Anlage 6.1 Umweltverträglichkeitsstudie

August 2016

Vorhaben: Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung an der 4. Realisierungsabschnitt

Umweltverträglichkeitsstudie

Vorhabensträger: Freistaat Bayern

Landkreis: -Stadt

Gemeinde: Stadt Augsburg

Entwurfsverfasser: Wasserwirtschaftsamt Donauwörth

Az. P-4441.2-StA- 11448/2016

Vorhaben: Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung an der Wertach

4. Realisierungsabschnitt Umweltverträglichkeitsstudie

Vorhabensträger: Freistaat Bayern

Landkreis: Augsburg-Stadt

Gemeinde: Stadt Augsburg

Inhaltsverzeichnis

Erläuterungsberichte

Heft 1 Allgemeiner Teil

Heft 2 Konfliktanalyse und Variantenvergleich

Hefte 3 bis 5 Konfliktanalyse und Variantenvergleich 1. bis 3. Realisierungsabschnitt (nicht beigefügt)

Heft 6 Anlagen (nicht beigefügt)

Anlagen

Lageplan Varianten und Konfliktbewertung, 1 : 2.500

Anlage B-1.1 bis B-1.4 1 Lagepläne Bestand, 1 : 2.500

Anlage B-2.1 bis B-2.4 1 Lagepläne, Technische Lagepläne Blatt 1 bis 4 1, : 2.500

Anlage B-3.1 bis B-3.4 1 Lagepläne, Bewertung Arten und Biotope/Konflikte, 1 : 2.500

1 (Projekttitel und Planstempel entsprechen der Umweltverträglichkeitsstudie von Okt. 2004)

Anlage 6.1

Vorhaben: Wertach vital II, Planung, 4. Realisierungsabschnitt (B17 bis Ackermannwehr) Umweltverträglichkeitsstudie

Vorhabensträger: Freistaat Bayern

Landkreis: Augsburg-Stadt

Gemeinde: Stadt Augsburg Seiten: G1t 761 000 1007 Vorhabenskennzeichen (BayIFS) 1 - 96

Allgemeiner Teil

(Heft 1)

Datum, Name

Wasserwirtschaftsamt Donauwörth Entwurfsverfasser aufgest. BCE

geschr. BCE, Lindenmaier

gepr. Lindenmaier Datum Ralph Neumeier, Ltd. Baudirektor

Az.P-4441.2-StA- 11448/2016

Inhaltsverzeichnis Seite

1 Auftrag ...... 1

1.1 Vorhabensträger ...... 1

1.2 Zweck des Vorhabens ...... 1

1.3 Vorgehensweise der UVS ...... 2

2 Projektbeschreibung ...... 8

2.1 Vorläufiges Untersuchungsgebiet der UVS ...... 8

2.2 Standort des Vorhabens ...... 8

2.3 Vorhabensbeschreibung ...... 8

2.4 Planungsleitlinien ...... 8

2.5 4. Realisierungsabschnitt (Ackermannwehr bis Brücke B17) ...... 9

2.6 Übrige Realisierungsabschnitte ...... 9

3 Landespflegerische Zielvorstellungen ...... 12

4 Entwicklung ohne die geplanten Vorhaben (Status-Quo-Prognose) und geprüfte anderweitige Lösungsmöglichkeiten ...... 13

4.1 Status-Quo-Prognose ...... 13

4.2 Geprüfte anderweitige Lösungsmöglichkeiten ...... 13

4.2.1 Sanierung der Altdeiche mit Erhöhung auf Schutzziel ...... 14 4.2.2 Hochwasserschutzlinie östlich des Fabrik-/ Wertachkanals...... 14 4.2.3 Beseitigung der Wertachleite (Bereich Kulperhütte) ...... 15 4.2.4 Stufenkonzept Hochwasserschutz ...... 15 4.2.5 Anhebung der Wertachsohle ...... 16 4.2.6 Goggeleswehr...... 16 4.2.7 Möglichkeiten der Ufergestaltung ...... 17 5 Planerische Rahmenbedingungen ...... 19

5.1 Flächennutzungs- und Landschaftsplan ...... 19

5.2 Bebauungspläne und Planungsvorhaben...... 19

5.3 Umweltbericht ...... 19

5.4 Schutzgebiete ...... 20

5.4.1 Natura 2000: FFH-Gebiete / Vogelschutzgebiete ...... 20

5.4.2 Naturschutzgebiete ...... 20 5.4.3 Naturpark ...... 20 5.4.4 Landschaftsschutzgebiete ...... 21 5.4.5 Geschützte Landschaftsbestandteile und Grünbestände ...... 21 5.4.6 Gesetzlich geschützte Biotope ...... 21 5.4.7 Wasserschutzgebiete ...... 22 5.5 Biotopkartierung und Artenschutzkartierung Bayern ...... 22

5.6 Pflege- und Entwicklungskonzept Wertach vital I und ökologisches ...... Gesamtgutachten ...... 22

5.7 Bannwaldverordnung ...... 28

5.8 Kleingartenentwicklungsplan ...... 28

5.9 Pflegekonzept Ufergehölzbestand ...... 29

5.10 Höhlenbaum – Kartierung ...... 30

5.11 Baumschutzverordnung ...... 32

5.12 Altlastenverdachtsflächen ...... 33

5.13 Mindestwasserstudie ...... 33

6 Allgemeine Erfassung und Bewertung der Schutzgüter ...... 34

6.1 Naturraum / Topographie ...... 34

6.2 Geologie / Boden ...... 35

6.3 Grundwasser ...... 36

6.4 Oberflächengewässer ...... 39

6.4.1 Wertach ...... 39 6.4.2 Nebengewässer und Kanäle ...... 40 6.5 Klima / Luft ...... 43

6.6 Arten / Biotope ...... 44

6.6.1 Bestandserhebung ...... 44 6.6.2 Potenzielle natürliche Vegetation ...... 45 6.7 Fauna ...... 45

6.8 Biotopvernetzung ...... 52

6.9 Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung ...... 53

6.10 Mensch, Kultur- und Sachgüter ...... 54

6.11 Zusammenfassende Bewertung der Schutzgüter ...... 56

7 Auswirkung der geplanten Vorhaben auf die Schutzgüter (Konfliktanalyse und Variantendiskussion)...... 59

7.1 Boden ...... 60

7.2 Grundwasser ...... 65

7.3 Oberflächengewässer ...... 71

7.4 Klima / Luft ...... 75

7.5 Arten / Biotope ...... 79

7.6 Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung ...... 84

7.7 Mensch-, Kultur- und Sachgüter ...... 88

8 Mögliche Kompensationsmaßnahmen ...... 91

9 Gesamtbewertung und Zusammenfassung ...... 94

Verwendete Unterlagen

[1] Stadt Augsburg: Flächennutzungsplan mit integrierter Landschaftsplanung, Fassung der Neubekanntmachung vom 01.07.2010 Augsburg, Änderungsfassung vom 09.03.2012 [2] Wasserwirtschaftsamt Donauwörth: „Bestandserhebung Wertach, Bildflug vom 10.04.1997“, Donauwörth, 24.11.1998; [3] Stadt Augsburg, Amt für Grünordnung und Naturschutz: „Teilplan Landschaftsplan zum Flächennutzungsplan der Stadt Augsburg“, Maßstab 1:25.000, Augsburg, Januar 1995; [4] Stadt Augsburg et al. (Hrsg.): „Katalog zur Ausstellung Grün zwischen Städten: Augsburg: Tradition – Region – Vision / Teilraumgutachten“, Augsburg, 1999; [5] Stadt Augsburg (Hrsg.): „Amtlicher Fahrrad-Stadtplan Augsburg“, Maßstab 1:15.000, Augsburg, 2002; [6] Stadt Augsburg (Hrsg.): „Fortschreibung des Gesamtverkehrsplans und des Verkehrsentwicklungsplans“, Augsburg, ohne Datum; [7] Verein Naturpark Westliche Wälder (Hrsg.): „Wander- und Radwegekarte Naturpark Augsburg – Westliche Wälder“, Maßstab 1:50.000, Augsburg, 1999; [8] Wasserwirtschaftsamt Donauwörth: „Entwicklungsplan für die Wertach in Augsburg – Wertachplan“, Donauwörth, 2001; [9] Stadt Augsburg (AG): „Biotopkartierung der Stadt Augsburg“, Fortschreibung 1991-1993; [10 ] Stadt Augsburg: „Umweltbericht 1999, Naturschutz und Landschaftspflege“, Augsburg, 2000; [11] Stadt Augsburg, Stadtplanungsamt: „Bebauungsplan Nr. 474, Pferseer Bahnüberführung / Luitpoldbrücke“, Augsburg, 05.01.2001; [12] Stadt Augsburg, Stadtplanungsamt: „Bebauungsplan Nr. 248, Am Wasenmeisterweg, Teilbereich Ost“, Augsburg, 27.09.1989; [13] Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft: „Gewässergütekarten Bayern, Trophie und Saprobie“, München, Dezember 1998; [14] Stadt Augsburg, Tiefbauamt: „Wertach vital II, Anregungen zur Anpassung des Leitbildes“, Augsburg, Juni 2001;

[15] Stadt Augsburg, Forstverwaltung (Bearbeiter: Schraudy): „Forstbetriebskarte Stadtwald Augsburg, Wertachaue“, Maßstab 1:10.000, Augsburg, 01.01.2001; [16] Stadt Augsburg: „Raum und Zeit, Bewerbung Augsburgs für die Landesgartenschau 2010“, Augsburg, 2001; [17] Stadt Augsburg, Baureferat, Stadtplanungsamt (Hrsg.): „Städtebaulicher Ideenwettbewerb Sheridan Kaserne in Augsburg“, Augsburg, Dezember 2001; [18] Stadt Augsburg (Hrsg.): „Das Mühlbachviertel – Ein Stück Natur in Pfersee“, Augsburg, Oktober 2001; [19] Bayerisches Landesamt für Umweltschutz: „Artenschutzkartierung Bayern“, München, 1982 – 1989; [20] Waldert: „Kartierung ornithologisch wertvoller Lebensräume im bebauten Bereich der Stadt Augsburg“, Augsburg, 1988; [21] Landesbund für Vogelschutz: „Erfassung der Hartholzbestände und Höhlenbäume an der Wertach im Stadtgebiet von Augsburg zwischen Mündung und Ackermannwehr“, Augsburg, 2003; [22] Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (AG), Königsdorfer: „Biotopkartierung in der Stadt Augsburg; Zoologischer Teil; Vorabzug“, Augsburg, 2002; [23] Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (AG): „Artenschutzkartierung Bayern“, Augsburg, 1982-1989; [24] Stadtwerke Augsburg (AG), Schall, Eger und Partner: „Baumzustands-Gutachten; Bewertung der Straßenbäume in der Rosenau- und Hessenbachstraße im Rahmen der UVS zum Ausbau der Linie 5“, Augsburg, 2002; [25] Stadtwerke Augsburg (AG), Liegl: „Fledermäuse im Bereich der Hessenbach-, Holzbach- und Rosenaustraße; Untersuchung im Rahmen der UVS zur geplanten Straßenbahnlinie 5“, Augsburg, 2002; [26] Wasserwirtschaftsamt Donauwörth (AG), Königsdorfer: „Ökologisches Gesamtgutachten zur Sanierung der Wertach, Fl-km 8,275 – 13,500“, Donauwörth, 1999; [27] Stadt Augsburg: „Baumschutzverordnung“, Augsburg, 2010; [28] Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen: „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft, Eingriffsregelung in der Bauleitplanung“, München, 1999; [29] Stadt Augsburg, Umweltamt, Abt. Abfallrecht/Altlasten; Schreiben vom 12.06.2002: „Altlastenverdachtsflächen an der Wertach“, Augsburg;

[30] Bezirk Schwaben, Fachberatung für das Fischereiwesen: „Der Fischbestand der Wertach zwischen Ausgleichsspeicher bei Inningen und Ackermannwehr bei Göggingen, Fl-km 13,500 bis Fl-km 8,275“, Augsburg, 1999; [31] Stadt Augsburg: „Grundwasserkarte“, Maßstab 1:25.000, Augsburg, 1982; [30] Stadt Augsburg (AG), Ökoplan: „Pflegekonzept für den Ufergehölzbestand an der Wertach; Abschnitt Ackermannwehr – Mündung“, Augsburg, 2003; [32] Stadt Augsburg, Forstverwaltung / Verein für Forstliche Standortserkundung e.V.: „Standortskarte Stadtwald Augsburg, Wertachau“, Maßstab 1:10.000, Augsburg, 2002; [33] Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft, Gewässerkundliches Messwesen Grund- wasser: „Projekt Wertach Vital, 2. Bauabschnitt“, Stichtagsmessungen 2000, Müchen, ohne Datum; [34] Stadt Augsburg, Kleingartenentwicklungsplan 2005-2020 (Stadtentwicklungs- programm 32), Augsburg, 2006 [35] Stadt Augsburg, Amt für Grünordnung und Naturschutz: „Kleingärten des Stadtverbandes“, Augsburg, 2002 ; [36] Björnsen Beratende Ingenieure GmbH (BCE) Augsburg: Hochwasserschutz, Gewässerentwicklung und Stadtentwicklung an der Wertach in Augsburg; Umweltverträglichkeitsstudie – Unterlagen zum Scoping Termin nach § 5 UVPG; Augsburg, Dezember 2002; [37] Stadt Augsburg, Stadtplanungsamt: „Bebauungsplan Nr. 214 A „Uhlandwiesen“, Augsburg, 21.08.1981; [38] Stadt Augsburg, Stadtplanungsamt: „Bebauungsplan Nr. 264 „Südöstlich der Uhlandstraße“, Augsburg, 16.12.1988; [39] Stadt Augsburg, Stadtplanungsamt: „Bebauungsplan Nr. 232 für das Gebiet zwischen der Uhlandstraße, der Chemnitzer Straße, der Luitpoldstraße, der Wertach und der Fl.-Nr. 707 in Augsburg – Pfersee“, Augsburg, 1970; [40] Stadt Augsburg, Stadtplanungsamt: „Bebauungsplan Nr. 232 A für das Gebiet zwischen der Uhlandstraße, der Chemnitzer Straße, der Luitpoldstraße, der Wertach und der Fl.-Nr. 707 Gemarkung Pfersee im Bereich zwischen Droste-Hülshoff-Straße, Luitpoldstraße, Wertachdamm und der Fl.nr. 707 Gemarkung Pfersee“, Augsburg, 17.01.1980; [41] Stadt Augsburg, Stadtplanungsamt: „Bebauungsplan Nr. 811 „Gebiet zwischen Wertach und Wertachkanal nördlich Luitpoldbrücke“, Augsburg, Juni 1964;

[42] Stadt Augsburg: „Baumaßnahme „Regenüberlaufbecken RÜB 006“ an der Holzbachstraße/Bürgermeister-Ackermann-Straße“, Pressemitteilung vom 10.07.2002, Augsburg, 2002; [43] Stadt Augsburg (AG), Geotechnisches Büro Prof. Dr. Schuler, Dr.-Ing. Gödecke: „Baugrundgutachten Luitpoldbrückenkomplex Augsburg über Wertach und Wertachkanal“, Augsburg, 2001; [44] Wasserwirtschaftsamt Donauwörth (AG), Technologieberatung Grundwasser und Umwelt: „Wertach Vital II, Hydrogeologische Untersuchung, Teil 1, Hydrogeologisches Modell“, Koblenz, 2003; [45] Geo-Hydro-Bau Consult: „Ingenieurgeologisches Gutachten, Neubau der Goggelesbrücke sowie Neubau eines Dükers über die Wertach in Augsburg“, Starnberg, 2002; [46] Wasserwirtschaftsamt Donauwörth (Probearbeit von Werner Eidelsburger): „Die Eintiefung der Wertach unterwasser der Staustufe Inningen bis zur Mündung in den “, Donauwörth, 1997; [47] Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.): „Geologische Karte von Augsburg und Umgebung“, Maßstab 1:50.000, München, 1956; [48] Stadt Augsburg, Tiefbauamt (AG), Sinus Consult: „Baugrunduntersuchung für BV Goggelesbrücke und Düker“, Augsburg, 2002; [49] BCE Augsburg: „Studie zur Situation und künftigen Entwicklung der Kleingartenanlagen im Rahmen von Wertach vital II (Kleingartenkonzept)“, Augsburg, August 2002; [50] Bayerisches Landesamt für Umwelt, Lufthygienischer Jahresbericht 2012, Augsburg, Juli 2013 [51] Bayerisches Landesamt für Umweltschutz: „Biotopkartierung Bayern; Kartieranleitung, Beschreibung der Biotoptypen“, Augsburg, 2003; [52] Büro für Naturschutz-, Gewässer- und Fischereifragen (AG: Landesfischereiverband Bayern): „Mindestwasserstudie; Wertach unterhalb des Ackermannwehres in Augsburg; Fischökologisch und fischereilich begründete Mindestwassermenge“, Pähl / München, November 2003; [53] BCE Koblenz: „Wertach vital, Gurndwasserbeeinflussung durch Rückbau der Wehranlage Goggeleswehr“, Koblenz, Januar 2002; [54] Stadt Augsburg, Stadtarchäologie: Schreiben vom 13.08.2002 „Denkmalschutzbereich an der Wertach, Bodendenkmäler“, Augsburg 2002

[55] Stadt Augsburg, Verordnung zum Schutz des Baumbestandes im Stadtgebiet von Augsburg, Amtsblatt Nr. 10/12, Augsburg, 26. März 2010

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1 Auftrag 1.1 Vorhabensträger

Gemäß Art. 39 Abs. 1 Nr. 2 Bayerisches Wassergesetz ist der Freistaat Bayern Ausbaupflichtiger für Gewässer 1. Ordnung, soweit es das Wohl der Allgemeinheit erfordert und die Finanzierung gesichert ist.

Vorhabensträger zur Planung und Durchführung der hier gegenständlichen Ausbaumaßnahmen an der Wertach ist somit der Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth (WWA Donauwörth).

Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth führt dieses Vorhaben im Rahmen des Projektes Wertach vital mit der Stadt Augsburg als beteiligtem Partner durch.

1.2 Zweck des Vorhabens

Bis vor etwa 150 Jahren war die Wertach ein weit verzweigter alpiner Wildfluss mit ausgedehnten und sich immer wieder verlagernden Kiesbänken, mit Auwäldern als Hochwasserpuffer und Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere.

Mit dem wachsenden Bedarf an Siedlungsraum und landwirtschaftlichen Nutzflächen kam es um 1860 zur Begradigung der Wertach. Der so verkürzte Flusslauf erhöhte die Abflussgeschwindigkeit und verstärkte die Erosionskraft des eingeengten Flusses. Die Wertach grub sich mehr und mehr in ihr Bett. Staustufen wurden zur Stützung der Gewässersohle und zur Energiegewinnung errichtet.

Dies alles führte zu folgenden Problemen:

• Mit dem Absinken der Wertachsohle sank auch der Grundwasserspiegel. Brücken und Uferbefestigungen sind durch Unterspülung gefährdet; • Die fehlenden Überschwemmungsflächen verschärften die Hochwassergefahr. Hochwasser schoss mit ungebremster Kraft die eingeengte Wertach hinab; • Im Auwald nahm die Artenvielfalt erheblich ab; • Die Wertach wurde vom natürlichen Wildfluss zum verbauten Gerinne.

Seit 1997 arbeitet der Freistaat Bayern deshalb mit dem Projekt Wertach vital an der Behebung dieser Defizite. Folgende Projektziele werden dabei verfolgt:

• Die Kraft der Wertach wird gebremst und eine weitere Eintiefung des Flussbettes verhindert. Noch 2005 konnte sich die Wertach während des Augusthochwassers in den

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noch nicht sanierten Gewässerstrecken innerhalb der Stadt Augsburg in nur wenigen Tagen um durchschnittlich 0,5 Meter in die Tiefe graben; • Das Projekt schützt die Anwohner vor einem Hochwasser von 450 m³/s (dies entsprach 1999 einem hundertjährlichen Hochwasser HQ100); Denn alleine die beim Pfingsthochwasser 1999, einem etwa 90jährlichen Ereignis, über die Ufer getretene Wertach richtete in den Augsburger Stadtteilen Göggingen und Pfersee rund 50 Millionen € Schaden an. Derzeit sind die in den noch nicht umgestalteten Gewässerstrecken des 4. Realisierungsabschnitts (kurz: 4. RA) vorhandenen alten Hochwasserschutzdeiche nicht in der Lage, ein HQ100 unter Einhaltung eines Freibords von 1,0 Meter abzuführen; • Wertach vital schafft ein dynamisches und durchgängiges Gewässer, so dass neue naturnahe Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstehen. Die Gewässerufer werden aufgeweitet und umgestaltet; • Die Wertach wird als innerstädtisches Erholungsgebiet naturnah gestaltet und für jedermann erlebbar gemacht. Die Zugänglichkeit des Gewässers für Gewässerunterhalt und Öffentlichkeit wird hergestellt.

Die Wertach ist in diesem Abschnitt nach EG-Wasserrahmenrichtlinie (Bewirtschaftungsplan für den bayerischen Anteil am Flussgebiet Donau, Bewirtschaftungszeitruam 2016 – 2021) als sehr stark verändertes Gewässer (HMWB = heavily modified water body) eingestuft. Die Ziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie werden mit den vorliegenden Planungen für eine Renaturierung der Wertach umgesetzt. Das Maßnahmenprogramm 2016 - 2021 für den bayerischen Anteil am Flussgebiet der Donau sieht für die Wertach in diesem Bereich vor, das „Gewässerprofil naturnah umzugestalten“. Insofern liegt keine Verschlechterung nach EG-Wasserrahmenrichtlinie vor, vielmehr werden die Ziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt.

Alle Planunterlagen wurden im Rahmen einer Offenen Planung unter intensiver Beteiligung der Öffentlichkeit (Bürgergruppe Wertach vital) und Mitwirkung aller betroffenen Behörden und Verbände (Arbeitsgruppe Wertach vital) erstellt.

1.3 Vorgehensweise der UVS

Für die geplanten Maßnahmen ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung nach UVPG im Rahmen des wasserrechtlichen Genehmigungsverfahrens nach § 68

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Wasserhaushaltsgesetz durchzuführen. Dabei werden die Eingriffserheblichkeiten, die durch die geplanten Vorhaben entstehen, ermittelt und bewertet.

Die Björnsen Beratende Ingenieure GmbH wurde am 09. Dezember 2002 mit der Umweltverträglichkeitsprüfung beauftragt.

Das Untersuchungsgebiet zu „Wertach vital II“ für die Planung von Hochwasserschutz

(HW 100 +1 m Freibord), Gewässerentwicklung und Stadtentwicklung umfasst eine Fläche von rd. 200 ha und liegt im Stadtgebiet von Augsburg (s. Abb. 1: Lage im Raum).

Der Planungsraum „Wertach vital II“ (Ackermannwehr Fl-km 8+275 bis Goggeleswehr km 4+098) teilt sich auf in 4 Abschnitte (s. Abb. 2: Planungsabschnitte (PA)):

– II.1: Ackermannwehr bis Brücke B17 km 8+275 – km 6+760 (4. Realisierungsabschnitt) – II.2: Brücke B17 bis Localbahnbrücke km 6+760 – km 5+935 (3. Realisierungsabschnitt) – II.3: Localbahnbrücke bis Luitpoldbrücke km 5+935 – km 4+880 (2. Realisierungsabschnitt) – II.4: Luitpoldbrücke bis Goggeleswehr km 4+880 – km 4+098 (1. Realisierungsabschnitt)

Der voraussichtliche Untersuchungsrahmen der zu erstellenden Antragsunterlagen für die UVP wurde gemäß § 5 UVPG mit den zuständigen Fachbehörden und den geladenen Trägern öffentlicher Belange am 15.01.2003 im Scoping-Termin abgestimmt. Dieser informierte über Standort, Art und Umfang des Vorhabens (Unterrichtung der Träger der Maßnahme nach § 5 UVPG) unter Berücksichtigung der UVP-Leitlinien der LAWA. Das Scoping-Papier [36] wurde im Vorfeld an die Teilnehmer verteilt und die Ergebnisse der Besprechung in einem abschließenden Vermerk dargestellt.

Das Scoping wurde ergänzt durch einen weiteren Gesprächstermin mit der Unteren Wasserrechtsbehörde (Stadt Augsburg, Referat für Umwelt und Verbraucherschutz) bei der Regierung von Schwaben (Höhere Naturschutzbehörde) am 29.01.2003.

Das Untersuchungsgebiet wird mit der Abbildung 3, sowie in den Lageplänen zum Bestand (s. Anlagen Reihe B: B-1.1 bis B 1.4) aufgezeigt.

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Hinweis: Projekttitel

Im Zuge der Entwurfsplanung zum 3. Realisierungsabschnitt wurde der Titel des Gesamtprojektes im Dezember 2008 auf „ Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung an der Wertach“ geändert. Der ehemalige Projekttitel lautet: „Hochwasserschutz, Gewässerentwicklung und Stadtentwicklung an der Wertach in Augsburg“ und ist in älteren Anlagen der vorliegenden UVS noch vorhanden.

Abb. 1 Lage im Raum

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1. Realisierungsabschnitt

2. Realisierungsabschnitt

3. Realisierungsabschnitt

4. Realisierungsabschnitt

Abb. 2: Planungsabschnitte bzw. Realisierungsabschnitte Wertach vital II

Für einen ersten Realisierungsabschnitt (Wertach-km 5+000 bis 4+098) wurden die Vorzugsvarianten für den Ersatz des Goggeleswehres (geplanter Bau einer aufgelösten Sohlrampe) und die Ufergestaltung einvernehmlich mit der Arbeits- und Bürgergruppe festgelegt. Für die Umsetzung der Maßnahmen wurden 2004 parallel zur Vorplanung die erforderlichen technischen Planungen und die Unterlagen für ein Planfeststellungsverfahren (Entwurfs- und Genehmigungsplanung) erstellt.

Vorgezogen wurde das Plangenehmigungsverfahren für den Bau der sogenannten „Musterstrecke“ von Fl-km 5+000 bis Fl-km 4+690 oberhalb der Luitpoldbrücke. Hier wurde

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seitens des Umweltamtes festgelegt, dass für diesen Uferabschnitt keine UVS erforderlich ist.

Bestandteil der Genehmigungsunterlagen zum 1. Realisierungsabschnitt und zur Musterstrecke wird ein Landschaftspflegerischer Begleitplan.

Parallel zur UVS werden durch die Technologieberatung Grundwasser und Umwelt (TGU) Koblenz ein Hydrogeologisches Modell [44] und weitere Hydrogeologische Untersuchungen zum Bau der Goggelesrampe und für die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich der südlichen Wälder erarbeitet.

Weitere Planungsvorhaben im Gebiet, welche die Belange von Wertach vital II betreffen, werden im Kapitel 5 erläutert.

Hinweis: Neubenennung der Planungsabschnitte in Realisierungsabschnitte

Die UVS basiert auf der Vorplanung zu Wertach vital II von Oktober 2004 und verwendet die darin definierte Unterteilung des Planungsraumes in die oben benannten und in Abb. 2 dargestellten Planungsabschnitte. Aus Gründen des Hochwasserschutzes wurde 2004 gleichzeitig mit der Vorplanung die Entwurfs- und Genehmigungsplanung für die Umgestaltung des Goggeleswehres vorgezogen erarbeitet, wobei der Planungsabschnitt II.4 in „1. Realisierungsabschnitt“ umbenannt wurde. Diese neue Bezeichnung wurde in der Folge für die von Unterstrom nach Oberstrom fortgeführte Planung übernommen und die Unterteilung des Planungsraumes teilweise angepasst. Es ergibt sich hieraus folgende Neuzuordnung:

1. Realisierungsabschnitt = Planungsabschnitt II.4: Goggeleswehr bis Musterstrecke 2. Realisierungsabschnitt = Planungsabschnitt II.3: Musterstrecke bis Localbahnbrücke 3. Realisierungsabschnitt = Planungsabschnitt II.2: Localbahnbrücke bis Brücke B17 4. Realisierungsabschnitt = Planungsabschnitt II.1: Brücke B17 bis Ackermannwehr Für den 3. und den 4. Realisierungsabschnitt wurde zudem die Vorplanung überarbeitet. Den Genehmigungsunterlagen zum 4. Realisierungsabschnitt wird nunmehr ein aktualisierter Auszug aus der Gesamt-UVS beigelegt. Der Bericht wurde für eine bessere Lesbarkeit teilweise neu gegliedert, entsprechende Hinweise folgen im Text.

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Abb. 3: Vorläufiges Untersuchungsgebiet

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2 Projektbeschreibung 2.1 Vorläufiges Untersuchungsgebiet der UVS

Das vorläufige Untersuchungsgebiet der Umweltverträglichkeitsstudie erstreckt sich von unterstrom des Ackermannwehres bei Fl-km 8+275 über eine Strecke von rd. vier Kilometern bis unterstrom des Goggeleswehres bei Fl-km 4+098 (siehe Abb. 3). Das gesamte Gebiet schließt eine Fläche von rd. 200 ha ein und liegt im Stadtgebiet von Augsburg. (Die im Planungsraum vorhandenen Schutzgebiete sind in Kap. 5.4 beschrieben.)

2.2 Standort des Vorhabens

Die Wertach fließt im südlichen Untersuchungsgebiet nahe der Stadtgrenze durch landschaftlich geprägte Bereiche mit kleinen Waldabschnitten, das „Gögginger Wäldchen“ und den Wald „Am Köpfle“. Die Uferbereiche des Flusses sowie der parallel verlaufende Wertachkanal werden durch zusammenhängende Gehölzsäume und Grünflächen flankiert. Zahlreiche Dauerkleingärten liegen beidseitig der Wertachdeiche. Verschiedene Brücken ermöglichen eine Überquerung der Wasserläufe. Seitlich liegen an Erschließungsstraßen Wohngebiete und Sportflächen. Der nördliche Abschnitt des Untersuchungsraums ist städtisch geprägt. Westlich der Wertach verläuft hier in einem Teilabschnitt parallel zum Fluss die Augsburger Localbahn. (s. Anlagen Reihe B: Lagepläne, Bestand B-1.1 bis B-1.4)

2.3 Vorhabensbeschreibung

Im Rahmen der Vorplanung für den Hochwasserschutz, die Gewässerentwicklung und die Stadtentwicklung an der Wertach in Augsburg wurden verschiedene Varianten mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, der Arbeitsgruppe (beteiligte Ämter) und der Bürgergruppe diskutiert und festgelegt.

Im Folgenden wird kurz auf die Vorhaben der einzelnen Planungs- bzw. Realisierungsabschnitte eingegangen. Eine ausführlichere Beschreibung der Varianten erfolgt je Realisierungsabschnitt in Zusammenhang mit der Konfliktanalyse und Variantendiskussion in den Heften 2 bis 5.

2.4 Planungsleitlinien

Als Rahmenbedingung für die Planung von Maßnahmen von Wertach vital II wurden folgende Planungsleitlinien festgelegt:

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• Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung wird der neue Wertach-Hauptdeich (Schutzziel:

HW B+1,0 m Freibord) von der Wertach rückverlegt. • Hochwasserschutz bis zum Schutzziel erhalten Wohn- und Gewerbegebiete sowie Industriegebiete. • Hochwasserschutz wird nach Wasserhaushaltsgesetz und Landeswassergesetz Bayern zum Wohle der Allgemeinheit durchgeführt, der Einzelne hat keinen Anspruch auf Hochwasserschutz. • Die Eingriffe durch die Hochwasserschutzmaßnahmen in die Umwelt sind zu minimieren (Deich – Mauer); vorhandene Geländekanten oder -erhebungen werden bevorzugt genutzt. • Waldgebiete sollen möglichst nicht durchschnitten und getrennt werden. • Wenn Verkehrswege (z.B. Localbahn) erhalten bleiben, werden sie nicht durchschnitten. • Die Kosten sind zu minimieren (Wirtschaftlichkeit; Vorhandenes nutzen).

2.5 4. Realisierungsabschnitt (Ackermannwehr bis Brücke B17)

Die Vorplanung zum 4. Realisierungsabschnitt wurde im Herbst 2010 überarbeitet. Die Varianten zur Hochwasserschutzlinie und zur Sohlstabilisierung und Gewässerentwicklung sind in Heft 2 beschrieben, das auch die Konfliktanalyse zu den einzelnen Varianten enthält. Der Verlauf der Varianten ist zudem in den Anlagen dargestellt.

2.6 Übrige Realisierungsabschnitte

Die Maßnahmen im 1., 2. und 3. Realisierungsabschnitt wurden in den vergangenen Jahren bereits realisiert:

1. Realisierungsabschnitt (Goggeleswehr bis Musterstrecke)

Die wichtigste Maßnahme im 1. Realisierungsabschnitt stellt die Umgestaltung des ehemaligen Goggeleswehrs in eine aufgelöste Sohlrampe dar. Durch den Abriss des Wehres konnte einerseits die Verklausungsgefahr am Bauwerk entfernt und andererseits die ökologische Durchgängigkeit der Wertach wiederhergestellt werden. Die Maßnahme diente somit gleichzeitig dem Hochwasserschutz und der Gewässerökologie. Weitere Hochwasserschutzmaßnahmen waren für die Erreichung des Schutzziels hier nicht erforderlich. Für den Bau der aufgelösten Sohlrampe, die sich bei einer flachen Neigung von 1:47 über eine Strecke von 244 m erstreckt, war die Abgrabung der Gewässersohle

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oberstrom des ehemaligen Wehres und die Anpassung der Uferbereiche notwendig. Es ergab sich ein Eingriff in die Biotopstrukturen und eine Absenkung der Grundwasserspiegels infolge des weggefallenen Rückstaus und der Geländeabgrabungen. Die Eingriffe wurden teils innerhalb des 1. RA durch die Neugestaltung der Grünflächen ausgeglichen, andererseits sind für die Kompensation der Gehölzverluste Ersatzmaßnahmen außerhalb des 1. RA notwendig.

In den 1. Realisierungsabschnitt wurde die Neugestaltung der sogenannten „Musterstrecke“ oberhalb der Luitpoldbrücke mit integriert. Der Bereich wurde während der Arbeiten an der Brücke als Baustellenlager genutzt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurde hier im Frühjahr 2004 ein erster Bereich des „Wertach-Uferparks“ realisiert.

Die Variantenprüfung und Konfliktanalyse zum 1. Realisierungsabschnitt erfolgte in der ursprünglichen Gesamt-UVS in Heft 5.

2. Realisierungsabschnitt (Luitpoldbrücke bis Localbahnbrücke)

Im 2. Realisierungsabschnitt wurde der Hochwasserschutz durch eine Mauer entlang der Localbahntrasse sichergestellt. Die unmittelbar an das westliche Wertachufer angrenzenden Kleingärten wurden aufgelöst und das Ufer wurde bereichsweise zurückverlegt und abgeflacht. So konnte der kanalartige Charakter der Wertach aufgelockert werden und es bot sich Raum für die Gestaltung des „Wertach-Uferparks“.

Infolge der Gewässereintiefung ragte der Mühlhettenbachdüker, der ca. 40 m unterhalb der Localbahnbrücke die Wertach quert, über die Gewässersohle hinaus und behinderte die ökologische Durchgängigkeit. Die Sohle wurde in diesem Bereich deshalb durch eine Sohlrampe gesichert und wieder durchgängig gestaltet. Der Eingriff in die Biotopstrukturen wurde teils innerhalb des 2. RA durch die Neugestaltung der Uferbereiche ausgeglichen. Für die Kompensation der Gehölzverluste sind jedoch zusätzliche Ersatzmaßnahmen außerhalb des 2. RA notwendig.

Die Variantenprüfung und Konfliktanalyse zum 2. Realisierungsabschnitt erfolgte in der ursprünglichen Gesamt-UVS in Heft 4.

3. Realisierungsabschnitt (Localbahnbrücke bis B17)

Im 3. Realisierungsabschnitt wurde der Hochwasserschutz linksseitig der Wertach durch einen Deich entlang der Straße „Am Wertachdamm“ hergestellt. Die unmittelbar an das

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westliche Wertachufer angrenzenden Eigentumsgärten wurden dazu um jeweils 5 Meter zurückverlegt. So konnte das Ufer bereichsweise zurückverlegt und abgeflacht werden. Der Hochwasserschutz rechtsseitig wurde ebenfalls durch einen Deich entlang des Fabrikkanals hergestellt. Im Bereich der Kulperhütte und des Wehrbauwerks „4-Fallen“ wird der Deich durch eine Mauer ersetzt. An den Kreuzungen von Weg und Hochwasserschutzlinie unterbrechen mobile Elemente die Hochwasserschutzlinie.

Das Flussbett wurde um bis zu 5 Meter aufgeweitet und die Böschungen zusätzlich abgeflacht, an den Brücken der B17 und Localbahn musste die ursprüngliche Flussbreite beibehalten werden. Der vormals kanalartige Flusslauf wurde so naturnäher umgestaltet. Die flacheren Uferböschungen sorgen für einen größeren Abflussquerschnitt und ermöglichen wieder den Zugang zum Gewässer, sowohl zur Gewässerunterhaltung als auch für Naherholungssuchende.

Die Variantenprüfung und Konfliktanalyse zum 3. Realisierungsabschnitt erfolgte in der ursprünglichen Gesamt-UVS in Heft 3.

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3 Landespflegerische Zielvorstellungen

Als Rahmenbedingung für die Planung von Maßnahmen von Wertach vital II wurden neben den Planungsleitlinien (s. Kap. 2.4) folgende landespflegerischen Zielvorstellungen festgelegt:

• Planungen an der Wertach sollen die Aspekte des Biotop- und Artenschutzes, sowie der Biotopvernetzung beachten. • Die ökologische Durchgängigkeit ist herzustellen. • Uferumgestaltungen und Gewässerentwicklung sollen eine Aufwertung des Gebiets herbeiführen – isolierte Strukturen sind in das Netz einzubinden. • Die alten Wertachverläufe in den südlichen Waldbereichen sollen durch die Gewässerentwicklung aktiviert werden, der Wald sukzessive der Aue zugeführt werden - die Funktion als Erholungs- und Bannwald ist zu stärken. • Ufergehölzsäume sind nur dann zu dezimieren, wenn auf der gegenüberliegenden Uferseite eine ökologische Durchgängigkeit gewährleistet wird. Aus Gründen der Sicherungs- und Haftungspflicht vor Umstürzen von Bäumen und Herabfallen von Ästen etc. kann vom Erhaltungsziel abgewichen werden. • Die Erhöhung der Erholungseignung und Attraktivität des Gebiets ist in Abstimmung mit den Zielen des Naturschutzes anzustreben. • Zur Verbesserung des Fischbestandes in der Wertach sind die Gewässerstruktur und die Strömungsverhältnisse zu ändern. • Für bebaute Bereiche dürfen keine nachteiligen Auswirkungen durch geplante Maßnahmen des Hochwasserschutzes und der Gewässerentwicklung und damit verbundenen Veränderungen der Grundwassersituation und der Grundwasserstände entstehen. • Wo sich die Möglichkeit bietet, soll durch das Abflachen der Uferböschung ein naturnaher Übergang zwischen Gewässer und Ufer geschaffen werden.

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4 Entwicklung ohne die geplanten Vorhaben (Status-Quo- Prognose) und geprüfte anderweitige Lösungsmöglichkeiten

4.1 Status-Quo-Prognose

Die Beibehaltung des Status-Quo würde bedeuten, dass an den vorhandenen Deichen keine Veränderung (insbesondere keine Sanierung) durchgeführt würde. Es fände somit auch keine Deichrückverlegung bzw. stellenweise Abflachung der Ufer statt, so dass kein Retentionsraum gewonnen würde. Gewässerentwicklungsmaßnahmen hätten sich auf die im Rahmen von Unterhaltungsarbeiten möglichen Strukturverbesserungsmaßnahmen zu beschränken. Das Goggeleswehr würde weiterhin eine Verklausungsgefahr bei Hochwasser darstellen.

Da die vorhandenen Hochwasserschutzdeiche entlang der Wertach in den betrachteten Planungsabschnitten nicht dem geforderten Schutzziel und den heutigen Sicherheitsanforderungen entsprechen (s. Kap. 2.5), steht die Beibehaltung des Status-Quo im Rahmen der vergleichenden Betrachtungen zur Umweltverträglichkeit nicht zur Diskussion.

4.2 Geprüfte anderweitige Lösungsmöglichkeiten

Nachfolgend wird eine Übersicht über die wichtigsten, im Rahmen der Vor- und Entwurfsplanungen geprüften anderweitigen Lösungsmöglichkeiten gegeben. Die wesentlichen Auswahlgründe, die zum Ausschluss einer Lösungsmöglichkeit führten, waren:

• die Einhaltung der Planungsleitlinien zur Verbesserung des Hochwasserschutzes (s. Kap. 2.4), • die Möglichkeiten der Realisierung dieser Lösungen, • die Kosten, die an Hand ausgewählter Maßnahmen veranschlagt wurden, • die landschaftsökologischen Auswirkungen sowie • die Verfügbarkeit der Flächen, die für die HWS-Bauten benötigt werden.

Die Auswirkungen auf die Umwelt werden bei der nachfolgenden Beschreibung nochmals besonders beleuchtet.

Berücksichtigt werden hier nur die im Gebiet von Wertach vital II geprüften anderweitigen Lösungsmöglichkeiten. Seitens der Bürgergruppe wurden wiederholt nach Maßnahmen der Wasserwirtschaftsämter oberhalb von Wertach vital I gefragt. Dabei ging es um die

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Regelung der Staustufe Inningen und den Retentionsraum am Mittel- und Oberlauf der Wertach. Diese Maßnahmen werden hier nicht betrachtet.

4.2.1 Sanierung der Altdeiche mit Erhöhung auf Schutzziel

Die bestehenden Deiche wurden teilweise nach dem Pfingsthochwasser saniert und können größtenteils einen Abfluss von HQ 100 bordvoll abführen.

Eine vollständige Sanierung der Altdeiche mit Aufhöhung auf HW 100 +1 m würde nicht den Planungsleitlinien entsprechen, da eine Rückverlegung der Hochwasserschutzlinie gefordert wird. Ferner könnte kein zusätzlicher Retentionsraum gewonnen und Abflussspitzen nicht reduziert werden. Maßnahmen der Gewässeraufweitung und damit der Gewässerentwicklung wären nicht möglich. Die Wertach müsste durch massivere sohlstützende Maßnahmen vor einem weiteren Eintiefen gesichert werden – eine ökologische Verbesserung für die Gewässerstruktur und damit auch für die Fauna wäre kaum möglich. Eine Erhöhung der Altdeiche würde dies auf lange Sicht verhindern und damit nicht den Forderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) entsprechen.

Bei einer Sanierung der Altdeiche müssten zur Erhöhung der Deiche Hinterschüttungen, wo Platz vorhanden ist, vorgenommen werden. Damit wäre größtenteils ein Verlust vieler Ufergehölze verbunden. An Stellen mit beengten Platzverhältnissen müssten neue Innendichtungen der Deiche hergestellt oder der Bau von Hochwasserschutzmauern vorgenommen werden. Die Kleingärten bekämen zwar einen höheren Hochwasserschutz, für die Allgemeinheit könnten jedoch keine neuen Erholungsräume geschaffen werden.

4.2.2 Hochwasserschutzlinie östlich des Fabrik-/ Wertachkanals

Eine alternative Hochwasserschutzlinie östlich des Fabrik-/ Wertachkanals wurde auf Grund der beengten Platzverhältnisse in Göggingen verworfen (Fa. Ackermann, Stadionstraße etc.). Für die Erhöhung der rechten Uferseite auf das erforderliche Hochwasserschutzziel der Wertach sind auf der Wertachleite nur geringfügige Erhöhungen, z.B. des vorhandenen Weges, vorzunehmen. Für eine Verschiebung der Hochwasserschutzlinie östlich des Fabrik-/ Wertachkanals wären höhere Fehlhöhen zu überwinden, da hier das Gelände tlw. wieder abfällt. Der Kanal müsste durch aufwendige Bauwerke gequert werden, zusätzlicher Retentionsraumgewinn könnte nicht geschaffen werden. Insgesamt besteht keine Notwendigkeit, den zuflussgeregelten Fabrik-/ Wertachkanal in den Hochwasserschutz zu integrieren.

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4.2.3 Beseitigung der Wertachleite (Bereich Kulperhütte)

Eine Fragestellung innerhalb der Bürgergruppe beschäftigte sich mit der „Auflösung“ der Wertachleite. Dadurch wäre der Wertachkanal entfallen und die Wertach hätte ein verbreitertes Flussbett erhalten. In einer Ortsbegehung wurden die Nachteile und Auswirkungen dieser Lösung dargelegt: Da der Wertachkanal höher als die Wertach liegt, wären umfassende Bodenmassen abzutransportieren gewesen. Die Idee wurde aufgrund der überwiegenden Nachteile nicht weiter verfolgt. Die Gehölze und die auf der Wertachleite befindlichen Bäume wurden im Rahmen des 3. Realisierugsabschnittes größtenteils entfernt.

4.2.4 Stufenkonzept Hochwasserschutz

Bis Ende 2002 wurde für die Sicherstellung des neuen Hochwasserschutzes und die sukzessive Entwicklung der Wertach ein Stufenkonzept erarbeitet, das sich aus drei Ausbaustufen zusammensetzte.

Die Varianten rechts der Wertach und links nördlich der Localbahnbrücke wurden in der heutigen Konzeption weitgehend beibehalten (s. Kap. 2.6).

Auf der Westseite der Wertach vom Ackermannwehr bis ca. Fl-km 5+600 sollte der neu zu errichtende Hauptdeich (HW 100 +1m ) in der Ausbaustufe 1 zwischen Schafweidesiedlung und Wald errichtet und westlich der Kleingartenanlage bis zur B17 geführt werden. Zusätzlich sollte der westliche Forstweg, der entlang einer Terrassenkante verläuft bis zu einem

Schutzziel von HW 100 zu einem Zwischendeich aufgehöht werden. Im 3. Realisierungsabschnitt schloss der Verlauf des neuen Hauptdeiches zwischen der Bundesstraße B17 und der Localbahnbrücke die entlang der Wertach angelegte Kleingartenanlage „Uhlandwiese“ vollständig ein. Im 1. und 2. Realisierungsabschnitt verlief am linken Ufer von der Localbahnbrücke bis zum Goggeleswehr die Hochwasserschutzlinie entlang der Gleistrasse der Localbahn.

In der Ausbaustufe 2 sollte weiterer Raum für die Gewässerentwicklung geschaffen und der Altdeich am linken Ufer zwischen Fl-km 7+400 und 6+800 geöffnet bzw. zurück gebaut werden. Weiter westlich entlang vorhandener Wegeführungen sollte innerhalb der Kleingartenanlage ein neuer Zwischendeich hergestellt werden. Desgleichen galt für den 3. Realisierungsabschnitt zwischen km 6+800 und 6+100. Mit einer weiteren Verlegung der Schutzlinie vom Gewässer weg wurde die Fläche für Retentionsraum, die Gewässer- und Stadtraumentwicklung vergrößert und die auefremde Nutzung allmählich zurückentwickelt.

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Ausbaustufe 3: Die Flusslandschaft der Wertach in Augsburg sollte nachhaltig neu geordnet werden: Die dritte Ausbaustufe beinhaltete den Rückbau sämtlicher noch vorhandener Zwischendeiche, die Dauerkleingärten (tlw. mit etwas höherwertiger Bebauung) würden wasserseitig des neuen Deiches liegen.

Die Kosten für die allmähliche Rückverlegung der Hochwasserschutzlinie im Bereich der Wälder und Kleingärten über die Errichtung von Zwischendeichen, die dann wieder zurück gebaut werden sollten, wurde als zu hoch erachtet.

In der weiteren Planung wurden Hauptdeichtrassen betrachtet, die sich auf eine endgültige Linienführung festlegen und einem Teil der Kleingärten einen höheren Hochwasserschutz gewährleisten.

4.2.5 Anhebung der Wertachsohle

Da die Wertach einer zunehmenden Eintiefungstendenz folgt, wurde anfänglich erwogen, die Wertachsohle im Bereich der südlichen Wälder deutlich anzuheben. Dadurch wäre die Flussaue wieder stärker in die Dynamik des Flusses angebunden worden, die Wälder wären öfters überflutet worden. Die durch die Gewässeraufweitung anfallenden geeigneten Bodenmassen sollten wieder in der Sohle eingebracht werden. Der Wasserspiegel und die geplanten Hochwasserschutzlinien hätten somit evtl. deutlich angehoben werden müssen. Eine starke Erhöhung des Wasserspiegels würde wahrscheinlich auch eine merkliche Anhebung des Grundwasserspiegels bedingen. Die damit verbundenen Nachteile für die anliegenden Wohn- und Gewerbesiedlungen wurden als zu hoch erachtet. Es kommt deshalb nur eine maßvolle Sohlanhebung in Betracht.

4.2.6 Goggeleswehr

Wie im vorangegangenen Text beschrieben, bestand für das Goggeleswehr Handlungsbedarf. Die Zugänglichkeit zur Wertach war durch die seitlichen stark befestigten Wehrwangenbereiche sowie die steilen Uferzonen stark beeinträchtigt. Dennoch stellte es als stadtbildprägendes Bauwerk einen wichtigen Treff- und Aussichtspunkt für Besucher und Erholungssuchende dar.

Im Rahmen der Vorplanung wurden folgende Varianten betrachtet:

• Umbau des Wehres, • Variante A - Neubau des Wehres,

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• Variante B - Neubau einer einstufigen, kompakten Sohlrampe, • Variante C - Neubau einer zweistufigen Sohlrampe, • Variante D - Neubau einer aufgelösten Sohlrampe.

Die Zielvorgaben und Randbedingungen für die Errichtung einer neuen Anlage sind wasserwirtschaftlicher, ökologischer und städtebaulicher Natur:

• Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit für Fische und Kleinstlebewesen (Benthos); Sicherstellung / Verbesserung der Geschiebedurchgängigkeit; • Stützung der Gewässersohle, um einer weiteren Eintiefung entgegen zu wirken; • Sicherstellung / Verbesserung der hydraulischen Leistungsfähigkeit des Gewässers; • Vermeidung der Verklausungsgefahr; • städtebaulich optimale Einpassung des Wehres, verbesserte Zugänglichkeit an die Wertach und somit Verbesserung der Aufenthaltsqualität, Erhalt des Übergangs für Fußgänger und Radfahrer; • Notwendigkeit der Regenwassereinleitung am Goggeleswehr und der Einleitung des Abkehrbaches Wertachkanal bleibt bestehen; • Trassenführung und Höhenlage des Leitungsdükers sowie • der Neubau des Regenüberlaufbeckens an der Bürgermeister-Ackermann-Straße am östlichen Ufer und • die Wirtschaftlichkeit sind zu berücksichtigen.

Im Variantenvergleich zeigte sich an Hand der Kriterien ökologische Durchgängigkeit, Geschiebedurchgängigkeit, städtebauliche Einbindung und Wirtschaftlichkeit, dass die aufgelöste Sohlrampe (Variante D) die beste Lösung zur Umgestaltung des Wehrbereiches darstellte.

Per Beschluss des Bauausschusses der Stadt Augsburg wurde am 12.02.2004 gegen einen Umbau oder Neubau des Wehres und für den Bau einer Sohlrampe gestimmt.

4.2.7 Möglichkeiten der Ufergestaltung

Für die Umgestaltung der Wertachumgebung wurden im Fortgang der Planung vier verschiedene Uferscenarien entwickelt. Sie stellten lediglich mögliche Gestaltungsvarianten dar: Im Bereich zwischen Luitpoldbrücke und Goggeleswehr wäre z.B. eine eher „städtisch“ geprägte Ufergestaltung mit befestigten Uferpromenaden, Freitreppen, Terrassenanlagen, Ufermauern etc. denkbar gewesen.

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Auch wurde ein auf verstärkte Freizeitnutzung gerichtetes Gestaltungsbeispiel aufgezeigt, z. B. mit Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes, Bau eines durchgängigen Asphaltweges für Radfahrer, Inline-Skater und Rollstuhlfahrer oder Erlebnisbereichen für Kinder (Wasserspielplätze, Spielmeile entlang der Wertach, Schullehrpfade).

Innerhalb der Arbeits- und der Bürgergruppe wurden die Szenarien diskutiert: Eine „städtische Variante“ sollte nur im unmittelbaren Bereich der zu errichtenden Goggelesbrücke zum Tragen kommen. Alle übrigen im Stadtgebiet gelegenen Uferbereiche waren in Anlehnung an die „landschaftliche Variante“ neu zu gestalten. Diese sollten einen „Gesamtuferpark Wertach“ entstehen lassen, gleich einem Landschaftspark mit raumbildenden Grünstrukturen, Geländemodellierungen, geschwungenen Wegeführungen etc.

Der südliche Bereich von „Wertach vital II“ (Wald „Am Köpfle“ und „Gögginger Wäldchen“, etc.) folgt den Zielen der „ökologischen Variante“ mit naturnahen beruhigten Bereichen, bewusster Besucherlenkung, Entwicklung von ökologisch hochwertigen Auebereichen und Feuchtstrukturen im Uferbereich (z.B. Uferabsenkungen für Sukzessionsbereiche, Kies- und Sandflächen, Tümpel, Weichholzaue, Herstellen von unterschiedlichen Ufergefällen etc.).

Eine „freizeitorientierte Variante“ ist nicht vorgesehen, vielmehr fließen die Ideenelemente in die übrigen Gestaltungen ein.

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5 Planerische Rahmenbedingungen

5.1 Flächennutzungs- und Landschaftsplan

Die Neubekanntmachung des Flächennutzungsplans mit integrierter Landschaftsplanung der

Stadt Augsburg [1] wurde im Juli 2010 bekannt gemacht und zuletzt im März 2012 geändert (s. auch Anlage 6.3 Landschaftspflegerischer Begleitplan, Kap.3.1).

5.2 Bebauungspläne und Planungsvorhaben

Über das Stadtplanungsamt Augsburg wurden Informationen über vorhandene Bebauungspläne und geplante Bauvorhaben erfragt, die Lage der Gebiete ist den Lageplänen, Bestand zur UVS B-1.1 bis B-1.4 zu entnehmen.

Nachfolgend werden nur noch die für den 4. Realisierungsabschnitt relevanten Bebauungs- pläne und Planungsvorhaben aufgeführt.

Östlich des 4. Realisierungsabschnittes existieren rechtskräftige Bebauungspläne (Nr. 862, 862 A sowie 872). Die ausgewiesenen Flächen werden jedoch vom geplanten Vorhaben nicht tangiert. Des Weiteren wurde Ende der 1980er Jahre ein Bebauungsplan für die Kleingartenanlagen östlich des Wasenmeisterweges aufgestellt, der jedoch nie rechtskräftig umgesetzt wurde. Gemäß telefonischer Rücksprache mit dem Stadtplanungsamt Augsburg am 20.09.2013 muss ein Bauvorhaben im genannten Gebiet den Vorgaben des Bundeskleingartengesetzes sowie des § 35 BauGB entsprechen.

5.3 Umweltbericht

Der Augsburger Umweltbericht 1999, Naturschutz und Landschaftspflege [10] enthält zahlreiche allgemeine Informationen zu den Umweltfaktoren der Stadt Augsburg. Es wird ein

Überblick über die verschiedenen ökologischen Grundlagenerhebungen geschaffen und deren Ergebnisse in einer allgemeinen Bewertung zusammengefasst. Des Weiteren werden die Organisationen des Naturschutzes sowie die Planungen und Maßnahmen zur Sicherung und Verbesserung von Natur und Landschaft vorgestellt.

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5.4 Schutzgebiete

Die Informationen wurden den verschiedenen Rechtsverordnungen zu den Gebieten, der Biotopkartierung Bayern, dem Landschaftsplan und dem Umweltbericht der Stadt Augsburg entnommen.

5.4.1 Natura 2000: FFH-Gebiete / Vogelschutzgebiete

Im Planungsgebiet befinden sich keine Schutzgebiete gemäß § 31 BNatschG von gemeinschaftlicher Bedeutung oder europäische Vogelschutzgebiete.

Die Artenangaben zu den Biotopkatasterflächen [9], der Artenschutzkartierung Bayerns [19 ] und der Biotopkartierung von 2002 (Zoologischer Teil) [22 ] wurden auf Prioritäre Arten oder Lebensraumtypen geprüft. Im Anhang IV der FFH-Richtlinie werden sämtliche in Deutschland heimischen Fledermausarten aufgeführt. Artikel 12 der Richtlinie verbietet „jede absichtliche Störung dieser Arten, insbesondere während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderzeiten“. Auch „jede Beschädigung oder Vernichtung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten“ ist grundsätzlich untersagt [25 ].

Durch die Erhebungen anlässlich der Mindestwasserstudie [52 ] wurde die Groppe als in der Wertach vorkommende Fischart erfasst (FFH-Richtlinie, Anhang II). Ebenso wurde im Biotop 94 die Zauneidechse (FFH, Anhang IV) erfasst [22 ]. Im angrenzenden Biotop des Wittelsbacher Parkes (BTK 99) wurde der Mittelspecht (FFH, Anhang IV) kartiert.

5.4.2 Naturschutzgebiete

Im Planungsgebiet befinden sich keine gemäß § 23 BnatschG festgesetzten Naturschutzgebiete (NSG).

Am Mündungsbereich der Wertach in den Lech (nördlich des Planungsgebiets) liegt das Landschaftsschutzgebiet Wolfzahnau (Fläche: 76 ha), das als NSG vorgeschlagen ist [10].

5.4.3 Naturpark

Gemäß § 27 BNatschG wurde der „Naturpark (NP) Augsburg Westliche Wälder“ ausgewiesen, dessen Ostgrenze ca. 2,5 km westlich parallel zur Wertach verläuft. Der Naturpark erstreckt sich über ein Gebiet von 1.175 Quadratkilometern und ist, neben schwäbischen Teilgebieten des Naturparks Altmühltal, der einzige Naturpark in Bayerisch- Schwaben.

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5.4.4 Landschaftsschutzgebiete

Folgendes Landschaftsschutzgebiet (LSG) gemäß § 26 BNatschG liegt im Untersuchungsgebiet: Landschaftsschutzgebiet „Gögginger Wäldchen“ – Wertach- Auwaldreste und Uferstreifen im Stadtgebiet (s. Lageplan, Bestand B-1.1 / B1.2). Das Landschaftsschutzgebiet umfasst fast den gesamten Waldbereich.

Das Landschaftsschutzgebiet „Wittelsbacher Park“ (Gesamtfläche: 21 ha) befindet sich nur tlw. im Untersuchungsraum (s. Lageplan, Bestand B-1.3).

Lt. Umweltbericht der Stadt Augsburg wurden die „Pferseer Wertachauen – Wertach- Auwaldreste und Uferstreifen im Stadtgebiet“ (Auenbereich um Wertach und Wertachkanal von der Bürgermeister-Ackermann-Brücke im Norden Richtung Südwesten bis nördlich der Kulperhütte im 3. Realisierungsabschnitt) als LSG vorgeschlagen.

Außerhalb des Planungsgebietes an der Mündung der Wertach in den Lech befindet sich das LSG „Wolfzahnau“ (Fläche: 76 ha, als NSG vorgeschlagen).

5.4.5 Geschützte Landschaftsbestandteile und Grünbestände

Im 1. bis 3. Realisierungsabschnitt befinden sich die „Pferseer Wertachauen“, die ein gemäß § 29 BnatschG geschützter Landschaftsbestandteil (LB) sind (s. Lageplan, Bestand B-1.2 bis B1.4). Unter Schutz gestellt sind „der Bestand an Bäumen, Sträuchern und Hecken“ mit dem Ziel, eine angemessene Durchgrünung zu sichern [37]. Das Schutzgebiet erstreckt sich vom Goggeleswehr entlang der beiden Wertachufer bis zum Auslass des Fabrikkanals in die Wertach nördlich der Kulperhütte (westliche Begrenzung: Hessenbach-/ Lutz-/ Ludwig- Thoma-Straße und Straße „Am Wertachdamm“; östliche Begrenzung: Holzbachstraße, westliches Ufer des Wertachkanals).

Ein weiterer Geschützter Landschaftsbestandteil und Grünbestand außerhalb des Planungsgebietes im Umfeld des Untersuchungsgebietes der UVS wird im Umweltbericht 1999 vorgeschlagen [10]: Bachlauf mit Röhrrichtsaum, Mühlbach Pfersee.

5.4.6 Gesetzlich geschützte Biotope

Feuchtstandorte wie Moore, Röhrichte oder Auwälder gelten als besonders wertvolle Biotope und sind gemäß § 30 BNatschG gesetzlich geschützt. Im Stadtgebiet von Augsburg wurde bisher keine umfassende Kartierung der Flächen nach § 23 BayNatSchG durchgeführt. Die

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heute nach § 23 ausgewiesenen Biotope beschränken sich auf die in der Biotopkartierung [9] erfassten Flächen, die bereits vor der dritten Novellierung des BayNatSchG (gemäß § 6d BayNatSchG (alt)) geschützt waren, sowie auf stichprobenartig kartierte Einzelstandorte [10]: Die im Untersuchungsgebiet liegenden, nach § 23 gesetzlich geschützten Biotope sind das Biotop Nr. 154 („Gögginger Wäldchen“ und Auwaldreste am linken Wertachufer) und das Röhricht am Mühlbach (BTK-Fläche 97) (s. Lageplan, Bestand B-1.1 bis B-1.3).

5.4.7 Wasserschutzgebiete

Im Planungsgebiet befinden sich keine gemäß § 51 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) oder nach Landeswasserrecht festgesetzten Wasserschutzgebiete. Die Überschwemmungsgebiete werden mit den Planungen an der Wertach neu ermittelt. Orientierung sollen hier die Hochwasserlinien von Pfingsten 1999 geben.

5.5 Biotopkartierung und Artenschutzkartierung Bayern

Die Stadt Augsburg hat von 1991 bis 1993 eine Kartierung der wertvollen und schützenswerten Biotope vorgenommen [9]. Zuvor wurde durch das Bayerische landesamt für Umweltschutz von 1982 bis 1989 eine Artenschutzkartierung zur Erfassung der gefährdeten Tierarten im Stadtgebiet veranlasst. Im 4. Realisierungsabschnitt sind die Angaben der Biotop- und Artenschutzkartierung im Landschaftspflegerischen Begleitplan (Anlage 6.3) zusammengestellt.

5.6 Pflege- und Entwicklungskonzept Wertach vital I und ökologisches Gesamtgutachten

Pflege- und Entwicklungskonzept

Im Vorfeld der Erstellung eines PEPL für den Abschnitt Wertach vital I wurden auf einer Fläche von rund 300 Hektar parallel zum Flussverlauf vor (1999) und nach (2011) den Baumaßnahmen floristische und faunistische Kartierungen vorgenommen. Die Untersuchungen bilden die Grundlage für die Festlegung der Pflegemaßnahmen mit einem Planungszeitraum von 10 - 15 Jahren.

Die floristischen und faunistischen Bestände der 1999 untersuchten Wertachaue können als Hinweis auf mögliche Vorkommen in den Aueresten der Wertach nördlich des Ackermannwehrs dienen. Gemeinsamkeiten der Gebiete sind das Vorhandensein von

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Auwald und der Lebensraum „Fließgewässer“. Die Wertach war in beiden Planungsgebieten (Wertach vital I + II) vor Umsetzung der Maßnahmen von „Wertach vital“ kanalartig ausgebaut, eingetieft, strukturarm und mit gleichförmigen, steilen Böschungen versehen (genauere Angaben s. Anlage 6.3, Landschaftspflegerischer Begleitplan S. 16f).

Ökologisches Gesamtgutachten

Hinsichtlich der Maßnahmen im Rahmen von Wertach vital I wurde für den Wertachabschnitt südlich des Ackermannwehrs (Fl.km 8+275 bis 13+500) ein ökologisches Gesamtgutachten [26]aus zehn Einzelgutachten (1999) erstellt (Flora Wertach vital I, Zoobenthos, Libellen, Laufkäfer, Landschnecken, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel, weitere Tiergruppen). Die Biotopkartierung und die Artenschutzkartierung wurden eingearbeitet. Die floristischen und faunistischen Bestände der untersuchten Wertachaue können als hinweis auf mögliche Vorkommen in den Aueresten der Wertach nördlich des Ackermannwehrs (Wertach vital II) dienen. Die Resultate des ökologischen Gesamtgutachtens wurden deshalb insbesondere bei der Erarbeitung der naturschutzfachlichen Angaben zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) herangezogen (siehe Anlage 6.2).

Die Wertach ist zum Planungsbeginn in beiden Gebieten kanalartig ausgebildet, eingetieft, strukturarm und mit gleichförmigen, steilen Uferböschungen versehen. Südlich der Gögginger Brücke wurden bereits umfassende Maßnahmen zum Hochwasserschutz und zur Gewässerentwicklung vorgenommen. Ansonsten ist die Biotopstruktur zumindest mit dem südlichen Planungsabschnitt von Wertach vital II vergleichbar.

Flora Wertach vital I

Die Fläche der kartierten Biotope beträgt rund 87 ha, von denen rund 70 ha die Wertachauwälder (Biotop Nr. 154) einnehmen [26]. Der Auwald umfasst Hartholz- und Weichholzauen-Reste, die z.T. durch forstliche Nutzung verändert wurden. Die Gehölzbestände sind von der Gewässerdynamik und Überflutung kaum mehr beeinflusst. Sie unterliegen als „fossile Auwälder“ damit einer zunehmenden Entwicklung zu anderen Waldgesellschaften (ähnlich 3. und 4. Realisierungsabschnitt Wertach vital II).

In den Auwäldern fehlen gefährdete Arten weitgehend. Von regionaler Bedeutung sind die Vorkommen des Blauen Eisenhuts (Aconitum napellus; RL Augsburg: gefährdet (3)), des Gefleckten Knabenkrauts (Dactylorhiza maculata; RL Bayern/ Deutschland: gefährdet (3)) und des Weichen Lungenkrauts (Pulmonaria mollis; RL Bayern: gefährdet (3)) in der

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Wertachaue. Insgesamt betrachtet wurde das Untersuchungsgebiet Wertach vital I als regional bedeutsam eingestuft.

Die Biotopkatasterflächen Nr. 154 und 172, welche auch zu Wertach vital II gehören, zählen mit zu den regional bedeutsamen Flächen.

Zoobenthos

Das Zoobenthos (Makro- und Mikrobenthos) charakterisiert die Gesamtheit der tierischen Fließgewässerorganismen des Gewässerbodens [26]. Im Untersuchungsgebiet ist das Zoo- benthos als verarmt, noch artenschutzrelevant zu betrachten: Es handelt sich um eine geringe Individuendichte bzw. Fundhäufigkeit charakteristischer Arten. Es wurden insgesamt 63 Makrotaxa und 166 Mikrotaxa festgestellt. Gefährdete Arten sind zwar vorhanden (7 Arten der Roten Liste), gehören aber nicht zu biotoptypischen Lebensgemeinschaft. Nicht biotoptypische Arten dominieren das Untersuchungsgebiet. Die typische Fauna der Voralpenflüsse (Hyporhitral, mit Eintags-, Stein- und Köcherfliegen) ist durch den Aufstau im Oberlauf und die Strukturarmut (auch Wertach vital II), insbesondere dem Mangel an naturnahen Uferzonen, von der Lebensgemeinschaft der Flussunterläufe bzw. Seeausläufe ersetzt worden.

Auf Grund der Strukturarmut der Wertach ist mit einem gleichartigen, verarmten Zoobenthos im UVS-Gebiet zu rechnen.

Libellen

Libellen stellen eines der wesentlichen Faunenelemente von Flussauen dar. Sie stellen um- fassende Strukturansprüche an ihre Lebensräume, die sie zu hervorragenden Indikatoren von Feuchtgebieten und Auen machen [26]. In Wertach vital I wurden 19 Libellenarten nachgewiesen, wovon 7 Rote-Liste-Arten sind. Mit Ausnahme der im Untersuchungsgebiet liegenden Fischteiche beherbergt das Gebiet eine verarmte Libellenfauna. Insbesondere die Wertach (auch Wertach vital II) selbst ist stark verarmt. Nur an einer Stelle, dem Altwasser am Fuß des Inninger Stausees, wurden bodenständige Libellenvorkommen festgestellt; bei allen übrigen Nachweisen handelt es sich um im Uferbereich rastende oder jagende Einzeltiere ohne Fortpflanzungshinweise. Bei den Nachweisen verdient die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia), eine vom Aussterben bedrohte Art der FFH-Liste, Anhang II, besondere Beachtung. Diese Art besiedelt ausschließlich Fließgewässer. Ein kontinuierliches Vorkommen liegt in den Lechauen im Stadtgebiet Augsburg.

Im Planungsraum Wertach vital II befinden sich z.Zt. keine Stillgewässer oder Altwasserbereiche. Einen annähernden Stillwassercharakter nimmt evtl. der Wertachkanal

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an, der jedoch analog zur Wertach sehr strukturarm in der Ausbildung der Uferbereiche (Gewässerverbau, Uferbefestigung und Begradigung) ist.

Laufkäfer

Laufkäfer sind u.a. auf Grund ihrer differenzierten Lebensweise und ihrer guten Erfassbarkeit gut geeignete Indikatoren für landschaftsökologische Untersuchungen [26]. Viele Laufkäferarten kommen zudem ausschließlich oder vorwiegend in Auen vor. Insgesamt wurden im Untersuchungsgebiet 70 Arten festgestellt, wovon 25 für die Wertach bisher nicht bekannt waren. Es wurden 6 Arten der Roten Liste nachgewiesen. Abgesehen von Altwasser und Kiesbänken dominieren die Störungsanzeiger (Laufkäfer, die nicht an Überflutungen angepasst sind). Besondere Beachtung verdient der Nachweis des Hellen Zwergahlenläufers (Tachys micros; RL Bayern: gefährdet (3)) auf der Kiesbank unterhalb des Inninger Staus. Die seltene Art ist bisher in Schwaben noch nicht nachgewiesen worden.

Das Untersuchungsgebiet hat für die Laufkäferfauna lokale Bedeutung: Obwohl Störungsanzeiger naturnaher Auen dominieren, handelt es sich um eine durchschnittliche biotoptypische Artenvielfalt mit dem Vorkommen zumindest einzelner seltener bzw. gefährdeter Arten. Während die Waldbereiche und Ruderalflächen verarmt sind, haben die Gewässerufer, Streuwiesen, Heiden und Randflächen zu den landwirtschaftlichen Nutzung lokale Bedeutung. Die Kiesbank hat regionale Bedeutung.

Im Gebiet von Wertach vital II setzen sich die Uferbereiche entlang der Wertach fort. Ebenso sind Waldbereiche und Kiesflächen vorhanden. Für die Laufkäferfauna von Wertach vital II kann davon ausgegangen werden, dass sie weitgehend jener von Wertach vital I für die genannten Bereiche (Wald, Ufer und Kiesflächen) entspricht.

Landschnecken

Mollusken, inklusive Landschnecken, eignen sich zur Bewertung des Naturhaushaltes und zur Auswirkungsabschätzung von Eingriffen auf Grund ihrer hohen Ortstreue sowie der Empfindlichkeit gegenüber Lebensraumveränderungen besonders gut [26]. Im Untersuchungsgebiet wurden 43 Schneckenarten (35 Landschnecken (u.a. Waldbewohner), 8 limnische) festgestellt. 12 Arten sind in der Roten Liste aufgeführt. Besonders zu erwähnen ist die Kleine Daudebardie, die bayernweit als stark gefährdet gilt und im Auwald (bewaldete Uferböschung) in geringer Anzahl nachgewiesen werden konnte. Mit einer überdurchschnittlich hohen lebensraumtypischen Artenvielfalt hat die Landschneckenfauna der Wertachaue regionale Bedeutung. Dabei sind die Auwaldstandorte regional bedeutsam, die unbewaldete Uferböschung lokal bedeutsam, der Fichtenforst stark verarmt, die Kiesbank lokal bedeutsam. Hieraus lassen sich Schlüsse analog zu Wertach vital II treffen.

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Fische

Festgestellt wurden 17 Fischarten (6 Arten der Roten Liste), bei denen es sich um Arten der Forellen-, Äschen- und Barbenregion sowie Ubiquisten handelt [26] [30]. Auf Grund von Besatzmaßnahmen und der Veränderung der Lebensräume durch die Errichtung der Wertachstaustufen finden sich noch Regenbogenforelle, Bachsaibling, Brachse, Karpfen und Aal. Die Fischdichte in ihrer Individuenzahl (297 Individuen auf 2200 m Flusslänge resp. 3000 m Uferlinie) sowie der Biomasse (Gesamtgewicht 299 kg, ca. 51 kg/ ha Wasserfläche [30]) ist als gering anzusehen. Die gesamte Fischpopulation ist überaltert und ausgesprochen instabil. Eine Ausnahme bildet lediglich die Bachforelle (Salmo trutta f. fario; RL Deutschland: gefährdet (3)) mit einer annähernd natürlichen Bestandsstruktur. Mit dem Schneider (Alburnoides bipunctatus) konnte eine bundesweit vom Aussterben bedrohte Art (1) nachgewiesen werden. Ursachen für Defizite sind u.a. mangelnde Wasserqualität und fehlende Durchgängigkeit der Gewässer. Die Rote-Liste Arten sind reine Fließgewässerarten, gehören der Forellen- bis Barbenregion an und sind Sand-Kies-Laicher. Insgesamt kann die Fischfauna des untersuchten Wertachabschnittes nur als lokal bedeutsam eingestuft werden.

Amphibien

Amphibien sind wie kaum eine andere Wirbeltiergruppe an Lebensräume der Aue gebunden. Es wurden 5 Amphibienarten (Bergmolch, Erdkröte, Grasfrosch, Laubfrosch, Teichfrosch) in den Stillgewässern festgestellt, von denen der Laubfrosch die einzige Rote-Liste-Art (RL Bayern: gefährdet (3)) [26]. Der Laubfrosch als Pionierart ist ein typischer Vertreter dynamischer Flussauen der bevorzugt frische bis vegetationsarme und vollsonnige sowie fischfreie Kleingewässer besiedelt.

Die derzeitige Besiedlung des Untersuchungsgebietes von Wertach vital I mit seinen Stillgewässern durch Amphibien zeigt deutliche Defizite. Neben den nachgewiesenen Arten wären bei einem entsprechenden Habitatangebot zahlreiche weitere Spezies (Teichmolch, Kammolch, Gelbbauchunke, Kreuzkröte, Seefrosch) zu erwarten. Der größte Teil der vorhandenen Stillgewässer wird intensiv durch den Angelsport, die Fischerei und für die Erholung genutzt.

Die Amphienfauna der Wertachaue von Wertach vital I mit ihren Stillgewässern hat lokale Bedeutung.

Da im Planungsraum keine Stillgewässer vorhanden sind, ist von einem geringen Besatz mit Amphibien auszugehen. Im Gesamtökologische Gutachten wird die BTK-Fläche 172 –

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Wertachaltwasser an der Diebelbachmündung, die im Planungsabschnitt II.1 liegt, als verarmt dargestellt.

Reptilien

Fast alle in Deutschland vorkommenden Reptilienarten kommen in Auen vor. Mit der Wald- und Zauneidechse (RL Deutschland: gefährdet, Art der FFH-Richtlinie Anhang IV) sowie der Blindschleiche wurden im Untersuchungsgebiet 3 Arten erfasst [26]. Dies sind typische Besiedler dynamischer Flussauen mit einem breiten Strukturmosaik aus Pionierstandorten (Rohbodenflächen), Feuchtgebieten (Kleinstgewässer, Verlandungsbereiche, Uferzonen), Auwäldern, Ruderalflächen, und Trockenstandorten wie lichte Kiefernwälder oder Magerrasen. Das Auftreten der Ringelnatter (RL Deutschland: gefährdet (3)), die noch vor wenigen Jahren im Untersuchungsgebiet nachgewiesen wurde, kann zudem auf Grund der relativ geringen Erfassungsintensität nicht ausgeschlossen werden.

Die Reptilienfauna des Untersuchungsgebietes von Wertach vital I hat lokale Bedeutung. Es handelt sich um eine regionale durchschnittliche Artenvielfalt. Analog zu Wertach vital I sind in Wertach vital II die Auwälder im Süden des Gebietes und die städtische Aue der Wertach als potenzielle Lebensräume für Reptilien vorhanden.

Vögel

Es wurden 67 Vogelarten kartiert, bei 58 Brutnachweisen und 9 Brutverdachten (Rote Liste Arten: 8 mit Brutnachweis, 4 mit Brutverdacht). Mit 51 Arten sind die Waldbewohner am häufigsten vertreten. Innerhalb der Waldfläche ist der Baumfalke (RL Bayern: stark gefährdet (2)) als herausragende Brutvogelart zu werten. Die Besiedlung des Untersuchungsgebietes mit den für flussbegleitende Wälder charakteristischen Spechtarten ist als sehr schwach anzusehen. Lediglich der Buntspecht und der Schwarzspecht (Vogelschutz-Richtlinie Anhang I) kommen in angemessener bis guter Dichte vor. Eine weitere brütende Art ist der Grauspecht (Vogelschutz-Richtlinie Anhang I). Für den Grün- und Kleinspecht besteht lediglich Brutverdacht. Für den Lebensraum „Fließgewässer“ weist das Untersuchungsgebiet Wertach vital I mit den Brutvorkommen von Eisvogel (RL Bayern: stark gefährdet (2), Vogelschutz-Richtlinie Anhang I) und Gänsesänger (RL Bayern: gefährdet (3)) zwei hochwertige Arten auf.

Für das Gesamtgebiet von Wertach vital I ergibt sich eine lokale Bedeutung. Während die Waldbereiche lokal bedeutsam sind, ist die offene Feldflur verarmt. Mit Eisvogel und Gänsesäger hat die Wertach als Fließgewässer regionale Bedeutung.

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Analoges gilt für Wertach vital II. Die Kleingärten in Wertach vital II bieten dafür einen zusätzlichen Lebensraumtyp.

Weitere Tiergruppen

In der Untersuchung zu den Libellen wurden weitere Tiergruppen dokumentiert. Für die Wertachaue südlich Göggingen wurden im Bereich gehölzreicher Säume verschiedene wertgebende Arten festgestellt (Wald-Wasservögelchen (RL 1 D / Bay, FFH II, IV; Kleiner Eisvogel (RL 3 D, RL 4R Bay)). Unter den hygrophilen Arten ist der Dunkle Wiesenknopf- Ameisenbläuling und der Gelbwürfelige Dickkopffalter zu nennen. Bemerkenswerte Arten sind die Tagfalter Waldwiesenvögelein (Coenonympha hero; RL 1 Bay, FFH IV), eine anspruchsvolle Art lichter Auwälder, und der Dunkle Ameisenbläuling (Maculinea nausithos; RL 2 Bay, FFH II), der in Feuchtwiesen vorkommt. Dabei stellen die artenreichsten Lebensräume extensives Grünland und Magerrasen dar. Als weitere Biotoptypen kommen Feuchtvegetationskomplexe, Streuwiesen, Waldsäume, Ruderal-, Altgrasfluren und Bahnanlagen dar. Die Wertachaue südlich Göggingen stellt den wertvollsten untersuchten Gesamtlebensraum für Tagfalter dar [22].

5.7 Bannwaldverordnung

Das „Gögginger Wäldchen“ östlich und der Wald „Am Köpfle“ westlich der Wertach sind gemäß Waldgesetz für Bayern (BayWaldG) forstwirtschaftliche Nutzfläche. Nach den Waldfunktionsplänen (§ 6 BayWaldG) handelt es sich bei dem Gebiet um einen Erholungswald, der ebenso nach § 11 BayWaldG als Bannwald festgesetzt ist. Hierzu wird Näheres durch eine „Rechtsverordnung für den Auwald entlang der Wertach“ von 1982 geregelt: „Die außergewöhnliche Bedeutung für das Klima, den Wasserhaushalt und die Luftreinigung sollen erhalten werden.“ Sollte Bannwaldfläche verloren gehen, so sind mit den Planungen Ersatzflächen zu bieten. (Die Anwendung der Bannwaldverordnung erfolgt im Rahmen der Entwurfsplanung in den Landschaftspflegerischen Begleitplänen (LBP) zu den entsprechenden Realisierungsabschnitten.)

5.8 Kleingartenentwicklungsplan

Infolge der Baumaßnahmen zu Wertach vital II kommt es zwischen Ackermann- und Goggeleswehr zum Wegfall zahlreicher Gärten, deren Umsiedlung sozial verträglich gestaltet werden soll. U.a. vor diesem Hintergrund hat der Stadtrat der Stadt Augsburg 2005 die Erarbeitung eines Kleingartenentwicklungsplans [34] in Auftrag gegeben und 2006 beschlossen. Der Planungshorizont reicht bis zum Jahr 2020.

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Neben allgemeinen Zielen, mit deren Hilfe das Kleingartenwesen generell erhalten, gefördert und entwickelt werden soll, werden auch spezielle Ziele genannt, die sich im Wesentlichen mit den Baumaßnahmen im Rahmen von Wertach vital II und mit der demographischen Entwicklung der Augsburger Bevölkerung beschäftigen. Für die wegfallenden Gärten entlang der Wertach sind zielgemäß geeignete Ersatzflächen entsprechend der ausgewählten Standortkriterien zur Verfügung zu stellen. Hierzu wurden im Kleingartenentwicklungsplan verschiedene Standorte im gesamten Stadtgebiet untersucht.

Im UG zum 4. Realisierungsabschnitt liegen folgende Klein- und Eigentumsgärten:

1. Eigentumsgärten „Am Wertachdamm“ 2. Kleingartenanlage „Am Wertachdamm“ 3. Kleingartenanlage an der Wertachstraße (südl. der Kompostierungsanlage Leitershofen) 4. Kleingartenanlage „Schafweidesiedlung“ 5. Kleingartenanlage „Gögginger Wäldle“

Die Kleingartenanlagen an der Wertachstraße und am „Gögginger Wäldle“ sind durch die Baumaßnahmen zum 4. Realisierungsabschnitt nicht betroffen. Bei den restlichen Klein- und Eigentumsgärten kommt es zu einem Flächenverlust, der vollständig ausgeglichen werden muss (Geldleistung oder Ersatz-/Tauschflächen). Die Art des Ausgleichs wurde im Rahmen von Einzelgesprächen zwischen dem TdV und den betroffenen Pächtern und Eigentümern beschlossen. Weitere Informationen können dem Landschaftspflegerischen Begleitplan in Anlage 6.3 entnommen werden.

Neben den Kleingartenanlagen gibt es zudem auch Eigentümergärten (private Kleingärten). Diese Eigentümergärten sind nach BkleinG Gärten, die dem Nutzer zur nichterwerbstätigen gärtnerischen Nutzung, insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, und zur Erholung dient und in einer Anlage liegt, in der mehrere Einzelgärten mit gemeinschaftlichen Einrichtungen, zum Beispiel Wegen, Spielflächen und Vereinshäusern, zusammengefasst sind (Kleingartenanlage), aber vom Eigentümer oder einem seiner Familienangehörigen im Sinne des §8 Abs. 1 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes genutzt wird.

5.9 Pflegekonzept Ufergehölzbestand

Die Stadt Augsburg hat 2003 ein „Pflegekonzept für den Ufergehölzbestand“ an der Wertach [30] erarbeitet. Grund dafür war die teilweise Überalterung der Baumbestände und eine fehlende Altersdifferenzierung der Gehölze.

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Im Rahmen des Konzeptes wurden verschiedene Prioritäten für die Umsetzung der Maßnahmen festgesetzt. Der Zustand der Gehölze wurde abschnittsweise erfasst.

5.10 Höhlenbaum – Kartierung

Im Rahmen des „Pflegekonzeptes Ufergehölzbestand“ wurde durch den Landesbund für Vogelschutz (Kreisgruppe Augsburg) alle potenziellen Höhlenbäume (Stammdurchmesser > 40 cm in 1 m Höhe über Boden) entlang der Wertach zwischen Mündung und Ackermannwehr erfasst [21]. Die Erhebung der Weichhölzer (Baumweiden, Pappeln) erfolgte im Sommer 2002, die Harthölzer (Esche, Ahorn u.a.) wurden im Winter 2002/ 03 kartiert.

Die Untersuchungen ergaben, dass entlang der Wertach vor allem die Weichhölzer eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Höhlen einnehmen, kapitale Weiden und Pappeln möglichst zu erhalten sind. Harthölzer wiesen erst ab einer Stammdicke von mehr als einem Meter regelmäßig Höhlen auf und vor allem dann, wenn keine Baumpflege stattfindet. Solche Hartholzbäume finden sich jedoch außerhalb der Wolfzahnau praktisch nicht mehr. Die im Untersuchungsgebiet vorkommenden und zu erwartenden höhlenbewohnenden Tierarten umfassen 16 Vogelarten (2 ohne Nachweis), 6 Fledermausarten und den Siebenschläfer (auch Mäuse, Marderähnliche).

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Tab. 1: Vorkommende und zu erwartende Höhlenbewohner nach LBV [21]: Die Einstufungen in die Rote Liste Bayerns (RL BY) und Deutschlands(RL D) bedeuten: 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, 4R = potenziell gefährdet, V=Vorwarnliste.

Vogelarten RL BY RL D nutzt vorhand. zimmert Anmerkung Höhlen Höhlen Blaumeise 4 X Feldsperling V X Gänsesäger 3 3 X Gartenrotschwanz 3 V X Grauschnäpper X Großer Buntspecht X Grünspecht 4R 2 X X Kleiber X Kleinspecht 4R X Kohlmeise X Sperlingskauz 4R X bisher kein Nachweis Star X Sumpfmeise X Waldkauz 4 X Weidenmeise X X Wendehals 2 1 X bisher kein Nachweis

Fledermäuse RL BY RL D Winterquartier Wochenstube Braunes Langohr 4R V X Fransenfledermaus 2 3 X Kleine Bartfledermaus 3 3 X Kleiner Abendsegler 2 X X Zwergfledermaus 4R X Wasserfledermaus 4R X X Alle Fledermausarten sind nach FFH-Richtlinie, Anhang IV, geschützt.

Die Höhlenbaum-Kartierung ist sehr allgemein gehalten, weshalb eine genaue Standortbestimmung der potenziellen Höhlenbäume nicht möglich ist. In der Folge werden die kartierten Baumgruppen den einzelnen Realisierungsabschnitten zugeordnet:

4. Realisierungsabschnitt – Ackermannwehr bis Brücke B17 (Fkm 8+275 – 6+780)

Weichholzbestände:

Bestand linkes Ufer:

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3 Baumgruppen Weiden (12 Bäume); 2 Baumgruppen Pappeln (19 Bäume); 2 Baumgruppen gemischt (27 Bäume)

Bestand rechtes Ufer:

4 Baumgruppen Weiden (14 Bäume); 1 Baumgruppe gemischt (82 Bäume)

Zwischen Fkm 8+200 und 7+200 finden sich beidseitig der Wertach zahlreiche potenzielle Höhlenbäume, wobei Weiden und Pappeln meist gemischt beieinanderstehen. Zwischen Flkm 7+200 und der Brücke B17 finden sich am rechten Ufer nochmals zwei kleine Altbaumgruppen mit 3 bzw. 2 Weiden.

Hartholzbestände:

Bestand linkes Ufer:

11 Eschen (bis Fluss-km 6+600), 3 Linde

Bestand rechtes Ufer:

5 Eschen, 4 Birken, 2 Linden, 2 Eichen

Im südlichen Teil des Realisierungsabschnittes finden sich beidseitig der Wertach mehrere Eschen und vereinzelt Birken und Linden, die potenzielle Höhlenbäume sind. Im nördlichen Teil finden sich ebenfalls mehrere Eschen im Bereich der Brücke B17. Neben Birken und Linden stehen hier auch 2 Eichen, die als potenzielle Höhlenbäume bewertet werden.

5.11 Baumschutzverordnung

Für das gesamte Stadtgebiet Augsburg hat die Stadt Augsburg am 26.03.2010 eine Baumschutzverordnung [55] erlassen. Geschützt sind demnach Bäume mit einem Stammumfang von mehr als 80 cm, gemessen in einer Höhe von 100 cm über dem Erdboden, sowie mehr stämmige Bäume, wenn einer der Stämme einen Umfang von mehr als 50 cm hat. Alle Ersatzpflanzungen, die aufgrund der Verordnung gefordert wurden, sind unabhängig vom Stammumfang geschützt. Vom Schutz ausgenommen sind u.a. Pappeln, Weiden, Erlen, Birken und Fichten sowie Bäume in Gartenparzellen von Kleingartenanlagen.

Grundsätzlich sollte bei Planungen und Durchführung von Baumaßnahmen insbesondere geschützter Baumbestand erhalten werden, wenn dies nicht möglich ist, ist entsprechender Ersatz zu schaffen. Während der Bauzeit sind die Festsetzungen im Genehmigungsbescheid zum Schutz der Gehölze zu beachten. Darüber hinaus gilt die DIN 18920.

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5.12 Altlastenverdachtsflächen

Im gesamten Uferbereich von Wertach und Wertachkanal ist mit Aufschüttungen zu rechnen, die mit Schadstoffen belastet sind. Auf Grund verschiedener Bauvorhaben und vom Umweltamt in Auftrag gegebener Untersuchungen ist mit dem Vorhandensein von Auffüllungen mit Belastungen für folgende Bereiche zu rechnen:

• im Bereich der Luitpoldbrücke, • südlich des Rosenaustadions auf einer Fläche südlich des Localbahngleises, • im Umgriff der Fa. Ackermann, Göggingen, bis hin zur Apprichstraße, • im Bereich der Kleingärten an der Hessenbachstraße, • bei der Hessenbachstraße 33: aufgefüllte Kiesgrube, die unter die Hessenbachstraße reicht, • das Areal des Rosenaustadions wurde aus Trümmerschutt des zweiten Weltkriegs aufgeschüttet, • beim Bau der Kindertagesstätte an der Hessenbachstraße wurde festgestellt, dass im Umkreis der Fa. Eberle Bandstahl mit erhöhten Bleigehalten im Oberboden gerechnet werden muss.

Die Auffüllungen wurden auf Grund fehlender flächenmäßiger Angaben nicht in Lageplänen dargestellt.

5.13 Mindestwasserstudie

Die im November 2003 verfasste Mindestwasserstudie des Landesfischereiverbandes Bayern für die Wertach unterhalb des Ackermannwehres in Augsburg (fischökologisch und fischereilich begründete Mindestwassermenge) [52] getroffenen Aussagen und Hinweise zu den zwischenzeitlich durchgeführten Verbesserungen sind im Landschaftspflegerischen Begleitplan (Anlage 6.3) zusammengefasst und in der UVS berücksichtigt.

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6 Allgemeine Erfassung und Bewertung der Schutzgüter

Die Bewertung der Biotope und der übrigen Schutzgüter erfolgt nach einer verbal- argumentativen Vorgehensweise und stützt sich auf den Leitfaden des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen: „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28]. Das Planungsgebiet wird dabei durch Betrachtung der wesentlich betroffenen Schutzgüter in Gebiete geringer (Kategorie I), Gebiete mittlerer (Kategorie II) und Gebiete hoher Bedeutung (Kategorie III) für Naturhaushalt und Landschaftsbild untergliedert.

Zur allgemeinen Charakterisierung der Schutzgüter im UVS-Untersuchungsgebiet (Kap. 6.1 bis 6.10) erfolgt in den Heften 2 bis 5 eine Beschreibung und Bewertung zu den einzelnen Planungsabschnitten (siehe entsprechende Verweise). Eine tabellarische Zusammenfassung der Bewertung wird im Kap. 6.11 gegeben.

Reichtum, Qualität und Regenerationsfähigkeit der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima / Luft, Natur und Landschaft (Qualitätskriterien) werden im Untersuchungsgebiet folgend dargestellt:

6.1 Naturraum / Topographie

Das Untersuchungsgebiet befindet sich in der naturräumlichen Haupteinheit „Lech-Wertach- Aue“ im Übergang zwischen der Untereinheit „Talböden und Niederterrassen von Lech und Wertach mit dem Schmuttertal“ und „Augsburger Hochterrasse“ [10]. Der Planungsraum liegt weitgehend im Naturraum „Wertachaue“ mit flachem Gelände und stellt vor allem im nördlichen Teil von Wertach vital II eine Restfläche der Aue im städtischen Siedlungsraum dar. Die natürlichen Strukturen der „Wertachaue“ wurden durch zahlreiche Eingriffe (gewässerbauliche Maßnahmen) überprägt. Das umliegende Gelände der Wertach steigt im UVS-Untersuchungsgebiet zum Wittelsbacher Park im Osten und Richtung Leitershofen im Westen hin an.

Die Wertach ist im Gelände stark eingetieft, das Ufer weist steile, monotone Böschungen auf, die gesamte Flussaue ist anthropogen überprägt. Die künstlichen Abstürze beim Ackermannwehr (vor dessen Bruch) und beim Goggeleswehr verhindern die ökologische Durchgängigkeit des Gewässers.

Bewertung

Die Topographie ist im Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] nicht als zu bewertendes Schutzgut enthalten.

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Topographie und Relief sind jedoch bedeutsam für das Landschaftsbild, für das Klima, für die Oberflächengewässer. In Bezug auf Topographie und Relief wird das Umfeld der Wertach und die Wertach selbst auf Grund des flachen Geländes im UVS-Gebiet mit dem begradigten Fluss mit einer geringen Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild (Kategorie I) bewertet. Auswirkungen durch die Planungsvorhaben werden in Verbindung mit den nachfolgend beschriebenen Schutzgütern getroffen (s. Kap. 7).

6.2 Geologie / Boden

Die Wertachebene, bestehend aus Alluvialböden (jüngste Schwemmböden mit postglazialer Sand- und Lehmabdeckung), wird vom Lechtal durch die „Augsburger Hochterrasse“, bestehend aus Hochterrassenschottern und z.T. überdeckt von Löss- und Lösslehmschichten, getrennt. Diese Hochterrasse schiebt sich im östlichen Plangebiet von Süden her kommend keilförmig in das Stadtgebiet von Augsburg herein [10, 47]. Angrenzend an die „Wertachaue“ mit kalkreichen Böden befinden sich die „Talböden der Unteren Wertach“ mit flachgründiger Braunerde oder Rendzina [3]. Als Teilbereich der Talböden kommt im Süden des Untersuchungsraums der „Talraum der “ mit alluvialen Schotterablagerungen hinzu.

Allgemein besteht der Untergrund entlang der Wertach aus einer bis zu mehreren Metern mächtigen lehmigen-schluffigen, undurchlässigen Deckschicht, die vor allem im Bereich des Ackermannwehrs und im 1. Realisierungsabschnitt (Fl-km 5+000 bis 4+098) nachweislich aus künstlichen Auffüllungen besteht [44].

Unter der Deckschicht folgen i.d.R. quartäre Kiesschichten (schwach schluffige bis z.T. schluffig, sandige Kiese) mit einer Mächtigkeit von bis zu 10 m. Der Kies wurde z.T. vollständig ausgebaut. Unter dem Quartär stehen tertiäre Schichten an mit z.T. Schluffschichten von bis zu 4 m Mächtigkeiten, die Tonschichten (Flinzschicht) bzw. einen zweiten Grundwasserleiter aus Feinsand / Mittelkies überlagert.

Die Flusssohle der Wertach tiefte sich als Folge der Verkürzung der Fließstrecke und der Einengung des Abflussquerschnittes vor allem südlich des Ackermannwehrs ein. Die Sohleintiefung ist in gewissen Bereichen so weit fortgeschritten, dass die quartären Ablagerungen abgetragen sind und die darauf folgende tertiäre Flinzschicht (wasserundurchlässig, Mergel und Tone) bereits angeschnitten ist [46].

Die Bodenverhältnisse der einzelnen Planungsabschnitte werden in den Heften 2 bis 5 genauer beschrieben.

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Bewertung

Gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] haben natürlich gewachsene, unbeeinflusste Böden, wie sie im Planungsraum vor allem in den südlichen Abschnitten in den Wäldern, anzutreffen sind, eine hohe Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild (Kategorie III), ebenso Böden in Brachflächen und Gehölzbereichen außerhalb des Uferbereiches.

Anthropogen überprägte Böden unter Dauerbewuchs sind von mittlerer Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild (Kategorie II).

Belastete sowie versiegelte Böden sind von geringer Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild (Kategorie I). (Beispiele zu den einzelnen Kategorien s. Kap. 6.11)

6.3 Grundwasser

Das Grundwasser fließt im Stadtgebiet Augsburg generell von Süden nach Norden und schwenkt zu den Vorflutern Lech und Wertach hin um. Grundwasserleiter des oberen Grundwasserstockwerks ist die quartäre Kiesschicht. Das Grundwasser ist in der Regel ungespannt. Teilweise reicht das obere Grundwasserstockwerk bis in den Tertiäruntergrund. Gewöhnlich wird das obere Stockwerk jedoch durch Tonmergel oder stark schluffige Sande der obersten Tertiärpartien von den tieferen Stockwerken im Tertiäruntergrund abgetrennt [31].

Die Wertach bildet den Vorfluter für das Grundwasser. Nur oberhalb des Ackermann- und des Goggeleswehrs infiltriert sie kurzzeitig ins Grundwasser [44]. Über die durchlässigen Wertachkiese liegt eine Korrespondenz des Flussspiegels mit dem höhengleichen Grundwasserspiegel in Flussnähe vor (HW Juni 1965 bei Flusspegel 4 südlich der Dieselbrücke, Flussspiegellage bei 368,55 m ü NN) [31].

Gemäß Grundwassergleichenplan [31] lag der mittlere Grundwasserspiegel im Zeitraum 1954 bis 1982 im Bereich des Ackermannwehrs bei rd. 485 m ü NN und beim Goggeleswehr bei rd. 472 m ü NN. Der höchste Grundwasserstand liegt i.d.R. rd. 1 m über der mittleren Grundwasserspiegellage. Der Grundwasserspiegel fällt zur Wertach hin ab. Die Aquifersohle ist hier rinnenförmig vertieft [44].

Im Vorhabensraum Wertach vital II befinden sich mehrere Grundwassermessstellen [31, 44]. Weitere Messstellen werden eingerichtet. Für das Hydrogeologische Modell der TGU GmbH Koblenz [44] wurde die Grenze des Modellraums weiter gefasst als das vorläufige UVS- Gebiet.

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Der Höchstwasserstand tritt meistens im Juni / Juli auf, der Niedrigstwasserstand liegt in der Zeit September-Dezember. Die Grundwasserspiegelschwankungen zwischen Hoch- und Niedrigwasser betragen in der Regel 1-2 m [31]. Die Flurabstände liegen im Untersuchungsgebiet zwischen 2-5 m u. GOK (s. Anlage 9, Grundwasser), wobei auf Grund der geringen Messstellendichte und der z.T. nicht genau bestimmbaren Lage der Bohrungen (Baugrunduntersuchungen) keine Aussagen zum genauen Verlauf der Flurabstände in Gewässernähe möglich sind. Richtung Augsburger Hochterrasse nimmt der Flurabstand zu [44].

Durch die Eintiefung der Wertach sind die Grundwasserstände in den letzten 40 Jahren vor allem südlich von Augsburg gesunken. Bei Inningen (Messstelle 95a) sank der mittlere Grundwasserstand von 1964 bis 1995 um 57 cm. Nördlich des Ackermannwehrs kam es in diesem Zeitraum nur zu einer geringen Sohleintiefung und somit auch zu keiner merklichen Absenkung des Grundwassers [46].

Die Grundwasserneubildung (ermittelt aus den meteorologischen Daten von 1990-2002) liegt für die Wertach zwischen der Staustufe Inningen und der Mündung in den Lech im Mittel bei 6,9 l/s pro Quadratkilometer (Grasflächen: 10,4 l/s·km2 (max. Grundwasserneubildungsrate im Raum), Wald: 5,2 l/s·km 2, Siedlungsraum locker bebaut: 4,2 l/s·km 2, dicht bebaut: 2 2,1 l/s·km ) (s. Anlage 9, Grundwasser). Die k f-Werte der quartären Kiessande liegen im Bereich der Stadt Augsburg bei 1 bis 6,5·10 -3 m/s, für das Tertiär im Bereich des Hauptbahnhofs bei 2,7·10 -5 m/s [44].

Das Grundwasser weist einen pH-Wert von 7,3±0,2 und eine hohe Gesamthärte (20-30° dH) auf. Der Magnesiumgehalt liegt in der Regel bei 30-40 mg/l, der Sulfatgehalt in der Regel unter 100 mg/l [31]. Diese Werte von 1982 sprechen für eine zumindest damalige gute Qualität des Grundwassers.

Im Planungsbereich sind weder natürliche Quellen vorhanden noch Wasserschutzgebiete ausgewiesen. Eine Grundwassernutzung (größer als 50.000 m3/a) im erweiterten Untersuchungsgebiet findet durch die Fa. Ackermann statt, die auf ihrem Firmengelände westlich des Fabrikkanals mehrere Brunnen betreibt. Die Entnahmemenge lag von 1994 bis 2001 bei 295.000 – 472.000 m 3/a [44].

Die Empfindlichkeit des oberen Grundwasserstockwerkes gegenüber Schadstoffeinträgen variiert mit der Mächtigkeit der Deckschichten. Da hier keine flächendeckenden Bohrungen vorliegen, kann jeweils bei Altlasten, sowie Pestizid- und Nährstoffeinträgen nur von potenziellen Gefährdungen gesprochen werden. Eine Deckschichterkundung wird im Rahmen der weiteren Untersuchungen vorgenommen.

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Die Auswirkungen der Maßnahmen in der Wertach im 1. Realisierungsabschnitt und der Hochwasserschutzmaßnahmen von Wertach vital II auf das Grundwasser wurden in einer hydrogeologischen Untersuchung modelliert (Anlage 9, Grundwasser).

Für die im südlichen Planungsraum geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen wird das Verhalten des Grundwassers im Hochwasserfall mit einem instationären Modell simuliert.

Die generell zu erwartenden Auswirkungen auf das Grundwasser sind in Kap. 7.2 Grundwasser beschrieben.

Auf die Grundwasserverhältnisse der einzelnen Realisierungsabschnitte wird in den Heften 2 bis 5 genauer eingegangen. In Anlage 9, Grundwasser, sind die Ergebnisse des Hydrogeologischen Modells [44 ] dargestellt.

Bewertung

Durch die Eintiefung der Wertach im Gelände steht das Grundwasser in Gewässernähe tiefer an, als dies in einer naturbelassenen Aulandschaft der Fall wäre. Diese Beeinträchtigung der Grundwasserstände nimmt mit zunehmender Entfernung zur Wertach ab. Insgesamt stellt das Untersuchungsgebiet ein Gebiet mit hohem intakten Grundwasserflurabstand dar, dem in Bezug auf das Schutzgut Grundwasser gemäß Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] eine mittlere Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie II) zugeordnet wird.

Zur Qualität des Grundwassers liegen keine aktuellen Untersuchungen vor.

Bezüglich der Bedeutung des Schutzgutes Grundwasser unterscheiden sich die einzelnen Realisierungsabschnitte vor allem auf Grund der Bodenbeschaffenheit und der Flächennutzungsanteile, da von diesen die Grundwasserneubildung und das etwaige Risiko eines Nähr- und Schadstoffeintrags abhängt.

In Bezug auf die Grundwasserneubildungsrate werden Wiesen-/ Ackerflächen und offenen Grünflächen (10,4 l/s·km 2) eine hohe Bedeutung (Kategorie III), Waldflächen (5,2 l/s·km 2), locker bebauten Siedlungsräumen (4,2 l/s·km 2) eine mittlere Bedeutung (Kategorie II) und dicht bebauten Siedlungsräumen (2,1 l/s·km 2) eine geringe Bedeutung (Kategorie I) zugemessen.

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6.4 Oberflächengewässer

6.4.1 Wertach

Die Wertach entspringt am Spieser am Oberjoch in den Allgäuer Alpen. Ab der Ortschaft Wertach ist sie ein Gewässer 1. Ordnung. In ihrem Oberlauf weist sie ein stark verzweigtes Gewässernetz auf. Im Mittel- und Unterlauf nimmt die Gewässerdichte stark ab, wobei Gennach und Singold als die bedeutendsten Zuflüsse zu erwähnen sind. Nach einer Fließlänge von 142 km mündet die Wertach im Stadtgebiet von Augsburg in den Lech. Das gesamte Einzugsgebiet der Wertach beträgt 1.295 km 2. Die Länge der Wertach beträgt im Stadtgebiet von Augsburg 13,1 km.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Wertach zahlreichen Flusskorrekturen unterworfen, mit denen die früher häufig auftretenden Talüberschwemmungen abgewendet werden sollten. Zwischen Ettringen und Göggingen wurde dabei die Fließlänge von 50 km auf 31 km vermindert.

Durchgehende Längsverbauungen sichern den stark begradigten und eingetieften Gewässerverlauf. Das Gewässerbett hat eine monotone Struktur. Durch die linienhafte, relativ enge Ausbildung des Flusslaufes, ohne seitliche Retentionsräume, sind bei Hochwasser hohe Abflussgeschwindigkeiten die Folge. Die Hochwasser werden dadurch ohne Reduzierung der Abflussspitzen mit hoher kinetischer Energie und Erosionskraft abgeführt. In der Wertach fehlen Rinnen und Kolke, die von Fischen und anderen Wassertieren benötigt werden. Die Ufer weisen ein regelmäßiges Profil auf und sind sehr steil ausgebildet. Die vorhandenen Hochwasserschutzanlagen (Deiche) sind uferbegleitend in einem Regelprofil mit Böschungsneigungen von 1:2 ausgebildet.

Eine Durchgängigkeit der Wertach für Fische, Benthos und Geschiebe ist durch das Goggeleswehr und weiter oberhalb durch die Staustufe bei Inningen nicht gegeben.

Der Geschiebetrieb ist auf Grund des Grüntensees, der vorhandenen Kraftwerksanlagen und des Goggeleswehrs entlang der Wertach unterbunden. Der Eintrag von Kies und Geröll durch Erosion der Uferbereiche ist durch die naturfernen Uferbefestigungen stark eingeschränkt. Durch die Maßnahmen von Wertach vital I und durch die Neugestaltung des Ackermannwehres wurde der Geschiebetrieb verbessert.

Von der Technischen Universität München wurde eine morphologische Studie erstellt: Die Untersuchung zur Transportmodellierung der Wertach zwischen Ackermannwehr und Mündung in den Lech führt basierend auf fünf Geschiebeanalysen zu dem Resultat, dass

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das Grenzgefälle der Wertach in vielen Bereichen überschritten wird. Dies lässt auf eine Eintiefungstendenz der Gewässersohle schließen. Die Anbindung zur umliegenden Aue geht immer weiter verloren. Diese Einschätzung deckt sich auch mit den beobachteten Änderungen der Gewässersohle. Die hieraus resultierenden Ergebnisse können die Planung zusätzlicher Sohlfixierungen erfordern.

Die Wasserführung der Wertach hat den typischen voralpinen Charakter mit sehr starken und schnellen Abflussschwankungen. Hohe Abflüsse treten in erster Linie im Frühjahr, niedrige Abflüsse im Spätherbst auf [33].

Die Gewässergüte der Wertach wird lt. Gewässergütekarte Bayern für die Saprobie als kritisch belastet (II-III) und in der Trophie als eutroph bis polytroph (II-III) bewertet.

Der Abfluss der Wertach unterstrom des Ackermannwehres wurde vor dem Bruch des Wehres bestimmt. Es wurden in der Praxis oberstrom bis zu 20 m³/s in den Fabrikkanal ausgeleitet. Der Abfluss unterhalb des Wehres setzte sich bis zu dieser Wassermenge aus den Verlustmengen des undichten Wehres und Grundwasserzutritten in der Strecke zusammen. Dies waren wenige hundert Liter. Die von der Wasserwirtschaft ermittelten Hochwasserabflüsse im Bereich des Planungsabschnittes sind in nachfolgender Tabelle aufgeführt.

Tab. 2: Abflüsse der Wertach

Jährlichkeit Abfluss [m³/s]

Hochwasserabfluss (jährliches HW) HQ 1 185 mittlerer Hochwasserabfluss MHQ 221

5-jährliches Hochwasser HQ 5 262

10-jährliches Hochwasser HQ 10 310

20-jährliches Hochwasser HQ 20 360

Pfingsten 1999 – 90jährliches HQ 90 430 Hochwasser

100-jährliches Hochwasser HQ 100 470

1000-jährliches Hochwasser HQ 1000 650

6.4.2 Nebengewässer und Kanäle

Folgende Nebenflüsse/-gewässer sind im Untersuchungsraum zu verzeichnen:

• Radegundisbach: Er entspringt südwestlich von Augsburg zwischen Leitershofen und Bergheim und mündet auf der Höhe der Schafweidesiedlung bei Fl-km 8+000 links in die

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Wertach. Ab der Schafweidesiedlung verläuft er als tiefliegender Graben bis zum Wertachdeich. Bei Hochwasser der Wertach wird der Graben mit einem Schieber verschlossen. Der Radegundisbach wurde den überwiegenden Teil des Jahres im Rahmen der Begehungen zur UVS trocken vorgefunden. Ferner liegt der Deichdurchlass im überwiegenden Teil des Jahres weit über dem Wertach-Wasserspiegel, so dass eine gewässerökologische Vernetzung mit der Wertach nicht statt finden kann. • Forellenbach und Diebelbach: Fließen südlich der Gögginger Brücke der Wertach zu und wurden im Rahmen der Maßnahmen von Wertach vital I betrachtet. • Gögginger Werkskanal / Fabrikkanal (1,9 km Länge): Der Fabrikkanal beginnt am Ackermannwehr und verläuft östlich parallel zur Wertach. Ein Teil der Wassermenge wird nördlich des „Gögginger Wäldchens“ wieder in die Wertach abgeschlagen. Der Kanal ist mittels einer Wehranlage von der Wertach getrennt. Alle Zuflüsse der Wertach zum Kanal und Rückeinleitungen zur Wertach können bei Hochwasser geschlossen werden. Eine ökologische Durchgängigkeit über die Kanäle ist nicht gegeben. • Der Wertachkanal zweigt nördlich des „Gögginger Wäldchens“ aus dem Fabrikkanal ab, verläuft – östlich der Wertachleite – in einer Entfernung von ca. 35 m parallel zur Wertach und geht nach 2,2 km Länge unterhalb des Goggeleswehres in den Holzbach über. Der Kanal wurde Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Wertach errichtet und seinerzeit als wasserundurchlässiger Trog in Beton konzipiert. Er ist ein Gewässer 3. Ordnung im Zuständigkeitsbereich der Stadt Augsburg (Tiefbauamt, Abt. Wasser- und Brückenbau). Die maximale Fördermenge beträgt 20 m3/s. Sie wird über die Einleitschleuse geregelt, die bei Hochwasserereignissen geschlossen wird, um eine Geschiebefracht in den Kanal zu verhindern. Der Wertachkanal speist den Mühlbach. Auf Höhe des Goggeleswehrs befindet sich ein (Not-)Auslass, mit welchem der Wasserstand im Kanal geregelt werden kann. Der Kanal liegt etwa 3 m höher als die Wertach. Er weist ein sehr geringes Gefälle auf (Höhe bei Fl-km 5+010: 475,9 m ü.NN, Höhe vor Auslass bei Goggeleswehr: 475,7 m ü.NN), weshalb der Wertachkanal eher Stillgewässercharakter besitzt. Das Gewässer ist weitgehend beschattet. Es wird angenommen, dass der Wertachkanal die gleiche Gewässergüte wie die Wertach aufweist, die bereits oberhalb des Ackermannwehrs „kritisch belastet“ ist [19]. • Singold: Sie entspringt zwischen und Landsberg am Lech und mündet in Augsburg nördlich der Fa. Ackermann in den Fabrikkanal. Zwischen Singold und Wertach bestehen im gesamten parallelen Verlauf verschiedene Querverbindungen. Vom Ingenieurbüro EDR in München wurde für die Singold eine gesonderte Planung erstellt.

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• Holzbach / Senkelbach (3,0 km Länge): Er beginnt als Abzweig des Wertachkanals östlich des Goggeleswehres und mündet etwa bei Fl-km 1+470 wieder in die Wertach. • Pferseer Mühlbach (2,5 km Länge) und Hettenbach (2,0 km Länge): Der Mühlbach wird vom Wertachkanal über einen Düker gespeist. Ein Teil der Durchflussmenge wird links am Goggeleswehr über einen unterirdischen Schwemmkanal und einen Regenüberlaufkanal in die Wertach eingeleitet. Ab der Zweibrückenstraße wird aus dem Mühlbach der Hettenbach und fließt durch Oberhausen weiter bis zur Mündung in die Wertach (Fl-km 1+750).

Bewertung

Bezüglich der Bedeutung des Schutzgutes Oberflächengewässer für Naturhaushalt und Landschaftsbild gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] werden die Wertach und die Nebengewäser folgendermaßen beurteilt:

Wertach: Auf Grund des eher naturfernen Charakters der Wertach (kanalartiger und eingetiefter Verlauf; zunehmende Eintiefung; hohe Abflussgeschwindigkeiten; Ausleitungen in Kanäle; keine Durchgängigkeit für Fische, Benthos und Geschiebe; monotones, strukturarmes Gewässerbett; regelmäßiges Profil; steile, gleichmäßige Uferböschungen; keine natürlichen Retentionsräume; schlechte Gewässergüte) wird der Fluss mit einer geringen bis mittleren Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild bewertet (Kategorie I-II).

Kanäle: Wertachkanal / Fabrikkanal / Singold / Senkelbach / Holzbach und auch der Mühlbach sind künstliche Gewässer, die in einem Beton-Profil verlegt wurden. Die Wasserführung wird anthropogen gesteuert, die Kanäle weisen auf Grund des geringen Gefälles eher Stillgewässercharakter auf. Für Fließgewässerarten (Fische, Zoobenthos) fehlen notwendige Strukturen an Gewässersohle und Ufer. Durch die gute Beschattung können sie dennoch als Aufenthaltsort für Fische dienen. Das ruhig strömende Gewässer kann evtl. von Insekten, deren Larven in Stillwasser leben, sowie von adulten Insekten als Aufenthaltsraum im Ufergürtel und an der Wasseroberfläche genutzt werden.

Da der Wertachkanal von der Wertach gespeist wird, entspricht die Gewässergüte wahrscheinlich jener der Wertach (kritisch belastet).

Als künstliche Gewässer mit geringer Gewässergüte werden die Kanäle mit geringer bis mittlerer Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild (Kategorie I-II) angesehen.

Radegundisbach: Der Radegundisbach wird in seinem Unterlauf als naturferner Graben mit geringer Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild (Kategorie I) bewertet.

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6.5 Klima / Luft

Das Augsburger Klima wird laut Umweltbericht als gemäßigt ozeanisch mit kontinentalem Einschlag bezeichnet. Die langfristige Mitteltemperatur beträgt 8,1° C, die durchschnittliche jährliche Niederschlagssumme 831 mm. Hauptwindrichtung ist bei höheren Windgeschwindigkeiten Westsüdwest, bei labiler Temperaturschichtung Nordost.

Im Untersuchungsraum gibt es eine für die Innenstadt Augsburgs charakteristische Aufgliederung der Wärmeinsel mit zwei Kernbereichen (Bahnhofsgelände und südliche Altstadt) sowie Kaltluftströmungen entlang stärker durchgrünten Streifen. Klimaausgleichende Funktion haben und Frischluftproduktionsflächen sind die Grünzüge der Wertach und des Wertachkanals, sowie das „Gögginger Wäldchen“. Nach den Waldfunktionenplänen (§ 6 BayWaldG) handelt es sich bei den südlichen Wäldern um einen Erholungswald (Bannwald) mit „außergewöhnlicher Bedeutung für das Klima, den Wasserhaushalt und die Luftreinigung“ (s. Kap. 5.7).

Die Fließgewässer dienen als Kaltluftbahnen, die Kaltluft strömt in Fließrichtung des Gewässers in die Innenstadt, kanalisierend wirken die Uferdeiche. Kaltluftentstehungsflächen sind die umliegenden Ackerbereiche und Grünlandflächen im südlich angrenzenden Untersuchungsraum. In windschwachen Strahlungsnächten wird die auf den Freiflächen produzierte Kaltluft dem Gefälle folgend Richtung Wertach transportiert. Brücken sind Strömungsbarrieren (z.B. Brücke B17, Localbahnbrücke, Gollwitzer Steg, Luitpoldbrücke, Goggeleswehr etc.), Siedlungen kleinklimatische Wärmeinseln. Der vorhandene Deich am Ackermannwehr stellt eine Barriere dar für den Kaltluftabfluss aus den westlichen Ackerflächen. Geplante Deiche können je nach Höhe ebenso zu Strömungsbarrieren werden.

Jährliche Untersuchungen zur Luftqualität liegen in Form des Lufthygienischen Jahresberichts 2012 des bayerischen LfU [50]. In Augsburg befinden sich 4 LÜB- Messstationen: Bourges-Platz, Karlstraße, Königsplatz und LfU. Prinzipiell sind die Luftschadstoffbelastungen in städtischen Ballungsräumen höher als im ländlichen Raum. Folgende Ergebnisse liegen für die Stadt Augsburg vor:

• Wie bereits in den vergangenen Jahren war auch im Berichtsjahr 2012 allgemein nur eine geringe Schwefeldioxidbelastung, Stickstoffmonoxid, Ozon, Blei, Arsen, Kadmium, Nickel und Benzoapyren festzustellen.

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• Beim Kohlenmonoxid war eine geringe Belastung festzustellen. Die höchsten Konzentrationen wurden mit 0,5 mg/m³ (Jahresmittelwert) an der verkehrsnah gelegenen LÜB-Messstation Augsburg/Karlstraße gemessen. • Für Stickstoffdioxid liegt der Grenzwert im Jahresmittel bei 40 µg/m³. Dieser wurde an der LÜB-Messstation Augsburg/Karlstraße überschritten (46 µg/m³). Die Luftreinhalteplanung (Luftreinhalte-/Aktionsplan) für die Stadt Augsburg ist entsprechend fortzuschreiben. • Für Feinstaub (PM10) liegt der auf das Jahresmittel bezogene Grenzwert bei 40 µg/m³. Die höchsten Jahresmittelwerte wurden u.a. an der LÜB-Messstation Augsburg/Königsplatz mit 27 µg/m³ gemessen. • Bei Benzol wurde der seit 2010 geltende Grenzwert von 5 µg/m³ deutlich unterschritten (kontinuierlich gemessener Jahresmittelwert von 1,0 µg/m³ an der LÜBMessstation Augsburg/Königsplatz und 0,8 µg/m³ an der LÜB-Messstation Augsburg/LfU; Passivsammler 1,5 µg/m³ an der LÜB-Messstation Augsburg/Karlstraße).

Die stark befahrene B17 ist ein lokaler Emittent von Geruchs- und Luftschadstoffen im Untersuchungsgebiet. Sonstige lufthygienische Belastungen bzw. Emittenten möglicher Schadstoffe in die Luft sind unmittelbar im Untersuchungsgebiet nicht bekannt.

Bewertung

Hinsichtlich des Schutzgutes Klima und Luft werden die Wertach, der Wertachkanal, die gewässerbegleitenden Grünstrukturen und die Waldflächen (Bannwald) auf Grund des Kaltlufttransportes und der Frischluftproduktion mit hoher Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild (Kategorie III) bewertet [28].

Kleingartenanlagen, Brachflächen, kleinere Gehölzstreifen, nicht versiegelte Grünflächen und Sportanlagen werden als gut durchlüftete Gebiete in Randbereichen von Luftaustauschbahnen mit mittlerer Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild (Kategorie II) bezeichnet.

Die bebauten Areale, die versiegelten Flächen (Straßen, Parkplätze, Sportanlagen) sind von geringer Bedeutung für Naturhaushalt und Landschaftsbild (Kategorie I).

6.6 Arten / Biotope

6.6.1 Bestandserhebung

Die Erfassung des Vegetationsbestandes basiert auf der vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth zur Verfügung gestellten Flugvermessung [2] und auf Luftbildaufnahmen aus

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den Jahren 1997/1998 und 2000. Ergänzend dazu wurde eine vergleichende Begehung durch BCE im Sommer 2002 vorgenommen (s. Anlagen Reihe B: B-1 Lagepläne, Bestand). Für das „Gögginger Wäldchen“ und den Wald „Am Köpfle“ wurden die Forstbetriebskarten des Stadtwaldes Augsburg [15] hinzugezogen. Zahlreiche Informationen liefern die in Kap. 5 genannten Gutachten und Grundlagendaten (z.B. Biotopkartierung, Landschaftsplan). Die sensiblen Bereiche an der Wertach sind überwiegend durch Schutzgebietsverordnungen und durch die Biotopkartierung erfasst. Die Schutzgebiete werden gesondert in Kap. 5.4 erläutert. Detailliertere Bestandserfassungen erfolgen mit den Landschaftspflegerischen Begleitplänen.

Die Beschreibung und Bewertung des Schutzgutes Arten/Biotope erfolgt für die einzelnen Realisierungsabschnitte nach Biotoptypen gegliedert in den Heften 2 bis 5. Eine zusammenfassende Bewertung wird im Kap. 6.11 wieder gegeben und in den Karten der Anlagen Reihe B: B-3 Bewertung Arten und Biotope / Konflikte dargestellt).

6.6.2 Potenzielle natürliche Vegetation

Potenzielle natürliche Vegetation ist im Bereich der „Wertachauen“ der Grauerlen-Auwald, im „Talbodenbereich der Unteren Wertach“ sowie für die „Augsburger Hochterrasse“ der Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald und für den „Talraum der Singold“ der Esche-Erlen- Auwald bzw. der Erlenbruchwald [10].

6.7 Fauna

Für die UVS Wertach vital II wurden keine gesonderten Erhebungen zu Tiervorkommen getätigt. Die bereits vorhandenen Gutachten wurden im Kap. 5 zu den Planerischen Rahmenbedingungen benannt (Biotopkartierung, Fledermausgutachten etc.). Die Fauna soll hier in Bezug auf die vorhandenen Biotoptypen unabhängig von Planungsabschnitten aufgeführt werden. Die Bewertung für die einzelnen Tiergruppen fließt in die Bewertung der Biotoptypen (siehe Kap. 6.6) ein.

Zoobenthos

Das Zoobenthos wurde im Rahmen von Wertach vital I über das Gesamtökologische Gutachten bewertet. Die typische Fauna der Voralpenflüsse (Hyporhitral, mit Eintags-, Stein- und Köcherfliegen) ist durch den Aufstau im Oberlauf und die Strukturarmut, insbesondere dem Mangel an naturnahen Uferzonen, von der Lebensgemeinschaft der Flussunterläufe bzw. Seeausläufe ersetzt worden [26].

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Auf Grund der Strukturarmut der Wertach ist mit einem gleichartigen, verarmten Zoobenthos der Wertach und des Wertachkanals im Untersuchungsgebiet der UVS zu rechnen.

Bewertung

Die Biotope der Wertach und des Wertachkanals haben in Bezug auf das Zoobenthos eine geringe Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie I).

Libellen

In den zahlreichen Gutachten zu Wertach vital II wurden keine Libellenvorkommen benannt. Analoge Schlüsse lassen sich aus dem Gesamtökologischen Gutachten [26] Wertach vital I schließen: Mit Ausnahme der im Untersuchungsgebiet Wertach vital I liegenden Fischteiche beherbergt das Gebiet eine verarmte Libellenfauna. Insbesondere die Wertach selbst ist stark verarmt [26].

Im Planungsraum Wertach vital II befinden sich z.Zt. keine Stillgewässer oder Altwasserbereiche. Einen annähernden Stillwassercharakter nimmt evtl. der Wertachkanal an, der jedoch analog zur Wertach sehr strukturarm in der Ausbildung der Uferbereiche (Gewässerverbau, Uferbefestigung und Begradigung) ist. In dem Rinnen- und Grabenstrukturen der Wälder wird von lokalen, temporären Tümpeln ausgegangen. Laut Biotopkartierung [22] ist als Leitart für die Fließgewässer die gebänderte Prachtlibelle regelmäßig und verbreitet vorkommend.

Libellen stellen umfassende Strukturansprüche an ihre Lebensräume, die sie zu hervorragenden Indikatoren von Feuchtgebieten und Auen machen [26]. Sie bevorzugen weitgehend fischfreie, reichstrukturierte und besonnte Gewässer [22].

Bewertung

Die Biotope der Wertach und des Wertachkanals, mit Kiesflächen und angrenzenden Restauestrukturen haben in Bezug auf das Vorkommen von Libellen eine geringe Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie I). Lokalen, temporären Tümpeln oder Stillgewässern wird eine hohe Bedeutung (Kategorie III) zugeordnet .

Laufkäfer

Das Untersuchungsgebiet Wertach vital I hat für die Laufkäferfauna lokale Bedeutung [26] (s. Anlagen Reihe A: A-3, Kap. 4.3): Obwohl Störungsanzeiger naturnaher Auen dominieren, handelt es sich um eine durchschnittliche biotoptypische Artenvielfalt mit dem Vorkommen zumindest einzelner seltener bzw. gefährdeter Arten. Während die Waldbereiche und Ruderalflächen verarmt sind, haben die Gewässerufer, Streuwiesen, Heiden und

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Randflächen zur landwirtschaftlichen Nutzung lokale Bedeutung. Die Kiesbank hat regionale Bedeutung.

Im Gebiet von Wertach vital II setzen sich die Uferbereiche entlang der Wertach fort. Ebenso sind Waldbereiche und Kiesflächen vorhanden. Für die Laufkäferfauna von Wertach vital II kann davon ausgegangen werden, dass sie weitgehend jener von Wertach vital I für die genannten Bereiche (Wald, Ufer und Kiesflächen) entspricht.

Bewertung

Kiesbänke haben eine hohe Bedeutung (Kategorie III) für den Naturhaushalt in Bezug auf die Laufkäfer, Gewässerufer (Hochstaudenfluren, Ufergehölze) haben eine mittlere Bedeutung (Kategorie II), Waldbereiche eine geringe Bedeutung (Kategorie I).

Heuschrecken

Im Zoologischen Teil der Biotopkartierung [22] wurden Heuschrecken an der Localbahn nahe der Wertachquerung und im Wittelsbacher Park erfasst. Es handelt sich hierbei um den Nachtigall-Grashüpfer (nicht gefährdet).

Als potenzielle wichtige Lebensräume werden extensive Wiesen (Magerrasen und Heiden), Feuchtvegetationskomplexe und Streuwiesen genannt. Ruderal-/ Altgrasfluren werden von Ubiquisten besiedelt. Die Waldsäume/-lichtungen entlang der Wertachaue in Göggingen wurden ebenfalls kartiert. Die Wertachaue südlich Göggingen stellt einen sehr wertvollen Gesamtlebensraum für Heuschrecken dar.

Bewertung

Die Gleistrasse der Localbahn mit den tlw. extensiven Wiesenbereichen auf der Wertachleite (strukturreiche Grünanlagen) und am Wittelsbacher Park stellen potenzielle Habitate mit mittlerer Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie II) in Bezug auf Heuschrecken dar.

Tagfalter

Im Rahmen der Biotopkartierung wurden Tagfalterarten erfasst. Gefährdete Arten wurden für Wertach vital II nicht gefunden. Für den Wittelsbacher Park und die Localbahn wurden Kleiner Kohlweißling, Rapsweißling, Tagpfauenauge und Waldbrettspiel kartiert. Für die Wertachaue nördlich der Gögginger Brücke (Biotop Nr. 154) wurde der Kleine Eisvogel (RL 3 D, RL 4R Bay) kartiert.

Für die Wertachaue südlich Göggingen (Wertach vital I) wurden im Bereich gehölzreicher Säume verschiedene wertgebende Arten festgestellt (Wald-Wasservögelchen (RL 1 D / Bay, FFH II, IV); Kleiner Eisvogel (RL 3 D, RL 4R Bay)). Unter den hygrophilen Arten ist der

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Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling und der Gelbwürfelige Dickkopffalter zu nennen. Bemerkenswerte Arten sind die Tagfalter Waldwiesenvögelein (RL 1 Bay, FFH IV), eine anspruchsvolle Art lichter Auwälder, und der Dunkle Ameisenbläuling; RL 2 Bay, FFH II), der in Feuchtwiesen vorkommt. Dabei stellen die artenreichsten Lebensräume extensives Grünland und Magerrasen dar. Als weitere Biotoptypen kommen Feuchtvegetationskomplexe, Streuwiesen, Waldsäume, Ruderal-, Altgrasfluren und Bahnanlagen vor. Die Wertachaue südlich Göggingen stellt den wertvollsten untersuchten Gesamtlebensraum für Tagfalter dar [22].

Bewertung

Die Restauwaldbestände werden mit einer mittleren Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie II) in Bezug auf die Tagfalter bewertet, z.Zt. sind keine ausgeprägten Waldsaumbereiche vorhanden (Wälder grenzen dicht an Bebauung und intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen); Gleisanlagen haben geringe Bedeutung (Kategorie I) für Tagfalter.

Landschnecken

Lt. Gesamtökologischem Gutachten hat die Landschneckenfauna der Wertachaue mit einer überdurchschnittlich hohen lebensraumtypischen Artenvielfalt regionale Bedeutung. Dabei sind die Auwaldstandorte regional bedeutsam, die unbewaldeten Uferböschungen lokal bedeutsam, der Fichtenforst stark verarmt und die Kiesbank lokal bedeutsam. Hieraus lassen sich Schlüsse analog zu Wertach vital II treffen.

Bewertung

Die nach § 23 BayNatschG kartierten Auwaldreste haben eine hohe Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie III) in Bezug auf die Landschneckenfauna, die unbewaldeten Uferböschungen (Ufergehölze, stark ausgelichtet, Hochstaudenflur) und Kiesbänke eine mittlere Bedeutung (Kategorie II).

Fische

Das Fischinventar der Wertach wird in den Zusammenfassungen zum Ökologischen Gesamtgutachten Wertach vital I [26, 30], zur Mindestwasserstudie [52], sowie zur Wasserführung in der Wertach (s. Anlage 6.3 Landschaftspflegerischer Begleitplan, Kap. 4.3 und 4.4) beschrieben.

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Bewertung

Auf Grund der Defizite in der Gewässerstruktur hat die Wertach eine geringe Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie I) in Bezug auf das Fischvorkommen.

Amphibien

Amphibien sind wie kaum eine andere Wirbeltiergruppe an Lebensräume der Aue gebunden. Die derzeitige Besiedlung des Untersuchungsgebietes von Wertach vital I mit seinen Stillgewässern durch Amphibien zeigt deutliche Defizite. Die Amphienfauna der Wertachaue von Wertach vital I mit ihren Stillgewässern hat lokale Bedeutung [26]. Im Gesamtökologische Gutachten wird die BTK-Fläche 172 – Wertachaltwasser an der Diebelbachmündung, die im 4. Realisierungsabschnitt liegt, als verarmt dargestellt.

Da im Planungsraum Wertach vital II keine Stillgewässer vorhanden sind, ist von einem geringen Besatz mit Amphibien auszugehen. Potenziell können sie in den Rinnen- und Grabenstrukturen im Bereich der Wälder mit evtl. lokalen, temporären Tümpeln vorkommen.

Bewertung

Den potenziellen Stillgewässern / temporären Tümpeln wird pauschal eine hohe Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie III) in Bezug auf Amphibien zugeordnet.

Reptilien

Als gefährdetes Reptil wurde nach Artenschutzkartierung [19] die Zauneidechse (4R RL Bayern, FFH IV) in der Biotopfläche Nr. 94 in der Kanalböschung entlang des Wertachkanals (Gollwitzer Steg bis Goggeleswehr) mit Rasenflächen (z.T. extensiviert) und Gehölzgruppen vorgefunden.

Nach dem Gesamtökologischen Gutachten Wertach vital I kommen fast alle in Deutschland vorkommenden Reptilienarten in Auen vor. Mit der Wald- und Zauneidechse (RL Deutschland: gefährdet, FFH-Richtlinie, IV) sowie der Blindschleiche wurden im Untersuchungsgebiet Wertach vital I drei Arten erfasst. Dies sind typische Besiedler dynamischer Flussauen mit einem breiten Strukturmosaik aus Pionierstandorten (Rohbodenflächen), Feuchtgebieten (Kleinstgewässer, Verlandungsbereiche, Uferzonen), Auwäldern, Ruderalflächen, und Trockenstandorten wie lichte Kiefernwälder oder Magerrasen sowie Kiesbänke. Die Reptilienfauna des Untersuchungsgebietes von Wertach vital I hat lokale Bedeutung. Es handelt sich um eine regional durchschnittliche Artenvielfalt [26].

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Analog zu Wertach vital I sind in Wertach vital II die Auwälder im Süden des Gebietes und die städtische Aue der Wertach als potenzielle Lebensräume für Reptilien vorhanden.

Bewertung

Die nach § 23 BayNatSchG kartierten Auwaldreste, sowie die Auestrukturen und Uferzonen (Ufergehölze, strukturreiche Grünflächen an der Wertach, Kiesbänke) haben mittlere bis hohe Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie II-III) als potenzielle Habitate für Reptilien. Diese sollten in Verbindung mit besonnten Rohbodenflächen, Totholzbereichen / Holzstapel etc. stehen (s. auch Kap. 8 Kompensationsmaßnahmen).

Vögel

Als gefährdete Vogelarten kommen in den Hart-/ Weichholzaue-Restbeständen der Wertach, sowie in der kanalbegleitenden Vegetation (BTK-Flächen 154 und 55) der Gänsesäger (RL 3 Bay), der Grünspecht (RL 4R Bay) und die Wasseramsel (RL 4R Bay) vor [22]. Die Wasseramsel wurde zudem auch an der Kanalböschung des Mühlbachs angetroffen, weitere Brutplätze finden sich beim Wasserkraftwerk oberhalb des Gollwitzer Stegs (sicheres Brüten), bei der Mündung der Singold in den Fabrikkanal (sicheres Brüten), am Ackermannwehr (mögliches Brüten) und am Goggeleswehr [22].

Über das Gutachten des LBV zur Erfassung der Höhlenbäume wurden vorkommende und zu erwartende höhlenbewohnende Vogelarten genannt (s. Kap. 5.10).

Im Wittelsbacher Park wurden neben dem Grünspecht auch der Mittelspecht (RL 2 Bay, FFH Anh. I) angetroffen [22].

Die Kleingartenanlage Uhlandwiese (BTK-Fläche X018) sowie Teilgebiete der Kleingartenanlage „Am Wertachdamm“ sind bedeutsam für den Wendehals (RL 2 Bay) und den Gartenrotschwanz (RL 3 Bay). Nach [22] wurde je 1 Brutpaar des Gartenrotschwanzes in der Kleingartenanlage „An der Schafweidesiedlung“ und in angrenzendem Garten am Waldmeisterweg, in der Kleingartenanlage „Gögginger Wäldle“, in der Kleingartenanlage „Lutzstraße“ sowie in der Kleingartenanlage beim Rosenaustadion vorgefunden.

Bewertung

Potenzielle Höhlenbäume sowie die Hart-/ Weichholzaue-Restbestände der Wertach und der Wittelsbacher Park haben hohe Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie III) in Bezug auf Vogelvorkommen, die Kleingartenanlagen haben eine mittlere Bedeutung (Kategorie II).

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Fledermäuse

Die Fledermausvorkommen im Untersuchungsgebiet wurden über die Biotopkartierung / Artenschutzkartierung [19, 22], sowie über das Fledermausgutachten im Rahmen der UVS zur geplanten Straßenbahnlinie 5 [25 ] erfasst.

Laut Biotopkartierung sind die Hart-/ Weichholzaue-Restbestände der Wertach sowie die kanalbegleitende Vegetation (BTK-Flächen 154 und 55) von Bedeutung für die Bartfledermaus (RL 3 D, RL 3 Bay), die Rauhhautfledermaus (RL 2 Bay), die Zwergfledermaus (RL 4R Bay) und den Großen Abendsegler (RL 3 D und RL 3 Bay.) [19].

Über das Gutachten des LBV zur Erfassung der Höhlenbäume [21] wurden vorkommende und zu erwartende höhlenbewohnende Fledermausarten genannt: Braunes Langohr (RL 4R Bay), Fransenfledermaus (RL 2 Bay, RL 3 D), Kleine Bartfledermaus (RL 3 Bay, RL 3 D), Kleiner Abendsegler (RL 2 Bay), Zwergfledermaus (RL 4R Bay), Wasserfledermaus (RL 4R Bay) [21].

Durch das Fledermausgutachten im Rahmen der UVS zur geplanten Straßenbahnlinie 5 [25] wurden in den drei Abschnitten der Hessenbach-, der Holzbach- und der Rosenaustraße der Abendsegler (RL 3 Bay), die Zwergfledermaus (RL 4R Bay), die Rauhhautfledermaus (= 40kHz-Pipistrellus), die Breitflügelfledermaus (RL 2 Bay) und die Wasserfledermaus (RL 4R Bay) erfasst. Als Jagdhabitat hat vor allem die Holzbachstraße mit dem begleitenden Gehölzstreifen und dem Wertachkanal große Bedeutung. Der Artenreichtum und die Strukturvielfalt der Vegetation sowie das ruhig fließende Gewässer bilden einen für Fledermäuse sehr wertvollen Komplex. Das Habitat an der Hessenbachstraße weist ebenfalls ein reiches Mosaik an Baum- und Straucharten sowie an Strukturen auf und wird zumindest von Zwergfledermäusen regelmäßig, von andern Arten vereinzelt bejagt [25].

Alle Fledermausarten sind nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützt.

Bewertung

Potenzielle Höhlenbäume sowie die Hart-/ Weichholzaue-Restbestände der Wertach haben hohe Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie III) in Bezug auf die Fledermausvorkommen.

Weitere Säugertiere

Als bestandsgefährdete weitere Säugetiere [26] wurden in den Hart-/ Weichholzaue- Restbeständen der Wertach (BTK-Fläche 154) der Feldhase (RL 3 D) und der Hermelin (RL 4R Bay) genannt. Der Hermelin kommt auch in der kanalbegleitenden Vegetation der Wertach vor (BTK-Fläche 55). Über das Gutachten des LBV zur Erfassung der

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Höhlenbäume [21 ] wurde auf das potenzielle Vorkommen des Siebenschläfers (auch Mäuse, Marderähnliche) hingewiesen.

Bewertung

Potenzielle Höhlenbäume sowie die Hart-/ Weichholzaue-Restbestände der Wertach haben hohe Bedeutung für den Naturhaushalt (Kategorie III) in Bezug auf das Vorkommen von weiteren Säugetieren.

6.8 Biotopvernetzung

Die Wälder und Auwaldreste an der Wertach stellen in Verbindung mit den Uferstrukturen und den parkähnlichen Elementen der Aue und der Wertach selbst eine wertvolle Biotopvernetzungsachse dar. Wichtig dabei sind die Lebensräume von Wertach vital I als potenzielle Zuwanderungsgebiete für die nördlichen Wertachbereiche.

Fauna:

Das Zoobenthos von Wertach vital I kann durch Abtrift in die unteren Bereiche der Wertach gelangen, Aufwärtsbewegungen von Wertach vital II können auf Grund der fehlenden Durchgängigkeit am Goggeleswehr und am Ackermannwehr z.Zt. nicht stattfinden.

Für Libellenvorkommen bietet die Wertach als Fließgewässerstruktur die Möglichkeit der Biotopvernetzung ausgehend von den Stillgewässern bei Wertach vital I – geeignete Strukturen fehlen jedoch nördlich des Ackermannwehres.

Für Laufkäfer haben die sich ständig verlagernden Kiesbänke in Abhängigkeit vom Fließverhalten der Wertach bereits eine hohe Bedeutung. Die Vernetzung ist über die Wertach gewährleistet. Arten können durch Abtrift auf weitere Kiesinseln gelangen oder sich lokal bedeutsam ausbreiten.

Die Wertachaue südlich Göggingen stellt einen sehr wertvollen Gesamtlebensraum für Heuschrecken dar. Als potenziell wichtige Lebensräume werden extensive Wiesenareale (trockener oder feuchter Standorte) erfasst. Von einer Vernetzung zu Wertach vital II wird auf Grund der Trennwirkung der Wälder, der intensiven landwirtschaftlichen Flächen und der Kleingärten nicht ausgegangen. Als vernetzende Strukturen wirken eher die Gleisanlagen sowie extensive Wiesenbereiche auf der Wertachleite (strukturreiche Grünanlagen) und am Wittelsbacher Park.

Da die Landschneckenfauna sehr ortstreu ist, sind die lokalen bedeutsamen Biotope zu stärken und auszuweiten.

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Fischvorkommen können derzeit nur durch Abtrift von Wertach vital I über das Ackermannwehr in der Bereich Wertach vital II gelangen. Als weitere Barriere der Durchgängigkeit wirkt das Goggeleswehr.

Z.Zt. kommen im Untersuchungsgebiet keine Stillgewässer vor, potenzielle Stillgewässer / temporäre Tümpel in den Wäldern könnten für Amphibien als Fortpflanzungshabitat in Frage kommen. Für die Wieder- / Neubesiedlung [22] könnten über den Diebelbach als Korridor z.B. Bergmolche und Grasfrösche aus dem kartierten Biotop X001 (Tümpel an der Deponie Göggingen) von Bedeutung sein.

Für Reptilien stellen die Auen wichtigste noch verbliebene Vernetzungsstrukturen [26] dar. Die vernetzten Grünstrukturen der Wälder, der Ufergehölze und der parkähnlichen Strukturen an der Wertach bieten eine gute Basis für die Verbreitung der Vogelarten, als Reviere für Fledermäuse und weitere Säugetiere.

6.9 Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung

Das Stadt- und Landschaftsbild ist geprägt durch den Grünzug der Wertach mit dem Wertachkanal, die Waldbereiche im Süden des Gebietes, die anliegenden Gebäudeflächen der flankierenden Straßen und durch die zahlreichen Kleingartenanlagen.

Naturgebundene Erholung findet statt über Spazierengehen, Radfahren, Baden in der Wertach etc.. Die Nutzung der Grünstreifen bedeutet hohe Lebens-, Wohn- und Erholungsqualität für die umliegende Bevölkerung. Einen hohen Erholungswert besitzt ebenso das „Gögginger Wäldchen“ und der westlich gelegene Wald „Am Köpfle“. Auch den Kleingärten wird ein Erholungswert zugesprochen, jedoch nur für einen begrenzten Teil der Bevölkerung.

Die Attraktivität des Gebiets wird erhöht durch viele in Seitenbereichen liegende Sportanlagen und verschiedene Gewässerläufe. Hoher Wert wird erreicht durch Fuß- und Radwegebrücken über Wertach und Wertachkanal, durch die Zugangsbereiche zur Wertach und die offenen Uferbereiche mit Sichtbeziehungen. Einschränkend auf die Erreichbarkeit des Ufers wirken die zahlreichen Kleingärten und die steilen Böschungen der Wertach.

Die Wertachauen als übergeordnetes stadtbildprägendes Grünelement stellen außerdem eine zentrale Erholungs- und Vernetzungsachse zu den landschaftlichen Freiräumen innerhalb der Stadt dar (Verbindungen zum Mühlbachtal, den Lechauen), sowie zu Freiflächen außerhalb des bebauten Stadtgebietes z.B. zum Naturpark „Westliche Wälder“.

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Rad- und Wanderwege

Als überregional bedeutsamer Radweg wird lt. Amtlichem Fahrrad-Stadtplan Augsburg [5] die Wertachroute von Gersthofen über Augsburg nach Schwabmünchen bezeichnet. Nach Verkehrswegeplan stellt der Wertachweg eine wichtige Nord-Süd-Achse und Route im Stadtnetz dar, mit dringendem Umsetzungsbedarf.

Ansonsten ist die Wertach beidseitig von asphaltierten oder geschotterten Wegen gesäumt, tlw. über straßenbegleitende Verbindungen.

Stadt-/ Landschaftsbild und Erholungsnutzung werden für die einzelnen Planungsabschnitten in den Heften 2 bis 5 beschrieben und bewertet.

6.10 Mensch, Kultur- und Sachgüter

Mensch / Sachgüter

Der Mensch ist das zentrale Schutzgut der hier betrachteten Vorhaben. Die Gewährleistung eines ausreichenden Hochwasserschutzes für den Menschen und seine wichtigsten Sachgüter (Wohnraum, Gewerbe und Industrie) steht über allen anderen Planungsleitlinien. Dass dieser Schutz mit den vorhandenen Hochwasserschutzbauten heute nicht mehr gewährleistet ist, gab gleichzeitig den Anlass für die vorliegende Planung.

Gleichzeitig ist in allen Projektphasen der Schutz von Gesundheit und Wohlbefinden zu beachten.

Unter das Schutzgut Sachgüter fallen auch die Belange der Eigentumsrechte. Im Rahmen der Entwurfs- und Genehmigungsplanungen der einzelnen Bauabschnitte werden diese Belange geklärt (auch Eigentumsgärten Kleingartenanlagen „Am Wertachdamm“ und „Uhlandwiese“).

Das Schutzgut „Mensch“ wird in Kap. 7 „Auswirkung der geplanten Vorhaben auf die Schutzgüter“ nur allgemein betrachtet. Betrachtet werden auch die Auswirkungen auf die für Gesundheit und Wohlbefinden relevanten Schutzgüter Klima/ Luft (Lärm) und Erholungsnutzung, so dass diesbezüglich diese Auswirkungen für den Menschen mit bewertet werden.

Denkmalbereiche

Denkmale, Denkmalensembles, Bodendenkmale oder Gebiete, die von der durch die Länder bestimmten Denkmalschutzbehörde als archäologisch bedeutende Landschaften eingestuft worden sind, werden in amtlichen Listen und Karten verzeichnet. Bei allen Eingriffen in den

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Boden, Erdbewegungen und baulichen Einrichtungen im Planungsgebiet muss ein denkmalrechtliche Genehmigung beantragt werden (Art. 7 und 15 DSchG). Vor Beginn der Baumaßnahmen ist festzulegen, ob Erkundungen oder Sondierungen zur archäologischen Situation stattfinden sollen.

Kulturdenkmäler:

Als Kulturdenkmäler geschützt sind im UVS-Gebiet einige alte Fabrikgebäude der Firma Ackermann.

Bodendenkmäler:

Laut Angaben der Stadt Augsburg ist bei den Arbeiten im Uferbereich und im Flussbett der Wertach auf der gesamten Länge des Untersuchungsgebietes mit archäologischen Funden zu rechnen. Verschiedene Einzelfunde verweisen auf das gesamte Spektrum möglicher Entdeckungen. Hierzu wurde für die UVS seitens der Stadtarchäologie Augsburg eine Liste übersendet [54].

Bewertung

Kulturdenkmäler sind von den Planungsvorhaben nicht betroffen und werden deshalb nicht bewertet.

Mit Bodendenkmälern muss während der gesamten Bauzeit gerechnet werden. Der Wert und die Bedeutung können im Voraus nicht abgeschätzt werden. Deshalb wird keine Bewertung vorgenommen.

Auf Grund der erheblichen Schäden durch das Pfingsthochwasser von 1999 für die Bewohner nahe der Wertach wird dem Schutzgut Mensch und Sachgüter eine hohe Bedeutung beigemessen. Die Gefährdung durch gleichartige Hochwasser ist weiterhin gegeben.

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6.11 Zusammenfassende Bewertung der Schutzgüter

Tab. 3: Zusammenfassende Bewertung der Schutzgüter

Bedeutung für den Schutzgut im UVS-Untersuchungegebiet Naturhaushalt Topografie / Relief Umfeld der Wertach (flaches Gelände) und die Wertach selbst geringe Bedeutung (Kategorie I) Boden natürlich gewachsene, unbeeinflusste Böden in Wäldern, Brachflächen / hohe Bedeutung (Kategorie III) Gehölzbereichen ausserhalb des Uferbereiches. anthropogen überprägte Böden unter Dauerbewuchs bei folgenden mittlere Bedeutung (Kategorie II) Flächen: Wertach, Wertachkanal jeweils mit Umgebung, Deiche und Bewuchs, nitrophile Hochstaudenfluren, Umfeld des Mühlbaches, Acker-/ Wiesenflächen, Kleingartenflächen, nicht versiegelte Grünflächen / Sportanlagen, nicht versiegelte Parkplätze, Lärmschutzwälle, Baustellenbereich Luitpoldbrücke, sonstige Freiflächen öff. Nutzung, Freiflächen ausserhalb Bebauung belastete sowie versiegelte Böden bei folgenden Flächen: geringe Bedeutung (Kategorie I) Wertstoffsammelanlage, Altlastenverdachtsflächen, Brücken, Wehranlagen, Straßen, Gleisanlagen, Bebauungen, versiegelte Sportflächen, Regenüberlaufbecken Grundwasser Gebiet mit hohem, intaktem Grundwasserflurabstand: Durch Eintiefung insgesamt mittlere Bedeutung der Wertach im Gelände steht das Grundwasser in Gewässernähe tiefer an, (Kategorie II) als in einer naturbelassenen Aulandschaft, Grundwasserflurabstände in der Aue relativ hoch Grundwasserneubildungsrate: Wiesen-/ Ackerflächen/ offene Grünflächen (10,4 l/s·km 2) hohe Bedeutung (Kategorie III) Waldflächen (5,2 l/s·km 2) und Siedlungsräume (locker bebaut, 4,2 l/s·km 2) mittlere Bedeutung (Kategorie II) Siedlungsräume (dicht bebaut: 2,1 l/s·km 2) geringe Bedeutung (Kategorie I) Oberflächengewässer Wertach geringe bis mittlere Bedeutung naturferner Charakter des Flusses: Kanalartiger und eingetiefter Verlauf; (Kategorie I-II) zunehmende Eintiefung; hohe Abflussgeschwindigkeiten; Ausleitungen in Kanäle; keine Durchgängigkeit für Fische, Benthos und Geschiebe; monotones, strukturarmes Gewässerbett; regelmäßiges Profil; steile, gleichmäßige Uferböschungen; keine natürlichen Retentionsräume; schlechte Gewässergüte.

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Bedeutung für den Schutzgut im UVS-Untersuchungegebiet Naturhaushalt Wertachkanal/Fabrikkanal/Singold/Senkelbach/Holzbach und Mühlbach geringe bis mittlere Bedeutung künstliche Gewässer in Beton-Profil, Wasserführung anthropogen (Kategorie I-II) gesteuert, eher Stillgewässercharakter, keine Strukturen an Gewässersohle und Ufer, Bonus durch Beschattung, Gewässergüte wahrscheinlich wie Wertach (kritisch belastet, II-III). Radegundisbach geringe Bedeutung (Kategorie I) naturferner Graben, keine ökologische Durchgängigkeit zur Wertach Klima / Luft Kaltluftproduktion durch Acker- und Wiesenflächen im Süden, hohe Bedeutung (Kategorie III) Kaltluftabfluss über Wertach und Wertachkanal, Wälder (Bannwald) und Grünzug Wertach als Frischluftproduktionsfläche und für Klimaausgleich. Kleingartenanlagen, Brachflächen, kleinere Gehölzstreifen, nicht mittlere Bedeutung (Kategorie II) versiegelte Grünflächen und Sportanlagen als gut durchlüftete Gebiete in Randbereichen von Luftaustauschbahnen. Bebaute Areale, versiegelte Flächen (Straßen, Parkplätze, Sportanlagen) geringe Bedeutung (Kategorie I) Arten und Biotope Mischwald/Laubwald (naturnah aufgebaute, standortgemäße Wälder, hohe Bedeutung (Kategorie III) kartierte § 23 Auwaldreste); Ufergehölze (viele potenzielle Höhlenbäume, totholzreich, intakte Höhenstufung; § 23 Flächen); ältere Allee/Baumreihe (potenzielle Höhlenbäume, viel Totholz); alte Parkanlage; potenzielle Stillgewässer/ naturnahe Tümpel; Röhrichte; Kiesbänke Mischwald/Laubwald (Aufforstungen / Jungbestände aus Esche und mittlere Bedeutung (Kategorie II) Ahorn, alle übrigen standortgemäßen Wälder, Forste überwiegend aus Fichten älter als 30 Jahre); Ufergehölze, stark ausgelichtet oder neu bestockt; Siedlungsgehölze aus einheimischen Arten, Bauminseln, Feldgehölze; Allee / Baumreihe (jüngeren und mittleren Alters); strukturreiche Kleingärten mit altem Baumbestand; Grünanlagen, strukturreich; Brache / Sukzessionsfläche älter als 5 Jahre Naturfern ausgebaute Fließgewässer (s.o.) geringe – mittlere Bedeutung (Kategorie I-II) Ackerland; Grünland / Wiese, intensiv genutzt; Kleingärten (strukturarme geringe Bedeutung (Kategorie I) Zier- und Nutzgärten); nitrophile / neophytenreiche Hochstaudenflur; intensiv genutzte Sportanlagen; sonstige Freiflächen öffentlicher Nutzung (Wegebegleitgrün, nitrophile Wegesäume), Freizeitanlage / Grünanlage, intensiv genutzt; Baustellen Wohnbebauung, Hochhäuser, Gebäude in Sportanlagen, Einzelgebäude im keine Bedeutung Auenbereich, gewerbliche/ industrielle Bebauung inkl. Gewerbe- und Industriefläche; Mauer, Stützmauer; Straße/Weg, Parkplatz, sonst. Verkehrsfläche, asphaltiert; Brücke/Steg, Wehr, Schleuse, gemauerte Uferbefestigung; Sportanlage, größtenteils versiegelt; sonstige Flächen Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung

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Bedeutung für den Schutzgut im UVS-Untersuchungegebiet Naturhaushalt Waldbereiche; Ufergehölze (alte Bäume); Alleen/Baumreihen (alt); hohe Bedeutung (Kategorie III) für Naturdenkmale (Vorschlag); alte Parkanlage; Kiesbänke; das Landschaftsbild und die Hauptwanderwege, Spazier- und Radwege; Kulturdenkmäler; historisches naturgebundene Erholung Goggeleswehr Ufergehölze, stark ausgelichtet oder neu bestockt; Siedlungsgehölze, mittlere Bedeutung (Kategorie II) Bauminseln, Feldgehölze; Alleen/Baumreihen (jüngeren und mittleren für das Landschaftsbild und die Alters); strukturreiche Kleingärten mit altem Baumbestand; Grünanlagen, naturgebundene Erholung strukturreich; Brache / Sukzessionsfläche; Naturfern ausgebaute Fließgewässer (s.o.) geringe – mittlere Bedeutung (Kategorie I-II) für das Landschaftsbild und die naturgebundene Erholung Ackerland; Grünland/Wiesen, intensiv genutzt; Kleingärten (strukturarme geringe Bedeutung (Kategorie I) für Zier- und Nutzgärten); nitrophile/neophytenreiche Hochstaudenflur; das Landschaftsbild und die sonstige Uferfestigungen; intensiv genutzte Sportanlagen; sonstige naturgebundene Erholung Freiflächen öffentlicher Nutzung (Wegebegleitgrün, nitrophile Wegesäume), Freizeitanlagen/Grünanlagen, intensiv genutzt; Baustellen Hochhäuser, Gebäude in Sportanlagen, gewerbliche/ industrielle Bebauung Negative Wirkung auf das inkl. Gewerbe- und Industrieflächen; Straßen/Wege, Parkplätze, sonst. Landschaftsbild Verkehrsflächen, asphaltiert; Sportanlagen, größtenteils versiegelt; sonstige Flächen

Mensch / Kultur- und Sachgüter Kulturdenkmäler: Von den Planungsvorhaben nicht betroffen - werden - deshalb nicht bewertet. Bodendenkmäler: Mit Bodendenkmälern muss während der gesamten - Bauzeit gerechnet werden. Wert und Bedeutung können im Voraus nicht abgeschätzt werden. Deshalb wird keine Bewertung vorgenommen. Mensch hohe Bedeutung (Kategorie III) Erhebliche Schäden durch Pfingsthochwasser 1999 für die Bewohner nahe der Wertach - weiterhin Gefährdung durch gleichartige Hochwasser möglich.

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7 Auswirkung der geplanten Vorhaben auf die Schutzgüter (Konfliktanalyse und Variantendiskussion)

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 13ff BNatSchG) sind Eingriffe in Natur und Landschaft Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen, die die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich oder nachhaltig beeinträchtigen können. Der Verursacher eines Eingriffs ist verpflichtet, erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu vermeiden sowie unvermeidbare durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu kompensieren.

In der Folge werden entsprechend § 6 des Gesetztes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) und Art. 78e des Bayerischen Verwaltungsverfahrensgesetztes (BayVwVfG) die auf Grund der geplanten Vorhaben zu erwartenden erheblichen (nachteiligen) Umweltauswirkungen auf die Schutzgüter beschrieben und bewertet.

Sofern diese unter Berücksichtigung des allgemeinen Kenntnisstandes abgeschätzt werden können, erfolgt eine Beschreibung der Wechselwirkungen der verschiedenen Umweltauswirkungen und der kumulativen Wirkungen mit anderen Vorhaben.

In Heft 1 (Kap. 7.1) erfolgt zunächst die Beschreibung und Bewertung der generell zu erwartenden Auswirkungen auf die Schutzgüter. Hierzu werden generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen aufgeführt (spezifische Eingriffsminimierungen sowie Kompensationsmaßnahmen werden in den Landschaftspflegerischen Begleitplänen erläutert).

Die Beschreibung der spezifisch zu erwartenden Auswirkungen erfolgt für die einzelnen Planungsabschnitte im Zusammenhang mit der Variantendiskussion in den Heften 2 bis 5:

– II.1: Ackermannwehr bis Brücke B17 km 8+275 – km 6+760 (4. Realisierungsabschnitt) – II.2: Brücke B17 bis Localbahnbrücke km 6+760 – km 5+935 (3. Realisierungsabschnitt) – II.3: Localbahnbrücke bis Luitpoldbrücke km 5+935 – km 4+880 (2. Realisierungsabschnitt) – II.4: Luitpoldbrücke bis Goggeleswehr km 4+880 – km 4+098 (1. Realisierungsabschnitt)

Die Eingriffsbewertung erfolgt verbal-argumentativ, wobei die Beurteilung der Eingriffserheblichkeit von der Bedeutung der betroffenen Schutzgüter (s. Kap. 6.11) und dem

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Grad der Beeinträchtigung abgeleitet wird (siehe Tab. 4). Die Eingriffsschwere der negativen Umweltauswirkungen wird in Stufen mit gering, mittel bzw. hoch eingeteilt.

Die Gesamtbewertung der geplanten Vorhaben und die Ergebnisse der Variantendiskussion (siehe Heft 2 bis Heft 5) sind in Kap. 9 wiedergegeben. Die Beurteilung der Hochwasserschutzvarianten ist dabei in Verbindung mit den sich aus ihnen ergebenden Möglichkeiten der Gewässerentwicklung und der Uferumgestaltung zu sehen (Kap. 9 Gesamtbewertung).

Die Bewertung der Eingriffserheblichkeit wird gemäß dem folgenden Schema vorgenommen:

Tab. 4: Bewertung der Eingriffserheblichkeit

Beeinträchtigungsgrad hoch mittel gering positiv (s. Kap. 7) Bedeutung des Schutzgutes für Naturhaushalt und Landschaftsbild (s. Kap. 6.11) hoch ------+ mittel -- -- - + gering - - - + keine 0 0 0 0 --- Eingriffserheblichkeit hoch

-- Eingriffserheblichkeit mittel

- Eingriffserheblichkeit gering

0 kein Eingriff

+ positive Auswirkungen

7.1 Boden

Der Boden stellt auf Grund seiner vielfältigen Funktionen im Naturhaushalt – z.B. als Träger der Bodenfruchtbarkeit, Lebensraum für Bodenorganismen, höhere Pflanzen und Tiere, Wasserspeicher - ein generell zu erhaltendes Gut dar. Alle nicht überbauten bzw. nicht versiegelten Flächen sind deshalb grundsätzlich von Bedeutung für den Naturhaushalt und empfindlich gegenüber Verdichtung und Versiegelung.

Der Abtrag hingegen von belasteten Böden (Aufschüttungen, Altlastenverdachtsflächen) kann einen positiven Aspekt darstellen.

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Die Böden wurden im Kap. 6.2 gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] bewertet (s. auch Tab. 3 Zusammenfassende Bewertung der Schutzgüter).

Um den Grad der Beeinträchtigung durch die planerischen Vorhaben / Baumaßnahmen (s. Kap. 2) ermitteln zu können, werden folgend Definitionen getroffen:

Positive Wirkungen Langfristige Verbesserung der Böden

Geringer Beeinträchtigungsgrad Temporäre Überformung der Böden

Mittlerer Beeinträchtigungsgrad Dauerhafte Überformung der Böden

Hoher Beeinträchtigungsgrad Versiegelung / Verlust der Böden

(Die UVS beinhaltet nicht die Wirkungsanalyse auf die natürlichen Schutzgüter durch Bodenabgrabungen / Materialentnahmen für den Bau der Deiche).

In der folgenden Tabelle werden der Beeinträchtigungsgrad und die generell zu erwartenden Auswirkungen auf den Boden verursacht durch die Planungsvorhaben aufgelistet. Dabei wurden generelle eingriffsminimierende Maßnahmen aufgeführt. Die quantitativen Ermittlungen und die Variantenvergleiche werden für die Planungsabschnitte (s. Hefte 2 bis 5) getrennt bearbeitet.

Bewertung baubedingter Auswirkungen auf den Boden:

Die baubedingten Auswirkungen sind ein temporärer Eingriff auf den Boden. Der Beeinträchtigungsgrad wird deshalb als gering erachtet. Für Böden mit einer hohen Bedeutung ergibt sich gemäß Tab. 4 (Bewertung der Eingriffserheblichkeit) eine mittlere, für Böden mit einer mittleren bis geringen Bedeutung (s.o.) ergibt hieraus eine geringe Eingriffserheblichkeit.

Die baubedingten Auswirkungen auf den Boden (Baustelleneinrichtungen etc.) werden nicht mehr spezifisch für die einzelnen Planungsabschnitte bewertet.

Seite 62 Tab. 5: Bewertung der generell zu erwartenden Auswirkungen auf den Boden Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen Beeinträchtigung Auswirkungen Baustelle Geringer Temporäre Baustelleneinrichtungen, Bodenverdichtung, Baustelleneinrichtung nur auf Flächen mit geringer Beeinträchtigungsgrad Überformung -zufahrten und vorrübergehende (kurz – bis Bewertung oder anthropogen überprägte Böden; möglichst Erddeponien, mittelfristige) Einschränkung der geringer Umgriff und sparsamer Umgang mit Grund und Abbrucharbeiten (z.B. Bodenfunktionen, partieller Boden; Verzicht auf unnötige Verdichtungen; Optimierungen Goggeleswehr) Bodenverlust von Wegen und Lagern; getrennte Lagerung von Oberboden, Zwischenbegrünung und bei Eignung Wiedereinbau; sachgerechte Entsorgung der anfallenden Materialien; Hochwasserschutz Mittlerer Dauerhafte Überschüttung von Böden Veränderung des Bodens und der Rückgewinn der Versickerungsfähigkeit durch Auftrag von Beeinträchtigungsgrad Überformung zum Bau von neuen Bodenfunktionen, Oberboden und Magerraseneinsaat; Deichen , Zwischendeichen Bodenverdichtung, Deichbau: Deichverteidigungsweg auf 4 m breiten (mittel- bis langfristiger Flächenverbrauch (langfristig), Deichkrone, kein separater Deichhinterweg; keine Rückbau) Verringerung der Versiegelung der Wege; Versickerungsfähigkeit des Böschungsneigungen der Deiche tlw. 1:2 zur Minimierung Bodens der Deichaufstandsflächen; Hoher Versiegelung, Bau von neuen Versiegelung des Bodens, keine zusätzliche Versiegelung von Wegen; Beeinträchtigungsgrad totaler Hochwasserschutzmauern Flächenverbrauch (langfristig), Verlust , Bau einer Stützmauer Verringerung der nördlich der Luitpoldbrücke Versickerungsfähigkeit des Bodens Mittlerer Dauerhafte Deichschutzstreifen mit Flächenverbrauch, kein landseitiger Deichschutzstreifen bei Deichen bis Höhe Beeinträchtigungsgrad Überformung wassergebundener Bodenverdichtung (langfristig) 1,5 m; Wegedecke, Wegebau keine vollständige Versiegelung durch Asphalt- oder Betonbauweise, keine unnötigen Verdichtungen; Schutzstreifen sollten in die Ufergestaltung integriert werden

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Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen Beeinträchtigung Auswirkungen Gewässerentwicklung Mittlerer Langfristig Dauerhafte Rückbau der Altdeiche , Veränderung des Bodens und der Wiedereinbau bzw. fachgerechte Entsorgung des anfallenden Beeinträchti positive Überformung Bodenabtrag, Bodenfunktionen – evtl. Bodenmaterials; gungsgrad Wirkungen , Uferabflachungen Aktivierung von Aueböden getrennte Lagerung von Oberboden, Zwischenbegrünung und Bodenabtrag (Gewässerentwicklung), (langfristig), bei Eignung Wiedereinbau; Bodenabtrag; Beseitigung von potenziellen Bodenmodellierung der „neuen“ Uferbereiche mit Entfernen von Auffüllungen und evtl. Altlasten einbaufähigem Material, tlw. Wiederandeckung der Kleingärten zwischen (positive Wirkung) abgetragenen Bodenmassen zur Reduzierung des Gewässerentwicklungsfläch abzufahrenden Materials. en und neuer Hochwasserschutzlinie (bei Varianten durch Kleingartenkonzept) Positive Wirkungen Dauerhafte Rücknahme des Aktivierung der „fossilen fachgerechte Entsorgung bzw. soweit möglich Überformung Uferverbaus, Aueböden“; lokale Wiederverwertung Strukturverbesserungsma Verbesserungen ßnahmen (z.B. Kolke, Gumpen, Inklinante Buhnen, Störsteine, Totholzbäume, Rauhbäume, Steinriegel, Steinsporne) Geringer Langfristig Retentionsraum Wälder / Aktivierung der „fossilen Verbesserung der Gewässergüte Beeinträchti positive Überflutung von Aueböden“; gungsgrad Wirkungen Aueböden , statistisch alle Veränderung der forstlichen 5-10 Jahre in den Produktionsböden; Waldbereichen evtl. Eintrag von Schadstoffen und Nährstoffen aus der Wertach für unbelastete Böden;

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Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen Beeinträchtigung Auswirkungen Bauwerke Geringer Dauerhafte Bau eines Pumpwerkes / Versiegelung des Bodens, Verzicht auf unnötige Versiegelungen und Verdichtungen; Beeinträchtigungsgrad Überformung Schöpfwerkes am Flächenverbrauch (langfristig), getrennte Lagerung von Oberboden, Zwischenbegrünung und Versiegelung Radegundisbach; lokale Verringerung der bei Eignung Wiedereinbau; auf sehr Auslassbauwerke Versickerungsfähigkeit des kleiner Deichzwischenräume; Bodens Fläche lokale Errichtung von kleinen baulichen Anlagen der Freiraumgestaltung Rampen Mittlerer Dauerhafte Abriss des Goggeleswehres/ Verlust von aktivem Flussboden/ Reduzierung der Eingriffsfläche, Beeinträchtigungsgrad Überformung Abtrag von Geschiebe/ von Ablagerungen in Folge Kies / Geschiebe zwischenlagern, im Fließgewässer oberhalb Abgrabung der Wehrbaus/ von evtl. (Stausufe Inningen) zur Förderung des Geschiebetriebs und Wertachsohle für Neubau Auffüllungen; in Becken der neuen Rampe wieder einbringen; der Rampe; Veränderung des Bodens und der Umbau und Neugestaltung Bodenfunktionen; der Ausleitungen bei Fl-km 4+200 (Abkehrbach Wertachkanal und Ausleitung des Regenüberlaufes aus der Hessenbachstraße)

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7.2 Grundwasser

Natürliche Grundwasservorkommen sind auf Grund der Bedeutsamkeit für die Trinkwassergewinnung zu erhalten. Die Qualität des Grundwassers darf nicht beeinflusst werden.

Die Höhe des anstehenden Grundwassers in den oberen, bodennahen Schichten ist von Bedeutung für die Vegetation und damit auch für die Fauna, welche tlw. in Abhängigkeit von grundwasserbeeinflussten Biotopen steht. Ebenso wichtig ist das oberflächennahe Grundwasser für Bodenbildungsprozesse und letztendlich auch für den Abfluss der Oberflächengewässer. Eine Absenkung von Grundwasser kann zum Verlust von Biotopen führen sowie zu Setzungserscheinungen an Bauwerken. Eine dauerhafte Erhöhung der Grundwasserstände führt zu einer Verschiebung des Artenspektrums, welches in einer Flussaue einen positiven Aspekt darstellt (sofern keine trockenheitsliebenden, wertvollen Biotope betroffen sind).

Durch die Überbauung / Versiegelung von zuvor vegetationsbestandenen Flächen wird die Grundwasserneubildungsrate verändert. Auch eine Verdichtung z.B. durch Deichbau kann eine Verminderung der Neubildung von Grundwasser bewirken.

Gefährdungen durch Grundwasser auf Wohnbebauungen in Folge von neuen Hochwassersituationen sollen durch die vorliegende Planung ausgeschlossen werden.

Das Grundwasser wurde im Kap. 6.3 gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] bewertet (s. Tab. 3 Zusammenfassende Bewertung der Schutzgüter).

Um den Grad der Beeinträchtigung durch die planerischen Vorhaben / Baumaßnahmen (s. Kap. 2) ermitteln zu können, werden folgend Definitionen getroffen:

Positive Wirkungen Verbesserung der Grundwassersituation für Bebauungen bei anstehendem Hochwasser; Erhöhung der Grundwasserneubildungsrate durch Entsiegelung

Geringer Beeinträchtigungsgrad Temporäre / auf kleine Flächen begrenzte Beeinträchtigung / Veränderung der Grundwasserstände (Absenkung des Grundwassers oder Aufstau); temporäre Verminderung der Grundwasserneubildungsrate

Mittlerer Beeinträchtigungsgrad Absenkung des Grundwassers ohne Schädigung von Bauten oder Vegetation; Eingriff in die Grundwasserströmung ohne Unterbindung des Grundwasseraustauschs; Verringerung der

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Grundwasserneubildungsrate durch zusätzliche Verdichtung ohne Versiegelung oder mit Ausgleich von neuer Vegetation

Hoher Beeinträchtigungsgrad Dauerhafte Absenkung des Grundwassers auch mit Auswirkungen auf Bauten und / oder Vegetation; Großflächige Versiegelung von Flächen = dauerhafter Verlust der Grundwasserneubildung

Für den Rückbau des Goggeleswehres und den Bau der aufgelösten Sohlrampe wurden Grundwasserabsenkungen berechnet und aus geotechnischer Sicht begutachtet [53]. Nach den vorliegenden Erkundungen und als Ergebnis der Grundwassermodellierung, die von der TGU GmbH durchgeführt wurde, ergibt sich insbesondere in der näheren Umgebung des rückgebauten Wehres eine deutliche Absenkung des derzeitigen Grundwasserstandes. Die Linien gleicher Absenkung sind in der Anlage 9, Grundwasser dargestellt. Die maximalen Absenkungen liegen bei ca. 2,5 m unmittelbar im unteren Rampenbereich. Die Linie mit ca. 0,5 m Grundwasserabsenkung hat einen Durchmesser von ca. 800 m mit rd. 500 m im Westen und rd. 300 m im Osten. Die Asymmetrie der Berechnung ergibt sich aus den unterschiedlichen Untergrundverhältnissen.

Nach den vorliegenden Untergrundergebnissen und den durchgeführten fachtechnischen Betrachtungen ist auf Grund des Rückbaus des Goggeleswehres mit nur geringen Beeinflussungen der Geländeoberfläche durch Setzungserscheinungen zu rechnen. Diese dürften deutlich unter 1 cm (max. Setzung 4,9 mm) und damit im Bereich der Messgenauigkeit liegen. Verdrehungen sind auf Grund der Geometrie des Absenktrichters kaum zu erwarten. Aus geotechnischer Sicht bestehen nach den vorliegenden Erkenntnissen keine Bedenken bezüglich des Rückbau des Wehres [53].

Eine Empfindlichkeit des Grundwassers bzw. eine Veränderung der Qualität kann auf Grund fehlender Basisdaten nicht eingeschätzt werden. Generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen zur Beeinträchtigung der Grundwasserqualität müssen auf jeden Fall getroffen werden.

In der folgenden Tabelle werden der Beeinträchtigungsgrad und die generell zu erwartenden Auswirkungen auf das Grundwasser durch die Planungsvorhaben aufgelistet. Dabei wurden generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen aufgeführt. Die quantitativen Ermittlungen und die Variantenvergleiche werden für die Planungsabschnitte getrennt bearbeitet (s. Hefte 2 bis 5).

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Bewertung baubedingter Auswirkungen auf das Grundwasser:

Die baubedingten Auswirkungen stellen einen temporären Eingriff für das Grundwasser / die Grundwasserneubildungsrate dar. Der Beeinträchtigungsgrad wird deshalb als gering erachtet. Für die Grundwasserneubildungsrate ergibt sich für Gebiete mit einer hohen Bedeutung eine mittlere Eingriffserheblichkeit, für Gebiete mit einer mittleren bis geringen Bedeutung (s.o.) eine geringe Eingriffserheblichkeit.

Die baubedingten Auswirkungen (Baustelleneinrichtungen etc.) werden nicht mehr spezifisch für die einzelnen Planungsabschnitte bewertet.

Seite 68 Tab. 6: Bewertung der generell zu erwartenden Auswirkungen auf das Grundwasser Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Baustelle Geringer Baustelleneinrichtungen, temporäre / auf kleine Flächen begrenzte Sorgfältige Pflege von Fahrzeugen und Lagern; Beeinträchtigungsgrad -zufahrten, Baustellenbetrieb, Beeinträchtigung des Grundwassers / Absenkung Anlage von Zwischenlagern auf Böden mit Erdlagerstellen des Grundwassers; großer Bindungsstärke; Einsatz von biologisch (Aufschüttungen) abbaubare Maschinenölen; Vermeidung von Grundwasserfreilegungen; Hochwasserschutz Geringer Positive neue Retentionsräume , Temporäre Auswirkungen bei Hochwasser: Binnenentwässerung von Baugebieten und Beeinträchtig Auswirkungen Flutung statistisch alle 5-10 Erhöhte Grundwasserstände wasserseits der landwirtschaftlichen Nutzflächen, ggfs. ungsgrad Jahre Hochwasserschutzlinie: Beeinflussung der Extensivierung von Wiesen, Umwandlung von Vegetation Ackerflächen; (s. Kap. 7.5 Arten und Biotope) = positive Sickerleitungen und Schöpfwerke landseits Auswirkungen; parallel zu Deichen und Erhöhte Grundwasserstände landseits der Hochwasserschutzmauern; Hochwasserschutzlinie und Beeinträchtigung von Rechtzeitiger Umbau der Waldbestände zu Gebäuden müssen vermieden werden; evtl. Auwäldern mit hochwassertoleranten Baumarten Verbesserung der Gefährdungssituation für Gebäude zur Reduzierung von monetären Verlusten für durch geplante Maßnahmen die Forstwirtschaft;

Mittlerer Bau von neuen Deichen , dauerhafte Auswirkungen: Möglichst Verzicht / Reduzierung der Beeinträchtigungsgrad Zwischendeichen, Eingriff in die Grundwasserströmung ohne Bodenversiegelung und Bodenverdichtungen; Deichschutzstreifen, Unterbindung des Grundwasseraustauschs (wenn bei Wege mit wassergebundener Decke; Hochwasserschutzmauern, Deichbau keine Untergrundabdichtung); keine Reduzierung der Vegetationsbeseitigung auf das Bau einer Stützmauer nördlich Veränderung der Grundwasserflurabstände; Notwendigste; der Luitpoldbrücke; Deich (inkl. Schutzstreifen): Verringerung der Beibehaltung und Wiederherstellung von Grundwasserneubildungsrate durch zusätzliche Vegetationsdecken; Verdichtung (Deichbau);

Seite 69 Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Hochwasserschutzmauern (Versiegelung von Begrünung der Deiche mit Flächen): Auf Grund geringer Breite der Mauern Magerrasenvegetation; unrelevant für Grundwasserneubildungsrate; flächenschonende Bauweise (Minimierung der Deichaufstandsflächen, Wege, Böschungsneigungen, Mauern) und Nutzung von natürlichen Geländeerhebungen; Gewässerentwicklung keine Auswirkungen Rücknahme des Uferverbaus, keine Auswirkungen Strukturverbesserungsmaßnah men (z.B. Kolke, Gumpen, Inklinante Buhnen, Störsteine, Totholzbäume, Rauhbäume, Steinriegel, Steinsporne) Geringer Rückbau der Altdeiche, dauerhafte Auswirkungen: Möglichst Verzicht / Reduzierung der Beeinträchtigungsgrad Abtragung der Ufer, lokale Absenkung des Grundwassers/ Veränderung Bodenversiegelung und Bodenverdichtungen; ggfs. Aufweitung des der Grundwasserstände bei Uferabgrabungen; Wege mit wassergebundener Decke; Flussbettes Reduzierung der Vegetationsbeseitigung auf das Entfernen von Kleingärten Bei Uferabflachungen keine Veränderung der Notwendigste; Beibehaltung und zwischen Grundwasserneubildungsrate (Oberflächenwasser Wiederherstellung von Vegetationsdecken; Gewässerentwicklungsflächen fließt direkt der Wertach zu) und neuer Hochwasserschutzlinie (bei Varianten durch Kleingartenkonzept) weitere Vorhaben keine Auswirkungen Verlegung des keine Auswirkungen Verzicht auf Bodenverdichtungen; Radegundisbaches, Reduzierung der Vegetationsbeseitigung auf das Bau eines Pumpwerkes / Notwendigste; Beibehaltung und Schöpfwerkes am Wiederherstellung von Vegetationsdecken; Radegundisbach;

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Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Bauwerke keine Auswirkungen Auslassbauwerke keine Auswirkungen Verzicht auf Bodenverdichtungen; Reduzierung der Vegetationsbeseitigung auf das Notwendigste; Beibehaltung und Wiederherstellung von Vegetationsdecken; Rampen Hoher Abriss des Goggeleswehres/ Absenkung des Grundwassers ohne Schädigung von Keine zusätzliche Versiegelung in der Nähe Beeinträchtigungsgrad Abtrag von Geschiebe/ Bauten [53] und mit möglichen Beeinträchtigungen gefährdeter Vegetationsflächen Abgrabung der Wertachsohle für für die Vegetation; Neubau der Rampe; Keine Veränderung der Umbau und Neugestaltung der Grundwasserneubildungsrate; Ausleitungen bei Fl-km 4+200 (Abkehrbach Wertachkanal und Ausleitung des Regenüberlaufes aus der Hessenbachstraße)

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7.3 Oberflächengewässer

Die Maßnahmen von Wertach vital II sollen neben der Verbesserung des Hochwasserschutzes auch eine nachhaltige und ökologische Aufwertung des Flusses und der Aue bewirken. Der naturferne Charakter des Gewässers wurde bereits im Kap. 6.4 erläutert. In Kap. 6.4 wurden die Oberflächengewässer gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] bewertet (s. Tab. 3 Zusammenfassende Bewertung der Schutzgüter). Der Wertachkanal, Fabrikkanal, Singold, Senkelbach / Holzbach und Mühlbach sind von den Planungsvorhaben nicht betroffen und werden deshalb nicht weiter betrachtet.

Um den Grad der Beeinträchtigung durch die planerischen Vorhaben / Baumaßnahmen (s. Kap. 2) ermitteln zu können, werden folgende Definitionen getroffen:

Positive Wirkungen Unmittelbare, kurz-/ langfristige Verbesserung der Oberflächengewässer oder wesentlicher Merkmale

Geringer Beeinträchtigungsgrad Temporäre Beeinträchtigung der Oberflächengewässer

Mittlerer Beeinträchtigungsgrad Nachteilige, dauerhafte Veränderung wesentlicher Merkmale der Oberflächengewässer

Hoher Beeinträchtigungsgrad Nachteilige, dauerhafte Veränderung der Oberflächengewässer

In der folgenden Tabelle werden der Beeinträchtigungsgrad und die generell zu erwartenden Auswirkungen auf die Oberflächengewässer verursacht durch die Planungsvorhaben aufgelistet. Dabei wurden generelle eingriffsminimierende Maßnahmen aufgeführt. Die quantitativen Ermittlungen und die Variantenvergleiche werden für die Planungsabschnitte getrennt in den Heften 2 bis 5 bearbeitet.

Die verschiedenen Varianten des Hochwasserschutzes haben in Bezug auf Trassenlängen, Art der Hochwasserschutzeinrichtung (Deich oder Mauer), Aufstandsflächen oder Schutzstreifen keine Auswirkungen auf die direkte Beschaffenheit des Schutzgutes Oberflächengewässer. Lediglich entstehen durch die unterschiedlichen Varianten verschieden große Retentionsräume (indirekte Auswirkungen, siehe Hefte 2 bis 5).

Die Varianten der Gewässerentwicklung bewirken eine unterschiedliche Zuströmung des Hochwassers in die Retentionsräume sowie einen veränderten Abfluss der Wassermassen.

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Ferner bedingen die Gewässerentwicklungsvarianten die Gestaltung der neuen Uferböschungen und beeinflussen damit maßgeblich das Bild der zukünftigen Aue.

Bewertung baubedingter Auswirkungen auf die Oberflächengewässer:

Die baubedingten Auswirkungen stellen einen temporären Eingriff auf die Oberflächengewässer dar. Der Beeinträchtigungsgrad wird deshalb als gering erachtet. Für die Oberflächengewässer mit einer mittleren bis geringen Bedeutung (s.o.) ergibt sich hieraus eine geringe Eingriffserheblichkeit.

Die baubedingten Auswirkungen (Baustelleneinrichtungen etc.) werden nicht mehr spezifisch für die einzelnen Realisierungsabschnitte bewertet.

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Tab. 7: Bewertung der generell zu erwartenden Auswirkungen auf die Oberflächengewässer Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Baustelle Geringer Baustelleneinrichtungen, vorübergehende Störung des Abflussverhaltens, partielle Baustelleneinrichtung ausserhalb des Beeinträchtigungsgrad -zufahrten, Baustellenbetrieb, Erhöhung der Fließgeschwindigkeiten, vorrübergehende Gewässers mit möglichst großem Bauen im Wasser, Trübung des Wassers, ggfs. Schadstoffeinträge durch Abstand, möglichst geringer Umgriff; temporäre Wasserhaltung / Baumaschinen, Baustoffe, Lagerstellen Verzicht auf unnötige Verdichtungen; einseitige Wasserhaltung baulichen Maßnahmen möglichst bei Niedrigwasser nur auf einer Flussseite, Sorgfältige Wartung der Maschinen und Baustofflager, Vermeidung des Eintrags von wassergefährdenden Stoffen, Einsatz von biologisch abbaubare Maschinenölen Hochwasserschutz Positive Wirkungen Rückverlegung der Retentionsraumgewinn, Reduzierung von Hochwasserschutzlinie: Bau Abflussgeschwindigkeiten und Abflussspitzen bei Hochwasser, von neuen Deichen, Anbindung von alten Grabenstrukturen und ehemaliger Aue an Hochwasserschutzmauern, die „neue Wertachaue“ Deichschutzstreifen, einer Stützmauer nördl. Luitpoldbr. Gewässerentwicklung Geringer Positive Rückbau der Altdeiche, Retentionsraumgewinn, Reduzierung von Abflussspitzen bei Beeinträchti Wirkungen Abtragung der Ufer, Hochwasser, Reduzierung der Fließgeschwindigkeit, der gungsgrad ggfs. Aufweitung des Ablauf von Hochwasserwellen wird gebremst; Flussbettes Aufhebung des kanalartigen Charakters des Flusses, Wechsel von flachen und steilen Uferböschungen, das Gelände wird geschwungen mit abwechselnden Gleit- und Prallufern,

Seite 74 Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Fortsetzung Förderung der Eigendynamik des Flusses, Entfernen von Kleingärten zwischen Anbindung von alten Grabenstrukturen und ehemaliger Gewässerentwicklungsflächen und Aue an die neue Wertachaue, neuer Hochwasserschutzlinie (bei Folge: Ökologisch verbesserter Fluss und naturnahe Varianten durch Kleingartenkonzept) Auenlandschaft Positive Wirkungen Rücknahme des Uferverbaus, Bereicherung der Struktur- und Artenvielfalt Strukturverbesserungsmaßnahmen (Fischvorkommen etc.), (z.B. Kolke, Gumpen, Inklinante Ausbildung unterschiedlicher Strömungszonen, Buhnen, Störsteine, Totholzbäume, Förderung der Eigendynamik des Flusses, Rauhbäume, Steinriegel, Steinsporne) langfristige Verbesserung der Gewässergüte

weitere Vorhaben Geringer Positive Verlegung des Radegundisbach, Verbesserung der Gewässerstruktur des Grabens, Beeinträchti Wirkungen Bau eines Pumpwerkes / ökologische Durchgängigkeit zur Wertach weiterhin nicht gungsgrad Schöpfwerkes am Radegundisbach; gegeben, Verbesserung der Hochwassersituation der Schafweidesiedlung durch Schöpfwerk Bauwerke Geringer Auslassbauwerke temporäre, lokale Beeinträchtigung der Wertach Beeinträchtigungsgrad Rampen Geringer Positive Abriss des Goggeleswehres/ Abtrag Verlust vorhandener Gewässerstruktur, des Kolkbereiches Kies / Geschiebe zwischenlagern, im Beeinträchti Wirkungen von Geschiebe/ Abgrabung der vor dem Wehrabsturz, Fließgewässer oberhalb zur Förderung gungsgrad Wertachsohle für Neubau der Rampe; Verbesserung der Ökologischen Durchgängigkeit und der des Geschiebetriebs und in Becken der Umbau und Neugestaltung der Geschiebedurchgängigkeit, neuen Rampe wieder einbringen Ausleitungen bei Fl-km 4+200 Verhinderung einer zunehmenden Eintiefung des Flusses, (Abkehrbach Wertachkanal und naturnahe Umgestaltung der Ausleitungen Ausleitung des Regenüberlaufes aus der Hessenbachstraße)

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7.4 Klima / Luft

Durch die Überbauung / Veränderung / Versiegelung von zuvor vegetationsbestandenen Flächen wird das Kleinklima verändert. Es erfolgt bei Sonneneinstrahlung eine stärkere Erwärmung und bei niedrigen Temperaturen eine stärkere Abkühlung der Umgebung. Die ausgleichende Wirkung der Baumkronen ist nicht mehr vorhanden. Ferner gehen Frischluftproduktionsflächen und Kaltluftentstehungsgebiete verloren oder es kommt zu Veränderugen im Strömungsverhalten.

Das Klima wurde im Kap. 6.5 gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] bewertet (s. Tab. 3 Zusammenfassende Bewertung der Schutzgüter).

Um den Grad der Beeinträchtigung durch die planerischen Vorhaben / Baumaßnahmen (s. Kap. 2) ermitteln zu können, werden folgend Definitionen getroffen:

Positive Wirkungen Langfristige Verbesserung von Klima / Luft

Geringer Beeinträchtigungsgrad Temporäre Beeinträchtigung von Klima / Luft

Mittlerer Beeinträchtigungsgrad Verlust von klimawirksamen Landschaftselementen / Flächen mit Ausgleich / Ersatz von neuer Vegetation

Hoher Beeinträchtigungsgrad Versiegelung von klimawirksamen Flächen, dauerhafte Verschlechterung des Kleinklimas

In der folgenden Tabelle werden der Beeinträchtigungsgrad und die generell zu erwartenden Auswirkungen auf Klima / Luft verursacht durch die Planungsvorhaben aufgelistet. Dabei wurden generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen aufgeführt. Die quantitativen Ermittlungen und die Variantenvergleiche werden für die Planungsabschnitte getrennt bearbeitet (s. Hefte 2 bis 5).

Bewertung der baubedingten Auswirkungen auf Klima / Luft:

Die baubedingten Auswirkungen stellen einen temporären Eingriff auf klimawirksame Flächen und die Luft dar. Der Beeinträchtigungsgrad wird deshalb als gering erachtet. Für Flächen mit hoher Bedeutung (s.o.) ergibt sich hieraus eine mittlere, für Flächen mit mittlerer bzw. geringer Bedeutung eine geringe Eingriffserheblichkeit.

Die baubedingten Auswirkungen auf Klima / Luft (Baustelleneinrichtungen etc.) werden nicht mehr spezifisch für die einzelnen Planungsabschnitte bewertet.

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Tab. 8: Bewertung der generell zu erwartenden Auswirkungen auf Klima / Luft Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Baustelle Geringer Baustelleneinrichtungen, temporärer Verlust von Kaltluftproduktionsflächen (Acker- und Freihaltung der Beeinträchtigungsgrad -zufahrten, Baustellenbetrieb, Wiesenflächen) durch Baustelleneinrichtungen, von Luftaustauschbahnen bei Lagern Erdlagerstellen (Aufschüttungen) Frischluftproduktionsflächen mit Klimaausgleichsfunktion (Wälder, (Vermeidung von Grünzug Wertach), temporärer Verlust von gut durchlüfteten Barrierewirkungen); Gebieten in Randgebieten von Luftaustauschbahnen (Kleingärten, Reduzierung der Bracheflächen, kleinere Gehölzstreifen, nicht versiegelte Vegetationsbeseitigung auf das Grünflächen und Sportanlagen); Notwendigste; temporäre Staubentwicklung und Luftverschmutzung durch Wiederherstellung ehemaliger Baufahrzeuge und Baumaterialien; temporäre Lärmemissionen Baustellenflächen; (Baulärm) sorgfältige Wartung der Maschinen Hochwasserschutz Geringer neue Retentionsräume , Flutung temporäre Veränderung des Kleinklimas bei Flutung der Wälder Beeinträchtigungsgrad statistisch alle 5-10 Jahre Mittlerer Bau von neuen Deichen , dauerhafte Auswirkungen: Verzicht auf Bodenversiegelung Beeinträchtigungsgrad Zwischendeichen, Verlust von Kaltluftproduktionsflächen (Acker- und und Bodenverdichtungen; Hochwasserschutzmauern, Wiesenflächen); Verlust von Frischluftproduktionsflächen mit Reduzierung der Deichschutzstreifen, Klimaausgleichsfunktion (Wälder / Bannwald, Grünzug Wertach); Vegetationsbeseitigung auf das Bau einer Stützmauer nördlich Verlust von gut durchlüfteten Gebieten in Randgebieten von Notwendigste; der Luitpoldbrücke Luftaustauschbahnen (Kleingärten, Brachflächen, kleinere Beibehaltung und Gehölzstreifen, nicht versiegelte Grünflächen und Sportanlagen); Wiederherstellung von Schaffen von evtl. neuen Barrieren im Kaltluftabfluss; Vegetationsdecken; im Sommer stärkere Temperaturschwankungen auf gehölzfreien Freihalten der Neudeichen Luftaustauschbahnen von Hochwasserschutzeinrichtungen, wenn möglich

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Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Gewässerentwicklung Positive Wirkungen Rücknahme des Uferverbaus, Verbesserung des Kleinklimas Strukturverbesserungsmaßnah men (z.B. Kolke, Gumpen, Inklinante Buhnen, Störsteine, Totholzbäume, Rauhbäume, Steinriegel, Steinsporne) Mittlerer Positive Rückbau der Altdeiche, Verbesserung der Kaltluftabflussbahnen; Wertach als Leitbahn Verzicht auf Bodenversiegelung Beeinträch- Wirkungen Abtragung der Ufer, bleibt erhalten; und Bodenverdichtungen; tigungs-grad ggfs. Aufweitung des Verlust von Frischluftproduktionsflächen mit Reduzierung der Flussbettes Klimaausgleichsfunktion (Wälder, Grünzug Wertach) – langfristige Vegetationsbeseitigung auf das Neubegrünung; Notwendigste; Verlust von gut durchlüfteten Gebieten in Randgebieten von Beibehaltung und Luftaustauschbahnen (Kleingärten, Bracheflächen, kleinere Wiederherstellung von Gehölzstreifen, nicht versiegelte Grünflächen und Sportanlagen) – Vegetationsdecken; Flächen der unmittelbare Neubegrünung durch Anlage des Wertach-Uferparkes / Gewässerentwicklung werden freie Sukzession sich durch freie Sukzession Geringer Entfernen von Kleingärten Verlust von gut durchlüfteten Gebieten in Randgebieten von wieder begrünen; Beeinträchtigungsgrad zwischen Luftaustauschbahnen (Kleingärten, Brachflächen, kleinere Freihalten von Gewässerentwicklungsflächen Gehölzstreifen, nicht versiegelte Grünflächen und Sportanlagen) – Luftaustauschbahnen, wenn und neuer Hochwasserschutzlinie unmittelbare Neubegrünung durch Wertach-Uferpark – langfristige möglich (bei Varianten durch Aufwertung der Wertachaue Kleingartenkonzept)

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Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen weitere Vorhaben Mittlerer Verlegung des Verlust von Frischluftproduktionsflächen mit Verzicht auf Bodenversiegelung Beeinträchtigungsgrad Radegundisbaches, Klimaausgleichsfunktion (Wälder, Grünzug Wertach) und Bodenverdichtungen; Bau eines Pumpwerkes / Reduzierung der Schöpfwerkes am Vegetationsbeseitigung auf das Radegundisbach; Notwendigste; Beibehaltung und Wiederherstellung von Vegetationsdecken Bauwerke Geringer Auslassbauwerke; keine Beeinträchtigung des Geländeklimas, Verzicht auf Bodenversiegelung Beeinträchtigungsgrad kleinflächiger Verlust von Vegetationsflächen; und Bodenverdichtungen; Reduzierung der Vegetationsbeseitigung auf das Notwendigste; Beibehaltung und Wiederherstellung von Vegetationsdecken Rampen Positive Wirkungen Abriss des Goggeleswehres/ Aufhebung des Kaltluftstaus am Goggleswehr, Abtrag von Geschiebe/ Verbesserung des Kaltluftabflusses; Abgrabung der Wertachsohle für Verbesserung des Mikroklimas; Neubau der Rampe; Auswirkungen durch Uferabflachungen s.o. Umbau und Neugestaltung der Ausleitungen bei Fl-km 4+200 (Abkehrbach Wertachkanal und Ausleitung des Regenüberlaufes aus der Hessenbachstraße)

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7.5 Arten / Biotope

Verschiedene Arten und Biotope sind Bestandteil der heutigen Wertachumgebung, einige davon sind ein Relikt der ehemaligen, naturnahen Auenlandschaft. Diese gilt es, soweit vorhanden, im Zuge der Umgestaltungsmaßnahmen an der heute naturfernen Wertach mit ihren Ufern und Vorländern zu erhalten, sowie neue Strukturen anzureichern und somit das ökologische Gesamtsystem zu fördern. Uferumgestaltungen und Gewässerentwicklung sollen eine Aufwertung des Gebiets herbeiführen, isolierte Strukturen sollen ins Netz eingebunden werden.

Die Arten und Biotope wurden im Kap. 6.6 gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] bewertet (s. Tab. 3 Zusammenfassende Bewertung der Schutzgüter). Die Bewertung ist in den Karten der Anlagen Reihe B: B-3 Bewertung Arten und Biotope / Konflikte dargestellt.

Um den Grad der Beeinträchtigung durch die planerischen Vorhaben / Baumaßnahmen (s. Kap. 2) ermitteln zu können, werden folgend Definitionen getroffen:

Positive Wirkungen Verbesserungen für Arten und Biotope, Verbesserung der Biotopvernetzung, Herstellung von naturnahen Strukturen

Geringer Beeinträchtigungsgrad Temporäre / kleinflächige Beeinträchtigung für Arten und Biotope oder unmittelbare Wiederherstellung von Biotopen gleicher Bedeutung

Mittlerer Beeinträchtigungsgrad Verlust von Arten und Biotopen, gleichwertiger Ausgleich / Wiederherstellung mittelfristig gegeben, Flächen erhalten verbesserte Biotopstrukturen

Hoher Beeinträchtigungsgrad Dauerhafter Verlust von Arten und Biotopen, gleichwertiger Ausgleich / Wiederherstellung mittelfristig nicht gegeben

In der folgenden Tabelle werden der Beeinträchtigungsgrad und die generell zu erwartenden Auswirkungen auf Arten und Biotope verursacht durch die Planungsvorhaben aufgelistet. Dabei wurden generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen aufgeführt. Die quantitativen Ermittlungen und die Variantenvergleiche werden für die Planungsabschnitte (s. Hefte 2 bis 5) getrennt bearbeitet.

Generell ist zu erwähnen, dass es durch die Planungsvorhaben zu den neuen Hochwasserschutzeinrichtungen (Deiche, Mauern Schutzstreifen) zu einem Flächenverlust von vorhandenen Vegetationselementen kommt (teils hochwertig, teils von geringer

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Bedeutung). Die neuen Deiche inkl. der Deichschutzstreifen müssen aus deichbautechnischen Gründen frei von Gehölzaufwuchs bleiben, es sind als Folgevegetation Magerrasenansaaten vorgesehen. Diese Planungsvorhaben werden mit einem hohen Beeinträchtigungsgrad bewertet.

Auf den Flächen für die Gewässerentwicklung werden ebenso Gehölze und weitere Vegeta- tion (abschnittsweise) entfernt. Hier sind jedoch im Anschluss umfassende Biotopgestaltungsmaßnahmen möglich. Sie werden in der folgenden Tabelle genannt. Das Abtragen der Altdeiche und Ufer, die dortigen Geländemodellierungen (auch in den aufgelösten Kleingartenanlagen) sowie die Neugestaltungsmaßnahmen werden mit einem mittleren Beeinträchtigungsgrad mit langfristig positiven Auswirkungen angesetzt.

Bewertung der baubedingten Auswirkungen auf Arten / Biotope:

Die baubedingten Auswirkungen stellen einen temporären Eingriff für Arten und Biotope dar. Der Beeinträchtigungsgrad wird unter der Bedingung der unten aufgeführten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen mit gering erachtet. Für Flächen mit hoher Bedeutung (s.o.) ergibt sich hieraus eine mittlere, für Flächen mit mittlerer bzw. geringer Bedeutung eine geringe Eingriffserheblichkeit.

Die baubedingten Auswirkungen auf Arten und Biotope (Baustelleneinrichtungen etc.) werden nicht mehr spezifisch für die einzelnen Realisierungsabschnitte bewertet.

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Tab. 9: Bewertung der generell zu erwartenden Auswirkungen auf Arten und Biotope Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Baustelle Geringer Baustelleneinrichtungen, temporärer Verlust von Arten und Biotopen durch Baustelleneinrichtung und Lagerflächen nur Beeinträchtigungsgrad -zufahrten, Baustellenbetrieb, Baustelleneinrichtungen, durch Baustellenbetrieb bzw. auf Flächen mit geringer ökologischer Erdlagerstellen (Aufschüttungen) auf Bauflächen; Bedeutung; Zufahrt möglichst über temporäre Lärmemissionen (Baulärm) - Störung der vorhandene Wege; Fauna; Bauarbeiten nicht während der Vogelbrutzeit; temporäre Staubentwicklung etc. Reduzierung der Beseitigung von Vegeta- tionsflächen auf das Notwendigste; Schutz der Vegetation nach DIN 18920; Bau der Deiche nur in Vor-Kopf-Bauweise; Wiederherstellung ehemaliger Baustellenflächen; Hochwasserschutz Geringer Positive neue Retentionsräume, Flutung Schädigung von Waldnadelbäumen, die gegenüber Rechtzeitiger Umbau der Mischwaldbestände Beeinträchtig Auswirkunge statistisch alle 5-10 Jahre kurzzeitiger Staunässe empfindlich sind; zu Auwäldern ohne Nadelhölzer zur ungsgrad n Langfristig Förderung von auetypischer Vegetation und Reduzierung von monetären Verlusten für die staunässetoleranten Baum- und Gehölzarten; Forstwirtschaft; Anbindung der alten Wertachverläufe / Binnenentwässerung / Sickerleitungen Rinnenstrukturen in den Wäldern; landseitig der Vernässung von Acker- und Wiesenflächen durch Hochwasserschutzeinrichtungen zur Deichqualmwasser bei Hochwasser; Verhinderung von Beeinträchtigungen bei landwirtschaftlichen Nutzungen;

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Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Hoher Bau von neuen Deichen, dauerhafter Verlust von Arten und Biotopen, Reduzierung der Beseitigung von Vegeta- Beeinträchtigungsgrad Zwischendeichen, gleichwertiger Ausgleich / Wiederherstellung nicht tionsflächen auf das Notwendigste – Hochwasserschutzmauern , gegeben, auf neuen Deichen keine Gehölze zulässig – flächenschonende Bauweise (Minimierung Deichschutzstreifen; Magerrasenansaat; der Deichaufstandsflächen, Wege, Bau einer Stützmauer nördlich dauerhafter Habitatverlust für Tiere (z.B. Fledermäuse, Böschungsneigungen, Mauern) und Nutzung der Luitpoldbrücke Vögel); Verbesserung der Biotopstrukturen für von natürlichen Geländeerhebungen; Heuschrecken, Bienen, Schmetterlinge (Deich – Keine Baumfällungen vom 1. März bis 30. Magerrasen); September; bei potenziellen Fledermaushabitaten Fällarbeiten nur im Oktober; Gewässerentwicklung Mittlerer Langfristig Rückbau der Altdeiche, Verlust von Arten und Biotopen; Erhalt von schützenswerten Bäumen am Beeinträchtig positive Abtragung der Ufer, Habitatverlust für Tiere (z.B. Fledermäuse, Vögel); Wertachufer durch eine angepasste ungsgrad Auswirkunge ggfs. Aufweitung des Flussbettes folgende positive Wirkungen: Modellierung des Geländes bei Abtragung n Rücknahme des Uferverbaus, unmittelbare Verbesserung der naturnahen der Ufer; Strukturverbesserungsmaßnah Flusslandschaft, Wechsel von steilen und flachen Ufer, zwischengelagerten Kies wieder einbringen; men (z.B. Kolke, Gumpen, natürliche Auesukzession, Neuanlage des Wertach- Ufergehölzsäume sollen nur dann dezimiert Inklinante Buhnen, Störsteine, Uferparkes, Biotopverbesserungsmaßnahmen in der werden, wenn auf der gegenüberliegenden Totholzbäume, Rauhbäume, Wertach am Ufer und im Vorland möglich; Uferseite eine ökologische Durchgängigkeit Steinriegel, Steinsporne); Anreicherung mit standortgerechter, einheimischer gewährleistet wird (falls Sicherheits- und Entfernen von Kleingärten Vegetation, Anlage von Kleinstbiotopen (z.B. Tümpel, Haftungsaspekte nicht dagegen sprechen); zwischen Feuchtbiotope); Förderung der Biotopvernetzung; Verwendung von vorhandenen Gewässerentwicklungsflächen gleichwertiger Ausgleich / Wiederherstellung Vegetationselementen für und neuer Hochwasserschutzlinie mittelfristig gegeben, Flächen erhalten verbesserte Ufersicherungsmaßnahmen in (bei Varianten durch Biotopstrukturen; Lebendbauweise; Kleingartenkonzept) Schaffung von neuen Biotopen und Verbesserung der Strukturen in der Wertach für Fische, Makrozoobenthos; Libellen, Amphibien, Reptilien, Tagfalter, Landschnecken; langfristig für Vögel, Fledermäuse;

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Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen weitere Vorhaben Positive Wirkungen Verlegung des Verlust eines naturfern ausgebauten Gewässers – Reduzierung der Beseitigung von Vegeta- Radegundisbaches , Möglichkeit der naturnahen Umgestaltung; tionsflächen auf das Notwendigste – Bau eines Pumpwerkes / Schöpf- flächenschonende Bauweise werkes am Radegundisbach Bauwerke Geringer Auslassbauwerke kleinflächiger Verlust von Arten und Biotopen Reduzierung der Beseitigung von Vegeta- Beeinträchtigungsgrad tionsflächen auf das Notwendigste – flächenschonende Bauweise, nur auf Flächen mit geringer, ökologischer Bedeutung Rampen Mittlerer Mittelfristig Abriss des Goggeleswehres/ Umbau der naturfernen Wehranlage als Teilbereich Einbindung des Bauwerkes Sohlrampe in die Beeinträchtig positive Abtrag von Geschiebe/ eines naturfernen Gewässers zu einer naturnäheren naturnahe Ufergestaltung; ungsgrad Auswirkunge Abgrabung der Wertachsohle für Sohlrampe mit Niedrigwasserrinne – Förderung der Bestandsgefährdete Fischarten aus dem n Neubau der Rampe; ökologischen Durchgängigkeit für Fische; Aufbau von Wehrkolk vor Bauarbeiten umsiedeln; Umbau und Neugestaltung der neuen Biotopstrukturen durch Anlage von Ausleitungen bei Fl-km 4+200 Steinriegelbecken; (Abkehrbach Wertachkanal und In Folge durch Geländeanpassung der Ufer Verlust von Ausleitung des Regenüberlaufes wertvollen Gehölzen (s. Gewässerentwicklung) aus der Hessenbachstraße) Absenkung des Grundwassers mit möglichen Beeinträchtigungen für die Vegetation;

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7.6 Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung

Das Stadt- und Landschaftsbild im Untersuchungsgebiet ist geprägt durch den Grünzug der Wertach mit dem Wertachkanal, die Waldbereiche im Süden des Gebietes und durch die zahlreichen, anliegenden Kleingartenanlagen. Die Landschaft und der Freiraum innerhalb der Stadt stellen ein generell zu erhaltendes Gut der Kulturlandschaft dar. Besondere Bedeutung erlangt der Raum durch seine Ausstattung mit geeigneten Elementen und landschaftsprägenden Strukturen für die naturgebundene Erholung. Die verschiedenen Flächennutzungen als landschafts- / stadtraumbildende Elemente wurden im Kap. 6.9 gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ [28] bewertet (s. Tab. 3 Zusammenfassende Bewertung der Schutzgüter).

Um den Grad der Beeinträchtigung durch die planerischen Vorhaben / Baumaßnahmen (s. Kap. 2) ermitteln zu können, werden folgend Definitionen getroffen:

Positive Wirkungen Verbesserung von Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung oder von landschaftsbildprägenden Elementen und Strukturen

Geringer Beeinträchtigungsgrad Temporäre / kleinflächige Beeinträchtigung von Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung oder unmittelbare Wiederherstellung des Stadt- und Landschaftsbildes / der Erholungsnutzung

Mittlerer Beeinträchtigungsgrad Dauerhafter Verlust von landschaftsbildprägenden Strukturen / erholungswirksamen Elementen

Hoher Beeinträchtigungsgrad Negative, völlige Veränderung des Stadt- und Landschaftsbild / Verschlechterung der Erholungsnutzung

In der folgenden Tabelle werden der Beeinträchtigungsgrad und die generell zu erwartenden Auswirkungen auf Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung verursacht durch die Planungsvorhaben aufgelistet. Dabei wurden generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen aufgeführt. Die quantitativen Ermittlungen und die Variantenvergleiche werden für die Realisierungsabschnitte (s. Hefte 2 bis 5) getrennt bearbeitet.

Generell ist zu erwähnen, dass durch die Planungsvorhaben ein Flächenverlust von landschaftsbildprägenden Elementen stattfindet, jedoch im Rahmen der Entwurf- und Genehmigungsplanungen auch neue Freiraumgestaltungen vorgenommen werden. Die

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Flächen für die Gewässerentwicklung / die aufgelösten Kleingartenareale sollen in den Wertach-Uferpark integriert und in das zusammenhängende Netz der vorhandenen Grünanlagen eingebunden werden. Deshalb wurde der Beeinträchtigungsgrad durch Gewässerentwicklung durch den stark positiven Aspekt der Umgestaltung in eine naturnahe Flusslandschaft jeweils als gering angesetzt. Die Auswirkungen durch die Flutung der Wälder bei Hochwasser stellen auf Grund der temporären Beeinträchtigung für die Erholungsnutzung eine geringe Eingriffserheblichkeit dar.

Bewertung der baubedingten Auswirkungen auf Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung:

Die baubedingten Auswirkungen (Baustelleneinrichtungen etc.) stellen einen temporären Eingriff auf das Stadt- und Landschaftsbild / die Erholungsnutzung dar. Der Beeinträchtigungsgrad wird deshalb als gering erachtet. Für Flächen mit hoher Bedeutung (s.o.) ergibt sich hieraus eine mittlere, für Flächen mit mittlerer bzw. geringer Bedeutung eine geringe Eingriffserheblichkeit.

Die baubedingten Auswirkungen auf Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung werden nicht mehr spezifisch für die einzelnen Realisierungsabschnitte bewertet.

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Tab. 10: Bewertung der generell zu erwartenden Auswirkungen auf Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Baustelle Geringer Baustelleneinrichtungen, temporärer Verlust von landschaftsbildprägenden Elementen und Reduzierung der Beseitigung von Beeinträchtigungsgrad -zufahrten, Baustellenbetrieb, Strukturen für die naturgebundene Erholung durch landschaftsbildprägenden Erdlagerstellen (Aufschüttungen) Baustelleneinrichtungen; Elementen auf das Notwendigste; temporäre Lärmemissionen (Baulärm), Staubentwicklung etc.; Wiederherstellung ehemaliger Baustellenflächen; Hochwasserschutz Geringer neue Retentionsräume, Flutung temporäre Störung der naturgebundenen Erholungsnutzung bei Anlage von Hauptwegeachsen Beeinträchtigungsgrad statistisch alle 5-10 Jahre Flutung der Wälder; außerhalb der Überschwemmungsflächen Hoher Bau von neuen Deichen, dauerhafte Auswirkungen: Reduzierung der Beseitigung von Beeinträchtigungsgrad Zwischendeichen, Verlust von landschaftsbildprägenden Elementen und Strukturen für landschaftsbildprägenden Hochwasserschutzmauern , die naturgebundene Erholung, Veränderung des Landschaftsbildes / Elementen auf das Notwendigste; Deichschutzstreifen, Stadtbildes; Bereitstellung von Ersatzflächen Bau einer Stützmauer nördlich Verlust von Flächen für die private Erholung / Kleingartenflächen; für Kleingärtner; der Luitpoldbrücke Verlust von Freizeitanlagen / Grünanlagen / Sportanlagen; Erhalt / Wiederherstellung / folgende positive Wirkungen: Ergänzung von bestehenden Rad- Optimierung des Fuß- und Radwegenetzes durch Deichkronenwege und Wanderwegen; Gewässerentwicklung Geringer Rückbau der Altdeiche, Verlust von landschaftsbildprägenden Elementen und Strukturen für s. Deiche Beeinträchtigungsgrad Abtragung der Ufer, die naturgebundene Erholung im Landschaftsschutzgebiet; ggf. Aufweitung des Flussbettes Verlust von Flächen für die private Erholung / Kleingartenflächen; Rücknahme des Uferverbaus, Verlust von Freizeitanlagen / Grünanlagen / Sportanlagen; Strukturverbesserungsmaßnah folgende positive Wirkungen: men (z.B. Kolke, Gumpen, Neuanlage des Wertach-Uferparkes, unmittelbare Verbesserung des Inklinante Buhnen, Störsteine, Erscheinungsbildes einer naturnahen Flusslandschaft: Anlage von

Seite 87 Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Fortsetzung: Flächen für die naturgebundene Erholung und für Freizeitaktivitäten s. Deiche Inklinante Buhnen, Störsteine, für die Allgemeinheit / Öffentlichkeit; Verbesserung der Totholzbäume, Rauhbäume, Erlebbarkeit von Natur und Landschaft; Entwicklung und Steinriegel, Steinsporne) Ausweisung von Freizeit- und Erholungsflächen; Anreicherung und Vernetzung von Grünanlagen; Verbesserung der Erlebbarkeit der Wertach (Zuwege, Liegeflächen, Sichtbeziehungen); Optimierung des Fuß- und Radwegenetzes; Anreicherung mit Spielflächen. Geringer Entfernen von Kleingärten Verlust von Flächen für die private Erholung / Kleingartenflächen; Reduzierung der Beseitigung von Beeinträchtigungsgrad zwischen folgende positive Wirkungen: landschaftsbildprägenden Gewässerentwicklungsflächen s. Gewässerentwicklung Elementen auf das Notwendigste; und neuer Hochwasserschutzlinie Bereitstellung von Ersatzflächen (bei Varianten durch für Kleingärtner; Kleingartenkonzept) weitere Vorhaben Positive Wirkungen Verlegung des Radegundisbach , Verlust eines naturfern ausgebauten Gewässers - naturnahe Umge- Reduzierung der Beseitigung von Bau eines Pumpwerkes / Schöpf- staltung; landschaftsbildprägenden werkes am Radegundisbach Elementen auf das Notwendigste; Bauwerke Geringer Auslassbauwerke kleinflächiger Verlust von landschaftsbildprägenden Elementen Beeinträchtigungsgrad Rampen Geringer Abriss des Goggeleswehres/ Umbau der naturfernen Wehranlage als Teilbereich eines Einbindung des Bauwerkes Beeinträchtigungsgrad Abtrag von Geschiebe/ naturfernen Gewässers zu einer naturnäheren Sohlrampe; Sohlrampe in die naturnahe Abgrabung der Wertachsohle für Verlust eines ortsbildprägenden Bauwerkes (Goggeleswehr), damit Uferge-staltung, Neubau der Rampe; Verlust von Wegebeziehungen; Wiederherstellung der Neugestaltung der Ausleitungen Wegebeziehung durch Neubau bei Fl-km 4+200 (Abkehrbach einer Brücke Wertachkanal und Ausleitung des Regenüberlaufes aus der Hessenbachstraße)

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7.7 Mensch-, Kultur- und Sachgüter

Der Mensch ist das zentrale Schutzgut der hier betrachteten Vorhaben. Die Gewährleistung eines ausreichenden Hochwasserschutzes für den Menschen und seine wichtigsten Sachgüter (Wohnraum, Gewerbe und Industrie) steht über allen anderen Planungsleitlinien. Gleichzeitig ist in allen Projektphasen der Schutz von Gesundheit und Wohlbefinden zu beachten. Unter das Schutzgut Sachgüter fallen auch die Belange der Eigentumsrechte.

Die Verluste von forstwirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Flächen werden im Kap. 6.6 Arten und Biotope behandelt (Verluste von Wald und Wiesen-/Ackerflächen).

Die Auswirkung der geplanten Vorhaben auf das Schutzgut Mensch wird nur allgemein betrachtet (s. folgende Tabelle) und nicht gesondert für die verschiedenen Realisierungsabschnitte (s. auch Kap. 6.5 Klima / Luft, 6.3 Grundwasser, 6.9 Landschaftsbild / Erholungsnutzung).

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Tab. 11: Bewertung der generell zu erwartenden Auswirkungen auf Mensch-, Kultur- und Sachgüter Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Baustelle Geringer Baustelleneinrichtungen, Lärm- und Luftschadstoffimmissionen, Reduzierung der Beeinträchtigungsgrad -zufahrten, Baustellenbetrieb, Wohnumfeldbeeinträchtigung, temporäre Beeinträchtigung Vegetationsbeseitigung auf das Erdlagerstellen (Aufschüttungen) der Naherholungssituation (s. Kap. 7.4 Klima / Luft); Notwendigste; evtl. Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden; Sicherung und Wiederherstellung von Baustellenflächen; sorgfältige Wartung der Maschinen, reglementierte Bauzeiten, Bauauflagen Hochwasserschutz Positive Wirkungen Bau von neuen Verringerung der Hochwassergefahren; Reduzierung der ein Verschlechterung der Hochwasserschutzeinrichtungen, Abflussspitzen durch Retentionsräume; Schutz von Grundwassersituation in Folge von neue Retentionsräume Sachgütern; Hochwasser darf nicht auftreten – evtl. Eingriff in Eigentumsflächen; Vermeidung durch evtl. Betroffenheit von Bodendenkmälern; Binnenentwässerungen evtl. in Kombination mit Schöpfwerken Grundwasser, Klima, Erholung / Landschaftsbild s. andere Kapitel Gewässerentwicklung Positive Wirkungen Rückbau der Altdeiche, Verringerung der Hochwassergefahren; Reduzierung der Abtragung der Ufer, ggfs. Abflussspitzen durch Retentionsräume; Aufweitung des Flussbettes Verbesserung der Naherholungsfunktionen; Rücknahme des Uferverbaus, evtl. Betroffenheit von Bodendenkmälern; Strukturverbesserungsmaßnahm en Grundwasser, Klima, Erholung / Landschaftsbild s. andere Kapitel

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Beeinträchtigungsgrad Planungsvorhaben / Generell zu erwartende Auswirkungen Generelle Vermeidungs- und Beeinträchtigung Minimierungsmaßnahmen Geringer Entfernen von Kleingärten Verlust von Erholungsflächen für einen Teil der Bevölkerung; Ersatzflächen werden durch Stadt Beeinträchtigungsgrad zwischen ca. 72% der Kleingärtner erhalten einen verbesserten Augsburg angeboten. Gewässerentwicklungsflächen Hochwasserschutz ! und neuer Hochwasserschutzlinie (bei Varianten durch Kleingartenkonzept) weitere Vorhaben Positive Wirkungen Verlegung des Verbessertes Abflussvermögen des Radegundisbaches bewirkt Radegundisbaches , Verbesserung der Hochwassersituation für die Bau eines Pumpwerkes / Schafweidessiedlung Schöpfwerkes am Radegundisbach Bauwerke Positive Wirkungen Auslassbauwerke; Verbesserung der Hochwassersituation: Entleerung der Deichzwischenräume und Kleingartenflächen am Ende eines Hochwassers Rampen Positive Wirkungen Abriss des Goggeleswehres/ Bau Beseitigung der Verklausungsgefahr am Goggeleswehr – aufgelöster Sohlrampe Verbesserung der Hochwassersituation;

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8 Mögliche Kompensationsmaßnahmen

Nach § 13 BNatschG sind erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vorrangig zu vermeiden sowie unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu kompensieren.

Die im Rahmen von Wertach vital II geplanten Hochwasserschutz- und Gewässerentwicklungsmaßnahmen sind mit Beeinträchtigungen der natürlichen Schutzgüter verbunden. Im Kap. 7 „Bewertung der generell zu erwartenden Auswirkungen auf die Schutzgüter“ wurden generelle Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen für die einzelnen Schutzgüter benannt. Im Folgenden sollen mögliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen angedacht werden. Die genauen flächenmäßigen Festlegungen der erforderlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bleibt der Eingriffs- und Ausgleichsplanung im Rahmen der Landschaftspflegerischen Begleitpläne vorbehalten.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen haben möglichst zeit- und ortnah zum Eingriff zu erfolgen. Sie sollen die durch den Eingriff gestörten Funktionen des Naturhaushaltes oder Werte des Landschaftsbilds möglichst gleichartig gewährleisten und die Biotopvernetzung verbessern. Isolierte Biotopstrukturen sollen an das System angebunden werden. Ersatzmaßnahmen außerhalb der Eingriffsflächen sollen die Biotopvernetzung der Landschaft fördern (funktionaler Zusammenhang) und sind mit den Naturschutzbehörden abzustimmen.

Allgemein werden für die Planungsvorhaben folgende Maßnahmen vorgeschlagen:

• Anlage der Deichböschungen als artenreiche Magerrasenstandorte (potenzielle Habitate für Heuschrecken, Falter), extensive Pflege verhindert ein Aufkommen von Gehölzen (Schutz der Standsicherheit der Deiche); • Rückbau der massiven Uferbefestigungen; Strukturverbesserungsmaßnahmen (Totholz- einbau, Störsteine, Steinpackungen, Rauhbaumverbau, Buhnen, Kolke etc.) im Gewässer und am Ufer, Abflachen der Ufer, Anlage von strömungsberuhigten Bereichen (zur Bereicherung des Makrozoobenthos; potenzielle Habitate für Libellen, potenzielle Fischlaichhabitate); • Förderung der Eigendynamik des Flusses zur natürlichen Entwicklung von Kiesbänken (potenzielle Habitate für Reptilien, Laufkäfer, Libellen, Schnecken);

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• tlw. freie Sukzession von neuen Uferbereichen, Eigenentwicklung der Ufer / Uferabbrüche zulassen (Brutmöglichkeiten z.B. für Eisvogel), Aufkommen von Röhrichten, extensiven Hochstaudenfluren und Ufergehölzen zulassen, Entwicklung von Freiflächen mit ausreichender Besonnung (kein geschlossener Gehölzsaum) zulassen (potenzielle Habitate für Libellen, Falter), Anlage von Rohboden- und Ruderalflächen (potenzielle Habitate für Laufkäfer, Reptilien) und extensiven Wiesenstandorten (insgesamt potenzielle Habitate für Vögel); • Anlage von standortgerechten Gehölz- und Strauchpflanzungen parallel zu den neuen Wertachufern und den neuen Hochwasserschutzlinien, Erhalt von alten Bäumen (potenzielle Höhlenbrüterhabitate für Vögel, Bilche, Fledermäuse), Aufbau eines in Alter und Höhen gestaffelten Uferbewuchses; • Aufwertung von Waldbereichen mit forstlich veränderter Artenzusammensetzung, Erhalt und Förderung der Auwaldbestände (potenzielle Habitate für gefährdete Schnecken), staunässeempfindliche Baumarten vermeiden, Wiederherstellung von Auengewässern, Reaktivierung der Auendynamik durch Einleitung von Hochwasser in den Auwald, Ersatzaufforstungen für den Verlust von Waldflächen; • Anbindung der Auwälder an die Gewässerdynamik, Anbindung von alten Grabenstrukturen in Wäldern; Totholzstellen und Reisighaufen zulassen (Reptilien); • Anlage von weitgehend fischfreien, reichstrukturierten und besonnten Kleinstgewässern, kleinen Stillgewässern und temporären Tümpeln, von naturnahen Gewässerlebensräumen mit ausgeprägten Vegetationszonen, Schwimmblattgesellschaften oder Verlandungszonen für Amphibien und Libellen; • Naturnahe Gestaltung von naturfern ausgebauten Entwässerungsgräben; • Förderung extensiver Randstrukturen, wie Waldränder, Feldraine und Hecken (potenzielle Habitate für Vögel), gehölzfreie Säume (potenzielle Habitate für Tagfalter) innerhalb der neuen Uferbereiche an den Randlagen der Deiche (Reptilienhabitate); Extensivierung von Wiesenflächen, Umbau von Ackerarealen zu extensiven Wiesen / Säumen;

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Hinsichtlich des Verlustes von faunistisch wertvollen Biotopstrukturen empfiehlt sich die Prüfung folgender Ausgleichsmaßnahme:

• Für den sukzessiven Rückbau der Kleingartenanlagen bei gleichzeitiger Entwicklung von Freiräumen sind für die Benutzer Ersatzflächen bereit zu stellen; • Neugestaltung der Ufervorländer unter ökologischen Aspekten und zur Bereicherung der Naherholungssituation, der naturgebundenen Erholung; Zugänge an die Wertach herstellen; direkte Besucherlenkung in den Wäldern zur Anlage von beruhigten Waldarealen; • Wiederherstellung und Neuanlage von Rad- und Wanderwegeverbindungen im Abstimmung mit den Zielen des Naturschutzes; • Rückbau von bituminösen Wegedecken und Rückbau nicht mehr benötigter Wege;

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9 Gesamtbewertung und Zusammenfassung

Die zum Hochwasserschutz, zur Gewässerentwicklung und zur Stadtraumgestaltung von Wertach vital II vorgesehenen Maßnahmen werden langfristig gesehen die Wertach selbst und die gesamte Aue ökologisch und raumgestalterisch aufwerten. Das

Hochwasserschutzziel HW B+1,0 m Freibord wird erreicht – der nötige Schutz vor drohenden Hochwassergefahren gewährt.

Die Planungsvorhaben führen für die meisten Schutzgüter (Boden, Grundwasser, Oberflächengewässer, Klima / Luft, Arten / Biotope, Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung) zu einer mittleren bis geringen Beeinträchtigung bzw. zu positiven Auswirkungen.

Eine hohe Eingriffserheblichkeit wird verursacht durch den Verlust von Ufergehölzen, die eine hohe Bedeutung für Arten und Biotope haben, insbesondere die potenziellen Höhlenbäume als Habitate für Fledermäuse, Vögel und Bilche. Eine hohe Eingriffserheblichkeit ist auch durch den Verlust von Waldflächen im 3. und 4. Realisierungsabschnitt gegeben. Hier werden im Gögginger Wäldchen nach §30 BNatSchG pauschal geschützte Biotope getroffen. Ausgleichsflächen für eine Bannwaldaufforstung wurden bereits durch das WWA Donauwörth im Abschnitt von Wertach vital I angekauft.

Bei der Gesamtbewertung der einzelnen, untersuchten Varianten werden entsprechend den Planungsleitlinien (s. Kap. 2.4) und den Landespflegerischen Zielvorstellungen (s. Kap. 3) die Auswirkungen auf die Schutzgüter Oberflächengewässer, Arten / Biotope und Mensch besonders gewichtet.

Die Gesamtbewertungen für den 1. bis 3. Realisierungsabschnitt können den jeweiligen Genehmigungsunterlagen entnommen werden.

Für den 4. Realisierungsabschnitt ergibt sich folgende Gesamtbewertung:

Die Variante zum Hochwasserschutz führen im 4. Realisierungsabschnitt zusammenfassend zu folgenden Eingriffserheblichkeiten für die einzelnen Schutzgüter (Beschreibung und Darstellung der Varianten: siehe Heft 2 sowie in der Anlage Lageplan Varianten und Konfliktbewertung)

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Tabelle 12: Hochwasserschutzvarianten, Vergleich der Eingriffserheblichkeiten

Hochwasserschutzvarianten Trasse 1 Trasse 2 Trasse 3 Trasse 4 Trasse 5 Schutzgut links links links rechts rechts Naturraum / Topographie Keine Auswirkungen Boden mittel mittel mittel mittel mittel Grundwasser mittel mittel mittel mittel mittel Oberflächengewässer positiv positiv positiv positiv positiv Klima / Luft mittel mittel mittel mittel mittel Arten / Biotope mittel mittel mittel hoch hoch Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung mittel mittel mittel hoch hoch Gesamtbewertung der Eingriffserheblichkeit mittel mittel mittel mittel mittel

Aus dem Vergleich der unterschiedlichen Hochwasserschutzvarianten ergibt sich folgende Rangfolge für die Umweltverträglichkeit: Tabelle 13: Hochwasserschutzvarianten, Rangfolge der Umweltverträglichkeit

Hochwasserschutzvarianten Trasse 1 Trasse 2 Trasse 3 Trasse 4 Trasse 5 Schutzgut links links links rechts rechts Naturraum / Topographie 1 1 1 1 1 Boden 3 2 1 1 1 Grundwasser 3 2 1 1 1 Oberflächengewässer 2 2 1 1 1 Klima / Luft 3 2 1 1 1 Arten / Biotope 3 2 1 2 1 Stadt- und Landschaftsbild / Erholungsnutzung 3 2 1 2 1 Gesamtbewertung der Eingriffserheblichkeit 3 2 1 2 1 unter Abwägung der Schutzgüter 1 bis 3 Abstufungen Rangfolge, 1 = beste, 3 = schlechteste

Aus gutachterlicher Sicht werden die Hochwasserschutzvariante Trasse 3 (links) und die Hochwasserschutzvariante Trasse 5 (rechts) der Wertach als die umweltverträglichste Variante bewertet. Daraus ergibt sich die Einstufung der Trassen 3 und 5 als Vorzugsvariante mit insgesamt mittlerer Eingriffserheblichkeit.

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Die Maßnahmen zur Gewässerentwicklung und Sohlstabilisierung führen im 4. Realisierungsabschnitt zusammenfassend zu folgenden Eingriffserheblichkeiten für die einzelnen Schutzgüter: Tabelle 14: Gewässerentwicklung und Sohlstabilisierung, Übersicht der Eingriffserheblichkeiten Schutzgut Offenes Deckwerk und Uferaufweitung Naturraum / Topographie keine Boden positiv Grundwasser positiv Oberflächengewässer positiv Klima / Luft mittel Arten / Biotope mittel - hoch Stadt- und Landschaftsbild / positiv Erholungsnutzung Gesamtbewertung der gering Eingriffserheblichkeit

Aus der Sohlstabilisierung und der Gewässerentwicklung mittels eines Offenen Deckwerks und der Aufweitung des Gewässers ergibt sich insgesamt eine geringe Eingriffserheblichkeit. Insgesamt ergibt sich im 4. Realisierungsabschnitt aus den vorgesehenen Maßnahmen unter Berücksichtigung der Vorzugsvariante für den Hochwasserschutz (Trassen 3 und 5) neben der Gewährleistung eines 100-jährlichen Hochwasserschutzes für die Stadtgebiete von Augsburg eine nachhaltige Verbesserung der Wertach. Dabei werden die Möglichkeiten der Gewässerentwicklung maximal ausgenutzt und der 4. Realisierungsabschnitt wird für die naturgebundene Erholungsnutzung deutlich aufgewertet.

Projektbearbeitung: Dipl.-Ing. U. Menges Dipl.-Umweltnatw. K. Birkenhauer Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin A. Glowania Dipl.-Ing. Andreas Lindenmaier