Die Kunst Zu Hören
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kunst hören die zu 1 . Programmwoche 2 9. Dezember 2018 - 4. Januar 2019 Samstag, 29. Dezember 2018 09.04 – 09.35 Uhr FEATURE Von Hamburg nach Liebenrode Mit 50 ins Harzvorland Von Egon Koch 2012 ziehen Ramona Krone und Andreas Tapio Scheid aus einem Hamburger Elb-vorort in die ostdeutsche Provinz, nach Nord-Thüringen. Ramona ist hier, im ehe-maligen Grenzsperrgebiet, aufgewachsen. In der DDR durfte sie weder studieren noch so leben, wie sie wollte, deshalb stellte sie einen Ausreiseantrag und wurde 1984 ausgewiesen. Sie zog nach Hamburg, arbeitete als Physiotherapeutin und Tai-Chi-Lehrerin und lernte Andreas, einen Architekten, kennen. Beide fühlten sich in Hamburg nicht richtig heimisch. Nach ihrem Umzug baute das Paar das frühere Postgebäude in Liebenrode zum Wohnhaus um. Für Andreas bedeutet der Ortswechsel einen Neuanfang. Für Ramona ist es eine Rückkehr an den Ort ihrer Kindheit, die mit einer ‚Sinnkrise‘ und mit der Konfrontation der eigenen Ost-West-deutschen Lebens-geschichte einhergeht. Regie: Matthias Seymer Produktion: MDR 2018 - Ursendung - 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN „Zum schwarzen Ferkel“ Ein Künstlerlokal der Berliner Bohème um 19.00 Eine Sendung von Thomas Diecks Im Jahre 1892 taufte der schwedische Schriftsteller August Strindberg eine kleine Berliner Weinhandlung auf den Namen „Zum schwarzen Ferkel“. Nach dem Vorbild Pariser Künstlerlokale entwickelte sich das Lokal schnell zum Treffpunkt der Bohème. Zu den Gästen zählten aber nicht nur deutsche Literaten, auch der Maler Edvard Munch und der polnische Schriftsteller Stanislaw Przybyszewski gingen hier ein und aus. Heute erinnert an der prominenten Ecke Unter den Linden/Wilhelmstraße nichts mehr an das „Schwarze Ferkel“, überlebt hat es aber in zahlreichen Beschreibungen. Sonntag, 30. Dezember 2018 09.04 - 09.30 Uhr GOTT UND DIE WELT Was am Ende übrig bleibt Die Zeit zwischen den Jahren Von Stefanie Pütz Weihnachten ist vorüber, der Jahreswechsel steht vor der Tür, und die meisten von uns haben ein paar Tage frei. Wir könnten uns also erholen, neue Kräfte tanken, das alte Jahr bilanzieren und Pläne für das neue schmieden. Wenn es nicht so viel zu erledigen gäbe! Aufräumen, einkaufen, Weihnachtsgeschenke umtauschen, die Silvesterfeier organisieren – da bleibt keine Zeit zur Besinnung. Früher zählte die Zeit zwischen den Jahren zu den magischen „Rauhnächten“, in denen Untote und Geister ihr Unwesen trieben. Man orakelte herum, wie sich die nächsten zwölf Monate entwickeln würden und zog sich zurück, um die Geister nicht zu stören. Eines hat sich offenbar bis heute gehalten: das Gefühl, sich zwischen den Jahren in einem Ausnahmezustand zu befinden. 1 kunst hören die zu 1. Programmwoche 29. Dezember 2018 – 4. Januar 2019 14.04 - 15.00 Uhr HÖRSPIEL Das Leben des H. erzählt von seinem Kunsthändler Von Tom Peukert Was wäre gewesen, wenn …? Wenn nämlich Adolf Hitler, dessen künstlerische Ambitionen historisch verbürgt sind, 1913 vor der Münchner Feldherrnhalle mit einem Bauch-laden feinster Kopien berühmter Gemälde von einem Kunsthändler entdeckt und zum größten Kunstfälscher des 20. Jahrhunderts gemacht worden wäre? Die Weltgeschichte wäre mit Sicherheit anders verlaufen. Und wie hätte er sich persönlich entfalten können, wäre die schwelende Neigung zum Bösen in feine ästhetische Bahnen gelenkt worden? Er hätte gemalt, furios und grandios, und vielleicht sogar Kunstgeschichte geschrieben. Auf ganz eigene kunst-kriminelle Art. Nehmen wir an, es wäre so gewesen wie in diesem Schelmenstück, erzählt von einem Kunsthändler. Mit Gerd Wameling Regie: Wolfgang Rindfleisch Produktion: rbb 2018 - Ursendung - Dienstag, 1. Januar 2019 – Neujahr - 09.04 – 09.30 GOTT UND DIE WELT Falsche, Verborgene und Aufrechte Christen in Japan Von Jürgen Hanefeld In Japan ist es Mode geworden, „in Weiß“ zu heiraten, gern in sogenannten Hochzeitskirchen. Mit Christentum hat das wenig zu tun. Nicht einmal ein Prozent der Japaner bekennt sich zum christlichen Glauben. Die meisten leben in der Hafenstadt Nagasaki. Dort waren im 16. Jahrhundert die ersten katholischen Missionare angelandet. Nach der ersten Welle der Missionierung wurde das Christentum verboten und die Anhänger der fremden Religion verfolgt. Das Verbot galt über 250 Jahre. Trotzdem gelang es einer Gruppe, ihren Glauben im Geheimen zu leben. Bis heute sind sie in Japan als „Verborgene Christen“ bekannt. Aber Erzbischof Takami nimmt sie nicht ernst. Viel wichtiger ist ihm sein entschiedener Pazifismus. Seine Mutter war mit ihm schwanger, als die Atombombe fiel. 2 kunst hören die zu 1. Programmwoche 29. Dezember 2018 – 4. Januar 2019 14.04 – 15.00 FEATURE Zum Fontane-Jahr 2019 Nur der Irrtum ist das Leben Der Schauspieler Kurt Böwe über den Dichter Theodor Fontane Von Irene Knoll Theodor Fontane gehörte schon sehr früh zu Kurt Böwes Lieblingsdichtern. Später widmete sich der deutsche Schauspieler auch beruflich dem großen Romancier. Er verkörperte Fontanes Figuren im Film, auf der Bühne und hat seine Texte für die Schallplatte eingelesen. Wer den Schauspieler in Interviews erlebte, konnte bemerken, dass sich in seine Gedanken viele Zitate aus Werken des märkischen Meisters eingeschlichen haben. „Nur der Irrtum ist das Leben“ heißt das gemeinsame Credo von Fontane und Kurt Böwe. Mit Kurt Böwe, Katja Teichmann, Christian Brückner Regie: Gerda Zschiedrich Produktion: ORB 1994 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN Berlin und das Neue Bauen Eine Stadterkundung auf den Spuren der klassischen Moderne Von Christine Sievers und Nicolaus Schröder Bauhaus in Berlin – das sind nicht nur eine Handvoll weiße Villen, Gropiusarchitektur in Siemensstadt und Hannes Meyers Schule in Bernau, die längst zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Neben diesen Ikonen gibt es eine Reihe manchmal gänzlich unbekannter Siedlungen und Häuser aus dem Berlin der 1920er Jahre, die vor bald 100 Jahren schon so waren, wie wir heute vielleicht gerne leben wollen. Was also können wir vom Bauhaus lernen? Mittwoch, 2. Januar 2019 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN Pilgerfahrt nach Weimar Wie der Pianist Hugo Mansfeldt seinen Liszt nach Amerika holte Von Christiane Timper Dreimal war er in Weimar und gehörte zum engeren Schülerkreis von Franz Liszt: Der deutsch-amerikanische Pianist und Klavierpädagoge Hugo Mansfeldt. Während die Namen anderer Liszt-Schüler (wie Arthur Friedheim, Alexander Siloti oder Emil von Sauer) der Fachwelt geläufig sind, kennt kaum jemand Hugo Mansfeldt. Erst vor wenigen Jahren wurde die Musikwissenschaftlerin Christiane Tewinkel auf ihn aufmerksam. Was sie in den Archiven fand, vor allem im kalifornischen Nachlass von Mansfeldt, zeichnet ein ungewöhnliches Bild einer ungewöhnlichen transatlantischen Beziehung. 3 kunst hören die zu 1. Programmwoche 29. Dezember 2018 – 4. Januar 2019 22.04 – 23.00 Uhr FEATURE Deutsches Wintermärchen Marokko Von Rosi Füglein „Bis vor kurzem ging die landläufige Meinung dahin, Kolonien seien ein überwundener Standpunkt. Erst in neuer Zeit haben sich andere Stimmen erhoben.“ Es ist lange her, dass diese Sätze in einer Zeitung erschienen. Inzwischen haben sich Lutz und Evelyne, Peter, Brigitte und tausende andere an der Küste von Marokko mit ihren Wohnmobilen angesiedelt. Sie leben in einer Hochsicherheitsanlage, bewacht von modernster Elektronik und altbewährten deutschen Schäferhunden, und genießen ihre Freiheit. Währenddessen versuchen junge Afrikaner vergeblich, von Marokko nach Europa zu gelangen. Ein Vor-Ort-Bericht zur gegenwärtigen Lage. Regie: Thomas Wolfertz Produktion: rbb/BR/NDR/SWR 2015 Donnerstag, 3. Januar 2019 22.04 – 23.00 Uhr PERSPEKTIVEN Meer wagen Eine endlos weite Perspektive Von Mechthild Müser Auf dem Weg zu den Kapverdischen Inseln. Der Nordostpassat schob uns stetig unserem Ziel entgegen, kein anderes Schiff in Sicht. Über uns spannte sich das Firmament von Horizont zu Horizont. Myriaden funkelnder Sterne, Sternschnuppen. Ich stand am Ruder, alle anderen waren unter Deck. Mein Blick ging hoch zum Himmel, wo ich mir einen Stern zum Peilen erkoren hatte. Und plötzlich war es da, das Gefühl, ganz allein zu sein in diesem gewaltigen Ambiente. Geborgen im Unendlichen. Mich durchströmte eine Welle puren Glücks. 4 kunst hören die zu 1. Programmwoche 29. Dezember 2018 – 4. Januar 2019 Freitag, 4. Januar 2018 22.04 – 23:00 Uhr HÖRSPIEL Die Befreiung des Prometheus Hörstück in neun Bildern nach einem Text von Heiner Müller „Dem Hörstück liegt ein Prosatext zugrunde, den Heiner Müller wie einen erratischen Block in sein Theaterstück ,Zement' gesetzt hat, und an dem das Theater sich die Zähne ausbeißt, weil es ihm mit seinen eigenen Mitteln nicht gerecht werden kann. Ob ich es schaffe, weiß ich nicht. Ich versuche aber, mit selbständigen musikalischen Mitteln, die in der Ausdruckshierarchie nicht unter, sondern neben dem Text rangieren (mit Songformen, Collagen, der Filmtechnik nahen Schnitten und Rückblenden), mindestens zweierlei hörbar zu machen: Die große Faszination, die die unvorstellbaren Dimensionen von Arbeit und Zeit, Kot und Gestank auf mich ausüben; und die (nach André Gide und Franz Kafka) neuen politischen Perspektiven der Arbeit am Mythos, mit denen Müller den Doppelcharakter des Prometheus humorvoll ausstattet. Einmal ist er als Feuerräuber Helfer der Menschen, zum anderen ist er Gast am Tisch der Götter - und der Vorteile dieses Privilegs ist er sich durchaus bewusst. Das macht es mir möglich, weitere Texte von Heiner Müller (zum Beispiel aus dem Stück ‚Der Auftrag‘) analog zu assoziieren und Prometheus 10 000 Jahre runter- bzw. rauffallen zu lassen, als ein weder ganz ‚nach unten‘ noch ganz ‚nach