Gunther Schendel (Hg.) im Auftrag des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD Sozialwissenschaftliche Kompetenz für Kirche und Gesellschaft 50 Jahre Sozialwissenschaftliches Institut der EKD Sozialwissenschaftliche Kompetenz für Kirche und Gesellschaft 50 Jahre Sozialwissenschaftliches Institut der EKD

Sozialwissenschaftliches Institut der EKD (SI) Arnswaldtstraße 6, 30159 Hannover Telefon 0511-554741-0 e-mail: [email protected]

Herausgeber: Gunther Schendel, im Auftrag des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD Die deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Sozialwissenschaftliche Kompetenz für Kirche und Gesellschaft – 50 Jahre Sozialwissenschaftliches Institut der EKD ISBN 978-3-9465250-6-6 Autoren: Reiner Anselm Sozialwissenschaftliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm Arnswaldtstraße 6, 30159 Hannover Karl-Fritz Daiber Telefon 0511-55 47 41-0 Telefax: 0511-55 47 41-44 Birgit Klostermeier e-Mail: [email protected] Ralf Meister Sigrid Reihs Jede Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung, Verbreitung und jede Art der Verwertung sowie jegliche Speicherung Gunther Schendel und Verarbeitung in datenverarbeitenden Systemen außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts bedürfen der schriftlichen Claudia Schulz Zustimmung des jeweiligen Urhebers. Es ist nicht gestattet, Abbildungen zu digitalisieren. Gerhard Wegner Fotos (Titelcover): iStock Ocskaymark, cmfotoworks, Exkalibur, Stadtratte, Animaflora, dem10 Redaktion und Recherche: Gabriele Arndt-Sandrock © creo-media, Hannover . 2019 creo-media GmbH Bischofsholer Damm 89 30173 Hannover www.creo-media.de

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Inhaltsverzeichnis

6 Grußworte 6 Ratsvorsitzender der EKD, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm 10 Landesbischof Ralf Meister, Evangelisch-lutherische Hannovers

12 50 Jahre SI: Profil und Geschichte einer evangelischen Institution 12 Gunther Schendel: 50 Jahre institutionalisierte Sozialwissenschaft in der Kirche. Von der Gründung des Bochumer SWI bis zur Arbeit des SI in Hannover

28 Sigrid Reihs: Zum 50. Geburtstag des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD: (k)ein nüchterner Rückblick auf die ersten 35 Jahre

34 Karl-Fritz Daiber: Die Pastoralsoziologische Arbeitsstelle in den 1970er und 1980er Jahren

42 Gerhard Wegner: Das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD in Hannover. Ein Rückblick auf 15 Jahre

53 Publikationen SI 2004 – 2019

66 Sozialethik und empirische Forschung für die Kirche – Spannungsfelder und Herausforderungen 66 Reiner Anselm: Brennpunkte der Sozialethik 1969 – 2019 72 Claudia Schulz: Ganz nah am richtigen Leben! Empirische Forschung als Beitrag zu Theologie und kirchlicher Praxis

78 Birgit Klostermeier: „Zu Risiken und Nebenwirkungen ...“ – Empirische Forschung als soziale Praxis der Kirche

84 Anhang 85 Zeitleiste 87 Veröffentlichungen des Sozialwissenschaftlichen Instituts Bochum 92 Veröffentlichungen der Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle/des Pastoralsoziologischen Instituts 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 1969 – 2019

5 Die Arbeit des Sozialwissenschaftlichen Instituts, sowohl Denkmuster in Frage stellen und innovative Ansätze als SWI in Bochum wie auch als SI in Hannover zeigt auf bekannt machen. Mit der Verbindung von Sozialwis- einem speziellen Feld die Präsenz unserer Kirche in der senschaften und Theologie tragen wir zur Öffnung der Gesellschaft: Im Jahr 1969, mitten in den Aufbrüchen Theologie für den säkularen und interdisziplinären Dis- der 68er-Zeit, wurde es mit dem Auftrag gegründet, kurs bei. Kirchliche Selbstabschottung – so bequem sie gesellschaftliche Entwicklungen sozialwissenschaftlich wäre – soll, so der Auftrag an das SI, keine Chance ha- und -ethisch zu analysieren. In den 70er Jahren war das ben. Unter ausdrücklicher Anerkennung und Gewähr- SWI maßgeblich an der Debatte um Umweltschutz und leistung der wissenschaftlichen Freiheit des SI, auch in an der Gründung des später einflussreichen Bundesver- der institutionellen Form als einer „unselbständigen Grußwort bandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) beteiligt. Einrichtung der EKD“, hat sich die EKD für den Erhalt Auf die Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt in den 80er dieser kritischen Institution entschieden. Die Ergebnisse Ratsvorsitzender der EKD, Jahren reagierte man mit der thematischen Fokussierung dieser Arbeit fließen kontinuierlich in die Kirchenmit- auf ethische Fragen einer gerechten Wirtschaftsordnung gliedschaftsuntersuchungen, in die Texte der Kammer Landesbischof und einer menschenwürdigen Arbeitswelt. Die maßgeb- für soziale Ordnung, in die Stellungnahmen kirchen- liche Mitwirkung am Ökumenischen Konsultationspro- leitender Organe sowie in ökumenische Stellungnah- Dr. Heinrich Bedford-Strohm zess zur wirtschaftlichen und sozialen Lage steht für die men ein. Wenn solche Äußerungen im öffentlichen und Verantwortung beider christlicher Kirchen für eine so- kirchlichen Diskurs Relevanz gewinnen, dann ist dies lidarische und gerechte Gesellschaft in den 90er Jahren. immer auch dem Praxisbezug und der kommunikativen Die Zusammenlegung des SWI mit dem Pastoralsozio- Anschlussfähigkeit an öffentliche Diskurse geschuldet, logischen Institut in der Evangelischen Fachhochschule die in interdisziplinärer Arbeit am SI eingeübt wird. Hannover und die Neugründung als SI im Jahr 2005 si- gnalisierte, dass die gesellschaftlichen Veränderungspro- Die Herausforderungen der 2020er Jahre zeichnen sich zesse auch die Kirche in ihrer Sozialgestalt erreicht hat- ab. Die konsequente Weiterentwicklung der Sozialen Dr. Heinrich Bedford-Strohm (Fotograf: epd/mck) ten. Mit dieser programmatischen Neuaufstellung galt Marktwirtschaft mit ihren starken Wurzeln im protes- und gilt es, sozialwissenschaftlich gestützte Gesellschafts- tantischen Geist zu einer ökologisch-sozialen Marktwirt- analyse für theologische sozialethische Positionierungen schaft ist zu gestalten. Der Prozess der Digitalisierung in öffentlichen sozialpolitischen Diskursen wie auch für ist als gesellschaftlicher und kultureller und nicht nur verantwortliche Kirchenentwicklung zu nutzen. Dieser als technischer Prozess zu begreifen. Als Theologie und Durchgang durch die Geschichte des SWI/SI zeigt, mit Kirche haben wir spätestens seit der Industrialisierung welch hoher Sensibilität für gesellschaftliche Kontexte zu viel Abstand zur Welt der Technik in ihrer Prägekraft und mit welch kirchenpolitischem Weitblick institutspo- gehalten. Hier müssen wir theologisch aufschließen. Die litische Entscheidungen getroffen wurden. religiöse Vielfalt in unserem Land ist Wirklichkeit. Sie gilt es adäquat zu erfassen, um aus Polarisierungen zwi- Sowohl als Landesbischof wie auch als Ratsvorsitzender schen Ablehnung und Vergleichgültigung herauszufin- erlebe ich immer wieder, wie wertvoll, ja unverzichtbar den. Als evangelische Kirche treten wir auf diesem Feld die Arbeit ist, die vom SI geleistet wird. Neben einer religionspolitisch und kirchenpolitisch in eine neue Pha- fundierten theologischen Theoriebildung brauchen wir se ein, für die wir Orientierungen brauchen. Die Auf- anerkannte empirische Zugänge zur Praxis, um unsere gaben sind groß. Die erfolgreiche Geschichte des SI wie Theoriebildung zu stützen oder auch zu irritieren. Re- auch die Kompetenz von Institutsleitung, Mitarbeiten- präsentative Umfragen und sozialwissenschaftliche For- den, Vorstand und Wissenschaftlichem Beirat geben uns schung können und sollen in der Kirche vorherrschende begründete Hoffnung auf tragfähige Ergebnisse.

6 7 50 Jahre SWI/SI geben Anlass zu großem Dank: Über Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieses Jubi- die Arbeit des Institutes und dessen Mitarbeitenden in läumsbandes Freude bei der durch Fotos und lebendi- den Jahren des Aufbaus in Bochum, der Etablierung, des ge Schilderungen leicht gemachten Erinnerungsarbeit. Umzugs und der Neuausrichtung in Hannover gibt die Es verwundert aufgrund des Selbstverständnisses des SI Jubiläumsschrift Auskunft. Stellvertretend für alle Mit- nicht, dass neben Erinnerung zugleich der kritische und arbeiterinnen und Mitarbeiter möchte ich Dr. Klaus selbstkritische Ausblick gestellt wird. Gottes Segen für Lefringhausen als Gründungsdirektor des SWI und das SI und alle Menschen, die dessen Arbeit tragen! Prof. Dr. Günter Brakelmann als langjährigen Direktor in der Bochumer Zeit nennen und ihnen herzlich dan- ken. Die tägliche Arbeit mit aller Kreativität, mit allem Engagement, mit aller Kompetenz und allem wissen- schaftlichen Eros und auch mit aller Mühe der nötigen Verwaltungs- und Organisationsarbeit wurde und wird vom Direktor und seinen Mitarbeitenden, unterstützt durch das Kirchenamt der EKD, geleistet. Dass die Neu- gründung als SI und die Etablierung des Instituts in den letzten 14 Jahren gelang, ist ganz wesentlich der Leitung von Prof. Dr. Gerhard Wegner zu verdanken. Der Vor- stand unter Leitung von Vizepräsident Arend de Vries und der stellvertretenden Leitung von Vizepräsident Dr. Horst Gorski arbeitet erfolgreich an der kontinuierlichen Ausrichtung des Kurses der Institutsarbeit. Sehr dankbar sind wir für die Einbindung des SI in die Wissenschafts- landschaft in Theologie und Sozialwissenschaften, die durch den Wissenschaftlichen Beirat unter Leitung von Prof. Dr. Johannes Eurich wesentlich unterstützt wird. Die Landeskirchen tragen das SI finanziell auch in Zeiten von Sparmaßnahmen, weil sie die Institutsarbeit schät- zen und von seiner Bedeutung überzeugt sind. Dies gilt in besonderem Maße von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, die als Kooperationspartner des SI finanziell und hinsichtlich der Mitarbeit im Vor- stand besondere Verantwortung übernommen hat. Das SI wäre nicht das SI, das wir kennen, wenn es nicht die Kooperationspartner unter den Universitäten und Hoch- schulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Gewerkschaften, Stiftungen, kirchlichen Verbänden wie dem Ev. Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt e.V. und Evangelischen Akademien gäbe. Auch diese Partner tragen wesentlich zum Erfolg des SI bei. Danke für Ver- trauen und Zusammenarbeit!

8 9 7000 Menschen zogen am 7. Juni 1967 durch Hannover. 2004 wurde die Pastoralsoziologische Arbeitsstelle, mitt- Sie gaben dem Studenten und Christen Benno Ohne- lerweile an der Evangelischen Fachhochschule Hannover sorg das letzte Geleit, der am Rande einer Demonstra- angesiedelt, mit dem 1969 gegründeten Sozialwissen- tion von einem Polizisten erschossen worden war. Der schaftlichen Institut der EKD am Standort Hannover Berliner Bischof und EKD-Ratsvorsitzende Kurt Scharf zusammengeführt. Die Voraussetzungen hatten sich seit hielt die Trauerrede. Er suchte die Schuld für die Eskala- den Gründungsjahren grundlegend geändert: 1971 ver- tion nicht bei den Studierenden und nicht beim Staat, er standen wir uns als „Volkskirche“, sahen uns mitten in suchte nach tieferen Ursachen: Nach Ursachen, die „in dieser Gesellschaft, die wir besser verstehen wollten. 2004 der Struktur unserer Gesellschaft, der Gesellschaft der dagegen erlebte sich die Kirche vielmehr als Gegenüber freien Welt und in Westeuropa“ gegründet sind, in der der Gesellschaft: Von der Forschung an der Schnittstelle Grußwort „Art, wie wir Gemeindeverantwortung wahrnehmen von Sozialwissenschaft und Theologie erhoffte sie sich, in oder auch versäumen“.1 die Gesellschaft hinein zu wirken, Zielgruppen zu identi- fizieren und passgenau anzusprechen. Das war realistisch Landesbischof Ralf Meister Die Studierenden dieser Jahre haben die Gesellschaft gedacht. Zum Jubiläum ist es allerdings ebenso berechtigt und auch die Kirche verändert – und die Kirche hat sich zu fragen, wie wir uns als Kirche etwas von dem Opti- Evangelisch-lutherische verändern lassen. In Hannover waren es die Vikarinnen mismus und der Aufbruchsstimmung unserer Vorgänge- und Vikare, die mehr wissenschaftlichen Anspruch in der rinnen und Vorgänger vor 50 Jahren erhalten können. Landeskirche Hannovers praktischen Ausbildungsphase vor dem zweiten theolo- gischen Examen forderten. Sie wollten die Situation der Für mich sind die Analysen des Sozialwissenschaftlichen Menschen verstehen, die sie später als Seelsorgerinnen Instituts unverzichtbar. Seine Studien greifen die aktu- und Seelsorger begleiten würden. Das war kein Selbst- ellen Herausforderungen für die Kirche auf. In Fragen zweck: Es ging darum, Gesellschaft und Gemeinde zu des demographischen Wandels, der Situation der Men- reformieren, die Partizipation der Gläubigen zu stärken. schen auf dem Land und des Wandels zu einer multikul- turellen und multireligiösen Gesellschaft sensibilisieren Dr. Karl-Fritz Daiber übernahm 1971 die sozialwis- die Forschungsergebnisse und konfrontieren die Kirche Landesbischof Ralf Meister senschaftlichen Kurse in der Aus- und Fortbildung der auch mit Wahrheiten, die schmerzen. Präzise und schnell (Fotograf: Heiko Preller) Seelsorgerinnen und Seelsorger. Die Hannoversche Lan- werden aktuelle Entwicklungen untersucht. In unserem deskirche hatte das Glück, mit ihm einen Kollegen zu Engagement für Geflüchtete, die in Niedersachsen eine gewinnen, der sich mit der Rolle nicht zufriedengab, die Zukunft suchen, hat uns eine Studie des SI den Rücken man ihm zunächst zubilligte. Bereits drei Monate nach gestärkt, die belegt: Mehr Niedersächsinnen und Nieder- seinem Start konnte er eine Pastoralsoziologische Arbeits- sachsen als andere Bundesbürger glauben, dass ihr Land stelle aus der Taufe heben. Sie diente bald nicht nur der mit der Aufnahme der Geflüchteten zurechtkommt. Für Aus- und Fortbildung, sondern stellte Forschungsergeb- solche Ermutigungen, für alle Denkanstöße und Heraus- nisse zur Verfügung, die über die Hannoversche Landes- forderungen sage ich danke. kirche hinaus fruchtbar waren und auch von der akade- mischen Sozialwissenschaft wahrgenommen wurden. So nahm das Team die Kommunikation zwischen Prediger und Zuhörenden unter die Lupe und erforschte die oft in- nige Beziehung von Christinnen und Christen zur Bibel als Objekt, als Erinnerungsstück und Lebensbegleiterin.

1 Zitiert nach: Harmjan Dam, Katharina Kunter, Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts im Religions- unterricht, Göttingen 2018, S. 76

10 11 „Das Fortwirken einer Institution gründet sich auf ihre „Sozialer Strukturwandel erfordert kirchliche gesellschaftliche Anerkennung als ‚permanente‘ Lösung eines ‚permanenten‘ Problems“: Diese Einsicht in die Forschung“ Grundbedingung für die Relevanz und Dauer von In- stitutionen stammt von Peter L. Berger und Thomas Die Etablierung des Sozialwissenschaftlichen Instituts Luckmann (Berger / Luckmann 1969: 74). Die deutsche in Bochum 1969 Übersetzung ihres programmatischen Werks „Die ge- sellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ erschien Zum ersten Mal trat das Bochumer Sozialwissenschaft- im Jahr 1969, also just im Gründungsjahr des (damals so liche Institut am 10. November 1969 mit einem Empfang genannten) Sozialwissenschaftlichen Instituts der evan- an die Öffentlichkeit, nachdem es bereits zum 1. Sep- 50 Jahre institutionalisierte gelischen Kirchen in Deutschland (SWI). tember seine Arbeit aufgenommen hatte. Das Institut,

Sozialwissenschaft in der Kirche Von daher lädt das genannte Zitat von Berger und Luck- mann gleich zu einer ganzen Reihe von Fragen ein: Für welches „Problem“ erhofften sich kirchenleitende Gre- Von der Gründung des mien 1969 eine „Lösung“, indem sie sozialwissenschaft- liche Reflexion im Bereich der evangelischen Kirche Bochumer SWI bis zur Arbeit institutionalisierten? Wie veränderte sich die Problem- wahrnehmung in den wechselvollen fünf Jahrzehnten bis heute? Welche Perspektiven und Akzente setzten hier die des SI in Hannover Mitarbeitenden, vielleicht auch in Spannung zu den of- fiziellen Erwartungen? Wie sah es mit der „gesellschaft- lichen Anerkennung“ aus, die im Fall eines kirchlichen Gunther Schendel Instituts ja auch die kirchliche Akzeptanz impliziert? Und schließlich: Welche Strukturen wurden etabliert Dr. Gunther Schendel und z. T. auch verändert, um bestimmte Handlungen nach Jahren als Gemeindepastor im Kirchenkreis Uelzen seit und Erwartungen auf Dauer zu stellen? 2011 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im SI der EKD tätig. In diesem Sinn soll im Folgenden ein – notgedrungen kurzer – Blick auf die kirchliche Institutionalisierung von Sozialwissenschaft geworfen werden, die 1969 mit der Gründung des Bochumer SWI begann und 2004 mit der Etablierung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD (SI) in Hannover eine Fortsetzung erlebte. Dabei gerät auch eine andere wichtige Institutionalisierung der sozialwissenschaftlichen Perspektive in den Blick, nämlich die Pastoralsoziologische Arbeitsstelle (PSA) der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, deren Nachfolgeeinrichtung, das Pastoralsoziologische Eröffnung des SWI Bochum am 10. November 1969 Institut in der Evangelischen Fachhochschule Hannover Oben links: Dr. Klaus Lefringhausen (Leiter des SWI); Oben rechts: Präses D. Dr. Joachim Beckmann (PSI), 2004 in das neugegründete SI der EKD einging. (2.v.l.; rheinische Kirche), Präses D. Dr. Hans Thimme (3.v.l.; westfälische Kirche), Erich Brühmann (5.v.l., Superintendent des Kirchenkreises Bochum). (QUELLE: LkA EKvW 25A 64)

12 13 das sich bei dem Empfang im Bochumer „Haus der Kir- Leiter des SWI (1970-1980), u. a. auch Friedrich Kar- Interessant ist nun, welche zu lösenden „Probleme“ die che“ präsentierte, umfasste damals fünf wissenschaftliche renberg, der langjährige Vorsitzende des Sozialethischen offizielle Aufgabenbeschreibung enthielt und welche Mitarbeiter verschiedener Fachrichtungen und Fächer- Ausschusses der EKiR, sowie die Leiter des Sozialamts Form der Institutionalisierung die Gründungsvereinba- kombinationen (Wirtschaftswissenschaften und Sozio- der EKvW sowie der Sozialakademie Friedewald (Lef- rung vorsah. In einem ersten, allgemeinen Passus wur- logie, Theologie und Kirchensoziologie, Sozialethik ringhausen 1989: 12). Auch wenn dieser Plan eines insti- den die Aufgaben zunächst sehr deutlich an den „Auftrag und ökumenische Theologie, Wirtschaftswissenschaften tutionalisierten wissenschaftlichen Dienstes für die Kam- der Kirche“ zurückgebunden, aber auch in den Kontext und Sozialpolitik, Politische Wissenschaften). Mit die- mern der EKD zunächst nicht weitergeführt wurde, zeigt gesellschaftlichen Wandels gestellt: „Das Institut hat die ser Zusammensetzung wurde sofort deutlich: Das neue sich hier die Bereitschaft von einigen Landeskirchen, zur Aufgabe, durch sozialethische und sozialwissenschaftli- Institut sollte interdisziplinär arbeiten, wie es auch der Bewältigung gemeinsam wahrgenommener Aufgaben che Studienarbeit zur wissenschaftlichen Grundlegung damaligen empirischen Wende der Praktischen Theo- eine gemeinsame „‚permanente‘ Lösung“ zu etablieren. von Verkündigung und des Dienstes der Kirche in einer logie entsprach (Schröer 1997: 207f.). Eingeladen hatte Eine erste Institutionalisierung erfolgte im Mai 1966 mit sich wandelnden Gesellschaft beizutragen. Es dient so der damalige Präses der Evangelischen Kirche im Rhein- der Gründung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der dem Eintreten der Kirche für Gerechtigkeit und Frieden land (EKiR) Joachim Beckmann als Kuratoriumsvor- EKiR in Velbert, nicht zufällig dem Wohnort von Fried- in der Welt. Zu diesem Zweck beobachtet und analysiert sitzender. Zugegen waren aber auch führende Vertreter rich Karrenberg. Karrenberg firmierte bis zu seinem das Institut die politisch-gesellschaftlichen Entwick- der Evangelischen Kirche in Westfalen (EKvW) (epd plötzlichen Tod im Herbst 1966 als Gründungsleiter die- lungstendenzen und zeigt die für den Auftrag der Kirche 11.11.1969). Damit wurde von kirchenleitender Seite die ses Instituts, das die Arbeit des Sozialethischen Ausschus- bedeutenden Fragen auf“ (Vereinbarung, 22.5.1969, § Unterstützung des neuen Projekts unmissverständlich ses der EKiR und damit namentlich das umfangreiche 3.1, EZA a.a.O.). unterstrichen. Außerdem waren neben Vertreter*innen sozialethische Engagement Karrenbergs (Kammer für Bemerkenswert ist hier einerseits die gleichgewichtige der Stadtöffentlichkeit und der katholischen Kirche auch soziale Ordnung, Kirchentag, Akademiearbeit, Hono- Nennung von Sozialethik und Sozialwissenschaft, die in Klaus Lefringhausen, Leiter SWI 1969-1970 die Theologie-Professoren der sieben Jahre zuvor ge- (QUELLE epd Bild) rarprofessur) wissenschaftlich begleiten und unterstützen der Berichterstattung über die Eröffnungsfeier nicht in gründeten Ruhr-Universität Bochum präsent – ein Vor- sollte (Hack 2007: 66; vgl. Schendel 2018). gleicher Weise deutlich wird, und andererseits der Hin- zeichen für die in den kommenden Jahren sehr fruchtba- „um eine Antwort zur Gestaltung der Verhältnisse ge- weis auf die globale Perspektive von „Frieden und Ge- re Vernetzung zwischen Institut und Universität. ben zu können“ (epd 11.11.1969). Der Blick auf das in- Aus dem Velberter Sozialwissenschaftlichen Institut der rechtigkeit“, die über die deutsche Gesellschaft deutlich tendierte Arbeitsprogramm zeigt: Bei der beabsichtigten EKiR und dem in Villigst angesiedelten Sozialamt der hinausgeht (ebd.). Vermutlich nimmt diese globale Pers- Dem ersten Leiter des Instituts, dem Wirtschaftswissen- „Gestaltung der Verhältnisse“ ging es um eine kompe- EKvW entstand im Jahr 1969 das ausdrücklich so genann- pektive das Erbe Friedrich Karrenbergs auf, dem ein In- schaftler und Soziologen Klaus Lefringhausen (1934- tente Mitwirkung an der Diskussion gesellschaftlicher te „Sozialwissenschaftliche Institut der evangelischen Kir- stitut „für die großen Menschheitsfragen“ vorgeschwebt 2009), war es vorbehalten, die ersten thematischen Fragen, aber auch um die Reflexion der eigenen kirch- chen in Deutschland“ mit Sitz in Bochum. Diese Grün- hatte, u. a. zur „Ost-West-Entspannung“ und zum Schwerpunkte des Instituts zu präsentieren. Bereits lichen Praxis. Damit präsentierte sich das SWI 1969, ein dung ging auf eine Initiative der EKiR und der EKvW „Nord-Süd-Konflikt“ (Lefringhausen 1989: 12). Aller- im Vorfeld waren die Eckpunkte eines ambitionierten Jahr nach der Hoch-Zeit der Studentenproteste und nur zurück, die aber offenbar die EKD beteiligt hatten, um zu dings standen Fragen der globalen Gerechtigkeit längst „Arbeitsprogramm[s]“ veröffentlicht worden, das sich wenige Wochen nach dem Beginn der Kanzlerschaft von prüfen, „ob es nicht zweckmäßig sei, ein solches Institut auch auf der Agenda der EKD: Im Februar 1969 hatte auf „Fortschrittsprobleme der Industriegesellschaft“ Willy Brandt, als ein Institut auf der Höhe der neuen von Anfang an mit gesamtkirchlicher Aufgabenstellung der Rat die Kammer für Kirchlichen Entwicklungs- fokussieren sollte. Dabei sollte es jedoch nicht nur um Zeit mit ihren Leitthemen: Weiterentwicklung der In- zu errichten und allen Gliedkirchen der Evangelischen dienst berufen (Willems 2013: 276). ökonomische Folgen des „Strukturwandel[s]“ und der dustriegesellschaft und der Demokratie, aber auch der Kirche in Deutschland den Beitritt zu ermöglichen“ (Kir- wachsenden Wirtschaftsverflechtung mit den „Entwick- Kirchenreform. chenkanzlei EKD 6.6.1969 an die Leitungen der Glied- Nach der allgemeinen Aufgabenbestimmung enthält die lungsländern“ gehen. Thematisiert werden sollten auch kirchen, EZA 2-14523). Im April 1969 stimmte der Rat Gründungsvereinbarung eine weitere Passage, die in ei- die Folgen für aktuelle Formen der „Demokratie“, für Die suggestive zeitliche Nähe zu den Wegmarken „1968“ der EKD dem Beitritt in die Trägerschaft des SWI zu; die ner eher offenen Formulierung Dienstleistungsaufgaben die Entwicklung „sozialethische[r] Normen“ und die und „1969“ verdeckt jedoch die lange Vorgeschichte des Vereinbarung über die Errichtung des Instituts wurde im für Kirchen und kirchliche Einrichtungen beschreibt: „Praxis kirchlichen Lebens“ (epd 6.11.1969). SWI. Sie reicht bis in die erste Hälfte der Sechzigerjahre Mai 1969 ausgefertigt (Vereinbarung über die Errichtung Genannt wird die „Beratung“ von Rat der EKD, den zurück und zeigt noch einmal andere ‚permanente‘ Pro- eines Sozialwissenschaftlichen Instituts, 22.5.1969, EZA „Leitungen der Gliedkirchen“ sowie von „Einrichtun- Dieses umfangreiche Programm gibt erste Hinweise auf bleme“, für die nach einer Lösung in Form eines Instituts a.a.O.); der zunächst geplante Eröffnungstermin zum gen der kirchlichen Sozial- und Industriearbeit“. Außer- das „‚permanente‘ Problem“, zu dessen „‚permanenter‘ gesucht wurde: 1963 fand im Bonner Büro von Hermann 1.7.1969 (Kirchenkanzlei EKD 6.6.1969, EZA a.a.O.) dem wird eine wissenschaftliche Dienstleistungsfunktion Lösung“ das neue Institut etabliert wurde. Im Hinter- Kunst, dem Bevollmächtigten des Rates der EKD bei konnte offensichtlich nicht gehalten werden. für drei namentlich genannte Kammern der EKD er- grund stand die Wahrnehmung eines „sozialen Struktur- der Bundesregierung, ein erstes Planungsgespräch über wähnt (öffentliche Verantwortung, soziale Ordnung und wandels“ (epd 6.11.1969) bzw. von „komplizierten ge- die Gründung eines Instituts statt, das der Zuarbeit zu kirchlichen Entwicklungsdienst) (§ 3.2). sellschaftlichen Zusammenhänge[n]“, die die am Institut den Kammern der EKD dienen sollte. Teilnehmer wa- beteiligten Kirchen „transparenter“ machen wollten, ren neben Horst Zilleßen, dem späteren Mitarbeiter und

14 15 Diese kircheninterne Beratungs- und Dienstleistungs- „Die Bedrohung unserer Umwelt durch unumstritten: Eine Landeskirche reduzierte bereits 1972 funktion wird in der Berichterstattung über den Eröff- ihren Haushaltsansatz für das Institut, möglicherweise nungsempfang nicht eigens erwähnt. Ihre Institutiona- die industrielle Zivilisation“ auch wegen politischer Bedenken (vgl. Zilleßen 1989: lisierung zeigt jedoch, als wie dringend die beteiligten 20). Dazu kam der Kürzungsdruck, unter den die EKD Kirchenleitungen den Bedarf an einer ständig zur Ver- Das erste Jahrzehnt des SWI bis zu seiner Überfüh- und einige Landeskirchen in den Jahren nach der Öl- fügung stehenden wissenschaftlichen Expertise hielten; rung in die alleinige EKD-Trägerschaft (1969-1980) preiskrise von 1973 gerieten; dieser Kürzungsdruck er- nicht umsonst kamen sie jetzt auf die 1963 zunächst ver- reichte auch das SWI und führte die Mitarbeitenden in worfenen Pläne für eine institutionalisierte Zuarbeit für Mit Blick auf die ersten zehn Jahre des SWI lässt sich sa- eine „fünfjährige Phase intensiver Selbstrechtfertigung“ die Kammern der EKD zurück. gen: Die organisatorische und inhaltliche Institutionali- (ebd.). Offenbar war in Zeiten finanzieller Verknappung sierung der Bochumer Einrichtung gelang überraschend nicht mehr allen Trägerkirchen plausibel, ob und wie das Zu dieser Beratungs- und Dienstleistungsfunktion passt schnell. Der von der EKD-Kirchenkanzlei ausgespro- SWI die geeignete „‚permanente‘ Lösung eines ‚perma- auch die Struktur des neuen Instituts: Es wurde als chenen Einladung, sich der Betreibung des SWI als einer nenten‘ Problems“ darstellte. „rechtlich unselbständige Einrichtung seiner Träger“ „Gemeinschaftsaufgabe“ anzuschließen (Kirchenkanzlei etabliert (§ 4.1). Als das zentrale Führungs- und Lei- EKD 6.6.1969, EZA 2-14523), folgten nach den beiden Schließlich übernahm die EKD zum Jahresbeginn 1980 tungsgremium wurde ein Kuratorium eingerichtet, das ersten Trägerkirchen aus Nordrhein-Westfalen in den die „alleinige Trägerschaft“ des Instituts (Kuratorium im Wesentlichen aus Vertretern der Trägerkirchen und folgenden Jahren fast alle westlichen Gliedkirchen der an die Trägerkirchen, 7.5.1979). Entsprechende Über- den Vorsitzenden der drei genannten Kammern bestehen EKD – auch wenn es Ausnahmen gab (Zilleßen 1989: legungen hatte das Kuratorium bereits seit 1972 verfolgt sollte. Damit waren der Einfluss, aber auch die Verant- 15). Zugleich gelang dem SWI sehr bald eine inhaltliche (Zilleßen 1989: 20). Mit dieser Änderung in der Träger- wortung der wesentlichen Nutznießer und ,Kunden‘ des Fokussierung seiner Arbeit, die ihm eine bundesweite schaft war jedoch nicht nur der künftige Wegfall einer Horst Zillessen, Leiter SWI 1970-1980 neuen Instituts institutionalisiert. Dem Kuratorium sollte Bedeutung einbrachte. Verantwortlich hierfür war vor (QUELLE Mediator GmbH) Personalstelle verbunden (Kirchenkanzlei an die wiss. die Entscheidung über die „Richtlinien für die Arbeit“ allem die Bearbeitung des Umweltthemas; hier nahm das Mitarbeiter des SWI, 8.8.1979), sondern auch eine Ver- genauso obliegen wie die über Personalangelegenhei- SWI in der ersten Hälfte der Siebzigerjahre eine wichtige intensive Vortragstätigkeit bis zur praktischen Vernet- änderung der Institutsordnung: Das SWI wurde jetzt zu ten. Allerdings sicherte die Gründungsvereinbarung den Pionier- und Vernetzungsfunktion ein. zung und Unterstützung der sich formierenden Umwelt- einer rechtlich unselbständigen Einrichtung der EKD; hauptamtlichen Mitarbeitenden des Instituts sowohl in bewegung: So stand das SWI 1971 bei der Gründung der wissenschaftliche Beirat entfiel, und der Leiter be- Personalangelegenheiten als auch bei der Entscheidung Diese Fokussierung auf das Umweltthema ging auf der „Rhein-Ruhr-Aktion gegen Umweltzerstörung“ kam ausdrücklich eine Vorgesetztenfunktion für die über „Forschungsaufträge“ ein Anhörungsrecht zu. Zu- eine Entscheidung von Beirat und Kuratorium aus dem (RRA) genauso Pate wie es 1972 bei der Gründung Mitarbeitenden (Ordnung des SWI, 20.4.1979, §§ 2-5, dem sollte das Kuratorium einen Wissenschaftlichen Bei- Herbst 1970 zurück, die das bei der Eröffnung präsen- der „Bundesarbeitsgemeinschaft Umweltschutz“ betei- EZA 215/31). Änderungen sah die neue Ordnung auch rat einrichten, der ebenfalls ein Anhörungsrecht haben tierte, inhaltlich sehr breite Arbeitsprogramm auf die ligt war (Zilleßen 1989: 19). Und als sich im Juni 1972 bei der Aufgabenbeschreibung vor: Die in der Vergan- und mit ihrem Vorsitzenden im Kuratorium vertreten Fragestellung nach der „Bedrohung unserer Umwelt der „Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz“ genheit von den Mitarbeitenden als sehr zeitaufwendig sein sollte. Die operative Leitung des Instituts sollte das durch die industrielle Zivilisation“ konzentrierte (Zille- (BBU) gründete, wurde Zilleßen als Sprecher der RRA erlebte Zuarbeit zu den Kammern der EKD (Zilleßen Kuratorium an einen „Leiter“ delegieren, der aus dem ßen 1989: 17). Diese Fokussierung fiel in die Zeit, als zum BBU-Vorsitzenden gewählt (Kempf 1984: 405); 1989: 21) wurde nicht mehr explizit erwähnt; jetzt war hauptamtlichen Team „auf jeweils drei Jahre“ berufen der Politikwissenschaftler Horst Zilleßen (geb. 1938) das SWI übernahm für ein Jahr die Geschäftsführung des allgemein von der Erfüllung von „Studien- und Bera- werden sollte. Die Kompetenzen dieser Leitungsperson nach dem Ausscheiden von Klaus Lefringhausen, der in neuen Verbands (Zilleßen 1989: 19). tungsaufträgen der EKD und ihrer Gliedkirchen“ die waren beschränkt und sollten im Wesentlichen dem En- die Entwicklungspolitik wechselte (Willems 2013: 194), Rede. Der Zweck des SWI und seiner „Studienarbeit“ gagement für eine „sinnvolle Kooperation innerhalb des zum neuen Institutsleiter bestimmt wurde. Zilleßen hat Die erste Dekade des SWI war jedoch nicht nur durch sollte jetzt darin bestehen, einen Beitrag zum „wirklich- Instituts“ und die Umsetzung von Beschlüssen dienen. die neue Schwerpunktsetzung rückblickend mit der Er- dieses Engagement geprägt, sondern auch durch erste keitsnahen Zeugnis und Dienst der Kirche in der mo- Damit waren die direkten Einflussmöglichkeiten des Ku- kenntnis begründet, dass es sich beim Umweltthema Ressourcen- und Finanzprobleme. Die Verbindung von dernen Gesellschaft“ zu leisten (§ 1). Diese Aufgabenbe- ratoriums auf die Institutsarbeit groß; zugleich bot sich nicht nur um eine Frage an das „gesellschaftliche und eigenem „Arbeitsprogramm“ und der kircheninternen schreibung zeigt: Zehn Jahre nach der Institutsgründung aber auch die Möglichkeit für eine starke Teamidentität. politische Ordnungssystem“, sondern auch an die „gel- Beratungs- und Dienstleistungsfunktion erwies sich als war das empirische Paradigma genauso selbstverständlich tende gesellschaftliche Wertordnung“ handle und damit schwierig, wobei es jedoch als bemerkenswert bezeich- wie das Bewusstsein, dass sich kirchliches Handeln in der ein für die Kirche relevantes sozialethisches Thema dar- net werden muss, dass das Kuratorium die beschriebene Dynamik einer „modernen Gesellschaft“ abspielt. Dass stelle (Zilleßen 1989: 18). Die Beschäftigung mit diesem anwaltschaftliche Rolle des SWI für die Umweltbewe- sich die Gesellschaft „wandelt“, musste offensichtlich Thema, das bis ca. 1979 einen Schwerpunkt des SWI bil- gung und den damit verbundenen Ressourceneinsatz nicht mehr eigens betont werden. dete, schlug sich in einer Vielzahl von Aktivitäten nieder: „ausdrücklich“ billigte (Zilleßen 1989: 19). Trotz oder Sie reichte von einer regen Publizistik, für die 1971/72 gerade wegen dieses Engagements war die finanzielle der Materialdienst des SWI gegründet wurde, über eine Förderung des SWI freilich nicht in allen Trägerkirchen

16 17 „Arbeit – Technologie – Wirtschaftsordnung“ In zahlreichen Publikationen wurden die Themen Ar- Kirche (1997) zu nennen. Das SWI war hier über Jah- beit und Technologie neu in den Blick genommen, z. B. re vielfach involviert, unter anderem auch mit der Aus- Die weitere Entwicklung des SWI bis zu seiner Über- auch Fragen der Digitalisierung („Hilfe durch Bruder wertung der zahlreichen Stellungnahmen. Das Institut Computer?“, 1987). Als neues Thema wurde die „Zeit- flankierte diese Diskussion durch die Herausgabe von führung in das SI (1980-2004) politik“ entdeckt, also all die Themen, die heute unter Publikationen, die sich kritisch mit der damaligen neo- dem Stichwort „Arbeitszeitsouveränität“ im Diskurs um liberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik auseinandersetz- Nach der Übernahme des Instituts in die volle Träger- „gute Arbeit“ eine Rolle spielen. Das SWI hatte hier we- ten (Brakelmann 2004: 29f.). Besondere Unterstützung schaft der EKD war eine wichtige strukturelle Frage sentlichen Anteil an der Gründung der Deutschen Ge- und Wertschätzung erfuhr die damalige Arbeit des SWI geklärt. In den Jahren bis 1983 erfolgten weitere wich- sellschaft für Zeitpolitik (2002). In späten Achtziger und durch Oberkirchenrat Tilman Winkler, den Referenten tige Weichenstellungen, die die Entwicklung des SWI frühen Neunziger Jahren rückten auch Geschlechterfra- bis zur Jahrtausendwende prägten. Dazu gehören zwei gen verstärkt in den Blickpunkt, zunächst mit dem Blick Wechsel in der Leitung des Instituts: Nachdem Horst auf die Arbeit von Frauen, dann auch auf Männerthemen Zilleßen 1980 als Universitätspräsident nach Olden- („Männliche Religiosität und Lebenspraxis“) (Brakel- burg gegangen war, hatte der Rat der EKD zunächst mann 2004: 27f.). Fragen zukünftiger Wirtschaftpolitik Michael Bartelt (1933-1984) zum Leiter berufen, bevor wurden z. B. 1989 bei einer prominent besetzten Ko- operationstagung zum „Wirtschaften im Jahr 2000“ dis- kutiert. Neben dem Blick auf Gegenwart und Zukunft galt das Interesse des SWI aber auch der Geschichte des „Sozialen Protestantismus“ des 19. Jahrhunderts, um Günter Brakelmann, Leiter SWI 1983-1999 (QUELLE: epd Bild) die „protestantischen Wurzeln der Sozialen Marktwirt- schaft“ (so ein Buchtitel aus dem SWI) besser einord- auf die „Zusammenarbeit mit der Sozialkammer der nen zu können (Brakelmann 2004: 27). Dementspre- EKD und den kirchlichen Diensten in der Arbeitswelt“ chend stand das SWI 1998 auch hinter der Initiative zur (KDA) erfolgen (Kuratorium: Grundriss der Konzep- Gründung eines neuen Evangelisch-Sozialen Kongresses tion, 3.5.1983, EZA 215/31). Der Abschied vom Leit- (zweiter und letzter Kongress 2000) (Brakelmann 2004: thema Ökologie wurde rückblickend mit der 1977 er- 30f.), und es ist sehr wahrscheinlich, dass das im Grün- folgten Gründung des Öko-Instituts Freiburg begründet dungsaufruf formulierte Selbstverständnis, „Impulsge- (Brakelmann 1989: 22). Jetzt sollte die Frage nach der ber für soziale Verantwortung“ zu sein (ebd., 30), exakt „Zukunft der Industriegesellschaft“ neu in den Blick dem damaligen Selbstverständnis des SWI und seiner Tilman Winkler genommen werden, und zwar mit dem ausdrücklichen Mitarbeitenden entsprach. Mit Sicherheit galt das für das (QUELLE: epd Bild) Willen, zukünftig relevante Themen zu antizipieren und in diesem Zusammenhang formulierte Verständnis der zu erforschen (Brakelmann 1989: 22f.). Sozialen Markwirtschaft, demzufolge „die Systemlogik für soziale und gesellschaftliche Fragen im Kirchenamt des Marktes und das Gewinnstreben der Unternehmen der EKD; nach seinem Tod im Jahr 2001 würdigten die Mit dieser Schwerpunktsetzung erarbeitete sich das als partielle Konstitutionselemente in eine wohlgeordne- Mitarbeitenden des SWI sein stetes Bemühen, „die unter- Michael Bartelt, Leiter SWI 1980-1983 SWI in den folgenden Jahren ein Profil, das einerseits te Gesellschaft eingebettet“ werden sollten, damit sie mit schiedlichen Interessen von EKD und SWI miteinander zu (QUELLE: LkA EKvW 1 neu Nr. 105) an bestehende Strukturen wie den KDA anschloss und ihrem „Absolutheitsanspruch“ nicht das „Gemeinwohl vermitteln“ (SWI 2001: 6). andererseits neue Bündnispartner wie z. B. die Gewerk- gefährden“ (ebd.). dann 1983 der Sozialethiker Günter Brakelmann (geb. schaften gewann (mehrfach Projektförderung durch die Den sozialpolitischen Diskussionsprozess im Kontext 1931), der seit 1972 an der Ruhr-Universität Bochum Hans-Böckler-Stiftung, vgl. Brakelmann 2004: 27) und Die Eigen- und Kooperationsprojekte waren das eine; des Sozialwortes hat Günter Brakelmann, der das Insti- als Professor für Christliche Gesellschaftslehre tätig war, innovative Themenfelder für die Sozialethik erschloss. daneben spielte das SWI auch in seiner Funktion als Be- tut bis 1999 leitete, rückblickend als „Höhepunkt“ der nebenamtlich die Leitung übernahm. Damit war auf Hier können nur einige Schlaglichter auf die breit entfal- ratungs- und Dienstleistungseinrichtung eine wichtige SWI-Geschichte bezeichnet (Brakelmann 2004: 30). Vorschlag des Kuratoriums eine neue inhaltliche Aus- tete Tätigkeit des SWI in den Jahren bis 2004 geworfen Rolle. Neben der Mitarbeit an mehreren EKD-Denk- Freilich stand damals schon ein drastischer Kürzungs- richtung und „Konzentration“ der Institutsarbeit ver- werden (ausführlich siehe den Beitrag von Sigrid Reihs schriften zu Arbeitsthemen und der Sozial- und Wirt- druck im Raum, der 2004 zur Schließung des Bochumer bunden. Den neuen Themenschwerpunkt markierten in dieser Broschüre). schaftsordnung ist hier vor allem die intensive Mit- SWI und zur Neugründung des SI in Hannover führte. die Leitbegriffe „Arbeit – Technologie – Wirtschaftsord- wirkung am ökumenischen Konsultationsprozess für Der Rat und die Finanzgremien der EKD hatten bereits nung“; dementsprechend sollte auch eine Konzentration das Sozialwort der evangelischen und der katholischen „in der intensiven Sparrunde in der Mitte der neunziger

18 19 Jahre“ für das SWI ein Einsparziel von 40 Prozent for- Ratssitzung vom 5./6.9.2003, Kirchenamt EKD, Az. „Der Status quo kirchlicher Institution kann muliert; im Mai 2002 war der Rat auf dieses Ziel zurück- 4647/4). Die Konferenz der Ruhr-Superintendenten gekommen und hatte erneut die schon ältere Idee einer erinnerte die Bedeutung des SWI für die Bewältigung nicht als gegeben vorausgesetzt werden“ „Zusammenführung“ mit der Heidelberger Forschungs- des Strukturwandels im Ruhrgebiet. Und das SWI-Ku- stätte evangelische Studiengemeinschaft (FEST) aufge- ratorium plädierte mit anderen kirchlichen Einrichtun- Die Pastoralsoziologische Arbeitsstelle und das worfen (Niederschrift EKD-Ratssitzung 21./22.2.2003, gen aus dem Bereich Sozialethik und Arbeitswelt (KDA, Pastoralsoziologische Institut Hannover 1971-2004 Kirchenamt EKD, Az. 0232/4). Insofern war die fünf- Bundesverband evangelischer Arbeitnehmerorganisa- jährige Amtszeit des neuen Leiters, des Theologen und tionen, Evangelische Sozialakademie Friedewald) für die Die pastoralsoziologische Arbeit, die seit 1971 in Han- Sozialwissenschaftlers Hartmut Przybylski-Lohausen Schaffung eines „Kompetenzzentrum[s]“ an mehreren nover erst unter dem Dach der Landeskirche und dann (1944-2015), von Stellenkürzungs- und Fusionsdebatten Standorten (ebd.). Der Rat schloss sich diesem Vorschlag im Rahmen der Evangelischen Landeskirche erfolgte, nicht an, vermerkte in seinem Verlegungsbeschluss aber war ebenfalls ein Kind der empirischen Wende und der ausdrücklich die Notwendigkeit einer weiteren konzep- gesellschaftlichen und kirchlichen Umbrüche der späten tionellen und organisatorischen Klärung. Sie sollte sich Sechziger Jahre. Und dennoch hatte diese Arbeit, die an den „veränderten Aufgaben und Bedürfnissen“ orien- 2004 in das neugegründete SI integriert werden sollte, tieren (ebd.). Damit war angedeutet, dass sich aus Sicht ein anderes Profil. Sie war deutlich dezidierter als das des Rates die Herausforderungen und damit auch die SWI religions- und kirchensoziologisch ausgerichtet (vgl. Anforderungen an die Institutionalisierung von Sozial- den Beitrag von Karl-Fritz Daiber in dieser Broschüre). wissenschaften in der Kirche geändert hatten. Das hängt mit der spezifischen Entstehungsgeschichte dieses Arbeitsfelds in der hannoverschen Landeskirche Karl-Fritz Daiber Eine neue Richtung nahm die Diskussion, als sich zu zusammen: Sein Entstehungskontext sind die Kirchen- (QUELLE: LKArchivH) Jahresbeginn 2004 die Möglichkeit einer „Kooperation reformbestrebungen um 1970, besonders aber die Über- mit dem Pastoralsoziologischen Institut der hannover- legungen zur Reform des Vikariats. 1968 hatte der zu- Institutionalisierung, auch wenn die Gründung eines schen Landeskirche“ (sic) verdichtete (Niederschrift ständige Ausbildungsdezernent im Landeskirchenamt Instituts erst 1998, zwei Jahre nach seinem Ruhestand, EKD-Ratssitzung 20./21.2.2004, Kirchenamt EKD, Az. eine „Reform des landeskirchlichen Vorbereitungsdiens- erfolgte. Zwar beriefen sich Vertreter des Landeskirchen- 0232/4). Diese Gespräche mit der hannoverschen Kir- tes“ diskutiert (Fuhrmann 1968); als wesentliche Treiber amtes darauf, „dass zunächst ‚klein‘ begonnen werden chenleitung führten sehr schnell zum Ergebnis: Im April dieser Reform erwiesen sich die Vikar*innen, die 1969 solle und später erst die die Errichtung eines Amtes in 2004 begrüßte der Rat der EKD die „Bereitschaft der zur Stärkung der Human- und Sozialwissenschaften die Frage kommen könne“ (Nachweis Schendel 2015: 377). evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und Errichtung mehrerer Fachinstitute vorgeschlagen hatten. Doch trotz dieser eher tastenden Amtslogik konnte Dai- der Evangelischen Fachhochschule Hannover, das Pasto- Analog zum bereits bestehenden Religionspädagogi- ber erreichen, dass zunächst die Idee einer Arbeitsstelle ralsoziologische Institut als einen besonderen Arbeitsbe- schen Institut plädierten sie auch für die Schaffung eines weiterverfolgt wurde; im Frühjahr 1972 konnte er au- Hartmut Przybylski-Lohausen, Leiter SWI 1999-2004 (QUELLE: epd Bild) reich in das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD ein- sozialwissenschaftlichen Instituts (zum folgenden vgl. ßerdem die „Ausschreibung von zwei Soziologenstellen zufügen“ (Niederschrift EKD-Ratssitzung 23.4.2004, Schendel 2015: 376ff.). für den Bereich der Aus- und Fortbildung“ (Nachweis geprägt. Als die Fusion mit der FEST sich in den Augen Kirchenamt EKD, Az. 0232/4). Auf dieser Grundlage ebd.) erwirken. Damit blieben die Zusagen hinter den aller Beteiligten als ein wenig sinnvoller Plan erwies, be- wurde ein Kooperationsvertrag mit der hannoverschen Zu diesem Grad der Institutionalisierung kam es lan- weitgespannten Institutsplänen zurück, die Daiber im schloss der Rat im März 2003, „die Verlagerung des SWI Landeskirche ausgehandelt, den der Rat der EKD im Juni ge nicht: Als der aus Württemberg berufene Theologe Landeskirchenamt unter Verweis auf entsprechende Zu- an den Standort des Kirchenamtes der EKD zu prüfen“ 2004 billigte. Zugleich beschloss der Rat die Schließung und Sozialwissenschaftler Karl-Fritz Daiber (geb. 1931) sicherungen vorstellte: Neben der Aus- und Fortbildung (ebd.). Im September 2003 fiel im Rat die Entscheidung des SWI in Bochum zum 30. September 2004 und die im September 1971 nach Hannover kam und in der schlug er den Aufbau von zwei weiteren Arbeitsfeldern über die Verlegung des Instituts nach Hannover (Nieder- Neugründung des SI „mit Sitz in Hannover“ (Nieder- Vikarsausbildung den neugeschaffenen Schwerpunkt vor; sie sollten der „Soziologischen Beratung“ in der schrift EKD-Ratssitzung 5.9.2003, Kirchenamt EKD, schrift EKD-Ratssitzung 23.4.2004, Kirchenamt EKD, „Gemeindeaufbau/Sozialwissenschaften“ übernahm,Landeskirche und der „Theologische Sozialethik“ gel- Az. 0232/4). Az. 4647/10). Nach 35-jährigem Wirken am Standort musste er sich die Strukturen für seine Arbeit erst schaf- ten (Nachweis ebd.). Freilich konnte 1974 auch für Fra- Bochum nahm das SWI im September 2004 mit einer fen. Das Landeskirchenamt hatte das neue Arbeitsfeld, gen der Gemeindeberatung eine Soziologin eingestellt Dieser Entscheidung waren mehrere Eingaben voraus- Tagung zum „Funktions- und Bedeutungswandel der in dem Daiber als „Ein-Mann-Institut“ (Daiber) ohne werden; sie trieb in den Folgejahren den Aufbau des gegangen, die die Verlegung verhindern wollten: Lei- Arbeit“ Abschied – nicht ohne Hinweis darauf, dass auch weitere Ausstattung begann, rechtlich dem Aus- bzw. Arbeitsbereichs Gemeindeberatung und Organisations- tung und Mitarbeitervertretung verwiesen auf die hohen künftig „so etwas wie ein[...] sozial engagierte[r] Protes- Fortbildungsdezernat und sachlich dem Sozialpfarramt entwicklung voran, der bis heute zahlreiche Gemeinde- Kosten einer Verlegung, vor allem aber auf die Härten tantismus“ nötig sei (Brakelmann 2004: 32). zugeordnet. Jedoch gelangen Daiber im ersten halben berater*innen qualifiziert und koordiniert. für die Mitarbeitenden des SWI (vgl. Vorlage für die Jahr seiner Arbeit wesentliche Schritte auf dem Weg zur

20 21 Vorgehen, das der Initiative Einzelner aber auch Raum die Fachhochschule (Biermann/Kampermann 2001: pastoralsoziologischem und sozialethischem Schwer- gab. Die Probleme, für die eine Lösung gesucht wurde, 17), und zwar als eigenes Pastoralsoziologisches Institut punkt. Im Team des neuen Instituts befanden sich vier lagen zunächst im Bereich der Ausbildung der Theo- (PSI). Zur Institutsleiterin wählten die Mitarbeitenden Mitarbeitende des PSI; außerdem waren zwei Mitarbei- log*innen, dann aber auch in den kirchlichen Struktu- die Soziologin Ingrid Lukatis (geb. 1943). Allerdings tende des SWI der Neugründung aus Bochum nach ren, die unter dem Eindruck der damaligen kyberneti- war mit dieser Integration noch keine stabile neue Ins- Hannover gefolgt. Am 12. Januar 2005 erfolgte die fei- schen Diskussion reformiert werden sollten. Angesichts titutionalisierung erreicht: Der Beschluss über den Weg- erliche Eröffnung des SI. In seinem Grußwort betonte der Konkretheit dieser Probleme waren die genannten fall der PSI-Stellen (bis auf den Erhalt einer sozialwis- der damalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber Arbeitsfelder der PSA – zumal im damaligen Reformkli- senschaftlichen Professur) galt weiterhin und stellte die die Bedeutung des neuen Instituts, nicht ohne seine An- ma – unmittelbar plausibel. Die Arbeitsstelle konnte sich Arbeitsfähigkeit des Instituts nach dem Jahr 2005 infrage erkennung für die Arbeit der Vorgängereinrichtungen mit ihrer umfangreichen Tätigkeit (vgl. Daiber in dieser (Terbuyken 2001: 119). Zudem war die genaue Form Broschüre) schnell ein großes Renommee erwerben, der strukturellen Eingliederung noch offen: Der dama- obwohl oder gerade weil Daibers pastoralsoziologischer lige Rektor der Fachhochschule schlug 2001 die Integ- Ansatz von vornherein eine ideologiekritische Stoßrich- ration in ein neuzugründendes „Institut für Forschung, tung implizierte, die weniger an Systemstabilisierung als Weiterbildung und Beratung“ vor und versprach, „dass an der „Möglichkeit einer konfliktorientierten kirchli- das PSI nicht abgewickelt, sondern transformiert wird“ chen Arbeit“ interessiert war (Daiber 1973). (Terbuyken 2001: 120). Die Neuformierung eines ent- sprechenden Instituts erfolgte in den folgenden Jahren jedoch nicht (Fachhochschule Hannover 2008: 18; Lan- deskirchenamt Hannover 2008: 294).

Angesichts dieser unklaren Perspektive ist es erklärlich, dass die Landeskirche im Jahr 2004 so schnell bereit war, über die Integration des PSI in das Sozialwissenschaftliche Ratsvorsitzender Wolfgang Huber und SI-Direktor Gerhard Wegner Institut der EKD nachzudenken und das PSI schließlich (QUELLE: epd Bild) in das neue SI der EKD „einzufügen“. Faktisch vollzog sich dieser Schritt so, dass das SI in das bisherige Gebäude und sein Verständnis für die „Enttäuschungen und Ver- der PSI auf dem Campus der Fachhochschule einzog. Mit letzungen“ zu betonen, mit denen der Weg zum neuen diesem Schritt ging allerdings die Abtrennung der Ge- Institut für die Mitarbeitenden der Vorgängerinstitute meindeberatung und Organisationsentwicklung einher, verbunden gewesen sei (Huber 2005). die in das landeskirchliche Haus kirchlicher Dienste in- tegriert wurde (Landeskirchenamt Hannover 2008: 65). Interessant ist die Problembeschreibung, mit der Huber und der neue Direktor in ihren Beiträgen die Etablierung und die Notwendigkeit des neuen Instituts begründeten. „Gesellschaftliche Präsenz der Kirche Huber sah die „Kooperation zwischen Landeskirche und EKD“ als „wegweisend[es]“ Beispiel für die „intelligen- nicht ohne sozialwissenschaftliche und te Bündelung von Ressourcen“ (Huber 2005), was sich Elke Möller (QUELLE: Privatbesitz) sozialethische Kompetenz“ seinerseits als Beleg für die damals bewusst forcierte „Or- ganisationswerdung“ der Kirche deuten lässt (Hauschildt Ingrid Lukatis, Wolfgang Lukatis (QUELLE: LKArchivH) Dennoch geriet auch die PSI Mitte der Neunziger Jahre Das neue Sozialwissenschaftliche Institut / Pohl-Patalong 2013: 214). Prägend war zugleich das in den Strudel der Kürzungsdebatte. Nach Einschlagen Bewusstsein „tiefgreifend sozialer Veränderungen“, von Dieser Überblick zeigt: Die drei Jahre dauernde Etablie- des Sparkurses erklärte die Landessynode vier Personal- der EKD (SI) ab 2004 denen Huber „sowohl die Kirche auf allen Ebenen wie rung der Pastoralsoziologischen Arbeitstelle in der han- stellen der PSA für künftig wegfallend und beschloss, „die auch die Gesellschaft insgesamt“ geprägt sah. Konkrete noverschen Landeskirche verlief deutlich anders als der PSA zur Evangelischen Fachhochschule zu verlagern“ Am 1. Oktober 2004 nahm das neuformierte Sozial- Beispiele waren die gewandelte „Rolle von Religion“ in Aufbau des Bochumer SWI. Typisch für das hannover- (Wöller 1996: 7). Diese Verlagerung wurde nach dem wissenschaftliche Institut der EKD (SI) in Hannover der Gesellschaft, der „religiöse Pluralismus“ und die „im- sche Projekt einer Institutionalisierung der Sozialwissen- Eintritt von Karl-Fritz Daiber in den Ruhestand (1996) seine Arbeit auf. Als Gründungsdirektor war Gerhard mensen Herausforderungen des sozialen Wandels“ (Hu- schaften in der Kirche war das tastende und schrittweise umgesetzt: 1998 erfolgte die „Integration“ der PSA in Wegner (geb. 1953) berufen worden, ein Theologe mit ber 2005), aber auch die damalige Sozialgesetzgebung

22 23 (Hartz IV) und die „Kommunikationsprobleme der Kir- Institutsidee stand) über „empirische Forschung“ (wie und Interessen erinnert. Damit war auch die Entwick- che“ bei bestimmten soziokulturellen Milieus (Wegner sie in der SI-Ordnung als Aufgabe genannt wird) bis zur lung der Institutionen deutlich mehr von Veränderung 2005). Die Herausforderungen, vor denen Huber und Gestaltung öffentlichkeitswirksamer Ausstellungen, z. B. und Diskontinuität geprägt, als der Verweis auf „50 Jahre Wegner die Kirche sahen, betrafen damit sowohl ihre auf dem Kirchentag oder 2017 bei der Weltausstellung Sozialwissenschaftliches Institut der EKD“ suggeriert. eigene Sozialgestalt als auch die Frage nach ihrer sozial- der Reformation. Der Rückblick auf die letzten Jahre Trotzdem bleibt jene Überschrift, die 1969 über dem ethischen Positionierung. führt vor Augen, dass das Interesse kirchlicher Leitungs- Bericht zur SWI-Eröffnung stand, ebenso richtig wie ebenen an der Evaluation von Arbeitsfeldern und Um- herausfordernd und zukunftsweisend: „Sozialer Struk- Wozu sollte das SI in komplexer werdenden Zeiten die- bauprozessen weiterhin steigt. Hier wird eine Folge der turwandel erfordert kirchliche Forschung“. nen? Huber verwies auf den notwendigen Beitrag „so- bereits erwähnten Organisationswerdung der Kirche zialwissenschaftliche[r] und sozialethischer Kompetenz“ deutlich; damit nimmt der Bedarf an der externen Be- für die „gesellschaftliche Präsenz der Kirche“: Gerade von wertung, Begründung und z. T. auch Legitimierung von einem kirchlichen, nichtuniversitären Institut erhoffte er Entscheidungen zu (vgl. den Beitrag von Birgit Kloster- sich eine Bündelung der Kompetenz, damit „sie unmit- meier in dieser Broschüre). Hier stößt das SI auf eine ge- telbar für die kirchlichen Handlungsaufgaben fruchtbar wachsene Nachfrage nach seinen Leistungen, aber auch gemacht wird“. Um die Handlungsfähigkeit der Kirche auf ein Interesse an Beratung. Das erste Team des SI (2005), v.l.n.r. G. Wegner, H. Grosse, W. v. Nathusius, H. Jablo- zu gewährleisten, sei eine „solide Bestandsaufnahme und nowski, I. Messmer-Klingen, M. Zeeb, J. Rinderspacher, P.-A. Ahrens, I. Lukatis, W. Lukatis eine gründliche, wissenschaftlich fundierte und kriti- (QUELLE: SI-EKD) Besondere Erwähnung verdienen jedoch auch die Pro- sche Anfragen berücksichtigende Analyse“ erforderlich. jekte, die das SI-Team auf eigene Initiative durchführt. In diesem Sinn bezeichnete er das SI als „sozialwissen- Eine Besonderheit des SI ist das „besondere, vertraglich Als Beispiel dafür lässt sich der soziologisch und theo- schaftliche[s] und sozialethische[s] Kompetenzzentrum“ geregelte Kooperationsverhältnis“ zur Evangelisch-lu- logisch grundierte Diskussionsprozess nennen, den das (Huber 2005), was über die Reduzierung auf einen rei- therischen Landeskirche Hannovers (Ordnung, § 2), das SI im Jahr 2007 nach der Veröffentlichung des EKD-Re- nen wissenschaftlichen Dienstleister hinausging. sich dem Kooperationsvertrag von 2004 entsprechend formpapier „Kirche der Freiheit“ angeregt hat (SI 2007). in mehreren Regelungen dokumentiert (Kooperations- Seit einigen Jahren werden solche Eigenprojekte vor al- Das hier formulierte Profil des neuen Instituts erinnert vertrag über die Nutzung des SI der EKD, Juni 2004, lem in Form von „Leitprojekten“ durchgeführt. Die bis- Nach Ablauf der Probezeit wurde der Kooperationsvertrag mit der hannoverschen an vieles, was 2004 bereits in der Ordnung für das SI Kirchenamt EKD, Az. 4647/10). Die Landeskirche be- herigen Leitprojekte galten der Grundlagenforschung im Landeskirche aktualisiert, v.l.n.r. G. Wegner, Präsident H. Barth, Präsident E.v. Vietinghoff (QUELLE: SI) festgeschrieben war. Danach ist das Institut dezidiert für teiligt sich am SI mit einem vereinbarten Kostenbeitrag Bereich der Kirchengemeinde (Rebenstorf et al. 2015) beide Themenfelder zuständig, für die „Sozialethik“ incl. und kann dafür Leistungen des SI im selben Umfang in sowie dem Verhältnis von Kirche und Zivilgesellschaft. „Sozialpolitik“ und „Arbeitswelt“ genauso wie für die Anspruch nehmen (dies geschieht zum Beispiel durch die Das aktuelle Projekt beschäftigt sich mit zivilgesellschaft- „Pastoralsoziologie“ (Ordnung für das SI, 2004, § 2). Da- Mitwirkung im Predigerseminar Loccum). Im Vorstand, lichem Engagement am Beispiel des Engagements im mit wurden die Schwerpunkte der beiden Vorgängerins- dem Steuerungsgremium des SI, ist die Landeskirche ge- Rahmen der Flüchtlingsthematik. titute im SI kombiniert, und zwar unter bewusster Beto- nauso wie die EKD mit zwei Personen vertreten. Außer- nung der Interdiszplinarität („insbesondere theologische, dem ist bei der Berufung der Institutsleitung das „Ein- Seit dem Jahresende 2011 hat das Institut seine Räum- sozialwissenschaftliche und ökonomische Kompetenz“). vernehmen zwischen der EKD und der Landeskirche“ lichkeiten in der Innenstadt Hannovers, und zwar im Genauso wie das SWI ist das SI eine rechtlich unselbstän- erforderlich (§§ 4-6). Diese Regelungen (die seit 2004 neu konstituierten Friedrich Karrenberg Haus. In die- dige Einrichtung, die bestimmte Dienstleistungsfunktio- mehrfach aktualisiert wurden) sind mehr als nur eine sem Haus arbeiten auch der Evangelische Verband Kir- nen wahrnimmt („wird [..] auf Anforderung als wissen- historische Reminiszenz, eine Erinnerung an die Ver- che-Wirtschaft-Arbeitswelt (KWA) und das Studienzen- schaftlicher Dienst tätig“), ohne dass die Institutstätigkeit schmelzung von SWI und PSI. Vielmehr zeigt sich hier trum der EKD für Genderfragen. Somit bietet sich dem darin aufgeht. Ausdrücklich genannt sind die Vernetzung der Wille, die neugeschaffene Struktur auch in Zukunft SI heute auch in der direkten Nachbarschaft die Chan- und die „Kooperation“ mit Universitäten, Akademien gemeinsam zu nutzen. ce einer vielfachen Vernetzung (die noch intensiver ge- und der Fort- und Weiterbildung – ein neuer Passus im nutzt werden könnte). Die Benennung des Hauses nach Vergleich zu den Ordnungen des SWI. Hier wird das de- Das SI der EKD hat in den Jahren seit 2004 mit seinen Friedrich Karrenberg erinnert dabei an einen Pionier je- zidierte Interesse an wissenschaftlicher Kompetenz deut- Projekten, Publikationen und thematischen Akzentset- ner Institutionalisierung der Sozialwissenschaften in der lich, das sich auch in der erneuten Einrichtung eines Wis- zungen eine sehr vielfältige Wirkung entfaltet (s. den Kirche, um die es in diesem Beitrag ging. Der Blick auf senschaftlichen Beirats ausdrückt. Beitrag von Gerhard Wegner in dieser Broschüre). Die die vergangenen fünfzig Jahre hat nicht nur Kontinui- Aktivitäten des SI reichen von der traditionellen Mit- tätslinien aufgezeigt, sondern auch an mehrfache Para- wirkung an Denkschriften (die 1963 am Anfang der digmenwechsel sowie an sich ändernde Problemanalysen

24 25 Literatur

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Soziales - Strukturkonzept, Hannover (https://www. hs-hannover.de/fileadmin/media/doc/pp/wissenstrans- fer/publikationen/HEP/HEP-Fakultaet_V.pdf)

26 27 Zum 50. Geburtstag des Sozialwissenschaftlichen Insti- unmissverständlich hingewiesen.) Dies mag auch damit tuts der EKD auf seine Geschichte der ersten 35 Jahre zusammenhängen, dass die letzten fünf Jahre des SWI zurückzublicken, wirft verschiedene Fragen auf: Warum in Bochum, so charakterisiert Günter Brakelmann, der wurde am Ende der 60er Jahre des zwanzigsten Jahr- Leiter des SWI von 1983 bis 1999, einen „unendlichen, hunderts kirchlicherseits ein solches Institut gegründet? manchmal qualvollen“ Diskussionsprozess um die Zu- Warum wurde Bochum – und damit das Ruhrgebiet – kunft des Instituts darstellen, der auch nicht ohne Aus- als Standort gewählt? Warum wurde dann 35 Jahre spä- wirkungen auf die Arbeit geblieben ist. ter dieser Ort aufgegeben und warum musste das Institut nach Hannover übersiedeln, um dort gemeinsam mit der Die mit dieser Wehmut verbundene inhaltliche These Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle als SI eine neue Hei- lautet, dass die vom Institut in Bochum ausgehenden Im- Zum 50. Geburtstag des mat zu finden? Welche Themen wurden in diesen ers- pulse und Projekte dazu beigetragen haben, die Kirche ten 35 Jahren aufgegriffen und wurde damit (bzw. wie in Fragen der Arbeitswelt, der Sozial- und Gesellschafts- Sozialwissenschaftlichen wurde damit) das Reden und Handeln der EKD und der politik wie in Fragen der Zukunft einer humanen und verschiedenen Landeskirchen beeinflusst? sozialen Gesamtordnung kompetenter und gesprächsfä- Instituts der EKD: higer zu machen. Bei den hier gefundenen Antworten ist zu berücksich- (k)ein nüchterner Rückblick tigen, dass sich eine Mitarbeiterin des SWI auf diese Das vorliegende schriftliche Material lässt sich dabei in Spurensuche begibt, die in der Zeit von 1988 bis 1999 vier große Rubriken einteilen: am Standort Bochum als Theologische Referentin tätig • Es gibt zunächst eine gewisse Anzahl von Veröffent- auf die ersten 35 Jahre war und die später einige Zeit im Vorstand des ‚neuen’ lichungen, die dazu beitragen wollen, die Themen des SI als Bundesvorsitzende des Kirchlichen Dienstes in der Umweltschutzes inklusive des Themas Kernenergie Arbeitswelt (KDA) die Arbeit des Instituts begleitet hat. und des persönlichen und gesellschaftlichen Lebensstils Sigrid Reihs in die Kirche und in die Öffentlichkeit einzubringen. Diese wenigen Hinweise mögen belegen, dass ein Rück- • Ab 1980 verschiebt sich der Arbeitsschwerpunkt auf blick auf die Geschichte der ersten 35 Jahre des Sozial- Themen der Arbeitswelt in vielfältigen Facetten. Ab Sigrid Reihs wissenschaftlichen Instituts der EKD komplizierter ist 1983 - mit der Berufung von Günter Brakelmann zum Pfarrerin, von 1988 bis 1999 Theologische Referentin am Sozialwissenschaftlichen als es auf den ersten Blick scheint. Die aufgeworfenen nebenamtlichen Leiter des Instituts - beschließt das Institut der EKD in Bochum, später u.a. von 2001-2009 Landessozialpfarrerin in Fragen illustrieren ein wenig, welche Erfahrungen und Kuratorium, die Arbeit auf die Themenbereiche Ar- der Evangelischen Kirche von Westfalen und von 2003-2008 Bundesvorsitzende des Interessen bei diesem Rückblick im Fokus stehen. Das beit-Technik-Gesellschaft/Wirtschaft zu konzentrieren. Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA). SWI der ersten 35 Jahre und das SI der letzten 15 Jahre • Es entwickelt sich ein kontinuierlicher Diskussions- sind zwar miteinander verbunden, aber es gibt auch eine prozess mit GewerkschafterInnen und Arbeitgeber- inhaltliche und emotionale Distanz. Innen, mit BetriebsrätInnen und ManagerInnen, mit Sozial- und GesellschaftpolitikerInnen aller Parteien Heute herrscht nicht mehr vorrangig Enttäuschung wie und mit universitären ExpertInnen. noch zum 35jährigen Jubiläum in Bochum (Brakel- • Schließlich gibt es einige dezidierte Auftragsarbeiten mann 2004), doch eine gewisse Wehmut bleibt. Dieser der EKD, die sich vor allem der Frage widmen, wie Wehmut Rechnung zu tragen und sie damit zugleich zu die Kirche einen dringend notwendigen und weithin überwinden, darum soll es in diesem Beitrag gehen. erwarteten Dialog über die Grundlagen des gesell- schaftlichen Zusammenlebens und die Zukunftsfähig- In der Perspektive der evangelischen Kirche im Ruhr- keit von Wirtschaft und Gesellschaft anstoßen kann. gebiet ist der erzwungene Abschied des alten Sozialwis- senschaftlichen Instituts aus Bochum, aus dem Ruhrge- In dem hier vorliegenden Beitrag soll versucht werden, biet eine Wunde, die bis heute nicht wirklich verheilt ist. die Idee eines kirchlichen sozialwissenschaftlichen Insti- (Bei der Trauerfeier anlässlich des viel zu frühen Todes tuts unter Berücksichtigung seines Standortes im Ruhr- am 9.12.2015 des letzten Bochumer Leiters des SWI, gebiet aufzuzeigen. Dabei geht es nicht um eine chro- Dr. Hartmut Przybylski, hat Günter Brakelmann darauf nologische Aufarbeitung der Veröffentlichungen bzw.

28 29 der Projekte, sondern unter Berücksichtigung aller vier Gesellschaft die wissenschaftliche Grundlage zu geben. Entwicklungstendenzen in besonderer Weise möglich. Arbeitslosen“ wurde durch das Institut entscheidend mit- Bereiche um die Bestimmung der Intentionen des SWI Es dient so dem Eintreten der Kirche für Gerechtigkeit Insofern erscheint es letztlich konsequent, dass die bei- gestaltet. Eine Vielzahl von dann folgenden Veröffent- bei der Wahl der jeweiligen Themenschwerpunkte so- und Frieden in der Welt. Zu diesem Zweck beobachtet den Kirchen, zu denen das Ruhrgebiet gehört, sich dann lichungen des Institutes thematisierten die wachsende wohl im Verhältnis zur EKD wie zur gesellschaftlichen und analysiert das Institut die politisch-gesellschaftlichen letztlich dafür stark machten, diesen Standort zu wäh- Massen- und Langzeitarbeitslosigkeit. Besonders zu nen- Öffentlichkeit. Entwicklungstendenzen und zeigt die für den Auftrag len. Auch die beruflichen Erfahrungen der wissenschaft- nen ist in diesem Zusammenhang die neue Reihe ‚SWI der Kirche bedeutenden sozialethischen Fragen auf. Das lichen Mitarbeiter in dieser Gründungsphase stammten zum Thema’, die von Ulf Claussen herausgegeben wurde Der Beitrag konzentriert sich deswegen darauf zu zeigen, Institut steht dem Rat der EKD und den Leitungen der weitestgehend aus dem Ballungsraum Rhein-Ruhr, so und mit dem Titel ‚Massen- und Langzeitarbeitslosigkeit: wie das SWI aus seiner Sicht das Verhältnis der Kirche zu Gliedkirchen sowie den Einrichtungen der kirchlichen dass sich der erste Vorschlag für ein wissenschaftliches die neue soziale Frage’ eine klare Position einnahm. Man bestimmten sozialen Problemen der Zeit zwischen 1969 Sozial- und Industriearbeit zur Beratung zur Verfügung. Arbeitsprogramm mit „Fortschrittsprobleme der Indus- kann insofern davon ausgehen, dass das EKD-Institut und 2004 bestimmt hat. Dabei sind die vielfachen sozia- Es dient mit seiner wissenschaftlichen Arbeit den Kam- triegesellschaft“ nahezu selbstverständlich ergab. Die- mitten im Ruhrgebiet in dieser Zeit diese zentrale gesell- len und kulturellen Veränderungen in diesen 35 Jahren mern der EKD für öffentliche Verantwortung, für soziale se sehr allgemeine Themenstellung wurde dann durch schaftliche Herausforderung zum sozialethischen Kern- zu berücksichtigen, die sowohl die Kirche wie auch die Ordnung und für kirchlichen Entwicklungsdienst.“ den Wissenschaftlichen Beirat und das Kuratorium im thema gemacht hat. Dabei ging es in allen Beiträgen nicht gesellschaftliche Öffentlichkeit betroffen haben. Herbst 1970 auf das Thema „Die Bedrohung unserer um eine isolierte Darstellung des Phänomens Arbeitslo- Dieser sehr umfangreiche Arbeitsauftrag muss nicht nur Umwelt durch die industrielle Zivilisation“ eingeengt. sigkeit, sondern um die Beschreibung einer gesamtgesell- Die These dieses Beitrags lässt sich wie folgt zusammen- – wie von Horst Zilleßen - als „unglaublich überzogen“ schaftlichen Krise und damit auch einer Krise von Theo- fassen: Die im SWI in der Zeit zwischen 1969 und 2004 verstanden werden, sondern er greift vor allem das Be- Ein erstes wichtiges Ergebnis dieses Arbeitsschwerpunk- logie und Kirche angesichts der Tatsache, dass das Luther erarbeiteten Analysen und Diskussionsbeiträge zu Fra- dürfnis in der EKD und den Gliedkirchen nach grund- tes war das im März 1972 im Materialdienst des Insti- zugeschriebene Wort, der Mensch sei zur Arbeit geboren gen der Arbeitswelt und der Sozial- und Gesellschafts- legender sozialethischer Orientierung auf und verknüpft tutes veröffentlichte Heft „Kirche und Umweltschutz“. wie der Vogel zum Fliegen, für eine wachsende Zahl von politik haben aktiv zu einer intensiven Kooperation die im Institut geleistete analytische Arbeit klar und ein- Es hatte eine Auflage von 3500 Exemplaren. Bis 1979 Menschen nicht mehr galt. zwischen Gewerkschaften und Kirche beigetragen, weil deutig mit der Tätigkeit der verschiedenen Kammern der folgten weitere eigene Veröffentlichungen zu diesen die Perspektive der Gewerkschaften explizit berücksich- EKD. Dies war ein Ansatz, der in den langen Diskussio- Themenschwerpunkten und mehr als 30 Aufsätze in Günter Brakelmann betonte in seinem 1988 im SWI ver- tigt wurde und so die traditionelle kirchliche Distanz der nen im Vorfeld der Gründung sehr umstritten war. Die verschiedenen Zeitschriften und weit über 100 Vorträge öffentlichten Aufsatzband „Zur Arbeit geboren? Beiträge Kirche überwunden wurde. Die intensive Kooperation Zuarbeit für die Kammern wurde sowohl aus pragma- auf verschiedenen kirchlichen Ebenen und bei zivilge- zu einer christlichen Arbeitsethik“, der Beiträge aus der mit der Hans-Böckler-Stiftung ist dafür ein Beleg. tischen wie aus grundsätzlichen Gründen in Frage ge- sellschaftlichen Akteuren. Zeit von 1977 bis 1987 versammelte, die theologische stellt. Zum einen sah man die Gefahr, dass die im Institut und kirchliche Verantwortung in dieser Krisensituation. Klaus Lefringhausen spricht in seinem Beitrag über die geleistete wissenschaftliche Expertise zu umfangreich für Im Rückblick hat Günter Brakelmann 2004 festgestellt, dass Er vertrat die These, dass in der modernen Industriege- Gründung des SWI 1969 davon, dass diese Idee vor ih- die Arbeit der Kammern sein könnte und zum anderen das SWI mit seinem ersten Forschungsschwerpunkt ent- sellschaft die Erwerbsarbeit dem Leben der Menschen rer Realisierung einer „Inkubationszeit von vielen Jah- befürchtete man, dass die Kammern sich dadurch zu scheidend zur Entwicklung der Umweltpolitik in und au- die ordnende Mitte gibt. Mit der sog. ‚dritten industriel- ren“ bedurfte. In den Diskussionen, die seit Anfang der ‚Denkschriftenfabriken’ entwickeln würden. ßerhalb der Kirche beigetragenhat (Brakelmann 2004, 24). len Revolution’ sah er die Notwendigkeit, die ethische 1960er Jahre geführt wurden, ging es neben der Frage Reflektion über ‚Verantwortung’ wieder zu betonen. Für nach den Aufgaben eines solchen Instituts vor allem da- Mit der Entscheidung für den Standort Bochum gelingt Nachdem 1980 Horst Zilleßen aus dem SWI ausgeschie- ihn hieß das vor allem, die Folgen der Entscheidungen zu rum, die Vorbehalte einiger Landeskirchen gegen eine es der Rheinischen und der Westfälischen Landeskirche den war und 1983 Prof. Günter Brakelmann zum neben- berücksichtigen. zusätzliche Stärkung der EKD auszuräumen. 1969 den Diskussionsprozess zu einem vorläufigen Ende amtlichen Leiter berufen wurde, kam es zu einer Ver- zu führen. Diese beiden Landeskirchen waren die ersten schiebung des Arbeitsschwerpunktes. Das Kuratorium Verantwortung wurde so in den Veröffentlichungen des Diese sog. 68er-Zeit war gekennzeichnet durch eine Trägerinnen des Institutes, gefolgt von der Bayerischen beschloss, das Institut solle sich zukünftig auf die The- SWI der 1980er Jahren zum zentralen Thema (Mogge neue Form der Kritik an den bestehenden gesellschaft- und der Württembergischen Landeskirche mit dem Ziel, menbereiche Arbeit – Technik – Gesellschaft/Wirtschaft 1984; Przybylski 1985; Jablonowski 1985; Claußen 1985 lichen Verhältnissen und an den handelnden Eliten. Aus später eine EKD-Lösung zu finden, die tatsächlich aber konzentrieren. Mit dieser inhaltlichen Entscheidung u.v.a.). Während diese Diskussionsbeiträge anfangs das diesem Grunde wollte man mit der Gründung des Ins- erst 1980 erreicht worden ist. (Erst zum 1. Januar 1980 und einer weitgehend neuen personellen Zusammenset- Konzept der Sozialen Marktwirtschaft noch uneinge- tituts durch einen institutionalisierten Dialog zwischen übernahm die EKD die volle Trägerschaft). Dabei hing zung begann die zweite Phase des SWI. Mit den zahl- schränkt voraussetzten, wurden sowohl die anthropo- Theologie und Sozialwissenschaften auf kirchlicher die Entscheidung für Bochum zum einen mit der Nähe reichen Veröffentlichungen zu Themen der Demokra- logischen wie auch die sozialethischen Implikationen Seite einen Gesprächspartner für diese gesellschaftli- zur jungen Ruhr-Universität und den damit gegebenen tisierung und Humanisierung der Arbeitswelt griff das dieses Konzeptes zunehmend diskutiert. Mit der Denk- che Grundströmung anbieten. Der Arbeitsauftrag wur- Kooperationsmöglichkeiten zusammen und zum anderen Institut den Strukturwandel im Ruhrgebiet mit seinen schrift „Gemeinwohl und Eigennutz. Wirtschaftliches de dann folgendermaßen von den Gründern festgelegt: mit der zentralen Lage im Ruhrgebiet. In dieser Region massiven Auswirkungen für das Leben der Menschen an Handeln in Verantwortung für die Zukunft“ aus dem „Das Institut hat die Aufgabe, durch sozialethische und mit seiner großen Einwohnerzahl und seiner damaligen Rhein und Ruhr auf und machte diesen zu einer He- Jahr 1991 fand dieser Prozess innerkirchlich einen gewis- sozialwissenschaftliche Studienarbeit der Verkündigung auf Stahl und Kohle basierenden wirtschaftlichen Pros- rausforderung für die Kirche. Die 1982 veröffentlichte sen Höhepunkt. Sie erfasste das Problem und griff die und dem Dienst der Kirche in einer sich wandelnden perität war eine Analyse der politisch-gesellschaftlichen EKD-Studie „Solidargemeinschaft von Arbeitenden und konzeptionellen Vorarbeiten des SWI auf.

30 31 Literatur Zugleich war das SWI in dieser Phase auch der Ort, an Mitte der 1990er Jahre ging das SWI den Weg der dem das sensible Verhältnis zwischen Gewerkschaften Unterstützung kirchenamtlicher Anliegen bei der Ent- und Kirche in verschiedenen Veröffentlichungen the- stehung, Verbreitung und Kommentierung des Ge- Auer, Frank von, Segbers, Franz (1994), Sozialer Protes- matisiert wurde. Im Unterschied zu der historisch sehr meinsamen Worts der Kirchen zur wirtschaftlichen und tantismus und Gewerkschaftsbewegung, Köln langen Phase von Annäherung und Abstoßung von sozialen Lage in Deutschland konsequent weiter. So war ‚Sozialem Protestantismus und Gewerkschaften’, die in es an der Planung, Durchführung und Dokumentation Brakelmann, Günther (2004), 35 Jahre Sozialwissen- einem Sammelband 1994 gemeinsam von dem Gewerk- des Wissenschaftlichen Forums 1995 in Bonn und der schaftliches Institut der EKD in Bochum, in: epd-Do- schafter Frank von Auer und dem Theologen Franz Seg- Berliner Konsultation von 1996 maßgeblich beteiligt. kumentation 46/2004: Ende der Arbeit – Arbeit ohne bers (Auer 1994) dargestellt wurde, präsentierten zwei Außerdem wertete es die mehr als 2000 Stellungnahmen Ende, Frankfurt 2004, 22-32. andere Bände vor allem gelungene Praxisbeispiele und sozialethisch aus. Dabei ging es vor allem um die unvor- entwickelten Vorschläge für eine gute zukünftige Ko- eingenommene Wahrnehmung und Würdigung der ver- Claußen, Ulf (1985), Ein Menschenrecht verwirklichen: operation (Jablonowski 1987 und 1989). Kirche hatte bei schiedenen Stimmen. Der Ausgangspunkt dieser Analyse Gegenwart und Zukunft der Arbeitsgesellschaft. Sozial- den gewerkschaftlich organisierten ArbeitnehmerInnen beruhte theologisch auf der kritischen Auseinanderset- wissenschaftliches Institut der Evangelischen Kirche in da ihre Bedeutung, wo es um eine gemeinsame Hand- zung mit den verschiedenen Gerechtigkeitsverständnis- Deutschland. Hg., Bochum, SWI lungsorientierung ging. Damit ist auch bereits angedeu- sen, die das gesellschaftliche und politische Handeln in tet, dass die gegenseitigen Erwartungen nicht unbedingt Deutschland in jener Zeit bestimmten. Der erarbeitete Jablonowski, Harry W. Hg. (1985), Neue Technik ge- mit dem jeweiligen Selbstverständnis übereinstimmten, Reader mit ausgewählten und kommentierten Texten stalten: Ansätze zur Arbeitsgestaltung u. Strukturpolitik. sondern man verstand sich angesichts übereinstimmen- soll als ein Ergebnis hier beispielhaft erwähnt werden. SWI Studienhefte 7, Frankfurt a. M.: Haag und Herchen der ethischer Normen und Werte. Damit wollte das SWI den Weg bereiten für einen eigenständigen Weg der Ko- 1999 wurde das 30jährige Bestehen des SWI in Bochum Jablonowski, Harry W. Hg. (1987 und 1989), Kirche und operation zwischen Kirche und Gewerkschaften, der als im Rahmen einer Festveranstaltung gefeiert und damals Gewerkschaften im Dialog. Band I: Mitbestimmungsdis- solcher dann erst sehr viel später mit einer entsprechen- wurde dem Institut noch eine gute Zukunft an diesem kussion und Ansätze kritischer Solidarität, Bochum, SWI den EKD-Studie aufgegriffen wurde. Standort gewünscht. Doch vor allem die Haushaltslage Band II: Ungleiche Partner vor gemeinsamen Aufgaben, der EKD und die damit verknüpften Überlegungen zu Bochum, SWI In dieser zweiten Phase des SWI in Bochum lässt sich neuen Aufgabenstellungen und einem neuen Standort auch beobachten, dass zeitgleich mit der Einrichtung des führten 2004 zum Ende des SWI in Bochum und zum Mogge, Hildegard Hg. (1984), Arbeitsethik und Arbeits- Frauenreferates bei der EKD auch das Thema der Ge- Neubeginn als SI in Hannover. Zum Ende des SWI in wirklichkeit. Ein Beitrag zur ethischen Theoriebildung, schlechtergerechtigkeit aufgegriffen wurde. Zwar änder- Bochum machte Günter Brakelmann aus seiner Enttäu- SWI Studienhefte 5, Frankfurt a.M.: Haag und Herchen te sich nur wenig an der Personalausstattung, aber eini- schung auch über die beiden Landeskirchen im Ruhr- ge der dann folgenden Veröffentlichungen und Projekte gebiet kein Hehl und stellte zugleich entschieden fest: Przybylski, Hartmut Hg. (1985), Ökonomie und Ethik. geben einen Einblick in die damals virulente Fragestel- „In allen drei Phasen ist in diesem Institut sozialethische Die Herausforderung der Arbeitslosigkeit. SWI Studien- lung zur ‚Zukunft der Frauenarbeit’ (Reihs 1990). Im Grundsatzarbeit und themenorientierte Detailarbeit in hefte 6, Frankfurt a. M.: Haag und Herchen Unterschied zur sonstigen Konzentration auf die Indus- Fragen der industriellen und postindustriellen Arbeits- triearbeit erweiterte dieser Schwerpunkt das Arbeitsver- welt, der Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik wie in Reihs, Sigrid, Rhiemeier, Dorothee (1990), Trümmer- ständnis über die Erwerbsarbeit hinaus auf Reproduk- vielen anderen Teilbereichen geleistet worden.“ Dem ist frauen - Hausfrauen - Quotenfrauen: Die Zukunft der tions- und ehrenamtliche Arbeit. Die Bedeutung, die nichts hinzuzufügen. Frauenarbeit (SWI zum Thema: Frauenpolitik), Bo- dieser Erweiterung zugemessen wurde, war zwar we- chum, SWI niger grundsätzlich, sondern eher ein akzeptiertes Son- derinteresse. Jedoch wurde immer häufiger der Tatsache Volz, Rainer, Zulehner, Paul M. (1999), Männer im Rechnung getragen, dass Geschlecht auch für kirchenso- Aufbruch, Ostfildern, Schwabenverlag ziologische Untersuchungen eine zentrale Kategorie ist. Die von Rainer Volz und Paul M. Zulehner Mitte der 1990er Jahre durchgeführte Untersuchung zum Verhält- nis von Männern zu Religion und Kirche (Volz 1999) dürfte dafür als Beleg dienen.

32 33 „Da kommt das Einmann-Institut“, so wurde ich in ei- Die aggressivsten Aktionen der Vikare waren vorbei, als nem bestehenden wissenschaftlichen Institut bei meinem ich schließlich meine Arbeit aufnahm. Ich hatte den Ein- Antrittsbesuch im September 1971 begrüßt. Damals gab druck, man wollte im Landeskirchenamt kein Institut, es noch keine Pastoralsoziologische Arbeitsstelle. Das ein Beauftragter genügte. Das aber wollte ich nicht. In- fünfzigjährige Jubiläum des Sozialwissenschaftlichen In- dessen, wenn schon kein Institut, dann wenigstens eine stituts der EKD kommt also für einen Wurzelzweig zu bescheidene Arbeitsstelle. In diese Richtung ging mein früh. Dies ist kein Grund zu klagen, aber es ist eben so. Vorschlag. Doch Arbeitsstelle wofür? In den Niederlan- den hatte ich während eines Urlaubs Kontakt zum dort Für den Pfarrer aus dem württembergischen Creglingen bestehenden katholischen sozialwissenschaftlichen In- brachte der Arbeitsbeginn in Hannover einige Überra- stitut aufgenommen (Kusters 1970) und dort auch von Die Pastoralsoziologische schungen. Das in Aussicht gestellte Institut war allenfalls den Veröffentlichungen des französischen Theologen in der hoffenden Phantasie einiger Menschen vorhanden. Fernand Boulard gehört. Er hatte Untersuchungen zur Arbeitsstelle in den 1970er Sein erster offizieller Funktionstitel lautete: Beauftragter katholischen Kirchlichkeit in urbanen und ländlichen für die sozialwissenschaftlichen Kurse in der Aus- und Regionen in Frankreich publiziert, theoriefrei, ein- und 1980er Jahren Fortbildung der Vikare und Pastoren, dem Sozialpfarr- fach beschreibend. Die Arbeit war in Frankreich unter amt im Amt für Gemeindedienst zugeordnet. Es war dem Titel „Premiers itinéraires en sociologie religieuse“ eine Horrorvorstellung für einen, der ein wissenschaft- (1955) erschienen und lag seit 1960 in deutscher Überset- Erinnerungen an die Anfänge liches Institut erwartet hatte. Im Dezember 1971 war es zung vor (Boulard 1960). Diese Übersetzung sprach von dann doch so weit: Es gab eine Pastoralsoziologische Ar- Pastoralsoziologie. Der Begriff „Pastoralsoziologie“ gefiel und die Forschungsaktivitäten beitsstelle. In den ersten Anfängen das „Daiber-Institut“ mir eigentlich nicht, aber er signalisierte doch so etwas mit einer Sekretärin (Jutta Prick). Das Jahr 1973 brachte wie Soziologie in kirchlichem Interesse, Soziologie, nütz- entscheidende Veränderungen: die Doctores Ingrid und lich für die Arbeit der Pfarrer und Diakone. Mir fiel kein Karl-Fritz Daiber Wolfgang Lukatis kamen als Soziologen dazu. (Zur Ent- besserer Begriff ein. Also „Pastoralsoziologische Arbeits- stehungsgeschichte im Einzelnen: Schendel 2015) stelle“. Meine Argumente wurden akzeptiert und von der Kirchenleitung die Arbeitsstelle eingerichtet – und geför- Prof. Dr. Karl-Fritz Daiber Der Name des neuen Instituts ergab sich aus pragmati- dert. In den deutschen Landeskirchen gab es keine zweite von 1971 - 1996 Leiter der Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle der Ev.-luth. schen Überlegungen im Blick auf die Realisierung der vergleichbare Einrichtung. Erst etwas später haben wir Landeskirche Hannovers. Seit 1988 zugleich Professor für Praktische Theologie an Institutshoffnung. von unserem Institut aus Verbindung zum Pastoralsozio- der Universität Marburg. logischen Institut der Schweizer Bischofskonferenz in St. Dass es doch so weit kam, hängt mit hilfreichen Unter- Gallen aufgenommen. Über Jahre hinweg bestanden gute stützern in den Arbeitsbereichen der Aus- und Fortbil- Kontakte zu den katholischen Instituten in Essen und dung und im Landeskirchenamt zusammen, allen voran Wien im Rahmen des von uns mit gegründeten Rum- der damalige Ausbildungsdezernent Georg Fuhrmann melsberger Arbeitskreises und der Tagungen der Interna- und sein Assistent Ernst Kampermann. tionalen Konferenz für Religionssoziologie (CISR).

Doch nun zum Namen des kleinen Instituts. Meine theoretischen Überlegungen zur Pastoralsoziolo- gie sind dann in den frühen siebziger Jahren entstanden. Es waren die Vikare, die eine Verwissenschaftlichung Kennzeichnend war, dass ich Pastoralsoziologie als prak- der zweiten theologischen Ausbildungsphase gefordert tisch-theologische Disziplin verstanden habe. hatten. Modellhafter Vorreiter war das Religionspäda- gogische Institut in Loccum, dazu auch das Sozialme- Es wäre ein Missverständnis zu meinen, mit diesem Pro- dizinische Amt unter Dr. Karl Horst Wrage. Die Pre- gramm seien die Soziologen des Instituts unter die Fuch- digerseminare sollten vorwiegend der homiletischen tel der Theologie gezwungen worden. Das hätten sich Ausbildung dienen. Brach lag das Feld der Sozialwissen- diese nicht gefallen lassen. Entscheidend war die Bereit- schaften im engeren Sinne der Soziologie. schaft zur Zusammenarbeit, und zwar beiderseits, seitens der Theologen nicht anders.

34 35 Die Pastoralsoziologie als theologische Disziplin zu ver- Arbeitsformen der Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle Wegner war in einem Seminar „Arbeiter und Kirche“ Publikationen der Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle stehen hatte nicht nur innerkirchliche Gründe. Es ging dabei. Auch dort waren die Studierenden meine besten vielmehr auch um die Beziehungen zur Soziologie als im Rahmen der Vikarsausbildung Lehrmeister. Zum ersten Mal habe ich über Fließband- und ihres Mitarbeiterstabes einer damals sich erst wieder neu etablierenden Wissen- arbeit Genaues gehört, eben durch das Vorwissen meiner schaft. Religionssoziologie wurde als nicht gerade wich- Natürlich haben wir seminaristisch gearbeitet, nicht zu- Studierenden. Die Publikationstätigkeit der Pastoralsoziologischen tig erachtet. Diese Teildisziplin der Soziologie konnte letzt Texte bearbeitet, die ich durch die Vikare kennen- Arbeitsstelle begann höchst bescheiden. Es waren Ver- trotz alledem aber einige wichtige Publikationen her- gelernt habe. Dank sei ihnen. öffentlichungen im Hausdruck. Unsere Arbeitsberichte vorbringen. Einen harten Bruch bedeutete erst die Um- Das theologische Umfeld: Kirchenreform waren mehr als Berichte, sie enthielten auch Aufsätze, wandlung des Jahrbuchs für Religionssoziologie in das Wichtig aber war vor allem, dass wir projektbezogen ge- etwa zur Konzeptionierung der Pastoralsoziologie, ver- Jahrbuch für Wissenssoziologie. Bald bestand auch für arbeitet haben: ein Heft sollte entstehen, ein Buch sogar, Das leitende Interesse der Arbeit der Pastoralsoziologi- öffentlicht als grüngebundene Drucke im DIN-A5-For- dieses kein Interesse mehr. Religionssoziologie war in etwas Publizierbares. schen Arbeitsstelle war nicht die Bestandswahrung, son- mat. Auch die Ergebnisse von Projektstudien haben wir Deutschland ja vielfach Kirchensoziologie. Diese aber dern die Erneuerung der Kirche. Es ging um Kirchen- veröffentlicht, rot gebundene Hefte DIN A4. Man kann stand unter Ideologieverdacht, weil sie im Interesse der In den ersten Vikarskursen, in denen ich die soziologi- reform. In den frühen siebziger Jahren war die radikale sich gut vorstellen, dass man für diese Art zu publizieren Kirchen zu stehen schien. Soziologen, die bereit waren, sche Phase allein geleitet habe, haben rund vierzig Vikare Kirchenkritik der achtundsechziger Zeit schon zu Ende. gute Mitarbeiterinnen im Büro brauchte. Jutta Schlen- in der Kirche zu arbeiten, waren äußerst selten zu finden. und Vikarinnen an einem einzigen Projekt gearbeitet, Das Interesse galt der Reform der Volkskirche. Sie wur- kermann war immer dabei. Inge Messmer-Klingen, die zum Beispiel unter dem Thema „Arbeiter und Kirche“. de als wichtige Sozialform kirchlichen Lebens wieder- unsere wachsende Bibliothek mit betreute, kam ganz Auch vor diesem Hintergrund habe ich meine Theorie In einzelnen Gemeinden wurden Arbeiterfamilien be- entdeckt, sie sollte gerade diejenigen Funktionen wahr- wenig später dazu. der Pastoralsoziologie entwickelt. Ich habe sie von vorn- sucht und befragt und die Ergebnisse zusammengetra- nehmen, die in und für die Gesellschaft wichtig waren. herein in den Kontext der Theologie gestellt, genauer der gen. Auch der erste Kurs zusammen mit dem Ehepaar Karl-Wilhelm Dahm vor allen hatte die Stichworte ge- Nach und nach veröffentlichten wir in Verlagen, meist Praktischen Theologie. Wissenschaftstheoretisch schloss Lukatis war von diesem Zuschnitt. liefert. So ging es denn um die „Volkskirche im Wandel“ unter dem Namen von Wolfgang Lukatis, Ingrid Lukatis ich mich Jürgen Habermas an, der die Bedeutung des In- oder um die „Volkskirche im Umbruch“. Trotz allem und mir. In der bibliografischen Datenbank WorldCat teresses für die sozialwissenschaftliche Erkenntnisgewin- Ein einziges Projekt in einem Kurs, das ließ sich auf die Wandel und Umbruch, es ging um die Kirche, wie sie (www.worldcat.org) sind die am meisten verbreiteten nung herausstellte. Pastoralsoziologie war eine Disziplin, Dauer nicht halten. In der folgenden Zeit spielte das auch das Rechtssystem der Bundesrepublik vorsah: um einzusehen. die im Rahmen ihrer Theorieentwicklung die eigenen „Arbeitsvorhaben“ von einzelnen und kleineren Grup- die Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts. theologischen Interessen zu begründen hatte, und zwar pen eine wichtige Rolle. Aus diesen entwickelten sich Sehr früh hatten wir Kontakte zum Diakonischen Werk explizit. Dem gegenüber konnte die Kirchensoziologie zum Teil Arbeiten für das Zweite Theologische Examen. Die Kirchenleitungen waren keineswegs die Speerspitze Hannover. Organisationsberatung war gefragt. Ingrid allein soziologisch ihre Fragestellungen begründen. Ihre Eine nicht geringe Anzahl solcher Arbeiten wurden von der Reform. Aber es gab einzelne Mitglieder der Kir- Lukatis hat mit Mitarbeitern aus der Diakonie Studien Begrenzung lag in ihrem Gegenstand, den christlichen Wolfgang Lukatis als soziologischem Experten mit be- chenleitungen, die Forderungen der Kirchenreform mit- veröffentlicht. Meine Arbeiten sind in dem Band „Dia- Kirchen. Sie war damit meiner Auffassung nach Teildis- treut. Arbeitsvorhaben sollten den Blick auf die soziale getragen haben. Kirchenplanung wurde dann angedacht, konie und kirchliche Identität“ (Daiber 1988) erschie- ziplin der Religionssoziologie. Wirklichkeit, in der heutige Menschen leben, schärfen. Referate eingerichtet. Langen Bestand hatten sie in der nen. Zahlreiche Folgestudien haben sich angeschlossen. Vikare und Vikarinnen, künftige Pfarrerinnen und Pfar- Regel nicht. Was den Methodenschwerpunkt unseres Instituts angeht, rer sollten lernen, die Situation der Menschen ihrer Ge- Über Ingrid Lukatis entstanden Kontakte zum Kirchen- so lag dieser bei den differenzierten statistischen Verfah- meinden zu verstehen. Vom Gemeindeaufbau war in die- Die lutherischen Kirchen und die Evangelische Kirche tag, die ebenfalls zu Projekten und Publikationen führ- ren für die Auswertung standardisierten Interviewma- ser Zeit noch nicht die Rede. Wohl aber kamen in einem in Deutschland (EKD) hatten damals sozialwissenschaft- ten. Dazu gehört etwa die empirische Untersuchung terials, also bei der quantitativen Sozialforschung. Diese FEA-Kurs (FEA: Fortbildung in den ersten Amtsjahren) liche Studien in Auftrag gegeben. Die EKD hat später „Jugend auf dem Kirchentag“, die Ingrid und Wolfgang Schwerpunktsetzung wurde möglich, weil das Ehepaar Anstöße zusammen, die zum späteren Arbeitsfeld „Ge- ihre Umfrageaktivität alle zehn Jahre fortgeführt und Lukatis zusammen mit anderen Autoren publiziert ha- Lukatis dafür in hohem Maße qualifiziert war. Ihre Ar- meindeberatung“ führten. Pastor Dr. Heinrich Grosse unendliche Mühe auf die Entwicklung der Fragestellun- ben (Feige et al. 1984). Mit Andreas Feige haben die Lu- beiten haben dazu verholfen, dass wir auch im Rahmen und Pastor Erich Marahrens waren damals schon mit gen und ihrer Interpretation gelegt. Die Rezeption dieser katis auch in den späteren Jahren immer wieder intensiv der universitären soziologischen Forschung mehr und von der Partie. Ingrid Lukatis und Dipl.-Soziologin Elke Arbeiten blieb eher dürftig. In der sozialwissenschaftli- zusammengearbeitet. Eine ebenfalls lange Zusammen- mehr Aufmerksamkeit gefunden haben. Möller, zuvor als Soziologin im Teampfarramt in Alt- chen Fachdiskussion wurde sie weitgehend übergangen. arbeit entstand nach und nach mit Rüdiger Schloz, der warmbüchen tätig, kamen als Hauptamtliche dazu. Innerkirchlich waren die beharrenden Interessen größer im Kirchenamt der EKD die zweite Kirchenmitglied- als die Interessen an der Erneuerung. An das Problem der schaftsuntersuchung „Was wird aus der Kirche?“ betreute. Ich persönlich war in dieser ganzen Zeit ein Mitlernen- Kirchensteuer und ihrer Erhebung konnte kaum gedacht Für Ingrid Lukatis wurde schon in den achtziger Jahren der. Die neuen Erfahrungen kamen auch meiner aka- werden. Manches von der angedeuteten Problematik die Gender–Problematik relevant. Das Thema „Frauen demischen Lehrtätigkeit in Göttingen zugute. Gerhard spiegelt sich in den Publikationen der Pastoralsoziologi- und Kirche“ bekam fortan für sie einen hohen Stellenwert. schen Arbeitsstelle wider.

36 37 Ausgesprochene Institutsprojekte waren Beiträge der Ar- Konzipiert haben wir eine empirische Langzeitstudie. Wenn ich persönlich auf die Forschungsarbeit der 1980er Allerdings verlangt dieses Programm entsprechende beitsstelle zur empirischen Homiletik, zur theologischen Die Studierenden eines ersten Semesters sollten auf Jahre zurückblicke, entdecke ich in meinen Arbeiten eine organisatorische Gegebenheiten, vor allem die Aus- Sozialisation und zur Bibelfrömmigkeit. ihrem Weg ins Pfarramt begleitet werden. Studienzeit, sich verändernde Bestimmung des Forschungsfeldes. differenzierung der Personalstellen. Angesichts der Vikarszeit und die erste Zeit im Pfarramt sollten die Sta- Natürlich geht es um die Gemeindefrömmigkeit in der abnehmenden Studierendenzahl im Fach Theologie tionen sein, an denen die Probanden in einem überwie- Volkskirche, aber diese ist nur ein Element dessen, was als wird auch die Zahl der theologischen Fakultäten in Predigen und Hören gend standardisierten Interview befragt werden sollten. gelebte Religion heute begegnet. Pastoralsoziologie wur- Deutschland vermutlich zurückgehen. Diesen Pro- Ich meine mich zu erinnern, wir seien mit unseren Be- de so für mich ein wissenschaftlicher Impuls in Richtung zess zu steuern, ist wohl zukunftsnahe Aufgabe. Dabei Die Arbeit ist in drei Bänden erschienen. Der erste Band fragungen bis in die frühe Pfarrerzeit vorgestoßen. Allein einer Aufgabenbestimmung, die nicht allein kirchliches ist zu bedenken: Nicht die Anzahl der Fakultäten ist präsentierte die analysierten Predigten, zugleich auch die die Kräfte zur Auswertung des reichen Materials fehlten. Leben und kirchliche Strukturen im Auge hat, sondern für die Relevanz der Theologie Maßstab, sondern die Grundauswertung der Ergebnisse aus der standardisier- Die Langzeitstudie dauerte zu lange. das weite Feld dessen, was wir Religion nennen, auch Qualität ihrer Fakultäten, damit auch deren Ausstat- ten Hörerbefragung (Daiber et al 1980). Die Autoren interkulturell, gerade in theologischem Interesse. tung und deren Personal, Voraussetzungen einer aus- waren Mitarbeiter der Pastoralsoziologischen Arbeits- Immerhin, zwei von Manfred Josuttis betreute Disser- differenzierten Wissenschaft. Es ist anzunehmen, dass stelle und der Studiendirektorenkonferenz. Hans Werner tationen sind auf der Grundlage des Projektmaterials die staatlichen Fakultäten die Unterstützung durch Dannowski war es, der das Projekt angeschoben hatte. entstanden. Einmal die Arbeit von Gert Traupe (Traupe Zu guter Letzt: Vergessene Pastoralsoziologie kirchliche Institute gut gebrauchen können, nicht zu Er leistete einen wichtigen Beitrag zu ihrer theoretischen 1990) und die Arbeit von Dietrich Engels (Engels 1990). vergessen diejenige von theologischen Hochschulen in Fundierung durch die Erarbeitung wesentlicher Ge- Eine Publikation kann in diesem Zusammenhang nicht Im Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD betreibt nicht–landeskirchlicher Trägerschaft. sichtspunkte aus der Sprechakttheorie. übergangen werden, nämlich unsere Untersuchungen man durchaus auch und gerade Pastoralsoziologie in zum theologischen Dogmatismus. In diesem Band sind der Tradition der Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle Drei Jahre später erschien der zweite Band (Daiber et al. einschlägige Arbeiten von Ingrid und Wolfgang Lukatis und meidet doch den Begriff „Pastoralsoziologie“. Wa- 1983). Der dritte Band ließ auf sich warten. Er erschien enthalten (Daiber 1985). rum das? Ist er zu fromm, zu katholisch, zu kirchlich, nach weiteren acht Jahren. Dem Autorenkollektiv war zu pfarrerorientiert oder einfach nur altmodisch, dem die Puste ausgegangen, das Interesse hatte nachgelassen Umfeld einer öffentlichen Theologie nicht dienlich? und das Miteinander war schwieriger geworden. So ist Bibelfrömmigkeit als Gestalt gelebter Religion Schade, denke ich. Doch meine Traurigkeit hält sich aus dem dritten Band eine Daibersche Homiletik gewor- in Grenzen. Und zwar deshalb, weil sich inzwischen den mit drei Exkursen von Wolfgang Lukatis, Peter Oh- Dies ist eine Studie, die Ingrid Lukatis und ich zusammen die Praktische Theologie als Universitätsdisziplin ge- nesorg und Beate Stierle (Daiber 1991). Im Rückblick verantwortet haben (Daiber 1991a). Die Untersuchung wandelt hat. Sie ist nicht mehr nur Anleitung zur Praxis bin ich dankbar, dass dieses Buch wenigstens in dieser behandelt theologische, historische und soziologische der Pfarrerinnen und Pfarrer, die man nicht unbedingt Form zustande gekommen ist. Dass derartige Großpro- Aspekte. Bibelfrömmigkeit, wie wir sie entdeckt haben, Wissenschaft nennen muss, sie ist Wissenschaft. Dazu jekte mit Problemen konfrontiert werden, die sich ein- ist nicht einfach Bibellesen nach einem vorgegebenen haben ihre Unterdisziplinen einen wesentlichen Beitrag fach durch die Dauer der Arbeiten ergeben, haben wir Bibelleseplan. Bibelfrömmigkeit kann sich ganz anders geleistet, durch eine neue Homiletik, die Religionspäd- nicht geahnt. zeigen, als Freude am schönen Bibelbuch, als Freude agogik, die neue Poimenik, sprich Pastoralpsychologie, an der Familienbibel mit Erinnerungszettelchen, auch und die neue Kybernetik, die Theorien des Gemeinde- als Interesse an dem Buch, das in eine lange Geschich- aufbaus und der Gemeindeleitung. Hinzu kommen die Theologie im Sozialisationsprozess kirchlicher te zurückführt voller Spannungen und Veränderungen. Diakoniewissenschaft, die Religionswissenschaft, damit Theologen und Theologinnen gehen mit dieser Vielfalt dann auch die interkulturelle Theologie. Wenn man die Mitarbeiter der Praxis höchst unterschiedlich um, respektierend, ak- Dissertationen im Fach Praktische Theologie vor Augen zeptierend, nachdenklich gestimmt, kritisch ablehnend. hat, sind die sozialwissenschaftlich fundierten in einer Schon 1974 hatte sich ein Arbeitskreis gebildet, der den Um all dies geht es in unserem Buch. nicht zu übersehenden Anzahl vertreten, auch die Viel- sozialisatorischen Prozess des Wegs in den kirchlichen falt ihres methodischen Zugriffs ist beachtlich. Dass nach Dienst empirisch untersuchen wollte. Insbesondere Es dokumentiert zugleich eine weitere frühe Inanspruch- wie vor auch historisch ausgerichtete Arbeiten vertreten Manfred Josuttis hat diese Studien angeregt. Wer im Ein- nahme der Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle durch die sind, ist in der Theologie selbstverständlich, auch in der zelnen zu diesem Arbeitskreis gehört hat, ist mir nicht EKD. Die EKD-Bibel-Synode von 1981 hat die Studie Praktischen Theologie. Wenn Pastoralsoziologie in einer in Erinnerung. Federführend für das Gesamtprojekt war eigentlich auf den Weg gebracht. Die Deutsche Bibel- so verstandenen und praktizierten Praktischen Theologie die Pastoralsoziologische Arbeitsstelle – und zwar bis gesellschaft hat sie gefördert. Sie ist methodisch vielfältig. aufgeht, kann man dies begrüßen. zum bitteren Ende. Man kann dies nur leisten, wenn man interdisziplinär ansetzt. Das haben wir versucht.

38 39 Literatur

Boulard, Fernand, 1960: Wegweiser in die Pastoralsozio- Traupe, Gert, 1990: Studium der Theologie – Studien- logie, München: Manz erfahrungen und Studienerwartungen, Stuttgart: Kohl- hammer Daiber, Karl-Fritz, Hans-Werner Dannowski, Klaus Meyerbröker, Peter Ohnesorg, Beate Stierle, 1980: Pre- Schendel, Gunther, 2015: „Eine veränderte Form des digen und Hören 1: Predigten: Analyse und Grundaus- Eindringens in die Wirklichkeit.“ Die Pastoralsoziologi- wertung, München: Chr. Kaiser sche Arbeitsstelle der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers und ihre Etablierung (1971-1973), in: Jahrbuch der Ge- Daiber, Karl-Fritz, Hans Werner Dannowski, Wolfgang sellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte, 113. Lukatis, Klaus Meyerbröker, Peter Ohnesorg, Beate Band, 2015, Festschrift für Hans Otte, 373 - 386 Stierle, 1983: Predigen und Hören 2: Kommunikation zwischen Predigern und Hörern – Sozialwissenschaftli- che Untersuchungen, München: Chr. Kaiser

Daiber, Karl-Fritz, Manfred Josuttis (Hgg.), 1985: Dog- matismus – Studien über den Umgang des Theologen mit der Theologie, München: Chr. Kaiser.

Daiber, Karl-Fritz, 1988: Diakonie und kirchliche Iden- tität: Studien zur diakonischen Praxis in einer Volkskir- che, Hannover: Lutherisches Verlagshaus

Daiber, Karl-Fritz, 1991: Predigt als religiöse Rede – Homiletische Überlegungen im Anschluss an eine em- pirische Untersuchung – Predigen und Hören 3, Mün- chen: Chr. Kaiser

Daiber, Karl-Fritz, Ingrid Lukatis, 1991a: Bibelfröm- migkeit als Gestalt gelebter Religion, Bielefeld: Lu- ther-Verlag

Engels, Dietrich, 1990: Religiosität im Theologiestudi- um, Stuttgart: Kohlhammer

Feige, Andreas, Ingrid Lukatis, Wolfgang Lukatis, 1984: Jugend auf dem Kirchentag. Eine empirische Analyse, in: Tilman Schmieder, Klaus Schumacher (Hgg.), Jugend auf dem Kirchentag, Stuttgart, 11-155

Kusters, Wilhelm J., 1970: Das Katholische kirchensozio- logische Institut (KASKI) in Den Haag, in: Karl-Fritz Dai- ber und Werner Simpfendörfer (Hgg.) 1970, Kirchenre- form 4: Kirche in der Region, Stuttgart: Calwer, 197-205

40 41 Am 12. Januar 2005 wurde mit einem Festakt in der da- Näherhin benannte Wegner dann künftige Schwerpunk- maligen Evangelischen Fachhochschule Hannover, auf te für die Arbeit des SI. So gelte es, sozialethisch insbeson- deren Campus es auch untergebracht war, und einem dere das Problem des Paradigmenwechsels in den Leit- Gottesdienst in der Kirche des Stephansstifts das So- bildern der sozialen Arbeitsmarktpolitik (Agenda 2010), zialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) in Hannover Fragen nach der Entwicklungsrichtung der Wirtschaft neu eröffnet. Dem vorangegangen war die Verlagerung allgemein, sowie der Zukunft der Arbeit und der Qualität der Bibliothek des alten Sozialwissenschaftlichen Insti- des Lebens aufzugreifen. Prägnant wurde Hartz IV als ein tuts der EKD (SWI) aus Bochum und der Umzug eini- in Paragraphen gefasstes neues Denken über die Motive ger der Mitarbeitenden. Damit wurde in Hannover das menschlichen Handelns, der Ursachen von Arbeitslosig- SWI mit dem Pastoralsoziologischen Institut der evan- keit und darüber, wie der Staat seinen Bürgern helfen Sozialwissenschaftliche gelischen Fachhochschule Hannover (PSI), der früheren sollte, analysiert: In Zukunft garantiere das Sozialsystem Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle (PSA) der Evange- nur noch eine Grundsicherung. Der soziale Leistungsab- Aufklärung lisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, zusammen- bau sei nicht zu leugnen; die Rede von Eigenverantwor- geführt. Später wurde das SI dann in ein Bürohaus in der tung in diesem Zusammenhang könne zynisch klingen. Arnswaldtstraße 6 ins Zentrum von Hannover verlagert und bildet seitdem zusammen mit dem KWA: „Kirche Was die Pastoralsoziologie betreffe, so werde es darum Das Sozialwissenschaftliche Wirtschaft Arbeitswelt“ und dem Zentrum der EKD für gehen, Fragen der Reichweite kirchlich religiöser Kom- Genderfragen das „Friedrich Karrenberg Haus“. Sowohl munikation, der Organisationsentwicklung der Kirche zu Institut der EKD in Hannover - das SWI als auch das PSI konnten auf eine erfolgreiche klären und schließlich die Durchführung von Wirkungs- jeweils über 30-jährige Tätigkeit zurückblicken, die nun analysen und Evaluationen kirchlicher Praxisfelder voran- Ein Rückblick auf 15 Jahre in dem neuen SI gemeinsam fortgesetzt werden sollte. zubringen. Gefragt wurde, ob die Veränderungen kirch- Äußeres Zeichen für den Neuanfang, der aber gleich- licher Arbeit durch stärkere Zielorientierung, größere wohl die Traditionen der bisherigen Institute fortführte, Flexibilität, Erfolgskontrollen und anderes mehr wirklich Gerhard Wegner war das neue, reduzierte Signet: SI. besseren Kontakt zu den Menschen und eine vitalere Kir- che bewirken könnten.Viele Fragen und Aufgaben folg- Prof. Dr. Gerhard Wegner Nun ging es darum, Sozialethik und Pastoralsoziologie lich im Jahr 2005. Und in diese Richtungen ging es mit Gründungsdirektor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD in Hannover. Apl. zusammen zu führen und die Rolle der Kirche und des den Forschungsprojekten des SI in der Tat voran. Prof. für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Marburg. christlichen Glaubens in der modernen gesellschaftlichen Vorherige Stationen waren u.a.: Gemeindepastor in Celle und Springe, Geschäfts- Wirklichkeit weiter zu klären. In ihren Einführungsvor- führer der Hanns-Lilje-Stiftung, Leiter des evangelischen Büros für die EXPO 2000, Leiter des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. trägen betonten deswegen der damalige Ratsvorsitzende Strukturen und äußere Entwicklung der EKD Wolfgang Huber und der Gründungsdirektor des SI Gerhard Wegner (Wegner 2005)1 die Zusammen- Aber zunächst einmal musste sich das Team des SI, be- gehörigkeit beider Forschungsrichtungen. Sozialethik stehend aus Kolleginnen und Kollegen aus Bochum, aus und Pastoralsoziologie beleuchten gemeinsam grundle- dem vormaligen PSI, dem neuen Leiter und neuen Kol- gende Aspekte der evangelischen Kirche in ihrer Rolle leginnen und Kollegen zusammenfinden und den ge- als Akteurin in der Gesellschaft. Kirche trage zum einen meinsamen Weg definieren. Viele, durchaus ideologische Verantwortung für die Gestaltung ihrer eigenen Ord- Debatten, bestimmten diese Zeit. War John Rawls nun nung und nehme bereits damit zugleich Einfluss auf die ein Vordenker oder ein Kritiker des Neoliberalismus? Gesellschaft. Die Organisation der Kirche sei immer Das war nur eines der Themen. In diesem Bemühen auch gelebte Sozialethik. Darüber hinaus wäre die Über- war das Team – und der Vorstand unter dem Vorsitz von nahme sozial- und wirtschaftspolitischer Verantwortung Hermann Barth - in unterschiedliche Erwartungen ein- ihr genuiner Auftrag. gespannt: zum einen aus dem Bereich der „Shareholder“: des Kirchenamtes der EKD und der Hannoverschen Landeskirche und zum anderen aus der interessierten praktisch-theologischen und sozialethischen wissen- 1 Die ausführlichen bibliografischen Angaben für diesen Beitrag finden sich in der Auswahlbibliografie schaftlichen Öffentlichkeit, aber auch den Leitungen und des SI 2004-2019, die nach diesem Beitrag folgt.

42 43 Einrichtungen in den Landeskirchen und der Diakonie Was die Formen der wissenschaftlichen Arbeit des Ins- „SI-Kompakt“. Als Partner bewährte sich creo-media die Rezeption neuer Forschungsansätze bemüht. Ent- und darüber hinaus von Politik und Wirtschaft. Diesen tituts betraf, so verständigte man sich relativ schnell auf GmbH Hannover. Zudem publiziert der Direktor in sprechend war keine Forschungslinie für alle Mitarbeiter Erwartung in der einen oder anderen Form gerecht wer- eine projektbezogene Struktur. Während die Mitarbeite- Gemeinschaft mit einem Herausgeberkreis jährlich das verbindlich, so dass sich durchaus auch widersprechen- den zu müssen, dabei aber auch einen eigenen Kurs hal- rinnen und Mitarbeiter auf der einen Seite verantwortlich „Jahrbuch Sozialer Protestantismus“, das sich spezifi- de Theoreme und Forschungsergebnisse in den Studien ten zu können, wurde zur ständigen Herausforderung. für die von ihnen vertretenen Forschungsfelder waren, schen sozialethischen Themenkreisen widmet. Die Daten finden lassen. Dennoch ist es im Rückblick erstaunlich, Die Situation war noch dadurch besonders geprägt, dass auch für die Beratung des Rates der EKD oder anderer der SI-Projekte sind in einer Datenbank erfasst, die auf dass sich durchgehend eine Reihe von Forschungsin- das SI in der neuen Form zunächst einmal nur für eine kirchenleitenden Gremien zur Verfügung standen, ver- Anfrage Zugriffe auch von außerhalb des SI ermöglicht. teressen und Forschungslinien, sowohl im Bereich der Probezeit von drei Jahren eingerichtet worden war, ohne antworteten sie zum anderen spezifische Projekte, die Publikationen sind auch über eigene Projekte hinaus von Sozialethik als auch der Kirchen- und Religionssozio- – wie es für die Kirche typisch ist – klare Erwartungen durch den Vorstand des SI beschlossen und nach dessen den Mitarbeitenden des SI immer wieder vorgelegt wor- logie, identifizieren lassen. So ist die sozialethische For- zu benennen, wie sich denn das Institut in dieser Zeit Einrichtung vom wissenschaftlichem Beirat des SI eva- den. Eine in 2018 neu gestaltete Homepage und ein re- schung stark durch die Präsenz von sozialpolitischen entwickeln oder welche Ziele es erreichen sollte. Es soll- luiert wurden. Bis 2019 sind auf diese Weise knapp 150 gelmäßig erscheinender Newsletter erschließen die Pub- Themen, wie insbesondere der Armuts-Debatte (Be- te sich selbst – im Team und im Vorstand – entwickeln, Projekte – kleine und große –durchgeführt worden. Bei likationen für das Publikum. Immer mehr Publikationen fähigungs-Theorem, Ungleichheitsproblematik) (z.B. aber so, dass es sich „bewährte“. In der Öffentlichkeit kleineren handelt sich in der Regel um Vorhaben, die re- werden auch in englischer Sprache vorgelegt und mit der Wegner, 2007e; Bednarek-Gilland, 2015; Giesler, 2010; wurde das SI mit Sympathie und großen Erwartungen lativ schnell von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Hilfe eines englischsprachigen Newsletters verbreitet. Giesler; 2014;Grosse, 2009 ff; Jenichen, 2015; Schulz, wahrgenommen, was insbesondere durch die Reden des des SI selbst durchgeführt werden konnten. Bei größeren 2007 und mehr) aber auch der spezifischen Entwick- damaligen Oberbürgermeisters von Hannover, Herbert geht es um Projekte, für die die Zuarbeit von sozialwis- Eine wichtige Rolle spielten zudem die vom SI selbst lung des wirtschaftlichen Geschehens fort von der So- Schmalstieg, und des damaligen Präsidenten der Au- senschaftlichen Dienstleistern2 bzw. die projektbezogene durchgeführten Jahrestagungen und weitere Tagun- zialen Marktwirtschaft geprägt (Kritik des Neoliberalis- to-Universität Wolfsburg, Prof. Walter Ch. Zimmerli, Beschäftigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gen, die in Kooperation mit anderen, oft evangelischen mus) (z.B. Mayert, 2010; 2011; 2016; Wegner, 2006 e f; bei der Eröffnung deutlich wurde. benötigt wird. Seit der großen Evaluation der Arbeit des Akademien, veranstaltet wurden. Themen dieser und 2007d; 2009d; u.ö.). Der Sozialstaat geriet immer wieder SI in 2012/13 wird zudem darauf geachtet, stets min- anderer kooperativer Tagungen waren zum Beispiel das umfassend in den Fokus der Aufmerksamkeit (Wegner Von vornherein war das SI damals in einen ökumenischen destens ein wissenschaftlich besonders qualifiziertes, so- kirchliche Engagement gegen Armut, die Debatte über 2015d; 2015e; 2016; 2018). Im Bereich der Pastoral- Arbeitszusammenhang, der Ökumenischen Arbeitsge- genanntes Leitprojekt des SI zu betreiben, das über drei soziale Ungleichheit in Deutschland, Fragen nach der soziologie kam es zu einer ausführlichen Auseinander- meinschaft sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute Jahre läuft und in diesem Zeitraum mit anderthalb Stellen Gestalt religiöser Kommunikation, die 200ten Jubiläen setzung mit den Forschungsparadigmen der Kirchen- (ÖASI), einbezogen, der aus der Zeit der ökumenischen vergleichsweise gut ausgestattet ist. Im Rahmen der Eva- von Karl Marx und Friedrich Wilhelm Raiffeisen und mitgliedschaftsuntersuchungen (Wegner, 2012d; 2014e) Kooperation zur Erstellung des berühmten gemeinsamen luation wurden umfassend sowohl die wissenschaftliche verschiedenes mehr. In der Regel geht es auf diesen Ta- und daraus folgenden eigenständigen Untersuchungen Wortes der beiden großen Kirchen 1997 resultierte. Spä- Qualität der SI-Arbeit, ihre Rezeption und Resonanz in gungen darum, Forschungsergebnisse des SI vorzustel- der Organisation und des Images der Kirche (z.B. Ah- ter löste sich diese Arbeitsgemeinschaft jedoch wegen un- der kirchlichen und weiteren Öffentlichkeit, sowie die len und mit Experten aus Wissenschaft und Praxis zu rens 2012a; Rebenstorf 2015; Rebenstorf 2017d). Dane- überwindlicher institutioneller Differenzen auf. Weitere Zufriedenheit der Mitarbeitenden untersucht. diskutieren. Darüber hinaus wurden – meist in Koope- ben haben Forschungen zur fürsorglichen Pflegepraxis institutionell vorgegebene kooperative Beziehungen gab ration – eine Reihe von wissenschaftlichen Kongressen in Deutschland (Lubatsch 2012; Rinderspacher 2006; es von vornherein zum einen zu den Kirchenmitglied- Insgesamt kann das SI der EKD seit seiner Neugrün- veranstaltet, so zum Beispiel zur „Legitimität des Sozial- 2008; 2009; Kumbruck 2007; 2009; 2009a; 2010) und schaftsuntersuchungen der EKD (KMU), zu deren wis- dung in Hannover eine große Zahl von Publikationen staats“, zum „Verhältnis von Reformation und Diako- Themen der Alternsforschung (Ahrens 2011; 2013a; senschaftlicher Leitung der Direktor des SI als geborenes vorlegen, die in unterschiedlicher Form in den Projek- nie“ die sich in herausragenden Publikationen nieder- 2014, Wegner 2011c; 2012f; 2013d; 2017h) das Feld ge- Mitglied gehörte (seit der vierten KMU). Zum anderen ten – aber auch darüber hinaus – entstanden und publi- schlugen (z.B. Wegner 2015d, 2015e, 2017a). prägt. In den letzten Jahren kam es dann in Zusammen- war eben dies auch der Fall bei der „Kammer für soziale ziert worden sind. Zunächst wurden kleinere Schriften arbeit mit der Stabsstelle Kommunikation der EKD zur Ordnung“ der EKD, der der Direktor des SI als ständiger in einer eigenen Reihe im LIT Verlag produziert, dann Durchführung von politisch hochaktuellen Studien, wie Gast angehörte. Schnell entwickelten sich zudem weite- folgten viele Publikationen bei Kohlhammer, bis sich Forschungslinien und Schwerpunkte zum Beispiel zur Sterbehilfe und zur Wahrnehmung der re Kooperationen mit einigen praktisch-theologischen die Chance einer herausragend guten Zusammenarbeit aktuellen Migrationssituation ab 2016, die unmittelbar Lehrstühlen an theologischen Fakultäten, entsprechenden mit der Evangelischen Verlagsanstalt (EVA) in Leipzig Welche Schwerpunkte haben sich in der Arbeit des SI in die politische Diskussion eingespeist wurden (Ahrens soziologischen Lehrstühlen und der Sektion Religionsso- ergab, bei der bisher Dutzende von Büchern erschie- in den vergangenen 15 Jahren entwickelt? Generell muss 2015a; 2017; 2018a). Damit erlangte das SI für die EKD, ziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Da- nen sind. Wichtig wurde sodann in der Nachfolge der zunächst an dieser Stelle gesagt werden, dass die Vielzahl aber auch in der öffentlichen Debatte eine neue Bedeut- rüber hinaus spielt bis heute die Kooperation mit evange- alten „Texte aus dem SI“ die von Renate Giesler entwi- der Projekte und entsprechend auch die Ausprägung von samkeit. Mehrmals bestimmten die Studien die ersten lischen Akademien, Landeskirchen als Auftraggeber und ckelte Broschürenreihe „SI-Aktuell“ und später das von Forschungszugängen und die Rezeption von entspre- Seiten der großen Tageszeitungen. Nutznießer vielerlei Studien und auch der Diakonie eine Gabriele Arndt-Sandrock konzipierte Online-Format chenden theoretischen Paradigmen plural angelegt ist. Es große Rolle. In allem stand die Hannoversche Landeskir- gab keine prägenden wissenschaftlichen oder sonstigen che in vielerlei Hinsicht im Fokus des SI und profitierte in 2 Von besonderer Wichtigkeit waren bisher Kantar EMNID für große Umfragen und e-mares, Hannover Leitfiguren, die den Blick auf die Wirklichkeit eineng- besonderer Weise von seiner Unterstützung. für viele weitere Projekte. ten. Im Gegenteil hat sich das Team immer wieder um

44 45 Sozialethische Forschung bündelte die entsprechenden Diskussionslagen im Dia- und auch politisch unterstützten. Leitidee: der inklusive Degrowth und Ähnliches fanden keine Resonanz. Das log mit Experten aus Politik und den Sozialwissenschaf- Stadtteil (Horstmann 2010; 2014; Schendel 2015; Weg- Thema ist zudem im EKD-Bereich an anderen Stellen Beginnt man nun im Einzelnen mit dem Bereich Sozial- ten. Die Frage, was die Kirche in dieser Situation ma- ner 2011a; 2011e; 2015; 2015f). Das SI trieb in dieser prominenter platziert. ethik, so fällt auf, dass hier tatsächlich in 2005 und 2006 chen könne, wurde dann weiter durch ein großes Projekt Hinsicht Fragestellungen weiter voran, die bereits in den und auch in den folgenden Jahren die Problematik des über die Möglichkeit von Kirchengemeinden im Osten siebziger und achtziger Jahren unter dem Titel der Ge- Ebenfalls auf der Schnittstelle zwischen Sozialethik und Umbaus des Sozialstaats unter Fokussierung auf die Än- Deutschlands, genauer in der Uckermark, näher ange- meinwesenarbeit von Kirchengemeinden große Beach- Pastoralsoziologie liegen Studien des SI im Bereich der derungen in SGB II und SGB III in einer ganzen Reihe gangen (Jenichen 2015) und gemeinsam mit der Hanno- tung gefunden hatten. Seinen Höhepunkt findet dieser Alternsforschung. Sie wurden auf der einen Seite ganz von Studien im Vordergrund stand (z.B. Wegner 2007b; verschen Landeskirche eine Broschüre über Vorschläge Schwerpunkt in der Ausarbeitung einer großen empi- allgemein durch die Herausforderung der demographi- 2007e; 2008e; 2008f; 2010; 2010a; 2010d; 2014a). Dies für Kirchengemeinden zur Armutsbewältigung erarbei- rischen Studie über sechs Kirchengemeinden und ihre schen Entwicklung, der insbesondere die Kirche aus- lag auf der Hand, da damals der neoliberale Kurswechsel tet (Giesler 2014). Einen gewissen Höhepunkt fand diese unterschiedliche Einbettung in die betreffenden Ge- gesetzt ist, motiviert. Auf der anderen Seite gab es den die Gemüter heftig bewegte und insbesondere alles das, Beschäftigung mit dem Thema Armut in der Erstellung meinwesen in Deutschland durch David Ohlendorf und konkreten Anlass der Mitgliedschaft des SI-Direktors was sich um Hartz IV drehte, bearbeitet werden muss- einer ausführlichen Studie über die Lebenswelten von Hilke Rebenstorf (erscheint in 2019). in der Kommission der Bundesregierung zur Erstel- te. Ein wichtiger Kontext war in dieser Hinsicht die Er- Langzeitarbeitslosen, die große Beachtung fand (Bed- lung des sechsten Altenberichts zum Thema Altersbil- stellung einer Denkschrift zum Thema Armut durch die narek-Gilland 2015). Ebenso wurde das Thema Armut Eine weitere Denkschrift, an der das SI mitgearbeitet hat, der, der zum ersten und bisher letzten Mal ein eigenes Kammer für soziale Ordnung der EKD3 und die führen- auf dem Lande ausführlich erforscht (Winkler 2010) so- zeitigte ebenfalls ihre Folgen in Projekten: die Denk- Kapitel über kirchlich - religiöse Aspekte des Themas de Mitarbeit des SI-Direktors bei der Vorbereitung einer wie die Problematik in dem sozial besonders schwachen schrift zum unternehmerischen Handeln aus protestan- beinhaltete. Die entsprechenden SI-Studien zur Lebens- entsprechenden EKD-Synode 2006 in Würzburg. Ob- Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg in den Blick genom- tischer Perspektive.4 In ihrem Kontext beschäftigte sich situation der Älteren und insbesondere der Bedeutung wohl dies nicht unbedingt die Intention der beteiligten men (Schulz 2007). In all diesen Studien ging es immer das SI ausführlich mit der Varianz von Unternehmens- von religiöser Kommunikation für ihre Lebensbewälti- Mitglieder der Kammer für soziale Ordnung gewesen wieder um die Frage, welche Wege über Hartz IV hin- kulturen, der Ethik junger Führungskräfte und Unter- gung stießen auf breite Resonanz und bilden bis heute ist, so zeigt sich doch im Nachhinein, dass die betreffen- aus gefunden werden könnten, um von Armut bedrohte nehmensethik im Speziellen. In diesem Zusammen- Grundlagen der Thematik. Der beträchtliche Wandel in de Denkschrift im großen Ganzen als eine Art Legiti- oder von Armut betroffene Menschen besser als bisher hang wurde auch eine Reihe von Forschungsansätzen den Lebenseinstellungen der Älteren, insbesondere die mierung der Hartz IV-Reform betrachtet werden kann. zur Wiedergewinnung ihrer Autonomie und zur vol- zur Frage der religiösen Kodierung von wirtschaftlichen Herausbildung des Phänomens der sogenannten jungen Zwar enthält sie eine Reihe von äußerst kritischen Be- len Teilhabe an der Gesellschaft befähigen zu können. Entscheidungsprozessen auf einer Tagung in Volken- Alten, wirken sich stark auf Veränderungen der Verbun- obachtungen, was insbesondere die Benachteiligung von Insofern wurde dem Paradigma der Denkschrift von roda zusammengeführt (Drews-Galle 2010; Wegner denheit mit der Kirche und damit auf die kirchlichen sozial Schwachen im Bildungssystem aber auch in der 2006 durchaus gefolgt. In diesem Zusammenhang sind 2006a; 2006b; 2006f; 2008h; u.ö. ). Der aktive Dialog Aktivitäten aus (Ahrens 2011; 2013a, 2014, Wegner kirchlichen Arbeit anbetrifft, trifft aber im Blick auf die dann auch die klaren Positionierungen des SI zum The- mit Unternehmerinnen und Unternehmern, prominent 2011c; 2012f; 2013d; 2017h). durch Hartz IV gegebenen Veränderungen keine klaren ma bedingungsloses Grundeinkommen zu verorten. dem Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU), Aussagen. Für das SI allerdings bot diese Denkschrift die Mehrfach hat man sich gegen eine solche fundamentale begleitete das SI ebenso wie der mit den Gewerkschaften Sozialethisch waren auch die Beiträge des SI zum Re- Möglichkeit, sich mit vielfältigen Veranstaltungsrefera- Veränderung des Sozialstaates ausgesprochen (Wegner (vergl. Jablonowski 2009 ff) über die gesamten 15 Jah- formationsjubiläum 2017 ausgerichtet. Dazu zählten zu- ten und Texten des Themas Armut in Deutschland an- 2007f; u.ö. auch allgemein: Wegner 2018e). Im weite- re. Deren Interessen und Sichtweisen kamen dann im nächst Tagungen und zwei Kongresse, die sich des Zu- zunehmen. So drehte sich eine Reihe von Projekten um ren Kontext des Themas Armut und Befähigung stehen Kontext einer weiteren Denkschrift zum Thema Arbeit sammenhangs von protestantischen Orientierungen mit die Arbeitsmarktpolitik bis hin zu den Ein-Euro-Jobs zudem Projekte wie eine Analyse der Bestattungskultur besonders deutlich zum Tragen.5 Welchem Wandel die der Sozialstaatsentwicklung in Deutschland und anders- und befasste sich mit Fragen nach einem europäischen von Armen (Köhler 2008) oder auch die Erfassung von Arbeitswelt ausgesetzt war und welche protestantischen wo annahmen (Wegner 2015d; 2015e; 2017a). Abschlie- Sozialmodell (Wegner 2014c) oder nach der sozialethi- tatsächlichen Schulkosten in Niedersachsen im Abgleich Traditionen in ihrer Gestaltung greifen könnten, wur- ßend fand in 2018 gemeinsam mit dem Diakoniewissen- schen Bewertung von Reichtum. mit den im SGB II völlig unzureichend gewährten Zu- de immer zum Diskussionsthema gemacht (Jablonow- schaftlichen Institut Heidelberg eine wissenschaftliche schussmöglichkeiten (Mayert 2016). ski 2009 ff; Wegner 2007; 2009; 2011h; 2013; 2013e; Tagung zum Zusammenhang von Diakonie und Re- Näherhin, und damit sich überschneidend mit pastoral- 2013f; 2018a; 2018c). In letzter Zeit wurde zudem das formation statt (Wegner 2019). Herausragend waren soziologischen Aufgabenstellungen, entstanden Studien Die Frage der Wahrnehmung von Armut in Kirchen- Thema der Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Handelns weiter zwei Projekte: die Erstellung von sozialethischen über die Wahrnehmung von Armut und die Bewältigung gemeinden und die Entwicklung einer entsprechenden immer dringender. Die Positionierung des SI ist an die- Broschüren und der Betrieb einer Ausstellung in Wit- von Armut in Kirchengemeinden (Schulz 2007; Bedna- befähigenden, kirchlichen Praxis, gewann im Zuge von ser Stelle eher skeptisch-zurückhaltend. (Wegner 2013g, tenberg. Schön früh begann das SI mit der Herausga- rek-Gilland 2015; Grosse 2009 ff; Köhler 2008; Wegner Diskussionen über neue sozialraumbezogene Strategien Mayert 2012a; 2013; 2016a). Radikale Paradigmen wie be von themenbezogenen Broschüren zu sozial- und 2011 u.ö.). Eine bemerkenswerte Tagung in Berlin 2007 zivilgesellschaftlicher und sozialstaatlicher Art weiter an wirtschaftspolitischen „Fernwirkungen“ der Reforma- Bedeutung. Hierzu entstanden – zum Teil in Zusam- 4 EKD: Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive. Eine Denkschrift des Rates der EKD. tion, wie z.B. Gleichheit, Gerechtigkeit, Liberalismus, menarbeit mit anderen – eine Reihe von Studien, die Gütersloh 2008 Sozialismus, Revolution u.v.m. Sie wurden gekürzt in 3 EKD: Gerechte Teilhabe. Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität. Eine Denkschrift des eine gemeinwesenorientierte Ausrichtung gemeind- 5 EKD: Solidarität und Selbstbestimmung im Wandel der Arbeitswelt. Eine Denkschrift des Rates der besonders schöner Aufmachung 2017 als ein Band bei Rates der EKD zur Armut in Deutschland. Gütersloh 2006. licher bzw. kirchlicher Arbeit empirisch erforschten EKD zu Arbeit, Sozialpartnerschaften und Gewerkschaften. Gütersloh 2015 der EVA Leipzig publiziert (Wegner 2017c). Während

46 47 des Reformationssommers 2017 gestaltete dann das SI Paradigmen, mit denen die Kirche vermessen wurde Vergleich der beiden befragten Gruppen, der zum einen in Hannover mit ihren beträchtlichen Rückgängen in in Kooperation mit dem Wittenberg Zentrum für glo- bzw. sich im Fall der Kirchenmitgliedschaftsuntersu- große Ähnlichkeiten in grundlegenden Lebenseinstellun- den letzten Jahren erwarten ließ. Erstaunlich viele Men- bale Ethik, der Hans-Böckler-Stiftung und dem KWA chungen (KMU) selbst vermaß. gen aufzeigt – auf der anderen Seite aber den Faktor Re- schen wussten, zu welcher Kirchengemeinde sie gehören eine erlebnisorientierte Präsentation zum Thema Be- ligion als besonders trennscharf deutlich werden lässt. Die und wer die für sie zuständigen Pastorinnen und Pasto- ruf – unter dem Titel: Die Berufungsfabrik. Sie wurde Und entsprechend ging es mit den Forschungsprojekten Teilhabe an religiöser Kommunikation in der Kirche bzw. ren sind. Interessant dann auch die Differenzierung des später auch auf der Deutschen Arbeitsschutzausstellung weiter. Gleich die ersten Jahre waren von einem Groß- in den Kirchengemeinden erweist sich als der entschei- kirchlichen Lebens nach den hannoverschen Stadtteilen (DASA) in Dortmund gezeigt. (Arndt-Sandrock 2018). projekt ausgefüllt, dem es um eine genaue Erfassung der dende differenzierende Faktor, wohingegen eine ganze mit ihrer unterschiedlichen Sozialstruktur. Milieubezogenheit der Kirche ging. Dazu wurde die Reihe von sozialen Einstellungen allen gemeinsam ist. Und ein letzter Aspekt der SI-Tätigkeit auf der Schnitt- Chance genutzt, anlässlich der Kirchenvorstandswahlen Eine weitere Imagestudie wurde über die Diakonie in stelle zu Diakonie und zu Kirche: das Engagement des 2006 eine umfassende Mitgliederbefragung in der Han- Weitere Studien gingen insbesondere der öffentlichen Deutschland und die soziale Praxis der Deutschen durch- SI für Tarifverträge in beiden Bereichen und gegen noverschen Landeskirche durchzuführen, die durch die Wirksamkeit bzw. dem Image von Kirche und religiöser geführt (Ahrens 2018b, weitere Auswertungen folgen). den sogenannten Dritten Weg. Diese Haltung war Analyse von eigens exemplarisch ausgerichteten kirchli- Kommunikation nach. Herausragend war in dieser Hin- Auch hier bestand das Panel aus der gesamten Bevölke- vom alten SWI übernommen worden und schlug sich chen Veranstaltungen ergänzt wurde. Die daraus in meh- sicht die Erfassung der öffentlichen Wirkung des Kir- rung. Zum einen konnte so der Rückgang der Bekannt- in zahlreichen Vorträgen und Stellungnahmen nieder, reren Fassungen entstandene Publikation (Ahrens 2013), chentages 2005 in Hannover (Ahrens 2006), in der die heit der Wohlfahrtsverbände insgesamt und damit auch was auch zeitweise zum Konflikt mit der EKD beitrug. die mehrere Auflagen erlebte, begnügte sich nicht mit der große Bedeutung dieses Events für die Wahrnehmung von der Diakonie belegt werden. Zugleich wurde deutlich, Allerdings fühlte sich das SI in seiner Haltung spätes- These einer durchaus hoffnungsvollen, weil in der Mitte Kirche allgemein herausgearbeitet werden konnte. Dies dass bei aller Differenziertheit es insbesondere die Pfle- tens dann bestätigt, als die Diakonie in Niedersachsen der Gesellschaft platzierten Kirche (Ahrens 2006a), son- spielte auch eine Rolle in einer umfangreichen Studie über ge ist, die für die Menschen das diakonisch-kirchliche Tarifverträge abschloss und auch die EKD dann Ent- dern es wurden auch konkrete Empfehlungen für eine die Kirchenvorstandswahlen in der Westfälischen, Lip- Profil besonders zu verkörpern scheint. Deutlich wurde sprechendes – neben dem klassischen Dritten Weg – milieubewusste Arbeit erstellt. Später führte dieser For- pischen und Hannoverschen Landeskirche (bisher ohne zudem, dass es eine Reihe von diakonischen Aktivitäten für gesetzlich möglich erklärte (Wegner 2006g; 2009e; schungsansatz sogar zu einer Broschüre für Kirchenge- Veröffentlichung). Entgegen dem in der Öffentlichkeit oft und Einrichtungen gibt, wie zum Beispiel die Kinder- 2010f; 2011g; 2015c). meinden, anhand derer sie selbst ihre Milieugebunden- anzutreffenden Bild von Kirchenvorstandswahlen, als im nothilfe oder Brot für die Welt, die konfessionell nicht heit erforschen konnten. Allerdings zeigte diese Studie Grunde genommen kirchlichen Kommunalwahlen mit mehr eindeutig zugeordnet werden. Zum anderen beleg- auch die Grenze des Milieuansatzes auf, indem nämlich einer entsprechenden öffentlichen Wirksamkeit unter den te diese Studie, dass die Deutschen insgesamt, aber auch Pastoralsoziologie deutlich wurde, dass für die Begründung und Ausge- Kirchmitgliedern, wurde hier deutlich,dass Kirchenvor- die der Kirche näher Verbundenen, ihr durch die Pra- staltung eines Mitgliedschaftsverhältnisses in der Kir- standswahlen eher dem Muster von Vereinswahlen fol- xis einer intensiven sozialen Kommunikation (im Sinne Gleich zu Beginn der pastoralsoziologischen Arbeit stand che primär die religiöse und kirchliche Nähe entschei- gen. Die Beteiligung an ihnen erfolgt in der Regel nur aus einer Kommunikation über soziale Fragen) verbunden eine von der EKD gewünschte Studie über das Taufver- dend ist und erst dann die Milieuprägung greift. Weitere dem engeren Kreis der der Kirche hoch Verbundenen und sind. Diese Verbundenheit greift deutlich stärker als es halten in der evangelischen Kirche in Deutschland, mit Milieu-Projekte wurden dementsprechend nicht mehr ebenso erfolgt die Rekrutierung entsprechender Kandida- Formen von religiöser Kommunikation tun, wie sie in der der Frage des Rückgangs der Taufzahlen nachgegan- durchgeführt. Die Frage nach religiöser Kommunikation ten. Die Folge davon ist, dass ein schwächeres Gemein- der KMU V erfasst worden waren, mit einem insgesamt gen werden sollte. Das Ergebnis war, dass sich vor allem bzw. religiöser Einstellung im engeren Sinne trat in den deleben unmittelbar in einer schwächeren Beteiligung an recht enttäuschenden Ergebnis. Obwohl also religiös die ein Rückgang der Taufen von Kindern Alleinerziehender Vordergrund. den KV-Wahlen resultiert. Die Kirche ist in dieser Hin- Kirche an Resonanz verliert, behält sie im sozialen Be- feststellen ließ, was dann in der Folge zu einem erheblich sicht auf sich selbst angewiesen. reich Bedeutung (dazu Wegner 2014e; 2016c). veränderten Taufverhalten in vielen Kirchen führte. Was Ausdrücklich um das Thema Religion bzw. Religions- allerdings an dieser Studie für die dann folgenden kir- losigkeit drehte sich das bisher aufwändigste Forschungs- Das Image der Kirche in einem umfassenden Sinne wur- Jenseits der großen Projekte und der entsprechenden chensoziologischen Projekte noch mehr zu denken gab, projekt des SI im Berliner Osten (Hellersdorf und Mar- de zudem durch eine wiederum aufwändig durchgeführ- Forschungslinien werden auch immer wieder Evalua- war die Tatsache dass die Pastoren und Pastorinnen in zahn) (Ahrens 2016; 2018). In Zusammenarbeit mit dem te Befragung der Bevölkerung in der Stadt Hannover er- tionen kirchlicher Praxis, meist auf Anfrage von Lan- den Taufgesprächen lediglich die Abläufe des Taufrituals dortigen Kirchenkreis und der Evangelischen Kirche fasst (Rebenstorf 2017d, weitere Publikationen folgen). deskirchen, der Diakonie oder den entsprechenden Ein- besprachen, aber eine Notwendigkeit einer näheren Er- Berlin--schlesische Oberlausitz (EKBO) Ausdrücklich ging das SI an dieser Stelle von der durch richtungen, durchgeführt. Diese Evaluationen stehen, läuterung der Taufe als solche nicht sahen (Ahrens 2005; wurden zwei aufwändig angelegte Befragungen, ergänzt die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen vorgegebe- weil auftragsgebunden, nicht immer der Öffentlich- 2006b). Damit war eine wichtige forschungsleitende durch Fokusgruppen, mit sich selbst als religionslos ein- nen Weise ab, nur die Kirchenmitglieder selbst zu befra- keit zur Verfügung – sie geben aber im Einzelnen sehr Vermutung entstanden, dass nämlich die Kirche in Be- stufenden Menschen zum einen und mit Kirchmitglie- gen. Deswegen konnte mit den Daten dieser Studie ein gute Einblicke in die Entwicklung der organisationalen zug auf ihre Glaubensvermittlung entscheidende Schwä- dern zum anderen, durchgeführt. Die Auswertung der sehr differenziertes Bild der Wahrnehmung, Bekanntheit bzw. der institutionellen Strukturen der Kirche. Hierzu chen aufweist und nicht zuletzt deswegen an Geltung in Daten folgte zum einen einem klassischen Verfahren, und Nutzung der evangelischen Kirche in Hannover ge- zählte zum Beispiel die Evaluation der Verwaltungsre- der Gesellschaft und bei den eigenen Mitgliedern ver- wurde aber ergänzt durch die Anwendung des Konzep- zeichnet werden. Insgesamt war dieses Bild auch unter form in der damaligen Nordelbischen Kirche oder auch liert. Diese Vermutung erweiterte sich dann im Folgen- tes der Weltsichten, wie es auch in der KMU IV zur An- den der Kirche nicht Angehörenden besser und freund- des Reformprozesses der Evangelischen Kirche Ber- den auch auf die religions- und kirchensoziologischen wendung gekommen war. Besonders spannend ist der licher, als es die reine Entwicklung der Mitgliederzahlen lin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Auch Studien

48 49 über die Zukunft der Pfarrhäuser vor dem Hintergrund spezifischen Paradigma liberaler Theologie,6 das aber in der Situation von Kirchengemeinden in aller Welt, in 2016b; 2016c). Diese These führte zu kontroversen Dis- der pastoralen Präsenzpflicht in der Nordkirche und in der aktuellen Situation an Erklärungswert eingebüßt hat Kooperation mit der Evangelischen Akademie Frank- kussionen und fand insbesondere unter Praktischen Theo- Württemberg zeitigten spannende Ergebnisse (Schendel (Wegner 2011i; 2012d; 2014e). furt (Wegner 2017 a; Rebenstorf 2017c). Diese Tagung logen keine große Resonanz – ganz im Unterschied zur 2015c).Den Evaluationen ähnlich waren zum einen ei- entstand aus der Einsicht heraus, dass die deutsche prak- Religionssoziologie. Ein entsprechender Sammelband, nige Ausflüge in den Bereich der Musiksoziologie und Um an dieser Stelle neue Sichtweisen zu erschließen, tisch-theologische Sicht auf Kirchengemeinden eine sehr herausgegeben von Detlef Pollack und Gerd Wegner, zwar was die genaue Beobachtung der Gospelbewegung wurden eigene Forschungsprojekte des SI rund um die spezifische ist, die sich immer noch aus einer staatskirch- dokumentiert diese Debatten in weiterführender Ab- selbst und dann auch die Evaluation zweier Gospelkir- Wirklichkeit von Kirchengemeinden in Gang gesetzt lich geprägten Tradition speist, in der Kirchengemeinden sicht (Wegner 2017b). Was die kirchliche Praxis betrifft, chentage in Hannover und Karlsruhe angeht (Ahrens (Ahrens 2012; 2012a) und eine entsprechende Diskus- letztendlich nur als Filialen eines großkirchlichen Systems so schließen sich hieran vielfältige Analysen erfolgreicher 2009, 2012b). Zum anderen wurden Analysen zur Tä- sion um die Durchführung und die Interpretation der betrachtet werden. Das Projekt von weltweiten „Cong- kirchengemeindlicher Praxis und auch die Evaluation tigkeit und Zufriedenheit von Pastorinnen und Pastoren Ergebnisse der fünften Kirchenmitgliedschaftsuntersu- regational Studies“ wird in einem internationalen Team neuer Formen, wie zum Beispiel der kirchlichen Erpro- und Diakoninnen und Diakonen durchgeführt (Schendel chung geführt. Von besonderer Bedeutung war an die- weitergeführt. bungsräume in der Braunschweiger und der Mitteldeut- 2014; 2015d, 2018 – gebündelt in einem Buch: 2017b). ser Stelle die Durchführung einer großen repräsentativen schen Kirche an. Im Zusammenhang der Suche nach der Von großer Bedeutung ist zudem die regelmäßige Aus- Befragung von 10 Prozent der leitenden Gremien der Die paradigmatischen Diskussionen der KMU-Traditio- Neugestaltung kirchlicher Präsenz und neuen Formen wertung des je aktuellen Freiwilligensurveys der Bun- Kirchengemeinden in den evangelischen Landeskirchen nen stehen im Kontext einer ganzen Reihe von Überle- kirchlicher Arbeit steht auch die bereits erwähnte große desregierung für den Bereich der evangelischen Kirche Deutschlands – dem ersten Kirchengemeinde-Barome- gungen des SI zur Organisationsentwicklung der Kirche exemplarische Studie über sechs Kirchengemeinden und (Grosse 2006; Seidelmann 2012; Sinnemann 2017a). ter, das in Kürze ein zweites Mal durchgeführt werden allgemein und entsprechender, jeweils aktueller Reform- ihre Verankerung in ihren jeweiligen Sozialräumen (Oh- soll (Rebenstorf 2015). Auf diese Weise wurde eine für entscheidungen (z.B. Wegner 2018f). Sie haben im SI lendorf und Rebenstorf, erscheint in 2019). Ein größerer Forschungszusammenhang, dem es nicht die Kirche grundlegende und sie prägende organisato- von Anfang an eine Rolle gespielt. So war das SI gleich nur um neue empirische Erkenntnisse, sondern auch um rische, institutionelle und die Mitglieder ansprechende von Beginn an mit der großen Reformoffensive der EKD grundlegende paradigmatische Diskussionen im Bereich Wirklichkeit erfasst, die sonst zwar von großer Bedeu- unter dem Motto „Kirche der Freiheit“ konfrontiert. der Kirchen- und Religionssoziologie (und Kirchenpoli- tung ist, aber in ihrer Wahrnehmung in den Kirchenlei- Von einer aktiven Beteiligung hat es sich eher zurückge- tik) ging, entstand durch die Herausforderung der Be- tungen nicht selten stigmatisiert wird. Die Studie ergab halten, da der Top-down-Charakter der entsprechenden teiligung des SI an der vierten und dann noch viel deutli- ein differenziertes Bild der Wirklichkeit in den Kirchen- Prozesse und eine Reihe ihrer Akzente (z.B. drastischer cher an der fünften Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung gemeinden, das zwar den Eindruck von stark auf die Rückbau der Kirchengemeinden) als nicht zielführend der EKD. In beiden Fällen war der Direktor im wissen- Pflege des Gemeinschaftslebens zielenden Aktivitäten für eine wirkliche Reform der Kirche eingeschätzt wur- schaftlichen Beirat vertreten und im zweiten Fall war bestätigte, allerdings nicht die These unterstützte, dass den. Das SI legte 2007 eigene zehn Thesen für eine Re- das KMU-Team der soziologischen Kolleginnen direkt sich auf diese Weise die Kirchengemeinden von ihrer form der Kirche vor (Sozialwissenschaftliches Institut im SI tätig. Entsprechend kam es zu einer tiefgreifenden Umwelt vollkommen abschotten würden. Ein Fazit war 2007). Zudem gab der Direktor eine entsprechende Pub- Auseinandersetzung mit den leitenden Paradigmen der zudem die Differenzierung zwischen etwa 20 Prozent likation gemeinsam mit dem Praktischen Theologen Jan bisherigen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen (an der Kirchengemeinden Deutschlands, die sich als erfolg- Hermelink von der Universität Göttingen heraus (Weg- denen früher das PSI und auch Frau Ahrens, KMU III, reich und etwa ebenso vielen, die sich als im Niedergang ner 2008d), in der unter Rückgriff auf klassische Thesen bereits beteiligt gewesen waren). Die Ergebnisse der bis- befindlich und dem Rest von etwa 60 Prozent, der sich von Niklas Luhmann aus verschiedenen Perspektiven zu herigen KMUs und auch ihre Interessenlagen haben ins- dazwischen einstufen würde. Interessanterweise ist diese dieser Reforminitiative Stellung bezogen wurde. Das gesamt den praktisch-theologischen und kirchensozio- Studie in der praktisch-theologischen Diskussion bisher Buch findet nach wie vor große Resonanz. logischen Diskurs geprägt. Dabei lag das Hauptinteresse nur wenig rezipiert worden, was wohl auf ihren wider- lange Zeit vor allem auf der Beschäftigung mit den kirch- ständigen Charakter gegenüber den herrschenden Para- In den Kontext dieser Diskussionen geriet dann auch die lich Distanzierten, letztlich im Sinne einer Affirmation digmen zurückzuführen ist. fünfte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD. ihrer Haltung zur Kirche als der von autonomen Akteu- Ihre insgesamt recht enttäuschenden Ergebnisse, was die ren. Demgegenüber kam die Lebenssituation von kirch- Die Beschäftigung mit der Realität der Kirchengemein- Frequenz religiöser Kommunikation bzw. die Reich- lich und religiös höher Verbundenen und damit auch das den führte weiter zu einer großen internationalen Tagung weite von Religion in der Gesellschaft überhaupt betraf, konkrete kirchliche Leben in den Kirchengemeinden mit Vertretern aus den USA, aus China und aus verschie- führten im SI zu Überlegungen, dass das den KMUs und vor Ort, in denen sich kirchlich Distanzierte wenig wie- denen Ländern Europas mit dem Ziel des Vergleichs auch vielen praktisch-theologischen Studien zu Grunde derfanden, kaum vor. Die KMUs folgten damit einem liegende „liberale Paradigma“ insgesamt zu problemati- 6 Demgemäß das Christentum in der Gesellschaft breit verankert ist und die Kirche, insbesondere sieren sei und man sich auf die Suche nach postliberalen die gemeinschaftsbezogen operierenden Kirchengemeinden, nur einen traditional ausgerichteten kirchlichen Gestaltungsformen einer auch postchristlichen Teilbereich ausmacht. Gesellschaft machen müsse (Wegner 2014e; 2015h; 2016a;

50 51 Bilanz Publikationen SI 2004 – 2019 (Bücher und längere Aufsätze) Wie lassen sich die letzten 15 Jahre Forschung des SI bi- Im sozialethischen Bereich ist eine durchaus deutlich lanzieren? Ist das Institut seiner Aufgabe, „soziologische erkennbare Parteilichkeit des SI wahrzunehmen. Das Ahrens, Petra-Angela, 2005: Taufbereitschaft, Taufvoll- Ahrens, Petra-Angela, 2009, zus. mit Claudia Schulz (und sozialethische) Aufklärung“ (Niklas Luhmann) betrifft zum einen die Entwicklung sozialer Ungleich- zug, Taufunterlassung? Antworten aus der Statistik. Tex- und Gerhard Wegner: Religiosität mit protestantischem zu betreiben und der Kirche valide Grundlagen für ihr heit in Deutschland, sprich der Armut. Hierzu wurden te aus dem SI, Hannover Profil, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Woran glaubt Handeln zu liefern gerecht geworden? Auch wenn man immer wieder Studien und auch Stellungnahmen vorge- die Welt? Analysen und Kommentare zum Religions- im Rückblick leicht dazu neigt, die Systematik der Ent- legt – ohne allerdings einer populistischen Versuchung zu Ahrens, Petra-Angela, 2006: Der Deutsche Ev. Kirchen- monitor 2008, Gütersloh, S. 533-552 wicklung der verschiedenen Forschungsfelder und For- verfallen. Das gilt auch für Fragen der Entwicklung der tag in Hannover. Über den Erfolg des kirchlichen Groß- schungsansätze zulasten ihrer tatsächlichen Zufälligkeit Arbeitswelt. In beiden Fällen kamen entsprechende Inter- events. Texte aus dem SI, Hannover Ahrens, Petra-Angela, 2009a: BeGeisterung durch Gos- zu überschätzen, so wird doch deutlich, dass das SI im- essen auch im Blick auf die Kirche zum Tragen. Ihre Leis- pelsingen. Erste bundesweite Befragung von Gospelchö- mer wieder über die Entwicklung seiner Arbeit reflek- tungsfähigkeit bei der Armutsbekämpfung wurde ebenso Ahrens, Petra-Angela, 2006a, zus. mit Gerhard Wegner: ren, SI – Broschüre, Hannover tiert und entsprechend begründete Schwerpunkte gesetzt thematisiert, wie auch Vorschläge für Aktivitäten im So- Die Zukunft der Kirche liegt in der Mitte der Gesellschaft. hat. Sowohl im Bereich der sozialethischen als auch der zialraum entwickelt. Und die Gestaltung kirchlicher und Ergebnisse der Mitgliederbefragung in der Ev.-Luth. Lan- Ahrens, Petra-Angela, 2009b: Musik und (ihre) Mis- pastoralsoziologischen Forschung lassen sich Linien er- diakonischer Arbeitswelten (z.B. Thema Dritter Weg) deskirche Hannovers. Texte aus dem SI, Hannover sion – Was kann die Gospelbefragung dazu sagen? In: kennen, entlang derer die Projekte entwickelt wurden blieb im Fokus. Nicht zuletzt ging es immer wieder um epd-Dokumentation Nr. 47/2009, Musik und (ihre) und auch – und das ist sicherlich noch bemerkenswerter die Zukunft des deutschen Sozialstaats vor dem Hinter- Ahrens, Petra-Angela, 2006b, zus. mit Gerhard Weg- Mission – Im Schnittfeld von Gemeindeentwicklung und – Überprüfungen von eingefahrenen Paradigmen vorge- grund einer verantwortbaren Wirtschaftsordnung. ner: Analysen zum Taufverhalten der ev. Bevölkerung in empirischer Forschung. Tagung des Sozialwissenschaftli- nommen wurden, wie insbesondere in der Milieu-, der Deutschland. Texte aus dem SI, Hannover chen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland Alters- und der Kirchengemeindeforschung sowie der Zur Rückbesinnung auf die christlich-protestantischen vom 22. bis 24. Juni im Kloster Volkenroda KMU-Traditionen. Grundhaltungen, aus denen sich auch das SI immer Ahrens, Petra-Angela, 2006c: Auswertung der landes- wieder erneuert, trug schließlich besonders das Refor- kirchlichen Diskussion über das Arbeitsbuch zur Pasto- Ahrens, Petra – Angela, 2009c: Generation 50plus – Nicht immer stießen gerade derartige Infragestellungen mationsjubiläum 2017 bei, in das sich das SI mit sowohl rinnen- und Pastorenbefragung der Evangelischen Lan- stark in der Kirche? Ein Gang durch die Kirchenmit- gewohnter Sichtweisen auf Zustimmung – bisweilen das Erbe aktualisierenden als auch durchaus kritischen deskirche Hannovers, Texte aus dem SI, Hannover gliedschaftsuntersuchungen der EKD. In. Pastoraltheo- auch auf Ablehnung oder mangelnde Resonanz. Aber Beiträgen einbrachte (Schendel 2017; 2017c; Wegner logie Nr. 9/2009, S. 340 – 359 das sollte nicht als Mangel an Qualität verstanden wer- 2017a; 2017c; 2017g). Eine Heerschau des Protestantis- Ahrens, Petra-Angela, 2007: Möglich ist viel mehr. Das den – im Gegenteil! Als z.B. das SI Anfang 2016 in ei- mus war das Jubiläumsjahr 2017 sicherlich nicht – und Interesse ist schon da … Befragung von jungen Kirchen- Ahrens, Petra-Angela, 2010: Auswertung der landes- nigen Umfragen zur Flüchtlingssituation (Ahrens 2017) so etwas war auch nicht gewollt. Wie wird es mit den mitgliedern in der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers kirchlichen Diskussion über das Arbeitsbuch zur Pas- unter den Deutschen nicht nur Zustimmung, sondern Evangelischen weitergehen in den nächsten 15 – oder 2006. Texte aus dem SI, Hannover torinnen- und Pastorenbefragung der Evangelischen auch deutliche Ablehnung feststellte und deswegen vor gar 50 Jahren? Dass es zu beträchtlichen Veränderungen Landeskirche Hannovers, in: Bölts, Stefan, Nethöfel, einem Anstieg des Rechtspopulismus warnte, hieß es der Kirchenorganisation und der Rolle von Christen in Ahrens, Petra-Angela, 2007a: Diakonisch auf gutem Wolfgang (Hrsg.): Pfarrberuf heute. Befragungen und nur: „Spinnt ihr?“ Genau das trat aber ein – nicht zuletzt der Gesellschaft kommen wird, liegt auf der Hand. Dafür Grund. Befragung in der Ev.-Luth. Landeskirche Han- Studien zum Pfarrberuf, Berlin 2010, S. 139-201. auch deshalb, weil die empirischen Warnsignale von Kir- braucht es weiterhin soziologische Aufklärung von hoher novers. Texte aus dem SI, Hannover che und Politik interessebedingt ignoriert wurden. Ähn- Qualität und sozialethische Profilierung auf der Höhe Ahrens, Petra-Angela, 2010a: Schlagerfan oder Opern- lich verhält es sich mit den deutlichen Hinweisen auf ein der Diskussion. Das SI steht für beides ein! Ahrens, Petra-Angela, 2007b: ‚Performance Zeitreise liebhaberin? Möglichkeiten und Grenzen einer milieu- definitives Ende der selbstverständlichen Integration von II‘ und ‚Brasilianische Nacht‘. Zwei Schlaglichter auf spezifischen Ausrichtung der kirchlichen Frauenarbeit, Religion und Kirche in die Gesellschaft, wie dies zuletzt die lange Nacht der Kirchen in Hannover. In: Wolfgang in: Mitteilungen der Evangelischen Frauen in Deutsch- in einer breit rezipierten Studie des SI zur EKD-Syno- Puschmann (Hg.): Lange Nacht der Kirchen Hannover land e.V., Nr. 445 de in Würzburg 2018 deutlich wurde (Wegner 2018d). 2007c, S. 101 - 116 Auch in Zukunft wird das SI an diesen Fragestellungen Ahrens, Petra-Angela, 2011: Uns geht’s gut- Generation dranbleiben und die weitere Entwicklung der Kirche Ahrens, Petra-Angela, 2008, zus. mit Gerhard Wegner: 60plus: Religiosität und kirchliche Bindung. Berlin und ausleuchten. „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave Münster noch Freier...“ Erkundungen der Affinität sozialer Mi- lieus in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Han- novers, Hannover

52 53 Ahrens, Petra-Angela, 2012, zus. mit Gerhard Wegner: Ahrens, Petra-Angela, 2016: Wer sind die Konfessions- Ahrens, Petra-Angela, 2018d, zus. mit Hilke Rebens- Giesler, Renate, 2014: Solidarische Kirchengemeinde. Ein schlafender Riese? Evangelische Kirchengemeinden losen? Antworten aus einer Repräsentativbefragung im torf: Rechtspopulismus unter evangelischen Christen – Eine Arbeitshilfe zu Thema Armut. SI-Aktuell, Hanno- in Deutschland. In: Bernd Halfar (Hg.): Erfolgspoten- Osten . SI-Aktuell, Hannover empirische Befunde der Kirchen- und Religionssoziolo- ver ziale der Kirche: Ein Blick aus dem Management. Ba- gie, in: Zeitschrift für Evangelische Ethik, 62. Jahrgang, Grosse, Heinrich, 2006: Freiwilliges Engagement in der den-Baden, S. 11 – 26 Ahrens, Petra-Angela, 2016a: Lassen sich kirchliche An- Heft 3 2018, S. 183-199 Evangelischen Kirche hat Zukunft. (Auswertung des knüpfungspunkte zu den Konfessionslosen finden? in: Freiwilligensurvey) Texte aus dem SI, Hannover Ahrens, Petra-Angela, 2012a, zus. mit Gerhard Wegner: Brennpunkt Gemeinde, 1/2016, Studienbrief G4, S. 2-10 Ahrens, Petra-Angela, 2018e: Image der Diakonie und Wie geht’s der Kirchengemeinde? Die Kirchengemeinde prosoziales Handeln, in: Brennpunkt Gemeinde, Heft Grosse, Heinrich, 2009: „Wenn wir die Armen unser Umfrage des SI der EKD. SI – Aktuell, Hannover Ahrens, Petra-Angela, 2017: Skepsis und Zuversicht. Wie 6/2018, Studienbrief D29 Herz finden lassen…“ Kirchengemeinden aktiv gegen blickt Deutschland auf Flüchtlinge? SI – Aktuell, Hannover Armut und Ausgrenzung. Ergebnisse einer empirischen Ahrens, Petra-Angela, 2012b: Schlaglichter aus den Er- Arndt-Sandrock, Gabriele, 2018, zus. mit Gunther Untersuchung des SI der EKD. In: epd-Dokumentation gebnissen einer bundesweiten Befragung von Gospel- Ahrens, Petra-Angela, 2017a: Die Engagierten in der Schendel, Maria Sinnemann:„Gut, wenn man seinen Nr. 34/2007 chören. In: Peter Bubmann, Birgit Weyel (Hg.): Prakti- evangelischen Kirche „vor Ort“, in: Coenen-Marx, Platz gefunden hat.“ Die Ausstellung des Sozialwissen- sche Theologie und Musik, Gütersloh Cornelia, Hofmann, Beate (Hrsg.), Symphonie Drama schaftlichen Instituts der EKD auf der Weltausstellung Grosse, Heinrich, 2010: Kirchengemeinden können et- Powerplay. Zum Zusammenspiel von Haupt- und Eh- Reformation in Wittenberg, Jahrbuch Sozialer Protes- was gegen Armut und Ausgrenzung tun. In: Pastoral- Ahrens, Petra-Angela, 2013, zus. mit Gerhard Wegner: renamt in der Kirche, Stuttgart 2017, 28-41 tantismus Band 11, Leipzig, 274-284. theologie Heft 1 / 2010, S. 18 – 38 Soziokulturelle Milieus und Kirche. Lebensstile – Sozi- alstrukturen – kirchliche Angebote. Stuttgart Ahrens, Petra-Angela, 2017b: Evangelische Kirche ist Bednarek-Gilland, Antje, 2015: Fragiler Alltag. Lebens- Grosse, Heinrich, 2011: Von einer Kirche für die Armen Plattform und Motor für zivilgesellschaftliches Engage- bewältigung in der Langzeitarbeitslosigkeit. SI – Aktuell, zu einer Kirche mit den Armen. In: Johannes Eurich, Ahrens, Petra-Angela, 2013a: Alt ist man erst ab Achtzig. ment – Sonderauswertung des vierten Freiwilligensur- Hannover Florian Barth, Klaus Baumann, Gerhard Wegner (Hg.): Erkenntnisse der Alternsforschung. In: Jahrbuch Sozialer veys 2014, in: Stiftung Mitarbeit (Hrsg.), eNewsletter Kirchen aktiv gegen Armut und Ausgrenzung, Stuttgart, Protestantismus Band 6, Gütersloh, S. 13 – 40. Wegweiser Bürgergesellschaft 05/2017, Im Fokus: Kir- Britton, Andrew, 2008 zus. mit Peter Sedgwick: Öko- S. 309 – 328 che, Demokratie und Engagement nomische Theorie und christlicher Glaube. Übersetzung Ahrens, Petra-Angela, 2014: Religiosität und kirchliche aus dem Englischen. Berlin und Münster Grosse, Heinrich, 2015: Armut als Herausforderung für Bindung in der älteren Generation. Ein Handbuch. Leipzig Ahrens, Petra-Angela, 2018: Was macht eigentlich den Kirchengemeinden. In: Gerhard K. Schäfer, Joachim De- Unterschied? Evangelische und Konfessionslose im Os- Endewardt, Ulf, 2016, zus. mit Friedhelm Feldkamp, terding, Barbara Montag, Christian Zwigmann (Hg.): Nah Ahrens, Petra-Angela, 2014a, zus. mit Karoline Lä- ten Berlins. SI-Aktuell, Hannover Laura Welskopf: Inklusion nebenbei. Menschen mit Be- dran. Werkstattbuch für Gemeindediakonie, S. 291 - 314 ger-Reinbold: Kirche auf dem Campus. Religiöse und einträchtigungen im Stadtteil. SI – Aktuell, Hannover kirchliche Ansprechbarkeit von Studierenden. SI – Ak- Ahrens, Petra-Angela, 2018a: Islam und Musliminnen in Horstmann, Martin, 2010, zus. mit Elke Neuhausen: tuell, Hannover Deutschland: Die Sicht der Bevölkerungund ihre Erwar- Endewardt, Ulf, 2018, zus. mit Gerhard Wegner: „Was Mutig Mittendrin. Gemeinwesendiakonie in Deutsch- tungen an die Kirche zum christlich-islamischen Dialog. mein Leben bestimmt? Ich!“ Lebens- und Glaubenswel- land. SI – Konkret 2, Berlin und Münster Ahrens, Petra-Angela, 2015 zus. mit Hilke Rebenstorf, SI – Kompakt Nr. 5 - 2018, Hannover ten junger Menschen heute. SI –Aktuell, Hannover Gerhard Wegner: Potenziale vor Ort. Erstes Kirchenge- Horstmann, Martin, 2014, zus. mit Heike Park: Gott im meindebarometer. Leipzig Ahrens, Petra-Angela, 2018b: Nah dran? – Trends zu Drews-Galle, Veronika, 2010: Das Gute im Geschäft. Gemeinwesen. Sozialkapitalbildung in Kirchengemein- Bekanntheit und Image der Diakonie. SI – Kompakt Nr. Wie Unternehmen Ethik treiben. SI Konkret 3, Berlin den. SI Konkret 6, Hannover Ahrens, Petra-Angela, 2015a, zus. mit Gerhard Wegner: 2 – 2018, Hannover und Münster Die Angst vorm Sterben. Ergebnisse einer bundesweiten Jablonowski, Harry W., 2009: Wertegemeinschaft, Ord- Umfrage zur Sterbehilfe. SI – Aktuell, Hannover Ahrens, Petra-Angela, 2018c, zus. mit Achim Plagentz: Füser, Anika, 2017 zus. mit Gunther Schendel, Jürgen nungsfaktor, Interesseverband – welche Aufgabe haben Gemeindeleitung und Konfi-Arbeit (Kirchenvorstände, Schönwitz: Beruf und Berufung. Wie aktuell ist das re- die Gewerkschaften? Ein Diskurs zwischen Evangeli- Ahrens, Petra-Angela, 2015b: Konfessionslose in einer Presbyterien, Kirchengemeinderäte). In: Ebinger, Tho- formatorische Berufsverständnis? Leipzig scher Kirche und Gewerkschaften. epd-Dokumentation säkularen Mehrheitsgesellschaft. Werthaltungen und Le- mas, Böhme, Thomas, Hempel, Matthias, Kolb, Her- Nr. 14/2009. 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54 55 Jablonowski, Harry W., 2017: Kirche und Arbeitneh- Kumbruck,Christel, 2010, zus. mit Mechthild Rumpf, Eva Mayert, Andreas, 2015: Arbeitskräftewanderung zur Rebenstorf, Hilke, 2017c: The Barometer of Parish Per- merschaft – eine Konfliktgeschichte? Gemeinsame Senghaas-Knobloch: Unsichtbare Pflegearbeit. Fürsorgliche Stabilisierung des Euroraums? In: APuZ 65 Jg. Nr. 4-5 formance, in: Wegner 2017a, S. 177 - 219 Schnittmengen – Differenzen – aktuelle Lage. In: Johan- Praxis auf der Suche nach Anerkennung. Berlin und Münster 2015, S. 20 - 28 nes Rehm (Hg.): Kirche und Arbeiterfrage. Stuttgart, S. Rebenstorf, Hilke, 2017d: Das Image der evangelischen 171 – 192 Lohmann, Heinz-Joachim, 2018: Die Kirche bleibt im Mayert, Andreas, 2016: Schulbedarfe. Bildungs- und Kirche in der Stadt Hannover. SI – Kompakt 1 – 2017, Dorf. Die Kirchenkreisreform in Wittstock-Ruppin. Teilhabegerechtigkeit für Kinder und Jugendliche. Bro- Hannover Jablonowski, Harry W., 2017a: Was hat Kirche mit mei- Leipzig schüre Hannover nem Engagement in Gewerkschaft und Betrieb zu tun? Rebenstorf, Hilke, 2018, zus. mit Christopher Zarnow, Oder: Was trennt und verbindet uns? In: Johannes Rehm Lubatsch, Heike, 2012: Führung macht den Unterschied. Mayert, Andreas, 2016a: Degrowth. Politischer Slogan Anna Körs, Christoph Sigrist (Hg.): Citykirchen und (Hg.): Kirche und Arbeiterfrage. Stuttgart, S. 193 - 214 Arbeitsbedingungen diakonischer Pflege im Kranken- oder echte Alternative. In: Jahrbuch Sozialer Protestan- Tourismus. Soziologisch-theologische Studien zwischen haus. SI – Konkret 5, Berlin und Münster tismus Band 9, Gütersloh, S. 108 – 137 Berlin und Zürich, Leipzig Jenichen, Susann, 2015: Sensibel für Armut. Kirchenge- meinden in der Uckermark. Leipzig May, Hans, 2008: Religion und die Zukunft der Demo- Mayert, Andreas, 2018, zus. mit Gunther Schendel: Ar- Rebenstorf, Hilke, 2018a: Congregational Development kratie. Berlin und Münster mut, Stigmatisierung, Scham und Angst, in: Gerhard and Organization-Mindedness: Results from the German Kleine Vennekate, Katharina, 2015: Dienstgemeinschaft K. Schäfer, Barbara Montag, Gerhard Deterding (Hg.): Church Barometer, in: Christophe Monnot, Jörg Stolz und das kirchliche Arbeitsrecht in der Evangelischen Kir- Mayert, Andreas, 2010, zus. mit Gerhard Wegner: Be- „Arme habt ihr immer bei euch.“ Armut und soziale (Hg.): Congregations in Europe, Cham: Springer, S. 71-88 che in Deutschland 1945 – 1980, Berlin und Münster gründung und Ausgestaltung einer Finanztransaktions- Ausgrenzung wahrnehmen, reduzieren, überwinden, steuer. Stellungnahme des SI der EKD. In: Jahrbuch So- Göttingen, 194-213. Rebenstorf, Hilke, 2018b, zus. mit Petra-Angela Ahrens: Klostermeier, Birgit, 2009: Wächst die Kirche mit ihren zialer Protestantismus Band 4, Gütersloh, S. 252 – 278 Rechtspopulismus unter evangelischen Christen – em- Alten? Altersbilder bei Pastorinnen und Pastoren. 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56 57 Rinderspacher, Jürgen, 2009, zus. mit Irmgard Herr- Schendel, Gunther, 2015e: Zivilgesellschaftliche Poten- Sinnemann, Maria, 2017a: Engagement mit Potenzial. Wegner, Gerhard, 2006e: Ermutigung zum unter- mann-Stojanov, Svenja Pfahl, Stefan Reuyß: Zeiten der ziale. Warum die Kirchen einen wichtigen Beitrag zur Sonderauswertung des vierten Freiwilligensurveys für nehmerischen Handeln aus christlichem Glauben. In: Pflege. Eine explorative Studie über individuelles Zeit- Zivilgesellschaft leisten (und wie sie selber davon profi- die evangelische Kirche. SI –Aktuell, Hannover epd-Dokumentation Nr. 36/2006 verhalten und gesellschaftliche Zeitstrukturen in der tieren können), in: Newsletter der Stiftung Bürgergesell- häuslichen Pflege. Berlin schaft, 3.6.2015. Sinnemann, Maria, 2018, zus. mit Gunther Schendel: Wegner, Gerhard, 2006f: Voraussetzungen und Gefähr- „Tun, was zu mir passt und meinen Fähigkeiten ent- dungen der Freiheit am Beispiel des Unternehmers. 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60 61 Wegner, Gerhard, 2011d: Kämpferischer Komparativis- Wegner, Gerhard (Hg.), 2012b: Gott oder die Gesell- Wegner, Gerhard, 2013e: Arbeitssouveränität. Impulse Wegner, Gerhard, 2014c: Gibt es ein protestantisches mus (zu G. Brakelmann) In: Christian Illian, Traugott schaft? Das Spannungsfeld von Theologie und Soziolo- aus protestantischer Arbeitsethik. In: Denkwerk Demo- Wirtschafts- und Sozialmodell in Europa? Eine Sichtung Jähnichen, Sigrid Reihs (Hg.): Anstöße. FS G. Brakel- gie. Würzburg. Darin: 2012c: Wirklichkeitsgewinn oder kratie (Hg.): Roadmaps 2020. Wege zu mehr Gerech- kirchlicher Stellungnahmen aus Großbritannien und mann zum 80. Geburtstag, Münster, S. 153 – 166. Säkularisierungseffekt? Zum Spannungsfeld von Theo- tigkeit, Nachhaltigkeit und Demokratie. Frankfurt a.M. Skandinavien. 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In: Loccumer Ausstrahlung gewinnen. Göttingen, S. 187 - 198 Protokolle 37/11, S. 85 – 104 Wegner, Gerhard (Hg.), 2013g: Wohlstand, Wachstum. Wegner, Gerhard, 2014e: Religiöse Kommunikation und Wegner, Gerhard et al. (Hg.) 2012f: Alternde Gesellschaft. Gutes Leben. Wege zu einer Transformation der Ökono- Kirchenbindung. Ende des liberalen Paradigmas? Leipzig Wegner, Gerhard, 2011g: Unternehmerische Dienstge- Jahrbuch Sozialer Protestantismus Band 6, Gütersloh. Dar- mie. Marburg (Darin: Zur Problematik des Wachstums. meinschaft? Über die christliche Vision „Guter Arbeit“ in: Die Entdeckung der Generativität des Alters. Die Theo- S.7 - 23 Wegner, Gerhard, 2014f: “Die gute altmodische brutale in Diakonie und Kirche. In: Jahrbuch Sozialer Protestan- logie im gerontologischen Diskurs, S.135 – 166 Gewalt.” (Rocky) Soziologische Assoziationen zu einer tismus Band 5, S. 108 – 133 Wegner, Gerhard, 2013h: Sozialräume sind Kraftfelder Jedermann / Jedefrau – Ressource. In: Jahresbericht 2013 Wegner, Gerhard, 2013: Fürsorglich arbeiten. Gute Gottes. Kirche, Diakonie und die Erneuerung der Sozia- der Hauptstelle für Lebensberatung in der Ev.–Luth. Wegner, Gerhard, 2011h: „Work is love made visible“ Arbeit in der Perspektive Evangelischer Sozialethik. In: lität in Stadtteilen und Dörfern. In: Philip Elhaus, Chris- Landeskirche Hannovers, S. 37 – 52 Theologische Anmerkungen zur grassierenden Arbeits- Zeitschrift für Arbeitswissenschaft. 01/2013, S. 9 - 14 tian Hennecke, Dirk Stelter, Dagmar Stoltmann-Lukas lust. In: Jahrbuch Sozialer Protestantismus Band 5, Gü- (Hg.): Kirche Hoch 2. Eine ökumenische Vision. Würz- Wegner, Gerhard, 2014g: Christian Love in the Com- tersloh, S. 248 – 253 Wegner, Gerhard, 2013a zus. mit Petra-Angela Ahrens: burg, S. 141 – 166 munity. In: Diaconia vol 5, pp 113 - 131 Soziokulturelle Milieus und Kirche. Lebensstile – Sozi- Wegner, Gerhard, 2011i: Säkularisierung inklusive. Zur alstrukturen – kirchliche Angebote. Stuttgart Wegner, Gerhard, 2013i: Verweltlichung. Maßstäbe für Wegner, Gerhard, 2015: Religiöse Ressourcen für „Spa- Rezeption der Soziologie in Theologie und Kirche in ein christliches Handeln in der Welt. In: Torsten Nolting tial Justice“. Zur Sozialraumorientierung von Kirchen- den sechziger Jahren. In: PTh 100. Jg 2011, S. 566 – 607 Wegner, Gerhard, 2013b: Selbstwirksamkeit und An- (Hg.): Gerne heute schon. Soziale Gerechtigkeit christ- gemeinden. In: PTh 104. Jg. 2015/1 Januar S. 55 – 73 gewiesenheit: Christlicher Glaube und Gesellschafts- lich betrachtet. Düsseldorf, S. 10 – 35 Wegner, Gerhard, 2012 zus. mit P.A. Ahrens: Ein schlafen- gestaltung. In: Jürgen Nautz, Kristina Stöckl, Roman Wegner, Gerhard, 2015a: Transzendentaler Vertrauens- der Riese? Evangelische Kirchengemeinden in Deutschland. Siebenrock (Hg.): Öffentliche Religionen in Österreich. Wegner, Gerhard, 2014: Moralische Ökonomien und vorschuss. Zur politischen Rolle der Kirchen anlässlich In: Bernd Halfar (Hg.): Erfolgspotenziale der Kirche: Ein Innsbruck, S. 123 – 158 die Anerkennung der Vielfalt. Das Problem der euro- ihrer “Sozialinitiative”. In: Sozialer Fortschritt Jg. 64. Blick aus dem Management. Baden – Baden, S. 11 – 26 päischen Solidarität. In: Hermann Schoenauer (Hg.): Heft 4 April S. 95 – 101 Wegner, Gerhard, 2013c: Inklusion braucht tragen- Sozialethische Dimensionen in Europa. Von einer Wirt- Wegner, Gerhard, 2012a: Teaching an Elephant to dance. de Beziehungen. Kirchen als Inklusionsagenten in der schaftsunion zu einer Wertegemeinschaft. Stuttgart, S. Wegner, Gerhard, 2015b zus. mit Hilke Rebenstorf und The German Evangelical Church and the Challenge of Gesellschaft. In: A. Pithan, A. Wuckelt und C. Beuers 164 – 176 Petra-Angela Ahrens: Potenziale vor Ort. Erstes Kir- Change. In: Kati Niemäla (ed): Church Work and Ma- (Hg.): „… dass alle eins seien“ Im Spannungsfeld von chengemeindebarometer. Leipzig nagement in Change, Turku, Finnland, S. 56 – 75 Exklusion und Inklusion. Münster, S. 24 – 46 Wegner, Gerhard, 2014a: Moralische Ökonomie. Pers- pektiven lebensweltlich basierter Kooperation. Stuttgart Wegner, Gerhard, 2015c: Ein Plädoyer für kirchengemä- Wegner, Gerhard 2013d: Von der Mortalität zur Natali- ße Tarifverträge. Der niedersächsische Weg. In: Jahrbuch tät? Religiöse Altersbilder unter Veränderungsdruck. In: Wegner, Gerhard, 2014b: Broschüre: Beruf. In der Rei- Sozialer Protestantismus Band 8, Gütersloh, S. 137 – 152 Psychotherapie im Alter. 2/10.Jg. 2013, S. 203 – 218 he Reformation HEUTE des SI, Hannover

62 63 Wegner, Gerhard (Hg.), 2015d: Die Legitimität des So- Wegner, Gerhard, 2016a: Über die Plausibilität kirchli- Wegner, Gerhard zus. mit T. Latzel ed. 2017a: Congrega- Wegner, Gerhard, 2018b: Evidenzbasierte Kirchenkreis- zialstaates. Religion – Gender –Neoliberalismus. Leipzig chen und diakonischen Handelns und Kommunizierens. tional Studies worldwide. The Future of the Parish and the reformen. In: Heinz-Joachim Lohmann, Die Kirche bleibt In: Alexander Dietz, Stefan Gillich (Hg.): Armut und free Congregation. Leipzig 2017 im Dorf. Leipzig, S. 17 – 28 Wegner, Gerhard (Hg.), 2015e: The Legitimacy of the Ausgrenzung überwinden. Impulse aus Theologie, Kir- Welfare State. Religion – Gender –Neoliberalism. Leipzig che und Diakonie. Leipzig, S. 33 - 54 Wegner, Gerhard zus. mit Detlef Pollack (Hg.), 2017b: Wegner, Gerhard, 2018c: Kooperativ arbeiten – Genos- Die soziale Reichweite von Religion und Kirche. Beiträge senschaften in der Perspektive Evangelischer Arbeitsethik. Wegner, Gerhard, 2015f: Erneuerte Sozialität. Kirche Wegner, Gerhard, 2016b: Neue kirchliche Sozialformen zu einer Debatte in Theologie und Soziologie. Würzburg. In: Teilhabe und Teilnahme. Zukunftspotentiale der Ge- im Gemeinwesen. In: Gerhard. K. Schäfer; Joachim De- und religiöse Entrepreneure. Eine Skizze. In: Christiane Darin: Das Gespenst der Verkirchlichung. Zum Ertrag der nossenschaftsidee. Sonderdruck hg. von der Evangelischen terding, Barbara Montag, Christian Zwingmann (Hg.): Moldenhauer und Jens Monsees (Hg.): Die Zukunft der 5.Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. S. 279 – 311 Akademie in Rheinland. Bonn, S. 83 - 89 Nah Dran. Werkstattbuch für Gemeindediakonie. Neu- Kirche in Europa. Neukirchen – Vluyn, S. 62 – 77 kirchen – Vluyn, S. 315 – 335. Wegner, Gerhard (Hg.) 2017c: Von Arbeit bis Zivilgesell- Wegner, Gerhard, 2018d, zus. mit Ulf Endewardt: „Was Wegner, Gerhard, 2016c: Religiöse Kommunikation schaft. Zur Wirkungsgeschichte der Reformation. Leipzig mein Leben bestimmt? Ich!“ Lebens- und Glaubenswelten Wegner, Gerhard, 2015g: Arbeit als Gabe der Generatio- und soziales Engagement. Die Zukunft des liberalen junger Menschen heute. SI-Aktuell, Hannover nen. In: Andreas von Heyl, Konstanze Kemnitzer, Klaus Paradigmas. Leipzig Wegner, Gerhard, 2017d: Das politische Mandat der Kir- Raschzok (Hg.): Salutogenese im Raum der Kirche. chen in Deutschland, In: Amos International 3/2017, S. Wegner, Gerhard, 2018e: Gerechtigkeit. SI – Kompakt Leipzig, S. 295 – 308 17 – 23 Nr. 1- 2018, Hannover Wegner, Gerhard, 2016d: Soziale Freiheit - Rehabilita- Wegner, Gerhard, 2015h: Wie reproduziert sich Kir- tion des Sozialismus? Eine Auseinandersetzung mit dem Wegner, Gerhard 2017e: Pastoren als professionelle kirch- Wegner, Gerhard, 2018f: Von der Anstalt zum Akteur. chenmitgliedschaft? Zu einigen Ergebnissen der 5. Kir- neuen Buch von Axel Honneth: „Die Idee des Sozialis- liche Akteure. In: Gunther Schendel (Hg.): Zufrieden-ge- SI – Kompakt Nr. 4 - 2018, Hannover chenmitgliedschaftsuntersuchung. In: Peter Burkowski mus“. In: Jahrbuch Sozialer Protestantismus Bd. 9, Gü- stresst-herausgefordert. Leipzig, S. 23 – 50 und Lars Charbonnier (Hg.): Mehr Fragen als Antwor- tersloh, S. 374 – 386 Wegner, Gerhard, 2019, zus. mit Johannes Eurich, Dieter ten? Die V. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung und Wegner, Gerhard 2017f: Rechtfertigung – folgenlos? Ein- Kaufmann, Urs Keller: Ambivalenzen der Nächstenliebe, ihre Folgen für das Leitungshandeln in der Kirche. Leip- Wegner, Gerhard, 2016e: Wen nimmt die Kirche wahr? leitung zum Thema des Jahrbuchs. Jahrbuch Sozialer Pro- Soziale Folgen der Reformation, Leipzig zig, S. 19 – 58 Anerkennungskämpfe im Kontext der 5. Kirchenmitglied- testantismus Band 10, Leipzig, S. 7 – 20 schaftsuntersuchung der EKD. In: VuF 61. Jg. 2 – 2016, S. Winkler, Marlis, 2010: Nähe, die beschämt. Armut auf Wegner, Gerhard, 2015i zus. mit Tabea Spieß: Kirchen- 141 – 151 Wegner, Gerhard, 2017g: Das Ende der Großzügigkeit? dem Land. Berlin und Münster gemeinde als Ort von Religion, Diakonie und Gemein- Paradoxe Folgen der Rechtfertigungslehre, in 2017f. S. schaft. In: Heinrich Bedford-Strohm und Volker Jung Wegner, Gerhard, 2016f: Die Kirchenmitgliedschaftsun- 67 – 98 Zeeb, Matthias (Hg.), 2006: Beteiligungsgerechtigkeit. Bil- (Hg.): Vernetzte Vielfalt. Kirche angesichts von Indivi- tersuchungen der EKD. In: Klöcker, Tworuschka (Hg.): dung, Arbeit, Niedriglohn, Berlin und Münster dualisierung und Säkularisierung. Die fünfte EKD-Erhe- Handbuch der Religionen. 49. Ergänzungslieferung 2016, Wegner, Gerhard, 2017h: „Wer nicht sterben kann, kann bung über Kirchenmitgliedschaft. Gütersloh, S. 50 – 58 II 2.1.4.2.2., S. 1 - 24 auch nicht leben. Das Alter im theologischen Diskurs, In: Alter und Selbstbeschränkung, hg. von Angelika C. Mess- Wegner, Gerhard, 2015h zus. mit Tabea Spieß: Die Älte- Wegner, Gerhard, 2017: Kirchengemeinde und Zivilgesell- ner, Andreas Bihrer und H.O. Zimmermann, Wien, Köln, ren: Kerngruppe der Kirche? In: wie 2015i, S. 161 – 170 schaft. In: Ansgar Klein und Olaf Zimmermann (Hg): Im- Weimar, S. 101 - 122 pulse der Reformation. Der zivilgesellschaftliche Diskurs. Wegner, Gerhard, 2016: Vom Charisma zum Stigma. Wiesbaden, S. 165 – 175 Wegner, Gerhard, 2018: Religion und Wohlfahrt, In: Armutsbewältigung und Diakonie aus christlicher Sicht. Handbuch Religionssoziologie, Wiesbaden, S. 693 – 714 In: Ströbele, Middelbeck-Varwick, Dziri, Tatri (Hg.): Wegner, Gerhard (Hg.), 2017a zusammen mit Josef Wie- Armut und Gerechtigkeit. Christliche und Islamische land und Ramona Kordesch: Luther 2017. Protestantische Wegner, Gerhard, 2018a: Glaube, Liebe, Arbeit. Zusam- Perspektiven. Regensburg, S. 255 - 269 Ressourcen der nächsten Moderne. Velbrück (Weilerst- menhänge zwischen Religion und Arbeitsleben. In: Bern- wist) Darin: Protestantisches Prinzip und katholische Subs- hard Mutschler, Thomas Hörnig (Hg.): Was ist Diakonie- tanz. In: Wieland, Wegner, Kordesch (Nr. 198) S. 42 – 56 wissenschaft? Leipzig, S. 249 – 262

64 65 „In den sozialen Kämpfen der Gegenwart […] erheben sein, diese mit einem theologischen Legitimationsgrund neben den politischen Parteien, den ökonomisch-soziolo- auszustatten. Deshalb, so Tödts Schlussfolgerung, „ist es gischen Fachwissenschaften und den modern autonomen der Gemeinde versagt, eigene Werte zu produzieren und Kulturphilosophen auch die auf uralte historische Kräfte sie der Gesellschaft anzubieten; sie verfügt in dieser Hin- begründeten Kirchen ihre Stimme. Zugleich verwenden sicht nicht über eine Sondererkenntnis. Wohl aber muß sie ihre beträchtliche Organisationskraft mit zur Lösung ihr alles daran gelegen sein, daß der Umgang mit begeg- dieser Probleme“ (Troeltsch 1912: 1). Die Diagnose, mit nenden Normsystemen und Wertvorstellungen aus dem der Ernst Troeltsch seine groß angelegte Untersuchung Gehorsam des Glaubens heraus erfolge und paradigmati- über die „Soziallehren der christlichen Kirchen und Grup- schen Charakter für die ganze Gesellschaft gewinne. Hier pen“ eröffnete, hat bis heute nichts an Aktualität verlo- liegt die Aufgabe der theologischen Sozialethik, die das Brennpunkte der Sozialethik ren. Nach wie vor machen das Engagement in politischen menschliche Tun und Lassen unter die Frage stellt, ob es Auseinandersetzungen und die kritische Begleitung der sich als gehorsame Antwort auf Gottes Anrede erweist“ 1969-2019 öffentlichen Meinungsbildung in ethisch sensiblen und (Tödt 1961: 240). zugleich umstrittenen Stellungnahmen einen Großteil der öffentlichen Wirksamkeit der evangelischen Kirchen aus. Reiner Anselm Protestantische Zeitgenossenschaft Unverändert aktuell ist allerdings auch die Kontroverse um die adäquate Konzeption für eine protestantische Be- in der Aneignung des Gegebenen teiligung an gesellschaftlich-politischen Debatten, die sich Zur Ausgangslage in der noch jungen Bundesrepublik innerhalb der evange- Blickt man nun aus heutiger Perspektive auf die Brenn- lischen Ethik als eine Kontroverse um die aus Troeltschs punkte der ethischen Debatte seit der Gründung des Soziallehren zu ziehenden Konsequenzen entspann: Mit Sozialwissenschaftlichen Instituts – gewissermaßen als den Schlagworten „Theologie der Gesellschaft“ auf der kirchliches Äquivalent zu den universitären Aktivitäten einen, „theologische Sozialethik“ auf der anderen Sei- des Münsteraner Instituts – so wird man sagen können, te verbanden sich zwei antagonistische Folgerungen, dass der insbesondere in der bruderrätlichen Tradition Prof. Dr. Reiner Anselm die man aus Troeltschs Soziallehren ziehen konnte: Auf des deutschen Protestantismus gepflegte Gedanke, aus seit 2014 Prof. für Systematische Theologie und Ethik an der LMU München der einen Seite die Feststellung, dass es letztlich eine Gottes Anrede eine Soziallehre zu formen, die dann als Vorsitzender der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD den Strom der Geschichte gestaltende Kraft des Gött- kritisches Gegenüber und vor allem auch als Impuls für lichen gebe, die sich in bestimmten Strukturen der Ge- die Weiterentwicklung der Gesellschaft fungieren könn- sellschaft, insbesondere in den Institutionen manifestiere. te, nicht die dominante Aktionsform des Protestantismus Aufgabe der Theologie sei es dabei, so die Auffassung darstellte. Zwar gingen von ihm durchaus wichtige An- von Heinz-Dietrich Wendland und der meisten seinem stöße aus, der Schwerpunkt protestantischer „Zeitgenos- Münsteraner Institut für christliche Gesellschaftswissen- senschaft“ (Albrecht/Anselm 2015) lag aber eindeutig in schaften entstammenden theologischen Ethiker, der Dä- der „Aneignung des Gegebenen“ (Heinig 2017). Diese monisierung der Institutionen zu wehren, und zwar ihrer Aneignung erfolgte dabei nicht einfach als unkritische Verneinung ebenso wie ihrer Absolutsetzung. Theolo- Übernahme und damit als theologische Legitimation des gie der Gesellschaft bedeutet dementsprechend eine an Bestehenden. Vielmehr dominiert eine spezifische Form sozial- und gesellschaftswissenschaftlichen Methoden der normativen Rekonstruktion, bei der die gesellschaft- geschärfte, christliche Kulturtheorie. Auf der anderen lichen Entwicklungen so auf Grundüberzeugungen des Seite radikalisierten Theologen wie Heinz-Eduard Tödt eigenen evangelischen Glaubens bezogen werden, dass es Troeltschs Einsichten. Hier wurde in Aufnahme von zu einer gegenseitigen Interpretation und Modifikation Bonhoeffers Rede von der „mündigen Welt“ und auch kommt: Im Dialog mit den gesellschaftlichen Verände- von Überlegungen Karl Mannheims zur Säkularität der rungsprozessen kommt es auch zu Umbildungen und Werte (Mannheim 1951: 159ff) argumentiert, die für die Umakzentuierungen des ethischen Koordinatensystems Gesellschaft leitenden Vorstellungen seien rein weltlicher im Protestantismus, und zugleich kann er selbst durchaus Natur und es könne hier nicht die Aufgabe der Theologie auch Impulse für die gesellschaftliche Weiterentwicklung

66 67 geben. Jedoch bewegen sich diese Impulse eher evolu- in seiner Doppelstämmigkeit zwischen dem landeskirchli- Anselm 1994). Angestoßen durch die zahlreichen Ände- Maßnahmen zur inneren Sicherheit im Kontext des tionär im Rahmen der gesellschaftlichen und politischen chen und dem bruderrätlichen Flügel in der Tat in den re- rungen, die aufgrund des neuen politischen und verfas- RAF-Terrors und vor allem aber dann die Debatte um Veränderungsprozesse, weniger revolutionär als Blaupau- ligionstypologischen Kategorien Ernst Troeltschs deuten: sungsrechtlichen Rahmens notwendig waren, kam schon den NATO-Doppelbeschluss von 1979. Gerade hier ist sen für grundsätzliche Neuerungen und Umstürze. Während der landeskirchliche Protestantismus als der auf früh der Gedanke auf, es nicht bei einzelnen Anpassungen die der gesellschaftlichen Polarisierung folgende Aufspal- Diese Diagnose mag auf den ersten Augenblick über- Kontinuität und Kompromiss setzende Teil agierte, fun- zu belassen, sondern einen Neuentwurf des StGB anzu- tung innerhalb des Protestantismus deutlich, gerade hier raschen, denn sie scheint zunächst gar nicht in das Ko- gierte der bruderrätliche, eher an der dialektischen Theo- streben und dabei nicht nur Einzelnormen, sondern auch zeigt sich auch, wie sehr die angesprochene Differenzie- ordinatensystem zu passen, das die politische Theologie logie sowie der politischen Theologie ausgerichtete Zweig die Strafrechtsdogmatik zu novellieren. Diese Diskussion rung in einen Sekten- und einen Kirchentypus, zwischen nach der Re-Etablierung der Eschatologie im Umfeld als „Sektentypus“, als propulsive Kraft. verläuft in dieser Grundsätzlichkeit, auch aufgrund nicht dem eher der bruderrätlichen Tradition zuneigenden Flü- der frühen Schriften Karl Barths und vor allem dann auszuräumender Differenzen zwischen der modernen gel und einem landeskirchlich orientierten Teil des Pro- von Jürgen Moltmanns „Theologie der Hoffnung“ auf- Dieser Entwicklung eignet dabei eine innere Dialektik, und der klassischen Schule des Strafrechts, schließlich im testantismus die eigene Stellungnahme steuerte. Es sind, gespannt hatte: Die grundsätzlich kritische Einstellung die sich sehr gut mit Ulrich Becks Konzept der „refle- Sande, sie fokussiert sich schließlich ganz auf die Revi- das lässt sich hier besonders deutlich sehen, weniger die der Dialektischen Theologie gegenüber der Legitimität xiven Modernisierung“ erklären lässt: Mit einer zuneh- sion des Sittlichkeitsstrafrechts. In dieser Debatte zeigt anlass- und problemspezifischen Faktoren und Fragestel- der vorhandenen Welt im Horizont Gottes wurde hier menden Freisetzung des Einzelnen nach dem Legitimi- sich sehr deutlich, wie gerade die jüngere Generation von lungen, die die divergierenden Positionen begründen, als als eine kritische Distanz gegenüber den bestehenden ge- tätsverlust überkommener Orientierungsmodelle wächst Theologen – und zunehmend auch Theologinnen – für vielmehr die oben angesprochenen Tiefenstrukturen. In sellschaftlichen Strukturen und der politischen Ordnung angesichts der Multioptionalität und des Zwanges, nicht eine Zurücknahme staatlicher Regulierung und damit diesem Zusammenhang kann es kaum überraschen, dass gedeutet.Was in den frühen Schriften Karl Barths und nur entscheiden zu können, sondern auch entscheiden gegen die Programmatik eines Sittlichkeitsstaates Partei diese Auseinandersetzung mit einer Debatte um das rech- auch in Dietrich Bonhoeffers Unterscheidung zwischen zu müssen, das Bedürfnis nach entlastenden Struktu- ergreifen, während diese Tendenz lange von der Mehrzahl te Staatsverständnis einherging. Hier kam es schließlich dem „Letzten“ und dem „Vorletzten“ die Relativierung ren (Beck 1996). Die Hinwendung zum Topos der Be- der kirchlichen Leitungsgremien kritisch gesehen wird. zur produktiven Aneignung der demokratischen Ord- alles Innerweltlichen im Horizont des Reiches Gottes wahrung der Schöpfung, zu reintegrierenden Konzepten Die Debatte um die sogenannte „Orangene Schrift“, ein nung des Bonner Grundgesetzes, nicht allerdings ohne bedeutete, wurde nun zur Forderung nach der Umge- eines umfassenden Lebensschutzes bzw. kommunitärer im Stil offizieller Denkschriften gehaltenes, allerdings nur dort das (christlich begründete) Widerstandsrecht beson- staltung der Welt nach dem Maßstab des Reiches Got- Praxisformen ist in diesem Zusammenhang zu sehen, vom damaligen Ratsvorsitzenden Hermann Dietzfelbin- ders herauszustellen (Heinig 2017). tes. In der konkreten Durchführung dieses Programms auch das Plädoyer für einen Ausbau des Sozialstaats und ger und dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonfe- ergab sich aber fast zwangsläufig eine Distanzierung von sozialer Anspruchsrechte. renz, Kardinal Döpfner, verantwortetes Dokument, das den ursprünglichen grundstürzenden Absichten: Die sehr kritisch mit den Reformbestrebungen ins Gericht Akzentverschiebungen und neue Unabgeglichenheiten Einbindung in Entscheidungsstrukturen, die Auseinan- Vor diesem Hintergrund kann es nun nicht verwun- ging (Dietzfelbinger/Döpfner 1970), ist ein deutliches dersetzung vor allem auch mit Sachfragen schliffen zu dern, dass die Brennpunkte der sozialethischen Debatte Beispiel für diese Struktur. seit der Debatte um die Bio- und Umweltethik pointierte Positionen schon früh ab. Gerade der synodal im Protestantismus sich an den großen gesellschaftlichen verfasste Protestantismus ist dafür ein gutes Lehrstück, Kontroversen orientieren. In einem umfassenden Sinn Was sich hier bereits abzeichnete, prägte auch die nahe- In der aufkommenden Debatte um die Umwelt- und aber auch die kirchlichen Verwaltungen, die in der Folge erweist sich der Protestantismus als Teil der Gesellschaft; zu zeitgleich laufenden Debatten um die Reform des die Bioethik seit den 1970er-Jahren lassen sich sodann der wirtschaftlichen Prosperität der Bundesrepublik einen seine inneren Differenzierungen spiegeln die unter- Ehescheidungsrechts sowie § 218 (Mantei 2004). Cha- interessante Akzentverschiebungen identifizieren, die enormen Ressourcenzuwachs verzeichneten, wirken sich schiedlichen Positionierungen in der Gesellschaft wider. rakteristisch ist auch hier, dass sich der Protestantismus die Konstellationen in diesem Bereich bis in die Gegen- hier dämpfend aus. Vielleicht ist es kein Zufall, dass daher Eigene Akzentsetzungen sind in diesem Zusammenhang schließlich mehrheitlich auf die Seite der Reformbefür- wart hinein prägen: Waren bislang, selbst im Blick auf die die revolutionäre Rhetorik sich stärker auf Latein- und selten – allerdings ist dies auch nicht zu erwarten, gerade worterinnen und -befürworter stellt und einen moderat friedliche Nutzung der Atomenergie, die progressiven Mittelamerika konzentrierte, aus der Ferne mochte der weil der Protestantismus sich als ein Teil der Gesellschaft emanzipatorischen Zug unterstützt. Die seit 1967 rapide Kräfte in Protestantismus und Gesellschaft tendenziell Umsturz immer leichter erscheinen. versteht und darstellt. In der theologischen und vor allem ansteigenden Zahlen der Kirchenaustritte, insbesondere technikaffin, so ändert sich dies im Zusammenhang der der theologisch-ethischen Reflexion verschwindet dieser bei den Angehörigen der jüngeren Generation, zeigen erstmalig durch das „Waldsterben“ breitere Aufmerksam- Allerdings darf auch nicht übersehen werden, dass diese Zusammenhang mitunter hinter der überschärften kon- allerdings, dass diese Positionierung spät und möglicher- keit erfahrenden Debatte um Umwelt- und Naturschutz. aus der Dialektischen Theologie gespeiste Programmatik zeptionellen Polarisierung, die eben rekonstruiert worden weise auch zu wenig deutlich eintritt: In dieser gesell- Die Überzeugung, dass Technisierung keine gerechtere gerade im Abschleifen in Gremien und Verwaltungen dort ist. Sie bestimmt zwar die Urteilsbildung innerhalb des schaftlichen Kontroverse gelingt es dem Protestantismus Welt hervorbringe, sondern sie durch die Ausbeutung durchaus auch Spuren und Impulse hinterlassen hat. Der Protestantismus, aber genau besehen sind diese Urteils- nicht, ein tendenziell rückwärtsgewandtes Image in der der Natur in ihrer Substanz gefährde, führt nun zu einer Protestantismus in der Bundesrepublik kann daher gerade bildungen eben auch untrennbar verbunden mit gesell- Wahrnehmung vieler abzulegen. deutlichen Distanzierung gegenüber der Technik. Das in den 1960er-Jahren das Image einer konservativen, rück- schaftlichen Entwicklungen. Paradigma der Technikkritik, zunächst eher im konserva- wärtsgewandten gesellschaftlichen Kraft mit Erfolg able- Ein ähnliches Muster zeigen die Auseinandersetzungen tiven Milieu verbreitet, wechselt nun die Seiten und wird gen und bewegt sich immer stärker auf die fortschrittsaffi- Diese Struktur wird zum ersten Mal deutlich in der brei- um die sog. Grundwerte, die im Anschluss an die Novel- auch von den bis dahin fortschrittfreundlichen Vertrete- nen Teile von Politik und Gesellschaft zu. Etwas pointiert ten und intensiv geführten Debatte um eine General- lierung des Sittlichkeitsstrafrechts Mitte der 1970er-Jah- rinnen und Vertretern rezipiert. Bezeichnend dafür ist formuliert lässt sich so die Geschichte des Protestantismus revision des Strafgesetzbuches (StGB). (vgl. ausführlich re geführt wird (Gorschenek 1977), die Diskussion um die Rezeption Heideggers bei manchen der dialektischen

68 69 Theologie verbundenen Denkern (Trowitzsch 2002, vgl. der Menschenrechtsgarantie aufgebaut ist, die im Grenz- Literatur auch Richter/Schwarke 2014). Einen ähnlichen Seiten- fall die humanitäre Intervention mit einschließt. wechsel erlebt auch der Schöpfungstopos; lange Zeit dis- kreditiert aufgrund seiner Affinität zu denjenigen ord- Albrecht, Christian / Anselm, Reiner (Hg.) (2015): Teil- Tödt, Heinz-Eduard (1961): Theologie der Gesellschaft nungstheologischen Modellen im Protestantismus, die Gegenwärtige Herausforderungen nehmende Zeitgenossenschaft. Studien zum Protestan- oder theologische Sozialethik? Ein kritischer Bericht sich positiv für den Nationalsozialismus ausgesprochen tismus in den ethischen Debatten der Bundesrepublik über Wendlands Versuch einer evangelischen Theologie hatten. Im Rahmen des Konziliaren Prozesses für Frie- Entlang der hier skizzierten Konfliktlinien laufen auch die Deutschland 1949–1989, Tübingen. der Gesellschaft, in: ZEE 5 211-241. den, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung wird gegenwärtigen Kontroversen: Wie sollen die Menschen- dieser zum theologischen Interpretament für eine tech- rechte konzipiert werden? Wie ist ihr Verhältnis zum Nati- Anselm, Reiner (1994): Jüngstes Gericht und irdische Troeltsch, Ernst (1912): Die Soziallehren der christlichen nikkritische, weniger auf der Emanzipation denn auf der onalstaat? Wie weit gehen individuelle Freiheits -, wie weit Gerechtigkeit. Protestantische Ethik und die deutsche Kirchen und Gruppen (= GS 1), Tübingen. Einbettung des Einzelnen in natürliche und gesellschaft- aber auch individuelle Anspruchsrechte? Diese Fragen, die Strafrechtsreform, Stuttgart. liche Zusammenhänge gegründete Position im Protes- sich in ganz unterschiedlichen Politikfeldern und damit Trowitzsch, Michael (2002): Art. Technik II: Ethisch und tantismus. Dem entspricht es, dass der Lebensbegriff, der auch in unterschiedlichen Kontexten der sozialethischen Anselm, Reiner / Köchy, Kristian / Schaede, Stephan Praktisch-theologisch, in: TRE Bd. 33, 9-22, Berlin. etwa zeitgleich eine zentrale Stellung in der sozialethi- Reflexion stellen, sind keineswegs auf den Protestantismus (Hg.) (2016): Das Leben. Historisch-systematische Stu- schen Urteilsbildung einnimmt, nunmehr vorrangig im beschränkt, sie prägen auch aktuelle gesellschaftliche Kon- dien zur Geschichte eines Begriffs. Band 3, Tübingen. Sinne des überindividuellen Lebens gedeutet wird. Ge- troversen. Besonders prägnant und folgenreich sind diese rade in der Ablehnung der Gentechnik zeigt sich das sehr Debatten jüngst in der Kontroverse um die Flüchtlings- Beck, Ulrich (1996): Das Zeitalter der Nebenfolgen und deutlich und wirkt sich bis in die unmittelbare Gegenwart politik zum Ausdruck gekommen. Denn im Kern geht es die Politisierung der Moderne, in: Ders., Anthony Gid- aus. Doch auch die kritische Rezeption der Hirntodde- hier um die Frage, wie individuelle Schutzrechte und staat- dens und Scott Lash (Hg.): Reflexive Modernisierung. batte und die distanzierte Haltung zu allen Formen des liches Selbstbestimmungsrecht zueinander ins Verhältnis Eine Kontroverse, Frankfurt a.M. 1996, 19-112. assistierten Suizids sind hier einzuordnen (vgl. Anselm/ gesetzt werden können. Der tendenziell eher linksprotes- Köchy/Schaede 2016). tantische Flügel des Protestantismus plädiert in dieser Fra- Dietzfelbinger, Hermann, Döpfner, Julius Kardinal ge dafür, den individuellen, vorstaatlichen Schutzrechten (Hgg.) (1970): Das Gesetz des Staates und die sittliche Diese Akzentverschiebung steht auch im Hintergrund den Vorrang zu gewähren, während der institutionenbe- Ordnung. Zur öffentliche Diskussion über die Reform zweier unterschiedlicher Interpretationsweisen des Men- zogene Zweig dem Gemeinwesen größere Mitsprache- des Eherechts und des Strafrechts, Gütersloh. schenrechtsgedankens, die zunehmend die Fragen der rechte einräumen möchte. Wie spannungsreich diese Fra- politischen Ethik dominieren. Hier stehen sich, bei aller gen sind, zeigt dabei der Vergleich mit der Positionierung Gorschenek, Günter (Hg.) (1997): Grundwerte in Staat notwendigen Vereinfachung, eine Position gegenüber, zur Globalisierung, bei der beide Seiten genau entgegen- und Gesellschaft, München. die die Menschenrechte vorrangig als Freiheitsrechte und gesetzt argumentieren: Hier plädiert die eine Seite für ein damit als Abwehrrechte gegenüber dem Staat herausstellt, größeres Mitspracherecht der Nationalstaaten, während Heinig, Michael (Hg.) (2017): Aneignung des Gege- und eine Deuteform, die die Menschenrechte eher als dort für eine Modellierung internationalen Handelns nach benen. Zur Entstehung und Wirkung der Demokra- Anspruchsrechte des Einzelnen gegenüber dem Staat und dem Vorbild individueller Freiheiten argumentiert wird. tie-Denkschrift der EKD, Tübingen. auch der staatlichen Gemeinschaft versteht. Diese Kon- troverse prägt nicht nur die Auseinandersetzungen um Für die Zukunft wird vieles davon abhängen, ob es dem Mannheim, Karl (1951): Diagnose unserer Zeit. Gedan- den richtigen Weg des Sozialstaats und die Herstellung Protestantismus auch weiterhin gelingt, die differenten ken eines Soziologen, Zürich. sozialer Gerechtigkeit – und ist ganz deutlich nicht nur Positionen innerhalb der eigenen Diskussion so aufeinan- in der Wirtschaftsdenkschrift von 1991, sondern auch in der zu beziehen, dass ein gegenseitiger Respekt und auch Mantei, Simone (2004): Nein und Ja zur Abtreibung. den nachfolgenden, teils ökumenischen Stellungnahmen ein gegenseitiges Lernen möglich sind. Welchen Beitrag Die evangelische Kirche in der Reformdebatte um zu gesellschaftlicher und auch internationaler Gerech- der Protestantismus zur politischen Kultur zu leisten in der § 218 StGB (1970 – 1976), Göttingen. tigkeit zu erkennen. Sie prägt auch die Diskussion um Lage ist, wie sehr es ihm auch auf Dauer gelingen kann, die Ausgestaltung und vor allem die Grenzen des Asyl- durch die Integration unterschiedlicher Positionen unter Richter, Anne-Maren / Schwarke, Christian (Hg.) rechts, die spätestens seit den 1990er-Jahren und der ers- dem Dach der gemeinsamen Kirchlichkeit auf den gesell- (2014): Technik und Lebenswirklichkeit. Philosophische ten großen Flüchtlingswelle Gegenstand einer intensiven schaftlichen Zusammenhang und die demokratische Kul- und theologische Deutungen im Zeitalter der Moderne, Debatte werden. Im Hintergrund steht dabei die Neu- tur positiv einzuwirken, diese Frage wird angesichts weiter Stuttgart. vermessung der Friedensethik, die nach dem Ende der schwindender Mitgliederzahlen zukünftig im Fokus der Ost-West-Konfrontation maßgeblich auf dem Gedanken Debatten liegen.

70 71 Ein halbes Jahrhundert institutionalisierte Empirie: Methoden ohne umfassende Kenntnis des Lebensgefühls der Jugendlichen entwickelt wurden, dass Lehrkräfte Staunen und Fragen theoretisches „Wissen“ haben über das, was Jugendliche brauchen, aber wenig vertiefte Einsicht in deren Inter- Ein Beitrag an diesem Ort beginnt von allein mit einem essen und Denkstrukturen, trieb die Forschung an. Die Staunen: über ein halbes Jahrhundert Empirie im heu- unglaubliche Produktivität der empirischen Forschung tigen Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD, dicht in den Folgejahren, die um die Jahrtausendwende ein an kirchlicher Arbeit, mit kundigen Fachkräften besetzt, erhebliches Volumen bekam, bezeugt unter anderem nah an aktuellen Methodendiskussionen und in die je- die Nutzerwartung von Generationen kirchlich Verant- weiligen scientific communities eingebunden, mit der wortlicher. Ganz nah am richtigen Leben! nötigen Freiheit, heikle Fragen zu stellen und Ergebnisse ins Gespräch zu bringen. Bemerkenswert ist der Mut, als Zugleich erscheint gerade in kirchlichen Berufsfeldern Teil der Organisation (oder auch: der Institution) Evan- dieses Erstarken der Empirie absurd. Die Religionspäda- Empirische Forschung als gelische Kirche empirische Forschung zu betreiben. Da- gogin, der Diakon, die Pfarrerin oder der Kantor: Sie alle mit setzt sich die Forschung der Kirche unvermeidlichen haben vielfältigen und oft intensiven Kontakt zu Men- Beitrag zu Theologie und Rückfragen aus, inwieweit wissenschaftliche Arbeit hier schen und keinen Mangel an Begegnung mit der „Wirk- unabhängig Ergebnisse generieren kann. Sie setzt sich lichkeit“. Was ist es, das Empirie leisten kann?1 Die erste kirchlicher Praxis ebenso der inneren Kritik aus, die das empirische For- Antwort ist ganz einfach: Den Unterschied macht der schen als solches trifft: Was nützt nun so ein forschen- strukturierte Prozess, den empirische Forschung bietet, der Zugang, so ein methodisch strukturierter Griff nach angefangen bei einer klaren Definition dessen, was ge- dem „richtigen Leben“, nach Einblicken in eine soziale nau der Gegenstand der Untersuchung sein soll, welche Claudia Schulz Wirklichkeit? Daten auf welchem Weg mit welchen Implikationen zu erheben sind, nach welchen Prinzipien und mit wel- chen theoretischen Vorannahmen ausgewertet werden Empirie: zwischen plumper soll und in welche Art Theorie die Ergebnisse überführt werden sollen. Was aus Sicht sozialwissenschaftlicher Prof. Dr. Claudia Schulz Banalität und hoher Theorie 2003-2008 Wissenschaftliche Mitarbeit bei der Evangelischen Kirche in Deutschland, Forschung, deren Methoden „importiert“ werden, den bis 2006 an der Vierten EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft, anschließend bis etablierten Weg der Methodologie beschreibt, bietet für 2008 im Sozialwissenschaftlichen Institut (SI) der EKD, seit 2008 Professorin für Die Kirche muss ganz nah am Leben der Menschen sein, die kirchliche Praxisreflexion bereits eine erste Hilfe- Diakoniewissenschaft und Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg (Foto: EH / Fuchs) denn ihr geht es darum, dass die Gute Nachricht auch stellung: die Unterscheidung des intuitiv Erfassten und verstanden werden kann. Dabei steht allerdings die Gute mit alltagstheoretischen Zugängen Interpretierten vom Nachricht selbst mit dem, was sie bedeuten kann, im strukturiert Wahrgenommenen und in begründete Be- Mittelpunkt. Erfolgreiche Kommunikation und gelun- wertungen Überführten. genes Verstehen menschlicher Lebens- und Glaubenswelt sind Wege zum Ziel – und dabei ist die Gute Nachricht Ein Beispiel: Drei Pfarrer einer deutschen Großstadt nur als Ergebnis menschlicher Erfahrung und ihrer Kom- möchten ihre Arbeit nach vielen Jahren Gemeinde- munikation denkbar. Dieses spannungsreiche Wechsel- arbeit noch einmal strukturiert betrachten, unterstützt verhältnis ist der Befassung mit Empirie in der Kirche von Daten und geordneter Fremdwahrnehmung – ein- immer schon eigen gewesen. Wer sich mit ihr befasst, be- mündend in einen gemeinsamen Bewertungsprozess findet sich gefühlt im Zentrum der Geschehnisse – und (Sänger-Diestelmeier/Schulz 2008). Sie besuchen sich bietet doch nur Unterstützung und Perspektiven für eine gegenseitig, und dies wird als forschendes Unterfan- Arbeit, die an anderen Orten geleistet werden muss. gen formatiert und begleitet. Es werden Daten über die Stadtteile und Gemeinden gesammelt und aufbereitet, Der Anfang dessen, was heute als „empirical turn“ be- schrieben wird, lag beispielhaft in der Religionspädagogik 1 Für einen umfassenden Überblick über historische, methodologische und theoretische Fragen: in den 1960er Jahren (Wegenast 1968): Die Einsicht, dass Schulz 2013.

72 73 von der Sozialstruktur bis hin zu Quartiersmerkmalen. Der Ausgangspunkt ist immer die eigene Frage – also die Interpretationen und theoretischen Folgerungen, die für Arbeit und Soziales liegt, sind die Auseinanderset- Die Ergebnisse werden systematisch auf Beobachtungen in der Anlage bereits abhängig von dem, was kirchlich die Beteiligten zu entwickeln in der Lage sind. So füh- zungen um eine redliche Interpretation der Daten zwi- der Kollegen bezogen und gemeinsam ausgewertet. Weil Verantwortliche als Frage formulieren können. Belieb- ren Datenbestände durchaus zu gegenläufigen Bewer- schen „Armut“ und bloßem „Armutsrisiko“ bekannt. alle drei kontinuierlich kommunizieren und viele Kon- te Fragen, etwa „Wie erreichen wir neue Zielgruppen“, tungen, wie die Diskussion über die Kirche als „Fremde Verdächtigungen rund um die Streichung allzu unan- taktflächen im Stadtteil haben, überraschen sie die Er- sind bereits formatiert im kirchlichen Duktus des „Er- Heimat“(Engelhardt u.a. 1997) oder „Horizont und Le- genehmer Passagen mit Begriffen wie „Verschleierung“ gebnisse: einzelne Bereiche ihres Stadtteils, bestimmte reichens“, der konzeptionellen Vorannahme, dass (zu- bensrahmen“ (Kirchenamt der EKD 2003) zeigt: Positi- und „Begriffskosmetik“ gehören zur Debatte um den Aspekte der wirtschaftlichen, räumlichen oder sozialen meist hauptamtlich tätige und dafür eigens ausgebildete) ve Deutungen auf der einen Seite, in denen Kirche zwar Bericht bereits selbstverständlich dazu. Forschung im Situation hatten sie bislang übersehen. Am Ende des Pro- Verantwortliche in der Organisation Kirche andere er- stark in Veränderung begriffen ist, darin aber im Wesent- Bereich der Kirche kann gar nicht anders, als die eige- zesses können sie nach eigener Bewertung ihr Anliegen reichen müssten, einbinden, versorgen oder zumindest lichen stabil ist und bestimmte Kernfunktionen offenbar nen normativen Setzungen dessen, was „Glaube“ sei und spezifischer beschreiben und ihren Auftrag präziser for- interessieren. Ebenso wäre ein Gemeindeverständnis im mühelos erfüllt (Schloz 2006), treffen auf mindestens welche Kategorien in Bezug auf religiöse Praxis zu be- mulieren. Vor allem beschäftigen sie am Ende die großen Sinn einer Gruppe oder eines Netzwerks denkbar, in verhaltene oder widersprechende Deutungen, die die rücksichtigen seien, auch der empirischen Arbeit und ih- Fragen: Welche Bedeutung hat Kirche in der Stadt – Ge- dem viele Aktive für die Kommunikation des Evange- langfristigen Folgen einer allzu seltenen Beteiligung und rer Auswertung zugrunde zu legen. Damit hat sie einer- meinde im Stadtteil? Welche Funktion hat das pastorale liums sorgen. Aus diesem Verständnis würden ganz an- damit einer allzu losen Bindung der Kirchenmitglieder seits das Problem der Vorannahmen zu bewältigen, das Amt im Kontext der Beauftragungen im kirchlichen, so- dere Fragen entwickelt, etwa nach Alltagsorganisation an ihre Kirche problematisieren und die implizite Miss- alle Forschenden bewältigen müssen. Es überlagern sich zialen und kommunalen Feld? Und wie lassen sich zen- und sozialräumlichen Möglichkeiten vor Ort. Nicht das achtung der Ortsgemeinde als Plattform religiöser Kom- aber außerdem eigene Normativität und Forschungs- trale kirchentheoretische Entscheidungen mit konkreten „Erreichen“ wäre das Ziel, sondern beispielsweise ein munikation und organisationaler Bindung kritisieren gegenstand und muten der Kirche neue Fragen zu: Was Anliegen abgleichen und in Handeln überführen? Verständnis der Netzwerklogiken oder der religiösen Be- (Wegner 2012). tun, wenn Kirchenmitglieder andere Aspekte des Lebens dürfnisse der Menschen. der Religion, dem Glauben und der Kirche zuordnen, als So bietet empirische Forschung zwar die einzigartige dies in kirchlichen Konzeptionen erwartet ist? Was tun, Empirie: Expedition ins Reich des Unbekannten – Forschung im Feld der Kirchenmitgliedschaft hat als Chance, nützliches Wissen und wertvolle Impulse zu wenn die für den Gottesdienst Verantwortlichen nied- Schwergewicht kirchensoziologischer Forschung nicht generieren, sie bringt aber zugleich erhebliche Anforde- rige Zahlen von Teilnehmenden problematisieren, die oder allzu Bekannten nur umfassende Daten und zahlreiche Erkenntnisse ge- rungen mit sich an alle, die Mittel investieren, Aufträge Teilnehmenden aber ganz andere Aspekte problematisie- neriert, sondern auch die konzeptionellen Entwürfe vergeben, Forschung betreiben und mit den Ergebnissen ren – oder auch ganz zufrieden sind mit dem Erlebten? Empirie ermuntert in diesem Fall zu einer neuen Of- und ebenso die theoretischen Fragen der Kirchenent- weiterarbeiten: Das Bewusstsein, zugleich Neues und Was tun, wenn Hauptamtliche heimlich nur die Aktiven fenheit gegenüber dem altvertrauten Gegenstand. Diese wicklung geschärft: Was ist es, das erforscht werden soll? Vorstrukturiertes zu verarbeiten und in den Fragen die und Beteiligten für „die Gemeinde“ halten, während Chance, sich als professionelle kirchliche Fachkraft in- Unter der Prämisse, dass nur beobachtbar ist, was zuvor eigenen Annahmen zu transportieren, begleitet im bes- etliche Kirchensteuer zahlende Mitglieder dies für eine mitten fragmentierter Wahrnehmungsfelder und Öffent- beschrieben ist – und darin implizit bereits vertraut – ten Fall die Arbeit auf Schritt und Tritt. Wo zentrale hohe Beteiligung halten? lichkeiten („Blasen“) zu verstehen und das eigene Nicht- sind normative Setzungen und strategische Ausrich- Gegenstände der Religionsforschung, etwa Religiosität wissen zu erkennen, unterstützt offensichtlich die Arbeit, tungen in ihrer Wirksamkeit im Feld der empirischen und Glauben, offenbar nur unter erheblichen Vorannah- Mit seiner Studie „Kundschaft im Gottesdienst“ hat Fol- allein durch den Schwung, den die Beteiligten aus diesem Forschung plastisch zutage getreten. Ein beispielhafter men beforscht werden können, lebt die empirische For- kert Fendler den Spieß umgedreht, indem er untersucht Projekt gewinnen. Empirie wirkt hier allein durch Ver- Lerneffekt war der Blick auf eine biografisch erwiesene schung mit dieser Einschränkung: Sie verzichtet entwe- hat, inwiefern sich die Menschen, die an einem Got- anschaulichung und Verdeutlichung, durch Zugänge und Kasual-Frömmigkeit und eine mittlere Kirchenbindung, der auf die Nutzung großer Datenbestände, wie sie etwa tesdienst teilnehmen, als „Kundschaft“ verstehen und Beobachtungsinstrumente, als Verlockung, die „Wirk- die sich über das Leben hinweg als ausgesprochen stabil bei GESIS („Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infra- Ansprüche an Serviceleistungen stellen (Fendler 2019). lichkeit“ für zumindest teilweise unbekannt zu halten. erweist, wie die Interviews der dritten EKD-Erhebung struktureinrichtungen“) oder mit der EKD-Erhebung Ausgehend vom Jahrzehnte alten Anliegen, die Mei- Empirie hilft außerdem dazu, das Wahrgenommene zu über Kirchenmitgliedschaft gezeigt haben. Der Effekt über Kirchenmitgliedschaft (KMU) verfügbar sind, oder nung der Menschen zu erkunden, um sich ggf. auf deren strukturieren und dadurch erst einer theoretischen Be- war ein gesteigerter Respekt kirchlicher Fachkräfte vor sie lebt mit der Diffusität oder Komplexität der Ergeb- Ansprüche einstellen zu können, hat sich die kirchliche wertung zugänglich zu machen: Wie genau stellt sich ein einer Kirchlichkeit, die sich eben nicht in regelmäßigem nisse, wie Projekte der qualitativen Religionsforschung empirische Forschung über die Befassung mit der Frage, Arbeitsfeld dar? Wie verhalten sich Ziele und Möglich- Kirchgang oder der Beteiligung am kirchlichen Leben sie bieten. inwieweit dann sinnvollerweise auch von „Kundschaft“ keiten zueinander – und welche Schlüsse lassen sich aus erweist, sondern sich in Krisen, Übergängen oder bei im Gottesdienst gesprochen werden sollte und von der diesem Abgleich ziehen? guten Gelegenheiten ausdrückt. Zudem: Wo Kirche sich selbst beforscht, ist das Unter- Kirche als „Dienstleisterin“ (angesichts der theoretischen fangen in zweifacher Weise heikel. Die eigene Bindung Frage, ob eine solche Sicht theologisch überhaupt an- Das ist es, „was Empirie nützt“: Das inszenierte Nicht- Allerdings wird hier eine weitere Wahrheit im Umgang an den Gegenstand der Forschung eröffnet ein komple- gemessen sein könne), erfolgreich im Kreis gedreht und wissen, in eine Forschungsfrage gegossen und als Suchbe- mit empirischer Forschung erkennbar: Es gibt nicht nur xes Verständnis, beschränkt aber unter Umständen die selbst ihre konzeptionellen Ideen wiederum einer empi- wegung strukturiert, eröffnet neue Reflexionsprozesse. lediglich die Daten, die die Forschenden (oder Aufträ- Möglichkeiten der Wahrnehmung und Interpretation. rischen Überprüfung unterzogen. Allerdings kann keine Suchbewegung über das hinaus, ge Gebenden) mit ihrem bisherigen Wissen über den Aus der Armuts- und Reichtumsberichterstattung, wo was als erkenntnistheoretischer Horizont gegeben ist: Gegenstand zu generieren vermögen, es gibt auch nur die Federführung beim deutschen Bundesministerium

74 75 Theorie: der sichere Hafen der Empirie ist eine angemessene Beteiligung der Mitglieder? Was ist oder finanzielle Entwicklungen wollen diskutiert wer- Sommer, Regina, 2019: Stärkung religionshermeneutischer die Bedeutung eines Gottesdienstes? den. Erkenntnisse empirischer Forschung sind selbst- Kompetenz. Die Bedeutung empirischer Forschung in Vi- In der Arbeit mit Daten der empirischen Forschung ent- verständlich in die Methodik eingeflossen, etwa für kariat und pastoraler Fortbildung, in:PrTh54/2019, 30-34. steht – quasi ganz von selbst – eine implizite Theorie- Die Grundfrage kommt auf eben diesem Dreischritt in Seelsorge, Gottesdienstgestaltung und Predigt. Das bio- bildung der Beteiligten. Erkenntnisse werden mit der ihrer vollen Bedeutung zum Tragen: Inwieweit können grafische Hinschauen im Umfeld von Kasualien gehört Sänger-Diestelmeier, Rolf / Schulz,Claudia, 2008: Kolle- eigenen Sicht der Dinge abgeglichen und interpretiert, Ergebnisse empirischer Forschung für die Kirche hand- zum Handwerkszeug kirchlicher Fachkräfte. Zuletzt hat giale Intervision im Pfarramt. Ein Projekt zur Reflexion häufig schon in fachliche Entscheidungen überführt: Ein lungsleitend sein? Diese Frage ist einzig im Abgleich Regina Sommer explizit die Empirie als Teil des Pfarr- von Scheitern und Erfolg – zugleich ein Beitrag zur Quali- schwach besuchter Gottesdienst braucht Veränderung. von Ergebnissen empirischer Forschung mit normativen berufs entwickelt. So verstanden ist pastorale Arbeit auch tätsentwicklung, in: PTh 97, 276-288. Ein viel gelesener Gemeindebrief soll weitergeführt wer- Strukturen und theologischer Theorie zu beantworten, forschende Arbeit, für die es bereits im Zuge der Aus- den. Eine geringe durchschnittliche Austrittsneigung der oder besser: in der Debatte, die hieraus entsteht. Wenn bildung den rechten Blick und das methodische Know- Schloz, Rüdiger, 2006: Kontinuität und Krise – stabile Kirchenmitglieder erübrigt es, sich mit der Thematik Gottesdienstbesuchende, die die Musik, die Gestaltung how zu erwerben gilt (Sommer 2019). Strukturen und gravierende Einschnitte nach 30 Jahren, in: zu befassen. Wo eine solche Interpretation bewusst ge- der Predigt bemängeln oder loben, wenn Kirchenmit- Huber, Wolfgang / Friedrich, Johannes / Steinacker, Peter schieht, ist die Aussicht auf eine redlich umgesetzte em- glieder einzelne Handlungsfelder der Kirche für bedeut- Dann ist nicht mehr die Frage, wie umfassend empiri- (Hg.): Kirche in der Vielfalt der Lebensbezüge. Die vierte pirische Forschung schon größer. Aber auch hier bleibt sam oder weniger bedeutsam halten: Inwieweit ist das sche Forschung Teil theologischer Reflexion und Basis EKD-Erhebung über Mitgliedschaft, Gütersloh, 51-88. die Gefahr, die Daten ohne Bezug auf Theorie und ohne eine Grundlage für Zukünftiges, für Veränderung oder kirchlichen Handelns ist. Vielmehr geht es um die Orte den Anspruch, einen Beitrag zur Theorieentwicklung Korrektur? Und damit ist die Empirie immer aufge- für eine systematische Auswertung von Daten und um Schulz, Claudia, 2013: Empirische Forschung als Prakti- zu leisten, zu interpretieren und in Entscheidungen zu hoben in einer Debatte, die weit über Daten und For- Strukturen, in denen Theologie und Kirche sich selbst sche Theologie. Theoretische Grundlagen und sachge- überführen. Dann ist die reflexive Betrachtung des Ge- schungsmethodik hinausreicht – und sie kann der Theo- vor impliziten Bewertungen bewahren können, indem rechte Anwendung, Göttingen. genstands zwar „ganz nah am richtigen Leben“ erfolgt, logie (oder kirchlich Verantwortlichen) nie ersparen, die sie empirische Erkenntnisse mit ihren Grundlagen, bis- aber ohne Rückgriff auf theologische Reflexion, kirch- wesentlichen Entscheidungen selbst zu treffen und dafür herigen Einsichten und strategischem Willen abgleichen. Schulz, Claudia, 2018: Empirische Forschung in der liche Normsetzung oder andere Grundlagen kirchlichen ausreichend theologische Reflexion zu entwickeln. In jedem Fall gehört Mut dazu, die eigene Situation zu Diakoniewissenschaft. Einblicke in Chancen, Sinn und Handelns. Dann haben die Daten die „Wirklichkeit“ erforschen und Debatten zu gestalten. Der Gewinn ist Unsinn, in: Mutschler, Bernhard / Hörnig, Thomas: lediglich „verdoppelt“, ein theoretischer Zugewinn ist theoretische / normative eine empirisch fundierte Diskussion, die schließlich auch Diakoniewissenschaft zwischen Dienst, Dialog und Di- nicht erreicht (Daiber 1996: 140). Grundlagen die Theorie voranbringt. versität, Leipzig, 165-181.

Hier kann einerseits die Erkenntnis leitend sein, dass Wegenast, Klaus, 1968: Die empirische Wendung in der die Theologie selbst die empirische Forschung verant- Religionspädagogik, in: EvErz 20/1968, 111-125. wortlich betreibt, auch wenn die Methoden aus ande- Literaturverzeichnis ren Disziplinen importiert sind. Andererseits kann sich Wegner, Gerhard, 2012: 50 Jahre dasselbe gesagt? Die empirische Forschung am Dreischritt (und anschließend Daiber, Karl-Fritz, 1996: Pastoralsoziologie, in: Kress, Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen der EKD im an der Zirkularität) von der Datengewinnung über den Hartmut / Daiber, Karl-Fritz: Theologische Ethik – Pasto- religiös-kirchlichen Feld, in: ders. (Hg.): Gott oder die theoretischen bzw. normativen Abgleich bis hin zu stra- ralsoziologie, Stuttgart u.a., 119-238. Gesellschaft? Das Spannungsfeld von Theologie und So- tegischen bzw. fachlichen Schlüssen (und bei Bedarf ziologie, Würzburg, 295-341. zurück zu den Daten) orientieren. Auf der einen Seite empirische Daten über strategische / fachliche Engelhardt, Klaus / Loewenich, Hermann von / Stein- stehen gesammelte oder erhobene Daten, die Aspekte die „Wirklichkeit“ Entscheidungen acker, Peter (Hg.), 1997: Fremde Heimat Kirche. Die drit- einer „Wirklichkeit“ erschließen helfen sollen. Den Ziel- te EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft, Gütersloh. punkt der meisten empirischen Unternehmungen bilden daraus entwickelte strategische, fachliche Entscheidun- Abbildung 1: Dreischritt der empirischen Forschung(Schulz 2018: 177) Fendler, Folkert, 2019: Kundenhabitus und Gottesdienst. gen: Wie sind die aus Daten gewonnenen Erkenntnis- Zur Logik protestantischen Kirchgangs, Göttingen. se zu bewerten? Worauf kommt es an? Was ist zu tun? Dazwischen – und damit häufig jenseits konkreter Ge- Mehr Empirie! Ein Ausblick Kirchenamt der EKD (Hg.), 2003: Kirche – Horizont gebenheiten und Anliegen – liegt die Theorie, also die und Lebensrahmen. Weltsichten, Kirchenbindung, Le- Rechenschaft über die normative Rahmung, über Be- Die Frage, ob es Empirie braucht, stellt sich im Raum bensstile. Vierte EKD-Erhebung über Kirchenmitglied- zugsgrößen und grundlegende Entscheidungen zum er- kirchlicher Praxis und kirchentheoretischer oder theo- schaft, Hannover. forschten Gegenstand: Woran soll sich eine Gemeinde logischer Diskussion nicht. Daten purzeln von allein ins orientieren und was ist das Ziel ihres Engagements? Was Wahrnehmungsfeld. Mitgliederzahlen, Teilnahmezahlen

76 77 Empirische Forschung ist in den letzten Jahrzehnten Die „große Zeit“ der empirischen Sozialforschung zwi- zu einer sozialen Praxis der Kirche geworden. Es gibt schen 1965 und 1980 (Weischer 2004) meldet sich hier etablierte und übliche Verfahren von Auftragsvergabe, zu Wort. Sie erklärt sich aus vielen Faktoren wie u.a. Datenerhebung und -auswertung und deren Rezeption. dem als krisenhaft empfundenen sozialen Umbau der Diese Verfahren selbst sind Routinen und greifen ein in bundesrepublikanischen Gesellschaft. In diese Situati- Routinen – oder auch nicht. Was ist zu beobachten? Als on hinein versprach die, vor allem von amerikanischen ehemalige Mitarbeiterin des Sozialwissenschaftlichen In- Erkenntnismustern geleitete, westdeutsche Soziologie stituts und als Pastorin in einer Leitungsfunktion schil- eine auf Wissenschaft und Technik gestützte und ratio- dere ich einige meiner Beobachtungen. Das werde ich nalisierte gesellschaftliche Erneuerung (Weischer 2004: thesenfreudig und möglicherweise provozierend versu- 247). Angewandte Sozialforschung mit ihren unmittel- „Zu Risiken und chen, allerdings erst zum Schluss. Zuvor werde ich ver- bar auf soziale oder politische Lösungen hin angelegten deutlichen, mit welcher Brille ich beobachte. Untersuchungsvorhaben, beginnt sich in dieser Zeit Nebenwirkungen ...“ gesellschaftlich in unterschiedlichen Beratungs- und Forschungsformaten breit zu etablieren. Sie hat die Aufbrüche und Fortschritt Verheißung von Aufklärung, Partizipation und Demo- Empirische Forschung als kratisierung genau so im Gepäck wie das Versprechen Die Gründung des Sozialwissenschaftlichen Instituts, so von politischer und organisationaler Plan-, Steuer- und soziale Praxis der Kirche verrät die Jubiläumseinladung, geschah vor 50 Jahren mit Kontrollierbarkeit. dem Ziel, „durch sozialethische und sozialwissenschaft- In beiden Zitaten ist die Eigensinnigkeit, das heißt die liche Studienarbeit der Verkündigung und dem Dienst spezifisch kirchliche Anverwandlung des Gesellschaft- der Kirche in einer sich wandelnden Gesellschaft die lichen, daran erkennbar, welche Rolle der Sozialwissen- Birgit Klostermeier wissenschaftliche Grundlage zu geben. Es dient so dem schaft für die Arbeit in „Verkündigung und dem Dienst“ Eintreten der Kirche für Gerechtigkeit und Frieden in zugewiesen wird. In der ersten sozialethisch und sozial- der Welt.“ Die Aufgabe der zwei Jahre später in Han- politisch motivierten Zuschreibung wird sie dem aus nover gegründeten Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle dem Verkündigungsauftrag abgeleiteten größeren Ziel, Dr. Birgit Klostermeier beschrieb ihr langjähriger Leiter Karl-Fritz Daiber fol- der normativen Grundierung, – Eintreten für Gerech- nach verschiedenen beruflichen Stationen als Gemeindepastorin, Studienleiterin am gendermaßen (Daiber 1996:130): „Pastoralsoziologie er- tigkeit und Frieden – untergeordnet. Die Kirche, so die Pastoralkolleg und Superintendentin in Berlin seit 2015 Landessuperintendentin für schließt soziologisches Wissen für kirchlich-christliche Vorstellung, muss sich einer Welt gegenüber verhalten den Sprengel Osnabrück der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Von 2008 bis 2011 Handlungssituationen. (...) Sie kann Lähmungen über- und diese als solche und im Wechselverhältnis zur Kirche war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am SI der EKD. winden, die sich daraus ergeben, dass die Gestaltungs- beobachten und analysieren. möglichkeiten der Kirche falsch eingeschätzt werden. In der pastoralsoziologischen Fokussierung wendet sich Sie kann Verflechtungen der Kirche mit anderen gesell- die Perspektive. Die Kirche selbst wird Gegenstand der schaftlichen Institutionen aufdecken und darin die kriti- Beobachtung. Ihre Leitung benötige ein spezifisches sche Selbstwahrnehmung der Kirche stärken. Sie kann Wissen über sich selbst in gesellschaftlicher Verstrickung, von der soziologischen Perspektive aus die Geschicht- um kirchliche Gestaltungsmöglichkeiten (die noch nicht lichkeit christlich-theologischen Denkens und Gestal- bekannt sind) zu erweitern und Lähmungen (die noch tens mit zu erklären versuchen und darin eine ideolo- nicht wahrnehmbar sind) überwinden zu können. giekritische Funktion übernehmen. Sie kann schließlich In dem einen wie dem anderen Fall wird von den er- mögliche Handlungsoptionen im Zusammenhang mit worbenen soziologischen oder sozialwissenschaftlichen ihren Analysen darstellen, um von daher Raum zu schaf- Erkenntnissen aufklärende und ideologiekritische Wahr- fen für kontrollierbare Entscheidungsprozesse.“ nehmung und Wirkung erhofft, zugleich eine stärkere Rationalität im Leitungshandeln.

78 79 Die „angewandte Sozialforschung“ wird in jenen Jahren Organisationen wird erwartet, verantwortlich-mora- Empirische Forschung im Modus der Evaluation Evaluation der Evaluation kirchlich in den Dienst genommen. Den einen ist sie lisch und zugleich rational-kalkulierend zu handeln. Die „Hilfswissenschaft“. Sie wird geduldet wie beargwöhnt. „Ökonomisierung des Sozialen“ geht mit dem Verspre- In Verfahren der Evaluation zeigt sich die Schnittstel- Im Zusammenhang der sozialwissenschaftlichen Evalua- Den anderen ist sie in den siebziger und achtziger Jahren chen eines besseren und erfüllteren Lebens einher und le von organisationaler Praxis und Auftragsarbeit empi- tionsforschung weitet Reinhard Stockmann (Stockmann Garant für Fortschrittlichkeit und Aufgeschlossenheit sie hat entscheidende Vehikel, die mit dem Impetus des rischer Forschung besonders prägnant, weshalb ihr nun 2017 b: 38ff) das Verständnis von Evaluation und fragt einer sozialpolitisch aktiven wie sozialkritischen Kirche. aufklärerischen Erbes der Achtundsechziger-Bewegung eine besondere Aufmerksamkeit zukommen soll. Bei nach der gesellschaftlichen Funktion von Evaluation. Sie Sie wird geschätzt als emanzipatorisches Unternehmen, betrieben werden. Demokratisierung, Emanzipation und einer wissenschaftlich gestützten Evaluation „werden em- verfolge danach einen dreifachen Zweck: das in der methodischen und deshalb kontrollierbaren Partizipation verbinden sich mit Selbstverwirklichungs- pirische Methoden zur Informationsgewinnung und sys- Auf der Mikroebene (z.B. eine Organisation) kann das Wirklichkeitserfassung eine Versachlichung und Diffe- vorstellungen, an die sich Verfahren und Techniken der tematische Verfahren zur Informationsbewertung anhand durch eine Evaluation gewonnene Wissen dazu führen, renzierung kirchlicher Debattenkultur verspricht. Selbst-Optimierung anschließen. Alte und neue, sich zu- offen gelegter Kriterien verwendet, die eine intersub- die Steuerungsfähigkeit zu steigern. Durch das immer Neben die sozialethisch und sozialpolitisch motivier- nehmend ausdifferenzierende Praktiken ermöglichen es, jektive Nachprüfbarkeit möglich machen. Evaluationen wieder erneut einfließende Wissen weiterer Evaluationen te Wahrnehmung und Deskription gesellschaftlicher immer neues Wissen zu gewinnen über sich selbst, die stellen im Unterschied zur wissenschaftlichen Forschung in Form von „Feedback-Schleifen“, kann die Lernfähig- Felder als Beobachtungsobjekte (Arbeitswelt, Familie, Anderen, die Umwelt (Monitoring, Analysen) und die jedoch keinen Selbstzweck dar. Sie sind nicht dem pu- keit eines Systems erhöht werden. Geschlecht) tritt mit dem Ausbau und der Etablierung Zukunft (Statistiken und Prognosen, Visionierung). ren Erkenntnisinteresse verpflichtet, sondern sollen einen Auf einer Mesoebene, bei Stockmann die politische Ebe- der anwendungsbezogenen Sozialforschung auch in der Organisationen werden zu „lernenden Organisationen“ Nutzen stiften. Sie sollen dazu beitragen, Prozesse trans- ne, in der Kirche ließe sich dafür die kirchenkreisliche Kirche das Interesse an der Methodenkompetenz empi- und der „KVP“, der „kontinuierliche Verbesserungs- parent zu machen, Wirkungen zu dokumentieren und oder landeskirchliche Ebene denken, gelingt es, über rischer Datenerhebung und –auswertung. Diese wird in prozess“ erfährt in „Qualitätsmanagementverfahren“ Zusammenhänge aufzuzeigen, letztlich um Entscheidun- Evaluationsergebnisse Legitimation und Glaubwürdig- der kirchlich selbst verantworteten Forschungsarbeit u.a. weitere Steigerung. „Audit-Explosionen“, „Control- gen treffen zu können.“ (Stockmann: 2002: 2). keit herzustellen, Kirchensteuergelder oder ein Armuts- in Aus-und Fortbildung und in Leitungskontexten zu- ling-Revolutionen“ und „sich an Selbstbezüglichkeit be- Auch in der Kirche muss entschieden werden. So wer- bekämpfungsprojekt beispielsweise als sinnvoll eingesetzt nehmend Anwendung finden. rauschenden Reflexivitätswellen“ (Kühl 2008: 64) wer- den Gemeindeprojekte, Reformmaßnahmen, Re- zu beschreiben. Die empirische Arbeit etabliert sich als selbstverständli- den gesellschaftsweit in allen Bereichen ausgemacht. gionsgemeinden, Gemeindeordnungen, Kirchenkreis- Und schließlich, die Makroebene, wird über Evaluation che Praxis der Organisation Kirche.1 Die Erhebung und Die Funktion der anwendungsorientierten und auftrags- reformprozesse, Jugend-, Kultur- oder Stadtkirchen, auch eine Aufklärung gegenüber der Öffentlichkeit er- Auswertung der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen basierten Sozialforschung ändert sich sukzessive von Gottesdienste, Gemeindeveranstaltungen, Seelsorge- zeugt. Weil die Ergebnisse im besten Fall auch uninten- der EKD und ihre Rezeption im Zusammenhang von einem Aufklärungs- und Bildungsinstrument, das für teams oder Verwaltungsämter und vieles mehr evaluiert. dierte Effekte und unvorhergesehene Einwirkungen zu Entscheidungsverfahren sind dafür ein ausdrückliches Organisationen die Lösung sozialer oder politischer Pro- Im Zusammenhang von Qualitätsmanagementprozessen Tage fördern, kann sich über den Einblick in komplexere Beispiel. bleme erforscht, hin zu einem integralen Bestandteil der gehören Evaluationen zum festen Inventar. Die Evalua- Zusammenhänge auch eine gesellschaftliche, öffentliche wissensbasierten Selbst- und Fremdsteuerung von Orga- tionsmöglichkeiten und -anlässe scheinen grenzenlos. Selbstreflexion herstellen, die wiederum zu Lerneffekten, nisationen mit dem Ziel der Verfahrens- und Ergebnis- Entsprechend viel und oft werden kirchliche und nicht- Einsichten und neuen Lösungswegen führen kann. Empirische Forschung in sich verändernden optimierung. kirchliche Forschungseinrichtungen oder Beratungs- Diese dritte Ebene erfährt in der Evaluationsforschung Auch diese Entwicklung schlägt sich in der Kirche nie- unternehmen angefragt, methodisch Daten zu erheben.2 – der Evaluation von Evaluationen – hohe Aufmerksam- Rahmenbedingungen der, die in ihren zahlreichen Reformbemühungen auf die Die Praxis der von der Kirche verantworteten empiri- keit. Auf ihr zeigt sich im praktischen Vollzug das in Eva- Methodik empirischer Datenerhebung zurückgreift, um schen Sozialforschung verändert sich, denn auch sozial- luationen angelegte Konfliktpotential, wenn sich in der Seit den achtziger und neunziger Jahren treten aufgrund Ergebnisse bewerten, Folgen abschätzen und Entwick- wissenschaftliche Forschungen mit aufklärerischem An- Werte- und Normenorientierung ein Dissens von Auf- der sich verändernden politischen und sozialen Rahmen- lungen prognostizieren zu können. spruch geraten in dieses Fahrwasser und werden in ihrer traggebenden und Evaluierenden zeigt (Dahler-Larsen bedingungen neben die bisher geltenden Deutungsmus- Sie versteht sich als „lernende Organisation“, was dem Rezeption eingeschränkt, nämlich als organisationsbezo- 2017, Hense u.a. 2013; Farubo 2017). Evaluation, die sich ter aus dem geisteswissenschaftlichen, juristischen oder Verständnis einer „ecclesia semper reformanda“ entge- gene Evaluation wahrgenommen (Klostermeier 2011). dem sozialwissenschaftlichen Erbe und dem Ideal einer naturwissenschaftlichen Bereich zunehmend und dann gen zu kommen scheint, mit dem Unterschied, dass sie demokratischen und ethisch orientierten Selbstaneignung dominant Muster aus dem ökonomischen Bereich auf sich nicht nur verändern, sondern auch verbessern muss. der modernen Gesellschaft verpflichtet weiß, muss mit den Plan. Die „Ökonomisierung soziologischen Wis- Strukturen werden verschlankt, Fusionen vollzogen, Störungen rechnen (Dahler-Larsen 2017:27). sens“ (Weischer 2004: 371) führt zu Interpretations- Ämterreformen eingeleitet, Qualitätsmanagement eta- 2 Beispielhaft drückt die Zielformulierung der Evaluation des „Kirchenkompass“ in der Badischen Die hier nur angedeutete Diskussion in der Evaluations- verschiebungen. Soziologische Probleme werden als bliert. Zielvereinbarungen und Qualifikationen helfen, Landeskirche aus, worum es geht: „Gegenstand der Evaluation des Kirchenkompass-Prozesses in der forschung scheint mir instruktiv, denn sie wirft ein ana- Ökonomische Probleme und Sozial-Beziehungen als Motivation, Reflexion und Wissen sicherzustellen, Eva- Evangelischen Landeskirche Baden soll die Tauglichkeit der Vorgehensweise für eine wirkungsori- lytisches Licht auf das Selbstverständnis und die ethi- Markt-Beziehungen identifiziert. Von Individuen wie luationen ermöglichen, dieses Wissen an immer neu sich entiertere Gemeindearbeit und damit verbundene Prozessoptimierung sein. Daher kommt dem sche Orientierung kirchlich verantworteter empirischer verändernde Situationen anzupassen (Klostermeier 2011). Anliegen einer partizipatorischen Leitungskultur eine besondere Bedeutung zu. Die Evaluation soll Forschung. Welche Art von Evaluation wird gewollt? 1 Ich verwende hier einen aus der Wissenssoziologie und Praxeologie abgeleiteten Praxisbegriff daher herausarbeiten, inwieweit Indikatoren Aufschluss über den Erfolg des Kirchenkompass in Zu welchem Zweck soll welches empirisch erworbene (siehe z.B. Reckwitz 2003). dieser Hinsicht geben“(Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2013).

80 81 Wissen angewandt werden? Einige meiner Erkenntnisse Makroebene) unterschätzt oder nicht gewollt. For- eines: als ökonomisch vereinnahmte Technik be- Reckwitz, Andreas (2003): Grundelemente einer Theo- oder Fragen, die sich aus der Sympathie für die Evaluie- schungsergebnisse, die unbeabsichtigte Folgen oder schleunigt sie die gesellschaftliche Erosion von Ver- rie der sozialen Praktiken, Eine sozialtheoretische Pers- renden und die zu Evaluierenden ergeben, will ich nun Einflüsse wie auch systemische Zusammenhänge trauensverhältnissen.“ pektive. Zeitschrift für Soziologie, Jg. 32, Heft 4, August thesenartig skizzieren. thematisieren, kommen innerhalb kirchlicher Dis- 10. Deshalb benötigt die kirchliche Evaluationspraxis 2003, S. 282–301. kurse wenig in den Blick. Dies hängt auch damit zu- und die Inanspruchnahme empirischer Forschung sammen, dass Ergebnisse in ihrer Komplexität nicht eine Reflexion ihrer eigenen normativen Grundie- Schwarz, Christine (2004): Evaluation als modernes Ri- Risiken und Nebenwirkungen – Beobachtungen und zumutbar scheinen (Die letzte KMU-Auswertung ist rung. Zeit für eine Evaluation? tual. Vortrag Heinrich-Böll-Stiftung; https://bds-soz.de/ in dieser Hinsicht m.E. in kirchlichen Zusammen- BDS/texte/schwarz_evaluation.pdf. 25.1.2019. zehn Thesen hängen unterkomplex rezipiert worden). 6. Die soziale Wirkung von empirischer Forschung Stockmann, Reinhard (2002): Was ist eine gute Evalua- 1. Empirische Forschung wird in der Kirche im Zuge wird in ihrem organisationsbezogenen Zweck über- Literatur tion, Saarbrücken: Centrum für Evaluation,CEval-Ar- des Ökonomisierungsdiskurses im Wesentlichen im schätzt. Sie ist konstruierte Kommunikation mit dem beitspapiere, http://www.ceval.de, 25.1.2019. Modus der Evaluation in Anspruch genommen und Ziel einer Verobjektivierung, Wiederholbarkeit und Alkemeyer, Thomas/ Bröckling, Ulrich/ Peter, Tobias zwar zum Zwecke einer effizienteren Steuerung und Validierung von Wissen. Sie wird dysfunktional, (Hrsg.) (2018): Jenseits der Person. Zur Subjektivierung Stockmann, Reinhard/ Meyer, Wolfgang (Hrsg.)(2017): Legitimierung finanzieller Ressourcenverwendung. wenn ihre Verwendung die Kommunikation unter von Kollektiven, Bielefeld: Transcript. Die Zukunft der Evaluation. Trends, Herausforderun- Vorherrschend ist das Interesse an Quantitäten und Anwesenden ersetzen soll. Sie trägt dann dazu bei, gen, Perspektiven, Münster, New York: Waxmann. messbaren Wirkungen, weniger an Strukturzusam- ein Klima der Entemotionalisierung und Entpersön- Dahler-Larsen, Peter (2017): Die sich verändernde Rolle menhängen. lichung zu erzeugen. Evaluation von Arbeitsprozes- in einer sich verändernden Gesellschaft, in: Stockmann, Stockmann, Reinhard (2017): Die Zukunft der Evalua- 2. Evaluierende – kirchliche Institute oder Auftragsin- sen sollte deshalb immer die direkte Kommunika- Reinhard/ Meyer, Wolfgang (Hrsg.)(2017), S. 21-34. tion in modernen Wissensgesellschaften, in: Stockmann/ stitute – werden entsprechend beauftragt; die finan- tion aller Beteiligten einschließen. Kurz gesagt: Ein Meyer (2017) a.a.O., S. 35- 52. zielle Ausstattung macht umfangreichere empirische Fragebogen ersetzt keine Vollversammlung oder ein Daiber, Karl-Fritz (1996): Pastoralsoziologie, in: Daiber, Forschung mit breiterem Methodensetting selten Klärungsgespräch unter Beteiligten. Karl-Fritz/ Kress, Hartmut: Theologische Ethik-Pasto- Weischer, Christoph (2004): Das Unternehmen ‚Em- möglich. 7. Das gilt auch für die Kommunikation zwischen Kir- ralsoziologie, Stuttgart: Kohlhammer, S. 119-244. pirische Sozialforschung’. Strukturen, Praktiken und 3. Kirchliche Evaluationen sind in der Regel „Output“ chenleitung, Kirchenkreis und Gemeindeebene. Leitbilder der Sozialforschung in der Bundesrepublik und nicht „Outcome“ orientiert. Auswirkungen Eine lernende Organisation kann zu einer verlernen- Furubo, Jan-Eric (2017): Evaluation – ihr Erbe und ihre Deutschland, München: Oldenbourg. und Verarbeitung der Evaluationsergebnisse und er- den Organisation werden, nicht nur, indem sie vorü- Zukunft, in: Stockmann/ Meyer 2017), S. 99-109. neute Evaluierung dieser Auswertung wird selten als bergehend Stabilität einbüßt (Dirk Baecker), sondern Wiesenberg, Markus (2018): Strategische Kommunika- Teil des Auftrages vereinbart (z.B. Wiesenberg 2018: auch indem sie die für ihre Kohärenz, ihre Identität Gelhard, Andreas/ Alkemeyer, Thomas/ Ricken, Nor- tion deutscher Großkirchen. Von kirchlicher Publizis- 254). Evaluationen werden deshalb schnell zu Inter- wesentlichen sozialen Praktiken nicht mehr pflegt. bert (2013): Techniken der Subjektivierung, München: tik zur strategischen Kirchenkommunikation, Leipzig: ventionen, die keinen Unterschied machen. Face-to-Face-Kommunikation ist in der Kirche kei- Fink. Springer. 4. Die Ergebnisse werden von den tatsächlich für die ne verhandelbare Kommunikation, so wenig wie die Umsetzung Verantwortlichen nicht zur Kenntnis ge- Wahrnehmung von Intuition und der Respekt vor Habermehl, Werner (1992): Angewandte Sozialfor- Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (2013): nommen und eingepflegt. Beispiel: Die umfangrei- dem „Augenschein“. – „Ich habe den Fragebogen schung, München: Oldenbourg. Die Kirchenkompass-Evaluation. Ergebnisse der wissen- chen und in sich hoch differenzierten Ergebnisse der gleich in den Müll geworfen. Warum fragen die uns schaftlichen Projektbegleitung (PDF), https://www.eki- empirischen Erforschung von Gottesdiensten (z.B. nicht einfach direkt?“ – dies ist eine nicht untypische Hense, Jan u.a. (Hrsg.) (2013): Forschung über Evalua- ba.de/html/content/evaluation_abschlussbericht.html, vom Qualitätszentrum der EKD) stehen in keinem Reaktion in der Kommunikation von „oben“ nach tion. Bedingungen, Prozesse und Wirkungen, Münster, 25.1.2019. Verhältnis zu den tatsächlichen (geringen) Verände- „unten“. New York: Waxmann. rungen der gottesdienstlichen Landschaft. Dies be- 8. Evaluationen können täuschen. Sie wecken die Er- trifft die Frage des kirchlichen Wissensmanagements: wartung, dass sich etwas ändert. Deshalb darf der Klostermeier, Birgit (2011): Das unternehmerische Empirische Forschung wird von denen in Auftrag Einsatz von Evaluation nicht inflationär gehandhabt Selbst der Kirche, Berlin, Boston: de Gruyter. gegeben, die eine mögliche Umsetzung von Ergeb- werden. Evaluationen wecken die Hoffnung, sie nissen (funktional) nicht verantworten (können). Auf könnten zur Komplexitätsreduktion beitragen. In der Kühl, Stefan (2008): Das Evaluations-Dilemma der Be- diese Weise gibt es viel Wissen, was niemand kennt Regel trägt eine methodologisch aufbereitete Evalua- ratung – Evaluation zwischen Ansprüchen von Lernen oder in Anspruch nimmt. tion zur Komplexitätssteigerung bei. und Legitimation, in: Revue für postheroisches Manage- 5. Die aufklärerische Wirkung empirischer Forschung 9. Nach Christine Schwarz (Schwarz 2004:12) bewirkt ment, 2008, Bd.3, S. 64-71. wird in ihrem gesellschaftlichen Zweck (auf der Evaluation – „ein modernes Ritual“ – “vor allem

82 83 50 Jahre Sozialwissenschaftliches Institut der EKD: Chronologische Eckpunkte Sozialwissenschaftliches Institut Bochum (SWI)

• 1963: Erstes Planungsgespräch im Büro von Hermann • 1983: nach Krise des SWI (Ausscheiden und Krank- Kunst über Gründung eines Instituts zur Zuarbeit zu heit bzw. Tod von Mitarbeitern) Neubeginn unter den EKD-Kammern (Teilnehmende u. a.: Friedrich der nebenamtlichen Leitung von Günter Brakelmann; Karrenberg, Horst Zilleßen). Verzahnung mit dem Lehrstuhl für Christliche Gesell- Anhang • 1965: Gründung des Sozialwissenschaftlichen Insti- schaftslehre an der Ruhr-Universität Bochum. Neues tuts der Ev. Kirche im Rheinland/Velbert, auf Grund- Thema, nachdem das Umweltthema im Öko-Insti- lage des Sozialethischen Ausschusses der EKiR. Lei- tut Freiburg institutionalisiert worden war: Die Zu- Zeitleiste ter: Friedrich Karrenberg (gest. 1966). kunft der Industriegesellschaft: Arbeit – Technologie • 1969: Vereinbarung zwischen der EKD und einigen – Wirtschaftsordnung. Veröffentlichungen SWI in Auswahl Gliedkirchen zur Gründung des SWI. Gründung • 1984: wesentliche Mitarbeit an der EKD-Denkschrift als multidisziplinär besetztes Forschungs- und Be- „Menschengerechte Stadt“. Veröffentlichungen PSA / PSI in Auswahl ratungsinstitut. Aufgaben: Analyse gesellschaftlicher • ca. 1985: Gründung des SWI-Verlags. Entwicklungstendenzen und sozialethischer Heraus- • 1988: Mit dem Eintritt von Sigrid Reihs rücken Frau- Mitarbeiter*innen forderungen; Beratung von EKD und Gliedkirchen en- und Genderthemen stärker in den Fokus des SWI. sowie kirchlicher Sozial- und Industriearbeit; wissen- • 1990-1997: Wichtiger Anteil an EKD-Denkschriften schaftliche Dienstleistung für Kammern für öffentli- („Arbeit, Leben und Gesundheit“, 1990; „Gemeinwohl che Verantwortung, soziale Ordnung und kirchlichen und Eigennutz“, 1991; „Handwerk als Chance“, 1997) Entwicklungsdienst. • 1994-1997: Mitarbeit am Konsultationsprozess für das • September 1969: offizielle Arbeitsaufnahme des SWI Sozialwort der ev. und der kath. Kirche; Auswertung in Bochum. Erster Leiter: Klaus Lefringhausen. Erstes der Voten. Arbeitsprogramm: Fortschrittsprobleme der Indust- • 1998: Gründung des neuen Evangelisch-Sozialen riegesellschaft. Kongresses (2000 zweiter und letzter Kongress). • 1970: Kuratorium stimmt Schwerpunktsetzung auf • 2001: Erstellung eines SWI-Online-Auftritts. Fragen des Umweltschutzes zu: „Die Bedrohung un- • 2002: Entscheidender Anteil des SWI an der Grün- serer Umwelt durch die industrielle Zivilisation“. dung der Dt. Gesellschaft für Zeitpolitik (Jürgen Rin- • Horst Zilleßen übernimmt die Leitung am 1.10.70. derspacher). • 1971/72: Erste Publikationen erscheinen im Material- • September 2003: Beschluss des Rates der EKD zur dienst des SWI. Verlegung des SWI nach Hannover. • 1972: Beteiligung des SWI an der Gründung der Bun- • 17. September 2004: Abschiedstagung des SWI in desarbeitsgemeinschaft Umweltschutz; SWI übernimmt Bochum. für ein Jahr die Geschäftsführung des daraus entstande- nen Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Zilleßen erster Vorsitzender des BBU. • Januar 1980: Überführung des Instituts in die alleinige Trägerschaft der EKD; Mischfinanzierung schon seit 1972 problematisiert, weil Finanzzusagen der Glied- kirchen nicht zuverlässig waren. • 1980: Michael Bartelt wird Leiter des SI.

84 85 Pastoralsoziologische Arbeitsstelle / Pastoralsoziologi- Veröffentlichungen des sches Institut Hannover (PSA/PSI) Sozialwissenschaftlichen Instituts Bochum

• 1971: Gründung der PSA, parallel zur Reform der Zwei- (Auswahl, in chronologischer Reihenfolge) ten Ausbildungsphase in der Landeskirche Hannovers. • 1974: Erweiterung der bisherigen Arbeitsfelder (Aus- Beckmann, Klaus-Martin (Hg.): Rasse, Kirche und Hu- Beckmann, Klaus-Martin (Hg.): Rasse, Entwicklung bildung, praxisbezogene Forschung) durch den Aufbau manum. Ein Beitrag zur Friedensforschung, Bd. I, Gü- und Revolution. Der Notting-Hill-Report und zuge- der Gemeindeberatung / Organisationsentwicklung. tersloh 1969 hörige Dokumente. Beiheft 14/15 zur Ökumenischen • Initiative zur ersten Sitzung von ArkiF (Arbeitsge- Rundschau. Stuttgart 1969, 4. Aufl. 1971 meinschaft religions- und kirchensoziologischer For- Beckmann, Klaus-Martin (Hg.): Verspielter Friede? Die schungsinstitute). Menschheit vor der Rassenfrage. Wuppertal 1969 Beckmann, Klaus-Martin (Hg.): Wissenschaft, Glaube und • Anfangs 80er Jahre: Auf Anregung der Synode Schaf- Zukunft des Menschen. Dokumentarischer Bericht über die fung eines Beirats Lefringhausen, Klaus (Hg .): Gerechtigkeit und Solidari- Arbeitstagung des ÖRK in Genf 1970, Stuttgart 1971 • 1994 bzw. 1995: Versehung von vier wiss. Stellen in tät. Eine europäische Denkschrift. Gütersloh 1969 der PSA mit einem KW-Vermerk; Kontext: Sparrun- Beckmann, Klaus-Martin (Hg.): Anti-Rassismus-Pro- de der Landeskirche bei übergemeindlichen Stellen. Lefringhausen, Klaus: Partner im Entwicklungsprozeß. gramm der Ökumene. Dokumentation einer Auseinan- • 1998: Eingliederung als Pastoralsoziologisches Institut Wuppertal 1970 dersetzung. epd-Paperback Bd. V. Witten/Berlin 1971 in die Ev. Fachhochschule Hannover, neue Instituts- ordnung. Zusammenarbeit mit dem hochschuleige- Lefringhausen, Klaus: Das II. Entwicklungsjahrzehnt Beckmann, Klaus-Martin (Hg.): Die Rassenfrage als nen Institut für Praxisforschung geplant. 1970 -1980, Wuppertal 1970 Weltproblem. Das Anti-Rassismus-Programm­ des Öku- • 2000: Veränderung der Ausbildung im Vikariat: Start menischen Rates der Kirchen. (Reihe „Wahrheit und der interdisziplinären Einführungswochen. Lefringhausen, Klaus zusammen mit Falkenstörfer, H. Wagnis“). Gladbeck 1971 • 2004: Überführung des PSI in das neuformierte SI der (Hg.): Entwicklungs­politische Dokumente. Wuppertal 1970 EKD (am selben Standort); Überführung der GB/OE Engelhardt, Hans Dietrich, Karl Ernst Wenke, Horst in das „Haus Kirchlicher Dienste“ der Landeskirche Lefringhausen, Klaus zusammen mit Baumgartner, Westmüller, Horst Zilleßen: Lebensqualität - Zur in- Hannovers. S., Falkenstörfer, H. (Hg.): Aktion Entwicklungshilfe. haltlichen Bestimmung einer aktuellen politischen For- Wuppertal 1970 derung, Wuppertal und Paderborn 1973

Sozialwissenschaftliches Institut der EKD Hannover (SI): Zilleßen, Horst (Hg.): Volk, Nation, Vaterland. Der Umweltstrategie - Materialien und Analysen zu einer deutsche Protestantismus und der Nationalismus. Bd. II, Umweltethik der Industriegesellschaft. Hg. von Hans • 1.10.2004: offizieller Arbeitsbeginn des SI in Hannover. Gütersloh 1970 Dietrich Engelhardt in Zusammenarbeit mit Karl Ernst • 12. Januar 2005: Eröffnung. Wenke, Horst Westmüller und Horst Zilleßen. Bd. IV, • 2011: Umzug ins Friedrich-Karrenberg-Haus. Zilleßen, Horst: Dialektische Theologie und Politik. Eine Gütersloh 1975 • 14.5.2012: Eröffnung des Karrenberg-Hauses. Studie zur politischen Ethik Karl Barths. Berlin 1970 Bartelt, Michael, K. Kaiser, Karl Ernst Wenke, Horst Zilleßen, Horst: Protestantismus und politische Form. Westmüller, Horst Zilleßen: Forschungspolitik und ge- Eine Untersuchung zum protestantischen Verfassungs- sellschaftliche Entwicklung. In: Aus Politik und Zeit- verständnis. Bd. 111, Gütersloh 1971 geschichte, Beilage zur Wochenzeitung DAS PARLA- MENT, Nr. B 27/76 Zilleßen, Horst: Der Kampf der Ökumene gegen den Rassismus. Wuppertal 1971 Zilleßen, Horst zusammen mit Oeser, Kurt (Hg.): Kern- energie, Mensch, Umwelt, Köln 1976 Zilleßen, Horst/Leudesdorff, René (Hg.): Gastarbei- ter=Mitbürger. Bilder - Fakten - Gründe - Chancen Gripp, Helga: Problemfeld Ehe - eine Fallanalyse. Stutt- -Modelle - Dokumente, Gelnhausen 1971 gart 1979

86 87 Wenke, Karl Ernst, Horst Zilleßen (Hg.): Neuer Le- Jablonowski, Harry W. (Hg.), Kirche und Gewerkschaften Ebach, Jürgen, Theologische Reden mit denen man kei- Finkeldey, Lutz, Armut - Arbeitslosigkeit - Selbsthilfe. bensstil. Verzichten oder verändern? Opladen 1978 im Dialog. Band I: Mitbestimmungsdiskussion und Ansätze nen Staat machen kann, Bochum, SWI, 1989 Armuts- und Arbeitslosenprojekte zwischen Freizeit und kritischer Solidarität. Band II: Ungleiche Partner vor ge- Markt (SWI ausser der Reihe), Bochum, SWI, 1992 Fuchs, Walter, Siegfried Steininger, Eine soziale Heraus- meinsamen Aufgaben, Bochum, SWI, 1987, 1989. Reihs, Sigrid, Dorothee Rhiemeier, Trümmerfrauen - forderung - Beiträge zur Diskussion über Zukunftsas- Hausfrauen - Quotenfrauen: Die Zukunft der Frauen- Keil, Siegfried, Lebensphasen, Lebensformen, Le- pekte Neuer Technologien, Bochum, SWI, 1985 Claußen, Ulf, Wolfgang Huber, Wenn Arbeit das Leben arbeit (SWI zum Thema: Frauenpolitik), Bochum, SWI, bensmöglichkeiten. Sozialethische Überlegungen kostet - Stimmt der Gesundheitsschutz im Betrieb?Bo- 1990. zu den Sozialisationsbedingungen in Familie, Kir- Claußen, Ulf (Hg.), Die im Dunkeln sieht man nicht: Mas- chum, SWI, 1987 che und Gesellschaft. SWI außer der Reihe 11. sen- und Langzeitarbeitslosigkeit die neue soziale Frage, Meier, Urs, Medien - Technik - Kirche: Ethische Ak- Bochum, SWI, 1992 SWI zum Thema: Neue Armut, 1, Bochum, SWI, 1985 Rinderspacher, Jürgen unter Mitarb. von Wolfgang Pet- zente in der Informationsgesellschaft, Bochum, SWI, kewitz, Am Ende der Woche. Die soziale und kulturelle 1990 Sternberg, Johannes-Georg, Kirchenaustritte in Preußen Claußen, Ulf, Ein Menschenrecht verwirklichen: Ge- Bedeutung des Wochenendes, Bonn: Verl. Neue Gesell- 1847 bis 1933 im Lichte der kirchlichen Publizistik als genwart und Zukunft der Arbeitsgesellschaft. Sozial- schaft, 1987 Rumpeltes, Christiane, Medien- Technik- Kirche: Ethi- Anfrage an die evangelische Kirche, Bochum, SWI, 1992 wissenschaftliches Institut der Evangelischen Kirche in sche Akzente in der Informationsgesellschaft. SWI zum Deutschland, Hg., Bochum, SWI, 1985 Brakelmann, Günther, Zur Arbeit geboren? Beiträge zu Thema: Neue Techniken/Medien, Bochum, SWI, 1990 Lukatis, Wolfgang , Alfred Rohloff, Computer - eine einer christlichen Arbeitsethik, Bochum, SWI, 1988 Hilfe für die Sozialarbeit?: Bericht über eine Befragung Rinderspacher, Jürgen, Gesellschaft ohne Zeit. Indivi- Maaser, Wolfgang, Theologische Ethik und politische in Diakonischen Werken der Kirchenkreise der Evange- duelle Zeitverwendung und soziale Organisation der Rinderspacher, Jürgen (hg. mit Hartmut Przybylski), Identität. (SWI außer der Reihe; 5). Das Beispiel des lisch-lutherischen Landeskirche Hannovers (SWI zum Arbeit, Frankfurt /M., New York 1985 Das Ende gemeinsamer Zeit? Risiken neuer Arbeitszeit- Theologen Walter Künneth, Bochum, SWI, 1990 Thema), Bochum, SWI, 1992 gestaltung und Öffnungszeiten, Bochum, SWI, 1988 Wenke, Karl Ernst, Probleme sittlichen Urteilen, An- Beyer, Heinrich und Hans Nutzinger, Erwerbsarbeit Hübner, Jörg, Nicht nur Markt und Wettbewerb: Fried- sätze und Grundzüge evangelischer Sozialethik in der Löschcke, Eberhard, Auf dem Weg zur Religion des Le- und Dienstgemeinschaft: Arbeitsbeziehungen in kirch- rich Karrenbergs wirtschaftsethischer Beitrag zur Aus- Gegenwart, Bochum, SWI, 1986 bens: Christen im Befreiungskampf Nicaraguas und die lichen Einrichtungen - Eine empirische Untersuchung gestaltung der sozialen Marktwirtschaft (SWI außer der marxistische Religionstheorie (SWI außer der Reihe), (SWI außer der Reihe), Bochum, SWI, 1991 Reihe), Bochum, SWI, 1993 Brakelmann, Günter, Evangelische Kirche in sozialen Bochum, SWI, 1988 Konflikten der Weimarer Zeit. Das Beispiel des Ruhr- Bahmann, Georg, Besser leben trotz Arbeit, Bochum, Ebach, Jürgen, Biblische Erinnerungen. Theologische eisenstreits, Bochum, SWI, 1986 Claußen, Ulf (Hg.), Moderne Zeiten - soziale Gerechtig- SWI, 1991 Reden zur Zeit, Bochum, SWI, 1993 keit? - 20 Jahre Sozialwissenschaftliches Institut der Evange- Fahlbusch, Wilhelm, Hartmut Przybylski und Wolfgang lischen Kirche in Deutschland, Bochum, SWI, 1989 Hilpert-Fröhlich Christiana, Auf zum Kampfe wider die Jähnichen, Traugott, Vom Industrieuntertan zum Indus- Schröter: Arbeit ist nicht alles: Versuche zu einer Ethik Unzucht: Prostitution und Sittlichkeitsbewegung in Es- triebürger: Der soziale Protestantismus und die Entwick- der Zukunft. Sozialwissenschaftliches Institut der Evan- Falkenstörfer, Helmut, Bochumer Symposion: Wirt- sen 1880-1914 (SWI außer der Reihe), Bochum, SWI, lung der Mitbestimmung (1848-1955), Bochum, SWI, gelischen Kirche in Deutschland: SWI zum Thema; Nr. schaften im Jahr 2000 - mit welchen Konzepten? Bei- 1991 1993 6: Arbeit + Freizeit, Bochum, SWI, 1987 träge und Berichte, Bochum, SWI, 1989 Heinemann, Gustav, Argumente für ein Leben in Ver- Brakelmann, Günther, Carl-Ferdinand Stumm (1836 - Przybylski, Hartmut, Religion in Zahlen. Pfarrerschaft Katterle; Siegfried, Alternativen zur neoliberalen Wen- antwortung: Kleine Textauswahl (SWI außer der Reihe) 1901): christlicher Unternehmer, Sozialpolitiker, Antiso- und kirchliches Verhalten im westfälischen Teil des de: Wirtschaftspolitik in der sozialstaatlichen Demokra- Taschenbuch – 1991, Bochum, SWI, 1991 zialist. SWI Studien, Band 13, Bochum, SWI, 1993 Ruhrgebiets 1871 bis 1914. (Schriften zur politischen und tie, Bochum, SWI, 1989 sozialen Geschichte des neuzeitlichen Christentums 2), Lück, Wolfgang, Kirche, Arbeiter und kleine Leute: Rinderspacher, Jürgen (Hg.), Die Welt am Wochenen- Bochum, SWI, 1987 Rinderspacher, Jürgen, Sonntags nie? Die Zukunft des Eine vielspältige Beziehung - Beobachtungen und Über- de. Entwicklungsperspektiven der Wochenruhetage; ein Wochenendes (hg. mit K. W. Dahm, A. Mattner, R. legungen, Bochum, SWI, 1992 interkultureller Vergleich, Bochum, SWI, 1994 Stober), Frankfurt /M., New York 1989

88 89 Rinderspacher, Jürgen, Erwartungen an die Zukunft. Huhn, Martin, Franz Segbers, Walter Sohn (Hg.), Ge- Herrschaft des Geldes über Mensch, Arbeit und Natur. Wenke, Karl Ernst, Ökonomie und Ethik: die Heraus- Zeithorizonte und Wertewandel in der sozialwissen- rechtigkeit ist unteilbar: Beiträge zum Wirtschafts- und Eine ganzheitliche Analyse der modernen Ökonomie, forderung der Arbeitslosigkeit. SWI-Studienhefte 4, schaftlichen Diskussion (hg. mit E. Holst und J. Schupp), Sozialwort der Kirchen (SWI-Materialien), Bochum, Bochum, SWI, 2002 Frankfurt a.M.: Haag und Herchen, 1984 Frankfurt /M., New York 1994 SWI, 1998 Rinderspacher, Jürgen, Zeitwohlstand – Ein Konzept für Mogge, Hildegard (Hg.), Arbeitsethik und Arbeitswirk- von Auer, Frank, Franz Segbers, Sozialer Protestantis- Büscher, Martin E. H. (Hg.), Markt als Schicksal? Zur einen anderen Wohlstand der Nation (Hg.), Berlin 2002 lichkeit. Ein Beitrag zur ethischen Theoriebildung, SWI mus und Gewerkschaftsbewegung, Köln 1994 Kritik und Überwindung neoliberaler Wirtschafts- und Studienhefte 5, Frankfurt a.M.: Haag und Herchen, 1984 Gesellschaftspolitik, Bochum, SWI, 1998 Finkeldey, Lutz, Jugend im Hexenkessel Zwischen An- Jähnichen, Traugott, Zwischen Tradition und Moderne. passung und Ausgrenzung, Bochum, SWI, 2002 Przybylski, Hartmut (Hg.), Ökonomie und Ethik. Die Die protestantische Bautätigkeit im Ruhrgebiet 1871- Volz, Rainer, Paul M. Zulehner, Männer im Aufbruch, Herausforderung der Arbeitslosigkeit. SWI Studienhefte 1933, Bochum, SWI, 1994 Ostfildern, Schwabenverlag, 1999 Przybylski, Hartmut, Wir könnten auch anders. Sozial- 6, Frankfurt a. M.: Haag und Herchen 1985 ethische Notizen, Bochum, SWI, 2002 Reihs, Sigrid, Im Schatten von Freiheit und Erfüllung. Conradi, Elisabeth (Hg.), Tätiges Leben: Pluralität und Jablonowski, Harry W. (Hg.), Neue Technik gestalten: Ehrenamtliche Arbeit in Bayern. SWI zum Thema: Eh- Arbeit im politischen Denken Hannah Arendts, Bo- Belitz, Wolfgang, Arbeit unser täglich Brot: Sozialethi- Ansätze zur Arbeitsgestaltung u. Strukturpolitik. SWI renamt in der Kirche, Bochum, SWI, 1995 chum, SWI, 2000 sche Texte zu Arbeit und Wirtschaft aus drei Jahrzehn- Studienhefte 7, Frankfurt a. M.: Haag und Herchen, 1985 ten, Bochum, SWI, 2003 Rinderspacher, Jürgen, Arbeitszeit als Risiko -Sozialver- Jablonowski, Harry W., Von der Energieknappheit zur träglichkeit zwischen Wunsch und Wirklichkeit. In: So- Haldenproduktion. Der Wandel der Wettbewerbsbe- Rinderspacher, Jürgen, Zeit für alles – Zeit für nichts, zialverträgliche Arbeitszeitgestaltung, hg. von A. Büssing dingungen der deutschen Steinkohle seit den 50er Jah- Bochum, SWI-Verl., 2003 und H. Seifert. München und Mehring, 1995 ren, in: Traugott Jähnichen, Norbert Friedrich, Wolf- gang Hartung (Hg.), Den Wandel gestalten. 50 Jahre Eberhard Löschcke, Hartmut Przybylski, Unzeitgemä- Brakelmann, Günter, Für eine menschlichere Gesell- gemeinsame Sozialarbeit der Konfessionen im Bergbau, ßes über Religion, Bochum, SWI, 2004 schaft: Reden und Gegenreden (SWI außer der Reihe), Essen 2000. Bochum, SWI, 1996 Heienbrok, Klaus, Harry W. Jablonowski (Hg.), Blick SWI Studienhefte Rinderspacher, Jürgen, Zeit für die Umwelt, Berlin, Ed. zurück nach vorn! Standpunkte, Analysen, Konzepte Sigma, 1996 zur Zukunftsgestaltung des Ruhrgebiets, Bochum, SWI, Bartelt, Michael, Wertwandel der Arbeit: der Bedeu- 2000 tungsrückgang der Werte Arbeit, Beruf, Leistung als so- Volz, Rainer, Männer, Religion, Kirche. Empirische As- zialethisches Problem. SWI Studienhefte 1. Frankfurt a. pekte ihres Verhältnisses in: Meiner, Friedhelm; Rosow- Hungar, Kristian, Tätiges Leben: Pluralität und M.: Haag und Herchen, 1982 ski, Martin (Hg.), Männerwelten. Neue Perspektiven Arbeit im politischen Denken Hannah Arendts kirchlicher Männerarbeit, Bielefeld: Luther­Verlag 1996 Bochum, SWI, 2000 Schmidt, Matthias, R. Müller und F. R. Volz (Hg.), Arbeit und Gesundheitsgefährdung - Materialien zu Rinderspacher, Jürgen, Uwe P. Becker, Hans-Jürgen Rinderspacher, Jürgen unter Mitarb. von Irmgard Herr- Entstehung und Bewältigung arbeitsbedingter Erkran- Fischbeck; Hg., Zukunft. Konzepte und Methoden zeit- mann-Stojanov, Ohne Sonntag gibt es nur noch Werk- kungen. SWI Studienhefte 2, Frankfurt a. M.: Haag und licher Fernorientierung, Bochum, SWI, 1997 tage, Bonn: Dietz, 2000 Herchen, 1982

Büscher, Martin (Hg.), Markt als Schicksal? Zur Kritik Weber, Joachim, Diakonie in Freiheit ?: Eine Kritik dia- Mogge-Grotjahn, Hildegard (Hg.), Die verliehene Ar- und Überwindung neoliberaler Wirtschafts- und Ge- konischen Selbstverständnisses, Bochum, SWI, 2001 beitskraft: zur Problematik der gewerblichen Arbeitneh- sellschaftspolitik (SWI außer der Reihe), Bochum, SWI, merüberlassung. SWI Studienhefte 3, Frankfurt a.M.: 1998 Kastner, Heiko, Mythos Marktwirtschaft. Die irrationale Haag und Herchen, 1982

90 91 Veröffentlichungen der Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle/ des Pastoralsoziologischen Instituts (Auswahl, in chronologischer Reihenfolge)

Daiber, Karl-Fritz, Volkskirche im Wandel - Organi- Daiber, Karl-Fritz, I. Lukatis (Hg.): Die Praxisrelevanz Daiber, Karl-Fritz, Urbanes Christentum: Antworten Daiber, Karl-Fritz, Gottesdienst und Öffentlichkeit, in: sationsplanung der Kirche als Aufgabe der Praktischen von Theologie und Sozialwissenschaften. Ein Symposion auf die Herausforderungen der Städte, Göttingen, Van- Handbuch der Liturgik,Leipzig/Göttingen 1995, 565 -579 Theologie, Stuttgart 1973 mit Beiträgen von Helge Hognestad, Wenzel Lohff, Ot- denhoeck & Ruprecht, 1990 win Massing, Bernhard Moltmann, Hans-Martin Mül- Daiber, Karl-Fritz, Religion unter den Bedingungen der Lukatis, Ingrid, Gottesdienstbesuch und religios- ler, Gerhard Rau, Mady A. Thung und Gerhard Wurz- Daiber, Karl-Fritz,Predigt als religiöse Rede. Predigen & Moderne: die Situation in der Bundesrepublik Deutsch- kirchliche Sozialisation, Pastoralsoziolog. Arbeitsstelle d. bacher, Frankfurt-Bern-New York-Nancy: Lang, 1984 Hören III, München: Kaiser, 1991 land, Marburg 1995 Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers, 1976 Projektgruppe „Diakone“ (D. Aschenbrenner, S. Krie- Daiber, Karl-Fritz, Ingrid Lukatis: Bibelfrömmigkeit als Daiber, Karl-Fritz et al., Gemeinde als Publikum? Be- Daiber, Karl-Fritz, Grundriß der Praktischen Theologie bitzsch, U. Krüger, I. Lukatis, E. Mackensen, E. Möller, Gestalt gelebter Religion, Bielefeld: Luther-Verlag, 1991 richte, Analysen, Reflexionen zu einem Marburger als Handlungswissenschaft, München/Mainz 1977 E.-M. Seifert): Diakone im gemeindlichen und überge- Fernsehgottesdienst, Marburg 1995 meindlichen Dienst. Eine Arbeitsfeldanalyse, Hannover: Lukatis, Wolfgang, Alfred Rohloff: Computer - eine Daiber, Karl-Fritz, Leiden als Thema der Predigt: Be- PSA, Ev. FHS, 1985 (Manuskriptdruck) Hilfe für die Sozialarbeit? Bericht über eine Befragung Daiber, Karl-Fritz, Kooperation im lokalen Feld. Die richt über eine Predigtreihe, München, Kaiser, 1978 in Diakonischen Werken der Kirchenkreise der Ev.-luth. Praxisberichte in theoretischer Perspektive, Geleitwort Daiber, Karl-Fritz, M. Josuttis (Hg.): Dogmatismus. Landeskirche Hannovers, Bochum: SWI-Verlag, 1991 zu: Chr. Krause/ D. Rammler (Hg.), Kooperationsmo- Lukatis, Ingrid, Ulrich Wesenick, Diakonie - Außen- Studien über den Umgang des Theologen mit Theolo- delle: Eine Dokumentation und ein Diskussionsbeitrag seite der Kirche: Sozialarbeit im Kirchenkreis zwischen gie, München: Kaiser, 1985 Friebe, Karl-Heinz, Wolfgang Lukatis, Manfred Neu- zur Kirchenreform in der Braunschweiger Landeskirche, Anspruch und Wirklichkeit, Gelnhausen: Burckhard- bauer, Udo Wolten: Arbeit mit Kindern und Jugend- Hannover 1995, 9 – 17 thaus-Laetare Verl, 1980 Daiber, Karl-Fritz, P. Rassow (Hg.): Gemeinde beider- lichen in der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, in: seits der Mauern. Studien und Berichte zum Verhältnis Landesjugendpfarramt der Ev. Luth. Landeskirche Han- Daiber, Karl-Fritz, Parteien des christlichen Fundamen- Daiber, Karl-Fritz, H.-W. Dannowski, W. Lukatis, K. zwischen Ortskirche und Gefängnisseelsorge, Hannover: novers (Hg.), Jugend - Kirche - Gesellschaft, Situation, talismus -Analysen zum Bundestagswahlkampf 1994, in: Meyerbröker, P. Ohnesorg, B. Stierle: Predigen & Hö- Luther. Verlagshaus, 1986 Selbstverständnis und Profil Evangelischer Jugend, Han- D. Lange (Hg.), Religionen-Fundamentalismus-Politik, ren I: Predigten - Analysen und Grundauswertung, nover: Landesjugendpfarramt der Ev.-luth. Landeskirche Vorträge im Rahmen des Studium generale der Ge- München: Kaiser, 1980 Feige, Andreas, I. Lukatis, W. Lukatis: Kirchentag zwi- Hannovers, 1993, 77 – 228 org-August-Universität Göttingen im Wintersemester schen Kirche und Welt. Auf der Suche nach Antworten. 1994/95, Frankfurt/ Main 1996, 105 – 123 Lukatis, Ingrid, A.-B. Naß: Phantasie für sich und ande- Eine empirische Untersuchung auf dem 21. Deutschen Lukatis, Wolfgang: Selbsthilfegruppen. Umfrage des re. Mitarbeit von Frauen und neue Formen der Frauen- Evangelischen Kirchentag Düsseldorf 1985, Berlin: Wi- Diakonischen Werkes der Ev.-luth. Landeskirche Han- Daiber, Karl-Fritz, Art. Volkskirche, religionssoziolo- arbeit in der Kirche, Gelnhausen-Berlin-Stein: Burck- chern, 1987 novers e.V., Hannover: DW e.V., 1994 gisch, in: EKL, Bd. 4, Göttingen 1996, Sp. 1199 – 1202 hardthaus-Verlag, 1981 Lukatis, Ingrid, Frauen in Kirche und Theologie, Han- Hieber, Astrid, Ingrid Lukatis: Zwischen Engagement Daiber, Karl-Fritz, Selbsthilfegruppen und Gemeinde- Daiber, Karl-Fritz mit P.C. Bloth u.a. (Hg), Handbuch nover, Luth. Verl.-Haus, 1988. und Enttäuschung. Frauenerfahrungen in der Kirche, aufbau, in: Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfe- der Praktischen Theologie, Bd. 2, Gütersloh 1981 Hannover: Lutherisches Verlagshaus, 1994 gruppen e.V., Gießen (Hg.): selbsthilfegruppennachrich- Daiber, Karl-Fritz (Hg.): Religion und Konfession. Stu- ten 1996, 74-79 Daiber, Karl-Fritz mit Th. Luckmann (Hg), Religion in dien zu politischen, ethischen und religiösen Einstellun- Daiber, Karl-Fritz, Debatte um ein Wortsymbol: Die den Gegenwartsströmungen der deutschen Soziologie, gen von Katholiken, Protestanten und Konfessionslosen neue Präambel der NiedersächsischenVerfassung im Par- Daiber, Karl-Fritz mit H. Kreß, Theologische Ethik - München 1983 in der Bundesrepublik Deutschland und in den Nieder- lament, in: LuMo, 33/1994, H. 9, 35 – 37 Pastoralsoziologie, Stuttgart 1996, darin: Pastoralsozio- landen, Hannover: Luther. Verlagshaus, 1989 logie, 119 – 244 Daiber, Karl-Fritz, Ritual von Bedeutung, Zivilreligion Daiber, Karl-Fritz, Diakonie und kirchliche Identi- in ostdeutschen Verfassungspräambeln, in: LuMo, 33 tät. Studien zur diakonischen Praxis in der Volkskirche, /1994, H. 11, 12 – 14 Hannover 1989

92 93 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 1969 – 2019 Sozialwissenschaftliches Institut der EKD Bochum 1969 – 2004

Daiber, Karl-Fritz, Religiöse Gruppenbildung als Reak- Lukatis, Ingrid und Astrid Hieber, Tourismus und Kir- Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Mitarbeiterinnen im Sekretariat tionsmuster auf gesellschaftliche lndividualisierungspro- che in Ostfriesland, Teil 2: Empirische Untersuchung, • Klaus Martin Beckmann 1969 – 1972 • Ruth Rumberg 1969 – 1986 zesse, in: K. Gabriel (Hg.), Religiöse lndividualisierung in: Kirchlicher Dienst in Freizeit, Erholung und Touris- • Klaus Lefringhausen 1969 – 1970 • Ingrid Fronzek 1969 – ? oder Säkularisierung? Biographie und Gruppe als Bezugs- mus der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Han- (Leiter 1969 – 1970) • Editha Diesing 1970 – 1971 punkte moderner Religiosität, Gütersloh 1996, 86 – 100 novers, Arbeitskreis Ostfriesland (Hg.), Tourismus und • Horst Zilleßen 1969 – 1980 • Ursula Smielowski 1971 – 1972 Kirche in Ostfriesland, 1996 (Leiter 1970 – 1980) • Ingrid Kettler 1972 – 1973 Grosse, Heinrich, zus. mit Hans-Eckehard Bahr (Hg.), • Michael Bartelt 1969 – 1984 • Petra Schroer-Nows 1972 – 1981 Mein Traum vom Ende des Hassens. Texte für heute, Lukatis, Wolfgang, Alfred Rohloff. Ulrich Wesenick (Leiter 1980 – 1983) • Gerda Aschenbruck 1973 – 1975 Freiburg-Basel-Wien 1994 (Hg.), Computer intervenieren. Beiträge und Ergebnisse • Kurt Kaiser 1969 – 1985 • Ute Mohr 1981 – 1982 empirischer Erhebungen zur Einführung von Personal- • Hans Dietrich Engelhardt 1971 – 1975 • Ute Heisterkamp 1982 – ? Grosse, Heinrich, Dietrich Bonhoeffer, sein Ankläger computern in die Sozialarbeit. Reutlingen 1996 • Karl Ernst Wenke 1971 – 1991 • Angelika Dräger 1986 – ? Manfred Roeder und die Lüneburger Nachkriegsjustiz, • Horst Westmüller 1972 – 1979 • Ursula Masuch (Paul) 1985 – 2004 in: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kir- Lukatis, Ingrid, Regina Sommer, Christof Wolf, Reli- • Helga Gripp 1976 – 1979 • Martina Dornieden ? chengeschichte, 93. Band, 1996, 239 – 257 gion und Geschlechterverhaltnis, Wiesbaden, VS Verlag • Fritz Rüdiger Volz 1981 – 1982 • Beate Hecht ? fur Sozialwissenschaften 2000. • Hildegard Mogge-Grotjahn 1982 – 1983 • Kerstin Ludwig ? Grosse, Heinrich, zus. mit Christian Gremmels, Dietrich • Hartmut Przybylski 1984 – 2004 Bonhoeffer. Der Weg in den Widerstand, Gütersloh 1996 Lukatis, Wolfgang, Das Christentum auf der EXPO (Leiter 1999 – 2004) 2000, Würzburg, Ergon-Verl., 2001 • Ulf Claußen 1984 – 2004 Pastoralsoziologische Arbeitsstelle/ Grosse, Heinrich, zus. mit Hans Otte, Joachim Pe- • Walter Fuchs-Stratmann 1984 – 1989 rels(Hg.), Bewahren ohne Bekennen? Die hannoversche Dreißig Jahre Soziologie im Dienst der Kirche: Zum • Annette Dickewied (Nordwig) 1984 – 1987 Pastoralsoziologisches Institut Hannover 1971 – 2004 Landeskirche im Nationalsozialismus, Hannover: Luthe- Abschied von Ingrid und Wolfgang Lukatis und Elke • Harry W. Jablonowski 1984 – 2013 SWI/SI risches Verlagshaus, 1996 Moller, SI der EKD, Hannover 2005 (Texte aus dem SI) • Sigrid Reihs 1988 – 1999 • Karl-Fritz Daiber (Leiter 1971 – 1996) • Jürgen Rinderspacher 1992 – 2009 SWI/SI • Ingrid Lukatis (1973 – 2004; Leiterin PSI Grosse, Heinrich, ,,Distanzierte Kirchlichkeit“ - Wie • Rainer Volz 1991 – 2004 1996 – 2004) können wir damit umgehen? in: Praktische Theologie, • Irmgard Hermann-Stojanov 1996 – 2008 SWI/SI • Wolfgang Lukatis (1973 – 2005) 31 / 1996, H. 1, 19 – 30 • Wolfgang Belitz 1997 – 2005 • Elke Möller (1974 – 2005) • Achim Rickert 1996 – 1999 • Heinrich Grosse (1989 – 2007 SI) Grosse, Heinrich, zus. mit Kristian Fechtner, Lutz Fried- • Erich Marahrens (1991 – 2004) richs, Ingrid Lukatis, Susanne Natrup (Hg.), Religion • Jutta Schlenkermann (1972 – 2001) wahrnehmen. Festschrift für Karl-Fritz Daiber zum 65. nebenamtlich: • Inge Messmer-Klingen (1974 – 2011 SI) Geburtstag, Marburg 1996 • Günter Brakelmann Leiter 1983 – 1999

Lukatis, Ingrid, Frauen (er)leben die Kirche, in: Pastoral- theologische Informationen, 15 /1995,247 – 268

Lukatis, Ingrid, Der Stellenwert geschlechtsspezifischer Aspekte in Kirche und Gemeinde aus soziologischer Sicht, in: Geschlechtsspezifische Aspekte in der Ge- meindepädagogik,Materialien und Berichte des Come- nius-Instituts e.V., Nr. 12, Münster 1996, 37 – 53

94 95 Sozialwissenschaftliches Institut der EKD ab 2004

• Inge Messmer-Klingen (1974 PSA – 2011) • Anika Füser (2015 – 2018) • Harry Jablonowski (1984 SWI – 2013) • Michael Krüggeler (2015) • Heinrich Grosse (1989 PSA – 2007) • David Ohlendorf (2015 – 2018) • Jürgen Rinderspacher (1992 SWI – 2009) • Jan Rebenstorf (2015 – 2018) • Wiebke von Nathusius (2004 – 2016) • Jürgen Schönwitz (seit 2016) • Ingrid Lukatis (2004 – 2005) • Gabriele Arndt-Sandrock (seit 2016) • Wolfgang Lukatis (2004 – 2005) • Susanne Hofman (seit 2017) • Gerhard Wegner (Direktor) (2004 – 2019) • Petra-Angela Ahrens (seit 2005) • Veronika Drews-Galle (2005 – 2009) • Matthias Zeeb (2005 – 2007) • Claudia Schulz (2006 – 2008) • Wolf-Dietrich Köhler (2007 – 2008) • Elke Tackmann (Neuhausen) (2008 – 2010) • Birgit Klostermeier (2008 – 2011) • Anna Küster (2008 – 2012) • Martin Horstmann (2008 – 2013) • Annika Böhm (2008) • Hilke Bauermeister (2009) • Marlies Winkler (2009 – 2010) • Andreas Mayert (seit 2009) • Sabrina Johann-Goeken (2010 – 2012) • Wolf-Dietrich von Nordheim (2010 – 2013) • Renate Giesler (2010 – 2016) • Kum-Bong Hwang (2010 – 2011) • Gunther Schendel (seit 2011) • Jenichen Susann (2011 – 2015) • Tabea Spieß (2011 – 2015) • Hilke Rebenstorf (seit 2012) • Viola Sibbern (seit 2012) • Franziska Albrecht (2012 – 2013) • Anja Christof (Schädel) (2012 – 2014) • Anne Elise Hallwaß (2012 – 2015) • Antje Bednarek-Gilland (2013 – 2016) • Friedhelm Feldkamp (2014 – 2015) • Maria Sinnemann (seit 2014)

96 97 www.creo-media.de