Und Gedenktage 2018
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AUSGABE 1. 2017 GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2018 PETER RUZICKAS NEUE OPER „BENJAMIN“ JUBILARE DER MUSIK FÜR KINDER INHALT / CONTENT Liebe Leserinnen, 03 / 22 liebe Leser, Peter Ruzicka wird 70 nur wenige Komponisten der Gegenwart kennen 06 / 24 das Muskkgeschäft aus so vielen Perspektiven wie Krzysztof Meyer der Komponist, Musikmanager, Dirigent und Musik- 75. Geburtstag schriftsteller Peter Ruzicka. Die bedeutendsten 09 Opernhäuser und Musikfestivals hat er geleitet und Jubilare der Musik für seine kreative Ader versiegt auch nicht im ausge- Kinder und ein Blick henden 60. Lebensjahrzehnt. Peter Ruzicka spricht aufs Repertoire in diesem Heft zum ersten Mal ausführlich über sein 13 neuestes Projekt für die Hamburgische Staatsoper. Aram Chatschaturjan zum 40. Todestag Krzysztof Meyer kannte Dmitri Schostakowitsch 15 / 26 noch persönlich. Vieles hat er in seinem eigenen 100. Geburtstag Schaffen vom größten Sinfoniker Russlands aus von Galina Ustwolskaja dem 20. Jahrhundert übernommen. Wir berichten im Jahr 2019 von Meyer persönlich und den Ur- und Erstauffüh- 16 / 27 rungen seiner Werke in aller Welt. Alfred Schnittke zum 20. Todestag im Jahr 2018 Musik für Kinder ist ein traditioneller Schwerpunkt 18 unserer Kataloge seit vielen Jahrzehnten. Nun will es Geburts- und der Kalender, dass sich in den kommenden beiden Gedenktage 2018 Jahren die Jubiläen vieler Komponisten von Opern 19 und Konzertstücken wie „Schneewittchen“, „Die Vorschau 2019 Schneekönigin“, „Die Bremer Stadtmusikanten“, 20 / 27 „Rabautz“ oder „Toni Sombrero und der alte Mata- News dor“ häufen. Neue Aufführungsnachrichten gibt es außerdem von den beiden verstorbenen Komponisten Galina Ustwolskaja und Alfred Schnittke. Lassen Sie sich von unserer Vorschau auf 2018/2019 anregen. Dagmar Sikorski Dr. Axel Sikorski IMPRESSUM REDAKTION Helmut Peters Quartalsmagazin der ARTWORK Joachim J. Kühmstedt, j4 -studio.com SIKORSKI MUSIKVERLAGE erscheint mind. 4x im Jahr kostenfrei FOTONACHWEISE Titelgrafik (Peter Ruzicka und Krzysztof Meyer) J4 Studio Seite 5 „HÖLDERLIN – Eine Expedition“, Staatsoper Unter den Linden, Berlin © Ruth Walz Seite 6 Krzysztof Meyer © wikipedia Seite 8 Hauptmarkt (Rynek) in Krakau © wikipedia Seite 9 Heiko Fenn © Ronald Friese Seite 11 Marius Felix VERLAG Lange © Marius Felix Lange Seite 12 Oliver Fach © Oliver Fach Seite 13 Aram Chatschaturjan © K.I.P.P.A Internationale Musikverlage Seite 15 Galina Ustwolskaja © Viktor Suslin Seite 16 Alfred Schnittke © privat Seite 20 Jan Müller-Wieland Hans Sikorski GmbH & Co. KG © Birgit Müller-Wieland; Lera Auerbach © privat; Marko Nikodijevic © Gabriel Brandigi, Moritz Eggert © Johnsallee 23 Mara Eggert Seite 22 „Celan“, Semperoper Dresden © E. Doring 20148 Hamburg Alle anderen Bilder © Archiv Sikorski T +49 40 41 41 00-0 F +49 40 41 41 00-60 HINWEIS Wo möglich haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Fotos/Illustrationen ausfindig gemacht. www.sikorski.de Sollte dies im Einzelfall nicht ausreichend gelungen oder es zu Fehlern gekommen sein, bitten wir die Urheber, [email protected] sich bei uns zu melden, damit wir berechtigten Forderungen umgehend nachkommen können. 2 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 TITELTHEMA Peter Ruzicka wird 70 Die kompositorische Entwicklung des Komponisten die Verbindung zur Tradition wird bei Ruzicka nicht Peter Ruzicka mit nur wenigen Worten nachzeichnen in großen Brüchen gegen neue, anders gelagerte zu wollen, dürfte kaum möglich sein. Das Schaffen kompositorische Ideen ausgetauscht, sondern – des 1948 geborenen Komponisten, der über die wenn auch mit anderen Schwerpunktsetzungen – schöpferische Arbeit hinaus auch als Intendant viel eher ergänzt und fortgeführt. Ein selbstbeschrei- großer Häuser und Festivals sowie als Autor und bender Satz des Komponisten wie „Vergangenes in Dirigent viel für die Neue Musik getan hat, ent- der Zone zwischen Vergessen und Erinnerung wird wickelte sich über Jahrzehnte hinweg. Diese Ent- durch Umkreisen, Durchdringung und Aneignung wicklung verlief ausgesprochen organisch. Oft sind vergegenwärtigt“ sagt viel über Ruzickas komposi- seine Werke, gerade im Falle der Opern, durch Vor- torisches Denken aus. Ruzicka selbst beantwortet studien eng miteinander verflochten. Auch die in frü- seinen Hörern viele Fragen in eigenen Texten, die heren Werken zuweilen auffällige Hinwendung zum unter den Titeln „Erfundene und gefundene Musik“ Fragment, zur dialektischen Infragestellung bereits oder „Ins Offene – Texte zur Musik“ beim Wolke gefundenen und verwerteten Materials ebenso wie Verlag veröffentlicht wurden. 2 3 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 PETER RUZICKA Peter Ruzicka studierte in München, Hamburg und Libretto von Yona Kim sieben Stationen. Es sind Berlin Jura und Musik und promovierte 1977. Nach „Waldszenen“, die in Wahrheit eine einzige „verrufene seiner Tätigkeit als Intendant des Radio-Symphonie- Stelle“ sind, über der ein Unstern steht. Die ein Orchesters Berlin zwischen 1979 und 1987 war er geheimnisvolles Dokument bewahrende Akten- von 1988 bis 1997 Intendant der Hamburgischen tasche im Rang eines Attributs des Protagonisten Staatsoper. Von 2001 bis 2006 leitete Ruzicka die zu Beginn und am Schluss – beklemmend und be- Salzburger Festspiele. Seit 1990 ist er als Professor wegend zugleich. Die Mutation des Waldes zum an der Hamburger Hochschule für Musik und Thea- Bücherwald und zum Inhaftierungslager, die des ter tätig, von 1996 bis 2014 hatte er die künstlerische Schiffes zum Kinderzimmer und des Meeres- Leitung der Münchener Biennale inne. Ruzicka tritt rauschens zum Großstadtlärm – Verwandlungen, die sowohl als Komponist, Dirigent als auch als Inten- zusammen mit der Anverwandlung des Liedes vom dant und Kulturmanager im internationalen Musik- „Bucklicht Männlein“ durch immer gebückter und leben in Erscheinung. immer intensiver flüsternde deportierte Kinder ein beklemmendes Ambiente schaffen. In dem Ensemble Stand sein Schaffen gegen Ende der sechziger von sechs Personen, die Zeitgenossen Walter Jahre noch ganz im Banne der „Vätergeneration“ Benjamins spiegeln, scheinen mir die Schrunden (Henze, Ligeti, Stockhausen), so lassen sich seit „ ... und Risse, aber auch die gescheiterten Rettungs- fragment ...“ (1970) Mahler, Webern und Celan als versuche einer leidvollen Biographie „personifiziert“. die trigonometrischen Punkte bezeichnen, die von nun an seinen ästhetischen Kurs markieren. Vor die- Wie verhält sich Ihre Oper BENJAMIN strukturell sem Hintergrund hat sich ein Schaffen entfaltet, das und musikalisch zu den früheren Opern CELAN in der Vielfalt der Genres, der Kraft der Inspiration und HÖLDERLIN mit ihren Bezügen zu bestimmten und der souveränen Beherrschung des kompositori- Gestalten der Literatur- und Philosophiegeschichte? schen Metiers gleichermaßen beeindruckt. Die Opern ergeben in ihren vielfachen Wechsel- In Vokalwerken und in den beiden bereits urauf- bezügen eine Art Tryptichon. Celan hat wie Benjamin geführten Opern „CELAN“ und „HÖLDERLIN“ wendet auf den sich abwendenden Engel der Geschichte sich Ruzicka Persönlichkeiten der Literatur zu, die für zurückgeblickt und die Wunden des 20. Jahrhunderts ihn wesentlich waren. Nun hat er eine dritte Oper mit beschrieben. Benjamin war ein sensibler Hölderlin- dem Titel „BENJAMIN“ vollendet, in der es wieder um Exeget, ebenso wie Celan, an dessen Todestag die eine Gestalt der Literatur und der Philosophie geht: Hölderlin-Biographie von Michel auf dem Bett auf- Walter Benjamin, den großen deutschen Philosophen, geschlagen lag. Musikalisch gibt es in BENJAMIN Kulturkritiker und Übersetzer der Werke von Balzac, Momente der „Übermalung“ früherer Texturen, dort Baudelaire und Marcel Proust und Schöpfer des für wo sich die historischen Sujets berühren. Benjamin, die Moderne so wegweisenden „Passagen-Werks“. Celan und Hölderlin sind zu Triangulationspunkten meines Denkens geworden. Kurz vor seinem 70. Geburtstag am 3. Juli 2018 wird die neue Oper im Juni 2018 an der Hamburgischen Gerade Benjamin und sein „Passagen-Werk“ sind Staatsoper zur Uraufführung gelangen. Wir haben eine komplexe Vorlage. Wieviel Vorwissen setzen Peter Ruzicka zu einem Gespräch getroffen, in dem Sie bei Ihrem Publikum voraus, um dem Verlauf des er über dieses neue Werk, aber auch viele andere Stücks folgen zu können? Themen seines gegenwärtigen Schaffens spricht. Das Musiktheater vermag geschichtsphilosophi- Warum haben Sie als Sujet ausgewählt und wie sche Positionen nicht direkt zu beschreiben. Aber könnten Sie die Dramaturgie Ihrer Oper beschrei- die Begegnungen Benjamins etwa mit Hannah ben? Arendt, Gershom Sholem oder Bertolt Brecht mögen doch die empathische Kraft seines Gedankens, sein Peter Ruzicka: BENJAMIN ist weniger ein Musik- „wissendes“ Weltbild, spiegeln. Mir ist da Wagners theater „über“ oder „mit“ Benjamin, sondern „auf- Satz nahe, wonach wir Wissende werden müssen grund von Benjamin“, diesem Ahasver, dessen rastlo- durch das Gefühl: So ist es, wenn uns das Gefühl ses Reisen auf der Flucht vor den Nationalsozialisten gesagt hat, so muss es sein! Benjamins Leben be- in der Oper selbst Klang werden soll. Man wird trifft uns und macht uns betroffen! der Partitur etwas von der hermetisch-mystischen Tiefe vieler seiner Texte abspüren können, von der Bei Ihren Opern kündigen sich gewisse Vorahnungen Diskontinuität seines Denkens, aber auch von dem in vorausgehenden Werken an. In welchen Stücken von Depression und Vereinsamung heimgesuchten ist das in Bezug auf BENJAMIN der Fall? Walter Benjamin. Eine Geschichte vom Menschen W.B. also, dennoch anti-narrativ. Auch das ist eine Die Partitur der Oper