1839 175 Jahre 2014 Bürgerschützenverein 2 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg 4 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Inhalt

Grußworte und Dank 7

Vom Fest der Schützen zum Volksfest Hans Christoph Fennenkötter und Franz-Josef Ostlinning 13

Der Sassenberger Kriegerverein Rolf Hartmann 45

Der Festablauf des Bürgerschützenfestes in Sassenberg Franz-Josef Ostlinning und Hans Christoph Fennenkötter 57

Das Diadem der Königin Dr. Elisabeth Baxhenrich-Hartmann 83

Aus dem Leben des Bürgerschützenvereins Sassenberg in den letzten 25 Jahren Franz-Josef Ostlinning 91

Königspaare, Vorstand und Formationen Franz-Josef Ostlinning 143

Inhalt 5 6 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Grußworte zum 175-jährigen Jubiläum Als ältester Verein Sassenbergs feiert der Bürgerschützenverein in diesem dern einen neuen Höchststand erreicht, aber im übrigen mehr mit dem gegenwär- Jahr sein 175-jähriges Bestehen. Eigent- nie zuvor erhielt er in der Bevölkerung tigen Zustand des Bürgerschützenvereins, lich eine unvorstellbar lange Zeit für ei- so viel Zuspruch. Wir sind davon über- indem sie den Festverlauf detailliert dar- nen Verein. Erst 25 Jahre vor der Vereins- zeugt, dass dies so ist, weil wir ein Verein stellt und mittels einer Analyse der diver- gründung hatte Napoleon in Waterloo für die ganze Bevölkerung sind. Ein Ver- sen Zeremonien und Ausdrucksformen seine letzte Schlacht verloren, erst acht ein, der jüngere und ältere Generationen den Weg vom Männerfest zum Volksfest Jahre zuvor war der große Goethe ge- zusammenbringt anstatt zu trennen. Da- und Stadtevent beschreibt. Beiträge zum storben. 1839 ist die alte Feudalzeit noch her lautet unser Motto zum Jubiläum: Kriegerverein und zur Königinnenkrone spürbar, die industrielle Revolution steht „Eine Stadt – Ein Verein.“ sowie Namenslisten und Bilder von For- noch vor der Tür, aber ihre negativen Vor- mationen runden die Festschrift ab. boten haben Sassenberg bereits erreicht: Die Festschrift zum 175-jährigen Jubi- Arbeitslosigkeit und Massenarmut. Zwei läum berichtet zwar über die seit 1989 Wir danken den Autoren und zahlreichen Drittel der Sassenberger sind ohne festes verflossenen 25 Jahre, beschäftigt sich Mitarbeitern, die durch das Forschen in ausreichendes Einkommen, es gibt noch Archiven und ihre Texte, das Erstellen keine Fabriken, die meisten kleinen Leute und Aufstöbern von Bildern, die Befra- schlagen sich mühsam als Tagelöhner und gung von Mitgliedern und alten Sassen- Heimweber durch. Wer von den Teilneh- bergern und durch ihre gestalterischen mern des ersten Schützenfestes hätte sich Fertigkeiten zum Gelingen der Festschrift damals träumen lassen, dass daraus ein vi- beigetragen haben. taler Verein wird, der mittlerweile zu den größten Schützenvereinen Nordrhein- Allen Schützenbrüdern und -schwestern, Westfalens gehört? ihren Familien sowie allen Gästen wün- schen wir bei der Lektüre des Buches und Mit der vorliegenden Festschrift wollen auf den zahlreichen Veranstaltungen im wir zeigen, dass der Bürgerschützenver- Jubiläumsjahr viel Freude! ein zwar 175 Jahre alt, aber deshalb nicht von gestern ist. Er hat sich stetig weiter- entwickelt und ganz offenbar die richtige Mischung aus Tradition und Moderne Im Namen des Vorstandes gefunden. Wir leben in einer Zeit, in der Gemeinschaft vielerorts an Bedeu- tung verliert, alte Bindungen sich lösen und individuelle Selbstverwirklichung das Ziel zu sein scheint. Unser Verein Franz-Josef Ostlinning hingegen hat mit über 2.000 Mitglie- Präsident

8 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Zu seinem 175-jährigen Bestehen darf ich dem Bürgerschützenverein Sas- Durch seine Größe und die tiefe Ver- Lebenskraft des Vereins und die Begeis- senberg namens des Rates und der Ver- wurzelung in der Bevölkerung stellt der terungsfähigkeit der Schützenschwestern waltung sowie der gesamten Bürgerschaft Bürgerschützenverein Sassenberg auch ei- und Schützenbrüder. der Stadt Sassenberg die herzlichsten nen wesentlichen kulturellen Faktor dar. Glückwünsche aussprechen. Besonders im ländlichen Raum sind die Seinem Status als größter Schützenverein Vereine schließlich wichtige Kulturträger. des Münsterlandes angemessen, begeht Der Bürgerschützenverein Sassenberg Gerade der Bürgerschützenverein gibt der Bürgerschützenverein Sassenberg sein kann heute mit Stolz auf eine lange hier ein Beispiel dafür, dass sich das Le- 175-jähriges Bestehen mit einer großen Geschichte zurückblicken. Zu seinem ben in der örtlichen Gemeinschaft nicht Jubiläumsfeier am 10./11. Mai 2014. Ein Selbstverständnis gehören sowohl die auf eine passive Konsumhaltung einen- Blick auf den geplanten Programmablauf Stärkung von Tradition und heimischem gen darf, sondern erst durch aktive Mit- lässt Großes erwarten und echte Vorfreu- Brauchtum als auch die Aufgeschlossen- gestaltung lebendig wird. Die Vielzahl de aufkommen. In diesem Sinne wünsche heit für zeitgemäße Neuerungen. Das der ehrenamtlichen Helfer beweist die ich den Organisatoren und ihren Helfern jährliche Schützenfest ist ein Mittelpunkt einen erfolgreichen und reibungslosen des gesellschaftlichen Lebens in unserer Verlauf sowie den sicherlich zahlreichen Stadt. Es stärkt die Zusammengehörig- Gästen frohe und unbeschwerte Stunden. keit innerhalb der Bevölkerung und för- dert darüber hinaus auch die Integration von Neubürgerinnen und Neubürgern.

Das Jahr für Jahr begeisternde Schüt- zenfest ist das große Volksfest in unserer Stadt und hat deshalb natürlich einen besonderen Stellenwert. Beeindruckend ist immer wieder die Identifi kation der Bevölkerung mit ihrem Schützenverein, die besonders durch die zahlreichen Fest- bögen und den grün-weißen Straßen- schmuck zum Ausdruck kommt, zu dem Herzlichst Ihr sich viele Nachbarschaften zusammenge- funden haben. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue über den Bürgersinn, der darin zum Ausdruck kommt und möchte mich auch an dieser Stelle nochmals herzlich Josef Uphoff hierfür bedanken. Bürgermeister

Grußworte 9 Wir bedanken uns bei folgenden Firmen und Personen für ihren Beitrag zu unserem Jubiliäum:

Angel- und Gartenbedarf Tilla Sparenberg Optik Kessner & Heimann GmbH Arne Krumkühler Partyservice Robert Schräder B. Wessel GmbH & Co. KG Problembaumfällung Robert Tarner Bäckerei Konditorei Cafe Martin Arenhövel Provinzial-Versicherung Martin Tarner BauschLinnemann GmbH PURE marketing & söhne Jürgen Ottmann Bauunternehmen Franz-Josef Ostkamp Raiff eisen eG Blumen Heinz-Josef Strickmann Rudolf Strecker Design Bußmann GmbH & Co. KG Energie und Haustechnik Rutte Spedition GmbH & Co. KG Der Spökenkieker Jörg Schöne RWE Deutschland AG Emsort Energie GmbH & Co. KG Sabine´s Blumenhof Sabine Landau Gregor Haverkamp Bäckerei & Cafe Schuckenberg GmbH & Co. KG Hotel Am Feldmarksee Judith Uehr-Tewes Schuhmoden Bernhard Kattenbaum Hotel Börding Th omas und Irmgard Wolfslau SHS Hermann-Josef Hülsmann Jüttner-Wedeking Biosthetik-Friseur-Kosmetik Iris Fels Sparkasse Münsterland Ost Kachelofenbau Michael Exeler Strohbücker GmbH Kisse KfZ-Service GmbH Tafl an GmbH Königschänke Elke Fischer Th omas Lienkamp Automobile Komtax GbR Tierarzt Dr. Franz-Josef Breuer Kraftverkehr Nagel GmbH & Co. KG Uhren Günther Uphoff LMC Caravan GmbH & Co. KG VAHD Vogel Steuerberatungssozietät Ludger Sparenberg Vereinsbedarf Deitert GmbH LVM-Servicebüro Nina Hoos Volksbank Ahlen-Sassenberg-Warendorf eG Malerbetrieb Jürgen Zurwieden Warsteiner Brauerei Haus Cramer Maschinengemeinschaft Freckenhorst GmbH Wäscherei Rose GmbH & CO. KG Melanie Kahle Immobilien Zelleröhr GmbH & Co.KG Moden Böckenholt OHG Zumbrink Agrarhandel GbR Norbert Wollersheim

Darüber hinaus haben uns insbesondere bei der Erstellung dieser Festschrift folgende Unternehmen unterstützt:

Industriedruck Mediengestaltung

10 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Mit Herz dabei!

Sparkasse Münsterland Ost ein. Mit diesem Ansatz werden die Sas- unserem Engagement und der Unterstüt- unterstützt traditionelle Schützenarbeit senberger zukünftig sicherlich noch viele zung zahlreicher Vereine möchten wir die Jubelfeste feiern.“ hiesige Lebensqualität noch weiter ver- Langjährige Traditionen, großes Engage- bessern“, betont Gerling. Dabei sind die ment und ein starker Gemeinschaftssinn Als einer der größten Förderer von Bürgerschützen mit der Sparkasse noch haben den Bürgerschützenverein Sassen- Brauchtum, Kunst und Kultur im Müns- auf eine ganz besondere Art verbunden: berg nachhaltig geprägt: von 1839 an hat terland unterstützt die Sparkasse Müns- Franz-Josef Ostlinning, Präsident des er sich bis heute, seinem 175. Jubiläums- terland Ost jährlich über 1.000 Projekte. Bürgerschützenvereins Sassenberg, ist jahr, zu dem größten Schützenverein im So profitieren die Bürgerinnen und Bür- zugleich Firmenkundenberater bei der Münsterland entwickelt. Eindrucksvoll ger im Münsterland nicht nur von einem Sparkasse Münsterland Ost. Bürgerschüt- ist auch das Jubiläumsmotto: „Eine Stadt kompetenten Ansprechpartner in allen zen und Sparkasse können demnach gu- – Ein Verein“ gibt einen Einblick, mit Finanzthemen sondern auch von dem, ten Gewissens von sich behaupten, dass welchem Zusammenhalt die Sassenber- was die Sparkasse erwirtschaftet. „Mit sie gemeinsam gut für die Region sind! ger Bürgerinnen und Bürger das Jubelfest des mehr als 2.000 Mitglieder großen Vereins feiern werden. Dabei verfolgen die Bürgerschützen und die Sparkasse Münsterland Ost ein gemeinsames Ziel: das Brauchtum und das Engagement in der Region zu fördern. Sparkassenvor- standsmitglied Wolfram Gerling ist von dem Einsatz der Vereinsmitglieder begeis- tert: „Es ist beeindruckend, mit welcher Bereitschaft sich die Schützen für ihren Verein ins Zeug legen und so ein Stück Lebensqualität in Sassenberg sichern.“ So prägt das jährliche Schützenfest die Stadt Sassenberg wie kein anderes Fest.

Und auch Thomas Grote, Leiter der Sparkassenfiliale Sassenberg, lobt den ak- tiven Verein: „In ihrer Arbeit vereinen die Bürgerschützen Tradition und Zukunft, ehren ihre langjährigen Mitglieder und setzen sich für die Nachwuchsförderung

Danke 11 12 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Vom Fest der Schützen zum Volksfest

Hans Christoph Fennenkötter und Franz-Josef Ostlinning Das Schützenfest bier spendierte, entschädigt. Der beste gungen gegeben hatte oder wo sie sich als Männerangelegenheit Schütze wurde geehrt und den anderen längst aufgelöst hatten, der Wunsch, auch als Vorbild hingestellt. So sollte die Wehr- ein solches Vogelschießen zu veranstalten Wie bereits in der Jubiläumsschrift von tüchtigkeit, die Wehrbereitschaft und die und ein solches Fest in Nachahmung der 1989 berichtet, bildeten die Schützen in Kameradschaft der Schützen erhöht wer- traditionellen Schützenfeste zu feiern. Zu früheren Jahrhunderten eine militärische den. Vogelschießen und Fest waren dem- beidem, Vogelschießen und Fest, benötig- Korporation, sie waren Notgemeinschaf- nach zwar freudig geleisteter, aber eben te man eine behördliche Genehmigung. ten in Dörfern und Bauernschaften oder doch militärischer Dienst. Um sie zu erlangen, musste nicht nur behördlich angeordnete Selbstschutz- der Schießplatz über Gehölz oder Wall vereinigungen. Da das regelmäßige Ex- Obwohl nun mit dem Aufkommen der als Kugelfang verfügen und gegen Unbe- erzieren mit der Waffe und die ständige Feuerwaffen und der Artillerie die Schüt- fugte abzusperren und durch aufgestellte Bereitschaft eine lästige Aufgabe waren, zen ihren militärischen Wert völlig ein- Posten zu sichern sein, sondern auch ein wurden die Wehrverpflichteten einmal büßten, hielten die Schützenvereinigun- Fest-Verein gegründet, eine Satzung ver- im Jahr durch ein lustiges Schießen nach gen doch ihr alljährliches Vogelschießen abschiedet und ein Vorstand gewählt wer- dem Vogel auf der Stange und ein an- bei und feierten ihr Fest. Zu Beginn des den, der für die Sicherheitsvorkehrungen schließendes Fest der Schützen, zu wel- 19. Jahrhunderts regte sich in vielen Or- verantwortlich war und notfalls zur Re- chem der Landesherr nicht selten Frei- ten, in denen es keine Schützenvereini- chenschaft gezogen werden konnte. Der

In freier Natur und ohne Publikum, die Sassenberger Schützen 1899 im Brook (von links): 1. –, 2. Küster Vennemeyer, 3. Wilhelm Pelster, 4. Rößmann, 5. Müseler (weißer Hut), 6. Wilhelm Pelster, 7. Kattenbaum, 8. –, 9. Heinrich Pelster, 10. –, 11. –, 12. Böckmann, 13. Schneider Amann, 14. –, 15. Brinkmann (Budde), 16. Merschmann, 17. Bernhard Moll, 18. –, 19. Hubert Theben, 20. Theo Hülshörster, 21. Brinkmann (Horsthemke), 22. Bauer Fischer, 23. –, 24. Sökeland (Klingenhagen), 25. Wilhelm Hunkenschröder, 26. –, 27. Anton Budde, 28. Averesch, 29. Gerhard Sondermann, 30. –, 31. Anton Mersmann, 32. Schüttlöwe, 33. Clemens Schräder, 34. –, 35. –.

14 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Vorstand hatte kurz vor dem Fest eine Liste einzureichen, auf der alle am Vogelschie- ßen beteiligten Festgenossen namentlich aufgeführt waren, und dafür Sorge zu tragen, dass alle Personen zweifelhaften Rufes ferngehalten wurden. Dementspre- chend waren Teilnehmer dieser Schüt- zenfeste während des Wettkampfes auf dem Schießplatz gewisser soldatischer Disziplin unterworfen. Die Feste waren somit, zumindest vom Ursprung der Schützentradition her gesehen, eigentlich eine exklusive Männersache, genauer der wehrfähigen, im Waffenumgang geübten Männer. Rentner, Frauen, Jugendliche und Kinder, d. h. eigentlich alle Perso- nen, die keine Schusswaffe handhaben Einmarsch der 1. Schützenkompanie auf den vereinseigenen Schießplatz, den „Kohbrock“ am Rande des konnten, hätten von den Schützenfesten Tiergartens, unter Anführung des Hauptmannes Josef Lackamp (1931). Die Schützenwiese ist noch auf allen Seiten von Wald, Wiesen und Feldern umgeben. strikt ausgeschlossen werden müssen. Handwerker und Heuerlinge, Heimwe- veranstaltete, dessen Sieger als König ber und Tagelöhner, Männer und Frauen, während des Festtages geehrt wurde, be- Vogelschießen und Festball Jung und Alt. Es sollte ein echtes Volksfest vor man am Nachmittag und Abend im sein, ohne gesellschaftliche Unterschiede, Garten, Zelt oder Saal eines Festwirtes Nun stand aber unseren lieben Sassen- ohne Trennung der Klassen, ohne religi- „Harmoniemusik“ hörte und einen Ball bergern, denen erst eine Generation zu- öse, staatliche oder militärische Zwänge. veranstaltete. So bestand auch in Sassen- vor nichts so zuwider gewesen war wie Die Sassenberger, die am 22. Mai 1840 berg während der ersten Jahrzehnte des die Militärpflicht des neuen Landesherrn ihren gewählten Vorstand zum Bürger- Vereins das Schützenfest aus zwei kaum und die sich damals noch reihenweise der meister schickten, um die Genehmigung verbundenen Teilen: dem Ausmarsch Rekrutierung durch Flucht ins nahe Aus- zum Begehen einer Festlichkeit zu erbit- der Schützen am Morgen mit anschlie- land entzogen hatten, wahrhaftig nicht ten, wollten allerdings nicht irgendein ßendem Vogelschießen einerseits und der Sinn danach, sich auf den Schützen- Fest feiern, sondern ein „Schützenfest“, dem Fest im Dorf mit Essen und Trin- festen in preußischer Manier reglementie- in Anlehnung und Nachahmung dessen, ken, Harmoniemusik und Ball bis in die ren zu lassen. Auch gab es in Sassenberg was man aus benachbarten Städten und frühen Morgenstunden des nächsten keine militärische Schützentradition. Gemeinden gehört und gesehen hatte. Tages andererseits. Wegen der Sicherheits- Die Vereinsgründer von 1839/40 woll- Das Schützenfest unterschied sich von an- vorschriften und wegen der oft großen ten lediglich einmal im Jahr ein frohes, deren Festen hauptsächlich dadurch, dass Entfernungen vom Dorf zum Schießplatz ausgelassenes Fest feiern, an dem alle teil- man zunächst am Morgen in geschlosse- blieben die Schützen beim Vogelschie- nehmen konnten, nicht nur Kaufleute, ner Formation nach draußen in die Natur ßen mehr oder weniger unter sich. Für Bauern und Beamte, sondern auch kleine marschierte und dort ein Vogelschießen Frauen und Kinder war die Anwesenheit

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 15 entweder untersagt oder unattraktiv, eine zen. Selbst wenn die neuen Schützenver- Was hier so soldatisch klingt, sollte in der Teilnahme am Geschehen in keiner Form eine wie der Sassenberger hierzu keine Realität nicht der Festigung der militäri- möglich. Von einem wirklichen Volksfest historische Verbindung hatten, waren schen Disziplin und Erhöhung der kämp- war man demnach noch weit entfernt. doch im Ablauf des Schützenfestes etliche ferischen Schlagkraft dienen, sondern war Solange die Schützen „unter Gewehr“ militärische Elemente erhalten geblieben. lediglich der optischen Wirkung geschul- standen, waren sie von den späteren zi- Dazu zählten in erster Linie das Antreten det. Militärisch hätte auch die zackigste vilen Festgenossen getrennt. Der Weg am Festzelt und der geordnete Aus- und Schützenkompanie keinen Wert gehabt, zu einem Volksfest wurde erst endgültig Rückmarsch mit geschultertem Gewehr, bei der Bildung der Bürgerwehr im Re- frei, als die Voraussetzungen zur Aufhe- das jeder Schütze mitzubringen hatte, un- volutionsjahr 1848 dachte niemand da- bung der Zweiteilung des Schützenfestes ter dem Befehl von Offizieren und unter ran, auf die Schützenbrüder und deren geschaffen wurden. Dies geschah letztlich Voraustragen einer Fahne. Als Offiziere Offiziere zurückzugreifen. Die Schützen- durch die Festlegung auf den „Kohbrock“ der aus nur einer Kompanie bestehenden feste waren von Anfang an keine privaten als Schieß- und Festplatz seit 1886 und Schützenabteilung fungierten im Jah- Veranstaltungen der Mitglieder, sondern den Kauf dieser dem Wirt Niemann ge- re 1860 ein Major, dessen Adjutant, ein öffentliche Feste, in denen man sich vor hörenden feuchten Wiese, der „Schützen- Fähnrich und vier weitere Offiziere, ver- Publikum zur Schau stellte. Der gesamte wiese“, durch den Verein im Jahre 1910. mutlich im Leutnantsrang. Eine Woche Festverlauf mit Umzügen, Krönungen, vor dem Fest wurde ein Sonntag oder Fei- Paraden und Polonaisen war und ist bis ertag zum Exerzieren angesetzt, die Teil- heute eine einzige große Inszenierung. Militärische Elemente nahme war verpflichtend, unentschuldig- Wenn sich also in den 175 Jahren der Ver- des Schützenfestes tes Fehlen wurde mit Strafgeld geahndet. einsgeschichte die militärischen Rituale

„Habt ihr denn vom Krieg und vom Kriegspielen immer noch nicht ge- nug?“ Diese und ähnliche Zurufe von pazifistisch gesinnten Passanten mussten sich in den sechziger und siebziger Jah- ren die marschierenden Schützen schon manches Mal anhören. Waren die Kritiker im Recht? Hatten nicht die britischen Besatzer den Schützenverein aufgelöst, weil sie ihn für einen Hort des Nationalismus und des Militarismus hielten?

Es wäre unsinnig, die Herkunft des Schützenwesens aus dem Bereich der militärischen Verteidigung zu leugnen, Kommandostruktur und Waffenge- brauch gehörten zum Wesen der Schüt- Die erste Kompanie unter Anführung des Hauptmannes Manfred Drüker marschiert über die Hesselstraße

16 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg und Requisiten ständig vermehrt haben, gerade in seinen militärischen Teilen, rung zum General üblich geworden, die so darf man daraus nicht ohne weiteres eine große Revue und angemessen war Dienstbezeichnung aber bleibt nach wie auf eine fortschreitende Militarisierung schlichtweg alles, was gefiel und einiger- vor Oberst. Er hat prinzipiell das Kom- schließen, sondern auf ein stetiges Bemü- maßen ins Gesamtbild passte. mando über alle Einheiten, delegiert die- hen, durch weitere Entlehnungen und ses aber am Samstag auf den Komman- phantasievolle Neuerungen die Freude deur der Ehrengarde und sonntags auf der Beteiligten und der Zuschauer und Das Offizierscorps einen Hauptmann. die allgemeine Außenwirkung des Festes zu steigern. Beginnen wir mit dem heutigen Offi- zierscorps, das gegenüber dem von 1860 Dass dies unter dem Einfluss des jeweili- eine gewaltige Vergrößerung, Differenzie- gen Zeitgeistes geschah, sollte nicht ver- rung und Ausgestaltung erfahren hat. Die wundern. Es war besonders die Eupho- Dienstgrade entsprechen den Regelungen rie nach den großen preußischen Siegen in der früheren Wehrmacht. Die deut- von 1864, 1866 und 1870/71, die sich schen Offiziere trugen Schulterstücke in Form einer Anpassung des Schützen- aus Aluminiumgespinst, bei Leutnanten vereins an die preußische Militärtradition und Hauptleuten nebeneinander genäh- niederschlug. Auch in der Folgezeit stan- te Schnüre (Plattschnüre), bei Stabsoffi- den die kaiserlich-deutsche Armee sowie zieren und Generälen geflochtene. Dazu die deutsche Wehrmacht bei vielen Rege- wurde eine dem Rang entsprechende An- lungen Pate. Im Grunde sind alle Schüt- zahl vierzackiger Sterne getragen, nämlich: zenvereine so verfahren, sie guckten sich bei den genannten Armeen, zuletzt auch Oberst: zwei Sterne bei der Bundeswehr, das eine oder andere Oberstleutnant: ein Stern Oberst „General“ Helmut Müller hoch zu Ross ab, pickten sich die spektakulärsten und Major: kein Stern publikumswirksamsten Einzelheiten her- Hauptmann: zwei Sterne Die drei Kompanien haben jeweils einen aus und verfuhren dabei mehr oder we- Oberleutnant: ein Stern Hauptmann und bis zu drei Zugführer. niger wahllos, ungeschichtlich und nicht Leutnant: kein Stern Die Hauptmänner können nach gewis- selten anachronistisch. All das hatte we- ser Zeit zum Major bzw. Oberstleutnant der mit dem historischen Schützenwesen Diese Regelung hat der Sassenberger befördert werden. Die Zugführer stehen noch mit Militarisierung etwas zu tun. Schützenverein übernommen. Die Schul- anfangs im Rang eines Leutnants und Vielmehr erscheinen, bis auf wenige Aus- terstücke sind grundsätzlich in Silber, bei können zum Oberleutnant aufsteigen. nahmen, von denen zu reden sein wird, den Generälen in Gold. Alle Offiziere alle militärischen Versatzstücke und mili- tragen eine grüne Jacke und außer den Neben dem Oberst reiten die Adjutanten, tärischen Rituale ironisch gebrochen und Schulterstücken eine silberne Hutkordel. gewöhnlich mit dem Dienstgrad eines nähern sich bisweilen der Persiflage auf Oberleutnants, später evtl. eines Haupt- das Militär, wie wir sie in übertriebener Der höchste Offizier des Vereins ist der manns. Die weiteren neun Reiter (drei Weise vom kölschen Karneval und seinen Oberst (früher war es der Major), nach vor jeder Kompanie) sind in der Regel Funken kennen. Das Schützenfest war, mehreren Dienstjahren ist eine Beförde- Leutnante.

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 17 geordnet sind, sondern sich ihren Platz beim Antreten und Marschieren von Fall zu Fall frei wählen können. Auch wurde die Befehlsgewalt der Offiziere nicht er- weitert. Sie beschränkt sich nach wie vor auf das Antreten und die Umzüge unter Gewehr sowie die besonderen Aktionen der Parade, des Totengedenkens am Krie- gerdenkmal und des Zapfenstreichs. Für die Schützenbrüder ist jede Teilnahme ins Belieben des Einzelnen gestellt.

Die Sassenberger Tradition, dass der Oberst nur hoch zu Ross erscheint, von zwei berittenen Adjutanten begleitet, und dass die Kompanien von jeweils drei Rei- tern angeführt werden, lässt alte Zeiten „Fahnen und Standarten vor!“ (1964) anklingen und wurzelt tief in der Ver- einsgeschichte. Sie ist zugleich Ausdruck Zur Schellenbaumkompanie gehören werden. Die Fahnenoffiziere sind für den westfälischer Eigenart mit ihrer besonde- sechs weitere Offiziere, gewöhnlich als Gesamtverein tätig, sind aber der Ehren- ren Liebe zu Pferdezucht und Reitsport. Leutnante, die gegebenenfalls zum Ober- garde zugeordnet. leutnant befördert werden. Die Stellung des Offizierscorps hinsicht- Außer den genannten Offizieren können lich der Leitung des Vereins hat sich im Die Ehrengarde ist das Aushängeschild noch weitere Leutnante oder Oberleut- Übrigen durch die Erweiterung nicht des Vereins und die Garde des Königs, nante für spezielle Aufgaben ernannt wer- verstärkt. Der Sassenberger Bürgerschüt- ihr Kommandeur steht im Range eines den, insbesondere für die Vertretung der zenverein wird nicht durch die oberste Hauptmanns und eine Beförderung zum vorgenannten Offiziere. militärische Charge geführt und nach Major oder Oberstleutnant ist nach meh- außen repräsentiert, sondern durch einen reren Dienstjahren üblich, der Zugführer Vom Offizierscorps sind der Oberst, die „zivilen“ Vorsitzenden, den Präsidenten. und die Offiziere der Standarte und des Hauptmänner und der Kommandeur der Auch sein Stellvertreter sowie der Kassie- Präsentiervogels im Range des Oberleut- Ehrengarde geborene Mitglieder des Ver- rer und Schriftführer sind in der Regel nants, die einfachen Ehrengardisten im einsvorstandes. „Zivilisten“. Selbst durch die fünf Offi- Range eines Leutnants. ziere als Vorstandsmitglieder hat sich das Diese Ausdifferenzierung der Dienst- Zahlenverhältnis nicht verschoben, da in Die Fahne des Vereins wird von drei Fah- grade betrifft nur das Offizierscorps, die derselben Zeit Vertreter anderer Gruppie- nenoffizieren getragen, die alle den Rang Schützen sind davon unberührt, sie sind rungen (Alte Könige, Landsknechte) als eines Oberleutnants haben mit der Mög- und bleiben „Schützenbrüder“, die über- geborene Mitglieder und weitere Beisitzer lichkeit, zum Hauptmann befördert zu dies keiner bestimmten Kompanie zu- hinzugetreten sind.

18 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Uniformen und „Bewaffnung“ formen der Schützen steckt von alledem in der Kombination der Einzelteile dem nur noch der Hauch einer Erinnerung, Aussehen des Vereins schließlich seinen Dass Angehörige militärischer Verbände sie beruhen, wie schon erläutert, nicht eigenen besonderen Charakter. oder bestimmter Berufsgruppen beson- auf soldatischen Traditionen, sondern dere Kennzeichen oder eine einheitliche sind zum Zwecke der Inszenierung erfun- In Sassenberg waren die Offiziere von Kleidung, eine Uniform, tragen, war seit den worden, sind eigentlich nur Folklore. Beginn an zumindest durch Kopfbe- jeher eine praktische Notwendigkeit. Denn wirkliche Militäruniformen ganz deckungen und Schärpen aus der Masse Darüber hinaus stärkte die Uniform den oder in Teilen einfach zu übernehmen, der nicht uniformierten Schützen her- Korpsgeist, förderte den Zusammenhalt, wie es mancher Verein zu Beginn viel- ausgehoben. Auf den ältesten Fotos des ließ den Einzelnen in der Gemeinschaft leicht gewünscht hätte, war verboten. So Vereins von 1899 tragen alle Offiziere aufgehen. Die Uniform war aber auch musste man sie nach eigenem Gutdünken bereits eine komplette Uniform: aufge- zu allen Zeiten ein gesellschaftliches Sta- und Geschmack entwerfen. Jeder Schüt- krempter Hut mit Feder (den heutigen tussymbol, weshalb sich die besonderen zenverein war und ist darin frei, greift An- allgemeinen Sassenberger Schützenhut), Formen der Ausgeh-, der Parade- und der regungen aus der Geschichte auf, schaut dunkle Jacke mit zweifarbiger (grün- Galauniform entwickelten. In den Uni- sich bei den Nachbarn etwas ab und gibt weißer?) Bauch- oder Brustschärpe, weiße Hose und Degen. Die Jacken sind noch nicht uniformiert, sondern in Länge und Zuschnitt individuell verschieden. Spä- ter wurden diese Jacken vereinheitlicht, sie erhielten ihre dunkelgrüne Farbe und wurden durch Schulterstücke und Schnüre weiter aufgewertet.

Die Herren des Vorstandes erschienen bis 1908 im schwarzen Gehrock und trugen als Zeichen ihrer Würde einen Zylinder, ein vornehmer Anblick, den sie sich al- lerdings mit dem Träger des Präsentier- vogels und mit der ebenso gekleideten „Klemannschen Kapelle“ teilen mussten. Später trugen sie wie die Offiziere Schüt- zenhut und weiße Hose.

Den einfachen Schützen war bis zum Ers- ten Weltkrieg kein einziges Uniformstück vorgeschrieben. Sie kleideten sich in ihre Sonntagsanzüge und trugen darunter Die Offiziere tragen beim Antreten 1899 auf dem Lappenbrink schon weiße Hosen, die Schützenbrüder sind, jeder nach seiner Fasson, sonntäglich gekleidet (v.l.): Strotmeier, Vartmann, J. Lackamp, Droste, weiße Hemden, einige mit Krawatte oder Bernhard Rothaus, unbekannt, Gerhard Sondermann, Wilhelm Gräler, Hermann Krumme (Casum). sogar Fliege, und bedeckten ihren Köpfe

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 19 Was die „Bewaffnung“ der Vereinsmit- glieder angeht, so waren und sind die zivilen Vorstandsmitglieder und seit 1928 auch alle ehemaligen Könige von jeglicher Armierung ausgenommen, die Offiziere tragen seit jeher Degen. Für die einfachen Schützen hingegen war schon immer das Tragen einer „Schusswaffe“ vorgeschrieben. Die Fotos von 1899 zei- gen uns dementsprechend die Sassenber- ger Schützen mit geschulterten Geweh- ren jeden Kalibers und jeder Bauart. Das gemeinsame dieser Schießgewehre war, dass man mit ihnen nicht schießen konn- te. Abgesehen davon wäre der Besitz und das Mitführen von Munition strafbar ge- wesen. Mangels schriftlicher Unterlagen lässt sich nicht mehr feststellen, ob diese Gewehre im Eigentum der Schützen wa- ren oder ob sie als unbrauchbar gemachte alte Modelle vom Verein für billiges Geld bei Militärdepots erworben und an die Schützen ausgeliehen wurden. Als nach dem Zweiten Weltkrieg alle Feuerwaffen Beim Schützenfest 1899 sind auf dem Lappenbrink angetreten (v.l.): Falke (Klemannsche Kapelle), verpönt und verboten waren und selbst Hauptmann Hermann Brameier, Laurenz Habrock, Vogelträger Horstmann, dahinter Wilhelm Venne- noch 1949 nur mit der Armbrust nach meyer. Ferner sind zu erkennen Heinrich Möllers (schwarzer Schnauzbart), Bernhard Sökeland (weißer Spitzbart), Zugführer Josef Scheiper, über ihm Ferdinand Habrock. dem Vogel zu schießen erlaubt war, durf- ten auch beim Umzug keine Gewehre oder Gewehrattrappen getragen werden. mit ihren besten Sonntagshüten verschie- der Ehrengarde und der Vorstand getra- So kam man auf die herrliche Idee, statt- dener Fasson. Nach dem Krieg wurde gen hatten, als verpflichtendes Uniform- dessen harmlose Spazierstöcke zu ver- dann für sie und auch den Vorstand der teil angeordnet wurde, kombiniert mit wenden, die man sogar noch bequemer Schützenhut eingeführt, so dass nun alle schwarzer Jacke. Dadurch wurde das Er- schultern und präsentieren konnte als Vereinsmitglieder, vom Vorsitzenden und scheinungsbild des Schützenzuges enorm eine Flinte oder einen Karabiner. Dabei Oberst bis zum jüngsten Jungschützen, gesteigert, obschon oder gerade weil sich blieb es, auch als nach Wiederbewaff- die gleiche Kopfbedeckung hatten. Einen diese Vereinheitlichung der Schützenklei- nung und Einführung der Wehrpflicht großen Schritt bedeutete es, als im Jahre dung längst nicht mehr an soldatischer die genannten Verbotsschranken fielen 1961 für alle Schützen die weiße Hose, Uniformierung orientierte, sondern fest- und sich manche Nachbarvereine wieder die bisher nur die Offiziere einschließlich licher Zivilkleidung annäherte. Waffen und Waffenattrappen zulegten.

20 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Die Spazierstöcke mit den roten Rosen- sträußchen geben ein wunderschönes Bild ab und sind ein Markenzeichen des Sas- senberger Schützenfestes. Zugleich drü- cken sie eine augenzwinkernde ironische Distanz zu den soldatischen Ritualen aus.

Lediglich die Ehrengarde legte sich, so- bald es möglich war, wieder Holzgeweh- re zu. Im Jahre 1968 wurden diese sogar durch echte Schweizer Stutzen ersetzt, aus eidgenössischen Armeebeständen für teures Geld erworben und mittels Durchbohrung verharmlost. Die Eh- rengarde entstand in einer Zeit (1921), als man angesichts von Niederlage und „Schmachfrieden“ die Werte von solda- tischer Kameradschaft und männlicher Disziplin besonders betonte. Das biswei- len martialische Auftreten der Ehrengar- de wird durch die Legerität der Schützen und demnächst auch durch den Liebreiz einer Damenkompanie ins rechte Ver- hältnis gerückt.

Die Ehrengarde pflegt den Schießsport und exerziert das zackige Marschieren und die militärischen Ehrenbezeigungen. Sie liegt damit im Wettstreit mit den an- deren Ehrengarden des Altkreises Waren- dorf und hat bereits viele Male die Wan- derstandarte nach Sassenberg geholt. Auf den Schützenfesten gestaltet sie den mili- tärischen Großen Zapfenstreich und legt vor dem König einen perfekten Parade- schritt hin. Diesbezüglich nimmt sie uns biederen Schützen manche disziplinäre Anstrengung ab. Von uns erwartet man zum Fest eigentlich nur viel gute Laune.

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 21 Präsentieren und Paradeschritt

Die militärische Ehrenbezeigung mit dem Gewehr ist eine Sonderform des militäri- schen Grußes. Sie erfolgt auf das Kom- mando hin: „Präsentiert das Gewehr!“ und ist natürlich über das preußische Ex- erzierreglement, das im 19. Jahrhundert alle gedienten Männer kannten, in die Schützenvereine übernommen worden. Beim Sassenberger Schützenverein wird das Präsentieren bei jedem Antreten vor dem Hauptmann bzw. dem Oberst und vor dem König befohlen, ferner beim Holen und Fortbringen der Fahnen, beim Großen Zapfenstreich und beim Totengedenken.

Die militärische Ehrenbezeigung mit der Waf- fe geht auf den historischen Vorgang der In- spektion zurück, bei der die Vorgesetzten sich vom Zustand der Waffen ihrer Soldaten überzeugten. Die Waffen wurden dabei auf verschiedenste festgelegte Arten dem Inspizie- renden vorgezeigt (präsentiert). Aus dieser rein zweckdienlichen Handlung entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Form der Ehrerweisung an Vorgesetzte, weil eben nur diese zur Inspek- tion berechtigt waren. Zwei Hauptformen der Ehrenbezeigung mit der Waffe sind heute noch weltweit gebräuchlich: Präsentieren des Gewehrs: Dabei wird das Gewehr in eine vertikale Position vor den Körper des Soldaten geführt, wobei die Handhaltung unterstreichen soll, dass die Waffe ungeladen, also zur Inspektion bereit ist. Präsentieren/Senken des Säbels: Hier wird zunächst der Griff der gezogenen Blankwaffe zum Gesicht oder zur Brust geführt

22 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg und der Säbel anschließend am ausgestreckten Mühe und man weiß nicht zu sagen, auf über die Hüfte. Im Stechschritt marschierende Arm gesenkt. Das Führen des Griffs zum Ge- welcher Seite das Vergnügen am größten Truppen erzeugen zudem ein markantes, lau- sicht bzw. zur Brust soll verdeutlichen, dass die ist, - bei den geehrten Majestäten, rang- tes Schrittgeräusch. Zweck des Stechschrittes Waffe mit Überzeugung geführt wird („mit Herz“ hohen Offizieren und städtischen Hono- ist die Demonstration absoluter Disziplin und bzw. „mit Verstand“). Aus: Wikipedia ratioren, beim dichtgedrängten Publikum Überlegenheit. Seine Entstehung wird auf das oder bei den tapferen Schützen selbst. preußische Exerzier-Reglement des frühen Während das Präsentieren in den meisten Armeen nicht mehr zum Ausbildungs- programm der Rekruten gehört, sondern nur noch in den Garde- und Wachbatail- lonen exerziert wird, wird es im Schüt- zenverein weiterhin gepflegt, weil es eine so feierliche Wirkung erzeugt.

Ausschließlich aus diesem Grunde wur- de auch die Militärparade in den Ablauf des Schützenfestes einbezogen, natürlich in veränderter Absicht und Form und vor allem in fröhlicher und ausgelassener Stimmung. In gewisser Weise ist die Para- de vor dem König am Montagmorgen auf dem dazu wie geschaffenen Lappenbrink, der „Neuen Allee“ Christoph Bernhard von Galens, ein Highlight des Schützen- festes und der größte Publikumsmagnet.

Selbstverständlich wird dabei auch von den Sassenberger Schützen der Parade- oder Stechschritt gezeigt. Weit entfernt Parademarsch zu Ehren des Königs. Die den Stechschritt vorführenden Schützen von heute haben davon, ernsthaft preußische Militärtra- ihn nicht mehr wie ihre Vorgänger bei „Preußens“ gelernt, sondern sind diesbezüglich überwiegend ditionen zu pflegen, sehen die meisten Autodidakten. Schützenbrüder in ihm eher eine unge- Der Stechschritt (eigentlich: preußischer Para- 19. Jahrhunderts zurückgeführt. Der Stech- wohnte Morgengymnastik und humoris- deschritt) ist eine spezielle Form des Gleich- schritt wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von tische Einlage als eine strenge soldatische schritts, der gewöhnlich bei feierlichen Paraden Friedrich-Wilhelm III. in die Preußische Armee Pflichtdisziplin. Außer der Ehrengarde und Vorbeimärschen geschlossener Einheiten eingeführt und dort lange praktiziert. Diese Tra- und den nimmermüden Schützen in den demonstriert wird. Die Marschierenden schwin- dition wurde vom Deutschen Heer, dann der ersten Reihen der Kompanien beherr- gen dabei ihre Beine im Gleichtakt steif ausge- Reichswehr und der deutschen Wehrmacht schen ihn inzwischen nur noch wenige streckt hoch, je nach Land und Tradition fast fortgeführt. Aus: Wikipedia (woher auch?), aber alle geben sich große bis zur Waagerechten, von Ehrenwachen auch

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 23 Militärmusik Schellenbaum ist ein Requisit der Mili- tärmusik par exellence, sowohl Musik- Wo marschiert wird, braucht man Pau- instrument als auch Standarte. Auch an ken und Trompeten, Trommeln, Pfeifen dieser Anschaffung wird deutlich, dass und Posaunen, Kapellen eben, die den die militärischen Elemente des Schüt- Schützen den Marsch blasen. Davon gibt zenfestes weder mit einer Schützen- oder es auf dem Sassenberger Schützenfest die Bürgerwehrtradition zu tun haben, noch Hülle und Fülle: altgediente Blaskapel- militärischen Geist erwecken sollen. Sie len (Gebrasa) mit großem Repertoire an entspringen der Absicht der Schützen, et- militärischer Marschmusik, Spielmanns- was Schönes, Buntes, Strahlendes, etwas züge (sog. Knüppeljungen) mit schneidi- die Sinne und das Gemüt Erfassendes, gen Tambourmajoren, Musikkorps aller wirkungsvoll in Szene zu setzen. Dies ist Art aus der Nachbarschaft und die starke ihnen im Falle des Schellenbaumes wirk- Fanfarentruppe der Sassenberger Lands- lich gelungen. Honi soit qui mal y pense! knechte. Sie alle sorgen dafür, dass die Schützen jederzeit richtig Tritt fassen. Der Schellenbaum hat eine lange interes- sante Geschichte und einen weiten Weg Darüber hinaus bereiten sie den Festteil- hinter sich. Er ist in fast allen europäischen nehmern drei Tage lang nicht nur einen Armeen vertreten. Die Franzosen nennen Ohrenschmaus, sondern bieten ihnen ihn „chapeau chinois“ (chinesischer Hut), auch eine Augenweide durch ihre farben- was darauf hindeutet, dass sein Ursprung frohen Uniformen und ihr charmantes in China zu suchen ist. Von dort wander- Auftreten. Denn im Zusammenhang mit te er quer durch Asien und gelangte über der Entwicklung des Schützenfestes vom Indien nach Kleinasien ins Osmanische Männerfest zum Volksfest ist gerade auch Reich, wo er von den Janitscharen, einer bei den „Militärkapellen“ zu beobach- militärischen Elitetruppe des Sultans im ten, dass die Musiker immer jünger und 15. und 16. Jahrhundert, ihren Musik- vor allem immer weiblicher werden. Bei gruppen vorangetragen wurde. Er war in- manchen Musikzügen bilden die jungen sofern ein militärisches Musikinstrument, Damen bereits die Mehrheit. Den Schüt- als man durch rhythmisches Heben und zen kann es nur recht sein. Senken oder durch Rütteln die an ihm an- gebrachten Schellen und Rasseln in Bewe- Ein hervorragendes Geschenk haben sich gung setzte und somit den Takt und den die Mitglieder des Schützenvereins selbst Marschrhythmus angab. Auf dem Weg ins gemacht, als sie sich im Jahre 2000 ent- Türkenreich und durch die islamischen schieden, einen kostbaren Schellenbaum Türken selbst hat sein Aussehen manche zu erwerben, der seitdem den Schützen- Veränderung erfahren, wie z. B. durch zug anführt und ihm schon von weitem den Halbmondbügel mit den daranhän- ein prächtiges Aussehen verleiht. Der genden zwei Pferdeschweifen, der ihm

24 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg mancherorts auch den Namen „Moham- medsfahne“ eingebracht hat. In der Zeit der Türkenkriege auf dem Balkan kam der Schellenbaum erstmals in die Regiments- musik deutscher Armeen, vornehmlich der habsburgisch-österreichischen. In die preußische Armee gelangte er frühestens in der napoleonischen Zeit und zwar als Beutestück, so dass er von da ab weniger als Musikinstrument, sondern eher als Sie- gestrophäe und Feldzeichen an der Spitze eines Verbandes mitgeführt wurde. Sie fügte den preußischen Adler an der Spit- ze des Schellenbaumes hinzu, ebenso den unter dem Halbmondbügel angebrach- ten achtzackigen Stern, der dem preußi- schen Adlerorden nachgestaltet ist. Der Schellenbaum setzte sich in der Folgezeit in allen preußisch-deutschen Armeen als unverzichtbares Requisit durch, in der kaiserlichen Armee, in der Reichswehr, in der Wehrmacht und schließlich sogar in Der Schellenbaum, Siegestrophäe, Feldzeichen und militärisches Musikinstrument par excellence, der Nationalen Volksarmee der DDR und braucht starke Träger der Bundeswehr. In seiner dortigen Form bardiere ritten erstmals im Jahre 1921 im lebardiere vermittelten ein wenig Lands- wurde er in den Sassenberger Schützen- Schützenzug mit, im selben Jahr, in dem knechtsromantik und sind vielleicht auch verein übernommen. Mit einer Höhe von auch die Ehrengarde ihr Debüt gab. Hel- ein Teil des allgemeinen Kompensations- über zwei Metern und einem Gewicht lebardiere waren Infanteristen des Spät- bedürfnisses nach Niederlage und Verlust von vierzehn Kilogramm verlangt er star- mittelalters, die nicht mit Schusswaffen, der Wehrhoheit. Die drei ersten Hellebar- ke, sich abwechselnde Träger. sondern mit der aus langem Spieß und diere des Schützenvereins waren Anton Axt kombinierten Hellebarde, also einer Bühren, Hermann Hülsmann und Josef Ein kurzes Leben im Schützenverein Hieb-Stichwaffe, ausgerüstet waren. Sie Picker. Damit ihre prächtigen Uniformen fristeten die drei „Hellebardiere“. Auch hatten als kämpfende Soldaten bald aus- besser zur Geltung kamen, hatte man sie die Einführung dieses anachronistischen gedient und wurden nur noch zu reprä- aufs Pferd gesetzt. Obwohl sie damals militaristischen Elementes ist nicht einer sentativen Zwecken eingesetzt, wie heute vom Publikum sehr beklatscht wurden, bodenständigen Schützentradition zu die Schweizergarde des Vatikans. Wie ein hat sich diese Formation nur kurze Zeit verdanken, sondern geht auf die Phanta- Blick auf das Repertoire des Sassenberger gehalten. Ihr Anblick wird heute durch sie und den historisierenden Geschmack Theatervereins zeigt, bevorzugte man in den Fanfarenzug der Sassenberger Lands- des Vorstandes oder Anregungen aus der den 20er Jahren deutschtümelnde Histo- knechte ersetzt, und die gehen, wie es sich Mitte der Mitglieder zurück. Die Helle- rien- und Kostümstücke. Auch die Hel- gehört, zu Fuß.

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 25 Großer Zapfenstreich und Totengedenken

Alle bisher aufgezählten militärischen Elemente des Festverlaufs tragen teils parodistische oder ironisierende, teils folkloristische Züge und wirken insze- niert und geschauspielert. Zwei Rituale hingegen sind ernstgemeint. Ein ausge- sprochen und uneingeschränkt militäri- sches Zeremoniell ist der Große Zapfen- streich, der seit der Mitte der fünfziger Jahre nach Fertigstellung des Pavillons auf der Schützenwiese in den Ablauf des Schützenfestes einbezogen wurde. Dabei wurde das Ritual der Bundeswehr über- nommen und bis in Einzelheiten imitiert. Es wurde bislang von den Ehrengardisten durchgeführt, seit einigen Jahren können „Helm ab zum Gebet!“ Zum Zapfenstreich haben sich die abgesessenen Reiter (im Vordergrund) ne- auch Schützen aktiv teilnehmen. An ihm ben den Ehrengardisten eingereiht. In letzter Zeit nehmen auch immer mehr Schützenbrüder an der Zeremonie teil. scheiden sich die Geister. einem Schuss Lagerfeuerromantik, deren Abendstunde in das Lager zurückkehren soll- Die einen empfinden ihn als importier- historische Implikationen man nicht wei- ten, ging ein Offizier, begleitet von einem Pfei- ten Fremdkörper, der zum Schützenver- ter zu hinterfragen braucht. Für sie bildet fer oder Trommler, durch die Gaststuben und ein nicht passt, und der weit entfernt von der Große Zapfenstreich den Höhepunkt schlug mit seinem Stock auf den Zapfen des jedem kritisch-distanzierten Unterton des ersten Schützenfesttages. Fasses. Danach durfte der Wirt keine Getränke praktiziert wird. Sie stoßen sich an ana- mehr ausgeben und die Soldaten mussten in chronistischen Details und blasphemi- Der Große Zapfenstreich ist eine feierliche, je- die Zelte. Diesen musikalischen Befehl nannten schen Formulierungen („Helm ab zum weils am Abend abgehaltene Militärzeremonie die Landsknechte „Zapfenstreich“. Der Große Gebet!“ / „Ich bete an die Macht der mit Streitkräften und Militärmusik. In Deutsch- Zapfenstreich in seiner heutigen Form entstand Liebe, die sich in Jesus offenbart“) und land ist sie das höchste militärische Zeremoniell in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der finden die seltsame Mischung aus ver- der Bundeswehr. In seinem Ablauf stellt er eine preußische König Friedrich Wilhelm III. ordnete klärtem Soldatentum, nationalem Pathos Kunstform des ursprünglichen militärischen während der Befreiungskriege 1813 die Aus- und religiösen Phrasen befremdlich. Zapfenstreichs dar und wird heute insbesonde- weitung des Zapfenstreiches um das Präsen- re zur Ehrung von Persönlichkeiten, vereinzelt tieren des Gewehrs, ein stilles Gebet und das Für die Mehrheit scheint er lediglich eine bei öffentlichen Gelöbnissen, bei Jubiläen so- Blasen eines Militärliedes an. Die Ausführung stimmungsvolle Sommerabendveran- wie zum Abschluss großer Manöver abgehal- des Großen Zapfenstreiches obliegt mindes- staltung unter vielen zu sein, bei Fackel- ten. Die Gesamtdauer beträgt etwa 20 Minuten. tens einem Musikkorps mit angeschlossenem schein und getragener Musik und mit Wenn die Landsknechte zur festgesetzten Spielmannszug, zwei Zügen Begleitkommando

26 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg unter Gewehr und einer Begleitformation aus Fackelträgern. Die gesamte marschierende Ab- teilung wird vom Kommandierenden während des Zeremoniells als „Großer Zapfenstreich“ angesprochen; der Begriff meint also sowohl das Zeremoniell an sich als auch die daran beteiligten Soldaten. Das heute von der Bun- deswehr ausgeführte Zeremoniell schließt vor dem Beginn des eigentlichen Zapfenstreiches eine so genannte Serenade ein, die an sich nicht zum Ablauf des eigentlichen Großen Zap- fenstreiches gehört, aber insbesondere im Fall einer Aufführung zur Ehrung einer Einzelperson dem Ablauf eine jeweils individuelle Prägung verleihen soll. Aus: Wikipedia

Ein zweites Ritual dieser Art ist das Toten- gedächtnis am Sonntagnachmittag, das seit der Wiederbegründung des Vereins Das nationalsozialistische Kriegerdenkmal kurz nach seiner Enthüllung (1937)

vor dem Kriegerdenkmal an der Schüren- straße stattfindet und in althergebrachten militärischen Formen abläuft, das heißt mit geschlossenen, die ganze Zeremonie lang unter militärischem Kommando stehenden Formationen, die Geweh- re präsentieren und die Fahnen senken, während die Melodie des unvermeidli- chen Liedes vom „Guten Kameraden“ gespielt wird.

Die Zeremonie am Kriegerdenkmal ist die des Volkstrauertages, und diese wie- derum ist von den unseligen „Heldenge- denktagen“ übernommen, wie auch der eingravierte NS-Text von „der Toten Ta- tenruhm“, der ewig lebe, und das rassisti- sche Kampfes-Relief sich unverhüllt den Das Totengedächtnis läuft unverändert unter Kommando und in streng militärischen Formen ab gedenkenden Betrachtern zeigen.

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 27 Bundeswehr und Kriegerverein

Hier ist es angebracht, ein paar Worte über das Verhältnis zu Bundeswehr und Kriegerverein zu verlieren, da beide eine gewisse Affinität zum Bürgerschützen- verein hatten. Um mit der Bundeswehr zu beginnen: Die Bundeswehrführung suchte, um die Akzeptanz der neuen bun- desdeutschen Streitkräfte zu erhöhen und den „Bürger in Uniform“ glaubhaft zu realisieren, den Anschluss an gesellschaft- liche Gruppen. Die Kontaktsuche verlief auf verschiedenen Schienen (Sport, Wehr- kunde, Kriegerkameradschaften) und richtete sich auch auf Traditionsvereine, erst recht, wenn sie marschierten, Schieß- sport betrieben oder sonstige militärische Merkmale aufwiesen. Die Rede ist von Schützenvereinen. Diesem Interesse kam die von der Stadt Sassenberg geschlosse- ne Partnerschaft mit dem Jägerbatallion 531 in Ahlen entgegen. So mochte der Vorstand des Bürgerschützenvereins nicht Nein dazu sagen, dass sich uniformier- te Abordnungen dieser Einheit auf den Schützenfesten zeigten. Die Begeisterung der Schützen über diese Gäste hielt sich in Grenzen. Sie wurden von den zuständi- gen Offizieren höflich begrüßt, erhielten Biermarken und durften sich beim Appell hinter der Ehrengarde einreihen. Weiter- gehende Wünsche, etwa das Auftreten in geschlossener Formation mit Helm und Gewehr wurde entschieden abgeblockt. So blieb die Teilnahme der Bundeswehr, weil sie auf einem Missverständnis des Schützenwesens beruhte, zum Glück eine kurze Episode. Eine Einladung vor hundert Jahren! (Plakatsammlung KAW S 9 Nr. 1888)

28 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg In der Mitte der 60er Jahre wurde die Akten, die allerdings kaum mehr als Ge- einer Überalterung der Mitglieder zu be- Idee vorgebracht, aus finanztaktischen neralia (allgem. Richtlinien), Satzungs- gegnen, auch alle die aufgenommen, die Gründen vom Bürgerschützenverein aus fragen, Anträge bzgl. der Führung einer ihre militärische Dienstpflicht abgeleistet den aufgelösten Sassenberger Krieger- Fahne und drei Namenslisten enthalten hatten, vorausgesetzt sie waren „politisch verein wiederzubegründen. An diesem (KAW Amt Sbg. D 264, G 169, G 176). zuverlässig“. Dies bildete bereits eine ge- Vorschlag entzündete sich damals eine Sie sind manchmal für den Füchtorfer wisse Hürde und förderte den Elitege- heftige, ins Grundsätzliche gehende Dis- Kriegerverein ergiebiger als für den Sas- danken. Außerdem waren die Mitglieder kussion. Um sie zu verstehen, soll das senberger. Die Zeit zwischen den Kriegen des Kriegervereins im Gegensatz zu den Verhältnis des Bürgerschützenvereins hat sich in behördlichen Papieren kaum Bürgerschützen, die nur das zweitägige zum Kriegerverein dargestellt werden. niedergeschlagen. Wegen dieser dürftigen Schützenfest kannten, bei Androhung Überlieferung sind wir mehr als sonst auf einer Mark Strafgeld streng verpflich- Der Sassenberger Kriegerverein wurde, mündliche Quellen angewiesen, die in- tet, zu den jährlich vier Versammlungen wie in einem der nachfolgenden Aufsätze zwischen auch versiegt sind. zu erscheinen, die im Januar, April, Juli näher beschrieben, am 28. Juli 1871 ge- und Oktober abwechselnd in Wirtshäu- gründet, also nur ein halbes Jahr nach dem Der Schützenverein war der ältere der bei- sern von Mitgliedern stattfanden. Ferner Sieg über Frankreich und der Kaiserpro- den (mehr als dreißig Jahre) und dadurch wurde zur jährlichen „Kaisergeburts- klamation. Die Gründung erfolgte „von im Bewusstsein der Bevölkerung stärker tagsfeier“ eingeladen, seit 1888 am Wo- oben“, die ersten Vorsitzenden waren die verankert. Bevor man an einen arbeits- chenende nach dem 27. Januar, das aus Sassenberger Amtmänner Möllers und freien 1. Mai dachte, war der Schützen- einem Festessen, Musik, Deklamationen von Ketteler, bis in Einzelheiten hinein festmontag als einziger nichtkirchlicher und patriotischen Reden bestand. Dem wurde der Verein dirigiert und kontrolliert arbeitsfreier Tag des Jahres im Kalender Kriegerverein wurden auch schussfähige von eben diesen Amtmännern am Ort, der kleinen Leute dick vermerkt. Der Gewehre, Karabiner und Büchsen ein- vom Landrat in Warendorf, vom Regie- Bürgerschützenverein stellte keine ideo- schließlich der nötigen Munition für die rungspräsidenten und vom militärischen logischen, zeitlichen und übermäßigen Ehrensalven bei Leichenparaden und für Bezirkskommando in Münster. Die vorge- finanziellen Forderungen, sondern bot den Schießsport überlassen. Die Mit- setzten Behörden hatten großes Interesse reine Festesfreude und das erhebende glieder waren uniformiert (Mütze und am Gedeihen und Wachsen des Vereins, Gefühl, in der Gemeinschaft aufgeho- Jacke) und trugen echte, vom preußi- wurde er doch sozusagen als Transmis- ben und Gleicher unter Gleichen zu sein. schen König verliehene Kriegsorden und sionsriemen ihrer politischen Absichten Es waren zum Eintritt keine Bedingun- Verdienstmedaillen. So waren der Verein gebraucht. Aus diesem Wohlwollen der gen zu erfüllen, alle Schichten waren und seine Mitglieder einerseits stärker ge- staatlichen Stellen erwuchsen dem Verein vertreten, auf dem Königsthron nahmen fordert, andrerseits fühlten sie sich geehrt natürlich mancherlei Vorteile, die dem Fabrikarbeiter und Unternehmer, Hand- und waren privilegiert. Schützenverein vorenthalten blieben. werker, Bauern und Kaufleute Platz. Zwischen den beiden Vereinen gab es, zu- Uns interessiert, worin sich die beiden Zum Kriegerverein waren zunächst nur mindest bis zum Ersten Weltkrieg, keine Vereine ansonsten unterschieden und wie wirkliche „Combattanten“ zugelassen, Animositäten oder gar Feindschaft. Man das gegenseitige Verhältnis war. Das Kreis- d. h. Kriegsteilnehmer der preußischen achtete zwar auf Eigenständigkeit und war archiv Warendorf bewahrt eigentlich nur Feldzüge von 1813-15, 1848/49, 1864, weit davon entfernt, wie etwa Kriegerver- drei den Kriegerverein direkt betreffende 1866, und 1870/71. Später wurden, um ein und Schützenverein von Füchtorf, ein

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 29 gemeinsames Fest zu feiern, duldete aber • Schriftführer Heinrich Ottmann mann Meinersmann (1938), Bernhard durchaus bis in die Vorstände und die Offi- (* 1880), Bürovorsteher des RA Blum- Brinkmann (1900), Bernhard Borgmann zierscorps zahlreiche Doppelmitgliedschaf- berg in Warendorf (1908) und Hermann Brameier (1897). ten und personelle Querverbindungen, wie • Heinrich Lückemeyer (1848-1932), s.o. im folgenden zu erkennen ist. • Hermann Brameier (1866-1944), Bei so vielen personellen Beziehungen Schuhmachermeister, Langefort 41, gab es, wie gesagt, zwischen den Vereinen Vorstand des Sassenberger Kriegervereins Schützenkönig von 1897 und Haupt- keinen Streit. Wohl herrschte ein gesun- im Jahre 1891: mann 1895-1905 des Konkurrenzdenken. Die Schützen • Präses (1. Vorsitzender) Freiherr von • Theodor Hülshörster (1846-1918), mussten anerkennen, dass die Feste und Ketteler, Ehrenamtmann Viktualienhändler, Poggenbroock 234 Bälle des Kriegervereins höheren Ansprü- • Heinrich Mußmann (1844-1908), • Anton Brockamp (1862-1941), Fabrik- chen genügten und als die attraktiveren Schwarzbrotbäcker und Landwirt, arbeiter, Langefort 50, Sohn Bernhard galten. Der Kriegerverein beneidete den Lappenbrink 246, Sohn Bernhard war war Schützenkönig von 1933 Schützenverein um seine höheren, stetig Schützenkönig von 1924 und Vor- wachsenden Mitgliederzahlen. Während standsmitglied Ein Foto aus der Zeit um 1920 zeigt neun der Kriegerverein ein Männerbund blieb, • Josef Hölker (* 1852), Förster, Vor- Offiziere des Kriegervereins mit der Fah- der nur bei wenigen Gelegenheiten auch standsmitglied des Bürgerschützenver- ne von 1893, von denen sechs Könige im Damen einlud, entwickelte sich das Fest eins 1912-20, fast 20 Jahre lang (seit Bürgerschützenverein gewesen waren oder des Bürgerschützenvereins immer mehr 1860) war der Schießplatz im Forstgar- später wurden, nämlich Heinrich Deitert zu einem alle Bevölkerungs- und Alters- ten seines Vaters Hermann Hölker (1927), Anton Maibaum (1934), Her- gruppen umfassenden Volks- und Fami- • Heinrich Lückemeyer (1848-1932), Tischler und Versicherungsvertreter, Klingenhagen 273, Vorstandsmit- glied des Schützenvereins vor 1893, Bruder des Zimmermanns Bernhard Lückemeyer vom Hilgenbrink, sein Neffe Christoph Lückemeyer war Schützenkönig von 1903 • Bernhard Ostlinning (1824-1904), Sei- ler, Klingenhagen 205, sein Großneffe Bernhard Ostlinning (Fahnenoffizier) war Jubelkönig des Jahres 1939

Vorstand des Sassenberger Kriegervereins im Jahre 1912: • Präses Anton Arenhövel (1874-1944), Bäckermeister, seine Söhne und Enkel Die Offiziere des Kriegervereins um 1920: Heinrich Deitert (* 1879), Anton Maibaum (* 1881), Her- stellten Könige, Vorstandsmitglieder mann Meinersmann (* 1892), Heinrich Elfenkämper (/* 1899), Bernhard Brinkmann (* 1874), Bern- und Offiziere des Schützenvereins hard Borgmann (* 1856), Hermann Brameier (* 1866), Bernhard Westlinning, August Rothaus (* 1871)

30 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg lienfest. Dabei kommt der Ausgestaltung der 1910 erworbenen Schützenwiese zum Zentrum, zum Herzen und zur Heimat des Bürgerschützenvereins eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu.

Mit dem Ende des Kaiserreiches, der Flucht des Kaisers und der Auflösung der kaiserlichen Armee verlor der Krie- gerverein seinen Orientierungsrahmen, seine mächtigen Idole und Bezugsperso- nen, seine monarchistisch-militaristische Ausrichtung stand im Gegensatz zur neuen gesellschaftlichen Wirklichkeit der Weimarer Republik. Er zählte sich daher zur „nationalen Opposition“ und politisierte sich in Anpassung an den „Frontkämpferbund Stahlhelm“ und, in Zur Enthüllungsfeier des Kriegerdenkmals beherrschen die NS-Formationen (RAD, SA) und der den 30er Jahren, an die SA. Dies wurde Kriegerverein einträchtig die Szene u.a. deutlich an der Planung und Ein- weihung des „Kriegerdenkmals“ und an gerschützenvereins blieben von den fand am 10. Januar 1965 statt. Der Vor- der Errichtung eines Schießstandes im Gleichschaltungs- und Wehrertüchti- schlag, der eine turbulente Diskussion Brook, wozu der Schützenverein gegen gungsbestrebungen der Zeit ab 1934 re- auslöste, ging dahin, von Mitgliedern Gewährung von Nutzungsrechten den lativ unberührt. Weder die Schützenfes- des Schützenvereins den Kriegerverein benötigten Streifen Grundes abtrat. Die te dieser Jahre noch die Festschrift zum wiederbegründen zu lassen, der dann die vom NS-Staat erzwungene Pflege des Hundertjährigen und das Fest selbst sind Eigentumsrechte an Grundstück und Ge- Schießsportes in beiden Vereinen diente von der NS-Ideologie infiziert. Als blei- bäuden des alten Schießstandes erwerben der Förderung der geistigen und körper- bende „Erinnerung“ an die braune Epo- könne und sich anschließend dem Schüt- lichen Wehrtüchtigkeit der männlichen che ist wohl nur die ungenierte Rückverle- zenverein angliedern bzw. in ihm aufge- Jugend. Die Akten des Kriegervereins gung des Gründungsjahres von 1840 auf hen sollte. Jungschützen und Ehrengar- aus der Zeit nach 1933 existieren nicht 1839 anzusehen. Sie wurde vermutlich disten diskutierten anfangs engagiert mit, mehr, sie wurden vermutlich vernichtet. von einigen besonders „gläubigen“ Zeit- um bald nur noch mit offenen Mündern Vorsitzender des Kriegervereins nach dem genossen im Jahre 1934 vorgenommen, zuzuhören, mit welcher Erregung die Ver- Ersten Weltkrieg war Dr. Schrewentigges, die das Schützenjubiläum im Jahr des 50. treter der Vätergeneration sich stritten. Es die Namen der anderen Vorstandsmit- Führergeburtstages feiern wollten. Doch ging um die Grundsatzfrage, ob man des glieder sind nicht dokumentiert. das steht auf einem anderen Blatt. finanziellen Vorteils willen einen Verein, der sich durch seine Nähe zum NS desa- Vorstand, Offizierscorps und Thron- Die oben angesprochene Generalver- vouiert hatte, wenn auch nur zum Schein gesellschaften des Sassenberger Bür- sammlung des Bürgerschützenvereins und vorübergehend wieder zum Leben

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 31 erwecken dürfe. Es wurde ein Streit, wie König, Königin zenkönig eine Königin erwählte, der das er mit dieser Leidenschaft bis dahin im und Throngesellschaft Schützenvolk huldigte und die an der Sei- Schützenverein noch nie geführt worden te ihres „Königsgemahl“ der strahlende war und sich auch danach nicht mehr er- Das Schießen auf den Vogel ist so alt wie Mittelpunkt des Festballes war. Das erste eignete, ein Streit um die Vergangenheit das Schützenwesen selbst und lässt sich Königspaar waren der junge Sassenberger mit heftigen gegenseitigen Vorwürfen, bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Försterssohn Carl Blödom und die 19jäh- ein Streit um moralische Korrektheit, um Schon sehr früh war es ein hölzerner Ad- rige Lisette Arthkamp vom Lappenbrink. eine deutliche Grenzziehung zwischen ler, der mit den Königsinsignien Krone, Krönung, Huldigung und Königsball wa- Schützenverein und dem Ideengut einer Reichsapfel und Zepter ausgestattet und ren noch deutlicher als das Marschieren unseligen Zeit, die damals kaum zwanzig auf einer hohen Stange aufgesteckt wur- und Paradieren der Schützen ein Spiel, Jahre zurücklag. Es war wie ein reinigen- de. Wer diesen König der Lüfte herun- eine Inszenierung und ein Theater, das im des Gewitter. Der Sassenberger Bürger- terschoss, wurde für einen Tag als König Laufe der Zeit eine opernhafte Ausgestal- schützenverein entschied sich letztlich ein für alle Mal gegen jede Form des Rück- griffs auf überwundenes militaristisches Gedankengut und gegen den geringsten Anschein einer Nähe zu ihm. Er blieb damit seiner Linie und einer langen Tra- dition treu.

Höfische und feudale Formen

Als um die Mitte des 19. Jahrhunderts, in der Zeit der Restauration des monar- chischen Prinzips, die neuen Schützen- festvereine gegründet wurden, erweckten höfische und feudale Lebensformen in den Köpfen der einfachen Leute noch Bewunderung und Wunschvorstellun- gen. Wie die Männer vornehmlich durch Das Königspaar, der Bürgermeister und die zwei Pagen in der festlich geschmückten Kutsche Nachspielen des Militärischen an dessen Imponierkraft partizipierten, konnten der Schützen gefeiert und erhielt oder tung erfuhr. Sie erfüllen den Wunsch der die Frauen und die ganze übrige Bevöl- stiftete zur Erinnerung eine Medaille, Menschen nach Verkleidung und Rol- kerung durch die spielerische Imitation die an einer Königskette befestigt wurde. lentausch, wie es schon bei den Römern der feudalen Formen in eine Scheinwelt Dieses Brauchtum hat auch der Sassen- während des Saturnalienfestes praktiziert eintauchen und eine zeitweilige Identifi- berger Bürgerschützenverein seit seinem wurde, wo die Herren die Sklaven be- kation erlangen. Bestehen übernommen. Auch war es von dienten, wie Kinder es nur zu gern spielen Beginn an üblich, dass sich der Schüt- und wie es auch im Karnevalsbrauchtum

32 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg üblich ist, wo der Prinz Karneval wäh- Jahr wurde für das Königspaar, das bisher rend der tollen Tage in der Stadt das Zep- zu Fuß unterwegs war, die Fahrt in der ter schwingt. Kutsche eingeführt, in Anlehnung an die prächtigen Staatskarossen der regieren- Im 19. Jahrhundert boten die zahlreichen den Herrschaften. Heutzutage lassen sich Fürstenhöfe, die Königsresidenzen und außer dem Königspaar auch die Thronge- die kaiserliche Familie der Hohenzollern sellschaft, der zivile Teil des Vorstandes, genügend Anschauungs- und Identifika- die Geistlichkeit, etwaige Ehrengäste und tionsmaterial, das man imitieren konnte. das vielköpfige „Corps der Alten Köni- Das lange Kleid der Königinnen, ihre ju- ge“ in blumengeschmückten Gefährten welenbesetzte Hochsteckfrisur und ihre durch die Stadt kutschieren. Ausschmückung mit Schärpen, Krone Pastor Andreas Rösner oder Diadem ließen sie als Abbild der A propos: Corps der Alten Könige. War Kronprinzessinnen und der Damen des es bis 1927 üblich, dass der König einen Hofes erscheinen, wie man sie vom Hö- Tag im Amt war und danach wieder als rensagen und von Berichterstattern, von einfacher Schütze ins Glied zurücktrat, Ansichtskarten und von Hofphotogra- erschienen erstmals im Jahre 1928 die phien kannte. Die Bewunderung für al- sechs letzten Könige als kleine geschlos- les Monarchische und für den Hochadel sene Gruppe im Schützenumzug. Die Ex- ließen wie beim Militärischen immer Majestäten trugen statt des Gewehrs ein neue Versatzstücke und Zeremonien in goldfarbenes hölzernes Zepter als Zeichen das Schützenfest aufnehmen, die den An- ihrer vormaligen Würde. „Einmal König, schein von langer Tradition erwecken, oft immer König“, hieß es dann im Jahre aber nur wenige Jahrzehnte alt sind. 1965 und seitdem umfasst das „Corps der Alten Könige“, das monarchische Alten- Dieter und Das Jahr 1888 (in Deutschland das „Drei- teil, nicht nur die letzten sechs, sondern Heinz-Josef Sökeland kaiserjahr“) bildet in diesem Zusammen- alle noch lebenden Schützenmonarchen. hang insofern einen ersten Markstein, als Ihr gewählter Vorsitzender ist geborenes sich damals König Florenz Stumpe und Mitglied des Hauptvorstandes, die ge- Königin Gertrud Brameyer mit einem krönten Rentner stellen eine der agilsten „Hofstaat“ umgaben, der aus zwei Paa- Untergliederungen des Vereins dar. ren bestand. Ein solcher Hofstaat wurde in der Folgezeit beibehalten. Nach dem Die Montagsparade vor dem König, die Ersten Weltkrieg wurde die Throngesell- Krönungszeremonie und die Huldigung schaft erweitert, zunächst auf drei Paare der neuen Majestäten durch die beglück- (1922), dann auf fünf (seit 1924), um ten Untertanen, die Polonaise durch die sich in unseren Tagen ganz nach Belie- Straßen in Uniform und Abendrobe und ben des Königs bis auf die Zahl von neun schließlich der Königsball, – das sind die Paul Fischer und Bernhard Mußmann oder mehr Paaren zu steigern. Im selben Höhepunkte der höfischen Inszenierung.

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 33 Zeremonienmeister, Krönung und Huldigung präsent und Pagen und Herolde für die Insignien verantwortlich, die Pagen unterstützen ihn. Daher haben An einem königlichen Hof, das weiß je- sie das Glück, auf den meisten gestellten des Kind, geht es vornehm zu und gibt es „Thronbildern“ mitfotografiert zu wer- für alle Verrichtungen feste Benimmvor- den. Als langjährige Zeremonienmeis- schriften und Regeln. Ein solches Regel- ter dienten (erwiesenermaßen 1930-39) werk am Hofe heißt Hofzeremoniell. Die Bernhard Grothues von der Langefort Hofzeremonien haben ihren Ursprung und von 1950 bis in die 70er Jahre Hei- im Orient, wo die Könige und Kaiser ni Engbert. Anschließend versahen bis auch sakrale Funktionen ausübten und 1989 Günter Erfurt und bis 1999 Heinz vergöttlicht wurden. Das strengste Hof- Maibaum diesen Dienst. Heutzutage zeremoniell war das habsburgisch-spani- übernimmt ein Mitglied des Vorstandes sche, das für alle Höfe Europas Vorbild diese Rolle, anfangs war es Martin Aren- war. Über die richtige Handhabung des hövel, aktuell ist es Frank Wächter. Zeremoniells wachte ein Zeremonien- Die Pagen August Rothaus und Franz Tönnemann meister, der meist im Range eines (Ober-) mit dem Zeremonienmeister Bernhard Grothues Der Rang eines Pagen war im Mittelalter Kammerherrn stand. Die Rangfolge der (aus Thronbild 1935) die unterste Stufe der ritterlichen Ausbil- adligen Hofbediensteten war: dung. Die 7-14 jährigen Jungen standen Oberhofmarschall die meiste Zeit im Dienst und unter der Hofmarschall Anleitung der Burgherrin und Adels- Oberkammerherr fräulein und wurden zunächst in den Kammerherr höfischen Anstandsregeln, Fremdspra- Kammerjunker chen und Konversation und Musizieren Page unterwiesen, bevor sie als Knappen das Natürlich brauchte, so befand der Vor- Kriegshandwerk lernten. Bis zum Ende stand, auch der Hof des Sassenberger der Monarchie im November 1918 war Königs solche Hofbedienstete. Als in die Institution der preußischen Kadet- Deutschland die adligen „Höfe“ gera- tenanstalten, die ihre Zöglinge als Pagen de aufgegeben waren, entschied man zu Hofdiensten abordneten, noch im sich in nostalgischer Anwandlung, einen Schwange. (Der Reichskanzler und Vi- „Zeremonienmeister“ und zwei „Pagen“ zekanzler im Kabinett Hitler, Franz von einzustellen. Wie der wirkliche Kammer- Papen, war z. B. im Zuge seiner Offiziers- herr bei allen hochoffiziellen Anlässen karriere vor 1900 Page am kaiserlichen (Krönung) zugegen war, zeremonielle Hof in Berlin gewesen.) Die Sassenberger Handreichungen vornahm oder kontrol- Pagen haben eigentlich keine rechte Auf- lierte, die Herrschenden bei öffentlichen gabe, außer dass sie auf einem Samtkis- Die Pagen Julius Ostlinning und Henning Kunst- Auftritten und auf Reisen begleitete, so leve, im Hintergrund das Königspaar 2011 und sen die Orden und die alte Königskette ist der Schützen-Zeremonienmeister bei Präsident Franz-Josef Ostlinning dem Königspaar vorantragen. Sie wurden

34 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg eingeführt, weil sie sich so gut verkleiden rische Wirkung ihres Kostüms (z. Zt. die in der nicht gespielten Wirklichkeit nur lassen und in den historisierenden Phan- Nachbildung einer französischen Uni- weltlichen und geistlichen Souveränen tasiekostümen ganz allerliebst aussehen form mit Tschako aus der Mitte des 19. vorbehalten waren. Auch bei der Jagd und also für den Aufzug etwas hergeben. Jahrhunderts) und die Synchronität ihrer als kulturellem gesellschaftlichen Ereignis Als Pagen in den 30er Jahren sind doku- Reitbewegungen und Fanfarenstöße. und einstigem Privileg der Feudalherren mentiert: Willi Arenhövel und Hermann Temme, August Rothaus, Franz Tönne- mann und Paul Pelster.

Ihre interessanten Kostüme und Perü- cken, dem 17. und 18 Jahrhundert ent- nommen, wechselten von Jahr zu Jahr und waren offensichtlich von einem Kos- tümverleih besorgt. In der Nachkriegszeit sind erst seit 1990 wieder Pagen einge- führt worden. Ihre Uniformen wurden anfangs aus einem Kostümverleih entlie- hen, seit einigen Jahren greift der Verein für die jeweiligen Kinder auf zwei eigene Kostüme zurück.

Höfische Prachtentfaltung und herr- schaftliche Repräsentation werden auch durch die drei berittenen Herolde unter- stützt, für die sich besonders am Montag- morgen auf dem Lappenbrink, besser: auf der einst fürstbischöflichen Allee Unter Die aktuellen Herolde Sonja Langkamp, Petra Krain und Rita Gäher den Linden vor dem einst fürstbischöf- lichen Amtsrentmeisterhaus, der jetzigen Um das Thema der Übernahme von Mo- hat das Schützenwesen Anleihen gemacht, „Königschänke“, der Bühnenvorhang tiven aus höfischen, feudalen und anderen lassen doch die grünen Röcke und die grü- hebt. Die Herolde waren ursprünglich gesellschaftlichen und historischen Berei- nen Schützenhüte mit Feder die Schützen so etwas wie königliche Diplomaten und chen zu vervollständigen und das bunte wie Jäger aussehen, die jedes ausgebrachte Juristen, vor allem Wappenrechtler (da- Bild der Schützenfesttage abzurunden, Hoch mit den jagdlichen Rufen „Horri- her der Begriff Heraldik), die auch bei sei noch verwiesen auf die stetige Anwe- do!“ und „Hussasa!“ abschließen. Die die ritterlichen Turnieren eine wichtige Rolle senheit von Fahnen, Standarten, Feldzei- Schützengemeinde umgebende Natur, die spielten. Die Sassenberger Herolde sind chen und Präsentiervogel, auf die häufige Wiesen und Wälder des ehemaligen fürst- seit 1990 dabei und auf die Funktion von Gepflogenheit der Ordensverleihung und bischöflichen Sassenberger Tiergartens, Königsboten und Ankündigern seines Er- auf die Durchschreitung von Triumphbö- vermitteln den Eindruck einer riesigen scheinens reduziert. Wichtig ist die male- gen, wovon die beiden letzten Vorrechte „Fête champêtre“.

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 35 Kinderbelustigung während der König doppelte Portionen be- den Eltern zum Platze geführt. Hier gab und Kinderschützenfest kam. Auch fanden allerhand Spiele statt. es Brötchen mit Butter, Würstchen und Zu erwähnen wäre hier das Stangenklet- Zuckerwasser. Im Jahre 1885 starb der Für die Entwicklung des Schützenfestes tern. Ein sogenannter Wiesbaum wurde Ortsschulinspektor Pfarrer Beßling. Die zu einem Volksfest spielten die durch den in die Erde gepflanzt und an der Spitze Kinderbelustigung fiel fort, auch wurde den Verein organisierten „Kinderbelustigun- desselben mehrere Beutel leicht befestigt. Kindern das Betreten des Schützenplatzes gen“ und Kinderschützenfeste eine gro- In den Beuteln befanden sich außer klei- während der Festtage verboten. ße Rolle, lockten sie doch nicht nur die neren Spielsachen einige Vertreter aus dem Kinder und Jugendlichen in den Brook, Tierreich wie Mäuse und Frösche verschie- Erst im Jahre 1905 gab man den Kindern sondern auch die Mütter und Großeltern dener Gattungen, Auch faule Eier konnten den Freudentag wieder. Im Protokoll des und die ganzen Familien. Aus der frühen sich in den Beuteln verbergen. Wegen der Schützenvereins von 1905 heißt es wört- Zeit der Kinderbelustigung berichtete Glätte des Wiesbaumes gelang es nur we- lich: „Mit Genehmigung des Ortsschulins- 1934 der spätere Verfasser der Jubiläums- nigen Knaben, die herrlichen Sachen zu pektors, Herrn Pfarrers Trappe, wurden am schrift, August Fennenkötter, in einem erringen. Einige Knaben waren so schlau zweiten Schützenfesttage des Nachmittags nicht genauer zu fixierenden Zeitungs- und legten sich, bevor das Klettern begann, die sämtlichen Schulkinder von den Lehr- bericht, der hier gekürzt wiedergegeben möglichst klebrige Bonbons in den Hosen- personen zum Festplatze geführt. Dieselben wird, einige interessante Details aus der boden. Dieses Stangenklettern wie auch das veranstalteten dort recht interessante Jug- mündlichen Überlieferung: Wannenspringen, Sacklaufen und andere endspiele und wurden mit Korinthenbröt- Spiele waren sehr beliebt. Ortsschulinspek- chen und Limonade bewirtet. Die Kosten „So wissen unsere achtzigjährigen Schüt- tor Pfarrer Beßling wie auch Lehrer Theben betrugen 47, 20 Rm.“ Diese Art der Kin- zenbrüder [d.h. die um 1850 geborenen] betätigten sich als wahre Kinderfreunde bei derbelustigung hat sich bis heute gehalten. zu berichten, daß schon vor 1860 die Kin- diesen Spielen. Als später der Schützenver- Hinzugekommen ist noch, daß die Kinder der von den Lehrpersonen zum Forsthaus ein nicht mehr nach einem Vogel schoß, am Hauptschützenfesttage gegen 2 Uhr geführt wurden. Der Kommandeur, einen sondern Preise ausschießen ließ, fiel das nachmittags von dem Schulhofe durch die Esel reitend und durch eine besondere bun- Kinderschützenfest fort. Während die Kna- Sassenberger Musikkapelle abgeholt werden. te Kopfbedeckung kenntlich gemacht, eröff- ben sich der genannten Spiele erfreuten, In einzelnen Jahren wurde auch ein Zug der nete den Zug. Alle übrigen Kinder trugen führten die Mädchen hübsche Reigen auf. Kinder durch die Stadt veranstaltet. Die ebenfalls bunte Helme, ja sogar gerade und Kinder trugen Fähnchen, bunte Helme und krumme Säbel, die höchstwahrscheinlich Diese Art der Kinderbelustigung wurde an einem bunten Bande eine Tasse, die zum Napoleon in seiner großen Eile nicht alle auch beibehalten, als der Schützenverein Trinken der Limonade mitgeführt wurde.“ mitbekommen hatte. Auf dem Hofe des das Schützenfest auf dem Hanleuers Knapp Forsthauses fand ein Kinderschützenfest durchführte. Das Spiel „Räuber und Gen- Im Jahre 1934 wurde die Kinderbelusti- statt, während am Böckenknapp die er- darm“ wurde miteingeflochten, da hier die gung grundlegend neu organisiert. Bisher wachsenen Schützen um die Königswürde Waldungen und Heideflächen unbegrenzt war man darauf angewiesen gewesen, dass rangen. Mit Pfeil und Bogen schossen die zur Verfügung standen. Einige Jahre später sich in jedem Jahr einige Schützenbrüder Knaben nach Scheiben. Der beste Schütze wurde die Wiese des Gastwirts Niemann- bereiterklärten, die Kinderbelustigung erhielt einen Preis und von den Kindern Heyne (jetziger Schützenplatz) am Brock durchzuführen. Besonders Heinrich Dei- wurde ihm gehuldigt. Sämtliche Kinder er- gelegen der Festplatz des Vereins. Jetzt wur- tert sen. hatte sich als Organisator und hielten reichlich Zuckerwasser zu trinken, den auch nicht schulpflichtige Kinder von Spender Jahr für Jahr hervorgetan. Jetzt

36 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg wurden zwölf engagierte Helfer zu einer 1939 Königspaar: Bernhard Robecke- dauernden selbständigen „Kinderbelus- Kipp (* 1926) und Reinhild West- tigungskommission“ mit eigenem Vor- linning stand und eigener Kassenführung zusam- Hofstaat: Albert Gräler (gef. 1945) mengezogen. Bernhard Schriever wurde u. Hedwig Meinersmann (* 1926) zum ersten Vorsitzenden ernannt. Major: Paul Fischer (* 1925) Herold: Rolf Brameyer (* 1927) Als erstes richtete man wieder ein Kinder- schützenfest ein, das seit 1914 nicht mehr Das zweite Ziel der Kinderbelustigungs- stattgefunden hatte. Der Kinderschützen- kommission war die Ausgestaltung eines könig wählte sich eine Königin und einen Teils der Schützenwiese zu einem Kin- Hofstaat, der nach der Krönung in einem derspielplatz. Hierzu wurden eine große Neue Errungenschaften: die Wippe, dahinter die Ponywagen an der Spitze des Kinderzuges Wippe, eine Schaukel, ein Rundlauf und „idyllische“ Toilettenanlage am Hauptweg durch das Dorf kutschiert wurde. Aller- ein Karussell sowie ein Sandkasten aufge- dings entwickelte sich das Kinderschüt- stellt. Eine Errungenschaft für die Hygie- zenfest, zumindest was die Jungen betraf, ne war das von hohen Hecken umgebene immer mehr zu einer Kopie des Festes der Toilettenhäuschen (in Plumpsklotech- Erwachsenen, wobei besonders die mili- nik) für Jungen und Mädchen. Durch tärischen Teile gepflegt wurden. diese Maßnahmen wurde der Anfang ge- macht, dass sich die Schützenwiese von Die Kinderkönigspaare und ihr Hofstaat: einem nur für das Vogelschießen benutz- 1934 Königspaar: Georg Philipper (gef. ten Platz zu einem Spiel- und Freizeitge- 1943) u. Johanna Volkmar (* 1923) lände entwickelte, das auch außerhalb der 1935 Königspaar: Albert Dühlmann Schützenfesttage vom Kindergarten, den (* 1926) und Anni Rutte (* 1925), Schulen und Familien gern in Anspruch Die Mädchen auf Wippe und Schaukel sind Hofstaat: Alfons Sökeland (*1926) genommen wurde. Maria Sondermann und Nanne Riegermann und Gertrud Westlinning 1936 Königspaar: Willi Hartmann Drittens suchte man durch Aufstellen (* 1926) und Hildegard Brockamp, von Wurf- und Glücksbuden während Hofstaat: Josef Kunstleve und Ma- des Festes nicht nur ein wenig Geld in rianne Rath (* 1928) die Kommissionskasse zu bekommen, 1937 Königspaar: Josef König und Ka- sondern dem Kinderschützenfest zusätz- tharina Terlutter lich ein wenig Kirmes- und Volksfestcha- 1938 Königspaar: Wilhelm Spiering rakter zu verleihen. So kamen außer den (* 1925, gef. 1945) und Gertrud Müttern der Kinder auch ganze Familien, Westlinning manche Nichtschützen und auswärtige 1938 Hofstaat: Jakob Korb und Anna Gäste auf die ortsnahe Schützenwiese im Blömker Brook. Man war nicht anspruchsvoll. Das Karussell war auch in den 50er Jahren noch 1938 Kutscher: Paul Fischer (* 1925) eine Attraktion, rechts die neuen Toiletten

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 37 Auch nach der Wiederbegründung des eines Kasperle-Theaters, heutzutage wer- Vereins nach dem 2. Weltkrieg wurde das den hauptsächlich Geschicklichkeitsspie- Kinderschützenfest wieder belebt. In der le angeboten. ersten Zeit waren alle Kinder glücklich, wenn sie ein Rosinenbrötchen und Him- Im Mittelpunkt des Festes stand aber beerwasser bekamen, das aus einer Milch- dann ab 1959 auch wieder das Ringen düppe in die mitgebrachten Blechtassen um die Kinderkönigswürde, das vor dem geschöpft wurde. Auch die Spiele waren Krieg bereits ab 1934 ausgerichtet worden anfangs noch die alten. Aus dem Vor- war. Der Kinderschützenkönig wählt sich stand war immer ein Mitglied für das eine Königin und die Insignienschützen Kinderschützenfest verantwortlich, der bilden mit ausgesuchten Partnern den einer entsprechenden Kommission vor- Kinderthron. Diese Gesellschaft wird im steht. Dies waren zunächst Hermann Rahmen einer feierlichen Zeremonie ge- Meinersmann, dem 1965 Theodor Hüls- krönt und anschließend mit einer Pony- mann folgte, später dann August Korte kutsche, heute mit der Kindereisenbahn und Martin Arenhövel. Heute übernimmt durchs Dorf gefahren. Wie viele Jahre Bernhard Kunstleve diese Aufgabe. Ohne vorher und auch heute noch nimmt der Unterstützung anderer Mitstreiter ist aber Kinderthron in einer eigenen Kutsche am ein Kinderschützenfest in dieser Ausprä- großen Festumzug am Schützenfestmon- gung gar nicht möglich, so dass sich im- tag teil, und der Kinderkönig trägt für ein mer wieder einzelne Schützen und Bür- Jahr die Kinderkönigskette, die 1994 von ger Sassenbergs oder ganze Gruppen und Heinz Scheffer gestiftet wurde. Vereine einbringen und unterstützend tätig sind. Beispielsweise und stellvertre- Das Kinderschützenfest findet seit 1978 tend seien genannt für die 1950er Jahre sonntags nachmittags statt, zuvor war der Josef Stücker, später Doris Tönnemann Montagsnachmittag ab 14 Uhr hierfür und aktuell Günter Walter, insbesonde- reserviert gewesen. Seit 2009 gibt es eine re auch die Mitglieder der Landjugend eigene Kinderkompanie, die sich nach Sassenberg-Dackmar, die sich seit ihrer der Kranzniederlegung in den Schützen- Gründung 1988 hier engagieren. zug einreiht und dann gemeinsam mit den Schützen zum Festplatz zieht. Im Rahmen des Kinderschützenfestes wurden dann Spielestände aufgestellt, Die Kinderkönigspaare seit 1959 sind uns im Laufe der Jahre kamen dann immer nahezu vollständig bekannt und werden im mehr Spiele und Unterhaltungsprogram- Folgenden bis 1988 hier aufgelistet. Ledig- me hinzu und für alle Kinder wurden lich für die Jahre 1969 und 1970 sind uns zeitweise Gutscheine für die Attraktionen trotz umfangreicher Recherchen nicht alle auf dem Schützenplatz ausgegeben. Hö- Namen bekannt. Die Kinderkönigspaare hepunkte waren jahrelang Aufführungen ab 1989 sind in der Chronik aufgeführt.

38 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Das Kinderkönigspaar von 1964, Bernhard Pollmeyer und Inge Habrock mit seinem Hofstaat Das Kinderkönigspaar 1959 Reinhold Pollmeyer und Margret Deitert

1959 Reinhold Pollmeyer und Margret Deitert 1960 Franz Wesselmann und Bärbel Maas 1961 Willi Hunkenschröder und Adelheid Arenhövel 1962 Wolfgang Heinzel und Doris Dohm 1963 Günther Rothaus und Monika Schlenke 1964 Bernhard Pollmeyer Das Kinderkönigspaar von 1977, Michael Harenkamp und Andrea Rath mit seinem Hofstaat und Inge Habrock 1965 Helmut Hagedorn und Hedwig Heitmeier 1966 Werner Ruhe und Mechthild Düpmeier 1967 Manfred Schlenke und Gertrud Hülsmann 1968 Willi Blömker und Thiatildis Arenhövel 1969 Heinrich Neuhaus

1970 Das Kinderkönigspaar von 1979, Ralf Witulski und Melanie Boning mit seinem Hofstaat

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 39 1971 Benno Kreienbaum und Karin Lindt 1972 Josef Uphoff und Ursula Lütke 1973 Michael Dufhues und Anne Petermann 1974 Christian Rath und Lisa Sondermann 1975 Bernhard Fischer und Ulrike Dörholt 1976 Ralf Bußmann und Reinhild Rünker 1977 Michael Harenkamp und Andrea Rath 1978 Thomas Lienkamp und Mechthild Ostlinning 1979 Ralf Witulski und Melanie Boning 1980 Christian Mußmann und Ute Schuckenberg Die Schulkinder der Johannesschule bejubeln am Schulhof die vorbeimarschierenden Schützen 1981 Markus Stockhausen und Frauke Schwarz 1982 Stefan Schwienheer und Sabine Neumann 1983 Michael Exeler und Sandra Engbert 1984 Reinhold Kahle und Antje Stoffers 1985 Dirk Arenbeck und Simone Schuckenberg 1986 Ramon Pollmeier und Tanja Hoppe 1987 Ramon Pollmeier und Tanja Welk 1988 Dirk Koßmann und Elke Berheide ab 1989 weiter in der Chronik ab Seite 93 Die Kinderkompanie mit Königspaar und Hofstaat werden am Sonntag auf die Schützenwiese geleitet

40 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Bogen- und Straßengemeinschaften

Dass es nichts Schöneres geben könne als das „Schützenfest up Sassenbiärg“, wussten schon vor etlichen Generatio- nen die Heimatzeitungen zu verkünden. „Wer nach Sassenberg kam“, schrieb ein Korrespondent des Neuen Emsboten am 12. Juli 1933, „wurde vom Festeszauber umwoben. Flatternd grüßten von allen Hausgiebeln die Fahnen und herrlich lachte der Sonnenschein, was wollte man mehr.“ Eigens zum hundertjährigen Jubi- Bogen Langefort läum im Jahre 1939 wurden in Sassenberg Häuser (Fachwerkhäuser), Türen, Fens- ter und Gartenzäune gestrichen, Bäume gepflanzt und Unkraut an den Straßen entfernt. Außerdem hatten Stadt und Verein zu einer besonderen Aktion auf- gerufen: Blumen ans Fenster! So prangte Sassenberg an den Festtagen nicht nur im Fahnen- und Girlandenschmuck, son- Bogen Lappenbrink dern an den Hauptstraßen Klingenhagen, Insel, Schloßstraße, Lappenbrink, Schüren- straße und Langefort blühten an jedem Haus und jedem Fenster in grün-weißen Kästen bunte Fuchsien und Geranien.

In unserer Zeit hat die Ausschmückung des Ortes noch größere Ausmaße ange- nommen. Wenn das Schützenfest naht, werden viele Straßen an der Marsch- strecke nicht nur mit grün-weißen Fahnen und Wimpelketten geschmückt. Es haben sich in den letzten Jahren zusätzlich einige Nachbarschaften zu sogenannter Bogen- gemeinschaften zusammengefunden, die Bogen Telgenkamp-Künnenkamp mit Bögen, Kränzen und Transparenten

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 41 für zusätzliche Dekoration sorgen. Die inzwischen perfekte Stahlkonstruktionen der Schützen, Reiter und Karossen majes- Bögen, anfangs mit einfachen Mitteln und wahre Wunderwerke geworden, - tätische Pracht verleihen. erstellt und schnell aufgezimmert, sind Triumphbögen eben, die dem Durchzug Die Ehre, die erste Bogengemeinschaft gewesen zu sein, gebührt der Langefort. Im Jahre 1964 wurde sie zum 125-jähri- gen Jubiläum gegründet. Es wurde sogar ein förmlicher Straßenverein aus der Tau- fe gehoben, die „Langeförter“, das „Ver- einslokal“, in dem gebaut und gebastelt, gegessen, getrunken und getanzt wurde, war Deiterts Garage am Standort des Bogens. 2001 reichte er den Ansprüchen nicht mehr, ein neuer wurde gebaut und der alte Bogen an die noch junge Gemein- schaft Christian-Rath-Straße „verkauft“.

1971 kamen Bögen auf Brookstraße, Bogengemeinschaft Hilgenbrink Lappenbrink und Auf dem Düsen hinzu, in den nächsten Jahren gab es weitere Zu- wächse: u.a. Klingenhagen 1983, Telgen- kamp 1984, Schürenstraße 1989, Zum Brökeland 1993, Tondorfstraße 1995 und Füchtorfer Straße 1998.

Aber damit nicht genug. Neben den vielen Bögen und Transparenten an wichtigen Punkten der Stadt gibt es weitere Straßen, die durch die Anlieger, freiwillig und un- aufgefordert, herausgeputzt und entlang ihres Verlaufs mit einer festlichen Deko- ration versehen werden. Das Besondere dabei: Es spielt für diese schützenfestbe- geisterten Bürger keine Rolle, ob sich ihre Straße auf der offiziellen Marschstrecke des Schützenbataillons befindet oder ob es sich um eine abgelegene Wohn- straße handelt, – es wird geschmückt! Bogengemeinschaft Seilerstraße Das Schmücken dauert bei den meisten

42 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Gemeinschaften von Dienstag bis Freitag, je nach Aufwand, der Abbau ist an einem Abend in der Woche nach dem Schüt- zenfest. Am Donnerstag vor dem Fest besucht der Vorstand in zwei getrennten Gruppen die einzelnen Straßen (und zwar mit dem Fahrrad), um die Dekoration zu begutachten, den fleißigen Bewohnern Anerkennung auszusprechen und sich im Namen des Bürgerschützenvereins zu be- danken. Es gibt in Sassenberg insgesamt wahrhaftig rund 50 solcher Bogen- und Straßengemeinschaften, die den Ort ver- schönern, und das nicht nur einmal zu ei- nem besonderen Jubiläum, sondern jedes Jahr, und jedes Jahr werden es mehr! So ist die ganze Stadt schon Tage vor dem Bogengemeinschaft Robert-Linnemann-Straße Fest auf den Beinen.

Durch die Zurschaustellung der Rituale und vielen kleinen Elemente aus den au- genfälligen Bereichen des Militärischen und des Höfischen und ihre gelunge- ne Umformung und Integration in die Schützentradition, durch Kinderbelus- tigung und Veteranennachmittag und schließlich durch die Bogen- und Stra- ßengemeinschaften hat das Sassenberger Schützenfest eine einmalige Attraktivität gewonnen und ist ein wahres Volksfest für alle Bürger der Stadt geworden.

Vom Fest der Schützen zum Volksfest 43 44 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Der Sassenberger Kriegerverein

Rolf Hartmann Die Entstehung sidenten führte, der die Reform gegen bungen zur Notwendigkeit staatsloyalen von Kriegervereinen in Preußen die Majorität unter Bruch der Verfassung Verhaltens erklärte. Vor diesem Hinter- durchführte. Doch nicht nur das preu- grund vollzog sich auch die Versöhnung Die Befreiungskriege 1813-15 gegen die ßische Parlament wehrte sich gegen die von Militär und national gesinntem Bür- französische Hegemonie waren es, in de- Gesetzesvorlage, die dreijährige Wehr- gertum. Die Erfahrung, als Kombattant ren Gefolge sich in Preußen erste Krieger- pflicht rief auch die einmütige Ableh- auf dem Schlachtfeld einen Beitrag zur vereine konstituierten. nung bei den betroffenen Handwerkern, Reichseinheit geleistet zu haben, wurde Bauern und Gewerbetreibenden hervor, für viele Veteranen prägend, militärisches Hatten Soldaten bisher eine eigene Be- denen die Nachteile und Belastungen ei- Denken, Normen und Wertvorstellungen rufsorganisation gebildet, so veränderte nes langjährigen Wehrdienstes für Beruf der Armee hielten Einzug in das Ziville- sich mit der Einführung der allgemeinen und Existenz nur zu deutlich vor Augen ben des Kaiserreiches und wurden von Wehrpflicht unter dem Einfluss der Fran- standen. breiten Massen rezipiert und verinner- zösischen Revolution und der napoleoni- licht. Nationalismus und Militarismus schen Kriege das Militärwesen grundle- Der Erfolg der Bismarckschen Machtpo- als ideologische Grundlage der Hohen- gend. Ehemalige Soldaten, also Männer, litik mit militärischen Mitteln, der 1871 zollernmonarchie hatten der Armee in die nach den Feldzügen ins Zivilleben schließlich zu der von so vielen ersehn- der Gesellschaft eine Stellung vermittelt, zurückgekehrt waren, gründeten Krie- ten Einigung der deutschen Länder im die sich nicht allein auf die Rolle als Waf- gervereine zunächst mit der Aufgabe, Ve- Deutschen Kaiserreich unter den Hohen- fenträger beschränkte.1 teranen ein ehrenvolles Begräbnis zu si- zollern führte, rief einen grundlegenden chern. Nach den Einigungskriegen 1864, Bewusstseinswandel im deutschen Bür- 1866 und 1870/71 im neu gegründeten gertum hervor. Der Sassenberger Kriegerverein Kaiserreich gewannen diese dann erheb- und seine Statuten liche gesellschaftliche Bedeutung und die Der Nationalismus, in der Ära des Vor- Zahl ihrer Mitglieder, die neben den Ve- märz ein integraler Bestandteil der de- Als man im Jahre 2009 auf dem Dach- teranen später auch Reservisten umfasste, mokratischen und liberalen Bewegung, boden des Rathauses in Sassenberg eher erreichte bis zum Ausbruch des Ersten für die Einheit und Freiheit untrennbar zufällig die Fahne des Sassenberger Krie- Weltkriegs fast 3 Millionen. verbunden waren, veränderte seinen gervereins entdeckte2, geriet damit eine Charakter und mutierte zu einer Staats- Vereinigung in das Bewusstsein der Öf- Eine solche Entwicklung erscheint kei- ideologie, welche neswegs selbstverständlich, wenn man die übersteigerte sich vergegenwärtigt, dass das Militär in Wertschätzung der der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei eigenen Nation, großen Teilen der Bürger auf Distanz, ja verbunden mit der Ablehnung stieß. Die vom preußischen Ausgrenzung na- Kriegsminister Albrecht von Roon 1859 tionaler Minder- initiierte Heeresreform wurde von der heiten, das monar- Mehrheit des Abgeordnetenhauses abge- chische Prinzip in lehnt, ein Ereignis, das bekanntlich zur Ablehnung demo- Ernennung Bismarcks zum Ministerprä- kratischer Bestre-

46 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg fentlichkeit, die ansonsten weitgehend in liche Zweck des Vereins genannt ist, „die folgenden Jahren werden diese Statuten Vergessenheit geraten schien. Außer den einzelnen Vereinsmitglieder nach ihrem durch Zusätze ergänzt beziehungsweise nur lückenhaft erhaltenen archivarischen Absterben durch ein militairisches Begräb- in Wortlaut oder Inhalt abgeändert. Hier Quellen im Kreisarchiv Warendorf fin- nis zu ehren.“ Auffällig ist, dass Mitglie- dürfte zweifellos behördlicher Druck eine den sich in Sassenberg selbst so gut wie der nachdrücklich auf das monarchische Rolle gespielt haben, wenn man als Zu- keine Dokumente und Erinnerungen an Prinzip verpflichtet werden, und zwar zur satz zum Statut 3 mit Datum vom 26. einen Verein, der doch nachdrücklich das Loyalität zum preußischen König, ver- Juli 1891 ausdrücklich ergänzt: „Bei al- gesellschaftliche Leben des Ortes mitge- bunden mit den üblichen Bekundungen len in Versammlungen stattfindenden Ver- staltete. Gleichwohl geben das Statut und von Patriotismus. Im dritten Statut sind handlungen des Vereins ist jede Erörterung die spärlichen Überreste doch einen inst- sodann die Regularien geklärt (viertel- politischer und religiöser Angelegenheiten ruktiven Eindruck von der Funktion und jährliche Mitgliederversammlungen, Vor- ausgeschlossen.“ vom Wirken dieses Vereins. standswahl), im vierten ist noch einmal die eigentliche Zielsetzung unterstrichen Dieser Passus ist sicherlich in engem Zu- Den „Statuten des Kriegervereins zu Sas- „hat jedes Vereinsmitglied bei Zahlung ei- sammenhang zu sehen mit dem Sozialis- senberg“3 ist zu entnehmen, dass dessen ner Strafe von 5 Sgr die Verpflichtung, an tengesetz, das, im Jahre 1878 erlassen, das Gründung am 28. Juli 1871 erfolgte, dem angesagten Begräbniß oder Trauer- Ziel verfolgte, die sozialdemokratische also fast genau ein halbes Jahr nach der Gottesdienstes eines verstorbenen Mitgliedes Parteiorganisation im Deutschen Reich Gründung des Deutschen Kaiserreiches Theil zu nehmen und die ihm bei dieser durch Versammlungs-, Organisations- am 18. Januar in Versailles. Unterzeich- Gelegenheit übertragenen Dienste zu über- und Publikationsverbot zu zerschlagen. net sind die Statuten von 33 Unterschrif- nehmen“. Im folgenden fünften Statut Zwar wurde dieses Gesetz im Reichstag ten. Bereits im ersten Statut wird eine wird dann konkretisiert, welche Ehrung 1890 nicht mehr verlängert, das Miss- bemerkenswerte Kontinuität preußisch- dem verstorbenen Veteranen zuteil wird, trauen der Obrigkeit gegen sozialdemo- deutscher Geschichte deutlich: als Mit- er „erhält nach seinem Absterben in hiesiger kratische Bestrebungen wurde dadurch glieder des Kriegervereins sind zugelassen Gemeinde bei den sonst kirchlichen Begräb- allerdings keineswegs ausgeräumt, selbst die Teilnehmer an den Befreiungskriegen nissen ein Ehrenbegräbnis … bestehend in in Sassenberg, wo die Firma Rath in den 1813-15, den Feldzügen 1848/49 sowie Geläut, Musik und Salven nach Anordnung frühen 90er Jahren von Streiks betroffen den Einigungskriegen von 1864, 1866 des Vereins-Vorstandes.“ Die Statuten 6-9 war. Ein Schreiben des Regierungspräsi- und 1870/71, die ihre Teilnahme durch legen den Vereinsbeitrag von 7 1/2 Sil- denten in Münster vom 23.2.1899 nennt eine Medaille ausweisen können. Weitere bergroschen fest, der bei der ordentlichen denn auch das Fernhalten sozialdemo- Soldaten haben die Möglichkeit, als Eh- Versammlung zu leisten ist, Mahngebüh- kratischer Bestrebungen als wesentliches renmitglieder dem Verein beizutreten. Im ren von 6 Silbergroschen bei säumiger Element von Kriegervereinen und weist zweiten Statut wird in besonderer Weise Zahlung. Ausdrücklich vorgesehen ist die die Verantwortung dem jeweiligen Vor- die Loyalitätsverpflichtung hervorgeho- Möglichkeit eines Vereinsausschlusses bei stand zu. ben, „die frühere militairische Kamerad- Verstoß gegen die Statuten. Weiterhin schaft aus Treue gegen König und Vaterland aufgeführt sind die Regularien für die Auch die am 31. 7. 1892 verfügte Abän- im bürgerlichen Leben zu unterhalten und Wahl von Vorstand und Rendant (alle derung des Statuts 2 spricht eine deut- zu befestigen, so wie auch den patriotischen drei Jahre) sowie die Feststellung der Be- liche Sprache: „Zweck des Vereins ist die Geist der einzelnen Mitglieder durch pas- schlussfähigkeit der Mitgliederversamm- Liebe zu Kaiser und König zu pflegen, zu sende Feste zu erheben“, bevor der eigent- lung (die Hälfte der Mitglieder). In den bethätigen und zu stärken“ und die verän-

Der Sassenberger Kriegerverein 47 derte Fassung des Statuts 7 lautet: „Mit- Die Gestaltung der Vereinsfahne Ein förmlicher Antrag zur Genehmigung glieder, welche sich durch ihr Verhalten mit der Sassenberger Vereinsfahne erfolgte als dem Zwecke des Vereins in Widerspruch Ein Schreiben des Ministeriums des In- Schreiben des Ehrenamtmanns Freiherr setzen, in Sonderheit solche, welche der nern vom 5.2.1873 an die Königliche von Ketteler an Landrat Wrede erst am Anforderung der Pflege der Bethätigung Regierung Münster thematisiert die Fra- 12.5. 1892. Ketteler berichtet darin, dass der Liebe und Treue zu Kaiser und König ge einer Vereinsfahne von Kriegerverei- seit der Gründung des Kriegervereins nicht entsprechen, werden durch Beschluss nen. Dieses war notwendig geworden, 1871 eine Fahne existiere, jedoch dafür der General-Versammlung aus dem Verein da die Regierungen um die Erlaubnis er- keine ministerielle Erlaubnis vorliege, ausgeschlossen.“ sucht worden waren, Kriegervereinen die welche nach Beschluss der Mitglieder- Genehmigung zur Führung von Fahnen versammlung vom 26.7.1891 nachgeholt Unterzeichnet sind Statuten und Abän- zu geben. Solche derungen durch die Vorstandsmitglieder Fahnen bestanden Hölker, Ostlinning und Lückemeier, die bereits vielerorts, polizeiliche Genehmigung erfolgte am 9. offenkundig ohne August 1892 durch den Ehrenamtmann eine behördliche Freiherr von Ketteler sowie den Beigeord- Genehmigung, so neten Theodor Börding. auch in Sassen- berg. Hervorgeho- Die Formulierung der Statuten läßt eine ben ist in diesem eindeutige Tendenz erkennen: Für die Schreiben die Un- Mitgliedschaft im Kriegerverein ist ein zulässigkeit von ausdrückliches Bekenntnis zu Monarchie Anträgen für Fah- und Vaterland unabdingbar, das bedeu- nen mit militäri- tete unzweifelhafte Loyalität zum Ho- schen Emblemen, henzollernhause als Regenten in Preußen was im Folgenden präzisiert wird: Nicht werden solle. Zwar fehlt nicht die Versi- und im Reich sowie ein Bekenntnis zu gestattet seien demnach der Namenszug cherung, der Sassenberger Kriegerverein nationalem Denken, das republikanische, des Kaisers, Ordensbänder, Abbildungen habe bisher nie zu Klagen hinsichtlich demokratische, insbesondere sozialdemo- von Ordensdekorationen und militäri- der patriotischen und königstreuen Hal- kratische Einstellungen ausdrücklich aus- schen Ehrenzeichen. In einem späteren tung aller Mitglieder Anlass gegeben, die schloss. Ministerielle Verfügungen und Schreiben des Ministeriums des Innern ministeriellen Prämissen beziehungsweise Schreiben des Regierungspräsidenten in vom 16.11.1888 wird ferner darauf ver- Einschränkungen für die äußere Gestal- Münster, die sich in den Akten finden, wiesen, dass eine Erlaubnis zur Führung tung der Fahne scheint das Schreiben bestätigen den Eindruck, dass der mon- einer Fahne nur dann erteilt werden kön- aber – bewusst oder in Unkenntnis der archische Obrigkeitsstaat der wilhelmini- ne, wenn die Vereinstatuten in Überein- Sachlage – zu ignorieren. So legt Ketteler schen Ära peinlich genau darauf bedacht stimmung mit den Satzungen des deut- seinem Antrag eine Abbildung von Fahne war, Loyalität einzufordern, was seinen schen Kriegerbundes ständen. In diesem und Fahnenstange bei: Niederschlag fand in exakten Vorgaben, Zusammenhang werden „Treue für Kaiser Es handele sich um eine „Vereinsfahne aus z. B. für die Mitgliedschaft in einem Krie- und Reich“ und der Verzicht auf Erörte- weißer Leinwand, mit dreifachem Rande gerverein oder die Gestaltung der Fahne. rung politischer Fragen genannt. umgeben, wovon der innere rot, der zweite

48 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg weiß, der äußere schwarz ist. Auf der einen Sassenberger Kriegerverein zu machen. fährt z.B., dass dieser in den 70er Jahren Seite der preußische Adler, auf der anderen Dies gilt auch für die Vereinsvorsitzen- des 19. Jahrhunderts sich ständig um ei- eine Abbildung des eisernen Kreuzes mit den, deren Namen sich nur z.T. belegen nen neuen Schießplatz bemühen musste der Umschrift „Sassenberger Kriegerverein lassen (Amtmann Heinrich Möllers, Ott- und auch den Schießplatz des Kriegerver- 1871“. Die Fahnenstange, heißt es er- mann, Dr. Anton Schrewentigges) Den eins bei der Wirtschaft Brameyer an der gänzend, sei mit dunkelroter Leinwand Akten kann man immerhin etwas ent- Greffener Straße benutzte.5 überzogen. Es ist offensichtlich, dass die nehmen über die Mitgliederstärke: äußere Form dieser Fahne keineswegs in Übereinklang mit den ministeriellen Vor- 1887 gaben stand, auf eine bestimmte militäri- 55 Mitglieder sche Symbolik zu verzichten. 1890 6o Mitglieder Mangels vorhandenen Quellenmaterials 1891 lassen sich die weiteren Vorgänge nicht 57 Mitglieder exakt belegen, es erscheint aber keineswegs 1892 abwegig zu vermuten, dass das Erschei- 73 Mitglieder nungsbild der bisherigen Kriegerfahne von der Behörde abgelehnt wurde und man ge- Anders als in zwungen war, sie zu ersetzen. Eine solche einigen ande- Annahme ist schon deshalb plausibel, weil ren Gemeinden die neue Fahne in ihrem Erscheinungsbild des Kreises oder gänzlich abweicht von ihrer Vorgängerin. in der näheren Man verzichtet auf die Reichsfarben, das Nachbarschaft, eiserne Kreuz und den preußischen Adler, wo die Tradition der Untergrund enthält stattdessen eine von Kriegerverei- grüne und rote Umrandung, den schwar- nen weitergeführt zen Reichsadler mit Krone, Eichen- und wird oder diese Lorbeerkranz. Nach der Auffindung der wiederbelebt wur- Fahne wurde diese 2010 fachgerecht re- de, scheint die stauriert und befindet sich heute in der Erinnerung an Schützenhalle im Brook.4 den Sassenber- ger Kriegerverein heute weitgehend Vereinsleben verblasst. Enge in Kaiserreich und Republik Kontakte dürften naturgemäß zum Da sich Mitgliederlisten bisher nicht mehr Bürgerschützen- auffinden ließen, ist es schwer, Aussagen verein bestanden über Einzelheiten der Mitgliedschaft im haben. Man er-

Der Sassenberger Kriegerverein 49 Tatsächlich pfl egte der Sassenberger Krie- Kriegerfeste erfreuten sich keineswegs ge- gerverein vor dem Ersten Weltkrieg ein ringerer Beliebtheit als die Schützenfeste reges Vereinsleben, das nicht zuletzt in des Bürgerschützenvereins, vor allem, Festen seinen Ausdruck fand. weil den ehemaligen Soldaten das Vo- gelschießen erlaubt war. Das Verhältnis der beiden Vereine dürfte eng gewesen sein, gab es doch zahlreiche Doppelmit- gliedschaften. Zugleich in Konkurrenz zueinander stehend, bewarben sich je- doch beide 1884/85 um den Alleeweg vor dem Telgenkamp als Schießgelände6. Der Korrespondenz mit den Behörden ist zu entnehmen, dass diese streng ge- nehmigungspfl ichtig waren. So erging ein Schreiben des Vorsitzenden Ottmann vom 24.1.1914 an das Amt Sassenberg mit der Bitte um Genehmigung der Feier zum Kaisergeburtstag, die am 1. Febru- ar 1914 bei Börding „in derselben Weise wie in früheren Jahren“ abgehalten wer- den sollte. Die Gastwirtschaft Th eodor Bördings sollte auch in späterer Zeit Ver- sammlungsort für derartige Festivitäten sein. Im Geschäftsbuch des Hauses, das Neben seiner Rolle als Festwirt tritt der 1885 begonnen und - allerdings unsyste- Gastwirt Joseph Rolf, wie einige erhalten matisch - bis in die Zeit nach dem Zwei- gebliebene persönliche Dokumente aus- ten Weltkrieg fortgeführt wurde, fi nden weisen, auch als aktives Mitglied im Sas- sich auch Eintragungen zu Kriegerfesten senberger Kriegerverein hervor. Als Aus- der 20er Jahre.7 zeichnung für 25jährige Mitgliedschaft erhielt er einen Orden, gestaltet als eine Neben Th eodor Börding ist es Joseph Kombination aus dem Schinkelschen Rolf (1849-1928), Inhaber einer Gast- Eisernen Kreuz und einer Medaille, ge- wirtschaft Klingenhagen 225, der als tragen an einem Band in den Farben rot, Festwirt tätig war. weiß, grün, den Farben, die auch die neue Fassung der Fahne umranden. So lässt sich dem Gesuch des Krieger- vereins, gerichtet an das Amt Sassenberg Ferner hat sich eine Urkunde (siehe vom 1.6.1914, entnehmen, dass das Stif- rechts) erhalten, die Hermann Joseph tungsfest bei diesem abgehalten wird. Rolf anlässlich des 100. Geburtstages des

50 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Kaisers und preußischen Königs Wilhelm I Dergleichen Zeugnisse sind sehr selten, vom 12.12.1917. Vorausgegangen war mit einer Erinnerungsmedaille aus erbeu- finden sich doch in der Folgezeit nur eine Aktion des Schützenvereins, Pake- teter Kanonenbronze auszeichnet. Unter- spärliche Hinweise auf Existenz und Ak- te mit Lebensmitteln, Spirituosen und zeichnet ist die Urkunde vom Warendor- tivitäten des Kriegervereins. Der Kriegs- Tabakwaren an die Front zu schicken. fer Landrat von Wrede, mit Datum vom ausbruch 1914 machte allen Festivitäten Muhsmann schreibt: „Aber daß ich vom 21. Dezember 1898. Als Rolf 1928 stirbt, von Kriegerverein und Schützenverein Schützenverein eher was erhielt als vom weist ihn die Todesanzeige ausdrücklich ein Ende. Bezeichnend im Hinblick auf Kriegerverein hätte ich nicht gedacht.“9 als „Veteran von 1870-71“ aus.8 deren Wirken ist ein Schreiben des Sol- Vergleicht man Kriegerverein und Schüt- daten Johannes Muhsmann aus Russland zenverein, so lässt sich vermuten, dass

Der Sassenberger Kriegerverein 51 letzterer sowohl was die Mitgliederzahl bemerkte er auch in einem Schreiben an Prof. Dr. Levin Ludwig Schücking (1878- betraf – bei Kriegsausbruch gehörten ihm einen Freund, dass auf Weisung des Amt- 1964) entschieden pazifistische und de- 259 Mitglieder an – als auch im Hinblick manns der „Kriegerverein als die bisher für mokratische Auffassungen vertraten. auf gesellschaftlichen Einfluss dominier- öffentliche Kundgebungen vornehmste Re- te. Liegen für den Schützenverein auch präsentation“ darauf verzichtet habe, die genaue Zahlen über gefallene Schützen- Veranstaltung anzuführen.11 Der Grund Der Kriegerverein brüder vor, so lässt sich dergleichen für für die betonte Zurückhaltung des Krie- unter dem Hakenkreuz den Kriegerverein nicht erstellen. Nach gervereins, die einer Brüskierung gleich- Wiederbelebung des Schützenwesens kam, ist in der Tatsache zu suchen, dass Nach der Machtübernahme durch den 1920 gingen Kriegerverein und Schüt- Prof. Dr. Walter Schücking, nicht anders Nationalsozialismus 1933 gewann der zenverein 1926 daran, eine Schießhalle als seine Brüder der Anwalt Dr. Lothar „Schießsport“ ideologisch eine besondere an der Vogelstange im Brook zu errich- Engelbert (1873-1943) und der Anglist Bedeutung, bildete er doch einen Beitrag ten, wofür es bereits 1914 Pläne gab, zur „Wehrertüchtigung des deutschen die durch den Kriegsausbruch und die Volkes“. Dementsprechend aufmerk- Inflation verschoben wurden. Der Krie- sam beobachtete man den Zustand der gerverein war an den Kosten mit 40% Schießstände. Dies betraf auch den in die beteiligt.10 Jahre gekommenen Sassenberger Schieß- stand. Ein Bericht des Warendorfer Ar- Eine Anekdote, die ein Licht wirft auf chitekten Franz Möllmann an die Ge- die gesellschaftliche Bedeutung des Krie- meindevertretung Sassenbergs vom 2.6. gervereins, ist überliefert aus dem Jahre 1938 wies auf Mängel hin und beschrieb 1930. In diesem Jahre wurde der re- ausführlich die zu einer Renovierung not- nommierte Jurist Professor Dr. Walter wendigen Maßnahmen.12 Schücking (1875-1935) zum Richter am internationalen Gerichtshof in Den Haag Die Finanzierung des aufwändigen Baus ernannt. Schücking, der ausgeprägten Fa- war offenkundig mit erheblichen Kosten miliensinn zeigte und sich immer wieder verbunden, die man auch durch Spen- in Sassenberg im Haus Schücking auf- den der heimischen Industrie aufzubrin- hielt, verbrachte auch diesen September gen gedachte. So erging ein Schreiben 1930 in der Hesselstadt, als ihn das Te- des Amtsbürgermeisters Temme vom legramm mit der Nachricht über die für 16.5.1939 an die Firma Brinkhaus in Wa- ihn und das deutsche Reich so ehrenvolle rendorf mit der Bitte um eine Beteiligung Berufung erreichte. Auch der Sassenber- an den Aufwendungen. Temme erläutert ger Bevölkerung war diese Ernennung darin, dass die Kriegerkameradschaft ihr natürlich nicht verborgen geblieben, so Grundstück von 10ar an die Gemeinde dass man dem Gelehrten einen feierli- abgetreten habe und man plane, einen chen Fackelzug darbrachte. Er selbst stell- neuen Schießstand zu errichten. Es wird te fest, dass der Hof des Hauses Schücking in Aussicht gestellt, dass Werksangehöri- schwarz voller Menschen war, allerdings ge der Firmenniederlassung in Sassenberg

52 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg den Schießstand benutzen können.13 Als Spendierfreudig zeigten sich die von der zeigten sich weitere, durch Benutzung Ergebnis wurden 100 RM gespendet. Ein Schießanlage profitierenden Vereine, so verursachte Schäden, die eine Reparatur weiterer Brief Temmes vom 27.5.1939 an konnte die Vergnügungskommission des erforderlich machten.20 die Warendorfer Weberei führte noch- Schützenvereins einen Beitrag von 100 mals Klage über die gestiegenen Bau- RM beisteuern.17 Die Schwierigkeiten bei Ungeachtet aller dieser Betriebsamkeit bei kosten in Höhe von 5000 RM und wirft der Finanzierung sollten damit aber noch der Förderung des „Schießsports“ in der ein Licht auf die finanzielle Situation der nicht beendet sein. Fiskalische Differen- NS-Zeit, ist nicht zu übersehen, dass alle Stadt am Vorabend des Kriegsausbruchs: zen mit dem Warendorfer Finanzamt um Vereine der „Gleichschaltung“ durch den „Die Finanzlage der Gemeinde hat sich die Grunderwerbssteuer veranlassten den nationalsozialistischen totalitären Staat im letzten Jahre durch den merklichen Bürgermeister, sich an den deutschen unterlagen. Das Instrument, mit dem die Rückgang an Gewerbesteuer erheblich ver- Gemeindetag in Berlin zu wenden und unabhängigen Kriegervereine einer staat- schlechtert, sodaß die Gemeinde gezwungen erst nach einigen Monaten, nach Ein- lich kontrollierten Organisation unterge- ist, diesen Weg zu beschreiten. Der Schüt- beziehung des NS-Reichskriegerbundes ordnet werden sollten, war der in „Deut- zenverein, die Kriegerkameradschaft, die und eines Anwaltes, stellte das Finanzamt scher Reichs-Kriegerbund“ umbenannte Fa. Rath helfen tatkräftig zur Durchfüh- einen Gewerbesteuerbescheid aus. Somit „Kyffhäuserbund“. Ob der Sassenberger rung des Planes mit. In Anbetracht dieser konnte der Schießstand der Gemeinde Kriegerverein, nunmehr „Kriegerkame- Tatsache bitte ich zu prüfen, ob es Ihnen Sassenberg am 8. Juli feierlich eröffnet radschaft“ genannt, diesem Zwangsver- möglich ist, diesen Plan durch einen erhöh- werden und Einladungen zu diesem Er- band beitrat, ist aufgrund fehlender Quel- ten Zuschuß verwirklichen zu helfen, und eignis gingen an die Beigeordneten und len nicht eindeutig zu belegen. erlaube mir den Vorschlag zu unterbreiten, Gemeinderäte Sassenbergs, Vertreter der Sie um einen Betrag von 1/20 der Bausum- NSDAP und SA, „Führer“ von Kriegska- Das endgültige Ende des Kriegervereins me zu bitten.“14 Daraufhin erfolgte eine meradschaft und Schützenverein, örtliche war mit der Niederlage des Deutschen Spende von 100 RM. Honoratioren sowie die Bürgermeister Reiches im 2. Weltkrieg besiegelt. Ein Ge- von Dackmar und Gröblingen.19 setz der Alliierten Militärregierung vom Tatsächlich ging auch von der Sassen- 1.12.1945 legte die Auflösung derartiger berger Kammgarnspinnerei Rath eine Gleichwohl häuften sich in der Folgezeit Organisationen bis zum 25.2.1946 fest Spende von 1000 RM ein, wobei man an- Klagen über Baumängel an der Schieß- und so wurden die Kriegerkameradschaf- merkte: „Unsere Belegschaft erhält dadurch anlage. Nachdem das Kreisbauamt fest- ten Sassenberg (und Füchtorf) ebenso das Recht, auf dem Stand Schießübungen gestellt hatte, dass die Seitenwände nicht wie die Schützenvereine in den Monaten nach einem jeweils festzulegenden Plane genügend lang waren, um Passanten vor Januar und Februar 1946 aufgelöst. Da zu halten. Sassenberg kann stolz auf seinen Querschlägern zu schützen, erging ein eine Übertragung des Vermögens der Ver- schönen Stand sein“.15 entsprechendes Schreiben von Landrat eine an die jeweiligen Kommunen nicht Gerdes an den Sassenberger Amtsbürger- zulässig war, wurden die noch vorhande- Ein am 31.5.1939 an den Warendorfer meister Temme am 9.10.1939. Im folgen- nen Gelder von der Spadaka Sassenberg Landrat Gerdes gerichtetes Gesuch Temmes den Winter stellte man weiter fest, dass an die Stadtsparkasse in Beckum über- um finanzielle Unterstützung durch den die Dachziegel sich nicht als wasserdicht wiesen. Einer Aufstellung für das gesperr- Kreis wurde allerdings vom Kreisausschuss erwiesen und der Versuch der Amtsver- te Konto zufolge, betrug zu diesem Zeit- abschlägig beschieden und dies dem Bür- waltung, die Herstellerfirma haftbar zu punkt der Kontostand der Sassenberger germeister durch den Landrat mitgeteilt.16 machen, gelang nicht. Im Jahre 1942 Kriegerkameradschaft 386,98 Mark.21

Der Sassenberger Kriegerverein 53 Ein verspätetes Nachspiel Ein vom 1.2.1965 datiertes Schreiben Fußnoten, Literatur- und Bildnachweise ging daraufhin an den Rat der Stadt 1 Thomas Rohkrämer Der Militarismus der „klei- Durch die Maßnahmen der alliierten Sassenberg, in welchem man den Wunsch nen Leute“ Die Kriegervereine im Deutschen Militärregierung war dem Kriegerverein nach der Vereinsgründung meldete und Kaiserreich 1871-1914 (Oldenbourg Verlag: München, 1990), S. 27f. vor dem Aufbruch in eine neue Zeit ein um Benennung von Ratsmitgliedern zu 2 Christopher Irmler „Schützen wollen alte Fah- abruptes Ende bereitet. Ganz unerwartet diesem Zwecke bat. 23 In der Antwort ne restaurieren“ Westfälische Nachrichten kamen daher fast zwanzig Jahre später des Amtsdirektors Terwort an den Ver- 17.3.2009 Nr. 64 3 Kreisarchiv Warendorf (KAW) Inventar des Überlegungen von Mitgliedern des Bür- einspräses Max Wilbrand vom 23.4.1965 Amtsarchivs Sassenberg 1589-1938 Kriegerver- gerschützenvereins, den Kriegerverein wurde dieser darüber in Kenntnis gesetzt, eine D 264 Alle weiteren zitierten Dokumente finden sich in dieser Akte wiederzubeleben. Das Protokoll der Ge- dass die Angelegenheit vorerst zurückge- 4 Vgl. Anmerk. 2 sowie Rechnungen im Archiv neralversammlung vom 10. 1. 1965, ver- stellt worden sei, verbunden mit einem des Bürgerschützenvereins fasst von Franz Ostlinning, berichtet über Ausdruck des Bedauerns. 5 August Fennenkötter, Festschrift zum 100-jähri- gen Jubiläum des Bürgerschützenvereins Sassen- diese Vorgänge: berg 1839-1939 (Sassenberg, 1939), S. 9 Tatsächlich war die Debatte um eine 6 Hans Christoph Fennenkötter 150 Jahre Bür- gerschützen-Verein Sassenberg Up Sassenbiärg „Eine längere Aussprache löste dann der Wiederbelebung des Kriegervereins im 20 (1989), S. 44 Bürgermeister aus. Es ist hin und wie- Jahre 1965 von erheblichen Emotio- 7 Geschäftsbuch der Gaststätte Börding im Archiv der laut geworden, dass Interesse für die nen bestimmt. Befürworter und Gegner des Heimatvereins Sassenberg 8 Nachlass Joseph Rolf im Besitz des Verfassers Gründung eines Kriegervereins besteht. Es debattierten heftig miteinander. In der 9 Hans Christoph Fennenkötter S. 29 war ein Zündstoff, der für die Gründung Distanz von fast fünfzig Jahren wird man 10 August Fennenkötter, Festschrift 1939, S. 13 und auch für eine volle Ablehnung war. nüchtern feststellen können, dass derarti- 11 Ulf Morgenstern Bürgergeist und Familientra- dition. Die liberale Gelehrtenfamilie Schücking Ob die Gründung auf Ideale aufbauen, ge Pläne in erster Linie einem Zweckden- im 19. und 20. Jh. (Paderborn, 2012), S. 382 oder ob es nur ein Vorwand ist, der den ken entsprangen, um auf diesem Wege 12 KAW, AA Sassenberg, H 66, ausführlich Bau eines Schießstandes herbeiführen soll, einen Schießstand errichten zu können. zitiert bei Jürgen Gojny Geschichte des Kreises Warendorf. Vom Kaiserreich bis zum Ende der war nicht einwandfrei zu erkennen. Der Anders als in Nachbargemeinden, z.B. NS-Diktatur 1914-1945 Band 2.1: Weltkrieg, 1938 errichtete Schießstand wurde durch oder Freckenhorst 24, existiert Weimarer Republik, NS-Diktatur (Warendorf, 2012), S. 747 die Besatzungsmacht stark geschliffen, teil- der Sassenberger Kriegerverein nur noch 13 Schreiben bei Gojny, S. 748 weise wurde er auch zu einer Wohnung mit in der Vergangenheit, eine historische 14 a.a. O. Kaffeewirtschaft umgebaut. Der Rest der Spurensuche gestaltet sich schwer, wenn 15 Gojny, S. 749 Anlage wurde vor einigen Jahren durch man nach Traditionen sucht, findet man 16 a..a.O. 17 Mitteilung des Bürgerschützenvereins Sassen- die Gemeinde abgebrochen. Ein Antrag des sie, wenn auch nur in Teilen, im Bürger- berg an den Amtsbürgermeister Temme vom Schützenbruders Stücker, einen Ausschuß schützenverein. 12.7.1939. Zitiert nach Gojny, S. 749 18 Gojny, S. 750 aus Interessenten für den Kriegerverein, eine 19 Gojny, S. 750 Abordnung des Schützenvereins und Rats- 20 Gojny, S. 751 mitglieder (sic) zu bilden, die die Angele- 21 Diese Vorgänge finden sich in Akte 55 Amt Sassenberg (KAW) genheit ausarbeiten sollen, wurde nach lan- 22 Archiv Bürgerschützenverein ger und zäher Aussprache fast einstimmig 23 Archiv Bürgerschützenverein angenommen. Es wäre zu begrüßen, wenn 24 Klaus Gruhn „Vom Kriegerverein zur Soldaten- kameradschaft – 125 Jahre Vereinsleben als Teil der Schießsport auch in Sassenberg recht der Freckenhorster Ortsgeschichte“ Frecken- bald wieder aufgenommen werden kann“.22 horst 11 (1995), S. 50-57

54 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Der Sassenberger Kriegerverein 55 56 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Der Festablauf des Bürgerschützenfestes in Sassenberg

Franz-Josef Ostlinning und Hans Christoph Fennenkötter Das Bürgerschützenfest in Sassenberg Letzte Generalversammlung Schussliste wird immer wieder mit gro- findet jährlich von Freitag bis Montag vor dem Schützenfest ßer Spannung erwartet. Hier wird festge- am Wochenende um den zweiten Sonn- legt, welche Mitglieder als erste auf den tag im Juli statt. Das war nicht immer Die Festtage beginnen aber schon eher, Vogel und insbesondere auf die Insignien so, die ersten Schützenfeste wurden zu nämlich eine Woche vor dem Festwo- Krone, Zepter und Reichsapfel schießen Pfingsten gefeiert, zunächst am Dienstag chenende mit der zweiten Generalver- dürfen. Damit nicht immer die gleichen nach Pfingsten und später am Montag sammlung des Jahres, die traditionell Schützen in diesen Genuss kommen, und Dienstag. Seit 1880 war grundsätz- samstags bzw. bis in die sechziger Jahre werden zunächst Anfangsbuchstaben lich das erste Juliwochenende als Termin sonntags vor dem Fest in der Schützen- des Hausnamens und dann die darauf festgelegt, und dieser Termin wurde bis stattfindet. In dieser Versammlung entfallenden Namen gelost und hier be- auf wenige Ausnahmen bis 1939 beibe- stehen weniger die Tagesordnung und kannt gegeben. Bei der Bekanntgabe des halten. Das erste Schützenfest nach dem Beschlüsse auf dem Programm, vielmehr Festprogramms hält an dieser Stelle der Zweiten Weltkrieg war am 24./25. Juli dient die Zusammenkunft der Schützen Oberst einen Appell an seine Mannen, 1949. Von 1950 an wird das Fest jeweils der Einstimmung auf das Fest. Das Ge- ruft alle zur aktiven Teilnahme am Fest am 2. Juliwochenende gefeiert. Seit dem brasa Blasorchester spielt auf, die Mit- und den Umzügen auf und fordert die Jahre 1953 ist der Samstag auch offizieller glieder singen mit, der Schützenkönig nötige Disziplin ein. Festtag, und seit 1989 beginnt das jetzt spendiert ein Fass Freibier und alle freu- viertägige Schützenfest freitags mit einer en sich gemeinsam auf die kommenden Schützenfest-Disco. Tage. Die Bekanntgabe der ausgelosten Vorbereitungen auf das Fest

In den folgenden Tagen, insbesondere ab dienstags, kommen die mittlerweile rund 50 Straßen- und Bogengemeinschaften zusammen, um das Stadtbild Sassenbergs festlich zu schmücken. Hierzu gehört, Eichenlaub zu besorgen, Fähnchen und Wimpelketten aufzuhängen sowie Bögen und Transparente aufzubauen. Natürlich bietet sich bei diesen Treffen der Nach- bargemeinschaften auch reichlich Ge- legenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auf das Schützenfest einzustimmen. Diese Tradition hat ihren Ursprung im Jubiläumsjahr 1964, als zu- nächst die Anwohner der Langefort einen Bogen aufstellten und die Straße festlich schmückten. Nach und nach kamen im- mer mehr Straßen hinzu, und so sorgen Die Generalversammlung 1989 in der alten Schützenhalle war wiederum gut besucht heute die meisten Straßen für ein fest-

58 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg lich geschmücktes Mitglied erhält. In den letzten Jahren ist Ortsbild, was allen eine enorme Entwicklung bei der Betei- Gästen verdeut- ligung der Sassenberger Straßengemein- licht, in welcher schaften zu verzeichnen. Auch in den Stimmung die Sas- Neubaugebieten ist eine immer größere senberger Schüt- Beteiligung festzustellen. Es werden auch zen sind. Der Vor- Straßen und Wege geschmückt, die kei- stand lässt es sich nen Schützenumzug sehen und weit von nicht nehmen, die den Schützengeschehnissen entfernt lie- vielen Straßen- und gen. Gemütliches Beisammensein und Bogengemein- gemeinsames Grillen wird in diesen Tagen schaften am Don- in den Nachbarschaften großgeschrieben. nerstag persönlich Tage vor dem Fest binden die Nachbarschaften die Bögen zu besuchen und Neben den Vorbereitungen der Schützen mit einem guten hatte früher aber auch der jeweilige Fest- Tropfen Danke zu wirt eine Menge Aufgaben zu erledigen sagen. War diese bzw. zu vergeben. Für den seit 2001 täti- Tour anfänglich gen Festwirt Strohbücker aus Everswinkel noch einfach zu ist die Ausrichtung eines Schützenfestes absolvieren, ge- Routine, da jedes Jahr etliche Feste im hört heute schon Auftragsbuch stehen, aber dies war für ein erheblicher die früheren Sassenberger Festwirte noch organisatorischer ganz anders. Ein derartiges Großereignis und zeitlicher Auf- fand in Sassenberg nur einmal im Jahr wand dazu, allen statt und da sich die Sassenberger Wirte Gemeinschaften bei der Ausrichtung abwechselten, war gerecht zu werden. der Wirt auch nur alle paar Jahre an der Seit 1990 werden Reihe. Da zudem die technische Ausstat- auch immer wieder tung nicht mit heute zu vergleichen war, Straßengemein- zogen sich die Vorbereitungen über einen schaften für ihre langen Zeitraum hin und erforderten viel Leistungen mit Kraft und Energie. dem Verdienstor- den des Bürger- Bis 1953 fand das Fest im Brook auf dem schützenvereins Schützenplatz, aber parallel auch in ei- ausgezeichnet, den nem Zelt beim jeweiligen Festwirt statt dann stellvertre- und damit mussten an zwei Orten Vorbe- tend für die ganze reitungen getroffen werden. Das Festzelt Gemeinschaft ein Besuch des Vorstandes 1998 bei den Nachbarn der Schürenstraße für die Bälle wurde im Garten beim Fest-

Der Sassenberger Festverlauf 59 wirt oder in dessen Nachbarschaft auf- Zentner Kartoffeln zubereitet. Das heuti- die neue Turnhalle, die spätere Schützen- gebaut, so z.B. 1952 durch den Festwirt ge Standardgericht Schnitzel in verschie- halle, zur Verfügung stand, verbesserten Gerhard Sondermann in der Breuerschen denen Varianten erlangte erst später die sich die Bedingungen zwar etwas, aber es Wiese zwischen Hessel und Lappenbrink. heutige Bedeutung und Pommes frites blieb ein enormer Aufwand, die Festgäste Die provisorische Küche wurde dann in kamen erst viel später hinzu. Zur Zube- zu versorgen. irgendwelchen Ställen eingerichtet, die in reitung der Gerichte mussten sämtliche der Nähe lagen. Beim Festwirt Sonder- Kücheneinrichtungen und Geräte zu- Getränkestände waren an beiden Orten mann war es dann immer der Hühner- sammengetragen und installiert werden, aufzubauen und zu betreiben. Hierbei stall des angrenzenden Nachbarn Maß- ebenso musste man die Tische und Stühle waren die heute üblichen Kühleinrich- mann, der hierzu umfunktioniert wurde. besorgen und hierher transportieren, da tungen noch nicht vorhanden. Da aber mobile Kücheneinrichtungen und die auch damals schon gekühlte Getränke In der Küche standen insbesondere Sau- Ausstattung des Zeltverleihs bei weitem erwartet und auch angeboten wurden, erbraten, Zunge in Madeira oder später nicht an die heutigen Möglichkeiten he- musste mit Natureis gekühlt werden, auch Rindfleisch mit Zwiebelsoße auf ranreichten. Nachdem das Fest dann ab das in großen Mengen zu den Festplät- dem Speiseplan und es wurden mehrere 1953 komplett im Brook stattfand und zen gefahren wurde. Weinflaschen wur- den in großen Blechwannen mit Wasser und Natureis gekühlt und die Etiketten wurden zum Schutz mit Gummibändern befestigt, um auch die Sorte und Marke des Getränks gegen Ende des Tages noch erkennen zu können.

Auf dem Festplatz selbst gab es zu dieser Zeit nur einen Bratwurststand, an dem es gegrillte Rostbratwurst und ab den sieb- ziger Jahren sonntags nachmittags auch stundenweise Pommes frites gab. Mon- tags morgens wurde an drei Ausgabestel- len Töttchen serviert, das damals sehr beliebt war. In der heutigen Zeit sind auf dem Festplatz nahezu alle Speisen und Getränke in der Küche in der Schützen- halle sowie an den Imbiss- und Geträn- keständen erhältlich, da einerseits die Anforderungen der Festbesucher gestiegen sind und andererseits sich die Zuberei- tung und Ausgabe von Lebensmitteln erheblich vereinfacht haben. Die Wein- und Speisenkarte aus dem Jahr 1966 zeigt ein anders Bild als heute.

60 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Schützenfestfreitag Seit einigen Jahren findet diese Auftakt- im Ort statt, einerseits herrschte auf dem veranstaltung im Festzelt und auf dem Schützenplatz ein buntes Treiben mit Das Festwochenende beginnt seit 1989 Schützenplatz mit einem DJ unter einem den Schießwettbewerben im Mittelpunkt mit der Schützenfest-Disco, in den ersten wechselnden Motto statt. Nach anfängli- und andererseits fanden die Abend- und Jahren trat zu diesem Anlass eine Liveband cher Skepsis, ob diese Veranstaltung auf Tanzveranstaltungen im Haus oder Gar- auf. Während in den achtziger Jahren Dauer angenommen würde, ist der Frei- ten des jeweiligen Festwirtes im Ort zum Auftakt der Pfingstmusikschau des tag heute nicht mehr wegzudenken und statt. Eng verbunden mit dem Samstag Fanfarenzuges die legendäre Band Old bildet insbesondere für die jugendlichen als erstem offiziellem Festtag ist der vom Fashion die Massen in den Brook lock- Besucher einen idealen Festauftakt. Ehrenmitglied Paula Rath gestiftete Mu- te, traten zum Schützenfestauftakt u.a. sikpavillon, der ab 1954 den passenden die ebenfalls bekannten Bands TAFF Rahmen für den Großen Zapfenstreich oder die L.A. Crits auf. Nach der Zeit Schützenfestsamstag bietet. Aus der Tradition des ehemaligen der Livebands war 1999 der Norddeut- sche Rundfunk mit dem überregional be- kannten Programm „NDR 2 on tour“ in die Hesselstadt gekommen, zweimal war auch Radio WAF Ausrichter dieser Party.

Die Messe zum Auftakt des Schützenfestes, ist immer bis auf den letzten Platz besetzt.

Der Schützenfestsamstag war bis 1953 Abends der Ehrengarde hat noch heute nur ein interner Übungsabend der Eh- der jeweilige Kommandeur der Ehrengar- rengarde im Brook, zu dem aber immer de an diesem Tag das Kommando über mehr Besucher eingeladen wurden und den ganzen Verein. Anfangs traten dann auch zahlreich kamen, um das Sassen- die Offiziere und Ehrengardisten sowie berger Schützenfest zu eröffnen. Bis da- die Musiker in Uniform auf, während die Flyer von 1992 für die Schützenfest-Disco. hin fand das Schützenfest an zwei Stellen Schützenbrüder nur als Festbesucher teil-

Der Sassenberger Festverlauf 61 nahmen. Seit dem Ehrengardenjubiläum Buller-Sondermann, der heutigen König- 1996 sind auch alle Schützen aufgerufen, schänke, oder vor dem damaligen Haus in Uniform am Umzug und dem weiteren Börding statt. Verlauf des Festes teilzunehmen. Bis 1996 traten hier nur Vorstand, Alte Das Fest beginnt mit dem Gottesdienst Könige, Offiziere, Ehrengarde und Mu- in der katholischen Pfarrkirche, der mu- siker an, seitdem sind alle Schützen auf- sikalisch vom Gebrasa Blasorchester ge- gerufen. Während die Beteiligung der staltet wird. Zur Eröffnung ziehen der Schützen anfangs noch gering war und Sassenberger Spielmannszug und der nur eine Kompanie antrat, stieg die Zahl Fanfarenzug Sassenberger Landsknechte der Schützen von Jahr zu Jahr an. Mittler- ein. Es ist ein besonderes Gefühl, wenn weile nehmen zwei Kompanien am Um- dieser Gottesdienst, bei dem die Kirche Auch Ehrungen werden vorgenommen, hier Willi zug teil. Musikalisch sind seit Beginn der bis auf den letzten Platz gefüllt ist, mit Bühren zum 60. Königsjubiläum Spielmannszug und das Blasorchester da- dieser Zeremonie beginnt. Bis weit in die sechziger Jahre hinein gab es noch keine Vorabendmessen, ein Umstand, der auf den Festablauf wesentlichen Einfluss hat- te. Das Fest begann bis 1968 am Samstag ohne Gottesdienst, stattdessen fand die Schützenfestmesse am Sonntag im Hoch- amt um 10 Uhr statt. Die Feierlichkeiten am Samstag endeten dann naturgemäß früher als heute, da alle Festteilnehmer am nächsten Morgen rechtzeitig aufste- hen wollten.

Nach dem Abendgottesdienst treffen sich die Schützen und Musiker seit 1968 auf dem Vorplatz des Hotels Börding, um dort um 19.30 Uhr erstmals anzutre- ten. Bis dahin versammelt sich auch das Corps der Alten Könige im Kaminzim- mer des Hotels, um einen Sektempfang abzuhalten und die Jubiläumskönige mit einem Orden auszuzeichnen. Bis 1968 das Hotel Börding an der heutigen Stel- le erbaut wurde, fand das Antreten auf dem Lappenbrink vor der Gastwirtschaft Der Verein ist am Samstag vor dem Rathaus angetreten, um Fahne, Standarte und Vogel abzuholen

62 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg bei, seit 1965 dann auch der im Vorjahr neu gegründete Fanfarenzug Sassenberger Landsknechte.

Der Schützenumzug gestaltet sich am Samstag grundsätzlich wie an den bei- den folgenden Tagen, außer dass die Anzahl der Kompanien noch zunimmt. Die Zugspitze bildet der Schellenbaum, der 2000 erworben wurde. Damit wurde eine Tradition aus der Vorkriegszeit wie- der belebt. Der damalige Schellenbaum ist aber in den Kriegsjahren verschollen und nie wieder aufgetaucht. Das Gebra- sa Blasorchester und der Spielmannszug schließen sich an und spielen die Marsch- musik für die erste Zughälfte. Ehren- garde, Offizierscorps und Reiter, Königs- paar und Throngesellschaft, Vorstand und Alte Könige schließen sich an, bevor Vogel und Hampelmann werden aufgesetzt und begutachtet die erste Kompanie kommt. Nach dem Fanfarenzug Sassenberger Landsknechte Bürgermeisters und des Präsidenten wird Wenn der Umzug im Brook eingetroffen und dem Spielmannszug Milte kommt das Schützenfest an dieser Stelle auch of- ist, versammeln sich der Vorstand, das noch die zweite Kompanie zum Schluss fiziell eröffnet. Bis 1970 führte der Um- Corps der Alten Könige, das Königspaar des Zuges. zug abschließend noch zum Wohnsitz des mit der Throngesellschaft und andere jeweiligen Kommandeurs der Ehrengarde Schützen, unter anderem auch Anwärter Der sich anschließende Umzug fand of- zu einem kleinen Umtrunk, dieser Teil auf den Titel des Schützenkönigs an der fiziell erstmals 1960 statt und führt auf des Festprogramms ist dann aber ersatz- Vogelstange. In diesem Kreis wird der direktem Weg zum Rathaus, um dort die los entfallen, da die Schützen im Brook Vogel präsentiert, begutachtet und auf Fahne des Vereins, die Standarte und den zum Feiern des Schützenfestes erwartet dem Schießstand aufgesetzt. Es beginnt Präsentiervogel der Ehrengarde abzuho- werden. In Jahren mit besonderem Fest- das Fachsimpeln, wann der Vogel wohl len. Mit dieser Tradition wird die Ver- programm. z.B. im Jubiläumsjahr 1989, fallen werde und an welchen Stellen er bundenheit des Vereins mit der Stadt Sas- beim Ehrengardenjubiläum 1996 und wohl besonders empfindlich ist und wo senberg dokumentiert. Wenn auch diese wie auch in diesem Jahr geplant ist, er- der Schütze treffen sollte, um derjenige Vereinssymbole aus praktischen Gründen folgte beim Besuch am Rathaus auch Schütze zu sein, der am Montag den letz- nicht das ganze Jahr im Rathaus liegen, gleich die Kranzniederlegung am Krie- ten Schuss abgeben wird. Schon oft hat soll dies mit dieser Zeremonie angedeutet gerdenkmal, damit die jeweiligen Jubilä- sich im Nachhinein gezeigt, dass sich der werden und Zeichen der genannten Ver- umsfeiern mit Gastvereinen am Sonntag künftige Schützenkönig unter den Betei- bundenheit sein. Mit Grußworten des erfolgen konnten. ligten befunden hat.

Der Sassenberger Festverlauf 63 Früher war das Aufsetzen des Vogels der Nacht zu entwenden und beschädigt kommandeurs treten die Formationen eine schweißtreibende Angelegenheit, in die Gräfte zu werfen. Es gelang einem im Festzelt an und marschieren auf den da der Kugelfang manuell aufgestellt aufmerksamen Schützen aber, das rampo- Schützenplatz vor den Musikpavillon. werden musste oder später von Hand nierte Federvieh zu finden. Während des Die musikalische Gestaltung überneh- an der Vogelstange hochgezogen werden Umzuges am Montagmorgen wurde der men das Gebrasa Blasorchester und der musste. Zu dieser Zeit kam es immer Vogel in der Werkstatt Griestop wieder- Spielmannszug Sassenberg. wieder zu Wettkämpfen oder Wetten hergestellt, und es fiel niemandem auf, zwischen Schützenbrüdern, wer den Ku- dass ein erhebliches Malheur gerade noch Nach dem Zapfenstreich ist der offizielle gelfang wohl schneller oder ohne Abset- verhindert werden konnte. und formelle Teil des ersten Festtages be- zen hochziehen konnte. Der Sieger des endet. Anschließend beginnt im Festzelt Wettbewerbs konnte sich feiern lassen Seit 1954, dem Jahr, in dem vom Ehren- und auf dem Schützenplatz das „gemüt- und die Rechnung am Bierstand hatte mitglied Paula Rath der Musikpavillon liche Beisammensein“. Im Festzelt spielt der jeweilige Gegner zu bezahlen. Seit auf dem Schützenplatz gestiftet wurde, heute eine Tanzkapelle zum Tanz auf. Bis 1995 eine hochmoderne neue Anlage findet um 21.30 Uhr als Höhepunkt 1953 verlief dieser Festteil noch anders, installiert wurde, erfolgt die Beförderung des Festtages der Große Zapfenstreich die Blaskapelle spielte neben Marschmu- des Kugelfangs per Knopfdruck und me- zu Ehren des Schützenkönigs statt. Un- sik ab und zu auch Tanzmusik, die Ehren- chanisch. So war es früher auch üblich, ter dem Kommando des Ehrengarde- gardisten blieben mit einigen Offizieren dass der Hampelmann und der Vogel ge- meinsam im Kugelfang angebracht wur- den, um die notwendige Handarbeit nur einmal verrichten zu müssen. Aufgrund der neuen Anlage ist es kein Problem mehr, den Kugelfang mehrmals während des Festes herunterzufahren. Außerdem erlauben es die neuesten Sicherheitsvor- schriften nicht mehr, dass beide Objekte gleichzeitig beim Schießen im Kugel- fang hängen. Als dies noch der Fall war, kam es gelegentlich vor, dass ein Schütze am Sonntag statt auf den Hampelmann schon mal auf den Vogel anlegte und sich so den Zorn des Schießmeisters zuzog. Einträgen im Kassenbuch des Vereins ist zu entnehmen, dass diese Maßnahme mit einer nicht unwesentlichen Geldbu- ßen belegt wurde, die auch vollstreckt worden ist. Bisher nur einmal und zwar 1961 haben sich einige böse Buben einen schlechten Scherz erlaubt, den Vogel in Der Fanfarenzug stellt die Fackelträger beim Zapfenstreich auf dem Pavillion

64 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg und Offiziellen des Vereins unter sich. ganisation von Empfängen und Auftrit- auf den weiteren Festverlauf vorzuberei- Aus diesen Anfängen resultiert auch noch ten. Lediglich die Königin begleitete den ten. Diese Uhrzeit ergibt sich traditionell die langjährige Ankündigung der Veran- König noch gelegentlich, während auch auch aus dem Umstand, dass früher die staltung auf Festplakaten als „Gemütli- sie auf dem Schützenfest nur noch im Schützenfestmesse um 10 Uhr stattfand ches Beisammensein“. In den folgenden Hintergrund wirkte und keine offiziellen und sich die Offiziere danach zur Bespre- Jahren waren dann alle Mitglieder und Aufgaben mehr hatte. chung zusammensetzten. auch Gäste geladen, ohne dass sich der Ablauf änderte, da die eigentlichen Tanz- Der Schützenfestsamstag dauert bis in die Grundsätzlich ist der Schützenzug so wie veranstaltungen am Sonntag und Montag frühen Morgenstunden des Sonntags an, am Samstag aufgestellt. Allerdings ist die stattfanden. Erst später in den siebziger da das Fest dann erst um 14.00 Uhr fort- Throngesellschaft des Vorjahres nicht Jahren gesellte sich zur Blasmusik eine gesetzt wird. Auch dies war in den Anfän- mehr dabei, sondern nur das Königspaar Tanzkapelle, so dass Tanzmusik für ein gen des Schützenfestsamstags noch anders, wird vom Vorstand begleitet. Vor 1998 breites Publikum geboten werden konn- insbesondere da der Sonntag mit dem war sogar die jeweilige Königin nicht ein- te. Heute ist der Samstag der am besten Besuch des Hochamts früher begann und mal mehr beteiligt. Die musikalische Ge- besuchte Tanzabend, im Festzelt und bei auch sonntags noch eine weitere Tanzver- staltung erfolgt durch die drei Sassenber- gutem Wetter auf dem ganzen Schüt- anstaltung stattfand. ger Musikvereine und zusätzlich durch zenplatz, herrschen buntes Treiben und einen weiteren auswärtigen Spielmanns- ausgelassene Stimmung. Bei dieser Gele- zug, aktuell durch den Spielmannszug genheit treffen sich alle Sassenberger und Schützenfestsonntag aus Füchtorf. Als Gastverein nehmen seit auch viele auswärtige Gäste zum Auftakt 1963 ununterbrochen die Schützen aus des Schützenfestes. Der offizielle Teil des Schützenfestsonn- Pluggendorf teil, mit denen seither eine tags beginnt um 14.00 Uhr mit dem An- enge Freundschaft besteht. Das Königspaar und die Throngesell- treten auf dem Lappenbrink. Bis vor eini- schaft nehmen seit 1993 geschlossen und gen Jahren fiel der Startschuss sogar erst Diese Freundschaft entstand im Frühjahr in festlicher Kleidung am Umzug teil und um 14.30 Uhr, aber aufgrund der stetig 1963 eher zufällig: Auf einer Party kam besetzen auch den Thron im Festzelt, ob- steigenden Zahl der Festteilnehmer und über Maria Fehrenkötter, eine Schwester wohl keine offiziellen Auftritte und Be- Erweiterungen im Festprogramm wurde des damaligen Ehrengardisten Robert suche geplant sind. Es ereignen sich je- die Zeit zum Feiern im Brook zu kurz, so Fehrenkötter, ein Kontakt zu Helmut doch immer wieder Schauspiele vor dem dass der Beginn vorgezogen wurde. Dreßen zustande, der ein aktives Mit- Thron, seien es musikalische Ständchen glied der 1959 gegründeten Pluggen- der Musikzüge oder auch Überraschun- Sicherlich ist es so, dass viele Schützen dorfer Jäger war. Das hervorragende gen der Thronmitglieder für das Königs- schon vor dem Antreten aktiv werden, Erscheinungsbild der Ehrengarde, ihr ka- paar. In früheren Jahren war es nicht üb- sich z.B. in Nachbarschaften oder Freun- meradschaftlicher Zusammenhalt, aber lich, dass das Königspaar samstags oder deskreisen treffen oder auf andere Art auch ihre Feierlust hatten es dem Gast im ganzen Jahr von der Throngesellschaft dem großen Festgeschehen entgegenfie- aus Münster angetan. Bis heute besuchen begleitet wurde. Der Hofstaat sorgte sich bern. Ab 11 Uhr treffen sich beispiels- sich wechselseitig die Schützen aus Sas- lediglich noch im Hintergrund, dass al- weise Mitglieder des Offizierscorps in der senberg und Pluggendorf alljährlich zu les für die Festtage vorbereitet war und Gaststätte Königschänke, um den Sams- ihren Schützenfesten und nutzen auch unterstützte das Königspaar bei der Or- tag Revue passieren zu lassen und sich ansonsten oft Gelegenheiten, gemeinsam

Der Sassenberger Festverlauf 65 miteinander zu feiern oder gemeinsame als Kommandeur der Ehrengarde. Spä- ger Pastore hält an dieser Stelle eine Rede Ziele zu verfolgen. Die enge Verbunden- ter fand dieser Empfang auch noch bei zum Gedenken an die Verstorbenen und heit zeigte sich, indem die Pluggendorfer Hermann-Josef Hülsmann, Heinz Muß- zur Mahnung, den Frieden zu erhalten. Jäger die ehemaligen Kommandeure der mann, Helmut Vinke oder bei anderen Ehrengarde, Franz Arenhövel und Franz Schützenbrüdern statt. Bei dem Festum- Der Umzug zieht weiter über Schüren- Pohl, zu Ehrenmitgliedern ernannten zug sind sie selbstverständlich dabei wie straße, Langefort und Telgenkamp zum und insbesondere im Jahr 2001, als mit auch bei den vielen Treffpunkten später Festplatz im Brook. Dieser Umzug hat Hermann-Josef Hülsmann zum ersten auf dem Festplatz, wo dann die in den sich im Laufe der Jahre mehrmals ver- und auch einzigen Mal in der Vereins- letzten Jahren und Jahrzehnten entstan- ändert. Das Antreten fand immer schon geschichte ein Mitglied aus Sassenberg denen Freundschaften aufgefrischt und auf dem Lappenbrink statt, anfangs aber die Königswürde bei den Pluggendor- vertieft werden. führte der Zug auf direktem Wege zum fer Jägern errang. Auch nach der Fusion Ehrenmal. 1990 zog man erstmals über der beiden Pluggendorfer Vereine, der Der Schützenumzug am Sonntag startet die neu entstandene Straße „Zum Brö- Jäger und der Schützen, im Jahre 2011 vom Lappenbrink aus in Richtung Kirche keland“, so dass auch die Zuschauer des zum Schützenverein „Die Pluggendorfer und führt nach einem Gegenzug, wo sich neuen Baugebietes in den Genuss kom- e.V.“ bleibt diese Freundschaft bestehen alle Schützen einmal begegnen, über den men, dass die Schützen vor ihrer Haustür und werden die bisherigen Traditionen Brökeland und die Schürenstraße zum marschieren. In früheren Jahren führte fortgesetzt. Die Gäste aus Münster treffen Kriegerdenkmal am Rathaus. Hier wird der Rückweg vom Ehrenmal meistens gegen Mittag in Sassenberg in den Rats- zu Ehren der gefallenen, vermissten und über Schückingstraße, Augustin-Wibbelt- stuben ein. In früheren Jahren wurden verstorbenen Mitglieder ein Kranz nie- Straße, Karl-Wagenfeld-Straße, Hermann- sie oft bei Franz Arenhövel empfangen, dergelegt und ihrer in einer Schweigemi- Buschius-Straße, Langefort und Graffel- auch noch lange nach seiner aktiven Zeit nute gedacht. Einer der beiden Sassenber- der Esch zum Schützenplatz, gelegentlich wurde auch die Christian-Rath-Straße einbezogen. Seit 1993 marschieren die Schützen auf dem letzten Teilstück über den Telgenkamp.

Im Brook auf dem Festplatz werden die Schützen bereits von einer großen Zu- schauerschar erwartet und treten auf dem Platz vor dem Pavillon an. Der Präsident begrüßt an dieser Stelle alle Schützen und Gäste, ferner wird das nachfolgende Pro- gramm des Tages im Detail vorgestellt.

Der Schützenfestsonntag steht seit vie- len Jahren im Zeichen der Familien und Kinder. Das Kinderschützenfest, früher Am Sonntag nehmen gerne die Pluggendorfer die Königsbänke in Beschlag vielfach auch als Kinberbelustigung be-

66 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg zeichnet, ist seit Ewigkeiten ein fester Pro- Günter Walter, insbesondere auch die grammpunkt des Schützenfestes. Hierfür Mitglieder der Landjugend Sassenberg- bildete sich innerhalb des Vorstandes eine Dackmar, die sich seit ihrer Gründung eigene Kommission. Das Kinderschüt- 1988 hier engagieren. zenfest findet aber erst seit 1978 sonntags statt, bis dahin war der Nachmittag des Ein Teil des Schützenplatzes wurde in den Montags ab 14 Uhr hierfür reserviert. 1930er Jahren mit verschiedenen Gerä- ten zu einem Kinderspielplatz umgestal- Bereits in der Vorkriegszeit dachten die tet, die auch außerhalb des Schützenfes- Schützen in besonderer Weise an die Kin- tes zur Verfügung standen, heute aber der und Jugend. Damals und auch noch nicht mehr vorhanden sind. Im Rahmen in der frühen Nachkriegszeit war die Leh- des Kinderschützenfestes wurden dann rerschaft der Volksschule in den Ablauf Wurf- und Glücksbuden aufgestellt, im stark eingebunden. Die Kinder wurden Laufe der Jahre kamen dann immer mehr an der Schule und dem Kindergarten ab- Spiele und Unterhaltungsprogramme geholt und standen den ganzen Nachmit- hinzu und für alle Kinder wurden zeit- tag unter der Aufsicht der Lehrpersonen. weise Gutscheine für die Attraktionen Seit 2009 gibt es eigene Kinderkompanie, auf dem Schützenplatz ausgegeben. Hö- die sich nach der Kranzniederlegung in hepunkte waren jahrelang Aufführungen den Schützenzug einreiht und dann ge- eines Kasperle-Theaters, heutzutage wer- meinsam mit den Schützen zum Festplatz den hauptsächlich Geschicklichkeitsspie- zieht. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg le angeboten. stand ab 1950 das Kinderschützenfest wieder auf dem Programm. Aus dem Im Mittelpunkt des Festes stand aber Vorstand war immer ein Mitglied für das meistens das Ringen um die Kinderkö- Kinderschützenfest verantwortlich. Dies nigswürde, das vor dem Krieg erstmals waren zunächst Hermann Meinersmann, 1934 und nach dem Zweiten Weltkrieg dem 1965 Theodor Hülsmann folgte, seit 1959 bis heute wieder ausgerichtet später dann August Korte und Martin wurde. Der Kinderschützenkönig wählt Arenhövel. Heute übernimmt Bernhard sich eine Königin und die Insignienschüt- Kunstleve diese Aufgabe. Ohne Unter- zen bilden mit ausgesuchten Partnern den stützung anderer Mitstreiter ist aber ein Kinderthron. Diese Gesellschaft wird im Kinderschützenfest in dieser Ausprägung Rahmen einer feierlichen Zeremonie ge- gar nicht möglich, so dass sich immer krönt und anschließend mit einer Pony- wieder einzelne Schützen oder ganze kutsche, heute mit der Kindereisenbahn Gruppen und Vereine einbringen und durchs Dorf gefahren. Wie viele Jahre unterstützend tätig sind. Beispielsweise vorher und auch heute noch nimmt der und stellvertretend seien genannt für die Kinderthron in einer eigenen Kutsche am Begegnung der Schützen auf dem Lappenbrink 1950er Jahre Josef Stücker und aktuell großen Festumzug am Schützenfestmon-

Der Sassenberger Festverlauf 67 tag teil, und der Kinderkönig trägt für ein berichtet über vergangene Schützenfeste. Jahr die Kinderkönigskette, die 1994 von Neben den 50-jährigen Jubilaren kommt Heinz Scheffer gestiftet wurde. es gelegentlich vor, dass auch Mitglieder für eine 75-jährige Mitgliedschaft geehrt Neben dem Kinderschützenfest steht der werden können. Dies waren zuletzt 2012 Sonntag im Zeichen der Ehrung der Ju- Bernhard Uphoff sowie 2011 Willi Büh- bilare für 50-jährige Mitgliedschaft mit ren und August Rothaus. einem sternförmigen Orden in Grün- Gold. Seit 1999 findet zu diesem Anlass Während im Festzelt die Jubilarfeier läuft eine Feierstunde im Festzelt statt, zu der und die Kinder ihr Schützenfest feiern, neben den Jubilaren auch alle Schützen findet am Schießstand das Hampelmann- eingeladen sind, die schon über 50 Jahre und Sterneschießen statt. Die Ehrengarde Glückliche Kinder…

bei den Kinderschützenfesten…

Bei Kaffee und Kuchen bilden die Jubilare im Festzelt den festlichen Rahmen für die Ehrungen

dem Verein angehören. Bei einer Kaffee- organisiert im Auftrag des Schützenver- tafel und musikalisch vom Gebrasa Bla- eins das Schießen auf den Hampelmann, sorchester unterhalten findet sich hier an dem überwiegend die jüngeren Schüt- eine gesellige und unterhaltsame Runde zen teilnehmen. In früheren Jahren wur- ein, die den Ehrungen den passenden de neben dem großen Hampelmann am und festlichen Rahmen gibt. Neben Sonntag auch ein kleineres Exemplar am den Ehrungen hält der Präsident einen Montagnachmittag geschossen. Neben geschichtlichen Rückblick in die Jubi- einem Orden erhält der siegreiche Schüt- in den 50er Jahren läumsjahre und jeweils ein Gastredner ze auch noch eine Geldprämie, die so be-

68 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg zengedacht ist. Der Sieger erhält einen Orden in Form eines Holzschuhs und seit 2013 sind nur noch die Mitglieder der neu gegründeten Jungschützenkom- panie für diesen Wettbewerb zugelassen.

Alle anderen Gäste und Schützen werden auf dem Schützenplatz durch ein Platz- konzert der beteiligten Musikvereine un- terhalten, die abwechselnd auf dem Pavil- lon aufspielen. Es hat den Anschein, dass an diesem Nachmittag ganz Sassenberg hier im Brook versammelt ist und auch viele auswärtige Gäste dabei sind. Ins- besondere am Schützenfestsonntag sind viele ehemalige Sassenberger Bürger im Brook anzutreffen, die ihre Heimatstadt anlässlich des Schützenfestes besuchen Die gesellige Runde 1973 sonntags auf dem Schützenplatz… und alte Freunde wiedersehen möchten. messen ist, dass er etwa 100 Gläser Bier Hampelmannschießen noch ein Schieß- Den Abschluss des offiziellen Festpro- spendieren kann. Beim Schießen auf die wettbewerb auf einen Holzschuh statt, gramms stellt die Krönung des neuen Sterne hat jeder teilnehmende Schütze der insbesondere für die jüngeren Schüt- Kinderkönigspaares dar. Die Thronge- fünf Schüsse auf Holzsterne. Sieger ist am Ende derjenige, der die meisten Sterne abschießt. Die Entscheidung fällt hierbei meistens erst in einem Stechen unter den besten Schützen am Montagmorgen. Die besten drei Schützen werden mit Orden in Gold, Silber und Bronze ausgezeich- net. Nachdem 1961 die weiße Hose als verpflichtender Uniformbestandteil ein- geführt worden war, fanden in einigen Jahren sonntags auch noch Schießwett- bewerbe auf Scheiben statt, bei denen insbesondere die Jungschützen Gutschei- ne für den Erwerb dieser weißen Hosen im Geschäft von Herbert Leyer gewin- nen konnten. Seit 2011 findet nach dem …ist der Runde aus 2013 sehr ähnlich

Der Sassenberger Festverlauf 69 sellschaft wird vom Gebrasa Blasorchester der Alten Könige, der Ehrengarde und sich alles nur auf das Schützenfest kon- und einigen Formationen wie Vorstand, der Musikzüge am Montagmorgen muss zentriert. Die meisten Firmen und Ge- Alte Könige und Ehrengarde auf den Pa- organisiert und vorbereitet werden. schäfte sind an diesem Tag geschlossen, villon begleitet, wo der Leiter der Kinder- überall herrscht Feiertags- und Schützen- kommission die Krönung vornimmt. feststimmung. Andererseits haben einige Schützenfestmontag Sassenberger Geschäftsleute ein beson- Auch wenn das offizielle Festprogramm deres Arbeitspensum zu bewältigen. Am gegen 18.30 Uhr endet, verbleiben viele Der Montag ist seit eh und je der Haupt- Beispiel des Friseursalons Jüttner (früher Menschen noch länger in froher Runde festtag des Sassenberger Schützenfestes. der einzige Friseur mit Damensalon) wird im Brook. Bis 1971 fand am Sonntag Zwar haben sich Einzelheiten des Ablaufs deutlich, dass sich insbesondere in den noch ein großer Festball statt, der aller- immer wieder gewandelt, das offizielle Nachkriegsjahren, aber auch noch bis in dings wegen des Programms am Montag Festprogramm aber ist in seinen wesentli- die heutige Zeit am Schützenfestmontag gegen Mitternacht beendet wurde und chen Teilen unverändert geblieben. ein außergewöhnliches Tagesgeschäft ab- immer mehr an Zuspruch verlor, da der spielte, obwohl der Montag im Friseur- Samstag sich als großer Festtag mehr und Auch wenn es sich um einen Werktag handwerk als freier Tag gilt. Schon früh mehr durchsetzte und das Fest am Mon- handelt, merkt man dem ganzen Ort morgens ließen sich besonders vornehme tagmorgen früh begann. Bis 1979 wurde an, dass das öffentliche Leben ruht und Herren, in vollem Ornat und bereits in versucht, an diesem Abend einen Jugend- ball zu veranstalten. Aufgrund mangeln- der Beteiligung wurde aber auch dieser Plan dann aufgegeben.

Statt den Sonntag im Brook zu beenden, treffen sich viele Schützen im Freundes- oder Nachbarschaftskreis oder in den Gaststätten Sassenbergs zum Abschluss des Tages. Hierbei ist es schon häufig vor- gekommen, dass spontan der Entschluss gefasst wurde, am Montag doch auf den Vogel zu schießen, und dass vor Sonnen- aufgang die vorgesehene Königin und die potentiellen Mitglieder der Throngesell- schaft zum Mitmachen überredet waren.

In den Reihen der noch amtierenden Throngesellschaft beginnt in diesen Stun- den bereits die Vorbereitung auf den kommenden Tag, an dem das Königspaar abdankt. Der Empfang des Vorstandes, Selbst in der Kutsche wird am Morgen des Schützenfestmontags noch rasiert

70 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg der Kutsche sitzend, von den eifrigen im dortigen Haus an der von-Galen- Jüttnerschen Gesellen rasieren, bei wel- Straße neben einer neuen Frisur auch ein chem anstrengenden Geschäft Nachbar Duschbad erhalten zu können. Börding mit einem Stiefel Bier assistier- te. Am Nachmittag war es üblich, dass Der frühe Montag war bis in die sechziger der Zeremonienmeister die Namen der und siebziger Jahre eine reine Angelegen- Throngesellschaft an Theo Jüttner weiter- heit für die Schützenbrüder, während die gab, damit man sich dort entsprechend Damen erst am Abend zur Krönung und vorbereiten konnte. Für die Frauen des zum Festball dabei waren und der Kö- neuen Throns war große Eile geboten, nigsball noch einen höheren Stellenwert mussten doch noch Kleider erworben als heute hatte. Aufgrund des gesellschaft- und die Haare frisiert werden. Zur dama- lichen Wandels sind heute viele Familien ligen Zeit fuhren die Frauen nach Waren- und Gäste schon morgens auf dem Fest- Weckruf 1955 auf einem Anhängergespann dorf, um sich in den Geschäften Schwer- platz dabei. Hier hat sich der Festablauf brock, Ebbers oder Hunkemöller festlich zu einem wahren Volksfest entwickelt, einzukleiden. Wer mit dem Kleiderkauf und vielfach dauert der Vormittag bis in fertig war, machte sich sofort auf den die Abendstunden, so dass der Besuch Weg zu Jüttner. Das bewährte Team im beim Königsball etwas rückläufig ist und Damensalon stand bereit, um alle Thron- für einige Schützen heute nicht mehr damen bis zur Krönung um 17 Uhr neu zum Pflichtprogramm gehört. frisiert zu haben. Die Tochter des Hauses Inge Jüttner wie auch die Hutmacherin Früh morgens, offiziell um 5 Uhr und in Ida Habrock mussten auch um 17 Uhr der Praxis bereits ab 2 Uhr ist der Spiel- pünktlich im Brook sein, um der Königin mannszug Sassenberg unterwegs, um die die Krone, Schärpe und weiteren Thron- Tradition des Weckrufs auszuüben. An- schmuck anzulegen. In den folgenden fangs fand dieser zu Fuß, dann mittels Weckruf 1996 auf dem LKW der Fa. Linnemann Jahren ergab sich eine gewisse Entspan- Anhängergespann statt, später wurden nung, da neben Jüttner mit Uekötter und die Musiker auf der Ladefläche eines Petermann weitere Friseursalons hinzu- LKW gefahren (allein Hermann Pelster gekommen waren und der Schützenvor- war mit dem LKW der Firma Linnemann stand versuchte, die Entscheidung beim 25 Jahre als Fahrer aktiv), und heute dient Vogelschießen etwas vorzuziehen. Eine ein Omnibus als Fortbewegungsmittel. schöne und lustige Begebenheit ist aus Bei der Fahrt durch die Sassenberger Stra- dem Jahr 1972 überliefert, als Josef und ßen erklingt immer wieder „Freut Euch Johanna Brandes das Königspaar stellten. des Lebens“, so dass alle Schützen zum Die äußerst knapp bemessene Zeit reichte Auftakt des Schützenfestmontages schon der Königin nicht, um noch im eigenen vor dem ersten Hahnenschrei geweckt Haus am Lappenbrink zu duschen. Doch werden und an weitere Bettruhe gar nicht ein Anruf bei Theo Jüttner genügte, um mehr zu denken ist. Die Musiker fahren Beim Weckruf 2013 bei Manfred und Andrea Averesch

Der Sassenberger Festverlauf 71 Das Frühstück beim König Hermann-Josef Hülsmann 1988 und 25 Jahre später bei seinem Sohn Michael, dem König von 2012 besonders gern die Häuser der Vorstands- auch schon bald die Mitglieder des Vor- und den Bürgermeister zu einem gemein- mitglieder und Alten Könige an, spielen standes sowie die Alten Könige, die Mu- samen Frühstück ein. Parallel treffen sich dort auf und stellen sicher, dass die Her- sikzüge und die Ehrengarde einfinden. auch die Alten Könige, die Ehrengarde ren rechtzeitig für den Tag geweckt und und die Musikzüge jeweils zu einem ge- gerüstet sind. Von dieser musikalischen Das Königspaar lädt zum Beginn des meinsamen Frühstück an verschiedenen Fahrt sind auch etliche Rituale aus alten Hauptfesttages den Vorstand, die Pastöre Orten der Hesselstadt und auch diverse Zeiten überliefert. So war es in den fünf- ziger Jahren üblich, dass z.B. im Geschäft Fischer-Taake eine Palette rohe Eier ver- zehrt wurde und die Eier auf den Spitzen des gegenüber liegenden Brückengelän- ders aufgespießt wurden. Beim Nachbarn Börding gab es für die Musiker eine Tasse Suppe, beim Friseur Theo Jüttner eine Fla- sche Schnaps und in der Bäckerei Aren- hövel frische Brötchen. Bis in die heutige Zeit ist es üblich, dass die Musiker von den besuchten Schützen und vielen Ge- schäftsleuten gut versorgt und gestärkt werden, damit sie nach der Frühschicht auch den ganzen Schützenfestmontag noch gut überstehen. Der Weckruf endet gegen sechs Uhr mit einem Besuch beim amtierenden Schützenkönig, wo sich dann Franz Deitert spielt auf der Drehorgel beim Königsempfang 1998

72 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Gruppen von Schützen, seien es Freun- deskreise, Nachbarschaften oder Fami- lien, finden sich so zusammen. Die hei- mischen Gastwirte und Cafés haben sich in den letzten Jahren auf diese Situation eingestellt und bieten die Möglichkeit ei- nes opulenten Frühstücks an. Alle berei- ten sich so auf den schönsten, aber auch sehr anstrengenden Montag des Jahres vor und legen die Grundlage für einen unvergesslichen Tag, der jetzt mit dem Abholen des Königspaares beginnt.

Dieser Besuch beim Königspaar ist heu- te organisatorisch nicht immer einfach in den Ablauf des Schützenfestes zu in- tegrieren. In früheren Jahren, als Sassen- Am Montagmorgen wird auf dem Lappenbrink präsentiert und gemeldet berg noch kleiner war und das Abholen von zuhause nur in festgelegten Grenzen Ehrengarde erstattet dem Königspaar aufgrund ihrer Größe schon von weitem Sassenbergs stattfand, war dies sicherlich die Meldung, dass die Formationen zur erkennbare Krone vor der Gaststätte Kö- noch einfacher. Falls der König dann wei- Abholung des Königspaares vollständig nigschänke, unter der das Königspaar die ter außerhalb wohnte, wurde er nicht bei angetreten sind. Die jetzt folgende Stun- Parade abnimmt. sich, sondern an einem geeigneten Ort de im Garten der Königsresidenz ist an auf halbem Weg zur königlichen Wohn- Stimmung und Freude kaum zu überbie- Wenn die genannten Formationen vom stätte abgeholt. Um allen Königen diesen ten. Alle Beteiligten machen sich dann Königshaus hier eintreffen, sind bereits ehrenvollen Besuch bieten zu können, gemeinsam zum Lappenbrink auf, wo um bis zu 1.000 Schützen in drei Kompanien sind heute umfangreiche Planungen für 8.30 Uhr der ganze Verein angetreten ist. sowie vier weitere Musikzüge angetreten den Ablauf und eventuell auch ein Einsatz und erwarten das Königspaar. Es ist für von Bussen notwendig, damit der weitere Der Lappenbrink ist außerhalb des Fest- alle Beteiligten und Zuschauer ein erstes Ablauf des Festtages nicht verzögert wird. platzes im Brook die Hauptstraße des spektakuläres Ereignis, wenn das Königs- Schützenfestes. Dies wird allein schon paar, der Vorstand und die Alten Könige Nachdem das Königspaar den Vorstand durch den umfangreichen Straßen- hier eintreffen, den zehn geschmückten gut bewirtet hat, treffen auch die Alten schmuck deutlich, den die Anwohner Kutschen entsteigen und vor der Front Könige mit einem Kutschenkorso ein zum Schützenfest anbringen. Wimpel- der Königschänke, dem früheren Wohn- und begrüßen die noch amtierende Ma- ketten und Fahnen wie an den meisten sitz der fürstbischöflichen Amtsrentmeis- jestät mit einem kräftigen Horrido. Das Häusern aller Straßen sind auch hier ter, ihre Aufstellung für die große Parade Gebrasa Blasorchester, der Fanfarenzug selbstverständlich, aber auf dem Lappen- und den Festumzug einnehmen, nach- und die Ehrengarde kommen kurze Zeit brink sind insgesamt fünf große Transpa- dem sie die Front der Schützen abgenom- später hinzu und der Kommandeur der rente oder Bögen aufgebaut, darunter die men haben.

Der Sassenberger Festverlauf 73 Die Ehrengarde meldet an dieser Stelle und zur Parade bereit sind. Es ist schon drei Sassenberger Schützenkompanien. dem Hauptmann ihr vollzähliges Erschei- ein imposanter Eindruck, wenn zu den Neben den beiden genannten Musik- nen, der Hauptmann wiederum meldet Klängen des Petersburger Marsches der zügen nehmen noch der Fanfarenzug dem Oberst dann, dass der Verein zur nicht enden wollende Schützenzug im Sassenberger Landsknechte und aktuell Parade vollständig angetreten ist. Dann preußischen Paradeschritt (Stechschritt) die Spielmannszüge aus Füchtorf und nimmt der Oberst die präsentierenden an Königspaar, Vorstand und Alten Kö- Milte sowie die Neue Stiege Waldkapelle Formationen ab. Er muss dies schon aus nigen vorbeimarschiert. aus Münster teil. Sowohl die Ehrengar- Zeitgründen zu Pferde tun, denn die Li- de als auch die drei Kompanien werden nie der Schützen, in drei Reihen gestaffelt, Der sich an die Parade anschließende jeweils von drei Reitern angeführt. zieht sich vom vorderen Lappenbrink bei große Festumzug ist der längste während Mußmanns bis hinter die Einmündung der Schützenfesttage und führt vom Lap- Über diese beschriebene Strecke führt der der Hesselstraße hin, - soweit das Auge penbrink über die Hesselstraße, Drosten- große Festumzug schon seit 1974. Dies reicht, könnte man sagen, und die Sas- straße, Tondorfstraße, Auf dem Düsen, macht im Vergleich zu früheren Wegstre- senberger Schützenbrüder müssen ihrem Klingenhagen, von-Galen-Straße und cken deutlich, wie erheblich Sassenberg verehrten Ortsgründer, dem Fürstbi- Brookstraße zum Festplatz. gewachsen ist. Eine weitere Ausdehnung, schof Christoph Bernhard von Galen, um noch mehr neue Baugebiete einzube- noch heute danken, dass er ihnen mit der Der Festumzug am Montag wird von den ziehen, wäre für die vielen Zuschauer und langen, schnurgerade auf den Kirchturm Herolden angeführt und durch ihre Fan- Anwohner sicherlich wünschenswert, aber ausgerichteten Lindenallee, dem soge- farenklänge angekündigt, ihnen folgen den beteiligten Schützen kaum zumutbar. nannten Neuen Münsterweg, eine so her- die Pferdekutschen mit dem Königspaar, In den Jahren zuvor führte der Umzug vorragende Paradestrecke beschert hat. Präsident, Bürgermeister und den Pastö- lediglich vom Lappenbrink über die von- Nachdem also der Oberst, mit der Hand ren, den Vorstandsmitgliedern und den Galen-Straße, Klingenhagen, Antegoren am Hut und im verhaltenen Galopp die Alten Königen. Es folgen der Schellen- und Schachblumenweg zum Festplatz. Al- Front abgenommen hat und im leichten baum, das Gebrasa Blasorchester und der ternativ führte der Weg der Schützen in ei- Trab zurückgekehrt ist, meldet er dem Spielmannszug Sassenberg, die Ehrengar- nigen früheren Jahren auch von der ande- Königspaar, dass alle Schützen angetreten de, die Gäste aus Pluggendorf sowie die ren Seite Sassenbergs zum Festplatz über

74 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg die Schürenstraße, Schückingstraße und durch die dortigen Wohngebiete schließ- lich am Freibad vorbei in den Brook.

Ein besonderer Blickfang im Schützen- umzug am Montag sind die bis zu zehn Kutschen und bis zu 15 Reiter einschließ- lich der Herolde , die früher grundsätzlich von Sassenberger Schützen selbst gestellt wurden. Die Reiter sind heute überwie- gend immer noch Mitglieder des Vereins, die Stellung von Kutschen aus den ei- genen Reihen wurde im Laufe der Jahre aber zum Problem, da aufgrund der Mo- torisierung die Anzahl eigener Kutschen abnahm. Bis Ende der sechziger Jahren Das Königspaar 1970 – Franz und Brigitte Deitert, im Hintergrund der Festwagen fuhren u.a. August Vogt, Bernhard Elleb- racht, Bernhard Tarner, Theo Hülsmann, anderen genannten Personen auf einem Jahre war der Schützenverein gemeinsam Heinrich Oetter und Josef Fischer bis zu Festwagen, der vom Bürgerschützenverein mit der Reitverein Milte-Sassenberg Eigen- sechs Kutschen, in denen Ehrengäste, das Greffen geliehen war, transportiert wur- tümer einer Kutsche, die dann allerdings Königspaar, Alte Könige, Vorstände und den. Dieses Gespann fuhr Heinrich Vogt. gestohlen wurde und bis heute nicht wie- Veteranen chauffiert wurden. Ab Ende der siebziger Jahre wurde dieser der aufgetaucht ist. Auch nach dem Schüt- Wagen dann wieder durch Kutschen er- zenumzug stehen die Kutschen den ganzen Ab 1970 fuhr dann nur noch Josef Fischer setzt, die heute allerdings ausnahmslos von Montag im Brook bereit und können von und später Bernhard Ellebracht jun. eine auswärtigen Kutschern gestellt und gelenkt den Schützen und Gästen gegen ein Ent- Kutsche für das Königspaar, während alle werden. Zeitweise bis Ende der achtziger gelt für den Heimweg genutzt werden.

Der Sassenberger Festverlauf 75 Schützenvolk, werden Verdienstorden mit dem Kleinkalibergewehr geschossen. vergeben und Beförderungen von Offi- Sollte sich der Vogel dann immer noch in zieren ausgesprochen, bevor das bunte stabilem Zustand präsentieren, wird das Treiben auf dem Schützenplatz mit dem Schrotgewehr aufgelegt. Ringen um die Königswürde im Mittel- punkt beginnt. Die Abläufe am Schießstand und der Umgang mit den Waffen haben sich im In früheren Jahren bis in die siebziger Laufe der Zeit erheblich gewandelt, wozu Jahre hinein war es üblich, dass sich die auch die verschärften Sicherheitsaufla- komplette Ehrengarde nach dem Abtre- gen beigetragen haben. In früheren Zei- ten in die Stadt aufmachte. Mit Kutschen ten wurden die Gewehre frei aufgelegt, oder dem Festwagen fuhr die Garde alle während sie heute fest eingespannt sind. Gaststätten an und nahm einige Geträn- Der Schießstand ist seit 2002 weiträumig ke zu sich, bevor sie dann wieder auf dem abgezäunt. Hiermit und weiteren Sicher- Festplatz im Brook dem neuen Königs- heitsauflagen sowie einer regelmäßigen paar die ersten Glückwünsche überbrach- behördlichen Abnahme des Schießstan- te. Der Kreis der ehemaligen Königinnen des wird versucht, eine möglichst hohe trifft sich nach dem Antreten und der Pa- rade auf dem Lappenbrink zu einem ge- meinsamen Frühstück, das gewöhnlich in der Gaststätte Königschänke stattfindet. Anschließend fahren die Damen mit den Kutschen in den Brook, wo sie vom Präsi- denten und dem Kommandeur der Alten Könige begrüßt werden. Beim anschlie- Die damaligen Vorstandsmitglieder Werner Mai- ßenden Sektempfang werden die Jubilä- baum und Heinz Scheffer mit der Kanone, die umsköniginnen mit einem Blumenstrauß von den Miltern Kanonen-Jupp und Kartuschen- Albert vorgefahren wurde. Zu Ehren der neuen geehrt. Majestät wurden lange Jahre Salutschüsse abge- feuert Nach den Ehrenschüssen des noch am- tierenden Königs, des Präsidenten und Auf die Ankunft des Zuges auf dem der Geistlichkeit sind zunächst die in Festplatz im Brook folgt eine kurze Pha- der Schussliste ausgelosten Schützen an se mit Ansprachen und Ehrungen. Der der Reihe und versuchen, die Insignien Präsident begrüßt alle Anwesenden, ins- Krone, Reichsapfel und Zepter zu schie- besondere die Königs- und Jubiläums- ßen. Anschließend lichten sich die Rei- paare, Vertreter des öffentlichen Lebens hen der ambitionierten Schützen und es und Gäste. Nach Grußworten spricht verbleiben nur noch die wirklichen Kö- die scheidende Majestät nochmals zum nigsaspiranten. Bis ca. zwölf Uhr wird Die Freude über den letzten Schuß ist grenzenlos

76 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Sicherheit für alle Beteiligten zu gewähr- leisten. Für die Einhaltung der Sicher- heitsvorschriften und die Regelung des Schießens ist der Schießmeister zustän- dig und verantwortlich, der heute aus den Reihen des Vorstandes kommt und über die notwendigen Zulassungen verfügt.

Zwischen 12 und 13 Uhr und nach 400 bis 600 Schüssen fällt meistens die Ent- scheidung an der Vogelstange. In den ers- ten Nachkriegsjahren konnte dies auch erst nach 15 Uhr, in manchen Jahren auch schon mal um 11 Uhr sein. Die un- terlegenen Mitbewerber tragen den neu- en Schützenkönig zum nächstgelegenen Bei der Thronbesprechung werden die Thronpaare bekannt gegeben und der weitere Ablauf geplant

Bierstand, wo dieser dann ein Fass Frei- den und bereits im Brook sind, so dass die bier auflegen lässt. Zusammenstellung des Hofstaates nicht mehr lange dauert. In früheren Jahren Der scheidende Schützenkönig kommt war es durchaus üblich, dass dies vorher mit der Ehrengarde und dem Gebrasa nicht abgestimmt war und die Königin Blasorchester zum neuen Oberhaupt und wie auch die Thronpaare nicht auf dem überreicht die kleine Königskette. Bei Festplatz waren. Dies galt insbesondere der anschließenden Thronbesprechung für die Frauen, da der Montagmorgen im Festzelt steht zwar zunächst die Ge- des Schützenfestes eine reine Angelegen- selligkeit im Vordergrund, aber jetzt wird heit der Männer war. Zur Information auch die Thronbesetzung festgelegt und und Einholen der Zusage war es dann oft bekannt gegeben. Bei dieser Gelegenheit nötig, dass der Oberst mit seinen Adju- werden der scheidenden Königin unter tanten und anderen Reitern ausrücken Teilnahme vieler ehemaliger Königinnen musste. und Könige in einem feierlichen Rahmen die Schärpe und die Krone abgenommen Vor dem Zweiten Weltkrieg wählte der und ihrer Nachfolgerin bereits überreicht. König seine Königin grundsätzlich aus der Nachbarschaft oder dem Freundes- In heutiger Zeit ist es üblich, dass die Kö- kreis, danach kam es 1952 erstmals vor Der „alten“ Königen wird direkt die Krone abge- nigin und auch die Thronmitglieder in und seit Mitte der sechziger Jahre ist es nommen die Pläne des Schützenkönigs eingebun- üblich, dass der König seine Frau oder

Der Sassenberger Festverlauf 77 Den Höhepunkt des Schützenfestes macht aber nach wie vor die Proklama- tion des neuen Königspaares dar. Seit 2009 treffen sich die Schützen hierzu mit ihren Partnern um 19 Uhr auf dem Lap- penbrink und ziehen mit einer Polonaise zum Festplatz. Dort findet dann auf dem Pavillon die feierliche Krönungszeremo- nie statt. Der Schützenkönig wird mit der Königskette dekoriert und die Thronge- sellschaft wird offiziell vorgestellt. Neben weiteren Ehrungen und Auszeichnungen wird an dieser Stelle auch die scheiden- de Majestät in die Reihen des Corps der Alten Könige aufgenommen. Direkt nach der Krönung wird der Königsball im Festzelt mit dem Tanz des Königspaares eröffnet. Zahlreiche Gratulanten machen

Bei der Proklamation des neuen Königspaares gibt es auch ein Gläschen Wein

Lebensgefährtin zur Königin wählt und tung des heimischen Herdes, wenn sie auch die Throngesellschaft aus festen Paa- nicht schon vorher von ihren Frauen ren besteht. Seit 1972 ist es bis heute in oder Kindern abgeholt worden waren, allen Jahren so gewesen, dass die Königin damit die Teilnahme am Königsball die Ehefrau oder Partnerin des Königs nicht gefährdet war. Mehr oder weniger war. Zuvor war es üblich, dass in der pünktlich konnte der Festwirt viele Stän- Nachbarschaft oder Clique durchgewech- de schließen und für den Abend wieder selt wurde und nicht die eigene Frau auch vorbereiten. Im Laufe des Nachmittags Königin war. Ein offizieller Grund hierfür fanden bis in die siebziger Jahre noch ist nicht bekannt, wohl aber könnte eine die Kinderbelustigung und das zweite, Teilung der Kosten des Königsjahres hier- kleine Hampelmannschießen statt. Im für ein Grund gewesen sein. Laufe der folgenden Jahre wurden zwar offizielle Teile des Festablaufs auf dem Zu dieser mittäglichen Stunde war der Schützenplatz gestrichen, jedoch feiern erste Teil des Schützenfestmontages frü- leider immer mehr Schützen den Mon- her nahezu beendet, und die meisten tagnachmittag durch und verzichten auf Mit Freude nimmt der König die Parade zu seinen Schützen begaben sich allmählich Rich- eine Teilnahme am Königsball. Ehren ab

78 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Bei der Polonaise machen sich die Schützen mit ihren festlich gekleideten Damen zur Krönung auf den Weg. Bis 2008 fand die Polonaise nach der Krönung statt, wie auf dem Bild von 1988 zu sehen ist. dem neuen Regenten die Aufwartung, sechziger Jahre sogar vor dem Haus des insbesondere die alte Throngesellschaft, Königs bzw. auf dem Weg dorthin, falls die Ehrengarde sowie der Vorstand und der König zu weit außerhalb wohnte. die Alten Könige ziehen mit einer der Dieser Umzug führte bis Mitte der sech- Musikkapellen in das Festzelt ein und ziger Jahre auch noch durch den Garten überbringen die Glückwünsche. Weite- und über das Firmengelände der Firma re Gruppen wie Familie, Nachbarschaft, Gebrasa, was den Stellenwert der Familie Arbeitskollegen und Vereine schließen Rath für den Schützenverein und Sassen- sich bis gegen Mitternacht an, so dass vor berg unterstreicht. Zur Polonaise wurde dem Königsthron immer ein buntes und im Rahmen des Königsballs um 21 Uhr unterhaltsames Treiben herrscht. aufgerufen. Sie führte vom Festzelt bis zum Garteneingang der Villa Rath. Erst Die Krönungszeremonie war in der Ver- ab 1987 fand die Polonaise zum Auftakt gangenheit deutlich früher, und zwar um des Königsballs um 20 Uhr ab der Gast- 17 oder 18 Uhr. Dies war umso prob- stätte Königschänke statt. lematischer, je später der Vogel fiel. Zur Krönung traten die Schützen in ihren Der Königsball dauert bis zum Morgen- Formationen im Brook an und nach der grauen. Erst gegen fünf Uhr macht sich nen offiziellen Programmpunkt han- Krönung führte der Schützenumzug wie- die ganze Gesellschaft mit einigen Musi- delt, hat sich diese Heimbegleitung seit der in die Stadt, wo eine Parade zu Ehren kern auf, um das Königspaar nach Hause Jahrzehnten etabliert. Beim Königshaus des neuen Königspaares stattfand und zu begleiten. Obwohl es sich bei diesem werden dann alle noch mit Kaffee, Bier zwar auf dem Lappenbrink, bis in die letzten Umzug des Festes nicht um ei- und Brötchen bewirtet, bevor das Fest

Der Sassenberger Festverlauf 79 beendet wird. Es hat sich in Sassenberg längst herumgesprochen, dass sich zum Schluss des Schützenfestes hier nochmals ein Höhepunkt ereignet, den man nicht verpassen sollte.

Während sich nach diesem letzten Akt des Schützenfestes die meisten Fest- teilnehmer auf den Heimweg begeben, finden sich immer wieder so genannte „Dienstagsbrüder“, die bis in den Tag hi- nein weiterfeiern und hierbei zahlreiche Institutionen und Personen in der Stadt überraschen. Die letzten Musiker und Schützen besuchen z.B. das Rathaus, die Banken und andere Geschäfte, die Schu- len, den Bürgermeister oder die Pastöre. Im Morgengrauen herscht beim König reges Treiben…

Aber irgendwann sind dann alle Schüt- zen und Festteilnehmer des Feierns müde und benötigen eine Ruhepause. Lediglich der Vorstand versammelt sich am späten Nachmittag bereits wieder im Brook, um ein Resümee des Festes zu ziehen und ei- nige Aufräumarbeiten zu erledigen. Nach einem Besuch beim Königspaar, zu dem sich auch die Throngesellschaft einfindet, wird das Schützenfest (nun aber wirklich und unwiderruflich) in einer örtlichen Gastwirtschaft beendet. In der Woche nach dem Fest müssen sich natürlich noch die Bogen- und Straßengemein- schaften treffen, um den Straßenschmuck wieder abzunehmen und die wichtigsten Vorkommnisse der vergangenen Tage zu erfahren und zu kommentieren. Schon zu diesem Zeitpunkt freut sich ganz Sassen- berg bereits wieder auf das Schützenfest … und die letzten Gäste werden noch gut bewirtet im nächsten Jahr.

80 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Impressionen vom Schützenfestmontag

Der Sassenberger Festverlauf 81 82 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Das Diadem der Königin

Dr. Elisabeth Baxhenrich-Hartmann In den männerbündischen, vornehm- Die sechs quellenmäßig belegten Schüt- lich den von militärischen Traditionen zenfeste aus der Mitte des 19. Jahrhun- bestimmten Schützenvereinen des 19. derts bezeugen die sich erst allmählich Jahrhunderts ist der Anteil der Frauen etablierte Tradition des Schützenwesens, ausschließlich auf den festlich-dekorati- dessen Königen von Beginn an jeweils ven Rahmen der Schützenfeste als Kö- eine Königin zur Seite stand. Diese wird niginnen beschränkt. In Sassenberg bis in den, in dieser Hinsicht sorgfältig ge- 1888 nur auf die Person der Königin führten Unterlagen, ausführlich mit allein, danach um den zugehörigen Hof- Namen, Stand, Wohnung und gegebe- staat erweitert, der, indem er den weib- nenfalls Ehemann und Lebensdaten ge- lichen Anteil vergrößerte, vornehmlich nannt. Mit dem neu hinzugenommenen dazu diente, den festlichen Charakter des Hofstaat gewinnt der Festcharakter des Schützenfestes zu steigern, die Bedeutung Schützenfestes dann seit 1888 zuneh- des Schützenwesens selbst und seine noch mend seine zeremonielle und repräsen- nicht allgemein verbreitete Akzeptanz in tative Struktur und im Rhythmus der der Bevölkerung Sassenbergs zu festigen jährlichen Feier eine Kontinuität, die mit Hochzeitsfoto von Heinrich Lackamp und Josefa und auf eine größere gesellschaftliche Ba- Ausnahme der Kriegsjahre beider Welt- Lackamp geb. Gerbaulet, Mai 1914 sis zu stellen. Brüderlicher Zusammen- kriege, bis auf den heutigen Tag anhält. Foto: J.H. Jäger, Harsewinkel halt, Solidarität und Gemeinsinn waren Darüber hinaus sind die seit den Anfän- die Leitbilder. gen geführten schriftlichen Belege über war, seitdem das häusliche Anwesen mit die Zusammensetzung des Hofstaates Gastwirtschaft und Laden zwei Jahre zu- Darüber hinaus sollten jene Standes- eine Fundgrube zur Erforschung der fa- vor am 15. August Maria Himmelfahrt schranken, die in der Feudalgesellschaft miliären, nachbarschaftlichen und gesell- 1893 durch Blitzeinschlag getroffen, bis des 19. Jahrhunderts noch vorherrsch- schaftlichen Verflechtungen innerhalb auf einen Gebäuderest abgebrannt und ten, wenigstens für die Zeit des Schüt- der Sassenberger Bevölkerung.2 1895 soweit wieder hergestellt war, dass zenfestes aufgehoben werden, zuguns- der Gastwirt Joseph Rolf offiziell als fünf- ten eines gemeinsamen Volksfestes im Als die junge Josefa Gerbaulet aus Har- ter in die Reihe der Festwirte aufgenom- fröhlichen und festlichem Miteinander sewinkel den Gastwirt Heinrich Lack- men wurde. Begünstigt wurde das erste beider Geschlechter, aller Altersgruppen amp im Mai 1914 ehelichte, übernahm Schützenfest im Hause durch die Nach- und Stände. Der ritualisierte Charakter sie mit der Heirat den weiblichen Tätig- barschaft am Klingenhagen mit dem des Festumzuges und der Schützenfeier keits- und Verantwortungsbereich in der frisch gekürten Schützenkönig Hermann mit Parade, Uniformen, Fahnen, Orden Gastwirtschaft des Festwirts und Witwers Brameyer und seiner Königin Elisabeth und Ehrenzeichen wurde gesteigert in Joseph Rolf, der eine Generation früher Borgmann, nebst Hofstaat. dem dekorativem Blumenschmuck und die Witwe Anna Lackamp im Hause der festlichen Kleidung der Damen, um Klingenhagen 225 geheiratet hatte. Im verregneten Sommer 1900 drohte ein jenen besonderen Glanz zu verleihen, der Existenz gefährdender Verdienstausfall in den Zeremonien der Monarchie und Die junge Braut wurde damit Mitglied dem für dieses Jahr mit der Organisati- ihren nationalstiftenden Symbolen ihr einer Familie, die seit 1895 dem Sassen- on beauftragten Festwirt Joseph Rolf, der Vorbild hatte.1 berger Schützenwesen eng verbunden aber durch die Solidarität der Sassenber-

84 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg ger Bevölkerung und auf Intervention Leider sind keine Fotos der Thronge- Europa mit dem Ausbruch des Ersten des Schützenvereins bei der Behörde in sellschaft von 1914 überliefert, die Auf- Weltkriegs zur schicksalhaften Katastro- Warendorf abgewendet wurde. Danach schluss über Person, Kleidung und Insi- phe wurde, sowohl im Individuellen wie wurde die einmalige Sonderregelung ge- gnien des Königspaares geben. Erhalten im Kollektiv-Nationalen. Die erst 25-jäh- währt, einen Schützenball im Hause am hat sich das Foto der Throngesellschaft rige Königin und die junge Throndame 23. September desselben Jahres ausrich- von 1910, zugleich das älteste seiner Art. gleichen Namens wurden innerhalb eines ten zu dürfen. 1908 war die Gastwir- Der streng anmutende Charakter des Jahres Witwen. Sie mussten mit den an- tin und Ehefrau Anna Rolf verwitwete Fotos ist im symmetrischen Aufbau der deren Sassenberger Familien das Schick- Lackamp die Königin des Königs Bern- Personengruppe begründet, in welcher sal und den schrecklichen Verlust erlei- hard Borgmann, der schon 1895 zu jener das stehende Königspaar flankiert wird den, der jene 35 jungen Schützenbrüder Throngesellschaft gehörte, der seine Ehe- von den beiden Paaren der Throngesell- traf, die im Krieg ihr Leben ließen. Dieses frau Elisabeth als Königin vorstand. schaft. Die Kleidung der Männer mit mag auch erklären, dass der amtierende schwarzem Gehrock und Schützenhut Schützenkönig, der auch die Kaiserwür- Als 1914 der Spinnmeister Anton Acker- ist offiziell, die Haltung und Gestik zu- de errungen hatte, keine Plakette an der mann als direkter Nachbar des Festwirts rückhaltend. Der König trägt die Insignie Schützenkette anbringen ließ. 4 Heinrich Lackamp, Sohn der ein Jahr seines Amtes, die üppig bestückte silberne zuvor verstorbenen Festwirtin und Ehe- Königskette. Die Königin an der Seite des Nach dem Tod ihres Mannes Heinrich frau Joseph Rolfs, zum zweiten Mal die Königs stehend, im hochgeschlossenen, führte die junge Witwe Josefa Lackamp Königswürde errang und damit Kaiser schwarzen Kleid und weißgrüner Schärpe mit ihrem Schwiegervater als Eigentüme- wurde, erwählte er die junge Wirtin Jo- ein aus frischen Blumen gebundenes üp- rin und Wirtin die Gaststätte und den La- sefa Lackamp zur Königin, als Hofstaat pig dekoriertes Diadem, während die bei- den am Klingenhagen und heiratete 1918 seine Ehefrau, den Ehemann der Köni- den Damen, ebenfalls in hochgeschlosse- den Füchtorfer Kaufmann August Linne- gin Heinrich Lackamp und dessen Vetter ner weißer Bluse und schwarzem Rock, mann, der dort zusätzlich zum Gaststät- Melchior Lackamp und seine Ehefrau. mit einem zierlichen Blumengesteck im tenbetrieb eine Großschlachterei betrieb. Haar geschmückt sind. Wahrscheinlich haben die offiziellen Fotos der nachfol- genden Jahre, soweit sie überhaupt ange- fertigt wurden, ähnlich ausgesehen.3

Das Jahr 1914, zugleich das 75-jährige Gründungsjubiläum des Schützenver- eins, scheint in der Rückschau zum einen dem Schützenfest eine besonders fröhli- che und festliche Stimmung verliehen zu haben, gekrönt zusätzlich durch die Voll- endung des neobarocken Kirchturms, des stolzen Wahrzeichens der Stadt. Zum Josefa Lackamp als junge Frau anderen erklingt der Abgesang einer Zeit, Das Ehepaar August und Josefa Linnemann 1919 Foto: H. J. Jäger, Harsewinkel die sowohl für Sassenberg, wie für ganz Foto: Ernst Jünemann, Münster/W.

Das Diadem der Königin 85 Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Die Töchter Paula verheiratete Hartmann und Josefa, Tierärztin und Gastwirtin im Elternhaus am Klingenhagen und Fest- wirtin des Schützenfestes 1950, sowie der Sohn Robert, Wirtschaftsingenieur und Gründer der Firma Robert Linnemann, Sassenberg, heute Bausch-Linnemann.

War das 75-jährige Jubiläum 1914 un- beschwert und fröhlich erwartet und ge- feiert worden, lag über dem 100-jährigen Jubiläum 1939 der Schatten von Terror, Diktatur und Kriegstreiberei, den die Diadem, Innenseite mit Inschrift Foto: Dorit Reimann, Sassenberg 2014 nationalsozialistische Propaganda pro- grammatisch als sportliche Wehrer- Geprägt durch die persönliche Erfahrung eines Landes immer auch die privaten tüchtigung augenfällig in Paraden und des Ersten Weltkrieges und den Tod ih- und individuellen Lebensbedingungen Fahnenpomp in Szene zu setzen verstand, res ersten Mannes, im Erleben einer be- beeinflussen und durchdringen. zugleich mit aggressiv militärischen drückenden Gegenwart und einer noch Absichten. Selbst wenn die Exzesse an bedrohlicher erscheinenden Zukunft Vor diesem Hintergrund erklärt sich die Minderheiten und Juden im beschauli- mag sie bewogen haben, dem 100-jäh- großzügige Inschrift, die in zwei Reihen chen Sassenberg nicht stattfanden, war rigem Jubiläumsschützenfest 1939 und angeordnet ist, auf der Innenseite der Di- der Gesinnungsterror auch hier unmit- anlässlich ihres 25-jährigen Königinnen- adembekrönung: telbar gegenwärtig.5 jubiläums, mit der Stiftung des Diadems besonderen Glanz zu verleihen. Wichtig „Zum 100 jährigen Jubelfeste 1939 Vor den brennenden Synagogen 1938 war vor allem auf die erfolgreiche Grün- von der Schützenkönigin des Jahres 1914. und der alltäglichen Diskriminierung dung und die fröhliche und brüderliche Frau Josefa Linnemann und Gewalt konnten auch jene Bürger in Tradition zu verweisen, als Ausdruck je- verw. Lackamp geb. Gerbaulet.“ Sassenberg nicht die Augen verschließen, nes identitätsstiftenden Zusammenhalts, die wie August Linnemann Geschäfts- der gerade in den Personen des Schützen- Das Diadem als Hoheitszeichen und kontakte zu den Großmärkten in Dort- königs wie der Schützenkönigin alle Bür- Kopfschmuck der Schützenkönigin wur- mund, Hannover und Hamburg unter- ger Sassenbergs einbezieht. zelt in der Vorbildfunktion und im Reprä- hielten. Josefa Linnemann muss geahnt sentationsbedürfnis des Adels, ihre Prin- haben, dass der bevorstehende Krieg die Beide Jahreszahlen 1914 und 1939, die zessinnen, Fürstinnen und Königinnen Verluste und Leiden des Krieges 1914-18 zugleich auf die zwei Jubiläen verweisen, damit zu schmücken. In dieser Tradition um ein vielfaches übersteigen würde und haben sich tief in das kollektive Gedächt- trug und trägt die Sassenberger Königin sich dann letztlich auf grausame Weise in nis der Nation und des Kontinents einge- bis 1939 als Insignie ein Blumendiadem den 175 getöteten Schützenbrüdern die- brannt. Sie erinnern daran, dass die poli- und die grünweiße Schärpe. Königinnen- ses Krieges 1939-45 bewahrheitete.6 tischen und gesellschaftlichen Ereignisse diademe waren, wenn auch vereinzelt mit

86 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Glassteinen oder Diamant-Imitaten ver- Im Kontrast dazu erscheint der untere ziert, aus einem unedlem Metall gefertigt, Teil des Diadems mit einem Gitterwerk in der Regel aus versilbertem oder vergol- aus acht diagonalen Stäben, die oben an detem Blech oder Messing. Diese bestell- das Band angelötet und unten in den te man im Katalog, wie die vielfältigen Steg eingefasst wurden, der aufgrund sei- Ehrenzeichen, Kreuze und Ansteckna- ner stabilen Falzung dem Diadem seine deln der männlichen Schützen, oder ließ Festigkeit verleiht. aus vorgefertigten Schmuckteilen Diade- me zusammensetzen.7 Dafür wurden die Der Kontrast zwischen traditioneller de- professionellen Fertigkeiten des Graveurs korativer Diadembekrönung und einer genutzt, der ebenso für die Beschriftun- modern anmutenden funktionalen Form gen an Königsketten, Ehrenzeichen und ist ungewöhnlich und off ensichtlich ein- Medaillen unverzichtbar war. malig. Zum einen gewinnt das Diadem Diadem, Innenseite Medaillon durch den Unterbau eine repräsentative Dagegen gewinnt das Sassenberger Foto: Dorit Reimann, Sassenberg 2014 Höhe von 8 cm, zum anderen geben die Diadem seine Sonderstellung als hand- Gitterstäbe bei Bedarf der Frisur und ei- gefertigtes Unikat zum einen durch die nellen Form des Bandes mit der aufgesetz- nem dekorativem Beiwerk aus Blumen, Kostbarkeit seines Materials, aus 800er ten Bekrönung und einem ungewöhnlich Bändern oder Pfl anzen Befestigungsmög- Silber und bezeichnet mit dem Stempel erscheinenden Unterbau aus einem weit- lichkeit und Halt, und in Anlehnung an maschigen diagonalem Gittergefl echt die Tradition der Blumendiademe eine und einem schmalen Steg, der streng besonders festliche und repräsentative funktional erst sehr viel später durch die Note. Bei kurzen Haaren getragen, ge- 56 kreisrunden Schlaufen ergänzt wurde. winnt der Unterbau des Diadems eine Das Band und die Bekrönung mit dem modern anmutende Funktionalität im zentral positionierten Medaillon und Stil der neuen Sachlichkeit der 20/30er- den beidseitig aufsteigenden Akanthus- Jahre, die heute wieder geschätzt wird.9 Blättern ist aus einer massiven Silberplat- Dieses hat man off ensichtlich als zu Gewerbe- u. Firmenschild Max Kochseder; te heraus gearbeitet und mit einem zar- streng empfunden und durch die Reihe Adressbuch der Stadt Münster 1932 ten, aus geometrischen Punzen gereihten gesäumter kreisrunder Schlaufen dekora- Doppelstreifen und vegetativ anmuten- tiv ergänzt. und Namenszug seines Schöpfers Max den Schraff uren in den Blättern verziert. Kochseder, der von 1929 bis 1939 in den Das große in der Mitte zentrierte Oval ist Die Grundform des Diadems mit Band, Adressbüchern der Stadt Münster mit durch eine zweite Silberplatte aufgepols- Medaillon und Rankenwerk variiert, einer werbewirksamen Firmenadresse als tert und mit einer gedrehten Kordel so wenn auch in betont schlichter Form, Graveur vertreten war.8 eingefasst, dass durch die Lichtbrechung den Diademtypus des europäischen die Wirkung eines edelsteingefassten Me- Hochadels, der häufi g prunkvoll mit Zum anderen durch die ungewöhnliche daillons mit Carbochon - Schliff erzeugt Edelsteinen und Diamanten übersät, des- Form des Diadems. Diese ist in der Zwei- wird, wodurch das Diadem eine beson- sen Herrschaftsanspruch demonstrieren teilung begründet zwischen der traditio- ders kostbare Wirkung erhält. sollte. Über diese dekorative gleichsam

Das Diadem der Königin 87 Diadem, Zustand heute Foto: Dorit Reimann, Sassenberg 2014 magische Wirkung hinaus legitimierte des Klassizismus trägt sie vergleichswei- und sie damit zur Identifikationsgestalt es die symbolische und politische Be- se zurückhaltende, wenn auch kostbare des Bürgertums wurde. Schon während deutung königlicher Macht und Würde. Diademe mit auffallenden großen Me- des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zur Wie sehr dabei die Form und die Wahl daillons und Steinen im Carbochon- weiblichen Idealgestalt verklärt, mit Zü- der Materialien seine Trägerin und ihre Schliff, die, gemessen an dem Funkeln gen madonnenhafter Verehrung, wurde Zeit charakterisierten, wird in der Person und Glitzern der Diamanten traditio- sie seit ihrem frühen Tod noch bis in die der Königin Luise von Preußen 1776 – neller Diademe und Kronen der europä- 30erJahre des 20. Jh. in den national kon- 1810, der Gemahlin König Friedrich ischen Herrscherinnen, in der „bürgerli- servativen bürgerlichen Kreisen verehrt. Wilhelms III. 1770 - 1840, deutlich. Im chen Schlichtheit“ dem Selbstverständnis In den politisch agierenden Luisenverei- damals vorherrschenden Zeitgeschmack dieser preußischen Königin entsprachen nen, in Schulbüchern und zahlreichen,

88 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg teils trivialisierenden Publikationen und des Sassenberger Schützenvereins als Stif- Ergänzung durch 56 kreisrunde Schlau- Illustrationen und mehreren Filme zu tung einer ehemaligen Königin, deren fen, am unteren Steg. Bezeichnung auf ihrem Leben und Wirken war ihr An- Wahl 1914 sich mit dem aktuellen Jubi- der Rückseite des Ovals: Max Kochseder denken in der Bevölkerung tief verwur- läum 2014 zum hundertsten Mal jährt. Münster/W. 800 und zwei Stempel. zelt. Ihr äußeres Erscheinungsbild prägte Mit dieser Stiftung hat sie 1939 dem Die Inschrift auf der Innenseite des Ban- in der bürgerlichen Vorstellungswelt das Verein nicht nur ein dekoratives, reprä- des in kursiv gesetzten Druckbuchstaben Idealbild einer Königin an weiblichen sentatives Ausstattungsstück, sondern ein in zwei Reihen. Tugenden der Hingabe und Aufopfe- besonderes, dem 100-jährigen Vereinsju- Fußnoten, Literatur- und Bildnachweise rung. Ihr Leben und ihre Person waren biläum angemessenes und eigens dafür 1 Barbara Stambolis. „Ohne Mädchen geit et nit“ Tradition und Wandel im südwestfälischen eingebunden in die preußischen Traditi- gefertigtes Unikat vermacht. Die Stiftung Schützenwesen. In Katalog „Schützen-Welten“ onen des Militarismus und Gehorsams, mit der Inschrift beinhaltet damit einen Lüdenscheid 2006 S..127-138 der Staatsraison und Pflichterfüllung, Anspruch an Kontinuität und Tradition, 2 August Fennenkötter hrsg. Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Bürgerschützenver- welches die Nationalsozialisten zu propa- welche der jeweils amtierenden Köni- eins Sassenberg 1839 – 1939. S.16 – 22 gandistischen Zwecken nutzten und zum gin konkret wie symbolisch „auferlegt“ 3 Hans Christoph Fennenkötter. 150 Jahre Bürgerschützen-Verein Sassenberg, 1989 S.42 Mythos stilisierten, vor allem in den Jah- wird. Dieses Diadem soll die Trägerin in 4 ders. S.44 ren vor 1939, wie in den zahlreichen Fil- besonderer Weise schmücken, zugleich 5 Vergl. hierzu die Familienumstände und Lebensdaten des von den Nazis verordneten men zu Friedrich II. von Preußen ( 1712 mit Freude, Stolz und Würde getragen mehrfachem Berufsverbots des Dr. Lothar - 1780 ).10 Bezeichnenderweise tragen die werden in der Verantwortung gegenüber Engelbert Schücking in Sassenberg Pagen der Sassenberger Throngesellschaft einer nunmehr 175-jährigen Geschichte 6 Festschrift: Einhundertfünfundzwanzig Jah- re Juli 1964 Bürgerschützenverein Sassenberg der Jahre 1935 bis 1937 Uniformen des und einer hoffnungsfrohen glücklichen S.44f friederizianischen Rokoko. Zukunft. 7 Solche Kataloge wie die „Fahnenfabrik “ Bern- hard Richter geg.. 1869 oder die „Vaterländische Fahnenfabrik“ GmbH Köln a.Rh. seit 1899 Die vornehme Schlichtheit der äußeren begründen die Tradition des heute im Internet zugänglichen Schützen- und Vereinsbedarf. Erscheinung der preußischen Königin, Diadem: 8 Max Kochseder lässt sich in den Adressbüchern die sich dadurch vom barocken Prunk der Stadt Münster von 1926 bis 1939 nachwei- ihrer Vorgängerinnen unterschied, ent- Maße: ca. 8 x 14,8 x 13 cm; 800er Silber sen. Nach 1939 wurden keine Adressbücher mehr herausgegeben. Daher ist nicht sicher zu sprach dem bürgerlichen Geschmack massiv; zwei Teile: bestimmen, bis wann er in Münster lebte. Das und Lebensstil und war in zahlreichen 1) Bekrönung aus einer Platte durchgän- erste Adressbuch nach dem Krieg erschien erst 1950, dort ist er nicht mehr erwähnt. Freundli- und weit verbreiteten Abbildungen in al- gig gearbeitet mit zentral positionier- che Auskunft von Dr. Bernhard Thier, Stadtmu- len Schichten der Bevölkerung verbreitet. tem Medaillon mit gedrehter Kordel seum Münster. Ihre in den offiziellen Porträts gezeigten gefasst und beidseitig aufsteigenden 9 Das Foto in der Festschrift 1989 s.o. Anm. 2, Seite 93 zeigt die ursprüngliche Form. Diademe variieren den Typus der stren- Akanthusranken 10 Das Eiserne Kreuz, die traditionelle militärische gen Form, die mit dem großen Oval des 2) Gestänge aus 8 diagonal gesetzten Stä- Auszeichnung vor allem beider Weltkriege, wur- de anlässlich des Todes der Königin Luise von bekrönenden Medaillon mit Edelstein im ben, an die obere Bekrönung angelötet, Preußen 1813 nach Entwürfen Friedrich Schin- Carbochon-Schliff und der ausschließ- unten in den gefalzten Steg eingefasst, kels durch ihren Ehemann König Friedrich Wilhelm III. mit dem Datum ihres Geburtstags lich auf ein Edelmetall reduzierten Ma- der an den Enden mit dem Diadem- 10.März gestiftet. Ein Jahr später der Luisenor- terialität, die Gemeinsamkeiten zum Sas- band und den Ösen verlötet ist. den, der besonders verdienstvollen Frauen ge- senberger Diadem aufweisen. Seit vielen Gebrauchspuren; Reparaturen zwischen währt wurde. Titelbild: Diadem, 1939 im ursprünglichen Zu- Jahren ziert das Diadem die Königinnen dem Medaillon und den Ranken gelötet. stand , Kaup, Warendorf 1989

Das Diadem der Königin 89 90 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Aus dem Leben des Bürgerschützenvereins Sassenberg in den letzten 25 Jahren

Franz-Josef Ostlinning Das 150-jährige Vereinsjubiläum

Nach 1939 und 1964 wurde auch in die- Vereinsarchiv, die über die Festschrift hi- gerschützenverein eine neue Königskette, sem Jahr wieder ein großes Jubiläums- naus einen anschaulichen Rückblick auf an der seitdem die Plaketten der Köni- schützenfest gefeiert, da der Bürgerschüt- die Vereinsgeschichte ermöglichten. ge der jeweils letzten 25 Jahre und aller zenverein seit 150 Jahren besteht. noch lebenden Könige getragen werden. Am Schützenfestsonntag bewegte sich Alle anderen Königsplaketten sind an der Der Schützenbruder Hans Christoph ein großer Sternmarsch durch die Stra- alten Kette angebracht, die heute von den Fennenkötter verfasste eine Festschrift, ßen Sassenbergs. Von vier Stellen an der Pagen beim großen Umzug präsentiert die an alle Vereinsmitglieder kosten- Langefort, am Klingenhagen, an der wird. los verteilt wurde. Das über 150 Seiten Schürenstrasse und dem Lappenbrink umfassende Werk beschreibt die bishe- aus marschierten die 24 Gastvereine und rige Vereinsgeschichte ausführlich. Nach 16 Musikzüge zum Mühlenplatz. Nach intensiven archivalischen Forschungen Grußworten des Landrates, Bürgermeis- wurde nun erstmals der Gründungsvor- ters und Präsidenten setzte sich der Fest- gang enthüllt und die Gründerväter na- zug über den Klingenhagen, wo in Höhe mentlich bekannt. des Stadtparks noch eine Parade abgehal- ten wurde, zum Festplatz fort. Im Brook In der fürstbischöflichen Mühle zeigte feierten die ca. 2000 uniformierten Schüt- eine Jubiläumsausstellung, die vom Corps zen und viele Besucher ein rauschendes der Alten Könige organisiert war, vie- Jubiläumsschützenfest, dem auch einige le Bilder und Zeitungsberichte aus dem Regengüsse keinen Abbruch taten.

Zum Jubiläums- schützenfest fei- erte der Marsch Vorstandsmitglied Werner Maibaum, Bürgermeis- „Wir sind die Sas- ter August Budde, Stadtdirektor Heinz Schwien- heer und Präsident Johannes Sundermann bei der senberger Schüt- Übergabe der Königstafeln im Rathaus zen“ mit Text und Musik von Rudi Schaphorn und Darüber hinaus erhielt der Bürgerschüt- vom Gebrasa Bla- zenverein noch weitere Geschenke zum sorchester gespielt Jubiläum: Der Heimatverein schmückte Landrat Josef Predeick, Stadtdirektor Heinz Schwienheer, Vorstandsmitglie- seine Premiere. den Schützenplatz im Bereich des Schieß- der Werner Maibaum und August Korte, Pastor Albert Hünteler, Bürger- Franz Deitert, standes mit einem Gedenkstein. Die Stadt meister von Buchloe-Lindenberg Gert Daisenberger, Bürgermeister August Budde und der noch amtierender König Antonius Zelleröhr bei der Anspra- König von 1970, Sassenberg überreichte dem Verein drei che auf dem Mühlenplatz stiftete dem Bür- Tafeln mit den Namen aller Königspaare,

92 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1991 1989 König: Dr. Heinz-Josef Sökeland Königin: Gabriele Sökeland

Throngesellschaft: Konrad und Hildegard Schoppmann Felix Scholz und Anke Vagt Rainer Sökeland und Ellen Rath Engelbert und Anne Kerßenfischer Ludger und Ulrike Ostlinning Karl-Heinz und Irene Landau Horst und Ulrike Wessel Hans Christoph und Annelie Fennenkötter

Insignien: Krone Christian Griestop die seitdem Jahr für Jahr fortgeschrieben den auf dem Schützenplatz selbst und an Reichsapfel Willi Hartmann werden und in der Schützenhalle einen den Gebäuden weitere Schönheitsrepara- Zepter Christian Hülsmann Platz gefunden haben. Schließlich trägt turen vorgenommen. auch der jeweilige Präsident seit 1989 Hampelmannkönig: Anton Wesselmann eine Kette, die von den Sassenberger Ver- Willi Hunkenschröder wurde in diesem einen als Gastgeschenk überreicht wurde. Jahr für den plötzlich verstorbenen Kas- Sterneschießen: sierer Bernhard Vinherm in den Vor- Gold Theo Sparenberg Zum Auftakt des Jubiläumsschützen- stand gewählt und mit dessen Aufgaben Silber Alfons Arenbeck festes wurde erstmals eine Schützenfest- der Kassenführung betraut. Noch eine Bronze Hermann-Josef Hülsmann Disco für die jüngeren Vereinsmitglieder weitere interne Änderung ergab sich im und Gäste durchgeführt. Sie entwickelte Vorstand, indem August Korte die Lei- Kinderkönigspaar: sich in den kommenden Jahren zu einem tung des Komitees für das Kinderschüt- Udo Strotmeier und Nicole Montag festen Bestandteil des jährlichen Schüt- zenfest von Theo Hülsmann übernahm, zenfestes. der künftig aber nach wie vor als Beisitzer Verdienstorden: dem Vorstand angehörte. Gold: Paul Lackamp Auf dem Schützenplatz erstrahlte passend Hans Christoph Fennenkötter zum Schützenfest der 1954 von Paula Die Mitgliederzahl erreichte mit über Bronze: Heinz Schwienheer Rath gestiftete Musikpavillon in neuem 1.400 Schützen einen neuen Höchst- Dieter Füchtenhans Glanz. Er wurde von der Ehrengarde stand, allein im Jubiläumsjahr konnte der zum 150-jährigen Jubiläum erneut von Bürgerschützenverein 130 neue Mitglie- Grund auf saniert. Darüber hinaus wur- der für sich gewinnen.

Das Jahr 1989 | 93 Der Präsident erringt die Königswürde

Das diesjährige Schützenfest fiel mit der berg stattfand. Ebenso einmalig in der mann wäre 1923 der Präsident von 1949 Fußballweltmeisterschaft in Italien zu- Vereinsgeschichte ist bisher, dass mit bis 1955 Schützenkönig geworden, wenn sammen, Höhepunkt war das Endspiel Johannes Sundermann ein amtierender denn in dem Jahr ein offizieller Schüt- am Schützenfestsonntag. Schon während Präsident die Königswürde errang. Max zenkönig ermittelt worden wäre. Aus der Vorbereitungen zum Schützenfest war Wilbrand wurde zwar 1955 Schützenkö- wirtschaftlichen Gründen wurde aber die WM immer ein beherrschendes The- nig, wurde aber erst 1956 zum Präsiden- kein vollständiges Schützenfest gefeiert, ma und viele Termine wurden mit Rück- ten gewählt. Heinrich Breuer war 1891 so dass auch kein König gekrönt werden sicht auf Fußballspiele der deutschen König, 1902 Kaiser und wurde zehn Jah- sollte. In der Nacht zum eigentlichen Mannschaft verlegt, was dem Schützen- re später Präsident der Bürgerschützen Schützenfestsonntag montierten aber ei- fest und den Feierlichkeiten aber keinen und Hermann Brameyer übernahm 1899 nige unentwegte Schützen einen Vogel, Abbruch tat. Die Stimmung innerhalb vier Jahre nach seinem Königsschuss den den sie am nächsten Morgen abschossen. der Sassenberger Bevölkerung steigt tra- Vorsitz des Vereins. Mit Bernhard Hart- Den letzten Schuss gab Bernhard Hart- ditionell zum Schützenfest hin und wur- mann ab, der dann mit einem Lorbeer- de in diesem Jahr durch die Auftritte der kranz geschmückt wurde. Da aber dieses deutschen Mannschaft nochmals extrem Schießen offiziell nie stattgefunden haben aufgewertet. durfte, blieb ihm die wahre Königswürde verwehrt. Nach der Krönung des Kinderkönigspaa- res endete das offizielle Schützenfestpro- Zum ersten Mal seit 1939 wurde das Kö- gramm am Sonntag und alle Schützen zo- nigspaar wieder von zwei Pagen begleitet. gen sich in private WM-Studios zurück, Die damals zwölfjährigen Yvonne Schei- um gemeinsam den Sieg der deutschen per und Tanja Kötter waren die glückli- Mannschaft und den dritten Weltmeis- chen Kinder, die für diese Aufgabe ausge- tertitel zu erleben und anschließend auf wählt wurden. Kostüme wurden zunächst dem Mühlenplatz spontan ausgelassen zu geliehen und sollten erst später erworben feiern. Nach einer entsprechend kurzen werden, wenn sich die Wiedereinführung Nacht war es ein beeindruckendes Bild, der Pagen bewährt haben sollte. Auch fast alle angetretenen Schützen mit Fähn- heute haben die Pagen – mittlerweile in chen in den deutschen Nationalfarben vereinseigenen Uniformen – noch ihren statt der sonst üblichen roten Rosen am festen Platz, beim Umzug jeweils in der Handstock zu sehen. Nähe des Königspaares und tragen auf Samtkissen die alte Königskette und die Fußball-Deutschland wurde damit erst- aktuellen Orden und Auszeichnungen. mals an einem Tag Weltmeister, an dem Eine weitere Neuerung aus dem Jahr 1990 gleichzeitig das Schützenfest in Sassen- Die beiden Pagen auf dem Pavilion bewährte sich ebenfalls. Frank Deitert,

94 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1990 1990 König: Johannes Sundermann Königin: Marga Sundermann

Throngesellschaft: Heinrich und Marianne Sondermann Heinz und Walburga Schwienheer Christian und Christa Bornhagen Heinz und Waltraud Mönnigmann Antonius und Maria Arenhövel Heinz und Christa Scheffer Josef und Ida Habrock Ernst und Helene Rath Christian Borgmann und Matthias Maas Pohl in den Vorstand der Bürgerschützen waren damals Mitglieder des Gebrasa- aufrückte. Insignien: Blasorchesters und zeitweise auch beim Krone Heinz-Josef Sökeland berittenen Fanfarenzug Freckenhorst im Zwei Generalversammlungen waren not- Reichsapfel Anton Wesselmann Einsatz. Sie hatten die Idee, dass sie künf- wendig, um einmal mehr in der langen Zepter Willi Wittkamp tig als berittene Herolde den Schützenzug Vereinsgeschichte die Satzung zu ändern. anführen und mit Fanfaren ankündigen. Da der Besuch, insbesondere bei der Hampelmannkönig: Ewald Gäher Anfangs noch mit provisorischen Unifor- zweiten Generalversammlung jeden Jah- men ausgestattet, tragen auch sie heute res, deutlich rückläufig war, schlug der Sterneschießen: schicke vereinseigene Uniformen. Vorstand vor, künftig nur noch zwei statt Gold Bernhard Hülsmann bisher drei Generalversammlungen pro Silber Heinz Berkemeier Franz Pohl legte sein Amt als Komman- Jahr abzuhalten. Die notwendige Mehr- Bronze Bernhard Beile deur der Ehrengarde nach dem Jubiläum heit von 1/3 aller Mitglieder für eine 1989 endgültig nieder. Er hatte die Garde Satzungsänderung wurde in einer Gene- Kinderkönigspaar: in den Jahren 1970 bis 1976 und wieder ralversammlung aber nie erreicht, so dass Andre Hoffmann und Adele Claves seit 1980 erfolgreich geführt und mit ihr eine Entscheidung über die Satzungsän- zweimal (1972 und 1980) die Wander- derung immer erst im zweiten Anlauf Verdienstorden: standarte beim Kreisehrengardentreffen erfolgte. Nunmehr wurde durch einstim- Silber: Reinhold Borgmann gewonnen. Die Ehrengarde ernannte ihn miges Votum der anwesenden Mitglieder Bronze: Hermann Renkert nach seiner aktiven Amtszeit zu ihrem entschieden, dass künftig nur noch zwei Bernhard Schuckenberg Ehrenkommandeur. Zum Nachfolger Generalversammlungen im Jahr stattfin- Heinrich Ostholt wählten die Gardisten den bisherigen den, und zwar eine bis zum 31. März und Willi Janke Zugführer der Ehrengarde Hermann-Jo- die andere genau eine Woche vor dem sef Hülsmann, der somit auch für Franz Schützenfest.

Das Jahr 1990 | 95 Im Kaiserjahr wird eine neue Höchstmarke erreicht

Am Anfang des Jahres brach der Golf- abhalten lassen wollten. Insbesondere der mann hatten die Tour bestens organisiert Krieg aus. Dieses Ereignis versetzte die damalige Stadtdirektor Heinz Schwien- und der Bürgerschützenverein gab mit Welt in Angst und Schrecken. In der hei- heer hatte vehement für diese Entschei- seiner Teilnahme an den Feierlichkeiten mischen Region fielen in einigen Orten dung plädiert. eine gute Visitenkarte ab. Diese Art des und auch in Sassenberg die Karnevals- Schützenfestes war für alle Sassenberger feste aus und es kamen Diskussionen Im Mai ging der Schützenverein auf ein ganz neues Erlebnis, einerseits we- auf, ob denn die Schützenfeste in diesem große Fahrt, nämlich nach Lindenberg gen des Bierausschanks in Literkrügen, Jahr überhaupt stattfinden würden. Die im Allgäu zum 100-jährigen Jubiläum andererseits aber auch dadurch, dass Generalversammlung am 25. Februar des dortigen Schützenvereins. Die Be- sich das ganze Festgeschehen in einem sprach sich aber einstimmig dafür aus, das ziehung zu Lindenberg war über das überdimensional großen Zelt abspiel- Schützenfest zu feiern. Die Sassenberger Gebrasa-Blasorchester entstanden, das te. Ein besonderer Höhepunkt war aber Schützen machten deutlich, dass sie den mit dem Musikverein Frohsinn Linden- auch der große Trachtenumzug mit rund Krieg zwar verurteilten, sich aber nicht berg eng befreundet ist. August Budde, 2.500 Teilnehmern, die überwiegend in von der Pflege ihres Schützenbrauchtums Paul Lackamp und Hermann-Josef Hüls- bayrischen Trachten und Uniformen un- terwegs waren. Neben der Teilnahme am Fest und den Umzügen unternahmen die fünfzig mitgereisten Ehrengardisten, Vor- stände und Alten Könige auch eine große Allgäurundfahrt und besuchten u.a. das Schloss Neuschwanstein.

Die Ehrengarde war wieder einmal sehr erfolgreich und gewann auf dem Kreis- treffen der Ehrengarden des Altkreises Warendorf, das dieses Mal in Marien- feld stattfand, zum vierten Mal seit 1960 die begehrte Wanderstandarte und war damit 1992 Ausrichter des Kreisehren- gardentreffens. Obwohl bereits 1989 und auch 1990 unter dem neuen Komman- deur Hermann-Josef Hüsmann ein erster Platz errungen wurde, war der Jubel in diesem Jahr noch größer, da bereits ein 2. Platz zum Gewinn der Wandestandarte Bei der Übergabe der Wanderstandarte war der Jubel der Ehrengarde grenzenlos reichte.

| 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1991 1991 Kaiser: Heinz Mußmann Kaiserin: Irmgard Mußmann

Throngesellschaft: Theo und Ida Hülsmann Willi und Käthe Hartmann Werner und Ulrike Maibaum Franz-Josef und Margret Zelleröhr Franz und Hilde Pohl Friedhelm und Mechthild Zeuschner Peter und Antonette Gumpert Helmut und Ulla Franke Reinhold und Rita Borgmann Karl und Käthe Habrock

Insignien: Krone Werner Maibaum Am 8. Juni nahmen Vertreter des Bür- reits vor dem Jubiläumsjahr 2014 erreicht Reichsapfel Alfons Sökeland gerschützenvereins am Schnadegang in worden ist. Zepter Karl-Heinz Mais Warendorf anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Bürgerschützenvereins Auf dem Schützenfestmontag gelang es Hampelmannkönig: Jürgen Holste Warendorf teil. Unterwegs wurde an der Heinz Mußmann an seinem Namenstag Grenze zwischen Warendorf und Sassen- und zwei Tage nach seinem 50. Geburts- Sterneschießen: berg am historischen Schnadstein von tag nach 1969 erneut, den Vogel abzu- Gold Theo Sparenberg 1732 ein Halt eingelegt, um sich für den schießen. Er ging damit als Kaiser Heinz Silber Martin Benson weiteren Weg zu stärken und eine Urkun- II. in die Vereinsgeschichte ein und war Bronze Frank Wächter de in „gutnachbarschaftlicher Freund- der erst fünfte Kaiser überhaupt und schaft“ ausgestellt. ist aktuell der einzige Kaiser im Corps der Kinderkönigspaar: Alten Könige. Markus Eirund und Kerstin Fligg Cordula Hülsmann wurde als 1500. Mitglied in den Verein aufgenommen. 1991 wurde die Städtepartnerschaft zwi- Verdienstorden: Hiermit wurde ein neuer Rekordstand an schen Sassenberg und Löcknitz aus der Bronze: Berthold Vartmann Mitgliedern erreicht. Als 1000. Mitglied Taufe gehoben. Auch die Schützenver- Franz Deitert war Hans-Josef Peters im Jahr 1969 auf- eine beider Städte lernten sich kennen. Reinhard Lietmann genommen worden, also vor 22 Jahren. In den kommenden Jahren standen auf Bernhard Mußmann Die Bürgerschützen wissen mittlerweile, dieser Ebene noch einige gemeinsame Clemens Brameyer dass die nächste markante Zahl 2.000 be- Aktivitäten an. Heiner Maßmann

Das Jahr 1991 | 97 Der Verein hat erstmals einen General

Das Jahr begann mit zwei Generalver- gung nicht zu erreichen ist und so wurde sammlungen an einem Tag, nämlich am direkt nach einer ersten Versammlung 21. März im Hotel Börding. Die Satzung eine zweite für den gleichen Abend ein- sollte geändert werden, um die steuerli- berufen. In dieser Versammlung fand che Gemeinnützigkeit zu erlangen und die vorgeschlagene Änderung auch die eine Satzungsänderung benötigt in der Zustimmung aller anwesenden rund 100 ersten Verhandlung eine Zustimmung Mitglieder, eine Umsetzung der geplan- von mindestens 1/3 aller Mitglieder. Es ten steuerlichen Regelungen fand jedoch war abzusehen, dass eine solche Beteili- noch nicht statt.

Ernst Rath, der erste General der Vereinsge- schichte mit seinem Adjutanten Felix Scholz

Ernst Rath war in diesem Jahr zum 30. Mal als Oberst im Einsatz, zuvor war er bereits seit 1954 als Adjutant tätig gewe- sen. Aufgrund seiner langjährigen ehren- amtlichen Dienstzeit wurde er nun zum General befördert. Diesen Dienstgrad hatte bisher noch kein Offizier im Bür- gerschützenverein innegehabt.

Der Schützenplatz veränderte sein Bild in diesem Jahr erheblich, da einige ältere Bäume gefällt und durch neue kleinere Pflanzen ersetzt werden mussten. Um diese erheblichen Einschnitte künftig zu vermeiden, sollten in den kommenden

98 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1992 1992 König: Friedhelm Zeuschner Königin: Mechthild Zeuschner

Throngesellschaft: Hermann und Josefine Averbeck Franz und Brigitte Deitert Willi und Gertrud Hunkenschröder Bernhard und Inge Beile Manfred und Edeltraud Arenhövel Peter und Antonette Gumpert Paul und Helga Twehues Clemens und Maria Grothues

Insignien: Krone Michael Franke Jahren nach und nach alte Bäume durch Nach dem letztjährigen Erfolg der Eh- Reichsapfel Helmut Topheide junge ausgetauscht werden. rengarde beim Kreisehrengardentreffen Zepter Heinrich Tönnemann in Marienfeld war es am letzten August- Eine große Abordnung des Bürgerschüt- Wochenende wieder einmal soweit: Das Hampelmannkönig: Michael Baumjohann zenvereins mit Vertretern des Vorstan- diesjährige Kreistreffen fand nach 1961, des, der Alten Könige und der gesamten 1973 und 1981 zum vierten Mal in Sas- Sterneschießen: Ehrengarde sowie neun Reitern nahm senberg statt und wurde hervorragend Gold Helmut Vinke Pfingstsonntag am 100. Jubiläumsfest ausgerichtet. Der Gastgeber erreichte Silber Theo Sparenberg des Schützenvereins St. Hubertus Epe trotz der hohen Belastung, die mit der Bronze Hermann-Josef Hülsmann teil und das aus guten Grund: Präsident Ausrichtung des Treffens verbunden war, Johannes Sundermann stammt aus Epe einen guten vierten Platz in der Gesamt- Kinderkönigspaar: und war dort 1951 Schützenkönig. Nach wertung. Gesamtsieger des insgesamt 38. Michael Brink und Simone Brockamp seinem beruflich bedingten Umzug nach Kreistreffens wurde die Ehrengarde aus Sassenberg im Jahre 1957 trat er als be- Marienfeld und die begehrte Wander- Verdienstorden: geisterter Schützenbruder sofort dem standarte ging an die Ehrengarde des Bür- Bronze: Heinz Baumhöver Bürgerschützenverein bei. 1963 wurde er gerschützenvereins Beelen. Mit der gol- Bernhard Engbert in den Vorstand gewählt, war von 1965 denen Verdienstnadel des Westfälischen Heinz Sondermann bis 1977 Schriftführer und dann für Schützenbundes wurde im Rahmen des Christian Rath zwanzig Jahre von 1977 bis 1997 Präsi- Kreistreffens Bernhard Kunstleve ausge- dent. Der Königsschuss in Sassenberg ge- zeichnet. lang ihm im Jahre 1990.

Das Jahr 1992 | 99 Die Bürgerschützen leisten Entwicklungshilfe

In der ersten Generalversammlung des zenfestes zu informieren. Eine erste Teil- diesem Jahr mit neuen würdigen Uni- Jahres war eine Neuerung zu verzeich- nahme der Sassenberger am Schützenfest formen ausgestattet, die sich von den nen, erstmals in der Vereinsgeschichte in Löcknitz war für das kommende Jahr anderen Uniformen der Offiziere deut- waren die Damen der Mitglieder eben- vorgesehen, eine Abordnungn aus Löck- lich abhoben. Es handelt sich hierbei um falls eingeladen, da im Anschluss an die nitz nahm in diesem Jahr erstmals am Nachbildungen französischer Offiziers- Versammlung Filme von Schützenfesten Sassenberger Schützenfest teil. uniformen aus der Zeit um 1850 mit ei- aus den siebziger Jahre gezeigt wurden. nem Tschako als Kopfbedeckung. Filmvorführungen hatte es vereinzelt Die seit 1990 aktiven Herolde waren auch schon in früheren Jahren gegeben. bisher in alten Offiziersuniformen aufge- Einige ehemalige Ehrengardisten mach- Mit dieser Maßnahme sollte eine besse- treten. Nachdem sie sich jetzt im Schüt- ten sich Gedanken zur Gründung ei- re Beteiligung an den Versammlungen zenumzug etabliert hatten, wurden sie in nes Offizierscorps, um auch nach ihrer erreicht werden, was auch gelang. Den- aktiven Ehrengardenzeit gemeinsam noch wurde diese Form der Unterhaltung das Schützenfest zu feiern und spezielle nach einiger Zeit wieder aufgegeben. Erst Aufgaben während des Festes zu über- seit 2012 ist es wieder üblich, Filmauf- nehmen. Es blieb aber bei einem losen nahmen von früheren Schützenfesten zu Zusammenschluss einiger Schützen, die zeigen. künftig in den ersten Reihen der 2. Kom- panie marschieren. Darüber hinaus ist es Seit dieser Generalversammlung ist es aber nach wie vor so, dass aus der Eh- ebenfalls bis heute üblich, dass der Vor- rengarde viele spätere Offiziere und Vor- stand neben dem Kassenbericht einen standsmitglieder hervorgehen, die dann ausführlichen Tätigkeits- und Rechen- intensiv in die Vereinsarbeit eingebunden schaftsbericht abgibt und über die beson- sind, so dass die Ehrengarde vielfach als deren Anlässe und die Arbeit des Vorjah- Kaderschmiede für den Verein angesehen res berichtet. wird.

In der Partnerstadt Löcknitz wurde am Der Schützenumzug am Samstag wurde 19. und 20. Juni das erste Schützenfest nochmals dadurch aufgewertet, dass ab des Sportschützenvereins Löcknitz e.V. diesem Jahr auf Grund einer Anregung gefeiert. Die Sassenberger Schützenverei- aus der Generalversammlung die gesamte ne leisteten hier eine Art Entwicklungs- Throngesellschaft des Vorjahres am Um- hilfe und waren bei den Vorbereitungen zug teilnimmt. Allen Mitgliedern sollte es behilflich. Anfang April weilte eine De- darüber hinaus in Zukunft möglich sein, legation aus Löcknitz in Sassenberg, um in Uniform in den Brook zu kommen sich über die Ausrichtung eines Schüt- Die Herolde in neuen, schmucken Uniformen und beim Zapfenstreich mitzuwirken.

100 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1993 1993 König: Alfons Arenbeck Königin: Hedwig Schulze Westhoff

Throngesellschaft: Paul und Gabriele Schulze Westhoff Peter Verhorst und Petra Schulze Westhoff Reinhard Schmitz und Mechthild Schulze Westhoff Heinz und Irmgard Brameyer Heinrich und Bernhardine Kortenbreer Heinz und Hedwig Strotmann Heinz und Irmgard Schuckenberg Josef und Gisela Mönnigmann

Insignien: Der Straßenschmuck zum Schützenfest an der Von-Galen-Straße zu schließen, Krone Friedhelm Zeuschner im ganzen Ort nahm immer größere Um- erklärte sich der Kegelklub „Die Be- Reichsapfel Heinz Baumhöver fänge ein und die Anzahl der beteiligten wemmsten“ (allesamt ehemalige Mess- Zepter Reinhold Borgmann Nachbar- und Straßengemeinschaften diener) bereit, diese Straße mit Fahnen stieg von Jahr zu Jahr. Um eine Lücke und Wimpelketten zu schmücken. Hampelmannkönig: Dieter Volkmar

Sterneschießen: Gold Theo Sparenberg Silber Christian Hülsmann Bronze Hermann-Josef Hülsmann

Kinderkönigspaar: Thorsten Hokamp und Margarethe Lipke

Verdienstorden: Silber: Heinz Scheffer Bronze: Günther Walter, Hans Buller Benno Kreienbaum Bernhard Lückewerth Der Kegelklub „Die Bewemmsten“ schmückt seit 1993 die die Von-Galen-Straße. Hier ein Bild mit Felix Kunstleve, Rolf Letsch Heinz Scheffer bei der Vorbereitung des Fahnenschmucks im Jahr 2013

Das Jahr 1993 |101 Die Schützenhalle erstrahlt in neuem Glanz

Wie schon oft nahm auch die Fußball- Heizungsanlage installiert werden konn- der Erweiterung auf sechs Bahnen war Weltmeisterschaft in den USA Einfluss te, die eine ganzjährige Nutzung ermög- der Luftgewehrstand jetzt auch für Wett- auf den Ablauf des Schützenfestes bzw. lichte. Die Kosten dieser Maßnahmen kämpfe groß genug und ein Ausweichen der Generalversammlung. Da die deut- lagen insgesamt bei ca. 70.000 DM und auf den Schießstand benachbarter Verei- sche Nationalmannschaft während des wurden aus Eigenmitteln des Vereins auf- ne, wie es noch beim Kreisehrengarden- eigentlichen Termins der Generalver- gebracht. Die neu gestaltete Halle wur- treffen 1992 notwendig war, war künftig sammlung in der Woche vor dem Schüt- de der Öffentlichkeit an einem Tag der nicht mehr erforderlich. zenfest gegen Belgien im Achtelfinale offenen Tür vorgestellt. Die Arbeiten spielte, wurde der Beginn der Versamm- wurden wesentlich von Mitgliedern der Die Vertreter der Städte sowie der Hei- lung um 1 Stunde auf 21 Uhr verscho- Ehrengarde in Eigenleistung erbracht, mat- und Schützenvereine aus Beelen, ben. Nach dem Sieg und dem Einzug in so dass sich die Kosten auf das Material Sassenberg und Warendorf veranstalte- das Viertelfinale kamen die Mitglieder beschränkten und in einem vertretbaren ten am 18. Juni einen Schnadegang zum in großer Zahl und gut gelaunt zur Ver- Rahmen gehalten werden konnten. Mit sog. Dreiländereck am Schnittpunkt der sammlung, die dann im gewohnten Rah- Grenzen der drei Städte. Unter großer men stattfinden konnte. Im Viertelfinale Beteiligung aus allen drei Orten trafen traf Deutschland auf Bulgarien, das Spiel sich die Ortsgruppen am Schnadstein in fand am Schützenfestsonntag statt. Zum Vohren und wurden dort bewirtet. Alle Leidwesen vieler Zuschauer, die das Spiel Teilnehmer erhielten eine Erinnerungs- auf dem Schützenplatz auf mehreren plakette an einem grün-weißen Band. Fernsehbildschirmen verfolgten, schied die deutsche Mannschaft nach einer Nie- Nach dem ersten Schützenfest in Löcknitz derlage aus dem Turnier aus. im Vorjahr nahm in diesem Jahr erstmals eine große Abordnung aus Sassenberg am Die Schützenhalle wurde nach 1982 zum Fest teil. Besonders zu erwähnen ist hier- zweiten Mal in großem Stil modernisiert bei, dass Berni Pollmeyer aus Sassenberg und ausgebaut: Das Obergeschoß wurde den Vogel baute, der dann in Löcknitz durch eine Stahlbühne verdoppelt, die abgeschossen wurde. Präsident Johannes dortigen kleinen Räume wurden zu ei- Sundermann, gleichzeitig Vorsitzender nem großen Veranstaltungsraum zusam- des Freundschaftskomitees Sassenberg- mengefasst, die Treppe ins Obergeschoß Löcknitz, erhielt für seine Unterstützung verlegt und der Schießstand auf sechs beim Aufbau des Löcknitzer Schützenwe- Bahnen erweitert. Innerhalb dieser Bau- sens eine Verdienstmedaille. maßnahme wurden noch einige Fenster und Türen erneuert. Die Schützenhalle Die dem Bürgerschützenverein anläßlich des Das Abholen des scheidenden Königs- erhielt einen Gasanschluss, so dass eine Schnadegangs verliehene Urkunde paares wurde nach dem Schützenfest neu

102 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1994 1994 König: Ludger Hoppe Königin: Barbara Hoppe Throngesellschaft: Hermann-Josef und Petra Hülsmann Heinz-Josef und Maria Kuhlenkötter Bernhard und Christiane Kunstleve Klaus und Jutta Vartmann Christian und Cordula Hülsmann Jürgen und Sandra Holste Christian Mußmann und Sigrid Schuckenberg-Mußmann Alfred und Mechthild Niemerg Franz-Josef Ostlinning und Ursula Budde Norbert und Maria Kuhlenkötter Bernhard und Ruth Ostkamp geregelt. In der Vergangenheit wurde der Der Fanfarenzug Sassenberger Lands- König nur dann von zuhause abgeholt, knechte, der 1964 als Verein im Bürger- Insignien: wenn er innerhalb bestimmter Grenzen schützenverein gegründet worden war, Krone Michael Gausemeier im Stadtgebiet von Sassenberg wohnte. feierte in großem Stil sein 30jähriges Reichsapfel Johannes Sundermann Ansonsten wurde das Königspaar an ei- Jubiläum und veranstaltete Ende August Zepter Felix Picker ner Stelle innerhalb dieser festgelegten eine Festwoche unter reger Beteiligung Hampelmannkönig: H.-J. Hülsmann Grenzen auf dem Weg zum Königshaus vieler Sassenberger Vereine und Gruppen in Empfang genommen. Da sich Sas- sowie zahlreicher auswärtiger Musikverei- Sterneschießen: senberg aber weiter vergrößert hatte und ne. Einer der Höhepunkte war ein großer Gold Norbert Rutte immer mehr Könige auch außerhalb Festumzug, an dem sich auch verschiede- Silber Christian Hülsmann dieser Grenzen wohnten, erschien künf- ne Formationen des Bürgerschützenver- Bronze Christian Meimann tig eine flexibere Lösung notwendig. Ab eins beteiligten. Kinderkönigspaar: dem kommenden Jahr soll es so sein, dass Tobias Drüker und Natalie Raker jeder König von seinem Wohnsitz abge- Um dem Kinderschützenfest und insbe- holt wird, notfalls wird für einen Teil der sondere dem jeweiligen Kinderkönigspaar Verdienstorden: Wegstrecke ein Bus eingesetzt. Die weite- mehr Bedeutung zu schenken, wurde auch Gold: Willi Hartmann ren Programmpunkte des Schützenfestes für die Kinderkönige eine Königskette an- Silber: Klaus Harenkamp sollten aber wie bisher stattfinden, insbe- geschafft, die der jeweilige Kinderkönig Bronze: Georg Seidel, Ernst Weiß sondere das Antreten der Schützen auf trägt und an der Plaketten aller vorheri- Heinz Josef Kuhlenkötter dem Lappenbrink muss um 08.30 Uhr gen Könige seit 1994 angebracht sind. Die Heinz Josef Borgmann erfolgen. Kette wurde von Heinz Scheffer gestiftet. Manfred Pohl

Das Jahr 1994 |103 Die Schützen präsentieren sich im Fernsehen

Eine große Abordnung des Bürgerschüt- sorte auf dem Schützenfest ausgeschenkt bildeten aber diese beiden Verträge die zenvereins nahm in Warendorf an der wurde. Diese Auswahl hatte bisher der Grundlage für die positive wirtschaftliche Fernsehsendung „Kein schöner Land“ jeweilige Festwirt selbst treffen können, Entwicklung des Vereins in den nächsten von und mit Günter Wewel teil, die seit jetzt aber kam der Verein selbst zu wei- Jahren und ermöglichten so erst die um- 1989 über 150 mal zur besten Sendezeit teren Einnahmequellen, indem ein ent- fangreichen Baumaßnahmen auf dem in der ARD ausgestrahlt wurde. Der Bür- sprechender Vertrag mit der Herforder Schützenplatz. gerschützenverein Sassenberg wurde hier- Brauerei abgeschlossen wurde. Diese bei unter vielen Bewerbern stellvertretend Entscheidung des Vorstandes und die Auch in diesem Jahr stand wieder eine ausgewählt, um in der Sendefolge das damit verbundene Neugestaltung des große Baumaßnahme an: Die Funda- Schützenwesen in der heimischen Region Vertrages mit den Festwirten, die für den mente von 1916 sowie die Masten und zu repräsentieren. Verein eine wesentliche Verbesserung der Kugelfänge der Schießanlage aus dem Einnahmesituation bedeuteten, führten Jahr 1973 wurden komplett erneuert, Erstmals in der Vereinsgeschichte be- zu erheblichen Tumulten in der nächs- da die Sicherheit nicht mehr uneinge- stimmte der Verein selbst, welche Bier- ten Generalversammlung. Andererseits schränkt gegeben und eine Stilllegung zu befürchten war. Die Firmen Kunstleve, Maibaum, Mönnigmann und Scheffer waren an dem Neubau der Anlage be- teiligt. Neben der erhöhten Sicherheit wurden auch zwei weitere wichtige Ver- besserungen erreicht: Einerseits wurden die Kugelfänge jetzt elektrisch und voll automatisch betätigt und andererseits der Stand für das Sterneschießen verdoppelt, so dass jetzt an zwei Ständen auf Sterne geschossen werden konnte.

Obwohl der Schießstand auch nach der Erneuerung für alle Waffen geeignet ist, kam es ausgerechnet in diesem Jahr zu einem äußerst kurzen Ringen um die Königswürde. Seit Menschengedenken war es nicht mehr geschehen, dass der Vogel mit dem Kleinkalibergewehr und nicht mit dem Schrotgewehr abgeschos- Die Abordnung des Bürgerschützenvereins mit dem Berittenen Fanfarenzug Freckenhorst sen wurde, das gewöhnlich frühestens ab

104 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1995 1995 König: Karl Fischer Königin: Elke Fischer

Throngesellschaft: Bernhard und Christiane Kunstleve Norbert und Marion Fischer Manfred und Gabriele Wiewel Helmut und Monika Wiewel Bernhard Jäger und Rosi Hilbrand-Jäger Michael und Petra Baumjohann Antonio und Ursula Aprile Heiner und Christel Maßmann Heinz-Josef und Maria Kuhlenkötter Alfred und Bärbel Blömker

11.30 Uhr zum Einsatz kam. In diesem trat Paul Lackamp von seinem Vorstands- Insignien: Jahr gelang es Karl Fischer aber, den Vo- amt zurück, August Budde übernahm Krone Ludger Hoppe gel bereits um 11.28 Uhr und nach insge- kommissarisch für ein Jahr die Aufgaben Reichsapfel Ludger Hoppe samt nur 210 Schüssen mit dem kleinen des Schriftführers. Eine Ergänzungswahl Zepter Christian Holtkämper Kaliber zu Fall zu bringen. für das Vorstandsamt Paul Lackamps soll- te erst in 1996 erfolgen. Im Rahmen der Hampelmannkönig: Christian Hülsmann Im Vorstand gab es in diesem Jahr gleich zweiten Generalversammlung würdigte Sterneschießen: drei Veränderungen: Auf der ersten Ge- der Vorstand die erheblichen Verdienste Gold Helmut Vinke neralversammlung stellte sich Theo Hüls- Paul Lackamps für den Bürgerschützen- Silber Volker Putzer mann nach 36-jähriger Tätigkeit nicht verein und bedankte sich ausdrücklich Bronze Theo Sparenberg mehr für eine Wiederwahl zur Verfü- für die erfolgreiche Arbeit während sei- gung, sondern wünschte, einem jünge- ner 18-jährigen Amtszeit. Ferner trat Kinderkönigspaar: ren Nachfolger Platz zu machen. Für ihn Hermann-Josef Hülsmann nach sechs Christian Pawlweski und Christina Grabe wurde Martin Arenhövel in den Vorstand Jahren aus beruflichen Gründen von sei- gewählt. Theo Hülsmann hatte Jahre lang nem Amt als Kommandeur der Ehren- Verdienstorden: für die Vorbereitung und Durchführung garde zurück und schied somit auch aus Silber: Rudi Schaphorn des Kinderschützenfestes die Verantwor- dem Vorstand des Bürgerschützenvereins Willi Petermann, Kurt Preuß tung übernommen. Jetzt wurde er für aus. Als sein Nachfolger gehört künftig Hermann Griestop, Ernst Kittel seine Verdienste ausgezeichnet und zum Helmut Vinke in dieser Funktion dem Bronze: Eduard Szaidack Ehrenvorstandsmitglied gewählt. Nach Vorstand an. Paul Meyer einer turbulenten Generalversammlung Norbert Hoppe

Das Jahr 1995 |105 Die Ehrengarde feiert ihren 75. Geburtstag

Die Ehrengarde feierte in diesem Jahr dorf und viele Musikvereine an einem ihr 75-jähriges Bestehen und gab zu die- Sternmarsch durch Sassenberg und an sem Anlass eine 132-seitige Festschrift einem attraktiven Unterhaltungspro- heraus. Das Werk wurde von dem Jour- gramm auf dem Festplatz im Brook teil. nalisten Hugo Benrath und den Ehren- Die Feierlichkeiten wurden durch eine gardisten Martin Arenhövel, Franz-Josef Ausstellung in den Sassenberger Kredit- Ostlinning und Jörg Poppenborg erstellt instituten abgerundet. und an alle Mitglieder des Bürgerschüt- zenvereins kostenlos verteilt. Das Jubi- Ab diesem Jahr waren nunmehr alle Mit- läum wurde mit einem Frühschoppen glieder aufgerufen, bereits am Samstag am Sonntag vor dem Schützenfest und anzutreten und am Umzug teilzuneh- im Rahmen des Schützenfestes groß ge- men. Dies war im Jubiläumsjahr der Eh- feiert. Am Schützenfestsonntag nahmen rengarde notwendig, da die Kranznieder- 25 Gastvereine aus dem Altkreis Waren- legung wegen des Jubiläumsprogramms

Brigitte Harenkamp mit dem Schrotgewehr an der Vogelstange

bereits samstags erfolgen musste, sollte aber für die Zukunft beibehalten werden und wird seitdem auch von Jahr zu Jahr besser angenommen.

Die im Vorstand vakante Position, die durch den Rücktritt von Paul Lackamp entstanden war, wurde mit dem langjäh- rigen Ehrengardisten Franz-Josef Ostlin- ning neu besetzt, der auch ab sofort die Aufgaben des Schriftführers wahrnahm.

Erstmals in der Vereinsgeschichte betei- ligte sich mit Brigitte Harenkamp ein weibliches Mitglied an der heißen Pha- se des Vogelschießens. Ihr gelang fast die Festansprache zum 75. Ehrengarden-Jubiläum auf dem Mühlenplatz Sensation, den Vogel abzuschießen. Die-

106 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1996 1996 König: Gerhard Ellebracht Königin: Mechthild Ellebracht

Throngesellschaft: Ulrich und Ursula Brinkmann Felix und Ulrike Hülsmann Bernhard und Maria Röttger Albert und Angelika Lückemeyer Friedhelm und Lydia Beckmann Klaus und Elisabeth Wildner Peter und Brigitte Hartmann Willi und Alwine Blömker

Insignien: Krone Karl Fischer Reichsapfel Paul Westlinning jun. Zepter Heinz-Josef Kuhlenkötter ses Ereignis und die stetig steigende Zahl neralversamlung eines seiner Schweine weiblicher Mitglieder führten vermehrt zum Schlachthof befördern und lud es Hampelmannkönig: Andreas Strotmann zu Diskussionen, eine weibliche Garde unter Mithilfe seiner Frau und Königin zu bilden. Der Vorstand beschloss aber, Mechthild auf den Viehanhänger. Beim Sterneschießen: dass keine weitere Formation gegrün- Schlachter angekommen, staunte er nicht Gold Theo Sparenberg det werden solle, sondern die Frauen in schlecht, dass sich kein Schwein auf dem Silber Volker Putzer Schützenuniform sich in die bestehenden Anhänger befand. Auf dem Rückweg Bronze Helmut Vinke Kompanien eingliedern und so an den nach Hause entdeckte er das glückliche Umzügen und auch am Vogelschießen Schwein in unmittelbarer Nähe seines Kinderkönigspaar: teilnehmen können. Es gab unterschied- Anwesens, das sich dann im zweiten An- Daniel Hülsmann und Mareike Brechmannn liche Reaktionen auf die Aktivitäten der lauf seinem Schicksal ergab und dem kö- weiblichen Mitglieder. Wahrscheinlich niglichen Befehl zum Schlachter folgte. Verdienstorden: würde dieses Thema den Verein auch Das Schwein erlangte insofern Berühmt- Bronze: August Budde in den kommenden Jahren noch beschäf- heit, als es am Abend der Generalver- August Korte tigen. sammlung mehrfach zum Gesprächsthe- Theo Horstmeyer ma wurde und einen eigenen Beittag bei Alfons Arenbeck Am Rande ist noch eine Anekdote fest- der Berichterstattung über die General- Manfred Drüker zuhalten: Der Schützenkönig Gerhard versammlung in den Westfälischen Nach- Ellebracht wollte am Tag der Winterge- richten bekam.

Das Jahr 1996 |107 Der Verein gibt sich eine neue Führung

Johannes Sundermann als langjähriger Ernst Rath war seit 1954 als Adjutant an Als neue Doppelspitze führten künftig Präsident und Ernst Rath als dessen Vize- der Seite von Oberst Heinrich Fischer tä- die Vorstandsmitglieder August Budde präsident traten als Führungsduo ab und tig, bevor er ihm nach dessen Tod 1963 als Präsident und Heinz Scheffer als Vi- machten den Weg für zwei Nachfolger als Oberst und Vorstandsmitglied folgte. zepräsident den Bürgerschützenverein. frei. Auch der langjährige Hauptmann Seit 1969 war er im Vorstand darüber Der langjährige Adjutant Helmut Müller Willi Hartmann legte sein Amt nieder. hinaus als Vertreter des Präsidenten tätig, wurde neuer Oberst, und der Zugführer Alle drei verdienten langjährigen Vor- 1992 wurde er zum General befördert. Manfred Drüker rückte als Hauptmann standsmitglieder wurden von der Gene- in den Vorstand. Ferner wurde Josef ralversammlung zu Ehrenvorstandsmit- Uphoff als neues Vorstandsmitglied ge- gliedern ernannt. wählt, er übernahm die Aufgabe des stell- vertretenden Kassierers.

Willi Hartmann Johannes Sundermann und Ernst Rath Willi Hartmann trat 1969 als Haupt- August Budde und Heinz Scheffer Johannes Sundermann gehörte dem mann der 2. Kompanie in den Vorstand Vorstand seit 1963 an und hatte in den ein und führte seit 1972 bereits die 1. In diesem Jahr fuhr die wohl größte Ab- Jahren 1965 bis 1977 die Aufgaben des Kompanie. Neben der Offizierstätigkeit ordnung des Bürgerschützenvereins zum Schriftführers inne, bevor er dann für den kümmerte er sich auch jahrelang um viele Schützenfest nach Löcknitz. Ein Bus und in der Woche vor dem Schützenfest 1976 andere Vorstandsaufgaben und war lange mehrere Kleinbusse mit insgesamt über verstorbenen Präsidenten Max Wilbrand als Wertungsrichter für den Bürgerschüt- 50 Teilnehmern starteten freitags nach zu dessen Nachfolger als Präsident ge- zenverein Sassenberg beim Kreisehren- Löcknitz und nahmen bis Sonntag am wählt wurde. gardentreffen tätig. Fest teil.

108 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1997 1997 König: Frank Deitert Königin: Simone Grothues

Throngesellschaft: Martin Wiens und Vera Deitert Reinhold Kahle und Kerstin Lackamp Norbert und Heidrun Rutte Roland Schräer und Renate Budde Roland Fischer und Ute Waltering Andreas Hülsmann und Nadine Westhues Martin Arenhövel und Dorothee Engbert Werner Fölling und Angelika Frense Ulrich Krewerth und Melanie Lüffe Thomas Storck und Gabriele Pelkmann Andre Venneker und Sabine Schulz

Die Diskussion um die Stellung weibli- Auf dem Schützenplatz musste der Vor- Insignien: cher Mitglieder im Verein lebte wieder stand einen enorm hohen Wasserver- Krone Holger Schwarz auf und führte zu heftigen Wortgefech- brauch feststellen, ohne einen Grund für Reichsapfel Bernhard Ostkamp ten auf den Generalversammlungen. den erheblichen Mehrverbrauch erkennen Zepter Eberhard Schollmeyer Aber es blieb auf Grund einer Entschei- zu können. Erst mit einer entsprechenden dung der Versammlung dabei, dass kei- Kamera wurde ein Rohrbruch festgestellt, Hampelmannkönig: Martin Baumjohann ne eigene Garde gegründet wurde und der zu dem Mehrverbrauch von über die ca. zwanzig aktiven Damen künftig 100.000 Litern geführt hatte und an- Sterneschießen: wie bisher in der üblichen Uniform zwar schließend repariert werden konnte. Gold Theo Sparenberg geschlossen, aber innerhalb der zweiten Silber Helmut Vinke Kompanie an den Umzügen teilnahmen. Obwohl der Bürgerschützenverein in Bronze Volker Putzer diesem Jahr seit 158 Jahren besteht, geht Die Ehrengarde nutzte den Rahmen des Frank Deitert erst als 100. Schützenkönig Kinderkönigspaar: Neujahrsempfangs der Stadt Sassenberg, in die Geschichtsbücher das Vereins ein. Christian Bühren und Eva Maria Hülsmann um die anlässlich des Jubiläums im ver- In den anderen Jahren wurde entweder gangenen Jahr erhaltenen Gastgeschenke kein Schützenfest gefeiert oder es fand Verdienstorden: und eigene Mittel in Höhe von insgesamt kein Ringen um die Königswürde statt, Bronze: Hermann Pelster 2.000 DM an die Heinrich-Tellen-Schule eventuell erfolgten aber auch nur keine Franz Müller und an Pater Willi Wöstheinrich zu spen- Aufzeichnungen über die Ereignisse des Arthur Witluski den. Schützenfestes. Reinhold Kahle

Das Jahr 1997 |109 Eine dritte Kompanie wird gegründet

Das Thema Damengarde beschäftigte den wurde die Gründung einer dritten Kom- und der Spielmannszug aus Ostenfelde Verein weiterhin, einige weibliche Mit- panie beschlossen und auf dem Schützen- mit. Darüber hinaus wurde ab diesem glieder stellten einen formellen Antrag an fest umgesetzt. Die Kompanie wurde zu- Jahr der Umzug am Sonntag erheb- den Bürgerschützenverein. Sowohl der nächst kommissarisch vom dienstältesten lich aufgewertet, indem die amtierende Vorstand als auch später die Generalver- Zugführer Clemens Brameyer geführt, Schützenkönigin den König begleitet. sammlung beschlossen aber mit großer die Position des dritten Hauptmanns im Mehrheit, dieses Vorhaben nicht zu un- Vorstand konnte aber erst im folgenden Die kleine offene Halle, die als Überda- terstützen. Eine weitere offizielle Forma- Jahr nach einer erforderlichen Satzungs- chung des Schießstandes dient, wurde tion war nach wie vor nicht gewünscht, änderung zur Wahl gestellt werden. Der abgebrochen und nahezu unverändert die weiblichen Mitglieder sollten sich große Festumzug am Montag zählte mitt- an gleicher Stelle unter Leitung von Hel- weiterhin in der üblichen Uniform an lerweile rund 1.000 Teilnehmer, darunter mut Vinke und ausschließlich in Eigen- den Umzügen und den anderen Aktivitä- sechs Musikzüge, zwölf Reiter und zehn leistung der Mitglieder wieder aufgebaut ten im Verein beteiligen. Kutschen für Königspaar, Ehrengäste, und um 1 Meter verbreitert. Das Bau- Vorstandsmitglieder und Alte Könige. Als werk stammt aus dem Jahr 1926, als Mas- Aufgrund weiter steigender Mitglieder- zusätzliche Musikzüge wirkten hierbei in ten dienten seinerzeit die ausrangierten zahlen und Teilnehmer an den Umzügen diesem Jahr das Blasorchester Füchtorf Ständer der ersten Sassenberger Straßen- beleuchtung. Diese Masten wurden jetzt wieder verwendet, der Dachstuhl und die Bedachung wurden aber komplett erneu- ert, die Kosten betrugen insgesamt ca. 20.000 DM. Dieser Neubau war die erste von zahlreichen Baumaßnahmen auf dem Schützenplatz in den folgenden Jahren.

Der im Jahre 1929 in die USA ausgewan- derte Judokus Scheiper war dem Bürger- schützenverein und seiner Heimatstadt Sassenberg immer noch eng verbunden. Zu jedem Schützenfest und zu Weih- nachten übermittelte er Grüße aus seiner Wahlheimat Florida und berichtete über sein Leben. Für diese Verbundenheit wur- de ihm der Verdienstorden in Bronze ver- liehen. Da er auf dem Schützenfest nicht Anni und August Budde nehmen die Spende von Judokus Scheiper entgegen anwesend war, überreichte ihm August

110 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1998 1998 König: Hermann Pelster Königin: Maria Pelster

Throngesellschaft: Günther und Elke Walter Manfred und Edith Arenhövel Heinz und Anne Brinkmann Manfred und Margret Drüker Dietbert und Elisabeth Altenau Willi und Gertrud Hunkenschröder Karl und Monika Kötter Werner und Annegret Wieschhörster Norbert und Hildegard Hoppe Gerhard und Mechtild Fischer

Insignien: Budde die Auszeichnung während eines Schützenfest in diesem Jahr nicht durch Krone Frank Deitert privaten Urlaubs in den USA. Judokus ein Fußballereignis beinträchtigt wurde. Reichsapfel Richard Tarner Scheiper bedankte sich hierfür mit einer Zepter Alfons Arenbeck Spende, die in Freibier auf der nächsten Die Disco-Veranstaltung zum Beginn Generalversammlung investiert werden des Schützenfestes war seit 1989 fester Hampelmannkönig: Hans Haverbeck sollte. Bestandteil des Festes. Während in den ersten Jahren jeweils eine Live-Band Sterneschießen: Die Generalversammlung in der Woche aufspielte, sorgte in den letzten Jahren Gold Theo Sparenberg vor dem Schützenfest wurde wiederum immer ein Discjockey für die richtige Silber Ludger Sparenberg durch ein Spiel der deutschen Mann- Stimmung. Da der Besuch seit einiger Bronze Volker Putzer schaft bei der Fußballweltmeisterschaft Zeit rückläufig war, wollte man in die- geprägt. Der Beginn der Versammlung sem Jahr durch einen richtigen Kracher Kinderkönigspaar: wurde auf 19 Uhr vorverlegt, anschlie- überraschen. Der Radiosender NDR 2 Michael Hülsmann und Sabrina Walter ßend wurde den Mitgliedern das Spiel ge- wurde verpflichtet und der überregional gen Kroatien live auf einer Großleinwand bekannte Radiomoderator Carsten Gross Verdienstorden: präsentiert. Die Vorfreude auf dieses Er- mit seinem Team veranstalteten die weit- Gold: Heinz Scheffer eignis schwand wegen der deutlichen läufig bekannte Show „NDR2 on tour“. Silber: Werner Maibaum Niederlage und des Ausscheidens der Es herrschte eine Riesenstimmung im Bronze: Judokus Scheiper, Ewald Gäher deutschen Mannschaft recht schnell, aber Brook und fast 2.000 Besucher sorgten Fritz Keitemeier, Felix Scholz so war wenigstens sichergestellt, dass das für einen Rekordbesuch zum Festauftakt.

Das Jahr 1998 |111 Das Winterschützenfest wird wiederbelebt

Das letzte Winterschützenfest fand 1983 gliedern (Oberst, zwei Hauptmänner, Mitglieder für eine 50-jährige Mitglied- im Saale des Hotels Börding statt. In den Kommandeure der Ehrengarde und der schaft geehrt. Hierzu wurde im Rahmen Jahren zuvor war es abwechselnd in den Alten Könige, Vorsitzender des Fanfa- des Schützenfestes am Nachmittag des Sälen Börding und Buller-Sondermann renzuges und neun weitere Mitglieder) Schützenfestsonntages eine Feierstun- gefeiert worden. Die Tradition des Win- wurde der Vorstand um einen weiteren de im Festzelt abgehalten, zu der neben terschützenfestes in Sassenberg reicht bis Hauptmann für die im Vorjahr gegrün- den Jubilaren auch weitere Gäste gela- in die Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg dete dritte Kompanie erweitert. Für diese den wurden. Diese Ehrung findet bis zurück. Früher wurde das Fest gleichzei- Position wurde Clemens Brameyer in den heute alljährlich statt und erfreut sich tig und jeweils unabhängig voneinander Vorstand gewählt, der die Funktion be- bei den Teilnehmern großer Beliebtheit. in allen Gaststätten Sassenbergs, die als reits im Vorjahr kommissarisch ausgeübt Bei Kaffee und Kuchen bleibt neben den Festwirte des Schützenfestes tätig waren, hatte. Ehrungen viel Platz für Geselligkeit und gefeiert. Da der Besuch aber immer wei- Gespräche über frühere Zeiten. ter rückläufig war, wurde das Fest auf- Fünfzig Jahre nach Wiederbegründung gegeben. Ende der achtziger Jahre gab des Vereins wurden erstmals wieder Wenige Wochen vor dem Schützenfest es verschiedene Ideen und Versuche des kam die offizielle Bestätigung der Anfra- Vorstandes, eine Art Herbst- oder Win- gen an die Landkreise des Münsterlandes, terfest wieder zu beleben, eine dauerhaf- dass der Sassenberger Schützenverein mit te Einrichtung wurde daraus aber nicht. seinen über 1.700 Mitgliedern der mit In diesem Jahr ergriff die Ehrengarde die Abstand größte Schützenverein des gan- Initiative und richtete wieder ein Win- zen Münsterlandes ist. Unter anderem terschützenfest aus. Am Vorabend des hierdurch wurde auch das ZDF auf Sas- Ersten Advent begann das Fest nach der senberg aufmerksam. Vorabendmesse mit einer Polonaise vom Lappenbrink zum Festplatz im Brook, wo Schützenfeste allgemein und insbeson- dann in der Schützenhalle und in einem dere das Sassenberger Schützenfest als ei- angrenzenden Festzelt gefeiert wurde. nes der größten in der Region waren das Bis heute hat sich das Fest gehalten und Thema in der ZDF-Sendung „Drehschei- nimmt mittlerweile wieder einen festen be“, die von Anne Reidt moderiert und Platz im Sassenberger Vereinskalender montags mittags ab 12 Uhr live vom Sas- ein. senberger Schützenplatz gesendet wurde. Sowohl Befürworter als auch Gegner von Eine erneute Änderung der Satzung Schützenfesten kamen zu Wort. Die Sas- wurde notwendig, damit die Anzahl der senberger Schützen waren stolz, als Gast- Vorstandsmitglieder auf 16 erhöht wer- geber der „Drehscheibe“ bundesweit auf- den konnte. Neben den bisherigen Mit- Der Orden für 50-jährige Mitgliedschaft treten zu dürfen.

112 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1999 1999 König: Christian Roß Königin: Melanie Rotermund

Throngesellschaft: Christian Tarner und Isabell Brüggemann Stefan und Ulrike Schwienheer Thomas und Doris Rennemeier Marco Jankrift und Bianca Kersten Michael und Anke Dunker Sebastian Hellkuhl und Birgit Lienker Michael und Antje Luckei Andreas und Anne Strotmann Maik Dohm und Anja Kerßenfischer Der Bürgerschützenverein ging in diesem spontan als Thronmitglieder anboten und Christian Ostlinning und Sonja Langkamp Jahr neue Wege und trat unter den Ad- ihn schon auf ihren Schultern zur Theke Markus Tönnemann und Petra Mundmann ressen www.schuetzenfest.de und www. trugen, entdeckte der Schießmeister noch schuetzenverein.com erstmals im Internet einen Holzrest im Kugelfang, so dass das Insignien: auf. Frank Deitert hatte bereits zu diesem Schießen fortgesetzt werden musste und Krone Werner Fölling frühen Zeitpunkt die Bedeutung eines schließlich Hermann-Josef Hellweg die Reichsapfel Christian Borgmann Internetauftritts erkannt und in eigener Königswürde errang. Zepter Bernhard Beile Regie in die Tat umgesetzt, wobei er sich Hampelmannkönig: Heinz Berkemeier anfangs noch gegen etliche kritische Ver- Nachdem die Uniformjacken der Ehren- einsmitglieder durchsetzen musste. garde und der Offiziere des Vereins in den Sterneschießen: vergangenen Jahren erneuert worden wa- Gold Bernhard Hülsmann Die drei Schützenvereine auf Sassenber- ren, wurden in diesem Jahr alle Reiter mit Silber Dirk Putzer ger Gebiet besuchen sich bereits seit 1971 neuen Uniformjacken ausgestattet. Bronze Helmut Vinke gegenseitig mit Abordnungen auf ihren Schützenfesten. Ernst Rath, als Ehrenge- Auf dem Schützenfest gab es erstmals ne- Kinderkönigspaar: neral Mitglied der Sassenberger Abord- ben den Gerichten in der Küche in der Meike Schwerter und Michael Vartmann nung und auch gleichzeitig Mitglied der Schützenhalle und aus dem traditionel- Schützenbruderschaft Gröblingen-Velsen len Bratwurststand weitere Speisemög- Verdienstorden: wäre in diesem Jahr in Gröblingen auf lichkeiten wie Pizza, Fisch, Steaks und Gold: Kurt Preuß, Ernst Kittel dem Schützenfest fast eine nicht geplante Gyros. Die Nachfrage seitens der Festbe- Silber: August Budde Sensation gelungen, indem er den Vo- sucher wurde immer größer, so dass sich Bronze: Heinz Maibaum gel von der Stange schoss. Während sei- der Verein und der Festwirt entschlossen, Dieter Sökeland, Ludger Ostlinning ne Sassenberger Vorstandskollegen sich diesen Anforderungen nachzukommen. Willi Hunkenschröder

Das Jahr 1999 |113 Ein kostbarer Schellenbaum wird erworben

Gelegenheiten zu tragen und die Verant- wortung für Unterbringung und Pflege zu übernehmen.

Dieselbe Generalversammlung beschloss eine weitere wesentliche Neuerung im Bürgerschützenverein, nämlich die freie Vergabe des Schützenfestes an einen be- liebigen Festwirt. War es bislang Gesetz, dass nur konzessionierte Sassenberger Wirte die Ausrichtung des Festes über- nehmen durften und alle zugelassenen Wirte der Reihe nach zum Zuge kamen, so beschlossen die Mitglieder jetzt, dass auch auswärtige Bewerber zugelassen wa- ren. In der Versammlung gab es heftige Debatten, finanzielle Vorteile und eine professionelle Ausrichtung des Festes setzten sich aber knapp gegenüber der langjährigen Tradition durch. Die Brüder Lott waren es dann in diesem Jahr, die als bisher letzte Sassenberger Wirte das Fest ausrichteten. Die Schellenbaumträger im Jahr 2013 Die offene Schützenhalle aus dem Jahr Zum Schützenfest 1999 hatte der Bürger- nicht bekannt. Die Mitglieder beschlos- 1925 im Zentrum des Schützenplatzes war schützenverein einen Schellenbaum gelie- sen auf der Generalversammlung am 10. baufällig geworden und wurde abgerissen. hen, um den Mitgliedern das schöne Bild März 2000 die Anschaffung des 14 Kilo Am gleichen Standort und in nahezu glei- zu demonstrieren, wenn eine Abordnung schweren und 2,5 Meter hohen Schellen- cher Form wurde das Bauwerk neu errich- mit Schellenbaum den Schützenumzug baums für 7.000 DM einstimmig. Die tet. Die Leitung dieser Baumaßnahme anführt. In den Jahren vor dem Zweiten sechs Schützenbrüder Karsten Schucken- hatten August Budde und Helmut Vinke Weltkrieg gab es in Sassenberg bereits ei- berg, Michael Krassort, Kai Hemkemei- übernommen. Die Arbeiten wurden weit- nen Schellenbaum, den der Musikverein er, Benedikt Wiefel, Rolf Mersmann und gehend in Eigenleistung unter besonderer Sassenberg bei seinen Umzügen voraus- Jörg Hemkemeier fanden sich bereit, den Mitwirkung der Ehrengarde und der Fir- trug. Der Verbleib dieses Exemplars ist Schellenbaum bei allen entsprechenden ma Albert Lückemeyer ausgeführt.

114 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2000 2000 König: Manfred Averesch Königin: Andrea Averesch

Throngesellschaft: Hans und Sabine Welzig Bernhard und Mechthild Hemkemeier Dietmar und Andrea Stenzel Bernhard und Doris Kiwitt Bernhard und Beatrix Kolatzki Peter und Gabriele Hemkemeier Maik und Nicole Tecklenborg Theo und Claudia Krewerth Ewald und Elisabeth Kreienbaum Willi und Anita Tecklenborg Nach dem ZDF im Vorjahr berichtete in zenkönig Manfred Averesch und andere Maurice Tecklenborg u. Sabrina Wichmann diesem Jahr der Westdeutsche Rundfunk Schützen zu Wort und ins Bild. vom Sassenberger Schützenfest. Wieder- Insignien: um war eine große Delegation eines Fern- Der gerade neue zweite Bogen auf dem Krone Maik Dohm sehsenders in der Hesselstadt vor Ort. Klingenhagen in Höhe des Stadtparks Reichsapfel Frank Deitert Der WDR zeigte in der Lokalzeit Müns- wurde von einem LKW beschädigt und Zepter Volker Putzer terland in der Aktellen Stunde einen Be- mußte aus Sicherheitsgründen abgebaut richt aus dem Brook. Hierbei kamen der werden. Bis zum nächsten Schützenfest Hampelmannkönig: Thomas Stockhausen Präsident August Budde, der neue Schüt- wurde der Bogen wieder hergestellt. Sterneschießen: Gold Ludger Sparenberg Silber Theo Sparenberg Bronze Volker Putzer

Kinderkönigspaar: Matthias Hülsmann und Sarah Röttger

Verdienstorden: Bronze: Gerd Ellebracht, Frank Deitert Jürgen Zurwieden, Manfred Fölling Petra Baumjohann, Anja Mussmann Fleißige Helfer beim Bau der offenen Schützenhalle Elke Overmeyer

Das Jahr 2000 |115 Die Sassenberger Schützen wildern in Münster

Weniger dramatisch als aus der Über- Mitglieder beider Vereine besitzen auch Grundlage hierfür war der Beschluss der schrift zu vermuten verlief das diesjährige eine Doppelmitgliedschaft, so dass schon Generalversammlung im Vorjahr gewe- Schützenfest der Pluggendorfer Jäger in der ein oder andere Sassenberger Schüt- sen. In diesem Zusammenhang wurde Münster. Dennoch: Mit Hermann-Josef ze auf den münsterischen Vogel zielte, auch die Kooperation mit der Warsteiner Hülsmann, dem Sassenberger Schützen- ohne jedoch bis zum Finale dabei zu sein Brauerei begonnen. Sowohl der Festwirt könig von 1987, errang erstmals und bis- oder gar den Wettkampf letztendlich für als auch die Brauerei sind bis heute die her einmalig ein Sassenberger Mitglied sich zu entscheiden. Der Jubel des neu- Partner des Bürgerschützenvereins für die des Vereins die Königswürde bei den en Schützenkönigs und der mitgereisten Ausrichtung des Schützenfestes. Pluggendorfer Jägern, seine Ehefrau Pe- Sassenberger kannte keine Grenzen. Es tra stand ihm als Königin zur Seite. Die wurde eine lange Nacht in Münster. In Oelde fand im Rahmen der Landes- Freundschaft zwischen den Pluggendor- gartenschau erstmals ein Kreisschützen- fer Jägern und dem Bürgerschützenverein Für die Schützenfeste 2001 bis 2005 fest des Kreises Warendorf mit 3.000 Sassenberg und hier insbesondere der Eh- wurde mit dem Festwirt Strohbücker aus teilnehmenden Schützen statt. Während rengarde geht auf das Jahr 1963 zurück. Everswinkel erstmals in der Vereinsge- bei den jährlichen Kreisehrengardentref- Seitdem besuchen sich beide Vereine ge- schichte mit einem auswärtigen Betrei- fen nur die Vereine des bis 1974 beste- genseitig zu ihren Schützenfesten. Viele ber ein langfristiger Vertrag geschlossen. henden Altkreises Warendorf zusammen- kommen, waren hier zum ersten Mal alle Vereine des jetzigen Kreises Warendorf eingeladen. Die Einrichtung setzte sich aber nicht durch und findet heute nicht mehr statt. Nach wie vor bestehen zwi- schen den Vereinen des Altkreises Waren- dorf zum Großteil intensivere Beziehun- gen, während die Verbindungen zu vielen Vereinen aus den neu hinzugekommenen Regionen aus den Bereichen Ahlen, Be- ckum oder Oelde weniger ausgeprägt sind. Nach ersten Überlegungen sollte ein derartiges Fest künftig alle fünf Jahre stattfinden, nach dem ersten Fest wollten einige Vereine dennoch eine jährliche Ausrichtung. Wegen der unterschiedli- chen Vorstellungen hierzu ist bis heute keine Lösung erzielt worden, und das Fest In Pluggendorf wird das Königspaar mit einem Cabrio durch die Straßen chauffiert hat bisher nie wieder stattgefunden.

116 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2001 2001 König: Dieter Sökeland Königin: Lisa Sökeland

Throngesellschaft: Walter und Barbara Mertens Hermann und Martina Vogelsang Ulrich und Ursula Brinkmann Bernhard Jäger und Rosi Hilbrand-Jäger Theo und Tilla Sparenberg Engelbert und Anne Sondermann Willi und Gertrud Hunkenschröder Thomas und Irmgard Wolfslau Horst und Ulrike Wessel Josef und Elke Uphoff Dr. Heinz-Josef und Gabriele Sökeland Der amtierende Schützenkönig und der Rainer Sökeland und Annette Borgmann Zeremonienmeister Martin Arenhövel Ludger und Ulrike Ostlinning traten als Duo in der Aktuellen Stunde Insignien: des WDR auf und backten einen Königs- Krone Heinz Hauschke kuchen nach dem Rezept aus Arenhövels Reichsapfel Werner Storck Bäckerei mit folgenden Zutaten: Zepter Theo Hülsmann Hampelmannkönig: Gregor Dunker Sterneschießen: Gold Eric Marks Silber Volker Putzer Bronze Dirk Putzer Kinderkönigspaar: Carolin Hagedorn und Andre Arenhövel Verdienstorden: Gold: August Budde Silber: Bernhard Mußmann Hermann Pelster, Helmut Vinke Bronze: Bernhard Kunstleve Heinz Berkemeier, Jörg Poppenborg Das ausführliche Rezept ist im Buch des Der Schützenkönig und sein Zeremonienmeister Ralf Vennemann, Albert Lückemeyer WDR „Kuchenbuffet 3“ abgedruckt. sind auch als Bäcker aktiv Michael Baumjohann

Das Jahr 2001 |117 Der Vogel fällt erst zur Kaffeezeit

Es schien bisher immer festzustehen, dass welche Maßnahmen noch zu ergreifen der neue Schützenkönig gegen Mittag, wären und der Kugelfang wurde sogar spätestens bis 13 Uhr gefunden war. In einmal heruntergefahren, um den Vo- diesem Jahr jedoch machten die Bewerber gel zu begutachten. Erst um 15.11 Uhr und alle Schützen, die das Ringen um die gelang es Werner Storck, den Vogel von Königswürde mit großer Spannung ver- der Stange zu schießen. Solch ein langer folgten, eine andere Erfahrung. Aufgrund Kampf ist bisher einmalig und verursach- neuer Vorschriften und Sicherheitsvor- te im weiteren Verlauf des Tages etliche kehrungen müssen jetzt auch die Schrot- Verspätungen und Improvisationen. gewehre fest eingespannt werden und mit der neu geschaffenen Vorrichtung trafen Aufgrund der Einführung des Euro als die Schützen zunächst nicht ins Schwar- neues Zahlungsmittel und der gestiege- ze. Schießmeister Heinz Scheffer und Vo- nen Kosten des Schützenfestes war eine gelbauer Alfred Kunstleve berieten sich Anpassung des Jahresbeitrages erforder- während des Schießwettbewerbes lange, lich. Seit 1987 lag der Beitrag bei 25 DM pro Jahr. Er wurde von den Mitgliedern jetzt mit großer Mehrheit auf 15 Euro festgelegt. Dies entspricht zwar einer Er- höhung um rund 17%, aber dieser Jah- resbeitrag gilt heute noch unverändert König Dieter I., Präsident August Budde und und die letzte Beitragserhöhung hatte Platzwart Helmut Müller beim Begießen der ge- pflanzten Rotbuchen auch bereits 15 Jahre zurückgelegen.

Auch in diesem Jahr wandelte der Schüt- den. Das gesamte Umfeld des Schützen- zenplatz erneut sein Aussehen. Aktuell platzes um den neuen Kinderschießstand stand ein weiterer Neubau an, denn auf und den Pavillon wurde verschönert und dem Schützenplatz wurde links neben von den in diesem Zusammenhang neu dem Musikpavillon ein Schießstand für gepflanzten Bäumen wurden zwei Rot- das Kinderschützenfest gebaut. Das Ge- buchen vom amtierenden Schützenkönig bäude ist der offenen Schützenhalle sehr Dieter Sökeland gestiftet. Die Königs- ähnlich, aber deutlich kleiner und kann bänke, die seit 1975 den Schützenplatz außerhalb des Schießens auch anderweitig zieren, wurden nach 1988 wiederum er- genutzt werden. Der Kinderschießstand neuert und um eine Bank erweitert, da war bisher immer provisorisch irgendwo auch die Zahl der Alten Könige stetig Zu später Stunde ist der Jubel noch viel größer auf dem Schützenplatz aufgebaut wor- zunimmt.

118 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2002 2002 König: Werner Storck Königin: Heike Storck

Throngesellschaft: Bernd Storck und Claudia Hüwe Thomas und Gabriele Storck Jürgen und Birgit Elsner Jochem und Doris Kiese Hubert und Regina Brockmann Heinz-Josef Borgmann und Heike Habrock Franz-Josef und Elisabeth Ostkamp Andreas und Carola Kiese Ralf und Ursula Bußmann

In diesem Jahr gab es erste konkrete „Kommandeur der Alten Könige“ und Insignien: Überlegungen zur Erweiterung und er- „Vorsitzender des Fanfarenzuges“ wur- Krone Heinz-Josef Kuhlenkötter neuten Renovierung der Schützenhalle. den von ihren Formationen neu besetzt. Reichsapfel Ulrich Krewerth Die Halle erwies sich bei den steigenden Bernhard Beile folgte Hermann Renkert Zepter Andre Langkamp Mitgliederzahlen als deutlich zu klein als Oberhaupt der Alten Könige, der die- und es fehlten nach wie vor eigene sanitä- se Funktion seit 1987 innehatte. Hampelmannkönig: Rainer Arenbeck re Anlagen. Ein Bauausschuss innerhalb Sterneschießen: des Vorstandes bildete sich, der sich mit Ralf Baker wurde neuer Vorsitzender Gold Peter Rutemöller dem Thema beschäftigte und die Arbei- der Landsknechte, dieses Amt hatte zu- Silber Martin Baumjohann ten innerhalb der nächsten Jahre umset- vor Klaus Dieter Harenkamp bereits seit Bronze Kai Offers zen sollte. Im Verlauf des Jahres mehrten 1975 ausgeübt. Darüber hinaus ersetz- sich die Stimmen für einen kompletten te Gerhard Ellebracht im Vorstand als Kinderkönigspaar: Neubau der Schützenhalle statt weite- Beisitzer seinen Vorgänger Werner Mai- Frank Griestop und Maike Schwerter rer Renovierungen und angestückter baum, der nach 24 Jahren nicht mehr für Erweiterungen. Denn trotz erheblicher ein Vorstandsamt kandidiert hatte. Das Verdienstorden: Instandsetzungen in den letzten Jahren Ehrenvorstandsmitglied Theo Hülsmann Bronze: Werner Storck wurden immer wieder Mängel an der al- verstarb im Alter von 77 Jahren. Er hat- Jürgen Holste ten Bausubstanz deutlich, die mit einem te sich von 1959 bis 1995 im Vorstand Friedhelm Beckmann Neubau nicht mehr auftreten sollten. und hierbei insbesondere für das Kinder- Heinz Pelkmann schützenfest engagiert und war von der Hermann Zurborn Im Vorstand gab es drei Veränderun- Generalversammlung 1995 zum Ehren- Christian Mußmann gen: Die geborenen Vorstandsmitglieder mitglied des Vorstandes ernannt worden. Antonius Gäher

Das Jahr 2002 |119 Eine neue Schützenhalle wird gebaut

Die Planungen für die Umgestaltung der bisherigen Planungen vor und gab Gele- Zur Finanzierung des Projektes sollten Schützenhalle gingen in die entscheiden- genheit, abweichende Vorstellungen und neben den Rücklagen und Spenden auch de Phase und wurden im Laufe des Jahres Anregungen einzubringen. In der ersten Darlehen von etwa 100.000 Euro aufge- auch umgesetzt. Im Vorjahr hatte sich ordentlichen Generalversammlung im nommen werden, Beitragserhöhungen bei vielen Beratungen ergeben, dass ein März wurden dann die endgültigen Plä- oder Umlagen der Mitglieder schloss der Neubau wohl vorteilhafter als eine Re- ne vorgestellt und der Beschluss gefasst, Vorstand aus. Den Mitgliedern wurde novierung mit Erweiterung sein würde. dass bei Gesamtkosten von rund 350.000 jedoch angeboten, durch eine Beitrags- In einer außerordentlichen Generalver- Euro der Abriss der alten Halle sowie der vorauszahlung für 7 oder 15 Jahre eine sammlung im Februar stellte der Vor- Neubau unmittelbar nach dem Schützen- Beihilfe zur Finanzierung der Baumaß- stand den Mitgliedern ausführlich die fest beginnen sollten. nahme zu leisten. Diesem Appell wurde von 150 Mitgliedern entsprochen, wo- raus etwa 20.000 Euro resultieren. Auf Die alte Halle kurz dem Schützenfest wurde eine Tombola vor ihrem Abriss mit attraktiven Preisen gestartet, die wei- tere 5.000 Euro einbrachte.

Der Abriss der alten Halle begann Mitte Juli direkt nach dem Schützenfest. Das Richtfest wurde bereits nach nur zehn Wochen Bauzeit Ende September gefei- ert und zum Winterschützenfest konnte der Rohbau bereits genutzt werden. Die Gerd Ellebracht in Bauleitung lag in den Händen von Präsi- seinem Element bei dent August Budde, viele ehrenamtliche den Abrißarbeiten Helfer wurden in Arbeitsgruppen für die unterschiedlichen Gewerke eingeteilt, die mit erheblichen Eigenleistungen zum Gelingen des Projektes beitrugen.

Auch in diesem Jahr gab es im Vorstand wieder Veränderungen: Josef Uphoff war im Vorjahr zum Nachfolger des verstorbe- Und schon steht nen Bürgermeisters Heinz Schwienheer der Rohbau in gewählt worden und hatte alle Vereins- Holzrahmenbauweise ämter niedergelegt, um überparteilich

120 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2003 2003 König: Helmut Vinke Königin: Renate Vinke

Throngesellschaft: Frank und Anne Wächter Bernhard und Christiane Kunstleve Ralf und Resi Vennemann Karl und Renate Habrock Jürgen und Sandra Holste Friedhelm und Annette Philipper Franz-Josef und Ursula Ostlinning Heinz Berkemeyer und Birgit Esser Andreas und Elke Zelleröhr

Insignien: Krone Heinz Scheffer Reichsapfel Markus Schulte und unparteiisch arbeiten zu können. Auch der Hauptmann der dritten Kom- Zepter Stefan Bußmann Bei der jetzt anstehenden Vorstandswahl panie, Clemens Brameyer, stellte sein verzichtete er daher auf eine Kandidatur Amt zur Verfügung, für ihn rückte der Hampelmannkönig: Christian Roß und wurde durch Michael Dunker in der bisherige Zugführer Ludger Sparenberg Vorstandsmannschaft des Vereins ersetzt. als Hauptmann in den Vorstand. Sterneschießen: Gold Ludger Hoppe Silber Willi Blömker Bronze Benedikt Wiefel

Kinderkönigspaar: Michael Hülsmann und Nadine Tarner

Verdienstorden: Bronze: Hermann Averbeck Bernhard Strickmann Willi Arenhövel Adolf Tschanter

Unter den staunenden Augen der zahlreichen Besucher wurde der Richtbaum angebracht

Das Jahr 2003 |121 Die Ehrengarde erringt erneut die Wanderstandarte

Im Frühjahr war es soweit: Die neue Nach 1960, 1972, 1980 und 1991 errang Hunkenschröder verstarb kurz nach dem Schützenhalle wurde nach nur acht Mo- die Ehrengarde insgesamt zum fünften Schützenfest nach schwerer Krankheit, naten Bauzeit eingeweiht und der Bevöl- Mal die begehrte Wanderstandarte beim seine Aufgaben übernahm sein bisheriger kerung an einem Tag der offenen Tür vor- Kreistreffen der Ehregarden des Altkreises Stellvertreter Michael Dunker zunächst gestellt. Rund 4.000 von ehrenamtlichen Warendorf in Vohren und war damit im kommissarisch. Helfern geleistete Stunden hatten die Ge- kommenden Jahr erneut Ausrichter des samtkosten auf 300.000 Euro reduziert, Treffens. Am 21. August veranstaltete der Fanfa- und dank der erheblichen Eigenmittel renzug Sassenberger Landsknechte an- aus Rücklagen, Beitragsvorauszahlungen August Korte, seit 1989 für das Kinder- lässlich seines 40. Jubiläums wie schon und Spenden konnte die Kreditaufnahme schützenfest zuständiges Vorstandsmit- 1974, 1984 und 1994 wiederum einen deutlich auf ca. 50.000 Euro gesenkt wer- glied, verließ den Vorstand und wurde großen Festumzug unter Beteiligung den. Als besonderes Highlight der neuen durch Bernhard Kunstleve ersetzt. Die vieler Vereine und Institutionen Sassen- Halle kann der vollautomatische Schieß- Zuständigkeit für wesentliche Teile des bergs. Selbstverständlich nahm auch der stand der Ehrengarde bezeichnet werden, Kinderschützenfestes hatte in den letzten Bürgerschützenverein mit seinen Forma- der seitdem allen Anforderungen und Jahren bereits Martin Arenhövel über- tionen am Umzug und dem anschließen- Wünschen gerecht wird. nommen. Der langjährige Kassierer Willi den Fest im Brook teil.

Die neue Schützenhalle in ihrer ganzen Pracht

122 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2004 2004 König: Friedhelm Beckmann Königin: Lydia Beckmann

Throngesellschaft: Gerhard und Mechthild Ellebracht Bernhard und Maria Röttger Jürgen und Sandra Holste Ludger und Barbara Hoppe Peter und Brigitte Hartmann Klaus und Elisabeth Wildner Willi und Alwine Blömker Albert und Angelika Lückemeyer Felix und Ulrike Hülsmann Bernhard und Edeltraud Maßmann Elke Fischer und Wolfgang Schulke

Insignien: Krone Markus Tönnemann Reichsapfel Theo Sparenberg Zepter August Budde

Hampelmannkönig: Ralf Vennemann

Sterneschießen: Gold Dieter Volkmar Silber Theo Sparenberg Bronze Philipp Dahlhoff

Kinderkönigspaar: Bernd Sökeland und Alina Heitmann

Verdienstorden: Bronze: Johannes Große Kunstleve Bernhard Bruns, Ewald Rose Andre Venneker Werner Freye Ehrenamtliche Handwerker haben viel geleistet Antonius Zelleröhr

Das Jahr 2004 |123 Der Verein wird gemeinnützig

In der ersten Generalversammlung des Die Schützenfest-Disco am Freitag wurde sondern die Sassenberger Garde belegte Jahres ergaben sich wieder zwei Verän- erstmals von den Mitgliedern der Land- auch den ersten Platz in der Gesamtwer- derungen im Vorstand: Der langjährige jugend Sassenberg-Dackmar organisiert, tung aus Schieß- und Marschwettbewerb, Hauptmann der ersten Kompanie, Bern- die dadurch den Schützenverein und des- was zuletzt 1998 der Fall gewesen war. hard Mußmann, stellte sein Amt nach 36 sen Vorstand entlastet und gleichzeitig Bernhard Mußmann und Heinz Schef- Jahren Offizierstätigkeit zur Verfügung. ihre Kassenlage aufbessern kann. fer vom Sassenberger Schützenverein Als Nachfolger wurde Willi Blömker erhielten während des Kreisehrengarden- als dritter Hauptmann in den Vorstand Erstmals nahmen die Reiter bereits sonn- treffens die goldene Verdienstnadel des gewählt, während die beiden weiteren tags am Schützenumzug teil. Im Zuge Westfälischen Schützenbundes. Mit die- Hauptleute Manfred Drüker und Ludger dessen sind aber montags abends zur Krö- ser Ehrung wurden sie stellvertretend für Sparenberg die Führung der ersten und nung neben den Kutschen für die neue viele Mitstreiter für Ihre Verdienste um zweiten Kompanie übernahmen. Für den Throngesellschaft keine Reiter mehr am das Schützenwesen ausgezeichnet. im Vorjahr verstorbenen Kassierer Willi Umzug beteiligt. Hunkenschröder berief die Generalver- Neben den beiden ordentlichen General- sammlung Hermann Schimweg in den Eine Kuriosität ereignete sich noch bei versammlungen wurden in diesem Jahr Vorstand, er sollte künftig als Stellvertreter Beginn des Königsballs: Die Tanzkapelle zwei weitere Versammlungen einberufen, des Kassierers Michael Dunker tätig sein. war nachmittags frühzeitig angereist, um und zwar beide am 23. September. Da ihren Auftritt für den Königsball vorzu- jetzt endgültig eine Satzungsänderung Diese 1. Generalversammlung eines Jah- bereiten. Nach einer Ruhepause im Hotel zur Erlangung der steuerlichen Gemein- res, die sogenannte Winterversammlung am Feldmarksee wollten sie mit dem Auto nützigkeit erreicht werden sollte und für fand erstmals nicht in einer Sassenberger durch die Stadt zum Festplatz fahren. Da eine Änderung der Satzung bei der ersten Gastwirtschaft statt, sondern in der neu- aber aufgrund der Polonaise die Stadt für Abstimmung eine Mehrheit von 1/3 aller en Schützenhalle, die jetzt aufgrund der den Straßenverkehr gesperrt und somit Mitglieder erforderlich war, wurde so- vorhandenen Heizung und der sanitären kein Durchkommen war, trafen die Mu- fort zu einer weiteren Versammlung am Anlagen den passenden Raum hierzu bie- siker nach den Festgästen im Zelt ein und selben Tag eingeladen. In dieser zweiten ten kann. der Königstanz verzögerte sich um einige Versammlung reichte dann eine Mehr- Minuten. heit von 2/3 der anwesenden Mitglie- Die Ausschreibung für die Vergabe der der. Da 1/3 aller Mitglieder – also über Schützenfeste 2006 bis 2010 brachte Das Kreisehrengardentreffen fand nach 600 Schützen – nicht an einer General- keine Veränderungen. Die Firma Stroh- dem Gewinn der Wanderstandarte im versammlung teilnehmen und der Be- bücker aus Everswinkel war weiterhin als Vorjahr wieder einmal in Sassenberg statt. schluss aber kurzfristig erreicht werden Festwirt und die Warsteiner Brauerei als Das Treffen, an dem 28 Ehrengarden aus sollte, wählte der Vorstand diesen Weg. Bierlieferant tätig, so dass die erfolgreiche dem Altkreis Warendorf teilnahmen, wur- Die zweite Generalversammlung änderte Zusammenarbeit der letzten fünf Jahre de nicht nur hervorragend und zur Zu- dann einstimmig die Satzung, so dass die fortgesetzt werden konnte. friedenheit aller Beteiligten ausgerichtet, steuerliche Gemeinnützigkeit jetzt be-

124 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2005 2005 König: Frank Wächter Königin: Anne Wächter

Throngesellschaft: Helmut und Renate Vinke Bernhard und Inge Beile Franz und Marianne Wesselmann Willi und Roswitha Preuß Alfred und Bärbel Blömker Klaus und Maria Seul Friedhelm und Annette Philipper Bernhard und Christiane Kunstleve Hermann und Waltraud Feidiker antragt werden konnte und mittlerweile und Stände innerhalb der Bürgerschaft. Insignien: auch anerkannt wurde. Zum Erreichen Eine politische Tätigkeit innerhalb des Krone Rolf Vartmann der Gemeinnützigkeit mussten nur noch Vereins ist nicht gestattet. Der Verein ist Reichsapfel Wilfried Bußmann kleine Änderungen in den § 2 und 3 der selbstlos tätig. Er verfolgt nicht in erster Zepter Helmut Vinke Satzung vorgenommen werden. Darüber Linie eigenwirtschaftliche Zwecke. Mittel hinaus erfolgten aber auch noch einige des Vereins dürfen nur für die satzungs- Hampelmannkönig: Andreas Rolke andere sprachliche Anpassungen: gemäßen Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen Sterneschießen: § 2 Zweck des Vereins ist die Förderung aus Mitteln des Vereins. Es darf keine Gold Dieter Volkmar der Heimatpflege und des Heimatgedan- Person durch Ausgaben, die dem Zweck Silber Simon Boes kens. Er verfolgt ausschließlich und un- der Körperschaft fremd sind, oder durch Bronze Markus Maßmann mittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne unverhältnismäßig hohe Vergütungen des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwe- begünstigt werden. Kinderkönigspaar: cke“ der Abgabenordnung. Die Satzung § 3 Mitglied des Vereins kann jede na- Lukas Zumdiek und Sofia Venherm wird verwirklicht, insbesondere durch türliche Person männlichen oder weibli- a) die Erhaltung und Förderung des Sas- chen Geschlechts werden, die im Besitz Verdienstorden: senberger Volks- und Heimatfestes, das der bürgerlichen Ehrenrechte ist. Minder- Silber: Norbert Hoppe gewöhnlich am zweiten Samstag, Sonn- jährige bedürfen der Zustimmung ihrer Bronze: Franz Arenhövel tag und Montag im Juli eines jeden Jahres gesetzlichen Vertreter. Verdiente Mitglie- Martin Arenhövel stattfindet, der des Vereins können auf Vorschlag des Karl Habrock b) die Erweckung guten und echten Bür- Vorstandes von der Generalversammlung Bernhard Hülsmann gersinns durch Vereinigung aller Berufe zu Ehrenmitgliedern ernannt werden. Christian Hülsmann

Das Jahr 2005 |125 Die Krönung wird auf den Mühlenplatz verlegt

Wie schon so oft in der Vergangenheit war Nach langer Planung und vielen kleine- war hierbei wiederum Elke Fischer Schüt- die Fußballweltmeisterschaft eng mit dem ren Veränderungen in den vergangenen zenkönigin, die 1995 an der Seite ihres Sassenberger Schützenfest verbunden, zu- Jahren wurde die Krönungszeremonie inzwischen verstorbenen Ehemannes Karl mal das Fußballspektakel in diesem Jahr am Schützenfestmontag völlig neu ge- Fischer regierte und in diesem Jahr mit in Deutschland stattfand. Bürgermeister staltet. Sie fand in diesem Jahr nicht auf ihrem neuen Partner Wolfgang Schulke Josef Uphoff übertrug das WM-Motto dem Schützenplatz, sondern im Herzen den Thron bestieg. Das amtierende Kö- „Die Welt zu Gast bei Freunden“ auf das der Hesselstadt auf dem Mühlenplatz nigspaar heiratete am 7. Oktober 2006 in Sassenberger Schützenfest und rief zu Be- statt, und zwar erst eine Stunde später ihrem Thronjahr, was ebenfalls einmalig ginn des Festes aus: „Die Welt zu Gast im als bislang um 19 Uhr. Die Veränderung in der Vereinsgeschichte sein dürfte. Brook“, während der Präsident August bewährte sich aber nicht wie erhofft und Budde die Schützen auf „unserer Fanmei- blieb damit einmalig in der bisherigen Gemeinsam mit Abordnungen der le im Brook“ begrüßte. Es wurde leider Vereinsgeschichte. Schützenvereine Füchtorf und Gröblin- nichts mit der Prognose vieler Schützen gen-Velsen und dem Gebrasa Blasorches- auf der Generalversammlung eine Woche Als bemerkenswert am diesjährigen Schüt- ter besuchte eine große Delegation aus vor dem Fest, dass die deutsche Mann- zenfest ist noch zu erwähnen, dass nach Sassenberg das Schützenfest in Löcknitz schaft am Schützenfestsonntag wieder 1995 die Entscheidung beim Königsschie- und überreichte als Gastgeschenk neben Weltmeister werde, aber dennoch wurde ßen wiederum frühzeitig und mit kleinem einer grün-weißen Schützenfahne auch ein schönes Schützenfest gefeiert. Kaliber erfolgte. Wie schon vor elf Jahren eine Fahne in den Stadtfarben Sassen- bergs. Auf dem Schützenplatz wurden beide Fahnen unter Salutschüssen durch die Vorsitzenden aller beteiligten Vereine übergeben und gehisst.

Der Bürgerschützenverein beteiligte sich mit einer Spende in Höhe von 2.000 Euro an den Kosten für den neuen In- nenanstrich der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Ev. Die neu gestaltete Kirche wurde der Gemeinde zum Beginn des Winterschützenfestes am Vorabend des 1. Advent vorgestellt. Zum ersten Got- tesdienst in der neu gestalteten Kirche erschienen daher viele Schützen in Uni- form. Pastor Andreas Rösner trat dem Gastgeschenk aller drei Vereine: Die Stadtfahne Sassenbergs Verein als Mitglied bei.

126 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2006 2006 König: Wolfgang Schulke Königin: Elke Fischer Throngesellschaft: Roland und Renate Schräer Franz-Josef und Ursula Ostlinning Bernhard und Christiane Kunstleve Ludger und Barbara Hoppe Friedhelm und Lydia Beckmann Ralf Nährig und Simone Scharmann Jörg Poppenborg und Anja Kerßenfischer Markus Maßmann und Melanie Bake Andreas und Elke Zelleröhr Hermann-Josef Hülsmann u. Bettina Heydeck Michael und Petra Baumjohann Gewissermaßen eine Ära ging nach 25 Im Vorstand legte Norbert Hoppe nach Insignien: Jahren zu Ende, da Hermann Pelster zum 24-jähriger Tätigkeit als Beisitzer sein Amt Krone Frank Wächter letzten Mal die Musiker des Spielmanns- nieder. Mit Frank Wächter folgte ihm der Reichsapfel August Budde zuges bei ihrem Weckruf am Schützen- amtierende Schützenkönig, genau wie Zepter Willi Blömker festmontag durch die Straßen und die auch er 1985 als amtierender Schützenkö- Bauernschaften Sassenbergs chauffierte. nig in den Vorstand gewählt wurde. Hampelmannkönig: Markus Maßmann Sterneschießen: Gold Heino Jüttner Silber Peter Rutemöller Bronze Markus Pawlewski Kinderkönigspaar: Markus Westlinning und Melina Braun Verdienstorden: Gold: Willi Petermann, Hermann Pelster Bronze: Uwe Nitschke Ursula Hülsmann, Alfons Tarner Franz-Josef Ostlinning Leo Czarnetzki, Josef Philipper Bernhard Uphoff Die Krönung fand auf dem Mühlenplatz statt, bis dato ein einmaliges Ereignis Christian Borgmann Das Jahr 2006 |127 Metalldiebe schlagen auf dem Schützenplatz zu

Das Schützenfest war von heftigen Wet- Eine böse Überraschung gab es für den ten, wurden mittlerweile fast alle Kup- terschwankungen geprägt. Während es Präsidenten bei einem Besuch des Schüt- ferteile durch Kunststoffprodukte ersetzt, am Samstag und Sonntag bei teils be- zenplatzes an einem Morgen des Jahres. die für Diebe wenig lukrativ sind. decktem, teils sonnigem Himmel trocken Sämtliche Fallrohre der Dachrinnen an blieb und so optimales Schützenfestwet- der Schützenhalle waren nachts abmon- Nach dem Intermezzo im Vorjahr wurde ter herschte, störten heftige Regenfälle tiert und entwendet worden, was für das Königspaar wieder feierlich auf dem den Ablauf des Schützenfestmontages. den Verein einen erheblichen Schaden in Schützenplatz gekrönt und die anschlie- Sogar die Königsaspiranten standen beim Höhe von etwa 2.500 Euro bedeutete. Da ßende Polonaise ein wenig verkürzt, zumal Vogelschießen in Pfützen, was dem Ver- derartige Diebstähle von Kupfer in den es bei der Krönung, der Parade und der gnügen aber keinen Abbruch tat. Rekord- kommenden Jahren noch öfter passier- Polonaise literweise wie aus Kübeln goß. verdächtige 14 Schützenbrüder kämpften bis zuletzt um die Königswürde.

Das Jahrbuch des Kreises Warendorf, das vom Kreisheimatverein Beckum-Wa- rendorf herausgegeben wurde, widmete sich in diesem Jahr dem „Schützenwesen und Fußball zwischen und Lippe“. Durch einen Artikel von Hans Christoph Fennenkötter fand sich auch der Bürger- schützenverein Sassenberg angemessen präsentiert.

Helmut Vinke gab nach dem Schützen- fest nach zwölf Jahren Amtszeit bekannt, sein Amt als Kommandeur der Ehren- garde zur Verfügung zu stellen, um der jüngeren Generation Platz zu machen. Somit blieb der Garde noch ausreichend Zeit und Gelegenheit, nach einem Nach- folger Ausschau zu halten, der dann zu Beginn der kommenden Schützensaison die Führung der Ehrengarde übernehmen konnte. Die Ehrengarde hier noch unter der Leitung von Helmut Vinke auf dem Weg zur Parade

128 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2007 2007 König: Christian Hülsmann Königin: Cordula Hülsmann Throngesellschaft: Hermann-Josef Hülsmann u. Bettina Heydeck Bernhard und Elisabeth Hülsmann Tiemo und Marion Brosius Thomas und Anne Kattenbaum Heinz-Josef und Maria Kuhlenkötter Ludger und Barbara Hoppe Manfred und Gariele Wiewel Helmut und Monika Wiewel Andreas und Elisabeth Ellebracht Norbert und Marion Fischer August und Anne Hülsmann Insignien: Krone Andreas de Jong Reichsapfel Jürgen Zurwieden Zepter Ulrich Robecke Hampelmannkönig: Dirk Putzer Sterneschießen: Gold Helmut Vinke Silber Daniel Fölling Bronze Peter Rutemöller Kinderkönigspaar: Michael Blömker und Lisa Ellebracht Verdienstorden: Gold: Helmut Müller Silber: Manfred Drüker Bronze: Ulrich Brinkmann Tilla Sparenberg Roland Fischer Der Festplatz stand unter Wasser und dennoch trotzten die Formationen bei der Krönung den heftigen Regenschauern, während wenige Schützen und Zuschauer teilnahmen

Das Jahr 2007 |129 Die Ehrengarde wählt einen neuen Kommandeur

Auch dieses Jahr brachte für Sassenberg Über 40 Jahre hatten Felix bzw. dessen Firma Albert Lückemeyer stellte hierfür und den Bürgerschützenverein einige Sohn Alfred Kunstleve Vogel, Hampel- die Werkstatt und die notwenigen Ge- Neuerungen mit sich. Zu Beginn des mann und Sterne in ihrer Werkstatt an rätschaften zur Verfügung, die Schützen- Jahres musste die Ehrengarde auf ihrer der Greffener Straße hergestellt. Nach brüder Willi Blömker und Berni Röttger Generalversammlung einen Nachfolger Aufgabe der Firma stellte die Familie versprachen, Helmut Vinke bei dieser für den zurücktretenden Kommandeur Kunstleve auch diese Tätigkeit ein und Arbeit zu unterstützen. Helmut Vinke wählen. Die Gardisten der Bürgerschützenverein musste sich entschieden sich einstimmig für Markus auf die Suche nach einem Nachfolger Nach vielen Jahren ohne Erhöhung kam Maßmann, der bereits einige Jahre in der begeben. Die Generalversammlung be- aus der Generalversammlung der Vor- Ehrengarde aktiv war und deren Vorstand stimmte auf Vorschlag des Vorstandes, schlag, die Prämie für den Schützenkönig er als Beisitzer angehörte. Das erste Kreis- dass künftig Helmut Vinke die Aufgaben von bisher 600 Euro kräftig zu erhöhen, treffen unter dem neuen Kommandeur des Vogelbauers übernehmen sollte. Die eine Zahlung von 1.000 Euro wurde brachte sofort den 1. Platz ein. Der Wech- schließlich mit großer Mehrheit beschlos- sel des Kommandeurs der Ehrengarde sen. Einige höhere Vorschläge fanden bedeutete gleichzeitig, dass Helmut nicht die Zustimmung der Mitglieder, Vinke als geborenes Mitglied des Vor- zumal die Schar der Königsaspiranten in standes der Bürgerschützen ausschied Sassenberg jedes Jahr ausreichend groß und der neue Kommandeur ihm auch in ist und die finanzielle Belastung keinen dieser Aufgabe folgte. Hinderungsgrund für den Königsschuss darstellen dürfte. Unter Helmut Vinke hatte die Ehrengarde ereignisreiche und erfolgreiche Jahre, so Kurz vor dem Schützenfest hatte die Kir- sind insbesondere das 75-jährige Jubilä- chengemeinde St. Johannes Ev. Grund um der Ehrengarde 1996, der Gewinn der zur Freude, da die neue Orgel mit einem Wanderstandarte 2004 und die Ausrich- Gottesdienst und einem anschließenden tung des Kreistreffens 2005 in Sassenberg Konzert eingeweiht wurde. Die Königin zu nennen. So hatte sich der scheidende der Instrumente aus dem Hause Eule in Kommandeur durch seine langjährige Bautzen beendete die siebenjährige orgel- und erfolgreiche Tätigkeit um die Ehren- lose Zeit in der Kirchengemeinde. Auch garde verdient gemacht, dass ihm einstim- der Bürgerschützenverein hatte mit zahl- mig die Würde eines Ehrenkommandeurs reichen Spenden zur Finanzierung des zuerkannt wurde. Diesen Titel hatte zuvor Projektes beigetragen, das ausschließlich nur Franz Pohl innegehabt, der die Ehren- aus Mitteln des eigens gegründeten Ver- garde zwischen 1970 und 1989 insgesamt Der neue Vogelbauer und alter Kommandeur bei eins „Orgelwerk“ finanziert wurde. Ins- 16 Jahre geführt hatte. der Arbeit besondere blieb in Erinnerung, dass nach

130 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2008 2008 König: Jens Kerßenfischer Königin: Lena Erdmann Throngesellschaft: Kai Offers und Stefanie Brink Frank und Sandra Hartmann Markus Maßmann und Melanie Bake Christoph Große Kunstleve und Ivonne Walter Thomas und Anne Kattenbaum Ulrich Havermann und Stephanie Hartmann Jörg Poppenborg und Anja Kerßenfischer Henrik Fischer und Andrea Günnewig Tobias Brameyer und Britta Scholle Marcel Hemetsberger und Nicole Kerßenfischer Markus Polensky und Heike Kleine Brockmann Matthias Freese und Anna Beckmann jahrelanger Unterbrechung im Jahre 2005 Alten Könige zu einer namhaften Spende Michael Ellebracht und Anke Große Kunstleve wieder die Kirchenglocken zur Polonaise für die neue Orgel bereiterklärt hatte. Insignien: erklangen, nachdem sich das Corps der Krone Christian Hülsmann Reichsapfel Christoph Große Kunstleve Zepter Ralf Hartmann Hampelmannkönig: Markus Hokamp Sterneschießen: Gold Bernhard Hülsmann Silber Guido Stöhr Bronze Simon Boes Kinderkönigspaar: Jan Ostlinning und Pia Vennemann Verdienstorden: Gold: Helmut Vinke Silber: Hermann-Josef Hülsmann Bronze: Rudolf Stratmann Josef Lackamp, Josef Uphoff Frank Schöne, Norbert Tarner Carsten Schuckenberg Der neue Kommandeur Markus Maßmann führt „seine“ Garde in den Brook. Willi Griestop

Das Jahr 2008 |131 Die Schützen übernehmen die Fahne des Kriegervereins

Das Jahr begann auf der Generalver- sammlung mit der erfreulichen Nach- richt, dass die 2004 errichtete Schüt- zenhalle nach fünf Jahren bezahlt war. Obwohl noch ein längerfristiges Dar- lehen bestand, konnten bereits wieder Rücklagen gebildet werden, die das Dar- lehen überstiegen, so dass sich saldiert wieder ein positiver Kassenbestand ergab. Diese gute wirtschaftliche Entwicklung war beim Bau der Schützenhalle so nicht zu erwarten gewesen, ging man doch sei- nerzeit von einer Verschuldung von etwa zehn Jahren aus.

Aufgrund dieser guten Kassenlage nah- men sich die Bürgerschützen der Fahne des ehemaligen Kriegervereins aus dem Die Kinderkompanie, angeführt von zwei Offizieren, wird von Jahr zu Jahr größer Jahr 1893 an, die in den letzten Jahren auf dem Dachboden des Rathauses ge- Schützenfestsonntag antrat. Die Kinder in den Brook, wo die feierliche Krönung lagert worden war und sich in einem trafen sich auf dem Dreihüm und reihten auf dem Pavillon auf der Schützenwiese desolaten Zustand befand. Falls keine sich nach der Kranzniederlegung in den stattfand. Die bisherige Parade zu Ehren Restaurierung erfolgte, würde sich das Umzug ein. Etwa 100 Kinder im Alter des neuen Königspaares auf dem Lap- historische Dokument aus alten Tagen von sechs bis 14 Jahren gaben im ersten penbrink entfiel, stattdessen nahm das bald nicht mehr erhalten lassen. Die Mit- Jahr ein tolles Bild ab. Sie trugen zwar neue Königspaar samt Throngesellschaft glieder stimmten mit großer Mehrheit keine einheitliche Uniform, waren vom die vorbeiziehende Polonaise im Festzelt dem Vorschlag des Vorstandes zu, die Verein aber mit grünen Schirmmützen nach der Krönung ab. Diese Neurege- Fahne zu übernehmen, sie restaurieren zu ausgestattet worden. lung brachte einerseits den Schützen eine lassen und künftig in einer Vitrine in der längere Ruhepause am frühen Montag- Schützenhalle auszustellen. Die andere Veränderung betraf eine abend, andrerseits wurde das Fest nicht komplett neue Gestaltung der Krönungs- mehr durch eine Pause zwischen Krö- Das diesjährige Schützenfest wartete mit zeremonie, die sich auch bis heute so nung und Polonaise unterbrochen. Der zwei deutlichen Veränderungen auf. Die gehalten hat. Die Vereinsmitglieder for- deutlich bessere Besuch der Krönung ver- eine war, dass seit mehreren Jahrzehnten mierten sich mit ihren Partnern um 19 schaffte der Zeremonie den gebührenden erstmals wieder eine Kinderkompanie am Uhr auf dem Lappenbrink zur Polonaise feierlichen Rahmen.

132 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2009 2009 König: Norbert Rutte Königin: Heidrun Rutte Throngesellschaft: Martin und Dorothee Arenhövel Roland und Renate Schräer Ulrich Krewerth und Carmen Niehues Werner Fölling und Nicole Büscher Roland und Christel Fischer Frank Deitert und Silvia Meier Wolfgang Schulke und Elke Fischer Martin und Anja Wiens Ansgar und Petra Rutte Christian Mußmann und Sigrid Schuckenberg-Mußmann Andre Venneker und Andrea Ulbrich Thomas und Christiane Scheffer Im Vorstand ergab sich eine personelle ben als Präsident des KCK Sassenberg zu Veränderung: Hermann Schimweg ver- konzentrieren. Seine Nachfolge als Beisit- Insignien: zichtete auf sein Amt als Beisitzer und zer im Schützenvorstand trat der frühere Krone Bernhard Ketteler Stellvertreter des Kassierers, um sich Kommandeur der Ehrengarde Helmut Reichsapfel Dirk Putzer künftig voll und ganz auf seine Aufga- Vinke an. Zepter Daniel Buxel Hampelmannkönig: Marco Ruhe Sterneschießen: Gold Markus Arenbeck Silber Timo Schlatmann Bronze Dieter Volkmar Kinderkönigspaar: Sophia Ostkamp und Fabian Strotmann Verdienstorden: Bronze: Willi Tönnemann Ludger Spiering Julia Vinke Nikolaus Köhn Für den König bietet sich vom Pavillion ein prächtiges Bild Bernhard Gausepohl

Das Jahr 2009 |133 Die Schützen wählen eine neue Vereinsführung

Nach 1997 kam es wiederum zu einem scheiden aus dem Vorstand durch die gliedsbeiträge moderat gehalten werden erheblichen Generationswechsel an der Generalversammlung einstimmig zu Eh- können. Spitze des Vereins. August Budde als renvorstandsmitgliedern berufen. Neuer Präsident und Heinz Scheffer als des- Präsident wurde der bisherige Schriftfüh- In diesem Sommer feierte man im wahrs- sen Stellvertreter hatten den Verein seit rer Franz-Josef Ostlinning, ihm zur Seite ten Sinne ein Tropenschützenfest. Am 1997 als Doppelspitze erfolgreich ge- wurde Helmut Vinke als Vizepräsident Sonntag zeigte das Thermometer zeitwei- führt. Unter anderem fielen der Neubau und Schießmeister gestellt. Kassierer se über 40 Grad an, so dass Marscher- der Schützenhalle und sonstige bauliche blieb Michael Dunker. Frank Wächter als leichterung gewährt und auf das Tragen Veränderungen auf dem Schützenplatz in neuer Schriftführer machte den geschäfts- der Uniformjacken verzichtet wurde. ihre Amtszeit. Beide wurden nach Aus- führenden Vorstand komplett. Für die Am Montag galt es dann bei gesunkenen beiden ausgeschie- Temperaturen aber wieder komplett uni- denen Vorstände formiert anzutreten, da der WDR wieder ergänzten Frank im Rahmen der Aktuellen Stunde vom Hoppe und And- Sassenberger Schützenfest berichtete. reas Zelleröhr die Führungsmann- Zu erwähnen ist auch das 125-jährige schaft des Vereins. Jubiläum der Feuerwehr Sassenberg, an deren Feierlichkeiten sich auch der Bür- Auf dem Dach gerschützenverein mit einer Abordnung der Schützenhal- beteiligte. Hierbei ist hervorzuheben, le wurde eine fast dass 1985 zum 100-jährigen der Feu- 30 KWp große erwehr mit Peter Hartmann ein aktiver Photovoltaikanla- Feuerwehrmann Schützenkönig wurde ge installiert, die und mit dessen Sohn Matthias in diesem mit einem Darle- Jahr wiederum ein Mitglied der Feuer- hen über 72.000 wehr König wurde. Euro und einigen Euro Eigenkapital Der Vorstand unternahm nach einigen finanziert wurde. Jahren wieder einen gemeinsamen Aus- Mit den Erlösen flug und zwar nicht nur, um die Gesellig- sollten in den kom- keit zu pflegen. Die im Vorjahr übernom- menden 20 Jah- mene Fahne des Kriegervereins wurde in ren weitere Inves- diesem Jahr von der Firma Kössinger bei titionen möglich Regensburg aufwendig restauriert. Um Die restaurierte Fahne des ehemaligen Kriegervereins in der neuen Vitrine sein und die Mit- die Fahne wieder in Empfang zu nehmen,

134 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2010 2010 König: Matthias Hartmann Königin: Lena Hülsmann Throngesellschaft: Simon Boes und Melanie Athens Dennis Bühren und Karina Helmert Christian Hartmann und Stefanie Weiß Stefan und Katharina Bußmann Christian Blömker und Veronika Klassen Philipp Dahlhoff und Yvonne Fölling Dirk Koßmann und Sandra Tkaczyk Daniel Fölling und Nicole Schlepphorst Karsten Geiskämper und Yvonne Ribbehege Sebastian Arnemann und Jessica Peters reiste der Vorstand nach Bayern und be- zenvereins aufgearbeitet werden sollte. gutachtete dabei auch die Werkstatt der Helmut Vinke erstellte für die Krieger- Insignien: Firma Kössinger, in der in den nächsten vereinsfahne eine sehr schöne Vitrine in Krone Bernd Wessel Jahren auch die Fahne des Bürgerschüt- der Schützenhalle. Reichsapfel Frank Wächter Zepter Paul Westlinning Hampelmannkönig: Christian Blömker Sterneschießen: Gold Timo Schlatmann Silber Daniel Fölling Bronze Andreas Ulrich Kinderkönigspaar: Jan Klünker und Frieda Kortenbreer Verdienstorden: Bronze: Michael Polcyn Benedikt Wiefel Rolf Mersmann Kai Erdmann Michael Krassort Jörg Hemkemeyer Die drei letzten Präsidenten und ihre Stellvertreter (von linls): August Budde, Heinz Scheffer, Franz- Josef Ostlinning, Helmut Vinke, Johannes Sundermann, Ernst Rath

Das Jahr 20101 |135 Die Karnevalisten regieren den Bürgerschützenverein

Das hatte es in Sassenberg noch nicht Kriegervereins durch die Firma Kössin- der Verein seine Jubiläumstradition auf gegeben und auch überregional dürfte ger in Schierling bei Regensburg wurde das Jahr 1839 bezieht, wie bereits in der dieses Ereignis außergewöhnlich sein: in diesem Jahr auch die Fahne des Bür- Festchronik von 1989 dargestellt. Das seit dem diesjährigen Schützenfest gerschützenvereins in diesem Hause auf- amtierende Königspaar Ulrich Krewerth wendig restauriert. Die Fahne stammt aus und Carmen Niehues war gleichzeitig dem Jahr 1909 und war durch vielfachen das aktuelle Prinzenpaar des KCK Sas- Gebrauch arg in Mitleidenschaft gezogen senberg, allerdings mit geänderten Vor- worden, auch wenn sie in der Vergangen- zeichen: Königin Carmen war im Kar- heit bereits mehrfach überarbeitet worden neval die Prinzessin, und König Ulrich war. Eine gründliche Restaurierung wie gab dabei den Schluffen. Zwischen den jetzt nach über 100 Jahren ist allerdings beiden hatte es wohl diesbezügliche ge- zum ersten Mal erfolgt. Hierbei wurde genseitige Versprechungen gegeben. Das die Originalstickerei auf einem komplett Agreement der beiden führte dazu, dass neuen Untergrund wieder aufgebracht erstmals Mitglieder des KCK in blauen und ausgebessert. Eine Veränderung des und weißen Uniformen an der Krönung ursprünglichen Bildes erfolgte aber nicht. des neuen Königspaares teilnahmen. In diesem Zusammenhang wurde das auf der Fahne dargestellte Gründungsjahr Nach den guten Erfahrungen bei der 1840 wieder deutlich und bewusst wie- Restaurierung der Fahne des ehemaligen der so wie bisher dargestellt, auch wenn Die Fahnenoffiziere mit ihren neuen Stellvertretern und der restaurierten Fahne

Der Kreis der Fahnenoffiziere veränder- te sich in diesem Jahr: Jörg Poppenborg (rechts) übernahm das Amt von Karl Habrock, Werner Freye (2.v.l.) und Michael Baumjohann (2.v.r.) werden Stellvertreter von Bernhard (links) und Christian Hülsmann (Mitte).

Die heutige Uniformordnung der Sas- senberger Schützen wurde fünfzig Jahre alt, denn die weiße Hose wurde 1961 Die Abordnung des KCK bei der Krönung verbindlich eingeführt. Während bis da-

136 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2011 2011 König: Ulrich Krewerth Königin: Carmen Niehues Throngesellschaft: Dirk und Sabine Arenbeck Martin und Dorothee Arenhövel Frank Deitert und Silvia Meier Christian und Sandy Engbert Matthias und Anita Hellkuhl Christian Mußmann und Sigrid Schuckenberg-Mußmann Ralf und Simone Nährig Norbert und Heidrun Rutte Roland und Renate Schräer Wolfgang Schulke und Elke Fischer hin nur die Offiziere weiße Hosen trugen Er wurde zunächst kommissarisch von Martin und Anja Wiens und die gemeinen Schützen in dunklem Bernhard Ostkamp vertreten, der im Andreas und Elke Zelleröhr Anzug erschienen, wurde damals die wei- kommenden Jahr von der Generalver- ße Hose für alle Antretenden zur Pflicht. sammlung als Nachfolger bestätigt wurde. Insignien: Der Schützenumzug erhielt dadurch ein Krone Markus Tönnemann einheitliches Bild, das vielfach als vorbild- Insbesondere für die jungen Schützen Reichsapfel Ludger Ostlinning lich geschätzt und nachgeahmt wurde. wurde ab diesem Jahr ein Schießwett- Zepter Norbert Tarner bewerb auf einen Holzschuh eingeführt, Hampelmannkönig: Hubert Hempen In diesem Jahr begannen die eigentli- der jeweils sonntags nach dem Hampel- chen Vorbereitungen auf das Jubiläum mannschießen stattfindet. Der Gewinner Sterneschießen: in 2014. Es wurden innerhalb des Vor- dieses Wettbewerbs erhält einen entspre- Gold Daniel Buxel standes die Arbeitsgruppen zu den ver- chenden Orden und in diesem ersten Silber Dirk Putzer schiedenen Themenfeldern gebildet und Jahr war Sebastian Knust der Holzschuh- Bronze Kai Offers zusätzlich auch mit Mitgliedern außer- könig. Ab 2013 schießen nur noch die Kinderkönigspaar: halb des Vorstandes verstärkt. Neben den Mitglieder der Jungschützenkompanie Christina Langkamp und Jens Linnenbank bisherigen losen Ideen wurden ab jetzt auf den Holzschuh. Um die Spannung konkrete Maßnahmen und Pläne zum und Gerechtigkeit beim Hampelmann- Verdienstorden: Jubiläumsjahr aufgestellt und umgesetzt. Wettbewerb zu verbessern, wurde der Bronze: Michael Kickum, Ablauf in der Weise geändert, dass jetzt Michael Prien, Andreas Rösner Das Vorstandsmitglied Hauptmann Willi jeder Schütze immer nur noch einen statt Udo Ulbrich, Dieter Strotmeier Blömker verstarb nach schwerer Krank- fünf Schüsse abgibt und sich dann wieder Dirk Arenbeck heit wenige Tage vor dem Schützenfest. hinten in der Reihe einfügt. Bernhard Maßmann

Das Jahr 2011 |137 Das Motto für das Jubiläumsjahr: eine Stadt - ein Verein

Der Bürgerschützenverein schrieb in Die Tageszeitung „Die Glocke“ suchte wuchsproblem auf den Verein zukom- diesem Jahr einen Wettbewerb aus und den Schützenverein des Jahres in ihrem men könnte. Ausgehend von aktuell suchte hierbei für das Jubiläumsjahr ein Verbreitungsgebiet, also in den Kreisen 1.839 Mitgliedern (diese Zahl entsprach entsprechendes Motto, das den Verein Gütersloh und Warendorf. Auch die zufällig dem Gründungsjahr des Vereins) und das Wesen des Vereins in Sassenberg Schützen aus Sassenberg beteiligten sich wurde als Zielmarke für das Jubiläums- treffend ausdrücken sollte. Aus mehreren neben 65 anderen Vereinen und erreich- jahr eine Mitgliederzahl von mindestens Vorschlägen wählte die Generalversamm- ten einen hervorragenden dritten Platz. 2.014 ausgerufen. Ein entsprechender lung schließlich mit großer Mehrheit den Die Prämie von 500 Euro soll dem Schüt- von Michael Dunker eingereichten Slogan zennachwuchs zugute kommen. „Bürgerschützenverein Sassenberg – Eine Stadt – Ein Verein“ aus. Der Vorstand Im Hinblick auf das Jubiläum gründete versprach, im Laufe des Jahres noch ein sich innerhalb des Vorstandes auch ein entsprechendes Logo zum Jubiläumsjahr Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit, der sich zum Ziel setzte, den Bürgerschüt- zenverein und seine Aktivitäten besser in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dies drückte sich u.a. in informativen Prä- sentationen auf den Versammlungen, in vielen ausführlichen Presseberichten so- wie persönlichen schriftlichen Einladun- gen zu den Generalversammlungen und zum Schützenfest aus. Darüber hinaus wurden nach über 25 Jahren die Plakate Orden „Aktiv für 2014 Mitglieder“ für zum Schützenfest neu gestaltet und jedes die Werber und attraktive Vorteile für Mitglied erhält mit der Einladung zum neue Mitglieder weckten sogleich reges Schützenfest einen repräsentativen Flyer Interesse. Mit 147 neuen Mitgliedern zum Fest. überstieg das Zwischenergebnis im Jah- re 2012 sogar das Gesamtergebnis des Im Hinblick auf das Jubiläum im Jahre Jubiläumsjahres 1989, in dem 130 neue 2014 wurde eine Mitgliederwerbeaktion Mitglieder begrüßt werden konnten. Die zu kreieren, das zusammen mit dem Mot- ins Leben gerufen, und zwar mit den Zie- aktuelle Mitgliederzahl zum Jahresende to den Verein ab dem Jahr 2013 neben len, die Mitgliederzahl zu steigern und erreichte den Spitzenwert von 1.966 und der Schützenschleife präsentieren sollte. das Durchschnittsalter der Mitglieder das Durchschnittsalter liegt jetzt unter 48 Dieses Logo zeigt wesentliche Elemente von aktuell 49,5 Jahren zu senken, da Jahre, so dass beide Ziele der Aktion er- Sassenbergs und des Schützenvereins. ansonsten in einigen Jahren ein Nach- reicht werden konnten.

138 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2012 2012 König: Michael Hülsmann Königin: Nicole Strotbaum Throngesellschaft: Hermann-Josef Hülsmann u. Bettina Heydeck Christian und Cordula Hülsmann Jonas Averesch und Patricia Schmitz Jens Kuhlenkötter u. Caroline Hagedorn Andre Kuhlenkötter u. Verena Dransfeld Michael und Carina Kuhlenkötter Andre Arenhövel und Janice Heydeck Sven Lackamp und Karina Wächter Jörg Wildner und Veronika Klassen Markus und Martina Mersmann Thomas und Anne Kattenbaum Hendrik Lackamp u. Meike Schwerter Insignien: Krone Markus Arenbeck Reichsapfel Andre Arenhövel Zepter Karl-Heinz Baumjohann Da durch die Mitgliederwerbeaktion vor wie vor werden diese Mitglieder persön- allem die Altersgruppe bis zu 25 Jahren lich zu der Generalversammlung ein- Hampelmannkönig: Andre Kuhlenkötter verstärkt werden sollte, beschäftigte sich geladen, auf der die Ehrung erfolgt. Sie der Verein insbesondere mit der Frage, nehmen seitdem Platz am Ehrentisch der Sterneschießen: wie die Jugend für den Verein gewon- Jubilare und der Verein spendiert die Ge- Gold Jens Brockmann nen werden könnte. Die Gründung einer tränke des Abends. Unter Punkt 1. der Silber Ludger Hoppe Jungschützenkompanie wurde beraten Tagesordnung nehmen sie aus den Hän- Bronze Kai Offers und auf den Weg gebracht. Auf dem den des Schützenkönigs das Ehrenzei- Kinderkönigspaar: Schützenfest wurde für die Altersgruppe chen in Empfang. Hierdurch bedingt ist Nick Niemerg und Lynn Möllers der 14-17 Jährigen ein Schießwettbewerb eine bessere Teilnahme der Jubilare an der angeboten, bei dem Orden und Sachge- Generalversammlung festzustellen. Als Verdienstorden: schenke winkten. besonderes Highlight versucht der Vor- Silber: Gerhard Ellebracht stand jeweils den Film vom Schützenfest Bronze: Paul Fischer Ab diesem Jahr wurde die Ehrung der vor 25 Jahren zu präsentieren, so dass die Bernhard Beile, Ralf Baker Mitglieder für eine 25-jährige Mitglied- Erinnerung an das jeweils 1. Schützenfest Dietbert Altenau schaft geändert und aufgewertet. Nach der Jubilare wieder wach wird. Bernhard Brameier

Das Jahr 2012 |139 Eine Jungschützenkompanie wird gegründet

Auch das Jahr vor dem Jubiläum begann standsmitgliedern betätigte sich hierbei der Verein auf über 2.060 Mitglieder hin- wie üblich mit einer Generalversamm- der Schützenbruder Michael Veith als weisen, so dass während der Werbeaktion lung, die in diesem Jahr sehr gut besucht Fachmann auf diesem Gebiet und stellte seit 2011 jetzt ein Zuwachs von fast 250 war. Die Mitglieder waren offensichtlich einen professionellen Internetauftritt auf Mitgliedern zu verzeichnen war. gespannt auf die Bekanntgabe des Jubi- die Beine. läumsprogramms, das dann auch in die- ser Versammlung ausführlich vorgestellt Auch die Ehrengarde konnte wieder auf wurde. ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, in- dem sie den 1. Platz beim Kreisehrengar- Die Generalversammlung brachte in die- dentrefffen errrang. sem Jahr auch wieder eine Veränderung im Vorstand mit sich. Das zu diesem Im Frühjahr wurde in Schützenkreisen Zeitpunkt noch dienstälteste Vorstands- viel über eine neue Schießstandrichtlinie mitglied Martin Arenhövel verzichtete des Bundesinnenministeriums diskutiert, auf eine erneute Kandidatur. Martin ge- die den Bau des Vogels und den Ein- hörte seit 1995 dem Vorstand an und satz der Waffen neu regelte. Die Sorge, hatte sich in den Jahren maßgeblich um dass der Vogel dann zu früh fallen und die Vorbereitung und Durchführung des die Spannung des Wettkampfes verloren Ehrung des 2000. Mitglieds, Andrea Averesch Kinderschützenfestes gekümmert. Sein gehen könnte, erwies sich allerdings als Nachfolger in den Reihen des Vorstandes unbegründet. Auch nach den neuen Vor- Im Rahmen der im Vorjahr gestarteten wird Sven Lackamp, in seine Aufgaben als schriften konnte Thomas Storck erst nach Mitgliederwerbeaktion war es dem Ver- Leiter des Kinderschützenfestes hatte er in einem langen und spannenden Schießen ein ein großes Anliegen, die Jugend für den vergangenen Jahren bereits das Vor- die Königswürde erringen. den Verein zu gewinnen. Um für die Al- standsmitglied Bernhard Kunstleve einge- tersgruppe von 16 bis 24 Jahren einen wiesen, der dieses Amt jetzt weiterführt. Spannend war im ersten Halbjahr auch besonderen Anreiz zu bieten, wurde die Nach 50 Jahren Einsatz als Adjutant und die Entwicklung der Mitgliederzahl ge- Gründung einer Jungschützenkompanie Oberst wurde Helmut Müller zum Gene- wesen. Auf dem Schützenfest wurde dann angeregt. Im Mai fanden sich auf einer ral befördert. die Schallmauer durchbrochen: Andrea Gründungsversammlung zwölf interes- Averesch trat als 2.000 Mitglied in den sierte Mitglieder ein und wählten Sebas- Um dem steigenden Informationsbedürf- Verein ein und wurde mit einem Blumen- tian Korte, Fabian Lackamp, Henrik Ost- nis der Mitglieder gerecht zu werden, strauß beglückwünscht. Da das Motto der linning und Christian Brinkmann zum wurde die Homepage des Vereins von Mitgliederwerbeaktion „Aktiv für 2014“ ersten Vorstand der neuen Jungschützen- Grund auf neu gestaltet. Künftig stehen lautete, wurde mit Christian Neumann kompanie, die dann auf dem Schützen- auf diesem Wege vielfache Informatio- auch das 2014. Mitglied besonders ausge- fest bereits mit über dreißig Mitgliedern nen zur Verfügung. Neben einigen Vor- zeichnet. Nach dem Schützenfest konnte vertreten war.

140 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 2013 2013 König: Thomas Storck Königin: Gabriele Storck

Throngesellschaft: Michael und Anke Dunker Frank und Silvia Deitert Christian und Marion Ohlmeyer Werner und Heike Storck Wilfried und Heike Bußmann Heinz-Josef und Heike Borgmann Christian und Heike Borgmann Andreas und Anne Strotmann Bernd Storck und Claudia Hüwe

Insignien: Die Jungschützen stellen die neueste und jungen Schützen im Alter von 16 bis 24 Krone Daniel Fölling jüngste Kompanie im Bürgerschützenver- Jahren, die als geschlossene Formation an Reichsapfel Werner Fölling ein, die sich 2013 gegründet hat. Hierbei den Festumzügen teilnimmt und weitere Zepter Alfons Everwand handelt es sich um eine Gemeinschaft von gemeinsame Aktivitäten unternimmt. Hampelmannkönig: Alexander Vinke

Sterneschießen: Gold Daniel Buxel Silber Jens Ulbrich Bronze Heinz-Josef Kuhlenkötter

Kinderkönigspaar: Laurenz Tarner und Ines Meyer

Verdienstorden: Silber: Berni Pollmeyer Bronze: Frank Schöne Christian Bruns, Berni Röttger Andre Kuhlenkötter, Michael Dunker Die neue Kompanie der Jungschützen Ludger Sparenberg

Das Jahr 2013 |141 142 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg – Das Jahr 1991 Königspaare, Vorstand und Formationen Königspaare des Bürgerschützenvereins Sassenberg 1920 Kaiser Bernhard Müseler und Anna Kattenbaum 1921 Fritz Schleune und Elisabeth Klemann Folgende Königspaare sind namentlich bekannt, evtl. wurden 1922 Wilhelm Bauhaus und Katharina Möllers zwischen 1843 und 1888 weitere Schützenkönige ermittelt, die 1923 hat kein Schützenfest stattgefunden aber nicht bekannt sind. 1924 Bernhard Mußmann und Christine Habrock 1840 Carl Adam Blödom und Lisette Arthkamp 1925 Christoph Habrock und Elisabeth Fromme 1841 H.H. Schoo und L.W. Schoo 1926 Heinrich Sökeland und Maria Twehues 1842 L.W. Sir und Sophie von Schücking 1927 Heinrich Deitert und Josepha Temme 1843 Christian Heyne und Maria G. Heyne 1928 Josef Picker und Therese Wöstmann 1873 Josef Take (Königin ist nicht bekannt) 1929 Melchior Lackamp und Änne Mußmann 1874 August Toppmöller und Katharina Pelster 1930 Theodor Börding und Maria Sondermann 1888 Florenz Stumpe und Gertrud Brameyer 1931 Heinrich Linnenbank und Gertrud Hülsmann 1889 Bernhard Sökeland und Anna Breuer 1932 Paul Lackamp und Toni Breuer 1890 Johann Kiewitt und Gertrud Twehues 1933 Bernhard Brockamp und Tine Brinkmann 1891 Heinrich Breuer und Frau Maßmann 1934 Anton Maibaum und Ida Niemann 1892 Heinrich Maßmann und Frau Hillebrand 1935 Ludwig Haverkamp und Maria Schriever 1893 Wilhelm Vennemeyer und Frau Schräder 1936 Heinrich Niemann-Borgmann und Elly Arenbeck 1894 Heinrich Schräder und Gertrud Vennemeyer 1937 Bernhard Arenhövel und Elisabeth Deitert 1895 Hermann Brameyer und Elisabeth Borgmann 1938 Hermann Meinersmann und Elisabeth Franke 1896 Wilhelm Möllers und Katharina Brameyer 1939 Bernhard Ostlinning und Frieda Brinkemper 1897 Hermann Brameier und Katharina Maßmann 1940-1948 haben keine Schützenfeste stattgefunden 1898 Heinrich Brinkmann und Katharina Bellmann 1949 August Hölscher und Katharina Brameier 1899 Heinrich Breuer und Anna Pelster 1950 Willi Bühren und Käthe Habrock 1900 Bernhard Brinkmann und Maria Horsthemke 1951 Karl Habrock und Käthe Schmitz 1901 hat kein Schützenfest stattgefunden 1952 Laurenz Möllers und Anna von Gelieu 1902 Kaiser Heinrich Breuer und Maria Theben 1953 Josef Habrock und Käthe Habrock 1903 Christoph Lückemeyer und Frau Rosengarten 1954 Paul Fischer und Ilse Rath 1904 Hermann Scharmann und Katharina Pelster 1955 Max Wilbrand und Josefine Dörholt 1905 Bernhard Müseler und Theresia Arenhövel 1956 Alfred Wolfslau und Christel Frerich 1906 Bernhard Kramme und Katharina Fehrenkötter 1957 Franz Sparenberg und Anni Wiefel 1907 Ernst Rath und Hildegard Sarrazin 1958 Heinrich Mersmann und Bernhardine Baune 1908 Bernhard Borgmann und Anna Rolf 1959 Anton Schöning und Maria Frense 1909 Heinrich Griestop und Anne Lückewerth 1960 Fritz Philipper und Hedwig Gäher 1910 Josef Hunkenschröder und Maria Twehues 1961 Reinhold Borgmann und Margret Schulze Heuling 1911 Anton Ackermann und Elisabeth Borgmann 1962 Johannes Pelster und Gertrud Pelster 1912 Heinrich Fölling und Christine Müseler 1963 Hubert Frense und Christa Wiewel 1913 Franz Klemann und Gertrud Maibaum 1964 Bernhard Brameyer und Christine Breuer 1914 Kaiser Anton Ackermann und Josefa Lackamp 1965 Franz Pohl und Änne Maibaum 1915-1919 haben keine Schützenfeste stattgefunden 1966 Bernhard Tarner und Hedwig Tarner

144 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg 1991 Kaiser Heinz Mußmann und Irmgard Mußmann 1992 Friedhelm Zeuschner und Mechthild Zeuschner 1993 Alfons Arenbeck und Hedwig Schulze Westhoff 1994 Ludger Hoppe und Barbara Hoppe 1995 Karl Fischer und Elke Fischer 1996 Gerhard Ellebracht und Mechthild Ellebracht 1997 Frank Deitert und Simone Grothues 1998 Hermann Pelster und Maria Pelster 1999 Christian Roß und Melanie Rotermund 2000 Manfred Averesch und Andrea Averesch Alte Könige 1963 (von links): HermannMeinersmann, Bernhard Ostlinning, 2001 Dieter Sökeland und Lisa Sökeland Willi Bühren, Karl Habrock, Laurenz Möllers, Josef Habrock, Paul Fischer, 2002 Werner Storck und Heike Storck Max Willbrand, Alfred Wolfslau, Franz Sparenberg, Heinrich Mersmann, Anton Schöning, Fritz Philipper, Reinhold Borgmann, Johannes Pelster, 2003 Helmut Vinke und Renate Vinke Hubert Frense. 2004 Friedhelm Beckmann und Lydia Beckmann 2005 Frank Wächter und Anne Wächter 1967 August Hülsmann und Hedwig Wiewel 2006 Wolfgang Schulke und Elke Fischer 1968 Bernhard Maibaum und Ida Hülsmann 2007 Christian Hülsmann und Cordula Hülsmann 1969 Heinz Mußmann und Irmgard Mußmann 2008 Jens Kerßenfischer und Lena Erdmann 1970 Franz Deitert und Brigitte Böckenholt 2009 Norbert Rutte und Heidrun Rutte 1971 Theodor Hülsmann und Anni Storck 2010 Matthias Hartmann und Lena Hülsmann 1972 Josef Brandes und Johanna Brandes 2011 Ulrich Krewerth und Carmen Niehues 1973 Kaiser Karl Habrock und Käthe Habrock 2012 Michael Hülsmann und Nicole Strotbaum 1974 Bernhard Mußmann und Gisela Mußmann 2013 Thomas Storck und Gaby Storck 1975 Alfons Harenkamp und Ursula Harenkamp 1976 Werner Maibaum und Ulrike Möllers 1977 Bernhard Schuckenberg und Mechthild Schuckenberg 1978 Heinrich Schuckenberg und Anna Schuckenberg 1979 Hermann Renkert und Christa Renkert 1980 Robert Habrock und Angelika Habrock 1981 Franz-Josef Zelleröhr und Margret Zelleröhr 1982 Paul Lackamp und Annette Lackamp 1983 Hermann Averbeck und Josephine Averbeck 1984 Norbert Hoppe und Hildegard Hoppe 1985 Peter Hartmann und Brigitte Hartmann Das Corps der Alten Könige 1988 (unten v.l.) August Hülsmann, Heinrich 1986 Bernhard Beile und Inge Beile Schuckenberg, Laurenz Möllers, Alfons Harenkamp, Bernhard Mußmann, 1987 Hermann-Josef Hülsmann und Petra Hülsmann Hermann-Josef Hülsmann, Franz Pohl, Hermann Renkert, Karl Habrock, 1988 Antonius Zelleröhr und Edeltraud Zelleröhr Hubert Frense, Reinhold Borgmann, Alfred Wolfslau, (oben v.l.): Werner Maibaum, Paul Lackamp, Heinz Mußmann, Bernhard Beile, Hermann 1989 Dr. Heinz-Josef Sökeland und Gabriele Sökeland Averbeck, Franz Deitert, Peter Hartmann, Norbert Hoppe, Fritz Philipper, 1990 Johannes Sundermann und Marga Sundermann Theo Hülsmann, Franz-Josef Zelleröhr.

Königspaare, Vorstand und Formationen 145 Corps der Alten Könige Kameradschaft unter den ehemaligen Kö- Borgmann und 1987 bis 2002 Hermann nigen zu festigen, das Schützenfest und Renkert. Bis 2013 gab es insgesamt Das Corps der Alten Könige wurde 1965 den Festzug würdig mitzugestalten und 116 namentlich bekannte Könige, dar- als selbständige Formation im Bürger- eine enge gesellschaftliche Verbindung zu unter sind mit Heinrich Breuer, Bern- schützenverein gegründet, obwohl bereits schaffen und zu pflegen. Bernhard Beile hard Müseler, Anton Ackermann, Karl 1928 erstmals ehemalige Könige in einer ist aktueller Kommandeur des Corps und Habrock und Heinz Mußmann fünf geschlossenen Gruppe mit einem Zepter kraft dieses Amtes geborenes Mitglied des Schützen, die zweimal den Vogel ab- als Zeichen ihrer Würde aufgetreten wa- Vorstandes im Bürgerschützenverein, sei- geschossen haben und die Würde eines ren. Zielsetzung des Corps war und ist die ne Vorgänger waren bis 1987 Reinhold Kaisers tragen.

Das Corps der Alten Könige 2013 (1. Reihe von links): Friedhelm Beckmann, Norbert Hoppe, Hermann Renkert, Hermann Averbeck, Frank Wächter, Michael Hülsmann, Antonius Zelleröhr, Manfred Averesch, Heinz Mußmann, Johannes Sundermann, (2. Reihe): Christian Hülsmann, Bernhard Beile, Bernhard Schuckenberg, Gerhard Ellebracht, Wolfgang Schulke, Matthias Hartmann, Alfons Arenbeck, Hermann-Josef Hülsmann, (3. Reihe): Peter Hartmann, Dieter Sökeland, Heinz-Josef Sökeland, Frank Deitert, Franz-Josef Zelleröhr, Paul Lackamp, Hermann Pelster, (4. Reihe): Werner Maibaum, Helmut Vinke, Werner Storck, Norbert Rutte, Ludger Hoppe, Ulrich Krewerth, Jens Kerßenfischer.

146 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Ehemaligen Königinnen

Der Kreis der ehemaligen Königinnen hat sich erstmals 1984 zu einem gemeinsamen Frühstück am Schützenfestmontag getrof- fen und seitdem haben sich die Aktivitäten dieser Gruppe stetig weiterentwickelt. Es handelt sich hierbei zwar nicht um eine offizielle Formation des Bürgerschützen- vereins, dennoch ist die Gruppe aus den Vereinsaktivitäten nicht mehr wegzuden- ken. Die Rolle der Königin hat sich im Laufe der Jahre erheblich verändert. In der Vergangenheit repräsentierte nur der jewei- lige König, die Königin trat wie die ganze Throngesellschaft nach dem Königsball so gut wie gar nicht mehr auf. Erst seit 1970 Die ehemaligen Königinnen 1988 (unten von links): Tine Brokamp, Anna Schuckenberg, Elisabeth Deitert, nimmt die Königin auch an der Parade am Maria Schriever, Petra Hülsmann, Christa Wiewel, Änne Maibaum, Elly Arenbeck, Ida Niemann- Borgmann, (Mitte): Hanna Brandes, Gertrud Tarner, Gisela Mußmann, Brigitte Deitert, Anni Storck, Schützenfestmontag teil und sogar erst seit Ulrike Maibaum, Fine Dörholt, Gertrud Pelster, Hedwig Gäher, Hedwig Wiewel, Bernhardine Baune, 1998 auch am Umzug am Sonntag. Sams- Christel Weiß, (Oben): Inge Beile, Annette Lackamp, Josephine Averbeck, Christa Renkert, Irmgard tags sind die Königin und die ganze Thron- Mußmann, Ida Hülsmann, Käthe Habrock, Maria Frense, Margret Zelleröhr, Hildegard Hoppe. gesellschaft auch erst seit 1993 beteiligt.

Die ehemaligen Königinnen 2013 (1. Reihe von links): Marga Sundermann, Josephine Averbeck, Hedwig Wiewel, Hedwig Gäher, Edeltraud Zel- leröhr, Nicole Strotbaum, Renate Vinke, Hedwig Schulze-Westhoff, Inge Beile, Brigitte Hartmann, (2. Reihe): Käthe Habrock, Irmgard Mußmann, Hedwig Tarner, Lydia Beckmann, Cordula Hüls- mann, Elke Fischer, Mechthild Zeuschner, Maria Pelster, Ida Hülsmann, (3. Reihe): Brigitte Deitert, Anne Wächter, Heike Storck, Annette Lackamp, Mechthild Schuckenberg, Barbara Hoppe, Andrea Averesch, Hildegard Hoppe, (4. Reihe): Carmen Niehues, Mechthild Ellebracht, Heidrucn Rutte, Lena Kerßenfischer, Ulrike Maibaum, Lisa Söke- land, Simone Deitert.

Königspaare, Vorstand und Formationen 147 Vorstandsmitglieder Hermann Brameier 1895-1905 Hauptmann im Bürgerschützenverein Sassenberg Bernhard Brameyer 1880-1887 Beisitzer Bernhard Brameyer 1955-1974 Hauptmann, Vize- Folgende Schützenbrüder sind als Vorstandsmitglieder bekannt, präsident, Beisitzer vor 1893 fehlen für verschiedene Zeiträume Namen und Daten, Clemens Brameyer 1999-2003 Hauptmann ab 1893 sind alle Namen und Funktionen bekannt: Heinrich Brameyer 1929-1939 Hauptmann Hermann Brameyer 1894-1905 Beisitzer, Präsident Franz Arenhövel 1966-1969 Kommandeur der Bernhard Breuer 1870-1874 Oberst Ehrengarde Heinrich Breuer 1891-1918 Schriftführer, Oberst, Martin Arenhövel 1995-2013 Beisitzer Präsident Josef Arthkamp 1920-1939 Schriftführer, August Budde 1986-2010 Beisitzer, Schriftführer, Kassierer Präsident Bernhard Austermann 1895-1912 Beisitzer, Präsident Heinrich Deitert 1920-1935 Beisitzer Ralf Baker seit 2002 Vors. Fanfarenzug Franz Deno 1860 ff Präsident Bernhard Beile seit 2002 Kommandeur der Manfred Drüker seit 1997 Hauptmann Alten Könige Michael Dunker seit 2003 Beisitzer, Kassierer Willi Blömker 2005-2011 Hauptmann Gerhard Ellebracht seit 2002 Beisitzer Bernhard Borgmann vor 1893 Hermann Everwand 1963-1973 Beisitzer Heinrich Borgmann 1932-1959 Beisitzer Heinrich Fischer 1949-1963 Oberst Reinhold Borgmann 1966-1987 Kommandeur der Johannes Flottmann 1899-1907 Beisitzer Alten Könige August Füchtenhans 1969-1972 Hauptmann Bernhard Brameier 1895-1905 Beisitzer Willi Große Kunstleve 1985-1986 Beisitzer B. Große Twehues 1860 Heinrich Habrock 1893-1895 Beisitzer Laurenz Habrock 1888-1895 Hauptmann Willi Habrock 1969-1985 Beisitzer, Schriftführer Klaus Harenkamp 1975-2002 Vors. Fanfarenzug Bernhard Hartmann 1949-1960 Präsident, Vizepräsident Willi Hartmann 1969-1997 Hauptmann Josef Hölker 1912-1920 Beisitzer Werner Holtkämper 1977-1979 Kommandeur der Ehrengarde Frank Hoppe seit 2010 Beisitzer Norbert Hoppe 1985-2006 Beisitzer Bernhard Hülshörster 1933-1939 Beisitzer Der Vorstand 1964 (von links): Theo Hülsmann, Hermann Meinersmann, Willi Hülshörster 1974-1977 Beisitzer Johannes Sundermann, Bernhard Brameyer, Heinrich Wittkamp, Max Wilbrand, Bernhard Maibaum, Ernst Rath, Hermann Everwand, Heinrich Hermann-Josef 1990-1995 Kommandeur der Mersmann, Franz Ostlinning, Paul Schumacher. Hülsmann Ehrengarde

148 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Theodor Hülsmann 1959-1995 Beisitzer Friedrich-Wilhelm Hunkenschröder 1860-1865 Josef Hunkenschröder 1949-1955 Vizepräsident Willi Hunkenschröder 1989-2004 Kassierer Clemens Jansen vor 1893 Bernhard Kasum vor 1893 Franz Klemann 1860 August Korte 1986-2004 Beisitzer Josef Kortenstedde 1860-1864 Bernhard Krummkamp 1867 Bernhard Kunstleve seit 2004 Beisitzer Josef Lackamp 1905-1939 Hauptmann Melchior Lackamp 1949-1959 Schriftführer Paul Lackamp 1977-1995 Beisitzer, Schriftführer Der Vorstand 1989 (1. Reihe von links): Heinz Scheffer, Paul Lackamp, Jo- Sven Lackamp seit 2013 Beisitzer hannes Sundermann, Ernst Rath, Willi Hunkenschröder, Werner Maibaum, (2. Reihe): Hermann Renkert, Norbert Hoppe, Theo Hülsmann, August F. Läge 1860 Budde, August Korte, (3. Reihe): Bernhard Mußmann, Franz Pohl, Willi Heinrich Lückemeier vor 1893 Hartmann, Klaus Harenkamp. Anton Maibaum 1923-1950 Beisitzer Bernhard Maibaum 1960-1978 Beisitzer Hermann Pelster 1904-1923 Beisitzer Werner Maibaum 1978-2002 Beisitzer Johannes Pelster 1972-1981 Hauptmann Anton Markfort 1891-1898 Präsident Franz Pohl 1970-1977 Kommandeur der Heinrich Maßmann 1905-1911 Beisitzer 1980-1989 Ehrengarde Markus Maßmann seit 2008 Kommandeur der Christian Rath 1867-1873 Ehrengarde Ernst Rath 1907-1923 Oberst Hermann Meinersmann 1949-1969 Beisitzer Ernst Rath 1963-1997 Oberst, Vizepräsident Bernhard Mersmann 1839ff Hermann Renkert 1987-2002 Kommandeur Heinrich Mersmann 1950-1977 Beisitzer der Alten Könige Helmut Müller seit 1997 Oberst Heinrich Rottwinkel 1877-1879 Bernhard Müseler 1907-1927 Beisitzer Heinz Scheffer 1973-2010 Beisitzer, Franz Müseler 1923-1939 Oberst, Beisitzer Vizepräsident Bernhard Mußmann 1920-1939 Beisitzer Hermann Schimweg 2005-2009 Beisitzer Bernhard Mußmann 1981-2005 Hauptmann August Schräder 1907-1920 Beisitzer Bernhard Niemann 1932-1939 Beisitzer Heinrich Schräder 1888-1894 Oberst Bernhard Ostkamp seit 2012 Hauptmann Bernhard Schuckenberg 1971-1985 Vors. Fanfarenzug, Franz Ostlinning 1959-1969 Schriftführer, Beisitzer 1971-1975 Kassierer, Beisitzer Paul Schumacher 1949-1971 Kassierer, Beisitzer Franz-Josef Ostlinning seit 1996 Schriftführer, Bernhard Sökeland 1881-1889 Beisitzer, Kassierer Präsident Heinrich Sondermann 1839 ff

Königspaare, Vorstand und Formationen 149 Ludger Sparenberg seit 2003 Hauptmann Johannes Viskorf 1911-1935 Kassierer, Schriftführer, Florenz Stumpe 1874 Oberst Beisitzer Johannes Sundermann 1963-1997 Beisitzer, Schriftführer, Frank Wächter seit 2006 Beisitzer, Schriftführer Präsident Heinrich Wallmeyer 1839 ff Hermann Sommer vor 1893 Jokob Wallmeyer bis 1870 Oberst Josef Tacke 1860 Max Wilbrand 1935-1939 Oberst, Beisitzer, Bernhard Tarner 1977-1986 Beisitzer 1954-1976 Präsident Heinrich Temme 1920-1939 Präsident Heinrich Wittkamp 1955-1969 Hauptmann Josef Uphoff 1997-2003 Beisitzer Andreas Zelleröhr seit 2010 Beisitzer Franz Vartmann 1927-1933 Beisitzer Melchior zum Egen 1839 ff Bernhard Vinherm 1969-1988 Kassierer Hermann Zurwieden 1893-1904 Beisitzer Helmut Vinke 1995-2008 Kommandeur Ehrengarde u. seit 2009 Vizepräsident

Der Vorstand 2014 (1. Reihe von links): Bernhard Ostkamp, Bernhard Kunstleve, Frank Wächter, Helmut Vinke, Franz-Josef Ostlinning, Michael Dunker, Bernhard Beile, Helmut Müller, (2. Reihe): Ludger Sparenberg, Manfred Drüker, Markus Maßmann, Ralf Baker, Frank Hoppe, Gerhard Ellebracht, Sven Lackamp, Andreas Zelleröhr.

150 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Die aktuellen Ehrenvorstandsmitglieder von links: Ernst Rath, Johannes Sundermann, Willi Hartmann, August Budde, Heinz Scheffer.

Offiziere

Die Offiziere 1964 von links: Franz Tönnemann, Bernhard Brameyer, Helmut Müller, Ernst Rath, Wilhelm Zumdieck, Heinrich Wittkamp, Franz Ostlinning, August Füchtenhans, Heinz Brink- mann, Bernhard Strotmann, Fritz Philipper.

Die Offiziere 2014 (1. Reihe von links): Bernhard Hülsmann, Christian Mußmann, Ralf Vennemann, Jörg Poppenborg, Heinz-Josef Kuh- lenkötter, Ludger Sparenberg, Bernahrd Ostkamp, Christian Hülsmann, (2. Reihe): Helmut Vinke, Bernhard Kunstleve, Manfred Drüker, Helmut Müller, Heinz Berkemeier, Martin Baumjohann, Klaus Vartmann, (3. Reihe): Manfred Fölling, Heinz-Josef Borgmann, Michael Baumjohann, Werner Freye, Ludger Hoppe, Andreas Zelleröhr.

Königspaare, Vorstand und Formationen 151 Ehrengarde

Die Ehrengarde ist das Aushängeschild und der Aktivposten des Bürgerschützen- vereins, sie gibt dem Festprogramm einen strafferen Rahmen und bringt durch ihr zackiges Auftreten Schwung und Farbe in die Umzüge. Die Ehrengarde ist eine eigene Formation im Bürgerschützenver- ein mit eigenen Statuten und einem Vor- stand, an dessen Spitze der Kommandeur Markus Maßmann steht, der gleichzeitig kraft seines Amtes geborenes Mitglied im Vorstand des Bürgerschützenvereins ist. Neben ihren Auftritten beim Sassenber- ger Schützenfest gestaltet die Ehrengarde ein eigenständiges ganzjähriges Vereins- leben selbst, u.a. mit Besuchen bei be- freundeten Vereinen und der Teilnahme am alljährlichen Kreisehrengardentreffen Die Ehrengarde 1964 (1. Reihe von links): Ostlinning, Kochsiek, B. Mußmann, Mönnigmann, des Altkreises Warendorf. H. Deitert, Vinherm, Linnenbank, Haverkamp, Vartmann, H. Knepper, (2. Reihe): H. Mußmann, Lückewerth, F. Deitert, Knabe, Kramme, D. Knepper, Klein, Maibaum, (3. Reihe): Pelster, Wesselmann, Avermeyer, Fehrenkötter, König, Wiewel, Zimmer, Strotmann, (4. Reihe): Brameyer, Pollmeyer, Schu- macher, Strotmann, Philipper, Brinkmann.

Die Ehrengarde 2014 (1. Reihe von links): Chris- tian Hülsmann, Michael Ellebracht, Philipp Dahlhoff, Jens Kerßenfischer, Markus Maßmann, Jörg Poppenborg, Bernhard Hülsmann, Hendrik Fischer, Thomas Kattenbaum, Stefan Bussmann, (2. Reihe): Patrick Ostkamp, Dirk Ellebracht, Christian Hartmann, Marcel Hülsmann, Den- nis Holste, Alexander Vinke, Andreas König, (3. Reihe): Michael Maßmann, Matthias Hart- mann, Lukas Feidieker, Tobias Hülsmann, Sebas- tian Arnemann, Niklas Habrock, Jens Ulbrich, Michael Griestop, Michael Blömker, Christian Blömker, (4. Reihe): Marvin Rehme, Chris- tian Bühren, Dennis Bühren, Patrik Hemke- meyer, Niko Hülsmann, Kevin Meinersmann, Simon Boes, (5. Reihe): Cristopher Brand, Andre Griestop, Sven Lackamp, Johannes Philip- per, Christian Felke, Daniel Fölling.

152 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Reiter

Die Reiter stellen mit dem Oberst den höchsten Offizier des Vereins, er wird von seinen beiden Adjutanten und bis zu neun weiteren Reitern begleitet. Das Amt des Oberst haben bisher ausgeübt: seit 1867 Bernhard Krummkamp bis 1870 Jakob Wallmeyer 1870 – 1874 Bernhard Breuer 1874 Florenz Stumpe 1888 – 1894 Heinrich Schräder 1894 – 1907 Heinrich Breuer 1907 – 1923 Ernst Rath 1923 – 1935 Franz Müseler 1935 – 1939 Max Wilbrand 1949 – 1963 Heinrich Fischer 1963 – 1997 Ernst Rath Das Bild zeigt die Reiter 1989, v.l. Ernst Rath, Helmut Müller, Wilhelm Zumdieck, Elke Müller, seit 1997 Helmut Müller Christian Rath, Petra Mußmann, Anja Mußmann, Christian Mußmann, Felix Scholz, Manfred Fölling und Berni Engbert.

Die aktuellen Reiter von links: Anna Schmitfranz, Markus Westlinning, Jürgen Kunstleve, Christian Mußmann, Helmut Müller, Manfred Fölling, Corinna Lückemeyer, Albert Lückemeyer, Cornelia Fonfara und Katharina Müller.

Königspaare, Vorstand und Formationen 153 Fanfarenzug

Der Fanfarenzug Sassenberger Lands- knechte ist seit seiner Gründung 1964 eine Bereicherung unseres Bürgerschüt- zenvereins. Optisch, aber vor allem akus- tisch überzeugen die Mitglieder immer aufs neue und bilden damit eine tragende Säule bei allen Veranstaltungen des Ver- eins und darüber hinaus. Vor allem die seit vielen Jahren erfolgreiche und belieb- te Pfingstmusikschau zieht viele Besucher aus nah und fern nach Sassenberg.

Der Fanfarenzug mit seinen ersten Uniformen am 1. Mai 1966 auf dem Schützenplatz im Brook: Vorne mit Trommel: Heinz Maibaum, dahinter: Paul Korte. Von rechts nach Links: Willi Niemerg, Manfred Klein, Karl-Heinz Grothues, Franz Tschanter, Dieter Neumann, Reinhard Fischer, Bernhard Schuckenberg, Willi Wittkamp, Alfons Mundmann, Karl-Heinz Landau, Klemens Mers- mann, Fritz Böckmann, Karl Hillebrand, Dieter Füchtenhans.

Die Landsknechte bei der Pfingstmusikschau 2013 auf dem Pavillon im Brook: (1. Reihe von links): Vera Schwerter, Jonas Aver- esch, Ulla Hülsmann, Stefan Mußmann, Marvin Böcker, Marina Skyba, André Kuhlenkötter, Mar- vin Möllers, (2. Reihe v. l.): Janice Heydeck, Patri- zia Schmitz, Amy Patermann, Fabian Hülsmann, Caroline Kuhlenkötter, Christoph Wolfslau, (3. Reihe v. l.): Ralf Baker, Andrea Rothaus, Birgit Berkemeier, Klaus Harenkamp, Meike Schwerter, Jens Kuhlenkötter. Es fehlen auf dem Foto: Nadine Baker, Silke Schröder, Marcel Schröder, Theresa Schröder, Michael Hülsmann, Daniel Hülsmann, Valeska Hülsmann, Dennis Marks, Franziska Schmitz.

154 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg Herausgeber: Bürgerschützenverein Sassenberg e.V.

Text und Gestaltung: Franz-Josef Ostlinning, Hans Christoph Fennenkötter, Rolf Hartmann, Dr. Elisabeth Baxhenrich-Hartmann, Martin Arenhövel, Dieter Sökeland, Jörg Poppenborg

Druck: Darpe Industriedruck GmbH & Co. KG, Beelener Straße 37, 48231 Warendorf

Fotos: Bürgerschützenverein Sassenberg Michael Kickum Foto Kaup Die Glocke Westfälische Nachrichten Dorit Reimann Privatbesitz

Titelbild: Michael Kickum

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156 | 175 Jahre Bürgerschützenverein Sassenberg