Schritt Für Schritt Zum Ziel
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Stadion-Porträt Oval, aber ohne Laufbahn: das Weser-Stadion Fotos: Stadionwelt Schritt für Schritt zum Ziel Mehr als zehn Jahre hat Werder Bremen an seiner Zukunftsvision gebastelt und verfügt heute mit dem Weser-Stadion über eine moderne Spielstätte. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten hieß das Motto Umbau statt Neubau. laus Allofs lächelte. Der Manager von den amerikanischen Besatzern zum wärtsspiele – der de nitive Stadion- und des SV Werder Bremen kam gera- Football-Feld und zum Baseballplatz Reiseführer zu 70 Spielorten“ die Logen Kde von einer Pressekonferenz zum umfunktioniert, heute gehört das Stadion mit ,,allerlei Firlefanz“ ausgestattet und DFB-Pokal-Auftritt der Bremer Pro s bei in Sachen Service zu den Top-Adressen sprach von einer ,,Zersetzung der Fange- den Amateuren des FC Bayern München, in Deutschland, nicht nur für VIP-Zu- meinschaft.“ als er von drei jugendlichen Fans gebeten schauer. Dennoch: Beim Service für den wurde, ihnen den Weg zum nächstgele- gut betuchten Fan erkannte Werder Bre- Geschäfte im Stadion genen Werder-Restaurant zu erklären. men Anfang der neunziger Jahre als er- Das ist auf den ersten Blick gar nicht so ster Bundesligaklub die Zeichen der Zeit. In erster Linie hatte der Verein mit einfach: Denn im geräumigen Weser-Sta- Mit dem Umbau der Südtribüne in Bre- dem VIP-Konzept aber eine neue Ein- dion gibt es seit dem Umbau in den Jahren men entstanden die ersten modernen 37 nahmequelle erschlossen. Heute hat 2003/2004 gleich drei. Eines davon ist das Logen, die im Februar 1992 zum Heim- das Weser-Stadion auf insgesamt drei Café ,,Blick“, das mit einer Großbildlein- spiel gegen Borussia Mönchengladbach Tribünen VIP-Plätze und -Logen. In der wand ausgestattet ist und an allen Wo- zum ersten Mal genutzt werden konnten. Rückrunde 2003/2004 war der ,,Werder chentagen geöffnet hat. Hier ist für jeder- „Damals haben uns alle ausgelacht“, er- VIP-Club“ komplett: In der Nordtribü- mann gutes Einkehren angesagt, ebenso innert sich Manfred Müller, Werder- ne entstanden noch einmal 33 Logen mit wie in der ,,Villa Verde“, dem zwischen Geschäftsführer im Bereich Marketing, insgesamt 364 Plätzen. „Da haben wir Süd- und der Westtribüne gelegenen Re- ,,heute sind solche Logenplätze Standard an vielen Stellen Feintuning betrieben“, staurant mit Blick auf die Weser und auf in deutschen Stadien.“ Zunächst stießen erinnert sich Müller, und verweist vor das angrenzende Schwimmbad. Service die Ideen aus Bremen nicht überall auf allem auf die angenehmen Farben, meh- wird in Bremen groß geschrieben. Zustimmung. Der Kölner Autor Michael rere Sitzecken mit Lounge-Atmosphäre Das Bremer Weser-Stadion – in den Müller-Möhring sah in seinem 1993 er- und großzügige Restaurant-Bereiche. ersten Jahren nach dem Krieg wurde es schienenen Buch „1.000 Tipps für Aus- Hier wird geplauscht und hier werden 50 Stadionwelt 04/2005 s050-059_stadionporträt bremen.indd 50 21.03.2005 05:04:57 Stadion-Porträt Idyllisch gelegen am Bogen der Weser Fotos: Carsten Heidmann Geschäfte gemacht. ,,Wir haben eine Variation ,,Weser“ serviert. Ein an sich Im Herbst 2004 schloss der SV Werder Menge Anregungen bekommen, wie wir ziemlich trister Februarsamstag wird so die letzte Phase der seit 2003 andauernden den Bereich noch effektiver und kommu- schnell zum Festtag. Umbauarbeiten ab. Seitdem prägen die nikativer gestalten können, und haben „Werder boomt derzeit, keine Frage. ,,vier Türme“ das Bild der Nordtribüne. das zusammen mit unseren Innenarchi- Der sportliche Erfolg wird auch in wirt- Wieder einmal ein innovatives Konzept tekten umgesetzt“, so Müller. schaftliche Kraft umgemünzt. Ein voll mit verschiedenen Service-Leistungen, Besonderheit: Ein original Kicker in ausgelasteter VIP-Bereich, Zuschauer- das dem Stadion an jedem Wochentag der ,,Joke“-Loge, der bei den Gästen ge- steigerungen im zweistelligen Prozentbe- Leben einhaucht. Im ersten Turm sind rade dann für Kurzweil sorgen soll, wenn reich und Verkaufsrekorde im Merchan- die Geschäftsstelle, der Werder-Fanshop es auf dem grünen Rasen nicht so läuft. dising sind Meldungen, die im Kontrast und das ,,Wuseum“, das Klub-Museum, ,,Die Stimmung beim Tischfußball ist zu den Krisenszenarien anderer Vereine untergebracht. hier mindestens auf Champions League- stehen“, stellt Manfred Müller nicht ohne Niveau“, sagt Christian Seidenstücker Stolz fest. ,,Dafür haben wir hart gearbei- ,,Wuseum“: Werders Schatzkammer von der Joke Event AG, der in Sachen tet und zwar so, wie es Bremer Tradition Kicker noch weitere Pläne hat: „Es gibt ist: Mit Augenmaß und hanseatischem Im ,,Wuseum“ sorgt eine Video-Lein- komplette Trikotsätze von allen Bundes- Kaufmannsgebaren.“ wand für Gänsehaut-Atmosphäre: Die ligisten, vielleicht spielen wir bald eine Besucher können hier die großen Erfolge ganze Saison nach.“ Wohnen in der Osttribüne der Bremer wie das ,,Double“ von 2004 ebenso noch einmal lebendig werden „Werder boomt“ In der Osttribüne ist seit 1997 das lassen wie die unvergessenen ,,Wunder ,,Wilhelm-Scharnow-Internat“ unterge- von der Weser“ im Europacup. Da zollen Das VIP-Konzept in Bremen für über bracht. Hier leben 18 Nachwuchskicker selbst gegnerische Fans Lob: „Das ,Wuse- 2.100 Business-Kunden gehört zu den des SV Werder in kleinen Apartments. um‘ ist so klasse wie eure Mannschaft“, umfangreichsten in der Fußball-Bundes- Besondere Motivation: Vom Flur des In- meinte ausgerechnet ein sichtlich begei- liga, die Auslastung liegt bei 100 Prozent. ternats können die möglichen Stars von sterter Fan des Erzrivalen Bayern Mün- Die Bewirtung lässt keine Wünsche offen. morgen schon mal ihren zukünftigen Ar- chen bei einem Besuch an der Weser. Gegen den abstiegsbedrohten VfL Bo- beitsplatz, das Weser-Stadion, ins Visier Mehr als 6.000 Besucher kamen seit der chum wurde u. a. Maiscreme-Suppe mit nehmen. Die Nationalspieler Marco Bode Eröffnung ins ,,Wuseum“ und ein Ende Putenbrust, Vitello Tonnato vom Kalbs- und Tim Borowski gehörten ebenso zu ist nicht in Sicht. ,,Für die Sommerferi- rücken, Antipasti, Heringsmarinaden, den Absolventen des Werder-Internats en liegen schon mehr als 120 Voranmel- Zackenbarsch let auf Pomerysenfsauce wie die Sturm-Hoffnungen Aaron Hunt dungen von Gruppen vor“, freut sich mit Risoletkartoffeln und die Dessert- (18) und Nelson Valdez (21). Werder-Geschäftsführer Klaus-Die- � Stadionwelt 04/2005 51 s050-059_stadionporträt bremen.indd 51 21.03.2005 05:05:18 Stadion-Porträt Spielereingang auf der Ostseite, der Heimat der Werder-Fans Foto: Stadionwelt Die vier Türme auf der Nordseite Fotos: Stadionwelt Von außen eher schlicht Fotos: Stadionwelt ter Fischer. Viele Fans, so Fischer, hätten che den westlichsten der vier Türme im Teamarzt Dr. Götz Dimanski. „Bis 1988 ein reines „Pokalmuseum“ erwartet, aber Weser-Stadion. „Bremen liegt uns sehr wurden die Werder-Pro s nach Verlet- das bewusst anders gehaltene Konzept am Herzen. Wir freuen uns sehr, dass wir zungen im ,großen Krankenhaus‘ behan- von Werder Bremen habe viele über- mit dem Werder-Turm nicht nur einen delt, ehe der damalige Werder-Arzt Dr. rascht. Von Spielankündigungsplakaten neuen Standort in der Hansestadt haben, Karl Meschede die Idee hatte, ein eige- aus den sechziger Jahren über das Tri- sondern uns zudem in unmittelbarer nes Therapie-Zentrum zu gründen“, er- kot von Diego Maradona, der 1989 mit Nachbarschaft zu unserem Kooperations- klärt Dr. Götz Dimanski. Das „,Sporthep dem SSC Neapel im UEFA-Cup in Bre- partner Werder Bremen be nden“, sagt Werder‘“ ist das erste Reha-Zentrum men gastierte, bis hin zu einem hand- EWE TEL-Geschäftsführer Dirk Thole. in Deutschland, welches ambulante geschriebenen Brief von Bundestrainer Behandlung auch für Rentenversiche- Sepp Herberger an Werder-Spieler Max Tiefergelegter Rasen rungsträger anbietet. Ganz besonders Lorenz – hinter jedem Exponat im ,,Wu- freut sich Dr. Götz Dimanski, der 1999 seum“ verbirgt sich eine spannende Ge- Um das Weser-Stadion WM-tauglich den legendären Dr. Meschede (,,Mira- schichte. Ab April können Besucher auch zu machen, erarbeiteten die Planer von culix“) als Werder-Arzt ablöste, dass mit der ,,Entdecker-Card“, einem Touri- ProCon für den SV Werder aber auch ,,Sporthep ,Werder‘“ bereits einen eige- stik-Angebot für die 100 Top-Angebote ein Konzept zur Tieferlegung der Rasen- nen Ableger gründen konnte: Im Kran- Nordwestdeutschlands, das ,,Wuseum“ äche. Das Spielfeld und die Laufbahn kenhaus ,,Links der Weser“ entstand erkunden. wurden um 2,10 m abgesenkt. Dadurch das ,,Reha-Zentrum Bremen“, wo u. a. Über 6.000 Quadratmeter Büro ächen entstanden weitere Zuschauerreihen und Herz-, Kreislauf- und Gefäßkrankheiten nden sich im zweiten Turm der Nord- auch der Komfort für Rollstuhlfahrer behandelt werden. Das ,,Sporthep ,Wer- tribüne. Hier hat sich auch der Bremer wurde dadurch verbessert. der‘“ hat Erfolg: Täglich werden hier bis Fußballverband eingemietet, während In der Westkurve des Bremer Weser- zu 450 Behandlungen in den Bereichen im dritten Turm u. a. eine Polizeiwache Stadions ist seit 1990 das Reha-Zentrum Krankengymnastik, physikalische The- untergebracht ist. Ende 2004 bezog die ,,Sporthep ,Werder‘“ untergebracht rapie, Ergotherapie und medizinische Telefongesellschaft EWE TEL GmbH – ein 100-prozentiges Werder-Tochter- Trainingstherapie durchgeführt. Erst aus Oldenburg mit etwa 40 Mitarbeitern unternehmen, das rund 50 Mitarbeiter gegen 22 Uhr geht dann im Stadion end- und rund 1.000 Quadratmetern Büro ä- beschäftigt. Leiter ist seit 1991 Werder- gültig das Licht aus. ��Carsten Germann 52 Stadionwelt 04/2005 s050-059_stadionporträt bremen.indd 52