INTERPRAEVENT 2008 – Conference Proceedings, Vol. 1

Eigenvorsorge

Vom Amt der Vorarlberger Landesregierung Abt. Was- ENTWICKLUNKGSKONZEPTENTWICKLUNKGSKONZEPT ALPENRHEIN ALPENRHEIN serwirtschaft wurde eine ENTWICKLUNKGSKONZEPT ALPENRHEIN Broschüre „Hochwasser- schutz und Eigenvorsorge“ ENTWICKLUNKGSKONZEPT ALPENRHEIN erstellt. Dieses soll für die Bevölkerung wichtige Hin- DEVELOPMENTDEVELOPMENT CONCEPT CONCEPT RIVER RIVER ALPINE ALPINE RHINE weise bezüglich Eigenvor- DEVELOPMENT CONCEPT RIVER sorgen in Verbindung mit dem bestehenden Restrisiko DEVELOPMENT CONCEPT RIVER ALPINE RHINE an Gewässern verbessern. BennoBenno Zarn Zarn1 1 Benno Zarn1

ZUSAMMENFASSUNGZUSAMMENFASSUNG Benno Zarn1 ZUSAMMENFASSUNG MitMit den den in inden den letzten letzten 150 150 Jahren Jahren ausgeführten ausgeführten Korrektionen Korrektionen konnte konnte die die Abflusskapazität Abflusskapazität im im Abb10: Informationsbroschüre AlpenrheinAlpenrheinZUSAMMENFASSUNGMit den in auf denauf den letztenden gewünschten gewünschten 150 Jahren Ausbaustandard Ausbaustandard ausgeführten erhöhtKorrektionen erhöht werden. werden. konnte Der Der Geschiebehaushalt dieGeschiebehaushalt Abflusskapazität und und im Fig10: information brochure diedieAlpenrhein Morphologie Morphologie auf den des des gewünschten Alpenrheins Alpenrheins wurdenAusbaustandard wurden mit mit den den erhöht Korrektionen Korrektionen werden. aberDer aber Geschiebehaushalt erheblich erheblich verändert. verändert. und TrotzdemTrotzdemMitdie Morphologieden istin istden der der letzten Geschiebehaushalt desGeschiebehaushalt Alpenrheins150 Jahren ausgeführten wurdennicht nicht im immit Gleichgewicht. Gleichgewicht.Korrektionen den Korrektionen Diekonnte Die Massnahmen aber Massnahmendie erheblichAbflusskapazität führten führten verändert. zu im zu einereinerAlpenrheinTrotzdem deutlichen deutlichen ist auf derAbnahme den Abnahme Geschiebehaushalt gewünschten der der Strukturvielfalt Strukturvielfalt Ausbaustandard nicht imund und Gleichgewicht. der erhöht der Lebensräume, Lebensräume, werden. Die Der was Massnahmen wasGeschiebehaushalt sich sich nachteilig nachteilig führten auf und auf zu LITERATUR diedieeiner Ökologie Ökologie Morphologie deutlichen auswirkt. auswirkt. Abnahme des Damit Alpenrheins Damit der verbunden verbundenStrukturvielfalt wurden ist ist auch mit auch und denein einder Rückgang Korrektionen RückgangLebensräume, der der Attraktivität aber Attraktivitätwas erheblich sich nachteilig als als verändert.Naher- Naher- auf holungsgebiet.holungsgebiet.Trotzdemdie Ökologie ist Wegenauswirkt. der Wegen Geschiebehaushalt der derDamit Wechselwirkung Wechselwirkung verbunden nicht ist mit im auch mit Gleichgewicht. dem demein Grundwasser Rückgang Grundwasser Die der ist Massnahmen Attraktivität ist das das ganze ganze Rheintalführtenals Rheintal Naher- zu BMLFUW (2006): “RIWA-T, Technische Richtlinien für die Bundeswasserbauverwaltung“ , betroffen.betroffen.einerholungsgebiet. deutlichen Auch Auch die Wegen dieAbnahme Wasserkraftnutzung Wasserkraftnutzung der der Wechselwirkung Strukturvielfalt im im Einzugsgebiet Einzugsgebiet mit und dem der Lebensräume, Grundwasser des des Alpenrheins Alpenrheins istwas daswirkt sich wirkt ganze nachteiligsich sich wegen Rheintal wegen auf Wien 2006 (In print). desdesdiebetroffen. Schwalls Ökologie Schwalls Auch negativ auswirkt. negativ die Wasserkraftnutzung auf auf Damit die die Gewässerökologie verbunden Gewässerökologie im ist Einzugsgebiet auch aus. aus.ein Im Rückgang Im Entwicklungskonzept des Entwicklungskonzept Alpenrheins der Attraktivität wirkt Alpenrhein sich Alpenrheinals Naher-wegen Amt der Vorarlberger Landesregierung (2006): „Hochwasserschutz und Eigenvorsorge“, Abt. werdenwerdenholungsgebiet.des Schwalls Massnahmen Massnahmen negativ Wegen zur zur auf der Reduktion dieReduktion Wechselwirkung Gewässerökologie der der Defizite Defizite mit vorgeschlagen. dem aus. vorgeschlagen. ImGrundwasser Entwicklungskonzept Im Im istZentrum Zentrum das ganze steht Alpenrheinsteht Rheintal mehr mehr Wasserwirtschaft 2006 RaumRaumbetroffen.werden für für den Massnahmen denAuch Alpenrhein. Alpenrhein. die Wasserkraftnutzung zur So ReduktionSo sollen sollen Flussaufweitungen Flussaufweitungen der im Defizite Einzugsgebiet vorgeschlagen. oberhalb oberhalb des Alpenrheins von von ImBuchs Buchs Zentrum gegenwirkt gegen sich stehtdie die fort-wegen mehrfort- schreitendeschreitendedesRaum Schwalls für Eintiefungden Eintiefung negativAlpenrhein. wirken aufwirken dieSo und undsollen Gewässerökologie oberhalb oberhalb Flussaufweitungen des des Bodensees Bodensees aus. Im oberhalbdie Entwicklungskonzeptdie Abflusskapazität Abflusskapazität von Buchs gegenerhöhen, erhöhen, Alpenrhein die wofort- wo dasdaswerdenschreitende Schadenpotenzial Schadenpotenzial Massnahmen Eintiefung besonders zurbesonderswirken Reduktion und hoch hoch oberhalb ist. der ist. Die Defizite Diedes Flussaufweitungen FlussaufweitungenBodensees vorgeschlagen. die Abflusskapazität beeinflussen beeinflussen Im Zentrum das erhöhen, das steht Grund- Grund- mehr wo wasserwasserRaumdas Schadenpotenzialpositiv, für positiv, den erhöhen Alpenrhein.erhöhen die besonders die morphologische Somorphologische sollen hoch Flussaufweitungen ist. und Dieund ökologische Flussaufweitungenökologische oberhalb Vielfalt Vielfalt von und beeinflussen undBuchs schaffen schaffen gegen daswertvolle wertvolle die Grund- fort- ErholungsräumeErholungsräumeschreitendewasser positiv, Eintiefung imerhöhen im Rheintal. Rheintal. wirken die morphologische Weiter und Weiter oberhalb werden werden desund ein ein Bodenseesökologische Gewässerraum Gewässerraum die Vielfalt Abflusskapazität und und einund ein Konzeptschaffen Konzept erhöhen, fürwertvolle für die diewo BewältigungBewältigungdasErholungsräume Schadenpotenzial von von Hochwasserereignissen, imHochwasserereignissen, Rheintal. besonders Weiter hoch werden ist.welche welche Die grösser ein Flussaufweitungen grösser Gewässerraum als als der der Ausbaustandard Ausbaustandard und beeinflussen ein Konzept sind, sind, das vorge- Grund-fürvorge- die schlagen.schlagen.wasserBewältigung positiv, von erhöhen Hochwasserereignissen, die morphologische welche und ökologischegrösser als der Vielfalt Ausbaustandard und schaffen sind, wertvolle vorge- Erholungsräumeschlagen. im Rheintal. Weiter werden ein Gewässerraum und ein Konzept für die Key Keywords:KeyBewältigung words: words: Alpenrhein,von Alpenrhein, Hochwasserereignissen, Entwicklungskonzept, Entwicklungskonzept, welche grösser Hochwasserschutz, Hochwasserschutz, als der Ausbaustandard Geschiebehaushalt, Geschiebehaushalt, sind, vorge- Grundwasser,Grundwasser,schlagen.Key words: Gewässerökologie Gewässerökologie Alpenrhein, Entwicklungskonzept, Hochwasserschutz, Geschiebehaushalt, Grundwasser, Gewässerökologie Key words: Alpenrhein, Entwicklungskonzept, Hochwasserschutz, Geschiebehaushalt, ABSTRACTABSTRACTGrundwasser, Gewässerökologie ABSTRACT TheThe discharge discharge capacity capacity of of the the Alpine Alpine Rhine Rhine River River could could have have increased increased on on the the desired desired standardstandardABSTRACTThe discharge due due to tothe capacitythe systematic systematic of theriver river Alpine training training Rhine of of the Riverthe past past could150 150 years. haveyears. However, increased However, this on this thecaused caused desired a a considerableconsiderablestandard due change changeto the in systematicinthe the bed bed load loadriver sediment sediment training budget budgetof the and pastand the the150 morphology. morphology. years. However, In Inspite spite thisof ofthat, caused that, the the a bedbedTheconsiderable load load discharge sediment sediment change capacitybudget budget in theis of isnot bed not the in load inequilibrium. Alpine equilibrium. sediment Rhine Thebudget The River flood flood and could protection the protection morphology. have measures increased measures In led spite onled to the oftoa severe athat, desiredsevere the reductionreductionstandardbed load of sedimentdue ofnatural naturalto the soundbudget soundsystematic habitats, is habitats, not riverin which equilibrium. which training affects affects of Theadversely the adversely floodpast 150protectionthe the ecology.years. ecology. measuresHowever, With With it led droppeditthis dropped to causeda severe the the a attractivenessattractivenessconsiderablereduction of of naturalchange ofthe the Alpine soundinAlpine the Rhinebedhabitats, Rhine load as assedimentwhicha recreationa recreation affects budget area. adversely area. and Because Becausethe themorphology. ofecology. ofthe the interaction interactionWith In spite it dropped ofwith withthat, the the bedattractiveness load sediment of the budget Alpine is notRhine in equilibrium.as a recreation The area. flood Because protection of measuresthe interaction led to witha severe the 1 Hunziker,reduction1 Hunziker, Zarn ofZarn &natural Partner& Partner soundAG AG, Via, habitats,Via Flucs Flucs 10, 10, whichCH-7013 CH-7013 affects Domat/E Domat/E adverselyms,ms, Schweiz Schweiz the (Tel.: ecology. (Tel.: +41-81-630-3618; +41-81-630-3618; With it dropped Fax: Fax: the +41-81-630-3619;attractiveness1+41-81-630-3619; Hunziker, Zarn email: of& email: Partnerthe [email protected]) [email protected])Alpine AG, Via Rhine Flucs 10,as aCH-7013 recreation Domat/E area.ms, Because Schweiz (Tel.: of the +41-81-630-3618; interaction with Fax: the +41-81-630-3619; email: [email protected]) 1 Hunziker, Zarn & Partner AG, Via Flucs 10, CH-7013 Domat/Ems, Schweiz (Tel.: +41-81-630-3618; Fax: – 246 – +41-81-630-3619; email: [email protected]) – 247 – ground water table the whole Rhine Valley is affected. The usage of the hydro power in the Einzugsgebietshöhe liegt bei 1800 m ü.M. Die aus Sicht Morphologie und Feststofftransport catchment of the Alpine Rhine River affects the river ecology negatively due to the daily wichtigsten Zuflüsse sind - ausser dem Vorder- und dem - die , die Land- discharge surges. In the Development Concept Alpine Rhine several measures are proposed to quart und die . Neben diesen Gebirgsflüssen münden verschiedene Wildbäche wie die reduce the deficits. Overall, more space is needed for the Alpine Rhine. The river bed Maschänser Rüfi, die oder die in den Alpenrhein. enlargements proposed upstream of Buchs function against the continuous erosion and the ones proposed upstream of the Lake of Constance increase the discharge capacity, where the damage potential is extra high. The river bed enlargements affect the ground water favourably, increase the morphological and ecological diversity and create valuable recreation areas. In addition a river space (to avoid settlement and infrastructure directly behind the river bank) and a concept to cope with flood events larger than the design discharge are proposed.

KeyKeywords: words: River Alpine Rhine, development concept, flood protection, bed load sediment budget, groundwater, river ecology

EINLEITUNG

In der Vergangenheit standen beim Alpenrhein Sicherheitsinteressen im Vordergrund. Die Massnahmen zielten darauf ab, die Hochwasser sicher abzuleiten. Dies war die Voraus- setzung, um das Rheintal besiedeln und bewirtschaften zu können. Mit der Entwicklung stieg der Bedarf an Ressourcen. Der Alpenrhein lieferte Kies, elektrische Energie und Trinkwasser. Die Auswirkungen auf den Feststoffhaushalt oder die Ökologie wurden erst nach langen Zeiträumen ersichtlich. Der Verlust von natürlichen Lebensräumen ist für Pflanzen und Tiere, aber auch für den Menschen mit seinem Bedürfnis nach Erholung und Freizeitgestaltung von Bedeutung.

Der Alpenrhein muss heute und in Zukunft verschiedene Aufgaben und Funktionen erfüllen. Weil dieser Gebirgsfluss weder räumlich isoliert noch thematisch sektoriell betrachtet werden kann, haben sich die Kantone Graubünden, St. Gallen sowie das Fürstentum und das Land gemeinsam mit Österreich und der Schweiz entschlossen, ein Ent- wicklungskonzept für den Alpenrhein von Reichenau bis zum Bodensee zu erarbeiten. Das Schwergewicht der Untersuchung wurde auf den Alpenrhein als Gewässer und das Thema Leben und Arbeiten mit engem Bezug zum Alpenrhein gelegt. Die Hauptthemen der Unter- suchung waren Hochwasserschutz, Ökologie, Grundwasser sowie Leben und Arbeiten. An der Erarbeitung des Entwicklungskonzepts waren Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen beteiligt. Es basiert auf den Resultaten von zahlreichen Einzelstudien verschie- dener Fachrichtungen. Die wichtigen Grundlagen sind im Literaturverzeichnis aufgeführt. Im ersten Teil des Beitrages wird der Alpenrhein beschrieben und im zweiten Teil werden die wichtigsten Vorschläge des Entwicklungskonzeptes zusammengefasst.

DER ALPENRHEIN HEUTE Abb. 1: Einzugsgebiet des Alpenrheins und seiner Zuflüsse. Einzugsgebiet Fig. 1: Catchment area of the River Alpine Rhine and its tributaries.

Bei Reichenau vereinigen sich die beiden etwa gleich grossen Flüsse Vorder- und Hinterrhein und bilden den Alpenrhein (Abb. 1 und Abb. 2). Er mündet nach rund 90 km in den Bodensee und entwässert ein Einzugsgebiet von 6123 km2, welches in der Schweiz (Kantone Grau- bünden, St. Gallen und Tessin), in Österreich (Land Vorarlberg), im Fürstentum Liechtenstein und in Italien liegt. Der Gletscheranteil beträgt heute weniger als 1.4% und die mittlere

– 248 – – 249 – Einzugsgebietshöhe liegt bei 1800 m ü.M. Die aus Sicht Morphologie und Feststofftransport wichtigsten Zuflüsse sind - ausser dem Vorder- und dem Hinterrhein - die Plessur, die Land- quart und die Ill. Neben diesen Gebirgsflüssen münden verschiedene Wildbäche wie die Maschänser Rüfi, die Tamina oder die Frutz in den Alpenrhein.

Abb. 1: Einzugsgebiet des Alpenrheins und seiner Zuflüsse. Fig. 1: Catchment area of the River Alpine Rhine and its tributaries.

– 248 – – 249 – Abflussregime

Das Abflussgeschehen des Alpenrheins wird durch Schneeschmelze, Hochwasser und die Wasserkraftnutzung geprägt. Die Schneeschmelze führt zu hohen Sommerabflüssen mit einem ausgeprägten Abflussmaxima im Juni (Abb. 3). Die grossen Speicherseen, welche ab 1950 im Einzugsgebiet des Alpenrheins erstellt wurden, verlagern einen Teil der Sommer- abflüsse in den Winter. Der natürliche Abfluss wird durch tägliche Abflussschwankungen überlagert, die mit der bedarfsgerechten Energieproduktion zusammenhängt. Bei der Mün- dung in den Bodensee liegt der mittlere Jahresabfluss bei 230 m3/s. Das 100-jährliche Hochwasser beträgt in diesem Alpenrheinabschnitt 3’100 ± 200 m3/s.

Abfluss [m3/s] 1000 Sommer 1950 800 1996 Winter Winter 600

400

200

0 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 Tage 360 Abb. 3: Abflussganglinie bei Diepoldsau vor (1950) und nach Kraftwerksbau (1996). Fig. 3: Hydrograph at Diepoldsau bevor (1950) and after hydro power construction (1996).

Verbauungsgeschichte

Die Morphologie des Alpenrheins ist sehr stark von den umfassenden Korrektionen geprägt, mit welchen ab Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen wurde (Bergmeister und Kalt, 1992). Ziel der Verbauungsmassnahmen war ein stabiles Flussbett mit einer ausreichenden Abfluss- kapazität. Dazu wurde das Flussbett eingeengt und mit hohen Dämmen versehen. Zudem wurde der Alpenrhein mit der Verlegung der Mündung bei Fussach (Fussacher Durchstich,

Alpenrhein [m ü.M.] 395.4 400 1 1 19 8 93 61 85/89 191 1 1951 19 1 69 19 Bodensee 79 350 1989

0 1 2 3 4 [km] 5

Abb. 4: Längenprofile des Alpenrheindeltas im Bodensee seit 1885 (aus Lambert 1989). Fig. 4: Longitudinal section of the delta of the Alpine Rhine River in the Lake of Constance Abb. 2: Übersicht über den Alpenrhein und seine Morphologie. since 1885 (from Lambert 1989). Fig. 2: Overview of the River Alpine Rhine and its morphology.

– 250 – – 251 – Abflussregime

Das Abflussgeschehen des Alpenrheins wird durch Schneeschmelze, Hochwasser und die Wasserkraftnutzung geprägt. Die Schneeschmelze führt zu hohen Sommerabflüssen mit einem ausgeprägten Abflussmaxima im Juni (Abb. 3). Die grossen Speicherseen, welche ab 1950 im Einzugsgebiet des Alpenrheins erstellt wurden, verlagern einen Teil der Sommer- abflüsse in den Winter. Der natürliche Abfluss wird durch tägliche Abflussschwankungen überlagert, die mit der bedarfsgerechten Energieproduktion zusammenhängt. Bei der Mün- dung in den Bodensee liegt der mittlere Jahresabfluss bei 230 m3/s. Das 100-jährliche Hochwasser beträgt in diesem Alpenrheinabschnitt 3’100 ± 200 m3/s.

Abfluss [m3/s] 1000 Sommer 1950 800 1996 Winter Winter 600

400

200

0 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 Tage 360 Abb. 3: Abflussganglinie bei Diepoldsau vor (1950) und nach Kraftwerksbau (1996). Fig. 3: Hydrograph at Diepoldsau bevor (1950) and after hydro power construction (1996).

Verbauungsgeschichte

Die Morphologie des Alpenrheins ist sehr stark von den umfassenden Korrektionen geprägt, mit welchen ab Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen wurde (Bergmeister und Kalt, 1992). Ziel der Verbauungsmassnahmen war ein stabiles Flussbett mit einer ausreichenden Abfluss- kapazität. Dazu wurde das Flussbett eingeengt und mit hohen Dämmen versehen. Zudem wurde der Alpenrhein mit der Verlegung der Mündung bei Fussach (Fussacher Durchstich,

Alpenrhein [m ü.M.] 395.4 400 1 1 19 8 93 61 85/89 191 1 1951 19 1 69 19 Bodensee 79 350 1989

0 1 2 3 4 [km] 5

Abb. 4: Längenprofile des Alpenrheindeltas im Bodensee seit 1885 (aus Lambert 1989). Fig. 4: Longitudinal section of the delta of the Alpine Rhine River in the Lake of Constance Abb. 2: Übersicht über den Alpenrhein und seine Morphologie. since 1885 (from Lambert 1989). Fig. 2: Overview of the River Alpine Rhine and its morphology.

– 250 – – 251 – 1895 – 1900) und der Abtrennung des Mäanders bei Diepoldsau (Diepoldsauer Durchstich, mehrheitlich ein, aber nicht gleichmässig. Zwischen 1940/41 und 1950 (Differenz Nulllinie / 1908 – 1923) um fast 10 km verkürzt. Im oberen Teil des Alpenrheins wurden in der zweiten Strich-Linie in Abb. 5) und zwischen 1974 und 1995 (Differenz Punkt-Linie / ausgezogene Hälfte des 19. Jahrhunderts vier Blockrampen zur Begrenzung der Sohleintiefung gebaut. Die Linie) waren die Sohlenveränderungen deutlich kleiner als in der Periode von 1950 bis 1974 Ablagerung von jährlich rund 3 Mio. m3 Schwebstoffen im Bodensee führt zu einem raschen (Differenz Strich-Linie / ausgezogene Linie). Die Hauptursache für die massiven Eintie- Deltawachstum (Abb. 4). Mit der sich noch im Bau befindenden Rheinvorstreckung (Ver- fungen zwischen 1950 und 1974 waren die Kiesentnahmen. Zwar wurde seit 1936 Kies aus längerung des Flusslaufs in den Bodensee, Abb. 2 oben links) werden die Schwebstoffe in dem Alpenrhein gewonnen. Aber wie Abb. 5 und Abb. 6 zeigen, fallen die Hauptentnahme- tiefe Seebereiche geleitet. Damit werden die Verlandung respektive die Abtrennung des mengen in die Periode mit den grössten Eintiefungsraten zusammen, vor allem in der Strecke östlichsten Teils des Bodensees und Anlandungen im Alpenrhein und damit eine Abnahme zwischen den Mündungen der und der Ill (km 23.7 bis km 65). Nach dem Einsturz der Abflusskapazität hinaus gezögert. der Brücke Buchs- im Jahr 1972 wurden in diesem Bereich die Kiesentnahmen stark eingeschränkt.

Morphologie Zwischen 1936 und 1990 wurden insgesamt 29 Mio. m3 Geschiebe entnommen (Abb. 6), was rund fünf Mal mehr ist als die heutigen Geschiebeeinträge aller Zuflüsse in einer vergleich- Die Geometrie des Alpenrheins ist unterschiedlich. Von Reichenau (km 0) bis fast zur Ill- baren Zeitspanne. Es erstaunt deshalb nicht, dass sich beispielsweise das Flussbett beim mündung (km 65) fliesst er mit Ausnahme der Mastrilser Rheinauen (km 20 – 23) in einem Ellhorn (km 33.9) oder bei Buchs (km 50) zwischen 1950 und 1974 um rund 5 m eintiefte Trapezprofil mit Bettbreiten zwischen 60 und 100 m (siehe auch Abb. 2). Auf der folgenden (Abb. 5, Differenz Strich-Linie zu Punkt-Linie). Nach dem Brückeneinsturz von Buchs- Strecke bis zum Bodensee besteht der Abflussquerschnitt aus einem 40 bis 70 m breiten Schaan 1972 wurden die Kiesentnahmen zwischen km 23.7 und km 65 eingestellt. Mittelgerinne mit überströmbaren Mittelwuhren und beidseitigen Vorländern. Wegen der Hochwasserschutzdämme schwankt zwischen 280 und 400 m. In Abhängigkeit dieser [Mio. m3] unterschiedlichen Breiten ist das Flussbett verschieden ausgebildet. Oberhalb der Landquart- 7 mündung und unterhalb der Illmündung ist es mehrheitlich eben. Zwischen diesen beiden km 0.0 - 23.7 6 km 23.7 - 65.0 Mündungen dominieren alternierende Bänke. Einzig in den Mastrilser Rheinauen (km 20 - km 65.0 - 90.0 23) hat der Alpenrhein dank einer Bettbreite von 200 bis 300 m noch seinen ursprünglichen 5 Charakter und kann sich ein Teilgerinne verzweigen. Das Gefälle nimmt von Reichenau bis 4 zum Bodensee von 0.35% auf 0.1% ab. 3 2 Veränderung der Sohlenlage Seit 1940 und Entwicklung 1 0 Wegen den Korrektionen und Kiesentnahmen tiefte sich das Flussbett im 20. Jahrhundert

Sohlenveränderungen 1936-40 1941-45 1946-50 1951-55 1956-60 1961-65 1966-70 1971-75 1976-80 1981-85 1986-90 1991-95 km 0 bis 23.5 km 23.7 bis 90 1944/45 bis 1955 1940/41 bis 1950 1944/45 bis 1974 1940/41 bis 1974 Abb. 6: Geschiebeentnahmen im Alpenrhein in verschiedenen Teilstrecken seit 1936. 1944/45 bis 1995 1940/41 bis 1995 Fig. 6: Gravel mining in the Alpine Rhine River in different reaches since 1936. 2 [m] Ill 1 1944/45 1940/41 Plessur 0 Landquart Grundwasser und Trinkwasser -1 -2 Wie im Beispiel von Abb. 7 führte die Absenkung des Flussbettes um 5 m zwischen 1953 und -3 1973 auf längeren Abschnitten des Alpenrheins dazu, dass Rheinwasser nicht mehr in das -4 Grundwasser infiltrierte, sondern Grundwasser in den Alpenrhein fliesst. Mit der Einstellung -5 der Kiesentnahmen nach 1972 führten Anlandungen von rund 1 m bis 1998 in Rheinnähe zu -6 etwas höheren Grundwasserspiegeln. Das Grundwasser ist die wichtigste Ressource für die Felsberg Waffenplatz Buchs Wehr Wehr Reichenau Vorder-/Hinterrhein Ellhorn Mündungalte Trinkwasserversorgung. Aus ihm wird mehr als die Hälfte des Trinkwassers für die 450.000 -7 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Bewohner des Rheintales gewonnen. Qualität und Ergiebigkeit sind wegen der Sohleintiefung Distanz [km] in den letzten Jahrzehnten geringer geworden. Das Absinken des Grundwasserspiegels hat Abb. 5: Sohlenveränderungen im Alpenrhein zwischen 1941 und 1995. wertvolle Lebensräume in grundwassergespeisten Binnengewässer (Giessen) und in Feucht- Fig. 5: Change of river bed in the Alpine Rhine River between 1941 and 1995. gebieten beeinträchtigt. Gleichzeitig ist die Vernässung von Landwirtschaftsflächen zurück- gegangen, was die Bewirtschaftung begünstigt.

– 252 – – 253 – 1895 – 1900) und der Abtrennung des Mäanders bei Diepoldsau (Diepoldsauer Durchstich, mehrheitlich ein, aber nicht gleichmässig. Zwischen 1940/41 und 1950 (Differenz Nulllinie / 1908 – 1923) um fast 10 km verkürzt. Im oberen Teil des Alpenrheins wurden in der zweiten Strich-Linie in Abb. 5) und zwischen 1974 und 1995 (Differenz Punkt-Linie / ausgezogene Hälfte des 19. Jahrhunderts vier Blockrampen zur Begrenzung der Sohleintiefung gebaut. Die Linie) waren die Sohlenveränderungen deutlich kleiner als in der Periode von 1950 bis 1974 Ablagerung von jährlich rund 3 Mio. m3 Schwebstoffen im Bodensee führt zu einem raschen (Differenz Strich-Linie / ausgezogene Linie). Die Hauptursache für die massiven Eintie- Deltawachstum (Abb. 4). Mit der sich noch im Bau befindenden Rheinvorstreckung (Ver- fungen zwischen 1950 und 1974 waren die Kiesentnahmen. Zwar wurde seit 1936 Kies aus längerung des Flusslaufs in den Bodensee, Abb. 2 oben links) werden die Schwebstoffe in dem Alpenrhein gewonnen. Aber wie Abb. 5 und Abb. 6 zeigen, fallen die Hauptentnahme- tiefe Seebereiche geleitet. Damit werden die Verlandung respektive die Abtrennung des mengen in die Periode mit den grössten Eintiefungsraten zusammen, vor allem in der Strecke östlichsten Teils des Bodensees und Anlandungen im Alpenrhein und damit eine Abnahme zwischen den Mündungen der Landquart und der Ill (km 23.7 bis km 65). Nach dem Einsturz der Abflusskapazität hinaus gezögert. der Brücke Buchs-Schaan im Jahr 1972 wurden in diesem Bereich die Kiesentnahmen stark eingeschränkt.

Morphologie Zwischen 1936 und 1990 wurden insgesamt 29 Mio. m3 Geschiebe entnommen (Abb. 6), was rund fünf Mal mehr ist als die heutigen Geschiebeeinträge aller Zuflüsse in einer vergleich- Die Geometrie des Alpenrheins ist unterschiedlich. Von Reichenau (km 0) bis fast zur Ill- baren Zeitspanne. Es erstaunt deshalb nicht, dass sich beispielsweise das Flussbett beim mündung (km 65) fliesst er mit Ausnahme der Mastrilser Rheinauen (km 20 – 23) in einem Ellhorn (km 33.9) oder bei Buchs (km 50) zwischen 1950 und 1974 um rund 5 m eintiefte Trapezprofil mit Bettbreiten zwischen 60 und 100 m (siehe auch Abb. 2). Auf der folgenden (Abb. 5, Differenz Strich-Linie zu Punkt-Linie). Nach dem Brückeneinsturz von Buchs- Strecke bis zum Bodensee besteht der Abflussquerschnitt aus einem 40 bis 70 m breiten Schaan 1972 wurden die Kiesentnahmen zwischen km 23.7 und km 65 eingestellt. Mittelgerinne mit überströmbaren Mittelwuhren und beidseitigen Vorländern. Wegen der Hochwasserschutzdämme schwankt zwischen 280 und 400 m. In Abhängigkeit dieser [Mio. m3] unterschiedlichen Breiten ist das Flussbett verschieden ausgebildet. Oberhalb der Landquart- 7 mündung und unterhalb der Illmündung ist es mehrheitlich eben. Zwischen diesen beiden km 0.0 - 23.7 6 km 23.7 - 65.0 Mündungen dominieren alternierende Bänke. Einzig in den Mastrilser Rheinauen (km 20 - km 65.0 - 90.0 23) hat der Alpenrhein dank einer Bettbreite von 200 bis 300 m noch seinen ursprünglichen 5 Charakter und kann sich ein Teilgerinne verzweigen. Das Gefälle nimmt von Reichenau bis 4 zum Bodensee von 0.35% auf 0.1% ab. 3 2 Veränderung der Sohlenlage Seit 1940 und Entwicklung 1 0 Wegen den Korrektionen und Kiesentnahmen tiefte sich das Flussbett im 20. Jahrhundert

Sohlenveränderungen 1936-40 1941-45 1946-50 1951-55 1956-60 1961-65 1966-70 1971-75 1976-80 1981-85 1986-90 1991-95 km 0 bis 23.5 km 23.7 bis 90 1944/45 bis 1955 1940/41 bis 1950 1944/45 bis 1974 1940/41 bis 1974 Abb. 6: Geschiebeentnahmen im Alpenrhein in verschiedenen Teilstrecken seit 1936. 1944/45 bis 1995 1940/41 bis 1995 Fig. 6: Gravel mining in the Alpine Rhine River in different reaches since 1936. 2 [m] Ill 1 1944/45 1940/41 Plessur 0 Landquart Grundwasser und Trinkwasser -1 -2 Wie im Beispiel von Abb. 7 führte die Absenkung des Flussbettes um 5 m zwischen 1953 und -3 1973 auf längeren Abschnitten des Alpenrheins dazu, dass Rheinwasser nicht mehr in das -4 Grundwasser infiltrierte, sondern Grundwasser in den Alpenrhein fliesst. Mit der Einstellung -5 der Kiesentnahmen nach 1972 führten Anlandungen von rund 1 m bis 1998 in Rheinnähe zu -6 etwas höheren Grundwasserspiegeln. Das Grundwasser ist die wichtigste Ressource für die Felsberg Waffenplatz Buchs Wehr Wehr Reichenau Vorder-/Hinterrhein Ellhorn Mündungalte Trinkwasserversorgung. Aus ihm wird mehr als die Hälfte des Trinkwassers für die 450.000 -7 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Bewohner des Rheintales gewonnen. Qualität und Ergiebigkeit sind wegen der Sohleintiefung Distanz [km] in den letzten Jahrzehnten geringer geworden. Das Absinken des Grundwasserspiegels hat Abb. 5: Sohlenveränderungen im Alpenrhein zwischen 1941 und 1995. wertvolle Lebensräume in grundwassergespeisten Binnengewässer (Giessen) und in Feucht- Fig. 5: Change of river bed in the Alpine Rhine River between 1941 and 1995. gebieten beeinträchtigt. Gleichzeitig ist die Vernässung von Landwirtschaftsflächen zurück- gegangen, was die Bewirtschaftung begünstigt.

– 252 – – 253 – Rheindamm

rg Alpenrhein Binnenkanal Sohle Alpenrhein [m ü.M.]:

Mühlbach hellenbe Sc 1953: 434.00 Schmittenbach

1953 geschätzt Februar 1998 und 2002 Siedlungsfläche 1998: 430.00 März 1973 Lustenau

1973: 429.00 1990 1950 Alpenrhein Abb. 7: Einfluss der Rheinsohle auf den Grundwasserspiegel am Beispiel von im 1875 Fürstentum Liechtenstein (Rheinkilometer 58.4, schematische und überhöhte Darstellung). Fig. 7: Impact of the bed of the Alpine Rhine River on the groundwater level at the example of Ruggell in the Principality of Liechtenstein (river station 58.4 km, schematic and distorted Abb. 8: Entwicklung der Siedlungsfläche von Lustenau (Land Vorarlberg) seit 1875. illustration). Fig. 8: Development of the settlement area of Lustenau (State of Vorarlberg) since 1875.

Unterschiedliche Abflusskapazität Ökologie

Die zum Teil massive Eintiefung des Rheins in den letzten Jahrzehnten bewirkte vor allem Heute ist der Alpenrhein fast durchgehend reguliert und durch Hochwasserschutzdämme von zwischen Sargans und der Illmündung eine sehr grosse Abflusskapazität. In diesem Abschnitt seinen Nebengewässern und Auwäldern abgetrennt. Die Zuflüsse sind im Mittel- und Unter- können Hochwassermengen abgeführt werden, welche weit über dem üblichen Ausbaus- lauf zu Binnenkanälen zusammengefasst. Die wenigen verbliebenen Mündungen sind wegen der Sohleintiefung des Alpenrheins mehrheitlich für Fische unpassierbar. Die Zuflüsse sind tandard (HQ100) liegen. Auch im Kanton Graubünden ist die Abflusskapazität in der Regel durch menschliche Eingriffe wesentlich beeinträchtigt. Tägliche Wasserspiegelschwankungen höher als das HQ100. In der internationalen Rheinstrecke zwischen der Illmündung und dem im Meterbereich durch die Wasserkraftnutzung beeinträchtigen zusätzlich die Funktionsfähig- Bodensee ist die Abflusskapazität für das HQ100 gerade noch gewährleistet. keit der verbliebenen aquatischen Lebensräume und den Erholungswert des Flusses. Der Verlust der Gewässervielfalt führte zum Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten und zu Hochwasserschutz und Entwicklung Rheintal Bestandesreduzierungen bei den verbliebenen Arten.

Der gute Hochwasserschutz war eine wichtige Voraussetzung für die rasante Entwicklung des Rheintals. Vor der systematischen Rheinkorrektion konzentrierten sich die Siedlungen mit Entwicklung Geschiebehaushalt wenigen Ausnahmen auf die zahlreichen Wildbachkegel, weil der Alpenrhein regelmässig die Talebene überschwemmte. Dank der umfangreichen Schutzmassnahmen am Alpenrhein blieb Prognoserechnungen über den Geschiebehaushalt zeigen, dass bei gleichen Voraussetzungen das Rheintal seit 1927, als bei Schaan im Fürstentum Liechtenstein (Abb. 2) der Hochwasser- wie zwischen 1974 und 1995 oberhalb von Buchs mehrheitlich Eintiefungen und unterhalb schutzdamm zum letzten Mal brach, vor Überschwemmungen des Alpenrheins mehrheitlich davon Anlandungen zu erwarten sind (Abb. 9). Allerdings nehmen die Sohlenveränderungen verschont. Diese führte dazu, dass sich die Siedlungen zunehmend in der Talebene entwickelt pro Jahr und gegenüber den früheren Perioden etwas ab, weil durch die Veränderung des haben (Abb. 8). Die Bevölkerung stieg zwischen 1960 und 2000 von 280.000 auf 451.000 Gefälles infolge von Ablagerungen und Erosionen das Transportvermögen ausgeglichener Einwohner. Die Anzahl der Arbeitsplätze nahm zwischen 1970 und 2000 von 150.000 auf wird. Weil insgesamt geringere Erosionen prognostiziert werden, kann weniger Geschiebe 238.000 zu. Mit dieser Entwicklung erhöhte sich auch das Schadenpotenzial vor allem im mobilisiert und transportiert werden als in der Eichperiode von 1974 bis 1996. Zum Beispiel mittleren und unteren Rheintal. Bei einem Dammbruch muss heute im unteren Rheintal mit wurden unterhalb der Landquartmündung zwischen 1974 und 1996 lokal Erosionen von Schadenssummen von bis zu mehreren Milliarden Euro gerechnet werden. insgesamt über 1.5 m beobachtet. Für eine gleich lange Periode in der Zukunft werden „nur“ noch Erosionen von rund 1.2 m prognostiziert. Treten in den nächsten Jahren eher grössere Abflüsse als zwischen 1974 und 1996 auf, ist mit einer Beschleunigung der Prozesse zu rechnen, im Fall von kleineren Abflüssen mit einer Verzögerung. Aus Abb. 9 oben geht hervor, dass der Alpenrhein Geschiebefrachten in der Grössenordnung von 10'000 bis 60'000 m3/Jahr transportiert.

– 254 – – 255 – Rheindamm rg Alpenrhein Binnenkanal Sohle Alpenrhein [m ü.M.]:

Mühlbach hellenbe Sc 1953: 434.00 Schmittenbach

1953 geschätzt Februar 1998 und 2002 Siedlungsfläche 1998: 430.00 März 1973 Lustenau

1973: 429.00 1990 1950 Alpenrhein Abb. 7: Einfluss der Rheinsohle auf den Grundwasserspiegel am Beispiel von Ruggell im 1875 Fürstentum Liechtenstein (Rheinkilometer 58.4, schematische und überhöhte Darstellung). Fig. 7: Impact of the bed of the Alpine Rhine River on the groundwater level at the example of Ruggell in the Principality of Liechtenstein (river station 58.4 km, schematic and distorted Abb. 8: Entwicklung der Siedlungsfläche von Lustenau (Land Vorarlberg) seit 1875. illustration). Fig. 8: Development of the settlement area of Lustenau (State of Vorarlberg) since 1875.

Unterschiedliche Abflusskapazität Ökologie

Die zum Teil massive Eintiefung des Rheins in den letzten Jahrzehnten bewirkte vor allem Heute ist der Alpenrhein fast durchgehend reguliert und durch Hochwasserschutzdämme von zwischen Sargans und der Illmündung eine sehr grosse Abflusskapazität. In diesem Abschnitt seinen Nebengewässern und Auwäldern abgetrennt. Die Zuflüsse sind im Mittel- und Unter- können Hochwassermengen abgeführt werden, welche weit über dem üblichen Ausbaus- lauf zu Binnenkanälen zusammengefasst. Die wenigen verbliebenen Mündungen sind wegen der Sohleintiefung des Alpenrheins mehrheitlich für Fische unpassierbar. Die Zuflüsse sind tandard (HQ100) liegen. Auch im Kanton Graubünden ist die Abflusskapazität in der Regel durch menschliche Eingriffe wesentlich beeinträchtigt. Tägliche Wasserspiegelschwankungen höher als das HQ100. In der internationalen Rheinstrecke zwischen der Illmündung und dem im Meterbereich durch die Wasserkraftnutzung beeinträchtigen zusätzlich die Funktionsfähig- Bodensee ist die Abflusskapazität für das HQ100 gerade noch gewährleistet. keit der verbliebenen aquatischen Lebensräume und den Erholungswert des Flusses. Der Verlust der Gewässervielfalt führte zum Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten und zu Hochwasserschutz und Entwicklung Rheintal Bestandesreduzierungen bei den verbliebenen Arten.

Der gute Hochwasserschutz war eine wichtige Voraussetzung für die rasante Entwicklung des Rheintals. Vor der systematischen Rheinkorrektion konzentrierten sich die Siedlungen mit Entwicklung Geschiebehaushalt wenigen Ausnahmen auf die zahlreichen Wildbachkegel, weil der Alpenrhein regelmässig die Talebene überschwemmte. Dank der umfangreichen Schutzmassnahmen am Alpenrhein blieb Prognoserechnungen über den Geschiebehaushalt zeigen, dass bei gleichen Voraussetzungen das Rheintal seit 1927, als bei Schaan im Fürstentum Liechtenstein (Abb. 2) der Hochwasser- wie zwischen 1974 und 1995 oberhalb von Buchs mehrheitlich Eintiefungen und unterhalb schutzdamm zum letzten Mal brach, vor Überschwemmungen des Alpenrheins mehrheitlich davon Anlandungen zu erwarten sind (Abb. 9). Allerdings nehmen die Sohlenveränderungen verschont. Diese führte dazu, dass sich die Siedlungen zunehmend in der Talebene entwickelt pro Jahr und gegenüber den früheren Perioden etwas ab, weil durch die Veränderung des haben (Abb. 8). Die Bevölkerung stieg zwischen 1960 und 2000 von 280.000 auf 451.000 Gefälles infolge von Ablagerungen und Erosionen das Transportvermögen ausgeglichener Einwohner. Die Anzahl der Arbeitsplätze nahm zwischen 1970 und 2000 von 150.000 auf wird. Weil insgesamt geringere Erosionen prognostiziert werden, kann weniger Geschiebe 238.000 zu. Mit dieser Entwicklung erhöhte sich auch das Schadenpotenzial vor allem im mobilisiert und transportiert werden als in der Eichperiode von 1974 bis 1996. Zum Beispiel mittleren und unteren Rheintal. Bei einem Dammbruch muss heute im unteren Rheintal mit wurden unterhalb der Landquartmündung zwischen 1974 und 1996 lokal Erosionen von Schadenssummen von bis zu mehreren Milliarden Euro gerechnet werden. insgesamt über 1.5 m beobachtet. Für eine gleich lange Periode in der Zukunft werden „nur“ noch Erosionen von rund 1.2 m prognostiziert. Treten in den nächsten Jahren eher grössere Abflüsse als zwischen 1974 und 1996 auf, ist mit einer Beschleunigung der Prozesse zu rechnen, im Fall von kleineren Abflüssen mit einer Verzögerung. Aus Abb. 9 oben geht hervor, dass der Alpenrhein Geschiebefrachten in der Grössenordnung von 10'000 bis 60'000 m3/Jahr transportiert.

– 254 – – 255 – x die Wiederherstellung der Passierbarkeit für Fische im Alpenrhein selbst und in die 3 x die Wiederherstellung der Passierbarkeit für Fische im Alpenrhein selbst und in die [m /Jahr] x Zuflüssedie Wiederherstellung der Passierbarkeit für Fische im Alpenrhein selbst und in die Zuflüsse 80000 x dieZuflüsse Erhaltung des Potenzials für die Grundwasser- und Wasserkraftnutzung a mittlere jährliche Geschiebefrachten x die Erhaltung des Potenzials für die Grundwasser- und Wasserkraftnutzung 70000 Prognose x die Erhaltung des Potenzials für die Grundwasser- und Wasserkraftnutzung 60000 Ill Flussaufweitungen alte Mündungalte 50000 Landquart Flussaufweitungen Plessur Flussaufweitungen 40000 Eine wichtige Massnahme im Entwicklungskonzept sind Flussaufweitungen (Abb. 10). 30000 Eine wichtige Massnahme im Entwicklungskonzept sind FlussaufweitungenOberhalb von Buchs (Abb. wirken 10). sie Vorder-/Hinterrhein Oberhalb von Buchs wirken sie 20000 gegenOberhalb die von fortschreitende Buchs wirken Ein- sie gegen die fortschreitende Ein- 10000 tiefung und im Abschnitt ober- halbtiefung des und Bodensees, im Abschnitt wo ober- das 0 halb des Bodensees, wo das 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Schadenpotenzialhalb des Bodensees, besonders wo das Distanz [km] Schadenpotenzial besonders hochSchadenpotenzial ist, kann die Abflusskapa- besonders 2.0 hoch ist, kann die Abflusskapa- b Sohlenveränderungen zität erhöht werden. Die Fluss- [m] Prognose zität erhöht werden. Die Fluss- 1.5 aufweitungenzität erhöht werden. beeinflussen Die Fluss- das aufweitungen beeinflussen das 1.0 Grundwasser positiv, erhöhen dieGrundwasser morphologische positiv, und erhöhen ökolo- 0.5 Wehr Reichenau die morphologische und ökolo- 1995/96 gischedie morphologische Vielfalt und und schaffen ökolo- 0.0 Auflandung gische Vielfalt und schaffen wertvollegische Vielfalt Erholungsräume und schaffen für -0.5 Bewohnerwertvolle Erholungsräume und Gäste des für Bewohner und Gäste des Buchs Bewohner und Gäste des -1.0 Erosion Rheintals. Felsberg Rheintals. -1.5 Rheintals. Ellhorn -2.0 Waffenplatz 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Abb. 10: Die Mastrilser Rheinauen sind eine wichtige Referenzstrecke für die Planung von Distanz [km] FlussaufweitungenAbb. 10: Die Mastrilser am Alpenrhein. Rheinauen sind eine wichtige Referenzstrecke für die Planung von Flussaufweitungen am Alpenrhein. Fig.Flussaufweitungen 10: The Mastrilser am Alpenrhein. Rheinauen is an important comparison reach for planning river Abb. 9: Prognose der mittleren jährlichen Geschiebefrachten (a) und Sohlenveränderungen Fig. 10: The Mastrilser Rheinauen is an important comparison reach for planning river enlargementFig. 10: The at Mastrilserthe Alpine RheinauenRhine River. is an important comparison reach for planning river (b) in den nächsten 25 Jahren für Bedingungen wie in der Periode von 1974 bis 1996. enlargement at the Alpine Rhine River. Fig. 9: Prediction of the mean annual total bed load (a) and change of the river bed (b) for the next 25 years for the same condition as between 1974 and 1996. Gewässerraum Gewässerraum Die für die Umsetzung der im Entwicklungskonzept vorgeschlagenen Massnahmen bean- ENTWICKLUNGSKONZEPT Die für die Umsetzung der im Entwicklungskonzept vorgeschlagenen Massnahmen bean- spruchenDie für dieRaum, Umsetzung welche mit der Hilfe im Entwicklungskonzept der Raumplanung freigehalten vorgeschlagenen werden Massnahmenmüssen. Dazu bean-wird einspruchen Gewässerraum Raum, welche vorgeschlagen, mit Hilfe welcherder Raumplanung den Bereich freigehalten zwischen denwerden Dämmen müssen. und Dazu rheinnahe wird Handlungsbedarf ein Gewässerraum vorgeschlagen, welcher den Bereich zwischen den Dämmen und rheinnahe Gebieteein Gewässerraum umfasst. Mitvorgeschlagen, dem Gewässerraum welcher den soll Bereich der erforderliche zwischen den Handlungsspielraum Dämmen und rheinnahe für MassnahmenGebiete umfasst. zu Gunsten Mit dem Hochwasserschutz, Gewässerraum sollGrundwasser, der erforderliche Gewässerökologie, Handlungsspielraum Wasserkraft- für Damit auch in Zukunft das Rheintal mit seinem hohen Schadenpotenzial vor Hochwasser Massnahmen zu Gunsten Hochwasserschutz, Grundwasser, Gewässerökologie, Wasserkraft- nutzungMassnahmen und Naherholungzu Gunsten Hochwasserschutz,erhalten werden. Dieser Grundwasser, Handlungsspielraum Gewässerökologie, ist wichtig, Wasserkraft- weil die angemessen geschützt wird und der Alpenrhein seine vielfältigen Funktionen als Lebensader nutzung und Naherholung erhalten werden. Dieser Handlungsspielraum ist wichtig, weil die Umsetzungnutzung und des Naherholung Entwicklungskonzeptes erhalten werden. viel ZeitDieser beanspruchen Handlungsspielraum wird und sichist wichtig, die Bedürfnisse weil die erfüllen kann, braucht dieser Gebirgsfluss mehr Raum für: Umsetzung des Entwicklungskonzeptes viel Zeit beanspruchen wird und sich die Bedürfnisse oderUmsetzung die Ausgangslage des Entwicklungskonzeptes (z.B. Zunahme derviel HochwasserZeit beanspruchen wegen wirdder Klimaerwärmung,und sich die Bedürfnisse Delta- oder die Ausgangslage (z.B. Zunahme der Hochwasser wegen der Klimaerwärmung, Delta- wachstum)oder die Ausgangslage ändern können. (z.B. Zunahme der Hochwasser wegen der Klimaerwärmung, Delta- x die langfristige Erhöhung der Abflusskapazität zwischen Diepoldsau und Bodensee wegen wachstum) ändern können. dem hohen Schadenpotenzial x die Reduktion des Geschiebetransportvermögens vor allem in den langen Eintiefungs- Notentlastung strecken oberhalb von Buchs Notentlastung VerschiedeneNotentlastung vergangene Hochwasserereignisse wie diejenigen vom August 2005 haben x Verschiedene vergangene Hochwasserereignisse wie diejenigen vom August 2005 haben die Schadensminderung bei extrem seltenen Hochwasserereignissen, welche grösser als gezeigt,Verschiedene dass bei vergangene extremen HochwasserereignisseEreignissen die Hochwasserspitzen wie diejenigen die vom bisher August beobachteten 2005 haben Ab- die Ausbauwassermenge sind flusswertegezeigt, dass und bei die extremen darauf basierendenEreignissen Ausbaukapazitätendie Hochwasserspitzen deutlich die bisher übertreffen beobachteten können. Ab- Bei flusswerte und die darauf basierenden Ausbaukapazitäten deutlich übertreffen können. Bei x die Erhöhung der morphologischen und ökologischen Vielfalt einemflusswerte solchen und die Überlastfall darauf basierenden am Alpenrhein Ausbaukapazitäten muss heute deutlich mit zufälligen übertreffen Dammbrüchen können. Bei x die Lösung der Schwallproblematik, welche durch die bedarfsorientierte Energieproduk- gerechneteinem solchen werden. Überlastfall Grosse Wassermengen am Alpenrhein können muss Gebiete heute mit mit hohem zufälligen und niedrigem Dammbrüchen Scha- gerechnet werden. Grosse Wassermengen können Gebiete mit hohem und niedrigem Scha- tion der Wasserkraftanlagen im Einzugsgebiet verursacht wird. denpotenzialgerechnet werden. überfluten. Grosse Das Wassermengen Entwicklungskonzept können GebieteAlpenrhein mit schlägthohem dieund Erarbeitung niedrigem Scha-eines denpotenzial überfluten. Das Entwicklungskonzept Alpenrhein schlägt die Erarbeitung eines

– 256 – – 257 – x die Wiederherstellung der Passierbarkeit für Fische im Alpenrhein selbst und in die 3 x die Wiederherstellung der Passierbarkeit für Fische im Alpenrhein selbst und in die [m /Jahr] x Zuflüssedie Wiederherstellung der Passierbarkeit für Fische im Alpenrhein selbst und in die Zuflüsse 80000 x dieZuflüsse Erhaltung des Potenzials für die Grundwasser- und Wasserkraftnutzung a mittlere jährliche Geschiebefrachten x die Erhaltung des Potenzials für die Grundwasser- und Wasserkraftnutzung 70000 Prognose x die Erhaltung des Potenzials für die Grundwasser- und Wasserkraftnutzung 60000 Ill Flussaufweitungen alte Mündungalte 50000 Landquart Flussaufweitungen Plessur Flussaufweitungen 40000 Eine wichtige Massnahme im Entwicklungskonzept sind Flussaufweitungen (Abb. 10). 30000 Eine wichtige Massnahme im Entwicklungskonzept sind FlussaufweitungenOberhalb von Buchs (Abb. wirken 10). sie Vorder-/Hinterrhein Oberhalb von Buchs wirken sie 20000 gegenOberhalb die von fortschreitende Buchs wirken Ein- sie gegen die fortschreitende Ein- 10000 tiefung und im Abschnitt ober- halbtiefung des und Bodensees, im Abschnitt wo ober- das 0 halb des Bodensees, wo das 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Schadenpotenzialhalb des Bodensees, besonders wo das Distanz [km] Schadenpotenzial besonders hochSchadenpotenzial ist, kann die Abflusskapa- besonders 2.0 hoch ist, kann die Abflusskapa- b Sohlenveränderungen zität erhöht werden. Die Fluss- [m] Prognose zität erhöht werden. Die Fluss- 1.5 aufweitungenzität erhöht werden. beeinflussen Die Fluss- das aufweitungen beeinflussen das 1.0 Grundwasser positiv, erhöhen dieGrundwasser morphologische positiv, und erhöhen ökolo- 0.5 Wehr Reichenau die morphologische und ökolo- 1995/96 gischedie morphologische Vielfalt und und schaffen ökolo- 0.0 Auflandung gische Vielfalt und schaffen wertvollegische Vielfalt Erholungsräume und schaffen für -0.5 Bewohnerwertvolle Erholungsräume und Gäste des für Bewohner und Gäste des Buchs Bewohner und Gäste des -1.0 Erosion Rheintals. Felsberg Rheintals. -1.5 Rheintals. Ellhorn -2.0 Waffenplatz 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Abb. 10: Die Mastrilser Rheinauen sind eine wichtige Referenzstrecke für die Planung von Distanz [km] FlussaufweitungenAbb. 10: Die Mastrilser am Alpenrhein. Rheinauen sind eine wichtige Referenzstrecke für die Planung von Flussaufweitungen am Alpenrhein. Fig.Flussaufweitungen 10: The Mastrilser am Alpenrhein. Rheinauen is an important comparison reach for planning river Abb. 9: Prognose der mittleren jährlichen Geschiebefrachten (a) und Sohlenveränderungen Fig. 10: The Mastrilser Rheinauen is an important comparison reach for planning river enlargementFig. 10: The at Mastrilserthe Alpine RheinauenRhine River. is an important comparison reach for planning river (b) in den nächsten 25 Jahren für Bedingungen wie in der Periode von 1974 bis 1996. enlargement at the Alpine Rhine River. Fig. 9: Prediction of the mean annual total bed load (a) and change of the river bed (b) for the next 25 years for the same condition as between 1974 and 1996. Gewässerraum Gewässerraum Die für die Umsetzung der im Entwicklungskonzept vorgeschlagenen Massnahmen bean- ENTWICKLUNGSKONZEPT Die für die Umsetzung der im Entwicklungskonzept vorgeschlagenen Massnahmen bean- spruchenDie für dieRaum, Umsetzung welche mit der Hilfe im Entwicklungskonzept der Raumplanung freigehalten vorgeschlagenen werden Massnahmenmüssen. Dazu bean-wird einspruchen Gewässerraum Raum, welche vorgeschlagen, mit Hilfe welcherder Raumplanung den Bereich freigehalten zwischen denwerden Dämmen müssen. und Dazu rheinnahe wird Handlungsbedarf ein Gewässerraum vorgeschlagen, welcher den Bereich zwischen den Dämmen und rheinnahe Gebieteein Gewässerraum umfasst. Mitvorgeschlagen, dem Gewässerraum welcher den soll Bereich der erforderliche zwischen den Handlungsspielraum Dämmen und rheinnahe für MassnahmenGebiete umfasst. zu Gunsten Mit dem Hochwasserschutz, Gewässerraum sollGrundwasser, der erforderliche Gewässerökologie, Handlungsspielraum Wasserkraft- für Damit auch in Zukunft das Rheintal mit seinem hohen Schadenpotenzial vor Hochwasser Massnahmen zu Gunsten Hochwasserschutz, Grundwasser, Gewässerökologie, Wasserkraft- nutzungMassnahmen und Naherholungzu Gunsten Hochwasserschutz,erhalten werden. Dieser Grundwasser, Handlungsspielraum Gewässerökologie, ist wichtig, Wasserkraft- weil die angemessen geschützt wird und der Alpenrhein seine vielfältigen Funktionen als Lebensader nutzung und Naherholung erhalten werden. Dieser Handlungsspielraum ist wichtig, weil die Umsetzungnutzung und des Naherholung Entwicklungskonzeptes erhalten werden. viel ZeitDieser beanspruchen Handlungsspielraum wird und sichist wichtig, die Bedürfnisse weil die erfüllen kann, braucht dieser Gebirgsfluss mehr Raum für: Umsetzung des Entwicklungskonzeptes viel Zeit beanspruchen wird und sich die Bedürfnisse oderUmsetzung die Ausgangslage des Entwicklungskonzeptes (z.B. Zunahme derviel HochwasserZeit beanspruchen wegen wirdder Klimaerwärmung,und sich die Bedürfnisse Delta- oder die Ausgangslage (z.B. Zunahme der Hochwasser wegen der Klimaerwärmung, Delta- wachstum)oder die Ausgangslage ändern können. (z.B. Zunahme der Hochwasser wegen der Klimaerwärmung, Delta- x die langfristige Erhöhung der Abflusskapazität zwischen Diepoldsau und Bodensee wegen wachstum) ändern können. dem hohen Schadenpotenzial x die Reduktion des Geschiebetransportvermögens vor allem in den langen Eintiefungs- Notentlastung strecken oberhalb von Buchs Notentlastung VerschiedeneNotentlastung vergangene Hochwasserereignisse wie diejenigen vom August 2005 haben x Verschiedene vergangene Hochwasserereignisse wie diejenigen vom August 2005 haben die Schadensminderung bei extrem seltenen Hochwasserereignissen, welche grösser als gezeigt,Verschiedene dass bei vergangene extremen HochwasserereignisseEreignissen die Hochwasserspitzen wie diejenigen die vom bisher August beobachteten 2005 haben Ab- die Ausbauwassermenge sind flusswertegezeigt, dass und bei die extremen darauf basierendenEreignissen Ausbaukapazitätendie Hochwasserspitzen deutlich die bisher übertreffen beobachteten können. Ab- Bei flusswerte und die darauf basierenden Ausbaukapazitäten deutlich übertreffen können. Bei x die Erhöhung der morphologischen und ökologischen Vielfalt einemflusswerte solchen und die Überlastfall darauf basierenden am Alpenrhein Ausbaukapazitäten muss heute deutlich mit zufälligen übertreffen Dammbrüchen können. Bei x die Lösung der Schwallproblematik, welche durch die bedarfsorientierte Energieproduk- gerechneteinem solchen werden. Überlastfall Grosse Wassermengen am Alpenrhein können muss Gebiete heute mit mit hohem zufälligen und niedrigem Dammbrüchen Scha- gerechnet werden. Grosse Wassermengen können Gebiete mit hohem und niedrigem Scha- tion der Wasserkraftanlagen im Einzugsgebiet verursacht wird. denpotenzialgerechnet werden. überfluten. Grosse Das Wassermengen Entwicklungskonzept können GebieteAlpenrhein mit schlägthohem dieund Erarbeitung niedrigem Scha-eines denpotenzial überfluten. Das Entwicklungskonzept Alpenrhein schlägt die Erarbeitung eines

– 256 – – 257 – Überlastfallkonzepts mit vorgegebenen Notentlastungsstellen vor. Dort wird im Überlastfall nur das nicht beherrschbare Wasser in Gebiete mit niedrigem Schadenpotenzial geleitet. Zusätzliche Leitmassnahmen begrenzen das Überflutungsgebiet.

LITERATUR

ARGE Trübung Alpenrhein (2002): Trübung und Schwall im Alpenrhein, Kurzfassung; im Auftrage der Projektgruppe Gewässer- und Fischökologie der Internationalen Re- gierungskommission Alpenrhein. Bergmeister, U.; Kalt, L. (1992) „Der Alpenrhein und seine Regulierung“. (Hrsg.) Interna- tionale Rheinregulierung, BuchsDruck und Verlag, Buchs. Büro für Hydrogeologie Dr. P. Angehrn AG, TK Consult AG, Rudhardt+Gasser (2000) „Grundwasserhaushalt Alpenrhein. Grundwassermodellierung für den Abschnitt Land- quart - Bodensee“. Im Auftrag der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein. Eberstaller, J.; Haidvogl, G.; Jungwirth, M. (1997) „Gewässer-&fischökologisches Konzept Alpenrhein - Grundlagen zur Revitalisierung mit Schwerpunkt Fischökologie“. Heraus- geber: Internationale Regierungskommission Alpenrhein, Projektgruppe Gewässer- und Fischökologie, ISBN 3-9500562-1. Heierli AG, Tergeso AG, Hunziker, Zarn & Partner AG (2000) „Hydrologie Alpenrhein, Hauptstudie“; im Auftrag der internationalen Regierungskommission Alpenrhein. Hochschule für Technik Rapperswil, TK Consult AG, Hunziker, Zarn & Partner AG (2004) „Revitalisierung und Wasserkraftnutzung am Alpenrhein“. Im Auftrage der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein (unveröffentlicht) Hunziker, Zarn & Partner AG (2001) „Morphologie und Geschiebehaushalt Alpenrhein, Zu- sammenfassender Bericht über die Untersuchungen zwischen 1985 und 2000“. Im Auf- trag der Projektgruppe Flussbau der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein. IG Flussbau Alpenrhein (2003) „Schadenrisiken und Schutzmassnahmen im Alpenrheintal“. Im Auftrag der Projektgruppe Flussbau der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein. Internationale Regierungskommission Alpenrhein (IRKA) und Internationale Rheinregu- lierung (IRR) (2005) „Entwicklungskonzept Alpenrhein“, Kurzbericht Lambert, A. (1989): „Das Rheindelta im See; Vermessung“. Photogrammetrie, Kulturtechnik, Nr. 1. Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband und Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie der ETH Zürich (2004) „Schwallreduktion und Hochwasserspitzen- minderung im Alpenrhein, Mögliche Massnahmen und deren Auswirkungen“. Im Auftrage der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein. Strittmatter Partner AG, St. Gallen (2002) „Räumliche Entwicklung des Alpenrheintals–Ana- lysen und Thesen“. Im Auftrag der Raumplanungsfachstellen des Fürstentums Liech- tenstein, des Kantons St. Gallen, des Kantons Graubünden und des Landes Vorarlberg. Zarn, B.; Oplatka, M.; Pellandin, St.; Mikos, M; Hunziker, R.; Jäggi, M. (1995) „Geschiebe- haushalt Alpenrhein; Neue Erkenntnisse und Prognosen über die Sohlenveränderungen und den Geschiebetransport“. Mitteilung Nr. 139 der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie der ETH Zürich, Zürich, 187 Seiten.

– 258 – – 259 –