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Die Kulturlandschaften Niedersachsens

Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen!

1 .. Ubersichtskarte Inhaltsverzeichnis

Übersichtskarte...... 2 29 Stadtlandschaft Hannover ...... 66 Inhaltsverzeichnis...... 3 30 Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde ...... 68 Grußworte...... 4 31 Stadtlandschaft Braunschweig ...... 70 Einleitung...... 5 32 Ostbraunschweigisches Hügelland ...... 72 1 Nordseeinseln und Wattenmeer...... 10 33 Osnabrücker Hügelland ...... 74 2 Nordseemarschen...... 12 34 Westfälisches Tiefland ...... 76 3 Ostfriesische Geest- und Fehngebiete...... 14 35 Zentrales Weserbergland ...... 78 4 Emsmarschen ...... 16 36 Leinebergland ...... 80 5 ...... 18 37 , Bram- und Kaufunger Wald ...... 82 6 Oldenburger Geest mit ...... 20 38 Innerstebergland ...... 84 7 Wesermarschen ...... 22 39 Nördliches Harzvorland ...... 86 8 Elbmarschen ...... 24 40 Westharz ...... 88 9 -Weser-Geest ...... 26 41 Südwestliches Harzvorland / Gipskarst ...... 90 10 Hamme-Wümme-Niederung mit Teufelsmoor...... 28 42 Untereichsfeld ...... 92 11 Elbeniederung...... 30 Literaturtipps...... 94 12 Nordheide ...... 32 Impressum, Bildnachweis...... 95 13 Uelzener Becken ...... 34 14 Wendländische Geest / ...... 36 15 Südheide ...... 38 16 Emslandmoore ...... 40 17 Emsländische Geest mit Hümmling ...... 42 18 Grafschaft Bentheim ...... 44 19 Oldenburger Münsterland ...... 46 20 Bersenbrücker Land mit ...... 48 21 Wildeshauser und Syker Geest ...... 50 22 Diepholzer Moorniederung / Dümmer ...... 52 23 Nördliches Mindener Land ...... 54 24 Mittelweser ...... 56 25 Allerniederung ...... 58 26 Zentralniedersächsischer Geestrand ...... 60 Die Kulturlandschaften Niedersachsens 27 Schaumburg ...... 62 Blick über das „Innerstebergland“, eine von 42 Kulturlandschaften, die auf den Seiten 10 bis 93 porträtiert 28 Calenberger Land ...... 64 werden. (Foto: Wiegand)

2 3 Gru worte Einleitung

.. Die Kulturlandschaften Kriterien: Geleitwort des Niedersachsischen Heimatbundes Niedersachsens Wie wurden die 42 Kultur- Unter den sechzehn deutschen Bundesländern bauen. Besondere Landschafts- und Siedlungs- niedersächsische Landschaften informieren. Es .. reicht nur Niedersachsen vom Meer bis ins hohe strukturen entstanden dort, wo die vielfältigen gilt, das jeweils Spezifische von Landschafen zu In dieser Broschüre geht es um Kultur- landschaften ausgewahlt Gebirge. Das Land weist daher eine besonders Bodenschätze des Landes abgebaut wurden: erkennen: Damit ist nicht nur das Eintreten für landschaften, also um Landschaften, vielfältige Natur auf: Mittelgebirge, Flusstäler, Erze, Salz oder Torf. Es ist daher besonders kenn- einen Schutz von Natur gemeint, sondern auch die von Menschen geprägt wurden und und abgegrenzt? Lössbörden, Geest und Marschland. So unter- zeichnend für Niedersachsen, dass es dort nicht der Kultur. Immer wieder wird deutlich, wie sich werden. Überall in Niedersachsen be- Die Kulturlandschaften Niedersachsens schiedlich wie die Natur sind auch die Methoden, nur eine Heimat gibt, sondern eine große Vielfalt Natur und Kultur durchdringen und oft nicht treibt der Mensch Land- und Forstwirt- unterscheiden sich aufgrund verschiede- mit denen Naturland in kultiviertes Land ver- davon. Diese Vielfalt zu bewahren ist eine große mehr klar ist, was aus natürlichen Ursachen be- schaft, kultiviert Moore, baut Straßen, ner Kriterien voneinander. Zum einen auf- wandelt wurde. Trockenes Land musste bewäs- Aufgabe, auch für den Niedersächsischen Hei- steht und was in den Jahrtausenden der Land- legt Siedlungen an und gewinnt Boden- sert, feuchtes trockengelegt werden, Waldland matbund. nutzung aus kulturellen Gründen geschaffen grund ihrer verschiedenen naturräumli- schätze. Er sät und pflanzt, erntet und wurde gerodet, nicht mehr genutztes Ackerland wurde. chen Bedingungen wie Geologie, Boden, Christian Wiegand setzt sich mit dem Nieder- rodet. Mancherorts baut er Dämme aufgeforstet. Wo es an Mineralstoffen mangelte, Klima oder Relief. Zum anderen aufgrund sächsischen Heimatbund schon seit Jahrzehnten musste man düngen, Steilhänge wurden terras- und Gräben, anderswo renaturiert er Flüsse anthropogener (menschlich bedingter) für die Identifizierung und den Schutz nieder- siert. Unter dem Einfluss von Hirten und ihren und Moore. Er entscheidet, welche Baumar- sächsischer Landschaften ein. Er ist auch der Kriterien, z.B. Bauweise, Siedlungsstruktur, Herden entstanden Heiden und Hudewälder. Je ten im Wald wachsen, und reguliert den Initiator dieser Publikation. Wir haben ihm da- Hansjörg Küster Identität oder Sprache. Auf den folgenden nach verfügbarem Baumaterial errichtete man Wildbestand. Er bewirtschaftet die Land- für sehr zu danken. Unser Dank gilt ebenso der Präsident des Niedersächsischen Heimatbundes Seiten werden diese Kriterien beschrieben. Stein-, Fachwerk- oder Ziegelgebäude. Im , schaft und er nutzt sie für Freizeit und Er- Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, die wo es Nadelholz gab, konnte man Blockhäuser holung. Man kann also sagen: Niedersach- unser Vorhaben gefördert hat, mit dem wir über sen ist fast überall eine Kulturlandschaft. N a t u r ra u m Lediglich bei einzelnen Schutzgebieten, z.B. beim Nationalpark Wattenmeer, kann man Der Ausgangspunkt einer jeden Kultur- .. eher von Naturlandschaften sprechen. landschaft ist ihr Naturraum. Ist das Gru wort der Niedersachsischen Bingo-Umweltstiftung Gelände eben wie z.B. die ostfriesischen Nahezu überall in Niedersachsen nimmt Marschgebiete? Oder ist es hügelig wie Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung för- Im Jahre 2019 feierte die Niedersächsische Bingo- die Schätze in unserem Land zu erkennen, zu der Mensch mehr oder weniger Einfluss dert Projekte, die dem praktischen Naturschutz Umweltstiftung ihr 30jähriges Jubiläum – eine schützen und zu pflegen. im Harz und im Weserbergland? Sind die auf die Landschaft. Aber zweifellos sieht dienen wie auch solche, die das Bewusstsein für Erfolgsgeschichte für die Natur in Niedersachsen! Böden nährstoffreich wie in den Börden? es nicht überall gleich aus. Dass sich die den Umwelt- und Naturschutz schärfen und zu- In diesem Zeitraum wurden über 5.400 Projekte Oder sind sie nährstoffarm wie auf der gleich die Kultur- und Naturlandschaft für Men- im Umwelt- und Naturschutz, aber auch in ihren Nordseeküste von der Lüneburger Heide Geest? Steht das Grundwasser hoch an schen erlebbar machen. beiden weiteren Förderbereichen Denkmalpflege unterscheidet und der Harz vom , und Entwicklungszusammenarbeit, gefördert. ist offensichtlich. Wenn man aber genau Nachhaltige Erlebnisse, ehrenamtliches Engage- Sigrid Rakow hinsieht, kann man noch mehr Unterschie- ment und die Beteiligung von Kindern und Ju- Vor diesem Hintergrund unterstützen wir gerne Vorstandsvorsitzende BINGO! de entdecken. Welche, davon handelt diese gendlichen sind für uns zentrale Elemente bei den Niedersächsischen Heimatbund bei der Er- Broschüre. 42 verschiedene Kulturland- der Förderung. Dadurch kann die heimatliche stellung dieser Broschüre. Durch sie kann eine Natur- und Kulturlandschaft mit ihrer Arten- große Öffentlichkeit auf die Vielfalt, Eigenart schaften Niedersachsens werden auf den vielfalt geschützt, erhalten und weiterentwickelt und Schönheit der niedersächsischen Landschaft Seiten 10 bis 93 porträtiert und mit vielen werden. aufmerksam gemacht werden. Die Broschüre Fotos charakterisiert. Aber nach welchen bietet zudem Menschen eine Orientierung, die Kriterien wurden die Kulturlandschaf- Die fruchtbaren Lössböden der Börden wer- in Niedersachsen eine neue Heimat suchen. ten voneinander unterschieden? Und von den seit Jahrtausenden als Ackerland genutzt. wem? Und wozu? Die Antwort auf diese Wald oder Grünland sind selten, wie hier bei Wir hoffen, dass diese Broschüre dazu beiträgt, Fragen sollen Ihnen die Seiten 5 bis 9 geben. Hoheneggelsen, Landkreis . (Foto: Wiegand) Naturräumliche Gliederung Niedersachsens (DRACHENFELS 2010)

4 5 wie in den Flussauen und Mooren? Oder Siedlungsformen und Bauweisen burger Heide herrscht das lockere Haufen- Manche Siedlungsformen stehen sogar für Hauses, bevorzugte Materialien für Dach drei verschiedene historische Bauern- teil von der Traufseite her erschlossen wer- fallen die Böden schnell trocken wie auf dorf vor. Doch auch im Osten gibt es Son- bestimmte Kulturlandschaften, z.B. die und Wände, die Raumnutzung – derartige haus-Typen: Im Nordwesten des Landes den. Und dazwischen, im größten Teil Nie- den sandigen Höhenzügen der Lünebur- Niedersachsen ist außerordentlich bunt, dertypen, z.B. die Rundlinge im Findorff-Siedlungen für die Kulturland- Dinge sind keinesfalls homogen in Nieder- sind Gulfhäuser typisch. Das Gulfhaus dersachsens, bestimmen Niederdeutsche ger Heide? Ist das Klima ausgeglichen was die Formen seiner ländlichen Sied- oder die Marschhufendörfer der Elbtalaue. schaft „Hamme-Wümme-Niederung mit sachsen, sondern je nach Region sehr ver- ist in der Regel aus Ziegelsteinen erbaut. Hallenhäuser das Bild, die mitten in der mit relativ kühlen Sommern und warmen lungen angeht (siehe Karte unten). Ei- Unübersichtlich wird es im Westen Nie- Teufelsmoor“ oder die Rundlinge für die schieden. Das gilt vor allem für historische Sein Wirtschaftsteil hat im Giebel – jeweils Giebelseite ein großes Dielentor haben. Sie Wintern wie an der Nordsee? Oder ist es nigermaßen homogen geht es noch im dersachsens: Streusiedlungen mit Ein- Kulturlandschaft „Wendländische Geest / Bauernhäuser, weil sie sehr an den Natur- außerhalb der Mitte – zwei Türen: ein gro- sind ideal an die (historische) Mischwirt- eher kontinental, also mit wärmeren Som- Osten des Landes zu: In den Börden und zelhöfen, Wurtendörfer, lockere Haufen- Drawehn“. raum angepasst waren. Daher können his- ßes Dielentor und eine kleinere Stalltür. Im schaft aus Ackerbau und Viehhaltung an- mern und kälteren Wintern wie im Osten im Berg- und Hügelland gibt es eigentlich dörfer und Reihendörfer verschiedenster torische Bauernhäuser ganz unterschied- überwiegenden Teil des niedersächsischen gepasst und darum so typisch für die Geest- Niedersachsens? nur einen Siedlungstyp, nämlich das ge- Art und Entstehungsgeschichte wechseln Die Art des Bauens, vor allem die Art, wie lich aussehen. Berg- und Hügellandes herrschen quer- gebiete Niedersachsens. Geest leitet sich vom Niederdeutschen „gest“ schlossene Haufendorf. Und in der Lüne- sich regional ab. man früher baute, kann regional sehr aufgeschlossene Häuser vor, also Häuser, bzw. „güst“ ab, was so viel wie „trocken“ oder Geologie, Böden, Klima oder Relief – an- unterschiedlich sein. Der Grundriss des In Niedersachsen gibt es im Wesentlichen bei denen Wohn-, Stall- und ggf. Scheunen- „unfruchtbar“ bedeutet. Die Böden sind mehr hand dieser vier Merkmale lässt sich Nie- oder weniger sandig. Eichen, die darauf gut Ein Merkmal von Gulfhäusern, hier in Bunder- zurechtkommen, sind typisch, wie hier bei dersachsen in verschiedene Naturräume hee, Landkreis Leer, ist ihre relativ geringe Schülern, Heidekreis. (Foto: Wiegand) gliedern, wie die Karte auf Seite 5 zeigt. Dachneigung. (Foto: Gläntzer) Die vier Haupt-Naturräume sind: • Küsten- und Marschland: Nr. 1 (blau) in der Karte auf Seite 5 • Geest: Nr. 2 bis 6 (grün und olivgrün) in der Karte auf Seite 5 • Börde: Nr. 7 (hell- und mittelbraun) in der Karte auf Seite 5 • Berg- und Hügelland: Nr. 8 und 9 Die Erhebungen im Berg- und Hügelland (dunkelbraun) in der Karte auf Seite 5 Das Weserbergland und das Osnabrücker Hügelland sind sich aus naturräumlicher Sicht sehr sind für niedersächsische Verhältnisse ähnlich: Langgezogene aufgefaltete Höhenzüge aus kalkhaltigem Gestein, dazwischen fruchtbare sehr steil und i.d.R. bewaldet, wie hier bei Für viele der 42 Kulturlandschaften, die auf lössgefüllte Senken. Dass man sie dennoch nicht verwechseln kann, liegt an ihren Siedlungen. Im Winzenburg bei im Leinebergland. den Seiten 10 bis 93 beschrieben werden, Weserbergland (oben: ) herrschen geschlossene Haufendörfer vor; im Osnabrücker Hü- (Foto: Wiegand) war der Naturraum ein wichtiges Kriteri- gelland (unten: Teutoburger Wald) bestimmen Einzelhöfe das Bild. (Fotos: Wiegand) um, um sie von Nachbar-Kulturlandschaf- ten zu unterscheiden. Das gilt z.B. für die „Nordseemarschen“ die „Emsmarschen“, die „Emslandmoore“, die „Wesermar- schen“, die „Allerniederung“, das „Uelzener Becken“, das „Osnabrücker Hügelland“ oder den „Westharz“. Andere weisen menschlich bedingte Unterschiede auf, die auf den folgenden Seiten beschrieben Niederdeutsche Hallenhäuser können, wie Queraufgeschlossene Häuser sind nicht selten Weite Horizonte, Grünland, Tiefs und mittler- werden. hier in Natrup-Hagen bei Osnabrück, aus Fach- zweistöckig, wie hier in Everode, Leineberg- weile auch Windräder prägen die Marsch, hier werk erbaut sein, aber auch massiv aus Natur- land. (Foto: Wiegand) bei Dornum, Landkreis Aurich. (Foto: Wiegand) Siedlungsformen in Niedersachsen im 19. Jahrhundert (SEEDORF & MEYER 1996) oder Ziegelstein. (Foto: Wiegand)

6 7 Territorialgeschichte, Konfession und Identität erhalten haben. Diese regionale Wollte man alle Gebiete voneinander ab- .. Dem Arbeitskreis gehörten an: Wozu wurden die 42 Identitat Identität war bei einigen der 42 Kultur- grenzen, die sich nur in einem Kriterium landschaften, die ab Seite 10 porträtiert voneinander unterscheiden, käme man • Harald Baumgarten (Landkreis Hameln-Pyrmont, Kulturlandschaften Das Land Niedersachsen ging bei seiner werden, für deren Auswahl und Abgren- in Niedersachsen auf Hunderte von Kul- Naturschutzamt) .. Gründung 1946 aus den vier Ländern zung ausschlaggebend. Beispiele sind turlandschaften. Darum stellte sich der • Prof. Hubertus von Dressler (Hochschule Osna- ausgewahlt? brück, Fakultät Landschaftsarchitektur und Hannover, Braunschweig, und „Schaumburg“, das „Untereichsfeld“, die Arbeitskreis immer wieder die Fragen: Regionalentwicklung) Im Jahr 2015 hat das Land Niedersachsen Schaumburg-Lippe hervor. In den Jahrhun- „Grafschaft Bentheim“ oder das „Olden- Welches Kriterium ist das wichtigste? • Hilda Frank (Nds. Landesbetrieb für Wasserwirt- damit begonnen, das Landschaftspro- derten zuvor war die territoriale Vielfalt burger Münsterland“. Auch die aus natur- Wodurch zeichnet sich eine Kulturland- schaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)) gramm neu aufzustellen. Erstmalig sollte noch größer. Insbesondere in solchen Ge- räumlicher Sicht homogene Börde wurde schaft im Gegensatz zur Umgebung be- • Katrin Furche (NLWKN) darin auch das Thema Kulturlandschaften bieten, die eine besonders lange kontinu- aus territorialgeschichtlichen Gründen sonders aus? Was sind die wesentlichen • Sören Frischmuth (Landkreis , behandelt werden. Denn § 1 (4) des Bundes- ierliche Geschichte aufweisen, kann sich unterteilt in „Calenberger Land“ und Bildstock bei Langenhagen, in der Kulturland- Zweisprachiges Ortsschild im „Saterland“ Merkmale oder Merkmalkombinationen? Naturschutzamt) naturschutzgesetzes fordert: „Zur dauer- bis heute eine besonders starke regionale „Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde“. schaft „Untereichsfeld“. (Foto: Wiegand) (Foto: Wiegand • Klaus Gännslen (Landkreis /Weser, haften Sicherung der Vielfalt, Eigenart Auf diese Weise ist die Karte mit 42 ver- Fachdienst Naturschutz) und Schönheit sowie des Erholungswertes Die regionale Identität mancher Kultur- verbliebener Dialekt der Ostfriesischen schiedenen Kulturlandschaften Nieder- • Dr. Torsten Gohlisch (Nds. Landesamt für Denkmal- von Natur und Landschaft sind insbeson- landschaft wird noch dadurch verstärkt, Sprache und hat nur im Saterland überlebt. sachsens entstanden, siehe Seite 2. pflege, Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) dere Naturlandschaften und historisch dass sich die vorherrschende Konfession Aufgrund dieser Besonderheit wurde das • Rainer Halbauer (Landkreis Hameln-Pyrmont, gewachsene Kulturlandschaften, auch mit Naturschutzamt) von der in den Nachbargebieten unter- „Saterland“ als eine eigenständige nieder- ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, • Alexander Harms (NLWKN, Fachgruppe Kulturland- scheidet. Das gilt z.B. für das„Untereichsfeld“, sächsische Kulturlandschaft ausgewählt schaft des NHB) vor Verunstaltung, Zersiedelung und sons- das Jahrhunderte lang zum Bistum Mainz und porträtiert (Seite 18-19). • Axel Heinze (Museum Leben am Meer Esens, tigen Beeinträchtigungen zu bewahren.“ zählte und mit seinem besonders hohen Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) Deshalb hat die zuständige Fachbehörde Katholikenanteil wie eine Insel inner- • Franz Höchtl (Alfred Toepfer Akademie für Natur- (der Niedersächsische Landesbetrieb für halb seiner überwiegend protestantischen schutz, Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) Wasserwirtschaft, Küsten- und Natur- Das Gutachten ist beim NLWKN unter Tel. Umgebung wirkt. Wer hat die Kulturland- • Dr. Ansgar Hoppe (Projekt „Alleen in Niedersachsen“, schutz, NLWKN) ein Gutachten zum Thema .. (0511) 3034-3305 erhältlich. Die Identität einer Region kann zusätzlich schaften ausgewahlt? Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) „Kulturlandschaft“ in Auftrag gegeben. auf Alltags- oder wirtschaftlichen Bezügen • Prof. Dr. Hansjörg Küster (Institut für Geobotanik Bearbeitet wurde es 2016 vom Büro Kul- Die 42 Kulturlandschaften Niedersach- der Leibniz Universität Hannover, Präsident des geprägt sind. Im Ergebnis werden in beruhen. So besteht ein Unterschied zwi- turlandschaft und Geschichte, unterstützt sens, die in diesem Heft porträtiert wer- NHB) dem Gutachten 71 „Historische Kultur- schen der „Nordheide“ und der „Südheide“ vom Büro Bosch & Partner. Das Gutachten den, hat ein Arbeitskreis des Niedersäch- Im Arbeitskreis wurden die Abgrenzungen und typischen • Dr. Hilko Linnemann (Landkreis Holzminden, landschaften landesweiter Bedeutung“ darin, dass die „Südheide“ eher nach Han- Merkmale der niedersächsischen Kulturlandschaften aus- Vorsitzender der Fachgruppe Kulturlandschaft hatte zwei Aufgaben: identifiziert, abgegrenzt und beschrie- sischen Heimatbundes (NHB) ausgewählt führlich diskutiert. (Foto: Wiegand) des NHB) nover und Braunschweig ausgerichtet ist, 1. Zum einen sollte Niedersachsen in Kul- ben. In dieser Broschüre werden sie in und voneinander abgegrenzt. Er setzte • Dr. Ronald Olomski (Referent für Natur- und während sich die Menschen der „Nordhei- turlandschaften gegliedert werden. sich aus Mitgliedern der Fachgruppe Kul- Umweltschutz beim NHB) den jeweiligen Kulturlandschaft-Kapi- de“ eher nach Hamburg orientieren. Im Ergebnis hat das Gutachten Nieder- turlandschaft des NHB zusammen und • Berthold Paterak (NLWKN) teln genannt und in den dortigen Über- sachsen in 42 verschiedene Kulturland- sichtskarten verzeichnet. Sie dort auch wurde ergänzt durch Fachleute, die als • Harald Platte (Büro Bosch & Partner, Hannover) Sp ra c h e schaften unterteilt und beschrieben. Experten für die verschiedenen Regionen zu beschrieben, hätte aber den Umfang • Fabian Wais (Nds. Ministerium für Ernährung, Die Seiten 10 - 93 dieser Broschüre sind Viele Menschen in Niedersachsen, insbe- Niedersachsens ihr Wissen einbrachten. Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dieser Broschüre gesprengt. sondere ältere, sprechen nicht nur Hoch- Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) eine reich bebilderte Kurzfassung davon. Das Gutachten ist 2019 unter dem Titel „Kul- deutsch, sondern auch die Regionalsprache Bei der Auswahl, Abgrenzung und Be- • Christian Wiegand (Büro KuG, Vorsitzender der 2. Zum anderen sollten historische Kul- turlandschaftsräume und historische Kul- Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) Niederdeutsch oder die Minderheitenspra- zeichnung der niedersächsischen Kultur- turlandschaften gefunden werden, turlandschaften landesweiter Bedeutung landschaften hat der Arbeitskreis die zu- • Prof. Dr. Hans Hermann Wöbse (Fachgruppe also Gebiete, die sich von der normalen che Saterfriesisch. Das Niederdeutsche ist Kulturlandschaft des NHB) in Niedersachsen“ (siehe Abbildung) ver- in Niedersachsen überall verbreitet, wobei vor beschriebenen Kriterien angewandt. Kulturlandschaft in der Weise unter- öffentlicht worden. Es umfasst 338 Seiten, Schloss Bückeburg ist der Stammsitz des Hauses Schaumburg-Lippe, eines der vier Gründungslän- es örtlich sehr unterschiedlich klingt. Das Ein Problem bestand jedoch darin, dass scheiden, dass sie besonders stark von enthält zahlreiche farbige Abbildungen der Niedersachsens. (Foto: Fürstliche Schlossverwaltung) Saterfriesische dagegen gilt als letzter die Anzahl der Kriterien sehr groß ist. historischen Elementen und Strukturen und kostet 19 € zzgl. 2,50 € Versandkosten.

8 9 1 Nordseeinseln und Wattenmeer

Leuchttürme und andere Seezeichen auf den Nordseeinseln geben der Seefahrt Orientierung, wie hier auf . (Foto: Stöber)

Literaturtipps: Charakteristische Merkmale • KÜSTER, H.: Nordsee. Die Geschichte einer der Nordseeinseln und des Wattenmeeres: Landschaft. Wachholtz Verlag/Murmann • Das Gebiet ist durch die Gezeiten massiv geprägt. Nicht Publishers, Kiel/Hamburg 2015 nur das Wattenmeer mit seiner regelmäßigen Über- flutung bei Hochwasser ist dynamisch. Auch die Inseln Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- • NEUES ARCHIV FÜR NIEDERSACHSEN Historische Kultur- In den Dünen von Baltrum sind noch ehemalige Inselgärten zu erkennen, „wandern“ unter dem Einfluss von Meeresströmung, schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein 1/2018: Die Nordsee, Wachholtz/Murmann von den Insulanern „Tuunen“ genannt. Geschützt durch ihre Mulden- Wind und Meeresspiegelanstieg. Durch Küstenschutz- landschaften landes- Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, Publishers, Kiel/Hamburg, 2018 lage und umstehende Gehölze ließ sich hier Gemüse anbauen. Manchmal maßnahmen versucht man, dies zu minimieren. weiter Bedeutung: Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen kann man das noch an der Vegetation erkennen. (Foto: Zietz) • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft • Baltrum Ostdorf in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) • Die Inseln bestehen zum größten Teil aus Dünen, die – Nordsee. Verlag CULTURCON Medien, (HK01 in Karte) je nach Alter – unterschiedlich stark bewachsen sind. Auf den nordseeabgewandten Seiten der Inseln und an der Festlandküste wird Landgewinnung betrieben. Heft 2/2006 Die Vegetations- und Dünenentwicklung beginnt mit Lahnungen aus geflochtenen Zweigen verlangsamen den Abfluss des Hochwassers und lassen Schwebstoffe zu Strandhafer (Weißdünen), führt über Sandsegge und Boden sinken. Zunächst besiedeln Pionierpflanzen den Boden, später Salzwiesen, die dann gerne als Viehweiden Kriechweide (Graudünen) und endet mit Besenheide genutzt werden. (Foto: Zietz) und Krähenbeere (Braundünen). Auf den Schlickböden der meerabgewandten Seite wachsen Salzwiesen mit Strandflieder und -aster.

Nicht nur für die alten Fischer- • Die Anfänge des Fremdenverkehrs liegen über 200 Jahre häuser auf Baltrum (oben), son- zurück (Norderney wurde 1797 das erste Nordseebad). dern für die meisten Wohn- und Heute stellt er für die Inselbewohner die größte Erwerbs- Ferienhäuser auf den Nordsee- und Einnahmequelle dar. Die Inselorte sind dadurch stark inseln sind Ziegelsteinhäuser angewachsen und z.T. städtisch geprägt. typisch. Mit zunehmendem • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Fremdenverkehr entstanden auf Lahnungen, Buhnen, Strandmauern und andere his- einigen Inseln aber auch Gebäu- torische Küstenschutzbauwerke, Seedeiche, Schlopps de mit städtischem Charakter (Spuren von Dünendurchbrüchen, die künstlich ge- wie an der Kaiserstraße auf Nor- schlossen wurden), Leuchttürme oder Baken und andere derney (unten). (Fotos: Stöber) Seezeichen, Marschwiesen mit Grüppen und Entwässe- rungsgräben, Gartengruben (Tuunen) in Dünentälern, Bei Ebbe läuft das Hochwasser in Prielen aus dem Watt wieder ab. historische Bahnlinien und Bahnhöfe sowie Häuser, Seehunde halten sich gerne auf Sandbänken und ungestörten Stränden auf. (Foto: Zietz) Dünen und weiter Sandstrand auf Im Hintergrund sieht man . (Foto: Gehrt) Kirchen, Straßen und Mauern aus Ziegelsteinen. Juist. Am Fuß der Dünen sieht man Sand- fangzäune aus Buschbunden. Sie sollen den Sand gegen Winderosion schützen 10 und die Ansiedlung von Strandgräsern 11 fördern. (Foto: Stöber) 2 Nordseemarschen Charakteristische Merkmale der Nordseemarschen: • Weite, ebene Landschaft. Wurten bzw. Warften (künstliche erhöhte Siedlungsplätze) sowie Deiche bilden die einzigen markanten Erhöhungen. • Seit dem Mittelalter schützt eine durchgehende Deichlinie vor Überflutungen. Im Laufe der Jahrhunderte hat man immer neue Flächen eingepoldert, d.h. die Deiche seewärts verlagert und dadurch aufgeschlicktes Wattenmeer in fruchtbares Kulturland umgewandelt. Die jüngeren Polder bzw. Groden werden i.d.R. beackert, in den älteren herrscht Grünland vor. • Wald gibt es in der Marsch nicht. Bäume wachsen ausschließlich an Straßen und Bauernhöfen (Windschutz). • Bei den ländlichen Siedlungen herrschen drei Typen vor: erstens Einzelhöfe auf Wurten (bzw. Warften), zwei- tens Dorfwurten (-warften) und drittens Reihensiedlungen an oder zwischen (Alt-) Deichen. Das historische Mit Hilfe von Deichen hat man dem Watt in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Bauernhaus ist das aus Ziegelstein erbaute Gulfhaus. Eine besondere Siedlungsform stellen Sielhafenorte dar, Land abgetrotzt. Auf diese Weise sind so genannte Polder entstanden, die dank des fruchtbaren weil Sie nicht landwirtschaftlichen Ursprungs sind. Kleibodens gutes Ackerland abgeben. Manchmal sind die alten Deiche stehen geblieben, wie hier im Charlottenpolder. (Foto: Wiegand) • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Deiche, Altdeiche (Schlafdeiche), Deichscharte, Schöpf- und Pumpwerke, Saarteiche (Kleigewinnung zum Deichbau), Kolke, Wurten bzw. Warften, Polder und Groden, Hecks (Weidetore), Tiefs, Gräben und Grüppen, Siele, Sielhäfen und -orte, Kirchen Wie hier bei Etzel ist der Übergang von der Geest zur Marsch aus Ziegelsteinen oder Granitquadern, meist gut zu erkennen: Auf der Geest (rechts) begrenzen He- Ziegelsteinstraßen, Alleen und Hofbäume cken und Bäume die Parzellen. In der Marsch (links) treten (oft windgebeugt) sowie Windmühlen. Gräben an ihre Stelle. Bäume und Hecken findet man dann nur noch an Straßen oder Bauernhöfen, so dass die Landschaft meist sehr weiträumig wirkt. (Foto: Wiegand) Alle älteren Siedlungen der Nordseemarschen liegen auf künstlich aufgeschichteten Wohnhügeln, so genannten Typisch für die mittelalterlichen Kirchen der „Wurten“ bzw. „Warften“. In Krummhörn (Foto rechts: Stöber) ist der Höhenunterschied gegenüber den Marschwie- Nordseemarschen sind mächtige, meist frei- sen im Hintergrund besonders gut zu sehen. In umgekehrter Blickrichtung ist die Erhöhung schwerer zu erkennen, stehende Glockentürme aus Ziegelstein. Impo- wie bei der Warft Oldendorf bei Burhafe im Bild oben links (Foto: Wiegand). sant sind auch die Kirchwurten, die die Dorf- wurten noch einmal überragen. Das Bild zeigt die Visquarder Kirche, bei der sowohl der Glo- ckenturm als auch das Kirchenschiff aus dem 13. Jahrhundert stammen. (Foto: Gläntzer)

Wenn man in den Nordseemarschen auf solche Hügel trifft, handelt es sich normalerweise um Historische Kulturlandschaften verlassene Wurten bzw. Warften. Mindestens landesweiter Bedeutung: genauso häufig sieht man Windräder. (Foto: Literaturtipps: Wiegand) • Geestrand bei Terhalle (HK02 in Karte) • BEHRE, K.-E.: Ostfriesland. Die Geschichte seiner • Warftenlandschaft Nordwerdum (HK03) Landschaft und ihrer Besiedlung. Brune-Mettcker • Charlottengroden (HK04) Druck- und Verlagsgesellschaft, , 2014 • BEHRE, K.-E. & VAN LENGEN, H.: Ostfriesland. Eine nie enden wollende Aufgabe ist, die Marsch zu entwässern. Grüppen, wie auf dem Bild oben in der Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft. Leybucht (Foto: Wiegand), leiten das Wasser in Gräben, die wiederum in Tiefs münden, z.B. das Pumptief Ostfriesische Landschaft, Aurich, 1995 bei Dornumersiel (Foto rechts: Zietz). Durch Sieltore und mit Hilfe von Schöpfwerken wird das Wasser schließlich in die Nordsee befördert. • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Ostfries- land“. Verlag CULTURCON Medien, Heft 2/2018

12 13 3 Ostfriesische Geest- und Fehngebiete Historische Kultur- Charakteristische Merkmale der Ostfriesischen Geest- und landschaften Fehngebiete: landesweiter • Teilgebiet Ostfrieslands, das durch die „Emsmarschen“ zerschnitten wird und aus Bedeutung: drei Teilen besteht (siehe Karte). • Neugaude • Bei den Böden handelt es sich nicht (wie in der Marsch) um ehemalige Meeresbö- (HK05 in Karte) den, sondern entweder um eiszeitliche Ablagerungen oder um Moorböden. • Wallheckenlandschaft Upstalsboom (HK06) • Die eiszeitlichen Ablagerungen (z.B. Grundmoränen) sind vergleichsweise frucht- bar und schon lange besiedelt. Die ältesten bis heute durchgehend besiedelten • Reepsholt (HK07) Orte gehen bis ins Mittelalter zurück und weisen die Form von Haufendörfern • Jheringsfehn (HK08) oder Hofgruppen auf. • Holtland (HK09) • Die Moore (Fehngebiete) dagegen galten lange Zeit als siedlungsfeindlich und un- • Ihrener Stern durchdringlich. Sie wurden erst ab dem 16. Jahrhundert entwässert, besiedelt und und Kamm (HK10) kultiviert. Hier findet man entweder Fehnkolonien, die sich entlang von Kanälen aufreihen, oder Moorkolonien, deren Kolonisten-Hofstellen sich locker in der Landschaft verteilten. • Das charakteristische historische Bauernhaus ist im gesamten Gebiet das Gulfhaus. Literaturtipps: • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Wallhecken (z.T. degradiert • BEHRE, K.-E.: Ostfriesland. Die Geschichte seiner Land- oder nur als Wälle erhalten), außerdem Einzelbäume und Alleen (in Küstennähe schaft und ihrer Besiedlung. Brune-Mettcker Druck- windgebeugt), Kanäle, Wieken, Tiefe und Gräben zur Entwässerung oder Erschlie- und Verlagsgesellschaft, Wilhelmshaven, 2014 ßung der Moore, Relikte von Handtorfstichen, Plaggenesche (in Ostfriesland Gasten genannt) und Eschkanten. • BEHRE, K.-E. & VAN LENGEN, H.: Ostfriesland. Geschich- Geestdörfer wie Reepsholt (unten) verfügen über te und Gestalt einer Kulturlandschaft. Ostfriesische relativ ertragreiches Ackerland. Sie stammen min- Das Luftbild von Logabirum zeigt zahlreiche Wallhecken – außer in der Bildmitte. Dabei handelt es sich um die ehema- Landschaft, Aurich, 1995 destens aus dem Hochmittelalter und sind damit lige Gaste, also den historischen Logabirumer Gemeinschaftsacker. Er war nur am Rand mit Wallhecken begrenzt, nicht relativ alt. Ihre Höfe stehen locker und ohne geo- • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Ostfries- jedoch in sich unterteilt. Die übrigen Wallhecken sind viel jünger als der Gastewall und gehen meist auf das Preußische metrische Ordnung beieinander. Dagegen sind land“. Verlag CULTURCON Medien, Heft 2/2018 Urbarmachungsedikt von 1765 zurück. Demnach sollten nicht eingefriedete Flächen dem Staat gehören – was zur massen- Fehnsiedlungen wie Jheringsfehn (oben) relativ haften Anlage von Wallhecken führte. (Foto: Unkel) jung. Ihre Häuser reihen sich akkurat an einem oder mehreren parallelen Kanälen auf. (Fotos: Zietz)

Ein Tor zu einer Viehweide nennt man Heck oder Rollbaum. Wie hier wird die Zuwegung dazu gelegentlich von Wall- In dieser alten Wallhecke bei Holtgast wurden hecken gesäumt. (Foto: Sander-Seyfert) die Heckenpflanzen gerodet oder sind zu Einzel- bäumen durchgewachsen. (Foto: Zietz)

Weidevieh vor einem Gulfhof in Backemoor. Noch immer nimmt Grünland mehr als die Hälfte der Ostfriesischen Geest- und Fehngebiete ein – eine Ursache für den hohen Stellenwert der Diese kleine Gemeindestraße bei Süd-Dunum wird beiderseits Die Kirche von Dunum ist eine typische mittelalterliche Dorfkirche Ostfrieslands. Milch- und Viehwirtschaft. von Wallhecken begleitet. Ihr geschwungener Verlauf und ihre Charakteristisch sind der separate Glockenturm, die Errichtung auf einem künstli- (Foto: Sander-Seyfert) Höhe lassen vermuten, dass sie bereits im Mittelalter angelegt chen Hügel, die Ziegelbauweise sowie das Fundament und manchmal sogar ganze wurden. Im Hintergrund ein typischer Gulfhof. (Foto: Wiegand) Wände aus Findlingen. (Foto: Wiegand)

14 15 4 Emsmarschen Raureif im Hammrich Nettelburg bei Leer. (Foto: Sander-Seifert)

.. Ostfriesische Gulfhäuser aus Ziegelstein (hier in Bunderhee) sind auch für die Emsmarschen typisch. Anders als das Niederdeutsche Hallenhaus ha- ben sie nicht ein mittiges Tor im Giebel, sondern zwei seitliche: ein Tor zur Diele und eine Tür in den Stall. Der andere Giebel (im Foto nicht zu sehen) ist die eigentliche Vorderseite des Gulfhauses und beherbergt den Wohnteil. Er ist in der Regel schmaler und hat höhere Seitenwände. (Foto: Gläntzer)

Sieltiefe nehmen das Wasser der vielen Gräben auf und führen es Sielen und Wie hier bei Hatzum sind die Emsmarschen Schöpfwerken zu. Ems, Leda und Jümme traditionelles Wiesen- und Weideland. befördern es zur Nordsee. (Foto: Zietz) (Foto: Zietz)

Literaturtipps: Charakteristische Merkmale der Emsmarschen: • BEHRE, K.-E.: Ostfriesland. Die Geschichte • Große Teile der Emsmarschen liegen auf oder sogar unter Meeresspie- seiner Landschaft und ihrer Besiedlung. gelniveau. Deiche an den Flüssen Ems, Leda und Jümme schützen sie Brune-Mettcker Druck- und Verlagsgesell- gegen Hochwasser. schaft, Wilhelmshaven, 2014 • Die Landschaft ist eben und wird fast ausschließlich als Grünland • EBEL, J.: Links & Rechts der Ems. Landschaf- genutzt. ten, Orte, Sehenswürdigkeiten an Deutsch- • Im Gegensatz zur Kulturlandschaft „Nordseemarschen“ gibt es nur im lands kleinstem Strom. Aschendorff Verlag, ehemaligen Einbruchsgebiet des Dollarts (nördlich von Bunde) einige Münster, 2004 Polder. Fast nur dort wird Ackerbau betrieben. • Die Siedlungen liegen überwiegend auf den Uferwällen der Flüsse Ems, Leda und Jümme. Oft hat man sie durch Bodenauftrag zu Wurten erhöht und dadurch gegen Hochwasser geschützt. Ansonsten ist das Gebiet Die Kleiböden der Emsmarschen ließen siedlungsarm oder siedlungsfrei, v.a. in den so genannten Hammrichen. viele Ziegeleien entstehen, z.B. oben bei Jemgum. Ihre Produkte prägen zahlrei- • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Tiefs, Gräben che charakteristische Ortsbilder wie links und Grüppen zur Entwässerung, historische Deichlinien / Schlaf- in Ditzum. Der Sielhafen, die Kirche, die deiche, Lahnungen, Buhnen, Ziegeleien, Lehm-Abbaustellen, Pütten Windmühle und viele weitere Gebäude Typisch für die Emsmarschen sind so genannte Hammriche, also siedlungsarme und als und Bracks, Schöpfwerke, Windmühlen, Wurtendörfer, Wehrkirchen stehen unter Denkmalschutz. (Fotos: Zietz) Grünland genutzte Niederungen wie der Jümmiger Hammrich bei Filsum. (Foto: Wiegand) und Gulfhäuser, üblicherweise aus Ziegelstein.

16 17 5 Saterland Historische Kulturlandschaften Charakteristische Merkmale des Saterlands: landesweiter Bedeutung: • Eigenständige kleine Kulturlandschaft, die im Saterfriesi- • „Elisabethfehn“ (HK11 in Karte); liegt überwiegend schen eine eigene Sprache und damit eine Besonderheit hat in der Kulturlandschaft 19 „Oldenburger Münster- – hervorgerufen durch eine Jahrhunderte lange Insellage land“. inmitten riesiger Moorgebiete. • Heute bildet das Saterland eine Gemeinde im Landkreis , bestehend aus Ramsloh, Strücklingen, Sedels- berg, Bollingen und Scharrel. • Die Orte mit ihren Äckern und Wiesen reihen sich rechts und links der Sagter-Ems auf. Der Kern des Saterlandes ist eine • Viele Moorgebiete an den Rändern des Gebietes sind abge- ganz leichte Erhöhung aus eis- torft oder durch Tiefenumbruch kultiviert worden. Manche zeitlichen Sanden, die wie eine wurden renaturiert und stehen unter Naturschutz. Insel inmitten von Mooren liegt. Jahrhunderte lang war sie kaum • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Gräben anders als über die Sagter-Ems zu und Kanäle, Fehnsiedlungen, Windmühlen, Wallhecken und erreichen. Die meisten der umlie- Als 1860 der Ort Elisabethfehn entlang des Buschreihen entlang der Wege und Alleen sowie Kleinbahn- genden Moore wurden zunächst Literaturtipps: Elisabethfehnkanals gegründet wurde, linien und Torfbänke als Relikte des Torfabbaus. siedelten sich dort auch Menschen aus von Bauern, später industriell • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Sater- dem Saterland an. Sie ließen sich an den- abgebaut. Das Foto rechts (Foto: land“. Verlag CULTURCON Medien, Heft 2/2006 Schmatzler) zeigt eine wieder- jenigen Seitenkanälen nieder (im Bild die Auf ehemaligen Moorböden wird nach Entwässerung, Torfab- vernässte Abbaufläche im Natur- Hinterwieke), die ihrer Heimat am nächsten bau und Tiefenumbruch Ackerbau betrieben. (Foto: Wiegand) schutzgebiet Schwaneburger liegen. (Foto: Wiegand) Moor. Im Bild unten führen Gleise einer alten Torfbahn in die un- endliche Weite der Esterweger Die um 1900 errichtete Galerieholländer-Wind- Dose. (Foto: Wiegand) mühle ist ein Wahrzeichen des Ramsloher Ortsteils Hollen. (Foto: Wiegand)

Im Saterland sind die Ortsschilder zweisprachig: in Hochdeutsch und in Saterfriesisch. Galt das Saterfriesische lange Zeit als rückständig, wird es heute in Kindergärten und Schulen bewusst gesprochen. (Foto: Engbers)

Wie eine Insel ragt eine so genannte Torfbank aus dem ehemaligen Hollenermoor heraus. Im Blick von Hollen entlang des Deiches der Sagter- Gegensatz zur Umgebung wurde auf dieser Par- Ems nach Ramsloh, dem größten Ort der Gemein- zelle der Torf nicht abgebaut. (Foto: Wiegand) de Saterland. (Foto: Wiegand)

18 19 6 Oldenburger Geest mit Ammerland Literaturtipps: • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themen- Charakteristische Merkmale heft Ammerland. Verlag CULTURCON der Oldenburger Geest Medien, Heft 1/2015 mit Ammerland: • HAGEN, D., SCHMIDT, H. & KÖNIG, G.: Oldenburg – Land zwischen Nordsee und • Überwiegend ebene Landschaft mit Dammer Berge. Herausgegeben von der viel Grünland und wenig Wald. Acker- Niedersächsischen Landeszentrale für bau findet nur auf den fruchtbarsten politische Bildung, Hannover (1999) Böden statt. Dort liegen auch die ältesten und größten Siedlungen, die i.d.R. die Form von Haufendörfern haben. • In den entwässerten Mooren dagegen herrschen Reihendörfer (Fehndörfer) vor, die sich an Kanä- len oder Straßen aufreihen. Viele sind kaum älter als 150 Jahre. Das In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im Ammerland viele ursprüngliche Bauernhaus war ein Baumschulen gegründet. Heute gibt es rund 350 Betriebe, die u.a. auf Niederdeutsches Hallenhaus. Im 18. Rhododendron spezialisiert sind. So kommt es, dass das Gehölz viele Jahrhundert hielt dann das Gulfhaus Bauernhöfe ziert. Sogar in Wallhecken ist es zu finden. (Fotos: Zietz) Einzug.

Der Neuenburger Urwald wurde Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- • Eine Besonderheit des Ammerlandes Jahrhunderte lang als Hutewald schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein sind die vielen Baumschulen, die zur genutzt. Diese uralte Eiche hat Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, Bezeichnung „Parklandschaft“ beige- mit ihren Eicheln sicherlich viele Zahlreiche Kanäle, Flüsse und .. Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen Schwarzbunte Kühe auf einer Weide im Ammerland. Auf den ertragsarmen Böden der tragen haben. Generationen von Hausschwei- Bäche entwässern die Land- in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) Oldenburger Geest spielt die Viehwirtschaft traditionell eine große Rolle. (Foto: Zietz) nen genährt. (Foto: Zietz) schaft, wie hier z.B. die Aue bei • Typische historische Kulturland- . (Foto: Zietz) schaftselemente sind Wallhecken (z.T. durchgewachsen und zu Baum- Typisch für die besiedelten reihen verändert), Alleen (oft Stiel- Eine Wallhecke, bei der ein- Moorgebiete der Oldenburger eichen), (Fehn-) Kanäle und Gräben, zelne Gehölze zu Bäumen Geest sind Bauernhöfe, die Torfabbauflächen, Handtorfstiche, durchgewachsen sind, un- sich an geradlinigen Straßen Plaggeneschböden, Baumschulen, tergliedert eine Wiesen- aufreihen, wie hier bei Jedde- Parks, Zier- und Bauerngärten (oft landschaft im Ammerland. loh. Hinter den Höfen schlie- mit Rhododendren), Großsteingräber Wallhecken zählen zu den ßen die Landwirtschaftsflä- sowie Grabhügel. chen an, bei denen es sich prägendsten Kulturland- zumeist um Grünland han- schaftselementen des Ge- delt. (Foto: Wiegand). biets. (Foto: Zietz)

Im Zuge der Agrarreformen des 19. Jahrhunderts hat man viele schnurgerade Feldwege angelegt. Bis heute werden sie von Eichen und Birken gesäumt. (Foto: Wiegand)

20 21 7 Wesermarschen Die Wiesen der Wesermarschen werden nicht nur mit Gräben, sondern auch Charakteristische Merkmale Literaturtipps: mit „Grüppen“ entwässert. Es handelt sich um flache parallele Rinnen, in denen das Wasser abfließen kann, wie hier bei Berne-Glüsing. (Foto: Wiegand) der Wesermarschen: • BEHRE, K.-E.: Die Geschichte der • Nahezu ebene Landschaft rund um das Mün- Landschaft um den Jadebusen. dungsgebiet der Weser. Brune-Mettcker Druck- und Verlags- gesellschaft. Wilhelmshaven, 2012 • Zu den Wesermarschen zählen u.a. Stedingen, das , die Stader Marsch und Butja- • BICKELMANN, H. (Hrsg.): Fluss, Land, dingen, aber auch Gebiete rechts der Weser Stadt – Beiträge zur Regionalge- wie die Länder Wursten und Würden oder die schichte der Unterweser. Land- Osterstader Marsch. schaftsverband der ehemaligen Herzogtümer und . Fedderwardersiel ist ein Hafen an der Nordspitze Butjadingens, • Die Böden sind grundwassernah und feucht. Stade, 2011 der mit Weser und Nordsee über ein Sieltief verbunden ist. Bei Grünland nimmt mit rund 70 % der Fläche Niedrigwasser liegen die Krabbenkutter auf Grund. (Foto: Stöber) einen sehr hohen Anteil ein. • Es gibt nur wenig Ackerland und fast keine Wäl- Historische Kultur- der. Bäume sieht man v. a. in und an Siedlungen Weidevieh in der Osterstader Marsch oder entlang von Straßen (Alleen). bei Sandstedt. Ebenheit, Baumarmut landschaften landes- und ein weiter Himmel zeichnen die • Größere Ortschaften sind selten und beschrän- Landschaft aus. (Foto: Zietz) weiter Bedeutung: ken sich auf die Uferwälle entlang der Weser • Land Wursten um Cappel (, Brake, , Berne, Lemwer- (HK13 in der Karte) der). Viele ländliche Siedlungen reihen sich an • Osterstader Marsch (HK15) Straßen auf. Sie sind v. a. von Niederdeutschen Hallenhäusern geprägt, zum Teil aber auch von • Moorriem (HK16) Gulfhäusern. • Typische historische Kulturlandschaftsele- mente sind Wurten, Altdeiche, Grünland mit Grüppenstrukturen, Braken, Kanäle, Sieltiefs, (viehkehrende) Gräben, Hecks (Weidetore), kleine Ortslagen und Einzelgehöfte mit Altholz- bestand, Moorhufen, historische Windmühlen, Jedutenhügel und Leuchttürme.

Moorriem ist eine hervorragend erhaltene Hollerkolonisation aus dem 11. bis 12. Jahrhundert. Die Höfe des Dorfes reihen sich ent- lang einer einzigen 10 km langen Zum Schutz vor Hochwasser liegen die ältesten Dörfer und Einzelsiedlungen entweder Straße auf. Ihre langen schma- auf den Uferwällen der Weser oder auf Wurten, wie hier z. B. die Kirchwurt von Cappel. Dass len Grundstücke (Hufen) gehen der Name des Landes Wursten auf das niederdeutsche Wort „Wurtsassen“ (Wurtenbewohner) rechtwinklig davon ab und wer- zurückgeht, zeigt die Bedeutung der künstlichen Erdhügel für die Besiedlung der Marschen. Unzählige Gräben sorgen für Entwässerung. den seitlich von Gräben begrenzt. (Foto: Zietz) (Foto: Zietz) (Foto: Wiegand)

„Viehkehrende“ Gräben sind in den Wesermarschen häu- fig zu sehen. Dank ihrer Breite erfüllen sie die Funktion von Weidezäunen. Die Tore an den Graben-Übergängen nennt man „Hecks“. (Foto: Wiegand)

22 23 8 Elbmarschen

Bei der Eindeichung und Kultivierung der Marschen durch Literaturtipps: die Holländer im 12. Jahrhundert sind langgestreckte, bis 2 m hohe Ackerbeete per Hand aufgehäuft worden. Ab dem 18. • LANDSCHAFTSVERBAND STADE (Hrsg.): Jahrhundert wurden sie in Grünland umgewandelt. Bei Elbe-Weser-Dreieck. Eine kleine Landes- Altenbruch z.B. sind die Wölbungen noch gut zu erkennen. kunde der ehemaligen Herzogtümer Bremen (Foto: Gehrt) und Verden. Wallstein Verlag, 2013 Historische Kultur- Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft Charakteristische Merkmale der Elbmarschen: landschaften landes- Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, „“. Verlag CULTURCON Medien, weiter Bedeutung: Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen Heft 1/2008 • Weites, ebenes, waldfreies Land entlang der Niederelbe, • Kehdinger Moorgürtel in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) bestehend aus dem Alten Land, dem Land • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft (HK21 in Karte) und dem . Hinter den Häusern, auf „Elbmarschen“. Verlag CULTURCON Medien, • Krautsand (HK22) fruchtbarem Marschbo- Heft 1/2014 • Die Marsch- und Moorböden werden durch zahlreiche • Altes Land (HK23) den, liegen die Obstplan- Ohne schützende Deiche könnten Siedlungen wie Twielen- Gräben entwässert. Vielerorts ist die alte Unterteilung tagen des Alten Landes. fleth nicht existieren. (Foto: Zietz) des Landes in lange schmale Streifen (Marsch- bzw. Das gemäßigte Nordsee- Moorhufen) noch erkennbar. Von Süden aus der „Elbe-Weser- klima und die tiefen Grä- • Im Gegensatz zu den Nordseemarschen sind nicht Gulf- Geest“ kommend fließt die Oste ben, in denen die Kaltluft häuser, sondern Niederdeutsche Hallenhäuser typisch. durch die Elbmarschen und abfließen kann, schüt- Der vergleichsweise hochgelegene Elbe-Uferwall mit mündet bei Neuhaus in die Elbe. zen die Obstblüten vor guten Böden ermöglichte eine frühe Besiedlung und Eine berühmte Sehenswürdig- Frostschäden. (Foto oben: landwirtschaftliche Nutzung. keit ist die 1909 erbaute Schwe- Zietz). befähre bei Osten. (Foto: Stöber) • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Typisch für die imposan- z.B. Marsch- und Moorhufendörfer und ihre -fluren, Der so genannte Kehdinger Moor- ten Bauernhöfe des Alten Fachwerkhöfe mit Hofeichen und z.T. Prunkpforten, gürtel war bis weit ins 18. Jahr- Landes sind die reetge- Eindeichungen, Lahnungen und Buhnen, Kanäle, Fleete hundert hinein fast unbesiedelt. deckten Dächer, das zie- und Gräben, Dauergrünland mit Grüppen, Pütten Dann wurde das Moor entwäs- gelrot-weiße Fachwerk (Bodenentnahmestellen zum Deichbau), Kolke und sert, in schmale Parzellen (Moor- und die so genannten Bracks (Kleingewässer infolge von Ausspülungen durch hufen) aufgeteilt und an Neu- Prunkpforten (Foto links: Deichbrüche), Windmühlen, historische Deichlinien / Die Elbmarschen sind ein weites, ebenes, waldfreies Land. Was auf siedler vergeben. (Foto: Wiegand) Stöber). Klei ist in den Elbmarschen massenhaft Schlafdeiche, Häfen und Hafenorte, Ziegeleien, Ziegeltei- den ersten Blick wie Wald aussieht, sind meist die Bäume von Bau- vorhanden und hat zahlreiche Ziegeleien che und Ziegelsteinstraßen sowie Torfabbaustellen. entstehen lassen. Daher gibt es traditi- ernhöfen, hier z.B. Altendorf bei Osten. (Foto: Wiegand) onell nicht nur viele Ziegelsteinhäuser, sondern auch Ziegelsteinstraßen, wie hier auf Krautsand. (Foto: Zietz) 24 25 9 Elbe-Weser-Geest Historische Kulturland- Literaturtipps: schaften landesweiter • BEHRE, K.-E.: Kleine historische Landeskunde des Elbe-Weser-Raumes. Charakteristische Merkmale Bedeutung: Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden (Hrsg.). Stade, 1994 der Elbe-Weser-Geest: •  Küstengeest bei Sahlenburg • Schwach gewellte Geestlandschaft, (HK12 in Karte) • DANNENBERG, H.-E. & SCHLICHTING, F.: Elbe-Weser-Dreieck – eine kleine überwiegend landwirtschaftlich ge- Landeskunde der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden. Schrif- • Hymendorf (HK14 ) nutzt; Acker und Grünland halten sich tenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen die Waage. Relativ waldarm. • Geestlandschaft und Verden (Hrsg.). Stade, 2013 um Meyenburg (HK17) • Zusammen mit der Kulturlandschaft • Heidelandschaft Wolfs- „Hamme-Wümme-Niederung mit Teufelsmoor“ bildet die Elbe-Weser- grund (HK40) In Sahlenburg bei Cuxhaven reicht die Geest direkt bis an die Nordsee heran. Diese Geest das „Nasse Dreieck Niedersachsens“, Landschaftsform wird „Küstengeest“ genannt und ist ebenso vielfältig wie selten. ist allerdings von beiden der weniger Auf dem Bild sieht man außer Solitärbäumen und alten Grenzwällen den Twell- nasse Teil. berg (Bildmitte), einen gewaltigen Grabhügel aus der Bronzezeit. (Foto: Zietz) • Die Siedlungsformen im ländlichen Nicht überall ist die Elbe-Weser-Geest so eben wie diese Wiesenniederung in der Nähe von (oben). Raum sind vielfältig: Es gibt Haufen- Oft weist die Landschaft (wie bei Apensen, unten) leichte Höhenunterschiede auf. Spätestens beim Fahrrad- dörfer, Moorhufendörfer und Misch- fahren bemerkt man sie. (Fotos: Wiegand) Dass Hymendorf ein Dorf ist, bemerkt formen aus Marschhufendörfern und Straßendörfern im Grenzbereich man erst auf den zweiten Blick. Oft- Bauernhäuser mit Fachwerkkonstruktion, Reetdach und Krüppelwalm wie hier in Meyenburg mals sieht man die Hofstellen kaum, zwischen Marsch und Geest. Bei den sieht man noch in vielen Dörfern der Elbe-Weser-Geest. Typisch ist auch der grüne Anstrich des Bauernhäusern handelt es sich traditi- denn sie reihen sich links und rechts Eichenfachwerks. (Foto: Olomski) der Straße auf und liegen ein Stück onell um Niederdeutsche Hallenhäuser. nach hinten versetzt. Es handelt sich Gulfhäuser (wie in Westniedersachsen um eine typische Moorkolonie nach nahe der Küste) gibt es nicht. dem Vorbild des Moorkommissars • Typische historische Kulturlandschafts- Jürgen Christian Findorff, wie sie vie- elemente sind Großsteingräber und lerorts im Elbe-Weser-Dreieck zu fin- Grabhügel, Wölbäcker, Heiderelikte, den sind. (Foto: Wiegand) Torfabbaustellen, Plaggenesche, Wälle und Wallhecken, Alleen, Hohlwege, (ehemalige) Deiche, Kolke sowie Nieder-, Hude- und Krattwälder.

Nur wenige Hochmoore des Elbe-Weser-Gebiets werden noch abgetorft Die Wingst ist einer von wenigen wie das Sauensieker Moor. Höhenzügen der Elbe-Weser-Geest (Foto: Schmatzler) und mit 74 m über dem Meeres- spiegel ihr höchster. Sie ist eine Moräne der Saale-Eiszeit und besteht aus Sand- und Geröll- massen, die skandinavische Glet- scher vor rund 150.000 Jahren hier aufgeschoben haben. (Foto: Das Königsmoor ist ein Teil der Wümmeniederung. Wiegand) Als typische Niederungslandschaft wird es von Grünland dominiert. (Foto: Wiegand)

26 27 .. 10 Hamme-Wumme-Niederung mit Teufelsmoor Historische Kulturlandschaften Charakteristische Merkmale der Hamme-Wumme-Niederung:.. landesweiter Bedeutung: • Niederungslandschaft, die früher fast ausschließlich aus unzugänglichen • St. Jürgensland (HK18 in Karte) Mooren bestand. Seit ihrer Kultivierung im 18. Jahrhundert wird sie ganz überwiegend als Grünland genutzt. • Teufelsmoor um Worpswede (HK19) Wie in vielen anderen Mooren der Hamme-Wümme-Niede- • Bei vielen Siedlungen handelt es sich um langgestreckte Moorkolonien, die • Findorffsiedlung Augustendorf (HK20) rung ist der Torfabbau auch im 18. Jahrhundert durch den Königlich Hannoverschen Moorkommissar im Günnemoor Geschichte. Jürgen Christian Findorff gegründet wurden. Haufendörfer, wie sie in der 2013 wurde es wieder ver- nässt. Seitdem bietet es sel- Geest eigentlich normal sind, finden sich nur an den Randbereichen und am tenen Pflanzen und Tieren Weyerberg, einer rund 40 m hohen natürlichen Erhöhung mitten im Moor, an wieder einen Lebensraum. dessen Hängen das Künstlerdorf Worpswede liegt. (Foto: Schmatzler) • Das bekannteste Moor des Gebietes ist das Teufelsmoor, das sich entlang der Hamme erstreckt. Zusammen mit der Wümme im Süden sowie unzähligen Typisch für das Teufelsmoor sind Klappstaue (Foto Kanälen und Gräben entwässert die Hamme das Gebiet. links: Olomski). Über sie glitten früher die Moor- kolonisten mit ihren Torfkähnen hinweg, wenn sie • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind alte Torfstiche, Wurten, nach Bremen fuhren, um ihren Torf zu verkaufen. Grüppen, Bohlenwege, Alleen (meist Birken), Deiche, Kolke (infolge von Deich- Dabei glichen die Klappstaue die Höhenunter- brüchen), Relikte alter Deichlinien, Kanäle, Gräben, Wehre und Klappstaue. schiede zwischen den Kanälen aus. Die Torfkähne Die Moorkolonien reihen sich entlang schnurgerader Straßen auf (Foto oben: Zietz). Die ein- sind heute bei Touristen beliebt (Foto: Wiegand). zelnen Hofstellen liegen davon oft zurückversetzt und sind über dammartige Zufahrten zu erreichen. (Foto rechts: Wiegand)

Literaturtipps: • BEHRE, K.-E.: Kleine historische Landes- kunde des Elbe-Weser-Raumes. Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden. Stade, 1994 • DANNENBERG, H.-E. & SCHLICHTING, F.: Elbe-Weser-Dreieck – eine kleine Landeskunde der ehemaligen Herzog- tümer Bremen und Verden. Schriften- reihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade, 2013

Der vom Kunstmaler Heinrich Vogeler erbaute Barkenhoff (Foto rechts: Zietz) bildete um 1900 für einige Jahre Kleine Kanäle wie der Deichkampfleet bei St. Jürgensland durchziehen die weite Nieder- Winterstimmung in der Hammeniederung das Zentrum der Worpsweder Künstlerkolonie. Ihr gehörten Malerinnen und Maler wie Paula Becker, Otto Mo- moorlandschaft und entwässern sie. St. Jürgensland wurde schon im 12. und 13. Jahr- bei Osterholz-Scharmbeck. Das Bild zeigt dersohn oder Hans am Ende an, aber auch Dichter wie Rainer Maria Rilke. Motive und Inspiration fanden sie hundert gegründet und ist damit eine relativ alte Moorkolonie. Ihre Häuser hat man die typische Weite dieser Kulturlandschaft. in der Umgebung des Ortes, z.B. Emil Proch für sein Aquarell „Moorkate im Teufelsmoor“ (um 1900, Privatbesitz). dabei auf Sandwurten erbaut, die man heute noch erkennen kann. (Foto: Wiegand) (Foto: Zietz)

28 29 11 Elbeniederung Literaturtipps: Charakteristische Merkmale der Elbeniederung: • GEORGE, C & NEß, B.: Leben am Fluss – Am Lauf • Das Gebiet ist vor allem durch die Elbe und ihre Dynamik der Elbe von Lauenburg bis Schnackenburg. geprägt (zeitweilig Hochwasser). Der Strom verbindet und Chamäleon-Verlag Lüneburg, 2012 schafft Identität und Heimatgefühl. • DÖRFLER, E.-P.: Wunder der Elbe – Biografie • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Deiche, eines Flusses. Verlag Janos Stekovics, 2007 Bracks, Altarme, Steilufer, Auwaldreste, Feuchtwiesen, Kopf- weiden, Obstbaumalleen, Gräben und Marschhufenfluren, • FORTMANN, M.: Das neue Wendland-Buch – aber auch Bauliches wie Marschhufensiedlungen, Warften, Unser Landkreis Lüchow-Dannenberg, Häfen oder Schleusen. Die Erlebnisregion Elbtalaue-Wendland. Edition Limosa, 2012 • Der landschaftliche Unterschied zur südlich anschließenden Geest äußert sich vielerorts in einem markanten Gelände- sprung (Geestkante).

Schon im Mittelalter schützte man Teile der Elbeniederung mit Hil- • Die Elbeniederung ist nicht nur eben. Es gibt auch fe von Deichen gegen Elbehochwasser. Entlang der Deiche siedel- sandige Erhöhungen in Form von Dünen oder eis- ten sich Bauernhöfe an, zu denen jeweils eine schmale, aber dafür zeitlichen Moränen. Viele waren früher verheidet sehr langgestreckte Parzelle gehörte. Diese so genannten Marsch- und sind heute mit Nadelwald bewachsen. Wie hier bei Stiepelse teilt sich der Haupt- hufen ragen im rechten Winkel zum Deich weit ins Marschland • Große Teile des Gebiets sind als Biosphärenreser- strom der Elbe an vielen Stellen in Alt- hinein und sind oft heute noch durch Gräben oder Hecken von- vat „Niedersächsische Elbtalaue“ ausgewiesen. und Nebenarme auf. (Foto: Keienburg) einander abgegrenzt, wie hier z. B. bei Bleckede. (Foto: Königstedt)

Historische Kultur- Die Dömitzer Eisenbahnbrücke überspannt die Elbe- Die Bleckeder Autofähre Die Elbeniederung ist nicht überall eben. Bei Stixe niederung auf rund 1 km Länge. Ende des Zweiten bei Elbehochwasser. Im z. B. erheben sich Wanderdünen. Ihr Sand wurde landschaften landes- Weltkrieges wurde sie bei Luftangriffen zerstört und Hintergrund das Alte nach der letzten Eiszeit, die vor rund 12.000 Jahren weiter Bedeutung: später wegen der Deutschen Teilung nicht repariert. Deichvogthaus, dahinter endete, über viele Jahrhunderte herbeigeweht und Sie steht unter Denkmalschutz und prägt die Elbe- die weite, von einzelnen parallel zum Fluss abgelagert. (Foto: Keienburg) • Marschhufenlandschaft von niederung auf markante Weise. (Foto: Küster) Großbäumen gegliederte Radegast und Hittbergen Elbtalaue. Am Horizont (HK26 in Karte) sieht man die bewaldeten • Elbauenlandschaft um Dünen bei Neuhaus. (Foto: (HK27) Stöber)

Zum Schutz gegen Hochwasser wurde dieser Bauernhof bei Bückau auf einer Warft, also einem künstlichen Erdplateau, erbaut. (Foto: Hoppe)

30 31 12 N o rd h e i d e Historische Kultur- Charakteristische Merkmale der Nordheide: landschaften landes- • Geestlandschaft mit sanften Hügeln, bei denen es sich um eiszeitliche Endmoränen aus Kies und Sand handelt. Auf den weiter Bedeutung: meisten wachsen Kiefernforste. • Wilseder Berg (HK24 in Karte) • Großflächige Äcker, Grünland in den Niederungen und Kiefernforste bestimmen das Landschaftsbild. Außerdem • Pietzmoor (HK25) sind aus historischer Zeit viele Heideflächen erhalten. Für den Tourismus haben sie besondere Bedeutung. • Die Nordheide ist im Vergleich zur Südheide eher nach Ham- In der Nordheide gibt es große Heideflächen. Oft zählen Wacholder- burg orientiert als nach Hannover oder Braunschweig. Auch sträucher und Bienenzäune zum typischen Landschaftsbild, wie am die Flüsse und Bäche entwässern nach Norden zur Elbe. Wilseder Berg (Foto oben: Hoppe). Damit andere Pflanzen die violette Pracht nicht verdrängen, lässt man Heidschnucken nach historischem • Die Dörfer sind weitläufig und haben viele Eichen. Bei den Landschaft zwischen Vorbild auf der Heide weiden. Manchmal fräst man sogar mit Maschi- historischen Bauernhäusern handelt es sich um reetgedeckte Handorf und Welle: nen den Oberboden ab, damit das Heidekraut wieder einen Startvor- „Niederdeutsche Hallenhäuser“ in Zweiständer-Fachwerkbau- Immer wieder erinnert teil gegenüber der Konkurrenz hat. Einige Heidegebiete wie die Oster- weise. An besonders alten Gebäuden (z.B. Schafställe, Treppen- sandiger Untergrund heide (Foto rechts: Wiegand) verdanken ihre Erhaltung aber auch der speicher) sieht man noch Ständerbohlenbauweise. daran, dass man in der Bundeswehr, deren Panzer immer wieder für offenen Boden sorgten • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Heide- Lüneburger Heide ist. und stellenweise noch sorgen. (Foto: Wiegand) flächen, Schafställe, Immenzäune, Wallhecken, Lesestein- haufen, -mauern und -wälle, Eichenbohlenzäune, Großstein- gräber, Grabhügel, Wegespuren, Hohlwege, Wege mit Feld- steinpflaster und Sommerweg, Alleen (v.a. Birke) sowie Relikte der Wiesenbewässerung entlang kleiner Flüsse (Rieselwiesen, Rücken, Wehre, Gräben).

Wilsede ist ein Dorf, wie es in den Augen vieler Menschen für die Hei- de typisch ist: Allerorten sieht man reetgedeckte Zweiständer-Bauern- häuser (oben) oder Ensembles mit Treppenspeicher, Ziehbrunnen, Hof- eichen, Eichenbohlenzaun und Sandweg (unten). Was man heute kaum „Die Wiese nährt die Kuh und die Kuh den Acker“, noch ahnt, ist die Armut der früheren Heidjer, von der bis ins 19. Jahrhun- sagte man früher vor Erfindung des Mineraldün- dert hinein Durchreisende berichteten. (Fotos: Hoppe) gers. Denn der Kot der Tiere kam als Dünger auf die Felder. Mit systematischer Wiesenbewässe- rung ließ sich der Gras- und dadurch der Dünger- ertrag um ein Vielfaches steigern. Hierzu leitete man über „Rücken“ nährstoffreiches Wasser über Literaturtipps: die Wiese. Bei Jesteburg z.B. sind die langgestreck- ten Erhebungen noch zu erahnen, die parallel im • BROSIUS, D., FISCHER, G., MANTHEY, H. & VÖLKSEN, Abstand einiger Meter voneinander liegen. Die G.: Die Lüneburger Heide. Herausgegeben von der Wiesenbauschule Suderburg tat viel für die Ver- Niedersächsischen Landeszentrale für politische breitung der Technik und war weit über Deutsch- Bildung in der Schriftenreihe „Landschaften Nie- lands Grenzen hinaus bekannt. (Foto: Hoppe) dersachsens und ihre Probleme“. Leer, 1984 • LÜNEBURGISCHER LANDSCHAFTSVERBAND E.V. Typisches Landschaftsbild der Nordheide bei Ol- (Hrsg.): Die Lüneburger Heide und das Hannover- dendorf (Luhe): Birken und Kartoffeläcker bestim- sche Wendland. Eine kleine Landeskunde für das men das Bild. Den Horizont bildet eine bewaldete ehemalige Fürstentum Lüneburg. Westermann Wie hier bei Undeloh findet man noch immer Straßen, die aus einem gepflasterten Winterweg Endmoräne. (Foto: Wiegand) Druck GmbH, Zwickau, 2010 und einem sandigen Sommerweg bestehen. (Foto: Hoppe) • Zeitschrift NIEDERSACHSEN SPEZIAL – Themenheft Lüneburger Heide; Verlag CULTURCON Medien, Heft 1/2016 32 33 13 Uelzener Becken Fachwerk aus Eichenholz war Jahrhunderte lang die traditionelle Bauweise in der Charakteristische Merkmale des Uelzener Beckens: Heide. Jeder Hof unterhielt für künftige • Ziegelsteine, Eichenholz und Feldsteinmauern prägen die Dörfer. Neubauten einen Vorrat an Hofeichen. Noch heute wirken viele Dörfer wie • Die meisten ländlichen Orte sind lockere Haufendörfer, das kleine Wälder, wie hier z. B. Hanstedt. heißt, die Höfe stehen ungeregelt und in größerem Abstand (Foto: Wiegand) zueinander. Östlich der Ilmenau gibt es auch Rundlinge. • Das Uelzener Becken wird auch „Fettfleck in der Lüneburger Heide“ genannt. Denn hier sind die Böden ertragreicher als in der Umgebung. • Anders als in der übrigen Lüneburger Heide gibt es kaum nähr- stoffarme Endmoränen, auf denen nur Kiefernforste wachsen. • Die Rest-Heideflächen stellen beliebte Ausflugsgebiete dar, z. B. die Ellerndorfer Wacholderheide. • Alle Bäche entwässern ins Zentrum des Gebietes zur Ilmenau. In den Bachniederungen prägen Grünland und Laubbäume die Landschaft. • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Heideflächen, Schafställe, Bienenzäune, his- torische Parzelleneinfriedungen wie z. B. (Wall-) Hecken, Lesesteinhaufen, -mauern und -wälle Das idyllische Bauerndorf Bohlsen liegt an der Gerdau. oder Eichenbohlenzäune, Großsteingräber und Wie die anderen kleinen Flüsse und Bäche im Uelze- Grabhügel, Wegespuren und Hohlwege/Hohlweg- ner Becken wird sie von Wiesen begleitet. Mit ihrem bündel, Wege mit Feldsteinpflaster und Sommer- frischen Grün und ihren Bäumen unterscheiden sich weg, Alleen (v. a. Birken) sowie Rieselwiesen,Wehre die Flussniederungen deutlich von der angrenzenden und Gräben als Relikte der Wiesenbewässerung. Ackerlandschaft. (Foto: Wiegand) Ein alter Außenschafstall („Butenkaben“) versteckt Literaturtipps: sich unter einem Baum und erinnert an die Zeit, als hier noch Heide war und riesige Schafherden • VON DER OHE, H. : weideten. Heute baut man dank Dünger und Be- Das Gesicht des Kreises regnung Kartoffeln an. (Foto: Wiegand) Uelzen. Becker Verlag, 1963 • WIEGAND, C. : Unterwegs im Landkreis Uelzen – Geschich- te und Eigenart eine Kultur- landschaft in der Lüneburger Heide. Husum Verlag, 2002 Ein typisches Bild im Uelzener Becken: Rübenäcker lassen die Fruchtbarkeit der Ackerböden Typischer Heidehof in Beverbeck mit Findlings- erkennen; Birkenalleen zei- Als im 19. Jahrhundert die Fabrikation von Zucker Wie hier bei Suderburg bestan- pflaster und Holzzaun: Die älteren Gebäude gen, dass man sich aber im- möglich wurde, profitierten die Bauern im Uelzener sind aus Fachwerk, die neueren massiv aus Zie- mer noch in der Lüneburger den die Straßen und Feldwege Becken davon besonders: Im Gegensatz zur übrigen gelstein. (Foto: Wiegand) Heide befindet. aus einem unbefestigten Som- Lüneburger Heide waren die Böden hier nämlich (Foto: Wiegand) merweg (rechts) und einem mit fruchtbar genug zum Anbau der anspruchsvollen Feldsteinen gepflasterten Win- Zuckerrübe. Ihren Wohlstand brachten sie in reprä- terweg (links). (Foto: Wiegand) sentativen Wohnhäuser nach städtischem Vorbild zum Ausdruck, im Volksmund „Rübenburgen“ ge- nannt. (Foto: Wiegand)

34 35 .. 14 Wendlandische Geest / Drawehn Historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung: Typisch für wendländische Dörfer (hier: Platenlaase) sind Bauernhäuser aus rotem • Rundlingslandschaft bei Lüchow (HK28 in Karte) Ziegelstein. Oft sieht man gelbe Andreaskreu- ze als Symbol für den Widerstand gegen das Atommülllager . (Foto: Wiegand) Literaturtipps: • BIOSPHÄRENRESERVAT NIEDER- SÄCHSISCHE ELBTALAUE (Hrsg.): Wandel und Vielfalt der Geestlandschaft. Erhältlich als PDF unter www.elbtalaue. niedersachsen.de • FORTMANN, M.: Das neue Wendland- Buch – Unser Landkreis Lüchow-Dannen- berg, Die Erlebnisregion Elbtalaue- Wendland. Edition Limosa, 2012 Die Hügel des Drawehn sind typischerweise bewaldet. Der • NIEDERSÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR Die Nemitzer Heide ist eines der größten Name dieser Landschaft soll auf das urslawische „Dervjani“ für DENKMALPFLEGE (Hrsg.): Siedlungsland- Heidegebiete in der Wendländischen Geest. „Waldbewohner“ (dervo = Baum) zurückgehen. (Foto: Wiegand) schaft Rundlinge im Wendland – Der (Foto: Stöber) Weg zum Welterbeantrag. Michael Imhof Bei den meisten Wäldern des Bei Rundlingen gruppieren sich fünf bis max. 15 Bauernhöfe Verlag, 2018 In der Lüchower Niederung ist das Gelände ziem- Gebiets handelt es sich um ehe- um einen zentralen Dorfplatz. Die Giebel und Toreinfahr- Charakteristische Merkmale lich eben. Früher wurden die Böden überwiegend malige Heideflächen, die im 19. und ten zeigen dabei immer zur Dorfmitte (Bild links: Satemin, .. .. als Grünland genutzt. Dank Entwässerung ist heute der Wendlandischen Geest / Drawehn: 20. Jahrhundert mit Kiefern aufge- Foto: Gläntzer). So ergeben sich Hofflächen, die von oben wie Ackerbau möglich. (Foto: Wiegand) forstet wurden. Eine Ausnahme sind Tortenstücke aussehen. Manchmal setzen sich diese Torten- • Das Wendland ist für seine Rundlinge bekannt. Ihre Entstehung und ihre oft die „Gartower Tannen“ (Foto: Kelm), stücke außerhalb des Rundlings fort und sind dann durch ungewöhnlichen Namen (z. B. Satemin, Mammoißel, Meuchelfitz) gehen ver- ein riesiges, Jahrhunderte altes Jagd- Hecken begrenzt, wie z. B. im Bild rechts in Mammoißel mutlich auf ihre Gründung durch Wenden (Slawen) im Mittelalter zurück. Bis revier. Zwar bestehen auch die „Tan- (Foto rechts: Rundlingsverein). ins 20. Jahrhundert hinein wurde in vielen Dörfern noch wendisch gesprochen. nen“ überwiegend aus Kiefern, doch • Die Kulturlandschaft weist (wie in der benachbarten Lüneburger Heide) einen sie setzen sich aus allen Altersklas- besonders hohen Waldanteil auf. Oft handelt es sich dabei um alte Heidegebie- sen zusammen. te, die seit Ende des 19. Jahrhunderts mit Kiefern aufgeforstet wurden. • Das Gelände ist vor allem im westlichen Teil (Drawehn) recht bewegt. Nach Osten hin wird die Landschaft ebener, besonders in der Lüchower Niederung. • Die Identifikation der Wendländer mit ihrer Landschaft ist vergleichsweise stark. Dies dürfte zum einen mit der jahrhundertelangen Grenzlage (zuletzt infolge der deutschen Teilung) und zum anderen an der Auseinandersetzung mit dem Atommülllager Gorleben zusammenhängen. • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Rundlinge, vereinzelte Heideflächen, Schafställe als Relikte der Schafhaltung, historische Parzellenein- friedungen (z. B. Wallhecken, Lesesteinhaufen, -mauern und -wälle, Eichenboh- lenzäune), Großsteingräber und Grabhügel, Wölbäcker, Wegespuren, Hohlwege, Alleen (v. a. Birken), Rottekuhlen, Relikte der Wiesenbewässerung (Rieselwiesen, Rücken, Wehre, Gräben), Bauerndörfer und -höfe in Fachwerk- und Ziegelbau- weise mit vielen Nebengebäuden und Hofeichen.

36 37 .. 15 Sudheide Historische Kulturlandschaften landesweiter.. Bedeutung: • „Böhmetal und Lönsheide“ (HK41 in Karte)

Die traditionelle Zaunart der Lüneburger Heide ist der Ekenboltentun (Eichen- bohlenzaun), hier z.B. bei Neuenkirchen. (Foto: Hoppe) .. Charakteristische Merkmale der Sudheide: • Die Südheide ist in ihren wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen eher nach Süden in Richtung Hannover und Braunschweig ausgerichtet – Nach den Agrarreformen des 19. Jahrhun- Die Klöster Wienhausen (Foto: Wiegand) und im Gegensatz zur Nordheide, die mehr nach Hamburg orientiert ist. Jahrhunderte lange Schafbeweidung, das Stechen von Plaggen (Erdsoden) und Brandrodung haben die Böden derts wurden die Heiden, die zuvor von den Isenhagen zählen zu den „Heideklöstern“. Auch die Flüsse entwässern nach Süden zur Aller. ausgezehrt und Heideflächen entstehen lassen. In der Südheide sind besonders viele erhalten. Das Bild links Bauern gemeinschaftlich genutzt wurden, Sie wurden nach der in evange- • Heidegebiete, die früher in allen Geestlandschaften Niedersachsens (Foto: Stöber) zeigt den Tietlinger Wacholderhain mit dem Grab des „Heidedichters“ Hermann Löns. Das Bild privatisiert und in Äcker umgewandelt. lische Damenstifte umgewandelt und sind verbreitet waren, gibt es in der Südheide noch relativ viele. Sowohl für rechts stammt vom Truppenübungsplatz Munster: Hier haben Panzer und durch Munition verursachte Brände Anstelle der ehemals unbefestigten Sand- viel besuchte Attraktionen der Südheide. den Tourismus der Region als auch für den Naturschutz haben sie große nachgeholfen, die Vegetation immer wieder zu entfernen und so die Heide zu begünstigen. (Foto: Wiegand) wege legte man Alleen an, die, wie hier bei Bedeutung. Eutzen, typischerweise von Birken beglei- • Das Gelände wirkt oftmals eben, kann aber auch wellig tet werden. (Foto: Wiegand) sein, und fällt insgesamt nach Süden in Richtung Aller ab. Es gibt einige Geestplatten mit ertragreicheren Literaturtipps: Böden, auf denen die größeren Siedlungen wie Walsrode, Soltau, Bergen oder Wittingen liegen. Überwiegend ist • BROSIUS, D., FISCHER, G., MANTHEY, H. die Bodengüte aber mäßig und die Dörfer sind klein. & VÖLKSEN, G.: Die Lüneburger Heide. Herausgegeben von der Niedersächsischen • Aufgrund der relativ großen Entfernung zu den Bal- Landeszentrale für politische Bildung in lungsräumen haben viele Dörfer noch einen länd- der Schriftenreihe „Landschaften Nieder- lich-bäuerlichen Charakter. Die Höfe halten Abstand sachsens und ihre Probleme“. Leer, 1984 zueinander und auch die einzelnen Höfe sind weitläufig. Bei den historischen Bauernhäusern handelt es sich • LÜNEBURGISCHER LANDSCHAFTSVERBAND ausnahmslos um Niederdeutsche Hallenhäuser aus E.V. (Hrsg.): Die Lüneburger Heide und Fachwerk-, Ziegel- oder Bohlenbauweise. das Hannoversche Wendland. Eine kleine • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Heide- Offen ist ein typisches Heidedorf: Die Bauernhäu- Landeskunde für das ehemalige Fürsten- ser bestehen überwiegend aus Fachwerk und ha- relikte, Schafställe, Immenwälle und Bienenzäune, histori- tum Lüneburg. Westermann Druck GmbH, sche Grenzen und Einfriedungen wie Hecken, Lesestein- ben Walmdächer. Auf den Hofgrundstücken gibt Zwickau, 2010 es viel Platz für Nebengebäude wie Bienenstände haufen, Mauern, Wälle oder Eichenbohlenzäune, außerdem Wiesen zu bewässern und dadurch zu düngen war im 19. Jahrhundert ein Boom in den oder Treppenspeicher. Mächtige Eichen, einst ge- • „Zeitschrift NIEDERSACHSEN SPEZIAL – Die Böden der Südheide sind vorwiegend sandig, Großsteingräber und Grabhügel, Hude- und Niederwald- nährstoffarmen Heidegebieten. Gelehrt wurde der Wiesenbau an der international aner- pflanzt als Holzvorrat für neue Fachwerkhäuser Themenheft Lüneburger Heide“; Verlag wie hier bei Boye. Deshalb zählen Sandwege und ge- relikte, Wassermühlen mit Mühlteichen, -gräben und kannten Wiesenbauschule in Suderburg (Landkreis Uelzen). Im Tal der Böhme sind noch oder Möbel (Mitgift), geben Schatten und lassen CULTURCON Medien, Heft 1/2016 nügsame Baumarten wie Kiefer, Eiche und Birke -wehren sowie Relikte von Rieselwiesen mit Staugräben Relikte der Wiesenbewässerung wie Wehre oder Gräben zu entdecken. (Foto: Wiegand) die Dörfer von weitem wie Wälder wirken. zum typischen Landschaftsbild. (Foto: Wiegand) und -wehren. (Foto: Wiegand)

38 39 16 Emslandmoore Charakteristische Merkmale der Emslandmoore: • Kulturlandschaft mit enormen Anteil an Moorflächen (z. B. das riesige Bourtanger Moor). Viele von ihnen sind kultiviert und in Agrarland umgewandelt worden. • Mehr oder weniger ebene Landschaft, von Kanälen und Gräben durchzogen. • Überwiegend linienförmige und relativ junge Siedlungen entlang von Kanälen und/oder Straßen. • Vergleichsweise „junge“ Kulturlandschaft mit relativ wenigen Elementen und Strukturen aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert. • Starke wirtschaftliche Entwicklung seit dem Viele Siedlungen der Emslandmoore reihen sich 2. Weltkrieg dank Emslandplan, Moorkultivie- an Straßen und Kanälen auf wie z. B. der Ort Pro- rung und verkehrlicher Erschließung. vinzialmoor am Süd-Nord-Kanal. (Foto: Platte) • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind lineare Kleinstrukturen wie (Wall-) Hecken, Alleen mit Stieleiche oder Birke, Ent- Zwischen 1871 und 1904 wurden in den Emslän- Moorböden, die nicht mächtig genug zum Abtorfen wässerungsgräben oder -kanäle, außerdem dischen Mooren zahlreiche Kanäle angelegt. waren, hat man nach dem Zweiten Weltkrieg mit Handtorfstiche und Torfbänke, Brücken Einer der größten ist der Süd-Nord-Kanal, hier Hilfe von Dampfpflügen umgebrochen und entwäs- und Schleusen sowie Fehn-, Reihen- und bei Fehndorf. Ihr verkehrlicher Nutzen war zwar sert. Das Verfahren nannte man „Deutsche Sand- Einzelsiedlungen. geringer als erhofft, doch sie trugen zur Entwäs- mischkultur“. Dabei wurde der Torf, die anschließen- serung bei und fungierten als Leitachsen für die de Ortsteinschicht und der darunter liegende Sand Besiedlung. (Foto: Platte) umgebrochen und miteinander vermischt (Foto: Emsland Moormuseum). Typisches Landschaftsbild der Emslandmoore Literaturtipps: Nur Teilflächen des Bourtanger bei Aschendorf: Schnurgerade Straßen, Birken als Moores werden weiterhin indus- Alleebäume und Maisäcker auf ehemaligem • FRANKE, W., GRAVE, J., triell abgetorft (Foto links: Moorboden nach Tiefumbruch. Die Bäume am SCHÜPP, H. & STEIN- Schmatzler). Die meisten sind Horizont wachsen auf einem abgetorften ehema- WASCHER, G.: renaturiert und wieder vernässt ligen Moor. (Foto: Platte) „Der Landkreis Emsland – worden, wie hier im Dalum Wiet- Geographie, Geschichte, Gegen- marscher Moor. wart. Eine Kreisbeschreibung“, (Foto rechts: Haverkamp) abrufbar unter https://www. emsland.de/kreisbuch/kreis- buch_emsland.pdf, herausgegeben im Auftrag des Landkreises Emsland, 2002 • HESKAMP, R. & EIYNCK, A.: Emsland – Ein Stück näher Durch das Umbrechen ehemaliger Moorböden zur Natur. Tecklenborg Verlag, sind Ackerböden von immerhin mäßigem Ertrags- 2009 potenzial entstanden. Mit Gräben und Hecken hat man sie in rechtwinklige Parzellen unterteilt, wie hier bei Twist-Annaveen. (Foto: Platte)

40 41 .. .. 17 Emslandische Geest mit Hummling

Viele Bauernhäuser in der Ems- ländischen Geest sind „Nieder- deutsche Hallenhäuser“ (links: in Schapen). Manche wurden aus Fachwerk erbaut, andere massiv aus Ziegelstein. Es gibt aber auch „Gulfhäuser“ (rechts: in Alt-Ha- ren), wie man sie sonst v. a. aus Ostfriesland kennt. (beide Fotos: Eiynck)

Wegen seiner armen Sand- böden und der Jahrhunderte langen Beweidung durch Vieh wuchs im Hümmling v. a. Hei- dekraut. An manchen Stellen ist die Heide noch erhalten. (Foto: .. Janknecht) Charakteristische Merkmale der Emslandischen Geest: Historische Kultur- • Geestlandschaft mit eher ertragsschwachen Böden. landschaften landes- • Die Landwirtschaft setzt v. a. auf Viehhaltung. Maisäcker (Vieh- weiter Bedeutung: futter, Biogasanlagen) haben vielerorts das Grünland verdrängt. • Borkener Paradies • Das Gelände weist nur geringe Höhenunterschiede auf. Zwei (HK29 in Karte) Abendstimmung an der bei Ausnahmen sind die Lingener Höhen und der Hümmling, die Haselünne. (Foto: Zietz) Die Meppener Kuhweide • Clemenswerth (HK30) von eiszeitlichen Gletschern aufgeschoben wurden. (Foto: Zietz), die Haselünner Kuhweide oder das Borkener • Haselünner Kuhweide (HK31) • Ems und Hase sind die historischen Entwicklungsachsen Literaturtipps: Paradies sind durch Wald- (hochwassersichere Uferwälle) mit den größten Städten weide entstandene histo- (Lingen, Meppen, Haselünne). • BECHTLUFT, H.H., FRANKE, W. rische Kulturlandschaften. • Die ländlichen Siedlungen sind lockere Haufendörfer oder & HUGENBERG, G.: Außer Dornensträuchern Einzelhöfe in Streulage. Das Emsland – Landschaften wie z. B. Wacholder konnten Zeichen katholischer Frömmig- Niedersachsens und ihre sich dort nur wenige Einzel- • Sowohl in den Orten als auch in der Landschaft sieht man viele keit (hier eine Kluse bei Ander- Probleme. Erschienen in der bäume gegen das hungrige Symbole katholischen Glaubens (im Gegensatz zur Grafschaft venne) findet man im Emsland Schriftenreihe der Nieder- Vieh behaupten. Bis heute Bentheim). an vielen Orten. (Foto: Eiynck) sächsischen Landeszentrale findet man dort Sand- • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Wallhe- für politische Bildung. Verlag flächen, Magerrasen oder Gerhard Rautenberg, 1982 ckenstrukturen, die die landwirtschaftlich genutzten Flächen Heidevegetation. gliedern, Relikte alter Hude- und Niederwälder als Zeugnisse • HESKAMP, R. & EIYNCK, A.: historischer Waldnutzung, Reste historischer Allmendeweiden, Emsland – Ein Stück näher Ein einzelner Bauernhof inmitten seines Acker- Wölbäcker, Plaggenesche, Eschkanten und Plaggenabbauflä- zur Natur. Tecklenborg Verlag, landes bei Lingen-Brockhausen. Bauernwäldchen, chen, Rieselwiesen, Sandfänge, Torfbahnen, Handtorfstiche, 2009 Einzelbäume und Hecken lassen die Landschaft Mergelkuhlen, Wind- und Wassermühlen, Grabhügel, Groß- bisweilen parkartig aussehen. (Foto: Wiegand) steingräber, Einzelhöfe, Streusiedlungen und Haufendörfer.

42 43 18 Grafschaft Bentheim Hoch über der Stadt thront die Burg Bentheim auf einem Sandsteinfelsen des Bentheimer Berges. (Foto: Eiynck)

Die Bauernhöfe der Grafschaft Bentheim sind meist aus Ziegelsteinen erbaut. Neben dem Haupthaus gibt es oftmals Nebengebäude und Hofeichen, wie hier in Nordlohne (Foto links: Eiynck). Auch in den Dör- fern und Städten (wie oben in Neuenhaus, Foto: Platte) bestimmen Ziegelhäuser das Bild. Charakteristische Merkmale In den Dörfern der Grafschaft ist manches Kleinod zu entdecken – der Grafschaft Bentheim: in Engden z.B. eine Fachwerkscheune mit integriertem Erdkeller. (Foto: Eiynck) • Große Teile der Landschaft sind mehr oder weniger eben. Eine markante Ausnahme ist der Bentheimer Berg. • Gegenüber dem benachbarten Emsland hat „die Graf- schaft“ eine eigene Territorialgeschichte und ist überwie- gend protestantisch. • Die meisten Böden sind mäßig fruchtbar, sandig und wer- den überwiegend ackerbaulich genutzt werden (Viehfutter, Literaturtipps: Biogasanlagen). Grünland beschränkt sich auf Niederun- gen. • BURKERT, S.: Geschichte und Gegenwart eines Landkreises – • Die ländlichen Siedlungen bestehen aus Einzelhöfen, Streu- Die Grafschaft Bentheim. siedlungen und lockeren Haufendörfern. Die historischen Herausgegeben vom Heimatverein Bauernhäuser weisen den Grundriss des Niederdeutschen Grafschaft Bentheim, Bad Bentheim, Hallenhauses auf; die meisten sind jedoch nicht aus Fach- 2010 werk, sondern Ziegelsteinen erbaut. • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Wall- hecken, Solitärbäume, Relikte alter Hude- und Niederwälder, Eschfluren, Plaggenesche und Plaggenabbauflächen, Hohl- wege, Grenzsteine und -gräben, Ziegeleien und Lehmkuh- Die Vechte, hier bei Nordhorn, ist der len, bäuerliche Handtorfstiche, Mergelkuhlen, Steinbrüche, Kleine Siedlung zwischen Bad Bentheim und Schüttorf größte Fluss der Grafschaft Bentheim. Sandfänge, Grabhügel, Großsteingräber, Gräben und Kanäle, am Rande der Bentheimer Berge. Eichen und Kiefern im Typisch für das Landschaftsbild ist der Typische Geestlandschaft bei Gildehaus mit Laubwäldern, Einzelhöfen, Maisanbau, Grünland historische Burg- und Wallanlagen sowie Wölbackerbeete. Vordergrund weisen auf sandigen Boden hin. (Foto: Platte) Maisanbau. (Foto: Platte) und Windrädern. (Foto: Platte)

44 45 .. Nahe der Thülsfelder Talsperre findet 19 man große Gebiete von Besenheide, Charakteristische Merkmale des Oldenburger Munsterland .. wie es sie bis ins 19. Jahrhundert hin- Oldenburger Munsterlandes: ein an vielen Orten des Oldenburger Münsterlandes gab. (Foto: Zietz) • Eine der katholischen Hochburgen Nieder- sachsens, zum Bistum Münster gehörend. • Von Natur aus eher nährstoffarme Geest- böden. In der Landwirtschaft dominiert seit jeher die Viehhaltung. Früher gewann man das Viehfutter v.a. auf Wiesen und Weiden. Dank mineralischer Düngung lassen sich heute Futterpflanzen großflächig anbauen. Dadurch ist vielerorts das Grünland in Mais- und andere Äcker umgewandelt worden. • Die ehemals großflächigen Moore sind meist entwässert und kultiviert. Manche werden noch abgetorft. Andere hat man durch Wie- dervernässung renaturiert. • Wirtschaftsstarke Region mit steigender Bevölkerungszahl. Schwerpunkte sind die Typisch Oldenburger Münsterland: Hoher Himmel, weite Äcker Agrarwirtschaft und -technologie sowie die und Mastställe. (Foto: Schulte to Bühne) Lebensmittelindustrie. • Das ländliche Siedlungsbild ist eine Mi- Das Gebiet der heutigen Landkreise und Cloppenburg zählt seit dem Mit- schung aus Einzelhöfen, Haufendörfern und telalter zum Bistum Münster. Allgegenwärtig sind Wegekreuze wie bei Steinrieden (in Moorgebieten) Reihensiedlungen. Bei den (unten, Foto: Wiegand) oder (rechts, Foto: Schulte to Bühne) und andere Zeug- historischen Bauernhöfen dominiert nisse katholischen Glaubens, die der Landschaft ein besonderes Gepräge geben. das Niederdeutsche Hallenhaus. • Typische historische Kulturlandschaftsele- mente sind Großsteingräber und Grabhügel, Wallhecken, Reste von Hude- und Nieder- Immer wieder trifft man auf Zeugnisse des Torfabbaus: Oben wäldern, Eschfluren, Wölbäcker, Bewässe- Gleise einer Torfbahn im Vehnemoor bei Bösel (Foto: Wiegand), rungswiesen, Heideflächen, Handtorfstiche, unten ehemalige bäuerliche Handtorfstiche im Elstermoor bei Torfbänke, Wege- und Hofkreuze, Prozessions- Hochelsten (Foto: Schulte to Bühne). wege, Kapellen, Gräben und Entwässerungs- kanäle sowie Alleen mit Stieleiche oder Birke. Literaturtipps: • HEIMATBUND FÜR DAS OLDENBURGER MÜNSTER- Historische Kulturlandschaften LAND (Hrsg.): Oldenburger Münsterland – eine landesweiter Bedeutung: kleine Landeskunde. Vechta, 2019 · Elisabethfehn (HK11 in Karte) • KOSANKE, H.: Natur und Landschaft im Oldenbur- · Burgwald (HK34) ger Münsterland. In: Oldenburger Münsterland – eine kleine Landeskunde. Herausgegeben vom · Visbecker Mühlen- und Heimatbund für das Oldenburger Münsterland. Geestlandschaft (HK35) S. 180-197 – Vechta, 2019 · Heide an der Thülsfelder Talsperre • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Olden- (HK33) Die Soeste, hier bei Harkenbrügge, ist burger Münsterland“; Verlag CULTURCON Medien, Maisäcker, Mastställe, Biogasanlagen und Windräder: Das Oldenburger Münster- Heft 1/2012 zusammen mit der Hase das größte land ist eine Veredelungslandschaft. Manche bezeichnen es als Silicon Valley der Fließgewässer des Oldenburger Agrartechnologie. (Foto: Schulte to Bühne) Münsterlandes. (Foto: Wiegand).

46 47 .. 20 Bersenbrucker Land mit Artland Historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung: • Artländer Kulturlandschaft von Klein Mimmelage und Wierup (HK32 in Karte)

Südlich der Ankumer Höhen sind die Böden vor allem nährstoffarm und sandig. Wo das Gelände außerdem niedrig liegt, bildeten sich Moore, wie das „Grasmoor“ bei Achmer. (Foto: Zietz)

In den Ankumer Höhen wird Sand abge- baut, den eiszeitliche Gletscher hier zu- rückgelassen haben. Ansonsten werden die kargen Böden v.a. als Nadelholzforste be- wirtschaftet. (Foto: Wiegand)

.. Charakteristische Merkmale des Bersenbrucker La ndes: • Seit dem Mittelalter zum Hochstift Osnabrück gehörende Kul- turlandschaft, die als ehemaliger Altkreis Bersenbrück bzw. „Os- nabrücker Nordland“ bis heute eine eigene Identität aufweist. In den Ankumer Höhen, hier bei Wes- • Im Gegensatz zum südlich anschließenden „Osnabrücker terholte, wird das Bersenbrücker Land Hügelland“ sind die Böden ausnahmslos eiszeitlich geprägt. hügelig. (Foto: Zietz) • Mit Ausnahme der von Gletschern aufgeschobenen Moränen „Ankumer Höhen“ ist das Gelände nahezu eben. Die Meppener Kuhweide Wie hier in Badbergen-Vehs • Südlich der Ankumer Höhen erstreckt sich zwischen Fürstenau, (Foto: Zietz), die Haselünner äußert sich die Fruchtbarkeit Neuenkirchen und ein Flachland von geringer Kuhweide oder das Borkener des Artlandes in prächtigen Bodengunst. Paradies sind durch Wald- Bauernhöfen. (Foto: Gläntzer) Literaturtipps: weide entstandene histo- • Nördlich davon liegt das Artland. Es verdankt seine Fruchtbar- rische Kulturlandschaften. keit nacheiszeitlichen Überflutungen durch die Hase, die dort als Binnendelta ausgebildet ist. Der nährstoffreiche Auenlehm • BÖNING, H.: Unser Bersenbrücker Land. Heimat gestern Außer Dornensträuchern ließ die Landwirtschaft florieren, was sich in mächtigen Bauern- und heute – Mitteilungen des Kreisheimatbundes Bersen- wie z. B. Wacholder konnten höfen ausdrückt, für die das Artland bekannt ist. Das Artland brück, Band 27, 2003 sich dort nur wenige Einzel- ist eine protestantische Hochburg innerhalb des ansonsten bäume gegen das hungrige • OSTENDORFF, E.: Der Altkreis Bersenbrück. Teil I: „Land- katholischen Bersenbrücker Landes. schaft, Erdaufbau und Böden als Grundlage für die Vieh behaupten. Bis heute Besiedlung des Osnabrücker Nordlandes“ und Teil V: „Die findet man dort Sand- • Im gesamten Bersenbrücker Land findet man ein Nebeneinander Siedlungsgeschichte des Altkreises Bersenbrück, insbeson- flächen, Magerrasen oder von Dörfern, Einzelhöfen und Drubbeln (kleinen Hofgruppen). Heidevegetation. dere der letzten hundert Jahre“. In: Heimat gestern und Typisches Landschaftsbild des Bersenbrücker Landes zwi- • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Esch- heute – Mitteilungen des Kreisheimatbundes Bersenbrück, schen Hastrup und : Das tiefer liegende Gelände Zwei typische Artlandhöfe in (Foto oben: Wiegand) und Bad- fluren, Plaggenesche, Plaggeneschkanten und Plaggenabbau- Heft 20, 1977 wird als Grün- und Weideland genutzt, das höher liegende bergen-Langen (rechts: NLD, Gläntzer): Außer dem Haupthaus (im Artland flächen, Wegekreuze, Be- und Entwässerungsgräben, Wehre, beackert. Im Hintergrund ein Hof in Einzellage, umgeben historische (Wasser-)Burg- und Wallanlagen, ehemalige Hude- • „Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft Artland“; „Erbwohnhaus“) gibt es zahlreiche Nebengebäude wie Scheune, Stall, von einem Bauernwäldchen. Den historischen Gebäuden wälder, Reste von Allmendeweiden, Grabhügel, Großsteingrä- Verlag CULTURCON Medien, Heft 1/2017 Speicher, Remise, Backhaus oder Hofeinfahrt. Überragt werden sie von mäch- hat man moderne Mastställe hinzugefügt. (Foto: Wiegand) ber, Wölbäcker sowie Hohlwege und Wegespuren. tigen Hofeichen, die auch als Vorrat für den Ersatz von Fachwerk dienten.

48 49 21 Wildeshauser und Syker Geest Wallhecken sind in der Wildeshauser und Syker Geest im Gegensatz zu anderen Kulturlandschaften Jenseits der größeren Orte ist die Wildeshauser und Syker Geest in weiten Tei- Nordwest-Niedersachsens nicht so häufig. Eher sieht man Baumreihen oder Alleen (hier zwischen len von Einzelhöfen in Streulage geprägt, wie hier in der Nähe von Liebenau. Scholen und Schwaförden, Foto: Hoppe), die Straßen, Wege oder Parzellengrenzen begleiten. (Foto: Wiegand)

Charakteristische Merkmale

Das Pestruper Gräberfeld (Foto oben) gilt als einer der größten prähistori- der Wildeshauser und Syker Geest: schen Begräbnisorte im nördlichen Mitteleuropa. Die meisten Grabhügel • Das Gebiet wird auch „Hohe“ Geest genannt – in Abgrenzung zur Weser- Markante Geländewelle bei stammen aus der Bronze- und der vorrömischen Eisenzeit. Dank des Heide- niederung im Osten und zur „Diepholzer Moorniederung“ im Süden. Das Ramminghausen in der Nähe bewuchses, der auf die Beweidung durch Schafe in den letzten Jahrhun- westlich anschließende „Oldenburger Münsterland“ mutet zwar ähnlich von Syke. (Foto: Wiegand) derten zurückgeht, sind sie gut zu erkennen. Von dieser Zeit zeugt auch an, ist aber katholisch geprägt. der alte Schafstall im Bild unten. (Fotos: Zietz) • Das Gelände ist eben bis leicht wellig und wird von ver- Herbstmorgen in der Wildeshauser Geest. (Foto: Zietz) einzelten Niederungen durchzogen. Die Landwirtschaft Literaturtipps: konzentriert sich auf Ackerbau und Fleischproduktion. • BÜRSTER, H.: Wildeshauser Geest. • Ländliche Siedlungen gibt es in Form von Einzel- Landschaft und Natur entdecken. höfen, Streusiedlungen oder Haufendörfern. Bei den CULTURCON Medien, 2014 Haupthäusern der historischen Bauernhöfe handelt es sich um Niederdeutsche Hallenhäuser, zu denen sich • LANDSCHAFTSVERBAND WESER-HUNTE nicht selten mehrere Nebengebäude und Hofeichen E.V. (Hrsg.): Zwischen Weser und Hunte. gesellen. Eine kleine Landeskunde für die Land- kreise Diepholz und Nienburg/Weser. • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Diepholz, Nienburg, 2016 Hude- und Niederwaldrelikte, Reste von Allmendewei- den und Heiden, Eschfluren und Plaggeneschkanten, • POTT, R.: Nordwestdeutsches Tiefland Wallhecken, Wölbäcker, Hohlwege, Alleen, eine Vielzahl zwischen Ems und Weser. Verlag Eugen an Hügel- und Großsteingräbern, Relikte alter Einfrie- Ulmer, Stuttgart, 1999 dungen wie Landwehren, Grenzwälle oder Grenzsteine Historische Kultur- Die Kulturlandschaft (hier bei Winkelsett) weist sanfte Höhenun- sowie Wind- und Wassermühlen mit Mühlwehren, landschaften landes- terschiede auf und ist durch einzelne Bauernhöfe geprägt. Wälder, -teichen und -gräben. wie im Hintergrund, nehmen insgesamt keinen großen Flächen- Die Welgenmarsch bei zählt zur Hunteniederung. Es weiter Bedeutung: anteil ein. (Foto: Wiegand) handelt sich um eine weiträumige Wiesenlandschaft, die von einzelnen •  Visbeker Mühlen- und Groß- Bäumen, Weideschuppen und Gehölzgruppen gegliedert wird. (Foto: steingräberlandschaft (HK35 Wiegand) in Karte) • Pestruper Gräberfeld (HK36)

50 51 22 Diepholzer Moorniederung Die Dümmerniederung ist eine weite Moor-, Heide- und Feuchtwiesenlandschaft, die nur von einigen Kopfweiden und Zäunen gegliedert wird. Für zahlreiche seltene Vogelar- ten hat sie eine große Bedeutung als Lebensraum. (Foto: Zietz)

Großmaststall nördlich von Diepholz. Wie in vielen Geest- gebieten Westniedersachsens hat die Fleischproduktion gro- ße Bedeutung für die Land- wirtschaft. (Foto: Wiegand)

Charakteristische Merkmale der Diepholzer Moorniederung: • Niederungslandschaft mit besonders hohem Anteil an Nieder- und Hochmooren. Die meisten Moore hat man entwässert und zu Grünland oder Acker kultiviert, die Hochmoore oft auch abgetorft. Einige abgetorfte Hochmoore wurden mittlerwei- le wieder vernässt und der Natur überlassen oder mit Moorschnucken beweidet. • Weitgehend ebene Landschaft, aus der nur wenige Geestrücken als sanfte Erhe- bungen herausragen. Historische Kulturlandschaften • Besondere Bedeutung sowohl als Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere Flechtwerke sollen das Ufer des landesweiter Bedeutung: als auch als touristisches Ziel hat der heute eingedeichte und rund 15 km2 große Dümmers befestigen. (Foto: Stöber) • Renzeler Moor (HK37 in Karte) Dümmer, ein natürlicher Flachwassersee. Durch die hohe Nährstofffracht der durchfließenden Hunte neigt der Dümmer zur Verlandung. • Viele Moore konnte man bis ins 18. Jahrhundert hinein kaum passieren. Die wenigen Moorüber- gänge waren strategisch bedeutend und oft durch Niederungsburgen gesichert. Literaturtipps: • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Wallhecken, Kopfweiden und andere Schnei- • FANSA, M. (Hrsg.): Vom Eise befreit. Geest – reiche telbäume, ehemalige Hude- und Niederwälder, Reste von Heiden und Allmendeweiden, Eschfluren, Geschichte auf kargem Boden. Schriftenreihe des Wölbäcker, Plaggenesche und Plaggeneschkanten, Deiche, Siedlungen in Form von Einzelhöfen, Landesmuseums für Natur und Mensch, Heft 25. Streusiedlungen und Haufendörfer, Windmühlen, Kanäle, Gräben und Wehre, (Niederungs-) Isensee Verlag, Oldenburg, 2002 Burgen, Landwehren und Grenzsteine, Handtorfstiche, Torfbahnen, Bohlenwege, Hohlwege, • SCHMATZLER, B. & E.: Moorland – Moorlandschaften Sand- und Mergelkuhlen. in Niedersachsen nach industriellem Abbau. Industrie- verband Garten e.V., Ratingen, 2010 Typische Niedermoor- • POTT, R.: Nordwestdeutsches Tiefland zwischen Ems landschaft bei Ippen- und Weser. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1999 burg nahe Bad : Weidevieh, Zäune und Im Venner Moor (Foto oben: Hochstaudensäume Zietz) wird auf Teilflächen prägen das Bild. (Foto: noch Torf industriell abge- Wiegand) baut. Dagegen wurde das Gro- ße Uchter Moor (Foto rechts: Schmatzler) bereits wiederver- nässt. Wollgräser sorgen hier für ein rostrotes Farbenspiel. Ein alter Feldweg mit Kopfsteinpflas- terung und Lindenallee führt zur Nach Entwässerung sacken Moorböden ab. Bäume sehen dann aus, als stünden sie auf Podesten. Bauernschaft Haßlinge. (Foto: Zietz) (Foto: Wiegand)

52 53 .. 23 Nordliches Mindener Land

Wald gibt es im Nördlichen Mindener Land kaum. Das, was Eine typische Ansiedlung ist die Bauern- im Hintergrund so aussieht, sind in Wirklichkeit die Hof- schaft Huddestorf: Die einzelnen Bau- eichen von Bauernhöfen. Die wenigen Wäldchen des Gebie- ernhöfe bilden kein kompaktes Dorf, tes sind klein und bestehen v.a. aus genügsamen Baumarten sondern stehen eher locker beieinan- wie Kiefer, Birke oder Eiche. (Foto: Wiegand) der. (Foto: Wiegand) Literaturtipps: • ADAMECK, M.: 900 Jahre – Eine Gemeinde in Wort und Bild. Schriftenreihe der Samtgemeinde , Warmsen, 1996 • ADAMECK, M.: Raddestorf – Eine Gemeinde im Zeitenwandel. Schriftenreihe der Samt- gemeinde Uchte, Raddestorf, 1996 • LANDSCHAFTSVERBAND WESER-HUNTE (Hrsg.): Zwischen Weser und Hunte: Die Böden des Nördlichen Mindener Landes bestehen überwiegend aus Nicht selten sieht man Bauernhöfe in der klassischen Fachwerk- Eine kleine Landeskunde für die Landkreise eiszeitlichen Sandablagerungen. Sie sind nicht besonders ertragreich, bauweise, wie hier in Huddestorf. Neben dem beeindruckenden Diepholz und Nienburg/Weser. Diepholz weshalb nicht selten, wie hier bei Haustedt, anspruchsloser Mais an- Wohnwirtschaftsgebäude in Vierständerbauweise weist er typi- und Nienburg/Weser, 2016. gebaut wird. Vor allem als Viehfutter und für Biogasanlagen findet er scherweise eine Reihe von Nebengebäuden auf. (Foto: Wiegand) Verwendung. (Foto: Wiegand)

Meist ist das Land weit und eben. Wenn Straßen und Wege, wie hier bei Das Luftbild von Huddes- Nendorf, von Hecken, Baumreihen und Stauden begleitet werden, ist Charakteristische Merkmale torf (links, © GoogleEarth) .. .. das nicht nur gut für das menschliche Auge, sondern auch für Pflanzen des Nordlichen Mindener Landes: zeigt das typische Sied- und Tiere. (Foto: Wiegand) lungsbild des Nördlichen • Weitgehend ebene Geestlandschaft, die überwiegend ackerbaulich Mindener Landes: Oben genutzt wird. in der Mitte des Luftbildes liegen die Höfe enger bei- • Das Gebiet zählte in früherer Zeit zeitweise zum Bistum Minden, einander und weisen die dann wieder zur Grafschaft Hoya. Die nördlich anschließenden charakteristische Struktur Moore der Diepholzer Moorniederung bildeten jahrhundertelang eines Drubbels auf. Weiter eine Barriere und bewirkten eine Orientierung in Richtung Weser links lockert sich das Sied- und Minden. lungsbild und geht in eine • Die Kulturlandschaft ist der kleine niedersächsische Anteil am Streusiedlung über. Ver- Mindener Land, das sich über den Nordosten Nordrhein-Westfalens gleicht man dasselbe Ge- erstreckt. biet mit der Kurhannover- schen Landesaufnahme • Die Besiedlung ist relativ dünn. Es gibt keine Stadt und nur wenige von 1771 (rechts, © LGLN), größere Dörfer. Die ländlichen Siedlungen bestehen v.a. aus Einzel- fällt auf, dass es damals höfen und Drubbeln (kleine lockere Hofgruppen – wie in Westfalen). manchen Einzelhof noch Bei den Bauernhöfen handelt es sich traditionell um Niederdeutsche gar nicht gab. Die heu- Hallenhäuser, zu denen sich Nebengebäude und Hofeichen gesellen. tige Streubesiedlung ist also relativ jung. Die „Post • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Großstein- Strasse von Osnabrück“ gräber und Grabhügel, Baumreihen, kleine Feldgehölze und einzelne unten rechts ist übrigens Wallhecken, die die Ackerlandschaft durchziehen, Wölbäcker, Reste die Vorgängerin der heu- von Nieder- und Hutewäldern, Altstraßen und aufgegebene Bahn- tigen B 215. linien sowie Landwehren, Grenzwälle und -steine.

54 55 24 Mittelweser Windräder in einer intensiv be- Literaturtipps: wirtschafteten Ackerlandschaft bei Anemolter. (Foto: Wiegand) • BELOW, M.: Mittelweser. Landschaft und Natur entdecken. Culturcon medien, Berlin, Wildeshausen, 2009 • LANDSCHAFTSVERBAND WESER-HUNTE E.V. (Hrsg.): Zwischen Weser und Hunte. Eine kleine Landeskunde für die Landkreise Diepholz und Nienburg/Weser. Diepholz, Nienburg, 2016 • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft Mittelweser. Verlag Charakteristische Merkmale CULTURCON Medien, Wildeshausen, Heft 2/2006 der Mittelweser: • Niederungslandschaft mit fruchtbaren Auenböden, die dank Eindeichung vor- wiegend ackerbaulich genutzt werden.

Beim Blick vom Aussichtsturm „Hoher Berg“ (zwischen Weyhe und Syke) wird der Geländesprung von der höher gelegenen Wildeshauser • Wegen der Nähe zu Bremen und Min- Geest (links) zur Weserniederung (Mitte und rechts) sichtbar. Der Eindruck, diese sei bewaldet, täuscht: In der Regel handelt es sich um Baum- den und weil die Weser seit je her eine reihen, Feldgehölze und allenfalls kleine Bauernwäldchen. (Foto: Wiegand) wichtige Entwicklungsachse ist, ist die Kulturlandschaft „Mittelweser“ relativ dicht besiedelt und gut erschlossen. Der „Meliorationshauptkanal“ wurde von 1882 bis 1887 erbaut, um fruchtbares Weserwasser in die Weserniederung zu verteilen und • Bei den ländlichen Siedlungen findet damit die Wiesen zu düngen. (Foto: Hoppe) man sowohl lockere Haufendörfer als auch (v.a. links der Weser) Streusied- lungen. Die historischen Bauernhäu- ser zählen zum Typ Niederdeutsches Hallenhaus. • Typische historische Kulturlandschafts- elemente sind Treidelpfade und Fähr- Nach der letzten Eiszeit stellen, Grünland-Hecken-Landschaften, sind an mehreren Stellen Kopfweiden und andere Schneitelbäume, Sanddünen entlang des We- Obstwiesen und -alleen, bäuerliche sertals angeweht worden, Torfstiche in Moorgebieten, Sand, Ein „Aalschokker“ fährt bei Leese auf der Weser. Früher fing man wie hier bei Schinna. Meist Lehm- und Mergelkuhlen, Hohlwege, mit solchen Booten Aale. Heute werden sie gern von Touristen fo- wachsen auf ihnen Kiefern Deiche, Kanäle, Wehre und Schleusen tografiert, die mit Vorliebe auf dem Weserradweg unterwegs sind. oder Eichen. (Foto: Wiegand) sowie Grenzsteine und Landwehren. (Foto: Stöber)

Blick vom Deich bei Groß Hutbergen in die Historische Kulturland- Weserniederung: Gebiete, die von Natur aus schaften landesweiter (vor dem Deichbau) hochwassergefährdet Bedeutung: waren, sind siedlungsfrei. (Foto: Wiegand) •  Fluss-Knickmarschenland- schaften bei (HK38 in Karte) • Verdener Allerauen (HK39) Wie hier bei werden im Wesertal an vielen Stellen Sand und Typische ländliche Szene bei Bruchhausen-Vilsen: Weite Landschaft, ziegelrote Kies abgebaut. (Foto: Wiegand) Bauernhöfe, Hofeichen und ebenes Gelände. (Foto: Wiegand)

56 57 25 Allerniederung Charakteristische Merkmale der Allerniederung: • Flussauenlandschaft entlang der Aller. Die Böden bestehen v. a. aus Sanden und Kiesen der jüngsten Eiszeit (bis vor 12.000 Jahren). In den benachbarten Kulturland- schaften herrschen Böden aus Geschiebematerial älterer Eiszeiten vor. • Die Allerniederung insgesamt liegt etwas tiefer als ihre Umgebung, weist dabei je- doch markante langgestreckte Erhebungen auf. Es handelt sich um nacheiszeitliche Sanddünen, auf denen heute v. a. Eichen- und Kiefernforste wachsen. • Die historische Bedeutung der Aller als Schifffahrtsweg hat die Entwicklung bedeu- tender Orte befördert, z. B. Celle (Hafen), Gifhorn, das Bistum Verden oder Kloster Immer wieder sind parallel zur Aller langgestreckte Hügel zu sehen, auf denen Eichen und Kie- Wienhausen. In Celle und Gifhorn überquerten schon historische Fernstraßen die fern wachsen. Dabei handelt es sich um Sanddünen, die am Ende der letzten Eiszeit (vor rund Aller (heute B3 bzw. B4). 12.000 Jahren) hier angeweht worden sind. (Foto: Wiegand) • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Altdeiche, Treidelpfade, Heiden auf den Geest- und Talsandkuppen, Sandfänge, Hohlwege und Hohlwegbündel, Grünland mit Weißdornhecken, Solitärbäumen, Altarmen, Kolken und Flutmulden, außerdem Fähr- und Floßbindestellen, Staustufen und Schleusen, Obstwiesen und Obstbaumalleen, Sand-, Mergel- und Teerkuhlen, vereinzelt Hute- und Nieder- waldrelikte sowie lockere Haufendörfer am Niederungsrand mit Gebäuden aus Fachwerk, Ziegelstein und Raseneisenstein.

Typischer Geesthof in Otersen: Beim Hauptge- bäude handelt es sich um ein Niederdeutsches Die ziegelroten Bauernhäuser von Kirchwah- Hallenhaus in Fachwerkbauweise. Die Nebenge- lingen werden von der mittelalterlichen Kirche bäude verteilen sich locker auf dem weitläufigen und von Hofeichen überragt. Die Kiefern rechts Gelände. (Foto: Wiegand) deuten auf eine der vielen Sanddünen entlang der Aller (im Vordergrund) hin. (Foto: Zietz)

Bei Schwarmstedt mündet die Historische Kultur- (vorne) in die Aller. (Foto: Zietz) landschaften landes- weiter Bedeutung: • Verdener Allerauen Die wiesenreiche Allerniederung (hier bei Gifhorn) (HK39 in Karte) ist traditionell ein Pferdezuchtgebiet. (Foto: Wiegand) Typisches Bild der Allerniede- Bevor die Wietze (Foto) in die Aller mündet, fließt • Leine- und Allerniederung rung: Große Einzelbäume mit sie durch eine alte Sumpflandschaft, den - (HK42) ausladenden Kronen gliedern die bruch. Quer durch diese Landschaft hat man Literaturtipps: Wiesenlandschaft an der Aller bei • Meißendorfer Teiche (HK43) 1766-1769 den Fuhse-Aller-Kanal gebaut, um die • BELOW, M.: Bosse. (Foto: Wiegand) • Hornbosteler Hutweide Stadt Celle vor Hochwasser zu schützen. Dadurch Die Aller. Landschaft und Natur entdecken. (HK44) wurde der Wietzenbruch so weit entwässert, dass Culturcon medien, Berlin, Wildeshausen, 2011 heute nicht nur Bruchwälder, sondern auch Äcker Der Drömling ist eine alte Niedermoorlandschaft. • Fuhseniederung das Bild bestimmen. (Foto: Wiegand) • BOMANN, W.: Bäuerliches Hauswesen und Tagewerk Den östlichen Teil ließ Friedrich der Große Ende des bei Groß Ottenhaus (HK45) im alten Niedersachsen. Bearbeitet von Kathrin 18. Jahrhunderts kultivieren und besiedeln. Der kleinere • Drömling (HK46) Panne, Bomann-Museum, Bielefeld, 2014 niedersächsische Teil blieb bis heute siedlungsfrei – trotz der vielen in den 1860er Jahren im Abstand von • SEILER, W. C.: Die Aller – ein Fluss verändert seinen 25 m angelegten Entwässerungsgräben. (Foto: Zietz) Lauf. Kreisarchiv, Celle, 2002

58 59 .. 26 Z e nt ra l n i e d e rs a c h s i s c h e r Ge e st ra n d Charakteristische Merkmale des Z e nt ra l n i e d e rs a.. c h s i s c h e n Ge e st ra n d e s: • Grenzsaum der niedersächsischen Geestgebiete zu den südlich anschließenden, deutlich ertrag- Historische Kulturlandschaften reicheren Lössbörden. landesweiter Bedeutung: • Überwiegend ebene Landschaft mit kaum wahr- • Leine- und Allerniederung (HK42 in Karte) nehmbaren eiszeitlichen Erhöhungen. • Loccumer Klosterlandschaft (HK49) • Ein typischer Bestandteil sind Hochmoore („Moor- geest“). Relativ viele befinden sich (wieder) in einem naturnahen Zustand, teilweise nach Abtor- fung. Die meisten aber wurden entwässert und in Literaturtipps: Ackerland oder Nadelholzforsten überführt. • DRANGMEISTER, D.: An der Schwelle. Ein Natur- führer für die Region Hannover. Ibidem-Verlag, • Die oftmals sandreichen Böden eignen sich zum Stuttgart, 2015 Je weiter im Süden, desto eher enthalten die Geestböden auch fruchtbare Lössanteile. Dort lassen sich auch Spargelanbau (z. B. Gifhorner, Nienburger oder • NIEDERSÄCHSISCHE LANDESZENTRALE FÜR anspruchsvolle Ackerfrüchte wie Zuckerrüben anbauen, wie hier in Dungelbeck bei Peine. (Foto: Wiegand) Burgdorfer Spargel). POLITISCHE BILDUNG (Hrsg.): Niedersachsen – • Bei den ländlichen Siedlungen handelt es sich Vom Grenzland zum Land in der Mitte. Folge 3: i.d.R. um lockere Haufendörfer, in denen „Nieder- Braunschweig und das Land zwischen Harz und Die vielen Moore des Zentralniedersächsischen Geestrandes haben dem Gebiet den deutsche Hallenhäuser“ vorherrschen. Heide. Joh. Heinr. Meyer Druckerei und Verlag, Beinamen „Moorgeest“ eingebracht. Manche sind noch weitgehend naturnah wie Braunschweig, 1994 oben das Naturschutzgebiet „Bissendorfer Moor“ (Foto: Hollenbach, Region Hannover). • Typische historische Kulturlandschaftselemente Viele andere wurden vor langer Zeit trocken gelegt. In denjenigen, die aufgeforstet wur- sind Eichen- und Birkenreihen, Hecken und Wall- • SEEDORF, H. H.: Hannover und Umgebung vor 200 den, wachsen v.a. Kiefern und Birken, wie im Bild rechts bei Kananohe (Foto: Wiegand). hecken, kleine Heideflächen, Altarme, naturnahe Jahren. Erläuterungen zum Zusammendruck der Hochmoore, Handtorfstiche, Torfbänke, Rottekuh- Blätter 116, 117, 122 und 123 der Kurhannoverschen Landesaufnahme des 18. Jahrhundert aus dem Das Steinhuder Meer ist das größte Binnengewässer Nieder- len, Wölbäcker, Hude- oder Niederwälder, Sand-, Jahre 1781. Niedersächsisches Landesverwal- sachsens und eine Besonderheit des Gebiets. Als Lebensraum für Lehm- und Mergelkuhlen, Obstwiesen sowie tungsamt – Landesvermessung, Hannover, 1986 Pflanzen und Tiere hat es eine ebenso große Bedeutung wie für Straßen- und Hofpflaster aus Findlingen. Erholungssuchende. Besonders beliebt sind Bootstouren zur his- torischen Festung „Wilhelmstein“ im Hintergrund. (Foto: Stöber) Ortsnamen wie Isenbüttel oder Isernhagen weisen Weite Geestlandschaft auf Raseneisensteinvorkommen im Untergrund hin. bei Ausbüttel, Landkreis Der harte Stein ist schon im Mittelalter verhüttet Gifhorn. (Foto: Wiegand) oder als Baumaterial verwendet worden, wie bei die- ser Kapelle in Esperke. (Foto: Wiegand)

Typischer Geesthof in Wenden (Landkreis Nienburg): Als Baumaterial herrscht Ziegelstein vor, entweder Typisches Landschaftsbild des Zentralniedersächsi- als Fachwerkfüllung oder in Massivbauweise. Die Hofgebäude sind locker und oft unsymmetrisch an- In der Regel wirkt die Landschaft vollkommen eben. Eine Ausnahme ist der Brelinger Berg am Horizont, der von schen Geestrandes: ebene Ackerlandschaft und Feld- geordnet und werden von Eichen überragt. (Foto: Wiegand) einem Gletscher der Saale-Kaltzeit aufgeschoben wurde. (Foto: Wiegand) weg mit Birkenallee bei Aligse. (Foto: Wiegand)

60 61 27 Sch a u m bu rg Historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung: Charakteristische Merkmale • Schaumburger Hagenhufendörfer (HK50 in Karte) Schaumburgs: • Bückeberger Abbaulandschaft (HK51) • Abwechslungsreiche Landschaft, die sowohl den Nordrand der Mittel- gebirge (, Harrl und Bückeberge) als auch das Nord- deutsche Tiefland (Schaumburger Lössebene) umfasst. • Schaumburg-Lippe war eines der vier Gründungsländer Niedersachsens. Bis heute ist die Schaumburger Iden- tität stark ausgeprägt. • Hervorzuheben sind die vielen histori- schen Schlösser und Herrensitze, viele davon im Stil der Weserrenaissance. Rittergut Remeringhausen ist ein schönes und gut erhaltenes Beispiel • Teile der Lössebene sind mit Hagen- für die vielen bedeutenden Weserrenaissancebauten im Schaumburger hufendörfern besiedelt – eine Beson- Land. (Foto: Wiegand) derheit Schaumburgs. • Typische historische Kulturland- Wie hier in Beckedorf kann man Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- schaftselemente sind Güter und an vielen Orten Schaumburgs schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein Schlösser im Stil der Weserrenais- Flaggen mit dem Schaumburger Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, .. sance, Parkanlagen, Sandstein- Nesselblatt sehen. Am Horizont Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen In Bückeburg ist der Stammsitz des Hauses Schaumburg-Lippe. Die einstige Wasser- brücken und Hoftore, Wölbackerrelikte, der Düdinghäuser Berg, davor die in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) burg von 1302 wurde im 16. und 17. Jahrhundert im Stil der Weserrenaissance zum Obstwiesen und -alleen, Einzelbäume, Lössbörde, die v.a. ackerbaulich Schloss umgebaut. Im 18. Jahrhundert erfuhren seine Fassaden und die Innenaus- Häufig findet man Spuren Kopfbäume und Baumreihen, Feld- genutzt wird. (Foto: Wiegand) stattung eine Umgestaltung im Barockstil. Heute hat Schloss Bückeburg große An- des früheren Steinkohle- hecken, Feldholzinseln, Hutewald- ziehungskraft für Touristen. Im Hintergrund ist das Wesergebirge zu sehen. (Foto: abbaus: Oben eine Abraum- relikte, Flachskuhlen, Ton- und Fürstliche Schlossverwaltung) Hagenhufendörfer sind plan- halde, ein so genannter Mergelgruben, Steinbrüche, Hohl- mäßige Dorfgründungen des 13. „Kummerhaufen“ (Foto: wege, Landwehren, Grenz- und Jahrhunderts, bei denen sich die Römhild); links ein histori- Typisch für Schaum- Meilensteine sowie Halden des Bauernhöfe wie Perlen an der scher Kühlturm der Zeche burger Bauernhäu- Kohleabbaus. Schnur entlang einer Straße auf- Lüdersfeld (Foto: Wiegand). ser sind die mit reihen. Zu jedem Hof gehört ein Ziegeln verkleideten Stück Land, das sich schmal und Vorwölbungen des Literaturtipps: kilometerlang in die Landschaft Giebels, die so ge- erstreckt, wie hier in Hülshagen. nannten „Schaum- • SCHAUMBURGER LANDSCHAFT (Hrsg.): (Foto: Volz) burger Mützen“. Kulturpfad Schaumburg – Ein Reise- (Foto: Hoppe) führer durchs Schaumburger Land. Landbuch Verlag Hannover, 2000 • SCHAUMBURGER LANDSCHAFT (Hrsg.): Naturpfad Schaumburg – Landschaft und Natur entdecken. Zu Klampen, 2005 Die Süntelbuche ist eine Mutation der Rotbuche und kommt von Natur aus nur in der Nähe des Süntels vor, einem Höhenzug am Südrand Schaumburgs. Der bizarre Baum mit seinem knorri- • SCHAUMBURGER LANDSCHAFT (Hrsg.): gen Aussehen ziert viele Parkanlagen und Gutsgärten der Region. Das größte und bedeutendste Schaumburger Land – Eine kleine Vorkommen ist die Süntelbuchenallee im Kurpark von Bad Nenndorf. (Foto: Wiegand) Landeskunde. Westermann Verlag Braunschweig, 2006

62 63 28 Calenberger Land Diese Zeichnung eines unbekannten Künstlers von ca. 1820 zeigt den Blick vom Stemmer Berg nach Norden auf Leveste und das Kniggesche Schloss. Wie so oft bildet der den Horizont des Calenberger Landes. (Historisches Museum Hannover)

Typisches Landschaftsbild bei Ostermunzel: Zuckerrüben und Lindenallee. (Foto: Wiegand)

Der Blick vom Vörier Berg macht deutlich, dass das Calenberger Land keinesfalls eben ist. Außer dem Vörier Berg selbst sieht man Wegen der Nähe zur Großstadt Hannover entstehen im Calenberger Land immer wieder rechts der Bildmitte den Gehrdener Berg. Im Mittelgrund liegt Holtensen. Der Deister am linken Horizont zählt schon zur benach- neue Wohngebiete, z.B. -Süd im Hintergrund. So wuchsen viele der ehemaligen barten Kulturlandschaft „Zentrales Weserbergland“. (Foto: Wiegand) Bauerndörfer zu Orten mit mehreren tausend Einwohner an. (Foto: Wiegand) Spätestens seit dem 13. Jahrhundert unterhielten die Welfen auf Charakteristische Merkmale einem Kalksteinfelsen an der Leine bei Schulenburg eine Burg: die Literaturtipps: Feste Calenberg. Um 1400 wurde sie Amtssitz des Gebiets zwischen des Calenberger Landes: • DRANGMEISTER, D.: An der Schwelle. Leine, Hannover und Deister und später auch Namensgeberin des • Übergangslandschaft zwischen dem Berg- und Hügelland Ein Naturführer für die Region Hannover. Calenberger Landes. Am besten erhalten sind ihre Umwallung und im Süden und der Geest im Norden. Aus dem oftmals ebe- Ibidem-Verlag, Stuttgart, 2015 der Batterieturm (Foto: Wiegand), die um 1504 geschaffen wurden. nen Gelände ragen zahlreiche Hügel heraus, z.B. Gehrdener, Stemmer, Vörier, Süll- und . • HAUPTMEYER, C.-H.: Calenberg. Geschichte und Gesellschaft einer • Fruchtbare Lössböden, die intensiv ackerbaulich genutzt niedersächsischen Landschaft. werden. Wald gibt es nur vereinzelt, Grünland fast gar nicht. Fackelträger, Hannover, 1983 • Welfisches Kernland seit dem Spätmittelalter, mit eigener • HAUPTMEYER, C.-H., RUND, J. & STREICH, G.: Identität. Historisch-Landeskundliche Exkursions- • Bei den Bauerndörfern handelt es sich ursprünglich um karte von Niedersachsen, Blatt Hannover enge Haufendörfer. Fast alle sind wegen der Nähe zur Groß- (Hannover und Hannover-Nord). Ver- stadt Hannover und der guten Verkehrsanbindung stark an- öffentlichungen des Instituts für Histo- gewachsen und um neue Wohngebiete erweitert worden. rische Landesforschung der Universität Göttingen 2, Teil 16, Bielefeld, 2007 • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Wölb- äcker, Baumreihen und Alleen, Obstwiesen, Obstbaum- alleen, vereinzelte Halbtrocken- bzw. Steppenrasen als Überreste alter Viehtriften, Relikte von Hute- oder Nieder- Blick vom Kloster Wülfinghausen über den südlichen Teil des wäldern, alte Dorfweiher und Feuerlöschteiche, Flachs- Calenberger Landes bei Boitzum: Die fruchtbare Landschaft kuhlen, Mergel- und Tongruben, Hohlwege, Landwehren, Blick vom Stemmer Berg in Richtung Seelze. Im Hinter- wird von weitläufigen Ackerflächen dominiert, aus der immer Bauernhof in Linderte. Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind an die Stelle der früher üblichen Meilen- und Grenzsteine sowie Klöster und Güter mit grund sieht man das Lohnder Holz, eines der wenigen wieder kleine Höhenzüge herausragen, rechts im Bild z.B. Stein- Wohnwirtschaftsgebäude reine Wirtschaftsbauten und separate Wohnhäuser getreten. Letz- parkartigen Gartenanlagen. Wäldchen im Calenberger Land. (Foto: Wiegand) brink und Steinbank. (Foto: Wiegand) tere lehnen sich in ihrer zweigeschossigen Bauweise an städtische Vorbilder an. (Foto: Wiegand)

64 65 29 Stadtlandschaft Hannover Der in den 1930er Jahren ange- Hannovers Südstadt, hier die Sallstraße, ist stark legte Maschsee ist beliebt bei geprägt von Ziegelarchitektur. Die meisten dieser Charakteristische Merkmale Spaziergängern, Joggern, Rad- Gebäude entstanden zwischen 1910 und 1930. Viele der Stadtlandschaft Hannover: fahrern und Wassersportlern. Am stehen unter Denkmalschutz. (Foto: Wiegand) • Dicht besiedelter Ballungsraum, bestehend Horizont sieht man das Neue Rat- aus der Landeshauptstadt Hannover und den haus, dahinter die Marktkirche angrenzenden urbanen Nachbarorten. und rechts die Aegidienkirche. (Foto: Stöber) • Hannover wurde schon im Mittelalter zu einem Handelsort. Der Aufstieg zur Residenz der Calenberger Herzöge 1632 und zum Kur- fürstentum 1692 wirkten sich günstig aus. Aus dieser Zeit stammt z. B. der Große Garten in Herrenhausen. • Vor allem ab Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt weiter. Davon zeugt z. B. die grün- derzeitliche Architektur in den Stadtteilen List, Oststadt, Linden, Zoo und Südstadt. • 1912 zählte Hannover 313.000 Einwohner. Spätestens mit der Eingemeindung Lindens „Hinter“ dem Hauptbahnhof liegt einer der urbansten Orte der Stadt: der Rasch- 1920 wurde es zur Industriestadt. Nach den platz. Von links sieht man das Landgericht, die Raschplatz-Hochstraße, den alten schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg Fernsehturm, das Hochhaus Lister Tor und die DZ-Bank. (Foto: Wiegand) folgte der Wiederaufbau mit einem z.T. völlig Wie hier im Zooviertel findet man in den Stadtteilen rund um Hannovers Alt- und Innenstadt viele gründer- neuen, autogerechten Grundriss der Innen- zeitliche Häuser. (Foto: Wiegand) stadt. Die Architektur der 1950er und 1960er Jahre prägt in weiten Teilen Hannovers Gesicht. • Ende 2015 zählte Hannover rund 532.000 Schon vor dem Ersten Weltkrieg stieg die Bevöl- Einwohner. Auch die Nachbarorte in der kerungszahl in den kleinen Dörfern rund um Umgebung wachsen mit großer Dynamik. Hannover stark an. Herrenhausen z. B. erhielt • Typische historische Kulturlandschafts- deswegen im Jahr 1906 erstmals eine eigene elemente sind z. B. Alleen, Einzelbäume, Kirche. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg Obstwiesen und Hecken; in der Leineaue wuchsen diese Vororte dann mit der Großstadt auch Kopfweiden und Deiche; außerdem Hannover zusammen, indem die Landschaft da- Gärten, Parks und Friedhöfe sowie Grenz- zwischen immer dichter bebaut wurde, hier z. B. steine, Grenzwälle und Landwehren. in den 1960er Jahren mit Wohnhäusern. (Foto: Stöber)

Literaturtipps: Die Hannoveraner lieben die Eilenriede. Sie war • DRANGMEISTER, D.: An der Schwelle. Ein Naturführer für die Region Hannover. ein Geschenk zweier sächsischer Herzöge im 14. Ibidem-Verlag, Stuttgart, 2015 Jahrhundert mit der Auflage, sie zu erhalten. Zu- • MLYNEK, K. & RÖHRBEIN, W.: Geschichte der Stadt Hannover. Band 1: Von den sammen mit dem Maschsee, der Leineaue und Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Schlüthersche Verlagsanstalt, den Herrenhäuser Gärten zählt der Stadtwald Hannover, 1992 zu den beliebtesten Erholungsräumen der Stadt. • MLYNEK, K. & RÖHRBEIN, W.: Geschichte der Stadt Hannover. Band 2: Vom Beginn (Foto: Wiegand) Mehrere Wohnungsbaugenossenschaften drückten Hannovers Stadtbild des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Schlüthersche Verlagsanstalt, ihren Stempel auf. Das Foto zeigt Mietwohnungen im Stadtteil Leinhausen Hannover, 1994 aus den 1930er Jahren. (Foto: Stöber)

66 67 .. .. 30 Braunschweig-Hildesheimer Lossborde Historische Kulturlandschaften Innungsbaum in Adenstedt. Die Dörfer der Lössbörde sind i.d.R. eng bebaut und bevölkerungsreich, die historischen Häuser oft zweigeschossig. (Foto: Wiegand) landesweiter Bedeutung: .. • Lange Dreisch und Osterberg bei Hildesheim (HK62 in Karte)

Blick vom Rande des Vorholzes (das bereits Charakteristische Merkmale .. .. zum „Innerstebergland“ zählt) über die der Braunschweig-Hildesheimer Lossborde: Hildesheim-Braunschweiger Lössbörde bei Schellerten. Hier geht das Hügelland in die • Fruchtbare Agrarlandschaft dank feiner Lösslehme, die während der Norddeutsche Tiefebene über. Im Mittel- Erntezeit in der Hildesheimer Lössbörde bei Harsum. Im Hinter- letzten Eiszeit angeweht wurden. Die daraus hervorgegangenen Schwarz- grund die A 2. (Foto: Wiegand) grund das „Innerstebergland“. (Foto: Wiegand) und Parabraunerden zählen zu den ertragreichsten Böden Deutschlands. • Aufgrund der Bodengüte gibt es kaum Wälder oder Winterlicher Blick vom Lahberg bei Oberg auf die Stahlwerke von Salzgitter, die auf Weite Ackerlandschaft bei Bettrum; im Hintergrund der Nichts verstellt den Blick über die Zuckerrübenfelder bei Klein Gleidingen. Am Grünland. Äcker machen mehr als 70 % des Gebietes aus. die reichen Erzvorkommen von Groß Ilsede zurückgehen. Am Horizont der Seilbahn- Literaturtipps: Messeberg bei Hoheneggelsen. Wie hier kann man nahe der Horizont kann man den „Westharz“ erahnen. (Foto: Wiegand) berg. (Foto: Wiegand) • NIEDERSÄCHSISCHE LANDESZENTRALE FÜR Bischofsstadt Hildesheim immer wieder Wegekreuze und an- • Mitten durch das Gebiet verlief mit dem „Hellweg“ POLITISCHE BILDUNG (Hrsg.): Niedersach- dere Zeugnisse katholischen Glaubens sehen. (Foto: Wiegand) schon im Mittelalter eine wichtige Entwicklungsachse. sen – Vom Grenzland zum Land in der Er verband das Rheinland mit Königsberg, entspricht Mitte. Folge 3: Braunschweig und das Land ungefähr der heutigen Bundesstraße 1 und führte u.a. zwischen Harz und Heide. Joh. Heinr. Meyer durch die Bischofsstadt Hildesheim und die Welfenresi- Druckerei und Verlag, Braunschweig, 1994 denz Braunschweig. Über die Zuckerrübenäcker der Lössbörde hinweg • PAUL-FEINDT-STIFTUNG (Hrsg.): Hildes- • Historische Kulturlandschaftselemente sind aufgrund ist der Turm der Hildesheimer St. Andreaskirche heimer und Kalenberger Börde: Natur der intensiven Nutzung des Gebietes seltener als anders- weithin sichtbar. Mit 114,5 m ist er der höchste in und Landschaft im Landkreis Hildesheim. wo. Typisch sind Alleen, Obstwiesen, Hecken und andere Niedersachsen. Im Hintergrund sieht man den Gerstenberg, Hildesheim, 2005 Gehölzstrukturen, vereinzelt auch Reste von Hute- und Hildesheimer Wald. (Foto: Wiegand) Niederwäldern, Magerrasen, Rottekuhlen, Triften, Kirch- • SCHILDT, G.: Braunschweig – Die Geschich- wege, Landwehren, Meilen- und Grenzsteine sowie Ton- te einer agrarisch geprägten Region. und Mergelkuhlen. Nördlich von Hildesheim ragt Landbuch-Verlag, Hannover, 1997 die weiße Abraumhalde des Kalibergbaus von Giesen in die Höhe. (Foto: Wiegand)

68 69 31 Stadtlandschaft Braunschweig Charakteristische Merkmale der Auf einem ehemaligen Exerzierplatz am Rebenring wurde 1937 die Stadtlandschaft Braunschweig: .. Pädagogische Hochschule erbaut (heute Teil der Technischen Uni- versität). Das Gebäude links beherbergt heute das Naturkundliche • Braunschweig hatte schon im Mittelalter große Bedeu- tung als Handels- und Messezentrum: Die bis hierhin Museum, das Gebäude rechts (halb verdeckt) das „Haus der Wis- schiffbare Oker, an der die Bistümer Hildesheim und senschaft“. (Foto: Wiegand) Halberstadt aneinander grenzten, und die Okerfurt ermöglichten regen Handelsverkehr. Zudem stoßen hier die beiden Naturräume Börde und Geest mit ihren sich ergänzenden Erzeugnissen aneinander. • Ehemalige Residenzstadt Heinrich des Löwen und anderer welfischer Herrscher. Zahlreiche imposante Baudenkmale aus verschiedenen Epochen. • Nach starker Industrialisierung im 19. und 20. Jahr- hundert ist Braunschweig heute nach Hannover der zweitgrößte Ballungsraum Niedersachsens. • Typische historische Kulturlandschaftselemente (außer der historischen Bebauung) sind Alleen und Einzelbäu- me, Gärten, Parks und Friedhöfe, in der Okerniederung auch Kopfweiden und Deiche sowie Grenzsteine, Grenz- wälle und Landwehren. Blick über die Oker und den Kalenwall auf Der Braunschweiger Altstadtmarkt mit die Braunschweiger Alt- und Innenstadt. (von links) dem Zollhaus, der St. Marti- Fachwerkhäuser in Braunschweigs Altstadt. Im Hintergrund Typisch ist ein Nebeneinander moderner nikirche, dem Altstadtrathaus und dem das gewaltige Dach der turmlosen Kirche St. Aegidien. und historischer Bausubstanz aufgrund der Altstadtmarktbrunnen. (Foto: Wais) (Foto: Wais) starken Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges. (Foto: Piegsa) Literaturtipps: • INSTITUT FÜR HISTORISCHE LANDESFOR- SCHUNG DER UNIVERSITÄT GÖTTINGEN: Regionalkarte zur Geschichte und Landes- kunde, Teil 4: Braunschweig/Salzgitter. Lan- desamt für Geoinformation und Landent- wicklung Niedersachsen. Hannover, 2015 • MODERHACK (1995): Braunschweig – Das Bild der Stadt in 900 Jahren. Geschichten und Ansichten; Band I – Braunschweigs Ein Beispiel für den städtebau- lichen Wandel Braunschweigs ist Stadtgeschichte. Städtisches Museum der Alte (Kopf-)Bahnhof. 1843-45 Braunschweig am Rande der Altstadt in klassi- Braunschweig bietet seinen Be- • NIEDERSÄCHSISCHE LANDESZENTRALE zistischem Stil erbaut, wurde er wohnern viele attraktive Grün- FÜR POLITISCHE BILDUNG (1994): Nieder- 1960 durch den Neuen Hauptbahn- Dieser „Ortsbauplan“ von 1889 zeigt, wie die Stadt über ihren mittelalterlichen Kern anlagen, z.B. den Prinz-Albrecht- sachsen – Vom Grenzland zum Land in der hof (den ehemaligen Ostbahnhof) (dunkelbraun im Plan) seit Mitte des 19. Jahrhunderts hinausgewachsen ist (hell- ersetzt. Heute beherbergt sein Emp- Park (rechts), die Teichanlagen Mitte. Folge 3: Braunschweig und das Land braun): Im Norden beginnend entstanden (im Uhrzeigersinn) die Nordstadt, das Öst- fangsgebäude, gemeinsam mit dem am Kloster Riddagshausen zwischen Harz und Heide. Joh. Heinr. Meyer liche Ringgebiet, Viewegsgarten-Bebelhof und das Westliches Ringgebiet. Die Teich- Hochhaus dahinter, die Landes- (oben) oder die Parkanlagen an Druckerei und Verlag, Braunschweig den Ufern der Oker. (beide Fotos: anlagen im Süden gehören zum Richmondpark. (Karte: Stadtarchiv Braunschweig) sparkasse. (Foto: Wais) Wiegand)

70 71 .. 32 Ostbraunschweigisches Hugelland

Literaturtipps: • NIEDERSÄCHSISCHE LANDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG (Hrsg.): Niedersachsen – Vom Grenzland zum Land in der Mitte. Folge 3: Braunschweig und das Land zwischen Harz und Heide. Joh. Heinr. Meyer Druckerei und Verlag, Braunschweig, 1994

• SCHMIDT-DÖHL, F.: Zwischen Harz und Heide. Berge, Höhenzüge und Landschaft. Wartberg Verlag, Ortsszene in Gardessen. Wie Gudensberg-Gleichen, 2010 in vielen landwirtschaftlichen • SLAWSKI, R.: Ostfalen. Landschaft zwischen Harz und Heide. Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden, 2007 Gunsträumen sind auch im Ostbraunschweigischen Hügel- land viele Bauernhäuser zwei- Zuckerrüben, wie hier bei Königslutter, lassen sich im Ostbraunschweigischen Hügelland dank geschossig erbaut. Typisch ist der nährstoffreichen Lössböden gut anbauen. Im Hintergrund der , der größte Höhenzug auch Ziegelverkleidung an der des Gebiets. (Foto: Wiegand) Wetterseite. (Foto: Wiegand)

Charakteristische Merkmale Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- .. schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein des Ostbraunschweigischen Hugellandes: Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, Zwischen den Dörfern (hier Groß Biewende) erstreckt sich eine weitläufige aus- •  Ähnlich wie die westlich anschließende „Braunschweig- Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen geräumte Ackerlandschaft. Wald wächst fast ausschließlich auf den Höhenzügen, z.B. auf der im Hintergrund. (Foto: Wiegand) Hildesheimer Lössbörde“ ist das Gebiet ein landwirt- in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) schaftlicher Gunstraum. Die Landschaft ist aber hügeliger und hat mehr Wald. •  Bei den ländlichen Siedlungen handelt es sich fast aus- nahmslos um enge Haufendörfer. Die meisten Bauern- häuser sind traufseitig erschlossen („Ernhäuser“) und Abbenrode liegt am Fuße des Elm-Höhenzugs. Unterhalb davon erstreckt sich die weiträumige Agrarlandschaft. (Foto: Wiegand) zumindest im Wohnteil zweigeschossig. Giebelseitig erschlossene „Niederdeutsche Hallenhäuser“ gibt es fast nur im äußersten Nordwesten des Gebietes. •  Zwischen den Haufendörfern erstreckt sich eine meist Sanft gewelltes Ackerland mit ausgeräumte Agrarlandschaft, allenfalls aufgelockert Wintergetreide; im Hintergrund durch einige Alleen oder Feldgehölze. der Oderwald. (Foto: Wiegand) •  Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Bei Schöningen wurde bis Alleen, Obstwiesen, Obstbaumreihen, Hecken, Feld- Typisch für das Ostbraunschwei- 2016 auf großer Fläche gehölze, Halbtrocken- bzw. Steppenrasen, Viehtriften, gische Hügelland sind enge Hau- Braunkohle im Tagebau Niederwälder, Dorfweiher, Feuerlöschteiche, Flachskuhlen, fendörfer wie Roklum. Oft sind sie gewonnen. Dabei hat Mergel-, Lehm- und Tongruben, Hohlwege, Meilen- und durch Lindenalleen miteinander man unzählige Artefakte Grenzsteine, Landwehren, Wölbäcker und Steinbrüche. verbunden. Die Bauernhäuser aus der Altsteinzeit gefun- scharen sich eng um die Kirche den, darunter die 300.000 und sind meist aus Ziegelsteinen Jahre alten Schöninger erbaut. (Foto: Küster) Vor allem nahe der Höhenzüge (hier Wobeck am Elm) sieht man auch Häuser aus Naturstein (rechts). Das an städtische Vorbilder Speere. (Foto: Piegsa) angelehnte Wohnhaus links zeugt vom bäuerlichen Wohlstand durch die fruchtbaren Lössböden. (Foto: Wiegand)

72 73 .. .. 33 Osnabrucker Hugelland Historische Kulturlandschaften Dieser einzeln liegende Vollerbenhof in -Uphausen ist einer der ältesten Höfe der Bauernschaft. Außer dem imposanten Wohnwirtschaftsge- landesweiter Bedeutung: .. bäude weist er zahlreiche Nebengebäude aus Fachwerk auf. (Foto: Wiegand) • Lechtinger Plaggeneschlandschaft (HK47 in Karte) • Streusiedlungslandschaft Hagen-Sudenfeld (HK48)

.. .. Charakteristische Merkmale des Osnabrucker Hugellandes: • Das Osnabrücker Hügelland besteht aus dem Wiehengebirge im Norden, dem Teutoburger Wald im Süden und der dazwischen liegenden Hase-Else- Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- Bissendorf-Astrup liegt am Fuße des Wiehen- Niederung. schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein gebirges. Wie bei vielen anderen Bauern- Zweiständer-Fachwerkhaus (rechts) mit Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, schaften des Osnabrücker Landes besteht • Zwischen den mitunter steilen Partien des Teutoburger Waldes und des Speicher (links) in Hagen-Sudenfeld. Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen ihr ältester Kern aus einer lockeren HoF- Wiehengebirges liegt überwiegend sanft gewelltes Gelände. Zu den (Foto: Wiegand) in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) gruppe (Drubbel). (Foto: Wiegand) natürlichen Höhenunterschieden kommen anthropogene wie Hohlwege, Steinbrüche, Halden, Plaggeneschkanten oder Plaggen- Im Wiehengebirge bei Literaturtipps: Bei Melle-Wellingholzhausen sorgen Bauern- matttäler (Plaggenabbaustellen). bestimmen Laubwälder und ein höfe in Einzellage für ein abwechslungsreiches • Anders als in den meisten anderen deutschen Mittel- welliges Bodenrelief das Land- • HERZOG, F.: Das Osnabrücker Land im 18. Landschaftsbild. Im Hintergrund der Teutobur- gebirgen gibt es im Osnabrücker Hügelland nicht nur schaftsbild. (Foto: Wiegand) und 19. Jahrhundert – eine kulturgeografi- ger Wald. (Foto: Wiegand) Haufendörfer, sondern auch Streusiedlungen mit vielen sche Untersuchung. Verlag Gerhard Einzelhöfen und kleinen lockeren Hofgruppen (Drubbel). Stalling, Oldenburg, 1938 • Die Bauernhöfe bestehen aus Haupthäusern im Stile • MEYER, B., MOHRMANN, W.-D., SEIFERT, A. des Niederdeutschen Hallenhauses und Nebengebäu- & WARNECKE, E.: Das Osnabrücker Land. den wie Scheunen, Ställen, Speichern, Steinwerken oder Herausgegeben von der Niedersächsischen Backhäusern. Man sieht viel Fachwerk, aber auch Massiv- Landeszentrale für politische Bildung in bauten aus Ziegel- oder Natursteinen. der Schriftenreihe „Landschaften Nieder- sachsens und ihre Probleme“. Meiners • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind und Elstermann, Osnabrück, 1988 Plaggenesche und Plaggenabbauflächen („Plaggen- matt“), Hohlwege und Alleen, Wassermühlen, Stautei- • WIEGAND, C.: Im Naturpark unterwegs – che, Gräben, Flachsrotten, Steinbrüche, Ton-, Sand- oder Die Bauernschaft Spuren historischer Landnutzung im Mergelkuhlen, Pingen, Stolleneingänge, Abraumhalden, aus der Luft; im Hintergrund Osnabrücker Land. Herausgegeben vom Landwehren, Grenzsteine, Grenzwälle, Schneitelbäume, Osnabrück. (Foto: Wiegand) Naturpark Nördlicher Teutoburger Wald Hofbäume, Hecken, Niederwälder, Obstwiesen, Erdkeller, [heute terraVita], Osnabrück, 2001 Hof- und Wegekreuze. Hinter einem Tränkewagen ragt steil die Acker- kante eines Plaggenesches auf. (Foto: Wiegand)

74 75 .. 34 Westfalisches Tiefland Die Böden des Westfälischen Tieflandes sind An vielen Gehöften sieht man Zeugnisse katholischen Glaubens wie Heili- überwiegend sandig. Spargel, wie hier bei genhäuschen, Hof- oder Wegekreuze. (Foto: Zietz) Schwege, gedeiht auf ihnen besonders gut. Als „Glandorfer Spargel“ hat er sich einen Namen gemacht. (Foto: Gemeinde Glandorf)

Charakteristische Merkmale des Westfalischen.. Tieflandes: • Nahezu ebenes Gelände mit viel Ähnlichkeit mit dem angrenzenden Blick über die Bauernschaft Strang, Bad Rothen- Münsterland in Nordrhein-Westfalen. Nach Nordosten in Richtung felde: Das Westfälische Tiefland wird vor allem „Osnabrücker Hügelland“ (Kleiner Berg, Teutoburger Wald) steigt das durch weites Ackerland, Bauernhöfe in Einzellage Gelände an. und kleine Bauernwäldchen geprägt. (Foto: Wiegand) • Das Gebiet wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Literaturtipps: Im Tiefland ist der Grundwasserstand von Natur aus hoch. Um Dank der vielen Hofbäume und Bauernwäldchen ähnelt die Böden zu entwässern und Ackerbau betreiben zu können, hat es der sogenannten „Westfälischen Parklandschaft“. • MEYER, B., MOHRMANN, W.-D., SEIFERT, A. man schon vor langer Zeit Gräben angelegt und natürliche Bäche Auch viele Hofnamen (etwa „Schulte“ oder „Schulze“) & WARNECKE, E.: Das Osnabrücker Land. (wie hier den Salzbach bei ) ausgebaut. (Foto: Zietz) muten münsterländisch an. Herausgegeben von der Niedersächsischen • Mit Ausnahme der (Kirch-) Dörfer handelt es sich bei Landeszentrale für politische Bildung in den ländlichen Siedlungen vor allem um Einzelhöfe. Die der Schriftenreihe „Landschaften Nieder- Bauernhöfe haben typischerweise viele Nebengebäude sachsens und ihre Probleme“. Meiners wie Speicher, Backhäuser, Remisen oder Grotten. und Elstermann, Osnabrück, 1988 Bauernhof aus Sandstein zwischen Bad • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Laer und . Der Teutoburger Wald • WIEGAND, C.: Im Naturpark unterwegs. Plaggenesche und Plaggenabbauflächen („Plaggen- (im Hintergrund rechts) zählt bereits zum Spuren historischer Landnutzung im matt“), Alleen, Wassermühlen, Stau- und Fischteiche, „Osnabrücker Hügelland“. (Foto: Wiegand) Osnabrücker Land. Herausgegeben vom Gräben und Flachsrotten, Ton-, Sand- oder Mergelkuh- Naturpark Nördlicher Teutoburger Wald len, Hof- und Wegekreuze, Grenzsteine und Grenzwälle, Hofeichen, einst ge- [heute terraVita], Osnabrück, 2001 Schneitelbäume, Hofbäume, Wall- und Feldhecken, pflanzt als Holzvorrat Weites Land bei Bad Laer in der Bauernschaft Aschendorf. (Foto: Wiegand) Niederwaldrelikte und Obstwiesen. für ein neues Fach- werkhaus, überragen ein Gehöft. (Foto: Zietz) Das Westfälische Tiefland ist eine beliebte Radfahrregion. (Foto: Gemeinde Glandorf)

76 77 35 Zentrales Weserbergland

Vom Rühler Weinberg aus blickt man über die Weser: Links die Rühler Schweiz, eine durch Obstbau und Viehbeweidung ge- prägte historische Kulturlandschaft; rechts Pegestorf mit seinem Flusswerder; im Hintergrund rechts liegt die Ottensteiner Hochebene. (Foto: Wiegand)

Im Jahre 1124 wurde Kloster Amelungsborn Wie hier in Großenwieden sind an mehreren als erstes Zisterzienserkloster Niedersach- Orten an der Weser Gierseilfähren im Ein- sens gegründet. Für die Entwicklung der Re- satz. Bei Touristen sind sie besonders beliebt. gion stellte es im Mittelalter eine wichtige Im Hintergrund sieht man das Weserge- Keimzelle dar. (Foto: Linnemann) birge mit der Schaumburg. (Foto: Touristik- zentrum Westliches Weserbergland) Charakteristische Merkmale des Zentralen Weserberglandes: • Mittelgebirgslandschaft, bei der die Höhenzüge meist bewaldet sind und die Senken dazwischen von fruchtbarem Ackerland dominiert werden. Grünland beschränkt sich auf feuchte Talauen und Mager- Ein Weideschuppen auf der Ottensteiner Hochebene inmitten einer abwechslungs- rasen auf einige Hänge der Höhenzüge. reichen Landschaft. Blumenwiesen, Äcker, Hecken und Einzelbäume zeichnen ein idylli- • Die breiten Täler von Weser, Hamel, Humme und Lenne sind wichtige sches Bild. Bei Sturm und Schnee ist es hier oben aber deutlich ungemütlicher als in den Entwicklungsachsen und dicht besiedelt. In den kleineren, abseitigen Tälern. (Foto: Wiegand) Tälern hat das Weserbergland dagegen einen ruhigen Charakter. Die Emmer schlängelt sich durch ihr gleichna- • Bei den ländlichen Siedlungen handelt es sich fast ausnahmslos um miges Tal, das – im Gegensatz zu den breiten enge Haufendörfer. Im Gegensatz zum Leinebergland sind die meis- Tälern von Weser, Hamel oder Humme – einen ten Bauernhäuser nicht trauf-, sondern giebelseitig erschlossen. fast historisch anmutenden Charakter auf- • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Schlösser und weist. Oben der Ort Hämelschenburg mit dem Herrensitze, mittelalterliche Höhenburgen bzw. deren Ruinen, Wüs- gleichnamigen Schloss: ein herausragendes tungen, Klöster und Stifte, historische Parkanlagen, Süntelbuchen, Zeugnis der Weserrenaissance. (Foto: Wiegand) Hohlwege, Steinplattenzäune, Steinbrüche, naturnahe Bach- und Flusstäler, Magerrasen, Obstwiesen und -alleen, Wassermühlen mit Mühlgräben, -teichen und -wehren, Brücken, Furten, Relikte von Wiesenbewässerungen, Solitärbäume, Gierfähren und Fährstellen, Terrassen- und Wölbäcker, Hude- und Niederwaldrelikte sowie Historische Kulturlandschaften Landwehren. landesweiter Bedeutung: • Burg Schaumburg und Umgebung (HK52 in Karte) Literaturtipps: • Gröninger Feld (HK53) • ELERT, S.: Das Weserbergland – die schönsten Bilder einer histo- • Emmertal (HK54) An mehreren Stellen ragen harte Kalksteine rischen Kulturlandschaft. Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden, 2006 • Rühler Schweiz (HK55) aus den Höhen des Weserberglandes heraus • ELERT, S. & MITZKAT, J.: Das Weserbergland – Bilder und Texte – wie hier am Hohenstein im Süntel. Der • Burgberg, Amelungsborn und Homburg (HK56) Nicht selten werden Feldwege von Obstbäu- aus einer erlebnisreichen Kulturlandschaft. Verlag Jörg Mitzkat, kalkhaltige Untergrund bietet artenreichen Der Blick vom Heiligenberg über Heyen zeigt ein typisches Stück Weserbergland: Zwischen bewaldeten, oft langgestreckten Höhenzügen (z.B. der Holzminden, 2010 • Holzbergwiesen (HK57) men begleitet, wie hier bei Bessinghausen. Buchenwäldern beste Bedingungen. (Foto: Ith im Hintergrund) dehnt sich fruchtbares Ackerland aus. Bei den darin eingebetteten ländlichen Siedlungen handelt es sich immer um enge (Foto: Wiegand) • Rüstungskomplex Hils (HK58) Wiegand) Haufendörfer. Kleine Weiler oder Einzelhöfe findet man allenfalls am Übergang zum Lippischen Bergland (Nordrhein-Westfalen). (Foto: Wiegand) • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft Oberweser. Verlag CULTURCON Medien, Heft 1/2011

78 79 36 Leinebergland Typisches Landschaftsbild des Leineberglandes Wie hier in Everode werden viele Bauerndörfer bei Brunkensen: bewaldete Höhenzüge (hier der von zweigeschossigen Fachwerkbauten mit Zie- Duinger Berg), gradlinige Waldränder, dichte Hau- gelfüllung geprägt. Auch die Kirche (links) wurde fendörfer und dazwischen siedlungsfreies Kultur- 1782 aus Fachwerk erbaut. (Foto: Wiegand) land. (Foto: Wiegand) Das 1911 im Bauhausstil errichtete Fagus-Werk in Alfeld ist seit 2011 eine UNESCO-Welterbestätte. (Foto: Wiegand)

Literaturtipps: • DREWS, P., BUSSE, G. u.a.: Kleine Landes- kunde Südniedersachsen. Herausgegeben vom Landschaftsverband Südniedersach- sen e.V. und der Arbeitsgemeinschaft für Historische Kultur- Immer wieder kann man im Leinebergland Südniedersächsische Heimatforschung e.V. landschaften landesweiter schöne Ausblicke genießen, wie hier z.B. auf das Holzminden, 2017 Bedeutung: kleine Dorf Wetteborn. (Foto: Wiegand) • KÖPP-GRÜNTHAL, C. & LIEBIG, S.: Eine Entdeckungsreise durch Südniedersachsen: • Rüstungskomplex Hils (HK58 in Leben zwischen Solling, Harz und Weser. Karte, liegt z.T. im „Zentralen Weser- Edition limosa, 2011 bergland“) • RÖSSING, R. & RÖSSING, R.: Weser- und • Protoindustrielandschaft Hilsmulde Charakteristische Merkmale Leinebergland: Die schönsten Landschaf- (HK59) des Leineberglandes: ten in Deutschland. Weidlich/Flechsig in • Niemetal mit Kloster Bursfelde (HK70, Verlagshaus Stürtz, Würzburg, 2000 • Abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft, die z.T. im „Solling, Bram und Kaufunger • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft mit dem Leinetal über eine starke Entwicklungsachse Wald „Hildesheim Leinebergland“. Verlag CUL- verfügt. TUR-CON Medien, Heft 3/2009 • Täler und fruchtbare Becken wechseln sich ab mit oft- mals steilen bewaldeten Bergzügen und Hochflächen. Bei den Erhebungen handelt es sich um aufgefaltete Gesteinsschichten. In der nördlichen Hälfte sind sie überwiegend lang und schmal, in der südlichen eher weiträumig. • Typisch sind Haufendörfer mit gut erhaltenen traditi- onellen Ortsbildern. Die meisten historischen Bauern- häuser sind traufseitig erschlossen und im Wohnteil Das Leinetal ist mit Göttingen, Einbeck, Alfeld (Foto) und Northeim zweigeschossig. Viele tragen an der Wetterseite eine der am dichtesten besiedelte Teil des Leineberglandes. Schon im Verkleidung aus Ziegeln. Nicht selten sieht man Mehr- Mittelalter bildete es eine wichtige Verkehrsader. (Foto: Wiegand) seithöfe. • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Hügelgräber, Felsüberhänge (Abris), Ackerterrassen, Hohlwege, vereinzelte Relikte von Nieder-, Mittel- und Hutewäldern, Meilerplätze, Pingen (v.a. vom Erzabbau) und Waldglashütten als Relikte der Frühindustrialisie- Fast ein Drittel des Leineberglandes ist von Wald bedeckt. Eines der größten zusammenhän- rung, ferner Schneitelbäume, Wölbäcker, Magerrasen, Bei Göttingen oder auch zwischen Markoldendorf und Einbeck (Foto links) weitet sich das Leinebergland auf und bildet ausgedehnte Becken. Vor allem genden Gebiete ist der Göttinger Wald. Zu seinen Füßen liegt Landolfshausen, ein typisches Trockenmauern und alte Steinbrüche. im nördlichen Teil sind die Täler aber schmaler, wie im Bild rechts bei Winzenburg. (Fotos: Wiegand) Haufendorf, umgeben von seiner Feldflur. (Foto: Wiegand)

80 81 37 Solling, Bram- und Kaufunger Wald Literaturtipps: Charakteristische Merkmale Historische Kulturlandschaften • BELERT, S. & MITZKAT, J.: Das Weserbergland – Bilder und Texte aus einer erlebnisreichen Kulturlandschaft. Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden, 2010 des Sollings, Bram- und landesweiter Bedeutung: Kaufunger Waldes: • KRUEGER, T., LINNEMANN, H. & MITZKAT, J.: Spurensuche in der Kulturland- •  Burgberg, Amelungsborn und Homburg schaft. Wirtschaftsförderung im Weserbergland vor 300 Jahren. Verlag Jörg • Extrem waldreiche Kulturlandschaft: (HK56 in Karte) (z.T. in 35 „Zentrales Weser- Mitzkat, Holzminden, 2013 60 % des Gebiets sind bewaldet, aber nur bergland“) 21 % landwirtschaftlich genutzt. • Holzbergwiesen (HK57) (z.T. in 35 „Zentrales • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft Oberweser. Verlag CULTURCON Medien, Heft 1/2011 • Schwache verkehrliche Erschließung. Zu Weserbergland“) den wenigen Entwicklungs-, Verkehrs- • Hochsolling (HK60) und Siedlungsachsen zählen die Auto- bahn A 7, die das Gebiet im Süden durch- • Reiherbachtal und Nienover (HK61) quert, und das Wesertal im Westen. • Niemetal und Kloster Bursfelde (HK70) In Hannoversch Münden vereinigen sich Fulda und Werra zur Weser. Schon früh erhielt die Stadt • Geringe Bevölkerungsdichte bei meist das Stapelrecht, wonach die auf den Flüssen transportierten Waren hier drei Tage lang gelagert abnehmender Tendenz. Die wenigen grö- • Hühnerfeld und Steinberg (HK71) und angeboten werden mussten. Der dadurch hervorgerufene Wohlstand hat ein prächtiges ßeren Orte (Holzminden, Hann. Münden, Fachwerkstadtbild entstehen lassen. (Fotos: Wiegand) Uslar und Dassel) liegen in fruchtbaren Auf den sanften Bergkuppen von Solling, Bram- und Kaufunger Wald wuchsen früher v.a. Tälern und Becken. Wo die von den Höhenzügen kommenden Bäche zu Tal Buchenwälder. Als sie im 18. Jahrhundert durch Waldweide, Holzernte und Köhlerei fast ver- • Das Gebiet verfügt über eine attraktive fließen, treten langgestreckte Wiesen an die Stelle der Wäl- schwunden waren, pflanzte man an ihrer Stelle schnellwüchsige Nadelholzforste. Noch immer der, wie das Hellental im Bild links (Foto: Zietz). Wer genau Landschaft, ist aber vergleichsweise bestimmen sie das heutige Landschaftsbild. Doch bei Neupflanzungen setzen die Förster wieder strukturschwach. Tourismus hat eine hinsieht, kann fast überall noch Reste früherer Wiesen- auf Laubhölzer. (Foto: Zietz) bewässerung finden: Mit Hilfe von Wehren (Foto unten: große Bedeutung. Ein Magnet ist der Hoppe) hat man das Bachwasser gestaut und zur Ertrags- Weserradweg. Ein Bohlenweg führt durch das Naturschutzgebiet „Hühnerfeld“ im Kaufunger Wald. steigerung über die Wiesen rieseln lassen – weniger aus • Typische historische Kulturlandschafts- Jahrhunderte lang haben Bauern aus dem Tal die moorige Hochfläche zur Waldwei- Wassermangel, als vielmehr, um sie im Frühjahr schneller elemente sind schmale Wiesentäler, de genutzt. So entstand eine lichte Heide- und Moorlandschaft. Um sie zu erhalten, vom Schnee zu befreien und mit den Schwebstoffen des (Gierseil-)Fähren, Fischerdörfer und lässt man dort wieder Rinder und Pferde weiden. (Foto: Zietz) Bachwassers zu düngen. Treidelpfade an der Weser, Glashütten, (Bunt-)Sandsteinbrüche und Meiler- plätze in den Wäldern, Feldscheunen, Hudewälder, Eichen- und Schnatbuchen- alleen, Natursteinmauern, Hochmoore (auf den Bergkuppen), Wassermühlen Blick über die Weser zum Kloster Bursfelde, dahinter der Bramwald. (Foto: Wiegand) und Sägewerke mit Mühlgräben, -tei- chen und -wehren, Fachwerkhäuser mit Sandsteinplatten als Dachdeckung und Wandverkleidung, Hügelgräber, Kirchen, Immer wieder verengt sich das Klöster, Schlösser, Burgen und Wüstun- Wesertal und die bewaldeten gen, historische Altstädte und aufgege- Berge rücken nah an den Fluss bene Bahnlinien. heran. Das Bild zeigt das Vorwerk des Klosters Hilwartshausen (ver- deckt im Vordergrund), rechts da- Neuhaus im Hochsolling entwi- hinter Volkmarshausen und den ckelte sich im 17. Jahrhundert zu Bramwald. (Foto: Wiegand) einem Zentrum der Pferdezucht. Um die Koppeln zu unterteilten, errichtete man kilometerlange Trockenmauern aus Buntsand- stein. (Foto: Zietz)

82 83 38 Innerstebergland

Charakteristische Merkmale des Innersteberglandes: • Dem Harz vorgelagerte Mittel- gebirgslandschaft mit sanften bewaldeten Höhenzügen (mitunter Magerrasen infolge früherer Allmen- dewirtschaft) und fruchtbaren, meist ackerbaulich genutzten Becken. • Auf vielen Bergen thront eine mittel- alterliche Burg(ruine), die früher die pfortenartigen Täler zwischen den Höhenzügen sichern sollte. • Das Gebiet orientiert sich traditionell zur alten Bischofsstadt Hildesheim hin, seit dem 20. Jahrhundert auch zum Industrieraum Salzgitter. Blick über fruchtbares Kulturland auf Baddeckenstedt, im Hintergrund links die Lichtenberge, rechts der Elber-Berg. (Foto: Piegsa) • Bei den ländlichen Siedlungen han- delt es sich um enge Haufendörfer mit traufseitig erschlossenen Bauern- Das Innerstebergland ist häusern (im Gegensatz zur nördlich stark gekammert durch anschließenden Börde), oft mit Wet- viele kleinere und größere .. terschutz (typisch für Harznähe). Höhenzüge. Durch die da- • Typische historische Kulturland- zwischen liegenden „Pfor- Labyrinth im ehemaligen Zisterzienserkloster Marienrode. (Foto: Zietz) schaftselemente sind Nieder-, Mittel- ten“ verliefen im Mittel- und Hutewaldreste, Schneitelbäume, alter wichtige Handels- Magerrasen, Feldhecken, Feldholzin- wege, die durch Burgen seln, Obstwiesen und -alleen sowie gesichert waren. Die Feste Einzelgehölze, Wölbäcker, Hügelgräber, Wohldenberg z.B. wurde Hohlwege, Trockenmauern, alte Stein- 1172 erstmals urkundlich brüche, Burgen, Mühlen und Brücken. erwähnt. Im Hintergrund sieht man das Dorf und den Westberg. (Foto: Schöner Ausblick über Jerze ins Bockene- Wiegand) mer Becken. Die fruchtbare Landschaft bildet den Kern des historischen Territo- Historische Kulturlandschaften riums Ambergau. (Foto: Wiegand) landesweiter Bedeutung: • Klosterlandschaft Marienrode (HK63 in Karte) Literaturtipp: • „Ornamental Farm“ Söder und Derneburg (HK64) • Nehler, H.: Die Innerste – Ansichten Die Innerste gibt der hügeligen und Geschichte einer Flusslandschaft, Landschaft ihren Namen. Wie Gerstenberg-Verlag, 2010 hier bei Langelsheim wird sie Westerlinde ist ein typisches enges Haufendorf. Es liegt am Fuße meist von Gehölzen und Wie- der Lindenberge, einem Teil des Salzgitter-Höhenzuges, am nördli- In Derneburg (hier das Schloss) und Söder wird die Landschaft ge- senland begleitet. (Foto: Piegsa) chen Rand des Innersteberglandes. (Foto: Hoppe) prägt von herrschaftlichen Gebäuden und Parkanlagen. (Foto: Zietz)

84 85 .. 39 Nordliches Harzvorland Weddingen ist ein typisches Dorf Charakteristische Merkmale im Nördlichen Harzvorland: Die .. Bauernhäuser stehen dicht bei- des Nordlichen Harzvorlandes: einander, sind meist aus Ziegel- • Fruchtbare Bördenlandschaft, die seit jeher stark zum Harz hin stein erbaut und werden von orientiert ist: Von der Pfalz Werla aus wurden die Erzvorkom- üppigem Baumbestand fast ver- men gesichert und im gesamten Gebiet Nahrungsmittel für deckt. (Foto: Wiegand) die Bergleute produziert. • Die Schließung der meisten Harzbergwerke Ende des 19. Jahr- hunderts, des KaIiwerks Vienenburg 1930 und die Randlage durch die deutsche Teilung bereiteten der Region Schwierig- keiten. Einen wirtschaftlich positiven Einfluss haben der erstarkende Harztourismus und die Nähe zum Großraum Braunschweig.

Der Bahnhof von Vienenburg ist eine • Bei den ländlichen Siedlungen handelt es sich um enge Hau- Literaturtipps: Pilgerstätte für Eisenbahnfans. Das 1838 fendörfer. Die Bauernhäuser sind oft zweigeschossig erbaut, giebelseitig erschlossen und an der Wetterseite verkleidet. • NIEDERSÄCHSISCHE LANDESZENTRALE FÜR bis 1840 erbaute Empfangsgebäude ist POLITISCHE BILDUNG (Hrsg.) (1994): Nieder- das älteste noch in Betrieb befindliche • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Reste von sachsen – Vom Grenzland zum Land in der Mitte. Deutschlands. (Foto: Wiegand) Nieder-, Mittel- und Hutewald, Schneitelbäume, Alleen, Grab- hügel, Wölbäcker, Trockenmauern, alte Steinbrüche, Schwer- Wie alle Harzrandstädte beruht auch Goslars historische Bedeutung auf dem Erz- Folge 3: Braunschweig und das Land zwischen metallrasen in den Flussauen der Oker als Folge des Harzer abbau im Harz. Hier blickt man vom Rammelsberg über die Stadt hinweg aufs Nörd- Harz und Heide. Joh. Heinr. Meyer Druckerei und Bergbaus, Arbeitersiedlungen des Kalibergbaus, kleinflächige liche Harzvorland mit seinen kleineren Höhenzügen am Horizont. (Foto: Piegsa) Verlag, Braunschweig Die Oker bei Vienenburg. Das grobe Sediment im Magerrasen als Überreste alter Viehtriften, Dorfweiher und Blick über Immenrode. Wie so oft im Flussbett zeigt die starke Strömung des Harzflusses • SCHMIDT-DÖHL, F. (2010): Zwischen Harz und Feuerlöschteiche, Flachskuhlen, Ton-, Lehm- und Sandgruben, Nördlichen Harzvorland bildet der Harz an. (Foto: Wiegand) Heide. Berge, Höhenzüge und Landschaft. Wart- den Horizont. (Foto: Piegsa) Meilen- und Grenzsteine, Landwehren und Hohlwege. berg Verlag, Gudensberg-Gleichen • SLAWSKI, R. (2007): Ostfalen. Landschaft zwischen Harz und Heide. Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden

Von der Pfalz Werla aus hatte man den Harz im- mer gut im Blick. Die Pfalz stellte im 10. Jahrhun- dert die größte Burganlage Niedersachsens dar und sollte die wertvollen Erzvorkommen im Harz sichern. Mit dem Bau der Kaiserpfalz in Goslar verlor sie ihre politische Bedeutung und fiel im 14. Jahrhundert schließlich wüst. Heute sind ihre Mauern teilweise rekonstruiert. (Foto: Weber) Die Böden des Nördlichen Harzvorlandes (hier beim Immenrode) sind Blick vom Harly zum Königsberg: Stellenweise ist das Nördliche fruchtbar und werden intensiv ackerbaulich genutzt. (Foto: Piegsa) Harzvorland durchaus hügelig. (Foto: Wiegand)

86 87 40 We st h a rz Von den Hahnenkleeklippen aus hat man einen typischen Ausblick über den Hochharz: Weite Fichtenwälder prägen hier die Landschaft; dazwischen sieht man einzelne Wiesen und fast kei- Historische Kulturland- ne Siedlungen. (Foto: Zietz) schaften landesweiter Bedeutung: • Rammelsberg (HK65 in Karte) Während man in den anderen Harzer Bergwerken spätestens im • Oberharzer Bergbaulandschaft um 19. Jahrhundert den Betrieb einstellte, wurde am Rammelsberg Clausthal-Zellerfeld (HK66) bei Goslar noch bis 1988 Erz gewonnen. Damit endete die über 1.000 Jahre alte Harzer Bergbaugeschichte. (Foto: Piegsa) • Harzer Bergwiesen um Zorge (HK68)

Ohne den Menschen wären große Teile des Harzes ein Buchenwald. Die Bergwiesen des Harzes, hier bei Clausthal, gehen auf die Viehhaltung der früheren Berg- Doch wegen des großen Holzbedarfes der Bergwerke wurden viele Bu- leute zurück, die Kühe und Ziegen zur Selbstversorgung hielten. Die Bergwiesen dienten chenwälder im Lauf der Zeit durch Fichtenforste ersetzt. Windbruch, Charakteristische Merkmale des Westharzes: ausschließlich der Erzeugung von Winterfutter, die Beweidung fand im Wald statt. Rassen Trockenheit und vor allem Borkenkäfer setzen ihnen zu. (Foto: Zietz) wie das „Harzer Rote Höhenvieh“ oder die „Harzer Ziege“ waren an das raue Klima ange- • Kulturlandschaft mit extrem viel Wald, überwiegend Fich- passt. Bauernhöfe im eigentlichen Sinne gab und gibt es im Westharz nicht. (Foto: Zietz) tenforste. Landwirtschaft findet seit jeher allenfalls im Ne- benerwerb statt. Davon zeugen die Oberharzer Bergwiesen. Literaturtipps: • Der Westharz ist geprägt durch Spuren des historischen Bergbaus. Herausragend sind die Zeugnisse des Oberharzer • BEI DER WIEDEN, B. & BÖCKMANN, T. Wasserregals mit ihren vielen Stauteichen und kilometer- (Hrsg): Atlas vom Kommunionharz in langen Kanälen. Zusammen mit dem Kloster Walkenried historischen Abrissen von 1680 und aktu- zählen sie zur UNESCO-Welterbestätte „Bergwerk Ram- ellen Forstkarten. Hahnsche Buchhand- melsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirt- lung, 2010. schaft“. • BROSIUS, D., KRAH, C., MEIBEYER, W., • Auch die Entstehung der Siedlungen geht ausnahmslos auf STORCH, D. & WISWE, M.: Der Harz. Heraus- den Bergbau zurück. Kleine zweigeschossige Arbeiterhäuser gegeben von der Niedersächsischen Lan- mit hölzerner Wandverkleidung (Wetterschutz) sind typisch deszentrale für politische Bildung in der und prägen die Orte. Schriftenreihe „Landschaften Niedersach- sens und ihre Probleme“. Braunschweig, • Nach Schließung der meisten Bergwerke im 19. Jahrhundert 1990 hat sich im Harz der Tourismus als wichtigster Wirtschafts- faktor entwickelt. • HOPPE, A.: Das Oberharzer Wasserregal als bedeutender Teil der Harzer Kultur- • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind landschaft.– Berichte der Reinhold-Tüxen- Stau- und Flößteiche, Talsperren, Wasser- und Flößgräben, Gesellschaft 26: 87-96. Hannover, 2014 Dämme und Aquädukte, Pingen und Stollenmundlöcher, Der Johann-Friedrich-Teich bei Clausthal (Foto: Zietz) ist einer von rund 120 Stauteichen des Ober- Wasserlösungsstollen, Schachtanlagen und Halden (z.T. mit harzer Wasserregals. Hinzu kommen über 500 km Gräben wie im Bild rechts der Ringer Graben Schwermetallrasen), Steinbrüche, Bergstädte und Kleinsied- Die typischen Wohnhäuser der Bergmannsfamilien sind bei Zellerfeld. Auf die gemauerten Bögen legte man im Winter Fichtenreisig, um ein Zufrieren zu lungen mit harztypischer kleindimensionierter Bebauung, zweistöckig, traufseitig erschlossen und zum Schutz ge- Blick vom Maltermeisterturm am Bergwerk Rammelsberg zur verhindern (Foto: Hoppe). Dieses ausgeklügelte Teich-Graben-System, das in seiner Entstehung Stabkirchen, Bergwiesen, Hohlwege und Altstraßen. gen das raue Wetter mit Brettern verschalt, wie hier in Granetalsperre. Im Hintergrund sieht man Langelsheim, wo der auf das Zisterzienserkloster Walkenried zurückgeht, trieb die vielen Wasserräder, Pochwerke, Lautenthal. (Foto: Wiegand) „Westharz“ ins „Nördliche Harzvorland“ übergeht. (Foto: Piegsa) Fahrkünste und Gebläse der Bergwerke an.

88 89 .. 41 Sudwestliches Harzvorland / Gipskarst Historische Kultur- Der Erzreichtum des Harzes hat an seinem Rand viele Metallindustrie- betriebe entstehen lassen. Nicht wenige sind mittlerweile aufgege- landschaften landes- ben worden, wie die Königshütte in Bad Lauterberg. (Foto: Wiegand) Charakteristische Merkmale weiter Bedeutung: des Sudwestlichen.. Harzvor- • Hainholz (HK67 in Karte) landes / Gipskarst: • Walkenrieder Kloster- und • Schmaler Gürtel entlang des westlichen Gipskarstlandschaft (HK69) und südlichen Harzrandes, der an vie- len Stellen durch Kalkgestein, oftmals Gips, geprägt ist. Die Weichheit des Ge- steins hat zahlreiche Höhlen, Erdfälle, Dolinen, Bachschwinden, Karstquellen und eine bewegte Geländeoberfläche entstehen lassen. • Wegen der reichen Erzvorkommen im Harz wurden im Harzvorland jahrhun- dertelang zahlreiche Erzhütten und Literaturtipps: metallverarbeitende Industrien betrie- • ALFRED TOEPFER AKADEMIE FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.): Gips- ben. Daher ist der Harzrand für einen karstlandschaft Südharz – aktuelle Forschungsergebnisse ländlichen Raum relativ dicht besiedelt. und Perspektiven. NNA-Berichte 11(2), 1998. • Bei den ländlichen Siedlungen handelt • BROSIUS, D., KRAH, C., MEIBEYER, W., STORCH, D. & WISWE, es sich ausnahmslos um enge Haufen- An vielen Stellen kann man Do- Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- M.: Der Harz. Herausgegeben von der Niedersächsischen dörfer. Die Bauernhöfe sind durchweg linen und Erdfälle entdecken. schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein Landeszentrale für politische Bildung in der Schriftenreihe von der Traufseite her erschlossen und An mehreren Stellen treten Gipskarstfelsen imposant zu Tage, wie hier in Osterode-Katzenstein. Um ihre Zu- Sie sind durch unterirdische Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, „Landschaften Niedersachsens und ihre Probleme“. v.a. im Wohnteil meist zweigeschossig. kunft gibt es Uneinigkeit: Naturschützer sehen in ihnen herausragende und schützenswerte Geo- und Biotope, Auswaschungen, Einbrüche Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen Braunschweig, 1990 Wegen der vielen Niederschläge am andere abbauwürdige Rohstoffvorkommen. (Foto: Wiegand) und Absackungen des weichen in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) Fuße des Mittelgebirges sind viele • JÜRGENS, K.-H. & NEUMANN-ADRIAN, M.: Südharz. In Kalkgesteins entstanden. (Foto: Häuser an der Wetterseite verkleidet. Wie in Pöhlde gab es früher rund um den Harz mehrere Königspfalzen, die zum Schutz der dortigen Erzvorkom- Deutschlands Mitte. Landkreis Osterode am Harz. Verlag Wiegand) men beitragen sollten. Neben der Pfalz gründete man später ein Benediktinerkloster, an dessen Stelle heute die Kommunikation und Wirtschaft, Oldenburg (Oldb.), 1990 • Typische historische Kulturlandschafts- Pöhlder Kirche steht. (Foto: Wiegand) elemente sind Hügelgräber, Felsüber- hänge (Abris), Wüstungen, Wölbäcker, Hohlwege, Steinbrüche, Tagebaue, Ab- Im karstigen Untergrund des Harzvorlandes versickert das viele raumhalden, Meilerplätze, Stauteiche Wasser, das den Harz hinunterfließt. Anderorts tritt es als Quelle und -gräben, Wassermühlen, Höhlen, wieder aus. Am bekanntesten ist die auf der Grenze zum „Unter- Schneitelbäume, Hecken, Alleen, Nie- Die Lössböden des Harzvorlan- “ liegende Rhumequelle, die zu den ergiebigsten Karst- der-, Mittel- oder Hutewälder, Trocken- des sind so fruchtbar, dass sich quellen Mitteleuropas zählt. (Foto: Hoppe) mauern, Erdkeller, Triften, Magerrasen, die Bauernhöfe zu dichten Hau- Burgen, Landwehren und Grenzsteine. fendörfern zusammenballen, um keinen wertvollen Ackerbo- den zu verschwenden. Dazwi- schen erstreckt sich intensiv ge- nutztes Ackerland. Und immer bildet der Harz einen markanten Horizont. (Foto: Wiegand)

Hainholz ist der Name einer Landschaft südlich von Osterode. Aufgrund zahlreicher Karst-Einbrüche ist sie Barbis zeigt ein typisches historisches Ortsbild des Südwestlichen derart wellig, dass große Teile davon nie in Ackerland überführt wurden, sondern Grünland geblieben sind. Harzvorlandes: Traufseitig erschlossene zweigeschossige Bebauung (Foto: Zietz) aus Fachwerk, oftmals mit Wetterschutzverkleidung. (Foto: Wiegand)

90 91 42 Untereichsfeld Duderstadt ist der Hauptort des Untereichsfeldes. Seine Altstadt mit dem prächtigen Rathaus, der St. Cyriakuskirche (Foto rechts) und den schönen Fachwerkhäusern blieb im Krieg unzerstört. Bekannt ist die Stadt auch für ihre Gärten (Foto links), die außerhalb der historischen Befestigungsanlagen die Altstadt umgeben. (Fotos: Wiegand)

Literaturtipps: Blick vom Euzenberg über die „Goldene Mark“, • HARTEISEN, U., HOPPE, A., KÜSTER, H., MÜLLER, T.W., das fruchtbare Kernland des Untereichsfeldes. PORADA, H.T., WUCHERPFENNIG, G. (Hrsg.): Das Eichsfeld. (Foto: Wiegand) Eine landeskundliche Bestandsaufnahme. Landschaften in Deutschland Band 79. Wien, Köln, Weimar (Böhlau), 2018. • HAUFF, M. & EBELING, H.-H.: Duderstadt und das Unter- eichsfeld. Lexikon einer Landschaft in Südniedersachsen. Charakteristische Merkmale des Untereichsfeldes: Verlag Mecke, Duderstadt, 1996 • Das (Unter-)Eichsfeld gehörte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zum Kurfürstentum Mainz • NIEDERSÄCHSISCHE LANDESZENTRALE FÜR POLITISCHE und bildete dadurch eine katholische Enklave, umgeben von protestantischem Gebiet. Die BILDUNG (Hrsg.): Niedersachsen – Vom Grenzland zum jahrhundertelange Insellage ließ eine starke Identität entstehen, die bis heute fortwirkt. Land in der Mitte. Band 6: Das Eichsfeld. Ein deutscher • Im Gegensatz zum Anerbenrecht im übrigen Niedersachsen galt hier die Realteilung. Grenzraum. Merke Druck und Verlag, Duderstadt, 2002 Kleinere Bauernhöfe und Felder waren die Folge, was man in der Landschaft stellenweise noch erkennen kann. • Das Untereichsfeld bildet eine von waldbedeckten Höhenzügen eingerahmte Beckenland- schaft mit dem Seeburger See, dem größten See Südniedersachsens, im Zentrum. Dank mächtiger Lössauflagen ist das Untereichsfeld ein landwirtschaftlicher Gunstraum, v.a. die „Goldene Mark“ nordwestlich von Duderstadt. Symbole katholischen Glau- • Bei den ländlichen Siedlungen handelt es sich um enge Haufendörfer mit zweigeschossigen bens sieht man im Unter- Fachwerk- oder Ziegelbauten. Bei den Bauernhöfen sind Wohnung, Stall und Scheune vonein- eichsfeld oft: Oben z.B. ein ander getrennt. Nicht selten sieht man Hausdurchfahrten. Die Häuser sind stets quer erschlos- Prozessionsweg bei Imminge- sen, haben also den Haupteingang an der Traufseite. rode, rechts ein Bildstock bei • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind z.B. Wegekreuze, Bildstöcke, Feldhecken, Langenhagen. Feldholzinseln, Magerrasen, Obstwiesen/Obstbaumalleen, Einzelgehölze, Relikte von Nieder-, (Fotos: Wiegand) Mittel- und Hutewald, Schneitelbäume, Wölbäcker, Landwehren, Hohlwege, Trockenmauern, Zweigeschossige und oft recht kleine alte Steinbrüche, Wassermühlen mit Mühlteichen und -gräben sowie Fischteiche. Fachwerkhäuser prägen die Dörfer des Untereichsfeldes, hier z.B. in Gerblinge- Je stärker das Bodenrelief, desto abwechslungsreicher die Landschaft: Das Foto von Immingerode zeigt das typische Bild einer rode. (Foto: Wiegand) Hügellandschaft mit Dorf, Feldern, kleinen Wäldern, Bachtälern, Feldgehölzen und Hecken. (Foto: Wiegand)

92 93 Literaturtipps Impressum / Bildnachweise KÜSTER, H.: Landesverwaltungsamt – Landesvermes- I mpre ssu m Fotonachweis Die Kulturlandschaften Niedersachsens Geschichte der Landschaft in Mitteleu- sung, Hannover, 1977 Titel ropa. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart. Herausgeber: Autor / Bildredaktion: Sie möchten mehr erfahren über die niedersächsischen Kulturlandschaften? Dann SEEDORF, H. H. & MEYER, H.-H.: großes Foto: Blick über die Kulturlandschaft „Untereichsfeld“ zum „Westharz“ (Wiegand) sei Ihnen – neben den Literaturtipps in den jeweiligen Kulturlandschaften-Kapiteln – Verlag C.H. Beck, München, 1999 Niedersächsischer Heimatbund e. V. Christian Wiegand, Büro Kulturland- Landeskunde Niedersachsen, Band I: His- kleines Foto: Bauernhof in Backemoor, Kulturlandschaft „Emsmarschen“ (Sander-Seyfert) die folgende Literatur empfohlen: (NHB), An der Börse 5-6, 30159 Hannover schaft und Geschichte, Hannover KÜSTER, H. & VOLZ, W.: torische Grundlagen und naturräumliche Rückseite Natur wird Landschaft – Niedersachsen. Ausstattung und Band II: Niedersachsen ANDREAS, M. & FISCHER, N.: ELLENBERG, H.: Kulturlandschaft „Allerniederung“ bei Rethem (Zietz) zu Klampen Verlag, , 2005 als Wirtschafts- und Kulturraum. Wach- Die Elbe. Über den Wandel eines Flusses Bauernhaus und Landschaft in ökologi- Klinkerpflasterstraße bei Terhalle, Kulturlandschaft „Nordseemarschen“ (Zietz) holtz Verlag, Neumünster, 1992 bzw. 1996 Bauernhof in Hagen (Teutoburger Wald), Kulturlandschaft „Osnabrücker Hügelland“ (Wiegand) vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart. scher und historischer Sicht, Ulmer Verlag, KÜSTER, H.: Alle weiteren Fotos: siehe Bildunterschriften Herausgegeben vom Landschaftsverband Stuttgart, 1990 Die Elbe. Landschaft und Geschichte. Ver- WIEGAND, C.: Stade, Universitätsverlag, Leipzig, 2018 lag C.H. Beck, München, 2007 Spurensuche in Niedersachsen - Histori- Fachliche Begleitung: • Fabian Wais (Oberste Landesplanungs- FANSA, M. (Hrsg.): Der NHB bedankt sich bei den nachfolgenden Urhebern, ihre Fotos bzw. Abbildungen sche Kulturlandschaftsteile entdecken: behörde) verwenden zu dürfen: BEHRE, K.-E.: Vom Eise befreit. Geest – reiche Geschichte Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB, KÜSTER, H.: Anleitung und Glossar. Schlüthersche Ver- Kleine historische Landeskunde des Elbe- auf kargem Boden. Schriftenreihe des vertreten durch • Prof. Dr. Hans Hermann Wöbse • Dr. Andreas Eiynck (Emslandmuseum • Dr. Ronald Olomski Niedersachsen. Bausteine einer Landes- lag und Druckerei. – Hannover, 2. Auflage Weser-Raumes. Herausgegeben vom Land- Landesmuseums für Natur und Mensch, kunde. Wachholtz-Verlag, 2018 Lingen) • Günter Piegsa, 2005 • Florian Friedrich (Büro Friedrich) sowie: schaftsverband der ehemaligen Herzogtü- Heft 25. Isensee Verlag, Oldenburg, 2002 • Dr. Jutta Engbers Geschichtsverein Goslar e.V. mer Bremen und Verden, Stade, 1994 LEERHOFF, H.: WIEGAND, C.: • Alexander Harms (NLWKN) • Dr. Jutta Engers (Fachgruppe FANSA, M. (Hrsg.): • Fürstliche Schlossverwaltung • Harald Platte, Büro Bosch & Partner Niedersachsen in alten Karten. Eine Aus- Das Dorf und die Landschaft – Wie Sie his- Niederdeutsch des NHB) BEHRE, K.-E.: Kulturlandschaft Marsch. Natur – Ge- • Axel Heinze Bückeburg wahl von Karten des 16. bis 18. Jahrhun- torische Kulturlandschaftselemente ent- • Rundlingsverein e.V. Landschaftsgeschichte Norddeutschlands. schichte – Gegenwart. Schriftenreihe des (Museum Leben am Meer Esens) • Dr. Ernst Gehrt (Nds. Landesamt für • Dr. Ernst Gehrt, LBEG derts aus den niedersächsischen Staats- decken und im Niedersächsischen Lan- • Dr. Georg Römhild Umwelt und Siedlung von der Steinzeit Landesmuseums für Natur und Mensch, archiven. Wachholtz Verlag, Neumünster, Bergbau, Energie u. Geologie, LBEG) deswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ • Dr. Franz Höchtl • Gemeinde Glandorf bis zur Gegenwart. Wachholtz Verlag, Heft 33. Isensee Verlag, Oldenburg, 2005 1995 • Susanne Sander-Seyfert berücksichtigen können. Herausgegeben (Biosphärenreservat Nds. Elbtalaue) • Dr. Volker Gläntzer (Fachgruppe • Dr. Volker Gläntzer Neumünster, 2008 • Barbara und Dr. Eckhardt Schmatzler HAUPTMEYER, C.-H.: vom Nds. Heimatbund, Hannover, 2014 Denkmalpflege des NHB) PISCHKE, G.: • Dr. Ansgar Hoppe • Dr. Michael Haverkamp BEHRE, K.-E.: Niedersachsen. Landesgeschichte und • Dr. Julia Schulte to Bühne Historischer Handatlas von Niedersach- WIEGAND, C.: (Naturpark Solling-) • Dr. Michael Haverkamp (Emsland Moormuseum, Fotoarchiv Ostfriesland. Die Geschichte seiner Land- historische Regionalentwicklung im sen. Herausgegeben vom Institut für His- Kulturlandschaftsräume und historische (Emsland Moormuseum) • Martin Stöber schaft und ihrer Besiedlung. Brune-Mett- Überblick. Herausgegeben von der Nieder- • Prof. Dr. Hansjörg Küster • Axel Heinze torische Landesforschung der Universität Kulturlandschaften landesweiter Bedeu- • Martin Strohmann cker Druck- und Verlagsgesellschaft, Wil- sächsischen Landeszentrale für politische (Leibniz Universität Hannover) • Prof. Dr. Karl-Heinz Hauptmeyer • Dr. Ansgar Hoppe Göttingen. Wachholtz-Verlag, Neumüns- tung in Niedersachsen – Landesweite helmshaven, 2014 Bildung. Isensee Verlag, Oldenburg, 2004 (Fachgruppe Geschichte des NHB) • Touristikzentrum ter, 1989 • Birgit Janknecht, Naturpark Hümmling Erfassung, Darstellung und Bewertung. • Dr. Hilko Linnemann Westliches Weserbergland DANNEBECK, S.: INSTITUT FÜR HISTORISCHE LANDESFOR- Naturschutz und Landschaftspflege in (Landkreis Holzminden) • Klaus Hermann (Fachgruppe Natur- • Tobias Keienburg, SCHRADER, E.: • Heiner Unkel, Schutzgemeinschaft Landschaftsprägend. Historische Kultur- SCHUNG DER UNIVERSITÄT GÖTTINGEN: Niedersachsen, Band 49, Hannover, 2019 und Umweltschutz des NHB) Biosphärenreservat Nds. Elbtalaue Die Landschaften Niedersachsens – Bau, • Dr. Ronald Olomski (NHB) Wallheckenlandschaft Leer e.V. landschaften im Nordwesten entdecken. Historisch-landeskundliche Exkursions- Bild und Deutung der Landschaft. Ein topo- ZEITSCHRIFT Niedersachsen – diverse The- • Heinz Kosanke (Landkreis Cloppenburg) • Hans-Jürgen Kelm, Isensee Verlag, Oldenburg, 2008 karte von Niedersachsen, diverse Teile. • Wolfgang Volz graphischer Atlas. Herausgegeben vom menhefte, erschienen im Verlag CULTUR- • Susanne Sander-Seyfert Biosphärenreservat Nds. Elbtalaue Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld, Niedersächsischen Landesvermessungsamt (Bürogemeinschaft S4) • Thomas Krueger (NHB). • Fabian Wais DREWS, P., BUSSE, G. u.a.: CON Medien, Berlin • Brigitte Königstedt, diverse Jahre Hannover, diverse Auflagen, 1954 bis 1970 Kleine Landeskunde Südniedersachsen. Biosphärenreservat Nds. Elbtalaue • K.-F. Weber, Rotenkamp ZIPF, G. (Hrsg.): Herausgegeben vom Landschaftsverband KAEMLING, W.: Karten: Alle Karten (außer S. 6) aus WIEGAND (2019). Kartengrundlagen: Auszug aus SEEDORF, H. H.: An Weser und Leine. Theiss Verlag/Wissen- • Prof. Dr. Hansjörg Küster • Christian Wiegand Südniedersachsen e.V. und der Arbeitsge- Atlas zur Geschichte Niedersachsens, den Geobasisdaten des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Topographischer Atlas Niedersachsen und schaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, • Hans-Jürgen Zietz meinschaft für Südniedersächsische Hei- 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Niedersachsen, 2019 • Dr. Hilko Linnemann Bremen. Eine Landeskunde in 111 Karten. 2015 matforschung e.V., Holzminden, 2017 Holtzmeyer Verlag, Braunschweig, 1995 • NLD – Niedersächsisches Landesamt Herausgegeben vom Niedersächsischen Gestaltung und Realisierung: ravi-Design, Hameln, 2020 (Auflage: 3.000 St.) für Denkmalpflege, Abteilung B

94 95 Die Kulturlandschaften Niedersachsens ISBN 978-3-9816980-3-9