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Lutz Schöbe 1919-1933 Michael Siebenbrodt S U A H

as Bauhaus ist eine der bedeutendsten kulturellen Erscheinungen des 20. Jahrhunderts. Walter Gropius gründete U Ddas Designinstitut 1919 in und bald darauf war es auch in und tätig. Die Professoren, Walter Gropius (1919-1928), (1928-1930) und Ludwig Mies van der Rohe (1928-1930), waren bekannte A Architekten ihrer Zeit. Die Arbeiten der Bauhaus-Künstler Lyonel Feininger, Wassily Kandinksy, , , und László Moholy-Nagy sowie ihrer Studenten und Fakultätsmitglieder , Herbert Bayer, , Gunta Stölzl und Joost Schmidt wurden ausnahmslos bewundert und weckten das B Interesse vieler Museen auf der ganzen Welt. Auf der Basis neuer ästhetischer Perspektiven und kreativer Lehrmethoden wurde das Bauhaus gegründet, um Architekten, Designer und Künstler für eine neue demokratische Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg auszubilden. Der Lehrplan bestand aus gestalterischen Übungen, der Vermittlung eines grundlegenden Kunstverständnisses sowie Werkstatt- und Gruppenarbeiten. Angetrieben von einem sozialen Bewusstsein, schloss sich das Bauhaus schon bald der Industrialisierung und Massenproduktion an und konzipierte zahlreiche Arbeiten, die nicht nur gestalterisch schön, sondern vor allem haltbar, nützlich und erschwinglich waren. Auch heute noch schenkt man der Gestaltungslehre des Bauhauses an Architektur-, Design- und Kunsthochschulen große Beachtung. Die Entwürfe und Arbeiten des Bauhauses, wie zum Beispiel Marcel Breuers berühmte Stahlrohr- Möbel, wurden zu preisgünstigen Designklassikern. Die Gebäude des Bauhauses haben Architekturgeschichte geschrieben und gehören mittlerweile zum Weltkulturerbe der UNESCO. 1933 wurde das Bauhaus von den Nationalsozialisten geschlossen, was dazu führte, dass viele der Mitglieder das Land verließen (viele emigrierten in die USA) und trugen somit den Gedanken des Bauhauses in die Welt. Dieses Buch bietet einen Überblick über die Geschichte des Bauhauses, begleitet von einer reichen Auswahl an Bildern. Die Autoren geben dem Leser in sehr verständlicher Weise Aufschluss über die Entwicklung und Verbindung des Bauhauses zu anderen Kunstströmungen. Michael Siebenbrodt & Lutz Schöbe TS Bauhaus 4C.qxp 12/06/2009 09:35 Page 2

Autoren: Michael Siebenbrodt und Lutz Schöbe New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 138 (unten): Foto: Erich Consemüller Redaktion der deutschen Ausgabe: Klaus H. Carl © Farkas Molnár, alle Rechte vorbehalten S. 146: Fotograf unbekannt, SBHD © Georg Muche, alle Rechte vorbehalten S. 147: Fotograf Walter Peterhans Layout: © Theobald Emil Müller-Hummel, alle Rechte vorbehalten S. 151: Fotograf unbekannt Baseline Co. Ltd. © Pius Pahl, alle Rechte vorbehalten S. 152: Fotograf unbekannt, BHA 33ter-33bis Mac Dinh Chi Street © Gyula Pap, Artists Rights Society, New York, S. 153: Fotograf unbekannt, SWKK Star Building, 6th Floor USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 154: Reno/Foto-Atelier Louis Held, Bauhaus-Museum, District 1, Ho Chi Minh City © Walter Peterhans, alle Rechte vorbehalten Kunstsammlungen zu Weimar (KW) Vietnam © Josef Pohl, alle Rechte vorbehalten S. 156: Fotograf unbekannt, BHA © Konrad Püschel, alle Rechte vorbehalten S. 158: Foto: Marburg ©Parkstone Press International, New York, USA © , alle Rechte vorbehalten S. 159 (oben): Fotograf unbekannt, BHA © Confidential Concepts, worldwide, USA © Otto Rittweger, alle Rechte vorbehalten S. 161: Foto: Gunter Lepkowski, BHA © Agnes Roghé, alle Rechte vorbehalten S. 162: Fotograf unbekannt, Bauhaus-Archiv, Berlin © The Josef and Foundation, © Karl Peter Röhl, alle Rechte vorbehalten S. 163: Fotograf unbekannt, BHA Artists Rights Society, New York, USA/ VG © Hajo Rose, Artists Rights Society, New York, S. 166: Fotograf unbekannt, BHA Bild-Kunst, Bonn USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 167 (oben): Kicken, Berlin/Phyllis Umbehr, BHA © Alfred Arndt, Artists Rights Society, © Reinhold Rossig, alle Rechte vorbehalten S. 167 (unten): Fotograf unbekannt, SWKK New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn © Xanti Schawinsky, alle Rechte vorbehalten S. 168: Fotograf unbekannt, BHA © Gertrud Arndt, Artists Rights Society, © Nachlass Scheper, Berlin S. 169 (oben): Fotograf unbekannt, SWKK New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn © Joost Schmidt, Artists Rights Society, New York, S. 169 (unten): Fotograf unbekannt, SWKK © Theo Ballmer, alle Rechte vorbehalten USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 170: Fotograf unbekannt, BHA © Klaus Barthelmess, alle Rechte vorbehalten © Kurt Schmidt, alle Rechte vorbehalten S. 171: Fotograf unbekannt, SWKK © Rudolf Baschant, alle Rechte vorbehalten © Eberhard Schrammen, alle Rechte vorbehalten S. 172: Foto: Erich Consemüller © Eugen Batz, Artists Rights Society, © Lothar Schreyer, alle Rechte vorbehalten S. 173 (unten): Fotograf unbekannt, BHA New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn © Herbert Schürmann, alle Rechte vorbehalten S. 173 (oben): Fotograf unbekannt, BHA © Herbert Bayer, Artists Rights Society, © Alma Siedhoff-Buscher, Artists Rights Society, S. 174: Fotograf: Jost Schilgen, BHA New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 175: Fotograf Marianne Brandt © Irene Bayer, alle Rechte vorbehalten © Franz Singer, alle Rechte vorbehalten S. 178: Universität zu Köln/Theaterwissenschaftliche Sammlung © Johannes Berthold, alle Rechte vorbehalten © Franz Skala, alle Rechte vorbehalten S. 179: Staatliche Kunstsammlungen , © Marianne Brandt, Artists Rights Society, © Naum Slutzky, alle Rechte vorbehalten Puppentheatersammlung, 1957 New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn © Irmgard Sörensen, alle Rechte vorbehalten S. 180: Fotograf unbekannt, SWKK © Marcel Breuer, alle Rechte vorbehalten © Gunta Stölzl-Stadler, Artists Rights Society, S. 181: Fotograf unbekannt, BHA © Theodor Bogler, alle Rechte vorbehalten New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 182 (links): Universität zu Köln/Theaterwissenschaftliche © Paul Citroën, Artists Rights Society, © Kurt Schwertfeger, alle Rechte vorbehalten Sammlung New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn © Paula Stockmar, alle Rechte vorbehalten S. 182 (oben): Harvard Art Museum © Edmund Collein, alle Rechte vorbehalten © Wolfgang Tümpel, alle Rechte vorbehalten S. 182 (unten): Germanisches Nationalmuseum © Dr. Stephan Consemüller © , alle Rechte vorbehalten S. 183: Universität zu Köln/Theaterwissenschaftliche Sammlung © Martin Decker, alle Rechte vorbehalten © Reingardt Voigt, alle Rechte vorbehalten S. 184: © Bühnen-Archiv Oskar Schlemmer, Sekretariat, © Walter Determann, alle Rechte vorbehalten © Lis Volger, alle Rechte vorbehalten I- 28824 Oggebbio © Friedl Dicker, alle Rechte vorbehalten © Nikolai Wassiljew alle Rechte vorbehalten S. 185: Fotograf: Erich Consemüller, © Otto Dorfner : Frau Dorfner Erbs © Wilhelm Wagenfeld, Artists Rights Society, © Bühnen-Archiv Oskar Schlemmer, © Franz Ehrlich, alle Rechte vorbehalten New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn Sekretariat, I- 28824 Oggebbio © Hugo , Artists Rights Society, © Max Pfeiffer Wattenphul, alle Rechte vorbehalten S. 186 (oben): Fotograf Lux Feininger, New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn © Vincent Weber, alle Rechte vorbehalten © Bühnen-Archiv Oskar Schlemmer, © Friedrich Engemann, alle Rechte vorbehalten © Hanz Wittwer, alle Rechte vorbehalten Sekretariat, I- 28824 Oggebbio © Lyonel Feininger, Artists Rights Society, © Anni Wottiz, alle Rechte vorbehalten S. 186 (unten links): Fotograf Lux Feininger, New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn © Iwao Yamawaki, alle Rechte vorbehalten © Bühnen-Archiv Oskar Schlemmer, © Lux Feininger, alle Rechte vorbehalten © Archiv und Familiennachlass Oskar Schlemmer, Sekretariat, I- 28824 Oggebbio © Carl Fieger, alle Rechte vorbehalten IT- 28824 Oggebbio (VB) © Hermann Fischer, alle Rechte vorbehalten © Bühnen-Archiv Oskar Schlemmer/ The Oskar S. 186 (unten rechts): Fotograf: Erich Consemüller, © Walter Funkat, alle Rechte vorbehalten Schlemmer Theatre Estate, 2009, Sekretariat, © Bühnen-Archiv Oskar Schlemmer, © Walter Gropius, Artists Rights Society, IT- 28824 Oggebbio (VB), www.schlemmer.org Sekretariat, I- 28824 Oggebbio New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn © Photoarchiv C. Raman Schlemmer S. 187: Fotograf: Marianne Brandt, BHA © Josef Hartwig, Artists Rights Society, S. 190: Fotograf unbekannt, BHA New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn Fotonachweis: S. 191 (oben und unten): Alle Rechte vorbehalten, SWKK © Fritz Heinze, alle Rechte vorbehalten Verwendete Abkürzungen: S. 194: Alle Rechte vorbehalten, SBHD © Toni Hergt, alle Rechte vorbehalten BHA Bauhaus-Archiv, Museum für Gestaltung, Berlin S. 195 (oben): Alle Rechte vorbehalten, SBHD © Wilhelm Heß, alle Rechte vorbehalten SBHD Stiftung Bauhaus Dessau S. 195 (unten): Alle Rechte vorbehalten, Stiftung © Ludwig Hirschfeld-Mack, alle Rechte vorbehalten SWKK Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen Meisterhäuser Dessau © Karl Hermann Haupt, alle Rechte vorbehalten S. 196 (oben): Alle Rechte vorbehalten, SBHD © Charlotte Schultze-Marovsky, alle Rechte vorbehalten S. 11: Foto: Louis Held S. 196 (unten): Alle Rechte vorbehalten, SBHD © Adolf Hofmeister, alle Rechte vorbehalten S. 19: Foto: Hugo Erfurt S. 197 (oben): Alle Rechte vorbehalten, BHA © Johannes Itten, Artists Rights Society, S. 20: Fotograf unbekannt S. 198: Alle Rechte vorbehalten, SBHD New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 23 (oben): Fotograf unbekannt S. 199 : gta archives / ETH Zurich: Erbe von Hannes Meyer © Hedwig Jungnik, alle Rechte vorbehalten S. 23 (unten): Foto: Lucia Moholy S. 200: Junkers-Luftbild, BHA © Estate, Artists Rights Society, S. 26: Fotograf unbekannt S. 201: Alle Rechte vorbehalten, SBHD New York, USA/ ADAGP, Paris S. 30: Fotograf unbekannt S. 202: Alle Rechte vorbehalten © Peter Keler, alle Rechte vorbehalten S. 32: Fotograf unbekannt S. 203: Alle Rechte vorbehalten/BHA © Paul Klee, Artists Rights Society, S. 35: Foto: Emil Theiß, Stadtarchiv Dessau S. 214: BHA New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 36: Foto: Howard Dearstyne S. 228: SWKK © Heiner Knaub, alle Rechte vorbehalten S. 37: Fotograf unbekannt, BHA S. 232: Fotograf: Paula Stockmar, BHA © Kurt Kranz, alle Rechte vorbehalten S. 45: Foto: Umbo (Otto Umbehr) S. 234: Fotograf unbekannt : SWKK © , alle Rechte vorbehalten S. 48: BHA S. 234: Fotograf: Lucia Moholy, BHA © Max Krajewski, alle Rechte vorbehalten S. 65: Fotograf unbekannt, BHA S. 235 (oben): Fotograf: Hajo Rose, BHA © Benita Koch-Otte, alle Rechte vorbehalten S. 77: Foto: Atelier Louis Held S. 235 (unten): Fotograf: Edmund Collein, SBHD © Walter Köppe, alle Rechte vorbehalten S. 88: Fotograf unbekannt, BHA S. 236 (oben links): Fotograf: Irene Bayer, SBHD © Felix Kube, alle Rechte vorbehalten S. 119: Fotograf unbekannt, BHA S. 236 (oben rechts): Fotograf: Erich Consemüller, BHA © Werner Kubsch, alle Rechte vorbehalten S. 121: Foto: Wolfgang Kleber, HOCHTIEF Essen / S. 236: Fotograf: Erich Consemüller, private © Magda Langenstraß-Uhlig, Artists Rights Society, Anhaltische Gemäldegalerie Dessau / Sammlung New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn Stiftung Bauhaus Dessau © : Prof. Ingrid Conrad-Lindig S. 123: Foto: Gunter Lepkrowski, BHA Weltweit alle Rechte vorbehalten. Soweit nicht © Margaret Lowe S. 127: Fotograf unbekannt anders vermerkt, bleibt das Copyright der © Rudolf Lutz, alle Rechte vorbehalten S. 130: © Bühnen-Archiv Oskar Schlemmer, Sekretariat, Arbeiten bei den jeweiligen Fotografen. Trotz © Arnulf Lutz, alle Rechte vorbehalten I- 28824 Oggebbio intensiver Nachforschungen war es aber nicht © Gerhard-Marcks-Stiftung, Bremen S. 131: Fotograf unbekannt, BHA in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte © Adolf Meyer, alle Rechte vorbehalten S. 132 (oben): Fotograf unbekannt, BHA festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um © Hannes Meyer, alle Rechte vorbehalten S. 132 (unten): Fotograf unbekannt, BHA Benachrichtigung. © Ludwig Mies van der Rohe, Artists Rights Society, S. 133 (oben): Foto: Edmund Collein oder Heinz Loew, BHA New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 133 (unten): Fotograf unbekannt, SBHD ISBN: 978-1-78042-516-0 © László Moholy-Nagy, Artists Rights Society, S. 134: Foto: Gunter Lepkrowski, BHA New York, USA/ VG Bild-Kunst, Bonn S. 135: Foto von Heinz Loew oder Joost Schmidt © Lucia Moholy, Artists Rights Society, S. 138 (oben): Fotograf unbekannt, BHA

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Inhalt

Vorwort 7 Die Geschichte des Bauhauses 8 Vorläufer, Wurzeln und Vorgeschichte 8 Das Staatliche Bauhaus in Weimar von 1919 bis 1925 10 Bauhaus Dessau. Hochschule für Gestaltung von 1925 bis 1932 22 Bauhaus Berlin. Freies Lehr- und Forschungsinstitut von 1932 bis 1933 34 Vorkurs und gestalterische Grundlagenausbildung 38 Der Vorkurs 39 Unterricht Wassily Kandinsky 48 Unterricht Paul Klee 52 Unterricht Oskar Schlemmer 56 Unterricht Joost Schmidt 60 Die Werkstätten 62 Töpferei 62 Buchbinderei 74 Glasmalereiwerkstatt 80 Grafische Druckerei 86 Typografie / Druck- und Reklamewerkstatt 96 Wandmalereiwerkstatt 112 Stein- und Holzbildhauerei / Plastische Werkstatt 124 Weberei 136 Tischlerei / Möbelwerkstatt 148 Metallwerkstatt 164 Bühnenwerkstatt 176 Architektur / Baulehre / Bauabteilung 188 Fotografie / Fotowerkstatt 204 Bildende Kunst 216 Leben und Arbeiten 230 Wirkung und Rezeption 238 Anmerkungen 241 Chronologie 242 Bibliografie 248 Bauhaus-Lehrer 250 Bauhaus – Archive, Sammlungen und Museen 252 Personenregister 253

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Vorwort

Das Bauhaus war eine der bedeutsamsten und folgenreichsten kultu- den wichtigsten Punkten und keineswegs vollständig schlicht das dar- rellen Erscheinungen des 20. Jahrhunderts. Darüber besteht kein zustellen, was gewesen ist. Insofern richtet sich dieses Buch an den Zweifel. Seine Rezeption ist mehr denn je ein Phänomen von globa- interessierten Leser und weniger an den kenntnisreichen Fachmann. ler Dimension. Heute ist das Bauhaus im allgemeinen Bewusstsein Wenn damit einseitige Rezeptionsmuster, die im Zusammenhang mit verankert. Es erfährt hohe Wertschätzung, wird je nach Interessenla- dem Bauhaus von einem harmonischen, widerspruchs- und konflikt- ge gelegentlich mystifiziert, aber auch denunziert. Es überwiegen freien, „fortschrittlichen“ und traditionsfernen Gebilde ausgehen, auf- jedoch Anerkennung und positive Wertschätzung. Die Werke der gebrochen werden, schätzen sich die Autoren glücklich. Bauhaus-Künstler finden heute in den großen Museen der Welt unge- Die Darstellung beginnt mit Hinweisen auf die Vorläufer des Bau- teilte Bewunderung und Interesse. Ihre Gestaltungslehren fanden und hauses, auf seine Einbettung in die Zeitgeschehnisse und auf die finden, wenn auch zumeist herausgerissen aus einem komplexen Umstände, die zu seiner Gründung führten. In einem kurzen Über- Gesamtzusammenhang, Beachtung sowohl an vielen renommierten blick werden die innere Struktur der Schule, ihre einzelnen Wirkungs- Architektur- und Kunstausbildungsstätten als auch an allgemeinen Bil- stätten in Weimar, Dessau sowie Berlin und die Konzeptionen ihrer dungseinrichtungen im einfachen Kunsterziehungsunterricht. Produkte drei Direktoren Walter Gropius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van des Bauhauses – etwa die berühmten Stahlrohrmöbel von Marcel der Rohe vorgestellt. Das darauf folgende Kapitel informiert über die Breuer – avancierten zu wohlfeil angebotenen Designklassikern. Bau- Lehr- und Ausbildungsstruktur des Bauhauses und stellt die Unterrichts- ten des Bauhauses, so die Wirkungsstätten in Weimar und Dessau, konzepte der wichtigsten Lehrer vor. Größere Aufmerksamkeit wird haben Architekturgeschichte geschrieben und gehören heute zum kul- den Bauhaus-Werkstätten, ihrer jeweiligen Struktur, dem Leistungs- turellen Erbe der Menschheit. Das Bauhaus ist in die Kunstgeschich- spektrum und den Modifikationen unter den verschiedenen Direktoren te als Kunstschule der Moderne eingegangen. zugewiesen. Dem folgen kurze Kapitel zu übergreifenden Fragestel- Es ist, fast ein Jahrhundert nach seiner Gründung, noch immer lungen, wie denen zur Architektur, zur Fotografie, zur Bildenden aktuell. Das zeigt sich nicht nur in einem gesteigerten institutionellen Kunst am Bauhaus sowie zu Leben und Arbeiten. Den Abschluss bil- Interesse, in einem kaum abklingenden Ausstellungsboom, in der Viel- det ein knapper Überblick über die Wirkung und Rezeption des Bau- zahl neu erscheinender Publikationen und dem ungebrochenen hauses von den Anfängen bis zur Gegenwart. Medieninteresse, sondern auch im Bereich der architekturtheoreti- Ein besonderer Wert wird darauf gelegt, anhand einer ausgewähl- schen Forschung, in der Untersuchungen zum Funktionalismus, einer ten und aufeinander abgestimmten Bildfolge Zusammenhänge, Folge- mit dem Bauhaus eng verbundenen allgemeinen Gestaltungskonzep- erscheinungen, wechselseitige Einflussnahmen und Entwicklungen tion. Die Schaffung eines neuen Menschen für eine neue, humanere etwa in der Werkstättenproduktion des Bauhauses nachvollziehbar zu Gesellschaft, das war das eigentliche Ziel des Bauhauses. Es blieb machen, um auf diesem Wege dem Leser über die Sprache der historisch unerfüllt. Sollte die Intervention des Philosophen und Sozio- Dinge auch einen optischen Zugang zum Bauhaus zu ermöglichen. logen Jürgen Habermas hinsichtlich der „Moderne als unvollendetes Im Anhang erlaubt eine komprimierte Chronologie, die die Projekt“ auch so zu verstehen sein? Geschichte des Bauhauses zusammenfasst und parallele Ereignisse Dieses Buch beschränkt sich darauf, die Geschichte des Bauhau- aus Kunst und Kultur, Politik, Technik und Wissenschaft in Erinnerung ses in einem mehr oder weniger groben Überblick darzustellen. Die ruft, individuelle Rückschlüsse und das Erkennen von im Text nicht auf- Autoren können sich dabei auf eine Vielfalt bereits vorliegender Publi- geführten Querverbindungen und Bezügen. kationen, aber auch auf eigene Veröffentlichungen zum Thema Ein Quellenverzeichnis sowie Angaben zur wichtigsten Literatur beziehen. Der Anspruch liegt nicht darin, aus gegenwärtiger Sicht zum Bauhaus allgemein aber auch zu ausgewählten Themen bieten das Bauhaus einer prinzipiellen Kritik zu unterziehen, sondern viel- Möglichkeiten für eine weiterführende, vertiefende Beschäftigung mit mehr in der Absicht, in einer möglichst sachlichen Argumentation in dem Thema.

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Die Geschichte des Bauhauses

Vorläufer, Wurzeln und Vorgeschichte

Die künstlerischen und pädagogischen Leistungen des Bauhauses frühen 20. Jahrhundert wurde die Idee des Gesamtkunstwerks mit waren im deutschen sowie im europäischen Maßstab Bahn bre- dem utopischen Anspruch verbunden, auf der Grundlage eines Ein- chend. In der Absicht, Kunst und Architektur zu erneuern, stand es in heitsstrebens die Lösung der sozialen und kulturellen Probleme der einer Reihe mit anderen, gleichgerichteten Bemühungen. Aus der pro- Gesellschaft zu befördern. duktiven Reibung mit ihnen und dem intensiven Austausch bezog es unzählige Anregungen für die eigene Arbeit. Kunstschulreform Dennoch ist die geschichtliche Bedeutung der Schule nicht zu überschätzen. Das Bauhaus ist nicht im luftleeren Raum entstanden. Diesem Gedanken sah sich auch die Kunstschulreform verpflichtet, Es gehört zu den Stereotypen der Bauhausgeschichtsschreibung, bei der es darum ging, im Sinne einer Erneuerung der Künstlerausbil- dass die Schule einerseits mit allen Traditionen gebrochen und sozu- dung die Kunstakademien in Einheitskunstschulen umzuwandeln und sagen beim Nullpunkt begonnen hätte. Andererseits gibt es eine all- die künstlerische Ausbildung auf das Handwerk und eine allgemeine gemeine Neigung dazu, bei der Aufzählung der Quellen des Bau- künstlerische Elementarausbildung zu gründen. Gropius selbst sah hauses kaum eine der Kunstströmungen und bedeutenden Künstler schließlich das Bauhaus als Bestandteil „zeittypischer Reformideen“ des späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts auszulassen. sowie als eine neuartige Schule, deren pädagogisches Grundkon- Die Voraussetzungen, die zur Entstehung des Bauhauses geführt zept auf Reformüberlegungen basierte. haben, sind tatsächlich komplex und weit reichend verzweigt. Seine Vor dem Bauhaus und parallel dazu gab es ebenfalls Versuche, geistes- und sozialgeschichtlichen Quellen reichen bis in das 19. die Ziele der Kunstschulreform praktisch umzusetzen. Zu erwähnen Jahrhundert zurück. Mehr noch, die Problematik, mit der sich das sind in diesem Zusammenhang die Kunstschule in /Main, Bauhaus beschäftigte, hat ihren Ursprung in der industriellen Revolu- die Obrist-Debschitz-Schule in München, die Breslauer Akademie tion, einer Mitte des 18. Jahrhunderts in England beginnenden nach- für Kunst und Kunstgewerbe, die Düsseldorfer , haltigen Umwälzung, deren Ergebnis die industrielle Produktionswei- die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in , die Rei- se, die Industriegesellschaft war. Der Prozess der Modernisierung mann-Schule in Berlin, die Itten-Schule in Berlin, die Folkwangschu- hatte zu Spannungen in nahezu allen Bereichen des Lebens geführt; le in Essen, die Kunstgewerbeschule in Bratislava und schließlich ein tief greifender Paradigmenwechsel vollzog sich durch die Ablö- die Höheren künstlerisch-technischen Werkstätten (WCHUTEMAS) sung des Handwerkzeugs durch das Maschinenwerkzeug. In Erman- in Moskau. gelung neuer Konzepte wurde in Kunst und Architektur auf ein histo- Das Bauhaus war neben der Schule in Moskau eine die Ideen der risches Formenvokabular zurückgegriffen, was mehr und mehr zu Kunstschulreform in unvergleichlicher Weise folgerichtig, ideenreich, Widersprüchen führte. Die veränderten Bedingungen für die Herstel- weitgehend vollständig und konsequent sowie nachhaltig verwirkli- lung von Gebrauchsgegenständen erforderte eine auf deren nunmehr chende Institution. Gropius zufolge war das Bauhaus eine Lebensan- maschinelle Produktion abgestimmte, neue Formgebung. Es dauerte gelegenheit des ganzen Volkes. In diesem umfassenden Anspruch, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, bis sich die Versuche, dieses Pro- der über Architektur und Design weit hinausging, liegt u.a. seine blem zu lösen, mehrten und konkrete Formen annahmen. Das Bau- historische Bedeutung. haus ist Bestandteil einer als Moderne bezeichneten Traditionslinie von Initiativen und Bestrebungen, die hier ihren Ausgang nahmen Ruskin, Olbrich und die anderen und danach trachteten, die durch die aufkommende industrielle Pro- duktion entzweite Einheit von Bereichen der künstlerischen mit der In seinem Aufsatz Idee und Aufbau des Staatlichen Bauhauses von technischen Produktion wieder zu vereinigen. Die damit verbundene 1923 weist der Bauhausgründer Walter Gropius selbst auf die gesellschaftliche Ausgliederung des Künstlers, seine Isolation und die Quellen hin, die für ihn und die Gründung der Institution Bauhaus Zersplitterung sowie Vereinzelung der verschiedenen Gattungen der unmittelbar bestimmend gewesen sind. Gropius nennt in seiner Künste sollten rückgängig gemacht werden. Das führte zur Idee des Genealogie „… Ruskin, Olbrich, Behrens, (Darmstädter Künstler- Gesamtkunstwerkes, ein Gedanke, der bereits in früheren Jahrhunder- kolonie) und andere in Deutschland, endlich der Deutsche Werk- ten unterschiedlich akzentuiert, realitätsbezogen die Synthese aller bund.“ John Ruskin (1819 bis 1900), englischer Maler, Kunsthisto- am Bau und am Handwerk beteiligter Künste anstrebte. Im 19. und riker und Sozialreformer, wandte sich in seinen Schriften zwar

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gegen eine überladene historistische Ornamentierung, aber auch zu den einflussreichsten Begründern des modernen Industriedesigns gegen die Industrieproduktion und stellte der entfremdeten Arbeit an und der modernen sachlichen Industriekultur. Zu seinen Mitarbeitern der Maschine das schöpferische Handwerk des Mittelalters als gehörten Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und der Ideal gegenüber. In seinen besonders in der 2. Hälfte des 19. Jahr- Schweizer Architekt Le Corbusier. gilt als einer der hunderts in England außerordentlich einflussreichen Erneuerungsbe- wichtigsten Wegbereiter des Funktionalismus, der am Bauhaus zum strebungen postulierte er die Herstellung materialgerechter, weitge- leitmotivischen Gestaltungsprinzip entwickelt wurde. hend ornamentfreier, aber dennoch ausdruckstarker Dinge nach In Deutschland gehörten ferner Richard Riemerschmid (1868 bis dem Leitbild des gotischen Stils. Produkte maschineller Produktion 1957) und Bruno Paul (1874 bis 1968) zu jenen Künstlern, die hingegen waren nach seinem Verständnis „Surrogate“ und seelenlo- durch ihre Typenmöbel-Entwürfe, etwa für die Dresdener Werkstätten se „tote Gegenstände“. Dem Schriftsteller, Gestalter und Begründer für Handwerkskunst, zu Industriedesignern wurden. Ähnlich der Künst- der sozialistischen Bewegung in Großbritannien, ler Henry van de Velde (1863 bis 1957) in Belgien und später in (1834 bis 1896) und der mit ihm verbundenen Arts and Crafts- Deutschland. Auch er versuchte die Kunst vom Handwerk her zu Bewegung blieb es vorbehalten, die kritischen Gedanken John Rus- erneuern, ohne die Technik zu negieren, wandte sich dem Kunstge- kins in die Praxis zu überführen und der Kunstgewerbereform weite- werbe zu, entwarf funktionale Gegenstände für die industrielle Pro- ren Auftrieb zu verleihen. Morris entwarf neuartige Gegenstände duktion und baute Häuser als Ausdruck einer hochkultivierten künstle- und Inneneinrichtungen, wobei er es vermied, auf ein falsches, histo- rischen Individualität. Frei vom Ballast historischer Formen und unter ristisches Ornamentwerk zurückzugreifen. Auch er sah, wie die Arts Einsatz eines der Natur entlehnten feinsinnig kalkulierten Liniensy- and Crafts-Bewegung, in der Rückbesinnung auf die Qualitäten des stems, das die Konstruktion des Gegenstandes bzw. des Hauses und Handwerks einen Weg, um produktgestalterisch auf die Herausfor- seine Funktionen auf subtile Weise veranschaulichen sollte, entspra- derungen der industriellen Revolution angemessenen zu reagieren. chen die von van de Velde entworfenen Gegenstände dennoch nicht Die so unter anderem in eigens gegründeten Firmen für Kunsthand- den gestalterischen Erfordernissen einer maschinellen Serien- bzw. werk entstandenen Produkte waren von Einfachheit, Robustheit, Massenfertigung. Van de Velde, dessen in Weimar gegründete Rustikalität und großer Wertschätzung dem Material gegenüber Großherzoglich Sächsische Kunstgewerbeschule zur unmittelbaren gekennzeichnet. Morris, ein engagierter Sozialist, verband seine Vorläuferinstitution für das Staatliche Bauhaus gehörte, gilt ebenso formgestalterische Tätigkeit und die damit verbundene Reaktivierung wie die zuvor erwähnten Künstler als einer der bedeutendsten Vertre- des Kunsthandwerks mit einem forcierten, allerdings illusionären ter des Jugendstils, einer Bewegung von Künstlern, die sich der sozialen Anspruch, der darin bestand, dem Verfall der Gesellschaft Gesellschaft gegenüber verantwortlich fühlten und die das fortschrei- durch ein genossenschaftliches Leben, durch freudvolle, handwerkli- tende Auseinanderfallen der künstlerischen und produktkulturellen che, weitgehend selbst bestimmte Arbeit und daraus hervorgehen- Gebiete verhindern und zu einer neuen Einheit verschmelzen wollten. der guter Form entgegenzuwirken. Als Ergebnis dessen sollte eine Im Ergebnis dessen stand ein neues, allerdings exklusives Lebenskon- konfliktfreie, glückselige Gesellschaft entstehen, frei von der Herr- zept, das letztlich den Bedürfnissen einer hoch entwickelten Industrie- schaft der Maschine. gesellschaft nicht gerecht werden konnte. Ruskin, Morris und die englische Arts and Crafts-Bewegung sind mit ihrer Kritik an der ästhetischen Erscheinung der Maschinen- Deutscher Werkbund erzeugnisse und ihrer auf die Qualität von Handwerksprodukten set- zenden künstlerischen Reform eng mit den Anfängen des modernen Walter Gropius betonte immer wieder, dass das Bauhaus aus dem Designs in Europa verbunden. Ebenso aber auch die Bemühungen Geist des Deutschen Werkbundes hervorgegangen ist. Als Vereini- des schottischen Künstlers und Architekten Charles Rennie Mackin- gung von Künstlern, Architekten, Unternehmern und Sachverständi- tosh (1868 bis 1928), der Secession in Österreich mit Künstlern wie gen 1907 von Hermann Muthesius (1861 bis 1927) in München Otto Wagner (1841 bis 1918), Josef Hoffmann (1870 bis 1956), gegründet und von Gestaltern wie Peter Behrens und Walter Gropi- Koloman Moser (1868 bis 1918) und des von Gropius erwähnten us getragen, versuchte der Deutsche Werkbund eine praxiswirksame Architekten Josef Maria Olbrich (1867 bis 1908). Olbrich, Erbau- Verbindung zwischen Handel, Handwerk und Industrie mit dem er des Wiener Secessionsgebäudes, lehnte, wie seine Wiener gestaltenden Künstler herzustellen. Auf der Grundlage einer positiven Künstlerkollegen, den traditionellen, konservativen, am Historismus Bewertung der sozialen und technischen Potenziale der Industrie und orientierten Kunstbegriff ab und erprobte u.a. die Idee des Gesamt- ihrer neuartigen Erzeugnisse wie Flugzeuge, Schnellzüge, Waschma- kunstwerks durch den Entwurf neuartiger, zukunftsweisender Bau- schinen und Automobile wurde eine Ästhetik entwickelt, die, im Sinne und Wohnformen. einer Industriekultur für alle, ganz auf Nützlichkeit und Sachlichkeit Diesen Anspruch verfolgte er auch wenig später zusammen mit sowie auf Materialgerechtigkeit von Architektur und Gebrauchsgerät den Mitgliedern der 1899 gegründeten Darmstädter Künstlerkolonie setzte. Großer Wert wurde auf eine nachhaltige, auch mediale Ver- in Deutschland, der neben Olbrich auch der deutsche Architekt und marktung der Werkbund-Produkte gelegt. Trotz grundsätzlicher Über- Designer Peter Behrens (1868 bis 1940) angehörte. Behrens zählt einstimmungen konnte in Einzelfragen unter den Mitgliedern des

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Werkbundes keine Einigkeit hergestellt werden, was letztendlich auf Das Staatliche Bauhaus den mit der Warenproduktion eng verbundenen Prozess der Verwer- in Weimar von 1919 bis 1925 tung, der Entfremdung und Verdinglichung in der modernen Industrie- gesellschaft zurückzuführen ist. Wohl keine andere Schule in Deutschland war so eng mit den kultu- rellen, politischen und sozialökonomischen Entwicklungen der Wei- De Stijl, Blauer Reiter und Der Sturm marer Republik verbunden wie das Bauhaus. Das Gründungsdatum des Bauhauses am 1. April 1919 fiel mit den Verhandlungen der Ver- Einen ganz unmittelbaren Einfluss übte auf die künstlerische Ent- fassung gebenden Versammlung im Weimarer Hoftheater zusam- wicklung des Bauhauses die 1917 gegründete holländische Künst- men, die am 31. Juli die Weimarer Verfassung verabschiedete. Nur lergruppe De Stijl aus, deren konstruktivistische Gestaltungs- wenige Wochen nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar grundsätze in Weimar durch den Maler Theo van Doesburg (1881 1933 wurde das Bauhaus Berlin am 12. April 1933 polizeilich bis 1931) propagiert wurden. Die Auseinandersetzung des Bau- nach kommunistischem Material untersucht und geschlossen, bevor hauses mit Technik und Industrie wurde durch De Stijl beschleunigt, sich die Hochschule am 19. Juli 1933 selbst auflöste, ein letzter Akt und die Formensprache von Gropius und anderen Bauhaus- geistiger Entscheidungsfreiheit. künstlern zum Teil nachhaltig danach ausgerichtet. Im Bereich der Dazwischen liegen zwei Ortswechsel – 1925 nach Dessau und bildenden Kunst waren für das Bauhaus besonders diejenigen 1932 nach Berlin – sowie zwei Direktorenwechsel – 1928 zu Han- Künstler von Bedeutung, die sich mit ihrem Werk um den Blauen nes Meyer und 1930 zu Ludwig Mies van der Rohe -, die sämtlich Reiter und um die vom Musiker und Kunstkritiker Herwarth Walden überwiegend politisch motiviert waren. Stets bestimmten die jeweils (1878 bis 1941) gegründete Zeitschrift und Galerie Der Sturm zuständigen Parlamente die Entwicklung am Bauhaus mit, so der Thü- gruppierten. Dazu gehörten u.a. auch die Maler Paul Klee (1879 ringer Landtag in Weimar bis 1925 oder der Dessauer Stadtrat bis bis 1940) und Wassily Kandinsky (1866 bis 1944), die später als 1932, und mit politischen Aktivitäten und juristischen Prozessen oft Meister an das Bauhaus berufen wurden. Zu den Besonderheiten noch zeitlich darüber hinaus. dieser Maler gehörte es, mit großer Sensibilität und Eindringlichkeit Bereits im März 1920 hatten rechtsextreme Militärs und Politi- auf die gesellschaftlichen Veränderungen und den tief greifenden ker unter der Führung von Wolfgang Kapp (1858 bis 1922) und Wandel innerhalb der wissenschaftlichen Sicht auf die Welt zu rea- Walther Freiherr von Lüttwitz (1859 bis 1942) versucht, die junge gieren. Gestaltungsweisen, die angemessen erschienen, auf die Republik mit einem Militärputsch zu vernichten (Kapp-Putsch). Die- Widersprüche der Zeit einzugehen, wurden in der Ablehnung des ser Putsch wurde durch einen Generalstreik niedergeschlagen, bei überkommenen Abbildbegriffes sowie in der Konzentration auf dem zahlreiche Demonstranten von den Putschisten erschossen Abstraktion und Expression, auf Kubismus und Futurismus gesehen. wurden. Für die in Weimar Gefallenen schuf Walter Gropius Die eingehende Analyse der künstlerischen Gestaltungsmittel sowie 1922 auf dem Weimarer Hauptfriedhof das Denkmal der März- die Erkundung ihrer Gesetzmäßigkeiten dienten der Suche nach gefallenen und im gleichen Jahr auch am Deutschen National- einer neuen Geistigkeit durch Erkenntnisfortschritt auf der Basis auf- theater die Gedenktafel für die Weimarer Verfassung. Das von geklärter Rationalität. Ludwig Mies van der Rohe im Auftrag der KPD (Kommunistische In politischer Hinsicht ist das Bauhaus infolge sowie in Reaktion Partei Deutschlands) geschaffene Ehrenmal für die ermordeten auf die Oktoberrevolution von 1917 in Russland, die November- Karl Liebknecht (1871 bis 1919) und Rosa Luxemburg (1871 bis revolution von 1918 in Deutschland und das Ende des Ersten Welt- 1919) wurde 1926 auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfelde einge- kriegs entstanden. Die Situation nach diesem Krieg und die politi- weiht. Die Not der Nachkriegszeit, die noch durch Reparations- schen Umwälzungen waren allgemeine Prämissen für die avisierten zahlungen aus dem Versailler Vertrag dramatisch verstärkt wurde, Erneuerungen von Kunst und Architektur. Aus Gropius programmati- führte zum wirtschaftlichen Zusammenbruch mit der Inflation des schen Texten geht hervor, dass sich der Bauhausgründer durchaus Jahres 1923. Während der Dollarkurs zur Mark Anfang Januar dieses Zusammenhangs bewusst war und er selbst, wie viele seiner 1919 noch 1:8 stand, fielen die Werte zum Jahresbeginn 1920 Zeitgenossen und späteren Mitstreiter, einen Beitrag zur Schaffung auf 1:50, dann 1922 auf 1:200, Anfang 1923 auf 1:7000 und einer neuen, demokratischen Gesellschaft leisten wollte. Für Gropius bis zur Währungsstabilisierung Ende 1923 auf 1:4,2 Billonen! war der Erste Weltkrieg mehr als ein verlorener Krieg. Für ihn war Die Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs und relativer Stabili- eine Welt zu Ende und er suchte 1918 nach radikalen Lösungen für tät – „die goldenen 20er Jahre“ – dauerte in Deutschland von die Probleme seiner Zeit. Ihm kommt schließlich das Verdienst zu, in 1924 bis 1929, bis zum Ausbruch der Weltwirtschaftskrise nach seinem Denken den Versuch unternommen zu haben, einige der dem „schwarzen Freitag“ an der New Yorker Börse am 25. Okto- bedeutendsten kulturellen Einflüsse, Impulse und Strömungen aus Ver- ber 1929. gangenheit und Gegenwart zusammengefasst und daraus als Syn- Das Bauhaus wurde zum Fokus der Avantgarde in Bildung, these das Bild einer neuen Welt entwickelt zu haben. Darin war das Design und Architektur: im Jahr 1923 mit der großen Weimarer Bau- Bauhaus fest verankert. haus-Ausstellung und angeschlossener Exposition Internationaler

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Gebäude der ehemaligen Großherzoglich-Sächsischen Kunsthochschule in Weimar, Architekt: Henry van de Velde, 1904/11 (UNESCO-Welterbe)

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Gebäude der ehemaligen Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule in Weimar, Architekt: Henry van de Velde, 1905/06 (UNESCO-Welterbe)

Architektur 1923, mit den Bauhausgebäuden in Dessau 1926 oder Zwischen Vision und Realität: der Bauhaus-Wanderausstellung 1929/1930 und der vom Deut- Die Aufbauphase von 1919 bis 1920 schen Werkbund initiierten deutschen Abteilung auf der Exposition de la société des artistes décorateurs unter der Leitung von Walter Nachdem der belgische Künstler Henry van de Velde am 25. Juli Gropius in Paris 1930. 1914, wenige Tage nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, dem Aber auch die Diskussionen und Konflikte innerhalb des Bauhau- Weimarer Großherzog sein Entlassungsgesuch als Direktor der Groß- ses in Weimar, die programmatischen und strukturellen Veränderun- herzoglichen Kunstgewerbeschule unterbreitet hatte, wurde sein Ver- gen spiegeln diese Zusammenhänge in oft dramatischer Weise: trag bis zum 1. Oktober 1915 befristet und die Schule zu diesem Der „Fall Groß“ 1919, die Sezession der ehemaligen Kunstschul- Termin geschlossen. Van de Velde empfahl dem Großherzoglich professoren und die Neugründung einer Weimarer Kunsthochschu- Sächsischen Staatsministerium für seine Nachfolge die deutschen le 1920/1921, der De Stijl-Kurs Theo van Doesburgs und der Architekten August Endell (1871 bis 1925) und Walter Gropius Konstruktivisten-Kongress in Weimar, der Konflikt Gropius-Itten und sowie den Schweizer Bildhauer Hermann Obrist (1863 bis 1927). die Gründung einer Bauhaus-Siedlungsgenossenschaft 1922, einer Seit Oktober 1915 entwickelte sich ein reger Briefwechsel zwischen Bauhaus-GmbH und des Freundeskreises des Bauhauses 1924 bis dem Maler und Direktor der Großherzoglich Sächsischen Hochschu- hin zum politisch erzwungen Ortswechsel nach Dessau zum le für bildende Kunst in Weimar, Fritz Mackensen (1866 bis 1953), 1. April 1925. und Walter Gropius über eine anzugliedernde Abteilung Architektur

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und angewandte Kunst, zu deren Leiter Gropius berufen werden soll- das antike Symbol für die Einheit von Gesellschaft, Kunst und Religi- te, der im Dezember zu einer persönlichen Aussprache in Weimar on. Er wird von der Sonne als Swastika, dem buddhistischem Glücks- weilte und beim Großherzog eine Audienz erhielt. Am 25. Januar symbol, Mond und Stern umkreist. Weltkulturen und Weltreligionen 1916 übersandte Walter Gropius auf Anforderung des Weimarer bildeten den humanistischen Hintergrund für die Zukunftsvisionen Staatsministeriums seine Vorschläge zur Gründung einer Lehranstalt des Bauhauses. als künstlerische Beratungsstelle für Industrie, Gewerbe und Hand- Die Gründung des Bauhauses fällt mit den ersten Wahlen des werk 1. Ein Jahr später machte das Professorenkollegium der Kunst- neu gegründeten Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach am 9. hochschule eine Eingabe an das Staatsministerium mit Reformvor- März 1919 und der Bildung einer republikanischen provisorischen schlägen, insbesondere zur Ergänzung des Lehrprogramms in Rich- Regierung aus Sozialdemokraten (SPD) und Deutschen Demokraten tung Architektur, Kunstgewerbe und Theaterkunst. (DDP) zusammen. Im Februar und März reiste Gropius mehrfach zu Am 3. November 1918 begann die Revolution in Deutschland, Verhandlungen nach Weimar und erreichte bei den Kunstschul- die am 8. November auch Weimar erreichte. Am 9. November rief professoren die Unterstützung zu seiner Berufung als Direktor und der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann (1865 bis 1939) am für den neuen Namen Staatliches Bauhaus in Weimar. Am 1. Reichstag die „Deutsche Republik“ aus, zwei Stunden später Karl April 1919 unterzeichnete noch das Weimarer Hofmarschallamt Liebknecht am Berliner Schloss eine „Freie Sozialistische Republik“. den Vertrag mit Gropius und stimmte am 12. April auch der Der Kaiser und alle deutschen Fürsten dankten ab, ohne dass weit Umbenennung zu. gehende gesellschaftliche Umwälzungen erfolgten. Als Zusammenschluss der ehemaligen Kunsthochschule und Kunst- Am 3. Dezember 1918 fand die erste Sitzung der November- gewerbeschule in Weimar musste Gropius die verbliebenen Profes- gruppe in Berlin statt. Dies war eine Vereinigung von Künstlern und soren der Kunsthochschule Richard Engelmann (1868 bis 1957), Architekten wie Lyonel Feininger (1871 bis 1956), Wassily Kandins- Otto Fröhlich, Walther Klemm (1883 bis 1957) und Max Thedy ky, Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe, aber auch Max (1858 bis 1924) in das Bauhaus übernehmen. Die Berufung des Pechstein (1881 bis 1955), (1891 bis 1969), George neuen, internationalen Lehrkörpers mit Avantgardekünstlern dauerte Grosz (1893 bis 1959) oder Hans Poelzig (1869 bis 1936), die vier Jahre: im Jahr 1919 kamen Lyonel Feininger, Gerhard Marcks ihren Beitrag zum Aufbau der jungen Republik leisten wollten. Paral- (1889 bis 1981) und Johannes Itten (1888 bis 1967). Ein Jahr lel dazu formierte sich der Arbeitsrat für Kunst, unter anderem mit danach Georg Muche (1895 bis 1987), dann 1921 Paul Klee einer Arbeitsgruppe zur Reformierung des Bildungswesens unter Lei- (1879 bis 1940), Oskar Schlemmer (1888 bis 1943) und Lothar tung des Architekten Otto Bartning (1883 bis 1959), an der auch Schreyer (1886 bis 1966), Wassily Kandinsky 1922 und im Wech- Gropius mitarbeitete. Eine zentrale Frage war die Herstellung der sel mit Itten erst 1923 László Moholy-Nagy. Chancengleichheit für alle Kinder durch eine Einheitsschule in Verbin- Bereits im Herbst 1919 formierten sich die Bauhausgegner in dung mit der Idee der Arbeitsschule. Besonderes Augenmerk wurde Weimar, konservative Handwerkerschaft, akademische Künstler, auf die Reformierung der Kunstschulen gelegt. In nur leicht abgewan- rechtskonservatives Bildungsbürgertum und Politiker in der Freien Ver- delter Form fanden die Diskussionsergebnisse ihren Niederschlag im einigung für städtische Interessen und polemisierten in Bürgerver- Programm und Manifest des Bauhauses von Walter Gropius, das mit sammlungen öffentlich gegen den „… spartakistisch-bolschewisti- dem Titelholzschnitt von Lyonel Feininger im April 1919 erschien. Die schen Einfluss“ am Bauhaus. Der Meisterschüler am Bauhaus, Hans Wiedervereinigung aller künstlerischen Disziplinen am Bau in Verbin- Groß, beklagte auf einer solchen Veranstaltung das Fehlen einer dung mit Handwerk und Werkstatt als Ausbildungsbasis standen im deutsch-national gesinnten Führerpersönlichkeit am Bauhaus. Der Mittelpunkt der Programmatik. Die Meister, Gesellen und Lehrlinge „Fall Groß“ führte zum Austritt von mehr als einem Dutzend Studieren- des Bauhauses sollten eng mit der Industrie und dem öffentlichen der, zu einer Beschwerde gegen das Bauhaus von 49 rechtskonser- Leben „Fühlung nehmen“ und freundschaftlichen Verkehr untereinan- vativen Weimarer Bürgern und Künstlern bei der Landesregierung, der außerhalb der Arbeit mit Theater, Vorträgen, Musik und „… hei- aber auch zur ersten Mobilisierung der Bauhaus-Befürworter aus dem terem Zeremoniell bei diesen Zusammenkünften“ aufbauen.2 Deutschen Werkbund und dem Berliner Arbeitsrat für Kunst. Der Ein besonderes Symbol für diesen Aufbruch war das erste Bau- Kampfschrift gegen das Bauhaus von Emil Erfurth, dem Vorstand des haussignet „Sternenmännchen“, mit dem der Student Karl Peter Röhl völkisch-nationalen Bürgerausschusses, setzte Walter Gropius im (1890 bis 1975) den studentischen Wettbewerb gewonnen hatte. Frühjahr 1920 mit Unterstützung des Kultusministeriums eine eigene Im Mittelpunkt steht der strichförmig abstrahierte Mensch mit nach Broschüre entgegen. oben gestreckten Armen in bewusster Anlehnung an Leonardo da Am 30. April 1920 schlossen sich die acht bisherigen thüringischen Vincis (1452 bis 1519) Idealmenschen im Kreis und Quadrat, Freistaaten zum Land Thüringen mit Weimar als Hauptstadt zusammen. zugleich aber auch als altgermanische Doppelrune „Mann-Frau“ mit Am 20. Juni fanden die ersten Landtagswahlen statt, aus denen eine einem kreisförmigen Kopf, der mit seiner schwarzen und weißen Regierungskoalition aus SPD, USPD (Unabhängige Sozialdemokrati- Hälfte die höchste Abstraktionsstufe des chinesischen Yin und Yang sche Partei) und DDP unter August Fröhlich hervorging. Das Bauhaus darstellt. Dieser Bauhaus-Mensch trägt über sich eine Pyramide als wurde dem Ministerium für Volksbildung, Kultus und Justiz unterstellt.

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Lyonel Feininger, Kathedrale der Zukunft, Titelblatt zum Manifest und Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919

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Walter Gropius, Manifest und Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919

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Am 9. Juli hielt Gropius eine Ansprache vor dem Thüringischen Land- als einen Globus mit Sonnenmotiv im Zentrum darstellt. Die Erdach- tag und nahm als Sachverständiger an der Haushaltsberatung teil. Er se trägt oben zwei dreieckförmige Wimpel mit den Bezeichnungen nutzte die Gelegenheit, die Entwicklung der Kunsthochschulen bis zum „Propaganda“ und „Verlag“ und verweist auf mediale Strategien der Bauhaus vorzustellen, politische Angriffe zurückzuweisen und für die Bauhaus-Meister, die mit den Bauhaus-Grafikmappen, mit den Bau- Erweiterung des völlig unzureichenden Bauhaus-Etats zu werben. hausbüchern, der Bauhaus-Zeitschrift, mit Ausstellungen und Vorträ- Die Professoren der ehemaligen Weimarer Kunsthochschule gen zur Corporate Identity und internationalen Ausstrahlung des Bau- Thedy und Fröhlich betrieben seit Anfang 1920 die Sezession der hauses maßgeblich beitrugen. Malereiklassen vom Bauhaus, der sich im Oktober auch Engelmann Der äußere Ring des Globus benennt die Vorlehre, den Vorkurs als und Klemm anschlossen. Sie erreichten die Neugründung einer aka- wichtige pädagogische Erfindung des Bauhauses für die Vorbereitung demisch orientierten Staatlichen Hochschule für bildende Kunst in auf das reguläre Studium in den Bauhaus-Werkstätten, die in den Weimar am 4. April 1921, die direkt neben dem Bauhaus in den Sonnenstrahlen mit den Materialbezeichnungen Holz, Stein, Metall Räumen der ehemaligen Kunsthochschule etabliert wurde. usw. beschrieben werden. Die Werkstattarbeit wird in diesem Schema Diese Sezession ermöglichte die überfälligen Neuberufungen des verzahnt mit den künstlerischen und naturwissenschaftlich-technischen Jahres 1921 am Bauhaus und zugleich dessen Profilierung. Nach- Kursen wie Naturstudium, Farb- und Kompositionslehre, Konstruktions- dem die Druckerei, Buchbinderei, Bildhauerei und Weberei schon lehre, Stoffstudium oder Material- und Werkzeuglehre. Im Zentrum 1919 ihren Lehrbetrieb aufnehmen konnten, folgten 1920 Tischlerei, steht die Sonnenscheibe mit den Begriffen „Bau und Bühne“ und Töpferei, Metallwerkstatt und Glasmalereiwerkstatt. Im Januar 1921 verweist auf die Einheit der Künste und zugleich die Förderung aller erschienen die ersten Satzungen des Staatlichen Bauhauses zu Wei- schöpferischen Talente der Studierenden. Das offizielle Schema mar, die nach einer Überarbeitung bis 1925 gültig blieben. des Studiengangs verzichtete auf die Sonnen- und Erdsymbolik, Johannes Itten hatte im Februar seine kuttenartige, aber nicht offi- aber auch auf die zentrale Stellung der Bühne, betonte dagegen ziell eingeführte Bauhaustracht entworfen. Im Sommer besuchte er in seiner strengen Kreisform die Seriosität der Ausbildung in drei den Mazdaznan-Kongress in und führte zusammen mit Stufen, dem einsemestrigen Vorkurs, der dreijährigen Handwerks- Georg Muche diese Lehre am Bauhaus ein, unter anderem mit vege- ausbildung mit Abschluss als Geselle und die praktische Ausbildung tarischem Essen in der Bauhaus-Kantine. Neben dieser amerikani- am Bau als Aufbaustudium. schen Sekte, die sich auf die altpersische Lehre Zarathustras berief, Die reguläre Architektenausbildung konnte Gropius erst mit der spielten die verschiedenen Lebensreformbewegungen, der Wander- Berufung des Schweizers Hannes Meyer (1889 bis 1954) an das vogel, aber auch sozialistische Ideen und christliche Wanderpredi- Dessauer Bauhaus im Jahr 1927 realisieren. Dieses veränderte Bau- ger am frühen Bauhaus eine Rolle und versuchten, das von Krieg und hausverständnis sollte sich auch in einem neuen Signet widerspie- Revolution verursachte Wertevakuum zu füllen. geln, das aus einem Wettbewerb unter den Bauhaus-Meistern hervor- Diese geistige und praktische Aufbau- und Formierungsphase wird ging, bei dem Oskar Schlemmer mit seinem Profilkopf als Sieger her- oft auch als die expressionistische Phase des Bauhauses bezeichnet. vorgegangen war. Wieder stand der Mensch im Mittelpunkt, nun In dieses „expressionistische“ Bild fügte sich scheinbar auch die wohl bedeutendste Grafikedition ein, die fünf Mappen Bauhaus-Drucke. Neue Europäische Grafik mit 56 Werken von 49 beteiligten Künst- lern aus sechs Ländern sowie von allen Bauhaus-Meistern. In Wirk- lichkeit spiegelt sie das pluralistische Bild der europäischen Avantgar- de vom deutschen Expressionismus und italienischen Futurismus über den russischen Konstruktivismus bis hin zum holländischem De Stijl.

Auf dem Wege zu einer modernen Hochschule für Gestaltung Die Formierungsphase 1921-1922

Walter Gropius ordnete 1922 die Aufgaben der Bauhausmeister neu. Insbesondere die Aufgaben- und zugleich Machtfülle von Johan- nes Itten wurde abgebaut; nach Klee und Schlemmer übernahm Moholy-Nagy 1923 die Metallwerkstatt, Klee die Glasmalerei- werkstatt, Kandinsky nach einem Zwischenspiel von Schlemmer die Wandmalereiwerkstatt, Muche die Weberei und Gropius selbst die Tischlerei. Zugleich wurde im Meisterrat, dem obersten Führungsgre- mium des Bauhauses, erneut intensiv um die Idee und Struktur des Bauhauses diskutiert. Klee lieferte dazu eine Skizze, die das Bauhaus Karl Peter Röhl, Bauhaus-Signet „Sternenmännchen“, 1919

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reduziert auf den Kopf als Zentrum von Gefühl und Intellekt in einer geometrisch-abstrakten Formensprache des Industriezeitalters. Die Neuorientierung des Bauhauses wurde 1921 und 1922 maßgeblich durch das Wirken Theo van Doesburgs (1883 bis 1931) in Weimar gefördert. Im Jahr 1917 hatte Doesburg mit Piet Mondrian (1872 bis 1944) die holländische Künstlervereinigung De Stijl gegründet mit einem ganzheitlichen Ansatz, aus dem ein Gestal- tungskanon mit rechtem Winkel und den um Grau, Schwarz und Weiß ergänzten Primärfarben abgeleitet wurde – ein moderner Stil. Schon im Dezember hatte van Doesburg das Bauhaus besucht und übersiedelte 1921 nach Weimar. Von März bis Juli 1922 hielt van Doesburg seinen legendären De Stijl-Kurs im Atelier von Karl Peter

Röhl in Weimar ab. Daran nahmen mehr als 20 Personen teil, über- Oskar Schlemmer, Bauhaus-Signet „Profil“, 1922 wiegend Bauhausstudenten von Walter Herzger (1903 bis 1985) © Archiv und Familiennachlass Oskar Schlemmer bis Andor Weininger (1899 bis 1986), aber auch einige Lehrkräfte von Josef Zachmann (*1905) bis Erich Brendel oder Jenaer Künstler- kollegen wie Max Burchartz (1887 bis 1961) und Walter Dexel (1890 bis 1973). Theo van Doesburg berief am 25. September 1922 auch den Kongress der Konstruktivistischen Internationale nach Weimar, er machte sich Hoffnung auf die durch Itten frei werdende Meisterstelle, doch Gropius berief 1923 den ungarischen Konstrukti- visten und Konzeptkünstler László Moholy-Nagy (1895 bis 1946). Gropius vermied damit bewusst die Dominanz eines Stils am Bau- haus zugunsten eines offenen pluralistischen Gestaltungskonzeptes, das sich nicht zuletzt an den neuen Möglichkeiten der Printmedien „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ und die und der Reklame, Film, Foto und elektrischer Datenübertragung orien- Bauhaus-Ausstellung 1923 tierte. Die Modernisierung des Bauhauses wurde auch durch die Kuri- Gruppe (Konstruktiv-Utilitär-Rational-International) von Bauhausstuden- Vom 15. August bis zum 30. September 1923 fand in Weimar die ten unter Leitung von Farkas Molnár (1895 bis 1945) vorangetrie- große Bauhaus-Ausstellung statt, mit der Publikation Staatliches Bau- ben, die sich Ende 1922 formiert hatte. haus in Weimar 1919-1923 als Rechenschaftsbericht und Bilanz In diese Phase fällt auch der einzige größere öffentliche Architektur- der Aufbauarbeit, mit dem Musterhaus Am Horn als einzigem reali- auftrag mit dem Umbau des Stadttheaters in Jena 1921/1922 auf Ver- sierten Bauhausgebäude in Weimar, mit der 1. Internationalen Archi- mittlung von Ernst Hardt, dem Generalintendanten des Deutschen tekturausstellung der Moderne und einer Bauhauswoche mit Konzer- Nationaltheaters Weimar. Dabei wurde nach Kritik von Dexel und van ten, Vorträgen und Bühnenaufführungen in Weimar und Jena. Gropi- Doesburg das Deckengemälde im Saal von Schlemmer abgewaschen us hielt den Eröffnungsvortrag Kunst und Technik – eine neue Einheit und durch farbige Anstriche in Grau, Lachsrosa und tiefem Blau ersetzt. und fokussierte damit die Diskussionen um das Profil des Bauhauses Am 13. April 1922 wurde die Bauhaus-Siedlungsgenossenschaft seit 1921. Gleichzeitig knüpfte er an eigene Konzeptionen zum gegründet, um den Mangel an Ateliers und Wohnraum für Lehrende Zusammenhang von Kunst und Technik vom März 1910 an, die er und Studierende zu überwinden, aber auch um einen Hochschul- im Rahmen eines Programms zu einer modernen Hausbaugesell- neubau mit verbesserten Werkstattangeboten zu fördern. Im Juni schaft an den damaligen Direktor der AEG, Walther Rathenau, 1922 forderte die Thüringische Landesregierung das Bauhaus zu übergeben hatte. 4 einer umfassenden Leistungsschau auf und knüpfte daran die weitere Am Deutschen Nationaltheater Weimar wurden das Triadische Vergabe von Mitteln. Gropius terminierte diese Ausstellung auf den Ballett von Oskar Schlemmer und Konzerte mit Werken von Krenek, Sommer 1923 und konzentrierte die gesamte Schule auf dieses Ziel, Busoni, Hindemith und Strawinsky aufgeführt. Am 4. September deswegen wurden keine neuen Studenten am Bauhaus aufgenom- tagte der Deutsche Werkbund in Weimar und bekam Aufführungs- men. Eine erste künstlerische Leistungsschau des Bauhauses fand wiederholungen des Mechanischen Balletts von Kurt Schmidt, des Ende 1922 auf Initiative des indischen Dichters und Malers Rabin- Figuralen Kabinetts von Oskar Schlemmer und der Reflektorischen dranath Tagore (1861 bis 1941) in Calcutta/Indien statt. Es wurden Lichtspiele von Ludwig Hirschfeld-Mack (1893 bis 1965) zu mehr als 250 Handzeichnungen und Druckgrafiken der Bauhausmeister, sehen. Die bildkünstlerischen Leistungen der Lehrenden und Studie- darunter Bühnenprojekte von Schreyer und zahlreiche Vorkursarbeiten renden wurden in einer umfassenden Schau im Weimarer Landes- von Margit Téry, präsentiert.3 museum präsentiert.

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Paul Klee, Idee und Struktur des Bauhauses, 1922 Walter Gropius, Schema des Studiengangs am Bauhaus, 1922

Besonders in den Werkstätten – den künftigen „Laboratorien für Bahnhofswerbung, Plakate und besondere Stadtpläne sorgten für die Industrie“ – waren im zurückliegenden Jahr zahlreiche Prototypen eine ungewöhnlich professionelle Werbung. entwickelt worden, die den Übergang von handwerklichen zu indus- Diese Leistungen wurden erbracht, als die deutsche Währung um triellen Technologien deutlich machten. Dafür standen der „Latten- Sommer 1923 völlig zusammenbrach und 60 % der deutschen stuhl“ von Marcel Breuer oder ein „Spielschrank“ von Alma Buscher, Bevölkerung arbeitslos war. Im Oktober gab es kommunistische Auf- die Tischlampe von Carl Jakob Jucker und Wilhelm Wagenfeld oder stände in , Sachsen und Thüringen. Dort wurde auch von ein siebenarmiger Leuchter und die minimalistisch wirkende Stehlam- Sozialdemokraten und Kommunisten eine „Arbeiterregierung“ gebil- pe von Gyula Pap, die Kombinationsteekanne und Mokkamaschine det, die am 8. November von der in Weimar einmarschierenden von Theodor Bogler sowie Kaffeekannen von Otto Lindig in Porzel- Reichswehr zerschlagen wurde. Am 23. November führte die Reichs- lan und Gusskeramik, bis hin zu textiler Meterware von Agnes wehr bei Gropius aufgrund anonymer politischer Anschuldigungen Roghé, Hedwig Jungnik und Gunta Stölzl neben individuellen Wand- eine Hausdurchsuchung durch. Die politische Rechte interpellierte behängen mit Form-, Material- und Bindungsexperimenten. bereits am 16. März 1924 im Thüringischen Landtag gegen die Die künstlerischen Raumgestaltungen in den Schulgebäuden von Organisation und Betriebsführung am Bauhaus, während der Volks- Oskar Schlemmer, Joost Schmidt und Herbert Bayer bis hin zum bildungsminister Max Greil das Bauhaus verteidigte. Direktorenzimmer von Walter Gropius vermittelten einen facetten- Im Oktober begann Gropius Verhandlungen mit dem Präsidenten reichen Überblick zum Thema Farbe und Architektur. der Thüringischen Staatsbank zur Gründung einer Vertriebs- Die zwanzig Bauhaus-Postkarten zur Ausstellung nach Entwürfen gesellschaft für Bauhausprodukte, der künftigen Bauhaus-GmbH. In der Meister und Studierenden mit einer Auflage von je 2000 Exem- Verbindung mit einer Verstärkung des Produktivbetriebs der Bauhaus- plaren dürfte in Verbindung mit den Veranstaltungsprogrammen zu werkstätten, gegebenenfalls auch als privatkapitalistisch geleitetes einer der ersten Mail-Art-Aktionen geführt haben. Eisenbahn- und Unternehmen, wollte Gropius versuchen, das Bauhaus von öffentli-

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Porträt Walter Gropius, 1928, Fotografie: Hugo Erfurt

chen Finanzen und politischer Einflussnahme frei zu machen. In klei- Bauhaus seitens der Handwerkerschaft, des Weimarer Künstlerrates nerem Maßstab war dieses Modell bereits im Sinne der Studieren- und des deutsch-völkischen Blocks im Landtag verstärkten sich, flan- den getestet worden. So wurden Stipendien, Studiengeldfreistellen kiert durch die Gelbe Broschüre, eine Hetzschrift des ehemaligen und Ateliers auch nach sozialer Bedürftigkeit, besonders aber nach Bauhaus-Syndikus Hans Beyer. Am 9. September 1924 stellte die dem Leistungsprinzip verteilt. Darüber hinaus erhielten die Studieren- Thüringische Rechnungskammer die Unrentabilität des Staatlichen den den Verkaufserlös ihrer Produkte unter Abzug von Material und Bauhauses fest, worauf die Regierung „vorsorglich“ die Arbeits- Maschinenkosten und konnten damit ihr Studium durch qualifizierte verträge mit dem Bauhaus zum 31. März 1925 kündigte. Den End- Arbeit wesentlich mitfinanzieren, bevor am Dessauer Bauhaus sogar punkt dieser kulturpolitischen Farce setzte der Haushaltausschuss des Lizenzgebühren der Industrie an Mitarbeiter und Studenten ausge- Landtags mit der Kürzung des Etats von 100.000 auf 50.000 zahlt werden konnten. Reichsmark. Die Petition von über 600 Weimarer Bürgern für das Diese deutliche Praxisorientierung in Produktivwerkstätten bedeute- Bauhaus blieb ebenso wirkungslos wie zahlreiche Eingaben in- und te noch einmal einen spürbaren Schub für die Entwurfsarbeit am Bau- ausländischer Künstler, Architekten und Organisationen. Auch der im haus. Es entstanden qualitätsvolle Möbel von Erich Dieckmann, die Herbst 1924 gegründete Kreis der Freunde des Bauhauses, dem Tee- und Kaffeeservices von Marianne Brandt und Wilhelm Wagen- Nobelpreisträger wie Albert Einstein und Wilhelm Ostwald angehör- feld, das Bauhaus-Schachspiel von Josef Hartwig. ten, konnten die Landesregierung nicht umstimmen. Am 26. Dezem- Die 3. Thüringer Landtagswahlen am 10. Februar 1924 brach- ber erklärte der Meisterrat in einem Offenen Brief das Bauhaus in ten einen radikalen politischen Kurswechsel nach dem Sieg des „Thü- Weimar mit Ablauf der Verträge zum 1. April 1925 für aufgelöst. ringer Ordnungsbundes“, einem Verbund rechtskonservativer Parteien Walter Gropius und Museumsdirektor Wilhelm Köhler wählten (DNVP, DVP, DDP). Bereits am 20. März teilte der neue thüringische gemeinsam die besten 165 Werkstattarbeiten aus den Beständen Volksbildungsminister Leutheußer Gropius mit, dass die Verträge mit des Bauhauses mit mehr als 2000 Exponaten für die Staatlichen dem Bauhaus nicht verlängert werden sollen. Die Angriffe gegen das Kunstsammlungen zu Weimar aus, die den Kernbestand des heuti-

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gen Bauhaus-Museums in Weimar bilden – fast ausnahmslos Designklassiker des 20. Jahrhunderts. Die originale Fotodokumen- tation des Weimarer Bauhauses hat sich an der heutigen Bauhaus- Universität Weimar ebenso erhalten wie die etwa 500 Bände umfassende Bauhaus-Bibliothek. Fast vollständig sind die Akten des Staatlichen Bauhauses in Weimar im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar überliefert und bilden bis heute die Basis jeder seriösen Bauhausforschung. Nach ersten Kontakten im Februar 1925 beschloss der Gemein- derat der Stadt Dessau mit Oberbürgermeister Fritz Hesse das Bau- haus zum 1. April nach Dessau zu übernehmen. Mit der Gründung der Staatlichen Hochschule für Handwerk und Baukunst in Weimar unter der Leitung von Otto Bartning am 1. April 1926 begann ein zweites „Bauhaus-Kapitel“ in Weimar, da 80 % der Lehrkräfte Absolventen des Bauhauses waren. Es endete mit der Georg Muche / Baubüro Gropius, , politisch motivierten Schließung im Frühjahr 1930 durch den im Ansicht von Nordwest, 1923 Herbst 1946 hingerichteten Nazi-Minister Dr. Wilhelm Frick (1877 bis 1946), der auch die Verantwortung für die Zerstörung der Bau- Aufruf des Bauhauses zum Bau des Musterhauses Am Horn, 1922 haus-Wandgestaltungen in den Hochschulgebäuden und die Zer- schlagung der Bauhaus-Kollektion in den Staatlichen Kunst- Herbert Bayer, Entwurf für ein Plakat zur Bauhaus-Ausstellung 1923 sammlungen zu Weimar trägt.

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O Schneider, Hermann 251 Oberdieck-Deutschbein, Eva 64 Schoedsack, E. B. 247 Obrist, Hermann 8, 12 Schostakowitsch, Dimitri 245 Oelze, Richard 224 Schrader, Erich 251 Olbrich, Josef Maria 8, 9 Schrammen, Eberhard 76, 94, 177, 251 Opitz, Dipl.-Ing. 251 Schreyer, Lothar 13, 17, 61, 75, 87, 177, 178, 217, 242-243, 250-251 Ortega y Gasset, José 246 Schürmann, Herbert 214, 215 Osthaus, Karl Ernst 189 Schultze-Naumburg, Paul 34, 246-247 Ostwald, Wilhelm 19, 49, 61, 98, 119, 251 Schulze, Helmut 165 Otte (Koch-Otte), Benita 137, 141, 243 Schunke, Gerhard 87 Oud, J. J. P. 243 Schwarz, Rudolf 165, 251 Overhoff, Theodor 22 Schweitzer, Elisabeth 75 Ozenfant, Amédée 242 Schwertfeger, Kurt 181 Schwitters, Kurt 61, 89 P Sebök, Stefan 198 Pahl, Pius 202, 203 Selmanagic, Selman 202 Palucca, Gret 245-246 Sharon, Arieh 199, 202, 245 Pap, Gyula 18, 165-166, 168, 243 Siedhoff, Werner 179, 186 Paul, Bruno 9 Siedhoff-Buscher, Alma 131, 149, 157, 231 Paulick, Richard 22, 195, 196, 245 Singer, Franz 76, 79, 205 Pazitnov, L. 239 Skala, Franz 226 Pechstein, Max 13 Slutzki, Hedwig 36 Peiffer Watenphul, Max 137, 217, 218, 227 Slutzky, Naum 165, 167, 242, 251 Perret, August 242 Sörensen, Irmgard 41, 46 Perret, Gustave 242 Sommerfeld, Adolf 60, 81, 113, 125, 137, 149, 190-191, 242 Pestalozzi, Johann Heinrich 31 Speer, Albert 194 Peterhans, Walter 34, 98, 100, 147, 205, 213, 214, 215, 238, 246, 250-251 Stam, Mart 149, 199, 239, 245, 251 Petitpierre, Petra 218 Sternberg, Josef von 246 Peus, Heinrich 22 Stockmar, Paula 232 Pevsner, Antoine 242 Stölzl, Gunta 18, 22, 26, 32, 81, 137, 142, 144, 146, 147, 149, 152, 231, Picabia, Francis 243 244-246, 250 Piccard, Auguste 247 Storck, Henry 247 Picasso, Pablo 243, 247 Strawinsky, Igor 17 Piscator, Erwin 197, 198, 245-246 Stresemann, Gustav 243 Poelzig, Hans 13, 247 Pohl, Josef 150, 162, 165 T Post, Herbert 61 Tagore, Rabindranath 17 Preiswerk-Dirks, Gertrud 137 Tatlin, Wladimir 242 Preller, Luis 232 Taut, Bruno 193, 198, 242, 245 Prinzhorn, Hans 243 Taut, Max 198 Przyrembel, Hans 165, 170, 172, 173 Teige, Karel 246, 251 Puccini, Giacomo 245 Teltscher, Georg-Adams 178, 218, 243 Pudowkin, Wsewolod 245 Téry, Margit 17 Püschel, Konrad 44, 47, 55, 199 Tetzner, Heinz 149 Thedy, Max 13, 16, 87, 217, 242, 250 R Thiemann, Hans 224 Raphael, Max 247 Tobias, Paul 251 Rathenau, Walther 17, 190, 243 Toscanini, Arturo 243 Ravel, Maurice 245 Tucholsky, Kurt 246-247 Reich, Lilly 34, 137, 149, 165, 202, 247, 250-251 Tümpel, Wolfgang 165, 169 Reichardt, Margaretha 47, 53, 137, 139 Reindl, Paul 44 U Reinhardt, Max 242 Umbehr, Otto 45 Remarque, Erich Maria 246 Umlauf, Karl 75 Renger-Patzsch, Albert 205 Urey, H. C. 247 Renoir, Jean 245 Richter, Hans 243 V Riedel, Hans 31 Velde, Henry van de 9, 11, 12, 115, 137, 149, 165, 189 Riedel, Johannes 251 Vinci, Leonardo da 13 Riedel, Renate 64 Vogel, Richard 251 Riemerschmid, Richard 9 Voigt, Reingard 55 Rietveld, Gerrit 244 Voigt, Werner 75 Rilke, Rainer Maria 77, 244 Volger, Hans 251 Rittweger, Otto 165, 169 Volger, Lis 145 Rivera, Diego 246 Rodschenko, Alexander 242 W Röhl, Karl Peter 13, 16, 17, 76, 125, 128, 177, 218, 226, 228, 242 Wagenfeld, Wilhelm 18-19, 165-166, 167, 169, 171, 238 Röseler, Hermann 218 Wagner, Otto 9 Rößger, Wolfgang 165 Walden, Herwarth 10, 177 Roghé, Agnes 18, 137, 143 Warnke, Kurt 250 Rose, Hajo 139, 207, 212, 218, 224, 235 Wassiljew, Nikolai 40, 43 Rose, Katja 139 Weber, Max 242 Rossig, Reinhold 50, 60, 201, 202, 224, 229 Weber, Vincent 42 Rudelt, Alcar 34, 199, 245, 251 Wegener, Paul 242 Runge, Philipp Otto 52, 119 Weidensee, Reinhold 149, 251 Ruskin, John 8-9 Weill, Kurt 245-246 Ruttmann, Walter 245 Weininger, Andor 17, 81, 178 Werner, Otto 125 S Whale, James 247 Saemann, Willi 31, 251 Wibiral, Dora 61, 250 Saint-Exupéry, Antoine de 247 Wick, Rainer 58, 239 Schabbon, Wilhelm 165, 251 Widmaier, Karl 76 Schäfter, Alfred 165, 251 Wigman, Mary 242 Schawinsky, Xanti 111 Willers, Margaret 40, 227 Scheidemann, Philipp 13, 242 Wingler, Hans M. 239 Scheper, Hinnerk 22, 26, 34, 61, 115, 118-119, 120, 193, 244, 250 Winkelmayer, Richard 165 Scheper, Lou 218 Winter, Fritz 218, 224 Schlaf, Johannes 76 Wirths, Willi 251 Schleicher, Kurt von 247 Wittwer, Hans 198, 199, 200, 246, 251 Schlemmer, Carl 113, 251 Wolf, Friedrich 246 Schlemmer, Oskar 13, 16, 17, 18, 22, 24, 26, 36, 50, 56, 57-60, 75, 87, 92, 97, Woolf, Virginia 245 113, 115, 117, 125, 130, 132, 165, 178-179, 184, 185, 186, Wottiz, Anni 78 194, 217, 218, 223, 238, 240, 243-244, 246-247, 250-251 Schmetzer, Wilhelm 22 Y Schmidt, Hans 251 Yamawaki, Iwao 33, 214 Schmidt, J. F. 63 Yamawaki, Michiko 235 Schmidt, Joost 18, 22, 26, 34, 60-61, 64, 97-98, 99, 100, 108, 109, 110, 111, 115, 125-126, 132, 133, 135, 172, 182, 191, 193, 243-247, Z 250-251 Zachmann, Josef 17, 149, 251 Schmidt, Kurt 17, 177-178, 179, 180, 205, 218, 228, 243 Zaubitzer, Carl 87, 250 Schmölz, Hugo 205 Zimmermann, Werner 44

255 & Bauhaus

Lutz Schöbe 1919-1933 Michael Siebenbrodt S U A H

as Bauhaus ist eine der bedeutendsten kulturellen Erscheinungen des 20. Jahrhunderts. Walter Gropius gründete U Ddas Designinstitut 1919 in Weimar und bald darauf war es auch in Dessau und Berlin tätig. Die Professoren, Walter Gropius (1919-1928), Hannes Meyer (1928-1930) und Ludwig Mies van der Rohe (1928-1930), waren bekannte A Architekten ihrer Zeit. Die Arbeiten der Bauhaus-Künstler Lyonel Feininger, Wassily Kandinksy, Paul Klee, Gerhard Marcks, Oskar Schlemmer und László Moholy-Nagy sowie ihrer Studenten und Fakultätsmitglieder Josef Albers, Herbert Bayer, Marcel Breuer, Gunta Stölzl und Joost Schmidt wurden ausnahmslos bewundert und weckten das B Interesse vieler Museen auf der ganzen Welt. Auf der Basis neuer ästhetischer Perspektiven und kreativer Lehrmethoden wurde das Bauhaus gegründet, um Architekten, Designer und Künstler für eine neue demokratische Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg auszubilden. Der Lehrplan bestand aus gestalterischen Übungen, der Vermittlung eines grundlegenden Kunstverständnisses sowie Werkstatt- und Gruppenarbeiten. Angetrieben von einem sozialen Bewusstsein, schloss sich das Bauhaus schon bald der Industrialisierung und Massenproduktion an und konzipierte zahlreiche Arbeiten, die nicht nur gestalterisch schön, sondern vor allem haltbar, nützlich und erschwinglich waren. Auch heute noch schenkt man der Gestaltungslehre des Bauhauses an Architektur-, Design- und Kunsthochschulen große Beachtung. Die Entwürfe und Arbeiten des Bauhauses, wie zum Beispiel Marcel Breuers berühmte Stahlrohr- Möbel, wurden zu preisgünstigen Designklassikern. Die Gebäude des Bauhauses haben Architekturgeschichte geschrieben und gehören mittlerweile zum Weltkulturerbe der UNESCO. 1933 wurde das Bauhaus von den Nationalsozialisten geschlossen, was dazu führte, dass viele der Mitglieder das Land verließen (viele emigrierten in die USA) und trugen somit den Gedanken des Bauhauses in die Welt. Dieses Buch bietet einen Überblick über die Geschichte des Bauhauses, begleitet von einer reichen Auswahl an Bildern. Die Autoren geben dem Leser in sehr verständlicher Weise Aufschluss über die Entwicklung und Verbindung des Bauhauses zu anderen Kunstströmungen. Michael Siebenbrodt & Lutz Schöbe