Evgeni Koroliov Klavier
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EVGENI KOROLIOV KLAVIER Abo: Solisten I – Meisterpianisten In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E 4I5 FRÉDÉRIC CHOPIN ZUM 200. FRÉDÉRIC CHOPin (1810 – 1849) Impromptu Nr. 1 As-Dur op. 29 (1837) JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 – 1750) Impromptu Nr. 3 Ges-Dur op. 51 (1842) Chromatische Fantasie und Fuge d-moll BWV 903 (1720) Mazurka Nr. 19 h-moll op. 30 Nr. 2 (1837) Französische Suite Nr. 5 G-Dur BWV 816 (1722) Mazurka Nr. 34 C-Dur op. 56 Nr. 2 (1843) Allemande Mazurka Nr. 17 b-moll op. 24 Nr. 4 (1835) Courante Mazurka Nr. 41 cis-moll op. 63 Nr. 3 (1846) Sarabande Mazurka Nr. 45 a-moll op. 67 Nr. 4 (1846) Gavotte Bourrée Sonate für Klavier Nr. 2 b-moll op. 35 (1839) Loure Grave – Doppio movimento Gigue Scherzo Marche funèbre Toccata c-moll BWV 911 (1709) Finale. Presto – Pause ca. 20.45 Uhr – – Ende ca. 22.10 Uhr – Einführung mit Intendant Benedikt Stampa um 19.15 Uhr im Komponistenfoyer 6I7 PROGRAMM 8I9 ANfaNG UND ENDE ALLER MUSIK durch den Tod von Bachs Frau Maria Barbara, die am 20. Juni 1720 starb. In diesem schweren WERKE FÜR KLAVIER VON JOHANN SEBASTIAN BACH Kummer suchte er Trost in der Arbeit, instinktiv reagierte er nach jedem Unglück so. Bald aber sollte Bach wieder seine Mitte finden mit Anna Magdalena Wilcken, der Tochter eines »Wenn ich nur ein Werk auf die einsame Insel mitnehmen darf«, sagte einst der Komponist Hoftrompeters, die er im Dezember 1721 ehelichte. György Ligeti, »so wähle ich Koroliovs Bach, denn diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, bis zum letzten Atemzug immer wieder hören.« Das ist schon mehr als Bach widmete der seinerzeit erst 20 Jahre jungen Frau ein erstes von zwei »Klavierbüch- ein Kompliment für den russischen, heute in Hamburg lebenden Pianisten Evgeni Koroliov. lein«. Darin finden sich in seiner eigenen Handschrift die Frühfassungen seiner Französischen Doch dieser ist sich seiner Verantwortung bewusst – nicht nur Ligeti gegenüber, sondern Suiten 1 bis 5. Später hat er sie überarbeitet und eine sechste hinzugefügt. Die Suite bezeich- auch Johann Sebastian Bach. In Koroliovs Spiel stehen Kalkül und Emotion in meisterhafter net eine meist lose gefügte Folge von überwiegend kurzen tanzartigen Stücken oder Tänzen; Balance zueinander, weshalb Bachs Musik und auch andere niemals nur reine »Ergetzlich- für sie gilt als allgemeines Kennzeichen – im Gegensatz zur Sonate – die Einheit der Tonart keit der Ohren« oder »bloßes Divertissement der Gedanken« sein werden, sondern stets eine (Ausnahme: die trioartigen Teile) sowie der Besetzung. In der Suite kann der Barock seinem existenzielle Aussage. Wesen gemäß allerlei Kontraste miteinander vereinen: Hoftänze finden sich neben Volks- tänzen, Deutsches neben Französischem, Italienisches neben Spanischem und Englischem, Werke von Bach und Chopin hat Koroliov gewählt; zwei Komponisten, die stilistisch auf Langsames trifft auf Schnelles. Das Grundschema der Suite lautete meist: Allemande, Cou- den ersten Blick wenig zu verbinden scheint. Doch Chopin war ein großer Bach-Bewunderer, rante, Sarabande und Gigue. Dazwischen fügte Bach bei der hier interpretierten Suite Nr. 5 in die Präludien und Fugen aus dem »Wohltemperierten Klavier« spielte er mit großer Wonne – G-Dur BWV 816 drei weitere Tänze ein. bestimmt auch Bachs Chromatische Fantasie und Fuge d-moll BWV 903, doch dies ist nicht überliefert. Es hätte zu ihm gepasst, denn welcher Klaviervirtuose wollte nicht mit Bachs Zu Beginn schreitet eine Allemande im gemessenen 4/4-Takt daher. »Das Bild eines zu- aufregendem, ungeheuerlich expressivem Meisterstück glänzen? »Unendliche Mühe habe ich friedenen oder vergnügten Gemüts, das sich an guter Ruhe und Ordnung erfreut. [...] Eine mir gegeben, noch ein Stück dieser Art von Bach aufzufinden«, schrieb bereits Bachs erster ehrliche teutsche Erfindung«, fand der Musikkritiker Johann Mattheson. Mehr gelaufen als Biograf Johann Nikolaus Forkel. »Aber vergeblich. Diese Fantasie ist einzig und hat nie ih- gesprungen schließt sich die Courante (italienisch »corrente«: »Läufer«) im 3/4-Takt an, ge- resgleichen gehabt.« Kühn und ekstatisch, regelrecht entfesselt fantasiert Bach in auf- und folgt von der Sarabande. Über ihren Ursprung wurden abenteuerliche Versionen verbreitet: abjagenden Zweiunddreißigstel-Läufen durch den ganzen, dank wohltemperierter Stimmung Sie sei von Seefahrern und Piraten aus der karibischen Heimat nach Spanien gebracht, dort neu gewonnenen tonalen und harmonischen Raum, krönt die Fantasie mit einem fulminant aber von weltlichen wie geistlichen Instanzen entsetzt als unmoralisch abgestempelt worden. pompösen Schluss und leitet zu einer Fuge über, die einen faszinierenden Gegenpol bildet. Sie galt als spanischer Volkstanz sehr freizügigen Charakters. Wie sie an den französischen Bachs Autograf ging leider verloren, das Werk aber stammt aus den ruhigen Jahren zwischen Königshof kam, ist unklar. Dort wurde sie »gezähmt« und erschien als vornehmer, ernster, ja 1717 und 1723, in denen Bach als Kapellmeister dem Fürsten Leopold von Anhalt in Köthen langsamer Hoftanz in gemessenem Dreiertakt und mit einer Drehung auf dem zweiten Taktteil. bei Halle diente. Als solchen begreift auch Bach die Sarabande. Auf sie folgt eine Gavotte; sie soll angeblich aus der Umgebung der Stadt Gap im Département Hautes-Alpes stammen, in der sich die Der Hof in Köthen war kalvinistisch, doch der Fürst von liberaler Gesinnung – was seine Bewohner »gavots« nennen. Sie steht im geraden Takt und enthielt einst viele Sprünge, die Untertanen nicht daran hinderte, religiöse Streitereien am Hofe anzuzetteln. Ausnahmsweise bei ihrem Aufstieg zum Hoftanz entfielen. Danach folgt eine Bourrée. Ursprünglich ein froher, mischte sich Bach nicht ein und begnügte sich damit, die Wünsche des Fürsten zu erfüllen, ländlicher Tanz in Frankreich, soll ihr Name angeblich vom französischen »branler« (»wan- den er gar einen die »Music sowohl liebenden auch als kennenden Fürsten« nannte. Über- ken«) kommen. Denkbar, dass die Bauern zu den brummenden, fast pedantisch abrollenden haupt war Bachs Stellung in Köthen glänzend; man bedenke, dass er das gleiche Gehalt wie Bassfiguren die Weintrauben zerstampften. Auf die ebenfalls französische Loure im 6/4-Takt der Hofmarschall bezog, nämlich vierhundert Taler! Und da der Fürst ihm alle erdenklichen folgt als wirbelnder Schlusssatz eine Gigue im 12/16-Takt. Ihr Ursprung wurde durch Legen- Freiheiten ließ, fand Bach Zeit, unablässig zu komponieren. Neben der Chromatischen Fanta- den ausgeschmückt. Sie scheint aus England zu stammen, Deutsche suchten den Namen von sie entstanden unter anderem Teile des »Wohltemperierten Klaviers« Teil I, die Brandenbur- »giga«, dem Urwort von Geige, abzuleiten. Wahrscheinlicher ist es, dass er von »jig« abstammt, gischen Konzerte und die Französischen Suiten. Überschattet wurden diese Jahre allerdings einem Wort, das erstmals in Shakespeares »Much Ado about Nothing« (»Viel Lärm um Nichts«) 10I11 WERKE auftaucht, als Name für einen bewegten, »heißen und hastigen« Tanz. Mit der Toccata c-moll BWV 911 schließt Koroliov den ersten Teil seines Klavierabends ab, ein frühes Werk in teils freier Form und mit einer ausgedehnten Schlussfuge. SLawISCHER STOLZ UND SPIELERISCHE ELEGANZ FRÉDÉRIC CHOPINS KLAVIERSCHAFFEN „Schöne Sache, Erfolg.“ Der zweite Teil des Abends ist dem Jubilar Frédéric Chopin gewidmet. Anlässlich seines 200. Geburtstages gilt es mit einem Missverständnis aufzuräumen. Gerne entzündet sich die Fantasie des Publikums am Bilde des an der Welt leidenden, ätherischen Genius, dem nur sein Werk bleibt, um seiner Sehnsucht und seinem Weltschmerz Ausdruck zu geben – als sei sein Leben ein Dornenweg gewesen. Das war es nicht. Von Beginn an wurde Chopin, der 1810 als Sohn eines eingewanderten Franzosen und einer Polin in der Nähe von Warschau geboren wurde, hofiert und mit Fürsorge bedacht. Er war das Wunderkind, das in Warschau dem Zaren vorspielte, dem man eine fundierte Ausbildung angedeihen ließ. Seine Komposi- tionen erschienen schon 1825 im Druck, da war er gerade fünfzehn Jahre alt! Im Bewusst- sein, dass eine große Virtuosenlaufbahn nur von Paris aus eröffnet werden konnte, machte sich Chopin 1830 auf den Weg – schweren Herzens, denn er war ein glühender Patriot. 1831 erreichte ihn noch in Wien die Nachricht vom Ausbruch der Revolution in Polen. Er war innerlich zerrissen: Er fürchtete, kostbare Zeit zu verlieren, er schämte sich aber auch, nicht an der Seite seiner Freunde zu kämpfen. Dennoch setzte er seine Reise nach Paris fort. Er sollte seine Heimat nicht wieder sehen. Die Künstler in Paris – unter ihnen Liszt, Berlioz und Meyerbeer sowie Heine und Balzac – nahmen ihn freudig auf. Er wurde zum verhätschelten Liebling überspannter aristokratischer Damen. Sie wetteiferten um ihn, versuchten, ihn für ihre Salons zu gewinnen. Hinter der Mas- Treffen Sie die richtige Entscheidung! ke des geistreichen, eleganten, etwas snobistischen Jünglings Chopin indes verbarg sich ein Erfolg bei Finanzanlagen hat nichts mit Glück oder Zufall zu tun. Erfolg ist das Ergebnis aus strenger, überaus selbstkritischer Perfektionist. »Nichts außer Blendwerk darin, für den Sa- Können, Erfahrung und guter Arbeit. Deshalb habe ich apano als meinen Partner gewählt. Denn ich als Anleger nehme mit den apano-Anlagestrategien über bewährte und in der Praxis lon, für die Damen«, spottete er über ein eigenes