiese Riva- litätschon in Italien, um sich später in Londonfortzusetzen. Mitseinem Meisterschüler Farinellistand derItaliener 1733 unterder Protektion der Adelsparteiander Spitze deszuHändels LondonerHaymarketTheatre gegnerischen Opernunternehmens. Dieser konterte mitdem Engagement desPorpora-SchülersCaffarelliund mit Arianna,einer Oper vonseltener melodischer Brillanz,Virtuosität undsinnlicherLeuchtkraft.Dassauch Porporadas gleicheSujet vertonte,wirft einbezeichnendesLicht auf dieseRivalität.Und obwohl keineder Parteien dieandere ausdem Feld zu

1 Marietta Amstad, Dasberühmte Notenblattdes Porpora. DieFundamentalübungen derBelcanto Schule,in: Musik 23. Jg., 1969 H. 5, S. 453ff., Stefano Aresi, ArtikelPorpora in NMMG 2005, Personenteil XIII, 784. 63. 2 Anleitungzur Singkunst ausdem Italienischendes HerrnPeter FranzTosi,JohannAgricola1757, V. Hauptstück, S. 159f., zitiertbei Hubert Ortkemper, EngelwiderWillen,Henschel1993, S. 99. 48

schlagen vermochte, wurden doch Händelund auch PorporazuHöhenihrer künstlerischen Fantasie beflügelt. Auch JohannAdolfHasse bliebvon den ehrgeizigen Ansprüchen einesNicolaPorpora nichtverschont, alsdieseran denDresdnerHof gerufenwurde,woerdie hochbegabtePrinzessinvon Sachsen, MariaAntonia Walpurgis, unterrichtensollte. Seit 18 Jahren war Hassemit seiner Gattin Faustina derungekrönteKönig in Dresden, und obwohl er einstSchüler desItalienerswar,lesen wiraus seinen Briefeneine zurückhaltende Verstimmung. Zwar erhieltPorpora dieStelleeines Kapell- meisters »bis aufweitere Verordnung«, doch letztlich siegte in diesem Duell der»Sachse«.3 Seineletzten Jahreverbrachte Nicola Porporazunächst in Wien,danninNeapel –ohnefeste Anstellung undohnefinanzielle Mittel. DersiebenjährigeKrieg hatteauchihm dieLebensgrundlage genommen. Dennoch warerdie unangefochtene undgefürchtete Autorität in derMusik- welt.Der jungeJosephHaydn warwohlder letzte, dervon demKönnendieses Meisters profitierte: »Ich schrieb fleißig, doch nichtgenug gegründet, bisich endlichdie Gnadehatte,von demberühmten Herrn Porpora(so damals in Wien war) dieächtenFundament derSetztkunstzuerlernen.«4 Haydnmusste unterseinerAnleitung vorallem Sänger aufdem Cembaloaccompagnieren: »Dafehlteesnicht an Asino, Coglione,Birbanteund Rippenstößen;aberich ließ mir allesgefallen, denn ichprofitierte bei Popora im Gesang,inder Kompositionund in deritalienischen Sprachesehrviel.«5 Metastasio hatte denhoffnungsvollen jungen Musikerzudem alterndenMeister gebracht. DerDichter waresauch, derseinemeinstigen Lehrer in denletzten,von ArmutüberschattetenJahrenbeistand. Miteinem erschütterndenBrief wand- te er sich an Farinelli: »Ich binnochimmer ergriffenvon demMitleid,das ichfür unseren armen Porporaempfundenhabe, alsergestern zu mir kam, um mirden beiliegenden Briefzugeben. [...]Esrührt einenwirklichzuTränen[...]einen Mann vonso hohenVerdiensten um dastäglicheBrotbetteln zu sehen.«ErbittetFarinelli, sich an einerSammelaktion fürPorpora zu beteiligen undfügtweise hinzu: »Wennein böser GeistEuchirgendeineschlechte EigenschaftPorporasin Erinnerung ruft,denkt daran, dass dieGebrechen derSeele nichtweniger Mitleidverdienen alsdie desKörpers.Und wenn vielleicht Porporanicht wert ist, dass manihm Wohltatenerweist,ist Farinellieswert, Wohltäterzusein.« Auch wenn derNamePorporasfür dieNachwelt vorrangiginden Biografien der»Großen«der Musikgeschichteerhaltenblieb,heute,nach 200Jahren wird dasWirkenNicolaPorporaswiederlebendigauf denOpernbühnen,im Konzertsaalund im Bewusstseinder besten Sängervirtuosen unsererZeit.

3 Vgl. Harald Marx undChristoph Rink, Il caro sassone –zum 230. Todesjahr vonJohann Adolph Hasse, Mitteilungen Heft 2/2013,S.48–55,hierS.54. 4 Zitiertu.a.bei AkioMayeda, Tokio, Nicola Antonio Porporaund derjunge Haydn,Beiträge zur Aufführungspraxis Bd.1,Sonderdruck ausDer jungeHaydn Graz 1970,S.41. 5 Ebenda. 49 DieFamilie derHändel-Freunde wächst weiter ManfredRätzer

Schon seit längeremkann man sagen, dass Händel-Opern in allenErdteilenaufge- führt wurden, wenn auchmitunterseltenund nur in einigenBereichen. Außerin denStammländern derHändel-Pflege(Deutschland,England, USAund einige andere)bleiben dennochviele weiße Flächenübrig, die auf die Erschließung der We rke Händels warten. In derletztenZeitzeichnetensicherfreulicherweise be- sonders zweiLänderdurchFortschritte und die Gewinnung neuenPublikums aus.

Als nachdem 1. We ltkriegder israelische Staat bzw.dessenVorgängergegründet wurden, fandenetliche derbiblischenOratorienHändels denWeg auf die Bühne. Trägerder Aufführungenwarenvorwiegend jüdische deutsche Musiker, die nachIsraelemigriert waren. Jüdische Zeitungender Zeit lassenallerdings den Schluss zu, dass diese AufführungenEpisodenblieben, aus denensichkeine Tradition entwickelte.Händel-We rke verschwandenwiederaus denSpielplänen. Erst nachlangerZeitscheint ein Alcina-Gastspielder EstnischenNationaloper in derIsraeli Opera Te lAviv am 29.2.2016 (das in derPremiere nochvon einer größerenZahl von Besuchern in derPause als zu lang empfundenund verlassen wurde)dennoch einenstarkenEindruckhinterlassenzuhaben. We itere Gast- spiele westeuropäischerBarock-Ensemblesbereitetenden Boden. Es ist er- staunlich, dass die Israeli Opera sichschon im August 2017 in derLage sah, eine Giulio Cesare-Inszenierung in Akko vollständig mit eigenenKräftenheraus- zubringen(musikalische Leitung Ethan Schmeisser, Regie TomerZvulun, Cesare- Yaniv d’Or), die nun das Repertoire bereichert.

Nachhaltigerund besonders erfreulichist gegenwärtig derDurchbruchinRuss- land.Die Händel-Opern-Renaissance der1920erund 1930erJahre und deren internationale Ausweitung nachdem 2. We ltkriegwarenanRussland weitge- hend wirkungslos vorübergegangen. Die gesellschaftlichenVerhältnisse in der Sowjetunion und die eigenenrussischenMusiktraditionenmögendafür mitver- antwortlichgewesen sein.Dennochgab es einige wenige Ve rsuche,sichander Entwicklung zu beteiligen. Erinnert seiandie im sog.»Ostblock« zusammenarbeitendenKünstlerund Wis- senschaftlerund die osteuropäischenMitgliederinden deutschenBach- und Händel-Gesellschaften. Prof.Roman Gruber vertrat z. B. die russischenMusik- wissenschaftlerimVorstand derhalleschenHändel-Gesellschaft.

Sogar das Bolschoi-Theaterfühlte sichverpflichtet, aucheinmal eine Händel- Operaufzuführen. Zur Giulio Cesare-Premiere (2.1.1979) flogenauchdie Pro- fessorenSiegmund-Schultze und Baselt von derHändel-Gesellschaft nach 50

Moskau. Acis und Galatea wurde 1985 in russischerSprache inszeniert. Pokrowskis Imeneo gastierte in italienischerSprache (1988) beiden Händel- FestspieleninHalle.Diese AufführungenhatteninRussland kaum dauerhafte Wirkung, ebenso wenig wie das Gastspielder Leipziger Opermit derberühmten Serse-Inszenierung von Joachim Herz in Kiew. Das Gleiche gilt für die Ko- produktion derMusikhochschulenKiewund Leipzig beider Inszenierung von Deidamia (1980).

Nachden gesellschaftlichenVeränderungeninden osteuropäischenLändern am Ende des20. Jahrhnderts trat eine umfassende,mehrals 20-jährige Pause ein. Lange glaubte man, derUmschwung in Russland seietwa 2015 erfolgt, tatsäch- lich begann er schon einige Jahre früher. DerAutor konnte 2017 zufällig in einer Musikzeitschrift lesen, dass die MoskauerKammeroperinden letzenJahren bereits siebenHändel-Opern aufgeführt habe(z. B. GiulioCesare, Teseo, Alessandro). Mehr oderwenigergroße Unterstützung erhielt die Kammeroper von ausländischenExpertenund Ensembles. Kooperiert wurde z. B. mit dem Theaterander Wien (Rinaldo 2015), derEnglish National Opera (Rodelinda 2016)und demFestival Aix-en-Provence (Alcina 2017). Da die Bibliothekenin derehemaligenDDR nachder We nde die Musikzeitschriftender osteuro- päischen Länderabbestellt hatten, konntendie Ve ränderungeninRussland lange nicht bemerkt werden. BeredtesZeugnis für die Ve ränderungenlegte die MoskauerKinderopermit ihrer Alcina-Inszenierung (2015)ab. Die Inszenierung stehtweiterimSpielplan.

Heute kann man bereits fast von einemkleinenHändel-Zentrum Moskau spre- chen. Halle mit seinergroßenHändel-Tradition und demlangfristig erworbenen Fachwissenwäre mindestens ebenso geeignetund erfolgreichbei einerFörde- rung derHändel-AktivitäteninRussland und anderenLändern.Das wäre hilf- reichfür diese Länderund würde das Ansehender halleschenHändel-Pflege spürbar erhöhen.

Die vorbildliche hallesche Händel-Opern-Renaissance seit 1922 strahlte bis 1990 zweifellos stark auf die osteuropäischenLänderaus.Überall gab es wenigstens eine bescheidene Pflege derHändel-We rke.Mit denUmbrüchender We nde gab es in diesenLändern einenRückschlag.Händel-Opern warennunmehr dort mit derLupe zu suchen. Nur Polensetzte seine Händel-Tradition in derKammer- operWarschau mit regelmäßigenHändel-Inszenierungenfort.Tschechien profitierte durchdie engenBeziehungender TschechischenHändel-Gesell- schaft (VorsitzenderPavelPolka)mit derhalleschenHändel-Gesellschaft weiterhin sehr von dervorbildlichenHändel-Opern-PflegeinderDDR. Durch gute Beziehungenzur Botschaft derBRD in Prag wurde von dieserzeitweise Unterstützung gewährt.Dennochkam die Händel-ArbeitauchinTschechien 51 längerfristig fast zum Erliegen. In denletztenJahrenbildetensichdort aber mehrere Barockorchester, die für einenneuen Aufschwung garantierten, ja sogar zur Bereicherung derhalleschenHändel-Festspiele mit Neuigkeiten(erste szenische Aufführung dervollständigenFassung derOper Muzio Scevola) führten. Es ist zu wünschen, dass die anderenosteuropäischenLänderebenfalls aus derErstarrung erwachenund an die altenHändel-Traditionen anknüpfen können. Dann wäre aucheine leistungsfördernde Konkurrenz möglich.

Die halleschenHändel-Festspiele 2018 zeichnensichdurcheine bishernoch nie erreichte Programmgestaltung aus, 10 Opern und opernähnliche We rke auf die Bühne zu bringen, ist eine unerhörte Leistung (für rekordsüchtige Fans sicher einWeltrekord).

Die Rezensentin derenglischenOpernzeitschrift»Opera«(Dezember 2017) stellt dahermit Rechtfest, dass die halleschenHändel-Festspiele quantitativ die größtenDeutschlands seien. Wirfügenhinzu: nicht nur Deutschlands. Nicht einverstandenkann man mit ihrerBemerkung sein, in derQualität seien dieFestspiele in die Kriterienvon »inhöchstemMaße herrlich« bis zu »völlig schrecklich« einzuordnen. Man könne nur einoderzweigute Aufführungen in Bad Lauchstädt erwarten(die Festspiele 2017 wärenauchhierenttäuschend gewesen).Vom Opernhaus komme nichts Gutes. Hiertrübt sicherlichnoch die früherübliche Meinung die Wahrheitsfindung, aus demOstenkönne generell nichts Guteskommen. Solltensichdie 40.000 Besuchermit ihrenJubel- stürmensoirren? Warum wohl würdensichdie meistenWeltstars derBarock- musik so oft in die Geburtsstadt Händels begeben?

DerVerfasserkann nur wiederholen, dass die halleschenKünstlerinder Musikweltstärkerbekannt gemacht werdenmüssen. Auf ihre Leistungen könnenwir alle stolz sein. 52 in memoriam MáriaVermes(1923–2018) EckhardSchlemminger

Professor Mária Vermes ist auf Grund ihres langjährigen Wirkens in Halle vielen Musik- undHändel-Freundennochgut in Erinnerung.Sie verstarb nach einemUnfallam10. Januar 2018 in ihrem95. LebensjahrinBudapest. Geborenam23. November 1923 in Budapest,studierte sieander Musikhoch- schuleFranz Lisztihrer HeimatstadtViolineund beendete alsSchülerin von Prof.FerencGábriel hier auch ihrStudium mitdem Ungarischen Staats- examen.

AlsSolistinund alsMitglieddes »Ungarischen Harfentrios« (»Magyar Hárfás Trió«) musizierte MáriaVermesinKonzerten undinVeranstaltungendes Rundfunksund Fernsehens sehr erfolgreichzunächstinUngarn, dann in der DDR,imsorbischen Kulturkreisund in derCSSR. Später konzertierte sie auch in Polen, Jugoslawien, Belgien, Holland, Österreich undWestberlin. DieAnstellungder inzwischen internationalrenommiertenGeigerininHalle (Saale)kam 1957 zustande,nachdemimRahmeneines Kulturabkommens dringend sogenannte »Orchesterführer« (Erste Konzertmeistermit Solo- Verpflichtungen)angrößerenOrchestern gesuchtwurden.

Als1.Konzertmeisterindes Händel-Festspielorchesters am halleschen Theaterdes Friedens (Landestheaters Sachsen-Anhalt) erlebteMária Vermes wichtige Entwicklungender Händel-Renaissanceder 1950er und1960er Jahre. BeiSchallplattenaufnahmenvon Händels »12Concertigrossi« undder Oper Poros unterdem Dirigenten Horst-TanuMargraf wirkte sieals Konzert- meisterinund alsSolistinmit.

EinFilmdokument derDEFAmit ihr zu derPoros-Aufführungwar in einer Ausstellungdes MuseumsimHändel- Haus 2014 bei denHändel-Festspielen Hallezusehen. Das1963entstandene Violinkonzert vonGerhard Wohlgemuth wurde durch MáriaVermesineiner hochge- lobten ETERNA-Schallplatten-Pro- duktion eingespielt. Siewar Künstleri- scheLeiterinder Deutsch-Ungari- schen Kammermusikvereinigung und Cover der Eterna-Schallplatten mit den Concerti grossi von GeorgFriedrichHändel pflegte Konzert- undKulturkontakte 53 zumSorbischenKulturvereinBautzen. Neben ihrerkünstlerischen Tätigkeit fühlte sich MáriaVermesimmer auch derpädagogischenArbeitver- pflichtet. 1960 erhieltsie einenLehrauftragander PhilosophischenFakultät derMartin-Luther-Universität HalleWittenbergimFach Violineund eine Dozenten-Stellefür dieViolin-Ausbildungvon MitgliedernimAkademischen Orchesterder Universität. 1962 wurdeMária Vermes (imselbenJahrwie GerhardWohlgemuth) mitdem »Händelpreis desRates desBezirkesHalle« geehrt underhielt darüberhinaus1964den Kunstpreis derStadt Halle. Unteranderemwegen zunehmenderBeschränkungender Reisetätigkeitdes »Ungarischen Harfentrios« sahensichdessenMitglieder1971veranlasst, wie- dernach Ungarn zurückzukehren.Hierwurde MáriaVermeseineumfangrei- cheLehrtätigkeitander Musikakademieund darüberhinausauchinzahlrei- chen Kursen im Fach Violineübertragen. In Helsinki,nochander alten»Jean- Sibelius-Musikhochschule«, nahm sieeineGastprofessur wahr undbetreute in mehreren Sommermonaten Meisterklassen im Fach Violine. Prof.Mária Vermes gabimVerlag»Editio Musica Budapest«diverse Studien- werke undverschiedene Editionen besonders zeitgenössischer ungarischer Komponistenheraus. DerAutorhat zusammen mitseinerSchwester,die Violin-Schülerin von MáriaVermeswar,einetiefe Freundschaft zu MáriaVermesüberalleZeiten hinwegtreugepflegt unddurch alljährlichwiederholte Besuchevertieft. DerFallder Grenzenschließlich ermöglichteBesuche vonMária Vermes auch bei ihminHamburg. Mitdem tragischen UnfalltodimJanuar2018hat dieMusikwelt eine beein- druckende Persönlichkeit undgroßartigeViolinistinverloren, derenWirken auch in Halleunvergessenbleibt.

Mária Vermes bei der Überreichung des Händel-Preises 1962 durch den damaligen halleschen Oberbürgermeister Hans Pflüger 54

Leserfür Leser

»Ich möchte mich beidieserGelegenheit Das»éclectique« Programmhat mich auchfür dieeindrucksvollen Beiträge von sehr gefallen,und bezeugt eineraußer- Frau Dr.Landgraf, Frau Ramer-Wünsche gewöhnlichenQualität.Esist so schön, undHerrn Blautinden Mitteilungen so hervorragende Interpretenzuhören 2/2016 zurHHA bedanken.Ich freue mich und geniessen.Dankefür diese magischen jedesmal aufdie hochwertigen und Momente.« vielseitigenBeiträge. DiesesMedium verkürzt auf lehrreiche Weise dieWarte- François Hofer, S-chauf,Schweiz zeit auf dienächstenFestspieleund hält Mitglied des»Freundes-und Förderkreises dieErinnerungandie Händelfreundeund desHändel-Hauses zu Hallee.V.« dieStadt Halle wach.Daneben gibtesin jederAusgabeNeues zu entdeckenund Bekanntes aufzufrischen.Das außer- ordentliche Engagement derRedaktion »Ich wollte es nichtversäumen,michfür unddes Lektorats istbeachtenswert. diewundervolleHändel-CD zu bedanken, Ichdenke beijeder Ausgabezudem an die dieich neulichimBriefkasten fand. Ausführungen vonHerrn Professor Rätzer Undjedesmal merktman, wiegroßartig auf einerder Mitgliederversammlungen dieser Mann komponierte. desFreundeskreises,als es um dieZukunft Eine tolleAufnahme!« derVorgängerpublikationnicht gut bestelltwar.Der Einsatzaller Beteiligter FrankMeyer,Gernsheim hatsichgelohnt.« Mitglied des»Freundes-und Förderkreises desHändel-Hauses zu Hallee.V.« Gregor Grimm, Köln Mitglied des»Freundes-und Förderkreises desHändel-Hauses zu Hallee.V.« »Hierbitte perEmailganzgroßen herzlichen Dank an Sieund den Vorstand desFreundes- undFörderkreises fürdie »Eineunerwartete Ueberraschung und spendableSendung der noch jungen eineganzgroße Freude hatmichdie haendelhalle CD-Einspielung. Eine frische, Zusendung derhaendeliana Hallensis-CD mitreißendeInterpretation! GroßeFreude bereitet;dafür möchte ichSie sehr herzlich ausguten HändeninguteHände.« (be)danken. Ichgratulierefür dieaus- gezeichnete Herausgabe,analog an die Bernd Leistner, Halle FriedrichW.Rust, vondieserCDmit Sänger Mitglied des»Freundes-und Förderkreises CountertenorBenno Schachtner, desHändel-Hauses zu Hallee.V.« mitDirigentBernhardForck undHändel- festspielorchester, Halle. 55

WIRtRAUERN UM UNSERE MItGLIEDER EugenSchüepp 09.03.1930–30.11.2017 Dr.med. ArminHeinemann 20.05.1927 –09.02.2018

DerVorstand des»Freundes-und Förderkreisesdes Händel-HauseszuHalle« bekundet allenFamilienangehörigender Verstorbenen im Namenaller Mitglieder unsertiefempfundenesMitgefühl.

Wirwerdenihr Andenken ehrend bewahren.

Der Vorstand des »Freundes- undFörderkreises desHändel-Hauses zu Hallee.V.« (MitteilungnachInformationen an dieRedaktion) 56 »EchtoderFake?«–Ein Rückblick Karl Altenburg

Am 10. Januar 2018 ging im Händel-Haus eine erfolgreiche Jahresausstellung zu Ende: »Echt oder Fake? Bei uns ist alles original«. Die »Ausstellungsma- cher« – Christiane Barth, Dr. Konstanze Musketa und Karl Altenburg – konn- ten im Rahmen Ihrer Sonderführungen und im Kontakt mit den Besucherin- nen und Besuchern immer wieder beobachten, dass eine Art Lernprozess stetig weiterlief, auch nachdem die eigentliche Forschungsarbeit zur Ausstel- lung längst abgeschlossen war. Schonalleindie Frage»Wasist einOriginal?« konnte,mit allenihren historischen undphilosophischen Facetten,natürlich nichterschöpfend beantwortetwerden. Allerdings kamesmit denBesuchern zu vielen anregendenDiskussionen, in denenimmer wieder neue Aspekte der Thematik aufgezeigtwurden. DasErgebnis warstets dasselbe:esgibtkeine einfachen Antworten–weder aufdie »Was istein Original«-Frage, noch auf alle sich daraus ergebendenUnterfragen. Bereitsdie Problemstellung»Wasist original am undimHändel-Haus?«war so umfangreich, dass dazu eine eigene Sonderausstellung ohne weitereshätte gestaltetwerdenkönnen. Denngenau genommen gibt es zwei Händel- Häuser, ein»echtes«und ein»falsches«, diesichheute beide im Besitzder Stiftung Händel-Hausbefinden. Das»echte« GeburtshausGeorg Friedrich Händels wurdeimLaufe derJahrhunderteimmer wieder umgebaut und verändert undhat dadurch nurnochwenig mitdem Gebäudeder Händel-Zeit gemein.Das Nachbargrundstückhingegenhat deutlich mehr originale Bausubstanz, u. a. eine wertvolleBohlenstube ausder Renaissancezeit,dafür aber eine deutlichdiffusere Hintergrundgeschichte. Um nureinen Aspektzu erwähnen:Nochvor knapp80JahrenprangteneineHändel-Büsteüberder Tordurchfahrtsowie dieNamen einigerHändel-Oratorienander Straßen- fassadedes Gebäudekomplexes.1 DerdamaligeBesitzerder Nikolaistraße 6 warfelsenfest davonüberzeugt,imoriginalenHändel-Hauszuwohnenund wollte dasauchnach außen sichtbarmachen.Erstdie eindeutige Identifizie- rung derNikolaistraße 5als Geburtshausdes Barockmeisters2 unddie Umfor- mung in einMuseuminden 1940er Jahren machte diesem Irrglauben ein Ende. Auch in denSammlungsbeständendes Händel-Hausesbefindensichnicht ausschließlich Originale. Bereitsinden Anfangsjahrenwurdeneinige Nachbautenhistorischer Musikinstrumente angeschafft,darunterauch vier FiedelnverschiedenerGröße vonOttoWindisch ausdem Jahr 1939.

1 Vgl. BerndHofestädt, DieFrauzum Grünen Hof. DieGebäude des heutigen Händel-Hausesals Wohnitz von Hofbeamten und Mätressen,in: Mitteilungen,Heft2/2017,S.45. 2 BernhardWeißenborn, HallesAnteilander deutschenHändelpflege,in: HallischesHändelfest 1922,Festschrift, Halle1922. 57

Siewurdenhäufiggespielt, dasbelegen diedeutlichenGebrauchsspuren an diesem kuriosen Quartett.Kuriosauchdeshalb, weil es sich um keineKopien im engerenSinne handelt,sondern vielmehr um eine Rekonstruktion anhand schriftlicherund bildlicher Quellen–originale Fiedelnaus demMittelalter haben sich so gutwie garnicht erhalten. Neben diesen »gewollten«Kopien gibt es aber auch einige sehr viel zweifelhaftere Exemplareinnerhalb der Sammlung,unter anderemaus derWerkstatt desberühmtestenFälschers historischer Musikinstrumente Leopoldo Franciolini. Eineinzigartiges Zupfinstrument,mit nurdreiSaitenund reichenVerzierungen, fand beispiels- weiseseinenWeg insHändel-Haus. Tatsächlichhandelt es sich hierbei um eine Art»Frankenstein«-Instrument,bei welchemverschiedene historische Bauteilezueinem völlig neuenInstrumentzusammengefügtwurden. Im Rahmen derSonderausstellung fand dieses sonderbare Objekt mitNamen Colasciontino seinen Wegindie Schatzkammer desHändel-Hauses, die– nichtganzohneIronie–kurzerhandzur »Fälscher-Werkstatt«umgetauft wurde. Hier konnte manaußerdemnocheineReihe gefälschterStradivari- Geigen bewundern,aberaucheinigehausinterne »Fälschungen«:Bereits seit Jahren werden im Händel-HausAbgüsse originaler Händel-Büsten ange- fertigt, u. a. vondem Heidel-Modelldes berühmtenHändeldenkmalsauf demhalleschen Marktplatz, um dieseimMuseumsshop zu verkaufen. Nicht immer gelang es denMuseumsbesuchern, dieunmittelbar daneben ausge- stellten Originalevon denKopienzuunterscheiden… DerHöhepunktder umfangreichenSonderausstellung waraberohnejeden Zweifeldas benachbarte»Experten«-Labor. Hier konntendie Besucher unter anderemüberein echtes (?)Rolandshorn rätseln, sich alsHändel-Disc-Jockey betätigenund sich sogarinbarockerManierverkleiden, um als»Händel- Denkmal«zuposieren.

Obendreinwurde in Kooperation mitdem Verein sichtbar–zeitgenössische Kunste.V. einKunstprojekt gestartet, bei demman sich selbst alsFälscher betätigenkonnte. Die sichtbar-KünstlerRebekka Rauschhardtund Björn HermannerarbeitetenVorlagen mitHändel-Motiven,die dann alsPostkarten vervielfältigt wurden.Neben professionellen Künstlerinnenund Künstlern (z.B.die hallenserKünstlerBarbara Dimanski undBernd Leistner)beteiligten sich auch zahlreiche »Normal«-Bürgerander Aktion (s.Abbildungen). Insge- samt weit über 500gestalteteKartenfandenden Wegzurückins Händel- Haus, wurden katalogisiertund in dieMuseumssammlung aufgenommen Aufeiner eigens fürdie Sonderausstellung geschaffenenWebpräsenz (http://www.echt-oder-fake.de)kannzudem einGroßteilder Kunstwerke nach wievor besichtigt,»geliket« undkommentiert werden. DieseKunstakti- on kamnicht vonungefähr, sondern hatteeinen konkretenBezug zurAus- stellung selbst undden hier thematisierten Händel-Bildern.Neben der 58

verschollenenPlatzer-Miniatur3 unddem vorwenigen Jahren aufgetauchtenPorträt vonKlein wurdeauchdas ausdem Besitz dermit HändelverwandtenRadebeulerFa- milieWagnerstammende Gemälde4 eines unbekannten Künstlersausgestellt undauf seine »Originalität« hin untersucht.Dabei ging es wenigerumdie haptischen Elemen- te,wie verwendete Farben undMaterialien, sondern um dieAuthentizität derdarge- stellten Personen:Handelt es sich jeweils wirklich um GeorgFriedrich Händel? Da dieQuellenlage bei denbeidenerstgenann- tenBildern jedoch eher dürftigist,konnte manauchhierwiedernur –das aber durch- aussprichwörtlich –ander Oberfläche kratzen. Wieeingangsbereits erwähnt, kann eine so fundamentale Frage–Was istein Original, Bernd Leistner bzw. wasmachtein Original aus? –ineiner Ausstellungnicht hinreichendbeantwortet werden.VielmehreröffnensichneuePer- spektiven, durch diesichdie Fragestellung wandelt:Liegt die»Originalität«vielleicht nichtimOriginalselbst,sondern in seinem musealen Kontext? Generiertalsoerstdas Museum dasOriginal? Oder derKunst- marktmit seinem geradezu fetischistischen Drang, denOriginal-Begriffaneinen Wert zu koppelnund diesen mitmöglichst vielen Nullen (hinterder Zahl undvor demKom- ma)zuversehen? Oder eben doch haupt- sächlichein subjektivesGefühl vonÄsthe- tikund ideellemWert? DasBrecht’sche Zi- tat»De[r]Vorhangzuund alle Fragen of- fen« kommteinem automatisch in denSinn –dochdas istdurchausnicht dasschlechte- steGefühl,mit demman eine Ausstellung Barbara Dimanski beendenkann… 3 Vgl. EdwinWerner, Händel-Bildnisseinden Sammlungen derStiftungHändel-Haus,Halle 2013,S.11. 4 Vgl. EdwinWerner, Händel-Bildnisseinden Sammlungender Stiftung Händel-Haus,Halle 2013,S.10und S. 14. Dank denBemühungenvon Dr.Edwin Werner zusammen mitdem Vorsitzendendes Freundes- undFörderkreises desHändel-Hauses Dr.Christoph Rink wurdediesesGemälde derStiftungHändel-Hausals Dauerleihgabezur Verfügunggestellt. 59

T. Drosselbart; Feuerwerksmusik Sophie Lorenz

Thomas Haufe, Halle Anja Dahl, Schwerin 60

Das HändelfestspielorchesterHalle1 informiert

Händelfestspielorchester in derOper DieNachtigall desZaren Inszenierte Lesung mitArien derBarockzeit text vonChristine Wunnicke,basierend auf derAutobiographiedes Star-Kastraten FilippoBalatri Gemeinschaftsproduktion derOperHalle undder Händel-FestspieleHalle Musikalische Leitung:KatrinWittrisch Regie: Veit Güssow Vorstellungen: 24.05.2018 |06.06.2018|09.06.2018,jeweils 19.30Uhr in derOperHalle

Jephtha Oratorium vonGeorg FriedrichHändel[HWV70] text von thomas Morell Gemeinschaftsproduktion derOperHalle undder Händel-Festspiele Halle Musikalische Leitung:Christoph Spering Regie: tatjana Gürbaca Vorstellungen: 01.06.2018,19Uhr |10.06.2018, 15 Uhr, jeweils in derOperHalle

Berenice, Regina d‘Egitto Oper vonGeorg FriedrichHändel[HWV38] text von thomas Morell Gemeinschaftsproduktion derOperHalle undder Händel-Festspiele Halle Musikalische Leitung:JörgHalubek Regie: Jochen Biganzoli Bühne: Wolf Gutjahr Premiere:25.05.2018,19.30 Uhrinder OperHalle WeitereVorstellungen:27.05.2018, 18 Uhr |02.06.2018, 19 Uhr | 07.06.2018,19.30 Uhr |20.10.2018, 19.30Uhr Uhr | 18.11.2018,15Uhr,jeweils in derOperHalle

* DasHändelfestspielorchesterHalle istMitglieddes »Freundes- undFörderkreisesdes Händel-Hauses zu Hallee.V.« 61 über dieweitere Spielzeit2017/2018 und denBeginn derSpielzeit 2018/2019

HändelfestspielorchesterimKonzert Herkules Sonntag//3.Juni2018//11.00 Uhr//Freylinghausen-Saal Pasticcioaus denHerkulesVertonungen von GeorgFriedrich Händel »the Choice of Hercules« HWV69 »Lasst unssorgen, lasst unswachen« BWV213

Christina Roterberg,Sopran |Susanne Langner, Mezzosopran|KasparKröner, Altus| tobias Hunger,tenor |Stadtsingechor zu Halle |Clemens Flämig, Leitung

HändelsWelt Konzertreihe desHändelfestspielorchestersHalle Donnerstag // 20.September 2018 // 19.30Uhr // Freylinghausen-Saal

Johann Bernhard Bach Orchestersuite Nr.3e-Moll fürStreicher undB.c. Carl PhilippEmanuelBachKonzertfür Cembalound StreicherC-Dur Wq 20 GeorgFriedrich HändelConcerto grosso G-Durop. 6Nr. 1HWV 319 Johann SebastianBachSonate G-Durfür Violineund CembaloBWV 1021 Johann SebastianBachConcertod-Mollfür Cembalound StreicherBWV 1052

Kristian Bezuidenhout, Cembalo |BernhardForck,Leitung undVioline

Donnerstag // 29.November2018//19.30 Uhr//Aulader UniversitätHalle

Carl PhilippEmanuelBachSinfonieNr. 4G-Dur Wq 183/4 Joseph HaydnSinfonieNr. 6D-Dur Le Matin Hob. I:6 Carl PhilippEmanuelBachSinfoniee-Moll Fandango Wq 178 WolfgangAmadeus Mozart Sinfonie Nr.14A-Dur KV 114

NN,Leitung

Weitere Informationenzuallen Veranstaltungen:www.buehnen-halle.de/staatskapelle Vorverkauf: theater- undKonzertkasse,Große Ulrichstr.51, 06108Halle,tel.0345/5110-777 Öffnungszeiten:Mo–Sa,10–18 Uhr Änderungen vorbehalten! 62 Hallewar bereitsAnfangdes 18.Jahrhunderts eine Reisewert EdwinWerner

Einesder Hauptwerke desaus DöbelnstammendenWahl-HamburgersPeter AmbrosiusLehmann (1663–1729)befandsichbis vorkurzeminden Bestän- dender Universitäts- undLandesbibliothekSachsen-Anhalt. Inzwischen ist es in einemRestitutionsverfahrenausgeschieden.1

Dasinder ersten Auflage1703er- schienene Kompendium (Die Vor- nehmsten Europæischen Reisen […] in derAusgabe von17092)bot dem zeitgenössischen Leser, aber beson- ders denReisewilligen nützliche Hinweise, zahlreiche Reiserouten mitStreckenbeschreibungen sowie etliche»Bey-Wege«mit derErwäh- nung vonSehenswürdigkeiten. Seit seinem Erscheinenwar dasBuch sehrgefragt undwurde oftneu auf- gelegt.Nach demTod desVerfassers übernahm GottlobFriedrich Krebel (1729–1793)die jeweiligeAktuali- sierung. In seiner Überarbeitung er- schiennoch1801die 16.Auflage. Füruns stellt dasWerkvor allemeine informativeQuellezur Geschichte desPostwesensdar.Darüber hinaus istjedochdie beschreibende Sichtauf bestimmte Ereignisse,Besonderheitenund Orte vonInteresse,soauchdie kurzen AnmerkungenzuHalle,wie sieauf dennachfolgendwiedergegebe- nenSeitenzulesen sind.

1 DasBuchgehörte ursprünglich zur Bibliothekvon Georg August Breitenbauch (1731–1817) undwurde 1945 im Rahmen derBodenreformenteignet. 2 PeterAmbrosius Lehmann, DieVornehmstenEuropæischenReisen, Wiesolche durchTeutschland,Franckreich, Italien, Holl-und Engeland,Dännemarck und Schweden,Vermittelst derdazu[...]: Wobeydie Neben-Wege,Unkosten, Müntzenund Logiszugleichmit angewiesen werden.Welchenauchbeygefügt,LV. AccuratePost- undBothen-Carten, vonden [...],Hamburg 1709. 63 64

Auszug aus Seite 42

Anmerkungen Collegium (von Rechtsgelehrten) –»Schöppenstuhl«, Bezeichnungfür einSchöffengericht,das in Hallebis 1863 alsObergerichtshof tätigwar. Die »Wasserkunst« hatinHalle bereits seit1474Tradition undwurde mehrmals durch denBau vonRohr- leitungenund Wassertürmen erneuert underweitert. Friedrich Madeweis (1648–1705),ein berühmterGelehrter,wurde 1681 vomKurfürstenFriedrich Wilhelm zumerstenPostmeisterder StadtHalle ernannt. Er ließ 1697 das»Riesen-Haus« errichten. Rudera –Trümmer JCtum (Abkürzungfür Jurisconsultum,Akk.von Jurisconsultus)–Rechtsgelehrter Samuel Stryk(1640–1710), Mitbegründerund Prorektorder Universität sowieDekanderJuristischen Fakultät ChristianThomasius (1655–1728), Rechtswissenschaftler,Philosoph,Mitgründerder Universität Der »gelehrteHerrLudwig« istder 1719 geadelteJohannPeter Lud(e)wig(1668–1743),Historiker,Philosoph undRechtswissenschaftler. Prorektorund Kanzlerder Universität.Die hallesche»Ludwigstraße«ist nach ihmbenannt. Schülervon S. Strykund 1729 Nachfolger vonThomasiusimLehramt. AugustHermann Francke (1663–1727), Theologe,Pädagoge,Gründer derFranckeschen Stiftungen Erudition –Gelehrsamkeit,Belesenheit 65

Autoren

Altenburg, Karl, Richter, Gert Musikwissenschaftler, Musikwissenschaftler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter ehem.Betriebsleiter Museum,Sammlungen, derStiftung Händel-Haus, Besucherdienst derStiftungHändel-Haus Halle, Mitglied des»Freundes-und Förderkreises Ehrenvorsitzenderdes »Freundes- undFörder- desHändel-Hauses zu Hallee.V.«,Halle , kreisesdes Händel-Hauses zu Hallee.V.«,Halle Leipzig

Forner, Johannes Rink,Christoph Prof.em. Dr.phil. habil., Priv.-Doz. Dr.med.habil., Musikwissenschaftler, Internistund Chefarzt i. R., em.Prorektor derHochschulefür theaterund Vorsitzender des»Freundes-und Förderkreises MusikFelix Mendelssohn Bartholdy Leipzig, desHändel-Hauses zu Hallee.V.«,Halle Leipzig Schad,Daniel Kobe,Ronald MBA, Graphiker, Musikerder StaatskapelleHalle, Händel-Preisträger, Vorsitzender Straßeder Musik e.V., Ehrenmitglied des»Freundes-und Förderkreises Mitglied des»Freundes-und Förderkreises desHändel-Hauses zu Halle e.V.«, Halle desHändel-Hauses zu Hallee.V.«,Halle

Miesterfeldt, Gerhard Schlemminger,Eckhard theologe, Dr.med., Vizepräsidentdes Landtags Sachsen-Anhalta.D., Facharzt fürChirurgie,Hamburg Präsidentdes LandesmusikratsSachsen-Anhalt, Barleben Werner, Edwin Musketa, Konstanze Dr.phil., Musikwissenschaftler, Dr.phil., Händel-Preisträger, Musikwissenschaftlerin, ehem.Direktordes Händel-HauseszuHalle, Leiterinder AbteilungBibliothek- Archiv- Ehrenpräsident desLandesmusikrats Forschungder Stiftung Händel-HauszuHalle, Sachsen-Anhalt, Mitglied desPräsidiums der Ehrenmitglied derGeorg-Friedrich- Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft, Händel-Gesellschaft, Mitglied des»Freundes-und Förderkreises Ehrenmitglied des»Freundes-und Förder- desHändel-Hauses zu Halle e.V.«, Halle kreisesdes Händel-Hauses zu Hallee.V.« undMitglied desBeirats, Halle Rätzer,Manfred Prof.em. Dr.oec.habil., Zauft, Karin Händel-Preisträger, Dr.phil. habil., Ehrenmitglied derGeorg-Friedrich-Händel- Musikwissenschaftlerin, GesellschaftHalle, Händel-Preisträgerin, Ehrenmitglied des»Freundes-und Förder- Mitglied desVorstands der kreises desHändel-Hauses zu Hallee.V.«,Halle Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft, Ehrenmitglied des»Freundes-und Förder- Reese, Patricia kreisesdes Händel-Hauses zu Hallee.V.«,Halle Musikwissenschaftlerin, WissenschaftlicheMitarbeiterin derStiftung Händel-Haus,Halle 66

Hinweise fürAutoren

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Impressum

»Mitteilungen desFreundes- und Bezug Förderkreisesdes Händel-Hauses DieHefte Mitteilungen erscheinen zu Halle« zwei-bis dreimal im Jahr.Die Hefte können gegenErstattungder Post- Herausgeber gebühren (Briefmarken)unentgeltlich bei Freundes-und Förderkreisdes derRedaktionangefordert werden. Händel-Hauses zu Halle e.V. Druck Redaktion DZADruckereizuAltenburg GmbH UteFeudel, BerndLeistner, Gutenbergstraße1 BernhardLohe, 04600Altenburg PD Dr.Hans-JochenMarquardt, UlrichMaurach, Bernhard Prokein, Redaktionsschluss teresa Ramer-Wünsche, 15.03.2018 PD Dr.Christoph Rink (V.i.S. d. P.), Bernd Schmidt,Cordula timm-Hartmann, Redaktionsschluss Heft 2/2018 Anja Weidner(Gestaltung undSatz) 15.09.2018 (Beiträgefür den Druckwerdenbis dahin an die Lektorat Redaktion erbeten) teresa Ramer-Wünsche, Dr.Edwin Werner Bildnachweis Seite6:AstridAckermann |Seite 9, 10,11, Titelzeichnung 16,58, 59:Stiftung Händel-Haus |Seite 18, ©Bernd Schmidt 28,29unten,31, 37,41, 44 oben,46, 53, 62:privat |Seite 21:Universitätsarchiv Halle| Anschrift derRedaktion Seite24: BrookeShaden|Seite 29 oben, c/oHändel-Haus 49:Patricia Reese|Seite 34:WielandKrause| GroßeNikolaistraße 5 Seite36, 56:Dr. ChristophRink|Seite 42: 06108Halle Archiv desLeipzigerUniversitätschors | Seite44unten:VolkerKrebs telefon(0345)500 90 218 telefax(0345)500 90 217 Wirdanken denGenannten [email protected] fürdie freundlicheGenehmigung zum www.haendelhaus.de/foerderkreis Abdruckder Bilder.

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