Jigal Beez

Die Ahnen essen keinen Reis

Vom lokalen Umgang mit einem Bewässerungsprojekt am Fuße des Kilimanjaro in Tansania

Bayreuth African Studies Working Papers (July 2005) NNo.o. 2

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Bayreuth African Studies Working Papers

Die Bayreuther Arbeitspapiere "Bayreuth African Studies Working Papers" berichten über laufende Arbeiten, aktuelle Forschungsergebnisse und Materialien des Afrika Schwer- punkts der Universität Bayreuth. Es gibt keine festen Vorgaben für die Publikationssprache und die Länge der Beiträge. Beiträge zu dieser Reihe können direkt oder über Hochschullehrer/innen bzw. über Mit- glieder des SFB/FK 560 eingereicht werden. Die Herausgeber entscheiden über ihre Aufnahme. Die Schriftenreihe "Bayreuth African Studies Working Papers" wird über den Opus-Service der Universitätsbibliothek erfasst. Jeder Band erscheint in elektronischer Version über die Homepage des IAS: http://www.uni-bayreuth.de/Afrikanologie/IAS/index.html und die Homepage des SFB: http://www.uni-bayreuth.de/sfbs/sfb-fk560/index-publikationen.html. Weitere Links befinden sich auf den Homepages einzelner Lehrstühle und Professuren der Universität Bayreuth.

Herausgeber: IAS: Herbert Popp (Geschäftsführender Direktor) SFB/FK 560: Dieter Neubert (1. Sprecher) SFB/FK 560: Brigitte Bühler-Probst (Wisschenschaftliche Koordination)

Bayreuth African Studies Working Papers No. 2, July Jigal Beez: Die Ahnen essen keinen Reis: Vom lokalen Umgang mit einem Bewässerungs- projekt am Fuße des Kilimanjaro in Tansania.

Adresse: Universität Bayreuth

Institut für Afrikastudien & Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg (SFB/FK 560) D-95440 Bayreuth Telefon: 0921/55-2088 Fax: 0921/55-2085

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Autor

Dr. Jigal Beez, geb. 1969 in Kiel, verheiratet, ein Kind. Studium der Ethnologie, Afrikanistik und Geographie in Göttingen, Mainz, Dar es Salaam und Bayreuth. In den Jahren 1999 und 2000 arbeitete er für den Deutschen Entwicklungsdienst in Uganda. Anschließend war er bis 2004 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bayreuth am Sonder- forschungsbereich 560 „Lokales Handeln in Afrika im Kontext globaler Einflüsse“ tätig.

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Inhalt

Vorwort 1

1. Einleitung 3 1.1. Zur Durchführung der Forschung 6 1.2. Zum Thema Bewässerung 8 1.3. Zum lokalen Umgang mit einem Bewässerungsprojekt 16

2. Das Lower Moshi Irrigation Project 20 2.1. Staatliche Bewässerungspolitik in Tansania 26 2.2. Die Vorgeschichte des LMIP 29 2.3. Die Implementierung des LMIP 32 2.4. Chekereni 42 2.4.1. Die Geschichte von Chekereni 43 2.4.1.1. Exkurs Ujamaa 43 2.4.1.2. Die Gründung von Chekereni 46 2.4.1.3. Die Entwicklung Chekerenis bis Mitte der 1980er Jahre 49 2.4.2. Die Bevölkerung von Chekereni 54 2.4.2.1. Exkurs Maasai und Arusha 60 2.4.2.2. Mila – traditionelle rituelle Bräuche in Chekereni 62 2.4.2.3. Interethnische Beziehungen in Chekereni 64

3.1. Bewässerung in Subsahara-Afrika 68 3.2. Kahe: traditionelle Bewässerung in der Kilimanjaro- 75 Niederung 3.2.1. Die Tradition der Besiedlung von Kahe 77 3.2.2. Die Geschichte von Kahe 79 3.2.3. Die Bewohner von Kahe 85 3.2.4. Die politische Organisation der Kahe 86 3.2.5. Die Wirtschaftsweise der Kahe 88 3.2.6. Das Bewässerungssystem von Kahe 91 3.2.6.1. Die alten Gräben der Kahe 92 3.2.6.2. Die Gräben der Zuwanderer 100 3.3. Uchaggani 105 3.3.1. Die Wirtschaftsweise in Uchaggani 107 3.3.2. Das Bewässerungswesen in Uchaggani 112 3.3.2.1. Kanaltypen 117

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3.3.2.2. Kanalmanagement 119 3.3.2.3. Bewässerungsregeln 122 3.3.2.4. Rituale 124 3.3.2.5. Rezente Entwicklungen 126 3.4. Upareni 128 3.4.1. Die Wirtschaftsweise in Upareni 131 3.4.2. Das Bewässerungswesen in Uparni 132 3.4.2.1. Kanaltypen 134 3.4.2.2. Kanalmanagement 135 3.4.2.3. Bewässerungsregeln 137 3.4.2.4. Rezente Entwicklungen 141 3.5. Taita 145 3.6. Die Sonjo: das tansanische Beispiel für eine 147 Bewässerungsgesellschaft 3.6.1. Exkurs Wittfogels hydraulische Gesellschaft 148 3.6.2. Die Sozialstruktur der Sonjo 153 3.6.3. Die Bewässerungswirtschaft der Sonjo 155 3.6.4. Das Bewässerungsmanagement der Sonjo 157 3.6.5. Grays Wittfogel Rezeption 160 3.6.6. Engaruka 161 3.6.7. Marakwet 163 3.7. lokaler Reisanbau in Tansania 167 3.7.1. Exkurs Reis 167 3.7.2. Rufiji 171 3.7.3. Unyamwezi 172 3.7.4. Das Kilombero-Tal 173 3.8. Zusammenfassung 177

4. Bewässerung im LMIP 181 4.1. Die Reisbauerngenossenschaft CHAWAMPU 181 4.2 Der Reisanbau 184 4.3. Der Reishandel 189 4.4. Akteure 193 4.4.1. Reisproduzenten innerhalb des LMIP 194 4.4.1.1. Großbesitzer 195 4.4.1.2. Kleinbesitzer 196 4.4.1.3. Pächter 198 4.4.1.4. Die Wasalaji – Die Nocheinmal-Drescher 200 4.4.2. Angestellte 200 4.4.2.1. Vibarua – Tagelöhner 201 4.4.2.2 Walinzi – Wächter 202 4.4.2.3. Projektpersonal 205 4.4.3. Regionalgruppen 207 4.4.3.1. regionale Differenzierung innerhalb des LMIP 207 4.4.3.2. regionale Differenzierung außerhalb des LMIP 209

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4.4.4. Rolle der Frauen im LMIP 210

5. Der lokale Umgang mit dem Lower Moshi 213 Irrigation Project 5.1. Gegensätze zwischen dem LMIP und lokalen Konzepten. 214 5.1.1. Wasserkonflikte 217 5.1.1.1. Konflikte in Kahe 218 5.1.1.2. Konflikte flussaufwärts 226 5.1.2. Gegensätze in der Wirtschaftsweise 228 5.1.3. Gegensätze im Wassermanagement 233 5.1.4. Gegensätze in der Legitimation von Wasserrechten 239 5.1.5. Exkurs Geister 245 5.1.6. Gegensätze zwischen Zielen und Auswirkungen 249 des LMIP 5.1.7. Zusammenfassung Gegensätze 251 5.2. Aneignung 252 5.2.1. Aneignungskonzepte 255 5.2.1.1. Aneignung im juristischen Sinn 255 5.2.1.2. Aneignung als theologisch-philosophischer Begriff 256 5.2.1.3. Aneignung der Lebenswelt 257 5.2.1.4. Aneignung als Unterbegriff von Diffusion 259 5.2.1.5. Aneignung materieller Güter 264 5.2.2. Formen der lokalen Aneignung des Lower 267 Moshi Irrigation Projects 5.2.2.1. Kulinarische Aneignung 268 5.2.2.2. Rituelle Aneignung 272 5.2.2.3. Technische Aneignung 273 5.2.2.4. Soziale Aneignung 279 5.2.2.5. Juristische Aneignung 281 5.2.2.6. Ökonomische Aneignung 284 5.2.2.7. Weitererfindung als Teil der Aneignung 289 5.2.3. Selektive Aneignung: Das LMIP als Beute 292 5.2.3.1. Stipendien zum Großeinkauf 294 5.2.3.2. Baumaterialien für das Eigenheim 296 5.2.3.3. Transportgeschäfte 297 5.2.3.4. Schreibservice 299 5.2.3.5. Mit kreativer Buchführung zum Kleinkredit 300 5.2.3.6. Ersatzteile als Handelsgut 302 5.2.3.7. Zusammenfassung Aneignung 302 5.3. Lokaler Umgang als Kennzeichen von Vitalität 303

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6. Schlusswort 307

7. Anhänge 314 Anhang A Die Kanäle in Kahe Anhang B Die alten Kanalherren Kahes Anhang C Dorfsatzung von Chekereni Anhang D Genossenschaftssatzung von CHAWAMPU Anhang E LMIP Satzung Anhang F Schematische Darstellung von Reisfeldern außerhalb des LMIP Anhang G Wechselkursentwicklungen Anhang H Verzeichnis der Abkürzungen

8. Bibliographie 335

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Ein Blick aus der Ebene Abb. 2: Das LMIP-Wehr am Rau-Fluss Abb. 3: Ein Blick in den SHUFAA SHOP Abb. 4: Maisernte auf einem Feld in der Gegend von Kwa Wauru Abb. 5: Ein Ahnenschädel unter Salepflanzen in Kibosho Abb. 6: Ein Chagga-Garten in Uru Abb. 7: Der Markt von Kibosho Abb. 8: Johnstons Basislager umgeben von Bewässerungskanälen Abb. 9: Ein Kanalbeginn unterhalb eines Wasserfalls in Kibosho Abb. 10: Das Verpflanzen der Reissetzlinge Abb. 11: Reisernte in Chekereni Abb. 12: Wächter beim Schwingen der Kombeo Abb. 13: Der ungekochte Reis Abb. 14: Reis auf einer Hochzeit in Chekereni Abb. 15: Die Reisfelder von Mandaka Abb. 16: Ein KUBOTA-Trecker im Einsatz Abb. 17: Eine Marktfrau in Chekereni Abb. 18: Wasserkanister Abb. 19: Reisspelzen als Untergrund Abb. 20: Reisspelzen als Markierung auf dem Fußballplatz

Tabellenverzeichnis Tab. 1: Japanische Investitionen in das LMIP Tab. 2: Die Entwicklung von Chekereni

Kartenverzeichnis Karte 1: Tansania Überblickskarte Karte 2: Tansaniakarte mit im Text erwähnten Ethnien Karte 3: Die Forschungsregion: Die Kilimanjaro-Niederung Karte 4: Chekereni Karte 5: Die Chagga-Landschaften 1962

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Die Ahnen essen keinen Reis: Vom lokalen Umgang mit einem Bewässerungsprojekt am Fuße des Kilimanjaro in Tansania

Vorwort

Die vorliegende Arbeit wurde an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth als Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades des Doktors der Philosophie eingereicht. Der Erstgutachter der Arbeit war Professor Winter, der Zweitgutachter PD Dr. Peter Probst. Am 15.12.2004 hat die Promotionskommission der Kulturwissenschaftlichen Fakultät die Arbeit angenommen. Das Rigorosum, an dem außer den beiden Gutachtern der Dissertation Prof. Dieter Neubert als dritter Prüfer und PD Dr. Rüdiger Seesemann als Beisitzer teilnahmen, fand am 16.12.2004 statt. Um eine Dissertation zu schreiben, bedarf es reichlicher Unterstützung. Sehr wichtig ist dabei das Finanzielle. Deshalb geht zunächst ein großer Dank an die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die sowohl meine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Bayreuth, als auch meine Feldforschungen finanziert. Ohne Prof. J. Christoph Winter, den Leiter unseres Forschungsprojekts zur „Bewässerung am Kilimanjaro“, das im Sonderforschungsbereich 560 „Lokales Handeln in Afrika im Kontext globaler Einflüsse“ eingebettet war und seine kritischen Kommentare, die er mir an sommersonnigen Nachmittagen auf Parkbänken vor dem Bayreuther Festspielhaus zukommen ließ, wäre diese Arbeit auch nicht zu Stande gekommen. Wertvolle Hinweise kamen auch von den anderen Mitgliedern der „Winter-Schüler-Gruppe“ Hagen Neumüller und Magnus Echtler. Dass ich zu Feldforschungsergebnissen kam, verdanke ich meinen tansanischen Freunden, Partnern und Bekannten: Prof. Nestor Luanda von der Universität Dar es Salaam, dem lokalen Partner, Hulda Gideon von der Commission for Science and Technology, von der ich die Forschungs- genehmigung bekam, Herrn Mushi vom KADP, der mir die Erlaubnis gab, im Lower Moshi Irrigation Project forschen zu dürfen, den Bibliothekaren vom KATC, der East Africana Collection der Universität Dar es Salaam, dem Traditional Irrigation Project, ITECO, den Archivaren des Archivs der Region Kilimanjaro und des Archivs der lutherischen Diözese Nordtansanias, den Dorfverwaltungen von Chekereni, Mandaka, Oria, Mwangaria, Ngasinyi, Kisangesangeni, dem Mangi von Kahe, Joasi Maya Mangoto, Peter Titi, dem Bürgermeister von Chekereni, Julius Maro dem Dorfsekretär Chekerenis, der Genossenschaft CHAWAMPU, den Kanal-

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genossenschaften aus Mwangaria und Ngasinyi und den Bauerngruppen von Mandaka, Mabogini und Ongama, vielen Bauern, Landarbeitern und Tagelöhnern, Sammeltaxifahrern, Mechanikern, die eine altersschwache Yamaha DT 175 fahrtüchtig hielten, den Initiatoren der East African Anthropoligical Association Mwenda Ntarangwi und Charles Saanane, den DED Mitarbeitern Patrick Oettli und Brigitte Bohlinger, sowie Mathias Tagseth aus Trondheim. Leider ist es nicht möglich alle Menschen aufzuzählen, die mir bei der Forschung geholfen haben. Besonders erwähnen muss ich jedoch den inzwischen verstorbenen Mzee Nyakoki, Shufaa Ramadhani, Peter Vincent Matata, Jaina und Rafia Ramadhani, Salihina Juma, ihren verstorbenen Vater Mzee Juma und ihre verstorbene Schwester Mwanaidi, ihre Kinder Asako und Rahim, sowie Rajabu Mhina, die Familie des Pfarrers Kennedy Kisanga, die Familie von Iddi Kengia, Pater Babu, Mzee Daudi Kulaya, Lusake, Mzee Robert Tungunya, den verstorbenen Omari Madonde, Famile Otaru, Mzee Ernesto, Mzee Fataeli, Mzee Abraham und den verstorbenen Mzee Naimani. Ein spezieller Dank gilt meinem Freund und Assistenten Zamoyoni Selestine, seiner Frau Lucy und ihrem Sohn George. Auch meine Kollegen aus dem Sonderforschungsbereich hatten einen besonderen Einfluss auf die Arbeit. In erster Linie