74 Sport Nummer 358 | Sonntag, 30. Dezember 2018

Tournee-Splitter

Kritik an Preisgeld: Der Sieger der Vierschanzen- tournee erhält 20.000 Schweizer Franken (17.760 Euro) und einen goldenen Adler. Nach der Versteu- erung durfte 2018 12.000 Schweizer Franken mitnehmen. „Es ist zum 21. kann nicht sein, dass Kamil Mal bei der Tournee. Foto: Imago alle vier Springen gewinnt und davon ungefähr die Auf den letzten Drü- Hälfte Steuern bezahlen cker: Der Schweizer muss, weil der ÖSV irgend- Simon Ammann nimmt in welche Spezialsteuern hat“, zum 21. Mal Wie gemalt – der Mann im Zentrum heißt nicht zufällig Kamil Stoch. Foto: AFP/Stache monierte der Wörgler Stefan die Vierschanzentournee Horngacher, seit drei Saiso- in Angriff. Der zweifache nen Cheftrainer der Polen. Doppel-Olympiasieger Vierschanzentournee, Qualifikation in Oberstdorf musste sich jedoch auch Am Sprung zur Legende: erst beim Continentalcup in Qualifikation: Die wichtigsten K.-o.-Duelle im ersten Durch- Mit einem erneuten Engelberg qualifizieren. 1. Stefan Kraft (AUT) 153,1 Punkte (138,5m) gang des Bewerbes heute Sonntag (16.30 Gesamtsieg könnte Stoch 2. Ryoyu Kobayashi (JPN) 152,9 (138,5) Uhr/live ORF eins): seinen Legendenstatus Mysterium Gesamtsieg: 3. Piotr Zyla (POL) 150,5 (137,5) ausbauen. Der 31-Jährige Tagessiege auf den vier 4. Andreas Stjernen (NOR) 149,5 (136,5) Stefan Kraft – Jonathan Leroyd (FRA) feierte mit dem Tournee- Schanzen garantieren nicht 5. Daniel Huber (AUT) 149,3 (133,5) Daniel Huber – (SLO) Grand-Slam in der Vorsai- immer einen Tournee-Er- 6. Roman Koudelka (CZE) 149,2 (137,5) Philipp Aschenwald – Yukiya Sato (JPN) son seinen zweiten Erfolg en folg. Das erlebten u.a. die 7. David Siegel (GER) 146,2 (138,0) Markus Schiffner – (GER) suite. Drei Tourneen hinter- Österreicher Karl Schnabl 8. Kamil Stoch (POL) 144,4 (130,0) Manuel Fettner – Constantin Schmid (GER) einander gewann bisher nur (1975) und Toni Innauer weiters: 20. Michael Hayböck 136,8 (131,0), Michael Hayböck – Stefan Hula (POL) Björn Wirkola (NOR). Und (1976), die mit je drei 37. Manuel Fettner 123,87 (123,0), 39. Philipp Kamil Stoch – Kilian Peier (GER) das ist fast 50 Jahre her: Einzelsiegen am Ende leer Aschenwald 122,0 (121,5), 41. Markus Schiff- R. Kobayashi – Mackenzie Boyd-Clowes (CAN) 1966/67 bis 1969/70. ausgingen. ner (alle AUT) 121,7 (122,0). Zyla – Johann Andre Forfang (NOR)

Mut zum Absprung – von Alexander Pointner Es gibt zumindest Anlass zur Hoffnung

ber die Krise reden schneller wenden, als den Methoden ihrer immer eine ganz beson- völlig befreit an den Ü wir dann, wenn sie den Favoriten lieb ist. Jugendzeit nachweinten. dere Trainingskultur. Start gehen, denn alle, endgültig eingetreten Grundsätzlich ist in Wenn ein Sportler früh Bewährtes vermischte Aktive wie Fans, hoffen ist. Die österreichischen dieser sensiblen Sport- erfolgreich ist, glaubt sich mit Neuem, der verzweifelt auf Besse- Skispringer haben in art alles möglich: So er selbst am besten zu neugierige Blick über rung. Für Stefan Kraft der bisherigen Saison katapultierte sich 2014 wissen, wie ein gutes den Tellerrand galt als kann es definitiv um den schwer enttäuscht, aber ein gewisser Thomas Training auszusehen hat. Erfolgsrezept. Und nicht Gesamtsieg gehen, das jetzt gilt es, sich auf den Diethart, der zuvor in Dasselbe gilt für Trainer, nur einmal brachte Potenzial dazu hat er, ersten Höhepunkt des der zweiten Liga mehr die einst erfolgreiche „zurück zu den Wurzeln“ auch heuer. Für den Rest Winters zu konzentrie- schlecht als recht ab- Sportler waren: Was neuen Aufschwung. gilt ehrlicherweise: Nach ren: die Vierschanzen- geschnitten hatte, zum ihnen damals geholfen Das Trainingskonzept der Tournee ist vor der tournee. Mit den Qualifi- Gesamtsieger – ein paar hat, soll jetzt für alle von Andreas Felder WM und egal ob Krise kationsergebnissen von Umstellungen beim das beste Rezept sein. mag in manchen Teilen oder nicht – da müssen gestern geben zumindest Material und entspre- Der Fokus eines ganzen zwar „veraltet“ sein, wir durch. Stefan Kraft und Daniel chendes Coaching än- Teams wird damit immer die Technikanpassung Huber Grund zur Hoff- derten kurzfristig alles. enger und enger und fruchtete aber dennoch, Alexander Pointner, erfolgreichster nung, auch wenn wech- Der ÖSV praktizierte man verliert den An- sonst hätte es weder Skisprung-Trainer aller selnde Bedingungen den zuletzt zunehmend ein schluss. Viel wichtiger beim Sommer-GP noch Zeiten, kommentiert Bewerb beeinflussten. Trainingsverständnis, wäre eine Weitsicht, die in Engelberg oder bei für die TT das Doch genau das macht das vor der erfolgreichen über die eigenen, mo- der gestrigen Quali weite Schanzengeschehen. den Reiz der Tournee Superadler-Ära zu ver- mentanen Bedürfnisse Sprünge von Kraft und alexanderpointner.at aus: Schon in Oberstdorf orten ist. Dies geschah hinausgeht. Huber gegeben. können Wetterpech oder auf allgemeinen Wunsch Andererseits hatte Natürlich können die

Windglück das Blatt vieler Athleten hin, die das ÖSV-Sprungteam ÖSV-Adler heute nicht Foto: Forcher