Konzert Und Konkurrenz
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ieser Band nimmt jenen doppelten Wettstreit in den Blick, der für die Kunst- wissenschaften (Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft) im 19. Jahrhundert Dtypisch ist: den Wettstreit zwischen den Wissenschaften selbst, der sich aus dem Wett- streit ihrer Künste speist. Die jeweilige Kunstwissenschaft, so die zugrunde liegende Hypothese, bezieht ihre Geltung und ihren Rang aus der allgemeinen Wertschätzung ihrer Bezugskunst. Auf diese Weise geraten die Künste und ihre Wissenschaften in eine Christian Scholl sich wechselseitig verstärkende Konkurrenz, die ihren Ausdruck in zahlreichen Debatten über die jeweilige Leitkunst findet. Sandra Richter Oliver Huck (Hg.) Die interdisziplinär hier versammelten Beiträge erschließen aus unterschiedlichen Perspektiven die wissenschaftsgeschichtlichen Ausdifferenzierungs- und Homo- Konkurrenz und Konzert genisierungsprozesse, in deren Zusammenhang der Wettstreit der Künste und ihrer Konzert und Wissenschaften im 19. Jahrhundert stattfand. Die sie verbindende Fragestellung zielt dabei auf die Grundlagen des Kunstverständnisses sowie auf die Grundlagen des Konkurrenz Selbstverständnisses der Kunstwissenschaften. Es geht nicht zuletzt auch darum, auf- zuzeigen, inwiefern die Prämissen, die zur Begründung der Disziplinen entwickelt wur- Die Künste und den, nach wie vor Gültigkeit beanspruchen – direkt durch ihre disziplinäre Kanonisie- ihre Wissenschaften rung und indirekt selbst durch die gebrochene Wirksamkeit jener wissenschaftlichen Meistererzählungen, die sie hervorgebracht haben. im 19. Jahrhundert Christian Scholl, Sandra Richter, Oliver Huck (Hg.) (Hg.) Huck Oliver Richter, Sandra Scholl, Christian ISBN: 978-3-941875-48-7 Universitätsverlag Göttingen Universitätsverlag Göttingen Christian Scholl, Sandra Richter, Oliver Huck (Hg.) Konzert und Konkurrenz This work is licensed under the Creative Commons License 3.0 “by-nd”, allowing you to download, distribute and print the document in a few copies for private or educational use, given that the document stays unchanged and the creator is mentioned. You are not allowed to sell copies of the free version. erschienen im Universitätsverlag Göttingen 2010 Christian Scholl, Sandra Richter, Oliver Huck (Hg.) Konzert und Konkurrenz Die Künste und ihre Wissenschaften im 19. Jahrhundert Universitätsverlag Göttingen 2010 Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Emmy Noether-Programm Dieses Buch ist auch als freie Onlineversion über die Homepage des Verlags sowie über den OPAC der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek (http://www.sub.uni-goettingen.de) erreichbar und darf gelesen, heruntergeladen sowie als Privatkopie ausgedruckt werden. Es gelten die Lizenzbestimmungen der Onlineversion. Es ist nicht gestattet, Kopien oder gedruckte Fassungen der freien Onlineversion zu veräußern. Satz und Layout: Christian Scholl Umschlaggestaltung: Jutta Pabst Titelabbildung: Wilhelm von Kaulbach, Die Poesie, Nachstich von G. Eilers. Bildnachweis: bpk, Foto: Jörg P. Anders © 2010 Universitätsverlag Göttingen http://univerlag.uni-goettingen.de ISBN: 978-3-941875-48-7 Inhalt Vorwort .............................................................................................................................. 3 Einleitung .......................................................................................................................... 5 Oliver Wiener 1800/1900 – Notizen zur disziplinären Kartographie der Musikwissenschaft......19 Oliver Huck Tonkunst und Tonwissenschaft. Die Musikwissenschaft zwischen Konservatorium und Universität ................................................................................. 43 Hans-Joachim Hinrichsen Die Geburt der Musikwissenschaft aus dem Geist der Interpretation. Hugo Riemann, Friedrich Nietzsche und die Grundlegung der akademischen Disziplin ........................................................................................................................... 59 Heinrich Dilly Ernst August Hagens Sinecure .................................................................................... 71 Henrik Karge Vom Konzert der Künste zum Kanon der Kunstgeschichte: Karl Schnaase ...... 93 Céline Trautmann-Waller Zwischen Kunstgeschichte, Formalismus und Kulturanthropologie. Was hatte die Berliner Völkerpsychologie über Kunst zu sagen? ........................ 107 2 Sebastian Klotz Zwischen Bach und Nuskilusta. Die Musik fremder Kulturen als Gegenstand der Wissenschaften, 1850 bis 1914 ............................................................................ 121 Carlos Spoerhase Die ‚Dunkelheit‘ der Dichtung als Herausforderung der Philologie ................... 133 Sandra Richter Anschaulichkeit versus Sprachlichkeit. Ein paradigmatischer Scheingegensatz in Poetik und Ästhetik (ca. 1850 bis 1950) ............................................................... 157 Steffen Martus Liebe zwischen Kunst und Wissenschaft in Gustav Freytags Die verlorene Handschrift ................................................................................................................... 179 Andreas Beyer Am Anfang war der Streit. Hans Holbein d. J. und die kunsthistorische Tradition ........................................................................................................................ 201 Christian Scholl Eingeschränkte Kanonisierung: Die Kunstgeschichte und die Romantik .......... 223 Andrea Gottdang Entfernt verwandte Schwestern. Das Verhältnis von Architektur und Musik in Architekturtheorie und Kunstgeschichte, 1880 – 1925 ..................................... 235 Toni Bernhart Dialog und Konkurrenz. Die Berliner „Vereinigung für ästhetische Forschung“ (1908-1914) ............................................................................................. 253 Hans-Harald Müller Zur Genealogie der werkimmanenten Interpretation ............................................ 269 Abbildungsnachweis .................................................................................................... 283 Autorinnen und Autoren ............................................................................................ 285 Namensregister ............................................................................................................. 289 Vorwort Der Wettstreit der Künste begann im Rahmen des Emmy Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in der angenehmen und konkurrenzfreien Atmosphäre des Jahrestreffens 2004. Dort wurden die Herausgeber dieses Bandes mit ihren Projekten und Nachwuchsgruppen in den Disziplinen Musik-, Kunst- und Literaturwissenschaft gefördert, und sie vermuteten, dass es zwischen diesen Projekten zahlreiche Verbindungen gab. Um diese Vermutung zu erhärten, planten sie eine gemeinsame Tagung zum Thema „Konzert und Konkurrenz. Die Künste und ihre Wissenschaften im 19. Jahrhundert“. Diese fand als DFG-Rundgespräch vom 19. bis 21. Mai 2006 an der Georg-August-Universität Göttingen statt. Mit dem vorliegenden Band möchten die Herausgeber und Beiträger ein Ergebnis dieser interdisziplinären Zusammenarbeit vorlegen. Für die großzügige finanzielle Unterstützung der Tagung gilt unser besonderer Dank der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Weiterhin möchten wir uns bei der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen bedanken, die das Vorhaben ebenfalls gefördert hat, sowie beim Göttinger Kunstgeschichtlichen Seminar, in dessen Räumlichkeiten die Tagung stattfand und das uns mit seinen studentischen Hilfskräften unterstützt hat. Die Organisation vor Ort oblag insbesondere der Göttinger Emmy Noether-Forschungsgruppe „Romantikrezeption, Autonomieäs- thetik und Kunstgeschichte“, deren Mitarbeitern, Dr. Kerstin Schwedes und Rein- hard Spiekermann, ebenfalls unser herzlicher Dank gilt. Hervorheben möchten wir insbesondere das Engagement und den großen organisatorischen Einsatz von Kerstin Schwedes, die den gelungenen Ablauf der Tagung erheblich geprägt hat. Bei der Erstellung des Manuskripts und bei der Textredaktion für den vorliegenden Tagungsband wirkten nochmals Reinhard Spiekermann und Kerstin Schwedes sowie Saskia Bodemer (Stuttgart) mit. Letzte redaktionelle Arbeiten übernahm Ursula Kloyer-Heß (Göttingen). Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Sandra Richter, Oliver Huck und Christian Scholl Einleitung Seit Hegels Vorlesungen über die Philosophie der Kunst (1817/18–1828/29) geistert ein Gespenst durch die gebildete Welt: das Gespenst vom Ende der Kunst. Doch Hegel meinte nur, dass die Kunst in einem spezifischen Sinne, nämlich „ihrer höchsten Bestimmung“ nach zu Ende sei.1 Diese „höchste Bestimmung“ bezeich- net ein verehrendes, mythisches, vorreflexives Betrachten von Kunst. Ein Betrach- ten, das seit der „Reflexionsbildung“, grosso modo seit dem Ende des Mittelalters, nicht mehr trägt.2 Kunst bedarf jetzt des Urteils, der Erklärung, der Wissenschaft. Die Stunde der Kunsttheorie ist gekommen. Tatsächlich gehört die Philosophie der Kunst zu den Hauptbeschäftigungen nicht nur der Hegel-Schule. Die Künste und ihre Wissenschaften zählen zu den Gebieten ‚des Geistes‘, denen im 19. Jahrhundert überhaupt erhöhte Aufmerksam- keit zuteil wird. Hegel behält sozusagen Recht, indem er der Verbindung von Kunst und Wissenschaft das Wort redet. Unser Sammelband befindet sich in ge- wisser Weise auf Hegels