Historische Verkehrswege Küsnacht
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Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler Strassenverlauf zwischen Erlenbach und Herrliberg Auszug aus: «Allgemeine Angaben und vorläufige Ergebnisse zur Geschichte der Familie Bindschedler» Stand der Forschung 2010 Seite 1 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler Inhaltsverzeichnis 1.1 Strassenverlauf zwischen Erlenbach und Herrliberg ........................................................................ 3 1.1.1 Route A (Gyger-Karte) .................................................................................................................. 7 1.1.2 Route B (Gyger-Karte) .................................................................................................................. 9 1.1.3 Route C (Gyger-Karte) .................................................................................................................. 9 1.1.4 Route D (Gyger Karte) ................................................................................................................ 19 Seite 2 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler 1.1 Strassenverlauf zwischen Erlenbach und Herrliberg Weiter wird zur Standortbestimmung der Burg Herdiberg immer wieder auf die Strasse verwiesen, «die von der Schipf hinaufgeht». Leider sind wir nur unzureichend über die Entwicklung des Strassennetzes infor- miert, welches sich im Laufe der Jahrhunderte ebenfalls stark verändert hatte. Zunächst wird versucht, den Strassenverlauf zwischen Erlenbach und Herrliberg zu klären. In römischer Zeit war die Region des rechten Zürichseeufers dünn besiedelt. Es wurden zwar einige römi- sche Funde geborgen, sowie eine Villa in Erlenbach auf der oberen Allmend und in Appenhalde, Obermeilen entdeckt. Allgemein geht man davon aus, dass eine römische Strasse von Zürich nach Kempraten bestan- den hatte, wenn auch über deren Verlauf die Meinungen auseinandergehen.1 Der Verlauf der römischen Wege und Strassen am rechten Zürichseeufer wurde bisher wenig bis gar nicht untersucht. Lediglich für die Hauptverkehrsachsen im Kanton Zürich liegen verlässliche Routen vor. Nachfolgend eine Karte, die das Gebiet der heutigen Schweiz zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert sowie die damaligen in der Region Zürich vorhandenen Strassen und Hauptverkehrswege zeigt. Abbildung 12 Nach dem Zerfall der römischen Organisation und Herrschaft erfolgte die Besiedlung des Landes durch die Alemannen, meist den Flussläufen entlang oder an den ehemaligen römischen Strassen. Die im 8. oder frü- hen 9. Jahrhundert gegründeten alemannischen Siedlungen Breitwil, Intwil, Wetzwil in Herrliberg und Togg- wil in Meilen sind fast in direkter Linie perlschnurartig aufgereiht und könnten durchaus entlang einer ehema- ligen Römerstrasse errichtet worden sein. Die römischen Baumeister werden mit Sicherheit erkannt haben, dass die Route oberhalb des Sees mit viel weniger Aufwand, mit geringer Steigung und erst noch in direkter Linie nach Kempraten, dem ehemaligen «Centum Prata» geführt werden konnte. Die Route dem See ent- lang war von der Steigung her gesehen interessant, doch die steilen Ufer, die unberechenbaren Wildbäche, die in den See mündeten, und die regelmässigen Überschwemmungen im Uferbereich hätten mit ungleich höherem Aufwand überwunden und vor allem unterhalten werden müssen. Die Route wäre überdies um ei- niges weiter gewesen als eine Strasse in der Höhe. Dies sah auch Hans Kläui so.3 Natürlich war der See eine wichtige Verkehrsverbindung, von der jedoch hier nicht die Rede sein wird. Bis weit ins Mittelalter wird diese ehemalige Römerstrasse wohl eine der wenigen überregionalen Verbindungen gewesen sein. Ältere Karten, wie zum Beispiel diejenige von Jos Murer (1530-1580), die 1566 im Massstab von etwa 1:56 000 gezeichnet wurde, enthält keinerlei Angaben zum Verlauf der Strassen.4 Eine der ersten Landkar- ten, die Auskunft über den genauen Verlauf der Verkehrswege geben kann, ist die grosse Gyger-Karte des 1 Kläui Hans: Der Raum Herrliberg in Frühzeit, Mittelalter und altem Zürcher Staat. In: Geschichte der Gemeinde Herrliberg. Band 1, Teil I. Chronikkommission Herrliberg 1980, S.18 2 http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Historische_Karte_CH_Rom_1. png&filetimestamp= 20060716161222 vom 29.07.2009 3 Kläui Hans: Der Raum Herrliberg in Frühzeit, Mittelalter und altem Zürcher Staat. In: Geschichte der Gemeinde Herrliberg. Band 1, Teil I. Chronikkommission Herrliberg 1980, S.18-19 4 Murer, Jos, Karte des Kantons Zürich 1566. Erläuterungen von Hans Conrad Peyer. Zürich: Matthieu, 1966. Seite 3 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler Kantons Zürich, welche wegen ihrer Genauigkeit gerühmt wird. Hans Conrad Gyger (1599-1674), Karto- graph, Mathematiker und Glasmaler, veröffentlichte nach 38-jähriger Arbeit im Jahre 1676 die berühmte Kar- te des Kantons Zürich im Massstab 1:32 000. Er ersetzte die bisher übliche Seitenansicht (Vogelperspektive) durch ein lückenloses Reliefbild mit Horizontalprojektion des Geländes und verband meisterhaft wissen- schaftliche Präzision mit künstlerischer Feinarbeit.5 Die Zuverlässigkeit dieser Karte ist so hoch, dass Verkehrswege mit etwas Geschick entzerrt und auf Landkarten 1:25 000 des 19. und 20. Jahrhunderts übertragen werden können. Die nachfolgende Überprüfung im Gelände bestätigt oftmals die hohe Qualität von Gygers Arbeit.6 Nachfolgend ein Ausschnitt aus der Zürcher Karte nach Hans Conrad Gyger aus dem 17. Jahrhundert (Staatsarchiv Zürich) mit den heutigen Gemeinden Küsnacht, Erlenbach und Herrliberg und dem Grenzge- biet zur Gemeinde Meilen. Weiter erkennt man die ausgedehnten und zahlreichen Rebgebiete in den er- wähnten Gemeinden, sowie das Strassennetz.7 Die Route A, vielleicht die alte Römerstrasse, führte von Zollikon-Küsnacht-Allmeind über die sagenumwobene Burg Balp nach Breitweil, Intweil bis nach Wetzweil. Die Weiler Rütihof und Hasenacher sind nicht an die erwähnte Strasse angebunden, ebenso fehlt eine Fort- setzung Richtung Toggwil oder Friedberg in Meilen. Möglich, dass abgegangene oder heute noch bestehen- de Flurwege eine Fortsetzung dieser Strasse gewesen sein könnten. Die Route B als Abzweiger von der Strasse A von Allmeind-Schmalzgrub-Tobelmüli nähe Zumikon. Die Route C von Zollikon unmittelbar dem See entlang nach Küsnacht und von der Kirche aus etwas landeinwärts am Fusse der Rebberge entlang nach Heslibach und Erlenbach weiter nach Winkel über den Herdiberg, Grüt, direkt zur Kirche Herrliberg. Ein Abzweiger, die Route D, ab Grüt an den See hinunter zu im Loch und folgt dem See nach Meilen. Eine weitere Route E von Küsnacht aus in der Nähe des Sees über Wyden nach der Kirche Erlenbach. Die Burg Balp im Gebiet um Küsnacht konnte bisher nicht lokalisiert werden und ist bis heute nicht gefunden worden. In Gerold Edlibachs Wappenbuch 1486 werden die Herren von Balb beziehungsweise «de balb ob kusnach edel frig» erstmals erwähnt, später in der Stumpf Chronik 1548, der Gyger Karte 1667, in der Be- schreibung des Zürichsees von Hans Erhard Escher 1692 und in Bluntschlis Memorabilia Tigurina 1742. Letzterer bezieht sich auf Hans Erhard Escher und Johannes von Winterthur. In anderen Chroniken wird dieses Geschlecht nicht erwähnt. Es ist damit fraglich, ob überhaupt eine Burg in dieser Region bestanden hatte.8 5 Schweizer Lexikon in sechs Bänden. Band 3 Gen-Kla. Kollektivgesellschaft Mengis+Ziehr (Hrsg.). Verlag Schweizer Lexikon 1992. S.284-285 6 Bundesamt für Strassen ASTRA(Hrsg.): Historische Verkehrswege im Kanton Zürich. Eine Publikation zum Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz IVS. Bern 2007. S.8 7 Kläui Hans: Der Raum Herrliberg in Frühzeit, Mittelalter und altem Zürcher Staat. In: Geschichte der Gemeinde Herrliberg. Band 1, Teil I. Chronikkommission Herrliberg 1980, S.35 und 38-39 8 Bader Christian: Die Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH mit einem Beitrag von Benedikt Zäch. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Band 25. Schweizerischer Burgenverein(Hrsg.). Basel 1998. S.10-12 Seite 4 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler Abbildung 2 Seit einiger Zeit wird der Verlauf der historischen Strasse und Wege durch das Bundesamt für Strassen (Astra) systematisch erfasst und erforscht. Die nachfolgende Abbildung zeigt in etwa denselben Kartenaus- schnitt aus der Landeskarte der Schweiz. Rot eingezeichnete Strasse sind Strassen von nationaler, blaue von regionaler und hellblaue von lokaler Bedeutung. Für die Identifizierung der Strassen und Wege werden die Inventarnummern, die bearbeiteten Landeskarten 1:25 000 Nr.1091, 1111 und 1112, sowie die ebenfalls bearbeitete Siegfriedkarte des «Bundesamt für Strassen» (ASTRA) verwendet.9 9 Bundesamt für Strasse ASTRA: Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz, Stand 2009 Seite 5 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler Abbildung 3 Die Landeskarte der Schweiz 1:25 000 eignet sich wegen des stark überbauten Gebietes für die Verfolgung der Strasse nicht. Es wird der Einfachheit halber hier ein Ausschnitt der Siegfriedkarte verwendet. Abbildung 4 Seite 6 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler 1.1.1 Route A (Gyger-Karte) Die Route A ist nur teilweise bekannt.