Chancenfür Nepalsangeschlagene Demokratie?

NCP-ML beteiligt sich an der Koirala-Regierung

von Karl-Heinz Krämer

Nach Monaten der Diskussionund indirekterUnterstützung der'Nepali Congress'-Minderheitsregierung von PremierministerGiriia Prasad Koirala mittels Stimmenthaltungkam es am 26. August 'Nepal 1998 zur formellenBeteiligung der CommunistParty (Marxist-Leninist)'(NCP-ML) an der Regierung.Dies soll Anlaß zu einer Bestandsaufnahmesein: Was sind die Hintergründefür die Regierungsbitdung,und vor allem, welche Perspektiven eröffnen sich durch diese Koalition für die angeschtagenenepalische Demokratie und die Gesellschaft des Landes?

Seit den letzten Parlamentswahlen vom ker tun sich ganz offensichtlich schwer schließen. November 1994 hat es keine stabile Re- im demokratischen Umgang mit die.ser Der einzigennoch rational einstufba- glenrng menrmehr gegeben. Die Ursache Situation. Anstatt nach Wegen ffir eine ren Minderheitsregierungder'Commu- hierfür liegt:st in dem Umstand. daß keine dem l-and dienliche vernänftige Koaliti- nist Party of Nepal (United Marxist- Partei über eine absolute Mehrheit im onsbasis zu suchen, nutzen sie die Gunst kninist)' (CPN-UML), die nur neun Unterhaus des Parlaments ('Pratinidhi der Stunde, um sich Macht um jeden Monaie überlebte, folgten drei weitere Sabha')verfügt. Die Parteienund Politi- Preis und wirtschaftliche Pfrände an er- Koalitionsregierungenunterschiedlicher,

Für die Menschen in Ncpd übcrrhbgen sich die Meldungen über Regienrngsrmbildungen @oto: Walter Keller)

Südasien5/9E 4i Nepal parteiideologisch kaum nachvollziehba- Mohan Adhikari, welcher der Partei ein Umstand, der zur Grundlage frr die rer Zusammensotanng. In den ersüendrei trotz ihres kommunistischen Namens Bildung einer Minderheitsregierung un- Jahren dieser l-egislahrrperiode wech- auch über die l:ndesgrenzen hinaus An- ter Premierminister Girija Prasad Koi- selten wiederholt Politiker die Partei und erkennung verschaffte, und der General- rala wurdo. Damit hat Koirala zum trugen hierdurch zu Verschiebungen der sekretär Madan Kumar Bhandari, der die aveiten Mal seit der Demokratisierung möglichen Mehrheitsverhälhrissen bei' Partei auf eine gemeinsame sozialdemo- des knde.s die Regierungsverantwortung Die größten Vorteile aus diesem Ver- kratische Linie einschwor. übernommen. Voräbergehend sind die 'Nepali halten zog der Congress', dessen Mit dem frähen Tod von Bhandari - innerparteilichen Zwistigkeiten durch Stärke im Repräsentanüenhaus(205 Mit- er starb 1993 bei einem Autounfall, der diese Entwicklung in den Hintergrund glieder) von urspränglich 83 auf 89 an- von vielen noch immer als Mordan- getreüen, doch häufen sich in letüer Zeit wuchs. Dennoch reichte dies nicht, um schlag interpretiert wird - vedor die wieder verbale Attacken gegen die ei- stärkste Partei im Padament an werden, Parlei jedoch ihre starke ordnende Hand. gene Regierung aus dem Kreis innerpar- da auch die CPN-UML von Parteiwech- Zunehmend machten sich nicht nur un- leilicher Konkurrenten; namentlich zu seln profitierte und dank erfolgreicher terschiedliche Auffassungen über die nennen sind in diesem Zusammenhang Nachwahlen ihre ffihrende Position auf Parteiideologie bemerkbar, sondem es insbesondere die fräheren Premiermini- 90 Abgeordnete ausbauen konnüe. wurden auch ganz persönliche ster Krishna Prasad Bhattarai und Sher Doch die schmutzigen Machenschaften Machtanspräche einzelner Politiker in Bahadur Deuba. äußerten sich nicht nur im Parteiwechsel aller Offentlichkeit erhoben. Madhav Die Minderheitsregierung von Koirala von Abgeordneten, sondern auch in Kumar Nepal, Bhandaris Nachfolger als war zunächst möglich, weil sie von der schwenviegenden Differenzen innerhalb Generalsekretiir, hat nicht das Charisma CPN-UML geduldet und von außen un- aller im Parlament vertretenen Parteien. seines Vorgängers. Mit Bam Dev terstätzt wurde. Doch schon bald wurde Zwur hat man sich in jängster 7*it dant Gautam erwuchs ihm ein innerparteili- Kritik an Führungsstil und politischem durchgemngen, weiteren Parteiwechsel,n cher Widersacher, der die CPN-UML Gehalt der Koirala-Regierung laut, und durch ein entsprechendes Gesetz einen zunächst in eine unverständliche Koaliti- die CPN-UML distenzierte sich zuneh- Riegel voranschieben, doch konnte man onsregierung mit einer Gruppe der NDP mend. Koirala hielt weiterhin Ausschau damit nicht verhindern, dqß die inner- manövrierte und dabei sogar noch das nach einem potentiellen Koalitionspart- parteilichen Konflikte im Laufe dieses einstige'Panchayat'-Mitglied Chand als ner und wurde schon bald ffindig in der Jahres vu Parteispaltungen führten. Premierminister akzeptierte. Als auch größten Konkurren4artei der CPN- Sowohl die CPN-UML als auch die diese Regierung scheiterte und Gautam UML, nämlich der NCP-ML. Die Ver- 'Nationd Democratic Party' (NDP) bra- sich zu Beginn des Jahres auf dem Par- handlungen über einen möglichen Regie- chen auseinander, weil seit langem teitag der CPN-UML nicht durchsetzen rungsbeitritt zogen sich über Monate schwelende persönliche Machtansprüche konnte, spaltete er schließlich im März hin. In dieser Zeit stützte die NCP-ML von Parteifrhrem nicht durch parteiin- die Partei. Seine Splitüerpartei trägt den die Koirala-Regierung wiederholt von 'Nepal üerne Abkommen befriedigt werden Namen Communist Party außen, indem sie sich bei Abstimmungen konnten. Politisch-ideologische Diffe- (Marxist-Leninist)' (NCP-ML). Die der Stimme enthielt. Dies geschah selbst ren:ran, die nach außen hin als Haupt- Spaltungen von NDP und CPN-UML bei so strittigen Themen wie dem 'Anti 'Kalapani-Konflikt' grund frr die Spaltungen angegeben konnten trotz des neuen Defection mit Indien oder dem wurdei, sind bei genauem Hinsehen I-aw' erfolgen, weil in beiden Fällen brutalen Vorgehen der Sicherheitskräfte kaum erkennbar. mehr als 40 Prozent der Abgeordneten bei der Unterdräckung des maoistischen So zerbrach die NDP wieder genau in absprangen, um eine neue Partei zu Volkskriegs. Am 26. August erfolgte jene beiden Gruppen um die Parteiführer gränden. schließlich der formelle Eintritt in die Surya Bahadur Thapa und Lokendra Ba- Von einer formellen Spaltung ver- Koirala-Regierung, als 13 Abgeordnete 'Congress', hadur Chand, in denen sich zu Beginn schont blieb bisher der ob- der NCP-ML in den Ministerrat aufge- der neunziger Jahre die Politiker des ein- gleich die Partei seit den Wahlen von nomrnen wurden. stigen parteilosen Panchayat-Systems ge- 1991 faktisch in mehrere l-ager gespal- Bam Dev Gautam, der die CPN-UML sarnmelt hatten. Damals, bei den Wahlen ten ist. Wie bei den anderen Parteien ge- gespalten hatte, weil sie, wie er sagte, 'Congress' von 1991, nahm man sich gegenseitig hen die Differenzen auch im nicht mehr revolutionär genug und vom die Stimmen weg und konnte trotz eines von Fährerpersönlichkeiten aus. Girija urspränglichen kommunistisch-ideologi- gemeinsamen Stimmenanteils von über Prasad Koirala, Krishna Prasad Bhattarai schen Pfad abgewichen war, ging ein avölf Prozent nur vier Parlamentssitze und bis zu seinem Tode im vergangenen Bündnis mit dem als Kommunistenfeind erringen. Dieses Ergebnis hatte letztlich Jahr auch Ganesh Man Singh bekämpf- bekannten und eher zum konservativen 'Nepali den Ausschlag für den Zusammenschluß ten sich gegenseitig mit unsaubersten Kreis des Congress' zählenden gegeben; die persönlichen Machtansprä- Mitteln in aller Offentlichkeit. Von einer Koirala ein. Was mag Gautam zu diesem che und Differenzen von Thapa und vernunftgeleiteten Politik für Staat und Schritt bewogen haben? Persönliches Chand ließen sich aber nicht baseitigen. Gesellschaft konnte unter diesen Voraus- Machtstreben, wie es beispielsweise Die Gruppe um Chand nennt sich heute setzungenkeine Rede sein. 1997 offensichtlich vodag, als Gautam 'New NDP'. die CPN-UML in eine Koalition mit der Nur wenig anders ist die Situation in Koirala-Regierungtr Chand€ruppe trieb und er selbst das der linken Volkspartei. Die CPN-UML Amt des Vizepremiers übernahn, entstand erst Anfang 1991, als sich die Die Parteispaltungen zu Beginn deg scheint diesmal als Beweggrund auszu- bedeutendsten Splittergruppen der Jahres haben jedoch die potentielle Ko- scheiden; dafür spricht, daß Bam Dev '' im Vorfeld alitionslandschaft völlig verändert. Gautam selbst kein Ministeramt über- 'New der Padamentswahlen zusarnmenschlos- Sowohl NDP und NDP' als auch nommen hat. sen. Trotz heißer Diskussion über die CPN-UML und NCP-ML sind unterein- Es liegt daher auf der Hand, daß der idmlogische Ausrichtung der Partei er- ander völlig zerstritten, so daß Koalitio- Grund für diese rationalpolitisch emeut schien die CPN-UML nach außen hin nen mit den einstigen Parteigenossen zur nicht erklärbare Koalition in der Kon- annehmend gefestigter. Maßgeblichen Zeit undenkbar sind. Dank der Spaltung kurrenz mit den allen Genossen der 'Congress' Anüeil an dieser Entwicklung hatten der der CPN-UML wurde der CPN-UML zu suchen ist. Die ersten unumstrittene Parteivorsitzende Man über Nacht wieder zur stiirksten Parüei, Monate nach der Spaltung der UML ha-

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Viele Menrchen rind dcr politischcn Querclcn überdrärsig (Foto: Wslter Ke[er)

M geznigt, dnß die neue NCP-ML in weiterung handelt. Man Mohan Adhi- daß sich die meisüenFährer der Partei der Offentlichkeit längst nicht so großen kari, Vorsitzender der CPN-UML und im Hinüergrund gehalüenhaben; tedig- Rüclüalt hat, wie die Partei gerne vor- Oppositionsführer im Repräsentanüen-lich Radha Krishna Mainali tritt hier als gibt. Angesichtsbevorsüehender Wahlen haus, sprach der neuen Regierung das Führer der Ml-Vertreter in Erschei- - lunusmäßig im November 1999, Recht ab, sich als Koalitionsregienrngan nung. Koirale hat aber wiederholt vom Mai bezeichnen,weil die NCP-ML nicht als Bleibt die Frage nach der Stabilität der 1999 gesprochen, während die CPN- nationelePartei durch die Wahlkommis- neuen Regierung. Aufgnrnd ihrer Zu- IIML für Neuwahlenim November die- sion anerkanntsei. Letdendlich ist diese sammensetanngund angesichtsder an- sen Jahrm votiert - nußte sich Bem Frage jedoch unwichtig; fest steht, dqß dauernden Zerrissenheit des'Nepali Dev Gautam daher etwas einfallen las- die Koirala-Regierung jeta über eine polgress' ist auct von dieser Regierung sen, um die Erfolgsaussichüenseiner satüeM€hrheit im Parlamentverfrgt. keine I -nglebigkeit an erwarte,n. Was Pertei an verbessern.Nichts scheint von Der neuen Regierung gehören insge- jedoch für die Regierung 'Nepali spricht, ist der größererBedeutung zu sein als eine Re- samt 32 Personenan, 19 vom von Koirala ins Auge gefaßteund auch gierungsbeteiligung;das haben fast alle Congress'und 13 von der NCP-ML. von Bam Dev Gautam unterstätde Wahlen der neunzigerJahre gezeigt. Be- Demit ist der neue Minisüerrat nur um Wahlüermin im kommenden Mai. Mit reits 1996 hatüe Gautnm seine Regie- fünf Personenstärker als der alte der diesem Ziel vor Augen werden sich die rungsbeteiligung nicht unwesentlich Minderheitsregierungde.s'Congress'. an der Regierung beteiligten Parteien dazu genutzf, um seine damalige CPN- Da auch noch einige andere Unbeset- wohl bemühen, offene Kontroversen UML zu einem erdrutschartigenSieg bei anngen erfolglen, mußten 'Congress'-Vertreter avölf möglichst an vermeiden. Andererseits den lokalen Wahlen zu ffihren. Daher ihre Sesselräumen. sind aber auch keine bedeuüendenpoliti- war für Gautamin der jetzigen Situation Bemerkenswed an den NC-internen schenEntscheidungen zu erwartenj dezu eine Regierungsbeleiligungwichtiger als Wechseln ist, daß Khum Bahadur sind die gegensätdichen Auffassungen alle politisch-ideologischenPrinzipien. Khadga als Versorgungsministel wieder und Ziele einfach an groß. So ist die Re- in den Minisüerrat zuräckgekehrt ist. Er gierung wohl eher als ein Instrument an- Koiralas erweitcrter Ministcrrat hatte bereits zu Beginn der Minderheits- ansehen, welches das llnd nach vier regierung Koiralas angehöd, mußte dann Jahren der politischen Stagnation und Wie üblich, verlief auch diese Regie- aber auf Druck sowohl der Opposition des Verfalls von Demokratie und Ord- rungzumbild"ng nicht ohne konträre (darunter auch der NCP-ML) als auch nung at Neuwahlen hinführen soll, die Diskussionen. Dabei beschäftigüemsn ays Reihen seiner eigenen Partei wegen dann hoffentlich wieder für klarere Ver- sich selbst mit Fragen wie der, ob es Komrptionwerstrickungen schon nach hältnissesorgen. sich nun um eine Koalitionsregierung wenigen Tagen wieder anrilcktreten. Eine Gefahr für die Regierrmg dürfte oder lediglich u eine Regierungser- AufEillig auf Seiüen der NCP-ML ist, am ehesüeneus den 'Congress'-Reihen

Südasien5/98 45 Nepal kommen. Girila PrasadKoirala hat aver @evölkerungsanteildrei Prozent). Die Beüeiligungschancen.Solange diase aus- versucht,die Gnrppejener parteiinternen niederen Hindukas0en(Bevölkerungsan- gegrenzten Bevölkerungsgruppennicht Rebellen, die 1994 zum Sturz seiner er- teil über 20 Prozent)sind wie üblich gar beteiligt werden, wird es auch keine ge- sten Regierung beigetragen hetten, nr nicht beteiligt. sellschaftspolitischenVeränderungen in beteiligen; deren Sprecher, Chiranjibi Auch die Reihenfolgeder Ministerliste Nepal geben. Wagle, ist als Minister für Landreform ist von höchs0emAussagewert, da auch Dies bedeutet,daf] nicht nur die jet- rmd Managementan vierter Stelle in der darin eine Hierarchie vorgegebenwird. zige Regierung nichts bewege'n wird, Ministerlisüe eingruppiert. Aber die in Hier sind die ersten vier Plätze von sondernauchjene Regierungen,die nach letner Tnit sich häufende Kritik an der Brahmanen besetzt; die Vertreter aus den nächstenWahlen die Verantwortung Regierung, insbesondere an Koiralas dem Kreis der nichthinduistischenElilen übernehmen. Die Kandidaten der Par- Nichte, der Vizepremierministerin Shai- sind auf den Positionen wr6lf, 2O-21 teien werden nämlich nicht von der Par-. laja Acharya, macht das Problem deut- (letzte vollwertige Ministerposten) und teibasis der jeweiligen Wahlbezirke be- lich. Außerdem ist Girija für seine 28 eingnrppiert. I-ediglich avei Frauen stimmt, sondern von der Parteiführung Starrftöpfigkeitbekannt; sollte er sich zu sind im Ministerrat vertrelen, natädich im fernenKathrnandu. Entscheidungenohne Zustimmung oder beide Brahmaninnen.Daß mit Shailaja Dies bleibt nicht ohne Folgewirkung Konsultation der NCP-ML verleiten las- Acharya erstmals eine Frau das Vize- ffir die großen ProblembereicheNepals. sen, könnte es doch noch an einem premieramtinnehat, mag als psychologi- Beispielsweisemuß das Problem der in- Bruch der Regierungkommen. sche Beruhigungsspritzefür die immer neren Sicherheit, das in den letzten Jah- aktiver werdenden Frauenrechtsaktivi- ren durch den sogenanntenVolkskrieg Der Mnist€nat als stinnen gedacht sein. Andererseits ist (people's war) der Maoisten in die Gesellschaft Shailaja, eine Nichte Koiralas, seit Jah- Schlagzeilengerückt ist, ursächlich als Spiegelbild von Staat und 'Congress'-Poli- ren eine der aktivsüen ein soziales Problem gesehen werden. Die Kontinuität der Beteiligung bar. tikerinnen. Sie gehörtebereits der ersten Die Maoisten mögen als Terrorisüenbe- Nichtbeüeiligung bestimmüer Bevölke- Koirala-Regierung8n, ehe sie aufgrund zeichnet werden, aber sie finden nur rungsgruppenist stets ein wichtiges In- von Meinungwerschiedenheitenzuräck- deshalbsolchen Zuspruch in der ländli- diC defür, welche gasellschaftspoliti- trat. Ihre Eingliederungin den Minisler- chen Bevölkerung, weil die Regierung schen Veränderungenvon den nepali- rat in führender Position hat daher si- und die Politiker in Kathmandu kein schen Regierungen ausgehen können. cherlich auch innerparteiliche Grände. Verständnisfür deren Problemeaufbrin- Nepal, oder vielmehr seine hochkastige Die aveite Frau, Mina Pandey,ist als gen. Wagt es jemand, die Staatseliteauf Eliüe, hat 1990 avar das Bekenntniszur 22. derRangliste lediglich 5lgatsminisle- die verhängnisvollen Zusammenhänge Multiethnizitätdq5I andesin die Verfas- rin frr Frauen und soziale Wohlfahrt. ihrer Welt- und Gesellschaftsauffassung sung aufgenommen, diese Erklärung Daß dieses Ressort nicht mit einem und der Entwicklungsproblemedes I:n- wurde durch das Festhalten am Hindu- vollen Minisüerposüenbedacht wird, des aufmerksaman machen,wie dies der staat aber gleichzeitig wieder in Frage zeigt die Bedeutung,welche die nepali- lsa6mmierte Ethnologe Dor BahadurBi gestellt. In der Praxis bedeuüetdies, daß sche Staatsffihrungdiesem Bereich ein- sta, der übrigens seit drei Jahrenspudos jene Politik, Wirt- räumt; auch dies ist sichedich ein Pro- verschwunden ist, in seinem Buch Gruppen, welche die 'Fatalism scheft und Ge'sellschaftNepals seit sei- dukt der für Nepal so prägendenhindu- and Development'getan hat, ner militärischen Einigungsphase(l'l 43' politischenDenkweise. dann läuft diese Elite am liebsüenAmok 1816) bestimmten,auch heuüein den Derartige Auswertungen ließen sich und prangert derartige Kritiker als Ver- politischen Parteien und somit in den noch weiter fortsetzen. Sie sollen hier räter des Vatedandesan. Staatsorganenweiter den Ton angeben. nur verdeutlichen, daß von der neuen Nur wer sich Scheuklappenaufsetzt, Der neue Minisüerrat macht in dieser Regierung keine gesellschaftspolitischenkann weiüerhin ein Geschichtsbild gut- Hinsicht keine Ausnahme.Die Brahma- Veränderungenzu erwarten sind. Dies heißen, das die militärische Unterwer- nisierung ('bahunvad') des nepalischen gilt nicht nur für oftmalsschon militant fung der zahlreichennepalischen Völker, Straüesist in den neunzigel Jahrenan ei- vorgetragenenForderungen der Frauen die Verteilung ihres I:ndes an die elitäre nem Schlagwort geworden, seit Girija nach Gleichberechtigung- eine Geset- Oberschicht der Eroberer, die Ver- PresadKoirela in seiner ersten Amtszeit zesvorlageanm Erbrecht für Frauenliegt knechtung der indigenen Bevölkerung, (1991-94)seinen Minisüerrat zur Hälfte seit 1996 eingefrorenbei einem entspre- die Zerstörung ihrer kulturellen Werte mit Brahmanenbesetzie und auch anson- chendenPadamentsausschuß - sondern und Praktiken, ihre Eingliederung in das sten, beispielsweisebei der Basetzung auch für die Forderungen zahlreicher religiös-hierarchische Gesellschaftssy- überwiegendauf ethnischer Gruppen und sogenannter stem der Eroberer, die Vorenthaltung von Botschafterposüen, "niederer" Brahmanenaräckgriff. Diesmal ist Koi- Hindukesüennach Gleichbe- jeglicher Bildung, ihren Auskauf als "nur' rala etwasanräckhaltender; 13 der rechtigung, Beteiligung und Entschädi- Söldner frr fremde Staaten und ihre 32 Mitglieder des Ministerrats sind gung frr editüenesUnrecht. Ausgrenzung aus aller politischer und 'Bahun', wie die Brahmanendes Ge- Der Hauptgrundfür die die'sbezügliche wirtschaftlicher Beteiligung als histori- birgsraums im Nepali genannt werden. Unbeweglichkeitde,s nepalischen Staates sche Meilensüeine in der Ennvicklung Angesichts eines Bevölkerungsanteils ist in den politischenParteien an suchen, desmodernen Nepal glorifiziert. von offiziell l2,SPrcznnt ist dqs immer die seit 1990 die Verantwortung über- Diases Ge,schichtsbildund die darauf noch eine stattliche Zahl. Noch wesent- nommenhaben. Zwar hat sich Nepal ein basierendeStaats- und Gesellschaftsord- lich aussagekräftigerwird das Ergebnis, demokratischesRegierungssystem gege- nung hat die nepalischeStaatselite über w€rn rtnn die übrigen traditionell betei- ben, doch arbeiüetdieses nicht demokra- Familie, Gruppe und Schule so sehr ligüen Gruppen ('Chetri', hochkastige tisch, weil die Parteienan den Schalthe- verinnedicht, dal! jede Kritik daran auf hinduistische'Newar' und bestimmte beln nicht demokratischsind. Solange völliges Unverständnis stößt. Somit er- Kreise der hinduisierten ethnischenElite die Besetzungvon Parteipostenund Re- gibt sich ein Teufelskreis: Nepals Politi- desTarai) einbezieht.Aus diesenGesell- gienrngsämtern nicht auf demokrati- ker mässenumdenken. Das können sie schaftsgruppenstammen 28 der Mini- schem Wege erfolgt, sondern von den aber nur, wenn sie andere Gruppen als sier; daan kommen drei Mitglieder eth- hochkastigenParteieliten bestimmt wird, gleichwertige Partner beteiligen und die Minderheiten (Bevölkerungsan- habenandere Bevölkerungsgruppen auch Gesellschaftliberalisieren. Letzteresaber nischer "demokratischen' teil über 40 Prozent) und ein Muslim in einem Nepal keine setztein vorherigesUmdenken voraus.

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Die jetzige Regienrng ist nicht dean tun. In dieser Hinsicht gibt es keine tisch&ommunistischwie CPN-UML und angetan, Fortschritte in diese Richtung Unterschiede avischen den Parteien, NCP-ML. Dies allesläßt die Perspektive zu unüernehmen.Die engstirnigeGesell- mögen sie nationalistisch sein wie die für die Entwicklung von Demokratieund schaftsauffassunghat nämlich nichts mit NDP, liberaldemokratisch 'Nepali wie der ziviler Gesellschaftdüster erscheinen. verbel erklärter politischer Idologie zu Congress' oder sozialdemokra-

Kommentar:

Die Aussichtender neuen Koalition

von Ram Pradhan

Nach allen vorliegendenAnzeichen wird die neue Mitglieder, 'Rastriya party' 'Nepali 'Nepal die Prajatantra (Rpp), ist Koalition aus Congress' (NC) und bei den Koalitionspartnernnicht vergessenund keine Communist Party {Marxist-Leninist)'(NCP-ML} zatrl- Fraktionmöchte auf die RPP-Unterstützungangewie- reiche Hürden überwinden müssen, bevor die beiden sen sein. Die RPP wird wohl nicht wieder ihre alte ideologischenRivalen eine funktionsfähigeRegierung - Stärke im Parlamenterzielen. Dies wäre ein Stabili- parla-- darstellen können. Bis zt) den nächsten tätsgewinn, da eine geschwächte RPp nicht wie bis- mentswahlen,die laut PremierministerKoirala für das lang Koalitionenunter Druck setzenkann. Frühjahr geplant 1999 sind, wird die Stärke und Die Bevölkerung bleibt jedoch skeptisch, ob die Nachhaltigkeitder politischen Zweckehe wiederholt neue Koalition wirklich die politische Lage im Land gestellt auf die Probe werden. verbessernkann. Die Menschen erwaften keine ra- probleme 'Congress' Aufgrund der Gefahr innerparteilicher in dikalen Veränderungen.So hat der zwar beiden Koalitionsparteienspekulieren die nepalischen der Forderungder NCP-ML nachgegeben,daß die in- Boulevardblätter über die verschiedensten Mög- dische Armee sich aus Kalapanizurückzieht und der lichkeiteneines frühzeitigenScheiterns der Koalition. indisch-nepalischeFriedens- und Freundschaftsvertrag Diese Koalition steht auf solch tönernen Füßen, daß von 1950 aufgelöst oder neuverhandelt werden die leichteste falsche Bewegungauf Seitenbeider po- müsse. Koirala ist es jedoch leicht gefallen, diesen litischer Partnerzum Kollapsund erneutenVersuchen, Forderungenzuzustimmen. Diese werden im normalen eine Regierungzu bilden,führen kann. untergehenund die'Congress'- Ein Sicherheitsfaktor perspektive legierungsgeschäft 'Congress' aus der des Fraktionbraucht nur darauf zu verweisen,daß die ne- ist gewiß der endlose Zermürbungskrieg aktion lndiensabgewartet werden müsse. im kommunistischen Lager. Solangedie ehemalsver- Prophetenund Schwarzmalersehen eine schwere einten Parteien 'Communist Party of Nepal' (United Zeit für die neue Koalitionvoraus. So haben sich Marxist (CpN-UML) ein- Leninists)' und NpC-ML keine flußreichePolitiker der NCP-ML, wie etwa R.K. Front gegen 'Congress' Mai- den bilden, wird der resolute nali, nicht an der Kabinettsbildungbeteiligt. Zudem Koiralanicht die Macht verlieren.Er ist zuversichtich, hat sich Koirala den Arger von l3 'Congiess'-Mini- daß die "unheilige" 'Congress' Allianzvon und NCp- stern zugezogen, die er entlassen mußte, um die ML bis zur nächsten Wahl im Amt bleibenwird. NCP-ML-Minister ins Kabinett holen zu können. BeidenKoalitionsparteien liegt sehr daran, die Wah- Andererseitsist zu vermuten, daß sich Koirala auch len solange wie 'Congress' möglich aufzuschieben. Der bei Druck von Seitender NCP-MLals Chef einer Min- steht unter dem Zwang zu internen Re- derheitenregierungbehaupten kann. formen, um wieder an den früheren Glanz und die Von besondererBedeutung für die demokratische Rolleals Mehrheitsfraktion anknüpfenzu können. Der Integritätder neuen Koalitionsind jedoch die Koalitionspartner seit dem NPC-ML muß sich hingegen erst Angriff der Maoistenaufgeschobenen Kommunalwah- noch als eine anerkanntepolitische Kraft profilieren. len im mittleren Westen. Mit diesen Wahlen könnte Beideserfordert Zeit. die Regierungbeweisen, daß der Vormarschder Mao- Zudem stehen die beiden Koalitionäre,Koirala und isten aufgehalten werden und die Bevölkerung ihr Bgm Dev Gautam, unter Rechtfertigungszwang,da Recht zur freien Wahl ihrer Repräsentantenausüben die Koalition bislang noch nicht wirktich arbeitslähig kann. ist, In beidenParteien sind noch Zweifel verbreitet,o6 Gemeinsamkönnen die beiden Koalitionsparteien, dieses Bündnis jeweiligen parteien dem lmage der- in wenn sie dies wünschen, zudem Gesetze frir der metri Öffenttichkeit dient. öoch "e'iUsi U"i Abstim- Transparenzund Verläßlichkeitder Verwaltung mungsproblemen und im Parlamentwerden diese beiden für freie und gerechteWahlen erlassen, um Parteien endliehei- wieder zueinanderfinden, alleine um ihren ne demokratischeKultur in Nepalzu ermöglichen. gemeinsamenGegner, die CPN-UML,kleinzuhalten. Auch die Rolle der Partei früheren 'panchayat'- der Ubersetzung:Jürgen Ciemens

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