Franz Kugler Und Das Erste Akademische Lehrprogramm Der Kunstgeschichte

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Franz Kugler Und Das Erste Akademische Lehrprogramm Der Kunstgeschichte Originalveröffentlichung in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 32 (2005), S. 7-15 Die Bezüglichkeit der K unst zum Leben Franz Kugler und das erste akademische Lehrprogramm der Kunstgeschichte Kilian Heck Den Beginn der akademischen Kunstgeschichte zu lassen.3 Denn auch Gustav Friedrich Waagens zu bestimmen, hat mehrfach breite Diskussionen außerordentlicher Professur für das „Fach der hervorgerufen. Eine zentrale Frage war die Bewer­ modernen Kunstgeschichte “, auf die er im April tung des Umstandes, daß wenigstens bis zum Ende 1844 an der Berliner Universität berufen wurde des 19. Jahrhunderts der Anteil an der Forschung, und die im allgemeinen mit dem Beginn der akade­ den die nicht akademisch etablierten Kunsthi ­ mischen Kunstgeschichte gleichgesetzt wird, war storiker leisteten, den der universitären Kunstge ­ keine Dauerhaftigkeit beschieden.4 Auch wenn schichte bei weitem überwog. Die Forschungen das Datum der Entstehung der Kunstgeschichte zur Geschichte der Kunstgeschichte von Heinrich als akademischer Disziplin nicht zweifelsfrei ge­ Dilly, Horst Bredekamp, Wolfgang Beyrodt, Hu ­ klärt werden kann, besteht Einvernehmen darin, bert Locher und neuerdings Regine Prange haben daß sich zwischen den Eckdaten 1781, 1844 und ihren Teil dazu beigetragen, Struktur und Abfol­ 1860 die wesentlichen Entwicklungen ankündig­ ge der akademischen Anfänge des Faches neu zu ten, die zur festen und dauerhaften Verankerung beleuchten. 1 Weitgehend unerforscht ist hingegen, der Kunstgeschichte als akademischem Fach ge­ wie sich in der deutschen Wissenschaftsgeschich­ führt haben. Vor allem in Berlin fand eine Reihe te gleichzeitig ein kunstgeschichtliches Curricu ­ entscheidender Schritte statt, die zur Herausbil ­ lum im Sinne des Humboldtschen Bildungsideals dung des Faches als universitärer Lehrdisziplin entwickeln konnte, das neben der akademischen beitrugen und die in diesem Beitrag am Beispiel Forschung auch eine Lehre ausbildete und erst da­ eines ihrer Protagonisten, Franz Theodor Kugler durch entscheidend dazu beitrug, das Fach Kunst ­ (1808-1858), nachgezeichnet werden sollen. geschichte in einer bis heute weltweit einmaligen Leonore Koschnick hat in ihrer Monographie Vielfalt universitärer Institute und akademischer von 1985 Kuglers Tätigkeit als Kulturpolitiker Forschungseinrichtungen zu verbreiten. und Kunstkritiker ausführlich untersucht und Die Anfänge akademischer kunstwissenschaft­ dabei zahlreiche neue Dokumente vorgelegt, wel­ licher Lehre lassen sich bis ins 18. Jahrhundert zu ­ che die ausgesprochen breitgefächerten Aktivitä­ rückverfolgen. Johann Domenico Fiorillo begann ten Kuglers anschaulich werden lassen.5 Zu den 1781 als erster, einen kunstwissenschaftlichen Un­ von Koschnick dargestelltcn Bereichen gehört zu ­ terricht an der Universität Göttingen einzurich ­ nächst Kuglers Tätigkeit als Redakteur der Zeit­ ten, der jedoch noch eine deutliche Trennung von schrift ,Museum. Blätter für bildende Kunst “ zwi­ Forschung und Lehre vorsah. 2 Nur letztere war schen 1833 und 1837, die wie das .Kunstblatt “, an für eine breite, allerdings nichtakademische Öf­ dessen redaktioneller Leitung er von 1842 bis 1849 fentlichkeit zugänglich. Den Beginn der Kunst ­ beteiligt war, das wichtigste Organ für zeitgenös ­ geschichte mit ihrer Etablierung als universitärer sische Kunst und Kunstwissenschaften in Berlin Disziplin, als akademisches Lehrfach mit eigenem darstellte. Breit verhandelt wird bei Koschnick Lehrstuhl gleichzusetzen, würde jedoch bedeuten, auch Kuglers Tätigkeit als Beamter: Seit 1843 ar­ sie erst mit der Einrichtung der dauerhaften Or­ beitete Kugler als Dezernent im Kunstressort des dinarien in Bonn (1860), Wien (1863), Straßburg preußischen Ministeriums der geistlichen, Un­ (1871), Leipzig (1872) und Berlin (1873) beginnen terrichts- und Medizinalangelegenheiten. Hier 7 wurde er 1848 zum Geheimen Regierungs- und gen gelten „als markante Etappen auf dem Wege Vortragenden Rat, 1856 zum Geheimen Ober- des Fachs zu allgemeiner universitärer Anerken­ Regierungsrat ernannt.6 Zu den in Koschnicks nung “, so Heinrich Dilly. 12 Die kunstgeschicht ­ Untersuchung nur am Rande behandelten Ar­ liche Lehrtätigkeit Kuglers ist bislang kaum un ­ beitsbereichen Kuglers gehören dessen kunstwis­ tersucht. Im Archiv der Akademie der Künste in senschaftliche Monographien sowie seine akade­ Berlin sowie im Geheimen Staatsarchiv in Berlin- mische Lehrtätigkeit.7 Einen zentralen Beitrag Dahlem haben sich aber gerade zu diesem Bereich zur theoretischen Begründung des Fachs Kunst ­ zahlreiche Dokumente erhalten, die einen diffe­ geschichte lieferte Kugler aber vor allem mit der renzierten Blick auf die Lehrtätigkeit Kuglers an Herausgabe mehrerer Handbücher, die zu vielbe ­ der Akademie der Künste erlauben und damit nutzten Nachschlagewerken wurden. Dazu zäh ­ einen genaueren Einblick in die Entwicklung der len sein zweibändiges .Handbuch der Geschichte Kunstgeschichte in ihrer frühen Phase als akade­ der Malerei von Constantin dem Grossen bis auf misches Lehrfach gewähren. die neuere Zeit' (1837), das .Handbuch der Kunst ­ Kuglers erste Berührung mit der Akademie geschichte' (1842) und die .Geschichte der Bau­ fällt in die Zeit seines Studiums der Philologie in kunst' (1856).8 Im Zusammenhang mit der Lehr ­ Berlin (ab 1826), wo er zugleich auch Eleve der tätigkeit Kuglers wird auf die Systematik dieser Bauakademie war und hier 1829 das Feldmes­ Werke näher einzugehen sein. serexamen ablegte.13 Der bei Kugler immer wieder erkennbare unmittelbare Zugang auf das Werk, sein empirischer Forschungsansatz, dürfte in die­ Die Berufung Kuglers an die Akademie der Kün ­ sem Umgang mit den Realien der Kunst seinen ste und sein Lehrprogramm Ursprung haben. In einem Brief vom 27. Oktober 1831 an Johann Gottfried Schadow, den Direktor In Berlin wurde eine erste kunstgeschichtliche der Akademie der Künste, spricht Kugler von der Lehre mit der Gründung der Friedrich-Wilhelm- Absicht, sich für das „Fach der Kunstgeschichte “ Universität 1810 durch das Fach „Theorie der Ge­ zu entscheiden. Wie sehr er bereits hier die prak­ schichte der bildenden Kunst “ etabliert. Dieser tische Seite des Faches hervorkehrt, wird an dem Lehrstuhl war bis 1837 mit Alois Hirt besetzt. Nachsatz erkennbar: „[...] und hier kommt mir Ein zusätzlicher Lehrstuhl für Kunstgeschichte mein früheres, verschiedenartig künstlerisches und Mythologie wurde 1823 für Ernst Heinrich Treiben gewiß zu statten. Es versteht sich hiermit Toelken eingerichtet, der aber wie Hirt von Haus schon von selbst, daß ich das Zeichnen (welches aus Archäologe war.9 Auch Heinrich Gustav Ho- ich übrigens [...] für das beste Bildungsmittel hal ­ tho hielt als außerordentlicher Professor seit 1829 te) möglichst fleißig übe “.14 Anlaß des Briefes war Vorlesungen über „Gegenstände der Ästhetik, offenbar eine kritische Stellungnahme von Scha­ Kunst- und Litteraturgeschichte “.10 Ein entschei ­ dow gegenüber Kugler, daß dieser sich bei seinen dender Schritt für die Entwicklung der akademi­ vielfältigen Tätigkeiten nicht zu entscheiden wis­ schen Kunstgeschichte in Berlin war jedoch erst se und sich daher verzettele. Nach dem Studium mit der Lehr- und Forschungstätigkeit von Franz an der Berliner Universität, unter anderem als Kugler getan. Im Jahre 1833 hatte sich Kugler an Schüler Georg Wilhelm Hegels, war Kugler 1831 der Berliner Universität habilitiert." Obwohl die­ bei Ernst Heinrich Toelken über eine mittelalter­ se Habilitation weder an einem kunsthistorischen liche Bildhandschrift promoviert worden, was Lehrstuhl noch an einem kunsthistorischen Semi­ gleichfalls für eine Annäherung an die Akademie nar stattfand - da beides noch nicht existierte -, spricht, denn Toelken war dort als Akademiese­ kann sie durch ihr Thema („Geschichte der Bau­ kretär die nach Schadow wichtigste Person.15 kunst“) als die erste kunstgeschichtliche Habili­ Nach seiner Habilitation wendet sich Kugler tation angesehen werden. Die im Anschluß an die an den Minister Freiherr von Altenstein und bit­ Habilitation zwischen 1834 und 1843 an Universi­ tet formell um die Erlaubnis, auch an der Aka­ tät und Akademie in Berlin gehaltenen Vorlesun ­ demie der Künste die Vorlesung zur „Geschichte 8 der Baukunst“ zu halten, die er als Privat-Vor- bemerkenswerth, er zeichnet nicht übel das Por­ lesung bereits an der Universität anbiete. Er be­ trait, radirt ganz artig, seine Gedichte sind nicht gründet diese Doppelung mit der Tatsache, „daß ohne Verdienst, diese setzt er in Musik und singt meine Vorlesung [an der Universität] wesentlich sie auch. “18 von Künstlern besucht worden“ sei und beruft Schadow verbindet mit einer möglichen Anbin­ sich zugleich auf das Einverständnis des Aka­ dung Kuglers an die Akademie zugleich die Hoff­ demiedirektors Schadow gegenüber dieser zu ­ nung, daß dieser als Herausgeber der Zeitschrift sätzlichen Lehrtätigkeit an der Akademie.16 Zur ,Museum' auch eine editorische Änderung voll ­ Bekräftigung seiner Bewerbung fügt Kugler ein ziehen möge, und zwar eine verstärkte Illustra ­ Empfehlungsschreiben von Karl Friedrich Schin ­ tion der Texte durch „Umrisse“ der dort behan ­ kel bei, das dieser wohl mit Bezug auf die Kug- delten „Hauptgegenstände“.19 Es zeigt sich, daß lersche Habilitationsschrift verfaßt hatte. Diese insbesondere Schadow der theoretischen Lehre Referenz sei hier in voller Länge zitiert, weil sie der Kunstgeschichte einen unmittelbaren Praxis­ für die Etablierung eines kunstwissenschaftlichen bezug als notwendige Vorbedingung eines solchen Unterrichts wesentlich erscheint: Curriculums
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