CPforum Das Standort-Magazin des ChemieParks Bitterfeld-Wolfen Ausgabe 03/2020

Schwerpunktthema: Tradition und Fortschritt Foto: Nilz B öhme Foto:

Auf seiner diesjährigen Sommerreise machte Sachsen-Anhalts Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, Prof. Dr. Armin Willingmann, Station im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen. 2

EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

Foto: privat Foto: liebe Ansiedler,

wie schnell doch die Zeit vergeht. In wenigen Tagen jährt sich der Tag der deutschen Einheit zum 30. Mal. In diesen drei Jahrzehnten ist besonders in Bitterfeld-Wolfen viel passiert. Vom einstigen durch Luftverschmutzung und tristem Grau geprägten Stadt- bild ist nichts mehr zu sehen. Und auch der Chemiepark hat sich gewandelt: zu einem modernen, attraktiven und grünen Industriestandort. Sachsen-Anhalts Wirtschafts­ minister Armin Willingmann zeichnete ihn zuletzt als „Zukunftsort“ aus, an dem sich diese positive Entwicklung beispielhaft verdeutlichen lässt.

Zahlreiche namhafte Unternehmen, sowohl Global Player als auch KMU, verschiedener Branchen produzieren hier für den Weltmarkt oder sorgen mit ihren Dienstleistungen Max Fuhr für einen reibungslosen Ablauf in der Fertigung. Nachhaltigkeit und Umwelt haben einen hohen Stellenwert. Durch Verbundchemie und Stoffkreislauf-Wirtschaft, die traditionellen Motoren der Industrie in unserer Region, sind wir gut gerüstet für einen Wandel hin zu

einer nachhaltigen, CO2-neutralen Kreislaufchemie.

Dass es sich lohnt, hier am Standort zu investieren, zeigen die umfangreichen Investiti- onen und Firmenerweiterungen, über die wir in dieser Ausgabe des CPforum berichten. Ein herzliches Dankeschön an alle Investoren und Ansiedler für das entgegengebrachte Vertrauen. Die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH wird Ihnen auch weiterhin als ver- lässlicher Partner zur Seite stehen.

Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft gestalten!

Ihr Max Fuhr Bereichsleiter Kaufmännische Steuerung und Prokurist der CPG

Impressum Herausgeber: Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH Wir gratulieren Redaktion: Unicepta Abels & Partner Gesellschaft für Markt­kommunikation mbH · Zörbiger Straße 22 Die Chemiepark-Bitterfeld-Wolfen GmbH gratuliert recht herzlich Foto: Anastasiia/Adobe S tock Foto: 06749 Bitterfeld-Wolfen · Telefon: (03493) 72 256 Ihren Mitarbeitern Ramona Schneider zum 40-jährigen Fax: (03493) 72 670 · E-Mail: [email protected] und John-Philip Burandt zum 10-jährigen Dienstjubiläum Internet: www.cp-news.de und wünscht den Jubilaren alles Gute. Autoren: Sandra Greiner (SG), Grit Lichtblau (GL), Uwe Rempe (UR), Uwe Schimunek (US) Die ORGANICA Feinchemie GmbH Wolfen gratuliert Redaktionsschluss: 4. September 2020 Bezugsgebühr: 2,50 Euro / Heft sehr herzlich Johanna Hellwig, Torsten Köpke, Diana Mittermeier und Mathias Wolf zum 20-jährigen Entwurf und Umsetzung: Steffen Wilbrandt Dienstjubiläum sowie Tobias Grabow und Michael Alle Urheberrechte liegen Stange zum 10-jährigen Dienstjubiläum. bei der Agentur Unicepta. Nachdruck nur mit Genehmigung. Das Redaktionsteam des CPforum schließt sich den Glückwünschen gern an.

CPforum III/2020 „Aushängeschild 3 für die Region“ Bau der Klärschlammverbrennungsanlage an der OststraSSe liegt im Plan

muss. Ziel ist der Boden- und Grundwasserschutz. Wert- volle Ressourcen wie etwa Phosphor können durch Dienst- leister aus den Verbrennungsrückständen wiedergewon- nen werden. Wie funktioniert die Verbrennungsanlage? „Zunächst werden die Klärschlämme in Scheibentrocknern von einem Wassergehalt von 75 auf etwa 40 Prozent herun- Chemiepark ter getrocknet“, erklärt Dr. Rötsch. Anschließend wird der Schlamm, zusammen mit Sand, in einen Wirbelschichtofen eingeblasen und bei etwa 850 Grad Celsius verbrannt. Eine Nachbrennkammer sorgt mit zusätzlichem Sauerstoff und bei rund 900 Grad dafür, dass auch Schadgase wie Dioxine und Furane vollständig eliminiert werden.

Hochmodern und sicher Belastungen muss also niemand befürchten. „Die Rauch- gasreinigung ist hochmodern, auf dem Stand der Tech- nik, die Anlieferung und Lagerung der Schlämme erfolgt durch eine Schleuse und unter Unterdruck“, versichert Dr. Rötsch. Die Verbrennungsanlage produziert den für diesen Prozess nötigen Dampf und Strom selbst, überschüssige Elektroenergie wird ins öffentliche Netz eingespeist. Und auch zusätzliche Arbeitsplätze schafft die 80 Millionen Montage des Kamins Euro schwere Investition. „Heute arbeiten in der TRB 27 Ende August 2020, die Sonne lacht über der Baustelle. Beschäftigte, mit der Inbetriebnahme der Klärschlamm- Kräne heben schwere Anlagenteile in den Rohbau an der verbrennungsanlage haben wir dann 42 Mitarbeiter“, weiß Bitterfelder Oststraße, Lastwagen fahren Baumaterial an, Betriebsleiter Rötsch. etliche Bauarbeiter – die meisten aus der Region – gehen Die Jobs der Kollegen sind sicher, bislang wurden fleißig ihren Tätigkeiten nach. Gute Stimmung herrscht mit verschiedenen Partnern Verträge über die Lieferung auch bei Dr. Dietmar Rötsch und Steffen Tischer. Der von 175.000 Tonnen Klärschlamm im Jahr abgeschlos- Betriebsleiter der Thermischen Restabfallbehandlungsan- sen. Entsorgt werden Klärschlämme von Kommunen in lage (TRB) der PD energy GmbH und sein Assistent sind Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Bayern und Nie- guter Laune ob der Entwicklung ihrer Baustelle aus 8.000 dersachsen. Ein weiterer Vertrag sichert die Entsorgung Kubikmeter Beton und 1.000 Tonnen Stahl. des Klärschlamms von Halle und mindestens für die nächsten 10 Jahre. „Wir haben diesen großen Vor- Herausforderung wird gemeistert sprung, weil wir uns schon seit 2015/16 mit dem Thema „Wir liegen trotz Corona-Krise mit dem Bau der Klär- Klärschlammverbrennung intensiv beschäftigt haben“, schlammverbrennungsanlage voll im Plan“, berichtet Dr. sagt Dietmar Rötsch. „Wir sind ein Aushängeschild für die Rötsch. Der Rohbau – der auf 749 gut 20 Meter langen Region.“ UR Betonpfählen steht, ist nahezu fertig. Inzwischen werden verschiedenste Anlagenteile und Ausrüstungen montiert,

dem 30 Meter hohen und 5.000 Kubikmeter fassenden S teffen Tischer

Bunker fehlt nur noch die Vollendung der Dacheindeckung. Fotos: „Wir sind zuversichtlich, diese große Herausforderung zu meistern und wie geplant mit der kalten Inbetriebnahme Mitte 2021 beginnen zu können“, so Dr. Rötsch. Ab Sep- tember 2021 sollen erste Brennversuche folgen, im Januar 2022 die offizielle Inbetriebnahme. Direkt neben der TRB entsteht die derzeit wohl größte europäische Anlage zur Verbrennung von Klärschlämmen aus kommunalen Anlagen. Ihre Kapazität beträgt rund 250.000 Tonnen im Jahr. Grundlage für den Bau ist die Novelle der Klärschlamm-Verordnung von 2017, wonach die Nutzung von Klärschlämmen als Dünger für die Land- wirtschaft nach und nach bis 2029 zurückgefahren werden Installation des Scheibentrockners auf dem Maschinenhausdach

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Zukunftsort Auszeichnung für Chemiepark Bitterfeld-Wolfen Foto: S andra G reiner Foto:

„Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen ist ein besonderer Ort, an dem sich Zukunft mit einer großen Tradition verbin-

Foto: Tilo Tilo Krippendorf Foto: det“, so Wirtschaftsminister Willingmann. Als Kriterien für die Auswahl des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen nennt er u.a. die jüngsten Ansiedlungen technologie- und wissen- schaftsorientierter Unternehmen, die Innovation schaffen, sowie das Vorhandensein von industriellen und gewerbli- chen Flächen. Sachsen-Anhalt entwickelt sich wieder verstärkt zu einem Land der Zukunftstechnologien. Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen ist einer der „Zukunftsorte“, an denen sich diese erfreuliche Entwicklung beispielhaft verdeutli- chen lässt. Verbundchemie und Kreislaufwirtschaft sind traditionelle Motoren der Produktionen in der Region. Wo

könnte also der Wandel hin zu einer nachhaltigen, CO2- Patrice Heine, Prof. Armin Willingmann, Dr. Michael Polk neutralen Kreislaufchemie schneller vollzogen werden? Mit und Thomas Einsfelder (v.r.n.l.) den angekündigten Investitionen in die Wafer- und Solar- zellenfertigung (NexWafe GmbH und Meyer Burger Tech- Die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) nology AG) sowie die Batteriezellenfertigung/-forschung hat in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium zwölf (FARASIS Energy und FEV Dauerlaufprüfzentrum GmbH) „Zukunftsorte“ ausgezeichnet, darunter auch den Chemiepark sind wegbereitende Technologien und Unternehmungen Bitterfeld-Wolfen. angelandet worden. Die Progroup AG hat mit der Errich- tung der modernsten Papierfabrik Europas die Messlatte Im August besuchte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister hochgelegt. Chemiepark Prof. Dr. Armin Willingmann im Rahmen seiner Sommer- CPG-Geschäftsführer Patrice Heine freut sich über die tour den Chemiepark. Im Beisein von Staatssekretär Dr. Auszeichnung. „Eine tolle Marketing-Initiative der IMG und Jürgen Ude und IMG-Chef Thomas Einsfelder überreichte genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir wollen den Schwung er im Metall-Labor Dr. Adolf Beck die Auszeichnung zum durch die Neuansiedlungen nutzen und so den Grundstein „Zukunftsort“ an die Geschäftsführer der Chemiepark-Bit- für die nächsten 50 Jahre erfolgreicher Industriestandort terfeld-Wolfen GmbH Patrice Heine und Dr. Michael Polk. Sachsen-Anhalt legen. Mit diesen Neuansiedlungen und Neben dem Pokal und einer Urkunde erhielt die CPG ein unserer Tradition als Wasserstoffverbundstandort sind wir Design-Paket inklusive Roll-up, mit dem der Chemiepark in für die Beantwortung der drängendsten Fragen der Zukunft Zukunft zusätzlich werben kann. bestens aufgestellt!“

FEW Chemicals

baut aus und um Punktum/ B ertram Kober Foto:

Rund 1,6 Millionen Euro wird die FEW Chemicals GmbH Wolfen in nächster Zeit investieren. Einerseits fließt Geld in einen neuen Reaktor, mit dem der Hersteller von Fein- und Spezialchemikalien seine Produktionskapazitäten erhöhen will. Andererseits ist es das Ziel des Unternehmens mit 49 Beschäftigten, nachhaltiger zu werden. Deshalb wird in eine Anlage investiert, in der gebrauchte Lösungsmittel und Restholz vergast und im eigenen Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt werden. UR

CPforum III/2020 Strahlende Klärschlamm 5 Aussichten kommt nach Bitterfeld Wiederbelebung der Solarindustrie Langfristige Verträge für am Standort Bitterfeld-Wolfen KSR Klärschlammrecycling GmbH

Die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH begrüßt und Vertragsunterzeichnung unterstützt die angekündigten Großinvestitionen in die im Metall-Labor: (v. r. n. l.) Dr. Michael Polk, Solarbranche im benachbarten Technologiepark Mittel- G rit Lichtblau Foto: Geschäftsführer KSR deutschland. Mit der Entscheidung des Technologieun- Klärschlammrecycling Bitterfeld-Wolfen GmbH, ternehmens Meyer Burger AG, in Bitterfeld-Wolfen die Jörg Schulze, Geschäfts- Produktion von Solarzellen wiederaufzunehmen sowie führer der Halleschen Was- der Ankündigung von Hanwha Q Cells, insgesamt 125 ser und Stadtwirtschaft GmbH, Dr. Ulrich Meyer, Millionen Euro in die Forschung & Entwicklungsabtei- Technischer Geschäfts- lung am hiesigen Hauptsitz zu investieren, setzt die führer der Kommunalen Solarbranche ein starkes Signal für die Zukunft. Wasserwerke Leipzig (KWL) und Dr. Hartmut „Für den Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen sind die Liebisch, Geschäftsführer angekündigten Investitionen zudem ein äußerst posi- KSR Klärschlammrecycling Bitterfeld-Wolfen GmbH tives Zeichen für Nachhaltigkeit. Künftig werden sich wieder neue Synergie-Effekte zwischen der Chemie- und der Photovoltaikindustrie ergeben“, erklärt Patrice Das Metall-Labor des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen bil- Heine, Geschäftsführer der Chemiepark Bitterfeld- dete Mitte September den räumlichen Rahmen für die Wolfen GmbH. Die Industrieregion wird zudem mit Unterzeichnung einer länderübergreifenden Koopera- der Ansiedlung der Firma Nexwafe, eines Fraunhofer- tion zur Klärschlammentsorgung. Die drei Partner dieses Startups, wieder entlang der kompletten Photovoltaik- 10-jährigen Vertrages sind die Leipziger Wasserwerke und Wertschöpfungskette aufgestellt sein. Damit werde die Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft GmbH, die ab eine Brücke zwischen Forschung und Produktion 2022 ihre Klärschlämme bei der KSR Klärschlammrecyc- geschlagen, so Heine. Nexwafe will im Chemiepark ling GmbH, einem Tochterunternehmen der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen ab 2021 Wafer mit modernsten Ver- Bitterfeld Wolfen GmbH verwerten werden. „Etwa 60.000 fahren produzieren, die im benachbarten Solar Valley bis 65.000 Tonnen aus Halle und Leipzig werden pro Jahr in zu Solarzellen weiterverarbeitet werden können. unserer neuen Anlage verwertet. Das ist etwa ein Viertel der Aus dem Chemiepark Bitterfeld-Wolfen kommen Gesamtkapazität und verdeutlicht, wie wichtig dieser Ver- seit Jahrzehnten Grundstoffe für die Solarindustrie. Die trag für uns ist“, so Michael Polk, Geschäftsführer der KSR. Chemieindustrie war auch maßgeblich daran beteiligt, „Wir sind froh, uns für die KSR als Partner entschieden dass sich das „Solar Valley“ zum Spitzenstandort der zu haben, denn so wird auch ein Stück Mitteldeutschland Chemiepark Solartechnik in Europa entwickeln konnte. „Auch in gestärkt“, sagte Jörg Schulze, Geschäftsführer der Halle- Zukunft werden wir uns dafür einsetzen, dass sich die schen Wasser und Stadtwirtschaft GmbH. Dies sei zudem Ansiedler im Chemiepark und die Unternehmen des ein schönes Beispiel dafür, dass Umweltschutz und Wirt- Technologieparks Mitteldeutschland optimal ergän- schaftlichkeit zusammenpassen. Denn die Klärschlämme zen“, sagt Geschäftsführer Heine. müssten nicht kilometerweit durch die Republik gefahren Es gibt weitere Großinvestitionen, die ohne den werden, sondern hätten kurze Wege. Chemiepark nicht denkbar wären: zum Beispiel die „Wir haben nach einem Partner gesucht, der langfristig Inbetriebnahme einer Papierfabrik und zuverlässig unsere Klärschlämme entsorgt und diesen durch den Wellpappenhersteller Partner in der KSR gefunden,“ betont Ulrich Meyer, der Progroup AG Ende August im Tech- Technische Geschäftsführer der Leipziger Wasserwerke. nologiepark Mitteldeutschland. Das Perspektivisch soll aus den Klärschlämmen dann auch Unternehmen hat dafür in den ver- der Mangelrohstoff Phosphor gewonnen werden. Auch gangenen Monaten rund 500 Milli- hier verfüge der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen als Partner onen Euro in eine der modernsten über alle notwendigen Kompetenzen. Papierfabriken der Welt investiert. Die Klärschlämme aus beiden Städten werden per Der US-amerikanisch-chinesische LKW in die neue Anlage auf dem Areal des Chemieparks Batteriezellenhersteller Farasis gebracht. Geruchbelästigungen gebe es keine, betont Energy will in direkter Nachbar- Michael Polk. Die Anlage sei thermisch abgeriegelt. schaft in den kommenden Mona- Seit Herbst vergangenen Jahres entsteht für 80 Milli- ten ein Batteriezellen-Werk für die onen Euro auf dem Gelände des Chemieparks Bitterfeld- E-Mobilität errichten. Wolfen eine der größten Klärschlammverwertungsanlagen Ohne den Chemiepark Bitterfeld-Wolfen wären diese Deutschlands. Sie wird künftig etwa 260 000 Tonnen Klär- Ansiedlungen nicht möglich. Dabei sieht sich die Che- schlamm aus kommunalen Haushalten verwerten. Dazu miepark Bitterfeld-Wolfen GmbH als enger und zuver- wird der Klärschlamm zunächst getrocknet und dann ver- lässiger Partner der Ansiedler und Unternehmen in der brannt. Der dadurch erzeugte Strom wird zum Teil selber Nachbarschaft. TK genutzt, aber auch in das öffentliche Netz eingespeist. GL

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30 Jahre Wiedervereinigung

Wie Mitarbeiter der Chemiepark-Gesellschaft diese Zeit erlebt haben Foto: privat Foto: Foto: U we Rempe Foto: U we Rempe Foto:

Bauhofmitarbeiter Jan Merkel aus Mulden- Die friedlich dahingeschiedene DDR hat der Die ersten Wendejahre hat Ulrich Wet- stein hat 1990 seine Lehre im CKB begon- 1990 geborene Christian Wirl zum ersten zig als sehr intensive Zeit in Erinnerung. nen. Tischler wollte er schon mit 12 Jahren Mal bewusst in der Schule wahrgenom- Betriebe schlossen, deren Belegschaften werden. Nach der 10. Klasse hat sich der men, als dies im Lehrplan stand. Vorher landeten oft komplett in der Arbeitslosig- Traum für den heute 46-Jährigen erfüllt und war das für ihn kein Thema. Warum auch? keit. Es traf Freunde und Bekannte. „Man er begann seine Lehre in der Tischlerei des Aufgewachsen in Friedersdorf, verbrachte lebte damals wie auf einem Pulverfass“, CKB. Bis vor rund drei Jahren hat er im er eine glückliche Kindheit. „Mir fallen da erzählt der 62-Jährige. „Wann bist du Nachfolgebetrieb dieser Tischlerei gearbei- spontan die Kinoerfolgsklassiker von Walt dran?“ Die Umstände haben ihn diesbe- tet, dann wurde es Zeit für etwas Neues. Disney ein, wie „König der Löwen“. Damals züglich verschont. „Das ist wie ein Lottoge- Die erste persönliche Wendeauswirkung: gab es noch VHS-Kassetten und an mei- winn, immer in Arbeit und niemals arbeits- „Plötzlich waren überall Wohnungen frei.“ nen Discman kann ich mich auch gut erin- los gewesen zu sein.“ Ulrich Wetzig hat Also bezog er mit 18 die erste eigene, grün- nern.“ Mit 16 hatten es ihm dann Mopeds 1974 im CKB mit der Lehre zum Maschi- dete eine Familie und rasch war die erste und Motorräder angetan. Letzteres fährt er nen- und Anlagenmonteur begonnen, ab Tochter geboren. Sie ist heute 24 und Stu- nach wie vor mit Begeisterung. 1980 in Köthen studiert. Seine Aufgabe vor dentin, die zweite Tochter zwölf Jahre alt. Klar fragt sich der Vater einer zweijäh- und nach der Wende: die Rohrbrückenin- Mittlerweile lebt die Familie im Eigenheim. rigen Tochter heute manchmal, wie das standsetzung im Chemiepark. „Kurz nach Alles prima also? „Ja“, gibt Jan Merkel zu: gewesen wäre, wenn er früher geboren 1990 haben wir zum ersten Mal eine kor- „Ich bin ein positiver Mensch, nehme das worden wäre. Hätte ihn dann sein Lebens- rekte Erfassung aller Rohrbrücken und eine Leben, wie es kommt.“ Natürlich habe er weg auch zum Interesse für Elektronik Zustandsaufnahme gemacht“, erinnert er Glück gehabt, sei nie einen Tag arbeitslos geführt? Seine Berufswahl hat Christian sich. Die ersten Sanierungsprojekte, an der gewesen. Andere seien von den großen Wirl nicht bereut. Als Azubi war er im Überquerung der Bahnstrecke Richtung Umwälzungen unverschuldet getroffen Bereich Netze der CPG, machte dort seine Dessau und an der Zörbiger Straße, mach- worden. Er hofft, dass sie vom Wiederauf- Lehre zum Elektroniker für Betriebstech- ten dann auch Mut auf eine gute Zukunft. stieg der Region den ihnen gebührenden nik, wurde übernommen und nach einem Ein Haus in Burgkemnitz gebaut, zwei Kin- Teil abbekommen. UR berufsbegleitenden Studium in Automati- der großgezogen, einen guten Lebensstan- sierungstechnik trägt er heute Verantwor- dard erreicht, einen sicheren und erfüllen- tung und ist für verschiedene EMSR Anla- den Arbeitsplatz … „Ich glaube, ich kann gen im Chemiepark zuständig. Ein Leben zufrieden sein.“ UR ohne Brüche, eine interessante Arbeit in einem tollen Team. „So kann es weiterge- hen“, sagt er. UR

CPforum III/2020 30 Jahre 7 Deutsche Einheit Foto: E va G reiner Foto: Foto: Christian Rolle Foto: Foto Philipp Kirschner Foto: B irgit B rockmann Foto:

Das Leben von Jürgen Andrejewski wäre Als Facharbeiter für Schreibtechnik haben CPG-Geschäftsführer Dr. Michael Polk ohne die Wende „in vorhersehbaren Bah- Ramona Schneider und Berit Matary erinnert sich oft an die Zeit in Bitterfeld im nen verlaufen“, mutmaßt der Gohrauer. 1980 und 1987 ihre Ausbildung im CKB Jahre 1992. Der Chemiker aus der Nähe Angefangen hat es jedenfalls so: Lehre in begonnen. Die Bezeichnung „Sekretärin“ von Hannover war schon seit 1990 in Bit- der Filmfabrik Wolfen, Arbeit als Elektro- vermittelt oft den Eindruck, als würden sie terfeld und Wolfen immer wieder aktiv, ana- niker, früh geheiratet, die Kinder kommen nur Kaffee kochen und Plätzchen auftra- lysierte beispielsweise Umwelt und Böden 1979 und 1985 auf die Welt, die Zuweisung gen. Doch die Realität sieht anders aus: auf Belastungen und deren Art. „Es ging einer schönen Neubauwohnung. „Und die Acht-Stunden-Tage sind keine Seltenheit darum, den Betrieb eines der ersten priva- Arbeit machte Spaß, das ist immer das und mit der Wende ging plötzlich auch tisierten Unternehmen am Laufen zu hal- Wichtigste.“ Mit den Umbrüchen ab 1990 große Unsicherheit für die private und ten.“ Die Aufgabe war schwieriger, als man jedoch macht sich bei ihm Unsicherheit berufliche Zukunft einher. Die Abteilungen vermuten könnte. Der kolossale Um- und und das Wissen um Abhängigkeit breit. Arbeitsökonomie, Personal oder Sozial- Abbruch am Standort war schon im vol- „Ich hatte das Gefühl, mein Leben nicht wesen haben in den Jahren ihrer Betriebs- len Gang und er als Verantwortlicher und mehr selbst beeinflussen zu können.“ zugehörigkeit unzählige Veränderungen „Wessi“ hatte vermutet, dass allein seine Die Lösung war noch mal auf die Schul- durchlaufen. Nur mit vollem Einsatz, viel Anwesenheit im Betrieb Unmut erzeugen bank und 1996 die Gründung einer Firma, Engagement und Sachkenntnis, sowie der würde. Doch es kam anders. „Nach dem gemeinsam mit Kollegen. Der Betrieb flo- einen oder anderen Weiterbildung war es Beschnuppern haben wir uns zusam- riert, der Ruf ist bestens, die Gewinne flie- möglich, die sich immer wandelnden Auf- mengerauft“, erzählt Dr. Michael Polk. ßen zurück in die Firma, oft gibt es mehr gaben korrekt zu erledigen. Wie? „Gegenseitiger Respekt, wir haben Arbeit, als das kleine Team Kapazitäten Dass sie nie arbeitslos gewesen sind offen miteinander geredet, pragmatisch hat. „Gemacht haben wir das trotzdem. freut die Kolleginnen. Über das CKB, die gemeinsam nach einer Lösung gesucht Schon deshalb, weil uns unsere Kunden Chemie AG, P-D CPG und heute die CPG und diese auch gefunden.“ Diese eigene vertraut haben“, sagt er. Als Anfang der waren sie immer da, haben jede noch so Grundhaltung hat Dr. Michael Polk hier 2010er Jahre der Markt für die Dienstleis- komplexe Herausforderung gemeistert und immer wieder gefunden und natürlich auch tung zu bröckeln beginnt, wird die Firma sind inzwischen eng mit dem Unternehmen in seiner Funktion als Geschäftsführer der Ende 2015 konsequent geschlossen. Auf verwachsen. Chemiepark-Gesellschaft ab 2002 beibe- den Abschiedsbrief an die Kunden kommt Wichtig für den Stressausgleich sind halten. Der gewaltige Wandel zum Positi- mit einem Jobangebot der CPG eine neue Familie und Freunde, Hobbies und Ver- ven am Standort spricht für diese Maxime. Chance. „Ausgerüstet mit neuer Technik einsarbeit. Während Berit Matary in ihrer Und Respekt ist auch die Basis für die gro- und neuen Arbeitsfeldern fühle ich mich Freizeit die örtliche Feuerwehr unterstützt, ßen sozialen Angebote im Unternehmen. hier sehr wohl. Ordentliche Arbeit lohnt sich verwöhnt Ramona Schneider am liebsten „Zufriedene Mitarbeiter sind motivierte Mit- eben, manchmal doppelt und dreifach.“ ihr Enkelchen. Reisen ist für beide eine will- arbeiter, nur so ist Erfolg möglich.“ UR UR kommene Abwechslung zum Joballtag. Die tolle Atmosphäre im Betrieb und die hohe soziale Kompetenz zählen zu den Punkten, die die Frauen an der Beschäf- tigung im Unternehmen besonders schät- zen. Seit mehr als dreißig Jahren haben auch Berit Matary und Ramona Schneider wesentlich dazu beigetragen, dass bei der CPG gemäß unserem Slogan „die Chemie stimmt“. SG

CPforum III/2020 8 Der Bitterfelder Kulturpalast Wo Chemiearbeiter die Höhen der Kultur erstürmten

einem Erfrischungs- sowie Fernsehraum großzügig ausge- stattet. Mit einer darüber hinaus hochwertigen Innenverklei- dung aus Stuck, Travertin, Marmor und Holzvertäfelungen sowie einer elektrischen Drehbühne im Durchmesser von 12,5 m wurde der 5 Mio. DDM teure Kulturpalast ebenso zu einem kulturhistorisch einmaligen Ort. So fand im Kupa 1959 die mitteldeutsche Autorenkon- ferenz statt, deren Ergebnis im Konzept des Bitterfelder Weges mündete und 1964 mit einer zweiten DDR-weiten Konferenz ergänzt wurde. Seither galt es, der gesamten Bevölkerung den Kulturgenuss als auch die künstlerische Selbstbetätigung zu ermöglichen. Demnach gingen auch Berufskünstler wie die Maler bzw. Grafiker Walter Dötsch und Bernhard Franke oder die Schriftsteller Horst Deichfuß An der Ecke Parseval- und Zörbiger Straße sticht bis heute der im neoklassizis- sowie Günter Glante in die Betriebe, um die Lebenswelt tischen Stil gestaltete Kulturpalast Bitterfeld inmitten des modernen, industriel- der Arbeiter aufzunehmen und überdies Volkskunstkollek- len Chemieparks als nahezu anachronistisch, aber eben auch anmutig hervor, tive anzuleiten. In 121 Klubzimmern konnte so in bis zu 80 und lässt bereits eine schillernde Historie vermuten. Nur ein Jahr nach dem Zirkeln unterschiedlichster Genres vom Arbeitersinfonieor- Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte 1946 die erste Forderung der Betriebs- chester bis zum Zeichenzirkel die Bevölkerung kostenlos gewerkschaftsleitung zum Aufbau betrieblicher Kultur- sowie Bildungsstätten. ihre Freizeit gestalten.

Von Bärbel Wachholz bis Silly Gebaut in Feierabendarbeit Mit einem hohen Leistungsniveau galt dieses Bitterfelder Frühes künstlerisches Engagement wie beispielsweise mit Zirkelwesen nicht nur als Vorreiter, sondern ebenso als dem ab 1945 wiederbelebten Werkschor oder der ersten Standard im DDR-weiten und teilweise internationalen Kunstausstellung 1947 in ehemaligen Baracken bedingten Amateurkunstvergleich. Dabei übernahm der Kupa zudem zudem die Notwendigkeit eines kombinatseigenen kulturel- die Rolle als Austragungsort für kulturelle Höhepunkte und len Anlaufpunktes. So fand am 1. Mai 1952 der erste Spa- Wettbewerbe wie zu den Bitterfelder Foto- und Musikta- Chemiepark tenstich zur Erbauung eines eigenen Kulturhauses statt. gen oder dem Amateurfilmfestival. Das Chemiekombi- Der Aufbau erfolgte als „Feierabendarbeit“ durch 5.000 nat finanzierte den Kulturpalast mit knapp 700.000 DDM Freiwillige innerhalb von 310.000 Arbeitsstunden im Rah- im Jahr. So wurden jährlich rund 3.800 Veranstaltungen men der Masseninitiative „Nationales Aufbauwerk“. mit 470.000 Gästen durchgeführt, wobei das geförderte Unter fachlicher Beratung von Walter Bodenstein als Anrechtswesen einen Besuch für jedermann ermöglichte. Intendanten des Landestheaters Dessau entwarfen die So wurden in Bitterfeld zahlreiche Fernsehaufzeichnun- Architekten Theodor Simon sowie Alfred Dienst das damals gen und Starauftritte beispielsweise von Eberhard Cohrs modernste Veranstaltungsgebäude der DDR. Im Sinne sowie Bärbel Wachholz über Silly oder den Puhdys bis hin „durch das Volk und für das Volk“ wurde somit der Kul- zu Udo Jürgens durchgeführt. Zudem fanden unzählige turpalast der Gewerkschaften des VEB Elektrochemisches Theatergruppen als auch Ensembleprogramme im Kupa Kombinat Bitterfeld errichtet und bekam den Ehrennamen eine beliebte Gastspielbühne. Damit entwickelte sich das „Wilhelm Pieck“. Die Werkschronik berichtet hierüber von Haus zu einer überregional bedeutsamen Kulturstätte und der Freude und nicht ohne Stolz: „Im Oktober 1954 wurde einem regionalen Sehnsuchts- wie auch Identifikationsort, der größte und schönste Kulturpalast eines volkseigenen der mit unzähligen Erinnerungen vieler Menschen bis heute Betriebes den Werktätigen übergeben.“ verbunden ist. Marc Meißner

Hochmodern und bestens ausgestattet

Die feierliche Eröffnung erfolgte schließlich am 13. Oktober CP G Fotos: 1954 mit einer Inszenierung der Wagnerschen Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ im großen Festsaal. Dieser fasste bis zu 1.000 Sitzplätze und ermöglichte durch einen höhenverstellbaren Orchestergraben, einer Haupt-, Seiten- sowie Hinterbühne als auch einer Bildleinwand Oper- oder Theateraufführungen, Kinovorstellungen, Konzerte und sogar Bälle. Des Weiteren war der sogenannte Kupa mit einem klei- nen Saal für bis zu 150 Personen für Konferenzen, Kam- mermusiken, Tanzveranstaltungen und Kabarettaufführun- gen als auch einem Restaurant, einer Phonothek, Artothek,

CPforum III/2020 9 Hoffnung für den Kulturpalast Chemiepark Unternehmer Matthias GoSSler plant die Zukunft für den Kulturplast

Dem imposanten Kulturpalast in Bitterfeld bei weitem die Einnahmen. 2015 wurden wieder neues Leben einzuhauchen, das ist die Türen dann endgültig geschlossen. die Vision von Matthias Goßler, die er seit Als dann die Rede davon war, dass das G rit Lichtblau Fotos: mehr als zwei Jahren verfolgt. Dahinter Gebäude abgerissen werden soll, habe steckt ein gut durchdachtes Konzept des er angefangen nachzudenken, so Goßler. Sandersdorfer Unternehmers, der als Inha- Darüber, was man mit dem großen Haus ber der Agentur „Splitter“ schon unzählige anfangen könnte, wie man es umbauen Veranstaltungen konzipiert, organisiert und und nutzen könnte. „Langsam formte sich realisiert hat. ein Bild in meinem Kopf, denn es gibt gute „Wir bieten unseren Kunden ein Kom- Beispiele in Deutschland, wo das funktio- plettpaket an, von der Beschallung, über niert hat. Und da wir mit unserer Manufaktur die Bestuhlung, die Technik bis hin zu Aus- seit 23 Jahren Veranstaltungen organisie- stattung und Dekoration.“ ren, verfügen wir über die nötigen Erfahrun- Der Firmensitz ist in Sandersdorf, in gen, wissen was funktioniert, was nicht.“ sorgt ein Büro für die notwendige Nähe zu potentiellen Kunden. Zu tun Alter Charme, neue haben Matthias Goßlers 17 Mitarbeiter multifunktionale Fläche deutschlandweit. So entstand aus vielen kleinen gedank- „Ich bin mit dem markanten Gebäude lichen Puzzle-Teilen im Kopf ein durch- in Bitterfeld groß geworden“, sagt er im dachtes Konzept auf dem Papier. Im Kern Gespräch und verrät, dass er auch schon geht es darum, den Zuschauersaal, die selbst auf den Kulturpalast-Bühnenbrettern Bühne und auch die Hinterbühne zu einer gestanden hat. Als schreibender Schüler multifunktionalen Fläche umzugestalten. hat er hier seine selbst erdachten Gedichte Dadurch würde ein riesiger Raum entste- vorgetragen, seine Mutter habe viele Jahre hen, der durch bestehende Feuerschutz- im Chor des Hauses mitgesungen. wände in verschiedene Segmente unter- oben: Großer Saal · unten: Bühnenbereich teilt werden kann, je nachdem wie viele Personen eingeplant sind. „Natürlich muss Keller verfüllt, müssen 240 Fenster ausge- dazu die Bestuhlung im Zuschauerbereich wechselt werden. Auch die Heizung, die heraus, wird der Fußboden begradigt.“ elektrischen Anlagen und der Brandschutz Aber der Charme des mehr als sechs sollen auf den Stand der Technik gebracht Jahrzehnte alten DDR-Baus soll erhalten werden. bleiben, inklusive Deckenbeleuchtung und Wenn all diese Arbeiten abgeschlossen Wandverkleidung. Auch der Zuschauer- sind, werde sich das Haus selber tragen. rang würde in seiner jetzigen Form erhal- Matthias Goßler hat dabei zunächst regi- ten bleiben. Die zahlreichen Büros könnten onale Unternehmen im Blick. Viele hätten von Vereinen oder Bands genutzt wer- ihm bereits signalisiert, dass es Bedarf den. „Wir möchten auch die Bevölkerung nach einem solch großen Saal gebe. Denn sensibilisieren, sich einzubringen, mit uns durch das variable Trennsystem der einzel- zu reden, dass wir gemeinsam das Haus nen Bereiche könnte beispielweise ein Saal Foyer wiederbeleben.“ für etwa 1.000 Personen entstehen. Und das wäre tatsächlich ein Alleinstellungs- „Was kann man mit Ein Haus der vielen Möglichkeiten merkmal für die Region. dem großen Haus anfangen?“ Matthias Goßlers Konzept hat auch in Auch temporäre Jugendveranstaltun- 1954 eingeweiht, wurde 1959 der legen- Berlin überzeugt. Im zweiten Anlauf hat gen oder Konzerte kann sich der Unter- däre Bitterfelder Weg propagiert, gastier- er aus dem Bundesprogramm „Nationale nehmer vorstellen. Doch vorerst führt er ten unter anderem die Berliner Volksbühne Projekte des Städtebaus“ 4,37 Millionen weitere Gespräche mit potentiellen Geld- und das Gewandhausorchester Leipzig, Euro bekommen. Damit gehört der Kultur- gebern, denn erst wenn das Projekt auf traten namhafte Künstler auf, übertrug das palast zu deutschlandweit 26 Projekten, finanziell sicheren Füßen steht, könnten die DDR-Fernsehen ganze Sendungen. Nach die gefördert werden. Ein wichtiger Schritt, Bauarbeiter anrücken. GL der Wende übernahm die Stadt Bitterfeld aber nicht der letzte. Denn insgesamt wird den Kulturpalast von der Treuhand, 2004 die Wiedereröffnung rund 10,7 Millionen Splitter Manufaktur für Veranstaltungen dann der Unternehmer Preiss-Daimler. Euro kosten. Daher hofft der Unternehmer Platz der Deutschen Einheit 4a 2014 bekam die Gelsenwasser AG den auf weitere Fördermittel, erst dann könne 06792 Sandersdorf-Brehna Chemiepark übertragen, inklusive Kultur- mit der Sanierung begonnen werden, für Tel.: 03493 8232622 palast. Doch wirtschaftlich war das Haus die Goßler zweieinhalb Jahre einplant. E-Mail: [email protected] nicht mehr tragbar, die Kosten überstiegen Wegen des Grundwassers muss dann der www.splitter-promotion.de

CPforum III/2020 10 Immer präzise bis ins Detail

Seit Februar 2020 hat die CPG mit Antje Schöbe eine eigene Bauzeichnerin

Was Bauzeichner können müssen Bauzeichner sind die rechte Hand von Architekten und

Foto: B irgitB rockmann Foto: Ingenieuren. Was diese mit Kreativität und präzisen Berechnungen entwerfen, wird von den Bauzeichnern detailliert in bautechnische Zeichnungen umgesetzt. Nicht mehr auf dem Papier am Reißbrett, wie es Antje Schöbe Chemiepark noch in ihrer Ausbildung von der Pike auf gelernt hat. Heute werden dafür spezielle Software-Programme genutzt. Überdies können Bauzeichner je nach Bedarf auch organi- satorisch tätig werden: Absprachen mit Bauleitern treffen, Materialbedarf und Kosten veranschlagen … Während der Lehre spezialisiert man sich in einem von drei Schwerpunkten: Architektur, Ingenieurbau oder Tief-, Ihr Arbeitsplatz ist hell und sehr praktisch: Zwei Computer, Straßen- und Landschaftsbau. Interessierten kann Antje Bildschirme, eine große Tischfläche zum Ausbreiten von Schöbe diese Ausbildung nur empfehlen. Voraussetzun- riesigen Papier-Zeichnungen. Diesen Platz benötigt Antje gen sind ein „sehr gutes räumliches Vorstellungsvermö- Schöbe recht oft. Zum Beispiel, wenn die Bauzeichnerin gen einerseits sowie andererseits ein gutes Verständnis für der Chemieparkgesellschaft Bitterfeld-Wolfen (CPG) eine Mathematik und Physik“, so die erfahrene Bauzeichnerin. oft schon Jahrzehnte alte Bauzeichnung digitalisiert, um „Und immer wieder Präzision, Ausdauer und Genauigkeit Sanierungen oder Umbauten vorzubereiten. bis ins kleinste Detail.“

Schon früher für die CPG gearbeitet Gefragter Beruf „Ich arbeite unseren Ingenieuren im Hochbau zu, mache Nach Abschluss ihrer Lehre hat Antje Schöbe gut zehn die Aufmaße und unterstütze sie bei der Planung von Jahre für ein Ingenieurbüro gearbeitet, dann zwölf Jahre als Neubauten oder Sanierungen“, berichtet die Bauzeich- selbstständige Bauzeichnerin. In Spitzenzeiten hatte sie 15 nerin. Seit Anfang Februar 2020 verstärkt sie das techni- Kunden gleichzeitig, hatte so viel Arbeit, dass sie von Mon- sche Team. Hier ist Antje Schöbe keine Unbekannte: Die tag bis Sonntag durcharbeiten musste, um alles pünktlich 43-Jährige hat ihre Fähigkeiten schon oft für die CPG ein- und in der geforderten Qualität zu schaffen. Ein guter Job gesetzt; beispielsweise im Zuge der Sanierung des Verwal- sei mit ordentlichem Abschluss also nahezu sicher, kons- tungsgebäudes an der Zörbiger Straße. tatiert die zweifache Mutter, „denn mittlerweile wird viel zu „Meine Arbeit ist interessant, abwechslungsreich und wenig ausgebildet, die wenigsten Ingenieur- und Architek- macht sehr viel Freude“, sagt Antje Schöbe. Seitdem sie tenbüros haben heute noch eigene Bauzeichner“. den Facharbeiter-Beruf von 1994 bis 1997 im Bildungs- Mit dem Corona-Lockdown ab Mitte März hatte Antje zentrum Wolfen in einer überbetrieblichen Ausbildungs- Schöbe temporär ihren alten Schreibtisch in Sandersdorf- maßnahme gelernt hat, hat sie nie den Wunsch nach Brehna reaktiviert, an dem sie übrigens auch alle Umbau- einem anderen Beruf verspürt. „Für mich stand das schon ten am eigenen Haus plant. Nun ist sie wieder täglich in als Kind fest“, berichtet sie lachend. Technische Zeichne- Bitterfeld anzutreffen. UR rin wäre eine Alternative gewesen, doch dafür gab es kurz nach der Wende keine Ausbildungsplätze.

Gründertag Das Technologie- und Gründerzentrum Bitterfeld-Wol- 15.00 Uhr TGZ Hausführung: fen (TGZ) führt am 16.11.2020 einen Gründertag als Tag Räumlichkeiten, Unternehmen und Schülerlabor der offenen Tür im Rahmen der deutschen Gründerwo- 16.00 Uhr Impulsvorträge che 2020 durch. Partner der Veranstaltung sind die u. a. zu Finanzierungs/Förderprogrammen Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft und Venture Capital Anhalt Bitterfeld mbH und die IHK Halle-Dessau. 17.30 Uhr Get together: Imbiss und Networking Es wird ein umfassendes Beratungsangebot, Vor- träge und Hausführungen für Unternehmer/innen und Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist erforderlich: Interessenten angeboten. [email protected] | 03494 638300

CPforum III/2020 11 Der Ver- und Entsorgungsauftrag wird immer erfüllt Chemiepark

Abteilung Netze der Chemieparkgesellschaft (CPG) ist auch in Corona-Zeiten 100-prozentig verlässlich Fotos: B irgit B rockmann Fotos:

Michael Rawald und Stefan Schöley bei der Probenahme an einem Brunnen Gabor Kiss bei der Prüfung eines Hydranten

Die Handgriffe sitzen: Die Prüfung des Hydranten unweit „Zum Beispiel haben die Teams ihre Autos, jedes ausge- vom Produzenten BNT Chemicals dauert bei Gabor Kiss rüstet mit Mundschutz, Handschuhen und Desinfektions- nur wenige Augenblicke, beim anschließenden Funkti- mittel, mit nach Hause genommen“, erzählt Christine Ring- onstest schießt der Wasserstrahl kraftvoll nach vorn. Alles ler. Instruiert per Mail und Telefon starteten sie nun von dort bestens, der Mitarbeiter der Abteilung Netze der Chemie- ihr tägliches Arbeitsprogramm. Damit konnte das Zusam- parkgesellschaft schwingt sich ins Fahrzeug und fährt zum mentreffen großer Gruppen jeden Morgen vermieden wer- nächsten Hydranten auf der Liste. den. Letztlich waren nur die Leitung und die Vorarbeiter in Derweil sind auch seine Kollegen Michael Rawald und der Zentrale am Rande von Greppin anzutreffen. Stefan Schöley auf Achse. Ihre Aufgabe ist eine andere: Sie nehmen Proben an einem Brunnen-Messpunkt an Dank für Unterstützung und Vertrauen der Salegaster Chaussee. Dieser gehört zu einem der vier „Wir haben auch die morgendliche Beratung gestrichen Brunnenriegel, mit denen im Chemiepark das Abströmen und für die Kollegen, die ins Homeoffice konnten, rasch von kontaminiertem Grundwasser in Richtung Wohn- das Arbeiten von zu Hause ermöglicht“, erklärt Mathias gebiete und Mulde verhindert wird. Auch sie hantieren Goßler, Abteilungsleiter im Bereich Netze. „Wir haben uns rasch, sind bald darauf mit ihrem Transporter am nächsten sehr früh mit der Herausforderung befasst, wie eine mög- Messpunkt. liche innerbetriebliche Virusverbreitung verhindert werden kann und die technisch-organisatorischen Voraussetzun- Rasantes Reaktionstempo gen hierfür geschaffen“, so Mathias Goßler. „Andernfalls Alltag bei der CPG-Abteilung Netze. Vor Corona ebenso wären wir nicht so schnell gewesen“. „Ein solcher Betriebs­ wie jetzt. Die 29 Beschäftigten sorgen im Chemiepark alltag, mit diesen reduzierten Kommunikationswegen war zuverlässig für eine Trink- und Brauchwasserversorgung, ungewohnt, hat sich aber schnell etabliert.“ kümmern sich um Bestands- und Neukunden, gewährleis- ten die korrekte Entsorgung von Reinabwasser, Sanitärab- Ansteckungen bis heute: Null. wasser und Industrieabwasser. Zudem halten sie das rund Christine Ringler und ihr Team wissen die Unterstützung 450 Kilometer lange System von Rohrleitungen instand, von Geschäftsführung und Mutterkonzern Gelsenwasser sorgen im Havariefall für eine schnelle Behebung der Ursa- ebenfalls sehr zu schätzen. Denn das Netze-Kollektiv ist chen. Oder sie überprüfen zum Beispiel regelmäßig die jung, viele haben Kinder im Schul- bzw. Vorschulalter. Da über 200 Grundschutzhydranten des Löschwassernetzes. Kindergärten und Schulen ebenfalls geschlossen wurden, „Wir haben einen Versorgungsauftrag und den erfül- war etwa die zügige und unbürokratische Zustimmung zum len wir unter allen Umständen“, betont Bereichsleiterin Homeoffice sehr wichtig - für die 100-prozentige Einsatz- Christine Ringler. Als Mitte März die Corona-Pandemie die fähigkeit der Abteilung Netze ebenso wie für die Regelung Region traf, war ihre Mannschaft gut vorbereitet. Es dau- der familiären Umstände der Beschäftigten. „Wir möchten erte nur wenige Stunden, die Anfang März vorbereiteten uns bei der CPG-Geschäftsführung herzlich für das in uns Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zu 100 Prozent gesetzte Vertrauen bedanken“, sagt Christine Ringler. UR umzusetzen. Dieses Tempo war nötig, schließlich produ- zierten die meisten Betriebe im Chemiepark weiter wie gewohnt. Die gesicherte Wasserver- und -entsorgung ist dafür eine essenzielle Vorraussetzung.

CPforum III/2020 12 Ein Schatz im Foyer Marc MeiSSner hat das Geheimnis des Ursprungs zweier Mosaike gelüftet Fotos: S andra G reiner Fotos:

Eine Frage hat seit geraumer Zeit die Mitarbeiter der Che- „Beide Werke stammen vom Maler und Grafiker Walter miepark Bitterfeld-Wolfen GmbH umgetrieben. Von wem Dötsch, Nationalpreisträger der DDR“, berichtet Marc stammen die zwei Mosaike im Foyer des Hauses und was Meißner. Dötsch habe die Mosaiken als Auftragswerk für stellen sie genau dar? Eine Antwort hat nun Marc Meißner den VEB Elektrochemisches Kombinat in den Jahren 1963 in den Archiven der CPG und weiteren Quellen gefunden. bis 1965 geschaffen. Die Thematik betreffe den Umgang Der Friedersdorfer studiert an der Bundeswehr-Universität mit Produktionsproblemen und Fragen der chemischen München Staats- und Sozialwissenschaften. Spezialge- Forschung und Automatisierung. „Das Werk spiegelt zeit- Chemiepark biete des jungen Leutnants sind die DDR-Geschichte und typische Vorstellungen zur ‚wissenschaftlich-technischen Militärgeschichte/-soziologie. Derzeit forscht er für seine Revolution‘ in der DDR wider“, erklärt der 24-Jährige. Masterarbeit zum künstlerisch-kulturellen Zirkelwesen im „Entsprechend der Forderung der 2. Bitterfelder Konferenz VEB Elektrochemisches Kombinat bzw. Chemiekombinat vom sozialistischen Arbeiter als Planer und Lenker stand Bitterfeld. dabei weniger die körperlich fordernde Arbeit im Vorder- grund, sondern Technisierung, Produktionsplanung und Automatisierung.“ Foto: privat Foto: Walter Dötsch wurde am 19. August 1909 im schlesi-

Foto: B irgit B rockmann Foto: schen Sprottau (heute Szprotawa) geboren und verstarb am 28. November 1987 in Bitterfeld. Neben seiner künst- lerischen Tätigkeit leitete er bis zu seinem Tode auch den 1949 gegründeten Malzirkel der Filmfabrik Wolfen, der als Malverein „Neue Schenke“ Wolfen noch heute besteht. Als sein bekanntestes Werk gilt das Bild „Brigade Nico- lai Mamai“ von 1961, deren Ehrenmitglied er wurde. Der freischaffende Künstler war 1953, 1962 und 1967 auf der Deutschen Kunstausstellung der DDR in vertre- ten. UR

Marc Meißner

CPforum III/2020 Engagement 13

im Volleyball miografico | Danny Pockrandt Foto:

Die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH Erweitert Ihr Sponsoring für den VC Bitterfeld-Wolfen E.V.

Die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH setzt ein deutli- ches Zeichen für den Profi- und Breitensport in Sachsen- Anhalt und bringt sich noch stärker in die Entwicklung des Volleyballsports ein. Das seit fünf Jahren bestehende Enga- gement als einer der Hauptsponsoren für den Bundesligis- ten VC Bitterfeld-Wolfen e.V. wird künftig sowohl finanziell im Metall-Labor „Dr. Adolf Beck“: „Wir sind froh, mit dem als auch zeitlich stark erweitert. Chemiepark Bitterfeld-Wolfen einen so engagierten und „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dem Spitzensport vom Volleyballsport überzeugten Hauptsponsor in unseren in der Region eine langfristige Entwicklungsperspektive zu Reihen zu haben.“ geben. Der Verein und seine Mitglieder überzeugen seit Der Sponsoringvertrag zwischen dem Verein und der Jahren durch Professionalität nicht nur im Profibereich, Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH wird künftig eine sondern vor allem auch in der Nachwuchsarbeit. Die Wir- Laufzeit von drei Jahren statt einem Jahr haben. Auch die Chemiepark kung in die Gesellschaft – insbesondere auch durch inklu- Sponsoringsumme wurde erhöht. Der Verein zeigt durch sive Projekte – ist einfach vorbildlich und verdient mehr seine Spiele in der 2. Volleyball-Bundesliga seit vielen Jah- Beachtung“, erklärte Patrice Heine, Geschäftsführer der ren in ganz Deutschland Präsenz. Die Sportberichterstat- Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH, bei der Unterzeich- tung in Print-, Online- und Fachmedien sowie die Fernseh- nung des neuen Sponsoringvertrages am 7. Juli in Bitter- berichterstattung bringt auch den Sponsoren des VC BiWo feld-Wolfen. Michael Eisel, Präsident des VC BiWo, sagte überregionale Bekanntheit und Reichweite. TK

Erfolgreiche Lebensrettung im Chemiepark Fotos: Toni Winkler Toni Fotos:

Große Aufregung Anfang Juli im Chemiepark: Bei einem Aufmerksame CPG-Mitarbeiter erkannten das Drama und gemeinsamen Einsatz von Beschäftigten der CPG und schritten gemeinsam mit Kameraden der Werksfeuerwehr zu Mitarbeitern der Securitas-Werkfeuerwehr konnten drei Hilfe. Die drei Küken sind nun in Jeßnitz beim Entenbeauf- junge Leben gerettet werden. Was war geschehen? Eine tragten und trainieren in einem schönen Teich für ein fröhli- Entenmutter hatte ihre Küken im abgesenkten Regen- ches und langes Entenleben. Derweil steht das Thema Sorge rückhaltebecken RRB E02 ausgebrütet. Na klar, der Weg um Wildtiere auf der Agenda einer der nächsten Dienstbe- zum nächsten Gewässer war für den frischgeschlüpften ratungen im Chemiepark. Beispielsweise könnten in Zukunft Nachwuchs viel zu schwierig. Die Entenmutter fand auch solche Becken in der Brutzeit öfter kontrolliert und gegebe- keine Lösung und machte sich aus dem Staub. nenfalls Ausstiegshilfen angebracht werden. UR

CPforum III/2020 14 Feedback war sehr positiv Chemiepark Rasch reagiert: Zweites LINDANET- Projekttreffen fand online statt

und Vorträgen entsprechende technische Maßnahmen in

Foto: LAF Foto: Bitterfeld. Zudem waren der Landkreis Anhalt-Bitterfeld, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und der Ingenieurdienstleister CDM Smith mit der Vorstel- lung von Maßnahmen und Studien beteiligt. Dazwischen brachte sich immer wieder die LAF mit Vorträgen ein, um ihre langjährige Erfahrung im Umgang mit HCH-Kontami- nationen mit den Webinar-Teilnehmern teilen zu können. Das Feedback der Teilnehmer zur virtuellen Veranstal- tung sei insgesamt „sehr positiv“ gewesen, so Projektma- nager Reinelt. „Das Online-Meeting ist von allen Beteilig- ten als großer Gewinn für das Projekt gewertet worden,

Besuch der Grube Antonie in Vorbereitung auf obwohl die Vorbereitungszeit für diese spezielle Form des das internationale Projekttreffen (ITW2), Anfang Februar 2020. Treffens recht kurz war.“ UR

Online-Zusammenkunft statt Treffen in Magdeburg: Corona- bedingt hat das LINDANET-Projekttreffen vom 16. bis 18. Juni 2020 via Internet stattgefunden. „Im Interreg Europe- Projekt „LINDANET“ sind europäische Regionen engagiert, die mit Lindan- und Hexachlorcyclohexan-Kontaminationen Drei Fragen Foto: LAF Foto: zu kämpfen haben“, erläutert Projektmanager Lukas Reinelt an Lukas Reinelt von der Landesanstalt für Altlastenfreistellung des Landes Sachsen-Anhalt (LAF). Ihr Fazit des Online-Treffens ist Die regelmäßigen Treffen dienen dem Erfahrungsaus- positiv ausgefallen. Sehen Sie tausch über den Umgang und neue Erkenntnisse mit den für für diese Tagungsform auch Mensch und Umwelt gefährlichen und schwer abbaubaren Vorteile? Schadstoffen Lindan und HCH. Das erste LINDANET-Tref- Ja, durchaus. An dem fen mit Projektpartnern aus Spanien, Deutschland, Polen, Online Meeting konnten Tschechien und Italien sowie weiteren Beteiligten hatte im neben den Projektpartnern November 2019 im spanischen Saragossa stattgefunden. aus Spanien, Tschechien, Polen und Italien auch mehrere Stakeholder teilnehmen, die andernfalls Virtuelle Reise durch den Industriestandort aus Kostengründen zu Hause geblieben wären. Am ersten Tag des Webinars haben die Partner konkrete Und diese haben zu einer angeregten Diskus- technische Maßnahmen sowie Projekte vorgestellt, die sich sion und einem wertvollen Erfahrungsaustausch mit der Sicherung und Beseitigung der Halogenkohlen- beigetragen. wasserstoffe befassen. „Am zweiten Tag lag der Fokus auf Maßnahmen, die einen positiven Einfluss im Umgang mit Hat die Technik gut funktioniert? HCH-Belastungen hatten“, so Reinelt. Darüber hinaus wur- Wir konnten mit dem dreitägigen Webinar den zudem Einschränkungen und Probleme im Kontext der anschaulich zeigen, dass die heutige Videokonfe- Dekontamination von HCH-belasteten Standorten vorge- renztechnik, mit der sich die rund 40 Teilnehmer tragen. Ebenfalls thematisiert wurden Lösungsansätze und des Workshops vertraut machen mussten, den Finanzierungsmöglichkeiten durch die Europäische Union. Nutzern zahlreiche Möglichkeiten eröffnet. Sie wird Der dritte Tag des Webinars war einer virtuellen Reise sicher auch bei zukünftigen Meetings Verwendung durch die historische Entwicklung des Chemieparks Bitter- finden. feld-Wolfen im Kontext der HCH-Belastung vorbehalten. Unter Einsatz von zuvor aufgezeichneten Videos und Live- Sehen Sie auch Nachteile bei Online-Konferenzen? Vorträgen stellte etwa die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen Gerade der so wertvolle persönliche Austausch ist GmbH (CPG) die allgemeine Geschichte des Standortes vor. bei einem Online Meeting nur sehr eingeschränkt möglich. Während des Projekttreffens in Saragossa „Treffen großer Gewinn für das Projekt“ wurden noch bis in die späten Abendstunden, Die Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesell- auch in einem informellen Rahmen, Lösungen und schaft mbH (MDSDE) und die Gemeinschaftsklärwerk Bit- Erfahrungen im Umgang mit Schadstoffbelastun- terfeld-Wolfen GmbH (GKW) präsentierten mittels Videos gen ausgetauscht. UR

CPforum III/2020 Wasserstoffprojekt Fischadler in 15 „HYPOS: H2-Netz“ der Goitzsche-Wildnis

MITNETZ GAS testet Leitungen Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH unterstützt BUND-Projekt

MITNETZ GAS führt Leitungsarbeiten am Verteilnetz im BU ND Wasserstoff-Forschungsprojekt „HYPOS: H2-Netz“ im

Chemiepark Bitterfeld-Wolfen durch. Der Verteilnetzbetrei- Webcam Foto: ber überprüft Absperrvorrichtungen auf ihre Verträglich- keit mit Wasserstoff und testet Leitungen verschiedener Dimensionen und Materialien auf Dichtheit und Verhal- ten bei äußeren mechanischen Einflüssen, zum Beispiel bei Quetschungen. Über einen Zeitraum von rund zwei Wochen misst der Projektpartner DBI mit speziell angefer- tigten Messzellen die Eigenschaften und Reaktionen des Materials bei der Verwendung von Wasserstoff. Nach rund 16 Monaten Forschung und Betriebser- fahrung verfügen MITNETZ GAS und die Projektpartner bereits über wichtige Zwischenergebnisse zur Verwendung und Verteilung von Wasserstoff im Netz. Auch verschie- dene Störfallsimulationen zur Kontrolle der sicherheitstech- nischen Einrichtungen gehörten neben gängigen Arbeiten am Netz zur Testreihe. Die Tests und Wartungen aller Anlagenteile werden in regelmäßigen Abständen noch bis Ende des Jahres 2021 fortgesetzt. MITNETZ GAS inspiziert die Wasserstoffanla- Seit 2010 brüten jedes Jahr die Fischadler auf einem gen jedoch in häufigeren Zyklen als Erdgasanlagen, um Überbleibsel des Tagesbaus – einem Gittermast in der Erfahrungen zu sammeln. Die bisherigen Ergebnisse zei- Goitzsche-Wildnis. Und sie waren bisher in jedem Jahr gen, dass Wasserstoff im Netz mit dem üblichen Erdgas- erfolgreich! Um mehr über das Leben dieser Tiere zu betrieb vergleichbar ist. erfahren und auch das Verhalten einzelner Individuen Projektpartner von MITNETZ GAS sind die DBI Gas- und beobachten zu können, hat der BUND eine Webcam Chemiepark Umwelttechnik GmbH, die Rehau Unlimited Polymer Solu- am Horst installiert. Von April bis September kann man tions AG + Co, die TÜV SÜD Industrie Service GmbH und so das Familienleben der Fischadler direkt beobachten. die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Die Webcam in der Goitzsche-Wildnis wurde schon Das Budget beträgt insgesamt rund 3,8 Millionen Euro. viele Jahre an mehreren Standorten betrieben, wie zum Das Projekt „HYPOS: H2-Netz“ ist Teil von HYPOS Beispiel bei der Kormorankolonie. Im Januar 2018 zog (Hydrogen Power Storage & Solutions) East , in sie schließlich um zum Fischadlerhorst. dem derzeit an 32 Wasserstoffthemen in Mitteldeutschland Leider wurde die Kamera durch einen Blitzeinschlag gearbeitet wird. MITNETZ GAS im April 2018 zerstört und konnte erst im darauffolgen- den Jahr ersetzt werden. Die neue Mobotix-Kamera inklusive Fangstange gegen Blitzeinschlag wurde am 19. März 2019 installiert. Auch die Chemiepark Bitter-

Foto: MITN E TZ G A S Foto: feld-Wolfen GmbH hat sich bei diesem Projekt einge- bracht und somit die Anschaffung ermöglicht. Seitdem ist die neue Kamera erfolgreich im Einsatz und zeichnet das Werden und Wachsen neuer Fisch- adler-Generationen auf – zur Freude der Biologen und Naturschützer, aber auch vieler interessierter Bürger. https://www.bund-sachsen-anhalt.com/themen/ umwelt-schuetzen/goitzsche-wildnis/webcam/

CPforum III/2020 16 Mit Sorgfalt und Schlüssel- Idealismus gefertigt übergabe an VLP

Bank und Papierkorb ergänzen Ensemble Neue Produktionsstätte zur Herstellung am Denkmal der Gasexplosion von Verpackungslacken entsteht

Steve Bruder, Geschäftsführer des TGZ Bitterfeld-Wolfen, Uwe Schulze, Landrat des Landkreises Anhalt-Bitterfeld

Foto: S andra G reiner Foto: und Armin Schenk, Oberbürgermeister der Stadt Bitter- feld-Wolfen haben am 10. September 2020 gemeinsam den symbolischen Schlüssel für das ehemalige „UHU Pro- duktionsgebäude“ auf dem TGZ-Gelände in der Kunst­ seide­straße 7 an Marc Konersmann, den Geschäftsführer des neuen Eigentümers VPL Coatings GmbH & Co. KG, überreicht. „Die VPL GmbH & Co. KG investiert in den nächsten Monaten mehr als 6.5 Mio. Euro im Chemiepark Bitterfeld- Wolfen für die Errichtung einer modernen Produktionsan- Wenn Dennis Wronski dieser Tage durch Bitterfeld fährt, lage zur Herstellung von Verpackungslacken. Bestandteil hält er oft gezielt Ausschau nach einem seiner Herzens­ dieser Investition sind ebenfalls ein neues Entwicklungs- projekte: Neben dem Denkmal zur Explosion des PVC- labor und eine Verwaltung. Wir bedanken uns beim TGZ, Betriebes ist nun eine Bank entstanden. Auch sie glänzt in dem Chemiepark-Betreiber und der öffentlichen Verwal- hellsilbernem Edelstahl. Fest verschraubt steht die Sitzge- tung für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen legenheit nun diebstahlsicher und wetterfest inmitten der Monaten und freuen uns sehr darauf, die neue Produkti- Chemiepark Blühwiese neben dem Verwaltungsgebäude der CPG. Was onsstätte im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen im Jahr 2021 sich auf den ersten Blick nicht offenbart, sind die Details, in Betrieb nehmen zu können“, sagt Marc Konersmann, die die Leidenschaft des Teams um den MABA-Chef für ihr Geschäftsführer der VPL Coatings GmbH & Co. KG. TGZ Handwerk widerspiegeln. Das Grundgerüst besteht aus Rohren, die mittels dicker Schweißnähte miteinander verbunden sind und bewusst an die Rohrleitungen im Chemiepark erinnern sollen. Foto: B irgit B rockmann Foto: Noch mehr Aufmerksamkeit zieht jedoch ein Objekt an, das sich direkt neben der Bank befindet. Ein einzigartiger Papierkorb ist unter den Händen der Kollegen der MABA entstanden. Stolz berichtet der junge Firmeninhaber, dass seine Mitarbeiter sehr kreativ an der Umsetzung gewirkt haben. Als Fuß dient ein sogenannter Kolonnenwäscher, der üblicherweise in der Abscheidung von Industriegasen ein- gesetzt wird. Er konnte gut auf der extra dafür gegossenen Bodenplatte verschraubt werden und verspricht aufgrund seiner veredelten Oberfläche lange Haltbarkeit. Das Zwischenstück ist ein alter Absperrschieber, den die Männer extra auf Ebay-Kleinanzeigen gesucht und Über VPL: geordert haben. Dieses seltene Exemplar soll an den Auf- Die VPL Coatings ist ein flexibles, innovatives und mittel- bau der PVC-Produktionsanlage erinnern, an dem diese ständisch geprägtes Unternehmen im Markt der Verpa- Bauteile zahlreich vorhanden waren. ckungslackhersteller. Mit der Produktionsstätte in Köthen Der eigentliche Abfallbehälter nimmt die zylindrische verfügt VPL bereits europaweit über einen der modernsten Form des Autoklaven auf, in der auch das Denkmal gefer- Produktionsstandorte für Industrielacke. Das Produktportfo- tigt wurde und fällt zunächst dadurch auf, dass die Farb- lio umfasst Standardlack auf Lösemittel- und Wasserbasis, gebung unregelmäßig erscheint. Wronski erzählt, dass sowie BPA n.i. Lacke. Die Kernkompetenz der VPL Coatings hier bewusst alte Beiztechniken Anwendung fanden, die ist die Entwicklung von modernen, maßgeschneiderten mit einem Pinsel sorgfältig auf die Oberfläche aufgetragen Lacksystemen für die Metallverpackungsindustrie. werden müssen. Mehr Informationen zu VPL finden Sie unter Dem Ensemble aus Denkmal, Bank und Abfalleimer ist https://vpl-coatings.de/das-unternehmen/. anzusehen, dass es mit viel Sorgfalt und Idealismus gefer- tigt wurde. Es fällt ins Auge und bietet nun Besuchern die Gelegenheit, länger an diesem Ort zu verweilen, an dem am 11. Juli 1968 42 Menschen starben. SG

CPforum III/2020 17 Stetiges Wachsen Aus den Unternehmen INDULOR expandiert am Standort Bitterfeld-Wolfen

Das Unternehmen INDULOR im Areal C des Chemieparks ist auf Expansionskurs. „Wir wollen eine weitere Produkti- onsanlage zur Herstellung von Festharzen und Dispersio- G rit Lichtblau Fotos: nen errichten“, erklärt der Bitterfelder Standortleiter Chris- tian Kohl. Noch ist das Baufeld eine Brachfläche, doch mit einer Computeranimation verdeutlicht Kohl die Dimensio- nen. Demnach wird die Produktionshalle etwa 40 x 95 Meter groß. In den Anlagen würden dann pro Jahr mehrere zehntausend Tonnen Festharze und Dispersi- onen hergestellt. Hinzu kämen ein Rohstofftanklager sowie eine Lagerhalle. Im Herbst soll mit den ersten Tiefbauarbei- ten begonnen werden, der eigentliche Bau wird dann vor- aussichtlich in vier bis fünf Jahren stehen, 40-45 Millionen Baufeld der zukünftigen Anlage Euro kosten. Die vergleichsweise lange Bauzeit begründet Kohl mit einer begleitenden Planung bei der Realisierung INDULOR hatte 1996 das erste Dispersionswerk in Bitter- der Anlage. Neue Entwicklungen und Innovationen würden feld errichtet und seine Kapazitäten stetig erweitert. Vor stets berücksichtigt und umgesetzt. allem im Bereich Graphic Arts, also bei der Herstellung Für die Bauarbeiten versuche man in erster Linie lokale von Bindemitteln und Additiven für Druckfarben und Über- Firmen zu binden. „Regionales Denken ist uns sehr wich- drucklacken, gehört das Unternehmen inzwischen zu den tig. Wir sind auch mit unseren Dienstleistungen sehr in der weltweit führenden. Region hier verwurzelt.“ Mit der neuen Anlage wird das Die Dispersionen finden beispielsweise Anwendung familiengeführte Unternehmen seine Kapazitäten nahezu beim Beschichten von Spielkarten, von Lebensmittelver- verdoppeln. Um die Anlage in der ersten Ausbaustufe packungen oder auch Zigarettenschachteln. Aber auch in bedienen zu können, würden ca. 20 neue Arbeitskräfte der Automobil-, Papier-, Holz- und Bauindustrie sowie im aus nahezu allen Bereichen gebraucht. Kohl zufolge sucht kosmetischen Bereich genießen die Produkte ein hohes INDULOR Chemiekanten, Elektriker, Schweißer aber auch Ansehen. Verfahrenstechniker und Laborkräfte. Auch Quereinsteiger 140 Mitarbeiter produzieren am Bitterfelder Standort für hätten eine Chance. einen globalen Kundenstamm. Für sie und ihre neuen Kol- legen entsteht in den kommenden Monaten auch ein neuer Sozialtrakt auf dem Firmengelände im Chemiepark. „Unser großer Vorteil ist, dass wir auf kundenspezifische rafik: Indulor G rafik: Anforderungen sehr schnell und flexibel reagieren können,“ so Kohl. Wenn eine Anlage etwas nicht könne, werde ver- sucht, sie technisch so umzurüsten, dass sie dann den Erfordernissen entspreche. Bitterfeld ist der größte Stand- ort von INDULOR. Weitere befinden sich im niedersäch- sischen Ankum, in Bramsche-Hesepe (bei Osnabrück) in Leverkusen und im US-amerikanischen North Carolina. Christian Kohl kam als junger Bioingenieur vor zehn Jahren zu INDULOR, hat viele Jahre die Verfahrenstechnik geleitet und ist seit Juni 2019 neuer Standortleiter. GL Die geplante Anlage 06

Bestehende Anlage zur Herstellung von festen Kunstharzen

CPforum III/2020 18

Gemeinsame Sache Neue Produktionshalle der PET Recycling Team Wolfen GmbH ALPLA und FROMM errichten Werkhalle mit hochmoderner Ausstattung

nächsten Schritt wird daraus Granulat, das von FROMM und ALPLA weiterverarbeitet wird.“ So entstehen neue

Fotos: P E T Recycling Fotos: Getränkeflaschen, aber auch Verpackungen für Lebens- mittel oder Wasch- und Putzmittel. Dabei würden sich die Interessen beider Unternehmen ergänzen, so Rico Aus den Seiler, Chief Operative Officer bei FROMM und zugleich Unternehmen Geschäftsführer von Texplast in Wolfen. ALPLA benötigt vor allem klares Regranulat, FROMM legt den Fokus auf bunte Flakes, die unter anderem für die Produktion von Umreifungsbändern eingesetzt werden. GL

Montage der Sortierstrecke

Im Areal A des Chemieparks ist eine weitere große Werk- Über ALPLA Group: halle entstanden. Hier werden ab Herbst Kunststoffabfälle ALPLA gehört zu den führenden Unternehmen für Kunststoff- optimal verwertet. Dabei arbeiten Schweizer, Deutsche verpackungen. Rund 20.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Österreicher auf bislang einzigartige Weise zusammen. produzieren weltweit an 181 Standorten in 46 Ländern maß- Bereits im Sommer 2018 war die Gründung eines Joint geschneiderte Verpackungssysteme, Flaschen, Verschlüsse Venture der Firmen ALPLA aus Österreich und FROMM und Spritzgussteile. Die Anwendungsbereiche der Qualitäts- aus der Schweiz unter dem Namen „PET Recycling Team verpackungen sind vielfältig: Nahrungsmittel und Getränke, Wolfen GmbH“ bekannt gegeben worden. Realisiert wurde Kosmetik und Pflegeprodukte, Haushaltsreiniger, Wasch- und der Neubau nun auf dem Gelände der Texplast GmbH, ein Putzmittel, Arzneimittel, Motoröl und Schmiermittel. Tochterunternehmen der FROMM-Gruppe. Auf einem ehe- ALPLA betreibt eigene Recyclinganlagen für PET und HDPE in maligen Lagerplatz steht nun eine 35 x 60 Meter große und Österreich, Polen und Spanien und in Form von Joint Ventures elf Meter hohe Werkhalle. Im Inneren wird eine hochmo- in Mexiko und Deutschland. Mit der Unterzeichnung des New derne Ausstattung für optimale Produktionsabläufe sorgen. Plastics Economy Global Commitment im Oktober 2018 hat „Die Kombination der Anlagentechnik ist einzigartig und ein sich ALPLA zu Zielen bis 2025 bekannt: Alle Verpackungs- Alleinstellungsmerkmal. Wir wollen damit auch beispielge- lösungen sind vollständig recyclingfähig. Das Volumen an bend für andere Länder sein“, sagt Georg Laesser, Head of recycelten Materialien soll auf 25 Prozent des gesamten Corporate Recycling Services bei ALPLA. Auch der CO2- Materialverbrauchs steigen. Für die Erweiterung der Recyc- Ausstoß soll mit der neuen Anlage verringert werden. lingaktivitäten stehen 50 Millionen Euro bereit. Ziel sei es, die Recyclingquote bei PET weiter zu ver- bessern, Stoffkreisläufe zu optimieren und die Wertschöp- fungskette zu verlängern. Vereinfacht gesagt, soll aus einer Über FROMM & Texplast: Kunststoffflasche, die in der gelben Tonne landet, eine Die FROMM-Gruppe ist ein weltweit führendes Unternehmen neue Flasche entstehen. für Systeme zur Transportgutsicherung. FROMM verfügt über Produktionsstandorte in Italien, Deutschland, USA, Thailand, Was genau in der großen Halle passiert, erklärt PRT - Chile und der Slowakei. Dort arbeiten mehr als 1.200 Mitar- Geschäftsführer Torsten Kreiseler: „Das PET, das mit LKWs beiterinnen und Mitarbeiter. in Wolfen angeliefert wird, stammt aus gelben Säcken oder Die Texplast GmbH ist eine 100-Prozent-Tochter der FROMM Tonnen und wird in sogenannten Leichtstoffverpackungs- Plastics GmbH in Kölleda. Das Unternehmen mit ca. 125 anlagen grob sortiert. Am Wolfener Standort erfolgt nun Mitarbeitern zählt mit einer Input-Kapazität von über 50.000 eine exakte Trennung nach transparentem PET und farbi- Tonnen Flaschen pro Jahr zu den führenden westeuropä- gem PET. Reststoffe werden ebenso getrennt. Dies alles ischen Recyclern von PET, insbesondere von gebrauchten geschieht mit Hilfe von Infrarot und speziellen Kameras. Im Getränkeflaschen. Texplast stellt Flakes für Anwendungen in der Kunststoffindustrie sowie Regranulate zur Herstellung von Lebensmittelverpackungen her. FROMM ist auf Umreifungs- bänder, Luftkissen-Verpackungen und Stretchfolien samt zugehöriger Maschinen und Vorrichtungen spezialisiert.

CPforum III/2020 19 Betriebsstart der neuen Aus den Papierfabrik von Progroup Unternehmen Familienunternehmen investiert 465 Millionen Euro Foto: Progroup / Hellfritzsch Foto:

Innovativ. Nachhaltig. Effizient. Die Papierfabrik PM3 von Progroup nimmt den Betrieb auf und setzt Benchmark in der Branche.

Nach nur 18 Monaten Bau- und Montagezeit hat der Wellpappenhersteller Progroup Ende August seine neue Papierfabrik in Sandersdorf-Brehna (Landkreis Anhalt-Bit- terfeld) offiziell in Betrieb genommen. „Die Großinvestition von Progroup belegt beispielhaft, A G Jens S chlueter/Progroup Foto: dass sich Sachsen-Anhalt insbesondere in den vergan- genen vier Jahren zu einem attraktiven Wirtschafts- und Investitionsstandort entwickelt hat“, sagte Wirtschafts- minister Prof. Dr. Armin Willingmann beim Betriebsstart. „Das rund 465 Millionen Euro teure Werk zählt nicht nur zu den aktuell größten Investitionsvorhaben, es untermau- ert auch die Entwicklung Sachsen-Anhalts zu einem Land der Zukunftstechnologien, in dem verstärkt hochwertige Arbeitsplätze entstehen.“ Jürgen Heindl, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Progroup AG, Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Maximilian Heindl, Allein für ressourcenschonende Technologien hat Pro- Chief Development Officer und Mitglied des Vorstands der Progroup AG, group kräftig investiert. Dazu erklärte Maximilian Heindl, Prof. Armin Willingmann, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Chief Development Officer und Mitglied des Vorstands von des Landes Sachsen-Anhalt (v.l.n.r.) beim Betriebsstart der neuen Papierfabrik Progroup: „Als Familienunternehmen haben wir die nach- folgenden Generationen fest im Blick. Die neue Papierma- schine ist so konzipiert, dass sie die nächsten 50 bis 60 Dem Unternehmen zufolge werden 140 neue Arbeitsplätze Jahre nachhaltig und energieeffizient Wellpappenrohpapier und weitere 350 Jobs im Umfeld der Papierfabrik entste- produzieren wird. Allein 100 Millionen Euro investieren wir hen. Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt unter- deswegen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Damit setzt die stützt die Ansiedlung mit 7,5 Millionen Euro aus der Inves- neue Fabrik in Sachen Umweltschutz und Energieeffizienz titionsförderung, der so genannten Gemeinschaftsaufgabe zukunftsweisende Maßstäbe in der Papierindustrie.“ „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“. GRW

CPforum III/2020 20 Mit guten Partnern Aus den ist alles möglich Unternehmen Berufsbildende Schulen Anhalt-Bitterfeld eröffnen Pflegeschule Fotos: B irgit B rockmann Fotos:

Die stellvertretende Schulleiterin Astrid Zosgornik Das Team Pflege v.l.n.r. Doreen Meißner, Patricia Feige, Marion Entzian stellt das Ausbildungsteam Pflege vor. und Teamleiterin Diana Tittel sowie im Pflegebett Azubi Anna

Am Nachmittag des 1. September 2020 ist die neue dem Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen, der Pflegeschule in der Aula der Berufsbildenden Schu- Helios-Klinik Köthen sowie dem jungen Unterneh- len in Bitterfeld eröffnet worden. 29 Azubis starteten men PFLEGE mobil Heidrich habe die Etablierung an diesem Tag in die seit dem 1. Januar 2020 gel- der Pflegeausbildung in Bitterfeld möglich gemacht. tende „Generalistische Pflegeausbildung“. Pünktlich am 1. September konnte auch das Die dreijährige Berufsausbildung zur Pflegefach- neue Pflegekabinett genutzt werden. An der Fertig- frau/zum Pflegefachmann ersetzt die drei bisherigen stellung hat das engagierte Team vom Gebäudema- Berufsbilder Altenpflege, Gesundheits- und Kran- nagement nahezu bis zur letzten Minute gearbeitet. kenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkranken- Der Clou des modern ausgestatteten Kabinetts: pflege. Die Ausbildung ist zudem nun kostenfrei und Mittels Kamera lässt sich die Arbeit der Schüler am fasst fachliche Schwerpunkte aus allen drei Pflege- Patienten filmen sowie übertragen bzw. aufzeich- bereichen zusammen. nen. Das erleichtert das praktische Unterrichten Schulleiter Rainer Woischnik rekapitulierte in ungemein. seiner Ansprache die Vielzahl an überwundenen In den Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld Schwierigkeiten, die die Aufbauphase prägten. Sein betreut das 125-köpfige Lehrerkollegium aktuell ins- Fazit: „Das Denken in Lösungen, nicht in Proble- gesamt 2.677 Schüler, die in 165 Klassen lernen. In men, ist notwendig.“ Und: „Geht nicht, gibt’s nicht – den sechs Schulen werden 47 Berufe in 10 Berufs- wenn man die richtigen Partner hat.“ Erst das Netz- bereichen angeboten. Dafür stehen 63 Unterrichts- werk aus Bildungsministerium, Landesschulamt, räume, 23 Vorbereitungsräume, neun Fachkabinette Landkreis, Lehrern sowie Förderverein der Schule, und zwei Küchen zur Verfügung. UR

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BITTERFELD WOLFEN SANDERSDORF ROITZSCH BAD DÜBEN DELITZSCH

CPforum III/2020 Social Media und Medienpädagogik 21 für die Berufsorientierung Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld geht in der Berufsorientierung weitere innovative Wege

Was muss man eigentlich lernen und machen, wenn man als Chemikant arbeiten will? Oder als Tierwirt, Bäcker oder Industriemechaniker? Jugendgerechte Aufklärung gibt es jetzt auch per Video, etwa auf Instagram. Dahinter stehen das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e.V. und die Leipzi- ger Filmemacher der commlab GmbH, gefördert durch den ESF, den Landkreis ABI und das Land Sachsen-Anhalt. Und viele junge Leute mit großem Engagement und Spaß an der Sache namens „#Enterbrainment#ABI“.

#Interessieren für die eigene #Zukunft in sozialen Medien „Die Idee zu diesem Projekt ist vor gut zwei Jahren gemein- sam mit der commlab GmbH entstanden“, berichtet Pro- jektmitarbeiter Markus Hampel, zudem Assistent der Geschäftsführung im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e.V. Ausgangspunkt der Überlegungen: Wie kann man Jugendlichen gefragte Berufe und Ausbildungen in der Region nahebringen? Das Ergebnis: „Zum einen sollten die die Schüler deshalb nicht in den Betrieben filmen dürfen. jungen Leute das von Gleichaltrigen erfahren, zum ande- Lösungen werden aber immer gefunden, neue Szenarien ren an dem Ort, wo sie sich oft und gern befinden“, erklärt entwickelt. So können wir beispielsweise auf eine Berufs- Markus Hampel. orientierungsbustour durch den Landkreis – mediendidak- Letzteres sind soziale Medien wie z.B. Instagram, You- tisch aufbereitet – gespannt sein. Tube und Co. Gleichaltrige finden sich in den Schulen des Das Projekt, das auch dem Erwerb von mehr Medien- Landkreises, wo das Bildungszentrum als Experte in der kompetenz dient, ist derzeit bis Ende August 2021 und ins- praktischen Berufsorientierung mit Programmen wie BOB gesamt 20 Filme ausgelegt, „wir würden aber danach gerne und BRAFO bereits etabliert ist. Nachdem der Projektan- weitermachen“, berichtet Steffen Rusetzki, Geschäftsfüh- trag in einem Ideenwettbewerb des Landesprogramms rer des Bildungszentrums. „Einerseits wecken die Filme bei „Regionales Übergangsmanagement Sachsen-Anhalt“ der Jugend großes Interesse, andererseits sind auch die Aus den (RÜMSA) positiv beschieden wurde, konnte es ab August beteiligten Unternehmen sehr von der Möglichkeit angetan, Unternehmen 2019 starten. Alle Schulen im Landkreis wurden ange- auf diesem Weg auf sich und ihre Ausbildungsplätze auf- schrieben, mit dem Projekt vertraut gemacht und zur Teil- merksam zu machen. Das Ziel, die Ausbildungsaspiranten nahme eingeladen. als Fachkräftenachwuchs hier in unserem schönen Land- kreis Anhalt-Bitterfeld zu halten, ist dabei von prioritärem Interesse aller Beteiligten.“

Berufsorientierung aus einer Hand

B itterfeld B ildungszentrum Wolfen- Natürlich läuft auch BRAFO weiter. Zurzeit

Fotos: Fotos: werden die Interessenerkundungen, die coronabedingt, verschoben werden muss- ten, in den Tätigkeitsfeldern des Bildungs- zentrums und seiner Kooperationspartner nachgeholt. Das Landesprogramm, das pro Jahr über 700 Schüler im Landkreis Interesse bei Schülern und Betrieben Anhalt-Bitterfeld nutzen, ist fester Bestandteil der Berufs- Das Interesse und der Rücklauf waren groß, mittlerweile orientierungskonzepte der Förder- und Sekundarschulen. sind auch schon fünf rund 5-minütige Filme, zu sehen u.a. Kombiniert mit einer Potenzialanalyse und mehrtägigen auf www.enterbrainment.online, entstanden. Schüler der Werkstatttagen im Rahmen des Bundesprojektes BOP achten und neunten Klassenstufe, zum Teil auch der zehn- „BerufsOrientierungBerufspeszifisch“ sowie den sehr ten, aus dem ganzen Landkreis sind involviert. „Die einzel- guten Kontakten zu potentiellen Ausbildungsunternehmen nen Projekte sind didaktisch vierstufig aufgebaut, reichen bietet der Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e.V. ein sehr von zwei vorbereitenden Workshops über das Erstellen des gut abgestimmtes Gesamtangebot der Berufsorientie- Drehbuchs und den Drehtag bis hin zum Schneiden (Post- rung aus einer Hand. Er unterstützt die Jugendlichen beim produktion) des Films“, erläutert Markus Hampel. Unter Übergang Schule/Beruf und stellt Kontakte zu potentiellen Corona-Bedingungen ist das oft umständlich; etwa, wenn Ausbildungsbetrieben her. UR

CPforum III/2020 22 Immer auf Aus den dem Stand der Technik Unternehmen bei der Securitas-Werkfeuerwehr wird permanent modernisiert

Das hat Tradition bei der Securitas-Werkfeuerwehr: Mit sinnvollen Ergänzungen wird die technische und geogra- Foto: S ecuritas Foto: phische Infrastruktur der Werkfeuerwehr an aktuelle Erfor- dernisse angepasst. Kooperationsverträge mit der Stadt, den Kollegen der städtischen Wehr und der CPG sorgen seit Jahren für ein eng abgestimmtes Vorgehen im Ein- satz. Die Lage der Hauptfeuerwache, der Wache an der Zementstraße und 2018 die Eröffnung der Feuerwache West am Wolfener Kulturhaus macht es Securitas möglich, spätestens fünf Minuten nach der Alarmierung an jedem Punkt des Chemieparks einzutreffen. Von der Alarmierung bis zum Ausrücken dauert es längstens 45 Sekunden.

Neue Fahrzeuge geplant, neue Schule in Döbeln Noch schneller sind die am Standort seit Jahren eingesetz- ten Drohnen. Keine technische Spielerei. Schadstoffmes- Schick sieht er aus, der neue Kollege der gut fünf Dutzend sungen, Wärmebilder und bei Einsätzen die Übertragung Feuerwehrleute der Securitas Werkfeuerwehr Bitterfeld- des Geschehens in die Leitstelle ermöglichen es dieser, Wolfen. Schönheit ist nicht der einzige Vorzug, den der die Einsatzkräfte noch beim Anrücken mit Informationen 120 mal 80 Zentimeter große und reichlich 400 Kilogramm aus erster Hand zu versorgen. Im Übrigen wird schon an schwere Feuerlöschroboter namens „FireCrabber“ zu der Erneuerung des 2013 modernisierten Fahrzeugparks bieten hat. Im Notfall erleichtert dieses Gerät die Arbeit geplant. ungemein. Grundlage für gute Arbeit ist neben der modernen Für schwierige Aufgaben, wie etwa das Löschen eines Technik das qualifizierte und permanent trainierte Personal. sehr heißen oder eines Tunnelbrandes, erlaubt „FireCrab- Garantie dafür ist auch die eigene Ausbildungsstätte in Bit- ber“ seinen menschlichen Kollegen das Abstandhalten. terfeld, ab Oktober kommt zudem eine weitere Schule im Möglich machen das die Fernbedienung, die bis zu 80 sächsischen Döbeln hinzu. Natürlich, manches bleibt trotz Meter Schlauch, die er mitführen kann, sowie zusätzli- aller Modernisierung auch wie gehabt. Das ist mit Punkt 6 che 80 Meter Wurfweite. Zudem besitzt der Roboter eine Uhr der Zeitpunkt des Schichtwechsels und der Fakt, dass integrierte Wärmebildkamera mit Übertragung auf das begabte Kollegen jeden Tag für die ganze Schicht das Mit- Smartphone. tagessen kochen. UR

activ Plus Foto: Jubiläum

Am 1. August 2000 gründete Hans-Jürgen Jahn die activ Plus Personalmanagement GmbH. Ein Grund zum Feiern, denn in den zwei Jahrzehnten hat Jahn viel erlebt und erreicht „Es gab turbulente Zeiten, aber es überwiegen die positiven Erlebnisse“, blickt er auf 20 bewegte Jahre zurück.

CPforum III/2020 23 Zwei Gründe zum Feiern Aus den Unternehmen Nouryon feiert 20-jähriges Produktionsjubiläum in Bitterfeld – Zehn Jahre ohne Unfall

Nouryon in Bitterfeld hat in diesem Jahr möchte ich mich ganz herzlich bei unserem

gleich zwei Gründe zum Feiern: Die Pro- Team, aber auch unseren Partnern, wie Nouryon Foto: duktion wurde vor 20 Jahren gestartet, Kunden, Dienstleistern, Lieferanten sowie und der Standort kann auf zehn unfallfreie den Kommunen und Behörden, bedan- Jahre zurückblicken. Im Jahr 1998 hatte ken“, betont der damalige Werkleiter und das Unternehmen – damals noch als ECI Geschäftsführer. Elektro-Chemie Ibbenbüren – das Werk Im Laufe der Jahre wurde regelmä- übernommen und dort eine neue, hoch- ßig in das Werk investiert, um stets auf moderne Elektrolyse-Anlage nach dem dem neusten Stand der technologischen Membranverfahren gebaut, die im März Entwicklung zu sein und so die Energie- 2000 in Betrieb ging. Zirka 25.000 Tonnen effizienz zu verbessern: Um den Jahres- Chlor wurden im ersten Jahr produziert. wechsel 2010/2011 wurden zum Beispiel Heute sind es mehr als 94.000 Tonnen. die Elektrolyse-Zellen durch modernere „Dieser große Erfolg wäre ohne das Ver- ersetzt, wodurch die Energieverbräuche im trauen unserer Kunden, mit denen wir über Herstellungsprozess signifikant verringert Der Oberbürgermeister der Stadt Bitterfeld-Wolfen die Jahre gemeinsam gewachsen sind, werden konnten. Durch weitere Maßnah- Armin Schenk (Mitte) überreicht die Jubiläumsurkunde an Jürgen Baune, Country Director Germany (links), und Werk­ nicht möglich“, berichtet Jürgen Baune, men konnte zudem die eingesetzte Dampf- leiter Stephan Junker (rechts) im Beisein von Mitarbeiterinnen Vice President Chlor-Alkali und Country menge um 25 Prozent gesenkt werden. und Mitarbeitern am Nouryon-Standort in Bitterfeld. Director Germany bei Nouryon. Auch das In den vergangenen 20 Jahren hat das Engagement und der Einsatz der Mitar- Werk fast 1,6 Mio. Tonnen Chlor und mehr Seit mehr als zehn Jahren ist es auch zu beiterinnen und Mitarbeiter hätten zu die- als 1,7 Mio. Tonnen Natronlauge hergestellt keinem Arbeitsunfall gekommen. „Das ist ser Erfolgsgeschichte beigetragen. „Dafür – und dies sicher und ohne Störfälle. eine herausragende Leistung“, freut sich Werkleiter Stephan Junker. Regelmäßige Schulungen und auch der Tag der Arbeits- sicherheit, den Nouryon weltweit einmal im Jahr veranstaltet, hätten zu diesem Erfolg beigetragen. Dies sei aber kein Garant für 3 Fachgroßhandlungen die Zukunft. „Wir müssen auch weiter- Handelshof Bitterfeld unter einem Dach! hin achtsam bleiben und immer unserem Partner für Technik Anspruch ‚Safety First‘ gerecht werden“, unterstreicht der Werkleiter. Heute arbeiten etwa 90 Mitarbeiter am Hauptsitz Ihr Fachgroßhandel für 06749 Bitterfeld Standort in Bitterfeld. Insgesamt 41 junge An den Rohrwerken 8 Stahl und Werkstoffe Telefon (03493) 60 81 - 0 Menschen haben seit Produktionsstart eine [email protected] Ausbildung in vier verschiedenen Berufen Heizung und Sanitär Filiale absolviert. Davon wurden 25 in ein festes 06116 Halle Bau- und Werkzeugtechnik Delitzscher Straße 69 a Arbeitsverhältnis übernommen. Telefon (0345) 575 74 - 0 [email protected] Mit seinem nachhaltigen Engagement Filiale hat das Werk zahlreiche Preise gewon- 04357 Leipzig nen, wie 2017 beispielsweise den 3. Platz Wollkämmereistraße 5 Telefon (0341) 697 684 - 00 beim Responsible Care Wettbewerb des [email protected] Verbandes der Chemischen Industrie. Aus- Filiale gezeichnet wurde das Projekt „Die rück- 04416 Markkleeberg Hauptstraße 319 standsfreie Chlorproduktion des Stoffver- Telefon (034299) 776 - 69 [email protected] bundes im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen“. Nouryon hat über all die Jahre stets großen Mehr erfahren Sie Wert auf eine gute Nachbarschaft gelegt auf unserer Homepage sowie zahlreiche soziale Projekte und Initia- www.pft-bitterfeld.de tiven unterstützt.

CPforum III/2020 24 Was haben ein Geophysiker und ein zfP Werkstoffprüfer gemeinsam? Wie man zerstörungsfrei ins Material schauen kann TÜV NORD MPA

Die Antwort auf die obige Frage ist einfach: beide versu- zu detektieren. Aber nicht nur die Reflexionsmuster von chen, möglichst viel vom Inneren des Gegenstands ihres induziertem Schall lassen Rückschlüsse auf die Material- Interesses zu erfahren, ohne in dessen Struktur (nennens- beschaffenheit zu, ein zfP-Prüfer kann auch Objekte dazu wert) einzugreifen, also ohne ihn zu zerstören. Der Geo- bringen, z.B. bei Rissfortschritt durch Druckbeaufschla- physiker kann es nicht, aus ganz offensichtlichen Gründen gung selbst Schall zu emittieren oder er kann Korrosion Aus den kann er nur an der äußersten Erdkruste etwas „kratzen“. buchstäblich hörbar machen. Unternehmen Es gelingt ihm aber (höchstwahrscheinlich zutreffende) Wie auch der Geophysiker im Falle des Erdmagnetfel- Aussagen über das Erdinnere zu treffen und mit eigentlich des nutzt auch der ZfP-Prüfer neben Schall auch elektro- unvorstellbarer Präzision behaupten, dass in 5150 km Tiefe magnetische Wellen: sichtbares Licht für die Video(endo) ein aus Eisen und Nickel bestehender Erdkern beginnt. Es skopie (VT), Infrarot für die Thermografie (TH), Wirbel- sind die Ausbreitungs- und Reflexionsmuster verschiede- ströme (ET) und natürlich Röntgenstrahlen die von trag- ner Schallwellen und das Wissen um die Schallgeschwin- baren Quellen (Selen oder Iridium) ausgesendet werden digkeit in verschiedenen Materialien, die ihm das gestatten. (RT). Die kluge Kombination dieser Methoden gepaart mit dem Wissen und der Erfahrung der Prüfer verschafft dem Ganz ähnlich geht es dem Werkstoffprüfer, er soll nicht zer- Betreiber komplexer Anlagen bis hin zum „digitalen Zwil- stören, denn das Ziel seiner Arbeit ist zum Beispiel eine ling“ ein immer zutreffenderes Bild von dessen Innerem. Zustandsbewertung eines sicherheitsrelevanten Bauteils, So kann er Wirtschaftlichkeit und Sicherheit miteinander das weiter betrieben werden soll und dessen zu vorzei- verbinden: immer ausgefeiltere Methoden gestatten zeit- tige Außerbetriebnahme vielleicht Millionen kosten würde. sparende und doch zuverlässige Prüfungen (ohne dass wie Der Werkstoffprüfer bedient sich der Schallwellen, insbe- früher Behälter entleert und befahren werden müssen) und sondere nutzt er Ultraschall, um von außen Wanddicken die sich ständig erweiternde Materialkenntnis von Prüfern zu bestimmen oder „Ungänzen“ im Inneren des Materials erlaubt es, Anlagen länger und dennoch sicher zu nutzen.

Für den digitalen

Aufschwung U we S chimunek Foto: PerlSystem® versteht sich als starker IT-Partner für Datenschutz und -sicherheit

Anfang September hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gute Nachrichten verkündet: Nach dem Corona- Lockdown im ersten Halbjahr wächst die Wirtschaft schnel- Steffen Perlwitz ler als erwartet. Manche Neuerungen aus der Corona-Zeit werden indes erhalten bleiben. So haben Wissenschaftler Heimarbeitern untereinander und mit dem Management des Frauenhofer Instituts in einer aktuellen Studie sowohl dauerhaft zu koordinieren – unter Beachtung strenger bei Beschäftigten als auch im Management geradezu eine Regeln etwa zu Arbeitszeit und Datenschutz. Homeoffice-Euphorie ausgemacht. Mit PerlSystem® haben die Unternehmen einen starken Die PerlSystem® it solutions GmbH berät die Unter- Ansprechpartner dafür – und für alle anderen Themen der nehmen der Region zum Thema. „Die Erfahrungen zeigen, Digitalisierung. Deutschlandweit vertrauen über 500 Kun- dass durch Homeoffice dauerhaft Produktivitätsgewinne den den Services des Systemhauses. Für alle IT-Lösungen erzielt werden“, betont PerlSystem®-Geschäftsführer Stef- arbeitet PerlSystem® mit führenden Herstellern zusammen fen Perlwitz. Für das Thema hat PerlSystem® eine eigene und konzipiert IT-Systeme anhand der tatsächlich benö- Internet-Seite mit kostenfreien Infos veröffentlicht: www. tigten Ressourcen bei den Kunden. Die Experten schulen officenomaden.de. die Anwender und stehen im anschließenden Betrieb für Für Detail-Fragen stehen die Experten als direkte Support, Wartung und ggf. Erweiterung des Systems zur Ansprechpartner zur Verfügung. Denn für viele Betriebe Verfügung. Dabei stehen Datenschutz und die -sicherheit geht es nach dem Start in Homeoffice- oder Hybrid- stets im Fokus. Denn im Homeoffice oder vor Ort: Daten Modelle nun darum, die Kommunikation zwischen den sind künftig das wichtigste Kapital für Unternehmen. US

CPforum III/2020 Fachmesse 25 „Leuna-Dialog 2020“ Unternehmen präsentieren ihr Leistungsspektrum am Chemiestandort Leuna

Wenn auch nicht wie geplant im Mai, sondern erst jetzt im Oktober, findet auch dieses Jahr die Standortmesse „Leuna-Dialog“ statt. Am 27. Oktober 2020 präsentieren Dienstleistungsunternehmen aus ganz Deutschland im cCe Kulturhaus Leuna ihr Leistungsspektrum. „Die Coronakrise hat uns alle betroffen und uns in den Aus Mittel- zurückliegenden Monaten sehr viel abverlangt. Am Che- deutschland miestandort Leuna haben wir miteinander wirksame Kon- zepte für den Infektionsschutz umgesetzt und unter her- ausfordernden Bedingungen den sicheren Betrieb aller Anlagen gewährleistet. Wenngleich viele Unsicherheiten bleiben, kehren wir schrittweise zur Normalität zurück und ich freue mich umso mehr, dass die mittlerweile 15. Messe hier am Chemiestandort Leuna wieder komplett ausge- bucht ist.“, sagt Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH in seinem Grußwort zur Messe. „Der Chemiestandort Leuna erlebt aktuell einen Wachstums- schub, wie noch nie seit der Wiedervereinigung Deutsch- lands. Die InfraLeuna leistet ihren Teil, um den Bestands- kunden und den neuen Unternehmen am Chemiestandort Leuna optimale Voraussetzungen für ihre Produktion zu sichern. Dies gelingt uns jedoch nur gemeinsam mit den zahlreichen kompetenten und engagierten Dienstleistungs- spezialisten, von denen eine Vielzahl auch auf der ‚Leuna – Dialog‘ als Aussteller präsent sind.“ Insgesamt 131 Dienstleistungsunternehmen aus den verschiedensten Branchen haben sich in diesem Jahr zur Messe angemeldet. Eröffnet wird die diesjährige Standort- messe um 10 Uhr durch Dr. Christof Günther und Hartmut Den Messekatalog zum Download mit Informationen rund Handschak, Landrat des Saalekreises. Beim anschließen- um die Fachmesse und die Ausstellerliste finden Sie im den Messerundgang, mittlerweile auch schon eine gute Internet unter www.cce-leuna.de. Tradition der Standortmesse, wird es auch in diesem Jahr Die Messe wird von der InfraLeuna GmbH und der Inf- wieder zahlreiche Möglichkeiten zu kurzen Gesprächen mit raLeuna Dienstleistungs GmbH ausgerichtet. den Ausstellern geben. Der Eintritt ist für Fachbesucher kostenfrei.

Weil Arbeit in einem b Familienunternehmen e w n Spaß macht. erbe

www.teha-querfurt.de/stellenangebote

CPforum III/2020 Planen und Bauen Aus Mittel- in Mitteldeutschland deutschland

Das Architekturbüro Dr. Mertens wird 30

1 2 3 4 5 Stufen Firma Politik Wissenschaft Spezialisten Öffentlichkeit

I - Modell / Vision

II - Kern

1 2 3 4 5 III - Feld Stufen Firma Politik Wissenschaft Spezialisten Öffentlichkeit

IV - Produktivitätszentrum I - Modell / Vision

II - Kern V - Neoindustrialisierung

Unstrut-Reise SStufenmodelltufenmodell der Industriestandortplanungder Industriestandortplanung III - Feld

AnlässlichIV - Produktivitätszentrum des 30-jährigen Bürojubiläums gab es während der Die 160-jährige Tradition ist durch Kontinuitäten und Diskontinu- letzten drei Monate in der Sondersituation des Frühjahres­ 2020 itäten gekennzeichnet. Prosperität und System­brüche, das kann den Anlass, über den fachlichen Wettbewerb mit den „Ahnen“ man daraus lernen, sind in ihrem Wechselspiel durchaus keine V - Neoindustrialisierung E. Hoppe "Mariewerk" W. Hoppe nachzudenken. Seltenheit in der mitteldeutschen(1 Standort) Geschichte. Mit der Firmengründung durch den Ururgroßvater mütterlicher- EineBiele- genauere Untersuchung gestattet es, wesentliche Stufenmodell der Industriestandortplanung Halle/S. seits Friedrich Albert Müller 1857 in Lützen (später F. A. Müller AG) Managementkriterienfeld zu erfassen.Büro H. DasMertens sind - 200die MitarbeiterFrage des Pla- "Platania" wurde die Tradition der Familie begründet, planend und bauend die nungshorizontes (bis zu 50 Jahren), die Frage der regionalen BA/ISA/IFI-Halle/S. Entwicklung unserer mitteldeutschen Heimat mitzugestalten. Ausdehnung,5 Ziegeleien das HarzKriterium der komplexesten Firmen-Organisa- tion, das Merkmal der längsten Betriebsdauer30 Mitarbeiter (max. 250 Jahre), die Industrieorganisation des größten Einzelstandortes. Unsere E. Hoppe "Mariewerk" W. Hoppe BA/IFI-Leipzig Schlussfolgerung:F. Heese Auf die Flexibilität und das Portfolio kommt es (1 Standort) 1 Hotel 15 Mitarbeiter an! Biele- Halle/S. Büro H. Mertens - 200 Mitarbeiter feld Aus der Planungs- und BaugeschichteF.A. des Müller, Architektur AG ­büros "Platania" Leipzig und Pegaudessen Vorläufern lässt sich ein 5-Stufenmodell2 Standorte der Industrie- Lützen + Spezialwerke BA/ISA/IFI-Halle/S. standortplanung ableiten. Michael Porter’s Ideen zur Clusterent- 5 Ziegeleien Harz 30 Mitarbeiter wicklung gaben vor einigen Jahren einen ähnlichen Impuls. Clus- terBetriebsgröße/Organisation können neben der Anregung regionaler Wettbewerbsfähigkeit F. Heese BA/IFI-Leipzig aber auch ein destruktives Momentum erzeugen. Unser 5-Stu- 15 Mitarbeiter 1 Hotel fenmodell lebt von der Überwindung der nicht ungewöhnlichen Stagnationsschwellen und führt über die Hervorbringung von Pro- F.A. Müller, AG Leipzig duktivitätszentren zu einer mittelfristigen Neoindustrialisierung. Auf Pegau 2 Standorte Lützen + Spezialwerke diesem Wege begleiten wir weiterhin unsere Bauherren! Dr. Hans-Norbert Mertens BBetriebsgröße/Organisationetriebsgröße / Organisation

Architekturbüro Dr. Mertens --- - 30 Jahre • Industrie- und Forschungsbauten • Industriekonzepte • Wohnungsbau und Sanierung • SiGeKo • Stadt- und Dorferneuerung • Energieberatung • Denkmalpflege

zertifiziert nach ISO 9001:2015 Tel. 030/29490458 / Fax 030/29490460 Tel. 03462/87470 / Fax 03462/86388 [email protected] Märkisches Ufer 34, 10179 Berlin Kirchfährendorfer Straße 3, 06231 Bad Dürrenberg www.mertarch.de

CPforum III/2020 Rückzug aus 27 der realen Welt Wann aus Spiel Sucht wird Fotos: AOK Fotos: Mediendienst

Ratgeber

Beim Online-Gaming scheiden sich die Geister: Für die „Wenn Jugendliche mal eine intensive Spielphase oder einen sind Computerspiele ein Grundübel unserer moder- Mediennutzung haben, muss das nicht gleich auf eine nen Gesellschaft, für die anderen Spannung, Spaß, Frei- krankmachende Entwicklung hindeuten“, sagt Psychologin zeitbeschäftigung und nützliches Gehirntraining. Dass Kin- Esser. Die Dauer sei nicht das einzige Kriterium der und Jugendliche lange im Netz unterwegs sind, dort für ein bedenkliches Medienverhalten. „Es kommt spielen und kommunizieren, heißt nicht automatisch, dass vor allem darauf an, rechtzeitig bestimmte Sucht- privat Foto: sie schon onlinesüchtig sind. Wann der schmale Grat zur kriterien zu erkennen. Wenn die Jugendlichen Sucht überschritten ist, erklärt Lisa Esser, Psychologin bei nächtelang vor dem Computer sitzen, ihre Kör- der AOK Sachsen-Anhalt. perpflege, Ernährung und Gesundheit vernach- Bei Jugendlichen stehen Games und die sozialen Netz- lässigen, kaum noch andere Interessen haben werke hoch im Kurs: So nutzen nach Angaben der Bundes- und aggressiv reagieren, wenn ihnen Computer zentrale für gesundheitliche Aufklärung 12- bis 17-Jährige oder Smartphone entzogen werden, spätestens Computerspiele und Internet durchschnittlich 22 Stunden dann besteht therapeutischer Handlungsbedarf.“ pro Woche, 18- bis 25-Jährige durchschnittlich 21 Stun- Außerdem ziehen sich die Betroffenen immer Lisa Esser, Psychologin (M.Sc.) den. Der Anteil Jugendlicher mit exzessiver Mediennutzung mehr von Familie und Freunden zurück. bei der AOK Sachsen-Anhalt. ist jedoch relativ klein: 5,8 Prozent der Jugendlichen zwi- schen 12 und 17 Jahren haben ein gestörtes Internet- oder Richtwerte für die Mediennutzung Computerspielverhalten, bei den 18- bis 25-Jährigen sind Je nach Alter der Kinder empfehlen Fachleute unter- es 2,8 Prozent. schiedliche Richtwerte für die Mediennutzung: Unter fünf Jahren sollte der Nachwuchs maximal eine halbe Stunde am Stück, von sechs bis neun Jahren bis zu einer Stunde Computer spielen. Bei älteren Kindern ab zehn Jahren wird ein Zeitkontingent von zehn Minuten Medienzeit pro Lebensjahr am Tag oder einer Stunde pro Lebensjahr in der Woche vorgeschlagen. So lernen Kinder, sich ihre Res- sourcen einzuteilen und ein gesundes Maß zu finden. AOK Sachsen-Anhalt

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CPforum III/2020 28 Der Mann mit dem grünen Daumen Betriebsgärtner Steffen Geisthardt gibt Tipps zur Pflege Ihrer Wohnungspflanzen

Welcher Pflanzentyp passt zu Ihnen? Farben- und Formen-Vielfalt Foto: Yurii / AdobeStock So mancher verliert die Lust an Pflanzen, wenn das üppige Haben Sie verschiedene Pflan- Grün immer wieder eingeht. Das muss aber nicht daran lie- zen mit verschiedenem Wuchs gen, dass Sie einen „Schwarzen Daumen“ haben. Oft passt und nur begrenzt Platz, kom- die Wohnung oder Ihr Lebensstil nicht zu der Herkunft und binieren Sie ruhig zwei oder den Bedürfnissen der Pflanzen, die Sie geschenkt bekom- drei Sorten zu Mischtöpfen. Ratgeber men oder kaufen, weil Sie sie schön finden. Manche mei- Wuchsformen von Birkenfeige nen es zu gut (mit dem Gießen/Düngen), manche verges- (Ficus, „Benjamini“) oder Dra- sen einfach das Gießen, manchmal ist das Leitungswasser chenbaum (Dracaena) entwickeln oft im Alter lange kahle ungeeignet, manche Pflanzen mögen keine Zugluft, usw. Stämme, die sich gut kombinieren lassen mit Rankpflan- Es gibt Sorten, die brauchen eigentlich ganz spezielle zen wie Efeutute. Einfach beide in einen großzügig großen Dinge, um gesund zu bleiben und ihr volles Potential zu Topf pflanzen und die Ranken um den Stamm wickeln. entfalten, wie: Winterruhe oder Dürrephase oder Spezi- aldünger oder spezielle Tageslänge oder Kältereiz oder Die Wohnung als Biotop bestimmte Mikroorganismen in der Erde. So können Pflan- Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Pflanzen Ihre zen Jahre lang wachsen ohne zu blühen bzw. kümmern vor Wohnung wahrnehmen? Für sie ist es, als würden sie in sich hin und es bedarf nur einer Kleinigkeit, um sie zu stär- einer Höhle oder am Boden eines hoch gewachsenen Wal- ken. Bei mir konnten sich z. B. Farne und Orchideen nicht des mit einem mehrere Stockwerke umfassenden Aufbau als Hauspflanzen halten und nach wachsen. Sie bekommen direktes Licht aus einer, manch- einem Umzug in eine Wohnung mit mal zwei, definierten Richtungen und das auch nur für ein anderer Himmelsrichtungs-Lage (und paar Stunden am Tag. Fast alle Pflanzen wachsen und

Foto: U we S chimunek Foto: eventuell anderem Leitungswasser) strecken sich zum Licht. Entweder man dreht die Töpfe gingen mir fast alle Monstera ein. regelmäßig und oft, oder man stellt die Töpfe bewusst so Banalitäten, an die man nie den- und pflanzt sie so, dass die gestreckte Gestalt dekora- ken würde, können ein prächtiges tiv wirkt. Rankende Pflanzen können auf einem Schrank Gewächs dahinraffen. Stand die oder einem Wandregal stehen und die Ranken entlang von Pflanze über Sommer draußen oder Ästen, Planken bzw. Spalieren entlang der Wand in Rich- wurde die Pflanze mal mit kompos- tung Lichtquelle wachsen. Sukkulente Pflanzen direkt am tierter Erde aus dem Garten umge- Südfenster, großblättrige Regenwaldpflanzen in weniger topft, kann sich ein Regenwurm im hellen Ecken hinten im Zimmer. Steffen Geisthardt Topf befinden. Holt man die Pflanze dann wieder in die Wohnung, wird Die Wahl von Pflanzgefäßen der Regenwurm früher oder später anfangen, die Wur- Da gilt bei mir: Lieber Luft als Schnörkel, lieber Transparenz zeln zu fressen. Sie geht ein, obwohl man alles wie sonst als Farbe. Übertöpfe sind zwar dekorativ und praktisch, gemacht und egal was man an Rettungsmaßnahmen ver- jedoch bringen sie ein großes Risiko mit sich. Staunässe, sucht hat. Luftmangel, Schädlingsbefall und fehlender Platz für Wur- zeln; all das bleibt bei Übertöpfen schnell unbemerkt. Da ist Urlaubszeit und Pflanzen-Sitting ein Topf mit vielen Löchern auf einem Untersetzer besser. Gerade im Sommer verlassen viele Menschen ihre vier Ich tendiere sogar noch zu transparenten Töpfen, wo man Wände für länger als eine Woche. Wer keinen Aufpasser den Grad der Durchwurzelung, den Wassergehalt der Erde und Pfleger organisieren konnte, der sollte die Hauspflan- und andere spannende Dinge sehen kann. zen auf die Abwesenheit vorbereiten. Gute Lüftung (gekipp- tes Fenster), gedimmtes Licht (zugehangene Fenster), und Richtiges Gießen der Pflanztöpfe möglichst viel Erde (oder eine kontinuierlich-Wasser-abge- Im Zweifel, ob die Pflanze zu feucht oder zu trocken gehal- bende Einrichtung) verhindern die komplette Austrocknung ten wird, weniger gießen und am besten nur eine Person des Pflanztopfes und eine große Wasserverdunstung über gießen lassen. Man kann ruhig mal den Topf anheben, das die Blätter. Gewicht fühlen, drunter gucken ob Wasser steht bzw. ob Wurzeln gucken, oben in der Erde leicht wühlen und fühlen ob, in 1 bis 2 cm Feuchtigkeit ist. Schaffen Sie Gradienten, gießen Sie beispielsweise mal nur die eine Hälfte des Top- fes und beim nächsten Mal die andere Seite. Die Wurzeln

CPforum III/2020 29 Foto: miografico | Danny Pockrandt Foto:

Robert Poole haben einen Anreiz zu feuchten Stellen hin zu wachsen, und die Erde hat auch mal die Gelegenheit zu trocknen. Chemie verbindet Passen Sie die Menge, die Sie gießen, der Witterung an. In der dunklen Jahreszeit reicht jede Woche ein „Schluck“ Britischer Volleyball-Nationalspieler damit der Topf nicht ganz austrocknet. In der sonnigen und unterstützt VC BiWo warmen Jahreszeit ist zwei Mal die Woche zu empfehlen. Ebenso kann dann (aber nie im Winter) auch die Pflanze in Erst kürzlich hat der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen Sport die Wanne gestellt und abgeduscht werden. Das entfernt sein Engagement beim Volleyball-Bundesligisten VC den Staub von den Blättern und vitalisiert. Bitterfeld-Wolfen verlängert. Zwischen dem Infrastruk- turunternehmen und dem Volleyball-Bundesligaverein Schaffen Sie „Backups“ gibt es einige Dinge, die verbinden. Man arbeitet pro- Lernen Sie Ihre Pflanze als Lebewesen, als Individuum fessionell, teilt gleiche Werte und macht sich stark für kennen. Jede Pflanze verliert mal Blätter, altert, hat einen die Region. Lebensweg, passt sich der Umgebung an. Zu manchen Doch was verbindet einen britischen Volleyball- Arten gehört es zum Leben dazu überlange Triebe zu Nationalspieler mit der Region? Zugegebenermaßen bekommen, krumm zu wachsen, auseinander zu bre- ist es nicht sofort ersichtlich, aber es ist die Chemie. chen, nur noch Ableger zu produzieren und dergleichen. Die stimmt bei Robert Poole nicht nur auf sportlicher Am natürlichen Standort nützt es ihnen zur vegetativen Ebene, sondern auch jenseits von Training und Wett- Vermehrung und zum Gebietsgewinn. Nutzen sie das, um kampf. Außer dem richtigen Händchen für den Vol- geliebte Pflanzen zu vermehren, „Backups“ zu schaffen. leyball bringt er noch etwas, wohl gerade hier in der Mit mehreren Geschwisterpflanzen kann man verschie- Region sehr Gefragtes mit – ein abgeschlossenes dene Zimmer, Fenster und Pflegemethoden ausprobieren. Chemiestudium zum „Bachelor of Science Summa Vielleicht findet sich ja noch eine bessere Umweltfaktoren- Cum Laude Chemistry“. Dieses absolvierte er an der kombination, die zu einer bisher ausbleibenden Blütenbil- University of Mount Olive, North Carolina, USA. dung führt. Internationale Erfahrung bringt der junge Brite aber Für die Neubewurzelung empfehle ich die Nachbar- nicht nur durch sein Studium, sondern auch durch methode. Es geht bei erstaunlich vielen Sorten. Lange seine Verbindung zum Volleyball mit. Diese führte ihn Zweige, Ranken und Ausläufer dazu zur Seite biegen, in in der Saison 2018/19 zum Bundesligisten VC Gotha neuen kleinen Topf mit Erde setzen bzw. auf eine Schale nach Deutschland. Hier lernte er Deutsch und unter- mit Erde legen und darauf fixieren, dabei noch an der Mut- stützte den Verein, wie jetzt terpflanze belassen, gießen, wenn Wurzeln zu sehen sind, auch beim VC Bitterfeld- von der Mutterpflanze trennen. So erhält man ohne Risiko Wolfen, bei der Jugend- privat Foto: einen Ableger und verliert nicht den Zweig/Ranke, wenn arbeit und der Förderung die Bewurzelung scheitern sollte. junger Talente. So schnell soll sich das Ökologische kleine Schritte auch nicht ändern. Robert Besonders Pflanzen mögen keine extremen Handlungen/ Poole plant längerfristig in Veränderungen. Bei einem Wechsel zwischen Standorten Deutschland zu bleiben. (Quartierwechsel, Umzug, Auspflanzung). Sie brauchen Was ihm jedoch noch fehlt, oft eine Gewöhnungsphase, einen Zwischenstopp zur ist der passende Job. Vom Akklimatisierung. Eine in der Wohnung vorgezogene Gar- Volleyball allein wird man tenpflanze wird am besten vor der Auspflanzung in einer sich kaum ein Leben ein- schattigen und geschützten Ecke des Gartens für ein paar richten können und nach Tage stehen gelassen und dann an einem bewölkten Tag dem Leistungssport muss es schließlich auch weiter- ins Beet gepflanzt, am besten wenn die Folgetage auch gehen. Und hier könnte sich der Kreis wieder schlie- eher bewölkt sind. ßen, denn Chemie verbindet. VC BiWo

CPforum III/2020 30 Stars und buntes Treiben G rit Lichtblau Fotos: Eine pralle Woche mit Kunst und Kultur in und aus Bitterfeld-Wolfen

Lange Zeit stand sie auf der Kippe, die 2. Kunst- und Kulturwoche in Bitterfeld-Wolfen. Sie dennoch durchzuführen, unter Beachtung aller Vorgaben, sei seine persönliche Entscheidung gewesen, so Oberbürgermeister Armin Schenk in seiner Eröffnungsrede im Innenhof des Wolfener Rathauses. Unter dem Motto „30 Jahre deutsche Einheit“ vereinte sie zehn Tage lang regionale Kultur und Kunstakteure, erlaubte aber gleichzeitig den Blick über den Tellerrand.

eG, und dem Bundestagsabgeordneten Jan Korte von den Linken zu verdanken. Auch die Wohnstättengenos- senschaft ist ein Kind der Treuhand. Anfang der 1990er Jahre übernahm sie 2.500 der Werkswohnungen in Bitter- feld, Wolfen und Greppin. Doch immer weniger Menschen wollten darin wohnen und kaufen wollte schon gar keiner. 2003 war die WSG dann am Ende. Fast, ist auf einem der Ausstellungstafeln zu lesen. Denn die Rettung ist gelungen, inzwischen hat die WSG 850 Wohnungen in ihrem Bestand. Um einen ganz anderen Bestand ging es während der Kunst- und Kulturwoche in der unteren Etage des Metall- Labors. In der Ausstellung „ Bitterfelder Weggefährten“, die vom Förderverein Bernhard Franke e.V. zusammen mit dem Malverein „Neue Schenke“ organisiert wurde, waren etwa 80 Werke aus der Bitterfelder Kunstsammlung zu sehen. Die Werke, zwischen 1950 und 1989 entstanden, sind Kunst und Menschen statt bloßer Zahlen Kultur eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Arbeiter- Dazu gehörten auch zwei Ausstellungen im Metall-Labor leben in der DDR. Da sieht man diskutierende, rauchende „Dr. Adolf Beck“. Die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Kumpel, Arbeiter in den Werkhallen, eine Feierstunde im initiierte Ausstellung beschäftigte sich mit der Rolle der Bitterfelder Kulturpalast, aber auch Portraits, farbenfrohe Treuhand. „Schicksal Treuhand – Treuhand Schicksale“ Kindergruppen und beeindruckende Landschaften. dokumentierte anhand von 13 Einzelschicksalen, welche beruflichen und persönlichen Umbrüche die Menschen Zwei neue Porträts im Rathaus nach 1990 erlebten. Diese ganz individuellen Schicksale Martina Schmidt, die Vereinsvorsitzende des Malvereins, geben den bloßen Zahlen ein Gesicht, angesichts von zeigte sich glücklich darüber, in Zusammenarbeit mit der 9.000 Betrieben mit 4,1 Millionen Arbeitsplätzen, die die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH diese Bilder zeigen Treuhand im Osten Deutschlands in die Markwirtschaft zu dürfen, wenn auch zeitlich begrenzt. „Ich denke, in den überführen sollte. Bildern hat sich manch einer wiedergefunden.“ Zugleich Auch Oberbürgermeister Armin Schenk gab bei der äußerte sie die Hoffung, diese eindrucksvolle Bitterfelder Ausstellungseröffnung einen Einblick in seine Wende- Kunstsammlung, die aus mehr als 200 Werken besteht, geschichte. Er sei damals Instandhaltungsingenieur bei künftig auch an anderen Stellen präsentieren zu können. ORWO gewesen, habe fest daran geglaubt, das man nun Doch die Bitterfeld-Wolfener Kunst- und Kulturwoche mit der Filmproduktion durchstarten, sich am Markt etablie- konnte auch mit zahlreichen Stars und Überraschungen ren könne. Dem war nicht so, stattdessen wurde der junge aufwarten. Eine erste gab es gleich zur offiziellen Eröff- Ingenieur in Kurzarbeit geschickt, nutzte die Gelegenheit, nung. Kulturbotschafter Ronny Claus machte der Stadt ein sich beruflich neu zu orientieren. „Verrückt war die Zeit alle- Geschenk. Zwei großformatige Porträts von Petra Wust, mal, wenn man bedenkt, wie schnell in den Jahren 1990- der ehemaligen Oberbürgermeisterin, und ihrem Nach- 94 Entscheidungen getroffen wurden. Und nicht alles ist folger im Amt Armin Schenk. Eine gelungene Darstellung gut gelaufen.“ Doch nun, fast drei Jahrzehnte später, gebe attestierten beide dem Künstler. Die Porträts sollen nun es in Bitterfeld-Wolfen eine zukunftsträchtige Wirtschaft. einen Platz im Rathaus finden. Stargast des Eröffnungsabends war der Schauspieler Arbeiter als künstlerisches Motiv Wolfgang Stumph, der natürlich stilecht im Trabbi vor- Dass die Wanderausstellung eine Woche lang im Metall- gefahren kam. Die Jungs von „Goitzschefront“ sorgten Labor gezeigt werden konnte, ist Matthias Schindler, Vor- dann noch für abendliche Stimmung vor der beleuchteten stand bei der Wohnstättengenossenschaft Bitterfeld-Wolfen Kulisse des Wolfener Rathausinnenhofes. GL

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Porträt

„Meine Schüler inspirieren mich“ Christian Doil ist Kunstlehrer an den Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld

So still wie auf diesem Foto sieht man Christian Doil selten – der Mann ist agil, immer in Bewegung. Das zeigt auch das

Bild in seiner Hand, dass er kürzlich erst geschaffen hat: U we Rempe Foto: Der Ruhe des Augenblicks zum Trotz spürt man die Kraft, die diese Wolke voran und auseinander treibt. Ob Malerei, Musik, plastische Gestaltung – Kunst ist sein Metier.

Neuer Bitterfelder Weg? Der Leipziger unterrichtet seit 2019 an den Berufsbilden- den Schulen Anhalt-Bitterfeld „Farbtechnik, Raumgestal- tung und Oberflächentechnik“ im Berufsvorbereitungsjahr sowie „Grundlagen der Gestaltung“ im zweijährigen Fach- oberschulkurs „Gestaltung“. Und zur 2. Kunst- und Kultur- woche in Bitterfeld Wolfen werden unter dem Motto „Neuer Bitterfelder Weg“ Arbeiten von ihm betreuter Azubis zu sehen sein: im Erdgeschoss von Bau A der Berufsbilden- den Schulen Anhalt-Bitterfeld. Corona-bedingt allerdings von außen durch die Fenster, die Richtung Zörbiger Straße schauen. „In der Berufsvorbereitung stehen allgemeinbildende und berufsorientierte Lerninhalte für eine spätere berufliche Christian Doil Tätigkeit im Malerhandwerk im Vordergrund“, erläutert der 41-Jährige seine Aufgaben. Von der Untergrundbehand- „Zur Beschäftigung mit der Kunst bin ich als 12-jähriger lung über Farbanstriche bis hin zum Tapezieren lernen die mit dem Graffitisprayen gekommen“, erzählt er. Das gab jungen Leute hier die für diese Berufe wichtigen Fertig- Ärger, aber die Eltern konnten sein Interesse in Richtung keiten. Die Fachoberschule für Gestaltung wählen künst- Malerei und Collagen umlenken. Überdies beschäftigt sich lerisch Begabte, um die Fachhochschulreife zu erlangen. Christian Doil seit früher Jugend mit der Produktion von Kunst- und Kulturgeschichte, künstlerisch-ästhetische Mixtapes, Sounddesigns und Klangkollagen. „Vieles habe Praxis sowie Technisches Zeichnen bereiten die jungen ich mir im Selbststudium angeeignet.“ Leute auf ein künstlerisches Studium vor, etwa Mode, Design, Malerei und Grafik oder Architektur. „Jungbrunnen und Kraftquell“ „Natürlich muss jeder die grundlegenden Techniken lernen Vielseitig interessiert und beherrschen“, sagt Christian Doil. Auch konzeptionel- So vielfältig die Ausbildungsmöglichkeiten in Bitterfeld les Arbeiten müsse gelernt werden. „Aber beim künstleri- sind, so vielseitig ist auch, wie schon angedeutet, Chris- schen Gestalten gilt es, eine eigene Handschrift zu entwi- tian Doil künstlerisch unterwegs. Der in Halle geborene ckeln, die Arbeit mit Seele und Persönlichkeit zu füllen.“ und in Leipzig aufgewachsene Lehrer ist ausgebildeter Das Arbeiten mit jungen Leuten macht ihm sehr viel Steinmetz/Bildhauer und hat in Dresden Malerei sowie im Freude. Warum? „Viele Jugendliche sind kritisch und direkt, Berufsschullehramt Bautechnik, Farbtechnik und Raumge- weil sie noch keinen Zwängen unterliegen. Sie nutzen diese staltung studiert. Zehn Jahre arbeitete er danach in Mainz Freiheit.“ Aus dieser Geisteshaltung entstünden viele tolle in der Ausbildung von Steinmetzen/Steinbildhauern sowie Werke. Ein „Jungbrunnen und Kraftquell“ für den Lehrer, Malern und Lackierern. „meine Schüler inspirieren mich“. Umgekehrt funktioniert das auch. Wie man auf dem „Neuen Bitterfelder Weg“ sel- ber sehen kann. UR

CPforum III/2020

Bücher

Buchtipp: Buchtipp: Buchtipp: Collaborative Die große Smarte Transfor- Leadership Zerstörung mation Hacks

Wie soll gute Führung aussehen? Ist Füh- Google statt Gelbe Seiten, Uber-App statt Erfolgreiche Transformation braucht Men- rung eine Mannschaftsleistung? Ist es Taxi-Stand, Tinder statt Disko. Alles ist neu schen, die etwas bewegen. In diesem sinnvoller, Entscheidungen im Team zu und digital. Disruption, denken wir, ist ein Buch finden Sie alle Werkzeuge, die Sie treffen und wer hat dann das letzte Wort? technologischer Trend. Falsch! Sie ist das brauchen, um wirklich einen Unterschied Gemeinsam zum Erfolg – ist das überhaupt Phänomen unserer Zeit. Radikal wälzt sie zu machen. Um Ihre Arbeit und Ihr Unter- möglich? unser Leben um. Parteien und Verbren- nehmen beweglicher, moderner und ein- Auf diese und weitere Fragen geben nungsmotor sind tot, Nachkriegsdeutsch- facher zu machen. In Form von kleinen die beiden Autorinnen Dr. Katrin Glatzel land ist vorbei. Die Menschen fühlen sich Hacks zeigt der Autor Ihnen, wie Sie besser und Dr. Tania Lieckweg in „Collaborative überfordert, die Gesellschaft polarisiert denken und effektiver arbeiten. Wie Sie alte Leadership“ praxisorientierte Antworten. sich und kippt. Künstliche Intelligenz und Gewohnheiten und Gebräuche ersetzen In ihrem Buch kombinieren sie etablierte autonome Maschinen nehmen uns Arbeit durch wirksamere, effizientere Methoden. Führungsqualitäten mit solchen, die aus und Selbstwirksamkeit. Der Staat zer- Weil Wirksamkeit eine Frage von Sichtbar- den spezifischen Herausforderungen der bricht unter seiner Fürsorgelast. Facebook, keit und Anerkennung ist, widmet sich ein Digitalisierung erwachsen. Daraus ergibt Google und Chinas Datenmacht steuern Kapitel ganz dem Personal Branding und sich das 4-C Modell für ein neues Füh- auf einen globalen Staatsstreich zu. Doch dem Aufbau eines Expertenstatus. Und ein rungsverständnis: Contribution, Creativity, im Bruch liegt auch die Lösung. Digitale weiteres der Frage, wie Sie wirklich über- Consent, Communication. Wer sich an Bewegungen wie #MeToo und Fridays for zeugend präsentieren, weit jenseits von diesem Modell orientiert und es schafft, Future machen Hoffnung auf eine neue PowerPoint und Co. sein Team langfristig mitzunehmen und alle demokratische Weltordnung. Klar ist: Nati- Transformation braucht Wirksamkeit im Unternehmen zu aktivieren, kann dau- onal bewirken wir heute nichts mehr, wir und Impact – und in diesem Buch zeigt erhaft erfolgreich sein. Denn Menschen, brauchen einen globalen Ordnungsrahmen. Ihnen Ömer Atiker, wie Sie beides erreichen! Unternehmen oder Teams brauchen eine Barthelmess analysiert empathisch und Ein smartes Buch für Veränderer und Führung, die auf Zusammenarbeit setzt, scharfsinnig unsere digitale Kultur und wie Verbesserer, für Querdenker, Innovatoren das Gestalten in den Mittelpunkt stellt und diese unsere Lebensbereiche, unseren und Change Agents - und für alle Men- jeden Einzelnen mit seinen Fähigkeiten Umgang miteinander, die Politik und die schen, die sich ihren Job ein Stück besser berücksichtigt. Wirtschaft verändert (hat). und leichter machen wollen.

Katrin Glatzel / Tania Lieckweg Andreas Barthelmess Ömer Atiker Collaborative Leadership - Entscheidungswege Die große Zerstörung: Was der digitale Bruch Smarte Transformation Hacks – 141 kluge Ideen beschleunigen, Arbeit effektiver machen mit unserem Leben macht für besseres Arbeiten und effiziente Unternehmen Haufe Verlag, 160 Seiten, Broschur Dudenverlag, 256 Seiten, Hardcover. Haufe Verlag, 250 Seiten, Broschur ISBN 978-3-648-14269-1 ISBN: 978-3411747337 ISBN 978-3-648-13826-7 29,95 Euro 18,00 Euro 29,95 Euro

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