BSB-Journal.de 2/2017 Theologische Zeitschrift für Gemeinde und Mission

Nr. 14 Dezember 2017 Bibelseminar Bonn e.V. Ehrental 2-4 53332 Bornheim

Menschen mit dem Evangelium erreichen Inhalt

R.E.A.C.H.-Konferenz 2017 ...... 4 Kopie von der TAN Webseite

Die Weisen aus dem Morgenland ...... 7 Dietmar Schulze

Brücken bauen und Barrieren überwinden für das Evangelium ...... 13 Craig Ott

Gemeinden russlanddeutschen Ursprungs ...... 22 Johannes Dyck

Geistlicher Aufbruch in Borowsk nach den Erinnerungen von Elisabeth Schneider . . 28 Stefan Fröhlich

Irrwege evangelischer Landeskirchen ...... 38 Friedhelm Jung

Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben ...... 58 Gerhard Schmidt

Musik in Mission ...... 61 Johannes Schröder

English Anabaptists in the Sixteenth Century ...... 73 Heinrich Kehler

Theological Affinity Between Augustine and Bucer on Justification ...... 91 Dongsun Cho

Rezensionen ...... 126

© Bibelseminar Bonn e.V., Ehrental 2-4, 53332 Bornheim, Herausgeber: H. Derksen, F. Jung, G. Schmidt. Redaktion: D. Schulze, [email protected], Satz: J. Dyck 2 BSB-Journal.de 2-2017 ISSN: 2192-421X Vorwort

Liebe Leser und Leserinnen, es ist mir eine besondere Freude, Ih- nen und Euch diese Ausgabe des BSB- Journals zu präsentieren. Es ist die bis- lang umfangreichste Ausgabe. Es gibt wie gewohnt deutsche und englische Texte. Ich würde mich freuen, wenn Sie den Link zum BSB-Journal teilen wür- den: www.bsb-journal.de.

Viel Freude beim Lesen wünscht,

Dietmar Schulze Preface

Dear readers,

It is a special joy for me to present to you this edition of the BSB-Journal. It is our most comprehensive edition. The texts are as usual in German and Eng- lish. I would be glad if you could forward the link to the BSB-Journal: www.bsb- journal.de.

Much pleasure in reading wishes,

Dietmar Schulze

BSB-Journal.de 2-2017 3 R.E.A.C.H.-Konferenz 2017

er folgende Text stand von dieser mente und Apellen, die sie als kraftvoll DQuelle: empfinden, auch wenn sie diese ableh- http://to-all-nations.de/de/ nen.“ (Tim Keller) Auf Gemeindeebene aktuell/770-r-e-a-c-h-konferenz bedeutet dies Prozesse und Prinzipien für Gemeindewachstum anzuwenden: Wie erreichen wir heute Menschen Multiplikation auf allen Ebenen des in Deutschland mit dem Evangelium? Gemeindelebens. Jünger machen Jün- Mit dieser Frage befassten sich etwa ger, Leiter fördern neue Leiter, Klein- 140 Pastoren, Gemeindegründer, Evan- gruppen multiplizieren sich und draus gelisten und Theologie-Studenten in entstehen natürlich neue wachsen- der Evangelische Freikirche Siegburg de Gemeinden, die wieder in der Lage am 4. November. sind neue Gemeinden zu gründen. Der Hauptreferent Prof. Dr. Craig In verschiedenen Workshops konn- Ott berichtete von seiner Erfahrung ten die Teilnehmer Themen vertiefen: in 20 Jahren Gemeindegründung in Evangelisation als ganze Gemeinde, Deutschland und von den Ergebnis- persönlich oder für verschiedene Ziel- sen seiner langjährigen internationa- gruppen, wie Muslime oder Sportler. len Forschungs- und Lehrtätigkeit. Zu- Nur gemeinsam können wir die Men- erst müssen wir die Not verstehen: Das schen in Deutschland erreichen, wenn Land der Reformation ist wieder Mis- Evangelisation, Gemeindebau und Ge- sionsland geworden. Christen müssen meindegründung Hand in Hand gehen. lernen missionarisch zu denken und Denn „Evangelisation ohne Gemein- zu leben: „Glauben wir wirklich noch, debezug ist wie das Melken einer Kuh dass Jesus der Weg, die Wahrheit und ohne Eimer.“ das Leben ist?“ Dann gilt es, Brücken zu bauen und Barrieren zu überwin- Material von der Konferenz den für das Evangelium. Nicht immer seien die Brücken der Vergangenheit Craig Ott 1: Die Not verstehen heute noch hilfreich. Deshalb müssen Craig Ott 2: Brücken bauen, Barrieren wir die Menschen heute verstehen und überwinden für das Evangelium versuchen „den Menschen die Antwor- Craig Ott 3: Global denken, lokal han- ten der Bibel zu geben, in Formen, die deln für das Reich Gottes sie verstehen können, und durch Argu- Workshop: Persönliche Evangelisation

4 BSB-Journal.de 2-2017 R.E.A.C.H.-Konferenz 2017 Tonaufnahmen der Vorträge Mission im 10/40-Fenster. Dozenten: von Craig Ott Prof. Dr. Keith Eitel, Dean of the Roy Fish School of Evangelism and Missi- Craig Ott 1: Die Not verstehen ons, SWBTS, Texas. Dr. Mitch Hamilton, Craig Ott 2: Brücken bauen, Barrieren Migration Specialist. 30.4.-11.5.2018. überwinden für das Evangelium Craig Ott 3: Global denken, lokal han- Weitere Kurse: deln für das Reich Gottes Evangelisationsmodelle, Islam: Ge- schichte und Lehre, Einführung in die Angebote des Bibelseminars Bonn internationale Gemeindegründung, Globalisierung und Missionsstrategien. Schulungen, Seminare und Online- Abschluss: Master of Arts in Theology Kurse (USA) mit den Schwerpunkten Pasto- raltheologie und Missiologie. Online Kurse Infos unter: www.bsb-online.de | [email protected] Die Weitergabe des Evangeliums | Telefon +49 (0) 2222-701 200 Dieser online Kurs entspricht dem Kurs Evangelistik aus dem Grundstu- To All Nations dium am Bibelseminar Bonn. Der Kurs ist eine Einführung in die Grundlagen Beratung, Schulungen und Podcast un- und die Praxis der Evangelisation und ter www.neuegemeinden.de ihrer biblischen, theologischen und – Tagesworkshop: Entdecke deine praktischen Anwendungen im Rahmen Berufung – Bin ich für Gemeinde- der Ortsgemeinde. Dozent: Dr. Diet- gründung berufen? mar Schulze | Kosten: 24,90 EUR | Be- – Seminar: Grundlagen der Gemein- ginn: 15.11.2017 | Dauer: 15 Wochen degründung + Weihnachtsferien | Link zur Anmel- – Individuelle Beratung und Coa- dung: www.online-bibelschule.de ching für Gemeinden und Gemein- degründung Kurse im Collegeprogramm – Podcast: NeueGemeinden – www. Jahr 1: Evangelistik, Jüngerschaftskurs neuegemeinden.de. Interviews „Das Leben meistern.“ und Vorträge für christliche Lei- Jahr 2: Kultur und Evangelium, Sekten- ter, die inspirieren und motivieren kunde. neue Gemeinden zu gründen und Jahr 3: Gemeindegründung, Missiolo- Gemeinden neu zu bauen gie, Religionskunde.

Kurse im Seminarprogramm Nächstes zweiwöchiges Blockseminar:

BSB-Journal.de 2-2017 5 R.E.A.C.H.-Konferenz 2017 Buchempfehlungen – Orientierung M: Material und Hilfen für Evangelisation in Orien- Empfehlenswerte Literatur zum The- talischen Kulturen – www.orientie- ma Evangelisation und Gemeindegrün- rung-m.de dung haben wir hier für Sie zusammen- – Antiochia-Teams: Gemeindegrün- getragen. Link dung in Partnerschaft – www.an- tiochiateams.org Weitere Angebote und Partner – kibi-Ferientreff: Der Bibellese- bund am Strand für Kinder in den – VisioM: Medien und Hilfsmittel für Ferien – www.kibi-ferientreff.de Evangelisation in Deutschland – – My-life-Workshop: Ein evangelis- www.visiom.de tischer Lebenskurs für Menschen in der Postmoderne – www.mylife- workshop.org

6 BSB-Journal.de 2-2017 Die Weisen aus dem Morgenland ... Was hat ein hinduistischer König mit den Wei- sen aus dem Morgenland, den Freimaurern, dem Kölner Dom, dem Haus Wittgenstein und einem Flashmob zu tun?

Dietmar Schulze ist auch das Formulieren von offenen Associate Professor of Missions Fragen, die in der Arbeit nicht beant- [email protected] wortet werden konnten. Die folgende Abhandlung ist als Veran- schaulichung des oben beschriebenen Prozesses in der Unterrichtsvorberei- tung für das Fach Religionskunde mit dem Thema Hinduismus entstanden. Sie gliedert sich in 5 Teile: 1. Thema entdecken 2. Zusammenhänge erahnen 3. Gezielt fragen, um Zusammenhän- ge besser zu verstehen 4. Bezug zur Gegenwart tudierende am Bibelseminar Bonn 5. Offene Fragen Smüssen im Laufe ihres Studiums mehrere wissenschaftliche Arbeiten 1. Thema entdecken verfassen. Diese Arbeiten sollen ihnen helfen, ein Thema zu entdecken und Im Hinduismus wie in allen anderen Zusammenhänge zu erahnen, um dann Religionen gibt es magische Praktiken gezielter zu fragen. Die Antworten auf unter den Anhängern. Diese Praktiken diese Fragen sollten zeigen, ob die ver- sollen helfen, die verehrte Gottheit zu muteten Zusammenhänge bestätigt beeinflussen. Unter Christen gibt es oder nicht bestätigt werden können. solche Praktiken als Aberglauben ge- Stets sollte eine Arbeit einen Bezug zur nannte heidnische Überreste oder als Gegenwart haben, um für den Leser ei- Ausdruck synkretistischer Glauben- nen Anknüpfungspunkt zu bieten. Teil spraktiken. Aus evangelischer Sicht dieses wissenschaftlichen Schreibens sind hier die Reliquienverehrung in

BSB-Journal.de 2-2017 7 Dietmar Schulze der Röm. Katholischen Kirche zu nen- sen. Es gibt evangelikale Christen, die nen. Pietisten und evangelikale Chris- einerseits die katholische Reliquien- ten hatten in ihrer Geschichte immer verehrung als heidnisch abtun, aber ei- wieder die Annäherung zur Theoso- nen blinden Fleck im Blick auf die eige- phie gesucht, aus der sich der moderne nen magischen Praktiken haben. Wie Okkultismus entwickelt hat.1 Bis heute kommt das? ist es für manche evangelikale Christen in den USA kein Widerspruch, neben 2. Zusammenhänge der Gemeinde auch die Freimaurerlo- erahnen ge aufzusuchen. Bekannte Baptisten im 19. und 20. Jahrhundert waren Frei- Das Wort Magie lässt sich auf das maurer.2 Die weltweite Evangelische altgriechische Wort magoi (μάγοι) zu- Allianz wurde 1846 in der Londoner rückführen. „Da Jesus geboren war zu Freemason Hall gegründet.3 Bethlehem in Judäa zur Zeit des Kö- Die Southern Baptist Convention nigs Herodes, siehe, da kamen Weise hatte sich in den 1990er Jahren klar (μάγοι) aus dem Morgenland nach Je- und offiziell vom Freimaurertum abge- rusalem und sprachen.“ Matthäus 2,1. grenzt.4 Die Weisheit dieser Männer war eine Vermutlich hat die Offenheit man- ganzheitliche Weltanschauung, in der cher evangelikaler und pietistischer es keine Abgrenzung zwischen Religion Christen für theosophische Lehren und naturwissenschaftlichen Beobach- wohl auch zum Glauben an die Wir- tungen gab. Astronomie und Astrologie kung homöopathischer Mittelchen gehörten zusammen. Mit der europäi- und zu einer unkritischen Übernahme schen Aufklärung kam es zum Zerbruch fernöstlicher religiöser Übungen wie dieser Einheit. Nur noch in geheimen Yoga und asiatischem Kampfsport ge- Zirkeln, wie den Freimaurerlogen, trau- führt. Auch manche Gebetsformen aus te man sich, ein magisches Weltbild zu dem Bereich des Wohlstandsevangeli- verbreiten. Das war auch für Christen ums könnten hier als Beispiel genannt interessant, die keinen Widerspruch werden. zwischen Glauben und Naturwissen- Das Gleichnis vom Balken und Split- schaft sahen. Am 24. Juni 1717 (Johan- ter in Lukas 6 scheint auch hier zu pas- nistag) schlossen sich Geistliche, Adeli- ge, Gelehrte, Handwerker und andere 1 https://www.mb-soft.com/believe/tgx/theo- Bürger zur ersten Großloge von Eng- soph.htm, zuletzt besucht am 15.12.2017. land zusammen.5 Im Gegensatz zur 2 http://www.adherents.com/largecom/ fam_bap_freemasons.html. Zuletzt besucht am Theologie, die das Wissen von Gott 15.12.2017. 3 http://www.worldea.org/whoweare/history, 5 Kölner Buch der Religionen, S. 164, http:// zuletzt besucht am 15.12.2017. www.kartografie-grafik.de/Bilder_und_Dateien/Ko- 4 http://www.bpnews.net/5959, zuletzt be- elner%20Buch%20der%20Religionen%2023.5.09. sucht am 15.12.2017. pdf, zuletzt besucht am 15.12.2017) 8 BSB-Journal.de 2-2017 Die Weisen aus dem Morgenland ... durch die Offenbarung erhält, wird in gesichert betrachtet werden [kann].“7 der Theosophie das Wissen der göttli- Somit wäre der uns als Kaspar bekann- chen Dinge durch die menschliche Ver- te König, der erste Hindu, Magier und nunft erworben.6 Dabei herrscht eine Theosoph, der Christ wurde. Diese Be- grundsätzliche Offenheit für viele reli- kehrung zum Sohn Gottes, dem Kind giöse Traditionen, wovon der Hinduis- in der Krippe, gibt die Richtung vor, mus eine der ältesten Traditionen ist. der seitdem zu folgen ist. Leider kam Damit sind wird nur zum ersten Punkt es im Laufe der Kirchengeschichte im- der Verbindungen gekommen: mer wieder zu einer Abkehr hin zu der Theosophie aus dem Osten. Was hat ein hinduistischer König mit den Weisen aus dem Morgenland, den Freimaurern, dem Kölner Dom, dem Die Magois, die Freimaurer Haus Wittgenstein und einem Flash- und der Kölner Dom mob zu tun? Wie bereits erwähnt, berufen sich 3. Gezielt fragen, um Freimaurer in ihren Lehren auf Theoso- Zusammenhänge besser phie und somit auf die Religionen Asi- ens. zu verstehen The Vedas have not exercised any direct influence on the Symbolism of Freema- Ein hinduistischer König und die sonry. But, as the oldest Aryan faith, they Weisen aus dem Morgenland became infused into the subsequent re- ligious systems of the race, Zend Aves- Die Zahl der Weisen (Magois) steht ta of the Zoroastrians, the Mysteries of nicht in der Bibel. In der christlichen Mithras, the doctrines of the Neo-pla- Tradition schwankt sie in den ersten tonists, and the school of Pythagoras, Jahrhunderten. Je nach Region gibt es mixed with the Semitic doctrines of the unterschiedliche Namen. In der lateini- Bible and the Talmud, they have cropped schen Tradition sind es seit dem 6. Jh. out in the mysticism of the Gnostics and Kaspar, Melchior und Balthasar. Laut the Secret Societies of the Middle Ages.8 Überlieferung war Kaspar Gondophar- nes, ein König aus Indien, das im ersten Freimaurerlogen lassen sich auf Bau- Jahrhundert hinduistisch geprägt war. hüttengemeinschaften der Werkmau- Kulke und Rothermund sind in ihrer rer und Steinmetze (Dombauhütten) in Geschichte Indiens davon überzeugt, dass „die Beziehung früher Christen zum indischen König Gondopharnes als 7 Hermann Kulke, Dietmar Rothermund. Ge- schichte Indiens: von der Induskultur bis heute. Mün- chen: C.H. Beck, 2010. S. 99. 6 https://www.mb-soft.com/believe/tgx/theo- 8 http://www.masonicdictionary.com/vedas. soph.htm, zuletzt besucht am 15.12.2017. html, zuletzt besucht am 15.12.2017. BSB-Journal.de 2-2017 9 Dietmar Schulze England zurückführen.9 Einer der welt- Ernst Friedrich Zwirner übernahm weit bedeutendsten Dombauten ist am 14. August 1833 als Dombaumeis- ohne Zweifel der Kölner Dom. Er soll- ter die Leitung der Bauarbeiten am Köl- te der passende Ort für die Gebeine ner Dom. „Zu dieser Position hatte ihn der Magoi werden. Barbarossa wollte die staatliche Bauverwaltung in Berlin durch die Verehrung der „ersten christ- vorgesehen. Als Protestant hatte er an- lichen Könige“ in Köln seine Herrschaft fangs Befürchtungen, auf örtliche Be- stärken.10 Da es im Mittelalter eine far- denken zu stoßen.“12 benfrohe Legendenbildung für Reliqui- en gab, die bereits Martin Luther scharf Haus Wittgenstein – Gebäude kritisiert hatte, muss der Ursprung der des Bibelseminars Bonn Knochen im Kölner als historisch frag- würdig angesehen werden. Die Arbei- Die heutige klassizistische Villa- wur ten am Kölner Dom kamen 1560 zum de 1844/45 nach einem Entwurf Ernst Stillstand und wurden erst im 19. Jahr- Friedrich Zwirner, dem oben genann- hundert wiederaufgenommen. Es gab ten Dombaumeister, für den Kölner viele Gründe, den Bau im 19. Jahrhun- Unternehmer Heinrich von Wittgen- dert zu vollenden. Einer dieser Gründe stein als Sommersitz errichtet. waren die Freimaurer. Ein Neuanfang [der Kölner Freimaurer Der Zusammenhang Loge] gelang 1838 mit der Loge „Mi- Ein hinduistischer König, Gondophar- nerva zum vaterländischen Verein“. Sie nes/Kaspar, kommt als einer der Wei- hatte ihr Domizil in der Marzellenstra- sen aus dem Morgenland nach Beth- ße und offenbar einen prominenten Ruf, lehem, wird Christ, kehrt nach Indien denn Preußen-König Friedrich Wilhelm zurück, arbeitet möglicher Weise mit IV. nahm hier am 12. September 1842 an dem Apostel Thomas in der Verbrei- einer Festloge teil, nachdem er zuvor der tung der christlichen Botschaft zusam- festlichen Grundsteinlegung zur Vollen- men. Mit der Reliquienverehrung des dung des Kölner Doms beigewohnt hat- Mittelalters und der engen Verbin- te. Dessen Weiterbau wurde von Frei- dung zwischen Staat und Kirche steigt maurern mit erheblichen finanziellen die Bedeutung der „Heiligen Drei Köni- Mitteln unterstützt.11 ge,“ die mit dem Bau des Kölner Domes zum Ausdruck kommt. Dieser Traditi- 9 Kölner Buch der Religionen, S. 164, http:// onslinie fühlt auch das Freimaurertum www.kartografie-grafik.de/Bilder_und_Dateien/Ko- elner%20Buch%20der%20Religionen%2023.5.09. pdf, zuletzt besucht am 15.12.2017) 10 https://de.wikipedia.org/wiki/Heilige_ elner%20Buch%20der%20Religionen%2023.5.09. Drei_K%C3%B6nige, zuletzt besucht am 15.12.2017. pdf, zuletzt besucht am 15.12.2017). 11 Kölner Buch der Religionen, S. 165, http:// 12 https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Fried- www.kartografie-grafik.de/Bilder_und_Dateien/Ko- rich_Zwirner, zuletzt besucht am 15.12.2017. 10 BSB-Journal.de 2-2017 Die Weisen aus dem Morgenland ... in einer theosophisch-magischen Welt- anschauung verbunden. Als Folge der Wiederaufnahme des Dombaus, der durch Freimaurer geför- dert wurde, kommt es auch zum Bau des Hauses Wittgenstein, das nun Sitz zweier christlicher Werke ist. Diese la- den dazu ein, Christus zu verehren, der von der Krippe ans Kreuz gegangen ist und nun als der Auferstandene zur Rechten Gottes sitzt. Es ist unser Anlie- Magie manipulieren ließe. Diesen Gott gen, dass Menschen, die über die Hei- beten sie an vor dem Ort, der für ein ligen Drei Könige nachdenken, dem be- Christentum steht, das leider immer gegnen, zum dem die Weisen gebetet wieder von Christus abgelenkt hatte. hatten. Jesus Christus, die Mensch ge- wordene Weisheit Gottes (Eph 3,10), 5. Offene Fragen der Logos (Joh 1) und Erlöser der Welt (Joh 3,16). Wir bekennen, dass der zur Waren der Kölner Dombaumeisters Umkehr führende Glauben an den Süh- Ernst Friedrich Zwirner und der Kölner netod Christi rettet und nicht die- Er Unternehmer Heinrich von Wittgen- kenntnis der Weisheit Gottes. stein Freimaurer in der Loge „Minerva zum vaterländischen Verein,“ die maß- 4. Bezug zur Gegenwart geblich die Fertigstellung des Kölner Doms mitfinanziert hatte? Wurde Zwir- Am 25.11.2017 kamen ca. 100 junge ner deshalb nach Köln berufen, weil er Leute zusammen, um auf der Domplat- Freimaurer war? Kannten sich Zwirner te in Köln einen Flashmob durchzufüh- und Wittgenstein aus einer Loge? ren. Es waren größtenteils Studierende Diese Frage stellte ich per E-Mail des BSBs. Ihr Lied, in dem es um den dem Meister vom Stuhl der Loge „Zum Veränderungsprozess durch Christus Ewigen Dom“, der Nachfolgeorganisati- geht, betonten sie durch den Kleider- on der oben genannten Loge. Die Ant- wechsel von schwarz nach weiß. wort von Herrn Ruud van Batenburg Sie riefen singend die Einladung lautete: zum Kind in der Krippe, dem Mann am So leid es mir tut: wir können nicht wei- Kreuz und dem auferstandenen Herrn terhelfen. Seit dem „braunen“ Spuk in der Welt aus, dessen Erlösungswerk den Dreißigerjahren des letzten Jahr- im Buch der Bücher offenbart wird. Es hunderts sind sämtliche Unterlagen, so- sind Theologen und nicht Theosophen, mit auch Mitgliederlisten, in den Wirren die an die Gnade Gottes glauben und des zweiten Weltkriegs verschwunden nicht an eine Gottheit, die sich durch gewesen. […] Soweit mir bekannt ist,

BSB-Journal.de 2-2017 11 Dietmar Schulze

sind alle wieder aufgefundenen Bele- Letztendlich spielt es aber keine ge, Unterlagen, Bücher, etc. unmittelbar Rolle mehr für die Gegenwart, wenn nach dem zweiten Weltkrieg durch die die Ausrichtung der christlichen Wer- russische Besatzungsmacht beschlag- ke in diesem Haus weiter auf Chris- nahmt worden und nach langer Zeit in tus gerichtet ist und es um Theologie Moskauer Archiven nunmehr in einem und nicht um Theosophie geht. Chris- Schloss unweit von Posen in Polen un- tus macht alles neu! Dann können wir tergebracht.13 von diesem Ort aus [ein Stück] die Welt verändern, so wie es die vorherigen In- Es wird also erst dann geklärt wer- haber, die Partei Bündnis 90/ Die Grü- den können, ob es eine direkte Bezie- nen, vorhatten und dessen Slogan wir hung zwischen dem Haus Wittgenstein weiterführen. Wir verehren nicht die und den Freimaurern gab, wenn sich Magier aus dem Morgenland, sondern jemand auf den Weg nach Polen macht den menschgewordenen Messias. Er und in den Archiven stöbert. Dieser macht alles neu! Einsatz erschien mir für diesen Artikel zu hoch.

13 E-Mail vom 30.11.2017. 12 BSB-Journal.de 2-2017 Brücken bauen und Barrieren überwinden für das Evangelium

Craig Ott und rief allen zu, zum Zirkus zu kommen Professor für Mission und Interkultu- und zu helfen, das Feuer zu löschen. Die relle Studien an Trinity Evangelical Di- Dorfbe­wohner lach­ten und applaudier- vinity School (Deerfield/Chicago, USA)1 ten diesem neuen Trick, durch den sie [email protected] in die Schau gelockt werden sollten. Der Clown weinte und flehte, er versicher- ie Gemeinde Jesu Christi in te, dass er jetzt keine Vorstellung gab, DDeutschland und Europa befindet sondern dass die Stadt wirklich in tödli- sich in einer Lage zunehmender Un- cher Gefahr war. Je mehr er flehte, des- glaubwürdigkeit und abnehmender to mehr johlten die Dörfler, bis das Feu- Überzeugungskraft. Ein Gleichnis, das er über die Felder sprang und sich in der der Philosoph Sören Kierkegaard erzähl- Stadt selbst ausbreitete. Noch ehe die te, stellt die Problematik dar: Dörfler zu Besinnung kamen, waren ihre Häuser zerstört.“2 „Ein Reisezirkus brach in Flammen aus, Sowohl der säkularisierte Mensch nachdem er sich am Rande eines däni- als auch der postmoderne, spirituel- schen Dorfes nieder­gelassen hatte. Der le Mensch nimmt die Kirche und da- Direktor wandte sich an die Darsteller, mit die Botschaft der Kirche nicht mehr die schon für ihre Nummern hergerich- ernst. Das liegt nicht an fehlender Auf- tet waren, und schickte den Clown ins richtigkeit der Christen, sondern z.T. Dorf, um Hilfe beim Feuerlöschen zu ho- daran, dass der christliche Glaube oft len, das nicht nur den Zirkus zerstören, in Erscheinungsformen vermittelt wird, sondern über die ausgetrockneten Fel- die nicht ernstgenommen und als ir- der rasen und die Stadt selber vernich- relevant empfunden werden. Veral- ten konnte. Der angemalte Clown rann- tete oder gar lächerlich erscheinende te Hals über Kopf auf den Marktplatz Lebens- und Ausdrucksformen lenken 1 Craig hat etliche Bücher zu Themen wie Theo- von der Wichtigkeit der Botschaft ab. logie der Mission und Gemeindegründung verfasst Die Antwort auf diese Herausforde- bzw. herausgegeben. Früher war er Dozent an der rung ist nicht in einer Veränderung des Akademie für Weltmission (Korntal) und Gemeinde- gründer im Bund Freier evangelischer Gemeinden in 2 Nacherzählt in Harvey Cox, Stadt ohne Gott Deutschland. (Stuttgart: Kreuz-Verlag, 1968), 265. BSB-Journal.de 2-2017 13 Craig Ott Evangeliums zu finden, sondern in der 2. Gemeinschaft: Das Ev. soll nicht Art und Weise, wie die Botschaft des nur zu einer individuellen Glaubens- Evangeliums an die Fragen und Anlie- entscheidung aufrufen, sondern auch gen der Hörer anknüpft. in die Gemeinschaft der Familie Gottes In diesem Artikel wird versucht, eine einladen. Brücke zwischen dem Evangelium und 3. Geschichte: Das Ev. soll nicht nur den Menschen von heute zu schlagen, als eine abstrakte Wahrheit erklärt damit Menschen abgeholt werden, wo werden, sondern auch als die konkre- sie mit ihren Fragen und Anliegen sind, te Geschichte vom Handeln Gottes er- um sie auf verständliche und nachvoll- zählt werden. ziehbare Weise zu Jesus hinzuführen. 4. Teilnahme: Das Ev. soll nicht nur Dabei geht es nicht um ein eine Anpas- die Erneuerung des persönlichen Le- sung des Evangeliums als solches, son- bens anbieten, sondern auch die Teil- dern vielmehr um ein volleres und we- nahme an Gottes erneuerndes Wirken niger eingeschränktes Verständnis vom in dieser Welt anbieten. Evangelium, und wie es Menschen der Gegenwartskultur plausibel und rele- 1. Das Evangelium soll vant ansprechen kann. Mit den Wor- nicht nur im Sinne der ten von Tim Keller: Unsere Aufgabe ist, „den Menschen die Antworten der Bi- Vergebung verkündigt bel zu geben, in Formen, die sie verste- werden, sondern auch hen können, und durch Argumente und Apelle, die sie als kraftvoll empfinden, im Sinne von Versöhnung auch wenn sie diese ablehnen.”3 Oft erläutert werden werden bei der Vermittlung des Glau- bens nur Teilaspekte des Evangeliums Durch die Theologie der Reformation (Ev.) einseitig betont, während ande- wird das Evangelium weitgehend im re wesentliche Dimensionen des Evan- juristischen Sinne erklärt. In der Tat geliums ungeachtet bleiben, und zwar schreibt der Apostel Paulus häufig von gerade solche, die heute besonders be- der Rechtfertigung und von dem stell- deutungsvoll sind. Vier Gesichtspunkte vertretenden Sühnetod Jesu, wie er werden hier erläutert, die versuchen, die Strafe für unsere Schuld am Kreuz diesen Anliegen gerecht zu werden: bezahlte. Diese Lehre ist gewiss zent- 1. Versöhnung: Das Ev. soll nicht nur ral für ein biblisches Verständnis vom im Sinne der Vergebung verkündigt Evangelium. Aber heute empfinden werden, sondern auch im Sinne von viele Menschen, wenn nicht die meis- Versöhnung erläutert werden. ten, wenig Schuld wegen ihrer Sün- de. Dieser Ansatz bei der Vermittlung des Evangeliums spricht kaum jemand 3 Center Church Deutsch: Kirche in der Stadt noch an, weil es als ein persönliches (Gießen: Brunnen, 2017), 89. 14 BSB-Journal.de 2-2017 Brücken bauen und Barrieren überwinden für das Evangelium Bedürfnis nicht erkannt wird. Selbst die wahre Liebe noch zu retten?“ Unter wenn man Schuld empfindet, herrscht anderem es heißt: die Vorstellung, dass Gott (wenn es ei- „Nast liest vor, wieso die Beständig- nen persönlichen Gott gibt) niemand keit aus Partnerschaften verschwindet wirklich dafür bestrafen würde. Über- und einer chronischen Unverbindlich- haupt wird sogar im öffentlichen Straf- keit Platz macht. Die Generation bezie- recht eher Umerziehung und Resozi- hungsunfähig habe vor allem ein Gefühl: alisierung als Ziel betont, nicht Strafe dass es immer noch etwas geben könn- als solche. Deswegen ist die Logik hin- te, was das Leben besser macht. Dass es ter der Rechtfertigungslehre für viele immer noch einen Partner geben könn- kaum nachvollziehbar. te, irgendwo da draußen, der doch bes- ser passt.“7 Das Empfinden von Entfremdung Aus diesen Erfahrungen wächst eine Während das Empfinden von der Not- große Sehnsucht nach wahrhaftigen, wendigkeit der Vergebung der Schuld beständigen Beziehungen und Versöh- eher schwach ist, wächst dagegen nung von kaputten Beziehungen. Diese das Gefühl der Entfremdung zwischen Anspannungen gibt es nicht nur in fa- Menschen untereinander und Entfrem- miliären Verhältnissen, sondern auch dung von Gott. Diese Tatsache bietet generell in der Gesellschaft. Man den- einen Anknüpfungspunkt für das Evan- ke an die konfliktbeladenen Verhältnis- gelium. Dieses Gefühl wird durch die se zwischen verschiedenen ethnischen vielen angespannten und zerrissenen Gruppen, zwischen politischen Partei- Beziehungen erlebt. Z.B. kommen in en, zwischen Migranten und Einheimi- Deutschland auf fünf Eheschließungen schen, usw. Viele Menschen sind heute jährlich zwei Ehescheidungen.4 Im Jahr müde von Streit, Spannung, und Hass. 2016 wurden 162.397 Ehen geschie- Aber wo findet man Frieden? den, bei denen 131.955 minderjährige Kinder betroffen waren.5 2016 ist das Das Angebot der Versöhnung Buch von Nast Generation Be- mit Gott und mit anderen ziehungsunfähig6 erschienen. Die Welt N24 brachte einen Beitrag dazu unter Das Evangelium erklärt die Ursache dem Titel „Beziehungs(un)fähung: Ist dieser Entfremdung und wie der Weg zur Versöhnung durch Jesus eröffnet 4 Die Scheidungsrate in 2015 war 40,8%. ht- worden ist. Die Bibel beschreibt Gott tps://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Gesell- schaftStaat/Bevoelkerung/Ehescheidungen/Tabel- nicht nur als Gesetzgeber und Richter, len_/lrbev06.html. der Sünder bestraft, sondern auch als 5 https://www.destatis.de/DE/Presse- Service/Presse/Pressemitteilungen/2017/07/ 7 Veröffentlicht am 06.04.2016 https://www. PD17_237_12631.html welt.de/gesundheit/psychologie/article154047201/ 6 Edel Books 2016. Ist-die-wahre-Liebe-noch-zu-retten.html. BSB-Journal.de 2-2017 15 Craig Ott den Großen Friedensstifter, der eine 20 So sind wir nun Botschafter an Chris- Beziehung mit uns haben will! Er wird ti statt, denn Gott ermahnt durch uns; in der Bibel auch als ein Vater vorge- so bitten wir nun an Christi statt: Lasst stellt, vom dem wir uns durch unser euch versöhnen mit Gott! 21Denn er Misstrauen und Missachtung entfrem- hat den, der von keiner Sünde wusste, det haben, aber mit dem wir durch für uns zur Sünde gemacht, auf dass Christus versöhnt werden können. In wir in ihm die Gerechtigkeit würden, Römer 5,10 heißt es, „Als wir Gott noch die vor Gott gilt.“ (2 Kor 5,20-21). Also feindlich gegenüberstanden, hat er uns die Botschaft der Versöhnung knüpft durch den Tod seines Sohnes mit sich an die Empfindungen vieler moderner selbst versöhnt…“ Menschen an. Aber der Weg zur Ver- Die Bibel verwendet auch die Spra- söhnung führt über das Kreuz Christi, che der Wiederherstellung von Bezie- wie es in Epheser 2,14 heißt: „Denn er hungen – vertikal und horizontal – so- (Christus) ist unser Friede, der aus bei- wohl zwischen dem Menschen und den (Juden und Heiden) eins gemacht Gott als auch zwischen Menschen un- hat und hat den Zaun abgebrochen, tereinander. Das wurde durch das der dazwischen war, indem er durch Kreuz Jesu Christi möglich gemacht. sein Fleisch die Feindschaft wegnahm.“ Er schafft sogar eine neue Mensch- heit, die alte Trennungen aufhebt und 2. Das Evangelium uns eine neue Identität gibt (Eph 2,13- soll nicht nur zu 17). Weil wir diese Vergebung und Ver- söhnung mit Gott erleben, können wir einer individuellen auch anderen vergeben und mit ihnen Glaubensentscheidung versöhnt werden. Die großen sozialen Spannungen im 1. Jh. waren zwischen aufrufen, sondern auch Juden und Heiden, zwischen Sklaven in die Gemeinschaft der und Freien, zwischen Männern und Familie Gottes einladen Frauen. Aber es heißt in Galater 3,26- 28 „26 Denn ihr seid alle durch den Selbstverständlich gehört eine indi- Glauben Gottes Kinder in Christus- Je viduelle Glaubensentscheidung zur sus. 27 Denn ihr alle, die ihr auf Chris- Bekehrung. Niemand kann für einen tus getauft seid, habt Christus angezo- anderen glauben. Aber mit der Be- gen. 28 Hier ist nicht Jude noch Grieche, kehrung wird der Christ in die Fami- hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist lie Gottes aufgenommen. Man erhält nicht Mann noch Frau; denn ihr seid al- eine neue Identität und gehört zu einer lesamt einer in Christus Jesus.“ neuen Gemeinschaft. In der Verkündi- Als Christen, die mit Gott versöhnt gung des Evangeliums dürfen wir dazu worden sind, haben wir den Dienst einladen. der Versöhnung von Gott empfangen,

16 BSB-Journal.de 2-2017 Brücken bauen und Barrieren überwinden für das Evangelium Wie bereits erwähnt, gibt es eine Volkskrankheit sprechen.11 Es heißt in Sehnsucht nach verlässlichen Bezie- einem Bericht des Bundeskriminalamts hungen, nach Geborgenheit, nach au- im Jahr 2015 „Mehr als 100.000 Frauen thentischer Gemeinschaft. Die Welt pro Jahr werden in Deutschland Opfer N24 beschreibt das in einem Artikel von Gewalt in der Partnerschaft.“12 Der „Die neue deutsche Art der Sinnsuche“: Verein „Frauen gegen Gewalt“ behaup- tet sogar: „25% der in Deutschland le- „In der modernen Marktgesellschaft gibt benden Frauen haben Gewalt durch ak- es extrem unterschiedliche Orte und tuelle oder frühere Beziehungspartner Formen der Sinnsuche. ‚Da geht es oft- erlebt (häusliche Gewalt)“13 Für viele mals weniger um ein höheres Wesen bieten nicht einmal Ehe und Familie ei- oder ein Leben nach dem Tod‘, sagt Jörg nen sicheren Ort der Geborgenheit, des Pegelow, Beauftragter für Weltanschau- Schutzes und der Liebe. Virtuelle Bezie- ungsfragen der evangelischen Nordkir- hungen, z.B. über Facebook, Snapchat, che in Hamburg ‚Die Menschen suchen Twitter oder Instagram, füllen diese nach einer Art horizontaler Transzen- Leere nicht aus. Laut der Studie Gene- denz. Sie wollen Gemeinschaftserfah- ration What? meinen 65% der Jugend- rungen machen, die über die Begrenzun- lichen (18 – 34), dass man sich nicht al- gen des eigenen Lebens hinausweisen.‘“8 lein auf sich selbst verlassen kann. Man Das Bundesamt für Statistik berich- braucht andere Menschen im Leben.14 tet, dass 41% aller Haushalte von ei- ner Person bewohnt sind. Das sind 11 https://www.welt.de/gesundheit/psycho- 16,2 Millionen Haushalte von Sing- logie/article152551577/Kindesmissbrauch-wei- les, Geschiedenen, Verwitweten.9 In ter-verbreitet-als-angenommen.html „Nach einer retrospektiven Befragung von deutschsprachigen Großstäten ist jeder zweite Haushalt Erwachsenen waren von mindestens einem Ereig- ein „Einpersonenhaushalt.“ Der An- nis des sexuellen Missbrauchs mit Körperkontakt bis teil in Berlin ist 53,9%, Tendenz zuneh- zum Alter von 16 Jahren betroffen: 8,6 % der Frauen mend.10 Es gibt in Deutschland so vie- und 2,8 % der Männer.“ https://de.wikipedia.org/ le Kinder, die missbraucht worden sind, wiki/Sexueller_Missbrauch_von_Kindern_(Deutsch- dass manche diesbezüglich von einer land) Quelle: Wetzels P. Gewalterfahrungen in der Kindheit. Sexueller Missbrauch, körperliche Miss- handlung und deren langfristige Konsequenzen (Nomos, Baden-Baden 1997), 154 ff. http://www. tagesspiegel.de/politik/bka-statistik-fuer-2015- 8 Betonung von mir. Vom 24.2.2015. ht- 100-000-frauen-von-haeuslicher-gewalt-betrof- tps://www.welt.de/politik/deutschland/artic- fen/14881246.html le137752182/Die-neue-deutsche-Art-der-Sinnsuche. 12 http://www.tagesspiegel.de/politik/bka-sta- html tistik-fuer-2015-100-000-frauen-von-haeuslicher-ge- 9 https://www.destatis.de/DE/PresseService/ walt-betroffen/14881246.html Presse/Pressemitteilungen/zdw/2014/PD14_050_ 13 https://www.frauen-gegen-gewalt.de/gewalt- p002.html gegen-frauen-zahlen-und-fakten.html 10 https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/ 14 http://www.generation-what.de/portrait/ pms/2015/15-07-01c.pdf data/me-myself-and-i BSB-Journal.de 2-2017 17 Craig Ott Wo findet man solche Freunde, eine 3. Das Evangelium soll verbindliche Familie, Liebe die bedin- nicht nur als eine abstrakte gungslos und beständig ist? Wenn Menschen zum Glauben an Wahrheit erklärt werden, Jesus Christus kommen, kommen sie sondern auch als die nicht nur in eine Beziehung mit Gott, sondern werden auch in eine neue Ge- konkrete Geschichte vom meinschaft – die Familie Gottes – ein- Handeln Gottes erzählt gefügt. „Wie viele ihn aber aufnahmen, werden denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen Dank der Geistesgeschichte bzw. der glauben“ (Joh 1,12). Es heißt z.B. in Apg Theologiegeschichte der westlichen 2,47 „Der Herr aber fügte täglich zur Kultur tendiert unsere Denkweise, die Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.“ abstrakte Formulierung von Wahrheit Zu Jesus zu gehören bedeutet zugleich zu bevorzugen. Das Evangelium wird zu einer Gemeinde zu gehören. Durch oft durch eher theoretische Formulie- das Evangelium schafft Gott nicht nur rungen und Lehrsätze vermittelt. Man neue Menschen, sondern auch eine denkt an die alten „Vier geistlichen Ge- neue Gemeinschaft von Menschen, setzte“ als klassisches Beispiel. Wir ver- die von der Gnade und aus der Liebe wenden auch oft theologische Begriffe, Gottes leben, die füreinander da sind, die Menschen nicht verstehen und für die nicht nur einander tragen, sondern den Alltag kaum Relevanz haben. Aber auch Gottes Liebe gemeinsam in einer das Evangelium ist in einer Geschichte lieblosen Welt hinaustragen. verwurzelt, und zwar die wunderbare Die Gemeinschaft und die Liebe un- Geschichte von Gottes konkretem Han- ter Christen sind in einer Welt mit so deln in dieser Welt, um die Beziehung viel Enttäuschung, Verletzung, und Ver- zu Menschen widerherzustellen und bitterung überzeugend. Sie ist ein Hin- diese kranke Welt zu heilen. weis auf die Neuschöpfung in Jesus; ein Walter Ong und andere sprechen Zeichen der Hoffnung. Deshalb dürfen von einer „sekundären Oralität“ vor al- und sollen Nichtchristen eingeladen lem bei jüngeren Menschen heute.15 werden und Anteil an unsere Gemein- D.h. Menschen, die auch gut lesen und schaft erleben dürfen. Nun die Gemein- schreiben können, bevorzugen zuneh- de Jesu diesseits des Himmels ist noch mend elektronische Kommunikations- unvollkommen, und es gilt für jede Ge- mittel. War es früher Fernsehen und meinde sich zu prüfen, inwiefern sie Radio, so sind es heute Internet, Pod- diese biblische Bestimmung von Ge- casts und YouTube-Videos, die Audio-, meinschaft annähernd verwirklichen. 15 Siehe z.B. Walter J. Ong, Oralität und Litera- lität: Die Technologisierung des Wortes (Opladen, 1987), 127 18 BSB-Journal.de 2-2017 Brücken bauen und Barrieren überwinden für das Evangelium Visuell- und oft Erzählformen haben. Wenn wir die biblische Geschich- Die Betonung liegt auf dem gesproche- te von Gottes Handeln mit uns Men- nen Wort. Solche Formen sprechen die schen erzählen, werden Menschen Sinne unmittelbar an und fördern we- von dem größeren Sinn des Lebens ge- niger abstrakte Reflektion, sondern packt. Gott hat die Welt und die Men- eine eher gefühlsbetone Reaktion. schen wunderbar geschaffen. Sie leb- Geschichten faszinieren. Sie regen ten in Frieden miteinander und mit der die Fantasie an. Sie berühren die Ge- Schöpfung. Aber der Mensch hat sich fühle und erreichen das Herz. In Ge- entschieden, ohne Gott zu leben. Er schichten erkennen wir uns. Gute Ge- vertraute Gott nicht und missachtete schichten helfen uns dabei, das Leben ihn. Die Menschen versuchen sich vor zu verstehen. Das ist das Geheimnis gu- Gott zu verstecken. Aber Gott macht ter Romane, Kinofilme und Theaterstü- sich auf die Suche nach den Men- cke. Sei es auf der silbernen Leinwand schen, und stellt die unheimliche Fra- oder im gemütlichen Wohnzimmer mit ge: „Wo bist du?“ (1.Mo 3,9). Durch dem Freundeskreis, Erzählungen sind diesen Bruch in der Beziehung mit Gott nicht nur eine Unterhaltungsform, son- kam der Tod, und die ganze Schöp- dern spiegeln unser Weltbild und un- fung wurde gestört. Bald geschieht sere Wertevorstellungen wieder. Sie das Unvorstellbare: Brudermord. Und regen zum Nachdenken über die gro- so ging es bis heute weiter mit Hass ßen Fragen des Lebens an. Selbst der und Neid, mit Gewalt und Krieg. Aber Erfolgsregisseur und überzeugte Athe- der Mensch kann sich selbst nicht ver- ist Woody Allen sagte in einem Inter- bessern. Die Botschaften von Prophe- view mit der Süddeutschen Zeitung: ten und Engeln und das Vollbringen von Wundern helfen letztlich nicht. „Ein bedeutender Film braucht ein wich- Aber Gott gibt die Menschen nicht tiges Thema, und die einzigen wichtigen auf. Er tritt selbst in die Geschichte als Themen sind die von Leben und Tod, Exis- Mensch ein. Nur er kann die Schuld ab- tenzfragen, Fragen, … Politische Themen tragen und Erneuerung dieser gefal- wie soziale Ungerechtigkeit und derglei- lenen Welt bringen. Mit dem Tod und chen sind schon in Ordnung, aber zweit- der Auferstehung Jesu bricht die Neu- rangig. Wichtig sind andere Fragen. Wa- schöpfung von Gottes Herrschaft in die rum sind die großen russischen Romane Geschichte ein. Die Geschichte hat ein so tief? Weil sie sich mit den Existenzfra- herrliches Ende und wir warten auf die gen beschäftigen, mit dem Verhältnis, Vollendung, wenn Jesus wiederkommt, das der Mensch zu Gott hat, mit der Fra- alles neu macht, und Gerechtigkeit und ge, wie er ohne Gott zurechtkommt, wo Liebe herrschen werden. Vor allem sein Platz im Universum ist.“16 das Erzählen vom Leben Jesu, seinem

16 „Ich flüchte vor dem Fernseher” im Gespräch eddeutsche.de/kultur/im-gespraech-woody-allen- mit Woody Allen am 17. Mai 2010. http://www.su- ich-fluechte-vor-den-fernseher-1.359151-3. BSB-Journal.de 2-2017 19 Craig Ott Umgang mit Menschen und seiner ist ein fabelhaftes Angebot, aber das ist selbstlosen, aufopfernden Liebe eröff- nicht alles. Jesus lädt uns ein, Anteil an net dem Hörer Einblicke in das Herz seinem Werk in der Welt zu haben. Gottes. „Darin ist erschienen die Lie- Vor allem junge Menschen wollen be Gottes unter uns, dass Gott seinen heute Welt-Verbesserer sein. Sie se- eingeborenen Sohn gesandt hat in die hen die Zerbruch dieser Welt – Hunger, Welt, damit wir durch ihn leben sollen. Armut, Krieg, Rassismus – und wollen 10 Darin besteht die Liebe: nicht dass sich engagieren, um und eine gerech- wir Gott geliebt haben, sondern dass tere Welt schaffen. Sie wollen kei- er uns geliebt hat und gesandt seinen ne passiven Zuschauer bleiben. Wenn Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. man aber trotz Bildung, technischer 11 Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so Fortschritte und großer Anstrengung sollen wir uns auch untereinander lie- kaum eine Veränderung erkennt, wird ben“ (1 Joh 4,9-11). man enttäuscht, entmutigt, und oft so- Die Liebe Gottes wurde konkret! Das gar zynisch. N.T. Wright vergleicht den ist keine abstrakte Philosophie. Gott Mythos der Weltverbesserung und des ist nicht bloß eine Idee. Gott ist keine Fortschrittsdenkens mit dem Versuch, unpersönliche Weltseele oder höhe- ein Boot ans Land zu rudern, während re Macht. Wer kann einen solchen ge- ein starker Strom das Boot nur weiter rechten aber auch liebevollen Gott ab- ins Meer hinauszieht. Aber die Men- lehnen? Wir müssen diese Geschichte schen, die am Rudern sind, sitzen mit erzählen, und sie durch den Heiligen dem Rücken zum Land und merken es Geist ihre Wirkung auf den Menschen gar nicht.17 haben lassen. Mit dem Kommen Jesu ist das Reich Gottes zeichenhaft in die Weltgeschich- 4. Das Evangelium soll te eingebrochen. Es kommt zwar erst nicht nur die Erneuerung zur Vollendung, wenn Jesus wieder- kommt, aber schon jetzt hat die heilen- des persönlichen Lebens de, versöhnende, wiederherstellende, anbieten, sondern auch und neuschöpferische Kraft Gottes zu wirken begonnen. Als Gottes Volk sind die Teilnahme an Gottes wir die Kinder des Reiches Gottes. Wir erneuerndes Wirken in werden es nicht völlig aufrichten kön- dieser Welt anbieten nen. Sondern viel mehr werden die Mächte dieser Welt zunehmen und Wi- Das Evangelium bietet sehr wohl die derstand leisten. Die Gemeinde Jesu, persönliche Erneuerung an: „Ist je- jedoch, soll das Licht in der wachsen- mand in Christus, so ist er eine neue den Finsternis sein. In der Bergpredigt Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, 17 Neues ist geworden“ (2 Kor 5,17). Das N. T. Wright, Surprised by Hope (New York: Harper One 2008), 81. 20 BSB-Journal.de 2-2017 Brücken bauen und Barrieren überwinden für das Evangelium sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Ihr seid Schluss das Salz der Erde… Ihr seid das Licht der Welt“ (Mat 5,13-14). Gemeinde Jesu In einer zunehmend nachchristlichen ist zwar mit dem Reiche Gottes nicht Gesellschaft wächst die Herausforde- gleichzusetzen, aber wie Leslie Newbi- rung, das Evangelium verständlich und gin es zum Ausdruck brachte: „Die Kir- nachvollziehbar zu vermitteln. Die bis- che lebt mitten in der Geschichte als herige Art und Weise der evangelisti- Zeichen, Werkzeug, und Vorgeschmack schen Verkündigung hat zwar zentrale, der Herrschaft Gottes.“18 Wenn wir Je- aber doch nur Teilaspekte des Evange- sus ähnlicher werden, wird der Charak- liums zu oft einseitig betont. Dieser -Ar ter Gottes in unserm Leben diesseits tikel plädiert für eine biblische Ergän- des Himmels durch die Liebe, Gerech- zung des bisherigen Ansatzes durch die tigkeit, Barmherzigkeit Gottes in unse- Hervorhebung von vier Dimensionen rem Alltag und in unserem Einfluss auf des Evangeliums: das Angebot der Ver- die Umwelt erkennbar. Erst wenn Men- söhnung durch Christus, die Aufnahme schen an uns diese Veränderung und in die neue Gemeinschaft der Familie diese Anteilnahme am Leid der Welt Gottes, das Erzählen von Gottes liebe- sehen und merken, dass Hoffnung be- vollem Eingreifen in der Geschichte und reits eingebrochen ist, werden wir ihre die Einladung zur Teilnahme an Gottes Aufmerksamkeit bekommen. Handeln in der Welt. Mit diesen vier Wir verkündigen mit dem Evangeli- Dimensionen des Evangeliums wird um nicht nur die gute Nachricht, dass die Botschaft ansprechender, überzeu- eines Tages eine neue Welt der Ge- gender, plausibler und wird die Fragen rechtigkeit kommen wird, sondern und Bedürfnissen der Menschen bes- wir dürfen auch dazu einladen, schon ser ansprechen. Denn das Evangelium jetzt als Nachfolger Jesu und Kinder ist so vielseitig, so reich, so tief, und so des Reiches Anteil an Gottes Wirken in lebensumfassend, dass wir es ja nicht der Welt heute haben zu dürfen. Gott einschränken dürfen, sondern es in al- lädt uns ein auf die Bühne seines Wir- ler Fülle weitergeben müssen. kens in dieser Welt aufzutreten und in die Geschichte seines Handelns aufge- nommen zu werden.

18 Lesslie Newbigin, The Open Secret (Grand Ra- pids: Eerdmans, 1995 [1978]), 110. BSB-Journal.de 2-2017 21 Gemeinden russlanddeutschen Ursprungs Gemeinden russlanddeutschen Ursprungs: Versuch einer Gemeindestatistik 30 Jahre nach der Öffnung der UdSSR-Grenzen

Johannes Dyck gen Verwandtschaftsverbänden be- Direktor des Instituts für Theologie standen, konnten die Zurückgeblie- und Geschichte, Dozent benen den Zeitpunkt ihrer eigenen [email protected] Ausreise ziemlich genau ausrechnen. Der Stein kam ins Rollen, und bis 1992 Rückwanderung war die überwiegende Zahl der Gläubi- gen im Deutschland. m 1. Januar 1987 änderte die So- Bereits zu Beginn der 1970 Jahre re- Awjetunion ihre Ausreisebestim- agierten die Christen im Westen auf mungen und ermöglichte damit eine den damaligen leichten Anstieg der Im- bedingungslose Familienzusammen- migration aus der UdSSR. Allen voran führung unter Verwanden ersten Gra- schritten hier die Mennoniten, die eu- des. Von der Regelung waren lediglich ropäische und nordamerikanische Res- Staatsgeheimnisträger ausgenommen. sourcen bündelten und schon 1972, bei Damit wurde eine Migration der Russ- der ersten kleinen Öffnung der UdSSR, landdeutschen ausgelöst, die sei- Hans von Niessen für die Betreuung nesgleichen in der Geschichte dieser der Eingewanderten halbtags einstell- Volksgruppe sucht. Plötzlich herrschte ten.1 Seit dieser Zeit wurde ununter- Transparenz in den Auswanderungsan- brochen eine Statistik der Einwanderer gelegenheiten, vor allem für die Betrof- mennonitischer Herkunft geführt: in fenen. Die Bundesrepublik Deutsch- den Durchgangslagern wurden Volon- land bearbeitete damals Anträge auf täre, oft aus Nordamerika, installiert, eine Einreiseerlaubnis für Deutsche die die frisch Angekommenen begrüß- aus Russland innerhalb von wenigen ten und ihre Daten aufnahmen, sobald Monaten. Die Eingewanderten, kaum die sich bei den Behörden als Menno- angekommen, begannen sofort um niten zu erkennen gegeben haben oder die Ausreise ihrer Verwandten aus der mennonitische Namen trugen. Bedingt UdSSR zu wirken. Da die russlanddeut- schen Gemeinden in der UdSSR in der 1 MCC Archive, Akron, PA. IX-12-7 “Umsiedler Regel aus großen und gleichzeitig en- 1975“, Box 9. Notes from Conversations with Hans Niessen. Jan. 1975. 22 BSB-Journal.de 2-2017 Gemeinden russlanddeutschen Ursprungs durch die Infrastruktur der Aufnahme- Trotz ihrer Unvollständigkeit bieten lager gab es in der Statistik allerdings die MUB-Daten wertvolles Material auch Lücken: Ende der 1980er Jahre für Studien der Migration der Mitglie- gab es keine mennonitischen Vertreter der russlanddeutscher Freikirchen. Ob- in den Lagern Süddeutschlands, sodass wohl absolute Zahlen fehlen, können es keine Angaben über mennonitische trotzdem relative Werte Aufschluss Einwanderer in diesen Einrichtungen über die Dynamik der Einwanderung gibt. Später wurden die Listen über geben, wie in Bild 1 dargestellt3. diesen Personenkreis von der Menno- Der absolute Höhepunkt des Zuzugs nitischen Umsiedlerbetreuung (MUB) wurde mit 16,42% (18.060 Personen in eine Datenbank eingepflegt2. Die in absoluten Zahlen) im Jahr 1990 er- MUB-Datenbank enthält Daten über reicht; die Statistik für 2003 zählt gan- 110.735 Personen, die von 1970 bis ze 5 eingewanderte Personen (0,00%). 2015 in das Bundesgebiet einreisten. Vor der großen Einreisewelle, 1986, Unter Berücksichtigung der fehlenden wurden 64 (0,06%) Personen gezählt, Daten aus den süddeutschen Aufnah- und 1987 – 2741 (2,49%). Die Zahlen melagern könnte bei einer konservati- schließen auch Kinder sowie entkirch- ven Schätzung die Gesamtzahl der Per- lichte Personen ein. sonen mennonitischer Abstammung Von der mennonitischen Einwande- inkl. Kinder 150 Tausend betragen. rung lässt sich auch auf die baptistisch-

Bild 1. Mennonitische Einwanderung in die Bundesrepublik Deutschland in relativen Zahlen (auszugsweise).

2 ABD-Kartei. CR-ROM [Windows]. Bielefeld: 3 Auswertung des Materials der ABD-Kartei Mennonitische Umsiedlerbetreuung, 2015. durch den Autor. BSB-Journal.de 2-2017 23 Johannes Dyck

Gemeindegründungen 1987-2009 40

35

30

25

20

15

10

5

0 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Bild 2: Dynamik der russlanddeutschen Gemeindegründungen in 1987 – 2009. mennonitische schließen: Schätzungen Gemeinden (die „alten“ existieren in zufolge betrug der Anteil von Mitglie- der Bundesrepublik seit 19724). dern mit mennonitischen Namen in Die Dynamik der Gemeindegrün- Gemeinden in Zentralasien ca. 60-65% dung durch Russlanddeutsche gibt der Gesamtmitgliederzahl. Damit käme Bild 2 wider5. die Zahl der eingewanderten Evangeli- Die Autoren der Ausstellung anläss- umschristen-Baptisten (ECB) und Men- lich des 150. Jubiläums der Mennoni- noniten auf 230.000 – 250.000. Diese ten-Brüdergemeinde, von denen das Zahl muss einen hohen Anteil an Nicht- Zahlenmaterial auf Bild 2 kommt, be- christen und Kinder einschließen, da rücksichtigten lediglich Gemeinden, die höchsten Schätzungen der Zahlen deren Gründungsjahr ihnen bekannt der Mitglieder von mennonitischen war; somit steht auch hier die Dynamik und baptistischen Gemeinden in der und nicht die absoluten Zahlen im Vor- UdSSR nie die Zahl 50.000 erreichten. dergrund. Die Zahlen zeigen den abso- Die hohen Zahlen der kirchlich akti- luten Höhepunkt der Gemeindegrün- ven Rückwanderer und ihre behördlich 4 gelenkte Verteilung auf Kommunen Johannes Dyck. „Zwischen Brüderschaft und Brüderlichkeit: Über russlanddeutsche Gemeinden in der Bundesrepublik zog eine hohe in der BRD in den vergangenen 40 Jahren“ in: BSB- Zahl von Gemeindeneugründungen Journal 2 (2014), 27-46, 27. mit sich. Innerhalb von wenigen Jahren 5 Tafel „Nachfolgegemeinden der Erweckung in entstand eine vielfältig gefärbte Land- Russland vor 150 Jahren“ in: Ausstellung „150 Jahre schaft von neuen russlanddeutschen Erweckung, Gemeinde, und Mission“. Steinhagen: Samenkorn, 2010. 24 BSB-Journal.de 2-2017 Gemeinden russlanddeutschen Ursprungs

Bild 3: Gesamtzahl der Gemeinden laut der Samenkorn-Quelle. dungen in 1989-1990, was mit den sondern auch auf Verselbstständigung Einwanderungszahlen korreliert. Die von Teilgemeinden, die sich neu ori- Entwicklung der Gesamtzahl der Ge- entiert haben, und Meinungsverschie- meinden laut dieser Statistik sieht wie denheiten unter den Gemeindeglie- folgt aus: dern. Hier verfestigte sich die Vielfalt Die Samenkorn-Quelle kommt auf im Spektrum der russlanddeutschen 337 Gemeinden im Jahr 2010, wobei Gemeinden, auf die bereits früher in den Autoren die Unvollständigkeit des BSB-Online hingewiesen wurde7. Zahlenmaterials bewusst war6. Im Jahre 2017 wurde im Institut für Theologie und Geschichte am Bibelse- Stand 2017 minar Bonn ein weiterer Versuch un- ternommen, ein Gesamtbild der russ- Die Zahlen von Bild 2 bzw. Bild 3 bele- landdeutschen Gemeindelandschaft gen, dass bis zu dem Höhepunkt der zu zeichnen. Als Quellenmaterial hier- Einwanderung lediglich die Hälfte der zu diente eine interne Liste des Bun- russlanddeutschen Gemeinden gegrün- des Taufgesinnter Gemeinden mit dem det wurde: 1992 wurde die Marke von Stand etwa 2010, eine weitere Liste 50% von der erwähnten Gesamtzahl er- Stand Januar 20148, die ebenfalls kei- reicht. Die hohe Zahl der Gemeinde- gründungen nach 1992 geht wohl nicht 7 S. Dyck, „Zwischen Brüderschaft und Brüde- mehr nur auf die Einwanderung zurück, lichkeit“, 40. 8 Gemeindeliste 2014 : Übersicht der bekann- 6 Ebd. ten Gemeinden in Deutschland und Ausland [k.O, BSB-Journal.de 2-2017 25 Johannes Dyck nen Anspruch auf Vollständigkeit er- lisch-Lutherischen Deutschen aus Russ- hebt, sowie eine Gemeindeliste, die land zu 200 von ihnen Kontakt unter- von der Mennonitischen Umsiedlerbe- hielt9. Ebenfalls russlanddeutschen treuung im Durchgangslager Friedland Hintergrund haben 118 Pfingstgemein- den interessierten russlanddeutschen den (2011), die sich zu einer Bruder- Einwanderern aus der GUS angeboten schaft der Freien Evangeliums Christen wird. Gemeinden zusammengeschlossen ha- Zunächst wurden alle drei Listen zu- ben10. Pfingstkirchlichen Hintergrund sammengeführt. Im zweiten Schritt haben schätzungsweise weitere 30 Ge- wurde die Gesamtliste verifiziert, wozu meinden, die außerhalb dieser Bruder- Angaben wie Telefonnummern bzw. schaft agieren. Eine unbekannte Zahl Webseiten Verwendung fanden. Nach von russlanddeutschen Gemeinden ist der Verifizierung der zusammenge- charismatisch. In Deutschland existiert führten Liste standen folgende Ergeb- auch eine unbekannte Zahl von russ- nisse fest: landdeutschen Gemeinden Gottes. Ei- nige russlanddeutsche Gemeinden Verifizierte Adressen von Ver- 667 gehören auch zum Bund Evangelisch- sammlungsorten (Gemeinden, Ge- Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), wo meindehäusern und Filialen von sie als integriert gelten und in keiner Gemeinden) separaten Statistik aufgeführt werden. Weitere Adressen 92 Gemeinden der Siebenten-Tags-Ad- davon verifiziert 17 ventisten wurden nicht berücksichtigt. Gesamtzahl Versammlungsorte 759 Somit ergibt sich folgendes Gesamt- davon verifiziert 684 bild von Gemeinden russlanddeutscher Tabelle 1. Anzahl von verifizierten Gemeinde­ Herkunft, wie dargestellt in Tabelle 2. adressen baptistisch-mennonitischer Herkunft Aus dieser Tabelle folgt, dass die Gesamtzahl freikirchlicher Gemein- Die Tabelle 1 macht keinen Unter- den russlanddeutschen Ursprungs in schied zwischen Gemeinden mit und der Bundesrepublik Deutschland mit ohne Filialen sowie Gemeinden mit Sicherheit die Marke von 1000 über- einem bzw. mehreren Gemeindehäu- schritten hat. sern. Ein Teil des Quellenmaterials11 ent- Zu bedeutsamen Vertretern der hält eine Zuordnung der Gemeinden russlanddeutschen Gemeindewelt in 9 der Bundesrepublik Deutschland zäh- Nina Paulsen. „Evangelisch-lutherische Russ- landdeutsche im Wandel der Zeit“ in: Volk auf dem len die evangelisch-lutherischen Brü- Weg 12 (2017), 34-35, 35. dergemeinden. Ihre Anzahl wird auf 10 Bruderschaft der Freien Evangeliums Christen 250 geschätzt, wobei im Jahr 2011 die Gemeinden, https://de.wikipedia.org/wiki/Bruder- Kirchliche Gemeinschaft der Evange- schaft_der_Freien_Evangeliums_Christen_Gemein- den (Zugriff 11.12.2017) k.D.]. 11 Gemeindeliste 2014. 26 BSB-Journal.de 2-2017 Gemeinden russlanddeutschen Ursprungs

Versammlungsorte der 684 – 759 Verteilung der Gemeinden baptistisch- Versammlungsorte auf mennonitischer Herkunft Verbände Evangelisch-Lutherische 200 – 250 Brüdergemeinden Pfingstgemeinden 118 – 150 Charismatische Gemein- ? den Gemeinden Gottes ? Gemeinden im BEFG ? Gesamt 1002 – 1159 AGUM BCD Vereinigung Tabelle 2. Gesamtzahl russlanddeutscher frei- BdECB GVECB BTG kirchlicher Gemeinden in der Bundesrepublik DeG FeG Sonst Deutschland Bild 4: Verteilung der Versammlungsorte auf und deren Versammlungsorte zu Ge- Verbände, Stand 1.1.2014 (AGUM – Arbeitsgemein- meindeverbänden. Daraus sind zwei schaft zur Geistlichen Unterstützung der Mennoni- Tendenzen erkennbar – eine Konsoli- ten-Gemeinden, BCD – Bruderschaft der Christenge- dierung bei älteren Gemeinden sowie meinden in Deutschland, Vereinigung – Vereinigung ein Trend zur Eigenständigkeit bei den der Evangeliums-Christen-Baptisten Gemeinden in jüngeren, wie dargestellt in Bild 4. Deutschland, BdECB – Bruderschaft der Evangeliums Christen-Baptisten Eben-Ezer, GVECB – Gemeinden- Das Bild 4 illustriert, das 55% der Vereinigung Evangeliums-Christen-Baptisten, BTG – russlanddeutschen Gemeinden sich ei- Bund Taufgesinnter Gemeinden, DeG – Dienstge- nem Verband angeschlossen haben. meinschaft evangelikaler Gemeinden, FeG – Bund Wegen mitunter mehrfacher Verbands- Freier evangelischer Gemeinden, Sonst – autonome zugehörigkeit ist die Zugehörigkeit zum Gemeinden) Forum evangelikaler Freikirchen nicht dargestellt (Laut Quelle sind es im Jahr Charakter lässt eine weitere Annahme 2014 59 Gemeinden gewesen, was in zu: bei einer durchschnittlichen Mit- der Größenordnung her in etwa dem gliederzahl von 250 getauften Gliedern BdECB entsprach; Ende 2017 unter- pro Gemeinde bzw. Versammlungsort stützten dessen Arbeit etwa 100 Ge- kann ihre Gesamtzahl auf 250.000 Mit- meinden). Das Quellenmaterial doku- glieder geschätzt werden. (Vor weni- mentiert auch nicht die Zugehörigkeit gen Jahren erreichte in dem zahlenmä- zum sog. Frankenthaler Kreis von Men- ßig größten Gemeindeverband BCD bei noniten-Brüdergemeinden; dieser Kreis 20000 Gliedern in 70 Gemeinden die ist ebenfalls nicht separat dargestellt. durchschnittliche Mitgliederzahl den Die russlanddeutsche Gemeindesta- Wert 285.) tistik bei all ihrem fragmentarischen

BSB-Journal.de 2-2017 27 Geistlicher Aufbruch in Borowsk nach den Erinnerungen von Elisabeth Schneider

Stefan Fröhlich bäude enteignet und zweckentfremdet. Bibliotheksmitarbeiter Das Gemeindeleben kam vollständig [email protected] zum Erliegen, der verfolgte Glaube zog sich ins Private zurück. Der Zweite Welt- ach dem Zweiten Weltkrieg lebten krieg brachte weiteres Leid über die Ndie Sowjetdeutschen in den Ver- Russlanddeutschen. 1941 wurden die bannungsgebieten in Sibirien, Mittela- Wolgadeutschen pauschal der Kollabo- sien und im Ural. Die Leidensgeschichte ration mit Nazi-Deutschland beschul- der Christen in der UdSSR begann früh. digt und mit dem Erlass vom August Das Gesetz von 1918 „Über die Tren- 1941 „Instruktion zur Durchführung der nung der Kirche vom Staat“ traf staats- Umsiedlung der Deutschen, die in der kirchliche Gemeinschaften besonders ASSR der Wolgadeutschen, in den Ge- hart, während Freikirchen neue Frei- bieten Saratov und Stalingrad ansässig räume nutzen konnten.1 1929 schränk- sind”4 ihre Deportation beschlossen. te ein Gesetz die Rechte der Kirchen Die Betroffenen transportierte man in zusätzlich ein, was zu Repressionen ge- Güterzügen nach Sibirien und Kasachs- gen Geistliche und zur Schließung von tan. Ebenfalls siedelte die Sowjetregie- Gemeinden führte. Die Entkulakisie- rung die Deutschen aus dem Kaukasus, rungskampagne 1933 betraf auch Pas- aus der Ukraine (tlw.) und aus einigen toren2. Die größte Verfolgungswelle der Großstädten im europäischen Teil der Stalinistischen Säuberungen 1937-383 UdSSR aus. Der nächste Schlag kam in richtete sich u.a. gegen alle geistlichen den Jahren 1942 – 1943, als deutsche Vorsteher und aktiven Gemeindemit- Männer von 17 – 50 Jahren in die Ar- arbeiter. Viele von ihnen wurden zum beitsarmee mobilisiert wurden. Dies Tode verurteilt oder in Zwangsarbeits- betraf auch die Deutschen in Sibiri- lager verbracht, die letzten Kirchenge- en und Mittelasien, die noch ununter- brochen in den ehemaligen deutschen 1 Viktor Krieger (Hrsg.). Bundesbürger russland- deutscher Herkunft: Historische Schlüsselerfahrun- 4 In: Alfred Eisfeld (Hrsg.) und Victor Herdt gen und kollektives Gedächtnis, Berlin: LIT 2013, 117 (Hrsg.). Deportation, Sondersiedlung, Arbeitsarmee: 2 Ibid, S. 117-118 Deutsche in der Sowjetunion 1941 bis 1956, Köln: 3 Ibid Verl. Wiss. und Politik, 1996, S. 50-53 28 BSB-Journal.de 2-2017 Geistlicher Aufbruch in Borowsk nach den Erinnerungen von Elisabeth Schneider Kolonien lebten. Insgesamt waren es werden. Da dieser Ort 1959 in die Stadt 109.5935 Männer. Sie sollten in der In- Solikamsk eingemeindet wurde, ist die dustrie eingesetzt werden, um die an gemeinsame Betrachtung ihrer Ge- der Front kämpfenden Soldaten zu er- schichte sinnvoll. Solikamsk liegt west- setzen. Die Zwangsarbeitslager ver- lich des Uralgebirges am Rande Europa zeichneten eine hohe Todesrate. Zu- am Fluss Kama, dem größten Neben- letzt, im Sommer 1945, nach dem Ende fluss der Wolga. Die Stadt wurde 1430 des II. Weltkriegs, brachte man die zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Zwangsrepatriierten in die Verban- Sie war vor allem für ihre Salzvorkom- nungsorte. Sie befanden sich nach dem men bekannt, die ihr auch den Namen Angriff auf die Sowjetunion beim Vorrü- gaben. Sie entwickelte sich rasch zum cken der Wehrmacht zunächst im deut- Hauptlieferanten für Salz in Russland schen Machtbereich. Nach der Nieder- und gewann an Bedeutung durch ihre lage bei Stalingrad wurden sie von den Position als Verkehrsknotenpunkt auf deutschen Truppen aus der Ukraine dem Weg nach Sibirien7. Nach der Ok- nach Westen evakuiert, überwiegend toberrevolution wurde 1925 ein gro- in den Warthegau im besetzten Polen. ßes Kalisalz- und Magnesiumsalzvor- Die Rote Armee holte die meisten von kommen entdeckt. Es entstanden ein ihnen wieder auf der Flucht ein, wo- Kalisalzkombinat, ein Magnesiumkom- nach sie nach Osten deportiert wur- binat und eine Papiermühle. Borowsk den, jedoch nicht in ihre angestammte selbst zählte 1949 lediglich 4.349 Ein- Heimat. Die westlichen Alliierten liefer- wohner. Ebendort lag die Verwaltung ten den Sowjets ebenfalls eine Anzahl eines Zwangsarbeitslagers. Die Häftlin- Russlanddeutscher aus.6 ge wurden zum Aufbau und dem Be- Die Deutschen in den Verbannungs- trieb eines Papierkombinats und an- gebieten gehörten vier Gruppen an: derer Bauwerke eingesetzt. Das Lager Den Ortsansässigen, die weiterhin in bestand von April 1939 bis Juni 1946 den ehemals deutschen Siedlungs- und es waren darin in Spitzenzeiten bis gebieten wohnten, den Deportierten zu 10.531 Personen8 inhaftiert. Zudem während des Krieges, den mobilisier- gab es ein Kriegsgefangenlager. In Soli- ten Zwangsarbeitern (manche mit Fa- kamsk existierte ein größeres Arbeits- milien) und den Repatriierten, die nach dem Krieg zurück in die UdSSR depor- 7 0. V. (1978): Solikamsk, in: Bibliographisches tiert wurden.Die Entwicklung kann am Institut: Meyers Enzyklopädisches Lexikon: Sn - Sud, Beispiel der Stadt Borowsk im Gebiet XXII, 9. Aufl., Mannheim u. a. 1978, S. 33 8 ITL für den Baus des Zellstoff- und Perm (ehm. Molotow) beschrieben Papierkombinats Solikamsk, Die Lagerverwal- tung residierte in Borowsk, Zahlenangaben des In- 5 Krieger, 46 ternetportals „Gulag“, deutscher Internetauftritt der 6 Alfred Eisfeld, Die Russlanddeutschen, hrsg. russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, v. Wilfried Schlau, München: Albert Langen 1992, S. http://www.gulag.memorial.de/lager.php?lag=176, 124-125 zuletzt abgerufen am 14.8.2017. BSB-Journal.de 2-2017 29 Stefan Fröhlich lager mit bis zu 37.111 Gefangenen9, tern darunter Elisabeth repatriiert und zum Einsatz in Industrie, Hausbau und in Güterwaggons zurück in die UdSSR Holzwirtschaft. deportiert. Am 14.10.194511 erreichten Nach einer Statistik, Stand 1. August sie ihren Verbannungsort Borowsk. Ein 1950, lebten im gesamten Gebiet Mo- Bruder, der in der Armee diente und lotow (später Perm) 51.71410 deutsche die älteste Schwester, die in Bayern Sondersiedler, darunter 14.552 Famili- arbeitete, verblieben im Westen und en. Dazu gehörten 28.101 Deportierte wanderten anschließend nach Kanada (7.736 Familien), 4.353 in die Arbeits- aus. Familie Rempel bekam in Borowsk armee Mobilisierte (1.685 Familien), Platz in einer Baracke zugewiesen, wo 17.617 Repatriierte (4.661 Familien) zuvor Gefangene gelebt hatten. Die und 1.643 ortsansässige Personen Unterkunft enthielt als Schlafgelegen- (470 Familien). Die größte Gruppe sind heit dreistöckige Brettergerüste ohne demnach die Deportierten, gefolgt von Unterlage und Decken. Es lag bereits den Repatriierten und den Mobilisier- Schnee und die Temperaturen fie- ten. Die Ortseingesessenen bilden die len auf bis zu -44 °C. Nahrung erhiel- kleinste Einheit. Diese Gruppen misch- ten sie nur über Lebensmittelkarten, ten sich in unterschiedlicher Weise. aber das reichte nicht aus. Vor Hunger 569 Deutsche saßen in Straflagern und suchten sie nach weggeworfenen Kar- lebten somit nicht an ihrem Wohnort. toffelschalen und backten diese auf Über die Anfänge eines Gebetskrei- der Herdplatte. Im Sommer wuchsen ses in Borowsk berichten Elisabeth auf einer Insel, die den Fluss Kama in Schneider, geb. Rempel, und ihr Ehe- zwei Teile trennt, wilde Zwiebeln. Die mann Otto. Frau Schneider kommt ge- Rempels fuhren mit einem Boot hinü- bürtig aus der mennonitischen Kolo- ber und gruben, wie zahlreiche ande- nie Chortitza in der Ukraine. Ihr Vater re Deutsche, die Zwiebeln aus der Erde Johann Rempel wurde 1937 inhaftiert aus. Dies empfanden sie als ein Wun- und erschossen. Während des Krieges der Gottes, da sie dadurch dem Skor- gelangte sie mit ihrer Mutter Helene but entgingen. Im schlimmen Hunger- Rempel in den Warthegau nach Polen jahr 1947 fanden viele Menschen den und dann nachThüringen. Nach Kriegs- Tod, aber von der Familie Rempel über- ende übergaben die US-Amerikaner lebten alle Angehörigen. Ab 1948 ver- Thüringen den Sowjets und so befand besserte sich die Versorgungslage. In sich Familie Rempel über Nacht wieder der Baracke lebten sechs Familien in in der sowjetischen Besatzungszone. einem Zimmer von 24 qm. Mutter Helene wurde mit drei Töch- Mitten in dieser gespannten Atmo- sphäre geschah eine Neubelebung 9 Solikamsker ITL, http://www.gulag.me- des unterdrückten Glaubens. Haupt- morial.de/lager.php?lag=433, zuletzt abgerufen am 14.8.2017. 11 Elisabeth und Otto Schneider, Gemeindezeit- 10 Alfred Eisfeld, Victor Herdt, S. 394-396 schrift Andernach, 2015 30 BSB-Journal.de 2-2017 Geistlicher Aufbruch in Borowsk nach den Erinnerungen von Elisabeth Schneider sächlich waren es gläubige Mütter und Borowsk begannen einige Gottesfürch- Großmütter, die den Glauben in ihrer tige 1947 mit einem überkonfessionel- Familie heimlich lebendig hielten. An- len Gebetskreis. Es gab zuvor unabhän- dere behielten zwar das Wissen über gig voneinander christliche Aktivitäten Glauben und Gemeinde in ihrem Her- in dem Gebiet. Hier sammelten sich zen, wagten jedoch nicht ihre Kindern Menschen mit mennonitisch kirchli- davon zu erzählen, um sie zu schützen. chem, mennonitisch-brüdergemeind- Viele distanzierten sich vom Glauben. lichem, lutherischem, baptistischem Die Zeit war geprägt von harter Arbeit, und in einigen Fällen katholischem Hin- Ausgrenzung und Schikanen, so dass tergrund. Zwei Männer, Johann Ewert sich die Verbannten mit dem eigenen und Jakob Neufeld, lasen aus der Hei- Überlebenskampf beschäftigten. ligen Schrift vor. Beide waren Entlas- Die Gesellschaft der Verbannten sene aus der Arbeitsarmee. Ewert war setzte sich meist so zusammen: Viele schon etwas älter und nicht bei bester ältere und jüngere Frauen, sehr weni- Gesundheit. Neufeld (geb. 1909) wur- ge, oft ältere Männer und eine größere de im Krieg gewaltsam von seiner Frau Anzahl von Kindern und Jugendlichen. getrennt, die nach Kanada auswandern Gerade die jüngere Generation drohte konnte. Er hielt Briefkontakt zu ihr, was für den Glauben verloren zu gehen. Die ihm später zum Vorwurf gemacht wer- Kommunisten boten Kinos, Tanzveran- den sollte. Es gab keine ordinierten Äl- staltungen und andere Aktivitäten an, testen oder Prediger. Wer Lesekennt- um die Jugendlichen in ihrem Sinne zu nisse hatte und ein wenig Erfahrung prägen. Auch die Kinder frommer Müt- mitbrachte, durfte aus der Heiligen ter nahmen an diesen Veranstaltungen Schrift vorlesen. Elisabeth Schneider teil, was zu einer Verweltlichung führ- und ihre Mutter besuchten die - Ver te. Hier setzte dann eine Gegenbewe- sammlungen, die noch nicht regelmä- gung ein. In einer Phase wo die Kom- ßig stattfanden, in den Baracken und munisten weniger aufmerksam waren, Wohnungen. Erst Ende 1948 nahm die gründeten gläubige Mütter und etliche Anzahl der Zusammenkünfte zu. Elisa- ältere Männer eigene Gebetskreise.12 beth Schneider beschreibt diesen Vor- Sie beteten für die Bekehrung ihrer gang: „Vor der Versammlung wurde Kinder und Verwandten. Mit der Zeit das Zimmer leer geräumt und nur die stießen Kinder und Jugendliche dazu. Bettgestelle blieben drinnen. Die Brü- Bei Solikamsk und Borowsk gab es der machten Unterstellböcke, legten keine ethnischen oder konfessionel- Bretter darauf, und das waren dann len Siedlungen, deshalb waren Deut- unsere Bänke. Nach der Versammlung sche verschiedenster Ursprungsorte wurde wieder alles weggeräumt.”13 und Glaubensrichtungen gemischt. In Obwohl auch Kinder und Jugendliche mitkamen, so war die junge Generati- 12 Vgl. auch Johann Epp, Von Gottes Gnade ge- tragen. Gummersbach: Friedensstimme 1984, 43 ff 13 Schneider, ibid BSB-Journal.de 2-2017 31 Stefan Fröhlich on noch nicht gewonnen. Anfang 1949 form durch Untertauchen und in der sprang der Funke auf die Jugendlichen Gemeindemitgliedschaft, die durch die über und es gab unter ihnen eine Er- Taufe beginnt.15 Als Unterschiede sind weckung. Dadurch entstand eine eige- die Fragen nach der Verweigerung des ne Jugendgruppe. Bald schon wurden Wehrdienstes und die Eidesverweige- die ersten Jugendlichen auch in den all- rung zu nennen. Die Mehrheit in dieser gemeinen Versammlungen aktiv. Gruppe bildeten die Christen mit men- Bis 1949 waren die Gebetstreffen nonitischen Wurzeln. Durch die Erwe- überkonfessionell, so dass alle, die Gott ckung der Jugendlichen stießen aber suchten, kamen. Einige wollten aber auch junge Menschen hinzu, deren El- eine etwas tiefere Gemeinschaft, die tern einen anderen konfessionellen auch das Abendmahl mit einschloss. Hintergrund hatten. Als Beispiel sind Sie trafen sich mit Gleichgesinnten, um Otto Schneider und Theodor Fröhlich unter sich das Abendmahl abzuhalten. mit lutherischer Herkunft zu erwäh- An dieser Frage zerbrach dann aber nen. Mit der Aufteilung der Erweckten letztlich die Einheit unter den Teilneh- in separate Gemeinschaften begann mern des Gebetskreises. Die Luthera- eine neue Entwicklung vom Gebets- ner und die Kirchlichen Mennoniten kreis zur Gemeindegründung. bildeten jeweils eigene Gemeinschaf- Andere Gruppen profitierten auch ten, die ihrer konfessionellen Herkunft von der Erweckung. Den Lutheranern entsprachen. Der Gebetskreis nahm kam die pietistische Grundstruktur zu- eine baptistisch mennonitisch-brüder- gute, die auch Baptisten und Menno- gemeindliche Richtung an. Beide Be- niten kannten. Diese beinhaltete ne- wegungen stimmen bei Abendmahl, ben den regulären Gottesdiensten Taufe und auch im Gemeindeverständ- mit ordinierten Pfarrern und Geistli- nis weitgehend überein. In der An- chen auch brüderliche Erbauungsstun- fangsphase der Baptisten in Russland den von Laien mit Bibellesen und Ge- und bei der Entstehung der Mennoni- bet. Die Kirchenorganisation mit ihren ten-Brüdergemeinde im 19. Jhd. ent- Hierarchien war zwar zerschlagen, die wickelten sich brüderliche Verbindun- Erbauungsstunden aber wurden wäh- gen14, die später aber etwas abkühlten. rend der Erweckung neu belebt. Die El- Es gab gemeinsame Konferenzen, mis- tern von Otto Schneider blieben beim sionarische- und evangelistische Ein- lutherischen Bekenntnis, doch die Not- sätze. Übereinstimmung besteht in wendigkeit der Bekehrung und der der Glaubenstaufe inklusive der Tauf- Wiedergeburt erkannten sie an.16 Bei- des sind typisch pietistische Anliegen. 14 Wilhelm Kahle, Evangelische Christen in Ruß- land und der Sovetunion: Ivan Stepanovič Prochanov (1869-1935) und der Weg der Evangeliumschristen 15 Wilhelm Kahle, Frömmigkeit und kirchliches und Baptisten, Wuppertal, Kassel: Oncken 1978, S. Leben, in: Eisfeld, Die Russlanddeutschen, 196 51-54 16 Otto Schneider, 2015 32 BSB-Journal.de 2-2017 Geistlicher Aufbruch in Borowsk nach den Erinnerungen von Elisabeth Schneider Der Gebetskreis stand vor einer wei- den Gesang mit Gitarren. Der Gesang teren Herausforderung. Die neube- schallte übers Wasser bis Borowsk.”17 kehrten Jugendlichen baten Johann Die Erweckung wirkte sich auf das Ewert und Jakob Neufeld sie zu tau- Gemeindeleben aus. Von nun an ar- fen. Das stand unter einem hohen Ri- beiteten auch junge Männer in den siko. Allein die Versammlungen waren Versammlungen mit. Sie lasen aus der schon illegal und konnten Verhaftun- Heiligen Schrift vor, beteten und pre- gen nach sich ziehen. Eine Taufe muss- digten. Einige der Mitarbeiter waren te die kommunistischen Machthaber noch nicht getauft, darunter Theodor erst recht alarmieren und Zwangsmaß- Fröhlich. Er war gebürtiger Wolhyni- nahmen auslösen. Nach langem Zögern endeutscher und gehörte zu den Re- stimmten Ewert und Neufeld dann zu. patriierten. Er wohnte mit seiner Mut- Die Taufkandidaten wurden geprüft, ter und zwei Schwestern in Kalijrudnik, bevor sie zugelassen wurden. Die Taufe Solikamsk. konnte nur heimlich und in mehreren Die Lebensbedingungen besserten Gruppen geschehen. Es durften weni- sich zwar langsam, doch lebten die ge Zuschauer anwesend sein. Menschen unter schwierigen Verhält- E. Schneider hatte sich in ihrer alten nissen. Mit der Zeit fanden sie Woh- Heimat der Ukraine mit 9 Jahren be- nungen und konnten aus den Baracken kehrt. Dies geschah in der Erweckungs- ausziehen. Die Arbeit in den Betrie- zeit während der deutschen Besat- ben war allgemein sehr hart. Die Deut- zung, als die Kirchen wieder geöffnet schen wurden ausgegrenzt und nicht wurden. In der Verbannung wagte sie als gleichberechtigte Mitarbeiter be- einen Neuanfang. Am Abend des 20. handelt. Die meisten setzte man weder Juli 1949 wurde sie zusammen mit ih- in ihren gelernten Berufen, noch nach rer Schwester Helene und zwei weite- ihren Fähigkeiten ein.18 Die Christen ren Personen von Jakob Neufeld in der standen unter noch höherem Druck, Kama getauft. Ihre Mutter und wenige da sie in den Betrieben oft die schlech- Glaubensgeschwister waren als Zeu- teste Arbeit bekamen. Sie ernteten viel gen mit dabei. Ewert und Neufeld tauf- Spott vor allem von den Vorgesetzten, ten andere Gruppen von Jugendlichen die sie ideologisch beeinflussen woll- in der Nacht. ten. Dazu setzten die örtlichen Ge- Die Jugendlichen trafen sich zu eige- heimdienste Spitzel unter den Deut- nen Jugendtreffen oft an abgelegenen schen ein, die über die Gesinnung ihrer Orten. Dazu eine kurze Beschreibung: Kollegen, Bekannten, Freunde und Ver- „Mit Booten fuhren wir über den ers- wandten Bericht erstatteten. Ein fal- ten Arm der Kama auf die Insel, wo wir sches Wort konnte schon eine Anklage Gottes Wort lasen, beteten und san- nach sich ziehen. Dazu kamen Verhö- gen. Mehrere Jugendliche begleiteten 17 Elisabeth Schneider, 2015 18 Krieger, 35 BSB-Journal.de 2-2017 33 Stefan Fröhlich re und Drohungen, wo die Vorgelade- drei werden als „Sektant-Mennonit” nen zwar oft wieder freigelassen wur- bezeichnet. Die Ankläger werfen ihnen den, aber mit weiteren Repressionen den Aufenthalt auf okkupiertem Terri- rechnen mussten, wenn sie nicht ko- torium vor, d.h. dass sie als Repatriierte operierten. nach Solikamsk und Borowsk gekom- Die Reaktion der Behörden auf die men sind. Bei Prozessende wurden sie Erweckung ließ nicht auf sich warten. wegen antisowjetischer Agitation und Das neu entstandene geistliche Leben antisowjetischer Tätigkeit verurteilt. empfanden sie als Bedrohung für die Unter diesen verschleierten Begriffen kommunistische Gesellschaft, denn es fanden sich alle Arten von religiöser verhinderte die Einordnung in das Sys- Betätigung. Neufeld und Dyck muss- tem. Von 1951-52 wurden die neu ent- ten 20 Jahre in Haft, Ens 15 Jahre, ihr standenen Gebetskreise durch eine Vermögen wurde beschlagnahmt. Mit neue Verhaftungswelle19 bedrängt. Im diesen Festnahmen begnügten sich die Falle Borowsk begann diese wenige Behörden nicht. Von der jungen Ge- Monate zuvor. Am 9. Oktober 195020 neration, die von der Erweckung- er wurde Jakob Neufeld, einer der Haupt- fasst war, wurden fünf junge Männer verantwortlichen, festgenommen. Er im Zeitraum von November bis De- hoffte, dass die Behörden sich mit sei- zember 1950 verhaftet. Sie predigten ner Verurteilung zufriedengeben wür- gelegentlich in den Versammlungen den, doch dies erfüllte sich nicht. Jo- und waren in der Jugendgruppe aktiv. hann Ewert war bereits todkrank, Bei einer Hausdurchsuchung fand die deshalb wurde von einem Prozess ge- Geheimpolizei ein Foto, das die fünf gen ihn abgesehen. Zwei weitere Men- zeigte. Am 1.11. verhaftete sie -Her noniten aus Solikamsk (kirchliche Men- bert Falkenstern, geb. 1930, am 28.11. noniten?), Peter Dyck, geb. 1910, und Theodor Fröhlich, geb. 1929, und Ab- Jakob Ens, geb. 1887, waren seit dem ram Martens, geb. 1931. Es folgte am 16.8.1950 inhaftiert. Das Gedenkbuch 27.12. Oskar Ferderer, geb. 1927. Die für die Opfer des Kommunismus im Ge- Rolle des fünften Wladimir Batschkow, biet Perm ist eine wichtige Quelle für ein russischer Baptist, der auf der Rei- die Geschehnisse. Es enthält u.a. eine se Borowsk besuchte, ist unklar. Im Liste der ihnen zur Last gelegten Vor- Prozess trat u.a. eine deutsche Frau als würfe. Da das Urteil aller drei Personen Zeugin gegen sie auf. am gleichen Tag, dem 14.12. erging, Eine Kurzfassung des Urteils lautet: könnte der Prozess gegen sie gemein- „Theodor Eduardowitsch Fröhlich. Ge- schaftlich geführt worden sein. Alle boren im Jahre 1929, im Bezirk Tscher- wonoarmejsk, Region Shitomir, der 19 Krieger, 127 Ukrainischen SSR. Deutscher; Lebte 20 Gedenkbuch der Deutschen aus der Regi- zuletzt in Solikamsk, Region Perm. Er on Perm (Russisch), Tom I, Kniga 2, Perm: Puschka, wurde am 28. November 1950 fest- 2007, 144 ff 34 BSB-Journal.de 2-2017 Geistlicher Aufbruch in Borowsk nach den Erinnerungen von Elisabeth Schneider genommen. Verurteilt am 6. Februar zeit einen Gottesdienst feierten. Eine 1951 wegen Verrat, antisowjetischer Hochzeitsrede galt nicht als illegal. So Agitation, antisowjetischer Tätigkeit. wurden Hochzeiten, Geburtstage und Urteil: 25 Jahre Haft.”21 Beerdigungen auch evangelistisch ge- Es fällt auf, dass bei T. Fröhlich zu- nutzt. sätzlich der Vorwurf des Landesverrats Nach Aussage der Schneiders ka- erhoben wurde, der bei den anderen men die Inhaftierten der Gemein- fehlt. E. Schneider, die spätere Schwä- de am 16.4.1955 frei. Josef Stalin war gerin, erinnert sich daran, dass bei ihm zwei Jahre zuvor am 05.03.1953 bei während einer Hausdurchsuchung ein Moskau verstorben. Im Zuge des Tau- Hitlerjugend-Hemd entdeckt wurde. wetters wurden politische Gefangene Das war das einzige Kleidungsstück, entlassen. Das Jahr 1955 brachte wei- dass er bei der Deportation am -Kör tere Erleichterungen für die Depor- per trug. Am Verbannungsort erhiel- tierten mit sich, die Befreiung von der ten die Deportierten aber keine neuen Kommandanturaufsicht, in dem De- Kleidungsstücke, so dass er es vor al- kret vom 13.12. „Über die Aufhebung lem im Winter weiterverwenden muss- der Beschränkungen in der Rechtsstel- te. Eine Straferhöhung brachte es nicht lung der Deutschen und ihrer Ange- ein, denn die 25 Jahre ergaben be- hörigen, die sich in Sondersiedlungen reits die Höchststrafe. Theodor Fröh- befinden”22. Das bedeutete keines- lich und Oskar Ferderer kamen nach wegs, dass man die Deutschen nun als Irkutsk, Tajschet, ins Arbeitslager, Her- vollwertige Sowjetbürger anerkannte. bert Falkenstern und Abram Martens Jedoch wurden einige Einschränkun- nach Workuta. Martens starb in sei- gen aufgehoben. Die monatliche Mel- ner Haftzeit bei einem Unfall in einer depflicht bei einem Kommandanten Kohlengrube. Die Jugendlichen schrei- entfiel, auch das Verbot sich in einem ben ihren inhaftierten Brüdern Ermu- gewissen Umkreis nicht von seinem tigungsbriefe ins Straflager. So ist bzw. Wohnort entfernen zu dürfen. Die ein Brief von Helene Rempel an ihren „Verbannung auf ewig” endete hier- späteren Ehemann T. Fröhlich erhalten mit, so dass die Deutschen den Verban- geblieben, auch wenn sie damals noch nungsort verlassen und einen anderen in keiner direkten Beziehung standen. Wohnort wählen durften. Dennoch E. Schneider schrieb dem inhaftierten war es ihnen weiterhin verboten, sich Jakob Neufeld über ihre anstehende in ihren ehemaligen Heimatorten an- Heirat mit Otto Schneider. Er gab aus zusiedeln. Das konfiszierte Vermögen dem Straflager seinen Segen dazu. So wurde ihnen nicht zurückerstattet. Die heirateten die beiden und wurden von Deutschen in Borowsk schauten sich Philipp Schatz getraut. Sie nutzen den Freiraum, als sie im Umfeld der Hoch- 22 Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 13. Dezember 1955, in: Eisfeld, ibid, 21 Ibid., 208 131. BSB-Journal.de 2-2017 35 Stefan Fröhlich nach Auswanderungsmöglichkeiten gen blieben sie fern. Sie läsen nur in in wärmere Gegenden der UdSSR um. der Bibel, jedoch keine andere Litera- Eine völlige Ansiedelungsfreiheit gab tur und dass, obwohl einige gebildete es indessen nicht. Umzüge mussten Personen unter ihnen seien. Viele von genehmigt werden, wenn man zuvor ihnen unterhielten Kontakte in die ge- Arbeit gefunden hatte. samte Sowjetunion und ins Ausland zu Deutsche Gemeinden konnten wei- Familienangehörigen in die USA, nach terhin nicht registriert werden und Kanada, Brasilien, in die BRD24. Sie wür- standen unter Bewachung. Ein Doku- den gerne auswandern oder doch zu- ment von 1958 enthält eine Statistik mindest in wärmere Gegenden ziehen. über deutsche Gemeinden und Gebets- In Borowsk kaufte die Gemeinde ein kreise im Gebiet Molotow. Demnach eigenes Haus, das offiziell einer Frau gehörten in Borowsk 100 Personen den gehörte. Zwei Frauen bewohnten dar- Evangeliumschristen-Baptisten (ECB) in ein kleines Zimmer. Dieses Haus wird an, 150 den (kirchlichen) Mennoniten, von den Behörden ebenfalls erwähnt, dazu kamen 25 Katholiken und 25 Lu- sowie die Kaufsumme. Ein Ostergot- theraner.23 Da in Borowsk in dem Zeit- tesdienst ist genauer beschrieben mit raum nur zwei täuferische Freikirchen den Namen der Prediger und Aussagen existierten, fällt die Gemeinde von Eli- aus den Predigten. Zitiert wird die Aus- sabeth Schneider unter die Bezeich- sage „Es seien Wölfe unter den Scha- nung ECB-Gemeinde. Offizielle -Mit fen”. Deshalb müssten sie sich wieder gliederlisten gab es nicht, denn diese in kleineren Gruppen in Privathäusern hätten die Sicherheit der Mitglieder versammeln25. Die Einschätzung mit gefährdet. den Wölfen unter den Schafen ist ge- Was die Arbeitsmoral der gläubigen wiss zutreffend, denn die Informatio- Deutschen angeht, so stufte man sie nen stammen ohne Frage von Spitzeln. als fleißige Leute ein. Sinngemäß wie- Elisabeths Schwester Helene hei- dergegeben lautet ein Bericht der Be- ratete 1955 Theodor Fröhlich, weni- hörden: Ihnen ginge es materiell gut. ge Monate nach seiner Freilassung. Er Sie erledigten die ihnen zugewiesene arbeitete in einer Abteilung, die Bau- Arbeit zuverlässig und beschwerten arbeiten in großen Industriebetrieben sich über ihre Lage nicht. Viele hätten durchführte. Am 8. Juli 1960 kam er bereits Häuser, doch manche wohn- auf einer Baustelle bei einem Arbeits- ten noch in Baracken. Diejenigen, die unfall ums Leben. Er hinterließ eine noch beengt wohnten, beklagten sich Witwe mit drei Kindern, das jüngste über zu wenig Raum. An Betriebsver- davon drei Wochen alt. Einer der letz- sammlungen nähmen sie teil, doch sie ten Bibelverse, den er mit seiner Ehe- meldeten sich dort nicht zu Wort. Po- frau kurz vorher gelesen hatte, steht in litischen und kulturellen Veranstaltun- 24 Gedenkbuch, 227 23 Gedenkbuch, S. 234-235 25 Ibid, 229 36 BSB-Journal.de 2-2017 Geistlicher Aufbruch in Borowsk nach den Erinnerungen von Elisabeth Schneider Psalm 31,15: „Meine Zeit steht in dei- Unterschiede je nach Standort. Die Trä- nen Händen.” ger der Erweckung waren ausnahmslos Nur ein Jahr später, im August 1961, Laien. Frauen, die ihre Kinder (heim- zogen Otto und Elisabeth Schneider lich) christlich erzogen und Gebetskrei- mit damals zwei Kindern und Ottos El- se mitgründeten, ältere Männer, die tern nach Lettland um. Ebenso kamen aus der Heiligen Schrift vorlasen und Elisabeths Mutter, die Schwester He- eine überwiegend entchristlichte, aber lene und ihre drei Kinder mit. Sie hat- durch gläubige Mütter (und Väter) ge- ten dort zwar keine Familienangehö- prägte Jugend, die mit der Erweckung rigen, aber es hieß, man könne von für das Evangelium gewonnen wer- dort schneller nach Deutschland emi- den konnte. Aus dieser dritten Gruppe grieren. 1975 durften sie nach langen der Neubekehrten gingen später vie- Kämpfen nach Deutschland ausreisen. le Prediger, Gemeindeleiter, Reisepre- Die abnehmende Zahl der Deut- diger und Evangelisten hervor, die das schen im Gebiet Perm macht sich auch geistliche Leben in der Sowjetunion in einer Statistik von 1978 bemerkbar. für Jahrzehnte gestalteten. Dies zeigt Demnach lebten in Solikamsk (mit Bo- auch das Beispiel Borowsk. Einige aus rowsk) 114 Mitglieder26 der ECB, davon der damaligen Jugendgruppe beteilig- 93 Deutsche, 70 Lutheraner, 20 kirch- ten sich nach ihrer Ankunft in Deutsch- liche Mennoniten und 24 Angehörige land an der Gründung eigenständiger der MBG. Bei den Letzteren waren alle russlanddeutscher Gemeinden. Sie Mitglieder Deutsche. prägten das geistliche Leben in der So- Das geistliche Leben in der Sowje- wjetunion und in der Anfangszeit in tunion brach sich in den 50er Jahren, Deutschland mit. Dies war alles Folge mancherorts auch schon in den 40er der Erweckungszeit, die von der älte- Jahren, wieder Bahn. Die Prozesse, die ren Generation auf die jüngere - über zur Gründung von Gebetskreisen und griff und den Lebens- und Glaubens- später zu Gemeinden führten, zeigen weg vieler Menschen mitbestimmte. Ähnlichkeiten, jedoch auch regionale

26 Ibid, S. 280-281 BSB-Journal.de 2-2017 37 Irrwege evangelischer Landeskirchen Irrwege der evangelischen Landeskirchen und unter welchen Bedingungen doch noch ein Aufbruch zu erwarten wäre

Friedhelm Jung den Landeskirchen eine neue Vision Dekan Seminarprogramm und Dozent zu vermitteln3, die darauf ausgerichtet [email protected] war, die Mitgliederzahlen zu stabilisie- ren und die Zahlen der Gottesdienst- ie zwanzig evangelischen Landes- besucher zu steigern. Doch nichts von Dkirchen in Deutschland, die in der dem wurde erreicht. Im Gegenteil: Die EKD (Evangelische Kirche in Deutsch- Mitgliederzahlen fallen noch schneller land) zusammengeschlossen sind, ma- und der Gottesdienstbesuch ist inzwi- chen seit Jahren einen Schrumpfungs- schen auf unter 4 Prozent der Mitglie- prozess durch, der zum einen durch der abgesackt. Austritte (jedes Jahr rund 200.000) Warum haben die evangelischen und zum anderen durch den demo- Landeskirchen keine Zukunft? Oder an- graphischen Wandel verursacht wird. ders gefragt: Unter welchen Bedingun- Während 1990 noch rund 30 Millio- gen könnte es zu einer Trendwende nen Menschen den Landeskirchen an- kommen? gehörten, sind es heute (2017) weniger als 22 Millionen.1 Der Schrumpfungs- 1. Tauffrage prozess wird sich fortsetzen, so dass 2040 voraussichtlich nur noch etwa 16 Als die evangelisch-lutherische Kirche Millionen Personen zu den evangeli- vor 500 Jahren entstand, brach der Re- schen Landeskirchen gehören werden.2 formator Martin Luther mit verschie- Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender denen falschen Positionen der katholi- der EKD von 2003 bis 2009, versuchte schen Kirche; doch nicht mit allen. Eine mit seinem Perspektivprogramm „Kir- von der Bibel nicht vertretene Lehre, che der Freiheit“ aus dem Jahr 2006 die die lutherische Kirche beibehielt, 1 https://de.wikipedia.org/wiki/Mitglieder- ist die Säuglingstaufe. Zwar wusste Lu- entwicklung_in_den_Religionsgemeinschaften ther auch, dass das Wasser der Taufe (27.02.2017). keinen Menschen retten kann, sondern 2 https://www.domradio.de/nachrich- ten/2011-03-23/evangelische-kirche-verliert-bis- 3 https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Hu- 2040-ein-drittel-ihrer-mitglieder (27.02.2017). ber (27.02.2017). 38 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen der Glaube nötig ist; gleichwohl hielt er griechische Wort für taufen (baptizo) an der Säuglingstaufe fest und vertei- „eintauchen, untertauchen“ und zeigt digte sie gegen die Wiedertäufer.4 Bis somit an, dass die Person nicht nur be- heute glauben viele Mitglieder der EKD sprengt, sondern ganz im Wasser un- (und natürlich auch der katholischen tergetaucht wurde. Kirche), dass sie durch ihre Taufe geret- Die Taufe hat einen doppelten Sym- tet sind und in den Himmel kommen. bolgehalt: Das Wasser der Taufe ist Doch dies ist ein verhängnisvoller Irr- zunächst Sinnbild für die Reinigung tum. Die Lehre des Neuen Testamentes durch das Blut Christi. Wie Wasser zur Taufe sieht ganz anders aus als lu- den Schmutz vom Körper abwäscht, therische und katholische Kirche es be- so wäscht Christi Blut den Schmutz haupten. Sie sei hier kurz dargestellt. der Sünde ab. Deutlich muss hier be- Im Neuen Testament gibt es zwei tont werden, dass nicht das Wasser der Taufen: die Taufe des Johannes und die Taufe und auch nicht das bei der Taufe christliche Taufe. Die Taufe des Johan- gesprochene Wort die Sünden vergibt; nes war nur für das Volk Israel gedacht allein das Blut Christi vergibt Sünden und sollte die Juden auf die Ankunft (1 Petrus 1,18f.; Hebräer 9, 13f.; Of- des Messias vorbereiten. Johannes for- fenbarung 1,5), wenn ein Mensch sei- derte die Juden auf, ihre Sünden zu be- ne Sünden bekennt und sich bekehrt. kennen und sich Gott wieder zuzuwen- Denn weil Jesus stellvertretend sein den, um so den Messias empfangen zu Leben für uns in den Tod gegeben hat, können (Lukas 1,76ff.; 3,1ff.). Johannes erfährt der Mensch, der dies glaubt, 3,23 legt die Vermutung nahe, dass die Vergebung seiner Schuld. Stellen, die Johannestaufe eine Untertauchstau- auszudrücken scheinen, dass die Tau- fe war; wozu sonst brauchte man viel fe selbst Sünden vergibt und die Wie- Wasser? dergeburt wirkt (z. B. Epheser 5,26; Tit Die christliche Taufe ist im Unter- 3,5), sind dadurch zu erklären, dass zur schied zur Johannestaufe eine Taufe auf Zeit des NT Bekehrung und Taufe so den dreieinigen Gott, die Jesus selbst eng beieinanderlagen, dass die Tau- nach seiner Auferstehung einsetzte fe als Synonym für die Bekehrung ge- (Matthäus 28,18ff.). Sie ist nicht nur für braucht werden konnte. Juden, sondern für Menschen aus allen Der zweite Aspekt der christlichen Völkern bestimmt, sofern diese Jesus Taufe ist der Tod des alten und die als persönlichen Erlöser angenommen Auferstehung des wiedergeborenen haben (Apostelgeschichte 16,31-33). Menschen. Wenn ein Mensch bei der Wie die Johannestaufe wurde auch die Taufe im Wasser untertaucht, symboli- christliche Taufe von Anfang an als Un- siert dies, dass sein altes sündiges Le- tertauchstaufe praktiziert. Darauf weist ben nun ein Ende gefunden hat; wenn Römer 6,3f. hin. Auch bedeutet das er aus dem Wasser auftaucht, so wird dadurch symbolisch ausgedrückt, dass 4 Confessio Augustana, Artikel IX. BSB-Journal.de 2-2017 39 Friedhelm Jung ein neues Leben beginnt, das für Gott ben. Täuferische Kirchen etwa lehnen und den Mitmenschen gelebt wer- die Säuglingstaufe ab, weil der Täufling den soll (Römer 6,3ff.; Kolosser 2,12). noch nicht glauben kann. Lutherische Es soll hier ausdrücklich betont wer- Kirchen bekämpfen die sogenannten den, dass ein Mensch, der Christ wird Wiedertäufer, weil sie es für ein schlim- und sich taufen lässt, nicht plötzlich mes Vergehen halten, sich ein zweites sündlos lebt. „Der alte ist wohl Mal taufen zu lassen. ersäuft, aber das Biest kann schwim- Welche Bedingungen muss also men“, soll Martin Luther gesagt ha- eine Taufe erfüllen, um gültige christ- ben. Christen werden nach ihrer Tau- liche Taufe zu sein? Das Neue Testa- fe weiterhin versucht und fallen auch ment zeigt, dass zwei Bedingungen er- gelegentlich in Sünde. Doch sie leben füllt sein müssen: Der Täufling glaubt aus der Vergebung Christi und dürfen an Jesus als seinen Erlöser (Matthäus immer wieder Reinigung empfangen 28,19; Markus 16,16; Apostelgeschich- (1 Johannes 1,9). te 16,31ff) und die Taufe muss nach der Durch die Taufe wird ein Mensch Vorgabe des Neuen Testamentes auf nicht Mitglied der Familie Gottes, son- den dreieinigen Gott erfolgen (Mat- dern durch Bekehrung und Wieder- thäus 28,19). Diese Mindestanforde- geburt werden wir Mitglieder der rungen definieren die christliche Tau- Gemeinde Jesu (der unsichtbaren Kir- fe. Das Neue Testament geht natürlich che Christi); mit seiner Taufe wird ein zusätzlich davon aus, dass der Taufen- Mensch jedoch Mitglied der sichtba- de selbst getaufter Christ ist und dass ren, lokalen Kirchengemeinde. Die Tau- die Taufe durch Untertauchen voll- fe zeigt nach außen, dass wir zur Fami- zogen wird. Doch wird dies nirgends lie Gottes gehören, so wie ein Ehering ausdrücklich gefordert. Gemäß dieser zeigt, dass wir unserem Partner zuge- Definition kann jedoch eine Säuglings- hörig sind. Um den Beginn der Mit- taufe, auch wenn die Eltern und Paten gliedschaft in der Ortsgemeinde öffent- sich zur christlichen Erziehung des Kin- lich zu dokumentieren, werden Taufen des verpflichten, nicht als christliche häufig auch in der Öffentlichkeit (z. B. Taufe anerkannt werden, weil der Ge- in einem See, Fluss oder Schwimm- taufte nicht Christ ist. Gleichzeitig ist bad) durchgeführt. Die Taufe besitzt in der Vorwurf der Wiedertaufe unbe- der Tat einen Bekenntnischarakter: Der rechtigt. Denn jemand, der als Säug- Täufling bekennt vor der sichtbaren ling getauft wurde, später Christ wird und unsichtbaren Welt, dass er sich für und sich auf seinen Glauben hin tau- die Nachfolge Jesu Christi entschieden fen lässt, wird seine Säuglingstaufe hat. Dies soll jeder wissen. gar nicht als Taufe betrachten können; Zwischen den verschiedenen christ- denn ihm fehlte die erste Vorausset- lichen Kirchen hat es einen jahrhun- zung für die Taufe, der Glaube. (Dass dertelangen Streit über die Taufe gege- übrigens eine Wiederholung der Tau-

40 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen fe keine so große Sünde sein kann, wie Während die Untertauchstaufe die die lutherische und katholische Kirche normale Form der Taufe darstellt, kann behaupten, kann man leicht aus Apos- die Besprengungstaufe dann prakti- telgeschichte 19,3.5 erkennen.) ziert werden, wenn ein Täufling z. B. Die Säuglingstaufe kann durch das aus gesundheitlichen Gründen nicht Neue Testament nicht belegt werden. untergetaucht werden darf. Als Re- Keine einzige Stelle erwähnt die Tau- gel sollte jedoch die Taufe durch Un- fe unmündiger Kinder. Jesus selbst hat tertauchen gelten; denn nur so kann Kinder gesegnet, aber nicht getauft. symbolisch das Sterben des alten und Zwar spricht das Neue Testament da- Auferstehen des neuen Menschen dar- von, dass ganze Häuser getauft wur- gestellt werden. den (Apostelgeschichte 16,33). Doch dabei ist weniger an die kleinen Kin- Wenn die evangelischen Landeskir- der zu denken, sondern vielmehr an chen wieder wachsen wollen, müssen die Diener und Mägde, an die Eltern sie sich vom Irrtum der Säuglingstaufe und Großeltern, die in den damali- trennen. Die Pfarrer dürfen ihren Ge- gen Großfamilien lebten. Auch die von meindemitgliedern nicht suggerieren, manchen Kirchen gezogene Parallele dass diese aufgrund ihrer Taufe geret- zur Beschneidung im Alten Testament tet sind; vielmehr muss Umkehr und kann als Argument für die Kindertau- Glaube an Christus als notwendige Be- fe nicht überzeugen. Denn wie im Al- dingung für das Heil gepredigt werden. ten Testament ein Kind durch die Ge- Leider geschieht dies in den landes- burt zum Mitglied des jüdischen Volkes kirchlichen Gottesdiensten eher selten. wurde und die Beschneidung dies nur besiegelte, so wird im Neuen Testa- 2. Staatskirchliche Relikte ment ein Mensch durch die Wiederge- burt zum Glied des Leibes Christi, was Im Mittelalter war der Papst nicht nur dann durch die Taufe besiegelt wird. der unumschränkte Herrscher über die Ab welchem Alter darf man einen Kirche, sondern er sah sich selbst so- Menschen taufen? Die Bibel gibt keine gar als Herr über alle Fürsten und Kö- Zahl und wir sollten es auch nicht tun. nige. Mit der Entstehung der evange- Es hat sich zwar bewährt, mit der Taufe lischen Kirche im 16. Jahrhundert kam bis zur Religionsmündigkeit (14 Jahre) Bewegung in dieses System. Zahlrei- zu warten. Doch wenn ein 12-jähriges che Fürsten wurden evangelisch und Kind die Taufe begehrt und glaubhaft lehnten die Autorität des Papstes ab. deutlich machen kann, dass es sich Nach Kriegen zwischen dem katholi- bekehrt hat und von Herzen an Jesus schen Kaiser Karl V. und protestanti- glaubt, dann sollte diesem Kind die schen Fürsten kam es 1555 zum Augs- Taufe nicht verwehrt werden. burger Religionsfrieden. Dieser führte das Prinzip „cuius regio, eius religio“

BSB-Journal.de 2-2017 41 Friedhelm Jung ein: Wem die Herrschaft gehört, der gionswissenschaft angeboten werden, bestimmt auch die Religion. Seit dieser also die objektive Darstellung der ver- Zeit hatten auch die protestantischen schiedenen Religionen unserer Welt. Fürsten das Recht, Geistliche ein- und Die bekenntnisgebundene Theologie abzusetzen. Sie waren – ähnlich wie der einzelnen Kirchen gehört dagegen die Königin von England noch heute – an ihre eigenen theologischen Hoch- die obersten Repräsentanten der Kir- schulen. Solche gibt es auch sowohl im che auf ihrem Gebiet. Es gab also eine Raum der evangelischen (z. B. Kirchli- enge Verbindung von Thron und Altar. che Hochschule Wuppertal) wie der ka- Nach dem Ende des ersten Weltkriegs tholischen Kirche (z. B. Philosophisch- wurde diese Form von Staatskirche in theologische Hochschule Vallendar). Deutschland abgeschafft. So bestimmt Doch sind sie relativ klein und unbe- die Weimarer Verfassung von 1919: „Es deutend. Die große Mehrheit des theo- besteht keine Staatskirche.“ Diese und logischen Nachwuchses der Kirchen andere Bestimmungen der Weimarer wird weiterhin an den Universitäten Verfassung sind im Artikel 140 in das ausgebildet. Ja, die Kirchen verlangen deutsche Grundgesetz eingegangen. sogar, dass jeder angehende Pastor Obgleich es also in Deutschland eine Mindestzahl von Semestern an ei- eine klare Trennung von Staat und Kir- ner staatlichen Universität studiert ha- che gibt, haben sich Reste des Staats- ben muss. kirchentums dennoch bis heute ge- Zwar wird heute, wo wir erste Lehr- halten. Dazu zählen zum Beispiel der stühle für islamische Theologie an staatliche Einzug der Kirchensteuer so- deutschen Universitäten haben, von wie die Ausbildung der Geistlichen auf Seiten der Politik darauf hingewie- Staatskosten. Beides ist problematisch. sen, dass die Ausbildung des theolo- Dass die Theologieprofessoren und an- gischen Nachwuchses an den Univer- deren Angestellten der evangelischen sitäten auch Vorteile besitze, nämlich und katholischen Fakultäten deutscher vor allem die Möglichkeit der Kontrolle Universitäten durch Steuermittel fi- von Lehrinhalten. Ohne Zweifel ist dies nanziert werden, ist nicht nur ein Är- im Blick auf die islamische Theologie gernis für Atheisten und Konfessionslo- ein wichtiger Aspekt. Doch auch wenn se, deren Anteil immerhin inzwischen es private islamische Hochschulen in bei über 30 Prozent der Bevölkerung Deutschland geben würde, könnte liegt, sondern auch für Mitglieder der der Staat ohne Zweifel Kontrollmecha- Freikirchen, die dieses Recht nicht ha- nismen schaffen, die es ihm erlauben ben. Eigentlich sollte die Ausbildung würden, diese Schulen auf ihre Verfas- der Geistlichen gar nicht an Univer- sungstreue hin im Blick zu behalten. sitäten erfolgen, sondern an eigenen Ein weiteres Relikt des Staatskir- theologischen Hochschulen der Kir- chentums ist die Kirchensteuer. Eine chen. An Universitäten sollte nur Reli- Kirchensteuer ist an sich schon zu ver-

42 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen werfen. Die Bibel zeigt, dass jeder frei- rische Kirche, SELK, oder in den Bund willig das geben soll, was ihm auf dem Freier evangelischer Gemeinden). Herzen liegt (2 Korinther 9,7); dabei Doch was genau heißt „bibelkritische darf der Zehnte des Alten Testaments Theologie“? Wann entstand sie und als Richtschnur dienen. Doch ein wie weit ist sie heute verbreitet? Zwang im Sinne einer Steuer, die neun Immanuel Kant hat mit seiner klas- Prozent von der Lohnsteuer umfasst sischen Definition von Aufklärung und von jedem berufstätigen Kirchen- die Menschen dazu aufgerufen, nicht mitglied bezahlt werden muss, lehnt mehr blind irgendwelchen Autoritä- die Bibel ab; sie betont die Freiwillig- ten (Kirche, Staat) zu glauben, sondern keit. Dazu kommt der Einzug durch die sich selbst ein Urteil zu bilden: „Auf- Finanzämter. Zwar lässt sich der Staat klärung ist der Ausgang des Menschen diese Dienstleistung von den Kirchen aus seiner selbst verschuldeten Un- bezahlen. Doch die enge Kooperation mündigkeit. Unmündigkeit ist das Un- zwischen dem Staat und den Volkskir- vermögen, sich seines Verstandes ohne chen, die in diesem Geschehen zum Leitung eines anderen zu bedienen.“5 Ausdruck kommt, ist für Konfessions- In der Zeit der Aufklärung (17./18. lose ein Ärgernis, zumal immer wieder Jahrhundert) emanzipierten sich die betont wird, dass wir in einem säkula- Menschen von Autoritäten, denen bis ren Staat leben, in dem alle Religionen dahin uneingeschränkt geglaubt wur- gleichbehandelt werden. de. Vor allem die Kirche, ihre Dogmen und die Bibel wurden nicht mehr als 3. Bibelkritische Theologie etwas Gott Gegebenes gesehen, son- dern als Produkte des Menschen, die Wie oben erwähnt, gibt es für den Mit- kritisch zu hinterfragen seien. Die Ver- gliederschwund der EKD-Kirchen zwei nunft wird fortan als letzte Prüfungsin- wesentliche Gründe: Austritte und stanz betrachtet, vor der sich der Glau- die Demographie. Ein weiterer wich- be und das Handeln der Menschen zu tiger Grund, der allerdings nur selten rechtfertigen habe. thematisiert wird und der deshalb im In der Folgezeit bemühten sich an- Folgenden etwas ausführlicher darge- fangs eher wenige, bald aber immer stellt werden soll, ist die kritische Hin- mehr Gelehrte, mit ihrer (doch sehr be- terfragung der Bibel, die vonseiten grenzten) Ratio die Bibel auf richtig und der Theologie ausgeht und viele Mit- falsch zu durchforschen und (angeb- glieder ergriffen und verunsichert hat; liche) Fehler und Widersprüche in ihr nicht wenige haben die Landeskirchen bewusst verlassen und sind in Kirchen eingetreten, in denen die Autorität der Bibel noch etwas gilt (zum Beispiel in 5 Immanuel Kant, „Beantwortung der Frage: die Selbständige Evangelisch-Luthe- Was ist Aufklärung?“ In: Berlinische Monatsschrift 4 (1784), S. 481–494. BSB-Journal.de 2-2017 43 Friedhelm Jung nachzuweisen.6 Vor allem an den Uni- fügung gestellt, so dass schließlich alle versitäten wird seitdem gelehrt, dass satt wurden. Der Bericht von Jesu Gang man die Bibel nicht als Gottes fehlerlo- über das Meer (Matthäus 14,22ff) wird ses Wort betrachten darf. Vielmehr sei von Theologen einfach so mit der Ver- sie von Menschen geschrieben wor- nunft „harmonisiert“, dass man be- den, die als Kinder ihrer Zeit auch die hauptet, unter der Wasseroberfläche fehlerhaften Vorstellungen der damali- hätten – kaum sichtbar – große Stei- gen Zeit in die Bibel hineingetragen hät- ne gelegen und auf diesen sei Jesus ge- ten. Außerdem sei es ihnen gar nicht gangen. Aus der Entfernung habe dies darum gegangen, objektive Wahrhei- so ausgesehen, als ob er über das Was- ten weiterzugeben, sondern sie hät- ser ginge. ten alles durch die Brille ihres (naiven) Die bibelkritische Einstellung hat sich Glaubens gesehen und letztlich das Ziel inzwischen bis zu fast dem letzten Zeit- verfolgt, bei den Lesern Glauben zu genossen durchgesetzt. Menschen, de- wecken. Die Bibel sei somit ein Glau- ren Bibelkenntnis sich in Grenzen hält, bensbuch, aber kein Buch, das objekti- begründen ihre Zweifel an der Bibel auf ve Fakten berichte. Darum müsse man eher schlichte Weise mit zum Beispiel die Bibel kritisch lesen und zunächst folgendem Argument: Adam hatte zwei einmal alles hinterfragen und anzwei- Söhne, Kain und Abel. Kain schlug Abel feln und dürfe höchstens das akzep- tot und zog dann in ein fernes Land und tieren, was der aufgeklärten Vernunft heiratete. Woher aber kam seine Frau? einleuchte und durch archäologische Gebildetere Zeitgenossen argumentie- oder profan-historische „Beweise“ ge- ren mit der Evolutionstheorie, die doch sichert sei. Berichte über Wunder, die klar bewiesen habe, dass der Mensch der menschlichen Vernunft nicht ein- nicht von Gott geschaffen worden sei, leuchten, werden dann einfach umin- sondern sich aus dem Tierreich empor terpretiert. So habe bei der Speisung entwickelt habe, die Bibel also nicht der Fünftausend (Johannes 6,1ff) in stimme. Wahrheit keine Brotvermehrung statt- Wer sich die Mühe macht, die vor- gefunden. Vielmehr habe die Bereit- gebrachten kritischen Argumente ein- willigkeit des Kindes, seine fünf Brote mal kritisch zu hinterfragen, kommt zu und zwei Fische zur Verfügung zu stel- erstaunlichen Ergebnissen. Doch diese len, ansteckend auf die anderen Men- sind entweder in der Öffentlichkeit gar schen gewirkt; diese hätten dann ihre nicht bekannt oder werden aus ideolo- mitgebrachten Vorräte auch zur Ver- gischen Gründen bewusst verschwie- 6 Karl-Heinz Michel, Anfänge der Bibelkritik. gen. Quellentexte aus Orthodoxie und Aufklärung, Wup- So kann zum Beispiel jeder, der die pertal: Brockhaus, 1985; Hans-Joachim Kraus, Ge- Bibel kennt, die Frage nach Kains Ehe- schichte der historisch-kritischen Erforschung des frau leicht beantworten. Adam hat- Alten Testaments, 3. Aufl. Neukirchen-Vluyn: Neukir- te nämlich laut Genesis 5,4 neben chener Verlag, 1982. 44 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen Kain und Abel viele andere Söhne und nach dem Hergang des Unfalls befra- Töchter. Kain hat einfach eine seiner gen wird, werden alle vier Zeugen Dar- Schwestern geheiratet, was in der An- stellungen zu Protokoll geben, die sich fangszeit der Menschheit noch nicht in Einzelheiten unterscheiden werden. untersagt war. Denn sie alle haben den Unfall aus ver- Doch gibt es auch Bibelstellen, die schiedenen Perspektiven gesehen. zu harmonisieren schwieriger ist. Ein Die Darstellungen werden sich jedoch Beispiel: Matthäus 27,44 und Markus nicht widersprechen, sondern ergän- 15,32 sagen, dass die beiden Verbre- zen. Ebenso müssen auch die Evan- cher, die mit Jesus gekreuzigt worden gelienberichte gesehen werden. Sie waren, ihn lästerten; Lukas 23,39ff. da- widersprechen sich nicht, sondern er- gegen sagt, dass nur einer der beiden gänzen sich, weil die Verfasser jeweils Kriminellen Jesus schmähte. Bibelkri- bestimmte Einzelheiten hervorheben. tiker sprechen hier von einem Wider- Als einen besonders schweren Wi- spruch und behaupten, einen klaren derspruch empfinden humanistisch ge- Beweis für die Fehlerhaftigkeit der Bi- prägte Zeitgenossen den scheinbaren bel gefunden zu haben. Doch es lässt Unterschied zwischen dem Gott des sich auch eine ganz andere Erklärung Alten Testaments und dem des Neuen für diesen scheinbaren Widerspruch Testaments. Sie behaupten, im Neuen finden: Die Kriminellen hingen zusam- Testament würde uns ein Gott der Lie- men mit Jesus insgesamt sechs Stun- be begegnen, während im Alten Testa- den am Kreuz. In den ersten Stun- ment ein Gott der Rache und Brutalität den werden sie wie die Pharisäer und den Menschen gegenüberstehe. Doch Schriftgelehrten Jesus verspottet ha- entspricht diese Behauptung dem bi- ben. Bald aber bemerkten sie die Ge- blischen Befund? Es ist wahr, dass duld und Würde, mit der Christus sein Gott ein Gott der Liebe ist (1. Johan- Leiden ertrug. Der eine der beiden Ver- nes 4,8.16), der die Menschen so sehr brecher wird dadurch so angerührt, liebt, dass er seinen eigenen Sohn für dass er in seiner Todesstunde Reue für sie hingibt (Johannes 3,16). Dieser Gott sein bisheriges Leben empfindet und ist jedoch zugleich ein heiliger Gott, der Jesus um Gnade bittet. die Sünde hasst und den unbußfertigen Vielen Bibellesern bereiten die un- Sünder straft – und zwar im Alten wie terschiedlichen Darstellungen ein und im Neuen Testament. Im Alten Testa- desselben Ereignisses in den Evange- ment tilgte dieser heilige Gott mehrere lien Probleme. Doch stellen wir uns Völker im Lande Kanaan aus, weil die- vor, dass ein Verkehrsunfall an einer se schwere Sünden begangen hatten Kreuzung von vier verschiedenen Zeu- (5 Mose 18,9-12). Dieser heilige Gott gen beobachtet wird. Alle vier stehen strafte auch sein eigenes Volk, Israel, an verschiedenen Stellen der Kreu- und ließ es in die Gefangenschaft nach zung. Wenn die Polizei die vier Zeugen Babylon führen (2 Chronik 36,13-21).

BSB-Journal.de 2-2017 45 Friedhelm Jung In völliger Kontinuität zu diesem heili- den sein und seinen Verstand und den gen und richtenden Gott kündigen Je- momentanen Erkenntnisstand nicht ab- sus und Paulus das Gericht für die un- solut setzen, sondern darauf vertrauen, gläubigen, in Sünden lebenden Juden dass die Bibel zuverlässig ist. und Nichtjuden an (Matthäus 11,20- 24; 22,13; 23,34-38; Römer 1,18-32; Überholtes Weltbild? 1. Thessalonischer 2,14-16; 2. Thessa- lonicher 2,9-12). Und wer wollte ange- Kritiker der Bibel haben ihr vorgewor- sichts der schrecklichen Gerichte, die fen, dass sie ein überholtes Weltbild in dem letzten Buch des Neuen Tes- vertrete. In der Antike glaubten die taments, der Offenbarung des Johan- Menschen an das dreistöckige Welt- nes, geschildert werden, behaupten, bild: Die Erde stellte man sich als Schei- das Neue Testament kenne keinen hei- be vor; über ihr wölbe sich der Him- ligen Gott? Der Schöpfer ist gnädig und mel, und unter der Erde sei die Hölle. barmherzig gegenüber denen, die ihn Dieses ohne Zweifel falsche Weltbild suchen und ihre Sünden bereuen; aber finde man auch in der Bibel. Stimmt er ist ein heiliger Richter gegenüber al- das? In der Tat spricht die Bibel von len, die nicht nach ihm fragen und in „dem Himmel oben“ und von „der Erde Gottlosigkeit dahinleben. unten“. Doch dieses optische Weltbild Freilich soll hier nicht der Eindruck verwenden auch wir. Obwohl wir wis- erweckt werden, dass es auf alle schein- sen, dass es weder einen Sonnenauf- baren Widersprüche der Bibel eine be- gang noch Sonnenuntergang gibt, sa- friedigende Antwort gibt. Obgleich die gen wir trotzdem: Die Sonne geht auf. Geschichtsforschung und die Archäo- Denn dies entspricht dem, was un- logie der letzten 100 Jahre eindrucks- ser Auge wahrnimmt. Niemand macht voll die Glaubwürdigkeit der biblischen sich die Mühe zu formulieren: Jeden Berichte bewiesen hat7, gibt es immer Morgen erscheint die Sonne aufgrund noch auf manche Fragen keine Ant- der Erdumdrehung aufs Neue. Im Ge- worten. Doch das bedeutet nicht, dass genteil: Wir würden über einen Men- zwangsläufig ein Fehler oder Wider- schen lachen, der so redet. Die Bibel spruch vorliegen muss. Wo heute noch bedient sich normaler menschlicher keine Lösung in Sicht ist, kann sie mor- Sprache und Redeweise. Sie verwen- gen schon da sein. Unser Horizont ist det genauso wie wir Formulierungen, begrenzt. Deshalb sollte man beschei- die das optische Weltbild widerspie- geln. Gleichwohl merkt jeder, der die 7 Ein Buch, das sich für die historische Zuver- lässigkeit des Alten Testaments einsetzt und diese Bibel aufmerksam liest, dass sie nicht durch archäologische Forschungsergebnisse ein- ein dreistöckiges, sondern ein zweidi- drucksvoll untermauert, ist: Kenneth A. Kitchen, Das mensionales Weltbild vertritt. Sie un- Alte Testament und der Vordere Orient. Zur histori- terteilt die Wirklichkeit in das, was uns schen Zuverlässigkeit biblischer Geschichte, Gießen: Menschen sichtbar, und das, was un- Brunnen, 2008. 46 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen sichtbar ist (2 Korinther 4,18; Kolos- (Damit fallen Wunder wie Jungfrauen- ser 1,16). Diese beiden Wirklichkeiten geburt, Auferstehung usw. unter Mär- oder Dimensionen durchdringen ein- chen und Legenden.) Korrelation heißt: ander. Sie sind nicht durch weite Räu- Alles irdische Geschehen steht in einer me voneinander getrennt. Zwar hat Wechselwirkung, das heißt jedes Ge- der Mensch keinen unmittelbaren Zu- schehen leitet sich aus einem anderen gang zur höheren Dimension des Un- ab. Es besteht ein lückenloser Kausal- sichtbaren; doch umgekehrt können nexus. Damit ist für Troeltsch ein un- Bewohner des Unsichtbaren in unse- mittelbares Eingreifen Gottes oder ei- re sichtbare Welt eindringen. So legen nes Engels in die Weltgeschichte oder die Engel, wenn sie Menschen erschei- auch eine prophetische Vorhersage ei- nen, keine weiten Wege zurück, son- nes Ereignisses, das erst 500 Jahre spä- dern sind plötzlich da – und auch plötz- ter eintritt, undenkbar.8 Troeltsch steht lich wieder verschwunden. In früheren hier ganz in der Tradition von Aufklä- Jahrhunderten konnten Wissenschaft- rung und Rationalismus, die nicht glau- ler dieses Ineinander nicht verstehen ben mochten, dass Gott ein heute noch und lehnten es ab. Auch manche Theo- redender und handelnder Gott ist, und logen hielten (und halten) die Vorstel- die alle wissenschaftliche Forschung lung einer Engel- und Dämonenwelt unter der Prämisse „etsi Deus non da- für abwegig und können nicht glau- retur“ (als ob es Gott nicht gäbe) trei- ben, dass Gott in den Lauf der Weltge- ben wollten. Dabei muss immer wieder schichte eingreift. Ernst Troeltsch, Pro- betont werden, dass es gar keine zwin- fessor für Theologie und Philosophie, genden Gründe gibt, Forschung unter vertrat eine historische Methode, die dieser atheistischen Voraussetzung zu durch die drei Prinzipien von grund- betreiben. Dieser von der säkularen sätzlicher Kritik, Analogie und Korrela- Wissenschaft postulierte Grundsatz ist tion gekennzeichnet ist und die einen willkürlich gesetzt und mag für Athe- nachhaltigen Einfluss auf die Theologie isten alternativlos erscheinen. (Sie be- nehmen sollte. rauben sich dadurch allerdings freiwil- Kritik bedeutet: Alle historische lig wichtiger Erkenntnisse; denn ohne Überlieferung, auch die biblische, muss Gott diese Welt erklären zu wollen, ver- mit der menschlichen Vernunft kritisch baut den Blick auf zentrale Wahrhei- auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht ten.) Doch warum sollte ein Theologe, werden. Dann stellt sich heraus, was der sich per definitionem zum Glauben man als eher wahrscheinlich akzeptie- an Gott bekennt, davon ausgehen, dass ren kann und was man als unhistorisch Gott kein Handelnder und Redender verwerfen muss. Analogie bedeutet: Nur das kann als historisch gesche- 8 Joachim Cochlovius, Peter Zimmerling (Hg.), hen betrachtet werden, was auch heu- Evangelische Schriftauslegung. Ein Quellen- und Ar- te noch vor unseren Augen geschieht. beitsbuch für Studium und Gemeinde, Wuppertal: Brockhaus, 1987, S. 172-176. BSB-Journal.de 2-2017 47 Friedhelm Jung ist? Ein solcher Theologe verdient nicht zerstöre den Glauben vieler Theolo- den Namen „Theologe“; er ist besten- giestudenten, die häufig ihr Studium falls ein Religionswissenschaftler. frustriert abbrechen würden.12 Doch In der Troeltschen Denktradition, die „moderne Wissenschaft“, von der die sich durchsetzte und für die deut- Bultmann spricht und die noch immer sche und teilweise auch internatio- in den Köpfen vieler Gelehrter herum- nale Universitätstheologie bis heute geistert, ist in Wahrheit die vormoder- bestimmend geblieben ist, formulier- ne Wissenschaft des 19. Jahrhunderts, te Jahrzehnte später der Marburger die ein mechanistisches Weltbild ver- Theologieprofessor Rudolf Bultmann: trat, in dem Wunder als undenkbar gal- „Jedenfalls glaubt die moderne Wis- ten. Das Eindringen der physikalischen senschaft nicht, daß der Lauf -der Na Forschung in den Mikrokosmos in der tur von übernatürlichen Kräften durch- ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat brochen oder sozusagen durchlöchert dagegen den Horizont derart geweitet, werden kann.“9 dass einer der führenden deutschen Die große Mehrheit der deutschen Physiker des 20. Jahrhunderts schon Universitätstheologen hat sich die- 1970 kritisch zu Bultmanns Überzeu- ser Überzeugung angeschlossen und gungen anmerkte: „In der Gegenwart hält die in der Bibel berichteten Wun- hat Bultmann – als später Nachläufer der für Mythen und Legenden. Selbst der Aufklärung – diese Lösung vertre- eher konservative Theologen wie ten und sie in ausführlicher Kritik der Wolfhart Pannenberg meinen, „mit biblischen Berichterstattung zu recht- voller Sicherheit“ die Jungfrauenge- fertigen versucht. Zweifelsohne sind burt als eine „Legende“10 bezeich- die Grundaxiome, auf denen Bult- nen zu müssen. Der frühere Professor mann seine Betrachtungen aufbaut, in für Neues Testament an der Universi- krassem Widerspruch zur modernen tät Heidelberg, Klaus Berger, behaup- Naturwissenschaft.“13 Diese moder- tet, dass von 100 Hochschultheologen ne Naturwissenschaft hält durchaus in Deutschland nur zwei an die ge- daran fest, dass im Makrokosmos das schichtliche Wahrheit der Weihnachts- Kausalitätsprinzip gilt. Doch Forschun- geschichte aus Lukas 2 glauben.11 Die- gen im Bereich der Mikrophysik, die ser Unglaube der theologischen Lehrer 12 „Viele Theologiestudenten brechen ihr Studi- 9 Rudolf Bultmann, Jesus Christus und die My- um ab, weil sie während des Studiums ihren Glau- thologie. Das Neue Testament im Licht der Bibel- ben verlieren. Das hat vor allem mit der an den Uni- kritik, 5. Aufl. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, versitäten betriebenen Bibelauslegung zu tun. Die 1980, S. 12. Bibel wird auseinandergenommen und demoliert, 10 Wolfhart Pannenberg, Das Glaubensbekennt- so dass von ihr fast nichts mehr übrig bleibt.“ (idea- nis – ausgelegt und verantwortet vor den Fragen der Spektrum 22/2013, S. 15.) Gegenwart, 4. Aufl. Gütersloh: Gütersloher Verlags- 13 Pascual Jordan, Schöpfung und Geheimnis. haus, 1982, S. 81. Antworten aus naturwissenschaftlicher Sicht, Olden- 11 Siehe idea-Spektrum 52/53/2004, S. 16. burg: Gerhard Stalling Verlag, 1970, S. 157. 48 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen erst seit dem 20. Jahrhundert möglich weil er tief in seinem Herzen weiß, dass wurden, haben zu der Erkenntnis ge- es ein höheres Wesen gibt. Und wenn führt, dass von einer lückenlosen Kau- er auch in Zeiten des Wohlstands und salität nicht mehr gesprochen werden Wohlergehens den Gedanken an Gott darf, mithin also die Verabsolutierung und ein Gericht verdrängen mag – spä- des Kausalitätsprinzips ein Fehler war. testens in Grenzsituationen seines Le- Dies aber bedeutet nichts anderes als bens meldet sich der Glaube mit Macht das Ende des materialistischen Welt- zurück. Im Schützengraben gibt es bilds. Fortan kann kein auf der Höhe eben keine Atheisten. der wissenschaftlichen Erkenntnis ste- hender Naturwissenschaftler mehr be- Naive Theologie? haupten, es könne weder Himmel noch Hölle geben. Vielmehr ist alles wieder Dass die Bibel kein zeitlos gültiges Buch denkmöglich geworden: Gott, Wun- Gottes sein kann, begründen in jüngs- der, Jungfrauengeburt, Engel, Dämo- ter Zeit immer mehr Theologen mit nen usw. Dies hat sich inzwischen auch angeblich naiven biblischen Vorstel- in breiten Bevölkerungskreisen herum- lungen von Sünde und Versöhnung. gesprochen, so dass zum Beispiel der Während die bibelkritische Theologie Glaube an Engel in der Gegenwart eine der Bultmann-Schule das Kreuz Chris- schon ungesunde Renaissance erfährt. ti zwar auch schon nicht mehr als Ver- Nie zuvor hat es so viele Publikationen söhnungsopfer für menschliche Schuld zum Thema Engel gegeben wie heute. akzeptieren konnte, aber zumindest Auf Tassen, Schlüsselanhängern, Lese- noch stehen ließ und durch existenti- zeichen und Postern begegnen einem ale Interpretation für den modernen die geflügelten Wesen. Auch der Glau- Menschen fruchtbar machen wollte, be an Gott ist so populär, dass die Athe- lehnen viele heutige Theologen eine isten seit wenigen Jahren massiv pub- Opfertheologie radikal ab. „Die Kons- lizistisch versuchen gegenzusteuern. truktion jedoch, das Blut Jesu haben Richard Dawkins (Der Gotteswahn) fließen müssen, um einen zornigen oder Christopher Hitchens zählen zu je- Gott mit der Welt zu versöhnen – die- nen atheistischen Vordenkern, die ein se Konstruktion finde ich schlichtweg „missionarischer Habitus“14 auszeich- grauenhaft.“15 Oder: „Ich glaube an die net. Sie kämpfen für die Überzeugung, Vergebung der Sünden, aber ich glau- dass Religion ein Übel ist und sich be nicht, dass Jesus für unsere Sünden die Menschheit davon befreien müs- gestorben ist… Weil der Gott Israels so se. Diesen Kampf führten auch schon entschieden Menschenopfer abgelehnt die Kommunisten und sind geschei- hat, sollten wir damit aufhören, Jesus tert. Denn der „hoffnungslos religiöse“ Mensch wird immer an Gott glauben, 15 Heiko Rohrbach, Befreiung von biblischen Alpträumen. Wider Sintflut und Höllenangst, Stutt- 14 Der Spiegel Nr. 22/2007, S. 58. gart: Kreuz Verlag, 1994, S. 140. BSB-Journal.de 2-2017 49 Friedhelm Jung als Menschenopfer für unsere Sünden der Gedanke von Schuld und Sühne zu deuten. Gott hat nicht den Tod Jesu gar nicht so abwegig erscheinen. Un- gewollt.“16 Wohlgemerkt: Diese Zitate ser Rechtssystem basiert auf dem Ge- stammen nicht von Atheisten, sondern danken, dass ein Mensch, der schul- von evangelischen Pfarrern. Die Vor- dig geworden ist, dafür zu sühnen, d. würfe an die Opfertheologie gipfeln da- h. eine Strafe zu tragen hat. Einzig die rin, dass Gott-Vater seinen Sohn miss- Tatsache, dass Jesus für fremde Sün- handelt habe, wenn er ihn wirklich dem den leidet, lässt ein Problem entstehen. Kreuzestod übergeben hätte, und dass Denn Gott selbst hat den Grundsatz ein aufgeklärter Mensch doch wohl mit festgelegt, dass jeder für seine eigene einem solchen Gott und einem solchen Schuld zur Rechenschaft gezogen wer- Glauben nichts zu tun haben kann. Die den und nicht für fremdes Fehlverhal- gesamte Opfer- und Sühnetheologie ten leiden soll (Hesekiel 18,20). Und der Bibel wird als unvereinbar mit dem dieser Grundsatz gilt auch in unserem modernen Rechtsempfinden angese- Rechtssystem, weshalb niemand für hen und kann angeblich keinem Men- die Sünden eines anderen ins Gefäng- schen des 21. Jahrhunderts mehr zuge- nis gehen darf. Zwar hat es in der Ge- mutet werden. schichte immer wieder Fälle von stell- Nun zeigt ein Blick in die Bibel, dass vertretendem Leiden gegeben. So ging die Ablehnung der Opfertheologie kei- etwa der polnische Priester Maximilian neswegs eine Erscheinung der Moder- Kolbe im KZ Auschwitz für einen Famili- ne ist. „Das Wort vom Kreuz ist eine envater freiwillig in den Tod, damit der Torheit denen, die verloren werden; am Leben bleiben konnte. Doch dies uns aber, die wir selig werden, ist’s eine geschah in einem Unrechtssystem. Ein Gotteskraft.“ (1 Korinther 1,18) Für die Rechtsstaat kennt Stellvertretung nicht; Juden galt ein am Holzpfahl Aufge- und – wie gesagt – die Bibel lehrt eben- hängter als verflucht (5 Mose 21,22f.); so, dass jeder für seine Schuld zu büßen daher erschien es ihnen völlig undenk- hat. Wenn aber Gott, weil er den Men- bar, dass der am Kreuz gestorbene Je- schen liebt und nicht sein Unheil will, sus der Messias sein könnte. Für die die dem Menschen zustehende Strafe Nichtjuden war es einfach Torheit und (den geistlichen, biologischen und ewi- Unsinn (1 Korinther 1,23), von einem gen Tod) statt auf denselben auf sich am Kreuz Gestorbenen Hilfe und Heil selbst legt, indem er seinen Sohn zum zu erwarten. Schon vor 2000 Jahren Opferlamm macht, und so dem Men- haben sich also Menschen an dem Tod schen aus Gnade Vergebung gewährt – Jesu zur Vergebung der Schuld gestört. wer wollte ihm dies vorwerfen? Ist Bis heute hat sich das nicht geändert. Gott nicht souverän? Er legt ja die Stra- Doch auch einem vernünftig den- fe nicht einem anderen (Engel oder kenden Menschen der Moderne muss sonstige Wesen) auf, sondern trägt sie selbst. Wer wollte (und könnte) ihm 16 ideaSpektrum 8/2009, S. 35. 50 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen dies verbieten? Und welcher Mensch so muss ein Stellvertreter seine Strafe könnte so dumm sein, Gott daraus ei- tragen. Und genau dies hat Jesus Chris- nen Vorwurf zu machen. Schließlich er- tus getan, indem er stellvertretend für wächst ja uns das Heil aus diesem Han- die Sünden der Menschen gestorben deln Gottes. Außerdem muss folgendes ist und so die Sühnung vollbracht hat bedacht werden: Es gibt menschliche (Johannes 1,29; Römer 3,21-26; 2. Ko- Schuld, die so groß ist, dass keine irdi- rinther 5,19). Außerdem nimmt der, sche Strafe des Täters sie sühnen könn- der meint, Gott könne ohne ein Sühne- te. Wer einen Menschen tötet, verge- opfer Schuld vergeben, die Sünde nicht waltigt oder foltert, kann – egal, was er wirklich ernst. Sünde ist ein schweres als Sühne erleidet – den entstandenen Vergehen, das die Beziehung zwischen Schaden nie gut machen. Denn er hat Mensch und Gott nachhaltig stört und einem Geschöpf Gottes einen bleiben- nicht durch ein „Schwamm drüber“ aus den Schaden zugefügt und sich damit der Welt geschafft werden kann. Dies auch am Schöpfer selbst versündigt. zeigt die Bibel in fast jedem Kapitel und Diese Tiefendimension von Schuld wird dies zeigt auch die Religionsgeschich- jedoch auch von Christi stellvertreten- te. Die Menschen aller Kulturen brin- dem Leiden und Sterben vergeben. In- gen ihren Gottheiten Opfer dar, weil dem Gott selbst die Welt durch seinen sie um die Schwere ihrer Sünde wissen Sohn Jesus, der Priester und Opfer in ei- und den drohenden Zorn ihrer Göt- ner Person ist, versöhnt (2 Kor 5,19), ist ter fürchten und durch stellvertreten- der Zorn Gottes über die Sünde gestillt. de Opfer besänftigen wollen. Genau Auch ist der Vorwurf, Gott misshand- so nimmt auch jedes auf Gerechtigkeit le seinen Sohn, unzutreffend, da der basierende Gemeinwesen die Verlet- Sohn freiwillig die Strafe auf sich nimmt zung von Gesetzen ernst und straft den und sein Leben lässt (Johannes 10,14- Übertreter – ob durch Bußgeldbeschei- 18). Dass Gott nicht „einfach so“, ohne de bei Fehlverhalten im Straßenver- Strafe, Sünde vergeben kann, liegt im kehr oder durch Gefängnis bei schwe- Gedanken der Gerechtigkeit begrün- reren Delikten. det. Schuld muss gesühnt werden, ent- Obwohl Gott-Vater den Tod seines weder vom Sünder selbst oder von ei- Sohnes annimmt, ist er grundsätzlich nem Stellvertreter. Würde Gott Sünde selbstverständlich gegen jedes Men- nicht sühnen, wäre er ein König, in des- schenopfer und verbietet es ausdrück- sen Reich keine Gerechtigkeit herrscht. lich (3. Mose 18,21; 5. Mose 18,10). Gerechtigkeit aber ist eine Grundei- Denn kein Menschenopfer außer je- genschaft Gottes (und auch die Basis nes des Gottmenschen Jesus Chris- aller modernen Demokratien), und sie tus kann Versöhnung bewirken. Jedes fordert stets Lohn für den Wohltäter Menschenopfer wäre also eine sinn- und Strafe für den Übeltäter. Soll aber lose Vergeudung von Gott gewollten der Übeltäter straflos davonkommen, menschlichen Lebens. Ja, selbst die

BSB-Journal.de 2-2017 51 Friedhelm Jung Tieropfer waren nur ein Zugeständnis nen Sohn gezeugt wie wir Menschen Gottes an das nach Reinigung verlan- Nachkommen zeugen. Gott hat keine gende befleckte menschliche Gewis- Frau. Der Sohn ist vor aller Zeit (Johan- sen. Denn auch Tieropfer können nicht nes 17,5) aus dem Vater hervorgegan- menschliche Sünden sühnen (Hebrä- gen, ist also ewig wie der Vater und der er 10,4). Nur das Opfer des Gottmen- Heilige Geist. Wie ein Sohn genau wie schen Christus kann Schuld vergeben. sein Vater völlig Mensch ist, aber rang- Denn weil Menschen sündigten, muss- mäßig unter seinem Vater steht, so ist te die Strafe auch an einem Menschen Jesus dem Wesen nach Gott wie sein vollzogen werden (und u.a. deshalb Vater (Johannes 1,1), aber dem Rang wurde Jesus auch Mensch); weil aber nach ist er dem Vater unterstellt (Jo- nur das Leben Gottes einen so unend- hannes 14,28; 1 Korinther 11,3; 15,28). lich großen Wert hat, dass durch seine Dahingabe die Schuld aller Menschen Evolution oder Schöpfung? aller Zeiten gesühnt werden kann, musste das Opferlamm zugleich Gott Die vielleicht schärfste Kritik an der Bi- sein und nicht nur ein Engel oder feh- bel kommt von Seiten der Naturwissen- lerloser Mensch. Eine Theologie, die schaften, die von den meisten Theolo- die Göttlichkeit Jesu aufgibt, hat somit gen undifferenziert übernommen wird. auch die Soteriologie eingebüßt. Denn Die Evolutionslehre wird heute als wis- es gibt kein Heil für uns Menschen senschaftlich gesicherte Theorie zur ohne das Opfer eines fehlerlosen Men- Entstehung des Lebens und der Arten schen, der zugleich Gott ist. gelehrt, die den biblischen Glauben an Als naiv und dem aufgeklärten und einen Schöpfergott als Irrglauben ent- gebildeten Menschen nicht zumutbar larven und überflüssig machen soll. In wird von manchen auch die Trinitäts- Universität und Schule ist sie Standard. lehre gesehen. Wie kann Gott einer Auf Alternativen wird praktisch nicht sein und zugleich drei? Das wider- hingewiesen.17 Nimmt sich ein Lehrer spricht jeder Logik und deshalb kann an einer öffentlichen Schule die Frei- die Bibel an dieser Stelle unmöglich heit, die Evolutionslehre zu hinterfra- stimmen. gen und den Gedanken der Schöpfung Doch Gott steht jenseits jeder Logik. ins Spiel zu bringen, muss er mit Pro- Würde der Mensch Gott fassen kön- blemen rechnen. Doch die Wahrheit nen, wäre Gott nicht Gott. So wenig über die Evolutionslehre ist: Sie ist eine wie eine Ameise uns Menschen verste- Hypothese. Immer mehr Naturwissen- hen kann, so wenig können wir Gott be- schaftler geben dies zu und hinterfra- greifen. Wenn Gott sich uns in seinem gen auch öffentlich Darwins Theorien. Wort als der Dreieine offenbart, dann können wir diese Erkenntnis nur nach- 17 Hansruedi Stutz u.a., Evolution und Schöp- buchstabieren. Natürlich hat Gott kei- fung. Was in Schulbüchern steht, idea-Dokumentati- on 7/2008. 52 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen Sie weisen darauf hin, dass Verände- die Auseinandersetzungen zwischen rungen und Entwicklungen innerhalb Evolutionsanhängern und Kreationis- der Arten bzw. Grundtypen (Mikroevo- ten immer schärfer.19 Denn wenn die lution) gut dokumentiert sind, jedoch Evolutionslehre wissenschaftlich nicht eine Höherentwicklung der Grundty- mehr haltbar ist, dann stürzt eine tra- pen (Makroevolution) bis heute nicht gende Säule der atheistischen Ideolo- bewiesen werden konnte. Auch argu- gie und der Bibelkritik ein. mentieren sie, dass es ein Denkfehler sei anzunehmen, dass der menschli- Vaticinium ex eventu? che Geist, der die Natur bis in subato- mare Prozesse durchdringt, selbst von Die erfüllten Voraussagen der Bibel der Natur durch Zufall hervorgebracht sind ein wichtiger Hinweis für ihre worden sein soll. Die Natur, dies er- göttliche Inspiration. Es gibt kein ande- kennen Forscher durch das Eindringen res Buch in dieser Welt, in dem wir so in den Mikrokosmos immer klarer, ist viele Prophezeiungen finden, die sich einfach zu komplex, um durch zufälli- in Raum und Zeit erfüllt haben. Doch ge Mutationen und natürliche Selekti- auch hier melden rationalistisch ge- on im Laufe von Millionen Jahren ent- sinnte Menschen wieder Zweifel an standen zu sein. Vielmehr weise alles und versuchen, den Offenbarungscha- Geschaffene auf einen genialen Geist rakter der Bibel zu unterminieren. So hin, der dahintersteht. Die Evolutions- spricht das Lukasevangelium in Kapitel Hypothese kann also weder erklären, 21 davon, dass Jerusalem von einem wie Lebendiges aus Totem entstehen Heer belagert wird (Vers 20) und dass konnte, wie also das erste Leben ins die Einwohner gefangen unter alle Völ- Dasein kam, noch kann sie belegen, ker weggeführt werden (Vers 24). Die- wie sich durch Mutation und Selektion se Belagerung geschah durch den rö- ein Grundtyp in einen anderen „höher mischen Feldherrn und späteren Kaiser entwickelt“ hat. Titus im Jahre 70 n. Chr. Nun glauben In den letzten 30 Jahren sind unzäh- jedoch die rationalistischen Theologen lige Publikationen erschienen, die die nicht an Zukunftsvorhersage und kön- Irrtümer der Evolutionslehre aufde- nen sich nicht vorstellen, dass Jesus 40 cken und sich für die Schöpfungslehre Jahre vorher bereits wusste, dass Jeru- aussprechen.18 Deshalb werden auch salem zerstört werden würde. Deshalb behaupten sie, Lukas habe diese Wor- 18 Aus der Fülle der evolutionskritischen Lite- te Jesus in den Mund gelegt; er selbst ratur seien nur drei Werke erwähnt: Reinhard Jun- ker und Siegfried Scherer, Evolution – ein kritisches habe sein Evangelium um das Jahr 70 Lehrbuch, 6. Aufl. Gießen: Weyel, 2006. – Michael J. Behe, Darwins Black Box. Biochemische Einwän- der Natur so gut wie sicher falsch ist, Berlin: Suhr- de gegen die Evolutionstheorie, Gräfelfing: Resch, kamp, 2013. 2007. – Thomas Nagel, Geist und Kosmos. Warum 19 The Evolution Wars, in: Time, Vol. 166, Nr. 7 die materialistische neodarwinistische Konzeption vom 15. August 2005, S. 27ff. BSB-Journal.de 2-2017 53 Friedhelm Jung geschrieben, als er eine Belagerung Je- tes ungehorsam sind (3. Mose 26; 5. rusalems bereits absehen konnte. Vers Mose 28). Genau dies traf ein. Isra- 20 sei also in Wahrheit gar keine Vor- el fragte nicht nach Gottes Geboten hersage, sondern ein vaticinium ex und wurde von Gott bestraft (2. Köni- eventu, das heißt eine „Weissagung ge 17,7-23; 2. Chronik 36,14-21). Doch vom Ereignis her“. Lukas habe diese Gott hat auch vorhergesehen, dass angebliche Prophezeiung Jesu in den die Juden eines Tages wieder umkeh- Text eingefügt, nachdem er von der be- ren werden. Und dann wird Gott sein vorstehenden Belagerung Jerusalems Volk wieder annehmen und wird sie Kenntnis hatte oder vielleicht sogar aus der Zerstreuung unter alle Völker, schon die ersten römischen Truppen wohin er sie zur Strafe für ihren Unge- vor Jerusalem sah. Bibelkritisch arbei- horsam geführt hatte, wieder zurück- tende Theologen glauben also nicht, bringen in ihr Land (3. Mose 26,40-45; dass Gott Menschen die Zukunft- of 5. Mose 30,1-10). Dies ist mehrfach in fenbart und müssen dann ganz konse- der Geschichte geschehen, doch am quent alle prophetischen Aussagen der eindrücklichsten hat es sich in unseren Bibel so „zurechtbiegen“, dass sie keine Tagen ereignet. 2000 Jahre lang exis- Prophetie mehr darstellen. tierte keine jüdische Nation. Zur Stra- Dabei sind die Vorhersagen über Je- fe dafür, dass die Juden die Gebote sus selbst so zahlreich und eindrück- Gottes vielfach übertreten (Matthäus lich, dass man geradezu gezwungen 23,29-36) und schließlich sogar ihren wird, an Prophetie zu glauben: Der eigenen Messias, auf den sie schon lan- Geburtsort Jesu wird über 500 Jahre ge gewartet hatten, abgelehnt und den vor seiner Geburt exakt benannt (Mi- Römern zum Tode überantwortet hat- cha 5,1 – Matthäus 2,1); sein Name ten (Apostelgeschichte 3,13-15; 5,30) , wird festgelegt (Jesaja 7,14 – Matthäus wurde ihr Land 70 n.Chr. durch die Rö- 1,23); sein Vorbote Johannes der Täu- mer verwüstet und sie selbst unter alle fer wird angekündigt (Jesaja 40,3-5 – Nationen zerstreut (Matthäus 23,37- Lukas 3,4-6) usw.20 39; 27,25; Lukas 19,41-44; 21,20-24). Genau so eindrücklich sind die zahl- Doch Jesus kündigt an, dass sich am reichen Voraussagen zum Geschick Ende des Zeitalters das Schicksal Jeru- des Volkes Israel. Mose und ande- salems wenden wird. Fast 2000 Jahre re Propheten hatten den Juden - vor war Jerusalem ein Spielball der Völker, hergesagt, dass sie viel Leid erfahren beherrscht von den unterschiedlichs- werden, wenn sie den Geboten Got- ten Machthabern. Doch Jerusalem wird 20 Eine Übersicht über die messianischen Pro- nur so lange von den Heiden „zertreten phetien des Alten Testamentes, die in Jesus erfüllt werden“, bis „die Zeiten der Heiden er- wurden, findet man in: J. McDowell, Bibel im Test. füllt sind“ (Lukas 21,24). In dieser Zeit Tatsachen und Argumente für die Wahrheit der Bi- leben wir heute. Der Staat Israel ist bel, Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 1987, S. 210- nach 2000 Jahren Zerstreuung des jüdi- 261. 54 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen schen Volkes im Jahre 1948 wieder neu heit hat immer die Hoffnung wachge- an historischer Stätte, nämlich im Land halten, daß die Gottesherrschaft in der der Väter, gegründet worden. Und die nächsten Zukunft kommen wird, ob- Stadt Jerusalem steht seit 1967 wieder wohl sie vergebens gewartet hat … Im- ganz unter jüdischer Verwaltung. Noch mer noch besteht die dieselbe Welt, vor 100 Jahren hätte kaum jemand für und die Geschichte geht weiter. Der möglich gehalten, dass sich die Juden Lauf der Geschichte hat die Mytholo- in einem Staat Israel wieder sammeln gie widerlegt.“21 Viele Theologen rech- und gegen eine arabische Nachbar- nen nicht damit, dass Jesus sichtbar schaft, die um ein Vielfaches stärker wiederkommen wird. Schon die Tat- ist, behaupten werden. Doch die pro- sache, dass die Christenheit seit 2000 phetischen Worte des Alten und Neu- Jahren vergeblich auf die Wiederkunft en Testamentes haben sich vor unse- wartet, ist für sie Beweis genug, dass ren Augen erfüllt. Allerdings haben die es sich um einen Mythos handelt. Doch Juden bis zum heutigen Tag ihren Mes- wer das Neue Testament danach be- sias noch nicht akzeptiert. Doch auch fragt, ob es eine baldige Wiederkunft dieser Tag wird kommen. Wenn „die Christi lehre, der wird interessante Ent- Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist“ deckungen machen. Jesus selbst ist (Römer 11,25), wird ganz Israel zur Er- davon ausgegangen, dass eine länge- kenntnis Christi gelangen. Noch liegt re Zeit bis zu seiner Wiederkunft ver- die Decke über ihren Augen; noch gehen wird. Denn wie sonst sollten die sind die Juden blind dafür, dass Jesus Gleichnisse verstanden werden, die da- von Nazareth der Christus ist (2. Korin- vor warnen, aufgrund einer scheinbar ther 3,14-16). Doch der Tag wird kom- verzögerten Wiederkunft „schläfrig“ zu men, an dem „sie werden mich anse- werden? (Matthäus 25,5.14.19). Auch hen, den sie durchbohrt haben, und sie der Himmelfahrtsbericht aus Apostel- werden um ihn klagen, wie man klagt geschichte 1 lässt eher einen längeren um ein einziges Kind“ (Sacharja 12,10). Zeitraum bis zur Wiederkunft vermu- Abschließend sei noch auf das größ- ten. Denn die Evangelisierung der gan- te uns bevorstehende Ereignis hinge- zen Erde ist in einer Generation kaum wiesen: die Wiederkunft Jesu. Schon zu bewerkstelligen. Dass ein Teil der die Christen zur Zeit des Neuen Testa- Urchristenheit diese Zusammenhänge mentes hofften, dass sie die Wieder- übersehen und mit der unmittelbar be- kunft Christi erleben würden. Doch vorstehenden Parusie gerechnet hat, sie wurden enttäuscht und mussten mag mit der frühen Verfolgungssitua- sich kritische Fragen von ihren Zeitge- tion der Christen zusammenhängen. nossen stellen lassen (2. Petrus 3,3-4). Dies ist heute nicht anders. So schreibt 21 Rudolf Bultmann, Jesus Christus und die My- der oben zitierte Marburger Neutes- thologie. Das Neue Testament im Licht der Bibel- tamentler Bultmann: „Die Christen- kritik, 5. Aufl. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1980, S. 10f. BSB-Journal.de 2-2017 55 Friedhelm Jung Gerade die bereits wenige Jahre nach 4. Fragwürdige Sexualethik Jesu Himmelfahrt einsetzende Verfol- gung hat die Jünger an Aussagen ihres Es gibt auch heute noch viele Berei- Herrn wie etwa Matthäus 24,9ff. erin- che, wo die evangelischen Landeskir- nert und verständlicherweise die Hoff- chen für biblische Prinzipien eintreten. nung auf ein baldiges Ende der Trübsal Ein Beispiel ist die Sonntag- und Feier- durch die Ankunft Jesu genährt. -(Par tagsheiligung. Es ist schön zu sehen, allelen findet man bei fast jeder Chris- wie sich Bischöfe und Pastoren für den tenverfolgung!) Dass ihre Verfolgung Schutz der Sonn- und Feiertage einset- noch nicht die letzte sein muss, daran zen und dafür plädieren, dass Geschäf- haben offensichtlich zunächst die we- te an diesen Tagen geschlossen bleiben nigsten gedacht. Es ist auch denkbar, und dass nur wenige verkaufsoffene dass die einseitige Interpretation von Sonntage im Jahr von den Kommunen Stellen wie Jakobus 5,8 („denn die An- erlaubt werden, damit die Menschen kunft des Herrn ist genaht“) der Naher- wenigstens an einem Tag in der Woche wartung der ersten Christen Vorschub zur Besinnung kommen und nicht ein geleistet hat. Doch Petrus gibt eine 24/7 – Kapitalismus bei uns einzieht, geistgewirkte Auslegung jener Stellen, wie wir ihn etwa aus den USA ken- indem er darauf hinweist, dass Gott an- nen. Auch ist es ermutigend, dass die dere Zeitmaßstäbe hat als der Mensch Kirchen ihre Stimme gegen Korrupti- (2. Petrus 3,8). Gott verzögere nicht on und für Ehrlichkeit und Transparenz die Wiederkunft; aber bei ihm bedeu- erheben, sich für ein Verbot der ge- te „Die Ankunft des Herrn ist genaht“ schäftsmäßigen Sterbehilfe ausgespro- (Jakobus 5,8) nicht unbedingt, dass die chen haben, sich für die Schwachen Ankunft Jesu innerhalb der ersten Ge- und Armen einsetzen, die Bewahrung neration der Christen erfolgen muss. der Schöpfung anmahnen und sich für Gott denkt in größeren Zeiträumen als den Frieden zwischen den Völkern en- der Mensch. Zudem bleibt Gott als der gagieren. Herr der Geschichte souverän, Zeitläu- Auf sexualethischem Gebiet hat es fe zu dehnen oder zu verkürzen (2. Pe- jedoch in den Kirchen einen Damm- trus 3,8-9; Matthäus 24,22). Daher bruch gegeben, der noch vor 50 Jahren gilt festzuhalten: Auch wenn ein Teil völlig undenkbar gewesen wäre. An- der Urchristenheit zunächst die baldi- gefangen hat es mit der Missachtung ge Wiederkunft Jesu erwartete, wird der Gebote, die Ehe nicht zu brechen sie im Neuen Testament nirgends aus- und auch nicht zu scheiden. Unter dem drücklich gelehrt. Deshalb ist auch ihr starken Einfluss der säkularisierten Ge- bisheriges Ausbleiben kein Grund an- sellschaft, wo Ehebruch und Eheschei- zunehmen, dass sie nicht noch kom- dung zur Normalität geworden sind, men wird. hat sich die Kirche mehr und mehr von biblischen Positionen verabschiedet.

56 BSB-Journal.de 2-2017 Irrwege evangelischer Landeskirchen Ehebruch und Ehescheidung sind heu- 5. Ausblick te in den Kirchen praktisch akzeptiert. Auch viele Pfarrer sind geschieden.22 Die evangelischen Landeskirchen kön- Kaum jemand weist noch darauf hin, nen keine Zukunft haben, solange sie dass hier Gebote Jesu Christi verletzt sich nicht in den Bahnen des Neuen werden. Testaments bewegen. Ihr Schrump- Gleiches gilt für praktizierte Homo- fungsprozess wird sich auch deshalb sexualität. Obgleich die Orientierungs- fortsetzen und beschleunigen, weil sie hilfe des Rates der EKD „Mit Span- in wichtigen dogmatischen und ethi- nungen leben“ aus dem Jahr 1996 schen Fragen die biblische Wahrheit unmissverständlich formuliert, dass verlassen und sich dem Zeitgeist ange- praktizierte Homosexualität „dem Wil- passt haben. Der Herr der Kirche kann len Gottes widerspricht“, haben alle eine Kirche nicht segnen, die sein Wort Landeskirchen die Segnung und vier nicht ernst nimmt. Nur eine Umkehr Landeskirchen inzwischen auch die got- könnte den drohenden Untergang der tesdienstliche Trauung schwuler Paare Landeskirchen verhindern. eingeführt. Auch hat der Rat der EKD Gleichwohl werden sich die Kirchen eifrig Beifall geklatscht, als der Bun- noch einige Jahrzehnte über Wasser destag 2017 die sogenannte „Ehe für halten, denn sie haben die Kirchen- alle“ beschloss. Besonders verstörend steuer. Dank der Kirchensteuer kön- ist, dass die evangelische Kirche im nen Pfarrer bezahlt werden, deren Rheinland bereits zu einem Zeitpunkt Gottesdienste nur 4 Prozent der - Mit schwule Paare segnete, als die Politik glieder besuchen. Jede Freikirche und noch zögernd und das Lebenspartner- jeder Verein müsste seine Tore schlie- schaftsgesetz noch nicht verabschiedet ßen, wenn das Desinteresse ihrer Ver- war. Mit ihrem Verhalten haben Theo- einsmitglieder so groß wäre, dass 96 logen im Rheinland mit dazu beigetra- Prozent nicht zu den Veranstaltungen gen, dass ein von der Heiligen Schrift kommen. Doch die Landeskirchen kön- als Sünde verurteiltes Verhalten „rein- nen weitermachen; denn sie haben die gewaschen“ und später dann in Geset- Kirchensteuer. Doch aufgrund des de- ze gegossen wurde. Denn wie sollten mographischen Wandels und der ho- sich Politiker, die praktizierte Homose- hen Austrittszahlen werden auch die xualität für einen Irrweg halten, noch Steuereinnahmen in den kommenden dagegen äußern, wenn sich sogar die Jahren immer stärker zurückgehen. Kirche dafür ausspricht? In Ostdeutschland haben die Kirchen schon längst den Charakter von Volks- kirchen verloren. Auch im Western werden sie sich mehr und mehr aus der Fläche zurückziehen müssen und nur 22 https://www.scheidung.de/scheidung-im- noch in Zentren präsent sein können. christentum.html (07.03.2017). BSB-Journal.de 2-2017 57 Das Zeitalter der Landes- bzw. Volkskir- Reformation ist nicht in Sicht. Schon in chen geht zu Ende. Alle Indizien spre- fünfzig Jahren wird die EKD gesamtge- chen dafür, dass eine Umkehr hin zu bi- sellschaftlich gesehen kaum noch eine blischen Werten nicht zu erwarten ist. Bedeutung haben. In hundert Jahren Die Kirche ist an Haupt und Gliedern ist sie wahrscheinlich verschwunden krank. Die bibelkritische Theologie hat bzw. haben sich ihre Reste zu einer alle Ebenen der Kirchen erfasst. Eine Freikirche entwickelt. Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben Jesus Christus spricht: Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Mt. 10,16

Gerhard Schmidt Jesus gebrauchte in seiner Verkün- Studienleiter und Dozent digung auch sehr viele Gleichnisse, Bil- [email protected] der, Vergleiche und gleichnishafte Aus- sagen. So zählen etwa ein Drittel alle anch einem Ausleger der Heili- Reden Jesu zu den Gleichnissen, mit Mgen Schrift gibt dieser Satz eini- denen er bestimmte Wahrheiten ver- ge Rätsel auf. Was wollte Jesus damit deutlichte. Meistens wird bei den an- sagen? Sind Schlangen klug? Worin gewandten Sprachmitteln ein oder liegt ihre Klugheit? Und was ist damit mehrere Aspekte auf eine Wahrheit gemeint, dass die Tauben ohne Falsch bzw. Aussage übertragen und ver- sind? Und wie sollen wir es auf uns deutlicht. Wenn ein Sprachmittel (z.B. übertragen? ein Bild) bekannt ist, dann fällt es uns In unserer Sprache gebrauchen wir leicht, die Aussage zu deuten. sehr oft Vergleiche, Bilder, Beispie- Auch in unserem Vers beginnt Je- le, Geschichten und viele andere Mit- sus mit den Worten: „Siehe, ich sen- tel, um etwas zu veranschaulichen, de euch wie Lämmer unter die Wölfe.“ zu erklären und zu verdeutlichen. Wir Lämmer und Wölfe kennen wir besser gebrauchen sogar Übertreibungen, als Schlangen und Tauben. Durch vie- Ironie, Sarkasmus usw. um unsere Aus- le Erzählungen, Berichte und Erfahrun- sagen zu bekräftigen und ihnen Aus- gen erkennen wir das Wesen dieser druck zu verleihen. Tiere und können uns in eine Situati- on hineinversetzen, in der Lämmer und

58 BSB-Journal.de 2-2017 Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben Wölfe aufeinandertreffen. Es bedeutet auch bei den Jüngern nicht anders sein. Gefahr. Und wir können verstehen, was Deshalb macht Jesus sie darauf auf- Jesus damit meinte, vor allem, wenn merksam, indem er ihnen sagt (Mt. wir den Zusammenhang beachten in 10,16a): „Siehe, ich sende euch wie dem die Aussage steht. Lämmer unter die Wölfe.“ In diesem Das ganze Kap. 10 im Matthäusevan- Zusammenhang folgt nun der Satz: gelium widmet sich der Aussendung „Darum seid klug wie die Schlangen der 12 Jünger in die Mission. Die Sen- und ohne Falsch wie die Tauben.“ Aber dung der Jünger steht im Zusammen- was ist mit der Klugheit einer Schlan- hang mit Gefahr, die er in den Versen ge gemeint und was bedeutet es, dass danach beschreibt. Es ist also keine an- eine Taube ohne Falschheit ist? genehme und leichte Angelegenheit. Wir könnten natürlich das Wesen ei- Sie sollten predigen, dass das Himmel- ner Schlange und einer Taube wissen- reich nahe herbeigekommen ist (10,7). schaftlich analysieren und aufzeigen, In diesem Zusammenhang gab er ihnen um den Vergleichspunkt und die Be- eine ganze Reihe von Anweisungen, deutung der Aussage herauszufinden. wie sie diesen Dienst tun sollten. Da- Aber das würde uns auch nicht weiter- vor wird die Wirksamkeit Jesu in allen helfen, da Jesus und die Zuhörer die Städten und Dörfern beschrieben, wo wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht Jesus das Evangelium vom Reich Gottes vor sich hatten. Sie hatten höchstens predigte und alle Krankheiten und Ge- allgemeine Erkenntnisse durch Beob- brechen heilte (Mt. 9,35). Jesus sieht achtung, wie sich Schlangen und Tau- das Volk in den Städten und Dörfern ben in bestimmten Situationen geben und vergleicht sie mit Schafen (auch und verhalten – besonders in schwieri- hier ein Bild), die verschmachtet und gen Situationen und Gefahren, von de- zerstreut sind. Sie sind wie eine Her- nen der Kontext des Verses spricht. de, die keinen Hirten hat (V.36). Und Vielleicht dachte Jesus an die Schlan- es jammerte ihn! Mit anderen Wor- ge in 1. Mo. 3,1, die klüger war als alle ten: Sie taten ihm leid. Angesichts die- Tiere, und er diese Klugheit an sich in ser Tatsache sendet Jesus seine Jünger einen anderen Zusammenhang stellt nun in die Mission, d.h. zu diesen Men- und positiv gebraucht, also in einer schen, um ihnen zu helfen. Er gab ih- von Gott gegebenen Art klug zu sein. nen Macht über die unreinen Geister, Die Tauben hatten eh ein positives „An- damit sie diese austrieben und damit sehen“ im alten und neuen Testament. sie alle Krankheiten und Gebrechen Ein Vergleich mit den vielen Bibelstel- heilten (10,1). len würde wahrscheinlich auch nicht Jesus selbst erlebte in seiner Wir- weiterhelfen. kungstätigkeit immer wieder viele An- Vielleicht war es auch ein Sprich- feindungen, vor allem von den Phari- wort zurzeit Jesu. Im Altertum wurde säern und Schriftgelehrten. Dies sollte die Schlange sprichwörtlich unter an-

BSB-Journal.de 2-2017 59 Gerhard Schmidt derem für Klugheit gebraucht. Die Tau- verhalten sollen und erklärt ein biss- be wurde wegen ihrem „zärtlichen“ chen die Aussage, was Jesus meinte und „gewaltlosem“ Charakter weithin und wie sie sich verhalten sollen. Übri- als Inbegriff von Liebe und Sanftmut, gens: Eine Schlange zieht sich z. B. auch aber auch von Ängstlichkeit und naiver zurück, wenn sie in Gefahr ist. Leichtgläubigkeit gebraucht. Das Wort „ohne Falsch“ (akeraios) Wie auch immer: Wir haben hier im bedeutet unvermischt, rein, lauter, un- Satz nicht nur die Schlange und die Tau- verdorben, arglos, d.h. nichts anderes be als Bild ohne nähere Beschreibung, beigemischt, kein Beigeschmack. In Ih- sondern zwei Worte, die mit dem Ge- rem Verhalten sollten die Jünger also brauch des Bildes verbunden sind. nicht falsch sein und nicht überall „an- Und so können wir die Aussage verste- ecken“ und negativ auffallen. hen, auch wenn wir vielleicht den Ver- Für uns als Christen bedeutet es, gleichspunkt aus dem Bild nicht ganz dass auch wir – egal in welcher Situati- genau festlegen können. Man könnte on wir uns als Jünger Jesu und als „Mis- fast sagen, dass man die Aussage auch sionare“ befinden – in unserem Verhal- dann verstehen würde, wenn man ten in allen Situationen klug und weise die Schlange und die Taube übergeht. sein sollten. Ja, wir sollten so leben, Man sollte diesen Tieren also nicht zu dass wir „unangreifbar“ sind, damit viel Inhalt abgewinnen wollen. Sie sind uns niemand verleumdet. Diese An- nur Mittel zum Zweck. Wichtig sind die weisung gilt für uns genauso, wie den Worte, die im Zusammenhang mit der Jüngern im Zusammenhang ihrer Aus- Schlange und der Taube stehen. Diese sendung. Über unser Verhalten in der decken sich aber auch stark mit dem Welt gegenüber anderen Menschen – Gebrauch im Altertum. und besonders in schwierigen und Das Wort „klug“ bzw. „verständig“ komplizierten Situationen, wo wir auch (phronimos) bedeutet vielleicht, dass manchmal angegriffen und benachtei- man die Gefahr klug vermeiden und ligt werden – spricht die Bibel an sehr die Gegner nicht provozieren soll. Zu- viele Stellen, besonders auch im 1. Pe- mindest wiest der Text nach dieser trusbrief. Aussage darauf hin, wie die Jünger sich

60 BSB-Journal.de 2-2017 Musik in Mission

Johannes Schröder der Gemeinde und auf dem Missions- Gastdozent am Bibelseminar Bonn feld das aufhorchen lässt. Es ist ein glo- [email protected] bales Phänomen eines neuen Liedes das sich einreiht in die lange biblische er Theologe und Prediger John Pi- Tradition. Die Anbetung des Gottes der Dper machte 2013 eine bemerkens- Bibel ist untrennbar mit Musik verbun- werte Aussage: den. Durch sie wurde und wird Gott geehrt. Sie hilft den Menschen ihre Be- Der Zusammenhang zwischen der Ge- ziehung zu Gott in ihrer ganzen, auch sangserweckung überall auf der Welt emotionalen, Fülle auszudrücken, und und der Mission ist erstaunlich. Soweit sie vermittelt göttliche Wahrheiten an ich weiß gab es das noch nie, dass Musik alle die sie hören. Hierin liegt auch das und Gesang an der vordersten Front der Potenzial und der Grund für die Musik Mission standen so wie heute.… Die glo- in Mission. bale Kirche singt, sie singt dem Herrn, sie singt neue Lieder und sie singt von der Herrschaft Gottes über die Nationen.1 Die biblische Grundlage Was ist dran an dieser These? Wel- Die biblische Grundlage für die Ver- che Rolle spielt Musik in Mission heu- bindung zwischen Musik und Mission te? Ist dies eine neue Entwicklung oder steht auf zwei Säulen. Zum einen ver- gibt es schon in der Bibel Hinweise auf kündet Musik die Rettungsbotschaft, diese Verbindung? Diesen Fragen soll und zum anderen gibt Musik dem Ge- unter anderem nachgegangen werden. retteten die Plattform für die einzig Doch zu Beginn halten wir fest: Es ge- natürliche Antwort auf erfahrene Er- schieht heute etwas mit der Musik in lösung – Lobpreis. Das Ziel der Verkün- digung der Botschaft vom Kreuz ist die 1 “The connection between the singing-awa- Verherrlichung und Anbetung Gottes kening around the world and missions is amazing. indem neue Anbeter in die rechte Be- To my knowledge there never has been music and singing at the forefront of missions like there is to- ziehung mit ihm gebracht werden. Der day. … The global church is singing, singing to the Grund für die Verkündigung ist, dass Lord, singing new songs, and singing about the lord- es noch viele Menschen gibt die Gott ship of God over the nations.“ John Piper, „Music, nicht verherrlichen und anbeten. Je- Singing and Missions Today.“ www.youtube.com/ sus selbst erinnert uns, „denn auch der watch?v=hrTtUrs7YH4 (22. Mai 2013) BSB-Journal.de 2-2017 61 Johannes Schröder Vater sucht solche als seine Anbeter bewegt den Erretteten zum Singen. Es [die ihn in Geist und Wahrheit anbe- ist ein neues Lied das direkt von Gott ten]“ (Johannes 4,23b). Musik verkün- kommt und das den Herrn lobt. Dieser det und ehrt den Retter in einem Zuge, Lobgesang des Erlösten wird zu einem und das Alte und Neue Testament gibt Zeugnis für den Menschen, der noch in dieser Tatsache ein unmissverständli- „der Grube“ steckt. Die göttliche Ver- ches Zeugnis. heißung für dieses Lied ist, dass viele die es hören „sich fürchten“ (d.h. er- Das missionarische Lied kennen wie Gott ist) und auf den Herrn im AT vertrauen werden (V 4). Schon im Alten Testament ist das Ziel Die Psalmen des Alten Testaments the- der Verkündigung die Anbetung Got- matisieren den zeugnishaften, ja fast tes, und die Musik das Mittel zur Ver- missionarischen Auftrag des Volkes Is- kündigung und zum Lob der Erlösten. rael vor den Nationen.2 Israel teilt nicht Die entsprechenden Psalmen, die Isra- den Missionsauftrag der Gemeinde, els Zeugnis vor der Welt beschreiben, dennoch war das Volk ein Zeuge Gottes sind Psalm 40, 47, 49, 50, 57, 67, 96, in der Welt und in diesem Sinne missio- 105, 108, 119 und 145. In diesen Lie- narisch. Das dies auch wirklich geschah dern wird Gott den Nationen als der sehen wir an den Zeugnissen der zum einzig wahre Gott vorgestellt, und die Judentum konvertierten Heiden und Völker werden eingeladen ihn zu fürch- der vielen gottesfürchtigen Menschen ten und zu ehren. Die Psalmen verkün- im Römischen Reich denen Paulus auf den und Ehren den Retter. seinen Reisen begegnete. Psalm 40 verbindet die Erlösung und Das missionarische Lied Verkündigung mit einem Lied. Hier be- im NT schreibt sein hoffnungsvolles und anhaltendes Gebet um Erlösung Im Neuen Testament hinterließ Paulus das bei Gott Gehör findet (V 2). Die uns eine aufschlussreiche Zusammen- Metapher eines Wanderers der in „der fassung des Auftrags der Musik für die Grube des Verderbens“ in „Schlick und Gemeinde. Kolosser 3,16 gibt hierüber Schlamm“ feststeckte und durch Got- Auskunft: „Das Wort des Christus woh- tes Eingreifen wieder feste Schritte auf ne reichlich in euch,“ – Das Wort des felsigem Grund gehen kann (V 3) bringt Christus ist die Botschaft des Evange- die Erlösungserfahrung nachvollzieh- liums das durch Musik in der Gemein- bar zum Ausdruck. Diese Erfahrung de verkündet und bezeugt werden soll. „In aller Weisheit lehrt“ – Die Lieder 2 Marlowe, W. Creighton (1998). „Music of haben einen biblisch-pädagogischen Missions: Themes of Cross-Cultural Outreach in the Auftrag. Sie sollen die Wahrheiten Got- Psalms”, Missiology: An International Review 26(4), tes lehren. „Und ermahnt“ – Das Kon- 445-456. 62 BSB-Journal.de 2-2017 Musik in Mission zept der Ermahnung ist in NT mit Er- Christus soll Menschen in die wahre mutigung und Trost verknüpft (siehe Anbetung Gottes führen. Doxologie ist 1Ko 14,3). Musik dient in der Gemein- das Ziel des Evangeliums und Musik ist de zur Seelsorge und Jüngerschaft. „Ei- ein kraftvoller Ausdruck der Doxologie. nander“ – Der Gedanke des „einander“ Die Urgemeinde selbst ließ „das und „zueinander“ wird sowohl in Ephe- Wort des Christus“ reichlich unter sich ser 5,19 als auch hier in Kolosser be- wohnen wie einige überlieferte Lieder tont. Musik schafft Gemeinschaft und und Liedausschnitte im Neuen Testa- bringt sie zum Ausdruck. „Singt Gott“ – ment erkennen lassen. Sie sang über Der Grund, die Motivation und das Ziel die Erlösung durch Christus. Ihr Lied der Musik ist Gott und seine Verherrli- verkündete die frohe Botschaft. Durch chung. Musik dient dem Lobpreis Got- ihren Gesang bezeugten die ersten tes. Neben der Lehre, Seelsorge, Ge- Christen ihren Glauben. Sie ermutigten meinschaft und dem Lobpreis hat die sich gegenseitig zu einer geisterfüllten Musik auch einen evangelistischen Nachfolge und sie lebten eine attrak- Auftrag – „das Wort des Christus“. Sie tive Gemeinschaft; eine Gemeinschaft ist Mission und Verkündigung der Bot- die nicht unwesentlich durch ihre Mu- schaft von Christus und dient zugleich sik geformt und geprägt war. als Antwort des Lobes. Ausschnitte dieser verkündenden Buys und Muswubi3 kommen in ihrer Lieder4 sind uns im Neuen Testament Zusammenfassung von Römer 15,7-13 überliefert: zu dem gleichen Ergebnis: Anbetung – Ein Ruf zum Glauben: „Wach auf, ist das Ziel des Evangeliums. Wir sollen der du schläfst, und stehe auf von versöhnt miteinander leben, damit wir den Toten!, und der Christus wird „mit einem Munde den Gott und Va- dir aufleuchten“ Epheser 5,14. ter unseres Herrn Jesus Christus ver- – Eine Zusammenfassung des Evan- herrlichen“ (Rö 15,6). Christus nimmt geliums – „Der in Gestalt Gottes uns an, damit Gott dadurch verherr- war und es nicht für einen Raub licht wird (Rö 15,7), und Jesus wurde hielt, Gott gleich zu sein. Aber er der Diener aller Menschen, damit auch entäußerte sich und nahm Knechts- die Nationen Gott verherrlichen (Rö gestalt an…“ Philipper 2,6-11. 15,8-9). Die AT Texte aus Psalm 18,50; 5. Mose 32,43 und Psalm 45,18; 117,1; 4 Es muss bemerkt werden, dass der Liedstatus sowie Psalm 67,5 und Jesaja 11,10 die- dieser Abschnitte unter Theologen umstritten bleibt. nen als Verheißung und Beweisführung Schlüssige Argumente gibt es auf beiden Seiten. Es besteht aber kein Zweifel daran, dass es sich bei die- dieser einen Tatsache: die Erlösung in sen Texten mindestens um gehobene Prosa handelt. Siehe auch Edsall, Bejamin und Jennifer R. Straw- 3 Buys, P. J. und Aaron T. Muswubi (2015). „Un- bridge (2015). „The Songs We Used to Sing? Hymn covering key biblical principle in handling disputab- ‘Traditions’ and Reception in Pauline Letters”, Jour- le music matters in mission Die perspective – a basic nal for the Study of the New Testament, 37(3), 290- theoretical study”, In Die Skrifling, 49(1), 1-13 311. DOI: 10.1177/0142064X14567054 BSB-Journal.de 2-2017 63 Johannes Schröder – Eine Beschreibung des göttlichen dienten der Verkündigung des „Wortes Wesens von Jesus – „Er ist das Bild des Christus.“ des unsichtbaren Gottes…“ Kolos- Nicht zuletzt verschafft ein Blick in ser 1,15-20. die Offenbarung eine wichtige Pers- – Eine theologische Kurzfassung des pektive auf das Lied der Gläubigen. Lebens von Jesus – „Der offenbart Obzwar dieser Brief zum apokalypti- worden ist im Fleisch, gerecht- schen Genre zählt und die Geschehnis- fertigt im Geist, gesehen von den se und Bilder auf eine zukünftige Hoff- Engeln, gepredigt unter den Nati- nung hindeuten, so ist dieser Text doch onen, geglaubt in der Welt, aufge- Teil der Gegenwart eines jeden Chris- nommen in Herrlichkeit“ 1. Timot- ten. Immerhin schrieb Johannes die heus 3,16. Offenbarung als einen Rundbrief an – Eine theologische Erklärung des Gemeinden in Kleinasien. Zudem sind Leidensweges von Jesus – „Denn nicht wenige unserer Lieder heute von auch Christus hat für euch gelit- den Versen der Offenbarung inspiriert. ten…“ 1. Petrus 2,21-25. Hier nun die Lieder der Offenbarung im Die frühchristlichen Gemeinden Überblick: übernahmen viele Texte der Heili- – Das Trisagion „Heilig, heilig, heilig“ gen Schrift als Lieder für ihre Gottes- (4,8b) – Im Echo des Engelgesangs dienste, nicht nur die Psalmen. Im Lu- aus Jesaja 6 erschallt die Verkündi- kasevangelium finden wir drei dieser gung des ewigen und heiligen We- Lieder die als Magnifikat (Lk 1,46-55), sens Gottes durch alle Zeiten. Benediktus (Lk 1,68-79) und Nunc Di- – Das Lied der Hingabe und Ehre mittis (2,29-32) bekannt sind. Diese für einen würdigen Schöpfergott Lieder sind „ein wichtiger Zeuge für die (4,11). Besonders dieses Lied ist liturgischen Aktivitäten der frühesten ein Zeugnis des Glaubens, denn es Christen und der Übertragung der Bibel heißt hier „unser Herr und Gott“. durch Gesang, Lesung und Anwendung – Die Lieder über die Würde und das in unterschiedlichen Situationen.“5 Werk von Jesus Christus (5,9-10, Knust und Wasserman bestätigen, dass 12, 13b). Lieder besonders wichtig waren um – Das Lied über Gott und das den originalen Wortlaut durch die Wei- Lamm als alleinige Heilsbringer tergabe nicht zu verlieren. Diese Lieder (7,10b). – Das Lied zum Lobpreis Gottes 5 Knust, J., & Wasserman, T. (2014:342). The Bi- (7,12). blical Odes and the Text of the Christian Bible: A Re- consideration of the Impact of Liturgical Singing on – Das Lied das Jesus als Herrscher the Transmission of the Gospel of Luke. Journal of ausruft (11,15). Biblical Literature, 133(2), 341-365. Retrieved from – Das Lied als Dank für die ge- http://ezproxy.liberty.edu/login?url=https://search- rechte Herrschaft von Jesus proquest-com.ezproxy.liberty.edu/docview/1636846 (11,17-18) 825?accountid=12085 64 BSB-Journal.de 2-2017 Musik in Mission – Das Lied als Ruf zur Freude, das bekannte Kirchenlied Te Deum lau- weil das Reich Gottes und die damus (Großer Gott wir loben dich) zu. Macht von Christus gekommen Der Kirchenvater (ca. 340-420 sind (12,10-12). n.Chr.) sagte, dass Nicetas das Evan- – Das Lied des Lammes (15,3b- gelium unter den Heiden hauptsäch- 4). lich durch den Gesang von Liedern – Das Halleluja über Gottes -Ge über das Kreuz verbreitete.6 Augusti- rechtigkeit (19,1b-3). nus von Canterbury betrat gegen Ende – Das Halleluja über Gottes Herr- des 5. Jahrhunderts singend sein Missi- schaft und die Hochzeit des onsfeld.7 Benediktinermönche sangen Lammes (19,6b-8). das opus dei als sie ihrer Missionstätig- – Das Lied von Gottes ewiger keit nachgingen.8 Die frühen Evangeli- Wohnung unter den Menschen sationsbemühungen in Mexiko im 16. (21,3b-4). Jahrhundert nutzten Musik im großen Es besteht eine biblische Grundla- Stil.9 Dies ist besonders dem Missio- ge für die Verbindung zwischen Musik naren Frey Pedro de Gante zu verdan- und Mission. Musik verkündet die Er- ken, der neben einer Lehr- und Pre- lösung und sie ehrt der Erlöser. Da Do- digtbegabung auch viele musikalische xologie das Ziel der Mission ist legt das und künstlerische Fähigkeiten vorwei- biblische Vorbild es nahe, die Musik sen konnte. Musik begleitete dramati- eng mit der Mission in Verbindung zu sche Präsentationen der biblischen Ge- halten. Immerhin wohnt durch sie „das schichten, vermittelte christliche Werte Wort des Christus“ unter den Gläu- durch gemeinsame Lieder und war re- bigen, welches auf diese Weise zum gelmäßiger Teil der von den Missiona- Zeugnis vor der Welt wird. Das dies ren gegründeten Schulen. Der Missi- heute geschieht ist nach Piper offen- onspionier Hans Egede (1686-1758) sichtlich zu beobachten. Aber ist das nutze die Musik um Freundschaft mit Phänomen „Musik in Mission“ wirk- den Eskimos zu schließen.10 Die Missio- lich eine so einzigartige Erscheinung nare im indischen Serampore verließen oder wurde Musik in der Vergangen- 6 Hustad, Donald P. (1993). Jubilate II—Chur- heit bereits missionarisch eingesetzt? ch Music in Worship and Renewal. Carol Stream, IL: Ein Blick in die Kirchengeschichte hilft Hope Publishing Company, 164. diese Frage zu beantworten. 7 Neill, Stephen (1990). A History of Christian Missions, 2. Ed. The Penguin History of the Church, 59. Das missionarische Lied in 8 Ibid., 66. der Kirchengeschichte 9 Popp, Linda (1980). “Music in the Early Evan- gelization of ”, Missiology: An International Nicetas von Remenesia (ca. 335-414 Review, 8(1), 61-69. n.Chr.) war Missionar in der Balkan Re- 10 Tucker, Ruth A. (2004). From Jerusalem to Iri- gion (Dacia). Manche schreiben ihm an Jaya: A Biographical History of Christian Missions, 2. Ed. Grand Rapids, MI: Zondervan, 107. BSB-Journal.de 2-2017 65 Johannes Schröder sich auf die Musik um interkulturell zu cher veröffentlicht worden. Towns und kommunizieren.11 In den 1990ern hielt Whaley fassen zusammen: „Zum ers- Temple Gairdners Frau Margaret in ten Mal wurde Musik als Werkzeug für Kairo Hauskonzerte für Muslime und die Evangelisation eingesetzt, da die Christen ab.12 Menschen anfingen in der Öffentlich- Diese Blitzlichter aus der Missions- keit Lieder über ihre persönlichen Er- geschichte lassen erkennen, dass Mu- fahrungen zu singen.“14 sik immer wieder eine wichtige Rolle Es war wohl Charles Grandison Fin- in der Mission und Evangelisation ge- ney (1792-1876) der eine neue Form spielt hat. Gründe dafür waren wohl der Evangelisation einführte: Das Predi- ihre Fähigkeit Kulturen und Sprachen ger-Musiker Gespann. Sein Musiker, Di- zu überbrücken und ihre Eigenschaft rigent und Liedautor Thomas Hastings Inhalte unverändert und einprägsam (1784-1872) war der erste, der seinen zu vermitteln. Ab dem 18. Jahrhundert Dienst gezielt auf den evangelistischen erhielt die Musik eine weitere mis- Einsatz der Musik ausrichtete.15 Weite- sionarische Aufgabe. Sie wurde zum re bekannte Gespanne in diesem For- Brennstoff von Erweckungen in Ge- mat waren z.B. der Evangelist Dwight meinde und Nation. L. Moody (1837-1899) und sein Sänger Die meisten Historiker sind sich ei- und Gesangleiter Ira D. Sankey (1840- nig, dass Gott in den Jahren 1727 bis 1908), der Prediger Reuben A. Torrey 1790 zum ersten Mal in der Geschich- und sein Gesangleiter Charles Alexan- te Gesang und Musik als Mittel zur der (1867-1920), der übrigens das Kla- Erneuerung und Erweckung der Ge- vier im Gottesdienst einführte16, der meinde gebrauchte.13 Lieder von John Evangelist Billy Sunday und sein Posau- Newton (Amazing Grace [Erstaunliche ne spielender Sänger und Entertainer Gnade]), Philip Dodderidge (Oh Hap- Homer Rodeheaver, und nicht zu ver- py Day [Oh Welch ein Tag]), Watts gessen Billy Graham und seine Musiker (Joy to The World [Freue dich Welt]) Cliff Barrows als Gesangleiter, George und John und Charles Wesley (O for Beverly Shea als Solist und Tedd Smith a Thousand Tongues to Sing [O tau- am Klavier. send Zungen mögen singen]) fanden Auf deutschem Boden gab es im 19. sich in dieser Zeit in vielen Liederbü- Jahrhundert eine Reihe lokaler Erwe- chern wieder. Zur Jahrtausendwende ckungsbewegungen, die neues Liedgut waren über 450 metrische Psalter und und neue musikalische Formen hervor- etwa 250 unterschiedliche Gesangbü- brachten. Besonders die damals über- 11 Ibid., 128. all entstehenden Posaunenchöre be- 12 Neill, Stephen, 243. reicherten die Evangelisationen und 13 Towns, Elmer L. und Vernon M. Whaley (2012). Worship Through the Ages—How the Great 14 Ibid., 126. Awakenings Shape Evangelical Worship. Nashville, 15 Hustad, Jubilate II, 230. TN: B&H Publishing Group, 113. 16 Ibid., 249. 66 BSB-Journal.de 2-2017 Musik in Mission das Gemeindeleben. Sie machten die wie „Jesus, zu dir kann ich so kommen Kirchenmusik zu einer eigenständigen wie ich bin18“ geprägt. Größe. Bei Missionsfesten spielte die Auf der Bühne der Weltmission sind Musik eine wichtige Rolle, wie z.B. bei die Begriffe Ethnomusikologie19 und dem Barmer Missionsfest (1827) wo Ethnodoxologie20 inzwischen gefestig- Posaunenchöre aus der „Kleinen Missi- te Größen, wenn es darum geht die onsharfe“ (von Volkening) musizierten. Gottesdienste und Musik im jeweili- Die „Missionsharfe“ war ein Lieder- gen kulturellen Kontext zu verstehen buch für Blasorchester, und allein dem und zu etablieren. Der Musikmissionar Namen nach schon die Bedeutung der ist nun ein Studiengang an respektier- Musik für die Verkündigung des Evan- ten Universitäten (z.B. Master of Arts geliums unterstreicht. in Ethnomusicology an der Liberty Uni- Los Angeles war der Schauplatz der versity). Azusa Street Revival (1906-1908), wo Noch einmal Towns und Whaley: „Es unter der Leitung von William ist erstaunlich zu sehen wie viele Ver- Seymour eine „singende Erweckung“17 änderungen [in der Anbetung] durch stattfand. In dieser Zeit entstand nicht wahre und große Erweckungen her- nur die Pfingstbewegung, sondern auch vorgebracht wurden.“21 Die Kirchen- ein neues Liedgut das in seinem Stil die geschichte zeigt eine lange Tradition protestantische Christenheit bis zum von Musik in Mission. Musik diente als heutigen Tag prägt. Aus der evangelis- Kommunikationshilfe, als Vermittler tischen Radioarbeit, den Jugendbewe- von biblischer Wahrheit und später als gungen und Studentenerweckungen ist einer der Kernaspekte für Erweckung Musik nicht wegzudenken. Das Jesus und Evangelisation. Und doch ist Musik Movement, eine Erweckung unter den in Mission heute anders als je zuvor. Sie Hippies der 60er und 70er, wurde zur hat wieder neue Aufgaben zu erfüllen. Geburtsstätte der Anbetungsmusik. Es war die Musik der neu Bekehrten, die Das missionarische Lied gezielt evangelistisch eingesetzt -wur in der Mission de. Die Gemeindewachstumsbewe- gung Ende des 20. Jahrhunderts nutz- Diese Formulierung scheint redundant te populäre Musikstile gezielt für ihre zu sein, und dennoch muss festgehalten sucherorientierten Gottesdienste, und die Evangelisationsveranstaltungen un- 18 Johannes Nitsch, Manfred Siebald. © 1989 serer Zeit sind von eingängigen Liedern SCM Hänssler. 19 Die Geschichte und Wissenschaft der Musik unterschiedlicher Kulturen. 20 Das Studium des Gottesdienstes in unter- schiedlichen Kulturen, das alle Künste und gottes- dienstlichen Handlungen umfasst. 17 Towns & Whaley, Worship Through the Ages, 21 Towns & Whaley, Worship Through the Ages, 230. 367. BSB-Journal.de 2-2017 67 Johannes Schröder werden, dass nicht jede Missionsbewe- helfen kann.23 Es kann auch bezeich- gung einen musikalischen Schwerpunkt net werden als ein interdisziplinäres hatte. Zudem war auch nicht jede Mu- Feld, mit Anlehnung an Musikwissen- sik, die von Missionaren auf ihrer Felder schaft und Anthropologie usw., um die mitgenommen wurde missionarisch Musik in der Welt zu untersuchen.24 Es in dem Sinne, dass sie der Kultur und verschafft Einblicke in die Geheimnisse dem Musikverständnis der Menschen und verborgenen Zusammenhänge der vor Ort entsprach. Die Ethnomusikolo- Kultur in welcher eine bestimmte Mu- gie spielt seit dem 19. Jahrhundert für sik geschaffen wird. Wer die Musik ei- die Mission eine immer wichtigere Rol- ner einheimischen Kultur studiert kann le, damit Musik gezielt und fördernd für etwas über ihre Struktur, ihren Glau- den Missionsauftrag eingesetzt werden ben, ihre Rituale und andere kulturelle kann. Dieses Forschungsgebiet ist der Aspekte lernen.25 Schlüssel für die neuen Aufgaben der Musik in Mission. Ein geschichtlicher Überblick

Was ist Die ersten Grundsätze wurden in der Ethnomusikologie?22 Ethnomusikologie in den Jahren 1880 bis 1910 geformt.26 Eine der ersten Das Forschungsgebiet der Ethnomusi- Aufgaben war die Suche nach univer- kologie existiert, weil Musik keine uni- sell anwendbaren Formen der Analy- verselle Sprache ist. Es stimmt schon se und Beschreibung, damit die Musik das alle Kulturen Musik haben, doch unterschiedlicher Kulturen auch mitei- jedes musikalische System folgt sei- nander vergleichbar gemacht werden nen eigenen Regeln des Musizierens könnten.27 Langsam realisierte die For- und des Musikverstehens. Die Ethno- schungsgemeinschaft jedoch, dass die- musikologie, die Geschichte und Wis- ser Ansatz nicht bedachte auf welch senschaft der Musik in unterschiedli- unterschiedliche Weise die Menschen chen Kulturen, ist ein akademisches ihre eigene Musik wahrnahmen, ein- Forschungsgebiet das Missionaren zu 23 Siehe z.B. “International Council of Ethnodo- größerer kultureller Sensibilität ver- xologists”, www.worldofworship.org/about/ (Zugriff am 24. November 2017). 22 Von der für eingehendere Betrachtungen 24 Michael B. Bakan, World Music: Traditions notwendigen Unterscheidung von Ethnomusikolo- and Transformations (New York, NY: McGraw-Hill, gie und Ethnodoxologie werde ich an dieser Stelle 2007), 357. absehen. Für mehr Informationen: Huyser-Honing, 25 Brian E. Schrag, „Becoming Bi-Musical: The Joan (2009) „Ethnodoxology: Calling All Peoples to Importance and Possibility of Involve- Worship in Their Heart Language“, http://worship. ment in Music,“ Missiology 17, no. 3 (1989): 313. calvin.edu/resources/resource-library/ethnodoxo- 26 Bruno Nettl, „Paradigms in the History of Eth- logy-calling-all-peoples-to-worship-in-their-heart- nomusicology,“ College Music Symposium 19, no. 1 language/?source=news. (Zugriff am 24. November (1979): 69. 2017) 27 Ibid., 72. 68 BSB-Journal.de 2-2017 Musik in Mission stuften, beschrieben und analysier- chend importierten Missionare ihre ten.28 Diese Erkenntnis führte dazu, eigenen Lieder und übersetzten die- dass ein neuer Grundsatz formuliert se lediglich in die jeweilige Sprache. wurde. Es ging nun nicht mehr darum Nichtdestotrotz hatten auch diese Lie- die Musik von außen zu beurteilen, der das Evangelium zum Inhalt, vermit- sondern zu erkennen welche Bedeu- telten biblische Lehren und kamen in tung sie von innen hatte. den Gottesdiensten zum Einsatz. Dieser Paradigmenwechsel trug we- Mit dem Paradigmenwechsel in der sentlich dazu bei, dass Ethnomusikolo- Ethnomusikologie in den 1950ern be- gie für die Mission interessant wurde. gann auch unter den Missionswer- Durch diese Art der Forschung konn- ken ein Umdenken. Die Musikstile der te nun empirisch untersucht werden Menschen vor Ort wurden nicht mehr wie das Evangelium richtig in den je- kategorisch abgelehnt, sondern nach weiligen kulturellen Kontext übersetzt und nach in die Missionsarbeit integ- werden konnte. Mit anderen Worten. riert. Diese Veränderung geschah zu- Bis Dato brachten die Missionare und nächst nur langsam, nahm aber zum Evangelisten ihre eigene Musik mit auf Ende des Millenniums an Fahrt auf.31 Feld und nutzten was sie selbst kann- Mehr und mehr Missionsorganisatio- ten, konnten und mochten für ihre nen erkannten den Wert der Ethnomu- Zwecke. Nun aber erforscht und erlernt sikologen für den Gemeindebau in un- der Missionar die Musik der Einheimi- terschiedlichen Kulturen. schen, und gewinnt dadurch ganz neue Bis in die 90er Jahre war die Mu- Zugänge für das Evangelium. sik in der Mission hauptsächlich auf Die Einsatzarten der Musik in Mis- die Gottesdienste und Gemeinden be- sion orientieren sich in den letzten 50 schränkt. Musik war ein Werkzeug um Jahren an den Entwicklungen in der die Versammlungen attraktiv zu ma- ethnomusikologischen Forschung.29 chen.32 Erst in den letzten 20 Jahren Der derzeit erkennbaren kulturellen wird Musik in Mission eingesetzt um Sensibilität in der Musik in Mission gin- pre-evangelistische Brücken zu schla- gen jedoch Jahrhunderte von musika- gen, den Gläubigen zu eigenen Liedern lischen Ethnozentrismus30 voran. Noch zu verhelfen und um einen positiven bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Einfluss auf die Gesellschaft zu gewin- im allgemeinen die missionierte Kul- nen.33 Seit 2002 besteht das internati- tur als minderwertig, sündig oder gar 31 dämonisch angesehen. Dementspre- Whelan, „Liturgical Music and Ethnomusico- logy,“ 173. 28 Ibid., 73. 32 Dautermann, Charles E (2009). „The Growth 29 David Nelson, „Crossing the Music of Music in Missions as Demonstrated in Urbana® Threshold,“ Evangelical Missions Quarterly 35, no. 2 Student Missions Conventions from 1993-2006” (1999): 152-155. (Master Thesis, Bethel University), 1. 30 Voreingenommenheit gegen andere Kulturen 33 wie z.B. von den Wycliffe Bible Translators, (und in diesem Fall auch gegen ihre Musik) TransWorld Radio, oder Sat 7. BSB-Journal.de 2-2017 69 Johannes Schröder onale Netzwerk von Ethnodoxologen zip, dass Musik eine wichtige Funkti- (ICE)34 und eine zunehmende Zahl an on in jeder Kultur einnimmt. Die Eth- christlichen Ausbildungseinrichtun- nomusikologie zeigt auf, dass Musik gen bieten Studiengänge auf diesem nur innerhalb einer Kultur oder Sub- Gebiet an.35 Heute gibt es mehr For- kultur wirklich erfasst werden kann. schung, Methoden und Bildungsan- Wird eine Art der Musik von außen in gebote auf dem Gebiet der Musik in eine Kultur hineingetragen, kann dies Mission als jemals zuvor. Zusammen- zu Missverständnissen oder Verwirrun- fassend bemerkt John Benham: gen führen, da die Musik von „außen“ innerhalb der erreichten Kultur nicht Wenn wir auf die Zukunft der Künste in die gleiche Bedeutung hat.38 Mission blicken wird deutlich, dass mit Aus den Erkenntnissen der Ethno- der Ausweitung der Ethnomusikologie musikologie entspringen nun die neu- auch ein wachsendes Interesse an allen en Aufgaben der Musik in Mission. Sie visuellen und darstellenden Künsten in sind in ihrer Absicht wohl deckungs- der Mission besteht. Offensichtlich be- gleich mit früheren Ansätzen, doch die obachten wir ein Wachstum unter den Herangehensweise hat sich im Grund- visuellen und darstellenden Künstlern satz verändert was der Musik wieder- die einheimischen Volksgruppen in ihren um neue Möglichkeiten eröffnet. Der eigenen ethnischen Ausdrucksformen Missionar bringt nicht mehr seine eige- der Anbetung, Jüngerschaft und Evange- ne Musik auf das Feld, sondern er ins- lisation zuzurüsten, und dies nicht nur in piriert die örtliche Gemeinde ihr eige- den Vereinigten Staaten, sondern auch nes Lied zu finden. Die Aufgaben der auf der ganzen Welt.36 Musik in Mission sind nun: Pre-Evan- Musik und Mission gelisation, Evangelisation, Jüngerschaft und gesellschaftliche Veränderung. Biblisch und historisch gesehen war die Musik schon immer ein Teil der christ- Pre-Evangelisation lichen Anbetung. Doch über die Funkti- on der Anbetung hinaus liefert uns die Der pre-evangelistische Einsatz der Bibel auch reichlich Hinweise auf kul- Musik in Mission geschieht in zwei turelle Ausdrucksformen durch Musik Schritten, der theoretischen Forschung und Gesang.37 In diesem Sinne wider- und dem praktischen Musizieren. Alles spiegelt die Bibel das universelle Prin- beginnt damit die Musik einer Kultur von innen her verstehen zu lernen.39 34 Worldofworship.org 35 Nelson, 152. Mit der Zeit kann Vertrauen gewonnen 36 Benham, 7. 37 z.B. ein Familienfest (1Mo 31), Triumph (1Sa 38 Thomas R. Whelan, „Liturgical Music and Eth- 18,6), Salbung von Königen (1Kö 1,39), Kriegsfüh- nomusicology,“ AFER 25, no. 3 (1983): 178. rung (Ri 7,16-23), Einweihungen (Esra 3,10; Neh 39 John L. Benham, „Ethnomusicology—a Mis- 12,27). siological Perspective,“ Blaine, MN, 2011, 5. 70 BSB-Journal.de 2-2017 Musik in Mission werden während der Missionar mehr der, die die Heilsgeschichte erzählen und mehr in die Musikkultur eintaucht. und zur Nachfolge aufrufen. Sobald Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse die erste geistliche Frucht entsteht, er- über Weltanschauung und Wertesys- mutigt der Missionar die Glaubenden teme geben Aufschluss darüber wie zu dazu ihre eigene Musik zu verfassen.43 einem späteren Zeitpunkt das Evange- Der nun entstandenen Gemeinde wird lium akkurat und einfühlsam vermittelt geholfen ihr eigenes Liederrepertoire werden kann. King schreibt: „Die Lie- zu schaffen, damit Jüngerschaft und der eines Volkes sind Schatzkammern Gemeindebau auf eine musikalische ihrer Theologie.“40 Durch das prakti- Art gestützt werden die aus den Her- sche Musizieren lernt der Missionar zen der Einheimischen kommt.44 die ethnischen Instrumente und Ge- sangstechniken kennen um auf diese Gesellschaftliche Weise kulturelle Barrieren einzureißen Veränderung und wertvolle Beziehungen aufzubau- en.41 In dieser Phase beginnt der Missi- Als letzte Aufgabe nimmt die Musik onar sog. „Brückenlieder“ zu verfassen, der Christen Einfluss auf die Gesell- die der Zielgruppe vertraute Elemente schaft. Atkins erklärt: „Mit Blick auf die beinhalten, ihre Lebensbedürfnisse be- Wichtigkeit der Musik in der Bibel und handeln und diese dann mit biblischen den Einfluss der Musik auf jede Gesell- Wahrheiten verknüpfen.42 schaft, sollten wir schriftgemäße Lie- der einsetzen um die der Bibel entge- Evangelisation & genstehenden Weltanschauungen und Jüngerschaft Überzeugungen zu konfrontieren. Da- durch können wir wahre Veränderung Die Funktion der Evangelisation und im Leben der Gläubigen bewirken.“45 der Jüngerschaft baut auf den pre- Diese Aufgabe wird vorwiegend durch evangelistischen Einsatz der Musik auf. lokale Liedermacher und Künstler Das Evangelium an sich ist interkultu- wahrgenommen.46 rell, aber es muss in die vor Ort gege- bene Kultur hinein verkörpert werden. Musik und Mission – Dazu gebraucht der Botschafter eine ein Fazit kulturell verstandene Sprache und Lie- Gott hat der Musik einen Auftrag ge- 40 Roberta R. King, „Singing the Lord‘s Song in ben, und die Mission ist ein Teil davon. a Global World: The Dynamics of Doing Critical Con- textualization through Music,“ Evangelical Missions 43 Corbitt, The Sound of the Harvest, 127. Quarterly 42, no. 1 (2006): 68. 44 Benham, 5. 41 Benham, 5. 45 Wendy Atkins, „Transforming Worldview 42 J. Nathan Corbitt, The Sound of the Harvest: through Song,“ Evangelical Missions Quarterly 48, Music’s Mission in Church and Culture (Grand Ra- no. 1 (2012): 42-43. pids, MI: Baker Books, 1998), 126. 46 Benham, 5. BSB-Journal.de 2-2017 71 Johannes Schröder Die Lieder der Gläubigen sind ihr Zeug- eine klare Botschaft des Evangeliums nis ihres Glaubens vor der Welt. Indem von Christus. Sie besingen Gottes Heils- sie ihm ihre Lieder singen bezeugen geschichte. Ihre Lieder thematisieren sie, dass es einen anbetungswürdi- die Schöpfung, den Sündenfall, die Er- gen Gott gibt, einen Gott der rettet. lösung, das Kreuz und nicht wenige be- Das Lied gibt der Gemeinde die Mög- singen die Hoffnung auf eine zukünfti- lichkeit sich unter einem Glaubensbe- ge Gerechtigkeit in der neuen Welt. kenntnis zusammenzuschließen. Die- Es geschieht heute etwas mit der ses gemeinsame Zeugnis zerbricht den Musik in der Gemeinde und auf dem Individualismus, schafft einen Sinn für Missionsfeld. Es ist ein globales Phä- die Gemeinschaft und bringt die attrak- nomen. Durch Musik wohnt das „Wort tive Einheit des Leibes Christi zum Aus- des Christus“ reichlich unter denen, die druck. Zudem wird das Lied zur Verkün- seinen Namen bekennen. Durch Musik digung des Evangeliums. Die Gläubigen erhebt sich das Lob und die Ehrerbie- singen nicht nur von ihren Erfahrungen tung für die Erlösung zu Gott. Durch mit Gott, sondern sie vermitteln auch Musik geschieht Mission.

72 BSB-Journal.de 2-2017 English Anabaptists in the Sixteenth Century English Anabaptists in the Sixteenth Century: Presence, Activities, and the Rise of Separatism

Heinrich Kehler Anabaptists in Sixteenth Pastor in der Gemeinde Porta Century England: Presence Westfalica [email protected] and Activities There is no doubt that Anabaptists nabaptism in sixteenth-century were present in England during the Acontinental Europe swept through English Reformation in the sixteenth almost all European countries.1 After century.2 Ernes B. Bax writes, “Ana- Luther’s initiation of the Reformation, baptism would seem to have been in- Anabaptists arose even in areas least troduced into England a few years af- expected. It almost seems that nothing ter its origin in Zürich, but precisely could stop this powerful movement. how, when, or by whom is difficult to In England, however, the situation ap- determine.”3 pears to have developed differently. In Dickens’ view, it was Lollardy that This article intends to delineate Ana- had prepared the soil for dissent du- baptist development in sixteenth cen- tury England during the English Refor- mation. The goal of the current study 2 As Dickens notes, “In general, English Ana- is to show that while Anabaptists were baptism forms a pendent to the story of the Nether- present in England from the beginning landish movement. By 1530 several radical tracts of the English Reformation in the - six had reached England, seemingly form Antwerp, and within two or three years there existed Anabaptist teenth-century, there is not enough groups among the numerous Netherlandish immi- evidence to claim the movement had grants.” A. G. Dickens, Reformation and Society in a significant impact. However, due to Sixteenth-Century Europe (New York: Harcourt, Bra- the lack of evidence it also seems re- ce & World, 1966), 140. Estep also asserts that “it asonable to theorize that towards the seems, therefore, that continental Anabaptists were present and not without influence in England from end of the sixteenth century Anabap- about 1534.” William Roscoe Estep, The Anabaptist tism might have had a certain impact Story: An Introduction to Sixteenth-Century Anabap- on English Separatism. tism (Grand Rapids, MI: William B. Eerdmans Pub., 1996), 275. 1 A Paper Presented at the ETS Annual Meeting 3 Ernest B. Bax, Rise and Fall of the Anabaptists in 2017 in Providence, RI (New York: Augustus M. Kelley, 1970), 332. BSB-Journal.de 2-2017 73 Heinrich Kehler ring the English Reformation.4 While dy, which at that time was present in there are several dissimilarities bet- England for well over a hundred years.6 ween Lollardy and Anabaptists, both It is beyond doubt, therefore, that at share at least four critical views. First, the beginning of the 1530s some of the both were dissatisfied with the- cur ideas of the continental Anabaptists, rent magisterium. Second, both em- who came mostly either as refugees or phasized the need for reform. Third, business people, were not totally new both rediscovered the value of private in England. According to Robert G. Tor- reading of Scripture. And fourth, both bet, there is no doubt that alongside questioned the traditional view of the Lutheran and Reformed theology Ana- Sacraments.5 One can assume, there- baptist teachings spread in England in fore, that Anabaptism, coming from the first half of the sixteenth century the Netherlands, mingled with Lollar- as well.7 Major evidences for Anabaptist pre- sence in England at the dawn of the English Reformation stem from their 4 A. G. Dickens, The English Reformation (Uni- opponents. Various official statements, versity Park, PA: Pennsylvania State University Press, including the Royal Proclamations, 1991), 58-59. court records, and publications against 5 Ibid., 46-90; Anne Hudson, The Premature Reformation: Wycliffite Texts and Lollard History Anabaptism show that the movement (New York: Oxford University Press, 1988), 281-94; was not only present but also unwel- Edward A. Block, John Wyclif: Radical Dissenter (San comed during that time.8 The problem Diego, CA: San Diego State College Press, 1962), 9-27,33-42; Estep, The Anabaptist Story, 177-99. See 6 Horst concludes, “The influence from abroad also Irvin Buckwalter Horst, The Radical Brethren: was of consequence, but the character of anabap- Anabaptism and the English Reformation to 1558 tism [sic] in England was formed by the Lollard and (Nieuwkoop: De Graaf, 1972), 37-39. In an encyc- other native nonconformities.” Horst, The Radical lopedia article, Horst notes, “That much of English Brethren, 56. Anabaptism in this early period was nonseparatist 7 Robert G. Torbet, A History of the Baptists may be due to Lollard precedents as well as to the (Valley Forge, PA: Judson Press, 1963), 25. He further spiritualistic strain of the Anabaptists who came to states that studies in Mennonite history show that England. It may have had more separatist manifes- Anabaptist teaching was to be found in England qui- tations than we are able to discover today, but from te early in the sixteenth century. Large numbers of the evidence available it is clear that it did not be- this sect came in 1528 and the years that followed come an organized movement of gathered churches until 1573, when it was estimated that some fifty comparable to the Swiss Brethren and the Mennoni- thousand were in the country. Economic conditions tes on the Continent.” Irvin Buckwalter Horst, “Eng- encouraged the influx since there was a ready mar- land,” [on-line]; accessed March 15, 2012; available ket for steady labor. They congregated in towns such from http://www.gameo.org/encyclopedia/con- as London, Norwich, Dover, Sandwich, Canterbury, tents/E565.html; Internet. H. Maynard Smith goes Colchester, and Hastings. Ibid., 26. even so far as to claim, “Anabaptists were indistingu- 8 As Horst notes, “The presence of Anabaptism ishable from Lollards except in name.” H. Maynard in England is reflected in the confessional literature Smith, Pre-Reformation England (London: Macmil- of both the Anglican and Presbyterian churches. lan, 1938), 280. The earliest formularies, the Ten Articles (1536) 74 BSB-Journal.de 2-2017 English Anabaptists in the Sixteenth Century is, however, that the name Anabaptist nificant.12 In the following subsections, was used rather loosely in sixteenth several Anabaptist appearances in Eng- century England. Champlin Burrage land from the reign of Henry VIII to the notes that it was used “as a generic reign of Elizabeth I will be discussed. term to designate separatists, or inde- ed any persons of irregular or fanatical Anabaptists under Henry religious opinions,” and therefore con- VIII (1509—1547) cludes, “For this reason many mistakes concerning the early Anabaptists have Anabaptism in England under Henry been made.”9 One of the main challen- VIII made its first appearance probab- ges of studying Anabaptists in England ly not earlier than 1528. Krahn reports during the English Reformation, there- that from 1528 onward, may Dutch fore, is to distinguish between the ge- Anabaptists found refuge and work in neric and the specific use of the term England under Henry VIII, writing that Anabaptist.10 “many resided in London; other were Different opinions arise among his- employed in the factories of Norwich torians about Anabaptism’s impact on and other cities. Thus London became sixteenth century English society. Di- a center for all three dissenting groups ckens, for instance, holds that Ana- [Sacramentarians, Reformed, and baptism made modest contribution to Anabaptists].”13 Erasmus was probably English Nonconformity during the Tu- aware of that, as he informed the then dor reign.11 D. M. Loades even assumes yet to be Lord Chancellor Sir Thomas that since there is no known English More about the threat of Anabaptism Anabaptist confession from the - six in 1528.14 Horst states that “the begin- teenth century, the English Anabaptist movement was rather loose and insig- 12 He adds that like the Lollards, each Anabap- tist community, or even each Anabaptist individual, had its own belief. D. M. Loades, Politics, Censorship, and The Bishop’s Book (1537), as well as The King’s and the English Reformation (New York: Pinter Pub- Book (1543), name the Anabaptists and oppo- lishers, 1991), 181. se their view of baptism. In a much more inclusive 13 Cornelius Krahn, Dutch Anabaptism: Origin, way the views of the Anabaptists are rejected in the Spread, Life, and Thought (Scottdale, PA: Herald Forty-Two Articles of 1553.” Horst, “England”. Press, 1981), 214. Dickens, however, sees a begin- 9 Champlin Burrage, The Early English Dissen- ning influence of Anabaptism in England from 1534. ters in the Light of Recent Research (1550—1641), A. G. Dickens, Reformation Studies (London: Hamb- 2 vols., vol. 1 (Cambridge: Unity Press, 1912), 41. ledon Press, 1982), 275. Horst notes that the term Anabaptist “became a 14 He wrote, “The past centuries have not seen common pejorative of the English Reformation and anything more monstrous than the Anabaptists, or throughout the 16th and 17th centuries was used more numerous than such baneful curses.” Tho- with specific as well as generic connotations.” Horst, mas More, The Correspondence of Sir Thomas “England”. More, ed. Elizabeth F. Rogers (New Jersey: Princeton 10 Horst, The Radical Brethren, 32. University Press, 1947), 395. See also George Hunt- 11 Dickens, The English Reformation, 14. ston Williams, The Radical Reformation (Kirksville, BSB-Journal.de 2-2017 75 Heinrich Kehler nings of anabaptism [sic] in England While Bastian’s name is Dutch, the during the 1530s were associated with most remarkable thing is that he bears foreigners arrested for heresy and with two titles at the same time. The title local groups active in book distributi- of a Bishop may originate from Dutch on and meetings.”15 Thus one can as- Anabaptist tradition. However, the -tit sume that even before Henry VIII’s ini- le Reader stems from the Lollard move- tiation of the English Reformation, the ment. Bastian, thus, is referred to with Anabaptists were present and known two titles, describing him as a leader in England. according to the Lollard and the Ana- After 1530, “several radical tracts baptist traditions.19 had reached England, seemingly form One of the most critical events in Antwerp, and within two or three ye- Anabaptist history is the debacle of ars there existed Anabaptist groups Münster. While the suppressions of among the numerous Netherlandish Anabaptists in England were rather immigrants.”16 Sometime between lax, this changed after the fall of Müns- 1532 and 1534 six English and two ter in June 1535.20 This event caused Dutch Anabaptists were arrested in 19 London, accused of importing and dis- Ibid., 52-53. The question, then, becomes tributing a book of Anabaptist confes- whether this Anabaptist community consisted of both Lollards and Anabaptists. Williams, too, men- 17 sion. Horst speculates that the con- tions Bastian (or Sebastian as he calls him) as a Bi- fession may even have been an English shop and Reader of a London Anabaptist communi- translation of the Schleitheim confes- ty. Williams, The Radical Reformation, 606. sion, written in 1527.18 An interesting 20 Alan Kreider, „English Episcopal Draft Article figure arises in connection with these against the Anabaptists, 1536,“ Mennonite Quarter- ly Review 49, no. 1 (1975). Noteworthy is Kreider’s arrests described in the preceding pa- discussion about Horst’s claim that the suppression ragraph. A man named Herman Basti- of Anabaptism was motivated politically rather than an appears in the court lists as the Bi- theologically. Kreider claims to have found a docu- shop and Reader of the mentioned ment among the Theological Tracts in the Public Re- Anabaptist community in London. cord Office in London, which would force Horst to revise his argument that Henry VIII’s reaction to the MO: Truman State Univ. Press., 2000), 605; Horst, Anabaptists in the 1530s and especially in his pro- The Radical Brethren, 40-42. clamation in 1535 had been rather lax. Horst claims, 15 Horst, The Radical Brethren, 31. Concerning that Henry’s reactions were motivated politically the form of Anabaptism, Watts holds that in the first rather than theologically. The document mentioned part of the English Reformation mainly Malchiori- by Kreider contains a draft written by Henry’s Bi- te Anabaptism was present in England. Michael R. shops in March 1536 about the issues of honoring of Watts, The Dissenters: From the Reformation to the , purgatory, clerical marriage, justification by French Revolution (Oxford: Clarendon Press, 1978), faith alone, miracles, and pilgrimages. In the section 8-9. entiteled “Salvacion of children, infantes, & inno- 16 Dickens, Reformation and Society in Six- centes,” the Anabaptists are mentioned. According teenth-Century Europe, 140. to Kreider the sentence reads, “And all the Anabap- 17 Williams, The Radical Reformation, 605. tistes opynions contrary to hit, or any other manes 18 Horst, The Radical Brethren, 49-51. opinione in oney thynge to the Anabaptistes agre- 76 BSB-Journal.de 2-2017 English Anabaptists in the Sixteenth Century a rising awareness of possible conse- After the fall of Münster in June quences of Anabaptist teachings. It is 1535, Münsterite Anabaptists were no wonder, then, that the situation for hunted and scattered all over conti- Anabaptists in England after Münster nental Europe. English authorities, es- became rather tense. pecially Cromwell, were informed and Shortly before the fall of Münster, warned about Anabaptists seeking sa- Henry VIII issued his first Royal Pro- fety in England as well.22 In June 1535, clamation, referring specifically to the the month when Münster fell, some Anabaptists in his kingdom. The Royal twenty-five Anabaptists were burned Proclamation entitled “Ordering Ana- in London and its vicinity. James Gaird- baptists to Depart the Realm” was is- ner notes that twenty-five Dutch Ana- sued in London in the month of March baptists were examined in St. Paul’s 1535. In the proclamation, Henry VIII Church on May 25, 1535. Fourteen makes known that some people in his were condemned to death by bur- kingdom had been re-baptized. These ning. The others were first reconciled subjects do not hold to the doctrine with the Church of England, and then of transubstantiation. Teaching others sent back to the Netherlands in order to do likewise, many people were con- to face trial in their own country. Then, vinced by these “Anabaptist” views. on June 4, 1535 two of the fourteen Henry VIII then commands that upon were burned in Smithfield. The remai- punishment with death people holding ning twelve were sent to other towns, such opinions and heresies have to lea- facing the same fate.23 ve his kingdom within twelve days.21 clamations of the Tudor Kings (New York: Cambridge University Press, 1976), 135. able therein or aney parte thereof, to be reputed 22 Williams, The Radical Reformation, 606. Er- amonge vs hereses erroneous & detestable” (40). nest Payne notes that “even in England, there were Although then intention of the mentioning of the burnings and executions that were the direct result Anabaptists is not clear, it is remarkable that the Bi- of Münster.” Ernest A. Payne, The Baptist Move- shops see a threat in Anabaptism as early as March ment in the Reformation and Onwards: A Lecture 1536. Horst’s claim that Henry VIII and his govern- Delivered before the Newcastle Theological Society ment considered Anabaptism politically rather than at King’s College, Newcastle (London: The Kingsgate theologically dangerous, therefore, has to be revised Press, 1947), 16. Despite the fact that Anabaptists in (40-42). See also Horst, The Radical Brethren, 61, England were mainly Malchiorite in doctrine, which 65, 77. Loades affirms that persecution of radicals means that they rejected violence, the fear of Müns- under went almost unnoticed. It is re- ter was always present in England since 1535. Diar- markable that in the same moth of More’s executi- maid MacCulloch, The Later Reformation in England, on, June 1535, the first Anabaptists were burned in 1547-1603 (Houndmills, Basingstoke, Hampshire; London as well. Loades, Politics, Censorship, and the New York: Palgrave, 2001), 127. English Reformation, 180. 23 James Gairdner, The English Church in the Six- 21 Paul L. Hughes and James Francis Larkin, The teenth Century: From the Accession of Henry Viii to Early Tudors (1485-1553), 3 vols., vol. 1, Tudor Roy- the Death of Mary, ed. W. R. W. Stephens and Wil- al Proclamations (New Haven: Yale University Press, liam Hunt, 8 vols., vol. 4, The History of the English 1964), 227-28. See also Rudolph W. Heinze, The Pro- Chruch (London: Macmillan and Co., 1902), 157. BSB-Journal.de 2-2017 77 Heinrich Kehler In the aftermath of Münster, an Ana- a discovered letter composed by Peter baptist conference was held in Boch- Tasch, who was a Malchiorite Anabap- holt, Westphalia in August 1536. Initi- tist from Hessen, Germany.28 In this let- ated and sponsored by an Englishmen ter, Tasch describes his joy about the simply called Henry, the conference growing Anabaptist movement in Eng- was set up to negotiate the future of land.29 Philipp and Friedrich attached Anabaptism. Four or five groupings were present at the meeting, inclu- call to Münster in 1534-1535. For an unknown rea- son, however, she stayed in the Netherlands. “The ding “the rampaging Batenburgers and Trumpet Song” was composed by her, demonstra- chastened Münsterites through David- ting her grief of the whole story of Münster. During jorists to still expectant Melchiorites this time her husband left he for two years, going on and quietistic Obbenites,”24 Williams a business trip. In this time she received David Joris writes that a group of “radical Anabap- in her house, providing him refuge from local au- thorities. Anna’s and Joris’ relationship was intense tists from as far away as England” at- yet apparently not sexual. However, as her husband 25 tended the conference, as well. Horst Arent returned unexpectedly, he discovered learned mentions three participants from Eng- about Joris’ extended stay in his house during his ab- land, namely Henry, the initiator, Jan sence. Suspecting more than a casual relationship, Matthijsz, and Johan van Utrecht.26 he spread rumors that his wife had ben unfaithful Two years later, in September 1538, to him. A few days after his arrival, he returned to England, yet this time taking Anna with him. Then, Philip of Hesse, Johann Friedrich of Sa- in November 1538 Anna returned from England with xony, and Melanchton composed a let- a fifteen-month-old son. Nothing is known about ter to Henry VIII warning him about the her husband Arent. It is assumed that he had fal- rising Anabaptist movement in Eng- len victim to the persecution unleashed by Thomas land.27 The reason for this warning was Cromwell in October of 1538. After being recognized as Anabaptists because of singing their hymns, Anna 24 Williams, The Radical Reformation, 582. was sentenced to death by drowning in January 25 Ibid. See also Watts, The Dissenters, 9; Krahn, 1539 in Rotterdam. As it turned out, during her stay Dutch Anabaptism, 215. in England Anna wrote a letter to Joris, who then re- 26 Horst, The Radical Brethren, 79. Jan Matthijsz tained contact with the brethren in England. C. Ar- should not be confused with the Jan Matthijsz who nold Snyder and Linda A. Huebert Hecht, Profiles of baptized Jan van Leiden in 1533 before van Leiden Anabaptist Women: Sixteenth-Century Reforming Pi- went to Münster. Krahn, Dutch Anabaptism, 215. oneers (Waterloo, Ont.: Published for the Canadian Furthermore, Horst claims that this Henry might Corporation for Studies in Religion by Wilfrid Laurier have been the same person referred to as Henry University Press, 1996), 336-51. See also Horst, The Hart, a free-will-secterian from the Kent/Essex area. Radical Brethren, 54-55; Williams, The Radical Refor- Horst, The Radical Brethren, 122. mation, 584-85, 606; Krahn, Dutch Anabaptism, 200. 27 Williams, The Radical Reformation, 606-07; 28 Williams, The Radical Reformation, 668-72; Krahn, Dutch Anabaptism, 215; Gairdner, The Eng- Horst, The Radical Brethren, 81. lish Church in the Sixteenth Century, 203. Between 29 Tasch literally writes, “Jn Engelland gait die Bocholt and the corresponce with Philip and Fre- wahreit trefflich in stille fort. Der Herr weiß wie derick, another Anabaptist figure lived in England lang. … Ich habs wol gelesen, ich freue mych der ga- for a short time. Snyder and Hecht report of an Ana- ben, den ich fület wol, das der Herr myt jn ist, und baptist woman called Anna Jansz of Rotterdam, who ich hette auch in Engelland gereyset, wo ich nit in with her husband Arent Jasz sympathized with the meinem gewissen genotigt were gewest, biß hierher 78 BSB-Journal.de 2-2017 English Anabaptists in the Sixteenth Century a Latin translation of Tasch’s letter to clamation. If they failed to do so, they their message to Henry VIII, encoura- would face the death penalty.33 ging him to take care of the Anabap- At the beginning of the next year, tists in his country.30 however, Henry VIII issued a third Ro- A few months later, on November yal Proclamation concerning Anabap- 29, 1538 Matthijsz, one of the atten- tists. On February 26, 1539 he was dants of the Bochholt conference, was willing to pardon recanting Anabap- burned in Smithfield.31 Some days befo- tists and to welcome them back to the re the trial and death of Matthijsz, on Church of England. Anabaptists in pri- November 16, 1538 Henry VIII issued a son, who were willing to recant, were second Royal Proclamation against the allowed to enjoy the same pardon. Anabaptists, intending to set an examp- However, in the case that after the le with those Anabaptists already im- proclamation anyone would be con- prisoned by punishing them “according victed of adhering to Anabaptism, im- to their deserts.”32 Also punished would mediate execution would follow.34 This be those who distributed any content was Henry VIII’s last Royal Proclamati- of the Anabaptist heresy. Moreover, all on concerning Anabaptists. Thereafter, Anabaptists who were “not apprehen- not much is known about Anabaptists ded or known” had to leave the country in England until the death of Henry VIII within eight or ten days after the pro- in 1547. It is possible that after the last relatively mild Royal Proclamation not much attention had been given to Ana- zu reysen.” Paul Wappler, Die Stellung Kursachsens baptists in England. Williams reports Und Des Landgrafen Philipp Von Hessen Zur Täu- only two executions of Dutch Anabap- ferbewegung, ed. Joseph Greving, Reformationsge- 35 schichtliche Studien Und Texte (Münster: Aschen- tists in June 1540. dorff, 1910), 71-72. 30 Ibid., 73-77. Noteworthy is that Melanch- ton actually intended to describe the Anabaptist in a more harmless way. Melanchton’s mild descripti- on read “Und es sein die wiedertäufer nit alle gleich, enstheils seint arme, gutherzige, verfuhrte leut und 33 Ibid., 273. Heinze argues, furthermore, that einstheils verzweifelte, böse, hartnäckige buben.” after this Royal Proclamation Henry VIII was sitting Ibid., 76. Yet Phillip and Frederick revised the latter, at the trial of an Anabaptist, probably Matthijsz, try- omitting totally this very sentence of Erasmus. Ibid., ing to convert him, triggered the royal proclamation 76-77. against Anabaptists in November 1538. Heinze, The 31 Estep, The Anabaptist Story, 275; Krahn, Proclamations of the Tudor Kings, 11. Dutch Anabaptism, 215. 34 Hughes and Larkin, The Early Tudors (1485- 32 Hughes and Larkin, The Early Tudors (1485- 1553), 280. See also MacCulloch’s description of 1553), 272. He describes the Anabaptists with the Cranmer’s involvement in the draft of this Royal Pro- following description, “they lurk secretly in divers clamation in Diarmaid MacCulloch, Thomas Cran- corners and places, minding craftily and subtly to mer: A Life (New Haven, CT: Yale University Press, provoke and stir the King’s loving subjects to their 1996), 235. errors and opinions.” 35 Williams, The Radical Reformation, 607. BSB-Journal.de 2-2017 79 Heinrich Kehler Anabaptists under Edward wealthy and influential Anabaptist wo- VI (1547—1553) man from London, provoked the action of Cranmer and Somerset. After a re- As Edward VI succeeded his father Hen- spectable defense in front of Cranmer ry VIII as a young boy, Archbishop Cran- and other Bishops concerning the doc- mer and Edward’s Lord Protectors So- trine of the celestial flesh, she was con- merset and later Northumberland lead demned to death on April 29, 1549.39 the country. Interestingly, during Ed- Another significant Anabaptist fi- ward VI’s reign no Royal Proclamation gure under Edward VI and Mary I was against Anabaptists was issued. One of the main reasons might be Cranmer’s primary focus on the Reformation, 39 which had slowed in the last years of Horst, The Radical Brethren, 110. The executi- 36 on, however, was delayed more than a year. Finally, Henry VIII. Cranmer’s resulting tole- on May 2, 1550 she was burned at Smithfield. Ibid., rance towards other religious groups is 109. Horst suggests that Bocher’s burning actually seen in the fact that he allowed inter- was a defeat for Cranmer, for throughout Borcher’s national churches of continental refu- trial he tried to defend her. Bocher’s execution, fur- gees into England.37 MacCulloch notes thermore, initiated the accusation that Cranmer to- that Somerset’s and Cranmer’s relati- lerated the developing sects around Kent and Essex. Ibid., 111. For more information about the case of ve tolerance of Anabaptists and other Joan Bocher, see Michael T. Pearse, Between Known radicals may have had its origin in an Men and Visible Saints: A Study in Sixteenth-Century irenic policy in connection with the English Dissent (Cranbury, NJ: Associated Universi- theology of the sacraments. Both were ty Presses, 1994), 81-98; Loades, Politics, Censor- convinced that a schism would be the ship, and the English Reformation, 183; Watts, The Dissenters, 9-11; Williams, The Radical Reformation, least they need in order to proceed 1197. Gairdner further reports that Bocher alluded 38 with the Reformation. to the example of Anne Askew, who was condem- Be that as it may, some incidents ned burned because of her rejection of the doctrine of Anabaptists being suppressed and of transubstantiation at the age of twenty six on July executed are reported during Edward 16, 1546. According to Gairdner, Bocher said to the VI’s reign. The case of Joan Bocher, a judges, “It is a goodly matter, […] to consider your ig- norance. Not long since you burned Anne Askew for a piece of bread, and yet came yourselves to believe 36 Dickens observes that “by the reign of Ed- and profess the same doctrine for which you burned ward VI a number of native converts were joining her. And now, forsooth, you will needs burn me for their ranks in Kent and Essex.” Dickens, The English a piece of flesh [her view of the Melchiorite doctri- Reformation, 263. At another place, Dickens even ne of celestial flesh of Jesus], and in the end you will describes Edward’s reign as being more liberal. Di- come to believe this also, when you have read the ckens, Reformation and Society in Sixteenth-Century Scripture and understand them.” Gairdner, The Eng- Europe, 140. lish Church in the Sixteenth Century, 279. For more 37 Dickens, The English Reformation, 261. about the case of Anne Askew, see Thomas Bette- 38 Diarmaid MacCulloch, The Boy King: Edward ridge, Tudor Histories of the English Reformations, Vi and the Protestant Reformation (New York: Pal- 1530-83 (Brookfield, VT: Ashgate Publishing Compa- grave, 2001), 68-69. ny, 1999), 80-110. 80 BSB-Journal.de 2-2017 English Anabaptists in the Sixteenth Century Henry Hart of Kent.40 Hart first gets at- der Mary I. in 1555. Nothing is known tention as one of the anti-trinitarian, about him after 1557.44 free-will/anti-predestination, and later Another significant figure in connec- separatist dissenters of Kent. Nothing tion with the Anabaptists in England is known about him prior to 1548. Af- under Edward VI is John Laski. Laski, ter 1550 he is definitely known to the a Polish Reformer, knew the Anabap- authorities as a sectarian.41 Martin de- tists from his debates with Menno Si- scribes Hart as one who was primarily mons in the 1540s in Frisia, northern interested in the Bible, and that all of Germany. The debates were interrup- his beliefs and actions stem from this ted by Cranmer inviting Laski to Eng- attitude.42 Whether he actually was an land in 1548 in order to make him su- Anabaptist is disputed. The remarkable perintendent of one of the Reformed issue is that most of his doctrinal be- Stranger’s Churches in London.45 Wil- liefs are similar to those of the Anabap- liams reports, “Laski was a recognized tists. Estep, therefore, has little doubt councilor for the II Edwardian Prayer that Hart can be classified as an Ana- Book and the Ordinal.”46 Thus, it is evi- baptist.43 While not persecuted under dent that during the time of Edward VI, Edward VI, Hart was imprisoned un- there were influential figures in Eng- land who not only knew the Anabap- tists, but actually knew them and their theology from previous encounters on the continent. 40 Thus, he might have died during his imprison- The last issue of interest in connec- ment. Williams, The Radical Reformation, 1198-99; tion with Anabaptism in England under Watts, The Dissenters, 11. 41 J. W. Martin, Religious Radicals in Tudor Eng- Edward VI is Cranmer’s composition of land (London: The Hambledon Press, 1989), 71-82; the Forty-Two Articles of 1552. Mac- Pearse, Between Known Men and Visible Saints: A Culloch submits that a good portion of Study in Sixteenth-Century English Dissent, 62. the Forty-Two Articles was intended to 42 J. W. Martin, „English Protestant Separa- build a stronghold against radicalism, tism at Its Beginnings: Henry Hart and the Free-Will including Anabaptism.47 Since no less Men,“ Sixteenth Century Journal 7, no. 2 (1976). 43 He writes, “Even though Hart may not have practiced believers’ baptism or established churches 44 Pearse, Between Known Men and Visible according to the Anabaptist model, it seems fairly Saints: A Study in Sixteenth-Century English Dissent, obvious that his teachings regarding free will, the 65. new birth, and discipleship were true to Anabaptist 45 Williams, The Radical Reformation, 734. insights.” Estep, The Anabaptist Story, 276-77. Loa- 46 Ibid., 1195. des, in contrast, states that while Heart had connec- 47 MacCulloch, The Boy King, 141. Loach, too, tions to Anabaptists, he actually did not profess any sees the Fourty-Two Articles being directed against of the characteristic Anabaptist teachings. Therefo- Anabaptism. Yet she appears to go too far by making re, the sectarian congregation at Kent can be hardly the conclusion, “The articles condemned Anabap- labeled as Anabaptists. Loades, Politics, Censorship, tism as unequivocally as the condemned popery.” and the English Reformation, 182-83. Jennifer Loach, G. W. Bernard, and Penry Williams, BSB-Journal.de 2-2017 81 Heinrich Kehler than seventeen of the articles were di- gy, he infers that the only lay-peop- rected against Anabaptism, Estep con- le who would not be willing to recant cludes, “If Anabaptists were not strong must have been Anabaptists.51 Another contenders for the minds and hearts of significant issue is that in Mary I’s pri- Englishmen, it would hardly have been sons Protestants and Anabaptists often necessary to give so much attention to shared a cell. Under Mary I, thus, Pro- their teachings.”48 testants and Anabaptists shared the same fate.52 Anabaptists under Mary I (1553—1558) Anabaptists under Elizabeth I (1558—1603) Not much is known about Anabap- tists and their activities under Mary I. While there were almost no execu- Also, no Royal Proclamation specifi- tions of Anabaptists and sectarians cally against Anabaptists was issued by under Elizabeth I, repression still per- her. One reason for this might be that sisted during her reign. Of course, the she made no distinction between Pro- repressions were not as hard as under testants and radicals or sectarians.49 Mary I.53 Elton appropriately characte- It is remarkable, however, that most rizes Elizabeth I as a cautious Queen, executions during Mary I’s reign took not wanting to go too far either to the place in London and the south-eastern left or right in matters of Reformati- counties, Kent and Essex. According to on. Instead, her first intent was peace Hughes, seventy-four executions are recorded in Essex, seventy-three in 51 Horst, The Radical Brethren, 158. Admittedly, Kent, and sixty in London. He connects this assertion is purely speculative, for Horst fails to this with the fact that Kent and Essex provide any evidence for this claim. Yet, there might were the cities with the most Anabap- be some truth in the claim that lay-people not wil- tists.50 Horst assumes that at least two- ling to recant have similarities with continental Ana- thirds of those executed under Mary I baptists and their willingness even to die for their were laymen. Since Protestant victims faith. 52 Ibid., 149-52. Also noteworthy is the fact were mostly convinced Protestant cler- that under the reign of Mary I, first appearances of the Family of Love become evident. Christopher W. Edward Vi (New Haven: Yale University Press, 1999), Marsh, The Family of Love in English Society, 1550- 124. 1630 (New York, NY: Cambridge University Press, 48 Estep, The Anabaptist Story, 276. 1994), 66-68. 49 Loades, Politics, Censorship, and the English 53 Pike, for instance, suggests that during Reformation, 183-84. Dickens even holds that Mary Elizabeth’s reign, the Anabaptists “were quiet peo- haunted Protestants with more zeal than sectarians. ple who met in secret and out-of-the-way places to Dickens, The English Reformation, 386. worship according to their conscience.” Edward Ca- 50 Philip Hughes, The Reformation in England: rey Pike, The Story of the Anabaptists (London: Na- Religio Depopulata, 3 vols., vol. 2 (London: Hollis & tional Council of Evangelical Free Churches, 1904), Carter, 1954), 260-61. 110. 82 BSB-Journal.de 2-2017 English Anabaptists in the Sixteenth Century and quietness.54 Chadwick, further- jectory of the Church of England.58 Di- more, argues that the unsettlement or ckens observes that “the attack on the religious situation under Elizabeth I Anabaptism can be traced in fewer was the main reason sectarian groups than eighteen of them (ii-iv, viii-x, xv, like the Anabaptists flourished.55 Ano- xviii, xix, xxiv and xxxvi-xlii).”59 ther reason for many Anabaptists co- A further official move against Ana- ming from the continent was Elizabeth baptists by Elizabeth I was her- Roy I’s political-economic strategy to invi- al Proclamation, issued on September te persecuted Reformed traders and 22, 1560 and entitled “Ordering De- craftsmen to England, which resulted portation of Anabaptists.” Accordin- in many Anabaptists following the in- gly, Elizabeth I realized that her count- vitation as well. The Dutch immigrants ry, especially the maritime towns, were were allowed to organize in Reformed favorite refugee places for Anabaptists Strangers’ Congregations in London.56 from the Continent. This led to “sundry Yet although many an Anabaptist follo- persons being infected with certain wed Elizabeth I’s invitation, she did not dangerous and pernicious opinions in welcome them and suppressed them matters of religion contrary to the faith wherever they were discovered. Mac- of the church of Christ” by Anabaptists. Culloch notes that in her irenic politics She therefore commanded that her Bi- she attempted to unite Catholics and shops examine their church flock, and Protestants by setting them against the deport Anabaptists out of the count- Anabaptists.57 ry within twenty days. If they did not One of Elizabeth I’s major political leave the country, forfeiture of all their actions against dissenters was the pu- goods and imprisonment would fol- blication of the Thirty-Nine Articles in low “by the laws either ecclesiastical 1563. Directed against both Catholics or temporal.” Moreover, Elizabeth I and Sectarians/Anabaptists, the Queen forbade all private worship meetings, intended to mark down the official tra- preaching, and ministry of sacrament, which were to be punished with impri- sonment.60 54 G. R. Elton, England under the Tudors, 2nd ed. (London: Methuen, 1974), 262-69. 58 William P. Haugaard, Elizabeth and the Eng- 55 Owen Chadwick, The Reformation (Baltimore, lish Reformation: The Struggle for a Stable Settle- MD: Penguin Books, 1970), 203. ment of Religion (London: Cambridge University 56 C. Norman Kraus, „Anabaptist Influence on Press, 1968), 249, 59-66. See also Oliver O’Donovan, English Separatism as Seen in Robert Browne,“ Men- On the Thirty Nine Articles: A Conversation with Tu- nonite Quarterly Review 34, no. 1 (1960): 5-6. dor Christianity (London: Scm Press, 2011). 57 Diarmaid MacCulloch, Suffolk and the Tudors: 59 Dickens, The English Reformation, 281. Politics and Religion in an English County, 1500-1600 60 Paul L. Hughes and James Francis Larkin, The (New York: Oxford University Press, 1986), 181- Later Tudors (1588-1603), 3 vols., vol. 3, Tudor Roy- 82; MacCulloch, The Later Reformation in England, al Proclamations (New Haven: Yale University Press, 1547-1603, 127. 1969), 148-49. Wilbur observes that while Elizabeth BSB-Journal.de 2-2017 83 Heinrich Kehler Concerning actions from the Ana- Another significant figure under baptists side, the following issues are Mary I and Elizabeth I is Robert Coo- known. Elizabeth I’s hesitation to burn che. Not much is known about Cooche heretics resulted in many Anabaptists except what is evident from his wri- ending up in prison. In prison, they tings, published by his enemies. Coo- were often assisted by fellow Dutch che may have been the only English- immigrants from the Reformed side. men who had been re-baptized. Yet it Kraus observes that Dutch Reformed is also possible that he did not go so immigrants used to translate Anabap- far. It is certain that he was an anti-pe- tists in front of English authorities. dobaptist. The significance of Cooche is While not approving Anabaptist be- that despite holding Anabaptist views liefs, they, nevertheless, helped them he was as “a keeper of Queen Katheri- in many ways.61 Also, Williams reports ne Parr’s wine cellar, and later a singer that in 1562 a Reformed Dutch minis- in Elizabeth I’s chapel.” Pearse suggests ter from London’s Dutch congregation that he “was perhaps the most highly called Adrian Haemstede was asked by placed, socially, of all the mid-century local Anabaptists to make a petition to radicals.”63 the Bishop for the right to meet peace- On Easter in 1575 twenty-five Ana- fully and separately from the Stran- baptists were arrested in London. Most gers’ church in London. It is known that of the arrested were Dutch immig- Haemstede sympathized with the Ana- rants. In the subsequent interrogation, baptists, seeing them as his brethren they were asked four questions, which and weak members for Christ. At the they had to answer with either “yes” end, the petition was rejected, resul- or “no.” The first question was whe- ting in his excommunication and ba- ther they believed that Christ had as- nishment from England.62 sumed his flesh and blood from Mary. The second question was whether they I allowed the reestablishment of Stranger’s Churches held to the view that infants should be in London in 1559 and abolished the laws for bur- baptized. The third question was whe- ning heretics, a year later she realized that heresies ther Christians were allowed to take were flourishing in the country. This forced her to release the proclamation in 1560 that banished all a civil oath. And the fourth question Anabaptists (see above). Earl Morse Wilbur, A Histo- was whether Christians were allowed ry of Unitarianism (Cambridge, MA: Harvard Univer- to hold civil office.64 Watts asserts that sity Press, 1952), 173-74. 61 Often times this occurred in the intention to 63 Michael T. Pearse, „Robert Cooche and Ana- pursue Anabaptists to leave their heretical beliefs baptist Ideas in Sixteenth-Century England,“ Menno- and join their Reformed churches. Kraus, „Anabap- nite Quarterly Review 67, no. 3 (1993): 337. See also tist Influence on English Separatism as Seen in Ro- Burrage, The Early English Dissenters in the Light of bert Browne,“ 11. Recent Research (1550—1641), 57-60. 62 Williams, The Radical Reformation, 1202-03. 64 Thieleman J. van Braght, The Bloody Thea- See also Kraus, “Anabaptist Influence on English Se- ter: Or, Martyrs Mirror of the Defenseless Christians paratism as Seen in Robert Browne,” 6. (Mennonite Publishing House, 1950), 1012-17. 84 BSB-Journal.de 2-2017 English Anabaptists in the Sixteenth Century this group had made at least one Eng- writings should be placed within the lish convert, known only by his initials tradition of late medieval mysticism “S.B.” S.B. was a carpenter, an unedu- rather than within the Anabaptist tra- cated man, according to himself. S.B. dition.69 defended typical accusations against The remaining issue of possible con- Anabaptist beliefs like pacifism and the nections between the Anabaptists in swearing of oaths with unexpected ex- England under Elizabeth I and the rising cellence.65 After being convicted guilty, Separatist tradition will be discussed in two of the group were burned in Lon- the next chapter. At this point it beco- don. The rest were deported back to mes evident that taking into conside- the Netherlands.66 ration all the issues discussed above, Although not to be confused with it becomes clear that while certainly the English Anabaptists, the Family of being present in England throughout Love was, nevertheless, a descendent the Reformation, there is no evidence of a Dutch mystic from Emden called of Anabaptists impacting the situati- Hendrik Nichlaes/Nicolas. A founder on significantly.70 While there is some and prophet of the movement, Nich- room for speculation, definite examp- laes emphasized a more spiritual view les about possible Anabaptist influen- of faith and practice. He had no issu- ces are hardly provable. With this in es with outward practices of the local mind, the focus shall now shift to the Christian religion.67 Thus, the Family of rise of the Separatist movement under Love members, while outwardly atten- Elizabeth I. ding the worship services of the Chur- ch of England, inwardly adhered to a more mystical view of religion. While 69 Marsh, The Family of Love in English Socie- definitely having some commonalities ty, 1550-1630. Loades also argues that the Family with more spiritual Anabaptism, it is, of Love cannot be classified as being a part of Ana- however, more than questionable to baptism. Loades, Politics, Censorship, and the Eng- see them as Anabaptists.68 Recognizing lish Reformation, 187. Maybe because of this type some significant influences of Lollar- of anonymous religion many of the members held high and influential positions in English society. The dy and Anabaptism in the later Family surprise was great as some of the personal guards of Love, Marsh suggests that Nichlaes’ of Queen Elizabeth I turned out to be Familists. Diar- maid MacCulloch, The Reformation: A History (New 65 Watts, The Dissenters, 13. York: Penguin Books, 2005), 209. See also MacCull- 66 Braght, The Bloody Theater, 1017. och, The Later Reformation in England, 1547-1603, 67 Williams, The Radical Reformation, 1209-11. 129. See also Marsh, The Family of Love in English Socie- 70 Smithson confirms this, saying, “despite all ty, 1550-1630; Horst, The Radical Brethren, 152. attempts to suppress it, Anabaptism persisted in 68 Dickens, for instance, sees the Family of Love England, though it made no strong appeal to the as “the most important direct offshoot of Anabap- English mind.” R. J. Smithson, The Anabaptists: Their tism in England.” Dickens, The English Reformation, Contribution to Our Portestant Heritage (London: 266. James Clarke & Co., 1935), 203. BSB-Journal.de 2-2017 85 Heinrich Kehler Anabaptism and the Rise and Essex were arrested for having re- of the English Separatist fused to take communion in the Chur- ch of England for already two years. Tradition: Extinction, Taking into consideration that these Influence, or even might have been the first Separatists or at least predecessors of Separa- Continuity? tism, Estep also mentions that these The relationship of English Anabaptists congregations were anti-predestinari- and Separatists has long been subject an and pro free-will. This congregation to debate. In order to find out whether might be the one lead by Henry Hart. Anabaptists went extinct, influenced “If Henry Hart’s works are indicative or even continued to exist under the of the theological complexion of the name of Separatism the following ques- ‘Kent sectaries,’ they were Anabaptist tion must be considered. What was the in their soteriology and concept of the relation of sixteenth-century English ethical requirements of the Christian Anabaptism to English Separatism?71 life, if not in the practice of believers’ Horst suggests two possible answers. baptism and the implementation of an The first option is that during the 1580s Anabaptist church order.”73 Was Hart, Anabaptism in England changed into then, an Anabaptist and at the same Separatism. The second option is that time one of the first Separatists? Since Anabaptism in England was effectively no evidence for such an assertion is crushed and that its spirit was revived known, this proposal has to remain a in the Separatist tradition.72 hypothesis.74 Be that as it may, it is remarkab- Another crucial figure for a possib- le that in those cities in England whe- le connection point between Anabap- re the most Anabaptists could be tists and Separatists is Robert Browne. found, later the first Separatists ap- Browne is often considered the found- peared. These locations were mainly er of Separatism. Burrage suggests that London, Kent, and Essex and their vi- Browne had “at least conferred” with cinities. Estep points out that already Dutch Anabaptists in Norwich in the in 1551 some sixty persons from Kent

71 Or as Estep puts it: “In unraveling the mys- tery of Dutch and English Anabaptist life and any 73 Estep, The Anabaptist Story, 277-78. possible influence on the English Reformation, se- 74 Also, it is not known whether Hart actually veral questions must be considered. What was the practiced believers’ baptism (re-baptism). The fact relation of sixteenth-century Anabaptism, first, to that they saw the Sacraments differently does not the rise of English Separatism; second, to the Ge- necessarily mean that they went so far as to practice neral Baptists; third, to the Particular Baptists; and re-baptism. The fact that they did not take the Lord’s fourth, to American Baptists?” Estep, The Anabap- Supper yet were not accused of taking it privately, tist Story, 273. also points into the direction that possibly they did 72 Horst, “England“. not practice baptism privately. 86 BSB-Journal.de 2-2017 English Anabaptists in the Sixteenth Century 1580s.75 Kraus, too, holds that “Anabap- ted fellowship.”78 There is, therefore, tist views were widely known among the option of Browne not getting the scholars and clergy during the years in idea of separation from the Church of which Robert Browne was formulating England by himself but got it through his own theological and ecclesiastical possible Anabaptist contacts.79 When opinions, and there is no doubt that accused of being an Anabaptist, how- he was acquainted with them.”76 Thus, ever, Browne rejected this charge ve- there is the possibility that Browne had hemently. In fact, he might have had a contacts with Anabaptists in Norwich.77 lot of reasons to distance himself from Kraus speculates that perhaps Browne, Anabaptism. A major difference- bet like the first Swiss Anabaptists some ween Anabaptism and Browne was his fifty years before him, grew impatient indebtedness to Reformed doctrines.80 with the tarrying reform of the Church 78 Kraus, „Anabaptist Influence on English Sepa- of England and its officials. “This insis- ratism as Seen in Robert Browne,“ 14, 17. tence upon a separated, covenanted 79 Chadwick describes the situation of Puritans church led Browne, as it had the Swiss and Separatists appropriately, writing, “If you begin Anabaptists before him, to insist upon to reform, how far shall you reform, and when will rigorous discipline within the covenan- you consider your reform to have succeeded? … The Reformation must be carried yet further, the work was but half done. And if the Protestant authorities of the land refused to allow the work to advance, 75 He adds, however, that it is not likely that he perhaps it was better to abandon the parish chur- was in favor of their baptismal doctrines. Champ- ch with its unworthy incumbent, and to meet apart, lin Burrage, The True Story of Robert Browne (1550 with godly men dedicated to an earnest faith.” Yet ?-1633): Father of Congregationalism (London: Hen- was this not the very practice of the Anabaptists? ry Frowde, 1906), 9-10. Chadwick further suggests that “Browne adopted 76 Kraus, „Anabaptist Influence on English Sepa- certain ideas found among the Anabaptists—that ratism as Seen in Robert Browne,“ 7. Estep observes, the Church shall consist only of true Christians, that “Norwich at this time was the center of radical Puri- the congregation binds itself in a ‘covenant’, elects tanism. St. Andrews was practically a Congregational or deposes its own ministers (and therefore each church within the Anglican establishment. The radi- congregation is sovereign over its own life and or- cal nature of the Puritan movement here may have der), that magistrates shall have no part in religion, been due to the influence of the Mennonites in the that established and ‘national’ churches are wrong, area. Norwich had long been the refugee center for that a spouse may separate from an unbelieving continental Anabaptist groups.” Estep, The Anabap- partner.” Chadwick, The Reformation, 204-05. tist Story, 281. 80 Robert Browne, A Treatife of Reformati- 77 Douglas Campbell, The Puritan in Holland, on without Tarying for Anie, and of the Wickendef- England, and America: An Introduction to American fe of Those Preachers Which Will Not Reforme Till History, 2 vols., vol. 2 (New York: Harper & Brothers the Magiftrate Commande or Compell Them (n. p.: Publishers, 1892), 179-80. Yet Kraus reminds the Richarde Painter, 1582). Due to the fact of a generic historian to remain cautious, for it is not known for use of the term Anabaptist, this may not be surpri- sure that Browne’s and the Anabaptist congregation sing. Browne did not want to be put into the same at Norwich were identical. Kraus, “Anabaptist Influ- category as the decried and hated Anabaptists. ence on English Separatism as Seen in Robert Brow- Kraus, “Anabaptist Influence on English Separatism ne,” 13. as Seen in Robert Browne,” 7. See also W. H. Frere, BSB-Journal.de 2-2017 87 Heinrich Kehler Kraus, therefore, concludes that “while different conclusions. Some scholars there are broad similarities between hold that Anabaptism went completely the thought of Browne and the Ana- extinct in England after the 1580s. Stu- baptists, the dissimilarities are of such art Murray holds that “for the next 400 a nature as to point to a minimum of years, after this less-than-friendly re- direct relationship.”81 ception, Anabaptist were absent from Another significant congregation the British Isles.”83 Loades even goes concerning possible connections bet- so far as to assert that the continental ween Anabaptists and Separatists is Anabaptist movement had never been Richard Fitz’s congregation in London, transplanted to England.84 Finally, Clark which was one of the first Separatist argues that since there is no evidence congregations in England. This com- of English Anabaptism flowing over munity may represent a link between into Separatism, it has to be assumed Anabaptist and Separatist ideas. Estep that it went extinct.85 writes, Other scholars, while definitely seeing analogies and even a certain They possessed many concepts that amount of indirect Anabaptist influen- were common to the Anabaptists, but ces on Separatism, deny any form of there are others that are obviously not continuation whatsoever. White, for Anabaptist. It is possible that an Ana- instance, recognizes some analogies baptist influence was exerted from some yet denies any succession from Ana- source as yet unknown in the formati- baptism to Separatism.86 Kraus, how- on of the Fitz congregation. However, it would be a mistake to refer to this chur- 83 Stuart Murray, Anabaptist Stirrings in Britain ch as either an Anabaptist or a Congre- (Elkhart, IN: Mennonite Board of Missions, 2001), 1. gational church. It was neither, as far as 84 Loades, Politics, Censorship, and the English available documents indicate.82 Reformation, 182-83. 85 See also Henry William Clark, History of Eng- However, as is the case with lish Nonconformity: From Wiclif to the Close of the Browne’s congregation, no certain con- Nineteenth Century, 2 vols., vol. 1 (London: Chap- nections between Fitz’s congregation man and Hall, 1911), 130. Clark views English Ana- baptists as “social revolutionaries much more than and Anabaptist communities are pro- they were religious reformers.” Besides their rejec- vable. tion of pedobaptism, “they had gone far to anni- Considering the accounts menti- hilate civil authority and to bring about social cha- oned above, historians have come to os,” so Clark. He further writes, “They aimed at the overturning of the existing political and social order The English Church in the Reigns of Elizabeth and in favor of a political and social millennium as their James I., ed. W. R. W. Stephens and William Hunt, 8 fanaticism conceived it, and shrank from no me- vols., vol. 5, The History of the English Chruch (Lon- thod, however violent, of compassing their ends.” don: Macmillan and Co., 1904), 261. Ibid., 128-29. 81 Kraus, „Anabaptist Influence on English Sepa- 86 B. R. White, The English Separatist Traditi- ratism as Seen in Robert Browne,“ 18-19. on: From the Marian Martyrs to the Pilgrim Fathers 82 Estep, The Anabaptist Story, 280. (London: Oxford University Press, 1971), xii-xiii. 88 BSB-Journal.de 2-2017 English Anabaptists in the Sixteenth Century ever, sees a more indirect succession. re are also those scholars who, while Browne certainly must have been awa- favoring a certain type of succession, re of and even may have known Ana- are well aware of the fact that due to baptists. Yet because of the many dis- missing evidence no certain claim can similarities he, too, denies any direct be made. Elton, for instance, although succession.87 In a similar way, Burrage not having a high opinion of all sorts of also sees no direct influence between Congregationalists, asserts that Ana- Anabaptism and Separatism.88 baptism helped to develop Separa- There are also those scholars who tism, saying, “The Dutch brethren in definitely see some potential of influ- particular exercised much influence ence and even succession between on the growth of sects in Elizabethan English Anabaptism and Separatism. and Jacobean England; they helped to It is remarkable that “those very are- develop the puritanical and self-con- as where Anabaptism had counted its sciously superior attitudes which are greatest number of adherents—Lon- characteristic of all these ‘gathered’ don, and the southeast and the midd- Churches.”90 Estep draws the perhaps le-east counties—now witnessed the most safe and yet appropriate conclu- emergence of separatist English-spea- sion, suggesting, “From the availab- king congregations.”89 However, the- le evidence, it seems more than mere chance that the Separatist move- 87 Kraus, „Anabaptist Influence on English Sepa- ment in England bore such a close re- ratism as Seen in Robert Browne,“ 19. semblance to sixteenth-century Ana- 88 He argues, “Into the final product [of Sepa- baptism. Apparently some segments ratism] were woven many elements , the combined within English Separatism only lacked contribution of Anabaptists, Puritans, the Family of Love, the English Seekers, Brownists, Barrowists, a more favorable climate in order to or Johnsonians, Ainsworthians, Indepen- emerge into fully developed Anabap- dents, and still other groups of later English refor- tist churches.”91 mers.” Burrage, The Early English Dissenters in the Light of Recent Research (1550—1641), 41. In a simi- lar way Payne argues, “The source, therefore, of the English Free Churches cannot be sought in any one place. Wyclif as well as Luther, Hus as well as Cal- vin, Hubmaier as well as Menno Simons contributed consciously or unconsciously, directly or indirectly, 90 G. R. Elton, Reformation Europe, 1517-1559 to the stand taken by Robert Browne and his friends, (Malden, MA: Blackwell Publishers, 1999), 66. even though it was finally independent study of the 91 Estep, The Anabaptist Story, 283. While not Bible and Elizabeth’s determination to secure nati- focusing more on the succession from Anabap- onal uniformity, both religiously and politically, that tists, to Separatists, to Baptists, Paige Patterson also caused the Puritan and Separatist movements to holds that it is “unlikely that Baptists could have develop as they did.” Ernest A. Payne, The Free Chur- been immune to the cross fertilization of Anabaptist ch Tradition in the Life of England (London: S.C.M. thought.” Paige Patterson, “Genetics Versus Histori- Press, 1965), 27. ography: A Case for the Connection of Continental 89 Williams, The Radical Reformation, 1207. Anabaptism and Contemporary Baptists,” (2009), 8. BSB-Journal.de 2-2017 89 Heinrich Kehler Conclusion pared to the continental Anabaptist movement, Anabaptism in England de- Drawing a conclusion from the discus- veloped differently. Yet there is room sion provided above, it appears safe to for speculation of a possible successi- make the following assertion. While on from Anabaptism to Separatism, to there is enough evidence to assert that Baptism. There are not enough eviden- Anabaptists were present in England ces for this hypothesis to be denied or from the beginning of the English Re- approved.92 However, the fact that the- formation under Henry VIII, there is re are significant similarities between not enough evidence for claiming that Anabaptist and Separatist ideas makes they significantly impacted the Refor- it reasonable to suspect an undocu- mation or English society. Thus, com- mented influence.

92 Historically speaking, the lack of knowledge of certain evidences is not a sufficient argument for a total nonexistence of this evidence. 90 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification Theological Affinity Between Augustine and Bucer on Justification: A Response to Alister E. McGrath

Dongsun Cho ply by saying ‘No’.”2 Nor could Calvin be Associate Professor of Systematic and fully satisfied with Augustine’s doctrine Historical Theology, Southwestern of justification. The bishop rightly “de- Baptist Theological Seminary prives man of all credit for righteous- [email protected] ness from man and transfers to God’s grace, but “still subsumes grace under an we find any meaningful theo- sanctification by which we are reborn Clogical affinity between Augusti- in newness of life through the Spirit.”3 ne and the Reformers on justification? We should not forget, however, that Not only Catholic but also many Protes- Luther misunderstood James’s view tant scholars have been quite negative on justification as a stumbling block about it.1 As a matter of fact, Luther to the Pauline doctrine of sola fide. and Calvin expressed their disappoint- The German Reformer could not re- ments over the ancient bishop’s ex- concile James’ emphasis on works and planations of justification. Luther did teaching of ‘not only by faith alone but not hesitate to show his disagreement also by works’ with the imputed righ- with Augustine: ‘It was Augustine’s teousness of Christ as the sole cause view that … if the Holy Spirit assists, of justification.4 It is worth noting the works of the law do justify…. I re- 2 LW 54.10 [no.85/1531]. See also LW 54.49 1 U. Saarnivaara, Luther Discovers the Gos- [no.347/ 1532]. In another place, Luther addresses pel: New Light Upon Luther’s Way from Medieval his stronger dissatisfaction with Augustine concer- Catholicism to Evangelical Faith (Eugene, OR: Wipf ning justification, “But when the door was opened and Stock Publishers, 1951); B. Hägglund, Histo- for me in Paul, so that I understood what justifica- ry of Theology (St. Louis, MO: Concordia Publishing tion by faith is, it was all over with Augustine.” House, 1966); Anthony N. S. Lane, Justification by 3 Institutes 3.11.15. Faith in Catholic-Protestant Dialogue: An Evangeli- 4 John Gerstner notes that Luther “erred” cal Assessment (London: T. & T. Clark, 2002), 45-46; about James and Augustine because the Reformer Matthew C. Heckel, “Is R. C. Sproul Wrong About failed to read the same principles of sola fide from Martin Luther? An Analysis of R. C. Sproul’s Faith James and Augustine on the ground that he could Alone: The Evangelical Doctrine of Justification with not find explicit forensic language in either James Respect to Augustine, Luther, Calvin, and Catholic or Augustine. John Gerstner, “History of the Doctri- Luther Scholarship,” JETS 47 (2004): 89-120. ne of Justification,” accessed November 16, 2017, BSB-Journal.de 2-2017 91 Dongsun Cho that Augustine’s doctrine of justifica- Augustine did not have the three ma- tion has the same emphasis on works jor characteristics of the Reformatio- and teaching of ‘not only by faith alo- nal doctrine of justification: “forensic ne but also by works.’ No one could declaration”; “a deliberate and syste- force the fifth century Latin theologi- matic distinction” between justifica- an, who lived in a different social and tion and sanctification; and- “imput ecclesial context, to be confined to the ed” righteousness as “the formal cause technical vocabularies and theological of justification.”5 Since McGrath pub- categories that the sixteenth century lished his magnum opus, Iustitia Dei Reformer was developing. The questi- (1986), his view on Augustine has been on that we have to ask is whether Au- cited as an authoritative position by gustine and Luther or other Reformers those who consider medieval Catho- have common concepts, not vocabu- lic theologians, not the Reformers, as laries or theological categories, of the faithful successors to Augustine on jus- nature of justification by which God ac- tification. cepts sinners based on the righteous- In contrast to McGrath, I argue that ness of Christ by faith alone. Therefore, there is significant theological affini- the historical fact that Luther did not ty between Augustine’s understanding see Augustine teach sola fide and im- and the Reformational understanding puted righteousness does not inevitab- of justification if we evaluate the two ly deny theological continuity between interpretations in light of the concept Augustine and the Reformers on justifi- of duplex isutitia (imputed and inher- cation. We should also remember that ent righteousness) or twofold justifica- Calvin disagreed with Augustine about tion presented by Martin Bucer.6 Bucer the way of explaining justification, not 5 Alister E. McGrath, Iustitia Dei: A History of necessarily implying that Augustine did the Christian Doctrine of Justification (New York: not hold justification by faith alone. Cambridge University Press, 2005. 3rd): 212-13. Nonetheless, it is true that many 6 For Martin Bucer’s view on duplex iustitia, Evangelical theologians still have not see Corneliu C. Simut, “Essential Features of the considered theological affinity bet- Doctrine of Justification in the Theology of Martin Bucer,” Perichoresis 3:2 (2005): 185-192; W. P. Ste- ween Augustine and the Reformers in phens, The Holy Spirit in the Theology of Martin Bu- the doctrine of justification. Represen- cer (Cambridge: Cambridge University Press, 1970), tatively, 52-55. Like Bucer, Peter Martyr Vermigli held the Alister E. McGrath presents that duplex or triplex iustitia concept in their doctrine of the Reformers did not rediscover justification. See Frank A. James III, “Romans Com- mentary: Justification and Sanctification,” in Com- Augustine’s doctrine of justification panion to Peter Martyr Vermigli, eds., Torrance Kir- but virtually “departed from” it since by, Emidio Campi, and Frank A. James III (Boston: Brill, 2009), 311-13. Vermigli did not formally adopt http://www.apuritansmind.com/justification/histo- duplex iustitia, but his concept of triplex iustitia is ry-of-the-doctrine-of-justification-by-dr-john-gerst- compatible with duplex iustitia. See Chris Castoal- ner/ do, Justified in Christ: The Doctrines of Peter Martyr 92 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification is not the only Reformer or sixteenth- in the doctrine of justification primari- century theologian who had a twofold ly and of Bucer secondarily. In order to approach to justification. However, Bu- attest my thesis, this paper will present cer clearly shows how Augustine’s two- two things. First, it will present a histo- fold justification is compatible with the rical review of scholarship on justifica- Reformational understanding of justi- tion. This historical section comprises fication in terms of the priority of im- two parts: a patristic tradition of justi- puted righteousness as the ultimate fication by faith alone and the ideolo- ground of acceptance with God and gical fluidity of justification among the sola fide. Reformers with regard to “the evan- This thesis will not only encourage gelical position and articulation of the Protestants to study Augustine more sola fide formula.”7 The first part of this positively but also challenge McGrath historical section will demonstrate that to revise his evaluation of Augustine some church fathers held the sola fide doctrine with a conceptual, not neces- Vermigli and John Henry Newman and Their Ecu- sarily categorical, distinction between menical Implications (Eugene, Or: Wipf and Stock, justification and sanctification before 2017), 61 and n.183. James and Castoaldo righty Augustine. The second part of this his- rejected the argument that Vermigli was a pseudo- torical review section will substantia- Protestant or reformkatolik. See James, “The Com- plex of Justification: Peter Martyr Vermigli versus te that Bucer’s concept of duplex iusti- Albert Pighius,” in Peter Martyr Vermigli: Humanism tia is neither a theological compromise Republicanism, Reformation, eds. Emidio Campi, nor pseudo-Reformational idea. For Frank A. James III, and Peter Opitz (Geneva: Droz, some Reformers duplex iustitia was a 2002), 45-58; Castoaldo, Justified in Christ, 63. Cal- theological concept “attempting to do vin also had the concept of duplex iustitia in relation to justification. For Calvin’s duplex iustitia, see his In- justice to the entire biblical witness, stitutes, 3.17-18; Cornelis P. Venema, Accepted and which affirmed sola fide as well as see- Renewed in Christ: The “Twofold Grace of God” and ing to give some weight to works in the Interpretation of Calvin’s Theology (Gottingen: regard to salvation.”8 Second, this pa- Vandenhoeck & Ruprecht, 2007), 163-70; Lane, Jus- per will present a critical evaluation of tification by Faith, 33-38. McGrath’s analysis of Augustine’s non- For a theological reflection on the duplex iustitia expressed by the Article 5 of the Regensburg Collo- Reformational understanding of justifi- quy, See Anthony N. S. Lane, “Twofold Righteous- cation. I will respond to McGrath’s ma- ness: A Key to the Doctrine of Justification? Reflec- jor points by examining the writings of tion on Article 5 of the Regensburg Colloquy (1541),” Augustine and demonstrate how Bu- in Justification: What’s at Stake in the Current Deba- cer found theological support from his tes, eds., Mark Husbands and Daniel J. Treier (Dow- ners Grove, IL: InterVarsity, 2004), 205-24. For a idea of double iustitia from the bishop. comparative study between Bucer and his contem- I hope readers can find the legitimacy porary Catholics on duplex isutitia, see Brian Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justification: Reformation 7 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- Theology and Early Modern Irenicism (Oxford: Ox- tion, 157. ford University Press, 2010), chapters 3 and 4. 8 Ibid., 156-57. BSB-Journal.de 2-2017 93 Dongsun Cho of theological affinity between Augus- thesis.11 Nick Needham (2006) found tine and Bucer, particularly, and the -Re a very clear forensic definition of jus- formation, generally, on justification. tification from Chrysostom, the anti- thesis of justification and condemna- A Historical Review of tion from and Athanasius, a Sola Fide strong law court context of justifica- tion from Hilary, a theological equati- on between justification and pardon A patristic tradition prior to from . In addition, Needham Augustine in the Latin Christianity pointed to the concept of imputati- on of righteousness from Justin Mar- We could read Augustine more ob- tyr, Ambrosiaster, and Chrysostom and jectively if we avoid an unnecessary noticed the immediacy of justification presupposition that Augustine could applied to conversion without failing not be aware of or present the idea of to acknowledge the broad applica- imputed righteousness and sola fide. tion of justification to the entire Chris- History helps us here. Several scho- tian life in patristic literature.12 Dani- lars refer to a, not necessarily the, el H. Williams (2006; 2007) presented patristic tradition of justification by Hilary as the Latin exegete who most faith. Thomas Oden (2002) presen- clearly presented justification by faith ted a very provocative and significant or even sola fide.13 In contrast to Oden thesis, “there is a stable, explicit, con- and Needham, Williams did not see sensual tradition of exegesis of Paul’s sola fide in the sense of the Reformers teaching of justification by grace alo- who excluded good works as the cause ne through faith alone” in the first five of justification. For Williams, - toatt centuries of Christianity.9 For Oden the empt to find that Reformational theo- argument that the evangelical under- logy from a patristic writer is anachro- standing of justification suddenly dis- nistic. Instead, Hilary’s sola fide simply appeared after Paul until the sixteenth means that all redemptive works come century is “evidently exaggerated” and “an incorrect and mischievous modern misconception.”10 Oden had his con- 11 Ibid., 35-38, 43, and 49. viction that the patristic consensus on 12 Nick Needham, “Justification in the Early justification by faith alone in agree- Church Fathers,” in Justification in Perspective: His- ment with the Reformers but invited torical Developments and Contemporary Challenges, ed. Bruce L. McCormack (Grand Rapids: Baker Aca- his Protestant colleagues to invest his demic, 2006), 25-53. 13 Daniel H. Williams, “Justification by Faith: A 9 Thomas Oden, The Justification Reader Patristic Doctrine,” JEH 57 (2006): 649-67; “Hilary of (Grand Rapids: Eerdmans, 2002), 24. Emphasis Poitiers and Justification by Faith According to the Oden’s. Gospel of Matthew,” Pro Ecclessia 16 (2007): 445– 10 Ibid., 143, 15. 61. 94 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification from God.14 In response to Oden’s invi- of ceremonial laws but Christian chari- tation, I (2012; 2014) also contributed ty as the ground of justification. “Me- articles on Marius Victorinus, Ambrosi- rit based on [the fulfillment of] a mo- aster, and Augustine.15 ral obligation [for the poor]” and “merit Since Victorinus and Ambrosias- based on religious observation of chas- ter are Latin exegetes of Pauline epist- tity and abstinence” are useless in the les prior to Augustine, we could have a matter of salvation, since “we aresa- glimpse of the exegetical background of ved by the grace of God, that is, “a gift Augustine’s interpretations of biblical of God.”18 Ambrosiaster taught double texts on justification. Victorinus con- imputation in justification. With regard tended that faith in Christ not only gi- to the non-imputation of sin, he sta- ves us forgiveness but also makes “our tes, “When he covers he forgives, and entire life” “imputed to us as righteous- when he forgives, he does not impute ness (id est reputabitur nobis omnis vita [sins]. … Without any labor or work sins ad iustitiam)” for justification.16 There- are forgiven and covered and not im- fore, “[f]aith alone in Jesus Christ is suf- puted” “to those who accept the faith ficient for our justification.”17 ‘Faith alo- of Christ.”19 On the other hand, Ambro- ne’ not only excludes the observation siaster claimed, “without the works of the law, to an impious person (that is, 14 Williams, “ and Justification by Faith,” 461. a Gentile) believing in Christ, his faith is 15 Dongsun Cho, “Ambrosiaster on Justification imputed for righteousness, as it was to by Faith Alone in his Commentaries on the Pauli- . How then can the Jews ima- ne Epistles,” Westminster Theological Journal 74:2 gine that through the works of the law (2012): 277-290; “Justification in Marius Victorinus’ they are justified with Abraham’s justi- Pauline Commentaries: Sola Fide, Solo Christo, and Sola Gratia Dei,” Journal for Baptist Theology and fication, when they see that Abraham Ministry 11:1 (2014): 3-25; “Divine Acceptance of was justified not from the works of the Sinners: Augustine’s Doctrine of Justification,” Pe- law, but by faith alone? Therefore there richresis 12:2 (2014): 163-84. is no need of the law, since an impious 16 Gal. 3:7[CSEL 83/2:129.12-13]. Schmid con- person is justified with God through cludes, therefore, that Victorinus’ argument for im- faith alone.”20 Concerning merit, Vic- puted righteousness for the entire life, not merely the initial stage of the Christian life, his “most expli- torinus and Ambrosiaster were care- cit Pauline-Lutheran [theological] expression” of jus- tification. Cooper also asserts that Victorinus “held “Ergo per Christum iustificatio et liberatio, non per to an understanding of justification as an imputed, legem factorum.” passive justification, to use the familiar Reformation 18 Eph 2:9 [CSEL 83/2: 33.13, 6-7]; Gal 2:10[CSEL terminology.” See also Stephen Andrew Cooper and 83/2: 117.13-118.17]. Marius Victorinus, Marius Victorinus’ Commentary 19 Rom 4:8 [CSEL 81/ly:133] and Eph 1:9 [CSEL on Galatians: Introduction, Translation, and Notes 81/3:74]. (New York: Oxford University Press, 2005), 154. 20 Ambrosiaster, Commentary on Paul’s Epistles, 17 Gal. 3:22[CSEL 83/2: 134]: “fides sola Iesu 4:5 (PL 17:86) cited in Needham, “Justification in the Christi sufficiat ad iustificationem liberationem que Early Church Fathers,” 33. Translation Needham’s. nostrum.” See also Gal. 3: 20[CSEL 83/2:132.36-38]: Emphasis mine. BSB-Journal.de 2-2017 95 Dongsun Cho ful not to make eternal life dependent Victorinus pointed to their inseparabi- upon good works subsequent to faith. lity. Victorinus, who refuted the theo- Victorinus positively used the term ‘me- logies of meritorious works and faith reri’ [to merit] in a sensus laxior when it plus works as the ground of justifica- simply meant ‘to obtain’ but rejected tion, emphasized the necessity of per- that term in a sensus strictior when it sonal righteousness to be produced by meant ‘to obtain deservedly’ justifica- faith alone from a righteous person.24 tion and eternal life.21 In his exegesis on Ambrosiaster also presented a distinc- 2 Tim 1:9, Ambrosiaster argues, “God tion between “temporal righteous- predestined that they should be revi- ness” by moral piety before man and ved, at what time and through whom “eternal righteousness” by sola fide be- and in what way they can be saved, so fore God.25 This historical review sec- that they might be saved neither by the tion of a patristic tradition of justifica- merit of those who were saved nor by tion establishes that not a few patristic the merit of those through whom they fathers and, especially, Augustine’s im- were called, but this gift [salvation] is mediate predecessors in Pauline scho- seen to be granted by the grace of God larship held not only the doctrine of through the faith of Christ.”22 From Am- sola fide but also a conceptual distinc- brosiaster, we can see predestination tion between justification based on im- as the background of justification even puted righteousness and sanctification. before Augustine. Both Latin Pauline From this observation, in contrast to exegetes did not have a systematic and McGrath, we could say that Augustine categorical distinction between justifi- had enough theological legacy to deve- cation and sanctification, but they had lop a view on justification which could a conceptual distinction between righ- be in accord with the Reformers. teousness before God (justification) and righteousness before man (sanc- The duplex iustitia of justification tification). For Victorinus, “Faith itself among the Reformers alone grants justification and sanctifi- cation [Ipsa enim fides sola iustificatio- Since some Catholics, who were sym- nem dat et sanctificationem].”23 Wit- pathetic to the Protestant Reformati- hout identifying the two graces of God, on, and some Protestant theologians in the sixteenth century used the term 21 Cho, “Justification in Marius Victorinus’ Pau- “duplex iustitia” differently, we need to line Commentaries,” 23. Cf. Cooper, Marius Victo- define how Bucer used it and to show rinus’ Commentary on Galatians, 162; J. N. Bakhui- zen van den Brink, “Mereo (r) and Meritum in Some N. Holtrop, Frederik de Lange, and Riemer Roukema Latin Fathers,” Studia Patristica 3 (1961): 330-40. (Kampen: Kop, 2004), 42. 22 CSEL 81/3:299. 24 Eph 6:14 [CSEL 83/2:88.38–45]. See Cho, 23 Gal. 2:15-16[CSEL 83/2: 122]. See also Rie- “Justification in Marius Victorinus’ Pauline Commen- mer Roukema, Salvation Sola Fide and Sola Gratia in taries,” 16-21. Early Christianity,” in Passion of Protestants, eds. P. 25 Rom 2:12 [CSEL 81/ly]. 96 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification how his concept of duplex iustitia was of their justification. Imputed righte- Reformational.26 McGrath’s denial of ousness “supplements” our imperfect any theological continuity between Au- merits.27 So there are two formal cau- gustine and the Reformers in the doc- ses of justification. The imputed righte- trine of justification is partially due to ousness of Christ is actually imparted his failure to realize the subtle but fun- by union with Christ in whom we were damental theological differences bet- grafted by faith, and this union infuses ween the Catholics and the Reformers Christ’s righteousness into the belie- who developed their doctrine of justifi- ver. Imparted, not imputed, righteous- cation in light of duplex iustitia. Johan- ness of justification makes us righteous nes Gropper, a Catholic influenced by “formally” in the sense that “whiteness humanism, presented the concept of makes a wall white.”28 On the other duplex iustitia in a way that reflected hand, Cardinal Contarini, an evangeli- both Protestant and Catholic elements cal Catholic, presented the idea of du- of justification although his view was a plex iustitia in a very Reformational moderate Catholic version. For Grop- way. Unlike Gropper, Contarini argued per, Christians should principally rely that all saints need continually to de- on the righteousness of Christ imput- pend upon the imputed righteousness ed to them due to their imperfection of Christ as the sole ground of accep- on earth. However, his emphasis on tance with God.29 Our inherent righte- imputed righteousness does not ne- cessarily mean that their own inherent 27 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- righteousness cannot be constitutive tion, 125; Yarnold, “Duplex iustitia,” 211. 28 Yarnold, “Duplex iustitia,” 211. 26 McGrath traced the term “duplex iustitia” 29 Ibid., 212. Yarnold comments that Contarini’s to the “Dominican, and subsequently the Thomist, emphasis on imputed righteousness of Christ as the school” which made a distinction between iustitia only ground of our assurance of salvation is “neither infusa, basis for the occurrence of justification, and unthinking repetition of a traditional Augustinian iustitia acquisita. See McGrath, Iustitia Dei, 312. Du- formula, nor simply an attempt to find a compromi- ring the Reformation era, some Catholic theologi- se with the Reformers. It seems to rest on a deeply ans developed duplex iustitia differently according felt conviction.” Cf. D. Fenlon, Heresy and Obedience to their own theological interpretations. For more in Tridentine Italy: Cardinal Pole and the Counter Re- detailed explanation of this development, see ibid., formation (Cambridge: Cambridge University Press, 312-15; 22-23; 31-34. Edward Yarnold, “Duplex ius- 1972), 10–11. Contarini’s letter to his dear friend titia: The Sixteenth Century and the Twentieth,” in Tommaso Giustiniani in February of 1523 rather gra- Christian Authority: Essays in Honour of Henry Chad- phically illustrates the righteousness of Christ as the wick, ed., G. R. Evans (Oxford: Clarednon, 1988), sole ground of justification: “I have come to the firm 204-23. To discuss all different theological nuances conclusion … that no man can at any time justify of the Catholics who utilized duplex iustitia in the himself through his works … One must turn to the doctrine of justification is beyond the scope of this divine grace obtained through faith in Jesus Christ, paper. For a further analysis of some representati- as St. Paul says (Rom 4:8): ‘Blessed is the man whose ve Catholics and Bucer on duplex iustitia, see Lugi- sin the Lord will never count against him, apart from oyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justification, 43 and works.’ … Whence I conclude that … we must justify chapter 4. ourselves through the righteousness of another, that BSB-Journal.de 2-2017 97 Dongsun Cho ousness (sanctification) must be pro- trine of justification which makes “jus- duced but is always tainted with sin. tification dependent upon believer’s Like Gropper, however, Contarini also regeneration through the renewing stopped short of becoming a Reformer work of the Holy Spirit” rather than im- because “this imputed righteousness puted righteousness.33 However, Lugi- is not forensic, but is grounded on the oyo claims that Bucer’s duplex iustitia fact that we are grafted (inserti) into should not be labelled as double justifi- Christ.”30 Interestingly, Contarini -con cation, which allegedly entails two for- tended that Scripture and Augustine mal causes of justification, if we do not supported his appeal to imputed righ- have serious and careful qualification teousness as the only reliable source of for the term ‘double justification.’34 For justification.31 Bucer there is only one formal cause of Then, how was Bucer different from justification: “the sole goodness of God his counterpart Catholic theologians and merit of Christ is the prime and in with regard to the idea of duplex ius- itself entire cause” of justification.”35 titia? McGrath sees Bucer teach a se- God’s not imputing our sins to us on riously modified version of Luther’s account of Christ is the only source of Protestant doctrine due to the con- all our blessings no matter how much cept of double justification, which progress we make in the secondary has two formal causes of justification. cause.36 When we believe in Christ, we McGrath points out that the Reformer receive not only forgiveness and impu- presented imputed righteousness as ted righteousness of Christ but also the “primary justification” and inherent Holy Spirit who actually makes us righ- righteousness (good works) as “secon- teous. Imputed righteousness and in- dary justification in which man is made herent righteousness occur insepara- righteous.”32 Consequently, Bucer’s du- bly and simultaneously.37 As God does plex iustitia resulted in a moralist doc- 33 Ibid., 256. McGrath thought that he found is, of Christ; and when we join ourselves to him, his the same moralist approach to justification from righteousness is made ours, nor must we then de- the article 5 of the Regenburg Colloquy (1541). For pend upon ourselves in the slightest degree.” McGrath, the duplex iustitia doctrine of that article 30 Yarnold, “Duplex iustitia,” 211. However, Lane is a product of the ecumenical efforts between Ca- sees that Contarini’s view was very close to Luther tholics and Protestants. Ibid., 252. Contra McGrath, and the Reformational view on justification. See Lai- see Lane, “Twofold Righteousness,” 205-224. ne, Justification by Faith, 48 and 59. 34 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- 31 Lane, Justification by Faith, 53.n.28. In 1537 tion, 46. Contarini expressed his concern that some of Ca- 35 BRom (1536), 130; (1562), 119; “prima et per tholics unfortunately oppose Augustine, Ambrose, se totaque causa est, sola Dei bonitas, et Christi me- Bernard, Jerome, and Thomas with regard to faith ritum …” cited in Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of and grace in their zeal to oppose Luther. See Peter Justification, 98. Translation Lugioyo’s. Matheson, Cardinal Contarini at Regensburg (Euge- 36 Stephens, The Holy Spirit, 51. ne, OR: Wipf & Stock, 2014), 46.n.38. 37 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- 32 McGrath, Iustitia Dei, 252. tion, 43-47; 132-33; Stephens, The Holy Spirit, 49. 98 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification not give faith to the elect without gi- Another reason for the failure of ving the Holy Spirit to them, so “God McGrath to recognize the theologi- never imputes righteousness without cal continuity between Augustine and also imparting it.”38 The difference bet- the Reformers is that the Oxford pro- ween imputed righteousness and inhe- fessor judged Augustine as non-Refor- rent righteousness is not a matter of mational because Augustine was- dif chronological difference but a matter ferent from the mature Luther and of role. Imputed righteousness is not Melanchthon in the manner of sta- “a supplementation” but “a stimulus” ting justification. McGrath missed the to the inherent righteousness.39 realization that there was considerab- Augustine did not use the term du- le conceptual flux at the earlier stage plex iustitia, but Contarini and Bucer of the Reformation in explaining jus- claimed Augustine as their theological tifying righteousness.41 It was the Pro- source for the idea of duplex iustitia. testant confessionalism that establis- Buchanan (1804–1870) also found that hed its strict definition of justification John Forbes of Corse (1593–1648), a only in terms of imputed righteousness Scottish Reformed theologian, conti- along with a systematic distinction -bet nued the idea of duplex iustitia in an ween justification and sanctification. Augustinian way. Both Augustine and The existence of such conceptual flux Forbes understood justification - ety among the Reformers does not mean mologically as ‘to make righteous’ and that they could not teach about the placed the imputed righteousness of nature of imputed righteousness and Christ by faith alone and the personal works as the evidence, not cause, of righteousness of the believer infused justification. However, readers could by the Holy Spirit in the one category of see the different manners of explai- justification. Therefore, Buchanan ad- ning the same truths, and the different vised his readers not to be bound with manners are not to be taken as a mark Augustine’s terms used in the doctri- of non-Reformational understanding. ne of justification when they compared Augustine with the Reformers. Rather, 41 Gerald O’Collins, S. J., and Oliver P. Raffer- they have to comprehend what “the ty, S. J., “Roman Catholic View,” in Justification: Five real substance of his doctrine” was.40 Views, eds., James K. Beilby and Paul Rhodes Eddy Buchanan’s advice in interpreting Au- (Downers Grove, IL: InterVarsity Press, 2011), 297; gustine is very insightful. Lugioyo, Martin Bucer, 5.n.9; 157. Another examp- le of this conceptual flux among the Reformers is found in the different responses of Luther and Cal- 38 Stephens, The Holy Spirit, 49. vin to the fifth article of Regensburg Colloquy, draf- 39 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- ted by Contarini and Bucer, on duplex iustitia. From tion, 102, 132, 133. this article, Calvin found some positive development 40 Buchanan, The Doctrine of Justification: An from the Catholic representatives, whereas Luther Outline of Its History in the Church And of Its Exposi- found only theological betrayal of Bucer. See Lane, tion From Scripture (Grand Rapids: Baker, 1955), 91. “Twofold Righteousness,” 209-210. BSB-Journal.de 2-2017 99 Dongsun Cho Augustine and Bucer on both an “event” of receiving operative Justification in Light of grace to heal the sinful will so that the justified person could desire good and Duplex Iustitia a “process” as a gradual transforma- tion into a morally righteous person The Nature of Justification by the co-operative grace of the Holy Spirit.43 McGrath implies Augustine’s Augustine etymological incapability to analy- ze the term ‘justification’ from the He often and explicitly defined justi- Greek original, but Lane confirms that fication as “being made righteous,” a Augustine’s “relative ignorance” of phrase which the mature Luther, Me- Greek affected his failure to recognize lanchthon, and Calvin avoided in their the forensic aspect of justification.44 doctrine of justification: other than ‘made righteous’, just as ‘he justifies the “[J]ustification precedes the observation ungodly’ means ‘he makes a righteous person out of of the law, What else, after all, does jus- an ungodly person’? (Quid est enim aliud, iustificati, quam iusti facti, ad illo scilicet qui iustificat impium, tified (Rom 3:24) mean but; made righ- ut ex impio fiat iustus?). Translation is McGrath’s. teous by the one, of course, who justifies For further examples of justification as ‘to make sinners (Rom 4:5), so that from sinners righteous,’ see also McGrath, Iustitia Dei, 46. n. 147. they become righteous?” (The Spirit and 43 McGrath, Iustitia Dei, 47, 48, and 42-43. Em- the Letter 26.45 [WSA I/23]). phasis McGrath’s. 44 Lane, Justification by Faith, 45. Augustine “If the impious is justified, then the impi- admitted that he had difficulty in understanding ous person is changed from being impi- the classical Greek literature (Confessions 1.13-14). ous into being righteous” (Exposition of Many modern theologians assume that Augustine Psalm 31(2).6 [WSA III/15:369]). was ignorant of Greek or did not consult original bi- “But they had no merits in order to be- blical languages by pointing out the bishop’s inac- come righteous. For they were made curate translation of ἐφ᾽ ᾧ (Rom 5:21) as in whom. However, one should remember that Augustine righteous when they were justified. consulted the Greek manuscripts when he needed But, as the apostle says, They were jus- to examine some biblical texts or phrases etymolo- tified gratuitously by his grace” (Letters gically in order to check the accuracy of their Latin 194.3.6 [WSA II/3: 291]). translations. Augustine’s careful readers could easi- ly detect how he examined the Greek manuscripts According to McGrath, Augustine in his various works such as the Homilies on John, understood the Latin verb iustificare the City of God, the Literal Meaning of Genesis, and (‘to justify’) asiustum facere (‘to make On the Trinity, and On Christian Teaching. Augus- tine translated the Greek phrase as ‘in whom’ not righteous’) since the bishop took -fi- because of his ignorance of Greek but because of care as the unstressed form of facere his theological conviction. Augustine’s Greek was (to make).42 Therefore, justification is not good as Jerome’s, but this should not mean that Augustine was not able to translate Greek with lexi- 42 McGrath, Iustitia i,De 20. See Augustine’s De cons. See Gerald Bonner, St. : Life spiritu et littera, 26.45: “What does ‘justified’ mean and Controversies (London: The Canterbury Press 100 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification Many have considered, therefore, an attempt to find a theological value that, for Augustine, justification is de- of justification as a forensic and com- finitely not ‘to declare’ but ‘to make’ plete event meaningless. Such an att- one righteous. The bishop presented empt would be “redundant” since jus- justification not as a forensic andin- tification as an event is just part of stantaneous event of God’s declaring justification as a process. Augustine the believer righteous but as a pro- had no concept of justification “pure- gressive transformation of the inner ly in terms of ‘reputing as righteous’ and moral life of the believer.45 What or ‘treating as righteous’” “without Augustine taught by the term ‘justifi- the moral or spiritual transformation cation’ is not the Reformation doctri- of humanity through grace.”48 The es- ne of justification, but it is rather sanc- sence of justification for Augustine is tification as a transformative progress not an event of forensic declaration by the assistance of the Holy Spirit.46 but “a causative process, by which an Unlike those who deny the exis- ungodly person is made righteous. It tence of any idea of justification as a is about the transformation of the im- forensic and instantaneous event in pius to iustus.”49 The Augustinian ‘ma- Augustine’s thought, McGrath takes a king righteous’ “contradict[s]” the Re- more cautious position. Instead of -ex formational ‘pronouncing righteous,’ plicitly denying the forensic aspect of and imparted righteousness cannot be justification related to Augustine, he compatible with imputed righteous- admits that the bishop saw justifica- ness.50 Necessarily, the righteousness tion as an event and a process.47 How- of justification is “inherent rather than ever, the Oxford professor not only imputed”51 Augustine does not have a keeps silent about the nature of jus- Reformational distinction between -jus tification as an event but also makes tification and sanctification. Sanctifica- tion is “effectively subsumed under the Norwich, 1986, rev.ed.), 394-95: Pierre Courcelle, aegis of justification” in Augustine.52 If Late Latin Writers and Their Greek Sources (Cam- all of McGrath’s arguments above are bridge, MA: Harvard University, 1969), 149-65. the case, then, Augustine really made 45 Heckel, “Is R. C. Sproul Wrong About Martin Luther?,” 95. Cf. ibid., 99: “For Luther, faith receives God’s acceptance of sinners depen- righteousness in Christ, and the sinner becomes just dent upon good works initiated by im- in a single act. Augustine expressed justification in puted righteousness.53 terms of an inner, progressive transformation, a ma- king righteous, and did not speak of the merits of 48 Ibid. Christ.” 49 Ibid. 46 Lane, Justification by Faith, 46. 50 Ibid., 241. 47 For Augustine, justification “includes both 51 Ibid., 48. the event of justification (brought about by opera- 52 Ibid., 49. tive grace) and the process of justification (brought 53 Heckel, “Is R. C. Sproul Wrong About Martin about by cooperative grace).” See McGrath, Iustitia Luther?” 96. The good works that Augustine rejec- Dei, 47. Emphasis McGrath’s. ted were “the works before, not after, conversion.” BSB-Journal.de 2-2017 101 Dongsun Cho McGrath’s insoluble antithesis bet- iustitia could be understood in Bucer’s ween imputed righteousness and im- concept in many ways.54 Both theologi- parted righteousness is due to his failu- ans use the term ‘justification’ or ‘righ- re to realize how duplex iustitia works teous’ or ‘justified’ in an inclusive way, for Augustine. Augustine assigned an referring both to declared righteous- important theological role to justifica- ness founded in the merits of Christ tion as an event. This type of justifica- and to progressive righteousness by tion is forensic in that God declares the the Holy Spirit. Neither Augustine nor believers’ righteous not by imputing Bucer have a systematically categorized what their sins deserve to them but distinction between justification and by imputing (crediting or reckoning) sanctification. Nonetheless, the bishop the righteousness of Christ to them. and the Reformer have a clear concep- This judicial righteousness is required tual distinction between the two gra- for them to stand, with confidence of ces of God. The inseparability and si- the divine acceptance of sinners, befo- multaneity of faith and the Holy Spirit re the judgement with God. Therefore, led both Augustine and Bucer to hold the event of forensic justification is the the indivisibility of forensic justification ultimate ground of the divine accep- and transformative justification and to tance of sinners. This event of justifica- present the latter as the secondary-evi- tion is a complete work of God on its dential cause of justification as the in- own. Imputed righteousness and im- evitable fruit and evidence of forensic parted righteousness are not two diffe- justification. The difference between rent chronological realities. Both take Augustine and Bucer is that the bishop place inseparably and simultaneously. 54 Some scholars notice that Augustine’s view The completion of imputed righteous- on justification could be explained in terms of dou- ness does not depend upon imparted ble righteousness and see some theological si- righteousness. Due to the imperfection milarities between his view and the Reformation of saints on earth, eschatological justi- doctrine of justification. See Buchanan, The Doctri- fication still depends upon the divine ne of Justification, 91-92. Hedman, “Augustine on pardon which is given to those who be- Justification,” 12-13. Hedman claims that imputed righteousness, if a legitimate element of Augusti- lieve in Christ. nian justification, is “subsumed under the overar- For Augustine, the righteousness of ching concept” of “infused righteousness.” See ibid., forensic justification is based on the 13. Unlike Buchanan and Hedman, Hiestand rejects non-imputation of sins, i.e., the forgi- that Augustine taught progressive justification: “For veness of sins and imputed righteous- my part, I do not see progressive justification in Au- gustine. While it is certainly true that he speaks of ness, whereas the righteousness of growth in righteousness, his actual use of iustificare transformative justification is perso- [to justify] seems semantically limited to initial rege- nal holiness. Augustine’s idea of duplex neration and conversion.” See Gerald Hiestand, “Au- gustine and the Justification Debates: Appropriating Heckel claims that for Augustine, good works are Augustine’s Doctrine of Culpability,” Trinity Journal constitutive to justification. 28 (2007): 130.n.53. 102 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification is implicit, but the Reformer is very em- However, we should go one step phatic about imputed righteousness as further than Wright because Augusti- the essence of forensic justification. ne shows a declarative aspect of jus- Let us see what and how Augusti- tification more clearly than Wright ne speaks about the nature of forensic would acknowledge. In contrast to justification. Augustine describes the McGrath and Wright, we could see first part of forensic justification as- for even Augustine’s indirect implication giveness as the non-imputation of sins of imputed righteousness. Concerning to the believer: “You have forgiven me, a possibility that Augustine could be and I am certain that what you have for- aware of forensic justification, his work given will not be imputed to me. There- the Spirit and the Letter 26.45 has been fore, I am free from anxiety, and being discussed among scholars. Here Augus- strengthened by this grace I will not be tine shows how Rom 2:13—“the doers ungrateful”55 In Exposition 2 of Psalm of the law will be justified—should be 31, 7 [370], Augustine identify the jus- properly interpreted: observe tification of Abraham as his forgiven- [I]f we were to say, “Human beings will ess which God granted because of his be created,” one would certainly not un- faith: “only those can be blessed who- derstand that those who already [iam] se sins have been forgiven. This is the were human beings are created, but that point the apostle [Paul] made by say- they became human beings by being ing, Abraham believed God, and it was created …. Accordingly, it [‘the doers of reckoned to him as righteousness. … the law will be justified’] is the same as You have done nothing good, but forgi- if one were to say, “Those who obser- veness of your sins is granted to you.” ve the law will be created,” not because Denying the existence of the idea of they [who observe the law] already exis- imputed righteousness in Augustine, ted, but so that they might exist…it is McGrath accepts only this non-imputa- certainly true that they will be justified in tion of sin in the bishop’s doctrine of the sense that they will be regarded as justification as an event.56 Wright ag- righteous [iusti habebuntur], that they rees with McGrath that justification as will be counted as righteous [iusti depu- an event is about forgiveness, not im- tabuntur]. In that sense scripture says of puted righteousness. Unlike McGrath, a certain man, But he [a lawyer] wan- Wright argues that this divine forgiven- ting to justify himself (Lk 10:29), that is, ess is for Augustine not a marginal but wanting to be regarded [haberetur] and a “central element of justification.”57 counted [deputaretur] as righteous.58

55 Exposition of Psalm50.18 [WSA III/16:425]. and Contemporary Challenges, ed., Bruce L. McCor- See also On Man’s Perfection in Righteousness6.15. mack (Grand Rapids: Baker, 2006), 71. 56 McGrath, Iustitia Dei, 236. 58 De spiritu et littera 26.45 (CSEL 60:199; WSA 57 David Wright, “Justification in Augustine,” in I/23:178-79). Italics WSA’s. “Aut certe ita dictum est Justification in Perspective: Historical Developments iustificabuntur, ac si diceretur ‘iusti habebuntur,’ ‘ius- BSB-Journal.de 2-2017 103 Dongsun Cho McGrath appealed to the previous However, Augustine did not merely paragraph of this cited text when he suggest a possible interpretation of defined justification for Augustine as Rom 2:13 but related it with Luke 10:29 nothing but ‘to make righteous.’ Inte- which shows also the righteousness of restingly, however, he did not mention the lawyer as declarative, not transfor- this important passage in the same text mative. Augustine’s other texts shed that contains Augustine’s discussion on light on Augustine’s use of declarative forensic justification. Even Wright, who or imputed righteousness. When citing claims that we should not forget about Gen 15:6 (Rom 4:3), Augustine some- “genuine affinity” between Augusti- times made his brief comments on its ne and the Reformers on justification, meaning: “Abraham believed God, and states, “I have found no other occur- it was reckoned [deputatum] to him as rences [other than biblical citations] in righteousness. By this token we all be- Augustine of this declarative sense of long to by imitating the faith of justification. Luke 10:29 rarely appears Abraham, who believed God, and had elsewhere in his corpus,” while imply- it reckoned to him as righteousness ing the bishop’s discussion on declara- [deputatum est illi ad iustitiam].60 Even tive justification may not be a just pas- Martin Chemnitz, critical of Augustine’s sing thought.59 inclusive definition of justification, ad- mitted that Augustine did not leave completely from the original meaning ti deputabuntur,’ sicut dictum est de quodam: Ille au- of justification in Greek. One passage in tem volens se iustificare, id est, ut iustus haberetur Augustine’s Of Good of Marriage (late et deputaretur.” 403 or early 404) supports Chemnitz’s 59 Surprised with Augustine’s explicit reference to declarative justification, Lane argues that his view observation: “[I]f a person, after unjust- here is accidental to his grammar of justification ‘to ly taking over someone’s field, makes make righteous,’ and he did not develop the declara- large alms, that does not justify [iustifi- tive aspect of justification further. Lane, Justification cat] robbery.”61 Could this forensic inter- by Faith, 45-46. Leaning on Lane’s conclusion, He- pretation of justification be Augustine’s ckel does not even analyze the above text at all. He- ckel, “Is R. C. Sproul Wrong About Martin Luther?,” for us to read Augustine’s view of forensic justifica- 96.n.39. tion based on imputed righteousness. Wright’s intention not to embrace biblical cita- 60 Exposition of Psalm84.4 [WSA III/18:206]. tions as theological arguments needs to be modi- See also the City of God, 16.23 [CSEL 40:165]: fied. It is customary for ancient writers to just cite “When Abraham’s faith, by believing, was reckoned biblical passages without further explanations when to him as righteousness, he was not yet circum- the passages themselves are clear arguments. Au- cised” [credenti Abrahae deputaretur fides ad iusti- gustine was not exceptional. In his writings, the bi- tiam, nondum fuerat circumcises]. shop just cited many passages when they are to be 61 Martin Chemnitz, Logi Theologici, trans. J. understood as they are stated literally. There are nu- A. O. Preus (St. Louis: Concordia, 1989), 2:477. See merous passages that contain the phrase “to be im- De Bono Conjugali 14.16 [CSEL 41:209] see “Neque puted as righteousness” in Augustine. If these passa- enim si … ut ex eorum fructibus largas eleemosynas ges are in the context of justification, there is room faciat, ideo rapinam iustificat.” 104 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification accidental appeal to the original me- a clear textual evidence that Augustine aning of the Greek word δικαιόω? We and his contemporary audience were could find that Augustine’s forensic in- aware of the concept of sola fide or de- terpretation of justification already ap- clarative justification. Here the bishop peared in On the Free Choice of the Will rebukes those who abuse that concept (388-395) 3.6.18: “[I]t is so far from the as a theological excuse for their evil be- truth to hold that the sins of the crea- haviors: “You see that Abraham was ture are to be imputed [deputanda] to justified not by what he did, but by his its Creator, … although you said that faith; all right then, so I can do whate- you did not find out how not to impute ver I like, because even though I have [deputetur] to Him anything that must no good works to show, but simply be- come to pass in His Creation”62 These lieve in God, that is reckoned [deputa- two texts show that Augustine’s foren- tur] to me as righteousness? Anyone sic interpretation of ‘justify’ is not his who has said this and has decided on accidental thought. Furthermore, this it as a policy has already fallen in and argument can be strengthened by Ser- sunk.”65 What Augustine rejected is not mon 354A. This work was “composed at the idea of imputed righteousness or approximately the same time, with the sola fide but antinomianism appealing sermon probably postdating the trea- to the forensic aspect of justification. tise [Of Good of Marriage] by a short Due to his belief that Augustine time.”63 In Sermon 354A, 13 we could took ‘-ficare’ as the unstressed form find a Reformational understanding of of ‘facere’ (to make), McGrath argues ‘deputo’ as ‘to impute’ once again. Au- that justification for Augustine ‘being gustine encourages a married couple to made righteous,’ is essentially a pro- pay their spouse’s debt. If a husband or cess as if being made righteous can- a wife pays the debt which he or she is not be an instantaneous event and had not demanded to do, his or her action no unique theological value. McGrath is “the work of mercy”: “What if you no is right about the fact that Augustine longer demand, but only pay the debt? included progressive righteousness in It’s put down to your account [deputa- the category of justification but again tur] as self-control [by which another fails to recognize the important theolo- marriage partner will not going to be gical implications of justification as an an adulterer in order to pay the debt].64 instantaneous event. The etymologi- Exposition of Psalm 31(2). 3 provides us cal analysis ‘-ficare’ does not automa- tically exclude the idea of instantane- 62 De libero arbitrio 3.6.18 [PL 32: 1279-80]. 63 Concerning the dates of Of Good of Marriage ousness of an action that a verb with and Sermon 354A, see David G. Hunter, “Augustine, ‘-ficare’ presents, while maintaining Sermon 354A: Its Place in His Thought on Marriage the continual effect of that action. It and Sexuality,” Augustinian Studies33:1 (2002): 39- is worth noting that Augustine made 60. 64 WSA III/11: 328. 65 WAS III/15: 364 [PL 36:259]. BSB-Journal.de 2-2017 105 Dongsun Cho similar etymological analysis of libe- the impeccability of Jesus Christ was rat (‘he frees’) and salvat (‘he saves’) achieved as a present reality immedi- in Tractates on the Gospel of John, 41. ately, not progressively, at the moment Liberat comes from liberum facit (‘he of the virginal conception, so the same makes free’), and salvat comes from grace makes sinners righteous as a salvum facit (‘he makes safe’). From punctiliar event. The Adam-Christ ana- this observation Hedman concludes, logy serves the same function in Trac- “Augustine seems to say that God does tates on the Gospel of John [406/407] these things (to make free or to make 3.12: “[N]obody has been born out- safe) instantly.”66 Another example of side Adam’s line. That they were born Augustine’s “punctiliar” understanding of Adam was a matter made neces- of justification is found in his associati- sary by a sentence of condemnation; on of baptismal regeneration with jus- being born through Christ is a matter of tification: “they [sins] are removed by choice and grace … all born of Adam are the grace of him through whom we are sinners and have sin; all born through reconciled, when he makes the sinner Christ are justified and just [iustifica- righteous (Rom 4:5).”67 Unlike the Re- ti et iusti].”69 Being born in Adam with formers, Augustine taught that bap- original sin is an instantaneous event tism removes the guilt of sins, but for for all human beings. Likewise, being him justification as the forgiveness of born Christ by faith is also an instan- sins is definitely instantaneous. taneous event for all Christians. From The event of the incarnation is ano- the observations so far, we could con- ther illustration of the punctiliar nature clude that the view that instantaneous of justification as forgiveness. In Ench- justification did not belong to Augusti- ridion 11.36, he compares the power ne needs correction. Augustine’s non- of the grace of justification and that Protestant identity should not keep us of the grace of incarnation: “…God’s from noticing “his punctiliar empha- great and only grace here … is evident- ses” on justification “resonate[s] with ly shown so that they may understand later Protestant concerns.”70 themselves to be justified from their Augustine dissolves McGrath’s un- sins by the same grace, by which it was solvable disharmony between pro- made that the man Christ could have no sin.”68 Just as the grace of God for evidenter ostenditur, ut intellegant homines per ean- dem gratiam se justificari a peccatis, per quam fac- 66 Martin W. Hedman, “Augustine on Justifi- tum est ut homo Christus nullum posset habere pec- cation Made Righteous or Declared Righteous?,” catum.” Evangelical Theological Society Paper Presentation 69 In Johannis evangelium tractatus [PL 35: (2003): 15. Emphasis mine. 1401; WSA III/12: 77-78]. 67 The Punishment and Forgiveness of Sins 70 Bradley G. Green, “Augustine,” in Shapers of I.19.24 [WSA I/23: 47]. Christian Orthodoxy: Engaging with Early and Me- 68 Enchiridion ad Laurentium de fide spe et ca- dieval Theologians, ed. Bradley G. Green (Downers ritate [CCL 46:70]: “…magna hic et sola dei gratia… Grove, Ill: InterVarsity, 2010), 260. 106 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification nouncing righteous (forensic justifica- righteousness by holiness based on the tion) and making righteous (progressi- ministry of the Holy Spirit should be ve justification) by showing the indis- progressive until the end of life. This soluble and coinciding nature of duplex moral righteousness inherent in the iustitia in one justification. Both kinds justified always stands in the need of of righteousness always exist as an or- the divine pardon. If this personal righ- ganic union with a conceptual distinc- teousness, the second element of justi- tion between the two: “For how can a fication, should stand before God apart person who has been made righteous from the grace of God, then this perso- [iustificatus] by faith act other than nal righteousness deserves condemna- righteously from that point on, even tion, if Scripture calls it righteous, due though previously he had done righte- to the sins that exist in us.74 In addition, ously and had attained to the righteous- the two kinds of righteousness are not ness of faith not by the merits of good equal in terms of their completeness. works but by the grace of God, which Unlike the righteousness of justifica- cannot be lacking in him since now, by tion by forgiveness, the righteousness love, he is acting well?”71 When God of justification by moral strife is always justifies man, he grants two types of imperfect due to the sin that exists in righteousness at the same time: “Jus- us. Augustine calls this inherent righ- tification is conferred not through re- teousness “lesser righteousness” [ius- mission of sins alone… God justifies the titia minor].75 Nonetheless, perfection ungodly not only by remitting mitting a must be the goal of all justified people person’s evil deeds but also by besto- although there will no justified person wing love [charitatem] so that the per- who will live an absolute sinless life. son may turn away from evil and do In order to express the instantane- good through the Holy Spirit.”72 The ously pronounced righteousness of first righteousness of justification God justification by forgiveness, the bishop by forgiveness of original sin and per- occasionally uses perfect passive verb sonal sins before conversion is granted form ‘iustificatus’ of the verb ‘iustifi- at the moment of baptism, and the se- 74 Letters 194.3.6 [WSA II/3: 291]. See also The cond righteousness will be experienced Spirit and the Letter36.65: “One can speak of a les- through moral strife for righteousness ser righteousness appropriate to this life in which and daily prayer for forgiveness of sins the righteous live from faith … it is not incorrect to after conversion.73 Righteousness by say that this [a lesser] righteousness entails that the baptism based on faith occurs imme- righteous do not sin. 75 The Spirit and the Letter, 36.65 [WSA I/23; diately as a once-and-for-all event, but 187-88]. Augustine goes on to say, “if persons have some righteousness, they must not presume to have 71 Miscellany of Eighty-Three Questions 76.1. it form themselves, but from the grace of God who 72 Unfinished Work Against Julian 2.165[WSA justifies … But in this life there remains something I/25:237]. for him [God] to add with generosity as they ask and 73 Ibid; Answer to Julian, 2.8.23 [WSA I/24:322]. to forgive with mercy as they make confession.” BSB-Journal.de 2-2017 107 Dongsun Cho co’ as a reference to a completed event (The Spirit and the Letter 29.51[WSA which occurred in the past. The perfect I/23:177]). passive verb form ‘iustificatus’ [have “The unrighteous, then, correctly use been justified] is a reference that allu- the law in order to become righteous, des to the instantaneous aspect of jus- but once they have become righteous tification as something already obtai- [to be justified], they no longer use it as ned at one point. The bishop makes a a vehicle, since they have arrived, or—to clear conceptual distention between use instead the comparison just menti- ‘having been justified’ as a present re- oned—they no longer use it as a school- ality accomplished once and continu- master, since they have already been al justification based on that divine ac- educated. … the righteous also need it complishment: [the law], or in the way it brings the un- “For how can the person, who has righteous to justifying grace, but certain- not been justified [non fuerit iustifica- ly in the way those who are already righ- tus], live righteously? Just as the per- teous use it correctly” to fulfill what the son, who has not been sanctified, can- law commands (The Spirit and the Letter not live in holiness. Nor can the person, 10.16 [WSA I/23:159]). who has not been given life, live at all. For McGrath the concept of justifica- Grace justifies, so that a person who has tion as “making righteous” cannot be been made righteous [iustificatus] can compatible with the imputed righte- live righteously (Miscellany of Questi- ousness of Christ.76 One should choose ons in Reponse to Simplician 1.2.3[WSA either imparted righteousness which I/12:187]). makes one righteous or the Reformati- “Who could live righteously and do on doctrine of imputed righteousness. good works unless he has been justi- Augustine does not see that disjunc- fied by faith (To Simplicianus 1.2.21[WSA tion as a biblical perspective. For Au- I/12:205]) gustine, argues Wright, “justification “[B]y winning favor through faith with at one point seems attained, accom- the one who justifies, they attain righ- plished, at another a matter of -par teousness, observe it, and live in it. For tial enjoyment.”77 Augustine’s analo- a work that brings life to the one who gy of justification—the Church’s dress does it is only done by a person who has in white—also demonstrates how the been justified. But justification is obtai- double righteousness of one justifica- ned through faith … We are righteous to tion is organically related to each other. the extent that we are saved. … By faith, In this analogy Augustine compa- then, in Jesus Christ we obtain salvati- res justification with Christians’ being on both to the slight extent that its re- dressed in white and their continual re- ality has begun for us and to the extent that we await its perfection with hope 76 McGrath, Iustitia Dei, 241. 77 Wright, “Justification in Augustine,” 62. 108 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification liance upon the Lord, who dressed her pursue continually.79 The justified sin- in white: ner needs to ‘live’ righteously because she or he has been already justified. “Hence, a human being not only needs Augustine makes ‘being made righte- the grace of God to justify the sinner, ous’ the ground for ‘walking in righte- that is, to make him righteous from sin- ousness’ without separating the -for ful [gratia Dei non solum iustificetur im- mer from the latter. Augustine’s point pius], … But once a human being has [al- is that justification as the divine accep- ready] been justified by faith [sed etiam tance of sinners is not a future hope cum fuerit iam iustificatus ex ], fide he but a present reality given by God. needs grace to walk with him so that he Did Augustine, nonetheless, not may lean on it in order not to fall [am- bulet cum illo gratia, et incumbat super make justification dependent upon Christians’ morally becoming more ipsam ne cadat]. On this account the holy? Did Augustine not suggest that Song of Songs says of the Church, Who is God at the last judgment will decla- this who arises dressed in white, leaning re believers as being justified because upon her beloved? (Song 8:5). For she is their works, assisted by the Holy Spi- dressed in white who could not be with rit, will be actually good and righte- by herself. And who has dressed her in ous enough of earning eternal life? white but he who says through the pro- McGrath thinks Augustine did so. phet, If your sins are like scarlet, I shall However, this answer does not fit make them white as snow (Isa 1:18)? … Augustine’s emphatic teaching on the now having been [already] made in imperfection of justification on earth white [iam vero alba facta], she lives a and the ever-need of prayer for forgive- good life, but only if she leans with per- ness as the Lord (Matt 6:12) and John severance upon him who dressed her in commanded (1 John 8-9). God “will de- white.”78 liver a perfectly clear, unclouded judg- As ‘being dressed in white’ has been ment” and “from him proceeds a stan- already completed, so is ‘being made dard of measurement supremely fair righteous.’ There is nothing further and incapable of error.”80 Therefore, to be done in order for a sinner to be you need to confess that you are a sin- made righteous or to be dressed in ner who needs the mercy of God no white. ‘Being made righteous’ is not a matter how much righteousness you continual work of God. It is an instan- taneous work. In terms of perseveran- ce in justification, however, there is still 79 Augustine had a concept of simul iustus et righteousness for the justified sinner to peccato long before Luther: “You are justified sinner, an ungodly person made godly, one formerly con- demned but now welcomed into the kingdom” Ex- 78 Grace and Free Choices 6.13 [WSA I/26:15; PL position of Psalm18(2). 2 [WSA III/15: 205]. 44:889-890]. 80 Exposition of Psalm 42. 7 [WSA III/16:262]. BSB-Journal.de 2-2017 109 Dongsun Cho have.81 Trust in our holiness before God by no good works, but good works as does not provide us “any grounds for its consequence” (Exposition 2 of Psalm security in” us.82 In his opposition to Ju- 31.7[III/15:370]). lian, a Pelagian, Augustine himself con- “[I]n this life it [true righteousness] con- fesses that he cannot find “the perfec- sists in the forgiveness of sins rather tion of righteousness” in himself.83 We than in the perfection of virtue. The should not restrict the holiness that prayer of the whole city of God that is cannot be a ground for us facing the on pilgrimage here on earth bears wit- judgment of God to good works befo- ness to this point. In all members it cries re conversion. There are striking state- out to God, Forgive us our debts. … Pray- ments of Augustine who undeniably er of this kind is needed by the righteous rejects inherent righteousness increa- perfectly rule the vices” (The City of God, sed by the love of the Holy Spirit as the 19.27 [WSA I/7:386-87]). ground of the divine acceptance. The “If soon after having believed [credide- righteousness that would stand with rit] he departs from this life, the righte- the pardoned sinner before God is not ousness of faith remains with him [iusti- his good works done by the Holy Spi- ficatio fidei manet cum illo]—neither on rit but the righteousness of faith alone: account of antecedent good works [nec praecedentibus bonis operibus], because “You have done nothing good, but for- he attained to it not by merit but by gra- giveness of your sins is granted to you. ce, nor on account of subsequent ones If your actions are scrutinized, they are [nec consequentibus], because none all found to bad. If God awarded you were permitted him in this life” (De Di- just retribution for those actions, he versis Quaestionibus 76.1 [CCL 44A: 219; would certainly condemn you. … So it is WSA I/12:140-41]). through being forgiven that you begin In this way the thief on the cross too to live in faith; that faith gathers to itself was justified not by good works subse- hop and the decision to love and begins quent to conversion but by his genui- to express itself in good actions; but not ne repentance and faith alone in Jesus even after that may you boast and preen as the Lord although he hoped that he yourself. … What righteousness is this? could receive it in a far future.84 The righteousness of faith, preceded Therefore, I concur with Wright 81 Ibid [WSA III/16:263]. Chemnitz rightly obser- that merits subsequent to conversi- ves that patristic writers, including Augustine, often on is not the ground of justification in used the term ‘justification’ in the sense of “infusi- Augustine’s doctrine of justification: on of good quality” but revealed the true meaning of justification as forgiveness when they had to face “Since he is extremely careful to clarify Paul. See Chemnitz, Logi Theologici, trans. J. A. O. Preus (St. Louis: Concordia, 1989), 2:482. 84 Exposition of Psalm 39. 15 [WSA III/16:211]. 82 Exposition of Psalm 41. 12 [WSA III/16:250]. See also ibid., 33(2). 24 [WSA III/16:41]: “One of the 83 Unfinished Work against Julian 2.8.23 [WSA criminals on the cross “railed at him, the other belie- I/24:322]. ved; one was damned, the other justified.” 110 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification that justification is received sine ope- rance of the pardon of our sins and of his ribus, sine ullis praecedentibus meritis goodwill towards us, and whom he has (“without works, without any prece- established as the seal [σφραγις (sphra- ding merits”), he seems consequently gis)] of that pardon Because, I say, Paul careful to avoid linking justification to customarily speaks in these terms, the works that must ensue in the justified. majority of the holy fathers, bearing in Hence the necessity of these works of mind no doubt the more visible aspect holiness essentially attests the reali- of justification, have taken δικαιουσθαι ty, the authenticity, of faith in the jus- [dikaiousthai] to be justified, in the sen- tified. This is thus one of the contexts se of ‘to be made righteous.’ So Augus- tine: “What does ‘to be justified’ mean in which Augustine speaks of justifica- 87 tion in the perfect tense, and often in but ‘to be made righteous?’” the passive.”85 Justification as the divi- “Justification is to be counted as righ- ne acceptance is not contingent upon teous but also to restored to the just” 88 good works although the latter must (BRom (1536), 5; (1562), 13. be present both at the moment of the From the above passages, we can former, if the former is genuine, and see that Bucer holds not only the con- continually after the former. ceptual distinction between imput- ed righteousness by forgiveness and Bucer86 imparted righteousness by the inner work of the Holy Spirit but also the in- Like Augustine, Bucer defined justifi- separability and simultaneity of duplex cation as forgiveness and being made isutitia. The reason Bucer has an inclu- righteous morally. Facing some criti- sive definition of justification is that, cism of his inclusion of moral change in for him, God grants faith and the Holy the definition of justification, Bucer ap- Spirit at the same time to those who peals to Paul and Augustine: are united with Christ.89 One cannot

“Consequently, since Paul is accusto- 87 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- med to speaking in this way, denoting tion, 52. Bucer here cites Augustine’s work, The Spi- by the word ‘justification’ first of course rit and the Letter 26, 45. See also Stephens, The Holy the remission of sins, yet at the same Spirit, 1970: 52. 88 time always indicating in addition that “iustificentur, id est, censeantur, reddan- turque iustus” cited in Lugioyo, Martin Bucer’s Doc- imparting of righteousness which God trine of Justification, 53. Like Augustine, Bucer can proceeds to work in us by the Spirit, the also mention ‘being made righteous’ as a proper de- same Spirit by whom he grants us assu- finition of justification. SeeBRom (1536), 13; (1562), 13; CP 166 cited in Lugiogyo, Martin Bucer’s Doc- 85 Wright, “Justification in Augustine,” 66. trine of Justification, 53: “faith makes us righteous, 86 I acknowledge that my understanding of that is, endowed with every kind of virtue and rich Bucer’s double righteousness and theological affini- in good works.” ty between Bucer and Augustine on justification is 89 Simut, “Essential Features in the Theology of much indebted to Brian Lugioyo. Martin Bucer,” 187. BSB-Journal.de 2-2017 111 Dongsun Cho believe without having the Holy Spirit Bucer, however, the only formal cause who makes him understand and belie- of justification in his doctrine of justi- ve the promise of God for his salvati- fication is the imputed righteousness on. Like Augustine, Bucer also argues of Christ.92 Unlike McGrath’s descripti- for the two imputations of forensic jus- on of Bucer’s duplex iustitia, therefore, tification: non-imputation of the guilt Bucer never considers inherent righ- of sin and imputation of the righteous- teousness as the second formal cause ness of Christ. Furthermore, Bucer ap- of justification. And the only instru- plies the Augustinian anthropology of mental cause of duplex iustitia is ‘faith the permanent effect of concupiscence alone.’93 However, how could inherent to justification and argues for the im- righteousness belong to the justifica- perfection of inherent righteousness tion of God if that righteousness is not as Augustine understood. Moral righte- the cause of justification? According to ousness, if produced by the Holy Spirit, the Reformer, “this [second] justifica- does not make a justified person righ- tion is rightly called God’s justification, teous “in a way that he does not always through which, when his own do right, stand in need of the unmerited forgi- he confirms their testimony and prai- veness of God.”90 Bucer’s anthropologi- se, and also richly rewards them. It is cal tension between being justified and not, however, a justification of works being sinful at the same time echoes as if the works made us righteous, for “the Augustinian view ex quadam par- as the objectors [Catholics] admit they te iustus, ex quadam parte peccator.”91 always lack something on our part.”94 Due to Bucer’s idea of duplex iusti- Bucer believed that his concept of du- tia, his doctrine of justification is also plex iustitia is nothing but a reflection called double justification by some of Paul and James on justification. Paul such as McGrath. However, Bucer does teaches “the justification of the un- not present the two formal causes of godly,” and James “the justification of justification held by his contemporary the godly.”95 Therefore, Bucer uses not Catholics who also used the idea of du- only ‘faith alone’ but also ‘faith wor- plex iustitia. In this view we are justified king through love.’ The Reformer ur- by imputed righteousness, first, and, then, by inherent righteousness. For 92 Beeke, J. R. Beeke and M. Jones, A Puritan Theology: Doctrine for Life (Grand Rapids: Reforma- 90 Stephens, The Holy Spirit, 49. See also Lugio- tion Heritage Books, 2012), 802; Stephens, The Holy yo, Martin Bucer’s Doctrine of Justification, 59: “the Spirit, 55; Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifi- saint remains captive to the flesh and tainted with cation, 100, 132. concupiscence, he is completely a sinner and forever 93 BRom (1536), 13; (1562), 13; CP 166 cited Lu- unworthy of that forgiveness. The dialectic aspect of gioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justification, 53. duplex homo affirms that humanity is without saving 94 BV [Bestengige Verantwortung] 43.A.4-9 ci- resources, and thus in Lutheran terms he is simul ted in Stephens, The Holy Spirit, 54. iustus et peccator.” 95 Stephens, The Holy Spirit (New York: Cam- 91 Enarratio in Psalmum CXL [PL 37:1825]. bridge University Press, 1970), 53. 112 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification ges his audience not to be embarras- imputed righteousness as the only for- sed with the Augustinian phrase ‘faith mal cause of justification:98 working through love’ in understan- 5.4 “…So living faith is that which both ding the nature of justification. Accor- appropriates mercy in Christ, believing ding to Bucer, Augustine never taught that the righteousness which is in Christ justification by works subsequent to is freely imputed to it, and at the same conversion. What Augustine intended time receives the promise of the Holy to show was how justifying faith works Spirit and love. Therefore the faith that in terms of its effect.96 truly justifies is that faith which is effec- There are two apparent differences tual through love. Nevertheless it re- between Augustine and Bucer on du- mains true, that it is by this faith that we plex iustita. One difference is that the are justified (i.e. accepted and reconciled Reformer has more explicit descrip- to God) inasmuch as it appropriates the tions of imputed righteousness: “our mercy and righteousness which is imput- justification is our free acceptance [ac- ed to us on account of Christ and his me- ceptationem] before God, whereby he rit, not on account of the worthiness or pardons our sins, imputes righteous- perfection of the righteousness -impar ness to us, and bestows on us eternal ted [communicatae] to us in Christ.” life; this life is begun here and now and 5.5 “Although the one who is justified re- daily increased in us by the Spirit.”97 In ceives righteousness and through Christ the same spirit the fifth article of the also has inherent [righteousness], as Regensburg Colloquy (1541) on justi- the apostle says [1 Cor. 6:11]: you are fication shows Bucer’s explicit idea of washed, you are sanctified, you are justi- fied, etc.’ (which is why the holy fathers made use of [the term] ‘to be justified’ 96 BRom (1536),16; (1562),16; CP 178. Here Bu- even to mean ‘to receive inherent righ- cer refers to Augustine’s In Joannis Evangelium Trac- teousness’), nevertheless, the faithful tatus 29.6 [PL 35:1631]. Later we will discuss more about Bucer’s understanding of faith and work. soul depends not on this, but only on 97 BRom (1536), 14; (1562), 14; CP 167. Lugioyo the righteousness of Christ given to us as points out that more explicit references to imputed a gift, without which there is and can be righteousness is found in his De Vera Reconciliatio- no righteousness at all. And so by faith ne, 122(r); “Hic Paulum per ablutionem, sanctifica- in Christ we are justified or reckoned to tionem, et iustificationem, non solum remissionem prioris contaminationis, impuritatis et iniustitiae: be righteous, that is we are accepted et imputationem mundiciei, sanctitatis et iustitiae Christi.” On the same page he states: “in scriben- 98 Cited in Lane, Justification by Faith, 234-35. do et utendo hoc verbo [i.e. iustificari], id semper Lane does not consider that Bucer already formula- spectarunt, quod iustificatio, quae remissio est pec- ted the twofold righteousness of justification a bi- catorum per Christum, et iustitiae Christi imputatio, blical model of duplex iustitiato Christian theology nemini sine spiritu, innovatore totius hominis, et ius- before the Regensburg Colloquy. See Lane, “Twofold titiae in homine effectore contingit” cited in Lugioyo, Righteousness,” 217. Contra Lane, see Lugioyo, Mar- Martin Bucer’s Doctrine of Justification, 52.n.79. tin Bucer’s Doctrine of Justification, 15, 174. BSB-Journal.de 2-2017 113 Dongsun Cho through his merits and not on account of sinners and at the same time in em- 99 of our own worthiness or works.” phasizing the inseparability and simul- By using the concept of double righ- taneity of imputed and inherent righte- teousness, this article affirms not only ousness in justification. that Christ’s righteousness is imputed Another difference concerns the role to us but also that inherent righteous- of the Holy Spirit in justification. Since ness cannot be the formal cause of jus- the believer receives the Holy Spirit tification.100 Based on the teachings of who is “the implanter and cultivator of Augustine and Bucer that we have ex- righteousness and good works” at the amined so far, we could see that the moment of his being forgiven, the jus- fifth article of the Regensburg Colloquy tified person cannot but cultivate their and Bucer stand truly in the Augusti- moral inclination towards holiness by nian understanding of duplex iustitia. the Holy Spirit.101 For both theologi- He presents imputed righteousness as ans, therefore, the Holy Spirit is the ef- the sole ground of divine acceptance ficacious agent of transformation in a person who has been declared righte- 99 BDS 9/1, 399, ll. 25–26 cited in Lugioyo, Mar- ous. However, Bucer seems to empha- tin Bucer’s Doctrine of Justification,198. 100 size the revelatory and assuring work A thesis that the fifth article of the Regens- of the Holy Spirit in justification more burg Colloquy on justification is a merely theologi- cal compromise among some of Catholic and Pro- than Augustine does. By revealing the testant theologians must be rejected. Gropper and righteous attribute of God and foren- Contarini, the major Catholic contributors to the sic justification to us, the Holy Spi- article, sincerely believed that justified sinners are rit “makes believers zealous for iusti- continually in need of the divine mercy for their tia by revealing to them that they are acceptance by God. See Yarnold, “Duplex iustitia,” 203-24. Nonetheless, the Regensburg agreement imputed as just on account that their was ultimately rejected by the and the Luther. sins are forgiven, that is, the non-im- Luther was afraid that the concepts of duplex iusti- putation of sins, and on account that tiaand efficax per caritatem(faith working through they are children of God.”102 The Holy love) could endanger sola fide. For Luther, Bucer’s Spirit also assures the justified about ‘ein work at the Regensburg Colloquy seems to be “ their “reconciliation and justification” weitleufftig und geflickt ding’ (patched and all-em- bracing).” See Lane, Justification by Faith, 54. How- in Christ by making them fully recogni- ever, Lane considers this article as fundamentally ze the truthfulness of God’s promise of Protestant since it clearly denies justification by salvation.103 love and defends imputed righteousness as the sole cause of the divine acceptance of sinners although it has some areas that need to be clarified more. See Lane, “Twofold Righteousness,” 215-14. The dif- 101 BRom (1536), 14; (1562), 14; CP 167 cited in ference between Lane and Lugioyo is that the latter Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justification, 51. rightly asserts that Bucer already taught duplex ius- 102 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- titiain a Reformational sense. Lugioyo considers the tion, 49. See also ibid., 48. fifth article as a faithful reflection of Bucer’s doctri- 103 Simut, “Essential Features in the Theology of ne of justification. Martin Bucer,” 187. 114 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification The Means of Justification: produce holiness but the faith that Sola Fide “separates God’s faithful from impu- re demons.”108 The faith that works through love heals daily the sinful na- Augustine ture that a justified man still has un- til the day of resurrection.109 At first McGrath claims, “[I]t is unacceptable glance, therefore, McGrath seems right to summarize Augustine’s doctrine of about Augustine’s alleged doctrine of justification as sola fide iustificamur— justification by love alone. if any such summary is acceptab- However, McGrath did not pre- le, it is sola caritate iustificamur.”104 sent any text of Augustine which actu- McGrath finds his evidence for this ar- ally speaks of justification by love, not gument both in the bishop’s famous faith, or by love as an element of jus- phrase “faith working through love” tification additional to faith. McGrath (fides quae per dilectionem operator, did not fully comprehend the identi- Gal 5:6) and in his theological empha- ty of the audience against whom Au- sis on the love of God in his doctrine gustine uses the phrase ‘faith working of justification. For McGrath, - howe through love.’ The bishop’s emphasis ver, the more fundamental reason for on ‘faith working through love’ is not Augustine to present justification by to deny sola fide but to protect the love alone is due to his “strongly intel- genuineness of saving faith from its lectualist concept of faith.”105 Utilizing possible abusive use. Augustine’s tar- Burnaby, McGrath concludes that sola geting audience were either antino- fide for Augustine is “merely assent mian Catholics or Pelagians when he to revealed truth, itself inadequate to had to qualify the nature of justifying justify.”106 So Augustine had to add the faith with ‘love.’110 Grace and Free Will concept of the love of God and neigh- 7.18 reports about some antinomi- bors, which makes a Christian righte- 108 ous, to sola fide. Grace and Free Choice 7.18 [WSA I/26:18]. 109 The Spirit and the Letter Indeed, for Augustine, ‘faith -wor 33.59. 110 See Adolar Zumkeller, “Der Terminus ‘sola king through love’ “hungers and thirsts fide’ bei Augustinus,” in Christian Authority: Essays for righteousness makes progress in in Honour of Henry Chadwick (Oxford: Clarendon it by the renewal of the interior hu- Press, 1988), 86, 100. In the last two decades of his man being from day to day.”107 Justify- life, according to Zumkeller, Augustine had to fight ing faith is not the faith that does not with the party of the so-called misericordes who argued for the salvation of all baptized church mem- bers even if they merely assented to the gospel 104 McGrath, Iustitia Dei, 46. mentally and refused to leave their sins. Zumkeller 105 Ibid., 45. did not talk about Pelagians, but they would be also 106 Ibid., 46. another targeting group. Augustine’s theological -ex 107 The Spirit and the Letter32.55 [WSA egesis of ‘faith working through love’ often appears I/23:181]. in his anti-Pelagian writings. BSB-Journal.de 2-2017 115 Dongsun Cho ans. Surprisingly, they appeal to Rom Unlike McGrath, Burnaby right- 3:28 (justification by faith apart from ly contends that justifying faith in the works) and promote the sufficiency of theology of Augustine is not merely sola fide although they live a bad life to believe the objective truth of reve- and no sign of good works. In respon- lation but to believe “in Him who jus- se, Augustine has to point out the in- tifies the ungodly.”114 In fact, for Au- sufficiency of sola fide if sola fide does gustine, justifying faith is an act of work with holiness.111 Such a sinful life- both understanding and trust. With style never fits the elect of God. In this regard to the first element of justify- context Augustine relatedsola fide wit- ing faith, one should have the “faith hout holiness to the demonic faith that in the mediator between God and hu- intellectually acknowledges God but man beings, the man Jesus Christ, faith never produces holiness. In Exposition in his blood, faith in his cross, faith in of Psalm 31(2). 3 we also see a similar his death and resurrection.”115 Howe- group and Augustine’s similar respon- ver, this intellectual confirmation of bi- se. Here some antinomians identify blical truth about Christ does not au- themselves with Abraham who belie- tomatically make one justified. That ved in God and claim their ‘declarati- person should ‘believe in’ him about ve justification,’ while boasting about whose person and work he came to their libertarian lifestyle. This argu- ‘believe.’ To ‘believe’ someone is to ac- ment was not an accidental or passing cept intellectually what he or she says thought, but some churchmen already without making a personal trust in that took it as ‘a policy’ or a doctrine. In op- person who says something. To ‘belie- position to them, Augustine warns that ve in’ someone is to place one’s hope they already fell away from grace and tized catholics will be surely saved, as if through 112 are facing “mortal danger.” What Au- fire, although they have now habitually sinned and gustine denied was not the sufficiency do not repent their sins. Augustine’s exposition of of sola fide itself but the wrongly de- the phrase ‘faith working through love” was made fined concept of sola fide. When Au- against this antinomian group in his church. 114 Amor Dei: A Study of the Reli- gustine defines “the faith that saves” is John Burnaby, gion of St. Augustine(London: Hodder & Stoughton, “faith working through love,” he does 1938), 78. McGrath did not carefully read Burna- not intend to deny any evangelical de- by. Burnaby did not simply point out a strong intel- finition of sola fide or declarative jus- lectual approach to faith but also noticed another tification but simply to indicate that strong emphasis on personal trust or commitment the faith without good works is a dead (fiducia) in Augustine’s writings. See also Wright, 113 “Justification in Augustine,” 68. Wright observes that faith as James teaches. Burnaby, agreeing with Gilson, presents the twofold nature of the Augustinian definition of faith: “adhe- 111 Grace and Free Choice 7.18 [WSA I/26:18]. rence of the mind to supernatural truth and humble 112 Exposition of Psalm 31(2). 3. surrender [trust] of the whole man to the grace of 113 Enchiridion: On Faith, Hope, and Love, 18.67. God.” Some of Augustine’s audience believed that bap- 115 Nature and Grace 44.51 [WSA I/23:241]. 116 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification in that person. Therefore, we do not ‘Where sin abounded, grace more believe in the prophets of Old Testa- abounded’ (Romans 5:20). In response ment or Paul, but we should believe in to this kind of antinomian group, Au- Christ who alone justifies the ungodly. gustine replies with his typical answer. And our faith in Christ would be “coun- ‘Sola fide [that cannot produce good ted as justice.”116 The Punishment and works] is not sufficient’ for salvation. Forgiveness of Sins 14.18[I/23:43] il- The antinomians’ faith without holi- lustrates the same point through the ness is “the faith not of Christians but ontological difference between Paul of demons” [fidem not christianorum and Christ in justification. Paul did not sed daemonuum].118 The abuse of de- have the inherent power of justifica- clarative righteousness based on sola tion. It is Christ alone that is righteous fide without commitment to love and in the absolute sense and has a power holiness might be a reason why Au- to justify sinners. Therefore, he alone gustine did not frequently speak of the could say, ‘Believe in me.’ In contrast, declarative, imputed, and instantane- saints in Scripture never said, ‘Believe ous elements of justification and used in me,’ because they cannot justify the the phrase ‘sola fide’ in a very negati- ungodly. Therefore, faith in Christ who ve and limited way.119 Accordingly, we justifies the impious “may be counted should not take Augustine’s argument as righteousness [deputetur fides ad that sola fide is not sufficient for salva- iustitiam].”117 Augustine differentiates tion’ as his theological endorsement of ‘believing in’ someone from ‘believing’ justification by sola caritate. Augustine someone. Therefore, this distinction just wants to clarify that justifying faith is necessary because demons and no- must be demonstrated through good minal Christians could claim that they works. Despite Augustine’s emphatic believe God without really believing in teaching of the forgiveness of sins by him. False definition of justifying faith faith alone apart from works, however, necessarily results in false assurance he sometimes refers to the sacraments of salvation. In Faith and Works 14.21, and acts of penance such as fasting Augustine warns against a group that and almsgiving as if they are propitia- promotes “the false assurance of sal- tory, while continually presenting the vation” [mala securitate salute]. The death of Christ as the divine means for people of this group teach that evil the propitiation of the wrath of God. things do not matter to their salvation, Hedman suggests that the propitiation but sola fide matters as Paul teaches, of the wrath of God through ecclesial 116 Sermon 130 A [WSA III/11: 119-20]. 117 PL 44:119: “Quod nemo sanctorum recte di- 118 On Eight Questions from Dulcitius 1.9 [WSA cere potuit nisi Sanctus sanctorum. Credite in Deum I/12:248]. See also ibid., 1.7-1.10. et in me credite; ut, quia ipse iustificat impium, 119 The phrase ‘sola fide’ appears “about thirty credenti in eum qui iustificat impium deputetur fides times in Augustine’s writings.” See Zumkeller, “Der ad iustitiam.” Terminus ‘sola fide’ bei Augustinus,” 86. BSB-Journal.de 2-2017 117 Dongsun Cho means may be to appease “the wrath for Augustine, is primarily intellectu- of chastisement,” not “the wrath of al and needs to be “supplemented by condemnation.”120 love” is “misleading.“123 Therefore, the assumption that Augustine’s doctrine of justification Bucer does not have theological affinity with the Reformation doctrine of sola fide Agreeing with Augustine that justifying is not acceptable. In his interpretation faith in Christ is more than intellectu- of Gal 5:6, Calvin also tried to preserve al assent to objective truth about him, the inseparability of faith and love: “It Bucer asserts that Augustine’s empha- is not our doctrine that the faith which sis on ‘faith works through love’ was justifies is alone; we maintain that it is the bishop’s way to exclude “all doubt” invariably accompanied by good works; from the definition of faith but to stress only we contend that faith alone is suf- the necessity of “relying fully and com- ficient for justification….We, again, re- pletely on God’s word.”124 Therefore, fuse to admit that, in any case, faith can for Bucer, faith makes us love what God be separated from the Spirit of regene- promised for our salvation. Further,sola ration; but when the question comes fide does not make faith isolated from to be in what manner we are justified, love of God. The work of Christ and the we then set aside all works… [Gal 5:6] work of the Spirit cannot be separa- is to avoid the appearance of represen- ted although they can be distinguished ting Christians as idle and as resemb- when God justifies the ungodly: “God ling blocks of wood, he points out what breathes the power of his Spirit into are the true exercises of believers.”121 those acquitted and declared righte- We should take Augustine’s frequent ous before him, to make immediate as- use of ‘faith working through love’ as sault upon their corrupt ambitions and his efforts to hold the inseparability to urge on their suppression and extinc- and simultaneity of double righteous- tion, and, on the other hand, to fashion ness, not denying sola fide in justifica- upright attitudes to every aspect of life, tion.122 McGrath’s argument that faith, to arouse and foster holy desires, con- forming us speedily to the likeness of 120 Hedman, “Augustine on Justification,”14. Christ”125 Declarative justification and 121 Commentary on Galatians5:6. the indwelling of the Holy Spirit take 122 Wright also sees that Augustine’s phra- se ‘faith working through love’ works well for the dence of Augustine’s idea of declarative justification bishop’s approach to justification as an event and a and sola fidethan Wright would accept. process. Wright even acknowledges that the bishop 123 Wright, “Justification in Augustine,” 68. “in fact teaches something close to a declarative jus- 124 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- tification by faith, perhaps even faith alone,” while tion in Dialogue, 90. expositing the theological meaning of faith working 125 Martin Bucer, The Common Places of Martin through love. See Wright, “Justification in Augusti- Bucer, trans. D. F. Wright (Abingdon, England: The ne,” 70. As I presented above, there are more evi- Sutton Courtenay Press, 1972), 162. 118 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification place at the same time. Therefore, the and the good works wrought in us by believer immediately desires righteous- the Spirit of Christ constitute the visi- ness and wants to live as a forgiven and ble evidence of that unmerited accep- declared righteous one. tance of ours in the sight of God. For Bucer among the Reformers might unless we ourselves are counted by be the person who most apprecia- God as good and righteous, nothing tes Augustine’s theology expressed that belongs to us can be reckoned with the phrase ‘faith working through good or righteous. Being aware of Ca- love.’ For Augustine, the law accuses tholics’ misuse of the Augustinian for- and condemns the sinner. The sinner mula, ‘faith working through love,’ is totally incapable of justifying himself Bucer encourages his Protestant au- and, therefore, has to depend comple- dience to appreciate Augustine’s bib- tely on the grace of God and the me- lical approach to the relationship bet- rits of Christ. However, the law could ween justifying faith and good works as be a means of sanctification for tho- the unavoidable mark of being justified se who are justified because the Holy based on the merits of Christ alone by Spirit works in themselves from the faith alone. The bishop points to the ef- very beginning of their conversion. Bu- fect of faith with the phrase ‘faith wor- cer embraces Augustine’s anthropo- king through love’: logy and the bishop’s view on the role “Let no one be offended at his of the Holy Spirit in relation to the law. [Augustine’s] describing love of one’s This is why Bucer is like Luther on hu- neighbor as the definition of faith, a de- man sinfulness and the impossibility finition in terms of the effect. He meant of justification by works, but he differs to reveal faith by reference to that mark from Luther on the law for the justified. through which its integrity is more easi- Through the work of the Holy Spirit, the ly recognizable. Not for a moment did law now functions as “an active and -ef he hold the opinion that our salvation fective energy” and “a lex gratiae, the is based upon the merit of this love or law by which God’s grace is active.”126 any other kind of merit except Christ’s Love of God and neighbors results alone, as every page of his works bears from faith, and, therefore, the absence lucid testimony. But since true faith in of love shows the absence of genuine Christ never fails to produce this its pro- faith. Justifying faith given by the divi- per fruit, he considered that what is not ne mercy for the elect stirs and energi- so obvious, the essence and character of zes good works as the burning fire issu- true faith, should be exhibited, following es “heat.”127 For the very righteousness the apostle’s practice, from the more vi- sible reality of love”128 126 Martin Greschat, Martin Bucer: A Reformer and His Times, 28 128 BRom (1536), 23; (1562), 22; CP 195–196 ci- 127 Bucer, The Common Places of Martin Bucer, ted in Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- 165. tion in Dialogue, 197. BSB-Journal.de 2-2017 119 Dongsun Cho Does this inseparable and simulta- Eternal Life as a Reward neous nature of declared justification and Justification and inner change not compromise the theological integrity of the sola fide principle? Like Augustine, Bucer does Augustine not think so. Bucer demonstrated his agreement with Melanchthon’s rejec- At first glance, Augustine’s view on me- tion of any idea of justification by love rits related to eternal life seems to be supplementing the weakness or short- self-contradictory since two apparently coming of faith in the matter of justi- incompatible thoughts of eternal life as fication.129 In De Vera Reconciliatione, a reward co-exist his mind. On the one Bucer advocates that “faith, not love, hand, Augustine highlights faith and was the dispositive cause, that is, the a righteous life as divine commands instrumental cause” of forgiveness and for us to pursue with perseverance so sanctification.130 Like Augustine, Bucer that the obedient should expect to be points out the priority of imputed righ- rewarded from the just judge. The di- teousness without denying the neces- sobedient will be also justly rewarded sity of inherent righteousness as the for what they deserve: fruit of imputed righteousness in jus- “What God commands us to believe, he tification. Like Augustine, Bucer also doesn’t offer now to our sight; the rea- does not make the divine acceptance son he doesn’t do so is so that faith may of sinners dependent upon inherent have a reward. I mean if he showed it righteousness: “By this faith we are jus- to you directly, what merit would the- tified, that is, we are accepted, recon- re be in your believing it? … And when ciled to God inasmuch as it apprehends our Lord and Savior Jesus Christ co- the mercy and righteousness, which is mes, who is preached or having alrea- imputed to us on account of Christ and dy come now in such a way that his co- his merit, not on account of the dignity ming again is also expected, he will come or completion of righteousness impar- with due payments for both believers ted to us in Christ.”131 and unbelievers, ready to give believers their rewards, to dispatch unbelievers into eternal fire” (Sermon 113A.4 [WSA III/4:173]). “It is commanded that we live upright- 129 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- ly, and in fact this reward has been offe- tion in Dialogue, 197. red—that we merit to live blessedly fore- 130 Bucer, De Vera Reconciliatione, 172(v)–173(v) ver (To Simplician 1.2.21 [WSAI/12:205]). cited in Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- “The Lord, he says, will award me a tion in Dialogue, 197. 131 BDS 9/1, 399, l. 12 cited in Lugioyo, Martin crown, being a just judge. So he owes me Bucer’s Doctrine of Justification in Dialogue, 198. what he will award; so the just judge will 120 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification award; having inspected the work, after by us through our own abilities but were all, he can’t deny the reward” (Sermon produced in us through grace, it too is 333.2 [WSA III/9:199]). called grace for no other reason than This positive encouragement for a that it is given gratuitously, not because reward from God may have been gi- it is not given to our merits but because ven to the antinomians who do not pay even the very merits to which it is given attention to their transformative justi- to us” (Letters194. 5.19 [WSA II/3:296]). fication due to their unbiblical - under “Against this plague of pride, then, he standing of sola fide and declarative [Paul] fought most vigilantly, saying, justification. Strife for a reward through ‘The wages of sin is death’ (Rom 6:23). the faith that works through love (Gal It is correctly called wages because it 5:6) “separates the faithful of God from is owed., because it is deservedly gi- the unclean demons.”132 God created ven, because it is recompense for merit. the universe out of nothing without our Then lest righteousness extol itself over commitment. However, God will not human good merit. … he did not say by grant eternal life to us if we do not want way of contrast, ‘The wages of righte- to choose him with our own will.133 ousness is eternal life,’ but The grace of On the other hand, Augustine God is eternal life. And so that we would equally highlights that eternal life is seek no other way apart from the medi- not a payment for what we deserve ator, he added, in Chris Jesus our Lord but a pure gift of God: (Rom 6:23) … why do you try to extol yourself, O human pride… Why do you “What merit, then, does a human being try to extol yourself and demand eter- have before grace so that by that merit nal life, the very opposite of death, as he may receive grace, since only grace if it were the wages you deserved? It is produces in us every good merit of ours true righteousness to which eternal life and since, when God crowns our me- is owed. But if it is true righteousness, it rits, he only crowns his own gifts? For, does not come from you, but it is from just as we have obtained mercy form above, coming down from the father of the very beginning of faith, not because lights (Jas 1:17)” (Letters 194. 5.21[WSA we were believers but in order that we II/3:297]). might be believers, so in the end, when This repeated reminder of the gra- there will be eternal life, he will crown ce of God as the source of our merits us, as scripture says, in compassion and may have been designed to correct mercy (Ps 103:4) … For this reason even the Pelagians who accept only the in- eternal life itself, … is given as recom- itial grace of forgiveness at conversion pense for preceding merits, but because but deny further grace for rewarding the same merits … were not produced eternal life. That we do not deserve 132 Grace and Free Choice 7.18 (WSA I/26:18). any heavenly blessing should get rid of 133 Ibid., 8:20-9:21 (WSA I/26:83-84); Sermon the pride of Pelagians. They should re- 169.13 BSB-Journal.de 2-2017 121 Dongsun Cho member that there is no one in this life giveness, but a debtor when it comes who perfectly observes the command- to the crown… But how does God own ments of justice so that “he does not it to you? What did you give him? Who need to say in prayer, ‘Forgive us our took any initiative in giving to God, so debts’ (Mt 6:12).”134 The justified are as to earn a recompense? The Lord still in sinfulness even after their justi- made himself a debtor, not by recei- fication. Therefore, hell will be a right ving anything but by making promises.” payment to the merits of the justified Based on God’s own promise to reward if they seek the absolute fair evaluati- the good works of his children in spite on of God about their lives. The me- of the imperfection of their works, God rits of Christians on their own cannot voluntarily presented himself as a deb- avoid divine condemnation. Augustine tor not because he received any favor does not have a problem with Pelagi- from us but because he promised us ans about the concept of eternal life about a reward out of his sheer grace. as a reward “as long as the meritori- Therefore, we, if not perfect, could ask ous works are attributed to God’s gift God to give us what he promised, not of grace.”135 The power of perseveran- what he received from us. Therefore, ce and the eternal life are all the gra- eternal life cannot be a payment to our ces of God. Christians’ good works are merits. As God promised, we, the tru- their own works not because the good ly justified, will be rewarded with eter- works resulted from themselves by nal life for our good works graciously, their own power but because God pro- not proportionately to our meritori- duces good works through their free ous good works. McGrath summarizes choice. Augustine’s position on eternal life as a Augustine’s contemporary readers reward for our merits in the following: could have a theological dilemma: “While merit before justification is in- “How can eternal life be both a reward deed denied, its reality and necessity for good works and a grace of God?” after justification are equally strongly If we are not going to be perfect even affirmed. It must be noted, however, at the end of our lives, how could we that Augustine understands merit as a receive eternal life as a reward? Ex- gift from God to the justified sinner.”136 planations of the Psalms 83.16 [WSA Does Augustine present our merits, III?18:202] provides Augustine’s based on good works assisted by co- answer: “He granted forgiveness as a operative grace, as the necessary fruits free gift, but he will give the crown as of or as an inevitable cause of our jus- just recompense; he is a donor of for- tification? McGrath does not clarify in what sense our merits are necessary in 134 Revisions 2.33 (WSA 1/2:140). relation to eternal life. 135 J. Warren Smith, “Justification and Merit Be- fore the Pelagian Controversy: The Case of Ambrose of Milan,” Pro Ecclesia 16:2 (2007): 196.n.7. 136 McGrath, Iustitia Dei, 44. 122 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification Bucer ner based on the prime cause” by sola fide.140 They are ‘inferior’ to imput- According to Bucer, Augustine pre- ed righteousness, which is the prima- sented our merits as the inevitab- ry and superior cause of justification. le evidence of our genuine justifica- Nonetheless, good works as the se- tion based on imputed righteousness. condary cause of justification does not By repeating Augustine’s phrase, ‘God mean that they are dispensable. Con- crowns nothing but his own gifts when trarily, they are necessary in receiving he crowns our merits,’ Bucer main- a reward of eternal life because they tains that good works are “necessa- provide the evidence of being made ry for eternal life” not because they righteous and election. Even a thief on themselves are worthy but because the cross did not enter without good they are done by “the grace and me- works. He did good works by glorifying rit of Christ, who works in believers.”137 God through his confession, encoura- Unlike Augustine, however, Bucer uses ging others to repent, and demonstra- the term ‘a secondary cause’ of the di- ting his “groans and sighs.”141 vine acceptance of sinners. When Bu- Like Augustine, Bucer insists that cer described good works as the se- God will reward his own works. Bucer condary cause of justification, he used uses the illustration of “the generous “secundaria” not in the sense of “a fol- prince” who “promised” to grant his lowing (secunda)” with equality but in “extravagant prizes” by rewarding wor- the sense of “an inferior or second-ra- thless deeds of nights.142 The believers te” cause.138 Bucer relates this secon- will be rewarded with eternal life as dary cause of justification with James’s God promised not because their deeds teaching on justification by works as were worthy of that life but because well as faith.139 The secondary cause God predestined them to be rewar- of good works never weakens the pri- ded and their holy, if relatively, works mary cause of God’s good will for the are God’s own works in them.143 Here forgiveness of sins and the imputation we can see one difference between of the righteousness of Christ by faith Augustine and Bucer on eternal life as alone. The secondary cause is always a reward. Both were predestinarians, derivative from the primary cause and but Bucer understands the reward of not worthy on its own. Good works eternal life in the context of the divine are “only worthy in a congruous man-

137 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- 140 Ibid., 199. tion, 144. 141 BRom (1536), 119; (1562), 105 cited in Lugio- 138 BRom (1536), 213; (1562), 224 cited in Lugi- yo, Martin Bucer’s Doctrine of Justification, 99. oyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justification, 98. n. 142 BRom (1536), 119; (1562), 104 cited in Lugio- 297. Translation Lugioyo’s. yo, Martin Bucer’s Doctrine of Justification, 95. 139 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- 143 Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of Justifica- tion, 98. n. 297. tion, 95. BSB-Journal.de 2-2017 123 Dongsun Cho covenant, which God made in eternity, siderable theological affinity between more explicitly than Augustine did. the two theologians although they The two theological arguments, ‘jus- have different emphases on various is- tification by faith alone apart from sue related to justification. The first half good works’ and ‘salvation as a future of this paper attempted to challenge reward’ are not mutually exclusive in McGrath’s historiography on a patris- the mind of Bucer. God simply decided tic tradition of justification by faith and to grant rewards to those who obeyed the early Reformational flux ofsola fide his commandments as he promised alt- formula. According to them, the nature hough their obedience is not perfect. of justification is twofold: forensic and Bucer does not consider Augustine’s transformative. Unlike McGrath, I tried phrase ‘God crowns his own works’ to show that Augustine granted an im- as the bishop’s theological verifica- portant theological role to justification tion of good works subsequent to faith as an event. They also use the same de- as meritorious in themselves. Accor- finition of justification as ‘being made ding to Bucer, the correct reading of righteous’ although Bucer has an expli- Augustine’s phrase is that good works cit emphasis on imputed righteousness “could only be said to be meritorious more than Augustine does. Nonethe- based on their relation to being the less, for them, the formal cause of the very works of God within believers.”144 divine acceptance of sinners is not Are good works necessary for eternal good works but sola fide. In contrast to life? Bucer’s answer is definitely ‘Yes,’ McGrath, Augustine holds justification not because of the worthiness of our by faith alone although the bishop was merits but because of their role as a concerned about the effect of justify- witness to the grace and merit of Christ ing faith more than Luther. Unlike Bu- that we received in justification.145 cer, Augustine did not use the phrase ‘sola fide’ explicitly and positively alt- Conclusion hough Victorinus and Ambrosiaster al- ready used it. The bishop had to cor- This comparative study of Augustine rect Catholic antinomians, who denied and Bucer in the doctrine of justifica- the necessity of progressive holiness, tion in light ofduplex iustitia shows con- appealing to the concepts of sola fide and declarative justification, and- Pe 144 Ibid., 143. lagains who denied the continual ne- 145 Justification by works is a necessary outcome cessity of grace and faith in justifica- of justification by faith alone, and the former is al- ways and totally dependent upon the latter. Good tion. This particular pastoral situation works, which will be always imperfect, cannot ren- may have made the bishop keep from der us acceptable to God, but Bucer, nonetheless, actively utilizing the abused terms. It is considers justification by works as „a testimony to true that Augustine did not have a ca- the kind of person“ standing in the judgment of God tegorical distinction between justifica- is. See Stephens, The Holy Spirit, 56. 124 BSB-Journal.de 2-2017 Theological Affinity Among Augustine and Bucer on Justification tion and sanctification. Bucer did not righteousness of good works that we have a categorical distinction either. produce by the power of the Holy Spi- But they had a conceptual distinction rit. The righteousness of good works is between the two. The idea of double not ours but God’s because God gives righteousness proves it. The strength us every grace for us to obey the will of duplex iustitia is to keep the inse- of God. Bucer has more weight on pre- parability and simultaneity of justifica- destination and the divine covenant tion and sanctification. Both Augustine in understanding the relationship bet- and Bucer see good works as necessary ween eternal life and good works. If we for Christians to receive eternal life as could tell that Bucer keeps the essence their rewards. Good works themselves of the Reformational views on justifi- are not perfect and, therefore, deserve cation in terms of duplex iustitia, we the divine condemnation if God just- could also tell that there is meaningful ly judges. But they are a visible mark and real theological affinity between of our salvation and election (for Bu- Augustine and Bucer directly and other cer). However, both theologians point Reformers indirectly on justification. out that God promised to reward the

BSB-Journal.de 2-2017 125 Rezensionen

Bickelhaupt, Jörg, Taufe, Glaube Geist: Ein Beitrag zur neueren innerevangelischen Diskussion (ASyTh 8), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2015. 775 S. Gebunden: 88 Euro. ISBN: 978-3-374- 04108-4

Der Autor, Jörg Bickelhaupt, Pfarrer Pfingstkirchen, die orthodoxe Kirche und Referent für den interkonfessio- oder Kirchen altorientalische Herkunft, nellen Dialog im Zentrum Ökumene außer Acht lasse (vgl.S. 22). Seine Aus- der EKHN und EKKW (Frankfurt a.M.), einandersetzung mit aktuellen theolo- Vorsitzender der ACK Hessen-Rhein- gischen Konzepten der Gläubigentaufe hessen, liefert mit seiner umfassenden führt er in vorliegendem Werk in ers- Monographie eine aktuelle und umfas- ter Linie mit dem Baptismus. Auf die- sende Darstellung der innerevangeli- sem Hintergrund ist auch die Auswahl schen Taufdebatte. Der Autor geht im der Quellentexte zu verstehen. vorliegenden Werk, mit dem er 2014 an In einem ersten Kapitel erörtert er der Universität Heidelberg promoviert sechs bedeutende Dokumente des in- wurde, dem Anliegen nach „hinter die nerprotestantischen Dialoges der jün- unterschiedlichen tauftheologischen geren Vergangenheit, in denen öku- Sichtweisen und Theologien zurückzu- menischen Entwicklungen der letzten fragen wie auch den ihnen vorauslie- Jahre insbesondere in Bezug auf den genden Vorannahmen nachzuspüren“ Baptismus, deutlich werden. Alle sechs (S. 7). Er verfolgt damit das Ziel „mögli- Dokumente werden in ihrem histori- che Annäherungen im Verständnis und schen Bezugsrahmen dargestellt, ihre Praxis der Taufe zu erheben“ (S. 27). Er Funktion und Bedeutung skizziert, so- sieht in der weit verbreiteten Annah- wie die wesentlichen Inhalte in Blick me, dass sich die Kirchen in Bezug auf auf das Verständnis von Glaube-Taufe- die Taufe einig seien einen Irrtum, der Geist analysiert. Dabei werden grund- darauf zurückzuführen sei, dass man legende Fragestellungen aufgeworfen nur die zwei großen Landeskirchen be- und differenziert dargestellt (vgl. S. trachte und dabei die vielfältigen ande- 144-149). ren Kirchen, wie z.B. evangelische Frei- Zwei Fragestellungen sind Leitmoti- kirchen täuferischen Ursprungs, die ve seiner Untersuchungen (vgl. S. 27):

126 BSB-Journal.de 2-2017 Rezensionen a. Wie kam es dazu, dass im 16. Jahr- hergeleitet wird, sondern theologisch hundert die Säuglingstaufe von den re- begründet wird. Damit besitzen für ihn formatorischen Täufern infrage gestellt historische Belege für eine bestimm- wurde und der fehlende Glaube des te Taufpraxis im NT aus sich heraus al- Säuglings dabei als Hauptkritikpunkt lein noch keine theologische Validität, galt, obwohl dieser Kritikpunkt über sondern legen den Verdacht nahe, dass 1000 Jahre lang keine Rolle spielte? „es sich bei ihnen um interessegeleite- b. Worin genau liegen die innerpro- te theologische Reduktionismen han- testantischen Taufkontroversen um die delt, mit dem Ziel, die eigene Theolo- Säuglings- oder Gläubigen, bzw. Geist- gie und Praxis der Taufe vom NT her und Wassertaufe? Sind es fundamen- als einzig mögliche zu legitimieren und taltheologische Differenzen (damit kir- zugleich andere zu delegitimieren“ (S. chentrennende) oder Unterschiede in 202). Von dieser Grundannahme her den anthropologischen und herme- bewertet er im folgenden alle weiteren neutischen Grundannahmen, was die tauftheologischen Konzepte. Möglichkeit eines „differenzierten Kon- Zunächst untersucht Bickelhaupt die senses“ zuließe? Zuordnung von Taufe, Glaube, Geist in Diesen Fragestellungen geht der Au- der vorreformatorischen Theologiege- tor in seiner Arbeit ausführlich und schichte (Kap. 3). Dabei beginnt er im fundiert nach. Er beginnt mit dem Neu- frühen Christentum, wo er besonders en Testament (Kap 2), welches für ihn die Pluriformität der Taufpraxis in der maßgeblich ist, um aktuelle Texte an- Alten Kirche betont. Er sieht in der ver- gemessen theologisch reflektieren zu änderten Taufpraxis (nicht mehr nur können. Er sieht die Schrift als „kri- Missionstaufe, sondern auch Säug- tischen Referenzrahmen“, ohne den lings- oder Kindertaufe) eine „kontex- die Erörterung aktueller tauftheologi- tuell notwendige Entwicklung“ und scher Fragen völlig dem „individuell- nicht einen „Abfall von der biblischen subjektiven Gutdünken ausgeliefert“ Taufe“ (S. 261). Im Mittelalter habe sei (S.152). Unter der Prämisse, dass man durch die Rückbesinnung auf Aris- das NT keine systematisierte Lehre von toteles den Menschen als „Individuum der Taufe biete (S.153), untersucht er und Subjekt von Erkenntnis, Gottes- die unterschiedlichen Tauftraditionen, und Weltbezug“ (S. 276) neu entdeckt. beginnend bei der Johannestaufe, der Neben der Souveränität Gottes habe Taufe Jesu, der Taufe im entstehenden in dieser Epoche die Mitverantwor- Christentum, in der paulinischen Tra- tung des Menschen für sein Heil Be- dition, in den synoptischen Evangelien deutung erlangt. Er kommt zu dem Fa- und der Apostelgeschichte sowie dem zit „Wenn die wahre Zugehörigkeit zur Johannesevangelium. Als ein Ergeb- Kirche am Glauben des Individuums nis seiner Untersuchung nennt er u.a., hängt, dann hängt auch die Wirksam- dass im NT die Taufe nicht historisch keit der Verdienste Christ am glauben-

BSB-Journal.de 2-2017 127 Rezensionen den Empfang“ (S. 331). Diese verän- eine erste Antwort auf die zu Beginn derte theologische Anthropologie im seiner Arbeit anhand der Quellentex- Spätmittelalter sei eine „fundamenta- te gestellte Vermutung: „Die innerpro- le geistesgeschichtliche Voraussetzung testantischen Differenzen zu unserer der Reformationen des 16. Jahrhun- Thematik beruhen zu einem wesentli- derts“ (S. 331). Diese „anthropologi- chen Teil auf Unterschieden in der her- sche Wende“ ist für Bickelhaupt eine meneutischen und religionsphilosophi- wesentliche Ursache dafür, dass in den schen Vorannahmen“ (S. 484). folgenden Jahrhunderten die tausend- In einem 5. Kapitel stellt er die bis- jährige Praxis der Taufe von Säuglin- herigen Erträge seiner Arbeit in einen gen überhaupt in Frage gestellt wurde. systematisch theologischen Zusam- Allerdings sieht Bickelhaupt es als kri- menhang. Zunächst erörtert er die tisch an, die Vergangenheit an einem Grundfragen theologischer Anthropo- anthropologischen Paradigma zu mes- logie in tauftheologischem Zusammen- sen, welches sich erst später entwickelt hang anhand von Luther, Calvin, Kant, habe (S. 335). Schleiermacher, Müller und Ritschl bis In einem vierten Teil beschreibt Bi- in die Gegenwart. Danach geht es ihm ckelhaupt unterschiedliche reformato- um Grundfragen einer „Hermeneutik rische Tauftheologien und -praxen des des Glaubens“, wobei er u.a. Gedanken 16. Jh. anhand der Schriften von Lu- zur „Mündigkeit des Menschen“ und ther, Zwingli, Hubmaier, von Schwenck- die Auswirkungen einer zweite Wen- feld und Calvin. Er versucht damit das de in der Anthropologie beschreibt. Feld der reformatorischen Tauftheo- Anhand von Karl Barth zeigt er die Be- logien in chronologischer Reihenfolge deutung der „Mündigkeitsfrage“ in und möglichst großer Breite abzude- der Taufdiskussion auf, bewertet seine cken. In ausgewogener und detaillier- Tauftheologie anhand der in den- vor ter Weise stellt er nicht nur die unter- herigen Kapiteln gewonnen Erkennt- schiedlichen Ansätze in Bezug auf die nisse und kommt zu dem Fazit: „Indem Zuordnung von Taufe, Glaube, Geist er [Barth] die Gläubigentaufe faktisch dar, hinterfragt und bewertet sie, son- zur allein legitimen Taufform erklärt, dern erforscht auch die vorauslie- verwechselt er Text mit Kontext, Grund genden Vorannahmen. Dabei wird und Wesen der Taufe mit einer ihrer deutlich, dass die „anthropologische Gestalten“ (S 568). Auch die in jüngerer Wende“ von den verschiedenen Refor- Vergangenheit aufgeworfenen Fragen matoren in Bezug auf theologische Fra- in Hinblick auf das „Kind als Thema in gestellungen unterschiedlich rezipiert der theologischen Anthropologie“ und wurde, gemäß ihrer „differenzierten Fragen zum „Kinderglauben“ finden in religionsphilosophischen Vorausset- diesem Abschnitt Beachtung. In einem zungen und anthropologischen Grund- letzten Abschnitt geht es Bickelhaupt annahmen“ (S. 484). Damit findet er dann um fundamentaltheologische

128 BSB-Journal.de 2-2017 Rezensionen Anmerkungen in Bezug auf die Zuord- fe – nur in Vielfalt gelebt werden“ (S. nung von signum und res sowie signi- 694). ficatio und efficacia. Hier beschreibt er Dieses Buch ist nicht für theologi- die Diskussion um die Sakramentalität sche Laien geeignet, vielleicht nicht der Taufe im britischen Baptismus und einmal für Theologiestudenten in den stellt die Bedeutung und von Beasley- Anfangssemestern, da es durchzogen Murray dar. Auch das Taufverständnis ist von (lateinischen) Fachbegriffen. des Bundes Freikirchlicher Pfingstge- Wer sich aber tiefer mit der innere- meinden wird von ihm an dieser Stel- vangelischen Taufdebatte der jüngeren le bewertet. Vergangenheit beschäftigen möchte, Abschließend formuliert Bickelhaupt kommt an diesem Werk nicht vorbei, in Kapitel 6 ausführlich einige Thesen da Bickelhaupt die tauftheologischen als logische Konsequenzen aus den Entwicklungen durch die Jahrhunderte vorangegangen Erkenntnissen. Dabei hindurch nicht nur darstellt, sondern werden die anfangs gestellten Fragen auch ihre gedanklichen Wurzeln und differenziert beantwortet und weitere Vorannahmen erforscht und damit die Gedanken angestoßen. Bzgl. der Gläu- bestehenden Unterschiede im Tauf- bigen- bzw. Säuglingstaufe kommt er verständnis der Denomination klar be- zu dem Schluss: „Beide, die Gläubi- schreibt. Da besonders das (freikirch- gen, wie die Säuglingstaufe, sind da- liche) Taufverständnis des Baptismus mit … grundsätzlich legitime, gültige, auf dem Prüfstand ist, scheint es mir aber unterschiedliche Formen der ei- wichtig, dass gerade Pastoren dieser nen Taufe“ (S. 647). In einem letzten, Glaubensrichtung sich mit der in die- kurzen Kapitel geht es ihm um neuere sem Werk dargelegten Kritik auseinan- tauftheologische Entwicklungen jen- dersetzen. Dieses Werk hilft, die -ver seits der institutionellen Ökumene und schiedenen Standpunkte zu verstehen die als Ausgangspunkt der Untersu- und öffnet damit Türen, um aufeinan- chung dienenden Quellentexte werden der zu zugehen. Von der Methodik her noch einmal bewertet. Er formuliert besticht dieses Werk an Klarheit, Ein- nachdenkenswert: „Wie pluralitätsfä- grenzung der Fragestellung und einer hig sind wir in der Ökumene im Blick hervorragenden Leserführung. Mit ih- auf unsere konfessionellen Tauftheolo- rer umfassenden Recherche geht diese gien und -praxen? Weder Vielfalt und Dissertation meines Erachtens über die Verschiedenheit in Theologie und Pra- gewöhnlichen Anforderungen hinaus xis der Taufe… zerstört die Einheit der und ist als außergewöhnliche Leistung Kirche, sondern Unversöhnlichkeit und zu würdigen. verweigerte Anerkennung (davon wa- Judith Hildebrandt ren zuallererst die täuferischen Ge- schwister betroffen!)). Die Einheit der Kirche kann – auch im Blick auf die Tau-

BSB-Journal.de 2-2017 129 Rezensionen Helge Stadelmann / Stefan Schweyer, Praktische Theologie. Ein Grundriss für Studium und Gemeinde. Gießen: Brunnen Verlag, 2017, 492 S.

Die Praktische Theologie von den bei- Es werden neuere Entwicklungslinien den Professoren Stadelmann und innerhalt der Praktischen Theologie Schweyer ist ein überfälliges Werk für dargestellt, die praktisch-theologische die evangelisch-freikirchliche Theolo- Methodik und die Referenzwissen- gie gewesen. Es ist der erste Gesamt- schaften diskutiert, hermeneutische entwurf einer Praktischen Theologie Grundentscheidungen und eine Kir- aus freikirchlicher Perspektive und von chentheorie formuliert. Der Leser ge- daher relevant für jeden Pastor und winnt auf diese Weise in den ersten verantwortlichen Mitarbeiter in frei- sechs Kapiteln einen Einblick und eine kirchlicher Gemeindearbeit. Die Auto- Einführung in die gesamte Praktischen ren sind beide im deutschsprachigen Theologie mit einer zum Teil guten Raum anerkannte Theologen, die mit Analyse aus freikirchlicher Sicht. Dass diesem Lehrbuch bewusst den Fokus dabei die Heilige Schrift als Gottes in- auf einen qualitativen und quantitati- spiriertes Wort höchste Autorität hat, ven Aufbau der Gemeinde setzen. Sta- wird unschwer erkennbar und bildet delmann war langjähriger Rektor der die Grundlage für alle weitere Theo- FTH Giessen, Schweyer, ist Assistenz- riebildung. So werden beispielswei- professor an der STH Basel. Dabei wol- se Praktische Theologen kritisiert, die len sie nicht nur Religiosität wahrneh- sich um eine Kirchentheorie bemühen men und darstellen, sondern bewusst ohne der Beschäftigung mit der neu- die Zukunft der Kirche durch die the- testamentlichen Ekklesiologie (S.75). oretischen Grundlagen für Reformen Im zweiten Teil des Buches wird in mitgestalten. Wichtig ist Ihnen dabei drei Kapiteln der gesellschaftliche Kon- die Besinnung auf das Evangelium und text und die damit verbundenen Her- das Hören auf die Heilige Schrift. ausforderungen wahrgenommen und Im ersten Teil werden die metho- diskutiert. Es geht dabei um religiöse dologischen Grundlagen für die Prak- und gesellschaftliche Entwicklungen, tische Theologie besprochen. Es geht Kirche in einer nachchristlichen Gesell- dabei zunächst um die Frage, was schaft und die Bevölkerungsprognose Praktische Theologie ist. „Als theo- und die Zukunft des Gemeindeaufbaus. logische Disziplin gehört es zur Auf- Diese nicht unwesentliche Bestands- gabe der Praktischen Theologie, eine aufnahme bildet zwischen den Grund- doppelte Brückenfunktion wahrzu- langen der Praktischen Theologie (Teil nehmen: Praktische Theologie veran- I) und den Handlungsfeldern (Teil III) kert die Theologie in der Praxis“ (S.8) eine hilfreiche Bezugsgröße, an der

130 BSB-Journal.de 2-2017 Rezensionen man sich orientiert. Deshalb halten die Hilfreich ist, dass jedes Kapitel mit Autoren fest: „Es wird eine kyberneti- einer Kapitelübersicht und der Angabe sche Herausforderung der christlichen der Standardliteratur, die die Autoren Gemeinde sein, die Umbrüche und für die Thematik wesentlich halten, be- Entwicklungen der nächsten Jahrzehn- ginnt. Am Ende des Kapitels werden Re- te zu antizipieren und konstruktiv an- petitionsfragen und eine ausführliche- zunehmen“ (S.127). re Bibliografie dem Leser geliefert, die Im dritten Teil werden wichtige prak- auf jeden Fall ein Weiterstudium in der tisch-theologische Subdisziplinen in jeweiligen Thematik möglich macht. Es drei großen Gruppen eingeteilt: Ge- ist wirklich erfreulich, dass mit diesem meinde aufbauen (Kapitel 10 und 11), Werk ein Desiderat in der Evangelika- Gemeinde sammeln (Kapitel 12-18) len Theologie aufgearbeitet worden ist. und Gemeinde senden (Kapitel 19-22). Es ist eine wichtige Ergänzung inner- Es werden die wesentlichen Themen halb der Evangelischen Theologie und wie die Oikodomik, Kybernetik, Litur- eine neue Perspektive aus der Sicht gik, Homiletik, Kasualien, Aszentik, Poi- der Evangelikalen. Selbst wenn ich mir menik, Gemeindepädagogik, Evange- eine ausführlichere Diskussion an der listik, Diakonik, Religionspädagogik und einen oder anderen Stelle gewünscht die Publizistik angesprochen. Der Leser hätte, wie z.B. beim Thema Familie als darf nicht erwarten, dass es eine voll- wichtiger Bestandteil der Gemeindear- ständige Abhandlung aller Praxisfelder beit, und ich bei anderen Themen ich erfolgt. Man muss auch nicht bei allen eher überrascht war, dass sie im Kon- Ausführungen zustimmen und gleicher text einer Praktischen Theologie the- Meinung sein, aber die Autoren ver- matisiert wurden, wie beispielsweise schaffen eine biblisch begründete und die christlichen Schule als Teil der Ge- gesellschaftlich relevante Darstellung meindearbeit, bleibt dennoch diesem der Handlungsfelder mit der an vie- Werk zu wünschen übrig, dass es von len Stellen notwendigen Bereitschaft allen Theologiestudenten und Gemein- zur weiteren Diskussion. Es wird bei al- depastoren gelesen und rezipiert wird. len Themen die gängige deutsche aber Heinrich Derksen auch immer wieder die angelsächsi- sche Literatur rezitiert und diskutiert.

BSB-Journal.de 2-2017 131 Rezensionen Jung , Friedhelm: Antworten auf letzte Fragen (Über das Woher, Wozu und Wohin des Menschen). Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg. Im Oktober 2017. TB. 144 S. 11 x 18 cm. Nr. 271457 € 4,90

„Es ist leichter, philosophische Fragen So beschäftigt sich der Dozent des zu stellen, als sie zu beantworten“ – an Bonner Bibelseminars zunächst mit diesen Satz des norwegischen Profes- der Heiligen Schrift: z. B. Inspiration sors Jostein Garder aus seinem Best- und hermeneutische Fragen. Er beant- seller „Sofies Welt“ wurde ich erinnert, wortet die Fragen des woher, wozu als ich das Manuskript von Professor und wohin. Dabei packt er so manches Friedhelm Jung las. heiße Eisen an: Schöpfung und Natur- Der Autor nutzte ein Forschungsse- wissenschaft, den Ursprung der Sünde, mester, um sich Vorlesungen an der den Sinn des Lebens, künftige Ereignis- Uni Köln anzuhören über grundle- se, die Wiederkunft Christi, das - Welt gende Fragen der Metaphysik. Dabei gericht u.v.m. musste er die o. g. Erfahrung machen: Das Buch ist anspruchsvoll und Es wurden immer wieder neue Fragen gleichzeitig leicht verständlich. Man gestellt, aber die Antworten blieben of- merkt, dass der Autor täglich mit jun- fen. gen Menschen zu tun hat. Als Menschen sind wir auf Offenba- Ich empfehle das Buch auch zur Wei- rung angewiesen, wenn wir die gro- tergabe an Menschen, die noch keine ßen Fragen unseres Seins beantworten persönliche Beziehung zu Gott haben. wollen. Dazu hat Gott uns sein Wort, Hartmut Jaeger die Bibel, gegeben.

Wendel, Ulrich (Hrsg.). Glaubwürdig aus guten Gründen. Warum wir der Bibel vertrauen können. SCM R. Brockhaus: Holzgerlingen 2017. 240 S. Gebunden: 15,95 Euro. ISBN: 978-3-417-26796-9.

In Theologie und Kirche wird seit Jahr- gibt es keineswegs ein einheitliches Bi- zehnten viel über das rechte Bibelver- belverständnis. Das machen die 13 Au- ständnis gestritten. Dabei haben die toren des von Ulrich Wendel heraus- Evangelikalen immer die Position ver- gegebenen Buches deutlich. Vor allem treten, dass die Bibel Gottes inspirier- zwei Richtungen gilt es zu unterschei- tes Wort ist und sich dadurch von je- den: Da gibt es zunächst die konserva- dem anderen Buch unterscheidet. tiven Evangelikalen, die mit zwei Bei- Doch auch unter den Evangelikalen trägen im Buch vertreten sind (Armin

132 BSB-Journal.de 2-2017 Rezensionen Baum von der Freien Theologischen Methodisten) sind: Unter deren Theo- Hochschule Gießen und Friedhelm logen findet man kaum noch Vertreter Jung vom Bibelseminar Bonn). Sie glau- der Fehlerlosigkeit der Bibel. Diese ver- ben, dass die Bibel die Offenbarung hängnisvolle Entwicklung greift natür- Gottes und in den Urschriften irrtums- lich auch – mit zeitlicher Verzögerung – und fehlerlos ist. Daneben kommen die auf die Gemeinden über. Daher ist es progressiven Evangelikalen mit vielen kein Wunder, dass die dogmatischen Beiträgen zu Wort (etwa Horst Affler- und ethischen Auflösungserscheinun- bach vom Forum Wiedenest oder Jür- gen in den evangelikalen Gemeinden gen Mette, ehemaliger Leiter der Stif- immer mehr zunehmen. tung Marburger Medien). Für sie ist die Interessant ist an einzelnen Beiträ- Bibel nur das menschliche Zeugnis von gen zu sehen, wie manche Autoren der Offenbarung Gottes; eine wie auch weniger durch theologische Reflexi- immer geartete Irrtumslosigkeit der Bi- on des biblischen Befundes, sondern bel lehnen sie ab. mehr durch biographische Entwicklun- Das deutliche Übergewicht der pro- gen zu Veränderungen in ihrem Bibel- gressiven Evangelikalen im vorliegen- verständnis gelangt sind. den Buch entspricht durchaus den Das Buch darf als repräsentativ für Verhältnissen unter den deutschen die deutsche evangelikale Bewegung evangelikalen Theologen. Während die gesehen werden. Die Autoren kom- evangelikale Basis immer noch zu wei- men aus den unterschiedlichsten Frei- ten Teilen an der Irrtumslosigkeit der kirchen, aus dem Gnadauer Verband Heiligen Schrift festhält, haben sich die und auch aus der evangelischen Lan- evangelikalen Theologen in den letzten deskirche. Gemeinsam ist allen, dass drei Jahrzehnten mehr und mehr von sie immerhin noch die Bibel als Heilige dieser Sicht verabschiedet. Ob es die Schrift verstehen, in der Gottes Stimme Ausbildungsstätten des Gnadauer Ver- zu hören ist. bandes oder der klassischen Freikir- Friedhelm Jung chen (Baptisten, Freie ev. Gemeinden,

Norman Geisler / David Geisler. Evangelisation im Dialog. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft mbH, 2017. 288 S. ISBN 978-3-86353- 403-5 | € (D) 12,90. Best.-Nr. 271 403 | http://www.cb-buchshop.de/ evangelisation-im-dialog.html

In der Missionswissenschaft wird seit Damit soll zum Ausdruck gebracht wer- einiger Zeit der Begriff der Vor-Evan- den, dass in manchen Gesprächssitu- gelisation (Pre-Evangelism verwendet). ationen erst ein Prozess stattfinden

BSB-Journal.de 2-2017 133 Rezensionen muss, in dem Menschen vorbereitet sprächs-Strategie empfehlen sie fol- werden, um offen für das Evangeli- gende 4 Schritte: um zu werden. Begründet wird dieser Schritt 1 Hören Sie die schiefen Töne Ansatz mit dem Gleichnis vom vierfa- der Menschen. Schritt 2 Helfen Sie chen Acker. Die Saat gedeiht nur dort, Menschen durch Ihre Fragen dabei, die wo der Same auf fruchtbaren Boden Wahrheit ans Licht zu bringen, so dass fällt. David Geisler, Sohn des in den klarer wird, woran sie glauben und USA besser bekannten Norman Geis- sie die Schwachstellen in ihrem Glau- lers, widmet sich in seinem Dienst un- ben erkennen. Schritt 3 Decken Sie die ter College-Studenten dieser Aufgabe. wahren Barrieren Ihres Gegenübers für Das Buch ist ein Produkt seiner jahre- das Evangelium auf. Schritt 4 Bauen Sie langen Erfahrungen. Auf einer eigenen eine Brücke zu Jesus. Webseite stellt David seine Methode Das Buch enthält viele hilfreiche Ge- vor und Materialien in englischer Spra- danken und Beispiele und ist deshalb che zur Verfügung: http://conversatio- empfehlenswert. Die Autoren bedie- nalevangelism.meeknessandtruthmi- nen sich einer Methode, die man von nistries.org/ anderen amerikanischen christlichen Auch wenn der größte Teil des Bu- Autoren kennt. Für den deutschspra- ches von David ist, so kann dieses Buch chigen Leser mag ihre Vorgehenswei- als ein Gemeinschaftswerk gelten, weil se als etwas zu starr strukturiert und David das Werk seines Vaters fortfüh- technisch erscheinen: Mit vier Schrit- ren möchte. ten zum Erfolg! Beim Lesen des Bu- Das Anliegen des Buches ist begrü- ches hätte ich mir mehr Beispiele ge- ßenswert. Es möchte den Lesern hel- wünscht, die zeigen, dass Menschen fen, alltägliche Begegnungen für Ge- auch in Westeuropa auf diese Weise spräche über den Glauben zu nutzen, zum Glauben finden. Aber das kann ja die für beide Seiten zu einer ange- noch kommen und könnte in eine zwei- nehmen Erfahrung werden. Die Geis- te Auflage einfließen. Jetzt geht erst lers wissen, dass es für Christen in ei- einmal darum, dass wir in Deutschland ner post-christlichen Welt zunehmend Geislers Impuls zu Herzen nehmen, schwieriger wird, mit ihren Mitmen- Menschen für ein Gespräch über den schen über den Glauben zu reden. Es Glauben zu interessieren und in der ist ihr Ziel, Gespräche so zu beenden, Gesprächsführung bereits am Anfang dass der Gesprächspartner an einer die weiteren Schritte im Blick haben. Fortsetzung interessiert ist. Als Ge- Dietmar Schulze

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