Göttinger Kostbarkeiten : Handschriften, Drucke Und

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Göttinger Kostbarkeiten : Handschriften, Drucke Und 54953_Cimelien_US 14.09.2006 15:06 Uhr Seite 1 öttinger Kostbarkeiten Handschriften, Drucke, Göttinger Kostbarkeiten Einbände aus zehn Jahrhunderten Der Ausstellungskatalog „Göttinger Kostbarkeiten – Handschriften, Drucke und Einbände aus zehn Jahrhunderten“ zeigt 125 schöne, außergewöhnliche und besonders wichtige Werke der Niedersäch- sischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Die Auswahl ihrer Schätze vermittelt einen Eindruck von dem erstaunlichen Reichtum und der außerordentlichen Vielfalt der Bestände einer Bibliothek, die bereits im 18. Jahrhundert Vorbild für Bibliotheks- gründungen in Deutschland, in Europa und in Amerika wurde. Zugleich bietet sie einen anschaulichen Einblick in die Erwerbungs- geschichte der Bibliothek und zeigt, aus welch unterschiedlichen Quellen die Göttinger Bibliothekare gezielt und systematisch einzelne Titel oder ganze Sammlungen erwarben, auf welch verschlungenen und mitunter abenteuerlichen Wegen Handschriften und Bücher Göttinger Bibliotheksschriften 35 ihren Weg nach Göttingen fanden, um einen Bestand von einzig- artiger Dichte zu bilden. 35 Hrsg. Elmar Mittler Göttinger Kostbarkeiten Handschriften, Drucke und Einbände aus zehn Jahrhunderten Bearbeitet von Silke Glitsch Joachim Migl Helmut Rohlfing Göttinger Bibliotheksschriften 35 © Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen 2006 Digital Imaging: Martin Liebetruth, GDZ Umschlag, Satz und Druck: AZ Druck und Datentechnik, Kempten ISBN- 10 : 3-930457-79-2 ISBN- 13 : 978-3-930457-79-3 Inhalt Zum Geleit .............................................................................................................. 4 Zur Einführung Buchgeschichte und Provenienzermittlung. ......................................... 6 Kapitel 1 Der Grundstock im Jahre 1734. .......................................................... 10 Kapitel 2 Schenkungen vollständiger Sammlungen. .......................................... 26 Kapitel 3 Herkunft aus öffentlichen Institutionen. ............................................. 46 Kapitel 4 Wer bietet mehr? Ersteigert auf Auktionen. ........................................ 74 Kapitel 5 Buchhandel und Antiquariat. .............................................................. 98 Kapitel 6 Von adliger Herkunft ........................................................................ 112 Kapitel 7 Göttinger Gelehrte. ........................................................................... 134 Kapitel 8 Auswärtige Wissenschaftler. ............................................................. 174 Kapitel 9 Aus den Bibliotheken privater Büchersammler. ............................... 200 Kapitel 10 In Dankbarkeit verbunden – Schenkungen Ehemaliger. .................. 220 Kapitel 11 Autographa Lutheri. .......................................................................... 252 Kapitel 12 Die Sammlung Deutscher Drucke des 18. Jahrhunderts. ................. 260 Kapitel 13 Wissenschaftliche Nachlässe. ........................................................... 272 Register Verfasser, Anonyma, Drucker, Vorbesitzer und Provenienzen. ........ 282 Verzeichnis Beiträger. .......................................................................................... 286 3 Zum Geleit Für die neue Konzeption einer Forschungs- Handgezeichnete und gedruckte historische universität wurde seit ihrer Gründung im Karten gehören dazu ebenso wie die wissen- Jahre 1734 die Göttinger Universitätsbiblio- schaftlichen Nachlässe bedeutender Göttinger thek mit einem schnell wachsenden Litera- Gelehrter. Das breite Spektrum sei an einigen turbestand ausgestattet, der in liberaler Weise Beispielen wie dem Fuldaer Sakramentar Professoren wie Studierenden bereitgestellt von 975, der zum UNESCO-Weltkulturerbe wurde. Sie diente als wichtige Grundlage zählenden Göttinger Gutenbergbibel, reich für den Ruhm der Göttinger Professoren, illustrierten Frühdrucken wie der Weltchronik wie Jacob Grimm einmal schrieb. Modern von Hartmann Schedel oder dem in Ulm gesprochen könnte man „Exzellenz durch gedruckten Weltatlas nach Ptolemaeus und Information“ als Grundsatz des Hannöver- der Korrespondenz Albert Einsteins mit dem schen Kurators Gerlach Adolph von Münch- Göttinger Mathematiker Felix Klein gezeigt. hausen bezeichnen, den er insbesondere in Zusammenarbeit mit Christian Gottlob Heyne Es gehört nicht zu den besonderen Kenn- in jahrzehntelanger engagierter Aufbauarbeit zeichen der Georgia Augusta, dass sie ihre umsetzte. Auf ihren unvergleichlichen Bü- Kostbarkeiten prunkvoll zur Schau stellt. cherschatz gestützt – Fabian sollte ihn später Und doch besteht eine Verpflichtung, einer ein ideales Forschungsinstrument nennen – breiteren Öffentlichkeit diese wichtigen wuchs die Georgia Augusta bis zum Ende des Zeugnisse unserer kulturellen Überlieferung 18. Jahrhunderts zur größten und führenden vorzustellen. Deshalb bin ich sehr dankbar Hochschule des deutschen Sprachraumes dafür, dass meine Kolleginnen und Kollegen empor. Kontinuierlich wurden diese Bestände in der Ausstellung „Göttinger Kostbarkeiten – gepflegt; glücklicherweise erlitten sie kaum Handschriften, Drucke und Einbände aus Kriegsverluste. Daraus sind der Bibliothek zehn Jahrhunderten“ eine kenntnisreiche Aus- vielfältige Aufgaben u. a. als deutsche Nati- wahl dieser Schätze der Universität zeigen: onalbibliothek für das 18. Jahrhundert und 125 schöne, außergewöhnliche, besonders Sondersammelgebietsbibliothek für viele wichtige Werke vermitteln nicht nur einen Fachgebiete innerhalb der nationalen verteil- Eindruck von dem erstaunlichen Reichtum ten Forschungsbibliothek erwachsen. und der beeindruckenden Vielfalt der Bestän- de der Bibliothek; sie bieten zugleich einen In Heynes Charakterisierung der Erwerbungs- anschaulichen Einblick in die Erwerbungsge- politik wird das hochgesteckte Ziel formu- schichte der Bibliothek und zeigen, auf welch liert, alles zu sammeln, was den Fortschritt verschlungenen und mitunter abenteuerlichen der Wissenschaft dokumentiert. Kauf „nach Wegen Handschriften und Bücher ihren Weg Prachtliebe“ oder „nach dem Schein des nach Göttingen fanden, aus welch unter- Äußerlichen“ wird dagegen ausdrücklich schiedlichen Quellen die Göttinger Bibliothe- ausgeschlossen. Umso überraschender ist es, kare gezielt und systematisch einzelne Titel einen Blick in die Sondersammlungen der oder ganze Sammlungen erwarben, um in Göttinger Universitätsbibliothek zu werfen. der Summe einen gut erschlossenen Bestand Sie reichen von mittelalterlichen Hand- von erstaunlicher Dichte zu bilden. Es ver- schriften von höchster Kostbarkeit über eine wundert nicht, dass diese Bibliothek bereits bedeutende Inkunabelsammlung bis hin zu im 18. Jahrhundert als Vorbild für Neugrün- vielen seltenen Drucken, die immer wieder dungen und Neugestaltungen in Deutschland, auch mit prächtigen Einbänden versehen sind. in Europa und in Amerika diente. 4 Ausstellung und Katalog sind das Ergebnis engagierter Mitarbeit vieler. Hier sind vor allem Dr. Helmut Rohlfing, Leiter der Ab- teilung für Handschriften und Alte Drucke, Dr. Joachim Migl, Leiter der Sammlung Deutscher Drucke 1701 – 1800, und Dr. Silke Glitsch, Referentin für Ausstellungen und Öffentlichkeitsarbeit, zu nennen. Weitere Ex- ponatbeschreibungen wurden von den Fach- referenten Dr. Wilfried Enderle, Dr. Heinz Fuchs, PD Dr. Katharina Habermann, Dr. Jens Mittelbach, Mechthild Schüler, Dr. Werner Schwartz und Dr. Arnulf Timm, von den Bi- bliotheksreferendaren Jens Ilg und Dr. Andrea Kölbl sowie den Ausstellungspraktikantinnen Stefanie Krinninger, Kathrin Nordmeyer und Diana Walz beigesteuert. Dr. Helmut Kind, Prof. Dr. Kathryn M. Olesko, Dr. Gerd Unverfehrt und Dr. Horst Zehe waren spontan bereit, dem interessierten Besucher und Leser ihre Forschungsgebiete zu vermitteln. Den Ausstellungsaufbau hat Kathrin Sülflohn, die Digitalisierung der zahlreichen Katalogab- bildungen Martin Liebetruth in gewohnter Professionalität bewerkstelligt. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank. 125 Göttinger Kostbarkeiten – diese nicht gerade kleine Zahl darf nicht darüber hinweg- täuschen, dass sie nur einen winzigen Teil dessen widerspiegeln, was den Wert und den Reichtum der Göttinger Bibliothek ausmacht. Viele sehenswerte Stücke mussten notgedrun- gen unberücksichtigt bleiben. In den Lesebe- reichen der Bibliothek oder in digitalisierter Form aber stehen sie dem Nutzer zum „freyen und unbeschwerten Gebrauche“ auch künftig zur Verfügung. Göttingen, im September 2006 Prof. Dr. Dr. h. c. Elmar Mittler 5 Zur Einführung Buchgeschichte und Provenienzermittlung Im Mai 1773 reiste der Bibliothekskustos Je- und Leipzig hatte er seit 1767 eine Stelle als remias Nikolaus Eyring (1739 – 1803) im Auf- Frühprediger inne, die er aber nur bis 1771 trage Christian Gottlob Heynes (1729 – 1812), behielt. Seine nächste Anstellung bekam er Professor und Leiter der Universitätsbiblio- erst 1774 als Pfarrer in Henfenfeld. Zu dem thek, mit sieben Dukaten von Göttingen nach Zeitpunkt, als Heyne mit ihm über den Bel- Nürnberg. Dort sollte er die Summe dem Be- lifortis verhandelte, hatte Stoy anscheinend sitzer einer spätmittelalterlichen Handschrift kein regelmäßiges Einkommen und war mög- aushändigen, über deren Anschaffung für die licherweise gerade so knapp bei Kasse, dass Göttinger Bibliothek Heyne mehrere Wochen er sich zum Verkauf der Handschrift genötigt verhandelt und schließlich einen Abschluss sah und am Ende die finanziellen Vorschläge erzielt hatte. aus Göttingen akzeptierte. Ursprünglich hatte Stoy einmal 20 Dukaten erzielen wollen, Gegenstand des Geschäftes war
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