Nr. 1 26.01.2006

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Im Überblick Der Quartierladen in bleibt Generationenwechsel in einer bekannten Firma Kampf gegen den Einkaufstrend

Kunden strömen in die Einkaufs- den, und die Kleinen werden an die rensdorf-Bassersdorf, das «Lädeli» zentren. Grossverteiler unter- Wand gedrängt. Vor allem bröckeln im Schatzackerquartier zu günsti- bieten sich mit tiefen Preisen. die Preise ab, jeder versucht jedem gen Mietkonditionen. Der alte Volg- Tankstellen- und Bahnhofshops die Kunden abzujagen, der Kampf um Laden habe nicht mehr rentiert und Die OPO Oeschger AG hat einen profitieren von speziellen Öff- Marktanteile tobt und die Margen sei damals nicht mehr zu halten ge- Generationenwechsel vollzo- nungszeiten. Das Umfeld für die schwinden, für die Kleinen wird es wesen, gibt der Geschäftsführer der gen: Der Oberwiler Peter Oesch- «Tante Emma Läden» wir immer eng. «Landi», Hans Hermann, offen zu. ger übergibt die Geschäftslei- härter. Und er freue sich, dass Rigamonti tung an Sohn Patrick. Weicht Vom Volg in den bereit sei, den Quartierladen als nun die überdurchschnittliche von Olav Brunner freien Markt neuer Mieter zu übernehmen und soziale Einstellung einem «ei- weiterzuführen. sernen Kurs»? Seite 4/5 Seit anfangs Januar steht Silvio Riga- In diesem garstigen Klima als Problematische monti mit seiner unübersehbaren freier Detaillist einen unabhängigen Verdienter Ruhestand Asylgewährung Statur im ehemaligen Volg-Laden an Quartierladen zu übernehmen, dazu der Hubstrasse 33 in Bassersdorf und braucht es Mut. Diesen Mut hatte Margrith Marty hätte ihr Geschäft Ist es richtig, wenn ausländi- betreut die Kunden. Aber beim Le- vor fünf Jahren bereits Margrith gerne noch weiter betreut. Aber seit sche Straftäter oder renitente bensmittelhandel spielt die körperli- Marty. Zusammen mit ihrem Mann, sie auf sich selbst gestellt ist, wurde Asylsuchende in der Schweiz che Überlegenheit keine Rolle. Seit welcher in der Zwischenzeit leider ihr die Last zu gross. Sie habe aus- Unterschlupf finden? Seite 17 deutsche Grossverteiler auch die schwer erkrankte und verstarb, serdem das Pensionsalter erreicht, Schweiz erobern, wird der Lebens- übernahm sie damals von der Besit- und die fünf Jahre an der Hub- Trinkwasser so gut mittelmarkt neu aufgemischt. Die zerin des Gebäudes, der Landwirt- strasse, ohne einen einzigen Tag wie Mineralwasser Grossen möchten noch grösser wer- schaftlichen Genossenschaft Nü- Fortsetzung auf Seite 2 Das «Hahnenburger» aus den Dorf-Blitz-Gemeinden kann mit Mineralwasser locker mithalten. Die hohe Trinkwasserqualität ist einer Mehrheit der Konsumen- ten kaum bewusst. Seite 43

Gefährliche Hunde(halter)?

Das tragische Unglück in Ober- glatt hat die Bevölkerung scho- ckiert. Ein Tierarzt gibt Auskunft auch zur Frage: «Wie begegne ich einem mir unbekannten Hund?» Seite 44 Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 14

Brütten ab Seite 24

Nürensdorf ab Seite 31 Silvio und Christa Rigamonti freuen sich auf Ihre Kunden Spitze Feder

Übergewicht. Die damit verbundenen Höhenkliniken und Kuren bis zum «Ge- scheinbaren Kostengründen nie ernst- Folgekrankheiten sind immens – ja, uns sundheitsschiff» ist alles verfügbar. Ein haft aufs politische Parkett kommen. droht eine neue Epidemie! Die Schuldi- riesiger Markt öffnet sich. Im fünften Zu dumm, denn gerade die Gemein- gen sind schnell gefunden. Die Konsum- Ernährungsbericht der Schweiz ist die den Brütten und Nürensdorf beweisen güterindustrie, das Automobil, der Zielgruppe von morgen klar und deut- mit dem Waldkindergarten, dass man Computer oder die sitzende Arbeit ma- lich beschrieben: Unsere Jugend! Rund Bewegung auch ohne Turnhalle in den chen uns bequem und «bewahren» un- ein Fünftel der 6- bis 12-jährigen Kinder (Schul-)Alltag integrieren kann. Leider sere Jugend vor zu viel Bewegung. sind übergewichtig. Tendenz steigend. entsteht damit kein Umsatz für die Gesundheitsindustrie, und politische Ich bin der Sache nachgegangen, Gleichzeitig erfährt man via Medien, Lorbeeren dürften damit ebenfalls habe das Problem untersucht. Auf der dass es Kantone gibt, die sich für die kaum zu erzielen sein. Adolf Ogi wird Strecke von meinem Wohnort Brütten Abschaffung der obligatorischen dritten mit grösster Wahrscheinlichkeit der ins Hallenbad Oerlikon (ich fahre! je- Turnstunde stark machen. Schade. einzige Politiker bleiben, der sich für Koni Schwitter weils meine Tochter ins Training) ent- Müsste es nicht vielmehr so sein, dass Sport und Bewegung exponiert und Neue oder wieder entdeckte Fettpöls- deckten wir mehr als 30 Restaurants wir uns intensiv mit der täglichen Turn- dafür kämpft. terli zeigen schonungslos, dass wir über und Food-Werbungen, über 10 Autoga- stunde befassen? Bewegung ist das ein- die Festtage die «Schoggi» wohl ein- ragen sowie rund zwei Dutzend Wer- zige Mittel, unsere Jugend in Form zu So wird es kommen, dass uns die oder mehrmals der Bewegung vorgezo- beplakate, die uns ins Theater oder an halten! Zudem ist längst erwiesen, dass Zukunft aufzeigen wird, dass wir den gen haben. Und – wie per Zufall - disku- Hockeyspiele entführen wollen. Kinder mit viel Bewegung automatisch amerikanischen Verhältnissen dicht tieren bereits im ersten Ziischtigs-Club klüger essen und sich dieses Essverhal- auf den Fersen sind und bereits jedes auf SF DRS Ärzte und Psychologen, so- Was unternehmen wir gegen das ten nachhaltig für das ganze Leben ein- vierte Kind an Übergewicht leidet. Die wie einsichtige Patienten, hitzig und Übergewicht? prägt. Ganz nach dem Motto: Was Krankenkassen werden uns das Re- engagiert, das Thema Übergewicht. Hänschen nicht lernt.. sultat – einmal mehr – schonungslos Die Lösungsansätze sind vielfältig: mit steigenden Prämien präsentieren. Die Ausgangslage ist klar. Immer Angefangen bei der operativen Implan- Trotzdem wird die fünfte Turnstunde mehr (junge!) Menschen leiden an tation eines Magenbandes, gefolgt von wohl eine Utopie bleiben und aus Koni Schwitter

Fortsetzung von Seite 1 Reichhaltiges Angebot den angebotenen Hauslieferdienst zu geschäftes werden ihm dabei nützlich schätzen wissen. sein. Ab März wird er von seiner Frau Ferien, seien streng gewesen. Ar- Rigamonti möchte das Geschäft, Christa unterstützt. Auch sie bringt als beitsstunden habe sie nicht gezählt. welches vor 43 Jahren eröffnet wurde, Kunde als König Rosenthal-Shopleiterin grosse Detail- «Ich freue mich umso mehr auf ei- vorläufig im bisherigen Rahmen wei- handelerfahrung mit. Der begeisterte nige Reisen und auf meinen Garten terführen. Aber er sucht einheimi- Die persönliche Kundenbetreuung Feuerwehrmann Rigamonti, welcher rund um mein Haus in Winterthur- sche Lieferanten, welche ihm frisches ist die Stärke der Quartierläden. Man zusammen mit seiner Frau bereits seit Seen.» Die fleissige, stets freundli- Gemüse liefern. Die Fleischwaren wird da noch als Mensch wahrgenom- sechs Jahren in Bassersdorf wohnt, che Unternehmerin war immer um bezieht er weiterhin vom Dorfmetz- men und nicht nur als Marktfaktor. freut sich auf seine neue Aufgabe. eine persönliche Betreuung ihrer ger Steinmann. Auch das Käsesorti- Rigamonti ist zuversichtlich, sein Le- Kunden bemüht, sie wird im Quar- ment bleibt bestehen, und die delika- bensmittelgeschäft durch Freundlich- Ökologisch sinnvoll tier fehlen. Aber noch ist es nicht ten Fonduemischungen werden indi- keit zu den Kunden erfolgreich führen ganz so weit. Bis im März führt sie viduell den Kundenwünschen ange- zu können. Seine je zehn Jahre Erfah- Mit einem reichhaltigen Sortiment ihren Nachfolger sorgfältig in die passt. Wer nicht in der Lage ist, seine rungen mit der Führung eines Gastge- von Lebensmitteln und vielen Produk- Geheimnisse des Detailhandels ein. Einkäufe selber zu erledigen, wird werbebetriebes und eines Sportartikel- ten für den allgemeinen Haushalt, mit

Chefredaktion Sandra Nonella S.N. Erscheinungsweise: Impressum Willi Kobel Susanne Reichling S.R. Jeden letzten Donnerstag im Monat Hatzenbühlstrasse 20 Konrad Schwitter K.S. gratis in alle Haushaltungen der 8309 Nürensdorf Christa Stahel C.S. Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 044 836 92 80 Ralph Weidenmann R.W. und Nürensdorf Fax: 044 836 92 84 Christian Wüthrich C.W. Auflage: Sekretariat/Inserate Mail: [email protected] Webmaster: Thomas Iseli 10. Jahrgang Sandra Gadient 8000 Exemplare Chätzlerweg 10 Redaktion Buchhaltung: Karin Imhof 8311 Brütten Olav Brunner O.B. Satz/Druck: Redaktions-/Inserateschluss Öffnungszeiten: Silvan Gabathuler S.G. Druckerei Zehnder Texte 10 Tage und Inserate 15 Tage Mo – Do: 8 – 12 Uhr Fr: 8 – 17 Uhr Karin Grieder K.G. Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG vor Erscheinen Telefon: 044 836 30 60 Cyrill Hauser C.H. Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Abonnement, exkl. MWST Fax: 044 836 30 67 Karin Imhof K.I. Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– Mail: [email protected] Thomas Iseli T.I. Fax: 071 913 47 99 www.dorfblitz.ch Patrizia Legnini P.L. ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint PC 87-42299-8 Esther Mogicato E.M. Mail: [email protected] am 23. Februar 2006 Dorf-Blitz 1/2006 Thema des Monats 3

Auch bei den Kleinen ist das Angebot gross täglich frischem Biobrot der renommier- ten Bäckerei Hiestand können im «Lä- Sorgen der Migros deli» an der Hubstrasse die meisten Kundenwünsche befriedigt werden. Bereits im September 2002 berich- sind durch den Gemeinderat be- beide Parteien oder es gibt zwei Aber das Lebensmittelgeschäft kann tete der Dorf-Blitz ausführlich über reits seit längerem ausgearbeitet Verlierer. natürlich nur bestehen bleiben, wenn die Platzprobleme in der Migros- worden und werden der Gemeinde- möglichst viele Kunden die Vorteile der Filiale Bassersdorf. Die Bevölke- versammlung vom 14. März vorge- An der Gemeindeversammlung Nähe zu schätzen wissen. Warum nicht rung hat in der Zwischenzeit spür- legt. Unstimmigkeiten bestehen vom 14. März hat die Bevölkerung das Notwendige mit einem kleinen Spa- bar zugenommen, nicht aber die allerdings über die Verteilung der nun Gelegenheit, über einen Ge- ziergang verbinden, anstatt für den Er- Ladenfläche beim Grossverteiler. Kosten. Vor allem bei der vorgese- staltungsplan und Projektierungs- werb jeder Zahnpastatube mit dem Auto Der verantwortliche Leiter der Mi- henen, gemeinsamen Tiefgarage kredite für die Umsetzung der in der Gegend herumfahren? gros Immobilien-Bewirtschaftung, ist die Schnittstelle, wer was zu ersten Etappe des Dorfplatzes ab- Gerhard Lang, möchte den beklem- bezahlen hat, noch nicht genau zustimmen. Der Gestaltungsplan Fragliche Preisvorteile menden Zustand so schnell wie definiert. würde den Ausbau der Migros-Fi- bei Billiganbietern möglich ändern. «Die heutigen, liale ermöglichen. Gleichzeitig ist prekären Platzverhältnisse können Verhandlungen sind bisher alle- über eine Initiative von Walter Gerade in kleinen Haushalten erge- wir unseren Kunden nicht mehr samt gescheitert. Der Gemeinderat Kappeler zu befinden. Diese Initi- ben sich kaum Preisvorteile durch Ein- länger zumuten.» Diese Meinung erwartet von der Migros einen Kos- ative, welche vom Gemeinderat käufe bei weit entfernten Billiganbie- vertritt auch der Gemeinderat Bas- tenbeitrag an die gemeinsame zur Ablehnung empfohlen wird, tern. Was bei den Waren eingespart sersdorf: Die Migros muss drin- Tiefgarage. Die Migros ist zwar der befasst sich ebenfalls mit der Ge- wird, verpufft und verpestet das Auto in gend erweitert werden, allerdings Auffassung, dass sie Parkplätze staltung des Zentrums und tan- der Gegend herum. Und die sozialen nicht um jeden Preis. Aber bis die benötigt, möchte sich aber an die- giert damit die Migros-Erweite- Kontakte, welche der Quartierladen er- Bauleute mit dem geplanten Aus- sen finanziell nicht beteiligen. rung. Sie kann aber vom Gestal- möglicht, können besonders für ältere bau beginnen können, wird es wohl Aber es kann ja kaum angehen, tungsplan unabhängig behandelt Menschen überaus wertvoll sein. Die noch eine zusätzliche Weile dau- dass die Gemeinde der Migros werden. Vorgängig zur Gemeinde- Läden in der Nähe tragen so eine wich- ern. hilft, eine Tiefgarage für Kunden- versammlung wird der Gemeinde- tige Wenigkeit zur Lebensqualität und parkplätze zu finanzieren. Ande- rat am 13. Februar während einer zum Umweltschutz bei und entlasten Um die Migros erweitern zu kön- rerseits kann die Gemeinde durch öffentlichen Veranstaltung im die Strassen von unnötigem Autover- nen, müssen zuerst die baurechtli- gemeinsame Ein- und Ausfahrten Franziskuszentrum seine Absich- kehr. Über das Ladensterben und den chen Voraussetzungen mit einem für ihre vorgesehene Parkanlage ten über den Gestaltungsplan und zunehmenden Verkehr in den Quartie- Gestaltungsplan oder einer Zonen- unter dem heutigen Dorfplatz von das neue Begegnungszentrum ren lamentieren und gleichzeitig seine planänderung geschaffen werden. den Ausbauplänen der Migros pro- Dorfplatz-Postplatz vorstellen. Einkäufe im Shoppingcenter erledigen, Die dafür notwendigen Grundlagen fitieren. Entweder es gewinnen O.B. funktioniert natürlich nicht. Ⅲ Nr. 12 21.12.2006

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Im Überblick Das Wohnen in unseren Gemeinden ist teurer geworden 385‘000 Franken «Die Spitze des Eisberges» Die Zivilgemeinde Breite-Hakab möchte eine neue Waldhütte bauen. Noch diese Woche ent- Wer in unserer Region aktuell eine von durchschnittlich 1984 Franken zur Erstvermietung ausgeschrieben, scheidet die Versammlung über Wohnung sucht, bezahlt einen stol- rechnen – Betriebs- und Nebenkosten was den Durchschnittspreis anhebt. den Bau. Präsident Hans-Peter zen Preis. In Bassersdorf liegt der exklusive. Ähnlich ist die Situation in «Der Anteil der im Internet ausge- Ingold erläutert das Projekt. Zu- Durchschnittspreis einer Vier- bis Nürensdorf und Brütten. In beiden Ge- schriebenen Mietwohnungen am Ge- dem erzählt er, wie ihm zumute ist, weil die Zivilgemeinden auf- Viereinhalbzimmerwohnung auf meinden liegen die Preise auf schwin- samtmarkt ist zwar hoch, ein beacht- gelöst werden. Seite 4 homegate.ch bei 1984 Franken. delerregend hohem Niveau. Vergleicht licher Teil der Wohnungen wechseln Preisgünstige Wohnungen gibt es man die Angebotspreise auf homegate. den Besitzer jedoch unter der Hand», 36,9 Grad Celsius zwar – die bekommt man jedoch ch mit den Zahlen der Eidgenössischen relativiert Niklaus Scherr, Geschäfts- meist nur unter der Hand. Gebäude- und Wohnungszählung von leiter des Mieterverbandes Zürich, Wer genau wissen will, wieviel es letzten Sonntag im eigenen 1990 und 2000 (siehe Grafik Seite 3), die Preisentwicklung. Die im Internet Garten geregnet hat oder wie von Cyrill Hauser so dürfte jemand auf Wohnungssuche ausgeschriebenen Wohnungen stel- hoch die Temperaturen im die Stirne runzeln. Sind die Mietpreise len in der Regel nur «die Spitze des Dorf am heissesten Tag dieses Die Mietpreise für eine Vier- oder eine in den letzten Jahren so stark ange- Eisbergs» dar, die billigeren Woh- Jahres waren, findet diese In- Viereinhalbzimmerwohnung in Bas- stiegen? nungen würden oft gar nicht erst aus- formationen im Internet unter sersdorf variieren stark: Auf homegate. Die Antwort lautet: «Zum Teil.» Es geschrieben, so Scherr. Und trotzdem www.wetter-bassersdorf.ch ch, dem grössten Immobilienportal ist klar, dass beim Vergleich der Zah- lassen sich aus dem Vergleich einige Seite 24 der Schweiz, finden sich im Novem- len von 1990 und 2000 mit dem aktu- Rückschlüsse ziehen. 89 Prozent ber 2006 insgesamt 30 Wohnungen ellen Angebot auf dem Immobilien- dieser Kategorie mit Preisen zwischen portal Vorsicht geboten ist, da Be- Nicht ganz billig Brütten senkt den Steuerfuss rund 1800 und 2800 Franken. Für eine standsmieten mit Angebotsmieten von 92 auf 89 Prozent. Die Wohnung mit vier bis viereinhalb Zim- verglichen werden. Ausserdem sind Fakt eins: Wer im November 2006 Stimmberechtigten stellten sich an der Budgetversamm- mern muss der interessierte Mieter in auf dem Immobilienportal gegenwär- auf www.homegate.ch auf Wohnungs- lung hinter dieses Anliegen, da Bassersdorf mit einer Monatsmiete tig proportional viele Neuwohnungen Fortsetzung auf Seite 2 die Gemeinde über eine solide Finanzlage verfügt. Seite 39 1200 Kilometer

Sie wollten mit ihren eigenen Pferden dem Meer entlang rei- ten. Sophie Latter und Nina Andres sind darum zu Fuss von Bassersdorf bis an die Nordsee gewandert. Ihre Pferde haben das Gepäck getragen. Seite 53 Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 16

Brütten ab Seite 34

Nürensdorf ab Seite 40 Die Mietpreise von Wohnungen sowie auch Stockwerkeigentum in Neubauten schrauben sich immer mehr in schwindelerregende Höhen. (Bilder: Cyrill Hauser) Spitze Feder

Das Datum des 25. Dezembers wurde verloren. Stattdessen nehmen Kitsch tenden Köstlichkeiten und die glän- vom Fest des römischen Sonnengottes seit und Sentimentalität zu. Mit der Reduzie- zenden Kinderaugen tatsächlich zu dem 4. Jahrundert übernommen. Das rung auf die Familie geht eine Ausgren- Besinnlichkeit führen. Auch wenn da- schenkende Christkind an Weihnachten zung randständiger Gruppen einher. bei nicht alle zufrieden sind, das kom- erfand Martin Luther im 16. Jahrhundert, Der Umsatz in den Kaufhäusern wird merzialisierte Weihnachtsgeschäft als Antwort auf den katholischen Heili- mit Weihnachtsmotiven angekurbelt. blüht, der theologische Gedanke in gen St. Nikolaus, der am 6. Dezember Weihnachten ist in vielen Ländern das den Hintergrund getreten ist und kit- Geschenke an die Kinder verteilte. Aus Konsumereignis des Jahres; und viele schige Sentimentalität die Festlichkei- den Vereinigten Staaten kam der «Santa Branchen erwirtschaften im November ten begleiten, ist Weihnachten ein sozi- Clause», der am 24. Dezember in die Ka- und Dezember über einen Fünftel des aler Brauch, der vereinend und ge- mine der Häuser steigt, wieder zurück. Jahresumsatzes. Obendrein sind alle meinschaftsbildend wirkt. Es entsteht Durch Coca-Cola wurde der rot-weisse Leute in Hektik für die Vorbereitung der eine strukturstiftende Kraft, die den Weihnachtsmann verbreitet und löste Festlichkeiten und den Kauf der Ge- sozialen Zusammenhalt fördert. Viel- den einst braunen ab. Zwischendurch schenke. Und wenn dann am Heiliga- leicht ist damit der Zweck bereits er- Karin Imhof kamen auch noch die Krippenspiele und bend endlich die ganze Familie beisam- füllt und es muss gar nicht mehr gefor- der Adventskranz dazu. mensitzt, sind mehrheitlich alle glück- dert werden. Oh du fröhliche, oh du selige, gna- Heute ist das Weihnachtsfest ent- lich und zufrieden. Oh du fröhliche, oh In diesen Sinne wünsche ich allen denbringende Weihnachtszeit. Seit christlicht und zu einem Familienfest für du selige Weichnachtszeit. Dorf-Blitz-Lesern eine erfüllte Weih- 1816 wird mit dem Lied Christi Geburt jedermann geworden. Der theologische Trotz alle dem: Mancherorts mögen nachtszeit! besungen. Gehalt geht dabei über weite Strecken die Lichter und Kerzen, die fein duf- Karin Imhof

Fortsetzung von Seite 1 mehr bezahlen. Fakt drei: Wer im Ursachen für solch stolze Miet- nung gestiegen sind. Für die erhöhten letzten Monat eine Wohnung dieser preise? Mietpreise in Bassersdorf dürfte zu- suche war, erhielt bei seiner Such- Grösse auf homegate.ch suchte, dürfte sätzlich das Bevölkerungswachstum anfrage 64 Treffer für verfügbare nicht schlecht gestaunt haben. Für Nicht nur in unserer Region verantwortlich sein. Wohnungen in Bassersdorf, 20 in Nü- eine Wohnung mit vier bis vierein- Wie aus dem vom Statistischen Amt rensdorf und nur 4 Angebote in Brüt- halb Zimmern bezahlt er durch- Hauptgrund ist zweifellos der in des Kantons Zürich veröffentlichten ten. Fakt zwei: Zwischen 1990 und schnittlich satte 400 bis 500 Franken letzter Zeit gesamtschweizerisch ge- Bericht «Kanton Zürich in Zahlen 2000 kam es bei der durchschnitt- extra. stiegene Mietpreis. So kletterte der 2006» hervorgeht, ist Bassersdorf eine lichen Monatsmiete für eine Vier- homegate.ch-Index «Schweiz» im Ok- der am stärksten wachsenden Gemein- oder eine Viereinhalbzimmerwoh- Ein ähnliches Bild bietet sich tober um 0,2 Prozent und erreichte den. Mit einem Bevölkerungszuwachs nung in allen drei Gemeinden zu auch bei den ausgeschriebenen damit seinen bisherigen Höchststand von 27 bis 37 Prozent zwischen 1999 einem Anstieg im zweistelligen Pro- Dreizimmerwohnungen. Obschon seit 2002. Wie das Immobilenportal und 2004 hat die Gemeinde – zusam- zentbereich. Während die Mieter in hier die Angebotspreise auf home- vermeldet, sei der Trend zu höheren men mit Hettlingen, Lufingen und Ri- Bassersdorf 18 Prozent mehr bezahl- gate.ch nicht so extrem von den Mieten seit April dieses Jahres unge- ckenbach – kantonal am stärksten zu- ten, so stieg die Durchschnittsmiete 2000 vom Bundesamt für Statistik brochen. Interessant ist die Tatsache, gelegt. Im Verhältnis zum gesamten in Nürensdorf um 13 Prozent. Die erfassten Preisen abweichen, ist dass die Angebotsmieten in allen Re- Wohnraum wurden in diesen Gemein- Brüttemer mussten innerhalb eines auch hier ein erhöhtes Preisniveau gionen der Schweiz sowie unabhän- den auch am meisten Neuwohnungen Jahrzehnts sogar rund einen Viertel zu beobachten. Doch wo liegen die gig von Grösse und Alter der Woh- erstellt. Da ist es kaum verwunderlich,

Impressum Sekretariat für Inserate/ Patrizia Legnini (pl) Erscheinungsweise: Allgemeines Daniela Melcher (dm) Jeden letzten Donnerstag im Monat Sandra Gadient Sandra Nonella (sn) gratis in alle Haushaltungen der Chätzlerweg 10 · 8311 Brütten Susanne Reichling (sr) Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 044 836 30 60 Konrad Schwitter (ks) und Nürensdorf. Fax: 044 836 30 67 Christa Stahel (cs) Chefredaktion E-Mail: [email protected] Ralph Weidenmann (rw) Auflage: Urs Wegmann (uw) [email protected] Christian Wüthrich (cw) 10. Jahrgang Untere Mühle 14 · 8303 Bassersdorf Bürozeiten: Freitag 8.00 bis 16.00 Uhr Webmaster: Thomas Iseli 8100 Exemplare Telefon: 079 704 73 82 Internet: www.dorfblitz.ch Buchhaltung: Karin Imhof E-Mail: [email protected] PC 87-42299-8 Redaktions-/Inserateschluss Satz/Druck: Textbeiträge und Inserate spätes- Sekretariat der Redaktion Redaktion Druckerei Zehnder tens 10 Tage vor Erscheinen. Susanne Reichling Olav Brunner (ob) Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG Quellenstrasse 1 · 8307 Effretikon Cyrill Hauser (ch) Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Abonnement, exkl. MWST Telefon: 079 258 55 79 Karin Imhof (ki) Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– Fax: 086 052 343 68 77 Thomas Iseli (ti) Fax: 071 913 47 99 E-Mail: [email protected] Heidi Keller (hk) ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint Bürozeiten: Dienstag 8.00–16.00 Uhr Willi Kobel (wk) E-Mail: [email protected] am 25. Januar 2007 Dorf-Blitz 12/2006 Thema des Monats 3 dass die Mietpreise in letzter Zeit an- Monatsmiete in CHF Internet und Zeitung aber nicht ab- gezogen haben. ( 4 und 41/2 Zimmer Wohnungen ) schrecken lassen. Es gibt sie, die preisgünstigen Wohnungen. Mit ein Nicht ohne Beziehungen wenig Glück oder dem richtigen Kon- 2400 takt ist es möglich, zu vernünftigen 2400 Zweifelsohne gibt es in unseren Ge- Preisen zu wohnen. Ⅲ 2190 meinden auch preisgünstige Mietwoh- 2000 2190 2000 1984 nungen. Ohne eine Portion Glück oder 1984 1916 1916 Beziehungen steht man jedoch im Re- 1600 1690 gen, denn die meisten Wohnungen 1600 1690 1467 werden unter der Hand vergeben. So 1439 1467 1439 1303 1353 war es auch bei Jacqueline Schmidli. 1200 1215 1303 1353 1200 1215 Die 36-Jährige zog im Oktober dieses Jahres von Rümlang nach Bassersdorf. 800 800 «Eine Kollegin hat mich auf eine frei- stehende Dreieinhalbzimmerwohnung 400 aufmerksam gemacht. Sie kannte den 400 Besitzer», so Schmidli. Bei einem Preis 0 von knapp 900 Franken überlegte sie 0 0 0 90 00 90 99 00 0 1990 0 2 0 90 2 00 nicht lange und zog nach Bassersdorf. a 99 ü 00 r 19 r 0 B 19 Ba 2000 Ba 2006 Nü 1 N 2 Nü 2006 B B 2 Br 2006 a ü r 19 r Auch Freunde aus ihrem Umfeld hät- B Ba 2000 Ba 2006 Nü 1 N Nü 2006 B B Br 2006 ten so eine Wohnung zu einem guten Die Werte von 1990 und 2000 basieren auf den Zahlen der Eidg. Gebäude- und Wohnungszählung (Bestandesmiete). Die Zahlen von 2006 ermittelte der Autor dieses Artikels im Rahmen einer Eigenrecherche Preis ergattern können. auf homegate.ch am 26. November 2006 (Angebotsmiete). Zahlen ohne Betriebs- und Nebenkosten. Nicht so viel Glück hatte Sandro Sul- cis. «Da uns in der alten Wohnung ein Wer heute eine Mietwohnung sucht, bezahlt meist einen stolzen Preis. Zimmer fehlte, machten wir uns auf die Suche nach einer grösseren Woh- stieg von 1,2 Prozent. bezahlen. Es bleibt zu hoffen, dass nung. Auf www.homegate.ch fanden Nicht ganz so extrem scheint die dieser Effekt ausbleibt. Wer aktuell wir schliesslich eine wunderschöne Situation in unseren Gemeinden zu eine neue Wohnung sucht, sollte sich Viereinhalbzimmerwohnung», so der sein. «Seit 2000 dürften die Preise für von den hohen Angebotspreisen in 29-Jährige. Sulcis lebt zusammen mit Eigentumswohnungen rund 10 bis 15 seiner Lebenspartnerin und bezahlt Prozent angestiegen sein», sagt Emil In eigener Sache für seine neue Wohnung 2520 Fran- Hofer vom Birchwiler Immobilienun- ken im Monat. «Die Mietpreise für ternehmen Immohofer. Diese Preis- Rückblick und ein Dankeschön! Neuwohnungen in Bassersdorf sind zunahme sei vor allem auf die gestie- sehr hoch. Und dies, obwohl unser genen Ansprüche der Eigentümer Das Jahr 2006 neigt sich dem Ende rungen mit. Zum Beispiel, dass wir Dorf Transitpunkt ist, wir vom Flug- zurückzuführen. Früher habe man entgegen. Nun erscheinen in allen unser zehnjähriges Bestehen feiern lärm nicht verschont bleiben und das sich mit einem Teppich für 40 Fran- Medien die Jahresrückblicke, und sie durften und dabei erfreulich viel Shopping-Angebot dank der wachsen- ken pro Quadratmeter zufrieden ge- berichten nochmals von all dem, was Unterstützung und Zuspruch für den Bevölkerung langsam zu klein geben, heute müsse es ein drei Mal in den letzten zwölf Monaten eine unsere Arbeit erfahren haben. In ist.» Wieso bezahlen die Einwohner teurerer Parkettboden sein. Auch bei gewisse Relevanz gehabt haben soll: der Jubiläumsausgabe im Oktober dann überhaupt diese stolzen Miet- Einfamilienhäusern darf mit einem Die Fussball-WM in Deutschland, haben wir Sie angefragt, ob Sie uns preise? Die Lage sei halt einfach gut. weiteren Preisanstieg gerechnet wer- der schlimme Unfall auf der San-Ber- mit einem freiwilligen Beitrag un- «Im Dreieck von Zürich, Winterthur den. Der Preisindex des Informations- nardino-Strecke, der Karikaturen- terstützen möchten. Und Sie sind und Flughafen lässt es sich gut leben. und Ausbildungszentrums für Immo- streit und die Wahl von Doris dem Aufruf gefolgt. Sehr viele Men- Wir sind – trotz des hohen Mietpreises bilien (IAZI) zeigt, dass die Preise für Leuthard in den Bundesrat. Hätten schen haben uns einen Beitrag zu- – zufrieden», sagt Sulcis. Einfamilienhäuser kontinuierlich an- Sie sich daran erinnert, wenn es kommen lassen, den wir für unser gezogen haben. Sie befinden sich nicht hier stehen würde? Vielleicht. Weiterbestehen sehr gut verwenden Nicht ohne mein Parkett Ende des zweiten Quartals 2006 auf Der Dorf-Blitz verzichtet auf eine können. Allen Spenderinnen und dem höchsten Niveau seit Beginn der Rückblende. Wir wollen nicht noch- Spendern möchte ich im Namen Auch für Stockwerkeigentum muss Erfassung im Jahre 1996. mals darüber schreiben, was in Bas- meines Teams an dieser Stelle ganz man heutzutage tiefer in die Tasche sersdorf, Brütten und Nürensdorf herzlich danken. greifen als noch vor einigen Jahren. Ge- Nicht hoffnungslos los gewesen ist. Ohnehin nimmt je- Wir freuen uns, das Jahr 2007 ge- samtschweizerisch erhöhte sich das der Mensch andere Erinnerungen meinsam mit allen, die uns unter- Preisniveau in den letzten sechs Jahren Wohnen ist teurer geworden – mit. Für die einen war es vielleicht stützen, anpacken zu können. Wir um rund einen Viertel. Wie die veröf- egal, ob Eigentum oder Miete. Ge- das Jahr des Schuleintritts, andere wollen daher nicht zurück, sondern fentlichten Zahlen von Wüest & Part- rade die hohen Mietpreise von Neu- gingen in Pension. Einige Familien nur vorwärts schauen. Ich wünsche ner, einem Beratungsunternehmen für wohnungen in unseren Gemeinden bekamen Nachwuchs, andere muss- Ihnen eine besinnliche Weihnachts- Immobilien, belegen, erholt sich der könnten dazu führen, dass sich die ten sich von geliebten Menschen zeit und einen guten Start ins neue Markt zur Zeit jedoch wieder etwas. Im Vermieter von älteren Wohnungen verabschieden. Jahr. ersten Halbjahr 2006 blieben die Ange- verleiten lassen, auch ihre Preise botspreise nahezu konstant. Für die nach oben anzupassen. Schliesslich, Auch wir Dorf-Blitz-Macher neh- Urs Wegmann, kommenden zwölf Monate rechnen die so scheint es, sind die Einwohner men unsere ganz eigenen Erinne- Chefredaktor Dorf-Blitz Experten mit einem moderaten Preisan- bereit, solch hohe Mieten auch zu Dorf-Blitz 11/2006 Gastro 57

Mehr als nur Nahrung Unser täglich Brot

Ein kleiner Streifzug durch die Geschichte des Brotes. Heute mi- schen Grossverteiler den Brot- markt auf. Aber es gibt sie noch, die Dorfbäckereien. von Olav Brunner

Mehr als die halbe Menschheit er- nährt sich hauptsächlich mit simplen Grassamen, Reis und Korn. Während im südostasiatischen Raum die Kör- ner ohne Umweg gekocht gegessen werden, mahlen die Abendländer das Getreide erst mühsam zu Mehl und backen es dann zu geniessbarem Brot. Und dies schon seit einigen tau- send Jahren. Denn die Kartoffel er- reichte Europa erst im 16. Jahrhun- Brot, Genuss aus Mehl, Salz, Hefe und Wasser. (Fotos: Olav Brunner) dert aus Südamerika. ten nicht beiseite legen und keine Zeit einer «kein Brot hat», dann steht er, waren auf die Preise und gewinnen Uralt, und trotzdem verlieren. Er befahl deshalb seinem salopp ausgedrückt, auf verlorenem Marktanteile in den Tankstellen- und modern Diener, ein Stück Schinken zwischen Posten. Und eine «brotlose Kunst» ist Bahnhofshops. Lamprecht setzt kon- zwei Brotscheiben zu klemmen. Das kein gutes Mittel gegen Hunger. Schon sequent auf Qualität, arbeitet strikte In Twann buken die Menschen be- Sandwich war erfunden und lebt heute eher zynisch hört sich der Ausspruch ohne Hilfsstoffe und geht auf spezi- reits 3500 Jahre vor Christus Brote. neben den verschiedensten Abarten, der verschwenderischen französischen elle Kundenwünsche ein. Das ist 1976 fand man dort, am Ufer des Bie- wie Hamburger oder Hot Dogs, fort. Königin Marie Antoinette (1755 bis sein Rezept gegen die mächtige Kon- lersees, ein Weizenbrot aus jener Zeit. 1793) an. Auf die Nachricht hin, das kurrenz. Dazu findet man den ver- Heute hat sich in der Schweiz der Ein Stück Kultur Volk habe grossen Brotmangel, meinte führerischen Duft, welcher die fri- durchschnittliche Brotverbrauch bei sie schnippisch: «Wenn sie kein Brot schen Brote in der Dorfbäckerei ver- 130 Gramm pro Person und Tag einge- Brot füllt aber nicht nur den Magen. haben, sollen sie doch Kuchen essen.» strömen, beim Grossverteiler nicht. pendelt. Interessant dabei ist, dass In Religionen und in der Literatur wird Und die Kinder werden dort auch gegen die Hälfte davon ausser Haus Brot auch oft als Symbol der Lebens- Hartes Brot nicht mit einem Stückchen frischen gegessen wird. Essenszeit wird immer grundlage eingesetzt. «Der Mensch Kleingebäcks für ihren Besuch be- mehr als verlorene Zeit empfunden. lebt nicht von Brot allein» mochte sich Jeden Tag backen in der Schweiz lohnt. Ⅲ Die Erfindung des Lord of Sandwich der römischer Satiriker Juvenal ge- 30’000 Bäcker und Angestellte Brot, im Jahre 1762 liegt voll im Trend. Denn dacht haben als er schrieb, dass es welches in 2949 Verkaufsstellen über der passionierte Spieler wollte schon einzig «Brot und Spiel» brauche, um die Ladentische geht. Damit in Bassers- Böser Schnitzer damals wegen des Essens seine Kar- ein Volk zufrieden zu stellen. Wenn dorf am Morgen herrlich duftende Brot- Reiner Wein ist Geschichte. Die laibe in den Regalen liegen, dafür sorgt im Juni-Dorf-Blitz geäusserten Fredy Lamprecht. Jeden Tag, das heisst Befürchtungen waren ange- Blues Corner Bar: Fliegender Wechsel bei ihm um Mitternacht, steht er in sei- bracht. Wie Schafe folgte der ner Backstube. Mit einer Hilfe, in den Bundesrat der EU-Herde und be- Hinter der Theke der Bassersdorfer ersten vier Stunden am Morgen, verar- willigt auch in der Schweiz das «Blues Corner»-Bar im Hotel «Mare & beitet Lamprecht täglich etwa 200 Kilo- brutale «Verholzen» der Weine. Monti» steht seit dem ersten Novem- gramm einheimisches Mehl und stellt Fortan dürfen, ohne den gerings- ber Brigitte Fankhauser. Sie löste damit 30 verschiedene Sorten Brote ten Hinweis auf dem Etikett, jede «Carlo» Gozzi ab, dieser übernahm her. Ein hartes Brot, sieben Tage in der Menge Holzschnitzel in Weine zusammen mit seinem Sohn das «Il Woche die halbe Nacht hindurch in der geschüttet werden, um diese mit Diamante» an der Stockerstrasse in heissen Backstube unter Zeitdruck zu Eichenholzaromen aufzupäp- Zürich. Brigitte Fankhauser hat lang- backen. Und seine Frau Pia bereitet be- peln. Welche Chance wurde ver- jährige Erfahrung im Gastgewerbe reits um fünf Uhr früh die Lieferungen tan, das einzige Land in Europa und arbeitete früher im Landhaus Ta- für die Restaurants vor und bedient zu sein, in welchem sägemehl- gelswangen und in Kloten. Im «Blues während des Tages die Kunden. lose Weine zu trinken wären. Corner» werden neben Standard- Zukünftig gibt’s auch hierzu- drinks auch kleine Häppchen und Nur Qualität gewinnt lande wie überall zu Schnitzel während der Winterzeit jeden Diens- geschnitzelten Wein. Ein böser Brigitte Fankhauser. tag Walliser Raclette serviert. (ob) Dabei drücken Grossverteiler mit Schnitzer. (ob) ihren industriell hergestellten Back-

Neuer Nachtzug bis nach Bassersdorf Erweitertes Angebot für Nachtschwärmer

Der Zürcher Verkehrsverbund den Bassersdorfern einen grossen (ZVV), welcher seit vier Jahren ein zeitlichen Vorteil: Sie sind nun mit Nachtnetz betreibt, baut sein An- der SN 7, die jeweils um 2.11 und um gebot aus. Auch die Dorf-Blitz-Ge- 4.11 Uhr ab Zürich-Hauptbahnhof meinden – insbesondere Bassers- (HB) fährt, in 19 Minuten zu Hause. dorf – profitieren von der neuen Nachtzuglinie SN7. Statt wie bis Schneller nach Brütten anhin mit dem Nachtbus, können und Nürensdorf die Bassersdorfer am Wochenende in nur 19 Minuten mit einer Nacht- Auch Brütten und Nürensdorf pro- S-Bahn nach Hause fahren. fitieren vom kommenden Fahrplan- wechsel und der Ausweitung des von Thomas Iseli ZVV-Nachtangebotes. Die Brüttemer und Nürensdorfer können wählen, ob Seit Dezember 2002 ist der Zürcher sie mit dem Bus oder neu via Bassers- Verkehrsverbund (ZVV) nachtaktiv dorf mit Zug und Bus nach Hause und bietet an Wochenenden den fahren, denn der N78 Nachtbus wird Nachtschwärmern die Möglichkeit, beibehalten, sodass die Passagiere mit dem öffentlichen Verkehr nach direkt von Zürich den Bus nehmen Hause zu gelangen. oder diesem in Bassersdorf zusteigen (kürzere Fahrzeit) können. Die Erweiterung des Angebots kürzeste Verbindung vom HB in Zü- rich zur Post in Brütten beträgt neu Innerhalb der vier Jahre stieg das mit der SN7 nur noch 38 Minuten. Bedürfnis nach Nachtbussen und Zusätzlich steht den Nachtschwär- -zügen um 75 Prozent. Darum hat mern auch der Nachtbus N66 ab Win- der ZVV in einer «Nachtnetzvision» terthur zur Verfügung. Dieser fährt die Stossrichtungen und Grundsätze neu auch morgens um halb fünf von für die zukünftige Angebotsplanung Winterthur in Richtung Brütten, Nü- aufgestellt. Am kommenden Fahr- Nachtschwärmer profitieren ab 10. Dezember von schnelleren Zug- und rensdorf und Bassersdorf. Ⅲ planwechsel wird ab 10. Dezember Busverbindungen. (zvg) ein erster Teil umgesetzt – davon be- troffen sind auch Dorf-Blitz-Gemein- kostendeckend betrieben werden sion umgesetzt. Die Angebotserwei- den. Im Zentrum der Nachtnetzvi- muss, verlangt der ZVV neben dem terungen ermöglichen einen Ausbau sion steht der Ersatz von Regional- regulären Fahrpreis einen Zuschlag der Kapazitäten und bringen di- buslinien durch Nacht-S-Bahnen «in von fünf Franken. rektere und schnellere Verbindungen. Regionen mit hohem Potenzial», wie Ausgebaut wird das Angebot vor die ZVV schreibt, also dort, wo eine Nachtzug direkt nach allem im Zürcher Unterland. Direkt hohe Grundauslastung garantiert ist. Bassersdorf betroffen ist Bassersdorf: Neu fährt Unverändert bleibt jedoch die Be- eine Nacht-S-Bahn SN 7 von Zürich schränkung auf den Wochenendbe- Mit dem Fahrplanwechsel werden nach Kloten und Bassersdorf. Diese trieb. Da das Nachtnetz weiterhin die ersten Elemente der Nachtnetz-vi- fährt im Zweistundentakt und bietet Gemeindeversammlung genehmigt Kauf des «Bären» Vom Gourmet-Tempel zum Alterszentrum

Die Gemeinde Nürensdorf kann onen für das Alters-Dienstleistungs- genschaft geeignet sei, als Dienstleis- Pflege-Einzelbetten zur Verfügung den «Bären» für 3,2 Millionen zentrum im «Bären», dies als Teil des tungszentrum für die ältere Bevölke- gestellt werden. Stimmbürger und Franken kaufen. Für den Umbau Projektes «Nüeri City» (der Dorf-Blitz rung genutzt werden zu können, Arzt Walter Hugentobler gab zu be- und die Einrichtung eines Dienst- hat mehrfach darüber berichtet). Weil habe sich dann aber von Fachleuten denken, dass diese nie rentabel be- leistungszentrums im Rahmen die beiden Geschäfte inhaltlich doch überzeugen lassen. Zusammenge- trieben werden könnten, denn die des Konzepts «Wohnen im Alter» stark miteinander verbunden sind, fasst sei es eine «einmalige Chance», Vorschriften und Auflagen für Pfle- hat die Gemeindeversammlung stellte Gemeindepräsident Brunner der «Bären» stehe am richtigen Ort, gebetten seien enorm. Brunner kon- zudem 2,1 Millionen gesprochen. sie gleichzeitig vor. der Betrieb könne kostendeckend ge- terte mit dem Argument, dass die führt werden, und es bestehe auch Gemeinde den «Bären» ja nicht sel- von Urs Wegmann Lösung aufgedrängt die Möglichkeit zur Erweiterung. ber betreiben wolle.

«Wir werden immer älter», stellte Ge- «Die über 80-Jährigen werden sich Gemeinderat Werner Tschannen Die grosse Mehrheit der Anwesen- meindepräsident Franz Brunner bis 2020 verdoppeln», schilderte er erläuterte einige Details des Kon- den folgte dem Antrag des Gemein- gleich zu Beginn der Versammlung die demographische Entwicklung. zepts. So erklärte er, dass das Restau- derates und stimmte beiden Geschäf- fest. Das ist zwar theoretisch allen Das sehe natürlich nicht nur in Nü- rant wieder für die Öffentlichkeit ten zu. Im Kaufpreis von 3,2 Millio- klar, und trotzdem war es genau der rensdorf, sondern in der ganzen zugänglich sein solle. «Die hohe Gas- nen für den «Bären» ist auch Inventar Kern der Argumentation, warum die Schweiz so aus. Bassersdorf habe tronomie hat allerdings ausgespielt», des einstigen Gourmet-Tempels für 259 Anwesenden (7,6 Prozent der den Anschlussvertrag ans Alters- so Tschannen. Neu solle die Gast- rund 50‘000 Franken enthalten. Oder Nürensdorfer Stimmberechtigten) heim Breiti per Ende 2009 gekün- stätte «gut bürgerlich» geführt wer- wie Brunner sagte: «Damit kaufen den Geschäften an diesem Abend zu- digt; nun dränge sich für Nürensdorf den. wir auch die Schüsselchen für den stimmen sollten. eine Lösung auf. Kaviar. Aber die werden wir wohl Kein Bedarf an Kaviar nicht mehr brauchen.» Ⅲ Der Gemeinderat beantragte die Der «Bären» steht seit geraumer Zustimmung zum Kauf des Gasthofs Zeit leer. Ihn kaufen zu können, sei In der anschliessenden Diskussion Bären zu einem Preis von 3,2 Millio- für die Gemeinde «ein Glückstreffer». stellte sich vor allem ein Punkt als nen. Traktandiert war zudem die Be- Brunner räumte zwar ein, er sei zu- umstritten heraus. Im Betriebskon- willigung eines Kredits von 2,1 Milli- erst skeptisch gewesen, ob die Lie- zept ist vorgesehen, dass auch sechs Lokales Bier ist beliebt Schneeflöckli- und Pistenbier

Seit April wird in Nürensdorf Schweiz bauen nur noch wenige Bau- nach über hundert Jahren Pro- ern solche an. duktionsunterbruch in der Schlossbrauerei wieder Bier her- gestellt. Grosse Nachfrage von Sandra Nonella Zuweilen entstehen bei Gnos und Retsch noch Lieferengpässe, beson- Die «Landi» verkauft es, der Golfclub ders, wenn grosse Mengen Bier auf Breitenloo schenkt es aus, es netzt einmal nachgefragt werden, da die die durstigen Kehlen der Theaterbe- Produktionskapazität noch be- sucher des «Drami» Nürensdorf, und schränkt ist. Bald möchten sie jedoch es wird von Privaten immer mehr noch mehr Bottiche anschaffen, damit nachgefragt: Das in Nürensdorf lokal parallel gebraut werden kann. Für gebraute Bier. Es wird regulär unter den hohen Absatz sind in erster Linie dem Namen Schlossquell verkauft, die einwandfreie Qualität und der doch hie und da ist es auch unter Adrian Gnos und Joanna Retsch von der Schlossbraui Nürensdorf waren gute Geschmack des Biers verant- schillernderen Namen wie «Schnee- bereits zum zweiten Mal am Martinimärt vertreten. Ihr Weihnachtsbier wortlich. Beliebt ist es aber auch, weil flöcklibier», passend zur Saison, oder war am Nachmittag schon ausverkauft. (pl) es mit individuell gestalteter Etikette «Pistenbier», in Anspielung auf den für Geburtstags- oder Hochzeitsfeste Anflug auf die Piste 28, erhältlich. gewünscht voran. Immer wieder Wochen durch. Hier mussten wir un- zwei bis drei Tage im Voraus bestellt Vor einem Jahr kündigte der Dorf- drehten sie die Flaschen und hofften, ser Sudverfahren ein wenig anpas- werden kann. Dazu besteht ab dem 2. Blitz die Wiederaufnahme des Brau- dass das Bier bald seine gute Qualität sen», erklärt Gnos. Die Gärung funk- Dezember jeden Samstag von zehn ens in der Schlossbrauerei durch erreiche. Bis heute ist unklar, ob die tioniert mittlerweile perfekt, doch bis zwölf Uhr auch direkt in der Adrian Gnos und Joanna Retsch an. Anfangsschwierigkeiten mit dem beansprucht sie drei Wochen. Gnos Schlossbrauerei die Gelegenheit. Die Am 15. April dieses Jahres setzten neuen Bottich zu tun hatten, oder ob lacht: «Gut Ding will Weile haben.» beiden werden jeweils zu dieser Zeit die beiden den ersten Sud auf. Retsch gar das Nitrat im Quellwasser dafür Für die Herstellung des Biers wird brauen und Bier ausschenken - der erinnert sich: «Es war ein grosser Mo- verantwortlich war. «Wir haben frü- übrigens Braugerste verwendet, die Zeitpunkt für all jene, die das Lokal- ment, doch dann kam das lange War- her in Wädenswil mit Seewasser ge- in Nürensdorf angebaut wird. Dies ist gebräu noch nicht am Martinimärt ten.» Die Gärung schritt nicht wie braut. Da war die Gärung nach zwei ein schöner Zufall, denn in der gekostet haben. Ⅲ Dorf-Blitz 11/2006 Brütten 37

Mit der Abendunterhaltung sind die Jubiläumsfeierlichkeiten abgeschlossen Turnerische Reise in die Vergangenheit

Mit der Abendunterhaltung am folgen. Als Turnhallen dienten einmal 18. November unter dem Motto der ’Sonnenhof’-Saal, ein andermal «Jubiläum» hat die Brüttemer Tur- ein Dreschschopf oder eine Scheune», nerfamilie den Schlusspunkt zu ist die schlüssige Antwort. Die Büh- den Feierlichkeiten «75 Jahre nenvorhänge werden zurückgezogen TVB» gesetzt. Die episodenreich ,und nahtlos fängt die turnerische und hochkarätig choreogra- Reise in die Vergangenheit an. phierten turnerischen Darbie- tungen aller Riegen begeisterten Zeitbilder aus 75 Jahren das Publikum in der vollbesetzten Mehrzweckhalle Chapf. Als Rückblende zur Gründungsver- sammlung am 2. August 1931, humor- von Susanne Reichling voll dargeboten von der Männeriege, beginnen die turnerischen Episoden Nach einer kurzen Begrüssung durch aus den Frühzeiten des Vereins. TVB-Präsident Jürg Baltensperger Marsch übungen mit militärischem richten sich die Scheinwerfer in die Drill – in Zweierkolonne, anschlies- nach werden die Sektionen Damen- rechte Ecke neben dem Bühnenvor- send Beugen vorwärts und seitwärts, riege, Jugendsportriege, Frauenriege hang. In gemütlicher Kulisse mit Sofa, Bauch rein, Brust raus – sind damals und die Veteranengruppe gegründet. Stehlampe und Salontisch sitzen hier in Mode und verschaffen Respekt. Auf der Bühne werben jetzt die Ak- ein erzählfreudiger Grossvater (Sami Zur bevorstehenden Fahnenweihe tivturner mit Elvistolle, Sonnenbrille Vogt) und seine neugierige Enkelin 1936 wird im Dorf und auf den Höfen und Lederjacke für neue Mitglieder. (Nadine Mayer). Im Interesse des Pu- sowie im benachbarten Winterberg, Die Einheitsübungen der Damen blikums löchert sie ihren Opa mit wo der TVB-Göttiverein Grafstal be- wandeln sich nun zu rhythmisch voll- Fragen und löst damit hervorragend heimatet ist, erfolgreich Geld gesam- endeten Gymnastikdarbietungen, choreographierte Darbietungen (Re- melt, erzählt Yves Ehrsam. Die adrett und die «Jugi» zeigt spektakuläre 1. gie: Judith und Werner Altorfer) aus. gekleidete Mädchenriege setzt hier August-Pyramiden mit Handstand am mit Einzug durch das klatschende Pu- Barren. Schon bald werden Triller- Jahrzehnte im Zeitraffer blikum einen attraktiven Rahmen. pfeife und Tambourin abgelöst durch «Die schönste Fahne nützt jedoch rassige Musik, was den Abgang mit «Wo und wie hättmer dänn früeh- nichts, wenn nur noch einige wenige Flanken und Hechtrollen, die Korb- ner turnet?», fragt das wissensdurs- Mitglieder turnen», erinnert sich der ballturniere, das Bodenturnen oder tige Mädchen. Grossvaters Rück- Grossvater an die 40er-Jahre. Weil etwa den urchigen «Schwinget» zu blende in die 30er-Jahre ergibt, dass beflügeln scheint. Das Publikum ist anfänglich ein – allerdings eher begeistert. Als sich zum Schlussbild schlecht funktionierender – Fussball- die gesamte Turnerfamilie auf der club existierte. Statt diesen wieder zu Bühne präsentiert, will der Applaus beleben, habe Lehrer Johann Fisch fast nicht enden. den Turnverein gegründet. «Fleis- Für gute Stimmung bis in die frü- siges Üben und viel Begeisterung hen Morgenstunden sorgten das Live- führten schon bald zu namhaften Er- Trio «Piccolinos», eine grosse Tom- bola mit attraktiven Preisen sowie eine Weinstube und eine Bar mit DJ- Unterhaltung. Ⅲ

viele Männer zum Aktivdienst (Zwei- lichen Geschehen – in Aktion. Das ter Weltkrieg) eingezogen waren, hat- Publikum spendet ihm für sein mitt- ten sich die Reihen gelichtet, und lerweile fast 50-jähriges Engagement dem TVB drohte die Auflösung. einen speziell herzlichen Applaus. Im Krisenjahr 1958, anlässlich einer aus- Aufschwung ab 1958 serordentlichen Generalversammlung, übernimmt er das Amt des Obertur- Hier tritt Werner Altorfer – in der ners und geht damit als «Retter» in die (Bilder: linsenreflektion.ch) Rolle auf der Bühne und im tatsäch- Geschichte des TVB ein. Nach und 36 Brütten Dorf-Blitz 11/2006

Nachmittagveranstaltung für die Jugend und am Abend das Jubiläumsfest Zum Geburtstag gebührend jubiliert

Erlebnisreicher Jugendcup am Nachmittag in der Turnhalle … … und im Foyer gab’s Trophäen und Fotos zu bewundern. (sr)

Aus Anlass des 75. Geburtstages ih- suchten sich im Harassenstapeln, diverse Trophäen ausgestellt: Po- des Gemeinderates und der Bevölke- res Turnvereins hat die Brüttemer geschützt durch ein Rettungskor- kale, Lorbeerkränze, Zinnteller und rung gratulierte Gemeinderat Ruedi Turnerfamilie am Samstag, 11. No- sett. Fotografien. Zum Mitnehmen gab es Bosshart dem stetig prosperierenden vember, gleich zwei Anlässe veran- eine gerade eben druckfrisch aufge- Verein mit lobenden Worten. Ge- staltet. Tagsüber durften sich Kinder Ausserdem gab es einen amü- legte Festschrift mit Chronik über krönt wurden die sicherlich unver- am «Jugendcup» verweilen, und am santen Hindernisparcours in ver- die Jahre 1931 bis 2006 des Turnver- gesslich bleibenden Festivitäten mit Abend feierten die Erwachsenen im schiedenen Alterskategorien. Der eins Brütten (TVB). Der grosse Ge- zahlreichen Ehrungen, Showblocks Beisein von geladenen Gästen. Wettkampf mit Zeitmessung ver- burtstag wurde im Beisein von gela- mit Darbietungen in Erinnerung an langte Geschicklichkeit und Kondi- denen Gästen und Delegationen be- frühere Zeiten und – vor allem – mit Amüsanter tion. Die Teilnehmer mussten sich auf freundeter Vereine sowie Behörden- gemütlicher Kontaktpflege. Hindernisparcours einem Rollbrett fortbewegen, durch mitgliedern gefeiert und von Slalomstangen winden, sich über eine TVB-Präsident Jürg Baltensperger Susanne Reichling Organisiert von der Jugendsport- Kastentreppe rennen, unter einem unterhaltsam moderiert. Im Namen riege durften Kinder und Jugendli- Pferd hindurchzwängen, über Barren che im Alter von 3 bis 16 Jahren sich klettern, durch eine Mattenröhre Aus den «Jugendcup»-Ranglisten in einem «Funpark» in der Turnhalle kriechen und mit Pedalos zum Ziel Chapf nach Lust und Laune amüsie- gelangen (siehe Rangliste). Kategorie 1. bis 4. Klasse: 1. Luca Kategorie 5./6. Klasse: 1. Sebas- ren. Das Angebot an Spielgeräten Mayer (19.03). 2. Tania Glesti tian Meier (20.97). 2. Marc Lien- war gross und vielseitig: hölzerne Jubiläumsfeier am Abend (19.07). 3. Karin Wegmann (19.94). hard (21.13). 3. Chantale Mayer Velo-Laufräder, Rutsch-Trottinets (22.19). und der Lauftöff «Fat Boy» sowie der Im Foyer hatte die Brüttemer Tur- Beste Kindergärtler: Angelo Dom- «Holländer» zum Treten, Balancier- nerfamilie schon am Nachmittag für eisen (33. Rang/26.47). Silvan Mül- Kategorie Oberstufe: 1. Roland teller, Sommerskis, Diavolos oder die abendliche Jubiläumsfeier eine ler (38./27.81). Caroline Lanz Huber (24.44). 2. Iris Huber (24.78). etwa Jongliermaterial fanden rege Präsentation aufgebaut. An Stell- (45./29.10). 3. Severin Koch (28.69). Benützung. Wagemutige Kids ver- wänden und auf Tischen wurden

Anlässlich der Jubiläumsfeier durfte TVB-Präsident Jürg Baltensperger die zahlreichen Ehrenmitglieder auf die Bühne bitten. Eine besondere Auszeichnung erhielt Werner Altorfer (2. v.l.vorne) für sein 50-jähriges Engagement im Verein. (Bild: linsenreflektion.ch) 26 Bassersdorf Dorf-Blitz 11/2006

Absturz der LX 3597 jährt sich zum fünften Mal Zuerst ein Kafi Luz und ein grosses Bier

Am 24. November 2001 starben 24 die Baumkronen, wodurch das Flug- Menschen beim Absturz eines zeug heftig gebremst wurde und Crossair-Jumbolinos in Bassers- rasch tiefer fiel. Jenseits der Wald- dorf. Direkt Beteiligte erinnern strasse, rund 200 Meter unterhalb sich und erzählen, warum das Un- der Waldhütte, schmetterte der Rumpf glück sie auch heute immer wie- zu Boden. Flammen züngelten in den der einholt. Nachthimmel. von Urs Wegmann Zu Fuss unterwegs

Der Weiher liegt still da. Die letzten Franz Zemp, Gemeindepräsident Novembernebel haben sich verzogen, von Bassersdorf, kann sich gut an die so dass der Blick Richtung Osten den Nacht erinnern. «Ich war zuhause, als Hügel hochschweifen kann, hoch man mich benachrichtigte», erzählt er. durch die auffällige Schneise. Einige Er habe sich sofort in Richtung Restau- wenige, abgebrochene Baumstümpfe rant Kreuzstrasse in Birchwil aufge- ragen in den blauen Himmel. Würden macht – weil alles gesperrt war, zu nicht ein grosser Stein mit einer In- Fuss. Die Kantonspolizei hatte hier ih- schrift und zwei Holzbänkli daran er- ren Kommandoposten eingerichtet, um innern und ein sorgfältig gepflegtes die rund 300 Rettungskräfte zu koordi- Weglein an den Waldrand führen, nieren. «Die Polizei nahm mich sofort man würde kaum ahnen, dass hier zur Seite», erinnert er sich. «Man sagte vor fünf Jahren 24 Menschen ihr Le- mir, was ich zu tun habe. Es war nicht ben verloren haben. der Moment für eigenmächtiges Han- deln.» Immer mehr bekannte Gesichter Es war der 24. November 2001. Das trafen ein: Moritz Suter von der Crossair, Wetter war schlecht, es trieb leichter Bundesrat Moritz Leuenberger. Ein Gedenkstein soll die Erinnerung aufrechterhalten. Viele Bassersdorfer Schnee. Die Crossair LX 3597 aus und Nürensdorfer werden den 24. November 2001 so auch nie mehr Tegel flog von Osten auf die Tief in der Nacht wurde die erste vergessen. (uw) Piste 28. An Bord 28 Passagiere und Medienkonferenz organisiert. «Un- die fünfköpfige Crew. Aber die Ma- glaublich, woher in der kurzen Zeit all her ist, erinnert er sich hie und da. mich in den vergangenen Jahren im- schine flog zu tief (siehe Kasten). Auf die Radio- und Fernsehsender kamen», «Zum Beispiel, wenn ich die Musik mer wieder Angehörige angerufen.» dem Hügel der Walishalden streifte erzählt Zemp. Es sei eine «interes- von Melanie Thornton höre.» Die US- sie die obersten Äste einer Esche. Nur sante» Erfahrung gewesen. Der Be- Popsängerin und zwei Sängerinnen Die Hunde bellten wenige Meter höher hätten vielleicht such an der Absturzstelle eine Erinne- ihrer Band «» waren gereicht, das Unglück zu verhindern. rung, die er sein Leben lang behalten ebenfalls beim Absturz ums Leben ge- Neun Menschen, die an Bord wa- Aber nun brachen die Flügel durch werde. Auch wenn es nun fünf Jahre kommen. «Zudem», so Zemp, «haben ren, überlebten den Absturz. Zwei

Warum es passierte

Flugzeuge fallen nicht einfach so vom höhe für den Anflug, ohne Sichtkon- Aber sie entsprach nicht dem neues- nen privaten Übungsflug am Un- Himmel herunter. Die Sicherheitskette takt zur Piste. Beim Autofahren ent- ten Stand der Technik und deaktivierte glückstag beeinträchtigt. Die Aufga- in der Fliegerei reisst niemals, wenn spräche dies dem Überfahren einer sich automatisch nach dem Ausfahren benteilung im Cockpit während des nur ein einziges System versagt. Es Sicherheitslinie im Nebel. Der Copilot des Fahrwerks. Dazu waren die vom Anfluges nach Kloten entsprach nicht braucht immer mehrere Faktoren, bis als Überwacher und zweites Sicher- Luftamt festgelegten minimalen Sicht- den Verfahrensvorgaben der Crossair. ein Unglück passiert. Der Unfall am heitselement im Cockpit unternahm bedingungen zu tief angesetzt. 24. November 2001 in Bassersdorf lie- keinen Versuch, die Weiterführung Hätte nur ein einziger der acht er- fert einmal mehr den Beweis dafür. Im des Fluges unter die Sicherheitshöhe Die Verantwortlichen der Crossair ha- wähnten Mängel gefehlt, das Unglück Schlussbericht des Büros für Flugun- zu verhindern. ben über längere Zeit die fliegerischen in Bassersdorf wäre nicht passiert. falluntersuchungen BFU über den Leistungen des Kommandanten unzu- Wenigstens ergriffen die Verantwort- Crash der Crossairmaschine des Typs Für die Überwachung des Anflugsek- treffend bewertet. So wurde beispiels- lichen aufgrund des sehr ausführ- Avro 146-RJ 100, HB-IXM, sind die Ur- tors der Piste 28 war am Boden kein weise eine frühere Verwechslung des lichen Unfallberichtes verschiedene sachen aufgelistet, welche zum Tod System installiert, welches beim Un- Flugplatzes Sion mit demjenigen von Massnahmen, um die Sicherheit für von 24 Menschen führten. Eine er- terschreiten der Sicherheitshöhe einen Aosta erst nach dem Auftauchen eines Anflüge auf die Piste 28 den interna- schreckende Bilanz. Alarm ausgelöst hätte. Im Flugzeug Passagierfilms bekannt. Ausserdem tionalen Normen anzupassen. Leider war zwar eine Warnanlage eingebaut, war das Konzentrations- und Entschei- ein zu später Trost für die Angehöri- Der Kommandant unterschritt be- welche grundsätzlich eine gefährliche dungsvermögen des Kommandanten gen der Opfer. wusst die vorgeschriebene Mindest- Annäherung ans Gelände meldet. aufgrund von Übermüdung durch ei- Olav Brunner Dorf-Blitz 11/2006 Bassersdorf 27 retteten sich zu Fuss in die nahe ge- und Polizei wärmte sich immer wie- baggert werden. Sie waren mit Öl legene «Kreuzstrasse». Wirt Rolf Bi- der auf im Restaurant. Das Zelt, das und Kerosin verschmutzt. Der Förs- schoff erinnert sich. «Meine Hunde für die Metzgete aufgestellt worden ter August Erni hatte damals die haben gebellt wie verrückt. Von wei- war, wurde umfunktioniert ins Medi- zündende Idee, dass es wenig Sinn tem sah man, dass im Wald etwas enzentrum. Bischoff und seine Mitar- habe, soviel Erde wieder in den Wald passiert war.» Einige Polizeibeamte beitenden blieben die ganze Nacht zurückzutransportieren. Stattdes- waren zufälligerweise vorher bei Bi- auf, kochten Suppe und Schüblige. sen formten die Bagger auf Kosten schoff zum Abendessen. Diese konn- Kassiert wurde schon lange nicht der Crossair einen Weiher mit Bö- ten sofort ausrücken. Dann, wenige mehr. Die Rechnung haben sich an- schung. Ein Bächlein war schon vor- Minuten nach dem Unglück, ge- schliessend die Gemeinden Nürens- handen. schah das Unglaubliche. Zwei der dorf und Bassersdorf geteilt. Verges- Überlebenden traten in die Gast- sen hat Bischoff nichts: «Das bleibt Der Weiher ist heute beliebt bei stube. «Sie haben nicht einmal so hängen.» Und hie und da kommen Laubfröschen. In manchen Sommer- schlimm ausgesehen», erzählt Bi- auch immer wieder Angehörige vor- nächten setzen sie dort zu ihrem schoff. Der Mann und die Frau bei, die nach der Gedenkstätte fra- lautstarken Konzert an. Und die setzten sich an den runden Tisch in gen. Wildschweine, die auf ihren nächt- der Ecke und bestellten einen Kafi lichen Zügen durchs das Tal im Hin- Luz und ein grosses Bier. Wildschweine und termoos streifen, lieben es, im Laubfrösche schlammigen Ufer zu suhlen. Hier, Dann begann sich das Karussell wo 24 Menschen gestorben sind, ist immer schneller zu drehen. Journalis- Nach dem Absturz mussten rund das Leben auf andere Weise wieder ten fielen in Massen ein. Feuerwehr 1000 Kubikmeter Waldboden ausge- zurückgekehrt. Ⅲ Dorf-Blitz 11/2006 Bassersdorf 21

Oasen an der Autobahn Ausruhen im Lärm

Autobahnparkplätze versprühen einen eigenartigen Charme. Es sind Orte, welche man schnell be- nützt und ebenso schnell wieder vergisst. Geschichten vom Park- platz Baltenswil Süd. von Olav Brunner

Der Autobahn-Parkplatz Baltenswil Süd an der Nationalstrasse A1, Fahrt- richtung St. Gallen, liegt im südlichs- ten Zipfel des Gemeindegebietes Bas- sersdorf, beim Hürlistein. Täglich brausen zehntausende Autos daran vorbei, einige legen auf ihrer Reise von irgendwoher nach irgendwohin Idylle mit Nebengeräuschen. (Bilder: Olav Brunner) hier in Baltenswil eine Pause ein. So wie ein junges Paar auf seiner Reise Europas schnell ins Gespräch. Dabei Pause angesagt. Nicht dass es ihm tene Entsorgung von Abfall auf dem von Genf nach Kranj, etwa 30 Kilome- vernimmt sie oft die skurrilsten Ge- wieder passiere wie letzthin in Parkplatz. Ganze Säcke voll Kehricht ter vor Ljubljana, Slowenien. Auf ih- schichten. So fragte letzthin ein Paar Deutschland, als er eine halb Stunde würden während der Nacht depo- rer Karte zeichnen sie die Route ein, aus Bern, wie weit es noch sei bis zu wenig geruht und dafür eine niert. Als Beispiel lehnt an einem verzehren belegte Brote und trinken nach Genf. Und dies neben der Fahr- Busse von 730 Euro aufgebrummt Abfallcontainer ein komplettes Velo- Orangensaft dazu. spur Richtung St. Gallen! bekommen habe. Nur Personenwa- rad. Was das hier zu suchen hat, genfahrer müssen keine vorgeschrie- wird wohl immer ein Geheimnis blei- Europa trifft sich in Ununterbrochener Lärm benen Ruhezeiten einhalten und sit- ben. Baltenswil zen oft zwanzig und mehr Stunden Obschon der Parkplatz sauber und ununterbrochen am Steuer. Und vielen Automobilisten sei der Seit sechs Jahren führt Vreni mit zwei Tischen und Bänken im Grü- Weg vom Auto bis zu den vier WC-Ka- Schoch aus Uster auf dem Parkplatz nen gar an eine Gartenwirtschaft er- … und von Familien binen zu weit. Im Sommer, wenn es den Imbissstand «Vrenis Imbiss». innert, ist der Lärm der vorbeirau- lange nicht regne, sei der Uringe- Montags bis freitags steht sie von schenden Autos enorm. Im Winter, Eine junge Familie aus Aarau legt stank oft unerträglich. Es fehle nur morgens sechs Uhr bis nachmittags mit Winterpneus und nassen Fahr- bereits einen Halt auf dem Parkplatz noch, dass sich einmal einer erfreche, um vier in ihrem Container und verk- bahnen, wird er wohl noch einen Za- ein. Nicht um sich auszuruhen, sie an ihren Imbissstand zu pinkeln. Da- auft Erfrischungen und kleine Snacks. cken zulegen, Flugzeuglärm würde wartet hier auf ein befreundetes Paar, bei sind die WCs blitzsauber. Alles Weil der Stromanschluss zu knapp darin schlicht untergehen. Rund um um gemeinsam in den Kosovo zu fah- glänzt, jeden Tag kommt eine Equipe bemessen ist, brät sie die Grillwürste die Uhr fahren die Autos auf der ren. Einem Kleinwagen mit pol- vom kantonalen Werkhof in Win- auf einem Gasgrill, auch für eine Fri- sechsspurigen Autobahn ununterbro- nischem Kennzeichen entsteigen fünf terthur vorbei, um zu reinigen. Die teuse reiche der Strom nicht. Durch chen am Rastplatz vorbei. Ruhe kehrt Personen. Alle sprechen nur polnisch, meisten Parkplatzbesucher halten ja ihre offene Art kommt Vreni mit ihrer nur ein, wenn ein Stau den Verkehr eine Konversation kommt nicht zu- wegen den Toiletten an. Oft verlassen Kundschaft aus sämtlichen Ländern auf dem am meisten befahrenen Au- stande. Daneben parkiert ein sehr sie ihre Autos im Laufschritt und in tobahnstück in der Schweiz für ein grosszügiges, feudales Wohnmobil. grösster Not. paar Stunden lahm legt. Und auf der Auf der Heimreise von Südfrankreich nördlichen Seite sorgen zwei Eisen- nach St. Gallen habe man per Handy Leben auch in der Nacht bahnlinien für zusätzlichen Lärm. erfahren, dass die Tochter ebenfalls Eine Oase der Ruhe ist Baltenswil Süd ganz in der Nähe auf der Autobahn Vor Jahren war zu nächtlichen nicht wirklich. unterwegs sei. Nun wolle man sich zu Stunden auf Baltenswil Süd einiges einem kurzen Schwatz hier treffen. los. Die Homo-Szene traf sich hier. Treffpunkt der Profis … Baltenswil Süd als Begegnungsort. Heute sei es in dieser Beziehung ru- higer geworden, meint Vreni. Aber Lastwagenchauffeure schätzen Sauberkeit und das sie sei froh, dass sich immer noch den Parkplatz. Man trifft und kennt Gegenteil Herren hier treffen, sie seien anstän- sich hier. Einer ist unterwegs von dig und vertrieben Räuber, welche es Genf nach Märstetten. Er kauft bei Ganz so idyllisch gehe es nicht im- auf ihren Imbisstand abgesehen hät- Vreni den letzten Cervelat, welche mer zu, weiss Vreni Schoch zu be- ten. Wie bei Bahnhöfen, umgibt den schon reichlich angekohlt kurz vor richten. Besonders, wenn Fahrende Parkplatz Baltenswil Süd eine eigen- Ladenschluss noch auf dem Grill hier gehaust hätten, sei das Gelände artige Stimmung. Ein kurzes Anhal- Parkplatz-WC – wie aus einer liegt. Noch habe er heute nichts ge- nachher mit Unrat jeder Art übersät. ten auf einer langen Reise, eine kleine Putzmittelreklame. gessen, und ausserdem sei eine Ein ganz tristes Kapitel sei die verbo- Rast auf dem Lebensweg. Ⅲ 4 Monatsinterview Dorf-Blitz 11/2006

Karin Wenger aus Bassersdorf: Reporterin im Gazastreifen und im Westjordanland (Palästina) «Hinterfragen und Ungerechtigkeiten aufdecken»

Für die 27-jährige Journalistin Ka- Ich suchte immer schon Herausfor- rin Wenger war Schreiben immer derungen. Den Sinn meiner Arbeit eine Leidenschaft. Schon zu ihrer sehe ich vorallem darin, Menschen «Kanti»-Zeit arbeitete sie als Repor- eine Stimme zu geben, die keine ha- terin bei einer Lokalzeitung. Als ben. Ich erachte es – nach allem, was vor zwei Jahren Arafat starb, weilte ich in den vergangenen zwei Jahren sie in Palästina; seither arbeitet sie da unten erlebt habe – als meine als Journalistin in Nahost. Pflicht, über die palästinensische Be- von Susanne Reichling «Den Sinn meiner Im Frühsommer haben Sie den Arbeit sehe ich darin, Zürcher Journalistenpreis für eine Menschen eine Reportage über Beduinen in der Stimme zu geben, Negev-Wüste erhalten. Für welche Medien sind Sie tätig? die keine haben.» Diese Auszeichnung für meine «NZZ»-Reportage «Wenn Beduinen völkerung, ihr Leben und die Folgen lieben» hat mich sehr gefreut. Sie be- des Konflikts zu berichten. Andere stätigt mir, dass ich mit meinem Re- schliessen da die Augen. Aber ich bin cherchierjournalismus zu Hinter- Journalistin. Wir müssen hinschauen, grundthemen in Nahost auf dem aufdecken und die Öffentlichkeit sen- richtigen Weg bin. Meine Arbeiten sibilisieren. Missstände und absurde auf der Basis «freie Journalistin» wer- Kriegs- sowie Krisensituationen zu den in verschiedenen Medien publi- enthüllen, ist meine Leidenschaft. ziert. Ich schreibe vor allem für und Wohl eine Art innere Berufung. Dass im Auftrag der «NZZ» und der «NZZ ich bei diesen Erfahrungen immer Karin Wenger auf Reportage in der Wüste Sinai, wo sie enge Kontakte am Sonntag». Ausserdem publizier- mit Menschen aller sozialen Schichten knüpft und sich auch mit Kleidung wieder meine eigenen Grenzen ken- ten auch schon der «Bund», die «Neue und Verhalten an die lokalen Sitten und Gebräuche anpasst. (zvg) nen lerne, ist ein Nebenprodukt die- Luzerner Zeitung», «Financial Times ser Arbeit. Deutschland», «Spiegelonline», «Welt dortigen Bevölkerung, die nicht aus- mussten Sie dreimal die Hose aus- am Sonntag», oder etwa «Annabelle» reisen darf, habe ich jedoch die Mög- ziehen und sich kontrollieren las- Warum beschäftigt Sie ausge- meine Berichte. lichkeit, mich in meiner heimatlichen sen. Diese Behandlung löste welt- rechnet das Schicksal der Palästi- Oase regelmässig zu erholen und die weite Empörung aus. Die Israelis nenser? Warum der Gazastreifen Mittlerweile sind Sie eine re- Batterien neu aufzuladen. Um vor Ort gerieten unter Druck und mussten und das Westjordanland? nommierte Nahost-Reporterin. sich öffentlich für ihr Benehmen Schon in meiner Zeit an der «Kanti» Ihre Berichterstattung über «Kein Tag vergeht entschuldigen. und später an der Universität Frei- menschliche Schicksale und den Diese demütigende Situation hat burg (Politikwissenschaften/Medien/ Alltag – geprägt von Bombardie- dort, an dem nicht bei mir vor allem Entrüstung ausge- Journalistik) verfasste ich immer wie- rungen, Gewalt und Toten sowie geschossen wird und löst. Tatsache ist jedoch, dass dort le- der Reportagen zu speziellen The- Hoffnungslosigkeit und Trauer – an dem ich nicht bende Palästinenser tagtäglich er- men. Meine journalistischen Sporen in den besetzten Gebieten berüh- mit eigenen Augen niedrigende Schikanen ertragen habe ich beim «Zürcher Unterländer» ren die Leser. Sind die psychische müssen. Die Medienaufmerksamkeit abverdient. Während eines «NZZ»- und die körperliche Belastung sehen kann, was konnte ich mindestens dafür nutzen, Volontariats gegen Ende meines nicht fast unerträglich für eine in Besatzung bedeutet.» auf diese Ungerechtigkeiten hinzu- fünfjährigen Studiums wurde ich im der «heilen Welt in Bassersdorf» weisen. Solche aufzudecken und nach September 2003 nach Israel und in aufgewachsene junge Frau? meinen Energieverlust jeweils besser aussen zu tragen ist Zweck meiner die besetzten Gebiete geschickt. Ich Kein Tag vergeht dort, an dem nicht aufarbeiten zu können, schreibe ich Reportagetätigkeit in den palästinen- verstand damals überhaupt nichts geschossen wird und an dem ich die Erlebnisse in meinem Internet-Ta- sischen Krisengebieten Gazastreifen vom Konflikt, der Kultur, der Sprache nicht mit eigenen Augen sehen kann, gebuch (www.myblog.de/marhaba) und Westjordanland. und Religion, war jedoch fasziniert was Besatzung bedeutet: Lange War- nieder. Das hilft. von der Region. Deshalb schrieb ich tezeiten an Checkpoints, Familien, Warum haben Sie sich ausge- mich ein Jahr später an der Universi- die getrennt, und Menschen, die ver- Mitte Mai dieses Jahres sind Sie rechnet für Kriegsberichterstat- tät Birzeit (Ramallah/Westjordanland) letzt, getötet oder verhaftet werden. zur «öffentlichen Person» gewor- tung über die von Israel kontrol- ein, besuchte Politik-Kurse in Eng- Vor allem die absolute Hoffnungslo- den. Am palästinensisch-israeli- lierten Gebiete entschieden? Es lisch und studierte zudem die arabi- sigkeit und die Geschichten, die bei- schen Grenzposten Erez verlangte gäbe doch weit ungefährlicheren sche Sprache. Im November jenes nahe immer deprimierend sind, be- das israelische Militär von Ihnen und weniger riskanten Journalis- Jahres starb der palästinensische schäftigen mich sehr und machen einen «strip search». Unter den mus, mit dem Sie Ihrem «Schreib- Präsident Arafat. Ich war damals eine mich oft traurig. Im Gegensatz zur Augen eines Sicherheitsbeamten virus» frönen könnten? der wenigen Journalisten vor Ort und Dorf-Blitz 11/2006 Monatsinterview 5 wurde deshalb von deutschsprachi- stete Präsenz der israelischen Ja, das ist tatsächlich eine psy- einandersetzen. Damit nicht einfach gen Medien für Berichterstattungen Streitkräfte: Ist das nicht sehr chische Belastung. Aber solche Be- totgeschwiegen wird, was ist, braucht kontaktiert. Daraus eröffneten sich zermürbend und risikoreich? gegnungen bereichern auch. Wenn es unter anderem auch die Arbeit der unvermittelt neue Perspektiven in Doch, sehr sogar. Das beschert mir Menschen sich mir gegenüber öff- Journalisten. meinem Leben. Seit nunmehr zwei oft schlaflose Nächte. Noch viel schlim- nen, mir Vertrauen schenken und mir Jahren kehre ich regelmässig in die- mer aber ist es für die betroffenen Fa- Einblick in ihr Innerstes gewähren, Was war das traurigste Ereignis? ses Gebiet zurück und bleibe oft milien, die seit Jahren in dieser Situa- dann schätze ich mich in solchen Mo- Es war im Juni dieses Jahres. Ein- mehrere Monate. tion leben. Was die Menschen dort an menten sogar glücklich. Was ich in mal mehr ein Angriff mit Panzergra- Elend und Aggressionen ertragen diesen zwei Jahren aus den Lebenser- naten, diesmal am Strand im Norden, Wie gehen Sie bei der Themensu- müssen, grenzt ans Unerträgliche. fahrungen Betroffener gelernt und nahe der Stadt Gaza. Sieben Men- che vor, und wie verständigen Sie gewonnen habe, ist unbezahlbar. schen, alle aus derselben Familie – sich? Ihr Einblick in die Familien- Traurig ist der Umstand, dass dahin- darunter fünf Kinder – wurden getö- Erhalte ich einen themenbezoge- strukturen, sozusagen hinter die ter tragische menschliche Schicksale tet. Zuerst dementierte die Armee, in nen Auftrag, erfülle ich diesen ge- Fassaden der dort lebenden Bevöl- stehen. Mein ganzes Bestreben ist es, den Vorfall involviert zu sein. Eine mäss den Vorgaben. Mehrheitlich kerungsgruppen – Muslime und mit offen und ehrlich geschriebenen unabhängige Untersuchung von «Hu- wähle ich die Themen aber selbst und Christen – macht betroffen. Beim Artikeln vermehrt Verständnis für man Rights Watch» bewies jedoch das biete sie den Medien an. Mittlerweile Lesen Ihrer Artikel spürt man Ihre das Handeln und das Leben dieser Gegenteil. Ich war am Strand und kenne ich viele Leute im Gazastreifen persönliche Bedrücktheit. Ihr Ver- Menschen zu schaffen. Mein Fokus später im Spital, wo ich auch die Kin- und im Westjordanland, und zudem ständnis für die Anliegen der pa- der gesehen habe. Solche Bilder, liebe ich das Knüpfen neuer Kon- lästinensischen Bevölkerung ist «Damit nicht ein- diese Kriegsbrutalität mit eigenen takte. Ich habe die Augen und Ohren offensichtlich gross? Augen zu sehen, lassen mich oft immer offen. Meine Stärke ist die Der Krieg mit den Panzern, Bulldo- fach totgeschwiegen lange nicht mehr los. Sie machen Neugier, und ich kann zudem sehr zern und Kampfflugzeugen sucht wird, was ist, braucht mich hilflos und wütend. Vor allem, hartnäckig sein. Manchmal ziehe ich sich alle paar Tage ein neues Dorf, ein es unter anderem wenn ich dazu dann jeweils lapidare einfach los, fahre in ein Gebiet, er- neues Stadtviertel. Zurück bleiben Medienmitteilungen der israelischen kundige mich, stelle Fragen und auf Trümmer und Elend. In den Spitälern auch die Arbeit der Presseabteilung lese. einmal ist ein Thema geboren. Um werden Gliedmassen amputiert, auch Journalisten.» eine gute Reportage zu schreiben, bei Kindern. Jeden Tag sieht man Das schönste Erlebnis? versuche ich, mich in die Menschen Trauerzüge in den Strassen. Vieler- bezüglich der Geschehen in Nahost Das sind, wie gesagt, jene Mo- hineinzudenken, zu verstehen, wa- orts werden die Palästinenser als hat seit meiner Reportertätigkeit da mente, wenn Frauen und Männer mir Terroristen bezeichnet. Ich möchte unten einen völlig neuen Anschau- – einer ihnen fremden Frau aus der «Um eine gute Re por- dazu beitragen, dass man sich insbe- ungsfilter erhalten. Globale Vorur- Schweiz – im Gespräch ihre Seelen sondere in der westlichen Welt ver- teile in «Schwarz-Weiss-Manier» und öffnen und mir ihre Gedanken und tage zu schreiben, mehrt mit der Geschichte, mit dem abschätzige Bemerkungen über die Überlegungen offenbaren. versuche ich, mich in «Wieso?», auseinandersetzt. Deshalb palästinensische Bevölkerung ertrage die Menschen hinein- schreibe ich über das Umfeld, die ich nicht mehr. Auch in Israel leidet Wie oft pro Jahr sind Sie in der zudenken, zu ver- Umstände und die Hintergründe, wa- die Bevölkerung an den Folgen des Schweiz, jeweils wie lange in Gaza rum junge Menschen zu Wider- Kon flikts. Ich habe oft die Erfahrung und im Westjordanland? stehen, warum sie so standskämpfern werden, Tod und gemacht, dass die Israelis sehr wenig Alles zusammengerechnet war ich handeln, so denken.» Gefängnis in Kauf nehmen und sogar wissen und wissen wollen, was die in den letzten zwei Jahren wohl neun bereit sind, das Leben Unschuldiger Besatzung für das tägliche Leben der Monate in Nahost, den Rest jeweils rum sie so handeln, so denken. Als und ihr eigenes zu opfern. palästinensischen Bevölkerung be- wochenweise in der Schweiz. Hier ich zweieinhalb Monate in Gaza lebte, deutet. Wüssten sie es, wären wohl kann ich mich von den Entbehrungen wurde ich selbst Teil des Geschehens, Sich in tragische Schicksale zu viele mit dem Vorgehen ihrer Regie- und den körperlichen Strapazen er- erlebte Bombenangriffe, die Über- vertiefen, sich damit auseinander- rung nicht einverstanden oder müss- holen. Ich schaffe mir damit auch schallflüge und auch die inneren zusetzen, braucht Substanz, nicht? ten sich zumindest einmal damit aus- wieder die nötige innerliche Ruhe Ausschreitungen. Das liess mich am und Distanz, um neue Recherchen in eigenen Körper erfahren, was Krieg Angriff zu nehmen. bedeutet, wie er Menschen zerstört. Aus Respekt gegenüber meinen Ge- Wie sehen Ihre weiteren Zu- sprächspartnern sowie den Sitten kunftspläne aus? und Gebräuchen in ländlichen Gebie- Mein Studium lic. phil. I habe ich vor ten, sowie auch als Schutz für mich einem Jahr abgeschlossen. Einen selbst trage ich oft einheimische Klei- «0815»-Job in einem Büro kann ich mir dung, den Mantel (Abeya) und das auch weiterhin nicht vorstellen. Im Kopftuch (Hijab). Mit meinen Eng- Dezember reise ich nochmals für drei lisch-, Französisch- und Arabisch- Wochen ins Krisengebiet. Bis im Früh- kenntnissen klappt die Verständi- ling bleibe ich dann in der Schweiz. Ich gung sehr gut. Treten dennoch will die vielen Geschichten aus den sprachliche Probleme auf, engagiere besetzten Gebieten in Form eines Bu- ich einen Dolmetscher. ches aufarbeiten. Danach gehe ich nach Syrien, um nochmals Arabisch Anlässlich ihrer jeweiligen Aufenthalte in Bassersdorf verweilt die Die permanenten Luftangriffe Nahost-Reporterin – im Bild in der Primarschulanlage Steinlig – gerne an zu studieren – und natürlich zu schrei- auf palästinensische Gebiete, die Orten, die sie an ihre Jugendzeit erinnern. (sr) ben. Themen gibt’s überall. Ⅲ 58 Gastro Dorf-Blitz 10/2006

Fleischprodukte unter der Lupe Was drin ist, ist nicht Wurst

330 Metzgereien und bei 330 Gross- verteilern wachen, geht die Arbeit wohl nicht so schnell aus.

Billig ist nicht immer günstig

Heute ist auch der Fleischhandel globalisiert. Rindfleisch aus Argenti- nien und aus den USA, Schaffleisch aus Neuseeland und ungarisches Ge- flügel findet man täglich in den Rega- len der Grossverteiler. Wurstdärme werden aus Russland und China im- portiert. Ob aber rund um den Globus bei der Aufzucht tiergerechte Haltung und gentechfreie Fütterung immer eingehalten werden, ist eher fraglich. Und bei Aktionen in Supermärkten sind die Preise für Frischfleisch und Wurstwaren oft so tief angesetzt wie die Fleischqualität. Eine ethisch ver- tretbare Haltung von Rindern, Schafen und Geflügel wie auch die fachmänni- Masse ist nicht immer Klasse. (ob) sche Schlachtung und Lagerung des Fleisches kosten Geld und sind nicht Deutsche Gammelfleischskandale tes des Kantons Zürich, erstaunt vor aus billigen, tropischen Plattfischen. beinahe umsonst zu haben. und Meldungen über Schlachtab- allem die Vielfalt der möglichen Ver- In Fasanen und anderem Wild waren fälle in Wurstwaren sind nicht gehen gegen Verordnungen und Vor- vereinzelt Schrotkugeln zu finden, Fleisch ab Hof besonders appetitanregend. Wo schriften. Besonders beim Einsatz wohl bekomms! Bei Brühwürsten und mit unlauteren Methoden viel von Tierarzneimitteln während der gekochten Fleischwaren zeigten La- Wer auf Nummer sicher gehen will, Geld zu verdienen ist, sind Betrü- Mast ist eine Parallele zu den Doping- boruntersuchungen, dass die Ver- hat im Verbreitungsgebiet des Dorf- gereien nicht fern. Auch hier? vergehen im Sport augenfällig. Im- kaufsfristen oft zu lange angesetzt Blitz verschiedene Möglichkeiten, mer neuere unerlaubte Mittel und sind. Waren, kurz vor dem Verfallda- Fleisch direkt ab Hof zu kaufen. In von Olav Brunner Hilfsstoffe werden eingesetzt, um das tum, mussten vielfach beanstandet Bassersdorf bietet der «Lindenhof» in Wachstum der Tiere zu steigern und werden. Baltenswil Angus-Rindfleisch in Na- Im Kanton Zürich ist das Lebensmittel- durch die Kontrollen zu schlüpfen. turabeef-Qualität an. Die Familie Jost, Inspektorat für die Kontrolle der Metz- Die Laboratorien müssen deshalb Vertrauen ist gut, Vorbuchen, verkauft Kalbfleisch gereien zuständig. In der Regel wer- laufend nachgerüstet werden, um Kontrollen sind besser frisch oder tiefgekühlt in Mischpake- den die Fleischverkaufsstellen zwei Betrügereien nachweisen zu können. ten zu fünf Kilogramm oder auf tele- Mal pro Jahr kontrolliert. Zusätzlich Schweinefleisch, welches in Kebab- Die Liste der Schummeleien und phonische Bestellung auch als Einzel- prüfen Tierärzte an den Landesgren- keulen gefunden wurde, war bei- Vergehen im Fleischhandel ist lang stücke. Ueli Brunner am Aentschberg zen importierte Fleischwaren. So soll- spielsweise nur mit modernen DNA- und zeugt von einem beachtlichen offeriert ebenfalls Naturabeef pfan- ten eigentlich keine unlauteren Kote- Analysen zu entdecken. Phantasiereichtum der Produzenten nenfertig zerlegt, tiefgekühlt oder auf letten oder Würste auf Familie Schwei- und Verarbeiter. Bei 951 Proben in Bestellung auch als Frischfleisch. zers Teller kommen. Doch ganz so lu- Gewinne durch den Schlachthöfen Hinwil und Zü- In Nürensdorf nimmt die Familie penrein sind die hier verkauften Fälschungen rich stellte man im vergangenen Jahr Städeli, Hof Eichwald, Bestellungen für Fleischprodukte nicht immer. Aus nur deren 695 ohne irgendwelche Naturabeef-Frischfleisch entgegen, Kostengründen ist es nicht möglich, Ist in den Kalbsbratwürsten auch Rückstände oder Beanstandungen abgepackt in gemischten Portionen zu flächendeckend alle Metzgereipro- wirklich genügend Kalbfleisch drin? fest. Wobei aber zulässige Grenz- fünf, zehn oder 15 Kilogramm. In Brüt- dukte zu kontrollieren. Fleisch, wel- Gemäss Lebenmittelverordnung soll- werte nur in wenigen Einzelfällen ten bietet der Landwirt Franz Baltens- ches die Gesundheit der Konsumenten ten es 50 Prozent sein, sind es aber überschritten wurden. Schlimmer berger vom Büechlihof Jungrind in ernsthaft gefährden könnte, ist in der nicht immer. Einmal tiefgekühltes lag die Sache bei Süsswasserfischen tiefgekühlten Kleinportionen an, Tru- Schweiz aber kaum je im Handel. Fleisch wird oft nicht als solches ge- aus Vietnam. Bei 69 Proben gab es ten und anderes Geflügel können bei kennzeichnet und entsprechend zu deren 16 wegen zu hoher Medika- der Familie Morf, Eichhölzli, bestellt Problemfeld Tierdoping teuer verkauft. Falschdeklarationen mentenrückstände zu beanstanden. werden. Gute Fleischprodukte gibt es bringen eben zusätzlichen Gewinn. Den 74 Personen, welche im Labor im eigenen Dorf, sie müssen nicht Liest man den letztjährigen Jahres- So fanden die Kontrolleure auch des Kantons Zürich unter anderem unbedingt zuerst um die halbe Welt bericht des Lebensmittel-Inspektora- schon einmal teure «Seezungenfilets» über Hygiene und Lauterkeit in den transportiert werden. Ⅲ Elternkurs in drei Teilen im BIZ (Kloten) Familienthema «Berufswahl»

Eltern sind wichtige Bezugsperso- nen im Berufswahlprozess von Jugendlichen. Ein vom Berufsin- formationszentrum in Kloten (BIZ) organisierter Kurs im No- vember soll nun die Eltern auf ihre Rollen als Gesprächspartner bei der Berufswahl vorbereiten sowie wichtige und aktuelle Infor- mationen vermitteln. von Thomas Iseli

In den vergangenen Jahren hat sich in der Arbeits- und Berufswelt vieles drastisch verändert. Dazu gehört auch der Berufswahlprozess der Jugendli- chen, welcher durch die Lehrstellen- Berufsberaterinnen des BIZ in Kloten (v.l.) Ursula Mark, Irkje Ringger, knappheit und erhöhte Anforderun- Christine Höötmann. (zvg) gen an die jungen Lernenden sehr viel anspruchsvoller geworden ist. ernde Medienpräsenz verunsichert. ten aufzuzeigen. Der Kurs ist prak- «’Ich habe vor 20 Jahren die Berufs- tisch orientiert, es werden beispiels- Bezugspersonen: Eltern wahl getroffen – es hat sich soviel weise auch Lernende und Ausbildner verändert!’ So oder ähnlich rufen aus der Arbeitswelt berichten. «Nach Unverändert geblieben ist jedoch, viele Eltern aus und fühlen sich ge- dem Kurs kennen die Eltern den Ab- dass die Eltern nach wie vor die bis überfordert, ihren Sohn oder ihre lauf der Berufswahl, das Schweizeri- wichtigsten Gesprächspartner und Tochter bei der Berufswahl optimal sche Bildungssystem, neue Berufsbil- Bezugspersonen ihrer Kinder im zu unterstützen», erklärt Christine der und Abläufe sowie die entwick- Berufswahlprozess sind. Die meisten Höötmann, Berufsberaterin im BIZ lungspsychologische Situation der Eltern können jedoch nicht auf viel Kloten. Das Berufsinformationszent- Jugendlichen. Sie wissen, worauf es mehr als ihre eigenen Berufswahler- rum, welches die Oberstufenschüler ankommt bei den Bewerbungen und fahrungen zurückgreifen und fühlen aus Bassersdorf, Brütten und Nü- wo und wie sie sich weiter informie- sich durch die zunehmende Komple- rensdorf betreut, hat darum für be- ren können.» Wichtig bleibt festzu- xität des Themas und dessen andau- troffene Eltern einen Kurs geschaf- halten: Die Berufswahl ist nicht nur fen, damit Jugendliche in ihrer Be- Aufgabe und Last, «sie kann dem Fa- rufswahl möglichst konstruktiv und milienleben durch vielfältige Ge- Samichlausbesuche kompetent unterstützt und begleitet sprächsmöglichkeiten auch neue Im- Auch dieses Jahr wir der Män- werden können. pulse geben», begründet Christine nerchor Bassersdorf vom 4. bis 7. Höötmann. Ⅲ Dezember wieder die beliebten Unterstützungs- Sami chlaus-Hausbesuche in den möglichkeiten Drei Kurstage im beiden Gemeinden Bassersdorf November und Nürensdorf durchführen. An drei Samstagmorgen im Novem- An melde formulare sind ab 15. ber werden die Eltern anhand von Zielpublikum: November in der Dorf-Drogerie Inputs und Informationen durch die Eltern von Oberstufenschülerin- Hafen an der Klotenerstrasse 8 in Kursleiterinnen, durch Einzel- und nen und -schülern, max. 16 Perso- Bassersdorf erhältlich. Ausserdem Gruppenarbeiten, Plenumsdiskussio- nen pro Kurs. können Sie sich ab 20. November nen und Podiumsgespräche sowie vor Dauer: auch telefonisch unter 079 245 45 allem durch viel Austausch in Grup- Drei Samstage, 9 bis 11 Uhr 26 bei Roland Zaugg anmelden. pen an das Thema der Berufswahl Datum: Es werden keine Anmeldeformu- ihrer Jugendlichen herangeführt. Auf 4., 18. und 25. November lare in die Haushaltungen verteilt. dem Programm stehen Themen wie Kurskosten: Da die Anzahl der Besuche be- «Berufswahl heute», «Prestige, Status 120 Franken für Einzelpersonen, schränkt ist, wird eine frühzeitige und Tabus», «Bildungswege und Bil- 180 Franken für Paare Reservation empfohlen. Anmelde- dungsmöglichkeiten», «Lehrstellen- Kursleitung: schluss ist der 25. November. markt: Realitäten, Träume, Strate- Salomé Lais, Christine Höötmann gien» und «Eignungstests und Lehr- Kontaktmail: Männerchor Bassersdorf lingsselektion». Ziel ist es, den Eltern [email protected] konkrete Unterstützungsmöglichkei- 46 Nürensdorf Dorf-Blitz 10/2006

Aus dem ehemaligen Hotel Bären soll ein Alterszentrum werden In den Pantoffeln ins Restaurant

Der «Bären» in Nürensdorf hat eine lange Tradition und soll nach der Gemeindeversammlung vom 22. November – wird der Antrag befürwortet – in den Besitz der Gemeinde übergehen. Gleichzei- tig soll der Betrieb im Rahmen des Konzeptes «Begleitetes Wohnen im Alter» zum Dienstleistungs- zentrum für Betagte umgebaut werden. Parallel dazu sind im Zentrum bis im Jahre 2009 etwa 30 Seniorenwohnungen geplant. von Willi Kobel

«Was geschieht mit dem Hotel Bä- ren?» Eine Frage, die immer wieder gestellt wird, seitdem dieser Betrieb mittlerweile rund ein Jahr geschlos- sen ist. Kürzlich lüftete der Gemein- derat das Geheimnis: Für 3,2 Millio- nen Franken inklusive Inventar möchte er das traditionsreiche Ge- Wird der «Bären» bald ein Seniorenzentrum? Gemeinderat und Projektleiter Werner Tschannen hofft auf die bäude erwerben, der Kaufvertrag ist Unterstützung durch die Stimmbürger. (wk) bereits öffentlich beurkundet.

Von zwei Erbengemeinschaften Umbau nicht nur als öffentliches Re- Wegfall der 14 im Altersheim in Bas- Vereinsbasis. Diese verrichten Ar- konnten zudem zwei in unmittelbarer staurant, sondern auch als Kontakt- sersdorf nicht mehr verfügbaren beiten im Haushalt, Einkauf, Ver- Nähe liegende Parzellen mit total und Auskunftsstelle sowie als Tages- Plätze. «Nachdem für die Jungen bis pflegung und führen auch Kleinre- 2279 Quadratmetern Bauland zum heim für rund zehn Personen die- anhin sehr viel getan worden ist, paraturen aus. Preis von 570 Franken pro Quadrat- nen. möchten wir nun auch den Älteren • Nüeri-City: Erstellung von rund 30 meter (total 1,3 Millionen) gekauft Stationär sind sechs Einzelzimmer etwas bieten», erklärt Tschannen. Seniorenwohnungen auf privater werden. Da der «Bären»-Kauf ausser- geplant und eine direkte Verbindung Gemeindeschreiber Heinz Stauch Basis (Genossenschaft). halb der Kompetenz des Gemeindera- zur neuen Wohnsiedlung mit rund 30 doppelt nach: «Ein Drittel unserer tes (zwei Millionen Franken) liegt, Seniorenwohnungen. Lachend fügt Einwohner sind im Pensionsalter. Wir Warum ein will dieser das Geschäft, inklusive Werner Tschannen an: «Die Bewoh- sind gewaltig unter Druck, denn wir Seniorenzentrum? Umbaukredit, durch die Gemeinde- ner sollen in den Pantoffeln ins Re- sollten nicht nur für die Schule Geld versammlung am 22. November ge- staurant gehen können.» Gemäss ausgeben, sondern auch für die Älte- Eine bedeutende Zahl der über 60- nehmigen lassen. Können beide Vor- seiner Einschätzung gehört eine Se- ren eine Infrastruktur schaffen. Der jährigen Menschen leben in grossen haben realisiert werden, steht einem niorensiedlung nicht an einen Stadt- Gemeinderat will dem Wunsch der Wohnungen oder Einfamilienhäu- ehrgeizigen Gesamtprojekt nichts oder Dorfrand, sondern mitten ins Nürensdorfer Bevölkerung nachkom- sern. Das ist nicht immer optimal. mehr im Wege. Zentrum. Der Fall Brütten, wo die men und anstelle eines klassischen Das Treppensteigen, das Einkaufen Senioren nicht nur weit weg von ih- Altersheims eine Seniorensiedlung oder gar die Gesundheit werden zum Liegenschaft ist ideal rem bisherigen Wohnort, sondern erstellen.» Problem. Es gibt viele Gründe, wes- auch weitab vom Zentrum Seuzach Das Projekt «Wohnen im Alter» halb manche dieser Leute im eigenen «Die Liegenschaft Bären ist für un- untergebracht sind, führt Tschannen besteht im Wesentlichen aus fünf Dorf ein neues Zuhause suchen – in ser Konzept ’Wohnen im Alter’ gera- als negatives Beispiel an. Teilprojekten: einer Umgebung, in der sie sich wohl dezu ideal, denn sie befindet sich im • Nüeri-Info: kostenlose Anlaufstelle und vertraut fühlen. Zentrum und ist von Läden umgeben Begleitetes Wohnen für Betagte und deren Angehörige. Das geplante Seniorenzentrum soll und durch den öffentlichen Verkehr • Nüeri-Visit: Gesundheitsförderung ein Ort der Begegnung werden, wo ab gut erschlossen», ist Gemeinderat Die allgemeine Tendenz geht heute und Prävention durch eine ausge- und zu jemand vorbeikommt und wo Werner Tschannen überzeugt. Er in Richtung «Begleitetes Wohnen im bildete Fachperson. Serviceleistungen, beispielsweise Put- spricht bei diesen 3,2 Millionen Fran- Alter». Die Betagten sollen und möch- • Spitex24: Erweiterung der beste- zen oder Mahlzeitenanlieferung, bei ken von einem «Schnäppchen», be- ten so lange wie möglich zuhause henden Spitex Bassersdorf-Nü- Bedarf erhältlich sind. Der Gemeinde- trage der Versicherungswert der Ge- bleiben. Nürensdorf erwartet bis ins rensdorf-Brütten zu einem 24- rat ist überzeugt, dass der geplante bäulichkeiten doch über sechs Millio- Jahr 2020 eine rasante Zunahme an Stundenbetrieb. Liegenschaftenkauf «Bären» eine ein- nen. Gemäss den Vorstellungen der über 80-Jährigen, von heute rund 110 • Nüeri-Netz: Eine Organisation von malige Chance sei. «Das Res taurant soll Behörde soll das Gebäude nach einem auf 290 Personen. Hinzu kommt der freiwilligen Helfern auf privater jedermann zur Verfügung stehen. Wer Dorf-Blitz 10/2006 Nürensdorf 47 nicht mehr selber kochen will, kann Vergleich organisierte Wohnformen sich hier verpflegen», so Tschannen. Wohnform Wichtige Pluspunkte Minuspunkte/ Private Genossenschafter Voraussetzungen mögliche Risiken gesucht Seniorenzentrum Finanzielle Ressourcen Altersgerecht eingerichtet, keine altersmässige erhöhte Sicherheit und Be- Durchmischung Gemäss Zeitplan soll das Restaurant treuung, Gemeinschaft Bären ab Herbst 2007 wieder geöffnet sein; Gourmetpunkte wie seinerzeit Altersheim Leichte Pflegebedürftigkeit Gemeinschaft, Sicherheit, Privatsphäre einge- werden jedoch nicht angestrebt. Die Versorgung und Betreuung schränkt, keine alters- unterirdischen Parkplätze sollen öffent- mässige Durchmischung lich zugänglich sein. Im Rahmen eines Pflegeheim Mittlere bis intensive Institutionelle Pflege, Privatsphäre einge- Gestaltungsplanes soll der Bau eines Pflegebedürftigkeit Betreuung und Sicherheit schränkt, nur pflegebe- Kreisels realisiert und das ganze Dorf- dürftige Personen zentrum in verschiedenen Etappen umgebaut werden. Die heutige Biblio- Quelle: Age-Stiftung thek und der Coiffeursalon beispiels- weise sollen einem attraktiven, ins senschaft einfliessen lassen, um überbauung keine Steuererhöhung schliessend: «Ob dies nicht nur Dorfbild passenden Neubau weichen. sich damit automatisch ein Mit- nötig machen», meint der optimisti- Wunschdenken bleibt, hängt vom spracherecht zu sichern. Die Bau- sche Projektleiter. Läuft alles nach Willen der Stimmbürger am 22. Ein wegweisender kosten betragen über zehn Millio- Plan, findet die Vorlage die Zustim- November ab. Noch selten hatte Entscheid nen, die von Privaten als Genossen- mung der Einwohner und erfolgen Nürensdorf an einer Gemeindever- schafter mitgetragen werden. «Im keine Einsprachen, dürften die ers- sammlung einen derart wichtigen Einen Teil ihres Kapitals will die Gegensatz zu Illnau–Effretikon und ten Wohnungen 2009 bezugsbereit und wegweisenden Entscheid zu Gemeinde in eine Wohnbaugenos- Lindau wird bei uns eine Zentrums- sein. Dazu der Gemeinderat ab- fällen.» Ⅲ

Zürcher Gemüse- und Früchtehändler in Schwierigkeiten Migros lässt die Muskeln spielen

Die grösste Abnehmerin von Zür- Marktmacht und letztlich um einen zu haben. Mit seinem Betrieb ist Wer sich als Konsument diesem cher Gemüse und Früchten, die Preiskampf geht, liegt auf der Hand. Schibli ebenfalls ein Migros-Zuliefe- Trend entziehen möchte, kauft direkt Migros, will ihre Einkaufspolitik Noch ist ungewiss, wie die regiona- rant und auch dem Preisdruck der beim Produzenten. «Aus der Region – ändern. Künftig soll nur noch ein len Produzenten ihre Tomaten, Sa- Grossabnehmerin ausgeliefert. Mit für die Region» ist auch eine gewisse Art Lieferant pro Produkt berücksich- late und Trauben künftig an die diesen Negativschlagzeilen wird er – von Entwicklungshilfe für das lokale tigt werden. Berechtigte Existenz- Konsumenten bringen. Der Verkauf sofern sich der Verdacht erhärtet – Gewerbe, welches – bei noch so grossen ängste der Produzenten. «ab Hof» könne für einen Betrieb wie höchstwahrscheinlich als Lieferant Sparmassnahmen – nie mit der Preis- beispielsweise Kraus Gemüsekultu- für die Migros nicht mehr tragbar politik einer Migros, eines Aldi oder von Ralph Weidenmann ren aus Nürensdorf eine Alternative sein. etwa eines Lidl mithalten kann. Ⅲ sein, wie Hansjörg Kraus erklärt. Er «Aus der Region – für die Region» ist liefert seine Tomaten und Gurken an ein bekannter Slogan. Damit wird die den Gemüsegrosshandel in Zürich. Regionalität des Gemüses und der Auf diesem Weg gelangen seine Pro- Früchte angepriesen. Wer beisst nicht dukte auch in die Regale der Mi- gerne in einen Apfel aus Nachbars gros. Garten? Ob mit der neuen Ausrich- tung der Migros die Äpfel auch künf- Preiskampf geht weiter tig aus der eigenen Region stammen, ist fraglich. Ob sich durch die Massnahme der Grossverteilerin für ihn etwas verän- Auswirkung für lokale dern wird, weiss Kraus heute noch Anbieter ungewiss nicht. Eines steht aber schon fest: Der Preiskampf wird weitergehen. Die Grossverteilerin Migros wird Dies zeigt auch ein aktuelles Bei- die Zahl ihrer Lieferanten massiv spiel: Der Gemüsebaubetrieb von reduzieren. Der Idealzustand wäre SVP-Nationalrat Ernst Schibli aus – gemäss eigenen Angaben des dem zürcherischen Otelfingen steht «Orangen Riesen» - ein einziger An- im «Beobachter» in der Kritik. Ge- bieter pro Produkt. Damit will Mi- mäss der Konsumentenzeitung steht gros die Qualität des Gemüses und der Gemüsebauer in Verdacht, die der Früchte sicherstellen. Dass es Sozialbeiträge seiner portugiesi- dabei auch um die Ausspielung der schen Erntehelfer nicht überwiesen Dorf-Blitz 10/2006 Nürensdorf 43

Heimischer Rohstoff Vom Stamm zum Brett

Eingangs Nürensdorf säumen schliessend zu Fensterrahmen verar- haushohe Bretterstapel die Win- beitete Holz nicht mehr verzieht. Aus terthurerstrasse. Wie guter Wein einem idealen Baumstamm mit ei- gewinnt dort das exakt aufge- nem maximalen Durchmesser von 50 schichtete Holz durch Lagerung Zentimetern lassen sich aber nur 10 an Qualität. Ein Blick hinter die bis 20 Prozent als Fensterholz her- Kulissen einer Sägerei. ausschneiden. Der Rest wird zu Bau- holz verarbeitet. von Olav Brunner Grossbetriebe 1870 gründete die Zivilgemeinde bereiten Sorge Nürensdorf ein Sägewerk, um die Holzernten der eigenen Waldungen Obschon die Holzpreise wieder an- selbst zu verwerten. Das Wasser gezogen haben und die Nachfrage des Dorfbachs trieb damals über nach Holz steigt, sehen die Sägereibe- Lederriemen die Gattersäge und sitzer einer ungewissen Zukunft ent- andere Holzbearbeitungsmaschinen gegen. Von zwei österreicherischen an. In den vergangenen schwierigen Unternehmern sind Grossägereien in Dreissigerjahren übernahm Johann Luterbach SO und im bündnerischen Raschle von seinem Schwiegervater Domat Ems geplant. Diese beiden den Betrieb, und heute führen Walter Werke werden rationeller als Kleinbe- Raschle und sein Sohn Thomas das triebe arbeiten und beim Holzeinkauf Sägewerk gemeinsam in dritter und durch grosse Mengen tiefere Preise vierter Generation. erzielen. Daneben wird in den geplan- Walter Raschle bei der Blockbandsäge … ten Anlagen mit Abfallholz elektri- Qualität gewinnt scher Strom erzeugt. Ein Nebener- werb, welcher bei kleinen Sägereien Fünf Personen arbeiten heute in kaum Gewinn abwirft. Trotzdem geht der modern eingerichteten Sägerei. bei der Nürensdorfer Sägerei kein Wie in den Anfangsjahren wird vor Holzspan verloren. Geschältes Rest- allem Nadelholz aus den nahen Wäl- holz wird in Attisholz zu Papier verar- dern verarbeitet. Der familiär ge- beitet, und Sägemehl wird zu Pellets führte Betrieb spezialisierte sich auf für automatische Feuerungsanlagen die Herrichtung von Fensterholz. gepresst oder von Landwirten abge- Dazu eignen sich nur ganz erstklas- holt, die damit Ställe streuen. sige Teile eines Stammes. Die lange Lagerung, zwei bis drei Jahre an der Ein Naturprodukt frischen Luft, und eine schonende mit Tücken Trocknung von bis zu zehn Tagen im Ofen garantieren, dass sich das an- Als ein Naturprodukt hat jeder Baumstamm seine Eigenarten. Beim Einkauf im Wald wird darauf geach- tet, möglichst fehlerfreies Holz zu … und Sohn Thomas im Kontrollraum. (Bilder: Olav Brunner) bekommen. Aber einzelne, gute Stämme gibt es selten zu kaufen. Stacheldrahtresten. Betriebsunter- für die Bearbeitung der verschiedens- Meistens wird das Holz in vom Förs- brüche und zerstörte Sägeblätter sind ten Holzsortimente zur Verfügung. ter zusammengestellten Losen ange- Folgen solcher Fremdkörper. Besonders stolz wird die Blockband- boten. Ein Kubikmeter Nadelholz säge vorgeführt. Von einem «Cockpit» kostet, je nach Qualität, zwischen 80 Moderne Maschinen aus beeinflusst Thomas Raschle den bis 150 Franken. Dabei gibt es aber zahlen sich aus Sägevorgang. Millimetergenau führt keine Garantie, dass das Holz fehler- die Anlage die tonnenschweren frei ist. Verwachsungen oder Harzein- Kleine Sägereien müssen sehr fle- Baumstämme dem umlaufenden, mit schlüsse mindern die Qualität und xibel auf Kundenwünsche reagieren, Hartmetall bestückten Sägeband zu. gehen auf das Risiko der Sägerei. Be- um im Geschäft zu bleiben. Massen- Durch die stetige Kontrolle kann das sonders ärgerlich sind verdeckte produktionen liegen nicht drin. Bei Optimum an Qualitätsholz aus jedem Fremdkörper in den Stämmen. Walter der Raschle Holz AG können auch Stamm individuell herausgeschnitten Raschle hat eine ganze Sammlung Privatpersonen massgeschnittene werden. So kommt die Sägerei auf Fremdkörper im Holz: Horror fürs von einst eingewachsenen Gewehrku- Balken, Bretter oder Latten bestellen. ihre Kosten und die Kunden erhalten Sägeblatt. geln, Granatsplittern, Nägeln und Ein moderner Maschinenpark steht einwandfreie Ware. Ⅲ Erfolgreicher Raclette-Abend im Gemeindesaal Wenn Samariter Käse servieren

Seit nunmehr zwei Jahrzehnten ner Frau und den zwei Kindern ge- lädt der Brüttemer Samariterver- noss er den Abend sichtlich, und er ein einmal jährlich im Herbst zum bezeichnete die grosszügig geschab- Racletteschmaus. In gegenseitiger ten und mit Pellkartoffeln, Essiggur- Hilfestellung benützt der Schiess- ken und Silberzwiebeli servierten verein diese Veranstaltung zum Portionen – zu acht Franken – als ein obligatorischen Absenden. Ge- auch für eine mehrköpfige Familie meinsam wird die Geselligkeit absolut zahlbares Nachtessen. «Und gepflegt. erst noch eine Rarität, welche in die- ser Gegend nicht vielerorts erhältlich von Susanne Reichling ist», meinte er nach der dritten Por- tion. Schon im Vorjahr kündigt der Sa- mariterverein jeweils seinen im Ge- 30 Kilogramm Käse meindesaal stattfindenden Raclette- geschabt Abend an. Liebhaber dieser Walliser Käsespezialität notieren sich das Bei den Vorbereitungsarbeiten, in Datum erfahrungsgemäss schon der Küche und für die Betreuung der lange im Voraus in der Agenda. Gäste standen 16 Helferinnen und Helfer des Samaritervereins im Ein- Ein zahlbares Nachtessen satz. An drei mit einer oder auch Der portionenweise geschabte Raclettekäse war äusserst begehrt. (sr) zwei Käsehälften bestückten Rac- «Zu Hause haben wir nur einen letteöfen schabten drei Männer fast freute sich ganz besonders, denn Vakuummatratzen», war zu erfah- Racletteofen mit Portionenpfännli. ohne Unterbruch, denn im Verlaufe erstmals stellte die Gemeinde den ren. Nachdem der Schiessverein Hier wird das echte, ab Laib ge- des Abends wurden die Tische teil- Saal unentgeltlich zur Verfügung. Brütten-Nürensdorf die Kategorien- schabte Raclette serviert. Eine solche weise zweimal besetzt. Insgesamt «Mit dem Reinerlös finanzieren wir besten verkündet und mit Preisen Gelegenheit lassen wir uns nie ent- 250 Portionen – etwa rund 30 Kilo- unter anderem Material für Kurse verwöhnt hatte, gab es zum Kaffee gehen», meinte ein seit Jahren an gramm – haben die Besucher ver- und Ausbildung, beispielsweise dann auch noch herrliche, hausgeba- diesem Anlass treuer Gast. Mit sei- spiesen. Präsidentin Ruth Gerber Tragbahren, Beatmungspuppen und ckene Kuchen. Ⅲ Am 14. Oktober stieg zum elften Mal die «Hofparty» Getanzt wird im Stall

Was sonst Truthühner ihr Zu- sierter Event. «Als wir 2001 zum hause nennen, ist zwei Mal jähr- ersten Mal die ’Hofparty’ veranstal- lich Veranstaltungsort der «Hof- teten, kamen rund 100 Leute. In party». Im umfunktionierten Stall diesem Frühling waren es schliess- treffen sich seit 2001 Vergnü- lich gut und gern 1000 Besucher», gungswillige der Region zu Musik erklärt der Brüttemer. Noch scheint und Trank. Was einst als kleiner der Gipfel nicht erreicht: An der elf- Anlass startete, bringt heute über ten «Hofparty» vom 14. Oktober, so 1‘000 Menschen nach Brütten. schätzt Morf, tanzten und tranken rund 1200 Partywillige bis in die von Cyrill Hauser frühen Morgenstunden. Für den ge- regelten Ablauf sorgten rund 50 «Getränke zu vernünftigen Preisen Helfer und Sicherheitsleute. Morf anzubieten und einfach eine gute sieht das Potenzial für den Event Party zu machen», ist das Motto von noch nicht voll ausgeschöpft; Bei Organisator Beat Morf. Bereits zum 1500 Besuchern wäre der Stall je- elften Mal veranstaltet der 24-Jährige doch voll. «Vor rund drei Jahren ha- im familieneigenen Truthühner-Stall ben wir die Stallungen von 30 auf 60 eine Party der besonderen Art. Das Meter ausgebaut. Wohlgemerkt für Zuhause des Geflügels ist zwei Mal die Truthühner und nicht für die jährlich Treffpunkt für Vergnügungs- Party.» Ganz ungelegen kam der willige aus der Region. Zusammen Ausbau dem 24-Jährigen jedoch mit seinem Bruder und einigen Kolle- nicht, schliesslich habe dies die Mög- gen plant er den Anlass in seiner lichkeiten für die «Hofparty» um ei- Freizeit, organisiert Sponsoren und nige Facetten erweitert. lässt die Flyers und Plakate drucken. Bei fairen Preisen sitzt der Geldbeutel locker. (zvg) Aufgrund des Erfolges der letzten Für Jung und Alt Partys leistet sich der Brüttemer auch wechslung. An der diesjährigen nicht zuletzt aufgrund des Besucher- gezielte Werbung, um so noch stärker Um auch die älteren Semester «Hofparty» legte «DJ Mazze», Resi- rekords. Die Party sei ohne grössere auf den Anlass aufmerksam machen nach Brütten zu bringen, rief der dent-DJ des Winterthurer-Klubs «Al- Zwischenfälle friedlich verlaufen. Ob zu können. Es seien auch schon Leute gelernte Säger und zukünftige Land- penmax», bereits zum dritten Mal er schon an die nächste Feier denkt? aus dem Kanton Wallis nach Brütten wirt eine «ü-30-Bar» ins Leben. Ob- auf und heizte den Besuchern mit «Jetzt geht es zuerst einmal ans Ab- an die «Hofparty» gekommen, sagt schon die meisten Leute zwischen 18 Partyklängen kräftig ein. Hatte man räumen. Eine zwölfte Ausgabe der Morf nicht ganz ohne Stolz. und 24 Jahre alt seien, kämen doch genug getanzt und getrunken, ’Hofparty’ wird es jedoch mit Sicher- auch einige im Vergleich «Ältere» an brachte ein eigens organisierter heit geben», sagt Morf, mit gerade Wenn die Truthühner den Anlass. Doch Durst leiden muss- Shuttlebus die Besucher nach Win- einmal zwei Stunden Schlaf hinter weichen müssen ten auch die unter Dreissigjährigen terthur oder in die umliegenden Ge- sich. Ⅲ nicht: An vier Bars wurden im 60- meinden zurück. Was einmal klein angefangen hat, Meter-Stall Getränke serviert, eine Die elfte «Hofparty» war gemäss ist heute ein professionell organi- Shot- und Cüpli-Bar sorgte für Ab- Organisator Morf ein voller Erfolg, Dorf-Blitz 10/2006 Bassersdorf 27

Ältester Mitspielzirkus macht Halt auf der Mösliwiese In der Manege werden Kinderträume wahr

Der Kinderzirkus Pipistrello ent- spielt auf, Trommelwirbel und Tataa stand vor 25 Jahren aus einem – Auftritt der jungen Zirkusdirektion! Abschlussprojekt eines Lehrgan- Auch die Zirkuskapelle wird von ges für soziale Integration. Heute Jungmusikern aus der Kinderschar ist er ein erfolgreicher Mitspiel- gestellt. Mit Witz und Charme führen zirkus, der nicht nur, aber meis- danach die beiden jungen Damen in tens, mit Kindern eigene Pro- viel zu grossen Stöckelschuhen ge- gramme einstudiert und vorführt. konnt durchs Programm. Es folgen Auf ihrer vorletzten Station der Fakirnummern mit Nagelbrett, Scher- Tournee 2006 waren die Pipistrel- benlaufen und Zaubernummern. Als lis in Bassersdorf. die Feuerpiraten auftreten, wird es erst dunkel, tatsächlich, die schlu- von Christian Wüthrich cken die Flammen. Doch jetzt werden die wohl nicht …, und ob sie es tun! In der ersten Herbstferienwoche vom Noch bevor man sich überlegt hat, ob 9. bis 15. Oktober gastierte ein ganz man es selber wagen würde, sprüht besonderer Zirkus auf der Mösli- eine Riesenflamme in die Manege. wiese, der Circolino Pipistrello. Die Die Kameraden sind tief beeindruckt. Pipistrellis, wie sich die bunt ge- Am Freitagmorgen wohnen alle der mischte Schar junger Idealisten und Hauptprobe bei. Nach jeder Nummer Zirkus-Enthusiasten selber nennt, werden kurz Tipps gegeben und die hielten am Montag Einzug in Bassers- Kinder rutschen auf ihren Plätzen dorf. «Es sind 16 Personen aus allen nach, bis alle ihr Programm gezeigt erdenklichen Bereichen, die gemein- haben. Auch die Vertikaltuchnummer sam mit den Kindern Zirkus selber gelingt ganz gut, Philippe Jacot ist mit machen wollen», erklärte Eva Stalder. seiner Mädchentruppe zufrieden. Die 25-jährige Zirkusfrau hat Erfah- rung mit dem Leben auf Achse, zwi- Kochen als Abwechslung schen Manege, Wohnwagen und Winterquartier. Die gelernte Primar- Für die Hauptvorstellung sind sie lehrerin arbeitete vor ihrem Engage- gerüstet, so dass der Leiter die Artis- ment beim Kinderzirkus nämlich tinnen mit den letzten Tipps verab- schon beim Zirkus Monti, wo es ihre schieden kann. Es geht noch um die Aufgabe war, die Kinder der Entou- Haare, die sollen sie besser zusam- rage zu unterrichten. Heute ist sie voll menbinden, sonst verfängt sich noch und ganz «Pipistrelli», trainiert und Spektakuläre Vertikaltuchnummer der Mädchengruppe unter der Leitung jemand im Tuch. Dann sind sie weg, probt mit den Kindern und stellt auch von Philippe Jacot. (cw) und Philippe lächelt, als er mit der die Kontakte zur interessierten Frage konfrontiert wird, ob es denn Presse sicher. alle sind, die noch mithelfen mögen, sichts der Hundertschaft kleiner und nicht extrem anstrengend sei, so ei- aber viele bleiben und packen noch- grosser Träume und Wünsche, die in nen «Sack Flöhe» zu leiten. «Ich ma- Beim Zelt aufstellen mals richtig an.» So ergebe sich am einer Zirkusprojektwoche auf die che das gern, und wenn ich einmal packen alle an Ende ein schöner Abschluss. Verantwortlichen herein prasseln. genug habe, kann ich mich ja ins Auch Jacot selber arbeitet, wie alle, Büro oder zum Kochdienst zurückzie- Rund hundert Kinder aus Bassers- Die Crew hilft, Träume am Programm mit und probt mit den hen.» Jeden Tag kocht jemand der Pi- dorf und Umgebung haben sich die- zu verwirklichen Kindern. Am Vertikaltuch soll mit ei- pistrelli selber für die 16-köpfige ses Mal für den einwöchigen Kurs ner Mädchengruppe eine spektaku- Truppe. «Das kann eine Abwechslung angemeldet. Das Elternforum Bas- Das ist es auch, was die Faszination läre Nummer entstehen. sein, aber Kinder mögen muss man sersdorf hat sich hierfür engagiert ausmacht am Pipistrello: Selberma- trotzdem.» An jenem Tag haben die und die Ferienwoche mit dem Circo- chen, eigene Ideen einbringen, die Fakir, Feuerschlucker und Kollegen gekocht, und Jacot kann sich lino Pipistrello initiiert. «Es beginnt kreative Umsetzung übernehmen Zauberer auf die Bank vor dem Wagen setzen. am ersten Tag mit dem Zelt Aufstellen und Spass haben, wenn das Publi- Danach geht er selber zur Probe, und endet mit der eigenen Vorstel- kum die Vorführungen schliesslich Wer denkt, dass Kinderzirkus ein denn am Abend gilt es, das eigene lung, wo das gründlich geprobte Ei- mit Applaus belohnt. «Viele der Pipis- bisschen harmloses Hokuspokus Programm zum 25-jährigen Bestehen genprogramm aufgeführt wird. Wer trellis haben eine pädagogische Aus- oder ungefährliches Turnen mit zwar in die Manege zu zaubern. Mit der dann noch Lust hat, darf danach noch bildung oder bringen einen entspre- schönen Übungen am Boden ist, der Kindervorführung tags darauf findet helfen, das Zelt wieder abzubrechen», chenden Hintergrund mit», erzählt irrt. Spätestens beim Besuch der die Ferienprojektwoche des ersten erklärte die junge Zirkus-Lehrerin der Tourneeplaner Philippe Jacot. Hauptprobe im Zelt wird ersichtlich, und grössten Mitspielzirkus‘ der lächelnd und fügt grad an: «Wir wis- Man kann sich vorstellen, wie wichtig was von den Jungartisten während Schweiz in Bassersdorf ihren krönen- sen, dass es am Schluss nicht mehr und vor allem nützlich das ist ange- der Woche geleistet wurde. Die Musik den Abschluss. Ⅲ Dorf-Blitz 10/2006 Bassersdorf 23

30 Jahre Schulhaus Geeren und Einweihung der neuen Räumlichkeiten 44‘000 Franken pro Tag für das erste Markenzeichen

Das Schulhaus Geeren hat sich in seiner 30-jährigen Geschichte stets gewandelt. Nun ist die neu- este Etappe mit einem Fest abge- schlossen worden. Verändert ha- ben sich aber auch die Lieder, die in der Schule gesungen werden, wie die fast 500 Schüler eindrück- lich bewiesen. von Urs Wegmann

«Baserschtorf isch halt kä Schtadt, s‘isch trotzdem schön und trotzdem glatt», sangen die Schüler einst vor 30 Jahren im «Bassersdorfer Lied». An- lass des Liedes war damals die Ein- weihung des Schulhauses Geeren. Jetzt haben sie das Lied wieder ge- sungen, die Bassersdorfer Schüler. Bassersdorf ist zwar noch immer keine Stadt, aber fast. Das Schulhaus Geeren steht ebenfalls noch, hat sich aber ziemlich verändert. Anlass für den Liedervortrag war denn auch das Beim «Bassersdorfer Lied» klangen die Schüler etwas verhalten, dafür drehten sie beim «Geeren-Rap» auf. (uw) Fest anlässlich des 30-jährigen Ge- burtstages des «Geeren» und des ab- häuser verantwortlich. Er wolle sich schichte des Schulhauses. «Bis 1865 stürmen dürfen, gilt es noch zu zei- geschlossenen Umbaus im Schul- aber nicht mit fremden Federn schmü- besorgte jeweils der Dorfpfarrer die gen, dass sich auch musikalisch ei- haus. cken, der Umbau sei schliesslich noch Aufsicht der Schule», erzählt er. Das niges verändert hat. Über 450 Schülerinnen und Schüler von der «alten» Schulpflege initiiert und vieles andere habe sich geändert. War das «Bassersdorfer Lied» eine und ihre Eltern, gegen 60 Lehrkräfte worden. Zum Beispiel habe sich die Zahl der eher brave Hymne, so treten nun die und Behördenmitglieder trafen sich in Umgebaut wurden das Lehrerzim- Schüler seit dem Bau des Geerens Schüler zum «30 Jahre Geeren-Rap» der Turnhalle, um den offiziellen Fest- mer und die Schulküche. Die Schullei- verdoppelt. Heute sind es 17 Klassen, an. Und zum Abschluss klingt es nun akt zu begehen. Die Aufregung ist terin verfügt neu über ein Büro und die damals waren es 9. Einiges sei aber doppelt so laut wie bei den vorheri- gross, der Lärmpegel ebenfalls. Lehrerschaft über vier Gruppenräume, auch seit 1865 gleich geblieben: gen Liedern: «Hoi alli zäme, jetzt Schliesslich hat man als Schüler selten die sie nutzen können. Auch das EDV- «Rechnen, Schreiben und Lesen müs- simmer alli, mir raped eis, lönd alles die Gelegenheit, vor soviel Publikum Angebot ist ausgebaut worden. Die sen die Kinder heute genauso ler- la schtaa!» Ⅲ aufzutreten. Gemeinderat Markus Sanierungen haben 1,4 Mio. Franken nen.» Grob muss sich förmlich den Weg zur gekostet. Der Ablauf verlief offenbar Bühne durch die Kindermenge bah- reibungslos, wie Grob erzählt. Am 10. Schulleiterin Karin Zulliger ergänzt nen. Schliesslich angekommen, legt April war Spatenstich und am 10. Au- Peverellis Aussagen. «Stimmt, diese sich das Geschnatter nur wenig – ver- gust - also zwei Tage vor Ende der Fächer sind geblieben. Dafür ist viel ständlich, denn die Kinder wollen «ihr» Sommerferien – der Umbau abge- Neues dazugekommen.» Blockzeiten, Fest feiern und sind sich Ansprachen schlossen. Grob: «Eine hervorragende Frühenglisch, ausserfamiliäre Be- von Politikern weniger gewohnt. Arbeit der Handwerker, schliesslich treuung und so weiter. mussten sie wegen des laufenden Produkt der Schulbetriebes unter erschwerten Be- Uraufführung des Einheitsgemeinde dingungen arbeiten.» Gehe man davon «Geeren-Rap» aus, dass der Hauptharst der Arbeit Grob zeigt sich allerdings gnädig während den Sommerfreien ausge- Diese Ausführungen interessie- mit der jungen Zuhörerschaft und führt worden sei, seien pro Tag 44‘000 ren an diesem Fest die Kinder frei- fasst sich kurz. «Das umgebaute Schul- Franken «verbaut» worden. lich wenig. Sie drängen darauf, aus haus ist das erste Markenzeichen der der Turnhalle zu kommen. Im gan- neuen Einheitsgemeinde», richtet er Vom Pfarrer zum zen Schulhaus und auf dem Pausen- sich an die Zuhörerschaft. Darum Schulpräsidenten platz haben sie nämlich viele Posten stehe auch er auf der Bühne, denn als mit Spielen eingerichtet. Auch die Vorsteher für Liegenschaften und Fi- Gemeinderat und Schulpräsident Festwirtschaft wird von den Schü- nanzen sei er seit Inkrafttreten der Mario Peverelli holt gar noch etwas lern betrieben. Bevor sie allerdings Einheitsgemeinde auch für die Schul- weiter aus als in der 30-jährigen Ge- mit lautem Geschrei nach draussen Dorf-Blitz 10/2006 Flughafen 13

Unterschiedliche Ansichten zur Unterstützung von Fluglärm-Kampagne Demokratisch abgelehnt und befürwortet

Noch diesen Monat lanciert Bür- gerprotest Fluglärm Ost (BFO) eine Kampagne gegen die Pisten- verlängerung. Die Kosten betra- gen rund 50‘000 Franken. Nürens- dorf beteiligt sich mit 7000 Fran- ken, Bassersdorf bezahlt nichts. von Urs Wegmann

Zweimal jährlich verteilt Bürgerpro- test Fluglärm Ost (BFO) seine Info- Zeitung. Sie wird mit der enormen Auflage von 100‘000 Exemplaren im ganzen Osten des Flughafens verteilt. Das Einzugsgebiet reicht bis in den Hinterthurgau und die Region Wil. Die achtseitige, vierfarbige Zeitung ist ein teurer Spass. Wie BFO-Spre- In der Fluglärm-Diskussion wird gerne darüber debattiert, welches die Aufgaben der Demokratie seien. Auch die cher Ralph Weidenmann erklärt, be- BFO tut ihre Meinung dazu kund. (zvg) tragen die Kosten rund 50‘000 Fran- ken. Wie kann sich eine Vereinigung Zeitung in Bassersdorf möglicher- zung von Aktivitäten des Vereins über die drohende nachteilige Lärm- wie die BFO das leisten? weise nur ihren Mitgliedern und Fluglärmsolidarität und anderer Or- entwicklung aufzuklären. nicht der ganzen Bevölkerung zu ganisationen bewilligt. Wie Gemein- «Wir haben Nürensdorf, Bassers- verteilen. Von der Absage der Exeku- deschreiber Heinz Stauch erklärt, «Demokratisch legitimiert» dorf, Zell und Lindau um Unterstüt- tive zeigt sich Weidenmann natürlich war das Ziel, Benachteiligungen der zung angefragt», bestätigt Weiden- enttäuscht: «Der Gemeinderat ist of- Bevölkerung im Zusammenhang Der Gemeinderat habe darum für mann. Die Antworten sind sehr un- fenbar eher desinteressiert an unse- mit dem Betriebskonzept des Flug- eine weitere Informationszeitung des terschiedlich ausgefallen. Nürens- rer Arbeit und schätzt die Informati- hafens und die Beeinträchtigung der BFO 7000 Franken genehmigt. Die dorf hat 7000 Franken genehmigt onspolitik nicht.» Bassersdorf sei Lebensqualität in Nürensdorf durch finanzielle Unterstützung sei durch und ist damit absoluter Spitzenrei- schon in der Vergangenheit durch den Fluglärm abzuwenden. «Der den demokratischen Entscheid der ter. Lindau hat 5000 Franken und grosse Distanz zu den Bürgerorgani- Osten kommt bei diesem Thema Gemeindeversammlung legitimiert. Zell 2000 Franken gesprochen. Bas- sationen aufgefallen – im Gegensatz ganz offensichtlich schlecht zu Dazu Stauch: «Der Gemeinderat ist sersdorf will sich dagegen gar nicht zu anderen Gemeinden. Wort», hält Stauch fest. Der Verein überzeugt, dass damit eine hohe Wir- beteiligen. BFO habe es immer wieder verstan- kung für wenig Werbefranken erzielt Freiwillig informiert den, die Bevölkerung mit «kompe- werden kann.» Damit sind nun 32‘000 «Bürger zahlen tenter und gezielter Information» der 105‘000 Franken aufgebraucht. Ⅲ Organisationen» Trotzdem räumt er ein: «Es ist nicht die Aufgabe von Bassersdorf, Für Gemeindepräsident Franz unsere Zeitung zu finanzieren. Aber ««Dorf-Dorf-ggeblitzt»eblitzt» Zemp ist der Fall klar: «Wie der Name es ist auch nicht unsere Aufgabe, alle schon sagt, ist Bürgerprotest Flug- Haushalte zu informieren.» Sie hät- Schnaps-Ideen lärm Ost eine Bürgerorganisation. Sie ten dies aber bis anhin getan, weil es Die Kampagne des Bürgerprotestes der Kornkammer soll aus Sicht des Gemeinderates sonst niemand mache. «Wir haben Fluglärm Ost (BFO) soll auch am des Unterlandes, deshalb finanziell auch von den Bür- die Ressourcen und die Kompetenz.» Stammtisch diskutiert werden. Zu einen scharfen Schnaps zu brennen: gerinnen und Bürgern getragen wer- Bassersdorf müsse sich aber die diesem Zweck haben die Lärmgeg- der «Gekröpfte Korn». Die Rümlan- den und nicht von der öffentlichen Frage stellen, warum andere Ge- ner in Nürensdorf offenbar ein ger und die Furttaler im Westen ha- Hand.» Der Gemeinderat Bassersdorf meinden mitmachen. Schliesslich «Pisten-Bier» brauen lassen, und ben den optimalen Boden für ein setze aber durchaus seine finanziel- unterstütze der Gemeinderat die zwar «in einer Fluglärmnacht», wie Tröpfchen Wein. Wie wärs mit einem len Mittel ein, um die Interessen Behördeninitiative gegen einen Pis- es auf der Flasche heisst. Die Idee «Rigel28 Sylvaner»? Bassersdorfs in verschiedenen ande- tenausbau ebenfalls. Und das gehe ist originell und eine willkommene Die Südschneiser sind leider ren, behördlichen Gremien zu vertre- in die gleiche Richtung wie die Zei- Abwechslung im ansonsten verbis- nicht bekannt für ihre Landwirt- ten, beispielsweise als Mitglied der IG tung der BFO. sen geführten Fluglärm-Streit. schaftsprodukte. Der DB rät darum, Ost und der Region Ost oder auch im In Nürensdorf ist die Vorge- Und da die Idee so gut ist, könnte einen Prosecco zu importieren, um Rahmen diverser laufender Rechts- schichte eine andere als in Bassers- sie Schule machen. Weil das Bier nach der Tagwache um 6 Uhr den verfahren. dorf. Dort hatte die Gemeindever- bereits im Osten gebraut wird, emp- Tag mit einem Champagner-Früh- sammlung am 28. November 2002 fehlen wir den Deutschen im Norden stück etwas gelassener angehen zu Aufgrund der Absage aus Bassers- einen Rahmenkredit von 105‘000 und den Anwohnern im Rafzerfeld, können. Prost! (uw) dorf überlegt sich die BFO nun, die Franken zur finanziellen Unterstüt- Dorf-Blitz 8/2006 Reisen 47

Slowenien ist das unbekannte Juwel zwischen Italien und Kroatien Die Schweiz des Balkans – nur besser

Die Menschen sind freundlich, es auszumachen. Es ist auffällig sauber ist günstig, schön, sauber. Vom und geputzt. Nicht zufällig wird Strand bis zu den Bergen bietet es Slowenien als «Schweiz des Bal- alles. Die Frage ist nur, warum kans» bezeichnet. nicht mehr Schweizer Slowenien besuchen. Venezianisches Erbe von Urs Wegmann Der Transfer-Bus des Flughafens bringt uns direkt nach Piran. Die Schon der Empfang am Flughafen in Stadt Portoroz, wo wir gelandet sind, Portoroz ist viel versprechend. Wir lassen wir gerne an uns vorüberzie- sind soeben mit einer einmotorigen hen. Sie verfügt zwar über den ein- Piper gelandet. Der kleine Flugplatz zigen Sandstrand Sloweniens. Die- wird ausserhalb der Badesaison, ser ist aber künstlich aufgeschichtet. wenn keine Charter-Flüge landen, Und obwohl hier das Wasser nur kaum benutzt. Trotzdem kommt uns mässig sauber ist, tummeln sich sofort ein zweiköpfiges Empfangs- Scharen von Badetouristen in den komitee entgegen, hilft tanken und Hotelkomplexen. Nein danke! Piran, parkieren. Offenbar keine Selbst- das gleich daneben liegt, ist dage- verständlichkeit, wie unser Pilot gen von ganz anderem Charme. Die versichert. Die zwei Zöllner, die sich Stadt ist auf einer Halbinsel errich- wegen unserer Ankunft aus der tet, die weit ins Meer hinausreicht. Kaffeepause verabschieden müs- Der autofreie Ort ist geprägt von der sen, entschuldigen sich wegen der venezianischen Herrschaft. Salzge- Umstände, die sie uns (!) mit der winnung und Handel sorgten über Passkontrolle verursachen. Mittler- Jahrhunderte für Wohlstand. Präch- weile hat sich die Rollfeld-Mitarbei- tige Bürgerhäuser, Palazzi und terin ihrer gelben Leuchtweste ent- Brunnen wechseln sich ab und be- ledigt, steht hinter dem Empfangs- stimmen das aussergewöhnliche Desk, vor sich drei Gläser mit Slivo- Stadtbild. vitz – ein scharfer Pflaumenschnaps. Piran ist geprägt von venezianischer Herrschaft. Über Hafen und Stadt «Herzlich willkommen in Slowe- Wie beziehen ein Zimmer im Hotel thront die Kirche St. Georg. (uw) nien!» Piran. Es ist direkt ans Meer gebaut. Rebberge einen Grossteil des Hinter- Ableger der slowenischen Volksmu- Auch von unserem Balkon aus sehen landes. sik. Die überbordende Gastfreund- wir über einen Ausläufer des Golfs schaft ist in diesem Land nicht auf- von Triest bis an die kroatische Tartini und die Oberkrainer Das Frühstück im Hotel ist anspre- gesetzt. So sind sie, die Sloweninnen Küste. Die Aussicht liesse sich noch chend, der Kaffe allerdings dem inter- und Slowenen. Viele Schweizer lange geniessen, doch wir haben Nach dem Essen schlendern wir nationalen «Hotel-Zmorge-Kafi» ange- scheinen das allerdings nicht zu Hunger und Durst. Der Küste entlang durch die verwinkelten Gassen von passt – eine braune Brühe. Schön wäre wissen. Das kleine Land zwischen reiht sich Restaurant an Restaurant. Piran, die alle bergan führen zur es, hätten wir mehr Zeit. Dann könnte Italien und Kroatien hat offenbar ein Der von anderen Ferienorten be- Kirche St. Georg. Sie thront über der man sich auch den anderen sloweni- Imageproblem. Viele verwechseln kannte «Abriss» findet hier nicht Stadt. Am Tag geniesst man von hier schen Reisezielen widmen: Die Zucht es mit der Slowakei oder Slawonien statt. Überall wird freundlich und zu eine wunderbare Rundumsicht aufs der berühmten Lipizaner-Pferde, Kran- oder ordnen es pauschal dem ehe- anständigen Preisen gutes Essen Meer. Auch beim x-fachen Besuch in jska Gora und der Nationalpark im maligen Jugoslawien zu. Dabei hat serviert. Wir setzen uns an einen diesem Städte-Juwel findet der Gast Triglav, die Städte Maribor, Ljubljana. die EU Slowenien 1992 als souverä- Tisch mit Blick aufs Meer. Der Kell- immer wieder neue Gassen, Plätze Das Wetter zwingt uns leider zu einem nen Staat anerkannt. Und seit 2004 ner spricht deutsch – wie viel Slowe- und Bars. Auf dem grössten Platz baldigen Rückflug. Am Flugplatz gilt ist es selber Mitglied der Europäi- nen. Er empfiehlt uns einen Drachen- blickt die Statue des Teufelsgeigers es, die Gebühren für Landung, Parkie- schen Union. Die Bevölkerung ist kopf-Fisch. Wir vertrauen ihm, und Guiseppe Tartini in die Runde. Er ren und Transfer zu entrichten. Die denn auch stets bemüht, zu zeigen, prompt steht wenig später eine Fisch- hat dem Land ein grosses musikali- Slowenischen Tolar (so die hiesige dass ihr Land ein vollwertiges Mit- platte wie aus dem Schlaraffenland sches Erbe hinterlassen. Im Grabe Währung) sind in unseren Portemon- glied der Staatengemeinschaft ist. auf unserem Tisch. Wir versuchen umdrehen würde er sich dagegen, naies leider etwas rar geworden, und Die Menschen halten nicht nur die uns auch an dem Hauswein. Dieser wenn er wüsste, was mit der Slowe- es reicht knapp nicht, um zu bezahlen. traditionsreiche Gastfreundschaft ist allerdings etwas sauer. So mag ihn nischen Volksmusik passiert ist. Aber oh Wunder! Anstatt dass die Mit- hoch. Sie investieren viel Geld in aber die einheimische Bevölkerung. Slavko Avsenik gilt als Erfinder der arbeiterin am Desk von uns verlangt, Infrastruktur und Gebäude. Die Dem Weinliebhaber aus der Schweiz Oberkrainer-Musik. Was heute im erneut Geld zu wechseln, erlässt sie meisten Strassen sind besser als empfehlen wir jedoch, den etwas «Musikantenstadl» und anderen uns einfach den Restbetrag. Slowe- beim Nachbarn Italien. Häuser mit teureren Wein zu bestellen. Es wird pseudo-folkloristischen Sendungen nien, die Schweiz des Balkans? In abblätterndem Verputz sind kaum sich lohnen, immerhin überziehen präsentiert wird, sind verkümmerte vielem ja, und in manchem besser! Ⅲ Dorf-Blitz 8/2006 Region 41

Internetauftritt des Gewerbes unter der Lupe Die «Gelben Seiten» im Internet

Nach den virtuellen Visitenkarten beantwortet! Ansonsten ist auch die- der Vereine hat der Dorf-Blitz ser Webauftritt übersichtlich und auch die Webauftritte des Gewer- aussagekräftig. bes kritisch durchleuchtet. Das Fazit vorweg: Oft lange Wartezei- Suche nach einem Biotop ten. Bei der nächsten Suche geht es um von Ralph Weidenmann die Anschaffung für den Garten: ein Biotop. Mit dem Stichwort «Garten- Schnell einen Kasten Bier online be- bau» wählen wir die Homepage von stellen oder einen ortsansässigen Schild Gartenbau in Bassersdorf. Elektriker ausfindig machen? Der Unter den auszuführenden Arbeiten einfachste Weg zum Ziel heisst «Ge- findet man auch das gewünschte Bi- werbeverein Bassersdorf-Nürens- otop. Schnell ein Klick auf «Kontakt», dorf» (GVBN). Über dessen Home- und die Anfrage, ob man dafür eine page www.gvbn.ch gelangt man zur Baubewilligung brauche, ist in 30 Mitgliederliste. Auf der Suche nach Sekunden per E-Mail abgeschickt. einem Kasten Bier gibt man das Unter «Galerie» findet man eine Bil- Palm-Shop Brütten, der im Vergleich siegreiche Webauftritt. Stichwort «Getränke» ein und ge- derauswahl von erledigten Aufträ- langt damit zur Auswahl. In diesem gen, sogenannte Referenzen. Insge- pflanzen, eine Auswahl von Winter- fahrtsweg, Angebotsübersicht und Fall existiert mit der Firma Getränke samt macht auch diese virtuelle Visi- gartenbepflanzungen oder Wissens- allenfalls eine Bildergalerie der an- Bösch nur ein einziger Anbieter. Mit tenkarte einen guten Eindruck. Auf- wertes über die zehn grössten Sün- gebotenen Produkte oder der ausge- einem Klick auf dessen Webadresse träge erhält man jedoch nur, wenn den beim Umtopfen erhältlich. Der führte Arbeiten. Die Bewirtschaftung ist man auch schon auf der Home- man die Anfragen auch beantwortet. Webauftritt des Palm-Shops ist der- der E-Mail-Anfragen erwies sich als page der Zielfirma und ziemlich Nach über zwei Wochen ohne Ant- art überzeugend, dass er spontan eher sehr dürftig. Tipp: Auch wenn nahe bei der eigenen Bierbestel- wort schlugen auch telefonische An- zum Sieger dieses nicht repräsenta- ein Unternehmen Betriebsferien hat, lung. frageversuche fehl, da nur eine Ton- tiven Vergleichs erklärt wird. Die wäre dieses Problem ohne grossen bandstimme antwortete. Für das Ge- Philosophie der Homepage ist rela- Aufwand elektronisch lösbar. Eine Bequem: Elektronische werbe in Bassersdorf und Nürensdorf tiv einfach, wie Geschäftsinhaber automatisch erzeugte Abwesenheits- Bierbestellung gilt jedoch: Wer über die Webseite Beat Lanz aus Brütten erklärt: «Wir meldung mit Antwort an den E-Mail- des Gewerbevereins einsteigt, der wollen neue Kunden akquirieren Sender ist gratis, einfach zu erstellen Auf die E-Mail-Anfrage, wann ein findet, was er sucht. Die Homepage und bestehenden Kunden einen gu- und gibt dem potentiellen Kunden Kasten Bier ausgeliefert werden vom GVBN ist leider, neben den gu- ten Service bieten. Natürlich gibt es die Information, dass die Anfrage könne, kam wenige Sekunden später ten Suchmöglichkeiten innerhalb der auch Trittbrettfahrer, die bei uns nur später behandelt wird. Die Kosten eine automatisch generierte Antwort Mitgliederliste, eher dürftig. Hier die Informationen beziehen und für einen professionellen Internet- auf dem elektronischen Weg zurück. würde etwas Farbe und vor allem dann im Jumbo einkaufen». Der Er- auftritt sind gemäss Beat Lanz (Brüt- «Sie erhalten Ihre Getränke mit der eine bessere Vorstellung des Vereins folg gibt ihm jedoch Recht, denn ge- ten) moderat. Die eigentliche Inves- nächsten ordentlichen Auslieferung wohl Wunder bewirken. mäss seinen Aussagen werden acht tition ist die Aktualisierung, also die an Ihren Wohnort zugeliefert!», lau- von zehn Neukunden auf diesem persönlich investierte Arbeitszeit für tete die Information. Kurze Zeit spä- Palm-Shop als Sieger Weg gewonnen. die Bewirtschaftung. Da die Neuge- ter wurde die Anfrage jedoch zufrie- winnung von Kunden jedoch – in denstellend beantwortet. Die Home- In Brütten geht die Suche nach Fazit zeitgemässer Präsenz – unweiger- page ist gut gestaltet, auch wenn dem passenden Handwerker am lich auch über die elektronische noch nicht alle Seiten gefüllt sind. besten über die Gemeindeseite, Fazit dieses unverbindlich geführ- Eingangstüre per Internet erfolgen Auch die Suche nach einem ortsan- denn die Gewerbegruppe Brütten ten Testes: Wer sucht, der findet. muss, ist ein professioneller Webauf- sässigen Elektriker läuft ähnlich ab. (ggb) verfügt über keine eigene Primär gesucht werden in der Regel tritt selbst für KMU-Betriebe heutzu- Auf der Gewerbeseite tippt man den Webseite. Via «Portrait» klickt man die Öffnungszeiten, Adresse, An- tage ein «Muss». Ⅲ Begriff «Elektro» ein, und schon er- auf «Gewerbe» und erhält die Aus- hält man eine Auswahl von drei wahl von A wie Arzt bis V für Versi- möglichen Auftragnehmern. Auf der cherung. Suchen sie einen neuen Homepage von Elektro Neuhaus aus Traktor? Ganz einfach: Bei der Bal- Bassersdorf, den wir ausgewählt ha- tensperger AG das gewünschte Mo- ben, reizt die Aufforderung: «Neh- dell via Homepage betrachten und men Sie auf jeden Fall mit uns Kon- die technischen Details studieren, takt auf, unsere Telecom-Spezialisten bevor man mit dem Verkäufer um sind auf Draht». Die Ende Juli gestar- den Preis feilscht. Auf der Home- tete Anfrage für einen Kabelan- page des Brüttemer Palm-Shops sind schluss für das Internet war auch sehr viele nützliche Informationen nach über zwei Wochen noch nicht für die Überwinterung von Topf- 38 Nürensdorf Dorf-Blitz 8/2006

Der Wirklichkeit nahe Simulatorenenbau in Oberwil

Alles begann mir der Begeiste- der Start zum Bau eines grossen rung für die Fliegerei. Heute ent- Airbus A-330-Simulators. Original- wickelt die Firma Polysim AG Si- komponenten wie Instrumente oder mulatoren als Trainingsgeräte für Bedienungselemente waren zu Flugverkehrsleiter. Wer Cockpit- teuer, also baute man sie selbst nach. luft schnuppern möchte, kann in Und auch die üblichen Microsoft- Oberwil auch einen Airbus A-330- Flugsimulationsprogramme genüg- Simulator steuern. ten den beiden Oberwilern bald nicht mehr. Eigene Programme wur- von Olav Brunner den entwickelt. Für die Bewegungen des Simulators, welche das Flugge- Alexander Studinka wäre gerne Pilot fühl erzeugen, setzten die beiden geworden. Nach der Matura 1984 Tüftler nicht hydraulische Elemente, reichte es aber nicht ganz zur Auf- sondern zuverlässigere und war- nahme in die Schweizerische Luftver- tungsfreie Elektromotoren und Ge- kehrsschule SLS. Die Begeisterung windespindeln ein. für die Fliegerei erlitt dadurch keinen Schaden. Während seines Jurastudi- Gross, aber mobil ums an der Universität in Zürich flog Studinka als Seasonal Flight Atten- Trotz all der vielen selbst angefer- Jungunternehmer Patrick Diezi (l) und Alexander Studinka. (ob) dant bei der Swissair rund um die tigten Bauelemente kam der Simu- Welt. Nach dem erfolgreichen Ab- lator auf einen Preis zu stehen, zu gust 2005 wurde die Fabrik, wo der Kloten herum und verbrannten da- schluss der beruflichen Ausbildung welchem sich andere Leute durch- Simulator bereit zur Auslieferung bei tonnenweise Flugpetrol. entwickelte er als selbständiger Jurist aus ein Einfamilienhaus bauen. stand, überflutet, und die wertvolle Finanzprodukte für Banken und Ver- Aber er hat einen riesigen Vorteil: Entwicklung aus Oberwil wurde Alle können fliegen sicherungen und lernte dabei einen Er ist sehr leicht demontierbar, zer- dabei komplett zerstört. ebenfalls aviatik-begeisterten Berufs- legt passt er durch jede Normtüre Der Flugsimulator von der Polysim kollegen kennen. Spontan beschlos- und kann ohne besonderen Auf- Ökologische AG aus Oberwil ist vor allem für die sen die beiden, einen richtigen Flug- wand transportiert werden. So Trainingsgeräte Auswahl von Pilotenanwärtern und simulator zu bauen. stand die künstliche Flugmaschine zur Grundschulung im Instrumenten- schon bei den verschiedensten Fir- Ohne Flugsimulatoren ist die Pilo- flug geeignet. Aber für 350 Franken Ein ungewöhnliches Hobby men wie Sandoz, ZKB oder Siemens tenausbildung heute kaum mehr pro Stunde kann sich jedermann und Deutschland für Management-Trai- vorstellbar. Seit 1930 der amerikani- auch jede Frau in das echt wirkende Niemand ahnte damals, dass sich nings oder Kundenanlässe im Ein- sche Orgelbauer Edwin Link seinen Cockpit eines Grossraumjets setzen aus dem Hobby der Flugenthusias- satz. Ein zweiter Simulator sollte ersten pneumatisch gesteuerten und nach Belieben starten und lan- ten einmal eine Firma entwickeln eine spezielle Attraktion des Ver- Link-Trainer zusammenbastelte, den. Eine aufwendige Projektion an- würde, geplant war ein solcher kehrshauses in Luzern werden. Bei wurden die Trainingsgeräte immer stelle der Cockpitfenster gibt die Illu- Schritt schon gar nicht. 1996 erfolgte den Überschwemmungen vom Au- besser, wirklichkeitsnaher und auch sion, in einem richtigen Flugzeug zu teurer. Flugsimulatoren der höchs- sitzen und die Landschaft vorbeizie- ten Güteklasse kosten zweistellige hen zu sehen. Auf Wunsch und gegen Millionenbeträge. Heute werden bei bescheidene Mehrkosten begleitet der Swiss für die Ausbildung auf das ein Linienpilot den virtuellen Flug. Kurzstreckenflugzeug Airbus A-320 Für Firmen oder kleinere Gesellschaf- 49 Stunden im Simulator «geflogen», ten stehen Arrangements inklusive nur noch 50 Minuten im richtigen Nachtessen im nahen Restaurant Flugzeug. Und jedes Jahr absolviert «Zur Linde» zur Auswahl. ein Linienpilot 12 Simulatorenstun- den zur Erneuerung der Lizenz und Simulatoren für zum Üben von ausserordentlichen die Flugsicherung Vorkommnissen wie Triebwerkschä- den oder Ausfälle von Hydraulik- Was als Hobby begann, nahm 2003 oder Elektroniksystemen. Noch an- professionelle Formen an. Studinka fangs der Siebzigerjahre flogen da- gründete mit Partnern die gegen die Swissairpiloten für ihre flightsimulator.ch GmbH. Die neue halbjährlichen Prüfflüge in richtigen Startup-Firma bewarb sich um den Bau Verkehrsflugzeugen ihre Runden. eines Tower-Simulators zur Ausbil- Stundenlang dröhnten die aus dem dung von Flugverkehrsleitern der Liniendienst abgezogenen Airliner Skyguide. Auf Anhieb erfolgte der Zu- Der «Bau» virtueller Flugzeuge ist eine Geduldsarbeit. (ob) auf den Trainings-Volten rund um schlag, Personal musste eingestellt Dorf-Blitz 8/2006 Nürensdorf 39 werden, um den spannenden Auftrag auszuführen und Pionierarbeit zu leis- ten. Auch die irische Luftfahrtsbehörde bestellte einen Oberwiler Tower-Simu- lator nach Shannon und bildet darin neben eigenem auch Flugsicherungs- personal aus Malta aus. Mit Behörden von über zehn weiteren Ländern wer- den zurzeit Verhandlungen über Liefe- rungen von Simulatoren geführt.

Der Wirklichkeit nahe

Diesen Sommer änderte die fligtsimulator.ch GmbH ihre Gesell- schaftsform und gründete die Polysim AG. Sieben fest angestellte Mitarbei- ter und zehn freie Mitarbeitende passen die bestehenden Simulations- A-330-Simulator: Aussicht wie echt. (zvg) programme neuen Erfordernissen oder Kundenwünschen an. Flughäfen welche von der Wirklichkeit kaum Simulatoren zu bauen. Die Zuversicht und Landschaften darum herum wer- mehr zu unterscheiden sind. ist gross, neue Aufträge für Ausbil- den aufgenommen und digital verar- dungsanlagen zu erhalten. In abseh- beitet, eine enorme Fleissarbeit. Und Gute Aussichten barer Zeit wird es aber zu eng in bereits stehen über 300 virtuelle, Oberwil. Bereits hält Studinka Aus- dreidimensionale, bis ins kleinste Zusammen mit seinem engagier- schau nach einem neuen Standort. Detail nachgebildete Flugzeugmo- ten Team führt Alexander Studinka Die Polysim AG wird aber in der Re- delle zur Verfügung. Damit lassen heute die Polysim AG. Man prüft, das gion bleiben. Die Nähe zum Flugha- sich mit Projektoren Verkehrssituati- Tätigkeitsgebiet auszuweiten und fen ist für die Kundenbeziehungen onen auf Flugplätzen simulieren, Feuerwehr-, Schiff- oder auch andere ein zu gewichtiger Marktvorteil. Ⅲ 26 Brütten Dorf-Blitz 8/2006

Der Hitzesommer hat Spuren hinterlassen Mit einem «blauen Auge» davongekommen

Die heissen, trockenen Sommer- wochen in den Monaten Juni und Juli haben das Wachstum der Pflanzen stark beeinträchtigt. Im Frühling war es zu lange kalt und nass, die nachfolgende achtwö- chige Sommerhitze hingegen tro- pisch und unerwartet regenarm. Die Natur wurde arg strapaziert, die Kulturen haben gelitten. von Susanne Reichling

«Die Natur wurde arg gebeutelt, das stimmt. Wegen schlechten Frühlings- wetters konnten wir die Zuckerrüben beispielsweise erst mit dreiwöchiger Verspätung ansäen. Das Getreide wiederum mussten wir nach einer unüblich rasanten Reifezeit schon zwei Wochen vor Terminplanung einholen», erzählt – stellvertretend für andere Bauern in der Region – der Brüttemer Landwirt Robert Baltens- Die Familie Robert (l.) und Ursina (r.) Baltensperger mit ihren Kindern (v.l.) Andri, Yvonne und Ladina bei den perger. Mit seiner Gattin Ursina be- «Kälber-Iglus» im Freien. (Fotos: Susanne Reichling) treibt er einen Ackerbau- und Milch- wirtschaftsbetrieb; die drei Kinder «Mitte der neunziger Jahre sind wir denfalls wächst in hervorragender Mais» (also ab Boden) von einem Andri (14), Yvonne (12) und Ladina hierher an die Rietgasse gesiedelt. Qualität. Ebenso die in diesem Jahr Nachbarn ausgleichen können. «Wir (9) sind fleissige Helfer. Unsere Kühe haben jetzt einen Frei- direkt neben dem Wohnhaus ange- sind mit einem ’blauen Auge’ davon laufstall, und das gesamte Anwesen pflanzten Zuckerrüben, die Apfel-, gekommen. Es gibt Gebiete in der Vor elf Jahren gesiedelt ist grosszügiger konzipiert als frü- Birnen- und Zwetschgenbäume ne- Schweiz – und auch im Ausland – wo her», ist zu erfahren. Früher sei hier ben dem Hauseingang sowie das für die Situation viel prekärer ist. Sicher- Der Betrieb in Brütten wird bereits ein Riet gewesen. In weiser Voraus- die Selbstversorgung der Familie im lich mehr Verlust haben beispiels- seit Generationen von Familienmit- sicht wurde das Gebiet in den dreissi- Garten gezogene Gemüse. Auf Äckern weise die Bergbauern oder etwa ein gliedern geführt; bis 1995 war der ger Jahren aber mit Drainageleitun- in anderen Gebieten der Gemeinde Gemüsebetrieb.» Als für seinen Hof Standort an der Unterdorfstrasse 16. gen entsumpft, so, dass ein bebauba- produzieren die Baltenspergers vor- geradezu optimal bezeichnet er den Die in den späten sechziger Jahren rer Grund und Boden für das nachma- wiegend Getreidebau mit Gerste und wegen der Kälte und Nässe verzöger- durchgeführte Melioration ermög- lig erstellte Gehöft entstanden sei. Weizen; ab hauseigenem Stall wer- ten Wachstumsbeginn seiner Ökoflä- lichte in den Folgejahren eine erleich- Das Gras auf den Weiden – wo die 28 den pro Jahr rund 40 Mastkälber dem chen. Entsprechend den Vorgaben terte Bewirtschaftung der Ländereien. Milchkühe täglich grasen dürfen – je- Metzger zugeführt. des Bundes produziert er auf sieben Prozent seiner Landfläche so genann- Der Frühling war tes Ökoheu, welches erst am 15. Juni extrem nass gemäht werden darf. «Weil alles spä- ter zu wachsen begann, war das Gras Robert Baltensperger bestätigt: «Der weniger ’alt’ und somit von besserer Boden war anfänglich – nach dem Qualität als in anderen Jahren», er- nasskalten Frühling – zu feucht. Fast zählt Baltensperger. alle Kulturen haben gelitten.» Ein Engpass sei beim Gras entstanden. Gute Getreidequalität Da fehle, übers Jahr gerechnet, ein Schnitt. Als schlimm würde er diese Ebenfalls zufrieden ist der Brüttemer etwa zehnprozentige Einbusse jedoch Bauer mit der Qualität des geernteten nicht bezeichnen, erklärt der 46-jäh- Getreides. Auch hier betrage die Ein- rige Landwirt. Er füttere sein Vieh busse zwar etwa einen Zehntel. Dies das ganze Jahr über mit Silofutter sei jedoch zu verkraften; in einem (Gras und Mais). Überhaupt nicht anderen – für die Natur bezüglich jammern wolle er. Die quantitativ Wetterbedingungen vorteilhafteren Dank wieder mehr Regen im August finden die Kühe der Baltenspergers minimierte Maisernte habe er durch – Jahr werde dies voraussichtlich auf der grünen Wiese neben dem Hof wieder reichlich Futter. Zukauf einer Hektare «stehender wieder ausgeglichen. Allerdings: Die Dorf-Blitz 8/2006 Brütten 27 sommerliche Hitze habe den Reife- Frucht gepflückt; das Aroma ist gut. prozess derart beschleunigt, dass Aber auch hier: Wir werden weniger Erhöhte Gemüsepreise ten wir laufend wieder mit Lei- man die Körner zwei Wochen vor dem Ertrag haben als in anderen Jahren.» wegen Ernteeinbussen tungswasser füllen», erinnert sich sonst üblichen Termin habe einbrin- Produktionsleiter Christian Meier. gen müssen. Hier sei einmal mehr Auf Nachfrage bestätigt sich auch Weil der Winter sich bis in den Früh- Ein Grossteil der Bewässerung der organisatorische Flexibilität gefragt in Brütten die in den Medien verbrei- ling hinein verzögerte, Juni und Juli vielen Tausend Töpfe und Pflanzen gewesen. Dies gehöre jedoch zum tete Mitteilung der Branchenorgani- sich tropisch und der August wieder erfolge manuell, mit Schlauch und Alltag in einem Bauernbetrieb und sation Swisspatat, welche einen eher nasskalt präsentierten, werden Giessgerät, ergänzt Firmeninhaber mache das Leben zudem abwechs- «Kartoffelengpass» in der Schweiz in ganz Europa massive Ernteein- Daniel Handschin. Die zusätzliche lungsreich. So werde er auch akzep- sowie eine Qualitätsverminderung bussen erwartet. Gemäss Exper- Giesserei infolge der Hitze und tieren müssen, dass die in verspäteter ankündigt. «Ja, das Problem ist, dass tenberichten ist in der Schweiz die mangels Regen habe für sein Aussaat eingebrachten und ebenfalls die im Frühling gesteckten Kartoffeln Lage insbesondere bei Gurken und Personal grosse zeitliche Investiti- mit Wachstumsverzögerung gediehe- zuerst normal wuchsen, also Keime Tomaten sowie Gemüse und Salaten onen mit sich gebracht, und auch nen Zuckerrüben anlässlich der Ernte und Kraut bildeten. Durch die prekär. In Fachkreisen spricht man das Leitungswasser sei ja nicht im Spätherbst pro Hektare merklich zweimonatige Hitze ist ein Phäno- von Verlusten bis 70 Prozent und ei- gratis. Etwa die dreifache Wasser- weniger Kilos und Tonnen ergeben men entstanden: Weil man Kartoffeln ner zu erwartenden Knappheit wie menge gegenüber einem normalen werden. «Wir akzeptieren das halt so, nicht wässert, verhielten sich die neu seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Jahr habe man in den zwei extrem wie die Natur es uns beschert», resü- und noch klein gewachsenen Knollen Die schweizerischen Wetterkaprio- trockenen Monaten verbraucht. miert Baltensperger. Dass die ge- naturgemäss so, als ob sie eben neu len seien Grund für zurzeit massiv Dank der zusätzlich notwendig ge- pressten Strohballen, trotz Regen in gesteckt worden seien. Sie haben mehr Importe. Doch könne dies den wesenen Bewässerungsaktionen den vergangenen Wochen, trocken ausgekeimt und zweite Knollen ge- Markt nicht beruhigen, denn im habe man aber zum Glück keine unter Dach gebracht werden konnten, bildet. Der Stärkegehalt einer einzel- Ausland seien die Preise gar höher allzugrossen Verluste eingefah- stimmt ihn zufrieden. nen Kartoffel wird durch diesen als in der Schweiz. Mit einer Norma- ren, und auch der hitzebedingte ’Wildwuchs’ nachhaltig reduziert lisierung rechnen die Grossverteiler Befall der Pflanzen mit Spinn- Kartoffeln machen und beeinträchtigt die Qualität sowie erst gegen Mitte September. milben und anderem Ungeziefer zweite Knollen die Weiterverarbeitung negativ», er- habe sich in Grenzen gehalten. klärt Robert Baltensperger. Ein Auch Gärtnereien «Wegen der Ausschwemmung der Über ihre Beobachtungen aus dem Grossteil der diesjährigen Kartoffel- hatten zu kämpfen Pflanzentöpfe durch die intensive Familien-Gemüsegarten erzählt Ur- ernten werde schweizweit wohl zur Wässerung mussten wir aber fort- sina Baltensperger. Weil die Salate im Fütterung von Tieren verwendet. Eine Anfrage bei «Garte-Händsche» dauernd und immer wieder neuen Frühsommer in Rekordtempo wuch- Dies wiederum werde voraussicht- in Brütten ergibt, dass in den Dünger einbringen; das war enorm. sen, ja sich über Nacht massenweise lich dazu führen, dass Schweizer Hitzemonaten Juni und Juli das Pflanzen, welche in solchen Hitze- «aufstängelten», profitierte der Hase. Kartoffeln im Verkaufsangebot per normalerweise hinreichend vor- perioden nicht genügend Dünger «Das Zuviel haben wir ihm verfüt- Frühling 2007 zu einer Mangelware handene gesammelte Regenwasser erhalten, riskieren, zu vergilben, tert», wird lachend erzählt. Die Toma- werden. Ob allgemein eine Preiser- bei weitem nicht ausreichte für die und auch das Wachstum wird ten – sie reifen in diesen Tagen – höhung landwirtschaftlicher Pro- Bewässerung der In- und Outdoor- durch Düngermangel beeinträch- seien während der Hitzewochen nur dukte die Folge der langen Hitzeperi- Pflanzen sowie der Baumschule. tigt», beschliesst Daniel Handschin zögerlich gewachsen; das Zugiessen ode in der Schweiz sein werde, kann «Unser Wasserbecken mit 30‘000 seine Ausführungen. von Wasser habe nur wenig gebracht. Baltensperger nicht abschliessend Litern Fassungsvermögen muss- (sr) «Wir haben gerade eben die erste beurteilen. Ⅲ

Teamarbeit in der Familie: Sohn Andri fährt mit Traktor und Strohpresse, und Vater Robert sammelt die 20 Kilogramm schweren Ballen mit dem Ballenkarussell (rechts im Bild) anschliessend ein. Das «Holzhüsli» hatte eine befristete Existenz «Schyt um Schyt» zerlegt und zersägt

Das schumucke «Holzhüsli», kurz vor dem Abbruch. (Bilder: Alfred Wepfer)

Im November 2002 wurde für den stimmte Länge gesägt, auf der ande- Die Nutzung dieses Buchenspal- bevorstehenden Christbaumver- ren Seite wird es gespalten und von tenhauses «Holzhüsli» galt vor allem kauf in Bassersdorf Holz zu einer fleissigen Händen in Säcke gefüllt, dem Raclette-Plausch, welcher in der Hütte aufgeschichtet. Es handelte welche nun bereitstehen und auf den kalten Jahreszeit während des all- sich hierbei nicht um eine ganz Anteilschein-Besitzer warten, um jährlichen Christbaumverkaufes von normale «Schyterbiig», sondern abgeholt zu werden. H.U. Schmid Gartenbau stattfand um ein von der Gemeinde für drei und der Kundschaft eine gemütliche Jahre bewilligtes «Holzhüsli». Die Idee, ein solches Häuschen zu Aufwärmgelegenheit bot. Doch nun Was damals «Schyt um Schyt» an errichten, war damals, der Bassers- ist dies vorbei. Noch einmal werden der Chrüzacherstrasse erstellt dorfer Bevölkerung die einheimische die rot-weiss karierten Tischdecken worden war, musste jetzt wieder Kultur und die Möglichkeiten, die auf die Tische verteilt. Noch einmal abgebrochen werden. der Baustoff Holz bietet, näher zu werden die roten Schürzen umge- bringen. Es war nicht einfach, eine bunden, und bei festlicher Drehor- Wir schreiben den 12. August 2006, Baubewilligung für dieses Haus zu gelmusik und bei einer gemeinsa- ein Samstag, morgens um 9 Uhr. bekommen. Man einigte sich, dass men Bratwurst und Bier wird der Eine alte Bandsäge aus dem Jahr es gebaut werden kann und nur be- Abschied dieses «Holzhüslis» zum 1945 läuft schon auf Hochtouren. fristet stehen bleiben darf. So konnte Teil mit schwerem Herzen gefeiert. Auf der einen Seite dieser Maschine man schon damals Anteilscheine für wird das Holzscheit auf eine be- dieses Holz erwerben. Doch wie es wohl bei einigen Fes- ten ist, gilt auch am heutigen Tage: «Des einen Freud, des anderen Leid.» So gefiel die Drehorgelmusik, was man ja nicht alle Tage zu hören be- kommt, einem Nachbarn nicht, und prompt stand nach einer gewissen Zeit das Polizeiauto auf dem Ge- lände. Die Musik wurde ausgeschal- tet und wir liessen uns belehren, dass wir in einer hypersensibilisier- ten Gesellschaft leben. Ausserdem: Wirklich verstehen will und kann keiner, warum unser «Holzhüsli» aus dieser Gemeinde wieder verschwin- den musste.

Andrea Schmid, Bassersdorf Die Holzfräse Jahrgang 1945 in Aktion. Dorf-Blitz 8/2006 Bassersdorf 17

Zivilschutz im Altersheim Breiti Älteren Menschen ein Stück Würde geben

Der Zivilschutz Bassersdorf leis- tet einen wertvollen Dienst zu Gunsten der Bewohner des Alters- heimes Breiti. Der Einsatzplan wurde speziell den Bedürfnissen der älteren Menschen angepasst. von Ralph Weidenmann

Einmal im Jahr leistet Reto Aellig aus Bassersdorf Zivilschutz. Auch wenn in den Köpfen immer noch das Bild des Bretter nagelnden «Zivi» verankert ist, hat sich der Einsatz schon längst in eine andere Richtung entwickelt: Ak- tive Unterstützung der Polizei, der Feuerwehr, der technischen Betriebe oder des Gesundheitswesens sind heute die neuen Eckpfeiler. Im Ge- spräch mit dem Dorf-Blitz blickt Reto Aellig zurück auf seinen letzten Zivil- schutzdienst im Altersheim Breiti in Bassersdorf. «Mein Einsatz im Alters- Jung und Alt vereint: Hermann Künzle, Reto Aellig und Mathilde Weiss. (rw) heim ist ein sehr wertvoller Dienst. Viele ältere Menschen erhalten kaum aus ihren Erfahrungen und über Le- des Zivilschutzes Bassersdorf, soll ben sein können, zeigt auch der Besuch und sind deshalb oft sehr ein- bensweisheiten berichten. Dies sind diese neue Ausrichtung auch künftig jüngste Einsatz: Vom 1. bis 2. Juli sam.» Seit diesem Jahr wurde der die einfachen Wünsche, deren Erfül- bestehen bleiben. Die frühere Abtei- wurden Helfer für den «Ironman Swit- Einsatzplan der Zivilschutzleistenden lung sehr geschätzt wird. «Nur schon lung «Sanität» wurde im neuen Mo- zerland Triathlon» gesucht. Gegen- speziell den Bedürfnissen der Alters- durch lockere Gespräche oder blosses dell «Minor 5» umfunktioniert und ist sätzlicher könnte der Vergleich mit heimbewohner angepasst. Statt einer Zuhören gibt man den älteren Men- heute vor allem für die Evakuierung dem Altersheim nicht sein. Ⅲ ganzen Kompanie, die in einer einzi- schen ein Stück Würde, denn es inte- der Bevölkerung vorgesehen. Neben gen Woche ihren Dienst leistet, verteilt ressiert sich wieder jemand für sie. dem Altersheim Breiti gibt es auch Kommentar sich dieser nun auf mehrere Wochen. Ich werde von den Bewohnern richtig Einsätze im Krankenheim Bächli in «Während der Sommerzeit leisten pro erwartet. Dies zeigt auch, wie wert- Bassersdorf. «Dafür braucht es Zivil- Zu Recht stolz sein Woche ein bis maximal zwei Kamera- voll diese Arbeit ist», ergänzt Aellig. schutzleistende mit grosser Sozial- den ihren Dienst. Dies hat den Vorteil, Heimbewohner Hermann Künzle kompetenz», erklärt Caglia. Als der Dorf-Blitz in seiner Januar- dass immer jemand im Altersheim ist. schätzt vor allem neue Kontakte zu ausgabe 2006 über den Komman- Der Einsatz einer ganzen Kompanie in Menschen, und Mathilde Weiss lobt Grosse Wahlmöglichkeit dowechsel im Zivilschutz Bassers- einer einzigen Woche war eher stres- den Einsatz: «Mit diesen Sparziergän- dorf berichtete, schloss derArtikel sig für die älteren Menschen», ist zu gen sehe ich plötzlich neue Gebiete Die notwendige Ruhe und Toleranz mit der Bemerkung «In zwei Jah- erfahren. und Überbauungen in Bassersdorf, im Umgang mit älteren Mitmenschen ren werden wir sehen, wie stolz die ich ich vorher gar nicht kannte.» ist nicht jedem gegeben. Auf der In- die ’Zivilschützler’ auf ihren Job Sehr einfache Wünsche ternetseite der Stadt Zürich heisst es sind». So lange wurde jedoch nicht Geänderte Zielsetzung relativ trocken und förmlich zu die- gewartet. Die nun eingeführte In seiner Einsatzwoche erledigt sen Anforderungen: «Anmeldung WK Fronarbeit zu Gunsten der Allge- Aellig vormittags Arbeiten für den Gemäss Annette Hefti hat sich die Altersheim. Der Auftrag der Pflicht- meinheit – meistens jedoch zu technischen Dienst. «Dabei geht es Philosophie des Zivilschutzes gegen- dienstleistenden ist die Aktivierung Gunsten von Hilfsbedürftigen – um Umgebungsarbeiten, Reparatur- über dem Altersheim grundlegend und Betreuung von Pensionären in wird von beiden Seiten geschätzt. dienste oder kleinere Arbeiten in den geändert. Ursprünglich war das Ziel, einem Städtischen Altersheim.» Die Zeiten sind vorbei, als Zivil- Wohnungen, wie beispielsweise das bei einer Katastrophe, etwa einer schutzangehörige nur Bretter zu- Zimmer neu streichen», erklärt Pfle- Epidemie, kurzfristig den gesamten Die Zivilschutzpflichtigen der Zivil- sammennageln mussten oder un- gedienstleiterin Annette Hefti. Der Betrieb zu übernehmen. «Aufgrund schutzorganisation Bassersdorf haben tätig herumstanden. Schön, dass Nachmittag ist jeweils für die Betreu- des grossen personellen Wechsels jedoch verschiedene Wahlmöglichkei- es in einer Welt des Profitstrebens ung der Altersheimbewohner vorge- innerhalb des Zivilschutzes ist dies ten, ihren Dienst zu absolvieren. Ne- und der Konkurrenzkämpfe auch sehen. Man richtet sich ganz nach jedoch gar nicht möglich», umschreibt ben der angesprochenen Betreuung noch Leistungen gibt, die nicht in deren Wünschen. Ein Spaziergang, Hefti den Grund für die Änderung hin gibt es die weiteren vier Abteilungen erster Linie des Geldes wegen er- ein Friedhofsbesuch im Rollstuhl, ge- zur Begleitung der Altersheimbewoh- «Unterstützung», «Kulturgüterschutz», bracht werden. meinsames Spielen oder einfach nur ner. Gemäss Pino Caglia, Zugführer «Logistik» und «Führungsunterstüt- Ralph Weidenmann zuhören, wenn die älteren Menschen der Abteilung Schutz und Betreuung zung». Wie unterschiedlich die Aufga- Wer bezahlt die Fenster der bereits ausgeführten Schulhaussanierung? Schulpflege Nürensdorf versus Flughafen

Das Schulhaus Sunnerain wurde Ausgabe» zulasten eines Gemeinde- kürzlich saniert. Nach Ansicht kontos bewilligt. der Schulpflege Nürensdorf soll der Flughafen Zürich (Unique) Unique lehnt Forderung ab diejenigen Kosten tragen, die dem Lärmschutz dienen. Da der Flug- Auf Anfrage zur Klage der Schul- hafen dies jedoch verweigert, pflege Nürensdorf erklärt Marc klagt die Schulpflege die Forde- Rauch, Mediensprecher der Unique rung nun mit Unterstützung (Flughafen Zürich AG): «Anspruch auf durch eine Anwältin ein. passive Schallschutzmassnahmen (Schallschutzfenster) haben Eigentü- von Thomas Iseli mer von Liegenschaften, bei denen infolge Fluglärm der gesetzliche Im- Die Schulgemeinde Nürensdorf hat missionsgrenzwert überschritten die Schulanlage Sunnerain einer um- wird. Dieser Anspruch erstreckt sich fassenden Sanierung unterzogen, nur auf lärmempfindliche Räume. welche im Jahr 2005 abgeschlossen Beim Schulhaus Sunnerain wird der wurde. Dabei wurden auch die not- Immissionsgrenzwert (IGW) bei Tag Dunkle Wolken über der sanierten Schulanlage «Sunnerain»: Wer bezahlt wendigen Schallschutzmassnahmen auch nicht annähernd erreicht. Auch diese Fenster? (ti) ergriffen, um die Schulräume vor den mit dem beim Bund bereits einge- zunehmenden Einwirkungen des gen. Damit beauftragt hat sie die re- sich Monika Merki, die abgetretene reichten vorläufigen Betriebsregle- Fluglärms zu schützen. nommierte und auf Flughafenfragen Schulpflegepräsidentin (sie war bis ment wird dieser Wert in den nächs- spezialisierte Zürcher Anwältin Isa- Ende der diesjährigen Sommerferien ten Jahren nicht überschritten.» Uni- Klage gegen Unique belle Häner. im Amt, ihr Nachfolger ist Roland que stützt sich auf einen Bundesge- Burri), nicht im Detail äussern. Auch richtsentscheid vom Dezember 2000, Die Schulpflege ist der Auffassung, Prozessrisiko trägt der wollte die Schulpflege nichts zur in welchem das bisherige Schall- dass der Flughafen Zürich für die Steuerzahler Frage des Prozessrisikos sagen. Zum schutzkonzept aufgehoben wurde. Kosten dieses Lärmschutzes aufkom- jetzigen Zeitpunkt ist deshalb noch «Damit besteht auch keine rechtliche men muss. Unique lehnte diese For- Die Kosten für die bereits ausge- unklar, wieviel der Prozess den Steu- Verpflichtung für Schallschutzmass- derung jedoch bis anhin ab. Darum führten Lärmschutzmassnahmen be- erzahler kosten wird, sollte das Ver- nahmen», ist weiter zu erfahren. Uni- beschloss die Schulpflege an einer tragen nach einer Aufstellung des fahren nicht den von der Schulpflege que saniere darum nur Gebiete, «in Sitzung im Frühling dieses Jahres, Architekten insgesamt 473‘785.95 gewünschten Gang nehmen. Im Pro- denen eine Grenzwertüberschreitung die Entschädigungsforderung «auf- Franken. Weil es sich bei der Forde- tokoll der Schulpflege steht dazu lapi- gemäss Lärmschutzverordnung (LSV) grund der umweltschutzrechtlichen rung gegenüber Unique um «ein lau- dar: «Die für diesen Auftrag notwen- auch bei einem künftigen Betriebsre- Bestimmungen» gerichtlich einzukla- fendes Verfahren» handelt, wollte digen Kosten werden als gebundene glement unbestritten sein wird.» Ⅲ Ist die Plafonierungsinitiative umsetzbar? Bundesrat Leuenberger äussert sich nicht

Die Plafonierungsinitiative verlangt, Bund die Anliegen der Initiative aus dass die Zahl von 250‘000 Flugbewe- übergeordneten Interessen sowie aus gungen pro Jahr nicht überschritten rechtlichen Überlegungen ablehnen wird, sowie eine Nachtruhe von min- würde.» destens neun Stunden. Diskutiert wird und umstritten ist, ob die Initi- Juristische Gutachten ative überhaupt umsetzbar sei und die gewünschte Wirkung entfalten Anderer Meinung ist Stefan Wey, könnte. Während sich der Regie- Präsident des Fördervereins für eine rungsrat, die Gegner und das Initia- realistische Flughafenpolitik. Er ist tivkomitee äussern, schweigt der überzeugt, dass «im Falle einer An- Bund. nahme der Initiative die Eckwerte auch durchgesetzen werden kön- von Thomas Iseli nen.» Er begründet diese Argumen- tation mit dem grossen Respekt vor Die kantonale Volksinitiative «für eine der Initiative. Man habe nach mehre- realistische Flughafenpolitik» (auch Alles Gute kommt von oben. (ti) ren juristischen Gutachten bewusst Plafonierungsinitiative genannt), über diesen Abstimmungstext gewählt, welche das Volk im Kanton Zürich bis die Stimmbürger des Kantons über- Plafonierungsinitiative zu äussern denn nach genau diesem Prinzip sei spätestens im März 2008 abstimmen haupt die von den Initianten gefor- und zu erklären, dass die Initiative 1986 der Bau des Kernkraftwerkes wird (der Dorf-Blitz hat in der letzten derte Wirkung entfalten könnte. Ei- nicht realisierbar sei. Moritz Leuen- Kaiseraugst verhindert worden. In Ausgabe berichtet), verlangt eine Än- nerseits ist die Gesetzgebung über berger, der Verkehrsminister, wollte diesem Sinne vertraut Wey darauf, derung der Kantonsverfassung. Wört- die Luftfahrt Sache des Bundes (das aber nichts zur möglichen Umset- dass bei einer Annahme der Initia- lich soll es darin neu heissen: «Der viel zitierte Beispiel hierzu ist, dass zung der Initiative sagen. Es wäre tive der Kanton auf die Plafonierung Kanton Zürich wirkt, insbesondere im der Kanton Uri auch nicht die Anzahl «mit Sicherheit kontraproduktiv», hinwirken werde: «Eine Behörde ist Bund, darauf hin, dass der Flughafen Autos, die durch den Gotthard fahren, wenn sich der Bund in den Abstim- in der Schweiz vom Volk gewählt. Zürich in Übereinstimmung mit den «plafonieren» kann) und andererseits mungskampf einmischte, lautet seine Abstimmungen an der Urne sind Bedürfnissen der von Flugemissionen ist die Initiative ungewöhnlich offen Begründung. Der Zürcher Regie- nach dem politischen Verständnis betroffenen Wohnbevölkerung betrie- formuliert, sodass bei einer Annahme rungsrat nimmt hierzu klarer Stel- der Bevölkerung verbindlich.» ben wird. Namentlich darf die jährli- fraglich ist, ob der Auftrag des «dar- lung. Er ist der Meinung, dass «der Ⅲ che Zahl von Flugbewegungen des auf hinwirken» von den Zuständigen Flughafens 250‘000 nicht überschrei- überhaupt wahrgenommen wird. ten und die Nachtflugsperre nicht we- Rechtlich besteht keine Möglichkeit, niger als neun Stunden betragen.» diesen Auftrag zu erzwingen oder ei- nen Verzicht zu sanktionieren. Kann Initiative Wirkung Josef Felder, der Flughafen-Chef, ist entfalten? der Ansicht, dass die Initiative darum aus rechtlichen Gründen nicht um- Umstritten ist, ob die so formulierte setzbar sei. Er forderte deshalb den Initiative bei einer Annahme durch Bund schriftlich dazu auf, sich zur 4 Monatsinterview Dorf-Blitz 8/2006

Andreas Burkhalter (Oberwil) an der Spitze der Armbrustschützen «Grossvater mit dem Enkel in der gleichen Sportart»

Andreas Burkhalter (61) kandi- diert als Präsident des Eidgenössi- schen Armbrustschützen Verban- des (EASV), welcher 137 Sektio- nen und rund 2000 Mitglieder umfasst. Der Oberwiler sieht Arm- brustschiessen zwar als Rand- sportart, jedoch betont er die fami- liäre Ambiance – ein Sport für jung und alt. von Willi Kobel

Neben Schwyzerörgeli spielen und Bergwandern ist Armbrustschies- sen Ihr grosses Hobby. Wie ma- chen Sie einem Jungen diesen Sport «gluschtig», damit er ihn ebenfalls als eine Freizeitbeschäf- tigung betreibt? Einer der Vorteile beim Armbrust- schiessen ist die Möglichkeit, prak- tisch an 365 Tagen trainieren zu können, denn jedes Mitglied hat in der Regel einen eigenen Schlüssel

«Ein Schuss aus einer Andreas Burkhalter vor seinem Schmuckstück zur Ernennung zum Ehrenpräsidenten. (Bilder: Willi Kobel) Armbrust entwickelt gung. Wenn es jemanden «packt», Ein einziger Schiessstand Verbandes (EASV) vorgeschlagen. nicht mehr Lärm als kauft er sich in der Regel eine eigene könnte doch aber die Kosten sen- Was ist Ihre Motivation, dieses ein Ball beim Tennis!» Armbrust, öfters auch eine kosten- ken? Amt zu übernehmen? günstige Occasion. Richtig. Generell werden sämtliche Das Problem ist bei uns – wie bei Schiessanlagen wenig genutzt, seien vielen anderen Vereinen und Ver- zum Schützenhaus. Jeder kann ent- In der Gemeinde Nürensdorf es 30 Meter-Armbrust- oder 300 Me- bänden auch – jemanden zu finden. sprechend seiner freien Zeit schies- existieren gleich zwei Vereine, ter-Gewehr-Anlagen. Im Gegensatz Ich bin mit Herzblut Armbrust- sen, und das ist natürlich bei unregel- nämlich in Nürensdorf und Ober- zu einem 300 Meter-Schützenstand schütze. Als ehemaliger Kantonal- mässigen Arbeitszeiten oder Schicht- wil – ein schweizerisches Unikum. sind wir aber nicht an einen Samstag präsident besitze ich einen gewissen arbeit ideal. Zudem kennen wir Machen zwei Vereine überhaupt gebunden, denn unsere Mitglieder Bekanntheitsgrad, und so wurde ich praktisch keine Lärmimmissionen. Sinn? können die Anlagen während der von verschiedenen Seiten dazu er- So entwickelt ein Schuss aus einer In Zürich und in Winterthur gibt es ganzen Woche tagsüber benützen. muntert. Ich glaube, in der Lage zu Armbrust nicht mehr Lärm als ein zwar verschiedene Vereine, aber für sein, dieses Amt gut ausführen zu Ball beim Tennis! Was viele gar nicht die Dörfer stimmt die Aussage «ein Sie wohnen nur 100 Meter vom können. Dazu kommt der glückliche wissen: Beim Armbrustschiessen schweizerisches Unikum». Der ASV Schützenstand Oberwil entfernt, können auch Titel als Schweizer-, Nürensdorf ist der älteste Verein im sind aber Mitglied beim ASV Nü- Europa- oder Weltmeister gewonnen Dorf und wurde bereits 1911 gegrün- rensdorf. Ein Widerspruch, oder «Ich bin mit Herzblut werden. Es gibt nicht viele Sportarten det. Er wird nächstens 100-jährig; die warten Sie wie beim Fussball auf Armbrustschütze.» in der Schweiz, bei denen ein Junger Oberwiler Sektion ist ebenfalls be- eine hohe Transfersumme? die Chance hat, einen internationalen reits 86-jährig. Beide Vereine besit- Nein, als ehemaliger Bassersdorfer Umstand, dass ich nächsten Februar Titel zu gewinnen. zen eine grosse Tradition, eine lange bin ich vor 31 Jahren in den ASV Nü- in Frühpension gehe und dann die Vereinsgeschichte sowie je eine ei- rensdorf eingetreten. Mittlerweile bin nötige Zeit aufwenden kann. Ich Kann sich ein Jugendlicher gene Fahne. Aus Sicht des Schiesspor- ich im ASV Nürensdorf Ehrenmit- sehe den EASV als eine gute Sache. überhaupt eine eigene Armbrust tes wäre eine Fusion bestimmt sinn- glied, und es ginge mir gegen den Mich freut es enorm, dass in letzter leisten? voll. Aber, aufgrund der grossen Er- Strich, den Verein zu wechseln. Zu- Zeit auf eidgenössischer Ebene wie- Eine neue Armbrust als hochpräzi- folge, die bei beiden Vereinen in ihre dem habe ich noch nie erlebt, dass die der einige Nachwuchsschützen da- ses Gerät inklusive Bekleidung kostet Vereinsgeschichte eingegangen sind, Oberwiler und die Nürensdorfer sich zugestossen sind. Es könnte zu ei- rund 7000 Franken. Wichtig zu wis- und auf Rücksicht auf die Gründer ist gegenseitig Mitglieder abwerben. nem langsamen, aber sicheren sen: Die Vereine stellen jedem neuen es wohl richtig, wenn beide Vereine Aufwärts trend kommen. Eine wei- Mitglied oder Nachwuchsschützen weiterhin ihre eigene Geschichte Sie sind als Präsident des Eid- tere Motivation ist die familiäre eine Ausrüstung kostenlos zur Verfü- schreiben. genössischen Armbrustschützen- Ambiance: Man kennt sich. Dorf-Blitz 8/2006 Monatsinterview 5

Sie werden also nicht «Verlegen- zusätzliche Amt übernehmen 30-Jähriger noch erlebnisreiche 50 nicht nur, sondern wir pflegen auch heitspräsident»? möchte. Ich habe zwar keine Angst, Jahre vor sich. Und dies ist doch ein die Kameradschaft und «höcklen» Nein, überhaupt nicht. Ich war 21 aber Respekt vor der neuen Situa- ganz schöner Vorteil unseres Spor- deshalb nach den Trainings oder Jahre im Kantonalvorstand, davon 11 tion. Ich kenne mich und weiss, dass tes. Jahre Kantonalpräsident, und zudem ich bei «Nichtstun» bald einmal im «Sowohl Männer bin ich heute noch Präsident der Eid- Kreise herumlaufen würde. Und dies Auf der Homepage des EASV ist genössischen Veteranenvereinigung. vielleicht nicht zur Freude meiner sogar eine Rubrik «Doping» zu als auch Frauen sind Ich bin also gewissermassen schon Frau! Darum ist dieser «Teilzeitjob» finden. Warum? willkommen.» im «eidgenössischen Business» tätig. nach der Pensionierung ein sehr Da beim Armbrustschiessen auch Es wäre für einen Aussenstehenden guter Ausgleich. offizielle Schweizer-, Europa- und den Wettkämpfen auch gesellig und äusserst schwierig, dieses Amt zu Weltmeisterschaften durchgeführt fröhlich beisammen. führen. In Insiderkreisen hört man, werden, sind wir automatisch auch dass beim Schweizerischen Zen- mit dem Dopinggesetz konfrontiert. An der Wand hier hängt eine Was können Sie uns über Ihre tralvorstand (ZK) einiges schief Wir haben ein gutes Gewissen, wobei Schützenuhr. Erinnern Sie noch Pläne verraten? laufe. Werden Sie nun mit dem ei- es leider wohl in jeder Sportart an die Übergabe? Natürlich ist Armbrustschiessen sernen Besen wischen? schwarze Schafe gibt. Ja, und wie! Diese Uhr hat mir eine Randsportart. Im Gegensatz zu Diese provokative Frage muss ich Regierungsrätin Rita Fuhrer zum den zunehmenden Lärmproblemen entschärfen. Das Problem ist nicht Sind auch Frauen willkommen? kantonalen Ehrenpräsidenten im bei den 300 Meter-Anlagen und de- der Vorstand, sondern die Beset- Jawohl, natürlich. Sowohl Männer 2001 überreicht. Nie hätte ich ge- ren Schliessung kennen wir zum zung der einzelnen Ressorts. So als auch Frauen sind willkommen, glaubt, dass wir eines Tages, falls ich guten Glück diesbezüglich keine sucht der ZK etwa einen National- zu Schnuppern, auch in den Schütz- gewählt werde, «Kollegen» sein wür- Probleme. So könnte es durchaus trainer, eine Person für die Öffent- enhäusern von Nürensdorf und den. Rita Fuhrer ist neu Präsidentin eine Umlagerung Richtung Arm- lichkeitsarbeit sowie einen Verant- Oberwil. Die Präsidenten Andy des Schweizerischen Schützenver- brust geben. Denn auch 300 Meter- wortlichen für die Dopingkontrolle. Morf (Telefon 044 836 41 02) und bandes (SSV), und ich würde dann Schützen sind in der Regel mit Leib Die Besetzung dieser Chargen ist René Kägi (044 837 01 67) geben dieselbe Funktion bei den Armbrust- und Seele dabei. Mein Ziel ist es, das sehr wichtig. Ich bin guten Mutes, gerne Auskunft. Wir trainieren schützen (EASV) einnehmen. Ⅲ Armbrustschiessen bei den Aktiven dass ich geeignete Personen finden anderer Disziplinen im Schiesssport könnte. Die Unterverbände und bekannter zu machen. Sektionen müssen hier aber unbe- Elite in Nürensdorf dingt mithelfen, damit es wieder Mit wieviel Aufwand rechnen aufwärts geht. Dem ZK alleine die Sie, und werden Sie dafür fürst- Schuld zu geben, wäre in dieser Si- lich bezahlt? tuation zu einfach! (lacht) Nein, auch das Amt des Zentralpräsidenten ist ein Ehrenamt, Braucht es in dieser Position und ausser einer Spesenentschädi- ganz besondere Diplomatie? gung gibt es absolut keine Gagen. Weil Armbrustschiessen eine Ich rechne pro Woche mit einem Randsportart ist, geht es hier familiä- rer zu und her. Diplomatie ist also gefragt, und vor allem müssen die «Ausser einer Probleme kameradschaftlich ange- Spesenentschädigung gangen werden und nicht diktato- gibt es absolut keine risch. Gagen.» Der EASV zählt rund 2000 Schützen. Haben Sie für die Mit- Aufwand von einem Tag. Ein grosser gliederwerbung ein Patentrezept Die drei Präsidenten (v.l) Andy Morf (ASV Nürensdorf), Andreas Teil der zeitlichen Belastung sind auf Lager? Burkhalter (EASV) und René Kägi vom ASV Oberwil. Besuche von Veranstaltungen und (Überlegt lange) Mitgliederwer- Wettkämpfen sowie von Delegierten- bung ist schwierig, und es gibt kein Erst zum dritten Mal in der fast 100- meister Roland Steinemann brachte versammlungen. So wird es von Patentrezept. Alle Vereine, nicht nur jährigen Vereinsgeschichte war der es auf den Punkt: «Nürensdorf be- überall her Einladungen hageln, und die Armbrustschützen, kennen das ASV Nürensdorf am 20. August wies seine Gastfreundschaft mit ei- das nicht nur für geschäftliche An- Problem des Nachwuchses. Die Jun- Gastgeber für das Finale der eidge- ner hervorragenden Organisation, lässe, sondern beispielsweise auch, gen wollen heute Fussball und Eis- nössischen Gruppenmeisterschaf- und dies alles in einem familiären wenn irgendwo ein Jubiläum gefeiert hockey spielen. Schön ist es, wenn ten EASV. Die 15 besten Mannschaf- und fröhlichen Ambiente.» Zur ur- wird. der Grossvater mit dem Enkel in der ten mit 75 Armbrustschützen aus chigen Ambiance und einer guten gleichen Sportart auftreten kann. der ganzen Schweiz, die sich in den Stimmung trug, trotz Regen, das Dann kommt Ihnen die Früh- Wir kennen in unseren Sektionen Vorrunden qualifiziert hatten, tra- Schweizerörgeli-Quartett «Stocken- pensionierung gerade recht? 80-jährige Eliteschützen. Wichtig ist, ten zu einem spannenden Wett- tal» aus dem Berner Oberland bei. Im Februar 2007 höre ich, wie dass alle am gleichen Seil ziehen kampf an. Sieger wurde Rümlang Mit den 75 Schützen war praktisch eingangs erwähnt, mit dem Arbeiten und versuchen, Nachwuchsschützen mit 958 von möglichen 1000 Punk- die ganze Schweizer Nationalmann- auf. Dann habe ich ausser dem Amt zu finden. Beim Fussball muss man ten, knapp gefolgt von Schwarzen- schaft und somit die gesamte Elite der Veteranen nichts mehr, und das mit 30 Jahren niemanden mehr su- burg mit 955 Punkten. Schweizer- in Nürensdorf anwesend. (wk) war mit ein Grund, warum ich dieses chen gehen, aber bei uns hat ein Nr. 8 31.08.2006

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Im Überblick Erste Eröffnung noch diesen Herbst

«Mit Leib und Seele Armbrustschütze» Das Kultur-Netz ist ausgeworfen Der Oberwiler Andreas Burkhal- ter kandidiert als Präsident des Bassersdorf soll ein Ortsmuseum chen, warum er sich äusserst um- ist für die Bassersdorfer Variante Eidgenössischen Armbrustschüt- erhalten. Anstatt geschichtsträch- triebig für die Bassersdorfer Ortsge- keine Museums-Räumlichkeit vorge- zenverbandes. Im Gespräch be- richtet er über seine Motivation tige Exponate in einem Raum zu schichte einsetzt. Er ist Präsident sehen. «Die Idee ist, dass die Ortsge- und warum eine Fusion der zwei zeigen, strebt der Verein Kultur- des seit rund einem Jahr existieren- schichte dezentral gezeigt wird, je- Nürensdorfer Armbrustschüt- Netz ein dezentrales Museum den Vereins Kultur-Netz Bassersdorf weils dort, wo sie auch tatsächlich zenvereine zwar sinnvoll aber an. (der Dorf-Blitz berichtete). Nach der stattgefunden hat», erklärt Lienhart nicht machbar sei. Seite 4 Aufbauphase soll es nun konkret sein Konzept. von Urs Wegmann werden. Lienhart zieht ein 80-seiti- Schule will gegen ges Projekt-Dossier aus der Tasche Konkret hat er 35 Gebäude und Unique klagen Markus Lienhart wurde praktisch in und legt es auf den Tisch, die Orte definiert, die relevant sein könn- der Wiege mit dem Bassersdorfer Vi- «Hauptstudie Ortsmuseum Bassers- ten für das Projekt (siehe Karte). «Die Die Schulpflege Nürensdorf rus infiziert. «Ich bin in dem Wohn- dorf». Gebäudeeigentümer entscheiden, ob verlangt, dass Unique die Lärm- schutzmassnahmen am Schul- haus aufgewachsen, wo heute das das Gebäude ins Ortsmuseum, in de- haus Sunnerain bezahlt. Weil Gemeindehaus B steht», erzählt er. 35 Gebäude und Orte zentraler Form, integriert werden das bis anhin verweigert wurde, Und hält gleich fest, was ihm eben- darf», will Lienhart auf jeden Fall will die Behörde nun gerichtlich falls wichtig ist: «Ich bin ein Lienhart Das Ortsmuseum, das Lienhart festhalten. Zudem müsse die Objekt- klagen. Seite 7 mit t, ich fühle mich als echter Bas- vorschwebt, unterscheidet sich Karte noch mit dem «Unterdorf» er- sersdorfer, obwohl ich mittlerweile in grundsätzlich von jedem herkömmli- gänzt werden. Bezeichnet sind klei- «Holzhüsli» ist weg Nürensdorf wohne.» chen Museum. Während normaler- nere Objekte wie der EW-Turm an der weise in einem ausgewählten Raum Bahnhofstrasse oder baufällige wie Das «Holzhüsli» an der Chrüz- Die erbliche Vorbelastung alleine oder Gebäude die passenden Expo- die Spinnerei bei der Sagi. Gleichzei- acherstrasse in Bassersdorf ist wird es allerdings kaum ausma- nate gesammelt und gezeigt werden, Fortsetzung auf Seite 2 Geschichte. Seit 2002 fand hier während des Christbaumver- kaufs der Raclette-Plausch statt. Jetzt ist die befristete Bewilli- gung abgelaufen. Seite 19

Spuren der Hitze

Auch wenn es mittlerweile wie- der kräftig geregnet hat: Die Trockenperiode diesen Sommer hat ihre Spuren hinterlassen. Ein Augenschein auf einem Brütte- mer Bauernhof. Seite 26

Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 12

Brütten ab Seite 22

Nürensdorf ab Seite 35 Die zwei Kultur-Netz-Mitinitianten Markus Lienhart (links) und Dölf Stöcklin. Feuerwehrgebäude und Turnschopf im Hintergrund sind für sie erhaltenswerte Gebäude. (uw) Spitze Feder

kommens versteuern muss, ist den wortlichen des SFV aber gehörig! wohl machen müssen, denn die europäischen Fussballstars vom Verbandspräsident Ralph Zloczower Steuerverantwortlichen lassen sich Schweizerischen Fussballverband hat bei der Vergabe der Fussballeuro- von Zloczower nicht erpressen. Es (SFV) eine Ausnahmeregelung für die pameisterschaft an die Schweiz den macht den Anschein, dass künftige Europameisterschaft 2008 (Euro 08) Uefa-Verantwortlichen versprochen, Entscheide über Austragungsorte in der Schweiz versprochen worden. dass für die Prämien der Fussball- für Welt- oder Europameisterschaf- Wenn zudem das Malergeschäft stars nicht die übliche Quellensteuer ten von den Zugeständnissen der Meier aus Bassersdorf um jeden öf- zu bezahlen sei, obwohl bei jedem Steuerämter abhängig gemacht fentlichen Auftrag kämpfen und hart internationalen Tennisturnier, bei je- werden. Welche Möglichkeiten der kalkulieren muss, erhält das Milliar- der Eishockeyweltmeisterschaft oder «Erpressung» bleiben Martha Mül- denunternehmen Uefa, der internati- anderen Sportgrossereignissen die ler aus Nürensdorf oder dem Maler- onale Fussballverband, 180 Millio- Vergütungen dieser Arbeitsleistung geschäft Meier aus Bassersdorf? Sie nen Schweizer Steuergelder für die in der Schweiz steuerpflichtig sind, können bei der Abstimmung über Euro 08. Die Spieler der Schweizeri- sofern deren Austragung auf Schwei- die 180 Millionen Franken Steuer- Ralph Weidenmann schen Fussballnationalmannschaft zer Boden stattfindet. gelder für die Euro 08 ein Nein in haben mich in jüngster Zeit mit ihren Nötigenfalls bis vor Bundesgericht die Urne legen. Ich werde es tun. Während Martha Müller aus Nü- Leistungen erfreut. Im gleichen Aus- will der SFV die Steuerbefreiung für rensdorf jeden Franken ihres Ein- mass ärgern mich nun die Verant- die Euro 08 durchboxen. Dies wird er Ralph Weidenmann

Fortsetzung von Seite 1 stelle oder Telefonkabine gedient tes sei, dass die Objekte möglichst eine halbe Million Franken. Dieses hatte. Hier soll ein Info-Center einge- weiterhin durch Dritte genutzt wer- Geld will der Verein selber aufbrin- tig hat aber Lienhart festgelegt, was richtet werden, das den Interessier- den könnten. gen. Zudem rechnet Lienhart mit erste Priorität hat. Darunter sind die ten hilft, sich im Dorf und seiner Ge- einigen tausend Stunden für Fronar- bekannten Stätten wie Schmitte, altes schichte zurecht zu finden. Im Inter- Keine Option ist für ihn die Nut- beit und ehrenamtliche Tätigkeiten. Primarschulhaus, aber auch das Feu- net (siehe Kasten) sind bereits drei zung der alten Postbaracke als Orts- Woher soll das Geld kommen? Die- erwehrlokal, das gemäss kommuna- mögliche Rundgänge durch das Dorf museum. Diese steht leer, seit das sen Sommer gelangte der Verein ler Zentrumsplanung dereinst dem aufgeschaltet. Strassenwesen seinen neuen Werk- erstmals mit einer Faltbroschüre Erdboden gleichgemacht werden hof bezogen hat. Und wie der Dorf- und einem Spendenaufruf an die soll. An den verschiedenen historischen Blitz berichtete, besteht die Idee, Bevölkerung. Einen genauen Betrag Stätten soll eine einheitliche Be- diese weiterhin zu nutzen. «Der nennt Lienhart nicht, aber für den Brückenwaage als Zentrum schriftung angebracht und je nach Schopf ist abbruchreif und meiner Anfang zeigt er sich zufrieden. Eignung des Gebäudes und des vor- Meinung nach ungeeignet», sagt Li- «Wir wollen, dass diese Gebäude in handenen Materials ein öffentlicher enhart. Er sehe auch keinen geeig- Lienhart und Vorstandsmitglied ihrer Architektur der Nachwelt erhal- Bereich definiert werden, der zu ge- neten Standort dafür. Dölf Stöcklin stehen auf dem Platz ten bleiben», fordert er. Und wie soll wissen Zeiten zugänglich ist. «Wir zwischen altem Primarschulhaus das nun geschehen? Eine zentrale streben also selber kein Land- oder Freilicht-Spiel? und ehemaligem Feuerwehrge- Funktion soll das Häuschen der alten Immobilien-Eigentum an», versichert bäude. «Es wäre doch wunderbar, Brückenwaage übernehmen. Das ist Lienhart. Man wolle auch den Besit- Das ganze Projekt ist nicht billig. wenn auch dieser Platz erhalten der zurzeit ungenutzte Unterstand zern wie Gemeinde oder Kirche nicht Die Kosten für kleinere Renovatio- werden könnte», träumt Lienhart. neben dem Kreisel in Richtung Bal- dreinreden, denn ein wichtiger nen und die Einrichtung von Einstel- Rundherum stünden historische Ge- tenswil, der auch schon als Bushalte- Grundsatz des Ortsmuseum-Projek- lungsräumen belaufen sich auf rund bäude, die eine besondere Atmo-

Chefredaktion Christa Stahel (cs) Erscheinungsweise: Impressum Urs Wegmann (uw) Ralph Weidenmann (rw) Jeden letzten Donnerstag im Monat Untere Mühle 14 Christian Weiss (cwe) gratis in alle Haushaltungen der 8303 Bassersdorf Christian Wüthrich (cw) Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 079 704 73 82 und Nürensdorf. E-Mail: [email protected] Webmaster: Thomas Iseli Sekretariat/Inserate Auflage: 10. Jahrgang Sandra Gadient Buchhaltung: Karin Imhof Redaktion 8100 Exemplare Chätzlerweg 10 Olav Brunner (ob) 8311 Brütten Cyrill Hauser (ch) Satz/Druck: Redaktions-/Inserateschluss Öffnungszeiten: Karin Imhof (ki) Druckerei Zehnder Texte 10 Arbeitstage und Inserate Mo – Do: 8 – 12 Uhr Fr: 8 – 17 Uhr Thomas Iseli (ti) Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG 15 Arbeitstage vor Erscheinen. Telefon: 044 836 30 60 Willi Kobel (wk) Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Fax: 044 836 30 67 Abonnement, exkl. MWST Patrizia Legnini (pl) Telefon: 071 913 47 11 E-Mail: [email protected] Jahresabonnement Fr. 48.– Sandra Nonella (sn) Fax: 071 913 47 99 Internet: www.dorfblitz.ch Susanne Reichling (sr) ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint PC 87-42299-8 Konrad Schwitter (ks) E-Mail: [email protected] am 28. September 2006 Dorf-Blitz 8/2006 Thema des Monats 3 sphäre schaffen würden. Und wäh- rend das Ortsmuseum sich gerade Übersicht der für das «Ortsmuseum Bassersdorf» relevanten Gebäude und Orte erst im Aufbau befindet, hat der um- triebige Exil-Bassersdorfer bereits seine nächste Idee: «Es wäre doch wunderbar, hier zum Beispiel ein historisches Freilicht-Spiel auffüh- ren zu können, oder?» Ⅲ

Kommentar

Platz für Altes und Neues Es ist immer zu begrüssen, wenn sich private Initianten für das Allgemeinwohl einsetzen. In die- sem Fall ist der Einsatz gar beson- ders zu würdigen. Es ist nämlich nicht nur so, dass die Mitglieder des Kultur-Netzes bereits einen enormen Zeitaufwand auf sich genommen haben, unklar ist lei- der auch, wie weit er sich gelohnt haben wird. Das Projekt des dezentralen Orts-Museums ist ausserge- wöhnlich und lebenswert, mögli- 1 ARA (alte Kläranlage) 20 Sägerei cherweise lässt es sich nur leider 2 alter Bahnhof 21 Sattlerei nicht vollständig realisieren. Ge- 3 Brückenwaage 22 Schleife bäude wie der alte Bahnhof oder 4 Druckerei 23 Schmitte der Turnschopf haben wohl his- 5 EW Turm 24 Schulhaus Baltenswil torische Bedeutung, wahrschein- 6 Friedhof 25 Schulhaus (altes Primarschulhaus) lich ist ihre Zeit aber trotzdem 7 Gasthof «Adler» 26 Schulhaus «Mösli» abgelaufen. Kann der Gemeinde- 8 Gasthof «Freihof» 27 Schulhaus Sekundarschulhaus rat seine Bereichsstrategie voll- ends umsetzen, müssen zumin- 9 Gasthof «Frieden» 28 «Schützenhaus Baltenswil» dest diese zwei Objekte weichen 10 Gasthof «Löwen» 29 «Schützenhaus Bassersdorf» und Platz schaffen für neue Nut- 11 Gasthof «Pöstli», Baltenswil 30 Schwimmbad (Freiluft) zungen. Für Bassersdorf wäre 12 Gasthof «Schwanen», Baltenswil 31 Spinnerei das ebenfalls sehr viel wert. Es 13 «Gutenberg» 32 «Spritzenhaus» Baltenswil ist zu hoffen, dass sich die Kul- 14 «Kanalsystem» (obere Mühle) 33 Feuerwehrlokal / Turnschopf tur-Netz-Initianten deswegen 15 Kirche (reformierte) 34 Waldhütte aber nicht von ihrem Projekt ab- 16 Methodistenkapelle 35 «Zehntenscheune» bringen lassen und einen opti- 17 «Molkerei», Baltenswil malen Weg finden, Altes und 18 «Molkerei», Bassersdorf Neues nebeneinander existieren 19 Pfarrhaus (ehemaliges) Fett = 1. Priorität zu lassen. Urs Wegmann Im Projekt «Ortsmuseum Bassersdorf» sind zwar wichtige Objekte festgehalten, entscheiden werden aber die Grundeigentümer. (zvg)

Ergänzung zur Kulturkommission Das Kultur-Netz ist als Verein orga- konkurrenzieren. Ihr Verein sei für nisiert. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Aufarbeitung der Vergangenheit ortgeschichtlich wichtige Gebäude zuständig, während die Kultur-Kom- und Stätten zu erhalten. Zudem soll mission eher die gegenwärtige Kul- das alte Handwerk gefördert und tur fördere, indem sie zum Beispiel die Ortsgeschichte aufgearbeitet Veranstaltungen organisiere. werden. Wie Kultur-Netz-Mitglied Weitere Informationen sind im In- Dölf Stöcklin erklärt, würden sie ternet unter www.kultur-netz.ch zu sich damit klar von der behördli- finden. Hier sind auch bereits die chen Kultur-Kommission unter- ersten drei Rundgänge durch das scheiden und diese keineswegs Dorf aufgeschaltet. (uw) Dorf-Blitz 7/2006 Region 45

Geteilte Freude ist doppelte Freude Wenn Engel feiern, dann lacht der Himmel auch

Der 25. Geburtstag der «Pigna», «Massgeschneidertes». Zur offiziel- Raum für Menschen mit Behinde- len Eröffnung verkündete das Alp- rung, Kloten, war Anlass zu einem horntrio «Schwiizerland» unter Urs rauschenden Fest im Innenhof Kuhn, Kloten, die allgemeine Freude «Graswinkel». mit grossen, breiten, weichen Tönen in der Gegend. Daneben entzückte von Christa Stahel der Clown Pello mit feinen, leisen Tönen das Publikum. Sein Trompe- Die Stiftung Pigna feierte am 1. Juli tenvortrag gemahnte von ferne an ihr 25-Jahr-Jubiläum. Dank der Unter- Gelsomina, Zampanos Gehilfin, wie stützung durch zahlreiche Spender sie allein die Strasse entlang ging hat die «Pigna» in den 25 Jahren Er- und ihre traurigen Melodie in den staunliches erreicht (der Dorf-Blitz Abend hinausweinte. Aber auch berichtete in der letzten Ausgabe). Fröhliches, Nachdenkliches und Zau- Doch nach wie vor sind ihr die Men- bereien hatte er für die Gäste bereit, schen am wichtigsten, die wegen ih- unter anderem eine Konstruktion aus rer Behinderung besondere Betreu- apfelgrünen Stäbchen, die sich ansah Körper und Seele tanzen gleichermassen. (Bilder: Christa Stahel) ung und besondere Zuwendung wie ein grosser Igel. Nahm er sie in brauchen. Denen ist die «Pigna» zur die Hand, wurde sie immer grösser Auch die Kinder kamen auf ihre gefällt». Der böse Nachbar war der Heimat geworden, wo sie sich wohl- zu einer durchsichtigen Kugel, ein Rechnung. Sie konnten mit der Pony- Kobold, der im nahen Walde wohnte. fühlen und wo sie glücklich sind. Das «selbstbewusstes Ich, wie es jeder kutsche fahren oder mit der winzi- Eines Nachts kam er und stahl den Glück der «Pigna»-Mitarbeiter strahlte Mensch sein sollte», erklärte Pello. gen Eisenbahn - ein Waggon war mit Peloniern ihre Pelzchen. Die Pelo- beim Fest mit der Sonne um die Liess er sie los, wurde sie wie von zwei Personen voll besetzt -, die ei- nier waren fassungslos. Der Kobold Wette. Geisterhand wieder klein bis zu ihrer gens für diesen Anlass in dem Innen- hatte dann auch ein schlechtes Ge- urspünglichen Grösse. hof installiert worden war. wissen, denn das hatte er nicht ge- Durchdachtes Programm In den Pausen zwischen den Dar- wollt. Er hatte ihnen nur einen bietungen spielte eine Steeldrum- Höhepunkt für die Streich spielen wollen. Als Trost Der Ablauf bot allen Gästen und Band im Innenhof, und im Festzelt eigene Band schenkte er ihnen schöne Steine. Die allen Mitarbeitern etwas quasi dröhnte ein Rockkonzert. gefielen ihnen zwar am Anfang, er- Zusammen mit Mitarbeitern des wiesen sich aber sehr bald als Werkheimes Uster, ebenfalls eine schwere Last beim Tragen und un- Stiftung zur Betreuung und Förde- tauglich zum Kuscheln. Da kam eine rung von Menschen mit Behinde- fremde Frau ins Dorf, die zufällig rung, hatten die Mitarbeiter der «Pi- einen Sack voller Pelzchen bei sich gna» eine siebenköpfige Rockband trug. Als sie von der Tragödie hörte, formiert, die sich hören lassen kann. schenkte sie den Peloniern ihre Pelz- Mit schmissigen Melodien, rockigen chen, die gewannen ihr Vertrauen in Rhythmen, fröhlichen Vokaleinlagen das Gute wieder zurück und alles und tadellos intoniert gaben sie sich war wieder gut. glücklich ihrer Musik hin und rissen Die Erzählerin las die Geschichte die Zuhörer mit. Am meisten be- vor, im Hintergrund leise fast medi- rührte das Lied «‚s gaht am Horizont tative Musik. Die Darsteller mimten es Liecht uuf» - die Musikanten die Figuren, es gab nur eine Sprech- konnten das Publikum davon über- rolle: Ein Pelonier betonte immer zeugen, dass das ihr Licht ist, das für wieder, dass das Pelzchenschenken sie leuchtet. Den begeisterten Ap- das Wichtigste im Leben sei. Hoff- plaus genossen sie sichtlich. nungsvoll, leise, nachdenklich und hauchzart. Kunst der leisen Töne Der Mensch lebt nicht Da war noch die Geschichte der von Brot allein Pelonier, die sich gegenseitig ein Lächeln und ein Pelzchen schenkten Auch ein köstliches Buffet hatten als Zeichen des Respekts und der sie vorbereitet mit unter anderem gegenseitigen Zuneigung. Mit vol- kleinen belegten Brötchen, grillierten lem Herzen geben und nehmen war Würsten, verschiedenen Getränken das Thema. Aber «Es kann der und natürlich auch Desserts. Und das Frömmste nicht in Frieden leben, Publikum griff genüsslich zu. Das «Endstation Hans im Glück - aussteigen bitte!» wenn es dem bösen Nachbarn nicht war ein Fest! Ⅲ Der Dorf-Blitz testete Webseiten von Vereinen Die virtuelle Visitenkarte

Die einfachste und schnellste In- formationsquelle über Vereine, Gruppierungen und Institutionen erhält man via Internet, auf der so genannten Website. Die virtuelle Visitenkarte der Vereine aus Bas- sersdorf, Brütten und Nürensdorf wurde vom Dorf-Blitz – unverbind- lich – getestet. von Ralph Weidenmann

Als Neuzuzüger in Bassersdorf möch- ten Sie sich über die sportlichen Akti- vitäten ihres Wohnortes informieren. Gibt es einen Handballverein, und wo ist der nächste Fitnessclub? Die ein- fachste Suchvariante ist der Einstieg in die Homepage der Gemeinde. In einer Liste können sich alle Vereine eintra- gen lassen und hier auch den entspre- chenden Link auf die eigene Webseite hinterlegen. Aber wie brauchbar und Willkommensgruss per Internetauftritt aktuell sind diese Webseiten, die virtu- ellen Visitenkarten? Dorf-Blitz machte king unter den Vereinswebseiten mit man auch auf der Brüttemer Vereins- eine Stichprobe. Sicherheit den ersten Platz belegen. liste. Bei einer virtuellen Begutach- Bereits einen Tag nach Spiel ende tung des Brüttemer Vereinslebens FC Bassersdorf wäre Sieger kann man online nachlesen, wer in stösst man jedoch schon schnell an welcher Minute ein Tor geschossen Grenzen. Lediglich fünf Vereine bie- In Bassersdorf fängt die Liste beim hat. Natürlich fehlt die Vorschau auf ten eine eigene Homepage an. Die Airport Sport Club an und hört mit das nächste Spiel ebenso wenig wie informativste Webseite in einem dem Zapfenclub auf. Wer sich nun ein virtuelles Fundbüro. Hier sind nicht offiziellen Ranking hätte hier fragt, was ein Zapfenclub ist, der er- Profis am Werk! der Turnverein Brütten. hält auf diesem Weg keine weiteren Auskünfte, denn sowohl eine Web- Grillieren als Vereinszweck Gratisdienst der seite als auch eine Beschreibung des Gemeinde nutzen Vereins fehlen gänzlich. Beim Airport Nebst allgemein bekannten Ver- Sport Club dreht sich alles um den einszwecken wie Fussball, Eishockey Eine eigene Homepage macht für Lauf-, Walking- und Radsport. Den oder Modellflug trifft man durchaus einen Verein durchaus Sinn. Neben Namen hat der Club aus seinen Swis- auch auf kuriose Namen und Zwecke. der Verbreitung von Neuigkeiten sair-Zeiten beibehalten, ist zu erfah- So fördern und kultivieren die «Karni- bietet die virtuelle Visitenkarte eine ren. Eine der wichtigsten Onlinehil- voren» in Bassersdorf das gesellige kostengünstige Möglichkeit, die Akti- fen fehlt jedoch: der elektronische Grillieren und Zusammensein. Auch vitäten und Ziele des Vereins einer Schnellkontakt für Auskünfte. Vor- wenn die Homepage des Vereins we- breiten Öffentlichkeit zugänglich zu bildlich ist dies bei «Kookaburra» ge- nig ansprechend und visuell eher machen. Den kostenlosen Service der löst. Einen Klick auf «Kontakt» ge- dürftig in Erscheinung tritt, so erfüllt Wohnortgemeinde, einen entspre- nügt, und man erhält die entspre- sie doch ihren Zweck als Informati- chenden Link zur eigenen Homepage chende E-Mail-Adresse und Telefon- onslieferant. Über die Gemeinde- zu schalten, sollte die Vereinsführung nummer, samt Bild der Person. Wie Webseite von Nürensdorf erhält man auf jeden Fall wahrnehmen. In einer bei einer Guggenmusikgesellschaft eine Vereinsliste mit 40 Adressen, der nächsten Ausgaben wird der Dorf- nicht anders zu erwarten, dominiert von denen nur 16 über eine eigene Blitz die Internetauftritte der Gewer- hier natürlich die Fotogalerie. Der Homepage verfügen. Positiv aufgefal- betreibenden unter die Lupe nehmen. mitgliederstärkste Verein, der FC len sind der Naturschutz NBN und Hier gelten dann allerdings andere Bassersdorf, würde bei einem Ran- der Ski club Altbach. Letztere findet Massstäbe bei der Beurteilung. Ⅲ 34 Nürensdorf Dorf-Blitz 7/2006

Schülertheater ganz gross Der «Glöckner von Notre Dame»

Ein wahrlich hohes Ziel haben sie rei auf dem Scheiterhaufen verbrannt sich gesteckt, die Schüler der Ab- werden. schlussklassen 3. Sek. A und B im Bunt, fröhlich, und bildhübsch, er- Schulhaus Hatzenbühl. Und mit scheinen die Zigeunerinnen, barfuss, Bravour haben sie ihr Können be- singend und tanzend. Dabei haben wiesen: Ein grandioses Spektakel sie echte Sorgen: Die Angst, von der mit durchschlagendem Erfolg. Obrigkeit erwischt und vertrieben zu werden. Esmeralda ist, wie erwartet, von Christa Stahel die schönste von allen. Unter profes- sioneller Anleitung haben die drei Victor Hugo (1802–1885) schrieb mit jungen Mädchen abwechslungsweise «Notre Dame de Paris» (erschienen «La Esmeralda» (spanisch, Bedeu- 1831) einen der grossartigsten histo- tung: Smaragd, Edelstein) überzeu- rischen Romane, ein Zeitbild des gend echt dargestellt. späten Mittelalters und eine Gesell- schaftskritik, wie sie klarer und ein- Mit Quasimodo hatte deutiger nicht denkbar ist. Auch der keiner gerechnet Klerus der damaligen Zeit kommt nicht ungeschoren davon. Mittel- Er, der Bucklige, Unheimliche, das punkt des gewaltigen Werkes sind «hässlichste Gesicht von ganz Paris», Quasimodo, der missgestaltete Glöck- der Sohn einer Zigeunerin, der hoch ner der heiligen Kathedrale, und Es- oben im Glockenturm von «Notre meralda, die bildschöne junge Zigeu- Dame» hauste und vom gewaltigen nerin. Diese Liebesgeschichte war Ton der riesigen Glocken bereits taub immer wieder dankbarer Stoff für war, hatte sich in Esmeralda verliebt, Bühnen- und Filmdarstellungen und als sie am grossen Narrenfest tanzte. wird es wohl immer bleiben. Er rettet sie vor Dom Frollo, dem ja- Quasimodo – vom Leben ausgeschlossen. (Bilder: Christa Stahel) nusgesichtigen Domprobst, der hinter Zigeuner – ihr her ist, und verschafft ihr Asyl in Frollo ist eine dankbare, aber nicht ist Singen im Playback-Verfahren. schon damals verfemt der Kathedrale, wo er sich rührend einfache Rolle, betont sie doch ein Die Musik kommt «ab Konserve», um sie kümmert. heute weitgehend überholtes Bild des aber die Darsteller bewegen sich Schon im späten Mittelalter wur- Quasimodo dürfte die schwierigste Mächtigen, des Mannes, des Herrn. und vor allem den Mund dazu, so- den Zigeuner verfolgt, geplagt, ver- Rolle in dem Stück sein, bedarf es Doch auch diese Figur verstanden die dass man den Eindruck hat, sie trieben, hingerichtet. Für sie war of- doch grosser Einfühlsamkeit, als ge- Darsteller überzeugend zu spielen. sängen live. Hervorragend ge- fenbar kein Platz auf dieser Welt, sie sunder Mensch einen hässlichen macht! waren Rechtlose, Vogelfreie. Schon Buckligen, der auch nicht ordentlich Glanzleistungen in Dass die Schüler die Bühne, die der Mord an der Mutter des missge- gehen kann, in seiner ganzen und jeder Hinsicht Kulissen, die Requisiten, ihre Klei- stalteten Quasimodo (Bedeutung: Als unerwiderten Liebe zu einer schönen der – einfach alles – selbst gemacht ob geformt, missgeformt) auf offener Frau darzustellen, ohne lächerlich zu Ebenso überzeugend spielten alle haben, wenn auch unter professio- Strasse blieb ungeahndet. 20 Jahre wirken. Die vier Burschen haben ihre andern Darsteller auch in den Nicht- neller Anleitung, verdient einen se- später sollte Esmeralda wegen Hexe- Rolle glänzend gespielt. Hauptrollen. Besonders schwierig paraten Applaus. Ⅲ

Kirchenasyl missachtet

Bei einem heimlichen Treffen der Zigeuner werden Quasimodo und Phoebus, ein junger Hauptmann, der Frollo den Gehorsam verweigert, ge- fangen. Quasimodo wird im Turm in Ketten gelegt. Esmeralda geht auf Frollos Angebot nicht ein und wird auf den Scheiterhaufen gebracht. Aber Quasimodo befreit sie und bringt sie in den Turm. Frollo lässt das grosse Tor zur Kathedrale ram- men, um Esmeralda und Phoebus zu verhaften und Quasimodo zu töten. Esmeralda, das blühende Leben Beim Kampf stösst Quasimodo ihn selbst. vom Turm in die Tiefe. Bunter Tanz der Zigeuner. Dorf-Blitz 7/2006 Brütten 27

Seit neun Jahren in der Schweiz, mit guten Zukunftsaussichten Voll integriertes Mitglied seiner Wohngemeinde

Mit seinen Eltern und drei Ge- könne man nicht einfach ein demo- schwistern kam Manar Geborry kratisches System bringen und glau- 1997 aus dem Irak in die Schweiz ben, es klappe dann alles. «In der und lebt seither in Brütten. Heute Schweiz hat es Jahrhunderte gedau- steht er mit guten Zukunftsaus- ert, bis die Demokratie so funktio- sichten und als voll integriertes niert hat, wie sie es heute tut», er- Mitglied seiner Wohngemeinde klärtGebbory. Er meint weiter: «Aber da. Doch der Weg bis dahin, der zugegeben, eine Patentlösung für einst mit der Flucht vor dem Re- mein Heimatland habe ich leider gime von Saddam Hussein be- auch nicht.» gann, war nicht immer leicht. «Ich fühle mich als von Christian Weiss Schweizer»

Bis zum Sturz Saddam Husseins im Auch wenn Manar Gebbory das Jahre 2003 regierte die Baath-Partei Geschehen im Irak mit grossem Inte- das Land mit eiserner Hand. Re- resse verfolgt und natürlich hofft, gimekritiker und Andersdenkende dass sich die Situation für die Men- wurden rücksichtslos verfolgt und schen dort verbessert, lebt er gerne getötet. Anders als beispielsweise in der Schweiz und fühlt sich hier zu im Iran oder in Saudi-Arabien war Hause. Er möchte auch irgendwann die Ideologie der Regierung nationa- die Schweizer Staatsbürgerschaft listisch und nicht religiös gefärbt, annehmen. 2002 hat er seine Ausbil- weshalb auch die aus einer christli- dung als Bauingenieur an der Zür- chen Gemeinde nahe der nordiraki- cher Hochschule Winterthur abge- schen Stadt Mosul unweit vom Kur- schlossen und arbeitet inzwischen dengebiet stammende Familie Ge- als Projektleiter im Bereich Tiefbau borry lange Zeit relativ unbehelligt und Kläranlagen. lebte. Wie jedes Regime mit totalitärer Dass er sich so wohl fühlt in der Ideologie versuchte die Baath-Partei Schweiz, ist zu einem grossen Teil jedoch, die Einwohner zu Regie- sein ganz eigener Verdienst. Die rungstreue und Gehorsam zu erzie- Manar Gebbory fühlt sich in Brütten zu Hause. (cwe) Sozialbehörden und auch die neuen hen. Jeder Iraker musste spätestens Nachbarn haben ihn und seine Fa- nach der obligatorischen Schulzeit Die Flucht, welche während drei Militärschlag den falschen Weg ge- milie sehr wohlwollend unterstützt. Parteimitglied werden, sonst blieb Monaten durch Kurdistan und die wählt und vor allem ein riesiges Einen ganz wichtigen Schritt zur ihm eine Berufsausbildung verwehrt Türkei bis in die Schweiz führte, Chaos hinterlassen», lautet seine Integration jedoch hat er durch sein und es gab keine Aussicht auf eine wurde dadurch erschwert, dass die Meinung. Zuviel Infrastruktur sei eigenes Engagement getan. Beim Arbeitsstelle. Geborrys als Nichtmitglieder der zerstört, was den Wiederaufbau des Fussballspiel hat er Kontakt mit Mit- Baath-Partei über keine Reisepa- Landes erschwere und durch die gliedern des Turnvereins Brütten Irgendwann bleibt piere verfügten. Um unbehelligt vollständige Auflösung der iraki- geknüpft und ist dort mittlerweile nur noch die Flucht von einem Land ins nächste zu kom- schen Streit- und Sicherheitskräfte seit 2004 auch als Materialwart men, mussten sie sich für die eine angemessene Kontrolle des und Beisitzer im Vorstand tätig. Manars Vater war in seiner Hei- Grenzübertritte in die Hände von Landes unmöglich mache. Dies führe Seit Mai dieses Jahres ist er zudem matgemeinde in der christlichen Kir- Schleppern begeben. In der Schweiz zu Plünderungen, Anarchie und Mitglied in der Tiefbaukomission che stark engagiert. Er versuchte sich angekommen, verbrachten sie zu- grosser Unsicherheit in der Bevölke- der Gemeinde Brütten, wo er sein politisch neutral zu verhalten und nächst sechs Monate im Asyldurch- rung. Fachwissen einbringen kann. Ⅲ weigerte sich, Mitglied der Partei zu gangszentrum Eichliten bei Wild- werden. Diese Standhaftigkeit hatte haus/SG, bis sie an die Gemeinde Die vielen Terroranschläge, wel- zur Folge, dass er mehrmals durch Brütten verwiesen wurden. che viele zivile Opfer zur Folge ha- den nationalen Sicherheitsdienst ben, bestätigen Gebborys Einschät- verhaftet wurde und Druck sowie Irak-Invasion ist zung, wonach den Amerikanern die Schikanen ständig zunahmen, bis keine Lösung ganze Sache entgleitet. Auch glaubt schliesslich eine Verurteilung wegen er, dass die Amerikaner der Mentali- Verrats drohte, die nichts geringeres Auf die heutige Situation im Irak tät der Iraker zu wenig Rechnung als die Todesstrafe zur Folge gehabt angesprochen, äussert Gebbory sei- getragen haben. Dem im Umgang hätte. Der Familie blieb so nichts an- nen zwiespältigen Eindruck. «Dass mit demokratischen Rechten und deres übrig, als das Land zu verlas- Saddam Hussein weg ist, ist gut. Al- den damit verbundenen Wertvorstel- sen. lerdings haben die USA mit ihrem lungen völlig unerfahrenen Irak Nicht alles Gute kommt von oben Teurer Hochwasserschutz

Noch in diesem Jahr will der Bas- tone, Hochwasser-Gefahrenkarten massnahmen er der Bevölkerung durch Massnahmen in Kloten er- sersdorfer Gemeinderat entschei- zu erstellen. Seit 2002 existiert eine empfehlen wird. Neu ist das Thema spart, für welche er aufzukommen den, wie dem Überborden der solche Gefahrenkarte für Bassers- allerdings nicht. Im September 1985 hätte. Was der Gemeinderat auch Dorfbäche beizukommen sei. Bil- dorf. (Die Karte kann während der stimmte die Bevölkerung des Kan- immer empfehlen wird, billig ist lig wird die Übung nicht. Bürostunden beim Bausekretariat tons Zürich gegen den Bau von Hochwasserschutz nicht zu haben. eingesehen werden.) Sie zeigt ge- Rückhaltebecken oberhalb Bassers- Ⅲ von Olav Brunner fährdete Gebiete und Gebäude auf. dorf. Besonders Natur- und Land- Ein Bericht dazu weist auf verschie- schaftsschützer wehrten sich da- Kommentar In den Sommermonaten vermag das dene Massnahmen hin, mit welchen mals gegen die geplanten Eingriffe Wasser im Altbach, Birchwiler- und die Hochwassergefahr gesenkt wer- in der Gegend des Restaurants Soll die Gemeinde für jede Ge- Auenbach kaum die Bachsohle zu net- den kann. Unterhalt der Gewässer, Kreuzstrasse. fahr und jeden Schaden verant- zen. Aber schon nach wenigen Stunden Förderung der Wasserrückhalte bei wortlich sein? Oder muss die mit kräftigen Regengüssen können den Liegenschaften (Versickerungs- Die Ersten bezahlen Bevölkerung in Kauf nehmen, sich die zahmen Flüsschen in reissende anlagen), Auflagen bei Neubauten, selbst dass ihr alle Vierteljahrhundert Gewässer verwandeln. Vermag der Abflusskapazitäten der Gewässer- einmal der Keller volläuft? Wahr- Engpass unter dem Kreisel in Bassers- läufe vergrössern, Objektschutz mit Damals wären die Kosten für die scheinlich liegt eine gute Ant- dorf das Wasser nicht mehr zu schlu- technischen Massnahmen und das Erstellung von Rückhaltebecken wort auf die beiden Fragen ir- cken, tritt es über die Ufer und füllt Aufstellen einer Alarm- und Notor- vom Kanton übernommen worden. gendwo in der Mitte. Ein Leben Keller und Garagen im Dorfzentrum. ganisation. Heute gilt die Regel, dass die ersten ohne Risiko gibt es nicht; hun- Die letzte grosse Überschwemmung zwei Gemeinden nach der Quelle dert Prozent Sicherheit ist unbe- ereignete sich im Jahre 1968. Auch Altes Thema eines Fliessgewässers für Massnah- zahlbar. Und wer in einem Gefah- 1994 und 1999 trat das Wassers des men gegen Hochwasser grössten- rengebiet baut, muss sich des Altbachs teilweise über die Ufer. Wobei Der Bassersdorfer Gemeinderat teils selber aufkommen müssen. Risikos bewusst sein und sich es 1999 zur Überschwemmung kam, liess aufgrund der möglichen Gefah- Der Kanton beteiligt sich bei Bach- auf eigene Rechnung gegen weil ein Abfallcontainer den Durchlass ren durch Hochwasser eine Mach- verbauungen höchstens mit fünf bis Schäden wappnen. Andererseits beim Kreisel teilweise blockierte. barkeitsstudie erarbeiten. Darin zehn Prozent an den Kosten. Würde darf man von der Gemeinde er- werden verschiedene Varianten auf- sich Bassersdorf nachträglich doch warten, dass sie dafür besorgt ist, Gefahrenkarte besteht gezeigt, wie Hochwasserschäden zu noch zum Bau von Rückhaltebecken dass durch Hochwasser keine vermeiden sind. Bis Ende Jahr will entschliessen, wäre mit einer höhe- Menschenleben gefährdet wer- Das Bundesgesetz über den Was- der Gemeinderat die politische Ent- ren kantonalen Beteiligung zu den. Olav Brunner serbau (WBG) verpflichtet die Kan- scheidung treffen, welche Schutz- rechnen. Dem Kanton würden da- Dorf-Blitz 7/2006 Bassersdorf 19

Wie man in Bassersdorf gesprochen und geheissen hat «Züritütsch» ist nicht einfach «Züritütsch»

Bassersdorf liegt auf der «Grenze Otto». Oder Heiri Fürst, der auf der vom a zum o», das heisst auf der Hub wohnte, wo ein scharfer Biswind Grenze zwischen dem Zürcher blies: der «Biswindheiri». Berufe führ- Oberländer- und dem Zürcher ten zu Übernamen: Köbi Altorfer ar- Unterländerdialekt. Das Altersfo- beitete damals bei der «Glatt», Vorvor- rum Bassersdorf hat sich die Un- gängerin des heutigen «Zürcher Un- terschiede genau angeschaut und terländer». Kurzum wurde er zum sie den Interessierten in einem «Drucker-Köbi». Oder Albert Morf, der witzigen Vortrag erklärt. Inhaber der Seilerei, war kurzerhand der «Seiler-Bert». Auch nach Wohnort von Christa Stahel wurden sie benannt: Hans Brunner wohnte in der unteren Mühle. Was Schweizerdeutsch ist eine der vier lag näher als «der Untermüller»? Standardsprachen in der Schweiz, ist aber keine Einheit, sondern eine Viel- Die Fotogalerie falt von Varianten, den Mundarten. Ein «Standard-Schweizerdeutsch» existiert Die «Ah!» und «Oh!» und «Weisch nicht, die verschiedenen Schweizerdia- no?» nahmen kein Ende. Ruth Marti- lekte sind die Repräsentanten, die ge- nelli hatte in sorgfältiger Arbeit Fotos meinsam als «Schweizerdeutsch» ver- von vielen Bassersdorfern zusammen- standen werden. getragen und sie zu den jeweiligen Kantonale Dialekte lassen sich leicht kleinen persönlichen Geschichten ge- identifizieren: Berndeutsch tönt we- zeigt. Die meisten Bilder stammen aus sentlich anders als Baseldeutsch oder dem Nachlass von Jakob Dübendorfer, Zürichdeutsch. Aber alle sind Schwei- zu seiner Zeit Retoucheur. Angefangen zerdeutsch. Schwieriger wird es, die Rot: Die Dialekt-Grenze zwischen Unterland und Oberland. (zvg) vom «Glaser-Heiri» über den «Schmied- regionalen Dialekte im Gespräch her- Heiri» und den «Hüeseliwagner», auszuhören. Ein Zürcher Oberländer «uff». Heiterkeit kommt auf, die Leute ändert, als unmissverständlich dar- heute bekannt als «Tännli-Brunner», spricht ein anderes Zürichdeutsch als tuscheln leise. Offenbar erinnern sich stellt. Nicht so der Zürcher Dialekt. bis hin zum «Komedi-Schang» und ein Zürcher Unterländer. viele an alte Wörter, die mit der Zeit «Fremde» Einflüsse waren immer da. dem «Branzi-Heiri», sind sie eine erin- selten geworden sind. Die Eltern kamen aus verschiedenen nerungsreiche «Galerie». Ein liebevol- Die feinen Unterschiede Orten und sprachen verschiedene Dia- ler Abschluss war ein Foto von Marie Aufregung um den lekte, woraus sich eine Vermischung Kägi, Ruth Martinellis Mutter, bekannt Christine Lienhart, Präsidentin des Baarainliweg ergeben musste. Dazu kommen Anpas- als «Döde». Vielleicht nicht Bassers- Altersforums, kommt direkt zur Sa- sungen ans Schriftdeutsche. Auch hier dorfer Mundart, aber sicher Bassers- che. «Z Bassersdorf bloost de Wind Damals habe die Namensgebung hat Christine Lienhart Beispiele zusam- dorfer Herzenswärme. Ⅲ und z Chlote une blaast er», gibt sie für den kleinen Weg zwischen dem mengetragen: «Früener hät me de Gü- zum Besten, das sei Bassersdorfer Gebäude der heutigen Papeterie und sel im Güselchübel ad Strooss gstellt» Dialekt, «d Vattersprooch» ihres Man- der Bank für einige Aufregung ge- zitiert sie, heute «tuet me de Abfall in nes. Ein richtiger Bassersdorfer sage sorgt. Im Zürichdeutschen wird deut- Kehrichtsack». Und last but not least niemals «Spinat», sondern «Binätsch», lich unterschieden zwischen b und p «stolperet» man allenthalben über Ang- niemals «e Fläsche», sondern «e Gut- und d und t. Kein Mensch sage «de lizismen. Früher ist man «gstürchlet». tere», ein Bild sei «en Helge», und er Buur gaat uf d Baan», so rede doch Die Einflüsse von Werbung und habe den Hut nicht «aa», sondern niemand, es heisse doch «de Puur Fernsehen liessen sich nicht aufhal- gaat uf d Paan», und somit wäre «Pa- ten, stellt sie am Schluss fest. anräindliwääg» richtig gewesen. Auch das Gegenteil sei der Fall: Nomen est omen Aus «früntli» ist «früntlich» geworden, «plötzli» wurde zu «plötzlich» und In einem zweiten Teil spricht Ruth «gföörli» heisst heute «gföörlich». Martinelli über die alten gebräuchli- chen Namen in Bassersdorf. Aus ihrer Die Sprache lebt Schilderung geht hervor, dass damals die Einwohner entsprechend einem Die Sprache ist Veränderungen un- ihnen je eigenen Merkmal eine Art terworfen. Tote Sprachen wie zum Kosenamen erhielten, unter dem sie Beispiel Latein werden im Alltag nicht allen bekannt waren. mehr benützt. Sie sind für Gelehrte Da war zum Beispiel Otto Fürst. Er Versiert in der Bassersdorfer Mund- art und Geschichte: Christine eine gemeinsame Basis, die sich eben habe die Männer und die Toten ra- Lienhart (l.) und Ruth Martinelli. (cs) darum, dass sie sich nicht mehr ver- siert und war im Dorf der «Rasierer Nürensdorfer Unihockeyclub mit neuem Vorstand «Mister Fireball» ist abgetreten

Der Unihockeyclub Fireball Nü- von Andreas Haas übernehmen, die- rensdorf hat einen neuen Vor- ser amtiert jetzt als Kommunikations- stand. An der diesjährigen Gene- chef. Die beiden bisherigen Daniel ralversammlung wurden drei Meier (Kassier) und Rico Polo (TK- neue Vorstandsmitglieder gewählt Chef) werden ihre Ämter auch weiter- und mit dem neuen Präsidenten, hin ausüben. Der neue Vorstand Werner Eigenmann, wurde für- wurde durch die Mitglieder für zwei Markus Süssli ein Nachfolger ge- Jahre gewählt. funden. Kuh als Abschiedsgeschenk von Thomas Iseli Markus Süssli, der weiterhin als Nach einer für die erste Mannschaft Trainer einer Juniorenmannschaft und kritischen Saison 2005/06, als man als Leiter von Lagern für den Verein aktiv gegen den Abstieg in die zweite tätig sein wird, erhielt von seinem Liga kämpfen musste, stand der Uni- Verein ein originelles Abschiedsge- hockeyclub Fireball Nürensdorf vor schenk: Es wurde eine Kuh «geleast». einem weiteren Fragezeichen: Mar- Der neue Vorstand (v.l.): Rico Polo, Ester Schnidrig, Andreas Haas sowie Als deren Nutzniesser erhält Süssli Angela und Werner Eigenmann. (zvg) kus Süssli, der Präsident, hatte im nun laufend Käse und Milch, und aus- Februar seinen Rücktritt angekün- chem Einsatz brachte Süssli den Ver- weitere erfolgreiche Tätigkeit geben serdem soll er sich jährlich eine Woche digt. Der Birchwiler Fahrlehrer war ein weiter und sprang stets ein, wenn zu können. Mit Erfolg, wie sich an der um das Tier kümmern. Wird nun nach Gründer und während zwölf Jahren es ein Problem gab. GV von Ende Juni zeigte. Der Vereins- dem Abgang von Süssli im Vorstand Präsident des ehemaligen UHC Fire- vorstand des UHC Fireball Nürensdorf und im Verein alles anders? «Nun, si- ball Birchwil. In den vergangenen Kompletter Vorstand ist wieder vollständig. Als Präsident cherlich sollte man im ersten Jahr nicht fünf Jahren übte er dieselbe Funktion gewählt wurde der Oberwiler Werner allzu viel ändern. Zuerst müssen sich bei Fireball Nürensdorf aus. Süssli, Noch im vergangenen Winter infor- Eigenmann. Seine Gattin, Angela Ei- die neuen Vorstandsmitglieder einmal ein Machertyp, der für seine unkon- mierte Süssli an einem Elternabend genmann, betreut künftig das Ressort in ihr Ressort einarbeiten können», er- ventionelle Vereinsleitung bekannt über seinen Rücktritt, mit dem Ziel, Marketing, und Sonja Santi von der klärte Andreas Haas, der Markus war, leistete unermüdliche Arbeit für die drei (von fünf) im Vorstand vakan- Damenmannschaft übernimmt von Süssli – dem «Mister Fireball schlecht- den Verein und war so etwas wie ten Posten später besetzen und dem Esther Bosshart die Organisation. Es- hin» – noch einmal für seinen grossen, «Mädchen für alles». Mit unermüdli- Verein eine gute Grundlage für eine ter Schnidrig wird neu das Sekretariat unbezahlbaren Einsatz dankte. Ⅲ 8 Flughafen Dorf-Blitz 7/2006

Flughafen – quo vadis? Zwei Initiativen und ein Gegenvorschlag

Ein Flughafen in einem dicht be- der Auffassung, dass diese Volksiniti- Übersicht der laufenden Flughafeninitiativen siedelten städtischen Agglomera- ative rechtlich nicht durchsetzbar sei, tionsgebiet ist problematisch und denn die Gesetzgebung über die Luft- Kant. Volks- Gegenvor- Behörden- der Ruf nach Massnahmen zur fahrt ist in der Schweiz Sache des initiative «für schlag des Re- initiative von Lärmbegrenzung verständlich. Bundes, und es sei davon auszuge- eine realistische gierungsrates 69 Zürcher Aktuell werden drei verschiedene hen, «dass der Bund die Anliegen der Flughafenpolitik» Gemeinden Modelle für Massnahmen zur Initiative aus übergeordneten Interes- Eingereicht im Juli 2004 Dezember 2005 Juli 2006 Lärmbegrenzung diskutiert. Ein sen sowie aus rechtlichen Überlegun- Anzahl Flug- Max. 250’000 Orientierung am Max. 320’000 Überblick über die verschiedenen gen ablehnen würde.» Eine neunstün- bewegungen Jahr 2000 Möglichkeiten und Stimmen der dige Nachtruhe schliesse die Dreh- (326‘000) Urheber der drei Vorschläge. funktion des Flughafens Zürich aus, Nachtruhe Mind. 9 Stunden Keine Ausfüh- Mind. 8 Stun- führt der Regierungsrat weiter aus, rungen den von Thomas Iseli und die Plafonierung hätte negative volkswirtschaftliche Auswirkungen. Probleme Rechtliche Durch- Definition des Rechtliche 1. Volksinitiative «für eine setzbarkeit Richtwertes der Durchsetz- realistische Flughafenpolitik» 2. Gegenvorschlag AsgP barkeit des Regierungsrates Wie weiter? Kantonsratsbe- Kantonsratsbe- Beratung im Vor über zwei Jahren wurde mit schluss, Volksab- schluss, Volks- Kantonsrat. 21‘500 Unterschriften die kantonale Der Regierungsrat lehnt die Volks- stimmung bis abstimmung bis Evtl. Volksab- Volksinitiative «für eine realistische initiative ab, anerkennt aber trotzdem März 2008 März 2008 stimmung Flughafenpolitik» eingereicht. Ver- das Bedürfnis nach einer Begrenzung langt wird eine Änderung in der des Fluglärms und hat darum im Anzahl der Personen, die sich durch tungen rund um den Flughafen mobi- Kantonsverfassung, dass der Kanton vergangenen Dezember einen Gegen- den Fluglärm stark gestört fühlen, lisieren, diese Initiative zu unterzeich- darauf hinwirke, die jährliche Zahl vorschlag formuliert. Darin wird der darf nicht über einen bestimmten nen. Sie soll mit einer weniger restrik- von 250‘000 Flugbewegungen nicht Regierungsrat verpflichtet, einen Wert ansteigen. Zurzeit werden Er- tiven Plafonierung und Nachtruhe im zu überschreiten und eine Nacht- Richtwert zur Begrenzung der An- gebnisse aus Befragungen zum Flug- Gegensatz zur Volksinitiative neben flugsperre von neun Stunden zu ge- zahl der vom Fluglärm stark gestör- lärm auf das heute gültige Betriebs- den Anliegen der Bevölkerung auch währleisten. Der Regierungsrat ist ten Personen (AsgP) festzulegen. Die system umgerechnet. «Voraussicht- solche der Wirtschaft und des Stand- lich nach den Sommerferien orientiert ortes Zürich berücksichtigen. Die «Ein weiterer Vorschlag im Lärmbasar» die Volkswirtschaftsdirektion die Öf- Kompromisslösung ist ein Zeichen fentlichkeit über den Richtwert und dafür, dass die Gemeinden durchaus Nachfolgend die Stimmen der Ur- AsgP-Wert per Ende März nachge- das ihm zu Grunde liegende Konzept bereit sind, einen Teil der negativen heber der drei oben erwähnten reicht würden. Wir schreiben jetzt zur Begrenzung der Fluglärmbelästi- Emissionen des Flughafens zu tragen, Modelle: Juli, gekommen ist nichts!» Auch gung. Dann werden sich Behörden da sie wirtschaftlich auch von diesem für Brunner ist die Konzeption des und interessierte Personen intensiv profitieren. Stefan Wey, Präsident Förder- AsgP-Wertes zu vage und unklar, damit auseinandersetzen können», verein für eine realistische Flug- zudem sieht der Gemeindepräsi- sagt Gregor F. Lüthy von der Volks- Wie weiter? hafenpolitik, ist – entgegen der dent von Nürensdorf «für unsere wirtschaftsdirektion. Was die Kon- Auffassung der Regierungsrates Region ein Problem in diesem zeption der noch vage definierten Der Kantonsrat muss nun bis spä- und der Behördeninitiative – der Vorschlag, der auf einer Kanalisie- AsgP für die Gemeindegebiete Bas- testens am 7. Juli 2007 zur Volks- Meinung, dass «die Wirtschaft mit rung der Flugbewegungen ba- sersdorf, Brütten und Nürensdorf be- initiative und zum regierungsrätli- den Restriktionen gemäss Volksi- siert.» deutet, kann darum noch nicht genau chen Gegenvorschlag Stellung neh- nitiative prosperieren kann.» Dem gesagt werden. men. Die Volksabstimmung erfolgt widerspricht Franz Brunner: «Die «Die Behördeinitiative ist ein dann innerhalb von acht Monaten ab Forderungen der Volksinitiative weiterer Vorschlag im Lärmba- 3. Behördeninitiative dem Kantonsratsbeschluss. Damit die sind nur mit massiven Einschrän- sar», erklärt Wey. Er meint zudem: von 69 Gemeinden Behördeninitiative vors Volk kommt, kungen am Flughafen (Rotationen, «Wer 320‘000 Bewegungen vor- braucht es vorerst eine Zustimmung Langstreckenflüge aus Fernost) zu schlägt, muss auch zwingend sa- Anfang Juli wurde eine Behörden- von 60 Kantonsratsmitgliedern. Wann erreichen. Die Auswirkungen auf gen, wo die zusätzlichen 70‘000 initiative beim Kantonsrat eingereicht, das Geschäft behandelt wird, ist noch Unternehmen wie die Swiss oder Bewegungen gegenüber der Initia- welche die jährliche Anzahl Flugbe- unklar. Franz Brunner ist jedoch über- beispielsweise flugnahe Betriebe tive abgewickelt werden sollen.» wegungen auf 320‘000 beschränken zeugt, dass 60 Parlamentarier «seine» wie SR Technics, wären vermut- Für Brunner ist wichtig, dass die möchte und eine Nachtruhe von acht Initiative unterstützen werden. Nach lich sehr gross.» zusätzlichen Bewegungen nicht Stunden verlangt. Der Gemeindeprä- den bestehenden drei Initiativen wird kanalisiert, sondern verteilt wer- sident von Nürensdorf, Franz Brun- bereits über eine vierte diskutiert. Bei Vom regierungsrätlichen Ge- den. «Wichtig ist nicht nur die ab- ner, konnte 69 (der total 170) Gemein- der von den Gemeinden aus dem genvorschlag hält Wey nicht viel: solute Zahl der Bewegungen, son- den und Städte (darunter Bassersdorf, Westen gestarteten Behördeninitia- «Rita Fuhrer hat anlässlich der dern vor allem auch deren Vertei- Brütten und Nürensdorf), welche 36 tive – die Gemeinde Niederhasli Präsentation anfangs Januar 2006 lung über die Tages- und Nacht- Prozent der Kantonsbevölkerung re- übernimmt die Führung – wird ein versprochen, dass die Details zum stunden.» (ti) präsentieren, aus allen Himmelsrich- Pistenmoratorium gefordert. Ⅲ 4 Monatsinterview Dorf-Blitz 7/2006

Im Gespräch mit Michael Walthard, angehender Golflehrer Sport, Natur und Geist verbinden

Mit 34 Jahren hat sich der in Bas- den möchte ich hier nicht sprechen, sersdorf aufgewachsene gelernte doch kann ich mir sehr gut vorstellen, Zimmerpolier entschieden, seine dass es immer schwieriger wird, den berufliche Laufbahn zu unterbre- Ansprüchen eines einzelnen Neu- chen, um sich auf dem Golfplatz Golfers zu entsprechen. Breitenloo in Oberwil (Nürens- dorf) während drei Jahren zum Wie steht die Schweiz punkto Golflehrer ausbilden zu lassen. Qualität der Golfplätze da? Grundsätzlich ist die Qualität der von Sandra Nonella Golfplätze sehr hoch. Leider müssen die Golfplätze in der Schweiz zu oft den Als gelernter Zimmermann tausch- Gegebenheiten, sprich den Gesetzen, ten Sie Hammer, Zange und Säge gegen den Golfschläger ein. Wie «Grundsätzlich ist die empfinden Sie diese Umstellung ? Auf den ersten Blick war/ist es si- Qualität der Golfplätze cherlich eine sehr angenehme Um- sehr hoch.» stellung, welche ich nicht missen möchte. Jedoch ist nicht zu unter- entsprechen. Schön wäre es, wenn auf schätzen, welch harte Arbeit und den Golfplätzen mehr Kreativität und Verzichte hinter dieser Ausbildung Phantasie zugelassen würden. stecken. Obschon ich meinen Und wo liegt das Niveau der «Jedoch ist nicht zu Schweizer Spieler im internatio- unterschätzen, welch nalen Vergleich? Das Niveau der Spieler lässt etwas harte Arbeit und zu wünschen übrig. Leider haben Verzichte hinter dieser wir zur Zeit keinen Spieler, welcher Ausbildung stecken.» in der Weltspitze mithalten kann. Es sind im Moment einige junge Hoff- Wunschberuf erlernt habe, bin ich im nungsträger da, welche eventuell Moment einfach froh, in einem Be- den Durchbruch schaffen könnten. reich arbeiten zu können, welcher mich seit Kindesbeinen fasziniert: «Es sind im Moment dem Sport. einige junge Michael Walthard zielt genau. (sn) Wie reagieren die Leute, wenn Hoffnungsträger da, Sie erzählen, Sie seien in der Aus- erlernten Beruf ausüben, was die weder auf Teamkollegen noch auf ei- welche eventuell den bildung zum Golflehrer, und wie idealste Verbindung für mich darstel- nen Trainer wütend sein. Durchbruch schaffen hat Ihr Umfeld auf diese berufli- len würde. Die Zukunft wird jedoch che Neuorientierung reagiert? zeigen, was wirklich möglich ist. Während Golfen in der Schweiz könnten.» Meine berufliche Neuausrichtung noch vor kurzem einigen wenigen wird positiv aufgenommen. Viele Sie spielten während mehrerer vorbehalten war, entwickelte sich Zu hoffen wäre es, denn dies würde sind neugierig und möchten genauer Jahre Unihockey auf höchstem Ni- die Sportart in den letzten Jahren den Golfsport sicherlich weiter ent- wissen, worin meine Ausbildung be- veau. Nun wurden Sie vom Team- immer mehr in Richtung Breiten- wickeln. steht und was ich nachher damit ma- player zum Einzelkämpfer. Wes- sport. Bringt diese Tendenz mehr chen kann. halb? Schaden oder Nutzen mit sich? Welches Handicap haben Sie? Ich wollte nicht mehr meine per- Die Entwicklung des Golfsports ist Den Drang, gutes Golf zu spielen Und wie sieht Ihre berufliche sönliche Leistung von einem Team an und für sich positiv zu werten, da (lacht) … da ich nun Pro bin, habe ich Zukunft aus? diese Sportart in der Schweiz lang- keines mehr. In drei Jahren, wenn ich die Prü- «Wenn ich an einem fung zum «Teaching Pro» bestehe, bin Turnier schlecht spie- «Die Entwicklung Was spielt sich hinter den Club- ich Golflehrer mit eidgenössischem haus-Mauern ab? Fachausweis. Ich möchte meinen ge- le, trage ich allein die des Golfsports ist an Um einen so schönen Golfplatz zu lernten Beruf und meine Zweitausbil- Konsequenzen.» und für sich positiv betreiben, muss sehr viel gearbeitet dung verbinden. Da in der Schweiz zu werten.» werden. Ich habe grossen Respekt vor der Golfsport nur während der Som- abhängig machen. Wenn ich an ei- den Leuten, welche mit viel Herzblut mermonate gespielt wird, könnte ich nem Turnier schlecht spiele, trage ich sam, aber sicher, für ein grösseres dafür sorgen, dass die Anlage in ein- während der Wintermonate meinen allein die Konsequenzen. Ich kann Publikum zugänglich wird. Von Scha- wandfreiem Zustand ist und bleibt. Dorf-Blitz 7/2006 Monatsinterview 5

Wie viele Leute sind täglich da- ist wie ein Teppich, kann nur mit rum besorgt, dass der Rasen den grosser Pflege erreicht werden, und hohen Ansprüchen genügt? dahinter stecken viel Arbeit und lang- Insgesamt arbeiten sieben Vollzeit- jährige Erfahrung. angestellte auf dem Platz Breitenloo, die sich nur um die Grünanlage küm- Welchen Tipp können Sie Gol- Hier könnte Ihr Inserat stehen ! mern. Im Fachjargon werden sie feinsteigern auf den Weg geben? Interessiert ? Rufen Sie uns an: 044 836 30 60 «Greenkeeper» genannt. Ein schöner Ganz simpel: Auf die Driving Range E-Mail: [email protected] Rasen, ein «Green», welcher so dicht gehen und ausprobieren! Ⅲ

Nach 40 Jahren die gesamte Anlage modernisiert Vier Speicherseen für die Bewässerung

Am Wochenende des 8./9. Juli 2006 wurde die Anlage des Golf- clubs Breitenloo in Oberwil (Nü- rensdorf) nach zweijähriger Um- bauzeit wieder in vollem Umfang und in neuem Kleid an die Mit- glieder übergeben. Die Greens und die Bewässerungsanlage mussten nach 40-jähriger Be- triebszeit erneuert werden und die Gesamtanlage wurde den neuen Gegebenheiten des moder- nen Golfspiels angepasst.

Schon in den späten neunziger Jah- ren war offensichtlich geworden, dass die über 40-jährige Anlage Breitenloo die Anforderungen der Golfspieler nicht mehr vollständig erfüllte. Der eigentliche Auslöser für die Platzer- neuerung kam im September 2001, nachdem äusserst widrige Wetterver- hältnisse einzelne Greens regelrecht zerstört hatten. Zudem hätte die in die Jahre gekommene Bewässerungsan- Die Nürensdorfer Golfanlage Breitenloo, malerische Sicht bei Loch 18. (zvg) lage beträchtliche Reparatur- und Er- neuerungsarbeiten erfordert. den notwendigen Erneuerungsarbei- Speicherseen, die als Auffangbecken die Anlage dem Club wieder als mo- ten als Besonderheit ein Bewässe- für Regenwasser dienen und künftig derner 18-Lochplatz übergeben und Überzeugende rungskonzept mit eigenen Speicher- die Wasserversorgung für die Bewäs- steht jetzt allen Mitgliedern und Konzeptstudie seen. Kurt Rossknecht wurde im serung des Platzes sicherstellen. Die Gastspielern in neuem, äusserst at- Herbst 2002 mit dem Umbau beauf- Seen sind durch ein Pumpen- und traktivem Kleid wieder zur Verfü- Die Verantwortlichen der Trägerge- tragt. Rohrsystem miteinander verbunden, gung. Detaillierte Informationen sind sellschaft Breitenloo Land AG (Inhabe- und die Bewässerungsanlage kann beim Informationsbeauftragten des rin) und des 1964 gegründeten Golf- Unangenehme heute bedarfsgesteuert sämtliche neu- Golfclubs, Peter Hauzenberger, Sta- clubs (rund 500 Mitglieder) nahmen Bauverzögerungen ralgischen Punkte auf dem Platz ge- tionsweg 4, 8608 Bubikon, unter Tele- diese Situation zum Anlass, auch das zielt mit dem notwendigen Wasser fon 055 263 15 03 oder E-Mail Design und die golferischen Kriterien Das Bewilligungsverfahren verlief versorgen. phauzenberger@swissonline, erhält- des rund 50 Hektaren grossen Platzes mühsam und harzig. Unter anderem lich. Der Golfclub Breitenloo hat seinen zu überdenken. Sie luden vier renom- musste – obwohl bereits seit 40 Jahren Ideales Bauwetter privaten Charakter bewahrt und ent- mierte Golfplatzarchitekten ein, Kon- in Betrieb – eine vollständige Umwelt- zieht sich dadurch erfolgreich der zu- zeptstudien zu unterbreiten. Dasjenige verträglichkeitsprüfung durchgeführt Begünstigt von idealen Wetterbe- nehmenden Kommerzialisierung des des deutschen Golfplatzarchitekten werden. Dies führte – zusammen mit dingungen verliefen sämtliche Bauar- Golfsports. Die Mitglieder – es werden Kurt Rossknecht, gegenwärtig bekann- weiteren Auflagen – zu einer Bauver- beiten planmässig. Anfang Septem- auch Neue aufgenommen – finden hier tester deutscher Golfplatzdesigner und zögerung von rund einem Jahr. Die ber 2005 wurden die letzten Flächen in gut erschlossener Verkehrslage Erbauer vieler europäischer und aus- Bauarbeiten begannen am 28. Juni eingesät und die weitere Entwicklung willkommene Ruhe und Erholung sereuropäischer Golfplätze, über- 2004. In zwei Bauphasen entstanden konnte der Natur überlassen werden. beim Golfspiel, ohne im voraus Start- zeugte. Sein Projekt enthielt neben als Teil der neuen Golfanlage vier Am Wochenende 8./9. Juli nun wurde zeichen buchen zu müssen. (DB) Nr. 7 27.07.2006

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Im Überblick Alternative zum Stau Wo der Wind «bloost» Öffentlich verkehren Bassersdorf liegt auf der «Gren ze vom a zum o». Hier «bloost» der Wind und in Kloten «blaast» er Bus und Bahn sind nicht jeder- Bassersdorfer Bahnhof an. Die Bahn zenlose Freiheit mehr. Je nach Ver- nur noch. Das Altersforum Bas- sersdorf hat sich mit den sprach- manns Sache. Aber wer Portemon- bringt Bassersdorf einen gewichtigen kehrslage wird die Ankunftszeit am lichen Nuancen im Züribiet be- naie und Nerven schonen will, steigt Standortvorteil, und der Gedanke ist Bestimmungsort zur grossen Unbe- fasst und in einem Vortrag prä- um. Der öffentliche Verkehr in der faszinierend: Bassersdorf ist durch kannten. Und unterwegs hat man sich sentiert. Seiten 2 und 19 Dorf-Blitz-Region wird immer be- Schienen lückenlos mit London, Rom an jene Mengen von Regeln und Vor- liebter. Eine Bestandesaufnahme. oder Istanbul verbunden. schriften zu halten, Selbstverwirkli- Vom Irak nach Brütten chung mit dem Auto endet meistens von Olav Brunner Öffentlicher contra böse. Während die Benützer in den Individualverkehr Bahnen und Bussen die Fahrzeit mit Es wird wohl niemand behaupten, Lesen, Arbeiten oder Ausruhen sinn- Bassersdorf hätte sich ohne S-Bahn- Natürlich finden es nicht alle lässig, voll nützen, haben sich die Automobi- anschluss ebenso rasant entwickelt. eine Sitzbank mit wildfremden Men- listen auf die Strasse zu konzentrie- Und einige Familien in Brütten wären schen teilen zu müssen. Und immer ren. Selbst der Genuss von Radiosen- sicher nicht aufs Hochplateau gezo- wieder berichten Zeitungen von Be- dungen und Musik ist dank «Walk- gen, wenn ihre Kinder nicht mit dem lästigungen oder gar Bedrohungen in männern» nicht mehr ausschliesslich Bus nach Winterthur zur Schule fah- öffentlichen Verkehrsmitteln. Durch den Autofahrern vorbehalten. Seit 1997 lebt Manar Gebbory ren könnten. Wenn auch die elegan- vermehrte Kontrollen und mit dem in Brütten. Damals war er mit ten Schnellzüge Bassersdorf links Einbau von Überwachungskameras Steigende Akzeptanz seinen Eltern und drei Ge- oder rechts liegen lassen, legen hier begegnen die Verkehrsunternehmen schwistern aus dem Irak ge- flüchtet. Der Dorf-Blitz sprach unter der Woche doch täglich beacht- Vandalenakten und Übergriffen. An- Trotz des Verlustes an Individuali- mit ihm über Integration und liche 145 S-Bahn-Züge einen Halt ein. dererseits bieten Autofahrten auch tät in den fahrplanmässigen Verkehrs- den Krieg in seiner Heimat. Und pro Tag steuern 85 Busse den keinen gepflegten Luxus oder gren- Fortsetzung auf Seite 2 Seite 27 Quasimodo zu Besuch

Die Schüler der 3. Sek A und B hatten sich zum Abschluss ein hohes Ziel gesteckt – und er- reicht. Mit Bravour führten sie den «Glöckner von Notre Dame» von Victor Hugo auf. Seite 34 Virtuelle Visitenkarten

Kein moderner Verein ohne Internet-Auftritt. Der Dorf-Blitz hat sich die Websites vom Fuss- ballclub bis zum Karnivoren- Grüppchen angeschaut und beurteilt. Das Resultat auf Seite 41 Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 16

Brütten ab Seite 24

Nürensdorf ab Seite 30 Öffentlicher Verkehr, ein gewichtiger Standortvorteil. (Bilder: Olav Brunner) Spitze Feder

Haut ass, gehörte dazu. Der Verzehr «Baserschtorff», so heisst der Ort mit «Baserschtorffer» auszuschliessen, der Brühwurst inklusive Hülle galt dem auffälligen Kreisel im Dialekt. hat sich aber getäuscht. Das Gegen- offenbar als Härtetest. Die Vorfahren Das geschrieben Doppel-S wird ge- teil ist in «Basi» (das nebenbei ist die der einstigen Metzgerei Siber bestri- sprochen zu einem sanften, einfachen korrekte Kurzform) der Fall. Die In- chen die lokale Spezialität mit einer «s». Und der Übergang von «Basser» tegration ist denkbar einfach. Ein Emulsion auf der Basis von Harz, ge- zu «dorf» kann nur mit einem «sch» «s» weg, ein «sch» mehr, und schon räuchert wurde mit Tannenreisig. Das erfolgen. gehört man dazu. Das geht doch geheime Verfahren ist aber offenbar schneller als einen Schüblig mit mit den geltenden Vorschriften im Eine einfache und etwas – zugegebe- Haut zu essen! Lebensmittelbereich nicht mehr ver- nermassen – unwissenschaftliche einbar, und so wird der Eiweissdarm Feldstudie belegt, dass leider nicht Mehr zum Zürcher Dialekt auf heute gefärbt. Trotz modernerer Ver- einmal die Mehrheit der Dorfregierung Seite 19. fahren schmeckt der Schüblig natür- die linguistische Nuance kennt oder Urs Wegmann lich weiterhin, als Eintrittstest in die anzuwenden weiss. Den Eingeborenen Urs Wegmann Dorfgemeinschaft kann er aber nicht schaudert es bei jedem «Bassersdorf», mehr dienen. ja er fühlt sich kaum angesprochen bei Einst gab es eine kulinarische entsprechender Begrüssung an Fest- Regel, die definierte, wer ein echter Trotzdem entscheidet sich am und ähnlichen Anlässen. PS. Das selbe gilt übrigens auch für Bassersdorfer, eine echte Bassers- Mund, wer als «Einheimischer» gelten «Baltischwil» und «Nüereschtorff». dorferin ist: Nur wer den berühmten darf. Es zählt aber neu, was heraus Wer nun glaubt, diese Spitzfindig- In Brütten haben es Neuzuzüger et- Schüblig mitsamt der schwarzen kommt und nicht was hineingeht. keit diene dazu, neu zugezogene was einfacher.

Fortsetzung von Seite 1 Prozent. Offensichtlich bevorzugen mäss einer Pressemitteilung der tenkarten an Billettautomaten oder einige Fahrgäste aus Nürensdorf und VBG im nächsten Jahr der Kreisel in im Internet zu kaufen. Die Pünkt- mitteln zeigen die Passagierzahlen Brütten die Verbindungen nach Effre- der Dorfmitte saniert. Mit dieser lichkeit der S-Bahn ist gegenüber der Verkehrsbetriebe Glattal (VBG), tikon. Der Nachtbus N78 vom Belle- Sanierung erhalten die Busse ein den Buslinien erfreulich gut. Ausser dass immer mehr auf den öffentli- vue bis nach Brütten ist vor allem bei Eigentrassee mit Pförtnersystem. bei schwerwiegenden Unterbrüchen chen Verkehr (ÖV) umgestiegen wird. der Jugend immer beliebter. Die Lichtsignalanlagen am Dorfrand verkehren die Züge ab Bassersdorf Die Busse der Linie 765, Flughafen – Nachfrage stieg um beachtliche 22,7 stauen die Autos zurück, während meistens minutengenau. Bassersdorf – Dietlikon, beförderten Prozent. 2005 wurden auf allen Bus- der Bus auf der separaten Busspur 2005 gegenüber dem Vorjahr 11,7 linien im Verbreitungsgebiet des überholen kann. Die neu erstellte Preisvorteil Öffentlicher Prozent mehr Fahrgäste. Auch die Dorf-Blitz 1,14 Millionen Passagiere Lichtsignalanlage bei der Haupt- Verkehr Verbindung 758 Effretikon – Breite befördert. kreuzung in Baltenswil lässt sich (plus 6,5 Prozent) und Linie 662 Ef- durch die Buschauffeure per Funk Stellt man die Autobetriebskosten fretikon – Brütten (plus 12,8 Prozent) Kampf gegen beeinflussen. Neben den Staus auf für eine Einzelfahrt von Bassersdorf legten tüchtig zu. Einzig die Verbin- Verspätungen der Strasse kommt es immer wieder nach Zürich und zurück den ÖV- dung 660 zwischen Winterthur – Bas- zu Verspätungen wegen zeitaufwän- Fahrkosten gegenüber, gibt es einen sersdorf – Flughafen, welche vom In den Spitzenverkehrszeiten digen Billettverkaufs durch Bus- klaren Vorteil für den öffentlichen Stadtbus Winterthur betrieben wird, kommen die Busse rund um Bas- chauffeure. In einer Informations- Verkehr. Eine Tageswahlkarte kostet verzeichnete im vergangenen Jahr sersdorf nur mühsam voran. Um die kampagne empfiehlt die VBG ihren mit dem Halbtaxabo 5.50 Franken. einen Passagierrückgang von 4,6 Situation zu verbessern, wird ge- Passagieren, Tages- und Mehrfahr- Darin ist zusätzlich die freie Benüt-

Impressum Chefredaktion Susanne Reichling (sr) Erscheinungsweise: Urs Wegmann (uw) Konrad Schwitter (ks) Jeden letzten Donnerstag im Monat Untere Mühle 14 Christa Stahel (cs) gratis in alle Haushaltungen der 8303 Bassersdorf Ralph Weidenmann (rw) Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 079 704 73 82 Christian Weiss (chw) und Nürensdorf. E-Mail: [email protected] Christian Wüthrich (cw) Sekretariat/Inserate Auflage: Webmaster: Thomas Iseli 10. Jahrgang Sandra Gadient Redaktion 8100 Exemplare Chätzlerweg 10 Olav Brunner (ob) Buchhaltung: Karin Imhof 8311 Brütten Silvan Gabathuler (sg) Satz/Druck: Redaktions-/Inserateschluss Öffnungszeiten: Karin Grieder (kg) Texte 10 Arbeitstage und Inserate Mo – Do: 8 – 12 Uhr Fr: 8 – 17 Uhr Druckerei Zehnder Cyrill Hauser (ch) Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG 15 Arbeitstage vor Erscheinen. Telefon: 044 836 30 60 Karin Imhof (ki) Fax: 044 836 30 67 Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Abonnement, exkl. MWST Thomas Iseli (ti) Telefon: 071 913 47 11 E-Mail: [email protected] Willi Kobel (wk) Jahresabonnement Fr. 48.– Internet: www.dorfblitz.ch Fax: 071 913 47 99 Patrizia Legnini (pl) Die nächste Ausgabe erscheint PC 87-42299-8 ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Sandra Nonella (sn) E-Mail: [email protected] am 31. August 2006 Dorf-Blitz 7/2006 Thema des Monats 3 zung sämtlicher Tram- und Busli- Örlikon und Winterthur werden auf nien in der Stadt während 24 Stun- 660 Millionen Franken geschätzt. den inbegriffen. Mit dem Auto Aus Kostengründen verzichtet die kommt eine gleiche Fahrt wesentlich SBB neuerdings auf den Bau des teurer zu stehen, rechnet man die «Brüttemer-Tunnels» Bassersdorf - happigen Parkkosten dazu. Auch Winterthur, obschon bereits einiges zeitlich ist der ÖV nicht zu schlagen. an Kosten für Planung und Landsi- In zwanzig Minuten schafft man es cherungen aufgelaufen ist. Vor über höchstens nach Mitternacht, von zehn Jahren wurde bereits eine Bassersdorf ins Zentrum der Stadt Transformerstation im Grindelgebiet Zürich zu fahren. Dass der ÖV so verstärkt, damit die Tunnelbohrma- günstig ist, hat seinen Grund darin, schine einmal genügend Strom dass Bund, Kantone und Gemeinden habe… kräftig mitzahlen. Im vergangenen Jahr leisteten Brütten 74‘000, Nü- Glattalbahn rollt an rensdorf 190‘000 und Bassersdorf 449‘000 Franken Kostenbeiträge an Im kommenden Dezember wird den Zürcher Verkehrsverbund das erste Teilstück der Glattalbahn (ZVV). Pro Einwohner sind dies jähr- vom Hallenstadion – Fernsehstudio liche Kosten für den ÖV von über 40 Leutschenbach bis Auzelg dem Be- Franken. trieb übergeben. Während der an- schliessenden zweiten Etappe wird ÖV steht nicht still die Verbindung Hallenstadion – Flug- hafen gebaut. Ein dritter Schritt Die stetig steigenden Passagier- bringt eine Verbindung Auzelg via zahlen zwingen SBB und VBG, das Bahnhof Wallisellen – Industriegebiet Angebot ständig zu verbessern und Dübendorf zum Bahnhof Stettbach. Saubere und komfortable Busse. auszubauen. Ein Augenschein auf Über die Weiterführung der Glattal- dem Bahnhof Bassersdorf zu den bahn vom Flughafen via Kloten nach freizuhalten. Die Zürcher Planungs- sung des Industriegebietes Grindel Stosszeiten zeigt: Viel mehr Perso- Bassersdorf ist noch nichts beschlos- gruppe Glattal hat für dieses Projekt bringen. Doch eine solche Verbin- nen sind mit dem heutigen Angebot sen. Und bei der Option einer Ring- eine eigene Arbeitsgruppe bestimmt. dung lässt auf sich warten. kaum zu transportieren. Als nächste bahn Hardwald von Bassersdorf – Bassersdorf würde eine Glattalbahn- Massnahme wird laut ZVV die S2, Brüttisellen – Dietlikon – Dübendorf verlängerung vom Flughafen einen Auch der ÖV bringt Abfahrt 7.15 Uhr, mit einem Doppel- geht es vorerst darum, ein Trassee zu stabilen, strasseverkehrsunabhängi- Lärm und Abgase stockzug geführt, sobald die SBB ge- finden und es für einen späteren Bau gen Fahrplan und eine gute Erschlies- nügend Rollmaterial zur Verfügung Leider gibt die SBB über die Anzahl hat. Daneben gibt es auch Ausbau- der Züge, welche täglich Bassersdor- pläne des Schienennetzes. Gemäss fer Gemeindegebiet durchfahren, einer Medienorientierung des Direk- keine Auskunft. Eine Hochrechnung tors des Bundesamtes für Verkehr deutet darauf hin, dass es gegen 400 (BAV), Max Friedli, und Benedikt sind. Der erste Personenzug hält kurz Weibel, CEO SBB, soll die Strecke vor 5 Uhr morgens in Bassersdorf, Opfikon – Kloten – Bassersdorf und der letzte fährt 40 Minuten nach durchgehend auf Doppelspur ausge- Mitternacht nach Winterthur. In den baut werden. Ab Bassersdorf bis Eff- Nachtstunden fahren vor allem Güter- retikon sieht eine Variante vor, die züge, welche oft das Doppelte an Lärm Strecke auf vier Geleisespuren aus- produzieren als moderne Schnell- zubauen. zugskompositionen. Interessanter- weise wird Bahnlärm von der Bevölke- Limitierte Begeisterung rung viel gnädiger aufgenommen als Fluglärm, obwohl die Züge rund um Eine grosse Begeisterung für den die Uhr zu hören sind. Warum dem so viergleisigen Ausbau ist im Bassers- ist, darüber lässt sich nichts erfahren. dorfer Gemeinderat nicht auszuma- Denn auch Güterzüge mitten in der chen. Die Schallschutzmassnahmen Nacht können gehörig an den Nerven in den Gebieten «Ufmatten» und zehren. Erstaunlich eigentlich, dass es «Bächli» würden dadurch zu einem keine Bahnlärm-Protestorganisatio- grossen Teil wertlos. Eine Wendean- nen gibt. Und trotz des Einbaues von lage mit Abstellgleisen zwischen Russfiltern und des Verbrennens von Kloten und Bassersdorf steht eben- Ökodiesel kommt auch bei öffentli- falls zur Diskussion. Sie soll für den chen Bussen keine reine Alpenluft Flughafenbahnhof eine Entlastung aus den Auspuffrohren. Jede Mobilität bringen. Die Gesamtkosten für die hat ihre Schattenseiten, auch die öf- Schienennetzerweiterung zwischen Reichhaltige Feinverteilung. fentliche. Ⅲ Dorf-Blitz 6/2006 Nürensdorf 43

Spektakuläre Zügelaktion in Oberwil Völlig losgelöst schwebt der Dreschschopf...

Der alte Dreschschopf steht an ei- dass die Eigentümerin, die Garaplan schen Gemeinden. Und das wollten die nicht überstanden hätte. Die Ziegel nem neuen Platz. Mit einem 300- AG, den Schopf verlegen muss, will Oberwiler verhindern. In ihrem Schopf wurden heruntergeholt und auch ei- Tonnen-Kran ist das ganze Ge- sie etwas bauen. richtet der Knabenverein jährlich zum nige lose Bretter entfernt. Dann zogen bäude am Stück versetzt worden. 1. August ein grosses Fest aus. «Er be- die Zimmerleute riesige Holzbalken Für Knabenverein wichtig deutet uns Heimat», hiess es an der – so genannte Leimbinder – in den von Urs Wegmann Versammlung. Schopf ein, um ihn zu stabilisieren. Die Versammlung der Zivilgemeinde Und nun hängt diese «Heimat» an ei- Zuletzt musste das Gebäude vom Fun- Es knackt nur kurz im Gebälk, dann hatte sich im April dieses Jahres für nem 300-Tonnen-Kran und wirft einen dament gelöst werden. schwebt der Dreschschopf davon. diese Lösung ausgesprochen. Die An- grossen Schatten auf den Platz, wo sie Eine ganze Schar Oberwiler hat sich wesenden votierten deutlich für eine noch eben gestanden hat. Den Schopf Jetzt senkt sich der über 60-jährige zur spektakulären Aktion eingefun- Versetzung des Schopfes (der Dorf- zum Fliegen bringt das Klotener Holz- Schopf auf sein neues Fundament nur den. Schliesslich geht es um «ihren» Blitz berichtete). Die Alternative wäre bauteam Frischknecht. «Auch für uns einige Schritte weiter von seinem alten Schopf, für den sie sich so sehr einge- gewesen, das Geld für die Versetzung eine Herausforderung», wie Zimmer- Standort. Passt es? Zuschauer, Hand- setzt haben, den sie auf keinen Fall – zwischen 80‘000 und 100‘000 Fran- mann Richard Frischknecht erklärt. werker und Kranführer sind gespannt. verlieren wollten. ken – bar ausbezahlen zu lassen. Das Mit der Kettensäge müssen noch Das Gebäude muss von seinem wollten die Oberwiler aber nicht. Hin- Bereit für den 1. August schnell einige Details zurechtgeschnit- Standort verschwinden, weil die Zivil- tergrund dieses Verzichtes ist die be- ten werden, dann setzt die Holzkon- gemeinde zwar das Nutzungsrecht vorstehende Auflösung aller Zivilge- Rund 120 Stunden Vorbereitungen struktion lautlos auf. Damit steht der hat, nicht aber Grundeigentümerin meinden im Kanton Zürich. Deren Gut hat es gebraucht. Der Anbau musste 1.-August-Feier im alten Schopf am ist. Im Grundbuch ist festgehalten, geht dann über in dasjenige der Politi- abgebrochen werden, weil er den Flug neuen Ort nichts mehr im Weg. Ⅲ

Kommentar

Für die Gemeinschaft Einen alten, lottrigen Schopf in ei- ner aufwändigen Aktion am Stück zu versetzen und dafür auf fast 100‘000 Franken zu verzichten klingt nach Schildbürgerstreich. Ist es aber nicht! Die Oberwiler haben mit ihrem Entscheid, den Schopf noch etwas leben zu lassen, nur gegen den Trend entschieden – auch wenn sie sich damit an der Zi- vilgemeindeversammlung gegen den Willen der Politischen Ge- meinde Nürensdorf stellen muss- ten. Sie haben bewusst die ökonomi- schen Nachteile in Kauf genommen und lassen dafür ein Stück Zuhause, ihre «Heimat», weiterleben. Klar hätte man auch gleich eine neue Halle auf die Bauparzelle stellen können. Aber das wäre für viele Oberwiler doch nicht das Gleiche gewesen. In «ihrem» Dreschschopf haben sie manch schönes Fest erlebt, viele gute Erin- nerungen sind mit den klapprigen Brettern und dem staubigen Ge- bälk verbunden. Ein neuer Schopf hätte nie den gleichen Charme versprühen können. Den Oberwi- lern gebührt darum keine Kritik, sondern lobende Anerkennung. Sie haben sich mutig gegen das Geld und für die Gemeinschaft entschie- den. Bravo! Urs Wegmann Der Dreschschopf setzt zur Landung an, beobachtet von Zimmerleuten des Klotener Holzbau-Teams Frischknecht. (uw) 36 Nürensdorf Dorf-Blitz 6/2006

Zu Hause wohnen statt im Altersheim Neue Wege im Nürensdorfer Alterskonzept

Mit dem Fernziel, einen Pfle- geheim-Aufenthalt für ältere Men- Nüeri info schen möglichst lange hinauszu- schieben oder sogar zu verhindern, Beratungs- & Info- lud der Nürensdorfer Gemeinderat Stelle Nüeri Visit zu einem Orientierungsabend im Gesundheits- Ebnet ein. Der Ansatz ist vielver- Förderung sprechend und beschreitet Neu- land. Die Reaktionen der Besucher waren durchwegs positiv. von Willi Kobel

«Wir wollten etwas Konkretes machen, das wir auch umsetzen können», er- klärte der Nürensdorfer Gemeinderat Spitex24 Nüeri Netz Werner Tschannen, Vorsitzender der sechsköpfigen Arbeitsgruppe «Woh- Pflege 24 h & Betreuung nen im Alter» den gegen 300 Interes- Notfall-Alarm durch Freiwillige sierten. Was diese vorwiegend älteren Nüeri City Personen zu sehen und zu hören beka- Begleitetes Wohnen men, verspricht einiges. In Anbetracht im Dorf-Zentrum der unerfreulichen Situation, dass den Nürensdorfern ab 2010 die 14 Betreu- Das geplante Angebot – gut verständlich präsentiert. (zvg) ungsplätze im Altersheim Breiti in Bassersdorf nicht mehr zur Verfügung Spitex Bassersdorf-Nürensdorf-Brüt- oder ihre Wohnung abgeben möch- des Altersheims ausgedient hat. stehen, besteht Besorgnis, da die äl- ten ganz entscheidend. Es soll keine ten. Aus diesem Grunde sind in einer Vielmehr sollen die erwähnten Pro- tere Generation in den nächsten 15 Konkurrenz, sondern eine Ergänzung ersten Etappe voraussichtlich 15 jekte dazu beitragen, dass Senioren Jahren stark zunehmen wird. Grund sein, weil der Service in Zusammen- Zweieinhalbzimmer-Wohnungen möglichst lange zu Hause wohnen genug, rechtzeitig Lösungen zu su- arbeit mit einer privaten Organisation und 10 Dreieinhalbzimmer-Apparte- können und dass nötigenfalls eine chen. Die Arbeitsgruppe «Wohnen im auf 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr ments vorgesehen. Gemeindepräsi- Wohnalternative im Dorfzentrum Alter» hat fünf Varianten erarbeitet. ausgebaut werden soll. Die heutige dent Franz Brunner stellte von An- besteht. Weiter sollen sich die Pensi- Technik erlaubt, elektronische Geräte fang an klar: «Weil Laden, Coiffeur, onierten unter dem Motto «fit und Nüeri-Info zu tragen, um im Notfall einen Alarm Post und Café gleich vor der Haus- froh» aktiv bewegen, gesund und le- auslösen zu können. türe sein sollten, kommt weder Ober- bensfroh bleiben. Und nicht zuletzt Nüeri-Info ist geplant als eine durch wil noch Birchwil noch Breite, son- gilt es, sich selbständig, sicher, be- die Gemeinde geführte kostenlose Be- Nüeri-Netz dern wohl nur die Umgebung des treut und geborgen zu fühlen. Die ratungsstelle, welche die benötigten Zentrums von Nürensdorf in Frage.» ersten Angebote sollten im Jahre Pflege- und Betreuungsplätze, Spitex, Wer wäre nicht schon für eine gele- Nüeri-City würde als Genossenschaft 2007/08 verfügbar sein. Für die hauswirtschaftliche und administrative gentliche Hilfe und Unterstützung organisiert. Interessenten können erste Bauetappe des Wohnzentrums Dienste organisiert und koordiniert. dankbar gewesen, zum Beispiel bei Genossenschaftsanteile zeichnen rechnet der Gemeinderat mit drei bis Arbeiten im Zusammenhang mit und erhalten gleichzeitig ein Mit- fünf Jahren. Ein wichtiger Entscheid Nüeri-Visit Haushalt, Einkauf, Kleinreparaturen sprache- und Aufnahmerecht. zur Realisierung dürfte an der Ge- oder gar Rasenmähen. Dafür werden meindeversammlung in diesem Mit Nüeri-Visit soll die Gesund- in diesem Verein freiwillige Personen Ein Projekt Herbst fallen. Werner Tschannen heitsförderung und Prävention aus jeden Alters gesucht, die ihre Hilfe über mehrere Jahre hofft auf das Wohlwollen der Stimm- dem Dornröschenschlaf geweckt wer- anbieten. Die erbrachten Leistungen bürger. Eines seiner Argumente ist den. Aber auch sinnvolle, meist leicht werden den Freiwilligen in der Regel Die Freude war Werner Tschannen ganz einfach: «Ein Aufenthalt zu realisierbare Sicherheitseinrichtun- durch Betreuungsgutschriften abge- ins Gesicht geschrieben, als er aus- Hause ist günstiger als in einem Al- gen zu Hause sollen berücksichtig golten. führte: «Unsere Einwohner haben ters- oder Pflegeheim, wo Kosten werden. «Handläufe bei Treppen, Hal- ein Anrecht auf höchstmögliche Le- zwischen 6000 bis 8000 Franken tegriffe bei Dusche und Bad», führte Nüeri-City bensqualität in vertrauter Umge- pro Monat anfallen.» In der an- Werner Tschannen als klassische bung. Wir müssen mit der Vorberei- schliessenden Fragerunde zeigte Beispiele zur Unfallverhütung an. Bei Nüeri-City geht es um ein tung frühzeitig anfangen, nicht erst sich, dass es sich um ein gut durch- Wohnzentrum für ältere und betagte im Alter von 80 Jahren! Gesundheit dachtes Konzept handelt. Die Warte- Spitex24 Menschen. Diese sollen die Möglich- ist zwar teuer, kann aber nicht im schlange der Interessenten beim keit erhalten, weiterhin in der Ge- Spital wieder hergestellt werden.» unverbindlichen Listeneintrag für Unter Spitex24 erweitert Nürens- meinde wohnen zu können, auch Die Arbeitsgruppe ist davon über- eine spätere Wohnung war ein un- dorf das Angebot der bestehenden dann, wenn sie ihr Einfamilienhaus zeugt, dass das klassische Modell trügliches Zeichen. Ⅲ Dorf-Blitz 6/2006 Brütten 27

Geleitete Schule Brütten – so sieht der Tagesplan der Schulleiterin aus «Die Schulleitung ist ein Knotenpunkt»

Seit knapp einem Jahr ist die Pri- marschule Brütten eine geleitete Schule. Die neu geschaffene Stelle der Schulleiterin erfüllt Sya Tizi- ani in einem 50-Prozent-Pensum. Sie berichtet über ihren abwechs- lungsreichen Alltag als Lehrerin und Schulleiterin. von Esther Mogicato

Die Schulleitung ist die zentrale Schaltstelle einer Schule; hier laufen alle Fäden zusammen. In Brütten hält Sya Tiziani diese in der Hand, sie ist 43-jährig, zweifache Mutter, Lehrerin und Schulleiterin. Die Frau, die seit knapp einem Jahr die Stelle der Schulleitung aufgebaut hat, ist als Morgenmensch beim Interviewter- min kurz vor neun Uhr strahlender Laune, voll präsent und gut vorberei- tet. Sie wirkt immer ruhig, trotz ho- her Belastung in Beruf und Familie, Sya Tiziani hat die Schulleitung im letzten Jahr aufgebaut. (em) kann sachlich argumentieren und humorvoll aus ihrem Alltag erzählen. Ganz wichtig sei die telefonische auch gegenüber Eltern, wird es wenn meine Söhne heimkommen. Das Dieser ist für die Schulleiterin zwar Sprechstunde, ist zu erfahren, die von manchmal schwierig. Wenn neue ist mir äusserst wichtig und gibt unse- äusserst abwechslungsreich und 8 Uhr bis 8.30 Uhr angeboten und Stundenpläne verteilt, Klasseneintei- rem Familienalltag eine gute und nö- spannend, aber nicht immer ganz sehr rege genutzt wird. Schulpflege, lungen vorgenommen oder Schulzim- tige Struktur. Nach ein Uhr bin ich einfach. Sya Tiziani ist für die opera- externe Lehrkräfte, Therapeuten und mer neu zugeteilt werden, befriedi- aber oft bereits wieder in der Schule.» tive Führung des Schulbetriebes zu- Eltern können hier Auskünfte verlan- gen die Entscheide nicht immer alle. Schülersprechstunden gibt es an ständig, das heisst, sie leitet die gen oder das Gespräch suchen. Oft Dann ist die Schulleitung ein Ort, wo zwei Nachmittagen, daneben arbeitet Schule in organisatorischen, pädago- kommen in diesen Sprechstunden es viel Fingerspitzengefühl und Ge- Sya Tiziani viel in strategischer Hin- gischen wie personellen Belangen. Ängste, Sorgen oder Ärger zum Aus- duld braucht und wo es auch gele- sicht. Mitarbeit in verschiedenen druck. Zum Beispiel, wenn die Kom- gentlich einsam wird. Wie geht man Kommissionen, aktuell zum Beispiel «Kurz nach 6 Uhr munikation zwischen Lehrkraft und als Schulleiterin mit Anfeindungen in jener zur Umsetzung des Volks- gehts los» Eltern nicht mehr fliesst. «Ich bin die und Kritik um? Kann man in solchen schulgesetzes, stehen an. Ihre Auf- zweite Instanz, die erste ist immer die Situationen die Probleme an der Ar- gabe bietet viel und fordert ebenso- Der Arbeitstag beginnt kurz nach 6 Lehrerin oder der Lehrer. Die Schullei- beitsstelle lassen? «Abschalten fällt viel:Termine mit der Schulpflege, In- Uhr: «Morgens geht bei mir alles sehr tung kann bei Problemen zwischen mir in der Regel nicht schwer. Gehe formationen abfassen für Zeitungen, schnell. Um sieben Uhr verlasse ich den Parteien die Moderation überneh- ich abends nach Hause, lasse ich auch Ausarbeiten des Stundenplans, der bereits – zusammen mit meinen Söh- men. Wichtig ist mir, dass grundsätz- die Probleme in der Schule. Wenn es Zimmerbesetzung und der Besuch nen Simon (18) und Michi (15) – das lich bei allen Konflikten immer alle mal gar nicht geht, schaffe ich eine von Info-Veranstaltungen. «Das erste Haus. Ein kurzes Frühstück, wo wir Betroffenen angesprochen werden. Ich örtliche Distanz, zum Beispiel auf ei- Jahr war sehr intensiv und mit vielen miteinander besprechen, wie der per- höre beide Seiten an und arbeite aus- ner Bergtour; ebenso entspannend ist Überstunden belegt. Mit einem Sys- sönliche Tagesablauf aussieht, und schliesslich lösungsorientiert. Mich mein regelmässiges Lauftraining.» temwechsel muss alles neu überprüft weg sind wir.» Den Tag geht die Schul- interessiert nicht so sehr was vorgefal- werden. Es hat viel Aufbauarbeit ge- leiterin vorerst ruhig an: Mails che- len ist, sondern mehr, wie wir aus Mittags nach Hause braucht, denn ich musste zuerst aus- cken, Telefonbeantworter abhören diesem Konflikt herausfinden», um- einanderdividieren, was zum Aufga- und den Tagesablauf per Agenda mi- schreibt Sya Tiziani ihre Grundsätze. In einem knapp 50-prozentigen benbereich einer Schulleitung über- nutiös planen. «Um 7.30 Uhr ist meine Pensum unterrichtet die ausgebildete haupt gehört. Ebenso musste erarbei- Türe für Lehrkräfte geöffnet, nach «Man muss konfliktfähig Primarlehrerin bereits seit neun Jah- tet werden, wer welche Kompetenzen dem Prinzip ’In and Out’. Hier fliessen sein» ren in der Einschulungsklasse. Die hat; sie müssen zukunftstauglich unverbindlich Informationen aller Lektionen finden vorwiegend mor- sein», resümiert Sya Tiziani. Ange- Art. Fragen zu Weiterbildung, Infos Die Schulleitung ist eine Position, gens statt. Kurz vor zwölf Uhr saust sie sprochen auf ihre nächsten Ziele fasst über Schülerinnen und Schüler oder in der man mit Konflikten umgehen zum Mittagessen nach Hause, ein sie sich kurz und klar: «Eine gute ein problematisches Elterngespräch können muss. Wenn unliebsame Ent- Zeitfenster, das sie sehr schätzt. «Ich Jahresplanung, Umsetzung der Ta- kommen zur Sprache. Für längere scheidungen getroffen und publiziert bin froh, wenn es mir gelingt, mittags gesstrukturen und weniger Überstun- Gespräche fixiere ich einen Termin.» werden, gegenüber Lehrkräften wie oder auch abends zu Hause zu sein, den!» Ⅲ Dorf-Blitz 6/2006 Bassersdorf 19

Das neue Werk- und Unterhaltsgebäude in der Ufmatten ist bezogen Die Feuerwehr hat jetzt viel Holz an der Hütte

Feuerwehr und Strassenwesen ha- deversicherung an ein zeitgemässes ben für 7.3 Millionen Franken ein Feuerwehrgebäude stellt, seit Jahren neues Zuhause erhalten. Das Ge- nicht mehr. So waren die Platzverhält- bäude in der Ufmatten soll aber nicht nisse für die rund 65 Mannschaftsange- nur zweckmässig sein, sondern auch hörigen mit sechs Fahrzeugen prekär. ökologischen Richtlinien genügen. Im Winter mussten sich die Feuerwehr- leute zudem in den kühlen und nassen von Urs Wegmann Räumlichkeiten umziehen und aufhal- ten. Verschiedenes Material wurde auf- Die Verantwortlichen hatten sich ein grund der knappen Platzverhältnisse an symbolträchtiges Datum für die Einwei- externen Orten ausgelagert. hung ausgesucht: den 6.6, um 6.06 Uhr – allerdings am Abend und nicht am Nicht viel besser stand es um die Morgen. Fast pünktlich begann es denn Situation rund um das Areal des auch, zeitgleich hornten die Sirenen aller Strassenwesens. Der Werkhof an der Der Werkhof ist eröffnet: Mitglieder des Gemeinderates durchschneiden mit der Hydraulikschere einen Feuerwehrschlauch. (Bilder: Urs Wegmann) Feuerwehr-Fahrzeuge aus der Halle. Breitistrasse kämpfte ebenfalls mit Nach dem ohrenbetäubenden Auftakt Platzproblemen. Das Magazin stammt nen Kredit von 350 000 Franken für die Wasserversorgung in die Planung begrüsste Gemeindepräsident Franz aus dem Jahr 1929 und die Baracke ein Projekt für den Neubau eines Feu- einbezogen werden konnten. Im No- Zemp die anwesenden Gäste: «Es ist ein von 1964. Sie hatte einst als Postge- erwehrgebäudes mit Wertstoffsammel- vember 2004 wurde an der Urne historisches Datum. Seit Jahrzehnten ha- bäude gedient. Auch hier hatten be- stelle im Gebiet Ufmatten. Gleichzeitig schliesslich das 7.3-Millionen-Fran- ben wir auf den heutigen Tag gewartet.» reits früher Lagerräume und -plätze wurde ein alter Gemeindeversamm- ken-Projekt genehmigt. Damit meinte er aber wohl weniger das ausserhalb des Areals gefunden wer- lungsbeschluss aufgehoben. Ursprüng- zahlenspielerische Datum als vielmehr den müssen. Der Standort beider Ge- lich war nämlich vorgesehen gewesen, Aus Schweizer Holz die Einweihung des Gebäudes. Dieses bäude – Feuerwehrlokal und Werkhof auf dem alten Schulhausplatz im Zen- hat fürwahr eine lange Vorgeschichte. – widersprach zudem der Bereichs- trum ein Feuerwehrgebäude mit Biblio- An der Eröffnung zeigten sich nicht strategie des Gemeinderates. thek und Räumen für die Polizei sowie nur Behörden und Benutzer erfreut Fast 100 Jahre alt das Betreibungsamt zu errichten. über das neue Gebäude, sondern 2004 an der Urne auch der Architekt. «Die Bauphase Die bisherigen Gebäude für Feuer- genehmigt An der Gemeindeversammlung im verlief so reibungslos, dass es kaum wehr und Wasserversorgung hinter dem September 2003 wurde zudem ein etwas zu erwähnen gibt», erklärte er. alten Schulhaus stammen zum Teil aus Im November 2002 folgte der erste Zusatzkredit von 150 000 Franken Dabei seien etliche Anforderungen dem Jahr 1909. Sie genügten den Anfor- Schritt zur Lösung der Probleme. Die bewilligt, mit welchem auch die gestellt gewesen. Ein solches Ge- derungen, welche die Kantonale Gebäu- Gemeindeversammlung bewilligte ei- Werkhöfe für das Strassenwesen und bäude muss optimal funktionieren. «Gleichzeitig», und das freue ihn ganz besonders, «hat die Gemeinde Wert Ortsmuseum in der Postbaracke? darauf gelegt, ein ökologisches Ge- Mit dem Auszug der Feuerwehr, bäude zu errichten.» des Strassenwesens und der Wert- stoffsammelstelle wird sich im Das ist ihm denn auch gelungen, Dorfzentrum einiges verändern. wie sich Interessierte auf einem Damit stehen auf einen Schlag Rundgang überzeugen konnten. mehrere Liegenschaften der Ge- Hülle und tragende Konstruktion meinde leer. Die Gebäude hinter sind vollständig aus Schweizer Holz dem alten Schulhaus sind teilweise gebaut. Den Abschluss der Fassade fast 100 Jahre alt und sollen abge- bilden Lärchenbretter, die dem Werk- rissen werden. «Der Zeitpunkt hof auch eine grosse Ästhetik verlei- steht aber noch nicht fest», erklärt Einst Post, dann jahrelang Werkstatt fürs Strassenwesen, in Zukunft hen. Nur der Lifttrakt und einige we- könnte die Baracke vielleicht ein Ortsmuseum sein. Gemeinderat Kuno Ledergerber. nige Räume im Gebäudekern sind Vermutlich bleiben sie stehen bis aber höchstens für Zwecke der Ge- allerdings schon früher erfolgen als aus Beton. Der Komplex wird mit die weitere Nutzung des Grundstü- meinde genutzt werden. «Eine pri- beim Feuerwehrgebäude. Aufent- Holzschnitzeln beheizt. Zudem wird ckes festgelegt ist. Die Bereichs- vate Nutzung schliesst der Gemein- haltsraum und Werkstatt waren bis- das Dachwasser gesammelt und für strategie des Gemeinderates sieht derat grundsätzlich aus», sagt Le- lang in der ehemaligen Postbaracke verschiedene Tätigkeiten genutzt. vor, dass dieses Areal für «Wohnen, dergerber. untergebracht. Sie könnte mögli- Einkaufen und Begegnung» reser- cherweise versetzt werden und der- Dass ein Feuerwehrgebäude ganz viert ist. Ein Komplex mit Geschäf- Die Liegenschaften rund um den einst als Ortsmuseum dienen. Leder- aus Holz gebaut ist, sorgte natürlich ten oder Einkaufszentrum ist dem- bisherigen Werkhof des Strassenwe- gerber bestätigt zwar, dass solche auch für einige Witzeleien. Oder wie nach denkbar. In der Zwischenzeit sens sollen ebenfalls dem Erdboden Ideen bestehen, entschieden sei es Statthalter Bruno Baur ausdrückte: sollen Schopf und Einstellhalle gleichgemacht werden. Das könnte aber nichts. (uw) «Wenn es brennt, ist die Feuerwehr wenigstens schnell da.» Ⅲ Dorf-Blitz 6/2006 Bassersdorf 17

Gemeinde von Christen (GvC) hat geschichtsträchtiges Gebäude renoviert Es ist wieder Leben im Freihof-Saal

Rund 100 000 Franken und viele Cafeteria. «Wir wollen nach dem Got- Arbeitsstunden haben die Mitglie- tesdienst auch noch gemütlich zu- der der Gemeinde von Christen sammensitzen können und uns viel- investiert. Nun werden Gottes- leicht über das Gehörte unterhalten», dienste gefeiert, wo einst die Fas- erklärt Scherrer den Grund für das nacht tobte oder die Gemeindever- gemütliche Bistro. Hier ist in einer sammlung tagte. Ecke auch die Bibliothek eingerichtet, die vor allem christliche Literatur und von Urs Wegmann Filme im Angebot führt. Durch ein Fenster in der Wand des Spielzim- Der Eingang lässt nicht erahnen, was mers für die Kleinsten fällt der Blick sich im Inneren alles verändert hat. in den ehemaligen Saal, das Herz der Die Türe ist noch etwas klapprig. «Kirche». Nichts kündigt an, was sich hinter den Mauern verbirgt. Aber auch das Rund 100 Personen finden hier soll sich ändern, wenn es nach den Platz. Die Decke ist wieder geöffnet Initianten der Gemeinde von Christen worden, so dass der Blick bis in den (GvC Chile Basi) geht. Dachstock schweifen kann. Auf der Bühne – keine Kanzel – stehen In- Die Religionsgemeinschaft (siehe strumente für eine Band. «Musik ist Kasten) hat sich für ihre Räume ein in unseren Gottesdiensten ein wichti- Gebäude mit Geschichte ausgesucht. ges Element», erzählt Scherrer. Und Der «Freihof» gehörte ursprünglich Ettlin ergänzt, es sei nicht nur so, als zweite Behausung zum Gasthof dass die meisten mitsingen würden, Adler und war ein Bauernhaus mit sondern es würden bis zu acht Lieder Scheune. Er wurde erst 1886 zur pro Gottesdienst gesungen. Weinschenke. 1890 baute der dama- lige Eigentümer den Saal, der dank 100 000 Franken investiert seiner drei grossen Jugendstilge- mälde in der ganzen Region bekannt Alles in allem eine aufwändige wurde. Und dieser Saal wurde in der Renovation. «Wir haben rund Folge rege genutzt. Er gilt als eigent- 100‘000 Franken investiert», sagt liche Geburtsstätte der Bassersdorfer Scherrer. Die Arbeit sei allerdings Einst spielte hier die Musik zum Tanz auf. Nun wird im Freihofsaal wieder musiziert – neu im Rahmen von Gottesdiensten. (zvg) Fasnacht. Tanz und Unterhaltung fast durchwegs in Fronarbeit durch fanden das ganze Jahr über hier statt. ihre Mitglieder verrichtet worden. mittwochs geöffnet ist. Dabei könne Mittlerweile haben sie einen zweiten Lange Jahre diente er zudem der Ge- Und auch das Geld setzt sich aus man auch ungezwungen die reno- Notausgang eingebaut. So sind auch meindeversammlung. Manch wichti- Spenden zusammen. Die Gemeinde- vierten Räume anschauen. Und noch die feuerpolizeilichen Probleme von ger Entscheid wurde hier gefällt. 1971 mitglieder zeigen offenbar grosses einen Zweifel wollen sie ausräumen. einst gelöst. Ⅲ musste der Saal aus feuerpolizeili- Engagement, das belegt auch die chen Gründen geschlossen werden. Zahl der Gottesdienstbesucher. So Bibel wörtlich genommen In der Folge stand er zeitweise leer waren es letzten Sonntag gegen 80 oder wurde als Letztes als Brocken- Erwachsene und rund 30 Kinder. Die «GvC Chile Basi» ist eine evan- schichte oder Auferstehung gelten stube genutzt. Kommt da kein Neid auf bei den Lan- gelische Freikirche, die mit anderen als historische Tatsachen. Im weite- deskirchen? «Das wollen wir natür- GvC-Kirchen in lockerer Verbin- ren bestehen Unterschiede in der Saal und Cafeteria lich nicht, wer zu uns kommt, kann dung steht. Kleingruppen bilden Glaubenspraxis bei Taufe oder beim auch problemlos Mitglied bei der ihre Basis. Die Mitglieder sind über- Predigtamt durch Laien. Die Rechts- «Wir wissen um die historische Reformierten Kirche bleiben», sagt zeugt, dass eine tiefe und verbindli- form ist ein gesamtschweizerischer Bedeutung des Gebäudes», erklärt Scherrer. che Gemeinschaft unter Christen Verein mit lokalen Gemeinden. Es Elias Scherrer, Pastor der «GvC Chile für ihr Leben von sehr grosser Be- gibt keine eingeschriebenen Mitglie- Basi». Der Gemeindeleiter und Matt- Ihren Erfolg erklären sie sich da- deutung und nur in einem kleine- der. Jeder, der eine persönliche Be- hias Ettlin, der ein Praktikum als mit, dass der tiefe Glaube an Jesus ren Rahmen von 8 bis 15 Personen ziehung zu Jesus hat und regelmäs- künftiger Pastor absolviert, zeigen Christus, ihre Gemeinschaft, kombi- möglich ist. sig die Gottesdienste besucht, wird mit Freude das komplett erneuerte niert mit den Gottesdiensten offen- als zur Gemeinde gehörig betrachtet. Innere. Im Parterre befinden sich bar das Bedürfnis nach Spiritualität Das Glaubensbekenntnis unter- Die Glaubenstaufe ist ein Angebot, Räume für Kleingruppen und die Ar- stille. Gleichzeitig wüssten sie aber, scheidet sich nur wenig von jenem aber keinesfalls Bedingung. beit mit Kindern. Auch ein Raum, wo dass vielen Interessierten der Mut der reformierten Kirche. Die Bibel Weitere Informationen sind im Kindergottesdienste abgehalten wer- fehle, sie zu besuchen. Diese laden wird aber wörtlicher genommen als Internet unter www.gvc.ch zu fin- den, ist hier. Folgt man der Treppen sie zum Beispiel ein, die Bibliothek bei der Landeskirche. Schöpfungsge- den. (uw) nach oben, steht man in der hellen zu besichtigen, die montags und Der TV Brütten mit Bestresultaten Viermal einen Spitzenplatz

Anlässlich der Regionalmeister- schaften (RMS) des Zürcher Turn- verbandes in Brütten – siehe Be- richt auf den Mittelseiten – leistete der ortsansässige Turnverein als Organisator des Grossanlasses im- mense Arbeitseinsätze. So ganz ne- benbei erkämpften die Brüttemer sich aber auch noch gute Resultate im Rahmen der Wettkämpfe; in vier Disziplinen gar den ersten Platz. von Susanne Reichling

Rund 2000 Turnerinnen und Turner aus 106 Vereinen kämpften an der RMS 2006 der Turnregion Winterthur und Umgebung (WTU) in Brütten. In 33 verschiedenen Disziplinen wurden die Regionalmeister erkoren. Aus dem Einzugsgebiet des Dorf-Blitz standen Teams aus Brütten mit am Start.

Spitzenleistungen

23 Vereine starteten in der Geräte- kombination; hier erreichte der Turn- Das «Gym-Team» aus Brütten – im Bild v.l. Angelina Wanner, Yvonne Schüpbach und Sabine Egli – erkämpfte sich verein Brütten (TVB) mit der Note 8.47 einen RM-Spitzenplatz. (Foto: Reinhard Egli) (Bestmarke 9.56) den 12. Schlussrang. In der Pendelstafette über 80 Meter enriege erreichte ebenfalls gute Resul- die Meldung, dass Brüttemer Turnerin- «Gym-Team» platzierte sich zudem mit (41 Vereine) platzierte sich der TVB tate: Crosslauf (3.), Kombiläufe (19.), nen und Turner insgesamt viermal den einer zweiten Vorführung auf dem 4. auf dem 5. Platz, im Hochsprung (27) Prellen/Werfen (9.), Schleuderball (5.) Titel des Regionalmeisters (RM) er- Platz. In den leichtathletischen Diszi- und im Schleuderball (29) je auf Rang und Weitwurf (3.). kämpft hatten. Je den 1. Platz sicherte plinen holten sich auch die Aktiven des 19. Im Steinstossen (23) wurde die sich in der Sparte Gymnastik Bühne TVB – im Kugelstossen (mit 9.68 Punk- 6. Position und in «Team Aerobic» der Wie ein Lauffeuer verbreitete sich das «Gym-Team» der Damenriege und ten) und im Speer (8.98) – den Regio- 7. Platz erreicht. Die Männer-/Frau- am Sonntagabend auf dem Festgelände die Männerriege im Steinstossen. Das nalmeistertitel. Ⅲ Dorf-Blitz 6/2006 Sport 9

Yvonne Gross aus Brütten feiert beachtliche Erfolge im Pistolenschiessen «WM-Teilnahme ist für mich ein Etappensieg»

Gerade mal 19-jährig kann die in Arbeitszeiten, sodass ich manchmal Brütten wohnhafte Yvonne Gross auch an einem Nachmittag trainieren auf bereits beachtliche Erfolge an kann, wenn andere frei haben», ist zu Wettkämpfen in der Sportart Pis- erfahren. Würde sie nicht lieber die tolenschiessen zurückblicken. In Freizeit belastungsfrei geniessen? ihrer Freizeit – per Mitte August «Nein, ich liebe es, zu trainieren, schliesst sie ihre Lehre als Köchin mich zu fordern und neue Erfahrun- ab – trainiert sie in diesen Wo- gen in den Schiesstechniken Präzi- chen besonders intensiv, denn mit sion und Schnellfeuer sowie bezüg- hervorragenden Leistungen hat lich Koordination der Bewegungsab- sich die Junioren-Athletin für die läufe, Atmung und psychischer Belas- WM Ende Juli in Zagreb (Kroa- tung zu sammeln», antwortet die tien) qualifiziert. Juniorin überzeugend. von Susanne Reichling «WM ist mein Traumziel»

«Damit habe ich ein seit langem anvi- Sie habe nicht das Gefühl, etwas zu siertes Ziel erreicht. Die Ausschei- verpassen, auch wenn sie ihre Wo- dungswettkämpfe der vergangenen chenenden mehrheitlich an Wett- Monate haben mich gefordert und kämpfen in der Schweiz oder im meinen Ehrgeiz natürlich angekur- Ausland – statt wie andere in Discos belt», lacht Yvonne Gross. Ihre Zufrie- – verbringe. «Das intensive Training denheit ist berechtigt; jetzt darf sie der vergangenen Wochen und Monate Ende Juli zu den alle vier Jahre stattfin- hat sich gelohnt. Die Teilnahme an denden Junioren-Weltmeisterschaften der WM ist mein Traumziel.» Eine reisen. Als Einzel-Athletin und im Platzierung in den vorderen Rängen Juniorinnen-Team mit Amanda Hut- wagt sie allerdings nicht sich auszu- ter (Montlingen/SG) und Tamara Fa- malen, denn da sei die internationale edo aus Neuenburg wird sie für die Konkurrenz doch viel zu gross. Schweiz kämpfen. Hauptsache sei das Mitmachen, sagt Yvonne Gross strahlend. Parallel zu Freizeit ist Training den Qualifikationswettkämpfen hatte sie in den vergangenen Wochen auch Yvonne Gross erzählt, wie sie – da- noch die Lehrabschlussprüfung zu mals elfjährig – zu dieser für Mäd- Mit grossem Willen und konstanten Leistungen das Ziel erreicht: Yvonne bewältigen. Nun ist sie diesbezüglich Gross aus Brütten hat sich für die Junioren-WM qualifiziert. (sr) chen doch eher aussergewöhnlichen entlastet und kann sich in den kom- Sportart gelangte. «Ich war ein recht Schweizermeisterin in der gemisch- Meisterschaften 2003 den dritten menden Tagen auch mental voll auf ’zappelig-temperamentvoller’ Teena- ten Kategorie. Wenige Monate nach Platz. Seit 2004 darf sie als Mitglied die WM ausrichten. Ⅲ ger und bezüglich Tatendrang kaum dem dritten Titel begann Yvonne des Nationalkaders die Schweiz an zu bändigen. Meine Mutter meldete Gross jedoch unter Leistungsasthma internationalen Sportpistolen-Wett- mich deshalb zu einem Ferien- zu leiden; der Hausarzt riet ihr, auf kämpfen vertreten; ihr persönlicher Plauschkurs im modernen Dreikampf Leistungssport mit Belastung der Team-Betreuer ist der in Ebmatingen an. In der Beschreibung hiess es, man Atemorgane zu verzichten. «Ich be- wohnhafte Swissolympic-National- werde langsam in die Disziplinen schloss, meine sportliche Betätigung trainer Beat Brüngger. Das Anforde- Schwimmen, Laufen und Luftpisto- künftig auf das Pistolenschiessen zu rungsprofil für Pistolenschützen lenschiessen eingeweiht. Ich sollte konzentrieren; das war eh meine stellt hohe Ansprüche: Körperbeherr- Geduld und Ausdauer vermittelt be- stärkste Disziplin», erzählt die Brütte- schung, Kon zentration, mentale kommen.» Ehrgeiz habe sie schon merin. Stärke und Emotionskontrolle. immer gehabt; in der Folge trainierte sie so lange und intensiv, bis sie – als Internationale Wettkämpfe Mehrmals wöchentlich einziges Mädchen – mit den Jungs Training mithalten konnte. Später sei sie oft Parallel zum Lehrbeginn als Kö- schon vor der Schule zum Schwim- chin im Sommer 2003 startete die Seit 2005 ist Yvonne Gross Mit- men oder Joggen gegangen. Juniorin ihr nun intensiver werden- glied bei den Pistolenschützen Andel- des Training mit der Luftpistole (10 fingen (PSA); sie trainiert zwei- bis Dreimal Schweizermeisterin Meter) und der Sportpistole (25 Me- dreimal wöchentlich mehrere Stun- ter); als Mitglied des Pistolenklubs den in dieser Disziplin sowie zweimal Zwischen 2000 und 2002 wurde Rickenbach erkämpfte sie sich an- pro Woche zusätzlich Kraft und Aus- die Oberstufenschülerin dreimal lässlich der Luftpistolen-Schweizer- dauer. «Ich habe zum Glück flexible Dorf-Blitz 6/2006 Flughafen 7

Studie zur Rolle des Flughafens Zürich in der Schweiz «Lokale Interessen sorgfältig abwägen»

Der Flughafen ist der Motor der «Es ist unbestritten, dass sich zahl- lich begründeten Formen von Ange- nicht», wird der Wert der Studie Schweizer Volkswirtschaft. Zu reiche Unternehmen bewusst in der botsbeschränkungen». Das sei zwar grundsätzlich in Frage gestellt. Die diesem Schluss kommt eine von Nähe des Flughafens angesiedelt ha- allgemein bekannt, werde aber von «gekaufte» Studie wiederhole die Unique in Auftrag gegebene Un- ben, was auch eine entsprechend «Verfechtern von Partikularinteressen» einseitige Argumentation der Flugha- tersuchung. Der Bürgerprotest starke Zunahme der Nachfrage von immer wieder negiert, richtet er sich fenlobby. Einmal mehr gehe es Uni- Fluglärm Ost bezeichnet die Stu- Arbeitnehmern nach Wohnraum be- an die Fluglärm-Organisationen. que nur um die Möglichkeit der eige- die allerdings als gekauft. wirkt hat», schreibt Schips. Heute nen Gewinnmaximierung. Und: «Mit seien rund 24 000 Personen am Flug- Einseitige Argumentation der gleichen egoistischen Arroganz von Urs Wegmann hafen voll- oder teilzeitbeschäftigt. haben es die Flughafenverantwortli- Diese reagierten natürlich prompt chen bei Unique und im Regierungs- Um einen Punkt der Kritiker gleich Vorteile kompensieren auf Schips’ Ausführungen. Der BFO rat geschafft, den deutschen Nach- vorweg zu nehmen: Unique hat die Nachteile fand klare Worte. «Wenn sich ein Un- barn zum Handeln zu zwingen.» Et- Studie in Auftrag gegeben und bezahlt. ternehmen jährlich zig Studien kau- was Positives fand der BFO dann doch Damit liefert Unique den Fluglärm- Seit 1950 habe zudem die bebaute fen muss, um die eigene Geschäftstä- noch: «Ausnahmsweise musste diese Gegnern natürlich einen – um eine Fläche im gesamten Mittelland enorm tigkeit zu rechtfertigen, dann stimmt Studie nicht der Steuerzahler bezah- aktuelle passende Metapher zu ver- zugenommen. Dies betreffe insbeson- an diesem Unternehmen etwas len.» Ⅲ wenden – perfekten Steilpass. Der dere die Agglomerationsgebiete der Bürgerprotest Fluglärm Ost (BFO) rea- Städte Zürich und Winterthur. Schips’ Kommentar gierte rasch auf die veröffentlichten Schlussfolgerung: «Der politisch ge- Resultate. «Wir lassen uns von einer fällte Standortentscheid für den Flug- gekauften Studie nicht beeindrucken», hafen hat also per Saldo auch für die Wasser predigen und Wein trinken hiess es in einem Communiqué BFO. vom Luftverkehr direkt betroffene In ihrem Newsletter zur neuen Stu- hen: Der Präsident von Bürgerpro- Aber der Reihe nach: Was heisst es in Region zu einer erheblichen Attrakti- die zur volkswirtschaftlichen Be- test Ost beispielsweise arbeitet dieser Untersuchung? vitätssteigerung geführt.» Damit deutung des Flughafens schreibt hauptberuflich bei einem der «welt- würden die Vorteile der Flughafen- die Gruppierung Bürgerprotest Ost weit führenden Finanzdienstleis- 24 000 Beschäftigte nähe die damit einhergehenden (BFO): «Der Graben ist tief und wird tungsunternehmen», welches übri- Nachteile wie Lärm- und Schadstoff- immer tiefer. Auf der einen Seite gens auch seinen Vizepräsidenten Professor Bernd Schips ist ehemali- emissionen mehr als kompensiert. stehen die Lobbyisten, fordern Ge- des Verwaltungsrates in das «Komi- ger Leiter der Konjunkturforschungs- winnmaximierung (und meinen tee für ein weltoffenes Zürich» ab- stelle KOF der ETH Zürich. Es ist nicht Für die diversen Fluglärm-Organisa- dabei den eigenen Geldbeutel), auf delegiert hat. Ein anderes Vor- das erste Mal, dass er sich zum tionen zeigt Schips wenig Verständnis. der anderen Seite steht die Bevölke- standsmitglied von Bürgerprotest Thema der volkswirtschaftlichen Be- «Lokal motivierte Interessen müssen rung, die mehr auf Lebensqualität Ost ist beruflich ebenfalls in der so deutung des Luftverkehrs für die sehr sorgfältig gegenüber der gesamt- setzt. Kein anderes Thema veran- abgrundtief verabscheuten «Schlüs- Schweiz äussert. In seiner aktuellen wirtschaftlichen Notwendigkeit einer schaulicht dies besser als der Flug- selbranche» – als Partner eines Analyse «Die Rolle des Luftverkehrs effizienten Einbindung der Schweiz in hafen Zürich.» In den nachfolgen- Vermögensverwaltungsunterneh- und des Flughafens Zürich für die den internationalen Luftverkehr abge- den Sätzen zieht die immer mal mens – tätig und persönlicher Ge- gesamtwirtschaftliche Entwicklung wogen werden.» Eine Beschränkung wieder durch angriffslustige An- hilfe einer «anspruchsvollen, inter- in der Schweiz» kommt er zu eindeu- der Betriebszeiten sei marktwidrig schuldigungen und Kampfansagen nationalen Privatkundschaft». tigen Schlüssen. «wie auch alle anderen planwirtschaft- bekannte Fluglärmorganisation über das «Komitee für ein weltoffe- Wieder einmal mehr ein Zeichen, nes Zürich», über Unique und Eco- das nicht gerade für die Glaubwür- nomiesuisse her. Also nichts Neues: digkeit der aus dem Streit mit der Der Bürgerprotest holt weit aus und Fluglärmsolidarität entstandenen schwärzt alles an, was irgendwie Interventionsgruppe Bürgerprotest mit dem Wohlergehen des Flugha- Ost spricht: Während die Vor- fens zu tun hat. Kritisiert wird ins- standsexponenten gegen aussen besondere die Wirtschaftslobby von «Lebensqualität» erzählen, sind und die damit «eng vernetzten sie in ihrem Beruf treue Diener der Schlüsselbranchen (Banken und angeprangerten Wirtschaftslobby, Versicherungen)», wie dem per E- so ganz nach dem Motto «Gewinn- Mail verschickten Newsletter zu maximierung des eigenen Geldbeu- entnehmen ist. tels». Diese bigotte Doppelmoral passt nicht ganz zu einer Vereini- Schaut man etwas genauer hin, gung, welche sich darauf beruft, so erkennt man, dass auch bei den nicht «Spielball vom politisch-wirt- Herren BFO-Vorstandsmitglieder schaftlichen Filz» sein zu wollen. nicht so klar ist, auf welcher Seite Überwiegen die Vor- oder die Nachteile des Flughafens? Die Meinungen des tiefen Grabens sie wirklich ste- Thomas Iseli gehen auseinander. (Bild: Ralf Bensberg, Unique) 4 Monatsinterview Dorf-Blitz 6/2006

Die Übergabe des Feuerwehrkommandos ist für Andreas Zweerus auch eine Erleichterung «Ohne Pager fehlt etwas, ganz klar»

Seit 1979 war Andreas Zweerus ak- tiv in der Feuerwehr Bassersdorf, die letzten 14 Jahre als Komman- dant. Er erinnert sich an gute und schlechte Zeiten und erklärt, wa- rum die schlimmsten Erlebnisse für immer in seinem Kopf bleiben werden. von Urs Wegmann

Viele Jahre haben Sie auf ein neues Feuerwehrgebäude gepocht. Jetzt, wo eines da steht, hören sie auf. Ja, ich bedauere es tatsächlich, dass ich im neuen Gebäude nicht mehr werde wirken können.

Dann ist es für Sie ganz aus mit der Feuerwehr? Ja, ich habe am Tag der Kommando- übergabe meinen Pager abgegeben. Nur im Feuerwehrverein werde ich noch verbleiben.

Was ist es für ein Gefühl, nach so vielen Jahren ohne den Pager zu sein? Es fehlt etwas, ganz klar. Aber ich Blumenbouquets statt Feuersbrünste: Alfred Zweerus kann sich nach 27 Jahren in der Feuerwehr wieder auf empfinde auch Erleichterung. Die seinen Beruf als Gärtner konzentrieren. (Bilder: Urs Wegmann) Anspannung, die ich zeitweise hatte, ist völlig weg. Besonders schlimm Eines Tages brauchte es Leute ins Nachwuchsproblem hatten. Das hat zudem als Motivation an, dass sie war es, wenn lange kein Alarm mehr Kader, dann ins Kommando. Und so natürlich auch mit dem Bevölke- anderen Menschen helfen wollen. Ei- eingegangen war. Nach zwei, drei wurde ich aus Ermangelung anderer nigen geht es natürlich auch darum, Monaten der Ruhe wusste ich: Bald Leute Kommandant. Ich hatte einge- «Selten ein etwas zu erleben. Das würden aller- passiert wieder etwas. Und dann war sehen, dass niemand anders da war, dings die wenigsten offen zugeben. es meistens ein Grossereignis oder denn gerade für Feuerwehr-Kader- Nachwuchsproblem.» gleich mehrere Dinge kurz hinterein- mitglieder ist es wichtig, nicht nur im «Ich bin eher ander. Dorf zu wohnen, sondern hier auch zu rungswachstum zu tun. Wir haben arbeiten. Kommandant war ich eben- aber auch viel Jugendarbeit gemacht reingerutscht.» «Es mussten einfach falls so lange, weil kein geeigneter und zum Beispiel für die Oberstufen- Nachfolger da war. Ich konnte doch schüler jedes Jahr einen Feuerwehr- Wie war denn das bei Ihnen? Sie alle mitziehen.» nicht einfach sagen: So, keine Lust tag organisiert. Damit konnten wir sind Gärtner, umgeben sich mit mehr, jetzt höre ich auf! viele motivieren, in die Jugendfeuer- Blumen und Pflanzen. Ist da die Wie kann man diese ständige wehr einzutreten. Und es gibt auch Feuerwehr der spannende Aus- Bereitschaft überhaupt organisie- Sie haben offenbar ein ausge- immer wieder viele engagierte Ein- gleich? ren? Sie haben Familie, ein Ge- prägtes Pflichtbewusstsein. Brin- zelpersonen, die von sich aus zu uns Nein, so habe ich nie gedacht. Ich schäft. gen das die Jungen auch mit? kommen. bin – wie gesagt – eher reingerutscht. Es müssen einfach alle mitziehen, Ja, ich glaube schon. Die jungen auch die Angestellten natürlich. Leute, die sich für die Feuerwehr en- Feuerwehrleute müssen einige Ihnen schreibt man die Fähig- Meine Umgebung wusste, wenn ein gagieren, sind sicher pflichtbewusst. Opfer bringen. Was erhalten sie im keit zu, sehr schnell ein Ereignis Alarm ist, muss ich sofort weg – also Selbstverständlich sind sie noch nicht Gegenzug dazu? zu erfassen. Woher kommt diese alles stehen und liegen lassen. mit der gleichen Ernsthaftigkeit dabei In erster Linie bringt es einem si- Fähigkeit? wie ältere Personen. cher viel Kameradschaft. Nicht um- Das muss einem natürlich zum Teil Was war Ihre Motivation, so sonst heisst es bei uns: Einer für alle, gegeben sein. Ich sehe zum Beispiel lange diese Bereitschaft aufzu- Hatten Sie stets genügend Nach- alle für Einen. Gerade im Einsatz, auch in meinem Betrieb Dinge, auf bringen? wuchs? wenn es gefährlich werden kann, welche die Angestellten vielleicht Ich habe einmal Ja gesagt dazu. In der Feuerwehr Bassersdorf ist es muss man sich blind auf den Kamera- nicht so schnell aufmerksam werden. Dann hat eines das andere ergeben. zum Glück so, dass wir selten ein den verlassen können. Viele geben Als sein eigener Chef hat man natür- Dorf-Blitz 6/2006 Monatsinterview 5 lich auch ein Interesse daran. Viel- Care-Teams oder ähnlichen Betreu- Rettungssanitäter als Kommandant leicht konnte ich diese Fähigkeit da- ungsangeboten. Meine Familie konnte her aus dem Geschäftsleben in die mir zwar helfen, indem ich mit ihr Andreas Zweerus war seit 1979 wohnt seit 17 Jahren in Bassersdorf Feuerwehr einbringen. darüber gesprochen habe. Aber wenn Mitglied der Feuerwehr Bassers- und ist seit 1989 Mitglied der Feuer- ich ehrlich bin, trage ich es immer dorf. 1992 wurde er zum Haupt- wehr. Bei seiner neuen Aufgabe als Was bleibt Ihnen in Erinnerung? noch mit mir herum. Nach diesem mann befördert und stand der Kommandant wird ihm bestimmt Gab es besonders schlimme Ereig- Ereignis haben wir in der Feuerwehr Truppe dann als Kommandant vor. auch sein Beruf zugute kommen. nisse? Bassersdorf begonnen, externe Fach- Der 53-Jährige ist Gärtner und In- Zaugg ist Rettungssanitäter. Das ist sicher der Flugzeugabsturz personen beizuziehen, die helfen haber des gleichnamigen Geschäf- im November 2001. Das ist für mich, können, Erlebtes zu verarbeiten. tes. Die offizielle Übergabe des Kom- als ob es gestern gewesen wäre. Ganz mandos am 6. Juni erfolgte im Rah- schlimm war aber auch ein Erlebnis Es gab für mich aber auch sehr ge- Sein Nachfolger Markus Zaugg men der Einweihung des neuen zu Beginn meines Kommandos. Es lungene Erfahrungen. Zum Beispiel hat Zweerus bereits in den vergan- Feuerwehrgebäudes (Bericht in war früher Frühling, als drei Kinder der letzte Grosseinsatz im Landheim, genen Jahren unterstützt. Zaugg diesem Dorf-Blitz). (uw) im Hardwald durchs Eis in einen als wir alle Tiere und einen grossen Weiher eingebrochen sind. Ich war Teil der Scheune retten konnten – damals der Erste vor Ort. Aber trotz zum Teil auf wundersame Weise. Ge- der Bergung sind alle drei gestorben. rade Tierrettungen – zum Beispiel Ich kann mich noch genau erinnern. Katzen von Bäumen herunterholen – sind mir zum Teil sogar als ziemlich «Nicht einfach einen amüsant in Erinnerung.

Hebel umlegen.» Jetzt haben Sie neu ganz viel Zeit. Was machen Sie damit? Wie gehen Sie damit um? Das meiste werde ich ins Geschäft Das ist sehr schwierig. Gerade in investieren. Aber ich war auch immer diesem Fall konnte ich nicht einfach ein begeisterter Turner, was ich aus ’einen Hebel umlegen’ und es verges- Zeitgründen leider ganz habe aufge- sen. Damals – das vor etwa zwölf ben müssen. Das möchte ich natür- Jahren – sprach noch niemand von lich wieder aufnehmen. Ⅲ

Kommandoübergabe am 6. Juni. Für Andreas Zweerus (links) ist es ein Blick zurück, Markus Zaugg schaut nach vorn.

Die Truppe ist bereit, vom neuen Kommandanten übernommen zu werden; im Vordergrund Tageskommandant Marcel Vogler. Nr. 6 29.06.2006

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Im Überblick Engagement in Vereinen ist nicht mehr selbstverständlich «Ohne Pager fehlt etwas» «Bereitschaft aufbringen, sich freiwillig zu engagieren»

Vereine erfüllen in unseren Ge- einen. Das liberale Schweizer Ver- fer und Funktionäre, die sich – meist meinden wichtige Funktionen. einsrecht ermöglicht eine unkompli- ehrenamtlich – einsetzen. «Unsere Trotzdem ist es heute für solche zierte Gründung und Führung des Gesellschaft würde nicht funktionie- Gruppierungen und Organisatio- eigenen Vereins nach persönlichen ren ohne das Engagement Freiwilli- Nach 27 Jahren in der Feuer- nen immer schwieriger, Personen Wertvorstellungen. Sei es der Lese-, ger. Sie würde erstarren, wenn sich wehr Bassersdorf hat Andreas Zweerus das Kommando ab- zu finden, die bereit sind, sich als Sport-, Natur-, Jass-, Förder-, Wirt- die Leistungen jedes Einzelnen auf gegeben. Er erinnert sich an Helfer oder Vorstandsmitglied ein- schafts- oder Musikverein, die Par- das staatlich Verordnete beschränk- schlimme Ereignisse, schöne Ka- zusetzen. Vereinsämter werden teien oder sogenannte Interessenge- ten», unterstreicht der Zürcher Regie- meradschaft und erklärt, warum oftmals als Belastung empfunden. meinschaften; sie alle erfüllen wich- rungsrat Ruedi Jeker an einem Refe- Blumen und Turngeräte jetzt Die Lage ist aber nicht aussichtslos: tige Funktionen im zwischenmensch- rat die Wichtigkeit des Engagements wichtiger sind als Feuersbrünste Mit dem richtigen Vorgehen sollten lichen Kontakt und gesellschaftlichen Freiwilliger. Er erklärt weiter: «Wir und Autounfälle. Seite 4 Vereine auch in Zukunft die richti- Zusammenleben. Vereine bereichern können uns deshalb nicht genug da- Meisterhafter gen Helfer finden können. unsere Kultur und die Integration in für einsetzen, dass möglichst viele Grossanlass ein soziales Umfeld. Personen die Bereitschaft aufbringen, von Thomas Iseli sich freiwillig und ehrenamtlich zu Die Regionalturnmeisterschaf- Engagement Freiwilliger engagieren. Wo immer dies ist, ent- ten in Brütten waren ein voller Die Schweiz ist traditionell ein Land scheidend ist, dass es geschieht. Bei Erfolg. Rund 2000 Turner aus der Vereine, denn jeder Schweizer ist Damit aber ein Verein funktioniert, der Vielfalt des gesellschaftlichen über 100 Vereinen kämpften um im Durchschnitt Mitglied in drei Ver- braucht es Vorstandsmitglieder, Hel- Fortsetzung auf Seite 2 Medaillen und Ränge. Die wich- tigsten Resultate, die schönsten Bilder. Seiten 11 und 28 Im Alter zuhause

Das Ziel ist, einen Aufenthalt im Pflegeheim für ältere Men- schen möglichst lange hinaus- zuschieben. Welche Vorschläge der Nürensdorfer Gemeinderat hat, zeigte er der Bevölkerung an einem Informationsabend. Seite 36 Fleisch vom Feuer

Verkohlte Würste, rohe Steaks und Rauch in Nachbars Woh- nung. Dabei könnte das Grill- desaster so einfach verhindert werden. Der Dorf-Blitz erklärt die drei wichtigsten Regeln. Seite 50 Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 14 Brütten ab Seite 25 Nürensdorf ab Seite 35 Engagement und Teamarbeit in Vereinen sind eine Bereicherung und schaffen gute Beziehungen auch im persönlichen Umfeld. Im Bild: in Brütten wird der Holzstoss für die letztjährige Bundesfeier errichtet. (sr) Spitze Feder

gerechtfertigt. Spricht man mit älte- Mit der Betrachtungsweise, dass die name spendete Identität, weil das so- ren Menschen, so hört man oft die «böse» Gesellschaft schuld an den Pro- ziale Umfeld schon Vater und Grossva- Meinung, die Jugend geniesse keine blemen der Jugendlichen sei, gehen ter kannte. Heute lebt die Verwandt- richtige Erziehung mehr. Lehrer kla- viele Eltern und Erzieher an die Sache schaft oft weit zerstreut, und man wird gen darüber, dass sie vermehrt nicht heran. In Folge davon herrscht die nicht mehr als Vertreter eines Clans nur Lesen und Rechnen, sondern Tendenz, Jugendliche möglichst lange wahrgenommen, sondern verschwin- auch einfachste Benimmregeln ver- zu behüten und aus der Verantwortung det in der Anonymität der Masse. mitteln müssen. zu nehmen. Bis ein junger Mensch für seine Taten endlich grad stehen muss, Dagegen gibt es aber ein gutes Die Verlockungen der Konsumge- ist es oft zu spät. Die wichtigste Lektion Heilmittel: Junge Leute erwerben sellschaft und die Errungenschaften in einer Welt wie der unsrigen heisst Verantwortungsbewusstsein und des Informationszeitalters sind als daher, Verantwortungsbewusstsein zu Identität nirgendwo besser als im Schuldige für die Missstände schnell entwickeln. Ein junger Mensch muss Verein. Sportliche oder kulturelle Ak- Christian Weiss ausgemacht. Nicht wenige sehen da- lernen, dass er für sein Leben selbst tivität mit Gleichberechtigten und «Die heutige Jugend taugt nichts» rin die Verderbnis für unsere Jugend. verantwortlich ist. Gleichgesinnten ist gesund für Geist hat wohl noch jede Generation über Die fast unbegrenzten Möglichkeiten und Körper, und man erlernt dabei die nachfolgende gesagt. Aber ange- werden nicht als Chance empfunden, Neben Verantwortungsbewusstsein soziale Kompetenz. Zudem findet sichts steigender Jugendkriminali- sondern als Bedrohung. Man ist da- ist auch Integration wichtig. Früher hat man in Vereinen Menschen jeden Al- tät, Problemen in der Schule und in von überzeugt, dass die Gesellschaft die Familie dafür gesorgt, dass Heran- ters, und so lernen die Generationen der Berufslehre scheint dieser Satz die Jugendlichen überfordert, weil sie wachsende sich in der Erwachsenenwelt miteinander umzugehen auf den ersten Blick heute wirklich nirgendwo mehr Halt finden. aufgenommen fühlten. Der Familien- Christian Weiss

Fortsetzung von Seite 1 Vorstandsmitglieder, Funktionäre rensdorf zeigt, dass man heute Ver- und/oder Helfer zu finden. Unter dem eine sogar auflösen muss, weil keine Lebens gibt es wahrscheinlich für je- Titel «Vergangenheit – Gegenwart – Vorstandsmitglieder gefunden wer- den einen Platz, wo er sich engagie- Zukunft» verfasste er darum ein Ar- den. ren kann.» beitspapier mit Gedanken zur Situa- tion der Amateurvereine im Allge- Egoismus und Funktionäre finden meinen. Darin heisst es: «Noch vor Konsumgesellschaft ist nicht leicht zehn Jahren war das Vereinsleben geprägt durch freiwillige Helfer, egal Wo liegen die Gründe, dass sich Auch wenn es nach Ruedi Jeker für in welchen Bereichen. Bewerber für immer weniger Personen bereit er- jeden einen Platz gibt, wo er sich en- Vorstände oder beispielsweise allge- klären, ein Amt zu übernehmen? gagieren kann, ist es keine Neuigkeit, meine Funktionäre haben sich immer «Das überdimensionierte Freizeitan- dass Vereine in letzter Zeit damit gefunden, zumal auch viele Eltern- gebot, Ängste um den Arbeitsplatz, kämpfen, genügend Freiwillige zu paare von jungen Clubmitgliedern Egoismus, schwindendes Interesse finden. Der EHC Bassersdorf ist ein ihre eigene Freizeit zum Wohle des des Einzelnen an der Gemeinschaft, typischer Verein, der mit solchen Vereins opferten.» Heute ist das leider mangelnde Bereitschaft zur Hilfeleis- Problemen kämpft. Präsident Klaus nicht mehr so. Im Gegenteil: Das Bei- tung und vieles mehr», erklärt Klaus E. Wussow stellt fest, dass es von spiel der vor zwei Jahren verstumm- Engagierter Helfereinsatz am Mund- E. Wussow diese anhaltende Ten- Saison zu Saison schwieriger wird, ten Jugendmusik Bassersdorf-Nü- Art-Festival 2005 in Brütten. (zvg) denz. Der Sportchef des UHC Bas-

Chefredaktion Susanne Reichling (sr) Erscheinungsweise: Impressum Urs Wegmann (uw) Konrad Schwitter (ks) Jeden letzten Donnerstag im Monat Untere Mühle 14 Christa Stahel (cs) gratis in alle Haushaltungen der 8303 Bassersdorf Ralph Weidenmann (rw) Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 079 704 73 82 Christian Weiss (cwe) und Nürensdorf. E-Mail: [email protected] Christian Wüthrich (cw) Sekretariat/Inserate Auflage: Webmaster: Thomas Iseli Sandra Gadient 10. Jahrgang Redaktion 8000 Exemplare Chätzlerweg 10 Olav Brunner (ob) Buchhaltung: Karin Imhof 8311 Brütten Silvan Gabathuler (sg) Redaktions-/Inserateschluss Öffnungszeiten: Satz/Druck: Karin Grieder (kg) Druckerei Zehnder Texte 10 Arbeitstage und Inserate Mo – Do: 8 – 12 Uhr Fr: 8 – 17 Uhr Cyrill Hauser (ch) 15 Arbeitstage vor Erscheinen. Telefon: 044 836 30 60 Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG Karin Imhof (ki) Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Fax: 044 836 30 67 Thomas Iseli (ti) Abonnement, exkl. MWST E-Mail: [email protected] Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– Willi Kobel (wk) Fax: 071 913 47 99 Internet: www.dorfblitz.ch Patrizia Legnini (pl) PC 87-42299-8 ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint Sandra Nonella (sn) E-Mail: [email protected] am 27. Juli 2006 Dorf-Blitz 6/2006 Thema des Monats 3 sersdorf, Chrigi Moser, ist ähnlicher das Vorgehen bei der Auswahl der Meinung: «Die Bereitschaft, sich für Helfer, wie Gabi Lienhard erklärt: einen ehrenamtlichen Posten zu mel- «Man muss die Leute persönlich an- den, schafft keine Anreize mehr, da sprechen (auf allgemeine Aufrufe man die Vorteile und schönen Seiten meldet sich kaum jemand), und wich- des Jobs nicht kennt. Unsere heutige tig sind eine gute Beziehung und eine Gesellschaft ist eine Konsumgesell- gute Atmosphäre in einem Verein, schaft, die gerne geniesst und profi- dann helfen die Leute eher und lie- tiert, aber verkennt, dass hinter ei- ber.» nem funktionierenden Verein viel ehrenamtliche Arbeit steckt, die aber Vereinsmitglieder durchaus Freude macht und etwas gut integrieren zurückgibt.» Glücklicherweise gibt es auch Ver- Profitieren: ja eine, die in der komfortablen Lage – arbeiten: nein sind, nicht ständig Vorstandsmitglie- der suchen zu müssen und wo Vor- Gabi Lienhard, Präsidentin der standsämter sogar so begehrt sind, Frauenriege Brütten, sieht ähnliche dass Wartelisten existieren. So zum Gründe: «Die jüngeren Frauen sind Beispiel beim Naturschutz Bassers- sehr viel breiter engagiert als dies dorf Nürensdorf (NBN). «Grundsätz- Frauen noch vor einigen Jahren wa- lich ist es nicht einfach, Leute zu fin- ren. Arbeiteten sie damals hauptsäch- den, die sich engagieren. Im Vorstand lich zu Hause als Mutter und Haus- des NBN indes bekunden wir aktuell frau, so haben heute Frauen mit klei- überhaupt keine Probleme. Im Ge- neren Kindern meistens noch irgend- genteil: Wir haben so etwas wie eine welche Nebenbeschäftigungen oder Warteliste», sagt Erika Gisler, Vize- oft auch Teilzeitanstellungen. Waren präsidentin und Presseverantwortli- Vereinsämter früher eine willkom- che im Vorstand des NBN. Auf die mene Nebenbeschäftigung und Ab- Frage, wo das Erfolgsrezept ihres wechslung im Hausfrauenalltag, Vereins liege, antwortet sie: «Damit werden solche heute eher als zusätz- die Leute sich in einem Verein wohl Damit ein Verein funktioniert, braucht es Helfer: Hier beim Aufbau zum liche Belastung empfunden.» Beson- Musikfest 2005 in Bassersdorf. (Linsenreflektion.ch/R.B.) fühlen, braucht es Personen, die sich ders schwierig sei es, junge Vereins- um sie kümmern. Man muss die mitglieder für ein Funktionärenamt organisieren», erklärt Roland Burk- kann den Bewerber bei der Stellen- Neuen gut integrieren. Jedes neue zu begeistern, erklärt Georg Hiestand, hardt, Präsident der 2005 gegründeten suche von Konkurrenten abheben.» Mitglied, das sich nicht integriert Präsident des Schiessvereins Brütten: IG und gleichzeitig Präsident des Mu- In diesem Zusammenhang organi- fühlt, wird innert kürzester Zeit den «Dies, obwohl der Verein eigentlich sikvereins Bassersdorf. siert das BIZ ab September ein Se- Verein/den Vorstand wieder verlas- sehr viele junge Mitglieder hat. Doch minar zum Thema «Mein Potenzial sen. Ich bin überzeugt, dass viele habe ich das Gefühl, dass viele der Nutzen für die – der Schlüssel zum beruflichen Vereine weit mehr Erfolg hätten, wür- jüngeren Generation gerne dabei berufliche Laufbahn Erfolg», wo es darum geht, die beruf- den sie diesem Aspekt mehr Beach- sind, wenn es ums ’Profitieren’ geht. lichen und ausserberuflichen Fähig- tung schenken.» Ⅲ Sobald das Engagement aber mit et- Vereinsmitgliedern soll bewusst keiten zu bilanzieren. Die Teilneh- was Arbeit verbunden ist, sieht dies werden, welche positiven Aspekte menden erarbeiten ein persönliches ein wenig anders aus.» es bringt, wenn sie mitmachen. Kompetenzenprofil, um Chancen zu Dazu gehören die Persönlichkeits- klären und neue Perspektiven zu Umdenken ist gefordert entwicklung im Amt, die Befriedi- entwickeln, auch bezüglich freiwilli- gung beispielsweise nach einem er- ger Vereinsarbeit. Ist die Lage wirklich so düster? «…es folgreich organisierten Anlass, Füh- sind Anzeichen aus verschiedenen rungs- und Projekterfahrung und Stellenbeschriebe Richtungen zu erkennen, dass ein ge- damit verbunden die positiven Ne- verfassen nerelles Umdenken dringend gefordert beneffekte, die vor allem auch im werden muss», schreibt Klaus E. Wus- Geschäftsleben erfolgreich einge- Um vermehrt wieder Helfer und sow in seinem Arbeitspapier des EHC setzt werden können. Dies bestätigt Vorstandsmitglieder zu mobilisieren, Bassersdorf. Konkrete Vorschläge zur auch der Berufsberater, Bruno Kägi, ist es für die Vereine wichtig, dass sie Umsetzung enthalten die Unterlagen vom Berufsinformationszentrum klar definieren, welche Aufgaben zu indes nicht, im Zentrum steht ein «Um- (BIZ) in Kloten: «Im Rahmen einer lösen sind. Mit einem detaillierten denken». Die «IG pro Vereine Bassers- Vorstands- und Helfertätigkeit kann Stellenbeschrieb lassen sich eher In- dorf» hat sich ebenfalls zum Ziel ge- man sich in einem ungezwungenen teressenten finden als mit «schwam- setzt, für Vereine und Helferjobs ver- Umfeld bedeutsame Kompetenzen mig formulierten» Anforderungspro- mehrt Webung zu machen. «Den Hel- aneignen, die von der Wirtschaft filen. Zusammen mit den Helfern fern soll klar werden, was sie davon verlangt werden. Ein ehrenamtli- sollen klare Ziele definiert werden, Berufsberater Bruno Kägi: «…Kom- haben, wenn sie mitmachen, sich enga- ches Engagement soll auch in einem eine gemeinsame Vision, wo man hin petenzen aneignen, die von der gieren und zusammen eine gute Sache Lebenslauf vermerkt werden und will. Entscheidend ist zudem auch Wirtschaft verlangt werden.» (ti) Dorf-Blitz 5/2006 Bassersdorf 19

Ambitiöse Schüler starteten mit ihrer Lehrerin ein Leseprojekt Tête-à-tête mit der Welt der Bücher

Die Kindergärtner, Schüler und die Kinder darüber Bescheid wissen, Lehrpersonen der Schuleinheit wie weit das Projekt fortgeschritten ist, Geeren in Bassersdorf möchten es werden die gelesenen Seiten täglich schaffen, in vier Wochen zusam- zusammengezählt. Am Nachmittag men 100 000 Bücherseiten zu le- kann die erreichte Seitenzahl jeweils sen. Entwickelt und geplant anhand einer farbigen Streifenleine wurde das ehrgeizige Leseprojekt unter dem Vordach des Schulhauses von einer fünften Klasse. Geeren abgelesen werden. von Patrizia Legnini Strikte Regeln

«Ich bin mir nicht sicher, aber ich Wie sorgfältig die Fünftklässler bei glaube, dass die Deutschen behauptet der Entwicklung und Planung des Pro- haben, dass wir schlechter seien im jekts vorgegangen sind, zeigen die Deutsch als sie und dass wir deshalb komplizierten Leseregeln, die sie ge- mehr lesen müssten», erklärt die Fünft- meinsam formuliert haben, damit die Der Fünftklässler Oliver Roos (links) und der Zweitklässler Sandro klässlerin Larissa Grübl mit Anspielung Schüler nicht auf die Idee kommen, zu Sebastianutti haben sich vor ihrem Einsatz als Schalterangestellte nicht auf die Ergebnisse der PISA-Leistungs- schummeln. Grundsätzlich gilt, dass gekannt. Spass hat ihnen die gemeinsame Arbeit in der Pause trotzdem gemacht. (Bilder: Patrizia Legnini) studien der letzten Jahre. Von der Nütz- jedes Kind nur Bücher liest, die seinen lichkeit des Bücherlesens überzeugt ist Fähigkeiten entsprechen. So sollte zum pässe eintragen. Für den Kindergarten Klasse), wenn mindestens die Hälfte auch ihre Lehrerin, Monika Eberhardt: Beispiel eine Sechstklässlerin keine und die Unterstufe sind die Regeln der Seite aus Text besteht (2. Klasse) «Einer Klasse, die viel liest, merkt man Bücher der dritten Klasse lesen, ein nicht weniger strikt, aber etwas weni- oder wenn das Bild ganz klein ist (3. das höhere Sprach- und Ausdrucksni- begabter Zweitklässler darf sich aber ger streng ausgefallen als für die Mit- Klasse). «Ich finde die Regeln so gerade veau an», findet sie und fügt hinzu: durchaus an anspruchsvollere Lektüre telstufe. Zum Beispiel sind dort auch richtig. Sie sind nicht zu streng, aber «Wenn ein Kind viel liest, baut es einen wagen. Gelesen werden darf in der Bilderbücher zugelassen: Wenn sich auch nicht zu mild», ist der Fünftkläss- wertvollen Wortschatz auf; es lernt Freizeit ebenso wie während des Un- ein Kindergärtner ein Bilderbuch an- ler Gene Bichler jedenfalls überzeugt. auch, sich besser auszudrücken. Zudem terrichts, und auch das Vorlesen aus schaut und die Geschichte danach im wird die Fantasie beim Lesen angeregt, einem Buch – zum Beispiel während Kreis nacherzählt, zählt jede Bilder- Weitere Informationen zum Lese- im Unterschied natürlich zum Fernse- des Handarbeitsunterrichts – zählt, buchseite als gelesene Seite. Und in der projekt des Schulhauses Geeren und hen, wo alle Bilder schon vorgegeben sofern alle Kinder reihum vorlesen. Unterstufe zählen Bilderbuchseiten als zum aktuellen Stand der gelesenen sind.» Aus diesem Grund kam die Pri- Lesen die Lehrkräfte vor, dürfen die gelesene Seiten, wenn darauf mindes- Seiten sind unter www.schule- marlehrerin vor einiger Zeit auf die Kinder hingegen nichts in ihre Lese- tens vier Zeilen zu lesen sind (1. bassersdorf.ch zu finden. Ⅲ Idee, am Schulhaus Geeren ein Lesepro- jekt durchzuführen. Das Ziel: Sämtliche «Zum Glück habe ich dieses Kapitel nicht heute Nacht aufgeschlagen.» Kindergärtner, Schüler und Lehrkräfte im Schulhaus lesen in einem Monat to- Désirée Tschopp Asran Khan Romeo Ruiz Giulia Meier tal 100 000 Buchseiten.

Farbige Streifen für gelesene Seiten

Weil Monika Eberhardt und ihre fünfte Klasse die Idee auch in die Tat umsetzen wollten, baumeln seit etwas mehr als zwei Wochen im Eingangsbe- reich des Schulhauses Geeren Dut- Innerhalb zweier Tage habe In den ersten beiden Tagen Ich habe am Mittwochabend Ich habe heute Nacht um zende von Büchern an Haken und ich 215 Seiten gelesen, weil habe ich 50 Seiten gelesen. zu lesen begonnen, also zwei Uhr unter der Bettde- Schnüren an der Decke. Mit Hilfe von ich krank war und genü- Ich habe dafür eineinhalb gestern, und mich dafür in cke zu lesen begonnen, weil Vielzweckleitern haben die Fünftkläss- gend Zeit hatte. Ich habe ein Stunden gebraucht. Das einen Sessel zu Hause ge- ich nicht schlafen konnte. In ler diese dort befestigt und mit Tischde- Buch von Harry Potter aus- Buch «Drachentattoo» ent- setzt. In meinem Buch, das einer Stunde habe ich 60 cken geschmückte Steinbänke zu gelesen, weil ich damit hält Spionage- und Detektiv- «Ausser Kontrolle» heisst, Seiten geschafft. Mein Buch «Schaltern» umfunktioniert. Während schon vorher angefangen geschichten, und ich habe geht es um fünf 16- bis 18- ist ein Sachbuch über Ver- des Projekts, das am 9. Mai begann und hatte und es recht spannend es von der Bibliothek ausge- jährige Jungen, die randa- brecher und Detektive, und noch bis zum 6. Juni dauert, bringen die finde. Wir haben das Buch liehen, weil mich der Inhalt lieren und Sachen kaputt es ist ziemlich brutal. Sogar Kinder ihre Lesepässe in der Zehn-Uhr- zu Hause; meine Schwester spannend dünkte. Ich lese machen. Ich habe das Buch über Hinrichtungen wird Pause zu Eberhardts Fünftklässlern, die liest auch immer Harry Pot- gerne und setze mich dafür in der Bibliothek ausgelie- geredet. Aber zum Glück zusammen mit einer zweiten Klasse als ter und hat gewisse Bücher meistens auf den Boden in hen, ohne zu wissen, von habe ich dieses Kapitel nicht Schalterangestellte agieren und die Le- schon siebenmal gelesen. meinem Zimmer. was die Geschichte handelt. heute Nacht aufgeschlagen. sepässe der Schüler abstempeln. Damit Pfarrer Matthias Müller Kuhn hat selber gekündigt Keine Urnenwahl – Basis für einen Neubeginn

In der reformierten Kirchgemeinde Brütten ist nichts mehr, wie es sen, je eine Begleitung durch eine könne man «in Anstand und Würde einmal war. Eine wohl mehrheitlich unerwünschte Medienpräsenz mit Fachperson einzurichten.» Damit sei auseinander gehen» oder etwa «jetzt Aussagen und Gegendarstellungen von Beteiligten und Unbeteiligten für die Kirchgemeinde Brütten die können wir einen Schlussstrich zie- hat Unruhe sowie unerwünschte Stimmungsmache beschert. Jetzt ist Basis für einen Neubeginn geschaf- hen; dies ist für alle Beteiligten das die Situation um Pfarrer Matthias Müller Kuhn geklärt: Der Dorfpfar- fen, wird weiter erklärt. Beste», sind Aussagen von Dorfbe- rer verzichtet nun doch auf eine Urnenwahl, hat gekündigt, tritt per wohnern. Ⅲ Ende Juni von der Kanzel ab und bezieht anschliessend einen sechs- In den Wochen davor überstürzten monatigen Studienurlaub. sich die Ereignisse. Das Zerwürfnis und die Freistellung des reformier- Kommentar von Susanne Reichling werde die per 12. April superprovi- ten Brüttemer Pfarrers war nach Os- sorisch verordnete Freistellung (der tern publik geworden und beschäf- In Brütten hoffen wohl alle Be- Wohl nicht unwesentlich zum nun Dorf-Blitz berichtete) per 15. Mai tigte anschliessend die Medien wohner, die Situation um die Kir- definitiven Entscheid von Pfarrer wieder aufgehoben. «Mit der Rück- schweiz weit. Infolge der Schweige- chenpflege und den Dorfpfarrer Müller Kuhn hat sicherlich auch der nahme der Suspendierung gibt der pflicht kamen Informationen nur möge sich nun beruhigen und aus von den Brüttemer Parteipäsidenten Kirchenrat Pfarrer Müller Kuhn die bruchstückhaft und unvollständig an den Schlagzeilen kommen. Obers- verschickte «Offene Brief» (siehe Möglichkeit, seine Arbeit in der die Öffentlichkeit, was einem Ver- tes Ziel der Dorfgemeinschaft Publikation in diesem Dorf-Blitz) Kirchgemeinde Brütten in guter ständnis für die krisengeschüttelte wird und sollte es sein, nun mög- beigetragen. Darin wurde der refor- Form abzuschliessen» sowie «Mit Situation keineswegs förderlich war. lichst rasch aus eigenen Kreisen mierten Wählerschaft mit Schreiben dieser neuen Situation erübrigt sich Nicht nur die Ortsparteien machten wieder Kandidaten für eine Mitar- vom 6. Mai empfohlen, den Dorfpfar- die von der Kirchenpflege Brütten gegen eine Bestätigung an der Urne beit in der Kirchenpflege zu fin- rer nicht mehr zu wählen; am 8. Mai auf den 11. Juni angesetzte Pfarr- mobil; im Dorf angekündigt war den, um so die Behörde wieder hat dieser dem kantonalen Kirchen- wahl», war darin nachzulesen. Der auch bereits eine Unterschriften- autonom und in Eigenregie füh- rat sein Entlassungsgesuch kommu- Kirchenrat kommunizierte der Öf- sammlung. Seitdem jedoch bekannt ren zu können. Keine leichte Auf- niziert. Der Kirchenrat seinerseits fentlichkeit weiter: «Um für die ist, dass Pfarrer Müller Kuhn sich gabe, denn die Zeit drängt: Der verschickte am 10. Mai ein Presse- nächste Zeit die Zusammenarbeit nun doch für einen Rücktritt ent- dritte Wahltermin ist der 2. Juli. communiqué und teilte mit, diesem zwischen Kirchenpflege und Pfarr- schieden hat, scheinen die Wogen werde stattgegeben, und gleichzeitig amt sicherzustellen, wurde beschlos- sich langsam wieder zu glätten. Nun Susanne Reichling Dorf-Blitz 5/2006 Bassersdorf 21

«Buffalo Band Bassaville» am Dorffest Wenn die Büffel zu ihren Instrumenten greifen

Sie versetzen das Publikum «in Knabenmusik Zürich. Aber nicht nur. the mood» und lassen unter ande- Durch mehrere Teilnahmen von rem auch Henry Mancinis «Pink Bandmitgliedern an Musiklagern und Panther» auf der Bühne tänzeln. anderen musikalisch geprägten Zu- So auch am vergangenen Dorffest sammenkünften wurden über die in Baltenswil: Die «Buffalo Band Jahre Kontakte mit anderen Musikern Bassaville» sorgte für grossartige geknüpft. Diese machen sich nun Stimmung im Publikum. nicht zuletzt für die Konstellation in der «Buffalo Band» nützlich. Noch von Roman Wasik heute profitiert das Bassersdorfer Orchester von solchen Kontakten. Sei Noch bevor ein stürmisches Gewitter es in Form von Notenspenden, Auf- über das Dorffest von Baltenswil zog, trittsmöglichkeiten oder finanzieller fegte bereits der musikalische Orkan Unterstützung. Auf diese ist die der «Buffalo Band Bassaville» durch Gruppe auch angewiesen, da sie kein das Festzelt. Die 17-köpfige Big Band statutenpflichtiger Verein mit Mit- besteht zum grössten Teil aus ehema- gliederbeiträgen ist, sondern bloss ligen Mitgliedern der Jugendmusik eine Interessengemeinschaft. Bassersdorf-Nürensdorf. Gegründet wurde die Formation im November Innovative Auftritte 2002. Damals präsentierte das neu formierte Orchester sein Repertoire Seit Sommer 2004 konnte Brauchli vor allem an Anlässen der damals die musikalische Leitung an den ehe- Zur Band gehört auch Sängerin Sonja Santi. (Bilder: Roman Wasik) noch existenten Jugendmusik. Als de- maligen Dirigenten der Jugendmusik, ren trauriges Ende nahte, begann auch Roman Christoffel, abgeben. Dies sei für tive Arbeiten einsetzen könne. Die Gottfried-Keller-Stube in Glattfelden für die «Büffel-Musikanten» eine Kri- den jetzigen Co-Bandleader eine grosse «Buffalo Band Bassaville» hat etwa zehn durchgeführten «Big Band Dinner» be- senzeit. Da die Band aus relativ jun- Erleichterung, da mit Christoffel ein er- Auftritte pro Jahr und ein Repertoire mit schieden. Diese in Eigenregie durchge- gen Musikern besteht, musste der da- fahrener Profi engagiert wurde und er rund zwei Dutzend Titeln. Grosse Er- führte Veranstaltung umfasste ein malige musikalische Leiter, Roman selbst sich somit mehr für administra- folge waren dem bereits drei Mal in der mehrgängiges Menu zu vernünftigem Brauchli, mit Besetzungsproblemen Preis, umrahmt von musikalischen kämpfen. Während sich die einen auf Darbietungen der Formation. Weitere die Lehrabschlussprüfung vorbereite- Konzerte, wie jenes in Zusammenarbeit ten, quittierten die anderen ihren mit dem Militärspiel Baden, waren die Dienst in der Rekrutenschule. Ganz Folge. Die «Buffalo Band Bassaville» einfach sei es nicht gewesen, die Band möchte künftig ihr Repertoire erweitern am Leben zu erhalten, meint Brauchli. und die musikalische Qualität weiter «Da bei uns aber nicht nur die Musik, optimieren. Gelegenheit, die Formation sondern auch der Zusammenhalt live zu erleben, bietet sich am Turnfest wichtig ist, haben wir diese Über- der Regionalmeisterschaften 2006 gangszeit dennoch bewältigt», berich- (RMS) in Brütten; die Band hat dort ih- tet er zufrieden. ren Auftritt am Sonntag, 11. Juni, mit einem «Frühschoppenkonzert» um Musik verbindet 11 Uhr. Ⅲ

Inzwischen blickt die Big Band son- nigeren Zeiten entgegen. Sie ist sogar Auskunft / Kontakt: in der komfortablen Lage, nötigen- falls auf Aushilfen zurückzugreifen. Roman Brauchli Dies ergab sich unter anderem durch E-Mail: [email protected] die langjährige und gepflegte Zusam- Homepage: www.buffaloband.ch menarbeit der Jugendmusik mit der Insgesamt sieben Instrumente sind in der Band vertreten. Veränderungen in der Landwirtschaft Ende für die Milchhütte in Oberwil

Seit 120 Jahren lieferten die Ober- wiler Landwirte täglich Milch in ihre «Hütte». Am 19. April pumpte Marty Schellenberg die letzten Liter aus den Kannen. Ein Stück Tradition und Kontaktmöglichkei- ten verschwinden. von Olav Brunner

Routiniert wägt Marty Schellenberg die angelieferte Milch und trägt die gemessene Menge gewissenhaft in einem Heft ein. Dann öffnet sie den Abfluss des Messbehälters, und die weisse Flüssigkeit schiesst in das grosse Kühlbecken darunter. Und zum letzten Mal schenkt sie ihrer Kundin, Heidi Lienhart, mit dem Li- termass frische, unbehandelte Mich aus. Am nächsten Tag gibt es in Ober- wil keine Milch im Offenausschank mehr, ein Tanklastwagen wird vorfah- ren, zum letzten Mal die Mich aus der Kühlwanne aufsaugen und nach Die- tikon bringen. In der Käserei Venditti wird die Oberwiler Milch zu Mozza- rella und Ricotta verarbeitet. Die Das Ende einer langen Geschichte: Marty Schellenberg wägt zum letzten Mal die angelieferte Oberwiler Milch. (ob) Frischkäseprodukte werden an- schliessend hauptsächlich an Gastro- dreier Generationen von Landwirten terschwache, noch mit problemati- lieferten, so fuhren im letzten Monat betriebe geliefert. Oberwiler Milch kennen und eine tief greifende Verän- schem Freon betriebene Kühlanlage noch vier, am letzten Tag noch deren endet auf Pizzas oder zwischen Toma- derung in der Landwirtschaft. Viele ausgebaut und das gemietete Lokal an zwei mit ihren Kannen vor. Andreas tenscheiben. Betriebe sind während ihrer Zeit ein- den Volg zurückgegeben werden. Eine Morf, einer der beiden letzten Milch- gegangen oder wurden zusammenge- Generalversammlung im laufenden liferanten, baute wie seine Kollegen Freundlich und legt. Nun kann sich die pflichtbe- Monat wir über die weiteren Schritte auf dem Hof eine 30 000 Franken pflichtbewusst wusste, freundliche Marty Schellen- der Sennereigenossenschaft Beschluss teure Kühlanlage ein. Dort lagert die berg auf geruhsamere Tage freuen. fassen. In ihrer wechselhaften Ge- Milch bis der Sammeltransport der Marty Schellenberg lässt sich Und sie weist mit berechtigtem Stolz schichte musste sich die Genossen- Käserei Venditti sie abholt. Die täg- nichts anmerken. Aber ganz unge- darauf hin, dass es in all den Jahren schaft immer wieder anpassen. Bis liche Fahrt zur Hütte bleibt Landwirt rührt wird der letzte Tag in ihrer zwischen ihr und den Lieferanten nie etwa 1965 wurde die Milch täglich, in Morf fortan erspart. Mit der Schlies- «Hütte» wohl nicht an ihr vorbeige- zu Unstimmigkeiten gekommen sei. den heissen Sommermonaten sogar sung der Milchhütte in Oberwil fällt hen. Während langen 30 Jahren und am Morgen und am Abend, mit Ross aber auch eine Kontaktmöglichkeit drei Monaten nahm sie täglich die Langlebige Institution und Wagen zum Bahnhof nach Bas- weg. Ob das Handy den täglichen Milchlieferungen der Oberwiler sersdorf hinuntergebracht. Und für die Schwatz mit Seinesgleichen vor der Landwirte in Empfang. 1976 begann Die Sennereigenossenschaft Ober- Milchannahme mussten verschiedene «Hütte» ersetzten kann, ist fraglich. sie mit ihrer Arbeit, vier Jahre lang wil, welche die Milchhütte betrieb, Male neue Lokale gesucht werden. Landwirte, einst tagtäglich von Per- ohne einen einzigen freien Tag und wurde vor 120 Jahren gegründet. Ge- sonal umgeben, werden immer ohne Ferien. So war sie froh, dass nossenschaftspräsident Urs Weilen- Einsame Landwirte mehr zu Einzelkämpfern. Die Ratio- Elsbeth Jost sie zeitweise vertreten mann glaubt, dass die langlebige Insti- nalisierung hat ihren Preis und konnte. Marty Schellenberg lernte bei tution auch ohne «Hütte» noch nicht Waren es vor 30 Jahren 14 Bau- verändert ein Berufsbild Schritt für ihrer Arbeit die Nöte und Freuden aufgelöst werde. Vorerst müsse die al- ern, welche Milch in die Milchhütte Schritt. Ⅲ Kindertagesstätte – Tag der offenen Tür Glückliche Kinder – zufriedene Eltern

Seit einem knappen Jahr betreuen damit auch die kleinen und ganz ausgebildete Kleinkinderziehe- kleinen Bäuchlein nicht zu kurz kom- rinnen «ganz Kleine», Kinder im men. vorschulpflichtigen Alter, in der Kindertagesstätte «Kids & Co» im Kunterbunte Farben Kindergartenhaus «Hauswiesen». Offensichtlich sind die Kinder Der «Tag der offenen Tür» stand glücklich und die Eltern zufrie- unter dem Motto «Kunterbunte Far- den. ben» – ein sehr symbolträchtiges Motto. Nicht nur die farbigen Ballone von Christa Stahel auf dem Spielplatz bezeugen dies, sondern die Kinderschar selbst ist Vor knapp anderthalb Jahren war die kunterbunt: Jedes Kind ist bereits «Kita», wie sie auch liebevoll ge- eine eigene Persönlichkeit, und keine nannt wird, die Kindertagesstätte, zwei sind gleich. Und ebenso kunter- noch eine Vision vieler, die nach bunt ist das kulinarische Angebot an Möglichkeiten suchten, wie und wo diesem Tag: Verschiedene Getränke, Kinder werktätiger Eltern während gegrillte Würste und verschiedene deren Arbeitszeit betreut werden Kuchen – sehr zum Vergnügen von können. Im März stimmte die Ge- Gross und Klein. meindeversammlung dem Plan einer Kindertagesstätte zu, und am 22. Viele Besucher sind gekommen, August «wohnten» bereits die ersten Eltern von Kindern, die bereits in der vier Schützlinge in der kleinen «Kita» zu Hause sind, Eltern, die Oase. diese Möglichkeit für sich und ihre Kinder in Betracht ziehen, und auch Ein zweites Zuhause einfach «Gwundrige». Innen und aussen beäugen sie alles und zeigen In den gut acht Monaten hat sich sich befriedigt und überzeugt. Die die «Kids & Co» hervorragend etab- Freude der spielenden Kinder liert. «Donnerstag und Freitag sind ringsum unterstützt die pragmati- Begeisterung bei den Kindern: Rundlauf und Kletterturm in einem. (cs) voll belegt, Montag und Dienstag schen Überlegungen. demnächst auch. Sogar Familien aus jekte bestünden, zum Beispiel die Soziales Lernfeld Bassersdorf und Brütten interessie- Wie eine grosse Familie Vermittlung von «Nannies». ren sich», strahlt Cornelia Landolt, Die Kinder können hier nur profitie- die Leiterin. Unter ihrer kompetenten «Wir sind eine grosse Familie», be- Die Erfahrung zeige inzwischen ren. «Kinder, die in einer Kindertages- Führung ist die «Kita» geworden, was tont Rolf Oberdorfer, Vorstandspräsi- auch, dass Eltern beim Umzug an ei- stätte mit anderen Kindern zusammen sie heute ist: Ein zweites Zuhause für dent des Childcare Service Zürich. nen neuen Wohnort nicht mehr in sind, sind offener und teamfähiger als Kinder, deren Eltern beide arbeiten «Es ist erfreulich, dass so viele Ge- erster Linie auf den Steuersatz schau- andere. Sie lernen hier schon früh Sozial- müssen und tagsüber nicht daheim meinden dahinterstehen.» Inzwi- ten, sondern vielmehr auf die Betreu- kompetenz, sie müssen sich einfügen sind. Das grosse Spielzimmer ist nun schen hat «Childcare» in der Stadt ungsmöglichkeiten für ihre Jüngsten. und Rücksicht nehmen, aber auch üben, unterteilt und Spiel- und Ruheräume, Zürich vier «Kids & Co» mit total 117 sich durchzusetzen», erklärt Renate De- sodass jedes Kind jederzeit nach Plätzen, und alle voll belegt. Nürens- Der Childcare Service ist im weites- rungs, Geschäftsleiterin seit 1996. Dass seinem eigenen Rhythmus spielen, dorf sei das erste Gemeindeprojekt ten Sinne eine NPO, eine Non-Profit- vor allem Einzelkinder diese Möglichkei- herumtollen oder ruhen kann. Und und laufe nach knapp einem Jahr er- Organisation, die von privaten Fir- ten in nur sehr geringerem Masse haben, nach wie vor bereiten die vier Erzie- staunlich gut, berichtet Oberdorfer men, mit Zuwendungen und mit den ist nicht schwer einzusehen. Eine Art herinnen die Mahlzeiten selbst zu, weiter. Und dass noch andere Pro- Elternbeiträgen finanziert wird. «Erziehung zur Lebenstüchtigkeit»? Ⅲ Dorf-Blitz 5/2006 Flughafen 7

Gemeinden machen politischen Druck Der Flughafen soll nicht unbegrenzt wachsen

Vorerst fünf Gemeinden fordern Verteilung mit gekröpftem mit einer Behördeninitiative eine Nordanflug Plafonierung bei 320 000 Flugbe- wegungen pro Jahr sowie eine Franz Brunner kämpft mit gros- Nachtruhe von acht Stunden. sem Einsatz für eine vernünftige Diese Initiative stellt einen Kom- Verteilung und konsequenterweise promiss dar zwischen demjenigen gegen eine Kanalisierung. «Das Pro- mit einer Beschränkung bei blem ist nur, dass man keine Lösung 250 000 und dem Gegenvorschlag findet, die alle Teile – Süden, Osten, des Regierungsrates. West und Norden – zufriedenstellt. Auch ich habe keine Patentlösung. von Willi Kobel Wichtig ist aber die Einführung des gekröpften Nordanfluges.» Dieselbe «Eine vernünftige Verteilung des Meinung vertritt auch der Nürens- Fluglärms ist immer noch das Ziel», dorfer Ueli Wydler als Initiant der sagt der Nürensdorfer Gemeinde- Aktion «Solidair». «Ich bin allerdings präsident und Initiant Franz Brun- kein Freund einer Plafonierung, son- ner. Zusammen mit den Städten und dern bevorzuge eine lärmneutrale Gemeinden Bülach, Dällikon, Opfi- Regelung.» Er meint damit, dass die kon und Winterthur sowie weiteren Randstunden am Morgen und am Gemeinden im Kanton soll bis Mitte Abend in Bezug auf die Lärmmessun- Juni dem Kantonsrat eine Behörde- gen besonders gewichtet werden ninitiative eingereicht werden. müssten und nicht der LEQ-Durch- Diese fordert für den Flughafen Zü- schnittswert angewendet werden rich eine Begrenzung der jährlichen sollte. Wydler glaubt, dass dank tech- An- und Abflüge bei 320 000 und nischer Fortschritte bei gleichblei- Der Fluglärmstreit dürfte noch lange andauern. (wk) eine Nachtruhe von acht Stunden. bendem Gesamtlärm mehr geflogen Im Gegensatz zur Initiative «Für werden könnte. Im Gegensatz zu mentieren: «Flugbewegungen sind Nachtruhe kann mit der Uhr kontrol- eine realistische Flughafenpolitik» Franz Brunner sieht er voraus, dass einfach messbare Grössen und die liert werden.» Ⅲ wird die Messlatte somit höher als auch bei einer Begrenzung bei bei 250 000 Flugbewegungen und 320 000 das Dual-Landing und die neun Stunden Nachtruhe festgelegt. Dual-Starts bleiben, respektive kom- Kommentar Die Eckdaten sind nicht ganz neu. men werden. Sein FDP-Parteifreund Sie stammen vom damaligen «Run- Brunner widerspricht und erklärt, Ein gut schweizerischer Kompromiss den Tisch», der von 59 Gemeinden dass es möglich ist, 327 000 Flugbe- Natürlich brauchen wir einen leis- Die Plafonierung trägt zu einem rund um den Flughafen demokra- wegungen – wie im Jahre 2000 – tungsfähigen City-Flughafen, je- Teil zur Lebensqualität bei. Die tisch mitgetragen wurde und nur auch ohne Dual-Landing abzuwi- doch keinen Mega-Hub. Schon gar Wirtschaft und damit auch der einige wenige waren dagegen. Initi- ckeln. Dies sei unter der Bedingung nicht 420 000 Bewegungen, wie es Flughafen in Kloten könnten wei- ant Franz Brunner sagt zur einer gleichmässigen Verteilung Regierungsrätin Rita Fuhrer in Aus- terhin florieren – ohne Pistenaus- 250 000er-Gegenvariante, dass über den ganzen Tag eine rein flug- sicht stellt. Gemäss der Initiative für bau notabene! Jedem Schweizer diese an und für sich unterstützens- technische Angelegenheit, also ohne 320 000 könnten noch weitere rund KMU-Betrieb werden unzählige wert sei, aber die geforderten Be- Spitzenwerte am Morgen und am 60 000 Bewegungen – rund 160 pro Auflagen, unter anderem bezüg- schränkungen würden zu weit ge- Mittag. Tag – abgewickelt werden. Ein lich Umwelt und Lärm, gemacht. hen. Die heutige Zahl von 267 000 Wachstum wäre durchaus möglich, Warum soll nicht auch die private Bewegungen würde unterschritten, «Unbrauchbarer» Vorschlag jedoch nicht uferlos. Auf der ande- Gesellschaft Unique auf die lärm- was der Wirtschaft schaden könnte. des Regierungsrates ren Seite – auch dies ein positiver geplagte Bevölkerung vermehrt Brunner glaubt, auch bei anderen Effekt – würden die Fluggesell- Rücksicht nehmen müssen? Eine Gemeinden erhört und somit unter- Kenner des komplexen Flughafen- schaften dank einer Plafonierung Plafonierung ist ein gut schweize- stützt zu werden. «Sowohl die Re- dossiers beurteilen den von SVP-Re- gezwungen, vermehrt nach wirt- rischer Kompromiss und zudem gion Ost, IG Ost, IG West als auch IG gierungsrätin Rita Fuhrer bereits schaftlichen Grundsätzen und nach die einzige Möglichkeit der Bewoh- Nord sehen hier einen vernünftigen präsentierten Gegenvorschlag als gesundem Menschenverstand zu ner rund um den Flughafen, einen Kompromiss». Damit die Behörden- «unbrauchbar». Dieser sieht eine Be- operieren. Die oft zitierten Arbeits- verbindlichen Entscheid zu den initiative behandelt wird, muss sie grenzung der Anzahl «vom Fluglärm plätze könnten dank schwarzer Dimensionen des Flughafens zu von mindestens 60 der 180 Kan- stark gestörter Personen» (AsgP) vor. Zahlen gesichert werden. Täglich fällen. Bis der Fluglärmstreit been- tonsräte unterstützt werden. Eine «Zu kompliziert, und niemand ver- 44 Flüge nach London braucht es det sein wird, dürfte es allerdings realistische Zahl, haben doch vor steht den Verlegenheitsvorschlag», schlichtweg nicht! Muss London noch Jahre dauern. knapp vier Jahren 78 Parlamenta- lautet der allgemeine Tenor. Hier ha- besser bedient werden als etwa das rier ein ähnliches Postulat überwie- ken sowohl die Gegner als auch die naheliegende Tösstal? Willi Kobel sen. Bürgerorganisationen ein und argu- Alle Behörden im ersten Wahlgang besetzt Parteien siegten über den Aussenseiter

Mario Peverelli (SVP) und Brigitte Bauhofer (SP) heissen die beiden Weitere Behörden neuen Mitglieder des Bassersdor- In die Schulpflege gewählt sind: fer Gemeinderates. Der parteilose Max Horisberger, Nicole Schlüs- Rolf Zemp blieb chancenlos. sel, Katja Mullis-Wettstein, Car- men Zemp, Maureen Haller, von Urs Wegmann Marco Weber, Bernadette Schen- ker Stöckli und Marianne Onuoha. «Ich bin nicht enttäuscht», kommen- Nicht gewählt ist Silvia Engler. tiert Rolf Zemp seine Wahlniederlage. Der Parteilose hatte im letzten Mo- Der neu gewählte Gemeinderat (von links): Bruno Muff, Brigitte Bauhofer, Doris Meier, Franz Zemp, Markus Grob, Ruth Bösch und Mario Peverelli. (uw) In die Sozialbehörde gewählt ment für den Gemeinderat kandidiert, sind: Rosa Feierabend, Hans Ru- so dass es doch noch zu einer Auswahl derat schaffte. «Viele haben zwar an tigkeit in der Schulpflege zu gute ge- dolf-Egli, Erika Meier, Regula Gäh- für die Exekutive kam. Mit 513 Stim- mich geglaubt, ich selber war aber kommen sei. «Vielleicht hatte ich auch wiler, Andreas Koller und Yvonne men hat er das absolute Mehr von 548 immer sehr skeptisch», beurteilt sie die Unterstützung vieler Baltenswi- Casotti. Das absolute Mehr er- zwar nur knapp verfehlt. Bis zur ge- ihre Ausgangslage. Bauhofers Wahl ler», vermutet Peverelli. Nach dem reicht, aber als Überzähliger aus- wählten Brigitte Bauhofer fehlten Rolf ist mehr als ein persönlicher Sieg für Rücktritt von Karin Müller (SVP) wäre geschieden, ist Olaf Brunner. Zemp aber über 250 Stimmen. «So die 43-Jährige. Mit ihr zieht nach der Ortsteil ohne seine Wahl nicht habe ich weiterhin Zeit für meine bis- Jahren erstmals wieder eine SP-Ver- mehr vertreten gewesen. In die Rechnungsprüfungskom- herigen Aufgaben», erklärt er. Zemp ist tretung in den Gemeinderat ein. mission gewählt sind: Jost Mathis, unter anderem Obernarr des Fas- Die Bisherigen, Franz Zemp, Ruth Brigitte Scholler Oppliger, Michela nachtskomitees Bassersdorf (Fakoba). Mit einem Glanzresultat wurde Bösch-Wegmann, Doris Meier-Kobler, Bertschy, Stefan Eckhardt, Hans Somit konnte er dem Ganzen sogar Mario Peverelli (SVP) gewählt. Er er- Markus Grob und Bruno Muff wurden Stutz, Christoph Füllemann, Walter etwas Positives abgewinnen: «Damit zielte 931 Stimmen. «Ich habe natür- alle im Amt bestätigt. Auch das Präsi- Enz. Das absolute Mehr erreicht, habe ich weiterhin 100-prozentige lich gehofft, dass ich gewählt werde, dium von Franz Zemp war unbestrit- aber als Überzählige ausgeschieden, Narrenfreiheit.» aber mit einem so guten Resultat habe ten. Die Stimmbeteiligung lag bei 25,7 sind Simone Herzog und Thomas ich denn doch nicht gerechnet», kom- Prozent. Bucher. Mathis Jost als RPK-Präsi- Baltenswil bleibt vertreten mentiert er das Ergebnis. Er besetzt Überzählige hatten sich auch für dent und Ignaz Beeli als Gemeinde- den frei werdenden Sitz der SVP und Schulpflege, Sozialbehörde und RPK zur ammann blieben unbestritten. (uw) Sehr erfreut, aber überrascht zeigt stand darum auf dem Wahlvorschlag Verfügung gestellt. Trotzdem konnten sich Brigitte Bauhofer, die mit 770 der Bürgerlichen. Zudem vermutet er, auch diese Behörden im ersten Wahl- Stimmen den Einzug in den Gemein- dass ihm seine bisherige Behördentä- gang besetzt werden (siehe Kasten). Ⅲ Revierförster bekämpfen fremde Pflanzenarten Im Nahkampf gegen die Eindringlinge

Einheimische Pflanzen, zum Teil auch Strassen und Bachläufe sind bedroht von exotischen Gewäch- sen. Ein Grund dafür ist, dass viele Leute ihren Gartenabfall im Wald entsorgen. von Urs Wegmann

Dass man keinen Abfall in den Wald schmeissen darf, weiss jedes Kind. Dass man aber auch keinen Kompost oder Gartenabraum im Forst entsor- gen soll, wissen offenbar nur wenige. Nicht anders ist zu erklären, was der Brüttemer Förster Felix Holenstein tagtäglich in seinem Revier antrifft.

Holenstein stellt sein Auto in die Einfahrt einer Waldstrasse zwischen Brütten und Kleinikon. Ein beliebter Parkplatz, wo manch einer Rast ein- legt, eine Zigarette raucht oder einen raschen Zmittag verzehrt. Zuerst fal- len denn auch herumliegende Pet- und Glasflaschen, Plastiksäcke und Alufolien auf. Den Förster stört aber Als Förster ist Felix Holenstein zwar ein Freund der Pflanzen; entsorgter Gartenabraum aber bereitet ihm Probleme. (uw) noch etwas ganz anders. Er kniet sich hin und hält ein Bündel Äste in die Gartenabfälle bereiten dem Förster enorme Wuchskraft sprengt Mauern auf Abschreckung als vielmehr auf Höhe. Es sind die Zweige vom Kirsch- in mancher Hinsicht mehr Probleme und Strassen und verdrängt dabei Verständnis setzen. «Erwische ich je- lorbeer. Im Garten frisch geschnitten als der herkömmliche Unrat. «Viele einheimische Pflanzen. Der Japan- manden, erkläre ich das Problem.» Urs und hier deponiert. Gleich daneben Äste und Wurzelstöcke treiben wie- knöterich oder der Kirschlorbeer sind Knecht von der Natur- und Land- umgekippte Blumentöpfe und ganze der aus, oder mitgeschleppte Samen nur zwei von vielen so genannten Bio- schaftskommission pflichtet dem bei: Wurzelstöcke. keimen», schildert er die Folgen. Das Invasoren. In jüngster Zeit sorgte die «Wir setzen fürs Erste auf Aufklärung Problem dabei: Bei den Gartenpflan- Pflanze Ambrosia immer wieder für und nicht auf Abschreckung.» Erst im Austrieb und Versamen zen handelt es sich häufig um exoti- Schlagzeilen; sie kann starke Aller- Wiederholungsfall würde es Holenstein sche Gewächse, die in unseren Wäl- gien auslösen. Weitere Problempflan- zu einer Verzeigung kommen lassen. «Viele Leute wissen nicht, dass das dern nichts zu suchen haben. «Der zen sind der Riesenbärenklau, das Vorerst bleibt ihm nur die Bekämpfung Deponieren von Grüngut genauso Japanknöterich ist zum Beispiel ei- Drüsige Springkraut oder die Kanadi- der fremden Arten. Diese gestaltet sich verboten ist wie das Entsorgen von nes der Sorgenkinder», sagt Holen- sche und die Spätblühende Goldrute. bereits heute aufwändig, und Holen- herkömmlichem Abfall», erklärt er. stein. stein warnt: «Nehmen die Eindringlinge Er vermute denn auch vor allem Un- Die Pflanze verursacht grosse Pro- Hohe Bussen weiter zu, könnte die Bekämpfung wissen hinter dem Treiben. «Schliess- bleme entlang von Bächen und We- teuer oder gar unmöglich werden.» Ⅲ lich wird das alles wieder zu Erde, gen. Sie ist extrem widerstandsfähig Das Gesetz sieht hohe Bussen vor, werden sich einige denken.» Nur und kaum zu bekämpfen. An Bach- falls jemand wiederholt Abfälle depo- ganz so einfach ist es leider nicht. Die läufen fördert sie die Erosion. Ihre niert. Holenstein möchte aber weniger 4 Monatsinterview Dorf-Blitz 5/2006

Berufsberater vom BIZ Kloten geben Auskunft «Noten und Motivation spielen eine wichtige Rolle»

Bei der Berufswahl und dem Bewer- bungsprozess spielen das Berufsin- formationszentrum (BIZ) und die Berufsberater eine wichtige Rolle. Mit einer aktiven Betreuung – zu- sammen mit den Lehrkräften der Oberstufe – helfen sie Jugendli- chen, ihre Wunschstelle zu bekom- men, was heute keine leichte Auf- gabe ist. Ein Gespräch mit Christine Höötmann und Bruno Kägi. von Thomas Iseli

Was sagen Sie zum Thema Jugend- arbeitslosigkeit und zur aktuellen Lage auf dem Lehrstellenmarkt? Bruno Kägi: Das ist eine sehr kom- plexe Materie und ein interessantes Problem zugleich. Ich glaube, dass die Lösung der sich seit einiger Zeit ab- zeichnenden Schwierigkeiten nicht in Berufsberater Bruno Kägi. (Bilder: Thomas Iseli) Berufsberaterin Christine Höötmann. den Händen der Jugendlichen liegt. und zeigen ihnen unsere Informati- gen und Fragen rund um die Berufs- In welchem Zeitraum sollen die Die Gesellschaft muss die Lehrstellen- onsdienstleistungen. Wer eine Bera- wahl zu klären. So zum Beispiel Jugendlichen eine Schnupperlehre knappheit zur Kenntnis nehmen, tung in Anspruch nehmen will, mel- kürzlich zum Thema Berufe der Infor- absolvieren? denn die Lage ist brisant. Das Gewerbe det sich für ein persönliches Gespräch Kägi: Die Schüler bekommen ei- tut bereits ein Maximum, und es an, das in den allermeisten Fällen «Keine Angst vor Tests nen Fahrplan. Schnuppern macht braucht meines Erachtens neue Mo- zusammen mit den Eltern stattfindet. Sinn vor allem zwischen Februar In einer ersten Phase wird eine Aus- in der Berufswahl!» und Juli während der zweiten Se- «Die Lage ist brisant.» legeordnung gemacht. Es gilt heraus- kundarklasse. Auch die Schule the- zufinden, welche Wünsche der Schü- matik oder des Gastgewerbes. Sehr matisiert die Entscheidungsfindung delle, beispielsweise Ausbildungsver- ler hat und welches Bild er sich vom zu empfehlen ist auch der für den 14. im Rahmen der Berufswahlvorberei- bünde oder Basislehrjahre, die wieder angestrebten Beruf macht, falls er Juni geplante Workshop zum Thema tung sehr ausführlich und plant mehr Lehrstellen schaffen könnten. schon weiss, wohin die Reise gehen «Keine Angst vor Tests in der Berufs- Schnupperwochen ein. Aus Sicht Das Ganze braucht aber sicher Zeit. soll. Dazu gehört zum Beispiel auch wahl». der Schüler ist das entwicklungs- die Frage, was ein Schüler in seiner psychologisch sicher ein früher Welche Hilfeleistung erbringen Freizeit, also aus freien Stücken Wie läuft die Zusammenarbeit Zeitraum, der aber nötig ist, damit das BIZ und seine Berater bei der macht. Schüler bringen Stärken und mit den Schulen ab? sie sich später zeitgerecht bewerben Stellensuche? Schwächen mit, und wir probieren, Höötmann: Am intensivsten ist können. Kägi: Das BIZ (Berufsinformati- das Ganze auch von der Seite der In- die Zusammenarbeit ab der zweiten onszentrum) besteht aus verschiede- teressen her anzuschauen und abzu- Sekundarschule. Da gibt es Abspra- Wie sollen sich die Schüler aufs nen Abteilungen. Einerseits haben klären, welche Berufsrichtungen für chen und Zusammenkünfte, Elterna- Schnuppern vorbereiten? wir im ersten Stock hier an der Hame- den Jugendlichen in Frage kämen. bende zusammen mit Lehrern, und es Höötmann: Schnuppern sollte lirainstrasse 4 in Kloten eine umfas- gibt Klassenbesprechungen. Alle man erst, wenn man sich bereits mit sende Infothek, die zu praktisch allen Wie viele Gespräche führen Sie Klassen des Bezirks empfangen wir einem Beruf gut auseinandergesetzt Berufen klientengerechte Informatio- im Durchschnitt mit den Jugendli- – wie bereits erwähnt – im BIZ Klo- hat und informiert ist. Es bringt nen zum Selbststudium bereithält. chen? ten. meistens nur eine Enttäuschung mit Während der Öffnungszeiten stehen Christine Höötmann: Es ist sehr Kägi: Wir arbeiten flächende- sich, wenn Schüler in Berufen für Fragen zwei Fachpersonen, die individuell. Ich hatte schon Schüler, ckend, und es würde mich erstaunen, schnuppern, die sie ungenügend immer anwesend sind, zur Verfü- die sechsmal bei mir waren, was aber wenn es einen Schüler aus Nürens- kennen. Um zu wissen, was ein gung. Andererseits bieten wir im klar die Ausnahme ist. Bei vielen dorf, Brütten oder Bassersdorf gäbe, Schreiner macht, muss man nicht zweiten Stock die persönliche Bera- reicht ein Gespräch, der Durchschnitt der unser BIZ nicht kennt. Wir ma- eine Schnupperlehre absolvieren. tung bei einer Berufsberaterin oder liegt wahrscheinlich etwa bei zwei chen auch Vorträge vor Klassen mit Man kann sich beispielsweise einen einem Berufsberater an. Gesprächen. thematischen Schwerpunkten, unter Film anschauen und sich anhand Kägi: Wir probieren, «schulhaus- anderem zum Beispiel zum Thema von Infoblättern ein Bild des Berufes Wie muss man sich eine solche näher» aufzutreten, zum Beispiel mit Schnupperlehre, Tests in der Berufs- machen. Schnuppern sollte im Prin- Beratung vorstellen? Schulhaussprechstunden. Wir helfen wahl, Bewerbung, Vorstellungsge- zip eine Überprüfung dessen sein, Kägi: Wir empfangen die Jugendli- auch mit der Vortragsreihe «Das spräch. Die Zusammenarbeit mit den was man schon über den Beruf chen zunächst im Klassenverband Thema im BIZ», aktuelle Entwicklun- Lehrkräften ist sehr gut. weiss. Dorf-Blitz 5/2006 Monatsinterview 5

Wie kommt man zu einer guten zen. Wenn beispielsweise bei einem vor dem Bewerben unbedingt stellen partner sein. Wichtig ist auch, wie Schnupperstelle? Bewerbungsgespräch bei einem Rei- und dann entsprechend im Motivati- man sich kleidet, oder dass man das Höötmann: Wir empfehlen den sebüro die Ferienkataloge verteilt onsschreiben einbringen. Was die Handy während des Gesprächs aus- Schülern, in einen Betrieb zu gehen, werden und später die Lehrlingsbe- Qualität von Bewerbungsschreiben schaltet. Die Vorstellungsgespräche der auch Lehrlinge ausbilden darf. treuer den Bewerber dazu etwas fra- anbelangt, stehen die Lehrkräfte oft werden in der Schule regelmässig Eine Liste solcher Betriebe (Lehrfir- gen und dieser den Katalog nicht vor der Frage, wie weit sie korrigieren geübt und trainiert. menverzeichnis) ist bei uns verfüg- einmal angeschaut hat, genügt das sollen. Die Unternehmen sehen na- Höötmann: Nach dem Gespräch bar. halt nicht. Die Motivation ist, so türlich, wenn nicht der Schüler, son- sollte man fragen, wie’s weiter geht. Kägi: Im Gewerbe der Region ist denke ich, neben den Noten sehr dern die Eltern oder die Lehrer den Man kann durchaus auch nachhaken. sehr viel Goodwill vorhanden. Es entscheidend. Wer zeigen kann, dass Brief geschrieben oder massiv unter- Wenn es nach einem Vorstellungsdge- kann sicher auch nicht schaden, wenn er den gewählten Beruf wirklich mo- stützt haben. spräch eine Absage gibt, darf man auch man sich persönlich vorstellt und so tiviert und engagiert in dem betref- fragen, warum. Dann weiss der Jugend- für ein Schnuppern anfragt. Manch- fenden Betrieb erlernen will, hat Wann sollen Schüler mit der liche vielleicht fürs nächste Mal, auf mal kommt eine Schnupperlehre auch bessere Chancen. Lehrstellensuche beginnen? was er oder sie speziell achten kann. über persönliche Kontakte der Eltern Höötmann: Offizieller Termin ist zustande. Persönliche Anknüpfungs- Was raten Sie Schülern, die zwar bei uns der erste September, ab dann Gibt es Angebote für Jugendli- punkte sind meist positiv. motiviert und engagiert sind, aber ist der Lehrstellennachweis aufge- che, die keine Lehrstelle gefunden tiefe Noten haben? schaltet. Manchmal wird man aber haben? Was muss beim Schnuppern be- Höötmann: Wenn es nur an den auch schon früher - im Anschluss an Kägi: Mit dem Projekt SOS (Start- achtet werden? Noten liegt und die Bewerbung sonst eine Schnupperlehre - eingeladen, hilfe für Schulabgänger ohne Ausbil- Kägi: Das Wichtigste am Schnup- gut ist, muss man vielleicht einen sich zu bewerben. Sicherlich sollte dungsplatz) geht es uns darum, Ju- pern ist, dass die Schüler ein Tage- anderen Beruf oder Alternativen ins aber das Zweitsekundar-Abschluss- gendlichen zu helfen, die kurz vor buch führen, wo die Arbeitsprozesse Auge fassen. Wichtig ist auch hier: zeugnis abgewartet werden. dem Sommerferien noch immer nicht und Arbeitsmittel geschildert sind Verloren ist nichts. Man kann sich Kägi: Im Fahrplan ist vorgesehen, wissen, was sie danach tun möchten. und welches auch Auskunft darüber dass erst ab dem 1. November Ver- Wir können auf noch offene Lehrstel- gibt, was man gemacht und ob es ei- «Ein einfacherer und handlungen und Abschlüsse von len hinweisen und die Schüler auch nem gefallen hat. Wichtig ist auch, tieferer Einstieg ist oft Lehrverträgen erfolgen. Es gibt aber nochmals motivieren. Lehrverträge dass sich die Schüler nach dem leider Branchen, die sich nicht an werden oftmals auch noch nach den Schnuppern ein Feedback geben las- besser.» dieses «Gentlemen-Agreement» hal- Sommerferien, rückwirkend, abge- sen, auch im Hinblick auf eine spä- ten. Uns liegt dennoch viel daran, schlossen. Weiter gibt es Motivations- tere Bewerbung in diesem Unterneh- aus jedem Beruf entwickeln und spä- dass der 1. November aufrechterhal- programme des RAV. men. ter noch Ausbildungen machen. Ein ten bleibt als Tag, ab dem Zusagen einfacherer und tieferer Einstieg ist gemacht werden. Erbringen Sie auch Dienstleis- Zählt heute nur noch «Vitamin oft besser. tungen für Personen, die bereits B» für eine gute Lehrstelle? Kägi: Das Kritische ist in der Regel Gibt es aktuelle Tipps, die bei eine Lehre abgeschlossen haben Höötmann: «Vitamin «B» kann auch nicht der Gesamtdurchschnitt. der Lehrstellensuche beachtet wer- und sich weiterbilden oder verän- tatsächlich ein Eintrittsbillet sein. Schlecht für die Bewerbung sind die den müssen? dern möchten? Wenn danach aber nichts vom Ler- Tiefnoten. Wer eine 3.5 in Franzö- Höötmann: Ein wichtiger Tipp ist, Höötmann: Ja. Das schweizerische nenden selber kommt, ist das für eine sisch oder Deutsch hat, ist für eine Alternativen zu haben und vorher Bildungssystem erlaubt eine ständige Firma keine befriedigende Situation. KV-Lehrstelle nicht die ideale Person. abzuklären, wie die Chancen sind, Weiterbildung oder Veränderung, «Vitamin B» kann die Sache der Lehr- Dann ist nicht die KV-Lehrstelle das eine der gewünschten Lehrstellen zu beispielsweise mit einem Zweitberuf. stellensuche nur erleichtern, wenn Problem, sondern die Tiefnote. In bekommen und wie viele davon über- Wir erbringen auch hier eine Bera- solchen Fällen empfehlen wir einen haupt verfügbar sind. Beispielsweise tungsdienstleistung und können den «‘Vitamin B’ kann die Berufsrichtungswechsel oder – zur gibt es im ganzen Kanton Zürich nur Interessenten unsere Infothek sehr Lehrstellensuche nur Aufarbeitung eines schulischen Defi- relativ wenige Lehrstellen zur Deko- empfehlen. zits - manchmal den Besuch eines rationsgestalterin. In diesem Fall Kägi: Ab dem Alter von 20 Jahren erleichtern, wenn man zehnten Schuljahres. muss man mit Alternativen arbeiten, sind unsere beraterischen Dienstleis- auch sonst etwas bie- denn die Chance, eine solche Lehr- tungen kostenpflichtig. Wir bieten ten kann: Motivation, Was verstehen Sie unter einer stelle zu bekommen, ist sehr gering. mit dem Orientierungsgespräch, der guten Bewerbung? Worauf müssen Neuorientierung und der Potenzi- Leistungsbereitschaft Jugendlichen besonders achten? Ist die Bewerbung erfolgreich, alabklärung (ähnlich einem Assess- und Interesse.» Höötmann: Eine Bewerbung, bei werden die Jugendlichen zu einem ment) verschiedene Beratungen an. der man herausspürt, dass der Ju- Vorstellungsgespräch eingeladen. Zudem organisieren wir Kurse und man auch sonst etwas bieten kann: gendliche den Beruf wirklich erler- Was ist hier zu beachten? Seminare zu verschiedenen Themen, Motivation, Leistungsbereitschaft nen will. Der Motivationsteil im Be- Kägi: Mit der Einladung konnte wie zum Beispiel «Familienmanage- und Interesse. werbungsbrief sollte also nicht allge- eine wichtige Hürde genommen wer- ment», «Perspektiven und Horizonte» mein formuliert sein, sondern spezi- den. Ein erstes Ziel ist erreicht. Beim oder «Mein Potenzial». Ⅲ Wie wichtig sind die Noten bei fisch auf den ins Auge gefassten Vorstellungsgespräch geht es darum, der Lehrstellensuche? Beruf ausgerichtet. nochmals zu erklären, was die Moti- Zuständig für Oberstufenschüler Kägi: Klar spielen die Noten eine Kägi: Wichtig ist, dass die Schüler vation zum gewählten Beruf und zur aus Bassersdorf/Brütten/Nürens- wichtige Rolle. Es gibt aber auch erklären, warum sie genau den Beruf gewählten Firma ist und wie man dorf ist das Berufsinformations- Schüler, die mit einem Durchschnitt ausüben möchten und warum in der während der Berufswahl vorgegan- zentrum in Kloten: von 5.5 ihre Traumstelle nicht bekom- betreffenden Unternehmung. Solche gen ist. Während dem Gespräch muss www.bizkloten.ch men, wenn sie sich nicht dafür einset- Fragen sollten sich die Jugendlichen man ein interessierter Gesprächs- Nr. 5 26.05.2006

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Im Überblick Bassersdorf und sein Ortsteil Baltenswil feiern «Die Lage ist brisant» Ein Wochenende lang im Zentrum

Vor 850 Jahren ist Bassersdorf Bar fliessen nicht nur die Getränke, auf dem Gelände. Es gab aber auch erstmals urkundlich erwähnt wor- sondern auch das Regenwasser. Am für alle etwas zu sehen. Grosse Favo- den. Und weil Baltenswil seit 75 spektakulärsten präsentiert sich das riten waren dabei das Rösslireiten Jahren zu Bassersdorf gehört, fei- Gewitter aber im Hauptzelt. Die «Buf- – gratis übrigens – und der Bastel- Was zählt bei der Lehrstellen- erte die Bevölkerung das zweifa- falo Band Bassaville» schmettert ih- stand des Elternforums. Hier konn- suche? Wie kommt man zu ei- che Jubiläum im Ortsteil, der ren Bigband-Sound in die Kuppel, als ten die Kleinen, einige mit Hilfe ih- ner Schnupperstelle? Der Dorf- manchmal etwas im Schatten die ersten Böen durchs Zelt fegen. rer Väter, im letzten Moment noch Blitz hat mit Christine Hööt- mann und Bruno Kägi vom steht. Innert Sekunden strömt das Nass ein Muttertagsgeschenk herstellen. Berufsinformationszentrum unter die Festbänke und füllt die Die eigentliche Eröffnung der Jubilä- (BIZ) über diese Fragen und von Urs Wegmann Tanzschuhe mancher Besucherin. umsfeier fand gegen Abend statt. mehr gesprochen. Seite 4 Und über der Theke regnet es herein, Der grosse Regen kommt kurz vor als ob die Helfer in der Dusche stün- Regierungsgewalt Unterwegs halb acht. Die Festgemeinde hat das den. Noch lassen sich die Baltenswi- übertragen mit dem Ökobus Unwetter kommen sehen und drängt ler und Bassersdorfer nichts anmer- Seit anfangs Mai tourt jeden sich in die verschiedenen Zelte in ken, schliesslich war das Fest bis zu «Baltenswil hat eine seltsame und Mittwoch ein Bus durch Bas- Baltenswil. Beim Fussballclub Bas- diesem Zeitpunkt durchwegs ein Er- nicht immer verständliche Entwick- sersdorf und sammelt wieder sersdorf wird der Match FC Basel ge- folg. lung hinter sich», berichtete Ge- verwertbaren Abfall. Das An- gen den FC Zürich übertragen, der in meindepräsident Franz Zemp bei gebot wird bereits rege be- einem vom Menschen gemachten Schon seit dem Morgen tummel- seiner Eröffnungsansprache. Aber nutzt. Seite 3 Gewitter endet. In der «Kookaburra»- ten sich Familien mit vielen Kindern Fortsetzung auf Seite 2 Brüttemer Dorfpfarrer hat gekündigt

Nach dem Zerwürfnis zwischen der Kirchenpflege und Matthias Müller Kuhn haben die Brütte- mer Parteipräsidenten einen «offenen Brief» an die Wähler- schaft verschickt. Der Dorfpfar- rer geht; dies schafft Basis für einen Neubeginn. Seite 33 Aus für die Milchhütte

Seit 120 Jahren haben die Ober- wiler Landwirte täglich Milch in ihre Hütte geliefert. Doch damit ist nun Schluss. Es verschwinden ein Stück Tradition und eine Kontaktmöglichkeit. Seite 39 Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 12

Brütten ab Seite 24

Nürensdorf ab Seite 37 Der Nürensdorfer Gemeindepräsident Franz Brunner übergibt seinem Amtskollegen aus Bassersdorf, Franz Zemp, die Flagge von Baltenswil. (Bilder: Urs Wegmann) Spitze Feder

Sie können über Staatsmänner, ja sogar hinterhältiger sind unterschlagene Be- Dorfpolitiker kennen die Schreiben- über Regierungsräte herziehen, ohne richte. Das bewusste Zurückhalten von den meist persönlich und umgekehrt. dabei ein blaues Auge zu riskieren. So Informationen grenzt an Betrug. Die Le- So ist die Versuchung auf beiden Sei- vergeht kaum ein Tag, ohne dass bei- ser oder Zuschauer sind darauf angewie- ten gross, Wahrheiten zu verschwei- spielsweise der Bundesrat in der Presse sen, dass ihnen die Medien nichts ver- gen. Aber Unangenehmes bleibt un- nicht nachlesen kann, was er wieder al- heimlichen. Der Presserat schreibt Klar- angenehm und wird durch Totschwei- les verbrochen hat und wie es eigentlich text vor. «Journalisten haben sich an die gen nicht besser. Es braucht auf bei- hätte sein sollten. Zugegeben, oft kom- Wahrheit zu halten, ohne Rücksicht auf den Seiten Mut. Politiker müssen ihre men Artikel nicht ganz sachlich daher. die sich daraus für sie ergebenden Fol- Karten offen auf den Tisch legen und Aber das Wichtigste daran ist, dass Infor- gen, und lassen sich vom Recht der Öf- die Schreibenden dürfen heisse The- mationen fliessen, seien sie auch noch so fentlichkeit leiten, die Wahrheit zu erfah- men nicht ausklammern. Sie als Dorf- gefärbt. Die Leser sind nicht dumm und ren. Sie unterschlagen keine wichtigen Blitz-Leser und -Leserin haben ein wissen Geschriebenes zu deuten. Elemente von Informationen.» Recht auf umfassende Wahrheit. Nur Olav Brunner ein bisschen Wahrheit genügt nicht. Wie einfach haben es Journalisten, Denn was geschrieben oder gesendet Im Lokaljournalismus, da gehört der welche für grosse Zeitungen schreiben. wird, ist kontrollier- und beurteilbar. Viel Dorf-Blitz dazu, ist alles eng und intim. Olav Brunner

Fortsetzung von Seite 1 Die Nachbargemeinde offerierte ei- nen Apéro für alle Anwesende. «Bal- der Entschluss vor 75 Jahren, dass tenswil hat sich unter den Fittichen Baltenswil von Nürensdorf zu Bas- von Bassersdorf offenbar gut entwi- sersdorf wechselte, sei im Rückblick ckelt», freute er sich. Und mit Blick weise und klug gewesen. «Baltenswil auf den Kanton Glarus, wo viele Ge- hatte lange den Charakter eines Bau- meinden fusioniert werden sollen, erndorfes», berichtete Zemp weiter. ergänzt er, dass man ohnehin nicht Nun wachse es aber und verstärke wisse, wie lange Bassersdorf und seinen Einfluss. «Dafür gewähren wir Nürensdorf noch selbständig blie- euch für dieses Wochenende eine be- ben. sondere Ehre», kündigt er an. Dass das Fasnachtskomitee (Fakoba) über Pfarrer statt Gottschalk die närrischen Tage jeweils die Regie- rungsgewalt übernehme, sei bekannt. 20 Uhr. Mittlerweile lässt der Re- «Dieses Wochenende übertragen wir gen etwas nach. Das Show-Programm sie dafür euch, liebe Baltenswilerin- sollte längst beginnen, aber noch im- nen und Baltenswiler.» Und er fügte mer schieben Arbeiter Karrette um an: «Für einmal seid ihr der Mittel- Karrette mit Holzschnitzeln ins Zelt. punkt der Welt – oder zumindest von Gemeinderätin und OK-Präsidentin ‘Basi’.» Doris Meier entschuldigt sich in ihrer Begrüssung für die Umstände, gleich- Franz Brunner, Gemeindepräsi- zeitig zeigt sie sich aber auch erfreut: dent von Nürensdorf, überbrachte «Hier in Baltenswil sind wir auf sehr Ein Fest für die ganze Familie: Sogar Muttertagsgeschenke konnten noch ebenfalls mehr als nur gute Wünsche. viel Gegenliebe gestossen.» in letzter Minute gefertigt werden.

Chefredaktion Sandra Nonella (sn) Erscheinungsweise: Impressum Urs Wegmann (uw) Susanne Reichling (sr) Jeden letzten Donnerstag im Monat Untere Mühle 14 Konrad Schwitter (ks) gratis in alle Haushaltungen der 8303 Bassersdorf Christa Stahel (cs) Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 079 704 73 82 Ralph Weidenmann (rw) und Nürensdorf. E-Mail: [email protected] Christian Wüthrich (cw) Sekretariat/Inserate Auflage: Webmaster: Thomas Iseli Sandra Gadient 10. Jahrgang Redaktion 8000 Exemplare Chätzlerweg 10 Olav Brunner (ob) Buchhaltung: Karin Imhof 8311 Brütten Silvan Gabathuler (sg) Redaktions-/Inserateschluss Öffnungszeiten: Satz/Druck: Karin Grieder (kg) Druckerei Zehnder Texte 10 Tage und Inserate 15 Tage Mo – Do: 8 – 12 Uhr Fr: 8 – 17 Uhr Cyrill Hauser (ch) vor Erscheinen Telefon: 044 836 30 60 Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG Karin Imhof (ki) Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Fax: 044 836 30 67 Thomas Iseli (ti) Abonnement, exkl. MWST E-Mail: [email protected] Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– Willi Kobel (wk) Fax: 071 913 47 99 Internet: www.dorfblitz.ch Patrizia Legnini (pl) PC 87-42299-8 ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint Esther Mogicato (em) E-Mail: [email protected] am 29. Juni 2006 Dorf-Blitz 5/2006 Thema des Monats 3

Durch den Festakt führt Pfarrer ist, weiss man nicht, heute zeigen sich Vorort von Baltenswil? Wie Baltenswil zu Paul Buol. «Ich bin nicht Thomas Gott- aber die beiden Nachbarn freund- Bassersdorf kam schalk und das hier nicht ‘Wetten, schaftlich verbunden. Sonntagmorgen. Es sieht schon wie- dass …’», startet er seine Moderation. der ziemlich proper aus im Zelt. Fleis- Baltenswil wurde 1465 zum ers- «Dieser endet jeweils mit Verspätung, Inoffizieller Höhepunkt sind jedoch sige Heinzelmännchen haben in der ten Mal urkundlich erwähnt. wir beginnen dafür mit einer sol- zwei Lieder mit eigens für Bassers- Zwischenzeit die Festbänke ausge- Damals ging es um die Frage, chen», fasst er die Auswirkungen der dorf geschriebenen Texten. Die «Wes- räumt, frische Holzschnitzel verteilt und wohin Heiri Dübendorfer von Wetterkapriolen humoristisch auf. tern Runway» singen den «Schüblig- die Stühle wieder in die Reihen gestellt. Baltenswil die Kosten des eidge- Nun folgt ein Programm mit Einlagen Song» nach der Melodie von «King of Schliesslich soll es so gemütlich wie nössischen Feldzuges gegen etlicher Vereine, mit Einspielungen the Road». Dann erhält die einheimi- möglich sein für das Muttertagskonzert Mailand zu steuern habe, nach von Filmen und Musikdarbietungen sche Country-Band Verstärkung von des Musikvereins. Trotz Unwetter zei- Illnau oder Bassersdorf. Sicher von Volkstümlich bis Bänkelgesang. den Bänkelsängern «Nasebäre» und gen sich die Verantwortlichen zufrieden ist, dass Baltenswil beim Bau des Als offizieller Höhepunkt übergibt singen zum grossen Finale das «Basi- mit dem grossen Fest. Und es könnte Schulhauses Baltenswil 1825 Franz Brunner seinem Vornamens- Lied 2006» zur Melodie von «Lauener eingetroffen sein, was Gemeindepräsi- noch eine eigene Gemeinde war. vetter und Amtskollegen Franz Zemp See». Trotz Schlamm und Nässe har- dent Zemp am Vorabend angekündigt Unklar ist, weshalb Baltenswil in die Flagge von Baltenswil. Wie fried- ren anschliessend die Unermüdlichen hat: «Für einmal ist ‘Basi’ nur der Vorort den folgenden Jahren Bestandteil lich die Übergabe damals verlaufen aus bis morgens um vier Uhr. von Baltenswil.» Ⅲ der Politischen Gemeinde Nü- rensdorf wurde. Jedenfalls ver- mochte diese Lösung nicht zu Jeder Ton ein Hochgenuss befriedigen; so suchte Baltenswil zuerst das Gespräch mit Brütti- sellen zwecks Bildung einer Fröhliches Jubiläumskonzert neuen Politischen Gemeinde. 1896 wurde schliesslich an einer Zivilgemeindeversammlung be- Dass die Bassersdorfer gerne fei- sie vom berndeutschen «Simelibärg» bis ein Meister auf seinem Instrument, ei- schlossen, «es sei die Gemeinde ern, war schon früher anderswo zu lateinamerikanischen und afrikani- nige sogar auf verschiedenen Instru- Bassersdorf anzufragen, ob sie zu lesen. Dass das keine blosse schen Liedern «quer durch den Garten». menten. Sie haben sich auf Volksmusik bereit wäre, die Zivilgemeinde Behauptung ist, beweisen sie auch 24 weiche, wohlklingende warme Stim- spezialisiert und treten seit 2002 ge- Baltenswil in den Gemeindever- anlässlich des Jubiläums «850 men, perfekte Intonation und eine pfif- meinsam als «Hanneli-Musig» auf. band aufzunehmen». Bassersdorf Jahre Bassersdorf» wieder. fige Stückwahl machen den Gesang Auch sie sind in allen Sparten versiert, war zwar bereit, Baltenswil auf- zum Hochgenuss für das Publikum. von Schottisch und Polka bis zu Samba zunehmen, das Ansinnen schei- von Christa Stahel und dem kubanischen «manisero», terte aber am Widerstand der Ein lustiges Quartett dem Erdnüsschenverkäufer, zupfen Gemeinde Nürensdorf sowie an Was im November letzten Jahres mit und blasen und streichen sie mit sicht- demjenigen des Bezirks- und der feierlichen Veranstaltung als Auf- Die vier Männer, Dani Häusler (Kla- lichem Vergnügen. Regierungsrates. Als Ende der takt zum Jubiläumsjahr in der bxa- rinette, Bassklarinette), Christoph zwanziger Jahre der Bezirksrat Halle begonnen hat, findet nun seine Mächler (Kontrabass, Gitarre, Perkus- Hans Peter Treichler moderiert die sein Einverständnis zur Vereini- Fortsetzung. Mit einem volkstümli- sion), Ueli Mooser (diverse Instru- Darbietung gekonnt: Fundiertes Wis- gung kundtat, kam das Baltens- chen Konzert in der reformierten mente) und Johannes Schmid-Kunz sen, gemischt mit Humor und Witz wiler Anliegen nochmals vor die Kirche beginnt das Jubiläumsfest. (Violine, Blockflöte) sind bis zur Kon- sowie Schlagfertigkeit, geben dem Bassersdorfer Gemeindever- zertreife ausgebildete Musiker, jeder Abend die richtige Würze. Ⅲ sammlung. Es brauchte zwei Musikalische Zeitreise Anläufe, bis die Gemeindever- sammlung am 22. Dezember Die «Roland Fink-Singers» und die 1929 die Aufnahme von Baltens- «Hanneli-Musig» zusammen mit dem wil beschloss. Moderator Hans Peter Treichler bie- ten vokal und instrumental einen Ein halbes Jahr später be- «Längsschnitt» durch die Volksmusik schloss Nürensdorf die Zustim- seit über 400 Jahren. «Gut 400 Jahre mung zur Entlassung von Bal- von 850 sind damit abgedeckt», tenswil – und am 1. Januar 1931 schmunzelt Treichler. Spannend ist konnte der Anschluss als vollzo- es, festzustellen, wie alte Lieder heute gen erklärt werden. Baltenswil noch bekannt sind und auch gesun- gab zu diesem Zeitpunkt eben- gen werden. falls die Zivilgemeinde auf. Es Die «Roland Fink Singers» sind ein sollten aber noch einige Jahr- Chor, 14 Frauen und zehn Männer, der zehnte ins Land ziehen, bis Bal- Unterhaltungsmusik, Jazz-Standards, tenswil auch die Post mit Bas- Schlager, Rocksongs, Western, Shanties, sersdorf gemeinsam hatte und Spirituals, Madrigale, Liebeslieder aus die Baltenswiler Kinder nach fünf Jahrhunderten, südamerikanische Bassersdorf zur Schule gehen Melodien, Volkslieder und Weihnachts- konnten. (DB) lieder, singt – nach 41 Jahren immer noch ein Unikat. Entsprechend singen Die «Hanneli-Musig»: Kunstvoll volkstümlich und fröhlich. (cs) Versammlung der Zivilgemeinde Oberwil Der Dreschschopf soll erhalten bleiben

Die Oberwiler sind sich einig: Sie Dem wäre die Garaplan, vertreten wollen lieber ihren beliebten durch den Oberwiler Jürg Schefer, der Dreschschopf behalten als eine ebenfalls an der Versammlung zuge- Entschädigung kassieren. Das hat gen war, durchaus nachgekommen. die Zivilgemeindeversammlung Schefer hat bereits letztes Jahr vorge- deutlich beschlossen. Die Ge- schlagen, den Schopf abzubrechen meinde Nürensdorf hätte sich ein und in der Landwirtschaftszone eine anderes Ergebnis gewünscht. neue Maschinenhalle zu errichten. Das wollte aber der Kanton nicht, der von Urs Wegmann keine Notwendigkeit sah, ein solches Gebäude ausserhalb der Bauzone zu 58 stimmberechtigte Oberwiler dräng- tolerieren. ten sich anfangs April in ihr «Schuel- hüsli». Die Zivilgemeindeversamm- Und nun sass man also an der Ver- lung hatte über Wichtiges zu beschlies- sammlung und konnte zwischen zwei sen. Zur Debatte stand die Zukunft des Varianten wählen. Entweder der Dreschschopfs. Der Schopf bedeutet Schopf wird abgebrochen und auf das Der Schopf steht im Baubereich und muss weg. Durch eine Verlegung den Oberwilern viel, das wurde rasch benachbarte Bauland der Zivilge- würde er den Oberwilern aber erhalten bleiben. (uw) klar. Nicht nur, dass einige Landwirte meinde verschoben. Oder: Die Zivil- Material in ihm lagern, einmal im Jahr gemeinde verzichtet auf den Wieder- sollte nicht mit dem Dreschschopf wil einen sehr schönen 1. August dreht sich alles um das über 60-jährige aufbau und erhält dafür eine Entschä- verstellt werden», tat er unmissver- feiern könnten. Dies müsse sich Gebäude. Hier findet die 1.-August- digung durch die Garaplan in der ständlich kund. Schefer schloss sich auch nicht ändern, so Brunner, Feier der Gemeinde Nürensdorf statt. Höhe der Kosten, die durch Abbruch dem gerne an: «Den Schopf zügeln «denn ich weiss auch, dass die Nü- Weit herum berühmt ist das Fest, das und Wiederaufbau entstünden – ge- wäre ein ökonomischer Unsinn.» rensdorfer eher nach Oberwil kom- der Knabenverein jährlich zu diesem mäss Schefers Schätzung zwischen men als umgekehrt!». Auch Alex Anlass ausrichtet. Und nun soll also 80 000 und 100 000 Franken. Dem widersprachen die Oberwiler Borer, Präsident der Zivilgemeinde, der Schopf von seinem angestammten zwar nicht direkt, sie führten aber plädierte dafür, dass der Schopf ab- Platz verschwinden. Wie ist es dazu «Ökonomischer Unsinn» ganz andere Argumente ins Feld. gebrochen und nicht wieder aufge- gekommen? «Der Schopf bedeut uns Heimat», baut werden soll. Auf dem Bauland Das Pikante an der Sache: Zwar hiess es etwa. «Sind die Arbeit des könnte man dafür dereinst altersge- Verschieben kann die Versammlung zwischen den Knabenvereins und der 1. August rechte Wohnungen realisieren, skiz- oder Abbrechen? zwei Möglichkeiten wählen, die Poli- etwa nichts wert?», fragte jemand ziert er eine Vision. tische Gemeinde aber hat allerdings anklagend. Der Schopf sei den Ober- Die Parzelle mit dem Schopf an der ein gewichtiges Wörtchen mitzure- wilern wichtig, waren sich die meis- Die Oberwiler wollten aber freilich Kleinhausstrasse gehört der in Kloten den. Gemäss neuer Kantonsverfas- ten einig. Oder wie es ein Votant weder von Alterswohnungen noch domizilierten Firma Garaplan AG. Sie sung werden die Zivilgemeinden ausdrückte: «Nürensdorf leistet sich von der Entschädigung etwas wis- will hier ein Mehrfamilienhaus er- nämlich aufgelöst und deren Gut geht ein überrissenes Zentrum, und unse- sen. Sie wollen ihren Schopf, und das richten. Für den Schopf selber hat die über in dasjenige der Politischen Ge- res wollt ihr kaputtmachen.» brauchten sie in der Abstimmung Zivilgemeinde ein beschränktes Bau- meinden. Der Nürensdorfer Gemein- deutlich zum Ausdruck: 49 stimm- und Nutzungsrecht. Im Grundbuch depräsident Franz Brunner brachte Bundesfeier bleibt ten für eine Verschiebung und 5 da- ist dafür festgehalten, dass der jewei- denn auch keine frohe Kunde für die für, die Entschädigung anzuneh- lige Grundeigentümer den Schopf Anwesenden. «Der Gemeinderat ist Brunner bestätigte den Anwesen- men. Ⅲ verlegen muss, will er etwas bauen. der Meinung, das wertvolle Bauland den, dass die Nürensdorfer in Ober- Bald ist Frühling Nun treiben wir den Winter aus

Der Trachtenchor Bassersdorf mit einem Volkslied aus Frankreich. und Umgebung unter der Leitung Auch der eigenwillige und unbestän- von Agnes Illi hat dem sehnlichst dige April ist Thema. Wird einmal erwarteten Frühling in der Ka- «Der Kuckuck auf dem Zaune nass» pelle Breite ein kleines Konzert (bereits 1540), tanzt die Melodie von bereitet, das auch den Zuhörern Hans Georg Nägeli (geboren 1773 in gefiel. Wetzikon, Komponist auch des Liedes ‘O Tannenbaum’) bereits fröhlich «Im von Christa Stahel Grünen», und nach der schmeicheln- den Meditation für Orgel von Jules Die Trachtenfrauen pflegen gutes Massenet begrüssen die beiden Solis- traditionelles Liedgut der Schweiz, tinnen, Agnes Illi und ihre Schwester, aber auch aus dem nahen Ausland. Margrit Greuter-Illi, mit Höltys Früh- Wer genau hinhört, erkennt schnell, lingslied den Lenz endgültig. welch schöner und sehr alter Volks- liederschatz als wertvolles Kulturgut Die liebe Liebe immer noch weiterlebt. Frühling und Liebe sind ein un- Barocker Frühling trennbares Paar, und dies in der Musik genau so wie in der Literatur. Mit einer Fantasie in d-moll für Die Frauen besingen denn auch die Orgel (Margrit Wetter) von Wolfgang junge und neue Liebe der Mädchen «Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiss ...» (cs) A. Mozart beginnt der Abend eher und Burschen, und zuletzt beschwö- besinnlich. Aber schon mit dem Lied ren die drei Schwestern, Agnes Illi, Nick». René Goscinny (1926 bis Der kleine Nick ist ein vielleicht «Der Winter ist vergangen» (Text aus Margrit Greuter-Illi und Hanni Brun- 1977) war einer der bekanntesten sieben- bis achtjähriger Junge, der den Niederlanden von 1537, Melodie ner-Illi, mit Orgelbegleitung, das Comic-Autoren des 20. Jahrhunderts. die Welt der Erwachsenen aus seiner aus dem Lautenbuch von Johann F. keimende Glück und die Wonnen der Sein Traum war es, für Walt Disney Sicht erklärt. Frappant logisch argu- Thysius um 1600), wird erwachendes Liebenden mit dem wohlbekannten zu arbeiten, aber das blieb ein mentiert er, um seine verschiedenen Leben spürbar, fröhlich und zuver- Lied von Friedrich Silcher «Kein Traum. Nach langen Umwegen schuf Missgeschicke ins richtige Licht zu sichtlich. Feuer, keine Kohle / kann brennen er die Figur des unbeugsamen und rücken, und er versteht die jeweilige so heiss, ...» sehr populären Galliers Asterix. Von Aufregung «der Grossen» nicht. Lie- Abschied vom Winter 1959 bis 1965 schrieb er neben sei- benswürdig, echt, spannend, und Le petit Nicolas nen Comics für eine französische immer mit einem überraschenden Mit einem lieblichen Lied nach ei- Zeitschrift die Serien-Geschichte Ende und genüsslichem Schmun- nem Gedicht von Ludwig Uhland Pfarrer Marco Petrucci liest zwi- «Der kleine Nick» (Le Petit Nicolas), zeln. Genau richtig, die musikali- treiben die Frauen singend den Win- schen den einzelnen Musikteilen die heute als Buch auch in deutscher schen Frühlingsgefühle zu unter- ter aus, und «vergessen die böse Zeit» aus René Goscinnys «Der kleine Sprache vorliegt. stützen. Ⅲ Dorf-Blitz 4/2006 Brütten 41

Die Kirchenpflege schlägt Dorfpfarrer nicht zur Wiederwahl vor Amtswürdigkeit und Berufsgeheimnis in Frage gestellt

Mit einer superprovisorischen (siehe Kasten) unter anderem die Verfügung hat der Kirchenrat der Amtsfähigkeit und die Amtswürdig- evangelisch-reformierten Landes- keit sowie auch der Umgang des kirche Kanton Zürich in der Wo- Pfarrers mit dem Berufsgeheimnis. che vor Ostern den Brüttemer Besonders schwerwiegend: Bemän- Pfarrer Matthias Müller Kuhn von gelt werden das Inhaltliche der Got- seinen Diensten supendiert. Die tesdienste, der Umgang mit Mitarbei- Kirchenpflege unterstützt ihn tenden der Kirchgemeinde und Teilen nicht; es kommt zu einer Urnen- der reformierten Bevölkerung. Man wahl am 11. Juni. habe mehrfach versucht, die Pro- bleme aufzuarbeiten, doch entziehe von Susanne Reichling sich der Pfarrer jeglicher Mitverant- wortung. Grund der verfügten Freistellung von Pfarrrer Müller Kuhn ist ein tiefgrei- «Dass wir jetzt Klartext vermitteln fendes Zerwürfnis mit der erst seit mussten, ist bedingt durch die mehr- einem Jahr amtierenden örtlichen fach erschienenen Zeitungsartikel», Kirchenpflege. Bereits im Dezember erklärt Kirchenpflegepräsidentin Sa- 2004 gärte es in der reformierten bine D’Addetta. Auf Anfrage bei Pfar- Kirchgemeinde Brütten; damals trat rer Müller Kuhn ist zu erfahren, dass die Kirchenpflege knapp eineinhalb nicht er den Kontakt zur Presse ge- Jahre vor Ende ihrer Amtszeit in globo sucht habe, sondern, dass die Medien zurück (der Dorf-Blitz berichtete). auf ihn zugekommen seien. Ⅲ Die Kirchgemeinde Brütten steht vor einer Zerreissprobe. (sr) Seit Karfreitag darf Pfarrer Matt- hias Müller Kuhn bis auf weiteres Pressemitteilung keinerlei kirchliche Amtshandlungen mehr vornehmen. In einem am Diens- tag nach Ostern verschickten Presse- Bestätigungswahl für Pfarrer findet an der Urne statt communiqué umschrieb der kanto- «Brütten braucht eine offene Kirche weiteren Mitarbeitenden der Kirchge- mehreren Gesprächen mit ihm seit nale Kirchenrat die Freistellung als mit einem engagierten Pfarrer» – so meinde eingreifen. Sie muss Klagen Herbst 2005 wiederholt thematisiert «vorsorgliche Massnahme»; Müller lautete das Motto eines Schreibens, aus dem Dorf entgegennehmen be- hat, hat die Kirchenpflege aufgrund Kuhn habe darum gebeten. Die Mit- das Mitglieder der heutigen Kirchen- züglich des Gehalts der Gottesdienste ihrer Erfahrungen, der Entwicklung teilung war karg: Die Zusammenar- pflege vor anderthalb Jahren mit zahl- von Pfarrer Matthias Müller Kuhn. der Situation und dem Verhalten von beit zwischen Pfarrer und Kirchen- reichen Mitunterzeichnenden an die Sie sah sich wiederholt mit einem Pfarrer Matthias Müller Kuhn nun pflege sei seit längerem schwierig damalige Kirchenpflege richteten. Es Verhalten von Pfarrer Matthias Mül- beschlossen, ihn den Stimmberech- und belastet. Nun erfolgten Abklärun- war von aussen nicht nachvollziehbar, ler Kuhn konfrontiert, das gemäss tigten nicht mehr für eine weitere gen; über das weitere Vorgehen was die Zusammenarbeit mit Pfarrer vorläufiger Einschätzung durch den Amtsdauer zur Wahl zu empfehlen. werde der Kirchenrat später be- Matthias Müller Kuhn derart blockie- Kirchenrat Fragen nach der Amtsfä- Die Stimmbürgerinnen und Stimm- schliessen. Zu den Gründen der su- ren konnte, dass schliesslich die ge- higkeit und Amtswürdigkeit aufwirft. bürger werden nun über das weitere perprovisorischen Verfügung wahrte samte Kirchenpflege in der Mitte der Ebenso stellen sich Fragen zum Um- Verbleiben von Pfarrer Matthias die Landeskirche zu diesem Zeit- Amtsdauer geschlossen zurücktrat. gang von Pfarrer Matthias Müller Müller Kuhn im Pfarramt Brütten zu punkt noch regelkonformes Still- Kuhn mit dem Berufsgeheimnis. befinden haben. schweigen. Die heute noch amtierende, im Gleichzeitig muss die Kirchenpflege Wesentlichen von Pfarrer Matthias feststellen, dass Pfarrer Matthias Die Kirchenpflege ist sich bewusst, Weil am selben Dienstag (18. April) Müller Kuhn geworbene Kirchen- Müller Kuhn sich seiner Mitverant- dass dieser Schritt für die Gemeinde der Tages-Anzeiger unter dem Titel pflege trat im Frühjahr 2005 voller wortung an den entstandenen Proble- in den kommenden Wochen eine Be- «In der Brüttemer Kirche kriselts» je- Tatendrang und Zuversicht ihr Amt men in der Zusammenarbeit immer lastung darstellt. Es ist ihr jedoch doch einen Artikel mit Aussagen und an. Nach nur knapp einem Jahr der wieder zu entziehen versucht. Der auch unter Beizug der Bezirkskir- Zitaten von Müller Kuhn publizierte, Zusammenarbeit mit Pfarrer Matt- Kirchenpflege ist auch nicht ersicht- chenpflege und des Kirchenrates sah sich die örtliche Kirchenpflege – hias Müller Kuhn steht sie an demsel- lich, ob und wie Pfarrer Matthias nicht gelungen, im Gespräch mit trotz Stillschweigeabkommens – ge- ben Ort wie die Ende 2004 zurückge- Müller Kuhn seinen Anteil am Konf- Pfarrer Matthias Müller Kuhn die Si- zwungen, in Zusammenarbeit und tretene Kirchenpflege: Das Klima likt mit der im Jahr 2004 zurückgetre- tuation zu klären. Pfarrer Matthias nach Vorgaben des Rechtsdienstes zwischen Kirchenpflege und Pfarrer tenen Kirchenpflege wirksam aufge- Müller Kuhn hat nach der auf eige- der kantonalen Landeskirche eine ist verhärtet, und die Vertrauensbasis arbeitet hat. nen Wunsch erfolgten Freistellung Mitteilung an die Tagespresse der ist geschwunden. Die Kirchenpflege seine Absicht erklärt, sich der Urnen- Region (auch Landbote und NZZ hat- musste wiederholt schlichtend im Nachdem die Kirchenpflege die wahl stellen zu wollen. ten das Thema aufgegriffen) mit de- Bereich der Zusammenarbeit von Fortsetzung der Zusammenarbeit taillierteren Informationen zu ver- Pfarrer Matthias Müller Kuhn mit mit Pfarrer Matthias Müller Kuhn in Kirchenpflege Brütten schicken. In Frage gestellt werden 36 Brütten Dorf-Blitz 4/2006

Ein Hobby der besonderen Art «Spiegelbilder meiner Emotionen»

Seit vielen Jahren widmet sich der Brüttemer Roland Fäsi in seiner Freizeit der Erschaffung von Skulpturen. Bezüglich Material- wahl ist die Fantasie unbegrenzt; für die Gestaltung seiner Kunst- werke verwendet er unter anderem Bronze, Blech, Chromstahl, Eisen, Holz, gebrannten Lehm und ver- schiedene Steinarten, auch Mar- mor. Hin und wieder präsentiert Roland Fäsi seine Werke – mit ka- ritativer Ausrichtung – in öffent- lich zugänglichen Ausstellungen. von Susanne Reichling

Vor dem Garten der Fäsi-Liegenschaft an der Säntisstrasse 1a in Brütten bleiben oft Spaziergänger verwun- dert stehen, um die hier ausgestellten grossen Skulpturen zu betrachten. Edith und Roland Fäsi verbringen gerne gemütliche Stunden beim Gartenschach, mit Figuren aus verzinktem Sie bewundern das künstlerische Eisenrohr. (Fotos: Susanne Reichling) Schaffen, die manchmal formvollen- deten und manchmal eigentümlichen hat die Gefährdung menschlicher auch die teilweise feststellbare gesell- verbundenen, oft widrigen Nebener- Werke – und oft entstehen Gesprä- Existenz am eigenen Körper erlebt, schaftliche Ausgrenzung und die lei- scheinungen nicht sagen, denn in den che. «Meine Werke sind Spiegelbilder doch Mitleid will und braucht er der medizinisch bedingte Beendigung Mittelpunkt seines Lebens seien die meiner Emotionen, entstanden unter nicht. Trotz schwerer Krankheit meiner beruflichen Laufbahn so anzu- Zweisamkeit mit seiner Frau und das anderem auch aus Dank an die Medi- schöpft er aus dem Positiven; seine nehmen, wie das Schicksal es für mich kreative Arbeiten gerückt. «Schon als zin und Wissenschaft», erzählt der Kreativität ist untermauert mit tech- bestimmt hat», erklärt Fäsi. Mehr wolle Schulbub habe ich gerne gezeichnet Künstler dem Dorf-Blitz. Roland Fäsi nischem Knowhow für Materie und er zu seiner Krankheit und den damit und gestaltet», erinnert er sich. Als er das Machbare.

Schon als Schulbub gerne gezeichnet

Roland Fäsi und seine Gattin Edith haben auf ihrem mittlerweile 30-jäh- rigen gemeinsamen Lebensweg schon unzählige Hochs und Tiefs – verbunden mit Zeiten des Bangens und Hoffens – erlebt. Ohne Hilfe der modernen Medizin, die rücksichts- volle Unterstützung durch seine Ehefrau und von Freunden, sowie vor allem ein ’kontinuierliches sich im- mer wieder Aufrappeln’, wäre der in Dietlikon aufgewachsene Maschinen- bauingenieur nicht mehr am Leben. Zwei Nierentransplantationen sowie rund zwei Dutzend Operationen hat er überlebt, regelmässige Spitalauf- enthalte zwecks Dialyse (Blutwä- sche), wegen Kopfschmerzen und Muskelkrämpfen muss er seit seinem 25. Lebensjahr akzeptieren.

Vollendete Formgebung: Der «Ich bin eine Kämpfernatur und zweiteilige Bronzeguss «Genesis». habe gelernt, meine Krankheit sowie Der Künstler bearbeitet die Skulptur «Maria» aus Zwetschgenbaumholz. Dorf-Blitz 4/2006 Brütten 37 die Primarschule besuchte, organi- nach der Volksschule mit dem Besuch sierte der Kanton einen Wettbewerb der Metallarbeiterschule Winterthur für eine Plakatgestaltung im Kampf (MSW) und einem Studium zum Ma- gegen die Zahnkaries. Roland Fäsi kam schinenbauingenieur. Im Auftrag in die engere Auswahl und ergatterte seines späteren Arbeitgebers entwi- in der nachfolgend gesamtschweizeri- ckelte der fantasiereiche Tüftler unter schen Ausschreibung mit seiner grafi- anderem Patente sowie Grundkon- schen Gestaltung den dritten Platz. struktionen mit ansprechendem In- dustriedesign. Bereits zu jener Zeit Giessen, schleifen, wandte er sich in seiner Freizeit der schweissen und hobeln Schaffung von Skulpturen – oder auch kleinen geformten Gegenstän- Sein technisches und grafisches den aus allen möglichen Materialien Talent untermauerte Roland Fäsi – zu. «Meine Ideen entstehen im Hin-

«Romanische Kirche» aus 2,4 Tonnen Bollinger Sandstein.

terkopf und ’reifen’ da, manchmal neu plane und realisiere. Von alten über Jahre hinweg, still vor sich hin. Handwerkstechniken ist Roland Fäsi Oft zeichne ich dann diese Vorstellun- total fasziniert: In seinem hauseigenen gen auf Papier, ich mache mir Überle- Atelier gipst, giesst, schleift, schweisst, gungen zur Materialwahl und stelle schnitzt und hobelt der Brüttemer für die Bearbeitung entsprechende Künstler nicht selten bis spät in die Berechnungen her. Ich erteile mir Nacht hinein, oft an mehreren Objek- damit sozusagen selber einen Auf- ten parallel. Es entstehen geometrisch trag und will damit herausfinden und genau berechnete Figuren, unendlich mir beweisen, dass die Idee auch liebevoll in sich selbst verfliessende handwerklich sowie technisch um- Formen und faszinierende Gebilde, setzbar ist», erklärt Fäsi. welchen Fäsi jeweils einen Namen gibt, deren Herkunft er einem interes- Während den jeweils endlosen Dialy- sierten Betrachter gerne erklärt – oder sestunden habe er Zeit genug, in sei- die Interpretation auch dessen eigener nem Kopf die Skulpturen via Vorstel- Fantasie überlässt. Die Werke von Ro- lungsvermögen entstehen zu lassen, land Fäsi sind nicht käuflich. Beteiligt meint Fäsi in humorvoll gefärbter Iro- er sich an einer Ausstellung, werden nie. Er träume dann oft von riesigen die Besucher gebeten, einen Obolus für Projekten, welche er dann später – eine karitative Organisation gegen die wenn die Gesundheit dies erlaube – in Ausgrenzung behinderter und kran- verkleinerter Dimension umzeichne, ker Menschen zu spenden. Ⅲ Beeindruckende Symbiose: Der Bronzeguss «Leben». 30 Bassersdorf Dorf-Blitz 4/2006

Wahlen vom 21. Mai – Kampf um den Einzug in den Gemeinderat Acht Personen wollen die sieben Sitze

Zuerst hat es so ausgesehen, als sei war. Brigitte Bauhofer, die mit der SP den Bisherigen Ruth Bösch-Weg- Blitz stellt die drei neu Kandieren- es eine klare Sache. Zwei der amtie- sympathisiert, meldete sich für den mann (FDP), Markus Grob (SVP), den vor. Urs Wegmann renden Gemeinderäte in Bassersdorf zweiten frei werdenden Sitz. Doris Meier-Kobler (parteilos), treten zurück. Es sind dies Karin Bruno Muff (parteilos) und Franz Müller-Wettstein (SVP) und Kuno Le- Aber plötzlich war in der Nach- Zemp (FDP) sind es jetzt also acht Brigitte Bauhofer dergerber (FDP). In der regulären frist noch ein dritter Kandidat zur Personen, die für die sieben Sitze im Frist meldeten sich prompt zwei Kan- Stelle. Der parteilose Rolf Zemp Gemeinderat kandidieren. Sollte es Beruf: kaufm. Angestellte/Familien- didierende. Die SVP will ihren Sitz sorgt mit seiner Kandidatur dafür, am 21. Mai nicht zu einer Entschei- frau mit Mario Peverelli verteidigen, der dass nun am 21. Mai doch noch eine dung kommen, findet am 2. Juli der Partei: SP-Sympathisantin bis anhin Mitglied der Schulpflege echte Auswahl zur Wahl steht. Mit zweite Wahlgang statt. Der Dorf- Jahrgang: 1963 Zivilstand/Familie: verheiratet, Brigitte Bauhofer Mario Peverelli Rolf Zemp 2 schulpflichtige Kinder Politische Erfahrung: unbelastet und bereit, an der Aufgabe zu wach- sen Hobbys: Zeitung lesen, Garten, Kanditat/in Spiele und Rätsel, malen, basteln

Mario Peverelli

Beruf: Kaufm. Angestellter In Bassersdorf sind grosse Weil ich weiterhin Verant- Ich bin in Bassersdorf aufge- Partei: SVP Veränderungen im Gang, die wortung übernehmen und wachsen, habe die ganzen Ent- Jahrgang: 1969 verarbeitet werden müssen. aktiv in der Gestaltung der wicklungen und das Wachs- Zivilstand/Familie: verheiratet, Ausgewogene, gute Lösun- Gemeinde mitwirken will. tum der Gemeinde miterlebt. 2 Kinder (8- und 10-jährig) gen zu finden bedarf der Mit- Und weil ich die vierjährige Durch mein mehrjähriges En- Politische Erfahrung: Mitglied der Warum arbeit aller politischen Erfahrung aus der bisheri- gagement als Vereinspräsident Schulpflege 2002/06: Leiter Ressort kandidieren Kräfte. Ich stelle gerne mein gen Behördentätigkeit ein- und das Mitgestalten diverser Finanzen und Stv. Leiter Liegen- Sie für den Engagement, meine Vorstel- bringen und weiterführen Koordinationssitzungen mit schaften- und Betriebskommission, Gemeinderat? lungen, Kreativität und Zeit möchte. Vieles ist angefan- den Vereinen und Behörden Einsitz in Raum- und Planungskom- zur Verfügung, um Möglich- gen und muss umgesetzt habe ich Vielfalt und Möglich- mission und Arbeitsgruppe Schul- keiten zu finden und umzu- und begleitet werden. keiten entdeckt, als Gemeinde- raumplanung. setzen. rat aktiv zum Wohl der Dorfbe- völkerung beizutragen. Zusammen mit Vertretern des Ge- meinderates (im Zusammenhang Als Gemeinderätin würde ich Vieles würde ich so lassen Es ist nicht wichtig, dass wir mit Einheitsgemeinde): Arbeits- versuchen, die Wohn- und Le- und weiterführen. Ändern unbedingt immer etwas än- gruppe Einheitsgemeinde, Arbeits- bensqualität in Bassersdorf zu würde ich das grosse Ver- dern, aber man muss sich ab gruppe Finanzen- und Liegenschaf- erhalten oder zu verbessern; kehrsaufkommen, die K10-Au- und zu den Gegebenheiten ten, Arbeitsgruppe Entschädigungs- das heisst, die Beeinträchti- tobahn vollumfänglich unter- anpassen. Ein Ziel wäre, Was würden Sie verordnung. in Bassersdorf gung durch den zunehmenden irdisch führen und nicht noch- dass sich Gewerbe, Vereine Verkehr mindern, Grünflächen mals soviel bauen wie schon und Jugend ein Stück näher ändern, wenn Hobbys: Familie, Musik, Golfen, erhalten, ein attraktives Dorf- gebaut wurde in den letzten kommen um somit die Le- Sie könnten? Wein, Fischen zentrum gestalten, uns die for- Jahren. Es muss etwas Ruhe bensqualität zu erhöhen und cierten Ostanflüge ersparen einkehren und die Infrastruk- den Standort Bassersdorf und fortschrittliche Unterneh- tur sinnvoll den neuen Gege- noch attraktiver zu machen. men nach Bassersdorf locken. benheiten angepasst werden. Rolf Zemp

Sehr viel. Wir wohnen seit rund Viel! Meine Familie und ich Heimat und Lebensqualität. Beruf: Veranstaltungstechniker zehn Jahren in Baltenswil. Hier sind hier zu Hause. Genauso Partei: parteilos fühlt sich die ganze Familie zu wie schon zum Teil meine El- Jahrgang: 1966 Was Hause, es ist unser Wohn- und tern und Grosseltern. Ich Zivilstand/Familie: ledig bedeutet Lebensraum geworden. Basser- schätze das aktive Dorfleben, Politische Erfahrung: Zusammen- Ihnen dorf ist zentral gelegen, hat ei- die vielfältigen Vereins- und arbeit mit den Behörden als Vereins- Bassersdorf? nen attraktiven Steuerfuss und Sportmöglichkeiten, die gute präsident, diverse OK-Mandate. trotz Wachstum noch viele Lage und auch, dass man Hobbys: Mein Beruf, unsere Band Grün- und Erholungszonen – sich auf der Strasse noch «Western Runway», die Fasnacht. dies soll so bleiben. kennt und grüsst. Eine neue Vollkostenrechnung führt zu teilweise hohen Mehrkosten für Vereine «Wir haben zu wenig informiert.»

Rückwirkend auf den 1. Januar wurde, andererseits. Ein aus ver- 2006 hat die Sport- und Freizeit- schiedenen Perspektiven ungünsti- anlage Bassersdorf «bxa» im März ger Zeitpunkt also. Trotzdem ist es die Vereinspreise angepasst. Von verständlich, dass Wittmann im Vor- der neuen Vollkostenrechnung feld keine Schätzungen über die verspricht sich Roland Wittmann, Höhe der neuen Gebühren abgeben Geschäftsführer der «bxa», mehr mochte. «Wir wollten im Vorfeld Transparenz und Gerechtigkeit. keine Gerüchte in die Welt setzen, Bezahlen einige der rund 20 Ver- indem wir die Vereine über allfällige eine weniger als bisher, so sind Tendenzen informierten», erläutert die Kosten für andere teilweise Wittmann. In einer Zeit, wo zahlrei- massiv angestiegen. che Vereine von Mitgliederschwund und abnehmender Bereitschaft für von Cyrill Hauser Freiwilligenarbeit bedroht sind, kön- nen gestiegene Fixkosten jedoch das Im Dezember letzten Jahres beschloss Budget und damit auch die Existenz der Bassersdorfer Gemeinderat, dass schnell einmal gefährden. die Sport- und Freizeitanlage einen Es bleibt die Frage, wie und ob der FC Bassersdorf die Mehrkosten tragen Mietbeitrag von rund 270‘000 Fran- Erstaunt über kann. (ch) ken pro Jahr zu entrichten habe. Ba- den hohen Betrag sierend auf diesem Entscheid arbei- nung wissen wir nun auch genau, wie lem transparente Lösung für alle Be- tete der Geschäftsführer der «bxa», Der FC Bassersdorf zum Beispiel sich der Preis zusammensetzt.» teiligten gefunden zu haben. «Die Roland Wittmann, in Zusammenar- zahlt neu mehr als doppelt so viel wie Vereine bezahlen 30 Franken pro ge- beit mit der Gemeinde und einer ex- im letzten Jahr: Die Kosten steigen von Eine transparente Lösung nutzten Quadratmeter und Jahr. Re- ternen Unternehmung eine neue 95 000 auf 195 000 Franken an. Eine staurant und Fitnesscenter berappen Vollkostenrechnung aus. Gemäss so drastische Teuerung kam auch für Aufgrund welcher Kriterien wurden das Fünffache und entlasten somit die Wittmann wurden die grösseren Ver- Bruno Früh, Präsident des FCB, über- die neuen Preise festgesetzt? Witt- Vereine.» Er sei sich jedoch bewusst, eine bereits im Vorfeld über einen raschend. «Wir haben zwar von einem mann erklärt, dass neben Belegungs- dass es sich gerade auch beim FCB um möglichen Preisanstieg in Kenntnis Anstieg gewusst. Als wir den Betrag zeit und Quadratmeterpreis erstmals eine saftige Erhöhung handle. gesetzt. «Ich bin mir aber bewusst, aber kurz vor unserer GV kommuni- auch die Aufwendungen der Platz- dass wir – vor allem auch kleinere ziert bekamen, waren wir schon stark warte transparent gemacht und damit Die im Jahr 2004 privatisierte Vereine – zu wenig informiert ha- erstaunt.» Zu klären sei nun, ob und auch individuell verrechnet werden. Sport- und Freizeitanlage «bxa» muss ben.» wie der Fussballclub die Mehrkosten Gemäss den Rapportbüchern bean- ihre Kosten selbst tragen. So hat es überhaupt tragen könne. Früh will spruche der FCB beispielsweise mehr der Gemeinderat beschlossen. Die Ungünstiger Zeitpunkt sich daher so bald wie möglich mit der Platzwartdienste als der Tennisclub. neue Vollkostenrechnung ist gemäss Gemeinde an einen Tisch setzen. Ein Bisher seien die Kosten nicht detail- Wittmann aber auch noch aus einem Mitte März schliesslich lag die Vergleich: Im Gegensatz zum FCB liert erfasst worden, was dazu geführt weiteren Grund unumgänglich gewe- definitive Rechnung vor, worauf ein bezahlt der Tennisclub Airport Bas- habe, dass einzelne Vereine die ande- sen: Neben Vereinen aus dem Dorf Treffen mit den grössten Vereinen sersdorf (TCAB) rund acht Prozent ren indirekt unterstützten. Hinzu nützen auch auswärtige Gemein- stattfand. Das Problem: Höhere Kos- weniger als im Vorjahr. Hier ist es komme auch, dass die Sport- und Frei- schaften die «bxa». «Wir wollen nicht, ten für einige Vereine einerseits, verständlich, dass Vereinspräsident zeitanlage erstmals auch eine Miete an dass extern ansässige Nutzer von den bereits abgehaltene Generalver- Jean-Pierre Porlezza sich über die um die Gemeinde Bassersdorf abliefern von der Gemeinde Bassersdorf sub- sammlungen, bei denen auch das 20 000 Franken geringeren Kosten müsse. Der «bxa»-Geschäftsführer ist ventionierten Gebühren profitieren», jährliche Budget verabschiedet freut. «Mit der neuen Vollkostenrech- aber überzeugt, eine faire und vor al- argumentiert er. Ⅲ Der fröhliche Melonen-Teddy bringt vielen Glück Gemeinde mit Herz

Der Teddy bleibt im Dorf, sehr zur Ressortvorsteherin Gesellschaft und Freude der Bevölkerung. Aber er Kultur, im Beisein von Kultur-Sekre- wirkt weit über das Dorf hinaus, tärin Sabine Kraft und des Kommissi- er bringt Glück zu denen, die ihn onsmitgliedes Anita Grimm, der Ver- nicht kennen und ihn vielleicht treterin der Théodora-Stiftung, auch nie sehen werden. Christine Koehli, einen symbolischen Check über die 2600 Franken. Die von Christa Stahel Théodora-Stiftung will das Geld ver- wenden für besondere Aktionen in «Geboren» wurde der Teddy mit der den Spitälern in der Region. roten Blume und der neckischen klei- nen Melone im «Teddy-Summer» Wer ist die letzten Jahres und stand zur allgemei- «Théodora-Stiftung»? nen Freude lange Zeit auf dem Bas- sersdorfer Kreisel. Von dort «wan- Die Théodora-Stiftung ist aus per- derte» er für ein paar Wochen zum sönlicher Betroffenheit der Brüder Altersheim Breiti und dann auf den André und Jan Poulie entstanden. Den Karl-Hügin-Platz. Zur Zeit steht er Namen trägt sie nach deren Mutter beinahe symbolisch neben dem Opti- Théodora. Seit ihrem Anfang 1993 hat kergeschäft, wo er zufrieden in die sie ihre Tätigkeit auch ins Ausland Sonne blinzelt. ausgeweitet. Ihr Ziel ist, kranken Kin- dern in Spitälern so oft wie möglich ein Grosse Karriere Lachen und etwas Glück in schwieri- gen Situationen zu bringen. Mehr als Auch er schaut optimistisch ins Licht. (cs) Ende Januar wurde der offenbar be- 126 «Traumdoktoren» beglücken jähr- gehrte Bassersdorfer anlässlich des lich über 200‘000 keine Patienten. gesund werden und oft sogar ster- beschreibt ihn wie folgt: «Der Clown hat bxa-Sport-Balls versteigert. Debbi Sto- ben. gelernt zu scheitern. Gewinnen und cker (ehemals Rütli Pub) hat ihn für Die «Traumdoktoren» Verlieren sind Spiele, die er ganz wagen 2600 Franken erworben und will ihn Wer ist der Clown? kann, denn er hat Gewinnen und Verlie- zukünftig an verschiedenen Orten im Die «Traumdoktoren» sind keine ren überwunden. Gelassen trägt er sein Dorf aufstellen. Das hätten er selbst Mediziner, sondern Clowns, speziell Der Clown wird in der irischen Bündelchen. Man sieht ihm an, was er und die Bassersdorfer sich wohl nie ausgebildete Künstler, die einen ei- Mythologie erstmals erwähnt. Er ist verbergen will. Er verwickelt sich bis ins träumen lassen! gens für diesen Zweck erstellten (auf den ersten Blick nur) der Aussen- Fiasko. Er flieht nicht. So kann alles zum »Lehrgang» durchlaufen. «Was hat ein seiter und Tollpatsch und soll Men- Problem werden. Die Lösung ist unaus- Noch mehr Freude Clown in einem Spital verloren?», schen zum Lachen bringen. Vor allem weichlich. Der Clown ist unschlagbar …» mag nun die erste Frage sein. Nichts ist er im Zirkus zu sehen, aber immer «Geteilte Freude ist doppelte hat er dort verloren, sondern er öfter auch in ernster Umgebung wie Kinder wissen das nicht, aber sie Freude», besagt das Sprichwort. Die bringt, er bringt Kinderlachen und zum Beispiel in einem Kinderspital. spüren intuitiv den Sinn hinter dem Freude bei der Gemeinde war gross. eine kurze Zeit Glück zu den kranken Doch der Clown ist kein Hanswurst. «Lustigen». Das gibt ihnen Kraft, sich Aber sie behalten sie nicht für sich, Kindern zurück, die zum Teil lange in Karl Metzler, Pantomime, Schauspielleh- mit ihrer eigenen Situation auseinan- sondern geben sie weiter. Am 4. April der pädi atrischen Abteilung liegen rer, Regisseur und Lehrer für Initiati- derzusetzen. Und wenn sie dabei noch übergab Doris Meier, Bassersdorfer müssen, von denen viele nie mehr sches Gebärdenspiel in Freiburg i.B., lachen können, umso schöner. Ⅲ Dorf-Blitz 4/2006 Sport 13

Mentale Stärke war gefragt Ein verregneter Zürich Marathon

Trotz widriger Wetterverhältnisse sind viele der am Zürich Mara- thon gestarteten Läufer innerhalb der Zeitlimite von fünf Stunden ins Ziel gekommen. von Sandra Nonella

Der Himmel ist grau und verhangen. Regen peitscht gegen das Fenster im S-Bahnwagen. Es ist kurz vor acht Uhr morgens, an diesem zweiten Sonntag im April. Es ist die vierte Austragung des Zürich Marathons, und zum ersten Mal hat Petrus Regen geschickt. Der Zug ist bis auf den letzten Platz besetzt. Auch in den Gängen stehen die Läufer und ihre Begleiter mit Gepäck und teilweise samt Kinderwagen dicht ge- drängt nebeneinander. Die Stimmung ist ruhig, aber keineswegs bedrückt, wie das schlechte Wetter vermuten Grosse Anstrengung im Regen. (sn) liesse. Da und dort ist leises Fluchen über das «Hudelwetter» hörbar. Die sind mit sich selbst beschäftigt oder rerseits den Zuschauern an der Weg- melnd, mit zufriedenem Gesichts- Optimisten unter ihnen vermögen we- plaudern mit dem Nachbarn und set- strecke zuwinken und jubeln. Auf ausdruck, die Beine etwas steif und nigstens die optimalen Temperaturen zen dabei mechanisch einen Fuss vor dem letzten Kilometer spielen sich den weissen Zürich Marathon-Plas- hervorzuheben, die Höchstleistungen den anderen. Die Zuschauer unter- dramatische Szenen ab: Da wird das tiksack in der Hand, staksen, schlur- ermöglichen werden. Am Bahnhof stützen das vorüberziehende Feld mit letzte aus dem Körper herausgeholt. fen und hinken die glücklichen «Fini- Wollishofen, gleich neben dem Startge- lautem Klatschen und Rufen. Beson- Ein finales Aufbäumen, eine Mobili- sher» im Zielgelände umher. Die lände der Landiwiese, steigen alle aus. ders dankbar zeigen sich die Läufer, sation der längst verloren geglaubten Eindrücke der vergangenen Stunden Noch hüpfen sie behände die wenigen die mit Namen angefeuert werden. Kräfte, und das alles nur, um den werden ausgetauscht oder im Stillen Treppenstufen zur Unterführung hin- Ein Lächeln huscht über ihre Gesich- Läufer, der wenige Meter Vorsprung verarbeitet. Viele sind arg unter- unter. In wenigen Stunden wird sich ter, und manchmal schwingen sie gar hat, noch zu überholen. Und einige kühlt und schlottern. Sie suchen hier ein anderes Bild zeigen. Viele ver- den Arm dankend in die Luft. Erst- denken trotz des sich in greifbarer Unterschlupf im Festzelt auf der suchen, sich vor dem Lauf noch etwas mals befindet sich dieses Jahr der Nähe befindenden Ziels über das Auf- Landiwiese, wo reger Betrieb trocken zu halten. «Heinz, hier lang, Vorname der Teilnehmer auf der geben nach. «Ich kann nicht mehr», herrscht. Alle sind froh, im Ziel zu schau, da können wir noch etwas unter- Startnummer. japst ein noch sehr junger Läufer im sein, und stolz darauf, dieses er- stehen, bevor es losgeht». «Lass nur, ich durchnässten, am Körper klebenden, reicht zu haben. «Es ist so ein gutes werde ohnehin bald bis auf die Unter- Zurück in der Stadt schwarzen Baumwoll-Shirt mit dem Gefühl», hört man aus aller Munde. hose durchnässt sein», wehrt eine ath- Aufdruck «win or die». Spricht es und Schon scheinen alle Strapazen ver- letisch gebaute Läuferin ihre Begleit- Nach rund 25 Kilometern erreichen bleibt stehen. Nur mit grosser Mühe gessen. Und als der Speaker auf der person ab, die fürsorglich einen aufge- die Läufer wieder das Stadtgebiet. wird er sich ins Ziel schleppen. Bühne verkündet, dass man sich schnittenen Plastiksack um deren Nun geht es in zahlreichen Schlaufen schon am folgenden Tag für den Schultern zu spannen versucht. Zehn durch die Zürcher Innenstadt. Es gibt Im Ziel nächsten Zürich Marathon anmelden Minuten vor dem Startschuss reihen jetzt immer mehr leidende Gesichter. könne, geht ein lautes Jubeln durch sich die Läufer ein. Es wird ein Lauf Einige weinen vor Anstrengung oder Die Medaille am weiss-blau ge- das Festzelt. Eines ist sicher: Laufen werden, der mental viel abverlangt. Schmerzen. Immer wieder lehnen streiften Band um den Hals bau- macht Spass! Ⅲ sich Läufer an eine Hauswand, ge- Dem See entlang plagt von starken Muskelkrämpfen. Aber dann gibt es auch die anderen. Auf der Höhe von Feldmeilen, etwa Die Spitze beispielsweise, die zu die- bei Kilometer 13, regnet es immer sem Zeitpunkt bereits frisch geduscht noch in Strömen, und so wird es bis den Heimweg antritt, oder diejeni- zum Zieleinlauf bleiben. Die Beine gen, für die der Marathon bloss ein einiger Läufer sind schon jetzt stark Training im Hinblick auf ein ambitio- gerötet. Es besteht die grosse Gefahr nierteres Ziel darstellt und deren einer möglichen Unterkühlung. Das Laufstil noch immer locker ist. Oder miese Wetter scheint aber nur weni- jene, die trotz aller Strapazen ihren gen Läufern etwas auszumachen. Sie Humor nicht verloren haben und ih- 4 Monatsinterview Dorf-Blitz 4/2006

Ruth Bleikers Bücherecke bleibt auch in der neuen Wertstoffsammelstelle bestehen Ein Herz für Bücher

Seit vielen Jahren gibt es in der Wertstoffsammelstelle in Bassers- dorf eine Bücherecke, die bei den Dorfbewohnern sehr beliebt ist. Wie viel ehrenamtliche Arbeit hinter dieser Institution steckt und wer die Person ist, die ihr ganzes Herzblut dafür aufwendet, wissen jedoch längst nicht alle. Der Dorf-Blitz hat mit Ruth Bleiker über ihre Tätigkeit gesprochen. von von Patrizia Legnini

Ruth Bleiker, aus welchem Grund haben Sie vor 15 Jahren damit be- gonnen, in der Sammelstelle eine Bücherecke einzurichten? Mir fielen zu jener Zeit zunächst einmal die vielen Textilien auf, die von den Bassersdorfern dort ent- sorgt wurden, obwohl sie in meinen Augen teuer und wertvoll waren. Bei diesem Anblick musste ich ständig daran denken, dass es in anderen Ländern Leute gibt, die frieren. Des- halb fing ich irgendwann an, die Eine Büchernärrin in der eigenen Bücherecke: «Zu Hause habe ich jede Menge Lexiken und Nachschlagewerke.» weggeworfenen Kleider zu sammeln, (Fotos: Patrizia Legnini) zu sortieren und in Säcke abzufül- len, die ich einem Bekannten nach regelmässig auf, wenn ich etwas wis- herausfallen. Wenn das Buch ein- Was sind das für Leute, mit de- Russland mitgab. Irgendwann be- sen möchte. wandfrei ist, ordne ich es ins Gestell nen Sie in der Bücherecke zu tun gann ich mich auch für die Bücher zu ein, das in verschiedene Kategorien haben? interessieren, denen es wie den Klei- Haben Sie ein Lieblingsbuch aufgeteilt ist. Wenn das Buch schlecht Ganz verschiedene! Jene Leute, die dern erging. Mit der Zeit wurden die oder einen Lieblingsautor? erhalten ist, werden die Seiten vom Bücher in die Sammelstelle bringen, Stapel immer grösser, und bald fi- Nicht direkt. Die Romane müssen Umschlag getrennt und alles ent- stehen häufig vor einem Umzug und nanzierte mir die Gemeinde einige aber einen geschichtlichen Hinter- sorgt. wollen ihre Regale lichten. Manchmal Büchergestelle, die im Landheim grund haben, wie zum Beispiel das bringen sie sogar funkelnagelneue angefertigt wurden. Buch «Die Päpstin» (Roman von «Es geht mir weniger Bücher, die noch in einer Plastikhülle Donna Woolfolk Cross). Solche Litera- stecken. Unter denjenigen, die Bü- Welchen Bezug haben Sie per- tur fasziniert mich sehr. um den finanziellen cher holen, sind Alte, Junge und auch sönlich zu Büchern? Zustupf als um das viele Kinder. Und so sind natürlich Einen sehr engen: Ich liebe Bücher! Woraus besteht Ihre Arbeit in kos mische Prinzip des auch die Geschmäcker verschieden. Sie sind ein Spiegel der Kultur und der Sammelstelle genau, und wie Die einen mögen Krimis, die anderen vermitteln mir das Wissen, das ich mir viele Stunden investieren Sie in Gebens und Nehmens.» Romane, einige suchen nach Reisebe- in jungen Jahren gerne angeeignet diese? richten, wieder andere nach Kunst- hätte, dazu aber nicht die Möglichkeit Bei Normalbetrieb arbeite ich etwa Wird Ihre Tätigkeit von der Ge- führern. Aber auch die Fachliteratur, hatte. Zu Hause habe ich jede Menge zehn Stunden pro Woche. Alle Bü- meinde finanziell entschädigt? die Kochbücher und Bücher zum Lexiken und Nachschlagewerke über Nein. Aber ich habe eine kleine Thema Lebenshilfe sind sehr beliebt. Bäume, Pflanzen und Tiere, aber auch «Bei Normalbetrieb Kasse aufgestellt, die schon mehr- Ein Mann, der immer wieder kommt, zahlreiche Wörterbücher und esoteri- arbeite ich etwa zehn mals aufgebrochen wurde. Gelegent- sammelt zum Beispiel ausschliess- sche Literatur. Viele dieser Bücher lich erinnere ich die Leute, die sich lich antiquarische Bücher – nur für Stunden pro Woche.» aus der Bücherecke bedienen, daran, sich selbst, wie er sagt. Manchmal, «Ich liebe Bücher! Sie dass es diese Kasse gibt. Dabei geht wenn ich ein wenig skeptisch bin, sind ein Spiegel der cher, die in die Bücherecke gebracht es mir viel weniger um den finanziel- frage ich die Leute aber auch, wofür werden, schaue ich mir zuerst genau len Zustupf als um das kosmische sie die Bücher brauchen, die sie ho- Kultur.» an; ich prüfe, ob sie Kaffee- oder Tee- Prinzip des Gebens und Nehmens. len. Es gibt auch Personen, die Bü- flecken haben, ob der Text Kritzeleien Ich sorge ja immerhin dafür, dass in cher holen und sie drei Wochen spä- habe ich ebenfalls von der Bücher- und Hervorhebungen aufweist, ob der der Bücherecke alles rund läuft, dass ter, wenn sie gelesen sind, wieder ecke. Und noch heute schlage ich sie Einband noch schön ist oder ob Seiten Ordnung herrscht. zurück bringen. Dorf-Blitz 4/2006 Monatsinterview 5

Wie viele Bücher werden wö- Altersheim wohnt und solche Litera- irgendwann mit dieser Arbeit aufhö- meinem Pult versteckt. Als ich sie chentlich zu Ihnen gebracht? tur liest. Wenn ich sie auf der Strasse ren möchte. Darauf hagelte es meist ihm geben wollte, waren sie geklaut. Das ist ganz unterschiedlich. Vor Proteste. Gewisse Leute sind auch Solche Sachen beschäftigen mich. den Zügelterminen kommen immer «Bücher mit pornogra- schon auf die Gemeinde gegangen sehr viele neue Bücher dazu. Oder phischem Inhalt, Hitlers und haben dort ihre Sympathie für Wird es an der neuen Wertstoff- auch, wenn es einen Nachlass gab. ‘Mein Kampf’ und die Bücherecke bekundet. sammelstelle im «Ufmatten», die Weil ich die Bücher, die niemand nach im Juni eröffnet wird, wieder eine Hause nehmen will, nach etwa zwei Scientology-Bücher Hatten Sie in der Bücherecke Bücherecke geben? Monaten wieder aus der Bücherecke wandern direkt in die schon aussergewöhnliche Erleb- Ja, ich werde sie zügeln, aber ir- entferne, wechselt der Bestand stän- Kehrichtverbrennung.» nisse, die Sie nicht vergessen? gendwann suche ich mir wahrschein- dig. Einige schon, ja. Zum Beispiel lich einen Nachfolger. Anscheinend antreffe, schaut sie denn auch immer stürmte einmal ein Mann kurz vor hat die Gemeinde für mich am neuen Gibt es Bücher, die es nicht recht bekümmert aus. Wahrschein- Torschluss in die Bücherecke und Ort einen Raum vorgesehen. Als ich schaffen, ins Sortiment der Bücher- lich täte es dieser Frau gut, wenn sie stöberte herum. Kurze Zeit später er- das auf einem Grundrissplan sah, bin ecke aufgenommen zu werden? sich mit anderer Lektüre beschäf- blickte ich auf meinem Stuhl zwei ich fast vom Stuhl gefallen. Vielleicht Ja, Bücher mit pornographischem tigte. Bücher, hob sie auf und fragte rings- ist diese neue Bücherstube sogar ge- Inhalt, Hitlers «Mein Kampf» und herum, ob die jemandem gehörten. heizt. Eine Tür, die abgeschlossen Scientology-Bücher wandern direkt Bekommen Sie Feedbacks auf Der Mann reagierte daraufhin aggres- werden kann, hat sie jedenfalls. Ⅲ in die Kehrichtverbrennung. Auch Ihre Arbeit? siv, er rastete fast aus. Ein anderes Kriegsbücher allgemein mag ich Ja, sehr viele. In Gesprächen habe Mal habe ich für einen Mann Bücher nicht. Ich kenne eine alte Frau, die im ich auch schon angedeutet, dass ich über Sizilien gesammelt und unter

Die Welt der verstossenen Bücher

Die zwei Rotweinflaschen liegen in Gefangene der Wüste». Vielleicht redaktors». Mein Herz beginnt tat- Scherben im Bauch des blauen Con- nicht das beste Werk des Erfolgsau- sächlich etwas schneller zu schla- tainers. Die Pizzakartons habe ich tors, der zu Lebzeiten 155 Romane gen. Eckinger, umtriebiger Redaktor über den hohen Rand in eine andere veröffentlicht hat. Ich nehme es bei der Akeret AG, hat das Büchlein Mulde gewirbelt. Nun kommt der heraus. Es ist etwas zerfleddert. Ei- 1948 im Eigenverlag in Bassersdorf schönste Teil eines jeden Besuchs nige Seiten sind fleckig. Ich könnte gedruckt. Es ist ein Zeitdokument in der Wertstoffsammelstelle in wetten, es lag einst in Händen, die über unser Dorf. Es erzählt von Bassersdorf. Ich tauche ein in die mit Sonnencrème bestrichen waren. Kriegswirren und Katastrophen, Bücher ecke. Die Augen des Lesers – oder eher aber auch von Festen und der Fas- Ruth Bleiker wohnt mit ihrem einer Leserin? – hoben sich wahr- nacht. Ich öffne es andächtig. Sein Mann seit 1986 in Bassersdorf. Sie Schrecklich der Gedanke, dass je- scheinlich immer wieder über den Eintrag vom 9. September 1938: wurde 1931 auf Sumatra (Indone- mand sich von einem Buch trennen Buchrand und blickten aufs Meer. sien) geboren und reiste mit 15 kann, ob gelesen oder nicht. Wer ein Keine Lektüre für mich, ich stelle es «Gibt es Krieg? Jahren zusammen mit ihrer Fami- Buch in die Sammelstelle bringt, zurück. Die Frage martert viele Hirne, lie in die Schweiz. Nach der Be- muss damit rechnen, dass es eines man liest es fast auf jeder Stirne: zirksschule in Brugg studierte sie Tages im Schlund der Kehrichtver- Carla von Branca. «Tschamut». Gibt es wohl Krieg? an der Kunstgewerbeschule in brennung landet. Hier, in der Wert- Das Buch erzählt die Geschichte des Zürich. Ihren Wunsch, wissen- stoffsammelstelle, wird jedem Band Dorfes, das zuhinterst in der Sur- Man legt verängstigt sich zur Ruhe, schaftliche Zeichnerin zu werden, wenigstens noch eine Gnadenfrist selva liegt. Die Autorin beschreibt schlüpft bange morgens in die Schuhe musste sie aufgeben, weil sie bald gewährt. Die Bücherecke ist die ihre eigene Begegnung mit der wun- und denkt an Krieg.» mithelfen musste, die Familie fi- zweite Chance für Druckerzeug- derbaren Abgeschiedenheit. Sogar nanziell über Wasser zu halten. nisse. Hier stehen sie, sauber geord- der Papierumschlag ist noch erhal- Fast schaudert mich. Wir wissen, Deshalb entschied sie sich für eine net. Bildbände und Romane, Litera- ten. Auf der ersten Seite eine Wid- wie die Geschichte weiterging. Ich Lehre als Medizinlaborantin in der tur und Schund, in ihrem Schicksal mung in der zittrigen Schrift eines will nicht gierig sein und be- medizinischen Polyklinik in Zü- verbunden, dass sie in einem Haus- alten Menschen für den «lieben schliesse, meinen Aufenthalt in der rich. Später arbeitete sie in der halt überflüssig geworden sind. Ich Manfred». War dieser Manfred auch Welt der verstossenen Bücher zu Kantonsapotheke für das rote werde stets ganz andächtig, wenn in Tschamut? beenden. Eckinger und von Branca Kreuz, bei der Eidgenössischen ich mich zwischen die Gestelle lasse ich nicht gerne zurück, son- Materialprüfungs- und For- schiebe, mehr noch als in einer Ich tauche tiefer in die Bücher- dern packe sie in meinen nun leeren schungsanstalt (EMPA) sowie Buchhandlung oder einer Biblio- ecke, während draussen Umwelt- Migros-Sack. Ich werfe die Münzen, beim Gewässerschutz. Im Jahr thek. Dies sind die verstossenen und Sparbewusste Konservendosen, die ich im Portemonnaie habe, in das 1962 heiratete sie ihren Mann Bücher der Gesellschaft, nicht nur Altpapier und Aluminium trennen. Kässeli. Mit zwei Pizzakartons und Willi; die beiden bekamen 1969 gefüllt mit Geschichten. Diese Bü- Fast versteckt, ja verschämt, weil er zwei leeren Flaschen weniger, dafür einen Sohn. Als Hobbies nennt cher haben sogar selber welche er- nicht mit der Optik moderner Bü- mit zwei gedruckten Schätzen rei- Ruth Bleiker Lesen, Basteln, lebt. cher mithalten kann, steht er da, cher verlasse ich die Sammelstelle. Zeichnen und Malen und die Feri- mein Fund des Tages. Hans Eckin- Bis zum nächsten Mal. enwohnung in Brigels. Bis vor Ich streiche über die staubigen ger. «Welt- und Heimatspiegel in wenigen Jahren tanzte sie ausser- Rücken. Heinz G. Konsalik. «Der Versen – Zeitungspoesie eines Land- Urs Wegmann dem Stepptanz. Nr. 4 27.04.2006

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Im Überblick Am Puls eines gefährdeten Berufsstandes «Ich liebe Bücher» Sterben unsere Hausärzte aus?

Hausarztpraxen sind in Gefahr. aus. Gegen 60 Personen begleiteten Hugentobler bringt es auf den Punkt: Die medizinischen Grundversor- ihn am 1. April zur Grossdemonstra- «Der Status der Allgemeinpraktiker ger riefen zur Demonstration. tion auf dem Bundesplatz. muss dringend verbessert werden». Nürensdorfer Patienten folgten dem Aufruf ihres Arztes und zo- Attraktivität ist gesunken Ganzheitliche Medizin Ruth Bleiker sammelt Bücher gen mit nach Bern. Niemand will – aber nicht für sich selber. In der Bassersdorfer Wertstoff- den Arzt im Dorf verlieren. Eine Immer weniger junge, ausgebil- Hausärzte sind besser als reine sammelstelle betreibt sie die durchgreifende Kur ist angesagt. dete Mediziner wollen in eine dörfli- Fachärzte und Spezialisten in der Lage, Bücherecke. Ein Besuch in der che Allgemeinpraxis ziehen. Die ihre Patienten ganzheitlich zu beurtei- Welt der verstossenen Bücher. von Olav Brunner Gründe sind vielfältig, warum sich len und zu beraten. In der Allgemein- Seite 4 Ärzte lieber in begrenzten Fachge- praxis ist der Kranke nicht nur ein de- Neue bxa-Gebühren Die Stimmung war locker, die Passa- bieten ausbilden lassen. Da ist ein- fekter Magen, Darm oder eine kaputte giere des Doppelstöckerbusses hätten mal das Sozialprestige. Die «Götter Leber, sondern ein Mensch. Es ist be- Der FC Bassersdorf muss neu sich ebenso gut auf einer «Butterfahrt» in Weiss» auf dem Lande sind nicht kannt, dass viele Krankheiten durch mehr als doppelt so viel Gebüh- befinden können. Aber es ging um mehr so angesehen wie noch vor ei- falsche Lebensführung, Stress, Famili- ren für die Benutzung der bxa- eine ernsthafte Sache. Die Hausärzte nem halben Jahrhundert. Und durch enprobleme oder ungesunde Gewohn- Anlage bezahlen wie im Vor- fürchten um den Fortbestand der medi- die neue Tarifstruktur Tarmed sind heiten ausgelöst werden. Weil während jahr. Wie ist es zu dieser Erhö- zinischen Grundversorgung und schlu- die Einkommen der Fachärzte ge- Jahren zwischen dem Hausarzt und hung gekommen? Seite 31 gen Alarm. In Nürensdorf schrieb der genüber denjenigen der Allgemein- den Patienten ein enges Vertrauens- Pfarrerwahl Arzt Walter Hugentobler seine Patien- praktiker eher gestiegen. Dabei war verhältnis entsteht, kann der Arzt bei an der Urne ten an und organisierte die Fahrt nach beabsichtigt, mit der Tarifreform die seinen Anordnungen auch das soziale Bern. Die Unterstützung blieb nicht Hausärzte besser zu stellen. Doktor Fortsetzung auf Seite 2 Pfarrer Matthias Müller Kuhn ist in Brütten umstritten; von der Kirchenpflege wird er nicht unterstützt. Der Kirchen- rat verfügte eine Freistellung; jetzt muss sich der Pfarrer im Juni einer Urnenwahl stellen.. Seite 41 Dreschschopf statt Geld

Die Oberwiler Zivilgemeinde will ihren Dreschschopf behal- ten und verzichtet damit auf eine finanzielle Entschädigung. Die Gemeinde Nürensdorf hätte sich ein anderes Ergebnis gewünscht. Seite 47

Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 15

Brütten ab Seite 34

Nürensdorf ab Seite 43 Nürensdorfer demonstrieren beim Bundeshaus. (Fotos: Olav Brunner) Spitze Feder

che Ereignisse, zugegeben, aber eines DB, in der glücklichen Lage, wissen zu tisch alles! – ist man mit dem Auto haben sie gemeinsam: Am nächsten glauben, worüber wir schreiben sollten. schneller im Glatt-Zentrum oder dem Tag sind sie allesamt vergessen. Über das, was vor unserer Haustüre Einkaufs-Quartier in Dietlikon. passiert, über das, was in Bassersdorf, Das will ich nicht beklagen. Erst der Brütten und Nürensdorf wichtig ist. Der Es ist jeder frei, zu entscheiden, wie rasche und umfassende Zugang zu welt- viel zitierte Reissack, der in China um- er leben will. Wir beim Dorf-Blitz weiten Informationen erlaubt uns eine fällt, interessiert uns nicht. Wir wollen massen uns nicht an, vorzugeben, freie Meinungsbildung, vergrössert un- wissen, was Sie bewegt, in Ihrem Verein, was für Sie richtig oder falsch ist. ser Wissen und kann Zusammenhänge im Gewerbe, in den Behörden. Aber wir haben uns entschieden, was aufzeigen. Aus der Informationsflut das für uns richtig und wichtig ist: unsere Wichtige zu wählen wird dafür immer Unsere Dörfer wachsen mit rasanter nächste Region, und damit Sie, liebe schwieriger, nicht nur für die Mediennut- Geschwindigkeit. Neue Quartiere Leserinnen und Leser. Mag die Welt zer, also die Zeitungsleser, Fernsehzu- schiessen wie Pilze aus dem Boden. noch so klein werden! Urs Wegmann schauer oder Internet-Surfer. Schwieriger Man kennt Michelle Hunziker und Die Welt wird kleiner. Wir wissen so- wird es auch für die Medienschaffenden. Christoph Blocher besser als den Nach- Urs Wegmann fort, wenn sich in Bagdad ein Terro- Sie sollten täglich aus hunderten von barn in der Mietwohnung im selben rist in die Luft sprengt, wenn in Holly- Meldungen filtern und weiterleiten, was Wohnblock. Statt sich in einem Verein PS. Sind Sie der Meinung, wir schrei- wood eine Schauspielerin ein Kind die Menschheit wissen muss. oder an einem Stammtisch zu treffen, ben über das Falsche? Wissen Sie et- gebiert oder der Nationalrat in Bern fährt man lieber nach in Zürich oder was, was im Dorf-Blitz stehen sollte? dringliche Massnahmen gegen den Der Dorf-Blitz ist auch ein Medium. Winterthur in den Ausgang. Statt im Teilen Sie es uns mit. Wir freuen uns Feinstaub beschliesst. Unterschiedli- Und trotzdem sind wir, die Macher des Dorf einzukaufen – es gäbe hier prak- über Ihre Meldung.

Fortsetzung von Seite 1 ärzte betreut. Hier ist die Versorgung noch einen der schönsten und interes- nahm an der Demonstration in Bern mit 2400 Personen pro Arztpraxis santesten Berufe. Aber er stellt einen teil. Das Grundübel im Gesundheits- Umfeld und die Psyche der Patienten noch weiter von den Mittelwerten eindeutigen Trend zur Spezialisierung wesen liege darin, dass die Gesund- berücksichtigen. Gute Ratschläge bei entfernt. Auch in Bassersdorf ist die fest. Die Patienten verlangten heute heitskosten wegen des Fortschritts in der medizinischen Betreuung sind zu- medizinische Betreuung der Bevölke- vermehrt nach Abklärungen durch der Medizin und der veränderten Al- dem meist billiger als teure Medika- rung durch fünf Arztpraxen und sechs Spezialärzte. Morger ist der Ansicht, tersstruktur der Bevölkerung immer mente oder gar unnötige Operationen. Allgemeinärzte unterdurchschnittlich. dass sich Hausarztmodelle bewähren höher stiegen. Nun suche man einen Jeder Arzt muss hier durchschnittlich und damit Kosten eingespart werden Schuldigen und habe dabei die Haus- Durchschnittlich 1600 Personen versorgen. können. Von der Politik erwartet er ärzte mit dem kleinsten politischen unterversorgt mehr Unterstützung für die Hausärzte. Potential im Visier. Dabei lösten die Arzt ist noch ein Für junge Mediziner sei es heute aus Allgemeinmediziner durch ihre am- Im schweizerischen Durchschnitt interessanter Beruf finanziellen Gründen schwieriger, bulanten Behandlungen nur gerade trifft es auf einen Hausarzt etwa 930 eine eigene Praxis zu eröffnen. 4,6 Prozent aller Gesundheitskosten Personen. Brütten liegt mit der einzi- Der Bassersdorfer Arzt Hugo Mor- aus, obwohl die Hausärzte 80 Prozent gen Arztpraxis des Marcel Bühler für ger, wie alle seine Kollegen in Brütten, Hausärzte sind aller Patienten behandelten. Die Ver- 1900 Einwohner tief unter dem Nürensdorf und Bassersdorf Mitglied keine Kostentreiber waltungskosten der Krankenkassen schweizerischen wie auch unter dem der FMH (Foederatio Medicorum Hel- lägen vergleichsweise mit einem An- kantonalen Mittel. Die Nürensdorfer veticorum, Verbindung der Schweizer Hans Baumann, seit 28 Jahren All- teil von 4,9 Prozent über den Aufwen- Bevölkerung wird durch zwei Haus- Ärzte), findet den Arztberuf immer gemeinpraktiker in Bassersdorf, dungen für die Allgemeinmedizin.

Chefredaktion Susanne Reichling (sr) Erscheinungsweise: Impressum Urs Wegmann Konrad Schwitter (ks) Jeden letzten Donnerstag im Monat Untere Mühle 14 Christa Stahel (cs) gratis in alle Haushaltungen der 8303 Bassersdorf Urs Wegmann (uw) Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 079 704 73 82 Ralph Weidenmann (rw) und Nürensdorf. E-Mail: [email protected] Christian Wüthrich (cw) Sekretariat/Inserate Auflage: Webmaster: Thomas Iseli Sandra Gadient 10. Jahrgang Redaktion 8000 Exemplare Chätzlerweg 10 Olav Brunner (ob) Buchhaltung: Karin Imhof 8311 Brütten Silvan Gabathuler (sg) Redaktions-/Inserateschluss Öffnungszeiten: Satz/Druck: Karin Grieder (kg) Druckerei Zehnder Texte 10 Tage und Inserate 15 Tage Mo – Do: 8 – 12 Uhr Fr: 8 – 17 Uhr Cyrill Hauser (ch) vor Erscheinen Telefon: 044 836 30 60 Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG Karin Imhof (ki) Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Fax: 044 836 30 67 Thomas Iseli (ti) Abonnement, exkl. MWST E-Mail: [email protected] Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– Patrizia Legnini (pl) Fax: 071 913 47 99 Internet: www.dorfblitz.ch Esther Mogicato (em) PC 87-42299-8 ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint Sandra Nonella (sn) E-Mail: [email protected] am 26. Mai 2006 Dorf-Blitz 4/2006 Thema des Monats 3

verbessert werden. Bis heute wird wenn das Ansehen und die Anerken- einzig an der Universität in Basel nung für die Leistungen der Allge- eine Ausbildung für angehende All- meinpraktiker weiter sinken, in Zu- gemeinmediziner angeboten.» Eine kunft die medizinische Grundversor- weitere Verbesserung der Situation gung der Bevölkerung mit einer für junge Ärzte sieht Hugentobler in menschlichen Betreuung nicht mehr Praxisgemeinschaften. Besonders gesichert ist. An ein Szenario mit Frauen, deren Anteil unter den Medi- staatlichen Sanitätsposten in den zinern stetig ansteigt und bereits bei Dörfern mag Hugentobler nicht den- über 60 Prozent liegt, können in Pra- ken. Dazu fühlt er sich als verantwor- xisgemeinschaften mit reduzierten tungsbewusster Arzt seinen Patien- Arbeitspensen neben der Familie ih- ten zu sehr verpflichtet. Ⅲ ren Beruf eher ausüben. Heute sei es auch nicht mehr einfach, für eine Kommentar Praxisgründung oder Übernahme das nötige Geld aufzutreiben. Die Banken Niemand möchte die Hausärzte seien mit Krediten zurückhaltend. missen. Doch die Achtung vor den Gefragter Arzt: Dr. Hugentobler beim TeleZüri-Interview. Praxisgemeinschaften dagegen seien rund um die Uhr verfügbaren leichter zu finanzieren und das Risiko Medizinern ist gesunken. Das tut Baumann begreift, dass sich junge welche ihre Patienten betreuen. Ob laste nicht nur auf einer Person. weh. Und es schreckt junge Ärzte Ärzte lieber als Oberarzt in einem Spi- sie nach ihrer Pensionierung Nachfol- ab, eine Praxis im Dorf zu führen. tal anstellen liessen und dabei jährlich, ger finden, ist ungewiss. Die Demons- Patientenansprüche Sie spezialisieren sich lieber, um inklusive Abgaben vom Chefarzt aus tration in Bern sollte aufrütteln und sind gestiegen als angesehene Fachärzte erst Behandlungen von Privatpatienten, darauf hinweisen, dass die medizini- noch ein höheres Einkommen zu etwa 160 000 Franken verdienen. So sche Grundversorgung schon in na- Wie die meisten seiner Kollegen erzielen. Ganz unschuldig an der bräuchten sie kein Kapital für die Fi- her Zukunft nicht mehr gesichert sei. stellt auch Hugentobler fest, dass die unbefriedigenden Situation in der nanzierung einer eigenen Praxis und Die im Bus von Walter Hugentobler Ansprüche der Patienten gestiegen Grundversorgung sind die Ärzte gingen, bei geregelten Arbeitszeiten, mitfahrenden Nürensdorfer waren sind. Die Behandlung muss rasch nicht. Die Spezialärzte verhinder- keine unternehmerischen Risiken ein. sich einig. So Monica Morreale. «Ich zum Erfolg führen, es wird nach den ten bei den Tarifverhandlungen, Belastend für die Hausärzte sei auch unterstütze den Arzt im Dorf, in ihn teuersten Therapien, Medikamenten dass ihren Kollegen in den Allge- der Notfalldienst rund um die Uhr. Die habe ich Vertrauen». Und für Hans und Untersuchungsmethoden ver- meinpraxen ein ebenbürtiges Aufrechterhaltung dieses lebenswich- Aeschbacher ist klar: «Ich schätze den langt. Nicht ganz unschuldig an die- Einkommen zugestanden wurde. tigen Dienstes sei in echter Gefahr. Arzt in meiner Nähe und die persön- ser Anspruchshaltung sind Fernseh- Ausserdem gibt es fünf verschie- liche Betreuung, man ist bei ihm sendungen wie beispielsweise «Ge- dene Ärzte-Gesellschaften, welche Zukunft ungewiss keine Nummer.» Ein Dorf ohne Haus- sundheit Sprechstunde». In dieser die Interessen ihrer Mitglieder in ärzte wünscht sich niemand. Präsentation wird den Zuschauern der Öffentlichkeit und Politik ver- Noch sieht die Lage in Brütten, die ganze Palette modernster Spitzen- treten. Ob dabei immer gemein- Nürensdorf und Bassersdorf nicht Verbesserungen dringend medizin vorgeführt, ohne dass genü- sam auf der gleichen Ebene ge- ganz so dramatisch aus. Aber in allen gend auf deren Kosten oder auf billi- kämpft wird, ist fraglich. drei Dörfern sind es vor allem ältere Für Walter Hugentobler ist klar: gere Massnahmen aufmerksam ge- Ärzte (Durchschnittsalter 57 Jahre), «Die Ausbildung der Hausärzte muss macht wird. Die Hausärzte, welche Im Umfeld der Demonstration täglich im Einsatz stehen, werden in in Bern wurde zwar ausdrücklich den Sendungen kaum je erwähnt. So PreisindexPreisindices des des Gesundheitswesens Gesundheitswesens abab 19951995 betont, es gehe den Hausärzten kann es vorkommen, dass nach einer nicht ums Geld. Aber Geld spielt Sendung über Prostatakrebs des eben auch eine Rolle. Die Laborta- Index: 1995 =^ 100 «Fernsehdoktors» Stutz eine Frau in rife wurden auf den 1. Januar um der Praxis erscheint und eine Prosta- zehn Prozent gesenkt. Diese Tarif- 115 115.7 takrebsuntersuchung verlangt … reduktion war der eigentliche 110 Auslöser für die Demonstration in 108.7 Doktor für Körper Bern. Aber es sollte nicht sein, 105 und Geist 107.0 dass Fachärzte mit einem eng be- schränkten Spezialgebiet mehr 100 100.9 Allgemeinärzte übernehmen zu- verdienen als die jederzeit abruf- 95 nehmend soziale Funktionen. Sie be- baren Allgemeinärzte, welche 91.6 treuen Randgruppen mit sozialen über den gesamten Menschen mit 90 Problemfällen, führen Gespräche mit all seinen Nöten und Beschwer- 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 Vereinsamten, spenden Trost, geben den Bescheid wissen müssen. Es Spitäler Konsum Ärzte Hoffnung und leisten damit oft seel- ist unfair, die Spezialisten hochzu- Zahnärzte Gesundheitspflege Medikamente sorgerische Arbeit. «Wer begleitet jubeln und die Hausärzte, welche © Interpharma Quelle: Bundesamt für Statistik, Neuchâtel. Menschen bis in den Tod, wenn es die Grundlast im Gesundheitswe- einmal keine Hausärzte mehr gibt? sen tragen, zu vernachlässigen. Die freundlicherweise von der Interpharma zur Verfügung gestellte Grafik Wer besucht dann die Kranken in ih- zeigt deutlich, dass ab 1995 während neun Jahren die Spitalkosten und nicht die Arzthonorare für die überdurchschnittliche Teuerung bei den rer vertrauten Umgebung zuhause?» Olav Brunner Gesundheitskosten verantwortlich sind. Walter Hugentobler befürchtet, dass, Blitzableiter Inhalt von Leserbriefen muss sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Wir behalten uns vor, Briefe gekürzt zu veröffentlichen.

Bassersdorfer rätinnen Fierz und Fuhrer, welche Amtsschimmel selbst im Süden wohnen und dement- sprechend befangen sind. Somit ist Es gab einmal eine Zeit – sie dauerte auch klar, wer hinter dieser – den immerhin bis ins Jahr 2003 –, da hatte Osten diskriminierenden – Flugha- es die SP Bassersdorf als Veranstalte- fenpolitik steht: Es sind insbesondere rin der jährlichen Velobörse noch ein- die Zürcher Regierungsrätinnen fach. Doch seither schlägt der Amts- Fierz und Fuhrer mit ihren Goldküs- schimmel vom Karl-Hügin-Platz jähr- tenlobbyisten in Bern (unter anderen lich wilder um sich. War die Durchfüh- Ständerätin Trix Heberlein), welche rung der Velobörse bis ins 2003 noch als Südbewohnerinnen offensichtlich ohne kommunale Gebühren möglich, schon aus egoistischen Gründen den verlangt die Gemeinde inzwischen fernen Süden zu verschonen suchen. 200 Franken. Dies, obwohl wir – abge- Es ist skandalös, wenn betroffene Poli- sehen von der Benützung des Platzes tiker einseitige und sie selbst verscho- vor dem Feuerwehrgebäude – keiner- nende St. Florians-Politik betreiben lei Leistungen beziehen. Wenn wir und damit Bürger im Osten des Flug- diesen 200 Franken Abgaben dem hafens Zürich-Kloten betrügen und in letztjährigen Ertrag von weniger als vielerlei Hinsicht massiv belasten 300 Franken aus dem gesamten An- (gesundheitlich und finanziell). Diese lass gegenüberstellen, so gilt: Bassers- Volksvertreter sind befangen und soll- dorferinnen und Basserdorfer, stürmt ten in den Ausstand treten. am 1. April die Velobörse! Wer weiss, Es ist bekannt, dass auch der Flug- vielleicht ist es die letzte. hafendirektor, Josef Felder, mit seinem Partner seit einigen Jahren an der Harry Mayer, SP Bassersdorf Goldküste wohnt. Er dürfte ebenfalls in höchstem Masse befangen und sei- nen «Nachbarn» verpflichtet sein. Projekt Relief rückt näher Auch ist anzunehmen, dass die Wahl des Wohnortes beim Erwerb seiner Die vom Zürcher Regierungsrat und Eigentumswohnung auf eindeutigen, von der Unique Flughafen Zürich AG ihm bekannten Fakten, beruhen dürf- beantragte Festlegung einer «Projek- ten. Es kann nicht angehen, dass bei tierungszone» vor der Piste 28 wurde solch weittragenden und für so viele mit Verfügung vom 20. Februar durch Menschen einschneidenden Massnah- das Bundesamt für Zivilluftfahrt men persönliche Interessen einzelner (BAZL) genehmigt. Damit würde die Personen ein solches Gewicht haben. Umsetzung des Projektes Relief nä- Ich identifiziere dies als absoluten her rücken und dem Osten ein Gross- Machtmissbrauch. Man könnte dies teil der nicht mehr über Deutschland als Unterstellung abtun, aber die Zu- abwickelbaren Anflüge aufgebürdet. sammenhänge scheinen offensicht- Das Ganze ist denn auch eine koor- lich. Es hätte am BAZL gelegen, hier dinierte Aktion zwischen Unique, einzuschreiten und einen Riegel zu BAZL und dem Regierungsrat des schieben. Kantons Zürich, letzterer federfüh- Felicitas Gut-Bettinaglio, rend vertreten durch die Regierungs- Birchwil-Nürensdorf Leben bis zuletzt Den letzten Mantel mache ich selbst

«Palliative Care» ist in vieler Munde, doch wissen viele nicht oder nicht genau, was das ist. In der Bibliothek Nürensdorf konnten In- teressierte von den drei Autorinnen Susan Porchet-Munro aus Nürens- dorf, von Verena Stolba und Eva Waldmann mehr darüber erfahren. von Christa Stahel

Palliativ kommt von «pallium» (lat.), was soviel heisst wie Mantel. Mit dem Mantel assoziiert man automatisch Autorinnen und Besucherin in angeregter Diskussion Wärme, Geborgenheit, Schutz, Um- hüllen. In diesem Sinne definiert die so angenehm und lebenswert wie mög- sie das jedoch nicht mehr tun. Auch hier Weltgesundheitsorganisation (WHO) lich erleben zu können. Respektvolle ist Hilfe nötig. Wünsche, Anliegen, Nöte die Palliative Pflege: Interaktion ist dabei der Lebensnerv. und Ängste wollen sie vielleicht mittei- «‚Palliative Care‘ (Palliative Medi- Für Angehörige und Freunde bedeutet len – wir müssen sie ernst nehmen. zin, Pflege und Begleitung) entspricht dies eine enorme Anstrengung, und vor Viele «drückt der Schuh» noch irgendwo, einer Haltung (Attitude) und Behand- allem ältere Angehörige schaffen diese oder sie haben Bedürfnisse, von denen lung, welche die Lebensqualität von Aufgabe oft nicht mehr allein. Was früher sie bislang nicht gesprochen haben oder Patienten und ihren Angehörigen die Gesellschaft durch die damaligen Le- die von der Umgebung nicht als solche verbessern soll, wenn eine lebensbe- bensformen erbrachte, die Anteilnahme wahrgenommen wurden. In solchen drohliche Krankheit vorliegt. Sie er- und die Unterstützung auch der Angehö- Momenten ist ein anteilnehmender Ge- reicht dies, indem sie Schmerzen und rigen, leisten heute freiwillige, speziell sprächspartner sehr wichtig. Anteil- andere physische, psychosoziale und ausgebildete Pflegepersonen. nahme ist ein Teil der Pflege der Seele. spirituelle Probleme frühzeitig und aktiv sucht, immer wieder erfasst und Sterben gehört zum Leben Sinnfragen angemessen behandelt.» Palliative Pflege bezweckt nicht, Die Thematik «Sinn des Lebens» ist Mittelpunkt Mensch Leben «um jeden Preis» zu verlän- ein spiritueller Aspekt. Was jeman- gern, sondern sie hilft dem Kranken, den ein Leben lang wenig oder gar Susan Porchet-Munro, Initiantin mit seiner Krankheit und meist mit nicht oder schon immer gekümmert der Veranstaltung, betont, wie wich- dem bevorstehenden Tod umgehen hat, kann jetzt von eminenter Wich- tig es ist, den ganzen Menschen zu zu können, angstfrei und schmerz- tigkeit sein, zur Hauptfrage über- sehen als Einheit von Körper, Seele frei. Dennoch ist palliative Pflege haupt werden. «Wozu das Ganze?» und Geist, und nicht nur den kranken nicht Sterbebegleitung, kann es aber oder «Was kommt ‚nachher‘?» wird oft Körper. Hieraus ergeben sich die vier ganz zum Schluss werden. «Schmerz gefragt. Die Antwort muss jeder Grundsätze zur palliativen Pflege: ist nicht Schicksal» ist einer der Mensch für sich selbst finden. Aber er der soziale, der physische, der psychi- Grundsätze. Man kann Schmerz lin- braucht jemanden, der ihm zuhört, sche und der spirituelle Ansatz. dern oder ganz zum Verschwinden der ihm hilft, zu suchen und eine bringen. Für einen Kranken ist das Antwort zu finden. «Ganzheit und Kranke nicht allein lassen eine wesentliche Verbesserung sei- Versehrtheit liegen oft nur einen Au- ner Lebensqualität. genblick auseinander», gibt Verena Die Angehörigen stehen gemeinsam Stolba eindrücklich zu verstehen. mit dem Kranken im Zentrum. Sie er- Reden ist wichtig mutigen und unterstützen ihn darin, so Das Buch zum Thema lange wie möglich ein selbständiges und Kommt das Lebensende näher, wollen würdiges Leben zu führen, das heisst, die Menschen ihre «Dinge erledigen», Mit dem Titel «Den letzten Mantel sie helfen ihm, seine letzte Lebenszeit was immer das sein mag. Selbst können mache ich selbst» haben die drei Autorinnen das Buch im Auftrag des Buch «palliative care – Netzwerk Zürich» (ein Verein mit Sitz in Zürich) ge- «Den letzten Mantel mache ich selbst» meinsam erarbeitet, nachdem die von Susan Porchet-Munro, Verena Stolba und Eva Waldmann Ausstellung in Zürich vom Dezem- Schwabe Verlag Basel, 2005. ber 2003 bis Januar 2004 ein voller ISBN 3-7965-2144-4 Erfolg war. Frauen, Männer und Ju- Nächste Veranstaltung in der Bibliothek: gendliche sollen angesprochen wer- den. Das Buch soll kein Fachbuch Dienstag, 16. Mai: Daniela Binder, Buchhändlerin, Winterthur, sein, sondern Wissen vermitteln und stellt Frühlingsneuheiten vor. vor allem zum Nachdenken anregen, sozusagen ein «Nachlesebuch». Ⅲ Dorf-Blitz 3/2006 Brütten 35

Gelassene Stimmung auf einheimischen Geflügelzuchtfarmen «Salmonellengefahr ist grösser als ein H5N1-Fall»

Unweit von Brütten, an der Strasse wurden manche Halter von Hühnern, Richtung Sonnenbühl, befinden Enten und Gänsen durch die neue sich gleich zwei grössere Geflügel- Verordnung überrascht. So auch Ale- zuchtbetriebe. Ein Augenschein xander Morf der auf dem Eichhölzli- auf den beiden Höfen zeigt, dass Hof mehrere Dutzend Enten und die Stimmung trotz Vogelgrippebe- Gänse hält. Der Entscheid zur An- drohung gelassen bleibt – vorerst schaffung einer Bogenzelthalle noch. musste innert weniger Tage erfolgen, wollte der Gärtnerlehrling sein Hobby von Christian Wüthrich und somit die über hundert gefieder- ten Zeitgenossen behalten. Die An- Seit letztem Herbst ist die Gefährdung schaffung kostete über 3000 Franken durch das bei Geflügel hochgradig und erfolgte umgehend via Internet, ansteckende Vogelgrippevirus H5N1 so, dass die Halle kurze Zeit später stetig gestiegen. Bereits im letzten bereits installiert war. Alexander Morf in der eigens angeschafften Bogenzelthalle für die Zuchtenten November besuchte der Dorf-Blitz die beiden Brüttemer Geflügelzuchtbe- Auslauf im Freien gestrichen stande waren. Die Familie Morf-Rais Poulets für den Handel aufgezogen. triebe um sich nach den Massnahmen unterhält aber nebst den Enten, Hüh- Danach hat der Landwirt ein paar Tage und der daraus entstandenen Situa- Längst nicht alle Geflügelhalter nern und Gänsen vor allem eine Zeit, um die ganze Halle komplett zu tion zu erkundigen. Entgegen den waren zu solchen Investitionen be- Truthahnzucht. Diese wird in Part- desinfizieren und für die nächste Auf- Erwartungen zeigten sich die Züchter reit. Zu Alexander Morf wurden in nerschaft mit dem Grossisten Frifag zucht vorzubereiten. Auch hier herr- nicht allzu stark beeindruckt und der Folge aus dem Bekanntenkreis betrieben, einem der grössten Geflü- schen äusserst strikte Hygienevor- wirkten betont gelassen. Während mehrere Tiere zur Betreuung ge- gelproduzenten der Ostschweiz. Die schriften. Wer zu den Hühnern gelan- der ersten vom Bund verordneten bracht, weil deren Besitzer sie nicht für den Fleischkonsum bestimmten gen will, muss durch eine Sicherheits- Stallpflichtphase vor Weihnachten, mehr gesetzeskonform zu halten im- Tiere werden unter strengen hygieni- schleuse, in der man sich umziehen schen Auflagen in einer Halle gehal- muss und eigens bereitgestellte Stiefel ten, die keine weiteren Vorsichts- erhält. «Diese Vorschriften gelten schon massnahmen nötig machen. «Wir seit langem und haben nichts mit der haben schon lange ein besonders Vogelgrippe zu tun», wird erklärt. Sohn wachsames Auge auf die Hygiene in Michael, der auf dem elterlichen Hof den Ställen, nicht erst seit der Vogel- arbeitet, fügt hinzu: «Die Salmonellen- grippe», ist zu erfahren. Einzig der gefahr ist noch immer grösser als die, freie Auslauf auf den angrenzenden einen H5N1-Fall zu haben!» Wiesen ist im «Eichhölzli» nicht mehr möglich. Auf frische Luft müssen die Keine Ansteckung Viecher aber auch in Zukunft nicht übers Fleisch verzichten, denn der Wintergarten ist überdeckt und mit einem dichten Durch die hohen Hygienestandards Drahtgitter gesichert. auf den Höfen scheint die Gefahr tat- sächlich gering zu sein, dass sich ein Walter Bieri-Hug und Sohn Michael (r) produzieren seit letztem Herbst Poulets für die Migros Durch Sicherheitsschleuse Vogelgrippefall in einem geschlosse- nen Zuchtbetrieb ereignet. «In allen Ein paar hundert Meter weiter, im umliegenden Ländern in Westeuropa, Weiler Eich, hat sich Walter Bieri-Hug in denen H5N1-Fälle auftraten, wa- erst kürzlich dazu entschlossen, ver- ren bisher nur Wildvögel betroffen», mehrt auf die Geflügelzucht zu setzen. erklärt Walter Bieri-Hug mit ruhiger In die neu erstellte Halle hinter dem Stimme. Natürlich macht auch er sich stattlichen Bauernhaus an der Strübiko- Gedanken über die weitere Preisent- nerstrasse hat er mehrere Hunderttau- wicklung und die Reaktionen der send Franken auf eigenes Risiko inves- Konsumenten. Schliesslich sagt er: tiert. «Ausgerechnet jetzt», ist man ge- «Übers Fleisch kann man sich ja nicht neigt zu sagen. Aber Bieri-Hug kontert: anstecken. Und da bei uns die Hühner «Die Investitionen sind langfristig ge- nicht mit den Menschen zusammen dacht. Auch wenn die Vogelgrippe uns im Haus leben, lohnt es sich nicht, noch eine Weile beschäftigten wird, jetzt in eine Hysterie zu verfallen.» hoffe ich doch, dass sich der Mut aus- Bleibt einzig zu hoffen, dass der enga- zahlen wird.» Im Auftrag von «Optigal», gierte Geflügelzüchter Recht behält Die Truthähne vom «Eichhölzli» müssen dank überdecktem und einer Tochterfirma der Migros, wird und die Vogelgrippe schon bald vom vergittertem Wintergarten auf direkte Frischtluft nicht verzichten hier alle 50 Tage eine Lieferung frischer Aussterben bedroht ist. Ⅲ Dorf-Blitz 3/2006 Bassersdorf 21

Spannende Gemeindeversammlung mit Rekordbeteiligung Keine Tiefgarage unter dem neuen Dorfplatz

Die Bassersdorfer Bevölkerung Worum ging es? Zwischen der Mi- ternativvariante mit Tiefgarage Dreistündiger Marathon will ein attraktives Dorfzentrum. gros, der Baltenswilerstrasse und müsste ein Projektierungskredit von Eine Tiefgarage unter dem neuen hinüber zum alten Bahnhof bis hin 480 000 Franken bewilligt werden. Es entwickelte sich eine ausgiebige Platz zwischen der Migros und zur heutigen Wertstoffsammelstelle Die Realisierung schliesslich würde Diskussion. Die Votanten waren geteil- dem alten Pfarrhaus lehnt sie je- soll ein neues Dorfzentrum geschaf- dann rund 7,3 Mio. Franken kosten. ter Meinung. Einige setzten sich dafür doch ab – nicht zuletzt, weil der fen werden, das einlädt zum Verwei- Die Crux an der Sache: Migros und ein, dass die Garage auch ohne Kosten- Grossverteiler nicht bereit ist, len, Spazieren, aber auch zum Ein- Gemeinde wurden sich bis zum Da- beteiligung der Migros zu bauen sei, sich finanziell daran zu beteili- kaufen. An der Gemeindeversamm- tum der Versammlung nicht einig, «schliesslich dient sie uns allen». Die gen. lung stand der Projektierungskredit wer wieviel daran zu bezahlen hätte. anderen wollten dem Grossverteiler für die erste Etappe des Zentrums Ledergerber: «Der Gemeinderat ist dagegen kein Geschenk machen und von Urs Wegmann zur Diskussion. Vorgelegt wurden der Meinung, dass die Migros setzten auf die vom Gemeinderat be- zwei Varianten: einmal mit Tiefga- grösste Nutzniesserin eines Park- vorzugte Variante ohne Tiefgarage. Die Die Zentrumsplanung bewegt die rage und einmal ohne. So oder so hauses unter dem Dorfplatz ist, da- Abstimmung spiegelte diese Meinun- Bassersdorfer Bevölkerung. Das war würde zwischen Migros, altem Pfarr- rum soll sie auch ihren Beitrag daran gen. 112 Anwesende stimmten für den schon vor der Gemeindeversamm- haus bis zum alten Bahnhof ein Platz leisten.» Hauptantrag ohne Tiefgarage, 96 für lung vom 14. März klar. Als die Mi- mit Pavillon, Bäumen und Wasser- die Alternative mit. gros auch noch mit Plakaten und spiel entstehen. Die Parkierungs- Diesen Grundsatz hatte der Gross- Briefen in die politische Entschei- möglichkeiten auf dem Kiesplatz fal- verteiler im Vorfeld der Gemeindever- Von der Migros hatten sich zwei dung einzugreifen begann, war voll- len weg. Bau- und Werkvorsteher sammlung nie bestritten, ihn aller- Vertreter in die «Höhle des Löwen» ends klar, dass es ein spannender Kuno Ledergerber erläuterte das Ge- dings völlig anders interpretiert als gewagt; sie hatten wahrlich keinen Abend werden könnte. Dass aber schäft: «Wir stellen beide Anträge die Bassersdorfer Exekutive. Auf den leichten Stand. Nachdem nämlich die gleich 262 Stimmberechtigte ins einander gegenüber. So können Sie erwähnten Plakaten und in Briefen Gemeindeversammlung die Tiefgarage Franziskuszentrum drängten, war entscheiden, wieviel die Gemeinde an die Genossenschaftsmitglieder «gebodigt» hatte, setzte sie noch einen dann selbst für die Gemeindeverant- investieren soll und welchen Gegen- verwies er darauf, dass die Migros drauf. Sie genehmigte zwar den Gestal- wortlichen etwas überraschend. Die wert sie erhält.» sehr wohl eine Million Franken «be- tungsplan, welcher der Migros den Leute mussten darum auf Tischen zahle». «Von bezahlen kann aller- Ausbau in dieser Zone erst ermögli- oder zu zweit auf einem Stuhl sitzen, Geteilte Meinungen dings keine Rede sein», konterte Le- chen wird. Im Rahmen eines Abände- standen den Wänden entlang oder dergerber. Es fliesse kein Rappen von rungsantrages jedoch erhöhte sie im sogar nur knapp im Saal drin und Für die Variante ohne Tiefgarage einer Hosentasche in die andere. Mit Gegenzug die Anzahl Pflichtpark- schauten vom Foyer aus durch die – den so genannten Hauptantrag – diesem Betrag seien lediglich Investi- plätze für den Grossverteiler. Nach Türe. «Es freut mich, dass so viele unterbreitete der Gemeinderat einen tionen gemeint, welche die Migros im dem dreistündigen Versammlungsma- erschienen sind – und das trotz des Projektierungskredit von 250 000 Rahmen des Projektes an ihrer jetzi- rathon und der zusätzlichen Annahme Eishockeyspiels Kloten-Bern», eröff- Franken. Würde das Projekt in einer gen Tiefgarage vornehmen würde. der Begegnungszone zeigte sich Ge- nete Gemeindepräsident Franz Zemp späteren Phase an der Urne geneh- Die Zufahrt in die neue Garage solle meinderat Ledergerber sichtlich er- die Versammlung und hatte die ers- migt, zöge es Kosten von rund 2,5 nämlich durch die bestehende der freut: «Jetzt bekommen wir das Zen- ten Lacher bereits auf sicher. Mio. Franken nach sich. Für die Al- Migros erfolgen. trum, das wir verdienen.» Ⅲ

Falls die Migros ihren Ausbau realisiert und die Bevölkerung an der Urne Ja sagt zum neuen Dorfzentrum, könnte der Platz dereinst so aussehen Dorf-Blitz 3/2006 Sport 13

Saisonrückblick der «Feuerbälle» aus Nürensdorf «Ein Gefühl, das kein Sportler erleben möchte»

Die erste Mannschaft des UHC (4:7) einen weiteren Erfolg verbuchen, Fireball Nürensdorf hat eine wei- bevor man sich mit einer klaren Nieder- tere kritische Saison hinter sich. lage gegen Dietlikon (1:5) mit gemisch- Immer wieder kämpfte man gegen ten Gefühlen in die Weihnachtspause den Abstieg in die zweite Liga, was verbschiedete. schliesslich dank guten Transfers und Teamgeist verhindert wurde. Wertvolle Transfers von Thomas Iseli Wiederum gelangen der ersten Mannschaft und ihrem Trainer, Beat Gleich mit einem Derby gegen den Erz- Franz, eindrückliche Transfercoups. rivalen UHC Bassersdorf begann die Man konnte Sandro Gürok, Marco Bösch Saison der ersten Mannschaft von Fire- und Heini Bosshart verpflichten. Gürok Dank optimistischem Teamgeist und guten Transfers den Ligaerhalt ge- ball-Nürensdorf. Keine der Mannschaf- und Bösch sammelten bei Bülach Floor- schafft (zvg) ten konnte sich durchsetzen, 4:4 endete ball, respektive Rychenberg Winterthur, die Begegnung nach Verlängerung. langjährige NLB- und NLA-Erfahrung. bälle» das wichtige zweitletzte Spiel ge- Mit nur drei Punkten Vorsprung zum Auch in der zweiten Begegnung der Der Start ins neue Jahr glückte schliess- gen Olten mit 5:7. Da Wiler in der letzten Absteiger Wiler-Ersigen II belegt das Saison kam man mit einem 2:2 gegen lich mit einem 3:1 Sieg gegen Wiler-Er- Runde gegen Langenthal verlor (6:7), Team nun den achten Schlussrang. Für Dietlikon nicht über ein Unentschieden sigen II. Eine Woche später konnte man wusste das Team von Beat Franz bereits die Zukunft gibt es in der ersten Mann- hinaus. In der dritten Runde verloren an das Zwischenhoch anknüpften und vor dem letzten Spiel Mitte März gegen schaft von Fireball also noch einiges zu die «Feuerbälle» auswärts knapp gegen besiegte die Powermäuse aus Brugg, die Jets, dass sie den Ligaerhalt ge- tun, umso mehr, als der ganze Club mit Wiler-Ersigen mit 5:4, bevor gegen die den Tabellenletzten, klar mit 0:6. schafft haben. Mit einer verkraftbaren dem Abgang von Präsident Markus Powermäuse Brugg mit 5:5 ein weiteres Niederlage von 9:2 in Kloten endete die Süssli vor einer keineswegs leichten Unentschieden folgte. Der vorläufige Die Sensation Saison. Sommerpause mit vielen offenen Fra- Tiefpunkt der Saison resultierte aus der gen steht. Ⅲ Begegnung mit dem Tabellenersten. 17: Ende Januar besuchte mit den Squir- Achter Tabellenrang 1 verlor man anfangs November gegen rels Ettingen-Laufen der Tabellenleader die Baselbieter Squirrels Ettingen-Lau- das Hatzenbühl. Nur zu gerne wollte Für die Nürensdorfer ist eine weitere fen. Kurz später beschrieb der Matchbe- sich das Team von Beat Franz für die 17: turbulente Saison mit vielen Hochs und Bassersdorf auf Rang 6 richt auf der Webseite von Fireball den 1 Niederlage im Hinspiel revanchieren. Tiefs zu Ende gegangen. Gute Leistun- Auch die erste Mannschaft des UHC Gefühlszustand der ersten Mannschaft: Verstärkt durch die Rückkehr des lang- gen, beispielsweise der Sieg gegen den Bassersdorf hat eine «durchzogene» «Ein Gefühl, ein Spiel, das kein Sportler jährigen NLA-Spielers und ehemaligen Tabellenersten, aber auch schmerzvolle Saison hinter sich. Die Bassersdorfer erleben möchte.» Nürensdorfers, Markus Schmid, gelang Niederlagen und vermeidbare Fehler konnten teilweise mit den Mann- dies auf eindrückliche Weise. Perit Ay- prägten das Auf und das Ab in dieser schaften im vorderen Tabellendrittel Erfolg im Derby demir war es, der in der Verlängerung Saison. Wie schon letztes Jahr kämpfte mithalten, verloren aber auch ent- den Siegestreffer zum 4:3 erzielte. Die man aktiv gegen den Abstieg, konnte scheidende Spiele. Die Mannschaft Eine Woche später verlor man zu «Feuerbälle» schafften vor nur knapp 50 diesen auch dieses Jahr nur knapp und der Trainer Thomas Muggli und Hause gegen Langenthal 0:6, in der Zuschauern im Hatzenbühl die Sensa- mit Hilfe von transferierten NLA-Cracks Beni Assfalg beendet die Saison auf Runde sieben und acht gegen Rychen- tion und holten zwei verdiente und be- verhindern. Den letztjährigen sechsten dem Platz 6, mit vier Punkten vor berg (7:1) und Olten (4:7). Das Team von nötigte Punkte. Motiviert ging man nach Tabellenrang konnte die erste Mann- Fireball. Coach Beat Franz war gezwungen, zu dreiwöchiger Pause nach Langenthal schaft von Nürensdorf nicht verteidigen. handeln. Acht Runden ohne einen Sieg mit dem Ziel, die gute Serie der letzten bedeutete, dass man auf Abstiegskurs sechs Spiele (fünf Siege) fortzusetzen Schlusstabelle war. Mit einem harten Training und Vi- und vorzeitig den Ligaerhalt zu schaf- deoanalyse des letzten Spieles bereitete fen. Dies gelang leider nicht. Dem gros- 1. Squirrels Ettingen-Laufen 44 man sich auf die Partie gegen die Jets sen Langenthaler Druck auf das Tor von 2. UHC Dietlikon 38 vor. Dank gutem und kämpferischem Gürok konnten die Nürensdorfer nicht 3. Unihockey Langenthal Aarwangen 36 Einsatz, einer überragenden Leistung standhalten. So stand es bereits nach 4. HC Rychenberg Winterthur II 28 des Torhüters Gürok und motivieren- den ersten zehn Minuten 3:1. Das dritt- 5. UHC StaWi Olten 26 dem Teamgeist demons trierte das Fani- letzte Spiel der Saison verlor man Ende 6. UHC Bassersdorf 24 onenteam, dass es der Erstliga würdig Februar gegen den HC Rychenberg mit 7. Kloten-Bülach Jets II 23 ist. Sie besiegten die Jets mit 5:3. Aus- 3:7. Es wurde also nochmals ganz eng 8. Fireball Nürensdorf 20 wärts konnte man eine Runde später im Kampf um den Ligaerhalt. Dank vier 9. SV Wiler-Ersigen II 17 mit dem Derbysieg gegen Bassersdorf Toren von Schmid gewannen die «Feuer- 10. Powermäuse Brugg 3 8 Flughafen Dorf-Blitz 3/2006

Bauverbote im Osten des Flughafens Kloten Vor Unique in die Knie gehen?

Im Osten des Flughafens sind Flughafens Schlag auf Schlag mit Post Baudirektion des Kantons Zürich veröf- und Gemeindepräsident von Nürens- grössere Bauprojekte – ab Terrain versehen, die grosse Einschneidungen fentlichte einen Lärmkatasterplan. dorf, sind dies deutliche Anzeichen, plus 25 Meter – bald einmal ein verkündet. So verlangt Unique zum ei- dass der Flugverkehr in Zukunft noch Ding der Unmöglichkeit. Unique nen von der Gemeinde Rümlang einen Faktisches Bauverbot dichter über den Osten abgewickelt verlangt praktisch einen Bau- totalen Baustopp, damit Piste 28 verlän- in Nürensdorf werden soll und somit das Projekt «Re- stopp, um eine ideale Ausgangs- gert werden kann. Praktisch gleichzei- lief» einen Schritt näher rückt. Die Re- lage für das Projekt «Relief» zu tig gab das BAZL in Bern bekannt, dass Die Gemeinde Nürensdorf liegt nun gion Ost als Verbund von 84 Gemeinden erhalten. Es hagelt Rekurse. es die von Unique verlangte Projektie- oberhalb der Immissionsgrenzwerte schreibt in einer Stellungnahme, dass rungszone im Osten bewilligt habe. (IGW); und dies hat konkrete Auswir- «dem Gesuch von Unique die gesetzli- von Willi Kobel Dies bedeutet, dass sämtliche Baupro- kungen. Bauen ist nur noch unter er- che Grundlage fehlt». Nicht nur die Re- jekte, seien sie noch so klein, dem Pri- schwerten Voraussetzungen möglich, gion Ost, sondern auch «Bürgerprotest Innerhalb weniger als einer Woche vatunternehmen Unique vorgelegt wie etwa, als sogenannte «Baulückener- Fluglärm Ost» (BFO) haben mittlerweile wurden die Gemeinden im Osten des werden müssen. Und zum dritten: Die schliessung». Für Franz Brunner, IG Ost bereits Rekurs eingereicht.

Die Gemeindepräsidenten Franz Brunner (Nürensdorf), Martin Graf (Brütten) und Franz Zemp (Bassersdorf) nehmen Stellung.

Franz Brunner, Nürensdorf Martin Graf, Brütten Franz Zemp, Bassersdorf

1. Wie lautet Ihre Meinung zur BAZL- Ostanflüge im Rahmen von «Relief» in- ist dabei weniger betroffen als andere 4. Welche Schritte unternimmt die Verfügung vom 20. Februar 2006? terpretiert werden muss. Die definitive Gemeinden. Gemeinde? Brunner Franz: Ein weiterer Schritt Festlegung durch das BAZL wird des- Brunner: Durch die IG Ost werden zur Umsetzung von Relief! Wir wehren halb ganz klar abgelehnt. 3. Hat diese Verfügung auch einen wir eine Beschwerde dagegen erheben. uns mit allen Mitteln dagegen. Einfluss auf die Boden- und die Lie- Graf: Ich hatte noch keine Möglich- Graf Martin: Die Gemeinde Brütten 2. Was bedeutet dies konkret für un- genschaftenpreise in den betroffe- keit, mich diesbezüglich im Ratskolle- ist durch diese Verfügung nicht direkt sere drei Gemeinden? Wo kann in nen Regionen? gium abzusprechen, doch wir sind Mit- betroffen; die Absichten sind für mich Zukunft nicht mehr oder nur teil- Brunner: Dies ist schwierig zu beur- glied der IG Ost und werden deren Inte- persönlich jedoch klar erkennbar. Da- weise gebaut werden? teilen. Aufgrund der Änderung des ressen vertreten. mit die Piste 28 zu gegebenem Zeit- Brunner: Für Bauten bedeutet dies BAZL zum eingereichten Gesuch der Zemp: Bassersdorf wird seine Ein- punkt verlängert werden kann, soll das für die Gemeinde Nürensdorf keine Unique (Terrain plus 25 Meter) verhin- sprache zusammen mit weiteren Ge- Erstellen von Wohnbauten möglichst Einschränkungen, da in der BAZL-Ver- dert die Projektierungszone in unserer meinden im Osten des Flughafens an eingeschränkt – beziehungsweise er- fügung nun die Ebene so definiert Gemeinde keine Bauten. die zuständige Rekurskommission wei- schwert – werden. Möglicherweise ge- wurde: Terrain plus 25 Meter. Graf: Da in Brütten faktisch kein er- terziehen. forderte Entschädigungszahlungen Graf: Da wir konkret (noch) nicht schlossenes Bauland mehr vorhanden werden dadurch so tief wie möglich ge- betroffen sind und auch keine Bauten ist, beeinflussen vermutlich weiterhin 5. Was sagt die Gemeinde zum Er- halten. «Terrain plus 25 Meter» haben und mir andere Faktoren die Boden- und Liegen- lass einer Planungszone in Rümlang Zemp Franz: Der Gemeinderat Bas- keine solchen Bauvorhaben bekannt schaftenpreise. – allfällige Verlängerung der West- sersdorf hat sich schon in der Vernehm- sind, wird es keine Auswirkung auf Zemp: Boden- und Liegenschaften- piste 28 – die jegliche Bautätigkeit in lassung vehement gegen die Projektie- Brütten haben. preise orientieren sich am Markt. Ob diesem Gebiet untersagt? rungszone der Piste 28 ausgesprochen. Zemp: Die Hindernisbegrenzung im die Verfügung gewisse Preisänderun- Brunner: Siehe meine Stellung- Unter anderem hat er darauf hingewie- Anflug der Piste 28 schränkt die Bautä- gen bewirkt, ist eine Marktfrage und nahme zu Punkt 1. sen, dass dies als deutliche Vorberei- tigkeit in diversen Gemeinden östlich kann nicht von der Gemeinde beant- Graf: Meiner Ansicht nach handelt tungshandlung zur Einführung der des Flughafens massiv ein. Bassersdorf wortet werden. es sich hier um ein Pilotprojekt, das Dorf-Blitz 3/2006 Flughafen 9 die Unique via BAZL am liebsten über Brunner: Nein! scheidungsgrundlage? Die Einwoh- sich aber erst nach Abschluss diverser alle betroffenen Gemeinden verfügen Graf: Ob mit oder ohne Entschädi- nerzahlen, die wirtschaftlichen Ge- laufender Rechtsverfahren. Ⅲ möchte. gung kann und darf es nicht sein! Ich winne, die Arbeitsplätze, oder sogar Zemp: Bassersdorf wehrt sich gegen stufe es als unangebracht ein, dass der Einfluss diverser Lobbys? Man Turbulenzen jegliche Vorbereitungen, die eine Ver- ein privates Unternehmen – im vor- bedenke, dass hier aus privatem Inte- durchflogen längerung der Piste 28 zum Ziel haben. liegenden Fall Unique – in die Auto- resse über Zehntausende Menschen Es werden deshalb auch Massnahmen nomie der Gemeinden Einfluss neh- und deren Lebensqualität entschie- An der jährlichen Medienorientie- zur Bekämpfung einer Projektierungs- men darf, respektive eingreifen kann. den wurde, ohne dass jemals eine rung berichtete Flughafendirektor zone in Rümlang geprüft. Vielleicht habe ich ein Handbuch demokratische Nachfrage ergriffen Josef Felder heuer von einem gu- übersehen, das die Grundlagen einer worden wäre. Darum NEIN. ten Jahresergebnis 2005. Erfreu- 6. Ist es angebracht, dass ein priva- Demokratie ausschliesst, wenn pri- Zemp: Es ist nicht angebracht, dass lich für die Aktionäre, darunter tes Unternehmen wie Unique Bau- vatwirtschaftliche Interessen zu ein privates Unternehmen wie die Uni- vor allen der Kanton. Die Aktien vorhaben verhindern kann, ohne Gunsten öffentlicher Interessen über- que die Gemeindeautonomie einschrän- stiegen aus ihrem Tief von 18 eine Entschädigung bezahlen zu wiegen? In diesem Fall stellt sich für ken kann. Ob Entschädigungen bezahlt Franken im März 2003 auf das müssen? mich die Frage: was war hier die Ent- werden müssen oder nicht, entscheidet heutige Kursniveau von 260 Fran- ken an, und es wird der General- versammlung am 11. April vorge- Mehr Sicherheit für die Liegenschaftenbesitzer schlagen, erstmals eine, eher symbolische, Dividende von ei- nem Franken auszuschütten. Kanton nur noch mit einem Drittel Nach einer langen, turbulenten Durststrecke, geprägt durch Ereig- am Flughafen beteiligt nisse wie 9.11, Swissairgrounding, Sars und die Fertigstellung der 5. Unique und der Kanton Zürich kön- Bauetappe, blickt die Unique-Ge- nen aufatmen. Durch eine neue Ver- schäftsleitung ruhigeren Zeiten einbarung werden die Verbindlich- entgegen. keiten aus den Entschädigungsforde- Unique will den Nicht-Flugbereich rungen neu geregelt. Der Kanton noch weiter fördern. Im nächsten springt erst ein, wenn die Fluglärm- Monat wird mit dem Bau eines forderungen 1,1 Milliarden Franken neuen Radisson-Hotels in Flugha- übersteigen, reduziert aber gleichzei- fennähe begonnen. Die neuen tig seinen Anteil am Aktienkapital Einkaufsmöglichkeiten im Flug- auf 33,3 Prozent. hafen haben sich zum viertgröss- ten Einkaufszentrum der Schweiz von Willi Kobel entwickelt. Nur zwei Prozent der angebotenen Ladenflächen stehen 15 000 Entschädigungsforderungen re- Rita Fuhrer und Hans Hollenstein anlässlich der Pressekonferenz zurzeit leer. Anders sieht es bei spektive Klagen für Minderwerte und den Büroflächen aus. Die Swiss Kosten für Schallschutzmassnahmen Verbindlichkeiten vor der Privatisierung zur Folge, die ich mir lieber nicht aus- zog die Administration aus Kos- (rund 1000 bis 1500 Millionen Franken) von Mitte 2001 ohnehin geradestehen malen möchte!» tengründen vom Flughafenge- sind beim Kanton Zürich und bei der müsste. Konkret bedeutet dies, dass die bäude weg. Felder ist zuversicht- Flughafen Zürich AG (Unique) eingegan- Hausbesitzer – als Kompensation für ihre Lärmfonds in lich, dass er neue Mieter finden gen. Die Frage ist: Wer soll das bezahlen? ärgerliche Lärmsituation – nun doch mit separatem «Topf» wird. Auch wenn die tatsächlichen Kosten bis Geldentschädigungen rechnen dürfen. zu den ersten Pilotprozessen vor Bundes- Nebst einem Landabtausch und einem Der Zürcher Flughafen wird von gericht in Lausanne kaum klar kalkulier- Mit dem neuen Vertrag zwischen Verzicht von Unique auf Forderungen für den Passagieren als zweitbester in bar sind, ist eines jedoch sicher: Der Unique und dem Kanton sind beide Altlasten sieht das Vertragswerk vor, dass Europa bewertet. Die Beliebtheit Lärmfonds von Unique, der zur Zeit mit Parteien zufrieden. So sagte die Volks- künftig die Gelder aus dem Lärmfonds zeigt sich auch in den steigenden 161 Millionen Franken geäufnet ist, wirtschaftsdirektorin Rita Fuhrer an- (der sogenannte Lärmfünflieber) von den Einkäufen, welche die Fluggäste reicht bei weitem nicht aus. Durch eine lässlich einer Pressekonferenz: «Eine übrigen Mitteln des Flughafens in einem in den teils luxuriösen Shops täti- Erhöhung des Aktienkapitals, die Aus- gute und faire Lösung für alle Beteilig- separaten «Topf» verwaltet werden. Da- gen. Pro Passagier werden durch- gabe einer Obligationsanleihe von 150 ten!» Auch der neue Finanzdirektor mit wären diese Gelder bei einem allfälli- schnittlich 39.10 Franken ausge- Mio Franken sowie Kredite von Banken Hans Hollenstein zeigte sich erfreut gen Konkurs der Unique gesichert. Da geben. Wenn es der Swiss als soll die Zahlungsfähigkeit von Unique und erleichtert: «Wir machen ernst mit Unique diesen Lärmfonds bis anhin als Hauptbenützer des Fughafens erhöht werden. Im gleichen Atemzug möglichen Forderungen und wollen Darlehen ausgewiesen hat und folglich gelingt, endlich in die schwarzen wird aber der Kanton seine finanzielle bereinigen, denn vier Fünftel der For- gar kein flüssiges Geld vorhanden war, Zahlen zu fliegen und die leidigen Beteiligung von heute rund 46 Prozent derungen stammen aus der Zeit vor hat der Nürensdorfer Finanzanalyst Verspätungen noch mehr abzu- auf das gesetzliche Minimum von 33 der Privatisierung. Der Flughafen wird Ralph Weidenmann diese Forderung be- bauen, stehen die Chancen gut, Prozent reduzieren. Parallel würde der so aus eigener Kraft gestärkt.» Hollen- reits an der Generalversammlung im dass der Flughafen Zürich mit Kanton Entschädigungen über 1,1 Milli- stein weiss zu gut, dass es ohne Flug- April 2004 gestellt. Mit der Vereinbarung seinen rund 25 000 Angestellten arden zu marktüblichen Zinsen vorfinan- hafen nicht geht. «Ein Konkurs der kann die Flughafen Zürich AG diesen zur Nummer eins in Europa wird. zieren. Dies nicht zuletzt aus der Überle- Flughafen AG mit den vielen Arbeits- «Dorn im Auge» nun eliminieren und so- Olav Brunner gung heraus, dass der Kanton für die plätzen und Lieferanten hätte Schäden mit eine alte Forderung umsetzen. Ⅲ 6 Monatsinterview Dorf-Blitz 3/2006

Mit Eishockeynationalspieler und ZSC-Stürmer Thierry Paterlini im Gespräch Olympische Höhen und apokalyptische Tiefen

Vor zwei Jahren wechselte der Mit Blick nach vorne: Wie heisst Eishockeyprofi Thierry Paterlini das Saisonziel? Servette schlagen von Davos zu den ZSC Lions. Seit- und möglichst rasch in die Fe- dem wohnt er wieder im Dorf sei- rien? ner Jugend, mitten in Bassersdorf. Als Saisonziel ist ganz klar: das Nachdem er mit dem SC Bern und Beste aus der Situation machen. Das dem HC Davos bereits zwei heisst, in dieser Serie gegen Genf Schweizermeistertitel feierte, will nochmals zurück kommen und alles es beim berühmten Hallenstadi- zu unseren Gunsten wenden. Genf ist onverein (noch) nicht so ganz ein harter Gegner und zeigte gleich klappen. Nach dem ersten Play- im ersten Playout-Spiel eine starke out-Spiel traf ihn der Dorf-Blitz Leistung. Vielleicht hat es den Streif- für ein Gespräch im lokalen schuss, den wir hierbei erwischt ha- «Nachos-Tempel». «Vielleicht hat es von Christian Wüthrich jetzt den Streifschuss Anfang Saison hatte man klar gebraucht.» mehr erwartet von den ZSC Lions. Jetzt steht das ganze Umfeld in der ben, gebraucht, damit jeder im Team Kritik, nicht nur die Spieler. Wie jetzt einen klaren Kopf kriegt und wirkt diese heikle Stimmung im begriffen hat, dass wir im Playout Verein auf Sie persönlich? sind. Logisch haben wir alle mehr erwar- tet, das ist klar. Jetzt gerade sind wir Etwas Erfreulicheres für Sie war an einem Punkt angelangt, wo es aber der Aufenthalt in Turin. Waren Sie Thierry Paterlini fühlt sich wohl in Bassersdorf überhaupt keinen Sinn macht, ir- zuvor schon einmal an Olymischen gendwelche Schuldzuweisungen vor- wieviele. Das bringt immer wieder gegeben und zu viele Rollen wurden Spielen? zunehmen und einzelne Personen Unsicherheit ins Team. Wenn man ausgetauscht. Nicht jeder konnte da Nein, das erste Mal waren die anzugreifen. Jetzt müssen wir diese Erfolg hat, ist es natürlich einfach, so Olympischen Spiele in Turin, und es Saison so gut es geht über die Bühne etwas zu kompensieren und die «Man kann nicht war ein einmaliges Erlebnis für bringen und danach knallhart analy- neuen Spieler zu integrieren. eine beliebige Mann- mich. sieren, wo Fehler gemacht wurden. Denn die sind gemacht worden, das Haben Sie eine solche Situation schaft zusammen- Können sie die Faszination be- ist klar. Sonst wären wir nicht in der schon einmal erlebt in ihrer Karri- kaufen, die dann schreiben, die von den Auftritten Lage, in der wir uns jetzt befinden. ere? einfach funktioniert.» mit dem Nationalteam ausgehen? Aber man kann es auch positiv sehen: Nein. Dass es sportlich so einen Es ist immer eine tolle Zeit, mit der Vielleicht ist dies der Anstoss, nach- «Abschiffer» gab, habe ich tatsächlich seine Aufgabe vollständig wahrneh- Nationalmannschaft (Nati) spielen zu her aufzuräumen und gewisse Dinge noch nie in diesem Ausmass miter- men. Es wartet jedenfalls immer noch können, sei es für eine WM oder für aufzuarbeiten. lebt. Damals beim SC Bern hatten wir viel Arbeit auf uns. Olympia. Man kommt an einen neuen auch eine sehr schwierige Phase – Ort, alles ist gut organisiert, jeder ist Offenbar herrscht innerhalb des aber in finanzieller Hinsicht. Das Jetzt in den Playouts wird es motiviert, und man spielt gegen die Teams eine unterkühlte Stim- waren auch ganz schwierige Zeiten. ganz hart für Euer Team. Die Fans Besten der Welt. Das ist schon ein mung, man hört, Ihr seid keine Da habe ich gelernt: Es kann nur werden wohl nicht mehr viel Unter- gutes Gefühl. Gruppe von Freunden. Fehlen die besser werden. stützung liefern, im Gegenteil. Er- guten Beziehungen untereinander, staunlicherweise wurde aber Nationaltrainer Ralph Krüger oder sind die gar nicht nötig, um Schaut man die Mannschafts- während der Qualifikation im Hal- äusserte einmal ein schönes Kom- Erfolg zu haben? liste der ZSC Lions an, seid Ihr ja lenstadion trotz allem der zweit- pliment als er sagte, harte und Das braucht es nicht unbedingt, eines der besten Teams der höchste Besucherschnitt der Liga kämpferische Spieler, wie Pater- um Erfolg zu haben – aber es ist si- Schweiz. Wie können Sie sich das verzeichnet. lini, bräuchte es noch mehr in der cher von Vorteil. Auf der anderen momentane Abschneiden erklä- Ich muss sagen, die Zuschauer sind Nati. Sie waren denn auch ein re- Seite haben in dieser Saison extrem ren? relativ fair zu uns gewesen. Das mit gelmässiger «Gast» in der Nati … viele Spieler gewechselt. Es sind wel- der hohen Besucheranzahl ist wohl vor Ich spiele immer gerne in der Nati. che gegangen und Neue gekommen, Fakten auf Papier und Leistungen allem stadionabhängig (Anm. der Red.: Und solange mich Ralph Krüger das macht es natürlich nicht einfa- auf dem Eis sind zwei verschiedene Das Hallenstadion ist neben Bern das braucht, freue ich mich auf möglichst cher. Nur schon während dieser Sai- Paar Schuhe. Man kann nicht eine grösste Eisstadion der Schweiz). Ich viele weitere Einsätze. son sind bei uns wohl mehr als ein beliebige Mannschaft zusammenkau- kann den Fans also nur danken, dass Dutzend neue Ausländer gekommen fen, die dann einfach funktioniert. sie trotzdem so zahlreich gekommen Die hervorragenden Leistungen – ich weiss schon selber nicht mehr, Und wie gesagt: Es hat viele Wechsel sind und uns unterstützt haben. in Turin mit den Siegen gegen Welt- Dorf-Blitz 3/2006 Monatsinterview 7 meister Tschechien und Olympia- selben Möglichkeiten, weil es in der ten Spiel der Playouts sang- und gesehen ist es auch eine Riesenaus- sieger Kanada hat hierzulande Schweiz eher wenige Spieler gibt. klanglos eingegangen. Sportlich habe nahme, dass Mark Streit mit 27 Jah- viele Erwartungen geweckt. Wie ich so etwas tatsächlich noch nie er- ren noch gedraftet wurde. Das ist si- sehen Sie die Ausgangslage für die Was macht denn – abgesehen lebt in meiner Karriere, das ist wirk- cher eine einmalige Chance. kommende WM? davon – den Rückstand der lich so. Es hat sich eigentlich überhaupt Schweizer Spieler aus? Von Ihrer Zeit in Davos weiss nichts geändert. Die Top-Nationen Es ist einfach ein anderer Alltag, Viele Spieler haben den Klub man, dass Sie mit einem anderen sind uns nach wie vor überlegen, und den man in Nordamerika kennt. Dort verlassen müssen oder wurden wie Natispieler, Patrick Fischer, der wir brauchen schon ein perfektes spielt man oft 80 bis 100 Spiele, und Mark Streit gedraftet. Wurden Sie jetzt ja Schweizer Topskorer der Spiel, um eine davon zu schlagen. Die das auf sehr hohem Niveau. Das er- nie gedraftet oder nach Nordame- Qualifikation ist, eine gute Freund- Spieler sind nach wie vor noch kräfti- gibt einen anderen Rhythmus und rika gelockt? schaft pflegten. Sie hatten auch ger und grösser und spielen das eine Routine, die zum täglichen Brot Nein, ich wurde nie gedraftet, und ein gemeinsames Restaurant, ist ganze Jahr auf dem sehr hohen NHL- wird für die NHL-Spieler. Uns fehlt heute mache ich mir keine grossen das richtig? Niveau. Aber man hat gesehen, dass dieses konstant hohe Niveau. Und die Gedanken mehr darüber, ob ich in der Ich kenne Patrick Fischer schon zwei oder drei Turniere, die wir im NHL hätte spielen können. Aber ge- seit unseren Jugendjahren, da wir «Unser Ziel für die WM Jahr auf internationaler Ebene spie- reizt hätte es mich sicher. Würde im gleich alt sind. Wir haben die ganzen len, reichen nicht aus, die ganze Ho- Sommer ein Agent anrufen und sa- Junioren-Nati-Auswahlen zusammen 2006 ist das Erreichen ckeynation besser zu machen. gen, ich könnte ein Jahr in New York erlebt und auch privat viel unternom- des Viertelfinals.» spielen, dann steige ich ins Flugzeug men. Die drei Jahre in Davos waren Nach Olympia war es dann und gehe, das ist auch klar. Aber es jedenfalls eine gute Zeit. Meistens wir mithalten und sie an einem guten schnell wieder vorbei mit der Eu- nützt nichts, über etwas nachzuträu- teilen wir uns in der Nationalmann- Tag auch besiegen können. Unser Ziel phorie und dem Erfolgsgefühl. Sie men, das nicht realistisch ist. schaft heute noch ein Zimmer. für die WM 2006 ist das Erreichen sind mit den ZSC Lions in die Play- des Viertelfinals. outs gefallen. Haben Sie neue Tie- Auch während der Meisterjahre Und das mit dem Restaurant? Sie fen kennengelernt? in Bern und Davos hat niemand werden im April 31 Jahre alt. War Könnte man sagen, der Platz der So schnell kann es eben gehen im bei Ihnen angefragt? Ihr gemeinsamer gastronomischer Schweiz ist unter den ersten Acht? Sport. Vor zwei Wochen noch Olympi- Nein. In Nordamerika setzt man Auftritt ein Testlauf für die zweite Ich denke, wir sind zwischen Rang sche Spiele, dann sogleich ganz unten auf die ganz Jungen und versucht, sie Karriere nach dem Eishockey? acht und zehn einzustufen. Einmal sind im Strichkampf, und danach im ers- dann für die NHL heranzuziehen. So Wir führten zusammen in Davos ein wir die Nummer sechs, wie jetzt bei Sushi-Restaurant. Als Patrick den HCD Olympia, und ein anderes Mal sind wir verliess, habe ich das Lokal ein Jahr an zehnter Stelle – das variiert. An so lang allein weitergeführt, bevor wir es einem Turnier hängt oft alles von einem einzigen Spiel ab. Wenn wir dieses ge- «An ein Karrierenende winnen, sind wir achte, wenn wir verlie- denke ich noch nicht.» ren, zehnte oder gar zwölfte. Und soll- ten wir einmal den Viertelfinal gewin- dann verkauft haben. An ein Karriere- nen, dann sind wir sogar plötzlich nende denke ich noch nicht. Solange vierte. Aber das heisst ja nicht, dass wir ich gesund bin und es Spass macht, dann wirklich die viertbeste Nation der möchte ich weiterspielen. Die jetzigen Welt darstellen, das ist halt einfach die Erfahrungen gehören halt auch dazu, Turnierform mit dem K.o.-System. das muss man durchstehen.

Das klingt jetzt eher zurückhal- Sie sind in der erfolgreichen tend. Eine Medaille der Eishockey- Klotener Juniorenabteilung gross nati darf man also an der kom- geworden, haben aber beim EHC menden WM nicht erwarten? Kloten nie in der 1. Mannschaft Erwarten darf man das nicht, nein. gespielt. Wäre das noch ein Ziel, Ich bin jedoch fest überzeugt, dass die zumal sie in Bassersdorf aufge- Schweiz irgendwann eine Medaille wachsen sind? holen wird. An diese Chance glaube Als ich damals von Davos nach Zürich wechselte, hat mich vor allem «Ich bin fest überzeugt, die Herausforderung «ZSC Lions» dass die Schweiz gereizt. Dass ich in Bassersdorf auf- gewachsen bin, hat bei dieser Ent- irgendwann eine scheidung keine Rolle gespielt. Si- Medaille holen wird.» cher fühlt man sich mit dem Ort verbunden, wo man aufgewachsen ich fest. Aber man muss auch sehen, ist, und es ist auch schön, wieder dass wir immer noch einen Rück- hier zu sein. Letztlich muss man als stand haben zu den ganz Grossen. Die Spitzensportler sowieso flexibel anderen Nationen können halt ein- sein, deshalb kann ich auch nicht fach auf eine grössere Spielerauswahl Nach den Meistertiteln mit Bern und Davos erlebt der Bassersdorfer eine sagen, wohin mich meine Karriere zurückgreifen. Wir haben nicht die- schwierige Zeit mit den ZSC Lions noch tragen wird. Ⅲ Nr. 3 30.03.2006

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Im Überblick Immer mehr Jugendliche kiffen, rauchen und konsumieren Alkohol «An ein Ende denke ich nicht» Ist kiffen harmlos?

Der Anteil der Jugendlichen, die ein Viertel aller Pubertierenden. Der Personen geben an, unter Folgepro- Cannabis konsumieren, täglich Konsum von Cannabis hat sich in blemen zu leiden: Sie haben Gedächt- rauchen oder wiederholt betrun- dieser Altersgruppe seit 1990 ver- nis- und Konzentrationsschwierigkei- ken sind, nimmt stetig zu. Auch vierfacht; das Einstiegsalter sank so- ten, Angst, die Kontrolle über den werden die Konsumierenden im- gar inzwischen auf 12 bis 13 Jahre. Konsum zu verlieren, oder sie erfah- Wieso klappt es mit dem ZSC mer jünger – und je jünger sie Ähnlich sehen die Zahlen für den Zi- ren soziale Sanktionen im Zusam- in dieser Saison nicht? Der sind, desto weniger wissen sie, garetten- und auch für den Alkohol- menhang mit dem Cannabiskonsum. Bassersdorfer Eishockey-Profi was sie tun. Prävention, also Infor- konsum aus. Auch die Lehrerschaft der Oberstu- Thierry Paterlini erzählt von mation und Aufklärung, ist darum fenschulhäuser in Bassersdorf und olympischen Höhen und apo- unerhört wichtig. Denn: ganz Sinkende Nürensdorf muss Erfahrungen mit kalyptischen Tiefen. Seite 6/7 harmlos ist kiffen keineswegs. Leistungsbereitschaft kiffenden Jugendlichen machen. Erst kürzlich wurden in der Nürensdorfer Parkhaus abgelehnt von Esther Mogicato Immer häufiger beklagen sich ge- Oberstufenanlage Hatzenbühl meh- Die Bassersdorfer Gemeinde- samtschweizerisch Lehrer über be- rere Jugendliche erwischt, die in der versammlung will kein Park- Positiv formuliert sehen die Zahlen so kiffte Schüler und über deren wach- WC-Anlage mit Cannabis gehandelt haus unter dem neuen Dorf- aus: Eine Studie der Schweizerischen sende Teilnahmslosigkeit und sin- hatten. In ihrer Stellungnahme und platz. Grund für die Ablehnung Fachstelle für Alkohol- und andere kende Leistungsbereitschaft. Wäh- Information macht die Schulleitung ist die Weigerung der Migros, Drogenprobleme (sfa) belegt, dass rend kaum ein Jugendlicher klar: «Weder Konsum von noch Handel sich finanziell daran zu beteili- rund 63 Prozent der 14- bis 16-jähri- betrunken zur Schule kommt, sitzen mit Drogen, Alkohol oder Raucherwa- gen. Seite 21 gen Jugendlichen in der Schweiz nie bekiffte Jugendliche öfters ihre Schul- ren werden auf dem Schulgelände to- Cannabis konsumiert haben. Das stunden ab. Sie konsumieren also leriert.» Die rechtliche Situation sieht Keine Panik vor H5N1 heisst, die Mehrzahl der Jugendlichen Cannabis nicht nur in der Freizeit, ebenso aus: Besitz, Verkauf und Kon- konsumieren in diesem jungen Alter sondern auch in ihrem Alltag. Rund sum von Rauschcannabis ist illegal. Nicht alle Geflügelzüchter sind gleich eingeschüchtert, wenn (noch) kein Cannabis. Negativ formu- ein Drittel der aktuell Konsumieren- Die Polizei kann jugendliche Kiffer der es um die Vogelgrippe geht. liert sehen die Zahlen aber so aus: die den (32.1 Prozent) zwischen 13 und Jugendanwaltschaft melden. Während Gelassenheit bei einem Au- restlichen 27 Prozent haben es schon 29 Jahren haben Probleme wegen ih- die Konsumierenden oft mit Toleranz genschein auf zwei Brüttemer versucht – und das sind doch rund res Cannabiskonsums. Die befragten Fortsetzung auf Seite 2 Höfen. Seite 31

Nicht nur der kranke Körper «Palliative Care» soll die Le- bensqualität von Patienten und deren Angehörigen verbessern, wenn eine lebensbedrohliche Krankheit vorliegt. An einem Vortrag in Nürensdorf konnten Interessierte mehr erfahren. Seite 43

Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 17

Brütten ab Seite 27

Nürensdorf ab Seite 37 Der Griff zum Joint erfolgt immer früher Spitze Feder

Präsidenten gefunden habe, müsse kante Vorstandsposten. Eine Nach- einen Teil der Freizeit für ein Enga- der Verein aufgelöst werden. Der Rest folge ist auch bei der Spitex nicht in gement in einem Verein zur Verfü- ist Geschichte: Weil man keine Vor- Sicht, hier fehlen fünf Vorstandsmit- gung zu stellen. Dies ist eine sehr standsmitglieder fand, wurde die Ju- glieder (Präsident, Vizepräsident, Ak- besorgniserregende Tatsache, denkt gendmusik aufgelöst. Die Jugendli- tuar, Personalverantwortlicher und man nur daran, dass Vereine in un- chen musizieren heute auswärts oder Öffentlichkeitsarbeit). Das Theater serer Gesellschaft einen traditionel- haben ihr Instrument in die Ecke ge- Drami Nüeri wird voraussichtlich an len und wichtigen Platz haben. Ei- stellt. der kommenden GV erstmals in der nige der genannten Vereine stehen Geschichte des Vereins den Vorstand tatsächlich vor grossen Fragezei- Die Jugendmusik war leider kein nicht mehr vollständig besetzen kön- chen. Sollten sie keine ehrenamtlich Einzelfall. Noch immer suchen viele nen, und der EHC Bassersdorf sucht tätigen Vorstandsmitglieder, Funktio- Vereine in unseren Gemeinden Vor- drei Vorstandsmitglieder und weitere näre und Helfer finden, droht ihnen standsmitglieder und Funktionäre, zehn bis zwölf zusätzliche Helfer und ein ähnliches Schicksal wie der Ju- Thomas Iseli die sich für eine gute Sache einsetzen. Funktionäre. gendmusik vor zwei Jahren. Handeln Einige Beispiele: Der UHC Fireball Sie jetzt! Engangieren Sie sich, damit Genau vor zwei Jahren war an dieser Nürensdorf sucht vier Vorstandsmit- Steht es wirklich so schlecht um die in Zukunft keine weiteren Vereine Stelle die Jugendmusik Bassersdorf glieder (Präsidium, Kommunikation, Zukunft unserer Vereine? Die Antwort aus unserem Dorf-Leben verschwin- Nürensdorf das Thema: Wenn man Marketing und Organisation), die ist leider klar «Ja», denn anscheinend den! bis zur Generalversammlung keinen Kirchenpflege Brütten hat zwei va- ist Mann und Frau nicht mehr bereit, Thomas Iseli

Fortsetzung von Seite 1 Hilfe zu leisten.» Je jünger nämlich die gem Probieren wieder auf, die meisten Konsum deutet klar auf eine psychische Konsumierenden seien, desto weniger bleiben bei gelegentlichem Konsum. Abhängigkeit hin. rechnen können, werden Händler klar gut seien sie informiert und desto sorg- Dazu Charlotte Fritz, Fachmitarbeiterin Oft merken Lehrer noch vor den El- strafrechtlich verfolgt. loser werde gehandelt, wird mitgeteilt. bei der Suchtpräventionsstelle Zürich tern, dass Jugendliche einen problema- Sowohl Eltern wie auch Gemeinden und Unterland: «Gelegentlichen Konsum tischen Cannabiskonsum haben, weil Frühintervention ist wichtig Schulen sind hier gefordert. In der Fa- sollte man weder bagatellisieren noch die Leistungen in der Schule nachlas- milie sollten Themen wie Rauchen, dramatisieren; das Vertrauensverhält- sen. Eltern, die vermuten oder wissen, «Die Schulleitung und die Schul- Kiffen und Alkohol ebenso zum Ge- nis zwischen Eltern und Kind steht hier dass ihr Kind Cannabis konsumiert, pflege sind sehr betroffen, insbeson- sprächsalltag gehören wie gesunde Er- klar im Vordergrund.» sollten nachfragen. Dazu Charlotte dere auch über die Sorglosigkeit hin- nährung oder Fernsehkonsum. Anders sieht es hingegen bei Jugend- Fritz: «Wenn Eltern vermuten oder wis- sichtlich des Cannabiskonsums», lichen aus, die häufig Cannabis konsu- sen, dass ihr Kind Cannabis konsu- schreibt der Informationsdienst der Das Thema ansprechen mieren: Vielfach wird im Rauschmittel miert, sollten sie ihr Kind darauf an- Schule Nürensdorf. Eine Feststellung, nach Entlastung von psychischem oder sprechen. Wichtig ist, dass die ganze die wichtig ist und durch die Ergebnisse Jugendliche, die gelegentlich Canna- schulischem Stress gesucht. Flucht vor Lebenssituation berücksichtigt wird der Studie «Cannabismonitoring» der bis probieren, sind neugierig und wol- dem Alltag, der als belastend empfun- und sich das Gespräch nicht nur aufs «sfa» bestätigt wird: «Die Prävention im len neue Erfahrungen machen. Viele den wird. Hier wird immer häufiger Kiffen reduziert. Also: Es ist nicht das- Bereich Cannabis muss gerade bei Ju- Eltern von Pubertierenden machten konsumiert, weil man nicht mehr darauf selbe, ob ein gut integrierter 16-Jähriger gendlichen stärker gewichtet werden. das schon genauso. Manche Schüler verzichten kann. Rund ein Fünftel der ab und zu Cannabis konsumiert oder ob Besonders wichtige Ziele sind: frühe konsumieren gelegentlich in der Frei- 14- bis 16-jährigen Jugendlichen, die ein Gleichaltriger kifft, der in der Schule Konsumeinstiege möglichst zu verhin- zeit, wollen in der Gruppe dazugehö- Cannabis konsumieren, tun dies bis oder im sozialen Umfeld mit Problemen dern sowie jugendliche Problemkonsu- ren, einen Rausch erleben oder mal zwei Dutzend Mal pro Monat oder häu- kämpft oder nichts mit sich anzufangen mierende frühzeitig erfassen und ihnen ausflippen. Viele hören nach einmali- figer. Ein in dieser Form wiederholter weiss.» (siehe Box Seite 3)

Chefredaktion Susanne Reichling S.R. Erscheinungsweise: Impressum Willi Kobel Konrad Schwitter K.S. Jeden letzten Donnerstag im Monat Hatzenbühlstrasse 20 Christa Stahel C.S. gratis in alle Haushaltungen der 8309 Nürensdorf Urs Wegmann U.W. Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 044 836 92 80 Ralph Weidenmann R.W. und Nürensdorf Fax: 044 836 92 84 Christian Wüthrich C.W. Sekretariat/Inserate Mail: [email protected] Auflage: Webmaster: Thomas Iseli Sandra Gadient 10. Jahrgang Redaktion 8000 Exemplare Chätzlerweg 10 Buchhaltung: Karin Imhof Olav Brunner O.B. 8311 Brütten Redaktions-/Inserateschluss Öffnungszeiten: Silvan Gabathuler S.G. Satz/Druck: Karin Grieder K.G. Druckerei Zehnder Texte 10 Tage und Inserate 15 Tage Mo – Do: 8 – 12 Uhr Fr: 8 – 17 Uhr vor Erscheinen Telefon: 044 836 30 60 Cyrill Hauser C.H. Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG Fax: 044 836 30 67 Karin Imhof K.I. Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Abonnement, exkl. MWST Mail: [email protected] Thomas Iseli T.I. Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– www.dorfblitz.ch Patrizia Legnini P.L. Fax: 071 913 47 99 PC 87-42299-8 Esther Mogicato E.M. ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint Sandra Nonella S.N. Mail: [email protected] am 27. April 2006 Dorf-Blitz 3/2006 Thema des Monats 3

Auch Gemeinden Andrighetto Erdin, Leiterin Abteilung besonders liegt uns aber auch am Her- lebnisse vermitteln, beispielsweise die sind gefordert Gesellschaft und Kultur. zen, Suchtprävention zu betreiben, in- im Sommer geplante Sportwoche in dem wir den Kindern grossartige Er- Tenna.» Ⅲ Suchtprävention ist ein gesamtgesell- Schulen bieten Infos schaftliches Thema und muss deshalb auch in den Gemeinden stattfinden. In Die meisten Informationen erhalten Brütten ist der Gemeinderat für das Jugendliche wohl in der Schule. Die Thema verantwortlich. Die Organisation Suchtpräventionsstelle Zürich Unter- von Vorträgen und Information wird von land, zuständig für Bassersdorf und der Sozialbehörde ausgeführt, ebenso Nürensdorf, empfiehlt langfristig an- ist aber auch die Kirche bestrebt, Infor- gelegte Konzepte, da Prävention nicht mationsangebote zu unterbreiten. Bietet mit einer einmaligen Aktion zu erledi- Brütten spezielle Prävention zum gen sei. Eine der Dienstleistungen ist Thema Kiffen, Rauchen und Alkohol bei die Begleitung und Unterstützung in Jugendlichen an? Ursula Krebs, Ressort- Schulhäusern bei der Entwicklung ge- verantwortliche in der Sozialbehörde sundheitsfördernder und suchtpräven- Brütten: «Im Moment ist nichts geplant. tiver Projekte. Auch bietet die Sucht- Per Anfang Februar wurde allerdings präventionsstelle den Schulen ganze eine zeitlich befristete Kommission ge- Pakete an, so zum Beispiel die POP- bildet und vom Gemeinderat genehmigt, Kiste (Projektwoche Oberstufe Präven- welche sich, unter anderem, mit solchen tion), den Cannabis Koffer (Unter- Themen auseinandersetzen wird.» richtsmaterial zum Thema Cannabis) Auch Nürensdorf hat das Thema auf- oder auch das Projekt «Rauchfreies genommen und delegiert, wie Ruth Schulhaus». Unterrichtsmaterial, das Meier von der Jugendkommission er- von den Oberstufenlehrern im Schul- klärt: «Wir arbeiten eng mit der AJUGA haus Hatzenbühl rege genutzt wird, (Aufsuchende Jugend- und Gassenar- wie Schulleiter Thomas Obrist erklärt. beit, auch Streetwork genannt) zusam- «Wir Lehrer besuchen regelmässig men, die sich in diesem Bereich bestens Fortbildungen zum Thema Suchtprä- auskennt und den direkten Draht zu vention. Die gewonnenen Erkennt- den Jugendlichen hat.» Auch Bassers- nisse können wir den Schülern in den dorf arbeitet mit AJUGA zusammen. Im Schulstunden weitervermitteln. Ganz Die Beratungsstellen sind schweizweit aktiv Gesundheitsressort ist im Moment eini- ges im Umbruch: «In Bassersdorf ist das Thema ’Gesundheitsprävention‘ der Charlotte Fritz beantwortet Fragen Abteilung Gesellschaft und Kultur ange- gliedert. Mit dem Ablauf der Amtsperi- Wie harmlos ist kiffen? sprechen. Vorwürfe und Interpreta- machten Konsequenzen auch durch- ode 2002/06 wird die bisher zuständige Kiffen ist nicht harmlos. Am bes- tionen sollten aber vermieden wer- gesetzt werden. Manchmal müssen Gesundheits- und Umweltbehörde auf- ten ist nach wie vor, man lässt den den, und das Gespräch darf sich Eltern, zum Schutz von kleineren gelöst. Wer danach die Vertretung in Cannabiskonsum bleiben. Hin und nicht nur um den Cannabiskonsum Geschwistern, klare Regeln aufstel- den Suchtpräventionsgremien des Be- wieder mal kiffen ist allerdings rela- allein drehen, sondern auch um die len, damit auch deren Bedürfnisse zirks wahrnimmt, ist noch nicht ent- tiv ungefährlich, sofern man keine ganze Situation im Umfeld. Sie müs- respektiert werden. schieden», so die Auskunft von Heidi Tätigkeit ausüben muss, die Auf- sen versuchen, die Gründe des Ver- merksamkeit und Denkfähigkeit er- haltens ihres Kindes und des Kiffens Wie liberal oder restriktiv sollten Beratung und Informationen fordert. Wer also ein Fahrzeug len- Eltern sein? sind erhältlich ken muss oder eine Prüfung beste- Gelegentlicher Konsum soll weder Suchtpräventionsstelle Zürich Un- hen will, lässt es besser bleiben. Wer bagatellisiert noch dramatisiert wer- terland (zuständig für Bassersdorf regelmässig kifft, gefährdet ganz den. Vertrauen steht eindeutig vor und Nürensdorf) unter Telefon klar seine Gesundheit. Der Canna- Verurteilung und Strafe. Wenn Ju- 044 872 77 33 biskonsum führt zu eingeschränk- gendliche aber häufig – also mehr- Elterninfo Cannabis von der tem Erinnerungsvermögen, Konzen- mals wöchentlich bis täglich - Can- Schweizerischen Fachstelle für trationsschwächen und verlängerten nabis konsumieren, sollten Eltern Alkohol- und andere Drogenprob- Reaktionszeiten. Die schulische und ihre Kinder motivieren, das Verhal- leme (sfa), Telefon 0800 104 104 berufliche Leistungsfähigkeit wird ten zu ändern. Das Ziel muss nicht Suchtpräventionsstelle Winterthur dadurch eingeschränkt und das Un- der sofortige Nullkonsum sein. Ver- (zuständig für Brütten), Telefon fallrisiko ist deutlich erhöht. änderungsziele können etwa Ein- 052 267 63 80 zu verstehen. Man kann klare Ver- schränkungen der Orte (Schule, zu Wie sollen Eltern reagieren, wenn einbarungen gemeinsam mit dem Hause) oder die Häufigkeit sein. Er- Sowie im Internet unter ihr Kind kifft? Kind treffen und darauf achten, dass kennen Eltern Leistungsprobleme www.sfa-ispa.ch (Infos, Beratung) Das hängt natürlich ganz von der diese auch eingehalten werden. sowie psychische oder soziale Pro- www.tschau.ch (Beratung für Ju- jeweiligen Situation ab. Grundsätz- Wichtig ist, die Grenzen, welche ge- bleme, sollten sie nicht zögern, Un- gendliche) lich sollten Eltern auf jeden Fall In- setzt werden, zu begründen. Werden terstützung bei einer Beratungs- www.feelok.ch/cannabis.htm teresse zeigen und die Situation an- diese übertreten, sollen die abge- stelle zu suchen. E. M. (Infos/Beratung für Jugendliche) Nr. 2 22.2.2007

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Im Überblick Nürensdorf entscheidet über Ortszentrum für 8,5 Millionen Franken Bedingungen geändert Dorfkern soll Identität schaffen Für den Bassersdorfer Piloten Eric van Duijn ist das Fliegen Ein Kreisel statt ein Lichtsignal, punkt der Gemeinde sein, schreibt strasse, Platzgestaltung Einmündung ein Traumberuf. Aber wie stellt sich ein Pilot zum Lärm, den er ein neues Zentrumsgebäude mit der Gemeinderat weiter. Die Erhal- Hinterdorfstrasse, Fussgängerverbin- verursacht? Und was hält er Café, Verkehrsberuhigung und tung und Verbesserung der Infra- dungen, die Öffnung des Dorfbachs, vom Swissair-Prozess? Das In- Tiefgaragen: Wenn die Stimmbe- struktur sei zentral, dieses Bedürfnis einen öffentlichen Raum «Schlossgar- terview auf Seite 4 rechtigten wollen, könnte sich im stehe allerdings im Spannungsfeld ten», eine öffentliche Tiefgarage bei Nürensdorfer Zentrum bereits ab zwischen Wohnqualität und Mobili- der Post und die Anpassung des Närrische Tage vorbei Ende 2007 einiges ändern. tät. Der Durchgangsverkehr auf den Strassenraums im Bereich der Ein- Hauptachsen nehme auf die Bedürf- mündung Alte Lindauerstrasse. von Urs Wegmann nisse der Anwohner wenig Rücksicht. Und der Gemeinderat warnt: «Dort, Und sowohl im übertragenen als Nürensdorf zählt heute 4‘720 Einwoh- wo keine angemessenen Verkehrslö- auch im wahrsten Sinn des Wortes ner. Und zwei grössere Wohnüberbau- sungen realisiert werden können, steht der Neubau eines Zentrumsge- ungen in Nürensdorf und Breite sind drohen das Abwandern von Bewoh- bäudes gemeinsam mit der reformier- im Entstehen. Damit hat Nürensdorf in nern und Investoren sowie eine suk- ten Kirchgemeinde im Zentrum. Es den letzten 20 Jahren ein überdurch- zessive Abwertung der Bausub- soll Platz bieten für eine Bäckerei mit Die Fasnacht hat auch dieses Jahr wieder Tausende nach Bas- schnittliches Bevölkerungswachstum stanz.» Café, das Coiffeurgeschäft, Bibliothek sersdorf gelockt. Obernarr Rolf erfahren. Wie der Gemeinderat in der und Ludothek, kirchliche Mehrzweck- Zemp erklärt, wie sich die Weisung zum geplanten Ortszentrum Abwanderung zuvorkom- räume und eine Tiefgarage. Grossveranstaltung weiter ent- schreibt, würden die Leitlinien zur men wickeln könnte und nimmt Siedlungsentwicklung von einem Vollständig finanziert Stellung zu Gewalt und Alko- Wachstum der Gemeinde mit einer Dem will man in Nürensdorf zuvor- hol. Seite 16 Einwohnerzahl von maximal 6000 kommen. Der Gemeinderat hat nun Das ganze Projekt wird rund 8,5 Kirchenpflege Personen ausgehen. ein ganzes Paket rund um das Orts- Millionen Franken kosten. Der grösste zentrum geschnürt. Es umfasst im Brocken ist das Zentrumsgebäude für vollzählig Der geplante Dorfkern soll Identi- Wesentlichen Kreisel Bärenkreu- Im dritten Anlauf hat es ge- tät schaffen und zentraler Mittel- zung, Begegnungszone Lindauer- Fortsetzung auf Seite 2 klappt: Die reformierte Kir- chenpflege Brütten ist wieder vollzählig. Dora Surber und Martin Egli werden in Stiller Wahl eingesetzt. Seite 34

Hilfsprojekt unterstützt

Seit Jahren unterstützt die Ge- meinde Nürensdorf Hilfsprojekte in der Dritten Welt. Wohin geht das Geld tatsächlich? Der Dorf- Blitz stellt das Aidswaisen-Pro- jekt in Uganda vor. Seite 44

Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 16

Brütten ab Seite 26

Nürensdorf ab Seite 38 Wenn alles nach Plan läuft, könnte das Nürensdorfer Zentrum bald ganz anders aussehen. (Bilder: zvg) Spitze Feder

teren Fall kann man es immerhin nicht türlich, dass der Betroffene sich erkennt gelang, versuchte er, sein Handy zwi- aus der Tasche ziehen. und ihm die Schamesröte bis zu den schen Schulter und Ohr zu klemmen. Ohren ins Gesicht steigt. Als ich an der Dieser in älteren Filmen häufig gese- Als die Handys noch jung waren und Reihe war, läutete es – es war aber we- hene Trick funktioniert aber nur mit Natel hiessen, schämte man sich we- der das Handy eines Kunden, noch das richtigen Hörern und nicht mit den nigstens etwas. Es ist noch keine zehn Telefon des Geschäfts. Es war das pri- aufklappbaren Multifunktionsdin- Jahre her, als diese Knochen so unför- vate Handy des Verkäufers, der es ans gern, die so klein sind, dass nur Kin- mig waren, dass nur Hausabwarte sie Ohr führte und mit der weiblichen der in der Lage sind, einen Knopf neben dem Schlüsselbund an ihrem Stimme am Ende der Leitung zu spre- aufs Mal zu drücken. Gürtel trugen (nichts gegen Hausab- chen begann. warte natürlich!). Aber mittlerweile Als ihm klar wurde, dass er so habe sogar ich mich daran gewöhnt, Weil er dafür eine Hand benötigte, nicht würde kassieren können, been- dass meine Gegenüber das Handy mei- war es ihm praktisch unmöglich meine dete er das Telefon widerwillig mit Urs Wegmann nen natürlich immer spannenden Aus- Artikel mit dem Scanner einzulesen. Es den Worten: «Weisch, ich bi voll am Läutet das Handy, wird es aus der führungen vorzogen. entstand eine völlig bizarre Situation, schaffe!». Fast hätte ich laut heraus- Tasche gezückt, so wie einst Gary die ich mir nie hätte ausdenken kön- gelacht. Als ich den Laden verliess, Cooper seinen Colt zog. Das kann je- Kürzlich ereignete sich aber ein Vor- nen, hätte sie sich nicht so ereignet. fragte ich mich nur eines: Hätte er derzeit passieren: im Gespräch mit fall, den ich der Öffentlichkeit auf kei- Zuerst versuchte der junge Mann mit weitertelefoniert, wenn ich Ware ge- einem Gegenüber, während des Es- nen Fall vorenthalten will. Ich stand an dem Ellbogen meine etwas sperrigen kauft hätte, die man mit einer Hand sens, des Arbeitens oder – wie mir der Kasse in einem Geschäft im Dorf- Kaufobjekte festzuhalten, um den scannen kann? jüngst ein Bekannter versicherte – so- Blitz-Einzugsgebiet. Den Namen will Handscanner in die Nähe des Strich- gar während des Liebesaktes. Im letz- ich nicht bekanntgeben, hoffe aber na- codes zu führen. Weil ihm das nicht Urs Wegmann

Fortsetzung von Seite 1 der Politischen Gemeinde vollständig dorfer an der Urne über das Projekt des Schlosses – werden ein Foyer finanziert. «Dafür erhält die Bevölke- ab. Stimmt die Bevölkerung den Plä- eingerichtet und ein Teil von Biblio- 5,7 Millionen. Das Strassenprojekt rung einen hohen Gegenwert», nen des Gemeinderates zu, könnte thek und Ludothek. Diese ziehen mit Kreisel, Begegnungszone und der schreibt der Gemeinderat. Der Fi- bereits Ende 2007 mit dem Bau des sich intern verbunden bis ins zweite Öffnung des Baches wird auf 1,7 Mil- nanzhaushalt der Gemeinde werde Zentrumsgebäudes begonnen werde. Obergeschoss, wo auch Büro, Be- lionen zu stehen kommen. 1,1 Milli- deswegen nicht zusätzlich belastet. Bis Ende 2008 wäre es fertigge- sprechungszimmer und ein Ju- onen sind für öffentliche Parkplätze Das neu abzuschreibende Verwal- stellt. gendraum der reformierten Kirche und eine bessere Anbindung des Zen- tungsvermögen halte sich im Rahmen zu liegen kommen. Im dritten Ober- trums an den öffentlichen Raum vor- der bisherigen Investitionstätigkeit. Das Gebäude soll nicht nur schnell geschoss entsteht ein Mehrzweck- gesehen. Am Kreisel beteiligt sich der Im Detail sieht das Projekt wie folgt realisiert werden, es ist auch das saal mit Bühne für 90 Personen. Kanton Zürich mit 400‘000 Franken. aus: Herzstück des Projektes. Es beinhal- tet 17 Parkplätze in einer Garage. Im Für die Bäckerei mit Café hat der Wie es in der Weisung heisst, seien Café und Saal Erdgeschoss entstehen ein Laden- Gemeinderat offenbar bereits mit die Kosten durch bereits getätigte raum für eine Bäckerei mit Café und einem Interessenten Kontakte ge- Landverkäufe (für 6,5 Millionen Fran- Am 17. Juni dieses Jahres stimmen einer für den Coiffeursalon. Im ers- knüpft. Hinsichtlich Vermietung ken) und noch folgende Landverkäufe die Nürensdorferinnen und Nürens- ten Obergeschoss – auf der Ebene könne man sich aber nicht an die

Impressum Sekretariat für Inserate/Allge- Patrizia Legnini (pl) Erscheinungsweise: meines Stefanie Mailänder (sm) Jeden letzten Donnerstag im Monat Sandra Gadient Daniela Melcher (dm) gratis in alle Haushaltungen der Ge- Chätzlerweg 10 · 8311 Brütten Sandra Nonella (sn) meinden Bassersdorf, Brütten und Telefon: 044 836 30 60 Susanne Reichling (sr) Nürensdorf. Fax: 044 836 30 67 Konrad Schwitter (ks) Chefredaktion E-Mail: [email protected] Christa Stahel (cs) Auflage: Urs Wegmann (uw) [email protected] Christian Wüthrich (cw) 10. Jahrgang Untere Mühle 14 · 8303 Bassersdorf Bürozeiten: Freitag 8.00 bis 16.00 Uhr Webmaster: Thomas Iseli 8100 Exemplare Telefon: 079 704 73 82 Internet: www.dorfblitz.ch Buchhaltung: Karin Imhof E-Mail: [email protected] PC 87-42299-8 Redaktions-/Inserateschluss Satz/Druck: Textbeiträge und Inserate spätes- Sekretariat der Redaktion Redaktion Druckerei Zehnder tens 10 Tage vor Erscheinen. Susanne Reichling Olav Brunner (ob) Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG Quellenstrasse 1 · 8307 Effretikon Cyrill Hauser (ch) Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Abonnement, exkl. MWST Telefon: 079 258 55 79 Karin Imhof (ki) Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– Fax: 086 052 343 68 77 Thomas Iseli (ti) Fax: 071 913 47 99 E-Mail: [email protected] Heidi Keller (hk) ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint Bürozeiten: Dienstag 8.00–16.00 Uhr Willi Kobel (wk) E-Mail: [email protected] am 29. März 2007 Dorf-Blitz 2/2007 Thema des Monats 3

anzl eistrasse Gemeinde Nürensdorf Gemeinde Nürensdorf 07 Vorbereich 4 5 «üblichen Renditeüberlegungen» Verkehrskonzept gefunden zu ha- neuesGebäude 2 Freiraum- und Strassenprojekt 1 Zentrum Nürensdorf B eleuc ht ung 4 14 halten. Erst ein attraktiver Mietpreis ben. Situation 1:2501:5001:750 Fussgängerstreifen 4 Kanzleistr. 16

e

Überarbeitetes Vorprojekt mit s ermögliche den gewünschten Be- s 57 1 a neuem Zentrumsgebäude8 r neuem Zentrumsgebäude 5 t

s

r

e 08.01.2007 R r 08.01.2007 120 u

g h t n r e 8 t u Planungsteam n Planungsteam 4 trieb. Der Coiffeursalon Silvano wird Sich begegnen i s 8 stadt raum verkehr quadra gmbh Zobrist+Räbsamen s W Birchler+Wicki e Birchler+Wicki t a l Sihlquai 75 Nordstrasse 220 Kernstrasse 12 Sihlquai 75 A Nordstrasse 220 Kernstrasse 12 p CH-8005 Zürich CH-8037 Zürich CH-8004 Zürich 7 T0433669610 T0433668390 T0442912550 n 3.8 23 F0433669614 F0433668391 F0442912555 1 während der Bauzeit in den Schloss- A 6.5 1.9 1097

5 saal verlegt, bevor er in den Neubau Besonderes Merkmal des Projektes 72

im Erdgeschoss einziehen kann. sind die Begegnungsräume. Ausser- R 6 0 B eleuc ht ung

g) lastun erent wass l (Hoch Kana best.

ng Auch die Bibliothek muss mit einem halb der Verkehrsflächen soll auf der Projekt Seniorenzentrum n u f f Zu hö fah ac 5 rtS g B 7 chl tu n oss lei 0 Zu kt Provisorium im Schlosskeller vorlieb Ebene Schloss eine attraktive Freiflä- je 7 o 5 4 r 74 p n Brunnen e versetzen ss nehmen. che geschaffen werden, welche einen ra t B eleuc ht ung 4 S 17 f 4 ss d r lo o 6 h .1 c 3 n S 66 besonderen Rahmen für Aktivitäten u nsd 1 m re u ü B N ä a re r 4 n i m 2 e u 6 Kreisel statt Lichtsignal des Gemeindelebens bietet und auf r tr F n e Z

5 4

verschiedene Art und Weise genutzt Hint erd or g fst n ra u ss n e ff ö h c a B

6 2.

Mit den Arbeiten am Strassenpro- werden kann. Gegen die Neu- 3 .5 5 3. Schlossgarten 3 1 a .7 0 4. 3 1 .5 57 jekt soll so bald als möglich begon- hofstrasse hin wird der so genannte 1 21 Lichtraumprofil in der 4 Vorgarten ng 28 Kurveinnenseite Ausnahmetransporter u 4 Rinne ss 506.00 pa Projekt Zentrumsbau nen werden. Ein Terminplan kann «Schlossgarten», der gleichwohl Zu- An 6.0 Wasserspiel 2.5 1 7.0 0 R 5 1 2.5 2 6.0 B eleuc ht ung N e allerdings frühestens nach der gang zur Liegenschaft Schloss und u überfahrbar h o 3 . f 5 6 s 3. 1 t ra 1 B eleuc ht ung .6 .0 s 4 s e 3.5 Durchführung der Auflage des Pro- zur Gemeindebibliothek schafft, 3 .5 2.7 h Rinne c Ba g un ck de er lüb F ei .1 T 6 0 Z 2 r 0 Fahrachse der Lastgruppe jektes erstellt werden. Das Ziel ist durch ein Nebengebäude abgeschlos- Randst ein abgesenkt 2 e e R Ausnahmetransporter P P n i B f B eleuc ht ung e ür t r hi .4 nd 7 r a e r u te u B Wasser- m U e 4 spiel klein Rinne m ss 2 Bank h S a c Bank tr 9 a N trotzdem, dass bis 2010 alles reali- sen werden. rs B 9 g n 5 - e u 9 r r ü u e 1 h it 1 t re Bank r b r u e r t e e in V W n n te Al s d d neues Gebäude gemäss 6.0 S siert ist. 2 o Wettbewerb Zentrum r 8 f t 3 r B a U S best. Baum roden best. Baum roden U S s S B U 4 B s g 3 n B eleuc ht ung 1 a B g i l s a l e e u ut t- A om Die Ebene des Schlossgartens ist -/ a in t E n 1 t Bank h 1 c a 0 6 h 4 ,7 p c 3 s 2 7 ft x i 0 L 5 , 2 r e d m o 5 u a n tr 0 f i u L K j 5 u e P rz a z Bundstein t. L «Das vorliegende Verkehrskon- sowohl von der Alten Winterthurer- rk e p it s la k tz e Rt Zugang zu Tiefgarage unter best . Baum roden E Kundenparkplatz Volg/Post 7 i neues Gebäude gemäss n Rinne ka zept mit Kreisel akzeptiert den strasse als auch mit direkter Verbin- Wettbewerb Zentrum uf sz en tru m 0 Durchgangsverkehr auf der Haupt- dung über einen bequemen Treppen- 6. 4 3 L i n d Projekt öffentliche Tiefgarage a u e mit Verbesserung Situation r s t r achse», schreibt der Gemeinderat. zugang ab Lindauerstrasse erreich- Kundenparkplätze/ Rampenzufahrt a s s für Volg/ Post e

0 4 2 3 e 7 ss tra ers Gleichzeitig habe es schon heute bar. Auf Ebene des Schlossgartens dau Verbesserung des Benutzerkomforts Lin der Kundenparkplätze Volg/Post lte G A e 1 A w 14 ä 8 n c p h viele Fussgänger zwischen Volg und gelangt man auf die begehbare Ar- s a h a Rinne, Schalenstein 4reihig u s

% 5 8 0 Bibliothek. Diese würden den Zebra- kade mit Ausblick auf die Begeg- e p 7 m a R

11 streifen nicht immer korrekt benut- nungszone Lindauerstrasse. Zwi- % 4 3 zen. Auch die Parkierer bei Volg und schen Dorfbach und Zentrumsge- Ein Kreisel, die Verkehrsberuhigung aus Richtung Lindau und viele Bäume Post hielten sich nicht alle an die bäude wird ein Strassencafé zum könnten bald etwas Ruhe ins Zentrum bringen. Regeln. Verweilen einladen. Wirkung ihres Ortszentrums nach meinde ist die Vorlage ein wichtiger «Die unterschiedlichen Verkehrs- Wenn die Nürensdorfer am 17. Juni aussen. Schliesslich wird das Dorf Schritt», ist der Gemeinderat über- bedürfnisse an den Strassenraum über das grosse Vorhaben abstimmen täglich von vielen Pendlern durchfah- zeugt. Es sei ein «in allen Teilen aus- lassen sich nur mit einer Begeg- werden, befinden sie auch über die ren. «Für die Entwicklung der Ge- gereiftes Projekt.» Ⅲ nungszone zufriedenstellend lösen, wo Durchgangsverkehr, Fussgänger, In eigener Sache Kurzparkierer und Ausfahrten auf- einander abgestimmt werden», Neuer Vorstand gewählt schreibt der Gemeinderat. Dafür müsse eine Verkehrsberuhigung auf Der Dorf-Blitz (DB) ist als Verein or- einem rund 75 Meter langen Stras- ganisiert. Thomas Iseli, Vereinsprä- senabschnitt der Lindauerstrasse sident seit drei Jahren, hat auf die gebaut werden. Der Durchgangsver- Generalversammlung hin, welche kehr von Lindau erhalte durch den Ende Januar stattgefunden hat, sei- Wegfall der Lichtsignalanlage zu- nen Rücktritt erklärt. Als Nachfol- dem verbesserte Einfahrtmöglich- ger und neuer Präsident wurde Kon- keiten auf die Alte Winterthurer- rad Schwitter aus Brütten gewählt. strasse. Die Gestaltung des Innen- Der selbständige Unternehmensbe- raums des Kreisels habe durchaus rater in den Bereichen Marketing eine «gewisse Brisanz», weiss die und Strategieentwicklung ist seit Exekutive. Im Moment würde ein rund zwei Jahren Mitglied im DB- Wasserspiel favorisiert, es seien Redaktionsteam. Der neue DB-Präsident Konrad Schwitter. (sr) aber auch andere Möglichkeiten Thomas Iseli zeigte sich anläss- denkbar. lich der Generalversammlung er- Neben dem Präsidium kommt es werden. Die drei verbleibenden Vor- freut, den Verein Dorf-Blitz in her- zu einem weiteren Wechsel im Vor- standsmitglieder (Urs Wegmann als Für die nächsten 30 Jahre sind vorragender Verfassung in kompe- stand. Im kommenden Frühling wird Chefredaktor, Karin Imhof als Kas- jegliche visionären Umfahrungslö- tente Hände zu übergeben. Der Aktuarin Sandra Gadient infolge be- sierin sowie Susanne Reichling als sungen unrealistisch. Auch aus die- ehemalige Präsident wird weiterhin ruflicher Mehrbelastung das Sekre- stellvertretende Chefredaktorin) sem Grund ist der Nürensdorfer als Redaktor und Webmaster im tariat abgeben. Voraussichtlich kann wurden einstimmig in ihrem Amt Gemeinderat überzeugt, die beste Team mitarbeiten. die Nachfolge vereinsintern geregelt bestätigt. (DB) aller denkbaren Varianten für das Dorf-Blitz 2/2006 Region 43

Vorsicht vor merkwürdigen Mails! «Dringende Hilfe benötigt …»

Vermehrt verschicken Betrügerban- versprochen. Nachdem man grundsätz- den aus Afrika dubiose E-Mails an lich in einem ersten Mail seine Bereit- zufällig ausgewählte Personen in schaft erklärt, schreibt der Bankange- der Schweiz. Die Polizei empfiehlt, stellte freundlich im zweiten E-Mail: «Es solche Mails sofort zu löschen und freut mich dass sie sich entschieden nicht darauf zu antworten. habe uns zu helfen mit dieser gegensei- tigen wohltuende transaktion». Weiter von Thomas Iseli wird von detaillierten Anweisungen geschrieben, wie man schliesslich zum Das Mail des vermeintlich leitenden An- Geld kommt. Als erstes braucht es nur gestellten einer südafrikanischen Bank noch einige persönliche Angaben. Nach erreichte meine Mailbox Mitte Januar. einer Woche werde das Erbe schliess- «Aufgrund der Dringlichkeit der Angele- lich freigegeben. Das Geld kann man genheit habe ich mich entschlossen, Sie dann direkt in Südafrika abholen oder zu kontaktieren.», schreibt der «Firmen- sich auf ein italienisches oder holländi- kundenbetreuer» mit Doktortitel. sches Konto auszahlen lassen.

Guthaben beanspruchen Internetbetrug! Das freundliche Mail mit den bösen Absichten In gebrochenem Deutsch erklärt er Das Angebot tönt also ziemlich lukra- sodann, worum es genau geht. Ein tiv. Soll man also den Anweisungen fol- tert. Der Fall gestaltete sich ähnlich ein Verlust von insgesamt über Kunde der Bank sei am 11. September gen und nach Südafrika reisen? Nein, wie im oben beschriebenen Mail. Auch 500’000 Franken; Gelder die nach 2001 in den USA beim Attentat ums natürlich nicht, denn beim vorliegenden das Meilener Opfer erhielt ein dubio- und nach auf ein Konto einer auslän- Leben gekommen. Da keiner seiner Mail handelt es sich um einen Betrugs- ses Mail aus Südafrika. «Mails dieser dischen Bank überwiesen worden Verwandten Ansprüche auf dessen versuch über das Internet. Die E-Mails Art werden von der ’Nigeria-Connec- waren. Der Kantonspolizei Zürich Konto erhebe, drohe die Gefahr, dass mit dem dubiosen Inhalt haben oft die- tion’ zu Tausenden abgeschickt und sind mehrere Geschädigte bekannt, dieses Guthaben von den südafrikani- selben Strukturen. Wenn der E-Mailkon- erreichen wahllos E-Mail-Empfänger die auf solche Betrügereien hereinge- schen Bankdirektoren eingesackt takt mit dem Opfer einmal aufgebaut weltweit. Auf die oft emotional brillant fallen sind und dabei viel Geld verlo- werde. «Aufgrund dieser Tatsache habe und Vertrauen vorhanden ist, werden im abgefassten Geschichten fallen immer ren haben. Zudem geht die Polizei ich mich entschlossen, mich an Sie zu entscheidenden Moment Geld für Vor- wieder Leute rein, in der Hoffnung, davon aus, «dass es eine Dunkelziffer wenden, damit Sie als Erbe auftreten auszahlungen oder Bankgarantien ge- unkonventionell viel Geld zu verdie- von Geschädigten gibt, die aus Scham können und nicht alles den Direktoren fordert. Seit Jahren verschicken nigeria- nen», schreibt die Kantonspolizei in oder im Wissen darum, dass die ein- zugute kommen lassen», heisst es im nische Betrüger, auch bekannt unter ihrem Communiqué. gezahlten Gelder verloren sind, keine emotional formulierten E-Mail. dem Namen «Nigeria-Connection», E- Anzeige erstatten». Mails an Privatpersonen und machen Um eine halbe 49 Prozent von darin betrügerische Geschäftsangebote Million erleichtert Was tun? 15.5 Millionen mit Gewinnversprechen in Millionen- höhe. Wohn- und Mailadressen, Telefon- Der ganze Mailverkehr im Fall er- Die Behörden raten in diesem Zu- Der Vorschlag scheint lukrativ, denn und Fax-Nummern beschaffen sich die streckte sich über mehrere Wochen. sammenhang, sich nicht auf solche es geht um 15.5 Millionen US-Dollar. Betrüger meistens aus öffentlich zu- Der Täter aus Südafrika verlangte Machenschaften einzulassen. Emp- Von diesem Vermögen sollen nun 49 gänglichen Quellen. schliesslich die Bezahlung der angeb- fängern dubioser Mails wird geraten, Prozent in meine Kasse fliessen! «Wir lich aufgelaufenen Depotgebühren diese ohne vorherige Kontaktauf- werden Sie mit 49 Prozent an der ge- Ein Opfer im Bezirk Meilen bei der Bank und weitere Zahlungen nahme mit den Absendern sofort zu samte betrag belohnen, Ich mit meiner für Bescheinigungen. Als Garantie löschen. Reagieren Sie also auf kei- Kollegen bekommen 49 Prozent der Kürzlich ist im Bezirk Meilen eine erhielt der hilfsbereite Schweizer per nen Fall auf solche Schreiben, auch gesamte betrag und den restlichen 2 Person auf Geldbetrüger hereingefal- Post einen Scheck, der die bisherigen nicht, um eine Negativantwort zu ge- Prozent werden wir als aufwendung/ len, wie die Kantonspolizei Mitte Ja- Investitionen abdecken sollte. Bei ben. Weitere Informationen über An- unkosten bei der bearbeitung des trans- nuar mitteilte. Die Person wurde diesem handelte es sich aber um eine lagebetrug und die «Nigeria-Connec- aktions zudenken.» Ohne etwas zu tun, durch die «Nigeria-Connection» um Totalfälschung. Statt der erhofften tion» finden sich zudem auf wird einem also eine so grosse Summe eine halbe Millionen Franken erleich- Millionen blieb dem Geschädigten www.stoppbetrug.ch. Ⅲ Arbeitsverhältnis mit Spitex-Leiterin aufgelöst «Die Personalführung liess zu wünschen übrig»

Nachdem sich Spitex-Mitarbeite- sieren.» Während dieser Analyse hat eine Anhörung des gesamten Perso- administrativen Teil zuständig ist, rinnen beim Vorstand über die Albert Schweizer schnell erkannt, nals und der Spitex-Leitung durchzu- tatkräftig zur Seite stehen. Unter- Leiterin beschwerten und auf das «dass die Personalführung der Spi- führen. Bereits Mitte Dezember stützt werden die beiden Spitex-Mit- schlechte Betriebsklima aufmerk- tex-Leitung zu wünschen übrig liess führte Albert Schweizer ein Gespräch arbeiterinnen zudem durch die sam machten, wurden viele Ge- und die Mitarbeiterinnen, aus wel- mit der Leiterin, noch bevor es am 12. Buchhalterin Ursi Naier. Auf seine spräche geführt. Der Vorstand löst chen Gründen auch immer, geschwie- Januar zu einer Personalanhörung eigene Position als möglicher zu- nun, nach Anhörung aller Betrof- gen haben.» Schliesslich habe er auf vor dem Vorstand kam und jede ein- künftiger Präsident angesprochen, fenen, das Arbeitsverhältnis mit das Beschwerderecht aufmerksam zelne Mitarbeiterin ihre persönlichen sagt Schweizer: «Was die Besetzung der Spitex-Leiterin auf. gemacht. Erfahrungen mit der Leitung schil- im Vorstand anbelangt, so ist es auch dern konnte. Auch die Spitex-Leiterin noch zu früh, über Postenverteilung von Thomas Iseli Gute Arbeit an der Front hatte Gelegenheit, zum Inhalt des zu sprechen, müssen doch noch ei- Beschwerdebriefes Stellung zu bezie- nige Vorstandsmitglieder ersetzt Die Spitex Bassersdorf-Nürensdorf- «Unser Personal ist das höchste hen. Der Vorstand kam nach intensi- werden.» Ⅲ Brütten kommt nicht mehr aus den Gut. Es ist auch erwiesen, dass un- ven Gesprächen und einer Abwägung Schlagzeilen. Ein kurzer Rückblick: sere Spitex-Mitarbeiterinnen an der aller positiven und negativen Argu- Anfang Oktober 2005 trat Friedrich Front ausgezeichnete Arbeit leisten, mente sowie Abklärung rechtlicher Schneider – nach nicht einmal einem was die guten Umfragewerte bewei- Fragen an einer weiteren Sitzung halben Jahr als Spitexpräsident – auf- sen», erklärt der Präsident ad inte- Ende Januar zum Schluss, das Ar- grund persönlicher und sachlicher rim. So nahm er den Brief von 14 beitsverhältnis mit der Spitex-Lei- Differenzen zurück (der Dorf-Blitz unterzeichnenden Spitex-Mitarbeite- tung aufzulösen. berichtete). Einen Monat später über- rinnen, was etwa 70 Prozent der Be- gab Schneider seinem Stellvertreter, legschaft repräsentiert, anfangs De- Wie weiter? Vizepräsident Albert Schweizer, die zember sehr ernst. Darin wurde auf Akten. «Da erfuhr ich mehr Details die schwierige Situation am Arbeits- Der Vorstand hat entschieden, die über die erfolglosen Bemühungen platz und das Betriebsklima zwi- Spitex-Leitung bis auf weiteres der Schneiders um eine kooperative Zu- schen der Leitung und dem Personal Stellvertreterin, Claudia Rabadzijev, sammenarbeit mit der Spitex-Lei- hingewiesen. Dass die Spitex-Lei- anzuvertrauen. «Ich habe mit ihr Die Spitex Bassersdorf-Nürens- tung», sagt der amtierende Finanz- tung auch einige positive Verände- schon ein Gespräch geführt und ein dorf-Brütten sucht neue Vor- chef der Spitex Bassersdorf-Nürens- rungen eingeführt hat, wurde ebenso Funktionsdiagramm erstellt, damit standsmitglieder. Vakant sind dorf-Brütten. erwähnt. die Aufgabenzuteilung, wenn immer folgende Posten: Präsident, Vize- möglich, mit bestehendem Personal- präsident, Aktuar, eine Person Probleme mit Spitexleitung Auflösung des bestand geregelt werden kann.», er- für das Personalressort und gege- Arbeitsverhältnisses klärt Albert Schweizer. Rabadzijev benenfalls eine zusätzliche Per- «Im Hinblick auf eine eventuelle ist praktisch seit der Gründung in son für die Öffentlichkeitsarbeit. Übernahme des Präsidiums fühlte ich Schliesslich kam es am 12. Dezem- der Spitex tätig und hat von Juni Interessenten melden sich (ab 6. mich verpflichtet, aktiv zu werden ber zu einer Vorstandssitzung unter 2003 bis Juni 2004 die Bereichsleite- März) bei Albert Schweizer unter und habe mir erlaubt, die Arbeitssitu- Ausschluss der Spitex-Leiterin. Es rinnen-Ausbildung absolviert. Ihr Telefon 044 836 60 55. ation in der Spitex genauer zu analy- wurde entschieden, im Januar 2006 wird Brigitte Aerne, welche für den Nürensdorfer wird Gastwirt in Zürich «Ich sehe mich als Gastgeber und nicht als Beizer»

Der Nürensdorfer René Häusler Gastwirtschaft betreiben. Im Ge- wird als Quereinsteiger Gastwirt spräch mit dem Dorf-Blitz sieht er im Kreis 6 in Zürich-Oberstrass. seine Rolle etwas anders: «Ich sehe Mit dem «Alten Löwen» wird ein mich nicht als Quereinsteiger, denn Traditionshaus wiedereröffnet, ich war mein halbes Leben Kleinun- welches seit 40 Jahren dem Ab- ternehmer, und die Gastronomie ist bruch geweiht war. Der Nürens- nichts anderes. Es ist die Vereinigung dorfer Bauingenieur Urs Räbsa- von Kunst, Kultur und Wohlbefin- men sicherte sich das Baurecht den.» Das Wort «Beizer» existiert für die Liegenschaft «zum Alten nicht in seinem Wortschatz, er sieht Löwen» für die nächsten 62 sich als Gastgeber. Diese Differenzie- Jahre. rung zeigt seine Einstellung zur neuen Herausforderung. Im «Alten von Ralph Weidenmann Löwen» will er eine Wohlfühloase schaffen. «Wer nur Essen anbietet, Vor 310 Jahren wurde das Gebäude der kann nicht überleben», ist Häus- «zum Alten Löwen» in seiner jetzigen ler überzeugt. Ein erster Augenschein Bausubstanz an der Universi- durch den Dorf-Blitz bestätigt diese tätstrasse 111 im Zürcher Stadtkreis 6 Richtung: Ein Kachelofen, Holzböden René Häusler vor seiner neuen Arbeitsstätte, dem «Alten Löwen». gebaut, welches seit 1846 eine Wirt- und ein wunderschöner Garten schaf- schaft beherbergt. Die Ursprünge ge- fen das nötige Ambiente, wo man sich Zürich – und Häusler wird als Pächter bewohner zu schliessen und abzu- hen sogar bis ins 13. Jahrhundert zu- wohl fühlen kann. Die Küche soll den Gasthof betreiben. Damit geht reissen. Anstelle eines Quartiertreffs rück. Wie das Restaurant Bären in Frischprodukte nach Schweizer Re- sein Jugendtraum in Erfüllung, denn sollte eine Grossüberbauung entste- Nürensdorf war der «Alte Löwen» zepten anbieten. Häusler war vor 35 Jahren Hotelsek- hen. Dank der Beharrlichkeit des eine Pferdewechselstation. Seit Jahr- retär im Hotel Rigihof, 100 Meter von «Komitees zur Erhaltung des Alten zehnten wird die Gastwirtschaft zwar Nürensdorfer Bieridee seinem künftigen Arbeitsplatz ent- Löwen» und mit Unterstützung durch immer noch betrieben, sie rottete je- fernt. Die geplante Laufbahn in der den Quartierverein konnte das Haus doch vor sich hin und bot zuletzt ein Die Idee zur Renovation des Traditi- Gastronomie scheiterte jedoch an den letztlich gerettet werden. Das gut erbärmliches Bild. Ein Komitee zur onshauses entstand vor zweieinhalb Finanzen: die Absolvierung der Ho- durchdachte Projekt des Duos Räb- Erhaltung des Traditionshauses Jahren im Restaurant Kreuzstrasse in telfachschule in Lausanne kostete samen/Häusler überzeugte schliess- setzte sich gegen eine Grossüberbau- Birchwil. Nach einer Baukommissi- damals stolze 26 000 Franken pro lich die Verantwortlichen der Stadt ung durch, und nach einer mehrmo- onssitzung hatte René Häusler – sel- Jahr. Zürich und des Gemeinderates. Mitte natigen Umbauzeit wird der «Alte ber im Quartier Zürich-Oberstrass März, wenn die offizielle Eröffnung Löwen» demnächst Eröffnung feiern. nur wenige Meter neben dem «Alten Zürcher Politikum stattfindet, wird die gesamte Stadt- Löwen» aufgewachsen – dem Nürens- zürcher Politprominenz anwesend Wohlfühloase schaffen dorfer Bauingenieur Urs Räbsamen Das Projekt drohte lange zu schei- sein. Und mitten drin ihr Gastgeber diese Idee schmackhaft gemacht. tern, denn der «Alte Löwen» war in René Häusler aus Nürensdorf. Es An vorderster Front steht der Nürens- Dieser sicherte sich das Baurecht für der Stadt Zürich 40 Jahre lang ein wäre ihm zu gönnen, wenn sich der dorfer René Häusler. Im Alter von 58 die nächsten 62 Jahre – das Grund- Politikum. Die Stadt versuchte, das eine oder andere Nürensdorfer auch Jahren wird er als Quereinsteiger die stück gehört immer noch der Stadt Lokal gegen den Willen der Quartier- mal nach Zürich «verirrte». Ⅲ tten 33

Der Turnverein Brütten (TVB) jubiliert 75 Jahre und noch immer sportlich-fit

Im laufenden Jahr feiert der Turn- lich entwickelt habe. Der TVB mit sei- verein Brütten sein 75-jähriges nen fünf Riegen zählt heute rund 300 Bestehen. Die Festivitäten werden Aktive; als Vorsitz und Nachfolger der mit zwei Anlässen gebührlich ge- langjährigen Präsidentin Sabine Egli feiert: Am Wochenende 10./11. amtiert seit kurzem Jürg Baltensper- Juni organisiert der TVB im ger. Altorfer erinnert sich an die Mit- «Chapf» die Regionalmeister- gliederkrise Mitte der 50er-Jahre, als schaft der Gruppenwettkämpfe. er mit einigen wenigen Sportbegeis- Der eigentliche Jubiläumsanlass terten seine Turnübungen im Sommer geht im November anlässlich der draussen im Freien und im Winter in traditionellen Abendunterhal- einer Scheune absolvierte. tung über die Bühne. Der 68-jäh- Mit Tambourin und rige Werner Altorfer ist seit 1955 militärischer Haltung dabei, war einst Oberturner der Aktivriege und leitet im Team «1958 haben wir – etwa zehn sport- noch heute eine Seniorengruppe begeisterte Turner – einen Neustart der Männerriege. vollzogen», erzählt Altorfer weiter. Ak- tive Mundpropaganda für den 1931 ge- Werner Altorfer ist seit 51 Jahren Mitglied des Turnvereins Brütten; von Susanne Reichling gründeten Turnverein fiel im mittler- Fotoalben erinnern an vergangene Zeiten weile durch Neuzuzüger bereits statt- tung war streng militärisch, und auch gung stehen. Im Festzelt sowie an diver- «Der TVB und seine Riegen sind der lich gewachsenen Dorf auf guten Nähr- die Tenues mit kurzen Hosen waren sen Aussenständen gibt es Verpfle- eigentliche Motor der Dorfaktivitäten. boden. Die jungen und älteren vorgeschrieben. Geturnt wurde entwe- gungsmöglichkeiten; hier finden am Entweder wird selbst ein Anlass orga- Einwohner, darunter viele Familien, der barfuss oder mit ’Grätschüeli’», er- Sonntagnachmittag auch die Rangver- nisiert, oder man hilft mit, wenn an- zeigten wieder vermehrt Interesse für innert er sich lachend.1962 wurde die kündigungen statt. Die Wettkämpfe in dere etwas durchführen. Mitglieder körperliche Ertüchtigung und Sport. Damen- und Jugendriege sowie zehn den Disziplinen Leichtathletik (Weit- des TVB sind immer und überall anzu- Ein Jahr später nahm die Brüttemer Jahre später die Mädchen-, Frauen- und sprung, Kugel- und Steinstossen, Speer- treffen, wenn ein Fest steigt», erzählt Aktivriege – Altorfer amtierte bis 1970 Männerriege gegründet. Ein lange ge- werfen und Schleuderball) sowie Geräte Werner Altorfer auf Anfrage schmun- als deren Oberturner – am eidgenössi- hegter Wunsch der damals rund 180 (unter anderem Barren, Pferd, Reck und zelnd. Dies sei nicht sein Verdienst, schen Turnfest in Basel teil. «Damals, Mitglieder zählenden Turnerfamilie Ring) sowie Aerobic und Gymnastik aber dennoch empfinde er grosse Ge- als Riegenleiter, musste ich den Takt ging 1972 in Erfüllung: Mit dem Bau finden am Samstag (10.6.) von 8 bis 18 nugtuung, dass der einst mangels der Übungen mit dem Tambourin und des neuen Schulhauses Chapf mit Turn- Uhr und am Sonntag (11.6.) von 8 bis 12 Aktiver knapp vor der Auflösung ste- mit Zählen angeben; es gab noch keine halle standen in Brütten jetzt adäquate Uhr statt. «Wir hoffen natürlich, dass hende Verein sich dermassen erfreu- Musik bei den Vorführungen. Die Hal- Räumlichkeiten für sportive Freizeitbe- Petrus unseren Anlass begünstigt, da- tätigung zur Verfügung. mit möglichst alle im Freien realisierba- ren Übungen draussen stattfinden kön- Im Juni werden 2000 nen», erklärt Werner Altorfer abschlies- Teilnehmer erwartet send. Für die Durchführung des sportli- chen Grossanlasses darf der TVB auf die Das Jubiläumsfest im Juni (OK-Präsi- personelle Unterstützung mehrerer dent ist Gemeinderat Walter Indergand) Brüttemer Dorfvereine (darunter Sama- beginnt am Freitag (9.6.) mit Probetur- riter, Schiessverein und Tennisclub) so- nen und Barbetrieb. Zur Regionalmeis- wie auch auf die Mithilfe einiger Nach- terschaft der Gruppenwettkämpfe barvereine aus Töss und Pfungen zäh- (Frauen, Männer und Senioren) erwar- len. «Da werden wohl einige Tausend ten die Organisatoren rund 2000 Teil- Helferstunden zusammenkommen; nehmer aus der weiteren Region von nach dem Jubiläumswochenende wis- Besprechung mit dem Kampfrichter: Oberturner Altorfer (2.v.l.) anlässlich Winterthur; ihnen wird nahe der Schul- sen wir‘s dann genau», sinniert Altorfer einer Übungsbesprechung 1961 in Brütten anlage Chapf ein Zeltplatz zur Verfü- abschliessend. Ⅲ Dorf-Blitz 2/2006 Sport 11

Der UHC Fireball Nürensdorf sucht dringend neue Funktionäre Markus Süssli tritt zurück

Nach fünf Jahren als Präsident die Frage nach einem Nachfolger auf. des UHC Fireball Nürensdorf Süssli selber sieht sich nicht als ge- stellt sich Markus Süssli an der eignet an, einen Nachfolger zu su- Generalversammlung vom 23. chen. Das von ihm abgedeckte Auf- Juni nicht mehr zur Wahl. Mit gabenspektrum wirke verständli- Süssli verliert der Verein die zen- cherweise abschreckend. Doch wie trale Figur an der Vereinsspitze. Süssli betont, ging sein Arbeitspen- Ein Nachfolger ist noch nicht in sum weit über das eines Präsidenten Sicht. hinaus. Er bekleidete nicht nur im Vorstand eine Doppelfunktion als von Silvan Gabathuler Präsident und Marketingverantwort- licher, sondern war auch sonst ein Am 10. Februar liess Markus Süssli «Mädchen für alles». Sowohl er als die Bombe platzen. Im Rahmen eines auch Vorstandsmitglied Rico Polo Elternabends für die Junioren des machten jedoch deutlich, dass der Clubs informierte er in der Turnhalle neue Präsident nicht im gleichen Sunnerain über seinen Rücktritt als Ausmass präsent sein müsse. Vor Präsident. Rund 30 Eltern erschienen allem das wichtige Ressort Marke- Markus Süssli informiert die Eltern der Junioren über seinen Rücktritt und hörten sich die Ausführungen an. ting soll nicht mehr in Personalu- Zusammen mit Vorstandsmitglied nion mit dem Präsidium besetzt Rico Polo ermunterte er die Eltern, sein. Der neue Präsident soll sich auf baue, habe ich mich für den Rücktritt trete, müssen andere nachrücken. sich vermehrt für den Verein einzu- die Kernaufgaben seines Amtes kon- entschieden. Mir fehlt effektiv die Ich kann die neuen Leute einarbei- setzen. Süssli selber kann kein man- zentrieren können. Zeit, alles zusammen zu machen. ten und das ganze läuft wieder selb- gelnder Einsatz vorgeworfen werden, Daneben habe ich ja auch noch mei- ständig. im Gegenteil. Dezimierter Vorstand nen eigentlichen Beruf als Fahrleh- rer. Es kann nicht das Ziel sein, dort Das klingt einfach, aber wer Unkonventionell Als ob der Vorstand durch den Ab- für den Verein Abstriche zu ma- sind die neuen Leute? aber effektiv gang von Süssli nicht genug ge- chen. Indem ich mich vollständig aus al- schwächt wäre, wird die Vereins- len Ressorts zurück ziehe, ist der ge- Seit der Gründung des UHC Fire- spitze durch den Rücktritt von Esther Bedeutet der vollständige Rück- samte Verein gezwungen, etwas zu ball Birchwil 1988 setzt sich Süssli Bosshart zusätzlich dezimiert. Sie tritt auch den vollständigen Rück- tun. Es wird nicht mehr so sein, dass mit Herzblut für den Unihockeysport leitete erfolgreich das vielseitige Res- zug aus der Vereinsarbeit? ich schliesslich alles richte wie bis und vor allem für die Juniorenförde- sort Organisation und war zuständig anhin. Wir haben im Verein einige rung ein. Seine Methoden als Präsi- für Einkauf, Eventplanung und Gas- Ich mache als Trainer der B-Junio- gute Leute, die durchaus in der Lage dent und Trainer sind zwar unkon- tronomiebetreuung. Ab Juni sind also ren weiter und organisiere die Lager sind, Verantwortung zu übernehmen. ventionell, aber effektiv. Als Junio- nur zwei von insgesamt fünf Vor- noch ein weiteres Jahr. Meine Funkti- Es ist klar, dass ein Personalwechsel rentrainer und Lagerleiter ist er die standsämtern besetzt. Neben dem onen als Präsident und als Verant- immer Veränderungen mit sich bringt. Integrationsfigur des Nachwuchses. Präsidium sind die Stellen Kommuni- wortlicher für Marketing und Perso- Das kann positiv oder negativ sein. Auch in der Suche nach Sponsoren kation, Marketing und Organisation naleinteilung gebe ich nach der GV zeigte sich Süssli äusserst erfolg- noch vakant. Auf den UHC Fireball am 23. Juni vollständig auf. Ich gebe Ist Ihnen die Entscheidung reich. Ohne seinen unermüdlichen Nürensdorf kommen schwierige Zei- gerade jetzt meinen Rücktritt, weil schwer gefallen? Einsatz wäre der Verein ohne Zwei- ten zu. Nachfolgend nimmt Markus der Präsident für zwei Jahre gewählt Ich wusste, dass die Entscheidung fel nicht so weit wie er heute ist. Süssli persönlich zu seinem Rücktritt wird und ich nicht mehr so lange irgenwann fallen musste. Ich habe es Durch Abgänge im Vorstand und Stellung. weiter machen will. Ich werde mei- auch ein wenig hinausgezögert. Die Süsslis Bereitschaft, zusätzliche nen Nachfolger aber selbstverständ- letzten Jahre waren für unseren Verein Zeit zu investieren, hat sich die Ar- Was sind die Gründe für Ihren lich in allen Bereichen einarbeiten immer defizitär. Ich wollte bei meinem beit der Vereinsleitung in den letz- Rücktritt? und unterstützen. Rücktritt unbedingt schwarze Zahlen ten Jahren zunehmend auf ihn kon- Ich merke je länger desto mehr, schreiben, und in diesem Jahr werden zentriert. dass alles auf mir lastet. Es ist für Machen Sie sich keine Sorgen wir das dank der neuen Werbever- mich nicht mehr möglich, einen Teil- über die Zukunft des Vereins? träge auch schaffen. Mein Nachfolger Keine Doppelfunktion für rücktritt zu geben, weil sich die Sagen wir es so: Wenn ich das al- wird also kein schlechtes Erbe antre- neuen Präsidenten Leute dann trotzdem auf mich ver- les so weiter mache, bringt es mich ten, vor allem weil die Sponsorenver- lassen würden. Also gebe ich entwe- um. Und wenn ich dann plötzlich träge noch ein Jahr weiter laufen. In Die Fussstapfen von Süssli sind der den vollständigen Rücktritt oder nicht mehr kann, funktioniert auch dieser Beziehung ist ein guter Start also ohne Zweifel riesig. Mit seinem ich bleibe. Weil ich neben dem Ver- der Verein nicht mehr. Das ist das gegeben, und ich kann mit gutem Ge- Rücktritt drängt sich deshalb sofort ein momentan diverse Projekte auf- eine. Wenn ich aber definitiv zurück- wissen abtreten. Ⅲ Dorf-Blitz 2/2006 Flughafen 7

Region Ost traf sich mit Regierungsrat und BAZL «Vergessen Sie den Osten nicht»

84 Gemeinden östlich des Flugha- die historisch gewachsene Nordaus- gekröpfte Nordanflug soll näher ge- meinden – noch vor der endgültigen fens Zürich bilden die «Region richtung, keine Veränderung des heu- prüft werden. «Ich werde mich für den Festsetzung des SIL-Objektblattes – an- Ost». Ihr Ziel ist es, eine Konzen- tigen Pistensystems und eine Begren- GNA einsetzen», erklärte Fuhrer. Kopf- gehört würden und entsprechend Ein- tration des Fluglärms im Osten zu zung auf 320 000 Bewegungen pro nicken bei vielen der über 100 Zuhörer. fluss nehmen könnten. verhindern. An ihrer Jahresver- Jahr. Künzle sagte weiter, dass der ge- «Allfälligen späteren Pistenausbauten sammlung hat die Organisation kröpfte Nordanflug (GNA) raschmög- müsste das Zürcher Stimmvolk ohne- Am gleichen Strick ziehen Regierungsrätin Rita Fuhrer so- lichst einzuführen sei. Dieser würde hin wieder zustimmen», so Fuhrer. Sie wie BAZL-Direktor Raymond Cron rund 6000 Haushalte belasten, also ein warnte, mit der Plafonierungsinitiative Michael Künzle rief die Gemein- zu einer Standortbesprechung Mehrfaches weniger als in den Varian- von 250 000 Flugbewegungen streue devertreter auf und sagte wörtlich: eingeladen. Zu hören gab es – statt ten Ost- oder Südanflüge. Vor allem man dem Volk Sand in die Augen. «Der «Ziehen Sie mit uns innerhalb der des versprochenen Dialogs – ei- Deutschland würde beim gekröpften Kanton hat gar nicht die Kompetenz, so Region Ost am gleichen Strick. Enga- nen Monolog. Nordanflug ein gewichtiges Wort mit- etwas durchzusetzen. Aber ein mass- gieren Sie sich für die Angelegen- reden. Zudem seien die restlichen volles Wachstum des Flughafens ist heit Fluglärm und für Ihre Bevölke- von Willi Kobel Landungen – ausserhalb des GNA - auf der Regierung wichtig.» Fuhrer pries die Pisten 34 und 28, ohne Dual-Lan- ihren Gegenvorschlag «Anzahl vom Fast lückenlos sind die Gemeindever- ding, fair zu verteilen. Der Winterthu- Fluglärm stark betroffener Personen treter der Region Ost-Mitglieder zur rer Polizeivorsteher erinnerte an eine (AsgP)» als das bessere Mittel zur Be- Jahresversammlung erschienen. Diese alte, bisher nicht umgesetzte Forde- grenzung der Lärmbelastung. politische Organisation vertritt 380 000 rung, wonach bei Südstarts von Piste Einwohner und ist damit weitaus die 16 – von Oberglatt in Richtung Opfikon Die Gemeinden werden grösste Interessengemeinschaft rund – aus ökonomischen und ökologischen angehört um den Flughafen Zürich. Der Winter- Gründen sinnvoll der kürzeste Weg in thurer Stadtrat Michael Künzle als Richtung Flugdestination zu wählen BAZL-Direktor Raymond Cron er- Aufmerksame Zuhörer bei neuer Präsident sprach in seinem Be- sei. klärte den Delegierten, darunter Region Regierungsrätin Rita Fuhrer grüssungsreferat deutliche Worte: Ost-Vizepräsident Franz Brunner aus «Wir haben kein Vertrauen mehr in die Einigkeit bei Nordanflügen Nürensdorf sowie Franz Zemp und rung». Bevor die Referenten Fuhrer Zürcher Regierung.» Rita Fuhrer, die Bruno Muff aus Bassersdorf, den «Sach- und Cron den Saal – aus zeitlichen im grossen Winterthurer Saal in der In ihrer Replik bemühte sich Rita plan Infrastruktur Luftfahrt (SIL)». Es Gründen ohne den versprochenen vordersten Reihe platziert war, nahm Fuhrer, die bestehenden Differenzen handle sich dabei um das Planungsins- Dialog – verliessen, schloss Künzle den happigen Vorwurf ohne äusserlich zwischen Fluglärmgegnern und der trument des Bundes, und in den nächs- mit einem beherzten Appell: «Ver- erkennbare Emotionen zur Kenntnis. Regierung klein zu reden. Zwei Forde- ten Monaten würden die verschiedenen gessen Sie den Osten nicht. Nehmen Künzle erinnerte an das im Sommer rungen würde sie sogar unterschrei- Entwicklungsszenarien für den Flugha- Sie uns ernst und sorgen Sie für eine 2005 lancierte Flugbetriebskonzept ben: Die gewachsene Nordausrichtung fen Zürich erarbeitet. Dabei versprach ausgewogene Verteilung des Flug- «Akzeptanz». Dessen Eckpunkte sind sollte wieder hergestellt und auch der Cron, dass auch die betroffenen Ge- lärms». Ⅲ

84 Gemeinden gehören zur Region Ost 4 Monatsinterview Dorf-Blitz 2/2006

Das Motto und Leitmotiv beim FC Bassersdorf: Freude am Fussball Jugendarbeit mit Strategie und Konzept

Erfolgreiche Junioren, ein grosses Spielklasse vertreten ist. Dieses Ziel Junioren-Hallenturnier (der Dorf- erreichen wir im Moment klar. Blitz hat im Januar berichtet) so- wie über 300 motivierte junge Wie sieht es bezüglich Ranglis- Fussballer. Wie kommt es, dass ten und Pokale aus? der FC Bassersdorf (FCB) über Fredi Egger: Erfreulich, wir schaff- eine derart grosse Juniorenabtei- ten letzten Sommer mit der C-Junio- lung verfügt? Wo liegt das Ge- ren Meisterklasse den Einzug in den heimnis? Der Dorf-Blitz sprach Cup-Final, bei den B-Junioren durften mit Bruno Früh (Präsident) und wir schon zwei Mal den Titel in der Fredi Egger (Sportleiter Junioren) Meisterklasse feiern. Klare Anzei- über die Ziele und Ambitionen chen, dass unser Konzept greift. des Juniorenfussballs. Bei all den Erfolgen kommen wir von Koni Schwitter natürlich unweigerlich auf die Meistermacher, das heisst auf die Der FC Bassersdorf verfügt über Trainer, zu sprechen. Wo liegen eine sehr grosse Juniorenabtei- hier die Herausforderungen? lung. Wie kommen Sie zu so viel Fredi Egger: die grösste Herausfor- eigenem Nachwuchs? derung für uns ist eindeutig, dass wir Bruno Früh: In der Tat! Bei uns über 50 Trainer im Einsatz haben, um spielen über 300 Junioren in 21 alle Junioren gut zu betreuen; das ist Mannschaften. Bassersdorf ist in den ein riesiger Koordinationsaufwand. letzten Jahren stark gewachsen. Dazu Praktisch jede Mannschaft kann auf kommt, dass unsere Fussball Natio- einen Cheftrainer sowie einen zusätz- nalmannschaft mit ihren Erfolgen lichen Assistenten/Betreuer zählen. eine grosse Faszination ausübt. Der Damit erreichen wir, dass immer ein Hauptgrund ist jedoch ein anderer: Betreuer an den Spielen oder im Trai- Fussball boomt und bildet einen fes- ning anwesend ist, was für die Serio- ten Bestandteil in unserer Gesell- sität und Zuverlässigkeit wichtig ist. schaft. Fussball findet im Freien statt, Die zweite Herausforderung sehe ich und die Kinder können sofort spielen. bei der längerfristigen Planung. Das Das heisst, es dauert nur einige Wo- Fredi Egger bedeutet nicht, dass ein Betreuer chen, und schon findet das erste über Jahre für die gleiche Mannschaft Fussballturnier statt. konzeptionellen Belange, denn mit lohnt, die Position zu halten und dass verantwortlich ist, sondern dass wir Freude kommt auch Erfolg. Da gibt es es wenig bringt, wenn sich alle im unser Junioren-Konzept konsequent Fredi Egger: Dazu kommt, dass es eine enge Wechselwirkung, die moti- Umkreis von drei Metern um den Ball verfolgen und auf bewährte Kräfte sehr wenig braucht: Fussballschuhe, vierend auf Spieler, Trainer, Eltern scharen. Die Regeln werden spiele- setzen können. Das gibt Kontinuität ein Leibchen sowie eine Turnhose, und Vereinsleitung wirkt. risch vermittelt und sind noch nicht so und Nachhaltigkeit. und schon ist man einsatzbereit. Die wichtig. Wie gesagt: Freude und Kosten sind im Gegensatz zu andern Fredi Egger: Wie Bruno soeben er- Spass stehen im Zentrum. Im sozialen Bruno Früh: Das genügt uns je- Sportarten sehr bescheiden. Ein we- zählt hat, verfügen wir seit einigen Bereich lernen die Kinder, sich in ei- doch nicht. Wir motivieren die Trai- nig stolz sind wir auf unsere Junioren Jahren über ein funktionierendes Ju- nem Team zu bewegen und einzuglie- ner und Betreuer, sich ständig wei- schon: Der FCB hat eine der grössten niorenkonzept. Fussballerisch lässt dern; eine dem Alter entsprechend terzubilden. Im Kinderfussball hat Juniorenabteilungen im ganzen Kan- es sich in zwei Blöcke aufteilen. Für manchmal schwierige Aufgabe. jeder den Kinderfussball-Trainer- ton Zürich; wir messen uns da mit die jüngsten Fussballer, die Junioren kurs besucht, bei den grösseren Ju- den ganz Grossen. F/E/D (bis zwölf Jahre) steht der Kin- ... und wie sieht es bei den grös- nioren streben wir das C- oder B-Di- derfussball. Ab 13 Jahren wird Junio- seren Junioren aus? plom an. Natürlich sind die Mann- Welches sind die wichtigsten renfussball gespielt. Fredi Egger: Um es gleich vorweg schaftsverantwortlichen auch Erzie- Zielsetzungen in der Jugendförde- zu nehmen: Freude gilt auch für diese her und Vorbilder. Duschen, Schuhe rung? Was muss ich unter Kinderfuss- Altersstufe, obwohl deutlich mehr putzen, sich abmelden sowie Diszi- Bruno Früh: Das ist ein ganz wich- ball verstehen? gefordert wird. Taktik wird forciert, plin im Trainingsbetrieb sind Dinge. tiges Thema. Wir haben ein Junioren- Bruno Früh: Beim Kinderfussball und auch physisch gilt es, weiterzu- die wir schon bei den kleinsten Fuss- konzept entwickelt, welches genau geht es in erster Linie ums ’Tschutten’ kommen. Kraft, Kondition und Lauf- ballern schulen und fordern. Manch- auf die Bedürfnisse und Rahmenbe- mit Kollegen. Die Kinder lernen auf technik werden trainiert und ge- mal müssen sich da auch die Eltern dingungen von Bassersdorf abge- dieser Stufe hauptsächlich, mit dem schult. Die Junioren wollen erfolg- etwas umstellen. stimmt ist. Im Zentrum steht die Ball umzugehen, erlangen sogenannte reich sein, und so ist auch unsere Freude am Fussball. Sie ist für uns Ballsicherheit. Auf dem Platz wird den Zielsetzung, dass immer eine Mann- Zum Stichwort Eltern: Die sind Grundbedingung für beinahe alle Kleinen beigebracht, dass es sich schaft pro Kategorie in der obersten bekanntlich manchmal ehrgeizi- Dorf-Blitz 2/2006 Monatsinterview 5 ger als die Trainer und Spieler zu- ja einiges an Finanzen. Wie kommt sammen. Wie bekommt Ihr dieses der FC Bassersdorf diesbezüglich Thema in den Griff? über die Runden? Fredi Egger: Stimmt, das kann ein Bruno Früh: Betreffend Finanzie- Problem sein. Insbesondere sehen rung müssen wir sorgsam mit unse- Eltern oft «nur» den eigenen Sohn ren Mitteln umgehen. Wir haben da oder die eigene Tochter auf dem einen einzigartigen Weg mit den El- Spielfeld, und da wird nur registriert, tern beschritten! Vor zwei Jahren wer ein Tor erzielt. Wir haben da ei- präsentierten wir an einem Elterna- nen ganz anderen Blickwinkel. Im bend all das, was einem Junior für Fussball zählt das Kollektiv, und da den Jahresbeitrag von 120 Franken ist jeder Mitspieler wichtig und liefert an Gegenleistung geboten wird. So- seinen Beitrag, obwohl es auch uns fort war die Bereitschaft vorhanden, klar ist, dass es bessere und leis- da, den Beitrag zu erhöhen und mehr tungsschwächere Spieler gibt. an die Unkosten zu bezahlen. Trotz- dem: Wir wollen keinen Vergleich mit Bruno Früh: Um den Blickwinkel Hockey oder Tennis anstellen. Wir etwas zu erweitern, ist es uns von der wollen für jeden fussballbegeisterten Vereinsleitung wichtig, dass die El- Jugendlichen auch in finanzieller tern – und da spreche ich vor allem Hinsicht erreichbar sein. den Kinderfussball an – ins Club-Le- ben eingebunden sind. Wir veranstal- Aus diesem Votum entnehme ten Eltern-Informationen, sprechen ich, dass die Juniorenabteilung klar über die Zielsetzungen und er- nicht kostendeckend arbeitet? muntern die Mütter/Väter, den Kiosk Fredi: Es ist tatsächlich so. Kosten- im Längimoos oder in der Acherwis deckend sind die Mitgliederbeiträge zu betreiben. Wir wollen auch, dass nicht; es braucht noch weitere Geld- die Eltern die Spiele ihrer Schützlinge quellen. Erwähnt haben wir ja schon besuchen und an den Erfolgen teilha- den Kiosk, welchen die Eltern betrei- ben. So entstehen Nähe und Ver- ben. Diese Einnahmen leisten jeweils ständnis zu den anderen Spielern einen substantiellen Beitrag an Trai- Bruno Früh und zu den Trainern. Schon mehr- ningslager oder Saison-Abschluss- mals konnten wir dank dieser Infor- feste. Andererseits nutzen wir die eigenen Fussballclub, und daher mationspolitik einen Vater als Trainer Möglichkeiten der Leibchen-Werbung spielen ja die meisten Junioren bei Bruno Früh ist Präsident desFC oder Helfer gewinnen. oder freiwillige Sponsoren, die sicher Bassersdorf mit. Bassersdorf und aktiver Spieler sein wollen, dass ihr Geld direkt und Bruno Früh: Da wird es etwas kom- bei den Veteranen. Er arbeitet als Zurück zu den Junioren: Man zielorientiert den Junioren zugute plizierter. Durch den Erwerb der bxa Steuerexperte bei Recontas Treu- hört, dass Ihr eine enge Koopera- kommt. Eigentlich sind wir jeden Tag hat Bassersdorf verständlicherweise hand in Bassersdorf, ist verheira- tion mit dem FC Zürich hättet. auf der Suche nach zusätzlichen den finanziellen Beitrag an die Un- tet, wohnt in Bassersdorf und ist Könnt Ihr dazu etwas verraten? Sponsoren und Gönnern. kosten in Nürensdorf gestrichen. Vater von zwei Kindern. Fredi Egger: Richtig. Wir pflegen Nach längeren Verhandlungen konn- seit zwei Jahren eine intensive Zu- Betreffend Förderung der Ju- ten wir mit Nürensdorf einen Vertrag Fredi Egger ist Juniorentrainer sammenarbeit mit dem FC Zürich. gendarbeit: Wie funktioniertdie über die Benützung der Anlage unter- und Juniorenobmann des FCB, Heute spielen sechs Spieler beim Zusammenarbeit mit den Gemein- zeichnen, müssen jedoch eine Mehr- Geschäftsführer der Firma Taurus FCZ, zwei weitere Talente sind bei GC den? belastung (wir bezahlen heute dop- Sports AG in Kloten, verheiratet und Winterthur im Einsatz. Ein Spie- Bruno Früh: Sie funktioniert hier pelt so viel wie letztes Jahr) in Kauf und wohnt in Bassersdorf. ler aus den Reihen des FC Bassers- grundsätzlich gut. Es gibt ein neues nehmen. Aufgrund der grossen Juni- dorf hat ein Aufgebot für die U16-Na- Jugendförderungskonzept für Ver- orenabteilung sind wir jedoch auf tionalmannschaft bekommen. Wir eine in Bassersdorf, welches einen diesen Platz angewiesen. Eckdaten des FCB: verfolgen den Ansatz, dass wir die beachtlichen Sockelbeitrag vorsieht. Gegründet 1968 Talente selber sichten und dann aktiv Zusätzlich bekommen wir noch pro …und Brütten? 650 Mitglieder (über 300 Junio- fördern. Das heisst, wir präsentieren Junior einen variablen Geldbetrag. Bruno Früh: Brütten beteiligt sich ren); total 26 Mannschaften den Spieler und empfehlen ihn. Wenn Mit diesen Einnahmen aus der Ge- pro Junior mit einem fixen Betrag, Vereinsbudget: Fr. 375 000/Jahr er es schafft, begleiten wir das Talent meinde können wir etwa 70 Prozent und im Winter dürfen wir die neue Mannschaft – 3. Liga, Spitzenteam weiter und verfolgen seine Sportler- der Infrastrukturausgaben – das Turnhalle im Schulhaus Chapf benut- Wichtigste Erfolge bei den Junioren: karriere. Wenn er sich durchsetzt, heisst Platz- und Hallenmiete – be- zen. Grundsätzlich können wir aber – funktionierendes Juniorenkon- dann ist ja alles bestens. Wenn nicht, zahlen. Zusätzlich gibt uns die Ge- sagen, dass die Zusammenarbeit gut zept, welches greift und sportli- hoffen wir natürlich, dass er wieder meinde noch die Möglichkeit, mit der funktioniert und die Gemeindevertre- che Erfolge zeigt zurück zum FCB kommt. Logisch, Papiersammlung etwas zu verdie- ter und Politiker unsere Anliegen – anhaltend positiver Trend bei dass wir auf solche Leistungen auch nen. ernst nehmen. Sie schätzen den Nut- den Fussball-Einsteigern mit je etwas stolz sind! zen, den die Vereine im Bereich der 4 Junioren F/E-Teams Wie sieht die Unterstützung von Jugend- und Freizeitarbeit leisten und – 80 Spieler beim FCB sind noch Die Umsetzung eines so ehrgeizi- Nürensdorf und Brütten aus? unterstützen unsere Zielsetzungen nicht zehn Jahre alt gen Juniorenkonzeptes verschlingt Beide Gemeinden haben keinen vollumfänglich. Ⅲ Nr. 2 23.02.2006

www.dorfblitz.ch [email protected]

Im Überblick Häftlingstransporte in Bassersdorf Jugendarbeit im FC Bassersdorf «Wir arbeiten mit Menschen»

Täglich wird die Übergabestelle am Bassersdorfer Bahnhof für Häftlingstransporte genutzt. In Zusammenarbeit zwischen der Kantonspolizei und Securitas wechseln hier Häftlinge das Trans- portmittel – beispielsweise indem Wie kommt es, dass der FC Bas- sie in den «Jail-Train», einen spezi- sersdorf über eine der grössten Juniorenabteilung im ganzen ellen Gefängniszug der SBB, verla- Kanton verfügt? Der Präsident den werden. Das System wird von und der Juniorenobmann ge- allen Beteiligten als speditiv, kor- ben Auskunft. Seite 4/5 rekt und effizient bezeichnet.

Besondere Belohnung von Thomas Iseli Trotz rauem Wind in der Wirt- schaft setzt sich die Bassers- Morgens um acht Uhr ist es noch dorfer Firma First Catering AG ruhig in der Übergabestelle Bassers- für handicapierte Menschen dorf, dem durch Sichtschutz und Eine Gefangene wird von einer Kantonspolizistin in den Jail-Train gebracht ein und gewann damit einen Drahtgitter abgetrennten Areal auf zum ersten Mal vergebenen den hintersten Parkplätzen beim «Wir verfügen auch über einen klei- ten Häftling aus der Einzelzelle des Preis. Seite 14 Bahnhof. Die Mitarbeiter der Securi- nen Kühlschrank und haben Esswa- Aufenthaltscontainers und führt ihn Der TV Brütten tas bereiten die Übergabestelle vor, ren für die Häftlinge», erklärt Jud und zum Zug. Nach weniger als einer jubiliert während verschiedene Fahrzeuge in ergänzt: «Auch Häftlinge haben na- Viertelstunde sind die verschiedenen der ganzen Schweiz unterwegs sind türliche Bedürfnisse, wie wir auch, Häftlinge umgeladen, die Transporter Im laufenden Jahr feiert der mit dem Ziel, Häftlinge in Bassers- und diese respektieren wir. Wir se- auf dem Weg zum Bestimmungsort, Turnverein Brütten sein 75- dorf zu übergeben. hen in unserer Arbeit primär Men- und auch der «Jail-Train» ist bereits jähriges Bestehen. Dass Sport schen, nicht Kriminelle.» unterwegs nach Bern. Die Übergabe jung und fit hält, beweist Wer- Aufenthaltscontainer der Häftlinge verlief an diesem Tag ner Altorfer: Er ist seit 51 Jah- mit Zellen Zusammenarbeit mit wie gewohnt ohne Probleme, speditiv ren aktives Mitglied. Seite 33 Kantonspolizei und für Häftlinge, Kantonspolizei wie Gastgeber und Um halb neun erscheint ein erstes auch für die Mitarbeiter der Securitas nicht «Beizer» der weissen Securitas-Fahrzeuge, die Gleichzeitig erscheint ein weiterer zufriedenstellend. fünf Einzelzellen, alle vom Beifahrer- Kleinbus der Kantonspolizei Zürich. Was bewegt René Häusler zu sitz aus per Video überwachbar, ent- Die Polizisten haben den Auftrag be- Auftrag an die Securitas seinem «Quereinstieg»? Mitten halten. Die Angestellten öffnen das kommen, in der Übergabestelle Bas- in der Stadt Zürich eröffnet der verriegelte Gittertor und lassen den sersdorf einen Häftling aus St. Gallen «Jail-Train-Street» erklärt in drei Nürensdorfer ein Restaurant mit Transporter passieren. Der Securitas- in Empfang zu nehmen. Kurze Zeit einfachen Worten ein ausgeklügeltes, dem Ziel, eine «Wohlfühloase» zu schaffen. Seite 37 mitarbeiter parkiert den Transporter später kommt ein weiterer Securtias- speditives und effizientes System für neben einem Kleinbus der Kantons- transporter. Es kommt zur schnellen interkantonale Häftlingstransporte in Themen aus den polizei. «Es sind die Kollegen aus dem Übergabe des Arrestanten an die der Schweiz. Vor über sechs Jahren Gemeinden Tessin», erklärt Dominik Jud, Kun- Kantonspolizisten, welche mit diesem wurde die Schweiz wegen zu kleiner denbetreuer und operativer Leiter der schon bald zu einem Gerichtstermin Zellen in den Zügen und anderer Män- interkantonalen Häftlingstransporte nach Zürich fahren. In der Zwischen- gel von der Kommission «gegen Folter Bassersdorf ab Seite 13 der Securitas. Sie bringen einen Häft- zeit ist auch der Jail-Train angekom- und unmenschliche oder erniedrigende ling aus dem Süden der Schweiz nach men, einer von zwei extra für die Se- Behandlung» des Europarates gerügt. Brütten ab Seite 24 Bassersdorf. Hier führen ihn die bei- curitas umgebauten SBB-Zügen mit Damals schrieb man den Auftrag der den Mitarbeiter zuerst in den Aufent- einer Lokomotive und einem Gefäng- Häftlingstransporte an eine private Nürensdorf ab Seite 34 haltscontainer, der mit zwölf Einzel- niswagen. Ein Securitasmitarbeiter Firma aus. Die grösste Bewachungs- zellen und einem WC ausgestattet ist. bringt den an den Händen gefessel- Fortsetzung auf Seite 2 Spitze Feder

nieren und zukünftigen Handlungsbe- der Institutionen konzentriert. Schade, unabdingbar. Sie kann jungen Men- darf, aber auch Lösungsvorschläge denn gerade der Bildungsbereich ist schen Interessen vermitteln und Zu- und Denkanstösse, aufzeigen. So auch ein Gebiet, wo Visionen bitter nötig sammenhänge aufzeigen und führt im Bereich Bildung: «Bildung ist der sind. Die Ideen von Avenir Suisse wa- zu Auszubildenden sowie später zu wichtigste Rohstoff der Schweiz», war ren manchmal unkonventionell, zwan- Arbeitnehmern, die sich begeistern vor kurzem seitens der Denkfabrik zu gen aber gerade deshalb dazu, einge- können, die Wünsche und Perspekti- hören; trotzdem sind nun andere The- schlagene Pfade zu überdenken und ven haben. Damit ein solches Bil- men wichtiger. Der «Thinktank» stiess alte Muster aufzubrechen. Im Bil- dungsumfeld geschaffen werden unter anderem die Debatte um eine dungswesen muss langfristig und kann, braucht es «Vordenker», die in frühere Einschulung der Kinder an, ganzheitlich gedacht werden. die Zukunft schauen und das Bil- half Gemeinden bei der Gründung von dungswesen im gesamtgesellschaftli- Tagesschulen und unterbreitete diverse Es braucht «Vordenker» chen Zusammenhang sehen können. Vorschläge für eine Reform der Hoch- Esther Mogicato schulen. Es kann nicht sein, dass in unserer Bildung ist tatsächlich ein ausser- Avenir Suisse lässt die Bildung fallen. Gesellschaft so viele Jugendliche kei- ordentlich wichtiger Rohstoff, denn er Avenir Suisse ist eine Stiftung der Nun aber ist Schluss mit Engage- nen Ausbildungsplatz und später kei- liefert der Wirtschaft die Ressourcen, Schweizer Wirtschaft, die 1999 von ment im Bildungssektor. Das Budget nen Arbeitsplatz finden. Eine zeitge- die sie braucht. Deshalb darf auch 14 internationalen Schweizer Firmen der Denkfabrik wird vollumfänglich mässe, den wirtschaftlichen Bedürfnis- ruhig und ohne Verlustängste inves- ins Leben gerufen wurde. Die Stiftung für Tätigkeiten in den Bereichen sen angepasste und für alle gleicher- tiert werden. will frühzeitig relevante Themen defi- Wachstum/Produktivität und Effizienz massen zugängliche Ausbildung ist Esther Mogicato

Fortsetzung von Seite 1 sehr gute Erfahrungen gemacht wur- linge durch Securitas-Mitarbeitende Station in Bassersdorf für die Häft- den, verlängerte die KKJPD den Vertrag reicht von der Übernahme in einer lingstransporte eine zentrale Rolle. firma der Schweiz, Securitas, bewarb mit Securitas/SBB bis Ende 2010. Haftanstalt bis zur Übergabe am Nach einem Bahntransport von der sich zusammen mit der SBB in einer Zielort – wiederum in polizeiliche Ob- oder in die Westschweiz erfolgt hier Arbeitsgemeinschaft und erhielt Sorgfältige Planung hut. Das Transportsystem basiert auf das Umsteigen, die «Feinverteilung» schliesslich die Zusage. Vertragspart- einem Fahrplanprinzip. Weil durch auf die betreffenden Fahrzeuge und ner und Auftraggeber der Häftlings- Ein wichtiger Teil der speditiven Securitas-Fahrzeuge und den Jail-Train anschliessend die Weiterfahrt auf der transporte ist die Konferenz der kanto- Abwicklung von Gefangenentranspor- mehrere Häftlinge gleichzeitig trans- Strasse. Da Nachbargemeinden den nalen Justiz- und Polizeidirektoren ten liegt in der sorgfältigen Planung portiert werden können, wird, gegenü- Bau der Umsteigestation politisch ver- (KKJPD), der Bund tritt als Subventi- des Personals und der verfügbaren ber den Einzelfahrten früher, Zeit und hindert hatten, wählte man Bassers- onsgeber ebenso in Erscheinung. Seit Fahrzeuge. Die Kantonspolizei, die Geld gespart. dorf als Standort. Die zentrale Lage, die der Einführung der Gefangenentrans- Gerichte oder Gefängnisbeamte bestel- Nähe zum Flughafengefängnis und zu porte in Zusammenarbeit mit Securitas len Securitastransporte, die vorwie- Umsteigestation Autobahnen waren Gründe für die wurden über 60 000 Häftlinge trans- gend von Montag bis Freitag im Ein- Bassersdorf Wahl des Standortes. «Unser Ziel ist, portiert. Im vergangenen Jahr erreich- satz stehen, per Fax an einer zentralen die Häftlinge ruhig und speditiv umzu- ten Securitas und die SBB mit 14 000 Stelle bis zum Vorabend des geplanten Mit 16 Spezialfahrzeugen und zwei laden. Die Bevölkerung bekommt da- Häftlingstransporten einen neuen Transporttages. Die Gefangenen wer- Jail-Trains werden die Gefangenen von nichts mit», erklärt Dominik Jud Höchststand. Die Dienstleistungen der den von der jeweiligen Kantonspolizei quer durch die Schweiz gefahren. Da und sagt weiter: «Seit der Eröffnung Arbeitsgemeinschaft kosten die Kan- gefesselt zum Abfahrtsort gebracht zurzeit neben Bassersdorf nur noch der Anlage im Dezember 2004 haben tone sowie den Bund jährlich 6.2 Milli- und am Zielort wieder abgeholt. Die eine zentrale Übergabestation zum wir nur gute Erfahrungen mit der onen Franken. Weil in der Projektphase Begleitung und Betreuung der Häft- Jail-Train in Bern existiert, spielt die Übergabestation Bassersdorf gemacht.

Chefredaktion Susanne Reichling S.R. Erscheinungsweise: Impressum Willi Kobel Konrad Schwitter K.S. Jeden letzten Donnerstag im Monat Hatzenbühlstrasse 20 Christa Stahel C.S. gratis in alle Haushaltungen der 8309 Nürensdorf Urs Wegmann U.W. Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 044 836 92 80 Ralph Weidenmann R.W. und Nürensdorf Fax: 044 836 92 84 Christian Wüthrich C.W. Sekretariat/Inserate Mail: [email protected] Auflage: Webmaster: Thomas Iseli Sandra Gadient 10. Jahrgang Redaktion 8000 Exemplare Chätzlerweg 10 Buchhaltung: Karin Imhof Olav Brunner O.B. 8311 Brütten Redaktions-/Inserateschluss Öffnungszeiten: Silvan Gabathuler S.G. Satz/Druck: Karin Grieder K.G. Druckerei Zehnder Texte 10 Tage und Inserate 15 Tage Mo – Do: 8 – 12 Uhr Fr: 8 – 17 Uhr vor Erscheinen Telefon: 044 836 30 60 Cyrill Hauser C.H. Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG Fax: 044 836 30 67 Karin Imhof K.I. Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Abonnement, exkl. MWST Mail: [email protected] Thomas Iseli T.I. Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– www.dorfblitz.ch Patrizia Legnini P.L. Fax: 071 913 47 99 PC 87-42299-8 Esther Mogicato E.M. ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint Sandra Nonella S.N. Mail: [email protected] am 30. März 2006 Dorf-Blitz 2/2006 Thema des Monats 3

Es kam auch nicht zu Beschwerden der dem Namen und der Nationalität nur Bevölkerung oder Anwohner.» den Bestimmungsort der Häftlinge. Sie wissen also nicht, ob sie es beispiels- Speziell ausgebildete weise mit einem Mörder, Betrüger oder Mitarbeiter Ausschaffungshäftling zu tun haben.

Im Zentrum der Aufgabe der Securi- Flucht mit Verletzten tas steht die Menschenwürde. «Für uns war von Anfang an klar, dass wir bei «Es versteht sich von selbst, dass wir den Gefangenenstransporten men- unsere Mitarbeiter speziell für diese schenwürdige Bedingungen garantie- Aufgabe schulen», erklärt Jud. Basie- ren», führt Dominik Jud aus. Dazu ge- rend auf der Ordnungsdienstausbildung hört neben belüfteten Zellen beispiels- sind die Spezialisten zusätzlich geschult weise, dass die Häftlinge während den im Umgang mit Inhaftierten, deren Be- Zugfahrten eine Toilette benützen kön- treuung und in Erster Hilfe. Jeden Tag nen und auch verpflegt werden. Selbst- stehen rund 30 der nicht bewaffneten verständlich ist auch, dass die Häft- Securitas-Mitarbeiter für Häftlings- linge freundlich angesprochen werden. transporte im Einsatz. Im Notfall wür- Weiter setzt sich die Securitas das Ziel, den sie gegenüber den Häftlingen kei- zuverlässig und pünktlich zu arbeiten. nen Widerstand leisten, wie Dominik «Wir übernehmen die Verantwortung Jud erklärt: «Dies ist Sache der Kantons- für die Häftlinge und ihre Effekten von polizei.» Grundsätzlich ausgenommen der Übernahme bis zur Weitergabe am von Securitastransporten sind darum Zielort.» Um die Häftlinge während des auch gewaltbereite Häftlinge. Während Transports zu überwachen, steht den der über 60 000 Häftlingstransporte der Mitarbeitern ein Videosystem zur Ver- Securitas kam es erst einmal zu einem fügung. Wichtig ist auch der Daten- Zwischenfall. Damals gelang es einem und Persönlichkeitsschutz. So erfahren Arrestanten, zu fliehen, wobei er einen die Mitarbeiter der Securitas neben Mitarbeiter der Securitas verletzte. Ⅲ Die Zellen im Innern des Jail-Trains

Richtigstellung In eigener Sache In der Fasnachtszeitung «De Schwarz» 2006 erschien ein Text, Wahl des neuen Chefredaktors der mit meinem Namen gezeichnet ist. Darin wird Willi Kobel, der Chef- redaktor des Dorf-Blitz, verunglimpft Urs Wegmann übernimmt die Leitung und in meinem Namen behauptet, In der Dezemberausgabe hat Willi der ganzen Schweiz herumreiste Tochter immer noch im Dorf. Zu seinen ich würde «das Zepter selbst in die Kobel seinen Rücktritt als Dorf-Blitz- und Waldbestände aufnahm und Hobbys gehören das Heimwerken am Hand nehmen» und alles anders Chefredaktor bekannt gegeben. beurteilte, kehrt Wegmann nun als eigenen Haus, die Fasnacht und die machen. Ich distanziere mich hier- Nach einem erfolgreichen Bewer- Guggenmusik Kookaburra Basi-Nüeri, mit in aller Form von dieser Publika- bungsverfahren hat der Verein Dorf- in deren Vorstand er mehrere Jahre tion. Sie stammt weder von mir noch Blitz an seiner Generalversammlung sass. Im letzten Jahr publizierte Weg- habe ich sie in irgendeiner Weise von Ende Januar Urs Wegmann als mann ein Buch über die Geschichte der veranlasst. Es handelt sich um eine dessen Nachfolger gewählt. Bassersdorfer Dorffasnacht. reine Erfindung der Macher der Fasnachtszeitung. Forstwart und Journalist Ab 1. April 2006 Richtig ist, dass ich per 1. April die Chefredaktion des Dorf-Blitz Der 33-jährige Wegmann absol- Im Februar wurde Wegmann als übernehme. Ich freue mich darauf, vierte eine Lehre als Forstwart bevor Nachfolger bereits Behördenmitglie- die Nachfolge von Willi Kobel an- er sich mit der Diplomausbildung dern vorgestellt. Die März-Ausgabe zutreten, der in den vergangenen am Medienausbildungszentrum in des Dorf-Blitz wird er dann zusam- Jahren mit seinem Team ausge- Urs Wegmann Luzern zum Journalisten ausbilden men mit Willi Kobel gestalten, bevor zeichnete Arbeit geleistet hat und liess. Beim «Zürcher Unterländer» Chefredaktor des Dorf-Blitz zurück er am 1. April definitiv den Posten unter dessen Führung der Dorf- war Wegmann zuerst Redaktor, spä- zum Lokaljournalismus. des Chefredaktors übernimmt. Das Blitz zu einer attraktiven Zeitung ter leitete er die Lokalredaktion Dorf-Blitz-Team freut sich auf eine geworden ist. Uns verbindet ein Dielsdorf, wo er für die angestellten Heimwerker und Zusammenarbeit mit dem engagier- freundschaftliches Verhältnis; er und freien Redaktoren verantwort- Buchpublizist ten Journalisten und wünscht Urs wird darum dem Dorf-Blitz weiter- lich zeichnete. Nachdem er ab 2004 Wegmann einen guten Start. hin verbunden bleiben und mich für das Landesforstinventar an der Urs Wegmann ist in Bassersdorf bei meiner Arbeit unterstützen. eidgenössischen Forschungsanstalt aufgewachsen und lebt zusammen mit Thomas Iseli, Urs Wegmann für Wald, Schnee und Landschaft in seiner Frau, einem Sohn und einer Vereinspräsident Dorf-Blitz Nr. 1 25.1.2007

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Im Überblick Stör-Schnapsbrennerei verarbeitete vier Tonnen Obstmaische Musikalisches Paar Gebrannte Wasser Benjamin Engeli und Esther Hoppe aus Bassersdorf leben für und mit der Musik. Beide sind für den Eigenbedarf haben schon mit vier Jahren begonnen, ein Instrument zu spielen. Heute musiziert das Immer im Januar stellen Kurt und nuarwochenendes: «Normalerweise Äpfel, Birnen, Quitten und Zwetsch- Ehepaar gemeinsam im «Tecch- Peter Erismann auf dem Hof von brennen wir bei Kälte, Frost und gen – nach der Lese im Herbst in ler-Trio». Seite 4 Samuel Bärtschi in Breite-Nürens- Schnee. So frühlingshaftes Wetter einem luftdichten Spezialfass ange- Brutale Jugendliche dorf ihre mobile Schnapsbrenne- mit fast 15 Grad Aussentemperatur ist setzt. Mit etwas beigefügter Hefe wird rei auf. Mehr als zwei Dutzend schon sehr unüblich.» Sein Sohn Pe- der Gärprozess der kommenden Wo- In einer Reportage ging das Landwirte und Private benutzten ter ist mit dem Um- und Einfüllen der chen kontrolliert gefördert. Rund vier Schweizer Fernsehen der Frage die traditionsreiche Dienstleis- angelieferten Ware beschäftigt. Die Tonnen Brenngut sind auf dem Hof nach, wie die Kantonspolizei tung; aus rund vier Tonnen Obst- Zulieferanten werden diese in Form von Sami Bärtschi von Kunden aus mit der zunehmenden Jugend- maische entstanden delikate «ge- von Schnaps später vor Ort wieder der Umgebung – vorwiegend Bas- gewalt umgeht. Gezeigt wur- brannte Wässerchen». abholen. sersdorf, Brütten und Nürensdorf – den vor allem Beispiele aus Bas- angeliefert worden. sersdorf. Ist es hier besonders schlimm? Seite 19 von Susanne Reichling Pro «Charge» rund eine Stunde In einzelnen sogenannten «Char- Markanter Bau Umgeben von Schnapsdüften und gen» werden die vergorenen Früchte zischendem Dampfgetöse ab Brenn- Mehr als zwei Dutzend Bauern und anschliessend gebrannt; ein solcher Seit den Herbstferien ist der blasen berichtet Kurt Erismann auch Privatleute, welche zu Hause Arbeitsprozess dauert je knapp eine Neubau im Nürensdorfer Schul- (Erismann Brennerei, Bülach) am Obstbäume besitzen, haben ihre ge- Stunde. Die Erismannsche Brennerei haus Hatzenbühl in Betrieb. Dadurch konnten zahlreiche Samstag nachmittag des zweiten Ja- sammelten Früchte – mehrheitlich Fortsetzung auf Seite 2 Platzprobleme gelöst werden. Am Samstag, 3. Februar, ist die Bevölkerung eingeladen, den markanten Bau zu besichtigen. Seite 35 Närrische Zeiten

Am 3. Februar startet in Nü- rensdorf die Fasnacht. Zwei Wochen später ist es in Bassers- dorf soweit. In beiden Orten werden zwar bewährte Dinge weitergeführt, aber auch alte Zöpfe abgeschnitten. Seite 41

Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 14

Brütten ab Seite 26

Nürensdorf ab Seite 32 Mitte Januar auf dem Hof von Samuel Bärtschi in Breite-Nürensdorf: Peter Erismann beim Einfüllen des vergorenen Brenngutes. (Bilder: Susanne Reichling) Spitze Feder

es ein fragliches Staudammprojekt in leben. Nur gut ein Tausendstel der aus den Autofenstern geworfen. Ein- der Türkei, ein Erdbeben in Südosta- Weltbevölkerung sind Schweizer. Die gekauft wird in nahen und fernen sien oder eine Seuche in Afrika. Dieses Mächte liegen anderswo, und Mäch- Shoppingcentern, Handwerker ruft Mitleiden und Helfen ist edel und gut. tige scheren sich einen Deut um uns. man sich aus Deutschland her und Schon eher fragwürdig sind politische Ist es unter diesen Umständen nicht getrunken wird australischer oder Einmischungen. Brauchen der Mitt- klüger, das Augenmerk vermehrt auf chilenischer Wein. Solcher Art spart lere Osten oder gar China wohlge- hausgemachte Probleme zu werfen? man tatsächlich Geld. Aber leidet meinte Ratschläge aus der Schweiz? Es gibt innerhalb der eigenen Grenzen darunter auf die Länge nicht unser Haben Versuche von politischen Ein- wahrlich genug davon. Vor der eige- eigener Lebensraum? Dörfer ver- flussnahmen aus der winzigen Schweiz nen Türe kehren schadet bestimmt öden, verlieren ihre Geschäfte und auf die Grossen dieser Welt überhaupt niemandem. Natürlich ist es verlo- Betriebe. Begegnungen finden nicht einen Sinn? Seien wir doch ehrlich ckend, auf der grossen Weltbühne mehr statt, Steuern fliessen in fremde und bescheiden: Wen kümmert die aufzutreten, um im Rampenlicht zu Kassen. Verschlafstädterung droht. Meinung der kleinen Schweiz? stehen. Aber wem bringen solche Auf- Mag die offizielle Schweiz für die Olav Brunner tritte wirkliche Linderung? grosse Welt verantwortlich sein, so Die Schweiz ist und bleibt ein sind wir es für die Wohnlichkeit un- Kaum irgendwo auf dieser Welt ge- Kleinststaat. Auf unserem Planeten Neben der internationalen Betrof- sere kleinen Dörfer. Nur wir allein. schieht etwas, ohne dass sich die Erde gibt es über 20 Städte mit mehr fenheit geht die unmittelbare Umge- Schweiz nicht darum kümmert. Sei Einwohnern, als hier im ganzen Land bung oft vergessen. Abfall wird achtlos Olav Brunner

Fortsetzung von Seite 1 flüssigen Maische. Dabei nutzen die Brenner die Tatsache, dass Alkohol ab ist seit rund zehn Jahren in Betrieb einer Temperatur von 82 Grad ver- und hochmodern. Die drei parallel dampft – Wasser hingegen erst bei arbeitenden Brennhäfen zu je 200 bis 100 Grad. Von der auf knapp weniger 300 Liter Fassungsvermögen werden als 100 Grad erhitzten Maische wird mit Heizöl befeuert. In der Fachspra- der Alkoholdampf abgeleitet und so- che wird die Anlage «Häfelibrenne- weit abgekühlt, bis er als klare Flüs- rei» genannt. sigkeit in bereitgestellte Chrombehäl- ter fliesst. Schnapsbrennen ist ein Destillierungsprozess Anfänglich hochprozentig ungeniessbar Mit Wasserdampf, in jeweils einem Hohlraum um die Häfen geleitet, wird Das dadurch gewonnene «ge- der Inhalt erhitzt. Somit kann das ei- brannte Wasser» ist in dieser Form gentliche Schnapsbrennen – ein Des- vorerst aber noch ungeniessbar. Dazu tillierungsprozess – beginnen, denn Peter Erismann: «Zuerst verdampft der Alkohol trennt sich damit von der Methylalkohol; der ist giftig und wird Aus Alkoholdampf werden «klare Wässerchen».

Impressum Sekretariat für Inserate/Allge- Patrizia Legnini (pl) Erscheinungsweise: meines Daniela Melcher (dm) Jeden letzten Donnerstag im Monat Sandra Gadient Sandra Nonella (sn) gratis in alle Haushaltungen der Ge- Chätzlerweg 10 · 8311 Brütten Susanne Reichling (sr) meinden Bassersdorf, Brütten und Telefon: 044 836 30 60 Konrad Schwitter (ks) Nürensdorf. Fax: 044 836 30 67 Christa Stahel (cs) Chefredaktion E-Mail: [email protected] Ralph Weidenmann (rw) Auflage: Urs Wegmann (uw) [email protected] Christian Wüthrich (cw) 10. Jahrgang Untere Mühle 14 · 8303 Bassersdorf Bürozeiten: Freitag 8.00 bis 16.00 Uhr Webmaster: Thomas Iseli 8100 Exemplare Telefon: 079 704 73 82 Internet: www.dorfblitz.ch Buchhaltung: Karin Imhof E-Mail: [email protected] PC 87-42299-8 Redaktions-/Inserateschluss Satz/Druck: Textbeiträge und Inserate spätes- Sekretariat der Redaktion Redaktion Druckerei Zehnder tens 10 Tage vor Erscheinen. Susanne Reichling Olav Brunner (ob) Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG Quellenstrasse 1 · 8307 Effretikon Cyrill Hauser (ch) Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Abonnement, exkl. MWST Telefon: 079 258 55 79 Karin Imhof (ki) Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– Fax: 086 052 343 68 77 Thomas Iseli (ti) Fax: 071 913 47 99 E-Mail: [email protected] Heidi Keller (hk) ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint Bürozeiten: Dienstag 8.00–16.00 Uhr Willi Kobel (wk) E-Mail: [email protected] am 22. Februar 2007 Dorf-Blitz 1/2007 Thema des Monats 3

Richtlinien gelten strenge Vor- Einschätzung eines zufriedenen schriften: Im Gegensatz zu kommer- «Erismann»-Kunden. Ⅲ zieller Herstellung von Schnäpsen sind derart auf Hof gebrannte Wasser für den Eigengebrauch bestimmt, sie dürfen weder verkauft noch ver- schenkt werden, und pro Kunde ist die Menge begrenzt. (Mehr Details: www.brennerei-erismann.ch)

Alkoholverwaltung schickt nachher Rechnung

Deutlich teurer als der eigentliche Kurt Erismann muss genau Buch führen. Brennvorgang ist die nach Abrech- nung aus Bern zu erwartende Fak- abgeleitet». Später beginnen die drei Liter Destillat zwischen viereinhalb tura, denn die Alkoholverwaltung Eimer sich mit dem soeben gewonnen bis sieben Franken. Kurt und Peter verrechnet 29 Rappen pro Volumen- Schnaps zu füllen; mit einem Volu- Erismann führen über die in der «Hä- prozent Alkohol. «Gebrannte Wässer- menmesser werden die Alkoholpro- felibrennerei» verarbeitete Ware ge- chen aus selbst gelesenem Obst zente eruiert. nau Buch, denn sie müssen mit der Marke Eigenanbau sind als höchstge- «Anfänglich ist das Destillat noch Eidgenössischen Alkoholverwaltung schätzte Delikatesse einzustufen und Jürg Keller (Kleinikon) liefert Fässer ungeniessbar; die Werte liegen zwi- sehr detailliert abrechnen. Gemäss ihren Preis deshalb auch wert», so die und Leergut per Traktor an. schen 60 bis fast 90 Volumenpro- zent», ist weiter zu erfahren. Nach Aus dem Leitfaden für die Produktion von Eigenbränden Vorgabe des Kunden wird der Schnaps – bevor er in das angelieferte Leergut In drei Schritten zum eigenen Schnaps abgefüllt wird – mit destilliertem Wasser verdünnt. In der heutigen Spirituosen der Marke «Eigenbrand» 2. Schritt: Brennerei suchen Zeit werden Destillate mit 38 bis 42 stehen hierzulande hoch im Kurs. Wer Die Destillation muss in einer kon- Volumenprozenten genossen. «Frü- als Privatperson qualitativ gute Spiri- zessionierten Lohnbrennerei erfol- her trank man auch weit hochprozen- tuosen aus eigenen oder gekauften gen. Eine Liste der im Schweizer tigere Schnäpse», erinnert sich Kurt Früchten herstellen lässt, sollte sich Brennerverband organisierten Lohn- Erismann schmunzelnd. an die folgende Checkliste halten: brennereien ist im Internet unter www.brennerverband.ch publiziert. Für den Eigenbedarf 1. Schritt: Früchte einmaischen Nach Abschluss der Gärung sollten - Qualität der Rohstoffe: Aus die Rohstoffe bei der Lohnbrennerei Gemäss Auskunft des Brennspezi- schlechten Früchten lässt sich angemeldet und ein Brennzeitpunkt alisten mit jahrzentelanger Erfahrung kein guter Obstbrand herstellen. vereinbart werden. Aus 100 Kilo- ergeben 200 Liter Brenngut im Durch- Das Aussehen spielt allerdings gramm Maische destilliert der Lohn- schnitt rund 15 Liter Schnaps. Der eine untergeordnete Rolle, soweit brenner durchschnittlich vier Liter Kunde bezahlt dem Störbrenner pro die Reife der Frucht nicht darunter reinen Alkohol, das heisst rund zehn leidet. Liter Obstbrand zu 40 Volumenpro- - Sauberkeit: Die sauberen Früchte zente Alkohol. gehören in ein sauberes Gefäss. Als Behälter zur Vergärung eig- 3. Schritt: Steuern zahlen nen sich luftdicht verschliessbare Auf Spirituosen, ob importiert Fässer aus Kunststoff. oder in der Schweiz hergestellt, las- Mittels einer Art Thermometer wird - Vorbereitung der Maische: Kern- tet eine Steuer von 29 Franken pro der Alkoholwert gemessen. obst muss zerkleinert, Steinobst Liter reinen Alkohols. Für einen Li- leicht zerstampft und eventuell ter Obstbrand zu 40 Volumenpro- gung vor, unter Vorbehalt, dass aus- entsteint werden. Auf jeden Fall zenten muss beispielsweise eine schliesslich inländisches Eigenge- dürfen die Steine nicht verletzt Steuer von 11.60 Franken bezahlt wächs oder selbst gesammeltes in- werden. Beeren müssen entrappt, werden. Die Lohnbrennerei meldet ländisches Wildgewächs verarbeitet eventuell verflüssigt werden. der Eidgenössischen Alkoholverwal- werden. - Gärung: Zugesetzt wird im Nor- tung (EAV) via Formular, für wen Detaillierte Informationen zur malfall nichts weiter, denn die und aus welchen Rohstoffen er eine Schnapsherstellung und zur Ver- meisten Früchte beginnen von bestimmte Menge an Destillaten steuerung findet man auf der Inter- selbst zu gären. Bei langsamer gä- herstellte. Die Steuerrechnung netseite der EAV unter www.eav.ad- renden Rohmaterialien (beispiels- schickt die EAV dann direkt an die min.ch oder beim Schweizer Bren- weise Enzianwurzeln oder Quit- Produzentin oder den Produzenten. nerverband unter www.brennerver- ten) wird etwas Press- oder Tro- Das Alkoholgesetz sieht für Privat- band.ch. Die Schnapsbrennerei beinhaltet ckenhefe zugegeben. personen eine steuerliche Begünsti- Urs Wegmann auch Körperarbeit. 44 Region Dorf-Blitz 1/2006

Gefährliche Hunde(halter)? Gespräch mit Tierarzt Klaus Karlovich

In jüngster Zeit hat sich in der einer Datenbank erfasst sein. Das Gemeinde Oberglatt ein tragi- Tierschutzgesetz gibt dem Bund die scher Unfall mit American Pitbull Kompetenz, Haltung und Zucht von Terriers ereignet. Ein kleiner Hunden zu regeln. Vorgesehen ist Junge kam dabei ums Leben. Die etwa ein Verbot, Hunde auf Aggressi- Bevölkerung ist schockiert, der vität zu züchten. In den Kantonen Gesetzgeber reagiert. Der Dorf- sind die im Jahr 2000 beschlossenen Blitz hat den Bassersdorfer Tier- Massnahmen sehr unterschiedlich arzt Klaus Karlovich interviewt. umgesetzt worden. Mit einem Be- schluss von anfangs Dezember 2005 von Karin Imhof wird deshalb eine in der gesamten Schweiz einheitliche Lösung ange- «Auch ich war betroffen, als ich vom strebt. tödlichen Unfall in Oberglatt hörte», erklärt Tierarzt Klaus Karlovich. Be- Extremsituation auch in obachtungen zeigen, dass Hunde Zukunft nicht vermeidbar? auch als «Trendaccessoires» unter Jugendlichen dienen. Pitbulls sind Karlovich meint, dass der Todesfall Tierarzt Klaus Karlovich mit seiner vier Monate alten Deutschen Dogge vor allem in der Hip-Hop-Szene be- des Knaben sehr schwierig zu ver- liebt. Massnahmen zum Schutz der meiden gewesen wäre. Es handelte lisieren.» Der Besuch einer Welpen- teilung überwiesen. Diese erlaubt es, Bevölkerung vor gefährlichen Hun- sich um eine Extremsituation mit oder Hundeschule trage zur positiven das Gefährdungspotential des Hun- den müssen daher in der gesamten Versagen des Hundehalters. Die Entwicklung des Hundes wesentlich des für die Öffentlichkeit aufzude- Schweiz einheitlich und rasch einge- Hunde waren falsch geprägt und bei, erklärt der Tierarzt. cken. führt werden. Darin sind sich das nicht sozialisiert. Sie waren einge- Bundesamt für Veterinärwesen sperrt und in einem sehr aktiven Al- Hauptrisikogruppe: (BVET) und die Kantonstierärzte ei- ter. Auch eine Maulkorbpflicht hätte Zuständigkeit von Hundehalter nig. Bis Ende Januar 2006 wird Bun- nichts genützt, denn wer zieht sei- Behörden und Polizei desrat Joseph Deiss ein Massnah- nem Hund schon zu Hause einen Aufgrund einer Initiative der menpaket auf Basis der Erfahrungen Maulkorb an. «Es lief einfach von Wer Massnahmen für auffällige Schweizerischen Tierärztlichen Ver- der Kantone mit griffigen Hundege- Anfang an alles schief», betont Karlo- Hunde beantragen will, hat sich an einigung für Verhaltensmedizin setzen vorschlagen. vich. Unter diesen Voraussetzungen die Gemeindeverwaltung des Wohn- (STVV) wurde die Arbeitsgruppe Ge- könne jeder Hund gefährlich werden, ortes des Hundehalters zu wenden. fährliche Hunde (AGGH) ins Leben Bereits Lösungen unabhängig von seiner Rasse. «Natür- Ereignisse mit Hunden können der gerufen. Eine Studie dieser Arbeits- auf Bundesebene lich bringt jeder Rassenhund gewisse Kantonspolizei oder der zuständigen gruppe hat ergeben, dass Verletzun- Charaktereigenschaften mit sich, es Gemeindepolizei zur strafrechtlichen gen bei Menschen durch Hunde in 58 Einiges ist bereits beschlossen. Auf liegt dabei am Besitzer, damit umge- Abklärung angezeigt werden. Auffäl- Prozent der Fälle von einem bekann- Bundesebene müssen bis Ende 2006 hen zu können und den Hund früh- lige Hunde werden von der Gemeinde ten oder sogar dem eigenen Hund alle Hunde gekennzeichnet und in zeitig richtig zu prägen und zu sozia- zu einer bezirkstierärztlichen Beur- sind. Insbesondere gilt das für Kin- der, die dabei oft schwere Verletzun- Wie begegne ich einem mir unbekannten Hund? gen am Kopf erleiden. «Der Grund für Verletzungen ist vielfach die Fehlin- Gemäss Merkblatt, erstellt im Auf- • Nie wegrennen! Beim Kreuzen halten und warten, bis er wie- terpretation des Verhaltens des Hun- trag der Gesundheitsdirektion und ruhig vorbeigehen. der loslässt oder Hilfe kommt. des. Kinder haben damit noch grös- der Direktion für Soziales und Si- Rennen provoziert den angebore- Obwohl es schwierig ist, ruhig sere Schwierigkeiten. Sie gehen an- cherheit des Kantons Zürich, vom nen Jagdtrieb des Hundes. zu bleiben, sind dadurch die Ver- ders an das Tier heran», erklärt Karlo- Veterinäramt und von der Kantons- letzungen meist geringer. vich. «Wenn man etwas Positives aus polizei. • Nicht schreien, nicht fuchteln, dem tragischen Ereignis in Oberglatt höchstens beruhigend mur- • Nie ohne Einwilligung des lernen kann, ist es, dass Hundehalter • Dem Hund nicht in die Augen meln. Halters dem Hund nahe kom- wieder mehr sensibilisiert sind und starren, an ihm vorbei sehen. Unruhe stachelt Hunde nur an. men oder ihn sogar anfassen. dass jetzt auf Bundesebene nach Lö- Direkter Augenkontakt wirkt auf Kinder entsprechend erziehen. sungen gesucht wird», meint Karlo- den Hund aggressiv und er greift • Sollte Sie ein Hund trotzdem Hunde können auch aus Unsi- vich. Hunde sollen Freunde des eher an. packen, nicht bewegen, still cherheit aggressiv reagieren. Menschen sein und nicht zu dessen Waffe werden. Ⅲ Dorf-Blitz 1/2006 Region 43

Tausend Liter Hahnenwasser zum Preis einer Flasche «Mineralwasser»! «Wer Mineralwasser kauft, ist eigentlich blöd!»

Seit dem letzten Jahr sind die Be- auf die Leber- und die Gallenfunktion hörden gesetzlich dazu verpflich- aus. In höheren Dosen kann es gar tet, Angaben über die Wasserqua- abführend wirken. Beim Genuss von lität öffentlich zu publizieren. mehr als zwei Liter Valser, Aproz oder Alle Dorf-Blitz-Gemeinden arbei- Aquella kann man schon beinahe von ten in Sachen Wasserversorgung einem «Abführmittel» sprechen, denn vorbildlich zusammen und verfü- ab 2000 mg/l ist die Deklaration gen über eine sehr hohe Trink- «kann abführend wirken» offiziell wasserqualität. Den meisten Kon- gestattet. Ein schaler, kalkiger Ge- sumenten ist das kaum bewusst. schmack deutet jeweils auf einen ho- hen Sulfatgehalt hin. von Christian Wüthrich Astronomisch hoher Würde man die Trinkwasservor- Härtegrad im Valser schriften gemäss schweizerischem Lebensmittelbuch auf die im Handel Es gibt jedoch noch andere Werte, angebotenen Mineralwasser anwen- die zeigen, dass «Hahnenburger» den, so dürften selbst einige der re- mehr Wertschätzung verdient. Unter nommiertesten Markenwasser nicht dem Namen «Zurzacher» wird Wasser einmal durch den Wasserhahn zu verkauft, das man zwar noch nicht als Hause sprudeln. Nimmt man den Salzwasser bezeichnen kann, aber Grenzwert, der fürs Hahnenwasser gemäss Trinkwasservorschriften bei 200 Milligramm Sulfat pro Liter (Grenzwert: 200 mg Natrium pro Li- festgeschrieben ist, so überschreiten ter) trotzdem zu viel Natrium (Salz) eine ganze Reihe der viel umworbe- enthält (276 mg/l). Dass unser Trink- nen Mineralwasser diese Limite. Al- wasser einen hohen Härtegrad ( 30 ~ Von hier aus wird die Gruppenwasserversorgung Lattenbuck überwacht: len voran das weltbekannte Valser bis 35 Grad französische Härte) hat, Geschäftsführer Willi Bächi zeigt die Walliseller Zentrale (964 mg/l), dicht gefolgt von Aproz ahnten Sie vielleicht. Aber haben Sie ohne Kohlensäure (910 mg/l) und gewusst, dass das zum Hause Coca- Tasse kapitulieren vor so viel Kalk!» hochgepumpt. In der höchstgelege- dem roten Aquella (830 mg/l). Aber Cola gehörende Valser beispielsweise Auch er bejaht die Aussage, wonach nen Dorf-Blitz-Gemeinde kämpft man auch das aus Italien herangekarrte einen beinahe astronomisch abgeho- jeder blöd sei, der Mineralwasser noch mit einem ganz anderen, einem Nass von San Pellegrino enthält nach benen Härtegrad von 122 Grad fH vom Laden heimbringt und dafür erst physikalischen Problem. Durch die Lebensmittelbuch zu viel Sulfat (476 aufweist? Der Geschäftsführer der noch einen horrenden Preis bezahlt. geografische Lage ist man zwar oft- mg/l), genauso die beiden Billigwas- Walliseller Gemeindeversorgung «die Vergleicht man nämlich die Wasser- mals privilegiert, nicht so aber beim ser, von Migros das Budget (250 Werke», Willi Bächi, meint lächelnd: preise in den Gemeinden am Altbach, Duschen: Die Bewohner des oberen mg/l) und von Coop Prix-Garantie «Würden Sie in ihrer Kaffeemaschine bekommen beispielsweise die Nü- Dorfteils verfügen hier über so wenig (597 mg/l). Sulfat hat übrigens einen für einen Kaffee Valserwasser einfül- rensdorfer 1000 Liter bestes Trink- Druck aus den Brausen, dass es in bitteren Geschmack und wirkt sich len, würde diese schon nach einer wasser aus dem eigenen Hahn für 1 den höheren Etagen nicht mehr so Franken 20, während sie im Dorfla- einfach möglich ist, sich die Haare zu den zum selben Preis meist nur eine waschen. Der Brüttemer Brunnen- einzige Petflasche erhalten. meister Anton Scherrer gibt zu be- denken, dass die Gebäudeversiche- Wasserturm für mehr Druck rung schon länger eine Verbesserung auf der Leitung dieses Zustandes fordere. Das eigent- liche Problem, sagt er, ist: «Wenn wir In den Räumen der Werke von keinen Druck auf den Hydranten ha- Wallisellen wird auch die Gruppen- ben, kann die Feuerwehr im Brandfall wasserversorgung Lattenbuck (GWL) nicht sofort löschen!» Es müssten geführt. Hier ist die Steuerzentrale, dann zuerst technische Vorkehrun- von wo aus das zusammengeschlos- gen getroffen werden. Derzeit steht sene Wasserleitungsnetz von sieben ganz oben in Brütten der Feuerwehr Gemeinden des Verbundes kontrol- jederzeit ein spezielles Löschbecken liert wird. Dazu gehören auch Bas- zur Verfügung, was das Problem je- sersdorf und Nürensdorf. Brütten be- doch nicht vollständig beseitigt. zieht ebenfalls über die Hälfte seines «Über kurz oder lang wird Brütten Wassers aus dem Verbund der GWL. einen Wasserturm bauen müssen», Ein Viertel kommt aus dem eigenen meint Brunnenmeister Scherrer, er Kann mit den teuer vermarkteten Mineralwässern locker mithalten Quellpumpwerk Steighäuli, die restli- schätze aber, dass bis dahin noch – «Hahnenburger» aus den Dorf-Blitz-Gemeinden che Menge wird aus Winterthur Jahre vergingen. Ⅲ Interview mit dem «angehenden» Schulpräsidenten Roland Burri auf den Zahn gefühlt

Im Hinblick auf die bevorstehenden den muss nur noch auf vier Stunden Schulpflege ist – miteinander reden glaube ich zumindest, recht gut mit Wahlen stellt die Birchwilerin Regula angepasst werden. Wir sind da also kann. Ich habe mir fest vorgenom- meinen anderen Verpflichtungen Pilmann-Derungs, Mitglied der FDP schon sehr weit fortgeschritten. men, die Anliegen der Eltern ernst zu unter einen Hut gebracht. Ich habe Nürensdorf, dem Kandidaten für das nehmen und vor allem bei Problemen sicher den Vorteil, dass mein Arbeits- Schulpräsidium, einige Fragen. Die Oberstufe hat bereits eine jeweils das Gespräch zu suchen. platz in der Nähe ist und ich so je- Schulleitung bekommen, und bald weils meine Familie am Mittagstisch soll auch der Primarschule und dem Nürensdorf hat sich für die Ein- sehen und spüren kann. Auch der Kindergarten eine Schulleitung vor- heitsgemeinde entschieden. Inwie- Umstand eines eigenes Geschäftes stehen. Wie sehen Sie die Zusammen- fern wird sich dieser Entscheid auf hat sicher Vorteile: So kann ich mir arbeit mit dieser neuen Instanz? Ihre Arbeit auswirken, und wie doch die Arbeitszeit «relativ» frei Wie Sie bereits erwähnten, haben wünschen Sie sich die Arbeit mit einteilen. Bevor ich mich entschloss, wir die Schulleitung der Oberstufe der politischen Gemeinde? für das Amt des Schulpräsidenten zu jetzt seit gut einem halben Jahr. Es Für die nächsten vier Jahre wird kandidieren, habe ich auch diverse zeigt sich auch, dass die Umsetzung sich für die Schulpflege noch nicht viel Gespräche mit meiner Frau, den Kin- nicht immer ganz einfach ist, beste- ändern. Ich denke, dass die Gespräche dern und auch mit meiner Geschäfts- hen doch seit vielen Jahren feste Ab- mit der Gemeinde über die neue Ge- partnerin geführt, und alle haben mir läufe und Kompetenzverteilungen. Es meindeordnung ab dem nächsten ihre Unterstützung zugesagt. ist aber jetzt schon spürbar, dass auf Sommer, wenn die neue Schulpflege Roland Burri (FDP) kandidiert als der Seite der Schulpflege, wie auch im Amt ist, geführt werden. Wie be- Welches sind Ihre persönlichen Nürensdorfer Schulpräsident auf jener der Lehrerschaft, die Schul- reits beim Abstimmungskampf, bei Wünsche und Ziele für die Schule leitung einen immer grösser werden- der Initiative für die Einheitsge- Nürensdorf? Das neue Volksschulgesetz stellt den Stellenwert bekommt. Ich bin meinde, werde ich mich auch hier voll Das Ziel der Schule Nürensdorf hohe Anforderungen an die Volks- heute überzeugt, dass die Einführung und ganz für die Schule einsetzen. Ich muss sein, dass wir probieren, je- schule. Wo steht die Schule Nü- von Schulleitungen für die Weiterent- bin aber auch überzeugt, dass wir mit dem einzelnen Kind eine schöne rensdorf? wicklung unserer Volksschule nur dem Gemeinderat zusammen eine und lehrreiche Schulzeit zu ermögli- Burri: Die Schule Nürensdorf hat Vorteile bringen wird. neue Gemeindeordnung ausarbeiten chen. Die Kinder müssen Freude am schon sehr viele Punkte des neuen werden, die für alle akzeptabel ist. Lernen bekommen, nur dann sind Volksschulgesetzes umgesetzt. Wir ha- Als Schulpräsident wären Sie sie auch bereit und motiviert, sich ben bereits seit über einem Jahr Engli- auch Bindeglied zwischen Schule Sie haben ein eigenes Unterneh- nach der obligatorischen Schulzeit schunterricht ab der 2. Primarklasse, und Eltern. Wie gedenken Sie diese men und eine Familie. Wie wollen weiterzubilden. Ein Wunsch ist si- ausserdem die Schulleitung Oberstufe Rolle wahrzunehmen? Sie Schule, Beruf und Familie un- cher, dass der Spardruck von Zürich seit letztem Sommer und ab nächstem Das Wichtigste ist, dass die Eltern ter einen Hut bringen? nicht noch grösser wird, damit wir Sommer auch die Schulleitung für die wissen und merken, dass man – un- Ich hatte schon immer ein Ressort diese Ziele zugunsten unserer Kin- Primarschule und den Kindergarten. geachtet dessen, ob dies in Zukunft in der Schulpflege, das sehr arbeitsin- der auch tatsächlich erreichen kön- Unser Blockzeitenmodell mit drei Stun- vermehrt die Schulleitungen oder die tensiv war. Und dies habe ich, so nen. Dorf-Blitz 1/2006 Bassersdorf 19

Ein halbes Jahrhundert – und es geht weiter 50 Jahre Narretei unter «Fakoba»-Regime

Wenn am 23. Februar, dem «Schmutzige Dunschtig» bis am «Gi- «Schmutzige Dunschtig», die Fas- gelizyschtig», werden wieder Tau- nacht eröffnet wird, blickt das sende in die Unterländer Fasnachts- Fasnachtskomitee Bassersdorf hochburg pilgern. Das ist seit Jahr- (Fakoba) bereits auf eine 50-jäh- zehnten so, und trotzdem ist es die- rige wechselvolle, aber erfolgrei- ses Mal etwas ganz Besonderes. che Geschichte zurück. Zemp: «Das Fakoba feiert sein 50- jähriges Bestehen.» «Der emotionale Teil steht mir erst noch bevor», sagt Rolf Zemp. Zeit für Es war der 9. Januar 1956. Ein Dut- Gefühle gebe es noch nicht. Der zend engagierter Bassersdorfer trafen Obernarr des Fasnachtskomitees sich zu einer Sitzung, die Geschichte Bassersdorf (Fakoba) muss es wis- schreiben sollte. Die Männer (damals sen. Seit 1998 amtet er als oberster waren noch keine Frauen dabei) Fasnächtler in Bassersdorf. Die Zeit gründeten unter dem Vorsitz von kurz vor der Fasnacht ist die hek- Freihof-Wirt Ruedi Suri das Fas- tischste. Schliesslich gilt es, den nachtskomitee Bassersdorf (Fakoba). Schon der erste Umzug 1956 unter dem «Fakoba»-Regime – im Bild der grössten und wohl auch beliebtesten Ihr Anliegen war, die Fasnacht wieder Musikverein Bassersdorf – war ein voller Erfolg Anlass des Dorfes zu organisieren. zu beleben. Schliesslich blickte das Über das verlängerte Wochenende närrische Brauchtum in Bassersdorf einer wechselvollen, aber erfolgrei- Für Insider beginnt die Fasnacht vom 23. bis 28. Februar, vom bereits damals auf eine fast 100-jäh- chen Geschichte des «Fakoba» voll- heuer allerdings bereits am Montag, rige Geschichte zurück. Die Wirt- bracht. So manches hat sich in dieser 13. Februar. An diesem Abend ist schaftskrise in den 30er-Jahren und Zeit ereignet: Umzugsabsage wegen nicht nur Dekorationseröffung mit 8. Puppenwettbewerb der zweite Weltkrieg hatten aller- der Maul- und Klauenseuche, Gang Guggenkonzerten in den Restaurants, dings für einen Rückgang der Ausge- vor den Richter wegen eines Artikels das «Fakoba» präsentiert anlässlich Zum 8. Mal führt das FAKOBA den lassenheit gesorgt. in der Fasnachtszeitung, Schlagzei- des Jubiläums auch eine Überra- Puppenwettbewerb durch. len wegen einer Massenschlägerei, schung auf dem Kreisel. «Ein Kunst- 1956 acht dekorierte Schliessung des Freihof- und später werk», verspricht Obernarr Zemp. Er Lassen Sie Ihrer kreativen Seite Wirtschaften des Löwen-Saals, aber vor allem viele, und Fakobaner Hans Wepfer hätten freien Lauf und basteln sie eine viele fröhliche Stunden. es in stundenlanger Arbeit gefertigt. Puppe nach Ihren Ideen. Es gibt Die Ur-Fakobaner richteten gleich Was es ist, will er nicht verraten. Vie- kein Motto! Also mitmachen und mit der grossen Kelle an. In grossen Enthüllung eines len Bassersdorfern wird es aber ir- gewinnen. Inseraten luden sie die Bevölkerung Kunstwerks gendwie bekannt vorkommen. Die ein. Freilich sah das Programm da- «Enthüllung» des Kunstwerks ist auf Ab Freitag, 3. Februar, werden mals noch etwas anders aus als Und die Fasnacht 2006? Sie findet 20 Uhr geplant, Anwesenden wird die Puppen gut sichtbar auf dem heute. Die Fasnacht begann erst am im gewohnten Rahmen statt, wartet ein Apéro serviert. Und für Rolf Zemp Balkon, vor dem Fenster oder im Samstag. Festzelte oder eine Halle allerdings wegen des Jubiläums mit beginnen dann endlich die Fasnacht Garten aufgestellt. Anmelden kön- wie heute im Schulhaus Mösli stan- einigen Besonderheiten auf. Am und die Zeit der Gefühle. «Dann lasse nen Sie sich bei Brunner Eisenwa- den nicht zur Verfügung. Dafür deko- «Schmutzige Dunschtig», 23. Februar, ich den Stress der Vorbereitung hin- ren-Haushalt und bei Hafen Dorf- rierten acht Wirte ihre Gaststuben – übergibt Gemeindepräsident Franz ter mir und kann mit ganzem Herzen Drogerie. Anmeldeschluss ist der etwas, wovon Fasnächtler heute nur Zemp seinem närrischen Amtskolle- dabei sein.» 15. Februar. noch träumen können. Der Umzug gen und Namensvetter Rolf Zemp den am Sonntag hatte bereits eine an- Schlüssel zur Narrenfreiheit. Der Urs Wegmann, Bassersdorf Die Prämierung der Puppen er- sehnliche Grösse, lief aber via Unter- Donnerstagabend hat sich vor allem folgt am Donnerstag, 23. Februar, dorf wieder zurück ins Zentrum und bei Einheimischen zu einem der be- Das Buch zur Fasnacht um ca. 21 Uhr im FAKOBA–Zelt. endete auf dem Platz der Fuhrhalterei liebtesten Anlässe im Rahmen der Die fünf besten Puppen werden Dübendorfer. Fasnacht gemausert. Obwohl er in Die Geschichte des Fasnachtsko- belohnt! Es gibt tolle Preise. Das dieser Form erst seit 1999 gefeiert mitees Bassersdorf und der Dorf- FAKOBA freut sich auf viele fanta- Die Fasnacht 1956 galt als voller wird, ist er aus der Agenda nicht fasnacht ist Thema des Bassers- sievolle Fasnachtspuppen in ganz Erfolg. Der «Zürichbieter» hielt sich mehr wegzudenken. Am Freitag und dorfer Heimatbuches IV. «Der er- Bassersdorf. Für fasnächtliche nicht zurück mit Lob und schrieb: Samstag finden die beliebten Mas- brachte Beweis von Narrengeist» Tipps gibt Ihnen Max Aebersold «Die Wiederbelebung der alten Fas- kenbälle statt und am Sonntag der erzählt von Bühnenfasnachten unter 044 836 49 10 gerne Aus- nachtstradition von Bassersdorf grosse Umzug. Montagabend ist und dem Bubenmarsch, von Fas- kunft. durch ein eigens bestelltes Komitee «Uuslumpete», die bis in die frühen nachtsfeuern und Kriegswirren ist viel besser gelungen als die gröss- Morgenstunden dauern wird. Am und von vielen engagierten Bas- ten Optimisten es sich vorgestellt «Gigelizyschtig»-Nachmittag bringen sersdorfern, welche die Fasnacht FAKOBA Fasnachtskomitee hatten.» Die Wirtschaften seien bis die verbliebenen Gugger und Fakoba- zu dem gemacht haben, was sie Bassersdorf zum Morgengrauen «gesteckt voll» ner den Schlüssel wieder zurück ins heute ist. U.W. gewesen. Damit war der Auftakt zu Gemeindehaus. Problematische Asylgewährung Eine endlose Geschichte

Asylgewährung hat Grenzen. Wo Rüeschlikon befand ein Richter in gesschauausgabe auf dem gleichen mals ausgeschafft werden kann, ist diese liegen, darüber streiten sich Zürich, dass eine Ausschaffung von Sender äusserte sich der eingebür- zurzeit fraglich. Jedenfalls ist Silvia Richter, Anwälte, Ärzte, Betroffene X.Y. zurzeit ebenfalls nicht möglich gerte Bruder von X.Y. Er machte Honegger nicht mehr bereit, X.Y. in und das Migrationsamt. Entscheide sei. Daraufhin erfolgte am 26. Dezem- traumatisierende Erlebnisse wäh- Bassersdorf zu betreuen, und sie ge- werden durch endlose Verfahren ber dessen Freilassung aus der Aus- rend den kriegerischen Ereignissen niesst dabei die volle Unterstützung verzögert. Dadurch wird die Situa- schaffungshaft. Gleichzeitig wurde in Ex-Jugoslawien für das Verhalten von Sozialvorsteherin Ruth Bösch- tion für die Asylantenbetreuung in für den Asylbewerber ein Rayonver- seines Bruders geltend. Ob X.Y je- Wegmann. Ⅲ den Gemeinden immer schwieriger. bot verhängt mit der Auflage, Bas- sersdorfer Gemeindegebiet nicht Kommentar von Olav Brunner mehr zu betreten. Bereits am 28. De- zember wurde der Asylbewerber X.Y. Zurzeit beschäftigen drei Asylverfah- verwunderlich, wenn Unmut und Im vergangenen Mai berichtete der Dorf- trotz des Verbotes in Bassersdorf ge- ren die schweizerische Öffentlich- Unverständnis in der Bevölkerung Blitz über den renitenten Asylsuchenden sichtet. Er wollte seine in Bassersdorf keit. Einmal der bekannte Fall in wachsen. Leidtragende sind auch X.Y., welcher in Bassersdorf gewalttätig lebende, ebenfalls asylsuchende und Rüe schlikon, dann ein Fall von zwei alle Ausländer, welche sich in der wurde und die Asylantenbetreuerin, Sil- nicht mit ihm verheiratete Freundin Asylsuchenden aus Albanien, welche Schweiz anstandslos integriert ha- via Honegger, mit dem Tode bedrohte. mit den zwei gemeinsamen Kindern wegen Mordverdachtes und banden- ben und täglich ihren Beitrag zum Aufgrund ihrer Anzeige wurde X.Y. dar- besuchen. Zurzeit läuft ein weiteres mässiger Raubüberfälle mit interna- Wohle der Gesellschaft leisten. aufhin für fünf Monate inhaftiert. Wegen Verfahren gegen den Asylsuchenden tionalem Haftbefehl gesucht wurden, guter Führung erliessen die Strafbehör- X.Y. wegen Missachtung des Rayon- und nun auch der Fall aus Bassers- Der Bassersdorfer Asylbetreuerin den einen Drittel der Strafe und entlies- verbotes. Das Migrationsamt sucht dorf. Bei allen drei Fällen stellt sich Silvia Honegger und der Sozialvor- sen X.Y. im vergangenen September aus seinerseits nach einer Lösung, um die die Frage, ob der Schutz der eigenen steherin Ruth Bösch-Wegmann ist der Haft. In Basel war anschliessend Ausschaffung doch noch vollziehen Bevölkerung oder der Schutz von es hoch anzurechnen, dass sie den noch eine Reststrafe von zwei Monaten zu können. Delinquenten Vorrang habe. Mut aufgebracht haben, Tatsachen wegen früherer Vergehen abzusitzen. aufzudecken, um die Probleme im Das Migrationsamt in Zürich wollte dar- Augen nicht verschliessen Ist es richtig, wenn gesuchte aus- Asylwesen aufzeigen. Probleme, auf eine im Jahre 2000 wegen Zuwider- ländische Straftäter oder renitente welche vor allem die Gemeinden handlung gegen das Betäubungsmittel- Silvia Honegger erklärte sich auf Asylsuchende in der Schweiz Unter- belasten und welche die Asylbe- gesetz rechtsgültig verhängte fünfjährige Anfrage des Fernsehsenders «Tele schlupf finden? Wo liegen die Gren- treuer zu lösen haben. Wenn die Landesverweisung vollziehen. Der Asyl- Züri» bereit, ihre Erfahrungen und zen zwischen politischer Verfolgung verantwortlichen Behörden und bewerber wurde deshalb in Ausschaf- Ängste noch einmal öffentlich darzu- und Flucht vor Strafe? Muss die Richter weiterhin unbegreifliche fungshaft genommen. legen. In zwei Tagesschauen nahm einheimische Bevölkerung reni- Verfahren und Urteile zulassen, tun sie zu den Anordnungen der Strafbe- tente Asylsuchende ertragen und sie damit dem Asylrecht keinen Ausschaffung fraglich hörden und der Richter Stellung. Für als Gäste behandeln? Falls die zu- Dienst. Sie lassen es so zu einem Silvia Honegger ist es wichtig, dass ständigen Behörden diese Fragen Unrecht verkommen. Aufgrund eines Berichts im Tages- die Öffentlichkeit über diesen Fall nicht rasch beantworten, ist es nicht O.B. Anzeiger über eine Roma-Familie in orientiert wird. In einer weiteren Ta- 10 Sport Dorf-Blitz 1/2006

Zwei Bassersdorfer bewältigen 1800 Kilometer auf Langlaufskis In 32 Tagen Finnland durchquert

Anfangs Frühjahr 2004 begaben sich Liselotte Illi und Erhard Mät- zener aus Bassersdorf unter dem Motto «Von der Ostsee zum Eis- meer» auf eine Reise der besonde- ren Art. Auf Langlaufskiern wurde Finnland von Süden nach Norden durchlaufen, meist nahe der russischen Grenze: Ein Erleb- nisbericht.

Mit einer bunten Schar von 22 Gleichgesinnten im Alter zwischen 27 und 67 Jahren aus den USA, aus Frankreich, Deutschland, Slowenien und vor allem aus Finnland zogen wir in Virolahti, einem Küstendorf zwischen Helsinki und St. Peters- burg, los. Voller Erwartung, aber Ein verdienter Zwischenhalt nicht ganz ohne Zweifel und Beden- ken. 1800 Kilometer auf Langlaufski- haben war, dass sie uns fordern «Reise zu uns selbst» gesehen wer- oft ein Schulhaus, ein grosszügiger ern standen uns bevor, in 32 Etappen würde, an Leib und Seele. den, als Symbol für ein Stück Le- Rundholzbau, ein zu einer Pension mit Streckenlängen zwischen 40 bensweg. Mühevoll erklommen wir ausgebauter Bauernhof, eine ausge- und 80 Kilometern, ohne Ruhetag. Start unter Schweizerfahne Hügel und fuhren rasant ab. Wir diente Grenzwachtstation oder, selte- Würden wir das durchstehen? Mit liefen bei strahlendem Sonnenschein ner, ein Hotel. Oft standen diese Un- Skilanglauf sind wir zwar seit vielen Der Starttag war kalt. Wir waren 60 Kilometer auf dem Inarisee, dem terkünfte mitten im Wald. In Finn- Jahren vertraut. Aber, war es nicht bereit. Zu Musik hatten wir uns grössten Gewässer Finnlands. Wir land sind Tagesschulen üblich. Das doch vielleicht eine Nummer zu aufgewärmt, aber unter den Flaggen folgten stundenlang dem schnurge- bedeutet, sie sind mit einer Küche gross für uns? Wir ahnten, dass der teilnehmenden Nationen muss- raden Auf und Ab in den Schneisen ausgestattet. Dort bereiteten uns diese lange Reise nicht umsonst zu ten wir noch warten. Warten auf den von Telefon- und Hochspannungslei- Frauen aus der Umgebung mit weis- Segen des Pastors, der für uns be- tungen, wir glitten bei leichtem sen Küchenhäubchen unser Essen. tete, uns eine gute Reise wünschte Schneefall lautlos über Sümpfe mit Nach der Ankunft, dem Zimmerbe- und uns daran erinnerte, dass wir halbhohen, abgestorbenen Bäumen zug und der Sauna hatten wir riesig jeden Tag so nehmen sollten, wie er und kämpften uns bei Gegenwind Appetit auf das nahrhafte und reich- gerade daherkam. Das ist im Norden und verwehten Spuren durch die haltige Mittagsmahl, das wir, je nach anders als bei uns. Da wird nicht Weite Finnlands. der Länge der Tagesetappe, so zwi- gleich losgestürmt. Wir erinnerten schen drei und fünf Uhr einnahmen. uns: Ähnliches hatten wir schon in Verpflegung aus Dann wurden wir von Paavo, dem Westgrönland erlebt, vor einem dem Rucksack finnischen Organisator und Leiter, dreitägigen Skilanglauf. Eine Pro- über das Programm des folgenden zession mit sämtlichen Läufern und Unterwegs verpflegten wir uns bei Tages, über Länge und Profil der einigen Fahnen zur etwa ein Kilome- kurzen Zwischenhalten draussen auf Strecke, Wetteraussichten und Art ter entfernten Kirche und ein ge- der Strecke aus dem Rucksack, den der Unterkunft orientiert. Dann prä- meinsamer Gottesdienst standen wir jeden Morgen mit heissem Tee, parierten wir unsere Skier, fachsim- damals auf dem offiziellen Pro- Sandwiches, Schokolade, Wärme- pelten über Material, Schneebeschaf- gramm. schutz und Ersatzkleidung bepack- fenheit und Temperaturen, die Unter- ten. Das schwere Gepäck – beispiels- schiede der finnischen und schweize- Doch zurück zum Starttag in Finn- weise Schlafsack, Kleider und Er- rischen Wachsgewohnheiten und die land: Nach der Zeremonie ging’s satzausrüstung – konnten wir zum Freuden und Leiden der absolvierten über gefrorene Flüsse, Seen und Glück von Reino, dem finnischen Tagesetappe. Das waren willkom- Sümpfe, durch Föhrenwälder und Organisator und Begleiter, auf dem mene Gelegenheiten, von den finni- lichte Birkenhaine. Im Einzugsge- Landcruiser mit Anhänger ans Ta- schen Läufern mehr über ihre Le- biet von Tourismuszentren beweg- gesziel transportieren lassen. Ab und bensgewohnheiten, ihre Sprache und ten wir uns auf gut präpariertem zu wurden wir in samischen Zelten Kultur zu erfahren. Um acht Uhr gab Loipennetz. Den überwiegenden Teil (Tipi) unterwegs mit finnischen Grill- es ein kaltes Abendbrot und bald folgten wir Motorschlittenspuren, im würsten (Makkara) oder mit Suppe darauf krochen wir hundemüde ins Winter die eigentlichen Strassen in bei Laune gehalten. Bett oder in den Schlafsack auf dem Erhard Mätzener auf dem Weg nach vielen Gegenden Finnlands. Unser Erreichten wir im Laufe des Nach- Turnhallen- oder Klassenzimmerbo- dem Polarkreis ... Langlaufabenteuer kann auch als mittages unser Tagesziel, so war das den. Dorf-Blitz 1/2006 Sport 11

Eine beeindruckende Weite zur 15. Etappe, der uns zu Ehren zele- finnischen Winterkrieges (1939/40) täen halki Suomen (HHS), dem tradi- briert wurde. Erst übertrug unser fin- und des Fortsetzungskrieges sehr tionellen Skilanglauf durch Finn- Es war eine Reise vom dichter be- nischer Laufkollege Mikko einige ge- nahe. Deren Zeugen waren hier allge- land. Der HHS findet nur alle zwei siedelten und flacheren Süden in die schichtliche Aspekte zu den russisch- genwärtig. Im Museum in Kuhmo be- Jahre statt. Wir werden dieses Jahr beeindruckende Weite des Nordens, orthodoxen Gemeinden in Ostfinnland suchte ich eine permanente Ausstel- leider nicht dabei sein, aber ge- von den kleineren topografischen ins Englische. Dann folgte eine Pre- lung mit erschütternden und grausa- spannt im Internet unter www.hhs- Erhebungen in Mittelfinnland zu den digt, schlicht wie die Ausstattung der men Bildern eines Kriegsfotografen, ski.net die Reise unserer neuen Tunturi Lapplands mit den baumlo- Kirche. Leider verstand ich davon nur der die finnischen Truppen begleitet Langlaufkollegen verfolgen. Auf sen Kuppen (Fjell). Auch der Speise- ein Wort: Kapernaum . Es ist der Name hatte. Am 6. April dann hatten wir die http://www.hhs-ski.net/hhs/2004/ zettel veränderte sich im Lauf unse- des mit dem Wirken Jesu verbunde- 32. Etappe, die weitgehend über nor- index.htm sind Bilder und Geschich- rer Reise. In Karelien standen zu je- nen Ortes am See Genezareth. wegisches Gebiet führte, geschafft ten von unserem HHS 2004 abruf- der Mahlzeit warme «Piroggen» auf und das Ziel unserer Reise, das Eis- bar. dem Tisch. In Lappland freuten wir Nach 32 Tagen das meer war erreicht. Im Gegensatz zu Erhard Mätzener, Bassersdorf uns auf Rentiergeschnetzeltes mit Eismeer erreicht seinem Namen war es eisfrei. Kartoffelstock oder Elchragout. Eindrücklich war ein russisch-or- Während einiger Etappen waren In gut einem Monat wird wieder thodoxer Gottesdienst vor dem Start wir den Schauplätzen des russisch- gestartet, diesmal zum dritten Hiih- Dorf-Blitz 1/2006 Flughafen 7

Regierungsrätin Rita Fuhrer präsentiert einen unfertigen Vorschlag «Eine Giftpille mit Zuckerguss»

Der Regierungsrat lehnt die Volks- gestörter Personen (AsgP) limitiert hement ab». Das Initiativkomitee nale Volksabstimmung muss bis initiative mit einer Plafonierung bei werden. Als Basis soll die aus Mitte der «für eine realistische Flughafenpoli- spätestens 7. März 2008 stattfinden 250 000 Flugbewegungen ab. Dafür 90er-Jahre bestehende Umfrage der tik» gibt zu Protokoll: «Die für eine – also in mehr als zwei Jahren. Ⅲ will er die Zahl der durch Fluglärm vom Fluglärm betroffenen Gebiete die- wachsende Wirtschaft notwendigen stark gestörten Personen mittels ei- nen. «Die festzulegende Obergrenze hat Flugverbindungen sind mit der Flug- Meinungen der nes Richtwertes beschränken. Die sich an der Flugbewegungszahl des hafeninitiative für 250 000 Bewe- Gemeindepräsidenten Reaktionen sind sehr ernüchternd. Jahres 2000 zu orientieren», hiess es gungen problemlos möglich. Ohne weiter. Konkret bedeutet dies 326 000, eine Plafonierung der Flugbewegun- Franz Zemp, Bassersdorf von Willi Kobel respektive der jemals erreichte Höchst- gen oder ohne Verlängerung der Der regierungsrätliche Gegenvor- wert vor dem Grounding der Swissair Nachtruhe wird dem Flughafen- schlag zur Volksinitiative «Für Wenn die charmante Regierungsrätin und vor der Einführung der deutschen Wachstum weiterhin Tür und Tor eine realistische Flughafenpolitik» Rita Fuhrer (SVP) zur Medienkonfe- Verordnung DVO und somit basierend geöffnet. Damit würden mit Sicher- lässt einen zu grossen Spielraum renz einlädt, ist ihr ein voller Saal si- auf Zahlen aus Zeiten ohne Ost- und heit die Süd- und Ostanflüge zemen- offen. Die geforderte Einführung cher. Nicht nur Medienvertreter von Südanflüge. tiert und weiter ausgebaut». Der eines Richtwertes zur Begrenzung Zeitungen, Radio und Fernsehen, son- Grünliberale Nationalrat Martin der vom Fluglärm stark betroffe- dern auch viele Politiker aller Couleurs Viele offene Fragen, Bäumle spricht von einer «Giftpille nen Personen verhindert nicht, wollen aus erster Hand informiert sein weil «Gummivorschlag» mit Zuckerguss» und befürchtet bei dass die Flugbewegungen in einer – vor allem bei Flughafen-Themen. So dieser «Gummivariante» einen Aus- Himmelsrichtung konzentriert präsentierte Rita Fuhrer am letztmög- Selbst Regierungsrätin Fuhrer bau bis auf 650 000 Bewegungen, werden. Mit anderen Worten ist lichen Tag einen Gegenvorschlag zur konnte keine konkreten Angaben ohne dass der Regierungsrat Gegen- weiterhin eine Kanalisierung der Volksinitiative «Für eine realistische über den Richtwert und dessen Be- massnahmen einleiten müsste. Auch Flugbewegungen im Osten zu be- Flughafenpolitik». Diese Volksinitiative rechnung der vom «Fluglärm stark die Bürgerorganisation BFO warnt, fürchten, wie dies im Konzept Re- vom Juli 2004 mit 21 500 Unterschrif- gestörter Personen» abgeben. Auch weil künftige technische Verbesse- lief vorgesehen ist. Dagegen wehrt ten verlangt eine jährliche Plafonie- wurde mit keinem Wort die Nacht- rungen bei den Triebwerken (Lärm- sich der Gemeinderat vehement. rung bei 250 000 Flugbewegungen so- ruhe erwähnt – ein wichtiger Punkt reduktion) zu einem massiven An- Als Mitglied unterstützt Bassers- wie eine neunstündige Nachtruhe. in der Volksinitiative. Es ist deshalb stieg der Anzahl Flugbewegungen dorf übrigens die Stellungnahme nicht erstaunlich, dass sich quer führe. Denn rechnerisch gesehen – der Region Ost. Basis vor dem Grounding durch alle Parteien und Organisatio- so die BFO – nehme auch die Anzahl nen heftiger Widerstand gegen die stark belärmter Personen durch die Martin Graf, Brütten Rita Fuhrer sagte, dass viele Hilferufe unfertigen Vorschläge breit macht. geringere Lärmbelastung ab. Es gibt in der Politik nichts bei ihr eingetroffen seien, am Telefon, So schreibt die «Region Ost» als Ver- Schlechteres, als irgend etwas per E-Mail oder mit Briefpost. «Ich bin treterin von 84 Gemeinden und Der Kantonsrat ist gefordert vorzuschlagen, ohne konkret zu wegen Fluglärm krank geworden», sei 380 000 Einwohnern: «Der Vorschlag werden und ohne sich auf etwas nur ein Beispiel davon, zitierte die SVP- dient dem Konzept Relief, das eine Bis das Volk über die Plafonierung festzulegen. Damit gewinnt man Politikerin. Fuhrer meinte weiter, dass Kanalisierung der Starts nach Nor- abstimmen kann, dürfte es noch eine nie – weder Vertrauen noch Zu- sie diese Ängste ernst nehmen müsse. den und der Landungen im Osten, Weile dauern. Denn: Der Kantonsrat stimmung. Mit einem Richtwert soll der Gegenvor- verbunden mit einem entsprechen- ist verpflichtet, bis in sechs Monaten schlag gemäss der Volkswirtschaftdi- den Pistenausbau, vorsieht. Dieses seine Haltung zur Initiative und zum Franz Brunner, Nürensdorf, rektorin die Anzahl vom Fluglärm stark Vorhaben lehnt die ‘Region Ost’ ve- Gegenvorschlag abgeben. Die kanto- und Präsident IG Ost Der von der Zürcher Regierung vorgeschlagene Richtwert zur Begrenzung der Lärmbelästigung ist untauglich. Seine Anwendung liesse weiterhin einen unbe- grenzten Ausbau des Flughafens und seines Pistensystems und damit eine entsprechende Zu- nahme des Fluglärms zu. Ferner hätte der Gegenvorschlag voraus- sichtlich auch in den Regionen östlich des Flughafens eine will- kürliche und massive Fluglärm- konzentration zur Folge. Die Re- gion und IG Ost fordern nach wie vor einen Gegenvorschlag mit maximal 320 000 Flugbewegun- gen pro Jahr und acht Stunden Nachtruhe. Rita Fuhrer wird von den Medien belagert 4 Monatsinterview Dorf-Blitz 1/2006

Der in Oberwil wohnhafte Peter Oeschger (OPO) übergibt die operative Führung seinem Sohn Patrick «So lange wir kopiert werden, sind wir das Original»

Ein Generationenwechsel voll- nun bereit und freue mich, die Ge- zug gehalten. Was sagen Sie zu Geltung bringen und sich verwirkli- zieht sich bei OPO Oeschger AG an samtführung zu übernehmen. Im dieser Entwicklung? chen kann. Als Eventverantwortlicher der Gemeindegrenze von Kloten Mittelpunkt stehen ein ausserordent- beim Schweizer Fernsehen ist er sehr zu Bassersdorf. Mit sieben Ver- lich gutes Mitarbeiter- und ein sehr Peter: Als Unternehmer, der mit glücklich. kaufsbüros in der Schweiz und kompetentes Führungsteam, die sich der Firma so tief verbunden ist wie einer Schwesterfirma in Deutsch- sehr gut ergänzen und das Unterneh- ich, stehen die Mitarbeiter eindeutig Sie beschäftigen heute rund 240 land werden rund 35‘000 Artikel men gemeinsam mit mir in die Zu- im Vordergrund. Wir kennen alle Mitarbeiter. Diese sprechen von geführt. Im 2005 wurde ein Um- kunft führen werden. Mitarbeiter und von vielen sogar ihre einem vorbildlichen Arbeitsklima. satz von 121,4 Mio Franken er- Lebensgeschichte. Wir nehmen jeden Worin liegt das Geheimnis? zielt. Peter Oeschger hat die Ge- Können Sie dies etwas konkreti- Mitarbeiter ernst. Es ist mein Wunsch, schäftsleitung seinem Sohn Pa- sieren? Peter: Ich glaube, das Geheimnis trick übergeben; beide wohnen in «Wir nehmen jeden des guten Arbeitsklimas ist das Oberwil. Patrick: Wir haben in unserer Ge- grosse gegenseitige Vertrauen. schäftleitung Quereinsteiger und Mitarbeiter ernst.» von Willi Kobel Branchenkenner, verschiedene Al- Wird es in Zukunft mehr Mitar- tersstrukturen und seit dem 1. Januar dass es ihnen allen nach meiner beiter geben oder eher das Gegen- Peter Oeschger, vor wenigen Tagen dieses Jahres eine Frau als Finanz- Übergabe auch weiterhin gut geht. teil? haben Sie – nach vier Jahrzehnten chefin. Wir ergänzen uns gegenseitig Mir ist es nie in erster Linie ums Geld operativer Führung des «grössten sehr gut und arbeiten gemeinsam gegangen, sondern um die Freude an Patrick: Wenn wir den Geschäfts- Beschlägehändlers in der Schweiz» und konstruktiv an der Weiterent- der Leistung, um etwas noch besser gang so entwickeln können, wie wir – die Geschäftsleitung Ihrem Sohn wicklung des Unternehmens. Der zu machen. es geplant haben, dann wird es dazu Patrick übergeben. Wie fühlt man gute Mix ist wichtig! (Der Vater lacht führen, dass wir mehr Mitarbeiter sich? und ergänzt: Patrick, du bist auch der Sie sind also nicht der «Abzo- beschäftigen werden. Konkret sind Jüngste im Team.) cker» oder der «Knauserige», der im Verkauf und Produktemanage- Vater Peter: Ich bin glücklich und an 50 Rappen beim Mittagessen ment für 2006 mehrere neue Stellen dankbar, dass wir für das Unterneh- In den Unterlagen steht: «Patrick spart geplant. Zudem bilden wir jedes Jahr men eine so optimale Lösung gefun- Oeschger will, dass OPO Oeschger sechs neue Lehrlinge aus. Für Au- den haben. Allerdings war die Über- auch in Zukunft das beste Unter- Peter: Nein, ich glaube nicht. Wir gust 2006 sind noch zwei Lehrstel- gabe Ende Dezember ein emotionaler nehmen der Branche bleibt». Ein sind in den letzten Jahren volles Ri- len als Detailhandelsfachmann/-frau Augenblick. Auf der anschliessenden ehrgeiziges Ziel. Wie wollen Sie siko eingegangen und haben das offen. Heimfahrt nach Oberwil hatte ich dies gewährleisten? verdiente Geld immer wieder in die Tränen in den Augen. Entwicklung der Firma und in die Zur Zeit realisieren Sie einen Patrick: Indem ich eine Unterneh- Erweiterung der Gebäude investiert. Neubau eines grossen Logistikzen- Warum haben Sie das übliche menskultur weiterpflege, die grosses Auch an unsere Mitarbeiter haben trums gleich nebenan. Was kostet Pensionierungsalter von 65 Jahren Engagement, Bereitschaft für Verän- wir immer gedacht. diese Betriebserweiterung? nicht abgewartet? derungen und die ständige Suche nach Einzigartigkeit unterstützt. Haben Sie ein konkretes Beispiel? Peter: Rund 25 Millionen Franken, Peter: Ich habe bereits von meinem wovon der Bau und die Einrichtungen Vater gelernt, am Höhepunkt aufzu- Tönt «Einzigartigkeit» nicht et- Peter: Wir haben beispielsweise je etwa die Hälfte ausmachen. hören, vor allem dann, wenn ein gu- was grossspurig? vor vielen Jahren eine Gewinnbeteili- ter Nachfolger bereit ist. Kurz vor gung, sprich Bonus, eingeführt. Da- Sie sprechen in Ihren Firmenun- meinem 60. Geburtstag habe ich dies Patrick: Unter Einzigartigkeit ver- von profitieren bei gutem Geschäfts- terlagen vom Einsatz aktuellster nun umgesetzt. Ich bleibe Präsident stehe ich Elemente – beispielsweise gang sämtliche Mitarbeiter. Technologien. Zum Beispiel? des Verwaltungsrates und werde Dienstleistungen – die nicht auf die mich für die Stiftung PIGNA – eine Schnelle kopiert werden können. Bleiben wir bei der Familie. Ne- Patrick: Wir erstellen ein vollauto- Institution für Menschen mit Behin- Mein Vater hat einen sehr wichtigen ben Ihnen, Patrick, gibt es noch matisches Kleinteilelager (AKL) mit derung - vermehrt einsetzen können. Ausspruch geprägt: «Solange wir ko- Ihren Bruder Daniel, der als gros- Platz für 90 000 Behälter. Die Ware Meine Frau freut sich riesig auf mein piert werden, sind wir das Original». ses Organisationstalent gilt. Zu- wird vom Lager automatisch zum Kürzertreten. Auch das Golfen und In diesem Sinne möchte ich weiter- dem ist er überall sehr beliebt. Ist entsprechenden Mitarbeiter trans- unsere Enkel werden so nun nicht fahren. (Peter Oeschger ergänzt: Wir er bei OPO ausgeschlossen wor- portiert, dann für unsere Kunden mehr zu kurz kommen. freuen uns sogar, wenn wir kopiert den? kommissioniert und der Lagerbehäl- werden.) ter wieder zurück ins Lager befördert. Patrick Oeschger: Haben Sie Patrick: Überhaupt nicht. Bereits Ein neues und somit weiteres Ele- keine Bedenken, als erst 34-Jähri- Peter Oeschger: Sie sind bekannt seit rund zehn Jahren führten wir ment ist der Brandschutz. Wir redu- ger ein solches Unternehmen zu als Unternehmer mit Herz und als Gespräche im Familienkreis und mit zieren im AKL den Sauerstoffgehalt, führen? ein grosszügiger Chef mit über- dem Verwaltungsrat. Und dabei hat so, dass ein Entstehen eines Feuers durchschnittlicher sozialer Ein- mein Bruder Daniel entschieden, ei- im AKL gar nicht mehr möglich ist. Patrick: Ich fühle mich, nach sieben stellung. Die Abzocker-Mentalität nen anderen Weg zu gehen, wo er Zudem streben wir für den ganzen Jahren in der Firma OPO Oeschger, hat in anderen Firmen leider Ein- sein Organisationstalent optimal zur Bau das Minergie-Label an. Dorf-Blitz 1/2006 Monatsinterview 5

Diese Veränderungen führen bei OPO zu einem Personalabbau. Sie senken damit die Prozesskosten und lösen durch die Entlassungen bestimmt auch Härtefälle aus. Wi- derspricht dies nicht dem sozialen Verständnis Ihres Vaters?

Patrick: Mir sind in dieser Situation soziales Verhalten und Fairness äus- serst wichtig. Wir haben die Mitarbei- «Mir sind in dieser Situation soziales Verhalten und Fairness äusserst wichtig.» ter schon früh über die Konsequen- zen informiert und laufend über den Projektstand berichtet.

Wie viele Personen sind betroffen?

Patrick: Es werden 15 bis maximal 20 Mitarbeiter aus dem Bereich Lo- gistik betroffen sein. Wir haben ge- meinsam mit einer externen Firma Konzepte entwickelt, um abzuklären, wie wir die Härtefälle auffangen kön- Vater und Sohn Peter und Patrick Oeschger nen. um Zusatzausbildungen zu ermögli- Stimmt es, dass OPO in Zukunft PIGNA, einer Institution für Men- Und was sagen Sie zum neuen chen. Und zum Dritten werden wir vermehrt auch im billigen China schen mit Behinderung, die von 28 «eisernen Kurs» Ihres Sohnes? die Betroffenen, zusammen mit einer einkauft? Gerade dort sind ja die Gemeinden im Zürcher Unterland externen Firma, intensiv bei der Stel- Arbeitsverhältnisse, Löhne und getragen wird, darunter auch Bas- Peter: Nein, nein, das ist nicht ein lensuche unterstützen. Wir wollen, der Umweltgedanken alles andere sersdorf und Nürensdorf. Wa- «eiserner Kurs des Neuen». Den Ent- dass jeder Mitarbeiter wieder eine als vorbildlich. Wie können Sie rum? scheid für den Anbau und die Ratio- Stelle findet, und wir sind überzeugt, dies mit Ihrer Ethik vereinbaren? nalisierungsinvestitionen haben wir dass uns dies gelingt. In der Schweiz werden Leute abge- Peter: Ich bin seit vier Jahren da- baut, damit in China günstig ein- bei. Meine Aufgabe ist es, die Ge- «Nein, nein, das ist Die Mitarbeiter dürfen sich also gekauft werden kann? meinden von der Wichtigkeit von nicht ein ‘eiserner auf OPO verlassen? PIGNA zu überzeugen, damit wir Patrick: Eine heisse Frage! Ich auch in Zukunft genügend Mittel für Kurs’ des Neuen.» Peter: Natürlich. Etwas haben wir glaube, dass die seit Jahrzehnten im den Betrieb dieser Institution erhal- noch vergessen, nämlich die verlänger- Gang befindliche Verlagerung von ten. Wir setzen uns dafür ein, dass bereits vor zwei Jahren im Verwal- ten Kündigungsfristen. Je nach Alter Produktionsstandorten nicht gestoppt diese Menschen einen Raum für ein tungsrat, gemeinsam mit der Ge- und Betriebszugehörigkeit verdoppeln werden kann. Als Handelsunterneh- lebenswertes Leben haben. Ich bin schäftsleitung, gefällt. Natürlich wir diese praktisch. Die Ankündigung men können wir uns diesem Trend mit Herz und Seele dabei und werde schmerzt dieser Schritt. Aber auf der wird aber frühzeitig - also vor Ende Mai nicht entziehen. Unser direktes Ein- meinen 60. Geburtstag mit Freunden anderen Seite müssen wir uns im - mitgeteilt, so dass der betroffene Ar- kaufsvolumen aus dem asiatischen dort im Gasthaus Hans im Glück europäischen Markt behaupten kön- beitnehmer bis acht Monate Zeit hat, Raume beträgt aber weniger als zwei feiern. nen. eine neue Stelle zu finden. Prozent. Der Grossteil unserer Ein- käufe stammt aus der Schweiz und Eine letzte Frage. Wie gefällt Ih- Anders gefragt: Kann sich ein Verraten Sie etwas zu den Stand- unseren Nachbarländern. Zudem sei nen der Dorf-Blitz? Unternehmen wie OPO in der heu- ortkosten? hier erwähnt, dass wir alle zwei Jahre tigen Zeit kein soziales Verhalten - und dies seit zwölf Jahren - nach Peter: Ich stufe den DB als eine gute mehr leisten? Patrick: Wir haben bereits vor Jahren China reisen, um die Produktionsum- Zeitung ein. Die Leistungen der Re- in die Logistikautomation investiert, um gebung, die Arbeitsverhältnisse und daktionsmitglieder finde ich grossar- Patrick: Auch in dieser Situation den relativ hohen Standortkosten opti- Umweltvorschriften zu überprüfen. tig und verdankenswert. stehen wir zu unseren Werten. Wir mal zu begegnen. Dies stellt sicher, dass Wir haben somit direkten Kontakt zu haben einen Sozialplan mit einem wir auch in Zukunft unsere Leistungen den Fabriken. Patrick: Spannend, was da geboten Härtefallfond konzipiert, um Härtefäl- effizient und wirtschaftlich am Standort wird. Wir erhalten sehr viele wert- len begegnen zu können. Ein zweites Kloten erbringen können. Wir sind Peter Oeschger: Sie sind auch volle Informationen, über alles, was Element ist der Ausbildungsfonds, gerne in der Region tätig. Präsident des Stiftungsrates von in der Umgebung stattfindet. Ⅲ Olav Brunner lernte die Die Dorf-Blitz-Redaktion stellt sich vor Medien beim Aufzeichnen der Fernsehserie «Expedition Robinson» kennen. Seitdem fasziniert ihn das Recher- chieren von Geschichten und Fakten. Seine pointier- ten Kommentare fordern Journalisten im Nebenamt die Leserschaft heraus. Als ehemaliger Jumbo-Kapitän anerkennt er die grosse wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens Zürich. Christa Stahel hat während Susanne Reichling vielen Jahren Deutsch unter- ist stellvertretende richtet und ist eher zufällig 15 Redaktorinnen und Redaktoren set- Chefredaktorin und Sandra Gadient betreut verantwortlich für die zum Redaktionsteam gekom- zen sich jeden Monat in Bewegung, um das Sekretariat und die men. Heute berichtet sie mit Produktion. Seit mehr Inserateverwaltung. Begeisterung über kleine, über Spannendes und Unterhaltendes als zwei Jahrzehnten Ab November nimmt Urs Wegmann ist spezielle kulturelle Anlässe aus Bassersdorf, Brütten und Nürens- ist die Mutter zweier sie zudem eine neue Chefredaktor. Der Fa- erwachsener Kin- und mokiert sich auch ganz dorf zu schreiben. Sie berichten von Herausforderung als milienvater ist Journa- gerne über Begebenheiten im der als Journalistin Spital-Réceptionistin list und Forstwart. Ne- Alltag, der doch immer auch Gemeindeversammlungen und Ver- tätig und seit zwei an. Sie ist Hausfrau und ben seinem Engage- einiges zum Schmunzeln und einsanlässen, sie interviewen interes- Jahren zudem als Mutter zweier noch ment beim Dorf-Blitz zum Staunen bereithält. sante Menschen und recherchieren Dolmetscherin im schulpflichtiger Kinder, ist er Geschäftsführer Einsatz. Ihre Hobbies kontroverse Themen. Das Besondere bastelt und liest gerne. von «Wald-Mensch», sind auch ihr Beruf: Trotz tatkräftiger Un- wo er als Umwelt- daran: Die wenigsten der Redaktions- Schreiben und Fo- terstützung durch ihren pädagoge arbeitet mitglieder sind Journalisten im Haupt- tografieren sowie Ehemann bleibt ihr und unter anderem Fremdsprachen. dafür jedoch nur wenig Kurse in Handholzerei beruf, sondern betrachten ihr Engage- erteilt. Eine weitere ment als Zweitberuf und Hobby. Wir grosse Leidenschaft Heidi Keller schreibt gern, sie bezeichnet sich als aufge- stellen darum alle Redaktionsmitglie- ist die Guggenmusik schlossen und arbeitet hauptberuflich im Eventbereich, der vor und verraten, was sie sonst Kookaburra, wo er wo täglich ihre Flexibilität gefragt ist. Auch im Dorfle- Sousaphon spielt. ben und diversen Vereinen ist die Bassersdorferin aktiv. noch interessiert. Grosses Hobby ist die Guggenmusik Kookaburra, wo sie Urs Wegmann Karin Imhof ist Re- seit gut viereinhalb Jahren die Posaune malträtiert. daktorin und verant- wortlich für die Buch- haltung. Die Sprache und das Schreiben interessieren sie Christian Wüthrich schon seit der Primar- ist kein grosser schule. Die Oberwile- Bücherwurm, jeden- rin studiert seit drei falls kein Roman- Jahren Rechtswissen- und Krimivertilger. schaften an der Uni Aber die Informa- Luzern. Ihre Hobbies tionsuniversen wie sind Joggen und Duden, Brockhaus Lesen. Zudem spielt oder etwa Wiki- sie mit Begeisterung Daniela Melcher ist kaufmännische pedia sind für ihn Theater in der Uni- Angestellte, zur Zeit Hausfrau und höchst faszinierend. Theatergruppe. Mutter. Sie engagiert sich im Vorstand Nach Jahren stu- Cyrill Hauser ist seit rund des Elternforums und hilft mit bei der dienhalber Aus- drei Jahren Redaktor «Chinder-Hüeti». Ihre ganzheitliche einandersetzung im Team. Der 24-jährige Praxis für «Polarity Therapie» befindet mit Journalismus Bassersdorfer hat diesen Ralph Weidenmann wohnt seit sich im Aufbau. Ihre Hobbies sind reisen, Thomas Iseli ist seit 1999 im und Kommunika- Herbst sein Studium an sechs Jahren in Nürensdorf. Der ver- kochen, Fasnachtskostüme schneidern, Team. Zuerst als Webmaster, tion ist es eine Art der Zürcher Fachhoch- heiratete Vermögensverwalter kam gärtnern und vor allem lesen. dann als Redaktor, und seit «Leidenschaft», schule Winterthur als vor rund zwei Jahren ins Team. Ihn drei Jahren auch als Vereins- die Wissen schafft. Journalist und Organi- interessieren vor allem Politik, Sport präsident. Reisen sowie das sationskommunikator und Wirtschaft. Seine Leidenschaft Entdecken fremder Städte, abgeschlossen. Die ist jedoch das Mountainbiken. Nicht Länder und Kulturen fas- Hobbies: Nebst seiner nur bei schönem Wetter wechselt er zinieren den passionierten Leidenschaft Eishockey seinen Anzug und Krawatte gegen Snowboarder. Beruflich bereist er gerne fremde Radtrikot und Bikerhose. Willi Kobel war wäh- beschäftigt er sich mit einer Länder und ist passio- rend rund vier Jahren juristischen Doktorarbeit im nierter Taucher. DB-Chefredaktor. Ihn Finanzmarktrecht. interessieren vor allem die Themen Politik und Sport. Neben seiner selbständigen Patrizia Legnini verdient sich ihr Sack- Tätigkeit in der Infor- Sandra Nonella ist in Bassersdorf aufgewachsen. geld seit mehreren Jahren mit dem matikbranche gehört Nach dem Jurastudium arbeitete sie in Genf, Schreiben von Zeitungsartikeln, weil ihr sein Augenmerk der kehrte zurück und ist seit zwei Jahren als Rechts- Schreiben und Fotografieren an und für Familie und dem Gar- beraterin bei einer internationalen Versiche- sich grossen Spass bereiten. Die Ethno- ten. Er spielt leiden- rungsgesellschaft tätig. Die passionierte Mara- logiestudentin bezeichnet das Reisen schaftlich gerne Boc- thonläuferin liest gerne Berichte aus der ganzen (einfach oder luxuriös) als ihr grösstes cia und ist Präsident Welt, malt und liebt es, ferne Länder zu bereisen. Hobby, kehrt aber auch immer wieder des in Bassersdorf gerne nach Hause zurück. ansässigen Clubs. Bilder: Dominique Peter, Linsenreflektion (Bassersdorf) Dorf-Blitz 10/2006 In eigener Sache 11

Die Chefredaktorin «Zürcher Unterländer» nimmt den «Dorf-Blitz» kritisch unter die Lupe Kompliment für eine gut gemachte Dorfzeitung

Gerne komme ich dem Wunsch Basis des Blattes zu gefährden, ist des Chefredaktors Urs Wegmann eine anspruchsvolle Herausforde- nach, den «Dorf-Blitz» aus An- rung. lass seines 10-Jahr-Jubiläums kritisch zu würdigen. Allerdings Deutliche redaktionelle mit der Einschränkung, dass ich Handschrift nicht zu den regelmässigen Lese- rinnen des «Dorf-Blitz» gehöre Das Team des «Dorf-Blitz» meistert und mein Eindruck demzufolge diese Aufgabe geschickt. Die redakti- nur eine Momentaufnahme sein onelle Handschrift zeigt sich vor al- kann. lem in der Gewichtung. Wichtige Dorfereignisse sind gross aufgemacht von Christine Fivian und mit zusätzlichen Hintergrundin- formationen spannend angereichert. Die Dorfgemeinschaft und die Ver- Als «Ortsfremde» habe ich mit Inter- treter ihrer Institutionen, Behör- esse die Themenseiten über den den, Parteien, Vereine und des Ge- Flughafen und das jeweilige Monats- werbes haben widersprüchliche interview gelesen. Eigenrecherchierte Erwartungen an ein Lokalblatt: Auf Geschichten, sei es über die Verkehr- der einen Seite sind sie Leserinnen sproblematik, über die Bedeutung und Leser, die sich ein unabhängi- der Vereine oder über geplante kultu- ges und journalistisch professionell relle Projekte zeigen mir das Dorfge- gemachtes Blatt wünschen. Sie schehen als einen lebendigen Orga- wollen umfassend informiert wer- nismus, in dem alle, die sich darin Christine Fivian, Chefredaktorin «Zürcher Unterländer. (zvg) den und erwarten, dass im Blatt befinden, in irgend einer Form betrof- thematisiert wird, was die Leute im fen sind. Portionierung – das heisst, das Auf- rung. Das Inhaltverzeichnis und Dorf bewegt. Besonders gefallen hat mir der gliedern in recherchierte Facts und kleine Themenanrisse auf der Front Auf der andern Seite sind sie Inter- spürbare Wille der Redaktion, eine das eigentliche Interview – den Le- dienen mir als Einstiegshilfe; als Le- essenvertreter: Behörden, die Inhalt eigene, kritische Stimme zu sein, sern den Einstieg erleichtern könnte. serin weiss ich sofort, was ich wo und Zeitpunkt der Information gerne etwa mit dem Test der Internetseiten Auf mich manchmal etwas befremd- finde. selber bestimmen, Parteivertreter, die der Gemeinden oder mit ihren regel- lich wirken gewisse kommentierende Zusammenfassend lässt sich sa- darüber wachen, dass keine andere mässigen Kommentaren. Texte, doch ist das ein subjektiver gen: Der «Dorf-Blitz» ist eine gut Partei bevorzugt wird, Vereinsmit- Eindruck und muss nicht für alle Le- gemachte Dorf-Zeitung mit einem glieder, deren eigener Anlass in ihren Positiver Gesamteindruck serinnen und Leser zutreffen. breiten Angebot, das den Bedürfnis- Augen das wichtigste Ereignis ist, das Dies alles schmälert den positiven sen der lokalen Leserschaft Rech- es im Blatt angemessen zu würdigen Ein paar kritische Anmerkungen Gesamteindruck jedoch nicht. Das nung trägt. Selbst die Unterhaltung gilt, auch wenn die Veranstaltung aus journalistischer Sicht seien er- Blatt ist übersichtlich gestaltet, so- fehlt nicht. Mit Vergnügen habe ich drei Wochen zurückliegt, Gewerbe- laubt: Etwas mehr stilistische Vielfalt wohl inhaltlich als auch grafisch, die die Stilblüten auf der schrägen Seite vertreter, sprich Inserenten, die im und etwas mehr Kürze im einen oder Schrift ist gut lesbar und die Bildqua- gelesen, und auf der letzten Seite redaktionellen Teil berücksichtigt anderen Fall wäre sicher leserfreund- lität verglichen mit ähnlichen Pro- bin ich doch tatsächlich beim Su- werden wollen. Diesen Spagat zu licher. Das gilt auch für das grosse dukten überdurchschnittlich. Deut- doku hängen geblieben. Kompli- meistern, ohne die wirtschaftliche Monatsinterview, wo die sogenannte lich erkennbar ist auch die Leserfüh- ment! Ⅲ 6 10 Jahre Dorf-Blitz Dorf-Blitz 10/2006

Engagierte Teamarbeit: Ein Dorf-Blitz (DB) entsteht «Jede Ausgabe ist eine neue Herausforderung»

Regelmässig am Dienstag nach Erscheinen einer Dorf-Blitz-Aus- gabe trifft sich das DB-Team unter der Leitung von Chefredaktor Urs Wegmann zur Themensitzung. Die zur Zeit 15 Vereinsmitglieder diskutieren, bringen Ideen ein und entscheiden über die Schwer- punkte in der kommenden Aus- gabe. von Susanne Reichling

Wer im Dorf-Blitz regelmässig Be- richte publiziert, wird Vereins- und zugleich aktives Redaktionsmit- glied. Es herrschen demokratische Verhältnisse: Über Neuaufnahmen in die Redaktion entscheidet das Gremium. Jeder darf Themen ein- bringen und hat Mitspracherecht. Die Mitarbeit beim Dorf-Blitz ist ein nebenberufliches Engagement. Wer auf Reportage geht, tut dies in sei- ner Freizeit, und auch das Schreiben der Artikel ist – ausser für den Chef- redaktor und dessen Stellvertreterin Die fertig gedruckte Zeitung wird über die Falzmaschine geführt. Danach erscheint jede Seite auf ihrem richtigen - in die Kategorie Hobby einzuord- Platz. (Bilder: Stefan Forster) nen. Ohne Ausnahme arbeiten alle DB-Redaktionsmitglieder zu Hause diesen verfasst. Oft kommt es ja zu aktualisieren. Nach dieser Über- sucht Veranstaltungen und verfasst in ihrem privaten Umfeld. auch vor, dass Ideenlieferanten ihre arbeitung geht das Arbeitspapier die Reportagen. Die auf Mac oder PC Inputs – beispielsweise aus zeitli- meist noch in derselben Nacht per als Worddateien geschriebenen und Fast nahtloser Übergang chen Gründen – nicht selbst schrei- E-Mail in die Runde. gemäss Artikelliste nummerierten ben können. Oder ebenfalls möglich Manuskripte werden von zwei Re- Kaum ist eine Dorf-Blitz-Ausgabe ist, dass dem betreffenden Team- Neue Artikelliste bedeutet daktionsmitgliedern (Christa Stahel gedruckt, geht’s sozusagen nahtlos mitglied die von ihm eingebrachte Startschuss und Susanne Reichling) redigiert schon wieder los mit der Planung Thematik nicht «in der Feder liegt». und mit den von den Autorinnen und der nächsten Nummer. Per Datum Verlässt das Team sein Sitzungslo- Dies ist – regelmässig in den ers- Autoren mehrheitlich selbst ge- der Themensitzung senden die 15 kal in Nürensdorf, hat DB-Sekretä- ten Tagen eines neuen Monats - knipsten Fotos per E-Mail in die DB-Mitglieder nach Möglichkeit rin und Protokollführerin Sandra gleichzeitig für alle Schreibenden Druckerei Zehnder nach Wil ge- ihre Ideen per E-Mail zu Chefredak- Gadient in der Regel eine Themen- der Startschuss. Jetzt werden Inter- schickt. Ansprechperson und für das tor Urs Wegmann. Am Sitzungsda- liste mit rund 60 bis 70 Positionen viewpartner kontaktiert, man be- Layout und das Erscheinen des DB tum füllen diese in der Artikelliste verantwortliche Person ist hier An- meist rund 40 bis 50 Positionen. drea Bösch, Leiterin der Abteilung Hinzu kommen fixe Themen. Dies Akzidenz. Die 26-jährige Marketing- sind unter anderem die dem DB und Kommunikationsplanerin arbei- monatlich von den drei Gemeinden tet für den DB auf Mac im Programm Bassersdorf, Brütten und Nürens- InDesign. Sie legt alle erhaltenen dorf zugestellten Berichte (Verhand- Dateien – auch die von Sandra Gadi- lungen aus Gemeinderat und Behör- ent zugestellten Inserate – in vorbe- den sowie Gratulationen) und aus- reiteten Ordnern und nach Rubriken serdem im Veranstaltungskalender benannt ab. aufgeführte Anlässe und Vereinsbe- richte. Texte werden automatisch richtig formatiert An der Sitzung wird gemeinsam festgelegt, über welche Veranstal- «Damit keine Fehler passieren, tungen und zu welchen Themen ein In der Druckerei Zehnder AG in Wil sind Andrea Bösch (links) und Stefanie wenn wir die Rohdateien in die für Bericht geschrieben wird und wer Huber die verantwortlichen Ansprechpartnerinnen für den DB. den Umbruch/Layout benötigten Stil- Dorf-Blitz 10/2006 10 Jahre Dorf-Blitz 7 vorlagen umwandeln, drucken wir manch mal werden auch Darstellun- alle Dokumente vorgängig aus», er- gen oder Titel verbessert oder ange- www.dorfblitz.ch zählt Andrea Bösch. Mit dadurch er- passt. Die Seiten gehen – lässt der [email protected] möglichter optischer Kontrolle sollen Zeitrahmen dies zu – auch zu den Fehlerquellen möglichst eliminiert Autorinnen und Autoren zum Ge- werden. In der Stilvorlage auf Mac im genlesen. Bis am Donnerstag vor Wir suchend laufend neue InDesign werden die eingebrachten dem Ausgabedatum können Ände- Texte bezüglich Schriftart, Zeilen- rungswünsche und Korrekturen struktur und Abstände automatisch eingebracht werden: Sämtliche Redaktionsmitglieder richtig formatiert. In der Fachsprache «GzD»s werden somit nochmals ge- wird hier von Dachzeile, Titel, Zwi- lesen, korrigiert, eingescannt und Wollten Sie schon lange Journalistin werden? Ist Reporter Ihr schentitel und Lauf- oder Grundtext nach Wil übermittelt. Meist am Don- Kindheitstraum? Beim Dorf-Blitz haben Sie jetzt die optimale sowie beispielsweise Legenden- nerstagmorgen wird der Gesamtum- Gelegenheit dazu. Bei uns können Sie weiterhin Ihrem bishe- schrift, Balkentitel, Box oder etwa fang der Zeitung definiert; beim DB rigen Beruf und Hobby nachgehen und trotzdem Erfahrungen Kommentarschrift kursiv gespro- sind 64 Seiten der Normalfall. Ist in der Medienwelt sammeln. Dabei entscheiden Sie selbst, chen. dies entschieden, bedeutet dies wieviel Zeit Sie investieren wollen. Journalistische Erfahrung «grünes Licht» für Zehnder-Mitar- ist nicht notwendig. Datenaustausch per PDF beiterin Andrea Bösch: Sie stellt nun das Schluss-PDF – also die gesamte Wir erwarten: Auch die Bilder werden beim Ein- Ausgabe – zusammen. Am Wochen- – ein reges Interesse am Leben in unseren drei Gemeinden treffen in Wil als Originaldateien dende wählt der Chefredaktor die – die Lust, darüber zu berichten gesichert und abgelegt. Anschlies- Frontseitenanrisse aus, schreibt die – die Bereitschaft, regelmässig an den monatlichen Sitzungen send bearbeitet Hans-Jürg Hofer die Seitenhinweise und definiert den teilzunehmen Fotos – inklusive Farbanpassungen Seitenablauf (Umbruch) der neuen – Zugang zu einem Computer, um die Texte zu verfassen – und verknüpft die Vorlagen zum Ausgabe. Die Zeit zwischen Redak- – Internetzugang/E-Mail InDesign-Ordner von Andrea Bösch. tionsschluss und Druck des DB am – nach Möglichkeit eine Digitalkamera So kann die Layouterin nun die Illus- Dienstag vor der Verteilung in die trationen zu den dazugehörigen Haushalte ist für die produktions- Wir bieten: Texten platzieren, maskieren (im verantwortlichen fünf Personen – ein überdurchschnittlich motiviertes und engagiertes Team Format anpassen) und auf die ent- eine intensive und sehr hektische – ein professionelles Umfeld sprechende Rubrikseite – beispiels- Zeit. Dazu Chefredaktor Urs Weg- – die Chance, in den Journalismus einzusteigen weise Region oder etwa Sport – zie- mann: «Jede Ausgabe ist eine neue – eine hohe Selbständigkeit und die Möglichkeit, den Auf- hen und mit dem Umbruch der Seite Herausforderung. Der DB entsteht wand selber zu bestimmen beginnen. Ist eine redaktionelle in Teamarbeit und entspringt einem Seite mit Beiträgen, Fotos oder bei- Verein. Eine Zeitung auf dieser Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann melden Sie sich bitte spielsweise Böxlis gefüllt, schickt Basis ist wohl eine eher seltene bei Chefredaktor Urs Wegmann, 079 704 73 82, urs.wegmann Andrea Bösch diese in den soge- Erscheinung in der Medienland- @dorfblitz.ch, Untere Mühle 14, 8303 Bassersdorf. nannten «Workflow». Dieses System- schaft.» Ⅲ programm fügt alle vorhandenen Daten zusammen, rechnet grosse Dateien herunter und erstellt ein PDF (Portable Document Format). PDFs behalten das Erscheinungsbild der Originaldatei und geben die Do- kumente des Ursprungsprogramms einschliesslich aller Farben, Raster und Grafiken präzise wieder. Sie dienen dem Datenaustausch: Auch für das DB-Team ist dieses Dateifor- mat ein unentbehrliches Werkzeug, besonders in der Druckvorstufe.

Im Normalfall 64 Seiten

Per Redaktionsschluss – etwa zehn Tage vor Erscheinen des DB – schickt Wil laufend die fertig ge- stellten Seiten als «Gut zum Druck» (GzD) in die sogenannte Korrektur- runde. Es sind dies der Chefredak- tor, seine Stellvertreterin und eine Redaktionskollegin. Hier wird mi- nutiös nach grammatikalischen und Der gefalzte Dorf-Blitz wird in diesem Arbeitsprozess gschnitten. Die hier noch sichtbaren Farbkeile am oberen auch stilistischen Fehlern gesucht; Rand der Zeitung dienen den Druckern zur Qualitätsüberprüfung. Dorf-Blitz 10/2006 10 Jahre Dorf-Blitz 9

Holprige Wege Dorf-Blitz-Vorgeschichten

Selbst Dorf-Blitze kommen nicht gan zu erklären. Während einer ein- aus heiterem Himmel. In Bassers- einhalbjährigen Einführungsphase dorf und Brütten setzten Vorläufer würden die Kosten von 120‘000 Fran- die Einwohner ins Bild. Bis nach ken durch die Gemeindekasse getra- einigem Donnergrollen der Dorf- gen. Anschliessend hätten die Leser Blitz einschlug. ihre Abonnemente selber bezahlen müssen. Eine vierzehntägige Erschei- von Olav Brunner nung sollte den Anforderungen als amtliches Publikationsorgan knapp Anfangs der Neunzigerjahre startete genügen. Soweit die reine Theorie. der Gemeinderat in Bassersdorf ei- Doch es sollte anders kommen. nen ersten zaghaften Versuch, die Bevölkerung flächendeckend mit In- Glück nach dem Unglück formationen aus dem Gemeindehaus zu bedienen. Das bescheidene Blätt- An der Gemeindeversammlung chen im A5-Format, der «Karl Hügin- fand das geplante Mitteilungsblatt Platz», diente als Nachrichtenträger. vom Souverän entgegen allen Pro- Amtliche Publikationen erschienen gnosen keine Zustimmung. Auffal- weiterhin im «Zürcher Unterländer», lend viele Mitarbeitende des «Zürcher dem auch heute noch offiziellen Pu- Der «Chreisel» drehte zu wenig schnell. (ob) Unterländer» waren unter den Stim- blikationsorgan der Gemeinde. menden auszumachen. Ganz legal «Chreisel» den «Karl Hügin-Platz» munikationsmittel gesucht. vertraten diese die Interessen ihres Dünn und abhängig und gleichzeitig den «Setzkasten» der Arbeitsgebers und liessen dem Pro- Schule. Aber auch der «Chreisel» war, Amtlich und professionell jekt keine Chancen. Einmal mehr Der «Karl Hügin-Platz» konnte auf obschon etwas umfangreicher, immer standen Bassersdorf und Nürensdorf die Dauer nicht befriedigen. Ein zu noch zu abhängig vom Gemeinderat Ende März 1995 stellte der Bas- ohne eigene Kommunikationsmittel kleines Format und eine zu enge und von der Schulpflege, eben einsei- sersdorfer Gemeinderat an die Ge- da. Aus heutiger Sicht gesehen ei- Themenauswahl vermochten das In- tige Hofberichterstattung. Deshalb meindeversammlung den Antrag, ein gentlich kein grosser Schaden. Das teresse der Bevölkerung nicht zu we- wurde, zusammen mit der Gemeinde von der Druckerei Spross AG in Klo- Feld war geräumt, der private Dorf- cken. Als verbessertes Nachfolgeor- Nürensdorf, nach einem neuen, unab- ten gestaltetes, neutrales Mitteilungs- Blitz konnte einschlagen. Ⅲ gan ersetzte ab Oktober 1993 der hängigen und professionellen Kom- blatt zum offiziellen Publikationsor-

In Brütten: Vom «Blättli» zur «Sichle»

Bis Ende der Sechzigerjahre hatte für alle Probleme unserer Gemein- Brütten kein Dorforgan. Die Gemeinde schaft» fiel auf fruchtbaren Boden. zählte damals rund 500 Einwohner Die im Volksmund «Blättli» genannte (heute sind es 1870). In Eigeninitia- und im Offsetverfahren gedruckte tive stellte sich Kurt Hunziker mit der Dorfzeitung fand schon bald die fi- Ausgabe Nr. 1, einem dicht und beid- nanzielle Unterstützung der Ge- seitig beschriebenen sowie gefalteten meinde, wurde zur rege benützten A4-Blatt, am 9. Juli 1970 der Bevölke- Plattform für Diskussionen aller Art rung in direkter Rede vor. «’Ich’ bin und wies in späteren Jahren oft den das soeben spontan konzipierte und zwölffachen Umfang auf. frisch ab Presse herausgekommene Brüttemer Mitteilungsblatt. In loser An die 1993 erfolgte Umbenennung Folge, voraussichtlich einmal im Mo- in «D’Sichle» erinnert sich Hans nat, werden Sie ’mich’ im Briefkasten Nänni, der 1992 bis 2004 als enga- Die Titelseiten der Brüttemer Mitteilungsblätter. (sr) finden.» Grund für die Lancierung des gierter Redaktor im Team mitarbei- Produktes war die bevorstehende Ab- tete. «Das gab einigen Aufruhr im bewohner handgeschriebene Vorla- bei wurden die Monatsthemen und stimmung über das in jener Zeit Dorf. Insbesondere ein Redaktor der gen, welche – während mehr als die Erscheinungsdaten bestimmt. In grösste Bauvorhaben, die Turn- und Gründergeneration nahm an dieser zwei Jahrzehnten – von der «treuen der redaktionellen Verantwortung Mehrzweckhalle. Änderung Anstoss. Er äusserte sich Seele» Sigrid Bürki in aufwändiger wechselten wir uns in monatlichem mit grossem Ärger, in Gedichtform», Arbeit mit der Schreibmaschine und Turnus ab. Ansonsten arbeiteten wir Rege benützte Plattform schmunzelt Nänni. Er erzählt, dass später mit einem Schreibautomaten sehr autonom», erinnert sich Nänni. damals im «Klebjournalismus» gear- erfasst wurden. «Wir hatten nur ein- Der Aufruf «Meine Spalten sind offen beitet wurde. Oft schickten die Dorf- mal pro Jahr eine Teamsitzung. Da- Susanne Reichling 10 10 Jahre Dorf-Blitz Dorf-Blitz 10/2006

Rückblick auf zehn Jahre Dorf-Blitz «Man freut sich monatlich auf sein Erscheinen»

Seit der ersten Ausgabe des «Nü- pfiffen: Neu wurde Bassersdorf in den meisterten. Peter Wegmann, der da- ner eigenen Homepage im Internet eri Blitz» vor zehn Jahren ist vie- Nüeri Blitz integriert. Die Gemeinde malige Bassersdorfer Gemeindepräsi- zu finden (www.dorfblitz.ch). Ein Jahr les anders. Das einstige Mittei- südlich von Nürensdorf beteiligte dent, schrieb: «Wenn ich mich bei der später, per Januar 2002, gab Raoul lungsblatt mit einem Umfang von sich fortan mit Beiträgen, und mit Urs Bevölkerung beider Dörfer [Bassers- Schwinnen, Mitgründer und engan- zwölf Seiten heisst jetzt «Dorf- Wegmann sowie Franz Glinz traten dorf und Nürensdorf, die Red.] um- gierter Journalist, seinen Rücktritt als Blitz» und erscheint – in der Regel zwei erfahrene Journalisten in die höre, möchte man den Dorf-Blitz Chefredaktor. Sein Nachfolger wurde mit 64-seitigem Umfang – in Nü- Redaktion ein. Die Inserenten freuten nicht mehr missen. Man freut sich der Nürensdorfer Willi Kobel. rensdorf sowie auch in den Nach- sich, künftig in zwei Gemeinden zu- monatlich auf sein Erscheinen.» bargemeinden Bassersdorf und gleich ihre Werbung publizieren zu Initiiert durch den neuen Chefre- Brütten. Eine Zeitreise durch eine können. Für den Nüeri Blitz, der nun Veränderungen am Layout daktor und mit Unterstützung des noch junge Geschichte. also auch in Bassersdorf erschien, ganzen Redaktionsteams veränderte musste ein neuer Name gefunden Mit der Erweiterung nach Bassers- der Dorf-Blitz sein Äusseres hin zu von Thomas Iseli werden. Auf Vorschlag von Heinz dorf stieg die Seitenzahl des Dorf- einem modernen und zeitgemässen Auftritt. Im Oktober 2002 erschien er Die erste Nüeri Blitz-Ausgabe erschien mit einem neuen Layout, neuem Logo am 12. Oktober 1996 und wurde kritisch und teilweise in Magenta. Das Rot und voreilig als «Eintagsfliege» fast ab- überzeugte jedoch nicht vollends, geschrieben, bevor sie überhaupt richtig und so erschien der Dorf-Blitz ab Fe- auf dem Tische lag. Dass die Kritiker bruar 2003 wieder in Blau. Neu nicht recht behalten sollten und mit dem wurde (und wird heute noch) die späteren Dorf-Blitz – in der Zwischenzeit Zeitung bei Zehnder AG im thurgaui- mit höherer Auflage, modernem Design schen Rickenbach/Wil gedruckt. Hier und grösserem Umfang – eine rege gele- wird seit eineinhalb Jahren auch die sene monatliche Lokalzeitung geworden Druckvorstufe hergestellt (siehe sepa- ist, ist vor allem den engagierten Perso- rater Bericht in dieser Ausgabe). nen zu verdanken, die beim Nüeri- und später beim Dorf-Blitz mitwirkten. Neu in Brütten

Erstes Redaktionsteam Per Ende Juli 2004 verliess die «gute Seele» und langjährige Sekre- Als Initiant und erster Chefredaktor tärin, Edith Lehmann, den Dorf-Blitz. lanicerte vor zehn Jahren der Journalist Ihre Nachfolgerin wurde Tanja Vella, Raoul Schwinnen das neue Mitteilungs- und seit Ende Oktober 2004 betreut blatt in Nürensdorf. Er wurde tatkräftig Sandra Gadient (Brütten) diese Auf- unterstützt durch Erich Schönholzer gabe. In den Folgemonaten wurden (Layout), Hans-Peter Weiss (Inserate), die Haushaltungen der Gemeinde Heidi Brunner-Klausner (Redaktorin) Brütten mit zwei DB-Probeexempla- und Brigitte Stump (Sekretariat). Ge- ren beliefert, und ab Januar 2005 druckt wurde der Nüeri Blitz damals bei erschien – nach grosser Überzeu- Weiss Siebdruck in Nürensdorf. Die gungsarbeit durch Willi Kobel, sein erste Ausgabe fand Unterstützung Team und den Gemeinderat Brütten durch das örtliche Gewerbe und behan- – der Dorf-Blitz definitiv in Brütten. delte als Hauptthema die Eröffnung des Er löste damit das bekannte und be- Gewerbegebäudes. Bereits ab der No- liebte Mitteilungsblatt «D’Sichle» ab. vember-Ausgabe beteiligte sich auch Lokal verantwortlich zeichnet seit die Gemeinde Nürensdorf und unter- Erinnern Sie sich? Im Januar 1999 wurde der «Nüeri Blitz» erstmals auch in Beginn die stellvertretende Chefre- stütze die neue Dorfzeitung mit Beiträ- Bassersdorf verteilt. (ti) daktorin Susanne Reichling. Mit der gen. Im Frühling 1997 folgten weitere Erweiterung nach Brütten folgten bedeutende Änderungen. Einerseits Koch aus Nürensdorf wurde die jetzt Blitz (DB) kontinuierlich an. Während Neuerungen am Layout, und der wurde der Nüeri Blitz neu bei der Leim- mit einer Auflage von 6‘500 Exemp- der Nüeri Blitz in den Anfangszeiten Farbanteil der Seiten wurde sukzes- bacher AG in Dietlikon gedruckt, und laren erscheinende Zeitung in «Dorf- noch 20 bis 24 Seiten umfasste, sive erhöht; seit Juli letzten Jahres andererseits übernahm Edith Lehmann Blitz» umbenannt. Die Erweiterung wuchs der Umfang bis im Jahre 2000 erscheint der DB vollständig farbig. (Birchwil) die allgemeine Redaktion nach Bassersdorf war, wie Raoul auf durchschnittlich 48 Seiten an. und das Sekretariat. Schwinnen damals schrieb, «grösser Auch bezüglich Aussehen veränderte Im Januar 2006 trat Willi Kobel als erwartet. Es kostete mehr Sub- sich die Zeitung markant: Ab Januar nach vierjähriger Amtszeit zurück. Neu in Bassersdorf stanz und war nicht zuletzt auch ein 2001 konnten die erste und letzte Zum neuen Chefredaktor wurde der finanzielles Abenteuer.» Ein Aben- Seite des Dorf-Blitz nun hellblau ge- erfahrene Journalist – und frühere Ab Januar 1999 geschah, was die teuer, das Schwinnen und sein Re- druckt werden, und seit dem Jahrtau- Nüeri Blitz-Redaktor – Urs Weg- Spatzen schon lange von den Dächern daktionsteam aber hervorragend sendwechsel ist der DB auch mit ei- mann aus Bassersdorf gewählt. Ⅲ 4 10 Jahre Dorf-Blitz Dorf-Blitz 10/2006

Monatsinterview: Im Gespräch mit dem Dorf-Blitz-Gründer «Der Dorf-Blitz ist näher an der Bevölkerung dran»

Vor zehn Jahren gründete der Bas- serst erfolgreich. Es kam ein rechter sersdorfer Raoul Schwinnen den Batzen zusammen, und es gab viele Nüeri und heutigen Dorf-Blitz. aufmunternde und motivierende Der Journalist blickt in die Entste- Worte. Eine meiner Hauptmotivatio- hungszeit zurück, spricht über nen lag damals darin, die anfänglich Hürden, die er während seiner skeptischen politischen Parteien und Amtszeit als damaliger Chefre- Behörden davon zu überzeugen, dass daktor zu überwinden hatte und der Nüeri Blitz keine Eintagsfliege sagt, was der heutige Dorf-Blitz sei. besser machen könnte. Was waren die grössten Hür- von Thomas Iseli den? Bei Gewerbe und in der Bevölke- Vor zehn Jahren hast Du den Nüeri rung waren wir schnell akzeptiert. Blitz gegründet. Heute feiert er Bei den Behörden dauerte es etwas Geburtstag. Macht Dich das länger. Das grösste Problem war aber stolz? neben den zu Beginn stets knappen Ich finde toll, dass der Dorf-Blitz finanziellen Mitteln der immense nach zehn Jahren noch immer exis- tiert und es ihm sichtlich gut geht. «Dieses mediale Das gibt mir Gewissheit, dass wir seit dem Start in die richtige Richtung Brachland wollte ich gearbeitet haben. Schliesslich lag beackern.» eine meiner Motivationen darin, der Gemeinde zu beweisen, dass ein sol- Zeitaufwand, den wir in unserer Frei- ches Lokalblatt durchaus machbar ist zeit leisten mussten. Mit dem stets und auch auf eigenen Beinen stehen wachsenden Umfang der Zeitung kann. Nach vier Jahren und der er- sass ich bald jede freie Minute für den folgreichen Expansion nach Bassers- Dorf-Blitz am Bildschirm, denn mein dorf war dieses Ziel erreicht, das Berufsstolz verlangte es, dass ich je- «Baby geboren». Es entwickelte sich den Artikel selber redigierte, bevor er Der Nüeri Blitz-Gründer Raoul Schwinnen beurteilt den heutigen prächtig und ich konnte mich somit Dorf-Blitz. (Bilder: Thomas Iseli) in Druck ging. Im Zeitalter vor E-Mail als Geburtshelfer guten Gewissens funktionierte dies oft noch via Fax, zurückziehen. Artikeln von anderen Lokalblättern Weiss von der Gewerbegruppe Nü- und die Manuskripte mussten erst abheben, die oft nur Eingesandtes rensdorf zusammen, um zu bespre- abgetippt werden. Ohne die tatkräf- Hast Du vor zehn Jahren ge- abdrucken. So führte ich fixe Rubri- chen, wie man diesen Anlass bewer- tige Hilfe der langjährigen Sekretärin glaubt, dass der Dorf-Blitz so ken wie die «Spitze Feder», das «Mo- ben könnte. So entstand die Idee, eine und Redaktorin Edith Lehmann hät- lange überleben wird? Gewerbebroschüre zum Neubau zu ten wir das Pensum damals gar nicht Gehofft schon. Aber ich hätte nie «Themen von nationa- machen. Bereits mit dem Hinterge- mehr bewältigen können. Nach vier gedacht, dass das Projekt so schnell lem Interesse auf die danken, dies als Startschuss für ein Jahren, als mir das ganze endgültig wachsen würde. Erich Schönholzer Gemeindeblatt zu nutzen. Im Fachjar- aus dem Ruder zu laufen drohte und und ich begannen damals zu zweit lokale Ebene herunter- gon nennt man dies eine «scharfe ich meine Familie und den Kollegen- und produzierten die erste Ausgabe brechen.» Nullnummer». kreis immer mehr vernachlässigte, mit zwölf Seiten und Informationen trat ich zurück und übergab den Dorf- aus einer Gemeinde. Heute umfasst natsinterview» oder «Mein Hobby» Wie war der Rückhalt? Blitz in neue Hände. das Einzugsgebiet des Dorf-Blitz drei ein. Mein Konzept war relativ simpel: Die in alle Nürensdorfer Haushalte Gemeinden und die Zeitung ein Viel- Themen von nationalem Interesse auf gratis verteilte Broschüre kam gut an, Später kam es zur «Expansion» faches an Redaktionsmitgliedern und die lokale Ebene herunterbrechen. und so lancierten wir nur einen Mo- nach Bassersdorf. Warum? Seiten. nat später die erste offizielle Nüeri Ich hatte schon zu Beginn die Achse Wie entstand die Idee, den Nüeri Blitz-Ausgabe. Zu verdanken hatten Brütten-Nürensdorf-Bassersdorf im Was war das Konzept des Nüeri Blitz zu gründen? wir das hauptsächlich dem lokalen Kopf, weil diese Gebiete von den Me- Blitz? Die Gemeinde Nürensdorf hatte Gewerbe, das uns finanziell in Form dien schlecht abgedeckt waren. Dieses Der Nüeri Blitz sollte ein freches, schon längere Zeit versucht, ein sol- von 20 garantierten Inseraten für die mediale Brachland wollte ich bea- unabhängiges Organ werden und die ches Mitteilungsblatt mit Hilfe aus ersten zwölf Monate unterstützte. ckern. Auf sanften Druck des Gewer- medial ungenügend abgedeckte Ge- der Bevölkerung zu lancieren. Aller- Aber auch der Rückhalt in der Bevöl- bevereins Bassersdorf/Nürensdorf meinde Nürensdorf mit spitzen Arti- dings ohne Erfolg. Im Herbst 1996 kerung war gross. Die freiwillige und nach meinem Umzug nach Bas- keln aus der Gemeinde informieren wurde das neue Gewerbezentrum 88 Spendenaktion, zu der wir nach ei- sersdorf lag eine Expansion des Dorf- und unterhalten. Ich wollte den Nüeri in Nürensdorf eingeweiht. Aus die- nem Jahr mit einem beigelegten Ein- Blitz nach Bassersdorf natürlich auf Blitz stets mit selber recherchierten sem Grund sass ich mit Hans-Peter zahlungsschein aufriefen, war äus- der Hand. Der Start war aber nicht Dorf-Blitz 10/2006 10 Jahre Dorf-Blitz 5 einfach, und der Dorf-Blitz genoss zu A-Z lese. Es ist aber toll, zu sehen, wie Vermutlich wäre es daher leser- Was wünschst Du dem Dorf- Beginn wenig Kredit. Vielleicht, weil sich das einstige Blättchen in nur freundlicher, Brütten vom Dorf-Blitz Blitz für die Zukunft, und wo zuvor bereits ähnliche Projekte ge- zehn Jahren zur ernstzunehmenden, wieder abzuspalten. Allenfalls könnte siehst Du den Dorf-Blitz in zehn scheitert waren oder weil «die von professionell aufgemachten Lokalzei- Brütten ja mit einem separaten, et- Jahren? Nürensdorf oben uns Bassersdorfern tung gewandelt hat. was weniger oft erscheinenden Or- (lacht) Dass er nochmals zehn doch nichts vorzumachen hatten…». gan, von den Dorf-Blitz-Machern ver- Jahre durchhält. Ich bin aber zuver- Was könnte der Dorf-Blitz bes- sorgt werden. sichtlich, dass er dies auch schafft. Was konntest Du mit dem Dorf- ser machen? Lokalblätter haben meines Erach- Blitz bewirken? Optisch würde dem Dorf-Blitz eine Wo siehst Du die Stärken des tens in der heutigen Medienland- Ich denke, den politischen Einfluss Auffrischung mit etwas grosszügige- Dorf-Blitzes? schaft eine zunehmend grössere darf man nicht unterschätzen. Mit rem Freiraum sicher gut anstehen. Der Dorf-Blitz ist in seinen Gemein- Daseinsberechtigung. Vielleicht fairen, aber spitzen Kommentaren Inhaltlich vermisse ich Geschichten, den näher an der Bevölkerung dran müsste einmal, nicht zuletzt im Hin- die einem nicht «auf dem Tablett» als es der Zürcher Unterländer ist blick auf den Status eines amtlichen «Lokalpolitisch serviert werden – also nicht nur Be- oder der Tages-Anzeiger mit seinem Mitteilungsblattes, über eine häufi- dürfte der DB ruhig richte von Anlässen, sondern selbst neuen Regio-Teil vermutlich sein gere Erscheinungsweise nachge- recherchierte Stories. Und lokalpoli- wird. Persönlich freut mich, dass die dacht werden. Wöchentlich oder alle wieder etwas mehr tisch dürfte der DB ruhig wieder et- «Spitze Feder» bis heute überlebt hat vierzehn Tage in den Briefkästen, Gas geben.» was mehr Gas geben. Warum nicht – auch wenn sie vielleicht nicht mehr könnte so auch flexibler auf aktuelle unseren Parteien und Behörden ver- immer so spitz ist und nur halb so Themen reagiert werden. Dazu kann man sich in der Bevölkerung stärkt auf die Finger schauen, als im- lang sein sollte. Zudem hat die Zei- bräuchte es aber weiterhin viele durchaus Gehör verschaffen. Viel- mer nur mit dem Drohfinger auf die tung mit Urs Wegmann einen moti- motivierte freiwillige Mitarbeiter, leicht oftmals mehr denn als Mitglied Flugzeuge zeigen? die ich dem Dorf-Blitz natürlich von einer Behörde. Sicher ist aber, dass «Ich hätte nie gedacht, Herzen wünsche. der Dorf-Blitz die Region medial be- Wie denkst Du über die Erweite- dass das Projekt reichert. Er wurde und wird gelesen rung nach Brütten? Zum Schluss: Wärst Du bereit, – und das freut mich. Ganz zu Beginn hatte ich diesen so schnell wachsen wieder einmal für den Dorf-Blitz Schritt ja auch mal erwogen. Heute würde.» zu arbeiten? Wer oder was hat Deiner Mei- denke ich anders darüber. Obwohl ich Warum denn nicht? Ich bin heute nung nach den Dorf-Blitz am ja selber fünf Jahre in Brütten wohnte, vierten Chefredaktor an der Spitze, zwar froh, rechtzeitig und bevor mir meisten geprägt? interessiert mich heute der Brütte- der nicht nur journalistisch erfahren, alles über den Kopf gewachsen ist, Ganz klar das seine Freizeit op- mer-Teil im Dorf-Blitz kaum. Und sondern auch im Dorf verwurzelt ist ausgestiegen zu sein. Aber warum fernde Redaktionsteam. Meine An- vielen Basserdorfern, vor allem Neu- und über gute Menschenkenntnis nicht mal wieder den Griffel für eine sprüche an die Crew – die ja meist zuzügern, dürfte es ähnlich ergehen. verfügt. «Spitze Feder» spitzen? Ⅲ nicht aus Medien-Fachleuten bestand – eine abwechslungsreiche, informa- tive und unterhaltende Zeitung für alle Bevölkerungsschichten zu ma- chen, waren recht hoch. Zumal ich viel Wert auf selber ausgegrabene und recherchierte Geschichten aus unserem Dorf legte.

Was hast Du persönlich ge- lernt? Dass es im Leben nicht nur Zei- tungsmachen gibt. Nein, im ernst: Mein Hobby Dorf-Blitz hat mich nicht nur viel Freizeit gekostet, es hat mir auch sehr viel gebracht. Nebst all den interessanten Begegnungen im Dorf lernte ich viel über Unternehmens- und Personalführung. So musste ich neben der Schreiberei die Budgets erstellen, mit Behörden, Inserenten und Druckereien verhandeln und vor allem ein ständig wachsendes und wechselndes Redaktionsteam führen. Ich denke, das hat mir auch viel fürs «richtige» Erwerbsleben gebracht!

Wie denkst Du heute über den Dorf-Blitz? Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die Zeitung nicht mehr immer von Die erste Nüeri Blitz-Ausgabe. Raoul Schwinnen griff zur spitzen Feder. Nr. 10 26.10.2006

www.dorfblitz.ch [email protected]

Im Überblick 10 Jahre Dorf-Blitz – ein Erklärungsversuch für die Erfolgsgeschichte Wer bezahlt warum Der lokalste Journalismus Nürensdorf beteiligt sich mit 7000 Franken an einer Kampa- gne gegen den Pistenausbau. Im Oktober 1996 ist der erste Dorf- flattert nicht nur gratis in jeden Brief- Bassersdorf bezahlt nichts. Blitz – damals noch Nüeri Blitz – kasten, er ist auch das Resultat ehren- «Näher dran» Raoul Schwinnen, DB-Gründer Beide Gemeinden begründen erschienen. Kaum jemand hatte amtlichen Engagements. Gründe für ihre Haltung mit der Demokra- und erster Chefredaktor, spricht damit gerechnet, dass das ambiti- den Erfolg gibt es einige. tie – und beide haben Recht. über Hürden am Anfang. Seite 4 onierte Projekt mehr als eine Seite 13 Eintagsfliege sein soll. Warum er- Das Lokale Redaktion zuhause Lärm fürs Dorf Wie entsteht eine Zeitung, wenn scheint das Blatt nach zehn Jah- es kein gemeinsames Büro, aber ren trotzdem noch? Bei lokalen Anzeigern wird gerne Die Revision des Kantonalen 15 Mitarbeitende gibt? Seite 6 Richtplanes könnte für Bassers- abschätzig von «Chäsblättli» gespro- dorf erhebliche Konsequenzen von Urs Wegmann chen. Was einige als Beleidigung Vorgeschichten haben. Eine vierspurige Eisen- auffassen, ist aber vielmehr als Lieb- In Bassersdorf und Brütten er- schienen schon früher verschie- bahnlinie, eine Zugwendean- «2044 erscheint die letzte gedruckte kosung zu verstehen. Zu «seiner» Lo- lage bei der bxa und die K10 in dene Lokalzeitungen. Seite 9 Zeitung auf dieser Welt.» Der Tages- kalzeitung hat man eine Beziehung, Baltenswil bereiten dem Ge- Anzeiger zitierte kürzlich diese Pro- die man zu einer grossen Tageszei- Immer grösser meinderat Sorgen. Seite 19 gnose einen US-Medienprofessors. Ob- tung kaum entwickeln kann. Was in Nürensdorf begonnen wohl zurzeit laufend neue Medienpro- Martin Graf, Gemeindepräsident hat, ist über die Dorfgrenze hin- Tanz im Stall aus gewachsen. Seite 10 dukte entstehen und bisherige sich in von Brütten, bringt es auf den Punkt: Wo sonst Truthühner wohnen, einem nie geahnten Tempo verändern, «Die Leute wollen möglichst viel über Kritik des Profis ist zwei Mal im Jahr Tanz. Was kam der Kenner zu dieser düsteren ihr Dorf lesen.» Der DB gehe viel mehr Christine Fivian, Chefredaktorin einst als kleiner Anlass gestar- Voraussage. Der Grund: Die Lesege- ins Detail als die grossen Zeitungen, «Zürcher Unterländer», hat den tet wurde, zieht heute unter DB unter die Lupe genommen wohnheiten würden sich verändern, was die Zeitung persönlicher mache. dem Namen «Hofparty» über und sagt, was gut ist – und was 1000 Menschen nach Brütten. weil sich immer mehr Menschen im Graf stützt sich dabei nicht nur auf weniger. Seite 11 Und es könnten noch mehr Internet informieren. Und auch die seine persönliche Einschätzung. Der werden. Seite 39 wichtigste Einnahmequelle der Zeitung Gemeinderat Brütten hat kürzlich bei Hinter den Kulissen wandere ab ins Netz, die Inserate. der Bevölkerung eine Umfrage durch- Wer verbirgt sich hinter den Namen? Alle Mitarbeitenden Holz im Gatter Umso erstaunlicher ist es daher, geführt, mit der Absicht, die Zufrie- stellen sich vor. Seite 32 dass der Dorf-Blitz (DB) gedeiht. Er Fortsetzung auf Seite 2

In einer Sägerei trifft der natür- liche Rohstoff Holz auf moderne Technik. Die Sägerei Raschle in Nürensdorf wird heute in drit- ter und vierter Generation ge- führt – ein Blick hinter die Bret- terstapel. Seite 43

Themen aus den Gemeinden

Bassersdorf ab Seite 18 Brütten ab Seite 28

Nürensdorf ab Seite 40 In der Regionalberichterstattung gilt es, stets den Spagat zwischen Nähe und Distanz zu schaffen: Dominique Peter fotografierte am «Musigfäscht» in Bassersdorf. (Bild: Linsenreflektion)

Liebe Leserinnen und Leser

zwei Jahren in Brütten kostenlos in hörden der drei Gemeinden und damit vergangenen zehn Jahren manche fi- alle Haushalte verteilt werden kann, auch bei den Stimmbürgern. Ohne die nanziellen, administrativen und tech- ist keine Selbstverständlichkeit. Hinter Unterstützung durch die Publikation nischen Hürden zu überwinden gab; dem Projekt, das vor zehn Jahren als von Gemeindemitteilungen würde der der Dorf-Blitz existiert noch immer, «Nüeri Blitz» seinen Anfang nahm, Dorf-Blitz heute nicht mehr existieren. und darauf ist das Redaktionsteam stehen Menschen, die es stets weiter- Und natürlich trägt auch das lokale stolz. Das ist für uns auch Grund entwickelten und mit viel Herzblut un- Gewerbe mit Inseraten einen bedeutend genug, diese Spezialausgabe mit terstützen. Darum greife ich an dieser grossen Teil dazu bei, dass der Dorf- verschiedenen Artikeln rund um das prominenten Stelle für einmal nicht zur Blitz seit zehn Jahren jeweils am letzten Jubiläum zu publizieren. Und wenn spitzen Feder, sondern blicke zurück Donnerstag im Monat kostenlos in Sie schon immer wissen wollten, wer und bedanke mich im Namen des Ver- jeden Haushalt der Gemeinden verteilt derzeit beim Dorf-Blitz mitarbeitet: eins Dorf-Blitz. werden kann. Blättern Sie zur Mittelseite. Besonders und allen voran bedanke Die nun zehnjährige Geschichte der Für die Zukunft wünsche ich dem ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Lokalzeitung zeigt, dass das «Modell Dorf-Blitz, dass er ein lesenswertes, Mitarbeitern in der Dorf-Blitz-Redak- Dorf-Blitz», und darunter verstehe ich informatives sowie kreatives Blatt tion und im administrativen Bereich. die Durchmischung der Redaktion in bleibt und weiterhin von Mitarbeiten- Thomas Iseli Denn in erster Linie sind es diese journalistische Profis und Laien, die den, Gemeinden, Gewerbetreibenden Dass der Dorf-Blitz seit nunmehr Teammitglieder, die den Dorf-Blitz prä- schlanke Struktur sowie die einfach ge- und den Vereinen unterstützt wird. zehn Jahren in Nürensdorf, seit bald gen und mit viel Arbeit weiterbringen. haltene Administration, in dieser Form Thomas Iseli sieben Jahren in Bassersdorf und seit Weiter bedanke ich mich bei den Be- erfolgreich ist. Auch wenn es in den Präsident Verein Dorf-Blitz

Fortsetzung von Seite 1 dent des Gewerbevereins Bassersdorf- lich auch die «Grossen» ein Stück vom nale Berichterstattung zu verstärken. Nürensdorf, ist darum die Bedeutung Kuchen. Der Tages-Anzeiger wird Konkurrenz belebt das Geschäft. denheit mit dem DB zu erfassen (Re- des DB «sehr gross». Er geht sogar diesen November erstmals mit fünf Das gilt auch – oder gerade – für sultate im Dorf-Blitz 9/2006). noch einen Schritt weiter und sagt, der Lokalbeilagen erscheinen. Ein Bund Zeitungen. Trotzdem wird der Kampf Natürlich fielen die Antworten un- DB sei das «absolut beste Print-Werbe- wird das Zürcher Unterland abde- um die Region auch kritisch beurteilt. terschiedlich aus. Ein Trend war aber medium in Nürensdorf, Bassersdorf cken. «Dort leben die Menschen», Martin Graf glaubt, der «Tagi» sei klar zu erkennen: Es wird gewünscht, und Brütten». Der Streuverlust sei viel schreibt der TA zu seinem Versuch, wohl nur auf Sensationen aus. «Es ist dass der DB noch mehr, häufiger und kleiner als bei grossen Tageszeitun- die Branche zu beleben. Das welt- ja klar, dass man zum Beispiel mit ausführlicher über das eigene Dorf gen, weil die Gewerbler in der engsten weite Internet wisse so gut wie nichts einem Bericht übers Turnerchränzli berichtet. Dies erstaunt zwar ange- Region jeden Haushalt erreichten. Zu- darüber. Der «Angriff» des TA auf die keine Zeitung verkaufen kann – oder sichts der Tatsache, dass Brütten viel dem ist er überzeugt, dass die Beach- Region zeigte bereits erste Folgen. höchstens dort, wo das Chränzli statt- Raum im DB einnimmt, gleichzeitig tung der Inserate grösser sei, weil sich Der «Zürcher Unterländer» schloss gefunden hat.» zeigt es aber, dass nichts so interes- auch die Berichterstattung auf das Lo- sich mit «Zürichsee-Zeitung» und sant ist wie das, was vor der eigenen kale konzentriere. «Zürcher Oberländer» zusammen, Der Erscheinungsrhythmus Haustür geschieht. Inserate sind die wichtigste Ein- was die überregionale Berichterstat- Das Lokale ist auch für Unterneh- nahmequelle. Und da in der Region tung betrifft. Damit sollen Ressour- Einmal im Monat ist nicht viel, das mer wichtig. Für Roger Bösch, Präsi- welche zu holen sind, wollen natür- cen frei gemacht werden, die regio- ist klar. Findet zum Beispiel eine

Impressum Sekretariat für Inserate/ Patrizia Legnini (pl) Erscheinungsweise: Allgemeines Daniela Melcher (dm) Jeden letzten Donnerstag im Monat Sandra Gadient Sandra Nonella (sn) gratis in alle Haushaltungen der Chätzlerweg 10 · 8311 Brütten Susanne Reichling (sr) Gemeinden Bassersdorf, Brütten Telefon: 044 836 30 60 Konrad Schwitter (ks) und Nürensdorf. Fax: 044 836 30 67 Christa Stahel (cs) Chefredaktion E-Mail: [email protected] Ralph Weidenmann (rw) Auflage: Urs Wegmann (uw) [email protected] Christian Wüthrich (cw) 10. Jahrgang Untere Mühle 14 · 8303 Bassersdorf Bürozeiten: Freitag 8.00 bis 16.00 Uhr Webmaster: Thomas Iseli 8100 Exemplare Telefon: 079 704 73 82 Buchhaltung: Karin Imhof E-Mail: [email protected] Internet: www.dorfblitz.ch Redaktions-/Inserateschluss PC 87-42299-8 Satz/Druck: Texte 10 Arbeitstage und Inserate Sekretariat der Redaktion Druckerei Zehnder 15 Arbeitstage vor Erscheinen. Susanne Reichling Redaktion Hubstrasse 60 · 9500 Wil SG Quellenstrasse 1 · 8307 Effretikon Olav Brunner (ob) Mattstrasse 4 · 9532 Rickenbach TG Abonnement, exkl. MWST Telefon: 079 258 55 79 Cyrill Hauser (ch) Telefon: 071 913 47 11 Jahresabonnement Fr. 48.– Fax: 086 052 343 68 77 Karin Imhof (ki) Fax: 071 913 47 99 E-Mail: [email protected] Thomas Iseli (ti) ISDN (Leonardo): 071 910 04 61/62 Die nächste Ausgabe erscheint Bürozeiten: Dienstag 8.00–16.00 Uhr Willi Kobel (wk) E-Mail: [email protected] am 30. November 2006 Dorf-Blitz 10/2006 10 Jahre Dorfblitz 3

Veranstaltung drei Tage vor Erschei- kürzlich so: «Es ist wichtig, dass die nen des DB statt, reicht es aus techni- Regionalzeitungen bei ihrer vor- schen Gründen trotzdem nicht, schon nehmsten Aufgabe, der Berichterstat- in der kommenden Ausgabe darüber tung aus der Region, so nahe wie zu berichten. Das führt dazu, dass es möglich beim Leser bleiben.» Diesem manchmal Wochen dauert, bis ein Grundsatz hat sich der DB natürlich Artikel erscheint. Tageszeitungen ebenfalls verschrieben. Aber nur haben es da besser. Oder etwa nicht? «nahe an der Region» genügt noch Gerade der Monatsrhythmus wird nicht. Die Leserschaft hat noch wei- offenbar von vielen geschätzt. tere Ansprüche. «Der Dorf-Blitz sollte ausgewogen «Die Informationen in der Tageszei- über das Dorfgeschehen berichten», tung gehören am nächsten Tag der sagt zum Beispiel Franz Zemp. Roland Vergangenheit an und werden durch Burkhardt sieht die Aufgabe in der wieder aktuellere News abgelöst», «Förderung der lokalen Kommunika- sagt Franz Zemp, Gemeindepräsident tion» und in der «Sensibilisierung und von Bassersdorf. Der Dorf-Blitz sei Aufklärung der Bevölkerung». wohl nachhaltiger. Ähnlich sieht das Zudem stellt sich die Frage, wie auch Roland Burkhardt. Er ist Präsi- kritisch ein Lokalblatt mit seinen Le- dent des Musikvereins Bassersdorf sern – insbesondere mit den Behör- Wer beim DB arbeitet, bleibt nicht in der Rolle des Beobachters: Chefredaktor und der «IG Pro Vereine» und kennt Urs Wegmann kam an der «Hochseeregatta» in Bedrängnis. (zvg) den – umgehen darf. Im «Anzeiger daher die Sorgen und Nöte der Ver- der Stadt Kloten» erschien dazu kürz- eine. Bei den Tageszeitungen herr- sere Gemeinde optimal», sagt Ge- Unterland Medien AG geschluckt. lich ein vielsagender Leserbrief. Der sche förmlich eine Überflutung. Beim meindeschreiber Heinz Stauch. Der DB hat einen ganz anderen Weg interimistische Präsident der FDP är- DB, den er als «Nachschlagewerk» für Der Dorf-Blitz hat zudem eine sehr gewählt. Er ist als Verein organisiert, gerte sich, dass ein Redaktor sich lokale Termine bezeichnet, könne er schlanke Organisationsstruktur. Er der Vorstand amtet praktisch als Verle- «anmasse», eine politische Äusserung sich dagegen Zeit nehmen. verfügt über kein Redaktionsbüro, alle ger. Und die Redaktoren sind Vereins- zu machen. Wenn sich ein kleines Das sind erstaunliche Antworten. Mitarbeitenden schreiben und redigie- mitglieder. Der Anspruch, als Verein Blatt einmische, sei das «gefährlich, Haben doch gerade Zeitungsmacher ren bei sich zuhause. Die Mitglieder und mit Freiwilligen eine Zeitung her- arrogant und überheblich». das Gefühl, sie seien im Vergleich mit der Redaktion sind gleichzeitig Mit- auszubringen, führte natürlich rasch Das sehen zum Glück die politi- Radio, Fernsehen und vor allem Inter- glieder im Verein «Dorf-Blitz». Das zu einem riesigen Zeitaufwand. Der schen Akteure in Bassersdorf, Brüt- net stets im Nachteil, da sie nicht in heisst, sie erhalten zwar eine symboli- erste Chefredaktor, Raoul Schwinnen, ten und Nürensdorf nicht so. «Der DB «Echtzeit» berichten können. Es zählt sche Entschädigung, müssen aber erinnert sich an diese Zeit (Interview soll kritisch sein», fordert Franz Zemp aber offensichtlich nicht nur Ge- sehr viel persönliches Engagement auf auf Seite 4): «Das grösste Problem war sogar. Und Heinz Stauch meint: «Der schwindigkeit, sondern auch Inhalt. sich nehmen. Und damit wären wir aber neben den zu Beginn stets knap- Dorf-Blitz soll kein Sprachrohr der bereits beim nächsten Punkt, in dem pen finanziellen Mitteln der immense Behörden sein und kann durchaus Der Preis sich der DB so sehr von anderen Zei- Zeitaufwand, den wir in unserer Frei- auch eine kritische Haltung einneh- tungen unterscheidet: Die Macher. zeit leisten mussten.» men. Wir wollen keinesfalls, dass nur «Was nüt choscht, isch nüt wert!» der Behörde nachgeplappert wird.» Den Spruch haben schon viele gehört Die Macher Der Anspruch Raoul Schwinnen fordert im Inter- – aber er ist trotzdem falsch. 8100 view sogar, dass den Parteien und «Dorf-Blitze» landen Ende jeden Mo- Kaum eine Zeitung, die sich alleine Ein Verein, ehrenamtliches Enga- Behörden noch mehr auf die Finger nats in den Briefkästen. Die Empfän- im Markt halten kann. Die Regional- gement. Das klingt nach Hobby – und geschaut werde. Und noch etwas ger kostet er nichts, aber gratis ist er zeitungen in Zürich schliessen sich das ist es auch für viele Dorf-Blitz- wünscht er sich: «Dass der DB noch- trotzdem nicht. Der DB wird aus dem gegen den Tages-Anzeiger zusam- Mitarbeiter. Trotzdem besteht der mals zehn Jahre durchhält.» Im Ge- Verkauf von Inseraten und von Platz men, unterstützt werden sie dabei Anspruch, eine möglichst professio- gensatz zu irgendwelchen US-Profes- an die drei Gemeinden finanziert. von der NZZ-Gruppe. Das «Neue Büla- nelle Zeitung zu machen. Theodor soren ist er zudem optimistisch: «Ich «Damit erreichen wir eine 100-pro- cher Tagblatt» – zu klein, um zu Gut, Verwaltungsratspräsident der bin zuversichtlich, dass er das auch zentige Abdeckung. Das ist für un- überleben – wurde von der Zürcher Zürichsee Medien AG, formulierte es schafft.» ✁ Ⅲ

Liebe Inserentinnen und Inserenten Name Geschätzte Behördenmitglieder und Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen und Parteien aus Bassersdorf, Brütten und Nürensdorf Firma/Verein/Behörde Gerne laden wir Sie ein, mit uns das zehnjährige Bestehen zu feiern: Anzahl Personen Jubiläums-Apéro Telefon am Donnerstag, 16. November, ab 19 Uhr in der bxa in Bassersdorf. Aus orga- nisatorischen Gründen bitten wir Sie, sich mit nebenstehendem Talon anzu- Bitte einsenden bis 5. November an: melden. Wir freuen uns auf möglichst viele Gäste. Sekretariat Dorf-Blitz, Chätzlerweg 10, 8311 Brütten oder Mitteilung per Das Dorf-Blitz-Team E-Mail an [email protected]. Dorf-Blitz 12/2006 Reisen 53

Zu Fuss von Bassersdorf an die Nordsee Der lange Weg zum Ritt am Strand

Sophie Latter aus Bassersdorf und Nina Andres, ebenfalls in Bassers- dorf aufgewachsen, sind diesen Sommer mit ihren Pferden 1200 Kilometer von Bassersdorf bis an die Nordsee gewandert.

Sophie Latter und Nina Andres er- füllten sich ihren Traum. Für diesen Traum gingen sie über 1200 Kilome- ter zu Fuss. «Weil wir am Meer ent- lang reiten wollen - auf unseren eige- nen Pferden», erklärten die beiden jungen Frauen, warum sie diese Stra- pazen auf sich genommen hatten. Am 8. Mai waren die beiden 21-Jäh- rigen mit Sack und Pack, Haflinger Nestor, Irlandpony Sam, Wachhund Chloé, Wanderkarten, Proviant für fünf Tage und viel Mut aufgebrochen zu ihrer ganz und gar ungewöhn- lichen Reise.

Einzige Hilfe waren ihre beiden Kleinpferde Sam und Nestor sowie Chloé, der italienische Hirtenhund, der auch Wachhund ist. Bequemer wäre der Weg von Bassersdorf bis zur Nordsee mit dem Auto oder der Sophie Latter und Nina Andres haben das Abenteuer gewagt und sind 1200 Kilometer zu Fuss gewandert. (zvg) Bahn zu bewältigen gewesen. Dann hätten sie nach zehn, elf Stunden in schafften rund 20 bis 30 Kilometer Sie schleppten viel Gepäck mit - den (ein zweites Mal wollten sie den einem Strandhotel ihre Koffer auspa- pro Tag. «Sicher mussten wir auf Kleidung für kalte und warme Tage, Weg dann doch nicht unter die Füsse cken können. Aber das wäre nicht vieles verzichten. Bett, Dusche, heis- Futter für den Hund und die Pferde, nehmen), genossen die Abenteure- halb so interessant und zudem ser Kaffee am Morgen - das haben Proviant für sich selber. Rund 30 Kilo rinnen mit ihren Pferden das Galop- schrecklich normal gewesen. Was wir schon vermisst. Aber daran ge- hatten das Irlandpony und der Haflin- pieren am Meer, die unendliche Nina Andres und Sophie Latter ge- wöhnten wir uns schnell», so Nina ger zu tragen. «Das Anstrengendste Weite und das verdiente Nichtstun. macht haben, war aber keineswegs Andres. «Man musste zufrieden sein war, die extremen Temperaturen aus- normal. mit dem, was man als Schlafmöglich- zuhalten. Erst war es sehr kalt und Heute trifft man Nina Andres keit bekam», unterstrich Sophie Lat- dann gleich wieder heiss; ein Som- wieder in ihrer Post-Uniform, und So- Drei Monate Urlaub ter. Die beiden wussten am Morgen mer der Extreme.» Lediglich drei freie phie Latter geniesst die letzten freien nie, wo sie am Abend schlafen wür- Tage hatten sie eingeschoben, weil Tage mit ihrem Nestor auf dem Lin- Nina Andres ist bei der Post ange- den. «Die meiste Zeit schliefen wir sie mit dem Irlandpony einen Huf- denhof in Baltenswil, bevor sie ihr stellt. Sie hatte sich für diese ganz im Stroh, bei unseren Pferden», lach- schmied aufsuchen mussten. Studium beginnt. Eines ist den bei- besondere Reise extra drei Monate ten sie. den jungen Frauen aber gemeinsam: Urlaub genommen. Sophie Latter hat Im Kreis gelaufen Oft wandern sie in der Erinnerung im Mai ihre Matura bestanden. Vor In der Scheune schlafen gemeinsam in Richtung Norden, dem dem Studium wollte sie gemeinsam Gesehen haben sie viel. Sie waren Meer entgegen. (e) mit Nina Andres diese spezielle Reise «Karten hatten wir natürlich dabei, in Frankfurt, Villingen-Schwen- unternehmen. «Wenn wir nach einem und wir wussten, wo wir hin wollten. ningen, sind durch den Odenwald Platz für die Nacht suchten, war das Aber geplant hatten wir nichts», er- gewandert und haben mitten in Hei- grösste Hindernis, dass wir eine Un- zählt Sophie Latter. Immer am späten delberg übernachtet. Verlaufen hat- terstellmöglichkeit für unsere Pferde Nachmittag fragten sie nach auf den ten sie sich trotz vieler Karten schon brauchten», erinnert sich Nina An- Bauernhöfen der Gegend, ob sie dort auch. «Wir sind im Kreis gelaufen, dres. übernachten oder einen Tipp bekom- das passiert eben. Aber eigentlich men könnten. In den ersten vier Wo- hatten wir immer Glück.» Mitte Juli Auf ihrem 18-jährigen Irlandpony chen hatten sie es immerhin dreimal war es dann endlich soweit: das Meer und dem elfjährigen Haflinger sind geschafft, in einem Bett zu schlafen, in Sicht. Und endlich der erste Ritt im sie den ganzen Weg nicht geritten; ansonsten immer irgendwo in der Wattenmeer nach den vielen Kilome- die Tiere dienten als Packpferde. Sie Scheune bei den Pferden. tern zu Fuss. Bevor sie abgeholt wur- Nur noch Zweigpoststellen im Dorf-Blitz-Gebiet Poststellenleiter werden degradiert

Das Sparprojekt Ymago der Post verschwindet oder in einen Ver- hat auch Auswirkungen auf die kaufsladen (beispielsweise Volg) Poststellen im Dorf-Blitz-Gebiet. integriert wird. Der neue Chef der Die Poststellenhalter in Bassers- drei Zweigstellen wird in Effretikon dorf, Brütten und Nürensdorf wer- sitzen. Jean-Michel Péclard, jetziger den zu Teamchefs degradiert und Effretiker Poststellenleiter, wird sich erhalten deshalb auch weniger für dieses Amt jedoch wieder neu Lohn. bewerben müssen. Dies im Gegen- satz zu seinen drei Teamchefs, die von Ralph Weidenmann automatisch für dieses Amt gewählt sind. Im nächsten Jahr soll die Organisation des schweizerischen Poststellennetzes Sparpolitik wird komplett überarbeitet und bereinigt fortgeführt werden. Von den bisher rund 1800 herkömmlichen Poststellen werden Die Post ist auch auf anderen Ge- nur noch rund 200 Hauptpoststellen bieten eine «grosse Baustelle». Die übrig bleiben. Alle andern rund 1600 Schliessung vieler Poststellen hat in werden zu Zweigpoststellen herabge- der Bevölkerung zu Unmut geführt. stuft und den Hauptpoststellen unter- In der Stadt Zürich gibt es Quartier- geordnet. Zudem ist ein Stellenabbau vereine, die sich über die Informati- von rund 500 Arbeitsplätzen geplant. onspolitik der Post im Zusammen- Die Post Nürensdorf ist gross genug, um selbständig zu bleiben. (rw) hang mit Schliessungen beklagen. Degradierung zum Die Stossrichtung der Kosteneinspa- Teamleiter Teamleiter hat für die bisherigen schaft keine Auswirkungen: «Unsere rungen und der Ausdünnung des Poststellenleiter auch finanzielle Aus- Kunden werden von dieser Neuorga- Poststellennetzes wird jedoch wei- Im Einzugsgebiet des Dorf-Blitz wirkungen: sie werden in eine tiefere nisation nichts spüren. Es ist auch tergehen. Die Post will sich so auf wird es nur noch Zweigpostellen ge- Lohnklasse eingestuft. Als Folge die- nicht denkbar, dass die Poststelle den verschärften Wettbewerb durch ben. Die Poststellenleiter in Bassers- ser Konzentration der internen Orga- Nürensdorf irgendwann einmal ge- den Wegfall des Brief- und Paketmo- dorf, Brütten und Nürensdorf werden nisation wird in Arbeitnehmerkrei- schlossen wird.» Gemäss Kümmerli nopols rüsten. Der Druck für einen Teamleiter und sind künftig der sen zudem ein Personalabbau be- entscheidet der Kunde über die weiteren Abbau kommt aus den nächstgelegenen Hauptpoststelle in fürchtet. Die drei Poststellen beschäf- Existenzberechtigung einer Post- Chefetagen. Für den grössten Dach- Effretikon unterstellt. Dies hat vor tigen insgesamt 17 Mitarbeiter. stelle. «Eine stark frequentierte verband der Wirtschaft, die Econo- allem auf die interne Organisation Poststelle wird ihre Dienstleistun- miesuisse, ist das Projekt Ymago Auswirkungen: Die administrativen Keine Auswirkungen gen auch künftig anbieten können.» fast zu zaghaft. Sie stuft einen Agen- und strategischen Aufgaben, wie etwa für die Kunden Auch für Martin Maag, seit 6. No- turanteil – also eine Poststelle in die Personalpolitik, werden aus- vember neuer Poststellenleiter in einem Einkaufsladen – von 50 Pro- schliesslich in der Hauptpoststelle Ulrich Kümmerli, Poststellenleiter Brütten, ist es in absehbarer Zeit zent am Gesamtpoststellennetz als erledigt. Die Degradierung zum in Nürensdorf, sieht für die Kund- nicht denkbar, dass die Poststelle wirtschaftlich sinnvoll ein. Ⅲ Dorf-Blitz 12/2006 Region 47

Die Wappen unserer Region – Bassersdorf Alles begann im Mittelalter

Das Bassersdorfer Gemeindewap- einer mittelalterlichen Familie aus pen hat sich im Laufe der Zeit stets dem Dorf - taucht erstmals im Wap- verändert und wurde einstweilig penbuch von Gerold Edlibach um 1493 sogar ersetzt. Seine roten Querbal- auf. In späteren Wappenbüchern ken und die Schrägbalken in Weiss kommt das Wappen in verschiedenen und Blau kennt man als Bassers- Abwandlungen wieder vor. Beispiels- dorfer. Doch wie ist das heutige weise zeigt das um 1540 entstandene Gemeindewappen entstanden? Buch von Johannes Stumpf den Schild sieben Mal schräg geteilt. Auf der von Cyrill Hauser Karte des Zürichgebiets von Hans Kon- rad Gyger aus dem Jahre 1667 ist das Im Rahmen einer mehrseitigen Serie Wappen erneut in veränderter Form möchte der Dorf-Blitz seiner Leser- aufgemalt: Es ist oben und unten ver- schaft die Geschichte der Gemeinde- setzt und je viermal geteilt. Für Hans wappen aus der Region näherbringen. Ulrich Pfister vom Staatsarchiv des Entstammt dem Familienwappen einer mittelalterlichen Familie aus In dieser Ausgabe erfahren Sie mehr Kantons Zürich haben die Schrägbal- Bassersdorf. (Fotos: Cyrill Hauser) über die – im Vergleich zu anderen ken und deren Veränderungen im Dörfern – doch weit zurückreichende Laufe der Geschichte keine Bedeutung. nen Gemeinderatsbeschluss festge- brachte, der Reichsapfel sich bis 1930 Tradition des Bassersdorfer Gemein- «Bis heute ist beispielsweise auch un- legt – und ist seither auch nicht mehr erhalten konnte», formuliert Weid- dewappens. Ursprünglich Repräsenta- geklärt, welchen Ursprung die Schräg- verändert worden. mann seine Zweifel. Die ehemalige tionszeichen einer Person oder Fami- zeilen im Zürcher Kantonswappen Gemeinde Wiedikon in Zürich führt lie, dienten die Wappen im zweiten haben», erklärt Pfister. Reichsapfel verdrängt das dasselbe Wappenzeichen, allerdings Viertel des 12. Jahrhunderts als Ord- In den darauf folgenden Jahr- alte Wappen mit anderen Farben. Auch dort liesse nungs- und Erkennungszeichen der zehnten veränderte sich das Aus- sich keine andere Erklärung finden Ritter auf dem Schlachtfeld. sehen des Bassersdorfer Wappens Das heutige Wappen aber wurde als die Zugehörigkeit eines Grossteils noch einige Male. Im Lexikon von für einige Zeit durch ein anderes er- der Güter zur Reichsstadt. Ⅲ Familienwappen aus dem Meiss (1740) schliesslich taucht das setzt. «Aufmerksamen Bassersdor- Mittelalter einstige Familienwappen wieder auf fern wird es aufgefallen sein, dass an – und zwar sieben Mal schräg links verschiedenen Brunnentrögen des Landesweit verbreitet Das heutige Bassersdorfer Gemein- geteilt. Das heutige Gemeindewap- Dorfes […] ein sogenannter Reichsap- dewappen – einst das Familienwappen pen wurde am 5. Juni 1930 durch ei- fel eingemeisselt ist», schreibt Altge- Haben in der Schweiz einzelne Ge- meindepräsident Alfred Weidmann meindewappen eine lange Tradi- im 1980 erschienenen ersten Band tion, die bis ins 12. Jahrhundert der «Bassersdorfer Heimatbücher». zurückreicht, so wurden andere Denn im 18. Jahrhundert setzte sich Wappen überhaupt erst im 20. Jahr- eine zweite Wappenform durch: Im hundert geschaffen. Verantwortlich Staatsarchiv findet sich ein Schreiben für die landesweite Verbreitung des Gemeinderates aus dem Jahre von offiziellen Gemeindewappen 1831, welches als Prägestempel einen ist vor allem ein Ereignis, nament- Reichsapfel zeigt. Der blaue Reichs- lich die Schweizerische Landesaus- apfel mit goldenem Kreuz in Rot und stellung von 1939 in Zürich. Schon goldenem Schildrand erscheint erst- in der Planungsphase brachte der mals 1719 im Dekanatsbuch des mit Wappen geschmückte «Höhen- Pfarrkapitels Regensberg. Über die weg» einige Gemeinden in Verle- Gründe dieses Wappentauschs liegen genheit, hatten sie doch bis anhin bis heute keine eindeutigen Beweise kein offizielles Gemeindewappen. vor. Weidmann deutet die Sachlage Aufgrund historischer Fakten oder so: Mit dem neuen Gemeindezeichen schlicht aus ästhetischen Aspekten wollte Bassersdorf offenbar seine Zu- kreierten daraufhin zahlreiche Ge- gehörigkeit zur Reichsstadt Zürich meinden ihr eigenes Wappen. Was kundtun, schliesslich gehörten zu viele nicht wissen: Die alte Eidge- dieser Zeit zahlreiche Güter auf Dorf- nossenschaft besass lange kein grund zum Eigentum von Stadtzür- gemeinsames Wappen; die Kan- cher Klöstern und Adelsherren. Es tone waren souverän organisiert. mute hingegen etwas merkwürdig Erst 1815 schliesslich wurde das an, «dass trotz der Revolution 1798 heutige Schweizerkreuz zum offizi- und trotz der endgültigen Demokrati- ellen Schweizer Landeswappen er- sierung unseres Staates, welche der nannt. (ch) Dorfbrunnen bei der alten Schmiede in Bassersdorf, mit Reichsapfel. Landschaft volle Gleichberechtigung Gemeinde möchte Naherholungsgebiet aufwerten Gründliche Gewässersanierung bei der Müli

Der Müliweiher wird für 54'000 meister der Gemeinde, Reto Beurer, Franken saniert. Die zuständige zu erfahren. Gemeinderätin spricht von einer Yvonne Keller hat das Geschäft im notwendigen Massnahme und Gemeinderat vertreten und ohne Pro- stellt den Nutzen als Naherho- bleme durchgebracht. «Wir waren lungsgebiet in den Vordergrund. uns einig, dass wir den Weiher sanie- ren wollen, dabei war auch das Bud- von Christian Wüthrich get nie umstritten.» Für Keller ist es eine lohnenswerte Investition, sie Der Gemeinderat Nürensdorf be- sieht das Gebiet um den Weiher als schloss diesen Herbst, für die Sanie- Naherholungszone und weist darauf rung des Müliweihers in Birchwil hin, dass die angrenzende Feuerstelle insgesamt 54'000 Franken zur Ver- mit den Holzbänken stets gut genutzt fügung zu stellen. Bei einer nicht re- werde, beispielsweise vom Waldkin- präsentativen Umfrage unter Spazier- dergarten. gängern zeigten sich viele überrascht, In früheren Jahren wurden auch Der Müliweiher, wie er sich zu Beginn der Arbeiten zeigte: Das Wasser dass man für den kleinen Weiher so schon mal Vereine in Gewässer- und wurde abgelassen, die Geräte stehen bereit. (cw) viel Aufwand betreibt. Landschaftsbauprojekte einbezogen. räte den Rahmen der Vereinsmitar- nommen werden, und voraussicht- Für die zuständige Gemeinderätin So wurde die kleine Fussgängerholz- beit sprengten. lich im nächsten Jahr müssen wir die Yvonne Keller (SVP) ist klar, dass brücke ein paar Schritte weiter ober- Lehmschicht zur Abdichtung des man den ungefähr fünf mal fünfzehn halb des Müliweihers damals vom Sagiweiher wird noch Grundes neu auftragen. Das dürfte Meter kleinen Weiher sanieren muss. Verschönerungsverein erstellt. Ange- teurer wohl über 60'000 Franken kosten», Aber sie räumt ein, dass man geteil- sprochen auf einen ebensolchen Ein- ist sich Johansen sicher. Nur, im Ver- ter Meinung sein könne, ob man an bezug von Vereinen winkt Keller ab: Nur wenige Kilometer bachabwärts gleich zu den Nachbarn bachauf- diesem Weiher überhaupt etwas ma- «Nein, das klingt ja viel zu gut», lacht liegt der Bassersdorfer «Sagi»-Wei- wärts, wird der «Sagi»-Weiher nebst chen soll. Konkret müssen der die Gemeinderätin. Die Vereine hät- her. Der stellvertretende «Sagi»-Ob- seiner Naherholungsfunktion auch Schlamm und das Laub abgetragen, ten ja selber schon grösste Probleme, mann Hans Johansen bestätigt auf zusätzlich genutzt. Die Vereinigung die Uferbefestigung mit neuen Qua- motivierte Leute zu finden. Und sie Anfrage, dass ungefähr alle zehn «ProSagi» wie auch die Fischzucht dersteinen besetzt und die Feuerstelle gibt weiter zu bedenken, dass der Ma- Jahre eine Sanierung des Weihers der Fischerzunft sind auf einen in- neu möbliert werden, ist vom Werk- terialaufwand und die benötigten Ge- anstehe. «Das Laub muss herausge- takten Weiher angewiesen. Ⅲ Dorf-Blitz 12/2006 Bassersdorf 29

Zentralkomitee der Bassersdorfer Zünfter gegründet Böögg wird nicht mehr auf dem Kreisel brennen

«Ende der Anarchie», titelte der «Ta- gesanzeiger» im Vorfeld der Grün- dungsversammlung. Zumindest auf den ersten Blick scheint das an die- sem Samstagabend im katholischen Franziskuszentrum tatsächlich zuzu- treffen. Die geladenen Zoifter geben sich artig. Marschal Reto Wegmann führt im Anzug und krawattiert durch den Abend. Dem illegalen Treiben der vergangenen drei Jahre soll ein Ende gesetzt werden.

Jeweils am Sechseläuten-Montag – also dem offiziellen – fand die Gue- rilla-Aktion statt. Kurz vor 18 Uhr ka- men die Teilnehmenden aus allen Lö- chern geschwärmt, und der Böögg-In- genieur mit seinen mutigen Helfershelfern platzierte den Schnee- Dreimal stand der Kreisel im Zentrum des Sechseläutens. Damit ist nun Schluss. (zvg) mann auf dem Bassersdorfer Kreisel. Im ersten Jahr war die Figur noch 1111 und ist verantwortlich für den Bau serlosen Hochsee-Regatta» und natür- ob das Sechseläuten 2007 stattfinden Millimeter hoch, wuchs aber mit der eines Bööggs. Dann die Zunft zum lich viele aus dem Dunstkreis der Fas- wird, bleibt an diesem Abend offen. Zeit bis auf fast drei Meter. Holzmichel. Sie ist berühmt für die nacht. Fast scheint es, als hätten sich Wie die Gemeinde Bassersdorf aller- *** Empfänge in ihrem Zunfthaus, das die üblichen Verdächtigen aus dem dings mehrfach zu verstehen gegeben Dann entzündeten sie den Böögg leider abgerissen werden musste. Kreise der Bassersdorfer Schüblig- hat, unterstützt sie die Zoifter bei ihrer unerschrocken, während sich die Die Zunft zum Rüttler ist für Bas- Prominenz hier zusammengefunden, Suche nach einem geeigneten Platz. So waghalsigen Zoifter mit abenteuer- sersdorf was für Zürich die Gesell- um einen weiteren nicht ganz ernst zu könnte es dazu kommen, dass die einst lichen Gefährten wie Rasenmähern, schafft zur Constaffel. Sie ist nicht nehmenden Anlass aus dem Boden zu in der dunkelgrauen Zone der Legalität Trottinets und Kinderwagen in den nur bekannt für ihre prächtigen Ge- stampfen – obwohl sie das mit dem stattfindende Veranstaltung plötzlich Feierabendverkehr einreihten, um wänder, sondern auch dafür, dass «nicht ernst zu nehmend» natürlich unter gemeinderätlichem Patronat das Feuer zu umrunden. Ein erschre- sich hier einige illustre Prominenz heftig bestreiten würden. stattfindet. Offenbar hat sich nämlich ckend grosser Knall beendete das versammelt. Entgegen dem Sechs- Und die Quintessenz aus der Veran- bereits ein Gemeinderat dafür interes- Spektakel nach wenigen Minuten – eläuten in Zürich sind in Bassersdorf staltung? Das Komitee ist gegründet siert, selbst eine Zunft zu gründen. immer schneller als in Zürich. Sofort Frauen höchst willkommen. Sie sind und die Geschäftsleitung beauftragt, ei- wetzten einige Zoifter auf den Krei- in einigen Zünften Mitglied, haben nen neuen Standort zu suchen. Wo und Urs Wegmann sel, löschten die Reste und reinigten aber auch ihre eigene Gesellschaft: das Bassersdorfer Wahrzeichen. Dann Die Zunft zum Zauberkraut. Bassers- verschwanden alle Teilnehmenden dorfs einzige reine Frauenzunft ist wieder, nach kurzer Zeit war der an- bekannt für originelle Auftritte und archistische Spuk vorbei. ihre gefährlichen Mixturen, die sie Die Gemeinde hat drei Jahre lang Zoiftern und Zuschauern ausschen- ein Auge zugekniffen und mit dem ken. Die Mitglieder der Zunft zur Ver- anderen dem schelmischen Treiben bogenen Stimmgabel rekrutieren sich belustigt – aber wohl auch etwas ver- hauptsächlich aus den Nasenbären, ängstigt – zugeschaut. Damit ist nun Bassersdorfs Antwort auf die E.A.V. Schluss. Wie Sicherheitsvorsteher und die Ärzte. In der Zunft zum Bruno Muff im «Tagesanzeiger» er- Stumpfen Rüebli versammeln sich klärte, könne eine solche Aktion auf die landwirtschaftlichen Angestell- dem Kreisel auf keinen Fall bewilligt ten. werden. *** *** Nun sitzen sie also hier, die Zoifter, Um einen anderen Standort zu su- und geben ihrem Treiben einen le- chen und dem Ganzen eine rechtliche galen Rahmen. In der Runde sind Form zu geben, haben sich die ver- denn auch viele auszumachen, die schiedenen Zünfte also brav aufge- durchaus Erfahrung in der Organisa- reiht zur Gründungsversammlung. tion ähnlicher Veranstaltungen ha- Am ersten Tisch die Zunft zur Gol- ben: Es sind die Organisatoren der denen Gerste. Sie gilt als Pionierzunft «Chischte-Pischte» zu sehen, der «was- 24 Bassersdorf Dorf-Blitz 12/2006

Einheimisches Wetter ab Internet wetter-bassersdorf.ch

Nicht nur das SF-Studio Leutschen- welche in die unsichere Wetterzu- bach liefert Meteo frei Haus. Wer es kunft blicken. Aber er freut sich, wenn näher wissen will, findet im Inter- seine Informationen und Aufzeich- net Wetterdaten aus dem eigenen nungen von der Bevölkerung beachtet Dorf. Falsche Prognosen muss man und Interesse am Zusammenspiel von sich allerdings selber machen. Sonne und Wind geweckt werden. Noch lange sind nicht alle seine Ziele von Olav Brunner und Träume erfüllt. Die Datenauswer- tung sollte verfeinert und die Sen- Ruhig und eher zurückhaltend er- soren durch noch präzisere ersetzt zählt Daniel Ehrenmann, wie er zu werden. Zusätzliche Messungen zum seiner eigenen, privaten Wettersta- Feststellen der Bassersdorfer Sonnen- tion kam. Schon als Kind faszinierten stunden, der Schneehöhe oder der Ra- ihn Wetterabläufe und die täglichen dioaktivität sind geplant. Ⅲ Veränderungen der Atmosphäre. Da- mals baute er Thermo- und Hygrome- ter für seine erste Beobachtungssta- tion in ein Vogelhäuschen ein. Nach einer Radio- und Fernsehelektroni- Wetter als Hobby: Daniel Ehrenmann. (ob) kerlehre schloss er auch ein Hoch- schulstudium ab. Heute entwickelt Um zu vermeiden, dass ein Blitzein- Höchsttemperatur von 36,9 Grad Cel- Ehrenmann Maschinensteuerungen schlag den Daten verarbeitenden sius heissester Tag in diesem Jahr und ist auf dem Gebiet Klimatechnik Computer zerstört, werden die Mess- war. Total fielen in Bassersdorf seit tätig. Die Begeisterung für das Beob- resultate per Funk ins Haus übertra- Jahresanfang über tausend Liter Re- achten und Aufzeichnen von Wetter- gen. Ganz schön clever! Natürlich ge- genwasser pro Quadratmeter vom veränderungen lebte wieder auf. nügen die eingesetzten Geräte inter- Himmel, und am 24. Oktober blies Seine beruflichen Erfahrungen in nationalen Standards nicht ganz. Eh- einem der Wind mit 57,6 Kilometern Messtechnik und mit Sensoren halfen renmann hat aber auch nicht den pro Stunde um die Ohren. ihm, den Kindheitstraum einer eige- Ehrgeiz, gegen Meteo Schweiz oder nen, aussagekräftigen Wetterstation die Kachelmänner anzutreten. Nasse Wochenenden aufs Neue zu realisieren. Übersichtliches Archiv Durch einen Zufall stiess Ehren- Effiziente Anlage mann auf eine BBC-Dokumentation Wer sich aber fürs lokale Wetter in- aus England, welche aussagte, dass in Mit einem relativen kleinen finan- teressiert, findet im Internet unter den USA jeweils an den Wochenen- ziellen Aufwand von einigen hundert www.wetter-bassersdorf.ch die Wet- den mehr Regen falle als an Werkta- Franken wurden Fühler und Messge- terabläufe der letzten 16 Monate gen. Und siehe da, in Bassersdorf ist räte organisiert. Ein Windmesser übersichtlich aufgezeichnet. In vielen das gleiche Phänomen zu beobach- hoch oben am Kamin misst die Ge- hundert Arbeitsstunden entstanden ten. Die genaue Auswertung aller schwindigkeit und die Richtung der Programme und eine bemerkens- Messungen der letzten 16 Monate bewegten Luft: Regenmenge, Luft- werte Dokumentation über Bassers- zeigt, dass die Bassersdorfer am Don- druck, Temperatur und Feuchtigkeit dorfer Wetterdaten. Mit ein paar nerstag die grösste Chance haben, ein sind weitere Grössen, welche rund Mausklicks kann man beispielsweise Gartenfest trocken über den Rasen zu um die Uhr aufgezeichnet werden. feststellen, dass der 27. Juli bei einer bringen. Samstage sind am ungüns- tigsten, und an den Sonntagen fiel durchschnittlich die grösste Regen- menge. Wieso das Wetter die Men- schen über die Wochenenden ver- mehrt im Regen stehen lässt, kann allerdings niemand genau erklären.

Gratisdienst aus Freude

Kontakte zu anderen Wetterfrö- schen hat Ehrenmann bisher noch nicht. Er möchte auch keine Progno- sen erstellen, dazu sind weit grössere Datenmengen notwendig. Zudem gibt Regensammler und Wetterhäuschen. (zvg) es genügend Wetterfeen und Frösche, Dorf-Blitz 12/2006 Flughafen 7

Der Kampf um die Pistenbelegungen ist eröffnet 19 machbare Varianten liegen auf dem Tisch

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) unter Leitung von Raymond Cron hat 19 technisch machbare Varianten für den künftigen Betrieb im Flughafen in Kloten präsentiert. Diese lassen sich in drei Gruppen aufteilen: Sieben Varianten mit dem bestehenden Pistensystem, sechs Varianten mit Pistenverlängerungen 28 und sechs Varianten mit in Parallellage gedrehten Pisten. Da im Kanton Zürich zurzeit ein Pistenausbau beim Stimmvolk kaum Chancen hätte, hat sich der Regierungsrat – gegen den Willen von Volkswirtschaftdirektorin Rita Fuhrer – entschieden, auf eine Pistenverlängerung zu verzichten. Gemäss Angaben des BAZL können mit dem heutigen Pistensystem 320‘000 Flüge pro Jahr abgewickelt werden. Mit Pistenverlängerungen wären jährlich 380‘000 und mit neuen Pisten 450‘000 Flugbewegungen möglich. Willi Kobel

Was sagen Exponenten aus der Region zu den verschiedenen Varianten?

1. Welche der 19 technisch mach- 2. Was sagen Sie zur Kehrt- 3. Haben Sie das Gefühl, 4. Was sagen Sie zu einer Pla- baren und vom BAZL ausgearbei- wende des Zürcher Regie- dass sich die Politiker in fonierung der Flugbewe- teten Varianten bevorzugen Sie? rungsrates, auf einen Pisten- den Koordinationsge- gungen? Und warum? ausbau zu verzichten? sprächen mehr oder weni- ger einigen können?

Betschart Ueli, Variante B mit Hauptlanderichtung Dieser Entscheid trägt wesent- Der Entscheid wird letztlich Solidair, das bürgerliche Konzept SVP-Bezirks- von Norden, Starts nach Westen und lich dazu bei, eine allseits akzep- beim Bund in Bern fallen. für eine konsensfähige Entwick- präsident Süden (Linkskurve) und «Gekröpfter table Variante zu finden und zu Meine Befürchtungen gehen lung der Flughafenregion Zürich, (Nürensdorf) Nordanflug» während DVO-Sperr- vermeiden, dass über den Initia- dahin, dass man aus wirt- sieht eine lärmmässige Be- zeiten am Morgen und am Abend. tivweg eine aus wirtschaftlicher schaftlicher Sicht bei der Ent- schränkung vor. Ich bin nach wie Diese Variante entspricht am ehes- Sicht nicht vertretbare Lösung scheidungsfindung in Bern vor überzeugt, dass diese Vari- ten der Forderung von Solidair, dem erzwungen wird. nur beschränkt auf die Anlie- ante die beste ist und einen mo- Konzept des Gewerbevereins und gen aus unserer Region einge- deraten lärmneutralen Anstieg der Bezirksparteien Bülach und hen wird. der Flugbewegungen zulässt. Dielsdorf der SVP, der FDP und der- Vorausgesetzt wird dabei, dass CVP. die Entwicklung «leiser» Flug- zeuge weiterhin Fortschritte macht.

Brunner Franz, Eine der sieben Varianten, ohne Pis- Erfreulich! Eher nein. Der Gemeinderat Nürensdorf hat FDP, Gemeinde- tenausbau. Dabei würde ich Variante die Behördeninitiative für eine präsident B bevorzugen. Was ich aber nicht Plafonierung bei 320‘000 jähr- (Nürensdorf) begreife, ist, weshalb keine Starts lichen Bewegungen und acht nach Süden geradeaus, links und Stunden Nachtruhe stellvertre- rechts vorgesehen sind. Eine solche tend für die 69 Gemeinden, die Variante fehlt. diese Initiative unterstützen, beim Kantonsrat eingereicht.

Graf Martin, Variante B, Nord gekröpft. Nutzen, Zu den Gründen der Kehrtwende Eher weniger als mehr. Ich persönlich bin für eine Plafo- parteilos, Gemein- Leistung und Anzahl der Flugbewe- des Regierungsrates kann und nierung von 320‘000 Flugbewe- depräsident gungen sind mit dieser Variante am will ich mich nicht äussern, da gungen und für eine Einhaltung (Brütten) optimalsten. Die Beschallung von ich sie nicht kenne. Für den Os- einer Nachtruhe von sieben (noch) rund 40‘000 Personen ist für ten und Süden besteht somit Stunden. die Betroffenen 40‘000 nicht vertret- eine reelle Chance, in Zukunft bar, aber für alle anderen Personen weniger überflogen zu werden, schon. was jedoch für andere Himmels- richtungen Mehrbeschallung bedeutet.

Wydler Ueli, FDP, Die bevorzugte Lösung wäre selbst- Einerseits freue ich mich, dass Kehrtwendungen in der Flug- Ich war seit jeher gegen eine Be- Leiter Solidair verständlich Variante A (Nordaus- der Regierungsrat die Lage end- hafenfrage haben leider be- wegungs-Plafonierung und ge- (Nürensdorf) richtung wie vor 2001). Der ge- lich realistisch einzuschätzen reits Tradition in der Zürcher gen einen Pistenausbau. Der kröpfte Nordanflug (Variante B) beginnt. Offenbar hat Rita Fuh- Regierung und sind auch für scheinbar konsensfähige Bewe- sollte schnellstmöglich realisiert rer den Entscheid provoziert die Zukunft nicht auszuschlies- gungsplafond von 320‘000 bein- werden, um den Süden und den Os- und damit den Rückhalt im Re- sen. Ein politischer Kompro- haltet immerhin 45 Prozent ten von den Morgen- beziehungs- gierungsrat aufs Spiel gesetzt. miss im Kanton Zürich sollte mehr Landelärm. Der Osten wäre weise Nachtanflügen zu entlasten. Wir sollten uns aber nicht in Si- möglich sein. Ob die Zukunft davon überproportional betrof- Jede Variante mit Pistenverände- cherheit wiegen. Es gibt noch des Flughafens in Zürich ent- fen. Damit ist der unter Fluglärm rungen kommt für mich nicht in genügend einflussreiche Kräfte schieden wird, wage ich aller- leidenden Bevölkerung nicht ge- Frage, ist derzeit unnötig und poli- (in Bern und Zürich), welche den dings zu bezweifeln. holfen. Das bürgerliche Konzept tisch nicht durchsetzbar. Megahub Zürich fördern. Solidair basiert deshalb auf lärm- neutralem Wachstum.

Zemp Franz, FDP, Zu bevorzugen sind alle Varianten Der Gemeinderat Bassersdorf Sofern die vernünftigen Politi- Der Gemeinderat hat sich für Gemeinde- mit bestehendem Pistensystem. Für unterstützt den Verzicht auf ei- ker delegiert werden, sehe ich 320‘000 Flugbewegungen ent- präsident Bassersdorf sehe ich entweder eine nen Pistenausbau. Insofern be- durchaus die Möglichkeit einer schieden. Diese Anzahl scheint (Bassersdorf) Nord-Ausrichtung oder allenfalls grüsse ich die neue Haltung des Einigung mir nach wie vor realistisch. gleichmässige Verteilung. Regierungsrates. 4 Monatsinterview Dorf-Blitz 12/2006

Nürensdorf soll eine vermietbare Waldhütte erhalten «Wir wollen etwas Dauerhaftes bauen»

Gemäss der per 1. Januar in Kraft Was passiert, wenn die Stimm- getretenen Kantonsverfassung berechtigten aus Breite-Hakab am werden die Zivilgemeinden im 22. Dezember den Antrag für den Kanton Zürich bis Ende 2009 auf- Hypothekarkredit oder das Darle- gelöst. In Nürensdorf betrifft dies hen von 100'000 Franken ableh- die beiden Zivilgemeinden Breite- nen? Wohin würde das Vermögen Hakab und Oberwil. Der Präsident fliessen? von Breite-Hakab, Hans-Peter In- Ich bin überzeugt, dass das Projekt gold, erzählt über das Projekt ei- Zustimmung findet, denn es wird ner neuen Waldhütte «Grünen- eine tolle Sache. Falls die Fremdfi- wald» beim «Zelglihof» in der nanzierung des Fehlbetrages abge- Breite. lehnt würde, könnte dies die Realisie- rung des ganzen Projektes tatsächlich von Willi Kobel in Frage stellen. Scheitert dieses, dann geht das ganze Vermögen von Wie ist Ihnen zumute, mit dem rund 260'000 Franken an die Ge- Wissen, dass Ihr Lieblingskind meinde Nürensdorf. «Zivilgemeinde» abgeschafft Hans-Peter Ingold engagiert sich mit aller Kraft und Energie für das neue wird? Blockhaus in der Breite. (Bilder: Willi Kobel) Wie sieht die spätere finanzielle Ich bedaure den Abbau, existieren Belastung für die Politische Ge- doch die Zivilgemeinden seit über zwei WCs und Lagerraum, für 30 bis Wir haben übrigens bereits Spenden meinde Nürensdorf aus, wenn sie 200 Jahren. Von den ursprünglich 35 Personen geplant. Ein Fernsehap- bekommen: die Zivilgemeinde Ober- nach der Auflösung der Zivilge- etwa 300 im Kanton Zürich sind noch parat ist sicher kein Thema. wil schenkt uns aus dem eigenen meinde Besitzerin des Blockhau- 20 übrig geblieben. Im Rahmen der Wald das benötigte Weisstannen-Bau- ses sein wird? neuen Kantonsverfassung müssen Warum nur 30 bis 35 Plätze? Ge- holz. Auch für die vorgesehene Feuer- Ich rechne, dass wir weniger diese nun (leider) aufgelöst werden. rade für Firmen und Vereine wä- stelle hat sich bereits ein Spender als100'000 Franken Fremdkapital be- Damit werden auch die durch uns or- ren doch 50 Plätze ideal – bei anerboten – wir schätzen diese nob- nötigen. Der (neue) Quartierverein ganisierten Anlässe wie «Brätlete», praktisch gleichbleibenden Bau- len Gesten sehr. hat im Rahmen eines Nutzungsver- Waldräumungstage und Feste ver- kosten. trages die Auflage, das Fremdkapital schwinden. Im neuen Waldhütten- Der Kanton bewilligt für die Sie sprechen von einem kana- durch Vermietung der Waldhütte in- Projekt sehe ich hingegen Zukunft. Grösse des Gesellschaftsraums in dischen Blockhaus. Sind Sie zu- nert 50 Jahren zu amortisieren. In Deshalb habe ich schon viel Zeit und einer Waldhütte, inklusive Küche, lasten der Zivilgemeinde extra jedem Fall aber besitzt die Gemeinde Energie in das Projekt investiert. höchstens 40 Quadratmeter, was nach Kanada gereist? Nürensdorf als Gegenwert die ganze Raum für 30 bis 35 Plätze bietet. Im (lacht) Nein, wir von der Vorsteher- Hütte als Pfand. Sie möchten mit dem Vermögen Sommer ergibt sich durch die Nut- schaft sind nicht nach Kanada geflo- der Zivilgemeinde eine Waldhütte zung des überdachten Aussen- Im Januar möchten Sie eine Bet- bauen, statt es der Gemeinde Nü- raumes eine Verdoppelung der ver- «Ein kanadisches telaktion starten. Welchen Ertrag rensdorf überlassen? fügbaren Plätze. Blockhaus wirkt am erachten Sie als realistisch? Es war von Anfang klar, dass die Wir starten keine Bettelaktion. Wir Politische Gemeinde Rechtsnachfol- Sie rechnen mit rund 385'000 Waldrand phantas- fragen nach Gönnerbeiträgen. Den gerin wird, oder vereinfacht gesagt: Franken Anlagekosten. Geht es tisch.» Gönnern soll etwas Spezielles gebo- dass sie erbt. Der Gemeinderat hat nicht auch günstiger? ten werden. Wir glauben, dass diese jedoch klar signalisiert, dass sich Nü- Natürlich ginge es auch günstiger. gen, sondern haben das schöne Ob- Aktion gegen 25'000 Franken ein- rensdorf nicht an dem Vermögen der Vor allem dann, wenn wir uns nicht jekt «Cheiberiet» in Illnau besichtigt. bringen dürfte. Zivilgemeinde bereichern möchte. Ei- für ein kanadisches Blockhaus ent- Die verschränkte, verkeilte Holzbau- ner sinnvollen Verwendung des Ver- schieden hätten, sondern nur für eine weise – eben ein sogenanntes kana- Bestehen in unserer Gemeinde mögens wolle er keine Steine in den einfache Waldhütte. Wir wollen aber disches Blockhaus – wirkt am Wald- überhaupt ein Bedürfnis und In- Weg legen – im Gegenteil. etwas Dauerhaftes bauen. Vergessen rand phantastisch. teresse an einer Waldhütte? wir nicht, dass in den scheinbar ho- Davon bin ich restlos überzeugt. hen Kosten rund 40‘000 Franken für Ist die Hütte beheizbar und Einerseits soll es dem Quartierverein «Es wird keine die Zuleitung von Strom und Wasser kann somit ganzjährig benutzt (dem neu zu gründenden Trägerver- Luxushütte gebaut.» ab dem Zelglihof und die Kanalisati- werden? ein) als Vereinslokal dienen, und an- onsleitung nach Breite inbegriffen Die Hütte kann das ganze Jahr be- dererseits kann die Hütte gemietet Wie soll die neue Hütte im Grü- sind. Dazu kommen rund 60'000 nutzt werden. Für das Beheizen des werden. nenwald (Nähe Zeglihof/NOK) Franken für die Vorbereitung von 40 Quadratmeter grossen Innen- ausgestattet sein? Wird es eine Lu- Baugrund und Fundament. Die neus- raums haben wir einen Specksteino- Welche Anlässe sollen in der xushütte inklusive TV? ten Zahlen der Offerten zeigen aber, fen vorgesehen, aus Sicherheits- Waldhütte stattfinden? Sami- Es wird keine Luxushütte gebaut. dass das Projekt günstiger als gründen jedoch kein offenes Chemi- chlausfeiern, Sommernachts- und Sie ist, unter anderem mit Küche, 385'000 Franken zu stehen kommt. née. Geburtstagsfeste, oder ist anderes Dorf-Blitz 12/2006 Monatsinterview 5 gefragt? Wer darf die Hütte mie- ten? Auch Auswärtige? Grundsätzlich steht das Haus je- dermann offen, also Privatpersonen, Vereinen und Firmen. Wir planen bei den Mietpreisen drei Stufen. Eine «Das Haus steht jedermann offen, also Privatpersonen, Vereinen und Firmen.» erste für Vereinsmitglieder, eine zweite für Einwohner der Gemeinde Nürensdorf und eine dritte für Aus- wärtige.

Das tönt vielversprechend. Mit wievielen Vermietungen rechnen Sie? Wir rechnen mit etwa 90 Anlässen Nürensdorf soll eine Waldhütte ähnlich dem «Cheiberiet» (im Bild) in Illnau erhalten. pro Jahr. Aufgrund der Erfahrungen von Illnau sind wir optimistisch, die se Sollen der Betrieb und Unterhalt Ich bin grundsätzlich ein Optimist. Was meinen die Jäger dazu, die Zahl auch zu erreichen. Es besteht ein später durch einen Verein sicher- Aber wir sind bereits im Gespräch ihre Waldhütte im Hohenasp auf- echtes Bedürfnis. Nicht zu vergessen gestellt werden? Besteht nicht das mit potenziellen Anwärtern für die geben müssen? Die muss ja auf- ist, dass, wie schon gesagt, nebst Pri- Risiko, dass es hier ähnlich gehen Aufgaben von Unterhalt, Vermietung grund einer Vorgabe des Kantons vaten auch Firmen und Vereine diese wird wie bei anderen Vereinen, und Kontrollgängen. Dieses Thema bei der Erstellung der neuen Wald- Hütte mieten können. beispielsweise dem Jugendtreff? ist dann aber wiederum Sache des hütte abgerissen werden. Waren Das Interesse am neu zu grün- Quartierverein-Vorstandes. sie in den Verhandlungen mit dem Was kostet die Miete? denden Quartierverein Hakab-Breite Kanton zuwenig hartnäckig? Die Mietbeträge sind zur Zeit noch ist sehr gross. Nach der schriftlichen Haben Sie keine Angst vor Van- Klar, die Jäger haben keine Freude. nicht definitiv festgelegt und sind Sa- Umfrage im Sommer haben wir in dalenakten? Denn mit dem Abbruch der von ihnen che des Quartiervereins. Eine einma- kürzester Zeit 120 provisorische An- Natürlich ist dies auch eine un- gemieteten und bewirtschafteten Hütte lige Vermietung wird für Auswärtige meldungen erhalten, allein aus den serer Sorgen. Die gewählte schnör- im Hohenasp ist ihr eigenes Lokal weg. um die 300 Franken sein, und zwar Quartieren Breite und Hakab, ohne kelfreie, gut überschaubare Archi- Sie wehren sich vehement. Ich muss unabhängig davon, ob das Lokal be- Nürensdorf, Oberwil und Birchwil. tektur bietet mit entsprechenden aber darauf hinweisen, dass die Ge- reits ab Mittag oder nur am Abend Dieses Ergebnis hat uns in unseren Fenster- und Türsicherungen wenig benützt wird. Für die Mitglieder und Bestrebungen enorm gestärkt. Eben- Möglichkeiten für unbemerkte Van- «Alle noch so gut Nürensdorfer Einwohner werden wir falls sehr erfreulich ist die Tatsache, dalenakte, doch wird dies stets ein gemeinten Ideen tiefere Ansätze verlangen. dass wir schon spontane Angebote heikles Thema bleiben. Soll deshalb für die Mitarbeit im Vereinsvorstand aber auf den Bau einer Waldhütte wurden vom Kanton Wie steht es mit der Zufahrt und erhalten haben. verzichtet werden? Zudem hat man verworfen.» den Parkplätzen? vom direkt gegenüberliegenden Direkt bei der Hütte gibt es keine Wer soll putzen, Schnee räumen «Zelglihof» aus rund 170 Metern meinde als Besitzerin der Waldhütte Parkplätze, aber gegenüber der NOK und sonst für Ordnung sorgen? Sind Distanz beste Einsichtsmöglich- und wir alles unternommen haben, um existieren solche. Die Entfernung ist Sie nicht etwas zu optimistisch? keiten. die Hütte nicht abbrechen zu müssen. nur etwa 200 Meter. Zudem haben Es wurden Lösungen mit den Beteilig- wir gute Busverbindungen, so dass ten gesucht und dem Kanton prakti- auch Nichtmotorisierte die Hütte gut kable Alternativvorschläge unterbrei- erreichen können. tet. Im direkten Gespräch mit der Jagd- gesellschaft wurde auch die Benützung Wann soll das erste grosse Fest der neuen Waldhütte im Grünenwald stattfinden? angeboten. Aber alle noch so gut ge- Hoffentlich in einem Jahr, also im meinten Ideen wurden vom Kanton mit Dezember 2007, sollte die Einwei- der Begründung verworfen, dass pro hung erfolgen können. Gemeinde nur eine (mietbare) Wald- hütte erlaubt sei und mit dem explizi- Kommt dann bereits der Sa- ten Hinweis, dass den Bedürfnissen der michlaus? Jagdgesellschaft in der neuen Wald- (lacht). Jawohl. Dies ist unsere Ziel- hütte ebenfalls Rechnung zu tragen sei. vorstellung. Der Esel wird heute be- Trotz einiger Widrigkeiten freuen wir reits gefüttert, und der Schmutzli uns aber heute schon auf unser neues rüstet seinen Sack! Kanadische Blockbauweise. Blockhaus im Grünenwald. Ⅲ