Kuno Fischer Gottfried Wilhelm Leibniz Leben, Werke und Lehre

Herausgegeben und eingeleitet von Thomas Sören Hoffmann

marixverlag Kuno Fischers Leibnizbuch – Eine Einführung

Von Thomas Sören Hoffmann

Wer heute, mehr als 150 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen, Kuno Fischers große Leibniz-Darstellung in die Hand nimmt, wird sich rasch überzeugen, daß er es hier ganz gewiß nicht mit einem antiquierten, am Ende gar überholten Werk zu tun bekommt. Dieses Buch ist vielmehr auch unter der Patina, die es hier und da angesetzt hat, äußerst lebendig geblieben, ja es kann in mancher Hinsicht bleibende Gültigkeit beanspruchen: dies nämlich schon als bei aller anzubringenden Detailkritik immer noch gültiges Panorama des so unvergleichlichen Universums der Leibnizschen Philosophie; dies aber auch als nicht weniger bleibend gültiges Dokument einer vor allem der Schule Hegels verdankten Methode der Philosophiegeschichtsschreibung, wie Fischer sie hier exem- plarisch zur Anwendung bringt. Der Hauptzweck der folgenden Einführung ist es, beides aus Anlaß der vorliegenden Neuauflage näher zu beleuchten: das Leibnizbild Fischers in seinen wichtig- sten, immer noch treffenden Zügen, dann aber auch seine spezifi- sche philosophiehistorische Leistung, die in Ansatz und Methode nicht einfach auf das in dem „historischen“ 19. Jahrhundert Übliche reduziert werden kann. Der Würdigung schalten wir eine kur- ze Übersicht zu Fischers Leben und akademischem Wirken vor, wie wir am Ende ein Verzeichnis der aktuellen Leibniz-Literatur folgen lassen, das es dem Leser ermöglichen soll, die Brücke auch zu neueren Perspektiven auf den wohl größten Philosophen und Universalgelehrten der frühen Neuzeit zu schlagen.

1. Kuno Fischers Leben und akademisches Wirken Ernst Kuno Berthold Fischer – so der volle Name unseres Autors – wurde als Sohn eines Pfarrers am 23. Juli 1824 in dem mittelschle- sischen Dorf Sandewalde bei Guhrau, einer alten Tuchmacherstadt im Bezirk Breslau, geboren. Nach dem Abitur, das Fischer 1844 in Posen ablegen konnte, wo er seit 1835 das Gymnasium besucht hatte, bezog er zunächst die Universität Leipzig, um hier gemäß seiner frühen Neigung zu Sprachen ein Studium der Klassischen Philologie aufzunehmen. Indes bleibt Fischer nicht allzu lange in Sachsen, er wechselt nach bereits einem Jahr sowohl das Studienfach wie auch die Universität und schreibt sich in Halle für ein Studium der Philosophie ein, in die er vor allem durch den Hegelschüler VI Kuno Fischers Leibnizbuch – Eine Einführung (1805–1892) eingeführt wird1. Erdmann, der wie später Fischer ein äußerst beliebter und eloquenter Hochschullehrer gewesen ist, hat für seine Person entscheidend zu einer Entwicklung beigetragen, die man die „Wende zum phi- losophiehistorischen Grundparadigma“ des Philosophierens im Rahmen der Hegel-Schule nennen kann. Zwar hat, wie man weiß, schon bei Hegel die historische Dimension der Philosophie eine ausgezeichnete Rolle auch für die aktuelle Selbstverständigung des Philosophierens gespielt; philosophiehistorisch aufgetretene Formationen des Denkens können im Sinne einer Phänomenologie des erscheinenden absoluten Geistes als jeweils bestimmte Zugänge zum Problem der Philosophie überhaupt entschlüsselt werden. Dennoch überwiegt bei Hegel die systematische Dimension noch eindeutig die philosophiehistorische, und erst im Zuge der genann- ten Wende findet, wenn man so will, eine Relativierung des eigent- lich systematischen durch ein philosophiegeschichtliches Denken statt, durch ein Denken, das jetzt grundsätzlich die Lösung der systematischen Aufgaben des Denkens in die Denkgeschichte als solche verlegt, sie also weniger in einem bestimmten System oder Ansatz als vielmehr in der Abfolge der Systeme und Ansätze sieht. Erdmann hat in diesem Sinne bereits in den Jahren 1834–1853 einen siebenbändigen Versuch einer wissenschaftlichen Darstellung der Geschichte der neuern Philosophie2 herausgegeben, wie er übrigens auch eine Neuausgabe der Werke Leibnizens veranstaltet hat, die 1839/1840 erschienen war und mit der auch Fischer vielfältig ar- beitete. Fischer hat seinem Lehrer im Jahre 1847 eine Dissertation zu Platons wichtigstem (und auch anspruchvollstem) dialektischen Dialog, dem Parmenides, vorgelegt, mit der er glanzvoll promoviert wurde3. Etwa zeitgleich trat der junge Denker mit teilweise vielbe- achteten Zeitschriftenbeiträgen hervor – so etwa mit einer Polemik gegen Max Stirner und seinen Anhang, so auch mit Beiträgen zu Arnold Ruge und Ludwig Feuerbach. Sein Auskommen fand er dabei zunächst durch eine Hauslehrerstelle, die er bei einem Pforzheimer Fabrikanten annahm: eine Stelle, die ihm freilich auch Gelegenheit bot, sich bei Theaterbesuchen in Karlsruhe nä- her mit der dramatischen Kunst vertraut zu machen und die ihm ebenso Zeit genug ließ, eine erste ästhetische Arbeit unter dem Titel

1 In Halle lehrte außerdem Julius Schaller, der ebenfalls zu den Hege- lianern zu rechnen ist und 1833 eine Dissertation De Leibnitii philosophia vorgelegt hat. 2 Eine Neuauflage dieses Werks, ergänzt um ein Vorwort von Hermann Glockner, hat der Verlag Frommann-Holzboog in Stuttgart-Bad Cannstatt 1977 herausgebracht. 3 Kuno Fischer, De Parmenide Platonico, Stuttgart 1851. 1. Kuno Fischers Leben und akademisches Wirken VII Diotima erscheinen zu lassen4. 1850 übersiedelt Fischer dann nach , wo er sich mit einer Probevorlesung über Kant, Fichte und Hegel habilitieren kann. Im Jahre 1852 gründet er mit Marie Le Mire (1824–1882), der Tochter eines französischen Offiziers, den Hausstand; dem Ehepaar wurden zwei Töchter und ein Sohn ge- boren. Gleichfalls 1852 bringt Fischer seine Logik und Metaphysik heraus, ein in erster Auflage eher knapp gehaltenes, inhaltlich deut- lich an Hegel angelehntes Werk, das zunächst als Kompendium zu Vorlesungen gedacht war5. Allerdings läßt nun auch der erste Band des monumentalen Hauptwerks, der (in der Endfassung) zehn- bändigen Geschichte der neuern Philosophie, nicht mehr lange auf sich warten. Im Juni 1852 erscheint der erste Teil des ersten Bandes von Fischers Philosophiegeschichte, der Das classische Zeitalter der dogmatischen Philosophie betitelt und Descartes gewidmet ist – und der seinen Autor in ernste Schwierigkeiten verwickelt, da er ihn einem „Pantheismusverdacht“ aussetzt. Als Denunziant fungierte hierbei der Professor für evangelische Theologie und Direktor des Heidelberger Predigerseminars Daniel Schenkel, der die Karlsruher Kirchenleitung über das seiner Meinung nach „verderbliche“ Wirken Fischers ins Bild setzen zu müssen meinte6. In dem unglei- chen Kampf, in den im Folgejahr dann auch die badische Regierung eintrat, gelang es dem Privatdozenten Fischer, so beliebt er bei den

4 Diotima. Die Idee des Schönen. Philosophische Briefe, Pforzheim 1849. Eine zweite Auflage der Arbeit ist 1852 in Stuttgart herausgekommen, eine weitere Ausgabe hat der Reclam-Verlag 1928 in Leipzig veranstaltet. 5 Eine Neuausgabe der Erstauflage hat Hans-Georg Gadamer 1997/1998 in Heidelberg und Darmstadt herausgebracht. Es ist jedoch unbedingt dar- auf hinzuweisen, daß dieses Werk eine völlige Neubearbeitung und Erwei- terung durch Fischer selbst erlebt hat (Kuno Fischer, System der Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre, 2., völlig umgearbeitete Auflage, Hei- delberg 1865; 3. Aufl. Heidelberg 1909) und die von Gadamer erneut vorge- legte knappe Frühfassung nicht als die nach Fischers Meinung verbindliche Version gelten kann. Ein Nachdruck der insoweit vorzuziehenden 2. Auf- lage ist 1983 bei Minerva in Frankfurt/Main erschienen. 6 Schenkel, der erst 1851 nach Heidelberg berufen worden war, kann als typischer Vertreter des liberal-kulturprotestantischen Milieus angesprochen werden, wie es das 19. Jahrhundert hervorgebracht hat; er gehörte späterhin zu den Begründern des „Protestantenvereins“. Die Denunziation hatte für Fischer übrigens über einige Jahre hin ihre unangenehmen Auswirkungen; sie führte etwa dazu, daß eine Berufung nach Berlin, der der preußische König Friedrich Wilhelm IV. nach Widerständen zuletzt zugestimmt hatte, sich solange verzögerte, daß ihr der Ruf nach Jena zuvorkam. Kurioserwei- se hat Schenkel später eine Streitschrift über Die protestantische Freiheit (1865) erscheinen lassen, mit der er sich die Kritik von konfessionell einge- stellten Lutheranern und Pietisten an einem seiner eigenen Bücher verbat. Inhaltsverzeichnis

Erstes Buch. Leibnizens Leben und Schriften ...... 1

Erstes Kapitel. Leibnizens Geistesart und Bedeutung ...... 1 I. Gegensatz zu Spinoza ...... 1 II. Universalistische Aufgaben und Pläne ...... 3 1. Der Universalismus in Philosophie, Religion und Politik ...... 3 2. Der wissenschaftliche Universalismus. Die Univer- salschrift ...... 8 3. Die erfinderische Selbstbelehrung ...... 12 4. Toleranz. Abneigung wider Polemik und Sekten- geist ...... 12 5. Die heitere Lebensanschauung und der persönliche Nutzen ...... 14 6. Die vielverzweigte Tätigkeit und heroische Arbeits- kraft ...... 16 III. Die deutsche Aufklärung. Leibniz und Lessing . . . . . 18

Zweites Kapitel. Biographische Schriften. Leibnizens Her- kunft und erstes Lebensalter (1646–1661) ...... 21 I. Die biographischen Schriften ...... 21 II. Erstes Lebensalter ...... 24 1. Abstammung und Familie ...... 24 2. Schule und Selbstbildung ...... 25 3. Poetik und Logik. Das Gedankenalphabet ...... 28 4. Scholastik und Theologie ...... 33

Drittes Kapitel. Die akademischen Lehrjahre (1661–1666) . . . 34 I. Der akademische Bildungsgang ...... 34 1. Philosophische Studien ...... 34 2. Mathematische Studien ...... 36 3. Juristische Studien ...... 38 4. Die Bewerbung um die juristische Doktorwürde. Die Promotion in Altdorf ...... 39 5. Nürnberg und die Rosenkreuzer ...... 42 II. Die akademischen Schriften...... 43 XXXII Inhaltsverzeichnis Viertes Kapitel. Leibniz in Mainz. Amtliche Stellung. Philoso- phische Schriften ...... 47 I. Johann Christian von Boineburg ...... 47 II. Johann Philipp von Schönborn ...... 51 III. Leibnizens amtliche Stellung ...... 52 IV. Die philosophischen Schriften und ihr Standpunkt . . 53 1. Die Schrift wider die Atheisten ...... 54 2. Der Brief an Jakob Thomasius ...... 56 3. Die Verteidigung der Trinität gegen Wissowatius . . 57 4. Über die philosophische Schreibart ...... 58 5. Neue physikalische Hypothese ...... 63

Fünftes Kapitel. Die politischen Schriften aus der mainzischen Periode. Die polnische Königswahl. Die Sicherheit des deutschen Reiches (1669–1670) ...... 63 I. Flugschrift zur polnischen Königswahl ...... 64 1. Veranlassung und Methode der Schrift ...... 64 2. Die Analyse des Inhalts ...... 65 3. Die deutsche Gesinnung ...... 68 II. Die Sicherheit des deutschen Reiches. Der erste Teil der Denkschrift ...... 70 1. Die Zeitlage ...... 70 2. Die Mittel der Sichelstellung. Die Unionspolitik . . 71 3. Der neue Rheinbund, Deutschland und Europa . . . 75 III. Der zweite Teil der Denkschrift: Die Kriegsfrage . . . . 76 1. Frankreichs Machtstellung ...... 76 2. Der Krieg gegen Holland ...... 79 3. Die Lösung der Frage ...... 80

Sechstes Kapitel. Plan der französischen Expedition nach Ägypten. Leibnizens Reise nach Paris (1672) ...... 81 I. Die Entstehung und Geschichte des Plans ...... 81 1. Veranlassung und Zeitpunkt. Die orientalische Frage ...... 81 2. Leibniz und Ludwig XIV...... 83 3. Leibniz und Napoleon. Das Bekanntwerden der Denkschriften. Irrtümer und Aufklärung ...... 85 II. Der Inhalt der Denkschrift ...... 88 1. Die Bedeutung Ägyptens ...... 88 2. Die französische Eroberung ...... 90 3. Die Sicherheit des Erfolges ...... 91 Inhaltsverzeichnis XXXIII Siebentes Kapitel. Leibnizens Aufenthalt in Paris und London (1672–1676) ...... 92 I. Geschäftliche Aufgaben ...... 92 1. Die Gesandtschaft nach London ...... 92 2. Boineburgs Forderungen. Der junge Boineburg . . . 94 II. Wissenschaftliche Bildungszwecke und Studien . . . . . 96 1. Französische Sprache und Mathematik ...... 96 2. Mechanische Erfindungen. Die Rechenmaschine . . 96 3. Die Erfindung der Differentialrechnung. Streit mit Newton ...... 97 III. Rückkehr nach Deutschland ...... 103

Achtes Kapitel. Leibnizens Berufung nach und Stellung in Hannover ...... 104 I. Die Berufung ...... 104 II. Das Welfenhaus ...... 108 1. Die Vorgeschichte ...... 108 2. Die Söhne des Herzogs Georg ...... 109 3. Die Söhne des Herzogs Augustus ...... 111 III. Leibniz am hannoverischen Hofe ...... 112 1. Johann Friedrich ...... 112 2. Ernst August ...... 114 3. Leibnizens Doppelstellungen ...... 117

Neuntes Kapitel. Leibnizens politische Wirksamkeit ...... 120 I. Leibniz als Gegner Ludwigs XIV...... 120 1. Die europäischen Kriegszustände ...... 120 2. Die beiden ersten Reichskriege ...... 121 3. Der spanische Erbfolgekrieg ...... 125 II. Caesarinus Furstenerius ...... 130 1. Kurfürsten und Reichsfürsten ...... 132 2. Das Haus Braunschweig-Este ...... 133 III. Mars christianissimus ...... 134 1. Veranlassung und Zeitpunkt ...... 134 2. Die neufranzösische Politik ...... 135 3. Die Gallo-Grecs ...... 138

Zehntes Kapitel. Leibnizens kirchenpolitische Wirksamkeit: Die Reunionsbestrebungen ...... 140 I. Die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit ...... 140 1. Die kurmainzischen Pläne ...... 140 2. Die Reunionsinteressen ...... 142 3. Der Hof in Hannover und die Abtei von Maubuis- son ...... 144 XXXIV Inhaltsverzeichnis II. Die Reunionsverhandlungen ...... 147 1. Spinola, Molanus und Leibniz ...... 147 2. Die Jahre der Annäherung. Leibnizens Stand- punkt ...... 148 3. Leibnizens Verhandlungen mit Pellisson und Bossuet ...... 154 III. Die Reunionshindernisse. Rückblicke ...... 162

Elftes Kapitel. Leibnizens kirchenpolitische Wirksamkeit: Die Unionsbestrebungen ...... 165 I. Die Herstellung der evangelischen Kircheneinheit . . . 165 1. Die Unionsinteressen ...... 165 2. Das Toleranzsystem in Brandenburg ...... 166 3. Jablonski, Molanus und Leibniz ...... 167 4. Das collegium irenicum in Berlin ...... 170 II. Die Unionshindernisse ...... 170 III. Leibnizens innerer Anteil an den kirchlichen Zeit- fragen ...... 171

Zwölftes Kapitel. Bergbau, staatswirtschaftliche und geolo- gische Interessen. Forschungsreise und historische Arbeiten 173 I. Der Bergbau, das Münzwesen, die Geschichte der Erde ...... 173 1. Die Gruben im Oberharz ...... 173 2. Das Münzwesen ...... 173 3. Die Protogäa ...... 175 II. Die Forschungsreise ...... 177 1. Aufgabe und Zielpunkt der Reise ...... 177 2. Ludolf und das collegium historicum ...... 179 3. Das Problem. Der Aufenthalt in München ...... 179 4. Der Aufenthalt in Wien ...... 181 5. Der Aufenthalt in Italien und die Rückreise ...... 184 III. Die historischen Arbeiten ...... 188 1. Die Sammlung völkerrechtlicher Urkunden ...... 188 2. Die Sammlung mittelalterlicher Geschichtsquellen 192 3. Das Geschichtswerk ...... 193

Dreizehntes Kapitel. Gründung gelehrter Gesellschaften. Die Stiftung der Sozietät der Wissenschaften in Berlin. Pläne für Dresden, Petersburg und Wien...... 196 I. Das Zeitalter Friedrichs III...... 196 1. Das neue Königreich ...... 196 2. Die religiöse Bewegung. Die neue Universität . . . . 197 Inhaltsverzeichnis XXXV 3. Die philosophische Bewegung. Pufendorf, Thoma- sius, Wolff ...... 198 4. Die literarische Bewegung. Die Berliner Dichter- schule ...... 200 5. Die Akademie der Künste. Schlüter ...... 201 II. Die Sozietät der Wissenschaften in Berlin ...... 202 1. Leibnizens Aussichten und Wünsche ...... 202 2. Denkschriften und Pläne ...... 203 3. Die Stiftung der Sozietät ...... 206 4. Die Fundierung der Sozietät ...... 211 5. Der Fortgang der Sozietät und Leibnizens Mißhelligkeiten ...... 212 6. Leibnizens Schuld und Zwischenstellung ...... 217 III. Gründungspläne zu gelehrten Gesellschaften ...... 218 1. Die Gelehrtenrepublik ...... 218 2. Der Entwurf für Dresden. August II...... 219 3. Der Entwurf für Petersburg. Peter der Große . . . . 220 4. Die Sendung nach Wien. Kaiser Karl VI...... 223 5. Die Kaiserinnen. Prinz Eugen von Savoyen ...... 225 6. Die Ernennung zum Reichshofrat. Einkünfte. Adel ...... 227 7. Stiftungsplan der kaiserlichen Sozietät der Wissen- schaften in Wien ...... 228 8. Die Hindernisse der Ausführung ...... 230

Vierzehntes Kapitel. Leibnizens Verkehr mit fürstlichen Frauen. Seine letzten Jahre und die Charakteristik seiner Person ...... 232 I. Die fürstlichen Frauen ...... 232 1. Die Kurfürstin Sophie ...... 232 2. Die Königin Sophie Charlotte ...... 243 3. Die Kurprinzessin Karoline, Prinzessin von Wales 256 4. Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orléans ...... 262 II. Leibnizens letzte Jahre in Hannover ...... 266 1. Georg I. und Bernstorff ...... 266 2. Johann Georg Eckhart ...... 274 3. Leibnizens Tod und Bestattung ...... 276 III. Leibnizens äußere Erscheinung und Lebensart ...... 279 1. Die Schilderungen ...... 279 2. Die Bildnisse ...... 282

Fünfzehntes Kapitel. Leibnizens philosophische Schriften und deren Gruppierung. Die Ausgaben der Werke ...... 285 I. Die philosophischen Schriften ...... 285 XXXVI Inhaltsverzeichnis 1. Der Entwicklungsgang ...... 285 2. Die Formen und Gruppen der philosophischen Schriftwerke ...... 287 II. Die Ausgaben der Werke ...... 295 1. Die Aufgabe ...... 295 2. Die ersten Sammlungen ...... 296 3. Die Entstehung und Geschichte der Ausgaben . . . . 296

Zweites Buch. Leibnizens Lehre ...... 305

Erstes Kapitel. Die Reform der neuern Philosophie. Der Begriff der Substanz als Krafteinheit oder Monade . . . 305 I. Der Gegensatz von Denken und Ausdehnung ...... 305 1. Die Probe der Tatsachen ...... 305 2. Die widersprechende Tatsache ...... 306 II. Der Begriff der Kraft ...... 307 1. Die Kraft als metaphysisches Prinzip ...... 307 2. Die Vielheit der Kräfte ...... 311 3. Die Kraft als tätiges Wesen oder einzelne Substanz 312 III. Das Prinzip der Individualität oder die Monade . . . . . 314 1. Individuation und Spezifikation ...... 314 2. Einheiten, Punkte, Atome ...... 315 3. Substantielle Formen. Monaden ...... 317

Zweites Kapitel. Die Leibnizische Lehre in ihren Verhältnissen zur früheren Philosophie ...... 319 I. Die Kartesianische und Atomistische Schule ...... 319 1. Gegensätze und Verwandtschaften ...... 319 2. Spinozas Einheitslehre ...... 320 3. Descartes und die Okkasionalisten ...... 323 II. Die materialistische und formalistische Richtung . . . . 325 1. Korpuskularphilosophen und Atomisten ...... 325 2. Die Rehabilitation der alten Philosophie ...... 326 3. Die Scholastiker ...... 327 4. Aristoteles und Plato ...... 331 III. Die neue Lehre als Universalsystem ...... 331

Drittes Kapitel. Die Grundfrage der Leibnizischen Philoso- phie. Die Monade als Prinzip der Materie und Form ...... 334 I. Das Problem ...... 334 1. Die Kräfte der Monade als Bedingungen der Na- tur ...... 334 Inhaltsverzeichnis XXXVII 2. Die Kraft der Ausschließung. Tätige und leidende Kraft ...... 336 II. Die leidende Kraft als Prinzip der Materie ...... 337 1. Materia prima und secunda ...... 337 2. Die bewegte Materie ...... 341 3. Die Monaden als Maschinen und die mechanische Kausalität ...... 342 III. Die tätige Kraft als Prinzip der Form ...... 344 1. Entelechia prima ...... 344 2. Die formgebende Kraft ...... 345 3. Seele und Leben. Die zwecktätige Kausalität . . . . . 346 IV. Wirkende Ursachen und Endursachen ...... 347

Viertes Kapitel. Die Lösung der Grundfrage. Die Monade als Einheit von Seele und Körper ...... 349 I. Das Verhältnis von Seele und Körper ...... 349 1. Die metaphysische Bedeutung der Frage ...... 349 2. Der richtige Gesichtspunkt ...... 350 3. Die Einwürfe und deren Erklärung nach Leibni- zens Lehrart ...... 350 II. Das Verhältnis von Seele und Körper in der Monade 357 1. Die Seele als Zweck des Körpers ...... 357 2. Der Körper als Mittel der Seele ...... 360 3. Die Monade als Entwicklung des Individuums . . . . 361 III. Das Verhältnis der Endursachen und der wirkenden Ursachen ...... 363 1. Die Art ihrer Vereinigung ...... 363 2. Die oberste Geltung des Zweckbegriffs ...... 365

Fünftes Kapitel. Die Monade als Entwicklung ...... 366 I. Die ursprünglichen Kräfte ...... 366 1. Die Ewigkeit der Naturkräfte ...... 366 2. Die Erhaltung der Kraft ...... 368 3. Die Allgegenwart der Kräfte ...... 372 II. Das ursprüngliche Leben ...... 373 1. Die Individualität des beseelten Körpers ...... 373 2. Die Präformation ...... 373 3. Die ursprünglichen Individuen oder Samentiere . . 375 III. Der ewige Lebensprozeß ...... 376 1. Die Metamorphose. Geburt und Tod ...... 376 2. Das unsterbliche Leben ...... 379 3. Entwicklung und Vorstellung ...... 382 XXXVIII Inhaltsverzeichnis Sechstes Kapitel. Die Monade als Vorstellung und Mikrokos- mus ...... 387 I. Die Vorstellung in der Natur der Dinge ...... 387 1. Die Kraft der Vorstellung ...... 387 2. Die Kraft des Strebens ...... 390 II. Die Vorstellung im Menschen ...... 392 III. Die Monade als Mikrokosmus ...... 394 1. Individuum und Welt ...... 394 2. Der Weltzusammenhang ...... 396 3. Die Weltvorstellung ...... 397

Siebentes Kapitel. Die Körperwelt ...... 398 I. Die verschiedenen Mikrokosmen ...... 398 II. Die Körper als Erscheinungen oder Vorstellungen . . . 401 1. Die beschränkte Vorstellung ...... 401 2. Der Körper als notwendige Vorstellung ...... 402 3. Die verworrene und deutliche Vorstellung des Körpers ...... 404 III. Die Unterschiede der Vorstellung ...... 406 1. Die Gradunterschiede. Die niederen und höheren Monaden ...... 406 2. Die niederen und höheren Organismen. Die Zen- tralmonaden ...... 411 3. Die unorganischen und organischen Körper ...... 413

Achtes Kapitel. Das Stufenreich der Dinge oder die Welthar- monie ...... 415 I. Die Hauptstufen der vorstellenden Kräfte ...... 415 1. Leben, Seele, Geist ...... 415 2. Dunkle, klare, deutliche Vorstellung ...... 417 3. Das dunkle Bewußtsein ...... 418 II. Das Gesetz der Analogie und der Kontinuität ...... 420 1. Die Mittelwesen ...... 420 2. Der Mensch als Mittelwesen. Die Genien ...... 422 III. Das Gesetz der Harmonie ...... 424 1. Der Unterschied zwischen Einheit und Harmonie 424 2. Die Harmonie als Einheit der Analogie und Konti- nuität ...... 428 3. Die unendlich kleinen Differenzen als Bedingung der Harmonie ...... 430

Neuntes Kapitel. Die Entwickelung des menschlichen Geistes 432 I. Die Natur des Geistes ...... 432 1. Seele und Geist ...... 432 Inhaltsverzeichnis XXXIX 2. Die deutliche Vorstellung. Das Selbstbewußtsein . . 435 3. Die Persönlichkeit ...... 437 II. Die tierische und menschliche Seele ...... 439 1. Gedächtnis und Erkenntnis ...... 439 2. Sinnlichkeit und Vernunft ...... 441 3. Das Vermögen der Prinzipien ...... 443 III. Die angeborenen Ideen ...... 443 1. Die Erkenntnisanlage ...... 443 2. Leibniz und Descartes ...... 445 3. Leibniz und Locke ...... 446

Zehntes Kapitel. Die Entwickelung des Bewußtseins. Die kleinen Vorstellungen ...... 453 I. Die Kontinuität des Seelenlebens ...... 453 1. Die Tatsache der unbewußten Vorstellungen . . . . . 453 2. Die immer tätige Kraft der Vorstellung ...... 455 II. Der Zusammenhang des Unbewußten und Bewuß- ten ...... 457 1. Die kleinen Vorstellungen als Elemente des Be- wußtseins ...... 457 2. Die kleinen Vorstellungen als die Bedingung des Mikrokosmus ...... 460 3. Schlaf und Wachen. Die Gewohnheit ...... 460

Elftes Kapitel. Die Erkenntnislehre. Ästhetik und Logik . . . . . 465 I. Die dunkle Vorstellung der Harmonie ...... 465 1. Die ästhetische Vorstellung ...... 465 2. Leibniz und Baumgarten ...... 466 3. Leibniz und Kant ...... 468 II. Die deutliche Vorstellung der Harmonie ...... 469 1. Die Vernunft- und Erfahrungswahrheiten ...... 469 2. Das Prinzip der Vernunftwahrheiten ...... 471 3. Das Prinzip der Erfahrungswahrheiten ...... 473

Zwölftes Kapitel. Die Sittenlehre: Die Entwickelung des Wil- lens ...... 477 I. Der Determinismus und Indeterminismus ...... 477 1. Trieb und Wille ...... 477 2. Willkür und Willensdifferenz ...... 478 II. Der Prädeterminismus. Die innere Vorherbestim- mung ...... 484 III. Der moralische Wille ...... 486 1. Das moralische Naturell ...... 486 2. Das praktische Gefühl oder die Unruhe ...... 488 XL Inhaltsverzeichnis 3. Die überwiegende Neigung und die Wahl ...... 489 4. Das Streben nach Glückseligkeit ...... 490 5. Der vernunftgemäße Wille und die Freiheit ...... 491 6. Die sittliche Harmonie ...... 494

Dreizehntes Kapitel. Die Kunstlehre. Kunst und Religion . . . . 496

Vierzehntes Kapitel. Die Religions- und Gotteslehre ...... 499 I. Offenbarung und Vernunft ...... 499 1. Der Ursprung der Religion ...... 499 2. Das natürliche Gottesbewußtsein ...... 501 II. Monadologie und Theologie ...... 502 1. Widerstreit und Übereinstimmung ...... 502 2. Der Theismus. Der Rationalismus und der Supernaturalismus ...... 503 3. Das Über- und Widervernünftige ...... 505

Fünfzehntes Kapitel. Die natürliche Religion ...... 510 I. Gott und der menschliche Geist ...... 510 1. Moral und Religion ...... 510 2. Die natürliche und geschichtliche Religion ...... 511 II. Die Wahrheiten der natürlichen Religion ...... 513 1. Gott und Unsterblichkeit ...... 513 2. Gottesliebe und Menschenliebe ...... 514

Sechzehntes Kapitel. Die natürliche Theologie ...... 516 I. Die Beweise vom Dasein Gottes ...... 516 1. Der ontologische Beweis ...... 516 2. Der kosmologische und physikotheologische Be- weis ...... 517 II. Gottes Wesen und Eigenschaften ...... 520 1. Die höchste Kraft: Allmacht, Weisheit, Güte . . . . . 520 2. Die schöpferische Wirksamkeit ...... 522 3. Die moralische Notwendigkeit ...... 525

Siebzehntes Kapitel. Das System des Deismus und des Opti- mismus ...... 528 I. Die Physikotheologie ...... 528 1. Gott als der Urgrund und Endzweck der Welt . . . . 528 2. Die Welt als Natur und Schöpfung ...... 530 II. Der Deismus ...... 531 1. Die Welt als die Offenbarung Gottes ...... 531 2. Die Weltordnung und die Wunder ...... 533 Inhaltsverzeichnis XLI 3. Gott als Weltbaumeister und Weltregent. Das Reich der Natur und Gnade ...... 536 III. Der Optimismus ...... 538 1. Die Beweisgründe der besten Welt ...... 538 2. Die vorherbestimmte Harmonie ...... 539

Achtzehntes Kapitel. Das System der Theodizee ...... 541 I. Die Einwürfe gegen die beste Welt ...... 541 II. Die Übel in der Welt ...... 543 1. Die Arten des Übels ...... 543 2. Die Übel und das Gute ...... 544 3. Das Verhältnis des Übels zu Gott ...... 549 III. Die göttliche Vorherbestimmung und die mensch- liche Freiheit ...... 554

Drittes Buch. Von Leibniz zu Kant ...... 559

Erstes Kapitel. Charakteristik und Kritik der Leibnizischen Lehre ...... 559 I. Das System des idealistischen Naturalismus ...... 559 1. Die Gliederung des Lehrgebäudes ...... 559 2. Der naturalistische und idealistische Charakter . . . 561 3. Die Hauptmomente der Körper und Seelenlehre . . 562 4. Die antimonistische Grundrichtung ...... 563 II. Die Beurteilung des Systems ...... 567 1. Der Widerstreit in der Erkenntnislehre ...... 567 2. Der Widerstreit im Begriffe Gottes ...... 568 3. Der Widerstreit im Begriffe der Welt ...... 570 4. Der Widerstreit im Begriff der Monade ...... 573 III. Die Fortbildung der Leibnizischen Lehre ...... 574 1. Das eklektische System. Christian Wolff ...... 574 2. Lessing und Herder ...... 576 3. Die Gefühls- und Glaubensphilosophie ...... 577 4. Die Epoche der kritischen Philosophie ...... 578

Zweites Kapitel. Die Leibniz-Wolfische Philosophie ...... 580 I. Christian Wolff ...... 580 1. Lebensgeschichte ...... 580 2. Wolffs Werke ...... 584 II. Die deutsche Schulphilosophie ...... 585 1. Der neue Dualismus ...... 585 2. Die äußere Zweckmäßigkeit ...... 587 XLII Inhaltsverzeichnis 3. Gott und Welt. Kritik der Offenbarung ...... 588

Drittes Kapitel. Der reine Deismus. Hermann Samuel Reima- rus ...... 591 I. Alleinige Geltung der Vernunftreligion ...... 591 1. Die Unmöglichkeit des Wunders ...... 591 2. Die Offenbarung durch Wunder ...... 592 II. Vernunftglaube und Bibelglaube ...... 593 1. Die Kriterien der Offenbarung ...... 593 2. Die biblischen Offenbarungen ...... 597

Viertes Kapitel. Die Gemütsaufkläung und Popularphiloso- phie. Moses Mendelssohn...... 599 I. Die Moral als Wesen der Religion ...... 599 1. Die Herzensbeweise vom Dasein Gottes ...... 599 2. Die Religion im Gegensatz zur Kirche ...... 601 II. Der beschränkte Aufklärungsverstand ...... 602 1. Das geschichtswidrige Denken ...... 602 2. Mendelssohn und Sokrates ...... 603 3. Die Aufklärung im Widerspruch mit dem Begriff der Entwicklung ...... 606

Fünftes Kapitel. Die Aufklärung im Einklange mit der Idee der Entwicklung. ...... 609 I. Die kongeniale Betrachtungsweise ...... 609 1. Aufgabe und Standpunkt ...... 609 2. Winckelmann und die Alten ...... 611 II. Die Höhe der Aufklärung. Lessing ...... 612 1. Lessings Denkweise, Schreibart, Kritik ...... 612 2. Religion und Bibel. Anti-Goeze ...... 614 3. Die Religion als Grund der Bibel ...... 616 4. Das Wunder als Grund der Religion. Die „regula fidei“ ...... 616 5. Die christliche Religion und die Religion Christi. Evangelienkritik ...... 617 6. Das Wesen der Religion. Die Grundwahrheiten des Christentums ...... 618 7. Das Christentum der Vernunft. Die Trinität ...... 619 8. Die Religion unter dem Gesichtspunkte der Ent- wicklung ...... 623 a) Die Geschichte als Entwicklung ...... 623 b) Offenbarung als Erziehung ...... 623 c) Die Theodizee der Geschichte ...... 624 9. Lessing im Verhältnis zu Leibniz und Spinoza . . . . 627 Inhaltsverzeichnis XLIII Sechstes Kapitel. Die Originalitätsphilosophie und Geschichts- philosophie. Johann Gottfried Herder ...... 629 I. Standpunkt und Aufgabe ...... 629 II. Johann Gottfried Herder ...... 632 1. Verhältnis zu Lessing und der Aufklärung ...... 632 2. Herders Richtung und Geistesart ...... 632 3. Herders Geschichtsphilosophie im Gegensatze zu der Verstandesaufklärung ...... 634

Siebentes Kapitel. Glaubens- und Geniephilosophie. Hamann und Lavater ...... 636 I. Die Wahrheit und das dunkle Ich. Hamann ...... 636 1. Standpunkt und Geistesart ...... 636 2. Die Einheit der Gegensätze. Bruno ...... 637 3. Der Mensch als „Pan“ ...... 638 4. Die Erkenntnis als Glaube. Hume ...... 638 5. Offenbarungsglaube und Christentum ...... 639 6. Der kindliche Glaube ...... 640 II. Die Erkenntnis der dunklen Individualität. Lavater . . 641 1. Physiognomik ...... 641 2. Die geniale Individualität ...... 644

Achtes Kapitel. Die Gefühlsphilosophie. Friedrich Heinrich Jacobi ...... 645 I. Aufgabe und Standpunkt ...... 645 1. Religion und Erkenntnis ...... 645 2. Kritik der Verstandeserkenntnis ...... 646 3. Alle Verstandeserkenntnis gleich Spinozismus . . . . 646 4. Das Gespräch mit Lessing ...... 649 II. Glaube und Wissen ...... 650 1. Idealismus und Nihilismus ...... 650 2. Die Gewißheit als Glaube. Hume ...... 651 3. Die Offenbarung als Grund des Glaubens ...... 652 4. Der Glaube als Gefühl (Vernunft) ...... 653 III. Jacobis Stellung in der Geschichte der Philosophie . . 656 1. Jacobi und Kant ...... 656 2. Jacobi und Mendelssohn ...... 658 3. Jacobi und Leibniz ...... 660

Neuntes Kapitel. Goethe und Schiller in ihrem Verhältnis zu Leibniz und der deutschen Aufklärung ...... 661 I. Goethes philosophische Vorstellungsweise ...... 661 1. Verhältnis zu Spinoza ...... 661 XLIV Inhaltsverzeichnis 2. Verhältnis zu Leibniz. Goethes Leibnizischer Pantheismus ...... 662 II. Schillers philosophische Vorstellungsweise ...... 664 1. Verhältnis zu Spinoza und Leibniz. Schillers Leib- nizischer Pantheismus ...... 664 2. Philosophische Briefe. Die Hinweisung auf Kant . . 666 III. Die poetische Geltung der Individualität. Die prästa- bilierte Seelenharmonie ...... 667 IV. Die Auflösung der dogmatischen Philosophie ...... 668 1. Widerspruch der Gefühlsphilosophie ...... 668 2. Gesamtwiderspruch der dogmatischen Philoso- phie ...... 669 3. Die kritische Philosophie ...... 670 4. Kant, Fichte und Schelling in ihrem Verhältnis zu Leibniz ...... 670

Anhang ...... 675 Anmerkungen ...... 675 Neuere Leibniz-Literatur (1920) ...... 751 Namen-Register ...... 755 Erstes Buch. Leibnizens Leben und Schriften

Erstes Kapitel. Leibnizens Geistesart und Bedeutung

I. Gegensatz zu Spinoza

Die auf das Prinzip der Individualität gegründete Weltanschauung, welche Leibniz einführt und dem Jahrhundert der Aufklärung mitteilt, findet in seiner Persönlichkeit eine ebenso deutliche, bis in die einzelnen Züge durchgebildete Darstellung, wie die entge- gengesetzte Betrachtungsweise in Spinoza. Die charaktervolle Eigentümlichkeit eines großen Denkers ist die Quelle und der Träger auch seiner Philosophie, das Band zwischen Leben und Lehre. Um diese verstehen zu lernen, gibt es keinen besseren Weg, als die Einsicht in die charakteristischen Grundzüge der Persönlichkeit des Philosophen. In Spinoza fand die rein dogmatische Philosophie in dem Gedanken der Alleinheit, in dem System der bloßen Kausalität einen Abschluß, der sie beruhigte, aber zugleich gegen die in Religion und Philosophie herrschenden Vorstellungsweisen in einen ausschließenden Gegensatz brachte und den Philosophen selbst von dem Weltleben absonderte. Er ertrug diesen Gegensatz und führte ihn durch in einem völlig bedürfnislosen, einsamen, der Erkenntnis allein gewidmeten Leben, welches dem Genuß und Besitz der gewöhnlichen Lebensgüter wie der öffentlichen Wirksamkeit mit ihrem Einfluß und ihrer Bedeutung gern entsagte. Alle Geltung, die man in amtlichen Würden und Wirkungskreisen gewinnt, hat Spinoza entbehrt, er nahm nicht den mindesten Teil an dem Wetteifer der Menschen in der großen Rennbahn der Welt, er hatte den Ehrgeiz nicht, den jener Wetteifer nährt und steigert; so blieb er frei von den menschlichen Schwächen und Kleinheiten, welche im Eigennutz wurzeln. In allen diesen Punkten finden wir in Leibniz das sprechende Gegenteil des Spinoza: er durfte in Übereinstimmung mit seinem System eine bewegte, allseitige, einflußreiche Tätigkeit auf der Weltbühne entfalten und sich eine Geltung in seinem Zeitalter er- werben, die ihn glänzend hervorhebt; aber verflochten mit seinen Neigungen in das Treiben der Welt, in den Wetteifer der menschli- chen Dinge, ist sein Charakter auch den kleinen Leidenschaften und Schwächen nicht entgangen, dem Ehrgeiz und Eigennutz, die in den 2 Erstes Buch. Leibnizens Leben und Schriften Reibungen des menschlichen Wetteifers sich notwendig entzünden. Dies ist zwischen Spinoza und Leibniz der Gegensatz sowohl ihrer Systeme als Charaktere, daß dort das Große sich von dem Kleinen freimacht und in seiner Unabhängigkeit davon erscheint, hier dage- gen ohne das Kleine nicht sein kann und auf das innigste mit dem- selben zusammenhängt. Während Spinozas Lehre, ausschließend und starr in ihrer Haltung, den Typus der dogmatischen Philosophie vollendet, ist die Leibnizische in der Unruhe des Fortschreitens und in einer Richtung begriffen, die schon dem Geiste der kritischen Philosophie zustrebt. Während Spinoza den geschichtlich gegebenen und an- erkannten Systemen durchaus widerstreitet, ist Leibniz überall mit Bewußtsein darauf bedacht, die herrschenden Gegensätze auszugleichen und zu versöhnen. Die Entgegensetzung ist immer einseitig, die Vereinigung der Gegensätze ist immer allseitig oder strebt es zu sein. Dieses universalistische Streben ist dem Charakter des leibnizischen Denkens und Philosophierens eingeboren, es ist der Typus seiner Geistesart, die Grundform seiner geistigen Persönlichkeit. Die Einseitigkeit verhält sich ausschließend, ver- neinend, die Universalität dagegen anerkennend, die beschränkten Bildungsformen, wo sie dieselben findet, erweiternd und berichti- gend: sie wirkt eben dadurch befreiend und aufklärend. Wir fordern von der Aufklärung, die ihren Begriff erfüllt, vor allem, daß sie er- kläre; wir schätzen ihre Höhe nach der Höhe und dem Umfange, in welchem sie dieses Vermögen besitzt und ausübt. Die höchste Aufklärung müßte imstande sein, alles zu erklären; sie wäre die allseitigste, universellste Bildung; der Grad der Aufklärung steigt mit dem Grade der Universalität und dieser mit dem Vermögen, entgegengesetzte Richtungen auszugleichen und zu versöhnen. Schon daraus läßt sich erkennen, daß die Leibnizische Philosophie ihrer ganzen Anlage nach die Fähigkeit, eine wirkliche Aufklärung zu begründen, in einem weit höheren Maße besitzen wird, als die Systeme, welche ihr unmittelbar vorausgehen, insbesondere die Lehre Spinozas. Der nächste Gegensatz, welchen Leibniz vorfindet und der in Spinoza gipfelt, betrifft die Verfassung der neueren Philosophie überhaupt, welche die mechanische Erklärung der Dinge grund- sätzlich den Systemen sowohl des klassischen Altertums als der Scholastik entgegenstellt und dadurch mit ihren eigenen ge- schichtlichen Voraussetzungen einen Bruch herbeiführt, der ihr die Anknüpfung unmöglich macht. Von diesem Gegensatz, den er frühzeitig erkennt, sucht Leibniz die Philosophie zu befreien; es ist, um die Sache in der allgemeinsten und umfassendsten Form auszu- sprechen, der Gegensatz zwischen dem System der Endursachen Erstes Kapitel. Leibnizens Geistesart und Bedeutung 3 oder Zwecke und dem der wirkenden Ursachen, zwischen der Teleologie und Kausalität. Leibniz setzt sich die Aufgabe, diese beiden Gesichtspunkte richtig zu vereinigen, während Spinoza sie getrennt und einander dergestalt entgegengesetzt hatte, daß die wirkenden Ursachen die alleinige Geltung haben sollten und die Endursachen gar keine. Hier haben wir den deutlichsten Einblick in das Verhältnis und den Gegensatz beider Philosophen. Es gibt zum durchgängigen Verständnis der Lehre Spinozas keine bes- sere Richtschnur, als die der Welterklärung bloß nach wirkenden Ursachen. Und auf der anderen Seite, um die Leibnizische Lehre zu verstehen und zu würdigen, muß man sich die Ansicht, welche in der Erklärung der Dinge die Zweckursachen mit den mechanischen Ursachen vereinigen will, zum leitenden Gesichtspunkt dienen las- sen. Die alleinige Geltung der wirkenden Ursachen im Gegensatze zu den Zweckursachen bestimmt durchgängig die Richtung Spinozas, die Übereinstimmung beider bestimmt durchgängig die unseres Leibniz.

II. Universalistische Aufgaben und Pläne

1. Der Universalismus in Philosophie, Religion und Politik Die Zweckbegriffe herrschen in der Platonisch-Aristotelischen und in der Scholastischen Philosophie, sie werden bekämpft und zuletzt ganz entwertet in der neueren Philosophie vor Leibniz. Indem nun Leibniz die Endursachen mit den wirkenden Ursachen zu vereinigen sucht, bezweckt er eine Reform der Philosophie, wodurch das Altertum und die Scholastik wieder berechtigt und auf einer neuen Grundlage wiederhergestellt werden. Eine sol- che „Rehabilitation“ ist in der Grundrichtung der Leibnizischen Lehre angelegt und wird von ihr mit vollem Bewußtsein erstrebt; sie sucht ein System, welches jene großen geschichtlich ausgepräg- ten Gegensätze in sich überwindet, ausgleicht und versöhnt, eine von jeder Einseitigkeit, von jeder beschränkten und ausschließen- den Denkweise freie, universell gesinnte Philosophie. Unter die Zweckbegriffe fallen die Moralbegriffe. Wenn es möglich ist, in der Natur der Dinge die Zweckursachen mit den wirkenden Ursachen zu vereinigen, so sind damit auch die Grundlagen gefunden für eine natürliche Moral, eine natürliche Religion, eine natürliche Theologie. Denn die Theologie gründet sich auf die Religion, die- se auf die moralischen Bedingungen der Welt, die als solche den Charakter zwecktätiger Kräfte haben. Hier öffnet sich die Aussicht in einen neuen Gegensatz, den zu lösen und zu vermitteln Leibniz mit allem Ernst und aller Geschicklichkeit bemüht ist: wir meinen den Gegensatz der natür- 4 Erstes Buch. Leibnizens Leben und Schriften lichen Theologie und der geoffenbarten, der Philosophie und der Religion, der Vernunft und des Glaubens. Er sucht eine der Religion entsprechende Philosophie, einen der Vernunft konformen Glauben, ein vernunftgemäßes Christentum, welches eben deshalb ein uni- verselles, über den Widerstreit der Richtungen in Religion und Kirche erhabenes Christentum ist. Nun ist das herrschende, positive Christentum in die Gegensätze der Kirchen und Bekenntnisse geteilt; der römisch-katholischen Kirche steht die evangelische entgegen, und diese selbst zerfällt wieder in das lutherische und reformierte Bekenntnis. Auch hier betätigt sich das harmonistische Streben un- seres Philosophen. Wir sehen ihn jahrelang eifrig bemüht, die großen kirchlichen Parteien zu vereinigen und eine kirchliche Gesamtheit herzustellen, ohne die inneren Glaubenseigentümlichkeiten zu ver- letzen. Innerhalb der europäischen Christenheit, insbesondere der deutschen, arbeitet Leibniz für die Wiedervereinigung der katholi- schen und evangelischen Kirche; innerhalb der letzteren arbeitet er für die Vereinigung der lutherischen und reformierten: seine Ziele sind zuerst die Reunion der beiden großen, durch die Reformation getrennten Kirchengebiete, dann die Union der in sich gespaltenen evangelischen Kirche. Das Thema der Reunion ist die allgemeine christliche Kirche, die alle berechtigten Glaubensformen in sich vereinigt, das der Union die allgemeine evangelische Kirche. So ist es überall die universelle, umfassende, den Zwiespalt in sich ausglei- chende Kirche, welche Leibniz im Sinn hat und aus dem gegebenen Material der geschichtlichen Gegensätze, die er vorfindet, verwirk- lichen möchte. Vereinigung der entgegengesetzten Grundrichtungen in der Philosophie, Vereinigung zwischen Philosophie und Religion, Vereinigung der entgegengesetzten Grundrichtungen innerhalb der Religion sind die Ziele, die Leibniz verfolgt: es ist unter ver- schiedenen Formen dieselbe Grundaufgabe seiner universali- stisch gerichteten Denkart. In allen diesen Bestrebungen nach Universalphilosophie, Universalreligion, Universalchristentum, Universalkirche, Universalprotestantismus erkennen wir verschie- dene Zweige desselben Stammes. Gegen den größten Skeptiker seiner Zeit, Pierre Bayle, verteidigt Leibniz die Übereinstimmung zwischen Glauben und Vernunft, Religion und Philosophie; ge- gen Bossuet, den größten Theologen der damaligen katholischen Kirche, verteidigt er die Reunion der Katholiken und Protestanten, wie er sie verstand, nämlich die christliche Universalkirche. Diese Ziele werden von der Richtung des Zeitalters begünstigt, welches vom 30 jährigen Kriege und dem westfälischen Frieden herkommt und nun der toleranten Sinnesart wie den rekonziliatorischen Bestrebungen sich zuneigt. Eine Menge Zeitverhältnisse einflußrei- Erstes Kapitel. Leibnizens Geistesart und Bedeutung 5 cher und mächtiger Art sind so beschaffen, daß sie die religiösen und kirchlichen Gegensätze, wenn nicht versöhnen, doch abstump- fen. Selbst die Bekehrungen, die Übertritte aus der evangelischen in die katholische Kirche, die wir häufig gerade bei einflußreichen Personen jener Zeit finden, stimmen die Bekehrten eher duldsam als fanatisch. In fürstlichen Ehen und Familien mischen sich vielfach die kirchlichen Gegensätze und geraten dadurch schon in einen gül- tigen Wechselverkehr. Fast überall, wo Leibniz wirkt, findet er sich von Verhältnissen umgeben, die ausgleichend auf die verschiedenen und entgegengesetzten Religionsmeinungen einfließen. Dies gilt na- mentlich von den drei wichtigsten Orten seiner Laufbahn: Mainz, Hannover und Berlin. Sein lutherisches Bekenntnis hindert ihn nicht, in den Dienst eines katholischen Kirchenfürsten zu treten; er lebt in vertrautem Verkehr mit einem Staatsmanne, der sich von der lutherischen zur römischen Kirche bekehrt hat; in Hannover findet er ein lutherisches Land, regiert von einem katholischen Herzoge, der selbst dem Luthertum abtrünnig geworden, sein Nachfolger ist lutherisch und dessen Gemahlin reformiert; in Berlin dagegen ist der Kurfürst reformiert und die Kurfürstin lutherisch. Es geht ein Zug kirchlicher Neutralisierung durch die Zeit, und eine Menge großer und kleiner Motive sind dabei tätig. Auf dem Gebiete der Politik, wo wir Leibniz in einer sehr man- nigfaltigen und hervorragenden Weise werden beschäftigt finden, haben seine Ideen und Pläne dieselbe harmonistische Richtung, wie seine Bestrebungen in der Philosophie, Religion und Kirche. Was ihm als höchstes politisches Ziel vorschwebt, ist eine Harmonie der christlichen Völker Europas, ein Völkersystem, worin jede Nation die ihr eigentümliche und durch die Natur der Dinge angewiesene Aufgabe ergreift und zu lösen strebt. Leibniz faßt dieses Ziel nicht in einem unbestimmten Bilde, sondern in den konkreten Zügen, die der geschichtlichen Lage des Zeitalters entsprechen; er erkennt in den gegebenen europäischen Verhältnissen genau die politischen Aufgaben und Probleme, er faßt die Fragen bestimmt und sucht die Mittel der Lösung immer in einer Richtung, welche die europäische Völkerharmonie nicht stört, sondern befördert. Neben der kirch- lichen Harmonie der christlichen Völker steht in seinem Geist als ein ebenbürtiges Ziel die politische. Überall ist er bedacht auf die Lösung und Vereinigung der Gegensätze; überall, wo es sich um große praktische Fragen handelt, sucht er diese Lösung den gegebe- nen Verhältnissen anzupassen und die Form nach dem vorhandenen Material zu bestimmen. Die geschichts- und entwicklungsfähigen Völker sind ihm die christlichen. Zwischen Christentum und Islam ist eine Harmonie nicht möglich, vielmehr kann die Lösung der orientalischen