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13./14.11.2008 DOHNÁNYI STRAUSS | SCHUMANN CHRISTOPH VON DOHNÁNYI DIRIGENT

SAISON 2008/2009 ABONNEMENTKONZERTE C1 / D2 In Hamburg auf 99,2

Weitere Frequenzen unter Donnerstag, 13. November 2008, 20 Uhr ndrkultur.de Freitag, 14. November 2008, 20 Uhr Das Konzert vom 13. November wird am 24. November 2008 um 20.05 Uhr auf NDR Kultur gesendet. Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal

Dirigent: CHRISTOPH VON DOHNÁNYI

ROBERT SCHUMANN (1810–1856) Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 „Frühlingssinfonie“ (1841)

I. Andante un poco maestoso. Allegro molto vivace II. Larghetto – (attacca:) III. Scherzo. Molto vivace IV. Allegro animato e grazioso

Pause

RICHARD STRAUSS (1864–1949) „Ein Heldenleben“ op. 40 Tondichtung für großes Orchester (1896–1898) STEFAN WAGNER SOLOVIOLINE

Einführungsveranstaltungen mit Habakuk Traber am 13.11.2008 (Brahms-Foyer, Laeiszhalle) und 14.11.2008 (Kleiner Saal, Laeiszhalle), jeweils um 19 Uhr. „Konzertanfänger“-Einführung zu Strauss’ „Ein Heldenleben“ am 14.11.2008 um 20 Uhr im Kleinen Saal der Laeiszhalle.

Die Konzerte werden vom Fernsehen aufgezeichnet. Wir bitten um Verständnis, Foto {M}: Gray, Wolfe, Wolf | gettyimages Wolf Wolfe, {M}: Gray, Foto dass einige Abonnenten nicht auf ihren gewohnten Plätzen werden sitzen können. Sie werden durch das Einlasspersonal umgesetzt werden. Die Konzerte des NDR Sinfonieorchesters hören Sie auf NDR Kultur.

Hören und genießen 03

AZ_KulturSee_SO_148x210_HH.indd 1 23.10.2007 18:11:02 Uhr CHRISTOPH VON DOHNÁNYI POETISCHE IDEEN UND PROGRAMM DIRIGENT SCHUMANNS „FRÜHLINGSSINFONIE“ UND „EIN HELDENLEBEN“ VON

Christoph von Dohnányi übernahm mit Beginn der Wenn Schumanns „Frühlingssinfonie“ und Strauss’ BESCHWÖRUNG DES FRÜHLINGS: Saison 2004/2005 die Position des Chefdirigenten „Heldenleben“ die beiden Programmteile eines SCHUMANNS ERSTE SINFONIE beim NDR Sinfonieorchester, mit dem er zahlrei- Konzertes bilden, so sind diese Werke, so unter- Nachdem Robert Schumann eine Reihe bedeuten- chen Einladungen in die großen Musikmetropolen schiedlich sie klingen, doch durch das Verhältnis der Werke für Klavier komponiert hatte, gestand er der Welt folgte. Er leitet regelmäßig international zwischen poetischer Idee und Programm eng mit- im Frühjahr 1838, das Instrument oft „zerdrücken“ renommierte Orchester wie das Boston Symphony, einander verbunden. Weil Schumann die Überzeu- zu wollen, weil es ihm für seine Gedanken zu „eng“ Chicago Symphony und Pittsburgh Symphony Or - gung vertrat, dass ein gebildeter Musiker beim geworden sei; denn während einer Komposition chestra sowie das Israel Philharmonic, Los Angeles Hören selbst auf das vom Komponisten Gemeinte höre er eine Menge Sachen, die er auf der Tasta- Philharmonic und . schließen könne, lehnte er so detaillierte Program- tur kaum andeuten könne. Auch Clara Wieck (spä- Im September 1997 wurde Christoph von Dohnányi me ab, wie sie Hector Berlioz seiner „Symphonie tere Schumann) bemerkte, dass seine Phantasie Principal Conductor beim Londoner Philharmonia fantastique“ zum Verständnis mitgegeben hatte. und sein Geist „zu groß für das schwache Klavier“ Orchestra, nachdem er schon seit 1994 Principal Strauss ließ es dagegen offen, ob eine poetische geworden sei – und sprach womöglich noch aus, Guest Conductor dieses Orchesters gewesen war. Idee als Programm dem Werke beigefügt werden was Schumann selbst zu sagen sich nicht getraute: Zum Abschluss seines Dirigier-, Kompositions- und solle oder nicht. Allerdings war er der Ansicht, wie „Ich habe nun mal die Überzeugung, Du müßtest Klavierstudiums an der Münchner Musikhochschule er an Hans von Bülow im August 1888 schrieb, ein zweiter Beethoven sein.“ Ein erster sinfonischer wurde Christoph von Dohnányi der Richard-Strauss- dass die Schöpfungen Beethovens „ohne einen Versuch vom Oktober 1840 ist noch Fragment Preis der Stadt München verliehen. Anschließend poetischen Vorwurf wohl unmöglich entstanden“ ge blieben, doch drei Monate später brachte er in setzte er sein Studium bei seinem Großvater Ernst wären, und entwickelte daraus seinen komposito- einem wahren Schaffensrausch von vier Tagen – von Dohnányi an der Florida State University fort. laureate ernannt wurde. Als Operndirigent gastierte rischen Leitsatz: „Will man ein in Stimmung und vom 23. bis zum 26. Januar des Jahres 1841 – seine 1953 wurde er von Sir zum Dirigenten Christoph von Dohnányi an international renom- konsequentem Aufbau einheitliches Kunstwerk B-Dur-Sinfonie zu Papier. Als Felix Mendelssohn und Korrepetitor an die Oper Frankfurt berufen. mierten Häusern wie Covent Garden in London, schaffen und soll dasselbe auf den Zuhörer plas- Bartholdy am 31. März 1841 im Gewandhaus zu Im Alter von 27 Jahren wurde er in Lübeck der der Mailänder Scala, der New Yorker Met, der Opéra tisch einwirken, so muß das, was der Autor sagen Leipzig Schumanns sinfonischen Erstling aus der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands, bevor Paris, der Oper Zürich und der Wiener Staatsoper. wollte, auch plastisch vor seinem geistigen Auge Taufe hob, vermerkte ihr Komponist nicht ohne er die Stelle des Chefdirigenten beim WDR Sinfo- Regelmäßig war er bei den Salzburger Festspielen geschwebt haben. Dies ist nur möglich infolge der Stolz, das Werk sei „mit einer Teilnahme aufge- nieorchester Köln antrat. Seine weitere Karriere zu Gast, wo er die Wiener Philharmoniker in zahl- Befruchtung durch eine poetische Idee.“ Für beide nommen, wie glaub’ ich keine neuere Sinfonie führte ihn als Generalmusikdirektor und Opern- reichen Opernproduktionen dirigierte. Im An schluss Komponisten, Strauss wie Schumann, gilt, dass nach Beethoven.“ direktor nach Frankfurt und 1977 nach Hamburg, an die beiden Hamburger Konzerte werden eine poetische Idee oder ein Programm nichts wo er als Intendant und Chefdirigent die Hambur- Christoph von Dohnányi und das NDR Sinfonie- anderes als der formbildende Anlass der musika- Weil es Schumann als einzig relevant erschien, gische Staatsoper leitete. Zwanzig Jahre stand er – orchester zu einer Europa-Tournee aufbrechen. lischen Entwicklung sei. Und wenn Strauss betont, „ob die Musik ohne Text und Erläuterung an sich zunächst ab 1982 als Music Director designate Auf dem Programm der in der Zeit vom 16.11. bis dass eine bloße musikalische Beschreibung ge - etwas ist, und vorzüglich, ob ihr Geist inwohnt“, und dann von September 1984 bis August 2002 23.11.2008 stattfi ndenden Konzerte in Madrid, wisser Vorgänge des Lebens „ganz gegen den fühlte er sich schon von den Satzüberschriften in als Music Director – dem vor, Luxemburg, Paris und Baden-Baden stehen Werke Geist der Musik“ wäre, so hätte ihm Schumann Beethovens „Pastorale“ in seiner Phantasie zu stark bevor er im September 2002 zum Music Director von Robert Schumann und Richard Strauss. sicher zugestimmt. geleitet. Darum hat er die zu seiner ersten Sinfonie

DIRIGENT PROGRAMM

04 05 erfundenen Satztitel („Frühlingsbeginn“, „Abend“, Frühling erbärmlich und mühsam aus Schollen und KEINE SELBSTVERHERRLICHUNG: „Frohe Gespielen“ und „Voller Frühling“) später Stämmen vorpressen, indem sie eine Schneekruste „EIN HELDENLEBEN“ VON STRAUSS wieder entfernt und ihr allein den Titel „Frühlings- nach der anderen wegleckt und Gras nach Gras Als Richard Strauss mit der Komposition seines sinfonie“ gelassen. Nicht einmal das Gedicht endlich vorzerret; sondern sie soll ein fliegen des „Heldenlebens“ begann, konnte er bereits auf des Leipziger Biedermeierliteraten Adolf Böttger Schiff sein, das uns aus einem finstern Winter plötz - eine Reihe von Tondichtungen zurückblicken, in (1815–1870) ließ er in der Partitur abdrucken, lich über ein glattes Meer vor eine in voller Blüte denen er sich den großen Stoffen der Weltlitera- obwohl diese Verse, wie Clara bezeugt, der erste stehende Küste führt.“ Den Dirigenten Wilhelm tur zugewandt hatte: „“, „“ „Till Impuls zu dieser Komposition gewesen sind: Taubert, der eine Aufführung der Sinfonie in Berlin Eulenspiegel“ und „“ – leitete, hatte Schumann gebeten: „Könnten Sie alles Männercharaktere, den Frauen wandte er Du Geist der Wolke, trüb und schwer ihrem Orchester beim Spiel etwas Frühlingssehn- sich dann in seinen Opern zu. Begonnen hat Fliegst drohend über Land und Meer, sucht einwehen, die hatte ich nämlich dabei, als Strauss das „Heldenleben“ Ende 1896, zu der Zeit ich sie schrieb. Gleich den ersten Trompeteneinsatz also, als er noch mit dem „“ beschäf- Dein grauer Schleier deckt im Nu möchte ich, dass er wie aus der Höhe klänge, wie tigt war. Er hat die beiden Tondichtungen als sich Des Himmels klares Auge zu, ein Ruf zum Erwachen – in das Folgende der Ein- ergänzendes Werkpaar verstanden wissen wollen – leitung könnte ich dann hineinlegen, wie es über- als zwei Arten „Heldentum“ auszudrücken: „‚Don Dein Nebel wallt herauf von fern all zu grünen anfängt, wohl gar ein Schmetterling Quixote‘ und ‚Heldenleben‘ sind so sehr als direkte Und Nacht verhüllt der Liebe Stern: auffliegt, und im Allegro, wie nach und nach alles Pendants gedacht, dass besonders ‚Don Quixote‘ zusammen kommt, was zum Frühling etwa gehört.“ erst neben ‚Heldenleben‘ voll und ganz verständ- Du Geist der Wolke, trüb und feucht, lich ist“. Doch dieser Hinweis verhilft nicht allein Was hast Du all’ mein Glück verscheucht, Schumann, der einmal Spekulationen darüber an - dazu, die beiden Tondichtungen im Wechselver- Robert Schumann stellte, ob sich die 12 Durtonarten nicht mit den hältnis von ironischer und idealistisch-tragischer Was rufst Du Thränen ins Gesicht 12 Monaten in einen Zusammenhang bringen lie- Seite des Heroischen zu hören, sondern vor allem Und Schatten in der Seele Licht? man nicht in das Jauchzen ein, wenn der Frühling ßen, bindet sich mit der Wahl der Tonart B-Dur in dazu, das „Heldenleben“ nicht als Parallelwerk der in das Land zieht. Für Schumann selbst heißt Früh- die Tradition romantischer Tonartencharakteristik „Sinfonia domestica“, also nicht als glorifizierend- O wende, wende Deinen Lauf, ling, im Sinne des „Faust I“, „Hoffnungsglück“ – ein: Schuberts Vertonung von Uhlands Gedicht tönende Autobiographie aufzufassen. Sein oft Im Thale blüht der Frühling auf! Aufbruch aus der Vergangenheit, die durch den „Frühlingsglaube“, das wahrscheinlich die Vorlage zitierter Ausspruch: ,,Ich sehe nicht ein, warum ich Winter allegorisiert ist. Allein in den Kompositions- der Verse Böttgers bildete, steht ebenso in B-Dur, keine Symphonie auf mich selbst machen sollte. In seiner Sinfonie wollte Schumann weder schil- skizzen hatte er die letzte Gedichtzeile über die wie die der „Frühlingssehnsucht“ (Ludwig Rellstab) Ich finde mich ebenso interessant wie Napoleon dern noch malen, wie er Louis Spohr am 23. No - Einleitungsfanfare notiert, mit der er die langsame aus seinem „Schwanengesang“. Und in B-Dur steht oder Alexander“, stammt erst aus dem Jahre 1903 vember 1842 mitteilte, sondern vermitteln, dass Einleitung wie als Motto des Ganzen eröffnet. Dies schließlich auch Beethovens Vierte Sinfonie, die und steht im Kontext der „Sinfonia domestica“. er sie „in jenem Frühlingsdrang geschrieben“ habe, macht deutlich, dass er die Sinfonie dort anfangen Schumann als „griechisch, schlank“ charakterisier te Bei allem uns heute womöglich fremd erscheinen- „der den Menschen wohl bis in das hohe Alter lässt, wo das Gedicht endet: am Übergang vom und damit nicht nur in die Nähe von Winckelmanns den gründerzeitlichen Pathos ist „Ein „Heldenleben“ hinauf und in je dem Jahr überfällt.“ Nach den Wor- Winter ins Frühjahr. Dieser fulminante Beginn fin- Antikenbild rückte, sondern auch in das Friedrich viel weniger das Zeugnis kompositorischer Selbst- ten Vergils kehrt im Frühling „die Wärme in die det seine Inspirationsquelle womöglich bei Jean Schlegels, nach dem die Antike den Frühling der überschätzung als eine Instrumentalhymne, die Knochen zurück“, nach denen John Miltons käme es Paul, der in seiner „Vorschule der Ästhetik“ (§ 68) Kultur bildete, der nur sentimentalisch zu erinnern, zum Lobe eines ethischen, durch Geistiges wirken- sogar einer Beleidigung der Natur gleich, stimmte schreibt: „Die Poesie soll überhaupt uns nicht den aber niemals wieder zu erreichen wäre. den Helden komponiert wurde.

PROGRAMM PROGRAMM

06 07 gegenüber äußerte Strauss zu sei- der durch Anstrengung und Entsagung die Erhe- tung“. Doch an diesen anknüpfend, suchte er die nem „Heldenleben“, dass er das Programm nicht bung der Seele erstrebt“. Noch andernorts sprach „poetische Idee auch zugleich das formbildende zu lesen brauche; denn es genüge, zu wissen, dass er von dem „außergewöhnlichen Menschen“, der Element“ in sich schließen zu lassen und forderte es einen Helden im Kampf mit seinen Feinden be - auf seinem Lebensweg das „innere Gleichgewicht“ darum, dass neue „Gedanken […] sich neue For- schreibe. Vielleicht hat er – ähnlich wie Schumann – wieder erlangt und – wie der spätere Wanderer der men suchen“ müssten. Darum hat er ganz nach darum auch die Überschriften der sechs Abschnitte „Alpensinfonie“ – die „sittliche Befreiung aus ei - dem Vorbild Liszts (aber auf völlig eigene Weise) („Der Held – Des Helden Widersacher – Des Helden gener Kraft in der Be frei ung durch Arbeit“ erreicht im „Heldenleben“ die viersätzige Sinfonie in einen Gefährtin – Des Helden Walstatt – Des Helden habe. Klingt in dieser Äußerung die Philosophie Satz zusammengefasst und ein Konglomerat aus Friedenswerke – Des Helden Weltflucht und Vollen- Nietzsches an, so hat sich Strauss doch auch der Folge Allegro, Andante, Scherzo und Finale dung“), die im Autograph noch notiert waren, bei wo möglich Wagner angeschlossen, der in seiner einerseits, der Sonatenhauptsatzform aus Haupt- der Veröffentlichung der Partitur gestrichen. Es Künstlernovelle „Ein glück licher Abend“ bemerkte, satz mit drei Themengruppen, Durchführung, ist, so schrieb Strauss kurz nach der Uraufführung Beethoven habe in seiner „Eroica“ der „Idee einer veränderter Reprise und ausgedehntem Epilog an seinen Vater, nur teilweise zutreffend, dass er heldenmütigen Kraft, die mit gigantischem Un ge- andererseits übereinander komponiert. selbst der Held sei, dessen Leben die Tondichtung stüm nach dem Höchsten greift“ kompositori schen schildere. An anderer Stelle findet sich seine ganz Ausdruck verliehen. Den Bezug zu Beethovens Zu Beginn tritt der Held als jugendlicher Enthu- allgemeine Deutung, nach der im „Heldenleben“ Dritter Sinfonie hat Strauss allein schon durch die siast und Naturbursche auf, der wie Walther von keine „einzelne poetische oder historische Figur“ Tonart hergestellt. Ursprünglich sollte das „Helden- Stolzing aus Wagners „Meistersingern“ seinen gemeint sei, sondern „derjenige Heroismus, der leben“ den Titel „Held und Welt“ tragen, dann schöpferischen Kräften grenzenlos vertraut. Da sein die inneren Kämpfe eines Lebens beschreibt und „Heroische Sinfonie“ oder schließlich sogar „Ero- Charakter in sich ruht, kommen die Konflikte nicht ica“ heißen. In einem Brief an seine Eltern ironi- von innen, sondern von außen in die Partitur: siert er diesen Aspekt: „Da Beethovens ‚Eroica‘ bei aus der Welt der Widersacher. Die Exposition des Richard Strauss unseren Dirigenten so sehr unbeliebt ist und daher Helden wird durch eine kammermusikalisch be - nur mehr selten aufgeführt wird, componiere ich setzte, naturwidrige und entstellte Musik unter- rückgehende Verachtung des „Herdenmenschen“, jetzt, um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, brochen, die innerhalb der viersätzigen Sinfonie des „mißratenen düsteren Gezüchts“ ausdrückt. eine größere Tondichtung, ‚Heldenleben‘ betitelt das Scherzo vertritt, innerhalb des Sonatensatzes Dieser erbarmungslosen Karikatur folgt das musi- (zwar ohne Trauermarsch, aber doch in Es-Dur, aber die Überleitung zum Seitensatz mit einem kalische Portrait seiner Frau, wobei dieses extrem mit sehr viel Hörnern, die doch einmal auf Herois- Gegenthema: Mit scharf quäkenden, grellen und schwierige Violinkonzert innerhalb des Sonaten- mus geeicht sind …).“ keifenden Holzbläsern sowie den in Quintparalle len satzes das Seitenthema vertritt. In ihm kommt blökenden Tuben spucken die konservativen Nei- Paulines kapriziöse Koketterie, ihre Schmeichelei, Bei der Uraufführung des dem Dirigenten Willem der, Kritikaster, Lästerer und Miesmacher Gift und Sentimentalität, Launenhaftigkeit, Unberechen- Mengelberg und dem Concertgebouw Orkest Galle – allerdings in einer Musik, die weit moder- barkeit und Widersprüchlichkeit zu tönendem Aus- Amsterdam gewidmeten Werkes, die Strauss am ner komponiert ist, als die meisten anderen Teile druck, die durch das feste Fundament der Bässe, 3. März 1899 in Frankfurt leitete, trug die Kompo- des „Heldenlebens“. In diesen Zerrbildern hält als die geduldige Ruhe des Helden, gestützt ist. sition den schlichten Untertitel „Sinfonie in Es-Dur“. Strauss den Beckmessern und Philistern einen Trotz aller Streitigkeiten und Konflikte finden sich Schließlich nannte er sie abweichend von Liszt Spiegel ihrer eigenen Beschränktheit und Ignoranz Held und Gefährtin schließlich zu einem innigen „Ein Heldenleben“. Erste Seite des Autographs nicht „Sinfonische Dichtung“, sondern „Tondich- vor, worin sich die wiederum auf Nietzsche zu- Liebesduett. Die Durchführung, die auf die 1892

PROGRAMM PROGRAMM

08 09 komponierte „Musik zu ‚Lebenden Bildern‘“ zu - Während Strauss mit seiner lebenskräftigen Ton- ABONNEMENTKONZERTE D3 Freitag, 5. Dezember 2008, 20 Uhr rückgeht, deren erster Satz 1930 unter dem Titel sprache den Frühling des Künstlerlebens be - Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal „Sieg und Kampf“ uraufgeführt wurde, musikali- schreibt, die mit noch jugendlichem Leichtsinn der L3 Donnerstag, 20. November 2008, 19.30 Uhr L4 Samstag, 6. Dezember 2008, 19.30 Uhr siert als tönendes Schlachtengemälde im Drei- Engstirnigkeit der Welt energisch entgegentrat, Lübeck, Musik- und Kongresshalle Lübeck, Musik- und Kongresshalle vierteltakt das falsche Heroentum. Sie wirbelt die wendet er sich zum Ende im Ton der entsagenden Dirigent: C2 Sonntag, 7. Dezember 2008, 20 Uhr drei Themen der Exposition durcheinander, bis künstlerischen Herbstnatur zu und lässt die Natur Christoph von Dohnányi Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal die Wiederkehr des Anfangsthemas zu Beginn der über das Subjekt siegen. Der Heros dieser Ton- RICHARD STRAUSS Dirigent: Reprise den Helden siegreich aus dem Gefecht dichtung, der die Erfahrung aller seiner Vorgänger Esa-Pekka Salonen hervorgehen lässt. Dem Hauptthema folgend in sich aufgehoben hat, erkennt die Illusion seines RICHARD STRAUSS Solist: passieren, auf ihre charakteristischen Motive Tatendranges und schwört ihm ab. Sie alle wissen Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28 Yefi m Bronfman Klavier zusammengekürzt, „Till Eulenspiegel“, „Don Juan“, um die Nutzlosigkeit ihrer Siege; denn der Nied- ROBERT SCHUMANN MAURICE RAVEL „Zarathustra“, „Don Quixote“ und „“ die rigkeit dieser Welt lässt sich so wenig beikommen, Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61 Ma Mère l’Oye Komposition. Und indem Strauss dieser kriege- wie sich absolute Freiheit auf Erden erreichen lässt. ESA-PEKKA SALONEN rischen Zerstörungswut in der Reprise als das Der Resignation fehlt es indes an Schmerz oder Konzert für Klavier und Orchester eigentlich Heroische des Menschen das künstleri- Trauer. Dieser Ausklang lässt sich kaum besser A3 Sonntag, 30. November 2008, 11 Uhr (Deutsche Erstaufführung) sche Schaffen entgegensetzt, hat er die Resultats- als mit einem Aphorismus Friedrich Nietzsches B3 Montag, 1. Dezember 2008, 20 Uhr IGOR STRAWINSKY reprise Beethovens mit der poetischen Idee ver- beschreiben, auch wenn diese Worte nicht auf Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal Le Sacre du Printemps schränkt. Doch das „Heldenleben“ endet nicht mit Strauss gemünzt sind. Der Philosoph konnte sich Dirigent: einer Apotheose der Kunst, wie sie Beethoven in eine Musik denken, „deren seltenster Zauber darin James Conlon Einführungsveranstaltungen mit Habakuk Traber am 05.12.2008 (E-Saal, Laeiszhalle) und 07.12.2008 (Kleiner Saal, Laeiszhalle), der Coda des Finales seiner „Eroica“ komponiert bestünde, dass sie von Gut und Böse nichts mehr Solist: jeweils um 19 Uhr. hatte. Das Meckern der Kritiker ist nicht verstummt, wüsste, nur dass vielleicht irgend ein Schiffer- Jonathan Biss Klavier vielmehr auf seinen Höhepunkt gelangt, und da - Heimweh, irgend welche goldne Schatten und WOLFGANG AMADEUS MOZART rum zieht sich der Held im Epilog der Tondichtung zärtliche Schwächen hier und da über sie hinweg- Sinfonie D-Dur KV 297 „Pariser“ mit seiner Gefährtin, die durch ein besänftigen- liefen: eine Kunst, welche von großer Ferne her KAMMERKONZERT des Motiv charakterisiert ist, von der Welt zurück. die Farben einer untergehenden, fast unverständ- Konzert für Klavier und Orchester Im Englischhorn, dem Instrument der „traurigen lich gewordenen moralischen Welt zu sich flüch- Nr. 2 B-Dur op. 19 Dienstag, 9. Dezember 2008, 20 Uhr Weise“ Tristans, alludiert Strauss das Violoncello- ten sähe, und die gastfreundlich und tief genug ALEXANDER ZEMLINSKY Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio Solo aus dem Ausklang des „Don Quixote“. Ur- zum Empfang solcher späten Flüchtlinge wäre.“ Die Seejungfrau NDR BRASS FAVOURITES sprünglich sollte „Ein Heldenleben“ pianissimo NDR Brass präsentiert ein (nicht nur) vorweih- und im Dialog zwischen Horn und Violine ausklin- Sebastian Urmoneit 30.11.2008, 11 – ca. 13 Uhr: nachtliches Programm mit Werken von Mit-Mach-Musik am Sonntagmorgen (für Kinder ab 5 Jahre); gen. Doch hat Strauss in die Schlusstakte auf- Karten im NDR Ticketshop; weitere Informationen unter Johann Sebastian Bach bis Hans Werner Henze. trumpfende Bläserakkorde einkomponiert, die an www.ndrsinfonieorchester.de das Sonnenthema vom Beginn der Tondichtung Einführungsveranstaltung am 01.12.2008 um 19 Uhr „Also sprach Zarathustra“ erinnern. mit Habakuk Traber im E-Saal der Laeiszhalle.

PROGRAMM KONZERTVORSCHAU

10 11 NDR DAS NEUE WERK OLIVIER MESSIAEN 1. VIOLINEN KONTRABASS O sacrum convivium Roland Greutter**, Stefan Wagner**, Florin Paul**, Ekkehard Beringer**, Michael Rieber**, OLIVIER MESSIAEN UND ELIOTT CARTER für Chor Gabriella Györbiro*, Lawrence Braunstein*, Katharina C. Bunners*, Jens Bomhardt*, ZUM 100. GEBURTSTAG Chant de terre et de ciel Marietta Kratz-Peschke*, Brigitte Lang*, Karl-Helmut von Ahn, Eckardt Hemkemeier, für Sopran und Klavier Dagmar Ferle, Malte Heutling, Sophie Arbenz- Peter Schmidt, Volker Donandt, Tino Steffen Freitag, 12. Dezember 2008, 20 Uhr ELLIOTT CARTER Braunstein, Radboud Oomens, Katrin Scheitzbach, Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio Mad Regales Ruxandra Klein, Alexandra Psareva, Bettina Lenz, FLÖTE 20 Uhr: Konzert 1 für sechs Stimmen Razvan Aliman, Barbara Gruszczynska, Wolfgang Ritter**, Matthias Perl**, SOUND FIELDS (Deutsche Erstaufführung) Motomi Ishikawa, Sono Tokuda, N.N., N.N. Hans-Udo Heinzmann, N.N., Jürgen Franz (Piccolo) NDR Sinfonieorchester Vier Chorwerke: Damen des NDR Chores Tarantella – 2. VIOLINEN Dirigent: Peter Rundel Heart not so heavy as mine – Rodrigo Reichel**, Christine-Maria Miesen**, Paulus van der Merwe**, Kalev Kuljus**, Solisten: Tamara Stefanovich Klavier Harvest home – Rahel Rilling*, N.N.*, Rainer Christiansen, Malte Lammers, Beate Aanderud, Björn Vestre Nathalie Forget Ondes Martenot Lets be gay Horea Crisan, Regine Borchert, Felicitas Mathé-Mix, (Englisch Horn) OLIVIER MESSIAEN Three poems of Robert Frost Hans-Christoph Sauer, Stefan Pintev, Trois Petites Liturgies de la Présence Divine für Sopran und Klavier Theresa Micke, Boris Bachmann, Juliane Laakmann, KLARINETTE für Klavier, Ondes Martenot, Frauenchor Frauke Kuhlmann, Raluca Stancel, N.N. Nothart Müller**, N.N.**, Bernhard Reyelts, und Orchester 21 Uhr: Konzert 3 – Nachtstudio Walter Hermann (Es-Klarinette), Couleurs de la Cité céleste INTERMITTENCES VIOLA Renate Rusche-Staudinger (Bassklarinette) für Klavier, Bläser und Schlagzeug Tamara Stefanovich Klavier Marius Nichiteanu**, Jan Larsen**, Jacob Zeijl**, ELLIOTT CARTER Matthias Perl Flöte (in Le merle noir) N.N.*, Gerhard Sibbing*, Klaus-Dieter Dassow, FAGOTT Sound Fields ELLIOTT CARTER Rainer Castillon, Roswitha Lechtenbrink, Thomas Starke**, N.N.**, Sonja Bieselt, N.N., für Streichorchester Intermittences Rainer Lechtenbrink, Thomas Oepen, Ion-Petre Björn Groth (Kontrafagott) (Europäische Erstaufführung) Caténaires Teodorescu, Aline Saniter, Torsten Frank, N.N. Boston Concerto Matribute HORN OLIVIER MESSIAEN VIOLONCELLO Claudia Strenkert**, Jens Plücker**, N.N., Samstag, 13.12.2008 Le merle noir Christopher Franzius**, N.N.**, Yuri-Charlotte Volker Schmitz, Dave Claessen*, Marcel Sobol, Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio Le merle bleu Christiansen**, Dieter Göltl*, Vytautas Sondeckis*, Jürgen Bertelmann 19 Uhr: Konzert 2 Chant d’extase dans un paysage triste Thomas Koch, Michael Katzenmaier, Christof Groth, CHANT ET PIANO Regard des anges Sven Forsberg, Bettina Barbara Bertsch, TROMPETE Christiane Karg Sopran Christoph Rocholl, Fabian Diederichs Jeroen Berwaerts**, Guillaume Couloumy**, Burkhard Kehring Klavier Bernhard Läubin, Stephan Graf, Constantin NDR Chor Ribbentrop Leitung: Philipp Ahmann Neue Vocalsolisten Stuttgart

KONZERTVORSCHAU NDR SINFONIEORCHESTER

12 13 POSAUNE IMPRESSUM Stefan Geiger**, Simone Candotto**, Joachim Preu, Peter Dreßel, Uwe Leonbacher (Bassposaune) Herausgegeben vom

NORDDEUTSCHEN RUNDFUNK KlausFoto: | NDR Westermann PROGRAMMDIREKTION HÖRFUNK Markus Hötzel** BEREICH ORCHESTER UND CHOR Leitung: Rolf Beck HARFE Ludmila Muster** Redaktion Sinfonieorchester: Achim Dobschall PAUKE Stephan Cürlis**, N.N. Redaktion des Programmheftes: Dr. Harald Hodeige SCHLAGZEUG Wassilios Papadopoulos**, Thomas Schwarz Der Einführungstext von Dr. Sebastian Urmoneit ist ein Originalbeitra g für den NDR. TASTENINSTRUMENTE Jürgen Lamke Fotos: Klaus Westermann | NDR (Titel) ORCHESTERWARTE Andreas Laible (S. 4) Wolfgang Preiß (Inspizient), Matthias Pachan, picture-alliance | akg-images (S. 6) Walter Finke, Stefanie Kammler picture-alliance | akg-images (S. 8) picture-alliance | akg-images (S. 9) VORSTAND Boris Bachmann, Hans-Udo Heinzmann, NDR | Markendesign Hans-Christoph Sauer Gestaltung: Klasse 3b, Hamburg Litho: Reproform Sie möchten Musik live erleben? Druck: KMP Print Point NDR Ticketshop NDR Sinfonieorchester **Konzertmeister und Stimmführer Im erhalten Sie Karten für folgende Konzertreihen: NDR Chor | NDR Das Alte Werk | NDR das neue werk | Kammerkonzerte *Stellvertreter Nachdruck, auch auszugsweise, SO: at home | NDR Familienkonzerte | NDR Jazz | Podium Rolf Liebermann nur mit Genehmigung des NDR gestattet. NDR Kultur Start | Sonntakte auf NDR 90,3

NDR Ticketshop im Levantehaus 1. OG | Mönckebergstraße 7 | 20095 Hamburg Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr | Samstag 10 bis 18 Uhr Vorbestellung und Kartenversand: NDR SINFONIEORCHESTER Telefon 0180 - 1 78 79 80* | Fax 0180 - 1 78 79 81* | [email protected] www.ndrticketshop.de 14 *(bundesweit zum Ortstarif für Anrufe aus dem deutschen Festnetz, Preise aus dem Mobilfunknetz können abweichen)