eLexikon Bewährtes Wissen in aktueller Form Seite 45.561, Silvrettagruppe Internet: https://peter-hug.ch/45_0561

Main mehrSilvrettagletscher und Verstanklahorn von Nordwesten. 3) Die Gruppe des Silvrettahorns streicht im ganzen von der Fuorcla del Confin bis zum Klosterpass nach NW. und bildet die rechte Seite des Silvrettagletschers. Signalhorn (3212 m) und Silvrettahorn (3248 m) sind darin vielbesuchte Aussichtspunkte, wogegen Rotfluh und Anstandspitz weniger beachtet werden. Silvretta- und Verstanklagletscher bilden mit ihrer Umrahmung, den Gruppen des Silvretta- und des Verstanklahorns, die schönste Gletscherlandschaft der Silvrettagruppe, die namentlich von den Höhen bei der Silvrettahütte des S. A. C. einen prachtvollen Anblick gewährt. Mitten hindurch führt der Silvrettapass (3013 m) als kürzester und schönster Uebergang von Klosters im Prätigau nach Guarda im Engadin. - 4) Die Litznergruppe zwischen Klosterpass und Schlappinerjoch ist das nordwestlichste Glied des Silvrettamassivs. Gewaltige, zum Teil recht bizarre Gestalten, mächtige Türme und kecke Nadeln, die weniger durch ihre Höhe als durch überraschende Formen imponieren, zeichnen diese Gruppe aus. Unvergleichlich kühn schwingt sich insbesondere der Gross Litzner (3111 m) empor, ein bevorzugtes Kletterobjekt wagemutiger Touristen. Daran reihen sich die wuchtigere Pyramide des Grossen Seehorns (3123 m), die zierliche Doppelpyramide des Kleinen Seehorns (3034 und 3010 m) und die wunderlichen Zacken der Seenadeln. Auch hier haftet der Schnee nur wenig an den steilen, glatten Felsgebilden und sind die Gletscher auf wenige kleine Hochmulden beschränkt, so der Glötter- und der Litznerferner auf der österreichischen Seite und der Seegletscher auf der obersten Stufe des nach S. fallenden Seethals. An der NW.-Ecke dieses Gletschers teilt sich die Kette. Der Hauptarm zieht längs der Landesgrenze über den Eisenthälispitz (2882 m) zum Schlappinerjoch, das Klosters mit dem Montavon verbindet, während der andere Arm die S.-Wand des Schlappinerthals bildet. Ihr höchster Gipfel ist die Schiltfluh (2890 m). Auffallender gestaltet erscheinen aber die Fergenhörner (Grosses und Kleines Fergenhorn mit 2868 und 2847 m), unter welchen insbesondere der Fergenkegel (2857 m) die Aufmerksamkeit der Touristen auf sich zieht, die aber doch nur selten sich an ihn wagen. In den n. Ausläufern der Litznergruppe ist der Hoch Maderer (2825 m) ein geschätzter Aussichtspunkt des Montavon, während Heimspitze (2685 m) und die beiden Lobspitzen (Vordere und Hintere Lobspitze mit 2808 und 2893 m) zwar noch als Häupter kleinerer Gruppen erscheinen, aber weniger bekannt sind. - 5) Die Gruppe des und Augstenberg zwischen Silvrettapass und Fuorcla del Confin (3013 und 3058 m) im W. und dem Futschölpass (2773 m) im O. bildet das Mittelstück des Silvrettamassivs, das auch die stärkste Vergletscherung aufweist. Nach NW. senkt sich der zweiteilige Fermunt- oder Ochsenthalferner, nach NO. der Jamthalferner, jener zur Ill und damit zum Rhein, dieser zur Trisanna und damit zum Inn sich entwässernd. Auf der Engadinerseite liegt der Cudèra-Plan Rai Gletscher, ebenfalls ein Doppelgletscher: La Cudèra mit der langen, steil abfallenden und vielfach geborstenen Zunge des Tiatschagletscher s. gegen das Val Lavinuoz, Plan Rai ohne grössere Zunge und weniger steil nach O. zum Val Tuoi sich senkend. Dieses weite Gletschergebiet ist namentlich von der N.-Seite her durch die Wiesbadenerhütte und die Jamthalhütte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins zugänglich gemacht und wird jetzt viel bereist. Eine Reihe stolzer Gipfel üben grosse Anziehungskraft auf die Bergsteiger aus. Obenan steht der Piz Buin (3316 m), eine herrliche Pyramide im Zentrum der Silvrettagruppe und der beste Uebersichtspunkt über dieselbe. An ihn schliesst sich, durch die Buinfurka getrennt, der Kleine Buin (romanisch Buin Pitschen; 3260 m). Nach O. folgt der Dreiländerspitz (3212 m) mit einigen kleinern Trabanten, vom Buin getrennt durch den Fermuntpass (2802 m), einen schönen Gletscherübergang aus dem Unter Engadin nach der Alp Fermunt, über den in frühern Zeiten sogar Vieh getrieben wurde. Ueber die beiden Jamthalspitzen (Vordere und Hintere Jamthalspitze mit 3175 und 3169 m), den Gemsspitz (3114 m) und einige andere Gipfel kommen wir zum doppelgipfligen Augstenberg (3234 m), der wieder einen der grossen Hauptgipfel der Gruppe darstellt. An diesen Zentralkamm schliessen sich nach N. und S. gehende Seitenketten an: Südl. vom Piz Buin die Kette des Piz Fliana (3284 m), die mit dem aussichtsreichen Piz Chapisun (2934 m) gegen das Engadin abbricht, dann s. von den Jamthalspitzen die Kette des Piz Clavigliadas (2987 m) und des Piz Cotschen (3034 m), letzterer ebenfalls ein viel besuchter Aussichtspunkt. Länger als diese s. Auszweigungen ist die vom Dreiländerspitz nach N. gehende Kette mit einer grossen Zahl kleinerer Spitzen vom Ochsenkopf (3007 m) und Bielthalspitz (3094 m) bis zum Hochnörderer (2758 m) und Gorfenspitz (2560 m) über Galthür im Paznaun. Diese Kette ist in ihrem s. Teil noch ziemlich stark vergletschert und mehrfach verzweigt. In einer solchen kleinen Verzweigung erhebt sich das Hohe Rad (2912 m) über der Bielerhöhe (2021 m), einem begangenen Pass von Gross Fermunt nach Klein Fermunt oder aus dem Montavon nach dem Paznaun. 6) Die Kette des Fluchthorns beginnt mit dem Grenzeggkopf (3051 m) und streicht in langem Zug zwischen dem Jam- und

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Fimberthal nach N. Das (3403 und 3402 m) ist eine mächtige, dreigipflige, früher für sehr schwierig gehaltene, jetzt aber häufig besuchte Gestalt, der zweithöchste Gipfel der Silvrettagruppe. An ihm teilt sich die Kette in zwei parallel nach N. streichende Aeste, die das Lareinthal einschliessen. Im ö. Arm erhebt sich der Gemsbleisspitz oder Parai Naira noch zu 3017 m. Der s. Teil der Kette, besonders die nähere Umgebung des Fluchthorns, ist stark vergletschert, wenn auch die Gletscher - Lareinferner, Fluchthornferner, Kronenferner und Fimberferner - ausschliesslich Terrassengletscher sind und keine oder nur geringe Zungenbildung zeigen. Das Gebiet ist durch die Heidelbergerhütte im Fimberthal und die Jamthalhütte zugänglich gemacht. - 7) Die Gruppe des Piz Tasna ist von der vorigen getrennt durch die Fuorcla Tasna (2857 m) und füllt mit ihrem gegen das Unter Engadin vorgeschobenen breiten Fuss den weiten Raum zwischen dem Val Tasna und dem Val Sinestra aus. Sie unterscheidet sich geologisch wesentlich von den bisher betrachteten Gruppen, da sie hauptsächlich aus Kalk- und Schiefergesteinen besteht, welchen grosse Serpentin- und Dioritmassen eingelagert sind, während Gneis und Granit nur untergeordnet auftreten. Die Hauptgipfel sind der Piz Tasna (3183 m) und der Piz Minschun (3072 m), letzterer neben dem Piz Cotschen einer der ersten Aussichtspunkte auf der linken Seite des

Quelle: Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902; Autorenkollektiv, Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg, 1902-1910;5. Band, Seite 551 [Suche = 45.561] im Internet seit 2005; Text geprüft am 29.3.2017; publiziert von Peter Hug; Abruf am 26.9.2021 mit URL: Weiter: https://peter-hug.ch/45_0562?Typ=PDF Ende eLexikon.

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