Wolfgang Beier, Horst Korge
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Märkische Ent. Nachr. | ISSN 1438-9665 | Dezember 2001 | Sonderheft 1 l S. 1-150 l Biodiversität der Wirbellosenfauna im Gebiet des ehemaligen GUS-Truppenübungsplatzes Döberitz bei Potsdam (Land Brandenburg) 7 ,Tl v Teil I: Käfer (Insecta, Coleóptera) M-J w Wolfgang Beier, Potsdam & Horst Korge, Berlin Summary The Biodiversity of the insect fauna on the former Soviet military training ground Döberitz near the city of Potsdam (Brandenburg, Germany) Part I: Beetles (Insecta, Coleoptera) Brandenburg has a considerable quantity of former military training grounds at its disposal, which have been opened for civilian use after the withdrawal of the former Soviet army ten years ago. Due to specific effects associated with military training (tank-driving, detonations, local fires) vast areas of open sand, dry grasslands and sandy heaths developed. These areas are now undergoing a process of natural succession. Other parts of the training grounds which have not been used by the military stayed isolated and undisturbed for decades and are therefore in a very natural state. One of these former military training areas is the 50 km2 large "Döberitzer Heide" which is situated between the Southwest of Berlin (Berlin-Spandau) and the city of Potsdam. The beginning of military activities in this area can be traced back to the year of 1713. From 1895 until 1991 the "Döberitzer Heide” has been exclusively used as a military training ground. The first entomological field excursions on this "terra incognita" have been undertaken in 1990 and were followed by several ecological projects during the next/ten years. One major emphasis has been put on the documentation and preservation of the unique and diverse fauna and flora. As a positive result of these efforts two large nature preservation areas (Ferbitzer Bruch and Döberitzer Heide) have been established. The entomological studies focused on typical biotopes such as open sand fields, dry grasslands, heaths, edges of the forests, old alley trees near a former village, small bogs and ponds. The major research sites are marked in a folded map. A wide variety of entomological field methods has been put to use (e.g. pitfall traps, colour traps, malaise traps, bait traps, special traps for aquatic beetles, insect nets and the rearing of xylobiontic beetles from samples of decaying wood) to achieve a rather complete record of the beetle fauna. Although some articles on certain aspects of the beetle fauna have already been published there still existed extensive unpublished material from various sources. For this article all the accessible data for Coleoptera have been collected and each recorded species is presented in tabular form with a brief comment on its abundance and ecology. So far 1.642 species out of 93 families have been found in the "Döberitzer Heide". According the recent list of the German beetle fauna (K öhler & K lausnitzer 1998) and all published supplements to this list lO'species have yet not been recorded for the land of Brandenburg. The national importance of this area is underlined by the occurrence of several endangered species. According to the "Red data book" (Rote Liste) of Germany 22 species are threatened by extinction and 102 species are highly endangered (Tr a utn er et al. 1997,G eiser 1998). WeevilBagous petro (H b st.) was extinct in Germany (G eiser 1998) until its rediscovery in the "Döberitzer Heide" (H endrich & U nm üssig 1997). Recent projects try to develop a strategy to keep the diversity at a high level and to protect the endangered species. In cooperation with the local nature protection association (Naturschutz-För 2 Beier, W. & Korge, H.: Wirbellosenfäuna der Döberitzer Heide. Teil I: Käfer derverein "Döberitzer Heide" e.V.) which administrates the area a nature management plan has been planned and carried out. The effects on fauna and flora are documented by an accompanying research project. Zusammenfassung Das zwischen Berlin-Spandau und Potsdam gelegene ca. 50 km2 große Untersuchungsgebiet der Döberitzer Heide wurde seit 1895 bis zum Abzug der GUS-Truppen im Jahre 1991 fast ausschließ lich militärisch genutzt. Erste entomologische Untersuchungen gehen auf den Anfang der 1990er Jahre zurück. Seit dieser Zeit wurden insbesondere vegetationsarme Trockenflächen (Flugsand felder, Silbergrasfluren, Ruderalfluren sowie eine Sandbaggerung im Norden des Gebietes), Heidekrautbestände, trockene Waldränder, alte Alleebäume der Ortslage Döberitz, Moore und ausgewählte Gewässer bearbeitet. Zur Erfassung der Wirbellosenfäuna kam eine umfangreiche Palette von Fangmethoden zum Einsatz (z.B. Barberfallen, Farbschalen, Malaisefallen, Gesiebe- fänge, Baumwipfel-Eklektoren, Köderfänge, Reusenfänge für Wasserkäfer, Kescherfänge sowie Käferzücht aus Holzproben). Die Hauptuntersuchungsflächen sind auf der Faltkarte zum Gebiet verzeichnet. Aufgrund der Naturnähe und den durch die militärische Nutzung geschaffenen Sonderstandorten bietet das Gebiet einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten geeignete Existenzbedingungen. Ausdruck dessen ist die Ausweisung von Schutzgebieten (NSG Ferbitzer Bruch und NSG Dö beritzer Heide). Die Verwaltung des Gebietes sowie die Koordination von Pflegemaßnahmen wird überwiegend vom Naturschutz-Förderverein „Döberitzer Heide“ e.V. sichergestellt. Zur Ordnung der Käfer liegen umfangreiches, bislang noch nicht veröffentlichtes Datenmaterial sowie mehrere Publikationen vor. Den Autoren ist bewusst, dass die Erfassungsarbeit nicht abgeschlossen ist, ja für manche Gruppen kaum begonnen hat (z.B. Pselaphidae, Ptiliidae, Meligethes, Alticinae, Ameisengäste). Diese erste umfassende Synopsis der unpublizierten Ergeb nisse soll den derzeitigen Kenntnisstand darlegen, vorhandene Erfassungslücken deutlich machen und hoffentlich weitere Entomologen für die faunistische Arbeit im Gebiet interessieren. In der folgenden Tabelle werden alle bisher für das Gebiet der Döberitzer Heide belegten Käferarten zu sammengestellt und kurz kommentiert. Im Untersuchungsgebiet konnten seit Anfang der 1990er Jahre 1.642 Käferarten aus 93 Familien nachgewiesen werden, was etwa 40% der aus dem Land Brandenburg nachgewiesehen Arten ent spricht. Zehn Arten stellen Neufunde für Brandenburg dar (z.B. Leiesthes seminigra (Gyll .), Vanonus brevicornis (PERMS), Meligethes atramentarius FORST, und Xyletinus laticollis (D ft.)). Sieben Arten galten nach den entsprechenden Roten Listen (vgl. Tabelle 2) als „Ausgestorben oder verschollen“ (z.B. Oxypoda testacea Er.) und immerhin 40 Arten sind „Vom Aussterben bedroht“. Die überregionale Bedeutung des Gebietes zeigt sich u.a. durch die Nachweise zahlreicher hoch gefährdeter Arten. Bundesweit sind 22 Arten „Vom Aussterben bedroht“ (z.B. Helophorus tuber- culatus Gyll ., Paederus balcanicus KOCH, Thoracophorus corticinus Mötsch ., Lacon querceus (H bst,), Leiesthes seminigra (Gyll .), Vanonus brevicornis (PERRIS) und Phytoecia virgula (Charp .)) und 102 „Stark gefährdet“ (Trautner et al. 1997,G eiser 1998).Bagous petro (H bst.) galt nach Geiser (1998) in ganz Deutschland als „Ausgestorben oder verschollen“ (vgl. H endrich & UNMÜSSIG 1997). Von der bundesweit „Stark gefährdeten“ Aphthona nigriscutis Foudr . existieren nach K öhler & K lausnitzer (1998) für Deutschland ausschließlich Nachweise aus dem Land Brandenburg (vgl. auch H einig & Schöller 1997). Die Nomenklatur der Arten richtet sich nach dem „Verzeichnis der Käfer Deutschlands“ von K öhler & K lausnitzer (1998). Weiterführende Untersuchungen mit dem Ziel die hohe Artendiversität des Gebietes zu bewahren werden angeführt. Dabei geht es schwerpunktmäßig um die Einschätzung der Effizienz von Pflege maßnahmen. Märkische Ent. Nach r., Sonderheft 1 3 Gliederung Vorwort Summary 1 Zusammenfassung 2 1. Einleitung 4 2. Untersuchungsgebiet 5 2.1 Hauptuntersuchungsflächen 6 2.2 Charakteristische und exklusive Lebensräume 7 3. Material und Methoden 9 3.1 Datengrundlage und Fangmethoden 9 3.2 Determination, Nomenklatur und Verbleib von Referenzexemplaren 11 4. Ergebnisse und Diskussion 12 4.1 Zusammenfassende Darstellung der Familien 13 4.2 Kommentierte Artenliste 19 4.2.1 Zusammenfassung zu Häufigkeit und Prognose 135 4.3 Verzeichnis und Erläuterung der Abkürzungen 136 4.4 Die Entwicklung des Gebiets mit bzw. ohne Pflege,maßnahmen 138 5. Ausblick 140 6. Literatur 141 Danksagung Tabellen Tab. 1: Angaben zu Artenzahlen und Gefährdung in Deutschland, Brandenburg und der Döberitzer Heide sowie Übersicht zum Auffinden der Familien im Text (Sei tenregister). 13 Tab. 2: Angaben zu Artenzahlen der überregional und regional hochgradig gefähr deten Arten (Rote Liste-Kategorien: 0, 1,2 und R). 16 Tab. 3: Angaben zur Ökologie der bundesweit „Vom Aussterben bedrohten" Käfer arten sowie zu deren Häufigkeit in Mitteleuropa. 17 Faltkarte / Farbtafeln \ ... Faltkarte zum Untersuchungsgebiet Farbtafeln mit Fotos 4 Beier, W. & Korge, H.: Wirbellosehfauna der Döberitzer Heide. Teil I: Käfer 1. Einleitung Mit dem vollständigen Abzug der ehemaligen Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte Anfang der 1990er Jahre fielen in Ostdeutschland über 200.000 Hektar militärisch genutzter Flächen einer anderen Zweckbestimmung zu(K riedemann & PODßUN 1993, IRS 1995, 1995a). Brandenburg hält einen besonders hohen Anteil dieser so genannten Konversionsflächen. So waren bis 1990 noch etwa 8% der Landesfläche - das entspricht ungefähr der Größe des Saarlandes - unter mili tärischer Nutzung der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR sowie der Truppen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS-Truppen). Etwa die Hälfte