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DENKMALPFLEGE IM BEZIRK

BEZIRKSAMT BEZIRKSAMT 2019 LICHTENBERG

1 LIEBE LICHTENBERGERINNEN UND LICHTENBERGER, LIEBE LESERINNEN UND LESER,

vielen Dank für Ihr Interesse an der Baugeschichte Wirtschaftsgebäuden aus der Gründerzeit, die Europas. Ein Besuch in , seit Anfang VORLichtenbergs. In unserem Bezirk befinden sich sich um die alten Gutshöfe entwickelt haben. des 20. Jahrhunderts ein beliebter Villenvorort zahlreiche architektonische Zeugnisse einer be- Die Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen feierte mit der Galopprennbahn für Hindernis- wegten Vergangenheit. Lichtenberg ist ein Ort im vergangenen Jahr ihr 33-jähriges Bestehen. oder Jagdrennen aus dem Jahr 1894, ist loh­ für Entdeckerinnen und Entdecker, nehmen Sie Der Ortsteil Alt-Hohenschönhausen ist wiederum nenswert.­ In Karlshort ist außerdem der Verweis sich bei Gelegenheit Zeit für unseren Bezirk und geprägt durch den historischen Kern des ehe- auf das Deutsch-Russische-Museum wichtig, die Orte, die wir Ihnen anhand ausgewählter maligen Dorfes Hohenschönhausen. Aber auch ein Ort, der wie kein Anderer für die deutsche Bei­spiele in dieser Broschüre vorstellen. Es erwar­- die Gedenkstätte Hohenschönhausen zeugt Geschichte des letzten Jahrhunderts steht. ten Sie 700 ereignisreiche Jahre, wo mittelalter­ von einem wichtigen Teil unserer Geschichte. In der damaligen Festungspionierschule wurde liche Dorfkerne an moderne Neubaugebiete und Im Wohnkomplex aus den 1970er die bedingungslose Kapitulation Deutschlands Altbauquartiere an Villensiedlungen grenzen. Jahren ist ein Denkmal der neueren Geschichte unterzeichnet, die das Ende des Zweiten Welt- zu finden: der industriell vorgefertigte Wohnungs- kriegs besiegelte. Das denkmalgeschützte Denkmale sind Quellen und Zeugen der Ge- bautyp P-2 als erster Versuchsbau. ehemalige Kasernenareal auf dem sich das schichte und vermitteln die verschiedenen Museum befindet, wurde zum Wohnen um­ geschichtlichen, künstlerischen und städte­ Starke Gegensätze prägen den historischen Kern gebaut und bildet das Zentrum der neuen Garten­ WORTbaulichen Aspekte der Stadtentwicklung. Lichtenbergs rund um den Loeperplatz an der stadt Karlshorst. Die Erhaltung von denkmalgeschützter Bau- Möllendorffstraße. Alt-Lichtenberg ist durch seine substanz und Freianlagen ist ein konstanter historischen Entwicklungen ein heterogener Auf den kommenden Seiten werden Sie die Gele­ städtebaulicher Verhandlungsprozess, der den Ortsteil, der wichtige Einrichtungen beherbergt: genheit haben, sich über interessante Denk­male kommenden Generationen gewidmet ist und darunter das Rathaus, die Glaubenskirche am zu informieren, die mit großem Aufwand an Geschichte gepaart mit Zukunft denkt. Seit dem Roedeliusplatz, die Dorfkirche am Loeperplatz, heutige Anforderungen angepasst und dabei in Erscheinen der ersten Denkmalbroschüre im der ehemalige Gutspark und der Zentralfriedhof ihrer Substanz erhalten wurden. Jahr 2006 ist viel in unserem Bezirk passiert. . Hier befinden sich ebenfalls Dabei wünsche ich Ihnen eine spannende Für diese Erfolge möchte ich nicht nur den die großen Krankenhausanlagen wie das Königin-­ Lektüre und lade Sie herzlich dazu ein, unseren Kolleginnen und Kollegen der Denkmalschutz- Elisabeth-Krankenhaus Herzberge, das Sana Bezirk zu entdecken! behörden danken, sondern auch den Eigen­ Klinikum „Oskar Ziethen“ und das ehemalige tümern und Bauherren für deren Engagement Kinderkrankenhaus Lindenhof, das derzeit zum das baukulturelle Erbe zu erhalten. Wohnstandort umgebaut und mit Wohnungs- neubau ergänzt wird. In ist neben Aufgrund dieser guten Zusammenarbeit steht umgenutzten Fabrikanlagen das Heizkraftwerk unser Bezirk für eine städtebauliche Vielfalt: Klingenberg hervorzuheben, aber auch die Bei- in den ehemaligen Dörfern , Warten- spiele der wegweisenden Reformbewegung berg und , deren Wurzeln bis in das des Neuen Bauens. In Friedrichsfelde sind es 13. Jahrhundert zurückgehen, finden wir noch gleichermaßen der Tierpark mit dem Schloss Ihr Michael Grunst heute landwirtschaftliche Höfe mit Wohn- und Friedrichsfelde; der größte Landschaftstiergarten Bezirksbürgermeister 1 LABORGEBÄUDE I.G. FARBEN AG, ACETA Gustav-Holzmann-Straße 4

Hauptstraße Saganer Straße

Architekt: nicht bekannt Bauzeit: um 1926 Georg-Löwenstein-Straße Bauherr: Aceta GmbH Sanierung: 2013 – 15

Architekt: FORMATION A, Gustav-Holzmann-Straße Bauherr: Christian Boros

1 unter sowjetische Verwaltung gestellt. 1951 wurde die Produktion wieder aufgenommen. Der VEB Kunststoffwerk Aceta produzierte Gebrauchs- gegenstände aus Perlon. Nachdem 1960 die Nutzung des Markennamens Aceta verloren ging, hieß die neue Produktbezeichnung „Dede- ron“. Mit der Zuordnung des Betriebes zur Film­ fabrik Wolfen im Jahr 1969 endete die Geschichte des Industrieareals. Reproduktion einer zeitgenössischen Darstellung der Fabrikanlage Aufnahme der Eingangssituation an der Nordostseite des Die Werkhallen waren dem Verfall preisgegeben ­Gebäudes mit Werksteineinfassung und Schlussstein, 2018 und wurden nach 1990 teilweise abgerissen.

Der schlichte Baukörper des ehemaligen Laborgebäudes fällt im Vergleich mit Gebäu- den gleicher Entstehungszeit auf dem Aceta-­ Denkmalpflegerische Zielstellung Gelände durch die hochrechteckigen Fenster Im Rahmen der Sanierung des Gebäudes wurde auf, von denen jeweils zwei bzw. drei durch besonderes Augenmerk auf die Erneuerung dunkle Klinkerplatten verbunden sind. Dadurch der Holzfenster im historischen Erscheinungs- entsteht die Wirkung von querrechteckigen bild gelegt. Die dunklen Klinkerplatten zwischen Fenstern. Einziges repräsentatives Element ist den Fenstern waren noch vorhanden, so dass der vorgebaute Eingang auf der Nordostseite die ursprüngliche Wirkung wiederhergestellt des Gebäudes mit Werksteineinfassung und werden konnte. Straßenansicht des sanierten ehemaligen Laborgebäudes, 2018 Schlussstein. Die Fassadensanierung beinhaltete auch die Das um 1926 errichtete Laborgebäude wurde Ergänzung von Formsteinen an den Fenster­ 2013 von dem deutschen Medienunternehmer laibungen. Neben der Reparatur der Werkstein­ Geschichte des Hauses Ab 1897 wurde sie unter dem Warenzeichen und Kunstsammler Christian Boros erworben, einfassung des repräsentativen Nordosteingangs Das ehemalige Laborgebäude der Aceta GmbH »Agfa« fortgeführt und ging 1925 in der I.G. Far- der es zu einem Ateliergebäude mit 9 Ateliers wurde eine neue Eingangstür hergestellt. befindet sich auf einem der frühesten Industrie- ben AG Berlin als Aceta GmbH auf. Hier wurde für Bildende Künstler, Fotografen und Agen­ Nachdem im Gebäudeinneren ein Substanz­ areale von Rummelsburg. Hier wurde 1867 die Acetat-Kunstseide produziert. 1938 erfand der turen umbauen ließ. 2017 erhielt das Projekt verlust nach umfangreicher Altlastensanierung Gesellschaft für Anilin-Fabrikation durch Carl Chemiker Paul Schlack (1897 – 1987) in dem eine Sonderauszeichnung im Rahmen der Ver- zu verzeichnen war, wurden die verbliebenen Alexander Martius und den Chemiker Paul Rummelsburger Betrieb das berühmte Perlon. leihung des Bundespreises für Handwerk in historischen Spuren im Treppenhaus, an Wän- Mendelssohn Bartholdy gegründet, den Bruder Um 1940 arbeiteten bei Aceta etwa 1 500 Arbei- der Denkmalpflege von der Deutschen Stiftung den und Geländern erhalten. des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy ter und Angestellte. Nach der teilweisen Zer- Denkmalschutz und dem Zentralverband des und Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn. störung im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb Deutschen Handwerks. 2 Ausschnitt Stadtkarte mit Fabrikanlage der Aceta GmbH, um 1930 Innenansichten der umgestalteten Atelierräume 3 GUTSHOF MALCHOW Dorfstraße 9

Wartenberger Weg

Architekt: nicht bekannt Bauzeit: 1865 / 1890 Bauherr: vermutlich Paul von Fuchs Sanierung: seit 2013 2Bauherr: Stiftung Synanon Dorfstraße

Ganz oben: Ausschnitt Klinkerfassade der ehem. Brennerei, 1993 Ganz oben: Hofansicht der leerstehenden Brennerei, 1993 Oben: Historische Postkarte Schloss Malchow, 1906 Oben: Ehemalige Brennerei nach der Sanierung und Umbau zur Küche und Speisesaal, 2018

Historischer Entwurf es zeitweilig als Sommeraufenthalt.1734 wurde Das Gutshofgebäude entstand nach Umbauten Das Straßendorf Malchow geht auf eine Sied­ Malchow Vorwerk des Königlichen Amtes des alten Schlosses in den Jahren 1865 / 66 im lungsgründung im 13. Jahrhundert zurück. ­Niederschönhausen. 1882 erwarb die Stadt Stil der Schinkel-Nachfolge. Bei dem Gutshaus 1375 erstmals als Rittergut erwähnt, ging der Berlin den Malchower Besitz. Auf den Lände­ handelt es sich um einen breit angelegten, Besitz 1684 an den späteren preußischen reien wurden Rieselfelder angelegt. In das zweigeschossigen Putzbau unter abgewalmtem Staatsminister Paul von Fuchs über. In dieser Gutshaus zog der Inspektor ein. Ein Teil des Satteldach. Die achsiale Anlage wird durch Zeit entstand das ursprüngliche Schloss des Geländes des ehemaligen Lustgartens wurde einen hervortretenden, dreiachsigen Mittelrisalit Malchower Gutes. Nach dem Tod von Fuchs als Gärtnerei genutzt. Auf der anderen Seite betont, dessen Ecken abgerundet sind. An bei- erwarb König Friedrich I. das Landgut und nutzte befanden sich Schweineställe. den Seiten sind pavillonartige Flügel angebaut. 4 Straßenansicht des sanierten Gutshauses, 2018 5 1 Herrenhaus Wohnen / Verwaltung 2 Pförtnerhaus Empfang 3 Kutscherhaus Wohnen / Verwaltung 4 Kutscherhaus Wäscherei Zweckbetrieb 5 Brennerei Küche / Speisesaal 8 6 Stallgebäude Mehrzweckhaus 9 10 11 7 Freifläche Parken im Grünen 7 8 Schleppdach Stellplätze 9 Scheune Hofwerkstatt 6 10 Scheune Lager 12 11 Brandschaden Neubau Apartementhaus 12 Lager Lager 14 13 Werkstatt Sport- und Kulturwerkstatt 14 Orangerie Wohnen 15 Kfz Werkstatt Wasch- und Saunahaus 13

Einzeldenkmal 5 1 15

3 Ensembleschutz 4

2

Dorfstraße N

Nutzungskonzept des Gutshofes nach der Umgestaltung, 2016 Ehemaliges Kutscherhaus, 1993

Zu dem Gut gehören weiterhin die ehemalige­ gerechte Sanierung des Gutshauses und der Jährlich können mehr als 500 Menschen aufge­ Der Gutshof Malchow ist seit 1995 Bestandteil Brennerei und mehrere Stallgebäude, die um 1865 ehemaligen Brennerei wurde vom Landesamt nommen werden. Dauerhaft leben 85 bis 100 des Denkmalbereiches (Ensemble) Dorfstraße mit gelben Backsteinfassaden errichtet wurden. für ländliche Entwicklung und Flurneuordnung Bewohner auf dem Gutshof in einer Lebensge- Malchow. Das Guts- und das Kutscherhaus Die Gebäude und der Gutshof gehörten nach mit einem Betrag von 300 000 € gefördert. meinschaft. Neben der Auseinandersetzung mit sind seit 1978 als Einzeldenkmale geschützt. 1945 zum Volkseigenen Gut und dienten der Ca. 16 % der Bauleistungen wurden von den der Sucht wurden die Zweckbetriebe das Herz- Die Stiftung Synanon erwarb und sanierte auch Futterproduktion. Später nutzte die landwirt- Bewohnern des Gutes erbracht. stück der Suchthilfe. Hier werden die Bewohner das Wohnhaus Dorfstraße 10 und baute es für schaftlich-gärtnerische Fakultät der Humboldt-­ aus- und weitergebildet und auf ein eigenverant- Wohngruppen um. Ein weiteres Projekt auf dem Universität bis 2005 das Gelände. Hier fanden Synanon ist eine Suchtselbsthilfe-Gemeinschaft, wortliches Leben vorbereitet. Die Zweckbetriebe Gutshof wird derzeit in Angriff genommen. experimentelle Pflanzungen statt. In den die 1971 von Betroffenen für Betroffene gegrün- arbeiten in den Bereichen Umzüge, Reinigung, Das ehemalige Stallgebäude aus dem 18. Jh. Gebäuden waren Seminar- und Laborräume det wurde. In diesem bundesweit einmaligen Malerei, Wäscherei, Tischlerei, Hauswartung, soll zum Wohnhaus mit 12 Wohneinheiten­ (Nach­ untergebracht. Projekt „Aufnahme sofort“ werden jederzeit Reitschule, Bauhilfe, Garten- und Landschafts- sorge-Projekt) und 10 Gemeinschaftszimmern Menschen, die um Hilfe bitten, untergebracht. bau sowie Verwaltung. umgebaut werden. Das dort geplante Wohn­ Gegenwärtige Nutzung und Aktivitäten Nach Erwerb im Jahr 2013 begann die Stifung Synanon mit der denkmalgerechten Sanierung der Gutshofanlage. Alle Gebäude wurden gesichert und erhielten neue Dacheindeckungen. Bereits 2014 konnten die Wohn- und Verwaltungsräume des Guts- und Kutscherhauses bezogen werden. Zum 45-jährigen Jubiläum der Stiftung Synanon im Juni 2016 wurde nach der Sanierung die ehemalige Brennerei ihrer neuen Nutzung über­ geben. Hier befinden sich die Gemeinschafts­ küche, Speiseräume, Schulungs- und multi­ funktionale Gemeinschaftsräume. Die denkmal­ -­ 6 Ausschnitt Klinkerfassade des Kutscherhauses, 1993 Kutscherhaus nach der Sanierung und Umbau, 2018 Freiflächen in der Gutshofanlage, 2017 Saniertes Wohnhaus Dorfstraße 10 für Wohngruppen, 2018 Geplante Umgestaltung des Stallgebäudes zum Mehrzweckhaus 7 modell für den nächsten Schritt in ein eigen- Straße TIERPARK UND SCHLOSS FRIEDRICHSFELDE ständiges Leben ist verknüpft mit einem Am Tierpark 39, 41 Anstellungsverhältnis in den stiftungseigenen Alfred-Kowalke- therapeutischen Zweckbetrieben. Daneben wurden bereits mehrere ehemalige Schloss Bauzeit: 1695, 1800, 1917 Nebengebäude in eine Kulturwerkstatt, Sport- Bauherr: Benjamin Raulé u. a. scheune, Sauna und ein Waschhaus umgebaut. Restaurierung: 1966 – 81 Auch der große Freiraum des Gutshofes wurde Architekt: Institut für Denkmalpflege der DDR

als Erholungsfläche umgestaltet. Tierpark Am Bauherr: Magistrat der Stadt Berlin

Tierpark Bauzeit: 1954 – 55 Bauherr: Magistrat der Stadt Berlin Architekt: Heinz Graffunder mit Entwurfskollektiv VEB Berlin-Projekt 3

Fassadenausschnitt Gutshaus, 2018

8 Hofansicht der denkmalgerecht sanierten ehemaligen Brennerei, 2018 Südansicht des Schlosses, 2018 9 Der ist mit 160 ha Fläche der holländischen Landhauses im Auftrag des kur- Tanz- bzw. Festsaal im Obergeschoss. Die übri- größte Landschaftstiergarten in Europa. Seine fürstlichen Generaldirektors der Marine, Benjamin gen Räume wurden neu gestaltet und zum Entstehung basiert auf der Teilung Deutsch- Raulé, erbaut. 1698 fiel das Schloss an den Teil mit originalen Wandbespannungen des lands nach dem Zweiten Weltkrieg und dem preußischen König Friedrich I. und wurde in 18. Jahrhunderts versehen. Berliner Magistratsbeschluss vom 27.8.1954. Schloss Friedrichsfelde umbenannt. Die großzügige Anlage des heutigen Tierparks Als Standort wurden der von Peter Joseph Lennè Bereits 1719 fand die erste Erweiterung von entspricht im Wesentlichen den Entwürfen von in den 1820er Jahren gestaltete Landschafts- 8 auf 11 Achsen und 1786 der Aufbau eines Peter Joseph Lenné, der 1821 im Auftrag der park und das Schloss Friedrichsfelde gewählt, Mansarddaches mit Mittelrisalit statt. Familie von Treskow, die seit 1816 das Anwesen die nach der Enteignung zu verfallen drohten. Bei der grundlegenden Rekonstruktion und bewohnte, die Neugestaltung des Geländes In den Frühlingsmonaten 1955 wurde der Tier­ Restaurierung in den Jahren 1966 – 1981 wurde übernommen hatte. Das als Einzeldenkmal park von Aufbauhelfern des Nationalen Auf- die ursprüngliche Maßstäblichkeit weitgehend geschützte Schloss Friedrichsfelde gehört zu bauwerks zunächst auf einer Fläche von 60 ha berücksichtigt bzw. wiederhergestellt. Es wurde den bedeutendsten erhaltenen Profanbauten unter Nutzung historischer Pläne der Parkan- die Rückgewinnung des Zustandes des Schlos- der Stadt und dokumentiert das hohe Niveau lage ­hergerichtet. In der Gründungsphase des ses um 1800 angestrebt. Die Dreiecksgiebel der Berliner Baukultur des Barock wie des Tierparks diente das Schloss provisorisch als und die Reliefs der Giebelfelder wurden wieder Klassizismus. 2009 wurde das Schloss an den Verwaltungssitz, in welchem der erste Tierpark- aufgebaut. Tierpark Berlin übertragen und der Förder- direktor Prof. Heinrich Dathe mit dem Team Während die innenarchitektonischen Details, verein von Tierpark Berlin und Zoo Berlin e. V. um den Architekten Heinz Graffunder arbeitete. insbesondere die Stuckarbeiten, rekonstruiert übernahm die museale Betreuung und Veran- Der historische Teil des Tierparks wird noch worden sind, ist die dreiläufige Treppe mit staltungsorganisation. Nach der Sanierung der heute durch das Schloss Friedrichsfelde und einem reich geschmückten Geländer aus Außenfassade und teilweise der Innenräume in dessen Park bestimmt. Eichenholz vom Anfang des 18. Jahrhunderts den Jahren 2009 /10 zog die Tierparkverwaltung­ Das Schloss Friedrichsfelde wurde 1695 als im Original erhalten geblieben. Schwerpunkte mit Archiv und wissenschaftlicher Bibliothek in Schloss Rosenfelde im südlichen Teil der der Rekonstruktion waren das klassizistische das Schloss, das weiterhin als Ausstellungs- und Ganz oben: Historische Aufnahme Schloss Friedrichsfelde, 1967 damaligen Dorflage Rosenfelde in der Art eines Treppenhaus und der im gleichen Stil gehaltene Veranstaltungsort genutzt wird. Oben: Historische Aufnahme Schloss Friedrichsfelde, 1901

Denkmalpflegerische Zielstellung zu den Frei­ anlagen des Tierparks Auch in den kommenden Jahren finden im Tier- park notwendige Maßnahmen zur Attraktivitäts- steigerung der Freianlagen und zur Einhaltung des Tierschutzes statt. Infolge neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie neuer Vorschriften sind zahlreiche Anpassungen erforderlich. Das Ziel ist eine ­zeitgemäße und artgerechte Tierhaltung und -präsentation. Hierbei wird behutsam mit den unter Denkmalschutz stehenden Frei- und Gehegeanlagen und den Gebäuden des Tier- parks umgegangen. Die Umbauten und Sanie- rungen erfolgen unter Beachtung der bauzeit- lichen Materialien und Ausstattungselemente der Freianlagen, um dieses Zeitdokument der Architektur und Landschaftsarchitektur der 1950er Jahre zu bewahren. 10 Plan des Gartens Friedrichsfelde von G. F. Werner, 1776 Ausschnitt Stadtkarte, 1931 Entwurf für das Nordparterre von F. Wendland, 1975 Entwurf des Lage- und Perspektivplans für den Tierpark von Heinz Graffunder, 1964 11 Oben: Terrassenüberdachung der sanierten Cafeteria, 2018 Blick in die ehemalige Cafeteria, heute Restaurant Patagona, 2018 Unten links: Ausschnitt Ansichtskarte mit Blick über die Lamawiesen zur Cafeteria, um 1970 Unten rechts: Ansichtskarte Sommergarten der Cafeteria, um 1970

Cafeteria Der Tierpark steht als Denkmalensemble mit Pro­ bedienungsbuffet und eine Milchbar. Süd­lich Architekt: Heinz Graffunder mit Entwurfskollektiv menadenweg und Skulpturen, Gebäuden und schloss sich ein repräsentativer Saalbereich VEB Berlin-Projekt dazugehörigen Freiflächen unter Schutz. Konsti- mit einer Kapazität von 476 Plätzen an. In der Gartenarchitekt: Edith Bendig mit Entwurfskollektiv tuierender Bestandteil dieses Ensembles ist u. a. Tiefe des Saales belichten Piacryl-­Ober­licht­ VEB Berlin-Projekt das Baudenkmal Cafeteria, das sich nordöstlich kuppeln mit 2,3 m Durchmesser den mit afrika- Bauzeit: 1957 – 63 der Hauptwegeachse des Tierparks befindet. nischem Edelholz an den Wänden und mit Bauherr: Magistrat der Stadt Berlin Die Cafeteria ist neben dem gleichzeitig errichte­ Eichenparkett als Fußboden ausge­statteten Umbau: Kitzig Interior Design GmbH, ten Alfred-Brehm-Haus­ von Heinz Graffunder Tanzbereich. Architectur Group, Bochum und Kollektiv einer der großen Gebäude im Park. Der Speisesaal verfügte über 5 große Aquarien Bauherr: Tierpark Berlin Friedrichsfelde GmbH Das 88 m lange und 30 m breite, flache Haupt­ und 11 kleinere Becken mit tropischen See- und gebäude beherbergte ein 30 m langes­ Selbst­ Süßwasserfischen. 12 13 Die Cafeteria wurde gegenüber der Lamawiese Denkmalpflegerische Zielstellung Cafeteria ST.-ANTONIUS-HOSPITAL auf leicht erhöhtem Niveau errichtet und umfasst­ Am äußeren Erscheinungsbild der Cafeteria Köpenicker Allee 39 / 63 neben dem Restaurantgebäude einen Imbiss, wurden keine baulichen Veränderungen durchge­ Skulpturenschmuck und Freiflächen. führt. Die Umbaumaßnahmen zum Restaurant Die Pergola aus L-förmigen Betonelementen respektierten die bestehenden Raumstrukturen Architekt: Felix Angelo Pollak öffnet die Terrasse vor dem hohen Speisesaal und Ausstattungselemente. So wurden im Saal Bauzeit: 1928 – 30 in die Tierparklandschaft. das bauzeitliche Parkett, Linoleum und die Bauherr: Kongregation d. Marienschwestern Breslau Wand­täfelung erhalten. Bei der Renovierung Fassade 2016 – 17 wurde die Cafeteria saniert und zum wurde die Farbfassung der 1950er bis 1960er Sanierung: 2017 Restaurant „Patagona“ umgebaut. Die Gebäude­ Jahre wieder hergestellt. Architekt: Dipl.-Ing. T. Neumann, Rüdersdorf hülle und die Innenraumstruktur wurden in allen Im Ausgabebereich der Küche wurde die Bauherr: Erzbistum Berlin Bereichen erhalten. abgehängte Decke entfernt und die Sheddach- Lediglich die Aquarien wurden stillgelegt und in konstruktion von innen fachgerecht saniert.

die vorhandenen Öffnungen Bilder und Monitore Nach dem Küchenumbau sind im Bereich des Rheinpfalzallee eingesetzt. Die neuen Möbel wurden dem Stil Fußbodens und an der Decke die bauzeit­ der 1960 er Jahre angepasst. lichen Strukturen der ehemaligen Küche und 4 Essensausgabe gut ablesbar.

Johannes-Zoschke-Straße

Köpenicker Allee Neuwieder Straße

Rolandseck

Waldowallee

Links: Blick in den Gastraum, 2018 Oben: Historische Aufnahme mit Blick in den Gastraum der Cafeteria, 1964

14 Fassadenansicht von Südwesten nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten, 2018 Historische Aufnahmen der Südwestfassade und des Zugangs 15 Historischer Entwurf und Geschichte des Hauses Skelettbau zu finden: die verschiedenfarbigen

Auf einem 2,4 ha großen Areal im Ortsteil Karls­ Fliesen in den einzelnen Stockwerken und 1 horst wurde ein sogenanntes Freilicht- und die Bauplastik der Antoniusfigur an der Ein- Freiluft­krankenhaus für 300 Patienten gebaut. gangsfront, die einen wichtigen Kontrapunkt 2. Obergeschoss 2 Die um einen halboffenen Hof mehrflügelig zur Flächigkeit der Fassade bildet. gegliederte Anlage wurde im Stil der Bauhaus- 1 Liegehallen architektur von F. A. Pollak entworfen. Der neue Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Sowjeti­ 2 Krankenräume inhaltliche Gedanke lautete: von der Individual- sche Militäradministration in das Gebäude. medizin zur Sozialmedizin. Von 1964 – 1990 war es Sitz des Ministeriums 4 Das St.-Antonius-Hospital war nach der Fertig- für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft 3 3 stellung das modernste Krankenhaus Berlins. der DDR. Mit der Rückübertragung der Liegen- Es verfügte über eine internistische Klinik, eine schaften 1990 übernahm der St. Marien e. V. 1. Obergeschoss 3 chirurgische und gynäkologische Abteilung. die Verwaltung von Gelände und Gebäude. 9 3 Krankenräume Die Katholische Hochschule für Sozialwesen 4 Operationsraum Der schlichte Flügelbau mit Flachdächern wirkte Berlin konnte 1991 ihren Lehrbetrieb in dem vor allem durch die ausgewogene Proportion Gebäudekomplex aufnehmen. 10 8 der Baumassen. Die weißen Wandflächen bilde­ Ausschnitt Stadtkarte, 1931 7 7 9 ten einen Kontrast zu den zahlreichen Kiefern Nach der Brandschutzsanierung und dem Um­­ auf dem parkartigen Gelände. Die großzügigen bau der ehemaligen Kapelle zur Aula wurden Erdgeschoss 7 Dachterrassen mit offenen und gedeckten 2017 die Fassaden instandgesetzt und die 7 Dachliegehallen dienten der Frischlufttherapie. Außen­anlagen neu gestaltet. Mit der Fassaden­ 5 Aufnahme 6 Vestibül 5 6 Eine Vielzahl von architektonischen Details sind instand­setzung erfolgte eine Aufarbeitung der 7 noch heute in und an dem Mauerwerks- und Kastendoppelfenster. 7 Krankenräume 8 Operationsräume 9 Schwesternwohnräume 10 Kapelle 7

Schematische Grundrisse des St.-Antonius-Hospitals mit ­Nutzungsbereichen

Denkmalpflegerische Zielstellung Die Fassadeninstandsetzung wurde nach restau- ratorischen Befunden durchgeführt. Wesentlich war die Erhaltung der architektonischen Gliede- rung, die durch die Gesimse, Lisenen und Putzstruktur geprägt ist. Dabei wurden neben der teilweisen Putzerneuerung einige der Beton­ gesimse und -lisenen grundhaft saniert, da hier bereits Korrosionsschäden an der Bewehrung auftraten. Die Gesimse wurden bauzeitlich mit Zinkblech abgedeckt. Die Fenster als wichtiges Gestaltungselement des Gebäudes konnten in der Mehrzahl erhalten und denkmalgerecht saniert werden. Risse in der Skulptur der Figur des Heiligen Antonius und der Einfassung wurden durch einen Restau­ rator denkmalgerecht instandgesetzt und mit einem neuen Anstrich versehen. 16 Historische Ansichtskarte Aufnahme der Aula vor 1945 und nach der Sanierung, 2013 Historische Aufnahme des Innenhofes mit Arkaden 17 FLUGZEUGHALLEN DER EHEM. FLIEGERSTATION eine Fliegerabteilung mit Flugzeughallen unter- Rheinsteinstraße schiedlicher Bauart aufgebaut. Von diesen sind Köpenicker Allee 121 / 153 sechs Flugzeughallen fast vollständig erhalten, obwohl mit dem Versailler Vertrag von 1919

Am alten Flugplatz dem Deutschen Reich das Unterhalten von Luftstreitkräften verboten war. Die Mehrzahl Köpenicker Allee der Hallen und Werften in Deutschland mussten Architekt: Josef Rank abgerissen oder für die Benutzung durch Flug- Bauzeit: 1917 – 19 zeuge unbrauchbar gemacht werden. Bauherr: Intendantur der Luftstreitkräfte, Militär-Neubauamt Die sechs stützenfreien Flugzeughallen, die sich ca. 100 m von der Köpenicker Allee entfernt befinden, sind dreiteilig gegliedert. Mit einer Größe von 66 m Länge, 22,7 m Breite und 9,5 m Höhe sind sie mit drei gleichen 4 m hohen 5 Schalenkuppeln in einem Radius von 18,5 m Geschichte der Anlage war eine freitragende Konstruktion mit Stahl­ Das Gelände unweit des Siedlungsbereiches an überwölbt. Die Hallen aus Eisenbetonkonstruk- Zwischen Berlin und Köpenick wurde 1820 das trägern auf einem schienengebundenen Roll­ der Waldowallee bot durch die Lage zwischen tion verfügten in den Fassaden zum Flugplatz Vorwerk Carlshorst angelegt. Schon 1860 setzte wagen. Bereits 1912 wurde der Luftschiffbau der Niederschlesich-Märkischen Eisenbahn über große Hallentore und sparsamen, dem neben der Entwicklung zum Vorort eine militäri- durch die Siemens-Schuckert-Werke wieder und der Ostbahn gute Voraussetzungen für die Jugendstil entlehnten, Schmuckelementen. sche Nutzung ein. Ende 1909 wurde zwischen aufgegeben und die Halle 1920 abgerissen. Anlage einer Fliegerstation und erhielt einen Die ca. 6 m großen Öffnungen im Scheitel der Siedlung und der Wuhlheide die erste dreh- Im Rahmen des Hindenburg-Programms über- eigenen Gleisanschluss. der flachen Kuppeln waren als Oberlicht mit bare Luftschiffhalle der Welt auf dem damaligen trug die Gemeinde Friedrichsfelde 1917 dem Im Ersten Weltkrieg erlangten die Luftstreitkräfte 8 Betonrippen ausgebildet und mit Glasbau­ Landgut von Wilhelm v. Siemens errichtet. Die Heeresfiskus einen großen angrenzenden immer größere Bedeutung für die Kriegsführung. steinen geschlossen. 135 m lange, 25 m breite und 25 m hohe Halle Bereich zur Anlage eines Militärflugplatzes. In dieser Zeit wurde auf dem Biesdorfer Gelände Die großen Toröffnungen zur Flugfeldseite wur- Lageplan der Flugzeughallen Berlin-Friedrichsfelde und der drehbaren Luftschiffhalle, 1917 den im Zusammenhang mit den Festlegungen des Versailler Vertrages und den nachfolgenden Nutzungen geschlossen.

Nach der Eingemeindung Lichtenbergs 1920 nach Berlin, wurde auch die Fläche des Flug- platzes Eigentum der Stadt Berlin. Teile davon sind parzelliert worden und es entstand die Siedlung Biesenhorst. Die Flugzeughallen wurden nach 1920 durch verschiedene Betriebe und Behörden genutzt. So war mit kurzen Unterbrechungen seit den 1930er Jahren bis 1990 beispielsweise ein Teil der Forschungs­ anstalt für Schifffahrt, Wasser-­ und Grundbau (FAS) hier ansässig. Die stützenfreien Hallen waren für wasserbauliche Versuche gut geeignet. Während des Zweiten Weltkriegs traf eine Bombe die südlichste Halle, so dass von ihr nur noch eine Kuppel vorhanden ist. Nach Kriegsende wurde das Karlshorster Militärgelände als Haupt­ quartier der Sowjetischen Militäradministration Deutschland (SMAD) genutzt, später der Sowje- tischen Kontrollkommission übertragen und bis 1993 als Sperrgebiet ausgewiesen. 18 Dreiteilige Flugzeughalle, 2018 Ausschnitt Stadtkarte, 1931 Historische Ansichtskarte des Luftschiffs der Siemens-Schuckert-Werke und der Luftschiffhalle, 1911 19 Rückansicht Luftschiffhalle, 2018 Ganz oben: Innenaufnahme einer Luftschiffhalle, 2014 Oben: Ausschnitt aus Entwurfszeichnung zur Flugzeughalle, 1917

Die Flugzeughallen sind ein bemerkenswert frühes Beispiel der Entwicklung des Stahl­ betons und ein wertvolles bauliches Zeugnis der Geschichte der Luftfahrt, besonders der Militärluftfahrt. Ihre Erhaltung ist von großer Bedeutung, da vergleichbare Anlagen dieser Zeit nicht mehr existieren. Die sechs Flugzeughallen bilden mit ihren fla- chen Kuppeln einen besonderen Akzent und sind in ihrer Reihung außergewöhnlich. Sie ­wurden als erhaltener Teil der „Fliegerstation Berlin-Friedrichsfelde“ in Karlshorst 1997 als Baudenkmale einer Gesamtanlage in die Denkmalliste Berlin eingetragen. Trotz jahrelangen Leerstandes wurden 4 Hallen von einem Investor erworben, der diese in das Konzept des neu entstandenen Wohngebiets „Gartenstadt Karlshorst“ einbeziehen und zu Mehrfamilienhäusern umbauen möchte. Die beiden nördlichen Hallen sind nach wie vor im Eigentum der Russischen Föderation. 20 Bestandsaufnahme des bauzeitlichen Zustands, Ansicht Südwest und Deckenuntersicht Kuppeln, 2003 Kuppelprojektion Hangar 6 mit erhaltenen bauzeitlichen Füllungen aus Glasbausteinen, 2012 21 FORSCHUNGSGEBÄUDE DES VEB ELEKTROKOHLE Herzbergstraße 139

Architekt: nicht bekannt

Vulkanstraße Bauzeit: um 1953 Bauherr: VEB Elektrokohle Lichtenberg Sanierung: 2017 Architekt: plus 4930 Architektur, Berlin Herzbergstraße 6Bauherr: Dong Xuan GmbH

Innenansicht Treppenhaus, 2018 Hofansicht des zum Hotel umgebauten ehemaligen Forschungsgebäudes, 2018

den sowjetischen Bedarf Elektroden, Kohlestifte siedelten sich mittelständische Firmen an und aber auch Kuchenbleche und Kohlekästen für seit 2005 entstand auf dem südlichen Teil des die Berliner hergestellt. Betriebsgeländes ein asiatisches Handels­ 1953 erfolgte die Rückgabe des Werkes und die unternehmen, das Dong Xuan Center, dessen Umbenennung in VEB Elektrokohle Lichtenberg Namensgeber der größte und zugleich älteste EKL. Seit der 1950er Jahre entstanden Markt der vietnamesischen Hauptstadt ist. Ganz oben: Aufnahme des Forschungsgebäudes, 1980 Straßenansicht nach dem Umbau und der Sanierung, 2018 soziale, kulturelle und medizinische Einrichtun- Das ehemalige Forschungsgebäude des EKL Oben: Innenaufnahme vor der Sanierung, 2014 gen auf dem Gelände; Betriebsanlagen wurden an der Herzbergstraße ist 2017 saniert worden erweitert und ein Forschungsgebäude errichtet. und bildet den ersten Bauabschnitt der Neu­ Geschichte des Hauses Werkteile, die durch Anschlussgleise mit dem umgewandelt, die zeitwiese über 70 % des Nachdem das EKL 1967 Kombinatsbetrieb des gestaltung der straßenbegleitenden Bebauung. Die Brüder Werner, Wilhelm und Karl von Siemens Lichtenberger Bahnhof verbunden wurden. europäischen Elektrodenbedarfs produzierte. Chemiekombinates Bitterfeld wurde, war das Die zeitlose Industriearchitektur dieses Baudenk- gründeten 1872 in zur Fabrika­ tion­ Dort wurden neben Kohlestiften und -bürsten, Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten Werk Alleinhersteller sämtlicher Arten technischer mals hat den Leerstand gut überstanden. Das von Bogenlicht- und Spezialkohle das Unter- Mikrophonkohlen, Kohlenstoffelektroden­ auch produzierten die Siemens-Plania-Werke bis Kohle und eines der bedeutendsten Exportunter- ehemalige Laborgebäude ist respektvoll unter nehmen Siemens & Co. Nach wenigen Jahren Formteile aus Kohlenstoff und Naturgraphit 1945 ausschließlich für die Rüstung. Bei den nehmen der DDR. Erhaltung des ursprünglichen Charakters saniert gründeten sie in Lichtenberg unter dem Namen produziert. Luftangriffen ab 1944 wurde das Lichtenberger Mit 2 700 Mitarbeitern im Jahr 1990 wurde der und zum Beherbergungsbetrieb umgebaut wor­ Siemens & Halske ein zweites Unternehmen. Nach dem Ersten Weltkrieg fusionierte das Werk Werk schwer beschädigt und nach 1945 die Betrieb in die Elektrokohle AG umgewandelt, den. Das Gebäude gehört zum Ensemble der Auf dem ca. 120 000 m² großen Gelände ent- in Lichtenberg mit der Plania AG und wurde in unzerstörten Teile demontiert. Als Sowjetische die aber 1997 die Produktion von Kohlen Siemens-Plania-Werke als Teil der schützens­ standen eine Kohlestiftefabrik und drei weitere die Siemens-Planiawerke AG für Kohlefabrikate Aktiengesellschaft (SAG) wurden vorrangig für einstellte. Nach dem Abriss mehrerer Gebäude werten Werksfront an der Herzbergstraße. 22 Ausschnitt Stadtkarte mit den Siemens-Planiawerken AG, 1931 23 POSTAMT LICHTENBERG 1 Dottistraße 12 – 16

Architekt: Adolf Mattheus Bauzeit: 1925 – 27 Bauherr: Oberpostdirektion Berlin W Umbau: 1930 Sanierung: 2015 – 18 Architekt: archis, Karlsruhe Bauherr: Dolphin Trust GmbH, Langenhagen

7Rathausstraße

Dottistraße

Frankfurter Allee

Ruschestraße

Aufnahme des Schalterraumes des Postamtes Lichtenberg 1, 1934

Geschichte des Hauses programm mit Live-Berichten von der Olympi- für das Fernsprechamt Lichtenberg errichtet. Das ehemalige Postamt Lichtenberg 1 war die ade sehen konnte. Das Postamt wurde aufgegeben und als Verwal- erste zentrale Poststelle in Lichtenberg nach Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die tungseinrichtung des Fernamtes genutzt. der Bildung von Groß-Berlin. Sowjetische Militäradministration in Deutsch- Der erste Umbau erfolgte bereits 1930, da eine land (SMAD) den Ostflügel des Gebäudes zur Das ehemalige Postamt zählt zu den wenigen Telegrafen-Bauabteilung untergebracht werden Einrichtung eines sowjetischen Fernamtes und im Bezirk errichteten öffentlichen Großbauten, musste und ein Anschluss an das Berliner errichtete 1950 mittig auf der Hofseite einen in denen sich eine spätexpressionistische Bau- ­Rohrpostnetz erfolgte. Im Hofbereich entstan- Seitenflügel. Der Westflügel des Gebäudes auffassung, insbesondere in der Fassaden­ den weitere Gebäude und eine Fahrzeughalle. wurde als Deutsches Behördenfernamt genutzt. gestaltung, widerspiegelt. Die Straßenfassade Vor den Olympischen Spielen 1936 wurde Aufgrund des erhöhten Platzbedarfes für die ist horizontal gegliedert und das Erdgeschoss im Postamt eine von insgesamt 17 Berliner Sprachübertragung für Rundfunk und Fernse- von drei darüber liegenden einheitlich gestal­ „Fernsehstuben“ eingerichtet, in der man hen wurde auf der Südseite der Dottistraße zu teten Geschossen durch ein schmales Natur­ ­öffentlich auf zwei Bildschirmen das Fernseh- Beginn der 1960er Jahre ein Neubaukomplex stein­gesims getrennt. 24 Aufnahme des Haupteingangs, um 1930 Haupteingang zum „Carree Alte Post“ nach dem Umbau zum Wohnen, 2018 25 Auch das ehemalige Portal mit seinen dreieckig­ Frankfurter Allee MILDRED-HARNACK-OBERSCHULE vorspringenden Pfeilern und die reliefar­tigen Schulze-Boysen-Straße 20 Ornamente an der gesamten Front zeigen typisch expressionistische Gestaltungsele- mente. Im Inneren zeugen davon noch die an Architekt: Gemeindebaurat Hans Schütte Palmen erinnernden Säulen der ehemaligen Bauzeit: 1904 – 05 Schalterhalle, die Türen und das Treppenhaus. Bauherr: Gemeinde Lichtenberg John-Sieg-Straße Das seit den 1970er Jahren unter Denkmal- Sanierung: 2015 – 16 schutz stehende Postamt wurde 2013 von Architekt: esp eichler + seemann gmbh einem privaten Investor erworben und zum Bauherr: BA Lichtenberg, FB Hochbau Wohnhaus mit 48 Eigentumswohnungen Schulze-Boysen-Straße umgebaut. Dieser erwarb auch die Nachbar- grundstücke an der Dottistraße / Ruschestraße, auf denen derzeit 91 Eigentumswohnungen errichtet werden. 8 Denkmalpflegerische Zielstellung Ziel der Maßnahmen waren die denkmalgerechte Sanierung und Reparatur der Fassaden sowie der Erhalt der historischen Fenster. Der histori- sche Baukörper war nach Abbruch des hofseiti- gen Anbaus wieder klar ablesbar. Aufgrund der massiven Eingriffe im Inneren des Gebäudes durch unterschiedliche Nutzungen waren nur noch die historischen Treppenhäuser mit den Flügeltüren zum Treppenhaus, die Palmensäulen sowie das Foyer von der bauzeitlichen Ausstat- tung erhalten. Ein Teil der Palmensäulen wurde von Farbschichten befreit und die bauzeitliche Flursituation nach historischen Fotos mit den Bodenfliesen und der Stuckdecke rekonstruiert. Das Eingangsfoyer mit der Rekonstruktion der ehemaligen Eingangstüren wurde auf der Grund- lage der Fotosammlung des Lichtenberger Heimatarchivs aus den 1930er Jahren wieder- hergestellt; die Baukeramik und das historische Bodenniveau freigelegt.

Eingangsbereich und Zugang zum Treppenhaus des ehemaligen Postamtes nach dem Umbau, 2018

26 Die Schalterhalle vor der Sanierung, 2007 Straßenansicht des sanierten Schulgebäudes, 2018 27 Geschichte des Hauses dig zerstört. Auch das Schulgebäude erlitt Schä- markiert. Unterhalb der Fenster befinden sich Schon vor der Bildung der Landgemeinde Lich- den, die nach dem Krieg beseitigt wurden. Ende Buchstabenverzierungen als Schmuckelemente. tenberg im Jahr 1900 begann der Aufschwung der 1960er Jahre entstand südlich der Frankfur- Die Hoffassade ist durch zwei turmähnliche Eck­ Lichtenbergs mit dem Ausbau der Ringbahn ab ter Allee das Wohngebiet „Frankfurter Allee Süd“ risalite gegliedert und zwischen den Geschossen 1867. Bis zur Erlangung des Stadtrechts 1907 mit mehr als 4 000 Wohnungen, in dem sich mit Ornamentmustern aus Verblendziegeln kam es zu einem beispiellosen Wirtschafts- und das Schulgrundstück befindet. Seit 1999 ist die versehen. Der seitliche Hofeingang, eine Jugend- Bevölkerungswachstum. Neue Wohngebiete Schule Staatliche Europaschule Berlin. stil-Pfeilerarchitektur, und das eingeschossige mussten erschlossen und mit einer angemesse- Aula- und Turnhallengebäude bilden den bauli- nen Infrastruktur versehen werden; wie dem Der viergeschossige Putzbau mit seinen lang­ chen Abschluss. Die Fenster sind zwischen Neubau von Schulen. gestreckten schlichten Fassaden auf der Straßen- Strebe­pfeilern ebenfalls in Jugendstilformen Auf dem Grundstück der ehemaligen Pfarr- und Hofseite ist im Souterrain und Erdgeschoss ausgebildet. straße 7/8 wurde eine Gemeinde-Doppelschule­ mit Kalkstein rustiziert. Beide Fassadenseiten 2005 bis 2006 wurde die Turnhalle saniert und zu als 8. Gemeindeschule für Mädchen und sind durch übergiebelte Mittelrisalite und zwei einer Mehrzweckhalle umgebaut. Mit der letzten 9. Ge­meindeschule für Jungen errichtet. große Treppenhausfenster betont. Die Straßen- Sanierungsmaßnahme wurden die Fassaden, Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Be­ fassade hat einen aus Kalkstein rustizierten das Dach, Fenster und Außentüren des Schul­ bauung an der Frankfurter Allee fast vollstän­ Portalvorbau, der den Haupteingang der Schule gebäudes denkmalgerecht erneuert. Eingangsbereich zum Schulhof von der Schulze-Boysen-Straße, 2018 Ausschnitt Stadtkarte mit freistehendem Schulgebäude, 1928

28 Historische Ansichtskarte des Schulgebäudes mit Turnhalle, 1918 Hoffassade vor der Sanierung Ausschnitt der Hoffassade, 2018 29 STÄDTISCHER ZENTRALFRIEDHOF eines 1945 vom Magistrat von Groß-Berlin aus- gelobten Architektenwettbewerbs. Gudrunstraße Als letzte Ruhestätte bedeutender Persönlich- keiten aus Politik, Wissenschaft, Kunst, Kultur Gartenarchitekt: Stadtgartendirektor Herrmann Mächtig und der Arbeiterbewegung ist der 32 ha große Bauzeit: 1881 Friedhof heute ein Spiegel politischer Ereig­ Bauherr: Magistrat der Stadt Berlin nisse und geistig-kultureller Strömungen des Zaunanlage: 1960 August-Bebel-Straße 20. Jahrhunderts. Künstler: Fritz Kühn Rüdigerstraße Restaurierung: 2017 Gudrunstraße Anfang der 1950er Jahre wurde nach einem Bauherr: Bezirksamt Lichtenberg Beschluss des Magistrats der Haupteingang an der Gudrunstraße durch den Kunstschmied und Bildhauer Fritz Kühn neu gestaltet. Er hat eine 55 m lange Toranlage mit acht Durchgangs- toren aus Metall geschaffen. Die Metalltore des 9 Haupteingangs zum Städtischen Zentralfriedhof N sind prägend für das Erscheinungsbild der Gesamtanlage. „Einfach, klar und würdevoll mussten sie gestal- tet werden“, umschrieb Fritz Kühn seine künst- lerische Absicht rückblickend. Er konzipierte sie Oben: Historische Aufnahme am Zugang zum Friedhof Lageplan des Entwurfs der Zaunanlage als „raumabschließendes Mittel der Garten­ Unten: Fertiggestellte Zaunanlage, um 1960 gestaltung“ und als „optische Begrenzung“, die Ausblick und zugleich Geborgenheit vermitteln sollte. Die weite Stabteilung wollte „einen guten Einblick in die schönen Anlagen und Baumgrup- pen des dahinter liegenden Friedhofs“ gewäh- ren1. Diese Toranlage zählt zu den gelungenen Beispielen der Nachkriegsmoderne der DDR und steht seit 1995 als Bestandteil der Gesamt- anlage des Friedhofs unter Denkmalschutz.

Denkmalpflegerische Zielstellung In den Jahren 2016 bis 2017 ist die Toranlage umfassend denkmalgerecht saniert worden. Ziel der Restaurierung war es, die noch vorhandene Originalsubstanz der Toranlage vor weiter fort- schreitenden Korrosionsschäden zu schützen. Bei starken Schädigungen wurden Einzelteile Zaunanlage nach der Restaurierung, 2018 Detail der Schlossausbildung mit doppeltem Anschlag, 2018 teilweise originalgetreu ergänzt. Die Metallele- mente der Toranlage erhielten einen zeitgemäßen Geschichte Begräbnisstätte bevorzugt. Der Friedhof lag beigesetzt und nach ihrer Ermordung 1919 auch Korrosionsschutz sowie eine dem Originalzustand Der im Mai 1881 eingeweihte Berliner Gemeinde­ zu dieser Zeit außerhalb der Stadt Berlin und Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Das aus entsprechende Farbbeschichtung. In diesem friedhof zu Friedrichsfelde war der erste große war zunächst über eine Pferdebahn und später diesem Anlass 1926 nach Entwurf Mies van der Zusammenhang war es erforderlich die gemauer- kommunale Parkfriedhof der Stadt Berlin. durch die Königliche Ostbahn mit der Stadt Rohe‘s errichtete Revolutionsdenkmal wurde ten Pfeiler, an denen die Metalltore verankert sind, Er wurde bis zur Jahrhundertwende fast aus- verbunden.­ Als kommunaler Friedhof entwickelte 1935 vom NS-Regime zerstört. Eine Gedenkstele ebenfalls zu sanieren. Nur so konnte die Nach- schließlich für Armenbegräbnisse aller Kon­ er sich zum traditionellen Begräbnis­platz für erinnert seit 1983 an diesen Standort. 1951 ent- haltigkeit der Sanierung der Tore sichergestellt fessionen genutzt, danach zunehmend von Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung. Im stand nach Entwürfen u. a. von Reinhold Lingner werden. Durch diese Maßnahmen wurde die wohlhabenden Berliner Bürgerfamilien als August 1900 wurde Wilhelm Liebknecht hier die Gedenkstätte der Sozialisten, ein Ergebnis Toranlage für einen längeren Zeitraum gesichert. 30 Denkmal für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, 1926 Ausschnitt Stadtkarte, 1929 1 Fritz Kühn: Eisen und Stahl, Leipzig 1988, Seite 138 und 139 31 RATHAUS LICHTENBERG Parkaue Geschichte des Hauses Das Gebäude ist im eigenen „Rathausstil“ jener Die rasante Entwicklung der Landgemeinde Lich- Zeit errichtet worden. Vorbild für die äußere Möllendorffstraße 6 tenberg in den letzten zwei Jahrzehnten des Gestaltung war die norddeutsche Backsteingotik ­19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte in den Formen der Spätgotik. Als Baumateria- Architekt: vermutl. Franz Knipping, es erforderlich, für die wichtigsten Gemeinde­ lien wurden rote Ziegel und dunkle Glasursteine Gemeindebaumeister in Lichtenberg Rathausstraße Mollendorffstraße behörden entsprechende Diensträume zu zur Fassadengestaltung verwendet. Bauzeit: 1896 – 98 / Umbau 1907 – 08 schaffen. Deshalb beschloss die Lichtenberger Das Innere des Gebäudes wird ebenfalls von Bauherr: Landgemeinde Lichtenberg Gemeindevertretung auf Initiative des Gemeinde­ spätgotischen Formen geprägt. Imposant wirkt Dachsanierung: 2017 – 18 Dottistraße vorstehers Oskar Ziethen 1896 den Bau eines das Dach des Eck-Kopfbaus durch seine über- Architekt: architektur büro west, Berlin Rathauses. Das Rathaus fand daraufhin im Orts- ragende Höhe und den aufgesetzten Turm. Frankfurter Allee Bauherr: Bezirksamt Lichtenberg kern des ehemaligen Dorfes Lichtenberg in repräsentativer Lage an der Kreuzung Möllen- Durch Bombenschäden im Jahr 1944 erlitt das dorf-, Rathaus-, Normannenstraße und Parkaue Rathaus Schäden am nördlichen Risalit, am seinen Standort. In nur zwei Jahren Bauzeit Dach und den Dachaufbauten, die bis 1957 konnte es bereits im November 1898 eingeweiht behoben wurden. Anfang der 1980er Jahre wur- 10 werden. Im Zuge der Stadtrechtverleihung den wiederum Dachinstandsetzungsarbeiten wurden 1907 / 08 Umbauten im Innern des Rat- vorgenommen. Im Laufe der Zeit sind auch Teile hauses vorgenommen. des Inneren des Rathauses Lichtenberg saniert Die schmale Portalfront des Rathausbaus zeigt und umgebaut worden. zur Kreuzung, wodurch die freie Lage der Es ist noch heute Sitz des Bezirksamts von Straßen- und Platzfronten besonders gut zur Lich­tenberg und steht in allen Teilen unter Geltung kommt. Denkmalschutz. Ganz oben: Historische Aufnahme des Rathauses von Norden Oben: Aufnahme des Rathauses von Norden, 2018

Ausschnitt Stadtkarte, 1928

32 Dachaufsicht Richtung Süden zur Frankfurter Allee, 2018 Sanierter Ziergiebel mit Wappenmosaik, 2018 Ziergiebel nach der Instandsetzung, 2018 33 Denkmalpflegerische Zielstellung Dachsanierung Die Ziergiebel als wesentliches Merkmal des Eine teilweise Sanierung des Turmbereiches Gebäudes bestehen aus unterschiedlichen zum und des Daches erfolgte bereits 2007. Teil glasierten Formsteinen. Die Restaurierung In den Jahren 2017 – 18 wurden der Dachstuhl, der Ziergiebel erfolgte unter Wiederverwen- die Dachdeckung und die Ziergiebel denkmalge- dung der Bestandssteine und dem Einbau von recht saniert. Neben der statischen Ertüchtigung neu hergestellten Formsteinen. Vorzufinden der Dachkonstruktion wurden auch die Däm- sind hier 74 verschiedene Formsteine in unter- mung der Decken über den Büroräumen und schiedlicher Farbigkeit und Glasur, die mit brandschutztechnische Maßnahmen umgesetzt. hohem handwerklichen Niveau aus- und wieder Die Arbeiten am überwiegend ungenutzten Dach eingebaut wurden. erfolgten bis Unterkante Traufgesims am gesam- Der Umfang der notwendigen Arbeiten wie ten Objekt. Die Erneuerung der Deckung wurde Abtragung und Wiederaufbau, Neueinbau von Das Mosaik im linken westlichen Ziergiebel mit dem Lichten­ mit naturroten Berliner Biberschwanzziegeln Einzelsteinen, Reparaturen an Einzelsteinen berger Wappen aus dem Jahr 1957, 2018 mit Segmentschnitt in Kronendeckung vorge­ und Neuverfugung wurde planerisch mit stein- nommen und alle Blechteile wie Fallrohre und genauen Zeichnungen erfasst. Die Dokumen- Zierteile (Gratspitzen) restauriert und in Kupfer tation des Bestandes mit der Schadenskartie- In den Ziergiebeln sind runde Mosaike einge- ausgeführt. Die sichtbaren Holzbauteile und rung unterschied für jedes Bauteil zwischen bracht, die ebenfalls restauriert wurden. Fenster sind gemäß historischem Befund komplett abzutragendem Mauerwerk, zu erneu- Die Fehlstellen sind mit nachgebrannten Mosaik­ erhalten, teilweise erneuert und fachgerecht ernden Einzelsteinen und Mauerwerk, welches steinchen – auch mit Goldglasur – ergänzt und beschichtet worden. überarbeitet werden muss. alle Hohlstellen beseitigt worden.

Ansicht 2 Ansicht 2 Schnitt 1 Ansicht 1 Ansicht 1 Schnitt 1

70 70 70 70 70 70 69 68 67 66 65 65 65 65 65 65 64 Frontseit e 63 Frontseit e Frontseit e 62 61 60 60 60 60 60 60 59 58 57 56 55 55 55 55 55 55 54 Rückverankerung Rückverankerung 53 erneuern erneuern 52 51 50 50 50 50 50 50 49 Schnitt 2 48 Typ A1 Typ A1 Schnitt 2 Typ A1 Typ A1 47 46 Typ B1 Typ B1 Typ B1 45 45 45 45 45 45 45 45 44 Typ B2 Typ B1 43 Glattputz Typ B2 Typ B2 Typ B2 42 Typ B1 41 Typ C1 40 40 40 40 40 40 40 40 39 Typ D3 38 Typ C1 Typ B3 Typ C1 Typ B2 37 Typ B1 Typ C1 36 35 35 35 35 Typ D3 35 35 35 35 34 33 Typ C1 Dachaufsicht mit Ziergiebeln, 2018 32 Typ D1 31

Typ D1 Frontseit e 30 30 30 30 30 30 29 28 27 26 25 25 Typ C2 25 25 25 25 24 Typ C9 23 22 21 20 20 20 20 20 20 19 18 17 16 15 15 15 15 15 15 14 Glattputz

13 Pa 12 Glattputz rksei

11 sstraße te 10 10 Typ B4 10 10 10 10 au Typ B2 Typ B2 Typ B2 09 Rath 08 Typ B1 Typ B1 07 Typ B1 Typ B1 06 05 05 05 05 05 05 Innenhof rblechung rblechung 04 Ve Ve 03 Typ B1 02 01 01 01 01 01 01 -01 -02 Glattputz RR -03 -04 -05 RR Typ B4 Möllendorffstraße

Mosaik

komplett abzutragendes Mauerwerk N Ansicht 2 Ansicht 2 Schnitt 1 Schnitt 2 Ansicht 1 Ansicht 1 Schnitt 1 Schnitt 2 zu erneuernde Einzelsteine

zu überarbeitendes Mauerwerk

Bestandsaufnahme der Schäden vor der Sanierung, 2017 Projekt: R14 Rathaus Lichtenberg büro west Dachaufsicht mit Darstellung der Sanierungsmaßnahmen Plan-Nr: 05_ANSI Giebel 2.1_SK Möllendorffstr. 6 in 10367 Berlin geneststraße 5 Maßstab: 1 : 20 Schadenkartierung 10829 berlin Format: DIN A2 fon: 78 60 47 - 0 Datum: 16.06.16 Giebel Möllendorffstraße 2.1 fax: 78 60 47 - 16 Neueindeckung Dach und Sanierung der Zinnen Komplett abzutragendes Zu erneuernde Zu überarbeitendes Restaurierung der Ziergiebel und Mosaike Mauerwerk Einzelsteine Mauerwerk 34 Rückwärtige Ansicht eines Giebelturmes, 2018 Aufnahme der Ziergiebel im Innenhof, 2018 35 Quellen 6 Forschungsgebäude des VEB Elektrokohle: S. 17, S. 18 r., S. 22 l. o., S. 24 l., S. 28 u., S. 29 l., NACH1 Laborgebäude I.G. Farben AG, Aceta: plus 4930 Architektur, Berlin | Museum Lichten- S. 31 l. o., S. 31 l. m., S. 33 r. o. Architekturbüro FORMATION A, Berlin | Christine berg | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutz- BA Lichtenberg, Abteilung Stadtentwicklung, Soziales, Steer: Rummelsburg mit der Victoriastadt, Hrsg. behörde Wirtschaft und Arbeit, Stadtentwicklungsamt, FB Vermes- vom Museum Lichtenberg im Stadthaus, berlin sung: S. 3 l. u., S. 10 m., S. 16 o., S. 18 r. u., S. 23 u., edition im be.bra verlag; 2010 | BA Lichtenberg, 7 Postamt Lichtenberg 1: S. 28 r. o., S. 31 r. u., S. 33 r. u. Untere Denkmalschutzbehörde BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbe- Berlins Gärten und Parke, Folkwin Wendland, Propyläen hörde | GWA UmweltConcept GmbH, Berlin | Verlag, 1979, S. 331: S. 10 l., S. 336: S. 10 r. 2 Gutshof Malchow: https://de.wikipedia.org/wiki/Carree_Alte_Post Bestandsdokumentation der Flugzeughallen, baumass, Dörfer in Berlin, Hans-Jürgen Rach, Verlag für (aufgerufen am 14.11.2018) Köln; Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur, Berlin, Bauwesen, Berlin, 1988 | Stiftung Synanon | Abri + Raabe Architekten (Denkmalpflegerische Bera- BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde 8 Mildred-Harnack-Oberschule: tung) im Auftrag WPK Grundstücksgesellschaft mbH: BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde S. 21 3 Tierpark und Schloss Friedrichsfelde: Digital Cosmonaut: S. 20 r. o. www.schloss-friedrichsfelde.de (aufgerufen 9 Städtischer Zentralfriedhof: GWA UmweltConcept GmbH, Berlin: S. 26 r. u. WEISEam 22.8.2018) | Stiftung Stadtmuseum Berlin: „Städtischer Zentralfriedhof Friedrichsfelde“, Hassler, Schmidt u. Partner, Karlsruhe und Winfried Schloss Friedrichsfelde, 1. Auflage September Förderkreis Erinnerungsstätte der deutschen Brenne Architekten, Berlin im Auftrag des Landesdenk- 2005 | IRS Erkner, in: Deutsche Architektur, Arbeiterbewegung Berlin Friedrichsfelde e. V., malamtes Berlin: S. 20 u. Heft 8, 1964, S. 488 | KITZIG INTERIOR DESIGN 2005 | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutz- https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralfriedhof_Friedrichs- GMBH, Bochum | BA Lichtenberg, Untere behörde felde: S. 31 l. u. ­Denkmalschutzbehörde IRS Erkner, in: Deutsche Architektur, Heft 8, 1964, S. 488: 10 Rathaus Lichtenberg: S. 11 l., S. 14 r. 4 St.-Antonius-Hospital: architektur büro west, Berlin | BA Lichtenberg, Landesarchiv Berlin, A_pr_rep_042 (Karten), Datenbank Denkmalliste Berlin vom 8.3.1992 | Untere Denkmalschutzbehörde, FB Hochbau Nr. 278: S. 19 o., Nr. 275: S. 20 r. u. BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde Landesarchiv Berlin, Fotosammlung Nr. 65-2969 Bildnachweis F_Rep_290-09-03:­ S. 25 5 Flugzeughallen der ehem. Fliegerstation: Agentur Boros / Architekturbüro FORMATION A, Berlin: Museum Lichtenberg im Stadthaus: S. 3 l. o. Karlshorster Beiträge zur Geschichte und Kultur, S. 3 r. u. Gärtner, Karl-Heinz, : S. 5 l. u., S. 19 u. Heft 10: Standorte von der Luftschiffhalle zur plus 4930 Architekturbüro, Berlin: S. 22 l. u., S. 23 l. o., Planungsgruppe Werkstadt: S. 12 u. Gartenstadt, Wolfgang Schneider, 2015 | S. 23 r. o. Stiftung Synanon: S. 6 r. u., S. 7 o., S. 7 l. u., S. 7 r. u. „Flugplatz und Pionierschule – deutsche Militär­ architektur büro west, Berlin: S. 34 Zwickert, Gerhard: S. 2, S. 3 r. o., S. 4, S. 5 r. u., geschichte“ und „Flugzeughallen aus dem BA Lichtenberg, Abteilung Stadtentwicklung, Soziales, S. 7 u. m., S. 8, S. 9, S. 12 o., S. 13, S. 14 l., S. 15 l., Ersten Weltkrieg in Berlin-Karlshorst“, Christina Wirtschaft und Arbeit, Stadtentwicklungsamt , FB Bau- S. 16 r. u., S. 18 l., S. 20 l. o., S. 22 r., S. 24 r., S. 26 o., Czymay, Landesdenkmalamt Berlin | und Wohnungsaufsicht, Untere Denkmalschutzbehörde: S. 26 l. u., S. 27, S. 28 l. o., S. 29 r., S. 30, S. 32, BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde S. 5 l. o., S. 5 r. o., S. 6 l. u., S. 11 r., S. 15 r., S. 16 r. m., S. 33 l. u., S. 33 m. u., S. 33 r. m., S. 35 36 IMPRESSUM

Herausgeber: Bezirksamt Lichtenberg, Abteilung Stadt­ entwicklung, Soziales, Wirtschaft und Arbeit, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Bau- und Wohnungsaufsicht / Untere Denk- malschutzbehörde

Bearbeitung, Text, Koordination: Planungsgruppe WERKSTADT Christina Lindemann, Elfi Czaika Boxhagener Straße 16, 10245 Berlin Untere Denkmalschutzbehörde: Ina Bergmann, Regine Lude

Foto, Grafik, Layout: Gerhard Zwickert, Christine Czaika

Herstellung: Lieblingsdrucker GmbH, Berlin

Januar 2019