BH Brockes, JA Fabricius, HS Reimarus
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
B. H. Brockes, J. A. Fabricius, H. S. Reimarus: Physikotheologie im Norddeutschland des 18. Jahrhunderts zwischen theologischer Erbauung und Wissensvermittlung Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vorgelegt von Henrik Petersen Kiel 2004 Erstgutachter: Prof. Dr. Hans-Joachim Waschkies Zweitgutachter: PD Dr. Karl Mertens Tag der mündlichen Prüfung: 8. 12. 2004 Durch den zweiten Prodekan, Prof. Dr. Norbert Nübler Zum Druck genehmigt am: 28. 10. 2005 Danksagung Ich danke meiner Familie, vor allem meiner Frau Michaela und meiner Mutter, für ihre unermüdliche Unterstützung und Geduld. Aufs herzlichste danke ich meinem Doktorvater Hans-Joachim Waschkies. Das Verfassen dieser Dissertation wäre mir ohne seinen fachlichen und menschlichen Beistand nicht möglich gewesen. Inhaltsverzeichnis Einführung in die Problemstellung 3 1. Leben und Werk der drei Hauptvertreter der physikotheologischen Bewegung in Hamburg - Johann Albert Fabricius, Barthold Heinrich Brockes und Hermann Samuel Reimarus 6 1.1 Johann Albert Fabricius (1668-1736) 6 1.2 Barthold Heinrich Brockes (1680-1747) 11 1.3 Hermann Samuel Reimarus (1694-1768) 17 2. Überblick über die physikotheologische Literatur von 1650 bis 1800 23 2.1 Bestimmung des Begriffes Physikotheologie 23 2.2 Physikotheologie in England, den Niederlanden und Frankreich 27 2.3 Brockes als Vermittler physikotheologischen Gedankengutes 30 2.4 Die Bedeutung William Derhams für die deutsche Physikotheologie 33 2.5 Fabricius` physikotheologische Arbeiten 36 2.6 Der Hamburger Kreis 39 2.7 Die physikotheologische Literatur nach Brockes und Fabricius 41 2.8 Physikotheologie bei Reimarus 46 2.9 Der Niedergang der Popularität physikotheologischer Literatur 51 3. Brockes` Irdisches Vergnügen in Gott – Physikotheologische Lyrik im Spannungsfeld von Erbauung und Wissensvermittlung 55 3.1 Die Konzeption der Lyrik des Irdischen Vergnügens 58 3.2 Die Variationen physikotheologischen Argumentierens im Irdischen Vergnügen 70 3.2.1 Physisch-materielle Physikotheologie 71 3.2.2 Ästhetische Physikotheologie 76 3.2.3 Die physikotheologische Funktionalisierung der allegorischen Naturdeutung 82 3.3 Die im Irdischen Vergnügen vermittelte Einstellung zur Naturbetrachtung 84 3.4 Das im Irdischen Vergnügen dargestellte Wissen über die Natur 93 4.1 Thematik und Inhalt der physikotheologischen Schriften von Johann Albert Fabricius 107 4.2 Die Konzeption der physikotheologischen Werke von Fabricius 122 4.3 Physikotheologische Argumentation bei Fabricius 138 4.4 Brockes` Einfluß auf die physikotheologischen Schriften von Fabricius 152 4.5 In den physikotheologischen Schriften von Fabricius vermittelte Kenntnisse über die Natur 158 5.1 Die physikotheologischen Schriften von Reimarus 168 5.2 Konzeption der physikotheologischen Schriften von Reimarus 181 5.3 Reimarus` physikotheologische Argumentation 193 5.4 Entwicklung der physikotheologischen Literatur von Brockes über Fabricius zu Reimarus 208 5.5 Die von Reimarus vermittelten Kenntnisse über die Natur 213 6. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse 220 Literaturverzeichnis 225 3 Einführung in die Problemstellung Der Gegenstand dieser Untersuchung ist die physikotheologische Literatur im Deutschland des 18. Jahrhunderts, die ich exemplarisch anhand der ausführlichen Analyse und des Vergleichs der Texte der drei Hauptvertreter der Physikotheologie in Deutschland Barthold Heinrich Brockes (1680- 1747), Johann Albert Fabricius (1668-1736) und Hermann Samuel Reimarus (1694-1768) untersuchen werde. Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet die Annahme, daß sich die physikotheologische Literatur als geschichtliches Phänomen vor allem dadurch auszeichnet, daß in ihr Elemente der Erbauungsliteratur und Textelemente, in denen auf detaillierte Weise Wissen über die Natur vermittelt wird, mit der Intention kombiniert werden, aus der zweckmäßigen Ordnung der Natur die Existenz und die Attribute des christlichen Schöpfergottes oder auch nur dessen Eigenschaften zu demonstrieren und so den Leser zu erbauen, das heißt, im Glauben zu bestärken und zu einer tugendhaften Lebensführung anzuregen. Problematisch an den bisherigen Darstellungen der Physikotheologie ist, daß diese entweder zu breit angelegt sind und eine große Anzahl von Schriften anführen, ohne daß auf die Besonderheit der einzelnen Texte eingegangen werden kann, oder daß andererseits die Fragestellungen zu speziell auf bestimmte fachspezifische Probleme ausgerichtet sind, so daß sich nur ein durch diese eingeschränkte Sichtweise unvollständiges und verzerrtes Bild der Physikotheologie ergibt. Schließlich wird den Untersuchungen zumeist keine klare, systematische Definition der Physikotheologie zugrunde gelegt. Außerdem wird der Untersuchungsgegenstand in seiner zeitlichen Dimension als spezifisches historisches Phänomen nicht exakt genug bestimmt, was wiederum nicht zu präzisen Ergebnissen führen kann. Um diese Fehlerquellen zu vermeiden, konzentriere ich mich auf eine detaillierte, exemplarische Analyse der Texte von Brockes, Fabricius und Reimarus, die aufgrund ihrer zentralen Bedeutung für die deutsche Physikotheologie geeignet sind, ein repräsentatives Bild der Erscheinungsformen und der Entwicklung der physikotheologischen Literatur im Deutschland des 18. Jahrhunderts zu vermitteln. Mit den Publikumserfolgen des ersten Bandes von Brockes` physikotheologischer Gedichtsammlung Irdisches Vergnügen in Gott (1721) beginnt die Hochphase der Physikotheologie in Deutschland. Brockes macht die physikotheologischen Anschauungen einem breiten Publikum bekannt. An 4 seinen Erfolg anknüpfend etabliert Fabricius mit seinen Schriften sowie mit der Herausgabe und Übersetzung der Schriften des englischen Physikotheologen William Derham die literarische Form des naturhistorischen physikotheologischen Kompendiums in Deutschland. Schließlich wird die physikotheologische Argumentation von Reimarus in seinen Vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion (1754) systematisch weiterentwickelt und formalisiert, so daß Zeitgenossen wie Kant in Reimarus` Schrift den intellektuellen Höhepunkt der physikotheologischen Literatur erreicht sehen. Darüber hinaus bietet sich eine vergleichende Analyse der Texte der drei Autoren an, da zwischen den herausragenden Persönlichkeiten des Hamburger Geisteslebens Brockes, Fabricius und Reimarus enge persönliche, zwischen Fabricius und Reimarus, der dessen Schwiegersohn ist, sogar familiäre Beziehungen bestehen, welche die im folgenden von mir zu bestätigende Annahme nahelegen, daß die drei Autoren einander im Hinblick auf die Ausprägung ihrer physikotheologischen Anschauungen beeinflussen und anregen. Die engen Beziehungen und der inhaltliche Einfluß, den diese drei Autoren aufeinander ausgeübt haben, waren bisher jedoch noch nicht Gegenstand der Forschung. Im folgenden werde ich zunächst auf den biographischen Hintergrund von Brockes, Fabricius und Reimarus eingehen. Darauf folgt ein Kapitel, in dem ich nach der systematischen Erläuterung des Begriffes Physikotheologie die Texte von Brockes, Fabricius und Reimarus, bevor ich im Detail auf diese eingehe, in den historischen Kontext der physikotheologischen Literatur des 18. Jahrhunderts einordne und die herausragende Bedeutung der drei Autoren für die Entwicklung dieser Form der Literatur in Deutschland zeige. Den Hauptteil der Untersuchung bilden die Kapitel Drei bis Fünf mit der ausführlichen Analyse und dem Vergleich der physikotheologischen Texte von Brockes, Fabricius und Reimarus. Das Ziel dieses Abschnitts ist es, ein möglichst vollständiges Bild der physikotheologischen Texte der drei Autoren zu vermitteln, das der historischen Identität der Texte gerecht wird und die Fragestellung durch den Blick auf spezielle fachspezifische Probleme der Philosophie-, Literatur-, Theologie- oder Wissenschaftsgeschichte nicht zu sehr verengt. Dazu ist vor allem zu zeigen, welche Inhalte und welche Art von Wissen über die Natur von den Autoren im einzelnen vermittelt werden, wie die Texte konzipiert sind, mit welcher Intention sie verfaßt wurden, welche Form die physikotheologische Argumentation konkret annimmt und in welcher Weise sie einander in inhaltlicher und formaler Hinsicht beeinflussen. Weiter zeige ich, welche Bedeutung die Physikotheologie für die Entwicklung und 5 Verbreitung der Naturwissenschaften im Deutschland des 18. Jahrhunderts hat, aus welchen Quellen das von den Autoren vermittelte Wissen stammt und welche Qualität die in den Texten gebotenen naturwissenschaftlichen Kenntnisse besitzen. Der Vergleich der Texte der drei Autoren wird ergeben, daß sich die Entwicklung der physikotheologischen Literatur von Brockes über Fabricius zu Reimarus durch eine Tendenz zur Formalisierung und Rationalisierung der physikotheologischen Argumentation auszeichnet, die mit einer Reduktion der eine Emotionalisierung des Lesers anstrebenden Elemente der traditionellen Erbauungsliteratur einhergeht. Dabei bleiben die fundamentalen physikotheologischen Anschauungen und die erbauliche Intention der physikotheologischen Literatur jedoch unverändert erhalten. 6 1. Leben und Werk der drei Hauptvertreter der physikotheologischen Bewegung in Hamburg - Johann Albert Fabricius, Barthold Heinrich Brockes und Hermann Samuel Reimarus 1.1 Johann Albert Fabricius (1668-1736) Johann Albert Fabricius wird am 11. November 1668 in Leipzig geboren. Der aus Itzehoe stammende und in Flensburg aufgewachsene Vater Werner Fabricius ist Organist und Komponist, die Mutter Martha Corthum eine Pastorentochter aus Bergedorf