Wirtschaft: Seiten 29 bis 32 DOSSIER Nr. 40 —• 28. September 1979 Seite 25

Skandal-Schwaden über : Ein Junge mußte sterben, ehe der Staat mit einer mör- derischen Chemie-Klitsche aufräumte. Jetzt stellte sich heraus: Das Kind war nicht das erste Opfer. Kampfstoffe lagerten im Freien und die Behörden schauten weg. Warum?

Nervengas im Hinterhof

Noch f iiHen sich Hamburgs Spitzenpolitiker unschuldig an der Umweltkatastrophe des Jahres Nebelgranaten aus der Giftküche des Dr. Hugo Stoltzenberg: Bundeswehrsoldaten der ABC-Schutztruppe müssen in Hamburg beim „Mülltransport" helfen Aufnahme: Peter Kahler

amburg-Eidelstedt ist nicht die schönste Besitzer darauf hin, daß er keine Genehmigung worden. 'Indes — Vermutungen der Kriminal- Chemikers acht Tabun-Granaten; zwei von ihnen Gegend der Freien und Hansestadt Ham- zur Sprengstoffverarbeitung habe. Dem Besitzer, polizei, die Kinder hätten sich an heimlichen scheinen leck zu sein — sie werden mit Gips- Hburg. Die Anrainer zahlreicher Fabriken Dr. Hugo Stoltzenberg, war dies schon be- Sprengstoffvorräten des Vaters versucht, bestä- manschetten abgedichtet. Das ominöse Nerven- sind tosenden Lärm und industriellen Gestank kannt; er kümmerte sich nicht darum. tigten sich nicht. Die Lieferstelle der jugendli- gas aus der Giftküche des Dritten Reiches hätte leidvoll gewohnt. Doch einmal wurde es auch —; einmal freigelassen — das Bundesliga-Spit- Jahre später,. am 6. September 1979, ver- chen ; Chemie-Amateure war, wie 'sich bald her- ihnen zuviel; beim Hamburger Arbeitsschutz- zenspiel gewiß vorzeitig beendet: Nur 400 Mil- nimmt ein Bewohner des Hauses Lüdersring ausstellen sollte, „öffentlich" im schlechtesten amt beschwerten sich empörte Bürger, daß sie „in 137, nicht weit von. Stoltzenbergs: Chemie-Klit- Sinne. . ligramm Tabun pro Kubikmeter Luft können regelmäßigen Abständen von orangeroten Gas- : einen Menschen binnen 60 Sekunden töten. sche entfernt, „einen kurzen schnellen . Schlag Am. 10. September, vier Tage nach dem Ex ' Ein merkwürdiger Zufall hatte die Entdek- wolkett überzogen würden, die durch donnernde wie aus einer 10,5-Haubitze". Aus dem Keller Ein Bericht von Margrit Gerste, Josef Sofie plosionsunglück, erfährt ein Polizeibeamter am kung dieses infernalischen Ultragiftes beschleu- Explosionen von den Stoltzenbergs ausgelöst des Hauses quält sich ein schwer verletzter und Michael Naumaim unter Mitarbeit von Krankenbett der Verletzten, woher die tödli- werden". nigt -— zu dem Aufräumüngskommando, das die 13 jähriger'Junge: „Geht alle weg, holt schnell Joachim NawrocM (Berlin), Horst Bieber, chen Chemikalien stammten — vom schlecht Han'seaten bei der Bundeswehr anforderten, Es handelte sich um Atombombenpilze — der umzäunten Gelände der Firma Dr. Hugo-Stolt- die Polizei, wir wollen ins Krankenhaus." Herbert Fricke, Veit Ruppersberg (Hamburg) gehörte ein Hauptmann Korzfleisch . aus der nachgemachten. Art. Die „Stmkfabrik" (nach- Der 13jährige Schüler Thomas Ludwig und zenberg an Hamburgs Schnackenburgallee 167. barschaftlicher Jargon) der Chemie-Firma Stolt- ABC-Schutztruppe in Munster. Er war früher sein gleichaltriger Freund Stephan Behrmann Fünf Tage später — im nahe gelegenen Völks- ausgerechnet Lehrling und Laborant der Firma zenberg produzierte in den sechziger Jahren für überlebten ein selbst angerührtes „Chemie-Ex- parkstadion schauen gerade 50 000 Hamburger Stoltzenberg — und Korzfleisch erinnerte sich die Bundeswehr sogenannte „Darstellungsmit- periment" im Keller mit schweren Verletzun- den Bemühungen ihres HSV gegen den l.'FC nun, wenn auch spät, an das tödliche Tabun im tel'' fürs Manövergelände; die A-Bomben- gen; doch für den achtjährigen Bruder Oliver Der Vater,. Kai-Heinz Ludwig, war 1975 Kaiserslautern zu — entdecken eilig herbeige- Klo. Töpfe probierte sie ohne Erlaubnis gleich in der Ludwig kam alle Hilfe zu spät. Er lag mit zer- wegen seiner .Zugehörigkeit zur terroristischen rufene Bundeswehrsoldatea der. ABC-Schutz- Die Bevölkerung im Urnkreis von 500 Metern Stadt, vor der Fabrik-Baracke aus. Ironischer- fetztem Unterleib tot zwischen verbranntem „Debus-Bande" zu fünfeinhalb Jahren Ge- truppe in einer abgeriegelten, ausgedienten Toi- weise wies Hamburgs Gewerbeaufsichtsamt den Phosphor und Schwarzpulver. fängnis verurteilt, jedoch frühzeitig entlassen lette dieses tödlichen „Kinderspielplatzes" des % Fortsetzung nächste Seite

Per Senator ist ein zukunfts- Auftrieb an Vorder- und Hinter- blick auf Komfort; Sicherheit und Geschwindigkeitsbereich wesent- weisendes Automobil Seinen achse und ermöglicht außerordent- . Neutralität des Kurveriverhaltens lich zu beeinflussen. hervorragenden Ruf verdankt er lich günstige Werte für den Kraft- beispielhaft ist In seiner Funktionalität ist der nicht nur dem einhelligen Lob stoffverbrauch, ' 5-Gazig-Getnebe.* Der zusätz- Senator ein neuer Maßstab für der Automobilexperten, sondern Das souveräne Fahrvethalten liche 5. Gang ist als Leistung, Komfort, dem Urteil derer, die.ihn fahren. des Senator wird bestimmt durch Schongang ausgelegt Sicherheit und Senator Der Senatorhatsich auf unseren das sorgfältig abgestimmte Fahr- Er bewirkt bei glei- Wirtschaftlichkeit Straßen durchgesetzt Sein funk- werk: Einzelradaufhängung cher Fahrgeschwin- Den Senator .gibt Eine funktioneile tionelles Konstruktionsprinzip bei allen vier Rädern - vom nach digkeit eine Senkung' es in den drei Aus- •wurde zum Maßstab. dem Prinzip der McPherson- der Motor-Drehzahl, stattungsvarianten: So folgt die Form des Senator Federbeinachse - hinten mit un- spart dadurch Kraft- Senator, Senator C, Alternative konsequent den Gesetzen der abhängigen Dreiecks-Schräg- stoff und mindertden Senator CD. Aerodynamik: Sie verringert Fahrt- lenkern. Beim Senator wurde ein . Verschleiß, ohne die . wind zur Norm. windgeräusche, vermindert den Fahrwerk verwirklicht, das in Hin-' Fahrleistung im hohen

Die Aöfc. zeigt den Senator C. Technische Daten: 2,81^-Motpr, 103 kW 040 PS); 3.01-S-Motor, 110 kW (150 PS); 3.01-E-Motor, 138 kW U80 PS). SENATORS ADAM OPEL Aktiengesellschaft 26 DOSSIER DIE ZEIT -?- JSfr. 4® — 28. September 1979

Dr. Stoltzerrberg, 1883-1974: Immer „unzuverlässig", aber genial - ein Chernikerderalten Schule

© Fortsetzung von Seite 25 wird evakuiert — insgesamt 200 Anrainer. 60 Betriebe mit l SCO gefährdeten Arbeitnehmern der Umgebung schließen vorübergehend. Ham- burgs Bürgermeister Klose eilt aus seinem Sylter Urlaub herbei, und der Giftgas-Skandal entfal- tet sich über dem Land wie einst Dr. Hugo Stoltzenbergs getürkte Atompilze über den ar- men Leuten von Eidelstedt. Denn auf dem Fa- brikgelände des Dr. Hugo Stoltzenberg und sei- nes schludrigen. Nachfolgers Martin Leuschner fanden sich nach acht Tagen Aufräumungsar- beiten genau 48 Tonnen Gift- und Sprengstoffe, darunter britische Mörsergranaten, 40 Kisten deutsche Nebelgranaten, 16 Tonnen Giftstoffe der Klasse l wie Arsen, -Strychnin und Zyanka- Stöltzenbgrgs ßift- li. Während Feuerwehr und Soldaten durch den Fabrlk von 6!d

0er Aufwand, die bekannten Erdölreseiven zu fördern, kann in wenigen Jährzehnten so/die Ausmaße annehmen, daß sin weiterer Abbau wirtschätttäh nicht mehr vertretbar ist Bei gegenwenigem Verbreiten wird es in etwa 3 Jahrzehnten keinen Tropfen Erdöl ritähtgeben, (Quelle: Petroleum Economist) Jemand vermag vorherzusagen, welche Energiearien künftig primär i genutztund bezahlt werden können. Reicht es aus, den wachsenden Bedarf weiterhin nahezu ausschließlich durch die fossilen EnergSevorräte öl, Gas und Kohle zu decken? Die Erschließung bislang kaum verwendeter Energiequellen sowie effiziente- rer Verbrauch und vor allem der sparsamere Umgang mit Energie in allen unseren Behiusungin und deshalb zukunftsbestimmend. Somit kommt der Wah! geeigneter Baustoffe allergrößte Bedeutung zu. D@r riöütig© Baustoff; Hebel-Gasbeton* Er übertrifft die Förderungen des Energieeinsparungsgesetzes schon seit Jahrzehnten. Der massive Werkstoff mit optimaler Wärmedämmung und -speicherung sichert ein angenehmes Raum- klima Und foe^te Energienutzung. Hebel-BauteileundHebel-Stein0-EnergtesparenausPrinz!p,VonAnfangan.

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£ Fortsetzung von Seite 26 Stellung des Pflanzenschutzmittels „Lindan") vergraben. Das Gift tauchte jedoch über die Pflanzenkette "wieder in der Milch der Umge- bung auf — 32mal stärker als erlaubt. Doch konnte .der Firma kein Vorwurf gemacht wer- den — die Gefährlichkeit des Stoffes schien vorher unbekannt. Anders liegt der Fall Stoltzetiberg: Der einst weitgereiste, weltweit anerkannte Gift-Experte wußte sehr -wohl, was er in Eidelstedt tat, denn dafür wurden er und seine Mitarbeiter bezahlt. Zum Beispiel von den Innenministern der Län- wie hoch der Hamburg, Baden-Württemberg, Berlin, Bre- men, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein; sie alle versorgte der chao- Ih tische Chemie-Betrieb jahrelang (angeblich, auf Grund einer Empfehlung des Hamburger Innen- senators aus dem Jahre 1967) mit Tränen- gas. Auch das Bonner Innenministerium und den Bundesgrenzschutz belieferte die- Firma Stoltzenberg. Die gehobenen Geschäftsverbindun- gen der Eidelstedter Gas-Produzenten, werden be- legt durch leere Kisten mit Bundeswehrauf Schriften in den Ecken des Fabrikgeländes. Zwar — so ein Untersuchungsbericht des Hamburger Senats — ist „die Schlampigkeit der • Firma Stoltzenberg in jedem Betriebsbege- hungsbericht nachgewiesen", gleichwohl, fühlte sich unter sechs Hamburger Behörden und elf Dienststellen (von der Feuerwehr bis zur Sprengstoffbeseitigung) kein einziger Beamter. in 30 Jahren zu einem Akt des Widerstandes, Zur Umwelt —Initiative aufgerufen. „Aktenmäßig", so ein Beamter, „lief alles tadellos." Es ge- schah nichts; bisweilen kam, wie üblich die Hamburgs Bürgermeister Hans-Uirich Klose.\,,9ersönlich zurechenbares-Fehiverhalten liegt bei mir Feuerwehr zum Löschen. Alte Bekannte. nicht vor" • " '- . Aufn.: F. Peyer Mag sein, daß die Firma Stolzenberg als Tränengas-Lieferant und halbamtliche Müll- seine Firma sei -vom Bundesv.erteidigungsmini- hauptungen anzustreben. Es trat statt dessen kippe besonderen- Beamten-Langmut verdiente. ster beauftragt worden, „Muster für 'Kampfgas-' eine .sorgfältig vorbereitete Flucht nach vorn Stoltzenbergs Faktotum, und Nachfolger seit Patronen, die unter anderem mit B.ombenschli- an. Der. damalige'Verteidigungsminister Helmut 1969, Martin Leuschner, erinnert sich jedenfalls gen ausgestattet sind, herzustellen". In der Schmidt wies seine Unterbehörden an, den an- durchaus an Hilferufe Hamburger Behörden: Stoltzenberg-Chronik der Bundeswehr taucht rüchigen "Kampfstoff Lost und ähnliches nur „Aus dem Hafen rief mich ein Dr. Jäger an: dies frühe Datum nicht auf, . . . ' noch im befreundeten Ausland zu kaufen. Zu- ,Herr Leuschner, kommen Sie schnell, hier ist Die Bundeswehr erinnert sich ihrerseits an gleich öffneten sich die Türen zur ABC-Erpro- ein Faß mit Lost, das muß vernichtet wer- btmgsstelle 53 in Munster bei Soltau für den den'." Leuschner kam, sah und vernichtete; spätere StoltzenbergTLieferungen von Tränen- gasgranaten und Nebelkerzen, Gasmasken-Filter Besuch von Journalisten. Ihr einhelliges Fazit: selbstverständlich ohne Genehmigung. und Röhrchen für das Aufspüren von Kampf- Hier geht alles mit rechten Dingen zu. Es gab Der Hamburger Amtssenat hat bisher- keine gas im Gelände.. Doch-als .90 000 Tränengas- wohl . „Kilogramm-Mengen" an Lost, Tabun itersversorguig Zeit gefunden, Leuschners schwerwiegenden Er- •wurfkörper aus der Hamburger Firma, mit und Sarin — ..sie reichten aber nur dazu aus, innerungen nachzugehen. Die Kripo recherchiert. 18 000 mangelhaften Exemplaren durchsetzt um Gegenmittel und Abwehrmaßnahmen zu te- Schlamperei oder gar Verschwörung? So weit waren, kühlten, die' Geschäftsbeziehungen . zwi- sten. Mit den 15 Kilogramm Lost aus Hamburg will Helga Schuchardt, FDP-MdB aus Ham- schen, dem genialen Gift-Chemiker urid den Be-, konnte, die Bundeswehr kaum Waffen basteln: burg, nicht gehen. Doch sie kann sich vorstel- schaffern .in. Koblenz schnell wieder ab.. Am. Eine einzige . „Sprühbüchse" • erfordert immer- len, daß sich die Chemö-Stümper aus der 2. August 1962 wurde dem alten Doktor die"„Er- hin eine Füllung von zwölf Kilogramm. Wer Schnackenburgallee ein Deckmäntelchen mit mächtigung zum Umgang mit 'Verschlußsachen mit einer 'solchen Menge „Tausende" umbrin- dem Etikett „Staatsgeheimnis" zurechtge- bis jGeheim"* . (der zweitniedrigsten Sicher- gen will — so ein Sprecher der Hardthöhe — schneiderr, haben könnten. „Mari weiß ja nicht, heits-Kategorie) — entzogen.: Die'Firma durfte müßte ' die ' „Gegner" 'schon dazu überreden, was Stoltzenberg und Genossen den Prüfern er- fortan an klassifizierten. Aufträgen; der.:• Bundes- sich einzeln „impfen" zu lassen. 15 Kilo- zählt haben. Vielleicht haben ja auch bloße An- wehr nicht 'mehr 'teilhaben. 'Der 'Abstieg desGrundausstattung< ihrer Altersver- werbeaufsichtsamt und den vielen anderen Be- wissen, warum die • Behörden „solche Firmen" suchs-- und '• Industriezwecke importiert — mit sorgung. Im Durchschnitt erhält jeder Bundes- hörden innerlich strammstehen zu lassen oder nicht „unter dem'Gesichtspunkt .-der. Seriosität, dem 'vollen-Einverständnis der Westeuropäi- sie davon abzuhalten, allzu eifrig in einem ,Si- überprüfen". Wenn . schon- alte Bomben ;,,de- schen • Union; „200 •• Kilogramm im Jahr haben bürger nicht einmal die Hälfte seines letzten; cherheitsbereich' zu schnüffeln." laboriert" und . neuer-Kampf Stoff zu ,V,ersuchs- sich als," pragmatische < Grenze eingependelt", Nettoeinkommens,wenn er in Rente geht Immerhin: Leuschners Dienste standen auch zwecken bestellt werden müssen',, warum-' nicht' sagt der Sprecher der Hardthölie. Schleswig-Holstein zur Verfügung; der Ham- bei einwandfrei' geführten Firmen?'. Dazu dpr In der vorigen Woche, kurz nachdem Bun- Das kann zwar zur Existenzsicherung genügen, burger .Sprengmeister habe ihn einmal in das Hardthöhen-Sprecher Kurt Fischer:. „In der deswehrkisten. in Stoltzenbergs Fabrik entdeckt aber der gewohnte Lebensstandard ist damit holsteinische Garstedt mitgenommen, um fünf Zeit von 1957 bis'1963 war die Auswahl nicht würden, 'griff das Verteidigungsministerium auf kaum aufrechtzuerhalten. Fässer Arsenkampfstoff zu beseitigen, behauptet sehr groß. Es war die Zeit • des großen-Win- die Public-Relatiöns-Strategie von 1970 zurück. Leuschner. Eine Genehmigung zur Beseitigung schaftsbooms und der ,Ohne-michVBewegung. Wieder wurden einige Dutzend Journalisten von Kampfstoffen besitzt er immer noch nicht. Es gab kaum Firmen, die sich mit der Bundes- und Kamera-Crews nach. 'Munster gekarrt, um Deshalb haben wir den Leser-Service Chemiker ist er auch nicht. wehr einlassen wollten. Gasmasken -sind ' eben sie jenseits der Stacheldrahtzäune („Vorsicht! >Gomputerberechnung Altersversorgung In der Hamburger Morgenpost berichtet der- ein dreckiges Geschäft." Schußwaffengebrauch", „Photographierverbod") weil der Kraftfahrer. Helmut Göttsche, er habe Trotz ihrer vorgeblich harmlosen-.Beziehun- mit Generälen, Staatssekretären und Bundeswis- geschaffen. Wir sagen Ihnen computergenau, in den letzten Jahren mehrmals Lieferungen der gen zu dem nicht so -harmlosen Mittelstands- senschaftlern zu konfrontieren. welche Lücke ihre Altersrente hat Firma Stolzenberg an die Bundeswehr trans- Unternehmer Stoltzenberg hat . das .Verteidi- Staatssekretär. Karl Schnell: „Wir .haben ei- Und was es kostet, sie durch eine Lebens- portiert. gungsministerium es vorgezogen, keine gericht- nem Untersuchungsausschuß nichts zu verber- Was immer Göttsche auch gefahren haben liche Verfügung gegen Wallraffs „Lost"-Be- gen." Nur: „Leider wissen wir nicht genau, versicherung zu schließen, damit Sie sich mag, mit dem respektheischenden Etikett Bun- welche Kampf Stoffreste aus den Weltkriegen wo eine Ihren Vorstellungen entsprechende deswehr erreichte der Hamburger Giftgas-Skan- Hegen." dal wieder den Punkt seiner ursprünglichen und Nach Auskunft des Staatssekretärs „befinden Altersversorgung sichern können. inzwischen vergessenen Aufdeckung: Im Mai sich begrenzte Kampfstoffmengen in den Hän- 1970 hatte der Reporter Günter Wallraff in der den der amerikanischen Truppen in der Bundes- Natürlich müssen Säe vorher wissen, Fernsehsendung Monitor behauptet, die Bundes- republik. Sie dienen der Abschreckung, und die wie hoch Ihre Grundrente ist wehr probe den Einsatz verbotener B- und C- Bundesregierung kennt die Lagerstellen". Die Waffen. Der Hauptbeweis des Enthüllungs- und Bundeswehr spezialisiert sich inzwischen auf die Fordern Sie deshalb mit dem anhängenden Verkleidungs-journalisten: Die . Bundeswehr „Delaborierung", das heißt Vernichtung von Coupon unseren Datenbpgen an. habe von der Firma Stoltzenberg in Hamburg . Kampfstoffen. 35 Kilogramm Lost bezogen. Und dies, ob- Mittlerweile haben sich auf dem ehemaligen Dieser Datenbogen enthält alle Punkte,, wohl Konrad Adenauer in den „Brüsseler Ver- „Gasplatz Brehloh" aus der Zeit des Ersten Welt- die bei der Berechnung zu berücksichtigen sind. trägen" von 1954 den feierlichen Verzicht auf krieges etwa 70 Tonnen Gift und Gas angesam- die Produktion von ABC-Waffen auf deut- melt. Täglich werden hier neue „Fundstücke" Nutzen Sie unseren Leser-Service schem Boden geleistet habe. eingelagert - — neuerdings auch die giftigen Wallraff s Witterung war richtig, seine Re- Hinterlassenschaften der Firma Stoltzenberg. >Altersversorgung<„ Die Teilnahme an dieser cherchen hingegen erwiesen sich als ungenau: In In der „Wehrwissenschaftlichen Dienststelle Aktion verpflichtet Sie selbstverständlich Wirklichkeit waren es „nur" 15 Kilogramm — für ABC-Schutz" hantieren immerhin 40 Wis- im Jahr 1966 vom Koblenzer Beschaffungsamt' senschaftler, 60 Ingenieure und SO Techniker zu nichts. bei Dr. Hugo Stoltzenberg bestellt. „Es gab da- mit dem Gift der frühen Jahre. Die einen ver- mals Verdachtsmomente" — so der Sprecher suchen, die alten Bestände zu „delaborieren", des Verteidigungsmmisterums zur ZEIT —, die anderen erproben — aber nur „gramm- weise" — die Abwehr für den Ernstfall: Gegen- :,daß Saboteure das Trinkwasser im Ruhrgebiet verseuchen wollten. Wir brauchten Lost, um mittel, Schnellerkennung im Kampf gelände,. Gegenmaßnahmen zu erproben." Doch seither .Schutzmaßnahmen für Gerät und Mensch. „hat es keine Verbindung zu Stoltzenberg mehr Bis zum Jahr 1975 wurde hier das meiste gegeben", versichert Staatssekretär Karl Schnell Fundgut einfach gelagert — in der Erde ver- von der Hardthöhe. Zum erstenmal war man graben oder in doppelt luftdicht abgeschlosse- 1955 miteinander in . Kontakt getreten; .im nen Behältern. Die delaborierten Kampfstoife Sommer jenes Jahres teilte Dr. Stoltzenberg In Munster lagern 70 Tonnen> Kampfstoff aus wurden — buchstäblich — tröpfchenweise ver- dem Hamburger Amt. für Arbeitsschutz mit, den beiden Weltkriegen " Auin-, Josef joffe nichtet: In mannshohen Kohleöfen, die heute noch rostend am Gelände stehen. Von der öko- logischen Bewußtseinserweiterung der Nation Aachen-Leipziger, Berlinische Feuer, Eos Leben, beeindruckt, ließ das Verteidigungsministerium Saar-Rhfeiri, Salus Kranken, Vereinigte Kranken die Freiluft-Verbrennung schließlich einstellen Informationszentrale, ...... und gab 1974 den Auftrag, eine zeitgemäße Leopoldstraße 24,8000 München, 40 Aus der Skandalchronik des Senats „Kampfmittelbeseitigungsanlage"zu bauen. Prinzip und Technik der Lost-Vernichtung sind längst-bekannt. „Lost ist eine Verbindung, s handelt sich bei der ,Chemischen hoch'giftige Stoffe, insbesondere bei -Brän- - aus Schwefel,' Kohlenstoff, Wasserstoff und E Fabrik Dr. H. Stoltzenberg' um ein den, Explosionen und anderen Unglücks- Chlor", dozierte Dr. Gerhard Magin, der Lei- Unternehmen, von dem auf Grund fällen ter des Bereichs „Dekontamination" in 'Mun- • der Herstellung von gefährlichen Stof- 9 Umweltgefäardung infolge mangelhaf-' ster-Lager. „Das Molekül läßt sich mit Wärme fen und dem Umgang mit ihnen einschließ- ter Vorbereitung, Lagerung und Äbfallbe- auseinanderbrechen." Die Zersetzung beginnt lich ihrer Lagerung, seitigung bei 500 Grad, anschließend lassen sich die ver- • der herrschenden Unordnung, betriebs- • Aufspüren und Wegnahme gefährlicher bleibenden Schadstoffe — etwa Schwefeldioxyd wirtschaftlicher Desorganisation,, unzurei- Stoffe durch Unbefugte, insbesondere Kin- — aus dem Rauch auswaschen. chender Laboreinrichtungen, der und Jugendliche. Die Anlage mit einem Jahresdurchsatz von • der rnangel haften Sicherung des Be- Diese Gefahren sind -von den beteilig- 44 Tonnen soll im Mai fertig und im August triebsgeländes und seine? Anlagen, ten Behörden, Ämtern und Dienststellen 1980 in Betrieb sein. „Es spricht nichts dafür • der offensichtlich eingeschränkten Zu- in ihrem Ausmaß nur mangelhaft erkannt ... äh ... ich meine dagegen", verkündete Dr verlässigkeit und der worden, obwohl ihnen im Laufe der Jahre Magin, „daß dieser Zeitplan eingehalten nachweislich der eingesehenen Akten eine wird." Und warum läuft die Massen-Delabo- • unzureichenden Ftnanzkraft der Be- rierung erst jetzt an, wo doch manche Bestände triebsinhaber Vielzahl von Tatsachen und Umständen bekannt geworden sind, die auf die Ge- schon aus dem Ersten Weltkrieg stammen?' vornehmlich folgende Gefahren ausgingen: fährlichkeit, des Betriebes-'und die mangel- „Weil es vorher nicht möglich war." Genau 65 • ständige Brand- und Explosionsgefahr hafte. Sorgfalt und die Unzuverlässigkeit Jahre nach dem ersten vernichtenden deutschen • Gefährdung der Bevölkerung durdi der Betriebsinhaber hindeuten. W Gasangriff wird deutsches Gas sinnvoll vernich- H Fortsetzung auf Seite 28 28 DOSSIER DIE ZEIT — Nr. 40 -^ 28. September 1979

Kampfgase von Flandern bU Vietnam

Die Westfront 1918: Ein amerika- ® Fortsetzung von Seite 27 nischer Soldat Kaisers geht in einem tet. Die Zeit der Dr. Stoltzenbergs — ist sie vorbei? tost-Angrtff zu In Hamburg weht über dem Betriebsgelände Boden. Das Gas des Dr. Strangelove aus der Schnackenburgallee verätzte Lunge eine rosa Fahne mit Totenkopf, mannshohe dhlorreidie und Atemwege; Stahlzäune umschließen das Areal. Ein Beob- der Tod trat nach' achtungsturm mit ScheinwerfSrn Und KameM Tagen oder überragt den Platz. Es riecht säuerlich. Diös ist Wochen qualvollen ein Betrieb, der von mehr als 2ÖÖ deutschen Be- Siege Siechtums ein. amten folgenlos besichtigt wurde. „Was", so fragt sich Hamburgs Bürgermeister Klose, „muß eigentlich noch geschehen, damit etwäS geschieht?" Die Frage kommt zu spät. Das hat sie mit Hamburgs Aufsichtsbeamten gemein. In den Arsenalen wird Nur einer unter Hamburgs Beamten hat sich kein Dienstverschulden in der ganzen Affäfg noch ittuüer der „Tau vorzuwerfen. Es ist ein städtischer Anonymus, der sich die Kommunisten vornahm. Einige des Todes" gehortet Aufn.:Südd. Verlag DKP-Flugblätter, die aus Protest gegen Dr. Hugo Stoltzenbergs Giftfabrik „zur Verteilung gelangten", waren auf Eidelstedts Straßen ge- s war der 22. April 19.15, genau 18.00 Uhr. „Maskenbrecher* Entsetzen verbreitet, weil sie alle stimmt." So die dürre Auskunft des jüngsten mee-Testgelände von Dugway (US-Bundesstaat flattert und in den Büschen hängengeblieben. „Die französischen Truppen beobachteten damaligen Filter durchschlugen, Würgen und Standardwerkes Lehrbuch der Militärchemie, Utah) ein VX-Kanister auslief, verendeten später Das kostete die Kommunisten eine Ordnungs- Eüber die Brustwehr ihrer Gräben hinweg diese Erbrechen verursachten und die Soldaten zwan- Band I, das aus dem Militärverlag der DDR 6400 Schafe in einem 40 Kilometer entfernten strafe von 40,56 Mark — wegen Umweltver- merkwürdige Wolke; da sah man plötzlich, wie gen, ihre Masken abzureißen. Dann schössen die stammt. Weidegebiet. In den Tierkadavern wurden Spu- schmutzung. sie ihre Arme in die Luft warfen, die Hände an deutschen Truppen „Grünkreuz" hinterher. Das Wo die klassischen Kampfgase Tage und sog^ar ren von VX entdeckt. Wie der kleine anonyme Beamte, so auch die den Hals legten und sich dann am Boden wälz- von Professor Haber entwickelte Kombiverfah- Monate brauchten, um ihre todbringende Wir- ten, eine Beute des grauenhaften Erstickens. Viele Nach einer Pause von rund 30 Jahren wurde der feinen hanseatischen Senatoren „nach eingehen- ren ist als mörderisches »Buntschießen" in die kung zu entfalten, reichen bei Tabun, Sarin und Chemie-Krieg erst in Vietnam wieder zum Mittel der Selbstprüfung am Dienstag: Man habe sich erhoben sich nicht wieder, während ihre Kame- Annalen des Gaskrieges e'inggegangen. Soman ein bis zehn Minuten aus. Wo das Uralt- raden, dem teuflischen Vorgehen gegenüber ohn- der Politik. Getötet wurden „nur" Pflanzen — nichts vorzuwerfen. Ein reines Gewissen ver- Die „Grünkreuz"-Lungengifte waren freilich Kriegsgas Chlor erst bei 20 000 Milligramm pro durch die Mittel „Orange" (gegen Bäume), „Blau" schaffte ihnen ihr Bürgermeister, indem er — mächtig, kopflos nach rückwärts flohen, als ob mit einem technischen „Makel" behaftet: Sie ver- Kubikmeter Luft tödlich wirkte, genügen bei sie wahnsinnig geworden wären ..." (gegen Gräser und Getreide) und „Weiß", das den aktuell zum Giftmüllskandal — einen neuen flogen rasch und mußten eingeatmet werden, um Sarin 100 Milligramm, — zweihundertmal we- Boden für Jahrzehnte so unfruchtbar macht, daß Begriff schöpfte: „Persönlich zurechenbares Fehl- Mit diesen Worten beschrieb Arthur Conan ihre „munitionssparende" Wirkung zu entfalten. niger. Nervengase dringen durch die Haut ein weder Bäume noch Halme auf ihm sprießen kön- verhalten" sei einzelnen Mitgliedern des ^Senats Doyle, der Schöpfer von Sherlock Holmes, den Am 12. Juli 1917 gelang dem Kaiserreich ein und sind geruchs- und geschmacklos. nen. nicht vorzuwerfen, ja, selbst „bei mir liegt es Tag, an dem in den Schützengräben von Ypern dritter technischer Durchbruch. Wieder wurde Warum aber ist der zweite große Gaskrieg nie auch nicht vor", behauptete Hans-Ulrich Klose die Geschichte des Gaskrieges begann. Ypern zur Ersterprobung auserkoren; und wie- Ebenfalls in Vietnam kam auch die bislang mo- ausgebrochen, obwohl ihn die beiden Achsen- dernste Errungenschaft der Haber-Epigonen zum trotzig. Und „Schuld" sei sowieso kein politisch Die „merkwürdige Wolke" bestand aus 180 der erzielten die deutschen Truppen einen Über- mächte Japan und Italien mit grausamem Er- brauchbarer Begriff. raschungseffekt: mit Lost, das in Frankreich als Einsatz — das „humane" Tränengas CS, eine Tonnen Chlorgas, die aus 6000 heimlich in die folg während der dreißiger Jahre in China und eine Chlorbenzolverbindung, die wie einst Lost Eine „politische Gesamtverantwortung" will deutschen Unterstände geschafften Stahlzylin- „Yperit", in England wegen seines schwachen Abessinien geprobt hatten? nach ihren Erfindern, den amerikanischen Chemi- der angeschlagene Bürgermeister zwar konzedie- dern abgeblasen worden waren. Noch heute Senfgeruchs als berüchtigt wurde. In den „besten" Tagen von Hitlers Blitzkrieg ren — aber nur keine Grobheiten. Sollen einzelne streiten sich die Historiker, wieviele alliierte Sol- kern Corson und Stoughton, benannt wurde. CS Der „hervorragendste aller Kampfstoffe" —: war Gas nicht nötig; als sich das Kriegsglück ge- reizt Augen und Atemwege; in höheren Dosierun- Köpfe von Spitzenpolitikern rollen? „Ein gewis- daten im Chlordampf gefallen sind — ob 3000 so die Stoltzenberg-Broschüre — brachte einen gen ihn wendete und als Deutschlands Städte ses Maß an Rationalität", mahnt Klose, solle oder 5000. Auf jeden Fall war dieser traurige gen erzeugt es Brandblasen; stark konzentriert dreifachen „Fortschritt": Im Gelände hielt die ungeschützt im Bombenhagel der Alliierten la- wirkt es tödlich. Die amerikanische Armee benutz- man sich doch auch in dieser Situation bewahren Tag ein Triumph für den hochbegabten Berliner Wirkung von Lost bis zu vier Wochen an; es gen, war wohl die Angst vor der Vergeltung und den Untersuchungsbericht abwarten. Chemie-Pröfeslor Fritz Haber. Der spätere No- te CS als Universalwaffe, teils in Form von Staub- fraß sich durch Uniformen und Stiefelsohlen in zu groß. Haile Selassie konnte sich bloß mit nebeln, teils als witterungsbeständigen Gelände- Die Hamburger halten sich gern etwas Zugute belpreisträger hättt galt Dezember 1914, als der die Haut, und die Tröpfchen, die aus den Artil- Speeren und alten Flinten gegen die Gasangriffe auf ihre feine englische Art. In England aber Träüift VpM raschen Sjeg endgültig verflogen verseucher, der ein Gebiet wochenlang unzugäng- leriegranaten spritzten, waren kaum zu riechen der Italiener wehren; am Ende des Zweiten lich machte. Der CS-Kampf erlebte seinen Höhe- wären die Verantwortlichen längst zurtic%|etffi- war, den Einsatz von Chlörgas angepriesen, um und schon gar nicht zu sehen. Einmal eingeatmet, Weltkriegs aber hatten die Amerikaner das ten. Britisch an den Hamburger Politikern Ist einer drohenden Muaitionsknappheit abzuhelfen. punkt im Jahre 1969, als 3000 Tonnen versprüht verätzte Lost Atemwege und Lunge; auf der größte C-Waffen-Arsenal aller Zeiten gegen die und verstäubt wurden., zur Zeit einzig der Nadelstreifenanzug, den die Haut warf es äußerst schmerzhafte Blasen auf, Achsenmächte angehäuft. Gas, das mußten alle hanseatischen Senatoren gern tragen. Q Einer seiner Assistenten war der damals 32 Jahre alte Dr-, Hugo Stoltzenberg. die sich immer wieder aufs neue entzündeten; Teilnehmer des 1. Weltkriegs lernen, war zu- Die beiden Supermächte streben seit Jahren Am 31. Mai 1915 wurde zum ersten Angriff im Körper selbst zerstörte es Zellen und Blut- dem ein unzuverlässiger Verbündeter: Er wech- ein internationales C-Waffen-Verbot an, ein löb- an def Ostfront »geblasen". Diesmal war das körperchen. Der Tod konnte schon nach einer selte die Seiten mit dem Wind. liches, aber utopisches Unterfangen, wenn man be- Chlor mit fünf Prozent Phosgen versetzt. Die Woche — oder erst nach Monaten — qualvollen Wahrscheinlich aber spielte die Psychologie denkt, daß allein die Nervengasbestände auf ame- Wirkung von Chlorkohlenoxyd (dreimal giftiger Siechtums eintreten. Für die Masse der Soldaten beim Verzicht auf Gasgranaten eine entscheiden- rikanischer Seite zwischen 15 000 und 30 000 Ton- als Blausäure, 15mal giftiger als Chlor) be- gab es gegen die „Gelbkreuzgase" (darunter auch dere Rolle als Strategie und Taktik. Zu frisch nen geschätzt werden. Über die Gas-Arsenale der Ungefährlich? schreibt ein Pamphlet der Chemischen Fabrik der „Tau de_s Todes", das amerikanische Lewi- waren noch die Erinnerungen an das qualvolle Sowjets kann man nur spekulieren; sie liegen aber Dr. Hugo Stoltzenberg aus dem Jahre 1930 (Was sit) keinen wirksamen Schutz. Sterben in den Gräben und Lazaretts von'Flan- gewiß nicht unter den amerikanischen Tonnagen, Im Januar 1971 forderten Eidelstedter Bür- jeder vom Gaskampf wissen sollte): „Die Ein- Zu Beginn des 2. Weltkrieges waren alle dern, selbst —' oder gerade — bei Adolf Hitler. zumal die Sowjets nicht nur die neuesten Errun- ger in einer Eingabe die Hamburger Behörden atmung verdünnten Phosgens geht anfangs fast Mächte bis an die Zähne für ein neues Gas- Dr. Heiber vom Münchner Institut für Zeitge- genschaften wie Nervengas in ihren Zeughäusern auf, die Firma Stoltzenberg zu „verlegen". ohne Beschwerden vor sich. Die Schädigungen Gemetzel gerüstet; 1945 hatten.sich auf beiden schichte findet es zwar „erstaunlich, daß Hitler verwahren, sondern auch die Gifte der allerersten Unter dem Aktenzeichen A 221-N schrieb der treten erst allmählich auf. Das Phosgen spaltet Seiten immerhin eine halbe Millionen Tonnen selbst dann, als er wie eine in die Ecke getriebene Jahre: Senfgas, Phosgene und Wasserstoffzyanide. Staätsrat der Innenbehörde, Frank Dahren- beim Zusammentreffen mit Blut- und Gewebs- chemischer Kampfstoffe angehäuft, (Im 1. Welt- Ratte um sich biß, den Einsatz vom Kampfgas Und die Deutschen? In der Bundesrepublik un- dorf, am 5. März 1971 an die Senatskanzlei: flüssigkeit Salzsäure ab, welche die feinen Zwi- krieg wurden insgesamt 13 000 Tonnen Gas ein- nie befohlejft hat. Vielleicht aber war er der Ge- terhalten nach Auskunft des Verteidigungsmini- „Das Unternehmen liegt nicht im Wohnge- schenwände im Inneren der Lunge zerstört. So gesetzt.) Sie wurden freilich im Felde nie ge- fangene seines eigenen Vergiftungs-Tfaumas im steriums nur die Amerikaper Kampfgas-Arsenale biet. Das Betriebsgrundstück ist vielmehr nach läuft die Lunge allmählich mit Blutserum voll... nutzt, obwohl inzwischen eine neue, Generation 1. Weltkrieg geblieben." — zur Abschreckung. In der DDR — so die den rechtskräftigen Bebauungsplänen als In- 3,5 mg führen, in einer Minute eingeatmet, zum — die Nervengase — die Potenz der „klassi- Selbst in den Tischgesprächen, in denen der Schweizer Militärzeitschrift AMSZ — werden min- dustriegebiet ausgewiesen. Es handelt .sich fer- Tode. Aus dem soeben Geschilderten geht her- schen" Kampfstoffe aus dem 1. Weltkrieg hun- „Führer" über alles spekulierte und schwadro- destens seit 1978 ABC-Kampfformationen in Ba- ner um ein nach Personalbestand und Ferti- vor, daß das Phosgen einen ausgezeichneten Of- dertfach übertraf. Das erste neuartige Nerven- nierte, blieb das Thema „Gas" ein Tabu. taillons-Stärke aufgebaut, komplett mit Rohr-Ra- gungskapazität relativ kleines Unternehmen, fensiv-KampfStoff darstellt." gas, Tabun, wurde 1936 in den Giftküchen des Hatten die Deutschen 30 Jahre lang das Wett- keten-Werfern des Typs BM 21. welches nach den Ergebnissen fachkundiger Zusammen mit Perstoff und Chlorpikrin lie- Dritten Reiches zusammengebraut; spater folgten rennen in der C-Kampf-Arena geführt, so über- Wohl auch nur zur Abschreckung des Klassen- Beurteilungen für die Umgebung durchaus un- ferten Chlorgas und Phosgen unter dem Sammel- Sarin (1939) und Soman (1944). nahmen nach dem 2. Weltkrieg die Amerikaner feindes. Konventionelle Flächenwaffen und Atom- gefährlich ist. Nach alledem sieht die Behörde namen „Grünkreuz" die erste Generation der Die phosphororganischen Verbindungen blok- die Spitze. 1961 begannen sie mit der Produktion projektile von zehn bis zehn Millionen Tonnen für Inneres keine Möglichkeiten und auch kei- Gaskampfstoffe. kieren ein Enzym der Nervenzelle (Cholineste- eines neuen Nervengases unter dem Kode-Namen TNT-Sprengkraft können heute das tödliche Ge- nen Anlaß, dem Verlangen nach Verlegung des Am 10. Juli 1917 kam das Gas „Blaukreuz" rase) und verhinderten die Entspannung der Mus- VX. Der „wohl wirksamste C-Kampf Stoff aller schäft viel präziser und schneller besorgen als es Betriebes näherzutreten." zum Einsatz — in der Operation „Strandfest" ge- keln. „Der tödliche Ausgang der Vergiftung Zeiten" — so das schwedische Friedensforschungs- sich die Fritz Habers und Hugo Stoltzenbergs im gez. Frank Dahrendorf gen den britischen Brückenkopf an der Yser. wird durch die zentralen Wirkungen wie starke institut SIPRI .-*• ist fünfmal giftiger als das bis- 1. Weltkrieg je träumen lassen Könnten. Die Blaukreuze Clark und Adamsit haben als Krämpfe und Lähmung des Atemzentrums be- herige „Spitzenprodukt" Sarin. Als 1968 im Ar- Josef Joffe

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