Programm Zum Werk 19.15 Uhr Konzerteinführung Im Foyer 20.00 Uhr Beginn 4
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www.tsoi.at PROGRAMM ZUM WERK 19.15 UHR Konzerteinführung im Foyer 20.00 UHR Beginn 4. Symphoniekonzert AN DIE FREUDE FRANCESCO ANGELICO Dirigent „Freude, schöner Götterfunken…“ – in Konzertsälen wie in Fußball- EVGENIYA SOTNIKOVA Sopran stadien, als Handy-Klingelton oder als Schlager, in Parlamenten ANJA SCHLOSSER Mezzosopran und auf Volksfesten erklingt sie; gesungen, gepfiffen, gespielt PAUL McNAMARA Tenor – kaum eine Hymne hat es zu solch einer Bekanntheit gebracht Krešimir StražanaC Bassbariton wie Beethovens Vertonung der Dichtung Friedrich Schillers. Seit 1985 ist die Ode an die Freude die offizielle Hymne der Eu- Chor + Extrachor des Tiroler Landestheaters, ropäischen Union, im allerdings textlosen Arrangement Herbert Collegium vocale Innsbruck, Vokalensemble Vocappella, von Karajans. Man wolle keine Sprache bevorzugen und setze Kammerchor Innsbruck, Jugendchor Stimmpfeffer, stattdessen auf die universelle Sprache der Musik, so die Be- Juko-Jugendchor Innsbruck, Chor des Musikgymnasiums gründung. Innsbruck Chöre In ihrem Original, in Ludwig van Beethovens Neunter Symphonie Gesamtchoreinstudierung: Michel Roberge, Bernhard Sieberer also, war dies genau umgekehrt. Erstmals in der Musikgeschich- te ist das Wort als gesungener Text Bestandteil einer Sympho- LuDWIG VAN BEETHOVEN 1770-1827 nie. Und wahrlich nicht irgendeiner Symphonie, sondern eines BEETHOVEN Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125 ZYKLUS Werkes, das die Epoche der Wiener Klassik krönte und gleichzei- tig ihren Endpunkt setzte. Einmal mehr zeigt sich Beethoven in Allegro ma non troppo, un poco maestoso dieser Symphonie als bahnbrechender Neuerer, der den Genera- Molto vivace tionen nach ihm gleichzeitig neue Wege aufzeigte und ihnen mit Adagio molto e cantabile – Andante moderato dieser Symphonie einen Maßstab vorgab, der nur mit höchstem Finale: Presto – Allegro assai Anspruch wieder zu erreichen war. Zunächst war es aber Beethoven selbst, der sich an der selbst gestellten Aufgabe mühte. Ganze zwölf Jahre dauerte es von der Fertigstellung seiner vorletzten, der Achten, bis zur Neunten Symphonie - ein ebenso langer Zeitraum, wie er vorher für alle HERAUSGEBER acht Symphonien zusammen benötigt hatte. TIROLER LANDESTHEATER & ORCHESTER GMBH INNSBRUCK Rennweg 2, 6020 Innsbruck „Beethoven beschäftigt sich“ meldete 1821 die Allgemeine musi- Telefon +43.512.52074 | [email protected] | www.landestheater.at TITELSEITE & OR- CHESTER CDS Schrott KÜNSTLERFOTOS Giancarlo Pradelli (Portrait Angelico), Andrey Stoychev kalische Zeitung, „wie einst Haydn mit Motiven schottischer Lie- (Portrait Sotnikova), Kerstin Kokoska (Portrait Schlosser), Frances Marshall Photography (Portrait der; für größere Arbeiten scheint er gänzlich abgestumpft zu sein.“ McNamara), Patrick Vogel (Portrait Stražanac) GRAFIK www.bit-pool.com DRUCK Alpina Druck Zweifellos war Beethoven stark gealtert; gesundheitliche Prob- GmbH – www.alpinadruck.com leme, allen voran der inzwischen fast völlige Verlust des Gehörs, machten ihm zu schaffen, dazu kam noch der langwierige, zer- nun auf jenes Gedicht Schillers, das Beethoven seit 1793, seit mürbende Rechtsstreit um die Vormundschaft für seinen Neffen dreißig Jahren also, kannte und vertonen wollte. Aber noch nach Karl. Doch die vermeintliche künstlerische Funkstille täuschte: der Uraufführung, so erinnerte sich sein Schüler und Freund Carl die Werke, an denen Beethoven arbeitete, waren alles andere Czerny, überlegte Beethoven, ob ein rein instrumentales Finale als Marginalien. Für Klavier schrieb er an den späten Sonaten nicht doch besser gewesen wäre. op. 109, 110 und 111, an den Diabellivariationen op.120, und zu- Die Uraufführung fand schließlich im Mai 1824 nicht in London, dem entstand in dieser Zeit als großes Chor-Orchester-Werk die sondern in Wien statt, erst im März 1825 folgte dann die Londo- Missa Solemnis op. 123 – all dies beileibe keine musikalischen ner Erstaufführung. Kleinigkeiten. Was den Anschein der Untätigkeit allerdings er- Ob der riesigen Dimensionen des Werkes und den komposito- wecken konnte, war Beethovens Arbeitsweise. Schon immer rischen Neuerungen, zu denen am offensichtlichsten eben der hatte er sich über eine Vielzahl von Skizzen akribisch an die End- Einsatz des Chores und Umstellung der üblichen Satzfolge mit fassung einer Komposition herangetastet – mit fortschreiten- dem langsamen Satz an dritter Stelle gehörte, verwundert es dem Alter stiegen Skrupel und der Anspruch an sich selbst noch nicht, dass die Rezensenten durchaus nicht alle einer Meinung einmal deutlich, so dass jedem Werk ein teilweise jahrelanger waren. Während man in Wien noch zur Uraufführung schrieb: Entstehungsprozess voraus ging. „Seit einiger Zeit bring’ ich mich „Die Symphonie darf sich furchtlos mit ihren acht Geschwistern nicht mehr leicht zum Schreiben. ich sitze und sinne und sinne: ich messen, verdunkelt wird sie bestimmt von keiner, nur die Originali- hab’s lange, aber es will nicht aufs Papier.“, äußerte er. tät zeugt für den Vater, sonst ist alles neu und nie da gewesen…“, Die Ursprünge der Neunten gehen auf das Jahr 1817 zurück, als fand ein anderer Kritiker schlicht: „Auch in der Verirrung groß!“. Beethoven einen Auftrag der London Philharmonic Society an- Bis heute ist diese Symphonie vermutlich die meist kommen- nahm, zwei neue Symphonien zu schreiben. Doch obwohl Beet- tierte, gewertete, interpretierte und vereinnahmte geblieben. hoven immer wieder in Skizzen Überlegungen dazu anstellte Während Beethoven wohl meinte, seiner humanistischen Idee – so trug er sich schon 1818 mit der Idee, Singstimmen in die von einer friedlichen und einigen Welt („alle Menschen werden Komposition zu integrieren, ohne sich allerdings auf einen kon- Brüder“) durch Verwendung von Text am eindeutigsten Aus- kreten Text festzulegen – bekamen andere Werke wie die Missa druck gegeben zu haben, zeigt die Geschichte, dass die gegen- Solemnis Vorrang. Erst ab 1822 beschäftigte er sich intensiver sätzlichsten Weltbilder sich in ihr wiederfanden. In der Musik- mit dem Symphonie-Projekt, die geplante London-Reise war geschichte beriefen sich sowohl die Anhänger Richard Wagners längst vertagt und aus den geplanten zwei Symphonien inzwi- („Sie ist das menschliche Evangelium der Kunst der Zukunft“) als schen eine geworden. auch die heftig bekämpfte Gegenseite um Johannes Brahms auf Wie stets näherte er sich der neuen Komposition über zahllose die Neunte, Philosophen und Literaten fanden ihre jeweilige Sa- Entwürfe und Varianten, bezog auch frühere Ansätze mit ein che darin vertreten, und Diktatoren ließen sie genau so auffüh- und war im Herbst 1823 mit den drei ersten Sätzen im großen ren wie Demokraten. und ganzen fertig. Im Gegensatz zu den Plänen von 1818 plan- Letztlich muss wohl jeder einzelne Zuhörer sich neu und für sich te er zu diesem Zeitpunkt wieder ein „finale instromentale“, um selbst auf die riesenhafte Welt einlassen, die Beethoven nicht dann letztlich doch wieder auf die Idee, die menschliche Stimme nur im letzten Satz, sondern im sorgfältig austarierten Aufbau mit einzubeziehen, zurück zu kommen. Die Wahl für den Text fiel der gesamten Symphonie vor unseren Ohren entfaltet. KERSTIN SIEPMANN AN DIE FREUDE Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125 Schlusschor über Verse aus Schillers Ode „An die Freude“ O Freunde, nicht diese Töne! Froh, wie seine Sonnen fliegen Sondern laßt uns angenehmere Durch des Himmels prächt’gen Plan, anstimmen und freudenvollere. Laufet, Brüder, eure Bahn, Freudig, wie ein Held zum Siegen. Freude! Freude! Seid umschlungen, Millionen! Freude, schöner Götterfunken, Diesen Kuß der ganzen Welt! Tochter aus Elysium, Brüder, überm Sternenzelt Wir betreten feuertrunken, Muß ein lieber Vater wohnen. Himmlische, dein Heiligthum! Ihr stürzt nieder, Millionen? Deine Zauber binden wieder, Ahnest du den Schöpfer, Welt? Was die Mode streng getheilt; Such’ ihn überm Sternenzelt! Alle Menschen werden Brüder, Über Sternen muß er wohnen. FRANCESCO ANGELICO Wo dein sanfter Flügel weilt. Dirigent Seid umschlungen, Millionen! Wem der große Wurf gelungen, Diesen Kuß der ganzen Welt! Nach vier Jahren als Chef in Inns- und sprang erfolgreich beim Bruck- Eines Freundes Freund zu sein; Brüder, überm Sternenzelt bruck ist Francesco Angelico seit ner Orchester Linz im Wiener Mu- Wer ein holdes Weib errungen, Muß ein lieber Vater wohnen. der Spielzeit 2017.18 GMD des sikverein ein. Mische seinen Jubel ein! Seid umschlungen, Millionen! Hessischen Staatstheaters Kassel. Der ausgebildete Cellist studierte Diesen Kuß der ganzen Welt! In seinem ersten Jahr in der Docu- 2003–2006 Dirigieren bei Giorgio Ja, wer auch nur eine Seele Freude, schöner Götterfunken menta-Stadt leitet er Giordanos Bernasconi an der Musikhoch- Sein nennt auf dem Erdenrund! Tochter aus Elysium, Andrea Chénier, Janáceks Jenufa, die schule Lugano. Dort war er auch Und wer’s nie gekonnt, der stehle Freude, schöner Götterfunken, Wiederaufnahme von Puccinis La im Rahmen einer Konzertreihe für Weinend sich aus diesem Bund! Götterfunken! Boheme sowie Symphoniekonzerte. zeitgenössische Musik tätig, deren Während seiner vorerst auf vier Pflege in Angelicos symphonischem Freude trinken alle Wesen Jahre ausgelegten Amtszeit kommt Repertoire nach wie vor einen be- An den Brüsten der Natur; ab 2018.19 Wagners Ring des Nibe- sonderen Stellenwert einnimmt. Alle Guten, alle Bösen lungen zur Aufführung. Mit Rossinis Für seine Innsbrucker Einstudierung Folgen ihrer Rosenspur. La Cenerentola kehrt Angelico heuer von Cileas Adriana Lecouvreur er- an die Bayerische Staatsoper zu- hielt er 2016 den Österreichischen Küsse