Indiens Unabhängigkeit Und Ihre Auswirkungen Auf Sikkim, Nepal
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Sonderteil"50 Jahre Unabhängigkeit" Indiens Unabhängigkeitund ihre Auswirkungen auf Sikkim, Nepalund Bhutan von Karl-Heinz Krämer Die HimalayastaatenNepal, Sikkim und Bhutan gehörtenzu den Randbereichendes britischen Kolo- nialeinflusses.Markant ist. daß Nepal,das am frühestenin die britischenHandelsambitionen einbezo- gen wurde, weil man sich über Kathmandueinen Zugangzu Innerasienzu erschließenhoffte, bis zu- letzt formell seine Unabhängigkeitbewahren konnte. Sikkim wurde Mitte des 19. Jahrhundertszu ei- nem britischen Protektorat und verlor zeitweise weitgehend seine politische Eigenständigkeit.Etwas bessergestellt war Bhutan, das zu Beginndes 20. Jahrhundertsbritischen Protektoratsstatus erhielt, als mit britischer Billigungeine Monarchie das traditionelleStaatssystem des Landes abgelöst hatte. Nach der indischen Unabhängigkeit im an der Südflanke des hohen Himalaya tere Entwicklung war daräber hin4us gs- Jahre L947 waren alle drei Himalaya- konnten sie sichjedoch einem mehr oder prägt von indischen Sicherheitsinteressen staaten bemäht, ihre Souveränität und weniger süarken Einfluß lndiens, über und internen politischen Tendenzen der Unabhängigkeit zu bewahren bav. wie- dessen Territorium allein ein Seezugang drei Staaten. derherzustellen. Angesichts ihrer Lage möglich war, nicht entziehen. Die wei- Interessant ist, daß die Himalayastaa- ten unabhängig von ihrem jeweils vor- gegebenen kulturellen Hintergrund alle- samt Parallelen aufiveisen, und zwar sowohl hinsichtlich ihrer politischen und gasellschaftlichen Strukturen als auch rn bezug auf die Entwicklung von Demo- kratie und ziviler Gesellschaft. Daber zeigen sie sich heute auf unterschiedli- chen Stufen dieser Entwicklung. Nepal, Sikkim und Bhutan liegen in Bereich der BegegnungszoneSüd- und nsildk im Zentralasiens. Ihre Gesellschaften und Kulturen sind daher gemischt. Im hufc der Jahrhunderte sind Völker sowohl vom tibetischen Hochland als auch aut den indischen Ebenen zugewandert. Mr- litärische Expansion und andauerode Migration trugen zu einer weiteren Ver- größerung dieser Vielfalt bei. In der letzten Jahrhunderten setzten siö machtpolitisch in allen diesen Staater relative Minderheiten durch, die sich un A. At einen Monarchen scharten. Sie erklärter den Staat zu ihrem eigenen, erließen Ge i jeweiligen ca setze entsprechend ihrer kul- turellen Tradition und machten ihr" t Sprache, Religion und Kultur verbind' lich für alle gesellschaftlichenGruppea- J In Sikkim und Bhutan handelte es siÖ dabei um buddhistisch ausgerichtec Staaten, während sich die nepalischc Monarchie auf eine hinduistische Tradi- tion berief. Etwas eingehendersoll die* Entwicklung nachfolgend am Beispid Sikkims verdeutlicht werden. Maßstab ngalen 1 :1500000 Sikkim I 1.0 ?9km Sikkim war der erste dieser Staaten,rn ssss\\) staatsgrenze llordorenze fün die dem nach der indischen Unabhängigkar t\\ \' ,n Ansttd/er aus NeDal demokratische Prinzipien realisiert wur- s,i.t/itt;- wesrbenga/en /7889 festgelegt) den, doch fsz^hlte der Staat dafür einea - landschafrsgrenze Ja PaB hohen Preis: den Verlust seiner UnaL hängigkeit. Die älteste in Sikkim ansis- sige ethnischeGruppe sind die 'Lepch"'. Dic Landschafcn SiA&iz.r 'Rong' die intern als bezeichnetwerdea- vi Südasienl-219E Sonderteil"50 Jahre Unabhängigkeit" Der Blick über das Rumtek Kloster in der Nähe von Ganglok @oto: S. patmnobish) 'Limbu', Andere alüe Gruppen sind die schränkung seiner Souveränität bedeu- kratisch-imperialistischen Methoden die die auch in den westlich angrenzenden tete. Eigenstaatlichkeit Sikkims fast auf den nepalischen Gebieten beheimatet sind, Als in den dreißiger Jahren des 'Magar', Nullpunkt brachte, förderte diese Ent- sowie die ebenfalls eine ethni- 19. Jahrhunderts vor den herrschenden wicklung. 'India sche Gruppe Nepals, die bereits seit sehr Bhutia nach Ostnepal geflohene I-epcha Als 1947 der britische Indepen- langer Tnit auf sikkime.sischem Territo- wiederholt Einfälle nach Sikkim mach- dence Act' alle britischen Souveränitäts- rium siedelt. Diese altnepalischen Be- üen, kamen die Briüen militärisch zu rechte über die indischen Fürstenstaaten völkerungsgruppen Sikkims werden zu- Hilfe. Als Gegenleistung mußte der Kö- beendete, wurde Sikkim wieder ein sou- sammenfassendauch'Tsong' genannt. nig von Sikkim 1835 den Briten das Ge- veräner Staat, der jedoch im Gegensatz Etwa ab dem 15. Jahrhundert kamen in biet von Dorjeling, dem späteren Dar- ar den übrigen Fürstenstaaüen nicht nschenken". 'merger mehreren Schüben tibetische Einwande- jeeling Ab 1848 kam es durch das agreement' der indi- rer nach Sikkim, die dort als eine geson- wiederholt zu Spannungen ayischen schen Union 'Bhutia' beitrat. Der 15. August derte Ethnie unter dem Begriff Sikkim und den Briüen in Darjeeling, 1947 war somit'nicht nur der Tag der geführt werden. Einer dieser tibetischen angefacht insbesondere durch die impe- indischen, sondern auch' der sikkimesi- Zuwanderer stieg Mitte de.s 17. Jahrhun- rialistischen Machenschaften des dorti- schen Unabhängigkeit. Annicn wie im derts zum König auf. gen britischen Kommissars A. Camp- benachbarten Nepal wenige Jahre später Im I-aufe des 19. Jahrhunderts wan- bell. Schließlich marschierten die Briten die Beendigung der Rana-Herrschaft be- delte sich Sikkim von einem tibetischen Anfang 1861 in Sikkim ein. Mit dem deuüeüe die Unabhängigkeit Sikkims zu einem britisch-indischen Proteküorat. Vertrag vom 28. März 1861 wurde Sik- arnächst eine Restaurierung der absolu- Dies war eine Folge der Annähenrngs- kim völkerrechtlich zu einem britischen ten Macht des Königs ('chogyal'). politik des sikkimesischen Bhutia-Herr- Protektorat. In der Folge förderten die schers an die Briten, mit der er sein Briten die Zuwanderung "-hlreicher Ne- Der Kampf um die Macht knd den ständig wechselnden Zugriffen pali nach Sikkim, um den möglichen Nepals, Bhutans und Tibets zu entziehen Einfluß Tibets zu schwächen. Doch schon bald kam es zu politischen versuchte. Als Dank ffir die Unterstät- Die britische Politik hatte auch hand- Bewegungen, die von Anfang an kom- zung während des britisch-nepalischen feste wirtschaftliche Hinüergrände. Es munalistisch geprägt waren. Die nepali- Krieges (1814-16) erhielt Sikkim im Fe- bestand ein großer Bedarf an Arbeits- sche Bevölkenrng des Landes, die.inzrvi- bruar 1817 im Rahmen eines mit der kräften sowbhl in den 'East Teeplantagen des schen 75 Proznnt der Bevölkerung India Company' geschlossenen Darjeeling-Distrikts als auch für den süellte, war unzufrieden, weil sie nicht Freundschaftsvertrages die von den Ne- forcierten Straflenbau. Für beides wur- an der Macht beüeiligt war, die in den pali in den siebziger Jahren des den in erster Linie Nepali von den Briien Händen einiger Bhutia und Irpcha lag. 18. Jahrhunderts eroberten Gebiete zu- rekrutiert. Insbesondere John Claude Bereits im Dezember 1947 wurde als er- 'sikkim räck, erkannte aber gleichzeitig die Bri- White, der 1889 als Leiler der britischen ste politische Partei der State ten als Schutzmacht an, was eine Ein- Mission nach Sikkim kam und mit auto- Cpngress' (SSC) gegründet, der sich cng SüdasienlZl98 vrr Sonderteil"50 Jahre Unabhängigkeit" an die indische Kongreßpartei anlehnüe. indischer Vermittlung einen Konsens sollte. Ehe im Frühjahr 1953 dieser 'State Hinter dieser Partei standen vor allem avischen die.sen politischen Fronten an Council' gewählt werden konnte, junge Nepali, doch gehörlen zu ihren finden. Nehru legte schließlich den Füh- änderte der 'chogyal' am23. März 1953 Fährern auch einige Bhutia und Lepcha, rem des SSC nahe, nicht länger den An- mit Zustimmung der beiden Parteien die wie Tashi Tsering, der sogar Vorsitzen- schluß Sikkims 8n Indien zu fordern. Richtlinien für seine Zusammensetzung der war, Kazi liendup Dorji Khangs- Am 5. Dezember 1950 kam es dennoch erneut. Demnscfu sollte der 'State Coun- arpa, Dimik Singh Lrpcha und Sonam zum Abschluß eines Prolektoratsvertra- cil' 20 Mitglieder umfassen; sechswaren Tshering. In einer Petition an den ges avischen Indien und Sikkim. Sikkim vom König an ernennen, 14 weitere nach 'chogyal' Tashi Namgyal forderte man be.saßfortan nur noch interne Autonomie folgendem Schema zu wählen: Sechs die Abschaffung des Großgrundbesitzes, (Artikel Il). Za den Rechten Indiens ge- Sitze ffir lrpcha und Bhutia, 6 Sitze frr eine demokratische Regierung und den hörten insbesondere die der Verteidi- Nepali, ein Sitz für die buddhistischen Anschluß an Indien. gung und der Außenpolitik. Mönche (Lama) und ein allgemeiner 'chogyal' Vier Monate später wurde als eine Ge- Im Mai 1951 setzte sich der Sitz. Die vom Palast unterstützte SNP 'sikkim genkraft zum SSC die konservative, dem mit Vertretem des State Con- gewenn alle sechs Sitze der Bhutia und 'Sikkim Königshaus nahestehende'Sikkim Na- gress' und der National Party' lrpcha, wfürend der nun unüer Führung tional Party' (SNP) gegründet, an deren zusammen. Das Ergebnis dieses Treffens von Kazi Lhendup Dorji Khangsarpa Spitze mit Sonam Tshering einer der ur- war die sogenannte'parity formula', stehendeSSC alle Nepali-Sitze errang. spränglichen Führer des SSC stand. Es wonach ein kommunalistisch ansammen- Vor den aveiten Wahlen zum 'State 'State folgten mehrere erfolglose Versuche, mit gesetzter Council' gebildet werden Council' im November 1958 wurde das Wahlverfahren durch mathematische Auswertungsverfahren so kompliziert gemacht, daß es kaum noch zu durch- schauen war. Dennoch errang det jetzt unter Führung von Kashi Raj Pradhan stehende SSC alle sechs Sitze der Nepali und einen der Bhutia/Irpcha-Sitze. Die SNP gewann die übrigen fünf Bhu- tiall-epcha-Sitze