Selbstverlag Im Literarischen Leben Des Exils in Den Jahren 1933-1945

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Selbstverlag Im Literarischen Leben Des Exils in Den Jahren 1933-1945 1 Selbstverlag im literarischen Leben des Exils in den Jahren 1933-1945 Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.) Im Fachbereich 02 Germanistik (Literaturwissenschaft) der Universität Kassel vorgelegt von: Jong-Rak SHIN Kassel im Juni 2007 2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung............................................................................................................. 4 1.1 Fragestellungen ............................................................................................... 4 1.2 Forschungsbericht ........................................................................................... 8 2. Selbstverlage und ihre Geschichte..................................................................... 18 2.1 Konzeption des Selbstverlages...................................................................... 18 2.2 Geschichte des Selbstverlages....................................................................... 25 3. Die deutschen Verlage in den Jahren 1933-1945 .............................................. 35 3.1 „Schrifttumspolitik“ im Bezug auf das Buch- und Verlagswesen................ 35 3.2 Die Situation der Exilverlage und die Verfolgung der Verleger .................. 40 3.3 Entstehungsbedingungen für Exilselbstverlage ............................................ 46 4. Die literarische Lebenswelt der Autoren als Verleger....................................... 53 4.1 Selbstverleger und Konflikt .......................................................................... 56 4.2 Selbstverleger und finanzielle Probleme....................................................... 68 4.3 Selbstverleger und Politik ............................................................................. 75 4.4 Selbstverleger und Veröffentlichungsmöglichkeiten.................................... 85 5. Exilselbstverlag und literarische Tendenz ....................................................... 103 5.1 Avantgarde und Selbstverlagswerke.......................................................... 103 5.1.1 Der Expressionismus in den Jahren 1933-1945............................................ 106 5.1.2 Die expressionistische Literatur im Exilselbstverlag.................................... 111 5.2 Der Roman als Gattung während der Exilzeit ............................................ 124 5.2.1 Die Blütezeit des Romans im etablierten Exilverlag .................................... 124 5.2.2 Gründe für das Fehlen des Romans im Exilselbstverlag .............................. 126 6. Die Merkmale der Textgattungen im Exilselbstverlag........................................... 131 6.1 Lyrik............................................................................................................ 131 6.2 Erzählung .................................................................................................... 148 6.3 Dramatik...................................................................................................... 152 6.4 Essay............................................................................................................ 157 6.5 Biographie und Autobiographie.................................................................. 160 3 7. Arbeitsweise im Exilselbstverlag..................................................................... 165 7.1 Verlagsleitung ............................................................................................ 165 7.2 Satz und Druck............................................................................................ 167 7.3 Buchbinden.................................................................................................. 170 7.4 Vertrieb........................................................................................................ 173 7.5 Sonderformen: Der Aurora-Verlag als Autorenverlag................................ 177 8. Leser und Publikum ......................................................................................... 187 8.1 Vortrag und Lesung..................................................................................... 187 8.2 Subskription und Buchwidmung................................................................. 194 9. Resümee........................................................................................................... 201 Literaturverzeichnis .............................................................................................. 204 Primärliteratur ................................................................................................... 204 Sekundärliteratur ............................................................................................... 209 4 1. Einleitung 1.1 Fragestellungen Unter den zahlreichen Schriftstellern und Intellektuellen, die vor der Verfolgung des NS-Regime fliehen mussten, befanden sich auch eine Reihe von Exilierten, die sich entschlossen, ihre literarischen Werke in den jeweiligen Exilländern selbst zu publizieren. Diese Werke bleiben in der Öffentlichkeit weitestgehend unbekannt und auch literaturwissenschaftliche Untersuchungen widmeten sich ihnen bisher kaum. Es stellt sich die Frage, warum noch keine erwähnenswerte Untersuchungen über die Exilselbstverlage und deren Produktionstitel im Zeitraum von 1933 bis 1945 vorliegen, obwohl zahlreiche Selbstverlage existierten.1 Der Grund dafür liegt im Wesentlichen in Faktoren, mit denen auch der Verfasser bei der Bearbeitung des Themas konfrontiert wurde. Zum einen mangelt es an ausführlichen Informationen über die Exilselbstverlage: Niemand weiß genau, wie viele Selbstverlage tatsächlich existierten. 2 Da ein großer Teil der Selbstverleger nicht bekannt ist, ist der Anteil der Leistung der Selbstverlage im Bereich der Exilliteratur schwer zu bestimmen. Zum anderen standen die Publikationen der Selbstverlage im Schatten der über den Buchhandel vertriebenen erfolgreichen Literatur. Wenn ein Werk im Bereich der Literatur im Bewusstsein bleiben will, muss das Werk an die Öffentlichkeit gebracht 1 Die Angaben stützen sich auf den Bestandkatalog der Deutschen Bibliothek (Deutsches Exilarchiv 1933-45) in Frankfurt am Main und auf die Arbeit von Horst Halfmann (Bibliographien und Verlage der deutschsprachigen Exilliteratur 1933-45) in Leipzig. Zum Teil wurde Sternfeld/Tiedemanns Rublik „Verlage, die sich der Exilliteratur angenommen haben“ vergleichend hinzugezogen. 2 Als Grundlage dienten die von der Deutschen Bibliothek, Frankfurt und Leipzig für ihre Sondersammlung Exilliteratur ermittelten Angaben. Dabei müssen folgende Punkte beachtet werden: den Angaben liegen die bibliographierten Quellen zugrunde. Die den Selbstverlegern beigefügte Zahl weist die Anzahl der von ihnen in den Jahren 1933 bis 1945 veröffentlichten, der Exilliteratur zuzurechnenden Werke aus. Da die Ermittlung genauer bibliographischen Angaben und die Sammlung der bereits im Besitz der Deutschen Bibliothek befindlichen Exilliteratur noch keineswegs abgeschlossen ist, kann die Liste der Selbstverleger und ihre Selbstverlage der deutschen Literatur im Exil und die Anzahl ihrer Werke der Exilliteratur nicht ganz vollständig sein. 5 werden, oder es muss zumindest ein Gegenstand des Erkenntnisinteresses von Wissenschaftlern sein. Mit wenigen Ausnahmen 3 wurden die Manuskripte der Selbstverleger im Exil zumeist nur einmal veröffentlicht. Außer im 18. Jahrhundert existierten auch in der Zeit von 1933-1945 zahlreiche Selbstverlage. Nach den Angaben der bisherigen Untersuchungen zu diesem Forschungsgegenstand lagen die Gründe für die Selbstverlagsgründung im 18. Jahrhundert meist in ökonomischen Problemen. Diese Erklärung ist jedoch im Exil nicht ausreichend. Am Beispiel einiger emigrierter Autoren kann im Folgenden gezeigt werden, dass der Exilselbstverlag nicht allein finanziell, sondern auch politisch oder ästhetisch motiviert war. Die Arbeit soll anhand von ausgewählten Beispielen die besondere literarische Kultur des Selbstverlages aufzeigen und Merkmale herausarbeiten, in denen sie sich ihre Literatur von denen der üblichen Exilliteratur unterscheiden. Literatur ist unter literatursoziologischem Aspekt als Produkt eines Systemzusammenhangs zu verstehen, in dem das Werk eines Autors in die Literatur eingeht, wenn es durch den Distributionsapparat an die Öffentlichkeit (Sichtungsapparat und Publikum) gelangt. Dabei besteht der Distributionsapparat aus den Verlage4 und den Distributionsmedien. Als Sichtungsapparat wiederum gelten z.B. die Literaturkritik oder die Literaturwissenschaft, die die veröffentlichte Literatur 3 Ausnahmsweise wurden die im Selbstverlag veröffentlichte Werke von bekannten Autoren wie Hans Arp und Else Lasker-Schüler nach Kriegsende in einem etablierten Verlag veröffentlicht. 4 Um ein Werk eines Autors an die Öffentlichkeit zu bringen, ist die Rolle des Verlages erforderlich. Verlage als Sammelort der kreativen Umsetzung von Ideen sind damit zugleich ein bedeutender geistig-kultureller Faktor. Verlage fördern die Entstehung von Literatur und organisieren ihre Verbreitung, Verlage haben damit einen großen Einfluss auf die gesellschaftliche Wirkung von Literatur. Bekannt ist die Tatsache, dass der Verlag einen großen Einfluss sowohl auf die Entwicklung der Literatur als auch auf die Bekanntmachung der Autoren und ihrer Werke ausübt. Es ist klar, dass eine Untersuchung der Verlage sich eng auf die Literatur selbst bezieht, weil Literatur und Buchhandel in gewissen Sinne nicht voneinander zu trennen sind. Im Vergleich zu der Wichtigkeit, die der Rolle des Verlages zugemessen
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