Stadtarchiv und Stadtgeschichte

Forschungen und Innovationen

Festschrift für Fritz Mayrhofer zur Vollendung seines 60. Lebensjahres

Linz 2004

Archiv der Stadt Linz HISTORISCHES J AHRBUCH DER STADT LINZ 2003/2004

HERAUSGEGEBEN VON WALTER SCHUSTER, MAXIMILIAN SCHIMBÖCK UND ANNELIESE SCHWEIGER

Umschlaggestaltung: Walter Litzlbauer Porträtfoto Fritz Mayrhofer: Maximilian Schimböck

Für den Inhalt der Abhandlungen sind ausschließlich die AutorInnen verantwortlich.

Der teilweise oder vollständige Abdruck von Arbeiten aus der vorliegenden Publikation ist nur mit Bewilligung der HerausgeberInnen nach Genehmigung der AutorInnen gestattet.

ISBN 3-900388-56-3 Medieninhaber: Archiv der Stadt Linz, Hauptstraße 1–5, 4041 Linz Hersteller: Trauner Druck, Linz INHALT

Autorinnen und Autoren ...... 7

Vorwort des Bürgermeisters der Landeshauptstadt Linz ...... 19

Vorwort des Kulturreferenten der Landeshauptstadt Linz ...... 21

Vorwort von Herausgeberin und Herausgebern ...... 23

A RCHIVTHEORIE UND A RCHIVMANAGEMENT

Erich Wolny: Zeitgemäße Leitung des Stadtarchivs – verlangt sie eine neue Sicht der Funktion? ...... 29

Wilhelm Rausch: „Vor fünfzig Jahren“ ...... 33

LorenzMikoletzky: Wozu ein Archiv? ...... 47

Peter Csendes: Metaphern für Archive – das Archiv als Metapher? ...... 49

Walter Schuster: Zur Strategie für Archive ...... 57

Ferdinand Opll: Öffentlichkeitsarbeit in Kommunalarchiven Überlegungen am Beispiel des Wiener Stadt- und Landesarchivs ...... 73

Lukas Morscher: Zukunft der Archive – Archive der Zukunft Vorschläge für ein zukünftiges Marketing von Archiven ...... 95

Gerhart Marckhgott: Paradigmenwechsel Das Oberösterreichische Landesarchiv vor der „digitalen Revolution“ . . . 109 8

Josef Riegler: Digitalisierung mittelalterlicher Urkunden – Aspekte der Medienkonvertierung im Steiermärkischen Landesarchiv ...... 119

Maximilian Schimböck: Kommunalarchive als Dienstleistungsbetriebe Das Beispiel Linz ...... 133

Werner Matt: „Linz als das pulsierende Herz der Kommunalarchivare“ Fritz Mayrhofer und der Arbeitskreis der Kommunalarchivare Österreichs...... 141

Siegfried Haider: Das Oberösterreichische Archivgesetz in seinen Auswirkungen auf die Gemeinden...... 147

Thomas Klagian: Die Abenteuer eines jungen Archivars in Bregenz ...... 159

Hans Eugen Specker: Arbeitsgemeinschaften zum Erfahrungsaustausch und als Interessenvertretung von Kommunalarchiven in Deutschland ...... 165

Josef Nössing: Gemeindearchive in Südtirol Zur Geschichte der Gemeindearchive in Südtirol sowie deren Erhaltung und Pflege ...... 173

(STADT) GESCHICHTSFORSCHUNG – T HEORIE UND P R OJEKTE

Wilfried Ehbrecht: 30 Jahre Westfälischer Städteatlas Ein regionaler historischer Städteatlas im Kontext europäischer Forschung ...... 183

Gabriella Hauch: „Zukunft heißt erinnern“ Zur Genese der historischen Frauenforschung im gesellschaftlichen und wissenschaftsgeschichtlichen Kontext ...... 205 9

Peter Johanek: Stadt und Zisterzienserinnenkonvent Ausblick auf ein Forschungsprogramm ...... 217

Anton Eggendorfer: Fünf Jahre Projekt „Netzwerk Geschichte“ in Niederösterreich Eine Bestandsaufnahme ...... 231

Georg Heilingsetzer: Alfred Hoffmann und die Stadtgeschichte Bemerkungen anlässlich des 100. Geburtstages des Archivars, Historikers und Lehrers ...... 241

Helmut Konrad: Universitäten in Bewegung: Zur Dynamisierung des Bildungssystems . . 253

Q UELLEN

Walter Aspernig: Grundlagenforschung und Stadtgeschichte in Oberösterreich: Anmerkungen zur Edition der „Quellen zur Geschichte von Wels“ . . . . . 265

Leopold Auer: Materialien zur Linzer Stadtgeschichte im Haus-, Hof- und Staatsarchiv . . 273

Fritz Koller: Die „Linzer Akten“ im Salzburger Landesarchiv ...... 279

Johannes Seidl: Von der Immatrikulation zur Promotion Ausgewählte Quellen des 19. und 20. Jahrhunderts zur biographischen Erforschung von Studierenden der Philosophischen Fakultät aus den Beständen des Archivs der Universität Wien ...... 289

Brigitte Kepplinger: Fürsorgeakten als historische Quelle Die Betreuungsakten des Linzer Jugendamtes (1918–1950) ...... 303 10

L INZER S TADTGESCHICHTE

Erwin M. Ruprechtsberger – Otto H. Urban: Eine bronzene Schwertklinge vom Luftenberg – Zur Spätbronzezeit im Linzer Raum ...... 313

Willibald Katzinger: Linz ohne Phantomzeit ...... 327

Anneliese Schweiger: Weinbau im alten Linz ...... 341

GeorgWacha: Albrecht Dürer in Linz ...... 349

Herta Hageneder: Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation in Linz ...... 355 Rainer F. Schraml: Bernhard Weidner (1640–1709) Ein Linzer Schusterssohn als Abt des Zisterzienserstiftes Wilhering in Oberösterreich ...... 359 Alfred Ogris: Die Linzer Wollzeugfabrik und die Orientalische Kompanie: Reaktionen in Kärnten (1725/26) auf eine Privilegierung ...... 375 Gerhard Winkler: Johann Puchner und seine Weltsprache Nuove-Roman ...... 387 Wieland Mittmannsgruber: Bürger der Stadt Linz Erwerb, Inhalt und Verlust des Gemeindebürgerrechts im 19. und 20. Jahrhundert ...... 395 Monika Würthinger: Gruß aus Linz Correspondenzkarten dokumentieren Bau des Neuen Domes ...... 411 Rudolf Zinnhobler: Franz Sales Maria Doppelbauer Korrekturen zu einem Bischofsbild ...... 427 Emil Puffer: Hans Rösler – der letzte Stadtamtsleiter von Urfahr ...... 441 11

Oskar Dohle: Geld für den Krieg Die Kriegsanleihe-Zeichnungen der Städte Linz und Urfahr im Ersten Weltkrieg ...... 457 Andrea Kammerhofer: „Lebende Bilder“ in Linz ...... 475 Harry Slapnicka: Knapp über der Wahrnehmungsgrenze Oberösterreichs Gauleiter der DNSAP fast so bedeutungslos wie die Partei selbst – weit über Hitlers Machtübernahme vom Jahre 1926 hinaus ...... 491 Kurt Tweraser: Wirtschaftspolitik zwischen „Führerstaat“ und „Gaupartikularismus“ Eigruber und Hinterleitner: Der „Gaufürst“ und sein Wirtschaftsberater . . 499 Birgit Kirchmayr: Der Briefwechsel August Zöhrer – Elise Posse im Archiv der Stadt Linz Eine „Fußnote“ zur Geschichte des „Linzer Führermuseums“ ...... 515 Hermann Rafetseder: Das „KZ der Linzer Gestapo“ Neue Quellen im Rahmen des Österreichischen Versöhnungsfonds zum „Arbeitserziehungslager“ Schörgenhub ...... 523 Michael John: Maghrebinien in Linz Beobachtungen über eine verborgene Seite der Stadt ...... 541 Winfried R. Garscha – Claudia Kuretsidis-Haider: „Traurige Helden der Inneren Front“ Die Linzer Tagespresse und die Anfänge der gerichtlichen Ahndung von NS-Verbrechen in Oberösterreich 1945/46 ...... 561 Helmut Fiereder: Die Wiederbegründung der jüdischen Gemeinde von Linz 1945–1948 . . 583 Johannes Ebner: Im Boot des Bischofs Franz S. Zauner „Porträts“ der Bistumsleitung ...... 595 Siegbert Janko: Linz – Von der Stahlstadt zur Kulturstadt ...... 607 12

A LLGEMEINE G ESCHICHTE UND S TADTGESCHICHTE

Karl Vocelka: Vom himmlischen Jerusalem bis Brasilia Zur utopischen Stadt in der Geschichte der Menschheit ...... 625

Herwig Wolfram: Die Stadt der Frauen ...... 635

GeorgScheibelreiter: Der König verlässt die Stadt Überlegungen zur räumlichen Veränderung der Herrschaft im 7. und 8. Jahrhundert ...... 641

Walter Brunner: Neues und Interessantes zur Frühgeschichte der Stadt Graz ...... 657

Alois Niederstätter: Die Städte der Grafen von Montfort und von Werdenberg Ein strukturgeschichtlicher Vergleich ...... 677

Hannes Obermair: Vormoderne Übergangsregion? Die Städtelandschaft im Raum Trient-Bozen im Hoch- und Spätmittelalter ...... 697

Susanne Claudine Pils: Wem gehört die Stadt? Von der Nutzung des städtischen Raums ...... 711

HeinrichKoller: Stadt und Staat Das Hauptstadtproblem unter Kaiser Friedrich III...... 719

Rudolf Kropf: Die spätmittelalterliche Gründung einer Kleinstadt im westungarisch- österreichischen Grenzraum (Stadtschlaining) ...... 739

Roman Sandgruber: Die Grenzen der Stadt ...... 749

Kurt Mühlberger: Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg ...... 763 13

Franz-Heinz Hye: Ein unbekanntes, spätes Dokument – vom 11. Juni 1646 – zur Geschichte des Bauernaufstandes des Stefan Fadinger von 1626 ...... 779

Helmut Kretschmer: Zur Geschichte des Wiener Mozart-Denkmals ...... 785

Johann Seedoch: Eingemeindungen im Stadtgebiet von Eisenstadt ...... 797

Helmut Lackner: Ein „blutiges Geschäft“ – Zur Geschichte kommunaler Vieh- und Schlachthöfe Ein Beitrag zur historischen Städtetechnik am Beispiel Österreich . . . . . 805

Wolfgang Maderthaner: Pathologie der Großstadt – Geschichten um den Praterstern ...... 829

Evan Burr Bukey: Ein bitterer Triumph: Die Kampfmoral der deutschen Zivilbevölkerung 1941 ...... 839

Wolfgang Weber: Gibraltar liegt in Jamaika Zur Geschichte des Internierungslagers Gibraltar in Kingston 1940–1948 ...... 863

Wolfgang Neugebauer – Herwig Czech: Medizin und Gedächtnis Zum Umgang mit den NS-Medizinverbrechen in Österreich nach 1945 . . 873

Publikationen von Fritz Mayrhofer ...... 885

Verwendete Abkürzungen und Siglen ...... 891 763

KURT MÜHLBERGER

BEMERKUNGEN ZUM WIENER POETENKOLLEG

Das Wiener Collegium poetarum et mathematicorum hat in der universitätsge- schichtlichen Literatur große Beachtung gefunden. Zahlreiche Untersuchungen befassen sich mit diesem mysteriösen Institut, wenn auch die zeitgenössischen Quellen nur wenige Nachrichten über seine Existenz geben. Wir besitzen keine Acta Collegii, Matrikelbücher oder Geschäftsaufzeichnungen, die uns in die Tätigkeit dieser Institution näheren Einblick gewähren könnten. Es stehen bloß der königliche Stiftbrief vom 31. Oktober 1501 und einige wenige Realien, die von der Existenz des seltsamen Kollegs Zeugnis geben, zur Verfügung. Dazu kommen verstreute literarische Zeugnisse sowie Erwähnungen in Briefen und Chroniken. Der Mangel an gesicherten Fakten regt offenbar die Auseinanderset- zung mit dieser Einrichtung umso mehr an. Es geht dabei um die Vorgänge, Hintergründe und Ziele seiner Gründung, um seinen rechtlich-organisatorischen Charakter und seine Stellung innerhalb der Universität, um seine Verbindung zu dem Wiener Humanistenzirkel, der Sodalitas Danubiana Vindobonensis, um seine Bedeutung und Wirksamkeit im Rahmen des Studiums, um die Feststel- lung der Lehrer und Absolventen, schließlich um die Frage der tatsächlichen Ausübung seines ius creandi poetas sowie nicht zuletzt seiner Lebensdauer und Wirkungsgeschichte.

DIE BERUFUNG DES KONRAD CELTIS NACH WIEN (1497)

Die Wiener Universität rückte unter Maximilian I. enger an das Zentrum der Macht. Die Nähe zum königlichen Hof begünstigte den Wandel des Studiums im humanistischen Sinn. Neben den Bestrebungen zur Erneuerung des Lehrangebo- tes, war vor allem die Berufung ausgezeichneter, humanistisch gebildeter Gelehrter ein probates Mittel, um einen kräftigen Modernisierungsschub einzu- leiten und den scholastischen Lehrbetrieb unter Druck zu setzen. Dies hatte die Errichtung von landesfürstlichen dotierten Fachlekturen (Lehrkanzeln) zur Voraussetzung, die in Konkurrenz zu den zahlreichen noch dem scholastischen Bildungsgut verpflichteten magistri regentes der Artistenfakultät standen. Den entscheidenden Schritt setzte Maximilian I. am 7. März 1497 mit der Berufung des Archipoeta Konrad Celtis (1459–1508), den in Wien bereits eine große Anhängerschaft erwartete. In dem Berufungsschreiben des Königs heißt es, dass 764 Kurt Mühlberger in Wien einst das erste Generalstudium inter omnia totius Germaniae studia blühte. Unter der Herrschaft des Ungarnkönigs sei es aber barbarisch zugrunde gerichtet worden. Nun herrsche ein Mangel an gelehrten Männern und Lehrkräf- ten, es sei fast völlig verlassen. Der Herrscher schätze Rhetorik und Poetik, für welche er eine Lehrkanzel errichte und berufe Celtis, dessen Gelehrsamkeit ihm von allen am meisten empfohlen worden sei. Die Berufung erfolge – sub nostro stipendio – mit landesfürstlicher Besoldung. Celtis solle sich umgehend nach Wien begeben. Schon das erste Auftreten des Celtis in den Akten der Wiener Artistenfakultät am 21. November 1497 gilt einem Konflikt. Es geht um die Festsetzung seiner Vorlesungszeit. Nach dem Willen des Dekans soll er in der dritte Stunde vor dem Abendessen lesen. Dies lehnt er ab. Celtis beharrt auf dem von ihm gewünschten Termin und unterstreicht seine Forderung mit der Begründung, er lese auctori- tate regentum. Im Besitz eines königlichen Berufungsschreibens und mit ein- flussreichen Freunden und Bewunderern im Hintergrund stellt Celtis klar, dass seine Lehrtätigkeit nicht vom Wohlwollen der Fakultät abhänge. Diese soll offenbar bloß die erforderliche Infrastruktur bereitstellen. Nach diesem Vorfall, der einige Aufmerksamkeit erregte, schweigen die Akten der Fakultät. Der Erzpoet findet bis über seinen Tod hinaus überhaupt keine Erwähnung mehr, sieht man davon ab, dass einmal im Jahre 1505 die Entlehnung eines Buches an ihn ausnahmsweise genehmigt wurde. Ein Jahr nach seinem Tod gab seine Hinterlassenschaft an Büchern und Globen Anlass zu Beratungen, weil die Fakultät in Erfüllung des Testamentes Ausgaben zu tätigen hatte. Es war nämlich festgelegt worden, dass wertvolle Bücher am Pult anzuketten seien. Der rüde Umgang zwischen Humanisten und den Vertretern der Artistenfakul- tät, wie er hier angedeutet wurde, ist nicht ungewöhnlich. Der poeta laureatus war grundsätzlich in Lehre, Sprache und sozialer Stellung ein privilegierter Außenseiter. Dieter Mertens bezeichnet ihn als „Fremdkörper“, dessen humanis- tisches Lehrprogramm im allgemeinen von den Landesherrn der Universität aufgezwungen wurde. Poeten wuchsen nicht aus der Universität heraus, sondern in diese hinein. Ihre soziale Außenseiterrolle verloren sie selbst dann nicht, als die studia humanitatis längst Gegenstand der Fakultätslehre geworden waren. Schon durch ihr äußeres Erscheinungsbild stellten sie ihren Vorrang und ihre Überlegenheit sichtbar zur Schau. Die an der Universität Wien tätigen Poeten schmückten ihre Doktorenmäntel mit drei Zungen aus Tuch. Dies sollte als Zeichen ihrer Dreisprachigkeit (Latein, Griechisch, Hebräisch) und Eloquenz gelten. Auch konnte der poeta laureatus im Gegensatz zum magister regens, dem das biretum oder pileum und der habitus clericalis zukam, seine öffentlichen Vorlesungen bekränzt halten, was auf seine Modernität und herausgehobene Stellung wies. Die „Schmäher“ der Dichtkunst saßen nach Ansicht des Erz- poeten vor allem in den Reihen der Bettelorden und der scholastischen Univer- sitätslehrer. Die „Dunkelmänner“ beschäftigten sich beispielsweise kritisch mit Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 765 dem Wiener Rektor und Theologen Johann Heckmann aus Schillingstadt in Schwaben († 1517), der ein arger Poetenfeind gewesen sei, und dichteten ihm eine zynische Grabinschrift:

Der hier im Grabe ruht, war feindlich den Poeten. Rausschmeißen wollt er sie, als sie hier praktizieren wollten. Neulich ein Gefährte, der war nicht immatrikuliert, Er kam aus Mähren, lehrte Verse schmieden, Den wollt er in den Karzer sperren, weil er ihn duzte. Doch weil er nun gestorben ist, in Wien liegt er begraben, So sprecht zweimal oder drei für ihn das Paternoster.

Seltsamerweise handelt es sich eben um jenen Rektor, der die Aufnahme des Erzpoeten in die Matrikel kurz vor dessen Tod vornahm. Celtis hatte eine landesfürstlich besoldete Professur für Poetik und Rhetorik erhalten, die im Zeitraum von 1497 bis 1501 zunächst als freie Universitätslektur ohne Eingliederung in eine akademische Korporation anzusehen ist. Viel später gelangte diese über die Zwischenstation des Poetenkollegs im Zuge der Reformen Ferdinands I. in die Artistenfaklultät. Dem Dekan war der Paradehu- manist nicht unterstellt. Auch in der Wiener Universitäts-Matrikel sucht man ihn vorerst vergebens. Vermutlich wollte er von den Universitätsinstanzen unabhän- gig und bloß der Regierung bzw. dem Landesfürsten verantwortlich sein. Kurz vor seinem Ableben ließ er sich in die Matrikel der Universität eintragen und erlegte dafür die Taxe von 1/2 Pfund Pfenningen. Er tat dies vielleicht nicht ausschließlich, um mit dieser Institution im Angesicht des Todes Frieden zu schließen, sondern auch, um seine memoria einer möglichst dauerhaften Einrich- tung anzuvertrauen. Nachruhm und Unsterblichkeit zählten für ihn zu den höchsten Zielen.

ZUR GRÜNDUNG DES COLLEGIUM POETARUM ET MATHEMATICORUM

Noch während seiner Tätigkeit in hatte Celtis im Jahre 1492 den fortschrittsfeindlichen Lehrbetrieb und die Ablehnung der Poeten an den scholastischen Universitäten scharf kritisiert:

Da in unseren sogenannten Studienbetrieben, um nicht zu sagen Spielschulen, diejeni- gen gehemmt werden, welche die Poeten und Schriftsteller römischer Zunge interpretie- ren und jene gleichsam für schamlos gehalten werden, die das Werk der Natur und die Weisheit ihres Lenkers durch die mathematische Wahrheit offenlegen […].

Nach den Erfahrungen mit der Wiener Artistenfakultät gab es wohl keinen Zweifel, dass die Integration der studia humanitatis in den Artes-Lehrplan trotz 766 Kurt Mühlberger der Unterstützung des Königs und der Regierung ein mühsames Unterfangen werden könnte. Er betrieb deshalb die Realisierung seines alten Planes der Errichtung einer Humanistenschule. Als Vorbild diente ihm die Platonische Academia Romana des Julius Pomponius Laetus (1428–1498) in Rom, die er auf seiner großen Italienreise nach erfolgter Krönung zum Poeta laureatus in Nürnberg am 18. April 1487 kennengelernt hatte. Das geplante Kolleg sollte als integrativer Bestandteil der habsburgischen Universität errichtet werden, die als dynastische Gründung die besondere Förderung des Landesfürsten bzw. Kaisers genoss. Gleichzeitig musste es eine privilegierte Ausnahmestellung außerhalb der Fakultätsordnung einnehmen. Die Unabhängigkeit von der Artistenfakultät sicherte die grundlegende Voraussetzung, Bildungs- und Lehrziele nicht an den Fakultätsstatuten orientieren zu müssen. Das schloss aber nicht aus, dass Angehörige des Kollegs sich auch an der Ar- tistenfakultät engagierten. Celtis hatte sogar selbst – von den Artistenakten unerwähnt – im Sommersemester des Jahres 1498 zur Renovierung der Aula der Artisten beigetragen. Zur Ausschmückung diente ein Porträt des Kaisers, eine weibliche Allegorie der Philosophie und das Bildnis des Celtis, unterlegt mit Versen aus seiner Feder. Dieser Schmuck führte den Artisten die Stellung des Erzpoeten deutlich vor Augen. Seine Lehrtätigkeit fand auch vor der Errichtung des Poetenkollegs nicht im Rahmen der Fakultätsvorträge statt. Es bestand die Möglichkeit, Lehrveranstal- tungen außerhalb des vorgesehenen Fakultätsprogrammes anzukündigen, was Celtis mit poetischen Anschlägen am schwarzen Brett getan hat. Wir wissen daher, dass der Erzpoet zum Teil schon vor der Gründung des Poetenkollegs unter anderem Vorlesungen über Metrik und Prosodie, über die Oden des Horatius, über lateinische Grammatik, die Rudimente des Griechischen und Hebräischen sowie Rhetorik auf der Grundlage und über historische Themen abgehalten hat. Seitens der Fakultät war es aber verpönt, wenn besoldete Lehrkanzelinhaber für diese Tätigkeit die sonst üblichen Kollegiengelder (pastus) von den Studenten einheben wollten. Der Unterricht des Celtis fußte allein auf der Beauftragung durch den Herrscher, was auf die eigentliche Fakul- tätslehre keinen unmittelbaren Einfluss haben musste. Somit befanden sich die studia humanitatis nach wie vor in einer Randposition. Die institutionelle Einbindung musste daher das nächste Ziel sein. Celtis verfasste aller Wahrscheinlichkeit nach die Gründungsurkunde des Collegium poetarum et mathematicorum selbst. Er reiste persönlich nach Bozen und erwirkte von König Maximilian am 31. Oktober 1501 die Ausfertigung des Diploms, dessen Kosten er aus eigener Tasche bestritt. Damit hatte Celtis erst- mals die institutionelle Verankerung der studia humanitatis an der Universität Wien erreicht. In den Quattuor libri amorum verleiht er seiner Initiative poe- tischen Glanz. Im vierten Buch (14. Elegie) erscheint ihm im Schlaf Merkur und eröffnet ihm folgende Prophezeiung: Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 767

[…] begib Dich nach Brixen oder Trient, dort hält sich Maximilian auf, der Schutzherr der gelehrten Studien; er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schar der neun Musen nach Deutschland zu rufen. Er wird Dich immer reich begaben und Dich auf Lebenszeit aller Sorgen entheben. Er hat sich entschlossen, den Musen eine Heimstatt zu geben und er wird diesem Kolleg auch zwei Mathematiker beigeben, dort wo das herrliche Wien sich von Mauern umgeben erhebt, und wo das Kahlengebirge reiche Weinernten spendet. Dich wird er zum Leiter des neuen Kollegs ernennen, und Dir wird er ein Amt übertra- gen, das sonst nur dem Kaiser zusteht: Du und nach Deinem Tode Deine Nachfolger, werden das Recht haben, Dichter mit dem Lorbeer zu krönen.

Im Stiftbrief König Maximilians heißt es, dass die Gründung des Kollegs zur Erweiterung der Universität und zur Wiederherstellung der in den früheren Jahr- hunderten versunkenen antiken Eloquenz diene. Dem hohen Ansehen der habs- burgischen Hochschule sollte mit der Gründung keinesfalls Schaden zugefügt werden, ganz im Gegenteil wollte man ihr Ansehen mit Hilfe der Poeten erhöhen. Dass ein poeta laureatus zum Glanz der Fakultät beitrug, war jedenfalls seitens des reformfreudigen landesfürstlichen Superintendenten Bernhard Perger schon 1493 als selbverständlich angesehen worden. Hinsichtlich der Frage der weiteren Beschäftigung des gekrönten Poeten Paulus Amaltheus aus Pordenone begehrte er, dass facultas pro sua gloria poetam conservare deberet. Einen ersten Schritt zur Etablierung des Humanismus an der Universität Wien, meinte Maximilian I. schon im Jahre 1494 mit der Errichtung einer besoldeten Lehrkanzel für Römisches Recht getan zu haben. Diese war dem Venezianer Hieronymus Balbus (Geronimo Balbi) anvertraut worden, der gleichzeitig als gekrönter Dichter die Poetik an der Artistenfakultät vortrug. In diesem Fach wurde Celtis im Jahre 1497 sein direkter Nachfolger.

PERSONALFRAGEN UND STANDORT

Es wurde auf Celtis’ Wunsch die formale Gründung von vier besoldeten Fach- lekturen im Rahmen des Kollegs vorgenommen, und zwar für Poetik, Rhetorik sowie zwei weitere in mathematicis disciplinis. Das gesamte Spektrum der philo- logisch-historischen und der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer sollte im Sinne des integralen Humanismus auf diese Weise etabliert werden. Die personelle Quelle für das Poetenkolleg war die von Celtis bald nach seiner An- kunft in Wien begründete Sodalitas litteraria Danubiana, in der sich zahlreiche humanistische Gelehrte zum Austausch ihrer literarischen Erzeugnisse und zum Gespräch über antike Autoren in eher zwangloser, ungebundener Runde zusam- menfanden. Unter dem Etikett literarischer Sodalitäten erfolgte die Drucklegung textlich gereinigter Werke der Antike und des Mittelalters. Im Gegensatz zu dieser formlosen Interessensgemeinschaft konnte das Poetenkolleg als eine vom König begründete Studieneinrichtung mit einer schulischen Organisation 768 Kurt Mühlberger gezielte Bildungs- und Nachwuchsarbeit im Sinne des Humanismus leisten und die studia humanitatis an der Universität zur Geltung bringen. Die Verwandt- schaft beider Schöpfungen des Erzpoeten liegt auf der Hand und zeigt sich auch in konkreten Formulierungen, wie zum Beispiel in der Widmungsschrift der Rhapsodia des Celtis an Maximilian im Jahre 1504: Divo Maximiliano sodalita- tis litterariae collegii poetarum Viennae in delectu publico per classes decantati et recitatae laudes pro erectione eiusdem collegii. Das Poetenkolleg diente der konkreten didaktischen Umsetzung der im Kreise der Sodalitäten verbreiteten Ideen im Rahmen der Universität. Als erste Lehrkanzelinhaber sind Konrad Celtis, der neben seinem Lehrauf- trag der Poetik (und Rhetorik) auch die Funktion des Leiters und landesfürstli- chen Superintendenten ausübte, weiters der im Rahmen einer prunkvollen Aufführung des Festspiels Ludus Dianae (1501) in Linz von Maximilian I. gekrönte Poet Vincentius Longinus (Eleutherius) aus Freistadt in Schlesien († 1504) für Rhetorik, Andreas Stiborius aus Pleiskirchen bei Altötting († 1515) für Mathematik, und aus Steyr († 1522) für Astronomie ge- nannt. Letzterer wurde schon bald nach seiner Ankunft als Hofastronom abbe- rufen und durch Stephan Rosinus aus Augsburg († n. 1533) ersetzt. Die örtliche Unterbringung des Poetenkollegs bereitete Celtis persönlich seit längerer Zeit vor, er fand diesbezüglich aber keine Unterstützung seitens des Hofes. Mit der Gründung der Humanistenschule war keine Stiftung eines Kol- legsgebäudes verbunden. Er selbst wohnte zuerst in scholis juristarum, in der Juristenschule (1498), und wechselte dann in das Fakultätshaus der Mediziner (1500) über, wo er sich einmieten konnte. Die beiden weltlichen „höheren Fakul- täten“ hatten weniger Berührungsängste mit dem Erzpoeten. Celtis verhandelte schon im Jahre 1500 mit dem Abt des Zisterzienserklosters Neuberg an der Mürz, der ihm zunächst drei Räume im Neubergerhof bei St. Anna in Wien, spä- ter das ganze Haus vermietete. Das Gebäude befand sich in unmittelbarer Nähe der Universität und diente vor allem als Residenz des Celtis, vielleicht auch des Inhabers der Rhetorik-Lehrkanzel – soweit diese überhaupt besetzt war – und möglicherweise auch als Unterkunft für Schüler. Die Bezeichung phrontisterium und contubernium litterarium lässt an eine Interessensgemeinschaft von Lehrern und Schülern mit Studierzimmer, Hörsaal, Wohnräumen und Küche denken, wie es auch in den Bursen der Fall war. Celtis stellte in domo Sanctae Annae, loco suae solitae residentiae schließlich auch sein Testament aus. Wir erfahren, dass in diesem Haus ein lectorium untergebracht war, in dem auch schedulae et practicae des Poeten verwahrt wurden. Hier wurde vermutlich ein Teil der Lehr- veranstaltungen der drei Klassen abgehalten, weitere Vorträge und festliche Aufführungen fanden in der Aula des Herzogskollegs statt. Die topographische Lage dieses Sitzes ist nach heutigen Bezeichnungen im Bereich Schulerstraße 16 – Grünangergasse 1 – Kumpfgasse 2 zu suchen. Für die in der Literatur verbrei- tete Lokalisierung „in grossen Räumlichkeiten des St. Anna-Klosters in der Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 769

Annagasse“ ist kein konkreter Hinweis festzustellen. Mit „St. Anna“ war vielmehr die gleichnamige Kapelle im Neubergerhof in der Nähe der Universität gemeint. Die Mietkosten wurden wohl von Celtis selbst getragen, der vielleicht Räume des Hauses an Magister weitervermietete. Hingegen dürften die beiden Mathematiker im Bereich des Collegium ducale in domo novo mathematicorum Viennensis gewohnt haben. Aus einem Brief Vinzenz Langs an Celtis vom 21. März 1502 geht hervor, dass Andreas Sti- borius, der bereits in diesem Mathematikerhaus wohnte, den am 5. März 1502 in Wien eingetroffenen Johannes Stabius bei sich aufnahm. Von dem Angebot, das Longinus im Auftrage des Celtis an Stabius machte, dieser könnte in superiori cubiculo circa coquinam superiorem (wohl im Poetenkolleg in St. Anna) woh- nen, scheint dieser keinen Gebrauch gemacht zu haben. Schon am 11. November 1501 – also kurz nach der Ausfertigung des Stiftbrie- fes – hatte der landesfürstliche Universitäts-Superintendent und gekrönte Poet Johannes Cuspinianus bei einer Fakultätsversammlung verkündet, dass für zwei ausgezeichnete Mathematiker kraft königlicher Anordnung congrua loca bereit- gehalten werden sollen. Diese Formulierung scheint auf eine Eingliederung von Fachlekturen in die Fakultät und die Zuweisung einer angemessenen Lozierung unter den Fakultätsmitgliedern hinzudeuten. Die Fakultät beschloss, vorerst mit einem Mathematiker zu verhandeln und erst später eine ehrenhafte locatio zuzu- weisen, ohne dabei die Magister der Fakultät zu beschweren. In seiner Schrift Viri mathematici (1514) berichtet -Collimitius von der Einführung öffentlicher Vorlesungen über Astronomie des Johannes Stabius sowie über Mathematik des Andreas Stiborius und über die Stiftung neuer Stipendien. Die feierliche Einweihung des Dichter- und Mathematikerkollegs erfolgte am 1. Februar 1502, am 43. Geburtstag des Celtis. Sein Stellvertreter als Vorstand des Kollegs Vicentius Longinus hielt aus diesem Anlass eine Eröffnungs- und Lobrede auf Maximilian I., die unter dem Titel Panegyricus pro instituto et erecto collegio poetarum et mathematicorum in Viennae Pannoniae auch im Druck erschien. In diesem Text hat Lang auch die Ausbildungsziele der neuen Humanistenschule angedeutet, wobei neben dem vates (Dichter und Ratgeber) und dem orator, dem philologisch und historisch geschulten Redner und Diplo- maten, auch die Mathematik samt den zuständigen Autoren angesprochen wer- den. In seiner Widmungsschrift der Amores (1502) rühmt Celtis den Kaiser, der den umherirrenden Musen eine neue Unterkunft mit dem Collegium poetarum geschenkt und dieses mit dauernden Einkünften und zwei Lehrstellen für Mathe- matiker großzügig ausgestattet hat. Das Kolleg war jedoch selbst zu diesem Zeitpunkt organisatorisch und personell noch nicht gefestigt. Einem Schreiben Langs an den kurz nach der Einweihung nach Nürnberg gereisten Celtis vom 12. März 1502 ist zu entnehmen, dass zu diesem Zeitpunkt die Gebäudefrage um das Haus von St. Anna, aber auch die Frage der Zuweisung der Stipendien für die 770 Kurt Mühlberger beiden Mathematikerstellen noch offen waren. Longinus befürchtete, dass die landesfürstlichen Stipendien letztlich nicht dem Poetenkolleg, sondern dem Collegium ducale zufließen würden. Angeblich hätte Stephanus Rosinus bei Hof in dieser Hinsicht interveniert. Tatsache ist, dass Rosinus im Jahr 1501 als Mitglied des Herzogskollegs bezeugt ist. Andreas Stiborius, der auch an der Theologischen Fakultät studierte, wurde sogar zum Prior des Collegium ducale gewählt. Im September 1502 wird hier ein Hörsaal vom königlichen Superinten- denten Johannes Cuspinian trotz Einspruchs der Artisten für die Medizinische Fakultät und für zwei Mathematiker bestimmt. Es hat den Anschein, als seien die für das Poetenkolleg bestimmten Mathematiker tatsächlich am Herzogskolleg verankert worden, wo Räume auch an externe Magister vermietet werden konnten. Vielleicht haben die beiden Parteien zu einem Kompromiss gefunden, und zwar in der Weise, dass die Mathematiker sowohl an der Artistenfakultät als auch am Poetenkolleg tätig sein konnten, aber das Herzogskolleg für die Bereit- stellung der Wohnung zuständig blieb. Die Gründung des Kollegs erregte weithin Aufmerksamkeit und Bewunde- rung und wurde auch als großer persönlicher Erfolg des Celtis gewertet. Dies unterstreicht ein Schreiben des Humanisten aus Venedig aus dem Jahre 1503, in dem er Celtis zur Übernahme der Kollegsleitung und zur Verleihung des Rechts der Dichterkrönung gratuliert und dabei das hohe Anse- hen des Poeten beim Kaiser hervorstreicht. Am 1. März 1504 berichtete Celtis ausführlich an Maximilian über die bis- herige Erfüllung von dessen Auftrag eloquentiam Rhomanam veteremque et soli- dam philosophiam in die Universität Wien hineinzutragen (inferre). Dies war der Zweck des Collegium poetarum, in dem gelehrte Männer (docti viri) und vor- nehme Jünglinge (ingenui adolescentes) zusammengeführt werden sollten. Hier wollte man im Sinne des Königs eine fruchtbare Verbindung von sapientia und eloquentia erreichen. Celtis berichtete über den Aufbau der königlichen „Hof- bibliothek“ mit den Werken griechischer und lateinischer Klassiker sowie einer Sammlung von Kartenwerken und Globen. Es ist anzunehmen, dass diese Sammlung auch für den Unterricht der Poetenschüler dienen sollte. Der Bericht gibt weiters in die Arbeitsweise des Kollegs Einblick. Die Schüler hatten Texte in Reim und Prosa zu verfassen und ihre rhetorischen Fähigkeiten auch in der Öffentlichkeit zu erproben. Nach dem Vorbild der alten Rednerschulen wurden drei „deklamatorische Klassen“ eingerichtet, in denen nach einem Bericht Vadians mehrfach dichterische Wettkämpfe unter den Schülern veranstaltet und die Sieger von Celtis mit dem Dichterkranz belohnt wurden, was auch Vadian selbst sehr zur Übung von Versen angespornt hätte. Darüber hinaus wurde in die Anfangsgründe des Griechischen eingeführt. Celtis sprach die Hoffnung aus, dass aus der anwesenden Schar vornehmer Hörer, unter denen sich nicht wenige litterarum amore inflammati befänden, berühmte Literaten hervorgingen, die zur Verherrlichung des kaiserlichen Ruhmes beitragen würden. Ihre ersten schul- Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 771 mäßigen Versuche auf diesem Wege wurden dem Kaiser als Dank für die Errich- tung des Collegium poetarum vorgelegt. Das Schreiben ist datiert Ex frontisterio nostro et contubernio litterario Viennae Kalendis Martiis. Anno secundo erectio- nis Collegii, salutis vero nostrae MDIIII.

ZUM TYPUS DES POETENKOLLEGS

Die Frage nach dem Charakter oder der typologischen Zuordnung dieser Einrichtung wurde in der Literatur ausführlich diskutiert und höchst unterschied- lich beantwortet: Als „fünfte Fakultät“ wurde sie erstmals vom Chronisten der Universität, Georg Eder, im 16. Jahrhundert bezeichnet, eine Charakterisierung, die später oft übernommen aber auch abgelehnt wurde. Weiters war von der „ersten humanistischen Hochschule Deutschlands“ die Rede, auch von der „Ge- lehrtenakademie“, gewissermaßen der „ersten Akademie der Wissenschaften in Deutschland.“ Es wurden andere moderne Vergleiche gezogen, z. B. mit einem „Senatsinstitut“, das außerhalb der Fakultätsordnung steht. Zuletzt gab es interes- sante Spekulationen über eine „werdende 4. höhere Fakultät“. Im Bemühen, unsere Vorstellung von dem Poetenkolleg plastischer werden zu lassen, sind be- wusst Anachronismen in Kauf genommen worden, wobei zu überlegen ist, ob derartige „Verfremdungseffekte“ zielführend oder überhaupt vonnöten sind. Im Grunde sollte die Benennung als „Kolleg“ ausreichen, denn diese bezeichnet eine Grundform universitärer Organisation, die bestens erforscht und beschrieben ist. Leider fehlen eingehendere Aussagen über die innere Organisation des Collegium poetarum, sodass eine eindeutige typologische Zuordnung schwer zu treffen ist. Bedenkt man die Fakten des Stiftungsgeschehens wird man wohl an den Typus des im Reich üblich gewordenen Magisterkollegs denken. Im konkreten Fall handelt es sich um eine vom König gestiftete Gemeinschaft von vier Gelehrten zum Zwecke der Verbreitung der studia humanitatis, deren Leitung einem königlichen Superintendenten anvertraut war, was seine Ausnah- mestellung in der Universität unterstreicht. Es waren dem Collegium poetarum vier besoldete Fach-Lekturen zugewiesen, deren Inhaber zuweilen als collega oder collegiatus bezeichnet wurden. Gemeinsames Ziel war die Sicherstellung des vom Gründer festgelegten Lehrangebots, die „Wiederherstellung der Elo- quenz“, und die Ausbildung von gelehrten Diplomaten, Kanzleibeamten und Hofpoeten sowie die Pflege der „humanistischen Naturwissenschaft“. Ein Selbstergänzungsrecht gab es im Gegensatz zum Herzogskolleg nicht. Der Leiter und die übrigen Fachlektoren wurden vom Herrscher direkt ernannt, der für ihre Besoldung sorgte. Das Kolleg war nicht für die Masse der Studenten gedacht, wenngleich seine öffentlichen Vorträge und szenischen Darstellungen durchaus großen Zulauf gefunden haben mögen. Die namentlich bekannten Schüler der poetischen 772 Kurt Mühlberger

Abteilung waren Söhne des österreichischen Adels, der höheren (Hof-) Beamten sowie des städtischen Patriziats. In den drei poetischen Klassen, für die jeweils vier Schüler namentlich genannt sind, unterrichtete Celtis auch veteranos commilitones ... et primipilares, die vereinzelt sogar älter als ihr Lehrer waren. Es ist bislang kein Beleg bekannt, der auf die Unterbringung der Poetenschüler hinweist. Da von den Kollegiaten außer Celtis nur der Lektor für Rhetorik Vincentius Longinus, der übrigens bald verstorben ist, „Poeten-Kollegiat“ war und als Bewohner des Hauses bei St. Anna in Frage kommt, könnte es sein, dass man dort eine Studentenburse führte oder Räume (wie im Herzogskolleg) an weitere Magister vermietete. Die Mathematiker dürften hingegen zumindest teil- weise im Herzogskolleg gelesen haben, in dessen Aula auch die größeren festli- chen Aufführungen der Poeten stattfanden. Eine Besonderheit stellt aber das ius creandi poetas laureatos dar, das der Vorstand des Instituts im Namen des Kaisers ausüben sollte. Zweifellos war die Dichterkrönung die begehrteste, prestigeträchtige Ehrung der Humanisten, umso mehr als mit ihr die venia legendi für die Universitäten des Reiches verbunden war. Der rechtliche Status des poeta laureatus entsprach zumindest formell dem magister artium und rangierte daher innerhalb der sozialen Hierarchie in der Universität unterhalb der drei oberen Fakultäten. In den überlieferten Promoti- onsurkunden wird den Kandidaten gleichzeitig die venia ubique legendi übertra- gen. Die Fakultäten zollten dieser Lehrbefugnis ab dem späteren 16. Jahrhundert immer weniger Anerkennung. Ein einigermaßen glaubhaftes Zeugnis für eine Krönung im Rahmen des jungen Poetenkollegs gibt es bloß für einen einzigen Fall: Johannes Stabius, der Lieblingsschüler des Celtis. Er wurde 1502 in Wien gekrönt. Die Verleihung des Lorbeers fand in Abwesenheit des Erzpoeten auf Befehl des Königs Maximilian statt und wurde von Johannes Cuspinianus im Rahmen einer großen Gelehrtenver- sammlung vorgenommen. In weiteren Fällen ist eine unmittelbare Mitwirkung des Poetenkollegs oder Celtis’ nicht erwiesen, wenngleich die Häufung von gekrönten Poeten an der Universität Wien jener Zeit auffällig ist. Diesbezüglich wurde die Ver mutung geäußert, dass das an den jeweiligen Leiter des Poetenkollegs verlie- hene ius coronandi de facto in ein ius praesentandi umgewandelt wurde. wurde etwa 1511 als poetices candidatus bezeichnet, was ihn vielleicht als Schüler des Poetenkollegs ausweist. Die feierliche Verleihung des Lorbeers er- folgte hingegen unter den Auspizien des Kaisers 1514 im Wiener Stephansdom.

ZUR LEBENSDAUER DES POETENKOLLEGS

„Mit dem Tod des Konrad Celtis fand das Collegium poetarum et mathemati- corum sein Ende.“ Solche oder ähnliche Feststellungen findet man durchwegs in der einschlägigen Literatur. Aufgrund neuer Ergebnisse Franz Graf-Stuhlhofers Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 773 darf man jedoch annehmen, dass das Institut noch einige Jahrzehnte weiter wirkte, bis die studia humanitatis vollständig in das Lehrprogramm der Artisten- fakultät integriert waren. Anhand zahlreicher Indizien wird gezeigt, dass das Poetenkolleg mit seinen vier besoldeten Lehrkanzeln neben der Artistenfakultät seinen Vorlesungsbetrieb auch nach Celtis’ Tod fortgesetzt hat. Die Lehrkräfte des Poetenkollegs waren zum Teil nicht an der Artistenfakultät engagiert, einige übernahmen dort bloß einzelne einführende Lehrveranstaltungen, die statuten- gemäß vorgeschrieben waren. Hingegen verblieb die Ausübung der Fachlekturen dem Rahmen des Humanistenkollegs vorbehalten. Die nachweisliche Vorle- sungstätigkeit der Mathematiker, die dem Collegium poetarum et mathemati- corum zugeordnet werden, war kein Gegenstand bei den Besprechungen und Be- schlussfassungen der Artistenfakultät und fand deshalb in den Acta facultatis artium keinen Niederschlag. Aus Briefen, lyrischen Werken und Panegyriken konnte der Nachweis erbracht werden, dass Lehrveranstaltungen in den huma- niora parallel zum Angebot der Artisten abgehalten wurden. Auch in der poeti- schen Abteilung scheint die Tradition des Celtis weitergeführt worden zu sein. Im Jahre 1518 berichtet der Humanist Philipp Gundel († 1567) aus Passau stolz, er hätte neulich die öffentliche Lehrkanzel für Poetik und Rhetorik mit einem sehr anständigen Honorar nach Männern wie Celtis, Cuspinianus, Cospus und Vadianus an fünfter Stelle erhalten. In einen „Winterschlaf“ versank das Collegium poetarum et mathematicorum jedenfalls im Zuge der großen allgemeinen Existenzkrise der Universität der zwanziger und dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts. Eine vom jungen Landes- fürsten Ferdinand I. im Jahre 1524 eingesetzte Reformkommission schenkte dem Poetenkolleg (collegium pro poetica et oratoria) ihre Aufmerksamkeit und plante die Erneuerung des Gründungsprivilegs, damit es in allen seinen inhal- tungen, puncten und articln bey crefftn beleyben möge. Dies deutet darauf hin, dass die Einrichtung nicht in Vergessenheit geraten war, vermutlich auch noch eine Lehrtätigkeit entfaltete und in Hinkunft weitergeführt werden sollte. Im Zuge der nachfolgenden Universitäts-Reformen unter der Regierung Ferdi- nands I. wurden an allen Fakultäten besoldete Lehrkanzeln eingeführt. Schon in dem Reformgesetz vom 15. September 1537 finden wir die Fächer des Poeten- kollegs als Lehrkanzeln der Artistenfakultät wieder, die von Kollegiaten des Herzogskollegs versehen wurden. Bislang gab es Fachlekturen mit einem festen landesfürstlichen Stipendium bloß an den drei „oberen Fakultäten“ und am Poetenkolleg. Schließlich wurde die gesamte universitäre Lehre an 23 bis 26 landesfürstlich dotierte Lehrkanzeln gebunden; die Lehrinhalte wurden den Inhabern dieser Lehrkanzeln vorgegeben. Es gab drei Ordinarien an der Theolo- gischen, vier an der Juridischen, drei bis vier an der Medizinischen und zwölf bis fünfzehn an der Artisten-Fakultät. Den zwölf Kollegiaten des Herzogskollegs wurden 1537 folgende Aufgaben zugewiesen: Lateinische, Griechische und Hebräische Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Historie, Poetik, Mathematik mit 774 Kurt Mühlberger

Musik, Astronomie, artistotelische Naturphilosophie (zwei Professoren), Moral- philosophie und Staatslehre. Die Reformen fanden schließlich im Jahr 1554 bereits unter dem Einfluss des Jesuitenordens mit der sogenannten Reformatio nova ihren Abschluss. Das ursprünglich dem Poetenkolleg anvertraute humanis- tische Bildungsgut, die vier dort etablierten Lekturen für Poetik, Rhetorik, Mathematik und Astronomie waren zum integrierenden Bestandteil der Artisten- fakultät geworden, gleichzeitig wurde das im Mittelalter an dieser Fakultät vorherrschende Regenzsystem obsolet. Das Poetenkolleg hatte seine Bestim- mung erfüllt.

DIE REAKTIVIERUNG DES POETENKOLLEGS 1558

Die Kaiserkrönung Ferdinands I. im März des Jahres 1558 in Frankfurt bot den Anlass für eine formelle Reaktivierung des inzwischen entweder aufgelasse- nen oder zumindest überflüssig gewordenen Instituts, das man neuerdings Collegium poeticum nannte. Im Zentrum des Interesses stand der Kaiserkult, die Glorifizierung des Herrschers und seiner Dynastie. Mittel und Anknüpfungs- punkt war das von Celtis ererbte Recht der Dichterkrönung, nicht die Lehre. Als treibende Kraft gilt der Bewunderer der Humanisten, Rektor Georg Eder, selbst Jurist und Theologe, der besonders den seit 1551 in Wien anwesenden Jesuiten wohlgesonnen war. Er widmete dem Einzug des neuen Kaisers in Wien und den damit verbundenen Huldigungsfeiern zwei ansehnliche panegyrische Schriften. Weiters setzten sich die kaiserlichen Räte Jakob Jonas, Georg Sigismund Seld und Sigmund Herberstein für die Sache ein. Es war ein willkommener Anlass, die in den letzten Jahrzehnten arg herabgekommene, kürzlich vom Herrscher zum Zwecke der Ausbildung von tüchtigen und loyalen Kräften für Landesver- waltung und Kirche grundlegend reformierte Universität ins Rampenlicht zu stellen. Einen Vorlesungsbetrieb hat das wiedererweckte Poetenkolleg wohl nicht aufgenommen. Die humaniora waren nun Bestandteil des Lehrprogrammes der Artistenfakultät. Als Humanistenschule war es entschwunden, als Poetenkrö- nungsinstitut im Zeichen des Kaiserkults wurde es wiedererweckt. Dem neu konstituierten Kolleg gehörten bloß zwei Mitglieder an: Der berühmtere Hofmathematiker und Mediziner Paulus Fabricius († 1589) leitete die Dichterkrönungen, während der Poet Nathanael Balsmann († 1562) formal als Poetici collegii primarius fungierte. Es wurden in kurzer Zeit sieben Personen in der Aula der Universität im Rahmen großer Feste zu Dichtern gekrönt. Schon vor dem Eintreffen des Kaisers war die Reaktivierung des Poetenkollegs und die erste Krönung erfolgt. Der Nürnberger Poet Henricus Ecardus, der sich mit einem Panegyricus auf den Herrscher eingestellt hatte, empfing am 4. Juli 1558 den Dichterlorbeer in der mit Gemälden österreichi- scher Herrscher geschmückten Aula der Universität. Nach dem feierlichen Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 775

Einzug des Kaisers erwirkte Eder eine förmliche Bestätigung der Gründungsur- kunde des Poetenkollegs mit dem ius coronandi poetas am 10. September 1558. Fünf Tage danach zelebrierte man weitere drei Lorbeerverleihungen. Diesmal wurden nach dem erforderlichen Examen die Poeten Elias Corvinus, Johannes Lauterbach und Vitus Jacobaeus ausgezeichnet. Schließlich kam es im Jahre 1560 zur Krönung von drei Wiener Scholaren, die nach bestandenem Examen für würdig befunden wurden, den Dichterlorbeer zu empfangen. In dieser letzten Krönungsfeier, in deren Zusammenhang das Poetenkolleg nicht mehr ausdrück- lich erwähnt wird, leitete der Jurist Petrus a Rotis die Zeremonie. Der Verlauf dieser Poetenkrönungen wurde im Druck veröffentlicht. Das Interesse an der Erlangung des Dichterlorbeers war nach diesem Strohfeuer im Rahmen der Universität Wien erloschen. Erst im Jahr 1724 erinnerte man sich an der Alma Mater Rudolphina an das alte Privileg wieder und nahm eine letzte Verleihung des Dichterlorbeers auf Wunsch eines Absolventen der Philosophie und Theologie vor.

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Siegel des „Collegium Poetarum“, 1501. Von den Insignien des Poetenkollegs ist nur das silberne Typar erhalten geblieben. Das Siegelfeld zeigt den Gott Apollo mit Strahlen- krone, einen Pfeil auf die am Boden liegende Phytonschlange abschießend, ihm gegenüber Merkur mit Flügelhelm und Botenstab eine Flöte spielend. Die Umschrift in Majuskelschrift lautet: „SIGILLVM : COLLEGII : POETARVM : VIENNAE**“. Zwischen Beginn und Ende der Umschrift schwebt der einköpfige Königsadler mit dem Brustschild Maximilians I. (Foto: Universitätsarchiv Wien)