AUSGABE 1. 2017

GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2018 PETER RUZICKAS NEUE OPER „BENJAMIN“ JUBILARE DER MUSIK FÜR KINDER INHALT / CONTENT Liebe Leserinnen, 03 / 22 liebe Leser, Peter Ruzicka wird 70 nur wenige Komponisten der Gegenwart kennen 06 / 24 das Muskkgeschäft aus so vielen Perspektiven wie Krzysztof Meyer der Komponist, Musikmanager, Dirigent und Musik- 75. Geburtstag schriftsteller Peter Ruzicka. Die bedeutendsten 09 Opernhäuser und Musikfestivals hat er geleitet und Jubilare der Musik für seine kreative Ader versiegt auch nicht im ausge- Kinder und ein Blick henden 60. Lebensjahrzehnt. Peter Ruzicka spricht aufs Repertoire in diesem Heft zum ersten Mal ausführlich über sein 13 neuestes Projekt für die Hamburgische Staatsoper. Aram Chatschaturjan zum 40. Todestag Krzysztof Meyer kannte Dmitri Schostakowitsch 15 / 26 noch persönlich. Vieles hat er in seinem eigenen 100. Geburtstag Schaffen vom größten Sinfoniker Russlands aus von Galina Ustwolskaja dem 20. Jahrhundert übernommen. Wir berichten im Jahr 2019 von Meyer persönlich und den Ur- und Erstauffüh- 16 / 27 rungen seiner Werke in aller Welt. Alfred Schnittke zum 20. Todestag im Jahr 2018 Musik für Kinder ist ein traditioneller Schwerpunkt 18 unserer Kataloge seit vielen Jahrzehnten. Nun will es Geburts- und der Kalender, dass sich in den kommenden beiden Gedenktage 2018 Jahren die Jubiläen vieler Komponisten von Opern 19 und Konzertstücken wie „Schneewittchen“, „Die Vorschau 2019 Schneekönigin“, „Die Bremer Stadtmusikanten“, 20 / 27 „Rabautz“ oder „Toni Sombrero und der alte Mata- News dor“ häufen.

Neue Aufführungsnachrichten gibt es außerdem von den beiden verstorbenen Komponisten Galina Ustwolskaja und Alfred Schnittke.

Lassen Sie sich von unserer Vorschau auf 2018/2019 anregen.

Dagmar Sikorski Dr. Axel Sikorski

IMPRESSUM REDAKTION Helmut Peters Quartalsmagazin der ARTWORK Joachim J. Kühmstedt, j4 -studio.com SIKORSKI MUSIKVERLAGE erscheint mind. 4x im Jahr kostenfrei

FOTONACHWEISE Titelgrafik (Peter Ruzicka und Krzysztof Meyer) J4 Studio Seite 5 „HÖLDERLIN – Eine Expedition“, Staatsoper Unter den Linden, Berlin © Ruth Walz Seite 6 Krzysztof Meyer © wikipedia Seite 8 Hauptmarkt (Rynek) in Krakau © wikipedia Seite 9 Heiko Fenn © Ronald Friese Seite 11 Marius Felix VERLAG Lange © Marius Felix Lange Seite 12 Oliver Fach © Oliver Fach Seite 13 Aram Chatschaturjan © K.I.P.P.A Internationale Musikverlage Seite 15 Galina Ustwolskaja © Viktor Suslin Seite 16 Alfred Schnittke © privat Seite 20 Jan Müller-Wieland Hans Sikorski GmbH & Co. KG © Birgit Müller-Wieland; Lera Auerbach © privat; Marko Nikodijevic © Gabriel Brandigi, Moritz Eggert © Johnsallee 23 Mara Eggert Seite 22 „Celan“, © E. Doring 20148 Alle anderen Bilder © Archiv Sikorski T +49 40 41 41 00-0 F +49 40 41 41 00-60 HINWEIS Wo möglich haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Fotos/Illustrationen ausfindig gemacht. www.sikorski.de Sollte dies im Einzelfall nicht ausreichend gelungen oder es zu Fehlern gekommen sein, bitten wir die Urheber, [email protected] sich bei uns zu melden, damit wir berechtigten Forderungen umgehend nachkommen können.

2 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 TITELTHEMA

Peter Ruzicka wird 70 Die kompositorische Entwicklung des Komponisten die Verbindung zur Tradition wird bei Ruzicka nicht Peter Ruzicka mit nur wenigen Worten nachzeichnen in großen Brüchen gegen neue, anders gelagerte zu wollen, dürfte kaum möglich sein. Das Schaffen kompositorische Ideen ausgetauscht, sondern – des 1948 geborenen Komponisten, der über die wenn auch mit anderen Schwerpunktsetzungen – schöpferische Arbeit hinaus auch als Intendant viel eher ergänzt und fortgeführt. Ein selbstbeschrei- großer Häuser und Festivals sowie als Autor und bender Satz des Komponisten wie „Vergangenes in Dirigent viel für die Neue Musik getan hat, ent- der Zone zwischen Vergessen und Erinnerung wird wickelte sich über Jahrzehnte hinweg. Diese Ent- durch Umkreisen, Durchdringung und Aneignung wicklung verlief ausgesprochen organisch. Oft sind vergegenwärtigt“ sagt viel über Ruzickas komposi- seine Werke, gerade im Falle der Opern, durch Vor- torisches Denken aus. Ruzicka selbst beantwortet studien eng miteinander verflochten. Auch die in frü- seinen Hörern viele Fragen in eigenen Texten, die heren Werken zuweilen auffällige Hinwendung zum unter den Titeln „Erfundene und gefundene Musik“ Fragment, zur dialektischen Infragestellung bereits oder „Ins Offene – Texte zur Musik“ beim Wolke gefundenen und verwerteten Materials ebenso wie Verlag veröffentlicht wurden.

2 3 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 PETER RUZICKA

Peter Ruzicka studierte in München, Hamburg und Libretto von Yona Kim sieben Stationen. Es sind Berlin Jura und Musik und promovierte 1977. Nach „Waldszenen“, die in Wahrheit eine einzige „verrufene seiner Tätigkeit als Intendant des Radio-Symphonie- Stelle“ sind, über der ein Unstern steht. Die ein Orchesters Berlin zwischen 1979 und 1987 war er geheimnisvolles Dokument bewahrende Akten- von 1988 bis 1997 Intendant der Hamburgischen tasche im Rang eines Attributs des Protagonisten Staatsoper. Von 2001 bis 2006 leitete Ruzicka die zu Beginn und am Schluss – beklemmend und be- Salzburger Festspiele. Seit 1990 ist er als Professor wegend zugleich. Die Mutation des Waldes zum an der Hamburger Hochschule für Musik und Thea- Bücherwald und zum Inhaftierungslager, die des ter tätig, von 1996 bis 2014 hatte er die künstlerische Schiffes zum Kinderzimmer und des Meeres- Leitung der Münchener Biennale inne. Ruzicka tritt rauschens zum Großstadtlärm – Verwandlungen, die sowohl als Komponist, Dirigent als auch als Inten- zusammen mit der Anverwandlung des Liedes vom dant und Kulturmanager im internationalen Musik- „Bucklicht Männlein“ durch immer gebückter und leben in Erscheinung. immer intensiver flüsternde deportierte Kinder ein beklemmendes Ambiente schaffen. In dem Ensemble Stand sein Schaffen gegen Ende der sechziger von sechs Personen, die Zeitgenossen Walter Jahre noch ganz im Banne der „Vätergeneration“ Benjamins spiegeln, scheinen mir die Schrunden (Henze, Ligeti, Stockhausen), so lassen sich seit „ ... und Risse, aber auch die gescheiterten Rettungs- fragment ...“ (1970) Mahler, Webern und Celan als versuche einer leidvollen Biographie „personifiziert“. die trigonometrischen Punkte bezeichnen, die von nun an seinen ästhetischen Kurs markieren. Vor die- Wie verhält sich Ihre Oper BENJAMIN strukturell sem Hintergrund hat sich ein Schaffen entfaltet, das und musikalisch zu den früheren Opern CELAN in der Vielfalt der Genres, der Kraft der Inspiration und HÖLDERLIN mit ihren Bezügen zu bestimmten und der souveränen Beherrschung des kompositori- Gestalten der Literatur- und Philosophiegeschichte? schen Metiers gleichermaßen beeindruckt. Die Opern ergeben in ihren vielfachen Wechsel- In Vokalwerken und in den beiden bereits urauf- bezügen eine Art Tryptichon. Celan hat wie Benjamin geführten Opern „CELAN“ und „HÖLDERLIN“ wendet auf den sich abwendenden Engel der Geschichte sich Ruzicka Persönlichkeiten der Literatur zu, die für zurückgeblickt und die Wunden des 20. Jahrhunderts ihn wesentlich waren. Nun hat er eine dritte Oper mit beschrieben. Benjamin war ein sensibler Hölderlin- dem Titel „BENJAMIN“ vollendet, in der es wieder um Exeget, ebenso wie Celan, an dessen Todestag die eine Gestalt der Literatur und der Philosophie geht: Hölderlin-Biographie von Michel auf dem Bett auf- Walter Benjamin, den großen deutschen Philosophen, geschlagen lag. Musikalisch gibt es in BENJAMIN Kulturkritiker und Übersetzer der Werke von Balzac, Momente der „Übermalung“ früherer Texturen, dort Baudelaire und Marcel Proust und Schöpfer des für wo sich die historischen Sujets berühren. Benjamin, die Moderne so wegweisenden „Passagen-Werks“. Celan und Hölderlin sind zu Triangulationspunkten meines Denkens geworden. Kurz vor seinem 70. Geburtstag am 3. Juli 2018 wird die neue Oper im Juni 2018 an der Hamburgischen Gerade Benjamin und sein „Passagen-Werk“ sind Staatsoper zur Uraufführung gelangen. Wir haben eine komplexe Vorlage. Wieviel Vorwissen setzen Peter Ruzicka zu einem Gespräch getroffen, in dem Sie bei Ihrem Publikum voraus, um dem Verlauf des er über dieses neue Werk, aber auch viele andere Stücks folgen zu können? Themen seines gegenwärtigen Schaffens spricht. Das Musiktheater vermag geschichtsphilosophi- Warum haben Sie als Sujet ausgewählt und wie sche Positionen nicht direkt zu beschreiben. Aber könnten Sie die Dramaturgie Ihrer Oper beschrei- die Begegnungen Benjamins etwa mit Hannah ben? Arendt, Gershom Sholem oder Bertolt Brecht mögen doch die empathische Kraft seines Gedankens, sein Peter Ruzicka: BENJAMIN ist weniger ein Musik- „wissendes“ Weltbild, spiegeln. Mir ist da Wagners theater „über“ oder „mit“ Benjamin, sondern „auf- Satz nahe, wonach wir Wissende werden müssen grund von Benjamin“, diesem Ahasver, dessen rastlo- durch das Gefühl: So ist es, wenn uns das Gefühl ses Reisen auf der Flucht vor den Nationalsozialisten gesagt hat, so muss es sein! Benjamins Leben be- in der Oper selbst Klang werden soll. Man wird trifft uns und macht uns betroffen! der Partitur etwas von der hermetisch-mystischen Tiefe vieler seiner Texte abspüren können, von der Bei Ihren Opern kündigen sich gewisse Vorahnungen Diskontinuität seines Denkens, aber auch von dem in vorausgehenden Werken an. In welchen Stücken von Depression und Vereinsamung heimgesuchten ist das in Bezug auf BENJAMIN der Fall? Walter Benjamin. Eine Geschichte vom Menschen W.B. also, dennoch anti-narrativ. Auch das ist eine Die Partitur der Oper ist sehr symphonisch angelegt, „Reise ins Innere“. Es gibt in dem wunderbaren mit orchestralen Zwischenspielen, die die „Reisen“

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„HÖLDERLIN – Eine Expedition“ von Peter Ruzicka, Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 2008

Benjamins imaginieren. Diese Zwischenspiele habe mich seit langem beschäftigt: „Vielleicht wäre es ich vorab komponiert und in einem Orchesterstück interessant, einmal ein Werk zu schaffen, das an FLUCHT zusammengefügt. Ich glaube, hier spiegelt jedem seiner Knotenpunkte zeigen würde, wie sich ein bestimmter „Eigenklang“ der Oper, der Verschiedenartiges sich dort dem Geiste darbie- dunkler und tiefer gestaffelt ist als dies bei CELAN ten kann, bevor er daraus eine einzige Folge wählt, und HÖLDERLIN der Fall war. die dann im Text vorliegt. Das hieße: an die Stelle der Illusion einer einzigen, das Wirkliche nach- Wir können uns 2017 auf die Uraufführung von ahmenden Bestimmung diejenige des ‚In-jedem- MNEMOSYNE für Sopran, Streichorchester und Augenblick-Möglichen‘ setzen.“ Eine solche reflexive Schlagzeug mit der Sopranistin Anna Prohaska und Beobachtung hat für mich seit jeher Beethovens der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen Streichquartett op. 131 freigesetzt, ein singuläres freuen. Warum war eine Fassung für Kammer- Werk, das beständig auf einen „Möglichkeits- orchester dieses Werkes so reizvoll? horizont“ verweist. In dem neuen Streichquartett vermeide ich eindeutige Kontinuitäten und spreche Fragmente des späten Hölderlinschen Textes der vielfach in Möglichkeitsform über „Fragmente aus „Mnemosyne“, jener dunklen Beschwörung von der Zukunft“. Das Stück zielt auf eine kompositori- Vergänglichkeit und Ewigkeit, lagen schon meinem sche Selbsterfahrung, die nicht auf die Totalität der 6. Streichquartett ERINNERUNG UND VERGESSEN Komposition abzielt, sondern ihren prozesshaften zugrunde. Das neue Stück greift noch weiter aus, Verlauf spiegelt. sowohl was den textlichen Vorwurf anbelangt als auch durch Einbeziehung eines Streichorchesters An welchen neuen Projekten arbeiten Sie zur Zeit? und Schlagzeug: Musik über Musik, die tief zurück in Gibt es schon abgeschlossene Werke oder erst mein musikalisches Denken blickt, indem Vergange- angedachte Vorhaben? nes in der Zone zwischen Vergessen und Erinnerung durch Umkreisen, Durchdringung und Aneignung Auf dem Arbeitstisch liegen Vorarbeiten zu zwei vergegenwärtigt wird. neuen Kompositionen. Zum einen entsteht für die „musica viva“ des Bayerischen Rundfunks ein Werk Ein weiteres Thema ist die Uraufführung des für Trompete und Orchester, das Sergej Nakariakov 7. Streichstreiquartettes „...POSSIBLE-A-CHAQUE- uraufführen wird. Zum anderen plane ich ein Stück INSTANT“. Was haben wir uns unter dem Titel vor- für Kammerorchester, nachdem ich in den letzten zustellen ? Jahrzehnten vorwiegend für die großen Orchester- formate geschrieben habe. Nun geht es um eine Der Titel verweist auf einen Gedanken von Paul Konzentration der Mittel, bei der ich musiksprach- Valéry zum künstlerischen Schaffensprozess, der lich durchaus auch neue Wege gehen will.

4 5 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 KRZYSZTOF MEYER

Krzysztof Meyer 75. Geburtstag Der 1943 geborene polnische Komponist Krzysztof nen, die er sich von Jugend an habe bewahren kön- Meyer gehört zu den Komponisten, die Dmitri nen. Stets bewunderte Meyer an Schostakowitsch Schostakowitsch noch persönlich begegnen durf- die große Zurückhaltung und Bescheidenheit, das ten. Zwanzig Jahre nach Schostakowitschs Tod legte fast scheue Auftreten nach Konzerten, in denen Meyer beim Gustav Lübbe Verlag eine der wichtigsten seine Werke erklangen. Besonders eindrucksvoll ist Schostakowitsch-Biographien vor, in der er sich zu Meyers Beschreibung von Schostakowitschs Ver- seinen Beziehungen mit dem russischen Kompo- halten während einer Aufführung: „Sein Gesicht nisten äußerte und seine Beobachtungen vor allem glich einer Maske, die Lippen waren verkniffen und in Schostakowitschs letzten Lebensjahren fest- der Blick geistesabwesend auf irgendeinen Punkt hielt. So berichtete er, dass Schostakowitsch nach im Raum fixiert.“ Gleichzeitig habe sich Schosta- Fertigstellung seiner 15. Sinfonie nahezu andert- kowitsch beinahe „kindliche Züge“ in entspannter halb Jahre keine einzige Note mehr geschrieben Stimmung bewahrt und sich über die geringsten habe. Zum ersten Mal in seinem Leben habe er Kleinigkeiten spontan ungemein freuen können. aus gesundheitlichen Gründen eine so lange Dennoch urteilt Meyer: „Schostakowitsch blieb Arbeitspause eingelegt. Und doch hätten, so Meyer, sein Leben lang in vieler Hinsicht eine rätselhafte weder die vielen Ehrungen, die Schostakowitsch zu- Persönlichkeit. Die meisten Menschen, die fast teil geworden seien, noch die unheilbare Krankheit, täglich mit ihm Umgang hatten, wussten über ihn an der er litt, seine Persönlichkeit verändern kön- weniger als über längst verblichene Komponisten

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(...) Alle waren sich aber darin einig, dass er in sich In diesem neuen Orchesterwerk greift Meyer auf Züge eines begnadeten Künstlers hatte, dessen Themen und Motive aus seiner Komposition „Meta- Reaktionen nicht vorauszusehen waren und des- morphosen“ für Saxophon und Klavier aus dem Jahre sen persönlicher Charakter nicht immer in Einklang 2004 zurück. Meyer kommentiert: „Die ‚Metamor- stand mit seiner künstlerischen Individualität.“ phosen‘ sind für ein kleines Orchester geschrieben und verwenden eine Kompositionstechnik, mit der Als Krzysztof Meyer diese Beobachtungen kurz vor ich seit vielen Jahren arbeite. Die auf symmetri- Schostakowitschs Tod machte, war er selbst gut drei- schen Akkorden basierende harmonische Sprache ßig Jahre alt. Geboren wurde er am 11. August 1943 in stellt (neben der funktional auf die Gesamtform des Krakau, lernte Klavierspielen und nahm dann ab 1954 Stückes bezogenen Wechselwirkung von Abschnit- Unterricht in Theorie und Komposition bei Stanislaw ten) ein grundlegendes Prinzip meiner Kompositions- Wiechowicz. Nachdem er das Chopin-Musikgymna- technik dar. Das Stück fügt sich zwar zu einem ge- sium in Krakau absolviert hatte, studierte er an der schlossenen Ganzen, weist dabei aber eine mehr- dortigen Musikhochschule, wo er zwei Studiengänge teilige Form auf. In den ‚Metamorphosen‘ für kleines mit Auszeichnung abschloss: 1965 erhielt er sein Orchester behandle ich erneut jene kompositori- Diplom in Komposition bei Krzysztof Penderecki und schen Probleme, denen ich mich bereits in anderen 1966 sein Diplom in Musiktheorie. In den Jahren 1964, Stücken für Kammerorchester (‚Musique scintillante‘ 1966 und 1968 studierte er jeweils für einige Monate und ‚Musique de la lumière et de la pénombre‘) ge- in Frankreich bei Nadia Boulanger. stellt habe. Und wie immer: Mehrere in den letzten Werken verwendete technische Methoden habe Von 1965 bis 1967 trat Meyer als Pianist im „Ensemble ich mich hier weiterzuentwickeln bemüht, während für zeitgenössische Musik MW2“ auf und konzertierte ich mich von denjenigen, die keine befriedigenden in Polen sowie in zahlreichen Ländern Europas. Ergebnisse brachten, getrennt habe.“ Außerdem spielte er als Solist seine eigenen Kom- positionen. Von 1966 bis 1987 unterrichtete Krzysztof Sinfonie Nr. 9 „Fidei speique Sinfonia” Meyer musiktheoretische Fächer an der Staatlichen Viele Sinfonien von Krzysztof Meyer und insbe- Musikhochschule (heute Musikakademie) in Krakau sondere die neueren seit der Sinfonie Nr. 6 „Die und war von 1972 bis 1975 als Prorektor tätig, von Polnische“, die als Reaktion auf die Verhängung des 1975 bis 1987 hatte er den Musiktheorie-Lehrstuhl Kriegsrechts komponiert wurde, tragen Untertitel, inne. Von 1987 bis 2008 war er Professor an der die auf außermusikalische Themen und Inspiratio- Musikhochschule in Köln, wo er eine Meisterklasse nen verweisen. Tatsächlich betrachtet Meyer die für Komposition leitete. Meyer hielt im In- und sinfonische Gattung als besonders geeignet, über Ausland zahlreiche Vorlesungen über Neue Themen zu reflektieren, die ihn zum Zeitpunkt der Musik (unter anderem in der Sowjetunion, in Ost- Komposition besonders bewegen. In der 7. Sinfonie und Westdeutschland, Österreich und Brasilien). „Sinfonia del tempo che passa“ hatte der Komponist Von 1985 bis 1989 war er Vorsitzender des Polni- kurz vor seinem 60. Geburtstag über das von ihm bis- schen Komponistenverbandes. lang Erlebte und Erreichte nachgedacht, so dass die- ses Werk auch autobiographische Züge trägt. In der „Von Natur und Überzeugung bin ich natürlich ein 8. Sinfonie, der sogenannten „Sinfonia da requiem“, polnischer Komponist“, schrieb Meyer im Jahr 2009 in der Meyer Gedichte von Adam Zagajewski vertonte, in einem Brief an den Sikorski-Verlagsdirektor Hans- steht der Holocaust im Mittelpunkt. Ulrich Duffek, „bin aber gleichzeitig ein Europäer. Mir ist völlig egal, ob ich in Polen oder woanders Die 9. Sinfonie „Fidei speique Sinfonia“ ist wieder wohne. Ich kann im Westen ebenso gut leben und vokalinstrumental aufgebaut. Der Komponist vertont arbeiten wie in Polen, wenn ich nur Freunde und darin Ausschnitte aus den Psalmen 4, 35 und 64 und Interpreten meiner Musik finde. Wenn ich aber in die vollständigen Psalmen 2, 123, 120 und 117. Meyer Deutschland lebe, fühle ich mich bereichert, weil möchte damit auch auf die Gegenwart verweisen: das deutsche Musikleben unglaublich umfangreich sowohl auf die Situation, wenn Politiker provozieren ist und mir verschiedenste Impulse gibt.“ und „zum Krieg drängen“, als auch die alltäglichen Konflikte, die entstehen, wenn sich Menschen „Metamorphosen“ „einer verlogenen Sprache“ bedienen und „den Im Auftrag der Philharmonie Krakau schrieb der Frieden hassen“ (Psalm 120). polnische Komponist Krzysztof Meyer sein neues Orchesterwerk „Metamorphosen“ zum 70. Jahres- Nicht von ungefähr behandelt Krzysztof Meyer dieses tag der Staatlichen Chopin-Musikschule in Krakau. Thema in seiner 9. Sinfonie. War es doch gerade die Unter der musikalischen Leitung von Maciej Neunte von Beethoven, die die Idee der Brüderlich- Tarnowski brachte das Philharmonische Orchester keit proklamierte. Fast 200 Jahre nach der Entstehung Krakau das Werk am 30. September 2016 in der dieser Beethoven-Sinfonie konstruiert Meyer, dass Krakauer Philharmonie zur Uraufführung. jene hehre Idee bis heute eine Utopie geblieben ist.

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Der Hauptmarkt (Rynek) in Krakau, der Geburtstadt von Krzysztof Meyer

Konzert für Gitarre, 26./27.01.2017 Bratislava Pauken und Streichorchester Slowakische EA “Musica festiva” Über die Entstehung seines Gitarrenkonzerts im für Orgel und Orchester Jahre 2011 berichtete Krzysztof Meyer Folgendes: N.N., Orgel, Slowakische Philharmonie „Für einen Komponisten ist es eine sowohl kompli- Ltg.: Daniel Raiskin zierte als auch anspruchsvolle Aufgabe, ein Werk für Orchester mit einem Soloinstrument zu schreiben. März 2017 Moskau Und doch war es für mich auch spannend, gerade RE Konzert für Gitarre, Pauken dieses Konzert zu komponieren, da ich von einem und Streichorchester außergewöhnlich begabten und hochgeschätzten Łukasz Kuropaczewski, Gitarre polnischen Musiker inspiriert wurde, dem Gitarristen Łukasz Kuropaczewski. So war mir klar, dass die November 2017 Krakau Partitur ihm die Gelegenheit bieten sollte, seine UA Werk für Violoncello, Klavier, Schlagzeug technische Virtuosität und musikalische Sensibilität und Streichinstrumente zu zeigen, aber auch die diesem besonderen Instru- Philharmonisches Orchester Krakau ment innewohnenden Möglichkeiten umfassend zu – Auftragswerk des Polnischen Kulturministeriums – erforschen. März 2018 Stettin Während Łukasz Kuropaczewski seinen Solopart Porträtkonzert mit den Werken „Hommage à einstudierte, arbeiteten wir zusammen an einigen Brahms“ und Sinfonie Nr. 7 Abschnitten meiner Musik. Diese Vorbereitung „Sinfonia del tempo che passa“ war zweifelsohne hilfreich. Die Uraufführung des Philharmonisches Orchester Stettin Konzertes fand in Poznań statt und war ein Ereignis, Ltg.: Łukasz Borowicz dem ich sehr gern beiwohnte, da die Musiker eine hervorragende Aufführung darboten. Łukasz Frühjahr 2018 Kattowitz Kuropaczewski arbeitete die Tiefgründigkeit der Sinfonie Nr. 9 „Fidei speique Sinfonia“ Musik heraus und spielte das Konzert später bei Nationalorchester des Polnischen Rundfunks vielen weiteren Gelegenheiten.

Mein Konzert für Gitarre, Orchester und Pauken ist in meinem eigenen harmonischen System, das ich seit langem beständig weiterentwickle, fest verankert.“

8 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 JUBILARE DER KINDERMUSIK

Jubilare der Musik für Kinder und ein Blick aufs Repertoire

Im laufenden Jahr 2017 begeht der Kinderlieder- zu seinen Lieblingsinstrumenten. Als Achtjähriger macher Rolf Zuckowski seinen 70. Geburtstag. erlernte er aber auch das Geigenspiel. In seinen Im gleichen Jahr feiert sein sicher erfolgreichstes Jahren als Offizier und späterer Flottillenadmiral Projekt „Rolfs Vogelhochzeit“ sein 40. Jubiläum. blieb ihm zwar wenig Zeit zum Komponieren, den- Dies ist Anlass genug für Zuckowski, auf eine Jubi- noch schrieb und arrangierte er für Big Band und läumstour zu gehen. Der Kinderlieder-Star wünscht veröffentlichte ein Liederbuch für den von ihm gelei- sich jedoch, dass es eine Tour „mit Konzerten für teten Bonner Shanty-Chor. Später arbeitete er auch mich und nicht von mir“ werden soll. Zuckowski für die Big Band der Bundeswehr. selbst wird dabei nur wenig auf der Bühne stehen und singen, denn zumeist wird er dem Geschehen Von Fenn stammt auch das liebenswerte Musical „Die aus dem Publikum heraus lauschen. In den letzten Diebe Mops und Klau“ für Kinderchor und Combo Jahren hat sich Rolf Zuckowski mehr und mehr von nach einer Idee von Marion Hinz aus dem Jahr der großen Bühne zurückgezogen und viel für seine 1983. Das gut zu inszenierende Stück spielt in einem Stiftungsarbeit getan. Der Erlös der Jubiläumstour Tante-Emma-Laden und im Wald und erzählt die soll nun auch Zuckowskis Stiftung „Kinder brauchen Geschichte der beiden unverbesserlichen Freunde Musik“ zugute kommen. Viele Schulen, Musikgruppen, Mops und Klau. Sie sind zwar so faul, dass sie nur Kindergärten, Chöre und Behinderteneinrichtungen noch stöhnen und seufzen können – aber nicht faul hätten sich, so berichtet Zuckowski, bei ihm ge- genug, denn Frau Grootjohanns Kasse aus dem meldet, um an der Jubiläumstour teilzunehmen. Die kleinen Laden ist ohne größere Anstrengungen zu Jubiläumstour startet am 9. Februar 2017 und endet haben, als das Geschäft während der Mittagszeit am 3. Dezember 2017 in der neu eröffneten Hamburger einmal nicht bewacht ist. Elbphilharmonie. Dass die Rechnung der beiden Diebe nicht aufge- Der Zufall will es, dass in den Jahren 2018 eine Reihe hen kann, versteht sich von selbst. Mops und Klau von Komponisten Jubiläen haben, die im Bereich werden von Fridolin und seinen Freunden gefangen, der Musik für Kinder wichtige Beiträge geleistet und Frau Grootjohann erhält ihre Kasse wieder haben. Wir stellen diese Autoren und ihre wichtigsten zurück. Da die beiden Übeltäter versprechen (zu- Werke im folgenden vor. mindest vorerst), nicht wieder zu stehlen, wird ihnen ein Besuch bei der Polizei erspart. Doch zur Strafe 100. Geburtstag von Heiko Fenn dafür, dass sie Frau Grootjohann so viel Kummer bereitet haben, müssen sie den Laden ausfegen – was ihnen, angefeuert durch die Kinderschar und ange- regt durch Musik, gar nicht so übel gefällt. Der österreichische Komponist Paul Hertel wird 65 Der österreichische Komponist Paul Hertel begeht am 9. Mai 2018 seinen 65. Geburtstag. Er ist der Schöpfer der Kinderoper „Elster und Parzival“ nach einer Vorlage von Paul Flieder. Das Stück erzählt eine Geschichte, die viele Kinder und Jugendliche betrifft. Tief in die virtuelle Welt seiner Computer- Heiko Fenn wurde am 20. Juli 1918 in Kiel geboren spiele versunken sitzt der Junge vor seinem Rechner. und starb am 17. März 2016 im Alter von 97 Jahren Die Ermahnungen seiner Mutter gehen ihm auf die in Bonn. Hauptberuflich war er Flottillenadmiral der Nerven und selbst als seine Freundin zu Besuch Bundesmarine, aber eben auch Komponist, Musiker kommt, vermag er nicht, seine Aufmerksamkeit vom und engagierter Leiter des Shanty-Chores Bonn. Spiel zu lösen. Gelangweilt und enttäuscht verlässt Ganz dem Klischee eines Seemanns entsprechend ihn die Freundin. Plötzlich beginnen die Grenzen gehörten die Mundharmonika und das Akkordeon zwischen der imaginierten Welt des Computerspiels

8 9 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 JUBILARE DER KINDERMUSIK

und der Realität außerhalb des Rechners zu ver- variiert wiederkehrende Einleitungsmelodie ist ein wischen: Geführt von einer Elster, deren rätselhafte Ohrwurm, die farbige Instrumentation meisterhaft. Sprüche er nicht begreift, dringt der Junge, nun Der Rhythmus fasziniert.“ Diese und ähnliche Parzival, in den geheimnisvollen Wald einer virtu- Rezensentenmeinungen haben die zahlreichen Auf- ellen Welt ... führungen von Wolfgang Sörings Märchen-Suite mit Sprecher begleitet, die im Jahr 1978 durch die Hertel hat den Parsifal-Stoff als Oper für Kinder Hamburger Symphoniker zur Uraufführung gebracht adaptiert. Daraus leitete Hertel überdies sowohl und später für szenische Produktionen in eine Oper eine Suite für Streichorchester als auch Vier Choräle umgearbeitet wurde. Das Sujet bringt es mit sich, vom Gral ab, die es bisher in Versionen für Orgel dass die Musik neben ihrer Eingängigkeit auch viele solo, für Oboe und Orgel und für Flöte und Orgel bildhafte Elemente enthält, die dem etwas sonder- herausgegeben hat. baren Stadtmusikanten-Ensemble viele lustige Elemente abgewinnt. Von Roswitha Egli stammt das Libretto zu Paul Hertels Kindersingspiel „Rabautz“ für acht Sänger Das Märchen vom bösen Zwerg Rumpelstilzchen, und variable Instrumentalbesetzung. Das Stück der Anspruch auf das Kind der Königin erhebt, gehört spielt im Zoo, wo die Tiere und Artisten eines ehe- zu den wahrhaft archaischen Erzählungen aus den maligen Zirkus ein neues Zuhause gefunden haben. Grimmschen Sammlungen. Bis auf den Zwerg selber Eines Tages taucht Rabautz auf und wirbelt alles tragen die Protagonisten keine Namen. Sie sind total durcheinander. Das passt den mittlerweile träge typisiert Handelnde mit festen Rollencharakteren. gewordenen gar nicht. Erst als Rabautz wieder weg In vielen Abwandlungen ist das Märchen von ist, vermissen ihn der Gärtner, der Elefant, der Löwe Rumpelstilzchen auf der ganzen Welt verbreitet. und der Maulwurf so sehr, dass sie alle beschließen, Rumpelstilzchen stellt die Bedingung, dass die ihn zu suchen und wieder gemeinsam Zirkus zu Königin ihr Kind nur behalten darf, wenn sie binnen machen. Zum Glück hat Rabautz unterwegs vom einer Frist seinen Namen errät. Durch einen Zufall Dino die Furchtlosigkeit gelernt und von Colombine, kann die arme Frau den bösen Gnom bei seinem wie man cool musiziert. Treiben belauschen und schließlich das Geheimnis lüften, woraufhin Rumpelstilzchen vor lauter Wut im 75. Geburtstag von Boden versinkt. Wolfgang Söring 1982 schuf Wolfgang Söring seine Vertonung „Rum- pelstilzchen“, ein gut halbstündiges musikalisches Märchen für Sprecher und Orchester, das mit zu den beliebtesten Stücken des Kinderkonzertrepertoires gehört. Marius Felix Lange wird 50 Marius Felix Lange hat das Genre der Familienoper geradezu perfektioniert. Und er hat erreicht, dass Opern eines deutschen Komponisten an bedeutenden Bühnen international zur Aufführung gelangen und Gleich zwei große Publikumserfolge haben wir vom vielerorts nachgespielt werden. Am 28. November Hamburger Pianisten und Komponisten Wolfgang 2018 wird Marius Felix Lange 50. Söring im Programm. In Hamburg verbrachte Söring den größten Teil seines Lebens. Eigentlich stammt Nach dem mit der Autorin Elke Heidenreich gemein- er aus Wien, wo er am 8. Juni 1943 mitten in den sam erarbeiteten Erfolgsstück „Das Opernschiff oder Kriegswirren geboren wurde. Die größten Anregun- Am Südpol, sagt man, ist es heiß“ aus dem Jahr gen für seine liebenswerten Stücke für Kinder fand 2004 entstand eine Vielzahl von Kinder- und Familien- er im Schaffen von Sergej Prokofjew, dem Schöpfer opern, musikalische Märchen und Konzertstücke von „Peter und der Wolf“. Für das Hamburger nach teilweise sehr populären Sujets, die von Theater für Kinder komponierte Söring die beiden Langes großem dramaturgischen Können und Märchenopern „Die Bremer Stadtmusikanten“ (1978) seinem musikalischem Einfallsreichtum geprägt sind. und „Rumpelstilzchen“ (1982). Bis zu seiner Pensio- Die Premiere der Oper „Schneewittchen“ im April nierung unterrichtete Söring an der Hamburger 2011 an der Kinderoper Köln war ein solches Werk. Musikhochschule Klavier. Hier erzählt Lange, der das Libretto selbst verfasst hat, das berühmte Märchen mit äußerst fantasie- „Eine Musik, die man je öfter, desto lieber hört: Wolf- vollen Mitteln, ohne den roten Faden der grimmschen gang Sörings ‚Bremer Stadtmusikanten’. Die süße, Vorlage zu verlieren. Das bekannte Personal der

10 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 JUBILARE DER KINDERMUSIK

Geschichte ist um sympathisch-skurrile Gestalten wie Hofschranzen und Waldbewohner erweitert. Den sieben Zwergen, Handwerkern in bester Zwergen-Tradition, wurden individuelle Fähigkeiten verliehen. Einer von ihnen ist, wie im Original der Gebrüder Grimm, tatsächlich Bergmann, die anderen üben Berufe wie Schmuckhandwerker, Schmied, Glasbläser, Tischler oder Erfinder aus. Bei Lange sind es die unterschiedlichen Fähigkeiten der Zwerge, die Schneewittchen schließlich vom Tod befreien.

Unter dem Titel „Blanche-Neige“ wurde Langes erfolgreiche Oper für Kinder und Erwachsene als- bald auch in Frankreich von der Opéra national du Rhin in einer Inszenierung von Waut Koeken heraus- gebracht, wo sie im Dezember 2012 am Théâtre mu- nicipal in Colmar ihre französische Erstaufführung erlebte. Die schweizerische Erstaufführung fand am 23. April 2015 in Fribourg statt.

Danach entstand Langes und Michael Frowins Vorwürfe. Ihr Freund versucht sie zu beruhigen: Opernadaption von Oscar Wildes berühmter Grusel- „Mein Vater hat mir gesagt, die legen sich hin und geschichte „Das Gespenst von Canterville“. Die schlafen. Dann kommt eine Prinzessin und küsst sie, Premiere fand im November 2013 am Opernhaus danach sind sie wach und zwitschern.“ Daraufhin Zürich statt. Mit Witz und Raffinesse nähert sich beschließt das Mädchen aus Angst, nicht wieder Lange dem populären Stoff des englischen Schriftstel- aufzuwachen, nie wieder einzuschlafen. Niemand lers. Im Mittelpunkt steht der gedemütigte Schloss- kann sie davon abbringen, weder ihre Eltern noch geist von Canterville, dessen Versuche, die neuen die herbeigerufenen Ärzte. Schließlich macht sich Bewohner seines alten Gemäuers zu schrecken, ihr Freund Leander auf die Suche nach einem ge- vollständig im Nichts verlaufen. Ja, es kommt noch eigneten Schlafmittel und reist mit Lena durch die schlimmer. Die ins Schloss eingezogene Familie ganze Welt. Beide erleben zahlreiche Abenteuer, macht sich scheinbar lustig über ihn, und die verirren sich, treffen unheimliche Gestalten und frechen Zwillinge plagen ihn mit respektlosen kehren schließlich dank der Hilfe des Mondes in ihr Angriffen. Im Zustand höchster Verzweiflung begeg- Heimatdorf zurück. Doch jetzt ist nichts mehr, wie es net das Gespenst der kleinen Virginia, der einzigen vorher war … Tochter des neuen Schlossbesitzers. Das Gespräch mit dem zarten und einfühlsamen Mädchen weckt in 2015 entstand zusammen mit dem Schweizer Musiker dem lebensmüde gewordenen Gespenst die Sehn- und Autor Linard Bardill das Stück „Millistrade“, zu sucht nach Ruhe und Erlösung. Mit Hilfe Virginias, dem Marius Felix Lange eine bezaubernde Musik die das gequälte Gespenst von Herzen bedauert, komponierte und das Bardill auch selbst erzählend, findet es schließlich im Tod das friedliche Ende gitarrespielend und singend begleitete. Darin wird seines rastlosen Geisterdaseins. von dem ungleichen Paar Carol und Millistrade er- zählt. 2014 folgte im Auftrag der Deutschen Oper am Rhein, des Theaters Dortmund und der Oper Bonn die Carol hat tausend Wünsche. Sie möchte fliegen, Familienoper „Vom Mädchen, das nicht schlafen unter Wasser atmen und durch Wände gehen. wollte“ von Felix Marius Lange, die im Februar 2014 Darum geht sie als Zauberin zum Karneval. Dort ihre Uraufführung an der Deutschen Oper am Rhein trifft sie den Narren Millistrade. Er verspricht ihr, in Duisburg erlebte. alle ihre Wünsche zu erfüllen, wenn sie ihm dafür ihren Schlaf verkauft. Das tut Carol dann auch gern Das Libretto stammt von dem u.a. mit dem Deutschen und erwacht kurz darauf in einem Traum, in dem Jugendtheaterpreis 2010 und dem Deutschen ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Doch bald merkt Jugendliteraturpreis 2011 preisgekrönten Düssel- Carol, dass sie nicht mehr zurück kann. Im Reich des dorfer Kinderbuchautor und -illustrator Martin Balt- Wasserkönigs Aquatinta kommt es zum Showdown scheit. Die Oper erzählt die Geschichte der Kinder zwischen Traum und Wirklichkeit und zwischen Lena und Leander. Der Junge möchte seiner Freundin Schlaf und Erwachen. imponieren, indem er mit Steinen Äpfel von den Bäumen wirft. Plötzlich entdeckt Lena einen toten In Zusammenarbeit der Deutschen Oper am Rhein Vogel unter einem Baum und macht Leander mit dem Theater Dortmund und dem Theater Bonn

10 11 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 JUBILARE DER KINDERMUSIK im Rahmen von „Junge Opern Rhein-Ruhr“ ent- Oliver Fach stand Langes Oper „Die Schneekönigin“ nach Hans wird 50 Christian Andersens gleichnamigem Märchen. Sie erzählt von der kleinen Gerda und ihrem Freund Kai, der von der Schneekönigin aus dem realen Leben entführt wird. Das Mädchen, stark und ohne Furcht, macht sich auf die Reise ins eisige Reich der Schnee- königin, um ihren Freund zu retten ...

Marius Felix Lange, der auch selbst das Libretto geschrieben hat, sagt zu seiner Oper: „Mir war beim Schreiben des Librettos wichtig, möglichst nahe am Original zu bleiben, nicht zuletzt um meine eigenen Kindheitserinnerungen an diese Erzählung, die schon immer zu meinen liebsten gehört hat, in die Musik zu tragen.“

Von Marius Felix Lange stammen auch Stücke für Es gibt nur wenige Stücke für Kinder, in denen eine die Konzertbühne wie „Nutcracker’s Nightmare“ für Trompete und ein Pferd die Hauptrolle spielen. Und Violine und Klavier, „Der Zauberlehrling“ für mittlere es gibt nur wenige Jungen, die so gut mit beidem Stimme und Klavier oder „Das Orchester zieht sich umgehen können wie Toni Sombrero in Oliver Fachs an“ nach einer Vorlage von Karla Kuskin. Die letzt- liebenswerter Abenteuergeschichte „Toni Sombrero genannte Geschichte beschreibt die unterschied- und der alte Matador“. Toni ist, man kann es bei lichen Vorbereitungsrituale der Musiker eines seinem Nachnamen fast vermuten, Mexikaner. Sinfonieorchesters vor ihrem Auftritt bis zu dem Ein echter, versteht sich, der ohne seinen breiten Moment, wo alle gemeinsam auf der Bühne ein Strohhut niemals auf die Straße ginge. Und wie alle Konzert spielen. 2013 hat Lange zu seinem 2009 Mexikaner beherrscht er mit seiner Trompete die entstandenen Orchesterwerk eine neue erweiterte Tanzlieder seiner Heimat vom Corrido bis zum „Strawinsky-Fassung“ in veränderter Instrumental- Huapango ebenso perfekt wie den stürmischen besetzung komponiert. Reiter-Galopp durch die Wüste. Dazu braucht er nicht mal einen Sattel, denn auf seinen Hengst 50. Geburtstag von Jupiter ist immer Verlass. Nichts auf der Welt könnte Torsten Lindner die drei – das Instrument, das Tier und den Jungen – Ebenfalls seinen 50. Geburtstag begeht der am 27. jemals voneinander trennen. Wirklich nichts? April 1968 geborene Komponist Torsten Lindner im Jahr 2018. 1983 schuf er die sinfonische Dichtung Eines Tages ist Jupiter verschwunden, denn Papa „Kalif Storch“ nach Wilhelm Hauffs berühmtem Sombrero hatte eine alte Rechnung zu begleichen. Märchen aus dem Zyklus „Die Karawane“. Der Vor vielen Jahren einmal hat ihm der grimmige und Kalif Chasid und sein Großwesir sind fröhliche, wortkarge Juan El Tosco in der Stierkampfarena das unternehmungslustige Leute. Dummerweise geraten Leben gerettet. Nun fordert er Tribut. Und weil El Tosco sie mit ihrem Übermut prompt an den Falschen. Von eine Stierkampfschule besitzt, entscheidet er sich für einem fliegenden Händler, der – wie sich später den flotten Hengst. Als Toni aus der Schule kommt, herausstellt – niemand anders als ein verschlagener ist Jupiter weder im Stall noch auf der Koppel zu fin- Zauberer ist – kaufen die beiden ein geheimnis- den. Man kann sich vorstellen, was in Tonis Seele volles Pulver. Richtig angewendet ermöglicht es den vor sich geht. Trauer, Wut und Trotz regen sich in beiden Männern die Verwandlung in Tiergestalt. seiner Brust, als ihm der Vater die Wahrheit gesteht. Sie beschließen, sich in zwei hübsche Störche zu Aber er macht ihm keine Vorwürfe, sondern fällt eine verwandeln. Ärgerlich nur, dass beide – entgegen mutige Entscheidung. Früh morgens schlägt er heim- der Anweisung des Händlers – lachen müssen und lich den Weg in Richtung Stadt ein, die immerhin zwei dadurch das Zauberwort zur Rückverwandlung Tage Fußmarsch entfernt liegt. Sein einziger Begleiter vergessen. Zum Glück treffen sie eine Leidens- ist die Trompete, die ihn niemals im Stich lässt. So genossin, die in eine Eule verwandelt worden ist wie er früher die Rumba und den Tango zum Traben und die einen Weg zur Lösung des gemeinsamen seines geliebten Freundes gespielt hat, so bläst er sich Problems vorschlagen kann. Nachdem der Zauberer jetzt den Kummer vom Herzen. Und bei all dem Blasen überlistet und das Wort „Mutabor“ ausgesprochen bemerkt er kaum, dass plötzlich ein Tier vor ihm steht, ist, erhalten alle drei ihre ursprüngliche Gestalt das auch trompeten und ein bisschen zaubern kann. zurück, und einer Heirat der ehemaligen Eule und des langbeinigen Kalifenstorches steht nichts mehr Der in Berlin lebende Komponist Oliver Fach begeht im Wege. am 27. Oktober 2018 seinen 50. Geburtstag.

12 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 40. Todestag von Aram Chatschaturjan

12 13 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017

NEWS

100. Geburtstag von Galina Ustwolskaja im Jahr 2019

Galina Ustwolskaja gilt neben Sofia Gubaidulina als Komponistenverband für sie ein. Ustwolskaja gilt die bedeutendste Komponistin Russlands. Ihr Werk- neben Sofia Gubaidulina als die bedeutendste Kom- katalog ist überaus konzentriert, ihre musikalische ponistin Russlands. Ihr Werkkatalog ist überaus Botschaft kompromisslos und unvergleichlich. konzentriert, ihre musikalische Botschaft lapidar und kompromisslos. Nachdem die Komponistin am 22. Dezember 2006 im Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts Ustwolskajas Kompositionen sind „sinfonisch“ in St. Petersburg gestorben war, schrieb der Musik- gedacht, unabhängig von ihrer tatsächlichen Be- journalist Reinhard Schulz: „Ein Mensch kommt setzung oder zeitlichen Ausdehnung. Sie schreibt näher, mit ihm sein Werk, der Mensch Ustwolskaja eine asketische, von unerhörter rhythmischer Kraft in seiner Trauer, in seinem weiten Blick über die getragene Musik. Im Notenbild fehlen häufig Takt- Menschheit, über unsere Geworfenheit, aber auch striche, was erstaunlich asymmetrische polyphone in seiner Energie, im Schaffensdrang, in der vitalen Konstruktionen hervorbringt. Dynamische Entwick- Freude am Hier. Dieser Spagat ist es, der die unver- lungen sind fast auf reine Terrassendynamik redu- gleichliche Musik Ustwolskajas ausmacht.“ ziert und von extremen Kontrasten geprägt. Die von ihr vertonten vornehmlich christlichen Texte sind Am 17. Juni 2019 wird die Musikwelt des 100. Geburts- aphoristisch und konzentriert. Ihre Werke künden tages von Galina Ustwolskaja gedenken. Ustwolskaja von einem strengen, unabhängigen Geist, von uner- studierte von 1937 bis 1939 an der Musikfachschule bittlichem Willen und tiefer Gläubigkeit. ihrer Geburtsstadt Petrograd (St. Petersburg) und bis 1947 am dortigen Rimski-Korssakow-Konser- Auf Interviewfragen zu den einzigartigen 6 Klavier- vatorium. Hier erhielt sie eine Aspirantur und leitete sonaten von Galina Ustwolskaja antwortete die schließlich eine Kompositionsklasse an der dem Pianistin Marianne Schroeder einmal: „Ustwolskaja Konservatorium angegliederten Musikfachschule. ähnelt in ihrer inneren Leidenschaft derjenigen von Ihr Kompositionslehrer Dmitri Schostakowitsch Giacinto Scelsi, der Überzeugung von Beethoven, äußerte sich begeistert über sie. Mehrfach setzte ihre Musik jedoch gehört einzig ihr. Unvergleichlich, er sich gegen den Widerstand seiner Kollegen im und außerhalb vom Begriff Zeit.“

15 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 ALFRED SCHNITTKE

Alfred Schnittke zum 20. Todestag im Jahr 2018

Das Vorurteil, Neue Musik sei zu abstrakt und ließ er das Podium, und es herrschte minutenlang offenbare ihre emotionale Botschaft allzu latent, hat betroffenes Schweigen im Saal des Konserva- Alfred Schnittke mehrfach widerlegt. Er schreibt eine toriums. Vielleicht sei Alfred Schnittke, so sagte Musik, die oft tiefe Betroffenheit auslöst, die Extreme der Cellist und persönliche Freund Schnittkes, auslotet und dabei immer einen Bezug auch zur Ver- Alexander lwaschkin, überhaupt der emotionalste gangenheit, zu quasi gewohnten, vom Komponisten Komponist unter den Modernisten des ausgehenden allerdings modifizierten Klangwelten herstellt. 1998 20. Jahrhunderts. Und der französische Komponist starb Schnittke in seiner Wahlheimat Hamburg Henri Dutilleux ergänzte: Was er an Alfred Schnittkes an den Folgen seines vierten Schlaganfalls. Noch Musik so besonders schätze, sei das intensive heute erinnern sich viele Vertraute und Freunde Pulsieren, das seine Partituren beseele, inmitten oft an das bewegende Abschiedskonzert, das der heftiger, ja bestürzender Passagen, die manchmal Cellist Mstislaw Rostropowitsch wenige Tage nach wie von einer Halluzination diktiert zu sein schienen. Schnittkes Tod im Großen Saal des Tschaikowsky- Am 3. August 2017 gedenken wir des 20. Todestags Konservatoriums Moskau gab, wo der Leichnam des von Alfred Schnittke. Komponisten aufgebahrt war. „Anna Karenina“ mit Musik von Alfred Schnittke Rostropowitsch spielte damals den sphärischen Zu der Musik von Alfred Schnittke hat der große Epilog aus Schnittkes 1986 für John Neumeier Choreograph und Hamburger Ballettdirektor John komponierter Ballettmusik „Peer Gynt“. Stumm ver- Neumeier seit jeher ein besonderes Verhältnis. Man

16 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 ALFRED SCHNITTKE

denke nur an die Ballettproduktionen „Fenster zu Schnittkes Filmmusik in neuen Suiten Mozart“ von 1991 mit Schnittkes „Mozart à la Haydn“ von Frank Strobel oder „Othello“ mit Schnittkes Concerto grosso Nr. 1 An Filmmusik haben sich die größten Komponisten und vor allem an das abendfüllende Ballett „Peer des 20. Jahrhunderts versucht. Selbst Arnold Schön- Gynt“, das 1989 an der Hamburgischen Staatsoper berg, dessen „Begleitmusik zu einer Lichtspielszene“ uraufgeführt wurde und zu den größten Triumphen beim Abschlusskonzert der Festspiele Mecklen- Schnittkes und Neumeiers zählt. Die Saison 2016/17 burg-Vorpommern am 9. September 2016 zu hören steht beim Hamburg Ballett ganz im Zeichen der war, oder der amerikanische Klangtüftler Morton großen Tradition Russlands als europäische Kultur- Feldman, dessen meditative, unglücklicherweise nation. Im Mittelpunkt der Neumeier-Ballette stehen für eine hoch erregte Szene gedachte Musik Holly- in dieser Saison Sujets, die von der russischen wood gleich wieder an den Urheber zurückgesandt Literatur inspiriert wurden. So kommt am 2. Juli 2017 hatte. In Russland genießt das Genre mit Vertre- als Eröffnungspremiere der Hamburger Ballett-Tage tern wie Sergej Prokofjew, Dmitri Schostakowitsch mit „Anna Karenina“ die tänzerische Sicht John oder eben Alfred Schnittke einen hohen Stellen- Neumeiers auf den weltberühmten Roman des rus- wert in der Kunstmusik. Zu sowjetischen Zeiten war sischen Schriftstellers Leo Tolstoi zur Uraufführung. es gleichsam ein Mittel, am Rande des offiziellen Das musikalische Fundament bildeten dabei Werke Konzertbetriebs effektvolle Nebenwege zu erproben, von Peter I. Tschaikowsky und Alfred Schnittke. Die die zudem nicht der Zensur unterlagen. „Schnittke Produktion „Anna Karenina“ entstand in Zusammen- hat in seinen Filmmusiken enorm viel ausprobiert und arbeit mit dem Ballett des Bolschoi Theaters und entwickelt“, sagt der Filmmusikexperte und Dirigent dem National Ballet of Canada. Frank Strobel, der auf fünf SACDs eine Auswahl von Schnittkes Filmmusiken beim Label Capriccio vorlegt John Neumeier kommentiert: „’Anna Karenina’ von hat. Die ersten beiden Alben haben gleich nach Leo Tolstoi gilt unter Kennern als einer der perfek- Erscheinen den „Preis der deutschen Schallplatten- testen Romane, die je geschrieben wurden. Es gibt kritik“ erhalten. Frank Strobel, zugleich künstleri- Titel, die vielen Menschen bekannt sind – oder für scher Leiter der Europäischen FilmPhilharmonie sie Bedeutung haben – und die Bilder und Assoziati- Berlin, hat 13 der bekannten Filmmusiken Schnittkes onen hervorrufen, ohne dass sie sie wirklich kennen. in eine Suitenform gebracht. Zum Beispiel das So ein Titel ist ‚Anna Karenina’.“ „Märchen der Wanderungen“ nach einer Mosfilm- Produktion von 1982, in dem die Geschichte eines In der literarischen Vorlage von Leo Tolstoi geht es Jungen erzählt wird, der Gold aufspüren kann, mit um den jungen Offizier Wronski, der sich auf einem jedem gefundenen Barren aber unendliche Kopf- Ball in die bildschöne Anna Karenina verliebt. Anna, schmerzen erdulden muss. Schnittke schuf dazu die seine Gefühle erwidert, ist aber verheiratet. Es eine geradezu schillernde, verspielte, aber auch kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen ihr und brutale Klangwelt voller Andeutungen und Bewe- Karenina. Bei einem Pferderennen stürzt Wronski; gungsimpulsen. Wie anders klingt dagegen die in übergroßer Sorge gesteht Anna ihm ihre Liebe. In polystilistisch historisierende Musik zum Kinderfilm einer Vision sieht sie Wronski im Duell mit Karenin „Rikki-Tikki-Tavi“, den der Pionier des sowjetischen als Folge ihres heimlichen Doppellebens, denn sie Tierfilms Alexander Sguridi 1973 einmal in wunder- führt ihre Ehe nach außen hin weiter. Heimlich flieht samer Adaption des Dschungelbuch-Stoffes gedreht sie nach Italien, wo sie sich mit Wronski trifft. Die hatte. Sehnsucht nach ihrem Sohn lässt sie jedoch bald zurückkehren ... Anfang 2916 gelang es Irina Schnittke, weitere bisher völlig unbekannte Filmmusikpartituren ihres Neben der Neuproduktion „Anna Karenina“ stand an Mannes aus Moskau zu erhalten, so dass das Film- der Hamburgischen Staatsoper außerdem die Wie- musikschaffen Schnitttkes nun immer deutlichere deraufnahme der Neumeier-Produktion „Nijinsky“ Konturen annimmt. Es handelt sich dabei um die mit Musik von Dmitri Schostakowitsch auf dem Pro- Partituren zu den Filmen „Der weiße Pudel“, „Städte gramm, die schon am 24. September zur Eröffnung und Jahre“, „Tagessterne“, „Vater Sergius“ und der Spielzeit zu sehen war. „Die Besatzung“. Sobald Frank Strobel auch zu diesen Filmmusiken die entsprechenden Suiten vorgelegt hat, ist erneut eine CD-Aufnahme bei 02.07.2016 Capriccio in Zusammenarbeit mit Deutschlandradio Hamburgische Staatsoper Kultur geplant. UA Ballett „Anna Karenina“ (u.a. Musik von Alfred Schnittke) (Libretto und Choreographie: John Neumeier Ltg.: Simon Hewett)

16 17 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2018

E-MUSIK 27. APRIL 15. JUNI KOMPONISTEN Torsten Lindner Edvard Grieg (*27.04.1968) (15.06.1843 – 04.09.1907) 06. JANUAR 50. Geburtstag 175. Geburtstag Georgi Swiridow - „Kalif Storch“ Märchen für - Acht lyrische Stücke, Berceuse, (16.12.1915 – 06.01.1998) Sprecher und Orchester Vier Humoresken für Orchester 20. Todestag nach Wilhelm Hauff (Bearb.: Ernst Riege) - „Der Schneesturm“. - Grieg-Album I und II. Romantische Musikalische Illustrationen 01. MAI Stücke für 4 Violoncelli zu einer Erzählung von Alexander Aram Chatschaturjan (Bearb.: Ribke, Gunter) Puschkin für Orchester (06.06.1903 - 01.05.1978) - „Pathetisches Oratorium“ für 40. Todestag 03. JULI Bass, Chor und Orchester - Sinfonien Nr. 1-3 Peter Ruzicka - Konzert für Violine und Orchester (*03.07.1948) 10. MÄRZ - Konzert-Rhapsodie für Klavier 70. Geburtstag Ernst Bechert und Orchester - „Erinnerung“. Spuren für Klarinette (*10.03.1958) - Ballette „Spartacus“ und „Gajaneh“ und Orchester 60. Geburtstag - „In processo di tempo“. - Drei Klavierstücke 28. MAI Materialien für 26 Instrumen- - Konzert für Violoncello und Juri Buzko talisten und Violoncello Orchester (28.05.1938 – 25.04.2015) - Streichquartette Nr. 1-7 80. Geburtstag - „CELAN“. Musiktheater in sieben 21. MÄRZ - Feierlicher Lobgesang. Entwürfen Juri Buzko Kammersinfonie Nr. 1 für - „HÖLDERLIN“. Musiktheater (*21.03.1938) Streichorchester und Chor ad lib. - „BENJAMIN“. Oper 80. Geburtstag - Hochzeitslieder. Kantate für - Feierlicher Lobgesang. Mezzosopran, gem. Chor 13. JULI Kammersinfonie Nr. 1 für und Orchester Miroslaw Skorik Streichorchester und Chor ad lib. - Polyphonisches Konzert für 4 (*13.07.1938) - Hochzeitslieder. Tasteninstrumente, 80. Geburtstag Kantate für Mezzosopran, Schlagzeug und Männerchor - „Iwans Geschichten“ Filmmusik gem. Chor und Orchester - Konzert für Violine und Orchester - Polyphonisches Konzert für 4 08. JUNI Tasteninstrumente, Daniel Nazareth 20. JULI Schlagzeug und Männerchor (08.06.1943 – 19.06.2014) Heiko Fenn 75. Geburtstag (20.07.1918 – 17.03.2016) 24. APRIL - „The Leonardo Bridge“. Singspiel 100. Geburtstag Alexander Wustin - Mahler-Lieder für Bariton - „Die Diebe Mops und Klau“. (*24.04.1943) und Orchester Musical für Kinder 75. Geburtstag - „Vox humana“ und 08. JUNI 03. AUGUST „Weiße Musik“ für Orgel Wolfgang Söring Alfred Schnittke - „Das Wort“ für Bläser und (*08.06.1943) (24.11.1934 - 03.08.1998) Schlagzeug 75. Geburtstag 20. Todestag - Konzert für Violine und Orchester - Opern „Leben mit einem Idioten”, 27. APRIL - „Die Bremer Stadtmusikanten“. „Gesualdo”, Sergej Rachmaninoff Musikalisches Märchen für „Historia von D. Johann Fausten“ (01.04.1873 - 27.04.1943) Sprecher und Orchester - Ballett „Peer Gynt“ 75. Todestag - „Rumpelstilzchen“. - 9 Sinfonien - Sinfonie Nr. 1 op. 13 Musikalisches Märchen - 6 Concerti grossi - Sinfonischer Satz für Sprecher und Orchester - Orchester-, Kammer-, Vokal- - frühe Klavier- und Kammermusik und Filmmusik in autorisierten Erstausgaben 15. JUNI Boris Ljatoschinski (22.12.1894 – 15.06.1968) 50. Todestag - Lyrisches Poem für Orchester - Sinfonien Nr. 2-5

18 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2018

11. AUGUST - Peacherine Rag / Sunflower Slow 80. Geburtstag Krzysztof Meyer Rag / The Chrysanthemum für - Sinfonien Nr. 2, 3, 5 und 6 (*11.08.1943) Sopranblockflöte und Klavier - Konzert für Klavier und Orchester 75. Geburtstag (Bearb.: Kastl, Franz) - Konzert für Violoncello, 17 Bläser, - Sinfonien Nr. 1-3, 5, 7-9 fünf Schlaginstrumente und Orgel - Konzert für Klavier und 28. NOVEMBER - Klavierquintett Orchester op. 46 Marius Felix Lange - Konzert Nr. 2 für Violoncello und (*28.11.1968) 06. APRIL Orchester op. 85 50. Geburtstag Edison Denissow - Hommage à Johannes Brahms - „Das Opernschiff oder am Südpol, (06.04.1929 – 24.11.1996) für Orchester denkt man, ist es heiß“ 90. Geburtstag - „Caro Luigi“ für vier Violoncelli Oper für Kinder und Erwachsene - Lieder und Chormusik und Streichorchester op. 73 - „Schneewittchen“. Familienoper - Instrumentalkonzerte - „Das Gespenst von Canterville“. - Kammermusik 11. OKTOBER Gruseloper - Requiem für Sopran, Tenor, Yaron Gottfried - „Die Schneekönigin“. Familienoper gemischten Chor und Orchester (*11.10.1968) - „Der Schaum der Tage“. Lyrisches 50. Geburtstag 05. DEZEMBER Drama in 3 Akten und 14 Bildern - „Bilder einer Ausstellung – Remake“ Johann Friedrich Fasch (nach Mussorgski) für Jazz-Combo (15.04.1688 – 05.12.1758) 21. MAI - „Mozart Swings“ für Jazz-Trio 250. Todestag Modest Mussorski und Kammerensemble - Konzert D-dur für Trompete, zwei (21.05.1839 – 28.05.1881) Oboen, Streicher und B.c. 180. Geburtstag 27. OKTOBER (Stadelmann / Winschermann) - Oper „Chowanschtschina“ Oliver Fach (Bearb.: Dmitri Schostakowitsch) (*27.10.1968) 19. DEZEMBER - Oper „Boris Godunow“ 50. Geburtstag Faradsch Karajew (Bearb.: Dmitri Schostakowitsch) - „Toni Sombrero und der alte (*19.12.1943) Matador“. Abenteuergeschichte 75. Geburtstag 17. JUNI für B-Trompete und andere - „In memoriam“ für Streichquartett Galina Ustwolskaja B-Instrumente - „Ich nahm Abschied von Mozart (17.06.1919 – 22.12.2006) auf der Karlsbrücke in Prag“. 100. Geburtstag 02. NOVEMBER Serenade für Orchester - Kompositionen I-III Dmitri N. Smirnow - Sinfonien 1-5 (*02.11.1948) VORSCHAU 2019 70. Geburtstag 20. JUNI - Mozart-Variationen für Orchester KOMPONISTEN Jacques Offenbach - Pastorale für Orchester (20.06.1819 – 05.10.1880) - „Tiriel“. Oper in 3 Akten nach 02. JANUAR 200. Geburtstag William Blake Rolf Liebermann - „Le Papillon“. (14.09.1910 – 02.01.1999) Ballettsuite für Orchester 13. NOVEMBER 20. Todestag - „Concerto militaire“ für Violoncello Gioachino Rossini - Oper „Medea“ und Orchester (29.02.1792 – 13.11.1868) - „Medea-Monolog“ für Sopran, 150. Todestag Frauenchor und Orchester 29. JULI - Introduktion, Thema und Awet Terterjan Variationen für Klarinette und 27. JANUAR (29.07.1929 – 11.12.1994) Orchester (Bearb.: Jost Michaels) Tigran Manssurjan 90. Geburtstag (*27.01.1939) - Oper „Das Beben“ 24. NOVEMBER 80. Geburtstag Scott Joplin - „Der Redner“ für Cembalo, Flöte, (24.11.1868 – 01.04.1917) Violine und Kontrabass 150. Geburtstag - Konzerte Nr. 1-3 für Violoncello - New Rag für 4 Violoncelli und Orchester (Bearb.: Ribke, Gunter) 23. MÄRZ Boris Tischtschenko (23.03.1939 – 09.12.2010)

18 19 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 SIKORSKI MAGAZIN 01.2017 NEWS

FRANZÖSISCHE ERSTAUFFÜHRUNG VON „TIEFENRAUSCH“

SZENISCHE URAUFFÜHRUNG VON EGGERTS „FREAX“ IN REGENSBURG Am 21. Januar 2017 gelangt die „DER HEIMKEHRER“ Bei dem neuen Werk „tiefen- Oper „FREAX“ von Moritz Eggert VON JAN MÜLLER-WIELAND rausch“ für Streichquartett des am Theater Regensburg unter der Jan Müller-Wieland hat eine serbischen Komponisten Marko musikalischen Leitung von Tom erklärte Vorliebe für das Lied- Nikodijevic handelt es sich um Woods zur szenischen Erstauf- repertoire. Am 11. Januar 2017 einen Kompositionsauftrag von führung. Das Libretto von Hannah nun kommt seine neueste Schöp- „The European Concert Hall Dübgen erzählt eine tragische fung, das Lied „Der Heimkehrer“ Organisation“ (ECHO) für die Reihe Liebesgeschichte in der brutalen für Tenor und Klavier, mit den „Rising Stars“. Nach der Welt des Showbusiness: Der klein- Interpreten Frieder Lang und Uraufführung im Barbican Centre wüchsige Franz will die große, Moritz Eggert im Rahmen eines in London am 19. Oktober 2016 schöne Isabella, Isabella will Hochschulkonzertes in der durch das Armida Quartett Hilbert, den Moderator. Hilbert Reaktorhalle München zu Urauf- gelangt das Werk mit den glei- will den großen Erfolg. In einem führung. Der Komponist nimmt chen Interpreten am 15. Januar Teufelskreis von Begehren, darin Bezug auf seinen Vater, der 2017 in der Pariser Cité de la Täuschung und Machtgier nimmt zu Weihnachten 1949 unerwartet musique zur französischen Erst- das Drama seinen Lauf. aus sowjetischer „Kriegsgefan- aufführung. Das Quartett besteht genschaft zurückkam. Sowohl aus Martin Funda (Violine), Moritz Eggert, dessen Kompositi- Johanna Staemmler (Violine), onen ebenfalls in unserem Hause Teresa Schwamm (Viola) verlegt sind, als auch Müller- und Peter Philipp Staemmler Wieland sind Professoren an der (Violoncello). Im Laufe des Jah- Münchner Musikhochschule. res 2017 schließen sich weitere Erstaufführungen an: Österreich (Wien, 30.01.17), Luxemburg (08.02.17), Portugal (Lissabon, 19.02.17), Schweden (Stock- holm, 18.03.17), Spanien (Madrid, GUBAIDULINAS „DER ZORN 15.02.17), Niederlande (Amster- GOTTES“ IN DÜSSELDORF dam, 17.05.17), Belgien (Brüssel, Das Orchesterwerk „Der Zorn 06.06.17). Gottes“ von Sofia Gubaidulina ist eng mit dem im Herbst 2016 urauf- geführten Oratorium „Über Liebe EDUARD KÜNNEKES OPERETTE und Hass“ verbunden. Am 2. Fe- „LADY HAMILTON“ IN DESSAU bruar 2017 bringen die Staatska- LERA AUERBACHS Es ist eigentlich eine tragische Lie- pelle Dresden und ihr Chefdirigent „DIE KLEINE MEERJUNGFRAU“ besgeschichte, die leidenschaft- „Der Zorn IN WASHINGTON liche Beziehung der Lady Hamilton Gottes“ für Orchester in Düssel- Das Hamburg Ballett gibt Ende zu Admiral Nelson, die Eduard dorf zur Uraufführung. Weitere März 2017 ein Gastspiel mit der Künneke einst zum Thema sei- Aufführungen folgen am 4. Febru- Produktion der „Kleinen Meer- ner Operette „Lady Hamilton“ ar in Hannover und am 6. Februar jungfrau“ von Lera Auerbach gemacht hat. Am 27. Januar 2017 in der Hamburger Elbphilharmo- in der Choreographie von John hat das Stück in einer Neuinsze- nie. Im Mai 2017 geht die Staats- Neumeier nach Hans Christian nierung am Anhaltischen Theater kapelle Dresden mit diesem Werk Andersen. Dessau Premiere. auf eine Europa-Tournee.

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DEAR READERS, of decades. This development has taken an asto- Only very few present-day composers know the nishingly organic course. His works, especially in business of music from so many different perspec- the case of operas and the preliminary studies for tives as does the composer, music manager, con- them, are closely interwoven with each other in ductor and writer on music Peter Ruzicka. He has many cases. The frequent and striking predilection directed the most important opera houses and music for the fragment in some early works, the dialectic festivals, and his creativity shows no signs of abating questioning of already found and processed mate- as he approaches the age of seventy. In this issue, rial as well as the connection to tradition has not, Peter Ruzicka speaks for the first time in detail about in Ruzicka’s works, been exchanged for composi- his latest project for the . tional ideals of a different orientation through major breaks in style, but – although with other points of Krzysztof Meyer knew Dmitri Shostakovich perso- emphasis – rather supplemented and continued. The nally. In his own production, he has assimilated a composer’s self- description that “past elements in great deal from Russia‘s greatest twentieth-century the zone between forgetting and remembering are symphonist. We shall be reporting on Meyer perso- made present through orbiting, penetrating and as- nally and on the world and local premieres of his similating“ says a great deal about Ruzicka’s compo- works throughout the world. sitional thinking. Ruzicka himself replies to many of his listeners’ questions in his own texts which have Music for children has been a traditional area of em- been published by Wolke Verlag under the titles “Er- phasis in our catalogues for many decades. As the fundene und gefundene Musik” (Invented and Found calendar shows, the jubilees of many composers of Music) and “Ins Offene – Texte zur Musik” (Into the such operas and concert pieces as ”Snow White“, Open – Texts on Music). ”The Snow Queen”, ”The Bremen Town Musicians“, ”Rabautz“ and ”Toni Sombrero and the Old Matador“ Peter Ruzicka studied law and music in , will be celebrated during the next two years. Hamburg and Berlin, receiving his doctorate in 1977. Following activities as director of the Berlin Sym- There is also news of performances of works by the phony Orchestra Berlin between 1979 and 1987, he deceased composers Galina Ustvolskaya and Alfred was director of the Hamburg State Opera from 1988 Schnittke. until 1997. Ruzicka directed the Festival from 2001 to 2006. Since 1990 he has also been a pro- We hope you will find much stimulating reading in fessor at the Hamburg Academy of Music, and from our preview of 2018/2019. 1996 to 2014 he was artistic director of the Munich Biennial. Ruzicka has been internationally prominent Dagmar Sikorski as a composer, conductor, artistic director and cul- Dr. Axel Sikorski tural manager.

Although his oeuvre was still very much written un- der the spell of the “fathers’ generation” (Henze, Ligeti, Stockhausen) towards the end of the 1960s, since “... fragment ...” (1970) one can designate Mahler, Webern and Celan as the trigonometric points which were to mark his artistic path from this time onward. Before this background, an oeuvre has unfolded that is highly impressive in its variety of genres, power of inspiration and in the sovereign mastery of the composer’s metier.

In his vocal works and in the two operas that have been performed – “CELAN” and “HÖLDERLIN” – Ruzicka turns to literary personalities who have PETER RUZICKA been essential to him. He has now completed a third TURNS 70 opera entitled “BENJAMIN” in which the subject is To retrace the creative development of the compo- once again a figure from the world of literature and ser Peter Ruzicka in just a few words would hard- philosophy: Walter Benjamin, the great German phi- ly be possible. The oeuvre of this composer, born losopher, cultural critic and translator of the works in 1948, who has also done so much for the New of Balzac, Baudelaire and Marcel Proust, and also Music in his creative work, as a conductor and as the creator of the “Passagen-Werk” (Passages a director of great concert halls and festivals, has Work) which is such a pioneering work for the Mo- undergone a continuous evolution over the course dernism movement.

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”CELAN“ by Peter Ruzicka, Semperoper Dresden, 2001

The new opera will be given its world premiere at at the same time. The mutation of the forest into a the Hamburg State Opera in June 2018 shortly before book forest and a prison camp, of the ship into a nur- the composer’s seventieth birthday on 3 July 2018. sery and the sound of the sea into urban noise – are We met Peter Ruzicka for a conversation in which transformations that create an ever more oppressi- he spoke about this new work as well as many other ve atmosphere, together with the transformation of subjects relating to his current creative projects. the song of “Bucklicht Männlein” (Little Hunchback) through increasingly stooped-over and more inten- Why did you choose Walter Benjamin as your sub- sively whispering children. The ensemble of six per- ject and how would you describe the dramaturgy of sons reflecting contemporaries of Walter Benjamin, your opera? seems to me to “personify” the cracks and rifts, as well as the failed rescue attempts, in a sorrowful, Peter Ruzicka: BENJAMIN is not so much a pie- painful biography. ce of music theatre “about” or “with” Benjamin, but rather “because of” Benjamin, this Ahasver How does your opera BENJAMIN relate structurally whose restless travels in flight from the National and musically to the earlier operas CELAN and HÖL- Socialists itself becomes sound in the opera. In the DERLIN with their references to definite figures in score, one will be able to sense something of the the history of literature and philosophy? hermetic-mystical depth of many of his texts, of the discontinuity of his thinking, but also of the Walter The operas form a kind of triptych in their manifold Benjamin plagued by depression and loneliness. correlations. Like Benjamin, Celan looked back at It is thus a story of the man W.B., but nonetheless the angel of history turning away, and described the an anti-narrative. That, too, is a “journey inwards”. wounds of the 20th century. Benjamin was a sensi- There are seven stations in the wonderful libretto by tive Hölderlin exegete, as was Celan, on the day of Yona Kim. These are “Waldszenen” (Forest Scenes) whose death the Hölderlin biography by Michel lay which are, in fact, a single “verrufene Stelle” (dis- open on the bed. Musically speaking, in BENJAMIN reputable place) above which stands an “Unstern” there are moments of “overpainting” earlier textures (evil star). The briefcase bearing a mysterious docu- where the historical subjects come into contact with ment in the position of an attribute of the protagonist each other. Benjamin, Celan and Hölderlin have be- at the beginning and end – is oppressive and moving come triangular points of my thinking.

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Benjamin and his “Passagen-Werk” are a very a single consequence which is then printed in the complex model. How much prior knowledge do text. That would mean: in place of the illusion of a you expect from your audience in order that they be single designation, to place one of what is ‘possi- able to follow the course of the work? ble in each instant’”. For a long time, Beethoven‘s String Quartet, Op. 131 has triggered for me such a Music theatre is incapable of directly describing reflexive observation; it is a singular work that con- historical-philosophical positions. But Benjamin‘s stantly points to a “horizon of possibilities”. In the encounters with Hannah Arendt, Gershom Sholem new string quartet, I avoid definite continuities and and Bertolt Brecht, for example, may reflect the em- often speak, in forms of possibility, about “fragments pathic power of his thought, his “knowledgeable” of the future”. The piece strives toward a compositi- worldview. I feel great affinity for Wagner’s state- onal self-experience that does not aim at the totality ment that we must become knowledgeable through of the composition, but reflects it in the course of its feeling. That it how it is, if feeling has told us that, processes. that’s how it must be! Benjamin’s life applies to us and emotionally affects us! Which projects are you working on at present? Are there already completed works or just ideas that In your operas, certain premonitions are announced you would like to realise? in previous works. In which pieces is this the case as far as BENJAMIN is concerned? There is work in preliminary stages for two compo- sitions lying on my work table. One is a work for the The scoring of the opera is very symphonic, with “musica viva” of Bavarian Radio for trumpet and or- orchestral interludes that imagine Benjamin’s “tra- chestra, to be premiered by Sergei Nakariakov. The vels”. I composed these interludes beforehand, other one will be piece for chamber orchestra, after joining them together in an orchestral piece called I have primarily written for large orchestral formats FLUCHT (Flight). I believe that a certain “intrinsic over the past decades. The important thing here is sound” of the opera is reflected here, one that is concentration of means in which I certainly wish to darker and more deeply graded than was the case tread new paths in terms of my musical language. in CELAN and HÖLDERLIN.

We can look forward in 2017 to the world premiere KRZYSZTOF MEYER‘S of MNEMOSYNE for soprano, string orchestra and 75TH BIRTHDAY percussion with the soprano Anna Prohaska and the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Why was a version of this work for chamber orchestra so stimulating?

Fragments of Hölderlin’s late text “Mnemosyne”, that dark incantation of impermanence and eterni- ty, were already the basis of my 6th String Quartet ERINNERUNG UND VERGESSEN (Remembering and Forgetting). The new piece expands these further, both as far as the subject of the text is concerned and in the inclusion of a string orchestra and per- cussion. This is music about music that looks way back into my musical thinking, in that past events are made present in the zone between forgetting and remembering through orbiting, penetration and assimilation.

Another subject is the world premiere of the Seventh String Quartet ”...POSSIBLE-A-CHAQUE- INSTANT”. What can we imagine this title to mean?

The title refers to a thought of Paul Valéry concer- The Polish composer Krzysztof Meyer, born in 1943, ning the creative artistic process which has occup- is a composer who was able to enter into personal ied me for a long time. “Maybe it would be interes- contact with Dmitri Shostakovich. Twenty years after ting to create a work that would show, on each of Shostakovich’s death, Gustav Lübbe Verlag published its nodal points, how things of different nature could Meyer’s Shostakovich biography, one of the most offer themselves there to the mind – before it selects important of this composer, in which he depicted

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his relationship with the Russian master, especially “I am of course a Polish composer by nature and preserving his observations of Shostakovich’s final conviction,” wrote Meyer in 2009 in a letter to Sikor- years. Thus he reported that Shostakovich hard- ski Verlag Director Hans-Ulrich Duffek, “but am at ly wrote another note for one and a half years af- the same time a European. It is all the same to me ter completing his Fifteenth Symphony. It was the whether I live in Poland or anywhere else. I can live first time in his life that he took such a long break, and work in the West as well as in Poland as long as for reasons of ill health. And, according to Mey- I find friends and interpreters of my music. But when er, neither the many honours awarded to Shosta- I live in Germany, I feel enriched because German kovich nor the terminal illness he suffered could musical life in unbelievably extensive and gives me change his personality, which he had been able to decisive impulses.” maintain unchanged from his youthful days. Meyer always admired Shostakovich’s great reserve and “METAMORPHOSES“ modesty, his almost shy behaviour after concerts The Polish composer Krzysztof Meyer was commis- at which his music was played. Especially impres- sioned by the Krakow Philharmonic to write his new sive is Meyer‘s description of Shostakovich during orchestral work “Metamorphoses” in celebration of a performance: “His face resembled a mask; his lips the 70th anniversary of the Chopin Music School in were pinched and his gaze absently fixed on some Krakow. Under the musical direction of Maciej Tar- point in the room.” At the same time, Shostakovich nowski, the Krakow Philharmonic Orchestra presen- preserved almost “childlike traits” in a relaxed mood ted the world premiere of the work on 30 September and was able to take great spontaneous delight over 2016 at the Krakow Philharmonia. the smallest things. Nonetheless, Meyer found that “Shostakovich remained a puzzling personality In this new orchestral work, Meyer has recourse throughout his life. Most people who had almost dai- to themes and motifs from the composition “Me- ly contact with him knew less about him than about tamorphoses” for saxophone and piano written in composers long since deceased (…). All were in ag- 2004. Meyer comments: “The ‘Metamorphoses’ are reement, however, that he had traits of a gifted artist written for a small orchestra and use a compositio- whose reactions could not be predicted and whose nal technique with which I have been working for personal character was not always consistent with many years. The harmonic language, based on sym- his artistic individuality.” metrical chords, represents (alongside the mutual effect of sections in a functional relationship to the When Krzysztof Meyer made these observations overall form of the work) a fundamental principle shortly prior to Shostakovich’s death, he was himself of my compositional technique. The piece forms a already thirty years old. He was born on 11 August coherent whole but reveals a multi-sectional form. 1943 in Krakow, learned to play the piano and then In the ‘Metamorphoses’ for small orchestra, I again received instruction in theory and composition with deal with the compositional problems already con- Stanislaw Wiechowicz beginning in 1954. After gra- fronted in other pieces for chamber orchestra (‘Mu- duating from the Chopin Music Gymnasium in Kra- sique scintillante’ and ‘Musique de la lumière et de kow, he studied at the music academy there, com- la pénombre’). And as always: I have tried to further pleting studies in two areas with honours: 1965 he develop several technical methods used in the latest received his diploma in composition with Krzysztof works, whilst separating myself from those that did Penderecki and in 1966 his diploma in music theory. not yield satisfactory results.” In the years 1964, 1966 and 1968 he studied in France for several months with Nadia Boulanger. SYMPHONY NO. 9 “FIDEI SPEIQUE SINFONIA” From 1965 to 1967, Meyer performed as a pianist in the Many symphonies of Krzysztof Meyer, especially the “Ensemble for Contemporary Music MW2”, perfor- newer ones composed since Symphony No. 6 “The ming in Poland and also in numerous other European Polish”, written as a reaction to the imposition of countries. In addition, he performed his own compo- martial law, bear subtitles indicating extra-musical sitions as soloist. From 1966 to 1987 Krzysztof Meyer themes and inspirations. In fact, Meyer regards the taught music theoretical subjects at the State Music symphonic genre as particularly suited for reflecting Academy in Krakow and was deputy rector from 1972 upon subjects that especially moved him at the time until 1975, occupying a chair in music theory the- of the composition. In the 7th Symphony “Sinfonia re from 1975 until 1987. From 1987 to 2008 he was a del tempo che passa“, the composer reflected on professor at the Cologne Music Academy, where he what he had experienced and attained shortly be- led a master class in composition. Meyer delivered fore his 60th birthday, so that this work also bears numerous lectures on New Music in many countries autobiographical traits. In the 8th Symphony, the so- (including in the Soviet Union, East and West Germa- called “Sinfonia da requiem”, in which Meyer set ny, Austria and Brazil). From 1985 until 1989 he was poems of Adam Zagajewski, the Holocaust is the Chairman of the Polish Composers’ Union. central focus.

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The 9th Symphony “Fidei speique Sinfonia” is also attack, the music journalist Reinhard Schulz wrote: a vocal-instrumental work. The composer sets sec- “A human being comes closer, her work with her, tions of the Psalms 4, 35 and 64, as well as the com- the human being Ustvolskaya in her mourning, in her plete Psalms 2, 123, 120 and 117. Meyer also wishes wide view over humanity, over our subjectedness, to refer to the present day in this work: to the situati- but also in her energy, creative drive and the vital on in which politicians provoke and “urge people to joy in being present here. It is the achievement of make war“ and to the everyday conflicts that arise this balance that makes Ustvolskaya‘s incomparable when people make use of a “hypocritical language“ music so unique.” and “hate peace” (Psalm 120). The musical world will commemorate the 100th bir- It is no chance matter that Krzysztof Meyer confronts thday of Galina Ustvolskaya on 17 June 2019. Ust- this subject in his 9th Symphony. After all, it was the volskaya studied at the Music Technical College in Ninth Symphony of Beethoven that proclaimed the her native city of Petrograd (St. Petersburg) from idea of brotherhood. Almost 200 years after the crea- 1937 to 1939 and at the Rimski-Korsakov Conserva- tion of that Beethoven symphony, Meyer construes tory there until 1947. She became an assistant the- that this noble, lofty idea has remained a utopia up re and finally led a composition class at the Music to the present day. Technical College connected to the Conservatory. Her composition teacher Dmitri Shostakovich spoke CONCERTO FOR GUITAR, TYMPANI enthusiastically about her, repeatedly defending her AND STRING ORCHESTRA against the resistance of his colleagues in the Com- Krzysztof Meyer has reported the following concer- posers’ Union. Ustvolskaya is considered, alongside ning the composition of his Guitar Concerto in 2011: Sofia Gubaidulina, to be Russia’s most significant “For a composer, it is both a complicated and de- woman composer. Her catalogue of works is very manding task to write a work for orchestra with a concentrated, with a musical message that is terse solo instrument. And so it was also exciting for me and expressed without compromise. to compose this work, because I was inspired by an exceptionally gifted and highly esteemed Polish musician, the guitarist Łukasz Kuropaczewski. So it was clear to me that the score should offer him the opportunity to display his technical virtuosity and und musical sensibility, but also to comprehensibly explore the special characteristics inherent in this unique instrument.

While Łukasz Kuropaczewski was learning his solo part, we worked together on sections of my music. Without doubt, this preparation was very helpful. The world premiere of the Concerto took place in Pozna´n and was an event that I was very happy to attend, for the musicians offered an outstanding per- Ustvolskaya‘s compositions are “symphonically” formance. Łukasz Kuropaczewski gave an in-depth conceived regardless of their actual ensemble sco- interpretation of the music and later played the Con- ring or temporal duration. She writes ascetic music certo on many other occasions. carried by an incredible rhythmical power. Her no- tation frequently lacks bar lines, resulting in asto- My Concerto for guitar, orchestra and tympani is nishingly asymmetrical polyphonic constructions. firmly anchored in my own harmonic system, which I Dynamic developments are almost reduced to pure- have continued to develop since then.” ly terraced dynamics and marked by extreme con- trasts. The texts she set to music, primarily Christi- an in nature, are aphoristic and concentrated. Her 100TH BIRTHDAY OF works bear witness to a strict, independent spirit, an GALINA USTVOLSKAYA IN 2019 indomitable will and a profound faith. Galina Ustvolskaya is considered, alongside Sofia Gubaidulina, to be Russia’s most significant woman When asked in an interview about the unique 6 piano composer. Her catalogue of works is thoroughly sonatas of Galina Ustvolskaya, the pianist Marianne concentrated; her musical message is incomparable Schroeder once replied: “In her inner passion and and without compromise. its Beethovenian conviction, Ustvolskaya resembles Giacinto Scelsi, but her music is entirely her own. It After the composer died on 22 December 2006 in St. is incomparable and stands outside the concept of Petersburg at the age of 87 as the result of a heart time.”

24 25 SIKORSKI MAGAZINE 01.2017 SIKORSKI MAGAZINE 01.2017 leux added that what he particularly valued in Alfred Schnittke‘s music was the intensive pulsation that permeates his scores, in the midst of frequently ve- hement, even shattering passages that sometimes appear to have been dictated by a hallucination. We shall commemorate the 20th anniversary of the death of Alfred Schnittke on 3 August 2017.

SCHNITTKE‘S FILM MUSIC IN NEW SUITES BY FRANK STROBEL The greatest composers of the 20th century have tried their hands at film music. Even Arnold Schön- berg, whose “Begleitmusik zu einer Lichtspielszene” (Music Accompanying a Film Scene) was heard at the final concert of the Mecklenburg-Vorpommern Festival am 9 September. Then there is the finicky American composer Morton Feldman, whose medi- tative music conceived for a highly suspenseful scene was unfortunately immediately returned to the author by Hollywood. In Russia, the genre enjoys a position of high prestige in the field of art music with representatives such as Sergei Prokofiev, Dmitri Shostakovich and, indeed, Alfred Schnittke. During the Soviet epoch, it was a means for exploring effective alternative paths on the edge of official concert music which were not subject to censor- ship. “Schnittke tried out and developed an enor- mous number of things in his film scores,” says the film music expert and conductor Frank Strobel, who has presented a selection on five CDs of Schnittke’s film scores on the Capriccio label. The first two THE 20TH ANNIVERSARY albums were awarded the German Music Critics’ OF THE DEATH OF Prize immediately after they were released. Frank ALFRED SCHNITTKE IN 2018 Strobel, also the artistic director of the European Alfred Schnittke repeatedly refuted the prejudice FilmPhilharmonie Berlin, arranged 13 of Schnittke’s that New Music is too abstract, with a too latent well-known film scores in suite form. One example is revelation of its message. He wrote music that fre- the “Tale of Wanderings“ based on a 1982 Mosfilm quently caused people to be deeply moved, explo- production, which tells the story of a boy who is able ring extremes and always creating a connection to to find gold but must endure endless tribulations the past – to sound worlds more or less familiar but with the bars he has found. In this film, Schnittke which have been modified by the composer. In 1998 creates a dazzling but also brutal sound world full Schnittke died in his chosen home city of Hamburg of hints and impulses for movement. How different, as a result of his fourth stroke. Many companions by contrast, is the poly-stylistic, historicising music and friends of the composer still remember the mo- to the children’s film “Rikki-Tikki-Tavi”, a wonderful ving farewell concert given by the cellist Mstislav adaptation of the Jungle Book story made in 1973 Rostropovich just a few days after Schnittke’s death by the pioneer of Soviet animal films, Alexander in the Great Hall of the Tchaikovsky Conservatory Sguridi. in Moscow, where the composer’s mortal remains were laid out. In early 2016 Irina Schnittke succeeded in obtai- ning other completely unknown film scores of her On that occasion, Rostropovich played the spherical husband from Moscow, which has been lending epilogue from Schnittke’s ballet “Peer Gynt”, com- ever clearer contours to the film-music produc- posed for John Neumeier in 1986. He silently left the tion of Schnitttke. These include the scores to the podium, and there followed minutes of affected si- films “The White Poodle“, “Cities and Years”, “Day lence in the hall of the conservatory. Perhaps Alfred Stars”, “Father Sergius” and “The Occupation”. As Schnittke was the most emotional composer of all soon as Frank Strobel completes suites from these the late twentieth-century modernists, in the words film scores, a new CD recording on the Capriccio of Alexander lvashkin, the cellist and personal friend label will be made in cooperation with Deutschland- of Schnittke. And the French composer Henri Dutil- radio Kultur.

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FRENCH PREMIERE OF “TIEFENRAUSCH“

SCENIC PREMIERE OF EGGERT‘S “DER HEIMKEHRER” “FREAX” IN REGENSBURG (THE REVENANT) The opera “FREAX” by Moritz BY JAN MÜLLER-WIELAND Eggert will be given its scenic Jan Müller-Wieland has a premiere at the Regensburg The- declared predilection for the Lied atre on 21 January 2017 under der repertoire. His new creation, The new work “tiefenrausch” musical direction of Tom Woods. the Lied “Der Heimkehrer” (The for string quartet by the Serbian The libretto by Hannah Dübgen Revenant) for tenor and piano composer Marko Nikodijevic tells a tragic love story in the will receive its world premiere was commissioned by the Euro- brutal world of show business: on 11 January 2017, performed pean Concert Hall Organisation the dwarf Franz wants the tall, by Frieder Lang und Moritz Eggert (ECHO) for its series entitled beautiful Isabella, Isabella wants during the course of an Academy “Rising Stars”. After the world Hilbert, the moderator. Hilbert concert at the Reaktorhalle in premiere at the Barbican Centre in wants great success. The drama Munich. In it, the composer refers London on 19 October 2016 given takes its course in a vicious circle to his father, who unexpectedly by the Armida Quartet, the work of desire, deception and lust for returned in 1949 from being a was given its French premiere on power. Soviet prisoner of war. Both 15 January 2017 at the Cité de la Moritz Eggert, whose composi- musique in Paris. The Quartet’s tions are also published by our members are Martin Funda company, and Müller-Wieland (violin), Johanna Staemmler are professors at the Munich (violin), Teresa Schwamm (viola) Academy of Music. and Peter Philipp Staemmler (violoncello). There will be further performances during the course of the year 2017: Austria (Vienna, 30.01.17), Luxemburg (08.02.17), Portugal (Lisbon, 19.02.17), Swe- den (Stockholm, 18.03.17), Spain GUBAIDULINA’S “THE WRATH OF (Barcelona, 20.04.17), The Nether- GOD” IN DÜSSELDORF lands (Amsterdam, 17.05.17) and The orchestral work “The Wrath Belgium (Brussels, 06.06.17). of God” by Sofia Gubaidulina is closely connected to the oratorio “On Love and Hate” that was EDUARD KÜNNEKE‘S OPERETTA premiered in the autumn of 2016. “LADY HAMILTON” On 2 February 2017, the Staatska- LERA AUERBACH’S IN DESSAU pelle Dresden under its principal “THE LITTLE MERMAID” It is in fact a tragic love story – the conductor Christian Thielemann IN WASHINGTON relationship between Lady will perform the world premiere of In late March 2017, the Hamburg Hamilton and Admiral Nelson – “The Wrath of God” for orchestra Ballet will present a guest perfor- that Eduard Künneke chose as in Düsseldorf. Further performan- mance with its production of “The the subject of his operetta “Lady ces will follow on 4 February in Little Mermaid” by Lera Auerbach Hamilton”. The premiere of its Hanover and on 6 February at the in the choreography by John new scenic production will be Hamburg Elbphilharmonie. In May Neumeier, based on the tale by given on 27 January 2017 at the 2017 will Hans Christian Andersen. Anhalt Theatre in Dessau. go a European tour with this work.

26 27 SIKORSKI MAGAZINE 01.2017 SIKORSKI MAGAZINE 01.2017 „Vielleicht wäre es interessant, einmal ein Werk zu schaffen, das an jedem seiner Knotenpunkte zeigen würde, wie Verschieden- artiges sich dort dem Geiste darbieten kann, bevor er daraus eine einzige Folge wählt, die dann im Text vorliegt. Das hieße: an die Stelle der Illusion einer einzigen, das Wirkliche nachahmenden Bestimmung diejenige des ‚In-jedem-Augenblick-Möglichen‘ setzen.“

„Perhaps it would be interesting, someday, to create a work which would show – on each of its nodal points – how different kinds of things could present themselves to the spirit there before he (the spirit) would choose a single sequence from amongst them which would then be presented in the text. That would mean: instead of the illusion of a single designation imitating what is real, placing the designation of „what is possible in each instant“.

Paul Valéry

Internationale Musikverlage Hans Sikorski GmbH & Co. KG Johnsallee 23 20148 Hamburg www.sikorski.de