Kunst des 19. Jahrhunderts 2. Dezember 2020 Carl Gustav Carus. Detail. Los 156 Max Pietschmann. Detail. Los 244 Thomas Fearnley. Detail. Los 142 Kunst des 19. Jahrhunderts Auktion Nr. 322 2. Dezember 2020, 15 Uhr

19th Century Art Auction No. 322 2 December 2020, 3 p.m.

6 Experten Specialists Vorbesichtigung Preview

Ausgewählte Werke

Zürich 9. und 10. November 2020 10 bis 18 Uhr Grisebach Bahnhofstrasse 14 8001 Zürich Düsseldorf 12. und 13. November 2020 10 bis 18 Uhr Grisebach Dr. Anna Ahrens Frida-Marie Grigull Bilker Straße 4–6 +49 30 885 915 48 +49 30 885 915 84 40213 Düsseldorf [email protected] [email protected] München 16. bis 18. November 2020 10 bis 18 Uhr Grisebach Türkenstraße 104 80799 München Sämtliche Werke

Berlin 20. November bis 1. Dezember 2020 Grisebach Fasanenstraße 25, 27 und 73 10719 Luca Joel Meinert Montag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr +49 30 885 915 4494 Dienstag, 1. Dezember, 10 bis 15 Uhr [email protected] sowie nach individueller Vereinbarung

Monday to Sunday 10 a.m. to 6 p.m. Tuesday, 1 December, 10 a.m. to 3 p.m. and by appointment

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Grisebach — Herbst 2020 Prof. Dr. Michael Thimann „Werdet wie die Kinder“

„Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Him- melreich kommen.“ Dieser Satz könnte die Quintessenz aller Kunsttheorien der Romantik sein, doch handelt es sich um ein Christuswort aus dem Evangelium des Matthäus (18,3). In der Tat kreisten wesentliche Bestrebungen der Künstler des 19. Jahrhunderts um eine Rückkehr in die Kindheit der Kunst. Die Beschäftigung mit Lose 100–119 Lose den alten Meistern – vor allem mit Raffael und Dürer, deren Schatten das gesamte Jahrhundert überfängt – war der Versuch, durch produktives Vergessen an den Ursprung der Kunst zurückzukehren. Die großen Kupferstecher und Holzschneider der Dürerzeit, wie etwa Mar-

tin Schongauer (100) und Lucas Cranach (109), wurden in ihrer graphischen Härte und schonungslosen Wiedergabe der Natur zu nachahmungswürdigen Vorbildern erklärt. Peter Cornelius (111) und Julius Schnorr von Carolsfeld (104a) schufen ihre religiösen Werke daher im Geist der alten Meister: Gotische Knickfalten und entkörperlichte Engelsfiguren galten auf einmal wieder als schön – ganz entgegen dem Geschmack des 18. Jahrhunderts, dessen Ideal die akademische Meister- schaft und Virtuosität in der Zeichnung war, wie sie Tischbeins muskulöser Jüngling (102) – noch ganz selbstverständlich vor Augen führt. Für die Romantiker war mit der alten Kunstgeschichte noch ein ganzer Planet neu zu entdecken. Hiervon zeugt Adolf Senffs meisterhafte Kopie einer Madonna des Francesco Francia (113), mit er sich ganz bewusst ein Werk der ‚vor- raffaelischen’ Kunst wählte: Nicht ganz so perfekt wie Raffael, aber dafür voll von Anmut, Geist und Seele. Die Arbeiten von Carl Ferdinand Sohn (110), Johann Jakob Jung (112) und Franz Ittenbach (115) zeigen, wie die Nachahmung der alten Italiener zum Standard wurde. Gerade auf dem Gebiet der sakralen Malerei gab es zu ihnen keine Alternative. Neben dem Glauben war die „Natur“ das zweite Credo der Romantiker. Und eine ursprüngliche Auseinandersetzung mit ihr fand man in der Kunst der Dürer- zeit. Die genaue Beobachtung und kunstlose Wiedergabe, gleichsam das Abtasten der Oberflächen mit dem Zeichenstift oder dem Pinsel, galt als ein Weg, um an den Ursprung der Kunst zurückzukehren: Falschzeichnen und das Vergessen aka- demischer Perfektion wurden gar zur Tugend erklärt. Selbst ein routinierter Stilleben- und Tiermaler wie Karl Franz Gruber (107) lässt uns in seinem Hasen- portrait noch den Zauberhauch der Dürerzeit spüren – eine ferne Erinnerung an die Dürer-Renaissance um 1600 mit Hans Hoffmann im Zentrum spricht aus diesem Gemälde, dessen Distelblätter so wunderbar stachelig gemalt sind, dass der Blick in dem weichen Hasenbalg Erholung suchen muss. „Werdet wie die Kinder“ – Christus selbst hatte den Marschbefehl erteilt, durch die Rückkehr an den Nullpunkt die verlorene Unschuld der Kunst wieder- zufinden. Unsere Werke zeigen auf ganz unterschiedliche Weise, mit wieviel Phantasie, Geschick und kindlichem Ernst dieses Projekt in das Werk gesetzt wurde. Alte und neueAlte Meister „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.“

Johann Wolfgang von Goethe

100 Martin Schongauer Colmar 1445 – 1491 Breisach am Rhein

„St. John on Patmos“ / „Johannes auf Patmos“. Um 1480 Über Martin Schongauers Leben ist kaum etwas bekannt. Kupferstich auf Bütten (Wasserzeichen: Dreiberg mit Seine Wanderjahre führten ihn in die Niederlande und nach Kreuz). 16,2 × 11,5 cm (6 ⅜ × 4 ½ in.). Werkverzeichnis: Burgund, und die Kunst, die ihm dort begegnete, fand in sei- Hollstein Vol. XLIX, S. 142, no. 60 / Lehrs 60. Einer nem eigenen Schaffen ihren Niederschlag. Den neuen Blick von etwa 50 Abzügen, von denen die meisten in auf die Wirklichkeit, den etwa Jan van Eyck und Rogier van Museumsbesitz sind. Selten. [3269] der Weyden in ihren Gemälden zeigten, machte auch Schon- Provenienz gauer sich zu eigen, indem er die biblischen Historien in Privatsammlung, Deutschland (laut Einlieferer 1936 deskriptiver Weise von düsterer Glaubensschwere entlaste- Originalgröße erworben bei Hollstein & Puppel, Berlin) te. So auch sein Johannes auf Patmos, der die Mariener- scheinung in gewisser Gleichmut zu beobachten scheint, EUR 10.000–15.000 weder sonderlich erstaunt noch gar ergriffen. Auch wenn es USD 11,800–17,600 wohl theologische Kontroversen um die Person des Verfas- sers der Offenbarung gibt, ist der Johannes auf Patmos meis- tens, wie auch hier, durch den Adler als einer der vier Evange- listen gekennzeichnet. Verwandt in der Anlage von Figur und Umraum ist Hieronymus Boschs Gemälde desselben Themas, das in der Berliner Gemäldegalerie zu sehen ist. Schongauer hat in großem und berechtigtem künstle- rischen Selbstbewusstsein alle seine bekannten Kupfersti- che mit seinem Monogramm gekennzeichnet, um keinen Zweifel an seiner Urheberschaft aufkommen zu lassen. In puncto technischer Brillanz und kompositorischer Eleganz hat er den Weg für seinen ihn bewundernden Nachfolger Albrecht Dürer bereitet. MS

Grisebach — Herbst 2020 Originalgröße

101 Friedrich Overbeck 102 Johann Heinrich Lübeck 1789 – 1869 Rom Wilhelm Tischbein, gen. Taschenkrebs / Krebsscheren (zwei Blätter). Bleistift auf Bütten bzw. Bleistift auf Papier. „Goethe-Tischbein“ 8,3 × 10,1 cm bzw. 8,7 × 11,2 cm (3 ¼ × 4 in. bzw. Haina 1751 – 1829 Eutin 3 ⅜ × 4 ⅜ in.). Bl. 1 minimal fleckig, Bl. 2 mit 1783 hielten sich Füger und Tischbein in Rom auf und lernten Knickfalte am oberen Rand. [3065] Gerahmt. Der Jüngling denkt über den Bau eines Bootes nach sich kennen, wie spätere Äußerungen Tischbeins erschlie- Provenienz (nach Salomon Gessners „Der erste Schiffer“). Nach ßen lassen. 1774 hatte Füger erste Illustrationen zu Salomon Ehemals Rolf Arnim Winkler (1904–1989) Heinrich Friedrich Füger. Nach 1796 Gessners „Der erste Schiffer“ ausgeführt, 1796 begann er Feder in Braun, weiß gehöht, auf hellbraunem Bütten. erneut mit der Serie und führte sieben Zeichnungen aus, zu EUR 1.800–2.400 24,7 × 36,5 cm (9 ¾ × 14 ⅜ in.). Rückseitig am linken der motivisch die vorliegende Arbeit zählt. Der Hamburger USD 2,120–2,820 Rand fest auf Karton montiert. [3269] Kunstschriftsteller Friedrich Johann Lorenz Meyer sammel- Provenienz te Zeichnungen von Füger und war ein Anlass, dass der Literatur und Abbildung Herzoglich Sachsen-Coburg-Gothaischer Besitz (lt. gleichfalls in Hamburg wohnende Friedrich Gottlieb Klop- Versteigerung XXXIV, Teil I: Graphik, Handzeich- Aufkleber auf dem Unterlagekarton) / Gemäldegalerie stock seine berühmte Dichtung „Der Messias“ von Füger nungen, Gemälde, Antiquitäten. Berlin, Gerd Rosen Dr. W. A. Luz, Berlin / Privatsammlung, Deutschland illustrieren ließ. Tischbein war nach seiner Niederlassung in Auktionen, 16.-20.5.1960, Kat.-Nr. 863 („Skizzen- (erworben 1936 bei Dr. Luz, seitdem in Familienbesitz) Hamburg (ab 1801) mit Klopstock und Meyer befreundet. blätter. 8 Bll. Bleistiftzeichnungen. 12mo-4to“) Hier könnte die biografische Schnittstelle sein, wie er die EUR 1.000–1.500 Füger-Komposition, die heute in der Albertina (Wien) ver- USD 1,180–1,760 wahrt wird, kennenlernen konnte. Traditionell gilt vorliegen- de Arbeit als Zeichnung von der Hand des J.H.W. Tischbein. Ausstellung Stilkritisch ist diese Zuweisung zu bejahen. Bislang unbe- „Neuland für Sammler“. Berlin, Gemäldegalerie Dr. kannt war jedoch, dass das Werk eine Kopie der Füger- W. A. Luz, 1936, Kat.-Nr. 207 (als Wilhelm Tischbein) Illustration darstellt. Prof. Dr. Hermann Mildenberger

Grisebach — Herbst 2020

103 Johann Adam Klein Nürnberg 1792 – 1875 München

Lesender Student. Bleistift auf Papier. 18,8 × 15,5 cm (7 ⅜ × 6 ⅛ in.). Auf dem Passepartoutkarton ein Aufkleber mit Angaben zu Künstler und Titel. Rückseitig: Figuren- tudien. Beigabe: Wilhelm von Kobell(?): Bruder Inno- cent. Bleistift auf Bütten, 34,6 x 21,5 cm. Unten links beschriftet: Bruder Inozint[!]. Auf dem Unterlage- arton mit Bleistift beschriftet: [...] Aus dem Nachlass Wilhelm von Kobell. [3269] Provenienz Privatsammlung, Deutschland (erworben 1936 in der Gemäldegalerie Dr. Luz, Berlin, die Beigabe ebenfalls 1936 im Graphischen Kabinett Günther Franke in München; seitdem in Familienbesitz)

EUR 800–1.200 USD 941–1,410

104 Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, gen. „Goethe-Tischbein“ Haina 1751 – 1829 Eutin

Porträt des Hans Jakob Irminger. 1782 Es entstanden zahlreiche Bildniszeichnungen und die Öl auf Leinwand. Originalaufspannung. 70 × 55 cm bekannten Gemälde von Johann Caspar Lavater und Johann (27 ½ × 21 ⅝ in.). Rückseitig beschriftet von fremder Jacob Bodmer (beide Kunsthaus Zürich) sowie weitere Hand: „Joh: Jacob Irminger gebohren den 11 Sept. gemalte Porträts Züricher Persönlichkeiten. Die physiogno- 1742 Verheiratet mit Sus. Nägeli in Jul. 1766. Nachher mischen Theorien Lavaters faszinierten Tischbein. Sie mit Barbara Fries den 20 Aug. 1781. Pinxit Tischbein prägten seine Lebensweisheit und Kunst bis ans Lebensende. der Älter in May 1782 ... (unleserlich) 40 f.“. Begeistert zeichnete er im Dienst von Lavaters physiogno- [3704] Gerahmt. mischen Projekten und gehörte bald zu dessen engstem Zir- kel. Über Lavater erreichten erste Neuigkeiten zu Tischbein EUR 10.000–15.000 insbesondere Goethe. Den in Zürich durchreisenden jungen USD 11,800–17,600 Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar porträtierte er 1781 (Klassik Stiftung Weimar). Die Bildnisauffassung ist frappant ähnlich zu dem verlängerten Brustbildnis von Jacob Irminger, Nach künstlerischen Lehrjahren in Kassel, Hamburg und den 1782. Der legere Habitus im Sinne des Sturm und Drang, der Niederlanden sowie erfolgreicher Porträtistentätigkeit am zurückhaltende Farbklang von Braun- bzw. Ocker-Tönen, Berliner Hof wurde Johann Heinrich Wilhelm Tischbein von Weiß und Dunkelblau stehen noch in Tischbeins hollandis- 1779 bis 1781 ein Italien-Stipendium der Kasseler Akademie tisch geprägter Bildnisauffassung, lassen aber gleichzeitig in gewährt. Auf der Rückreise blieb der Künstler mittellos in der Stilisierung und im malerischen Duktus seine sich ver- Zürich stecken. Dank seines Beschützers Johann Heinrich stärkende klassizistische Grundhaltung durchscheinen. Das Merck konnte er in Zürich jedoch bei Johann Caspar Lavater Bildnis Jacob Irmingers zählt zu den bemerkenswerten Bild- vorsprechen. Dessen Wohlwollen gegenüber Tischbein und nissen Tischbeins aus dessen Züricher Aufenthalt 1781/82. seiner Kunst brachte einen glücklichen Wendepunkt. Prof. Dr. Hermann Mildenberger

Grisebach — Herbst 2020

104a Julius Schnorr von Carolsfeld 105 Leipzig 1794 – 1872 Frans II Francken (Werkstatt) Die Heilige Elisabeth zeigt ihrem Gemahl einen von ihr Diese Zeichnung von Schnorr von Carolsfeld gibt exakt eine 1581 – Antwerpen – 1642 gepflegten Kranken (Pause nach Peter von Cornelius). 1851 Bildfindung seines Freundes Peter von Cornelius wieder, Feder in Schwarz auf Transparentpapier, auf Papier die eine Szene aus dem Leben der Heiligen Elisabeth zeigt. aufgezogen. 22,5 × 37,5 cm (8 ⅞ × 14 ¾ in.). Unten in Cornelius hatte seine Zeichnung mit passendem Thema dem Hochzeit zu Kanaan. der Mitte bezeichnet, signiert und datiert: Pause gerade gegründeten katholischen St. Hedwig-Krankenhaus in Öl auf Eichenholz. 47,5 × 66,5 cm (18 ¾ × 26 ⅛ in.). nach Cornelius, nach dem Original überzeichnet von Berlin zugunsten einer Verlosung übergeben. Unten rechts signiert: Frank. Rückseitig mit drei Schnorr 1851. 1852 von Gaber in Holz geschnitten. Brandstempeln. Dort auch in Tinte beschriftet: Frank, Siehe: David Koch: Peter Cornelius. Ein deutscher Franz 1540 + 1606. Sorgfältig restauriert. [3528] Maler. , J. F. Steinkopf, 1905, S. 161, Abb. 99. Provenienz Leicht gebräunt mit Leimspuren. [3280] Gerahmt. Privatsammlung, Deutschland

EUR 2.000–3.000 EUR 12.000–15.000 USD 2,350–3,530 USD 14,100–17,600

Grisebach — Herbst 2020

106 Deutsch, um 1860/80

Stillleben mit zwei Granatäpfeln. Öl auf Holz (Deckel einer Zigarrenschachtel). 13,6 × 20,9 cm (5 ⅜ × 8 ¼ in.). Unten rechts unleserlich monogrammiert. [3077] Gerahmt.

EUR 1.500–2.500 USD 1,760–2,940

107 Karl Franz Gruber 1803 – Wien – 1845

Hase mit Disteln und Blaumeise. (Vor) 1841 Öl auf Leinwand. Doubliert. 58 × 71,5 cm (22 ⅞ × 28 ⅛ in.). Unten rechts signiert: Gruber. [3064] Gerahmt. Provenienz Privatsammlung, Berlin

EUR 4.000–6.000 USD 4,710–7,060

Ausstellung Werke der Kunstausstellung, welche die Oesterreichisch-kaiserliche Akademie der vereinig- ten bildenden Künste [...] im Jahre 1841 veranstaltet hat. Wien, im Gebäude des k. k. polytechnischen Institutes, 1841, Kat.-Nr. 139 („Kaninchen“) (?)

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Magdalena Kraemer-Noble Ein Fest der Sinne

Dieses erlesene kleine Kabinettstück verdient besondere Aufmerksamkeit. Unter den von Cornelis de Heem bekannten Früchtestillleben bildet es eine optische und qualitätsvolle Ausnahme. Es fasziniert den Betrachter bereits aus der Entfer- nung durch die Strahlkraft der Farben und die magische Darstellung der Früchte, die man gleich berühren möchte. Ein praller Pfirsich, ein Zweig mit reifen Kirschen, Haselnüsse, samtige Apri- kosen, dicht aufgehäufte, durchsichtige Weintrauben und Pflaumen, kombiniert mit Spanschachtel, Silberteller und einem mit Wein gefüllten Glasgefäß, ergänzen sich zu einem, wie es scheint, zufällig zusammengestellten Früchtestück. Größte Aufmerksamkeit schenkt de Heem den Texturen der einzelnen Früchte und der genauen Wiedergabe der Materialien bei den Tafelgeräten. Mit grafischer Genau- igkeit bis ins Detail ausgearbeitet, wiederholt er in seinem Werk diese Lieblings- motive wie auch das diagonal im Raum geführte festgefügte Lichtspiel. Die pasto- sen Oberflächen der Früchte erscheinen durch kleine, aufgesetzte Lichtreflexe kostbar und gehen mit dem metallischen Schimmer des Tellers und dem sich spiegelnden Weinglas ein elegantes Wechselspiel ein. Doch sind das die erntefrischen Früchte, die zum verschwenderischen Reichtum der aufsteigenden Gesellschaft gehörten und die zum Naschen verfüh- ren? Hier wendet der Künstler einen raffinierten Trick an, um die Schönheit des Dargestellten noch zu steigern. Vor schwarzem Hintergrund und dunkel-graugrü- ner Stoffdrapierung im Vordergrund als Kontrast inszeniert er in der Mitte des Bildes in zwei Ebenen übereinander ein lebendiges Spiel von hyperrealistischer Qualität. Die knalligen, kühlen Farben der Früchte, von Weiß, Gelb und kräftigen Schattierungen in Rot, dahinter gestaffelt in dunkleren Farbnuancen zwischen Blau, Mauve

108 Cornelis de Heem und weiteren gedämpften Tönen in Rot, schaffen in ihrer Leiden 1631 – 1695 Antwerpen Strahlkraft Raum für ein illusionäres Licht- und Farbspekta- kel – eine Sinfonie in Rot. Sind es Gedanken von Überfluss, Eitelkeit und Mahnung an die Vergänglichkeit, die hier zum Stillleben mit Pfirsichen, Trauben und Pflaumen. Ausdruck kommen, oder ist es vor allem eine unglaublich Öl auf Leinwand. Doubliert. 46 × 39 cm ästhetische Wahrnehmung, ein optisches Fest der Sinne – (18 ⅛ × 15 ⅜ in.). Auf Steinplattenkante signiert: oder beides? Das überlassen wir gern dem Betrachter. C. De Heem. [3536] Gerahmt. Cornelis de Heem, 1631 in Leiden geboren, entstamm- Provenienz te einer traditionsreichen Künstlerfamilie, die sich auf die T. W. Ward, London (1935) / W. Sabin / E. G. Spencer Darstellung von Stillleben, Blumenstücken und Büchern Churchill, Norwick Park (1963) / J. McGowan / spezialisiert hatte. Er lernte bei seinem Vater Jan Davidsz Norbert Pokutta, München (1988) de Heem (1606-1684) in dessen florierender Werkstatt in Antwerpen. Cornelis war offensichtlich begabt, eignete EUR 40.000–60.000 sich die Stilllebenthemen und Kompositionsweisen des USD 47,100–70,600 Vaters an und wurde 1660 als Meister in die Gilde aufge- nommen. Als führende Stilllebenmaler des Goldenen Zeit- Ausstellung alters im Holland des 17. Jahrhunderts schufen Vater und The Collector´s Cabinet. Flemish from Sohn eine umfangreiche Familienproduktion, woraus Jan New England Private Collection. Worchester Davidsz de Heem als der berühmtere von beiden hervor- (Massachusetts), Worchester Art Museum, 1983/84 ging. Farblich kontrastreich und kühl, fand Cornelis de Literatur und Abbildung Heem seinen eigenen Stil. Er signierte in Großbuchstaben. London, Christie´s, 22.11.1935, Kat.-Nr. 114 / E. G. Datierungen sind nicht bekannt. Mit Ausnahme eines weite- Spencer Churchill: The Norwick Rescues 1912-1961, ren Aufenthalts in Leiden zwischen 1676 und 1681 verbrach- 1961, S. 6. Nr. 13./ I. Bergström: La Natura Morta te er sein Leben in Antwerpen bis zu seinem Tod 1695. Dort Stranierei nelle Collezioni Privati Bergamaschi, 1971, nahm er seinen Sohn David Cornelis de Heem (1663-1718), Nr. 26 / New York, Sotheby‘s, 11.6.1974, Kat.-Nr. 48/ mit dem einige gemeinsame Werke entstanden, in den New York, Christie´s, 15.1.1988, Kat.-Nr. 109 elterlichen Betrieb auf.

Grisebach — Herbst 2020 Luca Joel Meinert Die zwei Gesichter des Lucas Cranach

Eris, die Göttin der Zwietracht, wurde nicht zur Hochzeit von Peleus und Thetis eingeladen. Ein Skandal! Verärgert über diese Kränkung, schlich sie dennoch zum Bankett und warf einen goldenen Apfel auf den Tisch. Über die kleinlichen Eifer- süchteleien, die unter den Göttern grassierten, bestens informiert, hatte sie schmählich perfide dem Apfel „Für die Schönste“ eingraviert. Die gewünschte Wirkung trat umgehend ein, als Juno, Minerva und Venus sich um den Preis strit- ten. In dem Bemühen, die Ordnung wiederherzustellen, bat Jupiter Merkur, den Zankapfel zu auf den Berg Ida zu bringen, mit der Anweisung, dass er der letzte Schiedsrichter über die Reize der drei göttlichen Kandidatinnen sein möge. Die drei Göttinnen wussten es besser, die Dinge nicht ganz den Launen eines Sterblichen zu überlassen, und griffen sofort zu dem bewährten Mittel der Bestechung. Juno bot an, Paris zum Herrscher sowohl Europas als auch Asiens zu machen; Minerva versprach ihm Triumph in der Schlacht, aber Venus übertrumpf- te beide, indem sie ihm die Liebe Helenas von Sparta, der schönsten Frau der Welt, garantierte. Paris erklärte Venus zur Siegerin und forderte sogleich seinen Preis ein. Wie versprochen, gab Helena seinem Werben nach und floh mit Paris nach Troja. Ihr Ehemann Menelaos, aufs Ärgste erzürnt, folgte ihnen in Begleitung einer großen griechischen Armee. Der Rest ist Geschichte (oder Mythos). Die Geschichte und das Bildmotiv des Paris-Urteil wurde zum moralischen Exempel für die Wahl des richtigen Lebensweges und erfreute sich in der Kunst des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit so großer Beliebtheit, dass sich Cranach und seine Werkstatt insgesamt in zwölf verschiedenen Versionen damit auseinandersetzten. Doch nicht immer scheint diese Vermittlung humanistisch geprägter Werte der wirkliche Fokus bei der Bearbeitung dieses Themas zu sein. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein Grund für die Popula- rität dieses Sujets und der Grund dafür, dass Cranach und sein Atelier so viele Versionen davon herstellten, darin liegt, dass die voyeuristi- schen Sinnesfreuden hier eher im Fokus stehen als seine

109 Lucas Cranach moralische Botschaft. So bot es ihm doch eine Gelegenheit, weibliche Akte von zweifellos erotischer Natur zu schaffen, der Ältere welche gleichsam klassische Gelehrsamkeit postulierten. Paris wird bequem an einem Baum lagernd gezeigt. Er Kronach 1472 – 1553 Weimar trägt eine feine zeitgenössische Rüstung, neben ihm liegt ein Helm mit extravagantem Federschmuck, der ihn in ein Das Parisurteil. Um 1508 Mitglied des sächsischen Hofes verwandelt und historisch in Holzschnitt auf Bütten. 36,5 × 25,5 cm (14 ⅜ × 10 in.). einen zeitgenössischen Bildkontext versetzt. Hintergrund In der Platte unten monogrammiert und datiert: LC und Vordergrund zeichnen sich durch üppigen Detailreich- 1508. Werkverzeichnis: Bartsch 114 / Hollstein tum aus; ein breiter Fluss fließt an einer wohlhabenden German vol. VI.80.104 / Dodgson 16. [3269] Stadt vorbei, die unter einem Felsvorsprung liegt – die beste Provenienz Lage für eine Burg. In der Bildmitte platziert, weist Merkur Fürst Oettingen-Wallerstein (bis 1936) / Privat- mit einem Stab auf den Schlafenden. Er stellt die drei göttli- sammlung, Deutschland (erworben 1936 bei Boerner) chen Kandidatinnen vor, jede in einer anderen Pose. Hier gelingt es Cranach meisterlich, durch das Spiel mit ver- EUR 10.000–15.000 schiedenen Perspektiven gleich eine komplette Rundum- USD 11,800–17,600 schau des weiblichen Körpers zu zeigen. Mit der Ausnahme von Halsketten und Kopfschmuck unbekleidet, lassen sich Literatur und Abbildung die Göttinnen weder durch ihr Verhalten noch durch Attri- Versteigerungskatalog 192: Kupferstiche, Radierungen bute voneinander unterscheiden. Nach christlich-humanis- und Holzschnitte des XV. bis XIX. Jahrhunderts. Dar- tischer Auslegung verkörpern die Göttinnen drei unter- unter bedeutende Blätter von Dürer und Rembrandt schiedliche (auf Weisheit, Macht und Lust ausgerichtete) [...]. Leipzig, C. G. Boerner, 10.12.1936, Kat.-Nr. 54 Lebensweisen, zwischen denen der Mensch zu wählen hat.

Grisebach — Herbst 2020 „Es bildet ein Talent sich in der Stille, sich ein Charakter in dem Strom der Welt.“

Leonore, I, 2

Das traute Beisammensein zweier junger Frauen, beide von sichtlich unter- schiedlichem Charakter, einem nordischen und einem südlichen Schönheitsideal entsprechend, entspinnt sich hier vor dem Auge des Betrachters wie auf einer Theaterbühne. Carl Ferdinand Sohn kombiniert geschickt die Gattung des allego- rischen Stimmungsbildes mit der eines literarischen Geschichtsbildes. Angeregt von Goethes Schauspiel „Torquato Tasso“ von 1790 stellt er die zwei Protagonistin- nen Leonore d’Este, Schwester des Herzogs von Ferrara, und Leonore Sanvitale, Gräfin von Scandiano, in einem Moment inniger Verbundenheit vor. Die Handlung des fiktiven Stückes spielt zu Lebzeiten des italienischen Renaissancedichters Torquato Tasso (1544-1595) im Castello Belriguardo bei Ferrara und erzählt von der Problematik des Dichters in zwei Welten, nämlich einer realen und einer literarischen, zu leben. Die beiden Leonoren spielen eine Schlüsselrolle für Tasso: Die Gräfin liebt ihn aufrichtig, während die Prinzessin von Tasso geliebt wird, seine Liebe zunächst auch zu erwidern scheint, ihn jedoch schließlich abweist - und damit den Unterschied zwischen wahrer Liebe und lite- rarischer Bewunderung verdeutlicht. Der sinnende, melancholische Ausdruck der dunkelhaarigen Prinzessin lässt vermuten, dass die hier gewählte Szene den Moment nach ihrer Zurückweisung Tassos darstellt und damit eine zutiefst empa- thische Atmosphäre vorführt. Die ihr gegenübergestellte blonde Gräfin ergreift die Hand der Freundin als innige Geste der Verbundenheit und weist zugleich aus dem Bild heraus, scheinbar den Weg aus der gegenwärtigen Betrübnis vorge- bend. Dieser Handlungsimpuls evoziert zugleich die Bewegung des ganzfigurigen Freundinnenpaars, das vom Maler passenderweise auf einer bühnenartigen Ter- rasse positioniert wurde. Unter der Anleitung des 1827 nach Düsseldorf gekommenen Dichters Karl Leberecht Immermann nahmen die Akademiestudenten und ansässigen Maler vermehrt das Phänomen des „lebenden Bildes“ wahr. Dabei wurden bedeu- tende poetische oder historische Momente (auf der Bühne) durch die kompo- nierte Anordnung lebender Figuren gestellt. Diese Konstruktion ist auch bei Sohns „Leonoren“ zu erkennen. Die Darstellung von Carl Ferdinand Sohn ist ein her- ausragendes Beispiel für die romantisch-poetische Genre- malerei der Düsseldorfer Schule. Instinktiv fühlt sich der

110 Carl Ferdinand Sohn Betrachter an Theodor Hildebrandts „Judith und Holofer- Berlin 1805 – 1867 Köln nes“, Eduard Bendemanns „Zwei Mädchen am Brunnen“ oder Julius Hübners „Ruth und Noemi“ erinnert, welche ihrerseits in der Tradition von Friedrich Overbecks „Italia Die beiden Leonoren. Um 1834/35 und Germania“ stehen. 1830 begleitete Sohn zusammen mit Öl auf Leinwand. 52 × 40,3 cm (20 ½ × 15 ⅞ in.). Bendemann, Hildebrandt und Hübner Wilhelm Schadow auf Werkverzeichnis: Mit einem Gutachten von einer Reise nach Italien, die inspirierend im Leonoren-The- Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, vom 8. März ma nachwirkt. So gehörte Goethes „Torquato Tasso“ zur 2020. Craquelé. [3397] Gerahmt. Pflichtlektüre eines jeden italophilen Grand-Tour-Reisen- Provenienz den. Seit der deutschen Klassik bestand nämlich die Ten- Privatsammlung, Norddeutschland denz, der Literatur den höchsten Stellenwert unter den Künsten zuzubilligen, fand man doch in den Werken der EUR 18.000–24.000 Poesie schönere und geeignetere Motive als in der USD 21,200–28,200 Geschichte. Luca Joel Meinert

Grisebach — Herbst 2020

111 Peter von Cornelius Düsseldorf 1783 – 1867 Berlin

Johannes reicht der Madonna mit dem segnenden EUR 5.000–7.000 Christusknaben Früchte. Um 1810 USD 5,880–8,240 Feder in Braun über Bleistift auf Bütten, auf graues Papier aufgezogen. 30 × 23,5 cm (36,2 × 30 cm) Literatur und Abbildung (11 ¾ × 9 ¼ in. (14 ¼ × 11 ¾ in.)). Unten rechts beschrif- Versteigerungskatalog 190: Handzeichnungen aus

tet: Skizze von Peter von Cornelius. Entwurf für das der Sammlung des verstorbenen Geheimrats E. 112 Johann Jakob Jung irrtümlich „Die heilige Familie“ genannte Gemälde Ehlers, Göttingen, und einige wenige andere Beiträge. 1819 – am Main – 1844 von Peter von Cornelius im Städel Museum, Frankfurt Leipzig, C. G. Boerner, 27.11.1935, Kat.-Nr. 53 / a.M. Leicht fleckig. [3280] Gerahmt. Kataloge der Gemälde im Städelschen Kunstinstitut Provenienz Frankfurt am Main / Städelsches Kunstinstitut [...]. Die Heilige Cäcilie. 1840 Ausstellung Rath Hadermann, Frankfurt a.M. (Geschenk des Bd. 1: Die Gemälde des 19. Jahrhunderts. Bearb. von Öl auf Leinwand. 24,3 × 19 cm (9 ⅝ × 7 ½ in.). Unten Romantik im Rhein-Main Gebiet. Frankfurt a. M., Künstlers) / Witwe Hadermann, Wiesbaden / Sophie Hans-Joachim Ziemke, S. 65 (erwähnt) rechts datiert und monogrammiert: 18 JJJ 40. In Museum Giersch der Goethe-Universität, 2015, Behr, Wiesbaden / Carl van Loon, Neffe der Vorbesit- einem zeitgenössischen Rahmen des Vergolders Kat.-Nr. 143, Abb. S. 233 zerin / Frau von Ising ([vor] 1875 bis mind. bis 1898) / Christian Schneider aus Frankfurt a. M. Literatur und Abbildung Elisabeth von Cölln, Enkelin der Vorbesitzerin / [3280] Gerahmt. Ulrich Thieme und Felix Becker (Hg.): Allgemeines Ernst Ehlers, Göttingen (bis 1925) / Nachlass Ehlers Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur (bis 1935) / Rudolf Ferdinand Hintze, Stettin (1935 bei EUR 5.000–7.000 Gegenwart. 37 Bände. Leipzig, Verlag E. A. Seemann, Boerner erworben) / Privatsammlung, Hessen USD 5,880–8,240 1907–1950, hier Band XIX, S. 322 (datiert: 1842) (?)

Grisebach — Herbst 2020 Luca Joel Meinert Imitatio artis. Wenn Nachahmung das schönste Kompliment ist

Der Maler Adolf Senff wurde in eine Zeit geistigen und sozi- Kopien handelte, spielte dabei primär keine Rolle; so sah alen Umbruchs hineingeboren. Beflügelt vom Gedankengut man in guten Kopien durchaus einen sinnvollen Ersatz für der Aufklärung und der Französischen Revolution entwi- Originale. Die Vergleichbarkeit von neuer und alter Kunst zu ckelten sich die Strömungen des Klassizismus und der erreichen, war nicht zuletzt ein Ziel der Nazarener. Die Romantik, die bis etwa 1840 das künstlerische Leben Meister der Renaissance dienten als Vorbild für die Umset- bestimmten. Im Vorbild der Antike fand die klassizistische zung der Forderung nach Wahrheit und Reinheit in der Kunst ihre Idealvorstellungen von Harmonie und Einfachheit Kunst. So war ein dynamisches Wechselverhältnis geschaf- verwirklicht, während die Romantik in der Betonung des fen, zwischen ursprünglicher „inventio“, lernender „imita- Gefühls, des Irrationalen, die Befreiung von Konventionen tio“ und übertreffender „aemulatio“. Adolf Senffs Wieder- erstrebte. Dieser am Ende des 18. Jahrhunderts geborenen holung nach Francesco Francias „Madonna im Rosengarten“ Künstlergeneration war es also bestimmt, diese geistige stellt mithin einen besonders reizvollen Baustein in dem Situation zu tragen. Gebilde dar, das sich zum künstlerischen Selbstverständnis Nach einer wohlbehüteten Kindheit und einem Theo- des Nazarenertums zusammensetzt. logiestudium in Halle fand sich der junge Adolf Senff als Hauslehrer der Söhne des Malers Gerhard von Kügelgen in Dresden wieder, in einem familiären Umfeld, das seine seit früher Jugend gehegte Vorliebe zum Malen und Zeichnen beflügelte. 1816 sollte es Senff schließlich möglich sein, den lang gehegten Wunsch eines Italienaufenthaltes zu verwirk- lichen. In Rom, dem Ziel dieser Sehnsuchtsreise, traf Senff auf eine weitverzweigte deutsche Künstlerkolonie, deren tragende Kraft die Kunst der Nazarener war. Der tiefe Ein- druck und die Inspiration, welche die Werke der italieni- schen Renaissancekünstler auf Adolf Senff ausübten, sollte zu einer Vielzahl an Skizzen, Kompositionsstudien und 113 Adolf Senff schließlich auch der Anfertigung von Kopien führen. Halle a.d. Saale 1785 – 1863 Ostrau Entsprechend findet sich also auch hier der Ursprung unserer Maria mit dem Kinde, einer meisterlichen Wieder- holung von Francesco Francias „Madonna con bambino nel Maria mit dem Kinde (nach Francesco Francia). 1818 giardino di rose“, heute in der Galleria Borghese. Bemer- Öl auf Leinwand. 83 × 60,5 cm (32 ⅝ × 23 ⅞ in.). kenswert ist, dass dieses Werk Adolf Senffs sein Debüt als Wiederholung nach dem Gemälde „Madonna con Teil einer wahrlich geschichtsträchtigen Ausstellung feier- bambino nel giardino di rose“ von Francesco Francia te: Die „Erste Kunstausstellung der deutschen Künstler in (1447–1517); vgl. die Abbildung in: Paola della Pergola: Rom“ fand 1819 in den Räumen der Preußischen Botschaft Galleria Borghese. I dipinti. Bd. I. Rom. Istituto im Palazzo Caffarelli auf dem römischen Kapitol statt. Es Poligrafico dello Stato [u.a.], 1955, S. 37, Nr. 48. Etwas handelte sich um die erste Gesamtschau nazarenischer Craquelé. [3280] Gerahmt. Kunst in Rom. Die Kopie hatte für den jungen Künstler den Zweck, EUR 18.000–24.000 sich am Original bilden zu können. So wurde das Kopieren USD 21,200–28,200 verstanden, wie es Johann Georg Sulzer unter dem Begriff des „Copierens“ in der „Allgemeinen Theorie der Schönen Ausstellung Künste“, erschienen 1771/74, festgehalten hat: als einen Erste Kunstausstellung der deutschen Künstler in Weg zur Aneignung des künstlerischen Charakters alter Rom 1819 (lt. Kovalevski ) / Verzeichnis der (...) Meister. Dieses Verständnis geht auf Johann Joachim Win- Kunstwerke (...). Berlin, Königliche Akademie der ckelmanns Differenzierung von Kopie und Imitation, Nach- Künste, 1820, Kat.-Nr. 464 machung und Nachahmung zurück. Nachmachung wurde Literatur und Abbildung als sinnlose Tätigkeit abgelehnt, Nachahmung als künstle- Bärbel Kovalevski: Adolf Senff, 1785–1863. Berlin, Selbst- risch erstrebenswert betrachtet. Die Gegenüberstellung verlag, 2009, S. 39, Anm. 32 (= Kleine Galerie, H. 4) der Werke Senffs und seiner Zeitgenossen im Zuge der Aus- stellung ermöglichte folglich den Vergleich künstlerischer Wir danken Dr. Bärbel Kovalevski, Berlin, für freundliche Ideen. Ob es sich dabei nun um neue Bildfindungen oder Hinweise.

Grisebach — Herbst 2020

114 Deutsch, um 1830 115 Franz Ittenbach Königswinter 1813 – 1879 Düsseldorf

Kopfstudie. Öl auf Leinwand. Doubliert. 37,5 × 30,5 cm Musizierender Engel (nach Raffael). Um 1839-42 (14 ¾ × 12 in.). [3077] Gerahmt. Öl auf Leinwand. 33 × 24,5 cm (13 × 9 ⅝ in.). Wiederholung nach einem Engel von Raffaels EUR 3.000–4.000 „Marienkrönung“ im Vatikan. [3280] Gerahmt. USD 3,530–4,710 EUR 2.000–3.000 USD 2,350–3,530

Ittenbach kopierte den Raffael-Engel sehr wahrscheinlich während seines Italienaufenthaltes 1839-42 im Vatikan direkt vor Ort.

Grisebach — Herbst 2020

119 Carl Graeb 1816 – Berlin – 1884

Die Kanzel von St. Georg zu Nördlingen. 1872 Öl auf Pappe. 56 × 47 cm (22 × 18 ½ in.). Unten rechts datiert und signiert: 1872 Carl Graeb. Rückseitig ebenfalls signiert und datiert: Carl Graeb. 1872. [3034] Gerahmt.

EUR 8.000–12.000 USD 9,410–14,100

Ausstellung XLVIII. Kunstausstellung. Berlin, Königliche Akademie der Künste, 1872, Kat.-Nr. 273 Literatur und Abbildung Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehn- ten Jahrhunderts. 4 Bände. Dritter, unveränderter Nachdruck, Hofheim am Taunus, H. Schmidt & C. Günther, 1979 (zuerst Fr. v. Boetticher‘s Verlag, Dres- den 1891–1901), hier Erster Band (Erste Hälfte), S. 420, Nr. 38 („Kanzel aus der Kirche zu Nördlingen“)

Wie eine abstrakte, fast haptisch erfahrbare Skulptur win- det sich die Treppe mit ihren Seitenwangen und schlingen- artigem Vierpassmuster in mehrfach sich wiederholenden, rhythmischen Drehungen. Es ist die Kanzel von St. Georg in Nördlingen, die Graeb uns hier aus einer vertrauten, für die Darstellung in einem Gemälde aber doch ungewöhnlichen Perspektive zeigt: Ihre eigentliche Pracht entfaltet der kunstvolle Treppenaufgang wie auch die Kanzel selbst näm- lich genau auf der gegenüberliegenden Seite der riesenhaf- ten Marmorstütze, um die sie mäandert. Die geöffnete rote Eisentür, vor der ein Mönch oder Messdiener auf den untersten Stufen wartet, erlaubt dem Betrachter den Auf- stieg nachzuvollziehen und sich gleichsam mit der Treppe um die Säule zu winden – das Gefühl aber, oben zu stehen, bleibt der individuellen Vorstellungskraft überlassen. Carl Graeb gehörte zur Schülerschaft Carl Blechens, der als Professor für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie ab 1831 eine ganze Generation von Malern wie Eduard Pape oder Ferdinand Bellermann ausbildete. Graeb hatte bei Blechen wie auch bei seinem eigenen Schwieger- vater, dem Hoftheatermaler Johann Gerst, ein möglichst effektvolles Arrangieren ineinander übergehender Außen- und Innenräume bei stark sich voneinander unterscheiden- den Helligkeitsgraden darzustellen gelernt. Mit unserem Bild hat er einmal mehr gezeigt, wie eine eher stoische Architek- turkulisse durch einen bühnenhaften Beleuchtungswechsel sowie eine geschickt eingefügte Personenregie neu belebt werden kann. Prof. Dr. Kilian Heck

Grisebach — Herbst 2020 Frida-Marie Grigull Im Zauberreich der Hirten

„Arkadien oder Die Abstraktion hat noch nicht begonnen“ hat Markus Lüpertz sein jüngstes Künstlerbuch betitelt, in dem er Zeichnungen und Gedichte aus sei- ner Feder versammelt. Nach Winckelmann und Goethe, all den berühmten Bohe- miens und den Heerscharen bekannter und namenloser Künstler, ruft nun also auch er: Et in Arcadia ego! Aber was steckt hinter diesem Mythos, der nicht erst seit Poussins legendärem, gleichnamigem Gemälde durch die bildungsbürgerli- che Debatte mäandert? Zunächst einmal ein realer Ort: ein idyllisch grüner, bergiger Landstrich in der Zentralpeloponnes, in den sich bis heute nur wenige Touristen verirren. Viel- leicht war es diese Abgeschiedenheit und die Rauheit und Bescheidenheit der Einwohner, die schon Vergil ins Träumen versetzte. Arkadien wurde zum idylli- schen Zauberreich der Hirten erklärt, zu einer Insel der unbeschwerten Glückse- ligkeit, in der die Menschen im Einklang mit der mediterranen Natur und abseits aller gesellschaftlichen Zwänge in Freiheit leben und wirken. Wen wundert es da, dass diese Idee über die Jahrhunderte immer aktueller wurde, je schneller und maschineller sich die Welt drehte und dreht? Die Künstler des 19. Jahrhunderts jedenfalls fanden, was sie suchten. Sie

reisten aus den engen Stuben ihrer nordischen Heimat in den warmen Süden, 120–153 Lose nach Griechenland und vor allem nach Italien, und spürten der Sonne und dem Licht nach, den gelben Zitronen und dem blauen Meer, aber auch der sagenhaf- ten Kunst- und Kulturgeschichte, die sich allerorten ins Blickfeld drängte. Man lebte, feierte und malte gemeinsam. Die Bergdörfer Tivoli und Olevano in der

Nähe von Rom boten besonders reizvolle Motive (und besonders gastfreundliche Wirte mit besonders schönen Töchtern, was die jungen, vornehmlich männlichen Künstler nicht minder beeindruckte). Unzählige Zeichnungen zeigen den Blick auf die pittoresk zusammengeschachtelten Häuser, die Aussicht in die Campagna oder den Eichenwald der Serpentara, dessen urwüchsige Schönheit zu bewahren die Künstler gleichsam als ihre vornehmste Aufgabe verstanden. 1873 sammelte eine Gruppe von deutschen Malern und Kunstfreunden in Windeseile eine beträchtliche Summe zusammen, um das Waldstück für das Deutsche Reich anzukaufen und damit vor der Abholzung zu retten. Aber auch der Rest des gelobten Landes wartete mit einem schier unerschöpflichen Fundus an Motiven auf. Mit Losnummer 127, Lorenz Adolf Schönbergers „Skizzenbuch von Rom“, wandern wir einmal quer durch die Ewige Stadt, mit Carl Georg Enslen geht es nach Pompeji (Los 122), und der Norweger Thomas Fearnley schließlich bringt uns an den Golf von Pozzuoli (Los 142), wo ein Sturm Gewitterwolken an die Küste peitscht. Auch im Paradies gibt es Regen und zahllose andere Enttäuschungen. Arkadien, das war allen klar, war eine reine Fiktion, kein echtes Heilsversprechen.

Ein Glücklichsein im Süden fanden sie trotzdem, die vielen Künstler von Jakob Arkadien Philipp Hackert und Goethes Tischbein über die Nazarener und Carl Rottmann bis hin zu Karl Wilhelm Diefenbach und Max Pietschmann, der mit seinem Mam- mutwerk „Der Fischzug des Polyphem“ von Italien aus seine Karriere startete (Ausstellung bei Grisebach September/Oktober 2020). Prof. Dr. Karlheinz Lüdeking Eine Landschaft nach eigener Erfindung

Zu den Besonderheiten der Kunst des 19. Jahrhunderts zählt der enorme Auf- schwung der Landschaftsmalerei. Zu deren wichtigsten Vertretern gehören die Künstler der Düsseldorfer Malerschule, deren Einfluss bis nach Australien und Nordamerika reicht. Einer von ihnen war Johann Wilhelm Schirmer. Er wurde 1839 als Professor einer speziellen Klasse für Landschaftsmalerei an die Düssel- dorfer Kunstakademie berufen und ging später als Gründungsdirektor an die Aka- demie in Karlsruhe. Schirmer erregte schon als junger Student beträchtliches Aufsehen mit einer Waldansicht, die er als eine „Landschaft nach eigener Erfindung“ präsen- tierte. Mit dieser Bezeichnung wollte er verdeutlichen, dass sein Bild keine Wie- dergabe eines real existierenden Terrains war, sondern eine autonome Komposi- tion, eine Ideallandschaft. Eine solche Ideallandschaft ist auch das Gemälde mit der Losnummer 120. Es handelt sich um ein Hauptwerk des Malers, das ihm selbst – vollkommen zu Recht – besonders gelungen schien. Deshalb malte er davon noch eine weitere Version in Öl (Stiftung Sammlung Volmer) sowie ein Aquarell (Sammlung RheinRomantik, Bonn, Abb.) Im Vordergrund des Bildes sehen wir einen kleinen, offenbar nicht sehr tie- fen Fluss. Am rechten Ufer stehen drei Kühe und ein Schaf mit ihrem Hirten. Auf der anderen Seite liegen massive Felsbrocken im Wasser. Weiter hinten führt eine steinerne Brücke über das Flüsschen. Dort erhebt sich rechts eine Anhöhe mit Büschen und Bäumen und links ein einzelner, sehr großer Baum. Dessen Laub- werk verdichtet sich um die Diagonale, die von links oben nach rechts unten auf den Hirten und seine Tiere zuläuft. In der Mitte des Bildes erkennt man ein Gebäude mit hohen Mauern und einem Turm, dessen Bauweise an mediterrane Länder erinnert. Das spricht dafür, dass dieses Gemälde erst nach der langen (vom Juli 1839 bis zum Oktober 1840 dauernden) Reise Schirmers durch Italien entstanden sein dürfte. Die Position, aus der wir das Ganze betrachten, liegt leicht erhöht über dem Fluss, so als stünden wir auf einer zwei- ten Brücke oder auf einem der großen Felsblöcke. Von dort geht der Blick, wie durch einen geöffneten Vorhang, zwischen den Baumgruppen hindurch in die Tiefe des Rau- mes. Dabei erzeugt der Maler durch einen ebenso einfa- chen wie wirkungsvollen Kunstgriff einen unwiderstehli- chen Sog. Er teilt den Raum in zwei Schichten, wobei er

den Vordergrund in dunkleren Farben anlegt. So stellt sich 120 Johann Wilhelm dieser wie eine Barriere vor den Hintergrund, der in deut- lich helleren, mit Weiß abgemischten Farben gemalt ist. Schirmer Das Auge strebt naturgemäß zum Hellen, und dieser Impuls Jülich 1807 – 1863 Karlsruhe wird durch ein Hindernis nur noch gesteigert. Dabei ist ein unscheinbares Detail von großer Bedeutung: die Spiege- lung auf der Oberfläche des Wassers unter der Brücke. Italienische Landschaft mit Hirten. Um 1841 Hier wurde die Farbe nicht, wie ansonsten im Vorder- Öl auf Leinwand. 58 × 83 cm (22 ⅞ × 32 ⅝ in.). Johann W. Schirmer, Italienische grund, getupft, sondern mit feinen, kaum noch wahr- Unten links signiert: J W Schirmer. Retuschen. Landschaft mit Hirten, 1841, Aquarell, nehmbaren waagerechten Pinselspuren aufgestrichen. Dadurch entsteht der Ein- Randdoubliert. [3176] Gerahmt. Sammlung RheinRomantik, Bonn druck einer hintereinander gestaffelten Abfolge von dünnen Lamellen. Mit einer Provenienz homogenen Fläche wäre dieser Eindruck nicht zu erzielen gewesen, denn diese Privatsammlung, Süddeutschland hätte sich dem Blick sofort frontal entgegengestellt. So aber fühlt sich das Auge ermuntert, aus seiner Schwebeposition in die Tiefe des Raumes zu gleiten, immer EUR 30.000–40.000 weiter, bis in den hellen Himmel, der weit entfernt – fast schon im Jenseits – auf USD 35,300–47,100 uns wartet.

Grisebach — Herbst 2020 121 Adrian Ludwig Richter 1803 – Dresden – 1884 einige Autographen sowie ein Ölgemälde. Leipzig, C. G. Boerner in Verbindung mit der Kunsthandlung „Torre del Quinto“. 1823 Gutekunst & Klipstein, Bern, 17.11.1928, Kat.-Nr. 11 Bleistift auf Papier. 20,5 × 27,5 cm (8 ⅛ × 10 ⅞ in.). Oben rechts bezeichnet: Monte Velino. Unten rechts Die schöne Zeichnung Ludwig Richters zeigt im weiten Land- bezeichnet und datiert: Torre del Quinto. [...] schaftsausschnitt den Blick ins nördliche Tibertal bei Rom Novemb. 23 Rückseitig unten links zweimal der mit dem Weg zum Torre del Quinto, eingerahmt von den Stempel Lugt 789c. [3273] Sabiner Bergen im Hintergrund. Zahlreiche Zeichnungen der

Provenienz deutschen Künstler sind von diesem Standort entstanden, 122 Carl Georg Enslen Eduard Cichorius, Dresden / Theodor Engelmann, und Ludwig Richter schreibt in seinen Lebenserinnerungen Wien 1792 – 1866 Lille Basel / ehemals Sammlung Eugen Roth möglicherweise direkt über die Entstehung unserer Zeich- nung: „So griffen wir eines schönen Morgens nach unseren EUR 2.500–3.500 Skizzenbüchern und Feldstühlen und gingen nach dem Torre Die Ruinen von Pompeji. 1845 USD 2,940–4,120 del Quinto hinaus, welcher damals noch nicht zusammenge- Öl auf Papier auf Leinwand. 30,3 × 27 cm brochen war, sondern von seinem malerischen Felsen (11 ⅞ × 10 ⅝ in.). Unten links mit Feder in Braun Literatur und Abbildung schlank und hoch in die weite Landschaft schaute. Welche monogrammiert und datiert: CE Juin 1845. Versteigerungskatalog CLIX: Sammlung Dr. Theodor wunderbare Stille hier! Schauend und nachzeichnend emp- Quetschfalten, kleine Retuschen. [3059] Gerahmt. Engelmann-Basel. Das Werk Adrian Ludwig Richter. fand ich so recht in tiefster Seele die unsägliche Schönheit Aquarelle und Handzeichnungen, Radierungen, Holz- dieser weiten, einsamen Gefilde, über welchen ein Hauch EUR 5.000–7.000 schnitte und Lithographien, illustrierte Bücher. Dazu des tiefsten Friedens schwebt.“ MM USD 5,880–8,240

Grisebach — Herbst 2020

123 Deutsch, um 1830 124 Ernst Fries Heidelberg 1801 – 1833 Karlsruhe

Gebirgsbach. Öl auf Papier. 46,3 × 33,9 cm (18 ¼ × 13 ⅜ in.). Wasserfall. [3280] Gerahmt. Aquarell und Deckweiß über Kreide auf Papier. 43 × 33,8 cm (16 ⅞ × 13 ¼ in.). Rückseitig: Kopf eines EUR 3.500–4.500 Mädchens. Bleistift, weiß gehöht. Zwei geglättete USD 4,120–5,290 Falten am rechten Rand. [3273] Provenienz Die für eine Freilichtstudie ungewöhnlich große Ölstudie Ehemals Sammlung Eugen Roth scheint entweder aus dem Münchner Umfeld von Dillis’ oder dem Wiener Kreis um Friedrich Gauermann zu stam- EUR 4.000–6.000 men und besticht durch ihre treffsichere und frische USD 4,710–7,060 Naturwiedergabe.

Grisebach — Herbst 2020

125 Deutsch, 1857

Kopf eines Mannes im Profil nach rechts. Öl auf Leinwand. 57 × 44 cm (22 ½ × 17 ⅜ in.). Unterhalb der Darstellung in der Mitte datiert: 14 Jan[?] 57. [3356]

EUR 3.000–4.000 USD 3,530–4,710

126 Französisch, Literatur und Abbildung Bislang konnte die Autorschaft des unsignierten Bildes Auktion 425: Gemälde, Möbel, Kunstgewerbe, zwar nicht geklärt werden, eine besondere Nähe scheint um 1800 Skulpturen, Teppiche aus verschiedenem Besitz. unser Werk aber zu den Bildern des 1755 geborenen Malers Berlin, Leo Spik, 12.3.1959, Kat.-Nr. 81 („Romantiker Simon Denis zu haben. Insbesondere die Details von Baum- [Erste Hälfte 19. Jahrh.]: Felsiges Tal mit Wasserfall schlag und die vielfältigen Erscheinungsformen des Wassers des Tiber im Sonnenlicht“) sind vergleichbar. Denis arbeitete im römischen Umfeld der Die Wasserfälle von Terni. Maler der Académie de France und wurde 1806 offizieller Öl auf Leinwand. Doubliert. 77,5 × 108 cm Maler am Hof von König Joseph Bonaparte in Neapel und (30 ½ × 42 ½ in.). Retuschen. [3063] Gerahmt. Die gewaltigen Wasserfälle von Terni waren neben damit Nachfolger von Philipp Hackert. Sein Werk ist eine Syn- denjenigen von Tivoli ein besonders beliebtes Motiv bei den these aus älteren Vorbildern wie Claude Lorrain einerseits EUR 18.000–24.000 nach Italien reisenden Künstlern und das großformatige, und einem genauen Naturstudium andererseits, das uns in USD 21,200–28,200 hier angebotene Bild ist ein besonders herausragendes Bei- Form seiner genialen Ölstudien überliefert ist. In seinen aus- spiel dafür. Um 1800 entstanden, besticht es besonders geführten Werken ist er jedenfalls ganz dem Ideal der arkadi- durch seine ausgewogene Komposition sowie durch sein schen Landschaft verpflichtet, auch wenn sich hier bereits abwechslungsreiches Kolorit und die enorme Tiefenwirkung. die Epoche der reinen Freilichtmalerei ankündigt. MM

Grisebach — Herbst 2020

127 Lorenz Adolf Schönberger „Glaubt ihr wohl, ich sei auf meinem Felsen Vöslau 1768 – 1846 Mainz

Wie ein Felsen still und fest geblieben?“ Schoenberger‘s Skizzenbuch von Rom. Um 1817/25 Skizzenbuch mit Zeichnungen auf 43 Blatt Papier Johann Wolfgang von Goethe (Bleistift und Kreide sowie Feder in Braun und Schwarz, laviert). 14,5 × 23,5 cm (5 ¾ × 9 ¼ in.). Vorderdeckel abgelöst. [3161]

EUR 8.000–12.000 USD 9,410–14,100

Grisebach — Herbst 2020

128 Deutsch, 129 August Richter Dresden 1801 – 1873 Pirna um 1820/30 Literatur und Abbildung Catalog der von Herrn Xaver Maria Cäsar von Schön- Bildnis eines Jungen. berg-Rothschönberg [...] hinterlassenen Sammlung Tivoli. Aquarell auf Bütten. 28,2 × 23,5 cm (11 ⅛ × 9 ¼ in.). von Kupferstichen, Handzeichnungen, Bildwerken etc. Pinsel in Braun und Feder in Schwarz auf Bütten. Rückseitig unten rechts die Stempel Lugt 2266 und Leipzig, R. Weigel'sches Kunstlocal, 22.9.1858 ff., 18,4 × 22,8 cm (7 ¼ × 9 in.). Kleine Randmängel. [3273] Lugt 381a. [3273] Kat.-Nr. 1809 („17 Bl. Studien von Landschaften, Provenienz Provenienz Köpfen etc. Aquarelle“) (?) / XXXVI. Münchener Kunst- Ehemals Sammlung Eugen Roth, München Xaver Maria Cäsar von Schönberg-Rothschönberg (bis auction: Katalog der berühmten Sammlung von Hand- 1853) / Boguslaw Jolles, Dresden und Wien (bis 1912) / zeichnungen und Aquarellen alter und moderner EUR 2.500–3.500 ehemals Sammlung Eugen Roth, München Meister aller Schulen aus dem Besitze des Herrn USD 2,940–4,120 Boguslaw Jolles, Dresden-Wien. München, Hugo EUR 2.500–3.500 Helbing, 28.-31.10.1895, Kat.-Nr. 1314 („Brustbild eines USD 2,940–4,120 jungen Bauernburschen“)

Grisebach — Herbst 2020

130 Deutsch, 1840

Tivoli. 1840 Bleistift auf Papier. 22,3 × 46,3 cm (8 ¾ × 18 ¼ in.). Unten rechts in Bleistift bezeichnet und datiert: Tivoli 24 August 1840. [3726] Gerahmt.

EUR 800–1.200 USD 941–1,410

131 1827 – Düsseldorf – 1905

Italienische Landschaft. 1858 Öl auf Leinwand. Doubliert. 94 × 84 cm (37 × 33 ⅛ in.). Unten rechts signiert und datiert: Achenbach 1858. Retuschen. [3389] Gerahmt.

EUR 6.000–8.000 USD 7,060–9,410

Grisebach — Herbst 2020

133 Franz Richard

132 Albert Hertel Unterberger 1843 – Berlin – 1912 Innsbruck 1837 – 1902 Neuilly-sur-Seine

Italienische Landschaft. Ein Markt in Neapel. Literatur und Abbildung Aquarell auf Velin, auf Karton aufgezogen. Öl auf Leinwand. 91,4 × 142,2 cm (36 × 56 in.). New York, Sotheby’s, New York, 23.10.2007, Kat.-Nr. 24 32,7 × 49,6 cm (36 × 53 cm) (12 ⅞ × 19 ½ in. Signiert: FR Unterberger. [3736] Gerahmt. (14 ⅛ × 20 ⅞ in.)). Unten links der Stempel in Violett: Provenienz Wir danken Prof. Dr. Sybille Moser-Ernst, Innsbruck, für die Albert Hertel Nachlass. Rückseitig erneut mit diesem Privatsammlung, New York / The John F. Eulich freundliche Bestätigung der Authentizität des Gemäldes Stempel (zweifach). Dort auch ein Stuttgarter Zoll- Collection, Dallas (erworben 2007) / Privatsammlung, anhand einer Fotografie. stempel. [3377] Deutschland

EUR 1.500–2.500 EUR 25.000–35.000 USD 1,760–2,940 USD 29,400–41,200

Grisebach — Herbst 2020

134 François-Marius 1814 fast vollendet hatte, füllte sich sein Atelier in der Via delle Quattro Fontane jeden Tag mit Besuchern aus allen Granet Ständen. Caroline Murat, die Schwester Napoleons I., erwarb das Bild von der Staffelei weg. Granet zögerte die Aix-en-Provence 1775 – 1849 Malvalat/Aix-en-Provence Ablieferung jedoch hinaus. Er wollte das Bild solange wie möglich in Rom behalten, denn die Schar der prominenten Der Chor der Kapuziner in der Kirche Santa Maria Bewunderer wurde von Tag zu Tag größer. Noch vor der dell`Immacolata Concezione in Rom. Nach 1814 Übergabe der ersten Fassung (heute im Metropolitan Muse- Öl auf Leinwand. 117 × 91 cm (46 ⅛ × 35 ⅞ in.). um of Arts, New York) schuf er eine zweite Version, die [3721] Gerahmt. zahlreiche Abwandlungen aufwies. Auch dieses Bild, es war Provenienz in der französischen Botschaft in Rom ausgestellt, erregte Privatsammlung, Norddeutschland ungeheures Aufsehen, wie Granet im Oktober 1817 ber- ichtet: „Königinnen, Prinzen, Kardinäle, kurz, alles ist den EUR 10.000–15.000 ganzen Tag auf den Beinen, um das Bild zu sehen. Alle Poet- USD 11,800–17,600 en der südlichen Länder schreiben Sonette über mich.“ Zu den Bewunderern und Käufern gehörten u.a. Pius VII. (er lud Granet sogar zu einer Priva- Bereits vor ihrer Vollendung erregte taudienz), der englische Kunstsammler die erste Fassung dieses Bildes ein unge- William Coningham (seine Version war in heures Aufsehen. „Die Wahrhaftigkeit der London ausgestellt und erregte dort Farben, die Genauigkeit der Effekte, die größtes Aufsehen), Georg IV. von Eng- Präzision und die Kühnheit der Licht- land (seine Version gehört seither zur punkte erzeugen eine vollständige Illu- Ausstattung des Buckingham Palace), sion“, rühmte nicht zuletzt Granets ehe- der Kunstsammler Charles Ferdinand maliger Lehrer Jacques-Louis David jenes d’Artois, Herzog von Berry (seine Version wahrhaft historische Gemälde. Der war 1819 im Pariser Salon ausgestellt und gezeigte Kirchenraum ist durchflutet von neben Géricaults „Floß der Medusa“ einem übernatürlichen, transzendentalen und Ingres’ „Paolo und Francesca“ das Licht, das aus dem winzigen Fenster der Gesprächsthema Nummer eins), Zar entfernten Wand herausfließt und auf die Alexander von Russland (er schenkte Zeremonie der Mönche am Altar trifft. seine Version 1821 der Eremitage und Der Zauber dieses privilegierten Blicks Granet zum Dank einen Diamantring) erzeugt starke Schatten und geheimnisv- und viele mehr. Jean-Auguste-Dominique Ingres, Portrait olle Silhouetten. François-Marius Granet, 1807, Öl auf Lwd., Die zahlreichen Varianten bezeu- Tatsächlich gibt kaum ein Bild, das Musée Granet, Aix-en-Provence gen den Triumph dieses Motivs. Granet in seiner Zeit berühmter war als dieses hatte bald so viele Bestellungen für Rep- Werk, dessen Lichtwirkung einigen Betrachtern außerhalb liken ebendieses Bildes, dass er 1820 seine Leinwand im der gewohnten Möglichkeiten der Malerei zu liegen schien. Chor der Kirche aufstellte und immer wieder neue Fassun- Eine der zahlreichen Anekdoten besagt, dass ein Kardinal und gen malte. Im Jahr 1822 zählte Granet bereits fünfzehn Ver- ein Diplomat darum gebeten haben, die Leinwand berühren sionen, stets in abweichenden Größen, veränderter Aus- zu dürfen, um sich zu überzeugen, dass es sich wirklich um stattung des Raumes und unterschiedlicher Staffage. Es ein Gemälde handelte. darf davon ausgegangen werden, dass weitere Fassungen Während der napoleonischen Besetzung Roms (1808- entstanden. Unser Gemälde führt nicht nur die hohe maler- 14) hatte Granet in der Nähe der Piazza Barbarini den ische Qualität mit der faszinierenden Lichtwirkung vor Konvent der Kapuziner entdeckt. Bis auf den Gärtner, einen Augen, die uns sogartig in den Bildraum hineinzieht und Bibliothekar und den Küster waren alle Mönche vertrieben. zugleich davor innehalten lässt, sondern sie zeigt auch als Obwohl Granet durch seinen Akzent als Franzose zu erken- einzige Version neben jener in der Eremitage den Künstler nen war, gestatteten sie ihm, eine Ansicht des Chorraumes selbst im Bild (vorne rechts) – eine Spielart, bei der davon zu malen. Sie legten ihm sogar eine Kutte an, die sie in ausgegangen werden darf, dass sie nur Granet selbst für Sicherheit gebracht hatten. Anschließend nahmen sie im sich in Anspruch genommen hat. Gestühl die unterschiedlichsten Stellungen und Gesichtsau- Varianten des Bildes befinden sich u.a. in der sdrücke ein, die Granet als Vorlage für die rund 40 darges- Eremitage St. Petersburg, Musée du Louvre Paris, Musée tellten Kapuziner dienten. Ganz rechts tritt Granet selbst als Granet in Aix-en Provence, Musée des Beaux-Arts Angers, einziger Zivilist in den Kirchenraum. Diese Selbstdarstellung, Musée des Beaux-Arts Lyon, Musée de Grenoble, Metro- die sonst nur noch an einer weiteren Fassung in der Eremit- politan Museum of Arts New York, Museum of Art Cleve- age auftaucht, darf als Signatur des Künstlers verstanden land, La Salle College Philadelphia, Yale University New werden (Abb.). Haven, National Museum Minneapolis, Buckingham Palace Als Granet die erste Fassung seines Gemäldes Ende London, City Art Gallery Leeds, Thirlestane Castle (UK), Galleria Pallavicini Rom. Dr. Anna Ahrens Grisebach — Herbst 2020

135 Woldemar Hottenroth Blasewitz 1802 – 1894 Wachwitz

Kopfstudie einer Frau. Öl auf Leinwand, auf Karton aufgezogen. 37,6 × 33 cm (14 ¾ × 13 in.). Rückseitig mit blauem Stift (vom Künst- ler?) beschriftet: Oelstudie gemalt von Woldemar Hottenroth. [3433] Gerahmt.

EUR 2.500–3.500 USD 2,940–4,120

Wir danken Dr. Claudia Maria Müller, Dresden, für freundliche Hinweise und die Bestätigung der Authentizität des Bildes.

Die fein ausgeführte Studie suggeriert Vertrautheit und wirkt sehr authentisch. Sie ist vergleichbar mit dem „Chris- tuskopf“ von Hottenroth in der Galerie Neue Meister, Dres- den (Gal.-Nr. 3068). Hinweise zum Modell mag ein Blick auf eine Studie von Adolf Gottlob Zimmermann geben, die sich wiederum in der Sammlung in Görlitz befindet. Dieses Gemälde entstand um 1830 in Italien. Eventuell handelt es sich um das gleiche Modell.

136 August Wilhelm Ferdinand Schirmer Berlin 1802 – 1866 Nyon

Tassos Haus an der Küste von Sorrent. (Vor) 1836 Ausstellung „...ergötzlich sind unseres hiesigen Schirmer‘s Tafeln, von Öl auf Leinwand. 22,5 × 32,5 cm (8 ⅞ × 12 ¾ in.). XXIX. Kunstausstellung. Berlin, Königliche Akademie welchen eine namhafte Anzahl kleinerer in mehreren Sälen Auf dem Keilrahmen oben mit Bleistift beschriftet; der Künste, 1836, 2. Aufl., Kat.-Nr. 806 („Tasso‘s Haus da und dort zwischen den benachbarten Gemälden hervor- links: Tassos Haus an der Küste von Sorrent; rechts: in Sorrent“) (?) / Dritte Ausstellung: Werke von Rudolf lächeln [...]: Tasso‘s Haus in Sorrent (806), ein Bildchen, von gem. von Wilh. Schirmer in Berlin. Unten mit Feder in Henneberg, Wilhelm Schirmer, Hugo Harrer. Berlin, sehr guter Harmonie. Das hohe und festgebaute, wie ver- Schwarz beschriftet: Eigenthum des Geh. Raths Königliche National-Galerie, 1877, Kat.-Nr. 149: schanzte Haus vorn am Wasser, in matten Steintönen fein Knoblauch (Halle ad/Saale). [3080] Gerahmt. („Tasso‘s Haus in Sorrent. Oelgemälde. Privatbesitz“) (?) spielend, das plane Wasser zu seinen Füssen, blau erglän- Provenienz Literatur und Abbildung zend und übergehend in grüne Töne, wie es sich sichtbar (Wohl) Carl Friedrich Wilhelm Knoblauch, Berlin N. N.: Bericht über die Berliner-Kunstausstellung. entfernt und unter der Luft in den Grund zurückweicht, ver- (gest. 1859) / Karl Hermann Knoblauch, Sohn des Landschaft (Fortsetzung). In: Museum. Blätter für bil- einigen sich zu einem malerischen, angenehmen Anblick.“ Vorbesitzers, Halle/Saale (gest. 1895) / unbekannter dende Kunst, Jg. IV, No. 44, 31.10.1836, S. 345-351, (Bericht über die Berliner-Kunstausstellung, In: Museum. Besitz / Privatsammlung, Süddeutschland hier S. 348 / Friedrich von Boetticher: Malerwerke Blätter für bildende Kunst, Jg. IV, No. 44, 31.10.1836, S. 345- des neunzehnten Jahrhunderts. 4 Bände. Dritter, 351) EUR 8.000–12.000 unveränderter Nachdruck, Hofheim am Taunus, H. USD 9,410–14,100 Schmidt & C. Günther, 1979 (zuerst Fr. v. Boetticher‘s Verlag, Dresden 1891–1901), hier Zweiter Band (Zweite Hälfte), S. 571, erwähnt unter der Nr. 21

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136a Louis Gurlitt Altona 1812 – 1897 Naundorf/Sachsen

Albaner Berge. Um 1845 Öl auf Leinwand. Doubliert. 27,8 × 46,5 cm (11 × 18 ¼ in. ). Unten links bezeichnet: Ricordo. 18 Ottobre 1851 Roma. Rückseitig mit Feder in Braun beschriftet: Diese Skizze malte Arnold Boecklin am 18 October 1851 in Frascati bei Rom. Studie zu Louis Gurlitts Gemälde „Albaner Berge“ (1850) in der National- galerie, Berlin. Kleine Retuschen. [3011] Gerahmt. Provenienz Ehemals Wolfgang Gurlitt, Berlin/München (in der Familie Gurlitt als ein Werk und Geschenk Böcklins, bis mindestens 1962)

EUR 6.000–8.000 USD 7,060–9,410

Wir danken Dr. h.c. Hans Holenweg, Muttenz, und Dr. Angelika Wesenberg, Berlin, für freundliche Hinweise zur Zuschreibung und Datierung.

Ein Essay von Dr. Angelika Wesenberg, Berlin, ist online einsehbar.

Johann Joseph Eugen von Guérard ist in Australien weit

137 Eugen von Guérard besser bekannt als hierzulande. Dort verbrachte er dreißig Wien 1811 – 1901 London Jahre seines Lebens, von 1852 bis 1882. Aufgewachsen ist er aber in Europa, unter anderem in Rom und in Düsseldorf, wo er von 1841 bis 1844 an der Kunstakademie bei Johann Wil- Südliche Küstenlandschaft mit Palmen. 1844 helm Schirmer studierte. Dort entstand auch das bezau- Öl auf Holz. 23,2 × 33,8 cm (9 ⅛ × 13 ¼ in.). Unten bernde kleinformatige Gemälde mit der Losnummer 137. links signiert (auf dem Stein), bezeichnet und datiert: Es zeigt eine Landschaft, die man am Niederrhein Eug v: Guérard Düs: 1844. [3729] Gerahmt. vergeblich suchen würde. Man sieht einen von Palmen und Provenienz Agaven gesäumten Weg, der von einem Berg herab in eine Privatsammlung Schweden Ebene führt, wo er sich scheinbar in den Windungen eines Flußlaufes fortsetzt, um schließlich im Meer zu verschwind- EUR 30.000–40.000 en. Spuren menschlicher Tätigkeit sind kaum zu erkennen. USD 35,300–47,100 Man sieht nur zwei Frauen neben einer antiken Amphore. Damit wird aber keine nostalgische Sehnsucht nach dem vergangenen Goldenen Zeitalter geweckt. Goldener Glanz erfüllt nur den Himmel. Er stammt von der Sonne, die ger- ade hinter einer Bergkette auf- oder untergeht. Damit beschwört das Gemälde nicht so sehr die lineare Zeit unser- er menschlichen Kultur als vielmehr die ewige Wiederkehr natürlicher Abläufe. Prof. Dr. Karlheinz Lüdeking

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139 Heinrich Bürkel Pirmasens 1802 – 1869 München

Blick auf den Monte Circeo. Um 1853/54 Öl auf Papier auf Leinwand. 13,2 × 26 cm (5 ¼ × 10 ¼ in.). Werkverzeichnis: Nicht bei Bühler/ Krückl. Das Bild ist wohl eine Studie für das gleichna- mige, 2015 bei Grisebach versteigerte Gemälde (Öl auf Leinwand, 36,5 x 70,5 cm). Geschlossener Einriss unten links. Kleine Retuschen. [3154] Gerahmt.

EUR 4.000–6.000 USD 4,710–7,060

„... der Himmel ist blau und alles ein Staub.“

Johann Wilhelm Schirmer, 1851

138 Deutsch, um 1830

Landschaftsstudie. Im schlanken Querformat zeigt diese hinreißende Ölstudie Öl und Bleistift auf Leinwand auf Pappe. eine bewegte Hügelkette in der Bildmitte und links den Blick 13 × 33 cm (5 ⅛ × 13 in.). [3094] Gerahmt. in eine weite Ebene, möglicherweise das Rheintal. Auch koloristisch ist dieses kleine Stück Malerei von höchstem EUR 4.000–6.000 Reiz, im Wechsel von warmen Gelb- und Grün- und den viel- USD 4,710–7,060 fältigen Blautönen, die sich zum Horizont hin auflösen. Auch wenn momentan noch kein Künstler der Studie benannt werden kann, gibt es Ähnlichkeiten, die an die Landschafts- maler Schilbach, Schirmer und Achenbach erinnern. MM

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142 Thomas Fearnley Thomas Fearnley war Norweger und Schüler von Dahl in Fredrikshald 1802 – 1842 München Dresden. So war sein Künstlerauge an rauem Meer, schrof- fen Klippen und stürmischen Wolken geschult worden, und selbst die Sonne und das süße Leben im Süden konnten ihm Gewitter über der Bucht von Pozzuoli. 1833 diesen nordischen Blick nicht nehmen. Auf unserem Bild Öl auf Bütten, auf Karton aufgezogen. peitscht ein Sturm über die Bucht von Pozzuoli nahe Neapel. 29,2 × 43,5 cm (11 ½ × 17 ⅛ in.). Unten links Schwere, graue Regenbänder und gischtschäumende Wel-

140 Thomas Fearnley 141 Friedrich Loos atiert und monogrammiert (ligiert): 33 TF. len ziehen gen Land, während der Himmel oben schon wie- Fredrikshald 1802 – 1842 München Graz 1797 – 1890 Kiel [3154] Gerahmt. der blau aufbricht und ein dramatisches Leuchten auf Provenienz Pozzuoli im Vordergrund und die Insel Nisida im Hintergrund Privatsammlung, Frankreich wirft. Derselbe gewittrige Himmel weht auch durch eine Der Abendhimmel bei Dresden, im Hintergrund der Abendliche Wolkenstudie. Um 1846/52 Ölstudie, die im gleichen Jahr entstand und heute im Natio- Lilienstein und der Königstein. Um 1828/30 Öl auf Leinwand, auf Karton aufgezogen. EUR 18.000–24.000 nalmuseum Oslo aufbewahrt wird (Inv.nr. NG.M.00502). Dort Öl auf Leinwand. 8,4 × 21 cm (3 ¼ × 8 ¼ in.). Auf 10,4 × 23,7 cm (4 ⅛ × 9 ⅜ in.). Rückseitig mit Feder in USD 21,200–28,200 haben Wind und Wetter eine Wasserhose aufgetürmt, die Karton aufgelegt. [3065] Gerahmt. Braun beschriftet: XXXI. Friedr. Loos h. 10 x br. 23,5 brausend und wirbelnd vor der neapolitanischen Küste auf cm. Abendliche Wolkenstudie um 1848. Dort auch mit dem Meer tanzt. Man denkt an Goethes Himmelsbeobach- EUR 2.500–3.500 Bleistift beschriftet: No 18. [3495] Gerahmt. tungen und seine „Italienische Reise“, die stellenweise mehr USD 2,940–4,120 Provenienz an einen Wetterbericht als an einen Reisebericht erinnert. Ehemals Sammlungen Alois Schardt (1889-1955), „Mein Blick war auf den Himmel gerichtet“, formuliert er in Direktor der Nationalgalerie, Berlin–USA, und William einem Vers, und das gilt auch für Thomas Fearnley. Sein Dieterle (1892-1972) „Gewitter über der Bucht von Pozzuoli“ ist ein eindrucksvol- les Beispiel dafür und darüberhinaus auch malerisch eine EUR 3.000–4.000 echte Kostbarkeit. So virtuos, farblich so fein empfunden, USD 3,530–4,710 dabei klar und frisch wie die Luft nach einem Gewitter. FMG

Grisebach — Herbst 2020

143 Carl Rottmann dessen Giebelfiguren, die „Aegineten“, für seine archäologi- Handschuhsheim b. Heidelberg 1797 – 1850 München sche Sammlung erworben hatte. Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um das Apollotempel-Motiv, zu dem mehrere Vorarbeiten vorhan- „Ägina mit dem Apollotempel“. Um 1835 den sind. Es ist, soweit bekannt, die erste Landschaftsdar- Öl auf Papier auf Pappe. 36,5 × 47,7 cm stellung, in welcher der glutvoll leuchtende Sonnenunter- (14 ⅜ × 18 ¾ in.). Werkverzeichnis: Nicht bei Bierhaus- gang bildbestimmend ist – gewissermaßen der Auftakt zu Rödiger. – Mit einem Gutachten von Prof. Dr. Erika einem Leitmotiv, das Rottmann dann in den 1840er-Jahren Rödiger-Diruf (ehemals Bierhaus-Rödiger), Karlsruhe, mehrfach variierte. vom 15. April 2020. Retuschen. [3323] Gerahmt. Unwillkürlich stellt sich beim Anblick der Landschaft Provenienz die Assoziation mit dem Untergang des Abendlandes ein, Privatsammlung, Berlin (von 1933 bis mind. 1952 als verdichtet durch die Präsenz der Tempelruine und der Leihgabe im Staatlichen Museum Moritzburg in Halle Baumleichen im Vordergrund. Während seiner Reise hatte [Saale]) der Künstler nicht nur bewegende Eindrücke vom Verfall und den Zerstörungen der Altertümer erhalten, sondern EUR 18.000–24.000 auch die oftmals prekären Lebensverhältnisse der Griechen USD 21,200–28,200 erlebt. Die Wiege des Abendlandes bot nach zwei Jahrtau- senden ihrer Geschichte einen schrecklichen wie faszinie- renden Anblick, „das Bild der Zerstörung, es ist gräulich 1834/35 bereiste Carl Rottmann im Auftrag des bayerischen schön“, wie Rottmann an seine Frau Friederike schreibt. Königs Ludwig I. Griechenland, um im Anschluss eine Reihe Nirgendwo war der „Gegensatz zwischen historischer Größe von großformatigen Wandbildern mit Griechenlandansich- und ernüchternder Gegenwart so drastisch zu erfahren wie ten zu schaffen. Vorgesehen waren anfangs 38 Ansichten, in diesem Land, das nach Jahrhunderten des Niedergangs vollendet wurden aber nur 23, die drei Jahre nach Rott- unter der osmanischen Herrschaft auch noch die Verwüs- manns Tod ab 1853 in der neu erbauten Neuen Pinakothek tungen des Unabhängigkeitskrieges zu verkraften hatte.“ im sogenannten Rottmannsaal zu sehen waren. (Herbert W. Rott, Carl Rottmann, 2007) Von der Reise hatte Rottmann zahlreiche Studien mitge- Die erste Apollotempel-Studie, die noch vor Ort ent- bracht und gleich nach seiner Rückkunft in München begon- stand, ist in Form eines Aquarells erhalten. Ausgereiftere nen, aus dem einen oder anderen Motiv Bildkompositionen Versionen befinden sich in der Staatsgalerie Stuttgart (auf sowohl in Öl als auch in Aquarell zu entwickeln. Nicht alle 1836 datiert) und in der Kunsthalle Karlsruhe (auf 1840 Entwürfe fanden die Zustimmung des Königs. Von Ägina bei- datiert). Daneben existiert u.a. noch eine weitere Variante, spielweise standen zwei Ansichten zur Disposition: Die eine die 2014 bei Grisebach versteigert wurde. Innerhalb dieser zeigte den relativ gut erhaltenen Aphaiatempel, ein heute Bilderkette nimmt die vorliegende Ölstudie eine besondere noch beliebtes Touristenziel, die andere betraf die Reste Stellung ein. Es scheint sich hier um die „prima idea“, die des sogenannten Apollotempels, von dem 1834/35 lediglich erste Bildidee für die Komposition, zu handeln. In nuce noch ein Hügel mit einer Säule und Fundamentreste vorhan- beinhaltet die Darstellung bereits alle Hauptelemente der den waren. Der König entschied sich für die Darstellung mit späteren Varianten. Diese Funktion erklärt auch den virtu- dem Aphaiatempel, wohl auch im Hinblick darauf, dass er os-schnellen malerischen Vortrag. Im dunkel gehaltenen, unter der Sichtebene des Betrachters liegenden Vordergrund der Ölskizze sind zwar noch nicht jene Details beschrieben, welche die späteren Fassungen im Gegenständlichen aufweisen. Dennoch sind sie auf dem vorliegenden Bild schon deutlich zu erahnen: der abgerissene Ast und die Baumwurzel, ebenso das Rinnsal und der Tümpel – allesamt Symbole des Verfalls. Die Ölskizze verleiht Rottmanns Griechen- landerfahrung bildlichen Ausdruck: der Wahrneh- mung eines desolaten (Natur-)Zustands zum einen und dem Erleben überwältigender, atmosphäri- scher Licht- und Wetterverhältnisse zum anderen. Innerhalb seines Œuvres stellt das Bild eines der sehr wenigen, überlieferten Beispiele dar, in denen er mit sicherer Hand und voller Farbigkeit seinen ersten Bildgedanken aufs Papier brachte. Carl Rottmann, Ägina - Apollotempel, um 1840, Öl auf Papier auf Karton, Prof. Dr. Erika Rödiger-Diruf Grisebach, Auktion 229 (Los 162)

Grisebach — Herbst 2020

145 Österreichisch (?), 146 André Giroux um 1840 1801 – Paris – 1879 Das Castel dell‘Ovo in Neapel. Um 1826 Öl auf Papier auf Leinwand. 15 × 27,4 cm Südliche Küstenlandschaft im Abendlicht. (5 ⅞ × 10 ¾ in.). Rückseitig links auf Leinwand und Öl auf Papier, auf Leinwand aufgezogen. Spannrahmen der rote Stempel: VENTE GIROUX. Auf 18,7 × 25,5 cm (7 ⅜ × 10 in.). Rückseitig auf dem dem Spannrahmen auf einem Aufkleber, der wohl zu „Die Farben senden sich gegenseitig ihre Keilrahmen von verschiedenen Händen beschriftet. einer der fünf Nachlass-Versteigerungen von 1904 Unten mittig in Bleistift: „Fritz Gauermann ... (Unle- gehört, mit Feder in Schwarz beschriftet: No 7 [die Reflexe zu, und indem sie ihr Aussehen durch serlich)“; oben links in Kugelschreiber: „FÜR WALTER Ziffer durchgestrichen] / 24 Janvier 1904. Auf der LEHMANN v. Christa Hardt“ und mittig: „GAUERMANN Stützleiste des Spannrahmens mit Feder in Schwarz eine Lasur transparenter und entlehnter BRANDL A.“; oben rechts in Bleistift (schwach lesbar): [mit der Nachlass-Nummer?] beschriftet: 338. „6 Br 3r“. [3728] Gerahmt. [3154] Gerahmt. Eigenschaften verändern, vervielfältigen sie Provenienz Provenienz Privatsammlung, Österreich Nachlass des Künstlers (1904) / Privatsammlung, ihre melodiösen Verbindungen ins Unendliche …“ Frankreich EUR 2.000–3.000 Charles Baudelaire, „Der Salon“, 1846 USD 2,350–3,530 EUR 3.000–4.000 USD 3,530–4,710

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147 Théodore Gudin Paris 1802 – 1880 Boulogne-sur-Seine

Der Tour des Balaines an der französischen Atlantikküste. EUR 3.000–4.000 Öl auf Papier auf Holz. 28,5 × 40 cm (11 ¼ × 15 ¾ in.). USD 3,530–4,710 Unten rechts signiert: T Gudin. Rückseitig auf einem aufgeklebten Stück Leinwand mit Schablone in Wir danken Erwana L‘Haridon, Service de l‘Inventaire du Schwarz beschriftet: T Gudin 40. Dort auch mit Patrimoine Culturel in Rennes, für den freundlichen Hin- Bleistift beschriftet: Foura[?] mit Leuchtturm 290. Die weis zur Topographie. Holztafel etwas gewölbt. Retuschen. [3272] Gerahmt.

148 Théodore Gudin 149 Théodore Gudin Paris 1802 – 1880 Boulogne-sur-Seine Paris 1802 – 1880 Boulogne-sur-Seine

An der Küste. Seestück. 1870 Pinsel in Braun, weiß gehört, auf Papier, über ein Öl auf Leinwand. 38 × 46 cm (15 × 18 ⅛ in.). weiteres Papier auf zeitgenössischen Karton aufge- Unten links signiert und datiert: T Gudin 1870. zogen. 16,4 × 25 cm (37,8 × 47,6 cm) (6 ½ × 9 ⅞ in. [3161] Gerahmt. (14 ⅞ × 18 ¾ in.)). Unten rechts gewidmet und sig- niert: à Mr Nobler. T. Gudin. Rückseitig ein (kaum EUR 6.000–8.000 noch lesbares) Etikett eines Pariser Rahmenmachers. USD 7,060–9,410 Gebräunt. [3568] Gerahmt.

EUR 1.500–2.500 USD 1,760–2,940

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150 Félix Ziem Beaune 1821 – 1911 Paris

„Claire de lune devant San Giorgio“ (Venedig). Öl auf Holz. 29 × 44,4 cm (11 ⅜ × 17 ½ in.). Unten rechts signiert: Ziem. Mit einer Bestätigung der Association Felix Ziem, Marseille, vom 14. Oktober 2020. Das Gemälde wird aufgenommen in das Ver- zeichnis der Werke Felix Ziems. [3044] Gerahmt.

EUR 15.000–20.000 USD 17,600–23,500

151 Félix Ziem Beaune 1821 – 1911 Paris

„Effet de lune, Venise“. Öl auf Pappe. 27,9 × 39 cm (11 × 15 ⅜ in.). Unten rechts signiert: Ziem. Mit einer Bestätigung der Association Felix Ziem, Marseille, vom 14. Oktober 2020. Das Gemälde wird aufgenommen in das Verzeichnis der Werke Felix Ziems. Kleiner Knick in der Ecke oben rechts. [3044] Gerahmt.

EUR 8.000–12.000 USD 9,410–14,100

Grisebach — Herbst 2020

152 Félix Ziem Beaune 1821 – 1911 Paris

„Un coin du vieux Marseille“. Öl auf Leinwand. Doubliert. 24 × 17,2 cm (9 ½ × 6 ¾ in.). Unten rechts signiert: Ziem. Mit einer Bestätigung der Association Felix Ziem, Marseille, vom 14. Oktober 2020. Das Gemälde wird aufgenommen in das Verzeichnis der Werke Felix Ziems. [3044] Gerahmt.

EUR 8.000–12.000 USD 9,410–14,100

153 Félix Ziem Beaune 1821 – 1911 Paris

„Voilier et gondole“. Öl auf Holz. 17,5 × 24,6 cm (6 ⅞ × 9 ⅝ in.). Unten rechts signiert: Ziem. Rückseitig ein Etikett der Galerie Dr. Bühler, München. Mit einer Bestätigung der Association Felix Ziem, Marseille, vom 14. Oktober 2020. Das Gemälde wird aufgenommen in das Ver- zeichnis der Werke Felix Ziems. [3044] Gerahmt.

EUR 6.000–8.000 USD 7,060–9,410

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Anna Ahrens „Alles ist luftiger und leichter ...“ Lose 154–170 Lose

Es war das Ausschließliche, Unumkehrbare und sicher auch Nüchterne einer rei- nen Vernunftgläubigkeit, das die Romantiker gegen den Rationalismus der Auf- klärung des 18. Jahrhunderts auf den Plan brachte. Die „jungen Feuerköpfe“

(Hans Joachim Neidhardt) - selbst Kinder des aufgeklärten Zeitalters - rebellier- ten gegen eine allzu vernünftig gewordene Welt. Der Ordnung setzten sie das Ungeordnete entgegen, der Vernunft die Unvernunft, dem Erklärbaren das Uner- klärliche, dem Fassbaren das Unermessliche. Sie suchten das Besondere im zunehmend umfangreichen Regelwerk, betonten das Gefühlte, das Wunderbare und Geheimnisvolle des menschlichen Daseins. Die „blaue Blume“ (Novalis) wurde zum Symbol romantischer Sehnsucht – sowohl in die Ferne zu schweifen und das Unbekannte zu entdecken als auch Nähe und Gegenwärtigkeit im Hier und Jetzt zu suchen. Die romantische Hinwen- dung zur Natur stellte sich schon bald als Wegesgabelung heraus, die der Ent- wicklung der Malerei des 19. Jahrhunderts ihre Richtung wies. Denn die persönli- che Naturerfahrung barg nicht zuletzt die Chance, den Aufbruch einer neuen Künstlergeneration in einer eigenen Kunstgattung zu manifestieren, was sich auch Philipp Otto Runge sehnlichst erhoffte: „die Abstraktionen gehen zu Grun- de, alles ist luftiger und leichter als das bisherige, es drängt sich alles zur Land- schaft, sucht etwas bestimmtes in dieser Unbestimmtheit, und weiß nicht, wie es anzufangen? ... Ist denn in dieser neuen Kunst – der Landschafterey, wenn man so will, - nicht auch ein höchster Punct zu erreichen?“ Das genaue Beobachten und bewusste Wahrnehmen der Natur, ihrer Stim- mungen und Wandlungen, gingen mit einer Aufwertung der Gattung Landschafts- malerei einher, die bald für sich selbst stehen konnte, subjektiv sein durfte, Experimente zuließ. Die Künstler verließen ihre Ateliers, um draußen, an Ort und Stelle, mit Pinsel und Farben ihre unmittelbaren Natureindrücke auf Papier und Leinwand zu bannen. Das Ringen darum, die Natur zu studieren, um sie „ihrem eigenen Sinn nach“ zu erfassen, war nicht nur für Künstler wie Runge, Friedrich, Carus oder Dahl die wichtigste Voraussetzung für einen künstlerischen Aufbruch. Die neue „Landschafterey“ eröffnete der Malerei enorme gestalterische Freihei- ten und setzte eine Dynamik in Gang, die zugleich abstrahierenden Tendenzen als auch realistischen, dem Leben zugewandten Natur- und Kunstauffassungen unaufhaltsam Vorschub leistete. „Versuche stets, ein Stückchen Himmel über deinem Leben freizuhalten.“ Marcel Proust Aufbruch undAufbruch Wandel

154 Edward Harrison 155 Frederik Michael Compton Ernst Fabritius de 1881 – Feldafing – 1960 Tengnagel Blick über die Elbe auf Dresden mit Schloss und Vejlegard 1781 – 1849 Kopenhagen Katholischer Hofkirche. 1917 Aquarell und Gouache über Bleistift auf leichtem Blick auf die Elbe bei Dresden. 1825 Karton. 42 × 60,5 cm (16 ½ × 23 ⅞ in.). Unten links Öl auf Leinwand. 35 × 46,8 cm (13 ¾ × 18 ⅜ in.). Unten signiert, bezeichnet und datiert: E. Harrison Compton rechts monogrammiert und datiert: FME [? ligiert] F. München 1917. Etwas gebräunt. [3377] d. T: 1825. Auf dem Keilrahmen oben mit Bleistift beschriftet: Parti fra det sachsiske Schweitz. Unten EUR 2.500–3.500 mit Bleistift beschriftet: Fabricius de Tengnagel. USD 2,940–4,120 [3646] Gerahmt. Provenienz Ehemals Sammlung Maibaum, Lübeck (lt. Stempel auf der Rückpappe)

EUR 4.000–6.000 USD 4,710–7,060

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Gerd Spitzer Wahrnehmung und Idee

Genaue Naturbeobachtung war essentiell für den Wissenschaftler Carus, und diese aufmerksame Wahrnehmung hat auch den Blick des Künstlers wesentlich bestimmt. Bei ausgedehnten Spaziergängen nahm er bewegende Seherlebnisse in sich auf, die er häufig schriftlich fixierte, mitunter in zeichnerischen Skizzen fest- hielt, seltener jedoch in die Ölmalerei umsetzte. Noch in seinen Lebenserinne- rungen erinnerte Carus manche der einst aufgenommen Naturszenerien, um dann resigniert festzustellen: „kurz, es gab Bilder, die sehr verdient hätten, in größeren Oelgemälden würdig dargestellt zu werden, wozu jedoch mir weder Zeit noch Kunst ausreichen wollten.“ Die Ansicht der Schiffsmühle am Elbufer, ausgeführt in Öl auf Leinwand und auf einem der Steinblöcke im Vordergrund deutlich mit dem Monogramm des Künstlers bezeichnet, gewinnt den Rang eines solch ausgeführten Kunstwerkes über den flüchtigen Natureindruck und die rasche Studie hinaus. Carus hat die Schiffsmühle, gelegen auf der Neustädter Elbseite etwas unterhalb des Japani- schen Palais, auf seinen Wanderungen wiederholt studiert. Dies belegen zwei kleine Zeichnungen aus dem Nachlass des Künstlers, bei denen die Mühle vor der Silhouette des jenseitigen Altstädter Ufers skizziert ist. In dem ausgeführten Ölbild ist eine andere Ansicht gewählt, bei der die topografische Bestimmung zugunsten einer allgemeineren Konzeption des Landschaftsbildes beiseitgelassen wird. Der Blick auf die hölzernen Aufbauten der schwimmenden Mühle, die ruhig auf dem leicht bewegten Wasser liegt, eröffnet sich durch verwildertes Gebüsch am Flussufer, aus dem ein Naturrahmen diskret geformt ist. Vieles von dem, was Carus sich an malerischen Mitteln in seinen Naturstudien angeeignet hatte, konn- te er nun, nachdem sich der Künstler von der Nachahmung der symbolgeladenen Bildsprache Caspar David Friedrichs zu lösen begann und vermehrt die Anregun- gen Dahls aufnahm, in einer derartigen Landschaftsdarstellung zu überzeugender Anschaulichkeit bringen: die knorrig ausladenden Weidenstämme mit den Bewe- gung anzeigenden Zweigen und Wipfeln, das grau schimmernde Laub, der erdig- steinige Grund, die durch Licht und Schatten bestimmte Formung von Holz und Stein aus der Farbe heraus, den morschen Flechtzaun und das aufgetürmte Geröll, das die Szenerie zum Betrachter hin abschließt. Besonders interessiert war der sensible Naturbeobachter Carus jedoch daran, atmosphärische Phänomene ins Malerische umzusetzen: die Spiegelung der Konturen auf dem Wasser, die leise verschwim- menden farbigen Reflexe auf dem Fluss, mehr noch aber die Erscheinung des licht- und farbgebenden hohen Himmels selbst mit seiner graphisch feinen Mondsichel; die sanften Farbübergänge vom blasser werdenden Gelb bis zu den Rot- und Violetttönen, kontrastierende zarte Wolkenstreifen, die nahezu transparent das Abendlicht reflektieren. Der rötliche Schimmer liegt auch auf der Schiffsmühle und auf den dunklen Baumreihen am jenseitigen Elbufer, die wohl zu jenem „Großen Gehege“ gehören, das durch Friedrichs berühmtes Gemälde so bekannt wurde. Carus hat in seinen „Fragmenten eines malerischen Tagebuchs“ um die Mitte der 1820er-Jahre „wunder- barste Farbenspiele“ und „atmosphärische Schleier“ am abendlichen Himmel über der Elbe genauestens beschrieben. Hier werden sie in einem seiner ein- Carl Gustav Carus, Schiffsmühle auf der Elbe bei Dresden, um 1826(?), Bleistift drucksvollsten Werke zum unmittelbaren maleri- auf Papier, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden schen Ereignis.

Grisebach — Herbst 2020 N 156 Carl Gustav Carus 157 Deutsch, Leipzig 1789 – 1869 Dresden um 1840/50 Schiffsmühle auf der Elbe bei Dresden. 1826 Öl auf Leinwand. 21,5 × 29 cm (8 ½ × 11 ⅜ in.). Unten mittig auf einem Stein monogrammiert (ligiert) „Im Plauenschen Grund bey Dresden“. (Nach) 1847 und datiert: GC 26. Werkverzeichnis: Nicht bei Öl auf Leinwand. 20,6 × 25,6 cm (8 ⅛ × 10 ⅛ in.). Prause. [3614] Rückseitig auf der Leinwand mit Bleistift bezeichnet: Provenienz Im Grund bey Plauen. Auf der Rückwand aus Holz mit Ehemals Privatsammlung, Ostdeutschland, und Bleistift bezeichnet: Im Plauenschen Grund bey Galerie Arnoldi-Livie, München Dresden. Dort auch ein Etikett mit der Nummer: 51. Nicht aufgespannt. [3433] Gerahmt. EUR 100.000–150.000 USD 118,000–176,000 EUR 1.500–2.500 USD 1,760–2,940 Literatur und Abbildung Das Unendliche im Endlichen. Romantik und Gegen- wart. Malerei, Zeichnungen, Fotografie und Installati- onen. Jena, Kunstsammlung, Städtische Museen, 2015, Kat.-Nr. 15

158 Deutsch (?), um 1820/30

Norwegische Landschaft. Die ganz im Zeichen der Romantik geschaffene Landschafts- Gouache auf Papier. 26,3 × 38,3 cm (10 ⅜ × 15 ⅛ in.). studie erinnert an das Werk des deutsch-baltischen Malers Rückseitig rechts oben mit Bleistift beschriftet: August Matthias Hagen (1794-1878). Aber auch der Kreis der Norwegische Landschaft. Etwas fleckig und berieben. Dresdner Schüler von Dahl, allen voran Carl Julius von [3079] Leypold (1806-1874) ist für die Autorschaft dieser „Norwegi- schen Landschaft“ in Betracht zu ziehen. EUR 4.000–6.000 USD 4,710–7,060

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Knut Ljøgodt Cliffs by the Coast of Northern Norway

The motif in this by Peder Balke is obviously inspired by his journey to Northern Norway and can probably be dated as mid 1840s. The Norwegian painter Peder Balke (1804-1887) started his career as the apprentice of a local painter for decorative interiors, before attending the Royal Drawing School in Christiania (present-day Oslo). He continued his education in Stockholm under the tutelage of Carl Johan Fahlcrantz, professor at the Royal Academy and Sweden’s leading landscape painter of the day. It was during his studies in Stockholm that Balke in 1832 decided to travel to the Northernmost parts of his native country and to depict the Arctic scenery there. Later, Balke studied with his famous compatriot, Johan Christian Dahl (1788-1857), who had settled in Dresden as a professor at the Art Academy. At first Balke only stayed in Dresden for a few months in 1835-36, but then returned for an entire year in 1844-45. Here, the visionary landscapes of Caspar David Friedrich and the Ger- man Romanticists also made a great impression on the artist. A sojourn in Paris in the late 1840s led to a large commission from Louis-Philippe, King of the French. The wild and desolate landscape of the Arctic came to preoccupy the artist for the rest of his life. Balke continuously experimented with ways of depicting these motifs, creating his own, highly unique manner of painting. Again and again he returned to Northern motifs, as can be seen in the present painting, “Cliffs by the Coast of Northern Norway”. The dramatic composition and romantic-natura- listic style points to the relatively early production of the artist, and was probab- ly painted in the mid 1840s, just after his second stay with Dahl in Dresden. Later, Balke’s landscapes became more contemplative in mood and almost monochro- matic in style. The stretcher of “Cliffs by the Coast of Northern Norway” is of a so-called Dresden type, known from the works of Dahl and other painters of his circle. It seems to be made of untreated pine, a common material among Scandinavian artists. “Cliffs by the Coast of Northern Norway” can be compared to another painting by Balke, “North Cape”, which is signed and dated 1845 (Collection Savings Bank Foundation DNB, Norway; on long-term-loan to Northern Norway Art Museum, Tromsø). Many of the elements – such as the white cliffs as the cen- tre motif, the waves, and a flock of seabirds across the sky – are similar in the two paintings. We can also notice the distinct red-orange stream of light glowing on the horizon in both paintings, a characteristic feature we also know from works of the 1850s, “Vardøhus Fortress” (KODE Art Museums and Composer Homes, Bergen) and “Lighthouse on the Norwegian Coast” (variations in the National Museum, Oslo, and Trondheim Art Museum). The

rock in the foreground of the present work seems to have 159 Peder Balke been scraped down with a palette knife rather than painted. Helgøya 1804 – 1887 Kristiana (Oslo) This is an element also found in “North Cape” and other works by Balke, and are reminiscent of his early days as a decoration painter. Some of the rocks in “Cliffs by the Coast „Cliffs by the Coast of Northern Norway“. of Northern Norway” seem rather fantastic, but similar for- Mitte der 1840er-Jahre mations can also be identified in later works, such as “Seas- Öl auf Leinwand. 34,3 cm × 50,3 cm cape with Cliffs” (1870s, The Gundersen Collection, No 38). (13 ½ in. × 19 ¾ in.). Das Gemälde wird aufgenommen in das Verzeichnis der Werke Peder Balkes, hrsg. von Ref.: Leif Einar Plahter and Unn Plahter: ‘J.C. Dahls malerier – en teknisk Dr. Knut Ljøgodt, Nordic Institute of Art, Oslo, in undersøkelse’, in Marit I. Lange (ed.): Johan Christian Dahl 1788–1857: Jubileumsut- stilling, exhibition catalogue, National Gallery, Oslo and Bergen Art Museum, 1988; Vorbereitung. [3743] Gerahmt. Marit I. Lange, Knut Ljøgodt and Christopher Riopelle: Paintings by Peder Balke, exhibition catalogue, The National Gallery, London 2014; Knut Ljøgodt: Peder Balke: Peder Balke, North Cape, 1845, Öl auf Lwd., Collection Sublime North: Works from The Gundersen Collection, Skira, Milan 2020; Dr Wolf- EUR 30.000–40.000 Savings Bank Foundation DNB, Museum Tromsø ram Gabler: condition report, Berlin, October 16, 2020. USD 35,300–47,100

Grisebach — Herbst 2020 160 Deutsch, um 1830/40

Landschaft mit Kirchenruine. Um 1830/40 Öl auf Papier auf Karton. 15,8 × 20 cm (6 ¼ × 7 ⅞ in.). Rückseitig mit Hand beschriftet: „C. BLECHEN“. Vertikaler Riss in der Malschicht. [3694] Gerahmt. Provenienz Privatsammlung, Süddeutschland

EUR 3.000–4.000 USD 3,530–4,710

161 Carl Theodor Reiffenstein 1820 – Frankfurt am Main. – 1893

Landschaft bei heranziehendem Gewitter. 1845 Literatur Öl auf Leinwand. 86 × 130 cm (33 ⅞ × 51 ⅛ in.). Unten Beredte Stille, Carl Theodor Reiffenstein und die links signiert und datiert: Carl Theodor Reiffenstein Kunst des Aquarells, H.W. Fichter Kunsthandel, Frank- 1845. Auf dem Keilrahmen auf einem alten Aufkleber furt a.M. 2012, S.33 betitelt. Dort auch ein Etikett der F. C. Reinermann‘schen Kunsthandlung in Frankfurt a. M. Die großformatige Komposition ist ein Hauptwerk des gera- Sorgfältig restaurierter Einriss. [3404] Gerahmt. de einmal 25-jährigen Frankfurter Künstlers, der hier ganz unter dem Einfluss der neuen Düsseldorfer Landschaftsma- EUR 6.000–8.000 lerei steht. Offensichtlich handelt es sich bei unserem Bild USD 7,060–9,410 um das 1845 in Brüssel auf der Exposition nationale des Beaux-Arts ausgestellte und mit einer Medaille ausgezeich- nete Werk. MM

Grisebach — Herbst 2020

162 Christian Friedrich Gille Ballenstedt am Harz 1805 – 1899 Wahnsdorf b. Dresden

Alter Pflaumenbaum in Briesnitz an der Elbe. Bleistift auf Papier. 18,7 × 14,2 cm (7 ⅜ × 5 ⅝ in.). Unten rechts in Bleistift bezeichnet: Briesnitz. Von anderer Hand beschriftet: Prunus dom. Rückseitig: Baumskizze. Bleistift. Dort auch die Stempel Lugt

3549 (in Grün) und L. 4641. 163 Christian Beigabe: Ast eines Pflaumenbaumes. Bleistift auf Papier. Oben rechts bezeichnet: Prunus. Leicht Friedrich Gille gebräunt. [3727] Gerahmt. Ballenstedt am Harz 1805 – 1899 Wahnsdorf b. Dresden Provenienz Erhard Kaps, Leipzig / Dr. Rainer Kaps, Leipzig / Privatsammlung, Berlin Baumstudie. EUR 8.000–12.000 Öl auf Papier auf Pappe. 30 × 41,3 cm (11 ¾ × 16 ¼ in.). USD 9,410–14,100 EUR 600–800 [3293] Gerahmt. USD 706–941 Provenienz Wir danken Dr. Gerd Spitzer für die freundliche Bestätigung Kunsthandlung Wilhelm Axt, Dresden / Unbekannter der Authentizität des Bildes. Wir danken Dr. Gerd Spitzer für die Bestätigung der Besitz (laut rückseitiger Notiz 1938 bei Wilhelm Axt Authentizität der Zeichnung. erworben) / Privatsammlung, Hessen

Grisebach — Herbst 2020 Originalgröße

„Setz` dich an einen Bach und sei einfach da. Das Lied des Wassers wird deine Sorgen aufnehmen und sie hinab zum Meer tragen.“

Marcel Proust

164 Johann

Christoph Erhard 165 Andreas Achenbach Nürnberg 1795 – 1822 Rom Kassel 1815 – 1910 Düsseldorf

Gehöft. Am Wildbach. 1868 Feder in Schwarz über Bleistift auf Papier. Öl auf Holz. 26,8 × 36,7 cm (10 ½ × 14 ½ in.). Unten 10,2 × 14,9 cm (4 × 5 ⅞ in.). Etwas gebräunt. Kleine links signiert und datiert: A Achenbach 68. Fehlstelle in der Ecke. [06 3273] [3037] Gerahmt. Provenienz Provenienz Ehemals Sammlung Eugen Roth, München Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen

EUR 2.500–3.500 EUR 3.000–4.000 USD 2,940–4,120 USD 3,530–4,710

Grisebach — Herbst 2020

166 Deutsch, 167 Eduard Magnus Eine der schönsten und vergessenen Besonderheiten der riell unabhängig und signierte seine Bilder in der Regel 1799 – Berlin – 1872 Berliner Kunst des 19. Jahrhunderts ist das Genre des nicht. Sein künstlerisches Vermächtnis aber ist beachtlich, um 1850/60 Geschwisterbildnisses. Nach Schadows berühmter Prin- seine Bedeutung als Chronist des 19. Jahrhunderts mehr zessinnengruppe der preußischen Königin Luise mit ihrer als bemerkenswert. Seine Portraits zählen zum Besten, was Bildnis der Casper‘schen Kinder. Um 1840 Schwester Friederike sind es in der ersten Hälfte des die Berliner Kunst im 19. Jahrhundert hervorgebracht hat. Öl auf Leinwand. 42,5 × 53 cm (16 ¾ × 20 ⅞ in.). 19. Jahrhunderts Maler wie Johann Erdmann Hummel, Seine Briefe an einen Freund nach Weimar aus den Jahren Landschaft mit Fuhrmann. Rückseitig mit Zimmermannsbleistift beschriftet: Friedrich Wilhelm Schadow oder Julius Schoppe, die für 1840 bis 1872 offenbaren den scharfen Beobachter des Öl auf Leinwand. Doubliert. 40 × 42 cm Bildniß der Casperschen Kinder von Eduard Magnus / diese eigene Gattung des Berliner Biedermeier stehen. Berliner Kunstgeschehens und weltläufigen Libertin (15 ¾ × 16 ½ in.). [3646] Gerahmt. Bestim[m]t für Frau de Cuvry in Dresden. Eduard Magnus war zu seiner Zeit der begehrteste und d’esprit, einen Typus, den man nach der radikalen Auslö- Werkverzeichnis: Nicht bei Gläser. [3053] Gerahmt. bekannteste unter ihnen. Das Berliner Großbürgertum und schung und Vertreibung dieser Familien im 20. Jahrhun- EUR 1.500–2.500 Provenienz die Aristokratie saßen ihm Porträt: die Mendelssohns, War- dert schmerzlich vermissen kann. USD 1,760–2,940 Frau (Caroline oder Dora) de Cuvry, Dresden schauers, Robert-Tornows, von Arnims, Wrangels und War- Die beiden Dargestellten, Elisa Antonia Luise (1824-?) (seitdem in Familienbesitz) tenburgs. Der Maler gehörte selbst dem wohlhabenden und Pauline (1825-1904) Casper, hier etwa 14 und 16 Jahre Berliner Großbürgertum an: Die Famile Magnus, mit Sitz in alt, waren mit Rahel Varnhagen van Ense verwandt, der EUR 12.000–15.000 der Behrenstraße 46, zählten zu den angesehenen Familien legendären Berliner Salonnière und Nachbarin der Familie USD 14,100–17,600 der Kaufleute und Bankiers jüdischer Herkunft, die sich vor Magnus. Ihre Mutter Fanny Casper war Rahel Varnhagens 1800 in Berlin niedergelassen hatten und bald darauf zum Nichte. Das Bild führt mitten in die reiche intellektuelle Protestantismus konvertierten. Edouard Magnus war mate- Welt der Berliner Vormärzzeit.

Grisebach — Herbst 2020 Luca Joel Meinert „Glück in deinen Palästen“

Das sogenannte Goldene Tor am westlichen Ende der Danziger Langgasse gehörte zweifelsfrei zu den architektonischen Höhepunkten der baltischen Hansestadt. Als Werk Abraham van den Blockes sollte es den Abschluss einer „Via Triumphalis“ bilden, die sich das Danziger Patriziat um 1612 zur eigenen Ehre errichtete. Das repräsentative Stadttor führte mithin in eine Republik, die sich als Erbin Roms und Athens präsentieren wollte. Die hier eingefangene Straßenszene zeichnet sich durch ihre nordische Aufgeräumtheit aus. Während der Himmel sich sukzessive am Aufklaren ist, wer- den die prachtvollen Fassaden der Bürgerhäuser von beinahe skandinavischem Licht umflossen. Der Stockturm im Hintergrund verblasst nahezu im morgendli- chen Dunst der Ostsee; der Blick des Betrachters jedoch fällt immer wieder zurück auf das Goldene Tor. Das Bauwerk wurde aus Ziegeln und Elementen got- ländischen Sandsteins als zweigeschossiges Gebäude auf rechteckigem Grund- riss erbaut. Die Details der hier sichtbaren Ostfassade zeichnen sich durch eine dreiaxiale Komposition aus, die in zwei Zonen gegliedert ist: Die untere, mit Öff- nungen versehene, erhebt sich auf einem hohen Sockel und wird durch ein Gebälk mit Fries von der oberen getrennt; die obere zeichnet sich durch eine großzügige Durchfensterung aus. Ionische und korinthische Säulen auf hohen Postamenten betonen die vertikale Gliederung und weisen eine Superposition der Ordnungen auf. Gekrönt wird die Fassade von einer mit acht vollplastischen Personifikationen bestandenen Balustrade. Die östliche, stadtinnere Seite beherrscht von Klugheit, Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Eintracht, während ein von außen kommender Besucher von Frieden, Freiheit, Wohlstand und Ruhm begrüßt wird. Der Fries zwischen dem ersten und zweiten Geschoss trägt die Inschrift „Concordia respublicae parvae crescunt discordia magnae concidunt“ (Es müsse wohlgehen denen, die dich lieben, es müssen Frieden sein inwendig in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen, Ps 122, 6-7) und verweist als bibli- sches Zitat direkt auf das himmlische Jerusalem als Vorbild. So zitiert das deko- rative Repertoire gleichsam die gängige Formensprache französischer Palastfassaden, wie auch die italienisierende Triumphbogenarchitektur all’antica, um die Danziger res publica für das fremde Auge bewusst in Szene zu setzen. Wir gehen davon aus, dass die Signatur „Christen 168 Deutsch (?), Köbke 1835“ von späterer Hand hinzugefügt wurde. Die Datierung allerdings mag stimmen. Ab 1868 bis 1872 sind die um 1830/40 Anbauten und Beischläge von der Langgasse beseitigt wor- den, so dass unser Bild vor diesen Umbauten entstanden sein muss. Als Besonderheit zeichnet unser Gemälde außerdem aus, dass hier die Ansicht in Richtung Langgasser Die Langgasse in Danzig. Tor gewählt wurde – und sind nicht, wie so oft, in die umge- Öl auf Leinwand. Doubliert. 74,5 × 57,5 cm kehrte Richtung gen Rathaus. (29 ⅜ × 22 ⅝ in.). Unten rechts beschriftet: In vergleichender Betrachtung kommen die Werke Christen Köbke 1835. Retuschen. [3306] Gerahmt. Johann Adam Breysigs, des ersten Leiters der Danziger Provenienz Kunstschule, und seines Schülerkreises in den Sinn. Eben- Ehemals Dr. Fritz Rothmann, London so wäre auch der Maler Johann Carl Schultz, der Nachfol- ger Breysigs und ab 1831 Leiter der Danziger Kunstschule, EUR 18.000–24.000 als Autor dieses Werkes in Betracht zu ziehen. Festzuhal- USD 21,200–28,200 ten jedoch bleibt, dass die Abbildung dieses Abschnitts der Langgasse von großer Bedeutung für die Ikonografie Wir danken Dr. Ewa Barylewska-Szymansky, Danzig, Dr. Dari- der Stadt Danzig ist und in seiner erfrischenden Nüch- usz Kacprzak, Stettin, und Dr. Gerd Bartoschek, Potsdam, für ternheit den modernen Betrachter gekonnt einzufangen freundliche Hinweise zum Gemälde. versteht.

Grisebach — Herbst 2020

169 Carl Sigismund Walther Dresden 1783 – 1866 Gut Kai (Estland)

170 Tjeerd Eernstman Szene im Hause Bluhm in Reval. 1841 Das Bild zeigt das repräsentative Wohnzimmer des Arztes Leeuwarden 1801 – 1886 Apeldoorn Öl auf Leinwand. Doubliert. 47 × 71,8 cm Hermann Bluhm (1743–1810) in der Langgasse in Reval. (18 ½ × 28 ¼ in.). Unten links monogrammiert und Im Hintergrund liegt seine Witwe Sophia, geb. Haaks, krank datiert: 18. C. W. / 1841 IX. Rückseitig mit Feder in danieder und wird umsorgt von der Tochter Marie Kartenspieler. 1826 Schwarz mit Angaben zu den Personen beschriftet, (1783–1860) und von deren Pflegetochter Julchen Haaks, die Öl auf Leinwand. Doubliert. 80 × 64,5 cm unten rechts ein teilweise abgerisssener Aufkleber: von rechts mit einer Schale warmer Suppe ans Bett tritt. (31 ½ × 25 ⅜ in.). Oben rechts signiert, bezeichnet Elisabeth [Fra]nk / [München Arci]sstr. 52 / II. Gemalt wurde das Bild von dem 1783 in Dresden geborenen und datiert: T. Eernstman Pinx. 1826. Retuschen. Retuschen. [3091] Gerahmt. Carl Sigismund Walther, der nach einer Ausbildung an der [3089] Gerahmt. Akademie seiner Heimatstadt nach Estland ging, wo er u. a. EUR 5.000–7.000 Zeichenlehrer der Kinder des Dramatikers August von EUR 5.000–7.000 USD 5,880–8,240 Kotzebue war. USD 5,880–8,240

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Anna Ahrens Ideale und Realitäten

Das aufgeklärte Selbstverständnis einer sich „bürgerlich“ emanzipierenden Gesell- schaft räumte der Kunst und damit auch den Künstlern seit der Mitte des 18. Jahr- hundert eine herausgehobene Stellung ein: „Niemals sonst wurde der Kunst und den Künstlern eine so zentrale und ausgezeichnete Bedeutung für die Beförderung der Humanität im einzelnen Individuum wie in der Gesellschaft selbst beigemes- sen“ (Peter H. Feist). Ein wesentlicher Ausdruck dieser Entwicklungen war die Her- vorbringung eben jener staatlichen und privaten Institutionen, die den Kunstbe- Lose 171–209 Lose trieb nach wie vor prägen: Museen, Akademien, Galerien, Kunstwissenschaft, Kunstpublizistik, Kunstvereine, Förderkreise - und der moderne Kunsthandel. Das Interesse an der Kunst paarte sich mit einer gestiegenen Neugier am „Die Kunst will leben!“

Künstlerleben. Man feierte die künstlerische Schöpferkraft, huldigte dem erfolg- Louis Sachse, Kunsthändler, 1827 reichen Meister und litt mit dem verkannten Genie. Künstlerromane wurden zu Bestsellern. Die Künstler selbst jedoch – und mehr noch die wenigen Künstlerin- nen – sahen sich nicht nur mit neuen Möglichkeiten sondern auch mit immensen Herausforderungen konfrontiert: sie hatten sich dem akademischen Ausbil- dungssystem, Kunstrichtern und Geschmacksvorgaben eines breiten Publikums zu stellen, die in der Presse lautstark diskutiert wurden. Ihre Werke entstanden kaum noch im Auftrag, so dass Ausstellungsmöglichkeiten und die Sichtbarkeit und öffentliche Platzierung des eigenen Schaffens nicht selten zur Existenzfrage wurden. Der „freie“ Kunstmarkt situierte sich zwar zusehens, er internationali- sierte sich aber auch. Die Künstler wollten und sollten aus ihrer lokalen Komfort- zone heraustreten, um sich auszutauschen, sich zu verbünden - und zugleich mit der breit gefächerten Konkurrenz zu messen. Als wichtigster Marktplatz und Brennpunkt des europäischen Kunstschaf- fens stellte sich Paris an die Spitze der rasanten Entwicklungen. Die Seine-Metro- pole gebärdete sich auch in der nach-napoleonischen Ära als weitestgehend unangefochtene Welthauptstadt der Kunst. Die Innovationen und Neuerungen aus Frankreich übten einen entscheidenden Einfluss auf die europäischen Kunst- zentren und den Aufbruch der Kunst dieses aufregenden, langen Jahrhunderts in Richtung Moderne aus.

KünstlerInnenleben Dr. Anna Ahrens Ich, die Künstlerin – „La nouvelle académienne“

Als „kühn und männlich“ rühmte Denis Diderot die technische Bravour dieser selbstbewussten Malerin, die in den Jahren 1765/66 bis 1768 als „Madame Therbouche“ die Gemüter an der ehrwürdigen Pariser Académie Royale de Peinture et erhitzte. Ihre Aufnahme als Akademiemitglied im Februar 1767 gelang ihr nicht nur in kürzester Zeit, sondern als damals einzige Frau. Die Berlinerin, der wie allen weiblichen Talenten ein akademischer Unterricht ver- wehrt geblieben war, hatte die Porträtmalerei bei ihrem Vater Georg Lisiewski erlernt, dann den Gastwirt Ernst Therbusch geheiratet und fünf Kinder gebo- ren. An ihrer Karriere als Malerin aber hielt sie fest: Ab 1761 arbeitete sie in Stuttgart für Carl Eugen zu Württemberg, dann als Hofmalerin des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz in Mannheim. Als sie nach Paris ging, war sie bereits Mitte 40 und eine bemerkenswert selbstsichere, von spöttischen Malerkollegen auch als stoisch beschriebene Persönlichkeit. Möglich, dass die unbestreitbare Qualität ihrer Werke einige Akademiekollegen verunsicherte, „car la nouvelle académienne n´est ni fort jeune, ni jolie“, wie es im Aufnahmeprotokoll heißt. Unser „Selbstbildnis als Flora“ ist, wie Helmut Börsch-Supan vermutet, in ebenjenen Jahren des Pariser Aufenthaltes oder aber unmittelbar davor ent- standen. Anna Therbusch zeigt sich uns nicht arbeitend im Atelier oder an der Staffelei, sondern mit Blumenbouquet und -kränzen in Händen und Haar in frei- er Natur - als Modell für eine Allegorie des Frühlings. Charakteristisch für ihren Malstil sind die skizzenhafte Pinselschrift in den Gewandpartien, etwa der ver- knitterten Seide und der Spitze, wie auch die raffiniert eingesetzten Braun-, Ocker- und Grüntöne. Die sinnlich-freizügige Darstellung mit den fast entblös- ten Brüsten findet sich zudem sowohl bei französischen Rokokoporträts jener Zeit als auch in weiteren Porträts der Künstlerin. Sie habe den „Mut, an die Natur zu appellieren und sie zu betrachten“, schrieb Diderot, der mit der „célèbre berlinois“ zahlreiche Gespräche führte, ja sich selbst von ihr porträtieren ließ – uns zwar „nackt bis zum Gürtel“. Während der Porträtsitzung hatte Anna Therbusch den posierenden Philosophen gebeten, seinen Anzugkragen abzulegen, woraufhin Diderot seinen Oberkörper gänzlich entblößte 171 Anna Dorothea und sich dem Aktstudium stellte. Das Bild war 1767 im Pariser Salon zu sehen und löste heftige Debatten aus. Therbusch Diderot verteidigte das Gemälde, und auch die Künstlerin war – im Sinne des Naturstudiums – „nicht der Ansicht, 1721 – Berlin – 1782 dass das Laster das alleinige Vorrecht habe, einen Mann zu entkleiden“. Selbstbildnis als Flora. Um 1765/1768 Anna Therbusch wurde nach Ihrer Rückkehr aus Öl auf Leinwand. 94,6 × 77 cm (37 ¼ × 30 ⅜ in.). Paris das erste weibliche Mitglied der Wiener Kunstakade- Mit einem Gutachten von Prof. Dr. Helmut mie, erlangte als Malerin in Preußen hohes gesellschaftli- Börsch-Supan, Berlin, vom 23. Mai 2006. [3715] ches Ansehen und schuf viele bedeutende Porträts, u.a. Im Originalrahmen. von Philipp Jacob Hackert, Katharina II. und Friedrich II. Ihr berühmtes letztes „Selbstporträt mit Einglas“ ziert als EUR 25.000–35.000 eines der beliebtesten Meisterwerke die ständige USD 29,400–41,200 Sammlung der Berliner Gemäldegalerie.

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Anna Ahrens Ich, der Künstler – Die neue Energie unter David

Philipp Friedrich Hetsch, enger Freund und Porträtist des gleichaltrigen Friedrich Schiller in Stuttgart, stellt sich uns hier als junger, bereits zum Hofmaler ernannt- er Künstler an der Staffelei vor. Das helle Inkarnat und die weichen, von gepuder- tem Haar sanft umspielten Gesichtszüge unterstreichen den gutmütigen und doch intensiven, wissenden Blick, mit dem er uns ansieht. Das Gemälde, an dem er arbeitet, ist vor uns verborgen – gerade so, als sei der Betrachter des Bildes auch das vom Maler porträtierte Modell. Der Künstler präsentiert sich uns und schaut uns zugleich an, wofür er einen kurzen Moment seine Arbeit zu unterbre- chen scheint. Der strenge Bildaufbau, der flache Farbauftrag und die so ausgewogene wie zurückhaltende Farbigkeit selbst strahlen eine würdevolle Ruhe aus. Keine erzählerischen, von seiner Person ablenkenden Attribute, wie etwa Malutensilien, Werkzeug oder im Atelier herumstehende Bilder, stören den überzeitlichen Augenblick. Subtile Details wie die Nägel an Leinwand und Stuhllehne, die sich mit den beiden Knöpfen an der Rockmanchette verbinden, ordnen die Komposition. Den einzigen Hinweis darauf, dass der Künstler tatsächlich gerade am Malen ist und nicht nur etwa betrachtend an der Staffelei sitzt, gibt sein leicht erhobener, angewinkelter rechter Arm. Als Schüler der Hohen Karlsschule in Stuttgart war Hetsch 1780 ein zweijäh- riger Studienaufenthalt in Paris gewährt worden. Der junge Künstler wurde in den Lehrateliers von Claude Joseph Vernet und Joseph-Marie Vien angenommen, der nach seiner Position als Leiter der französischen Akademie in Rom eben erst an die Seine zurückgekehrt war. Auch Jacques-Louis David hatte bei Vien sein Studi- um begonnen und war anschließend mit ihm in Italien. 1785 ging auch Hetsch, nun unterstützt vom württembergischen Hof, für zwei weitere Jahre nach Rom. Hier hatte David kurz zuvor seine Studien für das proto-revolutionäre Erfolgsbild „Der Schwur der Horatier“ angefertigt, eine Art „Gründungsmanifest” des französis- chen Klassizismus, das 1784 im Louvre ausgestellt, eine regelrechte Zeitenwende einläutete. Die „neue Energie unter David“, die auch Goethe deutlich wahrnahm, ergriff den jungen württembergischen Hofmaler, der seine eigene Malweise zeitlebens von dem großen Franzosen bee- influsst sah. Helmut Börsch-Supan datiert unser Kün-

172 Philipp Friedrich stlerselbstbildnis um das Jahr 1785 und damit in seine frühe Rom-Zeit. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1787 lehrte Hetsch, Hetsch ab 1790 als Professor, an der Hohen Karlsschule. 1798 wurde Hetsch zum Generaldirektor der herzoglichen Gemälde- 1758 – Stuttgart – 1838 galerie ernannt – ein hohes Amt, das der klassizistische Maler fast zwei Jahrzehnte, bis 1816, bekleiden sollte. Selbstbildnis. Um 1785 Öl auf Leinwand. Doubliert. 73,5 × 61 cm (28 ⅞ × 24 in.). Werkverzeichnis: Mit einem Gutachten (in Kopie) von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, vom 3. Mai 2016. Retuschen. [3397]

EUR 15.000–20.000 USD 17,600–23,500

Grisebach — Herbst 2020 Nina Struckmeyer Lehrjahre und Freiheitsideale

Selbstbewusst blickt der junge Künstler dem Bildbetrachter in die Augen. Mit einem seine Lippen fein umspielenden Stolz präsentiert er in seiner linken Hand eine von ihm angefertigte Studienarbeit, die ihn als fortgeschrittenen Malschüler ausweist. Der junge Mann hat sie aus einer Zeichenmappe hervorgeholt, die er mit der rechten Hand auf einem Arbeitstisch aufrecht geöffnet hält und in der sich noch weitere Beispiele seines Könnens befinden. Der dunkle Hintergrund dieses äußerst qualitätvollen, um 1800 entstandenen Künstlerbildnisses ist typisch für die Porträtmalerei des Klassizismus. Augenfällig ist der goldene Ohr- ring, den der leicht nach links geneigte Kopf in das Zentrum der Bildkomposition rückt. Das Tragen von Ohrringen unter Männern geht in Europa auf die unter maurischem Einfluss stehende Iberische Halbinsel zurück. Mit steigender Popu- larität der spanischen Mode verbreitete sich im 16. und 17. Jahrhundert der Ohr- ring an den europäischen Höfen, vor allem aber auch unter Soldaten, Seeleuten, Handwerkern und Künstlern. Rembrandt ist wohl der bekannteste Maler, der sich auf mehreren Selbstbildnissen mit Ohrschmuck dargestellt hat. Während der Französischen Revolution wurde der Ohrring im Zuge der Sansculottes-Mode zu einem revolutionären Erkennungs- und Demonstrationszeichen. Von Frankreich ausgehend, verbreitete sich diese Mode europaweit im bürgerlichen Milieu, dem der junge Künstler zuzurechnen ist. Handelt es sich bei dem Dargestellten also um einen Franzosen? Ist das Bildnis in Paris entstanden, dem damaligen Zentrum der europäischen Künstlerausbildung? Oder sehen wir hier einen spanischen Künstler, der den revolutionären Freiheitsidealen anhing? Vergleichen lässt sich das Bildnis mit dem spannenden Gemälde von Jean-Auguste-Dominique Ingres „Portrait de jeune homme“ (Montauban, Musée Ingres Bourdelle). Es zeigt eben- falls einen jungen Mann mit Ohrring, über dessen Identität die Forschung uneins ist, obwohl der Künstler es mit „Moi Ingres pinxit 1804“ gezeichnet hat.

173 Französisch (?), um 1800

Porträt eines Künstlers mit Ohrring. Öl auf Holz. 36,7 × 27 cm (14 ½ × 10 ⅝ in.). [3065] Gerahmt.

EUR 18.000–24.000 USD 21,200–28,200

Grisebach — Herbst 2020

175 Thomas Couture (Schule) Senlis 1815 – 1879 Villiers-le-Bel

Porträt eines Knaben. 1850er Jahre Die gesamte Bildnisauffassung verweist auf die Schule von

174 Wilhelm Busch Öl auf Leinwand. 31 × 24 cm (12 ¼ × 9 ½ in.). Unten Thomas Couture in Paris. Neben vielen anderen Eleven aus Wiedensahl 1832 – 1908 Mechtshausen rechts mit Feder in Braun (zum Schluß unleserlich) dem deutschsprachigen Raum war auch Anselm Feuerbach beschriftet: Gruß von B[...]. Werkverzeichnis: Mit Schüler von Couture. Die Bezeichnung „Gruß von / B... (Rest einem Gutachten von Dr. Jürgen Ecker, Bexbach, unleserlich)“ stammt nicht aus der Hand Feuerbachs. Unter Künstler-Studien. Um 1858/59 Ausstellung den 23. März 2020. [3346] Gerahmt. UV-Licht wird ein übermaltes „C“ im Grundiergrund am unte- Bleistift auf Papier. 27 × 36,8 cm (10 ⅝ × 14 ½ in.). Wilhelm Busch. Stationen seines Lebens. Oldenburg, Provenienz ren Rand sichtbar. Ein Vergleich mit Porträts von Thomas Unten rechts (vom Künstler?) monogrammiert: W. B. Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, 2003 Privatsammlung, Schweiz / Privatsammlung, Couture und seinen Schülern erlaubt eine Zuschreibung in Werkverzeichnis: Nicht bei Brunngraber-Malottke. (lt. rückseitigem Etikett) Sachsen diesen Kreis und in die 50er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Zeichnung wird aufgenommen in den Nachtrag (Aus dem Gutachten von Dr. Jürgen Ecker vom 23. März 2020) des Verzeichnisses der Zeichnungen nach der Natur Entstanden um 1858/59 in Brannenburg am in Oberbay- EUR 3.000–4.000 von Wilhelm Busch von Ruth Brunngraber-Malottke, ern, wo sich Wilhelm Busch mit Künstlerfreunden aus Mün- USD 3,530–4,710 Museum Wilhelm Busch Hannover. [3570] Gerahmt. chen zu Freilichtstudien aufhielt. Wir danken Nina Struckmeyer, Berlin, für freundliche EUR 2.000–3.000 Hinweise. USD 2,350–3,530

Grisebach — Herbst 2020

176 August von erkannte und förderte er seit ihren frühen Jahren. Der Journalist Friedrich Oetker schrieb über die literarisch- der Embde musikalischen Soireen, die im Haus der Embdes regelmäßig stattfanden: „Die reichste Begabung brachte die Malerin 1780 – Kassel – 1862 Caroline von der Embde der Gesellschaft zu. Line (so ihr Rufname) konnte alles, sie zeichnete, malte, sang, stellte Porträt der Tochter und Künstlerin Caroline Klauhold von der lebende Bilder, war unsere beste Bühnendarstellerin, tanz- Embde als Bauernmädchen in hessischer Landschaft. 1833 te italienische Tänze, und das alles mit stets gleicher Anmut, Öl auf Leinwand. Doubliert. 97,5 × 79,5 cm guter Laune und Anspruchslosigkeit“. Beeinflusst vom Port- (38 ⅜ × 31 ¼ in.). Mit einem Gutachten von rät- und Genrestil des Vaters, griff sie dessen Sujets auf Dr. Marianne Heinz, Kassel, vom 10. Juni 2012. und vollendete oft dessen Bilder, so dass eine Zuschreibung [3632] Gerahmt. heute meist schwierig ist. Viele der unter „v.d.E.“ firmieren- den Bildnisse und detailrealistischen Genreszenen nach EUR 25.000–35.000 der Jahrhundertmitte stammen wohl von Caroline. Ab 1849 USD 29,400–41,200 nahm sie als eigenständige Künstlerin regelmäßig an den Kunstausstellungen von München bis Bremen teil, wohin sie Ausstellung 1854 nach ihrer Heirat mit dem Juristen Dr. Alfred Klauhold Kunst-Ausstellung. Halberstadt 1834 (lt. Boetticher) / zog, bevor das Ehepaar sich zwei Jahre später in Hamburg Verzeichniß der [...] öffentlich ausgestellten Kunst- niederließ. werke. Dresden, Königlich Sächsische Akademie der Unser Gemälde zeigt die gerade 21-jährige Caroline in Künste, 1835, Kat.-Nr. 442 („Hessisches Bauernmäd- hessischer Bauerntracht auf einem Hügel sitzend. Der chen“) (lt. Boetticher) Betrachterblick reicht weit in die bergige Kasseler Land- Literatur und Abbildung schaft. In der seit Dürer vertrauten Pose der Melancholie Illustrirte Zeitung 1863, Abb. (lt. Boetticher) / Fried- schaut sie tagträumend über den rechten Bildraum an uns rich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten vorbei. Ihren rechten Arm hat sie auf dem ausgestreckten Jahrhunderts. 4 Bände. Dritter, unveränderter Nach- Bein abgelegt. In ihrer rechten Hand hält sie lose einen ver- druck, Hofheim am Taunus, H. Schmidt & C. Günther, siegelten Brief und einen kleinen Strauß aus roter Nelke 1979 (zuerst Fr. v. Boetticher‘s Verlag, Dresden 1891– (Leidenschaft), weißer Nelke (Eheschließung) und blau blü- 1901), hier Erster Band (Erste Hälfte), S. 280, Nr. 1 hendem Rosmarin (Liebe). Dieser Rosmarin weist über den ausgestreckten rechten Fuß auf die in der unteren rechten Wir verdanken ihm nicht nur unsere liebevolle Vertrautheit Ecke blühende Wegwarte - die „licht-blaue“ Blume der mit den beiden kleinen Engeln auf Raffaels „Sixtinischer Romantik, die seit Novalis für die Sehnsucht steht. Nur zwei Madonna“, die dem jungen Kunststudenten August von der der Blüten sind geöffnet. Sie scheinen Carolines Augen zu Embde bei einem Besuch der schon damals berühmten spiegeln - und ihre Zukunftsträume einzufangen. Dresdner Gemäldegalerie 1803 so sehr gefielen, dass er sie Von der Embdes biedermeierlich fein lasierende Mal- separat kopierte und damit die erste Vorlage schuf für eines weise, seine scharfe Beobachtungsgabe, die sinnliche Stoff- der bis heute beliebtesten Kunstmo- lichkeit und überzeugende Naturnä- tive überhaupt. he belegen das hohe malerische Embde zählt zu den bedeuten- Können, das den Künstler unmittel- den hessischen Künstlern aus der bar neben seine heute berühmteren Zeit des Biedermeier und der Kollegen Waldmüller oder Grimm Romantik. Die malerische Qualität stellt. Er vererbte dieses Talent sei- seiner Werke ist vergleichbar mit der ner begabten Tochter Caroline. Als eines Ludwig Emil Grimm oder auch „Bauernmädchen in hessischer Ferdinand Georg Waldmüller, Tracht“ erlangte unser Bild schon zu wie oft festgestellt wurde. Er stu- Ausstellungszeiten Mitte der 1830er- dierte in Kassel und an den damals Jahre vielfach Bewunderung und führenden Kunstakademien von lobende Erwähnung. Die hier darge- München und Wien. stellte Caroline setzte sich schon Embde, der durch Heirat mit bald selbst als anerkannte Künstlerin der Familie Henschel familiär ver- durch, was unserem lange verloren bunden war und zum Freundeskreis geglaubten Werk eine zusätzliche der Gebrüder Grimm zählte, führte und nicht minder bedeutsame in seiner Heimatstadt ein erfolgrei- Qualität verleiht. Dr. Anna Ahrens ches Atelier, in das er seine beiden Töchter Caroline und Emilie als Schü- Ein Essay von Dr. Klaus-Ingo Arnstadt Caroline von der Embde, Selbstporträt, lerinnen aufnahm. Insbesondere das 1855, Öl auf Leinwand,Neue Galerie, zur Bedeutung der Blumen auf dem Talent seiner Ältesten, Caroline, Staatliche Kunstsammlungen Kassel Gemälde ist online einsehbar.

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177 Martinus Christian Wesseltoft Rørbye Drammen 1803 – 1848 Kopenhagen

Stillleben mit einer Primel in einem Blumentopf, einer Katze und zwei Sperlingen. 1823 Öl auf Leinwand. 47 × 47,5 cm (18 ½ × 18 ¾ in.). Auf einem Blumenschildchen bezeichnet, datiert und monogrammiert: S / 31 / NB / 1823 / W. Mit einem Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, vom 11. November 2013. Kleine Retuschen. [3033] Gerahmt.

EUR 20.000–30.000 USD 23,500–35,300

Rørbyes ausnehmend nahsichtig konzipiertes Gemälde führt uns zurück in die Anfänge seines Schaffens. Im Zentrum des Bildes sehen wir eine detailliert umgesetzte gelbe Primel, die sich als Topfpflanze vor einem Fensteraus- schnitt befindet. Selbst die Wassertröpfchen auf ihren Blät- tern hat der junge Künstler akribisch registriert. Spannungs- voll dynamisiert wird die Komposition durch zwei Vögel und eine Katze. Links sitzt ein Haussperlingspaar auf dem metal- lenen Geländer des Fensterbretts und scheint von der dro- henden Gefahr noch keinerlei Notiz zu nehmen. Rechts taucht das domestizierte Raubtier, das die Beute ins Visier genommen hat, in der dunklen Fensteröffnung auf. Doch unsere Anwesenheit vor dem Bild scheint das Tier gerade davon abgebracht zu haben, seinem Instinkt zu folgen. Einen versteckten Hinweis auf die Autorschaft des Gemäldes können wir dem hölzernen Schildchen entneh- men, das im Blumentopf steckt. Das unter der Datierung befindliche „W“ nimmt dabei mit „Wesseltoft“ auf den ersten Nachnamen des Künstlers Bezug. Rørbyes Kabinettstück fällt in seine Lehrjahre an der renommierten Kopenhagener Akademie, wo er ab 1820 bei Christian August Lorentzen und Christoffer Wilhelm Eckersberg studierte. Insbesondere Letzterer hat mit seiner forcierten Wirklichkeitssicht maßgeblichen Einfluss auf Rørbyes Werk in jener Zeit gehabt. Unserem Gemälde ist dies deutlich zu entnehmen. Dr. Markus Bertsch

Grisebach — Herbst 2020 Ausstellung

178 Deutsch, 1830/40 179 Angilbert Göbel Mittelrheinische Malerei 1800–1900. Wiesbaden, Textband S. 123 / August Wiederspahn: Die Kronber- 1821 – Frankfurt am Main – 1882 Nassauisches Landesmuseum, 1939, Kat.-Nr. 137 ger Malerkolonie. Ein Beitrag zur Frankfurter Kunst- Literatur und Abbildung geschichte des 19. Jahrhunderts. Hrsg. v. Helmut Hände. Versteigerungskatalog: Catalog der zum Nachlasse Bode. Frankfurt a. M., 2., erweit. Aufl. 1976, S. 477, Öl und Rötel auf Leinwand. Doubliert. „Bacchantin“. 1862 des Herrn Anton Emil Umpfenbach gehörenden Ölge- und 3., wesentl. erweit. Aufl. 1982, S. 690 32,5 × 43,5 cm (12 ¾ × 17 ⅛ in.). Vier Farbproben Öl auf Leinwand. 45 × 37,5 cm (17 ¾ × 14 ¾ in.). In der mälde, Aquarelle und Pastellgemälde meist Frankfur- unten links mit Bleistift bezeichnet: Viel Wachs Mitte rechts signiert und datiert: A. Göbel 62. Auf ter Meister sowie einer Anzahl von Antiquitäten [...]. wenig Oel – | Viel Wachs viel Oel | Viel Wachs m. dem Keilrahmen oben zwei Aufkleber zu den Samm- [Frankfurt, Kunsthandlung F.A.C. Prestel], 23.11.1892, Die hier als Bachantin dargestellte jugendliche Schönheit ist Copal | Rein. [3360] Gerahmt. lungen Umpfenbach und Schöndube. Werkverzeich- Kat.-Nr. 18 / Versteigerungskatalog: Catalog über den das bekannte Frankfurter Malermodell, die „rote Marie“, die nis: Eichenauer 94. [3545] Gerahmt. künstlerischen Nachlass des zu Frankfurt a. M. ver- auch in Victor Müllers „“ der Nationalgalerie ihren EUR 3.000–4.000 Provenienz storbenen Kunstmalers Prof. Phil. Rumpf, bestehend Auftritt hat. Angilbert Göbel gehörte zu jenem Kreis von USD 3,530–4,710 Anton Umpfenbach, Frankfurt a. M. (bis 1892) / aus Aquarellen, Oelgemälden, Studien und Skizzen. Frankfurter Künstlern, für die der mehrmonatige Aufenthalt Philipp Rumpf, Frankfurt a. M. (bis 1896) / Wilhelm [Frankfurt, Kunsthandlung F.A.C. Prestel], 29.11.1897, von Gustav Courbet 1859 in der Stadt am Main zum ent- Schöndube, Frankfurt a. M / Privatsammlung, Hessen Kat.-Nr. 300 / Versteigerungskatalog: Sammlung scheidenden künstlerischen Erlebnis wurde. Wie tief beein- (zeitweise als Leihgabe im Museum Kronberger Schloss B. in Oberhessen, Frankfurter Adels- und druckt Göbel von Courbet war, zeigt am eindrücklichsten Malerkolonie, Kronberg i. Ts.) Patrizierbesitz, Frankfurter Nachlässe und anderer sein Bild „Arme Leute“ im Städel Museum. Die enge Verbin- Privatbesitz. Frankfurt a.M., Hugo Helbing, 22.- dung von Courbet mit seinen jüngeren Frankfurtern Kolle- EUR 7.000–9.000 24.5.1933, Kat.-Nr. 50 / Hans-Joachim Ziemke gen ist auch dadurch belegt, dass er am Ende seines Aufent- USD 8,240–10,590 (Bearb.): Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am halts eine Ateliergemeinschaft mit Victor Müller und Main. Die Gemälde des 19. Jahrhunderts. 2. Bde. Angilbert Göbel im Kettenhofweg 44, im Frankfurter West- Frankfurt a. M., Verlag G. Schulte-Bulmke, 1972, hier end hatte. MM

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180 Otto Scholderer und spätere Schwager Victor Müller, der schon seit 1852 im 1834 – Frankfurt am Main – 1902 Atelier von Thomas Couture studierte, u.a. zusammen mit Manet. In diesen ersten Pariser Monaten lernte Scholderer bereits Henri Fantin-Latour kennen, mit dem ihm eine „Selbstbildnis des 24-jährigen Künstlers“. 1858 lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Öl auf Leinwand. Doubliert. 45,3 × 37,5 cm Zurück in der Heimat, malte der 24-Jährige unser (17 ⅞ × 14 ¾ in.). Rechts in der Mitte signiert und Selbstbildnis, das seine Familie bis heute bewahrt hat. Wie datiert: O. Scholderer. 1858. Werkverzeichnis: auf Fantin-Latours späterem Atelierbild trägt Scholderer Bagdahn 18. [3255] Gerahmt. einen braunen (Reise-)Mantel mit schwarzem Kragen vor Provenienz dunklem Grund. Sein Oberkörper ist nach rechts ausgerich- Aus dem Nachlass des Künstlers tet, sein leicht geneigter Kopf uns zugewandt. Er scheint zu sitzen. Haltung und Blick haben nichts Repräsentatives. Im EUR 15.000–20.000 Gegenteil. Unser Bild zeigt den Künstler vor seinem Spiegel USD 17,600–23,500 – einsam in einer Stunde der Wahrheit. Das selbstbefragen- de Moment wird durch das konzentrierte (Tages-)Licht ver- Ausstellung stärkt, das - wohl durch ein Fenster - von links auf seine Otto Scholderer, Gedächtnisausstellung. Frankfurt rechte Gesichtshälfte trifft, während seine linke leicht ver- a.M., Frankfurter Kunstverein, 1915 (o. Kat.) schattet bleibt. Materialität und Pinselauftrag der reduziert Literatur und Abbildung eingesetzten Farbe scheinen entscheidend für die aufrichti- S.: (Ausstellung von Werken des Malers Otto ge, überzeugende Charakterisierung seiner selbst. Scholderer). In: Kunstchronik, 1914/15, H. 29, 16. April Eine „eigenthümliche Markigkeit“, die „mehr realis- 1915, S. 371-373, hier S. 372 / Friedrich Herbst: Otto tisch“ sei und ihre „künstlerische Wirkung“ nicht verfehle, Scholderer, 1834–1902. Ein Beitrag zur Künstler- wie der Journalist Friedrich Rittweger bei einem Rundgang und Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts. Frankfurt durch die Frankfurter Ateliers 1858 vor Scholderers Porträts a.M., Diesterweg, 1934, Nr. 9 feststellte, erinnert an das bewunderte Vorbild Rembrandt - aber auch an frühe Selbstbildnisse von Gustave Courbet. Der unangepasste Franzose hatte sich nicht zuletzt mit sei- Es ist eines der berühmtesten Atelierbilder der Kunstge- nen ausdrucksstarken Selbstporträts im Pariser Kunstzirkus schichte: Henri Fantin-Latours „Atelier aux Batignolles“ der Jahrhundertmitte wirksam in Szene gesetzt. (Abb.) zeigt Edouard Manet an der Staffelei, umringt von den Wahrscheinlich war es wieder Victor Müller, der Cour- jungen Impressionisten Claude Monet, Auguste Renoir, bet kurz vor seiner Rückkehr im selben Jahr nach Frankfurt Frédéric Bazille und ihren intellektuellen Verteidigern eingeladen hatte. Und Courbet kam. Das Städel stellte ihm Zacharie Astruc, Emile Zola, Edmond Maître - sowie einem ein Atelier zur Verfügung. Der temperamentvolle Gast Künstler aus Frankfurt: Otto Scholderer. Er steht auf der lin- überwarf sich jedoch mit dem Instituts-Professor Jacob ken Bildhälfte und bildet zusammen mit Renoir (vor dem Bil- Becker - und zog Ende 1858 kurzerhand in den Kettenhof- derrahmen) und Astruc (sitzend) ein Dreigestirn, das Manet weg 44, Tür an Tür mit Victor Müller und Otto Scholderer. direkt über die Schulter blickt. Die drei traten in einen engen künstlerischen Austausch. 1857-58 reiste der Städelschüler erstmals für ein hal- Courbet wurde zur frühen Leitfigur, als Persönlichkeit wie bes Jahr nach Paris. Als Initiator gilt sein Frankfurter Freund in der radikalen Malweise, die Scholderer bei ihm erlernte. In seinen Briefen an Fantin-Latour schwärmt Scholderer von dem nahen Austausch mit Courbet, der ihm so viel gezeigt habe. Als er den Pariser Freund darum bat, ihm ein paar französische Rahmen zu schicken, bestückte Fantin- Latour sie mit eigenen Leinwänden - da leere Rahmen damals höher verzollt wurden als solche mit Werken darin. Scholderer zeigte Fantin-Latours Bilder sogleich seinem berühmten Atelier-Nachbarn. Courbet lobte die maleri- sche Qualität seines französischen Kollegen: „es sei keine Malerei für Bourgeois; er fand die Lichtwirkung außeror- dentlich stark“, schrieb Scholderer seinem Freund nach Paris. Unter diesen Bildern war auch Fantin-Latours „Selbstbildnis an der Staffelei“. Es ist ebenfalls aus dem Jahr 1858. Scholderer bewahrte es zusammen mit den anderen drei Gemälden seines Freundes bis zu seinem Tod. 1906 gelangte Fantin-Latours frühes Selbstbildnis (Inv. Nr. A 1971) in die Berliner Nationalgalerie, wo es noch heute von Henri Fantin-Latour, Atelier aux Batignolles, 1870, einer außergewöhnlichen Künstlerfreundschaft zwischen Öl auf Lwd., Musée d´Orsay, Paris Frankfurt und Paris erzählt. Dr. Anna Ahrens

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181 Deutsch, um 1870/80

Atelierstudie. Öl auf Leinwand auf Pappe. 32 × 16,8 cm (12 ⅝ × 6 ⅝ in.). Unten in der Mitte unleserlich signiert bzw. bezeichnet. Retuschen. [3272] Gerahmt.

EUR 2.500–3.500 USD 2,940–4,120

182 Franz Skarbina 1849 – Berlin – 1910

Junge Frau bei der Handarbeit. 1888 Aquarell und Deckfarbe auf leichtem Karton. 29,3 × 22,2 cm (11 ½ × 8 ¾ in.). Unten links signiert und datiert: Skarbina 88. Rückseitig ein Stempel vom Bundesdenkmalamt Wien. [3706] Gerahmt.

EUR 8.000–12.000 USD 9,410–14,100

Grisebach — Herbst 2020 „Am 16. Oktober wurde ich im Hause Eiser herzlich aufgenommen. Eiser veranlaßte mich, daß ich seine Frau malte, nachher seine Nichten Milly und Else Haag. ... Die Weihnachtszeit verbrachte ich im schönen Familien- und Bekanntenkreise Eiser, Haag, Scholderer ... Ich hatte so viel herzliche Teilnahme in Frankfurt gefunden, wie sonst noch in keiner Stadt“.

Hans Thoma über ein erstes, 1873 enstandenes Porträt der Schwestern Haag

183 Hans Thoma Bernau 1839 – 1924 Karlsruhe Das Geschwisterbildnis von Hans Thoma verblüfft beim ers- ten Betrachten durch die Verdopplung des scheinbar Glei- chen. Die Unterschiede in Haltung und Ausdruck der Milly und Else Haag. 1883 Geschwister zeigen sich erst auf den zweiten Blick, ebenso Öl auf Papier auf Leinwand. 124 × 85 cm wie die fein austarierte Komposition. Vor einem hellen, (48 ⅞ × 33 ½ in.). Oben rechts monogrammiert und graublauen, atmosphärischen Hintergrund sind die Schwes- datiert: 18 HTh 83. [3570] Gerahmt. tern in ihren tiefblauen Kleidern sehr präsent ins Bild Provenienz gesetzt. Die Dominanz der Blautöne wird durch die sparsam Familie Philipp Haag, Frankfurt a.M. / Privatsammlung gesetzten leuchtend roten Blüten in der Hand der einen und Süddeutschland (bis 2014) auf dem Kragen der anderen Schwester wirkungsvoll unter- stützt. Während die eine Schwester den Betrachter direkt EUR 30.000–40.000 anschaut, geht der Blick der anderen leicht versonnen aus USD 35,300–47,100 dem Bild heraus. Dargestellt sind die Geschwister Milly und Else Haag Literatur und Abbildung aus Frankfurt am Main, deren Eltern über Jahrzehnte mit Henry Thode: Thoma, des Meisters Gemälde in 874 Thoma befreundet waren. Nach schwierigen Anfangsjahren Abbildungen. Stuttgart und Leipzig, Deutsche Ver- mit Stationen in Karlsruhe, Düsseldorf und München kam lags-Anstalt, 1909 (= Klassiker der Kunst, Bd. 15), Thoma durch Vermittlung von Freunden wie Otto Scholderer Abb. S. 214 („Öl auf Leinwand“) nach Frankfurt und fand hier über viele Jahre seinen Lebens- mittelpunkt. Gefördert von Sammlern und Freunden, wurde er allmählich zum sehr geschätzten Künstler des Frankfurter Bürgertums, zu dem auch die Familie Haag zählte. Thoma greift mit diesem Doppelbildnis einerseits Vorbilder des Biedermeier auf und scheint andererseits in seiner sachlichen Malweise auf die Kunst der Neuen Sachlichkeit vorauszuweisen. MM

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184 Robert Sterl 185 Franz Skarbina Literatur und Abbildung Großdobritz 1867 – 1932 Naundorf 1849 – Berlin – 1910 Katalog 101: Gemälde, Zeichnungen, Plastik, Möbel, Sein Interesse an den malerischen Schönheiten des Teppiche aus verschiedenem Besitz. Frankfurt a.M., Alltäglichen geben Skarbina als jenen „Maler des modernen Kunsthaus Wilhelm Ettle, 20. 5.1941, Kat.-Nr. 122 Lebens“ im Sinne Charles Baudelaire zu erkennen, der dem Ernst von Schuch dirigiert den „Rosenkavalier“ von Richard Pariserin (Studie). 1885 („Studien nach einer Pariserin. Bezeichnet und am großstädtischen Alltag orientierten neuen Künstlertypus Strauss. 1914 Öl auf Pappe. 23,8 × 21,2 cm (9 ⅜ × 8 ⅜ in.). Oben datiert: 1885. Malpappe. 24 x 20 cm“; Einlieferer „G. 1863 in seinem Figaro-Essay „Le peintre de la vie moderne“ Öl auf Leinwand. 60,5 × 67,5 cm (23 ⅞ × 26 ⅝ in.). rechts mit Bleistift signiert, bezeichnet und datiert: St.“ nichtjüdisch lt. Katalog) ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Nicht das Ideale, son- Unten rechts signiert und datiert: Robert Sterl 1914. F. Skarbina Paris 1885. [3754] Gerahmt. dern das Alltägliche als Triebfeder des künstlerischen Werkverzeichnis: Nicht bei Popova (vgl. Popova 872 In ihrer lebendig-sprühenden Auffassung ist vorliegende Schaffensprozesses zu begreifen, galt zur Entstehungszeit und 960). [3539] Gerahmt. EUR 6.000–8.000 Doppelstudie ein beredtes Beispiel für Skarbinas befreien- unserer Ölstudie im wilhelminischen Kaiserreich als emi- USD 7,060–9,410 de Paris-Erfahrung. Zwischen Oktober 1885 und September nent modern. Unsere vorliegende Doppelstudie führt die EUR 10.000–15.000 1886 unterhielt er ein Atelier am Boulevard Clichy, von wo originäre Rolle Franz Skarbinas unter den deutschen Künst- USD 11,800–17,600 aus er mit seinen impressionistischen Künstlerkollegen in lern seiner Zeit vor Augen: Skarbina ist der „Flaneur der engem Austausch stand. Malerei“. Dr. Miriam-Esther Owesle

Grisebach — Herbst 2020

186 Antoine-Louis Barye „Er organisierte eine Art Gegenstaat“, schrieb Julius Elias 1795 – Paris – 1875 über seinen Freund Paul Durand-Ruel, den Begründer des modernen Kunsthandels, frühen Förderer und Mentor der Barbizonisten und Impressionisten und eine der bedeu- Lionne d’Algerie. tendsten Persönlichkeiten im Kunstbetrieb des 19. und frü- Bronze mit schwarzer Patina. Maße: hen 20. Jahrhunderts. Angefangen hatte „Père Durand- 20,3 × 27,5 × 8,5 cm (8 × 10 ⅞ × 3 ⅜ in.). Auf der Ruel“ 1843/44 mit einer kleinen Galerie in der Rue Standfläche signiert: BARYE. Unterhalb des linken Neuve-des-Petits-Champs: zwei Salons, einfach aber ele- Vorderbeins mit dem vergoldeten Monogramm des gant möbliert, Kaminfeuer sorgte im Winter für wohlige Gießers Ferdinand Barbedienne: F. B. Rückseitig mit Wärme. An den Wänden hingen, Rahmen an Rahmen, die der Gießermarke: F. BARBEDIENNE. FONDEUR. Bilder der noch kaum verkäuflichen Barbizonmaler – Corot, Posthumer Guss. [3716] Rousseau, Daubigny, Millet... Auf einem frei im Raum ste- henden überdimensionalen Tisch standen die kleinformati- EUR 4.000–6.000 gen Bronzen hautsächlich eines Künstlers: Antoine-Louis USD 4,710–7,060 Barye. AA

187 Stanislas Lépine Caen 1835 – 1892 Paris

L'Estacade et le Quai de Bercy, Paris. Öl auf Holz. 19,8 × 32 cm (7 ¾ × 12 ⅝ in.). Unten rechts signiert: S. Lépine. Werkverzeichnis: Nicht bei Schmit. [3091] Gerahmt.

EUR 7.000–9.000 USD 8,240–10,590

Es ist nicht zu übersehen: Dieser Künstler ist ein Schüler von seinen impressionistischen Freunden suchte er neue Aus- Camille Corot – und was für einer! Wie Eugène Boudin stellungsmöglichkeiten und beteiligte sich bereits bei deren stammt auch der hochtalentierte Lépine aus der Norman- berühmter erster Ausstellung in den Räumen des Fotografen die. Und ähnlich wie bei seinem Landsmann waren es vor Nadar 1874. Graf Arman Doria, bedeutender Kunstsammler allem gleichgesinnte Künstlerkollegen, die ihn schon damals der Impressionisten der ersten Stunde, erkannte Lépines erkannten und schätzten. Im öffentlichen Kunstbetrieb Qualität und ließ ihm ebenso wie Adolphe-Félix Cals finanzi- gelang es Lépine zu Lebzeiten kaum, wirklich Fuß zu fassen. elle Unterstützung zukommen. Auch Paul Durand-Ruel Seine modernen, mit sicherem, schnellem Pinsel ausgeführ- schätzte den Künstler sehr. Dennoch starb Lépine in Armut. ten (Stadt-)Landschaften im Studien-Format waren zwar im Seine Künstlerfreunde sammelten das Geld fürs Begräbnis. Salon ausgestellt, fanden aber neben den lautstarken Wer- Und Durand-Ruel veranstaltete 1892 eine Gedächtnis-Aus- ken der meisten Kollegen kaum Beachtung. Zusammen mit stellung für Lépine in seiner Pariser Galerie. AA

Grisebach — Herbst 2020

188 1847 – Berlin – 1935

„Skizze aus den ,Folies-Bergère‘“. 1873 Öl auf Papier, auf braunen Karton aufgezogen. Ca. 17,7 × 25,5 cm (19 × 26,8 cm) (7 × 10 in. (7 ½ × 10 ½ in.)). Unten rechts auf dem Karton mit Bleistift (nachträg- lich) vom Künstler signiert und datiert: M Liebermann 1873. Rückseitig ein Stempel der Malakademie Dobro- slav Halata, Prag. Werkverzeichnis: Eberle 1873/17. Die auf fragilem Papier (mit größeren Randverlusten, Knicken und Einrissen) ausgeführte Studie wurde schon zu Lebzeiten des Künstlers auf Karton aufge- zogen. [3016] Gerahmt. Provenienz Max Liebermann, Berlin (bis mind. 1923) / Sammlung Dorn, Berlin/Prag (spätestens 1981 bis mind. 2014) / Privatsammlung, Tschechien

EUR 20.000–30.000 USD 23,500–35,300

Literatur und Abbildung Ludwig Kaemmerer: Max Liebermann. In: Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. Jg. IV, 1893, S. 252 / Erich Hancke: Max Liebermann. Sein Leben und seine Werke. Berlin, Bruno Cassirer, 1. Aufl. 1914 und 2. Aufl. 1923, S. 78, Abb. S. 79 / Günter Busch: Max Lieber- mann, Maler, Zeichner, Graphiker. Frankfurt a.M., S. Fischer Verlag, 1986, S. 30, Abb. S. 28 / Bernd Küster: Max Liebermann, Ein Maler-Leben. Hamburg, Ellert & Richter Verlag, 1988, S. 34 / Katrin Boskamp: Studien zum Frühwerk von Max Liebermann mit einem Ver- zeichnis der Gemälde und Ölstudien von 1866–1889. Hildesheim–Zürich–New York, Georg Olms Verlag, 1994 (= Studien zur Kunstgeschichte, Bd. 88), Kat.-Nr. 39

Diese kleinformatige Ölskizze ist das einzige erhaltene Zeugnis des modernen Lebens in Paris, das Max Lieber- mann gemalt hat. Lange im Besitz des Künstlers, galt sie jahrzehntelang als verschollen und war der Forschung nur durch eine 1914 angefertigte Schwarz-Weiß-Fotografie bekannt. Liebermann fängt virtuos mit schnellen, pastosen Pinselstrichen das flirrende Licht der Kronleuchter und die farbigen Eindrücke des ausgelassenen Treibens im legen- Originalgröße dären Vergnügungslokal Folies-Bergère ein. Man meint die Geräuschkulisse förmlich wahrnehmen zu können, in der sich die Musik mit den Stimmen der zylindertragenden „Un bar aux Folies-Bergère“ (1882, London, Courtauld heute beschnittenen – Karton „bravo, bravissimo!“ Krieges war es für Liebermann schwierig, Zugang zu den Herren und der Damen in ihren eleganten Abendroben und Gallery). Liebermann war im Dezember 1873 nach Paris schrieb. Liebermann, der Corot sehr verehrte, soll diesen französischen Künstlerkreise zu erhalten. Er unterbrach den großen Hüten vermischt. In Zweiergruppen stehend gekommen und hatte unweit des Etablissements in der Rue ersten Pariser Erfolg noch Jahrzehnte später mit Stolz vor- seinen Aufenthalt für mehrere Studienreisen nach Holland und sitzend, beugen sich die Herren zu den Damen und die de la Rochefoucauld ein Atelier bezogen. In dem Haus gezeigt haben. Er war in die französische Hauptstadt und verließ Paris schließlich 1878. Kurz darauf erfuhren Damen nähern sich den Herren. Wer hierher kam, wollte wohnte auch der französische Maler Ludovic-Napoléon gekommen, um neben Corot die Werke von Constant Troy- seine Gemälde durch die französische Kunstkritik positive sich amüsieren. Die Folies-Bergère waren seit der Eröff- Lepic. Eines Tages zeigte Lepic in Abwesend von on, Charles-François Daubigny und vor allem von Jean- Anerkennung, und 1881 gelang ihm auf dem Pariser Salon nung 1869 ein Ort des Spektakels, der Begegnung und der Liebermann dessen Atelier dem großen Landschaftsmaler François Millet zu studieren. Er hielt sich mehrere Monate der Durchbruch. Liebermann erfuhr in Frankreich die Prostitution. Édouard Manet ließ sich hier einige Jahre Camille Corot. Als dieser die Skizze des 26-jährigen Berli- in Barbizon auf, wo Millet ihm jedoch jeden Kontakt ver- öffentliche Anerkennung, die er in Deutschland erst Jahre später zu seinem letzten großen Meisterwerk inspirieren ners sah, war er so begeistert, dass er darunter auf den – weigerte. Kurz nach Ende des Deutsch-Französischen später erhalten sollte. Nina Struckmeyer

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189 190 Thomas Couture Prag 1840 – 1915 München Senlis 1815 – 1879 Villiers-le-Bel

Nachdenkliche Frau. Porträt einer jungen Frau. Öl auf Leinwand 49 × 40 cm (19 ¼ × 15 ¾ in.). Öl auf Leinwand. Doubliert. 32 × 24 cm Oben rechts signiert: G. Max. [3620] Gerahmt. (12 ⅝ × 9 ½ in.). Unten links signiert: COUTURE. [3161] Gerahmt. EUR 3.000–4.000 Provenienz USD 3,530–4,710 Freiherr von Wolf-Ebenrod, Wuppertal-Elberfeld (bis 1920) / Privatsammlung, Wuppertal

EUR 6.000–8.000 USD 7,060–9,410

Ausstellung Thomas Couture (1815–1879). Méthode et entretiens d’atelier, Musée d‘Art et d‘Archéologie, Musées de Senlis, 2015/16

Grisebach — Herbst 2020

192 Max Slevogt 191 Ducatillon Landshut 1868 – 1932 Neukastel/Pfalz tätig um 1839

Stilleben mit Pistole. 1890 EUR 15.000–20.000 Männlicher Halbakt. 1839 Öl auf Leinwand. Doubliert. 36,5 × 46,5 cm USD 17,600–23,500 Öl auf Leinwand. 77,5 × 58 cm (30 ½ × 22 ⅞ in.). Unten (14 ⅜ × 18 ¼ in.). Oben links signiert und datiert: links signiert und datiert: DUCATILLON 1839. Zwei Slevogt 90. Fragment. [3570] Gerahmt. Literatur und Abbildung restaurierte Einrisse, Retuschen. [3091] Provenienz Hans-Jürgen Imiela: Max Slevogt, eine Monographie. Moderne Galerie Thannhauser, München (lt. rücksei- Karlsruhe, G. Braun, 1968, S. 384, Anm. 42 EUR 3.000–4.000 tigem Etikett) / Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt USD 3,530–4,710 (1968) / Galerie Wimmer, München / ehemals Privat- Wir danken Dr. Karoline Feulner, Landesmuseum Mainz/Max sammlung, Hessen Slevogt Forschungszentrum, Mainz, für freundliche Hinweise.

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193 Schrobenhausen 1836 – 1904 München Ein geheimnisvolles gar sphinxhaftes Lächeln umspielt die Lippen dieser verhüllten Schönheit. Dieses sublime, einneh- Orientalin. 1882 mende Pastell gehört zu dem Werkkomplex der Beschäfti- Pastell über Farbstift auf braunen Karton. gung Franz von Lenbachs mit dem Thema der Salome, aber

94 × 63,5 cm (37 × 25 in.). Unten rechts signiert auch orientalischen Kostümen. So thematisiert dieses Bild 194 Max Thedy und datiert: Lenbach 1882. [3116] eine gefährliche Verlockung, bei der man den Kopf verlieren München 1858 – 1924 Polling kann. Die Orientalin ist ohne Attribute gezeigt, und genauso EUR 18.000–24.000 geheimnisvoll und deutungsoffen wie der Blick der Dame USD 21,200–28,200 bleibt die Identifizierung. Lenbach spielt mit den freien „Die Waffen eines Herrn“ / „Die Schätze einer Dame“ Literatur und Abbildung Assoziationen des Betrachters und bediente sich für die (Zwei Supraporten). 1880er-Jahre Silke Opitz: Der Tafelbildkomplex. Max Thedy am Literatur und Abbildung Darstellung der Kleidung und des gewickelten Schleiers Jeweils Öl auf Leinwand. 42,5 × 147 cm bzw. Staatlichen Bauhaus in Weimar. In: Ausstellungskata- Friedrich von Boetticher,: Malerwerke des Neunzehn- wahrscheinlich aus Kostümbüchern, die türkischen und ori- 45 × 147 cm (16 ¾ × 57 ⅞ in. bzw. 17 ¾ × 57 ⅞ in.). Bild 1 log: Max Thedy 1858–1924. Gemälde & Zeichnungen. ten Jahrhunderts. Bd. II., Leipzig 1941, S. 834, Nr. 57 entalischen Trachten abbildeteten. So ist diese Verkörpe- unten rechts mit Signaturrest: M[...]. Bild 2 unten Weimar, Stadtmuseum, 2002, S. 34-45, m. Abb. auf S. (Junge Türkin) / Sonja Mehl: Franz von Lenbach in der rung idealer Schönheit Ausdruck einer orientalistischen rechts signiert: Max Thedy. [3387] Gerahmt. 36 u. 39, und die Abbildungen auf S. 143 („Farbtafeln, Städtischen Galerie im Lenbachhaus München. Mün- Neugier Europas auf den Fernen Osten. Der Zauber der Provenienz außer Katalog“) / Armin Thedy und Anselm Thürwäch- chen, 1980, S. 183, Kat.-Nr. 374 (Tochter der Herodias) Fremde und ebendieser geheimnisvolle Blick werden hier Ehemals The Closson Galleries, Cincinnati (lt. rücksei- ter: Werksverzeichnis Max Thedy (1858–1924). Ham- durch die sichere Hand des Künstlers zu einem Vexierspiel tigem Etikett), und Lawrence Steigrad Fine Arts, burg, CD-ROM, 2008, Kat.-Nrn. G 157 u. G 158 der Assoziationen. GO New York (bis 2001)

EUR 25.000–35.000 USD 29,400–41,200

Grisebach — Herbst 2020

195 Adolf Schreyer Frankfurt am Main 1828 – 1899 Kronberg im Taunus

Walache an einer Tränke. Öl auf Leinwand. 47 × 83 cm (18 ½ × 32 ⅝ in.). Unten rechts signiert: Ad Schreyer. Rückseitig der Stempel in Schwarz: Aus dem Nachlass des Professors Ad. Schreyer Cronberg, August 1899. Retuschen. [3545] Gerahmt.

EUR 6.000–8.000 USD 7,060–9,410

Ausstellung Ausstellung von Werken des Malers Adolf Schreyer. Berlin, Königliche Museen zu Berlin, National-Galerie, 1899, Kat.-Nr. 40 („An der Tränke“, 46 x 82 cm) (?)

Adolf Schreyer gehörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- hunderts zu den wenigen international bekannten deut- schen Malern und erlangte durch seine Orientbilder Berühmtheit. Die in seinem Werk immer wieder dargestellte Szene mit Reitern an einer Tränke ist auf unserem Bild besonders beeindruckend und in malerischer Bravour wie- dergegeben. Mit seiner besonderen Maltechnik, in der er auch den Einsatz des Malspachtels und das Anschleifen von Malschichten mit einbezog, erreicht er eine ganz besondere Vielfalt von Oberflächenstrukturen, die besonders schön zur Geltung kommen am Fell der Pferde, der Wasseroberflä- che und der hell aufleuchtenden, steinernen Brunnenanla- ge. Schreyer lebte zeitweise abwechselnd in Paris und Kron- berg im Taunus, wo er mit seinen ehemaligen Frankfurter Kollegen zusammentraf, die dort eine regelrechte Kolonie gegründet hatten. In seinem Werk scheint aber die französi- sche Kunst, insbesondere der Maler von Barbizon und Gus- tav Courbet, den größten Einfluss gehabt zu haben. Nach dem Tod des erfolgreichen Künstlers veranstaltete die Berliner Nationalgalerie 1899 eine umfangreiche Ausstel- lung, in der auch unser Bild präsentiert wurde. MM

„Schreyer vereint mit einer grossartigen und kühnen Auffassung ein tiefpoetisches Gefühl; er ist dadurch zu gleicher Zeit Deutscher und Franzose.“

Louis M. Tisseron, 1864

Grisebach — Herbst 2020 „So foul a sky clears not without a storm.“

196 Andreas Achenbach William Shakespeare, „The Life and Death of King John“, 1623 Kassel 1815 – 1910 Düsseldorf

Marine. Hafen von Ostende. 1858 Literatur und Abbildung (). [3742] Gerahmt. Verzeichniss der Gemälde-Sammlung von Peter Louis Öl auf Leinwand. 87 × 112 cm (34 ¼ × 44 ⅛ in.). Unten Ravené in Berlin. Berlin 1860, Kat.-Nr. 3 / Friedrich rechts signiert und datiert: A Achenbach 1858. von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahr- [3742] Gerahmt. hunderts. 4 Bände. Dritter, unveränderter Nach-

Provenienz druck, Hofheim am Taunus, H. Schmidt & C. Günther, 197 Deutsch, um 1860 Ehemals Sammlung Peter Louis Ravené, Berlin 1979 (zuerst Fr. v. Boetticher‘s Verlag, Dresden 1891– 1901), hier Erster Band (Erste Hälfte), S. 5, Nr. 108 / EUR 10.000–15.000 K(arl) Baedeker: Deutschland und Österreich. Hand- Wolkenstudie. USD 11,800–17,600 buch für Reisende. Coblenz, Verlag von Karl Baede- Öl auf Papier. 23,5 × 31,2 cm (9 ¼ × 12 ¼ in.). In den ker, vierte verbesserte Auflage 1869, S. 27 (Berlin, Ecken fest auf Karton montiert. [3038] Gerahmt. Ausstellung Ravenésche Gemäldegalerie) Paris, Weltausstellung, 1867 (lt. Boetticher) EUR 2.000–3.000 USD 2,350–3,530

Grisebach — Herbst 2020

198 Christian 199 Max Liebermann Friedrich Gille 1847 – Berlin – 1935 Ballenstedt am Harz 1805 – 1899 Wahnsdorf b. Dresden „Aus Etzenhausen – Gartenwirtschaft“. 1879 Öl auf Leinwand. 16,4 × 28,5 cm (6 ½ × 11 ¼ in.). Unten Kühe auf der Weide. Um 1850 links signiert und (in der letzten Ziffer undeutlich) Öl auf Papier auf Pappe. 27,4 × 37,5 cm datiert: M. Lieberman[n] 7[.]. Werkverzeichnis: Eberle (10 ¾ × 14 ¾ in.). [3259] Gerahmt. 1879/10. [3123] Gerahmt. Provenienz Provenienz Ehemals Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt Fritz Kuthe, Berlin (1911) (?) / Heinrich Thannhauser, München (1914) (?) / Galerie Marsyas, München (1982)/ EUR 4.000–6.000 Privatsammlung, Hessen USD 4,710–7,060 Anm. zu S. 63 / Erich Hancke: Max Liebermann. Sein Unsere beeindruckend freie, mit pastosem Pinsel geführte EUR 18.000–24.000 Leben und seine Werke. Berlin, Bruno Cassirer, 1914, Ölstudie entstand unmittelbar nach Liebermanns erstem Ausstellung USD 21,200–28,200 S. 530 (Werkkatalog, dort „Aus Etzenhausen, 18 x Parisaufenthalt und mehreren Reisen in die Niederlande und Christian Friedrich Gille 1805–1899. Malerische Entde- 28,5 cm“) (?) / Kunst und Künstler, XV. Jg., 10. H., nach Italien (1873-1878). Der Künstler hatte sich gerade in ckung der Natur. Berlin, Villa Grisebach, 2018, S. 219, Literatur und Abbildung 1.7.1917 (Max-Liebermann-Heft), Abb. S. 468 / Holly München niedergelassen. Das gesellige Leben städtischer Abb. Tf. 39 Katalog 366: Sammlung werthvoller Oelgemälde & Prentiss Richardson: Landscape in the Work of Max Bürger in der Natur, das Liebermann in den bayrischen Bier- Literatur und Abbildung Aquarellen meist neuerer Meister. Berlin, Rudolph Liebermann. Phil. Diss., 3 Bände. Ann Arbor, Brown gärten beobachtete, wird zu einem zentralen Thema seines Sonderauktion: „Bilder aus der Sammlung Georg Lepke, im Kunst-Auctions-Hause Koch-Strasse 29, University, 1991, hier Bd. 1, S. 87 / Katrin Boskamp: progressiven Kunstschaffens jener Zeit. Wenige Jahre später Schäfer II“. München, Neumeister, 25.2.2005, Kat.-Nr. 12./13.12.1881, Kat.-Nr. 14 (Im Garten, 16 x 28 cm, o. Studien zum Frühwerk von Max Liebermann mit zieht er die Summe seiner malerischen Entwicklung in dem 385, m. Abbildung („Drei Kälber“) Abb.) / Gustav Pauli: Max Liebermann. Des Meisters einem Verzeichnis der Gemälde und Ölstudien von bedeutenden Gemälde „Münchner Biergarten“ (1883, Pina- Gemälde in 304 Abbildungen. Stuttgart und Leipzig, 1866–1889. Hildesheim–Zürich–New York, Georg kothek München), ja sogar das Musée du Luxembourg erwirbt Wir danken Dr. Gerd Spitzer für die freundliche Bestätigung Deutsche Verlags-Anstalt, 1911 (= Klassiker der Kunst Olms Verlag, 1994 (= Studien zur Kunstgeschichte, bereits 1894 ein Biergartenbild von Liebermann (heute der Authentizität des Bildes. in Gesamtausgaben, Neunzehnter Band), S. 244, Bd. 88), Kat.-Nr. E 27 Musée d´Orsay, Brassérie de Campagne, Bavière, 1893) AA

Grisebach — Herbst 2020

201 Louis Gurlitt Altona 1812 – 1897 Naundorf/Sachsen

Blick auf die Albaner Berge bei Rom. Öl auf Papier, auf Pappe aufgezogen. 11,6 × 19,1 cm (4 ⅝ × 7 ½ in.). Auf der Rückpappe ein Aufkleber mit dem Stempel: L. Gurlitt Nachlass. [3034] Gerahmt. Provenienz Privatsammlung, Frankreich / Privatsammlung, Süddeutschland

200 Friedrich EUR 2.500–3.500 Kallmorgen USD 2,940–4,120 Altona 1856 – 1924 Grötzingen

Blühende Blumen in einem ländlichen Garten. Öl auf Leinwand, auf Karton aufgezogen. 42 × 28,3 cm (16 ½ × 11 ⅛ in.). Rückseitig mit Bleistift beschriftet: Aus dem Nachlaß Professor F. Kallmorgen +1925 zu Heidelberg. Werkverzeichnis: Nicht bei Eder. [3716] Gerahmt. Provenienz Privatsammlung, Norddeutschland

EUR 3.000–4.000 USD 3,530–4,710

Grisebach — Herbst 2020

202 Carl Bantzer 203 Christian Ziegenhain 1857 – 1941 Marburg Friedrich Gille Ballenstedt am Harz 1805 – 1899 Wahnsdorf b. Dresden Knabenkopf. 1896 Aquarell auf braunem Papier. Ca. 25 × 20,5 cm (9 ⅞ × 8 ⅛ in.). Unten rechts monogrammiert und Landschaft bei Dresden. 1885 datiert: C. B. 96. Rückseitig in Bleistift beschriftet: Öl auf Leinwand, auf Pappe aufgezogen. Carl Bantzer Dresden. Und von anderer Hand: gek. 27,3 × 41,2 cm (10 ¾ × 16 ¼ in.). Unten links mono- bei Axt 1920. Etwas gebräunt. Randmängel. [3084] grammiert, (unleserlich) bezeichnet und datiert: Provenienz G. Elbe[?] 20/7. 85. [3081] Gerahmt. Kunsthandlung Friedrich Axt, Dresden / Georg Arn- hold, Dresden (wohl 1920 bei Axt erworben, bis 1926) EUR 3.000–4.000 / Ilse Maron, Tochter von Georg Arnhold, Dresden/ USD 3,530–4,710 USA / Irmgard Feldon, Tochter von Ilse Maron, USA / Galerie Saxonia, München (um 1980 von Irmgard Feld- Wir danken Dr. Gerd Spitzer für die freundliche Bestätigung on erworben) / Privatsammlung, Italien (1981 von der der Authentizität des Bildes. Galerie Saxonia, München, erworben)

EUR 3.000–4.000 USD 3,530–4,710

Grisebach — Herbst 2020

206 Buch b. Nürnberg 1840 – 1914 Aibling 204 Viktor Paul Mohn 205 Albert Hertel Meißen 1842 – 1911 Berlin 1843 – Berlin – 1912 „Bauernhaus in Kraiburg“. 1883 Ausstellung Öl auf Leinwand. Doubliert. 43 × 32 cm Johann Sperl. Berlin, Kunstsalon Paul Cassirer, und Voralpenlandschaft. 1885 Blick über Krummhübel auf die Schneekoppe. 1862/63 (16 ⅞ × 12 ⅝ in.). Unten rechts signiert: J. Sperl. Auf Frankfurt a. M., Frankfurter Kunstverein, 1910, Kat.- Öl auf Leinwand auf Pappe. 17,4 × 31,6 cm Öl auf Papier, auf Pappe aufgezogen. 22,5 × 35,7 cm dem Keilrahmen links unten das mit Feder in Schwarz Nr. 12, m. Abb. („Färberhaus in Kraiburg“) (6 ⅞ × 12 ½ in.). Unten rechts datiert: 15/9. 85. Rück- (8 ⅞ × 14 in.). Unten rechts monogrammiert: AH. numerierte Etikett: Galerie Heinemann, München Literatur und Abbildung seitig mit dem Stempel: Original von V. Paul Mohn Rückseitig unten in der Mitte der Stempel in Schwarz: 18505. Werkverzeichnis: Moritz 104. [3300] : Johann Sperl. In Kunst und Künstler, 7. (aus dem Nachlass). [3435] Gerahmt. Albert Hertel Nachlass. [3657] Gerahmt. Provenienz Jg., 5. H., 3. Februar 1909, S. 207-217, hier Abb. S. 216 Provenienz Dr. A. Vermeil, Baden-Baden (spätestens 1902– mind. / Eugen Diem: Johann Sperl. Ein Meister aus dem Aus dem Nachlass des Künstlers EUR 2.000–3.000 1910) / W. Traber & Co., Hamburg (bis 1927) / Galerie Leiblkreis. München, Bruckmann, 1955, Nr. 13 / Bern- USD 2,350–3,530 Heinemann, München (Inv. Nr. 18505, 1927–1938; hard Echte und Walter Feilchenfeldt (Hg.): Kunstsalon EUR 2.000–3.000 Galerie Heinemann online, Abfrage am 15.4.2020) / Paul Cassirer. Die Ausstellungen 1910–1912. Band 5: USD 2,350–3,530 Wir danken Dr. Ines Hertel, Berlin, für die Bestätigung ehem. Hans Mund, Hamburg-Altona (1938 bei Heine- „Verheißung und Erfüllung zugleich.“ Wädenswil, Nim- der Authentizität des Bildes und Hermann Zschoche für mann erworben) bus, 2016, Abb. S. 48, S. 61 (Hans Rosenhagen: Johann freundliche Hinweise. Sperl. In: Der Tag, 18.9.1910, ill. Ausg., Nr. 219) u. S. 610 EUR 4.000–6.000 USD 4,710–7,060

Grisebach — Herbst 2020

207 Fritz von Uhde Wolkenburg 1848 – 1911 München

Ein Schimmel. 1880 Öl auf Leinwand. Doubliert. 73,8 × 60 cm (29 × 23 ⅝ in.). Unten rechts signiert: F Uhde. Auf dem Spannrahmen oben rechts ein Etikett der Modernen Galerie Heinrich Thannhauser, München. Studie für das Gemälde „Altdeutscher Reiter“ von 1880 (vgl. Rosenhagen 1908, s.u., Abb. S. 23). [3646] Gerahmt. Provenienz Franz von Lenbach, München / Hofkunsthändler Albert Riegner, München (1908) / Prof. Fritz Meder, München / Moderne Galerie Heinrich Thannhauser, München / Henry P. Newman, Hamburg (erworben 1913 bei Thannhauser, bis vor wenigen Jahren in Familienbesitz)

EUR 25.000–35.000 USD 29,400–41,200 Ein „köstliches Stück von Malerei“ – so bezeichnete treffend Ausstellung Fritz von Ostini das 1880 ausgeführte Pferdebildnis. Es ent- Fritz von Uhde. Vom Realismus zum Impressionismus. stand in Paris, wo Fritz von Uhde sich seit November 1879 Bremen, Kunsthalle; Leipzig, Museum der bildenden aufhielt und einige Monate im Atelier des erfolgreichen Künste, und München, Neue Pinakothek, 1998/99, Malers Mihály Munkácsy studierte. Der 31-jährige Uhde hatte Kat.-Nr. 1, m. Abbildung gerade seine Offizierskarriere in der sächsischen Armee Literatur und Abbildung zugunsten der Malerei aufgegeben. Dem Aufenthalt in der Hans Rosenhagen (Hg.): Uhde, des Meisters Gemälde französischen Hauptstadt waren Enttäuschungen und in 285 Abbildungen. Stuttgart und Leipzig, Deutsche Zurückweisungen vorausgegangen. In Wien hatte Hans Verlags-Anstalt, 1908 (= Klassiker der Kunst, Zwölfter Markart es abgelehnt, Uhde als Schüler aufzunehmen, und Band), S. XXIV, Abb. S. 22 / Ausst.-Kat.: Fritz von auch in München blieben seine Bemühungen, bei Carl von Uhde. Kollektivausstellung. Berlin, Galerie Eduard Piloty, Wilhelm Diez und Wilhelm von Lindenschmit zu stu- Schulte, 1908, S. 6 (nicht ausgestellt) / Sammlung von dieren, erfolglos. In München lernte Uhde schließlich Ölgemälden moderner Meister aus dem Besitze des Munkácsy kennen, der ihn nach Paris zum Studium in sein Herrn Professor Fr. J. Meder, München. München, Atelier einlud. In Briefen an seine Verlobte Amalie Endres Galerie Helbing, 11.6.1912, S. X u. Kat.-Nr. 187, Abb. Tf. berichtete Uhde schon bald nach seiner Ankunft, er mache 42 („Schimmel im Grünen“) / Stefanie Busold: „Echte große Fortschritte. Seinen ersten Erfolg hatte Uhde mit „La Freude an schönen Bildern“. Der Sammler Henry P. Chanteuse“ (1880, München, Neue Pinakothek), die er im Newman. In: Ausst.-Kat.: Private Schätze. Über das Frühjahr auf dem Salon zeigen und an einen Pariser Sammler Sammeln von Kunst in Hamburg bis 1933 (Katalog zur verkaufen konnte. In den folgenden Monaten fertigte Uhde Ausstellung: Picasso, Beckmann, Nolde und die neben dem zweiten großen Gemälde „Les chiens savants“ Moderne. Meisterwerke aus frühen Privatsammlungen (1880, Flint, Institute of Arts) weitere „zwei Dutzend Natur- in Hamburg). Hamburg, Hamburger Kunsthalle, 2001, studien“ an, denen das Pferdebildnis zuzurechnen ist. Es S. 52-57, hier S. 55 u. S. 57 entstand wohl im Zusammenhang mit dem fast gleichforma- tigen „Altdeutschen Reiter“ (1880, Privatbesitz). Uhde setzte gekonnt den weißen Körper des Schimmels gegen den dunklen Wiesenhinter- grund ab – einen in Munkácsys Gemälden häufig anzutreffender Effekt – und arbeitete den Tierkörper fein gegen die Tiefenunschärfe seiner Komposition her- aus. Ende 1880 verließ Uhde Paris und ging nach München zurück. Stilistisch ent- fernte er sich in den folgenden Jahren von seinem Pariser Lehrer. Rückblickend schrieb Uhde 1902, dass er Munkácsy „sehr viel verdanke, da er mir den schwieri- gen Schritt von einem kunstfreudigen Dilettantismus zur Kunst zu thun half.“ Das Pferdebildnis befand sich lange im Münchner Privatbesitz, u.a. in der Sammlung Franz von Lenbachs, der Uhde vor seinem Pariser Aufenthalt in München kennen- gelernt und mit Ratschlägen unterstütz hatte. 1913 erwarb es der Hamburger Kaufmann und Kunstsammler Henry P. Newman für 20.000 Mark in der Galerie Thannhauser. Nina Struckmeyer

Grisebach — Herbst 2020

208 Karl Stauffer-Bern 209 Johann Sperl Trubschachen 1857 – 1891 Florenz Buch b. Nürnberg 1840 – 1914 Aibling

Kostümstudie. 1885 „Wäscheleine“. Bleistift auf Papier. 24 × 32,5 cm (9 ½ × 12 ¾ in.). Öl auf Leinwand auf Pappe. 24,7 × 33,9 cm Unten rechts in Bleistift signiert und datiert: (9 ¾ × 13 ⅜ in.). Rückseitig mit dem Stempel in Stauffer-Bern 20/8 85. [3750] Schwarz: NACHLASS C. Seiler. Werkverzeichnis: Nicht bei Moritz. – Mit einer Bestätigung (in Kopie) von EUR 1.500–2.500 Dr. Werner Moritz, München, vom 4. April 2007. USD 1,760–2,940 [3360] Gerahmt.

EUR 8.000–12.000 USD 9,410–14,100

Grisebach — Herbst 2020 Adolph Menzel Vogel- und Froschperspektiven

N “Jeder andre Maler würde einen Kopf, den er 210 Adolph Menzel nach der Aequatorlinie umkreist und ein Dutzend Breslau 1815 – 1905 Berlin

mal von allen Seiten gezeichnet hat, für ein sehr Liegender Bauer (mit Arm- und Handstudie). Anfang der EUR 15.000–20.000 1880er-Jahre USD 17,600–23,500 gründliches Studium achten; Menzel muß ihn auch Bleistift auf Papier (aus einem Zeichenblock). vom Nord- und Südpol aus, er muß ihn aus 13,2 × 20,6 cm (5 ¼ × 8 ⅛ in.). Oben rechts signiert: A. Literatur und Abbildung Menzel. Kleiner Papierverlust in der Ecke oben Versteigerungskatalog: Galerie Henneberg Zürich. II: der Vogel- und Froschperspektive studieren, sonst rechts. [3413] Gerahmt. Handzeichnungen von Ludwig Knaus, Adolph von Provenienz Menzel, Benjamin Vautier †. München, Galerie Hel- ist er nicht fertig mit ihm.” Galerie Henneberg, Zürich (bis 1903) / Galerie bing, 27.10.1903, Kat.-Nr. 35 Matthiesen, Berlin (bis 1951) / Privatsammlung, USA Friedrich Eggers, „Künstler und Werkstätten: Adolf Menzel“, in: Deutsches Kunstblatt, 5. Januar 1854 (1951 in der Galerie Matthiesen erworben, seitdem in Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für die Bestätigung Familienbesitz) der Authentizität der Zeichnung.

Grisebach — Herbst 2020 Originalgröße

211 Adolph Menzel 212 Adolph Menzel Originalgröße Breslau 1815 – 1905 Berlin Breslau 1815 – 1905 Berlin

Kutschengespann. 1840er-Jahre Dame mit Hut, nach rechts unten blickend. 1892 Bleistift auf Papier. 17,4 × 21,2 cm (6 ⅞ × 8 ⅜ in. ). Bleistift auf Papier. 18,3 × 11,5 cm (7 ¼ × 4 ½ in.). Rückseitig mit Feder in Braun beschriftet: dieses Unten rechts monogrammiert und datiert: A. M. 92. Blatt ist eine Original-Arbeit meines Onkels Adolf von [3740] Gerahmt. Menzel / Margarethe Krigar-Menzel. Gebräunt. [3747] EUR 10.000–15.000 „Sie hat mich noch nicht gesehen, ich stehe am anderen Ende EUR 7.000–9.000 USD 11,800–17,600 USD 8,240–10,590 des Tisches, weit ab für mich allein. An der gegenüberliegenden Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für die Bestätigung Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für die Bestätigung der Authentizität der Zeichnung. Wand hängt ein Spiegel, sie denkt nicht dran, aber der Spiegel der Authentizität der Zeichnung. denkt dran. Wie schön ist sie doch!“ Kierkegaard, „Tagebuch eines Verführers“, 1843

Grisebach — Herbst 2020

213 Adolph Menzel Breslau 1815 – 1905 Berlin 214 Adolph Menzel Breslau 1815 – 1905 Berlin

Studie eines sitzenden, bärtigen Mannes und eines Literatur und Abbildung stehenden Offiziers. 1898 Katalog 29: On Paper. Four Centuries of Master Kostümstudie für das Porträt des Generalleutnants Hans Literatur und Abbildung Bleistift, teilweise gewischt, auf Velin. 18,4 × 12,2 cm Drawings. Hamburg, Le Claire Kunst 2011, Kat.-Nr. 32, Karl von Winterfeldt. 1851 Versteigerungskatalog: 19th Century Continental (7 ¼ × 4 ¾ in.). Rechts unten monogrammiert und m. Abbildung Kreide, weiß gehöht, auf braunem Papier, auf Karton Pictures and Drawings. London, Christie's, 21.6.1991, datiert: A. M. / 98. [3027] Gerahmt. aufgezogen. 30,4 × 24,8 cm (12 × 9 ¾ in.). Außerhalb Kat.-Nr. 57 Provenienz Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für die Bestätigung der Darstellung leicht fleckig. [3449] Privatsammlung, Süddeutschland / Le Claire Kunst, der Authentizität der Zeichnung. Provenienz Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für die Bestätigung Hamburg (2011) / Privatsammlung, Norddeutschland Ehemals Sammlung Dr. Gustav Rau, Stuttgart der Authentizität der Zeichnung. Ein Essay von Dr. Claude Keisch ist online einsehbar. EUR 15.000–20.000 EUR 20.000–30.000 USD 17,600–23,500 USD 23,500–35,300

Grisebach — Herbst 2020 Originalgröße

„Das Leben ist ein Schlaf, die Liebe sein Traum.“

Alfred de Musset, 1832 Los 216: Titelblatt

N 215 Adolph Menzel 216 Adolph Menzel Breslau 1815 – 1905 Berlin Breslau 1815 – 1905 Berlin

Bildnis einer schlafenden, alten Frau. „Versuche auf Stein mit Pinsel und Schabeisen“. 1851 Provenienz Bleistift auf Papier. 10,4 × 11,4 cm (4 ⅛ × 4 ½ in.). Leinen-Mappe mit 7 Lithographien (einschl. Titelblatt) Ehemals Nachlass Paul von Baldinger-Seidenberg, Oben links monogrammiert: A. M. Unten links auf leichtem Karton, davon 5 auf aufgewalztem China. Stuttgart (1912) beschriftet: 3. [3507] Gerahmt. Mappengröße: 50,8 × 39,2 cm (20 × 15 ⅜ in.). Rücksei- Provenienz tig jeweils mit dem Stempel Lugt L. 212. Werkver- EUR 5.000–7.000 Ehemals Emil Rathenau, Berlin (seitdem in zeichnis: Bock 398 III, 399 III, 400 III, 401 IV, 402 III, USD 5,880–8,240 Familienbesitz) 403 IV und 404 III. Zweite, nach 1851 im Verlag der Gebr. Rocca, Berlin, erschienene Auflage (1. Aufl. 1851 Literatur und Abbildung EUR 20.000–30.000 bei Carl Meder, Berlin). Druck von J. Hesse in Berlin. Auktion: Katalog wertvoller Kupferstiche und Hand- USD 23,500–35,300 In einer um 1900 gefertigten grünen Leinen-Mappe zeichnungen aus den Sammlungen der Herren P. v. mit Goldprägung. Zwei Bl. (B. 403 u. 404) mit kleinen Baldinger-Seidenberg Exc. † Stuttgart, Fritz Rumpf, Wir danken Dr. Claude Keisch, Berlin, für die Bestätigung Verlusten am rechten Rand der Darstellung, eines Potsdam (II. Teil), Emil Schröter †, Dresden etc. [...]. der Authentizität der Zeichnung. davon (B. 404) in der oberen Ecke rechts leicht stock- Stuttgart, H. G. Gutekunst, 7.5. ff.1912, Kat.-Nr. 1318 fleckig. Die Blätter im Rand etwas fleckig. [3353]

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Claude Keisch Erzählen mit Licht und Schatten: Menzels Versuche auf Stein

Das Titelstichwort schließt an eine sieben Jahre ältere grafische Folge Menzels an: die „Radir-Versuche“ gelangen erst nach längerem Ringen mit der Werkstattchemie, daher die Wortwahl. Die Arbeiten mit Pinsel und Schabeisen standen unter anderem Vorzeichen: Der 35-jährige war längst mit dem Solnhofener Kalk, der lithografischen Kreide und Tinte, der Zusammenarbeit mit Druckern vertraut; Doch dem frühen Gebrauch der Kreide hatte er bald die Feder vorgezogen. Jetzt aber suchte er Tonwerte, eine differenzierte, weiche Lichtführung, die auch lebhafte Kontraste und tiefe, „samtige“ Dunkelheiten erzeugt, Dazu bot sich als geeignetste Technik die Steinschabung an. Diese aber, der älteren Mezzotinto-Radierung verwandt, die das Licht aus dem Schwarz herausarbeitet statt umgekehrt – Subtraktion statt Addition -, war in Deutschland noch ungebräuchlich. Erst jüngst hatte sie der Steindrucker Wilhelm Korn – dem Menzel in Louis Sachses Lithographenanstalt öfter begegnen konnte – in Paris entdeckt: im Werk von Nicolas-Toussaint Charlet, Géricault, Delacroix. Album-Titel wie „Croquis lithographiques“ (Charlet, Horace Vernet), „Album lithographique“ (Charlet), „Suite de sept petites pièces“ oder „Sujets variés“ (Géricault) machten ausdrücklich auf die freie Gegenstandswahl auf- merksam: Jedes Blatt ein Einfall für sich - in der Tradition des grafischen Capriccio. So auch Menzels Bildfolge mit ihren Motivsprüngen. Deren Sinn liegt ganz in der Erkundung neuer grafischer Ausdruckswerte: Sie ist, wie schon in den „Radir-Versuchen“, Thema genug. In den zerrissenen Formen der Titelbuchstaben erkennt man Zeichen- und Druckwerkzeuge, in der Mitte einen Schleifstein, überall dazwischen kleine, eifrig-verwirrt wuselnde Menschenwesen. Darunter entführt ein melancholischer Teufel von Pinselmann die lächelnde Schabmesserfrau zu abenteuerlichem Wirbeltanz auf einer (lithografischen) Steinplatte, die bereits Kratzspuren aufweist. - Stein: doch Menzel gelegentlich über (litho- grafische) „Steinschmerzen“ klagen; und konnte doch in seinem Menzel-Fest- blatt (1884) den Bewunderten selbst als einen „Stein-Druck“ personifizieren, dessen Last selbst Titanen kaum zu tragen vermögen. Jenseits der allegorischen Travestie gießt ein Brief (4. Juni 1852) Menzels Erfahrungen mit den Versuchen in ein Rezept zum Gebrauch eines Kollegen: “der feiner oder gröber wie zu Kreidezeichnung gekörnte Stein wird vorerst mit Terpentin getränkt, ehe aber derselbe ganz eingezogen ist, die angeriebene Lithographir-Tusche darüber gegossen oder mit dem Pinsel aufgestrichen. Bei der aufgegossenen Tusche muß der Stein hin und her gewiegt wer- den damit sie möglichst gleichmäßig dünn zerläuft. Am besten geräth wohl das Aufwalzen der Tusche. Die wird nun vollständig trocken und so kann denn allenfalls mit jedem Taschen- messer die Sache gemacht werden. Stellen die zu hell geworden kann man auch mit Kreide noch überarbeiten, und wieder hineinschaben. Die nachherige Behandlung im Aetzen und Drucken ist so weit ich sie mitangesehen die der Kreidezeichnung. Noch Eins: Die Tusche muß in gehöriger Stärke gerieben werden, daß sie auch zerlaufen noch schwarz steht” So detaillierte Ratschläge waren nicht überflüssig; denn obwohl Alois Senefelders „Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerey“ (1818) ihre Möglichkeit schon vorgegeben hat- te, wurde die Schabkunst in einem 1853 erschienenen Handbuch für Lithografen und Stein- drucker (von Friedrich Krauß und Franz Malté) vorsätzlich übergangen, wegen ihrer „gänzli- chen Werthlosigkeit“ und weil sie sich, wie mehrere andere „Variationen des chemischen Drucks keineswegs in Geltung halten“ könne. Unterschiedlicher könnten Werkstatt-Perspektiven nicht sein. Hier ein Blick von Los 216: „Der Bärenzwinger im zoologischen Garten“ außen: „Der Stein in friedlicher Ruhe schwarz angestrichen und dann die schwarze Hülle dreist hinweggeschabt, mehr oder weniger stark, ohne Weiteres auf den malerischen Effekt hin, den der schabende Meister scharf und deutlich vor seiner Phantasie hat. Schliesslich dann etwa noch eine Tonplatte mit entsprechend ausgesparten Lichtern besorgt und über die Abdrücke des Schabwerks übergedruckt, und die Arbeit ist fertig.“ So keck, angesteckt

Grisebach — Herbst 2020 von der verwegenen Frische und Überzeugungskraft der Versuche auf Stein, beschrieb im „Deutschen Kunstblatt„ 1852 Franz Kugler, einer der frühen Entdecker Menzels, das Verfahren, nicht ohne hinzuzufügen: „Spielend – immer vorausgesetzt, daß es ein Meister ist, der spielt, was denn freilich unser einen ein ziemlich ernsthaftes Spiel bedünkt.“ Das ernsthafte Spiel spannt sich, wie Menzels ganzes Œuvre, motivisch zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Das trübsinnig entfremdete Dasein der Bären im tiefen Schacht ihres Zwingers genügt, die historischen Fantasien fragwürdig erscheinen zu lassen. Da werden Damen und Los 216: „Reifenspiel auf der Schloßterrasse“ Los 216: „Gefangenen-Zug im Walde“ Kavaliere beim Reifenspiel im Park von einem Mondlicht Los 216: „Verfolgung auf der Wendeltreppe“ verfolgt, das sie nur streift, aber einen marmornen Putto aufstrahlen lässt. Hingegen ist in der hastig gekritzelten Raubritterszene aller Ausdruck den weißen Linien überlas- sen; sie suggerieren nassen Schnee und heftigen Wind, während die Dame am Kamin wieder ganz andere Werte erprobt: das immateriell zarte Licht der gespie- gelten Kerzen – zur gleichen Zeit entsteht das Flötenkonzert -, auf dem Seiden- kleid die unruhigen Reflexe des Kaminfeuers, das hinter einem aus der Tafelrun- de übernommenen, ins Gegenlicht gerückten Armstuhl erahnt wird. Irrlichter wischen über die Halbfigur des Molière (zu dem Menzels Bruder Richard Modell saß). Das schräge Sitzen, die erhobene Schreibhand, die seltsam gequetschte Linke mit dem Zettel: All das vergegenwärtigt, veralltäglicht die his- torische Figur, ähnlich den Feldherrnporträts der Holzschnitt-Suite „Aus König Friedrichs Zeit“ (1850-1855). Und erst das unheimliche Quid pro quo auf der Burgtreppe: Den verschach- telten, dabei deutlich senkrecht akzentuierten Raum erhellt ein einziger kleiner Wandleuchter, der nebenher eine Madonnenfigur aus der Finsternis erlöst. Deren Schutz suchen beide Bewaffnete (die einander zu fürchten scheinen); doch selbst von dem ganz in den Schatten eingeschmolzenen Pistolenträger bleibt jedes Detail nachprüfbar: einen derart durchsichtigen Dunkelschleier gibt die Wirk- lichkeit nicht her, nur eine „Schwarzkunst“ aus Meisterhand. Begonnen wurde die Bildergruppe allerspätestens 1850 (so ist der Molière datiert; im März dieses Jahres wurde die Tafelrunde in Sanssouci vollendet). Ende 1851 war die erste Auflage, von Wilhelm Korn bei Louis Sachse gedruckt, fertig und fand vorübergehend ihren Verleger in Carl Meder, der die Steine schon im darauffolgenden Frühjahr an die Firma Gebrüder Rocca weiterreichte. Hier ent- stand eine neue, diesmal von J. Hesse gedruckte Ausgabe, zu der die hier vorge- Los 216: „Brustbildnis des Dichters Molière“ stellte Mappe gehört. Zu einem in Aussicht genommenen zweiten Heft kam es nicht mehr. „Adolph Menzel aber“, hatte Franz Kugler bemerkt, „ist schon der Los 216: „Lesende Dame am Kamin“ Mann, dessen Compositionen man zu sammeln bemüht ist, und die neue Manier hat eben auch ihr eigenthümliches Interesse, für Sammler, wie für andre Leute.“

Grisebach — Herbst 2020 Letzten auskosten.“ wenn wirsiebis zum Leidenschaft nurgeheilt, „Wir werden von einer Marcel Proust Marcel

Fin de Siècle Lose 217–245 Max Pommer „Genialität oder Wahnwitz“

„Ihre Originalität war so tief und so barock, sie waren so unähnlich Allem, was man früher in dieser Art gesehen, dass kein Besucher gleichgültig daran vorbei- ging!“ Mit diesen Worten erinnert sich der Kritiker Georg Brandes an zehn Feder- zeichnungen, die der noch unbekannte Max Klinger im Jahr 1878 auf der Jahres- ausstellung der Berliner Akademie präsentierte und drei Jahre später unter dem Titel „Ein Handschuh“ als Opus VI seiner druckgrafischen Folgen herausgab. In der Berliner Kunstszene war Klingers Debüt ein Paukenschlag und das Publikum von den Blättern irritiert: Zu sehen ist eine Rollschuhbahn, auf der eine Dame ihren Handschuh verliert. Er wird von einem jungen Mann gefunden, der die Gesichtszüge des jungen Künstlers trägt. Tatsächlich hat die Folge einen bio- grafischen Hintergrund, denn Klinger hatte sich noch als Kunststudent in eine junge Diplomatentochter verliebt und seine aussichtslosen Gefühle in den Zeich- nungen verarbeitet. Dort wird der Handschuh als Erinnerung an die Geliebte ver- wahrt. Doch schon mit dem dritten Blatt löst sich die gerichtete Handlungsstruk- tur auf und eröffnet ein reizvolles Kaleidoskop symbolistischer Traumbilder. In ihnen erscheint der Handschuh als leidenschaftliches Fetischobjekt in surrealen Bildräumen: Mal albtraumhaft zwischen stürmischen Wellen und unheimlichen Gestalten, mal als Kultobjekt an paradiesischen Gestaden. 1878 war von den Blättern als „Genialität oder Wahnwitz“ die Rede. Nie zuvor hatte man eine derart fantasievolle Bilder- zählung gesehen, die ihre Betrachter in einer stilis- tisch so tollkühnen Variati-

217 Max Klinger onsbreite und Modernität Leipzig 1857 – 1920 Großjena b. Naumburg am Traumgeschehen des Protagonisten teilhaben lässt. Dabei wurden die „Ein Handschuh (Opus VI)“. 1881/1893 Blätter erst mit der Orig.-Halbleinenmappe mit 10 Radierungen, teilweise druckgrafischen Ausfüh- mit Aquatinta, auf französischem Chinapapier auf rung nummeriert, luden Karton. Mappe 48,5 × 65,5 cm (19 ⅛ × 25 ¾ in.). Werk- den Rezipienten bis dahin verzeichnis: Singer 113 IV, 114 u. 115 V, 116 VI, 117 – 122 also ein, in einer beliebigen IV. Hier die III. Ausgabe, Selbstverlag, München 1893 Reihenfolge betrachtet zu (in den Orig.-Passepartouts, mit dem lose beiliegen- werden. Doch auch in den den Titelblatt). Die Folge der zugrundeliegenden späteren Ausgaben blieb Federzeichnungen entstand 1878 und wurde 1881 dem Betrachter die Aufga- erstmals als Graphik-Mappe publiziert. Die Graphiken be überlassen, der assozia- im Rand durchgängig stockfleckig, in der Darstellung tiven Erzählung individuell nur teilweise und minimal. Die Mappe etwas fleckig zu folgen und sich in das und mit Gebrauchsspuren. [3113] spannungsreiche Form- und Motivspiel von Klingers EUR 6.000–8.000 wirkmächtigster Grafik- USD 7,060–9,410 folge zu versenken.

Grisebach — Herbst 2020 „Es war ein ganz großes Erleben, als ich die Radierungen von Klinger kennenlernte. Und wie mir ging es vielen tausend anderen. Was wir liebten an diesen Blättern war nicht die technische Meisterschaft. Wir wußten: Max Klinger bleibt nicht an der Oberfläche der Dinge haften,

er dringt in die dunkle Lebenstiefe. 218 Max Klinger In diesen Blättern brauste und Leipzig 1857 – 1920 Großjena b. Naumburg

tönte es.“ Badende. 1896/97

Käthe Kollwitz, Ansprache zur Beisetzung Max Klingers, 8. Juli 1920 Bronze mit schwarzer Patina. 100 × 32 × 37 cm (39 ⅜ × 12 ⅝ × 14 ⅝ in.). Am Baumstumpf monogram- miert: MK. An der Schmalseite der Plinthe rechts mit der Gießermarke: AKTIEN-GESELLSCHAFT- GLADENBECK / BERLIN-FRIEDRICHSHAGEN. Guß später als 1896/97 [3076]

EUR 15.000–20.000 USD 17,600–23,500

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Klaus-Ingo Arnstadt / Dr. Anna Ahrens Malerei wie Poesie

Sie ist die berühmteste Lyrikerin der Antike: die griechische Dichterin Sappho, die in klarer, ausdrucksstarker Sprache Liebe und Eros besang. Für Platon war sie die zehnte Muse. Auf unserem Gemälde hat Sappho gerade einen mit mächtigen Zypressen flankierten Hain verlassen, dessen Verortung kaum näher zu bestim- men ist, der in seiner Anlage aber deutliche Verweise auf Böcklins „Toteninsel“ führt. Hier wie dort betritt der Betrachter ein unmittelbar am oder im Meer lie- gendes Kastell, das einen Hof bzw. hier einen Park oder Garten umschließt. Durch die starke Verschattung der immergrünen Bäume, die für Trauer und Tod, aber auch Trost und erneutes Glück stehen, bleibt uns der Zutritt allerdings verwehrt - und sein Innerstes ein ewiges Geheimnis. Eine Sphinx am Eingang verstärkt die mystische Tiefe des Haines. Die Figur in der sonnenbetrahlten Wandnische des rechten Bildmittelgrundes dürfte Euterpe sein, Muse der Musik und lyrischen Poesie. Sapphos Lyra jedoch hängt kraftlos in ihrer rechten Hand, ihr Gesang – vielleicht ihr letzter – ist beendet. Die leidenschaftliche Dichterin lehnt in ihrem luftig-weißen Gewand außerhalb des Gartens an der Festungsmauer. Ihr Gesicht liegt im linken Ellenbogen verborgen, sodass ihr Haar als tiefschwarzer Fixpunkt in der Landschaft die Blicke auf sich zieht. Die tragische Maske an der Stirnseite des von ihr gewählten Mauerstücks spricht Bände. Ihr ist sie nun zugewandt - der Marceron der Komödie auf dem flankierenden Mauerstück gegenüber kann ihr keine Aufmerksamkeit mehr entlo- cken. Vielmehr wird dieser bereits überwuchert von einer zartvioletten Glycinie, die Keller nahezu wörtlich aus seinem Gemälde “Böcklins Grab” (1901/02) zitiert. Ferdinand Keller zeigt nicht Sapphos Verzweiflungstat, den dramatischen Sprung von einem Felsen ins Meer, wie etwa Théodore Chassériau und sein Schü- ler Gustave Moreau ihn wählten, sondern das Innehalten vor der letzten Ent- scheidung. Selbst das Meer tost nur verhalten, es kann warten. Noch ist nicht alles entschieden, eine Rückkehr in den Hain, aus dessen tiefem Dunkel ein Stück heller Himmel als Hoffnungsschimmer hervorleuchtet, ist nicht verstellt, Sappho kann noch zurück. In diesem Schwebezustand von tiefer Depression und Ent- scheidungsnähe strahlt das Bild eine poetische Stimmung aus. Nur der Wolken-

himmel weist auf Dramatik hin, die der Sage nach mit Sapphos erlösendem Sturz 219 Ferdinand Keller ins Meer endet. Stille vor dem Sturz? Auch das bleibt hier ein Geheimnis. Karlsruhe 1842 – 1922 Baden-Baden Ferdinand Keller wurde wegen seiner virtuosen Koloristik als “Badischer Makart” gefeiert. Inspiriert von Arnold Böcklin, findet er um 1900 zu einer eige- nen Spielart des Symbolismus, für die er seine überragende koloristische Meis- Sappho. terschaft subtil einzusetzen versteht. Auch das Interesse an der Verbildlichung Öl auf Leinwand. 121,2 × 96 cm (47 ¾ × 37 ¾ in.). Unten von tonalen und akustischen Phänomenen verbindet die beiden Meister, die links signiert und datiert: Ferdinand Keller 1909. Mit bestimmte Naturstimmungen durch die virtuose Verbindung musischer, mysti- einem Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan scher und malerischer Elemente zum Erklingen bringen. Unser der Literatur bis- vom 25. Juli 2017. [3755] Gerahmt. her unbekanntes Werk voll anspielungsreicher Poesie gibt ein herausragendes Beispiel. Es zählt damit zu den bemerkenswertesten Bildschöpfungen der symbo- EUR 20.000–30.000 listischen Schaffensperiode des Künstlers Ferdinand Keller. USD 23,500–35,300

Grisebach — Herbst 2020

220 Roberto Basilici 221 Richard Müller Rom 1882 – 1929 Berlin Tschirnitz/Böhmen 1874 – 1954 Dresden-Loschwitz

„A Rudolf Zwintscher. Souvenir de l’atelier Sabatté“. 1904 Weiblicher Akt an einem See, überrascht von einem Fisch. Tuschfeder auf Papier, fest unter Passepartout mon- 1944 tiert. 12,5 × 31,8 cm (4 ⅞ × 12 ½ in.). Unten links Bleistift auf Velin. 50,2 × 39,2 cm (19 ¾ × 15 ⅜ in.). signiert und datiert (teilweise verdeckt): Roberto Unten rechts signiert und datiert: Rich. Müller 1944. Basilici 1904. Auf dem Passepartout links betitelt, Werkverzeichnis: Wohl Wodarz Z 1944.18 („Weiblicher bezeichnet und datiert: A RUDOLF ZWINTSCHER. Akt in Flußlandschaft“, ca. 490 x 370 mm, Nachlaßin- SOUVENIR DE L’ATELIER SABATTÉ. Rome – Mars. 1904. ventar). [3449] [3405] Gerahmt. Provenienz Ehemals Privatsammlung, Berlin EUR 1.500–2.000 USD 1,760–2,350 EUR 6.000–8.000 USD 7,060–9,410 Wir danken Paolo Basilici, Rom, für die Bestätigung der Authentizität der Zeichnung und für freundliche Hinweise.

Die Widmung ist an den Pianisten und Komponisten Rudolf Zwintscher (1871-1946) gerichtet, einen Bruder des Dresdner Malers Oskar Zwintscher.

Grisebach — Herbst 2020

222 Max Pietschmann 223 Heinrich Faust 1865 – Dresden – 1952 Reinsdorf 1843 – 1891 Kassel

Lichtstudie im Gewölbekeller. Nymphe. Öl auf Leinwand auf Pappe. 25,5 × 34 cm Öl auf Leinwand. 137,5 × 75,5 cm (54 ⅛ × 29 ¾ in.). (10 × 13 ⅜ in.). Unten links signiert: M. Pietschmann. [3728] Gerahmt. [3730] Provenienz EUR 10.000–15.000 Ehem. Nachlass des Künstlers / Privatsammlung, USD 11,800–17,600 Ostdeutschland

EUR 1.500–2.500 USD 1,760–2,940

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Claudia Wagner Stella in der Brandung

Die Frage nach Leben, ja vielleicht sogar besseren Lebensformen jenseits unseres Planeten beschäftigt die Menschen seit jeher - so auch den Lebensreformer, Vegetarier und Sonnenanbeter Karl Wilhelm Diefenbach, der sich nicht zuletzt mit den vielfach alternativ-religiösen Strömungen um 1900 befasste. „Berget ihr Wesen meiner Art und sind diese der Gottheit ähnlicher und sind sie glücklicher als die verirrten Menschen der Erde?”, lautete seine „Frage an die Sterne”, die das kindliche Wesen, ursprünglich auf hoher Bergeszinne sitzend, an den Nach- thimmel und die Unendlichkeit des Weltalls richtete. Vielfach wurde das Motiv aufgrund hoher Nachfrage wiederholt und vor allem während seiner letzten Sta- tion auf Capri die vorgeblich bedeutungsschwangeren Sterne durch Gischt und kreisende Möwen ersetzt - meisterliche Attribute des Mädchens, das schließlich mehr sehnsüchtig-schwärmerisch als fragend über das Meer blickt. Auch Die- fenbach kehrte seinen Fokus zunehmend vom Jenseits ins Jetzt. Er lebte in dem Willen, im Diesseits Veränderung zu schaffen, und resümierte noch kurz vor sei- nem Tod: „Alle Fragen des Lebens müssen in 'diesem' Leben ihre Lösung finden können, sonst wäre dies Leben nicht die denkbar und tatsächlich höchste Erscheinung auf der Erde ..., sondern ein Unsinn und ein Unding.” Hoffnung und Heil über- antwortete er demnach nicht mehr dem Jenseits, sondern dem men- schlichen Handeln im Glauben an die Entwicklungsfähigkeit einer kom- menden Generation.

224 Karl Wilhelm Diefenbach Hadamar 1851 – 1913 Capri

Frage an die Sterne. 1901 Öl auf Pappe. 72,3 × 50,2 cm (28 ½ × 19 ¾ in.). Unten links signiert, bezeichnet und datiert: Karl W. Diefenbachs Tochter Stella als Modell K. W. Diefenbach. Capri 1901. Werkverzeichnis: Nicht bei Wagner (vgl. Wagner 3.27 - 3.32). Retu- schen. [3078] Gerahmt. Provenienz Friedrich und Pauline Fehsenfeld, Freiburg i. Br. (1901 auf einer Capri-Reise direkt beim Künstler erworben) / Privatsammlung, Freiburg i. Br. (erworben beim Ehepaar Fehsenfeld, seitdem in Familienbesitz)

EUR 10.000–15.000 USD 11,800–17,600

Grisebach — Herbst 2020

225 Hanns Pellar 226 Eugen Bracht 1886 – Wien – 1971 Morges 1842 – 1921 Darmstadt

„Der Gratulant“. Um 1912 „Schmugglerpfad“. 1917 Öl auf Pappe. 35 × 35 cm (13 ¾ × 13 ¾ in.). Unten Öl auf Leinwand. 80,5 × 91 cm (31 ¾ × 35 ⅞ in.). Unten rechts signiert: HANNS PELLAR. Werkverzeichnis: links signiert und datiert: EUGEN BRACHT 1917. Rück- Nicht bei Olényi von Husen. Rückseitig ein Etikett der seitig oben links mit Pinsel in Schwarz mit Werknum- Wir danken Dr. Manfred Großkinsky, Karlsruhe, für die Serie von Freilichtgemälden mit eindrucksvollen und aus- Großen Kunst-Ausstellung Arthur Dahlheim, Berlin. mer bezeichnet und betitelt: 1648 Schmugglerpfad. Bestätigung der Authentizität des Gemäldes und drucksstarken Motiven aus diesem Tal. Auch der „Schmugg- [3277] Gerahmt. Auf dem Schmuckrahmen ein Etikett des Sächsischen freundliche Hinweise. lerpfad” ist im Freien entstanden und wurde dann 1920 im Kunstvereins Dresden. [3337] Gerahmt. Darmstädter Atelier nochmals übergangen. Das Gemälde EUR 4.000–6.000 zeigt eine schöne Gegenlichtsituation, die den Künstler USD 4,710–7,060 EUR 5.000–7.000 Das Gemälde von Eugen Bracht zeigt einen Landschaftsaus- davon abhielt, die Gegenstände allzu grafisch darzustellen, USD 5,880–8,240 schnitt aus dem Eselsburger Tal bei Herbrechtingen (Schwä- zugunsten der malerischen Ausführung – nicht von ungefähr Wir danken Dr. Britta Olényi von Husen, Köln, für die bische Alb). Der dargestellte Fluss ist die Brenz. Eugen notierte er zu diesem Werk den Begriff „Skizze”, was sich Bestätigung der Authentizität des Gemäldes. Bracht hielt sich dort 1917 und 1918 auf und schuf eine ganze auf die freie Pinselführung beziehen lässt.

Grisebach — Herbst 2020

227 Carlos Schwabe Altona 1866 – 1926 Avon

„L‘heure du faune“. 1920 Rötel und schwarze Kreide auf Papier, vom Künstler auf Leinwand aufgezogen. 110 × 145 cm (43 ¼ × 57 ⅛ in.). Unten rechts datiert und signiert: 1920 CARLOS SCHWAB. Werkverzeichnis: Mit einer Bestätigung von Jean-David Jumeau-Lafond, Paris, vom 2. Oktober 2018. Kleiner, hinterlegter Einriss. [3361] Gerahmt. Provenienz Ehemals Alarik d’Ornhjelm, Schwager des Künstlers (spätestens 1927 von diesem direkt erworben)

EUR 40.000–60.000 USD 47,100–70,600

Ausstellung Carlos Schwab [u. a.]. Genf, Galerie Moos, 1920, Kat.- Nr. 26 / Exposition retrospective: Carlos Schwab. Peintures, aquarelles, dessins, pastels. Paris, Galerie Georges Petit, 1927, Kat.-Nr 47 Literatur und Abbildung Léon Dunand: Carlos Schwab à Genève. In: Tribune de Genève, 24.3.1920

„Da die vorgestellte Welt diejenige ist, in der man lebt, und nicht die wirkliche, so muss man überall Rücksicht nehmen auf unsere Vorstellungen.“

Arnold Böcklin

Grisebach — Herbst 2020 Dr. Anna Ahrens Eine herrliche Wildheit

Henry de Groux gehört zu jenen großen belgischen Symbolisten, denen die Berliner Nationalgalerie zurzeit eine umfassende Ausstellung widmet. De Groux war ab 1886 Mitglied der wichtigsten belgischen Künstlervereini- gung „Les XX“, einer sich selbst verwaltende Gruppe von zwanzig Künstlern, die sich einer „unabhängigen Kunst, frei von jeder offizieller Bindung“ verschrieben hatten. Mit dem Ziel, sich vom akademischen Regelkanon und althergebrachten Ordnungen des Kunstbetriebes zu befreien, ging es ihnen um die Beförderung des Neuartigen in all seinen Erscheinungsformen – und zwar das gesamte Spekt- rum umfassend: Literatur, Malerei, Skulptur, Druckgrafik, Musik, Architektur, Möbel, Kleidung usw. sollten „keinem vorgefaßten künstlerischen oder philoso- phischen Programm“ mehr folgen. Alljährlich luden die Mitglieder nicht nur ein- heimische, sondern auch ausländische Künstler ein und schafften so den inter- nationalen Durchbruch. Als selbst organisierte Künstlerplattform, die jedweder Art neuartigen Kunstschaffens offenstand, beeinflussten die „Vingt“ die Kunst- entwicklung Ihrer Zeit weit über die Landesgrenzen hinaus. Allein die Namens- nennung der „illustren“ Künstlerliste lässt daran keinen Zweifel: neben dem hier- zulande weniger bekannten de Groux zählten zu den Mitgliedern die Belgier , James Ensor oder Theo van Rysselbeghe, aber auch Auguste Rodin und Jan Toorop. Die luden zu jeder Ausstellung weitere europäische Kolle- gen ein wie etwa Camille Pissarro, Paul Cézanne, Georges Seurat, Paul Gaugin, James McNeill Whistler, Claude Monet, Odilon Redon, Henry van der Velde und viele, viele andere. Bezeichnenderweise konnte Vincent van Gogh auf einer Aus- stellung der XX im Jahr 1890, also kurz vor seinem Tod, noch eines seiner Bilder verkaufen: an die „Vingtistin“ Anna Boch. Bestimmten zunächst impressionistische und neo-impressionistische Strö- mungen das ausgestellte neuartige Kunstschaffen der XX, benannte die Zeit- schrift „L´Art moderne“ 1888 erstmals eine weitere geschlossene Gruppe: die Symbolisten. Zu ihnen würden die „belgischen Vingtisten“ Fernand Khnopff und Henry de Groux gehören, denen es weit mehr „um Gefühl und Intellekt als um Sinneswahrnehmungen“ ginge. Zwar waren schon zuvor vereinzelt symbolistische Werke zu sehen gewesen, ab diesem Zeitpunkt aber wurden sie als eigenständige Kunstströmung in Belgien wahrgenommen. Henri de Groux wurde besonders als Kolorist gefeiert,

228 Henry de Groux denn „so unheimlich die Farben auch erscheinen mögen“ Brüssel 1866 – 1930 Marseille stecke in seinen Werken „eine herrliche Wildheit“ (über de Groux´ Waterloo-Serie, in: l´Art moderne, 1888). Das mag nicht zuletzt an de Groux´ Vorliebe für Epen und Schicksale Der Kampf des Herakles mit der Hydra. bedeutender Männer aus Literatur und Geschichte gelegen Pastell auf Papier, fest unter Passepartout montiert. haben. Wie sein belgischer Künstlerkollege James Ensor Lichtes Maß: 64,3 × 49,7 cm (25 ⅜ × 19 ⅝ in.). Unten war auch de Groux ein glühender Verehrer von Richard rechts signiert: Henry de Groux. Auf der Rückpappe Wagner - als eine Art Verbündeter im Kampf gegen jedwede ein Etikett der Künstlerbedarfs- und Rahmenhand- etablierte Ordnung und bürgerliche Spießigkeit. Auf unse- lung: Maison René Dhaveloose / 48, Rue de l‘Hôpital- rem großformatigen Pastell ist es Herkules, dessen Kampf Militaire / Lille. Etwas gewellt. [3365] Gerahmt. mit der Hydra de Groux inmitten eines Berges aus verängs- tigten, über- und ineinanderliegenden nackten Leibern EUR 8.000–12.000 stattfinden lässt: eine höllenartige, hässliche, traumatische USD 9,410–14,100 Vision im befreiten Spiel der Formen und Farben.

Grisebach — Herbst 2020 Prof. Dr. Karlheinz Lüdeking Abstraktion vor der Abstraktion

Im letzten Band seines 1855 vollendeten Romans „Der Grüne Heinrich” beschreibt Gottfried Keller, wie ein Künstler eine große Papierbahn auf seiner Staffelei auf- spannt, darauf zunächst zwei Nadelbäume zeichnet, dann aber beginnt, die Bild- fläche mit einem Gespinst von gedankenlos hingestrichelten Linien zu füllen. Schließlich verbreitet sich sein Gekritzel wie ein ungeheures graues Spinnennetz über den größten Teil der Fläche. Auf den ersten Blick erscheint das Ganze wie ein sinnloses Wirrwarr, doch bei näherer Betrachtung, so heißt es bei Keller wörtlich, „entdeckte man den bewundernswertesten Zusammenhang, den löb- lichsten Fleiß darin, indem es in einem fortgesetzten Zuge von Federstrichen und Krümmungen, welche vielleicht Tausende von Ellen ausmachten, ein Labyrinth bildete, das vom Anfangspunkte bis zum Ende zu verfolgen war,“ und außerdem fand man darin mancherlei „neue Muster und Motive, oft sehr zart und anmutig“. Keller zeigt, wie sich der Übergang zur Abstraktion ganz zwanglos und ohne deklariertes Programm allein aus der praktischen Arbeit am Bild ergeben kann. Deshalb ist seine Beschreibung von besonderem Interesse, wenn man verstehen möchte, was an Richard Müllers grandioser Darstellung der Burg Bösig mit der Losnummer 229 so bemerkenswert ist. Die Burg, die hier porträtiert wird, stammt aus dem 13. Jahrhundert und liegt, wie Müllers Geburtsort, im nördlichen Teil Böhmens. Dort wird sie Hrad Bezděz genannt. Sie sieht heute noch genauso aus wie vor hundert Jahren. Die Mauern sind von Wind und Wetter verwittert. Einige sind unverputzt, sodass man deutlich erkennt, wie sie sich aus blaugrauen Bruchsteinen und gelegentlich ein- gefügten roten Ziegeln zusammensetzen. Diese Mauern haben den Maler augen- scheinlich besonders begeistert, denn seine Malerei fixiert sich so sehr auf ihre molekularen Texturen und ihre grünlich modulierten Oberflächen, dass man jede Orientierung im physischen Raum verliert. Der Maler hat dies ganz bewusst in Kauf genommen. Das erkennt man im Vergleich mit einer vorbereitenden Kohlezeichnung, die den tektonischen Aufbau der Gebäude noch halbwegs klar wiedergibt. Im fertigen Gemälde ist dies nur noch auf der rechten Seite der Fall. Links löst sich alles in fortwährend abgewan- delte Mikrofigurationen auf. Sähe man nur diesen Teil des Gemäldes, wüsste man nicht, was damit dargestellt werden soll. Müller macht sich die vorgefundenen – an sich schon „abstrakten“ – Strukturen des Mauerwerks zunutze, um sie zu modifizieren und zu vervielfältigen. Dabei ergeben sich Elemente, deren Bezug zum Abgebildeten immer geringer wird. Wandflächen werden größer, Türen und Fenster kleiner, der ohnehin schon schiefe Gehweg wird noch abschüssiger, der Raum insgesamt enger und flacher. Hätte der Maler solche Transformationen konsequent weiter betrieben, wäre er, wie Piet Mondrian bei seiner visu-

229 Richard Müller ellen Zerlegung einer holländischen Kirchenfassade, schon Tschirnitz/Böhmen 1874 – 1954 Dresden-Loschwitz bald bei der vollständigen Abstraktion angelangt. Doch das hat Müller nie gewollt, und so bleibt das Gemälde unter sei- nen realistischen – nicht selten sogar hyperrealistischen – „Ruine Bösig“. 1906 Bildern eine Ausnahme. Es ist wahrlich ein Ausnahmebild, Öl auf Leinwand. 98 × 82 cm (38 ⅝ × 32 ¼ in.). In der eines der äußerst raren Gemälde, in denen sich die Abstrak- Mitte, links neben dem Torbogen, monogrammiert tion schon vor der Abstraktion auf unübersehbare Weise und datiert: RM 06. Werkverzeichnis: Wodarz geltend macht. 1906.05. [3107] Gerahmt. Provenienz Ehemals im Nachlass des Künstlers

EUR 30.000–40.000 USD 35,300–47,100

Grisebach — Herbst 2020 „Wenn der große Feuerball in die Fluten hinabsinkt, ertönen von allen Seiten rote Fanfaren.“ Charles Baudelaire, 1846

230 Max Pietschmann 231 Max Pietschmann 1865 – Dresden – 1952 1865 – Dresden – 1952

Wolken am Abend. Wiese mit Weide an einem Bach. 1904 (?) Öl auf Holz. 15 × 25 cm (5 ⅞ × 9 ⅞ in.). Unten rechts Pastell auf bräunlichem Papier. 68,4 × 47,2 cm signiert: M. Pietschmann. [3730] (26 ⅞ × 18 ⅝ in.). Unten rechts signiert und (schwach Provenienz lesbar) datiert: M. Pietschmann 04. [3290] Ehem. Nachlass des Künstlers / Privatsammlung, Provenienz Ostdeutschland Ehem. Nachlass des Künstlers / Privatsammlung, Ostdeutschland EUR 600–800 USD 706–941 EUR 3.500–4.500 USD 4,120–5,290

Grisebach — Herbst 2020 Frida-Marie Grigull Wanderer zwischen den Welten

Carl von Marr war ein Wanderer zwischen den Welten. Als Sohn deutscher Einwanderer in Milwaukee geboren, war er mit gerade einmal 17 Jahren in die alte Heimat seiner Eltern gereist, um sich an der Münchner Akademie einzuschreiben. Ab 1893 war er selb- st Professor (und später sogar Direktor der Akademie) und stieg – Ausstellung für Aus- stellung, Auszeichnung für Auszeichnung – zu einem der gefeiertsten Künstler seiner Zeit auf. Mit dem preußischen Rote-Adler-Orden wurde er in den Adelsstand erhoben und 1912 vom italienischen König zum Ritter geschlagen. Jahrelang leitete er die Auss- tellungen des Münchner Glaspalastes und war Co-Kurator einer Ausstellung deutscher Kunst im MOMA New York. Ein Hansdampf in allen Gassen, Kosmopolit durch und durch, Triebfeder der Münchner Szene, die mit und durch ihn weltberühmt wurde. Sein Œuvre ist sowohl stilistisch als auch thematisch ausgesprochen vielseitig, umfasst die große Historie genauso wie religiöse Themen. Er malte Porträts, Interieurs und Landschaften, aber nirgendwo entfaltet seine Kunst eine solche Kraft, eine solche Sogwirkung wie in den mystisch aufgeladenen, symbolistischen Bildern aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Zunächst dem akademischen Stil verpflichtet, wurde sein Pin- sel hier frei und freier, und die Sujets taten es ihm gleich: Die Körper sind nackt, trau- martig entrückt, in eine geheimnisvolle Naturlandschaft eingewoben, wellenumtost oder von dräuendem Dunkel umflossen. Es geht um die Erkundung des grenzenlosen Kosmos der inneren Bilder, das Heraufbeschwören von Traumwelten und die Befreiung von Zwängen spiritueller und erotischer Art. Der „Zaubergarten von Prof. Marr“, so die Inschrift auf der Rückseite unseres Bildes, ist sicher eines der eindrucksvollsten Beispiele für diese Spielart im Schaffen des Münchner Ausnahmekünstlers. Marr führt uns hier in die magische Welt von Wagners „Parsifal“, in Klingsors Garten, in dem verführerische Blumenmädchen die Gralsritter ins Verderben locken. Ihre Anführerin ist die geheimnisvolle Kundry. Marr zeigt sie in voller Körpergröße, nackt und ikonisch schön wie die Venus von Botticelli. Vor ihr kniet anbetend ein junger Gralsritter,

232 Carl von Marr wohl Parsifal höchstpersönlich. Sie reicht ihm eine Schale Milwaukee/Wisconsin 1858 – 1936 München (den heiligen Gral?), aber sein Blick ist nur auf sie fokussiert und seine Hände umschließen die (Heilige?) Lanze, anstatt die Schale oder – noch naheliegender – ihren Körper zu Im Zaubergarten. (Vor) 1911 empfangen. Es finden sich all die legendären, symbolträchti- Öl auf Leinwand. 190 × 183,5 cm (74 ¾ × 72 ¼ in.). gen Motive aus Wagners Epos – der Gral, die Lanze, der Gar- Unten rechts signiert: Carl Marr. Auf dem Keilrahmen ten –, aber sie sind nicht wirklich logisch miteinander oben rechts mit Bleistift beschriftet: im Zaubergarten verknüpft. Ganz offensichtlich ging es Marr nicht darum die von Prof. Marr. [3035] Geschichte des „Parsifal“ nachzuerzählen, sondern vielmehr darum die Stimmung und das Mindset dieses Jahrhundert- EUR 20.000–30.000 werkes heraufzubeschwören. „Parsifal“ steht für die Suche USD 23,500–35,300 nach Erlösung und neuem Sinn jenseits der alltäglichen Erfahrungswelt. Für die Hinwendung zur Nachtseite der Ausstellung Seele, zu einer phantastischen Welt, in der Raum und Zeit Kat. der Jubiläums-Ausstellung der Münchener ineinandergleiten. Dabei ist die Sünde allgegenwärtig, Liebe Künstler-Genossenschaft zu Ehren des 90. Geburts- und Verderben liegen nur einen Steinwurf voneinander tages Sr. Kgl. Hoheit. München, Kgl. Glaspalast, 1911, entfernt. Die aufkommende Psychoanalyse hat diese Ideen Kat.-Nr. 1305, Abb. S. 99 / Kat. der Ausst. Januar 1912. genauer ausgeleuchtet, und auch Carl von Marr war Feuer Zürich, Kunsthaus, 1912, Kat.-Nr. 29 / Gr. Kunstaus- und Flamme. So sehr, dass er dem „Zaubergarten“-Thema stellung Dresden 1912. Dresden, Städt. Ausstellungs- ein zweites Bild widmete, das 2013 bei Grisebach versteigert palast, 1912, Kat.-Nr. 679, m. Abb. wurde. Hier wie dort eine wahrhaft prächtige, fast zwei mal Literatur und Abbildung zwei Meter große Leinwand, eine museale Komposition, so Kat. der Neuerscheinungen. München, Franz Hanfsta- rätselhaft und still wie der somnambule Zustand, der Kundry engl, Kunstverlag, 1911, S. 49, Nr. 12457, m. Abb. / Paul nach ihrer ersten Begegnung mit Parsifal umfängt. „Sie Schumann: Die Große Kunstausstellung Dresden 1912. werden sich hineinträumen können“, schrieb Böcklin zu sei- In: Die Kunst für Alle, Jg. 27, H. 22, 15.8.1912, S. 509- nem Hauptwerk „Die Toteninsel“ und ruft uns damit ein Bild 518, hier die Abb. vor S. 509 in den Sinn, das hier nicht minder gut passt.

Grisebach — Herbst 2020

233 Max Pietschmann 1865 – Dresden – 1952

Reiter am Wasser. Um 1910 Öl auf Leinwand. 55 × 77 cm (21 ⅝ × 30 ⅜ in.). [3730] Balance von Dominanz und Harmonie, worin sich letztlich Provenienz auch die eigenwillige Magie des Bildes begründet. Ehem. Nachlass des Künstlers / Privatsammlung, Ausgehend von Freilichtmalerei und Pleinair, hatte Ostdeutschland Max Pietschmann um 1900 starke Impulse von Max Klinger und Arnold Böcklin empfangen, aber auch Anregungen von EUR 3.000–4.000 Künstlern wie Ludwig von Hofmann verarbeitet, dessen USD 3,530–4,710 jugendlich schöne Menschen in arkadischer Umgebung Aus-

druck von Jugendbewegung und Lebensreform sind. Bei der 234 Osmar Schindler Gestaltung dieser Themen verband Pietschmann die Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz Das Motiv erinnert an Darstellungen von Pferdeschwemmen, während seines Italienaufenthaltes 1890 bis 1892 gewon- die als Bad und Tränke, aber auch zur Erfrischung von Pfer- nenen Seherfahrungen antikisch wahrgenommener Land- den dienten. Stimmungsvoll visualisiert es freudvolles schaften mit dem Studium heimischer Natur. So könnte er Frau mit goldenem Haar im Profil nach links. Dasein des Menschen in der Natur. Eingebunden in eine idyl- die nackten Reiter auf den Elbwiesen nahe seiner Dresdner Pastell auf anthrazitfarbenem Papier. Ca. lische Landschaft mit lockerem Strauchwerk, Bäumen und Villa beobachtet oder aber inszeniert haben, wohingegen 51,2 × 41,5 cm (20 ⅛ × 16 ⅜ in.). Mitte rechts signiert: mit dunkel schimmerndem Gewässer am vorderen Bildrand, die in hellem Weiß durch die Bäume im Hintergrund leuch- O. Schindler. Rückseitig der Stempel in Schwarz: tummeln sich zwei nackte Jünglingsgestalten auf ihren Pfer- tende Häusergruppe südliche Bauten assoziiert. Nachlass Osmar Schindler 1867–1927. Kleine Rand- den. Die schwarze und weiße Färbung von Rappen und In Dresden gehörte Pietschmann zu Beginn des mängel. [3108] Schimmel hebt sich markant von der durchgrünten Umge- 20. Jahrhunderts neben Oskar Zwintscher, Richard Müller, bung ab. Im effektvollen Wechsel von Seit- und Rückansicht Hans Unger und zu den von Symbolismus EUR 3.000–4.000 erschließt sich die Dynamik des Reitens in ausgewogener und Jugendstil geprägten Künstlern. Dr. Heike Biedermann USD 3,530–4,710

Grisebach — Herbst 2020

236 Deutsch, um 1900

Interieur. Gouache auf leichtem Karton. Passepartoutaus- schnitt: 28,5 × 38,5 cm (11 ¼ × 15 ⅛ in.). Fest unter Passepartout montiert. [3726] Gerahmt.

EUR 600–800 USD 706–941

237 Franz von Bayros Agram (Zagreb) 1866 – 1924 Wien

Venus Triumphans. Um 1910 Tuschpinsel über Bleistift auf Papier. 51 × 44 cm (20 ⅛ × 17 ⅜ in.). Unten mittig signiert: Bayros. [3116] Provenienz

235 Albert Lynch Privatsammlung, Süddeutschland Gleisweiler 1860 – 1950 Monaco EUR 2.500–3.000 USD 2,940–3,530 Porträt einer blonden Frau im Profil nach rechts. Öl auf Leinwand. 45,3 × 38 cm (17 ⅞ × 15 in.). Unten links signiert: A·Lynch. [3086] Gerahmt.

EUR 5.000–7.000 USD 5,880–8,240

Grisebach — Herbst 2020

238 Lotte Laserstein Preußisch Holland 1898 – 1993 Kalmar

„Sitzender männlicher Akt, die Knöchel umgreifend“. Um 1923 Kohle auf Papier. 77,5 × 102 cm (30 ½ × 40 ⅛ in.). Unten rechts signiert: Lotte Laserstein. Krausse Z 1923/6. Im Rand rechts oben eine Zahlenkolonne in Bleistift und die Skizze eines Oberarms in Rötel. Rückseitig am Rand fest auf Karton montiert. [3254] Gerahmt. Provenienz Ehemals Privatsammlung, Schweden

EUR 8.000–12.000 USD 9,410–14,100

Ausstellung Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht. Frankfur a.M., Städel Museum, 2018/19, Kat.-Nr. 3

Eine außergewöhnliche Frau mit einem außergewöhnlichen Talent. Das zeigt bereits ihr frühester Werdegang. Jenseits aller damals gängigen Konventionen entschied sie sich für ein selbstbestimmtes Leben als freie Künstlerin. Und ging nach Berlin. 1912 zog Lotte Laserstein in die Hauptstadt, um ein Studium an der Hochschule für die bildenden Künste zu beginnen. Die Aufnahme von Frauen war erst kürzlich ges- tattet worden. Bislang offerierten lediglich teure private Malschulen oder Damenakademien eine in der Regel unbe- friedigende Ausbildungsmöglichkeit. Vor allem das Aktzeich- nen stand in Verruf. Es war den Männern vorbehalten. Die Öffnung des Akademiestudiums für Frauen sollte das nun ändern – und Lotte Laserstein wusste die Gelegenheit zu nutzen. Sie trat in das Atelier von Erich Wolfsfeld ein, der selbst unter anderem an der Akademie Julien in Paris Akt studiert und die starken realistischen Tendenzen des 19. Jahrhunderts in sein eigenes künstlerisches Schaffen über- tragen hatte. Er wirkte in dieser Hinsicht durchaus stilbil- dend auf seine talentierte Schülerin. Unser großformatiger „Sitzender männlicher Akt, ein- en Knöchel umgreifend“ war bereits in der viel beachteten Lotte-Laserstein-Retrospektive „Von Angesicht zu Angesi- cht“ 2018/19 sowohl im Frankfurter Städel als auch in der Berlinischen Galerie ausgestellt. Die enorme Blattgröße sowie die Sicherheit, mit der die junge Akademiestudentin die menschliche Anatomie in schwierigsten Drehungen und perspektivischen Verkürzungen überzeugend zu erfassen weiß, führen nicht nur ihre außerordentliche Begabung, sondern auch ihr hohes Selbstvertrauen als Künstlerin vor Augen. Unsere großformatige Kohlezeichnung gibt damit einen bildwürdigen Vorgeschmack auf das ausdrucksstarke spätere Werk der Porträtistin. Dr. Anna Ahrens

Grisebach — Herbst 2020

239 Osmar Schindler Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz

Akademischer Rückenakt. Bleistift auf Papier. 38,3 × 28,4 cm (15 ⅛ × 11 ⅛ in.). Unten rechts signiert: O Schindler. Oben rechts bezeichnet: Sey [das Folgende radiert]. Rückseitig unten rechts der Stempel in Schwarz: NACHLASS Prof. Osmar Schindler 1867–1927. Oben rechts die Skizze eines Männerkopfes im Profil nach links. [3108]

EUR 800–1.200 USD 941–1,410

240 Osmar Schindler Burkhardtsdorf 1867 – 1927 Dresden-Wachwitz

Römischer Knabe mit Bildhauerwerkzeug. Um 1897 Öl auf Leinwand. Doubliert. 66 × 48,5 cm (26 × 19 ⅛ in.). Rückseitig der Stempel in Schwarz: NACHLASS Prof. Osmar Schindler 1867–1927 (darin der Nachlass-Stempel im kleineren Format). Horizontale Falte. [3108] Gerahmt.

Osmar Schindler in seinem Atelier in der Dresdner Akademie, im Hinter- EUR 5.000–7.000 grund der Entwurf für ein Fresko für das Polytechnikum Chemnitz (auf USD 5,880–8,240 dem rechten Bild kniend der Knabe mit Bildhauerwerkzeug), um 1897

Grisebach — Herbst 2020

241 Max Pietschmann 1865 – Dresden – 1952

Frau im Profil nach links mit einer Blume in der Hand. 1896 Pastell auf bräunlichem Papier. 55,4 × 68 cm (21 ¾ × 26 ¾ in.). Unten links signiert und datiert (schwach lesbar): M. Pietschmann. 96. Randmängel. [3290.59 3290] Provenienz Ehem. Nachlass des Künstlers / Privatsammlung, Ostdeutschland

EUR 5.000–7.000 USD 7,060–9,410

242 Max Pietschmann 243 Max Pietschmann 1865 – Dresden – 1952 1865 – Dresden – 1952

Frau im Profil nach links mit einer Blume in der Hand. 1896 Frau im Profil nach links mit einer Blume in der Hand. 1897 Pastell auf braunem Velin. 55,4 × 68 cm Öl auf Leinwand. 49 × 69 cm (19 ¼ × 27 ⅛ in.). Unten (21 ¾ × 26 ¾ in.). Vergleiche die signierte und datierte rechts signiert und datiert: M. Pietschmann 97. Rück- Fassung. Vier schwache Knickfalten. [3290] seitig mit Kreide erneut signiert: M. Pietschmann. Auf Provenienz dem Keilrahmen oben ein Etikett der Frühjahrs Kunst- Ehem. Nachlass des Künstlers / Privatsammlung, ausstellung Hamburg. [3100] Ostdeutschland Provenienz Ehem. Nachlass des Künstlers / Privatsammlung, EUR 4.000–6.000 Ostdeutschland USD 4,710–7,060 EUR 8.000–12.000 USD 9,410–14,100

Grisebach — Herbst 2020 „Schon hängen die Lampions wie bunte Trauben An langen Schnüren über kleinen Beeten …“

Georg Heym, „Laubenfest“, 1911

Max Pietschmann vor einer Variante des „Lampionfests“, um 1900

244 Max Pietschmann 245 Max Pietschmann 1865 – Dresden – 1952 1865 – Dresden – 1952

Lampionstudien. Um 1900 Lampionstudien. Um 1900 Öl auf blauem Karton. 36,2 cm × 48,2 cm Öl auf Pappe. 59,7 cm × 82,8 cm (23 ½ in. × 32 ⅝ in.). (14 ¼ in. × 19 in.). Unten rechts monogrammiert: Unten rechts signiert: M. Pietschmann. [3290] M. P. [3290] Provenienz Provenienz Ehem. Nachlass des Künstlers / Privatsammlung, Ehem. Nachlass des Künstlers / Privatsammlung, Ostdeutschland Ostdeutschland

EUR 3.000–4.000 EUR 6.000–8.000 USD 3,530–4,710 USD 7,060–9,410

Grisebach — Herbst 2020 Grisebach Partner und

Repräsentanzen Grisebach Berlin and Representatives

Stefanie Busold Dr. Britta von Campenhausen Anne Ganteführer-Trier Norddeutschland Hessen/ Rheinland-Pfalz/ Saarland Nordrhein-Westfalen/Benelux [email protected] [email protected] [email protected] T +49 40 4600 9010 T +49 179 516 1407 T +49 170 57 57 464

Grisebach Berlin Fasanenstraße 25 10719 Berlin T +49 30 885 915 0 F +49 30 882 41 45 [email protected] grisebach.com Diandra Donecker Micaela Kapitzky Benny Höhne Sophia von Westerholt Dr. Annegret Funk [email protected] [email protected] Nordrhein-Westfalen/Benelux Nordrhein-Westfalen/Benelux Baden-Württemberg T +49 30 885 915 27 T +49 30 885 915 32 [email protected] [email protected] [email protected] T +49 211 8629 2199 T +49 211 8629 2197 T +49 711 248 48 57

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Wilfried Utermann Shantala S. Branca Maureen Sarro [email protected] Schweiz New York, USA/Kanada T +49 231 4764 3757 [email protected] [email protected] T +41 44 212 8888 T +1 212 308 0762

Grisebach — Herbst 2020 Herbstauktionen in Berlin 2. bis 4. Dezember 2020 Autumn Auctions in Berlin, 2 – 4 December 2020 Herbst 2020 Herbst 2020 Herbst 2020 Herbst 2020 Photographie Moderne Kunst Ausgewählte Werke Werke Ausgewählte

– Kunst des 19. JahrhundertsKunst des 19. Von BeuysVon bis Liebermann

Von Beuys bis Liebermann –

3. Dezember 2020 Kunst des 19. Jahrhunderts 2. Dezember 2020 Photographie 2. Dezember 2020 Ausgewählte Werke Moderne Kunst 4. Dezember 2020

Kunst des 19. Jahrhunderts Photographie Von Beuys bis Liebermann – Moderne Kunst Mittwoch, 2. Dezember 2020, 15 Uhr Mittwoch, 2. Dezember 2020, 18 Uhr Ausgewählte Werke Freitag, 4. Dezember 2020, 11 Uhr Donnerstag, 3. Dezember 2020, 18 Uhr Herbst 2020 Sammlung Calábria

Sammlung Calábria 4. Dezember 2020 Zeitgenössische Kunst 4. Dezember 2020

Sammlung Calábria Zeitgenössische Kunst Katalogbestellung unter grisebach.com Freitag, 4. Dezember 2020, 15 Uhr Freitag, 4. Dezember 2020, 18 Uhr Order catalogues at grisebach.com

Grisebach — Herbst 2020 Grisebach Online Only Auktion vom 18. Dezember 2020 bis 10. Januar 2021

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Grisebach — Herbst 2020 Hinweise zum Katalog Catalogue Instructions Kunst nehmen wir persönlich

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1 1 rund um Ihre Kunst. • Schätzungen für Versicherungen Alle Katalogbeschreibungen sind online und auf Anfrage in Englisch Descriptions in English of each item included in this catalogue are erhältlich. available online or upon request. und Erbteilungszwecke 2 2 Sprechen Sie uns gerne jederzeit an. Basis für die Umrechnung der EUR-Schätzpreise: The basis for the conversion of the EUR-estimates: USD 1,00 = EUR 0,85 (Kurs vom 10. Oktober 2020) USD 1.00 = EUR 0.85 (rate of exchange 10 October 2020) Ihr Private Client Team • Dokumentation und Aufarbeitung 3 3 Bei den Katalogangaben sind Titel und Datierung, wenn vorhanden, The titles and dates of works of art provided in quotation marks Ihrer Sammlung vom Künstler bzw. aus den Werkverzeichnissen übernommen. Die- originate from the artist or are taken from the catalogue raisonné. se Titel sind durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Undatierte Undated works have been assigned approximate dates by Grisebach Werke haben wir anhand der Literatur oder stilistisch begründbar based on stylistic grounds and available literature. • Wir helfen bei der Suche nach zeitlich zugeordnet. 4 4 Dimensions given in the catalogue are measurements taken in cen- geeigneten Fotografen, Restauratoren Alle Werke wurden neu vermessen, ohne die Angaben in Werkver- timeters and inches (height by width by depth) from the actual zeichnissen zu übernehmen. Die Maßangaben sind in Zentimetern works. For originals, the size given is that of the sheet; for prints, the oder Lagermöglichkeiten und Inch aufgeführt. Es gilt Höhe vor Breite vor Tiefe. Bei Origina- size refers to the plate or block image. Where that differs from the len wird die Blattgröße, bei Drucken die Darstellungsgröße bzw. size of the sheet on which it is printed, the dimensions of the sheet Plattengröße angegeben. Wenn Papier- und Darstellungsmaß nicht follow in parentheses ( ). Special print marks or printed designations annähernd gleich sind, ist die Papiergröße in runden Klammern an- for these works are not noted in the catalogue. Signatures, designa- gegeben. Bei druckgrafischen Werken wurde auf Angabe der ge- tions and foundry marks are mentioned. “Bezeichnung” (“inscrip- druckten Bezeichnungen verzichtet. Signaturen, Bezeichnungen tion”) means an inscription from the artist’s own hand, in contrast to und Gießerstempel sind aufgeführt. „Bezeichnung“ bedeutet eine “Beschriftung” (“designation”) which indicates an inscription from eigenhändige Aufschrift des Künstlers, im Gegensatz zu einer „Be- the hand of another. schriftung“ von fremder Hand. 5 5 When describing paper, “Bütten paper” denotes machine-made Bei den Papieren meint „Büttenpapier“ ein Maschinenpapier paper manufactured with the texture and finish of “Bütten”. Other mit Büttenstruktur. Ergänzende Angaben wie „JW Zanders“ oder designations of paper such as “JW Zanders” or “BFK Rives” refer to „BFK Rives“ beziehen sich auf Wasserzeichen. Der Begriff „Japan- respective watermarks. The term “Japan paper” refers to both hand papier“ bezeichnet sowohl echtes wie auch maschinell hergestell- and machine-made Japan paper. tes Japanpapier. 6 6 All sale objects may be viewed and examined before the auction; Sämtliche zur Versteigerung gelangenden Gegenstände können vor they are sold as is. The condition of the works corresponds to their der Versteigerung besichtigt und geprüft werden; sie sind ge- age. The catalogues list only such defects in condition as impair the braucht. Der Erhaltungszustand der Kunstwerke ist ihrem Alter overall impression of the art work. For every lot there is a condition entsprechend; Mängel werden in den Katalogbeschreibungen nur report which can be requested. erwähnt, wenn sie den optischen Gesamteindruck der Arbeiten 7 beeinträchtigen. Für jedes Kunstwerk liegt ein Zustandsbericht Those numbers printed in brackets [ ] refer to the consignors listed vor, der angefordert werden kann. in the Consignor Index, with [E] referring to property owned by 7 Grisebach. Die in eckigen Klammern gesetzten Zeichen beziehen sich auf die 8 Einlieferer, wobei [E] die Eigenware kennzeichnet. Only works already framed at the time of consignment will be sold 8 framed. Es werden nur die Werke gerahmt versteigert, die gerahmt einge- liefert wurden. Photocredit: René Fietzek René Photocredit: Laura von Bismarck Sophia von Westerholt +49 30 885 915 24 +49 211 862 921 97 [email protected] [email protected] Berlin Düsseldorf

Grisebach — Herbst 2020 Versteigerungsbedingungen des Bieters während der Versteigerung abgegeben. Das von dem 30 %. Auf den Teil des Hammer­preises, der EUR 500.000 über- Bieter genannte Gebot bezieht sich ausschließlich auf den Ham- steigt, wird ein Aufgeld von 25 % berechnet. Auf den Teil des merpreis, umfasst also nicht Aufgeld, etwaige Umlagen und Um- Hammer­preises, der EUR 2.000.000 übersteigt, wird ein Aufgeld der Grisebach GmbH satzsteuer, die hinzukommen. Das Gebot muss den Kunstgegen- von 20 % berechnet. In diesem Aufgeld sind alle pauschalen Ge- stand, auf den es sich bezieht, zweifelsfrei und möglichst unter bühren sowie die gesetzliche Umsatzsteuer enthalten (Differenz- Nennung der Los-Nummer, des Künstlers und des Titels, benennen. besteuerung nach § 25a UStG). Sie werden bei der Rechnungstel- Telefonische Gebote können von Grisebach aufgezeichnet lung nicht einzeln ausgewiesen. werden. Mit dem Antrag zum telefonischen Bieten erklärt sich der Käufern, denen nach dem Umsatzsteuergesetz (UStG) im Bieter mit der Aufzeichnung einverstanden. Die Aufzeichnung wird ­Inland geliefert wird und die zum Vorsteuerabzug berechtigt sind, spätestens nach drei Monaten gelöscht, sofern sie nicht zu Be- kann auf Wunsch die Rechnung nach der Regelbesteuerung gemäß weiszwecken benötigt wird. Absatz B. ausgestellt werden. Dieser Wunsch ist bei Beantragung d) Gebote über das Internet der Bieter­nummer anzugeben. Eine Korrektur nach Rechnungs- § 1 3. Der Versteigerer Grisebach bestimmt Ort und Zeitpunkt der Versteigerung. Gebote über das Internet sind nur zulässig, wenn der Bieter von stellung ist nicht möglich. Sie ist berechtigt, Ort oder Zeitpunkt zu ändern, auch wenn der Grisebach zum Bieten über das Internet unter Verwendung eines b) Bei Kunstwerken mit der Kennzeichnung „N“ für Import handelt es 1. Auktionskatalog­ bereits versandt worden ist. Benutzernamens und eines Passwortes zugelassen worden ist und sich um Kunstwerke, die in die EU zum Verkauf eingeführt wurden. Die Versteigerung erfolgt im Namen der Grisebach GmbH – nach- die Versteigerungsbedingungen als verbindlich anerkennt. Die Zu- In diesen Fällen wird zusätzlich zum Aufgeld die verauslagte Ein- folgend: „Grisebach“ genannt. Der Auktionator handelt als deren lassung erfolgt ausschließlich für die Person des Zugelassenen, ist fuhrumsatzsteuer in Höhe von derzeit 7 % des Hammerpreises also höchst­persönlich. Der Benutzer ist verpflichtet, seinen Be- erhoben. Vertreter. Er ist gem. § 34b Abs. 5 GewO öffentlich bestellt. Die § 3 Versteigerung ist somit eine öffentliche Versteigerung i. S. § 474 Durchführung der Versteigerung nutzernamen und sein Passwort Dritten nicht zugänglich zu ma- B. Bei im Katalog mit dem Buchstaben „R“ hinter der Losnummer ge- Abs. 1 S. 2 und § 383 Abs. 3 BGB. chen. Bei schuldhafter Zuwiderhandlung haftet er Grisebach für kennzeichneten Kunstgegenständen berechnet sich der Kaufpreis 2. 1. Bieternummer daraus entstandene Schäden. wie folgt: Die Versteigerung erfolgt in der Regel für Rechnung des Einliefe- Jeder Bieter erhält von Grisebach eine Bieternummer. Er hat Gebote über das Internet sind nur rechtswirksam, wenn sie a) Aufgeld rers, der unbenannt bleibt. Nur die im Eigentum von Grisebach die Verstei­gerungsbedingungen als verbindlich anzuerkennen. hinreichend bestimmt sind und durch Benutzernamen und Pass- Auf den Hammerpreis berechnet Grisebach ein Aufgeld von 25 %. befindlichen Kunstgegenstände werden für eigene Rechnung ver- Von unbekannten Bietern benötigt Grisebach zur Erteilung wort zweifelsfrei dem Bieter zuzuordnen sind. Die über das Inter- Auf den Teil des Hammerpreises, der EUR 500.000 übersteigt, wird steigert. Sie sind im Katalog mit „E“ gekennzeichnet. der Bieternummer spätestens 24 Stunden vor Beginn der Verstei- net übertragenen Gebote werden elektronisch protokolliert. Die ein Aufgeld von 20 % berechnet. Auf den Teil des Hammerpreises, 3. gerung eine schriftliche Anmel­dung mit beigefügter zeitnaher Richtigkeit der Protokolle wird vom Käufer anerkannt, dem jedoch der EUR 2.000.000 übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % berech- Die Versteigerung erfolgt auf der Grundlage dieser Versteigerungs­ Bankreferenz. der Nachweis ihrer Unrichtig­keit offensteht. net. bedingungen. Die Versteigerungsbedingungen sind im Auktionska- Nur unter einer Bieternummer abgegebene Gebote werden Grisebach behandelt Gebote, die vor der Versteigerung über b) Umsatzsteuer talog, im Internet und durch deutlich sichtbaren Aushang in den auf der Verstei­gerung berücksichtigt. das Internet abgegeben werden, rechtlich wie schriftliche Gebote. Auf den Hammerpreis und das Aufgeld wird die jeweils gültige Räumen von Grisebach veröffentlicht. Durch Abgabe eines Gebots 2. Aufruf Internetgebote während einer laufenden Versteigerung werden gesetzliche Umsatzsteuer erhoben (Regelbesteuerung mit „R“ erkennt der Käufer diese Versteigerungsbedingungen als verbind- Die Versteigerung des einzelnen Kunstgegenstandes beginnt mit wie Gebote aus dem Saal berücksichtigt. gekennzeichnet). Sie beträgt derzeit 19 %. lich an. dessen Aufruf durch den Auktionator. Er ist berechtigt, bei Aufruf 4. Der Zuschlag c) Umsatzsteuerbefreiung von der im Katalog vorgesehenen Reihenfolge abzuweichen, Los- a) Der Zuschlag wird erteilt, wenn nach dreimaligem Aufruf eines Ge- Keine Umsatzsteuer wird für den Verkauf von Kunstgegenständen Nummern zu verbinden oder zu trennen oder eine Los-Nummer bots kein höheres Gebot abgegeben wird. Der Zuschlag verpflich- berechnet, die in Staaten innerhalb der EU von Unternehmen er­ tet den Bieter, der unbenannt bleibt, zur Abnahme des Kunstge- worben und aus Deutschland exportiert werden, wenn diese bei § 2 zurückzuziehen. Katalog, Besichtigung und Versteigerungstermin Der Preis wird bei Aufruf vom Auktionator festgelegt, und genstandes und zur Zahlung des Kaufpreises (§ 4 Ziff. 1). Beantragung und Erhalt ihrer Bieter­nummer ihre Umsatzsteuer- zwar in Euro. Gesteigert wird um jeweils 10 % des vorangegangenen b) Der Auktionator kann bei Nichterreichen des Limits einen Zuschlag Identifikations­nummer angegeben haben. Eine nachträgliche Be­ 1. Katalog Gebots, sofern der Auktionator nicht etwas anderes bestimmt. unter Vorbehalt erteilen. Ein Zuschlag unter Vorbehalt wird nur rücksichtigung, insbesondere eine Korrektur nach Rechnungs­ Vor der Versteigerung erscheint ein Auktionskatalog. Darin werden 3. Gebote wirk­sam, wenn Grisebach das Gebot innerhalb von drei Wochen stellung, ist nicht möglich. zur allgemeinen Orientierung die zur Versteigerung kommenden a) Gebote im Saal nach dem Tag der Versteigerung schriftlich bestätigt. Sollte in der Keine Umsatzsteuer wird für den Verkauf von Kunstgegen­ Kunst­gegen­stände abgebildet und beschrieben. Der Katalog ent- Gebote im Saal werden unter Verwendung der Bieternummer ab- Zwischenzeit ein anderer Bieter mindestens das Limit bieten, er- ständen berechnet, die gemäß § 6 Abs. 4 UStG in Staaten außerhalb hält zusätz­lich Angaben über Urheberschaft, Technik und Signatur gegeben. Ein Vertrag kommt durch Zuschlag des Auktionators zu- hält dieser ohne Rücksprache mit dem Bieter, der den Zuschlag der EU geliefert werden und deren Käufer als ausländische Abneh- des Kunst­gegen­standes. Nur sie bestimmen die Beschaffenheit stande. unter Vorbehalt erhalten hat, den Zuschlag. mer gelten und dies entsprechend § 6 Abs. 2 UStG nachgewiesen des Kunst­gegen­standes. Im übrigen ist der Katalog weder für die Will ein Bieter Gebote im Namen eines Dritten abgeben, hat c) Der Auktionator hat das Recht, ohne Begründung ein Gebot abzu- haben. Im Ausland anfallende Einfuhr­umsatz­steuer und Zölle trägt Beschaffenheit des Kunstgegenstandes noch für dessen Erschei- er dies mindestens 24 Stunden vor Beginn der Versteigerung von lehnen oder den Zuschlag zu verweigern. Wird ein Gebot abge- der Käufer. nungsbild (Farbe) maß­gebend. Der Katalog weist einen Schätzpreis Grisebach unter Vorlage einer Vollmacht des Dritten anzuzeigen. lehnt oder der Zuschlag verweigert, bleibt das vorangegangene Die vorgenannten Regelungen zur Umsatzsteuer entsprechen in Euro aus, der jedoch lediglich als Anhaltspunkt für den Ver- Anderenfalls kommt bei Zuschlag der Vertrag mit ihm selbst zu- Gebot wirksam. dem Stand der Gesetzgebung und der Praxis der Finanzverwaltung. kehrswert des Kunst­gegen­stan­des dient, ebenso wie etwaige An- stande. d) Der Auktionator kann einen Zuschlag zurücknehmen und den Änderungen sind nicht ausgeschlossen. gaben in anderen Währungen. b) Schriftliche Gebote Kunst­gegenstand innerhalb der Auktion neu ausbieten, 2. Fälligkeit und Zahlung Der Katalog wird von Grisebach nach bestem Wissen und Mit Zustimmung von Grisebach können Gebote auf einem dafür – wenn ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot von ihm über- Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Gewissen und mit großer Sorgfalt erstellt. Er beruht auf den bis vorgesehenen Formular auch schriftlich abgegeben werden. Sie sehen und dies von dem übersehenen Bieter unverzüglich bean- Der Kaufpreis ist in Euro an Grisebach zu entrichten. Schecks zum Zeitpunkt der Versteigerung veröffentlichten oder sonst all- müssen vom Bieter unterzeichnet sein und unter Angabe der Los- standet worden ist, und andere unbare Zahlungen werden nur erfüllungshalber ange- gemein zugänglichen Erkenntnissen sowie auf den Angaben des Nummer, des Künstlers und des Titels den für den Kunstgegen- – wenn ein Bieter sein Gebot nicht gelten lassen will oder nommen. Einlieferers. stand gebotenen Hammerpreis nennen. Der Bieter muss die Ver- – wenn sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. Eine Begleichung des Kaufpreises durch Aufrechnung ist nur Für jeden der zur Versteigerung kommenden Kunstgegen- steigerungsbedingungen als verbindlich anerkennen. Übt der Auktionator dieses Recht aus, wird ein bereits erteilter mit un­be­strittenen oder rechtskräftig festgestellten Forderungen stände kann bei ernstlichem Interesse ein Zustandsbericht von Mit dem schriftlichen Gebot beauftragt der Bieter Grisebach, Zuschlag unwirksam. zulässig. Grisebach angefordert und es können etwaige von Grisebach ein- seine Gebote unter Berücksichtigung seiner Weisungen abzuge- e) Der Auktionator ist berechtigt, ohne dies anzeigen zu müssen, bis Bei Zahlung in ausländischer Währung gehen ein etwaiges geholte Expertisen eingesehen werden. ben. Das schriftliche Gebot wird von Grisebach nur mit dem Betrag zum Erreichen eines mit dem Einlieferer vereinbarten Limits auch Kursrisiko sowie alle Bankspesen zulasten des Käufers. Die im Katalog, im Zustandsbericht oder in Expertisen ent- in Anspruch genommen, der erforderlich ist, um ein anderes Ge- Gebote für den Einlieferer abzugeben und den Kunstgegenstand 3. Verzug haltenen Angaben und Beschreibungen sind Einschätzungen, keine bot zu überbieten. dem Einlieferer unter Benennung der Einlieferungsnummer zuzu- Ist der Kaufpreis innerhalb von zwei Wochen nach Zugang der Garantien im Sinne des § 443 BGB für die Beschaffenheit des Kunst­ Ein Vertrag auf der Grundlage eines schriftlichen Gebots schlagen. Der Kunstgegenstand bleibt dann unverkauft. Rechnung noch nicht beglichen, tritt Verzug ein. gegenstandes. kommt mit dem Bieter durch den Zuschlag des Auktionators Ab Eintritt des Verzuges verzinst sich der Kaufpreis mit 1 % Grisebach ist berechtigt, Katalogangaben durch Aushang am zustande. monatlich, unbeschadet weiterer Schadensersatzansprüche. Ort der Versteigerung und unmittelbar vor der Versteigerung des Gehen mehrere gleich hohe schriftliche Gebote für denselben § 4 Zwei Monate nach Eintritt des Verzuges ist Grisebach be- betreffen­den Kunstgegenstandes mündlich durch den Auktionator Kunst­gegenstand ein, erhält das zuerst eingetroffene Gebot den Zu- Kaufpreis, Zahlung, Verzug rechtigt und auf Verlangen des Einlieferers verpflichtet, diesem zu berichtigen oder zu ergänzen. schlag, wenn kein höheres Gebot vorliegt oder abgegeben wird. Name und Anschrift des Käufers zu nennen. 2. Besichtigung c) Telefonische Gebote 1. Kaufpreis Ist der Käufer mit der Zahlung des Kaufpreises in Verzug, Alle zur Versteigerung kommenden Kunstgegenstände werden vor Telefonische Gebote sind zulässig, wenn der Bieter mindestens 24 Der Kaufpreis besteht aus dem Hammerpreis zuzüglich Aufgeld. kann Grise­bach nach Setzung einer Nachfrist von zwei Wochen der Versteigerung zur Vorbesichtigung ausgestellt und können be- Stunden vor Beginn der Versteigerung dies schriftlich beantragt Hinzu­kommen können pauschale Gebühren sowie die gesetzliche vom Vertrag zurücktreten. Damit erlöschen alle Rechte des Käu- sichtigt und geprüft werden. Ort und Zeit der Besichtigung, die und Grisebach zugestimmt hat. Der Bieter muss die Versteigerungs­ Umsatzsteuer.­ fers an dem erstei­gerten Kunst­gegen­stand. Grisebach fest­legt, sind im Katalog angegeben. Die Kunstgegen- bedingungen als verbindlich anerkennen. A. a) Bei Kunstgegenständen ohne besondere Kennzeichnung im Kata- Grisebach ist nach Erklärung des Rücktritts berechtigt, vom stände sind gebraucht und werden in der Beschaffenheit verstei- Die telefonischen Gebote werden von einem während der log berechnet sich der Kaufpreis wie folgt: Bei Käufern mit Wohn- Käufer Schadensersatz zu verlangen. Der Schadensersatz umfasst gert, in der sie sich im Zeit­punkt der Versteigerung befinden. Verstei­gerung im Saal anwesenden Mitarbeiter von Grisebach sitz innerhalb des Gemeinschaftsgebietes der Europäischen Union insbesondere­ das Grisebach entgangene Entgelt (Einliefererkom- entgegen­genommen und unter Berücksichtigung der Weisungen (EU) berechnet Grisebach auf den Hammerpreis ein Aufgeld von mission und Aufgeld), sowie angefallene Kosten für Katalogabbil- 204

Grisebach — Herbst 2020 dungen und die bis zur Rückgabe oder bis zur erneuten Versteige- § 7 § 8 rung des Kunst­gegen­­standes anfallenden Transport-, Lager- und Haftung Schlussbestimmungen Versicherungskosten.­­ Wird der Kunstgegenstand an einen Unterbieter verkauft 1. Beschaffenheit des Kunstgegenstandes 1. Nebenabreden oder in der nächsten oder übernächsten Auktion versteigert, haf- Der Kunstgegenstand wird in der Beschaffenheit veräußert, in der Änderungen dieser Versteigerungsbedingungen im Einzelfall oder tet der Käufer außerdem für jeglichen Mindererlös. er sich bei Erteilung des Zuschlags befindet und vor der Versteige- Nebenabreden bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Schriftform. Grisebach hat das Recht, den säumigen Käufer von künftigen rung besichtigt und geprüft werden konnte. Ergänzt wird diese 2. Fremdsprachige Fassung der Versteigerungsbedingungen Ver­stei­gerungen auszuschließen und seinen Namen und seine Beschaffen­heit durch die Angaben im Katalog (§ 2 Ziff. 1) über Ur- Soweit die Versteigerungsbedingungen in anderen Sprachen als ­Adresse zu Sperrzwecken an andere Auktionshäuser weiterzugeben. heberschaft, Technik und Signatur des Kunstgegenstandes. Sie be- der deutschen Sprache vorliegen, ist stets die deutsche Fassung ruhen auf den bis zum Zeitpunkt der Versteigerung veröffentlich- maßgebend. ten oder sonst allgemein zugänglichen Erkennt­nissen sowie auf 3. Anwendbares Recht § 5 den Angaben des Einlieferers. Weitere Beschaffen­heits­merkmale Es gilt ausschließlich das Recht der Bundesrepublik Deutschland. Nachverkauf sind nicht verein­bart, auch wenn sie im Katalog beschrieben oder Das Abkommen der Vereinten Nationen über Verträge des interna- erwähnt sind oder sich aus schriftlichen oder mündlichen Aus- tionalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. Während eines Zeitraums von zwei Monaten nach der Auktion kön- künften, aus einem Zustands­bericht, Expertisen oder aus den Ab- 4. Erfüllungsort nen nicht versteigerte Kunstgegenstände im Wege des Nachver- bildungen des Katalogs ergeben sollten. Eine Garantie (§ 443 BGB) Erfüllungsort und Gerichtsstand ist, soweit dies rechtlich verein- kaufs erworben werden. Der Nachverkauf gilt als Teil der Verstei- für die vereinbarte Beschaffenheit des Kunstgegenstandes wird bart werden kann, Berlin. gerung. Der Interessent hat persönlich, telefonisch, schriftlich nicht übernommen. 5. Salvatorische Klausel oder über das Internet ein Gebot mit einem bestimmten Betrag 2. Rechte des Käufers bei einem Rechtsmangel (§ 435 BGB) Sollte eine oder mehrere Bestimmungen dieser Versteigerungs­ abzugeben und die Versteigerungsbedingungen als verbindlich an- Weist der erworbene Kunstgegenstand einen Rechtsmangel auf, bedingungen unwirksam sein oder werden, bleibt die Gültigkeit zuerkennen. Der Vertrag kommt zustande, wenn Grisebach das weil an ihm Rechte Dritter bestehen, kann der Käufer innerhalb der übrigen Bestimmungen davon unberührt. Anstelle der unwirk- Gebot innerhalb von drei Wochen nach Eingang schriftlich an- einer Frist von zwei Jahren (§ 438 Abs. 4 und 5 BGB) wegen dieses samen Bestimmung gelten die entsprechenden gesetzlichen Vor- nimmt. Die Bestimmungen über Kaufpreis, Zahlung, Verzug, Abho- Rechts­man­gels vom Vertrag zurücktreten oder den Kaufpreis min- schriften. lung und Haftung für in der Versteigerung erworbene Kunstgegen- dern (§ 437 Nr. 2 BGB). Im übrigen werden die Rechte des Käufers 6. Streitbeilegungsverfahren stände gelten entsprechend. aus § 437 BGB, also das Recht auf Nach­erfüllung, auf Schadener- Die Grisebach GmbH ist grundsätzlich nicht bereit und verpflich- satz oder auf Ersatz ver­geblicher Aufwendungen ausgeschlossen, tet, an Streitbeilegungsverfahren vor einer Verbraucherschlich- es sei denn, der Rechts­mangel ist arglistig verschwiegen worden. tungsstelle teilzunehmen. § 6 3. Rechte des Käufers bei Sachmängeln (§ 434 BGB) Entgegennahme des ersteigerten Kunstgegenstandes Weicht der Kunstgegenstand von der vereinbarten Beschaffenheit (Urheberschaft, Technik, Signatur) ab, ist der Käufer berech­tigt, 1. Abholung innerhalb von zwei Jahren ab Zuschlag (§ 438 Abs. 4 BGB) vom Ver- Der Käufer ist verpflichtet, den ersteigerten Kunstgegenstand spä- trag zurückzutreten. Er erhält den von ihm gezahlten Kaufpreis (§ 4 testens einen Monat nach Zuschlag abzuholen. Ziff. 1 der Verstei­gerungsbedingungen) zurück, Zug um Zug gegen Grisebach ist jedoch nicht verpflichtet, den ersteigerten Rückgabe des Kaufgegenstandes in unverändertem Zustand am Kunst­gegen­stand vor vollständiger Bezahlung des in der Rechnung Sitz von Grisebach. Ansprüche auf Minderung des Kaufpreises ausgewiesenen Betrages an den Käufer herauszugeben. (§ 437 Nr. 2 BGB), auf Schadens­ersatz oder auf Ersatz vergeblicher Das Eigentum geht auf den Käufer erst nach vollständiger Be- Aufwendungen (§ 437 Nr. 3 BGB) sind ausgeschlossen. Dieser Haf- gleichung des Kaufpreises über. tungsausschluss gilt nicht, soweit Grisebach den Mangel arglistig 2. Lagerung verschwiegen hat. Bis zur Abholung lagert Grisebach für die Dauer eines Monats, Das Rücktrittsrecht wegen Sachmangels ist ausgeschlossen, gerech­net ab Zuschlag, den ersteigerten Kunstgegenstand und sofern Grisebach den Kunstgegenstand für Rechnung des Einliefe- versichert ihn auf eigene Kosten in Höhe des Kaufpreises. Danach rers ver­äußert hat und die größte ihr mögliche Sorgfalt bei Ermitt- hat Grisebach das Recht, den Kunstgegenstand für Rechnung des lung der im Katalog genannten Urheberschaft, Technik und Signa- Käufers bei einer Kunst­spedition einzulagern und versichern zu tur des Kunst­gegenstandes aufgewandt hat und keine Gründe lassen. Wahlweise kann Grise­bach statt dessen den Kunstgegen- vorlagen, an der Richtigkeit dieser Angaben zu zweifeln. In diesem stand in den eigenen Räumen ein­lagern gegen Berechnung einer Falle verpflichtet sich Grisebach, dem Käufer das Aufgeld, etwaige monatlichen Pauschale von 0,1 % des Kaufpreises für Lager- und Umlagen und die Umsatz­steuer zu erstatten. Versicherungskosten. Außerdem tritt Grisebach dem Käufer alle ihr gegen den Ein- 3. Versand lieferer, dessen Name und Anschrift sie dem Käufer mitteilt, zuste- Beauftragt der Käufer Grisebach schriftlich, den Transport des er- henden Ansprüche wegen der Mängel des Kunstgegenstandes ab. steigerten Kunstgegenstandes durchzuführen, sorgt Grisebach, Sie wird ihn in jeder zulässigen und ihr möglichen Weise bei der sofern der Kaufpreis vollständig bezahlt ist, für einen sachgerech- Geltendmachung dieser Ansprüche gegen den Einlieferer unter- ten Transport des Werkes zum Käufer oder dem von ihm benann- stützen. ten Em­pfän­­ger durch eine Kunstspedition und schließt eine ent- 4. Fehler im Versteigerungsverfahren sprechende Transportversicherung ab. Die Kosten für Verpackung, Grisebach haftet nicht für Schäden im Zusammenhang mit der Ab- Versand und Versicherung trägt der Käufer. gabe von mündlichen, schriftlichen, telefonischen oder Internet- 4. Annahmeverzug geboten, soweit ihr nicht Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Holt der Käufer den Kunstgegenstand nicht innerhalb von einem Last fällt. Dies gilt insbesondere für das Zustandekommen oder Monat ab (Ziffer 1) und erteilt er innerhalb dieser Frist auch keinen den Bestand von Telefon-, Fax- oder Datenleitungen sowie für Auftrag zur Versendung des Kunstgegenstandes (Ziffer 3), gerät er Übermittlungs-, Über­tragungs- oder Übersetzungsfehler im Rah- in Annahmeverzug.­ men der eingesetzten Kommunikationsmittel oder seitens der für 5. Anderweitige Veräußerung die Entgegennahme und Weitergabe eingesetzten Mitarbeiter. Für Veräußert der Käufer den ersteigerten Kunstgegenstand seiner- Missbrauch durch unbefugte Dritte wird nicht gehaftet. Die Haf- seits, bevor er den Kaufpreis vollständig bezahlt hat, tritt er be- tungsbeschränkung gilt nicht für Schäden an der Verletzung von reits jetzt erfüllungshalber sämtliche Forderungen, die ihm aus Leben, Körper oder Gesundheit. dem Weiterverkauf zustehen, an Grisebach ab, welche die Abtre- 5. Verjährung tung hiermit annimmt. Soweit die abgetretenen Forderungen die Für die Verjährung der Mängelansprüche gelten die gesetzlichen Grisebach zustehenden­ Ansprüche übersteigen, ist Grisebach ver- Verjährungsfristen des § 438 Abs. 1 Ziffer 3 BGB (2 Jahre). pflichtet, den zur Erfüllung nicht benötigten Teil der abgetretenen Forderung unverzüglich an den Käufer abzutreten.

Grisebach — Herbst 2020 Conditions of Sale c) Phoned-in absentee bids and the auctioneer is furthermore authorized to knock down the Bids may permissibly be phoned in, provided that the bidder applies work of art to the Consignor, citing the consignment number. In such in writing to be admitted as a telephone bidder, and does so at the event, the work of art shall go unsold. of Grisebach GmbH latest twenty-four (24) hours prior to the auction commencing, and furthermore provided that Grisebach has consented. The bidder must acknowledge the Conditions of Sale as being binding upon it. Section 4 Bids phoned in will be taken by a Grisebach employee present Purchase Price, Payment, Default at the auction on the floor, and will be submitted in the course of the auction in keeping with the instructions issued by the bidder. The 1. Purchase price bid so submitted by the bidder shall cover exclusively the hammer The purchase price consists of the hammer price plus buyer’s pre- price, and thus shall not comprise the buyer’s premium, any allo- mium. Additionally, lump sum fees may be charged along with stat- cated costs that may be charged, or turnover tax. The bid must un- utory turnover tax. Section 1 Grisebach, will be set out in the catalogue. The works of art are used The Auction House and will be sold “as is”, in other words in the condition they are in at ambiguously designate the work of art to which it refers, and must A. a) For works of art that have not been specially marked in the cata- the time of the auction. wherever possible provide the lot number, the artist and the title of logue, the purchase price will be calculated as follows: 1. 3. the work. For buyers having their residence in the community territory of The auction will be implemented on behalf of Grisebach GmbH – Grisebach will determine the venue and time at which the auction is Grisebach may make a recording of bids submitted by tele- the European Union (EU), Grisebach will add a buyer’s premium of referred to hereinbelow as “Grisebach”. The auctioneer will be act- to be held. It is entitled to modify the venue and the time of the auc- phone. By filing the application to be admitted as a telephone bid- 30 % to the hammer price. A buyer’s premium of 25 % will be added ing as Grisebach’s representative. The auctioneer is an expert who tion, also in those cases in which the auction catalogue has already der, the bidder declares its consent to the telephone conversation to that part of the hammer price that is in excess of EUR 500,000. A has been publicly appointed in accordance with Section 34b para- been sent out. being recorded. buyer’s premium of 20 % will be added to that part of the hammer graph 5 of the Gewerbeordnung (GewO, German Industrial Code). Unless it is required as evidence, the recording shall be de- price that is in excess of EUR 2,000,000. This buyer’s premium will Accordingly, the auction is a public auction as defined by Section leted at the latest following the expiry of three (3) months. include all lump sum fees as well as the statutory turnover tax (mar- d) Absentee bids submitted via the internet gin scheme pursuant to Section 25a of the German Turnover Tax Act). 474 paragraph 1 second sentence and Section 383 paragraph 3 of Section 3 the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Civil Code). Calling the Auction Bids may be admissibly submitted via the internet only if Grisebach These taxes and fees will not be itemized separately in the invoice. 2. has registered the bidder for internet bidding, giving him a user Buyers to whom delivery is made within , as defined As a general rule, the auction will be performed on behalf of the 1. Bidder number name and password, and if the bidder has acknowledged the Con- by the German Turnover Tax Act, and who are entitled to deduct in- Consignor, who will not be named. Solely those works of art owned Grisebach will issue a bidder number to each bidder. Each bidder is ditions of Sale as being binding upon it. The registration shall be put taxes, may have an invoice issued to them that complies with the by Grisebach shall be sold at auction for the account of Grisebach. to acknowledge the Conditions of Sale as being binding upon it. non-transferable and shall apply exclusively to the registered par- standard taxation provisions as provided for hereinabove in para- Such items will be marked by an “E” in the catalogue. At the latest twenty-four (24) hours prior to the start of the ty; it is thus entirely personal and private. The user is under obliga- graph B. Such invoice is to be requested when applying for a bidder 3. auction, bidders as yet unknown to Grisebach must register in writ- tion to not disclose to third parties its user name or password. number. It is not possible to perform any correction retroactively The auction shall be performed on the basis of the present Condi- ing, providing a written bank reference letter of recent date, so as Should the user culpably violate this obligation, it shall be held lia- after the invoice has been issued. tions of Sale. The Conditions of Sale are published in the catalogue to enable Grisebach to issue a bidder number to them. ble by Grisebach for any damages resulting from such violation. b) Works of art marked by the letter “N” (for Import) are works of art of the auction and on the internet; furthermore, they are posted in At the auction, only the bids submitted using a bidder number Bids submitted via the internet shall have legal validity only if that have been imported from outside the EU for sale. In such an easily accessible location in the Grisebach spaces. By submit- will be considered. they are sufficiently determinate and if they can be traced back to event, the import turnover tax advanced, in the amount of cur- ting a bid, the buyer acknowledges the Conditions of Sale as being 2. Item call-up the bidder by its user name and password beyond any reasonable rently 7 % on the hammerprice, will be charged in addition to the binding upon it. The auction of the individual work of art begins by its being called doubt. The bids transmitted via the internet will be recorded elec- buyer’s premium. up by the auctioneer. The auctioneer is entitled to call up the works tronically. The buyer acknowledges that these records are correct, B. For works of art marked in the catalogue by the letter “R” behind the of art in a different sequence than that published in the catalogue, but it does have the option to prove that they are incorrect. lot number, the purchase price is calculated as follows: In legal terms, Grisebach shall treat bids submitted via the in- a) Buyer’s premium Section 2 to join catalogue items to form a lot, to separate a lot into individual Catalogue, Pre-Sale Exhibition and Date of the Auction items, and to pull an item from the auction that has been given a lot ternet at a point in time prior to the auction as if they were bids Grisebach will add a buyer’s premium of 25% to the hammer price. number. submitted in writing. Bids submitted via the internet while an auc- A buyer’s premium of 20 % will be added to that part of the hammer 1. Catalogue When the work of art is called up, its price will be determined tion is ongoing shall be taken into account as if they were floor bids. price that is in excess of EUR 500,000. A buyer’s premium of 15 % will Prior to the auction date, an auction catalogue will be published. by the auctioneer, denominated in euros. Unless otherwise deter- 4. Knock down be added to that part of the hammer price that is in excess of EUR This provides general orientation in that it shows images of the mined by the auctioneer, the bid increments will amount to 10 % of a) The work of art is knocked down to the winning bidder if, following 2,000,000. works of art to be sold at auction and describes them. Additionally, the respective previous bid. three calls for a higher bid, no such higher bid is submitted. Upon b) Turnover tax the catalogue will provide information on the work’s creator(s), 3. Bids the item being knocked down to it, this will place the bidder under The hammer price and the buyer's premium will each be subject to technique, and signature. These factors alone will define the char- a) Floor bids obligation to accept the work of art and to pay the purchase price the statutory turnover tax in the respectively applicable amount acteristic features of the work of art. In all other regards, the cata- Floor bids will be submitted using the bidder number. A sale and (Section 4 Clause 1). The bidder shall not be named. (standard taxation provisions, marked by the letter "R"). Currently, logue will not govern as far as the characteristics of the work of art purchase agreement will be concluded by the auctioneer bringing b) Should the bids not reach the reserve price set by the Consignor, the this amounts to 19 %. or its appearance are concerned (color). The catalogue will provide down the hammer to end the bidding process. auctioneer will knock down the work of art at a conditional hammer c) Exemption from turnover tax estimated prices in EUR amounts, which, however, serve solely as Where a bidder wishes to submit bids in the name of a third price. This conditional hammer price shall be effective only if No turnover tax will be charged where works of art are sold that are an indication of the fair market value of the work of art, as does any party, it must notify Grisebach of this fact at the latest twenty-four Grisebach confirms this bid in writing within three (3) weeks of the acquired in states within the EU by corporations and exported out- such information that may be provided in other currencies. (24) hours prior to the auction commencing, submitting a corre- day of the auction. Should another bidder submit a bid in the mean- side of Germany, provided that such corporations have provided Grisebach will prepare the catalogue to the best of its knowl- sponding power of attorney from that third party. In all other cases, time that is at least in the amount of the reserve price, the work of their turnover tax ID number in applying for and obtaining their bid- edge and belief, and will exercise the greatest of care in doing so. once the work of art has been knocked down, the sale and purchase art shall go to that bidder; there will be no consultations with the der number. It is not possible to register this status after the invoice The catalogue will be based on the scholarly knowledge published agreement will be concluded with the person who has placed the bidder to whom the work of art has been knocked down at a condi- has been issued, and more particularly, it is not possible to perform up until the date of the auction, or otherwise generally accessible, bid. tional hammer price. a correction retroactively. and on the information provided by the Consignor. b) Written absentee bids c) The auctioneer is entitled to refuse to accept a bid, without provid- No turnover tax shall be charged for the sale of works of art Seriously interested buyers have the opportunity to request Subject to Grisebach consenting to this being done, bids may also ing any reasons therefor, or to refuse to knock down a work of art to that are delivered, pursuant to Section 6 paragraph 4 of the Um- that Grisebach provide them with a report outlining the condition of be submitted in writing using a specific form developed for this pur- a bidder. Where a bid is refused, or where a work of art is not satzsteuergesetz (UStG, German Turnover Tax Act), to destinations the work of art (condition report), and they may also review any ex- pose. The bidder must sign the form and must provide the lot num- knocked down to a bidder, the prior bid shall continue to be valid. located in states that are not a Member State of the EU, provided pert appraisals that Grisebach may have obtained. ber, the name of the artist, the title of the work of art and the ham- d) The auctioneer may revoke any knock-down and may once again that their buyers are deemed to be foreign purchasers and have The information and descriptions contained in the catalogue, mer price it wishes to bid therefor. The bidder must acknowledge call up the work of art in the course of the auction to ask for bids; proved this fact in accordance with Section 6 paragraph 2 of the in the condition report or in expert appraisals are estimates; they the Conditions of Sale as being binding upon it. the auctioneer may do so in all cases in which German Turnover Tax Act. The buyer shall bear any import turnover do not constitute any guarantees, in the sense as defined by Section By placing a written bid, the bidder instructs Grisebach to – The auctioneer has overlooked a higher bid that was submitted in tax or duties that may accrue abroad. 443 of the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Civil Code), for submit such bid in accordance with its instructions. Grisebach shall a timely fashion, provided the bidder so overlooked has immedi- The above provisions on turnover tax correspond to the legis- the characteristics of the work of art. use the amount specified in the written bid only up to whatever ately objected to this oversight; lative status quo and are in line with the practice of the Tax and Grisebach is entitled to correct or amend any information amount may be required to outbid another bidder. – A bidder does not wish to be bound by the bid submitted; or Revenue Authorities. They are subject to change without notice. provided in the catalogue by posting a notice at the auction venue Upon the auctioneer knocking down the work of art to a writ- – There are any other doubts regarding the knock-down of the work 2. Due date and payment and by having the auctioneer make a corresponding statement im- ten bid, a sale and purchase agreement shall be concluded on that of art concerned. The purchase price shall be due for payment upon the work of art mediately prior to calling the bids for the work of art concerned. basis with the bidder who has submitted such written bid. Where the auctioneer exercises this right, any knock-down of a being knocked down to the buyer. 2. Pre-sale exhibition Where several written bids have been submitted in the same work of art that has occurred previously shall cease to be effective. The purchase price shall be paid in euros to Grisebach. All of the works of art that are to be sold at auction will be exhibited amount for the same work of art, the bid received first shall be the e) The auctioneer is authorized, without being under obligation of giv- Cheques and any other forms of non-cash payment are accepted prior to the sale and may be viewed and inspected. The time and winning bid, provided that no higher bid has been otherwise sub- ing notice thereof, to also submit bids on behalf of the Consignor only on account of performance. date of the pre-sale exhibition, which will be determined by mitted or is placed as a floor bid. until the reserve price agreed with the Consignor has been reached,

Grisebach — Herbst 2020 Payment of the purchase price by set-off is an option only where the At its choice, Grisebach may instead store the work of art in its own the reimbursement of futile expenditure (Section 437 no. 3 of the claims are not disputed or have been finally and conclusively deter- premises, charging a monthly lump-sum fee of 0.1 % of the purchase German Civil Code) are hereby contracted out. This exclusion of li- mined by a court’s declaratory judgment. price for the costs of storage and insurance. ability shall not apply should Grisebach have fraudulently con- Where payment is made in a foreign currency, any exchange 3. Shipping cealed the defect. rate risk and any and all bank charges shall be borne by the buyer. Where the buyer instructs Grisebach in writing to ship to it the work The right to rescind the agreement for material defects shall 3. Default of art acquired at auction, subject to the proviso that the purchase be contracted out wherever Grisebach has sold the work of art for In cases in which the purchase price has not been paid within two price has been paid in full, Grisebach shall procure the appropri- the account of the Consignor and has exercised, to the best of its (2) weeks of the invoice having been received, the buyer shall be ate shipment of the work of art to the buyer, or to any recipient the ability, the greatest possible care in identi­fying the work’s creator(s), deemed to be defaulting on the payment. buyer may specify, such shipment being performed by a specialized technique and signature listed in the catalogue, provided there was Upon the occurrence of such default, the purchase price shall fine art shipping agent; Grisebach shall take out corresponding no cause to doubt these statements’ being correct. In such event, accrue interest at 1 % per month, notwithstanding any other claims shipping insurance. The buyer shall bear the costs of packaging and Grisebach enters into obligation to reimburse the buyer for the to compensation of damages that may exist. shipping the work of art as well as the insurance premium. buyer’s premium, any allocated costs that may have been charged, Two (2) months after the buyer has defaulted on the purchase 4. Default of acceptance and turnover tax. price, Grisebach shall be entitled – and shall be under obligation to Where the buyer fails to pick up the work of art within one (1) month Moreover, Grisebach shall assign to the buyer all of the claims do so upon the Consignor’s corresponding demand – to provide to (Clause 1) and fails to issue instructions for the work of art to be vis-à-vis the Consignor to which it is entitled as a result of the de- the Consignor the buyer’s name and address. shipped to it (Clause 3), it shall be deemed to be defaulting on ac- fects of the work of art, providing the Consignor’s name and address Where the buyer has defaulted on the purchase price, ceptance. to the buyer. Grisebach shall support the buyer in any manner that Grisebach may rescind the agreement after having set a period of 5. Sale to other parties is legally available to it and that it is able to apply in enforcing such grace of two (2) weeks. Once Grisebach has so rescinded the agree- Should the buyer, prior to having paid the purchase price in full, sell claims against the Consignor. ment, all rights of the buyer to the work of art acquired at auction the work of art it has acquired at auction, it hereby assigns to 4. Errors in the auction proceedings shall expire. Grisebach, as early as at the present time and on account of per- Grisebach shall not be held liable for any damages arising in con- Upon having declared its rescission of the agreement, formance, the entirety of all claims to which it is entitled under such nection with bids that are submitted orally, in writing, by telephone Grisebach shall be entitled to demand that the buyer compensate it onward sale, and Grisebach accepts such assignment. Insofar as or via the internet, unless Grisebach is culpable of having acted for its damages. Such compensation of damages shall comprise in the claims so assigned are in excess of the claims to which Grisebach with intent or grossly negligently. This shall apply in particular to the particular the remuneration that Grisebach has lost (commission to is entitled, Grisebach shall be under obligation to immediately re- telephone, fax or data connections being established or continuing be paid by the Consignor and buyer’s premium), as well as the costs assign to the buyer that part of the claim assigned to it that is not in service, as well as to any errors of transmission, transfer or trans- of picturing the work of art in the catalogue and the costs of ship- required for meeting its claim. lation in the context of the means of communications used, or any ping, storing and insuring the work of art until it is returned or until errors committed by the employees responsible for accepting and it is once again offered for sale at auction. forwarding any instructions. Grisebach shall not be held liable for Where the work of art is sold to a bidder who has submitted a Section 7 any misuse by unauthorized third parties. This limitation of liability lower bid, or where it is sold at the next auction or the auction after Liability shall not apply to any loss of life, limb or health. that, the original buyer moreover shall be held liable for any 5. Statute of limitations amount by which the proceeds achieved at that subsequent auction 1. Characteristics of the work of art The statutory periods of limitation provided for by Section 438 para­ are lower than the price it had bid originally. The work of art is sold in the condition it is in at the time it is knocked graph 1 Clause 3 of the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Grisebach has the right to exclude the defaulting buyer from down to the buyer, and in which it was viewed and inspected. The Civil Code) (two years) shall apply where the statute of limitations of future auctions and to forward the name and address of that buyer other characteristic features of the work of art are comprised of claims for defects is concerned. to other auction houses so as to enable them to exclude him from the statements made in the catalogue (Section 2 Clause 1) regarding their auctions as well. the work’s creator(s), technique and signature. These statements are based on the scholarly knowledge published up until the date of Section 8 the auction, or otherwise generally accessible, and on the informa- Final provisions Section 5 tion provided by the Consignor. No further characteristic features Post Auction Sale are agreed among the parties, in spite of the fact that such features 1. Collateral agreements may be described or mentioned in the catalogue, or that they may Any modifications of the present Conditions of Sale that may be In the course of a two-month period following the auction, works of garnered from information provided in writing or orally, from a made in an individual case, or any collateral agreements, must be art that have gone unsold at the auction may be acquired through condition report, an expert appraisal or the images shown in the made in writing in order to be effective. post auction sales. The post auction sale will be deemed to be part catalogue. No guarantee (Section 443 of the Bürgerliches Gesetz­ 2. Translations of the Conditions of Sale of the auction. The party interested in acquiring the work of art is to buch (BGB, German Civil Code)) is provided for the work of art hav- Insofar as the Conditions of Sale are available in other languages submit a bid either in person, by telephone, in writing or via the in- ing any characteristic features. besides German, the German version shall govern in each case. ternet, citing a specific amount, and is to acknowledge the Condi- 2. Buyer’s rights in the event of a defect of title being given (Section 435 of 3. Governing law tions of Sale as being binding upon it. The sale and purchase agree- the German Civil Code) The laws of the Federal Republic of Germany shall exclusively apply. ment shall come about if Grisebach accepts the bid in writing Should the work of art acquired be impaired by a defect of title be- The United Nations Convention on the International Sale of Goods within three weeks of its having been received. cause it is encumbered by rights of third parties, the buyer may, shall not apply. The provisions regarding the purchase price, payment, de- within a period of two (2) years (Section 438 paragraph 4 and 5 of 4. Place of performance fault, pick-up and liability for works of art acquired at auction shall the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Civil Code)), rescind the Insofar as it is possible to agree under law on the place of perfor- apply mutatis mutandis. agreement based on such defect of title, or it may reduce the pur- mance and the place of jurisdiction, this shall be Berlin. chase price (Section 437 no. 2 of the German Civil Code). In all other 5. Severability clause regards, the buyer’s rights as stipulated by Section 437 of the Ger- Should one or several provisions of the present Conditions of Sale Section 6 man Civil Code are hereby contracted out, these being the right to be or become invalid, this shall not affect the validity of the other Acceptance of the Work of Art Purchased at Auction demand the retroactive performance of the agreement, the com- provisions. Instead of the invalid provision, the corresponding statu­ pensation of damages, or the reimbursement of futile expenditure, tory regulations shall apply. 1. Pick-up unless the defect of title has been fraudulently concealed. 6. Dispute settlement proceedings The buyer is under obligation to pick up the work of art at the latest 3. Buyer’s rights in the event of a material defect being given (Section 434 Grisebach GmbH is not obliged nor willing to participate in dispute one (1) month after it has been knocked down to the buyer. of the German Civil Code) settlement proceedings before a consumer arbitration board. However, Grisebach is not under obligation to surrender to Should the work of art deviate from the characteristic features the buyer the work of art acquired at auction prior to the purchase agreed (work’s creator(s), technique, signature), the buyer shall be price set out in the invoice having been paid in full. entitled to rescind the agreement within a period of two (2) years Title to the work of art shall devolve to the buyer only upon the after the work of art has been knocked down to it (Section 438 para- purchase price having been paid in full. graph 4 of the Bürgerliches Gesetzbuch (BGB, German Civil Code)). 2. Storage The buyer shall be reimbursed for the purchase price it has paid Grisebach shall store the work of art acquired at auction until it is (Section 4 Clause 1 of the Conditions of Sale), concurrently with the picked up, doing so at the longest for one (1) month, and shall insure return of the purchased object in unaltered condition, such return it at its own cost, the amount insured being equal to the purchase being effected at the registered seat of Grisebach. price. Thereafter, Grisebach shall have the right to store the work of Claims to any reduction of the purchase price (Section 437 art with a specialized fine art shipping agent and to insure it there. no. 2 of the German Civil Code), to the compensation of damages or

Grisebach — Herbst 2020 Informationen Listen to the sound of Grisebach! für Bieter

Die Verteilung der Bieternummern erfolgt eine Stunde vor Beginn der Auktion. Wir bitten um rechtzeitige Registrierung. Nur unter dieser Nummer abgegebene Gebote werden auf der Auktion berück- sichtigt. Von Bietern, die Grisebach noch unbekannt sind, benötigt Grisebach spätestens 24 Stunden vor Beginn der Auktion eine schriftliche Anmeldung. Sie haben auch die Möglichkeit, schriftliche oder telefonische Gebote an den Versteigerer zu richten. Ein entsprechendes Auftragsformular liegt dem Katalog bei. Über www.grisebach.com können Sie live über das Internet die Auktionen verfolgen und sich zum online-live Bieten registrieren. Wir bitten Sie in allen Fällen, uns dies bis spätestens zum 1. Dezember 2020, 15 Uhr mitzuteilen. Die Berechnung des Aufgeldes ist in den Versteigerungsbedingungen unter § 4 geregelt; wir bitten um Beachtung. Die Versteigerungsbe- dingungen sind am Ende des Kataloges abgedruckt. Die englische Übersetzung des Kataloges finden Sie unter www.grisebach.com. Grisebach ist Partner von Art Loss Register. Sämtliche Gegenstände in diesem Katalog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und einen Schätzwert von mindestens EUR 1.000 haben, wurden vor der Versteigerung mit dem Datenbankbestand des Registers individuell abgeglichen.

Information for Bidders

Bidder numbers are available for collection one hour before the auction. Please register in advance. Only bids using this number will be included in the auction. Bidders previously unknown to Grisebach must submit a written application no later than 24 hours before the auction. We are pleased to accept written absentee bids or telephone bids on the enclosed bidding form. At www.grisebach.com you can follow the auctions live and register for online live bidding. All registrations for bidding at the auctions should be received no later than 3 p.m. on 1 December 2020. Regarding the calculation of the buyer’s premium, please see the Condi- tions of Sale, section 4. The Conditions of Sale are provided at the end of this catalogue. The English translation of this catalogue can be found at www.grisebach.com. Grisebach is a partner of the Art Loss Register. All objects in this catalogue which are uniquely identifiable and which have an estimate of at least 1,000 Euro have been individually checked against the register’s database prior to the auction.

instagram.com/grisebach_ grisebach.com facebook.com/grisebachauctions 213

Grisebach — Herbst 2020 Service Service Einliefererverzeichnis Impressum Imprint Consignor Index

Zustandsberichte [3011] 144 [3016] 188 [3027] 213 [3033] 177 [3034] 119, 201 Herausgegeben von Georg Ottomeyer (GO) mons.wikimedia.org/wiki/ Condition reports [3035] 232 [3037] 165 [3038] 197 [3044] 150, 151, 152, 153 Grisebach GmbH Dr. Miriam-Esther Owesle, Guth- File:Caroline_von_der_Embde_-_ [email protected] [3053] 167 [3059] 122 [3063] 126 [3064] 107 [3065] 101, 140, 173 Fasanenstraße 25 mann Akademie, Berlin Selbstbildnis_(1855).jpg +49 30 885 915 0 [3076] 218 [3077] 106, 114 [3078] 224 [3079] 158 [3080] 136 10719 Berlin Max Pommer, Universität Jena Abb. zu Los 180: © https://com- [3081] 203 [3084] 202 [3086] 235 [3089] 170 [3091] 169, 187, 191 Prof. Dr. Erika Rödiger-Diruf, mons.wikimedia.org/wiki/ Schriftliche und telefonische Gebote [3094] 138 [3100] 243 [3107] 229 [3108] 234, 239, 240 [3113] 217 Geschäftsführer Karlsruhe File:Henri_Fantin-Latour_-_A_ Absentee and telephone bidding [3116] 193, 237 [3123] 199 [3154] 139, 142, 146 [3161] 127, 149, 190 Diandra Donecker Dr. Martin Schmidt (MS) Studio_at_Les_Batignolles_-_ [email protected] [3176] 120 [3254] 238 [3255] 180 [3259] 198 [3269] 100, 102, 103, Micaela Kapitzky Dr. Gerd Spitzer Google_Art_Project.jpg +49 30 885 915 24 109 [3272] 147, 181 [3273] 121, 124, 128, 129, 164 [3277] 225 Dr. Markus Krause Nina Struckmeyer, Berlin Abb. zu Los 224: © Scan aus: [3280] 111, 113, 115, 116, 117, 123 [3290] 231, 241, 242, 244, 245 Rigmor Stüssel Prof. Dr. Michael Thimann, Claudia Wagner, Der Künstler Rechnungslegung, Abrechnung [3293] 163 [3300] 206 [3306] 168 [3323] 143 [3337] 226 HRB 25 552, Erfüllungsort Georg-August-Universität, Karl Wilhelm Diefenbach (1851- Buyer’s/Seller’s accounts [3346] 175 [3353] 216 [3356] 125 [3360] 178, 209 [3361] 227 und Gerichtsstand Berlin Göttingen 1913), Diss. FU Berlin, 2007, Abb. [email protected] [3365] 228 [3377] 132, 154 [3387] 194 [3389] 131 [3397] 110, 172 Dr. Claudia Wagner, Starnberg 45 +49 30 885 915 36 [3404] 161 [3405] 220 [3413] 210 [3433] 135, 157 [3435] 204 Auktionatoren Abb. zu Los 240: © Scan aus: [3449] 214, 221 [3495] 141 [3507] 215 [3528] 105 [3536] 108 Dr. Markus Krause Text-Lektorat Osmar Schindler in der Dresde- Versand und Versicherung [3539] 184 [3545] 179, 195 [3564] 118 [3568] 148 [3570] 174, 183, Nina Barge Matthias Sommer, Berlin ner Galerie / [Ausstellung] Shipping and Insurance 192 [3614] 156 [3620] 189 [3632] 176 [3646] 155, 166, 207 Staatliche Kunstsammlungen [email protected] [3657] 205 [3694] 160 [3704] 104 [3706] 182 [3715] 171 [3716] 186, Katalogbearbeitung Photobearbeitung Dresden, Galerie Neue Meister, +49 30 885 915 54 200 [3721] 134 [3726] 130, 236 [3727] 162 [3728] 145, 223 Dr. Anna Ahrens Ulf Zschommler 1. November 2011 - 29. Januar [3729] 137 [3730] 222, 230, 233 [3736] 133 [3740] 212 [3742] 196 Frida-Marie Grigull 2012; Heinrich Volkmar [Ill.]; [3743] 159 [3747] 211 [3750] 208 [3754] 185 [3755] 219 Luca Joel Meinert Photos Dresden: Sandstein Verlag, 2011. Stefan Pucks Fotostudio Bartsch Abb. zu Los 244-245: © Max Die bibliographischen Angaben Karen Bartsch, 2020 Pietschmann-Nachlass, Archiv zu den zitierten Werkverzeichnissen Provenienzrecherche Recom GmbH & Co. KG, Berlin der Staatlichen Kunstsammlun- unter www.grisebach.com/kaufen/ Stefan Pucks Grisebach GmbH gen Dresden kataloge/werkverzeichnisse.html Abb. zu Los 120: © Scan aus: Trotz intensiver Recherche Textbeiträge Johann Wilhelm Schirmer, Vom war es nicht in allen Fällen Dr. Anna Ahrens (AA) Rheinland in die Welt, Band 1, möglich, die Rechteinhaber Dr. Markus Bertsch, Kunsthalle Katalog, 2010, S. 220, Abb. 18. ausfindig zu machen. Bitte Hamburg Abb. zu Los 134: © https://com- wenden Sie sich an auktionen@ Dr. Heike Biedermann, Staatli- mons.wikimedia.org/wiki/ grisebach.com che Kunstsammlungen Dresden File:Jean_Auguste_Dominique_ Frida-Marie Grigull (FMG) Ingres_018.jpg Layout & Satz Prof. Dr. Kilian Heck, Universität Abb. zu Los 143: © Grisebach Lisa Borges Greifswald Abb. zu Los 156: © Scans aus: Dr. Claude Keisch, Berlin Carl Gustav Carus: Natur und Produktion Dr. Magdalena Kraemer-Noble, Idee, Ausst.kat. Staatliche Nora Rüsenberg München Kunstsammlungen Dresden/Alte Dr. Knut Ljøgodt, Nordic Institu- Nationalgalerie Berlin, Mün- Herstellung, DTP & Lithographie te of Art, Oslo chen/Berlin 2009, S. S. 80 (Abb. H. Heenemann GmbH & Co. KG, Prof. Dr. Karlheinz Lüdeking, 58 u. 59) Berlin Berlin Abb. zu Los 159: © https://com- Luca Joel Meinert (LJM) mons.wikimedia.org/wiki/ Abbildung auf dem Umschlag vorne: Michael Mohr, Frankfurt a.M. File:Nordkapp_(North_Cape)_ Osmar Schindler, Los 240 Prof. Dr. Hermann Mildenberger, by_Peder_Balke,_1845,_oil_on_ (Detail) / Abbildung auf dem Klassik Stiftung Weimar canvas.JPG Umschlag hinten: Abb. zu Los 176: © https://com- Carl Georg Enslen, Los 122 (Detail)

Grisebach — Herbst 2020 Künstlerverzeichnis Index of Artists

Achenbach, Andreas: 165, 196 Francken: 105 Pellar: 225 Achenbach, Oswald: 131 Französisch, um 1800: 126 Pietschmann: 222, 230, 231, 233, Französisch (?), um 1800: 173 241-245 Balke: 159 Bantzer: 202 Fries: 124 Reiffenstein: 161 Barye: 186 Gille: 162, 163, 198, 203 Richter, Adrian Ludwig: 121 Basilici: 220 Giroux: 146 Richter, August: 129 Bayros: 237 Göbel: 179 Rørbye: 177 Bracht: 226 Graeb: 119 Rottmann: 143 Bürkel: 139 Granet: 134 Busch: 174 Groux: 228 Schindler: 234, 239, 240 Gruber: 107 Schirmer, August Wilhelm Carus: 156 Gudin: 147-149 Ferdinand: 136 Compton: 154 Guérard: 137 Schirmer, Johann Wilhelm: 120 Cornelius: 111 Gurlitt: 136a, 201 Schnorr von Carolsfeld: 104a Couture: 190 Scholderer: 180 Couture (Schule): 175 Hertel: 132, 205 Schönberger: 127 Cranach der Ältere: 109 Hetsch: 172 Schongauer: 100 Hottenroth: 135 Schreyer: 195 de Heem: 108 Schwabe: 227 Deutsch: 197 Ittenbach: 115 Senff: 113 Deutsch, 1830: 114 Skarbina: 182, 185 Deutsch, 1830/40: 178 Jung: 112 Slevogt: 192 Deutsch, 1857: 125 Sohn: 110 Deutsch (?), um 1820/30: 158 Kallmorgen: 200 Sperl: 206, 209 Deutsch (?), um 1830/40: 168 Keller: 219 Stauffer-Bern: 208 Deutsch, 1840: 130 Klein: 103 Sterl: 184 Deutsch, um 1820/30: 128 Klinger: 217, 218 Deutsch, um 1830: 123, 138 Tengnagel: 155 Deutsch, um 1830/40: 160 Laserstein: 238 Thedy: 194 Deutsch, um 1840/50: 157 Lenbach: 193 Therbusch: 171 Deutsch, um 1850/60: 166 Lépine: 187 Thoma: 183 Deutsch, um 1860/80: 106 Liebermann: 188, 199 Tischbein d.J.: 102, 104 Deutsch, um 1870/80: 181 Loos: 141 Deutsch, um 1900: 236 Lynch: 235 Uhde: 207 Diefenbach: 224 Unterberger: 133 Ducatillon: 191 Magnus: 167 Marr: 232 Walther: 169 Eernstman: 170 Max: 189 Embde: 176 Menzel: 210-216 Ziem: 150-153 Enslen: 122 Mohn: 204 Erhard: 164 Müller: 221, 229

Faust: 223 Österreichisch (?), um 1840: 145 Fearnley: 140, 142 Overbeck: 101 4

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