Zwischen und Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Zwischen Lech und Wertach

Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Gegenstand : Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Auftraggeber : Arbeitsgemeinschaft Integrierte Ländliche Entwicklung ILEK „Zwischen Lech und Wertach“

Auftragnehmer : und Verfasser

Bahnhofstraße 20

87700 Memmingen

Tel.: 08331/ 4904-0

Fax.: 08331/ 4904-20

Bearbeiter : Dipl.-Geogr. Bernd Munz

Dipl.-Geogr. Patricia Frosch - Depner

Fachliche : Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben Begleitung Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern

Ort, Datum : Memmingen, Mai/Dezember 2010

1 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Inhaltsverzeichnis

1 ZUR ERARBEITUNG DES ILEK ZWISCHEN LECH UND WERTACH...... 6

1.1 Kurzbeschreibung des Gebietes...... 6

1.2 Vorgaben der Landes- und Regionalplanung...... 7

1.3 Raumbeeinflussende Entwicklungstrends...... 10

1.4 Zielsetzung der ILE und Aufgabenstellung...... 14

1.5 Methodik und Prozessablauf...... 15 1.5.1 Bestandsaufnahme...... 16 1.5.2 Auftaktveranstaltung...... 17 1.5.3 Lenkungsgruppe...... 17 1.5.4 Handlungsfeldbezogene Arbeitsgruppen ...... 18 1.5.5 Projektgruppe Soziales...... 18 1.5.6 Abschluss des Beteiligungsprozesses ...... 18 1.5.7 Fachgespräche...... 19

2 BESTANDSAUFNAHME (SWOT)...... 20

2.1 Dorf und Siedlung ...... 20 2.1.1 Bevölkerungsentwicklung...... 21 2.1.2 Ortsentwicklung ...... 24 2.1.3 Identitätsraum Dorf ...... 29

2.2 Nahversorgung und Soziales ...... 30

2.3 Wirtschaft und technische Infrastruktur ...... 34 2.3.1 Wirtschaftsstruktur...... 34 2.3.2 Verkehrliche Infrastruktur...... 36 2.3.3 Regenerative Energie ...... 38

2.4 Landwirtschaft und Landschaft ...... 42 2.4.1 Landwirtschaft ...... 42 2.4.2 Natur und Kulturlandschaft...... 44

2.5 Freizeit und Erholung...... 50

2.6 Zusammenfassung der Ortsprofile...... 53

3 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE...... 56

3.1 Inhaltliche Schwerpunkte der ILE zwischen Lech und Wertach ...... 57 3.1.1 Themen und Ziele ...... 57 3.1.2 Schwerpunktaufgaben der ILE...... 60 2 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

3.2 Projektleitbild und Leitlinien...... 64

3.3 Maßnahmenpakete und Projekte ...... 67

4 PRIORITÄRE MAßNAHMEN UND UMSETZUNGSPROJEKTE ...... 71

4.1 Prioritäre Maßnahmen...... 71

4.2 Umsetzungsprojekte...... 78 4.2.1 Öffentliche Darstellung des Lebens- und Wirtschaftsraumes...... 78 4.2.2 Energie ...... 80 4.2.3 Familien- und Seniorenfreundlichkeit...... 84 4.2.4 Freizeit und Erholung...... 86 4.2.5 Alternative Mobilität...... 88 4.2.6 Landschaft...... 89 4.2.7 Landwirtschaft ...... 96 4.2.8 Wirtschaft...... 97

5 DORFERNEUERUNG UND FLURNEUORDNUNG...... 101

5.1 Dorferneuerung...... 101

5.2 Flurneuordnung ...... 106

6 FORTFÜHRUNG DES ILE-KOOPERATIONSPROZESSES...... 108

6.1 Organisationsstruktur und ILE-management ...... 109

6.2 Öffentlichkeitsarbeit und Akzeptanzförderung...... 112

Anhang 1: Ortsprofile Anhang 2: Auftaktveranstaltung: Präsentation, Ergebnisse Anhang 3: Ergebnisberichte zu den Workshops Anhang 4: Bewertung der Maßnahmen Anhang 5: Präsentation zum Abschluss des Beteiligungsprozesses Anhang 6: Checkliste zur Familienfreundlichkeitsprüfung

3 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Karte zur Gebietsabgrenzung ...... 6

Abbildung 2: Vorgaben der Landesplanung, Lage im Raum ...... 7

Abbildung 3: Ablauf des ILEK – Erarbeitungsprozesses ...... 15

Abbildung 4: Einwohner, Stand 2008 ...... 21

Abbildung 5: Bevölkerungsbewegung 2000 – 2007...... 23

Abbildung 6: Billeter – Maß der Gemeinden (Stand 2008) ...... 24

Abbildung 7: Wohnbauflächen im Bestand und potenzieller Bedarf bis 2020...... 28

Abbildung 8: Beschäftigte (absolut) nach Wirtschaftszweigen ...... 34

Abbildung 9: Beschäftigte und Pendlersaldo (30. Juni 2006)...... 35

Abbildung 10: Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe ...... 42

Abbildung 11: Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe in den Gemeinden...... 43

Abbildung 12: Nutzungsverteilung der Gesamtfläche...... 44

Abbildung 13: CORINE landcover 1990-2000 (Veränderungen schraffiert)...... 47

Abbildung 14 Landschaftliche Vorbehaltsgebiete ...... 48

Abbildung 15: ILE - Strategie ...... 56

Abbildung 16: Bewertung der Maßnahmen ...... 72

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Veränderung des Durchschnittsalters bis 2028 ...... 11

Tabelle 2: Veränderung von Jugend- und Altenquotient ...... 12

Tabelle 3: Bevölkerungsstand 2007 und Entwicklung 1987 - 2007 ...... 22

Tabelle 4: Flächennutzungspläne (Stand 2009) ...... 26

Tabelle 5: Instrumentarien der Ortsentwicklung...... 29

Tabelle 6: SWOT Dorf und Siedlung...... 30

Tabelle 7: SWOT Nahversorgung und Soziales ...... 33

Tabelle 8: SWOT Wirtschaft und technische Infrastruktur ...... 41

4 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Tabelle 9: SWOT Landwirtschaft und Landschaft ...... 50

Tabelle 10: SWOT Freizeit und Erholung...... 51

Kartenverzeichnis

Karte 1: Raumbedeutsame Nutzungen ...... 9

Karte 2: Nahversorgung und soziale Infrastruktur ...... 32

Karte 3: Übergeordnetes Straßennetz im Bestand ...... 37

Karte 4: Biogasanlagen...... 40

Karte 5 : Luftbild...... 45

Karte 6 : Freizeit und Erholung ...... 52

Karte 7 Entwicklung der Ortskerne ...... 105

Karte 8 : Flurneuordnung ...... 107

Planverzeichnis

Plan 1: Flächennutzungspläne der Gemeinden

Plan 2: Schutzgebiete und naturschutzfachliche Bereiche

Plan 3: Maßnahmenplan

5 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

1 Zur Erarbeitung des ILEK Zwischen Lech und Wertach

1.1 Kurzbeschreibung des Gebietes Das Gebiet, der zur Arbeitsgemeinschaft Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) zwischen Lech und Wertach zusammengeschlossenen acht Gemeinden: , Langerringen Obermeitingen, Hurlach, Igling, Lamerdingen, Amberg und Wiedergeltingen, ist geprägt durch die besonderen Gegebenheiten der Randlage im Grenzbereich von vier Landkreisen (Ostallgäu, Unterallgäu, , Landsberg a. Lech), zwei Regierungsbezirken (Oberbayern und Schwaben) und vier Regionen (Augsburg, München, Allgäu, Donau-Iller).

Abbildung 1: Karte zur Gebietsabgrenzung

Quelle: eigene Darstellung

Die Kooperationsgemeinden gehören folgenden Landkreisen an:

 Landkreis Augsburg: Hiltenfingen und Langerringen

 Landkreis Landsberg am Lech: Igling, Hurlach, Obermeitingen

 Landkreis Ostallgäu: Lamerdingen

 Landkreis Unterallgäu: Wiedergeltingen und Amberg

Die Flüsse Lech und Wertach grenzen das ca. 167 qkm große Untersuchungsgebiet, welches sich mit dem Landschaftsraum Obere Lech-Wertach-Ebene deckt, nach Osten und Westen hin ab. Damit besitzt der Begriff Zwischen Lech und Wertach, als Bezeichnung für die integrierte ländliche Entwicklung, für den Kooperationsraum eine hohe gemeinsame Bedeutung.

6 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Zahlreiche Bahnstrecken durchqueren bzw. streifen den Untersuchungsraum, und die Bundesautobahn A 96 und die B17 grenzen das Untersuchungsgebiet nach Süden und Osten hin ab. Aufgrund der Lage der Gemeinden zu den Hauptverkehrsachsen und der größeren Haltepunktabstände der Bahn ergeben sich für die Gemeinden deutliche Qualitätsunterschiede hinsichtlich ihrer Verkehrsverbindung und Verkehrsanbindung.

1.2 Vorgaben der Landes- und Regionalplanung

Das Landesentwicklungsprogramm (LEP 2006) stellt das Untersuchungsgebiet als allgemeinen ländlichen Raum dar (vgl. Abb.4). Somit handelt es sich um einen Raum, der auf Grund der vorhandenen räumlichen und sozioökonomischen Strukturen funktional weitgehend eigenständig entwicklungsfähig ist. Im allgemeinen ländlichen Teilraum sollen die Städte und Gemeinden grundsätzlich so entwickelt werden, dass sie ihre Funktionen aufgrund der anzustrebenden Raum-, Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur der Region erfüllen können.

Abbildung 2: Vorgaben der Landesplanung, Lage im Raum

Quelle: Landesentwicklungsprogramm 2006 (Ausschnitt), eigene Darstellung

7 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Der Untersuchungsraum liegt im Bereich der überregionalen Entwicklungsachsen München – Memmingen und Augsburg – sowie im Verflechtungsbereich der, auf diesen Entwicklungsachsen liegenden, zentralen Orte: Schwabmünchen (Mittelzentrum) – Landsberg (Mittelzentrum) – Buchloe (mögliches Mittelzentrum) – (mögliches Oberzentrum).

Gemäß LEP 2006 ist im allgemeinen ländlichen Raum grundsätzlich anzustreben, die Eigenständigkeit und Gleichwertigkeit als Lebens - und Arbeitsraum zu bewahren und weiter zu entwickeln (G 4.1.1).

Darüber hinaus ist anzustreben, vielseitige Arbeitsplätze im sekundären und tertiären Sektor…..zu schaffen (G 4.1.3.). Die Siedlungseinheiten sind bewahrend zu erneuern und weiter zu entwickeln (G 4.1.4). Hierbei sind insbesondere Funktionsänderungen in den Ortskernen infolge des landwirtschaftlichen Strukturwandels als auch Zahl, Art und Größe der Wohnungen in Bezug auf Bevölkerungszahl und -struktur zu berücksichtigen. Ehemals landwirtschaftlich genutzte Gebäude sind neuen, der Siedlungsstruktur angemessenen Nutzungsformen zuzuführen, um so den Ortskernen neue Funktionen zu geben und eine innerörtliche Entleerung zu vermeiden.

Über diese Grundsätze des Landesentwicklungsprogramms hinaus wurden zum Schutze der Landschaft und Natur, zur Sicherung der Wasserversorgung oder zur Sicherung und Ordnung der Rohstoffversorgung und -gewinnung (z.B. Kiesabbau) von den regionalen Planungsverbänden folgende Vorbehalts- und Vorranggebiete ausgewiesen, die für eine bestimmte raumbedeutsame Nutzung oder Funktion vorgesehen sind bzw. andere unvereinbare raumbedeutsame Nutzungen ausschließen (vgl. Karte1):

• Landschaftliche Vorbehaltsgebiete erstrecken sich entlang des Wertachtales und des uferbegleitenden Auwaldes, über das Gennachmoos und entlang des Singoldtales. Südlich von Lamerdingen (Region Allgäu) erstreckt sich ein landschaftliches Vorbehaltsgebiet über die Gennachniederung und das Kitzighofener Moor.

• Vorranggebiete zur Sicherung des Hochwasserabflusses und –rückhalts südöstlich des Gemeindegebietes von Hiltenfingen und entlang von und Gennach.

• Vorranggebiete zur Sicherung der Trinkwasserversorgung südwestlich von Gennach (Gemeinde Langerringen), südöstlich des Gemeindegebietes von Hiltenfingen und südwestlich von Gennach (Gemeinde Langerringen).

• Von regional bedeutsamer Funktion sind auch die Vorranggebiete für Kiesabbau östlich von Obermeitingen und Hurlach, als auch nordöstlich und südlich von Igling.

Zusätzlich sind im Regionalplan Augsburg für die Gemeinde Hiltenfingen die Landschaftspflege und für Langerringen neben der Landschaftspflege, die kleinräumliche Versorgung und die Landwirtschaft als vorrangige regionalplanerische Funktionen im Sinne von überfachlichen Zielen festgelegt.

8 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Karte 1: Raumbedeutsame Nutzungen

9 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Raumbeeinflussende Entwicklungstrends

Nachdem durch die landesplanerische Strategie „Schaffung und Erhaltung gleichwertiger und gesunder Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen" die Infrastruktur in den ländlichen Räumen Bayerns ausgebaut und perfektioniert wurde, stehen die ländlichen Räume heute wirtschaftlichen und soziodemografischen Wandlungsprozessen ungekannten Ausmaßes gegenüber. In diesem Zusammenhang hat jeder ländliche Raumtyp hierbei schwerpunktmäßig unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. Für die Entwicklung einer Integrierten Ländlichen Entwicklungsstrategie für den Raum Zwischen Lech und Wertach sind folgende sich abzeichnende Entwicklungen besonders zu berücksichtigen:

Bevölkerungsentwicklung

Den regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnungen für Bayern bis 2028 ist zu entnehmen, dass die Bevölkerung in den Landkreisen Landsberg und Ostallgäu weiterhin wachsen und in den Landkreisen Augsburg und Unterallgäu stagnieren bzw. leicht rückgängig sein wird. 1

Dem Landkreis Landsberg am Lech wird ein Wachstum von 13,0%, dem Landkreis Ostallgäu ein Wachstum um 2,2% prognostiziert. Die Bevölkerung des Landkreises Augsburg soll sich um -0,2% verändern und die des Landkreises Unterallgäu um -0,5%. Für die Gemeinden im Raum Zwischen Lech und Wertach bedeutet dies, dass sie im Spannungsfeld zwischen Bevölkerungswachstum und Bevölkerungsverlust liegen werden.

Die Bevölkerungsentwicklung wird begleitet von signifikanten Veränderungen hinsichtlich der Altersstruktur. Der jüngste Landkreis war im Jahr 2008 der Landkreis Landsberg am Lech mit einem durchschnittlichen Alter der Einwohner von 41,4 Jahren. In den Landkreisen Augsburg, Unterallgäu und Ostallgäu liegt das Durchschnittsalter bei ca. 42 Jahren.

Zwanzig Jahre später, im Jahr 2028 wird durch die überwiegend junge Altersstruktur der zuwandernden Bevölkerung der Kreis Landsberg mit einem durchschnittlichen Alter seiner Einwohner von 45,7 weiterhin der jüngste Kreis sein. Das Durchschnittsalter des Kreises Unterallgäu wird hingegen auf 46,8 Jahre ansteigen. In den Kreisen Augsburg und Ostallgäu wird der Durchschnitts-Bewohner im Jahr 2028 ein Alter von 46,4 Jahren haben.

Die Zahlen aus der aktuellen Vorausberechnung zeigen klar, dass der demografische Wandel für die kommunale Entwicklung ein bedeutendes Thema ist. Für zukünftige kommunale Entscheidungen ist es in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung, dass der für die Landkreise Landsberg und Ostallgäu prognostizierte Zuwachs in erster Linie auf Zuwanderungen zurück zu führen sein wird.

Die tatsächliche Entwicklung vor Ort wird durch zukunftsfähiges Handeln der Kommunen zu beeinflussen sein. Zukünftig wird es von der kommunalen Attraktivität der Gemeinden abhängen, ob es ihnen gelingt, neue Bürger anzuziehen, oder ob sie Bevölkerung verlieren.

1 Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern bis 2028 Annahmen für die Voarusberechnung: Einwohnerstand zum 31.12.2008; 1,35 Geburten je Frau; Sterbefälle 2001-2007; Binnenfortzugsraten 2000 – 2005; im Vergleich zur 11.kBVB modifizierte Annahmen zur Außenwanderung (Zugrundelegung der wirtschaftlichen Anziehungskraft Bayerns) 10 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Eine verbesserte und an den Bedürfnissen einzelner Bevölkerungsgruppen orientierte Lebensqualität ist heute eine zentrale Herausforderung. Eine Alltagsqualität, die alle Bedarfe unterschiedlichster Lebensformen und Lebensphasen berücksichtigt, wird zum Wettbewerbsfaktor beim Kampf um Bevölkerungszahlen.2

Tabelle 1: Veränderung des Durchschnittsalters bis 2028

Durchschnittsalter am Durchschnittsalter am 31.12.2008 in Jahren 31.12.2028 in Jahren

Landkreis Augsburg 42,0 46,4

Landkreis Landsberg 41,4 45,7

Landkreis Ostallgäu 42,1 45,5

Landkreis Unterallgäu 42,0 46,8

Regierungsbezirk 42,0 44,9 Oberbayern

Regierungsbezirk 42,3 46,2 Schwaben

Bayern 42,4 46,1

Quelle: Bay. Landesamt für Statistik, Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung bis 2028

Dorf und Siedlung

Die Zunahme alter Menschen (vgl. Tab. 2), die Veränderung des Generationengefüges, die Abnahme der Kinderzahlen und der damit einhergehende gesellschaftliche Umbau führen neben einer Verschiebung der Nachfrage nach Infrastrukturen zu demografisch veränderten Bedürfnissen in allen Lebensbereichen.

Die Verringerung des Anteils jüngerer Bevölkerung und die Erhöhung des Anteils älterer Bevölkerung führen zum einen zu Veränderungen bezüglich der quantitativen Nachfrage mit Folgen für z.B. Einrichtungen im Ausbildungs- und Erziehungsbereich oder Pflege-, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen.

2 Ergebnis der Studie: Soziokulturelles Profiling – Gewandelte gesellschaftliche Bedarfe für die Zukunft des ländlichen Raumes, planungsgruppe trias (P. Frosch/E. Jürchott) im Auftrag des STmWIVT

11 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Tabelle 2: Veränderung von Jugend- und Altenquotient3

Jugendquotient Altenquotient

31.12.2008 31.12.2028 31.12.2008 31.12.2028

Landkreis Augsburg 36,8 32,6 31,5 46,2

Landkreis Landsberg 37,7 33,4 29,4 42,7

Landkreis Ostallgäu 38,4 33,5 33,7 47,8

Landkreis Unterallgäu 39,4 33,3 34,5 49,2

Regierungsbezirk 31,7 29,9 30,3 38,1 Oberbayern

Regierungsbezirk 35,7 31,6 33,1 45,2 Schwaben

Bayern 33,0 29,9 31,9 43,2

Quelle: Bay. Landesamt für Statistik, Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung bis 2028

Zum anderen haben sich die Ansprüche und Anforderungen der jüngeren als auch älteren Bevölkerung an ihren Lebensraum gewandelt, was sich wiederum auf die qualitative Nachfrage auswirkt. Beispiele hierfür sind die Nachfrage nach Ganztagesbetreuung und Mittagstisch oder für die ältere Generation, neben dem Wunsch nach Selbstverwirklichung im Alter, auch die Notwendigkeit außerfamiliärer Betreuung und Pflege.

Bereits heute gehen die Anforderungen der Bevölkerung an ihren Lebensraum über die klassischen Strukturen der Standortbedingungen hinaus, es werden „neue" weiche Qualitäten nachgefragt.4 Der Wunsch nach dem freistehenden Einfamilienhaus und mit Einschränkungen einer Doppelhaushälfte oder einem Reihenhaus ist in weiten Teilen der Bevölkerung ungebrochen. Dabei stellen der Bodenpreis und zunehmend auch die Energie - und Mobilitätskosten reglementierende Faktoren dar. Auszugehen ist aber auch von einer steigenden Nachfrage nach seniorengerechten Wohnungen in zentraler Lage. Außerdem wird die steigende Zahl an Singlehaushalten,

3 Jugendquotient: Verhältnis der unter 20jährigen zu den 20 bis unter 65jährigen Altenquotient: Verhältnis der 65jährigen und Älteren zu 20 bis unter 65jährigen 4 Ergebnis der Studie: Soziokulturelles Profiling – Gewandelte gesellschaftliche Bedarfe für die Zukunft des ländlichen Raumes, planungsgruppe trias (P. Frosch/E. Jürchott) im Auftrag des STmWIVT

12 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Patchworkfamilien und Alleinerziehenden mit z. T. geringerem verfügbaren Einkommen zu einer verstärkten Nachfrage nach „neuen“ Wohnformen führen.

Landwirtschaft und Gewerbe

Der agrarstrukturelle Wandel und der damit einhergehende Strukturwandel der Dörfer setzen sich fort. Folgen sind Gebäudeleerstände oder Gebäudefehlnutzungen in den Ortskernen und den Außenbereichen.

Im Gegenzug zeichnet sich ein Bedeutungsgewinn im Bereich regenerative Energien ab. Zudem rückt der Strukturwandel der Landwirtschaft die Pflege von Natur und Landschaft zunehmend in den Vordergrund. Naturschutzleistungen der Landwirtschaft sind Leistungen für alle, auch für die städtische Bevölkerung. Das Angebot an Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft und im produzierenden Gewerbe sowie bei gering qualifizierten Beschäftigten wird weniger.

Für die Ansiedlung von Gewerbe sind vor allem Standorte an leistungsfähigen Verkehrsachsen mit günstigen Bodenpreisen gesucht. Dadurch wächst die zwischengemeindliche Konkurrenz bei der gewerblichen Siedlungsentwicklung. Neben weiteren Umfeldfaktoren (wirtschaftsräumliche Verflechtungen) gewinnen jedoch auch weiche Standortfaktoren (z.B. das Freizeitangebot) an Bedeutung.

Der Zuwachs an Arbeitsplätzen in ländlich geprägten Räumen bleibt gegenüber der Einwohnerentwicklung deutlich zurück und dadurch steigt die Zahl der Berufsauspendler. Insgesamt wird durch großräumiger werdende Wirtschafts-, Arbeitsplatz- und Versorgungsverflechtungen das Verkehrsaufkommen zunehmen, wodurch die Belastung der Ortsdurchfahrten steigt.

Freizeit und Erholung Der Freizeit- und Tourismusbereich ist für den ländlichen Raum eine bedeutende Wachstumsbranche. Bayern ist in Deutschland Tourismusland Nr. 1 und hält mit 75 Millionen Übernachtungen die Spitzenposition im Ländervergleich. Urlaub in Bayern stärkt vor allem den ländlichen Raum, da er ein wichtiger Impulsgeber für den Handel, die Freizeitindustrie und andere Dienstleistungsbereiche ist. Bei näherer Betrachtung der bayerischen Tourismusentwicklung wird jedoch ein Stadt-Land- Gefälle deutlich sichtbar. Gegenüber den Stadtgebieten München, Nürnberg und Augsburg mit einem Anstieg der Übernachtungszahlen von 1998 – 2008 um durchschnittlich 30% hat der ländliche Raum von 1998 – 2008 einen Rückgang der Übernachtungen um durchschnittlich 20% erfahren.5 Insgesamt ist dieser Rückgang der Übernachtungen als Warnsignal zu sehen und es gilt die Chancen, welche in den Trends zur naturnahen und gesunden Erholung, der steigenden Bedeutung von Naherholung und zum Urlaub auf dem Bauernhof liegen, noch besser zu nutzen.

5 BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH www.bayern.by

13 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

1.3 Zielsetzung der ILE und Aufgabenstellung

Das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILEK) hat zum Ziel, neben den bereits bestehenden kommunalen Verflechtungen und Kooperationen, eine Grundlage für die gezielte Einflussnahme auf die Sicherung und Entwicklung des ländlichen Raumes Zwischen Lech und Wertach als attraktiven Wohn-, Arbeits-, Erholungs- und Naturraum zu schaffen.

Zur Vorbereitung einer interkommunalen Zusammenarbeit fand am 20./21.04.2007 mit den acht Mitgliedsgemeinden Hiltenfingen, Langerringen, Obermeitingen, Hurlach, Igling, Lamerdingen, Amberg und Wiedergeltingen, ein Grundseminar zum Thema „Stärkung der regionalen Identität“ an der Schule der Dorferneuerung in Thierhaupten statt. Am 16.11.2007 wurde der Zusammenschluss nach KommZG beschlossen und die Arbeitsgemeinschaft Integrierte Entwicklung zwischen Lech und Wertach gegründet.

Ziel der Erarbeitung des ILEK ist eine gemeinsame Strategie zur Entwicklung des Raumes, welche Perspektiven für folgende Handlungsfelder der gemeinsamen Entwicklung aufzeigt:

 Dorf- und Siedlungsentwicklung

 Nahversorgung und Sozialausstattung

 Entwicklung von Landschaft und Landwirtschaft

 Freizeit- und Erholungsnutzung

 Wirtschaftliche Entwicklung und Verkehrsentwicklung

Konkretisiert wird die Entwicklungsstrategie durch die Vereinbarung von Leitzielen, Maßnahmen und Projekten.

Um der dargestellten Zielsetzung dienen zu können, werden kreisbezogene sowie gemeindliche Planungen und Konzepte in die Betrachtung einbezogen und bestehende Schnittstellen berücksichtigt und ausgebaut. Gleichzeitig erfolgt die Erarbeitung des ILEK im Rahmen eines interaktiven Prozesses unter intensiver Einbindung der beteiligten Gemeinden und regionalen Akteure.

14 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

1.4 Methodik und Prozessablauf

Die Erarbeitung des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzeptes erfolgte mit einem partizipativen Ansatz, sowohl im Hinblick auf die Situations- und Stärken – Schwächen – Analyse, als auch hinsichtlich der Strategieentwicklung. Das erforderte einen Erarbeitungsprozess, welcher in allen Phasen eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen dem beauftragten Büro und den beteiligten Akteuren sicherstellt.

Der ILEK-Prozess für den Raum Zwischen Lech und Wertach war als Bottom-up-Prozess unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger, der Vertreter aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Vereinen sowie aus den Bereichen Landwirtschaft, Wirtschaft, Handel, Handwerk, Verkehr, Dienstleistungen, Freizeit/Tourismus, Umwelt, Kultur, Bildung und Soziales konzipiert. Im Rahmen unterschiedlicher Veranstaltungen haben sich die Akteure vor Ort intensiv am Arbeitsprozess beteiligt.

Mit Hilfe des ILEK sollte ein dauerhafter Entwicklungsprozess und damit eine nachhaltig enge Kooperation der beteiligten Kommunen zur Entwicklung des Raumes eingeleitet werden. Begleitet und gesteuert wurde der ILEK-Prozess durch eine Lenkungsgruppe.

Abbildung 3: Ablauf des ILEK – Erarbeitungsprozesses

Veranstaltungen/ Gremien Inhalte Phasen

Daten-, Plan- und Start November 2007 Konzeptauswertungen,

Expertengespräche, Analyse Bereisungen Januar 2008 – Juli Analyse 2008 Auftakt Ergebnispräsentation und

Diskussion, Leitbild- und September Strategie Strategiediskussion, 2008 Bildung von Arbeitsgruppen

Oktober 2008 Workshops – September Entwicklungsschwerpunkte 2009 Konzept Lenkungsgruppe Leitlinien Maßnahmen und Projekte Arbeitsgruppen November 2009 Projektgruppe Umsetzung von Projekten Umsetzung Abschluss des Ergebnispräsentation Beteiligungsprozesses Dezember 2009 Fachgespräche Information, Diskussion Der Ablauf des ILEK-Prozesses ist in derund Abbildung Ergänzung 3 schematisch dargestellt. Im Anhang finden sich Dokumentationen der einzelnen Workshops, Sitzungen bzw. Veranstaltungen. Diese Dokumentationen können vomILEK Zwischen vorliegenden Lech und Text Wertach abweichen, da die erzielten 15 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Ergebnisse in den Arbeitsgruppen bzw. Lenkungsgruppensitzungen lediglich Zwischenstände im fortlaufenden Prozess darstellten.

Abgeleitet von den definierten Leitlinien wurden die Prioritären Maßnahmen herausgearbeitet. Diese wiederum wurden mit Umsetzungsprojekten hinterlegt, die zum Erreichen der Leitlinien bzw. des Leitbildes von besonderem Gewicht sind. Ohne deren Umsetzung kann somit des erarbeitete und definierte Leitbild nicht erreicht werden.

1.4.1 Bestandsaufnahme

Eine fundierte Struktur- und Stärken – Schwächen – Analyse bildet die Grundlage für eine zukunftsfähige integrierte ländliche Entwicklung. Der Ansatz der Untersuchung ist deshalb, die wesentlichen Anknüpfungspunkte für Entwicklungsimpulse zur Sicherung und Entwicklung des ländlichen Raumes Zwischen Lech und Wertach in mehreren Dimensionen zu identifizieren:

 Rückgriff auf die Erfahrungen, Meinungen, Kenntnisse etc. der örtlichen Akteure

 Auswertung der Regionalpläne im Hinblick auf die Aussagen in den Bereichen Siedlung, Landschaft, Verkehr und Wirtschaft

 Erstgespräche mit Verantwortlichen der jeweiligen Gemeinden anhand eines standardisierten Fragebogens

 Sekundärstatistische Auswertungen vorliegender Datenquellen (u. a. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung) zur Ermittlung von Kennzahlen im Hinblick auf die bisherigen Entwicklungen im gesamten Untersuchungsraum

 Auswertung von Planungen auf gemeindlicher und übergemeindlicher Ebene

Neben diesen Auswertungen war es in der Phase der Bestandsaufnahme erforderlich, von den jeweiligen kommunalen Entscheidungsträgern vielschichtige und fundierte Informationen zu bekommen. Zu diesem Zweck wurde das Gebiet der acht Gemeinden an drei Tagen (Igling, Hurlach, Obermeitingen / Langerringen, Hiltenfingen/ Wiedergeltingen, Amberg, Lamerdingen), unter Teilnahme aller Mitgliedsgemeinden und Vertretern der Ämter für Ländliche Entwicklung in Krumbach und München, intensiv begutachtet. Der folgende Ablauf der Gemeindebereisungen führte zu einem intensiven Informationsaustausch und Informationsgewinn: 1. Präsentation gemeindebezogener statistischer Kennzahlen durch LARS consult. (Anhang 1)

2. Gemeindevorstellung durch den/die BürgermeisterIn anhand von Luftbild und dem jeweiligen Flächennutzungsplan 3. Führung durch die Gemeinde durch den/die BürgermeisterIn Auf diese Weise entstand ein Analysebild, das für die konzeptionellen Überlegungen der weiteren Arbeitsschritte hinreichend konkret und vollständig ist.

16 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

1.4.2 Auftaktveranstaltung

Die Auftaktveranstaltung fand am 26. September 2008 im Bürgerhaus von Obermeitingen statt. Zu dieser Veranstaltung fanden sich ca. 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter von Verbänden, Vereinen und Behörden ein. Neben der Information zum geplanten Ablauf des Prozesses und der Präsentation erster Analyseergebnisse, hatten die Anwesenden die Möglichkeit in einer moderierten Runde, die aus ihrer Sicht bestehenden Stärken und Schwächen sowie erste Ideen zu Maßnahmen und Projekten mit zu teilen. Ergebnis war eine umfangreiche Sammlung entsprechender Anregungen.

Zum Abschluss erfolgte die Gründung der Arbeitskreise zu den Handlungsfeldern Dorf und Siedlung, Nahversorgung und Soziales, Landschaft und Landwirtschaft, Freizeit und Erholung, Wirtschaft und Verkehr (Dokumentation im Anhang).

1.4.3 Lenkungsgruppe

Der Lenkungsgruppe ILEK Zwischen Lech und Wertach gehören die Bürgermeister der acht Gemeinden und ihre Stellvertreter an. Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister Konrad Dobler, Langerringen. Einerseits lenkt und organisiert die Lenkungsgruppe den Prozessablauf, andererseits erarbeitet sie eigene Strategien und trifft strategische Entscheidungen indem sie die Zwischenergebnisse der Arbeitsgruppen diskutiert und hinsichtlich ihrer Konsens- und Umsetzungsfähigkeit prüft.

Im Bearbeitungszeitraum fanden mit der Lenkungsgruppe fünf Sitzungen statt und es wurden drei Workshops durchgeführt. Gegenstand des ersten Treffens war zum einen die Definition von Aufgabe und Ziel der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Zwischen Lech und Wertach auf Grundlage von Faktoren der demografischen Entwicklung im Untersuchungsraum, zum anderen die Organisation der Ortsbesichtigungen. Die zweite Sitzung (nach den Ortsbesichtigungen) hatte die Organisation der Auftaktveranstaltung und den weiteren Ablauf des Verfahrens zur Beteiligung, im Rahmen des ILE – Prozesses, zum Inhalt.

In den gemeinsamen Workshops wurde die integrierte ländliche Entwicklungsstrategie für den Raum Zwischen Lech und Wertach erarbeitet. Diese Strategie umfasst die in den Arbeitsgruppen erarbeiteten handlungsfeldbezogenen Schwerpunktaufgaben, das Leitbild und die Leitlinien. Beim ersten und zweiten Workshop erarbeiteten die Mitglieder 17 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

interkommunale Ansätze in den einzelnen Handlungsfeldern. Nach intensiver Diskussion der Arbeitskreisergebnisse erfolgte die Formulierung des Leitbildes und der Leitlinien, nach denen die zukünftige gemeinsame Entwicklung vollzogen werden soll.

Die Phase der Konzeptentwicklung wurde durch die Bewertung und Priorisierung der Maßnahmen eingeläutet. In zwei weiteren Lenkungsgruppensitzungen erfolgte die Konkretisierung der interkommunalen Zusammenarbeit durch die Identifizierung von Maßnahmen und Projekten höchster Priorität.

1.4.4 Handlungsfeldbezogene Arbeitsgruppen

Die fünf Arbeitsgruppen – Dorf und Siedlung, Nahversorgung und Soziales, Landschaft und Landwirtschaft, Freizeit und Erholung, Wirtschaft und Verkehr - setzen sich aus Experten der genannten Bereiche und interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammen.

Die Arbeitsgruppen mit Teilnehmern von durchschnittlich 12 Personen trafen sich am 29.10.2008 und 14.01.2009 zu gemeinsamen Workshops. Gegenstand der Workshops war die Formulierung von konkreten Leitzielen einer ILE zwischen Lech und Wertach und die Erarbeitung von Maßnahmen und Projekten (siehe Anhang).

1.4.5 Projektgruppe Soziales

Innerhalb der Arbeitskreise Dorf und Siedlung, Nahversorgung und Soziales entwickelte sich die Familien- und Seniorenfreundlichkeit zum Leitthema, so dass sich die Mitglieder dieser Arbeitskreise zur Projektgruppe Soziales zusammengeschlossen haben. Die Projektgruppe Soziales sieht ihre Aufgabe in der Konkretisierung von Projektvorschlägen und der Ausarbeitung von Projektplanungen zu diesem Leitthema. Die Arbeit wurde bereits aufgenommen und die Projektgruppe hat in zwei Sitzungen (21.07.2009 und 21.09.2009) zusammen mit dem Büro eine Checkliste „Familienfreundlicher Raum zwischen Lech und Wertach“ erarbeitet (siehe Anhang)

1.4.6 Abschluss des Beteiligungsprozesses

Mit der öffentlichen Abschlussveranstaltung am 09.11.2009 fand der Beteiligungsprozess formal seinen Abschluss. Den Gemeinderäten der beteiligten Gemeinden als auch interessierten Bürgern wurden die interkommunalen Strategien mit ihren über 20 Kooperationsprojekten und weitere ca. 60 örtlichen Projekte präsentiert (siehe Anhang). Im Anschluss bestand die Möglichkeit im Rahmen einer Diskussion weitere Ideen oder Vorschläge einzubringen (Anhang 5).

18 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

1.4.7 Fachgespräche

Die ILE Zwischen Lech und Wertach berührt die Aufgabenbereiche verschiedener Fachbehörden. Aufgrund des Zuschnitts des Untersuchungsgebietes handelt es sich bei den zuständigen Behörden um zwei Regierungen (Schwaben und Oberbayern), vier Landratsämter (Augsburg, Landsberg am Lech, Unterallgäu, Ostallgäu), drei Wasserwirtschaftsämtern (Kempten, Donauwörth, Weilheim) und vier Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Kaufbeuren, Mindelheim, Augsburg, Landsberg). Die Fachstellen wurden am 02.12.2009 durch die zuständigen Ämter für Ländliche Entwicklung, zur Anhörung im Rahmen eines Fachgespräches eingeladen. Neben einer Information über den ILEK - Prozess standen die Erörterung der erarbeiteten interkommunalen Strategien und Kooperationsprojekte im Mittelpunkt der Veranstaltung.

19 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

2 Bestandsaufnahme (SWOT)

Die durchgeführte Bestandsaufnahme umfasst für die fünf Handlungsfelder

• Dorf und Siedlung

• Nahversorgung und Soziales

• Wirtschaft und technische Infrastruktur

• Landschaft und Landwirtschaft

• Freizeit und Erholung eine Stärken-Schwächen-Analyse, die auch Chancen und Risiken für die zukünftige Entwicklung des Raumes Zwischen Lech und Wertach aufzeigen soll (SWOT-Analyse).

SWOT steht für strenghts, weaknesses, opportunities und threats, zu deutsch: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Die SWOT - Analyse eignet sich besonders als Grundlage für die Ausrichtung des Entwicklungskonzeptes, da sie Anknüpfungspunkte aufzeigt, wie zukünftig Stärken genutzt und Schwächen ausgeglichen werden können. Bei der Erörterung der Chancen und Risiken wird versucht die eigenen Möglichkeiten mit den übergeordneten Entwicklungsfaktoren bzw. äußeren Einflüssen (vgl. Kapitel 1.4) zu verknüpfen. Unter Chancen werden hier insbesondere Entwicklungsmöglichkeiten, ungenutzte Potenziale und der Bedarf für bestimmte Themenfelder verstanden. Risiken umfassen negative Entwicklungen und bestehende Hemmnisse.

2.1 Dorf und Siedlung

Die Talebenen von Lech und Wertach sind seit alters her ein bevorzugter Siedlungs- und Wirtschaftsraum des Menschen. Die Siedlungsstruktur des Untersuchungsgebietes ist ländlich. Auf einem Gebiet von ca. 167 km2 verteilen sich kleinteilige Siedlungsflächen mit historisch geprägten Ortskernen. In den Dörfern und zahlreichen Ortsteilen leben ca. 15.400 Einwohner. Typische Dorfformen sind das Straßendorf (z.B. Obermeitingen) und das Haufendorf (z.B. Wiedergeltingen). Außerhalb der Siedlungs- und Verkehrsflächen ist ein hoher Anteil landwirtschaftlich genutzter Flächen kennzeichnend, die von zahlreichen Nebenflüssen und Bächen durchzogen werden (siehe Karte 3 und Karte 5).

20 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

2.1.1 Bevölkerungsentwicklung

Die bevölkerungsreichste Gemeinde im Raum Zwischen Lech und Wertach ist mit rund 3.800 Einwohnern Langerringen, die zweitgrößte Gemeinde Igling mit rund 2.400 Einwohnern und die drittgrößte Lamerdingen mit rund 1.850 Einwohnern. Die Gesamtbevölkerung der anderen fünf Gemeinden bewegt sich in einer Größenordnung von ca. 1.300 bis ca. 1.600 Einwohnern.

Abbildung 4: Einwohner, Stand 2008

4500

4000 3813

3500

3000 2407 2500

2000 1853 1627 1555 1505 1405 1500 1305

1000

500

0 n n e en ch ge g g la ngen n n ti fi i n rdi e e Igling m lte r i m Amberg Hur e H angerrin a L L

Ob Wiedergeltingen

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Gemeindedaten

Die Bevölkerungsentwicklung von 1987 bis 2007 verlief in allen acht Gemeinden zwar insgesamt positiv, im Vergleich zu dem jeweiligen Landkreisdurchschnitt jedoch recht unterschiedlich (vgl. Tab.3).

Die Einwohnerzuwächse der Gemeinden Wiedergeltingen und Amberg lagen weit über der Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Unterallgäu. Lamerdingen entwickelte sich im Vergleich zum Landkreis Ostallgäu unterdurchschnittlich. Die Entwicklung der Gemeinde Hurlach lag 14 Prozentpunkte über dem durchschnittlichen Zuwachs des Landkreises Landsberg, die Entwicklung der Gemeinde Igling bewegte sich im Landkreisdurchschnitt. Ebenso hatte Langerringen einen deutlich höheren Zuwachs als der Landkreis Augsburg zu verzeichnen. Die Entwicklung der Gemeinde Hiltenfingen hingegen verlief unter dem Landkreisdurchschnitt.

21 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Tabelle 3: Bevölkerungsstand 2007 und Entwicklung 1987 - 2007

Gemeinde Einwohner

Stand Veränderung 87 - 07

31.12.07

Hiltenfingen, Lkr. Augsburg 1.515 22,7 %

Langerringen, Lkr. Augsburg 3.793 37,2 %

Obermeitingen, Lkr. Landsberg 1.562 23,5 %

Hurlach, Lkr. Landsberg 1.606 49,4 %

Igling, Lkr. Landsberg 2.398 35,7 %

Lamerdingen, Lkr. Ostallgäu 1.817 14,3 %

Amberg, Lkr. Unterallgäu 1.333 34,1 %

Wiedergeltingen, Lkr. 1.393 36,4 % Unterallgäu

Summe Gemeinden 15.417 31,6 %

Vergleich Lkr. Augsburg 240.976 26,5 %

Vergleich Lkr. Landsberg 113.311 35,5 %

Vergleich Lkr. Ostallgäu 134.462 17,4 %

Vergleich Lkr. Unterallgäu 135.898 17,4 %

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistik kommunal

Der folgende Vergleich der natürlichen und wanderungsbedingten Salden ab dem Jahr 2000 entspricht der bayernweiten Tendenz in ländlichen Räumen, nach der das natürliche Bevölkerungswachstum abnimmt und Wanderungsgewinne diese Entwicklung kompensieren.

Für den Untersuchungsraum trifft dies bis zum Jahr 2005 zu. Die Geburten gehen kontinuierlich zurück und der Wanderungsgewinn sorgt für eine positive Bevölkerungsbilanz. Auffällig ist, dass die Bevölkerungsbilanz des Raumes im Jahr 2006 bei 0 liegt und sich Wanderungssaldo und natürlicher Saldo überschneiden. Seit 2006 bewegt sich der Wanderungssaldo im negativen Bereich und der Anteil der Fortgezogenen erhöht sich bis 2007 auf insgesamt 49 Personen. Der natürliche Saldo hingegen liegt bei 41 (siehe Abb. 4).

22 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Abbildung 5: Bevölkerungsbewegung 2000 – 2007

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistik kommunal, eigene Darstellung

Der Vergleich der Bevölkerungszahlen auf Gemeindeebene zeigt, dass in diesem Zeitraum in den Gemeinden Obermeitingen, Igling, Hiltenfingen und Amberg ein leichter Bevölkerungsrückgang fest zu stellen ist. Dabei liegt in Obermeitingen, Igling und Amberg der natürliche Saldo im positiven Bereich und die Bevölkerungsabnahmen sind auf Wanderungsverluste zurückzuführen. In Hiltenfingen und Lamerdingen zeichnet sich neben einer Abwanderungstendenz ein stagnierendes bzw. rückläufiges natürliches Saldo ab. Hurlach hingegen verzeichnet in diesem Zeitraum den größten Zuwachs (im Zeitraum 2006 bis 2008: 42 Personen) und Wanderungssaldo als auch der natürliche Saldo bewegen sich deutlich im positiven Bereich (vgl. Anhang 1: Ortsprofile).

Die Messgröße für die demographische Alterung der Bevölkerung ist das Billeter-Maß J6. Nach bisherigen Erfahrungen liegt der grobe Mittelwert für ländliche Gemeinden in Bayern bei ca. – 0,30 bis - 0,35. Hinsichtlich der Altersstruktur lässt sich insgesamt feststellen, dass die Alterung im Untersuchungsraum relativ zum bayerischen Durchschnitt unterdurchschnittlich bis durchschnittlich ist (vgl. Abb. 5). Weiterhin ist festzustellen, dass die Gemeinden des oberbayerischen Landkreises Landsberg am Lech eine durchschnittlich jüngere Bevölkerung haben, als die drei schwäbischen Landkreise Augsburg, Ostallgäu und Unterallgäu. Während Hurlach den größten Anteil junger Menschen unter 15 Jahren und gleichzeitig den geringsten Anteil der über 65jährigen aufweist, stellt sich für Lamerdingen die Situation genau umgekehrt dar.

6 J = Personen 0 bis unter 15 Jahre in % - Personen 50 Jahre und älter in % : Personen 15 bis unter 50 Jahre in %. Je größer der negative Wert J ist, umso stärker ist die Alterung. 23 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Abbildung 6: Billeter – Maß der Gemeinden (Stand 2008)

0

n ch en rg a e inge ingen ng Igling it f Hurl rdingen Amb gerri e -0,05 rme e n b Hilten La Lam O

Wiedergeltingen

-0,1

-0,12

-0,15 -0,15

Billeter-Maß -0,2

-0,21 -0,21 -0,22

-0,25 -0,25

-0,3 -0,29

-0,33 -0,35

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Gemeindedaten, eigene Darstellung

2.1.2 Ortsentwicklung

Das Bild der Gemeinden ist das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses, der durch eine Vielfalt von historischen, kulturellen, funktionalen und technologischen Faktoren beeinflusst wird. Das Ortsbild, das sich im Rahmen der örtlichen und regionalen Bautradition herausgebildet hat, gibt den Gemeinden Eigenart und Unverwechselbarkeit, die als wesentliche Voraussetzung für die Identifikation der Bewohner mit ihrem Ort gelten. Untersuchungen7 haben ergeben, dass bei der Suche nach einem neuen Wohnstandort Eigenart und Unverwechselbarkeit der Standortgemeinde ein vordergründiger Aspekt sind. Ein attraktiver Ort sollte daher bereits beim ersten Besuch durch seine baulich räumlichen Merkmale insbesondere in den Räumen, wo die Kommunikation zwischen Menschen stattfindet, also in den Ortsmitten, an den Plätzen vor der Kirche, vor dem Rathaus, vor den Läden, Kindergärten etc. ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit vermitteln. Deutliche Defizite und Vernachlässigungen im Bereich der Ortszentren, in den öffentlichen und halb öffentlichen Bereichen, bei der Verknüpfung von Wohngebieten und Ortsmitten, als auch bei der Gestaltung der Ortseinfahrten und Ortsränder werden bewusst als ein Indikator

7 Ergebnisse der Studie: Soziokulturelles Profiling – Gewandelte gesellschaftliche Bedarfe für die Zukunft des ländlichen Raumes, planungsgruppe trias (P. Frosch/E. Jürchott) im Auftrag des STmWIVT 24 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

für ein mangelhaftes soziokulturelles Profil einer Gemeinde identifiziert. Wie auch im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen ist hier der erste Eindruck entscheidend. Gemeinden mit baulich räumlichen Merkpunkten geben den Bewohnern aufgrund der Orientierungsmöglichkeit ein sicheres Gefühl und sind deshalb im Wettbewerb als Wohnstandort-Gemeinde deutlich im Vorteil. Gemeinden, die ausschließlich nach rein funktionalen Gesichtspunkten gestaltet sind, haben ganz eindeutige Nachteile. Städtebauliche Missstände in Form von Gestaltmängeln und Funktionsdefiziten erfordern umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung der Orte als Wohn- und Arbeitsstätte. Darüber hinaus stellt sich die strukturelle Anpassung der Orte an veränderte Rahmenbedingungen als neues Aufgabenfeld. In diesem Zusammenhang und im Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung stellt sich die Frage, ob weiterhin Wohnbauflächen außerhalb des Siedlungsbestandes ausgewiesen werden müssen oder ob es sich empfiehlt die Potenziale (Baulücken, Bauflächenreserven, Gebäudeleerstand) im Bestand zu nutzen und die Ortskerne zu stärken. Zwischen Lech und Wertach stellt sich die Situation folgendermaßen dar:

Die Baulandpreise liegen im Untersuchungsraum zwischen 80 €/qm und 130 €/qm, so dass der Traum vom freistehenden Einfamilienhaus mit Garten i.d.R. für viele Bevölkerungskreise erfüllbar ist.

Um einen Überblick über die derzeit in der Bauleitplanung der Gemeinden siedlungsstrukturellen Entwicklungsmöglichkeiten zu erhalten, wurden bei den jeweiligen Gemeinden die Flächenreserven für Wohnen anhand der genehmigten oder in Aufstellung befindlichen Flächennutzungspläne (siehe Tabelle 4) erfragt und ermittelt. In Plan 1 werden die Flächennutzungspläne (Stand 2009) kartographisch dargestellt.

25 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Tabelle 4: Flächennutzungspläne (Stand 2009)

Gemeinde Flächennutzungsplan / Änderungen

Stand in Aufstellung Jahr

Hiltenfingen, Lkr. Augsburg x

Langerringen, Lkr. Augsburg x

Obermeitingen, Lkr. Landsberg 2000

Hurlach, Lkr. Landsberg 2006

Igling, Lkr. Landsberg 2006

Lamerdingen, Lkr. Ostallgäu 1997

Amberg, Lkr. Unterallgäu 2000

Wiedergeltingen, Lkr. x Unterallgäu

Insgesamt verfügt der Raum über ein Leerbauflächenpotenzial von 76 ha, ohne Berücksichtigung der vorhandenen Leerstände (Verfügbarkeit wird hier außer Acht gelassen). Mit Hilfe der folgenden Berechnung soll abgeschätzt werden, wie viel Zuwachs der Raum Zwischen Lech und Wertach haben müsste, um in 15 Jahren das Wohnbauland von 76 ha einer tatsächlichen wohnbaulichen Nutzung zuführen zu können.

Die Berechnung erfolgt unter Zugrundelegung folgender Annahmen:

• pro Jahr besteht im Gesamtraum ein Baulandpotential von 50.700 qm (76 ha : 15) zur Bebauung zur Verfügung

• Geht man von einem Flächenbedarf pro Wohneinheit bei Einzelhausbebauung von brutto (inkl. Erschließung etc.) von 800 qm aus, könnten damit jedes Jahr ca. 63 Wohneinheiten entstehen

• Laut Statistik beträgt die derzeitige durchschnittliche Belegungsdichte 2,4 Einwohner je Wohneinheit. Legt man der weiteren Berechnung diese Belegungsdichte zugrunde, entsprächen somit 63 Wohneinheiten einem jährlichen Einwohnerzuwachs von 150 Einwohnern.

Ergebnis: Auf der Fläche von 76 ha könnte man im Untersuchungsraum in 15 Jahren ca. 950 Wohneinheiten errichten und damit den Wohnraumbedarf von 2.280 Personen abdecken.

Von 2000 bis 2007 betrug der Einwohnerzuwachs insgesamt 840 Personen. Unter Annahme einer linearen Entwicklung ergäbe sich damit für den Gesamtraum Zwischen Lech und Wertach für die nächsten 15 Jahre ein Bruttobaulandbedarf für wohnbauliche Nutzungen

26 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

von maximal 55 - 60 ha. Die Flächenreserven in Höhe von 76 ha würden in diesem Fall für knapp 20 Jahre ausreichen.

Der Annahme einer zukünftigen linearen Bevölkerungsentwicklung im Raum Zwischen Lech und Wertach steht jedoch die Entwicklung seit dem Jahr 2005 deutlich entgegen. (vgl. Kap. 2.1.1). Ausgehend von einem Status-quo-Ansatz und unter Zugrundelegung des Wanderungssaldos der Jahre 2005 bis 2006 ist zukünftig eher von einer stagnierenden bis rückläufigen Bevölkerungsentwicklung aus zu gehen. Der Bevölkerungszuzug im Gesamtraum hat sich seit 2005 kontinuierlich verringert und weist seit 2007 ein Minus von 49 Personen auf. Zwar ist ein, sogar seit 2006 gestiegener Geburtenüberschuss zu verzeichnen, dieser kann jedoch den Wanderungsverlust nicht ausgleichen (vgl. Abb.5).

Bezüglich der gemeindlichen Bevölkerungsentwicklung ist festzustellen, dass seit 1987 zunächst alle Gemeinden deutlich an Bevölkerung gewonnen haben, seit 2004 sich das Bild jedoch differenziert in Gemeinden mit Bevölkerungszunahme und Bevölkerungsrückgang (vgl. Kap.2.1.1) Außerdem ergeben sich aus der näheren Betrachtung des natürlichen Saldos und des Wanderungssaldos ganz unterschiedliche Entwicklungstendenzen (vgl. Anhang 1: Ortsprofile).

Zur Gegenüberstellung eines potenziellen Bedarfes an Wohnbauflächen und der in den jeweiligen Flächennutzungsplänen angegebenen Leerbauflächen wird hier zur Vereinfachung jedoch von einer linearen kommunalen Entwicklung (Basisjahr 2007) ausgegangen:

Unter Annahme einer linearen kommunalen Entwicklung bis 2020 ergeben sich folgende Differenzen zwischen einem potenziellen Bedarf an Wohnbauflächen und dem in den jeweiligen Flächennutzungsplänen angegebenen Leerbauflächen:

Als zusammenfassendes Ergebnis kann festgehalten werden, dass unter Annahme einer linearen Bevölkerungsentwicklung, die meisten Gemeinden über ein Angebot verfügen, welches weit über den errechneten Bedarf bis 2020 hinausgeht. Zudem ist zu berücksichtigen, dass sich der tatsächliche Bedarf durch das Innenentwicklungspotenzial in den einzelnen Gemeinden nochmals reduziert.

27 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Abbildung 7: Wohnbauflächen im Bestand und potenzieller Bedarf bis 2020

Quelle: eigene Berechnung

Insgesamt erscheint es notwendig im Untersuchungsraum, über die reine Angebotsplanung hinaus, die gemeindlichen Entwicklungen zu steuern. Die Inanspruchnahme von Freiflächen zur Bereitstellung von Bauland sollte im Rahmen einer Baulandstrategie erfolgen, welche soziale, ökologische, städtebauliche und ökonomische Ziele gleichermaßen verfolgt.

In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich die Flächenverfügbarkeiten in den Flächennutzungsplänen der jeweiligen Gemeinden hinsichtlich einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung zu prüfen. Grundsätzlich ist der Innenentwicklung der Vorrang vor einer Neuinanspruchnahme von Landschaft für Siedlungszwecke ein zu räumen. Das heißt im Einzelnen, dass bestehende innerörtliche Baupotenziale wie leerstehende Bausubstanz, Baulücken und Brachen aus zu nutzen sind. Somit ist vor einer Neuausweisung generell der Frage nach zu gehen welche Potenziale für eine Flächen sparende Siedlungsentwicklung im Siedlungsbestand vorhanden sind.

Überörtlich betrachtet stellt sich somit eine Baulandbevorratung in Form weiterer Flächenausweisungen nicht als zukünftige Entwicklungsaufgabe. Vielmehr wird es darum gehen müssen, vorhandene Potenziale im Bestand zu nutzen und die Entwicklung der Ortskerne zu stärken. Einschränkend wirkt sich hier jedoch der Zustand aus, dass die Kommune bei Bauten im Bestand leider keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit hat. Darüber hinaus stellt sich jedoch auch die Frage, ob nicht im Rahmen einer interkommunalen Kooperation Siedlungserweiterungen vermieden werden können, indem das gemeinsame Wohnbauflächenpotenzial in Anspruch genommen wird.

Es empfiehlt sich die Flächenverfügbarkeiten in den Flächennutzungsplänen der jeweiligen Gemeinden hinsichtlich einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung zu prüfen. Grundsätzlich ist der Innenentwicklung der Vorrang vor einer Neuinanspruchnahme von Landschaft für Siedlungszwecke ein zu räumen. Das heißt im Einzelnen, dass bestehende innerörtliche Baupotenziale wie leerstehende Bausubstanz, Baulücken und Brachen aus zu nutzen sind. Somit ist vor einer Neuausweisung generell der Frage nach zu gehen, welche Potenziale für 28 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

eine Flächen sparende Siedlungsentwicklung im Siedlungsbestand vorhanden sind. Eine derartige Vorgehensweise wäre zudem im Sinne der Landwirtschaft, der in den letzten Jahrzehnten umfangreich für Bau- und Infrastrukturmaßnahmen Grund und Boden entzogen wurde.

2.1.3 Identitätsraum Dorf

Der weiche Standortfaktor „intaktes Ortsbild“ steht sowohl bei der Wahl eines Wohnstandortes, als auch eines Gewerbestandortes immer mehr im Vordergrund. Die Attraktivität eines Raumes hängt in entscheidendem Maße von funktional als auch städtebaulich intakten Ortsstrukturen ab. Neben der städtebaulichen Struktur und Qualität kommt den Grünstrukturen, die maßgeblich den Ort mitprägen, eine besondere Bedeutung zu. Hierzu gehört neben der innerörtlichen Grünsituation die Einbindung des Ortes in die Landschaft sowie die Lage an Gewässern und Waldrändern.

Historisch gewachsene Siedlungsstrukturen und die sie umgebende Kulturlandschaft sind Identitätsmerkmale, die es unter Einbezug zukünftiger notwendiger Entwicklungen zu sichern gilt.

Zur Sicherung und Verbesserung eines positiven Erscheinungsbildes sowie zur Vorbereitung auf die zukünftigen Anforderungen mit denen die Gemeinden konfrontiert werden, wurde und wird in einigen Gemeinden des Untersuchungsraumes bereits die Dorferneuerung als Instrumentarium der Ortsentwicklung angewendet.

Tabelle 5: Instrumentarien der Ortsentwicklung

Obermeitingen, Lkr. Landsberg Dorferneuerung abgeschlossen

Hurlach, Lkr. Landsberg Dorferneuerung wird durchgeführt

Igling, Lkr. Landsberg Dorferneuerung abgeschlossen

Lamerdingen, Lkr. Ostallgäu Dorferneuerung wird (Anordnung 2007) durchgeführt

Amberg, Lkr. Unterallgäu Dorferneuerung in (Anordnung 2011) Planung

Quelle: Angaben der Gemeinden, Stand 2010

Die Qualität und Attraktivität in den Ortsmitten hängt sowohl von der Gestaltqualität als auch von der Funktionalität ab. Beide Aspekte bedingen sich gegenseitig und tragen zum Charakter der Ortskerne bei.

Gestaltungsmängel zeigen sich insbesondere bei leerstehenden, in der Bausubstanz verfallenden Gebäuden. Weitere Mängel zeigen sich bei räumlich nicht gefassten Plätzen, durch Baulücken oder durch eine Vielzahl nicht kommunizierender Baumaterialien und Werbetafeln, die das Auge des Betrachters überfordern und keine Harmonie entstehen lassen.

Funktionale Mängel liegen insbesondere dann vor, wenn das Verkehrsaufkommen das öffentliche Leben in erheblichem Maße stört, keine Nahversorgung vorhanden ist oder die 29 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Wohnfunktion aus der Ortsmitte so stark verdrängt wurde, dass die Ortsmitten öde und leer wirken.

Tabelle 6: SWOT Dorf und Siedlung

Themen Stärken – Schwächen - Chancen Risiken Bevölkerungs- Bis 2005 im Raum Zwischen Lech und Rückgang der Wanderungsgewinne entwicklung Wertach positiver natürlicher Saldo und positiver Wanderungssaldo Demographische Entwicklung der Die demographische Entwicklung von Lamerdingen Mitgliedsgemeinden ist weitestgehend und Hiltenfingen ist unsicher (Sterbefallüberschuss vorteilhaft: stetige hohe Zunahme in und negatives Wanderungssaldo seit 2006) Igling, Langerringen, Hurlach;stetige, aber geringere Zunahme in Amberg, Wiedergeltingen und Obermeitingen Alterstruktur Hoher Anteil der 6 – 18jährigen und 30 – Hoher Anteil von über 65jährigen in Lamerdingen 50jährigen in Hurlach, Obermeitingen, Igling, Wiedergeltingen und Langerringen Unterdurchschnittliche bis Insgesamt Anstieg des Altersquotienten durchschnittliche Alterung In einigen Gemeinden ist ein Anstieg des Kommunalentwicklung reagiert nicht präventiv auf die Anteils der unter 6jährigen sich ändernden Bedarfsstrukturen, es besteht keine wahrscheinlich, da die „potenzielle“ ausreichende Vorsorge bzw. Deckung des Bedarfes Eltern - Altersklasse zugenommen hat einer alternden Gesellschaft Ortsentwicklung Überwiegend erhalten gebliebene attraktive Dörfer im ländlichen Raum Ruhe, attraktive Dörfer, lebenswertes Wohnumfeld Günstiges Baulandangebot zur Teilweise gering ausgeprägte Innenentwicklung Realisierung des Traumes vom freistehenden Einfamilienhaus Identitätsraum Einsatz und Nutzung des Instrumentes Dorf Dorferneuerung zeigt, dass ein Bewusstsein für das Identitätspotenzial Ortsstruktur besteht

2.2 Nahversorgung und Soziales

Eine große Zahl intakt gebliebener Dörfer und attraktiver Wohnlagen tragen zur Lebensqualität im Raum Zwischen Lech und Wertach bei. Hervorzuheben sind ein noch in weiten Teilen intaktes soziales Umfeld und Zusammenhalt der Bewohner, ein ausgeprägtes Vereinsleben sowie eine aufgeschlossene Verwaltung. Den Vorteilen der Dörfer wie Ruhe, Sicherheit, Nachbarschaftshilfe, soziale Kontaktmöglichkeiten und sportliche Betätigungsmöglichkeiten stehen Nachteile gegenüber wie weitere Entfernungen zu den Arbeitsplätzen. Als Hemmnis für eine positive Entwicklung stellt sich in ländlichen Räumen oftmals die unzureichende Versorgung im Bereich sozialer und technischer Infrastruktur dar.

30 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Wie aus Karte 2, Nahversorgung und soziale Infrastruktur hervorgeht, ist die Grundversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes in den Hauptorten weitestgehend gesichert. Bäckereien und Metzgereien sind in nahezu allen Hauptorten zu finden. In Wiedergeltingen, Hurlach und Amberg wird das Angebot durch Dorfläden ergänzt. Zudem werden in Wiedergeltingen und Amberg heimische Produkte in Hofläden angeboten. Auffallend ist auch, dass alle Gemeinden noch über bewirtschaftete Gasthöfe verfügen. Eine medizinische Versorgung am Ort hingegen ist nur in Langerringen und Igling gegeben.

Das Angebot an Versorgungsleistungen im Bereich Kindergärten und Schulen ist als gut zu bezeichnen. Jede Gemeinde verfügt über einen Kindergarten. Der Kindergarten der Gemeinde Lamerdingen befindet sich im Ortsteil Dillishausen. Grundschulen gibt es in Hiltenfingen, Langerringen, Igling und Wiedergeltingen.

Trotz dieses Angebotes hat sich jedoch im Rahmen der Diskussion über die Stärken und Schwächen des Raumes ergeben, dass es an Angeboten zur Ganztagesbetreuung und an Betreuungsangeboten für unter 3 –jährige fehlt. Zudem wurde festgestellt, dass es insgesamt, trotz des hohen Anteils junger Menschen an der Bevölkerung (vgl. Kap. 2.1.1), an zielgruppenspezifischen Angeboten oder auch Anlaufstellen für Jugendliche und Kinder mangelt.

31 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Karte 2: Nahversorgung und soziale Infrastruktur

32 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Tabelle 7: SWOT Nahversorgung und Soziales

Themen Stärken – Schwächen – Chancen Risiken Versorgung Gute Grundversorgung in den Hauptorten Mangelhafte Grundversorgung für mobilitätseingeschränkte Menschen, v.a. in den kleineren Ortsteilen

Dorfläden in Hurlach, Wiedergeltingen und Amberg Vorhandene Ansätze von Direktvermarktung Nur wenig funktionierende Direktvermarktungsbetriebe (Hofläden in Wiedergeltingen und Amberg)) Medizinische Versorgung vor Ort in Igling Keine flächendeckende ärztliche Versorgung und Langerringen gegeben Seniorenheim in Langerringen Soziales Zusammenhalt der Menschen In Teilen fehlender Zusammenhalt in den Dörfern Ausgeprägtes Vereinsleben Verödung der innerörtlichen Bereiche, Zersiedelung des Außenbereiches Funktionierende Dorfgaststätten Hoher Anteil junger Bevölkerung Fehlende Angebote / fehlende Anlaufstellen für Jugendliche Zu wenig Jugendeinrichtungen/-angebote für 12 – 18jährige Kindergärten und Grundschulen vorhanden Fehlende Ganztagesbetreuung, fehlende Betreuungsangebote für unter 3 Jährige Intensives Vereinsleben wenig kulturelle Aktivitäten Vereinsleben zunehmend unattraktiv für Nachwuchs

33 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

2.3 Wirtschaft und technische Infrastruktur

2.3.1 Wirtschaftsstruktur

Hinsichtlich der Wirtschaftszweige ist ein deutliches Schwergewicht des produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors zu erkennen. Die Zunahme des Dienstleistungssektors korrespondiert mit dem Strukturwandel im produzierenden Gewerbe.

Abbildung 8: Beschäftigte (absolut) nach Wirtschaftszweigen

176

461

Bauhauptgewerbe Produzierendes Gewerbe Handel, Gastgewerbe und Verkehr Sonstige Dienstleistungen

650

199

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistik kommunal 2008, eigene Darstellung

Die meisten Arbeitsplätze bieten die Gemeinden Igling mit 607 Beschäftigten am Arbeitsort, Langerringen mit 455 Beschäftigten am Arbeitsort, Wiedergeltingen mit 264 Beschäftigten und Hiltenfingen mit 217, gefolgt von der Gemeinde Lamerdingen mit einem Angebot von 137 Plätzen. Über 100 Arbeitsplätze bietet auch die Gemeinde Amberg (113). Das Angebot der Gemeinden Hurlach, Obermeitingen und Igling (Magnusheim ausgenommen) beläuft sich auf jeweils rund 100 Arbeitsplätze (vgl. Anhang 1: Ortsprofile).

Den größten Anteil der Beschäftigten am Arbeitsort bilden in fast allen gemeinden die beschäftigten im produzierenden Sektor. Ausnahmen stellen Igling und Langerringen dar. In So übersteigt z.B. in Igling der Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor (448 Personen) den Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe (70 Personen) um das sechsfache. In Langerringen sind ca.130 Personen im produzierenden Sektor tätig, im Dienstleistungsbereich können jedoch noch 50 Personen mehr verzeichnet werden.

Einerseits profitiert der Raum Zwischen Lech und Wertach, aufgrund seiner Lage zwischen zentralen Orten, von den guten Infrastruktureinrichtungen dieser Städte wie z.B. im Bereich von Bildung und Ausbildung. Andererseits hat der Raum aber auch mit der hohen 34 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Sogwirkung der umliegenden Städte, welche sich in der hohen Pendlerbilanz ausdrückt, zu leben. Insgesamt pendeln tagtäglich ca. 3000 Personen aus dem Untersuchungsraum zu ihren Arbeitsplätzen in die umliegenden Städte und Gemeinden.

Grundsätzlich liegt hierin das Risiko, dass die auspendelnden Einwohner ihren Lebensmittelpunkt am Arbeitsort gestalten und die Dörfer sich zu reinen „Schlafdörfern“ entwickeln.

Abbildung 9: Beschäftigte und Pendlersaldo (30. Juni 2006)

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistik kommunal 2008, eigene Darstellung

Trotz des leichten Anstiegs des Arbeitsplatzangebotes in kleinen und mittleren Betrieben muss die Ansiedlung, Gründung und Weiterentwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen auch in der Zukunft hohe Priorität haben, um die Arbeitsplatzsituation im Raum weiter zu verbessern.

Das Angebot an „harten“ und „weichen“ Standortfaktoren, einschließlich der Infrastruktur bestimmt die Attraktivität eines Raumes für Unternehmen und Arbeitnehmer. Entscheidend für zunehmend günstige Standortbedingungen in ländlichen Räumen ist heute der Bedeutungszuwachs der sogenannten „weichen“ Standortfaktoren., wie z.B. die günstige Lage zu Verdichtungsräumen, die hohe Verfügbarkeit von Siedlungsfläche, gute Umweltbedingungen und Potenziale für Freizeit und Erholung.

35 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

2.3.2 Verkehrliche Infrastruktur

Straßennetz

Die Städte Schwabmünchen, Landsberg, Buchloe und der Markt Türkheim liegen außerhalb, in direkter Nachbarschaft zum Gebiet. Die Bundesautobahn A 96 und die B17 grenzen das Untersuchungsgebiet nach Süden und Osten hin ab und die Lage der einzelnen Gemeinden zu diesen Hauptverkehrsachsen bedingt, dass der Untersuchungsraum in seinen Teilräumen ganz unterschiedliche Standortbedingungen aufweist.

Trotz der zentralen Lage des Raumes Zwischen Lech und Wertach liegt die Standortschwäche einzelner Gemeinden im Fehlen einer überregionalen Anbindung. So profitieren die Gemeinden Obermeitingen, Hurlach und Igling von der verkehrsgünstigen Lage an der B 17, ebenso ist die im Süden des Untersuchungsgebietes gelegene Gemeinde Wiedergeltingen über die A 96 überregional angebunden, aber die Gemeinden Langerringen, Lamerdingen und Amberg verfügen über eine ungünstige Verkehrsanbindung und sind schwer zu erreichen.

Die Darstellung des übergeordneten Straßennetzes im Bestand (siehe Karte 3) zeigt unter anderem das Netz der Staats- und Kreisstraßen, das den Untersuchungsraum an die Bundesstraße und Autobahn anbindet und das übergeordnete Straßennetz ergänzt. Im Untersuchungsraum haben die Nord-Süd verlaufenden Staatsstraßen 2015, 2022 und LL 22, als auch die von Westen nach Osten verlaufende Kreisstraße OAL 20 wichtige Verbindungsfunktionen. Zum einen haben sie eine wichtige innere Erschließungsfunktion für den Raum, zum anderen gewährleisten Sie die Anbindung an das Fernstraßennetz, in diesem Fall an die A 96 und B 17.

Die Nord - Süd verlaufenden Staatsstraßen dienen Ortskundigen oftmals als Alternativroute zur B 17 und dem Anschluss an das übergeordnete Verkehrsnetz. Die Kreisstraße OAL 20 ist ebenfalls stark belastet, da sie für den Individual- als auch LKW-Verkehr die einzige innerräumliche Ost-West-Verbindung und kürzeste Anbindung an die B 17 darstellt.

Schienenpersonennahverkehr (SPNV) und straßengebundener öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Der Raum wird von Bahn und Bus entweder fast überhaupt nicht oder nur im Zusammenhang mit dem Schulbusverkehr bedient. Zahlreiche Bahnstrecken durchqueren bzw. streifen den Untersuchungsraum, wobei sich innerhalb des Gebietes keine Haltepunkte mehr befinden. So streift die von Osten nach Westen verlaufende Bahnstrecke München – Buchloe – Memmingen - Lindau das Gebiet im Süden. Die Bahnstrecke Augsburg – Kempten durchquert das Untersuchungsgebiet von Nord nach Süd. Die Bahnlinien Augsburg – Landsberg a. Lech bzw. Buchloe verläuft im Osten des Untersuchungsgebietes bzw. mittig und durchquert die Gemeindegebiete von Obermeitingen, Hurlach und Igling sowie von Langerringen und Lamerdingen. Keine dieser Ortschaften weist jedoch eine Haltestelle auf. Im Westen, bereits außerhalb des Gebietes verläuft der Streckenabschnitt Bad Wörishofen bis Türkheim. Mögliche Anschlüsse an das Schienennetz bestehen für die im Norden und Osten des Untersuchungsgebietes gelegenen Gemeinden über den DB-Halt Schwabmünchen, Lagerlechfeld, Kaufering und Landsberg. Die süd/südöstlichen Gemeinden finden den nächstgelegenen Anschluss in Buchloe.

36 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Karte 3: Übergeordnetes Straßennetz im Bestand

37 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

2.3.3 Regenerative Energie

Im Allgemeinen wird das Thema regenerative Energien in Zusammenhang mit der Landwirtschaft und hier konkret als Einkommensalternative für die Landwirte/-innen diskutiert. Im Folgenden soll dieses Thema aus dem Blickwinkel der lokalen Wirtschaft beleuchtet werden. Neben der Sicherung des sozialen Bereichs müssen die Gemeinden hinsichtlich der technischen Infrastruktur eine Daseinsvorsorge treffen. Hierbei spielt insbesondere die Energieversorgung eine große Rolle.

Nicht zuletzt aufgrund der Vorgaben übergeordneter politischer Strategiekonzepte, wie Agenda 21, Vorgaben des Kyoto - Protokolls etc., liegt die Verantwortung nach dem Agenda21-Motto: „global denken, lokal handeln!“ ganz entscheidend bei den Kommunen. Über geeignete Effizienzmaßnahmen und die verstärkte Nutzung regenerativer Energien können Kommunen sowohl Versorgungssicherheit als auch eine Stärkung der lokalen Wirtschaftskraft erzielen.

Auf lokaler Ebene kann erreicht werden, die gesamte benötigte Energie der Privathaushalte oder zumindest einen Großteil davon aus erneuerbaren Energieträgern zu gewinnen. Hierbei sind generell alle derzeit verfügbaren Varianten möglich: Die Nutzung des Sonnenlichts durch Fotovoltaik und Solarthermie, die Nutzung von Erdwärme, aber auch Biomasse sowie die Wind- und Wasserkraft.

Neben der Schaffung neuer Anlagen zur Energiegewinnung ist die Einsparung von Energie von hoher Bedeutung. Die größten Einsparpotenziale liegen in der Reduzierung des Heizenergiebedarfs - sei es etwa durch Gebäudedämmung oder durch die Erneuerung von ineffizienten Heizungsanlagen.

Der umweltfreundlichste Weg zur Deckung des Energiebedarfs im Bereich Heizungsenergie, Warmwasserbereitung und elektrischem Strom ist die Nutzung regenerativer Energieträger, so dass regenerative Energien in Zukunft eine wachsende Bedeutung bekommen werden. Eine die Ressourcen schonende Energieversorgung ist nur durch eine umfassende Energiekonzeption möglich, die mit weiteren Aspekten der Siedlungsentwicklung frühzeitig ab zu stimmen ist.

Im Untersuchungsraum besteht eine große Bereitschaft, sich mit dem Thema der erneu- erbaren Energien auseinander zu setzen. Bisher erfolgt die Nutzung von regenerativer Energie in erster Linie durch einzelne landwirtschaftliche Betriebe. Derzeit sind im Raum Zwischen Lech und Wertach acht Biogasanlagen sowie zwei Photovoltaikanlagen (südwestlich Holzhausen und südöstlich Hurlach) in Betrieb (vgl. Karte 4).

Von den acht Biogasanlagen wird lediglich bei einer Anlage, der Anlage bei Hurlach, auch die betriebsbedingt erzeugte Wärme genutzt. Die anderen Anlagen liegen jedoch ebenfalls weniger als 2 km von den jeweiligen Orten entfernt. Laut Studien des LfU erzielt eine Biogasleitung mit angeschlossenem Blockheizkraftwerk bis zu einer Entfernung von 1,8 km eine hohe Wirtschaftlichkeit. Dies bedeutet, dass die Potentiale der erzeugten Energie bei weitem nicht ausgeschöpft werden und wirtschaftliche Vorteile sowohl für den Erzeuger als auch den Verbraucher erzielt werden können. Bei Nutzung der im Zuge der Erzeugung von elektrischer Energie erzeugten Abwärme erhalten die Betreiber je erzeugter Kilowattstunde einen Mehrertrag von 3 ct. Dies bedeutet, dass alleine schon die Nutzung der Wärme im Zuge der Kraft-Wärme-Kopplung den Land- bzw. Energiewirten einen zusätzlichen Ertrag einbringt und für die Betreiber damit die Wärmenutzung selbst bei einem neutralen Kosten- Einnahmenverhältnis von wirtschaftlichem Vorteil ist.

38 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Gerade für die Land- und Forstwirtschaft können durch erneuerbare Energien auch neue Einkommensquellen geschaffen werden. Der Anbau nachwachsender Rohstoffe und speziell von Energiepflanzen stellt eine sinnvolle Diversifizierungsmaßnahme für viele Betriebe dar. Es fehlt bisher jedoch ein Konzept zu regenerativen Energien im Landkreis, in das der Energiepflanzenanbau integriert werden müsste.

Auf rund 5% der Ackerflächen zwischen Lech und Wertach werden nachwachsende Rohstoffe (NaWaRos) angebaut. Den größten Anteil an den NaWaRos nehmen, neben Pflanzen zur Öl/Fettherstellung (z.B. Sonnenblumen) und Kohlenhydratherstellung (z.B. Zuckerrüben) Energiepflanzen, wie Raps, Mais und Chinaschilf ein.

Der Bereich regenerativer Energie stellt ein Handlungsfeld dar, bei dem eine kommunale Zusammenarbeit als sinnvolle und kostengünstige Alternative gesehen wird. Insgesamt ist es Ziel der Projektgemeinden langfristig die Sicherung der Energieversorgung mit „klimafreundlichem Strom“, die Einsparung von Kosten für Energie, sowie eine Wertschöpfung für die lokale Wirtschaft zu erreichen.Hierbei ist die Harmonisierung, Erhaltung und Entwicklung einer attraktiven und ökologisch wertvollen Kulturlandschaft besonders wichtig.8

Nur durch eine gemeinsame Entwicklung und Abstimmung raumbedeutsamer Nutzungs- arten kann der Raum die ökonomische als auch ökologische Leistungsfähigkeit der Landschaft Zwischen Lech und Wertach nachhaltig stabilisieren und sichern.

8 Im Rahmen des Forschungsvorhabens „Landschaft vital“ der Bayerischen Staatsregierung wird für das Projektgebiet derzeit ein Landnutzungskonzept erarbeitet, welches u.a. die Landschaft im Projektgebiet hinsichtlich ihrer Eignung für erneuerbare Energien analysiert. Die Erkenntnisse und Ergebnisse stellen eine wesentliche Grundlage für die Durchführung und Entwicklung des avisierten Energiekonzeptes dar. 39 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Karte 4: Biogasanlagen

40 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Tabelle 8: SWOT Wirtschaft und technische Infrastruktur

Themen Stärken – Chancen Schwächen –Risiken Wirtschafts- Attraktive Wohnlagen für Arbeitnehmer Fehlende Gewerbeneuansiedlungen und Gründungen Struktur Leichter Anstieg der Beschäftigten am Wohnort

Wachsendes Angebot im Starker Rückgang des produzierenden Gewerbes Dienstleistungssektor

Immissionsarme Gewerbebetriebe Hohe negative Pendlerbilanz

Potentiale für interkommunale Gewerbegebiete vorhanden Verkehr Verkehrsgünstige Lage im östlichen Nicht ausreichender ÖPNV in qualitativer und quantitativer (Anschluss an B 17) und südwestlichen Hinsicht Gebiet (Anschluss an A 96)

Günstige Lage von Langerringen und Ungünstige, hemmende Verkehrsanbindung und Hiltenfingen am Rande des Erreichbarkeit von Lamerdingen Mittelzentrums Schwabmünchen Konfliktpotenzial zwischen besserer Erschließung und Landschafts- und Naturschutz Die durch Hiltenfingen verlaufende St 2015, die Nord-Süd verlaufende und Langerringen und Lamerdingen querende St 2022, als auch die von Westen nach Osten verlaufende OAL 20 sind durch IV und LKW-Verkehr häufig stark belastet und beeinträchtigen die Ortsmitten dieser Orte erheblich. Regenerative Nutzung des aktuellen Booms zur Energien Vernetzung und den Bau größerer Energiegewinnungsanlagen teilweise Anbau von Energiepflanzen Konzept für regenerative Energien fehlt

Acht Biogasanlagen Private Anlagen ohne integrativem Konzept und ohne Nutzung der erzeugten Wärme Perspektiven für die Landwirtschaft Keine Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden durch Energiepflanzenanbau

41 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

2.4 Landwirtschaft und Landschaft

2.4.1 Landwirtschaft

Abbildung 10: Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe

500 466 450 400 371 350 300 250 200 150 AnzahlBetrieb der 100 50 0 1999 2008 Jahr

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistik kommunal

In den Gemeinden Zwischen Lech und Wertach bewirtschaften im Jahr 2008 rund 370 landwirtschaftliche Betriebe ca. 11.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Die landwirtschaftlichen Flächen nehmen den größten Teil der Gemeindegebiete ein. Die Werte schwanken hier zwischen 60 und 90%.

Das Landschaftsbild prägen zum Großteil intensiv genutzte Ackerflächen. Das Ackerland umfasst 9.300 ha und somit ca. 70% der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Den größten Anteil der angebauten Früchte auf dem Ackerland umfasst mit rund 48% Getreide. Auch Futterpflanzen weisen mit rund 43% einen nennenswerten Flächenanteil auf. Aufgrund von Anlieferung und Abtransport der Futtermittel kommt es je nach Jahreszeit vor allem im südlichen Bereich des Untersuchungsgebietes zu erheblichen Verkehrsproblemen (Futtertrocknung).

Das Grünland wird zum größten Teil als Mähwiese genutzt. Weiden nehmen nur den kleinen Flächenanteil von insgesamt 430 ha an der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein. Schwarzbrachen und Stilllegungsflächen umfassen ca. 3%. Obst- und Gemüseanbau spielen im Untersuchungsgebiet nahezu keine Rolle.

Bezogen auf die Situation der Wirtschaftswege besteht ein erheblicher Sanierungsbedarf, der im Rahmen einer Abfrage bei den einigen Kommunen deutlich zu Tage getreten (z. B. Lamerdingen) ist. Ein Konzept zur koordinierten Sanierung von Wirtschaftswegen fehlt bislang.

42 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Wie in allen Regionen Bayerns führt der anhaltende Strukturwandel in der Landwirtschaft jedoch zu Betriebsaufgaben. Seit 1999 wurden im Raum Zwischen Lech und Wertach 95 Betriebe stillgelegt. Seit 1991 ist ein Rückgang von 188 Betrieben zu verzeichnen.

Abbildung 11: Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe in den Gemeinden

160 152

140 117 120 109

100

77 1991 80 72 2008

Anzahl 63 60 47 49 37 38 40 40 35 28 27 25 20 14

0

g n n n en rg g e ge Igli nge in ti d Hurlach Amb r Hiltenfingen Langerrin Lame Obermeitingen Wiedergel

Bei einem Vergleich der Zahl der stillgelegten Höfe mit dem Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist fest zu stellen, dass trotz eines Rückgangs der Betriebe um 20% seit 1999 nur ca. 6% der landwirtschaftlichen Nutzfläche, d.h. 685 ha aus der landwirtschaftlichen Nutzung gefallen sind. Dies ist ein Indikator dafür, dass die weiter wirtschaftenden Betriebe die landwirtschaftlichen Nutzflächen übernehmen und in diesem Zuge ihre Betriebe vergrößern.

Der bisher landwirtschaftlich genutzte Grund und Boden steht jedoch auch verstärkt unter Umnutzungsdruck. So haben sich die Siedlungsflächen (siehe hierzu v. a. Kap. 2.1) enorm erweitert. Aber auch der Flächenverbrauch durch Freiflächenphotovoltaikanlagen hat der landwirtschaftlichen Nutzung Flächen entzogen (z. B. in Hurlach und Igling zusammen ca. 18 ha bis 2009). Dieser Konflikt existiert jedoch mittlerweile in einem bis dato unbekannten Ausmaß auch unter den Landwirten. Betreiber von Biogasanlagen (Energiewirte) stehen hier in Konkurrenz zur klassischen Landwirtschaft.

Das Angebot von Ferien auf dem Bauernhof und die Direktvermarktung stellt ein sinnvolles Nebeneinkommen für viele Betriebe dar. Das Gebiet bietet mit seiner Nähe zu den umliegenden Städten gute Voraussetzungen für die Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse direkt an den Endverbraucher.

43 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

2.4.2 Natur und Kulturlandschaft

Der Raum verfügt zum einen über eine naturnahe Landschaft, zum anderen über eine von der Landwirtschaft geprägten Kulturlandschaft (vgl. Karte 5). Heute werden von der ca. 16.700 ha großen Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes ca. 75% landwirtschaftlich genutzt.

Waldflächen nehmen insgesamt im Projektgebiet mit ca. 12,4% einen (bayer. Durchschnit ca. 33%) sehr geringen Flächenanteil ein. Die bedeutendsten Waldflächen sind, neben den bewaldeten Auenabschnitten des Lechs in den Gemeinden Obermeitingen und Hurlach, das großflächigere Waldgebiet in der Gemeinde Igling sowie das, am äußersten westlichen Rand des Untersuchungsgebietes gelegene, Wiedergeltinger Wäldchen.

Fast 10% der Fläche entfallen auf die Siedlungs- und Verkehrsfläche und die restlichen 2,6% auf Wasser und sonstige Nutzungen. Unter sonstige Nutzungen fällt hier insbesondere der Kiesabbau, der im Bereich der Lech-Wertach-Ebenen ein landschaftlich prägendes Merkmal darstellt.

Abbildung 12: Nutzungsverteilung der Gesamtfläche

44 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Karte 5 : Luftbild

45 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Die Besiedelung des Raumes ab dem 4./5. Jahrhundert und die damit verbundene traditionelle Landnutzung verwandelte die damals unterschiedlich dicht bewaldete Naturlandschaft zunächst in eine strukturreiche, teils großflächig offene und besonders artenreiche Kulturlandschaft, eng verzahnt mit natürlichen Fluss- und Bachauen und Wäldern.

Mit dem Einsetzen der modernen Land- und Forstwirtschaft im 19. Jahrhundert und insbesondere seit der Nachkriegszeit ist die durch extensive Nutzungsformen bedingte Artenvielfalt stetig zurückgegangen. Ein Grund hierfür ist unter anderem die großflächige einheitliche Intensivnutzung, als Folge neuer Möglichkeiten der Ertragssteigerung durch Kunstdünger und technischen Fortschritt in der Landwirtschaft. Die Begradigungen und Tieferlegungen von Flüssen und Bächen zur Sicherung bzw. Trockenlegung landwirtschaft- licher Nutzflächen bedingten zudem den Verlust der Gewässerdynamik und der ausgedehnten feuchten Auwälder. Die durch die Beweidung mit Schafen und Ziegen entstandenen Heideflächen waren bis in die Nachkriegszeit hinein prägend für die hiesige Kulturlandschaft und Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten. Durch Intensivierung, Nutzungsaufgabe oder Verbrachung, der ursprünglich weitgehend offenen Kulturlandschaft im Bereich der Heiden sind diese spezialisierten Arten verdrängt worden.

Durch die ausgewerteten Satelliten- und Luftbilddaten des europäischen Projektes CORINE landcover (1990 – 2000, EEA) der European Environmental Agency ist die Veranschaulichung großflächiger Landnutzunsveränderungen möglich. Im vorliegenden Fall wurden die Datensätze der Jahre 1990 und 2000 herangezogen und verglichen. Es sind auch Datensätze verfügbar, die lediglich die Veränderungen gegenüber dem vorigen Zeitraum darstellen.

Durch den Vergleich zeigte sich, dass insbesondere Waldflächen in dem genannten Zeitraum zurückgingen. Die Ackernutzung nahm insgesamt leicht zu. Allerdings gerade in ökologisch sensibleren Gebieten, wie im Bereich des Gennacher Mooses. Auch der Umfang der Siedlungsentwicklung wurde deutlich. Der Kiesabbau in Obermeitingen erreichte zwischen 1990 und 2000 offenbar eine Ausdehnung, so dass er von den automatisierten Auswertungen des CORINE Projektes als solches großflächig interpretiert wurde.

Die CORINE Daten zeigen jedoch nur großflächige Veränderungen auf.

46 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Abbildung 13: CORINE landcover 1990-2000 (Veränderungen schraffiert)

1990 2000

Das Projektgebiet liegt naturräumlich überwiegend in der Haupteinheit der Lech-Wertach- Ebene. Der Naturraum setzt sich aus den breiten Talräumen von Lech und Wertach sowie terrassenartigen glazialen Schotterablagerungen zusammen. Insgesamt lässt sich die Haupteinheit aufgrund ihrer naturräumlichen Ausprägung und Topographie darüber hinaus in die folgenden Untereinheiten aufteilen (von West nach Ost): Niederterrasse und Talboden der Wertach im Westen, Singolder Ebene, Augsburger Hochterrasse, Niederterrasse und Talboden des Lech. Der Stoffersberger Wald südlich von Igling ist dem Randbereich der „Iller-Lech-Schotterplatten“ zuzuordnen.

Insbesondere die Augsburger Hochterrasse ist aufgrund der fruchtbaren, lößbedeckten Böden von einer intensiven landwirtschaftlichen, meist ackerbaulichen Nutzung geprägt. Die Landschaft ist hier weitgehend ausgeräumt und arm an Grünstrukturen oder Biotopen. Auch die Niederterrassen von Lech und Wertach werden überwiegend intensiv landwirtschaftlich genutzt, wobei hier teilweise Grünlandnutzung den intensiveren Ackerbau ablöst. Die weiten Talräume der größeren Fließgewässer stellen im Gebiet dagegen Bereiche dar, die extensiver, teilweise als Feuchtgrünland, genutzt werden. Hier sind großflächig feuchte Offenlandbereiche vorhanden.

In den Regionalplänen der vier Planungsregionen im Projektgebiet (Augsburg, Donau-Iller, Allgäu, München) sind einige Bereiche im Planungsraum als landschaftliche Vorbehalts- gebiete ausgewiesen (vgl. Abb. 14). In diesen Gebieten sind zum einen bereits schützenswerte Flächen vorhanden und zum anderen ist hier der Handlungsbedarf aus ökologischer Sicht als vordringlich einzustufen.

47 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Abbildung 14 Landschaftliche Vorbehaltsgebiete

Quelle: Regionalpläne, eigene Darstellung

Die ehemaligen Wildflusslandschaften an Lech und Wertach sind seit dem 19. Jahrhundert aufgrund von Hochwasserfreilegungen bzw. Wasserkraftnutzung keine frei fließenden Flüsse mehr. Durch die fehlende Auedynamik (regelmäßige Überschwemmungen, Umlagerungen etc.) sind die typischen Lebensgemeinschaften bereits weitgehend verschwunden. Dies betrifft auch, die am Lech und an der Wertach typischen und durch Beweidung lange aufrecht erhaltenen Lebensgemeinschaften der Brennen (Trockenrasen, lichte Trockenwälder). Dennoch kommen Lech und Wertach wichtige ökologische Funktionen als bedeutsame biogeographische Achsen (Artenbrücken) zu, die sich auf die noch großflächigen, reich strukturierten, teilweise durchgehenden Biotopkomplexe begründet. Durch entsprechende Vernetzungsmaßnahmen könnte diese Funktion noch deutlich gesteigert werden.

Singold und Gennach sind bedeutende Zuflüsse der Wertach und sind als wertvolle Fließgewässer mit einem hohen ökologischen Potenzial ein zu stufen. Auch hier ist

48 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

dringender Handlungsbedarf aus naturschutzfachlicher Sicht und nicht zuletzt auch aus landschaftlicher Sicht geboten.

Schutzgebiete und naturschutzfachlich bedeutsame Bereich sind in Plan 2 dargestellt. Als Grundlage für die Bewertung der Arten- und Lebensraumausstattung wurden die digitalen Daten des Arten – und Biotopschutzprogramms (ABSP-View) eingearbeitet.

Trotz der großflächig ausgeräumten Flur im zentralen und nördlichen Projektgebiet sind zahlreiche ökologisch und naturschutzfachlich bedeutende Flächen vorhanden. Zu den wertvolleren Gebieten zählen unter Anderem die Niedermoorbereiche und das Feuchtgrünland der Lech-Wertach-Ebene im Bereich des Gennacher Mooses zwischen Ettringen und Lamerdingen Die größeren zusammenhängenden, meist feuchten Offenlandbereiche stellen bedeutsame Wiesenbrüterlebensräume dar. Allerdings sind diese einem hohen Nutzungsdruck ausgesetzt.

Von besonderer Bedeutung sind darüber hinaus die Talräume und Fließstrecken von Lech und Wertach. Dabei ist das Lechtal im Osten bereits ein besonderer Schwerpunkt des Naturschutzes. Der Lech mit seinen Auwäldern und Brennen ist als europäisches FFH- Gebiet (7631-372.04 – „Lech zwischen Landsberg und Königsbrunn mit Auen und Leite“) geschützt. Hierzu zählt auch die Hurlacher Heide angrenzend an das nordöstliche Projektgebiet. Nicht zuletzt durch die Unterstützung des ALE Oberbayern konnten naturschutzfachlich interessante Flächen so zusammengelegt werden, dass das Projekt „Lebensraum Lechtal“ deutliche Fortschritte erzielen konnte und dieses Projekt heute Bayern weit als beispielhaft gilt. Die heute wieder aktive Schafbeweidung der Trockenrasen mit den dazu notwendigen Wanderkorridoren wäre ohne das Flächenmanagement des Amtes für ländliche Entwicklung so nicht realisierbar gewesen. Ähnliches gilt für den umfassenden Biotopverbund auf der Hochfläche westlich von Obermeitingen. Bi diesem Verfahren konnten durch das Amt 20 ha Grund und Boden erworben und für den Biotopverbund (Hecken, Obstwiesen etc.) bzw. Aufforstungen verwendet werden.

Weitere naturschutzfachlich besonders wertvollen Bereiche sind das landesweit bedeutsame strukturreiche „Wiedergeltinger Wäldchen“ (FFH-Gebiet 7930-301), sowie die Riedellandschaft im Bereich des Stoffersberger Walds mit den teilweise quellzügigen Hangbereichen

49 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Tabelle 9: SWOT Landwirtschaft und Landschaft

Stärken- Schwächen- Themen Chancen Risiken Landwirtschaft In vielen Bereichen intakte Der voranschreitende Strukturwandel führt zur Landwirtschaft Abwanderung der mit der Landwirtschaft verbundenen Berufsgruppen Direktvermarktung in Hofläden Möglichkeit der Vernetzung und Schaffung eines (Wiedergeltingen, Amberg, Verbunds Lamerdingen, Langerringen) oder auch Dorfladen (Hurlach) Vergrößerung der Betriebe und Höfe im Ort nehmen ab Übernahme landwirtschaftlicher Flächen stillgelegter Höfe Zersiedelung der Landschaft durch Aussiedlung

Wirtschaftwege befinden sich teilweise in einem schlechten Zustand Verlust von Boden durch Überbauung; Flächenverbrauch durch Straßen und Bauflächen Futterpflanzenanbau auf 43% der Futtertrocknung bedingt erhebliches landwirtschaftlichen Nutzfläche Verkehrsaufkommen

Vereinzelte Angebote von Ferien auf dem Bauernhof und Direktvermarktung

Natur und Über weite Strecken nebeneinander Monokultur Ackerbau weit verbreitet und nimmt im Zuge Landschaft von naturnaher Landschaft und des Baus von Biogasanlagen weiter zu Kulturlandschaft Zahlreiche Fließgewässerlebensräume Fehlende Eigendynamik der Gewässer

Feuchtgebiete von tw. landesweiter Nutzungsintensivierung Bedeutung (Bsp. Gennacher Moos) Trockenlebensraum mit Magerrasen Aufforstungsdruck nimmt zu (Wiedergeltinger Wäldchen) Landschaftspflege erfolgt tw. Durch Intensivierungsdruck durch die Landwirtschaft auf Landwirte Grenzertragsflächen

2.5 Freizeit und Erholung

Der Raum Zwischen Lech und Wertach, in der Nähe der Naherholungsgebiete Stauden und Westliche Wälder gelegen, verfügt insgesamt über ein gutes Entwicklungspotenzial im Bereich Freizeit und Erholung.

Eindeutige Stärken des Raumes sind die Wertachauen und die Kulturlandschaft mit ihren gepflegten Dörfern. Zudem tragen die im Raum verteilten Baggerseen (z.B. die Langerringer Baggerseen, der Birkensee bei Gennach) deutlich zur Naherholungsqualität des Raumes Zwischen Lech und Wertach bei. Die Gemeinde Hurlach ist im Begriff den nordöstlich der 50 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Gemeinde gelegenen Baggersee in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Obermeitingen gezielt zum Freizeit- und Erholungssee zu entwickeln. Ausgebaute Radwege verlaufen meist entlang der Staatsstraßen (z.B. St 2035) oder die Ortsverbindungsstraßen sind als solche zu nutzen. Die Gemeinde Langerringen beabsichtigt eine Radwegeverbindungen von Falkenberg nach Lamerdingen zu bauen. Die Trasse verläuft entlang der St 2035 auf östlicher Seite bis zur Abzweigung des Feldweges in Richtung Schwabaich. Eine Weiterführung des Radweges ist auf nicht ausgebauten Feldwegen angedacht.

Derzeit fehlt es jedoch gänzlich an einer Kooperation der Gemeinden zur Inwertsetzung der Potenziale. Grundlage für eine räumliche Vernetzung der Gemeinden und eine verbesserte Erreichbarkeit der Baggerseen wäre der Ausbau von Fuß- und Radwegen.

Des Weiteren ist der Raum (insbesondere der westliche Bereich) aufgrund der Vielzahl an attraktiven Reiterhöfen und Reitmöglichkeiten für Reiter interessant. Aber auch hier gibt es keine gemeindeübergreifende Vernetzung. Als Schwäche ist auch an zu führen, dass es nur wenig Freizeitangebote für die Jugend gibt.

In den Gemeinden befinden sich zwar zahlreiche bewirtschaftete Gasthöfe, nur bei wenigen ist jedoch auch eine Herberge angegliedert. Die wenigen Beherbergungsbetriebe im Raum weisen zum Teil einige grundlegende Mängel auf. Dazu gehört neben der mangelhaften Qualität eine entsprechende Kundenorientierung.

Die Gemeinden verfügen über ein lebendiges Vereinsleben und das kulturelle Potential des Raumes liegt im traditionellen Brauchtum. Mängel sind derzeit jedoch in der Qualität und der Attraktivität der kulturellen Angebote zu sehen. Die Vereine und einzelne Künstler sind wenig vernetzt – die Potenziale zum kreativen Austausch und Ausbau der kulturellen Angebote liegen hiermit brach. Sie können jedoch durch geeignete Maßnahmen und Projekte aktiviert werden und als Chance für den Gesamtraum genutzt werden.

Tabelle 10: SWOT Freizeit und Erholung

Stärken- Schwächen – Chancen Risiken Landschaft und Natur bergen ein hohes Kein Fuß-, Rad- und Reitwegenetz Entwicklungspotenzial

Baggerseen Schlechte Erreichbarkeit der Seen

Gasthöfe vielerorts vorhanden Wenig kleine Wirtschaften

Geringe Anzahl von Beherbergungsbetrieben

Aktives Vereinsleben

Vorhandenes Brauchtum Keine Vernetzung der kulturellen Angebote

Viele Reiterhöfe mit guten Reitmöglichkeiten Fehlende Vernetzung der Reiterhöfe und Reitangebote

51 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Karte 6 : Freizeit und Erholung

52 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

2.6 Zusammenfassung der Ortsprofile

Die acht Gemeinden im Untersuchungsgebiet weisen hinsichtlich ihrer Entwicklung oder auch Angebote Unterschiede auf. Deshalb wurden die statistischen Daten der einzelnen Orte in Bezug auf die Bevölkerungsstruktur, die Beschäftigungs- und Erwerbsstruktur sowie die Situation der Landwirtschaft und die Nutzungsverteilung der Gemeindefläche separat erfasst. Die detaillierten Ergebnisse der Auswertung der statistischen Daten zu den genannten Punkten sind im Anhang 1 als Ortsprofile dokumentiert.

Im Folgenden werden in Form einer stichpunktartigen Beschreibung die wichtigsten Merkmale der einzelnen Gemeinden zusammenfassend aufgezählt:

Gemeinde Obermeitingen • typisches Straßendorf im Auflösungsstadium • Angebote für die Bürger: Bäcker, Bank, Kindergarten, Gasthof, Bürgerhaus • freie Landschaft ist deutlich von Kiesabbau geprägt • höchster Anteil der 15-49jährigen an der Gemeindebevölkerung • geringster Anteil der Bevölkerungsgruppe über 50

Gemeinde Hurlach: • typische Mischform: Haufendorf, Straßendorf in Ergänzungsform • Angebote für die Bürger: Bäcker, Dorfladen, Kindergarten, Bank, Gasthof, Kultur- und Sporthalle, Baggersee • freie Landschaft ist deutlich von Kiesabbau geprägt • Jüngste Gemeinde im Raum Zwischen Lech und Wertach • Zuzug und Geburtenüberschuss bestimmen die Bevölkerungsentwicklung

Gemeinde Igling • Oberigling: Haufendorf im Auflösungsstadium • Unterigling: Straßendorf im Auflösungsstadium • Angebote für die Bürger: Bäcker, Metzger, Arzt, Bank, Grundschule, Kindergarten, Gasthof • Mit 2.400 Einwohnern die zweitgrößte Gemeinde im Untersuchungsgebiet • Behinderteneinrichtung Magnusheim im Ortsteil Igling/Holzhausen mit ca. 150 Arbeitsplätzen

53 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Gemeinde Hiltenfingen • Haufendorf im Auflösungsstadium • Angebote für die Bürger: Bäcker, Metzger, Grundschule, Kindergarten, Bank, Gasthof • starker Durchgangsverkehr entlang der Staatsstraße 2015 • hohe Anzahl an leerstehenden Wirtschafts- und Wohngebäuden • stagnierendes natürliches Saldo und negatives Wanderungssaldo

Gemeinde Langerringen • der Hauptort Langerringen und der Ortsteil Gennach sind typische Straßendörfer in Ergänzungsform • der Ortsteil Schwabmühlhausen ist ein Haufendorf im Auflösungsstadium • Angebote für die Bevölkerung: Bäcker, Metzger, Arzt, Apotheke, Grundschule, Kindergarten, Seniorenheim, Gasthof • mit rund 3.800 Einwohnern die größte Gemeinde im Raum Zwischen Lech und Wertach • höchstes außerlandwirtschaftliches Arbeitsplatzangebot (455 Beschäftigte) • die Dienstleistungsbranche stellt den Schwerpunkt dar • Seit 1987 über dem Landkreisdurchschnitt liegende Bevölkerungsentwicklung

Gemeinde Lamerdingen • Die Gemeinde besteht aus vier Ortsteilen • Der Hauptort ist ein Straßendorf in Ergänzungsform • Der Ortsteil Großkitzighofen ist ein Reihendorf im Zerfallsstadium • Kleinkitzighofen ist ein Haufendorf in Ergänzungsform • Der Ortsteil Dillishausen ist ein Zeilendorf im Zerfallsstadium • Angebote für die Bürger: Metzger, Bank, Kindergarten, Dorfgemeinschaftshaus • Mit einer Fläche von rund 34 qkm die zweitgrößte Gemeinde im Untersuchungsraum • über 117 landwirtschaftliche Betriebe bewirtschaften über 80% der Gemeindefläche • seit 2006 Sterbefallüberschuss und negatives Wanderungssaldo • hoher Anteil von über 65jährigen

54 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Gemeinde Amberg • Straßendorf im Endstadium • Angebote für die Bürger: Bäcker, Metzger, Lebensmittelladen, Hofladen, Kindergarten, Bank, Gasthof • keine Ortsteile • mit1.300 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Raum Zwischen Lech und Wertach • Kurzwellensendeanlage Wertachtal liegt auf dem Gemeindegebiet • rund 8 qkm der rund 11 qkm großen Gemeindefläche werden landwirtschaftlich genutzt • im Vergleich zum Landkreis Unterallgäu überdurchschnittliches natürliches und zuwanderungsbedingtes Wachstum

Gemeinde Wiedergeltingen • Haufendorf im Zerfallsstadium • Angebote für die Bürger: Bäcker, Lebensmittelladen, Hofladen, Grundschule, Kindergarten, Bank, Gasthof • Vergleichsweise hohes Arbeitsplatzangebot im produzierenden Gewerbe • Hoher Gebäudeleerstand und sanierungsbedürftige Straßen • Im Untersuchungsraum Gemeinde mit zweitgrößter Anteil der unter 15jährigen

55 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

3 Entwicklungsstrategie

Ausgehend von den identifizierten Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken in den Untersuchungsbereichen der Bestandsaufnahme wurde vom beauftragten Büro eine integrierte ländliche Entwicklungsstrategie (ILE-Strategie) für den Raum Zwischen Lech und Wertach entworfen. Die integrierte ländliche Entwicklungsstrategie für den Raum Zwischen Lech und Wertach gliedert sich in handlungsfeldbezogene Schwerpunktaufgaben der ILE, ein Leitbild und Leitlinien, nach denen diese Entwicklung vollzogen werden soll. Auf Basis der Leitlinien wurden durch die Akteure Maßnahmen und Projekte erarbeitet.

Abbildung 15: ILE - Strategie

Leitbild

Leitlinien

Dorf und Nahver- Freizeit und Landschaft und Wirtschaft Siedlung sorgung und Erholung Landwirtschaft und Verkehr Soziales

Inhaltliche Schwerpunkte

Quelle: eigene Darstellung

56 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

3.1 Inhaltliche Schwerpunkte der ILE zwischen Lech und Wertach

3.1.1 Themen und Ziele

Im Folgenden werden zunächst die mit den Akteuren je Handlungsfeld erarbeiteten Schwerpunktthemen mit ihren Entwicklungszielen beschrieben. Diese stellen dabei zunächst ein Zwischenergebnis dar, die sich im Laufe der Zeit erweiterten.

Handlungsfeld Dorf und Siedlung

Thema: Erhalt des dörflichen Charakters

Ziele:

• Erhalt und Weiterentwicklung von attraktiven Ortsbildern und intakten Ortsmitten • Weiterentwicklung sozialer Dorfstrukturen und Dorfgemeinschaften • Sicherung der Grundversorgung • Förderung eines attraktiven Angebotes von Freizeit- und Erholungseinrichtungen

Thema: Abgestimmte Siedlungsentwicklung

Ziele:

• Flächenangebot für Wohnen und Gewerbe im Verbund • Leerstehende Bausubstanz übergemeindlich aufnehmen und anbieten

Thema: Kommunikation und Information nach Innen und Außen

Ziele:

• Informationsbereitstellung über das Internet • Informationsbereitstellung durch direkte Kommunikation

Handlungsfeld Nahversorgung und Soziales

Thema: Im Alter auf dem Land wohnen

Ziele:

• Entwicklung neuer Betreuungs- und Pflegeangebote für Senioren • Schaffung seniorengerechter Wohnformen im lokalen Umfeld • Alternative Wohnraumangebote • Unterstützung der täglichen Lebensgestaltung

57 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

• Basisversorgung im Bereich Gesundheit • Seniorengerechte Angebotskombinationen aus den Bereichen Bildung, Sport, Kultur • Einbindung der Senioren in die Gesellschaft /Kommunikation

Thema: Mobilität sichern und ausbauen

Ziele:

• Erreichbarkeit der Gemeinden durch neue Konzepte verbessern • Entwicklung von Transferangeboten zum Besuch externer Veranstaltungen

Thema: Kommunikation und Information nach innen und außen

Ziele:

• Schaffung von Angebotstransparenz

Thema: Familienfreundliche Gemeinden

Ziele:

• Förderung familienfreundlicher Arbeitsbedingungen • Ausbau wohnortnaher Kinderbetreuungsangebote

Handlungsfeld Landschaft und Landwirtschaft

Thema: Landschaftspflege und Landschaftserhalt

Ziele:

• Gezielte Lenkung von Maßnahmen zur Landschafts- und Biotoppflege sowie deren Entwicklung/Vernetzung) • Gewerbeentwicklungen landschaftsverträglich gestalten

Thema: Zukunft der Landwirtschaft

Ziele:

• Verknüpfung der Direktvermarktung mit der Grundversorgung • Verstärkung der Kooperation zwischen den Landwirten • Nutzung erneuerbarer Energien • Förderung der Milchwirtschaft

58 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Handlungsfeld Freizeit und Erholung

Thema: Kommunikation und Information nach innen und außen

Ziele:

• Verbesserung der Innen- und Außendarstellung durch gemeinsame Vermarktung • Bürgerschaftliche Kommunikation verbessern

Thema: Wegenetzkonzept

Ziele:

• Ausbau von nutzungsspezifischen Wegenetzen

Thema: Ausbau des sportlichen und kulturellen Angebotes für Jung und Alt

Ziele:

• Förderung von Angebotskombinationen aus den Bereichen Sport und Kultur • Verbesserung des Angebotes für die Zielgruppe Jugend • Entwicklung von altengerechten Freizeitangeboten

Thema: Verknüpfung von Freizeitangeboten mit landwirtschaftlichen Produkten / Direktvermarktung

Ziele:

• Ausbau und Vernetzung der Direktvermarktungsangebote

Handlungsfeld Wirtschaft und Verkehr

Thema: Wirtschaftliche Entwicklung

Ziele:

• Förderung der übergemeindlichen Kooperation und des Marketings • Abgestimmte Außendarstellung • Förderung von Jungunternehmen • Abgestimmte Wohn- und Gewerbegebietsausweisung

59 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Thema: Abstimmung der verkehrlichen Infrastruktur

Ziele:

• Verbesserte Mobilität • Bessere Vernetzung des Raumes nach innen und außen

3.1.2 Schwerpunktaufgaben der ILE

Aufgrund der sich ergänzenden bzw. überschneidenden Ergebnisse (Themen und damit verfolgte Ziele) erfolgte zur Formulierung der Schwerpunktaufgaben eine thematische Zusammenführung der Handlungsfelder Dorf und Siedlung - Nahversorgung und Soziales als auch der Handlungsfelder Landschaft und Landwirtschaft – Freizeit und Erholung, zu jeweils einem Arbeitskreis. Diese Arbeitskreise vertieften wiederum die jeweiligen Schwerpunktthemen.

Arbeitskreis (AK) : Dorf und Siedlung – Nahversorgung und Soziales

Aufgabe: Erhalt und Stärkung der gemeinsamen Identität – soziale Dorfstrukturen, attraktive Ortsbilder

Die Mitglieder des Arbeitskreises Dorf und Siedlung – Nahversorgung und Soziales sehen in dem allgemeinen Mangel an sozialen Einrichtungen für Jung und Alt und dem fehlenden Image ihres Raumes große Schwachpunkte. Andererseits wird in dem insgesamt dörflichen Charakter des Raumes mit seinen alten Ortskernen, der ortstypischen Bausubstanz und Orten in welchen die Dorfgemeinschaft gepflegt wird, ein besonderes Potenzial gesehen.

Aus Sicht der Akteure ist dieses Potenzial die Grundlage für die Weiterentwicklung des Raumes zu einem attraktiven Wohnstandort. Es wird davon ausgegangen, dass deutliche Defizite und Vernachlässigungen im Bereich der Ortszentren, in den halböffentlichen und öffentlichen Bereichen, bei der Verknüpfung von Wohngebieten und Ortsmitten, als auch bei der Gestaltung der Ortseinfahrten und Ortsränder bewusst als Qualitätsmangel des Wohnstandortes wahrgenommen werden. Ein Ort hingegen, der insbesondere in den Räumen, wo die Kommunikation zwischen Menschen stattfindet, also in den Ortsmitten, an den Plätzen vor der Kirche, vor dem Rathaus, vor den Läden, durch seine baulich räumlichen Merkmale ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt, wird als Wohnstandort mit hoher Lebensqualität wahrgenommen.

60 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Aufgaben: Profilierung als familienfreundlicher Raum durch den Ausbau entsprechender Strukturen; Entwicklung neuer Betreuungs- und Pflegeangebote für Senioren sowie innovativer Wohnformen; Organisation von Seniorenbetreuung vor Ort zur Unterstützung der täglichen Lebensgestaltung

Der AK ist bestrebt, dass der Raum ein klares, gut zu kommunizierendes Profil entwickelt und von außen als Raum mit hoher Lebens- und Wohnqualität wahrgenommen wird. In diesem Zusammenhang wurde diskutiert welche Standortfaktoren heute für Familien und Senioren von besonderer Wichtigkeit sind.

Grundlage der Diskussion waren die, mit dem demographischen einhergehenden, gesellschaftlichen Veränderungen. Als Dorfbewohner nehmen die Akteure die Zunahme der älteren Bevölkerung und die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten wie z.B. die Alltagsbewältigung und die damit zusammenhängende Betreuungsnotwendigkeit bewusst war. Andererseits wurde festgestellt, dass Familien aufgrund veränderter Lebensweisen heute veränderte Bedürfnisse haben. Hinzu kommt die Vielzahl an Lebensstilen, wie z.B. der Single, die Patchwork-Familie oder der Aktivsenior, welcher sich gerne ehrenamtlich engagiert.

Auszüge: Wandlungsprozesse Familien9

Erwerbstätigkeit, berufliche Karriere und konsumorientierte Lebensstile haben heute einen höheren Stellenwert als Familie und Kinder. Die Zahl der nicht Heiratenden hat kontinuierlich zugenommen. In der Bundesrepublik Deutschland bleiben 18 Prozent der Männer und 11 Prozent der Frauen im heiratsfähigen Alter ledig. Bei den jungen Männern und Frauen werden etwa 30 Prozent ledig bleiben.

• Das seit Mitte der 1970er Jahre bestehende durchschnittlich höhere Heiratsalter ist zurückzuführen auf die verlängerten Ausbildungszeiten und die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaften. So kommt es, dass heutzutage ledige Frauen bei der ersten Eheschließung im Durchschnitt 29 Jahre und Männer 31 Jahre alt sind..

• Eine Ursache für die Zunahme von Scheidungen ist die Unabhängigkeit der Frauen im mittleren Lebensalter, da sie eine zunehmende Erwerbstätigkeit haben und nicht mehr wie früher auf den Partner angewiesen sind. Frauen verzichten eher auf Kinder, als auf Selbstständigkeit und berufliche Entwicklung.

• Die nichteheliche Lebensgemeinschaft ist nicht nur eine gewählte Lebensform in der Anfangsphase der Paarbildung, sondern auch für Paare, die nach dem Scheitern einer Ehe zusammengefunden haben.

• Die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben höher qualifizierte, vernetzte und mobile Frauen. Diese Merkmale stehen aber in deutlichem Widerspruch zu den Rahmenbedingungen, die Familie und Kinder darstellen.

• Bei steigender Frauenerwerbstätigkeit müssen insbesondere in ländlichen Räumen viele wichtige Funktionen in den Bereichen Kinderbetreuung, Familie und Altenpflege, auf anderen Wegen erfüllt werden müssen.

Auszug: Wandlungsprozesse Senioren

• In Zukunft ist Alter noch weniger gleichzusetzen mit Passivität, Immobilität, Gebrechlichkeit und Krankheit. In Zukunft werden ältere Menschen wesentlich aktiver sein, vor allem aber wesentlich länger aktiv sein, als das heute schon der Fall ist.

9 Entnommen aus: Soziokulturelles Profiling – Gewandelte gesellschaftliche Bedarfe für die Zukunft des ländlichen raumes; StmWiVT, P.Frosch/E.Diener 61 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

• Gegenwärtig hat ein Mann durchschnittlich noch ein Viertel seines Lebens vor sich und eine Frau sogar ein Drittel ihres Lebens, wenn sie die Pension antreten – diese Zeit muss mit neuen Inhalten gefüllt werden, um das Leben ohne die äußeren Bedingungen der Erwerbstätigkeit zu gestalten.

• Die Generation der heute 40- bis 60jährigen wird mit anderen Lebenserfahrungen ins Rentenalter gehen. Sie haben vielfältigere Lebensformen und Lebensstile kennen gelernt. Somit werden auch im Seniorenalter alle Lebenslagen von den gut Abgesicherten, den Vermögenden bis zu denen mit geringen Bezügen vertreten sein. Es ist zwar davon auszugehen, dass das Bedürfnis im Alter im naturnahen, ländlichen Umfeld zu leben, nach wie vor vorhanden ist, aber den Schritt „aufs Land“ zu ziehen wagen immer weniger.

Zusammenfassend wurde im Arbeitskreis festgestellt, dass im Rahmen einer zukunftsfähigen ILE gemeindliche und übergemeindliche Angebote entwickelt und bereitgestellt werden müssen, welche den heutigen Bedürfnissen von Familien und Senioren entsprechen. Dabei soll nicht jede Gemeinde alles anbieten können, sondern in dem ILE-Gebiet sollen unterschiedliche Angebote zu einem attraktiven Gesamtpaket zusammengestellt werden.

Arbeitskreis (AK): Landschaft und Landwirtschaft – Freizeit und Erholung

Innerhalb des AK Landschaft und Landwirtschaft – Freizeit und Erholung ergeben sich die Schwerpunktaufgaben aus den Hauptdiskussionsthemen: Zukunft der Landwirtschaft und Erhalt und Nutzung von Natur und Kulturlandschaft.

Aufgabe: Bestehende Direktvermarktungsangebote vernetzen und die Direktvermarktung im Raum ausbauen

Zwischen Lech und Wertach bewirtschaften 2008 rund 370 landwirtschaftliche Betriebe ca. 11.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Intensiv genutzte Ackerflächen prägen das Landschaftsbild. Das Ackerland umfasst 9.300 ha und somit ca. 70% der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Die Flächen der stillgelegten Höfe (20% von 1999 bis 2008) übernehmen zum Großteil weiter wirtschaftende Höfe. Im Zusammenhang mit der Lage des Raumes zwischen den zentralen Orten sieht der AK in diesem hohen Anteil zukunftsfähiger landwirtschaftlicher Betriebe die Möglichkeit den Raum Zwischen Lech und Wertach als Produzenten und Lieferanten gesunder Lebensmittel zu vermarkten. Hierfür bedarf es neben der Vernetzung der bestehenden Direktvermarkter in einzelnen Gemeinden und einem flächendeckendem Ausbau der Direktvermarktung im Raum, dem Aufbau regionaler Produktmarken.

Aufgabe: Kooperation zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe und regenerativer Energien

Eine weitere Einkommensalternative für die Landwirtschaft sieht der AK in dem Aufbau von gemeinsamen, eigenen Photovoltaik- und Windkraftanlagen als auch in der Pflanzung von Energiewäldern. Gleichzeitig soll jedoch die attraktive und ökologisch wertvolle Kulturlandschaft nicht beeinträchtigt werden, so dass vorgeschlagen wird zunächst festzu- stellen wo Potenziale im Raum Zwischen Lech und Wertach vorhanden sind, wo diese räumlich liegen und ob sie wirtschaftlich genutzt werden können.

Aufgaben: Gemeinsamer Ausbau, Nutzung und Vermarktung der Freizeit- und Erholungsangebote; Verknüpfung von ländlichem Nutzwegebau mit touristischen Freizeitnutzungen

In der Weiterentwicklung des Gebietes zum Freizeit- und Erholungsraum für die umliegenden Städte besteht aus Sicht des AK eine Chance der wirtschaftlichen 62 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Wertschöpfung und der Profilierung des Raumes. Hierbei ist es denkbar die landwirtschaftlichen Nutzwege mit touristischer Nutzung (Bsp. Radwege) zu verknüpfen. Die Innen- und Außendarstellung könnte durch eine gemeinsame Vermarktung erfolgen.

Aufgabe: Erarbeitung neuer Nutzungskonzepte zum Erhalt und zur Verbesserung von Natur und Landschaft

Die vorhandene Kulturlandschaft und Natur sind attraktiv und ökologisch wertvoll (Bsp. Auen von Gennach und Singold). Die land- und forstwirtschaftliche Nutzung prägen die Kulturlandschaft zwischen Lech und Wertach und sind unabdingbar für deren Fortbestehen. Im Rahmen der ILE sollen entsprechende Maßnahmen entwickelt werden, um die Kulturlandschaft in ihrem Bestand zu sichern und die landschaftlichen Qualitäten zu schützen, zu erhalten und aufzuwerten.

Arbeitskreis (AK): Wirtschaft und Verkehr Der AK Wirtschaft und Verkehr sieht die Schwerpunktaufgaben der ILE Zwischen Lech und Wertach in einer koordinierten wirtschaftlichen Entwicklung aller Gemeinden und in einer Verbesserung der Mobilität.

Aufgabe: Koordinierte wirtschaftliche Entwicklung

Täglich pendeln ca. 3.000 Bewohner des Raumes zu ihren Arbeitsplätzen in die umliegenden Städte. Durch die Ansiedlung, Gründung und Weiterentwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen soll die Arbeitsplatzsituation im Raum verbessert und langfristig die Entwicklung der Dörfer zu reinen Schlafdörfern verhindert werden. Darüber hinaus sieht der AK in der infrastrukturellen Ausstattung (B 17neu, A 96) eine Möglichkeit durch interkommunale Zusammenarbeit die Gewerbeentwicklung zu konzentrieren.

Aufgabe: Verbesserung der Mobilität

Der Raum Zwischen Lech und Wertach wird von Bahn und Bus entweder fast überhaupt nicht oder nur im Zusammenhang mit dem Schulbusverkehr bedient. Die Bevölkerung des Raumes wird mit Verkehrsleistungen im ÖPNV nicht ausreichend bedient und der AK sieht eine Schwerpunktaufgabe der ILE zwischen Lech und Wertach darin, die Mobiltät zu verbessern.

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in Zukunft durch Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur differenzierte Angebote erforderlich sein. Durch die wachsende Anzahl alter Menschen verändern sich die Anforderungen an das Verkehrsangebot. Anstelle der derzeit überwiegenden Ausrichtung auf Arbeitswege und –zeiten wird der Verkehr durch höhere Anteile des Freizeit- und Versorgungsverkehrs bestimmt. Die Verkehrsnachfrage wird individueller mit unterschiedlichen Zeiten und wechselnden Zielen.

63 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

3.2 Projektleitbild und Leitlinien

Die von den Arbeitskreisen definierten elf Schwerpunktaufgaben sind wesentlicher Bestandteil der darauf aufbauenden Leitlinien. Im Rahmen einer Lenkungsgruppensitzung wurden die Arbeitskreisergebnisse intensiv diskutiert und das Leitbild und die Leitlinien, nach denen die Entwicklung vollzogen werden soll, formuliert.

Die acht Gemeinden aus vier unterschiedlichen Landkreisen, zwei Regierungsbezirken und im Einflussbereich von vier lokalen Aktionsgruppen des LEADER-Programms haben sich zusammengeschlossen, um die zahlreichen Problemstellungen zu bearbeiten, die sich aus der gemeinsamen Randlage ergeben. Den Problemstellungen steht ein hohes Maß an ländlicher Lebensqualität gegenüber, woraus folgendes Projektleitbild zur zukünftigen Entwicklung des Raumes resultiert:

1. Den zukünftigen Herausforderungen werden sich die acht Kommunen in ausgewählten Handlungsfeldern durch eine verstärkte regionale Kooperation, in regional abgestimmter Weise stellen und wollen so entsprechende Synergieeffekte und gemeinsame Vorteile erzielen. In diesem Zuge soll der Raum als Ganzes und seine Angebote überörtlich bekannt gemacht werden und so eine größere Bekanntheit erfahren.

2. Der Raum Zwischen Lech und Wertach wird sich verstärkt als familien- und seniorenfreundlicher Raum am Rande der jeweiligen Landkreise und zentralen Orte profilieren. Eine verbesserte und an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientierte Lebensqualität wird von allen Gemeinden als zentrale Herausforderung erkannt.

3. Die besonderen Potenziale, die sich aus der vielgestaltigen Natur und Kulturlandschaft ergeben, möchte der Raum verstärkt durch die Etablierung als Freizeit- und Erholungsraum, insbesondere im Sinne einer naturnahen Erholung für die Bewohner der umliegenden zentralen Orte nutzen.

4. Für die Land- und Forstwirtschaft sollen im Bereich erneuerbare Energien neue Einkommensquellen geschaffen werden. Gleichzeitig wird die Erhaltung der attraktiven und ökologisch wertvollen Kulturlandschaft angestrebt. Sie stellt nicht nur die Basis für die Etablierung als Naherholungsraum und touristische Destination dar, sondern hat auch einen zentralen Identität stiftenden Charakter für den Gesamtraum.

5. Der Raum wird von Bahn und Bus entweder fast überhaupt nicht oder nur im Zusammenhang mit dem Schulbusverkehr bedient, so dass die Einführung eines, den gemeinsamen Raum bedienenden, öffentlichen Verkehrsnetzes einen weiteren Schwerpunkt der koordinierten Entwicklung darstellt.

Die zukünftige Ausrichtung des Raumes Zwischen Lech und Wertach wird damit durch fünf Leitlinien definiert. Sie stecken den Rahmen für die zukünftige Integrierte ländliche Entwicklung zwischen Lech und Wertach. Im weiteren Verlauf des Beteiligungsprozesses werden die Leitlinien durch Maßnahmen und Projekte unterfüttert und konkretisiert.

64 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Leitlinie A - Profilierung zum familien- und seniorenfreundlichen Lebens- und Wirtschaftsraum zwischen Lech und Wertach:

Die Arbeitsgemeinschaft sieht in der gemeinsamen Profilierung zum familien- und seniorenfreundlichen Lebens- und Wirtschaftsraum die Chance, dass der Raum sich inmitten der zentralen Orte als ländlicher Raum mit hoher Lebens- und Wohnqualität positioniert. Sie setzt sich dafür ein, dass die ländliche Charakteristik des Raumes bewahrt und die soziale Qualität erhalten bleibt. Die Gemeinden bewerten den Erhalt des Charakters der ländlichen Ortschaften mit den alten Ortskernen und der landschaftsprägenden und ortstypischen Bausubstanz als wichtige Voraussetzung für die Stärkung der regionalen Identität.

Die Gemeinden sehen in zeitgemäßen Angeboten für Familien und Senioren einen wesentlichen Aspekt der Wohn- und Lebensqualität. Im Rahmen der ILE zwischen Lech und Wertach sollen gemeindliche und übergemeindliche Angebote entwickelt und bereitgestellt werden, welche den heutigen Bedürfnissen von Familien und Senioren entsprechen. Dabei kann es nicht Ziel sein, dass jede Gemeinde alles anbietet, sondern vorhandene oder zu entwickelnde gemeindliche Angebote sollen zu einem attraktiven Gesamtpaket zusammengestellt werden.

Leitlinie B - Kooperation zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe und regenerativer Energien:

In der Kooperation zur Nutzung regenerativer Energien sehen die Gemeinden die Chance Wertschöpfungsketten im Raum Zwischen Lech und Wertach auszubilden und die lokale Wirtschaftskraft zu stärken. Der Aufbau von gemeinsamen, eigenen Photovoltaik- und Windkraftanlagen als auch in der Pflanzung von Energiewäldern wird als mögliche Einkommensalternative für die Landwirte/-innen verstanden. Gleichzeitig räumt die Arbeitsgemeinschaft dem Erhalt und der Entwicklung einer attraktiven und ökologisch wertvollen Kulturlandschaft den Vorrang ein. Es besteht Einigung darüber, dass eine gemeinsame Entwicklung und Abstimmung der raumbedeutsamen Nutzungsarten regenerativer Energie erfolgen soll. Die interkommunale Nutzung von Flächen für regenerative Energie steht dabei im Fokus der Konzeption.

Ziel der Gemeinden ist es, weitestgehend über diverse dezentrale Anlagen (Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung, Windkraft, Erdwärme) eine Energieautarkie zu erreichen. Neben dem Ausbau von derartigen Anlagen muss es Ziel sein, über konzentrierte Informationskampagnen die Energieeinsparmöglichkeiten vor Ort auszuloten und entsprechende Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs, wie z. B. über die Wärmedämmung, den Einsatz moderner Haustechniken etc. einzuleiten.

Leitlinie C – Ökonomische Inwertsetzung und nachhaltige Sicherung von Natur und Landschaft:

Die Arbeitsgemeinschaft setzt sich dafür ein, dass die attraktive und ökologisch wertvolle Natur und Kulturlandschaft durch entsprechende Maßnahmen geschützt und erhalten wird. In einer gemeinsamen Entwicklung und Abstimmung aller raumbedeutsamen Nutzungsarten sehen die Gemeinden die Möglichkeit einer nachhaltigen Stabilisierung und Sicherung der ökologischen als auch ökonomischen Leistungsfähigkeit der Landschaft zwischen Lech und Wertach.

65 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

In der Weiterentwicklung des Raumes zum Freizeit- und Erholungsraum für die umliegenden Städte sehen die verantwortlichen eine Chance der Inwertsetzung des landschaftlichen Potenzials und der wirtschaftlichen Wertschöpfung.

Leitlinie D - Erschließung neuer Einkommensquellen für die Landwirtschaft:

Die Arbeitsgemeinschaft sieht in der Schaffung von Einkommenskombinationen für die Landwirte/-innen (z.B. die verstärkte Übertragung kommunaler Aufgaben) ein notwendiges Mittel zur Anpassung an den agrarstrukturellen Wandel. Die Gemeinden setzten sich für die Entwicklung entsprechender Maßnahmen zur Einkommenssicherung ein, welche die landwirtschaftlichen Betriebe und gleichzeitig die Kulturlandschaft, für deren Fortbestehen die land- und forstwirtschaftliche Nutzung unabdingbar ist, stärken.

Leitlinie E - Koordinierte wirtschaftliche Entwicklung und Abstimmung der verkehrlichen Infrastruktur:

In der Sicherstellung einer ausreichenden Bedienung der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen im ÖPNV sehen die Gemeinde eine Aufgabe der Daseinsvorsorge und sehen sich gefordert zur Sicherung der Mobilität ihrer Bevölkerung neue Formen der Gestaltung des öffentlichen Personennahverkehrs zu erproben und einzusetzen.

In der Bündelung ihrer Interessen sieht die Arbeitsgemeinschaft die Chance, den vielfältigen Standortanforderungen von Unternehmen nachzukommen. Die Lagegunst bestimmter Flächen soll genutzt werden und eine zukünftige Ausweisung neuer Gewerbegebiete in Zusammenarbeit benachbarter kommunaler Gebietskörperschaften erfolgen.

66 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

3.3 Maßnahmenpakete und Projekte

Im Folgenden werden die zu den einzelnen Leitlinien erarbeiteten Maßnahmen und Projekte beschrieben. Der im Rahmen des Beteiligungsprozesses erarbeitete Maßnahmenkatalog enthält sowohl interkommunal zu realisierende als auch örtlich umzusetzende Maßnahmen und Projekte.

Leitlinie A: Profilierung zum Familien – und generationenfreundlichen Raum Zwischen Lech und Wertach

Maßnahmen Mögliche Projekte

 Schaffung familienfreundlicher  Checkliste zur Familienfreundlichkeitsprüfung – Angebote und entsprechende Was brauchen Familien, was wird angeboten Darstellung des Raumes  Initiative „Attraktive Ortsmitten“ – gemeinsam entwickeln und gestalten

 Das Angebot der Gemeinden im Internet – Wir bieten für jeden was!

 Kinderbetreuungsbörse (Tagesmütter, Leihgroßeltern etc.)

 „Jugend redet mit“ bei Entwicklung, Planung und Gestaltung

 Förderung und Betreuung von Jugendlichen im Übergang zwischen Schule und Beruf

 Jugendgruppen übernehmen soziale Verantwortung

 Jugendtreff

 Lebens- und Wohnqualität für  Zusammenkommen in Mehrgenerationen- Senioren sichern häusern

 Schaffung von Strukturen zur  Ich bleibe in meinem Heimatort - Wohnraum für Unterstützung der täglichen Senioren Lebensgestaltung  Seniorensprechstunden in der Gemeinde  Verbesserung des Dialogs der Generationen  Netzwerk „Alltagshilfe“: Einkauf, Arztbesuch, Behördengänge etc.  Schaffung von Wohnmöglichkeiten  Seniorenbeauftragte ausbilden und einsetzen

 Senioren betreuen Senioren

 Alternative Mobilität (Dorfauto; Flexi-Bus)

 Tagesbetreuung für Senioren

67 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Leitlinie B: Kooperation zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe und regenerativer Energien

Maßnahmen Mögliche Projekte

 Gemeinsame Nutzung von erneuerbarer  Potenzialanalyse und sinnvoller Umgang mit Energie auf einer Fläche dem Einsatz erneuerbarer Energie

 Ausbau regenerativer Energiequellen in  Gemeinsame Photovoltaikanlage Kooperation  Aufforstung zur Energiegewinnung  Identifizierung von Flächen zur Anpflanzung nachwachsender Rohstoffe  Konzentration der Biogasanlagen

 Gründung einer Erzeugergemeinschaft

 Kooperation der gemeindlichen Einrichtungen

Leitlinie C: Ökonomische Inwertsetzung und nachhaltige Sicherung von Natur und Landschaft

Maßnahmen Mögliche Projekte

 Ausbau zielgruppenorientierter  Ausarbeitung einer Karte mit unterschiedlichen Angebote zur Inwertsetzung von Wegenutzungen und regionalen Besonderheiten Natur und Landschaft (Freizeit –Gastronomie – Übernachtung - Kultur)

 Vermarktung eines naturnahen und  Aktualisierung des „Reiterbuches“ zielgruppenspezifischen Urlaubsangebotes  Pilgerwege

 Per Pedes zwischen Lech und Wertach unterwegs

 Nordic Walking zwischen und an Lech und Wertach

 Urlaub auf dem „Begegnungshof“

 Vernetzung vorhandener Natur- und  Ausgleichsflächenmanagement Landschaftsnutzungen  Ökokonto

 Erfassung und Vernetzung der naturschutzrelevanten Flächen

68 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

 Bewusstseinsbildung für Natur und  Biotoppatenschaften Landschaft durch zusätzliche Bildungs- und Lernangebote  Vorträge: Nachhaltigkeit in der Landnutzung

 Nutzung des bürgerschaftlichen  Qualifizierung von Gästebegleitern Engagements für den Erhalt der Kulturlandschaft  Natur und Kultur an Lech und Wertach

 Wasserweg – Flusslandschaften erleben und bewahren

 Ausbau, Nutzung und Vermarktung  Gemeinsamer Freizeit- und Veranstaltungs- gemeinsamer Freizeit-, Erholungs-, kalender (mit Internetauftritt) und Kulturangebote für Jung und Alt  Acht Gemeinden – eine Freizeitkarte

 Radwege, Wanderwege und Reitwege mit Infoschildern

 Lech-Wertachradweg mit Lehrpfad

 Gemeinsame Gottesdienste im Freien

 Gemeinsame Zeltlager

 Wandertag zwischen Lech und Wertach

 Kulturtage: Theater, Musik, Lesungen

 Ortsführungen und Vorträge

Leitlinie D: Erschließung neuer Einkommensquellen für die Landwirtschaft

Maßnahmen Mögliche Projekte

 Aufbau regionaler Produktmarken  Regionales Vermarktungskonzept unter Einbindung der Gastronomie  Vernetzung bestehender Direktvermarktungsangebote und  Lebensmittel, Produkte und Dienstleitungen aus Ausbau der Direktvermarktung einem Raum – von Zwischen Lech und Wertach

 Culinaria Reise

 „Runder Tisch“ mit Erzeugern und Vertrieb

 Bauernmärkte

 Landfrauencatering

 Pflanzentauschbörse

 Mobile Saftpresse

69 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

 Übertragung kommunaler  Grünflächenpflege Aufgabenbereiche auf die Landwirte  Winterdienst

Leitlinie E: Koordinierte wirtschaftliche Entwicklung und Abstimmung der verkehrlichen Infrastruktur

 Darstellung des Wirtschaftsraumes  Gemeinsame Broschüre Zwischen Lech und Wertach und Stärkung des heimischen Gewerbes /  Mitteilungsblatt – Wir informieren uns Handwerks  Gewerbeschau Zwischen Lech und Wertach

 Gemeinsame Entwicklungsabstimmung: Rahmenplan zur wirtschaftlichen Entwicklung

 Verknüpfung von ländlichem  Rad-, Wanderwegenetz Nutzwegebau mit touristischen Freizeitnutzungen

 Verbesserung der innerörtlichen  Verkehrsberuhigungsprojekte Verkehrssituationen

 Entwicklung alternativer  Dorfauto Mobilitätskonzepte  Rufbus

 Flexi-Bus

 Sicherung der Grundversorgung  In jedem Dorf ein Laden! - Dorfladenkonzept

 Hofladen

 Gasthäuser mit Verkauf

70 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

4 Prioritäre Maßnahmen und Umsetzungsprojekte

4.1 Prioritäre Maßnahmen

Aus dem gelisteten Bestand an Maßnahmen wurden von der Lenkungsgruppe diejenigen Maßnahmen ausgewählt von denen wesentliche Beiträge zur Verwirklichung einer nachhaltigen interkommunalen Entwicklung bzw. Entwicklung des Raumes erwartet werden.

Entsprechend der fünf Leitlinien wurden die fünf Maßnahmenpakete mit den dazu gehörigen Projekten vorgestellt (vgl. Kap. 3.4.1 Maßnahmenkatalog). Innerhalb dieser Pakete wurde zunächst eine einzelkommunale Bewertung vorgenommen.

Die Bewertung erfolgte vor dem Hintergrund folgender Kriterien:

 Zielkonformität (Trägt die Maßnahme wesentlich zur Umsetzung der ILE-Strategie bei?)

 Regionale Identität (Trägt das Projekt zur Förderung der gemeinsamen Identität bei?)

 Synergieeffekte (Gibt es mit anderen Maßnahmen Synergieeffekte?)

Die abschließende Gesamtauswahl entspricht Zielbereichen, welchen sich die Gemeinden durch eine verstärkte Kooperation in abgestimmter Weise stellen wollen, um so entsprechende Synergieeffekte und gemeinsame Vorteile erzielen zu können. Eine Übersicht der Bewertung nach dem oben geschilderten Verfahren befindet sich im Anhang 4.

Die nachfolgende Abbildung stellt das Ergebnis des Diskussions- und Auswahlprozesses dar. Die grün hinterlegten Felder weisen daraufhin, dass die jeweilige Gemeinde die entsprechende Maßnahme aufgrund hochgradiger Betroffenheit oder Interesse priorisiert hat.

In der anschließenden Diskussion wurden die einzelnen Maßnahmen um weitere Aspekte ergänzt bzw. aufgrund ähnlicher Zielrichtung zusammengeführt.

Ergänzend zu den entwickelten Maßnahmen und Projekten entstand im Zuge des ILEK - Erarbeitungsprozesses der Bedarf an konzeptionellen Aussagen zu den ausgewählten Zielbereichen. Entsprechend wird das Konzept durch gutachterliche Empfehlungen zur weiteren Entwicklung des Raumes in den genannten Bereichen ergänzt:

71 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Abbildung 16: Bewertung der Maßnahmen

Insgesamt wurden aus den 22 Maßnahmen die folgenden sieben Maßnahmen für die Umsetzung im Rahmen des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzeptes ausgewählt.

Maßnahme 1:

Gemeinsame Nutzung von erneuerbarer Energie auf einer Fläche, Ausbau regenerativer Energiequellen in Kooperation; Identifizierung von Flächen zur Anpflanzung nachwachsender Rohstoffe

In der Kooperation zur Nutzung regenerativer Energien sehen die Gemeinden die Chance Wertschöpfungsketten im Raum Zwischen Lech und Wertach auszubilden und die lokale Wirtschaftskraft zu stärken. Außerdem können in diesem Zusammenhang auch neue Einkommensquellen für die Land- und Forstwirtschaft geschaffen werden.

Als Grundlage für die Entwicklung zu einem möglichst autarken Raum wird für das Projektgebiet Zwischen Lech und Wertach ein Energiekonzept angedacht, welches zunächst die Energieverbrauchsstrukturen und Energiepotenziale durch

72 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

• eine umfassende Bestandsaufnahme des aktuellen Energieverbrauchs und der aktuellen Energieträger und

• die räumliche Potenzialermittlung (landschaftsplanerisch und städtebaulich) der erneuerbaren Energieträger Biomasse, Wasserkraft und Windkraft erfasst. Durch die Gegenüberstellung der Produktionspotenziale und Verbrauchsstrukturen soll dann festgestellt werden, wo ein Energieüberschuss bzw. Energiemangel besteht.

Im Rahmen der angestrebten Kooperation wird eine interkommunale Nutzung von Flächen für regenerative Energie (z.B. Suche nach einer Kulisse für Nawaros bzw. Standorte für Windenergie, Photovoltaik) angestrebt. Hierbei ist jedoch dem Erhalt und der Entwicklung einer attraktiven und ökologisch wertvollen Kulturlandschaft der Vorrang ein zu räumen. Durch eine gemeinsame Entwicklung und Abstimmung aller raumbedeutsamen Nutzungsarten möchte der Raum die ökonomische als auch ökologische Leistungsfähigkeit der Landschaft Zwischen Lech und Wertach nachhaltig stabilisieren und sichern.

Maßnahme 2:

Ausbau, Schaffung und Vermarktung generationenfreundlicher (junge Familien und Senioren) Angebote

Die acht Gemeinden stehen einer Vielzahl von Problemstellungen gegenüber, die sich aus der gemeinsamen Randlage ergeben. Im Gegenzug steht diesen Schwächen jedoch ein hohes Maß an ländlicher Wohn- und Lebensqualität gegenüber.

Als Gemeinden des ländlichen Raumes Zwischen Lech und Wertach sehen alle Beteiligten eine große Entwicklungschance darin, ihren Standort als attraktiven Lebensraum aktiv in Wert zu setzen. Von der kommunalen Attraktivität ihrer Gemeinden wird es abhängen, ob es ihnen gelingt, die Bürger zu halten, neue Bürger anzuziehen, oder ob sie Bevölkerung verlieren.

Im Zuge der Überlegungen zur Positionierung und Profilierung des Raumes als attraktiven Wohnstandort wurde eine Spezialisierung der Gemeinden auf eine einzelne Zielgruppe, z.B. nur junge Familien oder überwiegend Senioren, wird von allen Befragten als wenig attraktiv erachtet. Wenn auch vielfach der Familienverbund im privaten Bereich aufgelöst wird, so besteht häufig der Wunsch über nachbarschaftliche Kontakte oder über kommunale Netzwerke, ein Leben in Gemeinsamkeit der Generationen zu führen.

Aus der wissenschaftlichen Analyse und Aufbereitung von Ergebnissen demografischer und gesellschaftlicher Forschungen/Untersuchungen10 ist die Möglichkeit einer qualitativ hohen Lebensgestaltung für junge Familien und Senioren an folgende „neue“ Strukturerfordernisse des lokalen Umfeldes gekoppelt:

10 eigene Analyse und Aufbereitung 73 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Junge Familien: Vereinbarkeit von Familie und Beruf • An die familiären Verhältnisse und beruflichen Anforderungen angepasste Kinderbetreuungsangebote: Selbsthilfeaktivitäten, Elterninitiativen, Tagespflege, ehrenamtliche Elemente in der Kinderbetreuung z.B. Leihoma, Hausaufgabenhilfe. • Alternative Betreuungsangebote für die „Alten": Besuchsdienste, Nachbarschaftshilfe, ambulante Versorgungsstrukturen. (Familien, die sowohl Betreuungsangebote für Kinder als auch für die älteren Familienmitglieder benötigen, werden als Sandwichfamilien bezeichnet) • Kooperation von Unternehmen und Kommunen: Abstimmung von arbeitsplatzbezogenen Anforderungen und dem Betreuungsangebot von Kindertagesstätten. Wohnsituation und Wohnumfeld • Familienfreundliche Gestaltung des Wohnumfeldes und der öffentlichen Räume: haus- und wohnungsnahe Freiflächen für gefahrloses Spielen, Verkehrssicherheit der Wege zu Kindergarten und Schule. Barrierefreiheit im öffentlichen Straßenraum. Bildung und Ausbildung • Förderung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen: Schulergänzende Bildungsangebote, Lernevents, mobile Büchereien, Praktika für Jugendliche in verschiedenen Berufen, organisierte Wochenendausflüge mit Bildungsanspruch, künstlerische Frühförderung und Motivation zur künstlerischen Gestaltung. Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche und die ganze Familie • Jugendspezifische Sport- und Freizeitangebote im Ort und im erreichbaren Umfeld.

• Flexible und nachfragegerechte Mobilitätsangebote für Jugendliche z.B. Discobus.

• Treffpunkte für die Gemeinschaft: multifunktionale Einrichtungen für die ganze Familie: Familien -, Mütter - und Nachbarschaftszentren, Kinder- und Jugendhäuser.

Senioren:

Neue Formen des Wohnens und Wohnraumanpassung im Lichte des demografischen Wandels • Wohnen im Alter: Informations- und Beratungsmöglichkeiten über seniorengerechte Umbaumaßnahmen im Bestand, neue Wohnformen und –möglichkeiten im lokalen Umfeld.

Sicherung der Daseinsvorsorge • Sicherung der Daseinsvorsorge mit bedarfsgerechten und flexiblen Serviceleistungen. Angebote und Informationen zur täglichen Lebensgestaltung: Einkaufshilfen, Mobilität ohne Auto, Hausservices wie Putzdienste und Gartenpflege, Kleinreparaturen.

• Bedarfsgerechte und flexible Services im Bereich Gesundheit: Angebote, Informationen und Beratung zu mobilen Gesundheits- und Pflegediensten, mobile Ärzte, mobile Pflege- und Besuchsdienste, mobile Palliativmedizin, mobiles Hospiz.

Beteiligungsstrukturen • Netzwerke für ein sinnerfülltes, selbst bestimmtes, möglichst aktives und in die Gesellschaft eingebundenes Leben nach der Berufs- und Familienphase. Seniorennetzwerke die ihren Schwerpunkt auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausrichten z.B. Bildungsangebote, Freizeitangebote. Nachbarschaftsnetzwerke, die die Gestaltung des täglichen Lebens unterstützen z.B. Einkaufshilfen, Hausservices. Familiennetzwerke für generationsübergreifende Projekte im Sinne von Alt hilft Jung und Jung hilft Alt z.B. sozialpädagogische Projekte wie Hausaufgabenbetreuung.

74 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

• Seniorengerechter Informationstransfer und Angebotstransparenz über die gemeinwesenorientierte Seniorenarbeit: zentrale Leitstelle im Rathaus mit persönlichem Ansprechpartner, Seniorenbüro einer lokalen Initiative, Mehrgenerationenhäuser.

• Partizipation und Engagementförderung: Koordinations- und Vermittlungsstellen sowie Angebotsplattformen um Potenziale, Wissen und Erfahrung der Senioren in die Bürgergesellschaft einbringen zu können z.B. Ehrenamtsbörsen.

Freizeit- und Bildungsangebote für Senioren • Differenzierte seniorenbezogene Sport- und Freizeitangebote z.B. Yoga im Alter, kulturhistorische Ausflüge, lokale Events mit Unterhaltungs- und/oder Bildungsanspruch z.B. Online-Universität mit Gastvorträgen über eine Videobridge.

Ausschlaggebend für die Entscheidung pro oder kontra den ländlichen Raum Zwischen Lech und Wertach ist die Einschätzung der Zukunftsfähigkeit des Wohn- und Lebensumfeldes. Es stellt sich die Frage, inwieweit das derzeitige Umfeld für Familien oder das höhere Alter geeignet ist.

Insbesondere Familien funktionieren heute anders. Die klare räumliche und zeitliche Trennung von Beruf und Familie und die geschlechtsspezifische Rollenzuschreibung wurden aufgebrochen. Die sozial räumliche Umwelt von Familien steht vor neuen Herausforderungen. Es muss der im Familienverlauf durchaus wechselnden Lebensform, dem Wandel der Familienformen und den Veränderungen im familiären Alltag Rechnung getragen werden.

Insgesamt haben die Gemeinden erkannt, dass es auf die demografische Entwicklung zu reagieren gilt und in ihren Gemeinden dafür gesorgt werden muss, dass die Lebensqualität auch für die älter werdende Bevölkerung gesichert ist. Hierbei ist es zum einen wichtig den veränderten Bedürfnissen an die Wohnraumsituation Rechnung zu tragen, als auch bei der Bewältigung des Alltags Unterstützung zu leisten.

Für den Aufbau eines entsprechenden Images und eine zukunftsfähige Positionierung des Raumes soll ein entsprechendes Marketing entwickelt werden, welches den Raum als Familien- und Seniorenfreundlich bewirbt.

Maßnahme 3: Ausbau und Vermarktung gemeinsamer Freizeit-, Erholungs- und Kulturangebote für Jung und Alt

In dem gemeinsamen Ausbau und einer gemeinsamen Vermarktung von Freizeit-, Erholungs- und Kulturangeboten für Jung und Alt wird ein weiterer Beitrag zur Wertschöpfung des Raumes und zur Förderung der übergemeindlichen Kooperation und des Marketings gesehen.

Aus Sicht der Verantwortlichen verfügt der Raum Zwischen Lech und Wertach über ein gutes Entwicklungspotenzial im Bereich Freizeit und Erholung. Durch die Nähe zu den Erholungsgebieten Stauden und Westliche Wälder ist neben der innerräumlichen Vernetzung auch eine Vernetzung mit Nachbarregionen denkbar. Eindeutige Stärken des Raumes Zwischen Lech und Wertach sind neben den Wertachauen die, von den Flüssen Gennach und Singold und ihrer Nebenarme, durchzogene Kulturlandschaft. In dem Ausbau von Fuß- und Radwegen wird die Grundlage für eine verbesserte räumliche Vernetzung der Angebote gesehen. Des Weiteren ist der Raum (insbesondere der westliche Bereich) aufgrund der Vielzahl an attraktiven Reiterhöfen und Reitmöglichkeiten für Reiter 75 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

interessant. Bislang fehlt es jedoch gänzlich an einer Kooperation der Gemeinden zur Inwertsetzung der Entwicklungspotenziale für zielgruppen- und themenspezifische Freizeit- und Tourismusangebote.

Die Qualifizierung der Freizeit- und Erholungsinfrastruktur steht in engem Zusammenhang mit der beabsichtigten Positionierung zum generationenfreundlichen Lebensraum. Als wichtige gemeinsame Aufgabe in diesem Bereich wird auch die Koppelung von Freizeit-, Erholungs- und Kulturangeboten für alle Altersgruppen gesehen. Insgesamt wird es als wichtig erachtet, dass infrastrukturelle Angebote für alle Lebensphasen im Raum vorhanden sind.

Nach eigener Einschätzung verfügen die Gemeinden über ein lebendiges Vereinsleben und das kulturelle Potenzial liegt im kulturellen Brauchtum. Zukünftig soll jedoch verstärkt dem geänderten Freizeitverhalten sowie den Anforderungen der Kinder und Jugendlichen in heutiger Zeit Rechnung getragen werden. Allein die Bereitstellung von Jugendräumen und Sportplätzen ist heute erfahrungsgemäß nicht mehr ausreichend, um den Anforderungen gerecht zu werden. Zeitgemäße Freizeitanlagen für Trendsportarten (z.B. Beach-Volleyball, Inline-Skating, Hockey etc.) sind eine Möglichkeit, um das Wohnumfeld attraktiver zu gestalten.

Bestehende Freizeitinfrastruktureinrichtungen sollen zukünftig gemeindeübergreifend genutzt (z.B. Sport- und Kulturhalle Hurlach) und neue Infrastruktureinrichtungen derart geplant werden, dass sie von mehreren Gemeinden genutzt werden können. Ebenso sollen kulturelle Veranstaltungen in abgestimmter Weise stattfinden und ein gemeinsamer Veranstaltungskalender soll über die Veranstaltungen im Raum Zwischen Lech und Wertach informieren.

Die gemeinsame touristische Vermarktung des Raumes soll durch die Attraktivierung für bestimmte Zielgruppen (z.B. Radwanderer, Wanderer, Reiter etc.) und eine entsprechende Vermarktung der naturnahen Erholung in Wert gesetzt und ausgebaut werden.

Maßnahme 4: Entwicklung alternativer Mobilitätskonzepte Im Zusammenhang mit der Profilierung zu einem familien- und seniorenfreundlichen Raum sehen alle Gemeinden ihre Anbindung an den ÖPNV als größte Standortschwäche: Der Raum wird von Bahn und Bus entweder fast überhaupt nicht oder nur im Zusammenhang mit dem Schulbusverkehr bedient.

Im Rahmen der ILE zwischen Lech und Wertach sollen nun alternative Mobilitätskonzepte (z.B. Rufbus, Dorfauto) hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit geprüft und in interkommunaler Zusammenarbeit der Einsatz eines alternativen Mobilitätsangebotes forciert werden.

Großes Interesse besteht für das in Krumbach eingeführte System FLEXIBUS. Dieses System stellt ein Mobilitätskonzept im Öffentlichen Nahverkehr dar, welches nach dem Prinzip des bedarfsgesteuerten Flächenbetriebs auf Anrufbasis funktioniert. Es werden zahlreiche FLEXIBUS - Haltestellen im Raum installiert zwischen denen die Busse verkehren. Die Fahrgäste werden in Kleinbussen ohne Fahrplan- und Linienbindung so individuell wie mit dem eigenen Personenwagen, jedoch mit Fahrtenbündelung befördert. Die Vorteile des Systems sind die absolute räumliche und zeitliche Erschließung, umsteigefreie Verbindungen sowie gute Zubringerfunktion zu den regulären Linienbussen und der Bahn.

76 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Maßnahme 5:

Ausbau zielgruppenorientierter Angebote in Natur und Landschaft

Aus Sicht der Gemeinden sollte eine ökonomische Inwertsetzung der Natur und Landschaft zwischen Lech und Wertach in erster Linie durch den Ausbau von Angeboten für verschiedene Zielgruppen, wie z.B. Radfahrer, Wanderer und Reiter erfolgen. Im Zuge dieses Ausbaus bzw. der Inwertsetzung bestehender Angebote könnte eine Karte mit unterschiedlichen Wegenutzungen und regionalen Besonderheiten, welche die Angebote von Freizeit, Gastronomie und Kultur verknüpft, erstellt werden (vgl. Leitlinie A, Maßnahme 2)

Maßnahme 6:

Aufbau regionaler Produktmarken und Ausbau der Direktvermarktung

Nach Ansicht der Gemeinden würden ein räumliches Direktvermarktungskonzept und die Entwicklung einer gemeinsamen Dachmarke wichtige Beiträge zu folgenden Bereichen der ILE-Strategie leisten:

• Sicherung von landwirtschaftlichen Einkommen und Existenzen

• Ausbildung von Wertschöpfungsketten von der Erzeugung bis zum Vertrieb

• Erhalt der Kulturlandschaft

• Verbesserte Außen- als auch Innenwahrnehmung des Raumes Zwischen Lech und Wertach als Einheit

In jüngster Zeit wurden bereits in den Gemeinden Amberg und Wiedergeltingen Hofläden eröffnet, welche sich größter Beliebtheit erfreuen. Diese Ansätze der Direktvermarktung gilt es zu bewerben und die Eröffnung weiterer Hofläden im Projektgebiet sollte unterstützt werden.

Mittelfristig ist es wichtig eine gemeinsame Dachmarke zu entwickeln. Die Dachmarke (Bsp. NATÜRLICH…ZWISCHEN LECH UND WERTACH) soll eine Herkunftsmarke sein, die land- und forstwirtschaftliche Produkte, evtl. auch Gastronomie und Dienstleistungen, aus dem Raum Zwischen Lech und Wertach kennzeichnet und für verantwortungsvolle Produktion, kurze Wege zum Verbraucher und eine Qualität, die nicht mit Massenproduktion her zu stellen ist, steht.

Maßnahme 7:

Darstellung des Wirtschaftsraumes Zwischen Lech und Wertach und Stärkung des heimischen Gewerbes / Handwerks

Die hohe Anzahl der täglichen Auspendler (3.000 Personen) soll durch die Ansiedlung, Gründung und Weiterentwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen verringert werden. Der Raum ist als Wirtschaftsraum zu stärken und entsprechend dar zu stellen. Das heimische Gewerbe und Handwerk könnte z.B. mittels gemeinsamer Broschüren oder auf Gewerbeschauen entsprechend beworben und bekannt gemacht werden.

Darüber hinaus war in den letzten Jahren die Nachfrage nach kommunalen Gewerbeflächen für die Erweiterung von Betrieben oder auch für Neuansiedlungen sehr gering. Vor diesem 77 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Hintergrund sehen die Gemeinden in der verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung des östlichen Projektgebiets (B 17neu, A 96) eine Möglichkeit durch interkommunale Zusammenarbeit die Gewerbeentwicklung zu konzentrieren.

4.2 Umsetzungsprojekte

Entsprechend der in Kapitel 4.1 dargestellten prioritären Maßnahmen

1. Öffentliche Darstellung des Lebens- und Wirtschaftsraumes Zwischen Lech und Wertach und Stärkung des heimischen Gewerbes / Handwerks

2. Gemeinsame Nutzung von erneuerbarer Energie auf einer Fläche, Ausbau regenerativer Energiequellen in Kooperation; Identifizierung von Flächen zur Anpflanzung nachwachsender Rohstoffe

3. Ausbau, Schaffung und Vermarktung generationenfreundlicher (junge Familien und Senioren) Angebote

4. Ausbau und Vermarktung gemeinsamer Freizeit-, Erholungs- und Kulturangebote für Jung und Alt 5. Entwicklung alternativer Mobilitätskonzepte 6. Ausbau zielgruppenorientierter Angebote in Natur und Landschaft

7. Aufbau regionaler Produktmarken und Ausbau der Direktvermarktung

wird sich im Raum Zwischen Lech und Wertach die zukünftige gemeindeübergreifende Entwicklung auf die Bereiche Energie, Familien- und Seniorenfreundlichkeit, Freizeit und Erholung, Alternative Mobilität, Landschaft, Landwirtschaft und Wirtschaft konzentrieren. Innerhalb dieser priorisierten Maßnahmen wurden von der Lenkungsgruppe interkommunale Projekte mit höchster Priorität identifiziert, die für die Entwicklung des Raumes von wesentlicher Bedeutung sind.

Auf eine kartographische und damit verortete Darstellung dieser Maßnahmen muss dabei zumeist verzichtet werden. Wie aus den obigen prioritären Maßnahmen ersichtlich ist, bewegen sich die Maßnahmen zumeist im Bereich der Verbesserung von Strukturen, Schärfung des Profils, interkommunale Zusammenarbeit etc. Die Lokalisierung von Maßnahmen im Zuge des Energie- und Landschaftskonzeptes wiederum kann erst nach vertieften Untersuchungen vorgenommen werden. Die Lage der naturschutzfachlichen Projekte können dem beigefügten Plan entnommen werden.

4.2.1 Öffentliche Darstellung des Lebens- und Wirtschaftsraumes

Für eine Positionierung und Wahrnehmung des Raumes als attraktiven Lebens- und Wirtschaftraum Zwischen Lech und Wertach wollen die Gemeinden sich sowohl nach innen, als auch nach außen offensiv darstellen. Die Darstellung nach innen dient der Identitätsbildung innerhalb des Raumes, die Darstellung nach außen dem Marketing. Für

78 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

eine koordinierte Präsentation des Raumes Zwischen Lech und Wertach sollen unterschiedliche Medien, vor allem das Internet, eingesetzt werden.

Das Thema Kommunikation sowie Wissens- und Informationsvermittlung erstreckt sich über alle Themenfelder und Maßnahmen. Aufgrund dessen nimmt das folgende Projekt eine umfassende Sonderstellung ein und wird der Erläuterung der anderen Projekte vorangestellt.

Projekt : Internetportal Zwischen Lech und Wertach

Beschreibung

Bisher fehlt es im Raum Zwischen Lech und Wertach an einer flächendeckenden gemeindeübergreifenden Information und somit einer grundsätzlichen Wahrnehmung des Raumes als eine Einheit. Insgesamt 4 Tageszeitungen (Augsburger Allgemeine, Landsberger Tagblatt, Buchloer Tageszeitung und die Allgäuer Zeitung) versorgen die Bevölkerung mit Informationen der entsprechenden (außerhalb des Raumes Zwischen Lech und Wertach gelegenen) Verbreitungsgebiete. Zur Herbeiführung einer gemeinsamen Identität, zur Verbesserung der Innen- und Außendarstellung und zur Umsetzung des ILEKs bedarf es einer koordinierten Präsentation des ländlichen Raumes Zwischen Lech und Wertach.

Aufbauend auf den zentralen interkommunalen Strategien ergeben sich folgende erste Kommunikationsmodule für einen entsprechenden Internet-Auftritt:

Lebens- und Wirtschaftsraum

• Informationen zu familienspezifischen Infrastrukturen und Angeboten • Informationen zu generationsübergreifendem Wohnen und Wohnen im Alter • Informationen für ansiedlungswillige Familien: Bauplatz- und Gebäudebörse • Darstellung guter Umnutzungsbeispiele von landwirtschaftlichen Gebäuden • Elektronisches Branchenbuch: gemeinsame Präsentation von Handel, Handwerk, Gewerbe und Einzelhandel in der Region Energie

• Informationen über erneuerbare Energien und Energiesparen • Regionale Anbieter von Produkten und Dienstleistungen in diesem Bereich • Darstellung guter Beispiele aus dem Raum und darüber hinaus

Freizeit und Erholung

• Außen- und Innenmarketing-Module aufbauen: Gastgeber, Gastronomie, Freizeitkarten, Veranstaltungskalender • Informationen zu landschaftlichen Besonderheiten

79 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Projektziele

• Abgestimmte Außendarstellung des Raumes

• Förderung der gemeinsamen Identität

• Zielgruppenspezifische Vermittlung von Informationen und Angeboten

• Realisierung eines durchgängigen Bezugs der Informationen und Angebote zum Raum Zwischen Lech und Wertach

Partner und Zuständigkeiten

Sämtliche Mitgliedsgemeinden unter Führung des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft

Zeithorizont Umsetzung

Kurzfristig, bis Frühjahr 2011

4.2.2 Energie

Die steigenden Energiepreise im Zusammenhang mit den knapper werdenden fossilen Brennstoffen und die Auswirkungen ihrer Verbrennung auf das globale Klima sind die Hintergründe, welche die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Prozesse zum Thema Energie prägen.

Auf lokaler Ebene kann erreicht werden, die gesamte benötigte Energie der Privathaushalte oder zumindest einen Großteil davon aus erneuerbaren Energieträgern zu gewinnen. Hierbei sind generell alle derzeit verfügbaren Varianten möglich: Die Nutzung des Sonnenlichts durch Fotovoltaik und Solarthermie, die Nutzung von Erdwärme, aber auch die Biomasse, die Wind- sowie die Wasserkraft.

Neben der Schaffung neuer Anlagen zur Energiegewinnung ist die Einsparung von Energie von hoher Bedeutung. Die größten Einsparpotenziale liegen in der Reduzierung des Heizenergiebedarfs - sei es etwa durch Gebäudedämmung oder durch die Erneuerung von ineffizienten Heizungsanlagen.

Insgesamt soll somit für die Projektgemeinden langfristig eine Sicherung der Energiever- sorgung mit „klimafreundlichem Strom“, die Einsparung von Kosten für Energie, sowie eine Wertschöpfung für die lokale Wirtschaft im Rahmen einer nachhaltigen und angepassten Landnutzung, erreicht werden.

Über das Modellprojekt „Landschaft vital für die integrierte ländliche Entwicklung zwischen Lech und Wertach“ soll exemplarische vertieft und umsetzungsorientiert untersucht werden, in wie weit die Landschaft zwischen Lech und Wertach geeignet für die Verwendung regenerativer Energien ist. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Kulturlandschaftsentwicklung durch Differenzierte Landnutzung“ stehen im Modellprojekt „Landschaft vital Lech-Wertach“ der Ausbau von regenerativen Energien und die daraus resultierenden Entwicklungen der Landnutzung und der Kulturlandschaft im Vordergrund. Im 80 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Sinne einer ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Entwicklung der Landnutzung ist es Aufgabe des Modellprojekts auf der Grundlage des Energiebedarfs der Gemeinden die energetischen Potenziale der Landschaft zu aktivieren und in Beziehung zu den ökologischen und gesellschaftlichen Ansprüchen zu setzen, Leitbilder für die regenerative Energienutzung und für eine nachhaltige Landnutzung zu entwickeln sowie Umsetzungsprojekte zu initiieren.

Im Wesentlichen sollen im Modellprojekt die Auswirkungen des Einsatzes von regenerativen Energien (v.a. Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung, Windkraft) auf die Landschaft untersucht werden. Ferner wird von der TU München, Lehrstuhl Prof. Hausladen, eine Energieanalysen erstellt, in der der örtliche Energiebedarf ermittelt und Einsparmöglichkeiten aufgezeigt werden. Gemeinsam mit der TU München sollen auf Basis der Untersuchungen Projekte zur sinnvollen Nutzung der regenerativen Energien angestoßen und verwirklicht werden. Basis für die Landnutzungsansprüche stellt dabei neben den Ansprüchen von bestimmten Investoren (z.B. Photovoltaikanlagen im Außenbereich) auch der mit dem Lehrstuhl Hausladen erarbeitete Energienutzungsplan dar, der für die Ortschaften sowohl Energiebedarfsanalysen erarbeitet als auch die Einsparpotentiale aufzeigt. Dieser Energienutzungsplan stellt im Sinne der Differenzierten Landnutzung das Leitbild für eine gewünschte und angestrebte Entwicklung im Bereich der regenerativen Energien dar.

Ein wesentlicher Punkt des Modellprojekts stellt die umsetzungsorientierte Herangehensweise dar. Deshalb findet zum einen ein intensiver Gedankenaustausch mit Multiplikatoren vor Ort statt. Zum anderen sollen bereits Kontakte geknüpft werden zu möglichen Investoren und ausgelotet werden, in wie weit mögliche Projekte auf Interesse bzw. Ablehnung vor Ort und bei Investoren stoßen.

So soll zum Beispiel im Zuge des Modellprojekts untersucht werden in wie weit die Landschaft für Windkraftanlagen geeignet ist, die Bevölkerung zu derartigen Anlagen steht und falls beides positiv beantwortet werden kann, ob Investoren bereit wären hier in Kooperation mit den Gemeinden Anlagen zu errichten. Ein weiteres ziel ist es darzulegen, welche vorhandenen Biogasanlagen in besonderem Maße für eine Kraft-Wärme-Kopplung geeignet wären und ob mit Biogas betriebene Heizblockkraftwerke Abnehmer finden. Auch soll im Rahmen einer Standortanalyse in Anlehnung an die Kriterien des neuen EEG sowie den landschaftlichen Rahmenbedingungen besonders geeignete Standorte bzw. Tabuflächen für die Errichtung von Fotovoltaikanlagen in der freien Landschaft ermitteln. Eine dieser ermittelten Standorte könnte dann wiederum der Standort für die interkommunal betriebene Fotovoltaikanlage sein.

81 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Projekt : Landnutzungskonzept – Regenerative Energien

Beschreibung

Die Landschaft im Projektgebiet wird hinsichtlich ihrer Eignung für erneuerbare Energien analysiert. Hierbei muss auch der Flächenbedarf bzw. die Flächeneffizienz der unterschiedlichen Nutzungsarten berücksichtigt werden.

Auf dieser Grundlage soll eine gemeinsame Entwicklung und Abstimmung der raum- bedeutsamen Nutzungsarten regenerativer Energie erfolgen. Die interkommunale Nutzung von Flächen für regenerative Energie steht dabei im Fokus der Konzeption.

Im Rahmen des im Projektgebiet parallel durchgeführten Forschungsvorhabens „Landschaft vital“, des Bereichs Zentrale Aufgaben wurde untersucht, in wie weit ein Landnutzungskonzept für den ILE Raum Zwischen Lech und Wertach erarbeitet werden soll. Als Ergebnis der Vorstudie kristallisierte sich heraus, dass in erster Linie der Themenkomplex der erneuerbaren Energien vertieft untersucht werden sollte. Damit wäre der oben beschriebene Themenbereiche nahezu komplett abdeckt.

Projektziele:

• Definition von Räumen, die in besonderem Maße für Biogas, Photovoltaik, Energiewälder und Windkraft aber auch Geothermie geeignet sind • Aufzeigen von Umsetzungsmöglichkeiten interkommunaler und kommunaler Nutzung regenerativer Energien im Projektgebiet, z.B.: o Energie aus Biomasse: zentrale Biogasanlagen; Anbauflächen bündeln; Nutzung der bisher ungenutzten Wärme (Kraft-Wärmekopplung, Blockheizkraftwerke) o Photovoltaikanlagen: Suche nach geeigneten/ungeeigneten Standorten für potenzielle Photovoltaikfreilandanlagen, Bau einer interkommunalen Freilandanlage o Windkraft: Suche nach geeigneten/ungeeigneten Standorten für potenzielle Windkraftanlagen, Bau einer gemeinsam betriebenen Windkraftanlage o Erstellung einer Energieanalyse sowie eines Energienutzungsplanes durch die TU München Um Nutzungskonflikte mit der Landwirtschaft zu minimieren oder möglichst zu vermeiden, sind bereits im Vorfeld und Verlauf konkreter Planungen die betroffenen Landwirte durch partizipative Methoden, wie Workshops oder Runden Tischen, in die Konzeption mit einzubeziehen.

Neben den Landwirten soll ebenfalls eine intensive Beteiligung der gesamten Bürgerschaft stattfinden um frühzeitig die Akzeptanz potenzieller Projekte abklären zu können. Diese Öffentlichkeitsbeteiligung ist auch deshalb von besonderer Bedeutung, da im Laufe der Fertigstellung des Modellprojektes bereits erste Projekte konkret auf den Weg gebracht werden sollen.

82 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Partner und Zuständigkeiten

Neben den acht Gemeinden soll die Federführung und Hauptfinanzierung dieses Projektes durch die ländliche Entwicklung (BZA) erfolgen. Die Entwicklung der Projekte sowie die Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgt durch ein externes Büro sowie die TU München, Lehrstuhl Hausladen.

Als wesentliche Ansprechpartner dienen zudem: die jeweiligen Naturschutzbehörden sowie die Ämter für Landwirtschaft und Forsten; die lokalen Energieversorger und potenzielle Investoren.

Zeithorizont Umsetzung

Kurzfristig, 2011 bis 2013

Sonstige Projekte

• Analyse der Dachpotentiale für Solarenergie im Projektgebiet; Erarbeitung möglicher Betriebsformen für Dachsolarparks (z.B. Verpachtung von Dachflächen an Energieunternehmen, private Zusammenschlüsse, etc…) • Gründung einer Steuerungsgruppe „Energie“ im ILE-Gebiet zur Strategieentwicklung, Organisation, Förderung und Betreuung von Projekten • Gemeinsame Werbekampagnen für regenerative Energien im Projektgebiet; Hilfestellung und Beratung bei der Umsetzung von privaten Kleinprojekten • Gemeinsame Projekte zur Altbausanierung • Öko- bzw. Niedrigenergie-Wohngebiete in der Siedlungsentwicklung fördern bzw. bauleitplanerisch regeln

83 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

4.2.3 Familien- und Seniorenfreundlichkeit

Zur Attraktivitätssteigerung des Raumes als Wohnstandort sollen im kooperativen Zusammenwirken Familien unterstützende und generationenübergreifende Angebote entwickelt werden und ein familien- und seniorenfreundliches Klima in den gemeinden und im Raum Zwischen Lech und Wertach geschaffen werden.

Projekt : Checkliste Familien- und seniorenfreundlicher Raum Zwischen Lech und Wertach

Beschreibung

Im Rahmen der Projektgruppe Soziales haben die Arbeitsgruppen Nahversorgung und Soziales/Dorf und Siedlung herausgearbeitet welche Handlungsfelder und konkreten Angebote für die Zielgruppen “junge Familien“ und “Senioren“ wichtig sein können. Die Ergebnisse wurden zu einer Checkliste für eine örtliche Familienfreundlichkeitsprüfung zusammengeführt.

Die Grundidee der Checkliste ist es, den örtlichen Stand der Familien- und Seniorenfreundlichkeit zum Ausgangspunkt für weitere Entwicklungen zu machen. Im kompletten Planungsfortgang bietet die Checkliste allen Entscheidungsträgern eine einheitliche Definition des Begriffs der Familienfreundlichkeit und daraus folgend eine gemeinsame Zielbeschreibung. Mit der „Familienfreundlichkeitsprüfung“ unterziehen sich die Gemeinden Zwischen Lech und Wertach im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung einem selbst gewählten Prüfungsverfahren.

Die Arbeit mit der Handreichung ist ein mehrstufiger Prozess. Die Bestandserhebung anhand der Handreichung ist dabei der erste Schritt. In einem zweiten Schritt soll eine Zieldefinition für jedes einzelne Angebot erfolgen. Nach der Zieldefinition muss auf die Ziele hingearbeitet werden. Einzelne Angebote zu den Handlungsfeldern Kommunikation und Information; Wohnen und Wohnumfeld; Familie und Erziehung; Kultur, Freizeit, gesellschaftliche Gruppen; Familie und Pflege können von den einzelnen Kommunen selbst gestaltet oder auch in Kooperation organisiert werden (Bsp. Einsatz von Seniorenbeauftragen, Netzwerk Alltagshilfe; Ferienbetreuung etc.)

Zur Überprüfung, inwieweit die Ziele erreicht wurden, wird nach Abschluss eines vorher festgelegten Zeitraumes, anhand einer neuen Bestandsaufnahme mit der Handreichung der neue Ist-Zustand analysiert und überprüft. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Liste zur Familienfreundlichkeitsprüfung auch zukünftig gesellschaftliche Veränderungen und Entwicklungen widerspiegelt und somit ständig hinsichtlich ihrer Aktualität zu überprüfen und gegebenenfalls entsprechend um weitere Punkte zu ergänzen ist (Bsp. Erhöhte Nachfrage nach Mehrgenerationenhäusern in Reaktion auf die Auflösung des Familienverbundes und der Suche nach Ersatzgemeinschaft).

84 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Entscheidend für einen dauerhaften Erfolg ist neben dem Instrument Checkliste die Förderung der Zusammenarbeit und Vernetzung von Institutionen und Personen, die schon für Familien und Senioren aktiv sind (Bsp. Senioren- und Behindertenbeauftragte, Sozialpädagogen etc.). In erster Linie soll es dabei um die Initiierung gemeinsamer Projekte gehen. Zur Förderung des Austausches kann auch ein regelmäßiger Jour Fixe auf Einladung der zuständigen Fachabteilungen der Verwaltung oder direkt durch die Bürgermeister sinnvoll sein. Die Hinzunahme von Mitarbeitern und Mitarbeiterrinnen der Ämter fördert die Sensibilität und führt zu einer Erhöhung der Familienfreundlichkeit im Verwaltungshandeln (Bsp. Jugend- und Vereinsreferat).

Projektziele

• Übersichtliche und klar strukturierte thematische Zusammenstellung von Qualitätsanforderungen, die die Zielgruppen junge Familien und Senioren an einen Wohnstandort stellen • erste Selbsteinschätzung hinsichtlich des aktuellen kommunalen Angebotsprofils an soziokulturellen Leistungen • Abgleich von Qualitätsanforderungen und soziokulturellen Angeboten, die in der näheren Umgebung einer Kommune bereits angeboten werden und die Basis für interkommunale Kooperationen bieten können • Grobfahrplan zur Entwicklung einer modernen, aus der jeweiligen Tradition abgeleiteten kommunalen Lebensgemeinschaft mit besonderen Qualitäten zur Gestaltung des Alltags der Menschen in einem Ort

Partner und Zuständigkeiten

Bei der Präsentation der Checkliste vor den Bürgermeistern sah sich jede Gemeinde für sich in der Lage den Check durchzuführen. Eine weitere Projektbegeleitung durch LARS consult ist, falls gewünscht, jederzeit möglich.

Nach Auswertung des Checks ist davon auszugehen, dass fachliche Unterstützung durch externe Berater zur Behebung der Defizite notwendig wird. Je nach Defizitbereich (Soziales, Bauliches, Verwaltung etc.) sind dementsprechend unterschiedliche Fachbüros bzw. Fachstellen hinzu zuziehen.

Zeithorizont Umsetzung

Kurzfristig; Nachdem die Checkliste bereits erstellt wurde ist es jeder Gemeinde möglich kurzfristig (Frühjahr/Sommer 2011) die Selbstüberprüfung durchzuführen.

85 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

4.2.4 Freizeit und Erholung

Im Zusammenhang mit der beabsichtigten Positionierung zum generationenfreundlichen Lebensraum soll die Freizeit- und Erholungsqualität des Raumes durch die Attraktivierung für bestimmte Zielgruppen, wie z.B. Radwanderer, als auch durch eine entsprechende Vermarktung der naturnahen Erholung in Wert gesetzt und ausgebaut werden.

Projekt: Entwicklung eines gemeindeübergreifenden Radwegenetzes

Beschreibung

Im gesamten Gebiet ist ein, die Gemeinden verbindendes Wegenetz zur Verbesserung der Freizeitmöglichkeiten und der Naherholung vorgesehen. Im Raum und direkter Nachbarschaft zum Untersuchungsgebiet liegen einige landschaftliche, historische und kulturelle Ziele, die im Rahmen von Naherholungsaktivitäten über Wirtschaftswege mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreicht werden sollten. Beispielhaft seien hier nur einige wenige genannt: Staudenland und Westliche Wälder, die Wertachauen, die Baggerseen auf Lamerdinger und Hurlacher Flur, historische Kapellen, Denkmäler, die zahlreichen Landgasthöfe, die Lechauen usw.

Zur Etablierung und zum Ausbau des touristischen und freizeitorientierten Radverkehrs ist der Ausbau der radspezifischen Infrastruktureinrichtungen notwendig. Hierzu zählen die einheitliche Ausschilderung aller Radwege sowie die Ausschilderung von Einrichtungen (z.B. Sehenswürdigkeiten, Gastronomie und Beherbergungsbetriebe). Lückenschlüsse im bestehenden Radwegenetz müssen vorgenommen, multifunktionale Wege geschaffen und erhalten sowie neue Themenwege erstellt werden. Ruheplätze, Unterstellmöglichkeiten, Infotafeln etc. entlang der Rad- und Themenwege machen die Routen für die Touristen angenehm und zu einem interessanten Erlebnis. Das Projekt wird gestützt durch den Aufbau eines Netzwerkes für eine nachhaltige Sicherung und Überprüfung der Wege durch Patenschaften z.B. von Kommunen, Schulen, Vereinen, Betrieben, etc.

Projektziele

• Attraktivierung des Raumes als Freizeitraum mit überdurchschnittlicher Eignung für die Naherholung • Verbesserung des vorhandenen Wegenetzes (Wegesanierung etc.) • Verbindung von Ausflugszielen

86 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Partner und Zuständigkeiten

Ausgangspunkt für das Projekt müsste eine detaillierte Erfassung der Radwegesituation im Gesamtraum durch ein Fachbüro sein. Ergänzend hierzu sollte unbedingt der Bedarf für neue Wege (z.B. Dillishausen - Lamerdingen – Langerringen) ermittelt werden. Hierbei ist die Beteiligung sämtlicher Gemeinden sinnvoll. Die Ausschilderung von Einrichtungen sollte dabei ebenfalls gemeinsam angegangen werden.

Für die Sanierung vorhandener Wege ist der jeweilige Träger verantwortlich. Bei der Neuausweisung von Wegebeziehungen ist gegebenenfalls die Nachbargemeinde in die Umsetzung einzubeziehen.

Gerade bei der Realisierung neuer Wegebeziehungen kann das Amt für Ländliche Entwicklung unterstützend mitwirken. Daneben sind die jeweiligen Naturschutzbehörden sowie Freizeitvereine in die Konzeption mit einzubinden.

Zeithorizont Umsetzung

mittel- bis langfristig; drei bis sechs Jahre

Sonstige Projekte

• Veranstaltungskalender Zwischen Lech und Wertach • Freizeitkarte Zwischen Lech und Wertach • Qualifizierung von Gästebegleitern • Kapellenweg

87 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

4.2.5 Alternative Mobilität

Der Raum wird von Bahn und Bus entweder fast überhaupt nicht oder nur im Zusammenhang mit dem Schulbusverkehr bedient. So verfügt keine der Gemeinden, trotz zwei Bahnlinien über keinen Haltepunkt der Bahn. Nun soll den Bürgern des Raumes mittels eines alternativen Verkehrskonzeptes eine verbesserte Mobilität gewährleistet werden.

Projekt 2: Entwicklung eines alternativen Mobilitätskonzeptes im Sinne eines raumbedienenden öffentlichen Verkehrsnetzes mit bedarfsorientierter Ausrichtung (z.B. Flexi-Bus)

Beschreibung

Auf der Suche nach einem alternativen Mobilitätskonzept wurde Kontakt zum Projektentwickler des Modellprojektes Flexibus Krumbach aufgenommen und eine Informationsveranstaltung für die Bürgermeister durchgeführt.

Der Flexibus Krumbach stellt ein Mobilitätskonzept im Öffentlichen Nahverkehr dar, welches nach dem Prinzip des bedarfsgesteuerten Flächenbetriebs auf Anrufbasis funktioniert. Es werden zahlreiche Flexibus Haltestellen im Raum installiert zwischen denen die Busse verkehren. Die Fahrgäste werden in Kleinbussen ohne Fahrplan- und Linienbindung so individuell wie mit dem eigenen Personenwagen, jedoch mit Fahrtenbündelung befördert. Die Vorteile des Systems sind die absolute räumliche und zeitliche Erschließung, umsteigefreie Verbindungen sowie gute Zubringerfunktion zu den regulären Linienbussen und der Bahn.

Projektziele

• Verbesserte innerräumliche Erschließung • Verbesserte Erreichbarkeit der zentralen Orte und ihrer Angebote • Gesicherte Mobilität für die Bürger (insbesondere Familien und Senioren) Partner und Zuständigkeiten

Die Realisierung dieses Projektes kann vermutlich nur in drei räumlich unterschiedlich orientierten Zusammenschlüssen erfolgen. Die Gemeinden Obermeitingen, Langerringen und Hiltenfingen sind nach Schwabmünchen, die Gemeinde Hurlach sowie die Gemeinde Igling nach Landsberg und die anderen Gemeinden nach Buchloe orientiert (siehe auch Karte 2: Nahversorgung und soziale Infrastruktur). Die jeweiligen Zusammenschlüsse müssen dabei ihr jeweiliges Mittelzentrum als Partner mit ein beziehen. Dies bedeutet z.B., dass ein möglicher Zusammenschluss aus Obermeitingen/Langerringen/Hiltenfingen nur funktioniert, wenn die Stadt Schwabmünchen für das Projekt gewonnen werden kann. Ferner muss für das Projekt der regionale Busanbieter (z.B. der AVV für Schwabmünchen) mit in das Boot geholt werden. Auch die jeweiligen Landkreise, als Zuschussgeber des ÖPNV sind unabdingbare Partner eines solchen Projektes.

Als projektbegleitender Partner wäre der Betreiber der Flexibus –Linien in Krumbach bereit bei der Organisation eines solchen Projektes unterstützend mitzuwirken.

88 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Zeithorizont Umsetzung

Mittelfristig; es ist für die Umsetzung von mindestens drei Jahren auszugehen

4.2.6 Landschaft

In Kapitel 2.4.2 wurden die Potenziale und Probleme der Landschaft im Projektgebiet zwischen Lech und Wertach bereits beschrieben. Auch wenn einzelne Bereiche, wie die landesweit bedeutsamen Biotope und Schutzgebiete, bereits einen hohen ökologischen Wert besitzen, ist gerade die Verbundsituation dieser Gebiete meist ungenügend. Insbesondere die wertvollen Aueabschnitte an Gennach und Singold sind überwiegend isoliert und sollten über entsprechende Renaturierungsmaßnahmen miteinander vernetzt werden, um einen Artenaustausch bzw. ein Ausweichen bedrohter Arten in neue Lebensräume oder eine Wiederbesiedlung möglich zu machen. Großer Handlungsbedarf ist auch im großen Wiesenbrütergebiet im Umfeld des Gennacher Mooses bis zum Oberen Moos östlich von Lamerdingen geboten. Dieses Gebiet ist aufgrund des großflächigen, meist durch Feuchtgrünland und teilweise Niedermoorbereiche ausgeprägten Offenland- charakters ein wichtiger Wiesenbrüterlebensraum.

Für folgende Konzepte sind jeweils eigene Maßnahmenkataloge und Handlungskonzepte zu erstellen:

• Auenkonzept für Gennach und Singold mit Nebenbächen

• Lebensraumkonzept für die Wiesenbrütergebiete

• Heideflächenkonzept

89 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Projekt 1: Auenkonzept für Gennach und Singold mit Nebenbächen

Beschreibung

Die beiden Fließgewässer zählen zu den regional bedeutsamen Verbundlinien der Lech-Wertach-Ebenen, wobei ihre Verbund- und Lebensraumfunktionen durch den naturfernen Ausbau in weiten Abschnitten beeinträchtigt sind. Die naturnäheren Fließstrecken der Singold liegen größtenteils in den Gemeinden Lamerdingen und Igling.

Vordringliches Ziel ist die Wiederherstellung auenspezifischer Standortqualitäten mit einer Verbesserung und Ausweitung des Retentionsraums, dem fließgewässer- typischen Abflussregime mit Ablagerungen und Auflandungen sowie ausgedehnter Überflutungs- und Grundwasserschwankungszonen.

Voraussetzung für eine derartige Dynamik sind breite, ungenutzte Uferrandstreifen. Dabei sind vorhandene wertvolle Fließgewässerabschnitte zu erhalten und weiter ökologisch aufzuwerten. Dazu zählen neben den genannten unverbauten Abschnitten der Singold auch die Abschnitte der Gennach zwischen Gennach und Hiltenfingen. Das im Talraum des Röthenbachs, einem Nebenbach der Singold, liegende Großkitzighofener Moos in den Gemeinden Lamerdingen und Igling ist dabei als wertvoller Feuchtlebensraum zu sichern.

Nebenaspekt eines derartigen Projektes ist damit die Entflechtung ökologisch wertvoller Bereiche und intensiv genutzter Flächen. Die Umsetzung derartiger Projekte könnte des Weiteren einem Ökokonto der beteiligten Gemeinden gut geschrieben werden.

Projektziele

• Erhalt und Rückgewinnung auetypischer Biotopstrukturen • Reaktivierung eines Mindestmaßes an Fließgewässer- und Auendynamik sowie Ausdehnung der Retentionsräume (z.B. durch Rücknahme durchgehender Längsverbauungen, Zurücknahme von Deichen hinter die noch bestehenden Auenbereiche, Einleitung von Wasser in trocken gefallene Auen- und Auenrandbereiche) • Verbesserung der Gewässerbett- und Uferstruktur (Steilabbrüche, Fisch- unterstände, Sand-, Kies- oder Schlickbänke), • Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit durch Rück- bzw. Umbau von Querbauwerken oder Anlage von Sekundärgerinnen • Erhalt und Entwicklung strukturreicher Auwaldbestände mit standortheimischer Bestockung • Anlage neuer Kleingewässer bzw. Wiederbespannung und Sanierung trockengefallener Auengewässer • Entwicklung des Talbodens als großflächige Grünlandzone extensiver Wiesen- nutzung mit Erhalt und Förderung der noch vorhandenen Naß- und Feuchtwiesen • Schaffung von Retentionsräumen

90 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Partner und Zuständigkeiten

Zuständig für die Fließgewässer sind die jeweiligen Gemeinden (Singold: Igling, Lamerdingen, Langerringen; Gennach: Lamerdingen, Langerringen und Hiltenfingen).

Für eine Konzepterstellung wäre auf alle Fälle ein Zusammenschluss, der an das jeweilige Gewässer angrenzenden Gemeinden sinnvoll. Die Erstellung derartiger Konzepte kann jedoch nur durch ein Fachbüro erfolgen. Eine Beauftragung durch die jeweiligen Gemeinden ist dabei erforderlich.

Neben den Gemeinden sind folgende Ansprechpartner von besonderer Bedeutung: Örtliche Landwirte, Wasserwirtschaftsamt, Naturschutzbehörde, Amt für Landwirtschaft und Forsten.

Ferner ist davon auszugehen, dass die Unterstützung durch das Amt für Ländliche Entwicklung unabdingbar ist um die erstellten Konzepte umsetzen zu können (FNO).

Zeithorizont Umsetzung

Mittel- bis langfristig, fünf bis zehn Jahre

91 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Projekt 2: Lebensraumkonzept für die Wiesenbrütergebiete

Beschreibung

Niedermoorbereiche, sowie von Naß- und Feuchtwiesen geprägte Wiesen- landschaften haben als Lebensraum wiesenbrütender Vogelarten (Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Bekassine, Wiesenpieper, Braunkehlchen u.a.), eine zentrale Bedeutung für den Artenschutz in Bayern. Sie sind auch Nahrungsgebiete des Weißstorches und als Durchzugs-, Rast- und Überwinterungshabitate für Zugvögel wertvolle Gebiete. Die Feuchtwiesen-Restflächen sind insbesondere durch Eutrophierung aus angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen oder durch Verbrachung aufgrund von Nutzungsaufgabe gefährdet.

Im Projektgebiet fanden sich großflächige, streuwiesenartig genutzte Niedermoor- und Riedgebiete über hoch anstehendem Grundwasser in den Lech-Wertachebenen im Umfeld des Gennacher Moores im Westen bis zum Oberen Moos / Kitzighofener Moos. Auch diese ehemaligen Niedermoorgebiete sind heute in unterschiedlichem Ausmaß entwässert, der Niedermoortorf wurde durch Ackernutzung in weiten Bereichen mineralisiert. Die nicht in Nutzung verbliebenen Niedermoorreste sind durch Austrocknung und Verbuschung degradiert, wie z.B. in der "Goldenen Weide" bei Gennach.

Vor diesem Hintergrund ist ein Konzept zur Wiederherstellung des Wasserhaushaltes und zur großflächigen Erhaltung und Entwicklungng des Wiesenbrütergebietes notwendig. Es gilt auch die noch bestehenden wertvollen Niedermoorreste in ihrer Qualität zu sichern. Hierzu zählen insbesondere das Gennacher Moos mit Goldener Weide, das Wertachtal bei Dillishausen, das Großkitzighofener Moos nördlich und südlich der Bahnlinie Buchloe-München in den Gemeinden Lamerdingen und Igling. Letzteres ist bereits Bestandteil des oben vorgeschlagenen Auenkonzepts.

Um Nutzungskonflikte mit der Landwirtschaft zu minimieren oder möglichst zu vermeiden, sind bereits im Vorfeld und Verlauf konkreter Planungen die betroffenen Landwirte durch partizipative Methoden, wie Workshops oder Runden Tischen, in die Konzeption mit einzubeziehen.

92 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Projektziele

• Bewahrung bzw. Wiederherstellung offener Wiesenlandschaften: ⇒ Verbesserung des Wasserhaushaltes in den weitgehend trocken gefallenen Niedermoorbereichen; Wiederausdehnung von extensivem Feuchtgrünland • Erstellung von Pflegeplänen zur Regeneration von Niedermoorflächen und verbrachten Streuwiesen • Erstellung und Umsetzung eines naturschutzfachlichen Entwicklungskonzeptes für die Niedermoorgebiete des Gennacher Moores mit den vorrangigen Zielen, den Wasserhaushalt zu verbessern (v. a. den Grundwasserstand zu erhöhen) und die Streuwiesennutzung weiter auszudehnen • Rückführung intensiv genutzter Wirtschaftswiesen in extensiv genutztes Grünland v. a. dort, wo Störungen angrenzender wertvoller Bereiche zu befürchten sind, bzw. isoliert liegende Flächen wieder an größere Feuchtkomplexe angebunden werden können • Aufstau von Entwässerungsgräben, v. a. dort, wo deren Wirkung auf wertvolle Niedermoorbereiche übergreift • Erlassen von Betretungsregelungen in Wiesenbrütergebieten (z. B. Wegegebot in der Brutzeit) • Erhalt bzw. Wiederansiedlung von Großem Brachvogel, Bekassine und Kiebitz

Partner und Zuständigkeiten

Der überwiegende Teil der oben beschriebenen Flächen liegen auf dem Gemeindegebiet von Lamerdingen und Langerringen, in kleinerem Umfang auf Holzhausener Flur (Gemeinde Igling).

Die Federführung eines derartigen Projektes müsste dementsprechend in der Hand dieser beiden Gemeinden liegen. Alternativ wäre es auch denkbar, dass die Ländliche Entwicklung im Zuge eines Flurneuordnungsverfahrens ein derartiges Konzept erstellen lässt. Dieser Weg erscheint auch deshalb vielversprechender, da eine Umsetzung ohne Beteiligung des ALE nicht vorstellbar ist.

Wichtige Kooperationspartner stellen vor allem die örtlichen Landwirte, die Naturschutzbehörden, das Amt für Landwirtschaft und Forsten sowie bei Vernässungsprojekten das zuständige Wasserwirtschaftsamt dar.

Zeithorizont Umsetzung

Mittel- bis langfristig, fünf bis zehn Jahre

93 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Projekt 3: Heideflächenkonzept

Beschreibung

Die über lange Zeit am Lech und auch an der Wertach typischen, durch Beweidung aufrecht erhaltenen Lebensgemeinschaften der Brennen und Heiden, sollten ebenfalls in den Mittelpunkt von Naturschutz und Landnutzung rücken. Diese Flächen sind von hoher Bedeutung für den Artenschutz, das Landschaftsbild und sie sind nicht zuletzt ein wertvolles Dokument der Kulturlandschaftsentwicklung.

Innerhalb des Projektgebietes sind nur wenige Restflächen vorhanden. Die Bedeutendsten liegen in der über das Projektgebiet reichenden „Hurlacher Heide“, östlich von Hurlach am Lech. Im östlichen Projektgebiet ist mit dem Rahmenkonzept „Lebensraum-Lechtal“ bereits ein umfassendes Naturschutzgroßprojekt vorhanden, welches die lechnahen Bereiche des Modellprojekts mit einschließt. Im Nordwesten bei Hiltenfingen widmet sich das BayernNetzNatur-Projekt „Biotopverbund Wertachauen“ u.a. auch dem Verbund und der Entwicklung der Heideflächen an der Wertach.

Innerhalb des ILE-Gebietes sollte erreicht werden, die Heideflächen als wertvolle Trockenlebensräume weiter auszudehnen und einen Verbund dieser Flächen zu schaffen. Eine Vernetzung zwischen den lechnahen Bereichen und der Wertach auch über das Projektgebiet hinaus wäre auch über die Entwicklung bzw. Sicherung der Trockenverbundachsen an Bahndämmen und über die entsprechende Entwicklung und Pflege ehemaliger Kiesabbaustellen denkbar.

Die Kooperation mit den genannten Projekten und eine Unterstützung bei der Umsetzung, der darin formulierten Maßnahmen wären äußerst sinnvoll. Gerade durch das Großprojekt „Lebensraum Lechtal“ konnten bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die auch für das ILE Gebiet geeignete Ansätze liefern können.

Projektziele

• Erhalt und Entwicklung der wertvollen Heidewiesenreste im Gebiet, insbesondere im Umfeld der „Hurlacher Heide“ • Schaffung eines Heideflächenverbundes • Wiedereinführung von Schafbeweidung auf bestehenden und potenziellen Heideflächen

94 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Partner und Zuständigkeiten

Basis für die Erstellung eines Verbundkonzeptes bildet eine detaillierte Aufnahme und Bewertung der vorhandenen Restflächen. Derartige Flächen sind in erster Linie des Bahndammes, der parallel zur vorhandenen B 17 verläuft vorzufinden. Dementsprechend müsste die Beauftragung einer derartigen Konzeption durch diese drei Gemeinden erfolgen.

Wichtige Kooperationspartner stellen vor allem die örtlichen Landwirte, die Naturschutzbehörden und das Amt für Landwirtschaft und Forsten dar. Vor allem in der Umsetzungsphase ist die Mitwirkung des ALE zur Umsetzung des Biotopverbundkonzeptes unerlässlich.

Zeithorizont Umsetzung

Mittelfristig; Konzept ca. drei Jahre, Umsetzung sechs bis acht Jahre

Sonstige Projekte

• Vernetzungskonzepte der unterschiedlichen Auenlandschaften, insbesondere der Wertach mit unterschiedlichen Nutzungs- und Standortverhältnissen • Biotoppatenschaften • Wasserwege und Flusslandschaften erleben und bewahren, im Zuge von Umweltbildungsmaßnahmen • Durchgrünung und Strukturanreicherung der ausgeräumten Hochterrasse zur Aufwertung des Landschaftsbildes und des Biotopverbunds • Interkommunales Ausgleichsflächenmanagement und Ökokonto

95 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

4.2.7 Landwirtschaft

Die Direktvermarktung wird als Möglichkeit gesehen bäuerliche Einkommen und Existenzen zu sichern. Dabei macht die Direktvermarktung am ehesten Sinn bei Produkten, die frisch vermarktet werden und einen eher geringeren Verarbeitungsgrad besitzen.

Projekt: Räumliches Vermarktungskonzept und Entwicklung einer gemeinsamen Dachmarke

Beschreibung

Das Vermarktungskonzept soll sich strategisch konsequent auf einen Qualitätsbegriff und die garantierte Herkunft aus dem Raum ausrichten.

Projektziele

Die Dachmarke soll:

• Regionale Produkte von gleichen überregionalen Produkten unterscheiden • Den Absatz regional erzeugter Produkte steigern • Die Identifikation der Konsumenten/-innen mit ihrem Raum und den Produkten erhöhen • Auskünfte über die Nahrungsmittelerzeugung und Verarbeitung geben und somit zur Information der Bürger über landwirtschaftliche und verarbeitungstechnische Belange beitragen Partner und Zuständigkeiten

Wichtigste Partner bei der Umsetzung eines solchen Projektes sind die bereits existierenden Direktvermarkter im Raum. Hauptansprechpartner stellen dabei die Frauen dar, da diese zumeist im Betriebsablauf für die Vermarktung zuständig sind.

Die Anstoßwirkung müsste jedoch unbedingt von der Arbeitsgemeinschaft erfolgen. Weitere projektbegleitende Partner wären die Ämter für Landwirtschaft und Forsten und kleinere Lebensmittelgeschäfte im Raum. Die zuständigen Landratsämter (Gesundheitsamt) sollten ebenfalls mit einbezogen werden.

Eine weitere Vernetzung mit, an den Raum angrenzenden, Direktvermarktern sollte dabei angestrebt werden.

Eine Realisierung ohne fachliche externe Begleitung ist nur schwer vorstellbar.

Zeithorizont Umsetzung

mittel- bis langfristig; drei bis sechs Jahre

96 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Sonstige Projekte

• Schaffung von Bauernmärkten in ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäuden mit folgenden Zielen: ⇒ Schaffung von Arbeitsplätzen, Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum ⇒ Absatzförderung regionaler Produkte, Verwertung und Vermarktung heimischer Erzeugnisse der Landwirtschaft ⇒ Wiederbelebung des traditionellen Handwerks • Pflanzentauschbörse: von z.B. Landfrauen organisierte Börsen. Hier können typische Bauerngartenpflanzen getauscht und gekauft werden, welche es im herkömmlichen Handel nicht mehr zu kaufen gibt • Mobile Saftpresse: ab ca. 1 Tonne Obst kann die Saftpresse angefordert werden. Oftmals schließen sich Nachbarn zusammen, um diese Menge zu erreichen. Der Saft wird dann vor Ort gepresst und abgefüllt • Betreuung von Landwirten mit kommunalen Aufgaben (Landschaftspflege, Straßenreinigung, Winterdienst etc.)

4.2.8 Wirtschaft

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Abstimmung der wirtschaftlichen Entwicklung im Raum. Aufgrund der festgestellten geringen Nachfrage nach kommunalen Angeboten sollen zukünftig die Interessen der Gemeinden gebündelt werden. Um den vielfältigen Anforderungen von Unternehmen nachkommen zu können und die Lagegunst bestimmter Flächen nutzen zu können soll die Ausweisung neuer Gewerbegebiete in Zusammenarbeit benachbarter kommunaler Gebietskörperschaften erfolgen.

97 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Projekt 4: Erstellung eines Rahmenplanes zur gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklung

Beschreibung

Die Flächen für die Neuansiedlung und Erweiterung von Gewerbebetrieben ist in den vergangenen Jahren nur auf eine vergleichsweise geringe Nachfrage gestoßen. Für die Zukunft erscheint eine Ausweisung neuer Gewerbegebiete in Zusammenarbeit benachbarter kommunaler Gebietskörperschaften sinnvoll, um den vielfältigen Anforderungen von Unternehmen nachkommen zu können und die Lagegunst bestimmter Flächen zu nutzen.

In diesem Zusammenhang sind die Interessen der einzelnen Kommunen zu bündeln, um nicht gegenseitig in einen Verdrängungs- und Konkurrenzwettbewerb zu gelangen. Der Fokus ist vielmehr darauf zu richten, dass bestehende und vorhandene Potenziale geschützt und ausgebaut werden.

Der Osten des Untersuchungsraumes mit seiner Nähe zu Landsberg, in Verbindung mit der hervorragenden überregionalen Anbindung durch die B 17neu bietet erhebliche Entwicklungschancen für eine interkommunale gewerbliche Entwicklung.

Gemäß Landesentwicklungsprogramm stehen kleineren Gemeinden ohne zentralörtliche Einstufung, zu denen sämtliche beteiligte Gemeinden zählen, keine Ausweisungen großflächiger Gewerbegebiete zu. Auf der anderen Seite besitzen die Gemeinden Obermeitingen, Hurlach und Igling aufgrund ihrer Lage (Auffahrt zur B 17 bzw. A 96) über eine ausgesprochene Gunstlage. Durch eine Bündelung und der Schaffung eines interkommunalen Gewerbegebietes wäre so durchaus vorstellbar, dass attraktive Arbeitsplätze im Raum Zwischen Lech und Wertach geschaffen werden.

Vor einer Ausweisung neuer Gewerbegebiete sollte eine umfassende Bedarfsplanung und ein Entwicklungskonzept erstellt werden.

Projektziele

• Koordinierte Vorgehensweise bei der Gewerbeflächenentwicklung • Reduktion der kommunalen Konkurrenzsituation • Ausnutzung von Lage und Verkehrsgunst • Bündelung von Ressourcen • Gemeinsame Marketingstrategien • Aufwertung des Standortes Zwischen Lech und Wertach

98 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Partner und Zuständigkeiten

Ausgehend von den Ergebnissen des gewerblichen Entwicklungskonzeptes müsste über die Gründung eines Zweckverbandes der beteiligten Gemeinden die Schaffung von Baurecht für gewerbliche Einheiten angesteuert werden. Dabei können auch solche Gemeinden Mitglied des Zweckverbandes werden, die nicht an die interkommunale Gewerbefläche angrenzen.

Die Suche nach geeigneten Flächen ist dabei sicherlich von einem externen Büro zu leisten. Als wichtige Ansprechpartner sind ferner das zuständige Landratsamt sowie der regionale Planungsverband/Regierung mit einzubeziehen.

Zeithorizont Umsetzung

Mittelfristig, ca. drei Jahre

Sonstige Projekte

• Gemeinsame Gewerbeschauen • Eine gemeinsame Informationsbroschüre der jeweils ortsansässigen Gewerbebetriebe

Übertragung kommunaler Aufgabenbereiche auf die Landwirte

Die Übertragung kommunaler Aufgabenbereiche auf die Landwirte wird von den Mitgliedsgemeinden als kurzfristige und effektive Maßnahme angesehen um den Landwirten das zum Teil notwendige Zusatzeinkommen zu ermöglichen.

Insbesondere an den Betrieb gebundene Tätigkeiten, die dem Landwirt von einer Gemeinde übertragen werden (könnten), stellen eine sinnvolle und wichtige Möglichkeit dar, die Ertragssituation der regionalen Landwirtschaft zu verbessern. So fällt es z.B. durch die hohe Fixkostenbelastung vielen Landwirten sehr schwer, sich geeignetes landwirtschaftliches Gerät anzuschaffen, weil sich dieses erst ab einer bestimmten Betriebsgröße wirtschaftlich trägt. Gelingt es nun, derartige Maschinen auch für andere Tätigkeiten einzusetzen (z.B. Reinigungsmaschinen), so steigt damit die Auslastung dieser kapitalintensiver Anlagen ganz erheblich und damit auch die Rentabilität der Investition. Darüber hinaus kann sich eine Gemeinde durch Delegation bestimmter Aufgaben, die zum Out-sourcing geeignet sind, selbst entscheidend entlasten, wodurch die Konzentration auf Kernbereiche der Verwaltung ermöglicht werden sollte.

Hierzu geeignete Tätigkeiten betreffen beispielsweise die Kompostierung von Bio-Hausmüll, Flurwegeerhaltung, -gestaltung und Landschaftspflege, Schneeräumung, Straßenreinigung etc..

Die acht Gemeinden übertragen bisher in sehr unterschiedlichem Umfang kommunale Aufgaben auf die Landwirte. Während z.B. in Obermeitingen und Hurlach vielfältige Leistungen in umfangreichem Maße übertragen wurden, haben größere Gemeinden (z.B. Langerringen) angestelltes Personen, welches mit der Erfüllung dieser Aufgaben betraut ist. Im Zuge des ILEK-Prozesses wurde die unterschiedliche Herangehensweise an diese

99 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Thematik zwischen den einzelnen Bürgermeistern diskutiert und führte dazu, dass die Gemeinden intern klären wollen inwiefern weitere kommunale Aufgaben auf die Landwirte übertragen werden können.

Als Ergebnis dieser Diskussion wurde festgehalten, dass die einzelnen Gemeinden eine detaillierte Aufstellung zu vorhandenen Gerätschaften in den Gemeinden erarbeiten wollen (mit Angabe von Alter, Funktionstüchtigkeit etc.). Ferner soll eine Übersicht über die Leistungen erstellt werden, die die jeweilige Kommune nach Außen (Landwirte, Fachfirmen etc.) vergibt. Ziel dieser Erfassung soll es sein, zukünftig wenn möglich, über Sharing- verfahren unnötige Neuanschaffungen zu verhindern und somit Kosten zu sparen.

100 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

5 Dorferneuerung und Flurneuordnung

5.1 Dorferneuerung

Zur nachhaltigen Verbesserung der Lebens-, Wohn-, Arbeits- und Umweltverhältnisse und zur Vorbereitung auf künftige Erfordernisse auf dem Lande, insbesondere der agrarstrukturellen Verhältnisse und städtebaulich unbefriedigender Zustände, wird in vielen Dörfern das Instrument der Dorferneuerung eingesetzt. Durch die Dorferneuerung sollen die Dörfer auf künftige Erfordernisse vorbereitet werden. Der Stand der Dorferneuerung bzw. die Erforderlichkeit einer Durchführung in den Gemeinden des Untersuchungsraumes, ist der folgenden tabellarischen Auflistung zu entnehmen. Im Rahmen der Bestandsaufnahme wurde festgestellt, dass in den Gemeinden Hiltenfingen, Langerringen und Wiedergeltingen Maßnahmen zur Dorferneuerung notwendig sind, um die Funktionsfähigkeit der Ortschaften langfristig zu sichern (vgl. Karte 6). In manchen Orten beschränkt sich der Bedarf auf einzelne Maßnahmen (Langerringen, Wiedergeltingen), andere Orte erfordern umfassende Verfahren (Hiltenfingen).

Dorferneuerung Handlungsfelder und Maßnahmen

Orte abge- ange- erfor schlos- ordnet derlich sen

Hiltenfingen X  Rahmenplan zur Innenentwicklung dringend erforderlich, da sehr hohe Leerstandsquote, v.a im Bereich Kanalstraße/Quellgasse/Raiffeisen- straße

 Schaffung eines Dorfplatzes

 Ausbau der innerörtlichen Fußwegeverbindungen

 Gestaltung von Platzbereichen: Kirchplatz, Vorplatz Gasthof Traube

101 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Hiltenfingen X  Standortsuche für einen Jugendtreff/Jugendraum im Ort

 Umnutzungskonzept für nicht mehr landwirtschaftlich genutzte Gebäude

 Innerortsentwicklungskonzept, um dem hohen Gebäudeleerstand zu begegnen

Langerringen X  Sanierung des Musikantenstadels

 Platzgestaltung Kirchenumfeld

Schwabmühlhausen X  Sanierung von Bergstraße/ Bauernstraße mit Neugestaltung des Kirchenumfeldes

 Sanierung von Teilbereichen der Bäckergasse

Obermeitingen X

Hurlach X  Neugliederung und –gestaltung des gesamten Straßenraumes der Poststraße

 Gestaltung Umfeld Kriegerdenkmal

 Sanierung und Neugestaltung der Bahnhofstraße

 Sanierung und Neugestaltung der Meitinger Straße und Iglinger Straße (abgeschlossen)

 Erarbeitung eines städtebaulichen Rahmenplanes (erstellt)

 Neugestaltung und Sanierung des Friedhofes

102 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Hurlach X  Sanierung von Teilbereichen der alten Friedhofsmauer (z.T umgesetzt)

 Erarbeitung einer Gestaltungs- und Nutzungskonzeption für den alten Friedhof

 Verbesserung der Zugänglichkeit der Linde und Kapelle im Süden des Dorfes

 Erneuerung der Sitzbank beim Lindenbestand Schlossgasse

 Anbringung von Informationstafeln an ortsbildprägenden historischen Gebäuden und Einrichtungen

Igling X

Holzhausen X

Lamerdingen X  Stärkung der innerörtlichen Entwicklung (Anordnung 2007)  Umnutzung leer stehender Bausubstanz

 Sanierung von Straßen und Gehwegen

 Gestaltung von Plätzen

 Sanierung denkmalgeschützter Gebäude

 Förderung der Dorfkultur

Großkitzighofen X  Umbau, Sanierung Schulhaus in Gemeinschaftshaus für Gruppen und Vereine

 Platzgestaltung am Kriegerdenkmal

Kleinkitzighofen X  Neugestaltung Kirchenvorplatz

Dillishausen X  Verbesserung der Verkehrssicherheit mit Straßenraumgestaltung

103 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Amberg X  Dorfplatz

(Anordnung 2011)  Aktivplatz (Freizeitanlage)

 Umgestaltung Bushaltestellen

 Rückbau Hauptstraße und Ausbau der Ortsstraßen

 Bachöffnung

 Begrünung der Ortsmitte

 Umgestaltung Rathausplatz

 Fußwegring um Amberg

 Wassertretbecken

 Bürgerverein

 Ortschronik

Wiedergeltingen X  dringende Sanierung von Straßen und Gehwegen (z.B. Amberger Straße, Bahnhofstraße, Kirchenstraße, Teilbereiche Molkereistraße )

 Umnutzung leer stehender, ortsbildprägender Gebäude

 Innerortsentwicklungskonzept, um dem hohen Gebäudeleerstand zu begegnen

104 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Karte 7 Entwicklung der Ortskerne

105 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

5.2 Flurneuordnung

Dem Instrument Flurneuordnung kommt für die Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft, zur Förderung der gemeindlichen und regionalen Entwicklung und zur dauerhaften Sicherung der Lebensgrundlagen eine zentrale Bedeutung zu.

Die Flurneuordnung soll entsprechend dem politischen Willen die Konkurrenzfähigkeit unserer heimischen Landwirtschaft fördern und bäuerliche Existenzen sichern, um damit eine flächendeckende Landbewirtschaftung zu erhalten.

Durch Bodenordnungsmaßnahmen und die Anlage von neuen Wegenetzen werden die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft verbessert. Dezentrale Maßnahmen der Wasserrückhaltung in der Fläche verringern Hochwasserspitzen.

Gleichzeitig entstehen im Zuge der Flurneuordnung auch zusammenhängende Verbindungen für Radfahrer und Spaziergänger. Durch die Anlage von Fußwegen, Spielplätzen oder Grillstellen wird die Infrastruktur noch zusätzlich gefördert. Zusammen mit der Erhaltung der Kulturlandschaft sorgt die Flurneuordnung deshalb auch für eine Unterstützung der herausragenden Bedeutung von Tourismus und Erholung für die Gemeinden im ländlichen Raum.

Der folgenden Tabelle ist zu entnehmen, auf welchen Gemeindegebieten bereits Flurneuordnungsverfahren durchgeführt wurden und in welchen Gemeinden im Rahmen der gutachterlichen Bestandsaufnahme die Notwendigkeit einer Neuordnung festgestellt wurde.

Flurneuordnung Handlungsfelder und erste Maßnahmen

Orte abge- ange- erfor- schlossen ordnet derlich

Hiltenfingen X Bodenordnung im Süden

Langerringen X Bodenordnung im Westen

Gennach X Östlich von Gennach

Obermeitingen II X

Obermeitingen III X

Hurlach X Bodenordnung

Igling X Bodenordnung; Wegebau Graben- renaturierung, Anlage von Erdbecken

106 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Karte 8 : Flurneuordnung

107 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

6 Fortführung des ILE-Kooperationsprozesses

Im Rahmen des ILEK-Prozesses ist die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und den Akteuren des gesamten Raumes deutlich verbessert worden. Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist im vorliegenden Bericht des ILEK dokumentiert. Im Prozess wurden Stärken und Chancen, Schwächen und Risiken des Raumes Zwischen Lech und Wertach aufgezeigt, die Entwicklungsstrategie definiert und konkrete Maßnahmen und Projekte für eine nachhaltige Entwicklung des Raumes herausgearbeitet. Der abgelaufene Prozess hat gezeigt, dass die beteiligten Akteure großes Interesse an einer gemeinsamen Entwicklung haben und lokale Interessen nicht im Mittelpunkt standen. Das ist ein gutes Fundament für die Umsetzung des ILEK Zwischen Lech und Wertach und zwar vor allem der interkommunalen Projekte, die den Schwerpunkt der Ergebnisse bilden. Das erstellte ILEK ist vor allem vor dem Hintergrund zu sehen, dass die beteiligten Gemeinden sich in Randlagen ihrer jeweiligen Landkreise befanden und sich dort zum Teil ausgegrenzt fühlten. Auf der anderen Seite bestanden zwischen den beteiligten Gemeinden des ILEK nahezu keine bzw. nur begrenzte administrativen Kontakte. Die acht Gemeinden mussten sich dementsprechend erst kennen lernen und ein nicht unerheblicher Teil der Arbeit wurde dafür verwendet Kommunikationsstrukturen und –wege aufzubauen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass eines der zentralen Projekte eine Verbesserung des gegenseitigen Informationsaustausches zum Ziel hat (gemeinsames Internetportal). Der Weg des Zusammenfindens war somit sehr beschwerlich und zeitaufwändig. Ausgehend von dieser Situation ist es nur schwer denkbar, dass ohne professionelle Begleitung des zukünftigen Prozesses, die ins Auge gefassten Projekte umgesetzt werden. Sieben der acht Bürgermeister sind ehrenamtlich tätig. Zudem finden im Gegensatz zum Beispiel von Gemeinden, die einer einzigen Verwaltungsgemeinschaft angehören, keine „automatischen“ Treffen statt. Dies bedeutet, nahezu jedes Treffen ist separat und speziell zu organisieren. Ein regelmäßiger ungezwungener Ideenaustausch findet somit nur nach vorheriger Organisation statt. Mit der Umsetzung der im Handlungskonzept beschriebenen „Prioritären Maßnahmen“ und den dazugehörenden Umsetzungsprojekten sollte zudem zügig begonnen werden um den noch vorhandenen Elan nicht erkalten zu lassen. Die weitere Einbindung der Akteure vor Ort ist eine zentrale Aufgabe im Rahmen der Umsetzung. Die einzelnen Projekte des ILEK müssen jedoch noch weiter ausgearbeitet und dann zur Umsetzungsreife gebracht werden. Dabei gilt es, geeignete Projektträger und –partner zu finden und die Finanzierung und Förderung der Projekte zu organisieren. Im Rahmen der Fortführung des Prozesses ist damit zu aller erst folgendes sicherzustellen:  Etablierung einer geeigneten Organisationsstruktur  Installation eines professionellen Managements zur Umsetzung und Weiterent- wicklung der erarbeiteten Projekte und Maßnahmen  Suche nach finanzieller Unterstützung  Aufbau einer kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit und Akzeptanzförderung für gemeindeübergreifende Projekte durch das Management.

108 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

6.1 Organisationsstruktur und ILE-management

Für die Weiterführung der interkommunalen Zusammenarbeit und die Umsetzung von Projekten ist eine Organisationsstruktur erforderlich. Hierfür sollten zum einen die mit der Erarbeitung des ILEK etablierten Strukturen fortgeführt und zugleich ein professionellen Managements installiert werden. Für einen derartigen Zusammenschluss von Gemeinden kommen dabei folgende Möglichkeiten in betracht:  Kommunale Arbeitsgemeinschaft gem. Art. 4 ff KommZG  Zweckverband gem. Art. 17 ff KommZG  Zweckvereinbarung gem. Art. 7 ff KommZG  Planungsverband mit Sachplanungsvertrag nach § 204 ff BauGB

Kommunale Arbeitsgemeinschaft Die momentane Konstruktion des Zusammenschlusses der ILE-gemeinden ist die Kommunale Arbeitsgemeinschaft. Diese ist ein loser Zusammenschluss und die lockerste Form kommunaler Zusammenarbeit. Sie bietet sich an, wenn eine enge Bindung durch Schaffung einer eigenen Rechtspersönlichkeit (z.B. Zweckverband) weder gewünscht noch erforderlich ist. Gebildet wird die kommunale Arbeitsgemeinschaft durch den Abschluss eines öffentlich-rechtlichen Vertrages. Der Vorteil dieser Form liegt im geringen Gründungsaufwand. Der Nachteil ist, dass sie keinerlei Bindungswirkung entfaltet und damit lediglich der unverbindlichen Abstimmung der Gemeinden untereinander dient. Die gefassten Beschlüsse sind nur Anregungen und Empfehlungen für die Gemeinden. Kommunale Aufgaben können von der Arbeitsgsemeinschaft nicht übernommen werden.

Zweckverband Ein Zweckverband ist ein den Gemeinden gut bekanntes Instrument (z.B. Wasser- oder Abwasserzweckverband etc.). Ihm können sowohl hoheitliche Aufgaben (z.B. Bebauungsplan) als auch nicht hoheitliche Aufgaben übertragen werden. Der Verband muss sich eine Satzung geben, die von den Gemeinderäten gebilligt und vom Landratsamt genehmigt werden muss. Der Zweckverband ist eine eigene Rechtspersönlichkeit, die die übertragenen Aufgaben unter eigener Verantwortung erledigt. Es können auch natürliche Personen oder juristische Personen des Bürgerlichen Rechts Mitglied des Verbandes sein. Er kann zügig Entscheidungen treffen, selbstständig Aufträge verteilen, Grundstücke erwerben, Gebühren und Beiträge erheben, Satzungen erlassen (z. B. Bebauungsplan) und Personal einstellen. Die beteiligten Gemeinden treten mit Beitritt einen Teil ihrer hoheitlichen Tätigkeit an den Verband ab.

Zweckvereinbarung Mit dem Abschluss einer Zweckvereinbarung gem. Art. 7 ff KommZG in Form eines öffentlich-rechtlichen Vertrages können einer der beteiligten Gebietskörperschaften bestimmte Aufgaben übertragen werden. Eine derartige Vereinbarung hat den Vorteil, dass ein weiter Spielraum bei der Ausgestaltung der Zusammenarbeit besteht und der Gründungsaufwand ebenfalls nur relativ gering ist. Allerdings besteht die Gefahr, dass die ausführende Gemeinde eine Dominanz ausübt. Die Rechtsvereinbarung hat keine eigene

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Rechtspersönlichkeit und kann auch keine natürlichen Personen oder juristische Personen des Privatrechts (z.B. Banken, Bauträger etc.) aufnehmen.

Planungsverband mit Sachplanungsvertrag gem. BauGB Die beteiligten Gemeinden können einen Teil ihrer kommunalen Planungshoheit oder Teile davon auf einen Planungsverband übertragen. Im Rahmen der Satzung tritt der Verband für die Bauleitplanung und ihre Durchführung an die Stelle der Gemeinde. Eine derartige Konstellation ist zielführend, wenn benachbarte Gemeinden gemeinsam ein Thema (z.B. Kiesabbau, Windkraft etc.) regeln möchten. Das Mittel der Konzentrationszonen bezieht sich dann nicht auf die einzelne Gemeinde, sondern auf das Gebiet des ganzen Verbandes.

Vorgeschlagene Rechtsform Die jeweils zu wählende Rechtsform ist entsprechend den obigen Ausführungen abhängig von den Projekten die gemeinsam angegangen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die kommunale Arbeitsgemeinschaft wohl die sinnvollste Lösung. Nachdem die Arbeitsgemeinschaft bereits existiert, müsste sie vermutlich für die zukünftigen Aufgaben jedoch einen neuen Vertrag erhalten. Nachdem die kommunale Arbeitsgemeinschaft jedoch ein sehr lockerer Verbund ist und der Vorsitzende der AG nur sehr begrenzte Vollmachten besitzt, müssen im Endeffekt für die folgenden Projekte immer Bürgermeistertreffen einberufen werden und diese dann für die Projekte in ihren Gremien (Gemeinderäte) um Unterstützung werden. Dies ist leider eine komplizierte und z. T. langwierige Vorgehensweise. Sollten jedoch gemeinsame Bauprojekte angegangen werden (z. B. interkommunale Photovoltaikanlage oder interkommunales Gewerbegebiet) müsste hierfür die Form eines Zweckverbandes gewählt werden. Werden gemeinsam Konzepte erarbeitet, die bauleitplanerisch fixiert werden sollen (z. B. Konzentrationszonen für Windkraft) müsste hierfür ein Planungsverband oder Zweckverband gegründet werden. Dies bedeutet jedoch auch, dass eventuell mehrere Organisationsformen nebeneinander existieren könnten. Während die Konzeptebene von der kommunalen Arbeitsgemeinschaft abgedeckt wird, kann in einem 2. Schritt speziell für bestimmte Projekte oder Lösungen eine andere Form gewählt werden müssen. Sollte sich die Zusammenarbeit der acht Gemeinden jedoch weiter verdichten, so ist der Zweckverband mit Sicherheit die zielführendste Lösung.

Weitere Organisationsstrukturen Folgende Organe mit den jeweils beschriebenen Funktionen gilt es für die zukünftige Ausgestaltung des ILE - Prozesses zu etablieren: Die Lenkungsgruppe, bestehend aus den acht Bürgermeistern und ihren Stellvertretern, sollte unbedingt weitergeführt werden. Die Lenkungsgruppe hat die Aufgabe der strategischen Steuerung des regionalen Kooperationsprozesses. Hierzu zählen die Auswahl neuer Projekte und die Prioritätensetzung. Darüber hinaus diskutiert und befindet die Lenkungsgruppe über die Fortführung der Entwicklungsstrategie und des weiteren Kooperationsprozesses. Eine Vorbereitung der Sitzungen der Lenkungsgruppe müsste der ILE-manager leisten.

110 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

Die Projektgruppen setzen sich zusammen aus den für die Umsetzung der vereinbarten Projekte relevanten Akteuren. In den Projektgruppen erfolgt die Maßnahmenplanung und Arbeitsaufteilung zur Umsetzung der Projekte sowie die Koordination der Öffentlichkeitsarbeit. Ergibt sich ein Bedarf zur Weiterentwicklung der Strategie, sollten für einen bestimmten Zeitraum thematische Arbeitsgruppen ins Leben gerufen werden, um entsprechende Handlungsfelder zu bearbeiten. Dort könnten dann, ggf. selbstständig oder mit Unterstützung der Lenkungsgruppe und des ILE-managers, neue Projektvorschläge entwickelt werden.

Insgesamt erfordern die Koordination der Projekte, die Klärung von Fördermitteln sowie die Öffentlichkeitsarbeit personelle Ressourcen, die bei den Kommunen nicht vorhanden sind und einem ILE-manager zu übertragen wären. Für die Durchführung des Projektmanagements gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: • die Einrichtung eines Managements für die ILE zwischen Lech und Wertach • die Übernahme von Teilaufgaben des ILE - Managements durch evtl. vorhandene organisatorische Strukturen; Diese Lösung wird auf Grund der Größe der Gemeinden sowie der nebenberuflichen Tätigkeit nahezu aller Bürgermeister jedoch von uns nicht als zielführend angesehen. • ein projektbezogenes Management durch Externe Aus unserer Sicht wäre ein Management vor Ort für die Fortführung des Prozesses mit Sicherheit die sinnvollste Lösung.

Mit der Aufstellung des ILEK haben die acht Gemeinden schon einen großen Schritt gemacht. Die Umsetzung des Konzeptes ist aber die eigentliche Aufgabe. Erfahrungen aus anderen Räumen zeigen, dass für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben eine Unterstützung der Region (finanziell und organisatorisch) notwendig ist.

Die nächsten Schritte Der 1. Schritt stellt die Überprüfung der kommunalen Arbeitsgemeinschaft und seiner übertragenen Aufgaben dar. Es erscheint unabdingbar in einem 2. Schritt einen geeigneten „ILE-manager“ zu suchen und vor Ort zu installieren. Ohne eine derartige Unterstützung ist davon auszugehen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Maßnahmen und Projekte nicht weiterverfolgt wird. Sollen die genannten Projekte ernsthaft weiterverfolgt werden, müsste ein Arbeitspensum von wöchentlich durchschnittlich rund 16 Stunden angesetzt werden. Mit dem Amt für Ländliche Entwicklung ist parallel zum 2. Schritt zu klären, in wie weit finanzielle Untertützungen für die Installation eines Managers zu erwarten sind. Es sollte ferner zügig ein erstes großes gemeinsames Projekt angegangen werden. Geeignet hierfür ist das Modellprojekt für ein übergemeindliches Energie- und Landnutzungskonzept.

111 Zwischen Lech und Wertach Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept

6.2 Öffentlichkeitsarbeit und Akzeptanzförderung

Die interkommunale Zusammenarbeit und mit ihr die acht Kommunen müssen sich sowohl nach Innen, als auch nach Außen offensiv darstellen. Die Darstellung nach Innen dient der Identitätsbildung innerhalb des Raumes Zwischen Lech und Wertach, die Darstellung nach Außen dem Marketing. Hierfür sollen unterschiedliche Medien, vor allem das Internet, eingesetzt werden. Eine Positionierung des Raumes mit seinen Qualitäten kann zudem nur dann erfolgreich sein, wenn interkommunal zusammengearbeitet wird. Die einzelne Gemeinde würde als attraktiver Wohn- und Lebensraum von Außen kaum wahrgenommen. Die interkommunale Zusammenarbeit ist auf eine langfristige Kooperation ausgelegt. Die erforderliche Akzeptanz bei Entscheidungsträgern und Bürgern entsteht durch sichtbare Erfolge mit umgesetzten Projekten. Gleichzeitig ist es leichter, zunächst für überschaubare Vorhaben die erforderliche Zustimmung politischer Gremien zu finden als für komplizierte und konflikthaltige Maßnahmen. Daher haben die Projekte unterschiedliche Entwicklungshorizonte von kurzfristigen Projekten als Einstieg und mittel- und langfristigen Maßnahmen für eine dauerhafte Zusammenarbeit. Kurzfristige Projekte, welche als Einstieg dienen könnten sind: • Die Einrichtung des gemeinsamen Internetportals (bereits in Bearbeitung) • Die Selbstüberprüfung der kommunalen Familien- und Seniorenfreundlichkeit (Checkliste) • Die Erstellung eines gemeinsamen Veranstaltungskalenders und Präsentation im Internetportal • Die Erstellung einer Freizeitkarte Zwischen Lech und Wertach • Erstellen einer Rad- und Feldwegekonzeption mit detaillierter Überprüfung der jeweiligen Situation

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