Und Funktionswandel Der Buchwidmung Im 17. Und 18. Jahrhundert
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GOEDOC - Dokumenten- und Publikationsserver der Georg-August-Universität Göttingen 2011 Gabriele Schramm Widmung, Leser und Drama Untersuchungen zu Form- und Funktionswandel der Buchwidmung im 17. und 18. Jahrhundert Die Veröffentlichung der elektronischen Ausgabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags Dr. Kovač, Hamburg, 2010. Die Rechte liegen beim Verlag Dr. Kovač. Schramm, Gabriele: Widmung, Leser und Drama : Untersuchungen zu Form- und Funktionswandel der Buchwidmung im 17. und 18. Jahrhundert Göttingen : GOEDOC, Dokumenten- und Publikationsserver der Georg-August-Universität, 2011 Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 2000 Gedruckte Ausgabe erschienen im Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2003, ISBN 3-8300-0879-1 Verfügbar: PURL: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl/?webdoc-2857 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Es steht als freie Onlineversion über den GOEDOC – Dokumentenserver der Georg- August-Universität Göttingen bereit und darf gelesen, heruntergeladen sowie als Privatkopie ausgedruckt werden. Es ist nicht gestattet, Kopien oder gedruckte Fassungen der freien Onlineversion zu veräußern. Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Zusammenfassung: Die Arbeit versteht sich als Beitrag zur Geschichte der Buchwidmung von Opitz (1625) bis Klopstock (1769). Anhand von Widmungen Moschenroschs und Lohensteins im 17. Jahrhundert wird der Bogen bis zu Gottsched, Klopstock und Wieland in das 18. Jahrhundert gespannt. Die Erkenntnisse zu Bücherwesen, literarischer Kommunikation, Poetik und Rhetorik der Zeit schließen eine Forschungslücke in der deutschen Literatur der frühen Neuzeit. Ergänzt wird die Arbeit duch den Abdruck der Widmungstexte. VORWORT Die Buchwidmung war im 17. Jahrhundert so verbreitet, daß der Zeit eher ihr Fehlen als ihr Vorhandensein erkl¨arungsbedurftig¨ er- schienen w¨are. Was macht das 17. Jahrhundert zu einem Jahrhun- dert der Buchwidmung in der deutschsprachigen Literatur? Unter welchen Umst¨anden lebt die Buchwidmung im 18. Jahrhundert fort und wie ver¨andern sich ihre Formen und Funktionen? Diese Arbeit versucht, ein detailliertes Bild der Buchwidmung des 17. und 18. Jahrhunderts in ihren historisch-politischen, so- zialen, dichtungstheoretischen und gattungsspezifischen Zusam- menh¨angen zu zeichnen. Anhand der Widmungen zum Trauer- spiel im 17. Jahrhundert | der angesehensten Gattung der Li- teratur dieser Zeit | soll gezeigt werden, was die Widmung fur¨ die h¨ofisch-gelehrte Literatur zu leisten vermochte. Der Wurde¨ der Gattung entspricht die Wurde¨ der Adressaten: sie waren die politi- schen Repr¨asentanten ihrer Zeit. Die mehrere Seiten umfassenden Widmungstexte in Prosa oder Versen spiegeln die Beziehungen zwischen Autor, Werk, Adressat, Leser und Publikum wider. Der Brauch der Widmung wird im 17. Jahrhundert nicht in Fra- ge gestellt. Im 18. Jahrhundert wird freilich die Widmungskritik unuberh¨ ¨orbar. Zwar wird die Widmungspraxis zur dramatischen Gattung fortgesetzt, jedoch mit ver¨anderten Interessen und neu- en Zielen. Das Selbstverst¨andnis des widmenden Dichters wandelt sich, sein Selbstbewußtsein tritt deutlich zutage. Das ver¨anderte Verh¨altnis des Autors zu seinem Publikum bewirkt einen Funk- tionswandel der Widmung. Das Publikum wird durch eine Vor- rede angeredet, die Widmung an einen Einzelnen wird letztlich V VI Vorwort uberfl¨ ussig:¨ man schreibt, wie Wieland und Schiller, fur¨ ein unbe- kanntes Publikum, die `Welt'. Die herausragende Bedeutung der Widmung fur¨ Autor, Leser und Publikum geht damit unwiderruf- lich verloren. Die Geschichte und Entwicklung der Buchwidmung wird von Opitz (1625) bis Klopstock (1769) beschrieben und ihr Funk- tionswandel untersucht. Fortzufahren w¨are mit Schiller, dessen Widmungen zu seinen Jugenddramen `Fiesko' und `Kabale und Liebe' fur¨ Tradition und Wandel der Widmung am Ausgang des 18. Jahrhunderts stehen. Die Geschichte der Buchwidmung ist lang, wechselvoll und in ei- nigen wesentlichen Teilen noch zu schreiben. Einen Beitrag zu dieser Geschichte der Buchwidmung im 17. und 18. Jahrhundert will diese Arbeit leisten. Sie ist von der G¨ottinger Philosophischen Fakult¨at im Wintersemester 2000 als Dissertation angenommen worden. Der Staats- und Universit¨atsbibliothek Hamburg danke ich fur¨ die Bereitstellung unver¨offentlichter Handschriften Klopstocks. Fur¨ Hinweise und freundliche F¨orderung danke ich Wilfried Barner und Siegmar D¨opp. Vor allem aber habe ich meinem Lehrer Chri- stian Wagenknecht zu danken, der mich mit Anregung, Rat und Ermunterung einen langen Weg begleitet hat. Aus naheliegenden Grunden¨ wird dieses Buch nicht gewidmet. G¨ottingen, November 2002 Gabriele Schramm Inhalt VorwortV Einleitung1 1 Das Widmungswesen im 17. Jahrhundert 13 1.1 Zur Widmungspraxis................. 13 1.1.1 Widmungsbrauch seit der Antike...... 13 1.1.2 Widmungsverfahren............. 19 1.1.3 Belohnung................... 24 1.2 Widmung und andere Rahmenstucke¨ ........ 31 1.2.1 Die ein- und ausleitenden Formen des ba- rocken Buchs: `Rahmenstucke'¨ ....... 31 1.2.2 Vorrede.................... 92 2 Zur Rhetorik der Widmung im 17. Jahrhundert 111 2.1 Schreibart der Widmung............... 111 2.1.1 Die Widmung als Brief............ 111 2.1.2 Regeln der Widmung............. 120 2.1.3 Kunst der Widmung: Unterscheidung, An- gemessenheit und `gute Erfindung’..... 133 2.2 Zur Funktion der Widmung............. 140 2.2.1 Logaus Epigramm Zuschrifften der Bucher\¨ 140 " 2.2.2 Schutz..................... 146 2.2.3 Kritik des Schutzes: `Nutz'......... 163 2.3 Die Wahrheit der Satire............... 176 VII VIII Inhalt 2.3.1 Die `gute Erfindung’ in Poetik und Rhetorik 176 2.3.2 Moscheroschs Widmung: der Adressat und die Fruchtbringende Gesellschaft...... 181 2.3.3 Die Warheit\ der Satire.......... 205 " 2.4 Erfindung und Zweck der Widmung........ 217 3 Widmung und Trauerspiel im 17. Jahrhundert 223 3.1 Zur Theorie des Trauerspiels............ 223 3.2 Lohensteins Trauerspielwidmungen......... 251 3.2.1 Lohensteins Widmungen im Spiegel seiner Zeit: Formen und Adressaten........ 251 3.2.2 Spiel und Unbestand des Menschen: Lohen- steins Widmung zur `Sophonisbe'...... 270 3.3 Lohensteins Widmung zum `Ibrahim Sultan'.... 302 3.3.1 Widmungsanlaß: die Hochzeit Kaiser Leo- polds mit Claudia Felicitas......... 302 3.3.2 Bild und Bedeutung: der Kupfertitel zum `Ibrahim Sultan'............... 308 3.3.3 Der Widmungsbrief............. 316 3.3.4 Trauerspiel und Widmung.......... 354 3.3.5 Zur Funktion von Trauerspiel und Widmung 374 4 Widmung und Drama im 18. Jahrhundert 401 4.1 Gottscheds Widmung zum `Sterbenden Cato'... 401 4.1.1 Gottscheds Bemuhungen¨ um ein regelm¨aßi- ges deutsches Trauerspiel.......... 401 4.1.2 Der Widmungsbrief an Gottfried Lange.. 412 4.1.3 Widmung, Vorrede und Kritik....... 430 4.2 Klopstocks Widmung zur `Hermanns Schlacht'.. 435 4.2.1 Von der `heiligen' Dichtung zur vaterl¨andi- schen: Klopstocks patriotische Ambitionen. 435 4.2.2 Klopstocks `Plan zur Unterstutzung¨ der Wissenschaften in Deutschland'....... 441 4.2.3 Der Widmungsbrief `An den Kaiser'.... 454 Inhalt IX 4.2.4 Zur Nachgeschichte von Widmung und `Plan'486 5 Widmung und Leser 519 5.1 Widmung und Leser im 17. Jahrhundert...... 519 5.1.1 Der Leser in der Widmung......... 519 5.1.2 Leser, Adressat und Nachwelt........ 522 5.1.3 Leser und Publikum............. 526 5.2 Widmung und Leser seit dem 18. Jahrhundert... 533 5.2.1 Ver¨anderungen der Publikumsintentionen des Autors.................. 533 5.2.2 Das allgemeine Publikum in seiner Bedeu- tung fur¨ die Widmungspraxis........ 536 5.2.3 Intendiertes Publikum und Widmungspraxis 543 5.3 Die `Nebenstunden' eines Lohenstein und Wieland 559 5.3.1 Schriftsteller und Nebenstunden...... 559 5.3.2 Lohensteins Leser | Wielands Leser.... 573 5.3.3 Utopie und Wirklichkeit........... 582 5.3.4 `Arminius' und `Idris'............ 592 6 Zusammenfassung 599 Anhang: Widmungstexte 613 Moscherosch, Widmung zu `Gesichte Philanders von Sit- tewald'......................... 613 Lohenstein, Widmung zu `Sophonisbe'.......... 620 Lohenstein, Widmung zu `Ibrahim Sultan'........ 630 Gottsched, Widmung zu `Sterbender Cato'....... 634 Klopstock, Widmung zu `Hermanns Schlacht'...... 640 Wieland, Widmung zu `Idris und Zenide'........ 643 Wieland, Widmung zu `Musarion'............ 650 Bibliographie 657 Abkurzungen¨ ........................ 657 Texte............................ 657 X Inhalt Allgemeine Literatur.................... 687 Anleitungen zur Kunst, Widmungen zu schreiben.... 700 Literatur uber¨ Widmungen und andere Rahmenstucke¨ . 700 EINLEITUNG Wem sonst als Dir\ " schrieb H¨olderlin in den zweiten Band des `Hyperion' und uber-¨ reichte dieses Exemplar Susette Gontard im Herbst 1799.1 Dies ist eine Widmung: Der Autor eignet einem Adressaten durch das geschriebene Wort und die Handlung der Ubergabe¨ ein Buch zu. Dieses Exemplar des `Hyperion' ist damit der namentlich un- genannten Adressatin Susette Gontard geschenkt worden. Dies ist eine Widmung anderer Art als alle die Widmungen, die hier untersucht werden sollen: H¨olderlins Widmung ist hand- schriftlich, eignet nur ein Exemplar zu und nennt den Adressaten nicht mit Namen. Diese Widmung H¨olderlins w¨are sicher zu den `privatisierenden Herzenswidmungen', wie Goethe sie nennt, zu rechnen.2 Es handelt sich bei dieser Zueignung um eine pers¨onliche 1H¨olderlin, Hyperion, 2. Bd., 1799. Cf. H¨olderlin, S¨amtliche