Stadtgeographische Prozesse und Strukturen in Mailand

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Naturwissenschaften

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Barbara ZISSLER

am Institut für Geographie und Raumforschung Begutachter: Ao. Univ. Prof. Dr. Čede, Peter

Graz, 2018

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten, elektronischen Version.

Datum: Unterschrift:

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I Zusammenfassung

Stadtgeographische Prozesse und Strukturen in Mailand

Mailand lässt einen, je nach persönlichem Interesse, an die letzten Modetrends, präsentiert auf Catwalks im grellen Scheinwerferlicht, an Börsenkurse und ständig gestresste ManagerInnen, an die Pilgerreise zum Mailänder Dom oder an das Fußballteam, denken. Im Gegensatz zu anderen italienischen Städten, wird kaum jemand Mailand primär mit dem Reichtum an persistenter Bausubstanz in Verbindung setzten. Viel eher sind es die architektonisch hoch gelobten Neubauprojekte, über die man immer wieder in den Medien liest. Ein Teil der vorliegenden Arbeit befasst sich mit den vernachlässigten Gebäudeformen im Stadtzentrum Mailands, welche vor 1900 entstanden sind.

Neben dem physischen Aspekt der Bebauung, spielt die Bevölkerung die zentrale Rolle im urbanen Gefüge. In einem anderen Kapitel wird über die historische, demographische Entwicklung der Stadt ein Bogen, hin zur aktuellen Situation in der Stadtgemeinde und den einzelnen Stadtbezirken, gespannt.

Mailand stellt, seit der Industriellen Revolution, den wirtschaftlichen Motor Italiens dar, wie viele, europäische Metropolen hat es mit den, seit damals einhergehenden Veränderungen zu kämpfen. Der industrielle Fortschritt und der wirtschaftliche Aufschwung führten, ab den 1950er Jahren zu einem enormen Bevölkerungszuwachs. Spätestens aber ab Mitte der 1970er Jahre, mit der Abwanderung der Schwerindustrie, landete die Region in einer Krise, welche erst in den letzten Jahren, ab dem Beginn des 21. Jahrhunderts mit einer Verlagerung auf den tertiären Sektor abgefedert werden konnte. Eine weitere Ausprägung der postindustriellen Städte Europas ist die Entstehung von Metropolräumen, welche als große, vernetzte, urbane Einheiten, besondere funktionale Bedeutung aufweisen und die Zukunft der städtischen Räume entscheidend prägen werden. So widmet sich der letzte Teil dieser Arbeit dem Metropolraum Mailand und der Rolle, die die Stadt Mailand darin übernimmt.

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II Abstract

Urban geographically processes and structures in

Depending on one’s personal interest, Milan will make one think of the latest trends, catwalks in bright spotlight, stock quotes and constantly stressed managers, the pilgrimage to or the football team. Unlike other Italian , few people will associate Milan primarily with the rich heritage of persistent buildings. The architecturally highly praised new skyscraper projects are more likely to catch one’s attention, as they are repeatedly presented in the international media. Part of this thesis deals with the neglected forms of buildings, which were created before 1900.

In addition to the physical aspect of the , the population plays the central role in the urban fabric. The historical, demographic development of the city leads up to the current situation in the municipality and the individual districts.

Since the Industrial Revolution, Milan has been the economic engine of , and as many European metropolises, Milan is also struggling with the changes that have taken place since then. Industrial progress and the economic boom led to an enormous increase in population, especially since the 1950s. However, from the mid-1970s, with the outsourcing of heavy industry, the region felt into a crisis that could be stabilized only in recent years with a shift to the tertiary sector. Another characteristic of 's post-industrial cities is the emergence of metropolitan areas, which, as large, interconnected, urban units, have a special functional significance and will decisively shape the future of urban areas.

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III Sommario

Processi e strutture geografiche urbane a Milano

Se si pensa a Milano vengono in mente, in base agli interessi personali, le ultime tendenze della moda, le passeggiate delle modelle sulle passerelle sotto i riflettori, azioni di borsa e manager stressati, la visita al Duomo di Milano o allo stadio delle locali squadre di calcio. A differenza di altre città italiane, poche persone assoceranno Milano alla ricchezza del tessuto edilizio. Piuttosto, sono i nuovi progetti architettonici altamente elogiati che attireranno l'attenzione dei piu'. Parte del presente lavoro riguarda le forme di edifici ormai dimenticate, create prima del 1900.

Oltre all'aspetto fisico della città , la popolazione gioca un ruolo centrale nel tessuto urbano. Lo sviluppo storico e demografico della ci porta fino alla situazione attuale nel comune e nei singoli distretti.

Sin dalla rivoluzione industriale, Milano è stata il motore economico dell'Italia, e come molte metropoli europee sta lottando con i cambiamenti che si sono verificati da allora. Il progresso industriale e il boom economico hanno portato ad un enorme aumento della popolazione, soprattutto dagli anni '50. Ma verso la metà degli anni 1970, con l'esodo dell' industria pesante, la regione è entrata in una crisi che è stata compensata solo negli ultimi anni, a partire dall'inizio del 21 ° secolo, con uno spostamento verso il settore terziario. Un'altra caratteristica delle città postindustriali in Europa è l'emergere di aree metropolitane che, in quanto grandi unità urbane interconnesse, hanno un particolare significato funzionale e determineranno in modo decisivo il futuro delle aree urbane.

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IV Inhalt

I Zusammenfassung ...... 3 II Abstract ...... 4 III Sommario...... 5 IV Inhalt ...... 6 V Abbildungsverzeichnis ...... 8 VI Tabellenverzeichnis ...... 10 VII Abkürzungsverzeichnis ...... 10 1. Einleitung ...... 11 1.1. Problemstellung und Zielsetzung ...... 11 1.2. Arbeitsgrundlagen und Methodik ...... 12 2. Rahmenbedingungen...... 13 2.1. Die physiogeographischen Rahmenbedingungen ...... 13 2.1.1. Geologie...... 13 2.1.2. Klima ...... 16 2.1.3. Vegetation ...... 17 2.2. Die topographische Lage ...... 18 2.3. Die geographische Lage ...... 21 2.4. Die administrative Gliederung ...... 23 2.5. Die Wirtschaftsstruktur ...... 27 2.5.1. aktuelle Zahlen ...... 27 2.5.2. Mode ...... 29 2.5.3. Industrie ...... 29 3. Stadtgeschichte ...... 31 3.1. Von der Antike bis zur freien Kommune ...... 31 3.1.1. Die Antike ...... 32 3.1.2. Der heilige Ambrosius ...... 33 3.1.3. Die Völkerwanderung, Karl der Große und seine Nachfolger ...... 35 3.1.4. Die Kommunale Entwicklung Mailands ...... 36 3.2. Von der Herrschaft der Visconti bis zum Königreich Italien ...... 39 3.2.1 Die Herrschaft der Visconti...... 39 3.2.2. Die Herrschaft der Sforza ...... 40 3.2.3. Die Spanische Herrschaft ...... 42 3.2.4 Die Herrschaft der Österreicher ...... 43

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3.2.5 Die Zeit Napoleons ...... 44 3.3. Von der Herrschaft der Österreicher bis zur Nachkriegszeit ...... 44 3.3.1. Die zweite Österreichische Herrschaft ...... 44 3.3.2. Das Königreich Italien ...... 45 3.3.3. Die Weltkriege und der Faschismus ...... 46 3.3.4. Die Nachkriegszeit und die vergangenen Jahrzehnte ...... 47 4. Die persistente Bausubstanz im Centro Storico ...... 49 4.1. Die Palazzi ...... 49 4.1.1. Ausgewählte Beispiele ...... 50 4.1.2. Die aktuelle Funktion der Palazzi ...... 55 4.2. Die gründerzeitliche Bebauung ...... 61 4.2.1. Wirtschaftlicher Hintergrund der Gründerzeit ...... 61 4.2.2. Exkurs: Gründerzeitliche Stadterweiterung in Mailand ...... 63 4.2.3. Die gründerzeitliche Bausubstanz im Centro Storico ...... 67 4.2.4. Aktuelle Funktion der gründerzeitlichen Bausubstanz ...... 73 4.3. Wohnhäuser für niederrangige Bevölkerungsteile ...... 74 4.4. Sakralbauten ...... 75 4.5. Castello Sforza ...... 78 5. Bevölkerung ...... 81 5. 1. Bevölkerungsentwicklung ...... 81 5.1.1. Gründerzeit ...... 82 5.1.2. Zwischenkriegszeit und zweiter Weltkrieg ...... 83 5.1.3. Nachkriegszeit ...... 85 5.1.4. Von 1971 bis 1999 ...... 87 5.1.5. Die letzten Jahrzehnte ...... 88 5.2. Bevölkerungsstruktur ...... 99 5.2.1. Ausländeranteil ...... 101 5.2.2. Ausbildung ...... 104 6. Metropolraum Mailand ...... 107 6.1. Verstädterung und Urbanisierung in Italien ...... 107 6.2. Die Einteilung funktionaler Stadtgebiete ...... 111 6.2.1. OECD Einteilung in funktionale Stadtgebiete (FUAs) ...... 111 6.2.2. Die ISTAT Einteilung in funktionale Stadtgebiete ...... 112 6.3. Ansätze der Bestimmung von Metropolregionen ...... 113 6.4. Der Metropolregion Mailand ...... 115 6.4.1. Abgrenzung ...... 115

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6.4.2. Polyzentrische Metropolregion Mailand? ...... 120 7. Zusammenschau und Schlussfolgerungen ...... 124 8. Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen ...... 126 8.1. Literatur ...... 126 8.2. Onlinequellen ...... 130 8.3. Tabellen ...... 135 9. Anhang ...... 136

V Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Sedimenttransport in die Po-Ebene ...... 14 Abb. 2: Geologie im Raum Mailand ...... 15 Abb. 3: Klimadiagramm Mailand ...... 16 Abb. 4: Vegetationszonen Italien ...... 17 Abb. 5: Satellitenbild Mailand ...... 19 Abb. 6: Mailand und die umliegenden Städte ...... 20 Abb. 7: Verkehrsnetze im Raum Mailand ...... 21 Abb. 8: Ehem. Einteilung in 20 Bezirke ...... 24 Abb. 9: Administrative Gliederung der Stadtgemeinde ...... 25 Abb. 10: Anteile der Sektoren an der Wirtschaft in Mailand, der Lombardei und Italien ...... 28 Abb. 11: Poster der Mailänder Modewoche ...... 29 Abb. 12: Orte und Völker der Gallia Cisalpina ...... 31 Abb. 13: Mailand zur Zeit des Erzbischofs Ambrosius ...... 34 Abb. 14: Historische Ansicht der Stadt Mailand (1156) ...... 38 Abb. 15: Der Mailänder Dom ...... 40 Abb. 16: Bombenschäden an der Basilika Sant Ambrogio ...... 47 Abb. 17: Relief der scrofa semi-lanuta ...... 51 Abb. 18: Der Palazzo della Ragione ...... 52 Abb. 19: Der ...... 53 Abb. 20: Das Dromedar über dem Portal ...... 53 Abb. 21: Portal des Palazzo Borromeo ...... 53 Abb. 22: Frontalansicht des Palazzos Bovara ...... 54 Abb. 23: Detailansicht der Fassade des Palazzos Bovara ...... 55 Abb. 24: Die untersuchten Palazzi ...... 58 Abb. 25: Ergebnisse der Erhebung im Mailänder Stadtzentrum, 2018 ...... 60 Abb. 26: Verteilung der Palazzi nach aktueller Nutzung ...... 60 Abb. 27: Historische Karte des Mailänder Stadtgebietes, 1844 ...... 64 Abb. 28: Historische Karte des Mailänder Stadtgebietes, 1877 ...... 64 Abb. 29: Historische Karte des Mailänder Stadtgebietes, 1904 ...... 65 Abb. 30: Der Beruto Plan in seiner zweiten Version, 1889 ...... 66 Abb. 31: Der Pavia Plan, 1910 ...... 67 Abb. 32: Das Foro Bonaparte ...... 68 Abb. 33: Häuserzeile am Foro Bonaparte ...... 69 Abb. 34: Eckhaus am Foro Bonaparte ...... 69

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Abb. 35: Gebäude um die Via Dante nach Alter ...... 70 Abb. 36: Via Dante ...... 71 Abb. 37: Gebäudefront an der Via Dante ...... 71 Abb. 38: Gründerzeithaus am Corso Venezia ...... 72 Abb. 39: Ergebnisse der Erhebung in der Via Dante, 2018 ...... 73 Abb. 40: Ergebnisse der Erhebung am Corso Venezia, 2018 ...... 73 Abb. 41: Verteilung der Kirchen im Centro Storico ...... 76 Abb. 42: Frontalansicht des Mailänder Doms ...... 77 Abb. 43: Hauptschiff im Mailänder Dom ...... 78 Abb. 44: Eingangsportal des Castello Sforza ...... 79 Abb. 45: Corte Ducale im Castello Sforza ...... 80 Abb. 46: Demographische Entwicklung der Stadtgemeinde Mailand, 1881-2016 ...... 81 Abb. 47: Vergleich der Siedlungsfläche 1860 und 1900 ...... 82 Abb. 48: Bevölkerungsentwicklung der Mailänder Stadtgemeinde, 1918-1945 ...... 84 Abb. 49: Gegenüberstellung der natürlichen Bevölkerungsdynamik und der Migrationsbewegung ... 85 Abb. 50: Verlauf der Immigrationsbewegung in der Nachkriegszeit ...... 86 Abb. 51: Migrationsbewegung in der Stadtgemeinde, 1972-1999 ...... 87 Abb. 52: Bevölkerungswachstum 2001-2010 nach Örtlichkeit und Herkunft ...... 88 Abb. 53: Bevölkerungsdynamik im ersten Bezirk Mailands, 1999-2017 ...... 89 Abb. 54: Gegenüberstellung der Bevölkerungsentwicklung im dritten Bezirk ...... 91 Abb. 55: Gegenüberstellung der Bevölkerungsentwicklung im dritten Bezirk ...... 92 Abb. 56: Bevölkerungsentwicklung im sechsten Bezirk, 1999-2017 ...... 94 Abb. 57: Sozialbauwohnkomplex in der Via Carlos Marx im ...... 95 Abb. 58: Bevölkerungsentwicklung im achten Bezirk, 1999-2017 ...... 97 Abb. 59: Bosco Verticale, Projekt vom Architekt Boeri ...... 98 Abb. 60: Mailänder Gemeindegebiet ...... 99 Abb. 61: Gegenüberstellung der Bevölkerungspyramiden der Stadtgemeinde Mailand ...... 100 Abb. 62: AusländerInnenanteil an der Gesamtbevölkerung, Stadtgemeinde Mailand, 2017 ...... 101 Abb. 63: Auflistung der stärksten Einwanderernationen in Mailand, 2017 ...... 102 Abb. 64: Details zu den größten Immigrantengruppen, Stadtgemeinde, 2017 ...... 102 Abb. 65: AusländerInnenanteil in den Stadtbezirken Mailands, 2017 ...... 103 Abb. 66: Schulabschlüsse in der Stadtgemeinde Mailand, 2011 ...... 104 Abb. 67: Anzahl der Schulen in den Stadtbezirken, 2016/17 ...... 105 Abb. 68: Schülerzahlen in den Stadtbezirken, 2016/17 ...... 106 Abb. 69: Entwicklung des Verstädterungsgrades seit 1960 in Italien ...... 110 Abb. 70: Die 21 urbanen, funktionalen Regionen Italiens ...... 113 Abb. 71: Ausdehnung des Metropolraumes nach ISTAT ...... 116 Abb. 72:Metropolregion nach EUROSTAT ...... 117 Abb. 73: High density cluster im Raum Mailand ...... 118 Abb. 74: Metropolraum Mailand nach der OECD ...... 119 Abb. 75: Polyzentrismus (links) und monazentrisches System (rechts) ...... 121 Abb. 76: Funktionale Regionen im Raum Mailand ...... 122 Abb. 77: Anzahl der lokalen Systeme und der Dominanzgrad der urbanen Zentren Italiens ...... 123

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VI Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Wichtige Städte um Mailand ...... 20 Tab. 2: Liste der neuen Bezirke Mailands ...... 25 Tab. 3: Einteilung der Funktionen ...... 56 Tab. 4: natürliche Bevölkerungsdynamik und Migration, 1881-1931 ...... 83 Tab. 5: Stadien der urbanen Raumentwicklung in Italine zwischen 1971 und 1987 ...... 109 Tab. 6: Überblick über die verschiedenen Abgrenzungsmethoden ...... 115

VII Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung BIP Brutto- Inlandprodukt bzw. beziehungsweise Diagr. Diagramm EU Europäische Union EUR Euro EUROSTAT Statistischer Dienst der EU EW Einwohner ISTAT Istituto Nazionale di Statistica ital. italienisch lat. latein n. Chr. nach Christus OECD Organisation for Economic Co-operation and Development Tab. Tabelle u. a. und andere v. Chr. vor Christus vgl. vergleiche

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1. Einleitung

1.1. Problemstellung und Zielsetzung

Mailand stellt beispielhaft das Schicksal einer europäischen Industriemetropole dar. Angefangen bei dem wirtschaftlichen Aufschwung in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg, bis hin zur momentan um sich greifenden Tertiärisierung der Wirtschaft und der immer stärker werdenden Vernetzung mit den Umlandgemeinden, gibt es viele, aus stadtgeographischer Sicht, interessante Ansatzpunkte. Die vorliegende Arbeit beleuchtet mehrere Aspekte, dabei wird, startend im Zentrum, pro Abschnitt ein größer werdendes Gebiet untersucht, bis es im letzten Kapitel um die gesamte Metropolregion geht. Die Fragen die es zu beantworten gilt lauten:

Welche Auswirkungen hat die persistente Bausubstanz im Centro Storico auf den Tertiärsektor? Dabei sollen die vorhandenen Gebäudeformen, mit Entstehungsdatum vor 1900, näher beschrieben werden und die ihnen aktuell zugewiesenen Funktionen untersucht werden.

Wie hat sich die Bevölkerung in der Stadtgemeinde Mailand, sowie in den einzelnen Bezirken entwickelt und wie ist ebendiese in ihrer aktuellen Struktur zusammengesetzt? Hierbei wird die Bevölkerungsdynamik ab Mitte des 19. Jahrhunderts näher untersucht, besonders wird auf die demographischen Veränderungen in den einzelnen Bezirken sein 1999 eingegangen.

Welche Möglichkeiten den Metropolraum Mailand zu beschreiben gibt es, ist es gerechtfertigt von einem polyzentrischen Metropolraum zu sprechen? In diesem letzten Punkt rückt der Großraum Mailand in den Mittelpunkt, dabei wird auf die verschiedenen Möglichkeiten den Metropolraum Mailand abzugrenzen besonders Wert gelegt.

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1.2. Arbeitsgrundlagen und Methodik

Die vorliegende Arbeit basiert auf umfangreichen Literaturrecherchen sowie auf der Sichtung von relevanten Internetquellen. Hinzu kommt, dass es für die Studie unerlässlich war, Erhebungen direkt in Mailand vor Ort anzustellen, um sich einen Überblick über die aktuelle Lage zu verschaffen und die in dieser Arbeit erlangten Erkenntnisse mit Fotos zu untermauern.

Für den historischen Hintergrund war das Werk „Storia di Milano“ von VERGA E. (2015) hilfreich, während für die Ausführungen über die persistente Bausubstanz SABELBERG E. (1984) und FAZIO M. (1980) relevant waren. Einige Details für den italienischen Kontext wurden den Werken von TICHY F. (1985, 2000) entnommen. Weitere wichtige Werke stammen von HEINEBERG H. (2001) und GAEBE W. (2004). Die Publikation der Universität Amsterdam „ Milan city-region: Is it still competitive and charming? Pathways to creative and knowledge-based regions.” Von MUSTERD, S. (2007) bot einen guten Überblick über die Thematik der Urbanisierung in der Metropolregion Mailand. Um aktuelle Daten und Sachverhalte zu recherchieren, wurde auf das Internet zurückgegriffen, wobei die offiziellen Webseiten relevanter Firmen und Unternehmen, Institutionen der Stadtgemeinde bzw. der Provinz Mailands und der Lombardei im Vordergrund standen.

Für statistische Daten zu Demographie und Wirtschaft wurden die offiziellen statistischen Ämter der Stadtgemeinde, der Provinz, von Italien (ISTAT) und Europa (EUROSTAT) verwendet. Allen voran der Mailändische Statistik Dienst „SISI – Sistema Statistico Integrato“ und die Datensammlung von COMUNI-ITALIANI.IT. Auch einige Daten der OECD wurden verwendet.

Die Darstellung relevanter Daten in Kartenform wurde mit Hilfe des Programmes QGIS Pisa 2.10.1 durchgeführt und die Diagramme wurden mit Microsoft Excel angefertigt.

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2. Rahmenbedingungen

2.1. Die physiogeographischen Rahmenbedingungen

2.1.1. Geologie Vor der spätpaläozoischen, variszischen Orogenese und der Entstehung des Pangaea- Megakontinentes befand sich die heutige Po-Ebene am nordwestlichen Rand des Gondwana Subkontinents. Veränderungen im Zuge dieser Orogenese (variszischen) förderten paläozoisches Gestein zu Tage, welches als Grundgebirge die Basis der Region bildete (CARMINATI, 2005, S.21). Nach der variszischen Orogenese stand der zentrale Mittelmeerraum unter tektonischen Spannungen, die zur Öffnung der ozeanischen Becken des Thetys führten. Die Po-Ebene war Teil des adriatischen Mikroplatten-Systems, das zwischen Afrika und Europa entstand. Frühe mesozoische Gesteine zeichnen das Aufbrechen von Pangaea auf, außerdem zeugen sie von einem allgemeinen Anstieg des Meeresspiegels. Von Norden nach Süden verlaufende, frühmesozoische Flachwasserkarbonatplattformen waren durch wassergefüllte Tröge getrennt, in welchen sich kohlenstoffreiche Sedimente ansammelten. Die Plattform- und Trogstandorte waren während des gesamten Mesozoikums relativ konsistent. (LINDQUIST, 1999, S.6)

Jura-und Kreide-Schichten enthalten Beweise für einen kontinuierlichen Übergang zu einem passiven Kontinentalrand mit der Ausbildung von Flachwassercarbonaten. Der atlantische Ozean begann sich zu öffnen und veränderte die lokalen Spannungsverhältnisse. In der Spätkreide begannen die Subduktion der ozeanischen Kruste des Tethysozeans und die Kontinentalkollision von Afrika und Europa. Diese Vorgänge hatten zur Folge, dass die Überbleibsel der adriatischen Platte den Grundstock unter der Adria und unter den später angelagerten Sedimenten der Po-Ebene bilden (VEIT, 2002, S.20-22). Das Gebiet entwickelte sich weiter zu einem Tiefwasserbecken, welches durch silikiklastische Turbidite gekennzeichnet war. Die Turbidite sind auf anhaltende Kompressionsereignisse und tertiäre Meeresspiegelschwankungen zurückzuführen (LINDQUIST, 1999, S.7).

Der früheste Beweis für alpine Kompression, also die nordwärts gerichtete Überschiebung, findet sich im lombardischen Flysch. Im Oligozän ist der größte Teil des Tethys-Ozeans subduziert worden, und die kontinentale Adriatische Mikroplatte wurde von mehreren 13

Richtungen komprimiert. Eine Veränderung der Plattenbewegung führte zu einem Schub nach Süden in den Südalpen und westwärts in den Dinariden, wobei letztere ihre gegenwärtige Position erreichte. Am Beginn des Oligozäns bildeten sich auch die ersten Apenninen aus Stapeln von Karbonatplattformen aus. Diese Entwicklung erreichte den Westen der Poebene im mittleren Miozän. (LINDQUIST, 1999, S.8)

Im späten Miozän kam es zu einem Rückgang des Meeresspiegels, welcher kombiniert mit den Auswirkungen der fortgesetzten euro-afrikanischen Kollision, zu einer periodischen Isolierung des Mittelmeers von offenen, marinen Zirkulation führte. Evaporite und lokale Diskordanzen belegen diesen Ablauf. Die Apennin-Orogenese erreichte im Pliozän ihren Höhepunkt. Erhebliche Senkungen führten zu der Ablagerung einer mindestens 6 km tiefen Sedimentschicht im Pliozän und auch das Flusssystem des Pos entstand in dieser Zeit (GARZANTI, 2010, S.26-28). Die Alpenvortriebsfront in der Lombardei war im Wesentlichen bis zum Miozän aktiv, während die Apenninenfront, begleitet von einem viel tieferen Vorlandbecken heute immer noch aktiv ist (SCARDIA, 2012, S.2-4). Auf der Alpenseite stehen die Ablagerungen oft mit dem, durch Gletscherprozesse verursachten Sedimenttransport bis in die Ebene in Zusammenhang (CASTIGLIONI, 1997, S.9).

Abb. 1: Sedimenttransport in die Po-Ebene

Arbeitsgrundlage: SCARDIA, 2006, S. 12

Abb. 1 zeigt den Prozess des Sedimenttransportes von den Alpen bis in die Poebene, in der sich seit dem frühen Pleistozän kilometerdicke Sedimentschichten abgelagert haben.

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Die Formen des Altpleistozäns sind in der westlichen und mittleren Ebene, am Fuß der Alpen, deutlich zu erkennen, mit einer kleinen Ausdehnung bis zum Fuß der Apenninen, aber immer weit vom Meer entfernt. Die geologisch alten Flächen zeichnen sich durch erhebliche Verwitterung von Sedimenten aus, die ursprünglich hauptsächlich kiesig waren und später von Löss bedeckt wurden. Sie sind auch durch ein dichtes Netz von kleinen Tälern zergliedert. Die Depositionssysteme des jungen Pleistozäns haben viel größere Oberflächenstrukturen hinterlassen. Im vorgelagerten Raum der Apenninen gibt es nur Schwemmfächer, während auf der Alpenseite sich Schwemmfächer mit fluvioglazialen Auswaschungen abwechseln und sich auch überlappen. Weiter Richtung Po-Ebene werden sie mehr und mehr von schluffigen und sandigen Sedimenten abgelöst. (LINDQUIST, 1999, S.5-7)

Abb. 2: Geologie im Raum Mailand

220 km

Arbeitsgrundlage: SCARDIA, 2012, S.2

Abb.2 zeigt die Verteilung der, im Pleistozän abgelagerten, Sedimente im Raum Mailand (links oben) und die Vorschubfronten der Alpen und Apenninen in Norditalien (rechts unten).

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2.1.2. Klima Das Mesoklima im Po-Tal ist geprägt von kalten Wintern und heißen, schwülen Sommern. Es weist eine hohe Luftfeuchtigkeit auf, besonders in der Nähe der Flüsse und Kanäle. Der Winter in der Ebene ist durch häufige Nebel und Fröste gekennzeichnet. Die Winterwolken sind in zwei Haupttypen unterteilt: die dünne Schichtwolke, die für die winterlichen Hochdruckgebiete typisch ist, und die dicke Trübung aufgrund von Störungen. Der Frühling ist die Jahreszeit mit stärkerer Bewölkung des Kumulus-Typs mit ausgeprägter Tagesentwicklung, ähnlich wie im Sommer. Im Herbst sind vor allem Schichtkumulus und Hochkumulus die bestimmenden Wolkenarten (ARPA, 2011, S.2-3). Der Niederschlag in der Po-Ebene variiert je nach lokalen Gegebenheiten und reicht von niedrigen Mengen (weniger als 700 mm pro Jahr) im Nordwesten, bis zu einem Maximum im Bereich der westlichen Voralpenseen (über 2000 mm pro Jahr). Auf das Jahr sind sie recht gleichmäßig verteilt mit zwei Maxima, je eines im Herbst und Frühling. (ARPA, 2011, S.2)

Das Klimadiagramm der Stadt Mailand (Abb. 3) spiegelt die regionalen Gegebenheiten wieder, mit den Niederschlagsmaxima im Frühling und Herbst. Die Temperaturkurve zeigt die höchsten Werte in den Sommermonaten Juli und August an, während im Winter die Durchschnittstemperaturen nur etwas über dem Gefrierpunkt liegen. Das Temperaturjahresmittel liegt bei 13,1°C und der jährliche Durchschnittsniederschlag bei 963 mm. Abb. 3: Klimadiagramm Mailand

Arbeitsgrundlage: WIKIMEDIA.ORG, 2017, online

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2.1.3. Vegetation In Italien sind zwei Vegetationszonen vorherrschend, die mitteleuropäische Zone, welche sich von den Alpen über die Po-Ebene bis hin zu den nördlichen Teilen des Apennins erstreckt und die mediterrane Zone, welche die Halbinsel, den südlichen Teil des Apennins, die Inseln sowie die ligurischen Alpen umfasst (Abb. 4). Innerhalb dieser Zonen kann wiederum in verschiedene Vegetationsstufen unterschieden werden, welche von der Seehöhe abhängig sind. (BLASI, 2014, S.)

Die planare Höhenstufe (bei TICHY, 2000, S.51, Abb. 17: Mediterrane Stufe im Küstenland mit Oleaster und Mediterrane Stufe mit immergrünen Hartlaubformationen) entspricht dem bioklimatischen Gebiet der Laubmischwälder. In Italien fast immer mit der Eiche als dominierender Art. Diese Stufe ist großräumig in den Alpen, in der Po-Ebene und in der Ebene Venetiens vorzufinden. Sie ist noch auf den südexponierten Hängen des nördlichen Apennins und im Zentralapennin zu finden und hat dort extrazonale Bedeutung, wo eigentlich schon die submontane Vegetationsstufe der mediterranen Zone vorherrscht. (WEISER, 1991, S.6-7)

Abb. 4: Vegetationszonen Italien

N

550 km

Arbeitsgrundlage: BLASI, 2014, S.9

Abb.4. zeigt die Teilung Italiens in zwei unterschiedliche Klimazonen, der gemäßigten Zone im Norden und im Zentrum und der Mediteranen Zone an den Küsten sowie im Süden.

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Die Boden- und Wasserverhältnisse führen dazu, dass man die Po-Ebene grob in die trockenere Alta Pianura und in die feuchte Bassa Pianura unterteilt. Pianura Padana ist die italienische Bezeichnung der Po-Ebene. In der Alla Pianura überwiegt der Getreideanbau mit Weizen und Mais, Dauerwiesen sind selten. An sonnigen Bereichen finden sich Maulbeerbäume und Weinkulturen. Kartoffeln, Bohnen und Obstbäume ergänzen den gemischten Anbau (früher war auch die Seidenraupenzucht sehr verbreitet). In der Bassa Pianura sind die Wasserverhältnisse von Natur aus, aber auch durch Bewässerungsmaßnahmen ausgeglichener. Der Reisanbau nimmt daher bis zu 90% der Landnutzung ein. Außerdem finden sich viele Weichholzarten, wie Weiden, Pappeln und Ulmen. Der Pappelanbau hat besonders in den fünfziger und sechziger Jahren eine revolutionäre Entwicklung erlebt und ist durch private und staatliche Initiativen sehr gefördert worden (MUSTERD, 2007, S.2-3). Die lange Vegetationsperiode von März bis Oktober schaffte die Voraussetzungen dafür, dass die Po-Ebene heute zum stärksten agrarwirtschaftlich genutzten Gebiet Italiens geworden ist. Die Region liefert Weizen, Reis und Mais sowie auch den größten Teil der in Italien produzierten Fleisch- und Milchprodukte. (MUSTERD, 2007, S.3)

2.2. Die topographische Lage

Etwa in der Mitte zwischen dem Po und den südlichen Ausläufern der Alpen liegt Mailand (jeweils zirka 45 km entfernt). Es befindet sich somit im Nordwesten der Po-Ebene in Norditalien. Die Seehöhe der Stadt beträgt etwa 120m. und Lambro sind die beiden Flüsse die durch Mailand fließen, Olona befindet sich im westlichen Stadtteil und Lambro im östlichen. Zusätzlich durchziehen eine Reihe von Kanälen, Überbleibsel aus dem Mittelalter, die Stadt und stellen eine Verbindung zu den oberitalischen Seen und den Flüssen des Umlandes dar. (GOLDSTEIN, 2009, S. 22-24)

Das Gebiet der Stadtgemeinde Mailand umfasst ca. 180 km². Mailand beherbergt den Sitz der Regionalregierung der Lombardei. Der Norden der Region ist gekennzeichnet durch eine trockene Hochebene, die durch die urbanen Zentren Monza, Brianza, Sesto San Giovanni, Saronno u. a. infrastrukturell gut ausgestattet ist und einen wichtigen wirtschaftlichen Standort darstellt. Seit den 1950er Jahren dringt die Urbanisierung der Region bis hin zu den Voralpen, Richtung Varese, Como und Lecco vor. Der Süden ist eher landwirtschaftlich geprägt 18

und reicht in der Poebene Richtung Pavia und Lodi. Erst der Siedlungsdruck ab Mitte der 1960er Jahren verursachte auch hier Veränderungen hin zur Urbanität. (MALANIMA, 2005, S.107)

Abb. 5: Satellitenbild Mailand

N

10km

Arbeitsgrundlage: BLOGS.ESA.INT, 2017, online

Wie Abb. 5. zeigt, gibt es keinen klaren Übergang zur Peripherie, vielmehr verschwimmen die Grenzen zu den angrenzenden Stadtgemeinden. Dies ist vor allem, an den sternförmig das Zentrum verlassenden Hauptverkehrswegen bemerkbar. Im Süden der Stadt ist auch die agrarwirtschaftliche Dominanz zu erkennen (vermehrt Felder und Grünflächen), während im Norden sich die Bebauung weiter ausbreitet und mit dem nördlich gelegenen Zentralraum Monza-Brianza verschmilzt.

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Um Mailand herum existieren natürlich noch andere urbane Realitäten. Die wichtigsten Städte im direkten Umfeld von Mailand sind:

Tab. 1: Wichtige Städte um Mailand

Stadt Einwohner Ungefähre Entfernung Mailand (Luftlinie)

Brescia 196.480 80 km

Bergamo 119.381 45 km

Novara 104.380 45 km

Piacenza 102.191 60 km

Alessandria 93.839 75 km

Como 84.876 40 km

Busto Arsizio 83.340 30 km

Pavia 71,345 30 km

Cremona 69,589 75 km

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 2017, online, GOOGLE-MAPS, 2017, online

Abb. 6: Mailand und die umliegenden Städte

N

24km

Arbeitsgrundlage: erstellt mit GOOGLE EARTH Pro, 2017, online

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Tab.1 listet die größeren Städte in einem ungefähren 80km Radius um die Stadt Mailand herum auf. Dabei ist anzumerken, dass sich die Städte gleichmäßig auf die Himmelsrichtungen aufteilen. Abb.6 zeigt die genannten Städte und deren Lage um Mailand.

2.3. Die geographische Lage

Schon in der Antike wurde die Lage der Stadt, zwischen den Alpen und dem Apennin, sehr geschätzt. Durch die Geschichte hindurch konnte sich Mailand als Verkehrs- und Handelsknotenpunkt zwischen Nord und Süd behaupten und wurde nicht zuletzt deswegen zur wirtschaftlich stärksten Stadt Italiens. Der Stadt selbst, in den Ebenen des Po-Tales erbaut, standen keine Berge im Weg, die die städtische Ausbreitung hätten behindern können. Aus Abb. 6 sind die verschiedenen verkehrstechnisch relevanten Routen (Straßen und Eisenbahnrouten) und Punkte (Flughäfen) zu entnehmen.

Abb. 7: Verkehrsnetze im Raum Mailand

Arbeitsgrundlage: WIKIVOYAGE.ORG, 2017, online

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Was die Autobahn (Abb. 7, rote Linien) betrifft, liegt Mailand nicht nur auf der Nord-Süd-Achse gut angeschlossen und integriert. Die A1 (Autostrada del Sole) führt von Mailand, über Rom nach Neapel, die A7 nach Genua, die A8 in die Schweiz und die A9 führt bis nach Como. Sondern auch die Ost-West-Achse wird durch die A4, welche von Turin über Mailand nach Triest führt, bedient (AUTOSTRADE.IT, 2017, online). Insgesamt kommt die Lombardei auf 706 Autobahnkilometer (ASR-LOMBARDIA.IT, 2017, online).

Der überregionale Eisenbahnverkehr wird von der staatlichen Rete Ferroviaria Italiana (RFI) betrieben (andere Namen: Trenitalia oder ehem. Ferrovie dello Stato) betrieben, die abgefahrenen Strecken sind Turin-Mailand-Reggio Emilia, dann weiter in den Süden, bin nach Neapel, und Turin-Mailand-Venedig. (TRENITALIA.COM, 2017, online) Des Weiteren gibt es zwei private Eisenbahnunternehmen in der Region Mailand. Zum einen Italotreno, die moderne Intercitys bedienen (ITALOTRENO.IT, 2017, online). Zum anderen , das mit einem ausgebauten Netz an Regionalzügen, auch kleinere Städte und Dörfer in der Lombardei verbindet. Dasselbe Unternehmen ist auch für die S-Bahnen in Mailand verantwortlich und somit auch Teil des Nahverkehrsnetzes der Stadt. (TRENORD.IT, 2017, online)

Im Umland Mailands befinden sich drei Flughäfen (Abb. 7):

Der zweitgrößte Flughafen Italiens besteht bereits seit 1948 und liegt in etwa 50 km in nordwestlicher Richtung vom Stadtzentrum aus. Neben der Autostrada A8 und der Nationalstraße 336 gibt es auch eine Eisenbahnverbindung zum/vom Flughafen Malpensa in die Stadt. 2015 wurden über 18 Mio. Passagiere gezählt (MILANOMALPENSA.COM, 2017, online). Der Flughafen Linate zählte 2015 über 9,5 Mio. Passagiere, er befindet sich näher am Zentrum (zirka 10 km entfernt) verfügt aber über keine Bahnanbindung, allerdings soll eine in Planung befindliche U-Bahn-Anbindung bis 2022 fertig gestellt werden (FLUGHAFEN- MAILAND.INFO, 2017, online). Der dritte Flughafen nahe Bergamo wird als Basis für einige Low-Cost-Airlines genutzt. Besonders die irische Fluggesellschaft Ryanair ist hier aktiv. Hier wurden 2015 ebenfalls über 10 Mio. Passagiere gezählt (FLUGHAFEN-MAILAND.INFO, 2017, online).

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2.4. Die administrative Gliederung

Der städtische Bereich war schon immer Schauplatz sozialer und räumlicher Konflikte, da bildet Mailand keine Ausnahme. Besonders die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg war von Interessenskonflikten geprägt. Die Forderungen nach besseren Lebensbedingungen, nach gerechter verteilten Dienstleistungen und angemessener Wohnmöglichkeiten haben die zivile und politische Entwicklung der Stadt begleitete. Ein grundlegendes Merkmal dieser Prozesse ist das in Erscheinung treten von sogenannten "Komitees". Deren Präsenz und dynamische Natur die urbane Metamorphose begleitet. Angefangen in der Industriestadt, in der es, vor allem in den Industrievierteln, zur Bildung von „Nachbarschaftskomitees“ kam, bis hin zur Tertiär- und Verbraucherstadt, in der die Bürgerkomitees neue Planungen, regressive Konflikte um einen als bedroht wahrgenommen Identitätsraum und die Partizipation von den Stadtbewohnern fördern bzw. zu lösen versuchen. Auch wenn das Phänomen des "Komitatismus" keine stabilen räumlichen Grenzen beschreibt, so prägt seine territoriale Dynamik den Pluralismus des Stadtraums entscheidend mit. (COMUNE DI MILANO, 2013, S.25-29)

Die Geschichte der administrativen Dezentralisierung in den wichtigsten italienischen Städten stellt eine institutionelle Innovation dar, die vor allem durch die sozialen und politischen Forderungen der ersten Nachbarschaftskomitees in den sechziger Jahren ausgelöst wurde, die in vielen von der Stadtentwicklung benachteiligten Gebieten auftraten. 1968 gab es eine erste Verordnung für die Bildung von „Bezirksräten“ (Consigli di zona) in Mailand. Doch erst durch die vielfältigen Konflikte und Spannungsfelder im urbanen Raum, die in den folgenden Jahrzehnten zu Tage traten, wurden diese Gremien institutionalisiert und von der Kommunalverwaltung mit mehr Rechten ausgestattet. (COMUNE DI MILANO, 2013, S.27)

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Abb. 8: Ehem. Einteilung in 20 Bezirke

N

5 km

Arbeitsgrundlage: COMUNE DI MILANO, 2013, S. 30

Dieser Prozess führte ursprünglich zur Teilung der Stadt in 20 Bezirke (Abb. 8), jeder mit diversen Präsidenten und Räten, die gleich in Verbindung mit den Kommunalwahlen gewählt wurden. Diese lokalen Kleinpolitiker (Parlamentini) waren daher mit starken sozialen und kulturellen Erwartungen konfrontiert, verfügten jedoch immer noch über kaum echte Befugnisse und Ressourcen, um ihren Aufgaben gerecht werden zu können (COMUNE DI MILANO, 2013, S.27). Ende der 1990er Jahre kürzte die Mailänder Verwaltung die Bezirke von 20 auf 9 (Tab.2). Diese neue, administrative Gliederung sieht einen zentralen, inneren Bereich vor (Municipio I, centro storico) und acht, in einem Ring um das Zentrum angeordnete Bezirke (Abb. 9). Jeder dieser acht Bezirke (ital.: zone di decentramento oder Municipio) besitzt somit einen halbzentralen Teil und einen Teil der an die Grenzen der Stadtgemeinde reicht. Die neue Unterteilung vergrößert natürlich die Fläche, als auch die Einwohnerzahl pro Bezirk im

Vergleich zu den ehemalig 20 Bezirken. (COMUNE DI MILANO, 2013, S. 16)

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Abb. 9: Administrative Gliederung der Stadtgemeinde

N

1 Centro storico 2 Stazione Centrale, , Greco, , 3 Città studi, , Venezia 4 Vittoria, Forlanini 5 , Chiaravalle, 6 , Lorenteggio 7 Baggio, De Angeli, SanSiro 8 Fiera, Quartiere , 2 km 9 Stazione Garibaldi, Arbeitsgrundlage: Geoportal, Comune di Milano, online

Tab. 2: Liste der neuen Bezirke Mailands

Bezirk Name/wichtige Viertel im Bezirk Fläche Einwohner(2017) Dichte (km2) (EW/km2)

1 Centro storico 9,67 97.300 10.062

Stazione Centrale, Gorla, Greco, 12,58 159.000 12.639 2 Turro,

3 Città studi, Lambrate , Venezia 14,23 141.000 9.909

4 Vittoria, Forlanini 20,95 159.750 7.625

5 Vigentino, Chiaravalle,Gratosoglio 29,87 124.900 4.181

6 Barona, Lorenteggio 18,28 150.000 8 .206

7 Baggio, De Angeli, SanSiro 31,34 173.600 5.539

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Fiera, Quartiere Gallaratese,Quarto 23,72 186.000 7.841 8 Oggiaro

9 Stazione Garibaldi, Niguarda 21,12 185.650 8.790

Summe 181,76 1.377.200 7.577

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 2017, S.31, modifiziert

Tab.2 zeigt die neuen Bezirke Mailands mit den dazugehörigen wichtigsten Daten, wie der Fläche, Einwohnerzahl und der Bevölkerungsdichte. In der zweiten Spalte befindet sich unter dem Namen, die wichtigsten Viertel/Orte im neuen Bezirk.

Die Verwaltung Mailands (COMUNE DI MILANO, 2013) hat die neuen Munizipien geschaffen um den Bürgern die Politik näher zu bringen. Eine Stadtverwaltung mit mehr als 1,3 Millionen Einwohnern, die das Hauptaugenmerk auf kleinräumige, lokale Strukturen und Lösungsansätze legt, riskiert es, den Blick auf das Gesamtbild zu verlieren. Um diese lokalen Probleme vor Ort lösen zu können, wurde daher beschlossen einige Funktionen an die Bezirke abzugeben. Laut der offiziellen Website der Stadt Mailand sind die den Bezirken übertragenen Dienstleistungen (COMUNE DI MILANO, 2017, online):

 persönliche, Bildungs-, kulturelle und sportliche Dienstleistungen  Verwaltung und Instandhaltung des zugewiesenen städtischen Erbes;  privates Gebäude;  öffentliche grüne und städtische Möbel;  städtische Sicherheit und Nachbarschaftsverkehr;  kommerzielle und handwerkliche Aktivitäten;  und Bekämpfung von Steuerflucht.

Es sollte jedoch klargestellt werden, dass die meisten dieser Dienstleistungen nicht direkt von der Bezirksverwaltung erbracht werden können, sondern dass der Bezirksrat lediglich beratende Funktion hat. Mit anderen Worten, er kann mit dem Stadtrat (dem Bürgermeister und seinen Kommissaren) diskutieren und nach bestimmten Interventionen fragen. Sie können ihre Meinung abgeben und Vorschläge einreichen. Die wirklichen, politischen Entscheidungen, die das Rathaus nur in Bezug auf Verbände und politische Komitees treffen kann, oder wenn es von den Bezirken Mittel erhält, können so nur indirekt beeinflusst werden. 26

Wenn der Bürgermeister einer Idee oder einem Plan zustimmt und damit auch Geld zur Verfügung stellt, wird es die Aufgabe des Bezirksrats sein, zu entscheiden, wie dieses Geld auszugeben ist. Zusätzlich wurde auch eine Beobachtungsstelle eingerichtet, um das reibungslose Funktionieren der Bezirke zu überwachen. (COMUNEDIMILANO.IT, 2017, online)

2.5. Die Wirtschaftsstruktur

2.5.1. aktuelle Zahlen Der langfristige Trend der Tertiärisierung von Mailands Wirtschaft und Arbeitsmarkt hat sich in den letzten zehn Jahren fortgesetzt. In der Stadtgemeinde Mailand konzentrieren sich zunehmend liberale Berufssparten, sowie kreative und innovative Sektoren, wie etwa. Mode und Design. Genau in diesem Bereich ist Mailand italienweit führend und auch einer der wichtigsten Knotenpunkte im globalen Kontext. (WILCO, 2011, S.4)

Mailand ist aber nicht nur die "Modehauptstadt", es ist auch sonst das wirtschaftliche Zentrum Italiens. 2016 erwirtschaftete Mailand 12% des nationalen BIPs. Zwar ging aufgrund der anhaltenden italienischen Bankenkrise die Wirtschaft in Mailand 2011-2016 real um 5,1% zurück, das Jahr 2017 brachte allerdings eine Reihe von Investitionen großer Unternehmen (Microsoft, Wirlpool, JP Morgan) die Voraussetzungen für ein zukünftiges Wachstum schaffen könnten. (EUROMONITOR.COM, 2017, online) Die Arbeitsproduktivität (das Verhältnis zwischen Arbeitsleistung und Arbeitseinsatz) erreichte im Jahr 2016 94.400 USD, was 34% über dem Rest Italiens liegt. 40% der gesamten Bruttowertschöpfung (BWS) in Mailand wurden im Jahr 2016 von Unternehmensdienstleistungen generiert, gegenüber 28% im Rest des Landes. (EUROMONITOR.COM, 2017, online)

Der Vorteil der hohen Arbeitsproduktivität und der niederen Arbeitslosenquote (7,8% Arbeitslosigkeit in Mailand gegenüber 12% im Rest des Landes) führten dazu, dass die Mailänder Haushalte im Jahr 2016 ein um 33% höheres verfügbares Einkommen als andere italienische Haushalte vorweisen konnten (EUROMONITOR.COM, 2017, online). Die Aufteilung der Wirtschaftsleistung auf die Sektoren: Dienstleistungen, Handel, Bauwesen, Industrie, Landwirtschaft und andere, kann Abb. 10 entnommen werden. Für das Jahr 2016

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gilt für Mailand ein beinahe 50%iger Anteil der Dienstleistungen, was um einiges höher liegt als in Gesamtitalien (33,4%) (Abb. 10).

Abb. 10: Anteile der Sektoren an der Wirtschaft in Mailand, der Lombardei und Italien

Arbeitsgrundlage: CAMERA DI COMERCIO, 2017, S.59

Der Dienstleistungssektor wirkt als Motor für das Wachstum des Mailänder Wirtschaftssystems. Sie stellten das Rückgrat des lokalen Produktionssystems dar, sowohl hinsichtlich der Anzahl der Unternehmen als auch der Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze. Daneben ist der Handel wichtig, welcher 2016 eine Zunahme an operativen Unternehmen verzeichnete. Der verarbeitende Sektor befindet sich 2016 immer noch in einer Krise, während sich der Bausektor leicht erholen konnte, obwohl er ebenfalls mit konjunkturellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Expansion des Versorgungssektors setzte sich fort, auch wenn dies unter den absoluten Bedingungen weniger, großer Betreiber verlief. Ebenso ist das Segment der Beherbergung und Gastronomie auf dem Vormarsch, welche die Vorteile der internationalen Beliebtheit der Destination Mailand genießt. (CAMERA DI COMMERCIO, 2017, S.60ff.)

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2.5.2. Mode Das italienische Modesystem besteht aus mehreren stark miteinander verbundenen Produktionssektoren: Textilbekleidung, Schuhe und Lederwaren. Aus quantitativer Sicht verzeichnete die italienische Produktion im Jahr 2015 einen Umsatz von 67 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 2,6% gegenüber dem Vorjahr entspricht. (CAMERA DI COMMERCIO, 2017, S.170)

Abb. 11: Poster der Mailänder Modewoche

Arbeitsgrundlage: TECHNOFASHIONWORLD.COM, 2017, online

Und Mailand ist der wahre Motor dieses Systems, nicht nur für die 84.000 Mitarbeiter und 13.000 Unternehmen (in ganz Italien), die im Jahr 2015 tätig waren, sondern vor allem für die Rolle, die es als produktives Epizentrum innerhalb der Lombardei und dem italienischen System spielt. Außerdem ist Mailand in der Lage, aufgrund seiner Position als einer der weltweit wichtigsten Ausstellungs- und Eventorte ein positives Image zu erzeugen. (CAMERA DI COMMERCIO, 2017, S.170)

2.5.3. Industrie Wie wir bereits oben erwähnt, schrumpft die Fertigungsindustrie in Mailand aufgrund des Tertiärisierungsprozesses, der typisch für reifere Volkswirtschaften ist.

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Ungeachtet dessen, bleibt sie ein wichtiger Zweig im lokalen Kontext aus folgenden Gründen CAMERA DI COMMERCIO, 2017, S.60 ff):  der Beitrag in Bezug auf die Beschäftigung (17,6% der Mailänder Beschäftigten);  internationale Bezug (9% der nationalen Exporte und mehr als ein Drittel derer der Lombardei);  der erzielte Mehrwert (15,6% der Gesamtwirtschaft);  die Qualität und Einzigartigkeit von Mode- und Designproduktionen und die Wettbewerbsfähigkeit von Sektoren wie Maschinenbau, Metallurgie und der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Die meisten produzierenden Wirtschaftsbranchen haben einen Rückgang der Zahl der im letzten Jahr aktiven Unternehmen hinnehmen müssen. Ausnahmen sind die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die offensichtlich noch immer von den Auswirkungen der profitieren kann; die pharmazeutische Industrie, was ein gutes Omen ist, wenn man die Kandidatur von Mailand für den neuen Sitz der EMA (European Medicines Agency) in Betracht zieht und die Produktion von Transportmitteln und Kleidung. (CAMERA DI COMMERCIO, 2017, S.60 ff)

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3. Stadtgeschichte

3.1. Von der Antike bis zur freien Kommune

Das vielfältige Landschaftsbild der Lombardei reicht von der ausgedehnten Po-Ebene, bis zu den Bergketten der Alpen. Die strategisch wichtigen Pässe ermöglichen bis heute mehrere Transit- und Handelswege und die Kommunikation zwischen der Apenninenhalbinsel und Nordeuropa aufrecht zu erhalten. Dazwischen liegt das Alpenvorland, eine Region die landschaftlich und geschichtlich einige wichtige Charakteristika aufweist. So befinden sich hier auch die drei, großen Seen Oberitaliens, der Lago Maggiore, Lago di Como und der Lago di Garda, die weltweit als beliebte Touristendestinationen bekannt sind (FERRARI, 2016, S. 187, 188). In diesem Gebiet entstanden im Laufe des 1. Jahrtausends v. Chr. vier große Siedlungen, die in der Römerzeit (ab Mitte des 1. Jhd. v. Chr.) zu bedeutenden städtischen Zentren wurden und sich im frühen Mittelalter zu Provinzhauptstädten entwickelten. Mailand, Como, Bergamo und Brescia. Um diese herum entwickelte sich eine beträchtliche Anzahl von Satellitengemeinden, die sie ihren verschiedenen Funktionen, wie Wirtschaftskraft, Religion und Militär zu verdanken hatten. (FERRARI, 2016, S.188)

Abb. 12: Orte und Völker der Gallia Cisalpina

150 km Arbeitsgrundlage: SCHULZE-FORSTER, 1998, S. 33, modifiziert 31

Abb.12 zeigt die Verteilung der Völker der vorrömischen Zeit im norditalienischen Gebiet. In und nördlich von herrschten die Insubrier.

Um das späte fünfte und frühe vierte Jahrhundert vor Christus beschleunigte sich die keltische Invasion in Norditalien. Schließlich waren die Neuankömmlinge so zahlreich, dass die etruskische Vorherrschaft in Frage gestellt wurde. Ein entscheidender Wendepunkt war der Fall der etruskischen Stadt Melpum im Jahr 396 v. Chr. Das Gebiet der ehemaligen etruskischen Vorherrschaft wurde von keltischen Insubrier besetzt und wurde fortan Insubria genannt. (SPARAVIGNA, 2016, S.1, 2)

3.1.1. Die Antike Titus Livius, ein römischer Geschichtsschreiber, schreibt die Gründung Mailands dem Gallier Belloveso zu. Dieser wurde von seinem Onkel, dem gallischen König Ambicatus, gesandt um in Oberitalien eine Stadt zu gründen. Mailands ursprünglicher, keltischer Name lautete Medhelan. Dies lässt sich von den Worten „medhe“ für „mittel“ bzw. „in der Mitte“ und „lan“ oder „lanon“, welches dem lateinischen „planum“ entspricht, also „Ebene“ „flach“, ableiten. Mediolanon oder Mediolanum (lateinische Ortsbezeichnungen), war die „Stadt mitten in der Ebene "(SPARAVIGNA, 2016, S.3). Livius, der ursprünglich aus Padua stammte, konnte auf eine lokale Legende verweisen. Archäologische Funde legen jedoch nahe, dass Mailand sich aus einem kleinen Dorf, lange vor der Ankunft der Gallier entwickelt hatte. (VERGA, 2015, S.5)

Dank seiner Lage galt Mediolanum als wesentlicher Knotenpunkt des Straßen- und Wegenetzes in Oberitalien. Während der Herrschaft von Kaiser Augustus (* 63 v. Chr.; † 14 n. Chr.) waren es vor allem die Schulen, für die Mediolanum großes Ansehen genoss. So wie die meisten römischen Städte verfügte das römische Mailand auch über ein Theater und ein Amphitheater. Im Jahre 286 n. Chr. verlegte Diokletian die Hauptstadt des Weströmischen Reiches von Rom nach Mediolanum, er selbst jedoch herrschte von Nikomedia aus über das östliche Imperium, während er Maximian zum Kaiser ernannte und ihm die Herrschaft über das weströmische Reich überließ. (WOOLF, 2007, S.362) Maximian baute mehrere Denkmäler, einen großen Circus und Thermen die als die "Bäder des Herkules" bekannt waren, sowie einen großen Komplex an kaiserlichen Palästen und Gebäuden. Außerdem vergrößerte Maximian die Stadt um eine neue, größere Steinmauer. (SPARAVIGNA, 2016, S.2)

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Maximians Stadtmauern umfassten nicht das gesamte Stadtgebiet, so befanden sich viele Häuser, Straßen, Monumente, aber auch öffentliche Anlagen wie das Amphitheater außerhalb der Mauern. Dies und die Funktion als verkehrstechnische Drehscheibe könnten Gründe sein, warum Mediolanum über außergewöhnlich viele Tore verfügte, an der Zahl waren es acht, jedes hatte einen eigenen Namen und war mit Türmen ausgestattet. Es gab die (SPARAVIGNA, 2016,S. 2):

 Porta Ticinensis, auf der Römerstraße nach Ticinium ( dem heutigen Pavia),  , auf der Straße nach Rom,  Porta Argentea, auf der Straße nach Bergamo, Aquileia und dem Ostreich,  Porta Nova,  Porta Erculea,  Porta Comacina in Richtung Comum und über die Alpen,  Porta Jovia ,auf der Straße nach Novarium (Novara) und  Porta Vercellina auch auf einer Straße nach Novara und Vercelli.

Turin zum Vergleich hatte um die Hälfte weniger Tore als Mediolanum (SPARAVIGNA, 2016,S.2).

3.1.2. Der heilige Ambrosius Im Jahr 313 n. Chr. erließ Kaiser Konstantin die Mailänder Vereinbarung, welche den Bewohnern des römischen Imperiums mehr Religionsfreiheiten erlaubte und wodurch das Christentum zur dominierenden Religion aufstieg (SYNEK, 2013, S.74).

Aurelius Ambrosius wurde in Trier in einer römisch-christlichen, wohlhabenden Familie geboren. Er zählte zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Kirche des 4. Jhd. (PAREDI, 1964, S.2, 3). Er studierte in Rom Recht und Rhetorik, bis zu seiner Wahl zum Bischof, 374, war er Gouverneur in Mediolanum (PAREDI, 1964, S.102, 109, 114). Heute ist Ambrosius der Schutzpatron Mailands.

Als Ambrosius in Mediolanum ankam, standen die lokalen Kirchen in Konflikt miteinander, in den Streitigkeiten ging es vor allem um das Bekenntnis von Nicäa und den Arianismus. Durch den Bau neuer Kirchen, vier an der Zahl, welche in römischer Tradition (trinitarisch) geweiht wurden, stärkte er die nicänische Seite des Konfliktes. Die von Ambrosius erbauten Basiliken 33

waren die Basilika Apostolorum (), die Basilica Virginum (San Simpliciano) und die Basilica Martyrum (die später zu Ambrosius Ehren umbenannt wurde). Die Basilica Salvatoris (später: San Dionigi) wird ihm zwar zugeschrieben, sie wurde aber abgerissen, um einem Park Platz zu machen. Ambrosius wählte die Standorte seiner Kirchen nicht zufällig, sie befinden sich jeweils außerhalb der Stadtmauern, nahe den Stadttoren, durch welche die Hauptstraßen ins Umland führten (Abb.13). (SPARAVIGNA, 2016, S.1)

In der römischen Stadt stellte das Forum das Zentrum der Stadt dar, es war der wirtschaftliche, politische sowie soziale Mittelpunkt der Siedlungen. In Mailand befand sich das Forum auf der heutigen Piazza San Sepolco. Mit dem Aufkommen des Christentums verlagerte sich auch der zentrale Ort weg vom Forum hin zur Piazza Duomo, auf dem sich eine der ersten Kirchen Mailands, die paläochristliche Basilika Vetus befand , welche später zur Basilika Santa Maria Maggiore wurde (DUOMODIMILANO.IT, 2017). Während der Zeit als Ambrosius Bischof war, vollzog sich in Mailand ein Wandel von der „forumszentrierten“ (SPARAVIGNA, 2016, S2.) Stadtausrichtung hin zu einer theozentrischen. Durch die strategische Planung und Ausrichtung seiner neuen Basiliken kann Ambrosius neben seiner Funktion als geistlicher Gelehrter auch als Stadtentwickler bezeichnet werden. (SPARAVIGNA, 2016, S3)

Abb. 13: Mailand zur Zeit des Erzbischofs Ambrosius

Arbeitsgrundlage: erstellt mit QGIS, Vorlage: SPARAVIGNA, 2016, S.2

Abb.13 zeigt die wichtigsten Orte der antiken Stadt, darunter die Basilika Vetus, die sich am heutigen Domplatz befand, die vier Ambrosischen Kirchen außerhalb der Stadtmauern, die acht Stadttore, sowie das Forum und den Circus.

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3.1.3. Die Völkerwanderung, Karl der Große und seine Nachfolger Im Jahr 402 wurde die Stadt von den Goten belagert und die kaiserliche Residenz wurde nach Ravenna verlegt (SPARAVIGNA, 2016, S.3). 452 wurde Mailand von Attila und den eingenommen, aber der wirkliche Bruch mit seiner imperialen Vergangenheit fand 539, während dem gotischen Krieg statt, als Mediolanum von Goten verwüstet wurde. Dem Feldherrn Belisar, der dem oströmischen Kaiser Justinian unterstellt war, gelang es die Goten zurückzuschlagen und wieder einen Kaiser über Italien walten zu lassen. Doch schon kurze Zeit später fielen die Langobarden über Norditalien herein und innerhalb eines Jahres gelang es ihnen sämtliche Städte nördlich des Pos zu erobern (GILMOUR, 2013, S.61, 62). Die Herrschaft der Langobarden in Oberitalien dauerte 200 Jahre, bis sie schließlich Karl dem Großen unterlagen (GILMOUR, 2013, S.34). Die Langobarden gaben auch der Lombardei ihren Namen.

774 vertrieben die Franken, angeführt von Karl dem Großen, die Langobarden und eroberten Italien. Der Umbruch, brachte ein aufwändigeres, feudales Organisationssystem mit sich, welches an Mailands Spitze einen Grafen setzte, der aber über weniger Macht verfügte als der frühere, langobardische Herzog. Gleichzeitig stärkte eine Allianz zwischen Karl dem Großen und dem römischen Papst, den Einfluss und die Macht des Erzbischofs in Mailand. Schließlich wurden die Bischöfe auch zu nationalen Versammlungen (campi di maggio) zugelassen, wo sie über Gesetze mitbestimmen durften. Dies bot der Bevölkerung einen Weg, der Unterdrückung durch die Feudalherren zu entgehen, sie konnten sich an die Geistlichen und Kirchen wenden, wo sie Verteidiger ihrer Interessen fanden. Die Bande zwischen der Bevölkerung und dem Klerus wurden immer enger, so standen hinter Erzbischof Ansperto (868-881) viele Befürworter, da er unter anderem für den Bau der Basilika San Satiro, die gleichzeitig auch als Krankenhause fungierte, verantwortlich war. Unter seiner Regentschaft wurde auch die Stadtmauer weiter ausgebaut und erneuert. (VERGA, 2015, S.19-22) Noch heute findet man im Garten des Klosters Maggiore einen Turm der von Erzbischof Ansperto entweder erbaut oder erneuert worden war, dieser wird heute Torre di Ansperto genannt (LOMBARDIABENICULTURALI.IT, 2017, online).

Es folgten Jahrzehnte des Konflikts zwischen der christlichen Kirche und Häretiker, dem Adel und dem Volk, städtischen Regionen und dem Land. Etwa hundert Jahre später wird Ariberto da Intimiano Erzbischof von Mailand (1018-1045), dieser verfeindete sich mit Kaiser Konrad II. welcher seine Truppen nach Mailand sandte, um die Stadt einzunehmen. Die schweren,

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konfliktreichen Jahre hatten den Mailändern aber ein neues Selbstbewusstsein gebracht, sie griffen zu den Waffen um ihre Stadt gegen die Soldaten den Kaisers zu verteidigen. Es kam zu keinem klaren Sieg und beide Seiten zogen sich zurück. (VERGA, 2015, S. 21-22)

3.1.4. Die Kommunale Entwicklung Mailands Durch die Trockenlegung der Sümpfe und den Kanalbau im Umland Mailands kam es zu einem wirtschaftlichen und demographischen Wachstum. Diese agrarwirtschaftlichen Fortschritte lassen sich vor allem auf die Arbeit von Zisterziensermönche in der Lombardei zurückzuführen. Als Knotenpunkt von Straßen und Wasserstraßen wird Mailand zum wichtigsten Handelszentrum der Po-Ebene und zur natürlichen Brücke zwischen Nordmitteleuropa und dem Mittelmeer. In dieser Zeit (10. und 11. Jhd. n. Chr.) etabliert sich auch ein starker städtischer Mittelstand, bestehend aus Kaufleuten, Handwerkern und Landbesitzern, die nicht der Feudalaristokratie angehörten in Mailand. (GROSSVOGEL, 2017, online)

Der Klassenkampf zwischen dem Adel und dem Mittelstand Mailands fand 1042 vorläufig seinen Höhepunkt, als die Adeligen aus der Stadt vertrieben wurden. Den Erfolg dieses Aufstandes verdankte die Mailänder Bevölkerung, Lanzone della Corte, der zwar selbst adligen Ursprungs war, sich aber den Bestrebungen des Volkes annahm und für sie kämpfte. Es folgte eine drei Jahre andauernde Belagerung der Stadt durch die Adeligen und die in ihrem Dienste stehenden Soldaten, welche sich im Umland auf ihre Landsitze zurückgezogen hatten. Erst als der Kaiser mit einer Intervention drohte, wurde dem Adel die Rückkehr in die Stadt gewährt. (VERGA, 2015, S.25) Doch die Kämpfe und sozialen Unruhen waren damit keineswegs beigelegt, sie dauerten noch ein halbes Jahrhundert und veränderten die politischen und sozialen Bedingungen Mailands grundlegend (VERGA, 2015, S.26). Es war das erste Mal, dass das Mailänder Bürgertum, im vollen Bewusstsein über seine Rechte, seine Interessen als eine eigene Klasse verteidigte, so kommt es auch, dass einige Historiker die Ursprünge der freien Kommune in diesem Aufstreben sehen. Fortan gab es eine Volksbeteiligung in der Stadtregierung, die veranlasste, dass große, politische Fragen und Entscheidungen nicht mehr nur zwischen dem Kaiser, dem Erzbischof und dem Stadtadel diskutiert und getroffen wurden. (VERGA, 2015, S.32)

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In den folgenden Jahrzehnten nimmt dieser Klassenkampf mit der Pataria-Bewegung eine religiöse Dimension an. Die Pataria (ital.: Patarini) bestanden aus Reformern, innerhalb der Kirche (unterstützt von der Kirche in Rom und Papst Gregor VII.), die sich mit der Mailänder Mittelschicht gegen die etablierte Autorität des Erzbischofs, des simonischen Klerus und des Feudaladels verbündeten (GROSSVOGEL, 2017, online). Die Patarini-Bewegung wird gegen Ende des 11. Jhds. schwächer, und der Erzbischof wird wieder zur höchsten Instanz in Mailand. Dennoch hat diese Reformbewegung eine Reihe von Veränderungen in Gang gesetzt. Die städtische Mittelklasse organisierte ihren ersten Regierungsrat (consulatus civium), der den Grundstein für die Schaffung einer unabhängigen Kommune legte. (GROSSVOGEL, 2017, online)

Trotz der internen Querelen startete Mailand eine territoriale Expansion, die eine verbesserte Kontrolle des Handels im transalpinen Bereich brachte und den Interessen der reichen Stadtbevölkerung diente. So wurde etwa nach jahrelanger Belagerung die Stadt Lodi eingenommen und zerstört und auch Como wurde unter Mailänder Kontrolle gebracht, was eine Stärkung der Handelsverbindungen in die Schweiz bedeutete. (VERGA, 2015, S.35)

1158 übernimmt Mailand die Führung der lombardischen Gemeinden, die Unabhängigkeit vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches anstreben, im folgenden Kampf aber besiegt werden. Der römische Kaiser Friedrich Barbarossa versuchte seinen Anspruch auf die Lombardei durch die Einnahme und Zerstörung Mailands zu bekräftigen. In Anbetracht dieser Bedrohung wurde eine neue Verteidigungsmauer um Mailand errichtet, diese war von 19 Türen und Toren unterbrochen und hatte außerdem einen Wassergraben vorgelagert. (LOMBARDIBENICULTURALI.IT, 2017, online) Die Lombardische Liga (Lega lombarda) wird 1176 gegründet und besiegt Friedrich Barbarossa in der berühmten Schlacht von Legnano. Mit dem Frieden von Konstanz, sechs Jahre später, erkannte Barbarossa offiziell die Unabhängigkeit von Mailand und den anderen Gemeinden der Lombardischen Liga an. Die verstärkte Aktivität von Kaufleuten und Handwerkern am Beginn des 13. Jahrhunderts förderte die Schaffung des Glaubensrates (ital.: Credenza di Sant'Ambrogio), der eine Selbstverwaltung ermöglichte. (GROSSVOGEL, 2017, online)

Die Spannung zwischen Aristokratie und Mittelschicht führte zu einer monarchischen Regierung, die als Signoria bekannt war, in der ein Herr (Signore) die Stadt und die umliegenden Gebiete regierte. Für seine Verdienste in der Schlacht von Cortenuova, verlieh

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man Pagano della Torre den Titel „Anziano della Credenza di Sant'Ambrogio e Capitano del Popolo“ (deutsch: Ältester des Glaubens des hl. Ambrosius und Hauptmann des Volkes), damit wurde er zum ersten Signore von Mailand. (GROSSVOGEL, 2017, online)

Abb. 14: Historische Ansicht der Stadt Mailand (1156)

Arbeitsgrundlage: STORIADIMILANO.IT, 2017, online

Auf Abb.14 ist die Stadt Mailand unter der Belagerung Kaiser Friedrich Barbarossa (1156) zu sehen. Der Druck stammt aus dem Jahr 1854 und befindet sich in der Sammlungen von Achille Bertarelli im Castello Sforza (STORIADIMILANO.IT, 2017, online).

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3.2. Von der Herrschaft der Visconti bis zum Königreich Italien

3.2.1 Die Herrschaft der Visconti Unter der Herrschaft der Familie Della Torre erlebte Mailand eine florierende Zeit, ein gestuftes Steuersystem wurde eingeführt, die Bevölkerung wuchs weiter an, eine Volkszählung im Jahr 1266 ergab, dass rund 19. 000 Familien in Mailand beheimatet waren, zusätzlich zählte die Armee 28.000 Soldaten. Die, bis dahin unbefestigten, Straßen und Plätze wurden gepflastert, der Bau wichtiger Repräsentationsbauten in Auftrag gegeben und ausgeführt und das Kanalsystem weiter ausgebaut. Für die Bevölkerung Mailands begann eine glanzvolle Zeit. Durch die Machtkonzentration auf einen Mann, wurde der Kampf um politischen Vorherrschaft und Einfluss unter den Adeligen der Stadt abgeschwächt und die Bürger konnten sich ihrem wirtschaftlichen Bestehen und Gedeihen widmen. Dieser scheinbare Friede währte jedoch nicht besonders lange, denn im Jahr 1262 ernannte Papst Urban IV. zum Erzbischof von Mailand, er tat es vor dem Hintergrund der Macht der Familie Della Torre etwas entgegen zu setzten. Ottone Visconti wurde in Mailand nicht willkommen geheißen. In den kommenden Jahren versammelte er Gegner der Familie Della Torre um sich und im Jahr 1277, in der Schlacht von Desio, besiegte Visconti die Torriani und wurde dadurch Signore von Mailand. (VERGA, 2015, S.37-41) In den folgenden Jahrzenten kämpften die guelfische Familie der Torriani (pro Papst) mit den Visconti (pro römisch- deutschem Kaiser) um die Vorherrschaft in Mailand (GILMOUR, 2013, S.69).

Ottone Visconti ernannte seinen Neffen Matteo Visconti zum Nachfolter und festigte dadurch die Macht seiner Familie in der Stadt. Zur Zeit Matteos ist Mailand eine fortschrittliche Stadt, deren Einwohner sich nach und nach von der öffentlichen Politik abwenden und sich ins Private zurückziehen. Auf Matteo folgte Galeazzo I. und später sein Sohn , der zehn der umliegenden Städte eroberte und sie unter der Mailänder Hegemonie neu organisierte und verwaltete, was schließlich das Herzogtum Mailand schaffen sollte. Während der Herrschaft der Visconti hören die Klassenkämpfe auf und die meisten republikanischen Institutionen, die unter der freien Kommune Mailand existierten, werden abgeschafft. Die verschiedenen Klassen, die an der Verwaltung der Gemeinschaft beteiligt waren, wurden nun durch eine geschlossene Patrizierklasse ersetzt. (VERGA, 2015, S.48-54) 1386 beginnt mit dem Bau des Doms von Mailand, der größten gotischen Kathedrale

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Europas und der drittgrößten Kirche der Welt (Abb.15). Obwohl das Gebäude erst Ende des 18. Jahrhunderts fertiggestellt wurde, entwickelte es sich in den folgenden Jahrhunderten zu einem wichtigen Arbeitsgeber für Mailänder Handwerker und Architekten (KÜHNE, 2004, S.86). 1447 stirbt ohne Erben, und die republikanische Kommune wird wiederbelebt. Mit der Unterstützung der Menschen und der wichtigsten Mailänder Familien

entsteht die Ambrosianische Republik (VERGA, 2015, S79).

Abb. 15: Der Mailänder Dom

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

3.2.2. Die Herrschaft der Sforza Nach dem Tod des letzten Signore aus der Visconti Familie (Fillipo Maria Visconti) 1447, ist das Erbe nicht geklärt, mehrere Personen erheben Anspruch. So wurde die „Repubblica Ambrosiana“, oft auch als „Aurea Repubblica Ambrosiana“ bezeichnet, ausgerufen. Doch ist diese Repubblica Ambrosiana nicht als Republik im heutigen Sinne zu verstehen, ihre Machtträger stammten genauso aus den adeligen Familien der Stadt, wie zuvor. Auch die alten Konflikte zwischen den Guelfen und den Ghibellinen, zwischen den Klassen aber auch mit dem ewigen Feind und Konkurrenten, Venedig, waren gleich präsent wie zur Zeiten der Visconti und vor diesen. (VERGA, 2015, S.79, 80) Zu dieser Zeit stach eine Persönlichkeit in Oberitalien besonders hervor: Francesco Sforza, Ehemann von Fillipo Maria Viscontis unehelicher Tochter, 40

Bianca Maria Visconti. Er nahm die strategisch wichtigen, umliegenden Städte ein und belagert Mailand, dabei zerstörte er die Brücken und Kanäle im Umland und unterband jegliche Lebensmitteleinfuhren in die Stadt. 1450 ernannte sich Francesco Sforza zum Herzog über Mailand. Die Regierung unter ihm bestand fortan aus dem provisorischen Vikar mit 12 Ratsmitgliedern, die für Gesundheit, öffentliche Ordnung, Handel, Regulierungen und Rendite zuständig waren, dem Podestà (Gemeindevorsteher) für die Ziviljustiz und dem Justizhauptmann für die Strafjustiz. Der Generalrat der Bevölkerung wurde kaum noch einberufen. Das Volk wurde von den Kapitänen, Abgeordneten und von den Vorstehenden der 86 Gemeinden vertreten. (VERGA, 2015, S.83, 84)

Während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts genoss Mailand, unter der Herrschaft der Familie Sforza, Frieden und Wohlstand. Die ansässigen Handwerker verdienten sich in der Produktion von Luxusgütern, allen voran: Samt, Seide, Wandteppiche und die Goldschmiedekunst. Die Metallverarbeitung war in der Lombardei immer ein wichtiges Handwerk, und damit verbunden die Herstellung von Waffen und Rüstungen. Unter diesen Waffen produzierenden Unternehmen befand sich auch die Familie Beretta, welche bis heute im Rüstungsgeschäft tätig ist und als das älteste Unternehmen dieser Art weltweit gilt (BERETTA.COM, 2017, online).

Im Gegensatz zu seinem Vater war Galeazzo Maria Sforza kein guter Herrscher über die Stadt, er galt als besonders grausam und lebte seine Laster ausschweifend aus. Um seinen Lebensstil finanzieren zu können, erhöhte er die Steuern. Dies dürfte auch zum Unmut der Bevölkerung beigetragen haben. Sein Tod wird drei Adeligen, die von seiner Politik erzürnt waren, zugeschrieben. Galeazzo Maria hinterließ einen Sohn, Gian Galeazzo Sforza, der allerdings noch ein Kind war, als der Vater ermordet wurde. Cicco Simonetta, ein Staatssekretär, übernahm die Regierungsgeschäfte vorläufig, er wird aber im Zuge eines Putsches der drei Onkel von Gian Galeazzo, also der Brüder von Galeazzo Maria, umgebracht und einer der drei Brüder, Ludovico Sforza ergreift die Macht. (KÜHNE, 2004, S.102, 103)

Während der Herrschaft von Ludovico Sforza "il Moro" (der Maure) 1494-1499 findet die Renaissance in Mailand einen Höhepunkt. malte nicht nur das Letzte Abendmahl, sondern arbeitete als Hydraulikingenieur, um das Potenzial der Kanäle zu maximieren, die einen wichtigen Teil der städtischen Infrastruktur darstellten. Leonardo erfand auch die Maschinen, die für die Theateraufführungen am Sforza-Hof verwendet

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wurden. Neben Leonardo arbeiteten auch die Maler Foppa, Zenale und Butinone in Mailand. Der Architekt Bramante baute die Kirche Santa Maria delle Grazie. Die Humanisten Filelfo, Barzizza, Calco, der Historiker Corio, der Mathematiker Pacioli und der griechische Gelehrte Calcondila erlebten während dieser Zeit in Mailand eine Blütezei.t (VERGA, 2015, S.85-106)

1499 eroberte König Ludwig XII. von Frankreich Mailand und für die nächsten dreißig Jahre versuchten die Visconti, die Kontrolle über die Stadt zurückzugewinnen. Schweizer und kaiserliche Truppen übernehmen während dieser dreißigjährigen Periode mehrmals die Kontrolle über die Stadt, die Bevölkerung von Mailand fiel auf 50.000 Einwohner (fast die Hälfte von dem, was es vor der französischen Besetzung war) und der Wirtschaft machte eine Krise zu schaffen. (STORIADIMILANO.IT, 2017, online)

3.2.3. Die Spanische Herrschaft 1535 übernahmen die Spanier die Kontrolle über Mailand und die Lombardei. Mitte des 16. Jahrhunderts stieg die Bevölkerung wieder auf über 100.000 Einwohner und die Wirtschaft begann sich zu erholen. Der Gouverneur vertrat den König von Spanien in Mailand und wurde damit beauftragt vor Ort die Befehle der Krone umzusetzen, es lag an ihm, die königlichen Offiziere zu ernennen. Seine Bestellungen und Ernennungen musste jedoch vom Mailänder Senat abgesegnet werden. Die Gouverneure versuchten mehrmals, dieses Vorrecht zu begrenzen, erzielten aber nur vorübergehende Erfolge. (VERGA, 2015, S. 119)

Mitte des 16. Jhd. trat auch die Pest in Mailand auf, trotz des Ausbruchs der Seuche florierten die Geschäfte von Handwerkern und Händlern und die Wirtschaft kehrte zu ihren traditionellen Sektoren zurück: Textilien, Waffenproduktion, Goldschmiedekunst und andere Formen der Edelmetallverarbeitung. Die Oberschicht, tätig in der Wirtschaft und im Bankwesen, hatte es in den vorhergegangen Jahrzehnten zu großem Wohlstand geschafft. Zusammen bildeten sie den Stadtrat (Bürgerrat), der große Macht bei der Verwaltung der Justiz, der Steuererhebung, der Strafverfolgung und der Lebensmittelbehörde, die den Weizenpreis regulierte, ausübte. Die Berufsgenossenschaften (vor allem die, denen Ärzte und Rechtsanwälte angehörten) führten strenge Aufnahmekriterien ein: Nur Mitglieder mit berühmten Vorfahren, die sich lange in Mailand aufhielten, wurden aufgenommen. (GROSSVOGEL, 2017, online)

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Carlo Borromeo wurde 1565 Erzbischof von Mailand, während seiner Regentschaft übernahm er eine wichtige Rolle in der Gegenreformation. Unter seiner Leitung wurde der Mailänder Klerus umgeschult und zu einem der bestausgebildetsten in Italien. Neue karitative Initiativen und Bildungseinrichtungen wurden geschaffen, bestehende ausgebaut und gestärkt. All dies führte in den nächsten fünfzig Jahren zu einer religiösen Erneuerung in Mailand. Die Nachfolger von Carlo Borromeo, Gaspare Visconti und , entsprachen seiner Regierungslinie, handelten aber fast immer nach den, aus Rom stammenden, Richtlinien. Federico Borromeo gründete 1607 die Ambrosianische Bibliothek, die eine wichtige kulturelle Institution werden sollte. Mailänder Gelehrte wie Alassio, Cardano, Settala und Tandino, sowie Künstler wie Campi und Crespi trugen in dieser Zeit ebenfalls zum kulturellen Leben Mailands bei. (KÜHNE, 2004, S.124, 125)

Ein erneuter Ausbruch der Pest löschte 1630 etwa die Hälfte der Bevölkerung aus und lähmte die, ohnehin schon durch eine Rezession geschwächte, Wirtschaft. Neben der Pest, trugen auch die Besteuerung der Spanier und verschiedene Kriege, die im 17.Jhd. die Lombardei verwüsteten zu der wirtschaftlichen Krise bei. (VERGA, 2015, S. 153)

3.2.4 Die Herrschaft der Österreicher Der spanische Erbfolgekrieg setzte der spanischen Herrschaft über Mailand ein Ende und 1706 ging es in die österreichische Herrschaft über. Mit Kaiserin Maria Teresa (1740-1780) und Joseph II. (1780-1790) fand die Aufklärung ihren Weg nach Mailand. Das Steuersystem wurde reformiert, Restriktionsprogramme auf Lebensmittel abgeschafft, zahlreiche Ordensgemeinschaften aufgelöst und kirchliche Privilegien eingeschränkt, Straßennetze und Grundbücher geschaffen. Die Österreicher förderten auch wirtschaftliche und kulturelle Aktivitäten und der Mailänder Adel und die Oberschicht trugen dazu bei, diese Erneuerung möglich zu machen. 1776 wurde mit dem Bau des Teatro alla Scala, Europas berühmtestem Opernhaus, begonnen und die Brera-Akademie gegründet. Die Verri Brüder veröffentlichten The Coffee, eine der ersten italienischen Literaturzeitschriften. (BRAGHIERI, 2004, S13)

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3.2.5 Die Zeit Napoleons 1796 eroberte Napoleon Mailand und vertrieb die Österreicher aus der Lombardei. Dies wurde durch eine effiziente Organisation der Verwaltung von Mailand, nach den napoleonischen Formen der Stadtverwaltung begleitet. Die individuelle Freiheit war jedoch im Namen der Wiederherstellung der Ordnung eingeschränkt. Im Jahr 1802 schuf Napoleon die Italienische Republik, dabei wird Mailand zur De-facto-Hauptstadt und die italienische Aristokratie wird in die hohen Ämter des neuen Königreichs berufen. (VERGA, 2015, S. 193- 200)

3.3. Von der Herrschaft der Österreicher bis zur Nachkriegszeit

3.3.1. Die zweite Österreichische Herrschaft Nach Napoleons Niederlage in Waterloo gab der Wiener Kongress Mailand und die Lombardei an Österreich zurück, was als "Restauration" bekannt ist. Österreich war wirtschaftlich schwach und allen neuen Ideen aus Frankreich und England gegenüber verschlossen. Es herrschte ein gegenseitiges Misstrauen zwischen der Mailänder Bevölkerung und ihren neuerlichen, österreichischen Herrschern. (VERGA, 2015, S.208)

Die Planung zur Regulierung von Hauptstraßen wird nach dem napoleonischen Programm weitergeführt, demnach wurden alle Straßen gepflastert, die Kanalisation erneuert, ein Pferde-Tram eingeführt und Beleuchtungen im öffentlichen Raum installiert. Vor den Stadtmauern entstanden die ersten Bahnhöfe. (VERGA, 2015, S.207)

Die Lombardei und die vormalige Republik Venedig bildeten nun das Königreich Lombardo- Venetien, doch dieser Name war rein formaler Natur. Regiert wurde von Wien aus und die lokale Bevölkerung hatte kaum Mitspracherechte. Die mangelnden Freiheiten führten schon in den 1820er Jahren zu Unabhängigkeitsbestrebungen, welche durch die Risorgimento Bewegung noch mehr Aufschwung erhielten. Den Höhepunkt fanden die Bestrebungen am 18. März 1848, als es zum Aufstand gegen die Österreichische Herrschaft kam. Aus der als „Cinque giornate“ bekannten Auflehnung, traten die Aufständischen als Sieger hervor und konnten eine provisorische Regierung bilden. Die Unabhängigkeit dauerte jedoch nicht lange an, denn schon einige Monate später gelang es Feldmarschall Radetzky, Mailand 44

zurückzuerobern und in den folgenden Jahren gingen die Österreicher hart gegen die Risorgimento Bewegung vor. (BRAGHIERI, 2004, S.14, 15) 1859 nach dem, dank der Allianz mit Frankreich, gewonnenen Befreiungskriegen gegen die österreichische Herrschaft entzog sich Mailand vollends der Vorherrschaft der Österreicher (VERGA, 2015, S.228).

3.3.2. Das Königreich Italien Mailand wurde 1861 Teil des Königreichs Italien, obwohl die Hauptstadt dieses neu gegründeten Königreichs in Turin lag, galt Mailand als die wirtschaftliche Hauptstadt. Mailand erlebte ein bemerkenswertes Wachstum, da Geschäftsleute und Techniker aus Frankreich, Belgien, England, Deutschland und der Schweiz Arbeit in der Stadt fanden. Das Eisenbahnnetz wurde ausgebaut und die Fertigstellung des Gotthardtunnels durch die Alpen, 1882, erleichterte den Handel mit Nordeuropa. Die Industrialisierung von Mailand und die Geburt eines modernen Proletariats, welches direkt mit dem Aufkommen der großen Fabriken verbunden war, förderten die Entwicklung der Partito Operaio (Arbeiterpartei). Das erste zentrale Kraftwerk Europas versorgte das Opernhaus , das Einkaufszentrum Galleria Vittorio Emanuele II. und die umliegenden Straßen mit ausreichend Strom. In diesem Zusammenhang steht auch die Gründung der des wichtigsten Elektrizitätsunternehmen Italiens: Edison. Bis kurz vor den ersten Weltkrieg produzierte Italien mehr Strom als Frankreich. (BRAGHIERI, 2004,S15)

1892 wurde die Partito Socialista Italiano (PSI), die italienischen Sozialistischen Partei gegründet. Die PSI wurde für die nächsten hundert Jahre zur mächtigsten Linkspartei Italiens und Mailand wurde zu einer seiner Hochburgen. In den folgenden Jahren schlitterte Italien in eine sozial-politische Krise, die zu massiven Streiks und Demonstrationen führte. Die Aufstände der Bevölkerung wurden von der Regierung brutal zurückgeschlagen, allein in Mailand starben mehr als hundert Menschen im Zuge der Demonstrationen. Viele politisch anders Denkende werden ins Exil gezwungen. Erst unter Giovanni Giolitti (1901-1915) entspannt sich die Lage etwas, da er den Gewerkschaften das Streiken erlaubte ohne militärische Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dies ermöglichte es den Arbeitern und ihren Vertretern sich für bessere Arbeitsbedingungen und Verträge einzusetzen. (GROSSVOGEL, 2017, online)

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Im Jahr 1906 war Mailand Schauplatz der Weltausstellung in den neuen Gebäuden der Fiera Campionaria (Messe Mailand). Eine neue, wichtige Tradition wurde gegründet, eine Tradition, die die Handels- und Produktionsdominanz von Mailand zum Ausdruck bringen sollte. Mailand war damals nicht nur ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, sondern auch einer der wichtigsten nationalen Häfen, wegen seine strategische Lage als Flussstadt. (MINGIONE ,2007, S.29)

3.3.3. Die Weltkriege und der Faschismus Aber Mailand war nicht nur ein relevanter Ort für Industrie und Handel, es war auch ein Zentrum für neue Ideen und philosophische Strömungen. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, dank der Aktivitäten vieler Intellektueller, die mit der Sozialistischen Partei und der wachsenden Zahl von Arbeitern in den städtischen Industrien verbunden waren, war Mailand eine "sozialistische" Stadt geworden. Auch wenn das Zentrum des politischen Lebens in Rom, lag, spielte Mailand immer eine zentrale Rolle im intellektuellen und kulturellen Leben des Landes. (MINGIONE ET AL., 2007, S.29)

Mussolini, früher selbst Sozialist, gründete in Mailand den Fascio (1915) und die Fasci Italiani di Combattimento (1919). Auch wenn der wichtigste politische Triumph des Faschismus in Italien der Marsch auf Rom im Jahr 1922 war, sind viele Siege der Partei in den antisozialistischen Aktivitäten der Fasci in Mailand und in den Treffen zwischen der konservativen Bourgeoisie und den Mitgliedern des Partito Nazionale Fascista verankert. (STORIADIMILANO.IT, 2017,online)

Die faschistische Ära prägte Mailand in vielerlei Hinsicht. Die gesamte Stadt wurde sowohl aus infrastruktureller als auch aus architektonischer Sicht umgebaut. Mehrere neue Plätze, wie Piazza Diaz und Piazza Affari, wurden realisiert. In den 1930er Jahren wurden große Bauprojekte umgesetzt, wie der Hauptbahnhof, die Bedeckung des -Kanalsystemes, der neue, zunächst für militärische Zwecke konzipierte Flughafen Linate oder das Sportstadion . Während des Zweiten Weltkriegs war Mailand eine strategische Stadt in zweierlei Hinsicht. Wegen seiner Industrien und der damit verbundenen Wirtschaftsleistung und wegen seiner Arbeiter, die langsam ihr sozialistisches Erbe wiederentdeckten und Formen des städtischen Widerstands gegen die Faschisten organisierten. Mit der Ankunft der alliierten Streitkräfte in Süditalien wurde Mailand Teil von Mussolinis Marionettenstaat der

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italienischen Sozialrepublik und auch zu einem der Hauptkerne des Partisanenwiderstandes. Zwei wichtige Momente verbinden Mailand mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges: das Aufhängen des Leichnams Mussolinis an Fleischhaken an der Piazza Loreto und der Marsch der Partisanen im Zentrum der Stadt ein paar Tage später. (MINGIONE ET AL., 2007, S.31-33)

Mailand war stark vom Zweiten Weltkrieg betroffen. Die Bombardierung der alliierten Streitkräfte verursachte mehr als tausend Tote und die Zerstörung oder Beschädigung von tausenden von Gebäuden (Abb.16). Aus der Sicht der Städteplanung waren die Ergebnisse des zweiten Weltkriegs in Mailand Millionen Tonnen an Trümmern der Zerstörten Gebäude und die Öffnung von neuen Räumen für den Wiederaufbau der Stadt. (COMUNE.MILANO.IT, 2017, online)

Abb. 16: Bombenschäden an der Basilika Sant Ambrogio

Arbeitsgrundlage: REPUBBLICA.IT, 15.02.2015, online

Auf Abb. 16 ist die von den Bombardements des zweiten Weltkriegs schwer getroffene Basilika Sant Ambrogio zu sehen.

3.3.4. Die Nachkriegszeit und die vergangenen Jahrzehnte Die Periode unmittelbar nach dem Krieg ist als "La Ricostruzione" (Wiederaufbau) bekannt. Es war ein Zeitalter der Erneuerung für die Mailänder Industrie, geführt von der Produktion von Kunstfasern der Snia, von der Gummi- und Kabelproduktion von Pirelli und von der

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Chemikalienherstellung von Montecatini. Die Autostrada del Sole (A1) wurde eröffnet, und am Hauptbahnhof entstand der Pirelli Tower, ein unübersehbares Wahrzeichen der Stadt. In diesen Jahren kam es auch zu einem unübertroffenen Maximum an Einwanderung in die Stadt. Das demografische, soziale und architektonische Profil der Stadt wurde völlig neu gestaltet. Im Jahr 1951 betrug die Gesamtbevölkerung, der Provinz Mailand, 2.505.153 Einwohner. In zehn Jahren stieg sie auf 3.156.815, um 1971 3.903.685 zu erreichen. Dieser beträchtliche Anstieg wurde durch mehrere Immigrationswellen, nicht nur aus dem Süden des Landes sondern auch aus armen Gebieten im Norden und im Zentrum Italiens, angetrieben. Die infrastrukturellen Entwicklungen haben Mailand in die Lage versetzt, den wirtschaftlichen Aufschwung des folgenden Jahrzehnts zu führen. Das wurde durch die Eröffnung der ersten U-Bahnlinie symbolisiert. Die Periode war gekennzeichnet durch die Verstaatlichung einiger wichtiger Industrien (aufgrund der Verlagerung der nationalen Politik zu einer Mitte-links- Regierung) und durch Zustrom ausländischer Kapitalinvestitionen (hauptsächlich von Ibm, Honeywell, Philips, Siemens, 3M, Bayer, Dow Chemical). (MINGIONE ET AL., 2007, S.31-32)

Zusammen mit seiner wirtschaftlichen Überlegenheit behielt Mailand auch seine Herrschaft im intellektuellen und politischen Leben Italiens. 1968 war es einer der Brennpunkte der Studentenproteste, 1969 war es auch der Ort, an dem die Studentenbewegung eine Verbindung zu den Gewerkschaften und den Arbeiterkämpfen in Pirelli, Falk, Breda und vielen anderen Industrien fand. Am 12. Dezember desselben Jahres wurde die Stadt durch den Bombenanschlag auf die Piazza Fontana in den Büros der National Agrarian Bank erschüttert. Die Bombe, die von rechtsradikalen Terroristen gezündet wurde, tötete 16 Menschen und verletzte 90 weitere. (MINGIONE ET AL., 2007, S.33)

In einer landesweiten Eskalation der politischen Gewalt wurde Mailand zu einem der wichtigsten Konfliktfelder des rechten und linken Terrorismus (hier wurde die Brigate Rosse geboren, und auch die ultrarechte Gruppe der sogenannten San Babilini). Gleichzeitig war es weiterhin die Bühne für große Bürgerrechtsmobilisierungen, wie die Demonstrationen für Scheidung und für Abtreibung. Aus stadtgeographischer Sicht waren die 1970er Jahre durch den Bau mehrerer neuer Satellitendörfer im Hinterland gekennzeichnet. Vor allem die Südseite der Metropolregion war an diesem Trend beteiligt, da sie noch nicht erschlossene ländliche Gebiete besaß. (MINGIONE ET AL., 2007, S.33)

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4. Die persistente Bausubstanz im Centro Storico

Als Centro Storico wird eine geschlossene, italienische Altbaugruppierung (FAZIO, 1980, S.11) bezeichnet, gleichzeitig wird auch der erste Mailänder Stadtbezirk Centro Storico genannt und verweist damit auf den Stadtraum innerhalb der ehemaligen Spanischen Stadtmauern (DASTU, 2013, S.32).

4.1. Die Palazzi

Sabelberg (1984) unterscheidet zwischen den öffentlichen Palazzi, die eine repräsentativ- administrative Aufgabe erfüllen und den privaten Palazzi, welche wiederum als Wohnsitz für die höhergestellte Stadtbevölkerung (vor allem die dem Stadtadel angehörigen Familien) dienten. Auch wenn sich die Palazzi im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, so sind ihnen doch einige Merkmale gemein. Es handelt sich um mehrstöckige Gebäude, deren ebenerdige Etagen meist stark von den oberen Geschoßen abweichen, in baulicher, sowie auch in funktioneller Hinsicht. Der untere Stock, meist mit großen Hallen oder Sälen ausgestattet, diente als Lagerraum, Verkaufsfläche, Werkstätte oder Produktionsräume. Auch die Bediensteten und angestelltes Wachpersonal fand zu ebener Erde Unterkunft, während ein Stockwerk darüber die Aufenthalts- und Wohngemächer der Familie zu finden waren. Diese waren luxuriös, je nach Stilepoche variierend eingerichtet und dekoriert. Die weiteren Stockwerke beherbergten Zimmer für Kinder und Hausangestellte. Diese Gliederung zeigt deutlich, die ursprüngliche Doppelfunktion der Gebäude als Produktions- bzw. Handelsstätte und gleichzeitig als Wohnsitz der Familie. Viele Palazzi besitzen einen zentralen Innenhof (ital. cortile) zu dem sich die Wohnräume hin öffnen. Die Außenseite der Palazzi wurde (vor allem im oberen Stock) vielfältig verziert und mit den jeweils zur Epoche passenden Stilelementen dekoriert. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die meisten der Palazzi renoviert, umgestaltet und den modernen Gegebenheiten angepasst, sodass von der ursprünglichen Architektur kaum noch etwas zu erkennen ist. Der untere Stock scheint nach außen hin, oft eher befestigt, etwaige Fenster mit Gitter versehen und schlicht in der Erscheinung. Dies ist nur in Verbindung mit dem Wissen über die konfliktreichen Zeiten, in denen die Palazzi entstanden sind, zu verstehen. (SABELBERG, 1984, S.49-52)

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In Mailand reichen die ältesten, erhaltenen Reste eines Palazzos ins 11. Jhd. zurück, dabei handelt es sich jedoch nicht direkt um das Wohngebäude, sondern um einen, dem Wohngebäude angeschlossenen Turm. Im Mittelalter war das Stadtbild Mailands regelrecht von diesen Türmen geprägt, der letzte, vollständig erhaltene Turm ist der Torre Gorani, der dazugehörige Palazzo Gorani wurde allerdings bei den Luftangriffen im zweiten Weltkrieg zerstört. (LOMBARDIABENCULTURALI.IT, 2018) Zunächst hatten die Türme vor allem eine sicherheitstechnische Funktion, sie dienten als Wehrtürme in Zeiten von Familienstreitigkeiten und Machtintrigen unter den Adelsfamilien. Das Aufstreben der Visconti zur Herrschaftsfamilie über Mailand brachte Stabilität und Wohlstand mit sich, die Wehrtürme wurden überflüssig und wurden vielmals abgerissen. Die neu entstandenen Palazzi wurden großer, prächtiger und erhielten ihren typischen Aufbau, mit der unteren Außenmauer als befestigte Schutzmauer. (SABELBERG, 1984, S.53)

4.1.1. Ausgewählte Beispiele

Palazzo della Ragione Der Palazzo della Ragione (deutsch: Palast der Vernunft) liegt am , dem historischen Markt - bzw. Handelsplatz Mailands. Es wurde im 13. Jahrhundert erbaut und diente ursprünglich als Broletto (Gerichtsgebäude). Da es der zweite Broletto war, welcher in Mailand gebaut wurde, wird er auch als Broletto Nuovo bezeichnet. Broletto kommt vom ital. Brolo, das im frühen Mittelalter auf einen eingezäunten Rasen oder einen von Bäumen gesäumten Platz hinwies, wo man rechtliche Streitfälle lösen konnte. (PALAZZODELLARAGIONEFOTOGRAFIA.IT, 2018, online)

Erbauen ließ Podesta Oldrado de Tresseno das Gebäude, 1233. Noch heute ziert seine Statue (der Podesta zu Pferd) die Fassade, außerdem wurde bei den Bauarbeiten ein Relief mit dem Emblem der "semi-lanuta scrofa" gefunden (Abb.17), welches sich über der Säule des zweiten

Bogens der Loggia im Erdgeschoss befindet und noch sichtbar ist. Es ist wahrscheinlich die älteste Abbildung des Stadtwappens, vermutlich aus der römisch-keltischen Zeit oder gar etruskischen Zeit.

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Abb. 17: Relief der scrofa semi-lanuta

Arbeitsgrundlage: WIKIPEDIA.IT, 2018, online

Bis ins späte 18. Jahrhundert spielte der Palazzo eine zentrale Rolle im administrativen und öffentlichen Leben Mailands. Im Jahr 1773 wurde es unter Kaiserin Maria Theresia restauriert und vergrößert, um als Rechtsarchiv zu dienen. Die baulichen Veränderungen wurden vom Architekten Francesco Croce entworfen, der ein neues Obergeschoss mit großen runden Fenstern hinzufügte und das gesamte Gebäude im neoklassischen Stil umgestaltete. (PALAZZODELLARAGIONEFOTOGRAFIA.IT, 2018, online)

Zwischen 1866 und 1870 beherbergte das Gebäude das Hauptquartier der Banca Popolare di Milano, einer der wichtigsten Mailänder Banken. Danach kehrte erneut ein Archiv in die Gemäuer des Palazzos zurück. Im Jahr 1978 restaurierte Marco Dezzi Bardeschi das Gebäude, er lehnte jedoch drastische Änderungen an der Bausubstanz ab und beließ auch das von Croce aufgesetzte obere Stockwerk. Heute beherbergt der Palazzo della Ragione eine Fotogalerie. (PALAZZODELLARAGIONEFOTOGRAFIA.IT, 2018, online)

Leider wird der Palazzo Ragione im Moment renoviert und ist kann nicht betreten werden, sein Äußeres ist mit Gerüsten und Netzen verhängt. Laut der Zeitung Republica werden die Arbeiten bis Herbst 2018 andauern und 1,5 Mio. Euro kosten, es sollen dabei vor allem Erneuerungen an den Fenstern, Außentüren und der Fassade abgedeckt werden (REPUBBLICA, 04.02.2018).

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Abb. 18: Der Palazzo della Ragione

Arbeitsgrundlage: COMUNEMILANO.IT, 2018, online

Auf Abb. 18 erkennt man das im 18. Jahrhundert hinzugefügte Obergeschoß mit den runden Fenstern, welches verputzt wurde. Während der untere, ältere Teil in der für die Lombardei typischen Ziegeloptik gehalten wurde. Auf den Längsseiten besitzt das Gebäude im Erdgeschoß je sieben Arkaden, auf den Breitseiten je zwei.

Palazzo Borromeo

Der Namensgeber, sowie Erbauer dieses Palazzo ist die Familie Borromeo, die aus Florenz nach Mailand zog und innerhalb kurzer Zeit, zu einer der Einflussreichsten Familien der Stadt aufstieg, dies gelang vor allem durch den, ihr wohlgesinnten Fürsten, Francesco Sforza. Der Palazzo besteht aus einer Gruppe von Gebäuden, die durch sukzessive Erweiterungen geschaffen wurden und teilweise bestehende Gebäude sich einverleibt hat. Die Fassade auf der Piazza Borromeo ist sehr nüchtern, mit sichtbaren Ziegelmauern. In der Mitte ist das große Portal vom Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts, in einem spitzen Bogen geformt. Die Archivolten bestehen aus sich abwechselnden Elementen aus rosa und weißem Marmor, darüber befindet sich weitere Dekorelemente wie Weinranken und Eichenblätter (Abb.21). Auf der Spitze des Bogens befindet sich ein Dromedar, das auf einer Krone sitzt (Abb.20), eines der heraldischen Embleme der Borromeo-Familie. (LOMBARDIABENICULTURALI.IT, 2018, online)

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Abb. 19: Der Palazzo Borromeo

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

Abb. 21: Portal des Palazzo Borromeo Abb. 20: Das Dromedar über dem Portal

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018 Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

Der am besten erhaltene Teil des Palazzos ist der „Ehrenhof“, man betritt ihn durch den Eingangshof, er ist an drei Seiten von Säulengängen mit Spitzbögen umgeben, während an der vierten Wand, Überbleibsel alter Fresken zu sehen sind. Die zentrale Halle des Obergeschosses ist ebenfalls mit Fresken bemalt, die während der Aufräumarbeiten nach den Bombenangriffen von 1943 entdeckt wurden. Die Szenen besetzen drei Wände der Halle ohne 53

Unterbrechung, während jene der vierten verloren gingen. Das Gebäude, das sich heute noch im Besitz der Nachkommen der Familie Borromeo befindet, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Ferdinando Reggiori restauriert und dient heute als Büro und Wohnhaus. (LOMBARDIABENICULTURALI.IT, 2018, online)

Palazzo Bovara

Der Palazzo Bovara befindet sich am Corso Venezia, welcher zur Porta Venazia führt und die Stadt Richtung Nordosten verlässt. Erbaut wurde das Gebäude nach den Plänen Carlo Felice Soave in der zweiten Hälfte des 18. Jhd. und es gilt als eines der Vorzeigewerke des Mailänder Neoklassizismus (COMUNEDIMILANO.IT, 2018, online).

Abb. 22: Frontalansicht des Palazzos Bovara

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

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Abb. 23: Detailansicht der Fassade des Palazzos Bovara

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

Das Gebäude hat eine einfache Fassade mit drei Reihen von Fenstern, in der Mitte ein Bogenportal, das von dorischen Säulen flankiert wird, die einen Balustradenbalkon stützen. Die architektonischen und dekorativen Elemente bestehen, bis auf die Säulensockel (Granit), aus Sandstein. Die Fenster des ersten Stockwerkes besitzen abwechselnd je eine dreieckige und abgerundete Verdachung (Abb. 23). Durch das runde Portal hindurch gelangt man in einen rechteckigen Innenhof mit Arkadengängen. Der Palazzo war der Sitz der französischen Botschaft der Zeit Napoleons, sein Name leitet sich von Graf Bovara ab, der Anfang des 19. Jhd. darin lebte. Das Gebäude wurde bei den Bombenanschlägen von 1943 leicht beschädigt, es wurde in der Folge vom Architekten Portaluppi restauriert. Heute beherbergt es den Sitz des Circolo de Commercio und dient als Veranstaltungsort. (COMUNEDIMILANO.IT, 2018, online)

4.1.2. Die aktuelle Funktion der Palazzi Um die Frage nach der aktuellen Funktion der Palazzi im Centro Storico beantworten zu können, habe ich im Rahmen dieser Arbeit eine quantitative Erhebung in Mailand durchgeführt.

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Das Ziel der Erhebung

Ich wollte anhand einer möglichst großen Anzahl an Palazzi, die ich auf ihre Funktion hin überprüft habe, die häufigsten Nutzungsarten herausfinden.

Die Vorgehensweise Um ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen habe ich im Vorhinein 150 Palazzi, im Centro Storico ausgewählt. Danach habe ich nach Heineberg (2001, S. 171) eine Kategorisierung der möglichen Funktionen in vier große Gruppen vorgenommen. In Einzelhandel, Dienstleistungen, private Nutzung/Wohnfunktion und Renovierung/in Umbau befindlich. In den ersten beiden Gruppen gibt es jeweils elf Unterkategorien, welche der Überordnung entsprechend entweder mit E oder mit D und der jeweiligen Zahl durchnummeriert worden sind (Tab.3).

Tab. 3: Einteilung der Funktionen

EH DL E1 Lebens- Genussmittel D1 Verbände, Interessengemeinschaften

E2 Bekleidung, Textilien D2 Versicherungs- und Bankenwesen E3 Hausratbedarf D3 Beherbergungswesen

E4 Körperpflege, Heilbedarf D4 Vermittlung, Reise, Fremdenverkehr

E5 Bildung, Kunst D5 Gaststätten, Unterhaltung

E6 Unterhaltungsbedarf D6 Kultureinrichtungen

E7 Arbeits/Betriebsmittel D7 Ausbildungseinrichtungen

E8 Wohnungseinrichtungsb D8 Gehobene DL (Ärzte, edarf Rechtsanwälte, Verläge..)

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E9 Fahrzeuge D9 Einfache Serviceleistungen

E10 Schmuck, Zierbedarf D10 Öffentliche Einrichtungen E11 Warenhäuser D11 Firmenverwaltung

R Renovierung W Wohnfunktion

Arbeitsgrundlage: HEINEBERG, 2001, S.171

Im nächsten Schritt habe ich vor Ort die Palazzi aufgesucht, nach Augenschein, Befragung der Portiere oder Bewohner und anhand möglicher Beschilderung oder Schautafeln die Einteilung in die oben vorgestellten Kategorien getroffen. Hier muss angemerkt sein, dass es sich weder um eine vollständig Bestandsaufnahme der Palazzi handelt, da die letztendlich von mir aufgesuchten 141 Gebäude nur einen Bruchteil der Gesamtmenge darstellen, noch kann meine Erhebung zu 100% die korrekte Funktion jedes einzelnen Palazzi bestimmen, da sehr oft die Einteilung schwer zu treffen war. Unklare Mischnutzungen, Sprachbarrieren und schlechte Beschilderung, sowie in einigen Fällen die einzige Orientierung in der Untersuchung der Klingelschilder bestand, waren zusätzliche Hindernisse.

Die Verteilung der Palazzi

Obwohl ich versucht habe, Palazzis in allen Stadtteilen des Centro Storico aufzusuchen, ist es dennoch zu einer gewissen Konzentration an bestimmten, besonders relevanten Orten gekommen Abb. 24.

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Abb. 24: Die untersuchten Palazzi

•Palazzi im Centro Storico

2

1

4

3

Arbeitsgrundlage: erstellt mit QGIS, Daten von: LOMBADIABENICULTURALI.IT, 2018, online

Eine Gruppierung an Palazzi findet man in der Via Brera, nahe der Kreuzung mit Via Monte di Pieta (1), die Gebäude hier stammen aus unterschiedlichen Epochen, hauptsächlich ab dem 17. Jahrhundert. Aus dem 17. Jahrhundert stammen etwa der Palazzo Cusani und das Casa Banfi, aus dem 18. Jhd. der Palazzo Citterio oder der Palazzo Pisani Dossi und aus dem 19. Jhd. Palazzo Lucini, Ca‘ de Sass und das Casa Belotti. Nicht zu übersehen ist am anderen Ende der Via Brera, der Palazzo Brera aus dem 16. Jhd. Dieser erstreckt sich über die Hälfte des Häuserblockes zwischen Via Brera und Via Borgonuovo.

An den Straßenseiten der Via Borgonuovo (2) reiht sich ein Palazzo aus dem 16., 17. oder 18. Jhd. an den nächsten. Am linken Straßenrand liegen etwa die Palazzi Landriani, Tagliasacchi und Orsini, allesamt aus dem 16. Jhd. Während rechts die Palazzi Bigli Samoyloff (17. Jhd.) und der Palazzo Perego di Cremnago (18. Jhd.) zu finden sind.

Eine vierte Anhäufung an Palazzi findet man am Corso Porta Romana (3), eine Straße die zu einem der zahlreichen historischen Stadttoren führte und daher auch stadtplanerisch von großer Bedeutung war. Hier sind vor allem Palazzi des 19. Jhd. durchmischt mit einigen des 17. Und 18. Jahrhunderts. Typisch für die repräsentative Lage, findet man hier nicht nur

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private Palazzi, sondern auch öffentliche wie etwa der Palazzo dell’Ufficio Elettorale. Direkt am Straßenbeginn stehen sich die beiden Bauten: Palazzo Acerbi und Palazzo Annoni gegenüber, beide im 17. Jhd. erbaut.

Am Piazza Mercanti, im Herzen der Altstadt (4), befinden sich einige der wichtigsten Palazzi Mailands, sie wurden vorwiegend als öffentliche Palazzi erbaut und hatten im Laufe der Geschichte verschiedene Funktionen inne. Der Platz befindet sich direkt neben dem Domplatz, seine Gebäude gehen bis ins 13. Jhd. zurück (Palazzo della Ragione).

Die Ergebnisse der Erhebung Die Ergebnisse meiner Erhebung sind in Abb. 25 dargestellt. Von den 141 untersuchten Objekten haben 53 reine Dienstleistungsfunktionen inne, hierbei sind die gehobenen Dienstleistungen, D8 in Tab.3, am öftesten vertreten, gefolgt von Öffentlichen Einrichtungen, Firmenverwaltung und Kultureinrichtungen. Weitere 36 Gebäude haben neben der privaten Nutzung auch noch einen Dienstleistungsanteil. Dies bedeutet, dass der Dienstleistungssektor am stärksten in den Palazzi vertreten ist.

Mit 16 Palazzi die rein private Nutzfunktion besitzen, liegt die Wohnnutzung deutlich hinter den Dienstleistungen. Nur sieben der untersuchten Palazzi dienen rein dem Einzelhandel, hier vor allem der Kleidungs- und Textilienbranche zugeordnet. Immerhin 10 Palazzi besitzen eine Mischfunktion aus Einzelhandel und Dienstleistungen. Ebenfalls sieben Palazzi haben neben dem Einzelhandel noch eine private Nutzung. Sechs Palazzi weisen eine dreifache Funktion aus Einzelhandel, Dienstleistung und privater Nutzung auf und sechs befinden sich gerade im Umbau.

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Abb. 25: Ergebnisse der Erhebung im Mailänder Stadtzentrum, 2018

Anzahl der Palazzi nach aktueller Funktion, n=141 60

50

40

30

20 Anzahlder Palazzi 10

0 EH DL W Renoviert EH+DL EH+W DL+W EH+DL+W aktuelle Funktion

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel aus Daten der Erhebung, 2018

Interessant ist auch die Verteilung der Funktionen auf das Centro Storico. Während sich bei den Dienstleistungen eine einzige Konzentration im Bereich der Via Borgonuovo zeigt, scheinen alle anderen Funktionen gleichmäßig verteilt zu sein.

Abb. 26: Verteilung der Palazzi nach aktueller Nutzung

Arbeitsgrundlage: erstellt mit QGIS und Daten aus der Erhebung, 2018

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Auf Abb. 26 sind die Palazzi, nach ihrer aktuellen Funktion sortiert, im Centro Storico eingezeichnet. Auch hier wird deutlich dass sowohl die blauen (reine Dienstleistungsfunktion) und die türkisen (Dienstleistungen und private Nutzung) Punkte dominieren.

Die Diskussion der Ergebnisse Eine Frage die bei Betrachtung der Ergebnisse sich natürlich stellt, ist: Warum sind die Palazzi so attraktiv für den Dienstleistungssektor, während hingegen Beherbergungsbetriebe oder Gaststätten kaum anzutreffen sind?

Eine mögliche Erklärung liegt in der Bausubstanz an sich, das Alter und die Struktur könnten in hochkompetitiven Wirtschaftsbranchen, wie eben dem Hotel- und Gastgewerbe dazu führen, dass von aufwändigen Umbaumaßnahmen Abstand genommen wird und eher auf jüngere Gebäude bzw. Neubauten zurückgegriffen wird. Des Weiteren wurde mit der Charta von Venedig, 1964, der Umbau von unter Denkmal stehenden Gebäuden, sowie alter Bausubstanz erheblich reglementiert. (BMWI, 2015, S.20)

Für den Einzelhandel gilt, dass dieser sich bevorzugt an wenigen Straßenzügen konzentriert, etwa die Via Dante oder das Quadrilatero d’Oro (Via Montenapoleone, Via San Andrea, Via Alessandro Mazoni und Via Spiga). Hier sind Gebäude aus den unterschiedlichen Epochen anzutreffen, unter anderem auch die Palazzi aus den untersuchten Zeitperioden, ebenso aber auch gründerzeitliche Bausubstanz und Neubauten.

4.2. Die gründerzeitliche Bebauung

4.2.1. Wirtschaftlicher Hintergrund der Gründerzeit Unter der Gründerzeit versteht man eine Zeitperiode der Mitteleuropäischen Geschichte, die durch den wirtschaftlichen Aufschwung (Hochkonjunktur), technische und industrielle Fortschritte und einen damit einhergehenden Bevölkerungszuwachs, vor allem im urbanen Raum. Die Jahre 1871-1873 werden als sogenannte Gründerjahre bezeichnet, da während dieser Jahre besonders viele industrielle und gewerbliche Unternehmen gegründet wurden. Die Zeitspanne der Gründerzeit wird von 1871 bis 1905 angegeben, obwohl die Anfänge wohl

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bis 1835 zurückreichen und die letzten Ausläufer sich um den Anfang des ersten Weltkrieges herum finden. (HEINEBERG, 2001,S.210-12)

Die industrielle Revolution in den 1850er Jahren war die Antriebskraft dieser Veränderungen, vor allem die Schwerindustrie und der Eisenbahnbau spielten eine wesentliche Rolle. So kam es etwa in den 1860er Jahren zu dem Großprojekt der ersten Eisenbahnlinie von Italien durch die Schweizer Alpen nach Deutschland (BURHOP, 2004, S.209). Dies führte zu einem Ausbau der Infrastruktur in den europäischen Städten, der mit zahlreichen architektonischen und städtebaulichen Maßnahmen einherging. Ebenso förderte das Aufkommen von neuen Kreditbanken und Aktiengesellschaften, die Unternehmensgründung, da Kapital für Investitionen einfach zu erhalten war (HEINEBERG, 2001,S.210-14).

In Deutschland kurbelten militärische Siege die Wirtschaft weiter an, in Österreich gab die Weltausstellung 1973 Grund zu Investitionen, als diese jedoch weit hinter den erwarteten Besucherzahlen blieb und eine wichtige Bank Budapests in Konkurs geriet, fielen die Kurse der Wiener Börse ins Bodenlose. Nur durch staatliches Eingreifen konnte eine Kettenreaktion, welche noch mehr Banken in die Pleite geführt hätte, verhindert werden. In Deutschland kam es einige Monate zum selben Fiasko, die Börsenkurse brachen daraufhin endgültig ein und Massenbankrotte waren die Folge. (WALDER, 2011, S276) Die Wirtschaft erholte sich jedoch schnell und es kam zu einem leichten Aufschwung, der ab 1890 in eine neue Phase der Hochkonjunktur mündete, welche bis 1905 andauern sollte (HEINEBERG, 2001,S.210-12).

In Italien gestaltete sich die Entwicklung etwas verzögert. Zu Beginn der 1880er Jahre erlebte Italien eine Agrarkrise, die durch den Handelskrieg gegen Frankreich (der mit dem Beitritt Italiens zur antifranzösischen Militärallianz zwischen Deutschland und Österreich begann) noch verschlimmert wurde. Gleichzeitig kam es aber zu einer enorm verstärkten Bautätigkeit, da jene italienischen Banken, die in der landwirtschaftlichen Krise geschädigt worden waren, sich vom Agrarsektor abwandten und neue Investitionsmöglichkeiten im Bausektor fanden. All diese Spekulationen im Immobilienbereich betrafen einen großen Teil der italienischen Banken, die eine Finanzblase hervorbrachten, die 1886 platze und in einer Krise (1893-1894) gipfelte. In diesen Jahren waren beide Haupttreiber der frühen italienischen, industriellen Entwicklung (Credito Mobiliare und Banca Generale) zusammengebrochen. (GIANI, 2008, S.11, 12)

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4.2.2. Exkurs: Gründerzeitliche Stadterweiterung in Mailand Architektonisch und stadtplanerisch umfasst die Gründerzeit in Mitteleuropa eine weitere Zeitspanne als, die rein wirtschaftlich betrachtete Gründerzeit. So wird erstere von ca. 1840- 1914 angesetzt und in eine Früh,- Hoch- und Spätgründerzeit untergliedert (ABRIHAN, 2013, S.8).

Betrachtet man die historischen Karten der Stadt Mailand (Abb.27 und Abb.28), so kann man feststellen, dass sich in den Jahrzehnten zwischen 1844 und 1877 städtebaulich kaum etwas verändert hat. Besonderes Augenmerk möchte ich in dieser Arbeit auf die, zu jener Zeit noch unbebaute Fläche zwischen dem Castello Sforza und dem Stadtgebiet legen, da diese in der gründerzeitlichen Stadtplanung eine große Rolle spielt. Man kann also davon ausgehen, dass in Mailand erst ab den 1880er Jahren es zu großen baulichen Maßnahmen im Zuge der gründerzeitlichen Stadterweiterung kam. Verdeutlicht wird die auf Abb.29, auf der klar der Zuwachs an Bausubstanz, vor allem außerhalb der ehemaligen Spanischen Stadtmauern zu erkennen ist.

Ein langer Konflikt über entgangene, steuerliche Einnahmen und wirtschaftliche Benachteiligung der Stadtgemeinde Mailand gegenüber den Umlandgemeinden, in denen die große Mehrheit an industriellen Unternehmen ihren Standort gefunden hatte, führte im Jahre 1873 schließlich zu einer gesetzlichen Stadterweiterung, von etwa 10 km2 auf 73 km2. Durch den Wegfall der Zollkontroll- und Einnahmefunktion, wurde die Spanische Mauer zu einem immer größeren Verkehrshindernis, bis sie in en 1880er Jahren schließlich abgerissen und die Tore als Monumente und Denkmäler umfunktioniert wurden. (STORIADIMILANO.IT, 2018, online)

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Abb. 27: Historische Karte des Mailänder Stadtgebietes, 1844

Arbeitsgrundlage: LAPIAZZACHENONSAI.ORG, 2018, online

Abb. 28: Historische Karte des Mailänder Stadtgebietes, 1877

Arbeitsgrundlage: LAPIAZZACHENONSAI.ORG, 2018, online

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Abb. 29: Historische Karte des Mailänder Stadtgebietes, 1904

Arbeitsgrundlage: STAGNIWEB.IT, 2018, online

Der Beruto Plan Während der Gründerzeit kam es auch zu einem ersten Raumplanungskonzept in Mailand

Das Ziel, das der Architekt Caesar Beruto bei der Ausarbeitung seines Planes verfolgte, war eine umfassende, zentral-organisierte Stadtentwicklung zu schaffen, nicht nur für die Erschaffung neuer Straßen in der Altstadt, sondern auch für den Bau öffentlicher Einrichtungen und Anlagen. Die Erstversion seines Planes (1884) sah große Gebäudeblöcke, von mehreren hundert Metern Länge vor, dies wurde allerdings in dieser Form nicht genehmigt. So wurde die Blockgröße in seiner zweiten Ausarbeitung reduziert und das Konzept für Grünflächen wurden von vielen, kleinen Nachbarschaftsgärten hin zu zwei großen Parkanlagen ( und Parco Ravizza) abgeändert. Schließlich wurde der Plan in der neuen Form von der Stadtregierung und auch auf nationale Ebene 1889 genehmigt. (MASSIDA, 2015, S.7-12)

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Abb. 30: Der Beruto Plan in seiner zweiten Version, 1889

1) Immobilien in Besitz privater Eigentümer, 2) Gebäude bis zum Jahr 1886, 3) zukünftige Bauprojekte, 4) Parkflächen und Grünanlagen, 5+6) Eisenbahnlinien existent und in Planung

Arbeitsgrundlage: MASSIDA, 2015, S. 9

Das heutige Stadtbild, welches sich durch fünf in konzentrischen Kreisen angelegte Ringstraßen auszeichnet, welche durch radiale Hauptverkehrsrouten unterbrochen werden, geht auf den Beruto Plan zurück. Ein weiterer grundlegender Aspekt des Beruto Plans bestand darin, dass die Navigli, die ihre Transportfunktion im Zuge der Industrialisierung verloren hatten, baulich zu bedecken, dies hatte auch hygienische Hintergründe, da die Qualität der Gewässer stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Umgesetzt wurde diese Maßnahme allerdings erst in den 1930er Jahren. (MASSIDA, 2015, S.11)

Der Pavia Plan

Obwohl der Beruto Plan noch lange nicht vollständig umgesetzt war, genehmigte die Stadtregierung 1910 ein neues Konzept für die Stadtplanung. Der Pavia Plan (benannt nach dem beteiligten Stadtplaner Angelo Pavia) galt demnach als aktualisierte und erweiterte Ausgabe des Beruto Plans. Die spinnennetzartige Gliederung blieb dieselbe, hinzu kam ein

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weiterer Ring, der im Norden und Osten von einem Eisenbahngürtel, im Süden von den Navigli und im Westen von einer Straßenachse, begrenzt war. (MASSIDA, 2015, S.14-16)

Abb. 31: Der Pavia Plan, 1910

Arbeitsgrundlage: MASSIDA, 2015, S. 14

4.2.3. Die gründerzeitliche Bausubstanz im Centro Storico Die gründerzeitliche Bebauung tritt in Mailand vorwiegend als vier bis sechsstöckiges Gebäude, welches traufseitig an die Straße anschließt. Meist nehmen sie mit ihrer geschlossenen Bebauung ganze Straßenzüge ein. Viele weisen an der Fassade Dekorelemente aus verschiedenen Epochen auf, architektonisch spricht man auch vom Historismus (LÜCKE- DAVID, 2015, S.227).

Gründerzeitliche Bausubstanz am Foro Bonaparte Im Jahr 1801, nachdem die Franzosen nach Mailand zurückgekehrt waren, wurde der Architekt Guiseppe Antonio Antolini beauftragt, Pläne für die Umgestaltung des Bereiches um das Castello Sforza zu entwerfen. Antolini schlug jedoch in seinem Projekt jedoch über die Stränge, er ließ sich von der Antike inspirieren und kreierte einen Plan, bei dem ein riesiger Platz (570 Meter im Durchmesser) entstehen solle, an dessen Ränder Raum für

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Verwaltungsgebäude, Ministerien, Gerichtsgebäude, Bäder, Theater, Universitäten und Museen vorgesehen war. Im Zentrum des Platzes sollten Teile des Castello Sforza erhalten bleiben. (ARRIGONI, 2014, S.12, 13)

Mehrere Male wurde dieser Plan von einer speziellen Kommission evaluiert und modifiziert, aber letztendlich aufgrund der Größe des Projekts endgültig eingestellt. Obwohl Napoleon stark dahinter der Idee stand, wurde es schließlich für eine Stadt von der Größe von Mailand als zu ehrgeizig erachtet. Die Pläne des Foro Bonaparte wurden jedoch nicht vollständig aufgegeben: Nachdem das Design von Antolini verworfen worden war, wurde das Projekt Luigi Canonica anvertraut, der es schließlich komplett in eine Gegend für private Residenzen umarbeitete. (ARRIGONI, 2014, S.14) Die tatsächliche Umsetzung erfolgte jedoch erst nach in Kraft treten des städteplanerischen Konzeptes von 1889 (Beruto Plan).

Abb. 32: Das Foro Bonaparte

Arbeitsgrundlage: SIMAONLUS.IT, 2018, online

Das Foro Bonaparte besteht, wie auf Abb.32 zu erkennen, aus sechs etwa gleich großen Gebäudekomplexen, die in einem Halbkreis um das Castello Sforza angeordnet sind. Die Gebäude sind symmetrisch angelegt und besitzen jeweils mehrere Innenhöfe, zwischen den Komplexen führen Straßen zum Castello. Zwischen den zwei Komplexen die sich je links und rechts vor dem Haupteingang ins Castello befinden, ist ein größerer Platz (Largo Cairoli), mit einem Springbrunnen, dieser stellt die Verbindung zur Via Dante dar.

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Abb. 33: Häuserzeile am Foro Bonaparte

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

Abb. 34: Eckhaus am Foro Bonaparte

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

Abb. 33 und 34 zeigen die typische Gebäudeform der Gründerzeit am Foro Bonaparte. Sämtliche Häuser sind fünf Stockwerke hoch und besitzen sehr ähnliche Dekorelemente an den Fassaden.

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Gründerzeitliche Bebauung in der Via Dante

Die Via Dante ist eine breite Straße, die vom Castell Sforza bis zum Piazza reicht. Zusammen mit ihrer Verlängerung (Via Cordusio) stellt sie die Verbindung von zwei der wichtigsten Punkte (Castello Sforza und Piazzo Duomo) dar. Aktuell ist die Via Dante eine Fußgängerzone, mit zahlreichen hochkarätigen Geschäften und zählt zu einer der wichtigsten Einkaufsmeilen der Stadt. (COMUNE DI MILANO.IT, 2018, online)

Abb. 35: Gebäude um die Via Dante nach Alter Älter als 1850 Gründerzeitbestand 20. Jhd

Arbeitsgrundlage: LOMBARDIBENICULTURALI.IT, 2018, online Auf Abb.35 ist zu sehen, dass sich die gründerzeitliche Bebauung entlang der Via Dante erstreckt.

Die gerade Achse der Via Dante weist eine einheitliche Fassade auf, die durch die technischen Normen bestimmt wurde, die in den speziellen Bauvorschriften für das Projekt der neuen Cordusio-Castello-Achse festgelegt wurden. So wurde nicht nur die Höhe der Gebäude und der einzelnen Stockwerke geregelt, sondern auch, die Elemente der Außenfassade, wie Fenster, Schilder und andere Dekorelemente. Diese Regelungen führten zu einem harmonischen Gesamtbild in der Straße. (STORIADIMILANO.IT, 2018)

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Abb. 36: Via Dante

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

Abb. 37: Gebäudefront an der Via Dante

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

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Auf der Abb.36 ist der Zugang zur Via Dante, kommend vom Castello Sforza aus, zu sehen. Auffallend sind die gleichmäßige Anordnung, sowie die einheitliche Gestaltung der Straße. Abb. 37 zeigt ein Haus in der Via Dante, in der sich typischer Weise im Erdgeschoß Einzelhandelsgeschäfte befinden und darüber entweder gehobene Dienstleistungen (in diesem Falle ein Spanisches Sprachinstitut) oder privat genutzte Räumlichkeiten.

Gründerzeitliche Bebauung am äußeren Corso Venezia Während im zentrumsnahen Bereich des Corso Venezia Palazzi dominieren, welche teilweise bis ins 12.Jhd. zurückdatieren (Casa Fontana Sylvestris) befindet sich am Corso, etwa auf Höhe des Giardini Pubblici Indro Montanelli nicht ausschließlich, aber dennoch einiges an gründerzeitlicher Bausubstanz. Beispiele hierfür sind etwa die Gebäude am Corso Venezia 56, 50, 36 und 32 aber auch das Naturhistorische Museum, welches am Corso Venezia liegt und weniger einem typischen Gründerzeithaus entspricht wurde in dieser Zeit erbaut .

Abb. 38: Gründerzeithaus am Corso Venezia

Arbeitsgrundlage: LOMBARDIABENICULTURALI.IT, 2018, online

Abb.38 zeigt das in der Gründerzeit erbaute Haus am Corso Venezia 56. Es befindet sich gegenüber der . Es besitzt fünf Stockwerke und eine Vielzahl an Balkonen auf mehreren Seiten des Gebäudes außerdem besitzt es einen begrünten Innenhof.

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4.2.4. Aktuelle Funktion der gründerzeitlichen Bausubstanz Bei meiner Erhebung habe ich auch die Funktionen einiger Gründerzeithäuser an der Via Dante und dem Corso Venezia evaluiert. Dabei lässt sich feststellen, dass in der Via Dante, die zu einer der wichtigsten Einkaufsstraßen der Stadtzählt auch in den Gründerzeithäusern der Einzelhandel dominiert. Von den acht untersuchten Gebäuden erfüllt lediglich eines reine Dienstleistungszwecke, während die anderen sieben entweder völlig dem Einzelhandel (vier Gebäude) dienen oder eine Mischfunktion von Einzelhandel und Dienstleistungen (drei Gebäude) aufweisen.

Abb. 39: Ergebnisse der Erhebung in der Via Dante, 2018

Funktionen der Gründerzeitlichen Bebauung in der Via Dante

5 4 3 2 1 0

EH EH+DL DL Anzahlder Palazzi Funktionen

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel aus Daten der Erhebung, 2018 Abb. 39 zeigt die Ergebnisse der Erhebung in der Via Dante. Hier dominiert der Einzelhandel in den gründerzeitlichen Häusern.

Abb. 40: Ergebnisse der Erhebung am Corso Venezia, 2018

Funktionen der gründerzeitlichen Bebauung am Corso Venezia 4 3 2

Anzahl 1 0 EH+DL+W DL Funktion

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel aus Daten der Erhebung, 2018

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Am Corso Venezia gestaltet sich die Lage anders. Hier erfüllen drei der vier untersuchten Gebäude reine Dienstleistungsfunktionen, während ein einziges eine Mischfunktion aus Einzelhandel, privater Nutzung und Dienstleistung erfüllt (Abb. 40). Dies ist dadurch zu erklären, dass zwar der zentrumsnahe Teil der Corsa Venezia eine Einkaufsstraße ist, der sich auch in unmittelbarer Nähe des Quadrilatero d’Oro, Mailands prominentestes Shoppingviertel, befindet. Spätestens ab der Kreuzung mit der Via Senato jedoch nimmt die Einzelhandelsfunktion drastisch ab und Dienstleistungen und private Nutzung dominieren den das Stück der Straße bis zur Porta Venezia.

4.3. Wohnhäuser für niederrangige Bevölkerungsteile

In seinem Werk Regionale Stadttypen in Italien bringt Sabelberg noch zwei weitere, persistente Gebäudeformen auf. Einerseits die einfachen Massenwohnhäuser, die das Gegenstück, für die einfache Bevölkerung, zu den Palazzi der Wohlhabenden darstellt. Andererseits die einfachen Kleinhäuser. Im Mailänder Centro Storico allerdings findet man nichts dergleichen. Weder Massenwohnhäuser die der persistenten Bausubstanz zugerechnet werden können, noch die Kleinhäuser. (SABELBERG, 1984, S. 56-57)

Fazio (1980) beschreibt das Mailänder Centro Storico als den gesamten Stadtbereich innerhalb der ehemaligen Spanischen Mauern, welcher heute fast deckungsgleich dem ersten Mailänder Stadtbezirk ist. Dabei merkt er an, dass es im Bereich zwischen der ehemaligen Mittelalterlichen Stadtmauer (erste Stadtringstraße) und den ehemaligen Spanischen Mauern (zweiter Ring) zur Bildung von Arbeitervierteln und Armenvierteln kam. Dies war vor allem im Bereich der Stadtviertel um die Piazza Sant Ambrogio und Piazza Gambara, der Fall. In seinen Ausführungen beschreibt er den großflächigen Verdrängungsprozess der wirtschaftlich schwachen Bevölkerungsanteile aus diesen zentrumsnahen Wohngebäuden durch wohlhabendere, die die Häuser in Stand setzen und kleine Luxuswohnungen einrichten ließen. Der Oberschicht kamen dabei Baugesellschaften und Immobilienunternehmen zu Hilfe, die durch Massenkündigungen der ansässigen Bevölkerung versuchten die Umstrukturierung voranzutreiben. Dies blieb natürlich nicht ohne Widerstand und Bürgerinitiativen zum Erhalt der einfachen Wohnbauten wurden gegründet. (FAZIO, 1980, S.99, 100) Interessant ist noch, dass Fazio in den Vierteln Garibaldi und Isola von einem erfolgreichen Kampf der Einwohner, 74

größtenteils aus der Arbeiterklasse stammend, gegen die Errichtung von Bürotürmen und Verwaltungskomplexen berichtet. Nun aber in den letzten 10 Jahren es genau in diesen beiden Vierteln zu der Entwicklung eines Central Business Districts gekommen ist. Ein Spaziergang durch Mailand zeigt, dass auch in anderen Bereichen der Innenstadt, der Kampf längst zu Gunsten der Gentrifizierung ausgefallen ist und von einfachen Häusern der Arbeiterschicht längst nichts mehr zu sehen ist.

4.4. Sakralbauten

Neben den Palazzi und den Gründerzeithäusern gibt es eine weitere Gebäudeform die das Stadtbild Mailands prägt, nämlich die Sakralbauten, genauer gesagt christliche Kirchen. Im Centro Storico werden über 50 katholische Kirchen verzeichnet, zudem kommen zahlreiche Kapellen, Tempel und Klosteranlagen hinzu. Was bei einer Einwohnerzahl des ersten Bezirkes von etwa 97.000, zu einer Kirche für etwa 2.000 Einwohner kommt. (ISTAT, 2017, online)

Der Glaube spielte in der Geschichte der Stadt stets eine zentrale Rolle, so ist es dem Erzbischof Ambrosius zu verdanken, dass sich in der Mailänder Region ein eigener, liturgischer Ritus durchgesetzt hat (Ambrosischer Ritus). Auch später im Bischofsstreit, Anfang des 11. Jhd. war die Neubesetzung des Bischofsamtes in Mailand Grund für die Streitigkeiten zwischen dem König von Italien und dem Papst. Nicht nur die Bischöfe und Mönchsorden, ließen neue Kirchen erbauen, sondern auch einige der wohlhabenden Mailänder Stadtfamilien unterstützten mit großzügigen Spenden die sakralen Neubauten und Restaurationen. Unter Carl Borromeo wird Mailand zu einem Zentrum der Gegenreformation, was wiederum neues Bestreben in den Erhalt und Ausbau der katholischen Kirchen bringt. (VERGA, 2015, S.13, 29, 43,97)

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Abb. 41: Verteilung der Kirchen im Centro Storico

Arbeitsgrundlage: erstellt mit QGIS, 2018

Wie auf Abb.41 zu erkennen, verteilen sich die Kirchen gleichmäßig auf das Mailänder Zentrum. Wie auch auf die Palazzi, trifft es genauso auf die Kirchen zu, dass von ihren ursprünglichen Bausubstanzen, durch die Renovierung, den Umbau und die Erweiterung während der Geschichte Mailands, kaum etwas übrig geblieben ist.

Mailänder Dom Das Straßennetz von Mailand, mit Straßen, die entweder vom Dom ausgehen oder ihn umkreisen, weist darauf hin, dass der Dom den wichtigsten Platz in der Stadt einnahm. Der Bau des Mailänder Doms begann 1386 an der Stelle der antiken Basiliken Santa Tecla und Santa Maria Maggiore, die durch ein Feuer beschädigt, abgerissen wurden. Die Maria Nascente (Maria Geburt) gewidmete Kathedrale wurde von Gian Galeazzo Visconti in Auftrag gegeben und verfolgte einen doppelten Zweck: Der Plan war, die Kultstätten im Herzen von Mailand durch ein imposantes Gebäude zu ersetzen und die Visconti Familie und ihre ehrgeizige Expansionspolitik zu festigen. (VERGA, 2015, S.64)

Es handelt sich um das größte und komplexeste gotische Gebäude Italiens, welches aus rosa geäderten, weißen Marmor aus den Steinbrüchen von Candoglia im Val d'Ossola besteht. Der

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Dom ist 157 Meter lang und umfasst eine Fläche von 11.700 m2. Die höchste Turmspitze misst 108,5. Seit 1774 befindet sich die goldene, vier Meter hohe Madonnenstatue des Bildhauers Giuseppe Perego auf der Spitze des höchsten Turmes. Die Bauarbeiten wurden über fünf Jahrhunderte verlängert, und während dieser langen Zeit arbeiteten lokale und europäische Architekten, Bildhauer, Künstler und Arbeiter abwechselnd am Bauwerk. Das Ergebnis all ihrer Arbeit ist ein einzigartiger Architekturstil, eine Fusion aus europäischer Gotik und traditionellem, lombardischen Stil. (COLE, 2016, S.227)

Die Fülle der Verzierungen ist beeindruckend. Türme, Zinnen und eine immense Anzahl an Statuen (ca. 3.400, davon 1.100 im Inneren und 2.300 draußen), Skulpturen, Zierleisten und Dekorationen an der Fassade. Die Bronzetüren stammen aus verschiedenen Epochen des 20. Jahrhunderts. Die zentrale Tür wurde 1906 von Ludovico Pogliaghi mit floralen, gotischen Reliefs geschnitzt und das Thema ist "Geschichten aus dem Leben Marias". (DUOMOMILANO.IT, 2018, online)

Der Innenraum ist wie ein lateinisches Kreuz geformt und verfügt über ein großes Chorgestühl und eine polygonale Apsis. Der Stil ist meist spätgotisch mit den klassischen Elementen der Gegenreformation, als das Presbyterium, der Hauptaltar, die Kanzel und einige Seitenaltäre geschaffen wurden. In der Krypta befindet sich die 1606 von Francesco Maria Ricchino entworfene Kapelle St. Carlo Borromeo mit dem Bergkristallsarkophag, der den Leichnam des Heiligen in päpstlicher Kleidung umschließt. (DUOMOMILANO.IT, 2018, online)

Abb. 42: Frontalansicht des Mailänder Doms

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

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Abb. 43: Hauptschiff im Mailänder Dom

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

Abb.42 zeigt den, durch eine großangelegte Außenreinigung in den letzten Jahren, in neuen Glanze erstrahlenden Dom in der Frontalansicht. Auf Abb. 43 sind einige der insgesamt 52 Säulen zu erkennen, die das Gewölbe des Hauptschiffs stützen.

4.5. Castello Sforza

Das Schloss, eines der repräsentativsten und bekanntesten Monumente in Mailand, hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene, teils drastische Veränderungen durchlaufen. Es wurde als Verteidigungsfestung, Militärkaserne, private Residenz und kulturelles Zentrum verwendet. Während der französischen, spanischen und österreichischen Herrschaft wurden einige Teile belassen andere abgerissen oder rekonstruiert. Die Ursprünge der Burg, Porta Giovia genannt, stammen aus den Jahren 1358-1368, während der Zeit von Galeazzo Visconti, der die Burg während seines Aufenthalts in Mailand als Residenz nutzte, meist wurde sie jedoch als Militärbasis benutzt. Das Schloss wurde zu Filippo Maria Viscontis Dauerwohnsitz, der eine echte Festung daraus erbauen ließ. Später war es vor allem Francesco Sforza, der als Herrscher von Mailand im Jahr 1450, besondere Impulse für die Rekonstruktion des Gebäudes gab, das zwischen 1447 und 1450 schwer beschädigt worden war. Heute beherbergt das Schloss verschiedene Museen, darunter seit 1896 eine der umfangreichsten Kunstsammlungen der Stadt. (Museum für Alte Kunst) (MILANOCASTELLO.IT, 2018, online)

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Die Burg hat einen viereckigen Grundriss, der sich über die ehemaligen, spanischen Stadtmauern erstreckt. Das Haupttor führt zu einem großen Hof, von dem mehrere interne Merkmale zu sehen sind. Dazu gehören der Turm von Bona di Savoia (1476) und die Rocchetta, eine Art interne Verteidigungsanlage mit einem eigenen Tor. Auf der rechten Seite der Porta del Carmine befinden sich Überreste von zwei Höfen aus dem 15. Jahrhundert. Die Rocchetta, deren Zugangstor vom Haupthof (eine moderne Ergänzung) das Wappen der Sforza trägt, hat einen Innenhof mit Arkaden an drei Seiten aus dem 15. Jahrhundert. Der Corte Ducale ist der Flügel des Schlosses, der ursprünglich als Herzogsresidenz genutzt wurde. Es hat einen Hof mit zwei Loggien, eine kleinere links und eine größere am Ende, Loggiato dell'Elefante genannt, weil ein Elefantenfresko zu sehen ist. (MILANOCASTELLO.IT, 2018, online)

Abb. 44: Eingangsportal des Castello Sforza

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

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Abb. 45: Corte Ducale im Castello Sforza

Arbeitsgrundlage: eigene Aufnahme, 2018

Die Abb. 44 und 45 zeigen das Castello Sforza, einmal von Largo Cairoli aus, das Hauptportal am anderen den Innenhof, Corte Ducale genannt.

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5. Bevölkerung

5. 1. Bevölkerungsentwicklung

Trotz der zahlreichen kriegerischen Belagerungen, wirtschaftlichen Einbrüche und seuchenbedingter, demographischen Katastrophen in der Geschichte der Stadt, steigt die Einwohnerzahl Mailands in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf etwa 200.000 an (STORIADIMILANO.IT, 2018, online).

Abb. 46: Demographische Entwicklung der Stadtgemeinde Mailand, 1881-2016

Bevölkerungsetnwicklung der Stadtgemeinde Mailand, 1881- 2016. 2 000 000 1 800 000 1 600 000 1 400 000 1 200 000 1 000 000

800 000 Personen 600 000 400 000 200 000

0

1996 1881 1886 1891 1896 1901 1906 1911 1916 1921 1926 1931 1936 1941 1946 1951 1956 1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 2001 2006 2011 2016 Jahr

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online

In weiterer Folge kam es zu einem permanenten Anstieg der Bevölkerung bis in die 1970er Jahre, diese Entwicklung wird lediglich in der Zeit des zweiten Weltkrieges gebremst (Abb. 46). In der Nachkriegszeit führt eine massive Zunahme der industriellen Tätigkeiten im Raum Mailand, zu einem Zuzug von Arbeitern aus ärmeren Regionen Italiens. Ab Mitte der 1970er setzt die Abwanderung der großen Industrieunternehmen nach Asien und Osteuropa ein und damit endet auch die Phase der Urbanisierung Mailands. Die Gesamtbevölkerung nimmt ab, die Geburtenrate sinkt, es kommt zu einem vermehrten Abwandern der Wohnbevölkerung in

81

stadtnahe Gemeinden, in denen die Mietpreise niedriger sind als in der Stadtgemeinde Mailand, dem Kerngebiet des entstehenden Metropolraumes. (COMUNE DI MILANO, 2018, online, MUSTERD, 2007, S.37-39)

5.1.1. Gründerzeit

Die Konzentration von großen Industrieunternehmen im Raum Mailand (Falck, Pirelli, Breda…) führt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Anstieg in der Bevölkerung, welcher sich auch in der Expansion der Stadt führt. Unter anderem werden die Spanischen Stadtmauern, die das Stadtgebiet bis Anfang des 19. Jahrhunderts eingefasst haben abgerissen. Des Weiteren kommt es zu massiven Bautätigkeiten vor allem im Nordwesten der Stadt (Abb.47).

Abb. 47: Vergleich der Siedlungsfläche 1860 und 1900 N

3km

Arbeitsgrundlage: JOURNALS.OPENEDITION.ORG, 2018, online

Der Bevölkerungszuwachs bis vor den ersten Weltkrieg erfordert auch einen Ausbau der Infrastruktur, die Straßen- und Schienen-strecken werden erneuert und erweitert. Der Fortschritt in der Industrie und die damit verbundene Nachfrage nach Arbeitskräften veränderten nachhaltig die Beziehungen zwischen dem urbanen Kerngebiet und dem ländlichen, peripheren Raum. Die zuziehenden Arbeiter kamen zum großen Teil aus dem wirtschaftlich sehr schwachen, agrardominierten Nordosten und Süden Italiens. (CIPOLLA, 2012, S.11-13) Wie Tab. 1 zeigt übersteigen im Jahr 1881 die Geburten (10.454 Personen) die Immigration (9.208 Personen) nur um etwas mehr als 1.000 Personen. Die

82

Gesamtbevölkerung für das Jahr 1881 wird je nach Quelle mit rund ca. 314.000 (COMUNE DI MILANO) bis 322.000 (ISTAT) angegeben.

Tab. 4: natürliche Bevölkerungsdynamik und Migration, 1881-1931

Jahr 1881 1913

Gesamtbevölkerung 314.187 630.742

Geburten 10.454 13.496

Sterbefälle 8.814 10.477

Immigration 9.208 28.647

Emigration 2.149 15.993

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online, modifiziert

Bis zum ersten Weltkrieg verdoppelte sich die Einwohnerzahl Mailands, dies ist vor allem der Wanderbewegung in die Stadt zuzuschreiben (Tab. 4). 1913 ist der Zuzug mehr als doppelt so groß wie der Zuwachs durch Personen die in der Stadt geboren worden sind. Die Bombardements im ersten Weltkrieg brachten nur eine kleine Zahl (unter 20) Todesopfer mit sich und beeinflussen demnach die Bevölkerungsbilanz nicht (STORIADIMILANO.IT, 2018).

5.1.2. Zwischenkriegszeit und zweiter Weltkrieg Der erste Weltkrieg lässt Mailand wirtschaftlich geschwächt zurück, auch demographisch gibt es ist erst ab den 1920er Jahren einen leichten Aufschwung zu spüren (Abb. 48) (MUSTERD, 2007, S.39). 1933 überschreitet die Stadtgemeinde Mailand das erste Mal die 1 Mio. Einwohner-Grenze. In demselben Jahr ziehen über 41.000 Menschen in die Stadt, um die 13.000 werden geboren, ca. 15.000 verlassen die Stadt und etwa 12.000 Einwohner sterben. Bis zum zweiten Weltkrieg 1938 steigt die Bevölkerung auf 1,2 Mio. Menschen, das Maximum an Immigration wird 1937 erreicht (über 58.000 Personen). (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

83

Abb. 48: Bevölkerungsentwicklung der Mailänder Stadtgemeinde, 1918-1945

Bevölkerungsentwicklung Mailand 1918-1945 1 400 000

1 200 000

1 000 000

800 000

600 000 Personen 400 000

200 000

0

1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 Jahr

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online

Im zweiten Weltkrieg, in dem Italien auf Seiten der Achsenmächte kämpft, kommt es zu einer drastischen Reduktion der Geburtenrate und Immigrationsbewegung, sowie zu einem Anstieg der Sterberate. Kurzzeitig kommt es auch zu einem Anstieg der Emigration (Abb. 48). Die rund sechzig Luftangriffe der Alliierten auf das Stadtgebiet Mailand, führten zu 1.200 bis 2.000 Toten. Darunter auch 184 Kinder, die bei einem Luftangriff auf den Stadtteil Gorla in ihrer Schule starben. Etwa ein Drittel der Gebäude der Stadt wurde bei den Angriffen zerstört. Viele der im Zuge des Krieges obdachlos gewordenen Menschen mussten noch Jahre später in minimalistischen Behausungen leben, welche von der Stadtregierung am Stadtrand erbaut wurden. (STORIADIMILANO.IT,2018, online) Am Ende des zweiten Weltkrieges liegt die Stadtbevölkerung immerhin noch bei 1,2 Mio. Menschen (Abb. 48).

84

Abb. 49: Gegenüberstellung der natürlichen Bevölkerungsdynamik und der Migrationsbewegung der Stadtgemeinde in den Weltkriegsjahren

Geburten, Todesfälle während dem zweiten Migration während des zweiten Weltkrieges, Weltkrieg, Mailand Mailand 20 000 40 000 15 000 30 000

10 000 20 000 Personen 5 000 10 000 Personen 0 0 19381939194019411942194319441945 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 Jahr Jahr

Geburten Todesfälle Immigranten Emigranten

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online

In Abb. 49 ist der Verlauf der natürlichen Bevölkerungsbewegung (links) und den Migrationsbewegungen (rechts) während der Weltkriegsjahre dargestellt. Deutlich tritt der Einbruch in der Geburtenrate (links, blau) und in der Einwanderung in die Stadt (rechts, rot) zu Tage.

5.1.3. Nachkriegszeit In den zwanzig Jahren von 1951 bis 1971 zogen Millionen Menschen aus dem Süden Italiens in den Norden, vom landwirtschaftlich geprägten, ländlichen Raum in die zunehmend industrialisierten Städte. Dieses Phänomen wurde von der voranschreitenden industriellen Entwicklung bestimmt, die zu einer Umschichtung der italienischen Bevölkerung und einer Reihe von sozialökonomischer Folgen von besonderer Relevanz führte. Der Bedarf an Arbeitskräften (vor allem in der Stahl- und Gummiproduktion, der chemischen Industrie, im Möbel- und Textilgewerbe), die keine hohen Qualifikationen aufweisen mussten, war hoch, was für viele südliche Arbeiter eine Chance auf die Verbesserung ihrer Lebenssituation darstellte. Im Süden war die industrielle Expansion noch nicht angekommen, oder vielmehr, sie war viel langsamer und auf eine ganz andere Art und Weise angekommen, nicht etwa durch die Hervorhebung jener Sektoren, die im Norden zur Entstehung einer blühenden Industrialisierung geführt hatten. Vor allem in den Jahren 1955 bis 1963 kam es zu einem bemerkenswerten Zustrom von Menschen (etwa 6 Millionen) in die Städte des zentralen 85

Nordens Italiens, insbesondere in die Metropolen Mailand, Turin und Genua. Diese drei großen Städte bildeten das so genannte "Industriedreieck", ein hochentwickeltes Gebiet, das seit mehr als einem Jahrzehnt die Wirtschaft des ganzen Landes antrieb und Millionen von Menschen Arbeit gab, von denen die meisten aus dem Süden Italiens kommen. (NAPOLITANO, 2015, S.16-19)

Diese Wanderbewegung bedeutet für die Stadtgemeinde Mailand einen Zuwachs der Bevölkerung auf über 1,6 Mio. Menschen in den 1960er Jahren. Die Einwanderung steigt, wie das Abb. 50 zeigt, von rund 17.300 Menschen pro Jahr (1951) auf den Höchstwert von ca. 81.000 im Jahr 1961, nach diesem Maximum fällt der Wert in den folgenden Jahren wieder ab und pendelt sich bei 40.000 bis 50.000 Menschen pro Jahr (bis zur Mitte der 70er Jahre) ein.

Abb. 50: Verlauf der Immigrationsbewegung in der Nachkriegszeit

Immigration der Nachkriegszeit, Mailand 90 000 80 000 70 000 60 000 50 000 40 000 30 000 Personen 20 000 10 000

0

1966 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1967 1968 1969 1970 1971 Jahr

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online

1973 kommt es zu einem absoluten Maximum in der Gesamtbevölkerungszahl in der Geschichte Mailand. Nun leben, wenn auch nur für kurze Zeit, über 1,75 Mio. Menschen in der Stadt (Abb. 46) (COMUNE DI MILANO, 2018, online)).

Interessant ist, dass trotz des massiven Bevölkerungszuwachses keine Gemeinden in der Nachkriegszeit eingegliedert worden sind. Die einzigen Stadterweiterungen, im betrachteten

86

Zeitraum, fanden 1873 statt, als die Stadtverwaltung sich mit dem Königreich Italien einigte und einige Gemeinden eingliederte (von 9,7 km2 auf ca. 74 km2). Die letzte Ausdehnung des Stadtgebietes fand 1923/1925 statt, als 11 Gemeinden eingegliedert worden waren, das Gebiet umfasste nun 187 km2. Die letzte Korrektur der Mailänder Stadtgrenzen fand nach unten statt. 1932 beschloss das faschistische Regime, Poasco und einen Teil der antiken Gemeinde Chiaravalle von der Gemeinde Mailand zu trennen und sie San Donato Milanese zuzuordnen, diese Entscheidung formte die aktuelle Stadtgrenze mit einem Gebiet von 181 km2. (MILANOCITTASTATO.IT, 2018, online)

5.1.4. Von 1971 bis 1999 Ab den 1970er Jahren verließen viele, große Industrieunternehmen Westeuropa um sich an billigeren Standorten in Osteuropa und Asien nieder zu lassen. Für die zurückbleibenden, oft schlecht qualifizierten Arbeiter bedeutete dies meist, emigrieren zu müssen um nicht in der Arbeitslosigkeit zu landen. So kam es auch dazu, dass in diesen Jahrzehnten die Auswanderung die Einwanderung, bis auf wenige Ausnahmejahre, übersteigt (Abb. 51). Auch die Gesamtbevölkerung sinkt von 1,7 Mio. (1973) auf 1,3 Mio. 1999. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

Abb. 51: Migrationsbewegung in der Stadtgemeinde, 1972-1999

Migrationsbewegung Mailand 1972-1999

60 000

50 000 40 000 30 000

20 000 Personen

10 000 0 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 Jahr

Immigration Emigration

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online

87

5.1.5. Die letzten Jahrzehnte 1999 führte eine Verwaltungsreform zu einer Zusammenlegung der vormals 20 Mailänder Stadtbezirken zu 9 Bezirken (ital. Municipio oder zone di decentramento). Für die Zeit davor ist es aufgrund mangelnder Daten sehr schwer Details zur demographischen Lage der einzelnen Bezirke zu finden, weshalb in dieser Arbeit davon abgesehen wurde und diese Differenzierung erst für den Zeitraum ab 1999 ausgeführt wird.

Stadtgemeinde Mailands Bevölkerungswachstum stagnierte in den letzten Jahrzehnten, hat sich jedoch in den letzten zehn Jahren wieder erhöht. Laut den Daten der Vereinten Nationen hat Italien von 2000 bis 2010 mehr internationale Migranten (3,85 Millionen) aufgenommen, als in jeder anderen Dekade seit den 1960er Jahren. Auch Mailand spürt diesen Zustrom stark, so verzeichnet die Stadt etwa in den Jahren 2012 und 2013 ein Bevölkerungswachstum von je 1,77 % und 4,92% im Vergleich zum Vorjahr. Dies könnte auf die unstabile Lage, im Zuge der politischen Umwälzungen im Nahen Osten und Nordafrika zurückzuführen zu sein. (NEWGEOGRAPHY.COM, 2018, online) Die Comune di Milano gibt für das Jahr 2016 die Gesamtbevölkerung mit 1,35 Mio. Einwohner an, was einen Zuwachs von 0,42 % zu 2015 entspricht.

Abb. 52: Bevölkerungswachstum 2001-2010 nach Örtlichkeit und Herkunft

Arbeitsgrundlage: NEWGEOGRAPHY.COM, 2018, online

88

In Abb. 52 zeigt sich deutlich, dass ein Großteil der internationalen Migranten ins Zentrum und die zentrumsnahen Vororte zieht, während die meisten der italienischen Zuwanderer in den Vororten unterkommen.

Stadtbezirke Municipio 1: Centro storico Der erste Bezirk Mailands ist der Altstadtbereich innerhalb der historischen Stadtmauern, welcher von den 8 anderen Bezirken keilförmig/tortenstückförmig umgeben ist. Es ist der sowohl territoriale als auch demographisch kleinste Bezirk Mailands. Es befinden sich neben zahlreichen touristisch relevante Bauten und Monumenten auch viele administrative Institutionen der Stadtgemeinde dort. Der erste Bezirk bildet das historische, kulturelle und politische Herz der Stadt, viele der berühmten Einkaufseinrichtungen befinden sich hier. Dementsprechend hoch sind auch die Miet- und Bodenpreise. 2017 leben ca. 97.300 Menschen (Stand 2017) auf 9,67 km2 im Centro storico, was eine Bevölkerungsdichte von 10.096 EW/km2 ausmacht.

Abb. 53: Bevölkerungsdynamik im ersten Bezirk Mailands, 1999-2017

Bevölkerungsdynamik des ersten Bezirkes Mailands, 1999- 108000 2017 106000 104000 102000 100000 98000

Personen 96000 94000 92000 90000

Jahr

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online

89

Abb. 53 zeigt den Schwund in der Bevölkerung des ersten Bezirkes (Centro storico) in Mailand. Vergleicht man diese Werte mit den Grund- und Bodenpreisen so ist festzustellen dass sich diese im 21. Jahrhundert drastisch erhöht haben. 2017 lag der Quadratmeterpreis im Zentrum Mailands bei rund 8.350 Euro (IMMOBILIARE.IT, 2018, online) andere Quellen sprechen von Preisen über 10.000 Euro pro Quadratmeter (INFODATA.COM, 2018, online).

Durch den postindustriellen Trend hin zur Tetiärisierung der Wirtschaft und die damit verbundene Stärkung des Dienstleistungssektors wurden die Innenstädte zunehmend beliebter als Standpunkt für Unternehmen, wie zum Beispiel für Finanz- und Beratungsunternehmen, hochwertige Handels- und Vertriebsgeschäfte. (HELBRECHT, 1996, S.5)

Municipio 2: Der zweite Bezirk stellt auch den flächenmäßig zweit-kleinsten Bezirk dar. Die Geschichte und Entwicklung des zweiten Bezirkes wurde stark von der Lage an den wichtigen verkehrstechnischen Routen nach Monza und Richtung Venedig beeinflusst, Verbindungen in den Nordosten Italiens die für den Handel von großer Bedeutung waren und sind. Der Kanal Naviglio Martesana, der den größten Teil des Bezirks durchquert, war ein wichtiges Transportmittel für die Entwicklung des Mailänder Gebietes. Ab dem 19. Jahrhundert über nahm die Eisenbahn den Waren- und Personentransport, deren Infrastruktur ebenfalls hauptsächlich im zweiten Bezirk zentriert lag. Heute befindet sich mit dem Bahnhof Milano Centrale, der wichtigste Eisenbahnknoten Mailands und einer der wichtigsten in Norditalien im zweiten Bezirk. (COMUNE DI MILANO, 2013, S.75)

Vor allem als Folge der Entwicklung des Eisenbahnsystems wandelte sich der Mailänder Nordosten im frühen 20. Jahrhundert schnell von einem ländlichen in einen überwiegend industriell geprägten Stadtvorort und erlebte gleichzeitig einen dramatischen Bevölkerungszuwachs. In der Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Fabriken infolge der Erweiterung des Stadtzentrums allmählich abgebaut wurden, änderte sich der Bezirk erneut, diesmal in ein überwiegend Wohn- und Tertiärgebiet. Die jüngste Entwicklung des zweiten Bezirks wird auch stark von der hohen Konzentration außer-europäischer Einwanderer beeinflusst, der höchsten in Mailand, was zur Entwicklung von ausgesprochen multiethnischen Vierteln wie der Viale Padova geführt hat. (COMUNE DI MILANO, 2013, S. 77) 90

Das gesamte 21. Jahrhundert erlebte der zweite Bezirk einen leichten Anstieg in der Bevölkerung von etwa 137.000 Personen im Jahr 1999 auf über 159.000 Menschen 2017. Die Bevölkerung ist auf 12,58 km2 verteilt, was zu einer Dichte von etwa 11.800 EW/km2 führt. Damit handelt es sich um den am dichtesten besiedelten Bezirk Mailands. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

Municipio 3 Mailands dritter Bezirk ist in seiner Erscheinung sehr divers, er beherbergt die Universität Polytecnico, einige große Krankenhäuser und vor allem der Bereich um die Porta Venezia (dem Stadtzentrum zugewandt) bietet kulturelle Einrichtungen und touristische Attraktionen. Der dem Stadtrand zugewandte Teil besteht zum größten Teil aus Wohnsiedlungen mit Apartmenthäusern. Auch hier gibt es einige Viertel die durch die internationalen Einwanderungsströme der letzten Jahre einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen konnten. (COMUNE DI MILANO, 2013, S. 79)

Abb. 54: Gegenüberstellung der Bevölkerungsentwicklung im dritten Bezirk, zentrumsnahe und zentrumsferne Viertel

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online

Während die zentrumsnahen Vierteln des dritten Bezirkes die innenstädtische Entwicklungen des Bodenpreises und Reduktion der Wohneinheiten im Zuge der Schaffung von Bürogebäuden oder Hotels miterleben, wie Abb. 54 links deutlich zeigt, kommt es am Stadtrand zu einem beträchtlichen Zuwachs (Abb. 54, rechts). Insgesamt leben hier 141.000 Menschen auf 14,23 km2. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

91

Municipio 4

Die Entwicklungen des im Osten der Stadtgemeinde Mailands gelegenen vierten Bezirkes sind vergleichbar mit denen des dritten Bezirkes. Zentrumsnahe sinkt die Bevölkerungszahl und am Stadtrand steigt sie (Abb. 55). Direkt vor den Gemeindegrenzen im Südosten befindet sich der Flughafen Linate, dessen zugehörige Hotels und Versorgungsbetriebe noch teilweise im vierten Bezirk ansässig sind. Viele der Viertel im äußersten Süden waren bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ländlich geprägte Siedlungen, sie wurden erst im Laufe des wirtschaftlichen Booms (ab den 1950ern)urbanisiert, heute stellen sie hauptsächlich Wohnsiedlungen mit großzügigen Grünanlagen dar. 2017 zählte der vierte Bezirk 159.750 Einwohner, 20,95 km2 und damit eine Einwohnerdichte von etwa 7.400 EW/km2. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

Abb. 55: Gegenüberstellung der Bevölkerungsentwicklung im dritten Bezirk, zentrumsnahe und zentrumsferne Viertel

Zentrumsnahe Stadtvierte, Bezirk 4, 1999- Zentrumsferne Stadtvierte, Bezirk 4, 2017 1999-2017 70000 25500 68000 25000 24500 66000 24000 64000 23500

Personen 23000 Personen 62000 22500 60000 22000

Jahr Jahr

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel, Daten aus COMUNE DI MILANO, 2018, online

Municipio 5 Der Süden Mailands war später und weniger stark von der Industrialisierung und Urbanisierung betroffen, die Gegend war seit jeher stark landwirtschaftlich genutzt, auch heute schließt der Parco Agricolo Sud Milano, ein großes geschütztes, ländliches Gebiet südlich und südöstlich von Mailand, einen Teil der Stadtgemeinde (vor allem den fünften, sechsten und siebenten Bezirken mit ein). Der Park wurde 1990 mit dem Ziel gegründet, das Naturerbe der Poebene zu bewahren, zu schützen und zu verbessern. Es ist 47.000 Hektar groß und legt sich im Halbkreis um den Süden Mailands bis zu den Provinzgrenzen fest. Der 92

Park umfasst verschiedene Bereiche wie landwirtschaftliche Flächen, einige der peripheren Stadtteile von Mailand, Flussbecken (die beiden prominenten Flüsse im Park sind Lambro und Tessin), vereinzelte Wälder, Bauernhöfe, lokale Stadtparks, sowie historische Monumente und Denkmäler. (PARCOAGRICOLOSUD.IT, 2018, online)

Einige Siedlungen wie die Chiaravalle oder Ranchetto de la Rane, die durch rurale Teile des Parco Agricolo von dem Agglomerationsraum Mailand getrennt sind, habe nach wie vor ländlichen Charakter. Die Stadtviertel, nördlich angrenzend an den Parco Agricolo, sind größtenteils Wohnviertel (Vigentino, Teile von …), die in den letzten Jahren massiven Zuzug internationaler Immigranten und illegale Siedlungsaktivitäten (hier sind vor allem die Volksgruppen der Roma zu nennen) erfahren haben. In einigen Gebieten gibt es auch erhebliche Umweltprobleme durch inoffizielle Müllablagerungsplätze. (ABRAMOWICH, 2014, S.14) Je näher man dem Zentrum kommt desto aufgewerteter werden die Viertel. und liegen an den spanischen Mauern, sie beherbergen kulturelle Einrichtungen sowie Bildungsinstitutionen. Insgesamt zählt der fünfte Bezirk 2017 124.900 Einwohner, was bei einer Fläche von 29, 87 km2 eine Bevölkerungsdichte von etwa 4000 EW/km2 bedeutet (COMUNE DI MILANO, 2018, online).

Municipio 6 Der sechste Bezirk liegt im Südwesten der Stadtgemeinde, er liegt an der historischen Verbindungsstrecke nach Genua, durch die in den Stadtmauern hindurch. Heute erinnert noch ein hippes Stadtviertel mit dem Namen Porta Genova daran, das Viertel grenzt an das Centro storico und ist vor allem bei jungen Leuten und Studenten sehr beliebt. Des Weiteren beherrschen großen Wohnsiedlungen den Bezirk, in den Vierteln Lorenteggio, Primaticcio und Ebraico, sind es vor allem Wohnhäuser für Personen der höheren Einkommensklasse, während wiederum in Stadtrandnähe Wohnsiedlungen der einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen dominieren. (COMUNE DI MILANO, 2013, S. 96)

Die Gesamtbevölkerung wird mit etwa 150.000 angegeben, der Bezirk ist 18,28km2 groß und hat somit eine Bevölkerungsdichte von etwa 8.200 EW/km2. Die Gesamtbevölkerungszahl ist aber seit 1999 um etwa 3.500 Personen gesunken (Abb. 56). (COMUNE DI MILANO, 2018, online) 93

Abb. 56: Bevölkerungsentwicklung im sechsten Bezirk, 1999-2017

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online

Municipio 7 Dass die Nähe zum Stadtrand zwar grundsätzlich ein Indikator für den sozialen Wohnbau und Wohnsiedlungen für Personen mit niederem Einkommen ist, heißt nicht dass es keine Projekte und Lösungsansätze gibt um die weitere Abwertung dieser Viertel aufzuhalten. Ein Beispiel dafür ist Baggio das im peripheren Westen der Stadtgemeinde liegt. Noch Anfang der 1990er Jahren galt es als gefährliche Gegend und wurde allseits gemieden. Doch durch die Instandsetzung und große Investitionen in den nahegelegenen Parco della Cave, wurde die Gegend zu einem beliebten Naherholungsgebiet der Mailänder Stadtbevölkerung und das Viertel erlebte einen positiven Aufschwung (PARCODELLACAVE.IT, 2018, online). Doch es gibt auch im siebenten Bezirk Viertel denen ein Aufschwung noch nicht gelungen ist, so befindet sich etwas nördlich von Baggio das Viertel Quarto Cagnino, in dem riesige Sozialbaukomplexe das Landschaftsbild dominieren (Abb.57).

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Abb. 57: Sozialbauwohnkomplex in der Via Carlos Marx im Quarto Cagnino

Arbeitsgrundlage: ORDINEACHITETTI.MI.IT, 2018, online

Viele der Arbeiterwohnbauten in Mailand, wie der Wohnkomplex in er Via Carlos Marx (Abb. 57), wurden von der GesCaL (Gestione Case per il lavoratori). Es handelte sich dabei um einen Fond für den Bau von Wohnungen für Arbeiter aus den 1960er Jahren. Das Arbeitsprinzip von Gescal bestand darin, Häuser für Arbeiter mit Beiträgen der selbigen, von Firmen und teilweise von Regierungsgeldern zu bauen. Der Fond wurde 1998 aufgelassen und die Wohnungen gingen in Privateigentum über. (MONCLUS, 2016, S.26)

Kommt man dem Stadtzentrum wieder Näher so vermehren sich die Wohnviertel der oberen Einkommensschichten, bis man an denn Spanischen Stadttoren wieder im völlig urbanen Kernbereich von Mailand erreicht. Flächenmäßig betrachtet handelt es sich beim siebenten Bezirk um den größten der Mailänder Stadtbezirke (31,34 km2). Trotz einiger Schwankungen in den Jahren dazwischen erreicht der Bezirk 2017 mit 173.650 Einwohner in etwa den gleichen Stand wie im Jahr 1999 mit etwa 173.600 Einwohnern. Diese Werte führen zu einer Bevölkerungsdichte von ca. 5.400 EW/km2. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

Municipio 8 Im achten Bezirk stößt man auf einige städtebauliche Besonderheiten. Etwa in der Mitte zwischen Stadtrand und Spanischer Stadtmauer liegt das Viertel QT8 (Quartiere Triennale 8). Dieses entstand aus einem experimentellen Urbanisierungsprojekt, das anlässlich der 8.

95

Ausgabe der Designausstellung im Jahr 1947 zu Beginn des Wiederaufbaus von Mailand nach dem Zweiten Weltkrieg konzipiert wurde. Der Architekt Piero Bottoni war der Hauptverantwortliche für das Projekt, zu dem auch Monte Stella gehörte, ein künstlicher Hügel, der aus den Trümmern der während des Krieges eingestürzten Gebäude erschaffen wurde. Dabei legte man auch besonderen Wert auf die Grünflächen, es entstanden Nachbarschaftsgärten, Spielplätze und ein 375.000 m² großer Park, dadurch zählt QT8 zu einem der grünsten Stadtteile in Mailand. (MILANOCITTASTATO.IT, 2018, online)

Des Weiteren ist auch im achten Bezirk das neue Einkaufs- und Geschäftsviertel CityLife am Entstehen und zwar auf den ehemaligen Messegründen der Fiera Milano. 2005 siedelte die Messeorganisation an den weit größeren Standort in Rho-Pero, was vor allem eine Entlastung der Verkehrssituation in Messezeiten bringen sollte (FIERAMILANO.IT, 2018). Das ehemalige Messegelände wird nun von den berühmten Architekten: Zaha Hadid, Arata Isozaki and Daniel Libeskind umgestaltet. Dabei sollen drei große Hochhäuser, eine Tiefgarage und eine Parkanlage entstehen. (CITY-LIFE.IT, 2018, online) Etwas weiter Richtung Standrand liegen ehemalige Industriebezirke wie oder Portello, letzterer beherbergte zahlreche Autoherstellerfabriken (Fiat, Alpha Romeo, Citroen), bekannte Urgründe der Arbeiterbewegung in Mailand, sie wurden in den letzten Jahren zunehmend von internationalen Immigranten besiedelt. (COMUNE DI MILANO, 2013, S.99)

Der achte Bezirk weist eine Einwohnerzahl von 186.000 auf, ist 23,72 km2 groß und hat eine Bevölkerungsdichte von etwa 7.600 EW/km2. Auf Abb. 58 lässt sich eine deutliche Steigerung der Bevölkerungszahl erkennen, was wiederum vor allem dem Wachstum in den stadtrandnahen Vierteln zu verdanken ist. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

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Abb. 58: Bevölkerungsentwicklung im achten Bezirk, 1999-2017

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Daten der COMUNE DI MILANO, 2018, online

Municipio 9 Der neunte Stadtbezirk wurde bereits ab Mitte der 1950er Jahre als Verwaltungsbezirk (Centro Direzionale) gegründet. Tatsächlich wurden einige Hochhäuser (Pirelli Tower, Galfa Tower, Servizi-Tecnici-Comunali Tower) gebaut, aufgrund von Regulierungen, die einen Ausbau des Tertiärsektors im Stadtgebiet jedoch beschränkten, kam es zu keiner flächendeckenden Bebauung des Gebietes. Beispielhaft für die inkonsistente Nutzung ist die Errichtung des Vergnügungsparkes: Luna Park im Viertel Varesine, welches sich mitten im geplanten Büro- und Finanzviertels befindet. (MILANOCITTASTATO.IT, 2018, online)

Erst im 21. Jahrhundert ist die Zeit des Stadtverfalls vorbei und neue Projekte werden umgesetzt und erneuern damit den Bezirk. Eine der Maßnahmen betraf das Viertel , welches eine Erneuerung und mit dem angrenzenden Centro Direzionale eine Fusion erfahren sollte (PORTA-NUOVA.COM, 2018, online).

Ein weiteres Projekt wurde 2014 fertig gestellt und nennt sich Bosco Verticale (vertikaler Wald), dabei handelt es sich um zwei Wohntürme (110 Meter und 76 Meter hoch) welche zusammen 400 Wohneinheiten beherbergen und an deren Fassade mehrere hundert Bäume wachsen (Abb.59). Die Bepflanzung soll die Luftqualität in der Stadt verbessern und die Hitze im Gebäude mindern. (ARCHDAILY.COM, 2018, online)

97

Abb. 59: Bosco Verticale, Projekt vom Architekt Boeri

Arbeitsgrundlage: STAFANOBOERIARCHITETTI.NET, 2018, online

185.650 Personen leben im neunten Bezirk Mailands auf 21,12 km2, was eine Dichte von 8.790 EW/km2 bedeutet. Der Zuwachs verteilt sich gleichmäßig auf die zentrumsnahen sowie die zentrumsfernen Viertel, was mit der Aufwertung der Gegend im 21. Jahrhundert zusammen hängen könnte. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

Zwischenfazit Es lässt sich feststellen, dass (im Zeitraum 1999 bis 2017) die Bezirke 1,3 und 6 einen Rückgangt in der Bevölkerung aufweisen, die Bezirke 2, 4, 5, 8 und 9 einen Zuwachs verzeichnen und der Bezirk 7 1999 und 2017 gleich viele Bewohner zählt. Des Weiteren ist anzumerken, dass lediglich im Norden Mailands (Bezirke 2 und 9) das Wachstum gleichmäßig auf die Gebiete des Bezirkes aufgeteilt ist. In den restlichen Bezirken, die um das Centro storico gelegen sind, zeichnet sich ein markantes Stadtrand-Zentrum-Gefälle ab, welches einen überwiegenden Zuwachs für die zentrumsfernen Stadtviertel bedeutet. Begründet könnte diese Entwicklung mit dem ruralen Charakter (Parco Agricolo Sud Milano) der Gebiete im peripheren Osten, Süden und Westen sein, die unbebauten Flächen boten Potential für große Wohnbausiedlungen für ökonomisch schwache Bevölkerungsschichten, in den letzten zwei Jahrzehnten vor allem für internationale Immigranten. Während hingegen im Norden es durch die Realisierung des Centro Direzionale im neunten Bezirk zu einem neuen Central Business District (CBD) kam und die Suburbanisierung somit aus der direkten Stadtgemeinde Mailand 98

hinaus verlagert wurde, in die angrenzenden Gemeinden des Umlandes (Abb. 60). Ein weiterer Hinweis darauf ist auch, dass sich der Metropolraum Mailand vor allem Richtung Norden hin ausweiten, Richtung Monza/Brianza, wo es kaum noch einen erkennbaren Übergang zwischen einzelnen Städten gibt, da das gesamte Gebiet von starker Urbanisierung geprägt ist.

Abb. 60: Mailänder Gemeindegebiet

N

4 km

Arbeitsgrundlage: CAGLIONI, 2003, online

5.2. Bevölkerungsstruktur

Bähr unterteilt die Merkmale der Bevölkerungsstruktur in drei Gruppen. Erstens die demographischen Merkmale wie Alter und Geschlecht, zweitens die sozioökonomischen Merkmale und zuletzt die ethnischen und kulturellen Merkmale (BÄHR, 2004, S. 35). Diese Charakteristika unterliegen einem stetigen Wandel. Vergleicht man etwa die Bevölkerungspyramide der Mailänder Stadtbevölkerung aus dem Jahr 1881 mit jener des Jahres 2011, so ist die gewaltige Veränderung zu sehen welche sich in dem dazwischen liegenden Jahrhundert ereignet hat (Abb. 61). Links ist eindeutig ein pyramidenartiger Aufbau zu erkennen, der Anteil der Menschen in der Altersgruppe von 0-19 Jahre machte 33% aus,

99

der Anteil der 20-39-Jährigen 37%, im Segment von 40-64 25% und über 65 Jahren 5% aus. Dem gegenüber stehen die Werte der heutigen Zeit. 1881 zeigt auch dass der Anteil an jungen Männern im arbeitsfähigen Alter (16-35) einen deutlichen Überschuss verzeichnet, im Gegensatz zu den Frauen. Begründet könnte diese Erscheinung durch den Zuzug vieler arbeitssuchender Immigranten aus den wirtschaftlich-schwächeren Regionen des Landes sein, und Frauen waren in der Schwerindustrie die sich im Mailänder Raum konzentrierte nicht als Arbeitskräfte gefragt, außerdem ließen die damaligen sozialen Umstände es kaum zu, dass Frauen anderorts ein neues Leben anfangen konnten. Die Alterspyramide (2011) der Stadtgemeinde Mailand weist alle Merkmale einer Großstadt einer Industrienation auf. Der Anteil an jungen Bevölkerungsschichten ist verhältnismäßig gering, das Maximum stellt die Bevölkerung von 35 – 50 dar, ebenfalls groß ist der Anteil an Personen über 50 Jahren. Dies führt zu den bekannten Problemen der Überalterung und dem Rückgang an Personen im erwerbsfähigen Alter. Die Bilanz zeichnet auch einen Frauenüberschuss ab der Altersgruppe 50+ auf. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

Abb. 61: Gegenüberstellung der Bevölkerungspyramiden der Stadtgemeinde Mailand, 1881 und 2011

Bevölkerungspyramide, Mailand 1881 Bevölkerungspyramide, Mailand 2011

90-94 90-94 80-84 75-79 70-74 60-64 60-64 50-54 45-49 40-44 30-34 30-34 15-19 20-24 10-14 0-4 0-4 20000 10000 ,0 10000,0 20000,0 30000,0 60000 40000 20000 ,0 20000,0 40000,0 60000,0 Frauen Männer Frauen Männer Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel, Daten aus COMUNE DI MILANO, 2018, online

100

5.2.1. Ausländeranteil

Stadtgemeide Die Stadtgemeinde Mailand weist, 2017, einen Ausländeranteil von 19,33 % auf, was einem Anstieg von 0,3 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. In ganzen Zahlen ausgedrückt bedeutet dies eine italienische Bevölkerung von rund 1,1 Mio. und eine ausländische Bevölkerung von rund 266.900 Personen (COMUNE DI MILANO, 2018, online). Diese Zahlen liegen deutlich über jenen anderer italienischer Städte, wie beispielsweise Rom mit etwa 13 % oder Genua mit um die 9 % (COMUNI-ITALIANI.IT, 2018, online). Dem Ausländeranteil in Mailand, liegt ein deutlicher Anstieg der Einbürgerungen zugrunde. Waren es im Jahr 2010 noch 1.961 Einbürgerungen, so liegt der Wert für das Jahr 2016 bei 7.305, was mehr als einer Verdreifachung entspricht (COMUNE DI MILANO, 2018, online).

Abb. 62: AusländerInnenanteil an der Gesamtbevölkerung, Stadtgemeinde Mailand, 2017

Anteil der AusländerInnen an der Gesamtbevölkerung, Stadtgemeinde Mailand, 2017

19,33 %

80,67 %

Italiener Ausländer

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel, Daten aus COMUNE DI MILANO, 2018, online

101

Abb. 63: Auflistung der stärksten Einwanderernationen in Mailand, 2017

AusländerInnen nach Herkunftsländer, Stadtgemeinde Mailand, 2017

Marocco Ukraine Bangladesh Ecuador Rumänien Sri Lanka Peru Volksrepublik China Herkunftsländer Ägypten Philippinen andere 0 10000 20000 30000 40000 50000 60000 Personen

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel, Daten aus COMUNE DI MILANO, 2018, online In Abb. 63 sind die Bevölkerungsanteile nach Herkunftsländern aufgelistet. Hierbei wurden die 10 am meisten vertretenen Nationen ausgewählt und der Rest unter andere zusammengefasst. Festzustellen ist, dass die philippinische Gemeinschaft die größte ist, dabei ist festzuhalten, dass Italien die größte Zahl an philippinischen Einwohnern europaweit aufweist. Die Immigranten aus den Philippinen weisen die Besonderheit auf, anders als bei der ebenfalls starken Immigrationsnation Ägypten, dass sie auch von den Frauen angetrieben wird. So kommen viele Filipinas auf der Suche nach Arbeit im Krankenpflegebereich in die italienischen Städte. (CULLA, 2016, S.34)

Abb. 64: Details zu den größten Immigrantengruppen, Stadtgemeinde, 2017

Vergleich der Herkunftsländer nach Geschlecht, Mailand, 2017

Volksrepublik China

Philippinen

Ägypten

Herkunftsländer 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 Personen

Frauen Männer

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel, Daten aus COMUNE DI MILANO, 2018, online

102

Abb. 64 zeigt deutlich den Unterschied in der Geschlechterverteilung zwischen den philippinischen EinwanderInnen und jenen aus Ägypten. Bei letzteren ist der eklatante Männerüberschuss nicht zu übersehen, während bei ersteren die Frauen die Mehrheit bilden. Neben den Filipinos und den Ägyptern stellen die Einwanderer aus der Volksrepublik China die drittgrößte Gruppe dar, bei jenen aber die Geschlechterverhältnisse sehr ausbalanciert erscheinen (COMUNE DI MILANO, 2018, online). Dahinter folgen Peru, Sri Lanka, Rumänien, Bangladesch, Ukraine und Marokko.

Stadtbezirke

Der Ausländeranteil an der Bezirksbevölkerung reicht von 12 % (erster Bezirk) bis hin zu über 28 % im zweiten Bezirk. Nimmt man die jeweils fünf stärksten Immigrationsnationen der einzelnen Bezirke, stößt man darauf, dass es kaum Varianz gibt, lediglich acht Nationen sind darunter vertreten. Einwanderer aus den Philippinen bilden im ersten, zweiten, dritten und vierten Bezirk die größte Gruppe, die Ägypter im fünften, sechsten und siebenten, und die chinesischen Einwanderer im achten und neunten Bezirk. Diese drei Nationalitäten bilden in fast ausschließlich, wenn auch in verschiedenen Reihenfolgen, die Top Drei der Herkunftsländer. Danach folgen Sri Lanka, Peru, Bangladesch und Rumänien, auch jeweils in leicht abweichender Reihenfolge. Auffallend ist, dass der erste Bezirk den geringsten Ausländeranteil aufweist und die viertgrößte Immigrantengruppe, nach den Filipinos, Sri Lanker und Chinesen, die Franzosen sind, welche in den restlichen Stadtbezirken nicht zu den stärksten, fünf Einwanderergruppen zählt. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

Abb. 65: AusländerInnenanteil in den Stadtbezirken Mailands, 2017

Ausländeranteil in den Stadtbezirken, 2017 40,00 30,00 20,00 10,00 - 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Ausländeranteil in% Bezirke

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel, Daten aus COMUNE DI MILANO, 2018, online

103

5.2.2. Ausbildung

Stadtgemeinde Wie auf Abb. 66 zu erkennen ist, haben rund 23% der Mailänder Bevölkerung einen Hochschulabschluss. 32% konnten die Sekundarstufe II erfolgreich abschließen, 25 % die Sekundarstufe I, 13 % verfügen lediglich über einen Volkschulabschluss und 6% weisen keinen Abschluss auf.

Abb. 66: Schulabschlüsse in der Stadtgemeinde Mailand, 2011

Höchster Schulabschluss in %, Stadtgemeinde Mailand, 2011 6% 13% 23%

32% 25%

Ohne Abschluss Volkschulabschluss Sekundarstufe I Sekundarstufe II Universitätsabschluss

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel, Daten aus ISTAT, 2018, online

Hochschullandschaft in Mailand Mailand besitzt im Gesamten 14 private und öffentliche Hochschulen und Universitäten, die Universita degli Studi di Milano, stellt mit über 65.000 Studenten die größte und älteste in Mailand dar. Mit 40.000 Studenten liegt das Politecnico Milano, das auf technische Studiengänge und Design fokussiert ist, etwas weiter zurück (STUDYINMILAN.NET, 2018, online). Für das Studienjahr 2011/2012 sind die meist inskribierten Studienrichtungen Wirtschaftswissenschaften (29.000 Studierenden), Maschinenbau (20.400 Studierenden), Geisteswissenschaften (17.400 Studierenden), Rechtswissenschaften (14.500 Studierenden) und Naturwissenschaften (13.000 Studierenden). Insgesamt verzeichnete dasselbe Studienjahr über 163.000 inskribierte Personen in Mailand. (COMUNE DI MILANO, 2018, online) 104

Stadtbezirke Aus Abb. 67 geht die ungleichmäßige Verteilung der Schulen auf die einzelnen Stadtbezirke hervor. 108 der insgesamt 536 Schulen (damit 20%) befinden sich im ersten Bezirk und damit im Stadtzentrum. Bei den aufgelisteten Schulen handelt es sich um Volkschulen, Schulen der Sekundarstufe I und Schulen der Sekundarstufe II. Bemerkenswert ist auch die Dichte an Schulen der Sekundarstufe II im ersten Bezirk. Das Schlusslicht bildet, der im Süden gelegene fünfte Bezirk, er beherbergt lediglich 39 Schulen, dies kann auf die nur sehr dünn besiedelte Fläche des Parco Agricolo Sud Milano zurückgeführt werden, der einen großen Teil des Bezirkes im Süden einnimmt.

Abb. 67: Anzahl der Schulen in den Stadtbezirken, 2016/17

Anzahl der Schulen nach Schulgrad, 2016/17, Stadtbezirke

9 8 7 6 5

Bezirke 4 3 2 1 0 20 40 60 80 100 120 Anzahl der Schulen

SekII SekI Volkschule

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel, Daten aus COMUNE DI MILANO, 2018, online

105

Abb. 68: Schülerzahlen in den Stadtbezirken, 2016/17

Schülerzahlen nach Bezirken, 2016/17

9 8 7 6 5

Bezirke 4 3 2 1 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 SchülerInnen

Sek II Sek I Volkschule

Arbeitsgrundlage: erstellt mit Excel, Daten aus COMUNE DI MILANO, 2018, online

Betrachtet man allerdings die Schülerzahlen (Abb. 68) so relativiert sich das Bild etwas, zwar liegt der erste Bezirk noch immer an erster Stelle, doch die Differenz zu den restlichen Bezirken fällt weit weniger groß aus als wenn man die reinen Schulstandorte betrachtet. Dennoch, auf den ersten Bezirk kommen 15% der SchülerInnen, während derselbe nur 7% der Wohnbevölkerung der Stadt beherbergt. In den restlichen Bezirken sind diese Werte sehr viel ausgeglichener, so wohnen im fünften Bezirk etwa 9% der Bevölkerung Mailands und auch 9% der SchülerInnen gehen hier zur Schule. Ähnliches gilt für alle Bezirke, nirgendwo weicht die Prozentanzahl von SchülerInnen mehr als 3 % von jener der Wohnbevölkerung ab. Die Ausnahme stellt hier nur der erste Bezirk dar. (COMUNE DI MILANO, 2018, online)

106

6. Metropolraum Mailand

6.1. Verstädterung und Urbanisierung in Italien

Möchte man die historische Verstädterungsentwicklung in Italien nachvollziehen, stößt man auf ein erhebliches Problem. Anders als in Mitteleuropa wurde neben dem bebauten, urbanen Stadtteil, der oft nur bis zur Stadtmauer reichte, noch viel an Umland dem Gemeindegebiet zugerechnet. Dies ist allerdings nicht in gesamt Italien der Fall, sondern unterliegt einem erheblichen Nord-Süd-Gefälle. In Norditalien konnten sich nur die Freien Kommunen ihr Umland erhalten und im restlichen Gebiet entstanden viele kleine, stadtähnliche Gemeinden und Dörfer. Im Süden des Landes dominierte die Agrostadt, die sich durch ein weit ins Umland reichendes Gemeindegebiet auszeichnete. (TICHY, 1985, S.331-335)

Während in Groß Britannien oder Deutschland die Expansion der Städte während und kurz nach der Industriellen Revolution richtig einsetzte, wurde diese Entwicklung in Italien durch die Periode des Italienischen Faschismus unterbrochen, indem die Regierung versuchte die Zuwanderung vom Land in die Städte zu unterbinden. Bis 1950 war Italien landwirtschaftlich dominiert, erst mit einem gigantischen Wirtschaftsaufschwung ab 1950, fiel der Anteil der im Agrarsektor tätigen Bevölkerung auf 14,1%. (TICHY, 1985, S.331)

Historisch betrachtet ist Italien ein Land mit einer langen Tradition unabhängiger und starker Gemeinden (Comuni). Im Laufe der Jahrhunderte haben diese Gemeinden an Bedeutung gewonnen, weil sie zu wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Anziehungspunkten wurden. Die derzeitige Situation ist im europäischen Kontext ziemlich einzigartig. Auf einer territorialen Fläche von 301.338, km2 mit 60,6 Millionen Einwohnern (2016) hat Italien 7.982 Gemeinden gebildet - aggregiert in 20 Regionen und 107 Provinzen. In Italien kommt eine besonders hohe Anzahl an kleinen und mittleren Städten (75,7 Prozent der Gemeinden haben eine Bevölkerungsgröße zwischen 501 und 10.000 Einwohner) vor. Daneben gibt es zehn Gemeinden mit mehr als 250.000 Einwohnern (Rom, Mailand, Neapel, Turin, Palermo, Genua, Bologna, Florenz, Bari, Catania). Diese aktuelle Situation entspringt den Entwicklungen seit dem zweiten Weltkrieg, die grundsätzlich in zwei Phasen aufgeteilt werden können. (GRITSAI, 2007, S.5)

107

In der ersten Phase, von den 1950er Jahren bis Mitte der 1970er, wurde das Land durch starke Industrialisierung, eine hohe Binnenmigration, Urbanisierung der Bevölkerung und des Wachstums der Städte verändert (GRITSAI, 2007, S.6). Die Bevölkerung Norditaliens verdoppelte sich zwischen 1861 und 1961 und die Verstädterungsrate versechsfachte sich. Pro Jahrzehnt ab 1880 zog es über eine Million Menschen in die Städtischen Zentren, zwischen 1951 und 1961 erreichte diese Migrationsbewegung ihren Höchststand mit 3,2 Millionen worauf sie im nächsten Jahrzehnt auf 2,3 Millionen zurückging. Insgesamt geht man davon aus, dass zwischen 1860 und 1971 um die 15 Millionen Menschen vom ländlichen Raum in die industrialisierten Stadtgemeinden gezogen sind. (MALANIMA, 2005, S.9-11) Die zweite Periode, von den 1980er Jahren bis heute, zeigt eine Verschiebung, von einer Industrie- zur Dienstleistungswirtschaft, fortschreitende Deindustrialisierung mit einem Rückgang der Bevölkerungszahlen in Großstädten, was einer Zunahme der Einwohner in den Gemeinden des unmittelbaren Umlandes führte. Darüber hinaus ist Italien in jüngster Zeit ein attraktives Einwanderungsland für internationale Migranten geworden. (GRITSAI, 2007, S.6)

Zwischen 1970 und 1990 kam es zu einem Rückgang der Wohnbevölkerung und der Beschäftigten in Industrie in Norditalien, dies betraf vor allem die großen, städtischen Zentren aber auch mittelgroße Zentren (mit ca. 200.000 EW). In Zuge dessen, wuchsen kleinere Städte und ländliche Gebiete demographisch und wirtschaftlich an, dies wiederum führte zur Bildung neuer Agglomerationsräume. Allen voran, der Raum um Mailand, im Osten Venetien und etwas weiter im Süden Piacenze und Emilia. In Süditalien ist von dieser Entwicklung nichts auszumachen, dort kommt es nach wie vor zu einem Zuwachs der großen Stadtgebiete. Eine Ausnahme des Südens bildete Neapel, das im Stadtzentrum einen Rückgang zu verzeichnen hatte, da sich die Bevölkerung auf Subzentren im direkten Umland verlagerte (Caserta, Salerno, Avellino). (CECCHINI, 1991, S.7)

Tab. 5 zeigt die verschiedenen Urbanisierungphänomene (Urbanisierung, Suburbanisierung, Deurbanisierung und Reurbanisierung) aufgeteilt auf die zwei Zeitperioden von 1971 bis 1981 und von 1981 bis 1987. Dabei werden die einzelnen Stufen noch weiter unterteilt in absolute und relative Dezentralisierung, welche Bezug auf C (Zentralraum), P (Peripherie) und A (Zentralraum und Peripherie zusammen) nehmen. Der Tabelle ist zu entnehmen, dass sich der Raum Mailand in der Zeitperiode von 1971-1981 im Bereich der Suburbanisierung befindet,

108

wobei die Bevölkerung in der Kernstadt abnimmt, im Umland jedoch stark ansteigt und auch insgesamt ein Anstieg zu verzeichnen ist. Ab 1981 befindet sich Mailand in der Deurbanisierung, was von einem starken Bevölkerungsrückgang im Zentralraum, einem leichten Anstieg in der Peripherie und einem Gesamtrückgang begleitet ist.

Tab. 5: Stadien der urbanen Raumentwicklung in Italine zwischen 1971 und 1987

Arbeitsgrundlage: Cecchini, 1991, S.260

Trotz des Niedergangs der großen Industrien am Ende des 20. Jhd. und den damit einhergehenden Bevölkerungsverlusten in den städtischen Zentren, führte das nicht zwingendermaßen zu einem Verlust der funktionalen und wirtschaftlichen Bedeutung der

109

Städte. Durch die veränderten, globalen Rahmenbedingungen kam es zu einer Verlagerung der Wirtschaft auf den tertiären Sektor, man spricht auch von einer tertiärwirtschaftlichen Verstädterung. (HEINEBERG, 2001, S.45-48) Im 21. Jhd. kann man vor allem zwei unterschiedliche Phänomene in italienischen Städten beobachten. Erstens, die weitere Tertiärisierung, Aufwertung und Gentrifizierung der Innenstadtbereiche. Zweitens im Norden den Verfall der Stadtviertel und Stadtbezirke in der Peripherie der Städte, in denen riesige Wohnkomplexe für die Arbeiter und Migranten aus dem Süden, Jahrzehnte zuvor entstanden waren. Im Süden gab es keine, von den Städten errichteten Arbeiterwohnsiedlungen, hier kam es ab 1960 zu einem Boom an ungeplanten, ungenehmigten Bauten ebenfalls am Rand der städtischen Zentren, die im Laufe der Jahrzehnte, gleich denen im Norden, dem Verfall und keinerlei Sanierungsmaßnahmen preisgegeben waren. (MINGIONE, 2003, S.3, 4)

Im Jahr 2017 lag laut ISTAT der Verstädterungsgrad Italiens bei 69,3%, was einem Zuwachs von 0,23% zum Vorjahr bedeutet (Abb. 69). Das Diagramm zeigt sehr schön, die einsetzende Deurbanisierung ab 1980. Während ab dem 21. Jhd. die Aufwertung der Innenstadtbereiche, die wirtschaftliche Umorientierung hin zu tertiären Funktionen und die internationale Immigration den Urbanisierungsgrad erneut anhoben.

Abb. 69: Entwicklung des Verstädterungsgrades seit 1960 in Italien

Urbanisierungsgrad Italien ab 1960

Urbanisierungsgrad

Arbeitsgrundlage: ISTAT.IT, 2017, online

110

6.2. Die Einteilung funktionaler Stadtgebiete

Funktionale Stadtgebiete bestehen aus einem Kerngebiet und dem dazugehörigen Einzugsgebiet der Pendler (OECD, 2013, S.3).

6.2.1. OECD Einteilung in funktionale Stadtgebiete (FUAs) Die Definition von städtischen Gebieten in OECD-Ländern verwendet die Bevölkerungsdichte und Pendlerströme um städtische Kerne und deren Hinterland zu identifizieren. Die Methode beinhaltet drei Hauptschritten (OECD, 2012, S.24-30):

1. Schritt: Identifizierung der Kerngemeinden anhand von gerasterten Bevölkerungsdaten: Im ersten Schritt des Verfahrens werden gerasterte Bevölkerungsdaten verwendet, um urbanisierte Gebiete oder "high density clusters" im Staatsgebiet zu definieren, wobei Verwaltungsgrenzen ignoriert werden. Ein städtischer Kern besteht aus einem dicht besiedelten Cluster zusammenhängender Rasterzellen von 1 km2 mit einer Dichte von mindestens 1.500 Einwohnern pro km2 und mindestens 5 der 8 angrenzenden Quadrate müssen derselben Bevölkerungsdichte entsprechen. Eine Gemeinde wird als Teil eines städtischen Kerns definiert, wenn mindestens 50% der Bevölkerung der Gemeinde innerhalb des städtischen Clusters lebt. (OECD, 2012, S.24-30)

2. Schritt: Verbindung der nicht zusammenhängenden Kerne, die aber demselben funktionalen städtischen Gebiet angehören: Die eruierten Stadtkerne erweisen sich als gute Anhaltspunkte um städtische Regionen ausfindig zu machen. Allerdings sind nicht alle städtischen Gebiete in der OECD durch eine zusammenhängende Entwicklung gekennzeichnet. Viele von ihnen entwickeln sich polyzentrisch und beherbergen mehrere dicht besiedelte Kerne, die physisch getrennt, aber wirtschaftlich integriert sind. Die Beziehungen zwischen den Stadtkernen werden unter Verwendung der in den Pendlerdaten enthaltenen Informationen betrachtet. Zwei Stadtkerne gelten als integriert und damit als Teil der polyzentrischen Metropolregion, wenn mehr als 15% der Wohnbevölkerung eines der Kerne im anderen Kern zur Arbeit pendelt. Dieser Schritt ermöglicht eine Korrektur möglicher Diskontinuitäten in der Bevölkerungsdichte innerhalb

111

desselben städtischen Zentrums (z. B. natürliche Oberflächen, die größer als 1 km² sind, wodurch eine Stadt in zwei Teile geteilt wird). (OECD, 2012, S.24-30)

3. Schritt: Die Identifizierung des städtischen Hinterlandes: Sobald die dicht besiedelten Gemeinden zu Stadtkernen aggregiert sind und polyzentrische Metropolgebiete mit festgebundenen Kernen identifiziert werden, besteht der letzte Schritt der Methodik darin, das Hinterland dem Metropolgebiet abzugrenzen. Das "Hinterland" kann als "Arbeitereinzugsgebiet" des städtischen Arbeitsmarktes außerhalb des dicht besiedelten Kerns definiert werden. Die Größe des Hinterlands, bezogen auf die Größe des Kerns, gibt deutliche Hinweise auf den Einfluss der Städte auf die Umgebung. Das städtische Hinterland ist definiert als alle Gemeinden, in denen mindestens 15% ihrer Beschäftigten in einem bestimmten Stadtkern arbeiten. Gemeinden, die von einem einzigen funktionalen Stadtgebiet umgeben sind, werden einbezogen, und nicht zusammenhängende Gemeinden werden fallen gelassen. (OECD, 2012, S.24-30)

Diese Methodik ermöglicht den Vergleich von funktionalen städtischen Gebieten ähnlicher Größe in den einzelnen Ländern. Es wird eine Klassifizierung von funktionalen städtischen Gebieten in vier Typen nach Bevölkerungsgröße vorgeschlagen (OECD, 2013, S.34):  Kleine städtische Gebiete mit einer Bevölkerung von weniger als 200 000 Menschen;  Mittelgroße städtische Gebiete mit einer Bevölkerung zwischen 200 000 und 500 000;  Metropolregionen mit einer Bevölkerung zwischen 500 000 und 1,5 Millionen;  Große Ballungsräume mit einer Bevölkerung von 1,5 Millionen oder mehr.

6.2.2. Die ISTAT Einteilung in funktionale Stadtgebiete Die Untersuchung von Urbanisierungsprozessen erfordert vor allem ein territoriales Bezugsraster. Mit dem Vorschlag, die lokalen Arbeitssysteme als territoriales Referenznetz zu nutzen und 21 urbane funktionale Regionen zu identifizieren, die als "städtische Haupträume" definiert sind, soll gezeigt werden, dass diese Gebiete stärker von Urbanisierungs- phänomenen geprägt sind als andere Räume. Dies wird sowohl durch die Analyse von Indikatoren, die traditionell das Vorhandensein weit verbreiteter Urbanisierungs-phänomene zum Ausdruck bringen, als auch durch den Vergleich mit anderen auf nationaler und

112

internationaler Ebene angenommenen Klassifikationen entwickelt. Der von ISTAT vorgeschlagene Ansatz berücksichtigt daher (ISTAT, 2017, S.32-34): • Die 611 lokalen Systeme (SL) von 2011, die auf der Grundlage der Matrix der Pendlerströme definiert wurden, als eine geeignete territoriale Einheit zur Darstellung des Phänomens der Verstädterung. Das Konzept eines lokalen Systems tendiert dazu, sich einer funktionalen Definition des städtischen Raums anzunähern, ausgehend von sozialen Beziehungen, indirekt ermittelt durch tägliche Pendlerströme, und durch das Erheben der Konzentration und Dichte von Gebäuden und anderen städtische Strukturen. • Eine Unterteilung aller lokalen Systeme in drei verschiedene Gruppen: 21 große städtischen Realitäten, 86 lokale Systeme für mittelgroße Städte und die lokalen Systeme (504). Damit stellen die lokalen Arbeitssyteme mit ihrer täglichen Pendlerbewegung die Grundlage dieser Methode dar.

Abb. 70: Die 21 urbanen, funktionalen Regionen Italiens

200km

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 2017, S. 35

6.3. Ansätze der Bestimmung von Metropolregionen

Es gibt keine einheitliche Definition über den Begriff Metropolregion, vielmehr gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Ansätzen und Theorien wie und anhand welcher Kriterien man Metropolregionen definieren kann.

113

Zunächst gibt es den „administrativen“ Ansatz, der auf zuvor bestimmten rechtlichen oder administrativen Einheiten, wie Bezirke, Gemeinden oder Stadtviertel beruht. Dieser Ansatz dient oft als Instrument für Steuerungs- und Kontrollzwecke, dabei wird keine Rücksicht auf lokale Grenzen gesetzt, um zwischen abgegrenzten nicht-metropolen und metropolen Einheiten zu unterscheiden. Faktoren dabei können etwa Bevölkerungsschwellen, politische Entscheidungen oder historische Ereignisse sein. (BOIX, VENERI, 2008, S.4) Eine weitere Möglichkeit Metropolregionen zu bestimmen, bietet der „morphologische“ Ansatz, wobei hier Ballungsräume als physische Objekte betrachtet werden, die gewisse Schwellenwerte an Urbanisierung unter- oder überschreiten und dementsprechend eingeteilt werden (BOIX, VENERI, 2008, S.5). Die GEMACA-Gruppe (ein INTERREG-Projekt) hat, Anfang des 21. Jahrhunderts, eine weitere Einteilung für die Metropolregionen gefunden, nämlich einen funktionalen Ansatz bei dem, Metropolregionen als wirtschaftliche und soziale Einheiten gesehen werden. Verwaltungsgrenzen, spielen dabei keine besondere Rolle mehr, es wird mehr Gewicht den Beziehungen zwischen den urbanen Einheiten im Ballungsbereich gelegt. Die Metropolregion wird durch eine Vielzahl an Interaktionen zwischen den städtischen Kernen definiert (polyzentrisch), bzw. durch Beziehungen vom Kern ins Umland (monozentrisch). Als Kriterien für diesen Ansatz gelten Bevölkerungs- oder Beschäftigungszahlen, Pendlerströme und wirtschaftliche Verstrickungen. (KAUFFMANN, 2011, S.72-73)

In Italien haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten zwei sehr unterschiedliche Formen für die Interpretation von urbanen Phänomenen entwickelt. Die erste besteht daraus das italienische Territorium zu "regionalisieren" und basiert auf dem Konzept der funktionalen urbanen Region (FUR). Dieser Ansatz bedingt eine quantitative Methodik. Einwohneranzahl und Beschäftigungsdichte, stellen die ersten beiden Kriterien hierfür dar, sie dienen der Feststellung von gegebener oder nicht gegebener Homogenität im untersuchten Gebiet, beziehen sich aber immer auf einzelne Orte. Das dritte Kriterium, das Pendlermuster, bezieht sich auf die wechselseitigen Beziehungen in einem System und ist somit ein Kriterium der Interdependenz. (FABBRO, 2015, S.6-9)

Das zweite Paradigma, spatial, also räumlich genannt, führte den Begriff "städtische Region" ein und betonte die unterschiedlichen sozialen, wirtschaftlichen und morphologischen Merkmale, die die heutigen städtischen Gebiete charakterisieren. Diese territoriale 114

Interpretation beginnt bei lokalisierten Beobachtungen und führt zu relativ homogenen Siedlungen. Dieser Ansatz bezieht sich auf eine qualitative Methodik. (FABBRO, 2015, S.5-7)

6.4. Der Metropolregion Mailand

6.4.1. Abgrenzung

Tab. 6: Überblick über die verschiedenen Abgrenzungsmethoden

Bezeichnung Local labor Metropolitan Metropolregion Metropolitan system area area

Quelle Istat OECD EUROSTAT BBSR

2011 2014 2012 2011

Kriterien Interdependenz Homogenität Administrative Morphologie Grenzen Interdependenz Interdependenz

Einwohner 3,12 Mio. 4,16 Mio. 4,97 Mio. 8,4 Mio.

Fläche 1.348 km2 2.637,04 km2 3.989 km2 14.600 km2

Einwohnerdichte 2.314 EW/km2 1.518 EW/km2 1.246 EW/km2 575 EW/km2

Arbeitsgrundlage: FABBRO, 2015, S.16. modifiziert

Metropolregion Mailand nach ISTAT

Die von ISTAT, dem Nationalinstitut für Statistik regelmäßig aktualisierte Darstellung der lokalen Arbeitssysteme (Local Labour Systems, LLS) verwendet Pendlermuster als Hauptkriterium der Raumeinteilung. Ziel ist es, die Existenz und die Ausdehnung eines kompakten und einheitlichen Ballungsraumes zu bestätigen, innerhalb dessen die Siedlungsprozesse, die wirtschaftliche Homogenität, die mit der Mobilität der Menschen verbundenen Beziehungen eine starke funktionale Integration definieren. Es werden folgende Faktoren berücksichtigt (ISTAT, 2017, S. 58-60):

• Pendeln von Haus-Arbeitsströmen (Faktor der funktionalen Beziehungen),

• Pendeln von Hausstudienströmen (Faktor der funktionalen Beziehungen)

115

• Flächenverbrauch, ausgedrückt durch die städtische Fläche (Faktoren des Siedlungsprozesses),

• Migrationsbilanzen (Abrechnungsverfahren),

• das durchschnittliche, zu versteuernde Einkommen, gegeben durch das Verhältnis zwischen zu versteuerndem Einkommen und Wohnbevölkerung (wirtschaftlicher Leistungsfaktor)

• geschätzte Immobilienwert (wirtschaftlicher Leistungsfaktor)

Die Werte der sechs Variablen werden normalisiert und summiert, was zu einem neuen Indikator, dem Indikator für die Intensität der territorialen Integration.

In Abb. 71 wurden die Ergebnisse von 160 Gemeinden, die mit dieser Methode erzielt wurden, hervorgehoben. Betrachtet man das Gebiet der Gemeinden mit den dunkleren Farben, so zeigt sich ein starker Einfluss von Mailand auf den westlichen Teil der Provinz Monza und Brianza, sowie auf die unmittelbare Umgebung (besonders auf den unmittelbaren Norden in Richtung Monza. Wichtig sind auch die Verbindungen zu einigen Gemeinden von Como und Varese. (ISTAT, 2017, S. 58-60)

Abb. 71: Ausdehnung des Metropolraumes nach ISTAT

N

20km

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 2017, S. 61

Wie Abb.71 zeigt nimmt der Einfluss Mailands Richtung Süden rasch ab, während hingegen der eigentliche Metropolraum sich Richtung Norden, also nach Monza und Brianza ausbreitet. Diese Methode führt zu einem Metropolraum mit 3,12 Mio. Einwohner auf 1.348 km2. 116

Metropolregion Mailand nach EUROSTAT Die EUROSTAT Methode stellt einen administrativen Ansatz dar, bei der die NUTS 3 Regionen als Grundlage dienen, welche in Metropolregionen und Nicht-Metropolregionen unterteilt sind. Metropolregionen sind gleichwertig mit funktionalen Stadtgebieten von mindestens 250.000 Einwohnern. Jede Metropolregion besteht aus einer oder mehreren NUTS-3- Regionen und ist nach dem wichtigsten funktionalen Stadtgebiet innerhalb ihrer Grenzen benannt. Wenn mehr als 50% der Bevölkerung in einer angrenzenden NUTS-3-Region ebenfalls innerhalb des funktionalen Stadtgebiets leben, wird sie in die Metropolregion einbezogen. Die Typologie unterscheidet drei Arten von Metropolregionen: Hauptstadtregionen, Metropolregionen zweiten Ranges und kleinere Metropolregionen. (EUROSTAT, 2018, online)

EUROSTAT identifiziert einen Kernraum der Metropolregion mit 189 Gemeinden und über 3,8 Mio. Einwohner. Hierbei werden sämtliche Gemeinden der Provinz Mailand dem Metropolraum zugezählt (NUTS 3 Region). Dies führt jedoch auch dazu dass ein großer Teil (etwa ein Drittel) des hoch urbanen Raumes außerhalb der Provinzgrenzen ausgeschlossen wird. Deswegen wird auch noch die gesamte Provinz Monza Brianza zum Kernraum gezählt, ebenfalls eine angrenzende NUTS 3 Region. (EUROSTAT, 2018, online)

Abb. 72:Metropolregion nach EUROSTAT

N

Rot: Provinzgrenzen

Hellgrün: Kerngebiet

20km Dunkelgrün: Hinterland

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 2017, S. 312, modifiziert

117

Eine Problematik die sich bei der EUROSTAT Methode zeigt, ist, dass auch viele der Gemeinden welche im Süden der Provinz Mailand liegen und keinerlei urbanen Charakter aufweisen, dennoch zur Kernregion des Metropolraumes gezählt werden, wie auf Abb. 72 ersichtlich ist.

Metropolregion Mailand nach der OECD Mit der OECD Methode werden vier high density cluster im Mailänder Raum identifiziert. Der Hauptcluster umfasst in seiner südlichen Grenze das Gebiet von der Hauptstadt und erstreckt sich, den beiden Autobahnachsen folgend, südwestlich in Richtung Rozzano ( A7) und nach Südosten in Richtung San Donato Milanese und San Giuliano Milanese (A1). Im Norden reicht er durch die gesamte Provinz Monza-Brianza, bis hinein in die Provinz Como. Die weiteren drei Cluster sind Busto Arizio, Gallarate und Saronno. Während dem Cluster Busto Arizio und Gallarate noch ein schmaler, ruraler Streifen zu sehen ist, ist die Abgrenzung zu jenem von Mailand schon schwieriger, da sie beinahe fließend ineinander übergehen, und so ist in Zukunft ein Zusammenschluss der beiden funktionalen Regionen wahrscheinlich.

Abb. 73: High density cluster im Raum Mailand

N

20km

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 2017, S. 306

Abb.73 zeigt die orange eingezeichneten high density cluster. Neben Mailand sind es Busto Arizio, Gallarate und Saronno die alle drei hauptsächlich in der Provinz Varese liegen. Auch die Ausbreitung des Clusters Mailand Richtung Norden bis in die Provinz Como ist gu zu erkennen.

118

Nach dem OECD-Ansatz wird der städtische Kern der Metropolregion durch die Einbeziehung der Gemeinden, in denen mindestens 50 Prozent der Bevölkerung im dazugehörigen high density cluster lebt, definiert (ISTAT, 2017, S. 308). Für Mailand ergibt sich nun folgendes Bild (Abb.74): Das Kerngebiet der Metropolregion ist beinahe deckungsgleich mit dem high density Cluster Mailand. Der Metropolraum verzeichnet eine Einwohnerzahl von 4,16 Mio. Einwohner auf etwa 2.600 km2.

Abb. 74: Metropolraum Mailand nach der OECD

N

- Provinzgrenzen

Hellbraun: Kerngebiet

20km Dunkelbraun: Hinterland

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 2017, S. 312, modifiziert

Metropolregion Mailand nach dem Federal Institute for Research on Building, Urban Affairs and Spatial Development (BBSR) Nach der BBSR Methode wurden 38 Indikatoren auf die fünf metropolen Funktionen: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verkehr und Kultur aufgeteilt und in Gruppen eingeteilt. Dabei werden nur Daten verwendet die im gesamten Untersuchungsgebiet zur Verfügung stehen (in ganz Europa), die Vergleichbarkeit gewährleisten, aus offiziellen Quellen stammen, und exakt lokalisierbar sind. Die 38 Indikatoren sind alle gleich gewichtet und werden mit einer Punktezahl, von 0-100, bewertet. (BBSR, 2011, S.37) Dabei geht es darum, eine Einteilung nicht nur für die vorausgewählten Räume zu treffen, sondern das gesamte Gebiet, für welches Daten vorliegen, einzuteilen. Es basiert auf der Idee, dass durch die Konzentration vieler Funktionen und Standorte hochrangige Standortcluster von Metropolfunktionen entstehen und hohe Interaktionsdichten bilden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass an anderen Standorten außerhalb dieser Cluster keine metropolen Funktionen existieren. Hauptquartiere großer

119

Unternehmen müssen nicht unbedingt in großen Städten angesiedelt sein, ebenso Flughäfen und Sportstadien. Die Analyse räumlicher Verteilungsmuster aus verschiedenen Perspektiven wird erst durch dieses breit angelegte Forschungskonzept möglich. Auch die Ergebnisse sind aufgrund administrativer Vorgaben nicht von einer räumlichen Strukturierung betroffen, da die Metropolfunktionen an den zugehörigen Standorten gemessen und dann auf LAU-2-Ebene aggregiert wurden. LAU ist die Abkürzung für Lokale Verwaltungseinheit (meist Gemeinden), die die grundlegenden Komponenten der NUTS-Regionen bildet (BBSR, 2011, S.39). Nach dieser Methode besteht der Metropolraum Mailand aus einer Fläche von 14.600 km2 und besitzt 8,4 Mio. Einwohner. Mit 28,1 Indexpunkten landet Mailand nach dieser Methode auf dem 13. Platz der Metropolregionen in Europa (BBSR, 2011, S.126).

Mailand als Netzwerk von Städten Wie oben gezeigt, sind die vom funktionalen Paradigma abgeleiteten, städtischen Gebiete monozentrische Systeme. Die Konzeptualisierungen des spatialen Ansatzes, weisen auf die Zersplitterung des Mailänder Stadtgebiets hin. Die Vorstellung vom Territorium als Netzwerk zeigt, wie technologischer Fortschritt und wachsender Zusammenhang zwischen Lokalitäten, die lokalen Märkte für globale Wirtschaftsakteure offener gemacht haben, da die Transportkosten stark zurückgegangen sind. Konsequenterweise betrachtet diese Konzeption Städte als miteinander verbundene Knoten eines Netzwerks, in dem Beziehungen zwischen Lokalitäten weniger hierarchisch und komplementär werden. (FABBRO, 2015, S.25)

6.4.2. Polyzentrische Metropolregion Mailand? Kloosterman und Musterd (2001) schreiben, dass der Ansatz europäische und nordamerikanische Metropolräume als monozentrische Systeme zu beschreiben und zu verstehen nicht mehr ausreicht. Zu vielfältig und komplex sind die Interaktionen und Beziehungen zwischen den urbanen Teilrealitäten der Systeme geworden. Die Frage die sich dabei stellt, ist, ob man nicht auch den Metropolraum Mailand als ein polyzentrisches System betrachten kann. Dazu hat ISTAT (2017) einige Daten veröffentlicht, die in Folge nun erörtert werden. (KLOOSTERMAN, MUSTERD, 2001, S. 17ff)

120

Abb. 75: Polyzentrismus (links) und monazentrisches System (rechts)

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 2017, S.111

In der Lombardei liegen vier der 21 italienischen urbanen Regionen (Regioni funzionali nach ISTAT): Bergamo, Busto Arsizio, Como und Mailand. Zu diesen Gebieten gehören 449 Gemeinden, die in den Provinzen Mailand, Monza und Brianza und teilweise in den Provinzen Varese, Como, Bergamo, Lecco, Lodi und Pavia verteilt sind. Obwohl die vier lokalen Systeme aneinander grenzen, bleibt eine Teilung in vier Regionen aufrecht. Die Agglomeration der vier funktionalen Regionen umfasst 80% der Gemeinden der Lombardei und weitere 200 Gemeinden in anderen Regionen, darunter Gemeinden der Provinzen Piacenza, Novara und Verbano-Cusio-Ossola. Nach den Daten der Volkszählung von 2011, hat das Gebiet etwa 8,8 Millionen Einwohner, davon entfallen etwa zwei Drittel auf die Provinz Mailand, 14% auf Busto Arsizio, 13 % auf Bergamo und 8% auf Como. Zusammen repräsentieren die Einwohner der Region etwa ein Drittel der Wohnbevölkerung Norditaliens und etwa 15% der Bevölkerung des gesamten Staatsgebietes. Eine Verteilung, die eine starke Polarisierung auf der Nordseite des Mailänder lokalen Systems (Busto Arsizio, Como, Lecco und Bergamo) zeigt, während auf der südlichen Seite eher durchschnittliche demographische Dimensionen (Novara, Vigevano, Pavia, Lodi und Crema) vorherrschen. (ISTAT, 2017, S.102-104)

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Abb. 76: Funktionale Regionen im Raum Mailand

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 20017, S. 105

Mailand weist eine große Dominanz auf und bildet eine eigene funktionale Region, die aus 13 lokalen Systemen besteht. Im Gegensatz zu Rom ist es jedoch interessant festzustellen, dass Mailand trotz der hohen Dominanz von anderen zusammenhängenden urbanen Realitäten umgeben ist, die wiederum die funktionale Regionen Como, Busto Arsizio und Bergamo bilden. Diese haben die wirtschaftliche Stärke, sich dem Einfluss Mailands zu entziehen und eigenständige Systeme zu bilden. Zwar stellt Mailand in seiner eigenen funktionalen Stadtregion das absolute Dominanzzentrum dar, jedoch bilden die drei anderen funktionalen Stadtregionen, also Como, Bergamo und Busto Arsizio zusammen eine urbane Struktur die ihrerseits wiederum als polyzentrische Stadtregion bezeichnet werden kann. (ISTAT, 2017, S. 108)

Um eine Charakterisierung der funktionalen Regionen zu bekommen, wurde die Anzahl der lokalen Systeme, gegen den Dominanzindex des lokalen Kapitalsystems aufgetragen das Ergebniss ist in Abb. 77 zu sehen. Der Dominanzindex ist das Verhältnis zwischen der Nettoflüsse die in einer Stadt ankommen und dem Durchschnitt der Nettoflüsse die pro Stadt des untersuchten Systems ankommen, dieser kann größer, kleiner oder gleich 0 sein. Ein

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Dominanzindex 0 bedeutet dass keinerlei Nettoflüsse in die Stadt eingehen. Er gibt damit die Wichtigkeit eines Punktes im System an. (ISTAT, 2017, S.107)

Abb. 77: Anzahl der lokalen Systeme und der Dominanzgrad der urbanen Zentren Italiens

Arbeitsgrundlage: ISTAT, 2017, S.107

Betrachtet man die Ergebnisse aus Abb. 77 so kommt man zu dem Schluss, dass je größer die Anzahl an lokalen Systemen eine funktionale Region aufweist, desto stärker ist auch die Dominanz des Hauptsystems. Das ist ein Hinweis darauf, dass man es mit monozentrischen Systemen zu tun hat, bei denen die Flüsse in das jeweilige, urbane Zentrum die Beziehungen zum Rest des Gebietes übersteigen. In diesem Fall verfügen die lokalen Systeme, die an das Hauptsystem angrenzen oder ihr nahe sind, nicht über die Merkmale, die sie brauchen, um sich wirtschaftlich zu entfalten und zu einem Austausch mit anderen lokalen Systemen zu treten. (ISTAT, 2017, 108) Mailand weist dabei mit seinen 13 lokalen Systemen einen besonders hohen Dominanzindex auf, was eindeutig für eine monozentrische Ausrichtung spricht, wenn man den Mailänderraum gesondert von seinen benachbarten, funktionalen Regionen betrachtet.

Gliedert man aber die Regionen Como, Bergamo und Busto Arsizio in die Betrachtung mit ein, so kommt ISTAT zu keinem klaren Ergebnis, da die komplexen Beziehungen die zwischen den benachbarten, funktionalen Systemen bestehen noch nicht zur Genüge untersucht worden

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sind, als dass man klar von einem monozentrischen oder einem polyzentrischen Metropolraum sprechen könne. (ISTAT, 2017, S. 111)

7. Zusammenschau und Schlussfolgerungen

Zur Beantwortung der anfangs gestellten Fragen. Welche Auswirkungen hat die persistente Bausubstanz im Centro Storico auf den Tertiärsektor? Im Centro Storico findet man verschiedene Formen von persistenter Bausubstanz, darunter Palazzi, Gründerzeitbauten, Sakralbauten und andere Monumente. Für die Palazzi ist festzuhalte, dass sich vermehrt Dienstleistungen der gehobenen Klasse, wie Anwälte, Notare, Design- und Consultingfirmen darin angesiedelt haben, andererseits haben sie auch oft eine öffentliche Funktion, wie Kultureinrichtungen, Ausbildungsstätten oder Einrichtungen der Gemeindeverwaltung inne. Diese Dienstleistungsfunktionen treten auch häufig gemischt mit privater Wohnfunktion auf. Hochkarätige Einzelhandelsunternehmen, vor allem im Textilbereich sind ebenfalls in den Palazzi angesiedelt. Während hingegen Einzelhandelsunternehmen mit breitem Sortiment, Gaststätten und Beherbergungsbetriebe auf Gebäude mit jüngerem Erbauungsdatum oder Neubauten zurückgreifen. Insgesamt lässt sich für die Palazzi als auch für die Gründerzeithäuser feststellen, dass je nach Lage, die Nutzung variiert. So finden sich in den berühmten Einkaufsstraßen, Via Dante und den Straßen des Quadrilatero d’oro, unabhängig von der Gebäudeform, hauptsächlich Funktionen des Einzelhandels. In den Wohnsiedlungen werden auch die Palazzi hauptsächlich privat genutzt, bzw. weisen sie Mischfunktionen aus privater Nutzung und Dienstleistungen auf, dasselbe gilt für die gründerzeitliche Bebauung.

Wie hat sich die Bevölkerung in der Stadtgemeinde Mailand, sowie in den einzelnen Bezirken entwickelt und wie ist ebendiese in ihrer aktuellen Struktur zusammengesetzt? Die demographische Entwicklung der Stadtgemeinde Mailand orientiert sich stark an den wirtschaftlichen Dynamiken der Region. Der nach dem zweiten Weltkrieg einsetzende, ökonomische Aufschwung zog auch einen rasanten Bevölkerungszuwachs mit sich. Die in den 1970er Jahren einsetzende Deindustrialisierung der Großstädte traf auch Mailand und die Einwohnerzahl sank. In den letzten Jahrzehnten ist ein leichter demographischer Anstieg zu bemerken, wenn dieser auch ungleich auf das Stadtgebiet verteilt ist. So wachsen die

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Stadtviertel im peripheren Osten, Süden und Westen stärker an als jene im Zentrum. Auch bei der Bevölkerungsstruktur lassen sich gewisse Zentrum-Peripherie-Disparitäten feststellen.

Welche Möglichkeiten den Metropolraum Mailand zu beschreiben gibt es, ist es gerechtfertigt von einem polyzentrischen Metropolraum zu sprechen? Es gibt diverse Ansätze Metropolräume zu definieren. Je nach Organisation wird entweder ein administrativer, morphologischer oder funktionaler Ansatz gewählt, wobei in einem Vergleich die Metropolregionen der einzelnen Methoden große Unterschiede aufweisen können und im Falle Mailands eine Einwohnerzahl zwischen 3,12 Mio. Personen und 8,4 Mio. Personen umfassen kann. Dasselbe gilt für die Flächendimension der Metropolregion. Ob man von der Metropolregion Mailand als einen polyzentrischen Raum sprechen kann, ist laut ISTAT noch nicht endgültig geklärt, denn anders als andere italienische Metropolregionen (Rom, Neapel) ist Mailand von starken urbanen Einheiten umgeben (Como, Busto Arizio, Brescia). Diese bilden untereinander ein polyzentrisches Stadtgefüge, während Mailand in seinem direkten Umland eine große Dominanz aufweist und als monozentrische Metropolregion zu definieren ist.

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8. Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen

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130

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TRENORD.IT: http://www.trenord.it/en/the-lines/regional-railway.aspx zuletzt geprüft am 24.11.2017.

8.3. Abbildungen

Abb. 1: SCARDIA, G. (2006): Subsurface magnetostratigraphy of Pleistocene sediments from the Po Plain (Italy). S. 12.

Abb.2: SCARDIA, G. (2012): Stratigraphic evidence of a Middle Pleistocene climate-driven flexural uplift in the Alps. In: Tectonics, Vol. 31.

Abb. 3.: WIKIMEDIA.ORG : https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Klimadiagramm-deutsch- Milano_(Mailand)-Italien.png, zuletzt geprüft 12.11.2017.

Abb. 4: BLASI ET AL. (2014): Classification and mapping of the ecoregions of Italy, S.9.

Abb. 5: ESA.INT: http://blogs.esa.int/eolaunches/2015/06/29/sentinel-2-delivers-first-images/, zuletzt geprüft 19.12.2017.

Abb. 7: WIKIVOYAGE.ORG: https://en.wikivoyage.org/wiki/Lombardy, zuletzt geprüft am 12.12.2017.

Abb. 8: COMUNE DI MILANO, (2013): Verso le Nuove Verso le Nuove Municipalità Municipalità un atlante. Quelle : http://www.milanocittametropolitana.org/wp-content/uploads/2013/10/Atlante- Verso-le-Nuove-Municipalit%C3%A0.pdf, zuletzt geprüft am 10.04.2018.

132

Abb. 9: COMUNE DI MILANO: https://geoportale.comune.milano.it/sit/mappe/, zuletzt geprüft am 20.12.2017.

Abb. 10: CAMERA DI COMMERCIO (2017): MP/A 2017 - Milano Produttiva. 27° Rapporto di Camera di Commercia di Milano, S.59.

Abb. 11: TECHNOFASHIONWORLD.COM: http://www.technofashionworld.com/september-2017- fairs-milan-fashion-week-will-grouped-together/, zuletzt geprüft am 12.12.2017.

Abb.12: SCHULZE-FOSTER, J. (1998): Eisenzeitliche Urbanisierungsprozesse. Quelle: https://s3.amazonaws.com/academia.edu.documents/38841090/Schulze- Forster_Oppida_Oberitalien.compressed.pdf?AWSAccessKeyId=AKIAIWOWYYGZ2Y53UL3A&Expires= 1512492266&Signature=2jyU6NnVCBeChB6JE8ov8EFd3d8%3D&response-content- disposition=inline%3B%20filename%3DFruhe_keltische_Oppida_in_Oberitalien_D.pdf. Zuletzt geprüft am 5.12.2017.

Abb. 13: STORIADIMILANO.IT: http://www.storiadimilano.it/citta/mappe/mappe.htm, zuletzt geprüft am 6.12.2017.

Abb. 16.: REPUBBLICA.IT, 15.02.2015, online milano.repubblica.it/cronaca/2015/02/05/foto/seconda_guerra_mondiale-106591858/1/#6 zuletzt geprüft am 12.12.2017.

Abb.17: WIKIMEDIA.ORG: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Scrofa_semilanuta.jpg, zuletzt geprüft am 04.04.2018.

Abb. 18: COMUNE DI MILANO: http://www.comune.milano.it/wps/portal/ist/it/news/primopiano/tutte_notizie/lavori_pubblici/pala zzo_ragione_%20recupero_finestre, zuletzt geprüft am 04.04.2018.

Abb. 27: LAPIAZZACHENONSAI.ORG: http://lapiazzachenonsai.altervista.org/milano-dal-1820-al- 1924/, zuletzt geprüft am 12.04.2018.

Abb.28: LAPIAZZACHENONSAI.ORG:http://lapiazzachenonsai.altervista.org/milano-dal-1820-al- 1924/, zuletzt geprüft am 12.04.2018.

Abb.29: STAGNIWEB.IT: http://www.stagniweb.it/foto6.asp?File=mappe883&InizioI=1&RigheI=50&Col=4, zuletzt geprüft am 12.04.208.

Abb. 30: MASSIDA, G. (2015): Soglie storiche: i piani regolatori di Milano. Mailand: Politecnico. Quelle: https://www.politesi.polimi.it/bitstream/10589/132438/8/book%20prova.pdf, zuletzt geprüft am 28.04.2018, S. 9.

Abb.31: MASSIDA, G. (2015): Soglie storiche: i piani regolatori di Milano. Mailand: Politecnico. Quelle: https://www.politesi.polimi.it/bitstream/10589/132438/8/book%20prova.pdf, zuletzt geprüft am 28.04.2018, S. 14.

Abb.32: SIMAONLUS.IT: https://www.simaonlus.it/?p=1894, zuletzt geprüft am 14.04.2018.

Abb.35: LOMBARDIABENICULTURALI.IT:

133

http://www.lombardiabeniculturali.it/blog/up/2017/02/Spazio_03_emergenze_Architettoniche.jpg, zuletzt geprüft am 13.04.2018.

Abb.38: LOMBARDIABENICULTURALI.IT: http://www.lombardiabeniculturali.it/architetture/schede/LMD80-00639/, zuletzt geprüft am 12.04.2018.

Abb. 47: CAGLIONI, M. (2003): Contribution to the fractal analysis of cities: A study of the metropolitan area of Milan. https://journals.openedition.org/cybergeo/3634, zuletzt geprüft am 12.03.2018.

Abb. 48-51: COMUNE DI MILANO: Bilancio demografico dal 1880. http://sisi.comune.milano.it/, zuletzt geprüft am 12.03.2018.

Abb. 52: NEWGEOGRAPHY.COM: www.newgeography.com/content/002441-the-evolving-urban- form-milan, zuletzt geprüft am 17.04.2018.

Abb. 53-56: COMUNE DI MILANO: Residenti serie storica (1999-2017): http://sisi.comune.milano.it/, zuletzt geprüft am 12.03.2018.

Abb.57:ORDINEACHITETTI.MI.IT: http://www.ordinearchitetti.mi.it/it/notizie/dettaglio/1538-le- facciate-di-quarto-cagnino, zuletzt geprüft am 29.03.2018.

Abb. 58: COMUNE DI MILANO: Residenti serie storica (1999-2017): http://sisi.comune.milano.it/, zuletzt geprüft am 12.03.2018.

Abb.59: STEFANOBOERIARCHITETTI.NET: https://www.stefanoboeriarchitetti.net/urban-forestry/, zuletzt geprüft am 12.03.2018.

Abb.60: COMUNE DI MILANO: https://geoportale.comune.milano.it/sit/open-data/, zuletzt geprüft am 25.04.2018.

Abb. 61, 62: COMUNE DI MILANO: http://sisi.comune.milano.it/ Censimento 2011, zuletzt geprüft am 23.04.2018.

Abb. 63-65: COMUNE DI MILANO: http://sisi.comune.milano.it/ Popolazione straniera 2017, zuletzt geprüft am 12.05.2018.

Abb. 66: ISTAT: http://dati- censimentopopolazione.istat.it/Index.aspx?DataSetCode=DICA_GRADOISTR1, zuletzt geprüft am 12.05.2018.

Abb. 67, 68: COMUNE DI MILANO: http://sisi.comune.milano.it/ Instruzione, zuletzt geprüft am 12.05.2018.

Abb. 69: ISTAT: https://knoema.de/search?query=metropolitan%20are%20milan%20&pageIndex=&scope=&term=& correct=&source=Header, zuletzt geprüft am 15.03.2018.

Abb. 70: ISTAT (2017) : Formi, Livelli e Dinamiche dell’Urbanizzazione in Italia. Quelle: https://www.istat.it/it/files/2017/05/Urbanizzazione.pdf, zuletzt geprüft am 24.04.2018, S. 35

134

Abb.71: ISTAT (2017) : Formi, Livelli e Dinamiche dell’Urbanizzazione in Italia. Quelle: https://www.istat.it/it/files/2017/05/Urbanizzazione.pdf, zuletzt geprüft am 24.04.2018, S. 61.

Abb. 72: ISTAT (2017) : Formi, Livelli e Dinamiche dell’Urbanizzazione in Italia. Quelle: https://www.istat.it/it/files/2017/05/Urbanizzazione.pdf, zuletzt geprüft am 24.04.2018, S. 312. Modifiziert

Abb. 73: ISTAT (2017) : Formi, Livelli e Dinamiche dell’Urbanizzazione in Italia. Quelle: https://www.istat.it/it/files/2017/05/Urbanizzazione.pdf, zuletzt geprüft am 24.04.2018, S. 306.

Abb. 74: ISTAT (2017) : Formi, Livelli e Dinamiche dell’Urbanizzazione in Italia. Quelle: https://www.istat.it/it/files/2017/05/Urbanizzazione.pdf, zuletzt geprüft am 24.04.2018, S. 312. Modifiziert.

Abb. 75: ISTAT (2017) : Formi, Livelli e Dinamiche dell’Urbanizzazione in Italia. Quelle: https://www.istat.it/it/files/2017/05/Urbanizzazione.pdf, zuletzt geprüft am 24.04.2018, S.111.

Abb. 76: ISTAT (2017) : Formi, Livelli e Dinamiche dell’Urbanizzazione in Italia. Quelle: https://www.istat.it/it/files/2017/05/Urbanizzazione.pdf, zuletzt geprüft am 24.04.2018, S. 105

Abb. 77: ISTAT (2017) : Formi, Livelli e Dinamiche dell’Urbanizzazione in Italia. Quelle: https://www.istat.it/it/files/2017/05/Urbanizzazione.pdf, zuletzt geprüft am 24.04.2018, S. 107.

8.3. Tabellen

Tab. 1: ISTAT: http://dati.istat.it/Index.aspx?DataSetCode=DCIS_POPRES1, zuletzt geprüft am 12.12.2017. GOOGE-MAPS: https://www.google.com/maps/@45.4473638,9.1428235,9.81z, zuletzt geprüft am 12.12. 2017.

Tab. 2: ISTAT (2017): STAT (2017) : I dossier delle Città Metropolitane Città metropolitana di Milano. Quelle : http://www.affariregionali.it/media/170177/dossier-citt%C3%A0-metropolitana-di- milano.pdf, zuletzt geprüft am 12.04.2018.

Tab. 3: HEINEBERG, H. (2001): Allgemeine Geographie: Stadtgeographie. Paderborn: UTB. S. 171.

Tab. 4: COMUNE DI MILANO: Bilancio demografico dal 1880. http://sisi.comune.milano.it/, zuletzt geprüft am 12.03.2018.

Tab. 5: CECCHNI, S. (1991): Il Mezzogiorno urbano tra passato recente e futuro prossio. Meridiana nr. 11-12, Quelle: www.rivistameridiana.it/files/cecchini,-Il-Mezzogiorno-urbano.pdf, zuletzt geprüft am 23.02.2018, S. 260.

Tab. 6: FABBRO, M. (2015): Conceptualisations and Representations of Milan Urban Area. Quelle: http://www.rc21.org/en/wp-content/uploads/2014/12/I1.1-DelFabbro.pdf, zuletzt geprüft am 05.04.2018, zuletzt geprüft am 14.04.2018, S. 16.

135

9. Anhang

Ergebnisse der Erhebung im Centro Storico, April 2018

Name des Palazzo, Adresse EH DL W Renovier EH+DL EH+W DL+W EH+DL+ t W

Ca' de Sass (via Monte di Pietà, 6) 1

Casa Banfi (via Brera, 9) 1

Casa Beccaria (via Brera, 6) 1

Casa Bellotti (via Brera, 10) 1

Casa Berchet (via Cino del Duca, 2) 1

Casa Bettoni o dei Bersaglieri 1

(corso di Porta Romana, 20)

Casa Bosina (via Cappuccio, 11) 1

Casa Bosina (via Lanzone, 11) 1

Casa Buttafava (via Lanzone, 21) 1

Casa Buzzoni (via Bocchetto, 13) 1

Casa Cavigioli (via Cappuccio, 9) 1

Casa Ciani (corso Venezia, angolo via 1 Boschetti)

Casa Cornaggia Medici (via Santa 1 Marta, 25)

Casa Crespi (via Borgonuovo, 18) 1

Casa Crespi (via Sant'Andrea, 15) 1

Casa De Maestri (corso Venezia, 13) 1

Casa degli Omenoni (via degli 1 Omenoni, 3)

Casa dei Bossi (via dei Bossi, 4) 1

Casa dei Botta (via San Maurilio, 14) 1

Casa dei Grifi (Via Valpetrosa, 5) 1

Casa dei Morigi (via Morigi, 8) 1

Casa di Alessandro Manzoni (via Visconti di 1 Modrone, 16)

Casa di Cesare Cantù (via Morigi, 5) 1

Casa Fontana Silvestri (corso Venezia, 1 10)

Casa Greppi (via Borgonuovo, 19) 1

136

Casa in via Molino delle Armi 41 (via Molino 1 delle Armi, 41)

Casa Latuada (via Gesù, 8) 1

Casa Maggi (via Olmetto, 10) 1

Casa Manzi (via Nerino, 8) 1

Casa Melzi (via San Tomaso 5) 1

Casa Monti (Milano) (via Verdi, 5) 1

Casa Negri (corso di Porta Romana, 1 16)

Casa Panigarola (piazza Mercanti, 17) 1

Casa Parravicini (via Cino del Duca, 4) 1

Casa Poldi Pezzoli (via Manzoni 12-14), sede 1 dell'omonimo museo

Casa Porro Lambertenghi (via Monte 1 di Pietà, 15)

Casa Rabia Feltrinelli (piazza 1 S.Sepolcro, 1)

Casa Radice Fossati (via Cappuccio, 1 13)

Casa Sioli Legnani (via Borgonuovo, 1 5)

Casa Toscanini (via Durini, 20) 1

Casa Valerio (via Borgonuovo, 24) 1

Loggia degli Osii (piazza Mercanti, 7) 1

Palazzetto Taverna (via 1 Montenapoleone, 2)

Palazzo Acerbi (corso di Porta 1 Romana, 3)

Palazzo Aliverti (via Broletto, 20) 1

Palazzo Amman (via Arrigo Boito, 8) 1

Palazzo Anguissola (via Manzoni, 10) 1

Palazzo Annoni (c.so di Porta 1 Romana, 6)

Palazzo Archinto (via Olmetto, 6) 1

Palazzo Arcivescovile (piazza 1 Fontana, 2)

Palazzo Belgioioso Mapelli (via 1 Sant'Eufemia, 2)

Palazzo Belgiojoso (piazza Belgiojoso) 1

137

Palazzo Beltrami () 1

Palazzo Beretta (corso Italia 19) 1

Palazzo Besana (p.zza Belgiojoso) 1

Palazzo Bigli (via Bigli, 11) 1

Palazzo Bigli Samoyloff (via 1 Borgonuovo, 20)

Palazzo Bolagnos Viani (via 1 Cino del Duca, 8)

Palazzo Borromeo (piazza Borromeo, 1 12)

Palazzo Borromeo d'Adda (via 1 Manzoni, 39-41)

Palazzo Bovara (corso Venezia, 51) 1

Palazzo Brentani o Brentano (via 1 Manzoni, 6)

Palazzo Cagnola (via Cusani 5) 1

Palazzo Carcano Tondani (via 1 Francesco Sforza, 39)

Palazzo Carcassola Grandi (via Monte 1 Napoleone, 3)

Palazzo Carmagnola (via Rovello, 2) 1

Palazzo Casati (via Olmetto, 1) 1

Palazzo Casnedi (via San Tomaso 5) 1

Palazzo Castani (p.zza San Sepolcro, 9), sede 1 della Questura di Milano

Palazzo Castelli (piazza Borromeo, 1 11)

Palazzo Centro Congressi Cariplo (via Monte di 1 Pietà, 10)

Palazzo Citterio (via Brera, 12) 1

Palazzo Clerici (via Clerici, 5) 1

Palazzo Confalonieri (via Monte di 1 Pietà, 14)

Palazzo Corio Casati (via S.Paolo, 12) 1

Palazzo Cornaggia (via Cappuccio 21) 1

Palazzo Crotti (via Moneta 1) 1

Palazzo Cusani (via Brera, 15), sede del 1 Comando del Corpo d'Armata di Milano

Palazzo Dal Pozzo (corso Venezia, 49) 1

138

Palazzo Dal Pozzo Benni (corso 1 Venezia, 53)

Palazzo Dal Verme (via Puccini, 3) 1

Palazzo dei Giureconsulti (via 1 Mercanti, 2)

Palazzo dei Portici Meridionali (piazza 1 Duomo)

Palazzo dei Portici Settentrionali 1 (piazza Duomo)

Palazzo del Monte (via 1 Montenapoleone 8)

Palazzo del Monte di Pietà (via 1 Monte di Pietà, 5)

Palazzo della Ragione o Broletto nuovo (piazza 1 Mercanti, 1)

Palazzo della Veneranda Fabbrica del Duomo 1 (piazza Duomo, 18)

Palazzo dell'Ambrosiana (piazza Pio 1 XI, 2)

Palazzo delle ex Scuole Arcimbolde (piazza 1 S.Alessandro, 1)

Palazzo delle Scuole Palatine (piazza 1 Mercanti, 11)

Palazzo dell'Ufficio Elettorale (corso di Porta 1 Romana 8-10)

Palazzo di Brera (via Brera, 28) 1

Palazzo di Prospero Visconti (via 1 Lanzone, 2)

Palazzo Durini (via Durini, 24) 1

Palazzo Durini di Monza (via S.Maria 1 Valle, 2)

Palazzo Erba Odescalchi (via 1 dell'Unione, 5)

Palazzo Gallarati Scotti (via Manzoni, 1 30)

Palazzo Gavazzi (via Monte 1 Napoleone, 21)

Palazzo Greppi (via S.Maurilio, 19) 1

Palazzo Haas (via Foscolo, 1-3) 1

Palazzo in corso di 22 (corso di 1 Porta Ticinese, 22)

139

Palazzo Isimbardi (corso Monforte, 1 35)

Palazzo Jacini (via del Lauro 3) 1

Palazzo Kewermuller Arnaboldi (via 1 Monte di Pietà 1)

Palazzo Landriani (via Borgonuovo, 1 25)

Palazzo Litta Cusini Modignani (corso 1 Europa, 16)

Palazzo Litta o Arese (corso Magenta, 1 24)

Palazzo Lucini Passalacqua (via 1 Monte di Pietà, 3)

Palazzo Mainoni (via Amedei 4-6) 1

Palazzo Mapelli (via Cappuccio, 15) 1

Palazzo Marchetti (via Morone 4) 1

Palazzo Marietti (via del Bollo 2) 1

Palazzo Marino (piazza della Scala, 2) 1

Palazzo Mazenta (via Amedei 2) 1

Palazzo Mellerio (corso di Porta 1 Romana, 13)

Palazzo Melzi di Cusano (via 1 Montenapoleone, 18)

Palazzo Morando (via S. Andrea, 6) 1

Palazzo Moriggia (via Borgonuovo, 23), oggi 1 Museo del Risorgimento

Palazzo Moriggia Belgioioso (via 1 Morigi, 9)

Palazzo Olivazzi (via Bigli, 21) 1

Palazzo Orsini (via Borgonuovo, 11) 1

Palazzo Perego di Cremnago (via 1 Borgonuovo, 12)

Palazzo Pisani Dossi (via Brera 11) 1

Palazzo Pozzobonelli-Isimbardi (via 1 dei Piatti, 4)

Palazzo Reale (piazza del Duomo, 12) 1

Palazzo Recalcati (via Amedei, 8) 1

Palazzo Recalcati Tagliasacchi (via 1 Borgonuovo, 15)

Palazzo Reina (via Bagutta, 12) 1

140

Palazzo Rougier (corso di porta 1 Romana, 17)

Palazzo Saporiti (corso Venezia, 40) 1

Palazzo Serbelloni (corso Venezia, 16) 1

Palazzo Settala (corso di Porta 1 Romana, 19)

Palazzo Silva di Biandrate (via del 1 Lauro, 9)

Palazzo Spinola (via san Paolo, 10) 1

Palazzo Talenti (via Verdi, 6) 1

Palazzo Tarsis (via S.Paolo, 1) 1

Palazzo Taverna (via Bigli, 9) 1

Palazzo Trivulzio (piazza 1 Sant'Alessandro, 6)

Palazzo Vidiserti Dozzio (via Monte 1 Napoleone, 23)

Palazzo Vimercati (via 1 Filodramamtici, 1) total 7 51 15 6 9 7 33 6

141