Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Strassenverlauf zwischen Erlenbach und

Auszug aus:

«Allgemeine Angaben und vorläufige Ergebnisse zur Geschichte der Familie Bindschedler»

Stand der Forschung 2010

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Inhaltsverzeichnis

1.1 Strassenverlauf zwischen Erlenbach und Herrliberg ...... 3 1.1.1 Route A (Gyger-Karte) ...... 7 1.1.2 Route B (Gyger-Karte) ...... 9 1.1.3 Route C (Gyger-Karte) ...... 9 1.1.4 Route D (Gyger Karte) ...... 19

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1.1 Strassenverlauf zwischen Erlenbach und Herrliberg

Weiter wird zur Standortbestimmung der Burg Herdiberg immer wieder auf die Strasse verwiesen, «die von der Schipf hinaufgeht». Leider sind wir nur unzureichend über die Entwicklung des Strassennetzes infor- miert, welches sich im Laufe der Jahrhunderte ebenfalls stark verändert hatte. Zunächst wird versucht, den Strassenverlauf zwischen Erlenbach und Herrliberg zu klären.

In römischer Zeit war die Region des rechten Zürichseeufers dünn besiedelt. Es wurden zwar einige römi- sche Funde geborgen, sowie eine Villa in Erlenbach auf der oberen Allmend und in Appenhalde, Obermeilen entdeckt. Allgemein geht man davon aus, dass eine römische Strasse von Zürich nach bestan- den hatte, wenn auch über deren Verlauf die Meinungen auseinandergehen.1 Der Verlauf der römischen Wege und Strassen am rechten Zürichseeufer wurde bisher wenig bis gar nicht untersucht. Lediglich für die Hauptverkehrsachsen im Kanton Zürich liegen verlässliche Routen vor. Nachfolgend eine Karte, die das Gebiet der heutigen Schweiz zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert sowie die damaligen in der Region Zürich vorhandenen Strassen und Hauptverkehrswege zeigt.

Abbildung 12

Nach dem Zerfall der römischen Organisation und Herrschaft erfolgte die Besiedlung des Landes durch die Alemannen, meist den Flussläufen entlang oder an den ehemaligen römischen Strassen. Die im 8. oder frü- hen 9. Jahrhundert gegründeten alemannischen Siedlungen Breitwil, Intwil, Wetzwil in Herrliberg und Togg- wil in sind fast in direkter Linie perlschnurartig aufgereiht und könnten durchaus entlang einer ehema- ligen Römerstrasse errichtet worden sein. Die römischen Baumeister werden mit Sicherheit erkannt haben, dass die Route oberhalb des Sees mit viel weniger Aufwand, mit geringer Steigung und erst noch in direkter Linie nach Kempraten, dem ehemaligen «Centum Prata» geführt werden konnte. Die Route dem See ent- lang war von der Steigung her gesehen interessant, doch die steilen Ufer, die unberechenbaren Wildbäche, die in den See mündeten, und die regelmässigen Überschwemmungen im Uferbereich hätten mit ungleich höherem Aufwand überwunden und vor allem unterhalten werden müssen. Die Route wäre überdies um ei- niges weiter gewesen als eine Strasse in der Höhe. Dies sah auch Hans Kläui so.3 Natürlich war der See eine wichtige Verkehrsverbindung, von der jedoch hier nicht die Rede sein wird. Bis weit ins Mittelalter wird diese ehemalige Römerstrasse wohl eine der wenigen überregionalen Verbindungen gewesen sein.

Ältere Karten, wie zum Beispiel diejenige von Jos Murer (1530-1580), die 1566 im Massstab von etwa 1:56 000 gezeichnet wurde, enthält keinerlei Angaben zum Verlauf der Strassen.4 Eine der ersten Landkar- ten, die Auskunft über den genauen Verlauf der Verkehrswege geben kann, ist die grosse Gyger-Karte des

1 Kläui Hans: Der Raum Herrliberg in Frühzeit, Mittelalter und altem Zürcher Staat. In: Geschichte der Gemeinde Herrliberg. Band 1, Teil I. Chronikkommission Herrliberg 1980, S.18 2 http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Historische_Karte_CH_Rom_1. png&filetimestamp= 20060716161222 vom 29.07.2009 3 Kläui Hans: Der Raum Herrliberg in Frühzeit, Mittelalter und altem Zürcher Staat. In: Geschichte der Gemeinde Herrliberg. Band 1, Teil I. Chronikkommission Herrliberg 1980, S.18-19 4 Murer, Jos, Karte des Kantons Zürich 1566. Erläuterungen von Hans Conrad Peyer. Zürich: Matthieu, 1966. Seite 3 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Kantons Zürich, welche wegen ihrer Genauigkeit gerühmt wird. Hans Conrad Gyger (1599-1674), Karto- graph, Mathematiker und Glasmaler, veröffentlichte nach 38-jähriger Arbeit im Jahre 1676 die berühmte Kar- te des Kantons Zürich im Massstab 1:32 000. Er ersetzte die bisher übliche Seitenansicht (Vogelperspektive) durch ein lückenloses Reliefbild mit Horizontalprojektion des Geländes und verband meisterhaft wissen- schaftliche Präzision mit künstlerischer Feinarbeit.5 Die Zuverlässigkeit dieser Karte ist so hoch, dass Verkehrswege mit etwas Geschick entzerrt und auf Landkarten 1:25 000 des 19. und 20. Jahrhunderts übertragen werden können. Die nachfolgende Überprüfung im Gelände bestätigt oftmals die hohe Qualität von Gygers Arbeit.6

Nachfolgend ein Ausschnitt aus der Zürcher Karte nach Hans Conrad Gyger aus dem 17. Jahrhundert (Staatsarchiv Zürich) mit den heutigen Gemeinden Küsnacht, Erlenbach und Herrliberg und dem Grenzge- biet zur Gemeinde Meilen. Weiter erkennt man die ausgedehnten und zahlreichen Rebgebiete in den er- wähnten Gemeinden, sowie das Strassennetz.7 Die Route A, vielleicht die alte Römerstrasse, führte von -Küsnacht-Allmeind über die sagenumwobene Burg Balp nach Breitweil, Intweil bis nach Wetzweil. Die Weiler Rütihof und Hasenacher sind nicht an die erwähnte Strasse angebunden, ebenso fehlt eine Fort- setzung Richtung Toggwil oder Friedberg in Meilen. Möglich, dass abgegangene oder heute noch bestehen- de Flurwege eine Fortsetzung dieser Strasse gewesen sein könnten. Die Route B als Abzweiger von der Strasse A von Allmeind-Schmalzgrub-Tobelmüli nähe Zumikon. Die Route C von Zollikon unmittelbar dem See entlang nach Küsnacht und von der Kirche aus etwas landeinwärts am Fusse der Rebberge entlang nach Heslibach und Erlenbach weiter nach Winkel über den Herdiberg, Grüt, direkt zur Kirche Herrliberg. Ein Abzweiger, die Route D, ab Grüt an den See hinunter zu im Loch und folgt dem See nach Meilen. Eine weitere Route E von Küsnacht aus in der Nähe des Sees über Wyden nach der Kirche Erlenbach.

Die Burg Balp im Gebiet um Küsnacht konnte bisher nicht lokalisiert werden und ist bis heute nicht gefunden worden. In Gerold Edlibachs Wappenbuch 1486 werden die Herren von Balb beziehungsweise «de balb ob kusnach edel frig» erstmals erwähnt, später in der Stumpf Chronik 1548, der Gyger Karte 1667, in der Be- schreibung des Zürichsees von Hans Erhard Escher 1692 und in Bluntschlis Memorabilia Tigurina 1742. Letzterer bezieht sich auf Hans Erhard Escher und Johannes von Winterthur. In anderen Chroniken wird dieses Geschlecht nicht erwähnt. Es ist damit fraglich, ob überhaupt eine Burg in dieser Region bestanden hatte.8

5 Schweizer Lexikon in sechs Bänden. Band 3 Gen-Kla. Kollektivgesellschaft Mengis+Ziehr (Hrsg.). Verlag Schweizer Lexikon 1992. S.284-285 6 Bundesamt für Strassen ASTRA(Hrsg.): Historische Verkehrswege im Kanton Zürich. Eine Publikation zum Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz IVS. Bern 2007. S.8 7 Kläui Hans: Der Raum Herrliberg in Frühzeit, Mittelalter und altem Zürcher Staat. In: Geschichte der Gemeinde Herrliberg. Band 1, Teil I. Chronikkommission Herrliberg 1980, S.35 und 38-39 8 Bader Christian: Die Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH mit einem Beitrag von Benedikt Zäch. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Band 25. Schweizerischer Burgenverein(Hrsg.). Basel 1998. S.10-12 Seite 4 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Abbildung 2

Seit einiger Zeit wird der Verlauf der historischen Strasse und Wege durch das Bundesamt für Strassen (Astra) systematisch erfasst und erforscht. Die nachfolgende Abbildung zeigt in etwa denselben Kartenaus- schnitt aus der Landeskarte der Schweiz. Rot eingezeichnete Strasse sind Strassen von nationaler, blaue von regionaler und hellblaue von lokaler Bedeutung. Für die Identifizierung der Strassen und Wege werden die Inventarnummern, die bearbeiteten Landeskarten 1:25 000 Nr.1091, 1111 und 1112, sowie die ebenfalls bearbeitete Siegfriedkarte des «Bundesamt für Strassen» (ASTRA) verwendet.9

9 Bundesamt für Strasse ASTRA: Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz, Stand 2009 Seite 5 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Abbildung 3

Die Landeskarte der Schweiz 1:25 000 eignet sich wegen des stark überbauten Gebietes für die Verfolgung der Strasse nicht. Es wird der Einfachheit halber hier ein Ausschnitt der Siegfriedkarte verwendet.

Abbildung 4

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1.1.1 Route A (Gyger-Karte)

Die Route A ist nur teilweise bekannt. Sie beginnt in Küsnacht mit der Strasse ZH142,10 welche in den Küsnachterberg führte. Nahe des Punktes 525 in der Allmend gab es gemäss der Gyger-Karte eine Abzwei- gung Richtung Wetzwil, doch im Inventar ist keine Strassenverzweigung bekannt. Gut möglich, dass die Strasse von der Allmend/Küsnacht über das Holletsmoos unterhalb des Stock den Heslibach überquerte und dann unterhalb des Infang Richtung der Strasse ZH1155.2 führte, um dieser dann ein kleines Stück zu folgen und im Bereich der Allmend/Erlenbach in die Strasse ZH14111 einzumünden (Route A1). Eine andere Möglichkeit bestünde darin, dass der Heslibach vor dem Holletsmoos überquerte wurde und die Strasse über Hesliben Aarhalden bis zur Strasse ZH1155.2 führte, um dann wiederum ein kurzes Stück dieser zu folgen und dann in die Strasse ZH141 einzumünden (Route A2). Die Strasse führte dann über die Kittenmühle/Breitwil, Intwil bis schliesslich nach Wetzwil.

Abbildung 5

Die Abbildungen von der Terrasse des Hotels Sedartis aus, beziehungsweise dem ehemaligen Thalwilerhof, zeigen deutlich die Beschaffenheit des Geländes auf der gegenüberliegenden Seeseite zwischen Küsnacht, Erlenbach und Herrliberg. Der mögliche Verlauf der Strasse ZH141 von der Allmend Küsnachts herkom- mend über die flachen Abhänge des Pfannenstils oberhalb Heslibach und Erlenbach ansteigend bis in die Gegend des Infang sind mit roten Pfeilen bezeichnet.

10 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH142. Stand Februar 1996 11 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH141. Stand 1.April 1995 Seite 7 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Abbildung 6

Vom Ifang her wäre denkbar, dass die römische Strasse in die Region Chappeli/Kittenmüli (ehemals Breitwil) oder in die Äbnet führte, um anschliessend über Wetzwil Richtung Meilen zu führen.

Abbildung7

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Abbildung 8

1.1.2 Route B (Gyger-Karte)

Der erste Teil ist die Strasse ZH142,12 die sich in der Gegend der Almend/Küsnacht verzweigt. Die Strasse ZH142.113 ist die in der Gygerkarte (1667) und bei Johannes Müller (1779: Vogtei Küssnacht und Herrliberg) erwähnte Strasse, die Schmalzgrueb nicht berührte und über Limberg nach Tobelmüeli führte und eine Fortsetzung bis in die Region Greifensee hatte. Weiter gab es einen Weg beziehungsweise die Strasse ZH142.2,14 die über Schmalzgrueb führte und dann bei Tobelmüeli wieder in die erwähnte Strasse ZH142.1 mündete. In der Wildkarte werden beide Linienführungen ZH 142.1 und ZH 142.2 erwähnt.

1.1.3 Route C (Gyger-Karte)

Die Linienführung der Alten Landstrasse kann anhand der Gyger-Karte (1620 und 1667) von Küsnacht aus über Erlenbach belegt werden. Nur bei Herrliberg (siehe weiter unten, sowie ZH20.1 und ZH20.1.6) ergeben sich einige Interpretationsprobleme, ausgerechnet im interessanten Bereich in der Umgebung der Schipf15. Es gibt drei historische Strassen von Küsnacht herkommend, wobei die zwei näher am See liegenden Strassen ZH20.1 und ZH20.2 sich vor Erlenbach vereinigen. In Küsnacht führt die Alte Landstrasse durch das erhöht gelegene Dorf, an der Kirche vorbei, über das Heslibacherfeld nach Widen ZH 20.116 und mündet dort in den ehemaligen Kirchweg von Widen nach Erlenbach ZH 20.217 (Route E). Eine andere, ältere Verbindung (ZH20.1.5) lief zuerst dem Dorfbach entlang hinauf bis Heslibach und dann am Fuss des ehe- maligen Rebbergs zur oberen Brücke in Erlenbach (STAZH, S 204 [1795] und V II 16b, Nebenstrassen Bezirk Meilen [23. 8. 1828]).18 Nach diesem Übergang über den heutigen Dorfbach vereinigten sich die

12 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH142. Stand Februar 1996 13 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH142.1. Stand Februar 1996 14 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH142.2. Stand Februar 1996 15 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH20.1. Stand Dezember 1995 16 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH20.1. Stand Dezember 1995 17 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH20.2. Stand Dezember 1995 18 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH20.1.5. Stand Januar 1996 Seite 9 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler beiden Strassen beim Zoller (Route C und E). Anzumerken ist, dass in der Gyger Karte die Route E in Erlenbach endet und in Richtung Herrliberg nicht eingezeichnet ist. In dieser Abbildung19 sind die beiden Strassen von Erlenbach herkommend gut erkennbar. Von der Kirche aus verläuft die Fortsetzung der in der Gyger Karte fehlenden Route E in Richtung Gehren und Winkel. In der Mitte der Zeichnung die Strasse Route C erkennbar, welche wohl Richtung heutiger Zoller/Haldenstrasse verläuft. Rechts in der Höhe der Rebturm.

Abbildung 9

Vom Zoller aus gibt es nun verschiedene Möglichkeiten. Erstens haben wir den sogenannten Einsiedlerweg oder Pilgerweg, der nahe am See verlief doch häufig überflutet und erst in den 30er Jahren des 19. Jahr- hunderts zur Seestrasse ausgebaut wurde.20 Dieser folgte wohl der heutigen Seestrasse bis zum Schipfgut, um danach auf das Bühl anzusteigen, welches in etwa beim heutigen Gartenpavillon und der Rotbuche liegt, um danach in etwa gerader Linie Richtung der heutigen Steinradstrasse zu führen.21 Grund dafür sind die steilen Abhänge in diesem Gebiet. Hätte man die Strasse dem See entlang führen wollen, wäre dies nur mit grossem Aufwand verbunden gewesen.

Wo die ursprüngliche Landstrasse im Mittelalter durchgeführt hatte, ist heute schwierig zu entscheiden. Sicher ist, dass diese im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert wohl vom Winkel über die heutige Maria- haldenstrasse in die Rebberge hinter der Mariahalden und der Schipf geführt hatte und dann allmählich über den Schipfrain, der heute noch in Spuren erkennbar ist, bis zur heutigen Bölstrasse angestiegen ist, wie die folgenden Abbildungen zeigen und im Inventar der historischen Verkehrswege erwähnt wird.22

Hintere Schipf oder Lavatersche Schipf der Vorläufer der heutigen Mariahalden um 1720. Zeichnung von Johann Melchior Füssli(1677-1736).23 Im Hintergrund, in den Rebbergen, ist die alte Landstrasse bezie- hungsweise der Schipfrain erkennbar. Der ungefähre Verlauf ist mit roten Pfeilen eingezeichnet.

19 Kuprecht K., Imhof W.: Erlenbach, Geschichte einer Zürichseegemeinde. Gemeinderat Erlenbach (Hrsg.), 1981. S.200 und Originalzeichnung Graphische Sammlung ETH Zürich. 20 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH20.2. Stand Dezember 1995 21 Schematischer Plan der Schipf und der Nachbarschaft gezeichnet von Annie von Meyenburg. Aus: Bilder der Gemeinde Herrliberg. Band 2. Chronikkommission Herrliberg 1980, S.17 22 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH20.2. Stand Dezember 1995 23 Kuprecht K., Imhof W.: Erlenbach, Geschichte einer Zürichseegemeinde. Gemeinderat Erlenbach (Hrsg.), 1981. S.227 und Originalzeichnung, Graphische Sammlung der Zentralbibliothek Zürich. Seite 10 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Abbildung 10

Lehensplan der Steinradgüter aus dem Schipfarchiv.24 Die rot eingezeichneten Pfeile bezeichnen den Ver- lauf der Landstrasse beziehungsweise des Schipfrains.

Abbildung 11

Uelinger J.C. Blick von der Landstrasse auf die Schipf und die Mariahalden um 172925

24 Von Meyenburg Hanns: Die Schipf von Herrliberg, Chronik eines Landgutes am Zürichsee. Verlag Berichthaus. Zürich 1957. S.64 25 Von Meyenburg Hanns: Die Schipf von Herrliberg, Chronik eines Landgutes am Zürichsee. Verlag Berichthaus. Zürich 1957. S.65 Seite 11 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Abbildung 12

Landsitz Mariahalde im Hintergrund Erlenbach, rechts auf der Anhöhe der Rebturm, im Vordergrund in der Mitte die Landstrasse und rechts am Bildrand unten ein Rebhaus oder die Scheune, Aquarell um 1780.26

Abbildung 13

Die Mariahalde mit dem Umgelände in den 1790er Jahren, Stich von Heinrich Bruppacher erschienen bei J. Hofmeister 1794. In der Mitte die Mariahalde, rechts unten am Bildrand die Schipf, rechts oben am Bild- rand die Scheune des Schipfgutes und im oberen Drittel der Abbildung die Landstrasse, welche unterhalb der Scheune parallel zum See verläuft in Richtung des Islers.27 Diese Abbildung zeigt jedoch ein ganz an- deres Bild. Die Strasse verläuft in dieser Abbildung nicht über den Mariahaldenweg, sondern über den Isler, das Haus links ist wohl weder der Mariahalden, noch dem weiter oben liegenden Bindschädler zuzuordnen.

26 Kuprecht K., Imhof W.: Erlenbach, Geschichte einer Zürichseegemeinde. Gemeinderat Erlenbach (Hrsg.), 1981. S.228 und Originalzeichnung, Graphische Sammlung der Zentralbibliothek Zürich. 27 Kuprecht K., Imhof W.: Erlenbach, Geschichte einer Zürichseegemeinde. Gemeinderat Erlenbach (Hrsg.), 1981. S.230 und Original im Ortsmueum Erlenbach. Seite 12 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Weiter ist die am See unten verlaufende befestigte Strasse erkennbar. Deutlich auch das Mariahalden-Tobel (a) und der Schipfbach (b) erkennbar.

Abbildung 14

Die Schipf auf einer Ofenkachel des Ofens im Esszimmer um 1745. Text und Abbildung.28 In dieser Abbildung ist der Verlauf unklar (siehe rote Pfeile). Es existierte offenbar eine waagrecht Richtung Erlenbach verlaufende Strasse, sowie ein in Richtung Mariahalden führender Weg (oder Strasse). Weiter ist die am See unten verlaufende befestigte Strasse erkennbar.

Abbildung 15

Das Schipfgut nach einem Stich von J. Hofmann um 177129. Links die Schipf-Haab und Anlagestelle. Dahin- ter das Haupthaus, links davon die Gebäude der Mariahalden, rechts am Bildrand der Kramer und oberhalb der Schipf, auf der ersten Terrasse, die zum Schipfgut gehörende Scheune am Rande des Tobels des

28 Von Meyenburg Hanns: Die Schipf von Herrliberg, Chronik eines Landgutes am Zürichsee. Verlag Berichthaus. Zürich 1957. S.81 29 Von Meyenburg Hanns: Die Schipf von Herrliberg, Chronik eines Landgutes am Zürichsee. Verlag Berichthaus. Zürich 1957. S.72, Original im Schipfarchiv Seite 13 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Schipfbaches. Die Strasse scheint auch auf dieser Abbildung aus der Richtung Isler zu kommen und parallel zum See zu verlaufen. Es sind noch weitere Wege erkennbar, doch sind dies wohl eher zum Rebberg gehörende Wege als Strassen. Weiter ist die am See unten verlaufende befestigte Strasse erkennbar, die zum Kramer führten.

Abbildung 16

Ausschnitt aus einem Panorama vom Rebturm aus um 1845. Blick nach Süden, rechts der Dorfteil Winkel, darüber Mariahalden und schwach erkennbar die Schipf, am linken Bildrand in der Mitte die Häuser vom Isler und oben der Bindschädler.30 Sehr gut ist die Seestrasse erkennbar, wie sie sich dem See wieder nähert. In der Mitte beim Isler ist ein Weg oder eine Strasse erkennbar.

30 Kuprecht K., Imhof W.: Erlenbach, Geschichte einer Zürichseegemeinde. Gemeinderat Erlenbach (Hrsg.), 1981. S.302 Seite 14 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Abbildung 17

Ansicht gegen Herrliberg, Stich von Ringger Rudolf um1880. Links am See der Winkel, anschliessend die Mariahalde. Rechts davon die Schipf und die Kirche Herrliberg.31 Über dem Winkel die Häuser des Bind- schädler und rechts davon das unbebaute Gebiet des heutigen Martinsstift, das Tobel des Schipfbaches und in der Mitte der Rebberge die parallel zum See verlaufenden Reste der Landstrasse.

Abbildung 18

Betrachten wir nun auf der Gyger-Karte das Grenzgebiet zwischen «Winkel», Erlenbach und «im Loch» beziehungsweise «am See», Herrliberg, sowie die direkte Umgebung des Schipfgutes noch etwas genauer. Vorausschicken möchte ich, dass einerseits die Karte für ihre Genauigkeit gerühmt wird, andererseits ist bei

31 Kuprecht K., Imhof W.: Erlenbach, Geschichte einer Zürichseegemeinde. Gemeinderat Erlenbach (Hrsg.), 1981. S.217 Seite 15 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler einem solchen Meisterwerk, welches über Jahrzehnte erarbeitet wurde, mit gewissen Fehlern zu rechnen. Möglicherweise wurden Dinge eingefügt, die lediglich das Kartenbild füllen sollten. In der Mitte der Abbildung der Wappenschild mit den drei Doppeljochen auf goldenem Grund, gleich darunter und oberhalb der Schipf die Ruine der «Burg Herzliberg» (roter Stern), deren Ausmasse wohl übertrieben sind. Interessant die Tatsache, dass die Landstrasse von Erlenbach herkommend einen weiten Bogen um die heutige Mariahalden und das Schipfgut macht und vom Grenzbach aus in gerader Linie über Grüt nach der Kirche Herrliberg führt. Die Darstellung in dieser Karte legt den Schluss nahe, dass der Anstieg der Strasse bereits auf Erlenbacher Gebiet erfolgte und dann in der Höhe auf der Terrasse mehr oder weniger gerade- aus nach Grüt verlief (Route C). Giger hat das «Im Grüt» deutlich als zwei Weiler dargestellt. Der eine als «Im Grüt» (Nr. 1) und der andere wohl das «Vor am Grüt» (Nr. 2). Nach «vor am Grüt» Richtung Herrliberg verlief die Strasse wohl am Abhang des Rains geradeaus bis zur Kirche Herrliberg (Route C). Weiter existierte ein Abzweiger nach «im Loch» beziehungsweise heute «am See» (Route D). Gut erkennbar der Grenzbach beziehungsweise Schipfbach zwischen Herrliberg und Erlenbach, der gleich nördlich der «an der Schipf» in den See mündet (Nr. 3). Weiter der Bach beim «Steinbruch» beziehungsweise «Steinrad» (Nr. 4) und ein weiterer der bei «im Loch» beziehungsweise «am See» in den See mündet (Nr. 5).

Abbildung 19

Die Auswertung der Abbildungen und der Gyger Karte zeigt, dass die Strasse wohl vom Zoller über Winkel und in den Isler angestiegen ist (Route C1), vielleicht auch über die Mariahaldenstrasse (Route C2) und offenbar durch die Rebberge am Hang hinter der Mariahalden und der Schipf führte. Eine sehr gewagte Linienführung, die vor allem bei Regen und Unwettern unweigerlich zu Problemen führen musste. Dies wird in Dokumenten wiederholt erwähnt. Es gab vor allem im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts Pläne zur Behebung dieses problematischen Bereichs sowie für den Bau einer Strasse dem See entlang.32

32 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH20.1.6. Stand Januar 1996 Seite 16 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Es wird wohl ebenfalls eine Verbindung zum Bindschädler bestanden haben, vielleicht sogar eine Strasse, die vom Winkel über den Isler, den Bindschädler und dann auf dem Rain oberhalb der Schipf Richtung Grüt (Route C3) führte oder aber vom Winkel aus über Mariahaldenweg und den Tobelweg in Richtung Bindschädler (Route C4). Südlich des Bindschädler hat es einen Fussweg der in die historische Strasse ZH1157 mündet und später wieder auf die Strasse ZH20.1.6 trifft (Route C).

Abbildung 20

Der Vollständigkeit halber nachfolgend derselbe Ausschnitt der Landeskarte 1:25 000, der die Veränderun- gen der letzten 100 Jahre zeigt.

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Abbildung 21

Betrachten wir nun noch eine Luftaufnahme dieses Gebietes rund um die Schipf. Der Grenzbach (Pfeil a) zwischen Erlenbach und Herrliberg, der gleich nördlich des Schipfgutes in den Zürichsee mündet, ist gut erkennbar. Dagegen mündet ein Bach nördlich des Landgutes Mariahalden in den See (Pfeil b). Dieser ist auf der Gyger Karte nicht eingezeichnet. Der Verlauf der alten Landstrasse bis 1836, als auch ein möglicher Verlauf der verschiedenen vorstehenden Varianten, ist im folgenden Satellitenbild eingezeichnet.

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Abbildung 2233

Hat sich nun Hans Conrad Gyger so geirrt, dass er den Verlauf der Strasse falsch eingezeichnet hatte, obwohl er für seine Genauigkeit so gerühmt wurde? Oder gab es tatsächlich noch eine ältere Landstrasse, die nicht über den Schipfrain führte? Eine Frage, die sich im Moment nicht beantworten lässt und die weite- ren Nachforschungen bedarf. Insbesondere muss die Situation an Ort und Stelle besucht werden.

1.1.4 Route D (Gyger Karte)

Die Linienführung über Unter-Dächliswil, heute das Unter-Dorf, kann belegt werden anhand von Müller (1779), Keller (1828) und Wild (1843–51 XXVI ). In der Wildkarte, die schon die in den 1830er Jahren neu angelegte Kunststrasse zeigt, ist die alte Landstrasse als Strasse dritter und durch Herrliberg als Strasse vierter Klasse aufgenommen (Route C5).34 Diese Routenführung ist in der Gygerkarte nicht enthal- ten. Gyger hatte wohl eine auf dem Rain liegende Strasse beschrieben, die nicht mehr existiert und direkt auf die Kirche hinführte. Die Route D (Gyger Karte) zweigt von der Route C zum «im Loch» beziehungs- weise «am See» ab und ist im historischen Strassenverzeichnis nicht enthalten. Ein möglicher Verlauf ist in untenstehender Karte eingezeichnet. Die Strasse wird wohl nach dem Grüt bei vor am Grüt abgezweigt und an den See geführt haben, vielleicht über die heutige Rabengasse. Die alte Landstrasse folgte wahrscheinlich dem Weg der von vor am Grüt parallel zum See in Richtung des Baches verlief und weiter dem Strässchen, welches direkt auf die Kirche zuführte (Route C).

33 Google Maps, Satellite, vom 19.07.2009 34 Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS). Dokumentation Kanton Zürich. ZH20.1.6. Stand Januar 1996 Seite 19 von 20 HMB Bindschedler Familiengeschichte Verfasst durch: Martin Bindschedler, Zürich Familienstiftung Rudolf G. Bindschedler

Abbildung 23

Abbildung 24

Schlussfolgerung Die zahlreichen Abbildungen als auch das Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) belegen, dass im Grenzgebiet Erlenbach/Herrliberg mehrere Strassen bestanden haben müssen. Es stellt sich die Frage, welche Strasse wo und wann verlaufen ist, da die Situation im Bereich der Mariahalden/Schipf sehr unklar ist. Es bleibt abzuwarten, ob eine allfällige Besichtigung vor Ort Klarheit schaffen kann.

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