interstellarum 87 | April/Mai 2013 fokussiert

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BUCHTIPP Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Kometen 2013 könnte ein Kometenjahr werden: Zwei helle Schweifsterne befinden sich auf Eine Einführung für dem Weg zu uns! Ab dem 10. März taucht Komet PANSTARRS über unserem Horizont Hobby-Astronomen auf. Nach letzten Informationen vor der Drucklegung dieses Heftes Mitte Februar wird er dabei eine Helligkeit von etwa +2m erreichen – PANSTARRS ist damit kein beein- druckend helles Objekt, dürfte aber gut mit bloßem Auge zu sehen sein. Ausführliche Informationen und Aufsuchkarten finden Sie in diesem Heft bei der Übersicht der Him- melsereignisse (Seite 18) und der Rubrik Kometen aktuell (Seite 24).

Potential zu einem wirklich großen Kometen verspricht ISON, der ab Oktober an unserem Himmel zu sehen sein wird und von Ende November bis Weihnachten als riesi- ger Schweifstern am Firmament stehen könnte – wir werden ab Ausgabe 89 ausführlich darüber berichten. Sowohl für ISON als auch PANSTARRS geeignet sind die Tipps und Tricks zur Fotografie und Bildbearbeitung, die die wohl bekanntesten deutschsprachigen Burkhard Leitner, Uwe Pilz. Kometenfotografen Gerald Rhemann und Michael Jäger in diesem Heft geben (Seite ISBN: 978-3-938469-60-6. 32). In der Titelgeschichte zeigt Daniel Fischer, was man heute über die spektakulären Oculum-Verlag. 24,90€ Ausdünstungen der »schmutzigen Schneebälle« weiß (Seite 12). Und wenn Sie mehr zu www.oculum.de/oculum/ Kometen wissen wollen: Der neue Band »Kometen« aus unserer Astro-Praxis-Reihe ist titel.asp?nr=73 soeben erschienen – mit Aufsuchkarten für PANSTARRS und ISON!

Mit der Zeitschrift und unserem Newsletter sind Sie bestens informiert. Oft gibt es jedoch unvorhersehbare Geschehnisse und aktuelle Entwicklungen, die schneller LESERUMFRAGE kommuniziert werden müssen. Wir nehmen Komet PANSTARRS daher zum Anlass, am 1. März unseren Twitter-Dienst zu starten: Hier werden Sie nicht nur Informationen Sagen Sie uns zu Kometen und anderen Himmelsereignissen erfahren, sondern auch über Supernovae, Ihre Meinung! Sonneneruptionen und Polarlichtereignisse alarmiert. Zusätzlich halten wir Sie über aktuelle Themen aus Forschung und Amateurszene auf dem Laufenden. Besuchen Sie Wir möchten Ihnen stets das Beste unsere Twitter-Seite und werden Sie Follower! bieten. Deshalb laden wir Sie zu unserer großen interstellarum- Bis bald im Netz Leserumfrage ein. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!  umfrage.interstellarum.de Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

1 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Inhalt interstellarum 87 | April/Mai 2013

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Die Ausschweifenden Große Kometen und ihre Schweife

Hintergrund Himmel Praxis

Forschung aktuell Ereignisse Kometen 8 Adaptive Optik erobert 18 Wie hell wird PANSTARRS? 32 PANSTARRS ablichten große Himmelsfelder Ab März Schweifstern Praxistipps zur Fotografie heller Kometen 9 Chinesische Ex-Mondsonde am Abendhimmel besuchte Asteroid Toutatis 18 18 Minuten Kernschatten Deep-Sky 9 »Fomalhaut b«: ein staubumhüllter 19 Grüße vom Kometen Halley 37 Herausforderung Herschel 400 Zwergplanet auf Abwegen? 19 Planetentrio am Nordwesthorizont Planung und Durchführung eines Amateure & Wissenschaft Sonnensystem Beobachtungsprojekts 10 Ein Weltraumteleskop für jedermann 22 Sonne aktuell Know-how Ist das Maximum schon vorbei? Hauptartikel 42 Schritt-für-Schritt 23 Planeten aktuell 12 Die Ausschweifenden Wie kann man den Abstand eines Ringplanet übernimmt äußeren Planeten aus Beobachtungen Große Kometen und ihre Schweife 24 Kometen aktuell bestimmen? PANSTARRS – Ein Schweifstern für bloßes Auge und Fernglas kostenlos! interstellarum Newsletter Nummer Erscheinungsdatum Sternhimmel interstellarum himmelskalender 183 8.3.2013 27 Objekt der Saison für Einsteiger Ausgabe 87 vom 8.3.2013 184 22.3.2013 M 3 28 Objekt der Saison für Stadtbeobachter Einzelpaket 1,79€, Jahresabo 8,99€ 185 5.4.2013 M 106 Für Heft-Abonnenten kostenlos! 186 19.4.2013 29 Objekt der Saison für Landbeobachter www.interstellarum.de/ 187 3.5.2013 NGC 4244 app-himmelskalender.asp

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Nr. 180 am 25.1.2013 Nr. 181 am 8.2.2013 interstellarumNr. 182 Newsletteram 22.2.2013 Nr. 183 am 8.3.2013 Nr. 184 am 22.3.2013 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Inhalt

24 32 Heller Komet am Abendhimmel PANSTARRS ablichten Praxistipps zur Fotografie heller Kometen

37 50 44 Herausforderung Inside PixInsight Komakorrektoren Herschel 400 im Test

Technik Beobachtungen Szene

Test Erlebnis Bericht 44 Randscharf korrigiert 58 Herzschlag-Finale in Palm Cove 70 Große Teleskope und Fünf visuelle Komakorrektoren Die Totale Sonnenfinsternis vom dunkler Himmel im Test 14.11.2012 in Australien Zu Besuch bei der Texas Party

Astrofotografie Objekte der Saison Termine 50 Inside PixInsight 62 Leser beobachten 71 Termine für Sternfreunde M 85 und Abell 1656 Ein Workshop für Astrofotografen, Rezensionen Teil 2 Galerie 72 Meteorite und Meteoriten Know-how 66 Nebel & Galaxien 72 iPad-App: AstroAid 54 Schritt-für-Schritt Rückblick Diskussion Wie werden Himmels­aufnahmen dreidimensional? 68 Sonne und Mond 73 Stern-Freunde zum Anfassen Ein Interview mit Autor Frank Hauswald

interstellarum sternstunde Astro-Markt 73 Gewerbliche Anzeigen kostenlos! Ausgabe 14 vom 8.3.2013: •• Komet PANSTARRS: Interview mit Daniel Fischer •• interstellarum packt aus: 100°-Okulare von Meade  www.interstellarum.de/video.asp Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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interstellarum himmelskalender

Ausgabe 87 vom 8.3.2013 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hintergrund | Forschung aktuell interstellarum 87 | April/Mai 2013

Kleiner Brocken –

Hintergrund große Wirkung

von Daniel Fischer

A. Alischewskich

A. Ivanov Urfu News

Er kam aus dem Hauptgürtel der Kleinplaneten, war ein gewöhnlicher Chondrit von ca. 17m Durchmesser und 10000 Tonnen Masse und hatte 18km/s Geschwindigkeit – und er fand sein Ende in einer gewaltigen Explosion in 15km bis 20km Höhe am Morgen des 15. Februar über der russischen Großstadt Tscheljabinsk: Dieser »Air- burst« hatte eine Energie, die etwa 500000 Tonnen TNT-Sprengstoff entsprach und war der schwerste kosmische Treffer seit rund einem Jahrhundert. Verwüstung richtete ausschließlich die Druckwelle der stratosphärischen Explosion an, die zahlreiche Gebäudeschäden v.a. an Fensterscheiben verursachte, was wiederum über 1000 Verletzte forderte: So folgenschwer war noch kein kosmischer Impakt in der Geschichte der Menschheit gewesen, über den es gesicherte Informationen gibt. Und eine Vorwarnung hätte selbst ein weltweites Teleskopnetz kaum bieten können: Erst zwei Stunden vor der Explosion dürfte der Asteroid heller als 24m geworden sein – und er kam fast direkt aus Richtung der Sonne. Unten links überlagerte Einzelbilder aus einem von zahlreichen Videos der Feuerkugel von Kameras auf den Armaturenbrettern russischer Autos, oben ein noch lange am Himmel

stehender Kondensstreifen, unten rechts erste kleine Meteoriten im Labor. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

8 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Hintergrund | Forschung aktuell

Chinesische Ex-Mondsonde besuchte Asteroid Toutatis

ie kleine Farbkamera sollte eigent- lich nur den Zustand der Solarzel- len von Chang'e 2 überwachen, dem Chunlai Li via LPI Dzweiten chinesischen Mondorbiter – aber als dieser am 13. Dezember 2012 im Rahmen einer Missonsverlängerung dicht am Klein- planeten (4179) Toutatis vorbeischoss, schlug ihre große Stunde. In rascher Folge entstan- dene Bilder zeigen eine Fülle von Oberflä- chendetails wie auch die generelle Form von Toutatis: Der Kleinplanet sieht wirklich genauso aus wie in 3D-Modellen, die nach Radardaten der vergangenen zwei Jahrzehnte erstellt worden waren. Das war keineswegs garantiert, denn Radarechos liefern keine di- rekten Bilder und erfordern eine Menge krea- Abb. 2: Eine Minute Toutatis-Beobachtungen von Chang'e 2 in Auswahl, beginnend ca. 3s nach der tive Nachbearbeitung. Jetzt besteht auf chine- größten Annäherung: Die erste Nahaufnahme eines Teils des Asteroiden entstand aus ca. 40km Abstand sischer Seite der Wunsch, die Chang'e-2- und und hat 4,6m Auflösung, das letzte hier gezeigte Bild 55s später aus 685km Distanz mit 83m Auflösung. Radarmessungen zusammenzuführen: Man könnte ein komplettes 3D-Modell bauen, die gezeigt, dass Toutatis nicht einfach nur alle ursprünglich 15km vorgesehen gewesen, aber Strukturen auf der Oberfläche und deren Al- 5,4 Tage einmal rotiert, sondern diese Achse die Ausmessung der Bilderserie zeigt, dass bedo und Farbe analysieren, die Schwerkraft auch noch mit einer Periode von 7,4 Tagen in Chang'e 2 haarscharf – nach einer ersten und das Rotationsverhalten von Toutatis einer Präzessionsbewegung taumelt. Analyse: etwa 3km – an der Oberfläche von modellieren und Vergleiche mit den Klein- So nahe wie dieses Mal kommt Toutatis der Toutatis vorgeschossen sein muss. Davon gibt planeten Itokawa und Eros anstellen, die Erde erst wieder 2069: umso wertvoller sind es ebenso wenig Aufnahmen wie vom Anflug: andere Raumsonden eingehend untersucht die chinesischen Bilder, von denen mehrere Erst etwa drei Sekunden nach der größten hatten. Neue Radarserien während der letz- Hundert Toutatis zeigen sollen, meist freilich Annäherung schob sich Toutatis hinter dem ten Erdnähe im Dezember 2012 haben bereits nur sehr klein. Als Vorbeiflugdistanz waren Sonnensegel hervor ins Bildfeld.

»Fomalhaut b«: ein staubumhüllter Zwergplanet auf Abwegen?

Im Jahr 2008 wurde er als der erste Exo- dünnen Staubscheibe geneigt wäre. Wegen planet gefeiert, der im sichtbaren Licht geortet dieser Neigung kommt es bei den seltenen wurde. Dann kamen Zweifel auf, ob in dem Durchgängen durch die Scheibe nur zu gerin- kleinen hellen Klecks nahe des Staubrings gen Störungen in ihr, etwa im Jahr 2032 sollte um den Stern Fomalhaut überhaupt etwas »Fomalhaut b« allerdings in den Hauptteil der Handfestes steckt oder es sich etwa nur um Scheibe eindringen, was nicht ohne sichtbare eine vorübergehende Kondensation han- Folgen bleiben dürfte. delte – jetzt hat das Über das Objekt selbst lässt sich sicher nur zumindest die Realität des Objekts bestätigt sagen, dass es sich um eine isolierte Staub- und erste Hinweise auf dessen Bahn geliefert. wolke oder einen staubigen Ring handeln

Die nunmehr vier Sichtungen von 2004 bis muss: Anderenfalls würde es nicht so viel Licht NASA, ESA, Kalas and P. (University of California, Berkeley and SETI Institute) 2012 sind mit einer stark exzentrischen Um- von Fomalhaut reflektieren und überhaupt laufbahn von rund 2000 Jahren Periode und sichtbar werden. Aber was steckt darin und 40AE bis 350AE Sternabstand verträglich, hält den Staub zusammen? Nach neuesten Mo- der auch noch – das ist aber kaum abgesi- dellrechnungen würde schon ein Zwergplanet chert – um 20° gegenüber der Ebene der sehr von 1,5-facher Ceresmasse dazu ausreichen, Abb. 3: Die neueste Sichtung des geheimnis- während das Fehlen jedweder Infrarot-Strah- vollen Objekts »Fomalhaut b« durch das Hubble lung alles von mehr als einer Jupitermasse Space Telescope in der Nähe des Staubrings um Surftipps ausschließt. Vielleicht handelt es sich bei »Fo- den Stern, den eine Blende verdeckt, und dessen malhaut b« um einen entfernten Verwandten Position zu drei früheren Zeitpunkten. Gemini-Teleskope: der Centauren in unserem Sonnensystem? Das  www.gemini.edu ganze Fomalhaut-System – zu dem vermutlich ein besonders exotischer Testfall für Ideen zur

noch andere Planeten gehören – ist jedenfalls Entstehung von Planetensystemen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

9 Hintergrund | Amateure & Wissenschaft interstellarum 87 | April/Mai 2013 Ein Weltraumteleskop für jedermann Ein Interview mit Heiko Wilkens

wir viel flexibler und können praktisch jedes U. Dittler U. Objekt über das gesamte Jahr beobachten. Viertens ist Amateurastronomie auch ein technisches Hobby: Neue Technik und die Position im Orbit inspirieren zur Auslotung der damit verbundenen Möglichkeiten, also neuartige Beobachtungen und Methoden.

interstellarum: … und wie können Astro­ amateure ihre Wünsche und Vorstellungen in dieses Projekt einbringen und anschließend davon profitieren?

Wilkens: Amateure können derzeit das Vorhaben vor allem damit unterstützen, in- dem sie Vorschläge für Beobachtungsziele und Abb. 1: Heiko Wilkens (links) im Gespräch mit Prof. Dr. Ullrich Dittler. -projekte unterbreiten (Adressen vgl. Surftipps) und deutlich machen, warum diese Ziele für interstellarum: Herr Wilkens, Sie sind zahl- weltweiten Standorten mit exzellentem Him- sie wichtig sind und warum sie dafür ein Welt- reichen Amateurastronomen seit vielen Jahren mel betrieben werden? raumteleskop benötigen. Da das Teleskop ein als Autor der Software »Lucam Rekorder« be- Weltraumteleskop für jedermann sein soll, kannt. Derzeit machen Sie mit einem anderen Wilkens: Ich sehe dabei vier zentrale Vor- sind wir an vielfältigen Antworten auf diese Projekt auf sich aufmerksam: Ein Weltraum- teile des Weltraumteleskops für Amateur‑ Fragen sehr interessiert, um später möglichst teleskop für Amateure. Was war der Auslöser astronomen: alle Anforderungen erfüllen zu können. Wir für dieses Vorhaben und welche Ziele stehen Erstens bietet ein Teleskop außerhalb der sammeln diese Antworten bis Mitte des Jahres. hinter dem Projekt? Atmosphäre beugungsbegrenzte Bilder auch Geldgeber wollen erkennen, dass Amateure über große Felder. Mithilfe neuester Techni- mit Sachkenntnis, Vision und Engagement an Wilkens: Die Idee zu dem Weltraumteles- ken der Bildverarbeitung können schon heute dem Vorhaben arbeiten, das Weltraumteles- kop für jedermann ist tatsächlich aus meinen beugungsbegrenzte Bilder mit größeren Te- kop wirklich brauchen und wollen. Erfahrungen mit »Lucam Rekorder« und der leskopen auch von der Erde aus angefertigt Im nächsten Schritt, wenn das Teleskop Planetenfotografie entstanden. Ausgehend werden. Diese Felder bleiben aber beschränkt im Detail spezifiziert und gebaut wird, wer- von der Frage »Wie können wir noch bessere auf isoplanare Bereiche, also auf eine Seeing- den Amateure und Studenten mit konkreten Planetenfotos machen?« wurde die Idee des zelle. Ein Weltraumteleskop bietet hier klare Arbeiten beitragen können: Amateure sind Weltraumteleskops 2007 in einem Gespräch Vorteile, da diese Einschränkung wegfällt. findig, sie können kreative und kostengüns- zwischen Rainer Ehlert, Eric Roel (beide aus Zweitens können Amateure mit dem Welt- tige Lösungen für Instrumente, Positionie- Mexiko), Daniel Verschatse (aus Chile) und raumteleskop auch in optisch angrenzenden rung/Guiding sowie den Betrieb finden und mir formuliert. In den folgenden Jahren reifte Spektralbereichen beobachten, für die die realisieren. Vielleicht entstehen so auch neue das Projekt in Gesprächen mit vielen Ama- Erdatmosphäre nicht durchsichtig ist, also Impulse für die Industrie, Patente gar. Firmen teuren sowie astronomischen Einrichtungen UV und IR. Damit eröffnet das Weltraumte- haben die Gelegenheit, Nachwuchs zu inte­ und im letzten Jahr fasste ich den Entschluss, leskop Amateuren neue Aktivitätsfelder für ressieren und zu rekrutieren und Schulabgän- es mit aller Kraft umzusetzen. Das Ziel des ihr Hobby. Dieser Aspekt ist übrigens auch ger erhalten wichtige Informationen für ihre Weltraumteleskopvorhabens ist es, Amateur­ wichtig für die wissenschaftliche Nutzung Studien- und Berufswahl. astronomen Beobachtungen aus dem Orbit des Teleskops. zu ermöglichen, Wissenschaftlern zusätzli- Drittens haben wir im Orbit immer gutes ▶▶Ullrich Dittler che Beobachtungskapazitäten zur Verfügung Wetter. Es ist immer Nacht und man ist unab- zu stellen und die schulische und akademi- hängig von der Sichtbarkeit von Objekten über Surftipps sche Ausbildung zu unterstützen. dem irdischen Horizont. Wir können also 24 Stunden pro Tag beobachten. Größere erdge- interstellarum: Welche Vorteile bietet – bundene Teleskopnetzwerke mögen diesen Das komplette Interview: neben der angesprochenen Überwindung Vorteil relativieren, jedoch sind wir mit den  www.interstellarum.de/download/ der atmosphärischen Beschränkungen – ein erdgebundenen Netzwerken immer abhängig interview_wilkens.pdf Weltraumteleskop gegenüber den erdge- vom geographischen Standort und von der Public Space Telescope: bundenen Teleskopen, die teilweise auch momentanen Position der Erde auf ihrer Um-  www.astrofactum.com von Amateuren als Remote-Teleskope an laufbahn. Mit einem Weltraumteleskop sind Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

10 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hintergrund | Hauptartikel interstellarum 87 | April/Mai 2013

Die Aus­ Hintergrund schweifenden

Große Kometen und ihre Schweife

von Daniel Fischer

Den Kometen Hale-Bopp von 1997 haben viele noch in guter Erinnerung: ein heller Kopf, zwei Schweife, und das mehrere Mo- nate lang am Himmel. Dieses Jahr werden zwei neu entdeckte Kometen erwartet, die beide das Potenzial zu noch beeindrucken- deren Kometen haben: C/2011 L4 PAN- STARRS, der ab dem 10. März erscheint (siehe S. 18) und vor allem C/20012 S1 ISON, der im November erwartet wird. Dann wür- den sie jedermann am Himmel sofort auf- fallen, wofür in erster Linie ein langer und heller Schweif sorgt – ein Phänomen, das überraschend viele Facetten aufweist.

M. Jäger Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

12 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Hintergrund | Hauptartikel

in langer Schweif gehört zu einer be- haben, aus der sie die Kraft der Sonne auf die kommt, dass die gefrorenen Gase in großer eindruckenden Kometenerscheinung. eine oder andere Weise herausgetrieben hat Menge sublimieren, d.h. von Eis direkt in Mit einer Flächenhelligkeit so groß, [1]. Die Koma wiederum ist ein Produkt des den Gaszustand übergehen. Edass sich der Schweif selbst gegen Stadtlicht Kometenkerns, einer besonderen Art von durchsetzen kann, der Komet immer noch Kleinkörpern des Sonnensystems, die in den Vom kleinsten zum beeindruckend aussieht und selbst unvorbe- vergangenen drei Jahrzehnten mehrfach von größten Objekt reitete Betrachter spontan beeindruckt. So Raumsonden besucht wurden. wie Hale-Bopp im Frühjahr 1997 oder erst Mit dieser Sublimation – die schon in meh- recht C/1975 V1 (West), der Anfang März Harter Kern reren Astronomischen Einheiten Sonnenab- 1976 am deutschen Morgenhimmel erschien. stand, also dem Äquivalent der Entfernung Seinen sonnennächsten Bahnpunkt, das Pe- Kometenkerne entpuppen sich als hun- der Erde von der Sonne, einsetzen kann – be- rihel, hatte er Ende Februar passiert: Da war derte Meter bis – in Extremfällen – dutzende ginnt die Verwandlung des unscheinbaren der Kometenkopf – die Koma – bis zu –3m Kilometer große unförmige Gebilde aus fel- kleinen Kometenkerns in das, wenn alles hell geworden, also heller als alle Sterne und sigem Material und gefrorenen flüchtigen zusammenpasst, zeitweilig größte Objekt sogar der Planet Jupiter. Verbindungen. Chemisch primitiv, handelt des Sonnensystems! Danach sank die Komahelligkeit schon es sich um Überreste aus der Entstehungs- Typische Kometen reisen – ein Relikt ihrer wieder rapide, aber gleichzeitig wuchs Wests zeit des Sonnensystems, die allerdings – eine Bildung am Rand des Sonnensystems – auf Schweif von Tag zu Tag. Er ging in den ers- Überraschung der letzten Jahre – keineswegs extrem lang gestreckten Bahnen Richtung ten Märztagen 1976 bereits strahlend hell unverändertes Urmaterial jener riesigen Sonne, seien es Ellipsen oder Parabeln. An- auf, während sich die Koma noch unter dem Scheibe darstellen, aus der sich die Sonne fangs steigt die Helligkeit ihres Kerns noch Horizont befand: Mitten aus Bonn heraus und die Planeten bildeten. Staubproben umgekehrt zum Quadrat des Sonnenab- erschien das z.B. einem Augenzeugen – der aus der Koma von Komet Wild 2, die die stands: Halbiert er sich, vervierfacht sich die noch Jahrzehnte später davon schwärmte – Raumsonde Stardust 2006 zur Erde brachte, Helligkeit, so wie es auch bei einem einfachen wie der Kegel eines Scheinwerfers, der sich zeugen vielmehr von großer Hitze, der Teile Felsbrocken der Fall wäre. immer stärker aufbaute, bevor er in der Däm- dieses Staubs ausgesetzt waren: Kometen- Doch sowie die Sublimation der gefrore- merung schließlich verblasste. kerne erscheinen der Wissenschaft heute nen Gase einsetzt, wird die Helligkeitszu- eher als Schnappschüsse aus der turbulen- nahme wesentlich steiler: Den Kern umgibt Die I. und die II. Art ten Entstehungsphase des Sonnensystems, nun eine immer hellere und größere Koma was sie aber für die Forschung nicht we- aus leuchtendem Gas, die gewaltig zur Ge- Komet West war in diesen Tagen ein Mus- niger interessant macht. Und für das, was samthelligkeit beiträgt und hunderttausende terbeispiel für einen Kometen, zeigte er doch einen »ordentlichen« Kometen am Himmel Kilometer Durchmesser erreichen kann. Das gleichzeitig die beiden Haupttypen von Ko- ausmacht, sind derlei Details ohne jede Be- Gas leuchtet deshalb, weil seine Atome und metenschweifen, die so gut wie nichts mitein- deutung: Hier zählt nur, dass der Kern eine Moleküle durch die ultraviolette Strahlung ander zu tun haben. Da war der buschige und gewisse Größe hat und der Sonne so nahe der Sonne angeregt werden und bei der unter Idealbedingungen bis zu 25° lange und fotografisch fast weiße Staubschweif, der den J. Linder J. Anblick für das Auge dominierte und West zu einem Großen Kometen machte. Und davon abgesetzt gab es noch einen bis zu 6° langen Gasschweif, auf Fotos bläulich schimmernd (Abb. 2). Aus historischen Gründen wird Letzterer auch Schweif des Typs I genannt, während der Staubschweif den Typ II darstellt (und eine besondere Variante davon einen Typ III). Gemeinsam ist beiden eigentlich nur, dass sie ihren Ursprung in der Kometenkoma

Abb. 1: Hale-Bopp ist nicht nur vielen Stern- freunden, sondern auch der Öffentlichkeit als spektakulärster Komet der letzten Jahrzehnte in Erinnerung. Sein Plasmaschweif zeigte eine Fülle von Strukturen, während der Staubschweif streifenartige Muster aufwies.

Abb. 2: Komet West stand im Frühjahr 1976 über dem westlichen Horizont und zeigte einen beeindruckenden hellen Staubschweif – viele Ko- metenveteranen halten ihn für den letzten »Gro-

ßen Kometen« der Nordhalbkugel. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

13 Hintergrund | Hauptartikel interstellarum 87 | April/Mai 2013

dank der Gasschweife der Kometen zum ers- M. Jäger ten Mal nachgewiesen, denn er lässt sie nicht nur entstehen, sondern zwingt ihnen auch charakteristische Merkmale auf: Es können sich markante Strahlen ausbilden oder – wenn der Sonnenwind selbst Dichtekanten aufweist – dramatische Knicke im Schweif oder gar komplette Abrisse. Da der Kome- tenkern freilich ständig neues Gas freisetzt, bildet sich solch ein verlorener Schweif rasch wieder neu.

Flüchtige Erscheinung

So wie die Gaskoma strahlen auch die Gas- schweife nur in spezifischen Wellenlängen des Lichts, und die intensivsten Farben sind nicht eben »augenfreundlich«: Zur Gesamt­ erscheinung eines Großen Kometen tragen Schweife des Typs I in der Regel kaum bei. Al- lerdings können sie dann auch für das bloße Auge auffällig werden, wenn ein Komet der Erde besonders nahe kommt: so geschehen 1996 bei Hyakutake, der einige Tage lang mit einem bis zu 80° langen schmalen und matt schimmernden Gasschweif quer über den Himmel beeindruckte, während er in der Nähe des Polarsterns vorbei zog. Für manchen Kometenveteranen war dies eine der beachtlichsten Kometenerscheinun- gen überhaupt, die breite Öffentlichkeit indes nahm kaum Notiz – und wo genau an den entscheidenden Tagen der Erdnähe schlech- tes Wetter herrschte, etwa auf den Britischen Inseln, »fand« Hyakutake schlicht »nicht statt«. Die Beobachtung der Gasschweife bleibt in der Regel die Domäne der Astrofoto- grafie, die auch die rasanten Veränderungen der Schweifdetails im böigen Sonnenwind Abb. 3: So rasant kann sich ein Plasmaschweif verändern, wenn der Sonnenwind nicht gleich- (Abb. 3) ideal dokumentieren kann. mäßig strömt: Komet C/1996 B2 (Hyakutake) am 25. und 26. März 1996, mit einem lehrbuchreifen Schweifabriss und der Neubildung des Schweifs aus einzelnen Plasmaschichten, die von der Seite Der Staub macht die Musik wie Strahlen aussehen. Für den visuellen Beobachter, ob nun mit Rückkehr in den Grundzustand Licht be- seiner Ladung kam, und dem Sonnenwind Teleskop, Fernglas oder bloßem Auge, ist stimmter Wellenlängen abstrahlen. ist reichlich kompliziert, die Wirkung aber in der Regel der Staubanteil eines Kometen eindeutig: Das Gas wird mitgerissen und entscheidend für den Gesamteindruck. Das Mitgerissen vom Sonnenwind bildet den Gas- oder Plasmaschweif, der vom Kern abströmende sublimierte Gas reißt immer relativ präzise geradlinig von der Staubpartikel aus den festen Bestandteilen Manchen Molekülen und Atomen wider- Sonne fort zeigt. Er besteht überwiegend aus der Kernmatrix heraus, die sich zunächst fährt jedoch noch mehr: Sie verlieren ihre einfachen Molekülen wie Wasser, Kohlen- ebenfalls in der Koma wiederfinden. Wie elektrische Neutralität und sind nun plötz- monoxid oder Cyanid, welche Raumsonden hoch deren Staubanteil ist, zeigen bereits lich dem Sonnenwind ausgeliefert, einem zuweilen noch mehrere Astronomische Ein- einfache Fotos: Je schwächer das charakte- permanenten Strom ebenfalls elektrisch heiten »hinter« einem Kometen nachweisen ristische grüne Glühen des Komagases und geladener Teilchen, der mit hunderten Kilo- konnten [2, 3]. je neutraler die Farbe ist, desto mehr Staub metern pro Sekunde die Sonnenatmosphäre Selbst die sichtbare Schweiflänge kann bei ist vorhanden, der das weiße Sonnenlicht verlässt. Die Wechselwirkung zwischen dem großen Kometen die Länge einer Astrono- einfach reflektiert. Kometengas, das durch die UV-Strahlung mischen Einheit (ca. 150 Mio. km) erreichen. Auch die Staubteilchen werden von der der Sonne oder den Sonnenwind direkt zu Der Sonnenwind selbst wurde überhaupt erst Sonne beeinflusst, allerdings nicht auf Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

14 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Hintergrund | Hauptartikel elektrischem Wege wie bei den Gasteilchen: Hier ist es in erster Linie der Strahlungsdruck des Sonnenlichts, der das weitere Schicksal CAST Ligustri, R. der Staubpartikel beeinflusst. Aus der Sicht solch eines Teilchens wirkt der Druck des Sonnenlichts wie eine konstante Verringe- rung der Schwerkraft: Es folgt nun nicht mehr einer streng Keplerschen Bahn um die Sonne, sondern entfernt sich allmählich weiter von ihr als der Kometenkern selbst.

Gekrümmt und gebogen

Mit größerem Sonnenabstand wird frei- lich – insofern gelten die Keplerschen Ge- setze natürlich auch für Kometenstaub – die Bahngeschwindigkeit der Staubteilchen um die Sonne langsamer als die des Kerns: Der Staub fällt zurück. Kleinere Teilchen erle- ben eine stärkere Wirkung des Lichtdrucks und weichen besonders weit nach außen ab, die größten verlangsamen sich nur ein we- nig und bleiben fast in der Kometen(kern) bahn zurück. Das Ergebnis ist eine geschwungene zwei- dimensionale Struktur aus Staub, die an der Kometenkoma hängt, in eine völlig andere Richtung zeigen kann als der gerade Gas- schweif und auch nicht dessen Länge erreicht. Insbesondere sind in Sonnennähe, wenn der Kometenkern rasant durch den sonnen- nächsten Punkt seiner Bahn (das Perihel) geht und laufend seine Richtung verändert, dramatische Verbiegungen des Staubschweifs wahrscheinlich – und je nachdem, aus wel- chem Winkel der Beobachter von der Erde gerade blickt, können die abenteuerlichsten Geometrien zustande kommen, die durch- aus nicht immer auf Anhieb einleuchten mögen (Abb. 4) Ein Extremfall, der aber gar Abb. 4: Komet C/2009 P1 (Garradd) am 31. Januar 2012 (beim Kugelsternhaufen M 92): Der nicht so selten ist, sind »Gegenschweife«, Staubschweif spannt einen Fächer von fast 180° auf. Grund ist die extreme Sichtgeometrie von na- die historisch als »Typ III« gelistet wurden, hezu innerhalb der Bahnebene des Kometen, die zu allen drei klassischen Schweiftypen gleichzeitig bevor man verstand, dass es auch nur Teile führt: links dem Typ III (»Gegenschweif«, eine Komponente des Staubschweifs), oben Typ II (klassischer des Staubschweifs unter einer besonderen Staubschweif, unter sehr schrägem Winkel gesehen) und rechts Typ I (Gasschweif). Perspektive sind. gleichmäßigen Freisetzung des Staubes, so- noch anderen Mechanismus zu erklären Gegen den Strich wohl mit der Zeit als auch im Bezug auf die sind (Abb. 6): Hier werden verspätet zerplat- Größenverteilung der Partikel. Allerdings zende Staubkonglomerate als eine mögliche Die Bahnebenen der Kometen sind zufällig kann eine schwankende Staubproduktion Erklärung diskutiert. im Raum verteilt, aber es kann vorkommen, zu sichtbaren Dichtestrukturen im Schweif dass die Erde genau durch diese Ebene taucht. führen, die »Synchronen« genannt werden: Natrium- und Eisenschweife Besonders schwere Staubteilchen, die in der Besonders viel gleichzeitig freigesetzter Staub Kometenbahn etwas zurückgefallen sind, bil- bildet einen hellen geschwungenen Streifen. Die Erforschung der Kometenschweife den dann aus Erdsicht bei passender Geomet- Ebenso kann die Bevorzugung bestimmter ist ein langwieriger Prozess, der immer nur rie eine Art staubigen Stachel, der in Richtung Teilchengrößen zu anders orientierten hellen stoßweise vorankommt, wenn es wieder mal der Sonne weist, auch wenn die Teilchen selbst Streifen – »Syndynen« genannt – führen. einen Großen oder wenigstens strukturrei- nie Richtung Sonne gewandert sind. Und manchmal treten im Außenbereich chen Kometen gegeben hat. Der prächtige Oft sind die Staubschweife von Kometen von Staubschweifen markante Streifen – Hale-Bopp der Jahre 1996 und v.a. 1997 ziemlich strukturlos: Das zeugt von einer »Striae« – auf, die weder mit dem einen (Abb. 1) wäre sicher ein ganz großer Komet Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

15 Hintergrund | Hauptartikel interstellarum 87 | April/Mai 2013

V. Tabur V. INTERAKTIV

Haben Sie Fragen zum Artikel oder einen Diskussionsbeitrag dazu? Sen- den Sie uns einen Leserbrief:  www.interstellarum.de/leserbriefe.asp

Abb. 5: Komet Lovejoy am Ende seiner bes- ten Woche, aufgenommen am Morgen des 24. Dezember 2011 im australischen New South Wa- les – die Erde befand sich fast in der Bahn­ebene des Kometen, so dass der Staubschweif lang gestreckt erscheint und den Gasschweif rechts daneben fast verdeckt. Kurios: Ein Kometenkopf ist gar nicht mehr vorhanden – er hatte sich un- mittelbar nach dem Perihel aufgelöst!

Abb. 6: Komet McNaught zeigte erst nach seiner Passage an den Südhimmel einen be- eindruckenden Staubschweif, hier fotografiert am 22.1.2007 von Namibia aus.

Beim Natrium- wie beim Eisenschweif ist es jeweils der Strahlungsdruck des Sonnenlichts, der die neutralen Atome davon treibt.

Was zeigt PANSTARRS?

Den beiden mit Spannung erwarteten Kometen dieses Jahres, erst der aktuelle PANSTARRS und im November/Dezem- ber der potenziell noch einmal wesentliche hellere ISON, dürften erneut Beobachtun- gen mit allen Methoden gewidmet werden. Und wenn sich ihre Schweife ordentlich entwickeln, wovon zumindest bei ISON mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgegangen wer- den kann, sind neue Erkenntnisse über deren spannende Physik fast garantiert. Im Falle von PANSTARRS blicken wir von der Erde im März quasi von oben auf den Staubschweif, der ähnlich gekrümmt wie bei McNaught erscheinen sollte. Der Aufgang geworden, wäre er nicht gerade zur Zeit seiner den anderen Schweifen – auf eine so konfuse am Morgenhimmel verspricht geradezu eine Sonnennähe besonders erdfern gewesen. Weise [5], dass bis heute gestritten wird, ob Wiederholung der Erscheinung von Komet Mit seinem vielleicht 40km großen Kern die Quelle des Natriums nun auf der Ober- West – ob der Schweif allerdings derartige – einem der größten bekannten überhaupt fläche des Kometenkerns zu finden war oder Ausmaße annehmen wird, ist fraglich. Komet – sorgte er gleichwohl für eine Fülle interes- vielmehr auf Teilchen im regulären Staub- West zeigte auch, dass der schönste Schweif­ santer Schweifphänomene, darunter auch schweif [6]. anblick in keiner Weise mit der Komahellig- einer erstaunlichen Entdeckung: Neben Wieder andersgeartet war schließlich ein keit korreliert ist: Als der Schweif am 7. März seinen Gas- und Staubschweifen besaß Ha- spitzer Schweif aus Eisenatomen, der wäh- 1976 am längsten war, lag die Helligkeit be- le-Bopp nämlich auch noch einen dritten, rend des Periheldurchgangs des spektaku- reits wieder unter +1m. bis dahin nie dokumentierten Schweiftyp, lären Kometen McNaught Anfang 2007 von Einen noch schärferen Kontrast von bestehend aus neutralem Natrium. Die- einem Sonnensatelliten neben dem streifigen Schweif-Dramatik und schwacher Koma ser war schon mit kleinen Spezialkameras Muster des Staubschweifs gesichtet wurde erwarten Experten für ISON, wenn er im durch spezielle Filter nachzuweisen [4] und [7]. Hier sind bestimmte Mineralien auf der Dezember nach dem Perihel wieder an veränderte seine Form und Lage relativ zu Kernoberfläche die wahrscheinliche Quelle. dunklem Nachthimmel steht: An einer Koma Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

16 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Hintergrund | Hauptartikel D. Ewers

von vielleicht nur noch +3m sollte dann ein kilometres, Nature 404, 576 (2000) SURFTIPPS gewaltiger Staubschweif hängen, den wir in [3] Neugebauer, M. et al.: Encounter of the Ul- diesem Fall gestaucht von der Seite sehen. ysses spacecraft with the ion tail of comet Das Jahr 2013 könnte also eines der selte- McNaught, Astrophys. J. 667, 1262 (2007) Spektakuläre Kometen im Detail: nen mit einem oder gar eines der extrem sel- [4] Wilson, J.K. et al.: Three Tails of comet Ha-  cometography.com/past_comets.html tenen mit zwei großen Kometen werden – die le-Bopp, Geophys. Res. Lett. 25, 225 (1998) Kometenbilder der letzten waren 1970 und 1957. Beide Kometen [5] Kuppermann, D. G. et al.: On the sodium tail of interstellarum-Leser: werden auch noch geradezu ideal platziert für comet Hale-Bopp, ibid., 3261 (1998)  www.kometenaktuell.de Beobachter in Europa sein. [6] Jones, G. H., Osborn, H.: The Sodium Tails of Near- Kometen-Bild-Archive: Sun Comets, EPSC Abstracts 6, 1488 (2011)  kometen.fg-vds.de/bilder.htm [1] Brandt, J. C.: The physics of comet tails, Ann. [7] Fulle, M., et al.: Discovery of the atomic iron The Bright Comet Chronicles: Rev. Astron. Astrophys. 6, 267 (1968) tail of comet McNaught using the Heliosphe-  www.icq.eps.harvard.edu/bortle.html [2] Gloeckler, G. et al.: Interception of comet Hya- ric Imager on Stereo, Astrophys. J. 661, L93

kutake's ion tail at a distance of 500 million (2007) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

17 Himmel | Ereignisse interstellarum 87 | April/Mai 2013 Wie hell wird PANSTARRS? Ab Mitte März Schweifstern am Abendhimmel

ird es der beeindruckendste Ko- doch hinter die Erwartungen zurück? Lei- Ab dem 10.3. kann man tief in der Abend- met seit Hale-Bopp 1997 und der deutet momentan vieles auf die zweite dämmerung nach PANSTARRS Ausschau McNaught 2007 – oder fällt er Möglichkeit hin (vgl. Kometen aktuell S. 24). halten. Ideal ist dazu ein Zeitpunkt gegen

Himmel W 19:00 MEZ. Würde die Maximalhelligkeit a b M31 statt der im letzten Heft noch erwarteten –4m bis –1m nur noch ca. +2m erreichen, wird Aries b u t es bei hellem Himmelshintergrund in der g 31.3. Dämmerung jedoch schwierig werden, den f 14.3. 28.3. Schweifstern zu sichten. Dies ist ohne op- h Andromeda tische Hilfsmittel wohl erst dann möglich, o 25.3. wenn PANSTARRS um den 20.3. genügend a a Pisces hoch am abendlichen Himmel gestiegen n 22.3. m ist, um ihn nach Ende der Dämmerung zu betrachten. Der neue interstellarum Twit- 13.3. 19.3. e ter-Dienst wird Sie in dieser Zeit über den b d aktuellen Stand informieren. 16.3. Pegasus g In jedem Fall dürfte PANSTARRS ein pa- Cetus m ckender Anblick im Fernglas oder Teleskop Ol N werden. Anfang April, rund drei Wochen nach 13.3. seiner Perihelstellung, wird man die Annähe- 12.3. w fst5,0m rung des Kometen an die Andromedagalaxie

F. Gasparini, interstellarum Gasparini, F. W b wahrscheinlich noch mit bloßem Auge verfol- a a Ursa Minor z g gen können. Am 4.4. bewegt sich der Komet g e rund 1° westlich an M 31 vorbei und könnte Perseus h 31.5. h m Cassiopeia dabei immer noch eine Helligkeit von 4 besit- e g 21.5. zen – visuell ein interessanter Anblick sowohl mit bloßem Auge als auch im Fernglas oder 11.5. c d t kleinem Teleskop und ein schönes Fotomotiv.

g 1.5. In der ersten Aprildekade wird C/2011 L4 e Draco b d (PANSTARRS) zirkumpolar und bewegt sich a b i 21.4. Cepheus weiter nördlich in Richtung Himmelsnord- pol, dem er in der letzten Maidekade auf 5° a M31 h nahe kommt. Die Helligkeit wird dann wei- 11.4. b z ter abnehmen – ist der Komet bis Ende April

k vermutlich noch mit bloßem Auge sichtbar, b so wird er danach ein Objekt für kleine und 1.4. a mittlere Teleskope. Andromeda Lacerta Cygnus d N ▶Ronald Stoyan, André Knöfel a O ▶

m g fst6,0 Abb. 1: Komet PANSTARRS am Abendhimmel NW N ab März 2013. F. Gasparini, interstellarum Gasparini, F.

18 Minuten Kernschatten Kurze partielle Mondfinsternis am 25. April

2013 ist für europäische Beobachter nicht Gefilden zu sehen. Mitteleuropäische Beobach- lediglich den Mondrand streifen, so dass die unbedingt ein Finsternisjahr. Beide Sonnen- ter haben das Glück, diese partielle Finsternis partielle Phase nur rund 18 Minuten dau- finsternisse sind unsichtbar und neben zwei am Abend des 25.4. kurz nach Mondaufgang ern und dabei wenig eindrucksvoll ausfallen Halbschattenfinsternissen ist in diesem Jahr in südöstlicher Richtung beobachten zu kön- wird, da nur rund 2% der Mondoberfläche am

nur eine partielle Mondfinsternis in unseren nen. Dabei wird allerdings der Kernschatten Mondsüdpol im Erdschatten liegen werden. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

18 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Himmel | Ereignisse

Die Mondfinsternis vom 25.4.2013 Ort Mond­ Mondhöhe Mondhöhe Mondhöhe Mondhöhe Mondhöhe

aufgang Eintritt Eintritt Maximum Austritt Austritt MESZ

Halbschatten Kernschatten 22:07:30 MESZ Kernschatten Halbschatten interstellarum Gasparini, F. 20:01:47 MESZ 21:58:08 MESZ 22:16:04 MESZ 00:12:39 MESZ

Bonn 20:38 MESZ –6,0° 9,4° 10,5° 11,5° 21,3°

Hamburg 20:33 MESZ –5,0° 9,1° 10,1° 10,9° 19,3° n e

t

t Nürnberg 20:18 MESZ –3,2° 12,2° 13,3° 14,2° 23,3° a h Eintritt Halbschatten 20:01:47 c Ekliptik s n Potsdam 20:18 MESZ –3,0° 11,1° 12,1° 12,9° 20,8° Eintritt Kernschattenr 21:58:08 MESZ Maximum 22:07:30 MESZ e Austritt Kernschatten 22:16:04 MESZ K

Austritt Halbschatten Wien 19:53 MESZ +0,5° 15,5° 16,5° 17,4° 25,4° 00:12:39 MESZ n Zürich 20:23 MESZ –4,1° 12,3° 13,4° 14,5° 24,8° tte cha Halbs Der optische Eindruck wird einen Vollmond können versuchen, die Finsternis messtech- zeigen, dem eine kleine dunkle »Kappe« nisch nachzuweisen. Abb. 2: Verlauf der Mondfinsternis am 25. übergestülpt wurde. Technisch Interessierte ▶▶André Knöfel April 2013

Astronomische Ereignisse im April/Mai 2013 Grüße vom Kometen Halley 3.4. 6:37 MESZ Mond Letztes Viertel Maximum der η-Aquariden am 6. Mai 4.4. 12:00 MESZ Komet C/2011 L4 ­(PANSTARRS) bei M 31 Im Spätwinter und Frühling sind in unseren (Radiant theoretisch im Zenit, Grenzhellig- (Komet ca. 1° westlich) Breiten keine Meteorströme aktiv, die sonderlich keit bei 6m, 5) liegt in diesem Zeitraum immer 10.4. 11:35 MESZ Neumond hohe Meteorraten erzeugen. Erst ab April gibt es über 30. Das Maximum wird für die frühen 14.4. 21:11 MESZ Mond bei Jupiter wieder aktivere Ströme wie die Lyriden mit ih- Morgenstunden des 6.5. angegeben, wobei die (Mond 2,6° südlich) rem Maximum am 22.4. (das in diesem Jahr ein Höhe der Aktivität von Jahr zu Jahr variiert. 18.4. 14:31 MESZ Mond Erstes Viertel Opfer des Mondes wird) und die η-Aquariden Der Radiant der η-Aquariden geht in 25.4. 21:57 MESZ Vollmond Anfang Mai, die allerdings in unseren Breiten Mitteleuropa erst gegen 3:00 MESZ auf und 25.4. 22:07 MESZ Partielle Mondfinsternis nur eingeschränkt zu beobachten sind. erreicht zum Beginn der bürgerlichen Däm- 26.4. 2:12 MESZ Mond bei Saturn Die η-Aquariden, deren Ursprungskomet merung (Sonne 6° unter dem Horizont) nur (Mond 4,4° südlich) wie bei den Orioniden im Oktober 1/P Halley eine Höhe von rund 20° über dem Ostsüdost- 28.4. 10:11 MESZ Saturn in Opposition ist, sind im Zeitraum vom 19.4. bis 28.5. aktiv. horizont. Daher wird – bei einer stündlichen Sie fallen durch vergleichsweise schnelle Me- Zenitrate von 30 zum Dämmerungsbeginn 2.5. 13:14 MESZ Mond Letztes Viertel teore auf. Das Maximum ist relativ breit und – real nur ein Drittel der möglichen Meteore 6.5. 3:00 MESZ Maximum η-Aquariden zieht sich über mehrere Tage hin, dabei kommt sichtbar sein, also etwa 10 pro Stunde. Dauer: 19.4. – 28.5., ZHR > 30 es immer wieder zum kurzzeitigen Anstieg 10.5. 2:28 MESZ Neumond der Meteoraktivität. Die stündliche Zenitrate ▶▶André Knöfel 12.5. 15:06 MESZ Mond bei Jupiter (Mond 3,0° südlich) 18.5. 6:35 MESZ Mond Erstes Viertel Planetentrio am Nordwesthorizont 25.5. 1:54 MESZ Merkur bei Venus (Merkur 1,4° nördlich) Venus, Jupiter und Merkur begegnen sich am 28. Mai 25.5. 6:25 MESZ Vollmond b Wenn am Abend des 28.5. gegen 21:10 MESZ 27.5. 9:56 MESZ Merkur bei Jupiter die Sonne untergeht, wird man am nordwest- (Merkur 2,4° nördlich) a lichen Abendhimmel in ca. 10° Höhe die 28.5. 21:29 MESZ Venus bei Jupiter q m (Venus 1,0° nördlich) F. Gasparini, interstellarum Gasparini, F. helle Venus (–3, 9) leicht auffinden. Anfangs Auriga e nur mit dem Fernglas, später auch mit dem 31.5. 20:58 MESZ Mond Letztes Viertel bloßem Auge kann man knapp 1° südöstlich Zeiten bezogen auf die Mitte des deutschen Sprachraums (Nürnberg) der Venus den Jupiter entdecken, der sich mit 10° m Merkur einer Helligkeit von –1, 9 zeigt. Richtet man b i seinen Blick noch rund 2,5° nördlich der Ve- m INTERAKTIV Venus 5° O N nus, erkennt man einen –0, 6 hellen Punkt: den z Jupiter Merkur. Bereits 1,5 Tage zuvor ist der innerste fst5,0m Planet dem Riesenplaneten Jupiter auf 2,4° nahe Bleiben Sie am Ball mit Komet PAN- NW gekommen. Das Planetentrio verschwindet STARRS! Die Redaktion informiert Sie zwischen 22:30 MESZ und 23:00 MESZ nach- täglich per Twitter: Abb. 3: Venus, Jupiter und Merkur am 28. Mai einander vom Himmel. www.twitter.com/interstellarum

2013 im Nordwesten . ▶▶André Knöfel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

19 Himmel | Sonnensystem interstellarum 87 | April/Mai 2013

Dämmerungsdiagramm für April/Mai 2013 Dämmerungsdiagramm Mo 1.4. 2.4. Di 2.4. Mond Letztes VierViertteell 3.4.3 Mi 3.4. Komet C/2011 L4 (PANSTARRS) bei M 31 (Komet ca. 1° westlich), 12:00 MESZ 4.4.4

Untergang

g Untergang Do 4.4. ngn 5.4.5 g g a ng

Fr 5.4. Saturn Aufgang 6.4.

Neptun

Uranus Untergang Merkur

Aufgang Untergang Venus Sa 6.4. Aufgang 7.4. Aufgang

Untergang Himmel So 7.4. 8.4.

Mars

SaturnS Untergang JupiterJ

Mo 8.4. Merkur 9.4.9

Di 9.4. Jupiter Neumond, 11:35 MESZ 10.4.10 Z Z Z Z Z Z Z Z Mi 10.4. SZ 11.4.11

ng S S S S S ESZ E ESZ E E S ESZ E

Do 11.4. ES 12.4. ME M MESZ ME M M ME M

MES M M M M M Fr 12.4. h 13.4. hM h M h h 0h 0 2h 2 4 h 8h M 8 8h MES 2h MESZ 2 MESZ 6h 6 MES MES 20 20h MESZ 22 22h2 MESZ 24h MESZ 2 MESZ 4h MESZ MESZ Sa 13.4. 18 18h MESZ 14.4. So 14.4. Mond bei Jupiter (Mond 2,6° südlich) Venus Aufgang 15.4. Mo 15.4. 16.4. Di 16.4. 17.4.17 Mi 17.4. Untergang Mond Erstes Viertel, 14:31 MESZ 18.4.18

Do 18.4. Mars 19.4.19 Fr 19.4. 20.4. Sa 20.4. Aufgang 21.4. So 21.4. 22.4. Mo 22.4. Neptun 23.4. Di 23.4. Uranus Aufgang 24.4. Mi 24.4. 25.4. Do 25.4. Vollmond Partielle Mondfinsternisis Mond bei Saturn (Mond 4,4° südlich) 26.4. Fr 26.4. 27.4.27. Sa 27.4. Saturn in Opposition, 10:11 MESZ 28.4.282 . So 28.4. 29.4.29. Mo 29.4. 30.4. Di 30.4. 1.5. Mi 1.5.5. 2.5. Do 2.5.5. Mond Letztes Viertel, 13:14 MESZ 3.5. Fr 3.5.5. 4.5. Sa 4.5. 5.5. So 5.5. Maximum η-Aquariden 6.5. Mo 6.5. 7.5. Di 7.5. 8.5. Mi 8.5. 9.5. Do 9.5. Neumond 10.5. Fr 10.5. 11.5. Sa 11.5.5. 12.5. So 12.5.5. Mond bei Jupiter (Mond 3,0° südlich), 15:06 MESZ 13.5. Mo 13.5.5. 14.5. Di 14.5. 15.5. Mi 15.5. 16.5. Do 16.5. 17.5. Fr 17.5. Mond Erstes Viertel 18.5. Sa 18.5. 19.5. Z Z Z Z Z SZ S So 19.5. Z 20.5. SZ S SZ S SZ S ESZ E E ESZ E S S ESZ E

Mo 20.5. ES 21.5. ME M ME ME M M ME M ME M MESZ MES M MES M MES M M M

Di 21.5. h 22.5. h M h hM h M 0h 0 2 4h 4 h h 8h M 8 8h MESZ 2h MESZ 6h MESZ MESZ 20 20h MESZ 22 22h MESZ 24 24h MESZ 4h MESZ Mi 22.5. 18 18h MESZ 23.5. Do 23.5. 24.5. Fr 24.5. Merkur bei Venus (Merkur 1,4° nördlich) Neumond 25.5. Sa 25.5. 26.5.26.5 So 26.5. Merkur bei Jupiter (Merkur 2,4° nördlich) 27.5.272 .5 Mo 27.5. 28.5.28.5 Di 28.5. Venus bei Jupiter(Venus 1,0° nördlich) 29.5. Mi 29.5. 30.5. Do 30.5. 31.5. Fr 31.5. Mond Letztes Viertel 1.6. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

20 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Himmel | Sonnensystem

Der DerLauf Lauf der Planetender Planeten im April im April2013 2013 30° Jupiter 20° 19. 17. 15. 10° Mars 13. Sonne 11. 9. 21. 0° Venus Uranus 23. -10° Merkur 7. Saturn Neptun 25. 5. 1. -20° 3. 27. 29. -30°

morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar

Der DerLauf Lauf der Planetender Planeten im Mai im 2013 Mai 2013 30° Jupiter Mars 20° Sonne 13. Venus 9. 15. 11. 10° 17. Merkur 7. 0° Uranus 19. 5. 31. -10° Saturn 21. 3. 29. Neptun 1. 23. -20° 27. 25. -30°

morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar

Die Planeten auf ihren Bahnen im April/Mai 2013

M E G

C

N

U C

A

T

L

E

O

I

R A

V

C

I

R S

Jupiter P Merkur Saturn

Das innere Sonnensystem Venus Das äußere Sonnensystem

L R I Uranus Erde B Q A

Mars SC Neptun P O CA SGR Zeitraum 1.4.–31.5. Die Planeten im Fernrohr im April/Mai 2013

Merkur Jupiter Io Europa Ganymed Kallisto 1.4. 0,m3 50,7 7,6" 20.4. –0m,3 75,9% 5,8" 10.5. –2m,0 99,6% 5,1" 31.5. –0m,4 65,5% 6,3"

Venus Saturn Titan

1.4. –3m,9 100,0% 9,7" 31.5. –3m,9 95,8% 10,2" 1.5. 0,m1 100,0% 18,8" 1.5. –2m,0 99,6% 33,5"

Mars Uranus Neptun

m 31.5. 1,m4 99,6% 3,8" 1.5. 5,m9 100,0% 3,4" 1.5. 7,m9 100,0% 2,2" S 1.4. 1,2 99,9% 3,9" W O 0" 10" N Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

21 Himmel | Sonnensystem interstellarum 87 | April/Mai 2013

INTERAKTIV

•• Senden Sie uns Ihre Fotos, Zeich- nungen und Beschreibungen! Sämtliche Ergebnisse werden auf sonneaktuell.de, eine Auswahl im Heft veröffentlicht! www.interstellarum.de/

Himmel aktuelleereignisse.asp •• Bestimmen Sie die H-alpha-Relativ- zahl durch eigene Beobachtungen: www.interstellarum.de/ Abb. 1: Die Sonne am 15.11.2012. CCD-Aufnahme, 5"-Refraktor bei 2000mm, TIS DMK31, Baa- halpha-ergebnisse.asp der-Herschelkeil mit Baader Solar Continuum-Filter. Ullrich Dittler

Sonne aktuell Ist das Maximum schon vorbei? Höhepunkt: mit einer Relativzahl von 67. Die kurze Anstiegszeit seit dem Minimum ie Sonnenaktivität war im Novem- Der Dezember war deutlich ruhiger: Es wur- Ende 2008 passt zwar nicht zu einem schwa- ber nur in der Mitte des Monats ein den nur 15 neue Aktivitätsgebiete, vorwiegend chen Zyklus wie diesem, sie müsste norma- wenig höher als sonst. Zwar stieg die auf der Nordhalbkugel, gesichtet, darunter nur lerweise bei fünf bis sechs Jahren liegen, wenn Dtägliche Sonnenfleckenrelativzahl an, doch lag eine E-Gruppe. Dementsprechend gering war die Länge des Zyklus beim Durchschnittswert dies in erster Linie an einer Vielzahl kleinerer auch die Ausbeute an großen Eruptionen in Hα. von 11 Jahren liegt. Dessen Dauer ist aber von Aktivitätsgebiete der Waldmeierklassen A bis Es gab lediglich zwei aufsteigende Filamente der Maximumshöhe nahezu unabhängig. So D. Es wurde weiterhin ein Fleckenüberschuss mit schwachen Koronalen Massenauswürfen. könnte – die zukünftigen Beobachtungen wer- auf der Nordhalbkugel beobachtet und 23 neue Auf der Kanzelhöhe wurden 39 Subflares im den dies belegen oder dem widersprechen – der Fleckengruppen gezählt wurden, darunter drei optischen Wellenlängenbereich und 39 C-Fla- aktuelle Zyklus nicht nur einer der niedrigsten, E- und eine echte F-Gruppe. Diese Regionen res im Röntgenlicht registriert. sondern auch der kürzeste der letzten 100 Jahre produzierten mehrere M-Flares, einige auch Dafür stieg mit Beginn des neuen Jahres die sein. Auch ist es möglich, dass es wieder eine mit Koronalen Massenauswürfen, von denen Zahl der Sonnenflecken plötzlich steil an. So Art Doppelmaximum gibt – wie schon bei den nur wenige erdwärts ausgerichtet waren und wiesen die Zeichnungen des Sonnenobserva- letzten Zyklen in den Jahren 1989/1990–1991 keine nennenswerten Polarlichter hervorrie- toriums Kanzelhöhe gleich an mehreren Tagen sowie 2000/2001 – mit einer Spitze im kom- fen. Spannender waren vier eruptive Filamente, mehr als 10 Fleckengruppen aus. Dies nährt die menden Frühjahr oder Herbst, deren Wert ent- die teilweise direkt über den Aktivitätsgebieten Hoffnung auf eine nun doch endlich anstei- weder leicht über oder leicht unter dem vom lagen und sich in einem Fall bis zu 700000km gende Sonnenaktivität im vorhergesagten Ma- November 2011 liegt. weit in den Raum hinaus ausdehnten. Vom ximumsjahr. Nach jüngsten Daten des Marshall ▶▶Manfred Holl Sonnenobservatorium Kanzelhöhe wurden Space Flight Center (MSFC) der NASA wird das in dem genannten Zeitraum 81 Subflares und Maximum im Herbst 2013 mit einer ausgegli- SURFTIPPS 6 Importance-1-Flares (diese Klassen beziehen chenen Relativzahl von 69 erreicht, während es sich auf die Flarefläche) sowie im Röntgenlicht die Kanzelhöhe im Mai 2013 erwartet. Amateur-Radiostation VE3N: 109 C- und 13 M-Flares gesichtet (diese bezie- Für Irritationen sorgte Ende 2012 ein Be-  www.solarham.net hen sich auf die Strahlungsintensität). richt des Sunspot Influences Data Center Allgemeines zu Sonnenfleckenzyklen: (SIDC) in Brüssel, wonach die Möglichkeit be-  solarscience.msfc.nasa.gov/ Abb. 2: Anblick in der Kalzium-Linie am gleichen stünde, dass das Maximum bereits Ende 2011 SunspotCycle.shtml Tag. CCD-Aufnahme, 5"-Refraktor bei 1000mm, TIS durchschritten wurde, als man dort die bislang DMK31, Lunt CaK-Modul-Filter. Ullrich Dittler höchste Aktivität im 24. Zyklus beobachtet hatte. Was auf den Re A 350 2,6 ersten Blick skurril er- Aktivität gesamt

U. Dittler U. Aktivität Nordhemisphäre scheint, könnte sich am 300 2,4

Aktivität Südhemisphäre interstellarum Ende als bittere Tatsa- A-Netz (bloßes Auge) Aktivität Hα che herausstellen, denn 250 2,0 die Annahme scheint 200 1,6 sich durch Beobach-

tungen des MSFC zu 150 1,2 bestätigen: Die aus- geglichenen Mittel 100 0,8 erreichten hier – aller- 50 0,4 dings erst im Februar

2012 – ihren bisherigen 0 0 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 121086421210864212108642 22 2010 2011 2012 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Himmel | Sonnensystem

Abb. 1: Jupitermond Io überquert den Großen Roten Fleck am 5.1.2013. 14"-SCT. Christopher Go Planeten aktuell Ringplanet übernimmt

upiter stand in den ersten Monaten des einem Doppelband aus ungewöhnlich brei- INTERAKTIV Jahres im Fokus der Planetenbeobachter, tem NEB und NTB dominiert. doch anhaltend schlechtes Wetter ließ Während Jupiter die Himmelsbühne ver- Jnur wenige Beobachtungsergebnisse zu. In lässt, schickt sich Saturn zu seinem jährli- Senden Sie uns Ihre Beobachtungen der Struktur der Wolkenoberfläche änderte chen Höhepunkt an: Am 28.4. kommt der – Fotos, Zeichnungen und Beschrei- sich im Vergleich zu den Vormonaten we- Ringplanet in Opposition zur Sonne und bungen! Alle Ergebnisse werden auf nig, nach wie vor wird der Riesenplanet von damit in beste Beobachtungslage. Allerdings planetenaktuell.de, eine Auswahl im findet diese 2013 bei geringer werdenden Ho- Heft veröffentlicht! Nutzen Sie den Abb. 2: NEB und NTB dominierten in über- rizonthöhen im Sternbild Waage statt. Zu direkten Upload: großer Breite den Riesenplaneten um die diesem Zeitpunkt ist Saturn 1,32 Mrd. km www.interstellarum.de/ Jahreswende. 9"-SCT bei 6800mm, Basler Ace, entfernt. Der Äquatordurchmesser der Pla- aktuelleereignisse.asp RGB-Filter. Oben: 30.12.2012, 21:54 MEZ Un- netenkugel misst 18,8", mit Ringen werden ten: 2.1.2013, 21:37 MEZ. Torsten Edelmann knapp 43" erreicht. Mit einer Ringneigung von 18° lugt zwar der 2010 der große Sturm stattfand (vgl. inter- noch ein Teil der verdeckten Südhalbkugel stellarum 81). Ob der Fleck nur eine Eintags- hervor, es finden aber keine Erscheinungen fliege bleiben oder der Auftakt zu vermehrter der helleren Monde mehr statt. Aktivität sein wird, können gut ausgestattete Auf hochaufgelösten Bildern zur Jahres- Beobachter derzeit verfolgen. wende konnte ein kleiner weißer Fleck in derselben Breitenlage beobachtet werden, in ▶▶Ronald Stoyan

Abb. 3: Visuell mit mittelgroßer Öffnung eine Herausforderung ist die Sichtung des Ovals BA, das derzeit dem Großen Roten Fleck vorangeht. Zeichnung, 10"-Newton bei 200×. Abb. 4: Saturn am 27.12.2012 mit weißem Christian Harder Fleck. 14"-SCT. Damian Peach Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

23 Himmel | Sonnensystem interstellarum 87 | April/Mai 2013

INTERAKTIV

Senden Sie uns Ihre Beobachtungen – Fotos, Zeichnungen und Beschrei- bungen! Alle Ergebnisse werden auf kometenaktuell.de, eine Auswahl im Heft veröffentlicht! Nutzen Sie den direkten Upload: www.interstellarum.de/ aktuelleereignisse.asp

Komet PANSTARRS ist eine Entdeckung des Pan-STARRS-Observatoriums auf Hawaii. Nach mehreren Monaten am Süd- himmel gelangt C/2011 L4 (PANSTARRS) im März auf seiner Bahn so weit nordwärts, dass er von Mitteleuropa aus beobachtet werden kann. Der sonnennächste Punkt wird am 10. März erreicht, dann geht PAN- STARRS bei uns etwa 30 bis 60 Minuten nach der Sonne unter. Die ursprünglichen Erwartungen eines wirklich hellen Kometen mussten nach den Beobachtungen zu Jahresbeginn et- was zurückgeschraubt werden. Es ist eher nicht mit einer negativen Helligkeit, wie sie etwa Komet McNaught im Januar 2007 erreichte, zu rechnen. PANSTARRS wird bis zur Monatsmitte aber ähnlich tief über dem abendlichen West-Horizont stehen. Abb. 1: Komet PANSTARRS wird wohl nicht die große Helligkeit von McNaught im Januar Ein ausgeprägter Staubschweif, der von der 2007 erreichen. Wann wird man ihn in der Abenddämmerung erstmals sehen können? Digitalfoto, Sonne weggerichtet erscheint, ist ebenfalls 480mm-Teleobjektiv, 1s, ISO 200, Canon EOS 20D. Thorsten Boeckel zu erwarten. Ob sich der Komet bei einer vorausberechneten Helligkeit von rund 2m Kometen aktuell in der Dämmerung gegen Himmelshellig- keit und Horizontdunst durchsetzen wird, PANSTARRS — ein Schweifstern für bleibt abzuwarten. bloßes Auge und Fernglas Wie hell wird PANSTARRS tatsächlich? Eine exakte Helligkeitsprognose ist bei Ko- urchschnittlich alle 10 Jahre gibt Anblick, den sich kein Sternfreund entgehen meten immer wieder schwierig. Zunächst es das Himmelsereignis eines mit lassen sollte! ist er wohl nur ein Objekt für Spezialisten bloßem Auge sichtbaren Kometen. Fast alle Kometen, die heute gefunden und am ehesten fotografisch nachweisbar. DIm März und April wird C/2011 L4 (PAN- werden, haben ihre Namen von professio- Mit Spannung kann jedenfalls verfolgt STARRS) am Abendhimmel stehen – ein nellen Observatorien oder Suchprojekten. werden, wann die ersten Beobachtungen des Kometen im März gelingen. Mit dem interstellarum-Newsletter und dem neuen Twitter-Dienst von interstellarum sind Sie immer auf dem Laufenden. Nach der Monatsmitte wird es langsam einfacher, den Kometen zu sehen. Seine

Abb. 2: C/2011 L4 (PANSTARRS) am 15. Januar 2013. Der Komet stand zu diesem Zeit- punkt am Südhimmel im Grenzgebiet der Stern- bilder Skorpion und Südliche Krone. Digitalfoto, 8"-Newton bei 800mm, 10 min, ISO 1600, Canon

EOS 5DII. Zane Hammond Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

24 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Himmel | Sonnensystem

Bahn am Himmel führt PANSTARRS öst- IM DETAIL lich des bekannten Pegasus-Vierecks steil nordwärts auf die Andromedagalaxie zu. Die Helligkeit sollte rund 3m betragen – ein »Schlechtwetter-Komet« LINEAR Wert, der ihn in dieser Himmelsregion zu einem relativ auffälligen Objekt macht. Der Zum Jahreswechsel 2012/2013 kam der Schweifstern steigt jeden Abend ein wenig Komet C/2012 K5 (LINEAR) der Erde bis höher und wandert von Westen langsam auf etwa 44 Millionen Kilometer nahe. gegen Nordwesten. Ein gut einsehbarer Von Anfang Dezember bis Mitte Januar Horizont in dieser Richtung ist für eine er- wanderte er über große Teile des Nord- folgreiche Beobachtung unerlässlich. himmels und durchquerte die Sternbilder Nachdem er sich von Erde und Sonne Großer Bär, Luchs, Fuhrmann und Stier. entfernt, gehen leider auch Helligkeit und Seine Helligkeit erreichte 8,m 0 – er wurde scheinbare Größe am Himmel langsam ein Fernglas-Objekt und stand ideal am zurück. Im letzten Märzdrittel kommt als Nachthimmel. Das verbreitet schlechte Störfaktor helles Mondlicht hinzu. PAN- Winterwetter hinderte allerdings viele STARRS kann nun aber zur besten abend- Sternfreunde daran, diesen Kometen er- lichen Zeit rund um 20:00 Uhr MEZ auf- folgreich zu beobachten. gesucht werden. Daneben gibt es auch am Morgenhimmel gegen 5:00 Uhr ein Beob- C/2012 K5 (LINEAR) am 4.1.2013. achtungsfenster. Hier steht der Komet tief CCD-Aufnahme, 8"-Astrograph bei 590mm, am Nordosthimmel. Nach dem Vollmond 27min (je LRGB). Gerald Rhemann ergibt sich Ende März und Anfang April die beste Gelegenheit, diesen Kometen noch mit bloßem Auge zu sehen. Ideales Beob- Kometen im April/Mai 2013 achtungshilfsmittel wird aber ein Fernglas Name Entdeckung Perihel Erdnähe Beobachtungs- Erwartete sein. Unter dunklem Himmel kann nun all­ fenster Helligkeit abendlich die Annäherung an die Androme- C/2011 L4 6.6.2011 10.3.2013 5.3.2013 März bis 2m bis 8m dagalaxie M 31 verfolgt werden. Zwischen (PANSTARRS) (0,30AE) (1,09AE) August 2013 dem 3. und 7. April wird der Schweifstern C/2012 F6 23.3.2012 24.3.2013 5.2.2013 Mai bis 7m bis 8m knapp daran vorbeiziehen. Mittlerweile (Lemmon) (0,73AE) (0,98AE) August 2013 ist der Komet zirkumpolar, geht also nicht mehr unter und kann die ganze Nacht über Im Mai kann neben PANSTARRS noch Informationen über die aktuelle Entwick- beobachtet werden. Seinen tiefsten Stand ein zweiter Komet mit Fernglas und kleine- lung beider Kometen erhalten Sie regelmä- über dem nördlichen Horizont erreicht er ren Teleskopen beobachtet werden. C/2012 ßig im interstellarum-Newsletter. dabei gegen Mitternacht. F6 (Lemmon) war in den vergangenen Mo- Im April geht die Helligkeit des naten als freisichtiger Komet tief am Süd- ▶▶Burkhard Leitner Schweifsterns stetig zurück, während er himmel zu sehen. Komet Lemmon wurde weiter Richtung Himmelspol wandert. In- am Mount-Lemmon-Observatorium in teressant zu verfolgen wird, wie lange der Arizona entdeckt. Nachdem er im Februar Surftipps Komet mit bloßem Auge auffindbar bleibt. den Himmelssüdpol passierte, gelangt er Zum Neumond am 10. April erreicht PAN- nun wieder für Beobachter der Nordhalb- STARRS das Sternbild Kassiopeia, wahr- kugel am Morgenhimmel in Sicht. Inter- interstellarum-Twitter-Dienst: scheinlich endet die Freisichtigkeit spä- essanterweise verläuft seine scheinbare  www.twitter.com/interstellarum testens um die Monatsmitte. Mit Fernglas Bahn im Mai und Juni ganz ähnlich der von interstellarum-Newsletter: oder kleinem Teleskop wird der Komet Komet PANSTARRS im März und April.  www.oculum.de/interstellarum/ aber den ganzen Monat über ein schönes Er wandert östlich des Pegasus-Vierecks newsletter.asp Beobachtungsobjekt bleiben. Neben der entlang steil nach Norden durch Andro- Bahnelemente und Ephemeride: Begegnung mit M 31 wird auch das Durch- meda und Kassiopeia. Ab etwa 10. Mai  www.csc.eps.harvard.edu/2011L4/ queren des Milchstraßenbandes während kann man versuchen, den voraussichtlich index.html der zweiten Aprilhälfte gute Gelegenheiten noch ca. 7m hellen Schweifstern tief im Seite auf Cometography: für Himmelsfotos ergeben. Osten aufzufinden. Ab der Monatsmitte  www.cometography.com/ Anfang Mai wechselt PANSTARRS ins wird es dann zunehmend leichter, wenn der lcomets/2011l4.html Sternbild Kepheus, wo sein Verblassen Sonnenabstand angewachsen ist und der Link- und Bildersammlung: weiter verfolgt werden kann. Die Helligkeit Komet zwischen 2:00 und 3:00 Uhr MESZ  www.kometen.info/2011l4.htm wird im Laufe des Monats von ca. 7m auf 9m über den Horizont steigt. Gegen Monats- Spaceweather-Galerie: zurückgehen. Damit endet die interessante ende stört leider der abnehmende Mond  spaceweather.com/gallery/ Beobachtungsphase für diesen Kometen die Beobachtung des nun vielleicht noch index.php?title=comet m bereits wieder. 8 hellen Kometen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

25 Himmel | Sternhimmel interstellarum 87 | April/Mai 2013

Objekte der Saison Beobachtungsempfehlungen für April/Mai 2013 Himmel

für Einsteiger für Stadtbeobachter für Landbeobachter

M 3 (GC) M 106 (Gx) NGC 4244 (Gx)

NORDEN

NGC 7000 NGC 7209

Lacerta

1. April 2013: 23:00 MESZ 39 M für 50° nördliche Breite,

Cygnus

1. Mai 2013: 21:00 MESZ Deneb 10° östliche Länge 7243

M 31 M

M 56 M

M 32 M

M 33 M

Cepheus

Lyra

7510

Cassiopeia Andromeda

M 52 M

Wega

457

Triangulum

M 103 M

M 34 M

884/869 Hercules

Draco

M 92 M

Camelopardalis Mel 20 Mel

Ursa Minor Ursa

Polaris Perseus

Plejaden

1502 M 45 M

M 13 M Mars

1499 M 101 M M 82

Corona Borealis Kapella Mel 25 Mel

M 81 Jupiter

Auriga

Taurus

Ser

M 38 M pens M 36 M 1647

OSTEN M 51

Bootes Ursa Maior 37 M Venus

Aldebaran

Gemini WESTEN M 3 Merkur Canes Venatici Kastor M 35 Arktur Pollux M 5

M 53 Mel 111 Orion 2264 M 44 Leo 1981

Cancer

Virgo 2310 Rigel M 67 Canis Minor M 42/43 Saturn Regulus Prokyon

Frühlingsdreieck Monoceros Wintersechseck M 50 Ekliptik Sextans Spica M 48 2423 M 104 Sirius

M 47 Canis Maior Crater M 46 m M 41 –1 Hydra m 0 M 93 1m Corvus x Gx 2m Puppis o OC Cr 140 3m g GC Antlia 4m n GN 5m p PN Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. SÜDEN 26 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Himmel | Sternhimmel

Objekt der Saison für Einsteiger M 3

ugelsternhaufen sind ganz beson- dere Objekte: Hier befinden sich mehrere Hunderttausend bis Milli- Konen Sterne dicht gepackt in einem kugelför- migen Raum. Auf einem Planeten innerhalb eines Kugelsternhaufens wäre der Himmel wohl mit Tausenden von hellen Sternen er- leuchtet. Diese Deep-Sky-Objekte sind die ältesten Mitglieder unserer Milchstraße. Alle Kugel­sternhaufen befinden sich auf »Wanderschaft« und verteilen sich in einem kugelförmigen Raum um die Milchstraße, welche sie auf teilweise sehr exzentrischen Bahnen umkreisen. Etwa 150 Exemplare sind in unserer Galaxis derzeit bekannt. Unter den Kugelsternhaufen nimmt M 3 eine besondere Stellung ein: Es war die erste eigene Entdeckung des französischen As- tronomen Charles Messier. Der Astronom fand M 3 am 3.5.1764 und sah in seinem Teleskop einen »Nebel, er enthält keinen Nachzügler). Das sind Sterne, deren Entwick- Abb. 1: Viele der blauen Sterne in der Fotogra- Stern, sein Zentrum ist leuchtend und seine lung durch Kollision mit einem anderen Stern fie zählen zu den »blue stragglers«. Werner Pribil Helligkeit verliert sich unmerklich, …«. Mit oder Verschmelzung mit einem anderen einer Anzahl von etwa einer halben Million Stern in einem engen Doppelsternsystem 14hm 16 in 13hm 52 in 13hm 28 in 13hm 04 in CorCaroli a Mitgliedern ist M 3 einer der sternreichsten gestört wurde [1]. 38° 38° Kugelsternhaufen. Er umkreist das Zentrum Die Beobachtung Messiers lässt sich heute Canes Venatici der Milchstraße in einem Abstand zwischen mit einem kleinen Teleskop von 60mm Öff- 15000 und 50000 Lichtjahren Entfernung, nung leicht nachvollziehen. M 3 erscheint sein derzeitiger Abstand beträgt 34170 Licht- darin – ganz typisch für diese Objektklasse 32° 32° jahre. Auf Fotografien sind viele scheinbar – als rundes Nebelbällchen mit einem hel- M3 junge blaue Sterne erkennbar, die in einem len Zentrum. Das Auffinden gestaltet sich ° 2 b mehrere Milliarden alten Kugelsternhaufen ebenfalls als nicht allzu schwierig, da der Bootes nicht vorkommen sollten. Hierbei handelt Kugelsternhaufen bereits im Sucher sicht- 26° 26° es sich aber um sog. »blue stragglers« (blaue bar wird. Am einfachsten ist es, die Verbin- Coma dungslinie zwischen den Sternen Arktur im Berenices Sternbild Bärenhüter und dem Hauptstern PRAXISTIPP 20° der Jagdhunde Cor Caroli (α CVn) zu su- 20° Arktur a h 14hm 16 in 13hm 52 in 13hm 28 in 13hm 04 in chen und fast auf die Mitte, etwas näher zu a Fernglastipp: M 3 Arktur hin, zu zielen. Einzelne Sterne von M 3 können durch ein Teleskop von etwa 01234567 fst7,5m M 3 ist ein schönes Objekt für die klei- 100mm Öffnung und bei Vergrößerungen nen Ferngläser der Kompaktklasse, ab 100× gesichtet werden. In den Rand- Abb. 2: M 3 im Teleskop mit 60mm Öffnung,  also Ferngläser zwischen 20mm und bereichen löst sich der Kugelsternhaufen Vergrößerung 50×, Gesichtsfeld: 1°. Lambert Spix 30mm Öffnung. Darin erscheint der dann auf, das Zentrum erscheint immer Kugelsternhaufen wie im kleineren noch dicht und hell. Freunde der Astrofo- Teleskop als rundes und nebliges tografie können sich daran versuchen, die Objekt mit einem hellen Zentrum. unterschiedlichen Sternfarben in M 3 dar- Beim langsamen Abfahren der Ver- zustellen. Gelingt dies, erscheint der Haufen bindungslinie Arktur – Cor Caroli ist gesprenkelt mit gelbfarbenen und hellblauen M 3 als flächiges Objekt praktisch Sternen. Bei vielen handelt es sich dabei um nicht zu übersehen. Einmal mit dem »blue stragglers«. Fernglas aufgefunden, wird das Auf- suchen mit einem optischem Sucher ▶▶Lambert Spix oder Leuchtpunktsucher am Teles- kop kein Problem mehr darstellen. [1] Stoyan, R.: Atlas der Messier Objekte, Oculum

Verlag (2006) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

27 Himmel | Sternhimmel interstellarum 87 | April/Mai 2013

Objekt der Saison für Stadtbeobachter M 106

75× stellt sich schließlich als ideal heraus, da M 106 eine deutliche Balkenstruktur mit ei- nem hellen Kern offenbart. Stärkere Vergrö- ßerungen führen zu keinem entscheidenden Beobachtungsgewinn, wie übrigens auch nicht der Einsatz einer größeren Öffnung, z.B. eines 200mm-Spiegelteleskops. M 106 ist daher – aus der Sicht des Stadtbeobach- ters – eher ein Objekt für kleinere bis mittlere Öffnungen, das sich aber nicht »im Vorbei- gehen« entdecken lässt, sondern eine Menge Geduld erfordert.

▶▶Karl-Peter Julius

[1] Sawyer Hogg, H.: Out of Old Books – Catalo- gues of Nebulous Objects in the Eighteenth Century, JRASC 41, 265 (1947) [2] Stoyan, R.: Atlas der Messier Objekte, Ocu- lum-Verlag (2006) Die helle Spiralgalaxie M 106 ist für Stadtbeobachter – trotz ihrer Helligkeit – kein ganz leichtes [3] Juchert, M.: M 106, Objekt der Saison, inter- Objekt. Fabian Neyer stellarum 57, 32 (2008) [4] Herrnstein, J.R. et al.: A geometric distance to alaxien mit »stadttauglichem« Cha- eine echte Herausforderung. Der Verfasser the NGC 4258 from orbital motions in rakter lassen sich an den Fingern dieses Berichts hatte von seinem Standort ca. a nuclear gas disk, Nature 400,539 (1999). einer Hand abzählen. Die Spiralga- 4km südlich des Kölner Doms mehrere, für

Glaxie M 106 im Sternbild Jagdhunde (Canes Stadtverhältnisse außergewöhnlich dunkle hmin hmin hmin 12 48 12 08 11 28 a Venatici) gehört mit Sicherheit dazu, da sie mit Nächte (SQM: 19m, 3/q" bis 19m, 5/q") damit 50° 50° einer scheinbaren Helligkeit von 8m, 4 und mit verbracht, M 106 aufzufinden und aufzulö- Ursa Major einer Deklination von gut +47° eine der hells- sen, wurde aber schließlich dadurch belohnt, d b ten und zugleich zenitnächsten Galaxien des dass er ein Objekt sehen konnte, dessen e Messier-Katalogs ist. Ob Charles Messier die Licht rund 23 Millionen Lichtjahre unter- 54° 54° Nr. 106 der nach ihm benannten Liste persön- wegs war [4]. g lich beobachtet hat, ist nicht geklärt. Entdeckt Um M 106 zu finden, schwenkt man das haben dürfte sie wohl Messiers Kollege Pierre Teleskop von γ UMa aus ca. 6° in südsüd- Méchain im Sommer des Jahres 1781, wie aus westliche Richtung bis zu χ UMa (3m, 7) und 3 48° 48° ° einem erst 1947 gefundenen Brief Méchains dann 5° ONO bis zu 3 CVn. Ca. 2° weiter 2 c an Johann Bernoulli geschlossen wird [1]. Richtung Süden zeigt sich im westlichen Teil M 106 Wilhelm Herschel, der lange Zeit als Entde- des Gesichtsfeldes bei 15× eine Sterngruppe Canes Venatici cker der erst nachträglich in die Messier-Liste mit einer markanten Kette von vier Sternen. 42° 42° aufgenommenen Galaxie geführt wurde, be- Im Osten dominiert ein Stern der 7. Größe 12hm 48 in b 12hm 08 in 11hm 28 in schrieb das Objekt 1788 als »sehr brillant«, und nördlich davon ist ein schwächerer mit einem »hellen, nicht runden Kern«; T.W. Stern zu erkennen. Inmitten dieser Mus- 01234567 fst7,5m Webb verglich M 106 im Jahre 1859 mit einem ter befindet sich M 106, die jedoch bei den »verkleinerten Abbild des Andromedanebels« ersten Sehversuchen unsichtbar bleibt. Bei INTERAKTIV [2]. In der Tat erreicht die Galaxie mit einer 25× wird das Bild etwas deutlicher. Je nach Ausdehnung von 130000 Lichtjahren fast die Himmelsqualität zeigt sich die Galaxie nun Ausmaße von M 31 und ist dieser auch in ihrer bereits als ein schmaler Lichtschimmer. Ab Senden Sie uns Ihre Beobachtungen Form sehr ähnlich. einer Vergrößerung von 30× bildet M 106 – Fotos, Zeichnungen und Beschrei- Unter dunklem Himmel lässt sich M 106 selbst ein Dreieck mit dem Stern 7. Größe bungen zu den drei Objekten der schon mit einem kleinen Fernglas als läng- und dem nördlichen Stern, um den jetzt Saison! Alle Ergebnisse werden auf licher Nebel definieren und mit Teleskopen schwache Lichtpunkte aufblitzen, die fast interstellarum.de, eine Auswahl im – je nach Größe der verwendeten Optik – bis das Bild eines kleinen Sternhaufens abgeben. Heft veröffentlicht! Nutzen Sie den hinein in die Struktur der Spiralarme auflö- Mit Indirektem Sehen kann in dem schwa- direkten Upload: sen [3]. Für Stadtbeobachter ist M 106 – trotz chen Lichtband der Galaxie ein hellerer Kern www.interstellarum.de/ods.asp ihrer Helligkeit und Deklination – dagegen ausgemacht werden. Eine Vergrößerung von Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

28 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Himmel | Sternhimmel

Objekt der Saison für Landbeobachter NGC 4244

as Sternbild Jagdhunde (Canes Untersuchungen konnten einen sehr schwa- Venatici) liegt südlich der Deich- chen Halo [4] und eine zarte Untergliede- sel des Großen Wagens. Es wurde rung in zwei unterschiedliche Scheiben [5] D1690 vom Danziger Astronomen Johannes nachweisen, ohne jedoch die Ursachen dieser Hevelius in seinem Werk »Prodromus ast- schwachen Differenzierung zu klären. Die ronomiae« eingeführt und enthält vorwie- Erforschung von NGC 4244 bleibt also weiter gend lichtschwächere Sterne, von denen spannend auch zum allgemeinen Verständ- nur die beiden hellsten mit bloßem Auge nis der Entwicklung von Sc-Galaxien. gut sichtbar sind. Der Hauptstern α Canum Die Galaxie ist relativ einfach zu finden, Venaticorum wird auch Cor Caroli (Herz des denn sie bildet mit den beiden hellsten Ster- Karl) genannt, zur Erinnerung an den eng- nen von Canes Venatici ein gleichschenkliges lischen König Karl I., der 1649 hingerichtet Dreieck. Der Beobachter muss einfach die wurde. Der zweithellste Stern (β CVn) stellt Dis­tanz zwischen α und β CVn von Chara die beiden Hunde Asterion und Chara des aus nach Südwesten abtragen und schon Bärenhüters dar, die den Bären rund um den leuchtet NGC 4244 im Okular. Es ist eine Ga- Himmelspol treiben. Das Sternbild kann op- laxie in extremer Kantenlage, im englischen timal im Frühjahr beobachtet werden, wenn Sprachraum auch als »Superthin« bezeichnet. es Anfang April um Mitternacht kulminiert. Wenngleich schwach, ist sie bereits im 4-Zöl- In der Nacht des 17.3.1787 entdeckte Wilhelm ler unter sehr dunklem Landhimmel (Grenz- Herschel mit seinem 18,7"-Reflektor darin die größe 6m, 3) als 6:1 elongiertes Objekt erkenn- Galaxie NGC 4244. Diese ist auch als Cald- bar, das sich in Nordost-Südwest-Richtung well 26 benannt, nach einem Katalog von109 erstreckt. Mit Steigerung der Öffnung auf Sternhaufen, Nebeln und Galaxien, der von 8" ändert sich nicht viel am grundsätzlichen dem im Dezember 2012 verstorbenen briti- Erscheinungsbild, nur die Gesamthelligkeit schen Amateurastronomen Sir Patrick Alfred wird etwas größer und die Achslänge nimmt Caldwell-Moore, besser bekannt als Patrick ein wenig zu. Moore, als Gegenstück zum Messier-Katalog Im 14-Zöller steht die 8:1 gestreckte zusammengestellt wurde. Spindel in einem relativ sternarmen Gebiet Die Galaxie vom Typ Scd gehört der als hauchdünner, gleichmäßig heller Krei- Aufnahmen von NGC 4244 zeigen deutlich Canes-Venatici-I Galaxiengruppe an, die destrich im Okular und übt einen besonderen das Staubband im Zentrum der Galaxie und die nach dem hellsten Mitglied auch als M ästhetischen Reiz aus. Bei 135× erscheint die Asymmetrie der beiden Arme. Manfred Konrad 94-Gruppe bezeichnet wird und zum Vir- Galaxie gut 14' groß, eine zentrale Aufhellung go-Superhaufen zählt. Die geringe Entfer- ist nicht sichtbar. Ebenso ist ein Staubband vi- [3] Fry, A. M. et al.: Deep CCD Surface Photome- nung von NGC 4244 von ca. 14 Millionen suell nicht zugänglich – auch nicht in großen try of the Edge-on Spiral NGC 4244. Astron. J., Lichtjahren erklärt ihre Helligkeit von Teleskopen – fotografisch jedoch problem- 118, 1209 (1999) 10m, 0 und ihre relative Größe am Himmel los zu erfassen. Mit 20"-Teleskopen kann an [4] Seth, A. C. et al.: Detection of a Stellar Halo in von 16,6'×1,9', obwohl sie mit 10 Milliarden jedem Ende der Galaxie visuell jeweils eine NGC 4244, Proc. IAU Symp. 241, 523 (2007) Sonnenmassen gerade einmal ein Zehntel HII-Region als stellare Aufhellung heraus- [5] Comerón et al.: The thick disk in the Galaxy einer typischen Sc-Galaxie beinhaltet [1]. gearbeitet werden. Das Beobachtungsbuch NGC 4244 from S4G imaging. Astrophys. J., Untersuchungen zur Morphologie von NGC des Autors beinhaltet die Randnotiz: »Wow, 729, 18 (2011) 4244 zeigen eine deutliche Asymmetrie mit richtiger Kracher!« – und das zurecht, steht einem längeren südwestlichen und einem diese Galaxie, die oftmals »Silbernadel« ge- kürzeren nordöstlichen Arm. Darüber hin- nannt wird, hinsichtlich Helligkeit, Größe 43° 12hm 48 in 12hm 32 in 12hm 16 in 43° aus werden wellenartige Deformationen der und Achsverhältnis auf Augenhöhe mit Ob- Canes Venatici Struktur beschrieben, die nicht mit den Spi- jekten wie NGC 4565, NGC 891 oder NGC b ralarmen korrelieren, aber in Dichtezentren 5907, die als Vertreter der Edge-On-Galaxien eine räumliche Konzentration von HI- und schlechthin gelten. 40° 40° HII-Wolken aufweisen [2]. a 2 Fry et al. schildern NGC 4244 als System ▶▶Frank Gasparini ° mit einfachem Aufbau der galaktischen 37° 37° Scheibe ohne Auftrennung in »Thick Disk«, [1] Finlay, W., Hube, D.: Deep-Sky Contemplations: NGC 4244 »Thin Disk« und Halo, die üblicherweise The Silver Needle Galaxy. JRASC, 102, 21 bei Spiralgalaxien als strukturelle Kompo- (2008)

hmin hmin hmin nenten zu finden sind und einer Alters- und [2] Florido, E. et al.: Corrugations in the disks of 34° 12 48 12 32 12 16 34° Typdifferenzierung der Sterne innerhalb spiral . NGC 4244 and 5023. MNRAS, der Galaxie entsprechen [3]. Erst jüngere 251, 193 (1991) 23456789 fst9,5m Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

29 ---- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Praxis | Kometen interstellarum 87 | April/Mai 2013

Praxis PANSTARRS ablichten

Praxistipps zur Fotografie heller Kometen

von Michael Jäger und Gerald Rhemann

2013 ist für Kometenbeobachter ein besonderes Jahr. Mit den Kometen PANSTARRS im März sowie ISON im November und Dezember werden gleich zwei helle Schweifsterne erwartet. Wie hell beide Kometen wer- den, ist noch unsicher – es kann aber davon ausgegangen werden, dass beide Kometen große Helligkeiten er- reichen, um sie mit einfachen Digitalkameras gut erfassen zu können. Aber: Ohne die richtige Vorbereitung gelingen keine eindrucksvollen Aufnahmen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

32 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Praxis | Kometen

er sich an die Fotografie der beiden hellen Kometen dieses Jahres heranwagen möchte, Wmuss sich zwischen zwei unterschiedlichen Zielrichtungen entscheiden: Soll der Komet in seiner vollen Pracht mit der umgebenden Landschaft abgebildet werden, oder geht es um die rasch veränderliche Schweifstruktur?

Wo und wann fotografieren?

Sowohl der Komet C/2011 L4 PANSTARRS als auch Komet C/2012 S1 ISON werden im Maximum ihrer erwarteten Helligkeit von Mitteleuropa aus tief am Horizont stehen. Für gute Aufnahmen ist daher eine perfekte Hori- zontsicht mit möglichst wenig Streulicht nötig. Im Fall von PANSTARRS kommt starker Zeitdruck dazu: Das optimale Beobachtungs- fenster ist am Abendhimmel zwischen dem 15. und 20. März. Davor steht der Komet zu tief in der Dämmerung, danach macht sich Mondlicht störend bemerkbar. Aus diesem Grund könnte der Komet auf Aufnahmen mit sehr kurzen Brennweiten nicht besonders spektakulär erscheinen. Bei Komet ISON sollte man sich besonders den 5. bis 15. Dezember vormerken. Löst sich der Komet bei der Sonnenpassage nicht auf, wird er am Morgenhimmel einen eindrucks- vollen Schweif mit einer Länge von mindes- tens 30° bis 40° entwickeln. Für dessen Foto- grafie ist ein dunkler Beobachtungsplatz mit einer optimalen Horizontsicht ideal. Abb. 2: Farbaufnahmen zeigen hervorragend den Unterschied zwischen bläulichem Gas- und Für alle anderen Beobachter gilt: gelblichem Staubschweif, wie ihn Komet Hyakutake im April 1996 zeigte. Diese Aufnahme entstand mit einer 10"-Schmidtkamera bei f/1,9 und wurde 5 Minuten auf Kodak 160ASA-Film belichtet. ■■ Planen Sie rechtzeitig, von wo aus Sie die Kometen beobachten wollen. Es muss nicht stabile Wetterphasen in Mitteleuropa die BUCHTIPP das Hochgebirge sein. Mittlere Höhen soll- Ausnahme dar. ten auch angesichts der Jahreszeiten reichen. Besonders bei ISON sind Lagen oberhalb Wie fotografieren? Kometen der Nebelzonen sehr wahrscheinlich nötig. Eine Einführung für Hobby-Astronomen ■■ Suchen Sie nicht erst am Tag der Beobach- Noch vor einigen Jahren wären bei Ko- tung den gewählten Beobachtungsplatz meten die Schmidtkameras mit ihren gro- auf. Testen sie dort schon vorher Ihre Aus- ßen Feldern die idealen Optiken gewesen. rüstung im Echtbetrieb, um die Abläufe In Zeiten der Digital- und CCD-Fotografie zu automatisieren. sind andere Strategien gefragt: Möglichst ■■ Verfolgen Sie aufmerksam die Wetter- große Himmelsfelder erfasst man heute mit berichte, um sich unnötige Ausflüge zu Digitalkameras und kurzen und mittleren ersparen. Besonders im Dezember stellen Brennweiten. Das perfekte Bild liefert aber die CCD-Kamera im RGB-Verfahren. Abb. 1: Helle Kometen sind beeindruckende Zur Kometenfotografie sind gute, Fotomotive – wie hier Hale-Bopp im Jahr 1997 lichtstarke Optiken notwendig (f/2,8 bis f/4,0). bei der Passage an M 31. Dieses Jahr könnte Sonst werden Sie vom Resultat enttäuscht es zweimal die Gelegenheit geben, schöne sein. Bei Verwendung einer DSLR-Kamera Burkhard Leitner, Uwe Pilz. Schweifsterne abzulichten. Diese Aufnahme ent- mit Fotoobjektiv sind Objektivbrennweiten ISBN: 978-3-938469-60-6, stand am 27. März 1997 mit einem 50mm-Objek- von 100mm bis 200mm empfehlenswert, Oculum-Verlag, 24,90€ tiv bei f/2,8 auf Kodak Royal Gold 1000ASA-Film wobei fixe Brennweiten im Vergleich zu  www.oculum.de/oculum/titel.asp?nr=73 und wurde 5 Minuten lang belichtet. Zoomobjektiven immer die qualitativ bessere Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

33 Praxis | Kometen interstellarum 87 | April/Mai 2013

PRAXISTIPP

Workflow für die Bildbearbeitung

Um sowohl Sterne als auch Komet scharf den Hintergrund zu abzubilden, müssen beide Bildelemente glätten, kann man zunächst voneinander mittels eines spe- die Freeware Fits- ziellen Algorithmus getrennt werden. Wie work verwenden. man ein von Sternen befreites Kome- Über »Bearbeiten tenbild und ein vom Kometen befreites → Ebenen → Hinter- Sternenbild erhält und diese beiden Auf- grund ebnen varia- nahmen miteinander vereint, beschreibt bel« öffnet sich ein Bernhard Hubl sehr ausführlich (vgl. Surf- Vorschaufenster, in tipps). Hier soll daher nur auf jene Punkte dem der Wirkungs- näher eingegangen, die sich von diesem faktor über einen Workflow unterscheiden. Schieberegler ein- Abb. 1: Programme wie z.B. Maxim DL ermöglichen es beim Zusam- Die Software Maxim DL bietet eine einfache gestellt werden menlegen der Aufnahmen, die Sterne wegrechnen zu lassen. Möglichkeit, Sterne und Komet zu trennen. kann. Um zu vermei- Nachdem die Aufnahmen über den Kome- den, dass der Glättungsprozess auf den Ko- »Hintergrund« wird dupliziert und mit tenkopf zueinander ausgerichtet wurden, meten und seinen Schweif Einfluss nimmt, dem Filter »Staub und Kratzer« bearbeitet. werden sie mit Hilfe von »SD Mask« (Stan- kann man diese Bereiche mit einer Maske Als Richteinstellwert gilt bei »Radius« 10 dard Deviation Mask) zusammengelegt. Bei schützen. Ein Vorschaubild ermöglicht die bis 15 und bei »Schwellenwert« etwa die dieser Methode wird für jeden Bildpunkt optimale Anpassung der Einstellwerte. Das Hälfte dieses Werts. Danach wird der Fil- eine Standardabweichung festgelegt. Aus- Ergebnis wird als 16-Bit-TIFF gespeichert. ter »Gaußscher Weichzeichner« mit einem reißer, wie in diesem Fall die Sterne, die sich Danach wird das vom Kometen zu befreiende Einstellwert von 10 bis 15 gesetzt. Nun bei jeder Aufnahme an einem anderen Ort Sternfeld bearbeitet. Dazu kombiniert man wechselt man auf die Hintergrundebene befinden, werden weggerechnet und übrig die Aufnahmen mit der Median-Funktion, und deaktiviert die Hintergrundkopie. Mit bleibt das Bild des Kometen, da es hier keine diesmal jedoch ausgerichtet auf die Sterne. Bildberechnungen kann man in Photoshop Abweichung gibt. Ähnlich funktioniert auch Das Ergebnis wird ebenfalls als 16-Bit-TIFF nun die Hintergrundkopie vom Hintergrund die Variante »Sigma Combine«, wobei hier für die Weiterbearbeitung gespeichert. subtrahieren. Das Ergebnis zeigt ein vom die Software CCDStack die meisten und Dieses Bild zeigt natürlich noch die Kometen völlig befreites Sternfeld. besten Möglichkeiten bietet. Reste des bewegten Kometenkopfs Danach wird das von den Sternen freige- Nach dem Zusammenfügen der Aufnah- und einen Hauch des verwaschenen stellte Kometenbild als neue Ebene über men erscheint der Himmelshintergrund Kometenschweifs. Zum Entfernen wird das Sternfeld gelegt und auf »Aufhel- wahrscheinlich noch etwas unruhig. Um jetzt Photoshop verwendet. Die Ebene len« oder »Umgekehrt multiplizieren«

Abbildung liefern. Für Aufnahmen mit ste- Die richtige Brennweite Entwickelt sich ISON zum Super-Kome- hender Kamera sollte die Objektivbrennweite ten, dann sind Brennweiten unter 100mm nicht länger als 50mm sein. Bei Aufnahmen Aufnahmen mit Weitwinkel-Optiken sinnvoll. Dieser Komet könnte dann auch bis 100mm Brennweite genügt eine einfache, werden beim Kometen PANSTARRS wahr- ein Fall für die stehende Kamera sein, was aber motorisch betriebene Montierung oder scheinlich zu wenig Information liefern. den Vorteil hat, dass Vordergrundlandschaf- eine kleine Reisemontierung. Brennweiten ab 100mm wären hier ratsam. ten gleichzeitig scharf abgebildet werden Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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PRAXISTIPP

Workflow für die Bildbearbeitung

Abb. 2: Mit Photoshop lassen sich Gradienten entfernen und Abb. 3: Fitswork bietet Algorithmen zum Glätten von Aufnahmen. Bildteile aufhellen.

gestellt. Damit wird der Komet wieder ins Für diesen Fall verwenden wir die Software Verbleibende Sterne kann man mit Fitswork Sternfeld eingeblendet. Astroart, Version 5. Dieses Programm be- entfernen. Über »Bearbeiten → Schärfen Um eine Farbaufnahme mit CCD-Kameras sitzt eine Funktion zum Entfernen von Ster- → Sterne verkleinern« gelingt dies hervor- zu erhalten, müssen natürlich auch die ein- nen. Man ruft sie über »Tools → Find « ragend. Danach wird wie beschrieben der zelnen RGB-Farbaufnahmen auf gleiche Art auf und stellt im Fenster die Auswahl der unruhige Hintergrund ausgeglichen. und Weise gemittelt werden. Die Zusam- Sterne auf 2000 bis 4000. Die weiteren Die Entfernung des Kometen aus dem menstellung von RGB- bzw. LRGB-Aufnah- Einstellungen kann man zwar adaptieren, Bild erfolgt in Photoshop mit Hilfe der men erfolgt anschließend wie bei normalen aber auch mit den Grundeinstellungen kann gleichen Technik, wie bereits beschrie- Deep-Sky-Fotos. man beste Erfolge erzielen. Nachdem die ben. Da in diesem Falle zu erwarten ist, Was macht man jedoch, wenn man nicht ge- Sterne ausgewählt sind, ist nur darauf zu dass die Koma nicht völlig weggerechnet nug Zeit und daher zu wenige Aufnahmen achten, dass helle Sterne, die sich im Ko- werden kann, muss das Einblenden des zur Verfügung hat, um alle im beschriebe- metenkopf oder -schweif befinden und Kometenbilds in das Sternfeld genau an nen Workflow genannten Bedingungen zu ausgewählt wurden, sofort wieder mit der Position erfolgen, an der die Reste der erfüllen? Bei Kometen mit extrem geringer dem Auswahlwerkzeug aus der Auswahl Kometenkoma im Sternfeld zu sehen sind. Elongation ist damit zu rechnen, dass man entfernt werden. Über »Filter → Cosmetic In so einem Fall sollte die Einblendung mit nicht mehr als ein bis zwei Sequenzen von → Delete stars« wird nun der größte Teil der der Einstellung »Umgekehrt multiplizie- LRGB-Aufnahmen schaffen wird. Sterne weggerechnet. ren« erfolgen.

können, weil eine Nachführung nicht nö- Farbdifferenzierung zwischen dem bläuli- auf Aufnahmen unter fünf Minuten Belich- tig ist. Sollte der Schweif über das Aufnah- chen Gas- und dem gelblichen Staubschweif tungszeit deutlicher, da sich besonders der mefeld hinausgehen, versuchen Sie es mit besser zur Geltung kommt. Wem es auf Gasschweif in Sonnennähe rasch verändert. Mosaik-Aufnahmen. viele Details und Schweifstrukturen an- Für kernnahe Details braucht es Brennwei- Astronomisch modifizierte Kameras kommt, sollte zumindest Brennweiten ab ten ab 500mm. Diese Aufnahmen eignen sich liefern ein besseres Bild, da damit die 300mm einsetzen. Solche Details sieht man auch für die Astrometrie.

Abb. 3: Bei hellen Kometen sind Aufnahmen mit ruhender Kamera möglich. Sie können wie im Fall von Hale-Bopp zu einem Panorama zu- sammengesetzt werden. Diese Aufnahme entstand am 27. März 1997 mit einer analogen Spiegelreflexkamera und einem 24mm-Weitwinkel- objektiv. Belichtungszeit auf Kodak 1000ASA-Film war pro Aufnahme (5 Aufnahmen insgesamt) 30 Sekunden. Die Kamera wurde auf einem Stativ einfach von Feld zu Feld bewegt, wobei darauf geachtet wurde, dass die Aufnahmen überlappen.

Abb. 4: 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova am 3.10.2011. Die obere Aufnahme entstand zu Beginn der Aufnahmesequenz, während die un- tere Aufnahme die Letzte war. Der Zeitunterschied zwischen den beiden Aufnahmen betrug 25 Minuten. Hier sind eindeutige Änderungen im

Schweif erkennbar. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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zusammenstellt, um die Schweifbewegung zu demonstrieren. Wenn man nun die Schweifbewegung au- ßer Acht lässt, so müssen die Aufnahmezei- ten an die Bewegung des Kometen angepasst werden. Richtet man danach beim Zusam- menlegen der Aufnahmen auf den Kome- tenkopf aus, so entsteht zwar ein scharfes Kometenbild, aber die Sterne der einzelnen Aufnahmen erscheinen in Bewegungsrich- tung des Kometen »aufgefädelt«.

Komet und Sterne scharf abbilden

Man könnte es dabei belassen, jedoch wirkt eine Aufnahme mit nicht versetztem Sternfeld einfach ästhetischer. Dabei hel- fen uns heute die vielen Möglichkeiten von Bildbearbeitungssoftware, einen scharfen Kometen und einen ebenso tiefen wie auch scharfen Hintergrund abzubilden. Wenn ein Komet hoch genug am Himmel steht, hat Abb. 5: Aufgrund der Eigenbewegung eines Kometen erscheinen die Sterne nach dem Zusam- man dazu die notwendige Gesamtbelich- menlegen der einzelnen Aufnahmen in Bewegungsrichtung aufgefädelt. tungszeit zur Verfügung, die für den Bear- beitungsprozess notwendig ist (Minimum Blende und Belichtungszeit Bildbearbeitung heller Kometen sind vier Einzelaufnahmen pro Luminanz- bild und Farbkanal). Eine Anfangsblende von f/2,8 ermöglicht Fotografiert man mit einer astronomi- Beim Fotografieren muss darauf geachtet ein leichtes Abblenden auf z.B. Blende f/4, schen CCD-Kamera, müssen die LRGB-Auf- werden, dass ein genügend großer Zeitab- wodurch die Abbildungsqualität gesteigert nahmen in rascher Abfolge hintereinander stand zwischen den einzelnen Aufnahmen werden kann und die Lichtstärke immer noch erstellt werden, damit die Kometenstruk- eingehalten wird, so dass die Sterne wirklich passabel bleibt. Als Belichtungszeit kann man turen nicht verwischen. Das bedeutet: Zu separiert erscheinen. Nur unter dieser Vo- mit stehender Kamera bis ca. 30s, bei nachge- viele Aufnahmen liefern nicht automatisch raussetzung kann die Software die Sterne führter Kamera 120s bis 180s ansetzen. Wir das bessere Bild. Denn: Die Eigengeschwin- erfolgreich entfernen (vgl. Kasten). empfehlen einen ISO-Wert von 1600. digkeit eines Kometen beschränkt die Be- Erstellen Sie nach den Aufnahmen lichtungszeit pro Aufnahme. Ab welcher Dunkel­aufnahmen für die Datenkalibrie- Belichtungszeit diese Bewegung auf den Auf- rung (gleiche Temperatur und gleiche Auf- nahmen sichtbar wird, entscheidet sich über nahmezeit wie bei der Belichtung, aber mit die Aufnahmebrennweite und die Auflösung abgedecktem Objektiv/Verschlusskappe). des verwendeten Bildsensors: Auf sogenannte Flat Fields, die ebenfalls Surftipps zur Datenkalibrierung dienen, kann man Winkelauflösung in Bogensekunden pro in diesem Fall verzichten, da die Vignettie- Pixel = [Pixelgröße (in μm) / Brennweite (in rung außerhalb des Objekts liegt und nicht mm)] × 206,265 Homepage von Michael Jäger: auffallend sein wird. Bei Aufnahmen unter  www.cometpieces.at starker Lichtverschmutzung empfehlen wir Berechnet man die Bewegung des Kome- Homepage von Gerald Rhemann: die Verwendung von Filtern gegen Lichtver- ten in Bogensekunden, so kann man ableiten,  www.astrostudio.at schmutzung, wie sie von einigen Herstellern wie lange man belichten kann, ohne dass der Bearbeitungstipps von für DSLR Kameras angeboten werden. Komet verzogen wurde. Bernhard Hubl: Bei besonders hellen und aktiven Kome-  www.astrophoton.com/tips/ ten, die in Sonnennähe stehen, kommt noch Kometenaufnahmen.pdf INTERAKTIV hinzu, dass der Schweif während eines kur- Fitswork: zen Zeitraums deutliche Veränderungen zei-  www.fitswork.de/software/index.php Haben Sie Fragen zum Artikel oder gen kann. Dies führt bei Belichtungen über Maxim DL: einen Diskussionsbeitrag dazu? Sen- einen längeren Zeitraum zu Verwischungen  www.cyanogen.com den Sie uns einen Leserbrief: der Schweifstrukturen. Dieser Umstand lässt Astroart:  www.interstellarum.de/leserbriefe.asp sich jedoch auch positiv nutzen, wenn man  www.msb-astroart.com

die einzelnen Aufnahmen zu einem Video Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Herausforderung Herschel 400 Praxis

Planung und Durchführung eines Beobachtungs‑ projekts

von Marc Emde

Abb. 1: Wilhelm Herschel entdeckte die meisten Objekte mit seinem großen 20-füßigen Reflektor mit 6,1m Brennweite und 18,7" Öffnung. Um die komplette Herschel-400-Liste zu beobachten, benötigt der erfahrene Amateur unter hervorragenden Bedingungen heute aber nicht mehr als 4" Öffnung.

Wilhelm Herschel und seine Schwester Karoline entdeckten und katalogisierten Ende des 18. Jahrhunderts etwa 2500 Galaxien, Sternhaufen und Nebel. Die Herschel-400-Liste ist ein Beobachtungsprojekt für Ama- teure und enthält eine interessante Objektauswahl aus dem Herschel-Gesamtkatalog. Um alle 400 Objekte mit einem mittelgroßen Teleskop in einem überschaubaren Zeitraum erfolgreich beobachten zu können, ist es notwendig, mit einer gewissen Systematik an dieses Projekt heranzugehen: Eine lohnende Herausforde-

rung für alle Beobachter, die dabei auf den Spuren der Geschwister Herschel wandeln können. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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eit Jahren begeistert der Messier-Kata- GRUNDWISSEN log mit seinen 110 Deep-Sky-Objekten die Beobachter und führt diese in die Ssystematische Durchführung eines Beob- Wilhelm Herschels Himmelsdurchmusterungen achtungsprojekts ein. Allerdings existierte lange Zeit kein organisiertes Beobachtungs- Sir Wilhelm Herschel startete seine nach West (»vertical field sweeping«) programm, das der Amateur sinnvoll an das systematischen Himmelsdurchmus- verwendete [5]. Messier-Projekt hätte anschließen können. terungen nach »Nebeln« im Herbst Innerhalb der Jahre 1783 und 1790 Mitglieder des Ancient City Astronomers 1783. Die Jahre zuvor hatte er bereits entdeckten die Geschwister Herschel Club (Florida, USA) begannen deshalb 1976 erfolgreiche Himmelsdurchmusterun- mehr als 2300 neue Himmelsobjekte. auf Basis einer Veröffentlichung von James gen mit dem Ziel der Entdeckung von Bis zum Jahr 1802 nahm die jährliche Mullaney in Sky & Telescope mit der Aus- Doppel- und Mehrfach­sternsystemen Zahl neuer Entdeckungen deutlich wahl von 400 der insgesamt etwa 2500 Her- durchgeführt. Insgesamt entdeckte er ab. Der letzte »field sweep« (mit der schel-Entdeckungen [1]. Zielsetzung bei der mehr als 700 davon. Nummer 1112) der Herschels ist mit Objektauswahl für diese sogenannte Her- Als Instrumentenbauer hatte er das zu dem 30. September 1802 datiert. Die schel-400-Liste war es, dass die Beobachtung dieser Zeit größte Teleskope zur Verfü- Herschels haben in dieser 19-jährigen mit mittelgroßem Teleskop (6" Öffnung oder gung – er nutzte als Hauptinstrument für Himmelsdurchmusterung 2500 Deep- größer) unter einem leicht lichtverschmutz- die Himmelsdurchmusterungen seinen Sky-Objekte entdeckt. ten Himmel eine Herausforderung darstellt. »großen 20-Füßer« mit 18,7" Öffnung. Die Katalogisierung der Entdeckungen Die Herschel-400-Liste ist inzwischen in Neben der Teleskopstruktur stellte Wil- erfolgte gemäß der Erscheinung der den USA sehr populär – ein Herschel-400- helm Herschel auch seine (Speculum-Me- Objekte. Hierzu wurden folgende acht Club ist Teil der Astronomical League. Jedes tall-)Spiegel und alle Okulare selber her. Objektklassen verwendet [2]: Mitglied dieses Clubs erhält nach erfolg- Seine Standardvergrößerung mit diesem reicher Beobachtung der kompletten Her- Instrument war 157× , woraus sich ein •• Class I: Bright nebulae schel-400-Liste ein Zertifikat, das ihn als scheinbares Gesichtsfeld mit einem •• Class II: Faint nebulae »fortgeschrittenen Deep-Sky-Beobachter« Durchmesser von 15' ergab. Standort •• Class III: Very faint nebulae auszeichnet – dies übrigens unabhängig da- des Teleskops war der heimische Garten •• Class IV: Planetary nebulae; stars with von, ob der Beobachter die Objekte per Star- seines Hauses in Datchet, im Südosten burs, with milky chevelure, with short hopping gefunden oder aber ein Teleskop Englands. Wilhelm Herschel nutzte zur rays, remarkable shapes etc. mit GoTo-Steuerung verwendet hat. Auch Beobachtung die Technik des »Field •• Class V: Very large nebulae in Mitteleuropa wird die Beobachtung der Sweeping«, wobei er unterschiedliche •• Class VI: Very compressed and rich Herschel-400-Liste bei erfahrenen Amateu- Methoden wie das Durchlaufen von je clusters of stars ren zunehmend populärer. 12° – 14° breiten Himmelsstreifen oder •• Class VII: Pretty much compressed aber das Beobachten von je 2° vertika- clusters of large or small stars Interessanter Objekt-Mix len Himmelsarealen und Nutzung der na- •• Class VIII: Coarsely scattered clusters türlichen Bewegung der Sterne von Ost of stars Prominenteste Herschel-400-Objekte sind der Doppelsternhaufen h & χ (NGC 869/NGC 884), die Sombrerogalaxie (M Die Helligkeiten bewegen sich meist in einer auch bei diesem Objekt unter dunklem Him- 104), die Dreiecksgalaxie (M 33), die Zigar- Bandbreite von 8m bis 11m, wobei auch einige mel mit mindestens 6" Öffnung eine gute rengalaxie (M 82) oder der Trifidnebel (M deutlich schwächere Deep-Sky-Objekte ent- Chance auf einen Beobachtungserfolg. Un- 20). Neben diesen häufig beobachteten und halten sind (vgl. Tabelle). So ist der Kugel­ ter Anwendung des Indirekten Sehens sollte hellen Objekten überwiegen in der Herschel- sternhaufen NGC 6540 in den meisten Ka- dann ein etwa 5' großes, schwaches Glimmen 400-Liste aber die unbekannteren und schwä- talogen mit einer visuellen Helligkeit von nur vor einem hellen Milchstraßenhintergrund cheren Galaxien, Sternhaufen und Nebel. 14 m, 6 angegeben. Dennoch hat der Beobachter sichtbar sein.

Abb. 2: NGC 5907 ist eine relativ helle (10m,3) und extrem dünne Edge-On-Galaxie im Sternbild Draco. In allen Teleskopen mit mehr als 4"-Öff- nung ist der Anblick dieser »Nadel« spekta- kulär. Zeichnung, 16"-Newton, 138×, fst 6,m 5. C. Lazzari

Abb. 3: Geheimtipp NGC 5746 im Stern- bild Virgo – eine mit 9,m 3 helle und attraktive Edge-On-Galaxie, die den Vergleich mit den wesentlich häufiger aufgesuchten Galaxien NGC 4565 oder NGC 891 nicht scheuen braucht. m Zeichnung, 16"-Newton, 257×, 7, 0. U. Glahn Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

38 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Praxis | Deep-Sky

Neben lichtschwachen »faint fuzzies« ent- hält die Herschel-400-Liste aber insbeson- dere für Galaxienliebhaber viele Paradeob- jekte wie z.B. NGC 3115, NGC 4565, NGC 4631, NGC 5907 oder NGC 891. Geheimtipps wie die Edge-on-Galaxie NGC 5746 oder das Galaxienpaar NGC 3226/7 zeigen im mittel- großen Teleskop bereits feine Details. Fans Offener Sternhaufen finden ebenfalls viele lohnenswerte Objekte, darunter NGC 2158, NGC 2353, NGC 2506 oder NGC 7789. Herschel-400-Gesamtlisten mit allen Objektdaten (alle Objekte haben neben der Herschel-Nummer auch eine NGC-Nummer, da die Beobachtungen der Herschels den Grundstock des NGC bilden) finden sich in der unten angegebenen Literatur/Software bzw. im Internet. In vielen Listen wird aller- dings ignoriert, dass nach aktuellem Wis- sensstand die Sternhaufen NGC 6882 und 6885 identisch sind – man beobachtet also eigentlich nur 399 Objekte.

Sichtbarkeit

Auch wenn die meisten Herschel-400-Ob- jekte für die Beobachtung aus dem deutsch- sprachigen Raum eine ausreichende Höhe erreichen, gibt es einige Objekte, die aufgrund ihrer niedrigen Deklination an den meisten Standorten nur wenige Grad über dem Ho- rizont stehen (vgl. Tabelle). Insbesondere Be- obachter aus Deutschland sollten dies bei der Beobachtungsplanung berücksichtigen und ggf. eine Beobachtungsexkursion in südli- Abb. 4: NGC 3226 (oben) und NGC 3227 (unten) stellen ein schönes Paar wechselwirkender chere Regionen einplanen. Steht das Objekt Galaxien im Sternbild Leo dar. In den 1960er-Jahren wurden beide Objekte von Halton Arp unter der ausreichend hoch, um es ohne Beeinträch- Katalognummer Arp 94 in seinen Atlas pekuliärer Galaxien aufgenommen. G. Willems tigung wie Horizontaufhellung beobachten zu können, so ist die Sichtbarkeit primär von an anderen Top-Standorten (z.B. La Palma) auf viele »harte« Objektbeobachtungen im der Himmelsqualität abhängig – mehr Te- bei den meisten Objekten viele Details wahr- Grenzbereich einstellen. leskopöffnung kann fehlende Grenzgröße nehmbar. Unter einem durchschnittlichen nur teilweise kompensieren. Unter hervor- Landhimmel (fst 6m) zeigt sich, dass die Be- Planung erforderlich ragenden Himmelsbedingungen (fst 7m) obachtung aller Herschel-400-Objekte bereits reichen bereits 4" Öffnung aus, um alle Her- mit 6" möglich ist. Plant man hingegen das Das Herschel-400-Projekt kann zu jeder schel-400-Objekte beobachten zu können [2]. Herschel-400-Projekt schwerpunktmäßig Jahreszeit starten. Zuerst sollte der Beobachter Allerdings sind dann einige an der Wahrneh- unter Stadt-/Vorstadtbedingungen (fst 5m ) festlegen, wie viel Zeit er sich für die Beob- mungsgrenze, und Details können lediglich durchzuführen, so sollte ein Teleskop von achtung der gesamten Liste nehmen möchte. bei den helleren Objekten erkannt werden. mindestens 10" Öffnung zur Verfügung ste- Dies ist insofern wichtig, als mit der geplan- Ab 8" Öffnung sind unter Alpenhimmel bzw. hen. Der Beobachter sollte sich hier allerdings ten Laufzeit die Anzahl der zu beobachtenden

Herschel 400 – ausgewählte Objektdaten Typ Anzahl H400-Objekte mit Messier-Katalognummer H400-Objekte mit H400-Objekte mit geringster Helligkeit niedrigster Deklination Gx 231 M 33, M 61, M 82, M 91, M 104, M 105, M 106, M 108, M 109, M 110 NGC 3912 12m,6 NGC 3621 –32° 49' OC 107 M 47, M 48 NGC 7044 12m,0 NGC 2567 –30° 38' GC 33 M 107 NGC 6540 14m,6 NGC 6569 –31° 50' PN 22 M 76 NGC 40 12m,3 NGC 6369 –23° 46' GN 7 M 20 –– M 20 –22° 58' Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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100% Hat man die Projektlaufzeit festgelegt, SOFTWARETIPP 26% werden alle 400 bzw. 399 Objekte in einer 32% 80% 44% Herschel-400-Projektdatei angelegt. Dies 57% 10% kann entweder in einer einfachen Excel-Liste 68% Eye & Telescope 60% 18% oder in einer geeigneten Planungssoftware Beobachtungsplaner 92% wie Eye & Telescope erfolgen – für Letztere 23% 36% als fertiges Beobachtungsprojekt per Down- 40% load (vgl. Surftipps). Als Vorbereitung für die 22% 38% monatlichen Beobachtungen werden die in 26% 21% 20% dieser Neumondperiode sichtbaren – noch 16% 28% 10% 13% nicht beobachteten – Objekte ausgewählt 5% 8% 6% 0% und die entsprechenden Aufsuchkarten m m m m m m 4" (7 ) 6" (6 ) 8" (6 )110" (6 ) 0" (5 ) 15" (5 ) für das Starhopping gedruckt. Ideal hierfür Grenzbereich Schwer Mittel Leicht geeignet ist eine Planungssoftware, mit der individuelle – an Beobachtungsbedingun- Abb. 5: Die Sichtbarkeit der Herschel-400-­ gen und Optik angepasste – Sternkarten

Objekte bei verschiedenen Öffnungen und Him- erstellt werden können. Außerdem liefert melsqualitäten, berechnet mit Eye & Telescope: ein Beobachtungsplaner hilfreiche Objekt- Thomas Pfleger.

mit 6" unter einem 6m -Himmel sind etwa 35% informationen (inkl. Objektfoto) und ermög- ISBN: 978-3-938469-29-3, aller Herschel-400-Objekte schwierig oder nur licht somit eine optimale Vorbereitung auf Oculum-Verlag, 59,90€ im Grenzbereich zu beobachten. Bessere Him- die Beobachtungsnacht. Sofern die Objekte  www.eyeandtelescope.com melsqualität bzw. mehr Öffnung vereinfachen mit GoTo-Steuerung angefahren werden, rei- die Beobachtung deutlich. chen die Objektkoordinaten sowie ein Foto zur Objekt-Identifikation aus. Für Beobach- dieser »projektkritischen« Objekte sollten Objekte pro Monat und somit auch die Anzahl ter, die das Arbeiten mit Büchern vorziehen, möglichst sofort genutzt werden, um die der monatlichen Beobachtungsnächte festge- sei der Herschel 400 Observing Guide von Gefahr längerer Wartezeiten auf die nächste legt wird. Empfehlenswert ist die Zielsetzung, S. O'Meara empfohlen, der für alle Objekte Sichtbarkeit und somit eine mögliche Ver- das Projekt in zwei Jahren abzuschließen. So- Aufsuchkarten und Fotos enthält [2]. Hel- längerung der geplanten Projektlaufzeit mit sind monatlich im Durchschnitt etwa 17 lere Objekte lassen sich übrigens oft bereits zu vermeiden. Objekte zu beobachten. Zwei bis drei Beob- mit dem Sternatlas alleine sicher auffinden, achtungsnächte pro Monat reichen hierfür aus wobei dieser mindestens bis Grenzgröße 8m Dokumentation wichtig und sollten für die meisten Amateure reali- reichen sollte. sierbar sein. Theoretisch ist die Beobachtung Die richtige Objektauswahl im Rahmen Alle Beobachtungen sollten in einem aller Objekte auch in einem Jahr möglich, aber der monatlichen Beobachtungsplanung wird Beobachtungsbuch dokumentiert werden. in der Praxis bedeutet dies die Beobachtung in der zweiten Hälfte des Herschel-400-Pro- Nur so ist ein Vergleich mit Beobachtun- von 33 neuen Objekten pro Monat, was den jekts und vor allem gegen Projektende immer gen anderer Sternfreunde oder eigenen wenigsten Beobachtern in unseren Breiten tat- wichtiger. Objekte mit niedriger Deklination früheren Beobachtungen möglich. Ob zur sächlich gelingen wird. Natürlich kann auch (z.B. Kugelsternhaufen im Ophiuchus) kön- Dokumentation Excel-Listen oder ein Log­ mit einer Projektlaufzeit von mehr als zwei nen oft nur wenige Monate im Jahr gut beob- buch eines Planungsprogramms verwendet Jahren geplant werden. achtet werden. Beobachtungsgelegenheiten werden, bleibt dem Beobachter überlassen.

Abb. 6: Die Projektdatei in Eye & Telescope gibt jederzeit Auskunft über den aktuellen Projektstatus und stellt die Basis für die weitere Beobachtungsplanung dar. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Abb. 7: Im Beobachtungsplan von Eye & Telescope werden dem Beobachter auf einen Blick viele wichtige Objektinformationen (z.B. optimale Höhe, Sichtbarkeit, Schwierigkeit) angezeigt. [3] Mullaney, J.: The Herschel Objects and how to Wichtiger ist, dass für jedes Beobach- späteren Zeitpunkt erneut zu beobachten observe them, Springer, New York (2007) tungsobjekt mindestens folgende Angaben und erst dann detailliert zu zeichnen. [4] Mullaney, J., Tirion, W.: The Cambridge Atlas dokumentiert werden: of Herschel Objects, Cambridge University Herschel II Press, Cambridge (2011) ■■ Datum und Uhrzeit der Beobachtung [5] Bratton, M.: The Complete Guide to the Her- ■■ Seeing Wer das Herschel-400-Projekt erfolg- schel Objects, Cambridge University Press, ■■ Himmelsqualität (fst, Wert auf der Bortle- reich abgeschlossen und Spaß an der Durch- Cambridge (2011) Skala oder SQM-Wert) führung längerfristiger Beobachtungspro- ■■ Teleskopöffnung jekte gefunden hat, findet eine Vielzahl an ■■ Okular/Vergrößerung weiteren interessanten Herausforderungen. INTERAKTIV ■■ Filtereinsatz Als konsequente Weiterführung der Beob- ■■ kurze Beschreibung des beobachteten achtung von Herschel-Objekten bietet sich Objekts an, die Herschel-II-Liste mit weiteren 400 Haben Sie Fragen zum Artikel oder Objekten in Angriff zu nehmen. Mit Hellig- einen Diskussionsbeitrag dazu? Sen- Weitere aussagekräftige Informationen keiten von 11m bis 13m deutlich schwieriger den Sie uns einen Leserbrief: wie bspw. Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder als die Herschel-400-Liste, sollte zur Beob-  www.interstellarum.de/leserbriefe.asp Windverhältnisse können ebenfalls festge- achtung ein Teleskop mit idealerweise 10" halten werden. (oder mehr) zur Verfügung stehen. Weitere Die Detailzeichnung eines Objekts ist Projekte könnten Herschel III (300 Objekte) Surftipps sicher die ideale Beobachtungsdokumen- oder auch die Beobachtung des komplet- tation. Beobachter, die alle 400 bzw. 399 ten Herschel-Katalogs sein (etwa 2500 Ob- Objekte zeichnen wollen, sollten allerdings jekte). Dies dürfte weltweit aber bisher nur Astronomical League den deutlich erhöhten Aufwand für Beob- von sehr wenigen Beobachtern erfolgreich Herschel 400 Club: achtung und Zeichnung bei der Planung durchgeführt worden sein und erfordert  www.astroleague.org/al/obsclubs/ der Projektlaufzeit berücksichtigen. Als Öffnungen von mindestens 15" Öffnung herschel/hers400.html guter Kompromiss für Zeichner bietet sich und viel Zeit [5]. Eye & Telescope an, dass im Rahmen des Herschel-400-Pro- Beobachtungsplaner: jekts nur ausgewählte Objekte detailliert [1] Mullaney, J.: Leserbrief, Sky & Telescope  www.eyeandtelescope.com gezeichnet und für den Rest lediglich eine 4/1976, 235 E&T Herschel-400-Planungsdatei: kurze Beschreibung oder/und eine grobe [2] O' Meara, S.: Herschel 400 Observing Guide,  www.oculum.de/oculum/download/ Skizze erstellt werden. Zudem besteht die Cambridge University Press, Cambridge eandt_projects/herschel400.zip

Möglichkeit ausgewählte Objekte zu einem (2007) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

41 Praxis | Know-how interstellarum 87 | April/Mai 2013

muss eine Karte bereitgestellt werden, in wel- che die gemessenen Positionen eingetragen werden können. Der dargestellte Himmels- bereich sollte groß genug sein, um die Op- positionsschleife zu fassen. Die Karte kann eine Kopie aus einem gedruckten Karten- werk sein, hier müssen ggf. mehrere Blätter (Kopien) aneinandergeklebt werden oder man bedient sich eines Planetariumspro- Praxis grammes. Auf der Karte muss die Ekliptik eingezeichnet sein. Die Karte sollte einen Winkelmaßstab enthalten.

1° 2. Winkelmessgerät bauen

Zur Messung der Planetenpositionen be- nutzt man ein Knotenlineal, das ist ein ein- faches Winkelmessinstrument. Dazu bohrt Mars man in ein gewöhnliches Lineal in der Mitte ein Loch und befestigt dort ein Stück kräf- Ekliptik tige, möglichst unelastische Schnur. In einer Entfernung von 57,3cm vom Lineal wird ein P. Wienerroither, interstellarum Knoten gesetzt. Man benutzt das Lineal so, dass man den Knoten zwischen die Zähne Abb. 1: Die Oppositionsstellung des Planeten Mars war 2012 im südlichen Teil des Sternbilds Löwe. nimmt und die Schnur spannt: Dann ent- spricht ein Zentimeter auf dem Lineal einem Grad am Himmel. Schritt-für-Schritt 3. Regelmäßige Positions­ Wie kann man den Abstand messungen Um die Oppositionsschleife zu vermessen, muss die Position des Planeten in regelmäßi- eines äußeren Planeten aus gen zeitlichen Abständen bestimmt werden. Eine Messung alle zehn Tage bis zwei Wochen Beobachtungen bestimmen? ist ausreichend. Die Messungen müssen in regelmäßigen Abständen erfolgen, damit von Uwe Pilz die spätere, einfache Auswertung möglich bleibt. Die Messungen müssen zeitig genug beginnen und lange genug durchgeführt ie Bewegung der Planeten an der ableiten. Als Vorwissen dienen das heliozen- werden: für den Mars zwei Monate vor und Himmelssphäre ist ein Abbild trische Weltsystem, die Annahme nahezu nach der Opposition, für Jupiter und Saturn ihrer wahren Bewegung um die kreisförmiger Bahnen und die Tatsache, je vier Monate. Zur Messung bestimmt man DSonne. Nur aus geozentrischen Beobach- dass sich Planet und Erde zum Oppositi- den Abstand des Planeten von zwei oder drei tungen lassen sich auf einfache Weise Tat- onszeitpunkt gegenüberstehen. Damit ist es Sternen, die nicht auf einer Linie liegen dürfen sachen über den Aufbau des Sonnensystems möglich, den Sonnenabstand eines äußeren (auch nicht annähernd). Mithilfe des Karten- Planeten aus Beobachtungen mit einer für maßstabes stellt man dieses Winkelmaß mit die Anschauung ausreichenden Genauigkeit einem Zirkel ein und überträgt dies auf die zu bestimmen. Als Mittel dient die Beobach- Karte. Der Schnittpunkt zweier Messungen tung der Schleifenbewegung. ergibt den Ort des Planeten. Messungen mit U. Pilz, interstellarum Pilz, U. mehr Sternen erhöhen die Genauigkeit. 1. Himmelsbereich festlegen Wenn eine Messung wegen schlechten Wetters nicht möglich war, dann sollte diese Die Bestimmung des heliozentrischen so bald wie möglich nachgeholt werden. Abstandes erfordert eine Beobachtung des Der Punkt in der Karte wird dann durch Planeten um die Opposition herum. Hierzu Interpolation bestimmt.

Abb. 2: Messung mit dem Knotenlineal: im Abstand von etwa 57cm vom Auge entspricht ein

Zentimeter einem Grad. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

42 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Praxis | Know-how

1° U. Pilz, interstellarum Pilz, U. interstellarum Pilz, U.

10 11 9 8 12 1° 13 10.2. 7 14 11 5 13.2. 15 10 6 12 31.1. 13 5 4 14 4 15 Opposition 1 3 1 3 2 2 1.1. 21.1. 11.1. 4 5 61 7 8 9 2 3

Abb. 3: Die Positionen des Planeten werden in einer Karte eingetragen. Dazu wird das Win- Abb. 4: Der Oppositionszeitpunkt befindet kelmaß in den Kartenmaßstab übertragen (also in cm umgerechnet) und – von den Bezugssternen sich in der Mitte des zentralen Abschnittes im aus – kurze Kreisbögen eingezeichnet. Hier werden diese Positionen als Planetenscheibchen wie- rücklaufenden Teil der Planetenschleife. Be- dergegeben. Diese können durch Linien verbunden werden, damit die Bahn des Planeten am Himmel stimmt wurde der 5. März, das tatsächliche Da- anschaulich wird. Die letzte Position (5) wurde interpoliert, da zum geplanten Zeitpunkt der Himmel tum war der 3. März 2012. bedeckt war.

4. Bestimmung von näherungsweise der Oppositionszeitpunkt. abtragen. Eine genügende Genauigkeit er- Oppositionszeitpunkt Falls zwei fast gleich große Bahnabschnitte reicht man, wenn die Himmelssphäre ca. und Ekliptikpositionen aneinanderstoßen, dann wird deren Ver- sechs Mal so weit von der Sonne entfernt ist bindungszeit als Oppositionszeitpunkt wie der (vermutete) Planetenabstand. Wenn Der Oppositionszeitpunkt befindet sich akzeptiert. Mit diesem Verfahren lässt sich man gar keine Vorstellung von diesem Ab- ungefähr in der Mitte des rückläufigen die Opposition mit einer Genauigkeit von stand hat, dann beginnt man mit einem ge- Teils der Schleife. Während der Opposi- wenigen Tagen bestimmen. schätzten Wert und erstellt die Grafik – nach tion, welche fast genau mit der größten Für alle Messpunkte wird die Ekliptikpo- der Auswertung mit einem Näherungswert Erdnähe übereinstimmt, bewegt sich der sition eingetragen, indem das Lot vom Mess­ – ein zweites Mal. Auf einem DIN-A3-Blatt Planet am schnellsten. Der durch die Mess­ punkt auf die Ekliptik gefällt wird. Dasselbe kann man bei Marsauswertungen mit ei- punkte bestimmte Bahnabschnitt ist also wird für den Oppositionszeitpunkt durchge- nem Radius der Erdbahn von 4cm und der größte – in dessen zeitlicher Mitte liegt führt. Es werden schließlich alle Winkelab- einem Radius für die Himmelssphäre von stände von der Oppositionsposition aus be- 40cm arbeiten. 6 8 10 stimmt. Hierzu ist wieder der Kartenmaßstab Man zieht zunächst für alle Messpunkte 4 2 14 Himmelssphäre zu verwenden. Man erhält eine Näherung für Linien von der jeweiligen Erdposition zum 12 den ekliptikalen Oppositionsabstand des Pla- entsprechenden Punkt auf der Himmels- U. Pilz, interstellarum Pilz, U. neten für alle vermessenen Zeiten. sphäre. Die tatsächliche Planetenbahn ver- läuft in etwa dort, wo die Abstände zwischen 5. Bestimmung des Planeten­ den Linien gleich weit voneinander entfernt abstandes von der Sonne sind. Dies lässt sich nur mit einer gewissen Genauigkeit bestimmen. Dennoch gibt dieses Da die Erde die Sonne in einem Jahr um- grafische Verfahren eine schöne Vorstellung kreist, lassen sich die Ekliptikpositionen der davon, wie die Schleifenbewegung entsteht Erde passend zu den beobachteten Marswer- und vermittelt eine Vorstellung von den Grö- ten leicht ermitteln: 10 Tage entsprechen 9,9°. ßenverhältnissen im Sonnensystem. Die ekliptikale Position des beobachteten Planeten muss man eigentlich auf einer unendlich weit entfernten Himmelssphäre

Abb. 5: Die Verbindungslinien zwischen den INTERAKTIV Positionen der Erde und den beobachteten Eklip- Marsbahn tikpositionen des Mars entsprechen den jewei- Haben Sie Fragen zur visuellen Beob- ligen Sichtlinien. In einem Sonnenabstand von achtung und Beobachtungstechnik? ca. 1,5 Erdbahnradien sind die Abstände dieser Unser Experte Uwe Pilz beantwortet 8 6 12 10 4 Linie etwa gleich weit voneinander entfernt. (Aus sie an dieser Stelle! Unser Anfrage- 14 2 Erdbahn Gründen der Übersicht wurde nur jede zweite formular finden Sie unter: Messung eingetragen und die Entfernung der  www.interstellarum.de/knowhow.asp

Himmelssphäre verkürzt). Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

43 Technik | Test interstellarum 87 | April/Mai 2013

Technik Randscharf korrigiert

Fünf visuelle Komakorrektoren im Test

von Ronald Stoyan

Größer, schneller, weiter: Das ist auch in der Amateurastronomie immer mehr die Devise. Größere Teleskope – um mehr zu sehen – erfordern kurze Brennweiten, damit sie handlich bleiben. Besonders diese »schnellen« Spiegelteleskope in Newton-Konstruktion haben aber einen bauartbedingten Fehler: Koma, also eine zum Rand hin zunehmende unscharfe Ab- bildung, hervorgerufen durch nicht parallel zur optischen Achse ankommende Lichtstrah- len. Je größer das Öffnungsverhältnis, desto größer die Koma. Die meisten Beobachter neh- men diesen Fehler hin – dabei gibt es wirksame Gegenmittel: Koma-Korrektoren.

B. Hubl Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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lle Newton-Teleskope leiden an einer PRAXISTIPP unscharfen Abbildung am Rand, die sich in kometenförmig verzogenen ASternbildchen zeigt. Dabei ist der Fehler Ab welchem Öffnungsverhältnis ist ein Korrektor sinnvoll? umso gravierender, je größer das Öffnungs- verhältnis ist. Richtig störend wird dies bei Die Beantwortung dieser Frage ist stark verwendet mit hochqualitativen Weit- Öffnungsverhältnissen von f/5 und größer. abhängig von objektiven Faktoren wie winkelokularen von Beobachtern, die Die Koma ist dann deutlich bei kleinen Ver- Optikqualität und Qualität der benutz- gewohnt sind, auch auf feine Details größerungen und großem Gesichtsfeld zu ten Okulare, aber auch dem subjektiven zu achten, kann ab einem Öffnungs- sehen, verschwindet aber auch bei höheren Empfinden, ab wann der Komafehler im verhältnis von f/4 die Empfehlung für Vergrößerungen nicht, da die wie Kometen- Bild stört. einen Koma-Korrektor ausgesprochen köpfe aussehenden Sterne ebenfalls vergrö- Der Test hat gezeigt, dass preiswerte Te- werden: Wenn Teleskop und Okulare auf ßert werden. Um diesem Abbildungsfehler leskope schon bei kleineren Öffnungsver- Maximalleistung getrimmt sind, sollte ein Herr zu werden, sind zusätzliche optische hältnissen profitieren können. In diesem Koma-Korrektor unbedingt als wichtiges Elemente notwendig. Fall lohnt sich die Anschaffung aber nur, Bindeglied in Betracht gezogen werden. wenn man auch Okulare verwendet, die Hingegen sind bei Öffnungsverhältnis- Korrektoren nur für Fotografen? dem Korrektor gerecht werden können. sen von f/5 noch keine und bei f/4,5 kaum Bei preiswerten Teleskopen von unter Auswirkungen zu erwarten. Bei extrem Auch Fotografen bevorzugen die Öff- 500€ Anschaffungswert ist es kaum schnellen Teleskopen mit f/3,5 oder gar nungsverhältnisse von f/5 und mehr. Um sinnvoll, den Erwerb von mehreren Oku- darüber werden dagegen Korrektoren nicht nur auf einem kleinen zentralen Teil laren zu je 300€ und mehr sowie einem zur Pflicht – allerdings werden sie die des Bildes scharf abzubilden, werden auch in Korrektor zu empfehlen. Randunschärfe nicht mehr komplett Amateurkreisen bereits seit den 1980er-Jah- Für hochqualitative Newton-Teleskope, vertreiben können. ren speziell entwickelte Linsensysteme ver- wendet. Diese Koma-Korrektoren, meistens aus zwei bis vier Linsen bestehend, werden Die meisten fotografischen Korrektoren Öffnungsverhältnis ein Koma-Korrektor wie eine Barlowlinse zwischen Teleskopop- lassen sich prinzipiell auch visuell nutzen. Es überhaupt sinnvoll eingesetzt werden kann. tik und Kamera befestigt. Sie beseitigen den gibt aber auch extra für die visuelle Beobach- Für den Test ausgewählt wurden vier Mo- Komafehler aber nur für ein bestimmtes tung konzipierte Korrektoren. delle, bei denen die Hersteller die visuelle Öffnungsverhältnis exakt. Dabei muss der Eignung ausdrücklich bewerben. Dabei han- der Optikberechnung zugrunde liegende Ab- Testarrangement delt es sich um den RCC I sowie den MPCC stand zum Brennpunkt sowie zur Bildebene (neueste Version Mark III) von Baader und der Kamera genau eingehalten werden, sonst Der visuelle Test der Korrektoren sollte die Koma-Korrektoren von Sky-Watcher und leidet die Abbildung. neben dem direkten Vergleich auch die Teleskop-Service. Speziell für die visuelle Be- Während Koma-Korrektoren im fotogra- Frage beantworten, ob und ab welchem obachtung konzipiert, aber auch fotografisch fischen Einsatz heute selbstverständlich sind, vermeiden die meisten visuellen Beobachter Abb. 2: Sechs Korrektoren im Vergleich: Baaders MPCC ohne Adapter (vorne) und mit 2"-Steck- dieses zusätzliche optische Element. Dabei hülse von TS (dahinter rechts), Baaders RCC ebenfalls ohne Adapter (links) sowie der Paracorr von können die Korrektoren visuell erheblich zur Tele Vue (hinten links) und die beiden Korrektoren von Teleskop-Service und Sky-Watcher (hinten Verbesserung des Anblicks beitragen: Mitte und rechts).

■■ das nutzbare visuelle Feld wird vergrößert, etwa für die Beobachtung großflächiger Nebel und Sternhaufen ■■ bei Dobson-Teleskopen wird die Zeit ver- längert, in der ein Objekt ohne Bewegen des Teleskops scharf abgebildet wird ■■ Okulare mit sehr großen Gesichtsfeldern werden erst voll nutzbar

Abb. 1: Zum Rand unscharf werdende Abbil- dung, die die Sterne zu kleinen Kometen ausein- anderzieht: Koma tritt vor allem bei Newton-Te- leskopen mit großen Öffnungsverhältnissen auf. Nicht nur bei der Fotografie, auch für die visuelle Beobachtung kann ein geeigneter Korrektor ab- helfen. Die abgebildete Testaufnahme von Atair interstellarum entstand mit einem 12"-Newton bei f/5. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

45 Technik | Test interstellarum 87 | April/Mai 2013 verwendbar ist der Paracorr von Tele Vue in der neusten Ausführung »VIP 2010«. interstellarum Um ein möglichst umfangreiches Bild der Verwendbarkeit und Leistung abzudecken, wurden die Korrektoren an einer Reihe von Newton-Teleskopen in mehr als einem halben Dutzend Nächten ausführlich getestet:

■■ 8"-f/5-GSO-Fotonewton ■■ 10"-f/5-Meade-Lightbridge-Dobson ■■ 10"-f/4,7-Sky-Watcher-Flextube-Dobson ■■ 10"-f/3,8-Selbstbau-Fotonewton ■■ 12,5"-f/5-Discovery-Dobson ■■ 14"-f/5-Selbstbau-Dobson ■■ 16"-f/4,5-Selbstbau-Dobson ■■ 20"-f/4-Selbstbau-Dobson

Der Test erfolgte einheitlich mit einem 13mm-Ethos-Okular von Tele Vue, das ei- Abb. 3: Die Korrektoren von Sky-Watcher nerseits eine anerkannt hohe Qualität der und Teleskop-Service gleichen sich wie ein Ei Abbildung und andererseits ein außeror- dem anderen (oben). Die 2"-Okularhülse lässt sich dentliches Gesichtsfeld von 100° bietet, so von der Optik trennen (unten). dass die durch die Koma hervorgerufenen Effekte gut sichtbar sein sollten. Mit allen

Teleskopen wurde gleichzeitig auch ohne interstellarum Korrektor beobachtet.

Sky-Watcher und Teleskop-Service

Die erste Überraschung gibt es gleich beim Auspacken: Die Korrektoren von Sky-Watcher und Teleskop-Service sind absolut identisch. Die freie Öffnung beträgt 38mm, gerechnet für f/5. Der Arbeitsbereich wird mit f/6 bis f/4 angegeben. Konzipiert ist dieser Korrektor hauptsächlich für die Fotografie. Über ihren Aufbau machen die Anbieter keine Angaben. Beide Korrektoren werden Abb. 4: Baaders MPCC ist mit 2"-Steckhülse mit einer 2"-Okularklemme geliefert, die von Teleskop-Service (links) und optionalen Adap­ abgeschraubt werden kann und dann einem tern von Baader (rechts) erhältlich. M48×0,75-Gewinde Platz macht. Mit der mitgelieferten 2"-Steckhülse werden 52mm bis zum Anschlag des Okulars erreicht.

Baader Planetarium: MPCC und RCC

Die Firma Baader Planetarium bie- tet gleich zwei Korrektoren an. Beide sind eigentlich für die Fotografie konzi- piert, aber ausdrücklich auch für visuelle Beobachtungen geeignet. Der Baader MPCC (»Multi Purpose Coma Corrector«) in der visuellen und fotografi- schen Kombi-Version »VIP« ist ein Multi- talent mit T2-Anschluss. Er ist gerechnet interstellarum für ein Öffnungsverhältnis von f/4,5, der Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Arbeitsbereich wird mit f/6 bis f/4 angege- ben. Die Linsenfassung besitzt eine freie Öffnung von 38mm, baut nur 21mm tief und kann mit T2-Verlängerungen und einer Klemmung für 1¼"-Okulare versehen werden. 2"-Okulare können über ihr Filtergewinde angeschlossen werden. Dabei ist darauf zu achten, dass ein Ab- stand von 55mm vom Anschlag des oku- larseitigen T2-Gewindes bis zur Feldblende des Okulars eingehalten wird – für diesen Abstand ist der Korrektor gerechnet. Dies setzt allerdings die Kenntnis der Lage der Feldblende im Okular voraus – Tele Vue liefert als einer von wenigen Herstellern interstellarum diese Angaben. Baader liefert ein großes Sortiment aus Adaptern und variablen Zwischenhülsen Abb. 5: Um Baaders RCC zu verwenden, muss ein Abstand von 91,5mm zwischen dem Gewin- des Varilock-Systems, um diesen Abstand ge- deanschlag des Korrektors und der Feldblende des Okulars eingehalten werden. nau zu erreichen. Allerdings muss dieser bei unterschiedlicher Lage der Feldblende von Okular zu Okular neu eingestellt werden, was für die visuelle Beobachtung mit schnellem Okularwechsel wenig praktisch ist. Die Fa. Teleskop-Service liefert den MPCC daher mit einer 2"-Hülse aus, die einen fixen Abstand von 57mm zum 2"-Anschlag des Okulars bie- tet. Diese Lösung ist benutzerfreundlicher, verzichtet aber mit der genauen Einstellung auf die Okular-Feldblende auf die volle Leis- tung des Korrektors. Der RCC I (»Rowe Coma Corrector«), ebenfalls von Baader, ist ein dreilinsiger Korrektor nach einem Entwurf des Optik­ entwicklers von Planewave Instruments, Dave Rowe. Die freie Öffnung beträgt fokusseitig 36mm, frontseitig 47mm. Ge- rechnet ist der Korrektor für f/4, soll aber auch an Teleskopen von f/6 bis f/3,5 arbei- ten. Auch hier liegt die fotografische Ver- wendung im Fokus. Das 2"-Gehäuse bietet ebenso vielseitige Anschlussvarianten wie interstellarum das des MPCC, Okulare werden wie bei die- sem per Filtergewinde (2") oder optionalem Klemmring (1¼") angeschlossen. Der ein- Abb. 6: Der Paracorr von Tele Vue kann anhand einer drehbaren Hülse auf verschiedene Okulare zuhaltende Abstand beträgt hier 91,5mm eingestellt werden (oben). Für den fotografischen Gebrauch wird dieser Aufsatz entfernt (unten). zur Feldblende.

Tele Vues Paracorr

Der einzige explizit für die visuelle Be- obachtung ausgelegte Korrektor ist der Paracorr von Tele Vue. Er besteht aus einer 75mm langen 2"-Hülse mit einem vierlinsi- gen Korrektor, dessen freie Öffnung 44mm beträgt. Ein drehbarer Aufsatz erlaubt es, 2"-Okulare auf acht verschiedenen Hö- hen über dem eigentlichen Korrektor ein- zustellen. Ein Reduzierstück auf 1¼" mit Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. interstellarum

47 Technik | Test interstellarum 87 | April/Mai 2013 interstellarum

Abb. 7: Alle Korrektoren verlangen einen 2"-Anschluss. Einige müssen aber sehr weit in den Okularauszug gesteckt werden.

Messingklemmung ist im Lieferumfang in- Der optimale Abstand zu jedem Okular, Mit den Korrektoren von Sky-Watcher begriffen. Für die fotografische Verwendung der über das drehbare Oberteil eingestellt und Teleskop-Service kommt man an wird der Aufsatz abgeschraubt, ein Wide- wird, ist zu jedem einzelnen Tele Vue-Okular vielen visuell konzipierten Newton-Tele­ T-Anschluss (63mm-Gewinde) kommt dann in der mitgelieferten Anleitung nachzulesen. skopen nicht in den Fokus. Bei den meis- zum Vorschein. Beim Okularwechsel sind also Blättern und ten Geräten fehlen ca. 50mm intrafokaler Drehen angesagt. Die optimalen Positionen Weg. Der Brennpunkt wurde nur mit dem von Okularen anderer Hersteller können 8"-Fotonewton von GSO und dem 10"-Flex- PRAXISTIPP hingegen nur ermittelt werden, wenn man tube-Dobson von Sky-Watcher erreicht: Bei wenigstens auch ein Tele Vue-Okular neu- Ersterem muss dazu die Verlängerung des Korrektor fest eingebaut? erer Bauart besitzt – oder man erstellt eine Okularauszugs entfernt werden, womit die umfangreiche Testreihe. gleichzeitige Benutzung ohne Korrektor Von Tele Vue gibt es die Option, den Der Paracorr besitzt wie eine Barlowlinse nicht mehr möglich ist. Der Flextube-Dob- Paracorr-Korrektor fest in einen einen Vergrößerungsfaktor von 1,15×. son von Sky-Watcher ermöglicht über die Feathertouch-Okularauszug von Aus 50× ohne Korrektor wird also 57,5× variabel einziehbaren Gitterrohrstangen des Starlight Instruments einzubauen: mit Paracorr. Entsprechend verkleinern Tubus die Anpassung an die Korrektoren, das sogenannte »Starlight Integra- sich Gesichtsfeld und Austrittspupille bei auch dann ist aber der Abstand zum Fokus ted Paracorr System«. Der Vorteil dessen Verwendung. ohne Korrektor zu groß, um dies allein mit dieser Anordnung ist, dass dabei dem Okularauszug auszugleichen. die Paracorr-Optik auf das Teleskop Fokusproblem Die beiden Korrektoren von Baader müs- nur einmal eingestellt werden muss, sen nicht ganz so stark intrafokal eingestellt danach entfällt die Anpassung für Ein überraschendes Problem brachte werden, kommen aber ebenfalls insbeson- unterschiedliche Okulare, und man zu Beginn des Tests dessen Ablauf völlig dere mit selbstgebauten Dobson-Teleskopen stellt einfach mit dem Okularauszug durcheinander: Es sind bei Weitem nicht selten in den Brennpunkt. Bei den visuell scharf. Der Nachteil ist, dass die Pa- alle Korrektoren auch an allen Teleskopen konzipierten Teleskopen wurde der Fokus racorr-Optik nicht schnell aus dem einsetzbar! Alle Korrektoren im Test hat- nur mit dem 12,5"-Dobson von Discovery Okularauszug entfernt werden kann. ten dieses Problem, wenn auch in unter- erreicht, der RCC I ragte dabei sehr weit in Diese für Teleskop-Selbstbauer inter- schiedlicher Ausprägung. Es wird daher den Tubus hinein. essante Option kostet allerdings 750€ dringend vor dem Erwerb eines Korrektors Tele Vues Paracorr machte zwar an keinem ohne Okularauszug. empfohlen, die Verwendbarkeit am eigenen der Selbstbau-Teleskope Probleme, kann Teleskop sicherzustellen. aber wegen seiner langen Hülse nicht in den

Modell Baader MPCC Mark III Baader RCC I Sky-Watcher Teleskop-Service Tele Vue Coma Corrector Coma Corrector Paracorr VIP 2010 Konstruktion 1×2 Linsen 1×3 Linsen 1×2 Linsen 1×2 Linsen 2×2 Linsen Backfokus visuell 55mm 91,5mm 55mm 55mm >14mm freie Öffnung 38mm 36mm 38mm 38mm 44mm Baulänge ohne Okularanschluss 21mm 75mm 30mm 30mm 75mm Gewicht ohne Okularanschluss 75g 142g 86g 86g 200g ausgelegt für Öffnungsverhältnis f/6–f/4 f/6–f/3,5 f/6–f/4 f/6–f/4 f/5–f/3 Anschluss teleskopseitig 2" 2" 2" 2" 2" Anschlüsse okularseitig T2, M48×0,75 T2, M48×0,75 2", M48×0,75 2", M48×0,75 2", 1¼", T2

Listenpreis 175€ 169€ 129€ 119€ 549€ Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Teleskopen von GSO und Sky-Watcher ver- 50% nur auf den äußeren 25% des Gesichts- BEWERTUNG wendet werden. Mit kleinen Dobson-Telesko- feldes zu bemerken. Die Sterne im Zentrum pen geht außerdem sehr schnell die Balance erschienen gleichzeitig etwas vergrößert, verloren, da die fast 400g Zusatzgewicht oft was aber evtl. nur auf den Vergrößerungs- Baader RCC I das sensibel eingestellte Gleichgewicht über- faktor des Paracorr zurückzuführen ist. Bei fordern – gerade wenn noch ein schweres schwächeren Sternen war davon kaum etwas hervorragende Qualität Okular verwendet wird. Im Test traf dies auf zu merken. Multifunktions-Anschlüsse die Teleskope von Meade (Lightbridge) und Im 20"-f/4-Newton beeindruckte der Pa- günstiger Preis Sky-Watcher (Flextube) zu. racorr: Ohne Korrektor war die Koma auf nicht mit vielen visuellen 40% des Feldes zum Rand hin zu sehen. Mit Teleskopen nutzbar Die Korrektoren in der Praxis Korrektor erfolgte eine starke Verringerung 2"-Okulare eingeschränkt auf nur noch 5% direkt am Rand. Dies führte verwendbar Im Ergebnis war es damit an keinem der dazu, dass schwache Sterne bis zum Rand acht Teleskope möglich, alle Korrektoren des 100°-Gesichtsfeldes scharf gesehen wer- Baader MPCC Mark III zu testen. Oft konnte an einem bestimmten den konnten. Auch hier erschienen zentrale Teleskop nur ein Modell getestet, manch- Sternabbildungen minimal größer, aber we- Multifunktions-Anschlüsse mal auch zwei Modelle verglichen werden. niger strahlig-unruhig als ohne Korrektor. günstiger Preis Die Beobachtungen erfolgten deshalb im Der Paracorr erhielt auch die Qualität eines nicht mit allen visuellen Wesentlichen im Vergleich mit der Verwen- Planetenbildes ohne Abstriche. Teleskopen nutzbar dung ohne Koma-Korrektor, ein direkter Das extremste Teleskop, der 10" f/3,8, Vergleich der Korrektoren untereinander zeigte auch den extremsten Unterschied Sky-Watcher/Teleskop-­ fand nicht statt – mit Ausnahme der Feststel- mit dem Paracorr: Ohne diesen war der Service Coma Corrector lung, dass die Korrektoren von Sky-Watcher Komafehler schon ab 50% des Gesichts- und Teleskop-Service absolut identische feldes deutlich, am Rand sogar überdeut- geringer Preis Leistungen erbrachten. lich wahrzunehmen. Mit Korrektor waren ordentliche Qualität Mit diesen beiden preiswerten Korrekto- die Sterne nur noch auf den äußeren 30% nicht mit den meisten visuellen ren zeigte sich schon bei f/5 im 8"-GSO-Foto- leicht unscharf. Der Paracorr machte aus Teleskopen nutzbar newton ein deutlicher Effekt: ohne Korrektor diesem fotografischen Teleskop ein visuel- erschienen die Sterne auf den äußeren 30% les Gerät, die Koma konnte aber nicht ganz Tele Vue Paracorr des Gesichtsfeldes deutlich unscharf, mit behoben werden. beiden Korrektoren war die Unschärfe nur erstklassige Qualität und noch auf 10% am Gesichtsfeldrand zu sehen Fazit Verarbeitung – ein gutes Ergebnis schon bei dieser häufig effektive Reduktion von Koma benutzten Optikgröße. Koma-Korrektoren können visuellen bis f/3,8 Beim 10"-Sky-Watcher-Dobson mit f/4,7 Beobachtern an »schnellen« Teleskopen un- mit allen visuell konzipierten war ebenfalls ein deutlicher Effekt wahrzu- bedingt empfohlen werden. Bei preiswerten Geräten nutzbar nehmen: Ohne Korrektor waren die Sterne Geräten ist eine Verbesserung schon ab f/5 hohes Gewicht auf den äußeren 35% des Gesichtsfeldes un- wahrzunehmen, sonst ist eine Verwendung hoher Preis scharf abgebildet, mit Korrektor aber fast bis bei Öffnungsverhältnissen ab f/4 anzuraten. zum Rand scharf durchgezeichnet. Fotografisch konzipierte Teleskope können Diese guten Ergebnisse lieferte aber nur fotografisch konzipierte Korrektoren ver- das hochpreisige Tele Vue-Okular. Mit typi- wenden, wobei schon die einfachen Korrek- DANK schen chinesischen 2"-Modellen blieben die toren beeindruckende Ergebnisse bieten. Wer Sternfiguren weitgehend unscharf, denn der parallel auch Astrofotografie betreibt, wird Die Korrektoren wurden zur Verfü- Korrektor korrigiert nicht die Abbildungs- aufgrund der Vielfalt der Anschlussmöglich- gung gestellt von Baader Planetarium fehler preiswerter Okulare! keiten zu einem der erstaunlich günstigen (Mammendorf), Astroshop (Lands- Auch die beiden Baader-Korrektoren über- Produkte von Baader greifen wollen. Die berg am Lech) und Teleskop-Service zeugten visuell: Am 12,5"-f/5-Dobson bot der meisten Selbstbauteleskope funktionieren (Putzbrunn). RCC ein sehr scharfes Bild, der die Koma dagegen nur mit dem wesentlich teureren nahezu komplett eliminierte. Der MPCC Paracorr von Tele Vue, der jedoch nach Lö- konnte hier nicht ganz mithalten, machte sung von Balanceproblemen wahre Wunder aber ebenfalls aus einem Feld mit deutlichen bewirken kann. INTERAKTIV Unschärfen ab 30% des äußeren Gesichtsfel- des ein nahezu fehlerfreies Bild. Im Unterschied dazu war mit dem Para- Haben Sie Fragen zum Artikel oder corr bei f/5 kaum ein Effekt auszumachen, einen Diskussionsbeitrag dazu? Sen- auch nicht mit einem 40mm-Okular. Erst den Sie uns einen Leserbrief: am 16" f/4,5 zeigte sich der Effekt bei hellen  www.interstellarum.de/leserbriefe.asp

Sternen deutlich, Koma war nun statt auf Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

49 Technik | Astrofotografie interstellarum 87 | April/Mai 2013 Inside Technik PixInsight Ein Workshop für Astrofotografen von Herbert Walter

Teil 2: Masken für die Bildbearbeitung

H. Walter

Abb. 1: Um in Deep-Sky-Aufnahmen Sterne und Hintergrund getrennt voneinander bearbeiten zu können, sind sogenannte Masken nötig. Das Foto zeigt die Dunkelnebelregionen im Sternbild Cepheus mit Barnard 169.

Eine Astroaufnahme kann man im Wesentlichen in drei Bereiche aufteilen: das Objekt, die Sterne und den Hintergrund. Für bestimmte Arbeitsschritte ist notwendig, einen dieser Bereiche separat auswählen zu können. Dazu werden eigene Bilder erstellt – sogenannte Masken – und in PixInsight gibt es dazu bestens geeignete Werkzeuge.

asken sind Bilder, die über das zu Eine Standardanwendung für eine Maske ist und Bildbereiche verschiedene Masken zu bearbeitende Bild (im weiteren die Rauschreduzierung des Bildhintergrundes. erstellen. PixInsight bietet Module für die Verlauf des Artikels Zielbild ge- Dafür erstellt man eine Maske, die nur den Hin- Erstellung von geeigneten Masken und mit Mnannt) gelegt werden, um Bereiche des Zielbil- tergrundbereich zur Bearbeitung freigibt und »PixelMath« ist es möglich, mehrere Masken des bei der Bildbearbeitung abzudecken bzw. das Objekt und die Sterne ausschließt bzw. ab- zu kombinieren. freizugeben. Das ist hilfreich bei Arbeitsschrit- deckt. Wenn der Kern einer Galaxie geschärft ten, die z.B. nur die Sterne betreffen sollen. werden soll, benötigt man entsprechend eine Graustufenbilder als Basis Dazu erstellt man ein eigenes Bild – eine nur die Objektdaten enthaltende Objektmaske. »Sternenmaske« – und legt es über das Ziel- Masken sind somit extra erstellte Bilder, die Masken sind Graustufenbilder und werden bild, so dass der Arbeitsschritt nur an den mit bestimmten Arbeitsschritten verbunden grundsätzlich aus dem Zielbild erstellt. Ist das Sternen wirksam wird. Das Objekt und der und nur vorübergehend in Verwendung sind. Zielbild bereits ein Graustufenbild, wird es Hintergrund sind durch diese Sternenmaske Daher ist es notwendig, während einer Bild- dupliziert (Image → Duplicate) und das Du-

vor der Bearbeitung »geschützt«. bearbeitung für bestimmte Arbeitsschritte plikat wird als Maskenbild verwendet. Bei Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

50 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Technik | Astrofotografie H. Walter H. Walter H.

Abb. 2: Liegt das Zielbild als Farbbild vor  Abb. 3: »StarMask« – das Standardwerkzeug (links), wird davon die Helligkeit extrahiert und in PixInsight zur Erzeugung von Sternenmasken. das neue Bild (Mitte) dient als Maske. Die durch die Die Voreinstellungen ergeben bereits ein gutes Maske geschützten Bereiche sind im Zielbild rot Ergebnis. Die am ehesten zu ändernden Parame- dargestellt (rechts). Wenn man diese Maske (Mitte) ter sind »Noise threshold« und »Scale«, um die invertiert, erhält man eine Hintergrundmaske. Größe der erfassten Strukturen anzupassen, und »Smoothness«, für die Weichzeichnung der Maske. einem Farbbild ist es aber notwendig, daraus einer Farbaufnahme ist bereits die ein- Anwendung von Masken ein eigenes Graustufenbild zu erzeugen. Dies fachste und gleichzeitig eine der nützlichs- geschieht, indem die Helligkeit des Farbbildes ten Masken. Sie wird als Luminanzmaske Die Auswahl bzw. Anwendung der Maske extrahiert wird: Image → Extract → Lightness bezeichnet und ist eine Standardmaske, auf das Zielbild (dies kann sowohl ein Farb­ (CIE L*). Dieses neue Bild ist jetzt das Masken- die z.B. zur Reduzierung des Rauschens bild als auch ein Schwarz-Weiß-Bild sein) bild, kurz Maske genannt. Zur Bewahrung der in Bildbereichen mit niedrigen Signalwer- geschieht im Menüpunkt Mask → Select Übersicht der Bilder auf der Arbeitsfläche von ten angewandt wird. Die Farbe Weiß in Mask (Tastaturkürzel: Strg + M). Dazu muss PixInsight kann man das Bild umbenennen: der Maske entspricht 0% Deckkraft und das Zielbild aktiv sein. Nach der Auswahl Menüpunkt Image → Identifier… → Set Image die Farbe Schwarz 100% Deckkraft, die aus dem Dropdown-Menü (z.B. die obige Identifier und für die Maske einen geeigneten Grautöne dazwischen haben eine Deckkraft Maske mask_1) wird die Maske über das Namen vergeben (z.B. »mask_1«). entsprechend deren Helligkeit. Die Farbe Zielbild gelegt. Schwarz bzw. die Grautöne der Maske sind In der Grundeinstellung von PixInsight Luminanzmaske im Zielbild rot eingeblendet, entsprechend werden die Grautöne der Maske in roter den Abstufungen. Die Farbe Weiß in der Farbe angezeigt. Mit dem Tastaturkürzel Das duplizierte Zielbild eines Graustufen- Maske ist auch im Zielbild weiß dargestellt. Strg + K kann die Sichtbarkeit der Maske im bildes bzw. das extrahierte Luminanzbild Zielbild ein- bzw. ausgeschaltet werden. Im

Abb. 4: Um eine Objektmaske (auch »Large-Scale«-Maske genannt) zu erstellen, werden im Modul »ATrousWaveletTransform« die Pixelebenen ab 1 aufwärts deaktiviert. Für »Small Scale«-Masken gilt die umgekehrte Reihenfolge, beginnend bei der Ebene R. H. Walter H. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

51 Technik | Astrofotografie interstellarum 87 | April/Mai 2013 H. Walter H. Walter H.

Abb. 5: Mit »RangeSelection« können sehr intuitiv Masken erstellt werden, indem die Helligkeitsparameter »Lower limit« und »Up- per limit« eingestellt werden. Die Genauigkeit der Abbildung und Weichzeichnung der Maske Abb. 6: Mit dem Modul »PixelMath« ist es möglich, mehrere Masken zu vereinen. Die Funktion geschieht mit den Reglern für »Fuzziness« und »min« vergleicht die Helligkeitswerte der Pixel der Objektmaske (links) mit denen der Sternenmaske »Smoothness«. (Mitte) und verwendet das jeweils dunklere Pixel für das neue Bild (rechts). Das Symbol ~ invertiert das Bild.

Menüpunkt »Mask« befinden sich weitere → StarMask). Von den vielen Parametern Objekt-Maske Optionen, wie die oftmals benötigte Funk- sind für eine Standardmaske nur wenige tion »InvertMask«. Mit der Option »Ren- notwendig. »Noise threshold« ist ein Wert, Ein einfaches und effizientes Werkzeug für dering Mode« kann die Farbe der Maske der zwischen Signal und Rauschen im Bild die Erstellung von Masken ist »RangeSelect­ geändert werden. Dies ist notwendig, wenn unterscheidet. Bei zu kleinen Werten wird ion« (Process → MaskGeneration → Range- die Maske auf ein Farbbild einer Hα-Region eventuelles Rauschen in die Maske über- Selection). Mit den vier Reglern gelingt es angewandt wird. Die zugehörigen Schaltflä- nommen. »Scale« gibt die Größe der zu sehr einfach, gewünschte Helligkeitsbereiche chen für die Optionen befinden sich auch in erfassenden Strukturen an. Ein zu hoher im Bild zu isolieren. Bestens geeignet zur Er- der Shortcutleiste. Wert inkludiert bereits Objektstrukturen stellung von einfachen Sternenmasken, aber in die Sternenmaske. Hilfreich zum Ver- auch für Objektmasken. Sternenmaske ständnis der Einstellmöglichkeiten sind Für die Einstellung der Parameter gibt es die Tooltipps. Trotzdem wird es notwendig keine Standardwerte bzw. Empfehlungen. Je Das Standardmodul für Sternenmasken sein, durch mehrmaliges Probieren die rich- nach Ausgangsbild und gewünschtem Hel- ist »StarMask« (Process → MaskGeneration tigen Einstellungen zu finden. Dafür ist ein ligkeitsumfang sind die Parameter anzu- geeignetes Preview passen. Ein weiteres Modul zur Erstellung sinnvoll, da die Re- von Objektmasken ist das »ATrousWavelet­ PRAXISTIPP chenzeit erheblich Transform« (Process → Wavelets → ATrous- verkürzt wird. WaveletTransform). Damit kann sehr fein- Verwendete Werkzeuge Für einfache fühlig durch Deaktivieren von Pixelebenen Sternenmasken ist eine Maske für den Objektbereich im Bild RangeSelection: auch das Modul erstellt werden.  Process → MaskGeneration → RangeSelection »RangeSelection« StarMask: geeignet. Durch den Kombinierte Maske mit PixelMath  Process → MaskGeneration → StarMask Real-Time-Preview ATrousWaveletTransform: können die ver- Um z.B. schwache Ausläufer eines Ne-  Process → Wavelets → ATrousWaveletTransform schiedenen Einstel- bels »hochzuziehen«, ist es notwendig, den HDRMultiscaleTransform: lungen in Echtzeit Hintergrund und die Sterne von diesem Ar-  Process → Wavelets → HDRMultiscaleTransform mitverfolgt werden, beitsschritt auszunehmen. Das erfordert die PixelMath: was es erleichtert, die Erstellung einer kombinierten Maske. Dazu  Process → PixelMath → PixelMath geeigneten Werte werden zuerst eine Hintergrundmaske (z.B.

zu finden. inverse Objektmaske) und eine Sternenmaske Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

52 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Technik | Astrofotografie

H. Walter H. PRAXISTIPP

Arbeitsschritte zur Erstellung einer Maske

1. Duplizieren des Zielbildes (bei Farbbildern Luminanz extrahieren) 2. Duplikat eventuell bearbeiten (HDR, Kontrast, …) 3. Erstellen des Maskenbildes aus dem Duplikat 4. Maske eventuell bearbeiten Abb. 7: Die Erstellung von Sternenmasken gelingt umso leichter, je höher der Kontrast der (Kontrast, Weichzeichnen) Sterne zum restlichen Bild ist. Im Bereich von Galaxien bzw. Nebeln kann auf das Ausgangsbild 5. Maske auf Zielbild anwenden z.B. das Modul »HDRMultiscaleTransform« angewendet werden, um die Sterne vom Umfeld 6. Arbeitsschritt auf das Zielbild besser zu isolieren. Eine mehrfache Anwendung ist durchaus möglich. anwenden 7. Maske vom Zielbild entfernen erstellt und mit dem Prozess »PixelMath« »CurvesTransformation«. Die Erstellung von vereint. Der Befehl dazu lautet: min(~Hinter- Sternenmasken geschieht umso leichter, je grundMaske, SternenMaske). Das Zeichen ~ kontrastreicher die schwächeren Sterne im Typische Arbeitsschritte bei linearen Bil- invertiert das jeweilige Bild. Diese zusätzliche Ausgangsbild (Duplikat) sind. Vor allem jene, dern, wofür eine Maske benötigt wird, Option ermöglicht – je nachdem bei welchem die sich vor oder im Objekt (Nebel, Galaxie) sind »Deconvolution« zur Reduzierung Bild vorangestellt – verschiedene Kombina- befinden. Bestens geeignet dafür ist das Mo- von Abbildungsfehlern und »ACDNR« für tionsmasken zu erstellen. dul »HDRTransformation«. die Rauschminderung. In der nächsten Ausgabe wird ein Bearbeiten von Masken Masken für lineare Bilder Überblick über die Möglichkeiten der Rauschminderung und des Schärfens in In vielen Fällen ist es notwendig, die Maske Bei den ersten Bearbeitungsschritten ist PixInsight präsentieren. noch anzupassen. So können z.B. bei der das Zielbild noch nicht aufgehellt, sondern Luminanzmaske oder der Objektmaske die nur mit »ScreenTransferFunction« für die hellen Bereiche noch heller und die dunk- Bildschirmdarstellung hochgezogen (vgl. len Bereiche noch dunkler eingestellt wer- Teil 1 in interstellarum 86). Dafür ist es not- Surftipps den. Das geschieht am leichtesten mit den wendig, das Maskenbild reell zu strecken Modulen »HistogramTransformation« oder (z.B. mittels HistogramTransformation). Weitere Tutorials zum Thema Masken: Abb. 8: Generell gilt für alle erstellen Masken, dass eine Nachbearbeitung wie Kontrast­  www.skypixels.at/ erhöhung, Weichzeichen von Übergängen mittels den Modulen »CurvesTransformation«, pixinsight_tutorials.html »HistogramTransformation«, »Convolution« u.a. oftmals notwendig ist, um die Maske detaillierter anzupassen. H. Walter H. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

53 Technik | Know-how interstellarum 87 | April/Mai 2013

Abb. 1: Diese zwei Fotos einer ringförmigen S. Seip Sonnenfinsternis sollen zu einem 3D-Foto ver- arbeitet werden. Die Kamera war bei der Auf- nahme parallel zum Horizont ausgerichtet, so dass der Mond diagonal die Sonnenkugel kreuzt.

Venustransit, Mars oder Jupiter aufgrund ihrer Rotation, Saturn mit unterschiedlichem Blick- winkel auf die Ringebene, Himmelsansichten

Technik mit irdischen Vordergrundmotiven.

1. Bildauswahl

Bei der Selektion der beiden Aufnahmen, aus denen ein 3D-Bild entstehen soll, ist da- Schritt-für-Schritt rauf zu achten, dass die »Parallaxe« nicht zu groß ist. Im Zweifelsfalle sind Aufnahmen zu verwenden, die sich eher ähneln statt unter- Wie werden Himmels­ scheiden. Beide Fotos sollten die gleiche Quali- tät aufweisen und in identischer Art und Weise aufnahmen dreidimensional? bearbeitet sein. von Stefan Seip 2. Ausrichten

äumliches, also dreidimensionales derer wir noch räumlich sehen können. Um Zum passgenauen Ausrichten legen Sie in Sehen setzt voraus, dass zwei un- dennoch 3D-Ansichten zu realisieren, wird Photoshop eine neue Datei an (Befehl »Datei/ terschiedliche Ansichten ein- und die räumliche Parallaxe durch eine zeitliche Neu…«) und ziehen beide Himmelsaufnah- Rdesselben Motivs existieren. Im Alltag wird ersetzt. Dabei werden zwei Aufnahmen eines men aus der Ebenen-Palette (Tastenschlüssel diese Bedingung durch unsere beiden Augen Motivs erstellt, allerdings nicht im gleichen F7) mit der Maus dort hinein, so dass diese erfüllt, die aufgrund ihrer räumlichen Distanz Moment, sondern in zeitlichem Abstand. Bilddatei nun aus drei Ebenen besteht (»Hinter- einen Gegenstand aus leicht unterschiedlicher Zwischen den Aufnahmen findet ein Per­ grund«, »Ebene 1« und »Ebene 2«). Durch einen Perspektive wahrnehmen, was als »Parallaxe« spektivenwechsel statt, etwa durch die Bewe- Klick auf die Ebenenbezeichnung »Ebene 2« bezeichnet wird. Je weiter der Gegenstand ent- gung der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne in der Ebenenpalette wird diese Ebene akti- fernt ist, desto ähnlicher werden die vom linken oder andere himmelsmechanische Vorgänge. viert. Nun ändern Sie den Überblendmodus und rechten Auge wahrgenommenen Eindrü- Infrage kommen beispielsweise die folgenden von »Normal« auf »Differenz«. Die Ebene wird cke, was das räumliche Sehen und damit auch Motive: Sonnenfinsternisse, Mond bei glei- nun mit dem »Verschieben-Werkzeug« (Tas- eine Abschätzung der Entfernung erschwert. cher Phase, aber unterschiedlicher Libration, tenschlüssel V) verschoben, bis die Differenz Alle astronomischen Objekte befinden Mond-, Kometen- und Planeten durch ihre Be- beider Aufnahmen ein möglichst dunkles Bild sich weit außerhalb der Grenzen, innerhalb wegungen relativ zu den Sternen, Merkur- und ergibt (Abb. 2).

Abb. 2: Photoshop-Datei, bestehend aus drei Ebenen. Die beiden oberen enthalten die Finster- Abb. 3: Gleichzeitiges Drehen der beiden nis-Fotos. Der Überblendmodus »Differenz« ermöglicht deckungsgleiches Ausrichten. Hell sind nur Fotos, so dass die »Zugrichtung« des Mondes noch die Unterschiede der beiden Einzelaufnahmen. exakt waagrecht verläuft. S. Seip S. Seip Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

54 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Technik | Know-how

INTERAKTIV S. Seip

Haben Sie Fragen zur Astrofotografie und Bildbearbeitung? Unser Experte Ste- fan Seip beantwortet sie an dieser Stelle! Unser Anfrageformular finden Sie unter:  www.interstellarum.de/knowhow.asp

Abb. 6: Fertige 3D-Ansicht der Sonnenfinster- nis zum Betrachten mit Hilfe der »Schieltechnik«.

3. Drehen

Der schwierigste Schritt ist die Rotation der der Lineale (Tastenschlüssel Strg+R) sowie die Sonne schwebenden »Neumondscheibe« ein beiden Fotos, so dass die Mondbahn exakt Erzeugung von Hilfslinien kann dabei eine ausgestanztes Loch in der Sonne wahr! Eine waagrecht orientiert ist. Bei anderen Motiven große Hilfe sein (Abb. 3). Danach stellen Sie Rotation des Bildes um 180° kehrt die Verhält- ist es die »Achse der Parallaxe«, die waagrecht den Überblendmodus der »Ebene 2« wieder nisse nicht um, nur der Austausch der beiden durch das Bild laufen muss (bei zwei Aufnah- zurück auf »Normal«. Bilder gegeneinander. Als Vorbereitung des men von Saturn mit unterschiedlichen Blick- nächsten Schrittes schneiden Sie überstehende winkeln auf die Ringebene muss der Ring auf 4. Betrachtungsmethode wählen Bildbereiche weg, indem Sie das ganze Bild aus- seine Spitze gestellt werden, also von oben nach wählen (Tastenschlüssel Strg+A) und danach unten verlaufen!). Mit gedrückter »Strg«-Taste Es gibt verschiedene Techniken, mit denen den Befehl »Bild/Freistellen« ausführen. markieren Sie nun in der Ebenenpalette die 3D-Bilder räumlich wahrgenommen werden Ebenen »1«und »2« gleichzeitig. Anschließend können. Allen gemein ist, dass eines der bei- 5. Anordnung wählen Sie das »Verschieben-Werkzeug«, wo- den Fotos dem linken, das andere dem rechten bei darauf zu achten ist, dass die Option »Trans- Auge präsentiert wird. Zunächst ist zu klären, Abschließend werden die Fotos nebenei- formationssteuerungen« angehakt ist. Damit welches der beiden Fotos für welches Auge ge- nander angeordnet, je nach der in Schritt 4 um das Bild herum Arbeitsfläche sichtbar wird, dacht ist. Eine kleine Skizze verdeutlicht die Si- gewählten Methode. Dazu muss die Arbeits- können Sie das Dateifenster vergrößern oder tuation (Abb. 4). Bekannt ist die Überlagerung fläche vergrößert werden: Wählen Sie den die Zoomstufe verkleinern (Tastenschlüssel der beiden Bilder, wobei der Betrachter eine Befehl »Bild/Arbeitsfläche…« (Tastenschlüs- Strg+»–«). Bewegen Sie den Mauszeiger knapp Rot-/Grün-Brille benötigt. Diese Technik wird sel Alt-Strg+C) und geben Sie bei Breite den außerhalb einer Bildecke, dann können Sie »Anaglyphe« genannt. Speichern Sie dazu ein- Wert »200%« an. Die Option »Relativ« darf bei gedrückt gehaltener Maustaste das Bild fach die beiden Ebenen als separate Dateien im nicht angehakt sein. Bei »Anker« klicken Sie interaktiv drehen. Im Falle der ringförmigen JPG-Format ab. Ganz ohne Hilfsmittel funk- auf den Pfeil nach links und bei »Farbe für erw. Finsternis bis zu einem Punkt, an dem die tioniert das 3D-Sehen durch Anwendung der Arbeitsfläche« wählen Sie Schwarz (Abb. 5). Ist Orte des zweiten und dritten Kontakts auf ei- »Parallel-« bzw. »Schieltechnik« (vgl. Surftipps). das erledigt, verschieben Sie die beiden Bilde- ner waagrechten Linie liegen. Das Einblenden Je nach gewählter Technik sind die Fotos unter- benen am besten nicht mit der Maus, sondern schiedlich anzuordnen: Für die Schieltechnik mit den Cursortasten der Tastatur, um unge- Abb. 4: Skizze zur Frage, welches Bild für wel- muss das Bild, das für das linke Auge gedacht wollte Abweichungen nach oben und unten ches Auge bestimmt ist. Das linke Auge sieht den ist, rechts angeordnet werden, das Bild für das auszuschließen. Mit gleichzeitig gedrückter Mond am rechten Sonnenrand und umgekehrt. rechte Auge links! Für die Paralleltechnik ge- »Shift«-Taste geht die Verschiebung mit den nau umgekehrt. Stimmt die Zuordnung nicht, Cursortasten in größeren Schritten vonstatten. nimmt der Betrachter später statt einer vor der S. Seip

Abb. 5: Vergrößerung der Arbeitsfläche in Surftipps Photoshop. Homepage des Autors (mit einigen 3D-Aufnahmen): S. Seip  www.astromeeting.de Anleitung zur »Parallel- und Schieltechnik«:  www.perspektrum.de/knowhow/ parallel_schiel.htm Freeware »Z-Anaglyph«:  rosset.org/graphix/anaglyph/ zanag_en.htm Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

55 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Beobachtungen | Erlebnis interstellarum 87 | April/Mai 2013

Herzschlag-Finale in Palm Cove Beobachtungen Die Totale Sonnenfinsternis vom 14.11.2012 in Australien

von Dirk Ewers

D. Ewers

Abb. 1: Dirk Ewers, Monika und Johann Spuling (von links) erleben die Totale Sonnenfinsternis über Australien. 8mm-Fisheye-Objektiv bei f/8,

Am 14. November 2012 ereignete sich über Nordost-Australien sowie dem südlichen Pazifik eine totale Sonnen- finsternis. Bei der Auswahl eines geeigneten Beobachtungsortes für dieses beeindruckende Himmelsschauspiel fiel die Entscheidung auf Palm Cove, einen Ort an der Nordostküste Australiens. Direkte Nähe zur Zentrallinie mit freiem Blick auf den Osthorizont waren wichtige Kriterien für die Standortwahl. Fester Boden unter den

Füßen, ein niedriger Sonnenstand sowie eine kürzere Totalitätsphase wurden einer Schiffsreise vorgezogen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

58 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Beobachtungen | Erlebnis

Finsternis-Experten weitere Tipps für eine gezielte Vorbereitung. Insbesondere die Links zu stündlich aktualisierten, animier- ten Satellitenbildern von Fred Bruenjes wa- ren hier eine hervorragende Unterstützung.

Küste oder Hinterland?

Die tropischen Bedingungen Queens- lands mit hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen oberhalb von 30°C erfor- derten eine Eingewöhnungsphase. Schon aufgrund der am Strand von Palm Cove gewonnenen Eindrücke schied Cairns als Beobachtungsort aus. Täglich war von hier aus im Südosten die Wolkenbildung über der vorgelagerten Landzunge erkennbar. Bei ei- nem Spaziergang an der Strandpromenade von Cairns bestätigte sich dieser Eindruck: In dem für die Sonnenfinsternis wichtigen Himmelsabschnitt in Höhe von 15° über dem Osthorizont zogen nahezu permanent Wolken auf. Auch die nur wenige hundert Meter landeinwärts beginnenden, zwischen Cairns und Port Douglas parallel zur Küs- tenlinie verlaufenden Tafelberge waren nur selten wolkenfrei. Das noch weiter westlich befindliche Hinterland nahmen wir während unseres Aufenthaltes nur auf einer Tour nach Ku- randa in Augenschein und konnten bei aufgelockerter Bewölkung dieser Region als Beobachtungsstandort nichts abgewin- nen. Hätten wir auch die noch weiter west- lich gelegene Great Dividing Range bereist, so wäre unsere Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. Wie in mehreren – jedoch überwiegend nach der Sonnenfinsternis veröffentlich- ten – Berichten zu lesen war, hatte diese Region am Finsternistag und auch schon an den Tagen zuvor stabilere Wetterbedin- gungen mit nur geringer Bewölkung. Ei- nen weiteren Unsicherheitsfaktor stellten die Nachrichten über geplante Sperrungen von Hauptstraßen und Zufahrten einzelner Küstenabschnitte dar. In den Tagen vor der Finsternis nahm die Zahl der Menschen an der Promenade von Palm Cove exponentiell zu, mit ihnen die Canon EOS 40D, ISO 100, 1s. auf der Küstenstraße fahrenden Autos. Um die Ausrüstung in Ruhe aufbauen zu können erschiedene Vorhersagemodelle bietet auf seinen Seiten sowohl auf Lang- und auch die Finsternis möglichst ungestört prognostizierten für diese Jahres- zeitbeobachtungen basierende Statistiken zu erleben, stellten wir uns auf den nördlich zeit eine Bewölkungswahrschein- als auch Erfahrungsberichte eigener Vorbe- des Sandstrandes befindlichen Felsen auf. Vlichkeit von etwa 60% in der gewählten Re- reitungsreisen zu zukünftigen Finsternis- Bereits um 01:30 Uhr Ortszeit sicherten wir gion. Eine gute Informationsquelle stellte standorten (vgl. Surftipps). unseren Platz, in dessen Nähe sich auch um hier wieder die Website von Jay Anderson Per E-Mail über die SEML (Solar Eclipse diese Zeit schon andere Beobachter in Posi-

dar. Der SoFi-Wetterexperte der NASA Mailing List) gaben Anderson und andere tion gebracht hatten. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

59 Beobachtungen | Erlebnis interstellarum 87 | April/Mai 2013

D. Ewers

Abb. 2: Zum zweiten und dritten Kontakt des Mondes mit dem Sonnenrand (links bzw. rechts) ist die enorme Dynamik der Bewegung und Lichtin- tensität eines solchen Ereignisses am besten wahrnehmbar. 4,1"-Refraktor bei 1040mm, Canon EOS 60D, 1/2000s.

Der frühe Vogel … Maximale Beobachtungszeit verschiedener Brennweite eingesetzt. Durch ein Fischaugen-Weitwinkelobjektiv wurde Überraschenderweise konnte um 5:37 Nun raste die verbleibende Zeit dahin. nahezu der gesamte Himmel abgedeckt; auch Uhr Ortszeit (13.11. 19:37 Uhr UTC) der Die Fotoausrüstung musste auf die verblie- eine Videokamera kam zum Einsatz. Bei der Sonnenaufgang über dem Great Barrier Reef bene Sonnensichel neu ausgerichtet werden. größten mitgeführten Optik – einem Refrak- beobachtet werden; dies war an keinem der Mehrere digitale Spiegelreflexkameras wur- tor 105/650mm – ergab sich durch den For- Vortage möglich. Doch schon kurze Zeit den mit dem Programm Eclipse Orchestrator matfaktor der Spiegelreflex-Kamera eine effek- später verhinderten von Südosten einzie- über ein zuvor erstelltes Skript der gewünsch- tive Kleinbild-Brennweite von etwa 1000mm. hende Wolkenbänder die weitere Beobach- ten Kameraeinstellungen und Auslösevor- Um Sonne und Mond während der Totalität tung. Der erste Kontakt des Mondes mit der gänge automatisch angesteuert. Die nützliche zentriert zu halten, war in diesem Zeitraum Sonne erfolgte um 5:44 Uhr hinter Wolken. Software wurde von dem bereits erwähnten eine zweimalige Korrektur der Bildfeld-Aus- Als dann auch die zunehmende partielle Fred Bruenjes selbst entwickelt und konnte richtung durch kleine Verstellungen des Fo- Phase nahezu ohne weiteren Blick auf die schon bei mehreren zurückliegenden Fins- tostatives erforderlich. Bedingt durch den in Sonne verlief, machte sich große Unruhe un- ternissen erfolgreich eingesetzt werden. nur knapp 17° südlicher Breite befindlichen ter den Finsternisbeobachtern breit. Bei mir Gerade bei kurzen Totalitätsphasen bie- Beobachtungsort wanderten die beiden Him- wurden nun unliebsame Erinnerungen an tet eine automatisierte Durchführung der melskörper auf der fast senkrecht verlaufenden eine bereits unter Wolken erlebte Finsternis gewünschten Aufnahmen enorme Vorteile. Ekliptik recht schnell durch das horizontal in Shanghai geweckt … Die kostbare Finsterniszeit kann so mit Be- ausgerichtete Bildfeld. Auch aufgrund der Eine kleine Wolkenlücke, die sich aus obachtung der Erscheinungen, die eine totale bekannten Einschränkungen bei Beobachtun- Richtung Cairns langsam in unsere Rich- Sonnenfinsternis so einzigartig machen, ge- gen in Horizontnähe hinsichtlich Transparenz, tung bewegte, war der letzte Strohhalm, an nutzt werden. Koronadetails, Protuberanzen, Refraktion sowie eines recht bescheidenen den wir uns noch klammerten. Als diese Sichtbarkeit von Planeten oder hellen Sternen, Seeings stellte die gewählte Brennweite hier immer heller wurde, sich mehr und mehr Horizontfarben, das Wandern des Kern- sicherlich das maximal Sinnvolle dar. ausdehnte und acht Minuten vor dem zwei- schattens – auch bei voller Konzentration ten Kontakt durch sie hindurch wieder ein auf die Beobachtung ist für die Vielzahl der Erlebnis Totalität Sonnenstrahl fiel, hörte man entlang des Finsternisphänomene die Totalitätszeit noch benachbarten Küstenabschnittes schon knapp bemessen. Noch ein paar letzte Handgriffe an der Aus- vereinzelte Jubelschreie. Anhand der Größe rüstung, schon wurde das Licht immer fahler. des gerade entstandenen wolkenfreien Be- Fotoausrüstung Von Nordwesten raste der nur 144 Kilometer reiches sowie der geringen Geschwindigkeit breite Kernschatten des Mondes mit einer der Wolkenbewegungen war ein freier Blick Um die Finsternis möglichst vollstän- relativen Geschwindigkeit von 4200km/h auf die Totale Phase nun fast sicher! dig zu dokumentieren, wurden Optiken heran. Ein am unteren Rand des Mondes Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

60 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Beobachtungen | Erlebnis

D. Ewers

Abb. 3: Plastisch erscheint die dunkle Mondkugel vor den Strukturen einer Maximumskorona. 4,1"-Refraktor bei 1040mm, Canon EOS 60D, 1/30s (links) und Komposit aus 7 Aufnahmen von 1/2000s bis 1/4s, bearbeitet mit Larson-Sekanina-Radialfilter (rechts). verbliebener Lichtstrahl sorgte für den ersten wieder an, während sich die Beobachter mit HEFTTIPP Diamantring-Effekt. Als dieser erlosch, zeig- einem ausgiebigen Applaus bei der wieder- ten sich die weit in den Weltraum hineinra- kehrenden Sonne bedankten. Allen war klar, genden Ausläufer einer Maximumkorona in welch großes Glück sie in den vergangenen Sonnenfinsternisse & voller Schönheit. Trotz zum Mondrand hin Minuten hatten und umso emotionaler fie- Transite exponentiell ansteigender Helligkeitsstufen len die Reaktionen nach der erfolgreichen interstellarum-Themenheft war im Fernglas auch ein rot-violetter Chro- Beobachtung aus! mosphärenbogen mit Protuberanzendetails erkennbar. Eine schwarze Mondkugel hing Fazit dreidimensional im Raum und bedeckte nach und nach auch diesen Bereich der Sonne. In den darauffolgenden Tagen stellten wir Am oberen Rand des Mondes erschienen bei Durchsicht anderer Beobachtungsberichte kurze Zeit später bereits andere rötliche fest, dass die Bedingungen in Palm Cove zu Strukturen, unter ihnen eine frei schwebende den besten an der gesamten Küstenlinie ge- Protuberanz auf zwölf Uhr. Ein kurzer Blick hörten. Neben Erfolgsmeldungen in den Be- auf den Finsternishimmel – der eben noch reichen der Great Dividing Range und zumin- tieforange schimmernde nördliche Hori- dest kurzzeitiger Sichtung der Sonnenkorona zont hatte sich schon deutlich aufgehellt, der auf weiteren Küstenabschnitten gab es leider Mondschatten hing bereits über dem Meer. auch einige Berichte von Beobachtern ohne Oculum-Verlag, 7,90€ Venus schimmerte zwischen den Wolken- direkten Blick auf Sonne und Mond während  www.interstellarum.de/onlineshop.asp bändern hindurch, der zwischen ihr und der der totalen Phase – ein sogenanntes »Clouded Finsternis befindliche Saturn konnte nicht Out«. Es zeigte sich hier wieder einmal, dass aufgefunden werden. eine Standort-Verschiebung um einige hun- Surftipps Nach einer Totalitätsphase von 2 Minuten dert Meter im Extremfall bereits über Erfolg und 4 Sekunden zeigte sich ein erster Licht­ und Misserfolg einer Finsternisbeobachtung strahl am oberen Rand des Mondes, beleuch- entscheiden kann. Trotz glücklicher Wendung SoFi-Wetter von Jay Anderson: tete kurz ein paar feine Wolkenstrukturen bei dem vorstehend beschriebenen Ereignis  home.cc.umanitoba.ca/~jander und schien dann auf unseren Beobachtungs- gilt auch für uns umso mehr, bei zukünftigen Solar Eclipse Mailing List: platz. Ein kurzes Blinzeln, dann schnell das Finsternissen die örtlichen Gegebenheiten  groups.yahoo.com/group/SEML Fernglas zur Seite und alle Filter wieder vor noch besser zu prüfen und eine maximale Fle- Website von Fred Bruenjes: die Optiken montiert! xibilität der Standortwahl bis kurz vor Beginn  www.moonglow.net/ccd

Rasend schnell stieg nun die Helligkeit des Ereignisses zu gewährleisten. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

61 Beobachtungen | Objekte der Saison interstellarum 87 | April/Mai 2013

Leser beobachten: M 85 Beobachtungen

Abb. 1: CCD-Aufnahme, 4"-Refraktor bei 630mm, SBIG ST-10XME, 12×5min (je LRGB), LRGB-Fil- Abb. 2: Zeichnung, 400/1800-Newton: fst tersatz. Stefan Binnewies 7,m 0; 200×. Constantin Lazzari

BEOBACHTUNGEN

M 85

•• 16×70-Fernglas: fst 6m, 5; ziemlich länglich. Die beobachtete Ausrichtung elongiert. NGC 4394 daneben ist zwar heller und auffallender Nebelfleck. entspricht der Lage des Balkens, wie ich nur indirekt sichtbar, aber ebenfalls Recht groß mit geschätzt 4' Durch- nachträglich anhand einer Skizze und recht auffällig. Bei höherer Vergröße- messer, etwas zentral verdichtet. 16×. eines Fotos überprüfen konnte. 200×. rung wird M 85 allmählich zum Zentrum Wolfgang Vollmann Michael Zschech heller, zeigt aber weiter keine Einzelhei- •• 100/700-Refraktor: fst 6,m 2; die Gala- •• 250/1250-Newton: SQM 20m, 7/q"; ten. Im Halo der Galaxie befindet sich xie ist im 4"-Refraktor leicht zu sehen. liegt dicht neben einem schwachen nordöstlich vom Zentrum ein Stern. Der helle Kern hebt sich deutlich von den Feldstern, fast rund. Außer einem flä- 151×. Hans-Georg Purucker Außenbereichen ab, die diffuser werden. chigen Zentrum mit etwas Halo da- •• 300/1200-Newton: große und helle Im Umfeld befinden sich einige schwä- rum ist nicht viel zu erkennen. 125×. Galaxie. Großer und heller, etwas ova- chere Sterne. 56×. Stefan Westphal Michael Schumann ler Kern. Östlich des Kerns ist es etwas •• 200/1200-Newton: SQM-L 21,m 4/q"; •• 250/1250-Newton: fst 5m, 0; helle dunkler, daran schließt sich die schwa- zwei hellere Galaxien im Gesichtsfeld: Galaxie, etwas ovale Form, sehr heller che Scheibe an. 343×. Gerd Kohler M 85 erscheint als runder Nebel mit stellarer Kern. Nahe südöstlich steht ein •• 400/1800-Newton: fst 7,m 0; M 85 zu- einem kompakten, etwas flächigen, schwacher Vordergrundstern. NGC 4394 sammen mit seinem Begleiter NGC 4394 hellen Kern. Die Helligkeit nimmt vom erscheint bereits bei 39× als kleiner run- sind deutlich zu erkennen. Südlich von Zentrum nach außen hin stark ab. NGC der Nebelfleck mit ebenfalls sehr hellem M 85 ist die kleine Galaxie MCG-3+32- 4394 ist deutlich kleiner und schwächer Kern. 39× – 156×. Frank Lange 28 als diffuse stellare Erscheinung zu und hat einen fast stellaren Kern. Bei In- •• 254/1270-Newton: SQM-L 21,m 2/q"; M erkennen. 200×. Constantin Lazzari direktem Sehen erscheint diese Galaxie 85 ist bei 49× direkt sichtbar und leicht Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

62 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Beobachtungen | Objekte der Saison

Abb. 3: Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon EOS 40D (modifiziert), Abb. 4: Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon EOS 350 D (modifiziert), 14×10min. Siegfried Kohlert ISO 1600, 44×3,5min. Ulf Manfred Schliemann Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

63 Beobachtungen | Objekte der Saison interstellarum 87 | April/Mai 2013

Leser beobachten: Abell 1656

Abb. 1: Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon EOS 40D (modifiziert), ISO 800, 82×10min. Abb. 6: Zeichnung, 317/1500-Newton: fst Siegfried Kohlert 5,m 5; 170×. Klaus Wenzel

BEOBACHTUNGEN

Abell 1656

•• 200/1200-Newton: SQM-L 21,m 4/q"; dank Hintergrundstrukturierung erahnen. direkt und auffällig als relativ großer ova- markanter Sterngruppe sind die zwei hel- Sucht man mithilfe einer genauen Stern- ler Nebel mit deutlich hellerer flächiger leren Galaxien NGC 4889 und NGC 4874 karte die weitere Umgebung gezielt ab, Zentralregion sichtbar, unmittelbar süd- leicht zu finden und direkt als schwache so sind noch indirekt NGC 4961, NGC lich, am äußeren Nebelrand, befindet sich Nebel zu sehen. NGC 4889 ist größer und 4911, NGC 4921 und – gerade noch er- ein etwa 13,m 5 heller Vordergrund­stern. etwas länglicher. Im näheren Umfeld von kennbar – NGC 4793 aufzufinden. 151×. Nördlich sind NGC 4882 und IC 4011 NGC 4889 können fünf weitere, schwä- Hans-Georg Purucker indirekt als runde diffuse kleine Nebel chere Galaxien identifiziert werden: NGC •• 317/1500-Newton: fst 5,m 5; nach in- erkennbar, wobei IC 4011 einen etwas 4892 und NGC 4911 sind direkt sichtbar. tensiver, etwa zweistündiger Beobach- kompakteren Eindruck hinterlässt. Zwei NGC 4864, NGC 4865 und NGC 4908 kön- tung der Region konnten insgesamt 23 weitere Galaxien (NGC 4894 und NGC nen indirekt sicher gehalten werden. Das Galaxien beobachtet werden. NGC 4889, 4898) sind südöstlich erkennbar. NGC Empfinden, einen Haufen zu sehen, stellt das hellste Mitglied, ist direkt als ovaler 4894 ist nur indirekt, schwach als kleiner sich nicht ein. 120×. Michael Zschech Nebel sichtbar. Unmittelbar südlich befin- runder Nebelfleck sichtbar. Deutlich einfa- •• 254/1270-Newton: SQM-L 21,m 3/q"; det sich ein schwacher Vordergrundstern. cher, größer, aber auch diffuser erscheint NGC 4874 und NGC 4889 als hellstes Nordöstlich ist indirekt NGC 4886 als klei- NGC 4898. NGC 4874, westlich von NGC Mitglied von Abell 1656 sind relativ gut ner runder Nebelfleck sichtbar. NGC 4874 4889, ist direkt als runder, relativ großer indirekt zu erkennen. Weitere Galaxien ist ebenfalls direkt als deutlich runder, dif- diffuser Nebel mit leicht hellerer Zentral- im unmittelbaren Umfeld sind allerdings fuser Nebel sichtbar. 170×. Klaus Wenzel region sichtbar. Im direkten Umfeld dieser recht schwach, so dass sich ein Hau- •• 406/1857-Newton: fst 5,m 6; Beobach- Galaxie sind noch sechs weitere schwä- fencharakter nicht recht einstellen will. tung der unmittelbaren Umgebung von chere Objekte relativ einfach erkennbar. Allenfalls lässt sich eine ganz leichte NGC 4889 und NGC 4874: NGC 4889 ist 457×. Klaus Wenzel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

64 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Beobachtungen | Objekte der Saison

Abb. 4: CCD-Aufnahme, 4"-Refraktor bei 700mm, ALccd 6c, 35×10min, Abb. 5: Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon EOS 350 D (modifiziert), Aufnahmeort: Leitzersdorf (Österreich). Werner Pribil ISO 800, 48×6min. Ulf Manfred Schliemann Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

65 Beobachtungen | Galerie interstellarum 87 | April/Mai 2013

Nebel &

Beobachtungen Galaxien

Abb. 1: IC 5146, Kokonnebel im Schwan. Digitalfoto, 12"-Newton bei Abb. 2: Hickson 44 (NGC 3193, 3190, 3187, 3185), eine kompakte Galaxien- 1380mm, Canon EOS 350D (modifiziert), ISO 1600, 68×4min, UHC-S-Filter. gruppe im Kopf des Löwen. CCD-Aufnahme, 8"-Refraktor, QSI 583wsg, 20×600s Ulf Manfred Schliemann (L), 7×600s (je RGB), Astronomik 2C-Filter. Immo Gerber Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

66 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Beobachtungen | Galerie

Abb. 3: M 51 – die Strudelgalaxie in den Jagdhunden. CCD-Aufnahme, 4,75"-Refraktor bei 765mm, 74×10min (L) mit Moravian G2-8300 FW, 60×10min (je RGB) mit Alccd6cPro. »Bei eher schlechtem Seeing haben wir diesen Klassiker fotografiert. 22 Stunden waren dann in Summe doch nicht ganz umsonst!« Patrick Hochleitner, Dieter Beer Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

67 Beobachtungen | Rückblick interstellarum 87 | April/Mai 2013

Sonne... Beobachtungen

Abb. 1-3: Die totale Sonnenfinsternis in Australien am 14. November 2012 war leider für viele Finsternisfans von Wolken begleitet. Trotzdem gelan- gen einige beeindruckende Aufnahmen. Oben: Digitalfoto, 600mm-Teleobjektiv bei f/11, Canon EOS 450D, ISO 100, Komposit mit 5×1/4000s, 1×1/100s, 5×1/4000s, Kamera-Steuerung: Eclipse Orchestrator. Florenz Sasse Unten links: Digitalfoto, 600mm-Teleobjektiv bei f/8, Nikon D5000, ISO 200, 1/800s. Mi- chael Seeboerger-Weichselbaum Unten rechts: Digitalfoto, 500mm-Spiegelobjektiv bei f/8, Ricoh GXR Mount, ISO 200, 1/500s (leicht aufgehellt). Jan Kappetijn Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

68 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Beobachtungen | Rückblick

... und Mond

Abb. 4: Am 12.1.2013 zeigte sich eine ganz dünne Mondsichel (1,1% Abb. 5: Konstellation von Mars und der zwei Tage jungen Mondsichel  beleuchtet) bei einem Mondalter von knapp 21 Stunden. Digitalfoto, 17:35 am Abendhimmel des 15.11.2012. Digitalfoto, 17:27 MEZ, 70mm-Teleob- MEZ, 3"-Refraktor bei 345mm, Canon EOS 1000D, ISO 200, 0,5s. Hansjörg Isleif jektiv bei f/5,6, Canon EOS 60Da, ISO 800, 1,6s. Thomas Rattei

Mars Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

69 Szene | Bericht interstellarum 87 | April/Mai 2013 M. Emde M. Emde Szene

M. Emde

Abb. 1: Der Pfeifennebel in der Milchstraße ist bereits Abb. 2: Das Gelände der Prude Ranch glie- Abb. 3: Auch die ATM-Szene ist auf mit bloßem Auge sichtbar. Die Beobachtung mit einem dert sich in drei Sektionen – die größte Sektion der TSP stark vertreten. Jährlich wird 48"-Dobson lässt Details in Nebeln oder Galaxien erkennen, ist das Upper Field, wo sich die meisten Beob- der ATM-Award für den innovativsten die man bisher nur von Fotos kannte. achter mit großen Dobsons treffen. Teleskopselbstbau vergeben. Große Teleskope und dunkler Himmel Zu Besuch bei der Texas Star Party

von Marc Emde

eit nunmehr 35 Jahren findet jedes Jahr wird ein abwechslungsreiches Rahmenpro- Teilnehmerzahl liegt bei 700 Personen – eine im April/Mai mit der Texas Star Party gramm mit interessanten Vorträgen sowie rechtzeitige Anmeldung ist zu empfehlen. (kurz TSP) eines der größten Treffen Ausflugsmöglichkeiten, etwa zum McDo- Sdieser Art in den USA statt. Veranstaltungs- nald-Observatorium angeboten. Surftipps ort des einwöchigen Events ist die Prude Die bizarre Wüstenlandschaft beeindruckt Guest Ranch bei Fort Davis im Westen des den europäischen Besucher ebenso wie die US-Bundesstaats Texas. äußerst schwache Bevölkerungsdichte in Texas Star Party: Dunkelster Himmel, vergleichbar mit den dieser Region. Übernachtet werden kann  texasstarparty.org besten Standorten der Welt, unzählige große direkt auf dem Gelände der Prude Ranch Aktuelle Beobachtungsbedingungen: Dobsons mit bis zu 48" Öffnung sowie eine oder in landschaftlich ebenso eindrucks-  cleardarksky.com/c/ relaxte Atmosphäre machen den Besuch zu voll gelegenen Unterkünften in der Nähe – Prude_Ranchkey.html?1 einem unvergesslichen Erlebnis. Zusätzlich Wild-West-Feeling garantiert. Die maximale

Abb. 4: In nur 18km Entfernung von Fort Da- M. Emde M. Emde vis befindet sich in den Davis Mountains (Mount Locke, 2070m) das McDonald-Observatorium. Das Hobby-Eberly-Teleskop mit einem effekti- ven Spiegeldurchmesser von 9,2m wird aktuell u.a. zur Erforschung der Dunklen Energie genutzt.

Abb. 5: Bereits seit 1939 im Einsatz ist das 82" (2,1m) Otto-Struve-Teleskop, welches beim First Light das zweitgrößte Instrument der Welt war. Nur das 100" (2,5m) Hooker-Teleskop auf

dem Mount Wilson war größer. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

70 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Szene | Termine

Termine für Sternfreunde April/Mai 2013

6 Messen

 16 25.5.: 29. ATT  Gesamtschule Bockmühle, 45143 Essen 14  [email protected], www.att-boerse.de 16 9 15 3 Fachtagungen/Workshops 2 11

8  3 12.–14.4.: 20. Tagung der VdS-Fachgruppe CCD-Technik  7 99334 Kirchheim/Thüringen 1  [email protected], [email protected], ccd.istcool.de 5

12 4  6 19.–21.4.: ASpekt 2013 Jahreskonferenz der 10 VdS-Fachgruppe Spektroskopie  21400 Reinstorf 13  [email protected], www.spektralklasse.de

 7 27.4.: 37. Würzburger Frühjahrstagung der VdS  97082 Würzburg  Vereinigung der Sternfreunde e.V., Postfach 1169, 64629 Heppenheim,  5 13.4.: Astronomie-Live  [email protected], www.sternfreunde.de Beobachtungstreffen bei Kirchheim/Teck  www.tecksky.de/beob.htm 12 8.–12.5. Frühjahrsworkshop der WAA  A-2724 Hohe Wand, Gasthof Postl  8 27.4.: H-alpha-Treff Rüsselsheim (HaTR)   Wiener Astronomische Arbeitsgemeinschaft, [email protected], Vereinsgelände Am Schnepperberg, 65468 Rüsselsheim www.waa.at/termine.shtml#M1305  Dietmar Sellner, [email protected], www.ruesselsheimer-sternfreunde.de 14 17.–19.5.: Planeten-, Kometen- und Sonnetagung 2013  37444 St. Andreasberg  9 4.5.: 16. Südbrandenburger Sternfreundetreffen (SBST)   [email protected], www.planetentagung.de 03253 Lugau  Hans-Dieter Greißner, [email protected],  15 18.5.: BAV Veränderlichenbeobachter-Treffen  www.suedbrandenburger-sternfreunde.de 04746 Hartha/Sachsen  Werner Braune, [email protected], www.bav-astro.de 11 8.–12.5.: 22. Internationales Teleskoptreffen Vogelsberg (ITV)  Campingpark Am Gederner See, 63688 Gedern Beobachtungstreffen  Intercon-Spacetec GmbH, 0821/414081, [email protected], www.teleskoptreffen.de  1 5.–7.4.: 7. Taubensuhler Astronomische Nächte (TAN)  Taubensuhl, 76848 Wilgartswiesen  13 10.–12.5.: 11. Winter-/Frühlings-Teleskoptreffen (WTT)   Thomas Hars, [email protected], CH-6063 Stalden www.sternwarte-bellheim.de/index.php/tan  Niklaus J. Imfeld und Eduard von Bergen, [email protected], www.aoasky.ch/wtt  2 5.–7.4.: Teleskoptreffen Vogelsberg (TTV)  36325 Stumpertenrod / Feldatal Sonstiges  [email protected], sternenwelt-vogelsberg.de 10 4.5.: Delegiertenversammlung und Astronomietag der  4 12.–14.4.: WAA Easter Starparty 2013  Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft (SAG)  A-2724 Hohe Wand, Gasthof Postl CH-8200 Schaffhausen  [email protected], www.waa.at/treff/esp.html  www.sternwarte-schaffhausen.ch/sag Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

71 Szene | Rezensionen interstellarum 87 | April/Mai 2013

Meteorite und Meteoriten

eteoritenfälle werden nur selten Meteorite sind die »Raumsonden des armen beobachtet. Für Deutschland sind Mannes«. Die Zahl der Meteorite geht zwar in die nur 28 Ereignisse bekannt, bei Zehntausende, doch stammen sie alle von gerade Mdenen sowohl der Fall als auch der zugehörige mal hundert Mutterkörpern ab. Dazu gehören so Meteorit am Boden dokumentiert wurde – zu- prominente Objekte wie unser Mond, der Mars letzt 2002 bei Neuschwanstein. Auch das war oder der Kleinplanet Vesta. Im Murchison-Mete- ein Grund, warum sich die Gelehrten lange mit orit wurden sogar präsolare Körnchen nachgewie- der Vorstellung schwer taten, dass Meteoriten sen: Materie, älter als unser Sonnensystem! Wie einen kosmischen Ursprung haben. Ausdüns- es der Meteoritenforschung gelang dieses Puzzle tungen aus der Atmosphäre oder Auswurf aus zusammenzusetzen, gehört zu den spannenden Vulkanen erschienen plausibler. Mit seinem Aspekten im Buch von Schulz und Schlüter. 1819 erschienen Buch »Ueber Feuer-Meteore, Einen ganz anderen Charakter hat das Buch und über die mit denselben herabgefallenen »Meteoriten«. Im Kern handelt es sich bei dem Massen« verhalf der Physiker Ernst Chladni Bildband um einen zweisprachigen Ausstel- der Theorie von der kosmischen Herkunft lungskatalog, der anlässlich der Neueinrichtung zum Durchbruch. des Meteoritensaals des Naturhistorischen Mu- Die Wissenschaftler Ludolf Schultz und seums in Wien herausgegeben wurde. Dieses Jochen Schlüter handeln in ihrem Buch »Me- Museum beherbergt eine der bedeutendsten teorite« das weite Feld der himmlischen Steine Meteoritensammlungen der Welt. Das Buch auf gerade einmal 96 Seiten ab. Trotz der ge- zum Museum ist vor allem für echte Meteori- ringen Seitenzahl ist die Einführung inhaltlich tenfreunde zu empfehlen, die nicht unbedingt sehr umfassend, denn die beiden erfahrenen einen systematisch-einführenden Text suchen. Ludolf Schultz, Jochen Schlüter: Meteo rite, Pri- Forscher schreiben prägnant und präzise. Dafür bietet das Buch großartige Bilder in au- mus-Verlag, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-863- Mehr Ausführlichkeit hätte man sich in dem ßerordentlicher Qualität. Egal ob es um die 12012-2, 96 S., 19,90€ Abschnitt des Buches über die Systematik der Inszenierung der Fundstücke geht, um Land- F. Brandstätter, L. Ferrière, Ch. Köberl: Meteo - Meteorite gewünscht. Eine Einführung in die schaftsaufnahmen mit Impaktkratern oder riten: Zeitzeugen der Entstehung des Son- wunderbare Welt der Silikate und andere mine- erläuternden Grafiken zur Meteoritenkunde, nensystems, Verlag des Naturhistorischen Mu- ralogische Grundlagen wären wünschenswert in diesem Buch zu schmökern ist ein Genuss. seums Wien, Edition Lammerhuber, Wien 2012, gewesen, gehören diese doch ebenfalls nicht zur ISBN 978-3-901-75343-5, 267 S., 35€ Allgemeinbildung der Sternfreunde. ▶▶Stefan Taube

iPad-App AstroAid

der konkreten und detaillierten Vorbereitung (mit kleinen Fehlern), des IC-Katalogs und des und Auswahl der Beobachtungsobjekte stoßen Caldwell-Katalogs – so wird in einem simulier- derartige digitale Sternkarten jedoch meist ten Okular ein Foto des gewählten Objekts in schnell an ihre Grenzen. Abhängigkeit von der verwendeten Optik in der Hier kann die iPhone- und iPad-kompatible korrekten Größe dargestellt. App »AstroAid« anknüpfen und diese Lücke Ergänzend zur Ansicht im virtuellen Okular schließen: Die App bietet die Möglichkeit, werden zahlreiche weiterführende Informatio- die Ansicht von Objekten in Abhängigkeit nen beispielsweise zur Grenzgröße der verwen- des verwendeten Teleskops, des verwendeten deten Optik, zum aktuellen Gesichtsfeld etc. ein- Okulars und ggf. verwendeter Barlowlinsen geblendet. Der Umgang mit der App lässt sich oder Reducer anzuzeigen. Aus einer erstaunlich erheblich dadurch vereinfachen, dass Teleskope, iPad-App: AstroAid , 47 MB, Version umfangreichen Liste kann zunächst das ver- Okulare etc. als »im eigenen Besitz« gekenn- 2.0 iOS5 oder höher, für iPhone und wendete Teleskop ausgewählt werden (sollte ein zeichnet werden können. Diese eigenen Geräte iPad, 2,69€ Eigenbau zum Einsatz kommen, so können na- erscheinen in den Auswahllisten dann jeweils türlich auch dessen Daten individuell eingege- ganz oben, so dass auf diese deutlich schneller ie zahlreichen verfügbaren digita- ben werden), anschließend kann aus einer eben- zugegriffen werden kann. Ein roter »Night-Mo- len Sternkarten für Tablet-Com- falls sehr umfassenden Liste das verwendete dus« prädestiniert die App nicht nur für die Vor- puter sind gut geeignet um sich, Okular ausgewählt werden. Wird nun noch das bereitung einer Beobachtung, sondern auch für Dbeispielsweise als Einstimmung auf eine Be- Beobachtungsobjekt benannt – hierbei stehen den nächtlichen Einsatz am Teleskop. obachtungsnacht, einen Überblick über den die 110 Objekte des Messier-Katalogs ebenso nächtlichen Sternhimmel zu verschaffen. Bei zur Auswahl wie die Objekte des NGC-Katalogs ▶ Ullrich Dittler Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

72 interstellarum 87 | April/Mai 2013 Szene | Interview & Astro-Markt Stern-Freunde zum Anfassen Ein Interview mit Autor Frank Hauswald interstellarum: Herr Hauswald, in Ihrem neuen Mitte der 1970er-Jahre gemeinsam mit meinem interstellarum: Astronomen sind also keine Buch »Stern-Freunde« beschreiben Sie die Ge- Cousin die Erde durch den Kometen Kohou- weltfremden Nerds – oder doch? danken und Lebensgeschichten von 16 Amateu- tek untergehen – meine erste Berührung mit rastronomen wie Uwe Glahn, Stathis Kafalis der Astronomie, aber eben noch ohne eigenes Frank Hauswald: Der Begriff des Nerds ist ja oder Wolfgang Lille, die Sie persönlich besucht Fernrohr. Jahre später unter dem Weihnachts- mittlerweile schon gar nicht mehr eindeutig haben. Wie kamen Sie auf die Idee? baum übte dann der kleine »Tchibo-Refrak- definiert, je nach Community, in der er ver- tor« meines Sohnes eine neuerliche magische wendet wird, kann dieser sowohl negativ als Frank Hauswald: Es war tatsächlich die Frage Anziehung auf mich aus, bis schließlich ein auch positiv belegt sein. Im Buch zeigt Ranga danach: »Was sind das für Menschen, die bei Klassentreffen mich mit meinem alten Schul- Yogeshwar da ganz interessante Aspekte auf, Eis und Schnee in der Kälte ausharren ...«, die freund und damit mit dem Mysterium des was zum Beispiel das gängige Bild des Physi- ausschlaggebend war. Besonders gefiel mir der Spiegelschleifens zusammenführte: Von da kers betrifft. Mein Tipp: Sollte einer der vielen Gedanke, über die 16 Porträts zeigen zu können, an war ich unheilbar infiziert! Amateurastronomen also jemals das unbe- dass die Amateurastronomie viel weiter geht, als stimmte Gefühl haben, als »Nerd« von seinem gemeinhin angenommen wird. Und seien wir interstellarum: Gab es denn unter den porträ- gesellschaftlichen Umfeld wahrgenommen zu ehrlich, wer sich einer Sache verschrieben hat, tierten Sternfreunden Menschen, die Sie sich werden, so mag er sich getrost zurücklehnen schaut gern auf Gleichgesinnte – ganz beson- anders vorgestellt hatten, Ranga Yogeshwar und es als Kompliment auffassen ... ders, wenn jene Sternfreunde mit ihrem Kön- zum Beispiel? nen und Wissen an vorderster Front arbeiten. ▶ Ronald Stoyan Frank Hauswald: Nach wochenlangen Re- interstellarum: Wie sind Sie denn selber zur cherchen bin ich mit einem bestimmten Bild BUCHTIPP Astronomie gekommen? im Kopf in meine Gespräche hineingegangen, und gerade im Falle Yogeshwars war dieses Bild Frank Hauswald: Über die Schlagzeile einer natürlich sehr stark von seiner Medienpräsenz Stern-Freunde großen Boulevardzeitung: Als Kind sah ich geprägt. Es war dann ein tolles Erlebnis, ein- Amateurastronomen im Porträt mal den Sternfreund Yogeshwar kennen- lernen zu dürfen – nicht von ungefähr komme ich im Buch zu dem Schluss, dass Ranga einer zum An- fassen ist. Gleichsam begeistert wie über- rascht hat mich auch die lockere Art von Frank Hauswald. Sternfreund Tho- ISBN: 978-3-938469-48-4, mas Griga und die Oculum-Verlag, 12,90€ geballte »Power« von  www.oculum.de/oculum/titel.asp?nr=72 Daniel Fischer. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

73 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Vorschau & Impressum

Abonnement interstellarum 88 interstellarum 8 Hefte jährlich: 6 Ausgaben zweimonatlich + 2 Sonderhefte Thema Sonne 59,90€ (DE, AT), 64,90€ (CH, Ausland) www.interstellarum.de/jahresabo.asp

Abo-Service Sylvia Schaub, [email protected], 09131/970694

Impressum

Zeitschrift für praktische Astronomie gegründet 1994 von Jürgen Lamprecht, Ronald Stoyan, Klaus Veit

Verlag Oculum-Verlag GmbH, Spardorfer Str. 67, 91054 Erlangen

Geschäftsführung Ronald Stoyan

Chefredaktion Ronald Stoyan

Redaktion Daniel Fischer, Dr. Frank Gasparini, Dr. Hans-Georg Purucker [email protected]

Kolumnen Prof. Dr. Ullrich Dittler, Kay Hempel, Man­ fred Holl, Matthias Juchert, Karl-Peter Julius, André Knöfel, Burkhard Leitner, Uwe Pilz, Stefan Seip, Lambert Spix, Wolfgang Vollmann

Astrofotos Siegfried Bergthal, Stefan Binnewies, Michael Deger, Ullrich Dittler, Torsten Edelmann, Bernd Ab 17.5.2013 im Handel. Ab 19.4.2013 im Handel. Flach-Wilken, Ralf ­Gerstheimer, Michael Hoppe, Bernhard Hubl, Michael Jäger, Wolfgang Kloehr, Bernd Koch, Siegfried Kohlert, Erich Kopowski, Walter Koprolin, Bernd Liebscher, Norbert Mrozek, Gerald Rhemann, Johannes Schedler, INTERAKTIV Rainer Sparenberg, Sebastian Voltmer, Manfred Wasshuber, Mario Weigand, Volker ­Wendel, Dieter Willasch, Peter Wiener­roither, Thomas Winterer

Senden Sie uns Ihre Texte und Bilder! Herstellung Christian Protzel, Frank Haller

interstellarum veröffentlicht Ihre Texte zu allen Bereichen der praktischen Astronomie. Wir freuen Grafik uns über Ihre Artikel, Bilder und Beschreibungen! Frank Haller, Dr. Frank Gasparini, Stephan Schurig, Arnold Barmettler

Anzeigen Objekte der Saison für die kommenden Ausgaben es gilt die Preisliste Nr. 14 vom 1.11.2012 www.interstellarum.de/mediainfo.asp Name & Sternbild Vorstellung Ergebnisse Einsendeschluss Anzeigenleitung M 10 (Oph), IC 4665 (Oph) Heft 82 Heft 88 20.3.2013 Anne-Katrin Pawelek, [email protected], 09131/970694 M 26 (Sct), M 25 (Sgr) Heft 83 Heft 89 20.5.2013 Vertrieb (DE, AT, CH) IC 1848 (Cas), NGC 1245 (Per) Heft 84 Heft 90 20.7.2013 Verlagsunion KG, Am Klingenweg 10, 65396 Walluf, ISSN 0946-9915 NGC 1981 (Ori), NGC 1535 (Eri) Heft 85 Heft 91 20.9.2013 M 81/82 (UMa), NGC 2392 (Gem), NGC 3079 (UMa) Heft 86 Heft 92 20.11.2013 Hinweise für Leser M 3 (CVn), M 106 (CVn), NGC 4244 (CVn) S. 27-29 Heft 93 20.1.2014 Bildorientierung: Allgemein: Norden oben, Osten links; Planeten: Süden oben, vorangehender Rand links Datenquellen: Sonnensystem: Kosmos Für eingesandte Beiträge, insbesondere Fotos, überlassen untersagt (§ 2-1 Verlagsgesetz) – wir bitten um Beachtung. Himmelsjahr, Ahnerts Kalender für Stern- Sie uns das Recht für einen einmaligen Abdruck im Heft und Bitte informieren Sie uns, ob Ihre Beiträge schon an anderer freunde, Cartes du Ciel; Deep-Sky: Deep Sky Reiseführer, NGC/IC W. Steinicke, Deep Sky auf der Archiv-CD. Weitere Nutzungen in Büchern sind nicht Stelle veröffentlicht worden sind. Field Guide, CalSky gleichzeitig gegeben und bedürfen der Genehmigung durch Wir behalten uns vor, bei der Bearbeitung Randpartien einer Koordinaten: äquatoriale Koordinaten­ angaben, Äquinoktium 2000.0 den Autor. Ausgenommen davon ist der Abdruck ausgewähl- Aufnahme abzuschneiden und diese zu verkleinern/vergrö- Helligkeiten: sofern nicht anders ter Bilder in der Vorschau für die nächste Ausgabe und unter ßern sowie orthographische und sprachliche Korrekturen angegeben V-Helligkeit Deep-Sky-Objekte: DS (Doppelstern), OC www.interstellarum.de. vorzunehmen. Eingesandte Beiträge werden nicht sinnent- (Offener Sternhaufen), PN (Planetarischer Prinzipiell drucken wir nur unveröffentlichte Fotos und Texte. stellend verändert bzw. gekürzt ohne Einverständnis des Nebel), GN (Galaktischer Nebel), GC (Kugel­ sternhaufen), Gx (Galaxie), Qs (Quasar), Parallelveröffentlichungen bereits eingesandter Materialien Autors. Der Verlag übernimmt keine Haftung für unverlangt As (Sternmuster) sind gesetzlich für den Zeitraum eines Jahres nach Abdruck eingesandtes Material. Kartenverweise: Deep Sky Reiseatlas (DSRA), Uranometria 1. Auflage (Uran.), Fotografischer Mondatlas (FMA) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

80 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Kometen und ihre Schweife · Fotografie: PANSTARRS ablichten! · Sonnenfinsternis: Herzschlag-Finale in Australien · OdS: M 3, M 106, NGC 4244 87, April/Mai 2013