Die Reinhard-Heydrich-Stiftung in Prag (1942–1945) Berichte Und Studien Nr

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Die Reinhard-Heydrich-Stiftung in Prag (1942–1945) Berichte Und Studien Nr Andreas Wiedemann Die Reinhard-Heydrich-Stiftung in Prag (1942–1945) Berichte und Studien Nr. 28 Herausgegeben vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden Andreas Wiedemann Die Reinhard-Heydrich- Stiftung in Prag (1942–1945) Dresden 2000 Herausgegeben vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden Mommsenstr. 13, 01062 Dresden Tel. (0351) 463 2802, Fax (0351) 463 6079 Layout: Walter Heidenreich Umschlaggestaltung: Penta-Design, Berlin Druck: Sächsisches Druck- und Verlagshaus AG, Dresden Printed in Germany 2000 Abdruck und sonstige publizistische Nutzung – auch auszugsweise – nur mit Quellen angabe gestattet. Belegexemplar gewünscht. ISBN 3-931648-31-1 Inhaltsverzeichnis Einleitung 7 I. Germanisierungspläne im Protektorat 15 1. Rahmenbedingungen 15 2. Sudetendeutsche Konzepte 15 3. Die Denkschriften von Neuraths und Franks 18 4. Der Beschluss zur „Umvolkung“ und die „völkische Bestandsaufnahme“ 20 5. „Eindeutschungswürdigkeit“ contra „Eindeutschungsfähigkeit“ 22 6. Die Germanisierungspläne bis 1945 23 II. Die ersten Pläne zur Errichtung eines Ostinstituts in Prag 25 1. Die Entwürfe Wilhelm Saures 25 2. Heydrich in Prag 30 3. Rivalitäten und Konkurrenzpläne 35 III. Die Reinhard-Heydrich-Stiftung 39 1. Aufbauphase 39 1.1 Strukturelle Entwürfe 39 1.2 Die tschechischen Forschungsanstalten als materielle Grundlage der Reinhard-Heydrich-Stiftung 42 1.3 Namensgebung 43 1.4 Ziele und Zweck der Stiftung 44 2. Struktur der Reinhard-Heydrich-Stiftung 47 2.1 Stiftungsleitung 47 2.2 Die Institute der Reinhard-Heydrich-Stiftung 48 2.3 Finanzierung 52 3. Die Akteure der Reinhard-Heydrich-Stiftung 54 3.1 Hans Joachim Beyer 55 3.2 Rudolf Hippius 61 3.3 Karl Valentin Müller 63 3.4 Gerhard Gesemann 67 3.5 Wilhelm Weizsäcker 69 3.6 Eduard Winter 72 4. Die wissenschaftliche Tätigkeit der Heydrich-Stiftung 73 4.1 „Tschechenkundliche Forschung“ 74 4.2 „Sozialanthropologische“ Musterung der Protektoratspolizei 77 4.3 Die Volkskunde im Rahmen der Heydrich-Stiftung 79 4.4 Prioritätenwechsel: Bolschewismusforschung 81 4.5 Vortragstätigkeit 84 4.6 Veröffentlichungen 86 5. Verbindungen zu anderen Institutionen 89 6. Die Heydrich-Stiftung gegen Ende des Krieges 93 6.1 Kriegsbedingte Schließungen 93 6.2 Das Konzept eines europäischen Bürgerkrieges 94 7. Die Akteure der Heydrich-Stiftung nach dem Krieg 97 8. Die Bedeutung der Reinhard-Heydrich-Stiftung im Rahmen der NS-Volkstumspolitik und der deutschen Ostforschung 99 8.1 Die Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften 99 8.2 Deutsche Volks- und Kulturbodenforschung 102 8.3 Institutionen der deutschen Ostforschung im NS 105 IV. Zusammenfassung 113 V. Anhang 117 Abkürzungen 117 Quellen und Literatur 118 Einleitung Am 15. März 1939 besetzte die Wehrmacht die Länder Böhmen und Mäh- ren bzw. das, was nach den Gebietsabtretungen an das Deutsche Reich im Zuge des Münchener Abkommens von 1938 von ihnen übriggeblieben war. Die Slowakei hatte sich unter deutschem Druck am 14. März 1939 für unab- hängig erklärt. In der Proklamation Hitlers vom 16. März 1939 über das „Protektorat Böhmen und Mähren“1 heißt es, dass die besetzten Landesteile der ehemaligen tschechoslowakischen Republik von nun an zum Gebiet des „Großdeutschen Reiches“ gehörten. Zwar wurden dem Protektorat Autono- mie und Selbstverwaltung gewährt, dem Staatspräsidenten des Protektorats, der vom Vertrauen Hitlers abhängig war, wurde jedoch ein Reichsprotektor zur Seite gestellt, der die Reichsinteressen wahren sollte und für die Beach- tung der politischen Richtlinien des „Führers“ zu sorgen hatte. Die Mitglie- der der Protektoratsregierung mussten vom Reichsprotektor bestätigt wer- den. Ebenso konnte dieser gegen Gesetze und Verordnungen Einspruch erheben, die von der Protektoratsregierung erlassen wurden.2 Konstantin Freiherr von Neurath, der ehemalige Außenminister, wurde am 18. März 1939 zum Reichsprotektor ernannt. Sein Staatssekretär wurde der Sudeten- deutsche Karl Hermann Frank, der in der Sudetendeutschen Partei (SdP) der Stellvertreter Henleins gewesen war. Himmler ernannte Frank außer- dem im April 1939 zum Höheren SS- und Polizeiführer im Protektorat, wodurch Frank in dieser Eigenschaft Himmler und nicht Neurath unterstellt war. Nach der Besetzung Böhmens und Mährens stellte sich die Frage nach der Behandlung der tschechischen Bevölkerung. Im Sommer des Jahres 1940 wurde die Zukunft des Protektorats und seiner Bevölkerung verstärkt diskutiert. Neurath und Frank sprachen sich in ihren Denkschriften für eine Beibehaltung des Protektorats und für die Germanisierung der tschechi- schen Bevölkerung aus. Hitler genehmigte diese Pläne. Auch der Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) Reinhard Heydrich verfolgte nach sei- nem Amtsantritt in Prag als Stellvertretender Reichsprotektor im September 1941 diese Linie. Primäres Ziel aber war die Unterdrückung des Wider- stands und die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Protektorat, um den Kriegsbeitrag der tschechischen Wirtschaft, der für das Deutsche Reich außerordentlich wichtig war, nicht zu gefährden. Diesem Nahziel wur- 1 Angeblich diente der Vertrag zwischen Frankreich und Tunis von 1881 als Vorbild für die Einrichtung des Protektorats Böhmen und Mähren. Der Begriff „Protektorat“ ist insofern problematisch, da er die Bedeutung „Schutzherrschaft“ impliziert, von der im Falle des Protektorats Böhmen und Mähren keine Rede sein kann. 2 Vgl. Proklamation des Führers und Reichskanzlers über die Errichtung des Protekto- rats Böhmen und Mähren. In: Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918–1945, Serie D (1937–1945) Band IV: Die Nachwirkungen von München (Oktober 1938– März 1939), Baden-Baden 1951, Dok. Nr. 246, S. 246–248, hier: S. 247. 7 den alle anderen Pläne untergeordnet. Die Germanisierung, von Heydrich als Fernziel bezeichnet, sollte erst nach dem Krieg in Angriff genommen werden. Alle diesbezüglichen Planungen unterlagen strenger Geheimhal- tung, um keine Unruhe unter der tschechischen Bevölkerung zu provozie- ren. Es wurde eine Bestandsaufnahme der tschechischen Bevölkerung in „rassisch-völkischer“ Sicht angestrebt, denn es sollten nicht alle Tschechen „eingedeutscht“ werden, sondern nur die, die sich als „rassisch brauchbar“ erwiesen und auch durch ihre Gesinnung und ihre Haltung zum Deutschtum für eine „Eindeutschung“ in Frage kamen. Um die Tschechen als eigenstän- diges Volk zu zerstören, wurde ihre „Entnationalisierung“ und „Neutralisie- rung“ betrieben. Diese Ziele sollten durch die Bekämpfung des Panslawis- mus und die damit verbundene Herauslösung der Tschechen aus dem Kreis der slawischen Völker, durch die Betonung des jahrhundertelangen deut- schen Einflusses auf die Tschechen, durch Aufspaltung der böhmischen Län- der in Böhmen und Mähren und deren Ausspielung gegeneinander, erreicht werden. Zu beiden Aufgaben, der „Bestandsaufnahme“ der Bevölkerung im Protektorat und der „Entnationalisierung“, sollten auch die wissenschaftli- chen Institutionen im Protektorat ihren Beitrag leisten. Durch eine Verordnung Hitlers vom 2. August 1939 wurden sowohl die Deutsche Universität in Prag als auch die beiden technischen Hochschulen in Prag und Brünn (Brno) in die deutsche Reichsverwaltung übernommen. Die offizielle Übernahme der Deutschen Universität erfolgte am 4. Novem- ber 1939. Die Universität wurde umbenannt in: „Deutsche Karls-Universi- tät“.3 Alle tschechischen Hochschulen des Protektorats wurden am 17. Novem- ber 1939 geschlossen. Hitler hatte einen Tag vorher die entsprechende Anweisung dazu gegeben. Er begründete seinen Entschluss mit den Demon- strationen des 28. Oktober4, bei denen es zu Zusammenstößen zwischen Deutschen und Tschechen gekommen war und den kleineren Demonstratio- nen am 15. November, die im Anschluss an einen Trauerzug für den an den Folgen einer Schussverletzung vom 28. Oktober gestorbenen Medizinstuden- ten Jan Opletal stattgefunden hatten.5 Die angeblichen Rädelsführer der Stu- 3 Die 1348 von Kaiser Karl IV. gegründete Universität wurde 1882 in eine Böhmische und eine Deutsche Karl-Ferdinands-Universität geteilt, die Insignien verblieben bei der deutschen Universität. Unter dem Namen „Karls-Universität“ wurde die tsche- chische Universität durch Gesetz vom 19.2.1920 zur alleinigen Nachfolgerin der alten Universität proklamiert. 1934 mussten die Insignien der tschechischen Univer- sität übergeben werden. Die Bezeichnung „Deutsche Karls-Universität“ wurde erst am 4.11.1939 von der deutschen Besatzungsmacht eingeführt. Im folgenden werde ich diese Bezeichnung verwenden. Für die Zeit vor dem 4.11.1939 verwende ich den Namen „Deutsche Universität“ und für die tschechische Universität den Namen „Karls-Universität“. 4 Der 28.10. ist der tschechoslowakische Unabhängigkeitstag. 5 Die Auseinandersetzungen am 28.10.1939 waren von Frank provoziert worden. Auch den Trauerzug am 15.11.1939 wollte Frank als Vorwand für ein hartes Eingrei- fen nutzen. Vgl. Brandes, Die deutsche Reaktion, S. 214f. 8 denten wurden am 17. November erschossen und 1200 verhaftete Studen- ten in das KZ Oranienburg deportiert.6 Offiziell sollte die Schließung der tschechischen Hochschulen nur für drei Jahre erfolgen. Die Hochschulen blieben jedoch während der gesamten Zeit des Protektorats geschlossen. An der Deutschen Karls-Universität wurde Wilhelm Saure Ende 1939 zum neuen Rektor und 1940 zum „Sonderbeauftragten des Reichsprotek- tors für die slawischen wissenschaftlichen Einrichtungen“ ernannt. Er ent- warf 1941 die ersten konkreten Pläne zur Errichtung einer Reichsstiftung, die einerseits
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