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"University of Wisconsin Digitized by l& Digitized by Google ABHANDLUNGEN

EINUNDVIERZIGSTER BAND.

Digitized by Google Digitized by Google Digitized by Google ABHANDLUNGEN

DER KONIGLIOH SACHSISCHEN

GE8ELL8CHAFT DER WISSENSCHAFTEN.

EINUNDVIERZIGSTER BAND.

MIT i KAETE UND 18 ABBILDUNGEN.

LEIPZIG

BEI B. G. TEUBNER

1899.

Digitized by Google ABHANDLUNGEN

DER PHILOLOGISCH-HISTORISCHEN CLASSE

DER KONIGLICH SACHSISCHEN

GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.

m

ACHTZEHNTER BAND.

MIT i KARTE UND 18 ABBILDUNGEN.

LEIPZIG

BEI B. G. TEUBNEK

1899.

f

Digitized by Google Digitized by Google INHALT.

Nr. 1. C. Wachsmuth, Neue Beitrage zur Topographie von Athen.

2. Fr. Hultsch, Die Gewichte des Alterthums, nach ihrem Zusammenhange

dargestellt.

3. V. Hantzsch, Sebastian Minister: Leben, Werk, wissenschaftliche Be-

deutung.

- 4. A. Schmarsow, Ghibertis Kompositionsgesetze an der Nordtfir des

Florentiner Baptisteriums. Mit 18 Abbildungen.

- 5. H. Gelzer, Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. Mit i Karte.

• i

Digitized by Google Digitized by Google DIE GENESIS DER

BYZANTINISCHEN THEMENVERFASSUNG

VON

H. GELZER.

Des XVlll. Bandes der Abhandlnngen der philologisch-historischen Classe der Kdnigl. Sachsischen Gesellschaft der Wissenschaften

MIT EINEB KARTE.

LEIPZIG

BE1 B. G. TEUBNER

1899.

Digitized by Google Vorgetragen fur die Abhandlungen am 8. Juli 1899.

Das Manuscript eingeliefert am 14. Juli 1899.

Der Abdruck vollendet am 13. September 1899.

Digitized by Google 105992 MAY 14 1007

F3.3 8 r

DIE GENESIS DER

BYZANTINISCHEN THEMENVERFASSUNG

VON

H. GELZER.

Abhandl. d. K. S. (taelUoh. d. Wiieentch., phiL-hlit. CL XLI.

Digitized by Google Digitized by Google I. Einleitnng.

1 8 Durch die Forschungen von Finlay ), Rambaud*), Ramsay ), 4 5 Schlumberger ), Bury ) und namentlich durch die ausgezeichnete 6 Arbeit von Diehl ) ist fiber die Entstehung und die allmahliche Umwanftliing der Themenverfassung viel erwtlnschtes Licht ver- breitet worden. Im VII. Jahrhundert noch lediglich eine Organi- sation der Armee, welche sich aber starke Eingriffe in die Civil- verwaltung erlaubt, wird sie durch einen epochemachenden gesetzgeberischen Akt des VIII. Jahrhunderts ein gleichzeitig mili- tarischer und civiler Verwaltungsorganismus von bewunderungs- wtlrdiger Leistungsf&higkeit. Leider besitzen wir tlber diesen Una- wandlungsprozess selbst nur gelegentliche Notizen der Chronisten, welche uns mehr gestatten den Vorgang dieser Umwandlung zu erschliessen, als dass sie uns denselben direkt berichteten. Provin- zialbeschreibungen des Reichs nach der Themenordnung haben wir erst aus dem IX. und aus dem X. Jahrhundert. Es ist nun aber ein methodischer Fehler, den alle die oben genannten Forscher begehen, dass sie bei ihren Arbeiten die jflngere Quelle ausschliess- lich heranziehen und die ftltere nahezu vollig vernachlassigen. Sie legeli n&mlich die dem X. Jahrhundert angehSrige, mit ganzlich unnotiger Gelehrsamkeit prunkende und darum oft unzu- verlassige Themenbeschreibung des Konstantinos Porphyrogennetos

i) G. Finlay, history of the byzantine and greek empires from DCCXVI to

MCCCCLm. Vol. I. Edinburgh and London 1854.

2) A. Rambaud, l'empire Grec au dixieme siecle. Paris 1870, S. 175 ff. 3) W. M. Ramsay, the historical geography of Asia Minor. London 1890 passim.

4) Schlumberger, sigillographie de l'empire byzantin, Paris 1889, bietet eine reiche FtUle fur unsre Frage tiberaus wertvoller, sorgfaltig erorterter Ur- kunden. 5) J. B. Bury, a history of the later Roman empire LI S. 339— 351. 6) Ch. Diehl, Torigine du regime des themes dans l'empire Byzantin (Ex- trait des etudes d'histoire du moyen age dediees a Gabriel Monod). Paris 1896. Ich zitiere nach dem vom Verf. mir giitigst tibersandten, besonders paginierten Separatabzug.

Digitized by Google H. Gelzer,

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1 zeicfaneten Ausgabe von M. J. de Goeje ) so bequem in Ueber- setzung zug&nglicfi gemacht worden sind. De Goeje's Meisterwerk ist freijiph erst 1889 erschienen, indessen das bildet kaum einen Entschuldigungsgrund, da C. Barbier de Meynard bereits 1865 im Journal asiatique Text und Uebersetzung des Werkes von Ibn Hordadbeh veroffentlicht hatte.*) Allerdings musste die Ausgabe und die Uebersetzung Barbier's bei dem damals einzig bekannten Codex Oxoniensis notwendig sehr unvollkommen ausfallen, was dieser ausgezeichnete Gelehrte in seiner bescheidenen Weise ein- gesteht. Aber dass er die Ausgabe dennoch gewagt hat, ist sein grosses Verdienst. Mit Becht sagt de Goeje (a. a. 0. S. XIII): jjD'aprfes ce manuscrit M. Barbier de Meynard publia dans le Journal asiatique de 1865 le texte accompagn^ d'une traduction. Le savant ^diteur n'ignorait point la triste condition du manu- scrit et savait parfaitement bien que, dans bon nombre (Teridroits, il lui serait impossible de restituer le texte. Mais se souvenant

c de l'axiome le mieux est souvent l'ennemi du bien', il a prefere offrir k ses confreres une edition necessairement imparfaite que de laisser dormir dans la bibliothfeque d'Oxford un ouvrage pr6- cieux dont la science pourrait tant profiter. II s'est acquis par \h des droits k la reconnaissance sincere de tous les Orientalistes." Es kommt hinzu, dass Defremery in vortrefflicher Weise gerade 8 den byzantinischen Teil des Werkes behandelt hat. ) Leider blieb auch diese Abhandlung von Seiten der Byzantinisten unbeachtet.

1) Bibliotheca Geographorum Arabicorum edidit M. J. de Goeje. Pars sexta. Kitab al-Masalik wa'l-Mamalik auctore Abu'l Kasim Obaidallah ibn Abdallah ibn Khordadhbeh, accedunt excerpta e Kitab al Kharadj auctore Kodama ibn dja'par. Lugduni-Batavorum, apud E. J. Brdll 1889. De Goeje konnte fiir seine Ausgabe neben dem Oxoniensis ein viel besseres Manuscript benutzen, welcbes Graf C. von Landberg 1885 erwarb und 1886 der Kaiserlichen Bibliothek zu Wien schenkte. 2) Le livre des routes et des provinces par Ibn-Khordadbeh, publie, traduit et annote par C. Barbier de Meynard. Journal Asiatique sixieme serie T. V 1865, S. 5 ft, 227 ft, 446ft 3) Remarques sur Touvrage geographique d'lBN Khordadbeh, et principale- ment sur le chapitre qui concerne 1* empire byzantin, par M. C. Defremery. Jour- nal Asiatique sixieme serie T. VIE 1866, S. 239— 277.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 5

Gewiss verdient Ramsay's epochemachendes Werk das hohe Lob, welches ihm beim Erscheinen Th. Mommsen gespendet hat. Immer- hin wird die Einschr&nkung gestattet sein, dass, wenn er die arabischen Quellen nicht desultorisch benutzt, sondern in derselben methodischen Weise, wie Hierokles, die Concilsakten und die No- titiae verwertet hatte, er eine ganze Ffllle geographischer Aporien

in glflcklichster Weise hatte losen konnen. Das Folgende ist ein

Versuch, diese so wichtige Quelle ftlr die byzantinische Verwaltungs- geschichte zu verwerten.

II. Die Einrichtniigeii Jxistinians.

Bereits unter Justinian zeigen sich die ersten leisen Spuren, wonach die Centralregierung das von Diokletian und Konstantin angeordnete und streng durchgeftlhrte System der vollstandigen Trennung von Civil- und Militaradministration wieder einschrankte oder auch teilweise aufhob. Indessen solche Einrichtungen waren

1 meist nur vorflbergehend ), oder% sie schlugen den umgekehrten Weg wie die spatere Themeneinrichtung ein. Wahrend in dieser der Militargouverneur Civilfunktionen flbernimmt, hat Justinian dem rein civilen vir spectabilis Augustalis von Aegypten Militar-

funktionen ilbertragen: Tbv jttQijjiXeXTov ccvyovavdXiov dice vb tfjg

HQTHiivrjg neyiGTrjg JtoXe&g rtoXvdvd'Q&Xov (%Mv'ta dinaia ncci tfjg OtQa-

TKDTiTtfjg &Q%rig, ov diyQrjpivov tov rtgdytiavog, ovdh eig ag^ovvag dvo

TtccfteGrcbTog, — tovxo yug rjyov^ed^a rc3 Jtavvl ov 6v\up£Q£iv —

&XX &0ve tvee per avdga rtgoeOtdvcci rot) tiQrmivov #qovov, (%uv 6h

ii;ov0iav navee rtdvt&v tmv ixei'Ge OTQavKorcbv^ t&v [&Qvy,ev(ov efoe

9 ix ccvtfjg tfjg 'AXefcavdQfrov peydXrjg JtoXe&g, the ixl v&v dvo Aiyvrt-

t(qv. Edict. XIII Cp. I, § i. Justinian flbertragt also dem Civil- gouverneur der h6chst unruhigen und zu unaufhorlichen Revolten, neigenden Grossstadt Alexandria auch die Militargewalt sbwohl

tlber die Stadt, als die Provinzen Aegyptos I u. II. Weiter wird dann bestimmt, dass das seinem Befehle unterstellte Truppen- kontingent 600 Mann stark sein solle. Diese Anordnung blieb auch unter den folgenden Kaisern bestehen. Der zwischen 590 und 600 seine Reichsbeschreibung abfassende Georgios Kyprios

9 hat bei der Provinz Aegyptos I v. 709, 710 die Notiz AXe£dvdQua vjtb dovxa xccl avyovatdXiov. Der Augustalis hatte kraft seiner

1) Ch. Diehl a. a. 0., S. 13.

Digitized by Google 6 H. Gelzer, militarischen Befugnisse den Nebentitel Dux empfangen. Diese Ordnung dauerte bis zum Einbruch der Araber, wie wir aus den hochst wichtigen Angaben des Johannes von Nikiu wissen. 610 treffen wir in Alexandria den Johannes, Gouverneur der Provinz und Praefectus Augustalis zugleich als militarischen Oberbefehls- haber in Alexandria. Notices et extraits XXIV i. Paris 1883.

S. 542. Ebenso Theodoros zur Zeit des Arabereinbruchs S. 573 ff.

III. Die Entstehung der beiden Exarchate,

Die justinianeischen Anordnungen stehen also nur in einem sehr losen innern Zusammenhange mit der Themenorganisation.

Anstoss und Vorbild fflr dieselbe ist vielmehr, wie zuerst Diehl ausdrilcklich hervorgehoben und richtig ausgefQhrt hat, die Grfln- dung der beiden grossen Generalkapitanate des Westens, der Ex- archate von Italien und Afrika doirch Kaiser Maurikios (582 —602). Der Anlass zu dieser so folgenschweren Einrichtung war ein rein ausserlicher. Nicht durch eine tiefdurchdachte staatsmannische Ueberlegung, sondern durch die bittere Not der Verhaltnisse, durch die steigende Bedrangniss des Eeichs wurde die byzantinische Re- gierung formlich gezwungen, in den am meisten exponierten West- provinzen Militarkommandos mit wesentlich erweiterten Befug- nissen zu grflnden. Die argwohnische Regierung that das hochst ungern. Wie hatte sie einst durch ihr Misstrauen und ihre un- gentlgende Untersttttzung des genialen Belisarios Thatigkeit ge- lahmt. Allein hier gait eben eherner Zwang. Durch den Ein- bruch der Langobarden waren zwei Dritteile Italiens der romischen Botmassigkeit entrissen; in dem ktlmmerlichen Rest erwehrten sich die Besatzungstruppen und Garnisonen der kleinen Kastra mflh- sam genug der unaufhorlich erneuten Angriffe. Ganz ahnlich war in Afrika der romische Besitz durch die hochst kriegerischen Mau- rusier (Kabylen) aufs ausserste gef&hrdet; schon unter Justinian war derselbe mehr als einmal zeitweise auf die Umgebung von Karthago und die Seestadte beschrankt gewesen. Von furchtbaren

Niederlagen unter Justin II. berichtet Johannes von Biclaro. In den von Justinian neu gewonnenen Westprovinzen herrschte dem- nach ein permanenter Kriegszustand. Diesem Umstande hat nun die ostromische Regierung in sehr verstandiger Weise Rechnung getragen durch die Schaffung der beiden Exarchate von Italien

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 7

und Afrika. Exarchus ist nur ein neu erfundenes prachtvolles Ehrenpradikat fQr die alten magistri militum per Italiam und per Africam. Der Exarch unterscheidet sich aber nicht allein durch die auszeichnende Titulatur vom bisherigen Magister militum. Vielmehr hat die ostromische Regierung durch eine sehr verstan- dige politische Maassregel die Kompetenzkonflikte aus dem Wege ger&umt, welche von den Zeiten der persischen Satrapen bis zu der so unendlich fortgeschrittenen Epoche des heutigen Bureau- kratismus zu den berechtigten und unausrottbaren Eigenttlmlich- keiten dem Range nach gleichstehender Oberbehorden gehoren, die immer befftrchten, sich gegenseitig „Ombrage" zu machen. Das hat Maurikios dadurch beseitigt, dass er die Civilbeamten, die Praefecti praetorio, den Militargouverneuren, den Exarchen thatsachlich vollstandig unterordnete. Es lag der byzantinischen Regierung die Absicht durchaus fern, den kunstvollen Aufbau der civilen Be- amtenhierarchie lahm zu legen. Im Gegenteil, wir ersehen aus dem Briefwechsel des Papstes Gregor L, dass in Afrika wie in Italien die „erlauchtesten" Praefecti praetorio mit den ihnen unter- geordneten Provinzialstatthaltern und Judices neben den „glor- wflrdigsten" Exarchen und ihren Duces ruhig fortamtierten. In- dessen die hervorragende Stellung der Generalitat und des Officiercorps, welches nach der „allerhochwxlrdigsten Geistlichkeit" entschieden im Beamtenschematismus den obersten Platz einnahm, sodass die civilen in die dritte Rangreihe sanken, brachte es mit sich, dass der Exarch — und entsprechend auch seine Duces — vielfach und im VII. Jahrhundert mit steigender Energie auch in die Civil- verwaltung eingriffen. Der liber diurnus giebt uns das urkund- liche Zeugniss, wie kraftig auch der gloriosissimus Exarchus in Sachen mitsprach, welche vor das forum ecclesiasticum, in das Kirchendepartement gehoren. Der Exarch ist der geborne Ver- treter des von der romischen Curie — von ihrem Standpunkte aus sehr begreiflich — aufs ausserste perhorrescierten caesaro- papistischen Systems, und im VTL Jahrhundert hat mehr als ein Pontifex die Superioritat des Thrones liber den Altar in bitterer Weise empfinden mtlssen. Bei dieser imposanten Machtfalle der Exarchen, die sich zu formlichen „Vireys" auswuchsen und in Afrika, wie in Italien, ja spater selbst in Sicilien mehrfach als Usurpatoren (Gregorios in Afrika — Eleutherios in Ravenna — Sergios in Sicilien) und als Kingsmaker (Herakleios der altere in

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Afrika) auftraten, ist es ganz natflrlich, dass sie allm&hlieh die civilen Prafekten vollst&ndig an die Wand drilckten und ihre Funk- tionen aufsogen; nur geschah das nicht durch einen bestimmten Regierungsakt, sondern vollzog sich allmahlich im Laufe des VII. Jahrhunderts. Leider sind uns tlber diese spatern Vorgange so gut wie keine Nachrichten erhalten. Aber gegen Ende des VII. Jahrhunderts scheinen in beiden Exarchaten die Civilbeamten von der Bildflache verschwunden zu sein. Die Generalitat ver- einigt in ihren Handen sammtliche Militar- und Civilkompetenzen.

IV. Die Anf&nge der Themenorganisation.

Diese hochst lehrreichen und epochemachenden Vorgange sind uns namentlich aus Italien gut bekannt. Zahlreiche Andeutungen der Quellen berechtigen uns aber zu dem Schlusse, dass auch im Osten wahrend des VII. Jahrhunderts ahnliche Verhaltnisse ahn- liche Resultate hervorgebracht haben. Kaiser Konstantinos Porphyrogennetos (911 —947) ist der einzige, der fiber die Entstehung der Themenorganisation berichtet.

Das X. Jahrhundert ist eine Epoche der Palingenesie fflr das grie- chische Reich in politischer und militarischer, wie far die grie- chische Nation in kultureller Beziehung. Das Reich hatte den Riesenkampf mit dem Islam glflcklich ausgekampft;/die Hoch- mSgenden in Byzanz ruhten auf ihren wohlverdienten Lorbeeren, und, wie das in solchen Zeiten zu gehen pflegt, nach des Tages Last und Hitze in der vom Schicksal vergSnnten Ruhepause be- sannen sich die Romaer und ihr wissensdurstiger Basileus in erster Linie auf ihre Anf&nge wieder. Leider sind die Berichte, welche uns Kaiser Konstantin darttber in seinem Buche tlber die Themen des Ostens und des Westens giebt, manchmal nicht ganz zuverlassige Bureautraditionen. Das fQhlte der Kaiser selbst, und er giebt seine Nachrichten mit einer gewissen Reserve, welche an- deuten soil, etwas Sicheres lasse sich hier eigentlich nicht fest- stellen. So sagt er z. B. beztlglich der Entstehung des 'AQuevi&x&v

1 {te'f«« gewiss richtig, aber ausserst vorsichtig ): dona dh e*Vrei>, on irtl 'HgaxXeiov vov (laGiXimg ncu ztov xdvco iqovoiv rrjv toiavtrjv xqoG- rjyoQiav ixXrjQovdiLrjGev. In seinem an seinen Sohn Romanos ge-

1) Them. 18, 2.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 9 richteten grossen M&noire tlber die Principien der Reichsverwal-

1 tung ) sucht deshalb der hochgeborne Verfasser eine Reihe ungenauer Behauptungen des Themenwerkes, so tlber Charsianon, Kephal- lenia, Lykandos u. s. f. richtig zu stellen. So giebt er uns immer- hin eine ganze Anzahl wertvoller Notizen an die Hand, die es uns ermoglichen, den Entwicklungsgang der Themenordnung bis zu seiner Zeit zu verfolgen. Wie schon erwahnt, war der Osten mit dem VII. Jahrhun- dert in dieselbe gefahrdrohende Krisis verfallen, wie Ende des VI. der Westen. Das Rom&ische Kaisertum rang ein ganzes Jahr- hundert in wahrhaft heroischer Weise um seine Existenz. Es herrschte jetzt auch im Osten ein permanenter Kriegszustand. Die unaufhorlichen Einbrttche der Bulgaren und der Slawen in die Haemushalbinsel, die gewaltigen Eroberungsztlge der Araber zu Wasser und zu Land gegen Kleinasien, die Inseln und die Reichs- hauptstadt erforderten den Einsatz aller disponibeln Mittel und eine ganz ungewohnliche Kraftanstrengung. Neben diesem hoch- sten Ziele der Reichsrettung und Reichserhaltung war alles andre Nebensache. W&hrend 150 Jahren haben daher Wissenschaft, Litteratur und Kunst eine Art Todesschlaf oder Erstarrung durch- gemacht. Und das war in der Ordnung. Denn man hatte that- s&chlich Wichtigeres zu thun. Der Soldat war ein und alles. Neben ihm kommen nur noch die Priester und ihre Heiligen als Beter und Mitstreiter fOr die nationale Sache in Betracht. (Man vergleiche die Akten des hi. Demetrios). Das war eine Epoche, wo, wie zur Zeit der Grflndung der Exarchate, die grossen Milit&rkommandos mit diskretion&ren Vollmachten ausgerflstet warden, und wiederum war dies, wie frflher im Westen, eine durch den Zwang der dringendsten Notwendigkeit hervorgerufene Maassregel. Die schwere Kampfesperiode und damit die neue Militar- organisation beginnt unter Kaiser Herakleios (610—640). Gewiss richtig lasst deshalb Konstantin unter ihm die Themenordnung

2 ins Leben treten ): 8t* dh rot) atgaveveiv oi (iaGiXeig istavGavto, tore xal (ftQatrjyovg xal ftipata 6iG}Qi6avxo. vvvl

G&eforjg artb tfjg &Q%f\g *HQaxXeiov roi) Ai(ivog, of hsi ixeivov XQav/j-

1) Gew5hnlich als Constantini Porph. de administrando imperio 1. zitiert

2) Them. I 12, 13—13, 3-

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(Savxeg, ovx tyovxeg ortoi xal ostwg xaxaygifiovxai xq avx&v i^ovOia^ tig [LiXQa xiva piQr] xaxixh\iov xrjv iavx&v ccq%}\v xal xa z(bv (SxQaxev- paxcov xdypaxa fiaAttfrc*, xal iXXfjviXovxeg xal xrjv JtatQiov xal *itoftcrt- xijv yX&xxav &rtopak6pevoi. Es zerf&llt nun die Kaiser] iche Armee in sieben grosse Kommandos.

I. Ftlr die kaiserliche Residenz und die anliegenden Pro- vinzen: to freoyvXaxxov (iaGiXixbv 'Otfi'xiov unter dem xoprjg xov

'Otfixiov.

II. u. III. Zum Kampf gegen die Araber xb 'AvaxoXixov und xb 'Agpevidx&v fr^a. Der an der Spitze stehende Divisionskomman- deur heisst JtaxgCxiog xal Gtgaxrjydg.

IV. Zum Kampf gegen die Bulgaren: xb »efi€c xfjg QQaxrjg oder to Qgaxcoov frtya gleichfalls unter einem staxgixiog xal otQa- xrjyog.

V. u. VI. Im Westen kommandieren nach wie vor der patri- et exarchus Italiae und der patricius et exarchus Africae. Ihnen unterstehen der exercitus Italiae und der exercitus Africae. VII. Die Flotte, die Carabisiani, 6 ftenaxixbg axoXog, die xaga- pujiavoi axgari&Tca unter dem axgaxr/ybg x&v xagdpcDv; spaterhin geteilt in das fl^ficr xdw Ki (5vgaicorow unter dem dgovyyaqiog x(bv

KipvQaicoxfbv Und xb fre'fia x&v xXm^onivGW unter dem dQovyy&Qiog xfjg dmdsxavliGov.

V. Die Reichsyertretimg nach der Urkunde Justinians II.

A. Die Reichsyertretniig im Allgemeineii.

Diese gesammten Verh<nisse werden uns nun urkundlich be- leuchtet durch ein geradezu unschatzbares Aktensttlck von aller- hochstem Werte; es ist das „Exemplar Divae iussionis Justiniani Augusti directae ad Joannem papam urbis Romae in confirmati- 1 onem sextae synodi Constantinopolitanae" vom Jahre 68 7. ) Die Urkunde entstammt nach einer Notiz des Codex Bellovacensis dem

1) Mansi XI 737. Schon die Adresse ist nicht uninteressant. In nomine domini dei et Salvatoris nostri Jesu Christi imperator Caesar Flavius Justinianus fidelis in Jesu Christo paciiicus pius perpetuus Augustus Joanni vero sanctissimo et beatissimo archepiscopo antiquae almae urbis Romae atque universali papae.

Offenbar hat Johannes an dem Ehrenpradicat oUovfuvmbg ndnag^ das Gregor I. mit so viel Gerausch von sich wies, mit zahlreichen Vorgangern und Nachfolgern nicht den mindesten Anstoss genommen.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassitng. 11 p&pstlichen Archiv des Laterans. Scriptus est hie codex tempo- ribus domni Sergii (687 — 701) sanctissimi et beatissimi papae et in patriarchio sanctae ecclesiae Romae recluditur . deo gratias . amen. Wir ersehen aus dieser Urkunde, dass bei wichtigen Haupt- und Staatsaktionen eine Art Reichsvertretung zusammenberufen wurde. Wie die Kaiser Theodosios II. (408—450) und Valen- tinian III. (425 —455) einst bei wichtigen Profanereignissen, z. B. der officiellen Bekanntmachung des Codex Theodosianus die Reichs- senate von Alt- und Neu-Rom zusammenberiefen und bei dogma- tischen Streitigkeiten (431, 447 u. 451) die geistlichen Reichs- parlamente versammelten, so hat auch Justinian vor einer h6chst glanzenden Vertreterschaft der wichtigsten KSrperschafben des Reichs feierlichst die unter seinem Vater abgefassten Beschlflsse des VI. Skumenischen Concils bestatigt. Bezeichnender Weise heisst eine solche Reichsversammlung Silentium, weil sie schwei- gend die allerhSchsten Kundgebungen anzuhoren und dann nur zu akklamieren hat. Justinian berief zu diesem Zwecke fol- gende Notabeln: sed mox adduximus nostros patres sanctissi- mos ac beatissimos patriarchas cum vestrae beatitudinis apo- crisiario et sanctissimum senatum, verum etiam deo amabiles metropolitas et episcopos, qui hie in urbe regia commorantur, et deinceps militantes incolas sancti palatii, necnon et ex col- leges popularibus et ab excubitoribus, insuper etiam quosdam de Christo dilectis exercitibus, tarn ab a deo conservando im- periali Obsequio, quamque ab Orientali, Thraciano, similiter et ab Armeniano, etiam ab exercitu Italiae, deinde ex Carabisianis et Septensianis, seu de Sardinia atque de Africano exercitu, qui ad nostram pietatem ingressi sunt, et iussimus praefatas synoda- lium gestorum chartas in medium adduci et coram supradictis omnibus lectionem eorum fieri: omnesque diligenter audientes signare ipsas fecimus.

B. Die Magnatentafel der Notebelnversammlnng.

Hier haben wir das interessante Bild einer Versammlung der rOmischen Reichsst&nde. Wie im Mittelalter des Westens, ist auch hier im Osten immer der erste und vornehmste Platz dem Prft- latenstande reserviert. Die ad audiendum verbum Regium be- rufenen Notabeln zerfallen gleichsam in eine Magnatentafel und eine Landbotenstube.

Digitized by Google 10 H. Gelzer,

Gavxeg, ovx tyovxtg ostoi xai ortcog xccxaxQrjGovxai xy avx&v ifcovGia, ug \lixq& xwa pigr] xaxixepov xijv iavx&v ttQ%rjv xai xa x(bv GXQaxev-

{l&x(dv xAypccxa paXitixa, xai £XXr]v%ovxeg xai xrjv jt&XQiov xai *Pm\iai- xijv yX&xxav tttiofialoptvoi. Es zerfellt nun die Kaiser] iche Armee in sieben grosse Kommandos.

I. Ftlr die kaiserliche Residenz und die anliegenden Pro- vinzen: xb fteoyvXaxxov (iaGiXixbv 'Otfixiov unter dem xo^g xov

'Otfixiov.

II. u. IE. Zum Kampf gegen die Araber xb 'AvaxoXtxov und xb IdQiieviaxcjv fripa. Der an der Spitze stehende Divisionskomman- deur heisst rtaxgixiog xai GxQaxrjydg.

IV. Zum Kampf gegen die Bulgaren: xb fo'fta xfjg 0Qaxrjg oder xb @Qax

V. u. VI. Im Westen kommandieren nach wie vor der patri- cius et exarchus Italiae und der patricius et exarchus Africae. Ihnen unterstehen der exercitus Italiae und der exercitus Africae. VII. Die Flotte, die Carabisiani, 6 ^e^axixbg oxdXog, die xaga-

(LiGiavoi GxQaxi(bxai unter dem Gxgaxrjybg x(bv xagdfimv; sp&terhin . geteilt in das #^f«cr x&v Ki^vQaicox&v unter dem dQovyyagtog x&v

KifivQccicjx&v und xb tfe'fta x&v stXoji^o^iv&v unter dem dgovyyagiog xf^g dGxfexavrjGov.

V, Die Reichsvertretimg nach der Urkunde Jnstinians II.

A. Die Reichsvertretung im AUgemeinen.

Diese gesammten Verhaltnisse werden uns nun urkundlich be- leuchtet durch ein geradezu unsch&tzbares Aktensttlck von aller- hochstem Werte; es ist das „Exemplar Divae iussionis Justiniani Augusti directae ad Joannem papam urbis Romae in confirmati-

1 onem sextae synodi Constantinopolitanae" vom Jahre 687. ) Die Urkunde entstammt nach einer Notiz des Codex Bellovacensis dem

1) Mansi XI 737. Schon die Adresse ist nicht uninteressant. In nomine domini dei et Salvatoris nostri Jesu Christi imperator Caesar Flavius Justinianus fidelis in Jesu Christo paciiicus pius perpetuus Augustus Joanni vero sanctissimo et beatissimo archepiscopo antiquae almae urbis Romae atque universali papae.

Offenbar hat Johannes an dem Ehrenpradicat olnov^vi%bq nccitag^ das Gregor I. mit so viel Gerausch von sich wies, mit zahlreichen Vorgangern und Nachfolgern nicht den mindesten Anstoss genommen.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 11 p&pstlichen Archiv des Lateralis. Scriptus est hie codex tempo- ribus domni Sergii (687 — 701) sanctissimi et beatissimi papae et in patriarchio sanctae ecclesiae Romae recluditur . deo gratias . amen. Wir ersehen aus dieser Urkunde, dass bei wichtigen Haupt- und Staatsaktionen eine Art Reichsvertretung zusammenberufen wurde. Wie die Kaiser Theodosios II. (408—450) und Valen- tinian III. (425—455) einst bei wichtigen Profanereignissen, z. B. der officiellen Bekanntmachung des Codex Theodosianus die Reichs- senate von Alt- und Neu-Rom zusammenberiefen und bei dogma- tischen Streitigkeiten (431, 447 u. 451) die geistlichen Reichs- parlamente versammelten, so hat auch Justinian vor einer hOchst glanzenden Vertreterschaft der wichtigsten K6rperschaften des Reichs feierlichst die unter seinem Vater abgefassten Beschltlsse des VI. Okumenischen Concils best&tigt. Bezeichnender Weise heisst eine solche Reichsversammlung Silentium, weil sie schwei- gend die allerhOchsten Kundgebungen anzuhoren und dann nur zu akklamieren hat. Justinian berief zu diesem Zwecke fol- gende Notabeln: sed mox adduximus nostros patres sanctissi- mos ac beatissimos patriarchas cum vestrae beatitudinis apo- crisiario et sanctissimum senatum, verum etiam deo amabiles metropolitas et episcopos, qui hie in urbe regia commorantur, et deinceps militantes incolas sancti palatii, necnon et ex col- leges popularibus et ab excubitoribus, insuper etiam quosdam de Christo dilectis exercitibus, tarn ab a deo conservando im- periali Obsequio, quamque ab Orientali, Thraciano, similiter et ab Armeniano, etiam ab exercitu Italiae, deinde ex Carabisianis et Septensianis, seu de Sardinia atque de Africano exercitu, qui ad nostram pietatem ingressi sunt, et iussimus praefatas synoda- lium gestorum chartas in medium adduci et coram supradictis omnibus lectionem eorum fieri: omnesque diligenter audientes signare ipsas fecimus.

B. Die Magnatentafel der Notabelnversammlung.

Hier haben wir das interessante Bild einer Versammlung der rOmischen Reichsst&nde. Wie im Mittelalter des Westens, ist auch hier im Osten immer der erste und vornehmste Platz dem Prft- latenstande reserviert. Die ad audiendum verbum Regium be- rufenen Notabeln zerfallen gleichsam in eine Magnatentafel und eine Landbotenstube.

Digitized by Google 12 H. Gelzer,

Zur ersten gehoren „unsre V&ter, die allerheiligsten und selig- sten Patriarchen nebst dem Legaten Ew. Heiligkeit und der hoch- heilige Senat". Ganz deutlich bilden diese eine erste Kategorie geistlicher und weltlicher Dignit&re. Sehr charakteristisch ist, dass zu den st&ndigen Mitgliedern dieser Keichsvertretung die Patri- archen gehoren. Es ist bekannt, dass unter den Omaijaden die hohere Hierarchie teilweise fast ganz aussetzte. In Alexandria z. B. hatte der orthodoxe Patriarchat eine Sedisvacanz von 97 Jahren. Erst unter den Abbasiden wurde die regelmftssige diadoxrj der Oberhirten hergestellt. Auf dem VI. okumenischen Concil 680 hat nur Antiochien einen Patriarchen, Alexandrien einen Stellvertreter und einen Monch, den der Topoteret von Jerusalem als seinen Vertreter abgesandt hatte. Dagegen 692 *) beim Quini- sextum erscheinen alle drei Patriarchen. Freilich werden diese — wenigstens der Alexandriner und der von der Anastasis — Patri- archen i. p., oder wie jetzt der offizielle Ausdruck lautet, Titular- patriarchen gewesen sein, welche es vorzogen, behaglich eine kaiser- liche Rente in der Reichshauptstadt zu verzehren, statt eventuell ein blutiges Martyrium „von den gottgeschlagenen Agarenern" zu erdulden. An einem so prunkliebenden und auf den aussern Glanz gerichteten Hofe, wie dem Justinians, machte aber die Anwesen- heit von vier Patriarchen einen sehr vorteilhaffcen Eindruck. Neben ihnen wird dann noch der standige papstliche Legat erwahnt. Die zweite Abteilung dieser ersten Kategorie bildet der Senat. Reiske*) hat bereits richtig zwischen einem Senate im weitern und im engern Sinne unterschieden. Im engern — wie dies hier zu fassen ist — umfasst er ausschliesslich die Spitzen der CivilbehSrden.

1) Was Lequien or. christ. HI 281 gegen die Authenticity des Patriarchen Anastasios von Jerusalem vorbringt, ist inhaltleeres, hochst thorichtes Gerede vom beschrankt rfimischen Standpunkte aus. 2) Solet vox senatus modo ampliore, modo strictiore significatu adhiberi. Quando ampliore, omnes dignitates, summas, imas, civiles, militares amplectitur, strictiore autem opponitur senatus militaribus officiis illustribus, et significat sena- tores procurationi rerum civilium deditos, et in tribunalia varia distributos, qui non simul essent neque patricii, neque basilici, seu privatae imperatoris familiae

adscripti . . . Interdum usurpatur vox syncleticorum sensu et exclusis non solum patriciis et strategis, sed etiam ipsis Hypaticis, seu viris a gradu Hypatorum inde inferioribus, significat solus tales, quales e. c. sunt logothetae, chartularii, notarii, praefecti Urbis, canicleus et alii similes qui non sunt patricii. Commentar zu Const. Porph. S. 160.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 13

C. Die Landbotenstube der Notabelnversammlnng.

a. Der Klerus und die st&dtische Garnison.

Mit „verum etiam" wendet sich nun der kaiserliche Brief an die zweite Kategorie dieser Notabelnversammlung. Auch hier er- halten in sehr bemerkenswerter Weise „die gottgeliebten Metro- politen und Bischofe, welche in dieser Kaiserlichen Stadt ver- weilen", den Vortritt. Es sind die Mitglieder der seit dem VI. Jahrhundert nachweisbaren hd^ovaa avvodog, des st&ndigen Beirats des okumenischen Patriarchen in dogmatischen und nament- lich in kanonistischen Fragen. Die Laiennotabeln zerfallen in vier Gruppen:

i) militantes incolae sancti palatii, d. h. Die Scholarier.

tveQOi OtQariwrai ovjr §G6ovg rj xai ta i£ ixl (pvXaxy 9 t y &Q%tfg tov jtaXatiov xccviGvrjGav, ofioxeQ 6%oXaQiovg xaXovGw. Procop. hist, arc. 135, 19— 21. Ihr AnfQhrer ist der dopiatixog t&v 6%oX&v, welcher unter den ,Spitzen der Militar- und Civilbehorden, wie

sie die GwJftHa ev

ihm nimmt der tojtotrjQtitijg %&v 6%oX&v (locum tenens, lociservator)

ein a. a. 0. 61, 21. Ausserdem werden noch (ebenda) xonrjteg r&v 6xoX&v erw&hnt. Vgl. auch die nachher im Zusammenhang

mitgeteilte Stelle Kodama's bei de Goeje S. 196. Reiske zu

Const. Porphyr. S. 60 und 158. Th. Mommsen, das rSmische Milit&r- wesen seit Diocletian. Hermes XXIV 221 ff.

2) nee non ex collegiis popularibus: ot c%mh — (of Bivatoi — ot ngdoivoi — 6 rttQanxbg dfjpog). Summus magi-

stratus factionalis est 6 drjtioxQdvrig. Quaeque factio suum d^aQiov et suum drjtioxQ&Trjv habebat, Domesticum Scholarum veneta, et Excubitorum domesticum prasina. Huic suberat et huius veluti legatus erat 6 dfaaQzog, magister factionis, factionem in ordine continens. Reiske zu Const. Porph. S. 85. Quum duo praecipui essent apud tfj)fio«, catervae seu factiones, veneta et prasina, quarum ilia albam, haec russam habebat appendicem, erant quoque duo demarchi seu decuriones, vel magistrates paene supremi, diversi tamen a Democratis item duobus, et ultra Demarchos ipsos eminentibus .... nunc dicendum, quinam fuerint oC df^oi. Video enim eos a civibus distingui, et ab

Digitized by Google 14 'H. Gelzer, inquilinis atque sellulariis, et a militibus, ut admodum ob- scurum sit, quale genus hominum hi fuerint, et cui bono in- stituti, quos tot turbas edidisse, !et toties summo cum ipsius imperii discrimine reprimendos fuisse loquuntur historiae. Ce- drenus II p. 563, 8 tovg stoXitag xai tbv dfjpov iungit. Videtur id quoque dictio Scylitzae (Cedren. II 651, 10) &stav rb drjiiotixdv re rfjg itoXmg xal xovvov .... Clarius exponam meam sententiam. Sunt apud nos collegia quaedam numero civium cum lautioruin, turn etiam humiliorum, eo instituta, ut, qui ilia com- ponunt, ad certum annorum numerum tractandis armis sese exerceant, et vel sagittis suspensum ex alta pertica petant avis ligneum simulacrum, vel metam sclopeto feriant. Talia collegia civibus quidem constant, faciunt tamen peculiare aliquod corpus a reliqua communione quodammodo diversum, legibusque et iuribus suis gaudens. Talia collegia fuisse tovg dfaovg puto, in quae reciperentur omnes civium ordines, quae tamen, quia vilis inops turba ubique terrarum numero superat, paene ignobiliores conficiebant. Vel potius eaedem erant catervae illae cum nostris excubiis civicis, quas cives ad certum annorum numerum obire ex lege tenentur; quia tamen ea res ab exercendis opificiis et quaestibus quemque suis avocaret, vicariis demandant, publica mercede alendis, militibus oppidanis .... Poterant in his catervis esse opulenti et pauperes, mercatores, opifices, baiuli, omnes cives, verum turn temporis a civibus distincti, et a magistrates urbani iurisdictione exemti, quum functiones gregum exercerent. Quae- nam vero illae? In magnis processionibus sacris ad ecclesias co- hortes illorum gregum diversis statisque in locis earum platearum, per quas processio transiret, stabant ad utrumque latus plateae collocati in seriem, praestolantes (de%6{L?voi vel izde%6[uvoi) ad- ventum imperatoris, cumque coram advenientem acclamationibus laetis gaudium significantibus et voto prosperitatis omnis pro- dentibus excipientes. Quapropter hie actus doxy, id est sive praestolatio, sive exceptio, salutatio, beneventatio dicebatur. Reiske zu Const. Porph. 28—30, Vgl. auch Luitprandi leg. ad Nicephorum Phocam bei Leo Diac. ed. C. B. Hase S. 347: Non pigeat me XQoiXsvaw ipsam describere, et dominos meos audire. Negotiatorum multitudo copiosa ignobiliumque personarum ea sollemnitate collecta, ad susceptionem et laudem Nicephori a palatio usque ad Sanctam Sophiam quasi pro muris viae margines

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 15 tenuit, clypeolis tenuibus satis et spiculis vilibus dedecorata. Accessit et ad dedecoris huius augmentum quod vulgi ipsius potior pars ad laudem ipsius nudis processerat pedibus. Credo sic eos putasse sanctam ipsam potius exornare XQoiXevGw. Sed et optimates sui qui cum ipso per plebeiam et discalceatam multitudinem ipsam transierunt, magnis et nimia vetustate rimatis tunicis erant induti. Satis decentius quotidiana veste induti pro- cederent. Nullus est, cuius atavus hanc novam haberet. Nemo ibi auro, nemo gemmis ornatus erat, nisi ipse solus Nicephorus, quern imperialia ornamenta ad maiorum personas sumpta et composita, foediorem reddidenmt. Sehr treffend ist Reiske's Vergleich dieser df^Loi mit den ahnlichen Korporationen der deutschen Reichsst&dte und der schweizerischen Republiken. Wir konnen uns diese collegia popularia organisiert denken in der Art der Freicompagnien und Landmilizen der Reichsstadte oder der loblichen Standestruppen und Stadtsoldaten der regierenden Orte oder endlich auch E. Ehrengesellschaft der Stachelschtttzen u. s. f.

3. ab excubitoribus: 6 Akov 6h 6 (iccatXevg XQ&xog xovg Xeyo^ivovg ioxovfiixmgag x&v JtaQB^od&v xov JtccXaxiov qriiXaxag Jtgo- GtrjG&iievog xgiaxoOiovg tiovovg itixQ&xevOe. Lydus de mag. I 16. Ihr Oberster, der comes excubitorum, war eine der hOchsten

Hofchargen. Th. Mommsen a. a. 0. S. 225 und Anm. 3. Justin avanciert von diesem Posten direct auf den Thron 518: ovxtva

6 Gxqaxbg x(hv yvXaxxovx&v xb JtccX&xiov xeXevtiei d'Bov ifcxov- fiiroQcov Sft« rc5 rf^fioj Gxeiftavxeg ifloirjtiav (iaGiXia. %\v yag xdprjg i&ovfiixoQwv. Malal. 410, 3 — 5. Mit der Angabe des Lydos, dass Kaiser Leon der Grosse (457 —474) zuerst dieses Gardecorps formiert habe, stimmt tlberein, dass dasselbe bei der Nieder- werfung der Gothenrevolte unter diesem Kaiser 471 nach der Ermordung des Aspar und des Ardaburios zuerst erw&hnt wird. Malalas 371, 23. Die Excubitoren treten als gardes du corps als 6 pccGiXiag Zr/vcyvog. Chron. Pasch. 606, 10— 12 (aus dem unver- ktlrzten Malalas). Die kaiserlichen Leibtrabanten versahen dem- nach auch die fftrchterlichen Dienste der Stummen. Als die Ehrenbflrgerschaft der Hauptstadt ihrer rechtglaubigen Entrflstung

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16 H. Gelzer, im Circus durch Steinwflrfe gegen die kaiserliche Loge Ausdruck gab, und als ein gewisser Mauros sogar die geheiligte Person des Monarchen selbst zu treffen suchte, „da stand der Kaiser auf und „wich dem Steinwurf aus. Als aber die Exkubitoren die Un-

„verschamtheit dieses Kerls sahen, stfirmten sie gegen ihn los, „hieben ihn in StUcke, und so gab er seinen Geist auf. Der „Demos aber, in* die Enge getrieben, warf Feuer in die so- „genannte Chalke des Circus, und die ganze Umfriedigung „des Circus bis zur kaiserlichen Loge brannte nieder; ebenso „stflrzte der offentliche S&ulengang bis zum Hexalppion und dem „Forum Constantini, von den Flammen verzehrt, zusammen; „tlberall dort fand ein Gemetzel statt. Nachdem man aber viele „arretiert und gerichtlich bestraft hatte, herrschte Ruhe, zumal

„als man Platon, , den Patron der Grfinen, zum Stadtprafekten

„erhoben hatte." Malalas 394, 1 1 ff. Chron. Pasch. 608, 1 ff.

Die comites excubitorum unter Justinian s. bei Mommsen a. a. 0.

Theodoros (Prokop. b. Vand. II 12, 14), Markellos (Prokop. b. Goth.

3, 32) Belisar (Prokop. b. Goth. 4, 21). Diesen ist noch Marinos anzureihen in Justinians 35. Jahre (= 562 Theoph. 235, 32): MccqIvg) rc5 xo^xi t&v ixGxovfiiTdQcav. Unter Justin II. (565 — 578) bekleidet Tiberios, der nachherige Caesar und Kaiser, diese Wttrde.

6 flaGiXtvg aJtiGteiXe Ti(Hqiov, tbv xdprjta x(bv ixGxovfiitdQtov xcct avr(bv. Theoph. 247, 1. rovta rc5 txn (= 575) 'IovGxivog 6 /3«fl»i-

Xevg Ti(Uqiov, xbv xdnyxa x&v ixGxov(iix6QG)v , viortoir]Gay,evog xai- gccqcc ivr/yoQevae. A. a. 0. 247, 28. Unter Tiberios (578— 582) ftthrt Maurikios diese Charge: „Als dies der gottliebende Caesar (Tiberios) sah, berief er Einen von den Seinigen, Namens Maurikios, den er an seiner Stadt zum Comes excubitorum ernannt hatte, und der daher auch Comes genannt wurde, und befahl ihm, sich nach dem Orient als Oberbefehlshaber zu begeben." Johann. v. Ephes. VI 14. Unter Maurikios (582 —602) finden wir Philippikos.

6 6h jjiaGiXevg Mccvgixiog xavxa Sixrjxo&g 6v, ijtoitjGe xo^rjxa x&v ixGxov-

Pit6qcov fraQQ&v avrc5, &g xijv avxov &6eX(pijv avx& &v£ccg. Theo- phanes 272, 19 22. Unter Phokas nahm er die Geltlbde: xa\ yeydvccGi xXrjQixol <&iXutrtixbg 6 rtaxQixiog xa\ xdnyg ifcxovfiixdQ&v xxX.

Chron. P. 695, 3, 4. Unter Phokas (602 —610) hat die Wflrde sein Schwiegersohn Priskos: iaofyGe &h

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 17 hu (607) <[>(dxuq 6 xvgavvog (£evf;£ xijv iavxov ftvyaxiga Joiievx^iav IIqiGxg) ro) xaxqixiw xal xo^xi xmv ixOxovfiixoQov. 613 tritt an seine Stelle Niketas, der far Herakleios die Pentapolis und Aegypten erobert hatte, der spatere praefectus Augustalis und nach 619 Exarch von Afrika. Vgl. Hber ihn Leontios v. Neap.,

Leben des hi. Johannes d. Barmh. Erzbischofs v. Alexandrien herausg. v. H. Gelzer S. I2gff.; xfi avxti (xh iitjvI aiteXXaia, xaxa

^P&lLaiovg e, xXr/Qixbg Tlqitixog 6 xo^rjg dexenfiQiu W^QV Y-> ytyove x&v ifixovpixogm; xa\ art avxov yiyove xo^irjg ifcxovfiixoQGiv Nix^xag 6 xatQixiog. Chron. Pasch. 703, 9— 12. Scholarier und Exkubi- tores als die beiden feinsten Corps der Garde werden mehrfach zusammen genannt. So bei der Erhebung der Palastgarde gegen das Weiber- und Priesterregiment der Eirene 786: 6 dh Xabg x(bv 6%oXccqi(dv xe xal xCov ixGxovfiiTOQwv xa\ x&v Xoirtwv xaypaxGW vito-

(iXrjd'eig ix x(bv oixeioiv aQ%6vxwv. tyovxtg xal xijv didaOxaXtav xov aovrjQOv avx&v didaGxaXov, yv\iv&6avx£g xcc £i

XtvovGy xoXei 6j(pXaQiovg xal ixtixovfiixoQag «(i« xoig aQ%ov6w avxdv defciovtLtvog xQWa^1 zai tiwQwtg. Theoph. 474, 24— 25. Der treffliche Reiske beinerkt (zu Constant. Porphyr. de cerimon. S. 837): „Quattuor erant tagmata militiae palatinae: Scholarii, Excubitores, Hicanati et Numeri. Quomodo autem discrepuerint, quae cuique munia et stationes fuerint, ad quosnam horum spatharii, candidati, spatharocandidati et similes pertinuerint, fuerintne tales in unoquoque istorum quattuor tagmatum, an tanturn in scholariis, et alia talia, non liquet et supervacaneum esset in talia inquirere."

p. Kodama's Kitab al Hara& fiber die Qarnison von Konstantinopel.

Die Antwort auf eine Reihe dieser Fragen, welche Reiske aus dem vorhandenen Material nicht geben konnte, verdanken wir einer wichtigen Stelle des Kodama ibn Ga'far al-Bagdadi, welche ich, da die richtige Deutung der verschiedenen xdy\iaxa bisher nicht gelungen ist, hier in extenso hersetze. Kitab al Khar&dj auctore Kod&rna

f ibn Dja far ed. M. J. de Goeje (Bibliotheca geographorum Arab. P. VI)

S. i96ff. Quant au noinbre des amines, celle qui se trouve k

Constantinople, la residence du roi, compte 24000 hommes, dont 16000 cavaliers et 8000 fantassins. Les cavaliers sont divis^s

Abhandl. d. K 8. Getelltch. d. Wissenich., phil.-hUt. CI. XLL 2

Digitized by Google 18 H. Gelzer, en quatre corps. Le premier, fort de 4000 hommes, est celui des Schol&rioi, sous le commandement du grand Domestique (al- Domestlk) qui en meme temps est commandant en chef de toute Tarm^e et charge d'ordonner les levies. Le deuxieme corps, fort egalement de 4000 hommes, porte le nom de Taxis. Le troisieme, les Excoubites, Egalement de 4000 hommes, sous le commande- ment d'un drungaire (trungar), est destin^ aux corps de garde. Le quatrifeine, les Skoutarioi, comptant aussi 4000 hommes, ac- compagne le roi dans ses voyages. Les fantassins forment deux corps, chacun de 4000 hommes, Tun appel£ Optimates, Tautre Noumera." Die meisten dieser Benennungen sind konjektural, weil die Lesung der griechischen Bezeichnungen in dem arabischen Text bei dem h&ufigen Fehlen der diakritischen Punkte eine sehr schwierige ist. Wir haben folgende Corps der kaiserlichen Garde und Residenz- garnison:

1) gL_^Xs=u*^f al asholarije oxoXdytoi.

2) ou~^Jf Ihsk. Dieser Name ist verstflmmelt. De Goeje

S. Pol N. f. schreibt: Cogitaveram de Td£ig (Tafci&xai), amicissimus Rosen dubitanter proposuit ^jy^f r&v xu%ixav. Es ist zu lesen: al ahsk rb tay\ia tmv ifcxovfiizmv.

3) u^j' 'wkws. Dies ist eine rettungslos verdorbene Unform aus *IxavdtG)v. Es steht n&mlich ganz fest, dass dieses Corps hier muss gelesen werden, weil es das einzig mogliche ist, die

Buchstaben von 2) keine andre Ergftnzung, als die von mir vor- geschlagene zulassen und 4) ebenfalls sicher durch Rosen erkl&rt ist. Vgl. Theoph. cont. J]Qyov dh tov tdy^atog 'EfcxovfiiTGn* 'Idwvvrjg

K 6 rQai/Hov, rov dh lxavdtov & rot) MccqovXt] viog. De Goeje

S. ^o*l N. g bemerkt: Quia Drungarius semper gerit titulum #qov}>- nm8 ydQiog rf)g (iiyXag non improbabile est, ut me observare fecit D de Boor, hoc corruptum esse ex i&ovfiitov. Ego de oixeiaxog cogitaveram. Indessen die excubitores gehSren zur zweiten Rubrik, wie die arabische Bezeichnung deutlich zeigt. Zweifelhaft konnte man sein, weil ein Drungarios dieser Waffengattung vorgesetzt ist, wahrend Konstantinos Porphyrogennetos ihren General Domestikos nennt: rbv dopiaxixov row ixavdrorv, rbv do^sttnov rcbv vovpiQ&v, rbv do^iioxixov rear 6xti\iaTG)v , rbv do^ieattxov r&v xH%i(ov. de cerimon. 61, 17. Indessen auch die Exkubitores haben im X. Jahrhundert einen Domestikos: i£ 1) roi> do^eatixov t(ov

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 19

i^Oxov^itov dfcia. pa rj tov dopttitixov twv ixavdtwv. ji/3 -fj tov dope-

Otixov t(bv vovpigov. py rj tov doptGtixov tfov oxtipatwv. pfi rj tov

Porph. cerimon. 1 ; 26 2. xoprjtog t&v tH%iG)v. Constant. de 7 13, 1 — 714,

aJo \j

gvivttg rtgbg (iaaiXia, afrXov 6 phv ti\v (potdtgdtoiv xdi (iaOiXixbv oixov tov Zrjvavog xal tov Aayitsftia, 6 de t^v rfjg xogtr/g xoprjtog

Scgxijv xal tbv tov Kagiavov oixov dveveyxdpevoi. Theophan. cont.

e 9, 9— 12. O dh Jimv ditto tfjg dotirjg xal iyavgia ix tastuvov xat

ddo^ov jtegifiXerttog dgafteig xatcc t$\v twv

1. C. 10, 20, 21.

1 5) L**jUI 'bltms verdorben aus u^'Uil Obtimates 'Oxnpfoig, wie Rosen richtig sah.

6) *£y* Mwnrh verdorben aus s^y Nuinera, wie de Goeje vortrefflich hergestellt hat. Ueber diese beiden Corps die zu

3) angefQhrten Stellen und Reiske zu Const. Porph. S. 135 und 35ff. Konstantin berichtet, wie wenig angesehen die Optimaten waren. Die Infanterieoffiziere stehen eben auch in Byzanz im mili- tarischen Rang, wie in der gesellschaftlichen Hochsch&tzung hinter den Kavallerieoffizieren der KafiaXXagixd de'pata weit zurtick. Also Justinian beruft zur Verlesung der Concilsbeschlflsse

1) das Officiercorps der Scholarier, 2) die drjpoxgdtai und drjuag-

%oi, 3) das Officiercorps der Exkubitoren. Zu diesen Repr&sen- tanten der Garden und der Stadtgarnison kommt jetzt noch die Generalitat der Feldarmee.

D. Die Divisionskommandeure.

Wir haben folgende Armeekorper: insuper etiam quosdam de Christo delectis exercitibus:

I. in Asien: tarn ab a deo conservando imperiali Obsequio, quain-

que ab Orientali . . similiter et ab Armeniano;

II. in Eur op a: (ab) Thraciano;

III. in Italien: etiam ab exercitu Italiae;

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20 H. Gelzer,

IV. in Afrika: . . et Septensianis seu de Sardiano atque de Afri- cano exercitu; V. von der Flotte: deinde ex Carabisianis.

I i Thema Anatolikon. Unter Kaiser Maurikios treffen wir neben den neugegrtindeten Exarchaten von Italien und Afrika zwei grosse Milit&rkommandos, den Osten und Europa. jtgofidXXerai dh <&iXutxixbv atgatrjybv tfjg eoiag rtoirjGccg avvbv ya^figbv eig Fogdiav tijv idiav ddeXtprjr. Theo- phan. 253, 26 27. 6 dh avtoxgdrcog Grgatrjybv tfjg Evg&xrjg %eigo- rovei xbv Ilgioxov 269, 15, 16. Dazu erlangt nun eine steigende Bedeutung der Gouverneur von Armenien. Bereits Justinian hatte ihn, der bisher comes oder dux gewesen, zum argaTijXdrrjg er- hoben. iorgdvevOe dh vri avxbv 'Agiievicw rtXfjftog, wg etdotag ra

Hfyv] tfjg 'Agpeviag. {dome dh avtol xai ccstb rfjg avatoXfjg Orgatov

&Qi9, ^iovg teOOagag. xai yiyove [teydXt\ (pvXaxij xai por/freta 'Jtoficuo-i' Theophan. 175, 7 — 10. So hat auch unter Maurikios der gtocc- rrjybg 'Agtieviag (Johannes 6 Mvatdxwv und Narses) ein sehr be- deutendes und unabh&ngiges Kommando. Dieselben Militarchefs treffen wir auch unter dem Hause des Herakleios. Das bezeugt uns Konstantinos Porphyrogennetos, welcher ganz richtig ausfQhrt, dass das magisterium militum per Orientem eine ganz anders umfassende Kompetenz besessen habe, als die sp&tere argarrjyig

r&v dvatoXix&v: diyged, rj6av dh (ra tyg dvaroXf^g fth>^) xai iyivovro ftipaxa, ore fj x(av ^Po^aiov &g%i) rtaga t(av dfre'rov 'Ayagqv&v ijg^ato xoXo(ioi)G$ai xai axgcnrjgid&od'ai xai OvOreXXeGd'ai xaxa uixgov. xai tcog phv 'IovOtiviavov rov (iaOiXiag vab m'av dgyj^v rjOav a%av-

reg, xai tfjg Mavgixiov (latiiXeiag. xai [idgtvg avrbg BeXitidgiog, og

i]V iiovo6vgdtrjyog oXtjg avaroXfjg. ixav dh ijg$avTO 01 Ayagrjvoi ix-

Gtgateveiv xaxa ^Pcj^atcov xai diay&eigeiv tag x&pag xai xoXeig

avtfbv, ijvayxdGfrrjOav 01 xaxa xaigbv paOiXeig xi^veiv eig pixgu xijv

piav dgyi\v, xai xb phr dxtveiuav Gxgaxrjyco xivi xai ixdXeOav \lva- toXixdv. Const. Porph. de Them. 16, 5 — 13. Das Armeekorps wird zuerst im J. 669 erw&hnt bei Gelegenheit der echt byzan- tinischen Revolte, wo sogar die aufst&ndischen Militars in Theo-

1 logie machten. ) Konstantinos Pogpnatos regierte damals mit seinen beiden Brtldern Herakleios und Tiberios; er allein aber

war gekront und die beiden Brfider 'ovdeiiiav d&av ffyor. Allein

1) Theophanes 352, 14 23.

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die rechtglaubigen anatolischen Milit&rs kamen nach Skutari und verlangten, wie im Himmel, so auf Erden eine dpoovGiog TQi&g.

„oi* dh tof) d'i^iarog rfov 'AvaroXtxibv fjXftov iv XqvGoxoXu Xtyovteg

1 on *eig rqiada ^lOttvo^ev' vovg TQtig ffr^op«*\" ) Der erschrockene Kaiser suchte die drohenden Militars erst durch einen Patricius zu beschwichtigen und veranlasste die Spitzen des Heeres (tic rtQcoreia avttbv d. h. die spiritus rectores des theologischen Pro- nunciamento's) in die Residenz zu kommen xal una r^g avy- nXrjTov (iovXevGaGd'ai x«i xoifjGcu to fti-Xrjiia avrcbv. Das ist sehr wichtig. Die Officiere der Feldarmee verlangen Anteil am parlamentarischen Leben der Hauptstadt. Zwar sjyafte der orthodoxe und christusliebende Kaiser Konstantin die auf sein kaiserliches Wort vertrauenden Officiere mit echt griechischer Wortbrtlchigkeit nachher in der unmenschlichsten Weise, und seine Brilder wurden versttlramelt. Aber das Militar muss spater mit seinen Forderungen doch durchgedrungen sein; das eben ist der hohe Wert der Urkunde Justinians II.; sie beweist uns, dass die Regierung schliesslich nachgab. Die Nachfolger jener

Officiere, welche Konstantin fftr ihr unyersch&mtes Begehren an den Galgen gehangt, tagten als berufene Mitglieder in der Notabeln- versammlung seines Sohns. Der Divisionsbezirk des Thema Ana- tolikon ist bei weitem der umfangreichste; er umfasst die dio- kletianischen Provinzen Asia und Lydia, Teile von Karia, die grossere Halfte von Pacatiana, Phrygia Salutaris fast ganz, Lykaonia, Pisidia, Kappadokia II und Isauria. Sein General scheint von Anfang an der hochsten Rangklasse angehSrt zu haben. Noch in der Ceremonienordnung Konstantinos des Purpurgeborenen gehen ihm (abgesehen von der erst durch Leon den Weisen ge- schaffenen &£ta des fiaoiXeojtaTcaQ) nur der Rektor und der General- vikar des okumenischen Patriarchen (6 ovyneXXog) voran. Gleich den Exarchen von Italien und Africa hat er stets das Pradikat Patricius, was unsrer Excellenz entspricht. Der erste uns bekannte General

i) Als Srauss' Leben Jesu erschien, teilte sich der grosse Rat des streng katholischen Kantons Luzern in Straussianer (Liberale) und Antistraussianer (Kon- servative). Der Propst zu St. Leodegar Burkart Leu versichert in seiner Schrift: „die Jesuiten, wie sie kamen und giengen", dass weder Straussianer noch Anti- straussianer je aucb nur einen Blick in das Bucb gethan; um so unbefangener konnten sie mit einem durch keine Sachkenntniss getriibten Urteil dariiber Volks- reden zum Fenster hinaus halten. So noch geschehen im J. des Heils 1839.

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der Ostdivision ist Leontios, der spfttere Kaiser (695 —698), unter Justinian 693/4: sleovtiog 6 rtaxQixiog xal GrQatr^ybg tmv 'AvatoXixiov. Er ist moglicherweise Mitglied unsres Reichstags gewesen. I 2 Thema Opsikion.

Noch vor dem fri^a 'AvatoXixov erw&hnt Justinian II. das a deo conservandum iinperiale Obsequium to fteoyvXaxrov (iaOiXixbv

1 2 'Otft'xiov. ) Der Divisionsbezirk wird zuerst 688 erwahnt. ) Dass die stets rait dem Pradikate Patricius ausgezeichneten Divisions-

kommandeure erst ira VIII. Jahrhundert erscheinen, ist reiner Zufall.

Ueber das Opsikion bemerkt Kaiser Konstantin (de Them. 24, isff.): to 6h freua rb xaXov{ievov 'Otfiniov a&Giv tyu yvtoQmov xi\v JtQoarj- yoQiccv dtfixiov yctg QonaiOrl Xiyetai^ ojibq Orjuaivei ty x&v ^KXXrjv&v

(poivy tovg ^QOJtogevo^iivovg {{tXQoGftw rov fiatiiXitog irii evrafcia

xal ti^fj. oftev ovde OtQat^ybg %9ViiaTl ^H ° t0^ o^txiov ffl>ovy,svog, ccXXic xoitijg xal rijv ovoyaGiav xal tijv JtQ06(Dvv^iav xgoGayoQevstai. So finden wir denn in der Chronik diese Beamten, wo Theo- phanes nicht ktlrzt, sondern die offizielle Titulatur anwendet,

5 regelmassig als 6 Jtargixiog xal x6\nqg tor 'Otlnxiov ), auch wohl 6 XQcoTiMaTQixiog xal xoufjg rov '(h/ftxiov*) bezeichnet. Unmittelbar

nach dem Komes kommt 6 XQCDroatQaroQ rov 'Oinxiov Theoph. 383, 1 1. Es ist der Brigadekommandeur und Generalraajor, des Komes Stell- vertreter, der aber, wie die angezogene Stelle des Theophanes aus-

1) Schlumrergeu, sigillographie de Tempire byzantin S. 296. 2) vgl. Diehl a. a. 0. S. 5. elg xr\v xov 'Ot/;«c/oi; XeyofAivrjv %toQav. Nice- phor. breviar. 36, 20 de Boor. 3) vgl. Theophan. 383, 12; 400, 30; 473, 29 u. s. f. 4) Theophan. 380, 29. Es ist charakteristisch fur den h5hern Wert der Be- richte des Theophanes gegeniiber den Parallelnachrichten des Nikephoros, dass ersterer

nahezu regelmassig die Bezeichnung der offiziellen Kanzleisprache unverandert lftsst, w&hrend letzterer als ehemaliger kaiserlicher Geheimschreiber (anb a6f]%qt]XQbv) nattirlich nach der in alien Jahrhunderten bis heute grassierenden Unart der Griechen sich als gebildeter Hellenist zeigen will; so macht er aus tiq einen viiijQexcbv, aus dem xonyg einen Gxqctxr\y6g oder rjyov[Uvog. Man sieht, welche viel bessere Gewahr solch ein unpolitischer, von keiner Bildungswut an- gekrankelter Monch, wie Theophanes, als Quelle bietei Das Gleiche gilt im

VII. Jahrhundert furs Papstbuch gegeniiber z. B. dem hi. Maximos. Was sich der gelehrte Pedant Nikephoros unter Umstllnden erlaubt, zeigt er 8. 163, i, wo er die Ernennung Leons des Armeniers zum Strategos des Thema Anatolikon in

fol gender gespreizten Weise ausdrtickt : xai yaQ iit ccvxov (rov (3a6di(og) Srj^aycoybg

xov notoxov naxakoyov xijg Gxaccxicoxixrig x&v keyoftivrnv &B{icctcdv xccdfaxaxo (pdkayyog. Moliere's precieuses ridicules haben ihre Vorlaufer im Coetus sanctorum der gott- behiiteten und gottgeleiteten Residenzstadt Konstantinupolis Neu-Rom.

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weist, durchaus dessen Befehlen unterstellt ist. Der Milit&rbezirk der Division Opsikion umfasst Bithynien, Honorias, Paphlagonien

und grosse Sttlcke von Hellespontos und Phrygia I. Es sind eben die Regimenter der hauptstadtischen Garde, welche man jenseits des

Sundes, ig xa ^agatixa fre'jiara, wie der Ausdruck lautet, zu legen pflegt, also immer in Quartiere, aus denen sie im Falle der Not leicht herbeordert werden konnten.

I 3 Thema Armeniakon. to twv'Aqubvi&mdv ^ji«. 'AQiieviaxoi heisst das Corps mit einer Betonung gegen alle Sprachgesetze; allein mit vollem Rechte hat de Boor nach den guten Hand- schriften die Form tlberall bei Theophanes in den Text gesetzt. Auch Konstantinos Porphyrogennetos schreibt in den Cerimonien stets so nach dem zuverl&ssigen Reiske 696, 13 6 atQvctrjybg t&v i4QtieviaxG)v. 713, 4 ij roi> 6tQarriyov x&v AQ^evidxmv. Wenn daher

Banduri und I. Bekker in den Themen und de administrando konsequent 'AQpeviaxcbv schreiben, so ist das schulmeisternde Ver-

l schlimmbesserung. ) Die Anf&nge des Thema Armeniakon reichen bis in Justinians

Zeit. Seine Behandlung der armenischen Frage ist eine der er- freulichsten Seiten seiner Staatsleitung. Dass die schwachliche Politik des orthodoxen Theodosios — der Arianer Valens hat das christ- liche Solidaritatsgefflhl anders kraftig betont — ein grosses christ- liches, seit Konstantins Tagen mit Rom eng verbundenes Volk „den ungl^ubigen Persern" ausgeliefert hatte, war bald genug in Rom als schwerer Fehler empfunden worden. Sehr klug gebot schon die Regierung Theodosios' des Kleinen ihrem Gouverneur Ana- tolios den auf romisches Gebiet geflilchteten Uebersetzern Sahak und Mesrob alien Vorschub zu leisten; durch die m&chtig ein- dringende griechische Uebersetzungslitteratur blieb den Armeniern der Kulturzusammenhang mit dem Westen erhalten. Das war ein Meisterstreich. Er bewirkte, dass die Perser wahrend zwei und einhalb Jahrhunderten des Besitzes der annektierten Provinz nie froh wurden. Justinian schenkte der Ostgrenze eine besondre Auftnerksamkeit. 528 beseitigte er im armenischen Grenzbezirk das System der kleinen Kommando's und ersetzte die bisherigen duces und comites durch einen atQarrjXdi:rjg (magister militum),

1) Auch im Theoph. cont. 54, 1 schreibt Bekker 'Aq(uvicchql)v und 443, 21 'Aqiuvuxxov.

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24 H. Gelzer,

1 Tzittas, einen &usserst f&higen General. ) Damals zuerst begann das Keislaufen der Armenier in grosserem Massstabe. Von dieser Zeit an haben sie dem Reiche unermessliche Uienste gethan. Die ffthigsten Offiziere, die genialsten Heeresleiter der folgenden Jahr- hunderte sind armenischen und iberischen Gebltlts. Endlich be- steigen mit Basileios (867 —886) ein armenisches Geschlecht und — wenn wir dem okumenischen Patriarchen Photios trauen dtlrfen sogar Arsakunier und Pahlavunier, Sprossen des erlauchten Tiri- dates, den ostromischen Kaiserthron. Tzittas bereits hat seine Grenztruppe wesentlich dem tiberaus kriegstttchtigen armenischen hohen ^uifnuipwpp Nahararkh) qu*ul und niedern Adel (yM f> Azatkh) entnommen. Wohl auf Tzittas 1 Vortrag hin erschien dann durch Justinian 536 der Erlass der bertthmten einunddreissigsten Novelle, welche durch die administrative Organisation der vier Armenien die Verh<nisse der Grenzprovinzen in so folgenschwerer Weise neu ordnete. Justinians Politik wurde von seinen Nachfolgern fortgefflhrt. Wir haben bereits gesehen, wie unter Maurikios der Strategos Armeniens nahezu ebenbdrtig neben den beiden grossten Kommandos, den Strategien des Ostens und Europas erscheint.

Das tfe'fm t&v 'AQptvidxtov ist im VII. Jahrhundert organisiert worden. Das dtlrfen wir Kaiser Konstantin schon glauben, wenn er allerdings nur zogernd und mehr vermutend, als wissend, sagt: tb fti^G to xaXov^ievov lAg^eviaxow (liQ^uvtaxbr Bekker), ov x\>qiov

{%n to 3i>Of*a, ovdh &Q%aia Tig iCTiv fj tovtov JtQoGrjyoQi'a, dXXa asib t&v o\loqovvtg)v xal Cvvoixovvtoiv 'Aqiuviov t^v JtQ06tjy0Qiav

IxTrjGccTO. dox(b dh eirteiv oti i:tl ^HgaxXeiov rof) (iaCiXimg xal t&v xaTG) xqovov t^v toiccvttjv XQoGrjyoQiav txXrjQovonrjtiev. Them.

17, 19— 18, 3. Dagegen grundfalsch ist, was er weiter berichtet:

9 irti dh t&v arm %qov(dv the Iov6tivhxvov ehs ccXXov Tivbg t&v jjlaGi-

XetDv Ttitjd'eiarjg Tfjg Kaitrtadoxiag eig tqicc ^egrj to per netioyaiov ixXrjd"rj XagOtavbv artb Xagaiov Tivbg aQ^ovTog ro5 TOTe xaiQco evdoxiiirjaavTog iv ro3 Jtgbg IHgGag jtoXi^cj^ xal 6ik tovto eig ftfyctTog

Ta£iv xa\ GTQaTrjyida n^XQ 1 T°v v^v fyQW**14?*' T^ ^ x&tw xal 9 agog frdXaGGav ixXrjd'rj Aq\ibvi&xov 6ta Tb elvat avTO rtXrj6io%G)Qov

9 Ttbv Aqh6vig)v, Tb 6h uvvoftev xcci dpogoitv TOlg AvxaoGi xai Tip Tavgtp

Kaxrtafioxta \uxqcc, ij vvv, wg ftpa^iev^ eig d"i^aTog $vo\ta igrmaTi^ovGa. Them. 20, 2 — 10. Dass irgend eine dieser Einrichtungen unter

1) uv8qu itoke^iy.bv xal ocaworatov.

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Justinian getroffen worden sei, ist eine vollig grandiose Ver- mutung. Das sp&tere Thema Charsianon gehorte zum Thema Armeniakon, Kleinkappadozien (Kappadokia II) zum Thema Ana- tolikon; also haben die drei Teile Kappadoziens niemals eine grosse Division gebildet, welche Justinian bzw. ein spaterer Kaiser in drei kleinere Brigaden zerschlug. Es ist sehr unheil- voll gewesen, dass man dieses Autoschediasma des gelehrten Kaisers bei der Erforschung der Origines der Themenverfassung als zu- verlassiges Material hat verwenden wollen. Die armenische Division umfasste Helenopontos und Pontos Polemoniakos, Ar- menia I und II (III war grossenteils arabisch) und Kappadokia I. Der Chef der armenischen Division gehort, wie der Strategos der Ostdivision, zu den allerhochsten Spitzen der Reichsarmee und hat darum st&ndig den Excellenzcharakter (jtatQixiog), vgl. Theoph. 466, 6: NwJjipoQOv rbv siargixiov xal Orqarrjybv r&v 'AQpeviaxcjv 791. 468, 24. rbv GrQarrjybv ccvr&v MeodrnQOv xai starqixiov rbv Kapov- Xiavov 793. Der gesammte asiatische Besitz der Griechen ist demnach in drei grosse Divisionskommandos geteilt:

1) Das Kommando der in Asien stehenden Kaisergarde (Das gottbehtltete Kaiserliche Opsikion).

2) Das Divisionskommando der anatolischen Grenze (das Thema Anatolikon).

3) Das Divisionskommando der armenischen Grenze (das Thema Armeniakon).

II. In Europa: Hier haben wir nur die Thrakische Division, deren Kom- mando sich zweifellos tlber die alte Dioecesis Thraciae erstreckte, also fiber die diokletianischen Provinzen: Europa, Rhodope, Thracia, Haemimontus, Scythia, Moesia inferior. Von diesen waren Scythia und Moesia inferior vollst&ndig, Thracia grossenteils, auch Haemi- montus und Rhodope teilweise in partibus. (Die Zagoria aller-

7 dings, welche Justinian II. erst in seiner zweiten Regierung abtrat, war damals noch romisch.) Seit Herakleios war die Avarengefahr zwar vortlber; aber nicht minder drohend drangte das neu ent- standene Bulgarenreich, aus der Donauniederung vordringend, gegen Stlden. Die thrakische Strategie war daher ein sehr wichtiger und einflussreicher Posten; denn mittelbar hing von ihr der Schutz der Reichshauptstadt ab. Sie gait deshalb gleichfalls als ein

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hochst vornehmes Kommando, und ihr Inhaber hat regelni&ssig den Excellenzcharakter (Patrikios), vgl. Theoph. 438, 23 verglichen mit Niceph. 74, 14 (765) und Theoph. 474, 9. Auf die Illyrische Prafectur (die Haemushalbinsel) erstreckte sich damals die Themenordnung noch nicht (vergl. unten Cap. VI).

III. Der Westen, a. Italien: Der alte Exarchat Italien scheint in seiner ganzen Ausdeh- nung weiterbestanden zu haben. An seiner Spitze stand der glorio

c sissimus patricius et exarchus Italiae. Das #^fi« 'haXtxov wird im Papstbuch oft genug erwahnt als 'exercitus Italiae'. Die ita- lische Division wurde bei der Bedr&ngniss des Reichs bald auf eigne Ftlsse gestellt und rekrutierte sich vielfach im Inlande, zeigte daher auch bedenkliche partikularistische Secessionsgeltiste.

Als der Kaiser Konstans den hi. Martin I., der seinen sehr ver- ntinftigen Friedensplanen beharrlichen Widerstand entgegensetzte und 649 auf dem Lateranense mit seinen Bischofen die gottlose feierlich 1 Ekthesis und den verfluchten Typos verdammt hatte ), gefangen setzen wollte, war er tlber die Gesinnung des italischen Heeres in grosser Besorgniss. Charakteristisch ist darum auch die Instruktion an den mit der Ausf&hrung betrauten Beamten, den

Cubicularius et Exarchus Olympius: „Oportet gloria tua, ut, sicut nobis suggessit Paulus patriarcha huius a deo conservandae urbis, peragere, et si quidem inveneritis provinciam ipsam consentientem in typo a nobis exposito, tenere omnes, qui ibi sunt, episcopi et hieraticos possessorum atque habitatorum et peregros, ut in eo- dem subscribant. Si autem, quomodo nobis suggessit Platon glo-

2 riosus patricius ), Eupraxius gloriosus, potueris suadere exer- citui ibidem consistenti, iubemus tenere Martinum, qui hie erat apocrisiarius in regia urbe, et postmodum per omnes ecclesias relegere eum, qui factus est a nobis orthodoxus typus, omnes

1) Die Regierung war wirklich in einer verzweifelten Lage. Wahrend der Papst und seine Anhanger nach links drangten, schoben die Armenier trotz ihres versohnlich gesinnten Katholikos Nerse~s III. nach rechts. Und wahrend man in

Rom die monotheletische Lehre ftir fluchwurdige Ketzerei erklarte, verfluchte man im Osten die Unionspolitiker der Hauptstadt als Anhanger des Narrenkonvents (= Concil von Chalkedon) und verdammte den greulichen Tomos des hi. Papstes

Leo I. Die &eo(pikiaxaxoi ^xQOTtoUxat machten den ostromisehen Ministern noch raehr Not, als die unglaubigen Agarener. 2) Der abberufene Vorganger des Olympius.

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Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 27

• episcopi Italiae in ipso subscribant. Si autem inveneritis con- in tali causa exercitum, taciturn habetote, donee omnem obtenueritis provinciam et potueritis vobis exercitum ad- gregare tarn Romane civitatis atque Ravennate, ut ea quae vobis

1 praecepta sunt quantocius explere valeatis." ) Wir ersehen da- raus, dass die Division Italien in zwei Brigaden (Turmen sagt man im Osten), Rom und Ravenna, zerfftllt. Der Titulatur nach rangiert der Exarch durchaus mit den grossen Division&ren des Ostens; er heisst regelmassig patricius et exarchus Italiae, bis- weilen auch ex praeposito sacri palatii ac patricius et exarchus

2 Italiae, chartularius et exarchus Italiae ), cubicularius patricius et s exarchus Italiae u. s. f. ) Der Exarch ist Oberbefehlshaber der Truppen durch ganz Italien. Lib. pontif. 179, 10. Audiens hoc imperator quia defunctus est Hisacius, misit Theodorum patricium exarcum, cui cognomento Caliopa, ad regendam omnem Ita- lia m. 182, 11: Ipsis diebus direxit imperator in Italiam Olym- pium cubicularium et exarchum ad regendam omnem Ytaliam.

Aus Georgios Kyprios ist uns bekannt, dass fttr die Civilverwal- tung in nachjustinianeischer Zeit Sicilien einen Teil Italiens bildete; auch in militarischer Beziehung unterstand es wahrend des ganzen VII. Jahrhunderts dem italischen Exarchen. Zum Krieg gegen die Saracenen zieht der Exarch Olympius nach Sicilien und fahrt hier bis zu seinem Tode den Oberbefehl (Lib. Pont. S. 183), von einem konkurrierenden Patricius Siciliae keine Spur. Ebenso als die zum Saracenenkampfe nach Sicilien versetzte Anatolische Division 668 durch ein Pronunciamento den Armenier Mezezius (Mefcez) auf den Thron setzt, rtlcken die beiden loyal gebliebenen Divisionen, die italische und die afrikanische, zum Sturze des Usur- pators in Sicilien ein. Von einem patricius Siciliae altum silen- . Lib. pont. S. 190, 6 Mommsen: Huius temporibus Mezezius qui erat in Sicilia cum exercitu Orientale, intartizavit et arripuit regnum. Et perrexit exercitus Italiae per partes lstriae, alii per partes Campaniae, nee non et alii per partes Sardiniae Africae; pari modo venerunt Sicilia in civitate Syracusana, et deo auxiliante

1) Libri pontificalis p. I ed. Th. Mommsen. Berlin 1898 S. 182, 12 23. 2) Johannes Leraigius heisst so, der also offenbar den Excellenzcharakter noch nicht erlangt hatte. 3) Die Titulaturen sorgfaltig gesammelt bei Ch. Dibhl, Tadministration by- zantdne dans Fexarchat de Ravenne. Paris 1888 S. 173.

Digitized by Google 28 H. Gelzer, interemptus est nee dicendus Mezezius. Diehl a. a. 0. S. 8 be- merkt allerdings: „Des avant 654, la Sicile apparait constitute en thfeme, probablement h cause du p£ril dont les flottes arabes com- mencaient k menacer la M^diterran^e occidentale." Dieser Be- grtlndung kann ich nicht ganz beistimmen. Bei dem ersten Ein-

falle der Saracenen in Sicilien 654 unter Papst Martin I. zieht, wie wir gesehen, Olympius, der Exarch von Italien, gegen sie aus; nachher verlegt offenbar aus diesem Grunde Kaiser Constans mit der orientalischen Division sein Standquartier nach Syracus. Und als nach dem Sturz des Mezez 668 die Armada der agyptischen Korsaren nach Syracus kommt und eine grossartige blutige Guzzrje

durch ganz Sicilien veranstaltet, ist ilberhaupt niemand da, der

eine Gegenwehr organisieren kann, vgl. Lib. Pont. S. 183 u. 190. Die patricische Strategie von Sicilien wurde zweifellos wegen der Saracenengefahr eingerichtet; aber dieses Institut gehort erst dem VHL Jahrhundert an. Allerdings erw&hnen die Acten des Ver-

hors des hi. Martin I., Papstes von Rom (649—655), bereits im Jahre 654 einen Dorotheus patricius Siciliae, wie mit der editio Romana zweifellos statt der Lesart des bessern Textes Ciliciae zu

x lesen ist. ) Aber was sagt dieser Patricius aus? Primicerius sane omnium accusantium erat Dorotheus patritius Ciliciae, qui iurans

dixit quoniam quinquaginta capita si haberet (sc. S. Martinus papa), non oporteret eum vivere, eo quod solus subvertit et perdidit uni- versum Occidentem et delevit, et re vera unius consilii fait cum Olympio, et inimicus homicida imperatoris et Romanae urbani-

tatis. Wir ersehen daraus, was der dem Olympius wohlgesinnte Verfasser des Liber pontificalis nicht meldet, dass man in der Residenz das concordare cum pontifice des Exarchen mit scheelem Auge ansah und — wir wissen nicht, ob mit Recht oder Un- recht — in Olympius einen 'intarta' sah. Nur sein Tod in Si- cilien verhinderte, dass der zum zweiten Male nach Ravenna ent- sandte Theodorus Calliopas an ihm ein ahnliches Strafgericht, wie an dem beatus et adamantinus spiritualis pater vollzog. Es ist ganz natttrlich, dass man unter diesen ausserordentlichen Ver- haltnissen auch einen ausserordentlichen, mit hohen Vollmachten bekleideten Commissar nach Sicilien entsandte, um die dortigen durch Olympius 1 zweideutiges Verhalten und plotzlichen Tod

1) Migne LXXXVH 113.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 29 jedenfalls arg verwirrten Verhaltnisse zu ordnen. Der Gefahr ad hoc wurde durch den ad hoc ernannten Divisionar begegnet. Da

alles ruhig blieb, ist die Stelle zweifellos wieder eingezogen worden. Eine standige Einrichtung wurde damals mit nichten geschaffen. nib. Afrika: Die Worte Justinians bieten einige Schwierigkeit: deinde ex Cabarisianis et Septensianis, seu de Sardinia atque de Africano exercitu. Nach dem Verluste von Karthago 698 war der Central- sitz des afrikanischen Exarchats nach Septem (Cetlta) verlegt worden und, wie Dozy fiberaus -scharfsinnig aus Isidorus Pacensis gezeigt, war der aus den spanischen Legendenberichten so be- kannte comes Julianus thats&chlich der letzte Exarchus Africae, 1 ) (oder richtiger der letzte thatsachlich auf afrikanischem Boden gebietende Exarchus Africae.) Die Septensiani sind die Division von Septem; damit stimmt gut die Erklarung de Sardinia atque de Africano exercitu. Ich hatte deshalb nach einem Worte gesucht, das sich in ahnlicher Weise zu Sardinia verhielt, wie

Septem zu Afrika und'Calarisianis' geschrieben. Ch. Diehl a. a. 0. S. 10: „Gelzer a fort ingenieusement corrig£ Calarisianis. On peut remarquer pourtant que le mot 'Septensiani' pourrait de- signer k lui seul tout ce qui restait de Texarchat d 1 Afrique (Af- rique et Sardaigne), et au lieu du Cabarisiani, on pourrait retablir,

c au moyen d'une transposition de lettres qui n'est pas rare, Cara-

bisiani'." Diese Emendation ist so leicht und so schlagend, dass

eigentlich jedes Wort zu ihrer weitern Begrftndung tlberfltlssig und mein frftherer Vorschlag einfach gegenstandlos geworden

ist. Da die Aufz&hlung der Spitzen der Generalit&t eine voll-

standige ist, kann der von Diehl so glflcklich eingesetzte Admiral

c gar nicht fehlen, seu de Sardinia atque de Africano exercitu' ist Epexegese nur zu 'Septensianis'. Der in Septem residierende Exarch gebietet fiber die in dem Reste von Afrika, auf den Bale- aren und in Sardinien stationierten Truppen. Das romische Welt- reich hat seine Anspnlche ebenso zah festgehalten, wie spaterhin die romische Curie. Als Spanien in die Hande der Muslimm ge-

1) Davon steht nichts bei A. MuLler, der Islam im Morgen- und Abend-

land. Berlin 1885 I S. 423. Er hatte auch besser gethau, a. a. 0. N. 1 Dozv statt F. Dahn zu folgen.

f

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fallen, ging auch Septem verloren; allein in Sardinien behauptete sich Ostrom noch 150 Jahre, und dieser kl&gliche Rest des einstigen Herrschaftsgebietes des gloriosissimus Exarchus Africae wurde noch unter Michael von Amorion (820— 829) und Theophilos (829—842) von einein Patricius regiert. Man Hess demselben wenigstens die glanzvolle Titulatur ungeftthr, wie die Schaar unsrer depossedierten und mediatisierten Fflrsten sich mit dem alten Rang und den er- lauchten Titeln trostet. Die Ausgaben in der Strategie Sardinien werden die Einnahinen um ein betr&chtliches tlberstiegen haben, ganz wie in der Periode, wo die Insel dem Scepter der katho- lischen Majestat unterstand. Aber die ScheingrOsse des Patricius von Sardinien konnte Byzanz fiber den Verlust Afrikas wegtrosten, wie der Patriarch von Westindien das heutige Spanien fiber die Konfiskation seiner Kolonien. IV. Die Admiralitat:

Es ist schon oben dargelegt worden, dass erst durch Diehl's

Emendation der Text wirklich in Ordnung gekommen ist. Das

^VX)Jahrhundert ist ein Heldenzeitalter ffir die griechische Marine. Der geniale Mu'awija von Daniaskos, welcher den beschr&nkten Fanatiker 'All zum Segen des Reichs vom Chalifat verdrangt hatte, setzte seine ganze Kraft an die Eroberung der ostromischen Reichs- hauptstadt, wohl wissend, dass erst dann der Islam seinen defini- tiven Sieg errungen habe, wenn das Kreuz vom Tempel der himm-

lischen Weisheit gesunken sei. Die einst romischen Eparchien Syrien, Aegypten und Pentapolis lieferten das Menschen- und Schifftnaterial. Aber alle Versuche der Muslime prallten wirkungs- los an den Mauern der gottbehflteten Kaiserstadt ab. Die Be- lagerung Konstantinopels macht in der Geschichte der Artillerie- wissenschaft Epoche. Der Ingenieur Kallinikos vom syrischen Heliopolis vernichtete durch seine neue geniale Erfindung „das griechische Feuer" die Flotte der ungl&ubigen Agarener. „Die „grossen Feuertopfe" und die „Feuerrohre tragenden Galeren" stftrzten die Widersacher Gottes mit dessen und der Gottesmutter

Hilfe in Schmach und Schande, sodass sie nach entsetzlichen Ver- lusten mit grosser Betrdbniss in ihre Heimat zunlckkehrten." Diese bewundernswflrdigen Grossthaten der Marine haben, wie das ganz

natflrlich ist, auch im gesellschaftlichen Leben den Marinesoldaten und vor allem den Seeoffizieren eine ganz gewaltige Stellung er- obert. Wie angesehen die Marine damals war, zeigt der wichtige

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Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 31

Umstand, dass der Grossadmiral das Pradikat Excellenz (Patricius) empfangen hat. Ein Strategos der Karabisianer wird m den Akten des

hi. Blutzeugen Demetrios (AASS Oct. T iv 1 2 D Migne 1 369 C) erw&hnt c O de tb xgdtog fteoQ'ev dedey^iivog . . . xeXevOai xatrj&GiGtv 2Ji0ivvt

(j) tote t&v xaQafiov vjtaQ%ovvi, ardgi avvetdj xa\ toig

Xoyotg xal roig tgoitoig xai rca freti) iv artaOiv dvateftemivco, ortoig petcc t&v vri avtbv ovtoiv xagafiiOidvcov Otgatiot&v ty afrXo(poQO(pv-

XaxTG) tavty eiofiaXeiv xoXu &ri XagayvXaxfy tov Xe%ftivtog Mavgov xtX. lm Beginn des Jahres 711 (IX Indiction) wird Papst Konstantin,

der nach der Keichshauptstadt reist, auf der Insel Keos (Kea) von dem Grossadmiral, Excellenz mit alien gebtihrenden Cerimonien empfangen: Unde (Ydronto) egressi, partes Greciae coniungentes, in insula, quae dicitur Cea, occurrit Theofilus patricius et stratigos Caravisianorum cum summo honore suscepit. Liber pontif. 223, 18— 20 Mommsen. Es ist demnach ganz zweifellos, dass Johannes der avijQ ixavog^ welcher noch ein letztes Mai 697 Karthago den Romern zurllckgewann, itatQixiog xal Gtgatrjybg t&v KaQapiGidvwv ge-

wesen ist, obschon der Titel ihm nicht ausdrdcklich beigelegt wird.

Nikephoros (39, 15) nennt ihn nur otgatyyog: Aeovtiog ajtavva tic 'P&iiaixa ^(OJtXiOe JiX6i{ia, OtQatyyov te in avxoig 'I&dvvrjv tbv %a-

tgixiov 6)g {{UtHQov t&v *oXepi&v stQOitiQiOa^evog XQog KaQpjdova xatic t&v 2aQaxr]v&v i^ejte^ev. Aber auch Theophanes, der sich sonst mit so gewissenhafter Genauigkeit kanzleigerecht auszu- drdcken versteht, giebt hier den eigentlichen Titel nicht an: 6 de Ae6vtiog tavta paftcbv dnoOtiXXu tbv JtatQixiov 'I&dvvtjv, avdga ixa- vov, peta Jtdvt&p t&v ^Poo^aix&v jtX&ifidt&v. Theoph. 370, 8.

Anders urteilt Ch. Diehl a. a. 0. S. 6: Pour Tepoque qui nous in- e t^resse, c'est-a-dire pour la deuxifeme moitie du VII siecle, les textes font connaitre un seul des trois gouvernements maritimes

indiqu^s plus haut; c'est la region dite des Cibyreotes, dont la flotte apparait en 697, commands par un officier general revetu du titre de drongaire ou grand amiral. Diehl verweist auf Ap- simaros, welcher durch das Pronunciamento der Flotte auf Kreta,

dem Johannes der Grossadmiral zum Opfer fiel, unter dem Namen Tiberios 697 zum Kaiser proclamiert ward: tfrjtpiodpevoi (iaOiXia jhln\iaQov dgovyyaqiov t&v KtfivQauat&v eig KovQixiatag vrtaQxovta. Theoph. 370, 23 — 24. ijir]

%ovta t&v KovQixi&t&v tvyjavovta tfjg vxb KifivQaiGn&v %(OQag, $v dQovyydQiw Ttofiaioig xaXelv £ftog. Niceph. 40, 1 — 3. Drungarios

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1 ist kein hoher Titel. ) In den KccjiaXXaQixa 0*fi«ra, den Cavallerie- regimentern nimmt der Drungarios erst die dritte Stelle in der hierarchischen Stufenleiter (Strategos — Turniarches — Drun- garios) ein; er entspricht dem Bataillonskommandanten. Anders ist es bei der Marine. Existierte dort dieselbe sorgf<ige Ab- stufung, wie bei der Landarmee, so entspr&che er etwa dem Com- modore oder Geschwaderchef. Indessen, so viel ich sehe, existiert zwischen arQatfjyog und dgovyyagiog v&v ^cXoT^wv keine Zwischen- stufe. Demnach rangiert der Drungarios etwa init einem Contre- admiral oder Viceadmiral; auf keinen Fall entspricht er aber, wie Diehl annimmt, dem Grossadmiral. Auch Theophanes 1 Bericht fiber die Flottenrevolte 697 zeigt deutlich, dass der Patricius Johannes admiral of the fleet war, wahrend der Drungarios Apsi- maros in den ostlichen Gewassern in einer weniger hohen Stellung, hochstens als Viceadmiral stationiert war. Mit dem folgenden Jahrhundert sinkt, wie wir sehen werden, das rangm&ssige und dann auch das gesellschaftliche Prestige der Marineoffiziere ganz bedeutend. Um das Resultat dieser Untersuchung kurz zu rekapitulieren, so besteht die Generalit&t zur Zeit Justinians II., um die Wende des VII. Jahrhunderts aus folgenden Chargen:

1. Der Komes des Opsikion — Patricius. 2. Der Strategos des Thema Anatolikon — Patricius.

3. Der Strategos des Thema Armeniakon — Patricius.

4. Der Strategos des Thema Thrake — Patricius.

5. Der Exarch von Italien — Patricius. 6. Der Exarch von Afrika — Patricius. v 7. Der Strategos der Karabisianer.

E. Exkurs liber die Entwicklnng der Flotte in nachjnstinianischer Zeit.

Von den sechs ersten Chargen ist es teils absolut sicher, teils hochst wahrscheinlich, dass ihnen der Excellenzcharakter

1) Vollkommen falsch ist es, wcnn Schlumberger Sigillographie 336 Note sagt: „I1 est juste de dire que ce sceau est d'epoque ancienne (deoxoxE fioi'ftH ev^yeyvta aitotnaQytov xai dQov^yyyaqtov) et quau VLe siecle ce simple titre de drongaire, de meme qu'une foule d'autres, avait une importance bien plus consi- derable que celle qu'il eut plus tard." Genau das Gegenteil ist rich tig; z. B. Exarchos war ein geringer Titel und wurde erst unter Maurikios ein so ansebn- licher. Nebenbei bemerkt gab es unter Justinian noch gar keine Drungarier.

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(der Patriciat) inharierte. Anders war es offenbar mit dem Gross- admiral. Zwar audi dieses Amt wird, wie wir gesehen, mehr- fach von Patriciern bekleidet; aber dieser Rang scheint nicht notwendig zum Amtscharakter der Admiralitat gehort zu haben.

Die acta S. Demetrii martyris, welche den Jargon der Bureaux vorzflglieh inne haben, nennen Sisinnios nur einfach Strategos ohne Patriziatcharakter. Damit stimmt flberein, dass auch das IX. Jahrhundert nur sechs Patricier unter den grossen Koinmandos des Reichs kennt, und auch diesmal ist der Grossadmiral nicht darunter. Der letzte Grossadmiral der Gesammtflotte, der uns bekannt ist, war der oben erw&hnte Patricier Theophilos. Viel- leicht haben die in der Anarchieperiode vor dem Emporkommen der isaurischen Dynastie mehrfach eintretenden Flottenpronuncia- mentos — auch Justinian II. 713 und Anastasios II. 715 ver- dankten solchen ihren Sturz — die Regierung veranlasst, die Wtlrde eines Admiral of the fleet flberhaupt eingehen zu lassen.

Die Neuordnung Leon des Isauriers teilt die Reichsflotte in zwei grosse Bezirke; die milites classiarii des Ostens heissen KipvQaiu- rat und dieser Flottenteil 6 atoXog t&v KifivQcatDtrnv. An der Spitze hatte 697 noch ein Drungarios gestanden. Leon erhob diesen Drungariat zur Strategie; aber sein Inhaber hatte nicht, wie der alte atQattjybg t&v KcLQafiiOiawv den Patriciat; es war ein Offizier zweiten Ranges z. B. 771 TleTQ&v&g ajtccftagiog xai GTQatrjybg r&v KipvQat&T&v. Charakteristisch ist hier die varia lectio: XQ&toGjtad'aQiov lesen die Hndss. e f g h m (saaftaQiov c und d des Theophanes und Anastasius. NatHrlich haben Ana- stasius und die guten Handschriften die richtige Ueberlieferung; die tlbrigen haben die Titulatur zeitgem&ss erhoht, weil, als sie schrieben oder richtiger der Archetypus dieser Gruppe geschrieben wurde, der Drungarios gewaltig im Kredit gestiegen und ein h6chst ansehnliches i^ito^a geworden war; das Amt konnte ein einfacher Spatharios nicht mehr bekleiden. Bis ins VIII. Jahrhundert war die Flotte die ausschlag- gebende WafFengattung gewesen; daher ihr hohes Ansehen und der hohe Rang ihres Chefs. Seit Leon III. die arabische Flotte mit Kraft zerschmettert und zurflckgetriebei^, horten diese Angriffe zur See auf. Der Chalifat von Bagdad war nicht seetHchtig, wie das Haus der Omaijaden von Damaskos. Die muslimischen Seeunter- nehmungen gegen Ostrom giengen von Misr und Magrib aus;

Abhandl. d. K. S. Getellsch. d. Wissensch., phil.-hist. CI. XLI. $

Digitized by Google 34 H. Gelzer, wenigstens im VIII. Jahrhundert waren sie unbedeutend und ab- solut keine Reichsgefahr. So wurde „aus bewegenden Ursachen" die Flotte in verschiedene Kommandos geteilt. Bisher hatten dem otga- trjybg t&v KagapiOiavow zwei Drungariate unterstanden: 6 dqovy- yaqiog tear KipvQcu&T&v und 6 dQovyydgiog tfjg /JodexawfjOov. Auch dieses letztere Seegebiet wurde jetzt zu einem selbst&ndigen Thema erhoben; dessen Inhaber hiess atQatrjybg tov Aiyaiov nt- Xdyovg. Der erste uns bekannte Inhaber ist Isaak, der Vater des hi. Theophanes, des Geschichtschreibers. Das Thema Kibyraioton umfasste Pamphylien, Lykien, Teile von Pisidien und Sfldkarien; die seettlchtigen Bewohner dieser Provinz waren schon in klassischer Zeit ausgezeichnete Matrosen und Seer&uber; Roms eiserne Hand hatte die Sohne der Archi- piraten zu ehrlichen Leuten gemacht, und im VII. Jahrhundert haben diese verwegenen Marinesoldaten das Reich gerettet. Das Thema Aigaion Pelagos umfasst die Kykladen mit den Nordinseln der Aspre Thalassa, die alte Dodekanesos. Leon und sein Sohn Konstantin, ebenso die hochbegabten Verschnittenen Eirene's er- rangen ihre Lorbeern nahezu ausschliesslich mit den fripata Ka- fiaUaoixd. Ganz nattlrlich, dass die Flotte bald ihr Ansehen verlor. Auch die soziale Hochachtung, der sich jetzt die gl&nzenden Ca- vallerieregimenter erfreuten, gieng fftr sie verloren; der Marinier gilt wenig im Byzanz dieses und der folgenden Jahrhunderte. Kaiser Konstantin der Purpurgeborene, unter dessen Nachfolgern die romische Armada wieder den herrlichsten Triumph feiern sollte, ist noch ganz ein Mann der alten Zeit. Wo er den Umfang des kibyraotischen Themas beschreibt, ftlgt der kaiserliche Reichs- geograph hinzu: (Xafte dh tijv rtQoo&vvpiav , tioxeQ {(paper, tov xaXeiO&ai Kifivqai&trig astb KipvQag, tvteXovg xai dxatovopdotov

rtoXiOpatog , rtgbg %$qiv, oi) rtgbg (rtcuvov, tb rtoXXdxig av&ddeig te xal vpQiOzag yeviod'cci JtQOg tag t&v fiaGiXt&v ixixayag. Them. 38, 18— 22. Die kaiserlichen Worte sind offen- bar das Echo dessen, was in den Kasernen und Offizierskasinos der kaiserlichen Gardes du Corps zu Konstantinopel von jenen gl&nzenden und schneidigen Reiteroffizieren ausgesprochen wurde, die durch die fortgesetzten glilcklichen Landkriege gegen die Araber — man denke an Kurkuas, Mkephoros Phokas und Kyr Zan (Joannes Tzimiskes) — das Reich auf den Gipfelpunkt seiner Macht gebracht hatten. Die gewaltigen Erfolge der Land-

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Genug, das Faktum steht fest, dass im VII. Jahrhundert ra jtXoi^a die erste und ansehnlichste Waffengattung war. Darum hielten ihre Kapitane sich fdr berechtigt, in den zwanzig Jahren der Anarchie, welche zwischen dem Sturze von Herakleios 1 Haus und dem Auf- kommen der syrischen Dynastie liegen, als regelm&ssige Kings- maker aufzutreten. Die neue Dynastie hat darum bei der Reichs- reorganisation das hochste Kommando der Admiralitat abgeschaflPt; flberhaupt niemals mehr einen Generalissimus aller Truppen zu Wasser geschaffen. Die gleichzeitigen schweren Landkriege fflhrten fast mit Naturnotwendigkeit zu einer Vernachlassigung der Flotte. Im IX. Jahrhundert zeigten sich die Folgen. Die Korsaren er- oberten Kreta und Sicilien. Erst im X. Jahrhundert kommt wieder ein gewaltiger Aufschwung. Aber in den Bttchern des gelehrten Kaisers lebt noch als Nachhall die Anschauung der vornehmen Gardeoffiziere weiter, dass eigentlich mit den Mariniers 1 nichts los sei. )

VI. Die Prafektur Illyrikum im VII. Jahrhundert.

Bei der bisherigen Betrachtung ist die Prafektur Illyrikum vollstandig ausser Acht gelassen worden. Fttr die dortigen Zu- stande Ende des VI., sowie wahrend des VII. Jahrhunderts haben wir ausserordentlich wertvolle Zeugnisse in den Wundern des hi. Demetrios. Von den beiden Legendensammlungen wird die erste dem Metropoliten Johannes von Thessalonike zugeschrieben; der Verfasser der zweiten, jflngern Sammlung ist ungenannt.*)

i) Tout comme chez nous. Ein pommerscher Kavallerieoffizier besucht seine nach Suddeutschland verheiratete Schwester, die in einer idyllischen Sommer- frische haust. Der Bruder langweilt sich entsetzlich; man sucht ihn zu trftsten, nachsten Sonntag kamen charmante Leutnants aus der benachbarten Garnison auf Besuch. Wiitend dreht er sich urn: „Infanterie! Das macht mir ubel." Mutatis mutandis haben ahnlich die hochfeudalen Drungarier und Komites der Scholarier und Exkubitoren tiber die Offiziere der Marinethemata gesprochen.

2) S. Demetrii martyris acta. AASS m. Oct. d. 8. Tom. IV, 1046*. 162 ff.

Migne 116, 1204 if. und I326ff. An erster Stelle gebe ich immer die Seiten- zahlen der AASS; die in Klammern beigegebenen Zahlen sind die Migue's. 3*

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Johannes gehort der zweiten Halffce des VII. Jahrhunderts

1 an ), hat aber, wie bereits die Bollandisten gut bemerkt haben, eine Quelle aus der Zeit unmittelbar nach dem Sturze des Phokas

2 benutzt. ) Er schildert den traurigen Zustand des Reichs nach dem Tode des Kaisers Maurikios „seligen Angedenkens"; in alien Provinzen des Ostens wtltet Revolution und BOrgerkrieg:

'Erti tfjg petcc Mavgixiov tbv tljg evGejiovg Xr/fce&g jiaGiXeiag iGte

G^edbv artavtsg, olovg xata rtdXiv fjyei{je xoviOQtovg 6 diafioXog, ifrvfcag t^v Siyartrjv, xai piGaXXrjXiav Grteiqag xata tijv 'AvatoXijV naGav xai KiXixiav xai IdGiav xai naXatGtivfjv xai xaGag rag

(iot>£, xai fog eixbg Gvyyeveig xai xa& axavta tavta xai tag oixiag avtag rtvQrtoXeiv, iva prjdh oi tQipivteg &g eixbg xai iv ntwyeia y tfjv ^ojijv Jtogi^o^evoi diaXafroiGiv. HGav phv ow, &g eiQtjtai, rtavteg oi xat ixeiva ta xXipata i&qoi tf\g daipovixfjg tavtyg avdgo- xtaGiag xai XerjXaGiag tivartXeoi xai xata tb yeyqapjiivov G%i\Xaia

XyGt&v .... otit&g xai tag rteQl tb 'IXXvqixov artuGag rtoXeig ij t&v

9 AvatoXix&v

(pQvyavoig avfj^ev rjdi] dh xai tijv paQtvQoyvXaxtov t&v QeGGaXo- vixi&v prjtQOJtoXiv dvexvxXovv taig a$Qaig ta t&v rtXrjGio%G)QG)v dQa{iatovQyT]{iata , xai tb tfjg aydrtyg avt&v tyXavyeg .... ty tov tpfrdvov xaQeiGdvGei xataxQatyfrhv ipeXaiveto. ijv te (iXejtetv iXeeiv&g trjvtxavta tijv tf^g 6{tOipQoGvv7jg {ifjtQOJtoXiv &dXaGGav diyovoiag yeyevrn/Lhriv xtX. 132 ff. (1262) Diese Angaben, historisch von hochstem Werte, sind, wie die meisten kostbaren Nachrichten dieser Akten, von den Historikern fast unbertlcksichtigt gelassen worden. In den bisherigen Darstellungen erscheint Phokas als ein sinnlos gegen eine wehrlose Bevolkerung

1) AASS 55.

2 l der Avarengesandtschaft an Maurikios spricht ) 35 Note c (1262). Von er als einem weit zuruckliegenden Ereignisse. 143 B (1285 B).

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wtttender Tyrann, seine Unterthanen als em feiges Sklavengesindel, die sich Jahre lang seinem Terrorismus stumm fflgten. Indessen was man den republikanischen Franzosen der 9oer Jahre des XVIII. Jahr- hunderts bieten konnte, das liessen sich die Griechen des VII. Jahr- hunderts noch lange nicht gefttllen. Die Usurpation des Heeres wurde durchaus nicht, wie wir bisher annahmen, von der gesammten Bevolkerung gleichmtltig hingenommen; vielmehr ein Wutschrei durchzitterte das ganze Reich. Ein so vorztlglicher Ftlrst, wie Maurikios, hatte doch nicht tlber 20 Jahre umsonst regiert. Ueberall erhoben sich seine Parteig&nger gegen die neue Re-

gierung. Es ist bezeichnend, dass Erzbischof Johannes mit Ana- tolien und Kilikien beginnt; dort war des gesttlrzten Kaisers

Heimat; fflr diese hatten er und sein kluger, in Regierungs- gesch&ften erfahrener Oheim Erzbischof Domitianos in besonders fftrsorglicher Weise gearbeitet; indessen der Btlrgerkrieg verbreitet sich fiber das ganze Reich. Nun treten die uns bekannten Aufstande

der Reichshauptstadt, fftr welchen letztern der Kaiser die beiden H&upter der Zirkusfaktionen mit ihrem Leben haftbar macht, die von Antiochien und Alexandrien, denen die orthodoxen Patriarchen

1 zum Opfer fielen ), in einen grossern Zusammenhang. Das ganze Reich spaltete sich in die Parteien des alten und des jetzigen Kaisers; in alien Stadten tobte der Btlrgerkrieg. Von Asien ging er aus; aber auch Europa wurde ergriffen. In Illyrikum kam es zu den greulichsten Szenen, und in Thessalonike war der Kampf der Faktionen nicht minder lebhaft, als in der Hauptstadt und den Grossstadten des Ostens. Auch Phokas der Tyrann wird uns jetzt allerdings nicht sympathischer, aber doch verstandlicher. Bei der alle Provinzen umfassenden revolutionaren Erhebung und bei dem dadurch provozierten Einfall des Perserkonigs Chosrau

1) Es ist interessant; die Orthodoxen hielten also zu Phokas, die Mono- physiten zu Maurikios. Nach dem Erfolg der Contrerevolution des Herakleios hat denn auch thatsachlich Niketas die figyptischen Monophysiten durch Kon- zessionen zu gewinnen versucht. In Aegypten und Syrien musste die orthodoxe Geistlichkeit zu Phokas halten; die kleine Minoritat der Rechtglaubigen konnte sich nur durch engsten Anschluss an die Zentralregierung gegeniiber dem all-

gemeinen Volkshasse behaupten. Das erklart den Umstand, dass Anastasios II. von Antiochien und Theodoros Skribon von Alexandrien bis zuletzt bei ihm aushielten. Die Begeisterung der Monophysiten fur Maurikios war naturlich nur Hass gegen die gegenwftrtige Reichsregierung; mit derselben Begeisterung nahmen sie nachher auch die Perser und die Araber auf.

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Parwez wusste der regierende Kaiser nur durch einen blutigen Terrorismus der Zentralgewalt Autoritat zu verschaffen; dass er damit freilich genau das Gegenteil dessen, was er bezweckte, er- reichte, sah er in seinem beschr&nkten Unteroffiziersverstand nicht ein, bis ihn Herakleios in etwas drastischer Weise eines bessern belehrte. Auch im Folgenden werden wir sehen, wie vielfach diese Akten die sonstige Geschichtstlberlieferung berichtigen und erganzen. Unter Maurikios sitzt noch als oberster Beamter, namentlich als Grossrichter, der praefectus Dlyrici in Thessalonike. Magiavog

Tig avijQ t&v Iv yivti xal rtXovTW Xapjtg&v, xal eig T(bt> Tfjg OvyxXrjtov

9 (iovXijg Jtaga (iaGiXei)Gtv VTtagywv, ixeXevfrrj Jtag avrmv xal tovg

t&v vjt&Q%rov frgovovg xaric to 'IXXvgiwv (ftvog didrteiv' xal dij cpftaGag

ttjv d'eotpQovQrjrov t&v &e06aXonx£

evGefi&g xvfiegv&v Tag Tfjg dixrjg ijviag, xal evageGT&v tg5 *ac5, xccl jtccgcc t&v drjiicov ev%agi0Tov{uvog, icp&ovrjd'r} rtaga xov staOiv icya-

&oig paGxaivovTog dia$6Xov. 104F (1204 A). Ebenso wird 133B

(1265 A) ein ex Tfjg *EXXadog r§ StOGaXovixy i^idrjii^Gag , avijg xoGpiog xal t&v Tt\vixa\na rof) 'IXXvQixoi* iTtaqywv Gvyyhvi\g erwahnt.

Hier ist der Plural aufftlllig. 1st Dlyrikum nach Maurikios in mehrere Prafekturen geteilt worden? Wohl nicht. Der Mann wird mit mehreren nach einander regierenden Prafekten Illyrikums verwandt gewesen sein. Auch im Exarchat Afrika sehen wir die Herakleios, Niketas, Gregorios, alles unter einander bluts-

verwandte Manner, sich succedieren. Nicht uninteressant ist auch

1 die Stelle 136F (1272 A) Trjv yhg t&v vjtagymv ) tov 'IXXvgicov

(d'vovg ag%i)v dice %£igbg {%&v avrjg Tig*) (re yccg xal Tofwo^a Xiytiv

9 ijt oveidiG^ico aimvifrvTt;) rtXijv aXXa yoftv cpgdvrjGiv ^eyiGTfjv (yjtiv

xav%(dnevog .... Tivccg t&v Tfjg rtdXecog grjTfjg jtgayuaTtiag jtgot-

GTanevow {UTaaTeiXapevog ccrtrJTei tivcc jtag' avT&v yeviGfrai dioixv\Giv.

1) $7taQxog ist nur eine in den Handschriften fast aller Schriftsteller wieder-

kehrende schlechte Variante fur tnaq%oq vgl. de Boor im Index z. Theophanes s. v.

tTtccQxog. 2) Der andachtige Verfasser verschweigt den Namen des wegen seiner Mass- nahmen unbeliebten Prafekten angeblich aus christlicber Milde. Vielleicht war der wabre Grund kirchenpolitiscbe Klugbeit des schriftstellernden Pr&laten; der Beamte mochte dam als nocb leben. Vielleicbt schrieben etwas weniger gottselig denkende Leute die Heilung des Prafekten von der Gichtlahmung andren Grtinden, als dem hi. Oel des (ivQio^kvrog (wyaloficcQxvQ zu. Es war daher besser, den Wunderbegnadeten anonym zu lassen, damit nicht profane Kritik Anlass fande, die Erbauung der Glaubigen zu storen.

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Es wird wahrscheinlich die in den Augen der &riechen greulichste staatliche Zumutung — eine neue Steuerauflage — gewesen sein;

daher heisst sie im Fortlauf der Erzahlung xb yogxixbv rof> ixi-

xaypaxog. Der Prafekt wird Magnificenz angeredet 136 F (1272 B): ovx (Gxiv ixigcjg sttiG^vai vp&v xijv ivdofcoxrjxa. Ueber das den Pra- fekten unterstellte hOhere Beamtenpersonal unterrichten uns die Akten ebenfalls. Dem Prafekten von Illyrikum ist der vjtoGxga-

, xrjydg untergeordnet: avr/g xtg x&v iv yivei Xapjtgog (Xapagjbvf),

xy dh JtiGxei Xaiutgoxegog, xrjv (vxi\iov Gxgaxiav x&v vjco xijv xof)

'IXXvgixov ijtccQ%ov ctgyftv dioix&v 112D (1220 C). Wir finden die genaue Parallele in Afrika, wo wir neben dem xaxgixiog xai Gxga-

9 xrjybg A

Loschen eines Kirchenbrandes beschaftigt ist, ruffc ein zufollig an-

wesender Offizier: B&gjiagoi Jteg\ xb xetyog, & avdgeg stoXixai, ttrtgoG-

doxrjxcog iydvrjGav, ctXXa Gvv ortXoig ftrtavxeg vjthg xfjg rtaxgidog dgpr/Gaxe 139A (1276 C) und die Bftrger bewaffnen sich sofort: 6 yag dtjpog

ajtag .... fflgapov eig oixovg xai drtXiGftivxtg irti xcc xh^tj avyeGav. Die

1 Bftrgermiliz heisst auch jtayavaxixdv. ) .... xgixov de o xai stXiov

artdvxcav xijv anyxaviccv fai'iv irtoitjGev, ixeivo rjv, Zxi xai avxoi* xov rtegi-

Xtupftivxog ix xoi) Xot^iov jtayavaxixoi* xe xai Gxgaxnoxixofy oXiyoGxbv

xdvv pigog xd%a xai &%gr}Gxov iv xy Jt6Xu xtjvixairea ixvy%avev, x&v

xoXXibv phv {£(0 iv cxygotg ttrtoxXHG&ivxatv xai fiij dvvrjti'ivx&v efafhcXelv

xy JtoXei dia xb xgvyyg eivai xaigdv, xai d&gdaig xai SutgoGdoxrjxcog

xovg xoXtpiovg i^ixoXXa xoi xh^h rtegixafriGai 145 C (1292 CD). Zur

Bedeutung von jtayavot vgl. Suidas s. v. Er erklart ctGxgdxevxoi und

zitiert einen unbekannten Schriftsteller: ,,Gvvi9eov 6h yvvaid xe xai

ot iv Gxgaxtia xai rtayavoi" vgl. auch Sophokles u. d. W., der noch andre Stellen anffthrt und richtig erklart: a common citizen, not a soldier. Wenn Soldaten und Milizer gemeinsam in die Wein- lese gehen, thun sie das wohl, von den Weinbergbesitzern gegen Lohn in Arbeit genoinmen. Das aayavaxixov wird sich demnach

1) Das Wort fehlt bei Du Canoe und Sophokles.

Digitized by Google 40 H. Gelzer, wohl aus Kleinbflrgern, Stadtproletariern und namentlich Bauern — daher der Name — rekrutiert haben, welche aus der stadtischen Kammereikasse ihren Sold empfingen, wie die Soldaten aus dem uQUTaxog cpfaxog. Auch darin scheinen also die Btlrgerschaften der byzantinischen Grossst&dte den Deutschen gleichorganisiert gewesen zu sein, dass sie, wie die Reichsstadte und die schweize- rischen Stadtregierungen (z. B. Bern, Ztlrich, Solothurn, Basel u. s. f.) besoldete Stadtmilizen hielten, deren Anblick nach der allerdings bissigen Beschreibung der Spalier bildenden hauptstadtischen Btlrger- garde durch Liutprand von Cremona ein ebenso wenig kriegerischer gewesen sein muss, als der der vielverhohnten „Stadtsoldaten und Garnisonler" der Schweizerstadte, die neben der Bewachung der altersschwachen Thore auch „Schwebelholzli und Vogelkraezi" oder ahnliche kostbare Waaren ftlr die Passanten feil hielten. Mehrfach wird auch das Bureau oxgtviov des Prafekten von Illyrikum erwahnt vgl. 1376C i46A(i292D). Letztere Stelle ist be- sonders wichtig, weil sie eine ganze Reihe von Kategorien aufzahlt, die dem Generalstab und Bureau des Prafekten angehorten. Der Prafekt hatte eine Geschaftsreise nach Hellas gemacht, begleitet

1) von einer Elitetruppe des in Thessalonike garnisonierenden

Regimentes 2) von der eigentlichen Gardetruppe des Prafekten, die beim Palais des Kommandeurs Wachdienst hatte; in der Stadt zurtlck blieben nur die scriniarii, welche aber gleichfalls eine Huldigungsreise nach Konstantinopel unternommen hatten. 'ApiXu

H&XXov 01 xgbg rcc {£& liiQfj diayvyovreg £og%ovto, fjjteg of tig t^v

%6Xiv xaxatpvytiv (iovXrjd'ivTeg. TlXeiovcw &h xai avrthv r&v irtiXixtm', veavi&v tov GTQari&nxov, xai r(bv iv rco neyi'titm tiTQartvopivtov jiQcarcoQiGi Sfta rc5 tyvixavTa t^v irt&Qi&v ^eta %£iQag tyovri ctQxty xatcc ri)V *EXXtjvg)v %G)Qai> drj^oOitov tvexa %qh(ov tirtodedrjuyxotav, xai avvcfrv dh tcbv afto\kUvavx&v to rtXfjftog, 0601 xai jtXovv

(pgov^an xai dovXoig axfid^ovOi xai £{uteiQOJtoXi{ioig ixaXX&JtiXovTO, xai iv xoig GxQivioig t&v vrtaQXwv tov 'IXXvqixov rtq&Toi iTvy%avov, xavee tijv (iatiiXida zebv rtoXemv aJtaQavteg ijOav Ovv (pt'Xoig JtoXX<5 jtXet'061 xai ry fteQarteia %aGr^ JtQoGiXevGiv (iaGiXei xatcc tov zrjvixade tijv aopjv diixovrog ^oirjadfievoi 146D (1292D — 12 93 A). Das Scrinium hatte eine besondre Dacische Abteilung; indessen seine Offiziere wurden in der der Prafektur auf dem Bureau verwandt, da die Garnisonsplatze von Dacia ripensis und Dacia mediterranea langst in partibus, avarisch oder slavisch waren.

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Km drj fiovXevodfievdg tig StdiOfivrjuovevTog &vrjQ, xai tijv £vti\iov OtQatiav tov daxixov KaXovpivov Cxqiviov v(bv vjiegXa^utQcov VJtaQz&v rof) 'IXXvqixov 0tgattv6[iBvog 139A (1276C). dieser vir spectabilis nach der notitia dignitatum 1 Wem ) eigentlich genau entspricht, ist mir nicht vollig klar. Unter den Dignitates des magister militum per Illyricum werden zwar Scriniarii auch erwahnt Or. X 55; das sind aber offenbar ziemlich geringe Kanzleibeamte, welche nur den eigentlichen Subalternen, den Exceptores und Apparitores vorangehen. Viel eher scheint er mir dem vir spectabilis Dux Daciae ripensis Or. XLII zu ent- sprechen. Sicher ist das allerdings nicht; indessen auch nicht von Belang, da er schwerlich in der Provinz Dacien noch Funk- tionen austtben konnte. Er ist viel eher ein Beweis fdr die be- kannte Thatsache, dass die Staatsverwaltung von Neurom so wenig, als das Kirchenregiment von Neurom, seine Ansprflche auf thats&chlich verlorene Provinzen jemals aufgegeben haben. Aus diesen dtlrftigen Nachrichten erkennen wir immerhin, dass, w&hrend anderwarts, so in Italien und Afrika, die Civil- gewalt den Militftrbeamten untergeordnet wurde, hier in Illyrikum die Prafektur in alter Glorie fortbestand, ja der nach der dio- kletianisch-konstantinischen Verfassung rein civil gedachte Prae- fectus praetorio hat auch das Generalkommando Clber die in Illyrikum stationierten Truppen inne. Es hat also hier eine Vereinigung der beiden Gewalten, genau wie in Aegypten, statt- gefunden. Wie dort der Praefectus Augustalis das Militarkom- mando und den Titel Dux erhielt, so hat auch offenbar der vir illustris praefectus praetorio per Illyricum die Funktionen des vir illustris magister militum per Illyricum mit tlbernommen. Dies Verhaltniss hat sich das ganze VII. Jahrhundert hindurch erhalten aus dem einfachen Grund, weil Illyrikum damals als ein verlorner Posten der Verwaltung, als eine in Liquidation be- griffene Firma, betrachtet wurde; zur Abwickelung dieses traurigen Geschaftes reichten die vorhandenen alten Beamten gerade aus.

1 ) Es ware doch sehr wdnschenswert, wenn wir endlich eine brauchbare Aus-

? gabe der Notitia dignitatum bekamen. Seeck s Ausgabe, so dankenswert sie ist, hat keinen Kommentar, und ohne einen solchen ist eine Sammlung von Titeln und Namen eigentlich wenig nutzbar. Boecking's farrago ist vielfach veraltet und meist unbrauchbar. Als Jurist hat er auch von Geographie wenig ver- standen.

Digitized by Google 40 H. Gelzer, wohl aus Kleinbflrgern, Stadtproletariern und namentlich Bauern — daher der Name — rekrutiert haben, welche aus der stadtischen Kammereikasse ihren Sold empfingen, wie die Soldaten aus dem leQWTcctog

1) von einer Elitetruppe des in Thessalonike garnisonierenden

Regimentes 2) von der eigentlichen Gardetruppe des Prafekten, die beim Palais des Kommandeurs Wachdienst hatte; in der Stadt zurtlck blieben nur die scriniarii, welche aber gleichfalls eine Huldigungsreise nach Konstantinopel unternommen hatten. 'ApiXti paXXov 01 Jtgbg tcc {£& fiigrj diacpvyovreg iaoi^ovto^ rjjteQ of eig xi]V itoXiv zccTcapvyHv (iovXyftivveg. TlXeiovov dh xal avvmv v&v £jtiX£xrm>, veavimv tov Otqatimtixov^ xal t&v £v tw (leyiOTG) fStgartvo^ivoDV jlQccLTcooiGi apa rc5 trjvixavra tijv irtagycov \itxa %eiQag (jovxi &Q%i\v Kara tijv *EXXyjvg>v x®Qar d^fiotffW tvexa iqbuov icxodtdim qxotcjv, xcci avtwv dh t&v o\%o\iuvavtiov tb rtXfj&og, 0601 xal jtXovtip xal

(pgov^ei xcci dovXoig &xpa%ovGi xal l^iJiBtgoTtoXi^otg ixaXX&rti'Zovto, xal iv toig GxQivioig twv vrtagyow tov 'IXXvqixov rtg&toi itvyzavov, xata tfjv (iaGiXida t&v Jt6Xec,n> ajtagavteg ijGav 6vv cpiXoig JtoXXm jtXetoGi xal ty ftegajteia rtaGy, JtgooiXevGiv fiaGiXn xata tov trjvixads vr)v &Q%i]v diistovtog aoiyGontvoi 146D (1292D — 129 3 A). Das Scrinium hatte eine besondre Dacische Abteilung; indessen seine Offiziere wurden in der Metropolis der Prafektur auf dem Bureau verwandt, da die Garnisonsplatze von Dacia ripensis und Dacia mediterranea langst in partibus, avarisch oder slavisch waren.

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Kal dr\ (iovXevGapevdg tig &^vo\ivrni6vBvtog &vrjQ, xai xr\v (vti\iov OtQatiav xov Aanwov naXovfievov GXQiviov t(bv vjiegXa^i^CQcov vx&QI&v toft 'IXXvqixov OtQatevd^evog 139A (1276C). dieser vir spectabilis nach der notitia dignitatum 1 Wem ) eigentlich genau entspricht, ist mir nicht vollig klar. Unter den Dignitates des magister militum per Illyricum werden zwar Scriniarii auch erwahnt Or. X 55; das sind aber offenbar ziemlich geringe Kanzleibeamte, welche nur den eigentlichen Subalternen, den Exceptores und Apparitores vorangehen. Viel eher scheint er mir dem vir spectabilis Dux Daciae ripensis Or. XLII zu ent- sprechen. Sicher ist das allerdings nicht; indessen auch nicht von Belang, da er schwerlich in der Provinz Dacien noch Funk- tionen austlben konnte. Er ist viel eher ein Beweis fttr die be- kannte Thatsache, dass die Staatsverwaltung von Neurom so wenig, als das Kirchenregiment von Neurom, seine Ansprflche auf thats&chlich verlorene Provinzen jemals aufgegeben haben. Aus diesen dtlrftigen Nachrichten erkennen wir immerhin, dass, w&hrend anderwarts, so in Italien und Afrika, die Civil- gewalt den Militftrbeamten untergeordnet wurde, hier in Illyrikum die Prafektur in alter Glorie fortbestand, ja der nach der dio- kletianisch-konstantinischen Verfassung rein civil gedachte Prae- fectus praetorio hat auch das Generalkommando fiber die in Illyrikum stationierten Truppen inne. Es hat also hier eine Vereinigung der beiden Gewalten, genau wie in Aegypten, statt- gefiinden. Wie dort der Praefectus Augustalis das Militarkom- mando und den Titel Dux erhielt, so hat auch offenbar der vir illustris praefectus praetorio per Illyricum die Funktionen des vir illustris magister militum per Illyricum mit ttbernommen. Dies Verhaltniss hat sich das ganze VII. Jahrhundert hindurch erhalten aus dem einfachen Grund, weil Illyrikum damals als ein verlorner Posten der Verwaltung, als eine in Liquidation be- griffene Firma, betrachtet wurde; zur Abwickelung dieses traurigen Geschaftes reichten die vorhandenen alten Beamten gerade aus.

1) Es ware doch sehr wiinschenswert, wenn wir endlich eine brauchbare Aus- gabe der Notitia dignitatum bekamen. Seeck's Ausgabe, so dankenswert sie ist, hat keinen Kommentar, und ohne einen solchen ist eine Sammlung von Titeln und Namen eigentlich wenig nutzbar. Boecking's farrago ist vielfach veraltet und meist unbrauchbar. Als Jurist hat er auch von Geographic wenig ver- standen.

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Anstellung von neuen rein militarischen war unndtig. Es war auch Niemand da, der sie bezahlen konnte. So wird denn bei dem zweiten grossen Unternehmen der Slaven gegen Thessalonike ein Pr&fekt erwahnt: &XX' farnkev dxttQxov ivtaf^a rotivopa Xaqiav 170D (1341B).

A. Exkors liber die Slaveneinbrfiehe nnd die politisch-kirchliche Bedeutung des hi. Demetrio8.

Die zweite Kompilation flber die Wunder des hi. Demetrios, welche S. 162 (1325) einsetzt, ist geschichtlich noch wertvoller, al8 die erste. Sie ist Ende des VTI. Jahrhunderts, in der litteratur- losen Epoche, dem Heldenzeitalter der griechischen Nation, ge- schrieben. Das macht dieses Opus zu einer ausserordentlich wohl- thuenden Lektflre. Es ist die einzige Epoche, wo das hellenische Volk von seiner schon von dem alten Kyros verspotteten Erb- sftnde, die es bis heute nicht abgelegt, dem mit Pathos vor- getragenen rhetorisch aufgeputzten und vollig inhaltsleeren Phrasen-

1 gedresch, nahezu frei war. ) Man hatte eben thatsachlich, wo die Existenz auf dem Spiele stand, weniger Zeit sich an den Leierkastenmelodien der aus der klassischen Epoche tlberlieferten

Rhetorik und den von dem affektierten hi. Sophronios noch so sklavisch beobachteten Rythmusgesetzen zu ergotzen und dieselben sorgf<ig einzustudieren. Johannes von Thessalonike, so wertvoll seine Berichte sind, ist doch von der Ansteckung mit der rhe- torischen Nationalseuche nicht frei geblieben, auch sein anonymer Continuator wenigstens nicht vollst&ndig; denn dass wir bei ihm fast keine rhetorischen Exkurse lesen, verdanken wir der Willktlr des sonst hochverdienstvollen bollandistischen Herausgebers, Cor- /, nelius Byeus, der alle diese Expektorationen des frommen 2 Herzens einfach gestrichen hat. ) Aber abgesehen von diesen Tiraden, schreibt der Verfasser wirklich vortrefflich mit jener

anspruchslosen, objektiven Kflrze, wie etwa der hi. Theophanes.

1) Der Verfasser entschuldigt sich selbstverstftndlich , dass er den tytand nicht in Falten legt, nicht rhetorisch manieriert, sondern nattirlich spricht. Acta S. Demetrii mart. 165B (1333^)* p-i\$&S ovv tv

, krasse Naivitaten nicht beleidigen.

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Er hat den officiellen Stil der Kanzlei, und halt eg — dem Himmel sei Dank — nicht far notig nach der Art des h. Nikephoros oder der Anna Komnena — alle barbarischen Titel und Wendungen durch eine ellenlange klassische Wendung zu erlautern. So halt er sein rhetorisches Bedtlrfniss in gewissen Schranken und berichtet Thatsachen, nur Thatsachen. Dabei, wie lieben diese Schriftsteller ihr Thessalonich! Es offenbart sich hier der schonste Zug des griechischen Nationalpatriotismus, die Liebe zur angestammten Heimatstadt, in seinem vollen Glanze. Die Stadt hat namentlich beim zweiten Wundersammler stets ihre officiellen Bezeichnungen,

, wie Konstantinopel (^ fteoyvXaxxog, ij d eoxv(iiQvr)xog (iaGiXig x(bv aoXecw xxX.) oder Alexandreia (ij x(bv lAXB^avdqi&v ntyaXdrtoXig).

Ebenso heisst Thessalonike ij fjn&v tpiX6%QiGxog adXig, ^ fcotpvXaxxog

, x&v SeGGaXovixiwv nr/xgoxoXig, ij d eo

9 rtoXig, ij d'eoG&Gxog xa& iftiag &eGGaXovtxi

&d, Xo€pOQo

SxortTjGag yccg ag ccrtaGrjg xoXewg xaxa xe SgaxrjV xal jtav xb

9 lXXvQixbv ij d'eoy'&Xaxxog x&v &eGGaXovixiov iirjXQOrtoXig vstBQ(laX6v-

xog vrtegtyu JtXovtG) xe jtoixiXtp xal av&Q&Jtoig tv&edxoig xal Gvve- toig xal iQiGxiavix&xaxoig, xal ccjtXwg Hrteiv, yvovg &g iv xaqdicc (iaGiXi&g xtixai ^ XQoXe%d, eiGa prjXQdrtoXig 6ia xb XaprtHV astavxa- %6fcv tolg XQOTeQrjuaGi, xal oxi xavxyg x&v artQoGtioxrjxmv xi rta&ovGrjg,

ov% fjxxov xfjg x&v xixvcrv Gqmyfjg dtivvrjGy xbv xb *P&\ta'i%bv xgdxog

aveGxe^iivov , xaXei Jtgbg iavxbv xijv astaGav x(bv 2JxXa(iivt&v ftgrj- Gxsiav xal d'rjQKodrj yvX^v xxX. 143C (1285 C). Vor allem wichtig sind aber die Angaben der Akten des hi. Demetrios wegen der Slaveneinbrtlche, deren Hauptstoss Thessa- lonich aushielt. Diese zeitgenossischen Nachrichten mtlssen auch bei der Beurteilung von Fallmerayer's Slaventheorie zu Grunde

gelegt werden. Dieselbe ist ja keineswegs so alles Fundaments entblSsst, wie man nach der hochst elenden Begrflndung durch den auf historischem und philologischem Gebiete gleichmassig dilettantisierenden Feuilletonisten annehmen sollte. Aber schon seine ersten Gegner haben ganz annehmbare Argumente gegen ihn ins Feld gefdhrt, und nur die Angst vor seiner Revolverpolemik hat

Digitized by Google 44 H. Gelzer, weitere Bedenken seiner Gegner zurflckgehalten. Was die Griechen

gegen ihn vorbrachten, war mehr ein Beleg fflr ihre patriotische Ent- rtlstung; ernsthaffc hat ihn unter den Hellenen nur Paparigopulos bek&mpft. Um so bedeutender ist, was bereits Finlay und namentlich E. Curtius gegen den Fragmentisten vorbrachten. Das Fortleben von Namen ganz unbedeutender Ortschaften an der-

selben antiken St&tte ist, wie E. Curtius mit vollem Recht betont hat, der sicherste Beweis, dass es mit dem Lehrsatz von der vOlligen Vertilgung der peloponnesischen Griechen vom Erdboden und der

vollstandigen Slavisierung der HaJbinsel nichts ist; vielmehr be- weisen jene Namen, „dass eine griechisch redende BevSlkerung

zurflckgeblieben ist, von welcher die an Zahl tlberwiegende ist". 1 Masse der Slaven gr&cisiert worden ) Vor allem hat aber Hopf in seiner griechischen Geschichte sich die grttndliche Widerlegung Fallmerayer's angelegen sein

lassen. Es ist auch nicht zu leugnen, dass er in einer ganzen Reihe wichtiger Punkte die ktlhnen und luftigen Kombinationen des Fragmentisten endgiltig beseitigt hat. Aber in seinem Phil-

hellenismus ist auch er viel zu weit gegangen. Seine Weg- erkl&rung des Zeugnisses von Johannes von Ephesos' Ekklesiastike beruht auf einer falschen Uebersetzung, wie schon Gutschmid ge- zeigt hat. Derselbe hat auch auf das wichtige Zeugniss des Thomas Presbyter von Emesa aufmerksam gemacht, wonach die Slaven bereits 623 eine Expedition gegen Kreta unternahmen. Dadurch Mit das thorichte Dogma von der unbefleckten Reinheit der Inselgriechen, das schon vor einer auftnerksamen Lekttlre der

Akten des hi. Demetrios nicht bestehen kann. Hopf's Versuch ferner, das Zeugniss der Nonne von Heidenheim aber Monembasia

im Slavinenlande zu entfernen, ist geradezu haarstraubend. End- lich hat der sonst so verdienstvolle Gelehrte offenbar die Demetrios- akten niemals ernstlich durchgelesen; sonst ware er zu wesentlich andren Resultaten gekommen. Die hochwichtigen Zeugnisse der- selben stelle ich hier zusammen. Bereits Erzbischof Johannes erz&hlt, dass die Avaren die eigentlichen Anstifter der Expedition waren, welche unter Mau- rikios Thessalonich bedrohte. Das Gros der Armee bildeten aber die zahlreichen ihnen unterworfenen Slavenstamme und andre

1) E. Curtius Peloponnesos S. 87 ff.

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Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 45

Barbaren: xaXei (6 t&v Idfidgwv %dyavog) jtgbg iavtbv t^v lirtaGav t&v HxXafiwi&v d'QTjOxiiav xai dr/giadr] (pvXrjv (ystixtito yag avtol tb {frvog artav) xai rtgoGpifcag avtoig xai aXXoytvtig tivag fiagfiaQovg

GtgatevGai rtdvtag xatct tfjg frtiMpgovgritov OeGGaXovixr/g rtagtxeXevGato.

143C (1285 C). Viel wichtiger sind noch die Angaben der zweiten Quelle, wonach der Slaveneinbruch zur Verodung von Thessalien, der griechischen Inseln und der Kykladen, von ganz Achaia, Epeiros und dem grossten Teil von Illyrikum und einem Stflcke von Asien fflhrte 162E: 'Eyivsto voivvv, ag elgrjtai, irti tf^g tov iv oGia tfj f3Z& C/o^j

Hvrj(iy i^tGxojtfjg 'Igmxvvov tb t&v 2JxXa(iiv(av irtccQftfjvai, (ftvog, rtXfl&og ajtugov Gwaftfrhv &rtb t&v /dgoyovjiit&v, Uayovdat&v , BeXtye^rjt&v,

Baiovvr/t&v, Btgtytfov xai XoistCbv ifrv&v, Jtgcdtcjg iyevgovtcov if; ivbg £vXov yXvjttag vfjag xataGxhvaGai nata ftdXaGGav brtXiGapivovg, xal staGav tijv SettaXCav xai rag Jtegi avtijv vrjGovg

1 tijg *EXXddog, (xi pijv xal tag KvxXddag vrjGovgy ) xai tijv

9 A%atav rt&Gav, ttjv te*Hrteigov xai vb JtXeiGtov tov 'IXXvgixov xai pigog tijg 'AGiag ixjtog&fjGai xai doixrjtovg .... stXtiGtag jtoXug xai irtagiiag JtoifjGai, (iovXevGaGfral te diioftvpadbv xai xava

rfjg HQTjiiivrig rj^iibv

tavtyv, &g tag Xoutdg, ixjtogftijGar eha tie xai irti tovtoig bpoyvfh-

poveg yevoptvoi, ftGrteg xateGxevaGav ix ^ovodivdgcjv yXvsttag vfjag,

dxeigovg tbv dgid'^bv vxag%ovGag, xavic tb rtgbg d'dXattav xatsGtga-

toxtdevGav ^igog' tb 6h Xoutbv dvaQid'iirjtov stX^og did te dvatoXijg, agxtov xai dvGecjg, di oX&v t&v ^egd)v tijv d'sotpgovgr/tov tavtr/v rtegiGtoi%f)Gai JtoXiv iie&* iavx&v isti^vvovg fyovteg tag iavx&v ytveag

fieta xai tfjg avxibv drtoGxevfjg, 6

E. Meyer niit dem romischen Kaisertum des III. und IV. Jahr- hunderts die moderne Periode des Altertums ihren Abschluss

finden l&sst. Es tritt ein grosser Bruch mit der Vergangenheit ein. Eine neue Weltepoche beginnt, welche, wie die des Alter- tums in drei Stufen — Kindheitszeitalter — Mittelalter — Neu- 2 zeit sich entwickeln soil. ) Auf ihren Einb&umen befahren diese

1 Die eingeklammerten Wtfrter von Migne nach dem lateinischen Text hinzu- geftigt

2) Vgl. E. Meyer, die Sklaverei im Altertum 1898 S. 6ff. Geschichtlich entsprechen sich die mykenaische Epoche und die fruh byzantinische. Es ist

darum ganz verstandlich , dass Thiersch and seine Freunde die polychromen

Ornamente am Schatzhaus des Atreus ftir byzantinisch hielten, und L. Stephani die Schatze der mykenaischen Konigsgraber den Gothen und Herulern zuschrieb. Die

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Akten des hi. Demetrios nicht bestehen kann. Hopf's Versuch ferner, das Zeugniss der Nonne von Heidenheim aber Monembasia im Slavinenlande zu entfernen, ist geradezu haarstraubend. End- lich hat der sonst so verdienstvolle Gelehrte offenbar die Demetrios- akten niemals ernstlich durchgelesen; sonst ware er zu wesentlich andren Resultaten gekommen. Die hochwichtigen Zeugnisse der- selben stelle ich hier zusammen. Bereits Erzbischof Johannes erzahlt, dass die Avaren die eigentlichen Anstifter der Expedition waren, welche unter Mau- rikios Thessalonich bedrohte. Das Gros der Armee bildeten aber die zahlreichen ihnen unterworfenen Slavenstamme und andre

1) E. Curtius Peloponnesos S. 87 ff.

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Barbaren: xaXei (6 x&v Idfiag&v %ayavog) stgbg iavxbv xtyv aaaGav

xcbv HxXapivi&v ftgyGxitav xal ftriQiadrj

xb fd'vog artav) xal rtgoGm'fcag avxoig xal aXXoyeveig xivag (iagftagovg

Gxgaxe\)Gai Jtdvxag xaxa xfjg fttocpgovgrjxov G)eGGaXovixr]g rtagtxeXevGaxo.

143C (1285 C). Viel wichtiger sind noch die Angaben der zweiten Quelle, wonach der Slaveneinbruch zur Verodung von Thessalien, der griechischen Inseln und der Kykladen, von ganz Achaia, Epeiros und dem grossten Teil von Illyrikum und einem Stflcke von Asien

fflhrte 162E: 'Eyivtxo xoivvv, &g ugqxai, isti vfjg xov iv 06ice v% f3/L{> L/zX, liwfmy irtiGxortfjg 'I&dvvov xb x&v UxXafiiv&v ijtagftfjvai (ftvog, JtXfj&og ajteiQOv Gvvayfthv dstb x(hv Jgoyovfiix&v^ 2ayovdax(bv, BeXtye^rjX&v^ Baiovvrjx&v, Begfyxfav xal XotJtfbv id'v&v^ xgaxoig icpevgovx&v i£

ivbg £vXov yXvstxag vfjag xaxaGxevaGai xaxa d'dXaGGav drtXiGap^vovg, xal jtaGav xijv MexxaXiav xat xag rtegl avxijv vyGovg (xal

1 xfjg *EXXddog, Ixt f*^t> xat xag KvxXddag vfjGovgy ) xat xijv 'Axatctv XaGav, xrjv x*"Hxtigov xal xb rtXeiGxov xov 'IXXvgixov

9 xal pigog xfjg AGiag ixrtogd'fjGai xal doixrjxovg .... xXuGxag

rtoXug xal £rtag%iag JtoiTjGai, ftovXevGaGftai xe oiLoftvpadbv xal xaxa

xfjg UQrjptvrjg ij^€)v cpiXoxgiGxov xavxyg rtdXeoig rtagaxddaGd'ai, xal

xavxrjv, ag xccg Xoirtdg, ixxogfrfjGaf etxa dk xal ixl xovxoig 6poyv&-

[ioveg yevopevoi, aGrteg xaxeGxevaGav ix iiovodirdg&v yXvrtxccg vfjag, cbteigovg xbv agiftpbv vstagyovGag, xaxa xb Jtgbg ftdXaxxav xaxeGxga-

xoxidevGav \iigog' xb de Xoistbv avagid'iitjxov rtXfj&og did xe dvaxoXfjg,

agxxov xal dvGectg, <$i oXcov xcav pegebv xijv fteocpgovgrjxov xavxr/v

rtegiGxoi%f)Gai rtoXtv peti* iavx&v ijtt$vvovg tyovxeg xag iavx&v yeveag

pexa xal xfjg avxthv djtoGxevfjg^ bcpeiXovxeg iv xy xoXei pexa xijv aXcoGiv xovxovg iyxaxaGxfjGai. Hier zeigt sich deutlich, wie richtig E. Meyer mit dem romischen Kaisertum des HI. und IV. Jahr- hunderts die moderne Periode des Altertums ihren Abschluss finden l&sst. Es tritt ein grosser Bruch mit der Vergangenheit ein. Eine neue Weltepoche beginnt, welche, wie die des Alter- tums in drei Stufen — Kindheitszeitalter — Mittelalter — Neu- 2 zeit sich entwickeln soil. ) Auf ihren Einbaumen befahren diese

1) Die eingeklammerten Wtfrter von Migne nach dem lateinischen Text hinzu- gefiigt

2) Vgl. E. Meyer, die Sklaverei im Altertum 1898 S. 6ff. Geschichtlich entsprechen sich die mykenaische Epoche und die frtih byzantiuische. Es ist

darum ganz verst&ndlich , dass Thiersch und seine Freunde die polychromen Ornamente am Schatzhaus des Atreus fur byzantinisch hielten, und L. Stephani die Schatze der mykenaischen Kdnigsgraber den Gothen und Herulern zuschrieb. Die

Digitized by Goog\e 46 H. Gelzer, furchtlosen Barbaren die griechischen Meere, wie 400 Jahre frtlher die Gothen und 200 Jahre spater die Russen. Unwillktlrlich denkt man an Termeros und Lykos, die Urseer&uber, welche zuerst Flosse zimmerten und von ihrer karischen Raubburg Termeron aus Expeditionen bis nach unternahmen, wie der einheimische Schriftsteller, Philippos von bezeugt: Tigiugov xai Avxov

AiX^yag yevia&at d, rjQi66eig xijv

JtoXtv oixiOai, fjv dij &rt avxov TiQptQOv &vo{ia6ftai. Tovxovg 6i

OX&ficcg ix Qiittiv xovifiavxag ug K6> ixrtXeir, vgl. C. MtlLLER F. H. G. IV 475, wo auch die Parallelstellen abgedruckt sind. Die ganze Expedition, ein Schwann von K&hnen, daneben eine Volker- wanderung zu Lande, die Sklavinen mit Weib und Kind und auf

Karren ihre Habe mit sich schleppend, ist es nicht, als lasen wir ein Kapitel aus dem Berichte Merenptah's oder Ramessu III. tlber die Einfillle der Nordvolker in das Reich der beiden Welten? Von alien Seiten umlagern sie die gottbehtltete Stadt in der festen Absicht, sich nach ihrer Eroberung dort hauslich nieder- zulassen. Also ganz, wie der elende Sohn des Didi, der Libyer- fdrst, mit seinen von den Inseln des grossen Meeres herbei- gestrSmten Alliierten das Delta tlberzog, um dort zu kolonisieren. Auch Maurmuiu und Genossen empfanden Sehnsucht nach dem Lande der Sykomore und wollten sich in der Nillandschaft haus- lich niederlassen, wie die Slaven in der m&rtyrerbeschtltzten Metro- polis Thessalonike. Man sieht, es wiederholen sich im Kindheits- zeitalter der Neuzeit beinahe buchstablich die Ereignisse aus dem Kindheitszeitalter des Altertums. A%xr\ aoXtxei&v dvaxvxX&aig, adxrj (pvGeog oixovopia, xatf fjv pBrafiaXXu xai tiefriOxarai xai JtdXiv eig avxk xaxavxa xk xaxa xag rtoXixeiag. Polyb. VI 9, 10. Der ganze Norden wird durch die Raubzflge des Avaren- chakans entvSlkert. An der Spitze der Slaven steht der H&upt- ling (Gross-Zupan?) Xdxfav i65A(i336B). Neben den Avaren und Slaven werden auch ausdrflcklich die Bulgaren 167C (1337 A) unter dem „unzahlbaren Haufen unermesslicher Nationen" genannt. Aus alien Provinzen rettet sich die Bevolkerung nach Thessalonike: xai avxijv vrtodi%£0$ai Jtdvxag xovg &jto

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 47 y,eQ&v, Uavoviag xe xal Aaxiag xal Aaqtiaviag xal x&v Xout&v irtaQ-

%i&v re xal xoXecov, xal iv avx% eittQeideaftai 167B (1338A). Noch ausf&hrlicher ist der Verfasser in dem predigtahnlichen Ausgang seines Berichtes, wo er tlber die Slavisierung der s&mmtlichen Provinzen der Pr&fektur Illyrikums so pracise Angaben macht, dass es nahezu unbegreiflich erscheint, warum diese wichtigen

Angaben bisher fast unbertlcksichtigt geblieben sind: '&g tote,

(piX6%Qi6TOi , iv xoig XQoxiQOig vijv x&v UxXapivcov , ijyovv xov xXrj- ttivxog Xax&avog xal x&v lAfi&QCov, [xal] iv piQei (xfttGiv irtoirjGa- fAfJfc?, xal onjteQ xb 'IXXvqixov G%£dbv ftrtav, tfyovv tag avxov irtaQ%iag,

Xiyoi dij Uavvoviag 0, daxiag hoavxtog 0, JaQdaviag, MvGiag, 1 nQfjfidXefag ), ^Poddjttjg^ xal naO&v irtaQxt&Vi $xl V*$ v xccl ©(>«- X7]g*) xal xov Agog Bv^avxiov \iaxQov xei%ovg tag Xoirtag rtoXeig re xal xoXixeiag ix^0Qd"/]6avxBg, artavxa xbv avx&v*) Xabv tig to ixeiti-ev rt(fbg Ilavvoviav pi(fog tb JtQbg rc3 sdavov(ii(p Jtoxapo), foxivog iftaqyiag

JtaXai nrjXQOrtoXig vrtfjQxev xb Xt%fthv Ueg^aiov^ ixeiae otiv, ag eiQjjxai, xbv astavxa Xabv xfjg ai^aXoOiag xaxiOxfjOev 6 Xexfteig %ayavog ag avxtij Xoutbv vrtoxupivov. 179C (1362BC 1363A). Interessant ist auch die genaue Beschreibung 1790(13618) sqq., wie sich das Zusammenleben der Griechen und Slaven gestaltete. Aus den eroberten Stftdten schleppte der Avarenchakan die Be- volkerung zusammen und siedelte sie in den verodeten Nord- provinzen an. Sie vermischen sich mit Bulgaren und Avaren und erzeugen eine Mestizenrace, welche aber durch den ortho- doxen Glauben und die heilige lebenspendende Taufe den Stempel des Griechentums aufgedrftckt erhalt. i£ ixuvov ohv ixipiyivxig fierce BovXy&Qcov xal 'Afi&Qoxv xal x&v Xout&v i#VLXWv xal rtaidortoir]- Gavxtov kri aXX^Xcjv xal Xaov tiXeiQOv xal rtaprtoXXov yeyovoxog, rtaig dh jtagic staxQbg ZxaOxog xag ivtyxapivag XaQHXrppdxGW xal xijv dQpijv xoi) yivovg xaxa x&v fjd'&v x(bv ^Papaiav, xal xa&aiteg iv x%

AiyvsiXG} isti xov

Xoig stvQ iv xaig xaQdiaig xfjg (utodQ&Oecog v

1) TqifiaXtcog die AASS. Es ist die Praevalitana provincia. 2) AitiipovTOv xal QqaKygV Z. 10 xal kontag AASS. 3) avxbv AASS.

Digitized by Google 48 H. Gelzer, einer Art Horigkeit zu den Avaren gestanden. Eine neue Gene- ration von grossenteils persSnlich Freien war herangewachsen. Diese halbschlachtigen Griechen erhielten eine eigne Konstitution und ihren dem Chakan unterstellten und von ihm eingesetzten

H&uptling: 180D Xgovtav yag £ ijdrj xov xai stgbg diadgapdvxwv, dtp ^g eig xovg avx&v yevvrjxogag fj rtagd xibv pagpdg&v yeyivrjxai

rtogftyGig, xai Xoutbv aXXog viog ixeiOe Xabg dvetpaivexo , iXevftigovg dh xovg stXeitixovg avx&v ix xoi) %govov yeyovivai xai Xoutbv Sg Idiov fftvog rtgo6i%Giv 6 'Afidgtov %dyavog, xa&wg xro yivei (d'og vstfigiev, ag%ovxa xovxoig istdvco xaxitixtjGe, Kovfteg &vopa avxol, oOxig (x xivcov x&v dvayxaioxigtov JtgoOoixeiov^iivmv avrc5 pafriw xijv xov xoiovxov

Xaoi) x&v rtaxgci&v JtoXeav ixiftvpiav, iv 6xii/)ei yivexai xai avdoxaxov Xapfidvei xbv Jtdvxa ^Poy^aixov Xabv pexa xai ixigtov i#vix&v, xa&d iv x% M(D(Sccix% vfjg i^66ov x&v 'lovdaitav iptpigexai 0i/ttw, xofbx faxtv rtgoOyXvxovg iiexcc xai xfjg avx&v dxoGxevfjg xai oxXcov xai av&Gxaxoi

1 xai dvxdgxai dxaxdXXaxxoi ) xov jaydvov yivovxai, SyOxe iyvoixoxa xbv avxbv ydyavov ditbfcai ostiftev avxibv, xai OvufiaXXdvxwv atixtbv xa\

9 irti xivxe 5) ?£ stoXipovg xai ist dptpoxigoig stag avxfov fjxxrfl'ivxog pexa xov vstoXeitp&ivxog ai>xoi> Xaov tpvyy %gr]Gdpevog iv xoig iv- doxigoig stgbg agxxov itsteiGi xoxotg, &g Xoixbv fiera vixrjg negdtiavxa xbv avxbv Kovfieg pexa xov eigtj^iivov 6vv avxco stavxbg Xaoi) xbv rtgoatprjyTjd'ivxa Advov$iv itoxa\ibv xai iXfieiv eig xa stgbg fjnag {ligrj xai xgaxfjtiai xbv KegaprjOiov xdpstov*), x&xeWe avx&v iyxafteGftivxew, xccg rtaxglovg yxovvxo rtdXeig, ag pdXiGxa 01 xfjg dgftodofcov xafreOxcbxeg jtiGxetog, 01 phv xijv xatf ij^ag pagxvgoqybXaxxov x&v WeGGaXovixitov stoXiv, aXXoi xijv stavevdaipova xai (iaGtXifia xcbv JtoXewv, txegoi dh xdg dsto^eivdaag xfjg Ogaxr/g jtoXeig. Dieser Bericht ist in jedef

Hinsicht hochwichtig und lehrt uns eine ganze Ftllle der wert- vollsten kulturgeschichtlichen Thatsachen. Wir ersehen daraus, woran nach den Analogien der andern Tflrkenreiche ohnehin nicht zu zweifeln war, dass auch das Avarenreich ein Feudalstaat war, der in verschiedene von Lehnsftlrsten oder H&uptlingen regierte

Stammgenossenschaften zerfiel. Der Chakan setzt die einzelnen

Chane ein. So wird auch die griechisch-slawische (oder avarischel) Mischlingsrace als Sonderstamm konstituiert und hat ihren eignen Feudalfilrsten, natariich einen Vollblutavaren, Kuber. Das merk-

1) So ist zu lesen statt Tutralikexxai des Codex Mazarinaeus. 2) t&v KeQccpifiicav na(A7iG)v?

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 49 wtlrdigste ist nun, wie in dieser jenseits der Donau angesiedelten Mischlingsrace das griechische Element so stark praevaliert, dass die jflngere Generation die Sehnsucht nach der angestammten Heimat nicht mehr unterdrflcken kann; der Verfasser vergleicht sie daher sinnig mit den in Aegypten im Diensthause wohnenden Israfiliten. Kuber und seine Rate machen sich diese Stimmung zu Nutze und emanzipieren sich vom Chakan. Nach sechs blutigen Schlachten — die Avaren sind durch die Bulgaren und Herakleios bereits geschwacht — k6nnen sie ihr Vorhaben ausffthren. Sie erscheinen vor Thessalonich, und auf kaiserlichen Befehl mflssen die urn die „gotterrettete Stadt" hausenden und Rom offenbar tributaren Dragubiten sie verproviantieren. Der Verfasser setzt das Ereigniss tlber 60 Jahre nach dem ersten Einfall der Barbaren. Dieser geschah nach Johannes von Ephesos (Ekklesiastike VI 25) 581, wir kommen also etwa in das Jahr 645, also unter Kaiser

1 Konstans II. Das stimmt nicht schlecht zu Theophanes Bericht zu 656/7: vovtm vol tru iaeOTQavevGev 6 (iaaiXevg xava 2JxXaviviag xal yiliakhttvGB stoXXovg xal vx£va£ev (347, 6). Die kritische Zeit war die vorangehende.

Kuber ist natflrlich mit der Wiedereinbtlrgerung seiner Mestizen in Thessalonike, Byzantion und den thrakischen Stadten nichts weniger als einverstanden. Sein Ziel geht vielmehr auf Besetzung von Thessalonike, um von hieraus den Seeraub im Grossen treiben zu k6nnen. Sein Werkzeug ist der nifcoiXXrjv Mauros, ein Halbblut mit der far solche Mischlinge charakteristischen Be- gabung und moralischen Minderwertigkeit. Er spricht lateinisch,

1 griechisch, slawisch, bulgarisch. ) nva r&v avtov aQx&vr&v (^oxov

9 ovta xal xavovgyov iv xaGi, xal ti/v xaft fjiiag ijtiOrd^Bvov yX&OOav xal rijv ^Poi^aim', ZJxXapwv xal BovXyag&v xal ccrtX&g h> JtaOiv i\xovr\-

\xivov xal yiviovxa rtdayg danionxfjg iirjxccvfjg. 181A (1368 A). Mauros stellt sich als treuen Freund; Kaiser Konstans schickt ihm auf die warme Empfehlung der illyrischen Beamten hin die ornamenta

2 consularia und ein Banner. ) Er erhalt also wohl den Rang eines

1) Also damals sprachen die Bulgaren noch ihr tiirkisches Idiom.

2) So erkl&rt wohl richtig Byeus S. 186E die Worte: rtifityag wqccx£

Abhandl. d. K. 8. Oetelltoh. d. Wittentch. , phll.-hUt. CI. XLI. 4

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Drungarios. Eine Partei der Halbgriechen ist aber loyal und warnt die Regierung. Man denke an die ahnlichen Verh<nisse unter Justinian 1L, wo die in Kleinasien angesiedelten Slaven zu den Arabern aberliefen. Gltlcklicherweise erscheint der Gross- admiral Sisinnios mit der Flotte, und Mauros, der bedenkliche Bundesgenosse, wird nach der Hauptstadt gebracht und dort, mit einem hohen Rang bekleidet, in einer Art ehrenvollen Gewahrsam gehalten. Aber „der sieggekronte Martyrer", d. h. die Sffentliche Meinung und ihre Organe ruhten nicht eher, als bis ihm der Prozess gemacht wurde. Ob er wirklich schuldig war, wie die

Akten d. h. die Volksmeinung glaubte, muss zweifelhaft bleiben; denn „der erwahnte allerfrSmmste Kaiser, welcher immer Gott, der ihm die Gewalt gegeben, die Leitung seines Kaisertums anheimgab, hat auch ihm das Gericht aber Mauros tlberlassen, und ihn nicht mit dem Tode bestraft, aber ihm seinen Rang genommen, in einer Villa in sichern Gewahrsam gesteckt, und ihn aus der Liste der Beamten und Offiziere gestrichen". 184DE (1376 B). Der and&chtige Ver- fasser sieht offenbar etwas sauer-sflss zu dieser kaiserlichen Milde.

Besonders wichtig ist auch, dass die Akten (vgl. auch die Stelle S. 45) die Seettlchtigkeit der Slaven besonders betonen. Die Inseln sind von ihnen mit nichten verschont geblieben. Gerade auf sie hat es Kuber abgesehen, und darum ist ihm so viel daran gelegen Herr von Thessalonich zu werden: ivtavfra drjXovdti peta tijv avtfjg xdgbrjGiv 6

[livov tivtutagatdGGeGd-ai t(bv rtegtt; ifrv&v xal tovtwv deoxo&iv, xal stoXtpsiv tag vtjGovg xal tijv 'Atiiav, hi dh xal tbv tb xgdtog fyovta tfjg paOtXeiag. 181A (1368 B). Auf den Inseln hat sich durchaus nicht eine Kontinuitat des Griechentums erhalten. Als Sisinnios, der Grossadmiral, auf Skiathos landet, ist die Insel vollkommen menschenleer und zwar offenbar seit langer Zeit; denn als die fromme Schiffsmannschaffc Palm- sonntag feiern will, findet sie zwar eine Kirche, aber mit Gestrfipp tlberwuchert, in einem formlichen Wald, sodass die Schiffsoldaten, um den Gottesdienst vollziehen zu konnen, erst den Urwald an heiliger Statte lichten mflssen. ^goaog^aag ovv iv 2xta&ia ty vtjGg), &oixrjt

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 51 fteiccv Xtitovgyiav ixteXeiv, 8 dij xal yeyivrjtat. 182DE (1369D). Ihr regelmassiger Seeraub erstreckt sich fiber die Inseln bis nach Asien und stort alien Handel und Verkehr zur See: tfcv yag astavtcov

HxXaftivGiv t&v (phv> axb tov StQvpovog xal *Pvy%ivov Xoisttav ix

t&v (vfttv pegix&g xatccjtavG&vtwv xal dia&vxt&v ortXow (ot) . ..*) tovg ftaXattiovg JtXotfjgag tovg 4rii Jtagaxo^iidy xttQjt&v iv ty (ittGiXevovGy

&vt6vtag JtoXei JtapTtoXXovg ixrtoQftrjGavteg, asto te t&v wfjGov xal tfjg

Gtevijg ftaXattyg xccl t&v irtl tb Uagiov xa\ HqoxovtiGGov tdrtovg xal avtovg tovg eig tb ttXoweiov apa t&v xXoi{i(dv aixpaX&tiGavteg pita rtXeititciw vrj&v otxoi ial ftvXaxovg axiaGiv. 176F. Mit den t^S6"^l Phrasen, es handle sich nur um plotzliche Razzias, die keinen nach- haltigen Eindruck hinterliessen, kann man diese zeitgenSssischen Berichte nicht abthun. Vielmehr sieht man, dass des Porphyro- gennetos Wort: iGfrXaptiftrj x&Ga rj 'EXXag eben keine Phrase, sondern, wenn nicht buchstabliche, so doch annahernde Wahrheit

2 ist. ) Gewiss ist es nie zu einer Ausrottung der gesammten hellenischen Bevolkerung gekommen. Namen, wie Ilei, Kechries,

Pyla, Skardamula, Vitylos, Malio, Skyli, Leftra, Vatika u. s. f. 3 beweisen unwiderleglich das Gegenteil. ) Aber es gab eine Zeit im VII. und VUL Jahrhundert, wo die Zustande der unglflcklichen griechischen BevSlkerung aufs Lebhaiteste an die schrecklichen Verhaltnisse der rSmischen Provinzialeri in den Donaulandschaften zur Zeit des hi. Severinus erinnern. Ein zitternder Menschenhaufe str6mt in den Stadten zusammen und birgt sich vor dem An- sturm der erbarmungslos ausmordenden Slaven hinter deren alters- schwachen verfallenden Mauern und TOrmen. Auf die Ktlsten- vorsprtlnge und Inseln flflchtet die Einwohnerschaft aus dem lnnern und aus den festlandischen Stadten. So grtlnden die Bewohner von Epidauros Limera Monembasia, die Ktlstenstadte Koron und

1) Byeus orkannte die Korruptel. Im Gegensatz zu den friedlichen Strymon- anwohnern and Rynchinen mussen andere genannt worden sein, welche den See- raub mit Energie betrieben. 2) Die Angabe des Konstantixos gehort keineswegs zu „den oberflachlichen Aeusserungen byzantinischer Historiker, welche mit den innern Verhaltnissen der

Halbinsel in einem unglaublichen Grade unbekannt waren", wie E. Curtius a. a. 0.

S. 87 behauptet. De administrando uber den hi. Andreas von Patrai und iiber die „Sklavi" im Peloponnes gehfiren zu dem wertvollsten, was uns aus vorlateinischer Zeit iiber die Halbinsel berichtet wird, und beweisen eine recht gute Keuntniss der dortigen verwickelten ethnographischen Verhaltnisse. 3) E. Curtivs, Peloponnesos I 88. 4*

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Kalamata haben eben diesen Ursprung. Mantineia am messenischen Meerbusen und Arkadia an der Stelle von Kyparissia sind solche Niederlassungen der aus dem Binnenlande fliehenden Hellenen. Eine Gasse haben dem Griechentum, worauf schon Finlay und E. Curtius hingewiesen, Leute nicht von der beaten Reputation gemacht. Es sind die hochbegabten Verschnittejien der „christus- liebenden, allerfrSmmsten" Kaiserin Eirene, der Sohnesmorderin. Unter ihrer Regierung und der ihres Nachfolgers Nikephoros er- halt das griechische Element auf der Pelopsinsel wieder die Oberhand, und unter Theopllilos , Sohn Michael HI. halt der Protospatharios Theoktistos mit den letzten unbotmassigen Berg- stammen slavischer Herkunft grflndliche Abrechnung. Also, um die Frage kurz zusammenzufassen, so liegt die Wahrheit, wie gewohnlich, in der Mitte. Die Hellenenausrottung und die Slavi- sierung waren weder so grflndlich und vollstandig, wie Fall- merayer, noch so sporadisch und unbedeutend, wie Hopf, annahm. Aber mit Recht darf man, E. Curtius folgend, sagen, dass in

Hellas und dem Peloponnes von Justinian II. an bis in die dritte Regierung der syrischen Dynastie (Leon der Chazare 775 — 780) das slavische Element der Zahl nach stark flberwog; von da an beginnt die rflcklaufige Bewegung, die es allmahlich bis auf einige schOne Eigennamen wie Slavochori, Vostitsa, Ara- chova, Prastovitsa u. s. f., (die Schmerzenskinder der Helleno- manen), vollstandig aufgesogen hat, sodass der Hellenismus un- bedingt herrscht. Die Kreuzung des edeln, damals reichlich verdorbenen Hellenenblutes mit der frischen slavischen Race war fQr ersteres ein unermessliches Gltlck; ein formlicher Regenerations- process tritt ein, und unter den Makedoniern und Komnenen ist der von wenigen Gnesiohellenen und zahlreichen gracisierten Slaven und Mischlingen bevolkerte Peloponnes eine der reichsten, wohlhabendsten und industriell thatigsten Provinzen des Reiches. Die Landschaft, welche seit der Zerstorung Korinths durch Mummius eigentlich immer dahingesiecht hat, verdankt ihre Wiedergeburt der Aufnahme und Verarbeitung desselben slavischen Elements, vlber das die Nachfahren eben dieser ttlchtigen Gracoslaven in jenem kindlichen, alien Pseudoadlichen eigenttlmlichen Vornehm- heitsdtlnkel jammern und fluchen. Deshalb ist auch jeder Versuch, die biedern Neohellenen zur Anerkennung der historischen Wahrheit zu bekehren, die reinste

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Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 53

Mohrenw&sche. Der Pardel kann seine Flecken nicht wandeln. Indessen dies ist kein Hinderniss, die Wahrheit trotzdem auszu- sprechen.

Endlich lehren uns die hochwichtigen Akten des hi. Deme- trios noch ein letztes. Sie zeigen, dass der Eintritt des Hellenen- volkes in das litterarisch dunkle Zeitalter (650— 800) audi in religioser Beziehung ein Absterben des alten dvijQ "EXXyv und ein

Wiederaufleben des tixvov *fhopai ist. Die kindliche romaische Nation steht auf dem Glaubensstandpunkt der Lokrer, der Mara- thonomachen oder Salamiskampfer. Wie jenen am Sagras die Dioskuren auf milchweissen Rossen non in somnio, sed in veri- tate erschienen waren und mitkampften, wie und Echetlos sich um die ersten Perserabwehrer verdient machten, und wie Aegina's S6hne die Aeakiden ins Kriegsschiff setzten, so auch im byzantinischen Griechenland. Als die wackern Bflrger des „xcta- tqov" Patrae, vom Strategen von Korinth ohne Hilfe gelassen, ihren heldenmfltigen Ausfall gegen die belagernden Sklabenoi machen, die zur Unterstatzung die Sarazenen aus Afrika herbei- gerufen, da kommt der hi. Andreas, den einst Aegeates zu Patrae in einer sehr unbequemen Stellung ans Kreuzholz geheftet, seinen frommen Verehrern ov xat ovag, aXXlc xa#' fiaaQ zu Hilfe. ot toi) xaOtQOv oixrjTOQeg . . . fjvoifcav tag stvXag toi) xatitgov xal i^X^ov fragGaXioi xata t&v SxXafirjv&v, xal eldov tov rtg&toxXrjtov arto-

OtoXov 6

AiaGxogrtiGag xal drtiXaGag rtoggm tov xdtitgov tpvyddag ixoirjGev ot

6h (idgpagoi idovttg xal xataxXayivttg, txQ'a^oi yeyovoteg istl t% xat avt&v xgataia ijteXevOn tov arjttrjtov xal axatay&viGtov ojtXitov xal

Otgatyyov xal ta^idg^ov xal tQOJtaiov%ov xal vixr] rtavGerttov vabv avtov. Constantin de adm. cp. 49; 218, 11 23. Also genau wie Sant Jago auf seinem grauen Schimmel die Sohne Pelayo's gegen die unglaubigen Mauren fflhrte.

Viel bedeutender als alle diese Heiligen ist nun der heilige

Demetrios von Thessalonike. Er ist geradezu der fttbg xoXiox>%og der Stadt, ihr Zevg xaXuvg. Als solcher tritt er weit aus der Stellung hinaus, welche die Kirche den Sancti zuweist. Das ganze Christentum der Thessalonikeer besteht nur in Demetrioskult.

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Christus wird nur noch honoris causa genannt. Bedeutung hat er kaum mehr. Er ist gleichsam der gnostische Bythos, der in sich selbst ruht. Alle in den Aeonenreihen sich offenbarende Liebesfalle concentriert sich in dem einen Aeon Demetrios, der allein far die sichtbare Welt von Thessalonich sorgt. Wenn Chris- tus (Gott) aus seiner beschaulichen Ruhe einmal hinaustritt, dann

ist er nur der zttrnende Weltenrichter, welcher mitleidlos seine

1 treusten Anh&nger und Gl&ubigen in den Staub wirft. ) Es ist eine religionsgeschichtlich interessante Epoche; aberall treffen wir im VII. Jahrhundert unbewusstes und verkapptes Heidentum. Die Gelehrten und Monche versenken sich in die Tiefen der neupla- tonischen Theosophie, welche ihnen unter der unverd&chtigen Eti-

kette des hi. Apostelschtllers Dionysios vom Areopag mundgerecht gemacht wird. Die weltflflchtigen Monche Pal&stinas und Syriens ergeben sich mit Eifer der Lehre des KOnigssohns von Kapila- vastu, des dreimal seligen Tathagatha, welche ihnen unter loser christlicher Halle der Roman von Barlaam und Joasaph offenbart. Endlich das Volk, namentlich im festl&ndischen Griechenland, auf den Inseln und in Kleinasien, fleht inbrflnstig zu seinen alten Hellenengottern, denen es nur statt ihrer alten heidnischen Namen die neuen oft recht durchsichtigen Pelagia, Marina, Porphyria,

Tychon, Achilleios, Merkurios u. s. f. gegeben hat. Der Typus

einer solchen Paganisierung des Christentums ist nun vor allem

der hi. Demetrios. Er ist gleichsam die Personifikation oder die Fleischwerdung des antiken, griechischen Polisgedankens. Wie

Apollon und Herakles fQhrt er den Beinamen Sosipolis. Er ist der gute Patriot par excellence, der Schutzpatron, dem die Stadt

blindlings vertraut, wie Venedig dem hi. Marcus. Dafftr sind seine Epitheta besonders charakteristisch. Natariich wird er kirchlich korrekt auch als Diener Gottes und Blutzeuge Christi bezeichnet:

toft aotdi'fiou xal 6v[m&%ov xai xrjdenovog r^wr /JrjiirjTQtov, xov yvrj- Giov fttQajtovTog xov &xavccXriJtTov xal drjpiovQyov x&v astavx&v

i) Hiefiir ist bezeichnend, dass 143 Demetrios zugleich als wohlth&tiger Genius auf Erden und daneben auch als kraftiger Schutzpatron und Furbitter im

Himmel vor dem furehterlichen Richter bezeichnet wird: ofaio xe %ct{vjubacc<$&cci

ificcg^ (it) rt)v iv tg5 0/w xovxa 7tQ06xccolav fiovov xov (iccQTVQog, akkcc xal xccg iv

T(3 CpOpEQW fil](JUXTl XOV XqiGwO TtQtGfoUtg V7t€Q 7}flG)V ItCtQ CtVXO'O 7tQOg XOV &lUtQCt-

Xoyitixov yevrjaofiivag %Qt,xr\v, xov tpikovvxcc itctQct x&v &y£cov ctvxod alxelc&cu %a\ xag avx&v a£ico6eig ftEoitQETUog ^ccQi^o^ievov.

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d'eofy 173C (1349 A), xa xov pdgxvgog xov XgtGxov Jrjiir/xgiov ftavpaxa fttoxdgoia xvyydvovxa tag x&v rtoirjxibv xal Gvyygatpl&v vrtegfidXXovGi xiyyag 179B (1361A). xibv xov iteyaXo^idgxvgog xegaGxiwv 192F (1388C). Schon bedenklicher ist es, wenn der „unbegreifliche Gott" zwar als oberster Leiter anerkannt wird, aber als sein Mittler mit den Menschea und ihm am Rang unmittelbar folgend der Stadtheilige

erscheint: xov stavdyiov xal ia(iaxofpogov xal ^v^oggvGxijv vabv xoi) rtoXXdxig Xtyftivxog ft ex a d'sbv ifeGitoxov r\\i(bv, xov ayiov pdgxvgog drjprjTQiov 172 D (1398B). Er kommt also gleich nach Gott (= Christus), wie in England S. Gnaden der Lorderzbischof von Canterbury unmittelbar hinter den Prinzen von Gebltlt. Gott, der stets hinter dem Vorhang ist, geniesst neben dem allzeit th&tigen Sanctus nur eine Art Ehrenvorrang. In seinem Namen vernichtet ein Btlrger die feindlichen Belagerungsgeschosse: elg iv xy (vdov xibv JtoXixmv xexgagia VJt&QX&v fteod'ev i^^vevad'etg pixgcji xdyXrjxi irtiygdifrag xb ovopa xov ayiov jdrjiirjxgiov yxovxiGev xgd£ag* ,,'Ev to) dvdpaxi xoxj fteov xal xov ayiov 4i]iit]xgiov" Dieser geweihte Stein schl> in der Wurflinie mit einem dreimal grossern von der feindlichen Belagerungsmaschine abgesandten Steine zusammen, und beide wirbeln nun nach der Art des Boomerang gemeinsam

die feindliche Schleudermaschine (tig xijv av r auf x&Q *J$ (fagfiagi- xfjg xexQopoXov) zurflck und erschlagen den Ingenieur (payyavdgiog) 169B (1341BC). Die abrigen Beiworte sind dagegen ganz antik gedacht; sie zeigen, dass Demetrios an Stelle des alten Stadtgottes von Thessa- lonike getreten ist, und dessen Funktionen mit der grossten Ge- wissenhaftigkeit verrichtet. Er heisst U&oiaoXig' iv xti vati xov a&GirtoXitfog Jtj^rjxgiov (1344C. 1 170D )

EoiGistaxgig' vgl. iyoD"Exegoi ffh JtdXiv iogdxeiGav xov eiffSfttvi) xovxov pdgxvga xal Gcotiirtaxgiv 6iaxgi%ovxa tfcedgov rc3 xei%et xal fcivovg xivag 6#evagovg xal xy ftia vXBgXdprtgovg aGJtufifbxag evx6X- povg dfciovvxa, xal eig xostovg xivag x&v xtiyimv itixdvai, JtagaxaGGe-

2 Gftai xe xal rtaga

ffnXortoXig' xiva aivov 5) dofcoXoyiav Jtegl avxov (xov 4rnir]- xgiov) xfp ftec) avxid&G&iiev, noiav 6i xmrjv, rj efivoiav xtp pdgxvgi jtgoGaydyfOfitv; iadggortov xfjg avxov rtoXvev6JtXdy%vov rtgoftiGecyg, bg

i) xijv xov viteoflalvovxog ndvxa votiv tucI evvotav ftcLvpaxovoyictv xov ovxfog cpdoiKTLQ{tovog xal GcoGniokidog Av\\m\xqLov 179B. 2) xbv aXs^UaKov (wie Herakles) xal atoatitaxaiv iftlotpooov 143B.

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6' lie rovg arteigovg avvov Jtegi fjti&g oixtiQfiobg xbv xvqiov

7]Li(bv xai #ebv 'IrjOovv XqiGtov iimirjGaTo xai vijv ifrvxrjv re- fteixev vrthQ fjiiibv r&v avafci&v xai a^aQt&X&v^ xai ov \lovqv ri\v deOrtoTixijv xeXevGiv eig trjv d'eixijv &(poQ(bv (piXav#Q(DJtiav diave- fiaXero, aXXix, xai avv avvc) ftvyGxuv r}iiiv 6 xoXvtvGrtXayxvog artt-

XQivaro; Si ^%f\g aytag xai (piXortdXidog xai oixtiQ\LOVog\ *£Z 6vv£-

Ge&g fteojtccQiGxov xa\ fiovXfjg fttaQiOrov xai oixovo\iiag ayioXQertoi)g\

160D (132 1 C). Ich habe die Stelle in extenso ausgehoben, weil sie interessant ist durch die wahrhaft grossartige Naivetat, mit der Chris- tus durch den #ebg noXiov%og Jfj^TQiog nicht nur ersetzt, sondern 1 — in alien seinen Funktionen kopiert wird. ) Die Thessalonikeer echt griechischer Partikularismus — haben ihren besondern Er- loser; er ist Christi Ebenbild, des Allerbarmers; gleich diesem hat er in unendlichem Erbarmen „sein Leben ftir uns unwtlrdige Sflnder dahingegeben"; wenn er Gottes Zorn nicht wenden kann, will er, der Erbarmungsreiche, lieber init uns zu Grunde gehen.

Er droht formlich dem gottlichen Heiland. Dieser ist, wie der alte Zeus, ein erbarmungsloser, das eherne Gesetz der Heimar-

mene vollziehender Schicksalsgott; es ist der finstre Christus der alten Byzantiner, der gnadenlose Weltenrichter. Ov dvvaxai

IlaXXag AC \)Xv\kXiov ifciX&GaGd'ai XiOGo^ievrj xoXXoiOi Xoyoig xai flo- rid* xvxi'%. Herod. VII 141. Gleich wie Zeus seinen unbeug- samen Ratschluss gefasst hat, Athen der Vernichtung anheim zu- geben und nur mit Mflhe die Intervention Athene's annimmt, so

1) vgl. auch 173C: xty vvv xa#' 7j(iag itQoek&ov6av nay ctvxov' xov $itlq rjfiwv xijv tyv%i)v naoiefiivov (icioxvoog itQOfirjfaictv 175^. toiovxov qpaxfTijoa,

%qooxctxt\v xai tfvfifta^ov, og xr\v tyvyr\v ctvxov dirjvsxwg $7t€Q tj(mov tg> dsonoxji

x& anctvxcav &sZ nqo'U^uvog ov dUkeityev, ovds duxkeltyti, xccg into 7j(iS>v rc&v cevct-

£iW ctvxov dovkcov insalag adiakelnxcog tw Gcqttjqi, xai (tew tj^lwv itqo6ctycov. 1 7 5 C. „Das unendliche Erbarmen, das alles Denken iibersteigt", empfindet durchaus nicht Christus, sondern nur der hi. Demetrios: xovxo yctq xb d^ctvfutaxbv %ai

clmaxotpavhg xai (liyct dirjyqiut itctQctGxr\Gu xrjkavymg, si %ctl (irjdlv ctkko nqoskikexxo^

xov ct&kocpoqov xi\v avvitiqPkrjxov dvvct(iiv %ct\ to xqg cpikav ft qco 71 lag ctvxov &eo(ilni}xov xai to ntql xqv nokiv nrjde(iovix6v. 143A. Nicht ,

sondern S. Demetrius nimmt die Sunder an: 7] yc\q ccxokovdla xov di^yr^ucxog xai

tt)v tov a&XocpoQOv 7teol rjfictg xovg afictqxcokovg xrjdefiovlccv ccnodel^eiBv

avavxloorixovi xctl xag yfisxioctg tyvyctg eig xbv ctvxov no&ov avatpki^euv xrjg 7taxgiKfjg tboiuo clvxikrjtymg ctvafii(iv7]6xofiivriv incioxoxe. 139^. Der gute Erz- bischof Johannes bekennt eine hochst haretische konsubstantiate Trinitat; sie gottgekronte lautet bei ihm: Xoioxog, ayiog ^rjfi'qxQiogj ayiov 7tv£Vfux9 was „der Chor der heiligen Vater" kaum als mit dem wahren Glauben und mit den Ueber- lieferungen der Vater tibereinstimmend anerkennen wird.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 57 auch der Christengott. Er schickt zwei „Wohlgestaltete und

Grosse" in das Gotteshaus, wo der hi. Demetrios seine Wohnung aufgeschlagen und wo er den Gottesboten Audienz gewahrt. Die

1 Botschaft lautet ): „Gehe eilends aus und komme zu mir; denn

i) S. Demetrii martyris acta 158D sqq. (== 1316C sqq.): 'Enupa-

OxovOr\g yaq xfjg xqlxr\g rjfiiqag xov nqoqqrj&ivxog nokifiov, iv r\ xal xb ftdqoog &eo-

&sv iyyevio&cu xfj nokei nqol6xoqr)oafisv, avr)q xig eiysvr\g xal inido^og xaxa xbv j3lov, t§ dh dnXdoxip xaqdla xvy%dv(ov inido^oxsqog xal xfj x&v xakovfUvw ikkovoxqiav alia xexifirjfiivog, neql oi xdya xal yiyqanxai' ^Axaxoi xal ei&elg ixokk&vxo fwi."

(Psalm XXIV 21) eldiv eccvxov, &g fyrj, xatf Qnvovg, &g dh axqi§eoxeqov xoig yvrjaimiqoig ikiyrj, iv ixaxdoei yevofisvog, sox&xa nqb xo$ xqi(lr)kov xov ayiov vaov xov navtvdo^ov fidqxvqog Ar\fir\xqlov. Kal Idov, W^^ b*v° uvhg eietdelg xal sifu- yi&eig &q>&r\Gdv fun, sioek&ovxtg e%ai&ev iv auroS tg5 TQifii]Xop ovg xal idoxovv (3a-

GiXiwg elvcu oa)fiaxoq)vkaxag , xal 6 etg aix&v ifior\Ge (pcovrj. TIov ioxiv 6 xvqiog x&v ade; "£lq?&r\ dh iv xrj (iaaikixfj xov vaoV slg x&v vnrjqex&v aixov, xal dne- f xql&r\ kiyatv' Tl aixov %qelav e%exe; Ol dh slnav' O deonoxrjg rjfiag ninofiqpe fir\- c vvoat aix<5 dnoxqiovv. O dh vnedelxvvsv aixolg xb ayiov xifiaqiov kiyoov' 'Ev- xav&d ioxiv. Ol avdoeg, &v r) SqaOig r\v &g ayyikoav faov, nkr\Oidoavxeg ro5 xona

m elnav tw vnr\qixr\ Kqovoov xal firjvvoov f]fiag aix&. 'Ey© dh ftdfifiei neqi§krjd'elg

6vvr\xokovfh}6a aixolg into xov xqifirjkov, xal eaxrjv nqb ivbg fieoooxvkov xov dylov c xtficoqlov, nqoodox&v fia&elv xl dnayyekovoiv naqd xov paorticog nqbg xbv ayiov. O dh inr\qixr\g exqovoev slg xdg ftvqag xov Kificoqlov, xal naqa%qfjfia r}voii;ev evdo&sv 6 navdyiog xal evdo^og (iccQXvg xov Xoioxov^ xai eaxrj rtkrjotov x&v -frvpcov, &g xctl i(iol xm avcc£i(p (paive6&cu avxov. 'Eyio ds ittizxa in otp^v, fitj yioav oq&v xb &y- yikosidhg avxov nooacnTCOv' r)v yico xij tdia %axa xrjv yqaq>r\v xv\v iv xalg ccq-

%aioxioaig aixov ti%06t,v iyysyQa^ifiivrjv. 6 dh %QQ>£ T0 ^ TcqoGmnov avxov kafiTtrjdovag &g fjkiaxcbv catxtvcov aiziit€(iitsv, c*g xal in btyiv %ti(iivov Kaxakdfi- 7U6&ai xb nooaamov ftov rg ivxixvnta xoti iddcpovg, xf\g avyf]g fu nsQucaxoanxovorjg. Keel xetfuvog Sh n^7\v^g inifukftg xolg wtfi nQOOei%ov, xt av kakrjGauv nobg akh]- kovgj xai ccxovco oxineo rjondaavxo % ol civdoeg tpdocpQovoog xbv ayiov. O dh kiyet nqbg avxovg' *H %aot,g iu& tipfov' xlvog dh evexev ioxvkrjxi nqog pe; kiyovaiv ol av- c dotg' O deonoxrjg anioxedev rjfiag nobg xrjv ayuaovvi\v Gov, xavxd 6oi drjk6oag^

Ta%ia>g ifeX&cov devoo noog fie' t\ nohg ycto xolg i%&golg naqadldoxai. ^Eyia dh

axovoag xaQa%&eig xal Gvyyvfalg xfj odvvrj xov koyov, dvloxrjv inl xag %sl$ag (iov, %al avaxvtyag okiyov, Sqg> xb (pikdv&oamov %al ovfina&hg ixtlvo nQoaamov xo% ov-

xag olxxio^ovog %al (pdonokidog (idoxvoog avy%B%vp£vov xrj kvnr\ xal xaxaoxvyvov,

%ai sig yr\v vevevxog, %al nokkfjg naoip%r]%vLag xr)g tboccg, xai dqxxtov ysvofUvrig Oiyrjg^

sldov avxov* xa ddxova dice x&v deoeid&v ixetvcov naqeubv xaxa§aivovxa , &g xbv

vnr\qlxr\v tinilv nqbg xovg avdqag, Tl xbv xvqiov fiov xrj ftkltyei xaxefianxlcaxe; 'AkrjfHbg si nQoeyvdxeiv xbv oxonbv vfi&v^ ovx ifif]wov ifiag avxa. Toxe xb &eo- koyov aixov avott-ag Oxo(ia 6 ayiog slnsv tc5 vnrjqixrj^ "Aq>sg avxovg. ovvdovkoi ftov slow, xal a ixskevo(h}Gav, xavxa xal dnryyyukav. Aiyu dh nqbg ixslvovg' Akrjdwg

xavxd fioi dsdrjkcoxsv 6 dt

noXig, xooavxaig ysvsalg xolg idq&Oiv aixov xal tw aifiaxi xr)g xi(ilag aixov nksv-

qag olxodofiri&elda xrj nloxti, vvv vnb x&v avrjfiiqcav driqttov xovxtov du*0na6&fi\

Tadxa xfj

aixfj, oix av anioxsikev rjfiag nqbg xb fteoxtfirixov xfjg t(;t;^j 6ov. Toxe nkiov xy

Digitized by Google 58 H. Gelzer,

die Stadt wird den Widersachern flberantwortet." „Da sehe ich", sagt der Erzahler des Traumgesichts, „das menschenfreundliche und mitleidsvolle Antlitz des wahrhaft erbarmenden und btlrgerfreund- lichen Blutzeugen von Trauer erschtittert und verfinstert lange Zeit zu Boden gesenkt in unaussprechlichem Schweigen. Ich sah auch die Thr&nen von jenen vergotteten Wangen herabfliessen,

sodass der Bursche — als richtiger Officier hat S. Demetrius einen solchen auch in seiner himmlischen Wohnung — erzttrnt die Boten anftthrt, die seinem Herrn so schweren Kummer bereiten. Doch der Heilige offnet seinen Gottes Wort verktindenden Mund: „Lass sie; sie sind meine Mitknechte und haben nur, was ihnen geboten, gemeldet." Aber nun ermannt sich der Heilige: „Hat der Herr

xaxr\q>eLa Gxv&QvmaGag 6 aytog, xal iv noXXfj &aa xtv&v xrjv xeqpaXrjv &Oiuq rjv

fiovXevofUvog, ovv ftXtyei 7toXXfj xavxrjv edcDxev xrjv aitoxQiGW r) yaq itoXvOxevaxxog

avxov XccXid, xal r) xaxi6%v(o\dvri xfjg yXdtxxrjg qxovrj idrjXov ttjv neql Tt)g itaxqidog

avxov GvtiTtd&eiccv , afiexqov avx& xrjv Xv%r\v yevvr\OaOav. aitexoifh] ovv xolg av- dqdoiv' noQev&ivxeg, adeXopot, elnaxe x& aya&& de07c6xrj. Tavxa Xiyei 6 olxelog oov xal yvrfltog dovXog Jrjfir]xQiog' Zv, di&itota, xvqutg el x&fwO xal xfjg noXecog

xal navxbg xov xoOfiov, xal cog fyav i^ovolav ixiXevodg jtiot olxelv ivxccv&a fiexa x&v dovXcov oov' it&g ow dvvafjuu xaxaXvxelv avxovg iv xr\Xixavxr\ avdyxr) xal

ava%oiQfjOat r) noUp itaoGama) fcaacoftat xrjv avaXmOiv (cUcxttv?) xfjg itaxqiSog fiov;

Tloia 6i pot £(oij x&v noXtx&v fiov dnoXXvfiivcov; 'AXXa fiaXXov, coOtzeq evcoxovfiivcov

aix&v nvevfiaxtx&g ovvf]fit]v avxotg, oCxto xal xtvdvvevovxcov avx&v oix aitoXet-

q>ftr)oofiat aixa>v aXX r) Ocp£o{iivcov avx&v, autftfcofofuu, r) (p&UQopivtov avx&v, owa- nodvrjoxG* avxotg. xal ov yaq aixog, xaixot deaitoxrjg \maqy&v, xrjv tyv%r)v Gov xi-

d'etxag &g 7totfir}v vneq x&v nqofidxav' intoxafiat de &xqt($&g, oxi ov vtxr\OovOiv

at afiaqxlat f)fi&v xrjv evonXayyylav Oov, oxi xb iXeog oov fieya iqp r)(iag, xal 6

ftvfiog oov 8 dixatog xfjg iittoxqoqjfjg rjfi&v %qrj£et, ovde xfjg y&oqag' e%(ov ovv xrjv

i^ovolav aitdvxtov, aya&h deoitoxa, o xeXevetg noir\Oov eig rjfiag' iyoa yao, &g itQOti-

7i0Vj r\ o

Tatixa xov evG7iXdy%vov XaXr\Oavxog iidqxvqogj avioqprjXe (ilkqov 7} xaXalit&qog fiov

tyv%ri xfjg 7tsQU%ovOrjg avx^v odvvrjg. 'Aitoxq&ivxtg 61 dfj&ev ol avdotg XiyovOi

rep aylca' elite deOTtoxrj; Xeyei 6 itaoanaXtb. Tavxa xeXevetg Iv rjfiag tw aytog, Nal y

'HQ&xrjOav ixeivoi, Tl ovv ovn Hq%7] jtwO' r}fi&v; oxonrjoov, fir) Xvitri&rj 6 aitooxelXag &g itaQaxovo&etg. 'Aiu%Qtfh\ 6 ayiog' 'Eyca olda oxi ael xrjv ooyrjv avxov TtgoXafi-

fidvet r) (pdav&Qcmla, xal xrjv aya&oxrjxa avrotf r)xQi^a}(iivog ao(i6diov avxfj didcana xr\v aitoKQiOtv. Kal tofDia eiitaiv rfindoaxo xovg ctvdgag, xal xag aqyvoeag ftvoag

ec7tOKXelo

xov footi. Kal ev&ecog iym, 6 a(iaox(oX6g, r\Xftov eig ifiavxov' ovdh yag xiXeov inot-

fKOfir}v. TaHxa 6 xdXXioxog ineivog avr\Q xal opiXo&eog' TtaqaiqfjfLa xe dice xov xei- ypvg navxbg diadaatuov, Ttaoe&aQQVve xovg iioXlxag, xovxo fiovov Xiyoov avxotg' Sao- 6elxe, adeXyoi, 6 a&Xoqpooog iu& vfi&v ioxiv, iXitlfafiev de eig XqiOxov, ov% atyexai r)fi&v iucxov. "Exxoxe, &g itooyeyoaTtxai, xal xoXfiav avdolag ol xfjg itoXetog rjfiipU-

oavxo, xal x&v iy&Q&v xaxeneiq&vxo ol fifj xrjv qxovijv tcq&xov iupiivai dvvdfievoi

too (leyi&ei xov cpofiov.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 59 mir das wirklich offenbart? Kam es dergestalt seiner Allmacht in den Sinn, dass eine so herrliche Stadt, welche durch so viele Geschlechter hindurch mit seinem Schweiss und dem teuern Blute seiner ehrwtlrdigen Seite im Glauben erbaut wurde, jetzt von diesen wilden Bestien zerrissen wird? 1st das der Ratschluss seiner Menschenliebe?" Die Manner antworteten: „Wenn er nicht diesen Gedanken gefasst h&tte, hatte er uns nicht zu Euer hoch- wtlrdigen Gnaden geschickt." Da schlug der Heilige noch trauriger die Augen nieder, und lange Zeit den Kopf schflttelnd in ernster Ueberlegung gab er endlich die Antwort; denn die von Seufzern unterbrochene Rede und die v6llig geschwachte Stimme seines Mundes offenbarte sein Mitleid mit der Vaterstadt, die ihin unnennbaren Kummer bereitete. So antwortete er den Mannern: „Geht Brilder und sagt dem guten Herrn: Dies spricht dein treuer und auf- richtiger Knecht Demetrios. Du, Gebieter, bist Herr tiber mich und die Stadt und die ganze Welt, und da Du die Gewalt hast, gebotest Du mir, hier zu wohnen mit Deinen Knechten. Wie kann ich sie nun in solcher Not verlassen oder mich zurilckziehen? mit welchem Antlitz mtlsste ich die Vernichtung meiner Vater- stadt ansehen? Was soil mir das Leben nfltzen, wenn meine Mit-

1 bftrger zu Grunde gegangen sind? ) Wie ich an ihren frohlichen Schmausen im Geiste Teil genommen habe, so will ich sie auch in der Stunde der Not nicht verlassen, sondern, wenn sie gerettet werden sollen, will ich mit ihnen gerettet sein, oder wenn sie zu

1 Grunde gehen sollen, gehe ich mit ihnen in den Tod. ) Und auch Du, obgleich Du der allmachtige Gebieter bist, hast Dein Leben dahingegeben, wie ein Hirte far die Schafe. Ich weiss aber gewisslich, dass unsre Sflnden nicht grosser sein werden, als Dein

Erbarmen, und dass Dein Mitleid gegen uns gross ist, und dass Dein gerechter Zorn unsre Bekehrung, nicht unsre Vernichtung verlangt. Du Herr, der Du allmachtig bist, handle gegen uns, wie Du befohlen hast. Ich aber, wie ich schon gesagt, will ge- rettet sein, wenn sie gerettet werden und mit ihnen sterben, wenn sie untergehen!" Diese geharnischte Standrede des „Knechts" De- metrios macht sichtlichen Eindruck auf den Himmelshochsten, und die Ausfflhrung des gottlichen Zorngerichts erf&hrt durch Gottes

i) Er ist der Stadtgenius, der mit der ihm anvertrauten Btlrgerschaft lebt und stirbt.

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Langmut einen Aufschub. Der #ebg xoXioftxog hat „um seines un- versch&mten Geilens willen" seinen Willen erhalten und die ihm anvertraute Stadt gerettet. — Einst kampft ein grosses Hilfsheer mit, w&hrend nur abgelebte Greise und Weiblein nach der Mei- nung der Barbaren die Stadtbevolkerung bilden. Kal nofttv % to-

Gavtri nXyftbg tov iv t% rtdXei Xaov fj avti^taQata^a^ivr} ^(t«>; ro#ro dh jtaOiv df}Xov xaftiatr/xev, &g ^ t&v ayi&v diet roi) d&XofpoQov yevo-

\iiv7] ty JtoXu vaeQ fjn&v Ovmiap'a . . . Kal tavttj tie itdXiv dm t&v tov tpiXojtoXidog JtQeOfiHcbv yeyivrjtai ij

9 vtp oh Ttm v\)v £ti fleQMpQOVQBittti te xal rteQifraXrtetat , xal ixl tfjg

9 jtQotigag vbdaifioviag vst ixeivm devteQG) rtoXity xal xti6b\l6vi dvidgafiev. Ohtog xal ydg, old tig dxXivrjg JtegifioXog xal 6teQQog, tag t&v aXit7jQi(ov Uxv&mv £n xal vvv iitiysi bg\kdg, tijv a^a^ov avtoig ixitu%i%av detHidv, xal dvcotiQav tijv iavtov tfjg ixuv&v diaGiafav ixidgo^g 193C— 194D (1392C— 1393A). HoXitifjg xal stQOtitdtrjg' tov JtoXitov xal rtQOGtdtov x«i

(tfra #ebv dtGrtotov ^(igh>, toi) rtavevdofcov, Xiyoi, \idgtvgog /tv\\iv\tQiov

tag (piXavftQ&stovg xal deinvrjGtovg ftavpatovgyiag , xav iv piQU,

rtXijv (piXaXrjd'fQg , Sg iviotr), GvyyQa^d^ievog 160F (1329B). to stavdytov tiptvog tov avt&v rtgotitdtov xalvsteQ^id^ov xal vrtegevdofcov pdQtvQog JrjiirjtQiov 165 A (133 3 A).

XvtQ&trjg (Erloser) 6 Xvtgwtijg xal vrtegpa%og rftL&v xal rtoXvpoxftog toi) dsov pdgtvg 174D (135 2 A), tbv xod'ov xal rt)i> xijdt- [loviav xal Gvima%iav roi) aenivrjGtov xal ngoGtdtov xal Xvtgcotov tfjg xdXeog ijn&v Arntr]tgiov 184E (1376B). 61a rot) ddrjyov xal Xvtg&tov *avtG>v xal fjn&v xijde^iovog Arjiujtgiov 167 A (1336C). ix t(bv ijtL^dvow rtgeafieiav roi) petcc ftebv rtgo^tjd'img ij{iS)v xal Gv\l- pd%ov xal ostXitov xal Xvtgoitov rjii&v Ayntjtgiov 171A (1345C).

vjtegaGjtiGtijg tfjg xdXeoig: Bisweilen wird aus Hoflichkeits- grtlnden Gott neben dem allein hervortretenden Demetrios ge- nannt, wie bei uns ultramontane Kreise neben S. Heiligkeit dem

Papste auch als adgegyov S. M. den Kaiser leben lassen. xal

Xoixbv tijv iXrtida rtuOav eig ftebv xal eig tbv vjtegaGjtiGtijv tfjg jtoXecog A^ir^tgiov dva%£\Ltvoi 163C (1329 A), vgl. 183C. So sehr ist in der Glaubensanschauung der Thessalonicher Demetrios an die Stelle Gottes getreten, dafs ihm „vorsehende

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Gnade" und „Vorsehung" als Charaktereigenschaften zugeschrieben werden. Wenn die Sancti geringern Grades den heroes et semidei entsprechen, ist er eine bedeutende Stufe hoher; er ist geradezu Dionysos oder in Sparta. 1 vergottet, wie Herakles, Lykurgos )

6vv%\xtv, &g oftto (iovXetcci ij Jtgo(iXeXTixi] %&qiq tov \iagtvgog 188E

9 (1381B). &XX ovdh iv rovto) rjgyTjGev ij igiGtofiovXog tot) a#Xo-

9 cpogov jtQoiirjti'eiu 165B (1333C). 6 fjft&v nat^q fo)avvr]g, bg xai petcc rijv ivtevftev rtgbg ftebv acpifciv cjg rtccg&v fjiilv dtccXiyetcci, Gvvixittvwv tm GvurtaTQiaTy xai yvr/aiG) ccvtov

H>vgi tov fteov z/^fir/rpcw, tag vxhg fjii(bv avctstiprtGiv tc3 tvtixXayyvn) d'eoi ixttiittg, oviteg dta iivrnirjg dir/vexovg afciov iotiv Xiyeiv rag agog iftiag %gi6T0ttgrttig ccvtov xai i/>v%o6G)6tovg rtccgccwioeig. Aixmov ovv ititiv ifti&g iienvfjGQ'tu ccvtov dirjvexcbg' fredftev yag xcctr)6(pccXiGato xai 9 iv /3f/3aiVo el%e tfjg oixeCag statgidog tr\v dirjvexfj Gonr/giccv' &

, jtaga Ocjtfjgog XgiOtov tavtr/v stag rfticbv &vtniiOd iav dirjvexf} ytrjGato,

9 fog Sctg6stov xai &GccXevtov dice stavtbg t^g Haft rj^iag JtoXemg vxb #a>i> vrtccg%ov0r)g 167A (1336AB).

Demetrios ist kein Spectrum, welches nur des Nachts oder im Traume erscheint, sondern ein leibhaftiger Heros, welcher am hellen lichten Tage in der derben materiellen Wirklichkeit seine Theophanien vollzieht. Die verba sollemnia lauten: yaivetai ov

9 xat ovag, aXXk xaft vjtag: non in somnio, sed in veritate apparet. Er kommt mit ganzen Kriegsscharen der von ihm behtiteten Stadt zuHilfe 174E (1353 B). Seine Erscheinung wird genau beschrieben; nicht nur die Gl&ubigen, auch die Juden sehen ihn leibhaftig in seiner weissen Chlamys und die Rute in der Hand, tote dij ago- tpav&g Jtccqu xXeiOtov teftiatai 6 vxigpaxog ohtog xai cpiXonatgig ovteig /trjiirjtgiog, 6 Jtavivdofcog p>vg, %Xa[ivda Xevxijv

Xgtbtov [ihv to tei%og diatgiym^ ettcc 6h xai iki tfjg ftccXattijg, cog

1) Es ist grundverkehrt, wenn man in Lykurgos einen enhemerisierten Sonnen- oder Lichtgott hat sehen wollen. Er ist ein historischer, aber vergotteter Mensch, ein Mittelding zwischen Gott und Mensch, olov nvdccyoqccg nach Aristoteles. Von Lykurg iiber Pythagoras, Epimenides, Empedokles, Lysandros bis auf Alexander den Grossen und die vergotteten Diadochen ist eine ununterbrochene dtccdo%ri. Ein vernunftgemasses Denken fiihrt zu dem einzig richtigen Schluss, dass es in der Vorzeit nicht anders gewesen, und dass nicht nur G6tter auf Erden hinab ge- stiegen und Fleisch geworden, sondern auch Menschen bereits in der Urzeit zu den Olympiern emporgehoben wurden. „Unsterbliche heben verlorene Kinder mit feurigen Armen zum Himmel empor."

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62 H. Gelzer,

ijtl iddyovg, dgopaiog stsgixax&v. xai xaina pkv ov fiovov oi x(bv xov ayiov (iartxitinaxog (iffit^fieVoi, wg afcioi, stXeiOxoi i&eaGavxo^ a XX a yag xai x aid eg *E(igaic>)V acpfrogoi xaxa xb x&v Xeyopiv&v

Bg6%ftcov {iigog iftedoavxo 164E (1 332 AB).

Kai ofaxoyg x&v Xe^ivxaiv (tagfidgow xfjv xg&xyv rjpegav pexa xijv jtegiodov x&v xeiyfbv xaxanavGavx&v, 6 Xvxgcoxijg xai vjtig^a^og fftiibv xai xoXvpo'id'og xov #eoi) pdgxvg cpaivexai ov xax (brag, a XX xa& ftrtag iv xoig rtgbg xy Xeyopivy "Agxxfp toft \iovoxei%ov, {v#a nagartvXiov vndg%ei pixgov, rte£odg6nog, x^v ^Xa^ivda avoj diava- fiaXXopwog xai gdfidov xy XetQ l ^^QOfievog^ xai &g ixeiGe di) ix rov Xe%ft£vxog rtagartvXiov xoxyg UxXdfiovg xy JtbXei eiafiaXovxag xov- tovg ixdubxeiv xai xy gdftdco \ux0ri£uv, XiyW „Kax(bg 6 #ebg ijyayev avxovg, Xoistbv iyib xi Jtouo e&tfe;" xai ofixoig avxovg f$(o &ia xov Xe%#£v- xog nagaxvXiov ix xfjg rtoXeojg ££ewGaGti'ai. Tovxo ftavpa xfjg fooygiag ainixa i^tjyrj^ev ftdgGog xav \uxgbv xoig xoXixaig iv&rjxev. "Exegoi dh jtdXiv io)gdxet6av xbv evG&evfj xovxov pdgxvga xai GroGixaxgiv dia- xgiyovxa ifcedgov xfi xei%ei xai fcivovg xtvccg Oftevagovg xai xy ftia vxegXaprtgoxig aGstiditoxag evxoX^ovg dfctovvxa xai eig xortovg xivicg x&v xbi^hov iGxdvat , JtagaxaGGeGd'ai re xai rtagayvXdxxeiv 174 DE ( 1 3 5 2 A

— 1 353 A). Ka\ 6r\ ainixa dtpvstvaGavxog avxov, (paivexai ov xax ovag, dXXcc xatf fijtag 6 rtdvxoxe fi6jrihin> xai ^tegnLV&v vnhg avafciwv dovXojv xai rtaxgidog xai xa xfjg Gcoxtjgiag r^i&v xaX&g Jtgay-

Haxevopevog, 6 xaXXivixog pdgxvg xoi> fteov zirjiirjxgiog xai o&xotg avxtp f(prj. "Flyeiga, xi xa&evdeig; dgpiviGov, 6 arenog irtixrjtieiog ioxiv

9 xxX. 182F (1372BC). AXX, a jiiXriOtoi, (frjOai^t av, xg&xov phr xai xovg vxegfiogfovg xwv Kimiegion^ o? xai fiXixovxtg xvyXaxxovGi due rtavxbg oi)% bg&vxeg xbv VjXiov, xovxovg ixnGev av xtjXavymg ^ xav (iagfidg&v 3^

Es ist thats&chlich ein Kindheitszeitalter der griechischen Nation. Wie in den Tagen Homers steigen die Gotter unter die

Menschen hernieder, streiten far sie, wie vor Troja, und verkehren mit ihren Lieblingen in traulichem Gesprach, wie Athene mit

Odysseus. Das homerische Zeitalter ist schriftlos, und so ver- stehen wir, warum das VII. Jahrhundert far die griechische Litte- ratur ein leeres Blatt ist. Uebrigens ist der pofitische Trieb, die echt hellenische Lust am Fabulieren in dieser Zeit keineswegs ausgestorben. Eine der reizendsten und echt antiken frEoXoyov-

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 63

pev«, die Erzahlung von den italischen Pilgrimen, gehort sogar erst der Epoche Leons des Weisen (886—911) an. Sie spielt nach der Eroberung von Thessalonike „durch die Sohne der Magd, der Agar" 904. Die Italioten reisen nicht nur aus Frommigkeit, sondern urn die interessanten Kirchen der verschiedenen Stadte

kennen zu lernen (evxfjg tvexsv zal iGTogiccg x&v ixa6Tcc%6d'i va&v

xal 6rj rtQog ccvtb to %G)f]

IHxqtvqiov itvqtGav 192F (1389 A). Wie sie nun durch Tempe ziehen — diese antiken Menschen hatten doch auch etwas Natursinn trotz Friedlander — schliesst sich ihnen als Reisegefahrte ein ganzlich unbekannter alter Mann an mit grauen Haaren, freundlichen Augen, in anstandigem Ge- wand. Schon der Anblick desselben verriet seine Ehrwtirdigkeit und Milde. Vor ihm her schritt sein Begleiter, ein wunderschOner Reitersmann, welcher in seinem ganzen Auftreten die geborne Liebenswftrdigkeit und Anmut war. Allein er blickte tiefbekflminert zu Boden, seine nattlrliche Heiterkeit war durch Trauer und eine schinerzliche Trostlosigkeit wie verhtillt. Mit thranenerstickter Stimme redete er seinen altern Genossen an, der Achilleios hiess: „Wo gehst Du hin; ich komme, wie Du siehst, zu Dir." Hoch- erfreut begrflsste ihn der Greis und nannte ihn Demetrios und gab ihm den Ehrentitel des in glorreicher Ritterschaft bewahrten Kampfers, zugleich nach der Ursache seines schweren Kummers forschend. Und der Blutzeuge: „Dahin ist meine Vaterstadt; der

Weltenrichter hat fiber sie sein Urteil .gesprochen. MOrderische und barbarische Hande haben meine Blutsfreunde in Gefangen-

schaft abgeffthrt. Mein Gotteshaus ist von Stromen stamm-

genossischen Blutes erfOllt. Das Heiligtum wird durch die Ftlsse der Gemeinen und Unheiligen entweiht. Ich habe nach meiner

1 Weise die Gottheit ) urn Erbarmen fflr die Ungltlcklichen ange- fleht, sie moge nicht gestatten, dass die Kirche, welche sie mit ihrem Blute erkauft, von den Handen der Barbaren, die nur auf ihre eigene Kraft pochen und nicht auf Gott ihr Vertrauen setzen,

vernichtet werde. Doch er, dessen Wege unerforschlich sind, hat v sein Erbteil der barbarischen Wut preisgegeben." Diese Worte des hi. Blutzeugen haben auch das tiefste Mitgefflhl des seligen Hohen-

1) „Gott" ist immer Christus; Gott Vater existiert fiir den Mythographus ttberhaupt nicht.

Digitized by Google 64 H. Gelzer, priesters erregt und schmerzbewegt riefen beide aus: „Gross, o Herr, sind Deine Wunder." Mit Staunen horten die Italioten zu, und einer von ihnen, der hellenischen Sprache kundig, be- merkte: „0 Kriegsmann, sage mir, von welcher Stadt sprichst Du und welcher Barbarenhorde ist sie tlberantwortet worden]" Und der grosse Demetrios: „Meine unglfickselige Vaterstadt Thessalonike ist in die Hande der Barbaren gefallen." Und im gleichen Augen- blick wurden der grosse Demetrios und der Greis far die Wall- fahrer unsichtbar. Sobald aber die Italioten allein waren, fragten sie den Geftlhrten, was er von den Fremden vernommen, und wer die Reisegef&hrten gewesen seien. Er aber erz&hlte alles unter Entsetzen und Staunen und offenbarte ihnen die Erscheinung des Grossblutzeugen, gab ihnen Kunde von dem Unglfick seiner Stadt und forderte sie auf ihr Eigentum in Sicherheit zu bringen. Um nicht selbst eine Beute der Feinde zu werden, zogen sie weit ab von Thessalonike. Bald erhielten sie von einigen Flfichtlingen ins Einzelne gehende Nachricht Aber das furchtbare Ereigniss. Da

erkannten sie, dass die Erscheinung in Wahrheit der grosse Deme- trios war, der Kummer und Schmerz fiber den Untergang der Vaterstadt empfand. In der Reichshauptstadt aber angekommen erz&hlten sie, was sie mit eignen Augen gesehen, und wie er- barmungsreich der Heilige gewesen war; sie rfihmten den Patrio- tisms und die Heimatsliebe dessen, der bis heute die Stadt be- wacht und in Armen halt, sodass dieselbe durch ihren zweiten Grfinder und Pflegevater .auf den-frfihern Gipfel des Wohlstandes

gestiegen ist. Soweit die Legende. Wir haben hier das reinste Idyll von Philemon und Baucis oder Rafael und Tobit. Schon Byeus hat in Achilleios den hochgefeierten Sanctus von , Achilleus, erkannt.

Es ist in der That sehr merkwfirdig, noch im X. Jahrhundert alten Hellenenglauben vollkommen lebenskraffcig in leichter christlicher Verhfillung bei einer griechischen Polisgemeinde vorzufinden.

VII. Die Civilverwaltung des byzantinischen Reiches

im VII. Jahrhundert.

Wir haben gesehen, dass die im VII. Jahrhundert fiber das ganze Reich sich ausdehnende Themenverfassung eine rein mili- t&rische Organisation war; mit der Civilverwaltung hatte sie nichts

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 65 zu schaffen; auf diesem Gebiete amteten vielmehr die alten diokletianischen, justinianeischen und nachjustinianeischen Civil- prafekten ungestort weiter. Das l&sst sich aktenm&ssig aus den Pr&senzlisten und Subskriptionsverzeichnissen des Oecumenicum VI (680) und des Quinisextum (693) nachweisen. Ftir Asien ergeben sich aus denselben folgende Civilprovinzen: K Kappadokia I; Asia; I; Hellespontos; Lydia; Bithynia; Pam- phylia; Helenopontos; Kappadokia II; Paphlagonia; Honorias;

Pontos Polemoniakos; Galatia II; Lykia; Karia; Phrygia Paka- tiane; Phrygia Salutaris; Lykaonia; Pisidia; Neson; Armenia I; Armenia II; Megale Armenia; Justiniane IV. Von der Diocese

Oriens gehCren noch zum Reich: Isauria, Kilikia I und Kilikia II, ferner zeitweise und teilweise Kypros, endlich das Lehnfdrstentum Phasis. Ganz anders steht es in dem von Avaren, Slaven und Bul- garen tlberschwemmten Westen, in der H&mushalbinsel. Von der DiCcese Thrake werden die Eparchien Thrake, H&mimontos und

Europe erwahnt; ebenso von Illyrikum Makedonia I und II, ferner Kreta. Im Pelopomies treten Korinth, Argos, Laked&mon, in Hellas

Athen als Bistflmer auf. Nicht unmOglich ist, dass einer oder der andere dieser Pr&laten als Flflchtling zu Konstantinopel i. p. weilt, wie z. B. die Pralaten von Stoboi, , Tiberiupolis und Nova Justianopolis hochstwahrscheinlich nur Titulare sind, deren Sprengel von den Barbaren besetzt waren. Der Pralat von Dyrrachion wird der einzige in Epirus vetus und nova gewesen sein, dessen Sprengel nicht vollkommen in die Gewalt der Heiden gefallen war. Das Schwergewicht des Reichs lag damals im Osten und dort hat sich denn auch die Themenverfassung weiter entwickelt. Man glaube nun nicht etwa, dass die Bischofe ihren Sub- skriptionen den Namen der geistlichen Kirchenprovinz beifdgen. Das Gegenteil erweisen die armenischen Bistflmer. Die kirchliche Geographie kennt nur die beiden armenischen Provinzen, welche bereits in vorjustinianeischer Zeit existierten; dagegen die Konzil- unterschriften zeigen uns die politische Einteilung, wie sie unter Maurikios festgesetzt wurde. Die Wandlungen veranschaulicht folgende Tabelle:

d. S. d. Abh*ndl. K. Oewlltch. WitMntch. f phil.-hitt. CI. XLL

Digitized by Google 66 H. Gelzer,

Voriustinianeisclie Zeit JuittiniansWvelle von 536 Nachlustinianeische Zeit

Armenia I Armenia interior (i] £v- Armenia Magna Sebasteia — Sebastupolis dordrri 'Aq^lbvCo) Trapezus — Justinianu- — Nikopolis — Justinianupolis (Baza- polis (Klima Eklentzines) Koloneia — nis = Leontopolis) — — Klima Daranalis (Ka- Theodosiupolis mache) — Koloneia — Armenia II aus Armenia I: Satala — Nikopolis — Satala — Melitene — Arka — Ku- Nikopolis — Koloneia f Kerasus kusos-Arabissos — Aria- aus Pontos Polem.: Tra- rathe — pezus — Kerasus Armenia II Sebasteia — Herakleo- Armenia interior Armenia II polis (Pidachthoe) f Be- Bazanis (Leontopolis) — Sebasteia — Sebastu- rissa — "\ Sebastupolis Theodosiupolis polis

aus Pontos Polem.: Ko- 1 Armenia I ) Satrapiae mana Melitene — Arka — Ko- Sophanene — Anzitene — aus Helenopontos: Zela kosos — f Komana Sophene — Asthianene — Berissa — Balabitene Armenia IV (Justiniana) Armenia HE Martyropolis — Melitene — Arka — Kl imata: Arzanene — So- Arabissos — Ariarathia phanene — Kleisura Ba- Komana — Ku- laleison kusos JustinianalV (ArmenialV Armenia IV altera) Martyropolis — Kitharizon Da dim a — Klim. Sophanene — An- — Kitharizon zitene — Sophene — Klimata: Sophene — An- Asthianene — Balabi- zitene — Digisene — tene Garine — Bilabitene — Paline — Chorzianene — Asthianene

Armenia interior Taikh

Armenia inferior Tib ion (Dubios-Dwin)

i) Auch die kirchliche Geographie folgte insofern den politischen Wand- lungen, dass sie die Kirchenprovinz Melitene als Armenia I und Sebasteia als Armenia II bezeichnet, aber die Sprengel der Metropolitane sind nicht die politischen Provinzen des VII. Jahrhunderts, sondern die alten Provinzen der konstantinisch-theodosianischen Zeit, wie denn schon Justinian ausdriicklich ver- ordnet hatte, dafs seine neue armenische Kreisordnung die kirchlichen Verhalt-

nisse nicht beruhren diirfe.

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Ein Blick in die Subskriptionen des VI. 6kumenischen Kon- zils, wie des Quinisextum, zeigen uns, dass alle Bischofe nach den nicht kirchlichen, sondern rein civilen Provinzen Armenia I, II,

Magna, Justiniana u. s. f. unterschreiben. Die Namensverzeich- nisse bei Mansi sind allerdings nicht immer ganz zuverlassig; ich habe deshalb fflr das 6c. VI den Taurinensis LXVTI c. EI 10

(Nova coll. B II 9) verglichen, ferner die Vaticani 834 und 11 80 und den Ottob. 28, fflr das Quinisextum den ganz ausgezeichneten

Pariser Suppl. Grec 1085 (X S.), ausserdem den Paris. Gr. *) 1320 (Mazarin Reg. 2508 ol. 2336 XI S.), ferner den Paris. Suppl. Gr.

1086 (XI S.), ebenfalls aus dem Orient gleichzeitig mit Paris. Suppl. Gr. 1085 erworben, doch an Gflte bisweilen diesem nicht vergleichbar. Die fflr unsre Zwecke so wichtigen Provinzial- angaben, z. B. lassen die zwei jflngern Handschriften hftufig weg. Durch diese handschriftlichen Belege habe ich beztiglich der Benennung der Bischofsitze vollkommene Sicherheit erlangt. Die mit einem Kreuze bezeichneten Namen werden den einzelnen Provinzen nur mit Wahrscheinlichkeit zugewiesen, da in den Konzilsunterschriften

9 teils die Eparchie weggelassen, teils nur allgemein AQ^evtag an- gegeben ist. Die Zuteilung von Trapezus als Metropolis an Armenia Magna beruht auf der allerdings nicht einwandfreien

Autoritat des Yohannes Katholikos. Besonders wichtig ist, dass v Paris. Suppl. Gr. 1085, ebenso 1086 vollkommen richtig fol. 93 (= Mansi XI 992 B) geben:

'HXiag iX&iiGtog irtiGnortog Audipmv ^rjtQOJtoXecog tfjg A 'IovOti- viccvfjg 6QiGag vrti}>Qail>a. Die jflngern Handschriften haben diovGnviav^g, und daraus haben dann die allzeit klugen Editoren ein devrtyag ^lovativmv^g gemacht und /Jadijinv in Auaipcov und UaOt^wv verballhornt. Ober vgl. Georg. Cypr. 948, 949 und dazu meine und G. Hoffmanns Bemerkungen S. 170, 171.

1 ) Als ich Herbst 1 890 in Paris verweilte und mich den 1 1 X. von dem allseitig filr Handschriftenbenutzer so uberaus liebenswurdigen Herm Omont ver- abschieden wollte, teilte er mir mit, dass die "V^rwaltung Tags zuvor einen mit prachtvollen buntfarbigen Initialen geschmtickten, wunderbar schdn geschriebenen Kanoneskodex, den ein Grieche aus dem Orient hergebracht, erworben habe. Natttr- lich verlangerte ich um der trefflichen Handschrift willen meinen Aufenthalt in Paris und habe die Subskriptionen dreimal kollationiert, sodass, wie ich hoffe, meine Angaben zuverlassig sind.

Digitized by Google 66 H. Gelzer,

Voriustinianeisclie Zeit JustiniansNovelle von 536 Nachlu8tinianeische Zeit

Armenia I Armenia interior (r) £v- Armenia Magna Sebasteia — Sebastupolis dor&rri 'AQpevte) Trapezus — Justinianu- — Nikopolis — Satala Justinianupolis (Baza- polis (Klima Eklentzines) Koloneia — nis = Leontopolis) — — Klima Daranalis (Ka- Theodosiupolis mache) — Koloneia — Armenia II aus Armenia I: Satala — Nikopolis — Satala — Melitene — Arka — Ku- Nikopolis — Koloneia f Kerasus kusos- Arabissos — Aria- aus Pontos Polem.: Tra- rathe — Comana pezus — Kerasus Armenia II Sebasteia — Herakleo- Armenia interior Armenia II polis (Pidachthoe) f Be- Bazanis (Leontopolis) — Sebasteia — Sebastu- rissa — f Sebastupolis Theodosiupolis polis

aus Pontos Polem.: Ko- 1 Armenia I ) Satrapiae mana Melitene — Arka — Ko- Sophanene — Anzitene — aus Helenopontos: Zela kosos — f Komana Sophene — Asthianene — Berissa — Balabitene Armenia IV (Justiniana) Armenia HE Martyropolis — Dara Melitene — Arka — Kl imata: Arzanene — So- Arabissos — Ariarathia phanene — Kleisura Ba- Komana Chryse — Ku- laleison kusos JuBtinianalV ArmenialV Armenia IV ( altera) Martjropolis — Kitharizon Da dim a — Arsamosata Klim. Sophanene — An- — Kitharizon zitene — Sophene — Kliraata: Sophene — An- Asthianene — Balabi- zitene — Digisene — tene Garine — Bilabitene — Paline — Chorzianene — Asthianene

Armenia interior Taikh

Armenia inferior Tib ion (Dubios-Dwin)

i) Auch die kirchliche Geographie folgte insofern den politischen Wand- lungen, dass sie die Kirchenprovinz Melitene als Armenia I und Sebasteia als Armenia II bezeichnet, aber die Sprengel der Metropolitane sind nicht die politischen Provinzen des VII. Jahrhunderts, sondern die alten Provinzen der konstantinisch-theodosianischen Zeit, wie denn schon Justinian ausdrucklich ver- ordnet hatte, dafs seine neue armenische Kreisordnung die kirchlichen Verhalt- nisse nicht beriihren diirfe.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 67

Ein Blick in die Subskriptionen des VI. Okumenischen Kon- zils, wie des Quinisextum, zeigen uns, dass alle Bischofe nach den nicht kirchlichen, sondern rein civilen Provinzen Armenia I, II,

Magna, Justiniana u. s. f. unterschreiben. Die Namensverzeich- nisse bei Mansi sind allerdings nicht immer ganz zuverl&ssig; ich habe deshalb ftlr das 6c. VI den Taurinensis LXVII c. HI 10

(Nova coll. B II 9) verglichen, ferner die Vaticani 834 und n 80 und den Ottob. 28, fflr das Quinisextum den ganz ausgezeichneten

Pariser Suppl. Grec 1085 (X S.), ausserdem den Paris. Gr. *) 1320 (Mazarin Reg. 2508 ol. 2336 XI S.), ferner den Paris. Suppl. Gr. 1086 (XI S.), ebenfalls aus dem Orient gleichzeitig mit Paris. Suppl. Gr. 1085 erworben, doch an Gflte bisweilen diesem nicht vergleichbar. Die fflr unsre Zwecke so wichtigen Provinzial- angaben, z. B. lassen die zwei jflngern Handschriften haufig weg. Durch diese handschriftlichen Belege habe ich bezflglich der Benennung der Bischofsitze vollkommene Sicherheit erlangt. Die mit einem Kreuze bezeichneten Namen werden den einzelnen Provinzen nur mit Wahrscheinlichkeit zugewiesen, da in den Konzilsunterschriften teils die Eparchie weggelassen, teils nur allgemein 'AQptviag an- gegeben ist. Die Zuteilung von Trapezus als Metropolis an Armenia Magna beruht auf der allerdings nicht einwandfreien

Autoritat des Yohannes Katholikos. Besonders wichtig ist, dass v Paris. Suppl. Gr. 1085, ebenso 1086 vollkommen richtig fol. 93 (= Mansi XI 992 B) geben:

9 'HXiccg iXd%iaTog faiOxortog dadip&v ^rjtQOJtoXiOig tfjg J Iov6ti- viavfjg OQiGag vjtiyga^a.

Die jflngern Handschriften haben diovariviccvfjg, und daraus haben dann die allzeit klugen Editoren ein devtigag 'lovotiviavfjg gemacht und Aadi^aav in daGipmv und HafiiuCov verballhornt. Ober Dadima vgl. Georg. Cypr. 948, 949 und dazu meine und G. Hoffmanns Bemerkungen S. 170, 171.

1 ) Als ich Herbst 1 890 in Paris verweilte und mick den 1 1 X. von dem allseitig fur Handscbriftenbenutzer so uberaus liebenswurdigen Herrn Omont ver- abscbieden wollte, teilte er mir mit, dass die V.erwaltung Tags zuvor einen mit prachtvollen buntfarbigen Initialen geschmuckten, wunderbar sch5n geschriebenen Kanoneskodex, den ein Grieche aus dem Orient hergebracht, erworben habe. Natur- lich verl&ngerte ich um der trefflichen Handschrift willen meinen Aufenthalt in Paris und habe die Subskriptionen dreimal kollationiert, sodass, wie ich hoffe, meine Angaben zuverlassig sind.

Digitized by Google 68 H. Gelzer,

9 RxaQ%ia A [AQ^itviag aXXrjg

Aatil\L(QV VVV {LljTQOJtoXlQ.

Georgios Kyprios schrieb zwischen 590 und 600; das vvv zeigt deutlich, dass die gegenw&rtige Organisation dieser Provinz

ganz neuen Datums ist. Es leidet gar keinen Zweifel, dass die- selbe nach dem Friedensschluss mit den Persern, welcher die Ab- tretung von fast ganz Persarmenien zur Folge hatte, durch Kaiser

Maurikios geschehen ist. Wir haben also zu unterscheiden:

1) Armenia IV: Metropolis Martyropolis

2) Justiniana IV: Metropolis Dadima. Yohannes Katholikos schreibt, wo er ausfdhrlich die Provinzial- ordnung des Maurikios (Morik) erSrtert S. 47 der Ausg. v. Jerusalem, Druckerei des hi. Apostels Yakob 1843: tu inppnptfi* fn^&j&iu^

^ujia jnnnuiT t/usjpufpuinufp ||"* uspwppnuiua uioipu • iuiuhl{ph ^y^ihpLbput

QnuuuipufUnubhuin ohus ifpi p nputuli uinpni^bp* „Er benannte auch das IV Armenien, dessen Metropolis Martirosa

tyropolis) ist; das ist Nphrkert. Yustianunist schrieb (betitelte)

er sie (diese Provinz) in der kaiserlichen Kanzlei"; Yohannes

macht eine Konfusion; er wirft die irtaQ%ia MeOortotapiag avoi ijtoi

A 'AQfieviag mit der istccQiia A 'Agneviag aXXrjg zusammen; erstere hat Martyropolis, letztere Dadima zur Metropolis. Nur an ersterer, welche von der alten Armenia IV Justinians fast nur Sophanene (Gross Cophkh) enthielt, sonst fast ganz aus Neuerwerbungen be- stand, haffcet der Name Armenia IV; dagegen der grosste Teil dieser justinianeischen Provinz, der sich um Dadima gruppierte, ward als Justiniana IV abgezweigt. In der zweiten H&lffce des VII. Jahrhunderts ging Armenia IV mit Martyropolis an den

Islam verloren; fflr die allein romisch gebliebene Justiniana IV gewohnte man sich wieder an den alten Namen Armenia IV, wie Theophanes und die Armenier (Moses von Khoren, Stephanos

Taroneci u. s. f.) zeigen; indessen dass die Kanzlei die offizielle Bezeichnung festgehalten hat, erweist eben die wichtige Konzils- subskription. Endlich lautet in alien Handschriften die Unterschrift des letzten Bischofs:

Maqiavbg &va£iog £jti'6nojtog Ki&aQi^wv tfjg a t&v 'Aq^bvigtv

ixaqiiag SgiGag vjteyQailw.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 69

1 Ein Blick auf die Karte zeigt, dass Kitharizon ) kein Be- standteil der Armenia I (Melitene) bilden kann. Deshalb hat be- reits P. Lukas Incicean, storagruthiun hin Hayastaneay? S. 175

N. 1 vermutet, dass vfjg d t&v 'Agnevi&v ijtaQxiag zu lesen sei,

imd ich bin ihm gefolgt Georg. Cypr. S. 175. Es wird das auch

1) Die Stellen uber Kitharizon habe ich gesammelt Georg. Cypr. S. 174 ff. Nachzutragen sind noch folgende: In der von Combefis hinter der historia Mono- thelitarum edierten narratio de rebus Armeniorum hat der Parisinus KlxqU^ der viel bessere Vaticanus KttQig (KITPIt ist also verschrieben aus KITPIC). Das

ist genau das syrische Kltriz (j.;$-jd). Nach Stephanos Aso*ik S. 86 Malhasean eroberte unter Chosrau Parwez Asot Kthric (l|/^*^tf). Sie heisst daselbst ^-i-ig J ^mlu,b%(,gy eine Stadt von Hasteankh, was mit Prokops Zeugniss (iitl Aa^u(vi)vi]g Ttjg nakovfUvrjg ictl) ubereinstimmt Das ist nichts als ungenauer Auszug aus

Sebe"os, der nachdem er Chosrau *s Eroberungszuge in Syrien und Mesopotamien berichtet hat, ausftlhrlich die Expedition des Astat Yeztayar gegen Armenien er- zahlt im 18. J. Chosrau's. Es kam zu einer grossen Schlacht mit den Griechen zwischen Du und Ordu. Die Perser jagen die geschlagenen Griechen bis Satala. Die Perser hatten den angeblichen Sohn des Maurikios, Theodos, mit. Karin (Theodosiupolis) ergiebt sich, „er zog aus und besetzte die Stadt von Hasteankh m % (t£ W ^""tr^fo) Dzitharic (aA/*""^*), Satal, Arastiay, Nikopolis und zog weiter. „Sehr bemerkenswert ist die Schreibart Dzitharic fur Kitharic. Der An- laut des weder griechischen, noch armenischen Namens muss ein eigentumlicber

Gutturallaut der autochthonen (urartischen ?) BevSlkerung gewesen sein, welcher ahnlich wie italienisches C bald hart, bald gequetscht gesprochen wurde. Aeusserst

interessant ist das sechste Kapitel des IX. Buches des Zacharias Rhetor, wo uns in hochst anschaulicher Weise die politischen, wirtschaftlichen und Steuerverhftlt- nisse der persischen Grenzprovinz Arzanene (Arzun, Arzun d Parsaje" arm. Aldznikh vgl. Georg. Cypr. S. 165) geschildert werden. Wie wir aus Johannes von Ephesos und Menandros wissen, war dieselbe ganz christlich und eine reiche Getreide- landschafk. Die Einwohner zahlten ein tributum, ein Kopfgeld an den konig- lichen Schatz in Madain; daneben hatten sie ihren eignen (naturlich erblichen)

Satrapen, den Vitaxa (arm. Bdeash); also genau die Verhaltnisse , welche uns Justinian in der 31. Novelle und Prokop als in Armenia IV bestehend vor der Einrichtung der Provinz melden. Aus unsrer Stelle erfahren wir ferner die nicht unwichtige Thatsache, dass vor 536 in Kitharizon, wie in Martyropolis, den beiden Grenzburgen, je ein Dux mit Mannschaft sass, bereit, bei jeder Triibung der Verhaltnisse zwischen den beiden Grossm&chten in das ungluckliche Arzanene sengend und brennend einzufallen: „Es langten die von den Persern geworbenen Hunnen an. Dieses zahlreiche Volk warf sich plotzlich auf das romische Gebiet,

und sie vernichteten und toteten viele Landleute, verbrannten die D6rfer samt ihren Kirchen, uberscbritten den Euphrat und gelangten bis nach Antiochien, ohne dass jemand vor ihnen standhalten und ihnen etwas anhaben konnte, ausser diesem Besas, dem Dux von Maiferkat, der, als sie zuruckkehrten, einige von ihnen uberfiel und totete und etwa 500 Pferde sowie grosse Beute gewann; so wurde der Mann reich. (Nach dem altromischen Kriegsgesetz, dass die Siegesbeute in erster

Linie Eigentum des siegreichen Feldherrn ist.) Und in der Burg Kltariz warf der a dortige Dux etwa 400 Mann von ihnen zuriick und gewann ihre Lasttiere.

Digitized by Google 70 H. Gelzer, richtig sein. Immerhin bleibt eine Schwierigkeit. Die ixaqxia 'AQpeviag A aXXyg, welcher Georgios Kyprios sowohl Dadima als

1 Kitharizon zuteilte, hiess zur Zeit des Quinisextum, wie Ellas von Dadima Subskription erweist, Justiniana IV. Vielleicht sind die ostlichen Klimata (Chorzianene — Asthianene — Anzitene) aus irgend welchen administrative!! Grflnden mit der Provinz von Martyropolis (Gross Cophkh oder Sophanene und Arzanene) = Armenia IV vereinigt worden. Dann wftre alles in Ordnung.

Sicher ist das freilich durchaus nicht. Auf die kirchliche Geographie, welche im Ganzen die Ordnungen Diokletians festhielt — Justinian sagt in der 31. Novelle ausdrtlcklich, dass seine administrativen Neuerungen die kirchlichen Dinge unberflhrt liessen — also auf

1 die kirchliche Geographie hat Kaiser Maurikios Aenderung insofern

Einfluss gehabt, als die Provinz Melitene (Diokletian: Arm. II;

Justinian: Arm. Ill) jetzt Armenia I auch kirchlich so genannt ward und ebenso Sebasteia (Diokl.: Arm. I, Justinian und Maurikios:

Arm. II) auch kirchlich Armenia II hiess, vgl. Georg. Cypr. 227 und 242. Doch ist diese Uebereinstimmung rein ausserlich; denn gerade die Zircumskription der Provinz Sebasteia in den Notitiae episcopatuum zeigt, dass die kirchliche Provinz fast ganz der diokletianischen Provinz Armenia I entspricht. Nur Berissa, welches erst Justinian zu Armenien schlug, ist auch kirchlich zu dieser Provinz gezogen worden. Die Konzilsunterschriften nehmen aber auf diese kirchliche Einteilung nicht die mindeste Rflcksicht, sondern die Bischofe unterschreiben nach den damals be- stehenden politischen Provinzen. Entscheidend sind nament- lich die Unterschriften des Quinisextum; da lesen wir:

At6vtiog avafciog irtioxoxog 2Je(ia6reiag vfjg B t&v 'Aqilb- vioov irtaQ%iag oq. vrt. aber:

KaXXivixog %&qiti XqiOtov toi'Oxoxog tfjg KoXwveav&v rtoXeaig

Tfjg iLey&Xrjg t&v 'AqiibvCwv. oq. vst.

Q>coviog iXiw Q-eov £jt(6xoxog Tfjg NixortoXitcbv

FgriyoQiog %&qiti XqiOtov ijtlaxojtog Tfjg 'IovccTaXioiv (Paris.

1320 UwraXicov 1. EaTaXimv) JtoXeoig Tfjg ^ty&Xrjg t&v IdQpevioov

1 £jtaQ%iag ttfr. 6q. )

1) Ein Vergleich mit Mansi XI 997 zeigt, wie unzuverlassig unsre Konzils- editionen beztigl. der Subskriptionen sind.

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Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 71

Diese Unterschriften sind absolut entscheidend; sie zeigen, dass in den Unterschriften das Nationale der Bischofe sich ledig- lich auf die politischem und nicht auf die kirchliche Pro-

vinzialeinteilung bezieht. Also bestand unter Justinian II. die von Maurikios geordnete Provinzialeinteilung noch zu Rechte. Daraus folgt weiter, da die milit&rische Einteilung eine ganz

andere war, dass unter Justinian II. Militardivisionen und Civil- pr&fekturen noch zwei vollkommen geschiedene Organismen waren. Zu demselben Resultat fflhren eine Anzahl von Schlumberger gesammelte Siegel, auf deren hohe Bedeutung neben dem Heraus- geber auch Diehl hingewiesen hat. Es sind folgende:

r(bv BaOiXix&v Koimegxiwv 'EXXdfiog unter Justinian H. S. 63.

KcovGtavzivov &jtb irtdg%(ov xal yevixov xomiegxiagiov ajtofrrjxrjg

'KXXatiog unter Konstans II. S. 63.

Ko\L(\L)sgxiagiov (ayrtofrixig a /3 Kartadoxiag unter Kon- stans n. s. 279.

Fe&gyiov xaxgix(jiov xai) QtoyvXaxxov j>evixbv(J) xopiiegxiagicjv ajto^xrjg liaiag xal Ragtag unter Konstans II. S. 735. Kovpegxiaglov ajto&^xrjg raXatrjag „Ce sceau remonte au VIIe

e ou VIII sifecle, par consequent, je le r^pete, k une epoque trfes anterieure a la division de Tempire en thfemes." Schlumberger

S. 302.

Sehr gut bemerkt Diehl a. a. 0. S. 12: Sur des sceaux de plomb emanant des commerciaires imp&iaux, et fort curieux, parce que seuls de tous les monuments de cette cat^gorie, ils peuvent etre dat^s avec une entifere precision, on rencontre par exemple, sous le rfegne de Constant II, concurremment avec la mention des Arm&iiaques, le nom des provinces des Cappadoce P e et II , de Lycaonie, de Pisidie, d'Asie, de Lycie, de Carie, d'Hellade sous les empereurs de la fin du VIP sifecle, on trouve les pro- vinces des lies, de THellade, de la Galatie. Les grands chefs de Tancienne administration civile n'avaient pas davantage disparu; en Italie et en Afrique, les pr^fets du pr^toire subsistent k cot£ de Texarque; en Orient, le pr^fet du pr&oire dlllyricum existait h la fin du VIP sifecle. Sans doute, devant les tout-puissants commandants de corps d'arm^e, ces personnages jadis si consi- derables perdaient chaque jour de leur importance, et insensible- ment aussi les anciennes circonscriptions civiles se groupaient sous Tautorit^ du chef militaire qui les d^fendait. Mais tel

Digitized by Google 72 H. Gelzer, n'avait point 6te le but primitif de la reforme. Assurement le mot thfeme a fini par signifier h, la fois la province et le corps cTarmee qui y est stationn^, mais incontestable- ment, il s'est appliqu£ au corps cTarmee bien avant de designer la province.

Die auf Justinian II. folgende Zeit der allgemeinen Anarchie und der Thronrevolutionen war nicht geeignet, eine Neuordnung in administrativer Hinsicht durchzuffthren. Das ist das Werk des kommenden Mannes, des grossen Generals, Leon des Isauriers, des Strategen des Thema Anatolikon.

VIII. Die Organisation der Themen durch Leon den Isaurier.

Leon der Isaurier (716— 741), dieser geniale Fflrst, ist der Retter des Reichs von der Arabergefahr. Die Regierung von Damaskos rtlstete noch einnaal eine gewaltige Armada aus. Maslama, der Kleinasien siegreich durchzogen und das glftnzende zerstort hatte (716), belagerte die Reichshauptstadt von der Land- seite, Suleiman mit der Flotte von der See her. Ueber ein Jahr hielten die Muslimen vor Byzanz aus, den Unbilden eines un- gewohnlich harten Winters trotzend. Mit ungeheuren Verlusten zogen sie sich Aug. 718 zurflck. Die orthodoxe Kirche hat im heiligen Kirchenhymnus ein ewiges Andenken an diese Grossthat des Kaisers Leon III. gestiftet. Nach innen und aussen gesichert arbeitete der Kaiser an der Wiedergeburt des Reichs. Leons welthistorische Bedeutung hat uns zuerst Finlay durch seine geistvollen und zutreffenden AusfQhrungen erschlossen. Welch grossartige Maassregeln er zur wirtschaftlichen Hebung und Neu- ordnung des Reiches getroffen hat, offenbaren uns die Verord- nungen flber den Ackerbau, welche der von ihm und seinem Sohne und Mitregenten Konstantinos veroffentlichten 'ExXoyi) v&v v6\l

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Sizilien und Kalabrien waren, und deren Ertrag man auf jfthrlich drei und einen halben Centner Goldes (fiber 380000 Mk.) veran- schlagte, und wies die gottgeweihten Gelder dem Fiskus zu. Viel einschneidender war aber eine zweite Maassregel. Die ganze Di6cese Illyrikum — der sg. Vicariat Thessalonike — hatte bisher in

1 geistlicher Beziehung Alt-Rom unterstanden. ) Die Beziehungen waren w&hrend der Herrschaft des Henotikons, auch w&hrend der

Regierung Gregors I. des Grossen teils vollig zerrissen, teils etwas gelockert worden; allein zu Rechte bestanden sie immer noch. Die Metropolitan von Thessalonike, Korinth und Gortys, ebenso der Bischof von Athen erscheinen auf den Konzilien des VII. Jahr- hunderts als rOmische Legaten. Jetzt dagegen wurden nicht nur s&mmtliche Eparchien der H&mushalbinsel, sondern auch Sizilien und Kalabrien von Alt-Rom losgerissen und Neu-Rom unterstellt. Ebenso hatten die dem Chalifen gehorchenden apostolischen Stflhle des Ostens sich zusammengethan und den Kaiser und seine Lehre mit grosser Feierlichkeit verflucht; das arabische Kabinett be- gtlnstigte aus politischen Grflnden diese Spaltung der Rajas, die sonst nur allzu liebevolle Blicke nach dem christusliebenden Basileus in der gottbehflteten und gottgelenkten Kaiserstadt sandten, Leon antwortete damit, dass er Isaurien mit seiner Metropolis Seleukeia und 23 Bisttlmern von Antiochien losriss und gleichfalls Konstantinopel unterstellte. Dieser Patriarch war nun in Wahrheit der okumenische. Wie armlich stand damals Alt -Rom neben ihm. Afrika, Spanien und Stldfrankreich waren in der Gewalt der Sarazenen; die im Frankenlande missionierenden Schiller Columbans losten den Zusammenhang mit Rom fast ganz, und kein Boni- facius war noch erschienen, um den gelockerten Metropolitan- verband wiederherzustellen. Die non dicenda gens Langobardorum hatte zwar den schauerlichen Irrtum des Arianismus verlassen

und bezeugte dem hi. Petrus grosse Ehrfurcht, aber noch viel inbrflnstigere Sehnsucht nach den Gfltern des ApostelfQrsten und

1) Seit wann? Das ist eine dunkle Sache. Denn die Patriarchalgewalt

entwickelt sich erst seit etwa 400. Offenbar ist es eine uns nicht iiberlieferte Machenschaft gewesen, welche das halbgriechische Illyrikum gegen Natur und Geschichte Rom unterstellte. Von Rechtswegen hatte Thessalonike Patriarchat

werden sollen; aber der hi. Demetrios war kein Apostel. Vielleicht ist es das Trinkgeld, womit der hi. Kyrillos und die Hofpartei die Mitwirkung Coelestins zum Sturze des verhassten Nestorios gewannen.

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den Stadten und Burgen des glorwflrdigen Exarchus und Patricius. Fast nur das fromme England erwies den Grabern der Apostel-

fflrsten andachtige Verehrung. Unterdessen herrschte sein gltlck- licher Nebenbuhler von der Donau bis nach Armenien und zu den kilikischen Thoren. Leon hat fQr sein Reich eine neue Kirchenordnung geschaffen, die wir noch besitzen und welche noch wahrend des VII. okumenischen Konzils zu Recht bestand, und erst nachher wurden die Ordnungen des gottlosen Leon wieder aufgehoben, freilich ohne dass Alt-Rom mit seinen wohl- begrttndeten Ansprflchen auf Restituierung seines alten Besitzstandes jemals Gehor gefunden hatte. Leon behandelte den Bischof von

Alt -Rom, wie Josef II. die KirchenfQrsten von Salzburg, Passau und Regensburg. Der Gedanke der Staatsomnipotenz, wonach kein auswartiger geistlicher Oberer in das eigne Staatsgebiet hineinregieren darf, war von diesem genialen Politiker schon im VIQ. Jahrhundert verwirklicht worden. Hand in Hand mit dieser kirchlichen Reorganisation geht nun eine militarisch-politische. Nach dem Sturze Justinians mit der abgeschnittenen Nase war das Reich aus Rand und Band

geraten; unaufhorliche Pronunziamentos teils der Flotte, teils der Garde brachten dasselbe an den Rand des Abgrundes. Der seit lange vorbereitete Ansturm des Islam drohte Vernichtung. Da wurde der Generalstab der Retter des Reichs. Von einem unbedingten, keine pers6nlichen Rflcksichten kennenden Pflicht- geftthl geleitet, dem die von der Gottheit gesetzte Aufgabe zu

erfallen Alles und das irdische Leben nichts ist, haben diese ge- waltigen Herrschernaturen so unerschrocken, wie im HI. Jahr- hundert die eisernen Manner um Valerian und Decius, ihre Existenz fdr die Reichsrettung eingesetzt und das Reich wirklich gerettet. Darum verdienen ein Leon, ein Artavasdos, ein Konstantinos neben einem Aurelian, einem Probus, einem Diokletian oder Konstantin dem Grossen wohl genannt zu werden. Sie haben in gleicher Lage Gleiches erstrebt und Gleiches erreicht. In diesen rauhen Soldaten lebte der alte Romergeist, und ihre Thaten verbilrgten dem Romerreich fQnf weitere Jahrhunderte der Existenz. Nicht die liederlichen Gardetruppen, nicht die rebellischen Flottensoldaten, sondern die wetterfesten Kavallerieregimenter, welche Jahr far Jahr den Grenzkrieg mit den Muslimin auf- nahmen, haben der Anarchie ein Ende gemacht, als sie 717 den

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 75 anatolischen Divisionsgeneral Leon auf den Thron erhoben. Seine rechte Hand war der armenische Divisionsgeneral Artavasdos,

1 sein spaterer Schwiegersohn. ) Im neuen Ministerkonseil tlberwog das militarische Element, aber, wie die Thaten Leons zeigen, waren hier Kapazitaten ersten Ranges vereinigt. Leon that nun einen h6chst folgenreichen Schritt. Die alte Civilverwaltung Diokletians hatte sich tlberlebt; tlberall, wie wir gesehen haben, waren die Militargouvernements machtig emporgekommen. In Italien und Afrika hatten sie die Civilverwaltung kalt gestellt, und im Osten hatte eine ahnliche Entwicklung Platz gegriffen.

Auch darin ist Leon vorzugsweise genial, dass er die Zeichen der Zeit erkannte. Er vereinfachte den schwerfelligen, komplizierten, allmahlich verrotteten und schlecht funktionierenden Beamten- apparat durch eine epochemachende That. Die Rivalitat zwischen Civil- und Militargewalt hatte schon viel gute Kraft des Reiches lahm gelegt. Leon beseitigte die Civiladministration vollstandig und tlbertrug den Militarbeamten auch die civile Provinzial- verwaltung. Die bisherigen Armeebezirke wurden nun auch zu Civilprovinzen erhoben, und der kommandierende Divisions- general versah zugleich das Amt eines Oberprasidenten der Provinz, seine Brigadenkommandanten wurden Regierungsprasidenten u. s. f. Eine heutige juristisch geschulte Bureaukratenseele kann von solchen Vorgangen nur mit gelindem Schauder Kenntniss nehmen; indessen „das Sabelregiment" funktionierte vorzflglich, und die Finanzen des Reichs waren die besten der Welt: der byzantinische Solidus beherrschte ohne Kursschwankungen noch fflnf Jahr- hunderte den Weltmarkt. Fflr die „Ideologen" hatte auch Leon nicht viel tlbrig; das bekannte Geschichtchen ist monchische Lilge, enthalt aber typische Wahrheit. Die oppositionell gesinnten zwdlf Professoren von Konstantinopel, die eine Art Fakultat unter dem Vorsitz „des okumenischen Lehrers" bildeten, liess er mit sammt ihrem Akademiegebaude und der kostbaren Bibliothek verbrennen.

Die herrlichen Musive der Blachenfen, welche die hi. Geschichte darstellten, verwandelte sein Sohn Konstantin „in ein Vogelkafig

i) Offenbar hat Artavasdos auf die Nachfolge gerechnet und mochte dazu durch Leon, dem erst als Kaiser ein Sohn geboren ward, ermuntert worden sein. Seine spatere Orthodoxie ist genau so viel wert, als die des Illos oder des Vitalian oder auch der Monophysitismus des Basiliskos. Er war politische Be- rechnung, freilich eine falsche.

X

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1 und ein Obstmagazin". ) Es war f&r Wissenschaft und Kunst eine aetas ferrea. Aber wahrend des gewaltigen Ringens urn die nationale Existenz haben diese Dekorationen des menschlichen Lebens nur untergeordnete Bedeutung. Uebrigens so ganz un- bedingt regierte auch damals das Schwert nicht. Dass Leon dem griechischen Rhetorengeschw&tz durch Schliessung der Rhetoren- schule ein Ende machte, kann vom kulturhistorischen Standpunkte aus nur als eine grosse Wohlthat empfunden werden. Aber in gewisser Beziehung ist auch die Ikonoklastenzeit litterarisch be- deutsam. Der unaufhorliche, seit einem Jahrhundert andauernde Kampf gegen die Unglaubigen hatte unter diesen rauhen Milit&rs, eine tieffromme, teilweise geradezu schwarmerisch-romantische Stimmung erzeugt, wie etwa im Spanien des XIV. und XV. Jahr- 2 hunderts. ) Belege sind Leon und sein Ratgeber Beser selbst, welche aus aufrichtiger Frommigkeit den Kampf gegen die heiligen ehrwilrdigen Bilder aufhehmen. Sie wussten, dass der alte Bund, wie die alte Kirche, eine ausgesprochene Bilderfeindschaft gehegt hatten. Diesen schroffen und historisch ungeschulten Naturen musste natilrlich jedes Verstandniss fttr die sehr weise Maassregel der Kirche abgehen, welche im V. Jahrhundert „aus nfltzlicher Oekonomie zur Rettung vieler Seelen" den Halbgotter- und Heroenkultus, von dem einmal die Massen nicht lassen wollten, mit einem „tolerari posse" versah und nur leicht christlich um- f&rbte oder auch umwandelte. Sie mussten mit der Logik glaubens- eifriger, aber beschrankter Seelen gleich den Vatern der Refor- mation im Heiligendienst Paganismus und in den Bildern Abgotzen erkennen. Diese Manner sind fanatisch und beschrankt, wie die Kirchenverbesserer des XVI. Jahrhunderts. Aber unfromm sind sie nicht. So wird es uns verstandlich, dass auf diesem Unter- grund Griechenlands grosster religiOser Genius, der Dante der Neohellenen, der heilige Hymnendichter Romanos, erstehen konnte.

Seine Hauptblflte f&llt gerade in Kopronymos' eiserne Zeit, wo das Schwert unbedingt regierte. Aber von da an hat das heilige Geschlecht der neuen Psalmisten ttber Kosmas und Markos von

i) So fibersetzt Bischof von Hefele drastisch die Worte aus der Vita des jungern Stephanos. 2) Auch im X. Jahrhundert riefen die unaufhorlichen gliicklichen Kriege gegen die AgarsShne eine fthnliche enthusiastische Stimmung hervor, wie Kaiser Nikephoros zeigt.

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Hydrunt hintiber Gott zu lobpreisen nicht aufgehort. Die Be- geisterung der Romaer im Heldenkampf gegen den Islam wurde durch diese erhabenen Gesange stets aufs neue angefeuert. Doch wir kehren zu den organisatorischen Maassnahmen des grossen Kaisers zurflck. Leon also schuf eine neue Reichseinteilung, indem er ganz einfach die von der Herakleiosdynastie gebildeten Divisions- kommandos in Provinzen verwandelte. Ueber Leons Einrichtungen haben wir keine direkten Ueber- lieferungen; wir besitzen nur eine Provinzentlbersicht aus der Zeit der amorischen Dynastie, die sich zu Leons Einrichtungen ver- halt, wie die Notitia dignitatum zu der Provinzialordnung Dio- kletians. Wir konnen also nur Vermutungen aufstellen. Das VIQ. Jahrhundert kennt in Europa drei, in Asien elf Themata ohne die Flotte. Ihnen entsprechen auf dem Reichstag Justinians zwei europaische und drei asiatische Militargouvernements. Die erstern hat Leon schwerlich vermehrt; dagegen sind unter seiner Dynastie in Asien sicher zwei neue Divisionskommandos gebildet worden, xb ftipa t(bv QQctTcrjOiav und rb BovxeXXagi&v. Das grosse Thema Anatolikon, wo Leo noch selbst kommandiert hatte, wurde gespalten, und der ganze Westen, die ehemaligen Provinzen Asia,

Lydia, Karia (zum Teil) und Phrygia I, wurden zu einer besondern Provinz erhoben, die nach den hier garnisonierenden europaischen Regimentern den Namen to t(bv &Qaxrjaiow fripa empfieng. Zum Sitz des Divisionsgenerals und Oberprasidenten wurde die erste Stadt Asiens, Ephesos, erhoben. Offenbar haben lediglich admi- nistrative Grilnde diese Trennung des allzu grossen Generalgou- vernements in zwei civil-militarische Provinzen herbeigefahrt. Beide Provinzen als der Stammsitz des Dynastiengrtlnders zeigten dem isaurischen Herrscherhause eine unerschfttterliche Loyalitat. Als nach dem Tode Leons sein hOchst fehiger Eidam Artavasdos sich 741 zum Kaiser aufwarf, da floh der erst dreiundzwanzigjahrige legitime Thronerbe nach Amorion, der Kapitale des anatolischen Themas. Die Ergebenheit der beiden Generale Lankinos vom Thema Anatolikon und Sisinnios vom Thema Thrakesion rettete den jungen Kaiser vor sicherm Verderb.

Ueber die Entstehung des Thema Thrakesion hat Diehl a. a. 0.

S. 8 vortrefflich gehandelt. Eine thrakesische Armeeabteilung exi- stierte bereits im VII. Jahrhundert. Papst Konon (686— 687)

r

Digitized by Google 78 H. Gelzer, heisst im Liber pontificalis (S. 207 Mommsen) natione Grecus, ori- undus patre Tracesio, edocatus apud Siciliam. Es ist das insofern von Interesse, weil, wenn ein thrakesisches Soldatenkind nach Sizilien verschlagen und dort erzogen wird, die Ursache wohl die ist, dass sein Vater dort garnisonierte. Als Konstans II. 662 nach Italien und dann nach Sizilien sich begab, begleitete ihn das

Thema Anatolikon. (Lib. pont. S. 190.) Offenbar milssen solche Verschiebungen der Truppenkorper durchaus zu den Gepflogen- heiten des von sehr bedeutenden Mannern geleiteten Kaiserlichen Milit&rkabinetts geh6rt haben; denn das thrakesische Corps muss 20—30 Jahre frflher in Sizilien stationiert gewesen sein, da Papst Konon 687 als alter Mann stirbt und, wenn auch in Sizilien nicht geboren, doch sicher in zarter Jugend dahin gekommen ist. Ge- wiss richtig ist auch Diehl's Vennutung, dass das thrakesische Corps im VII. Jahrhundert keine selbstandige Division, sondern

1 eine Brigade (Turma) des Thema Anatolikon war. ) Sie wird 710 (Theoph. 378, 24) erwahnt. Der erste Divisionar des Thema Thra- kesion ist ein in der Geschichte der ersten Halfte des VII. Jahr- hunderts sehr bedeutsam hervortretender General, Sisinnios. Er heisst 741 (Theoph. 414, 31) xgbg SiGivvaxiov arqat^ybv ovra tb trjvixavva tov ftipatog r&v togaxijoicw. Er war der Vetter des Kaisers. Durch seine und seines Corps Treue erhielt er im Ar- tavasdospronunziamento „dem durch Gottes Ratschluss und unsre Sflnden zum Kaiser erhobenen Verfolger der v&terflberlieferten

Satzungen" die Herrschaft. Spater, 743 (Theoph. 419, 9), heisst er UiCivviov tot) arQcctrjyov r&v &Qccxr]6icav. Dagegen 421, 3 Utaiv- viov d/, rbv staxQixiov x«i GtQarrjybv r&v ("jQaxrjOi&v. Offenbar hangt die Verleihung des Excellenzcharakters (Patricius) mit seinen hohen Verdiensten zusammen. Also der Rang des Patricius war nicht ein diesem hohen Amte notwendig inharierender, wie bei den beiden altesten und grossten Kommandos (Anatolikon und Armeniakon), sondern der zufiLllige Inhaber wurde personlich cha- rakterisiert. Auch Michael Lachanodrakon, einer der bedeutendsten und bekanntesten Inhaber dieses Kommandos, wird von dem Ge- schichtschreiber niemals als Excellenz bezeichnet. So verstand es

1) Alle neuformierten Divisionen waren urspriinglich Brigaden, so Cbarsianon eine Turma der armenischen, Kappadokia der anatolischen Division oder einfache Kleisurarchien, wie Seleukeia.

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das byzantinische Hofmarschallamt mit anerkennenswertem Scharf- sinn, zwischen Generalen allerhochsten und hOchsten Ranges eine flberaus feine Distinktion zu machen. Wahrscheinlich erst unter Konstantinos Kopronymos (741 775) wurde dann eine bedeutsame Veranderung mit dem asia- tischen Gardekommando, dem Patricius und Grafen des gottbe- htlteten Opsikion vorgenommen. Diese hochangesehenen und durch ihre in der Nahe der Reichshauptstadt garnisonierenden Regimenter hocheinflussreichen Excellenzen hatten in der Kingsmakerrolle die Grossadmirale abgelost. Auch der christusliebende Kuropalates Artavasdos, welcher 741 gegen „die verderbenbringende, verfluchte,

blutsaufende und v6llig wilde Bestie" fttr den wahren Glauben und die allverehrten Bilder eine von alien Heiligen gesegnete Re-

volutiou unternahm, war aatgixiog xai xdpyg roi> '(hfrixiov. Wahr- scheinlich nach seiner Niederwerfung hat das kaiserliche Militar- Kabinett aus bewegenden Ursachen beschlossen, dieses ungeheure Kommando zu spalten und seine Osthalfte mit der Hauptstadt Ankyra zu einer selbstandigen Division zu erheben. Den ersten atQatr/ybg t&v BovxeXXaQi&v treffen wir 767. Das Kommando war ein hoch angesehenes, und noch im IX. Jahrhundert inhariert ihm, obschon sein Umfang verringert wurde, der Excellenzcharakter. Hier- mit scheint die Vollzahl der vor Eirene's Regierung (780—802) gebildeten Divisionen erreicht. Eine wichtige Bestatigung bildet die Beschreibung einer Expedition der romaischen (asiatischen) Armee unter Leon IV. dem Chazaren (775 — 780) gegen Germani- keia und die Araber: 6270 = 778/9: tovtm rc3 (tu ixafriGt fetorfxa-

pag eig vb Aapexov xai iGtaGiaGev. Aitov 6h 6 (iaGiXevg artiXvGe tic

Gtqatsvpata t&v 'RajicuW, xai eiGfjXd'ov iv Uvgia %iXiadBg 9, &v

9 fyovvto Mijar\X 6 Ja%avodQaxG)v t&v &QaxrjGi(DV^ xai AQtdvaGdog 6 'AQpiviog t&v lAvatoXix&v, xai Tat^dtrjg t&v BovxeXXaQicov^ xa\ KaQiGtaQOtfyg t&v 'AQuevidx&v, xai VgriyoQiog 6 tot) MovGov-

Xaxiov t&v 'Otfixidv&v, xai ixvxX&Gav tijv regpavixeiav. Theoph. 451, 11 — 16. Die samtlichen asiatischen Kavallerieregimenter, ta xegatixu ftipata „die Divisionen jenseits des Bosporus" sind hier aufgeboten. Es sind die alten vorleoninischen Divisionen: Opsi- kion — Anatolikon — Armeniakon und dazu die zwei von der isaurischen Dynastie formierten: Thrakesion und Bukel- larion. Dass keine andren erwahnt werden, stimmt zu unsren Ausfflhrungen; es gab keine andren.

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Ueber die Flotte ist schon gehandelt; der Grossadmiralat (otqk- tfj/og tuv xaQaptOiavGTv) war in zwei Viceadmiralate (Kibyraoton und Dodekanesos) geteilt. Der erstere hat hohern Rang; wir treffen mehrfach einen otQarrjybg t&v KipvQaion&v (Theoph. 410,

6; 424, 5; 465, 20). Manes der Strategos der Kibyraoten kom- mandiert die grosse von Leon dem Isaurier 731 nach der Adria entsandte Armada, welche an dem bilderfreundlichen Papst

Gregor II. ein ahnliches Exempel statuieren sollte, wie Konstans II. am hi. Martin. „Doch der Eitle wurde schamrot, als seine ganze Armada im adriatischen Meere zu Grande ging." Theoph. 410, 8; afflavit Deus et dissipati sunt. Der Drangariat Dodekanesos em- pftLngt in derselhen Zeit den Namen: Aiyatov aiXayog. Ob aber demselben schon damals (wie sp&ter) ein Strategos (Admiral) oder nur ein Drungarios (Viceadmiral) vorstand, konnen wir nicht ent- scheiden, weil der erste uns bekannte Inhaber dieser Stelle, Isaak, der Vater des hi. Theophanes, von dem Biographen des Letztern in der flblichen gespreizten Rhetorenmanier beztlglich seines Amtes technisch ungenau charakterisiert wird: iv v% vx' avvov fiuito- liivy x&v AiycuojteXayiT&v &Q%%. Theoph. II 27, 7. Charakteris- tisch fQr den geringern Rang der Flottenkommandanten ist, dass jetzt — im Gegensatz zum VII. Jahrhundert — keiner mehr den Excellenzcharakter fQhrt. Hierfdr ist eine varia lectio belehrend:

Theophanes (445, 22) 771 erwahnt an der oben erwahnten Stelle bei der Expedition gegen Germanikeia, dass auch die Flotte zur kombinierten Thatigkeit harangezogen wird: 6 61 aroXog r&v Ki- jivQaioTiov xccTccXaficDV fiera IIetQ(ovcc ajtaftagiov xal OTQatrjyov av- u x&v &Qiirj6ev iv ro3 Xty-ivi xov x&Gtqov. ^Ojtad-aQiov xccl 6tQavrjyofy lesen die besten und altesten Handschriften und Anastasius, die jtlngern dagegen jtQ&voGjta&ctQiov. Das ist eine gelehrte Emenda- tion. Den Sohnen einer spatern Epoche wollte es nicht in den Kopf, dass ein einfacher „Schwerttrager" (Gardeleutnant) das Kom- mando tlber die Reichsflotte haben sollte. Sie erhoben ihn offen- bar in gutem Glauben, hier einen Irrtum des Verfassers zu korri- (Protospatharios). 1 gieren, stillschweigend zum Oberleutnant der Garde )

1) Die militarischen Alluren der abendlandischen Pralaten, welche spater da9 Entsetzen der scheinheiligen Griechen erregten, waren diesen in der friihern Zeil keineswegs ganz fremd. Einer der Chefs von Illos' Erhebung ist Bischof Konon von Apameia, welcher das Evangelienbuch mit dem Schwerte vertauscht. Bei dem Pronunziamento der armenischen Division ist einer der Hauptmeuterer der

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IX. Die Themenverwaltuiig unter der amorischen Dynastie (820—867) nach Ibn Hordadbeh iind Kodama ibn (Wfar-el- Bagdadi.

Wahrend wir bis dahin in hochst unzulanglicher Weise aus alien Ecken die zuf&lligen Traditionsreste und Notizen der grie- chischen Gew&hrsm&nner zusammensuchen mussten, und die Dar- stellung in Folge dessen, mehr als wflnschbar, teilweise kombina- torischen Charakter trug, tritt uns nun in dem Kitab al-Masalik wa'l-Mamalik des Ibn Hordadbeh eine hochst zuverlassige, zeit- genossische Quelle ersten Ranges entgegen. Einer der hdchsten Verwaltungsbeamten des Chalifenreichs, mit dem Herrscher der Glaubigen eng befreundet, entwirft eine administrative civil-mili- tarische Beschreibung des Rom&erreichs, welche sich durchweg auf offizielle Quellen und Autopsie stiltzt. Das Werk ist zwischen 840 und 845 nach de Goeje abgefasst, also unter der Regierung Theodora's und ihres Sohnes Michael des Trunkenbolds. Es re- prasentiert die Reichsverfassung, wie sie unter Leon V. dem Ar- menier (813 —820) und Michael dem Stammler (820—829) und seinem Sohne Theophilos (829—842) gait. Sie kennt einige ad- ministrative Aenderungen des Bardas noch nicht, muss also mtlnd- lichen oder schriftlichen Nachrichten ihren Ursprung verdanken, die unter Michael oder Theophilos an den Chalifenhof gelangten.

1 Auch rechnet sie Kreta noch dem griechischen Reiche zu. ) Doch

Bischof von Sinope. Sein character indelebilis hinderte die gottselige Eirene nicht, ihm den Kopf vor die Ffisse zu legen. Unter Kaiser Leon dem Philosophen wollte ein steinalter aber auch steinreicher Kleriker durchaus Gardeleutnant (Proto- spathar) werden, allein der Kaiser wollte nichts davon wissen; er erklarte es kaiserlicher Majestat unwttrdig, einen Priester mit dem Offiziersrang zu bekleiden. Aber der ehrgeizige Priester kam zum Ziel. Er machte Vergabungen zu frommen Zwecken im Werte von 60 Pfund Goldes (65784,96 Mk.), wie die judischen Ban- kiers, am baronisiert zu werden, Hospitaler bauen. Er erreichte seinen Zweck, starb aber nach zwei Jahren. Const, de admin. S. 2 $2. Endlich der okiimenische Patriarch Theophylaktos, Konstantins des Purpurgeborenen Schwager, war ein gewaltiger Sportsman, der sich besser auf Pferdezucht, als die %Qi}

1) Das zwingt uns naturlich nicht, in die ersten Jahre Michaels zuriickzu- gehen. Der abbasidische Staatsmann mochte die halbketzerischen spanischen und 5gyp^scnen Korsaren kaum als richtige Muslimln anerkennen; man war viel- leicht im Anfang noch der Meinung, dass es sich mit Kreta nur urn eine vor- iibergehende Occupation handle, sodass Ibn Hordadbeh die Insel trotzdem zu den byzantinischen Besitzungen rechnen konnte.

Abhandl. d. K S. Oeselltch. d. phil. hitt. CI. Wiwentch. , XLI. 6

Digitized by Google 82 H. Gelzer, wir lassen am besten Ibn Hordadbeh, der sich auf Muslim ibn abi Muslim al Garmi beruft, selbst sprechen (de Goeje S. 77ff.) : Au rapport de Moslim ibn aby Moslim al-Djarmy, Tempire romain se divise en quatorze provinces, administr^es par les d£- legu^s du roi. Trois de ces provinces sont situees de Tautre cot6 de la mer.

1 i. Tafia ^LL ), province qui renferme Constantinople. Ses

1 limites sont, h Torient, le d^troit jusqu ^ son embouchure dans la mer de Syrie, et, k Toccident, la muraille (yj*+M) qui s^tend depuis la mer des Khazares (al Hazar) jusqu'k la mer de Syrie, et dont la longueur et de 4 journ^es de marche. Ce mur se trouve h. 2 journ^es de marche de Constantinople. Les autres limites sont, au midi, la mer de Syrie, au nord, la mer des Khazares.

2. Tarakla Wfja, province situ^e derrifere la pr^dente.

Ses bornes sont la muraille h, Test, la Macedoine au sud, le pays de Borgan (Bulgares) k Touest, la mer des Khazares au nord. Elle a 15 journ^es de marche en long sur trois journ^es en large. On y compte dix places fortifies.

3. Makadunia alijvxiu Ses limites sont, k Test, la muraille; au sud, la mer de Syrie, k Touest le pays des Slaves (al Skalaba); au nord, celui des Borgan. La longueur de cette province est de 15 journ^es de marche; la largeur de 5 journ^es. II y a trois places fortifies.

De ce cot6 du d^troit il y a onze provinces:

4. Aflagunia iui^»&l, qui renferme cinq places fortifiees.

5. al-Oftl-Mati ^-bl* ^k^'*)> nom qui signifie „roreille et

1) Variantes: TalSka, Tajala, Talaja. Tana est pour Tafra. Anm. v. de Goeje. In der Transkription folge ich meinem von uns alien und nicht am wenigsten den Mitgliedern dieser Gesellschaft tiefbetrauerten, unvergesslichen Freunde A. Socin. Zur Erleichterung fur uns Nichtorientalisten, denen die vielverschlungenen Pfade der— Transkription — im Zend z. B. gegen 30 „wissenschaftliche" Transkriptionen weniger gelaufig sind, setze ich allemal die arabischen Formen bei, da deren Lesung fur gewohnliche Sterbliche einfacher und leichter, als die der Transkrip-

tionen ist. 2) Die richtige Erklarung giebt Barbier de Meynard J. A. 1865 S. 475 N. 2. 'l'oreille et Toeil' avtl fidu. Zu schreiben ist: cow (= wt/ov) fidu (= 6ft- fiawov). Die Etymologie ist interessant, weil sie beweist, dass bereits 820—830 diese Vulgarformen in der Umgangssprache — nur diese lernte der Araber kennen — die ublichen waren. Sie zeigt zugleich die echt semitische Eitelkeit, welche durchaus ihre stumperhaffcen „arischen Sprachkenntnisse" an den Mann

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Toeil." Cette province renferme trois forteresses et la ville, actuellement ruin^e, de Nicom^die (Nikomudija).

6. al Obsik yj& )% qui contient dix forteresses et la ville de Nic£e (Nikla) qui est k 8 milles de la mer, au bord

1 d'eau douce dont la longueur est de 12 milles ) et oil sont trois montagnes. II existe une petite porte de communication entre la ville et le lac. Lorsque les habitants sont effray^s par un danger, ils embarquent les femmes et les enfants et les mettent en stlret^ sur les montagnes du lac.

7. Tarkasis j*uu*ij-f qui contient la ville forte cTAfsis (Ephfese) dans le district d'al-Awasi, et quatre autres places fortes. Ephfese est la ville des gens de la caverne. Dans la mosqu^e de cette ville on montre une inscription arabe en m^moire de Tentr^e victorieuse de Maslama au pays des Romains.*)

8. an-Natolus ^^jJLbLJI, c'est-k-dire le Levant; c'est la plus

c grande province de Tempire romain; elle renferme Ammuria ville dont les tours sont au nombre de quarante-quatre, les forteresses (Tal- Alamain, Marg'aS-Sahm, Borgut, al-Miskanin et trente autres forteresses. Au nombre de ses d^pendances on compte encore al-Bitin et al-Mosbatalin.

8 le 9. Harsiun e)j*Tj^" ) sur la route de Malatija; outre cheflieu Harsana, on y trouve quatre forteresses.

4 10. al-Bokollar ), oil T6n remarque la ville d'Ankira, Samala et treize forterresses.

zu bringen, sich gedrungen fCihlt. Aehnlich spreizt sich auch der syriscbe Be- arbeiter des Zacharias Rhetor mit seiner Tertianerkenntniss des Griechischen und macht aus dem alexandrinischen Patriarchen Timotheos, der ein Heruler war, ein Wiesel (aus 'ElodQog ctTXovgog, wie aucb die schlecbten griechischen Handschriften). Noldeke und G. Kriiger haben diesen Sprachstammlermit Unrecht ernst genommen.

1) II faut ajouter probablement: „sur 7 milles en larges", mots qu'Edrisy semble avoir lus dans un de ses exemplaires d'Ibn Khordadhbeh. Anm. von de Goeje. 2) Hier folgt ein Excurs fiber andre Statten der sieben Schlafer, welche, wie heute der ungenabte Bock, an verschiedenen Orten gezeigt wurden.

3) K^y^j^ GarsiQn A; ojt^r * Haraiun C; e)J*~-T^" GarsnSn Edrisi. Die Varianten von A und Edrisi beruhen nur auf falsch gesetzten diakritischen Punkten.

4) Emendation von de Goeje. ^)^fl*J' al Bokolan A, ^j^Jtfif altokolan B. 6*

Digitized by Google 84 H. Gelzer,

ii. al-Arminiak s3Lj*jW, comprenant Kolunija et seize places fortes.

12. 1 Haldija jl^aJLL ), qui est limitrophe de l'Arm&iie (Armlnia) et qui renferme six places fortes.

13. Salukija suSjil du c6t£ de la mer de Syrie, ayant pour limites et la rivifere cTal-Lames; le gouverneur de cette province est charge de la surveillance des d^fil^s (Pylae Cilicae). On y compte Salukija et dix autres places fortes. 2 14. al-Kabadok ), qui a pour limites les montagnes de Tarsus, cTAdana et cTal-Massisa. Au nombre de ses places fortes sont 3 Korra, Hasin ), Antigawa, al-Ag'rab et Du '1 Kila*. Ce dernier lieu est une montagne couronn^e de forteresses; les Arabes lui donnferent le nom de Du '1 Kila (la maitresse des forteresses) £crit avec un k(s), auquel on a depuis substitue un k(/), mais le veri-

4 table nom est Qosastrun ), dont la signification est ^'approchant des ^toiles". Outre les places fortes susdites il y en a quatorze autres. Dans la contr^e des Matamir (souterrains, silos) on compte

5 6 7 8 Mag'ida, Balansa ), Malandasa ), Kiinija ), Malakubija, Badala ), 9 Barbawa ) et Salamun. Le nom de Malakubla signifie „carrifere

1) fcjjds^ B.

2) sJ^LaJI, al-Fabadok A. s-T,LfiJI, al-Kabarok B.

3) 0*^* A?y^ R "> . 4) A hat ^j h M , >... - B lasst den Namen weg. de Goeje emendiert

* I. in*** * OJJ fr un^ erkl&rt S. a Not. r. iyyvg a6xiqoav. Zu lesen ist ^jj ^

Glbistrun = Kv(51<5tq(ov. Anders, aber unrichtig Defremery an der S. 81 N. 2 angefuhrten Stelle S. 270, 271. Auch Ramsay's Identifikationsversuche: Asia minor S. 34°j 341 gehen in die Irre. Noch n&her l&ge Kv£iaxQ(ov zu lesen; Ramsay a. a. 0. S. 306 und 357 Note halt Kyzistra bei Ptolera. V 6, 15 nur fur einen Schreib- fehler statt Kybistra; die Lesart Cyzistrorum in den alten Ausgaben der Patres Nicaeni hat allerdings keine handschriftliche Gewahr; aber durch die Armenier ist die Form Kizistra gesichert. Tomaschek S. 85.

5) 8U*Jj, Ballsa B.

6) &-lJj£, Baldasa B.

7) *-^j^, Karbia A ***j£, Kutia B. Die Pehler beruhen wiederum nur auf falsch gesetzten diakritischen Punkten; ausserdem ist in A r fur y gesetzt. 8) fcJfyJ, Tawala B.

9) !j-*;W Barnawa A. ^j^ Barwla B. de Goeje recipiert die Lesart von A mit einem Fragezeichen; zu lesen ist ^jij^ Barbawa = Uarbis, Warabun, Bar-

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de meules", parce qu'on tire des meules de moulin de ces mon- tagnes. 1 ) Les patrices (Batrika) des Romains (al-Rum) sont toujours

au nombre de douze, dont six resident k Constantinople (al-

Kostantinija), les autres dans les provinces. Ceux-ci sont le patrice

de 'Ammuria, (Batrlk 'Ammuria), le patrice cTAnkira, le patrice de TArminlak, le patrice de Tarakia, province situ^e derriere

Constantinople du cote des Borg'an, le patrice de la Sicile (Si-

kellla), grande ile et vaste royaume en face d'Afrlkija, le patrice

de Sardania, (Sardania) qui gouverne toutes les lies de la mer. Dieser hochwichtige Bericht verdient eine n&here Beleuchtung, wozu M. C. Defremery einen vortrefflichen, von den Byzantinisten 2 natflrlich unbeachtet gelassenen Anfang gemacht hat. ) Dass er Cherson und Charsianon verwechselt, ist dem Arabisten nicht flbel zu nehmen; wohl aber ist anzuerkennen, wie vieles er, nur mit dem elenden Material des Oxoniensis ausgertlstet, doch bereits hat richtig herstellen konnen.

Nach dem Berichte Muslim's ibn abl Muslim-Garmi zerftlllt das ganze Reich in zwei grosse Abteilungen, les provinces de

Tautre cote de la mer (3) und les provinces de ce cote du d£- troit (n). Das ist die echt byzantinischs Reichseinteilung, nur von dem 6stlichen arabischen Standpunkte aus orientiert. Genau so unterscheiden die byzantinischen Quellen unter Nikephoros (810/1) ijtiOvvd^ag dh ra atQarevnara, ov {tovov ix &Qaxrjg, &XXa xa\ r&v jteQanx&v %B^atG)v. Theoph. 490, 4ff. Die asiatischen Pro- vinzen ra jteQarixa ftipctTa. werden bei Theophanes als ein Ganzes sehr haufig erwahnt 455, 2; 462, 7; 475, 21; 479, 16 u. s. f. Ebenso unterscheidet Konstantinos ftipata tfjg dvoeag ijyovv rfjg

bonitanus. Patr. Nic. nom. S. 247. 6 Baqflr\q Georg. Cypr. 454; 1572. Offen- bar identisch ist das (pqovqtov Icyyqbv Ovq^a (v. 1. 'O^jSa, Ovaqa) xalovfuvov. Tbeopban. 120, 31, woraus sich ergiebt, dass der vulgare Sprachgebrauch die offizielle Zuteilung der Stadt zu Pamphylien ignorierte. Ueber Warba vgl. auch

H. Gelzer geogr. Bern. z. d. Verzeicbniss d. Vater v. Nikaa in Festschrift f.

H. Kiepert 1898 S. 60.

1) Der griechischstammelnde Semit leistet sich kindliche Etymologien und erklttrt Makaxoitia (Malocopea Anast.) Theophanes 482, 6, als ware es Mvko- %

Serie T. VII 1866 S. 2395". und bes. 265 ff.

Digitized by Google 86 H. Gelzer,

EvQ&JtriQ und fl^iara rfjg &vatoXf)g fyovv Tfjg'Aoiag. Es ist bezeichnend fflr deren weit fiberragende Bedeutung von 600—900, dass auch noch Kaiser Konstantinos im ersten Buche die asiatischen Themata abhandelt und erst im zweiten die europ&ischen mit der Reichs- hauptstadt beschreibt. So haben wir auch in der Folgezeit einen 6o\iioxi7tog r&v avatoXix&v Q'en&t&v und einen doytiGtwog t&v dvuxwv frffiarcar. Codin. Curop. de off. S. 12, 9, 10. Doch wir wenden uns zur Einzelbetrachtung und zwar zuerst zu den europ&ischen Themata:

Besonders wertvoll ist die Erw&hnung gleich des ersten, bis- her vollkommen unbekannten Themas Tafla oder wie de Goeje ausgezeichnet emendiert Tafra tb rfjg T&iULL> leichter Schreib- fehler ffir ^L3Lt>), dont fait partie Constantinople. Ses limites sont: du cot£ de Torient, le canal ou detroit qui va de la mer des Khazars h la mer de Syrie; au midi, la mer de Syrie; au couchant, un mur s^tendant depuis la mer de Syrie jusqu'k la

mer de Khazars et que Ton appelle Makrun Tihos (g^^V o^**)* ce qui signifie la longue muraille. Ce mur a de longueur quatre journ^es de marche, et il est eloigne de Constantinople Tespace de deux journ^es. La majeure partie de cette province consiste en villages appartenant au roi et aux patrices, et en p&turages pour le b^tail" also ganz, wie die Campagna di Roma zur Zeit der Papstherrschaft, mit ihren Landsitzen der ffirstlichen Nepoten- familien, ihren wenigen Stadtchen und Dorfern und den riesigen Meierhofen, welche den grossen Familien oder geistlichen Kor-

porationen, wie dem Kapitel zu St. Peter, gehorten (oder teilweise noch gehoren). Wie Ardea Eigentum der Herzoge von Cesarini, die volskische Ebene um Cisterna der Gafitani, Correse der Sciarra,

Palestrina der Barberini u. s. w. war, so waren die Ddrfer und

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Stadtchen der byzantinischen Halbinsel Eigentum der haupt- stadtischen Patrizier, kaiserliche Domane oder auch im Besitz der toten Hand, wie der heute noch fiber unermesslichen Grundbesitz gebietenden Aja Sofia. „La majeure partie de cette province

consiste ... en p&turages pour le b^tail, ganz wie J. J. Bachofen in seiner bezaubernd herrlichen Beschreibung des Agro Romano

185 1 sagt: „Die Pastorizia herrscht, so weit die Ebene und die Verbreitung der Malaria reicht. In dem ganzen Lande n6rdlich und stidlich vom Tiber irren die ungeheuren Heerden, in deren Ertrag die grossen Pachter ihren Gewinn suchen, und dasselbe Mittel-Italien, das schon vor Roms Grflndung einen hohen Grad stadtischer Kultur erreicht hatte, bietet heute wieder das lebendige Bild jenes frflhesten Zustandes der menschlichen Gesellschaffc,

dessen Schilderung ein namhafter Schriffcsteller unsrer Tage (Si- monde de Sismondi) aus der Beobachtung des r6mischen Hirten-

1 lebens schSpffce." ) Aehnliche Ursachen haben auch im heutigen England und Schottland ahnliche Wirkungen gehabt, die kleinen Ackergflter vernichtet und auf den Latifundien der Landlords die Weidewirtschaffc in Flor gebracht.

Das Thema rj)e Ta

(?xaQX<>s tfjs xoXeoig); leider sind wir tlber das Detail der unter seiner Disposition stehenden Unterbeamten weniger gut unter- richtet, weil ein Abler Zufall gerade ein Blatt des codex Spirensis ausfallen machte, welches auf der einen Seite die Amtsabzeichen des Prafekten, auf der andern die seiner Disposition unterstellten Beamten enthielt. Dem Prafekten ist auch schon damals der Stadtkreis, die provincia suburbicaria, ^ 'dGrixrj unterstellt. Beim Einfall der Sklawinen sagt Prokopios (de bello Gotth. Ill 40,

456, 14 ff.): xai x&gav rijv 'Agtix^v xccXovudvrjv iXrjtXovto xat ifcovOiccv, adycoTov ix Jtakaiov ohdav^ xm &x avvov Xeiav avvovg

^okk^v riva ivtccOd-a evQtiv £vvr)vi%ftri. In der Aufzahlung der von den Sklawinen heimgesuchten Provinzen werden neben Pannonien,

1) Gerlach und Bachofen, die Gesch. d. R6mer S. 61.

Digitized by.Google1 88 H. Gelzeb,

Dacien, Dardanien, Mosien, Pravalis und Rhodope auch aufgeffthrt

(xv pijv xal @Qccwf]g, xal xov Jtgbg Bv^avxiov MaxQov Tefyovg.

S. Demetrii martyris acta 179C (1361B). xb ngbg Bv&vxiov MaxQbv Tti%og ist hier ganz evident Name einer von Thrake unterschiedenen Sonderprovinz. Wie der Prafectus Augustalis in Agypten und der Prafectus praetorio lllyrici, hat auch der konstantinopoli- tanische Prafectus urbi in nachjustinianeischer Zeit militarische Funktionen flbernommen. 711 schickt Justinian eine Flotte nach

Cherson; an der Spitze steht Vt&Qyiog 6 naxgixiog, xb ijtixXrjv 2vQog, xal yevixbg Xoyo&frrjg; seine beiden Unterbefehlshaber sind 'I&avvrjg 6 (3tuQ%og und XQiOxotpogog, xovQ^aQjrjg x&v &Qaxr]6iG)v. So erklart es sich, dass bei der Verschmelzung des militarischen und civilen Verwaltungsorganismus Konstantinopel seinen be- sondern Oberbeamten des Stadtkreises mit rein militarischem Charakter erhielt. Im Jahr 718 verfflgt Leon der Isaurier die Hinrichtung einer Reihe hoher Beamter, weil dieselben mit dem Umschwung nicht einverstanden waren, der die asiatischen Grenzregimenter zur Herrschaft gebracht hatte; sie hatten von Thessalonike aus und durch die hauptstadtische Garde mit Hilfe der Bulgaren eine Con- trerevolution zu organisieren versucht. Unter den hingerichteten

Spitzen befinden sich der Patricius Isofis, der Komes des Opsikion,

der Protoasecretis Theoktistos und Ntxrjxag 6 I4vd-Qa£ 6 aQ%

Tu%iov. Theophan. 401, 1. Anastasius S. 259 hat et comitem Titichei. Nikephoros S. 62 &qxwv Tn^&v. Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man als eigentlichen Titel des militarisch-civilen

Gouverneurs von Konstantinopel die Bezeichnung xo^g xfjg Taygov,

xoi) Tuyiov oder x(bv Mccxq&v xu%6>v annimmt. Jedenfalls ist Niketas nicht etwa ein Bauinspektor der Stadtmauer, sondern das

Tuxiov, von dem er seinen Titel tragt, ist die Grenze des Stadt-

rayons, xb 'Avaoxaoiaxbv xeixog oder xa Maxga xei%r]. Diese Be- zeichnung wird auch schlechtweg gebraucht in dem Sinne von

„Stadtrayon von Konstantinopel": iv yoiyv xovx

Thema xfjg Tdygov mit dem Thrakischen vereinigt. Konstantinos Porphyrogennetos spricht sich darflber mit der grossten Bestimmt-

heit aus (de them. 44, 8ff.) IIqgjxov tfe'fia xb irti xfjg dvot&g

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1 RvQ&xrjg xeipevov yfjg, tb 6vo{lo^6{ibvov Oqccx^ov ) iv m to Bv^&vtiov

TdQvtai xai tb r(bv ^P&pai&v flaOiXuov. 6ixai6v itixi JtQoxaT&Q%nv Tfjg

EtVQ&nifig yfjg to Bv^avuov^ tijv vfiv o&6av K&vGTavTivovnoXiv, istu xai noXtg i6x\ (iatiiXevovOa rot) te xdapov xavtbg vxtQiypvGa ag

toi) peyaXov K&vGravxivov xai (iatiiXiag rijv ixmvvpiav xXv\Q0V0\ir\Ga6a.

clqx^v 6h rfjg EvQ

zu haben: 6 &vd"6staTog staTgixiog xai (jtaQ%og Tljg stdXeag. Constant,

de cerim. 728, 1. Vgl. Codinus de off. II S. 10, 3 6 (staQ%og. Gretser und Goar (S. 189) in ihren verdienstvollen Kommentaren bringen unter zahlreichen Belegen, die s&mtlich vor das X. Jahr- hundert fallen, wenigstens eine Stelle aus Niketas Choniates tig

9 d istag^ov Tfjg jiaOiXidog 6%r]naT%eTai stoXe&g. Also das alte civile Amt und der alte vorleoninische Titel haben den Divisionskomman- deur vom Graben vOllig verdr&ngt. Und so ist es geblieben bis heute. Der ttlrkische Verwaltungsorganismus, der so viele Spuren der byzan- tinischen Beamtenordnung zeigt, hat noch heute die Stadtpr&fektur, welche einen besondern von den rumelischen, wie den asiatischen Eyalets abgesonderten Bezirk bildet, aber allerdings neben dem Bezirk von Istanbol noch auf dem asiatischen Ufer Beykoz-Kartal

2 (mit Uskudar) Gegbtlze und Shile umfasst. ) Der Name ist Sehr- imaneti. W. Pertsch schreibt mir darflber: „^xl*\ j&z ist recht ttlrkisch gebildet: j&& ist persisch, ^W arabisch und die Art der Zusammenftlgung beider ist ttlrkisch. Das Ganze bedeutet:

Stadtpr&fektur." So hat sich der fstag^og Tfjg stdXmg bis heute erhalten. Derselbe Beamte verwaltet die Hauptstadt von Rum unter Abdul-Hamid-Khan, der sie schon unter Konstantinos dem Apostelgleichen verwaltet hat. Die Division von Thrake sodann ist einfach die europaische. Es war die Grenzhut gegen Norden; bereits unter Maurikios

1) Es heisst gewfihnlich to xrjg Sqi%r\g Oificc, aber hier to dificc to dVofiafo- fuvov Squmbov. Dagegen die in Thrake ursprilnglich ausgehobenen und in Asien garnisonierenden Regimenter heissen stets tb dipcc tb t&v SqcckticIcdv offen- bar = Thracenses. Die Bezeichnung ist griechisch-lateinisch. Wie in der Mtinz- pragung, haben sich wenigstens im VII. Jahrhundert, wo diese Bezeichnung aufkam, noch einige Spuren der alten gemeinsamen Reichssprache erhalten; die alte lateinische Armeesprache spielte im Romaenreich ungefahr dieselbe armselige Rolle, wie heute die deutsche Armeesprache in Oestreich-Ungarn. 2) H. Kiepert Spezialkarte vom westl. Kleinasien. Uebersichtsblatt.

/-

Digitized by Google 90 H. Gelzer, werden ta iv xy Sgdxy GTQaTevpaTa erwahnt (Theoph. 281, 21). Die thrakischen Regimenter hatten erst gegen die Avaren, dann gegen Slaven und Bulgaren unter immer sich mehrenden Land- verlusten den europaischen Reichsteil zu schfltzen, bis schliesslich derselbe auf ein bedeutend geringeres Stflck der Hamushalbinsel beschrankt war, als die Tflrken heute noch besitzen; daneben hatte das Reich fast nur noch einige Seeplatze und die Inseln. Ausserhalb Thrakien gab es demnach nichts zu kommandieren. Im Ganzen zutreffend ist daher Konstantins Bericht tlber die Ent- stehung des Theraa Thrake (de Them. 45, i8ff.): ro dh Tfjg &Qclxrjg fri^a vjtb xov (iaGiXea KwvGTavTivovxoXecog hhaxTo xal eig vxovqyiav avtoi) ixQrm&Ti&i xal ovdirta Tig OTQaTfjybg fjv iv avrtp. &cp oh dh rb ftaonriorjTov t&v BovXydgcov (ftvog iiteQauhd'r] eig tbv "Iotqov jrorajiov, t6tc xal avwg (iatiiXevg Jivayxdaftr] dice Tag istidgopag t&v Uxvd'&v xal ctVT&v t&v BovXydgwv eig fti\iaTog T&fciv dyayeiv avTb xal GTQaTtjybv iv ccvtw %eiQOtov?i6ai. iyiveTO de rj t&v (ictQ-

(iaQ&v JteQctixoOig in\ Tbv "Iotqov xoTapbv eig tcc TiXrj Tf\g (iatiiXeiag

K&vGtccvtivov Toft IlmycovdTov. Unter Leon dem Isaurier um- fasste das thrakische Thema offenbar samtliche Besitzungen der Ostromer in Europa, nachdem man den grosstenteils in partibus fungierenden Prafectus praetorio Illyrici definitiv zu den Toten gelegt hatte. Makedonien wird erst Ende des VIQ. Jahrhunderts ein be- sondres Thema; indessen noch 802 hat Leon der Bruder des unter Eirene allmachtigen Patricius Aetios die beiden Divisionen zugleich unter seinem Kommando, wahrend Aetios eine Art

Feldmarschall ist, Oberstkommandierender tlber samtliche Divi-

sionen jenseits des Sundes 'Ahiog 6 naTqixiog . . Tb xgaTog eig Tbv idiov adeXtpbv (AiovTa) {UTeviyxai (tixevdev, 8i> xal JtQoefidXero povo-

0TQaT7jyov eig Te Tijv &qccxt}v xal Maxedoviav, avTbg dh tcc Mega-

Tixd ftipaTa xaTi%G>v, 'AvaToXixovg xal to '(hfrixiv. Theoph. 475, 20 ff. Es ist also dieselbe Institution, wie unter Maurikios, wo eben- falls ein H6chstkommandierender in Europa und ein zweiter in Asien gebietet, oder wie wir spaterhin einen Domestikos der europaischen und einen der anatolischen Themen haben. Aehnlich war auch schon unter Apsimaros (698— 705) sein hochstf&higer Bruder Herakleios {lovoOTQdTrjyog rtdvTow t&v f£co xapaXXagix&v fapdtmv gewesen. Theoph. 371, 10. Wir sehen, das sind alles ausserordentliche Kommandos, die

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 91 flber den Rang eines gewohnlichen Divisionars und Provinzial- gouverneurs weit hinausgehen. Der erste uns bekannte Milit&r- gouverneur des Thema Makedonia ist 813 'I&avvrjg staxQixiog xal

6TQarrjj>bg Maxtdoviag. Theoph. 501, 1. Die Abtrennung Make- doniens von Thrake und die Erhebung zu einem selbst&ndigen

1 Kommando lohnte sich erst, als Staurakios ) auf seinen ruhm- reichen Feldzflgen die Slaven zusammengehauen und der bedr&ngten hellenischen Nation wieder Luft gemacht hatte. Ende des VIII. und Anfang des IX. Jahrhunderts fassten die Rom&er wieder festen Fuss im Innern des slavisierten Griechen- lands. Unter Michael temulentus (842 —867) wird zuerst ein

Strategos vljg TItXonovvrj6ov erw&hnt: ijtl 6h tfjg (iaGiXeiag Mi%a^X roi) vtoi) ®eo

Opsikion" ist in die drei Divisionen: Paphlagonia — Optimaton — Opsikion zerschlagen. Diese Maassregel ist hOchst wahrschein- lich von Konstantinos Kopronymos nach dem Sturze des Arta- vasdos ausgegangen. Dieser war der letzte Gardegraf, welcher das Kaisertum zu usurpieren versuchte. Dieselbe Politik, welche den gleichfalls bedenklichen]Admiral of the fleet abgeschafft hatte, hat auch die allzugrossen Befugnisse des Generalissimus der asiatischen Garde beschr&nkt; ahriliche Grflnde werden die capitis deminutio des Thema Armeniakon herbeigeftthrt haben, wie wir sehen werden.

1) Staurakios heisst 787 6 tvcccqIklos xal koyo&irr}g iv trj 0?«xfl. Theoph. 462, 6.

Digitized by Google 92 H. Gelzer,

Mit dieser Degradierung des Opsikions mag es zusammen- hangen, dass diesem bis dahin h6chsten Kommando der inharie- rende Excellenzcharakter genommen wurde. Die Strategen des Opsikion ffthren 765 und 796 nicht das Pradikat jtaxgixiog; 799 allerdings erscheint Ilcc&Xog staxQtxiog xat xdnyg xov 'Oifrixiov. Offen- bar jedoch ist dieser Rang nur ein zuf&llig mit der Person des Paulos verbundener und kommt der Charge nicht von amtswegen zu. Denn unter den sechs standigen Patriciaten ausserhalb der Residenz in der Provinz figuriert der Statthalter des Opsikion

nicht. Sehr auffallig ist, dass auch der Statthalter des nicht flber- massig umfangreichen Thema Bukellarion im IX. Jahrhundert

stehend den Rang eines Patricius hat. Das ist urn so auf-

f&lliger, da das gleichzeitig entstandene und durch Loyalitat aus- gezeichnete Thema Thrakesion diesen Rang nicht besitzt. Wahr- scheinlich war die Rangerhohung Belohnung far den grossen Dienst, den die Bukellarier und ihr Chef 793 der Regierung er-

wiesen (S. 98.). Auch sonst zeigt sich die steigende Tendenz, die gar zu grossen Kommandos, deren Inhaber fQr den Kronentrager leicht gef&hrlich werden konnten, in ihrem Umfange zu vermindern. Von dem grossen anatolischen Divisionsbezirk war bereits unter Leon HI. Thrakesion losgelOst worden; jetzt wurden auch zwei Grenzland- schaften abgetrennt und die Gouverneure derselben mit einem selb- standigen Kommando betraut, namlich Kappadokia, die alte Kappa-

dokia II., und Seleukeia, die alte Isauria. Erstere heisst bei

Konstantinos Porphyrogennetos (de Themat. 20, 1 und 10) fj

Hixga Kastxadoxia, r) agxtoig eig ftipaxog ftvopa ^tyfiare^ot'tfa. Gtenauer erzahlt er im de administrando 224, 18, dass Kappadozien frtlher eine Turma des Thema Anatolikon gewesen war und von der Stel- lung einer Brigade zum Rang einer Division erhoben ward: iariov

ort ij tfjg KcutJtadoxfag Ctgat^ytg to rtaXccibv tovQficc i\v x^g t&v HvatoXix&v axQaxriyidog. Schon 863 treflfen wir einen Strategen als Chef der kappadokischen Division. Dagegen Seleukeia bleibt, wenn auch selbstandig, doch entschieden ein Kommando zweiter Gflte; sein Chef fflhrt nicht den Titel axgax^yog (Divisionsgeneral),

sondern nur xXeiaovQagxrjg; er ist Kommandeur einer Grenzfestung

clausura = xa tyvgaiiaxcc xfbv diapdtiem' — xXettfovQccg xy Jtcaoto) c Pa>ficuGn> (pmvy kstoxaXhlv xavxa eic&aGiv. Theophyl. Sim. VII 14,

8. Es erweist dies die hohe Bedeutung, welche ftlr das Reich die

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Grenzlandschaft Isaurien mit ihren „zehn Burgen" hatte. So sagt Konstantinos (de them. 35, 19) ^ xoivvv StXtvxua ov %i\ia %b Jtgiv i%Qr)n&Ti£ev, ovdh GTQatrjyidog ixBxXrJQoro ovopa, &XXa xXeitiov- qcc rig yv xai (pvXccxrj dice rag ixtigopag vcbv ix TccqGov rtQOiovtcw

1 2JccQaxr]VG)v, dice tb etvav xbv xoxov dvaitgdoodov. ) Wir ersehen daraus, dass es drei Rangstufen unter den Divisionen bzw. unter ihren Chefs gab. 1) Die gebornen Excellenzen, 2) die excellenz- f&higen Kommandos, 3) die dritte Gattung. Zur ersten Klasse gehOren die Divisionen, deren Chef allemal Patricius ist, zur zweiten die, wo er bald Patricius, bald ein hoher Militftr mit geringerem

Pradikat (Protospatharios u. s. f.) ist. Endlich die dritte Gattung bilden die Divisionen, welche schon durch den Titel ihres Chefs eine niedrigere Stellung bezeichnen. Er heisst also z. B. in Seleu- keia und Charsianon Kleisurarches „Kommandeur der Grenzfestung". Auch Paphlagonien gehOrt zu diesen weniger angesehenen Divi- sionen (S. 97) und ebenso Optimaton, worflber wir bei Kaiser Kon- stantin hochst charakteristische Aeusserungen finden, oflfenbar den getreuen Abklatsch der sittlichen Entrflstung, welche die haupt- stadtischen Gardeleutnants fiber ein „so wenig feudales Regiment" empfanden (de them. 26, gff.): „Das, ich weiss nicht warum, Opti- matos genannte Thema hat gar keine Gemeinschaft mit den tlb- rigen Divisionen (Themata). Denn es hat nur inferieuren Dienst zu verrichten, weil es ganz niedertrftchtig (oixtgdrccxov) ist und

weder die Ehre hat, in Brigaden (xovQ\itLig) 9 noch in Bataillone {dQovyyaig) zu zerfallen. Sein Chef heisst nur Domestikos. Wenn die Kaiserlichen Majest&ten mit ihrem Heere gegen die Unglau- bigen zu Felde zogen, hatten die Optimaten bei den Kavalleristen der kaiserlichen Garderegimenter Burschendienste zu verrichten.

Denn wer bei den Scholariern {iv xaig 6xoXccig) 9 bei den Hikanaten und den andern feinen Regimentern seinen Dienst mit der Waflfe verrichtete, bekam jeder einzelne einen von den Optimaten zur Dienstleistung befohlenen Mann als Burschen zugeteilt. So hat der Name (Optimaton) kein gutes Renomm^e (t&v fallow) und wird so gering taxiert, wie die Kortelini bei den ROmern (die Kawassen

1) Unrichtig ist es also, wenn Ramsay a. a. 0. S. 423 meint, Seleukeia sei eine Kltiaovgct des Thema Kibyraioton gewesen; vielmehr war es dem Thema

Anatolikon unterstellt, wie er S. 332 N. 1 richtig andeutet. Isaurien hatte, wie Konstantins Worte zeigen, seine Bedeutung im rora'aischen Defensionssystem zu Lande, nicht zu Wasser.

Digitized by Google 94 H. Gelzer, oder Thflrhtlter beim Palais des Generals oder Provinzialgouver-

1 neurs). ) Deshalb hat die Provinz nicht den Rang (t&£iv) eines Themas; auch heisst ihr Chef nicht Strategos (Divisionsgeneral), 2 sondern Domestikos ), der von dem Divisionsgeneral Ordre zu em- pfangen hat und einer niedrigeren Rangklasse (&£iav) angehOrt. Aus folgenden Landschaften werden hierfftr Rekruten ausgehoben, oder richtiger Burschen zum Dienst bei den (flbrigen) Soldaten und bei Seiner Majest&t selbst, aus den Gebieten der Bithyner, der Tarsiaten und der Thyner." Solche Distinktionen sind eine notwendige Erscheinung in einem Gemeinwesen, wo das milita- rische Element dermassen prftvaliert und eine so hoch angesehene Stellung einnimmt, wie dies in Byzanz der Fall war. Es ist ein 8 viel Licht. kleiner Schatten neben ) Endlich die grosse armenische Division ist in unsrer Zeit auf einen kleinern Bezirk beschr&nkt. Von ihr losgelOst ist das, ganz wie Seleukeia, einem KXetaovQ&Qxijg unterstellte Thema Charsianon

(Teile von Galatia I und Kappadokia I). Ti)g Kaartadoxiag . . xb phv neGoyaiov ixX^rj XaQtiiavbv astb XccqOiov rivbg agxovrog roj rota

xcciQti e{)doxi{i'fj6avTog 4v rc3 xgbg IliQGag noXipm. Constant, de them. 20, 4. Wenn an dieser Bureautradition irgend etwas his- torisches ist, so f&llt es doch schwer, die Zeit zu bestimmen. An die Abbasidenkriege des Theophilos oder Michael temulentus kann nicht gedacht werden, da durch Ibn Hordadbeh der Name min- destens schon fQr die Zeit Michael des Stammlers bezeugt wird. Eirene und Nikephoros aber fochten ungltlcklich gegen die Cha-

lifenarmee. Der Grund der LoslOsung ist wohl ein anderer. Kaiser Konstantinos hat 15. Januar 793 den thdrichten Streich gemacht, seine ihm an Geist und kflhner Entschlossenheit weit tlberlegene,

sittlich vOllig verworfene, aber durch ihre Bigotterie bei dem all- m&chtigen Klerus hochbeliebte Mutter Eirene wieder zur Mit-

1) Koqxakivoq KoQtsXlvog = cohortalinus. Gloss. Jur. KoQxekktvog evxikrig

frvQcogbg xov tcqccikoqCov. Sophokles s. v. KoQxaXivog. 2) Wichtig, weil dieser von dem Kaiser so verachtete Titel spater der der beiden Generalissimi von Osten und Europa wurde. Der Titel ist also ahnlich an Glanz gewachsen, wie im VI. und VQ. Jahrhundert Exarchus. 3) Sehr gut bemerkt ubrigens Banduri (S. 283 ed. Bonn.): Quod hie narrat Constantinus de optimatum themate, intelligendum eum loqui de optimatum the- mate quomodo sua aetata erat; quippe prioribus saeculis in pretio fuit optimatum militia.

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1 regentin anzunehmen. ) Das Thema Armeniakon machte in Folge dessen eine kleine Emeute und verlangte stflrmisch seinen Divi- sionar Alexios zurtlck, der seines Kommandos enthoben, nach der Reichshauptstadt entboten und zum Patricius erhoben worden 2 war. ) Das folgende Jahr 793/94 wird die Sache schlimmer: Tov- 9 t(p tc5 (xn dxovtiavxtg 01 'Aq\lbvi&xoi xbqi xov naxQixiov AXe£iov, oxv

ixvtpXtbd"!], itpvXdxiGav xbv Oxgaxfjybv avx&v &6od

KapovXiavdv xai iia&cw 6 (iaGiXeiyg dxiXvtit xbv JtQ&xoGXaftdQiov Kcav-

9 Oxavxivov xbv AQxaOif]Q, xai xbv Xqv6ox£q7]v, GxQaxrjybv x&v BovxeX-

XctQictv, ftara Aaot) x&v Xout&v fren&x&v, xov Jttdaai avxovg. ot 6h

xQoxrjGavxtg JtoXe^ov xgbg avxovg istiatiav d^Kpox^Qovg xai 4xv

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xfjg a ivdixxi&vog . . . pexd 6h xb ayiov JtdG%a ixftixQaxevtitv 6 (latii-

Xtvg xaxd x&v 'AQfiividx&v psxa xai Jtdvxcw x&v Xout&v d'eftdxcov' xai xfj xz xov patov prjvbg xf\g a ivdixxi&vog, faty? xvQucxfj xfjg xtv- xrjxoGxfjg, JtoXeprjGag avxovg , d6Xw x&v 6vv avxolg 'AQpsviwv jtQofo-

9 &g)xox(dv vixifiag avXXa^pdvet avxovg xai dvaiQtl Avd$6vixov, GrtaO'd- qiov xai xovQiidQ%r]V avx&v, xai Qe6

4 ifiaXtv. jiXtovg dh ix rot) xdtixQov avx&v ) deOprjaag iv xy x6Xn eiGr/yaye did xfjg ^qxr^g BXaxiQv&v prjvi iovviw xtf, f^ity? 0, &v irti-

9 ygd^ag xd jtQOG&Jta piXavi xevxrjxci , AQptvidxog ixifiovXog", diioxti- Qtv avxovg tv xb UixeXia xai xaig Xoutaig vrjGoig. Theoph. 468, 23 — 469, 15. Der charakterlose, ganz unter dem Einflusse seiner da- monischen Mutter stehende Kaiser schwachte so selbst die getreusten Stfltzen seiner persOnlichen Herrschaft. In der armenischen Division dienten zahlreicheNationalannenier; Artavasdos, ihrDivisionar unter

1) In ihrer ungewfthnlichen Energie and ihrem hohen Geiste, wie in der mit ausserster Sittenlosigkeit gepaarten Andachtelei erinnert Eirene, welche iibrigens — zu deren Ehre sei es gesagt — die Kirche niemals heilig gesprochen, an die ebenso frommen, als verworfenen Vorkftmpferinnen der Liga, wie Katharina von

Medici, die Herzogin von Montpensier u. s. f. Dass der letztern fanaidsch katho- lische Frommelei nur Deckmantel for die emporendste Schamlosigkeit war, zeigen die Titel ihrer Bibliothek, welche man bei F. v. Raumer, Geschichte Europas II S. 323* nachlesen mag. Auf diesem vergifteten Sumpfboden war Maria Stuart aufgewachsen; das macht den antimonarchischen Zelotismus eines John Knox wenigstens begreiflich.

2) Theoph. 467, 24. Die Stelle ist wichtig, weil wir daraos ersehen, dass damals dies Kommando auch an Nicht-Patricier verliehen ward.

3) Vgl. S. 80 N. 1. 4) Koloneia.

Digitized by Google 94 H. Gelzer, oder Thflrhtlter beim Palais des Generals oder Provinzialgouver-

1 neurs). ) Deshalb hat die Provinz nicht den Rang (td£w) eines Themas; auch heisst ihr Chef nicht Strategos (Divisionsgeneral), 2 sondern Domestikos ), der von dem Divisionsgeneral Ordre zu em- pfangen hat und einer niedrigeren Rangklasse (&£iav) angehOrt. Aus folgenden Landschaften werden hierfftr Rekruten ausgehoben, oder richtiger Burschen zum Dienst bei den (flbrigen) Soldaten und bei Seiner Majestat selbst, aus den Gebieten der Bithyner, der Tarsiaten und der Thyner." Solche Distinktionen sind eine notwendige Erscheinung in einem Gemeinwesen, wo das milita- rische Element dermassen pr&valiert und eine so hoch angesehene Stellung einnimmt, wie dies in Byzanz der Fall war. Es ist ein 8 viel Licht. kleiner Schatten neben ) Endlich die grosse armenische Division ist in unsrer Zeit auf einen kleinern Bezirk beschrankt. Von ihr losgelost ist das, ganz wie Seleukeia, einem KXHOovQdQxrjg unterstellte Thema Charsianon

(Teile von Galatia I und Kappadokia I). Tfjg Kajtjtadoxiag . . xb phv neGoyaiov ixX^Tj XaQtiiavbv astb XaQ6iov tivbg aQ%ovtog roi tote xaigci evdoxnirjtiavtog 4v roj rtQog IHgGag JtoX^iw. Constant, de them. 20, 4. Wenn an dieser Bureautradition irgend etwas his- torisches ist, so fellt es doch schwer, die Zeit zu bestimmen. An die Abbasidenkriege des Theophilos oder Michael temulentus kann nicht gedacht werden, da durch Ibn Hordadbeh der Name min- destens schon far die Zeit Michael des Stammlers bezeugt wird. Eirene und Nikephoros aber fochten ungltlcklich gegen die Cha- lifenarmee. Der Grund der Loslosung ist wohl ein anderer. Kaiser Konstantinos hat 15. Januar 793 den thorichten Streich gemacht, seine ihm an Geist und kflhner Entschlossenheit weit flberlegene,

sittlich v6llig verworfene, aber durch ihre Bigotterie bei dem all- machtigen Klerus hochbeliebte Mutter Eirene wieder zur Mit-

1) KoqxaXlvog KoqxEllvog = cohortalinus. Gloss. Jur. KoQtsklivog evtski^g

frvQcogbg tov tcqccixcoqIov. Sophokles s. v. KoqxccXivos. 2) Wichtig, weil dieser von dem Kaiser so verachtete Titel spater der der beiden Generalissimi von Osten und Europa wurde. Der Titel ist also ahnlich an Glanz gewachsen, wie im VI. und VII. Jahrhundert Exarchus. 3) Sehr gut bemerkt ubrigens Banduri (S. 283 ed. Bonn.): Quod hie narrat Constantinus de optimatum themate, intelligendum eum loqui de optimatum the- mate quomodo sua aetate erat; quippe prioribus saeculis in pretio fuit optimatum militia.

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1 regentin anzunehmen. ) Das Thema Armeniakon machte in Folge dessen eine kleine Emeute und verlangte stflrmisch seinen Divi- sionar Alexios zurflck, der seines Kommandos enthoben, nach der Reichshauptstadt entboten und zum Patricius erhoben worden 2 war. ) Das folgende Jahr 793/94 wird die Sache schlimmer: Toi>- 9 toj rp ftei dxovGavteg oC 'AQpevtdxoi Jtegi tov rtatQixiov AXe£iov, oti itvyXtfftrj, iipvXdxiGav tbv GtQatfjybv avt&v @eod

KapovXiavdv xal iLaftcw 6 (iaOiXevg dstiXvGe tbv JtQ&roGXad'&Qiov Kgtv- Gtavtivov tbv 'AQtaOiqQ, xal tbv Xqv6ox£qtjv, titgatr/ybv t&v BovxeX-

XaQiCDP, (leva Xaoi) t&v Xoirt&v #en&t6)V, to\) Jtidtiai avtovg. 01 6h

XQOvf)Gavteg rtoXepov stqbg avtovg istiatiav dptpotiQOvg xai ixxxpX®-

Oav, xai i6

Xebg xaxa x(bv 'Aqihvi&xwv peta xai Jtdvtcov t&v Xout&v ^e^dxcov' xai xf) xz xov patov prjvbg tfjg a ivdixti&vog, fj^Qa xvQiaxfi tfjg xev-

9 trjxotitfjg, JtoXeprjOag avxoibg, doXcp t&v 6vv avxoig Agy,evicw xgode-

9 d&xoxaw vixtftiag 6vXXap(idvei avtovg xai dvatgei Av<$q6vixov, Gstaftd- qiov xai tovQpdQfflv avx&v, xai SedtpiXov xovQpdQxyv xai FgriydQiov^ z irtiGxojtov 2ivG)jtrig ), vovg 6h Xoutovg ^f^iiaig xai df^ievaeGi xaftvrt- A ifiaXev. %iXiovg 6i ix ro-O xaOtgov avt&v ) detinrjGag iv tfj JtoXei eitirjyaye tiia tfjg JtOQtrjg BXa%eQV&v prjvi iovviip xd, fjntya 0, &v ixi- ygdtfag tk JtQoGmxa piXavi xevtrjtci ,'AQpevidxog irtifiovXog", diioxei- gev avtovg tv te HixeXia xai taig Xoutaig vr}6oig. Theoph. 468, 23 — 469, 15. Der charakterlose, ganz unter dem Einflusse seiner da- monischen Mutter stehende Kaiser schwachte so selbst die getreusten Sttltzen seiner personlichen Herrschaft. In der armenischen Division dienten zahlreicheNationalarmenier; Artavasdos, ihr Divisionar unter

1) In ihrer ungewfthnlichen Energie and ihrem hohen Geiste, wie in der mit ausserster Sittenlosigkeit gepaarten Andachtelei erinnert Eirene, welche tibrigens — zu deren Ehre sei es gesagt — die Kirche niemals heilig gesprochen, an die ebenso frommen, als verworfenen Vorkampferinnen der Liga, wie Katharina von

Medici, die Herzogin von Montpensier u. s. f. Dass der letztern fanatisch katho- lische Frommelei nur Deckmantel fiir die empcrendste Schamlosigkeit war, zeigen die Titel ihrer Bibliothek, welche man bei F. v. Raumer, Geschichte Europas II S. 323* nachlesen mag. Auf diesem vergifteten Sumpfboden war Maria Stuart aufgewachsen; das macht den antimonarchischen Zelotismus eines John Knox wenigstens begreiflich.

2) Theoph. 467, 24. Die Stelle ist wichtig, weil wir daraus ersehen, dass damals dies Xommando anch an Nicht-Patricier verliehen ward.

3) Vgl. S. 80 N. 1. 4) Koloneia.

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Leon EL, war, wie der Name zeigt, ein geborner Armenier (vielleicht Pahlavunier). Der hohe und niedere Adel der Armenier (Nahararkh, oaTQdjtca und Azatkh, *A&toi,) bildeten neben den Iberern den kern- haftesten und tflchtigsten Stamm der romaischen Reiterregimenter (KafialXaQixa bi^tata). Nun erleidet diese stolze Truppe eine schwere Degradation, einige besonders aufsassige und meuterische Regi- menter werden nach Strafgarnisonen versandt, nach Sizilien und den westlichen Inseln, wo der Dienst, ein best&ndiger Kampf mit den spanisch-afrikanischen Korsaren, ebenso verhasst als gefahrvoll war. Im Zusammenhang mit dieser Maassregelung der armenischen Division steht die Dismembrierung ihres grossen Armeebezirkes und die Formation zweier neuer Divisionen, Charsianon (Teile von

Galatia I und Kappadokia I) und Chaldia (Pontos Polemoniakos und Teile von Phasis). Charsianon war bis dahin eine Turma, ein Brigadebezirk des Thema Armeniakon gewesen (s. o. S. 78 N. 1). Der neue selbst&ndig gemachte Kommandant dieser Division erhielt aber vorl&ufig nur einen Titel zweiten Ranges, KXetaovgaQx^g, Grenzburggouverneur. Erst hundert Jahre spater wurde es zur Strategie erhoben. War so das kappadokische Westgebiet abge- lost vom alten Thema Armeniakon, so wurde nun auch die ost- liche Kflstenlandschaft des schwarzen Meeres, der Pontos Pole- moniakos der Civilordnung, und Teile von Phasis als Chaldia mit einem Namen, der seit der Urzeit an diesem von ethnographisch hochinteressanten, zugleich uralten Nationen bewohnten Gestade haftete, als besondres Kommando vom armenischen Armeeverbande wahrscheinlich gleichfalls mit dem Range einer KXeioovga losge- trennt.

IX. A. Die Prftsenzstarke der einzelnen Divisionen nach Kodama.

BeigefQgt hat de Goeje seiner Ausgabe des Ibn Hordadbeh noch „Extraits du livre de Timp6t foncier par Abou'l-Faradj Ko-

dama ibn Dja'far le secretaire" a. a. 0. S. 144 ff. Abu'l Farag Ko- dama ibn Ga*far aus Bagdad hat in seiner Uebersicht der byzan- tinischen Themata einfach Ibn Hordadbeh ausgeschrieben; allein er macht wertvolle Zusatze, welche die damalige Prasenzstarke der einzelnen Truppencorps angeben und eine wichtige Erganzung

zu den oben S. 1 7 S. beleuchteten Zahlen der hauptstadtischen

Garderegimenter bilden, de Goeje S. 197 ff.

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A. Drei Provinzen diesseits des Kanals.

Name der Division Pr&senzstarke

i. Tabla (geschr. Tajala) 24000 Mann 2. Tarakla unter einem Stratlkus .... 5000 „

3. fehlt.

B. Elf Provinzen jenseits der Meerenge.

Name der Division Prasenzstarke 10 1 4. Aflagunia 000 Mann? )

5. al-Optibati 4000 6. al-Opsik 6000

7. al-Tarkasis 6000 8. an-Natolik 15000

9. Salukia 5000 10. al-Kabadok 4000 11. Harsana 4000 12. al-Bokollar 8000 13. al-Arminiak 4000 14. al-Haldia 4000 Summa 70000 Mann.

Die Einzelposten ergeben nur 60000 Mann; es fehlt auch Paphlagonien, dem daher de Goeje vermutungsweise eine Prasenz-

starke von 1 0000 Mann zugeschrieben hat. Ich halte diese Summe fQr unwahrscheinlich bei einer keineswegs angesehenen oder hoch im Range stehenden Division. Paphlagonien ist ein schlechtes Regiment. To 6h ftipa xb zaXovnevov IlayXayov&v

cLQiaiotaxov ffrvog ictl xai irtfyoyov, irtl kvuiGyyvxia ra xai xaxoTQOJtia diafiaXXouevov. Constant, de them. 29, 5ff. Ebenso sagt er zum Schluss der Themenbeschreibung von Paphlagonien bei Anlass einer kindischen Etymologie: ^o^jtrj y&g eiot xai

oveidog za\ i^ovd-ivrj^a tov Scvd-gcorteiov yivovg. Die Paphlagonier wurden als halbe Botokuden betrachtet und das flbertrugen die Gardeoffiziere der Hauptstadt echt kameradschaftlich auf die Leut- nants der paphlagonischen Division. Ware diese 10 000 Mann stark gewesen, hatte sie mehr moralische Achtung genossen. Paphlagonien

1) Haec in codice desuni Nnmerum militum hinc supplere potui, quod totus numerus militum in n thematibus est 60000, dum summa militum in

10 sequentibus est 50000. de Gobjb a. a. 0. S. fov N. i.

Abhandl. d K S. OoaeUioh. d. Wisienioh., phil.hiit. Gl. XLI. 7

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Leon III., war, wie der Name zeigt, ein geborner Armenier (vielleicht Pahlavunier). Der hohe und niedere Adel der Armenier (Nahararkh, aazQajtca und Azatkh, Hfrtoi) bildeten neben den Iberern den kern- haffcesten und tflchtigsten Stamm der rom&ischen Keiterregimenter

(KapaXXaQixa fl^fiatra). Nun erleidet diese stolze Truppe eine schwere Degradation, einige besonders aufs&ssige und meuterische Regi- menter werden nach Strafgarnisonen versandt, nach Sizilien und den westlichen Inseln, wo der Dienst, ein best&ndiger Kampf mit den spanisch-afrikanischen Korsaren, ebenso verhasst als gefahrvoll war. Im Zusammenhang mit dieser Maassregelung der armenischen Division steht die Dismembrierung ihres grossen Armeebezirkes und die Formation zweier neuer Divisionen, Charsianon (Teile von

Galatia I und Kappadokia I) und Chaldia (Pontos Polemoniakos und Teile von Phasis). Charsianon war bis dahin eine Turma,

ein Brigadebezirk des Thema Armeniakon gewesen (s. o. S. 78 N. i). Der neue selbstftndig gemachte Kommandant dieser Division erhielt aber vorl&ufig nur einen Titel zweiten Ranges, KkeioovQdQzrjg, Grenzburggouverneur. Erst hundert Jahre sp&ter wurde es zur Strategie erhoben. War so das kappadokische Westgebiet abge- lost vom alten Thema Armeniakon, so wurde nun auch die ost- liche Kflstenlandschaft des schwarzen Meeres, der Pontos Pole- moniakos der Civilordnung, und Teile von Phasis als Chaldia mit einem Namen, der seit der Urzeit an diesem von ethnographisch hochinteressanten, zugleich uralten Nationen bewohnten Gestade haffcete, als besondres Kommando vom armenischen Armeeverbande wahrscheinlich gleichfalls mit dem Range einer KXeioovQa losge- trennt.

IX. A. Die Prftsenzst8rke der einzelnen Divisionen nach Kodama.

Beigefflgt hat de Goeje seiner Ausgabe des Ibn Hordadbeh noch „Extraits du livre de TimpOt foncier par Abou'l-Faradj Ko-

dama ibn Dja'far le secretaire" a. a. 0. S. 1448; Abul Farag Ko- dama ibn Ga'far aus Bagdad hat in seiner Uebersicht der byzan- tinischen Themata einfach Ibn Hordadbeh ausgeschrieben; allein er macht wertvolle Zus&tze, welche die damalige Prasenzst&rke der einzelnen Truppencorps angeben und eine wichtige Erganzung

zu den oben S. 1 7 ff. beleuchteten Zahlen der hauptstadtischen

Garderegimenter Widen, de Goeje S. 197 ff.

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A. Drei Provinzen diesseits des Kanals.

Name der Division Prasenzst&rke

i. Tabla (geschr. Tajala) 24000 Mann 2. Tarakia unter einem Stratlkus .... 5000 „

3. fehlt.

B. Elf Provinzen jenseits der Meerenge.

Name der Division Prasenzstarke

1 4. Aflagunia 10 000 Mann? )

5. al-Optibati 4000 „ 6. al-Opsik 6000 „

7. al-Tarkasis 6000 „ 8. an-Natolik 15000 „

9. Salukia 5000 „

10. al-Kabadok 4000 „ 11. Harsana 4000 „ 12. al-Bokollar 8000 „ 13. al-Arminiak 4000 „ 14. al-Haldia 4000 „ Summa 70000 Mann.

Die Einzelposten ergeben nnr 60000 Mann; es fehlt auch Paphlagonien, dem daher de Goeje vermutungsweise eine Prasenz- starke von 1 0000 Mann zugeschrieben hat. Ich halte diese Summe fQr unwahrscheinlich bei einer keineswegs angesehenen oder hoch im Range stehenden Division. Paphlagonien ist ein schlechtes Regiment. Tb 6h ftipa tb xaXovptvov TlatpXayovov aQzaioTcctov {ftvog ititl xal irtfyoyov , irtl &vai6xvvxia ra zal TutxoTQom'a diaficdXouevov. Constant, de them. 29, 5ff. Ebenso sagt er zum Schluss der Themenbeschreibung von Paphlagonien bei Anlass einer kindischen Etymologie: ^o(i^ y&q eioi xai ovudog x«i ifcovd-ivrjiia tov Scvd-Qcorteiov yivovg. Die Paphlagonier wurden als halbe Botokuden betrachtet und das tlbertrugen die Gardeoffiziere der Hauptstadt echt kameradschaftlich auf die Leut- nants der paphlagonischen Division. Ware diese 1 o 000 Mann stark gewesen, hatte sie mehr moralische Achtung genossen. Paphlagonien

1) Haec in codice desuni Numerum militum hinc supplere potui, quod totus numerus militum in 1 1 thematibus est 60000, dum summa militum in

10 sequentibus est 50000. de Gobjh a. a. 0. S. Yos N. i.

Abhandl. d K S. OoaellMh. d. Wisaenach , phil.-hiit. Gl. XLI. 7

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hatte sicher eine geringere Prasenzstarke. Dagegen ist die Pra- senzstarke von 4000 Mann fftr das Thema Armeniakon, wenn es auch den Glanz des VII. und beginnenden VIII. Jahrhunderts etwas eingebtisst hat, ausserst unwahrscheinlich; hat doch sein Inhaber noch standig den Excellenzcharakter. Ein Patricius kommandiert aber keine Division von nur 4000 Mann. HOchst- wahrscheinlich ist das Auge des Schreibers auf die nachfolgenden 4000 Mann von Chaldia abgeirrt. Ich verandre demnach die 4000 Mann vom Thema Armeniakon in 10 000 und weise dem Thema Paphlagonon 4000 Mann zu; dann kommandieren die drei asiatischen Excellenzen die drei grOssten asiatischen Truppen- kOrper, namlich:

Anatolikon 15000 Armeniakon 10 000 Bukellarion 8000.

Zum Schluss bemerkt Kodama fiber diese Regimenter S. 199 de Goeje: Le total des soldats de ces onze provinces, qui font

face h, Tempire musulman, s'&feve k 70000 hommes, si nous ne comptons que ceux qui sont enrolls dans la cavalerie ou dans Tinfanterie, sans y comprendre les troupes irr^guliferes. Sehr wichtig ist auch die Angabe fiber die Patriciate Ibn

Khordadhbeh ed. de Goeje S. 80 ff., wonach sechs Patricier in der Stadt Konstantinopel residieren, 6 in den Provinzen. Drei ge-

hSren den jibqccuxcc &i^ata an, der Batrik von 'Ammuria, der Batrik von Ankira und der Batrik von al-Arminlak. Der Patriciat des Strategos vom Thema Bukellarion rflhrt wahrscheinlich von der Expedition des J. 793/4 her, wo Chrysocheres, der komman- dierende General dieser Truppe, bei der Bandigung der meute- rischen armenischen Division hervorragende Dienste geleistet hatte. Das von Konstantin und Eirene so hart gezflchtigte Armeecorps der Armenier wird ihr Landsmann Leon V. (813— 820) wieder zu Gnaden angenommen haben. Er zeichnet nach seiner Erhebung den f&higen und dem gesttirzten Rhangabehause ergebenen Manuel Michael durch diese Charge aus. xai Mavov^X de tbv MixcctjX jtQGJTOGTQ&TOQa jtctTQixioig iyxataXi^ag x«l CtQatrjybv TipriGag t&v

'AQpeviow, „ovx Wei 0e" ftptj „rtQbg tbv %ax ipof> dxliXetifrai jtoXe^ot^ u Ovfi^ovXov tov (iaOiXioig x«i rfjg IlQoxojtiag y*i>6(i£iw. Theophan. Cont. 24, 2ff. Fflr die asiatischen Themata haben wir eine

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 99 glanzende Best&tigung der Richtigkeit von Ibn Hordadbeh's An- gaben in der Beschreibung des grossen Sieges, welchen Petronas der Strategos der Thrakesier, der Bruder der Kaiserin Theodora und des Bardas, 863 unweit Ephesos bei der Ortschaft Poson, am Bache Lalakaon auf dem Gyrisfelde erfocht. Der ebenso fromme, als tapfere General hatte — und das ist fQr die Zeit- anschauung charakteristisch — auf den Rat eines heiligen Monches vom Berge Latros hin an den Schilden seiner s&mtlichen Soldaten Amulette mit der Darstellung des Schutzpatrones von Ephesos, Johannes des Theologen, angebracht, wie Konstantin der apostel- gleiche seine grossenteils heidnischen Scharen, als sie zum Kampfe gegen Maxentius ausrflckten, durch an den Schilden angebrachte

1 Talismane mit dem Monogramm Christi feite. ) Der arabische Peldherr f Amr wurde denn auch „wie eine wilde Bestie" von alien Seiten umhegt und eingeschlossen. Der Geschichtschreiber schildert dies sehr ausftthrlich und genau: „Als Petronas gewahr wurde, dass der Feind an dieser Stelle sein Lager aufgeschlagen, strebte er vor allem danach, ihm jeden Ausweg und jede Moglichkeit der Flucht abzuschneiden. Sofort stellte er auf der Nordseite die Strategen der armenischen und 2 bukellarischen Division ), sowie der von Koloneia und von Paphla- gonien auf. Im Stlden standen die Strategen der anatolischen Division, der vom Opsikion und von Kappadozien nebst den Kleisur- archen von Seleukeia und Charsianon. Gegen Westen hatte er selbst mit den vier kaiserlichen Garderegimentern und den Strategen von Thrake und Makedonien Stellung genommen — denn diese pflegten, wenn mit den Bulgaren Friede war, mit den asiatischen Truppen vereint auszuziehen und zu fechten — er hatte ausserdem die thrakesische Division bei sich." Theoph. Cont. 181, 9— 20. Die vier xay^axa pccOiXixd sind wohl die vier von Kodama aufgez&hlten tdynava xttpaXkaQizd der kaiserlichen Garde: die Scholarier, die Exkubiten, die Hikanaten und die FOderati. Die einzige Ab- weichung ist, dass das Thema Chaldia fehlt und dafftr Koloneia hinzugefttgt ist. Koloneia kann nicht ein andrer Name fflr Chaldia sein; denn das Gebiet des sp&tern Thema Koloneia gehOrte zu Ibn JJordadbeh's Zeit noch zum Thema Armeniakon; ja Koloneia war

1) Oder wie 1870 viele Bayern mit der Walpurgismedaille um den Hals gegen Frankreich zogen. 2) NdactQ x&v BovxeXXccQitov Georg. Mon. 825, 2. 7*

Digitized by Google 98 H. Gelzer, hatte sicher eine geringere Pr&senzstftrke. Dagegen ist die Pra- senzstarke von 4000 Mann fdr das Thema Armeniakon, wenn es auch den Glanz des VII. und beginnenden VIII. Jahrhunderts etwas eingebflsst hat, ausserst unwahrscheinlich; hat doch sein Inhaber noch standig den Excellenzcharakter. Ein Patricius kommandiert aber keine Division von nur 4000 Mann. Hochst- wahrscheinlich ist das Auge des Schreibers auf die nachfolgenden 4000 Mann von Chaldia abgeirrt. Ich verandre demnach die 4000 Mann vom Thema Armeniakon in 10 000 und weise dem Thema Paphlagonon 4000 Mann zu; dann kommandieren die drei asiatischen Excellenzen die drei grOssten asiatischen Truppen- korper, namlich:

Anatolikon 15 000 Armeniakon 10 000 Bukellarion 8000.

Zum Schluss bemerkt Kodama fiber diese Regimenter S. 199 de Goeje: Le total des soldats de ces onze provinces, qui font face k Tempire musulman, s^lfeve k 70000 hommes, si nous ne comptons que ceux qui sont enrolls dans la cavalerie ou dans Tinfanterie, sans y comprendre les troupes irr^guliferes. Sehr wichtig ist auch die Angabe fiber die Patriciate Ibn

Khordadhbeh ed. de Goeje S. 80 ff., wonach sechs Patricier in der Stadt Konstantinopel residieren, 6 in den Provinzen. Drei ge- hOren den foQUTixh &^iata an, der Batrik von 'Ammuria, der Batrik von Ankira und der Batrik von al-Arminiak. Der Patriciat des Strategos vom Thema Bukellarion rflhrt wahrscheinlich von der Expedition des J. 793/4 her, wo Chrysocheres, der komman- dierende General dieser Truppe, bei der Bandigung der meute- rischen armenischen Division hervorragende Dienste geleistet hatte. Das von Konstantin und Eirene so hart gezflchtigte Armeecorps der Armenier wird ihr Landsmann Leon V. (813 —820) wieder zu Gnaden angenommen haben. Er zeichnet nach seiner Erhebung den f&higen und dem gestflrzten Rhangabehause ergebenen Manuel Michael durch diese Charge aus. za\ Mavov^X dh tbv Mix^X

XQ(QT06TQ(XT0Qa Jtatgixioig iyxcctaXifcag xttl (ftgatr/ybv ti^Oag ttov

'AQptvi&v, „ovx tdei Ge" £

GvptiovXov xov (iadiXeog xal tfjg IlQOxoxiag yevo^eviyv.^ Theophan. Cont. 24, 2ff. Fdr die asiatischen Themata haben wir eine

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 99 gl&nzende Best&tigung der Richtigkeit von Ibn Hordadbeh's An- gaben in der Beschreibung des grossen Sieges, welchen Petronas der Strategos der Thrakesier, der Bruder der Kaiserin Theodora und des Bardas, 863 unweit Ephesos bei der Ortschaft Poson, am Bache Lalakaon auf dem Gyrisfelde erfocht. Der ebenso fromme, als tapfere General hatte — und das ist far die Zeit- anschauung charakteristisch — auf den Rat eines heiligen Monches vom Berge Latros hin an den Schilden seiner s&mtlichen Soldaten Amulette mit der Darstellung des Schutzpatrones von Ephesos, Johannes des Theologen, angebracht, wie Konstantin der apostel- gleiche seine grossenteils heidnischen Scharen, als sie zum Kampfe gegen Maxentius ausrftckten, durch an den Schilden angebrachte

1 Talismane mit dem Monogramm Christi feite. ) Der arabische Peldherr f Amr wurde denn auch „wie eine wilde Bestie" von alien Seiten umhegt und eingeschlossen. Der Geschichtschreiber schildert dies sehr ausfQhrlich und genau: „Als Petronas gewahr wurde, dass der Feind an dieser Stelle sein Lager aufgeschlagen, strebte er vor allem danach, ihm jeden Ausweg und jede Moglichkeit der Flucht abzuschneiden. Sofort stellte er auf der Nordseite die Strategen der armenischen und 2 bukellarischen Division ), sowie der von Koloneia und von Paphla- gonien auf. Im Stlden standen die Strategen der anatolischen Division, der vom Opsikion und von Kappadozien nebst den Kleisur- archen von Seleukeia und Charsianon. Gegen Westen hatte er selbst mit den vier kaiserlichen Garderegimentern und den Strategen von Thrake und Makedonien Stellung genommen — denn diese pflegten, wenn mit den Bulgaren Friede war, mit den asiatischen Truppen vereint auszuziehen und zu fechten — er hatte ausserdem die thrakesische Division bei sich." Theoph. Cont. 181, 9— 20. Die vier xaypaxa (iaOiXixd sind wohl die vier von Kodama aufgez&hlten xaypaxa xaftaXXaQixd der kaiserlichen Garde: die Scholarier, die Exkubiten, die Hikanaten und die Foderati. Die einzige Ab- weichung ist, dass das Thema Chaldia fehlt und dafQr Koloneia hinzugef> ist. Koloneia kann nicht ein andrer Name fQr Chaldia sein; denn das Gebiet des sp&tern . Thema Koloneia gehorte zu Ibn JIordadbeh's Zeit noch zum Thema Armeniakon; ja Koloneia war

1) Oder wie 1870 viele Bayern mit der Walpurgismedaille um den Hals gegen Frankreich zogen. 2) NdaaQ t&v BovxeXXa^lcov Georg. Mon. 825, 2. 7*

f

Digitized by Google 100 H. Gelzer, dessen Metropolis, und doch existierte daneben Chaldia. Wahr- scheinlich ist nach KoX&veiag <»«l XaXdiag} einfach ausgefallen. Jedenfalls kann die Errichtung des Thema Koloneia erst in die

1 Zeit der Theodora fallen. ) Die beiden Reiterdivisionen erscheinen mehrfach vereint. Basileios der Makedonier schickt sie gemeinsam aus, eine Razzia zwischen Euphrat und Arsanias zu veranstalten idiy dh xovg XaXdovg zal KoXcoveiccrag vtyv netafjiv %&Q€tv EAxpQdtov x€u 'AqGivov xiXevticcg xaTadQaptiv. Theophan. Cont. 269, i6ff.

IX. B. Die Stadtbezirke der asiatischen Themen nach Ibn Hordadbeh und Porphyrogennetos.

Ibn Hordadbeh erwahnt fast in jeder Provinz die Metropolis und die Zahl der tlbrigen Festungen; wenigstens bei den asiatischen Themen zeigt sich vielfache Uebereinstimmung mit den Angaben des Porphyrogennetos. Die festen Pl&tze des Persers sind die jtoXeig im'arjuoi des Kaisers. Man vergleiche z. B.

Paphlagonia:

qui renferme cmq i^u dh JtoXug irtiarjpovg fj HcupXayovia places fortifies. toOavtag' a phv nrjTQdrtoXw r&yyQav, (} dh

9 'ApaGTQav, y IkoQccv, d /ladifiQav, e lcw6-

stoXiv, ? Ilo^JtrjCovjtoXtv S. 30.

Optimaton:

Cette province ren- fyei dh JtoXetg istiO^ovg roOavxag a phr ferme trois forteresses Nixoiirjtieictv ti)v iiyrgdrtoXtv, /3 dh *EXevov- et la ville . . . de Ni- rtoXiv, y Hquivbtov, d \46xux6v, e IlaQ&evov- com^die. stoXiv S. 27.

Opsikion:

qui contient dix for- (%u dh stoXeig ijtiOrj^ovg xb fte^ia xb teresses et la ville de xaXovpevov 'Otfixtov xo<3avxag, a phv Nfaauxv

Nic6e. rijv {LrjtQOrtoXtv %Qrniaxt£ov0av, /} dh Ko- xvcciov, y doqvXaiov, d Midaiov, ? 'Asta-

{inav, S MvqXuccv, \ Ad^axov^ rj n&Qiov,

ft Kv&xov, T Z4pvdov S. 26.

1) Die fanatische Frau hatte den Krieg gegen die Paulikianer durcb ibr Inquisitionssjstem hervorgerufen; offenbar bezweckte die Erricbtung des neuen Themas die Organisation des Kamptes gegen die ebenso tapfern, als aus guten Griinden jetzt erbitterten Grenzer.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 101

Ibn Hordadbeh rechnet 10 St&dte ohne die Metropolis. Fflr das Thema Thrakesion l&sst sich die Vergleichung nicht durchfQhren, weil hier Ibn Hordadbeh neben Ephesos nur vier Festungen aufz&hlt, Konstantin dagegen nicht weniger als 21 St&dte, aus denen die 4 Divisionsfestungen zu bestimmen nicht ganz leicht ist. Ebenso erwfthnt er im Thema Anato- likon neben der Hauptstadt 'Ammuria 4 Festungen und 30 andere Burgen. Konstantins Paralleltext lasst uns hier im Stich.

Charsianon:

outre le cheflieu Har- tial <$h jtoXeig &ri'tityfceXo(fav(f6g S. 20.

Es sind die bei Hierokles aufgez&hlten Stadtbezirke von

Kappadokia I. Das Thema (xXbigovqo) Charsianon entsprach im IX. Jahrhundert seinem Umfange nach dieser Provinz; erst Leon VI. der Philosoph (886—911) hat umf&ngliche Stflcke von den Themen Bukellarion und Armeniakon mit Charsianon vereinigt. / Bukellarion:

oil Ton remarque la efoi 6h JtoXug at Cv^stXrjQovaaL xb ftipa ville d'Ankyra, Samala x&v BovxeXXccQiov xotiavxai a phv AynvQa,

HfjTQOrtoXig fj x&v raXax&v, /3 ) et treize forte- jtoXig, ouu c&xrj prjxQOJtoXig x&v MaQiav- resses. dvv&v, Y^HgdzXeia, d IlQOvGi&g, s xb Trjiav.

S. 28 ff.

'iGxiov Zxt istl Aiovxog xov (piXoxQt^tov

deGrtdxov fatb xov ftipaxog x&v BovxeX-

XaQuov eig xb Kaititadoxcbv d'ifia iiexexid'tjOav

xavxa xa /5cfo>da, fyot fj xortoxrjQrjGia Baqixag,

fj xo^oxrjQfjOia BaX(lad&vog, ij xo3toxrjQfj6ia

'Atirtovag xa\ ij xo^oxr\qr\6ia 'AxaQpoibg. de administrando 225, 5ff.

'ltixiov Zxi ix\ Aiovxog xov

Xagirov eig xb #^ft« XagOiavov nexex&rjGccv

xatixa xa (tavda, %xoi ij xojtoxrjQfj6ia xov

MvQioxeapaXov xojtoxrjQtjGia xov rtfit'ov , ?J

/

Digitized by Google 100 H. Gelzer, dessen Metropolis, und doch existierte daneben Chaldia. Wahr- scheinlich ist nach KoXovaiag

1 Zeit der Theodora fallen. ) Die beiden Reiterdivisionen erscheinen mehrfach vereint. Basileios der Makedonier schickt sie gemeinsam aus, eine Razzia zwischen Euphrat und Arsanias zu veranstalten idif dk tovg XaXdovg xai KoXcoveiccrag vtyv fiera£u %&Qav Eahpq&tov xcd 'AqGivov xtXtvdag xatadQafiew. Theophan. Cont. 269, l6ff.

IX. B. Die Stadtbezirke der asiatischen Themen nach Ibn Hordadbeh und Porphyrogennetos.

Ibn Hordadbeh erwahnt fast in jeder Provinz die Metropolis und die Zahl der flbrigen Festungen; wenigstens bei den asiatischen Themen zeigt sich vielfache Uebereinstimmung mit den Angaben des Porphyrogennetos. Die festen Pl&tze des Persers sind die jtoXeig iaiarjuoi des Kaisers. Man vergleiche z. B.

Paphlagonia:

qui renferme cinq fya dh JtoXng isti6'f)y,ovg fj IlccyXayovia places fortifies. toGavTccg' a phv prjtQOrtoXw r&yyQav, (i dh

9 'AiiaGTQccv, y Ucqqccv, d JadipQctv, e l6-

JtoXiv, IloiirtrjtovrtoXiv S. | 5 30.

Optimaton:

Cette province ren- fjrfi de rtdXeig i^iO^fiovg xoGavxag a phv ferme trois forteresses Nixo^daav ti]v prjTQOrtoXiv, (I dh *EXevov- et la ville . . . de Ni- rtoXiv, y Ugaivexov, d \46xaxov, e IlaQd'evov- com^die. aoXw S. 27.

Opsikion:

qui contient dix for- (%h dh rtdXeig ijttOrj^ovg xb ftipa xb teresses et la ville de xaXovpevov 'Oiffixtov xoOccvxag, a phv Nixauxv

Nic6e. xijv iirjtQortoXiv iQWax^ovaavS P ^ ^°" 9 xvaiov, y doQvXcciov, d Midaiov, 1 Ajta-

puav, S MvqXuccv, f Aapifraxov, rj H&qiov, # Kvfyxov, 7 "Afivdov S. 26.

1) Die fanatische Frau hatte den Krieg gegen die Paulikianer durcb ibr Inquisitionssystem bervorgerufen; offenbar bezweckte die Erricbtung des neuen Themas die Organisation des Kampfes gegen die ebenso tapfern, als aus guten Grtinden jetzt erbitterten Grenzer.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 101

Ibn Hordadbeh rechnet 10 St&dte ohne die Metropolis. Fflr das Thema Thrakesion lasst sich die Vergleichung nicht durchfQhren, weil hier Ibn Hordadbeh neben Ephesos nur vier Festungen aufzahlt, Konstantin dagegen nicht weniger als 21 St&dte, aus denen die 4 Divisionsfestungen zu bestimmen nicht ganz leicht ist. Ebenso erw&hnt er im Thema Anato- likon neben der Hauptstadt 'Ammuria 4 Festungen und 30 andere Burgen. Konstantins Paralleltext lasst uns hier im Stich.

Charsianon:

outre le cheflieu Har- eial 6h JtoXeig ijtiCrm-oi noetic t^v rtQ&trjv

irtccQxiav (tb XctQtiictvov) tiCOaqtg KcuG&Qeicc sana \^~A/ onytrouve HrjTQOJtokig . . 6h JtoXig NvGOcc, y &£Qnd, quatre forteresses 6 'Peyertodavdog S. 20.

Es sind die bei Hierokles aufgezahlten Stadtbezirke von

Kappadokia I. Das Thema (xXhgovqo) Charsianon entsprach im IX. Jahrhundert seinem Umfange nach dieser Provinz; erst Leon VI. der Philosoph (886—911) hat umfUngliche Stflcke von den Themen Bukellarion und Armeniakon mit Charsianon vereinigt. / Bukellarion:

ou Ton remarque la fiVrl 6h JtoXng at av^XrjQofyOaL tb &i^a ville d'Ankyra, Samala t&v BovxeXXccQiov toGccfttai a phv lAyxvQa,

lirjtQOJtoXig $ t&v FaXat&v, fih KXctvdiov- \9l4jc) et treize forte- fi rtoXig, xcu cStfj ^rjtQOJtoXig t&v Mccqiccv- resses. tivv&v, y *HQ&xXeicc, 9 IIqovGi&q, 1 tb Trjiov.

S. 28 ff.

9 l6tiov <5rt ix\ Aiovtog rof)

detirtdtov htb tov ftipatog t&v BovxeX-

XctQicjv eig tb Kttrtrtadox&v ftipa pttttiftrjGav

tavtcc tit (iavdec, fyoi ij tostotrjQTjaia Baqitag,

fj vortotrjQYjGia BaXfiafi&vog, ij tostotrjQfjOia

9 'A<5rtovag xai ij tojtotrjQrjtiia AxctQ(ioi)g. de administrando 225, 5ff. 'Iotiov 3rt &rl Aiovtog tov

tieGrtdtov &rtb tov ftipatog t&v BouxsA-

tietetid-rjGccv I XaQtcov Big tb #^(i« XagOiavoi)

tatita tic (iavda, fjtoi ij tortotrjQfjGia rof> I

fj tortotrjQrjaia tipiov ! MvQioxe

Digitized by Google 102 H. Gelzer,

2JtavQof) xal ij tortotrjQrjGia BegivovXoXicjg,

xal iyivovto tovQpa rj vitv Ilaviava Xeyo-

liivtj. Const, a. a. 0. 225, i5ff. Wir haben also im Thema Bukellarion vor der Neuordnung Leon's VI. 5 Stadte 4 Banda oder Vikariate + 3 Banda oder Vikariate, also im Ganzen 12 Banda; wenn die Zahlen Ibn Hordadbeh's richtig sind, fehlen uns drei Namen.

Armeniakon:

ComprenantKolunia Tfjg tfh Kaxaadoxfag 7) vvv ovopa&tai [ f ' AQt»™*6»^°i *^»S t' i*|««Stf ««,>»*«, (jl^S) et seize places |

~ , 1 ZdXixog, "Avdqarta, ApivGog, Atoxai-

! a&Qtux, UivArtrj. S. 21, 5ff.

1 'if dh KoXtoveta xaGtgov \iiv ictiv d%vQG)-

tcctov xal XQr}y,v(bdeg' xal ix ro-Drfe tov |

jtoXtOtiavog £Xcc(ie fj %&Qa tf\v fo&vvpiav

tov xaXeiOftai KoX&veia . . icrtaQ%}\ di icti

tfjg MtXQccg 'Aqptviag, ag^onivrj phv ajtb

NeoxaiOageiag . . . xccl tov xaXovpivov

xqov (igovg, stXatwopevr] dh agog te tijv 'AQapQaxTjv&v JtoXiv .... xal dirjxovtia

{liXQi NixostdXecjg xal tfjg xaXovpivrjg

Te

S. 31, 7ff-

*0\ioi&g 6h xal tb fti\ia tf\g 2Je(ia6teiag

Ttal avtb ix t^g dtvtiqag lAq^eviag Sut&Qxetai.

S. 32, 2ff.

9 l6tiov ott istl Aeovtog irof)

dtOitotov .... &xb tov ftipatog t&v l4pfif-

vidxojv eCg tb toi) XagOtavoi) fra'fia fi*r-

I

eted"q0av tavta ta (iavda fjtoi f) toi) Awfto-

6q6[iov tojtotrjQfjOfa) 7\ tojtotrjQTjOia Tapiag

xal eig tijv to^Q^iav rot) XaQGuxvoi) tf\v i eiQtj^ivrjv petetiftriOav. de admin. 225, 2 off.

'Idteov oti irtl Aiovtog rof'

dtGitotov fj A agio 6 a tovQ\ia tfjg 2k/3a-

otaiag fy. de admin. 227, 6ff.

*H 6h Kapaxa ij roi)p(ta axqa KoXoveiag

fa. de admin. 226, 8.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 103

Wir haben 16 Pl&tze, Koloneia mit eingerechnet, also einen weniger, als Ibn Hordadbeh angiebt, wenn dieser nicht irrttlmlich Koloneia von der Summe ausschliesst.

Chaldia:

qui renferme Six To dh xaXov[ievov ftipa XaXdia xa\ fj places fortes. iirjTQOrtokig TQccrte£°vg *EXXtjvg)v eiolv

1 daoiKiai. ) de them. 30, gff.

ij de xf}g KeXx^tjvfjg xovgpa vxb xr\v

XaXdiav fy. de admin. 226, 9. xa de av(D x«l ^eOoyaia xfjg Mutg&g

'Agpeviag eiol rtgooipia. xovxo de rtiGxovxai

; £$ avx(bv x&v ovopaxcoV Vj xtyag KeXxtyvij xai 6 xal j xaXovn^vr] Evigixyg xb roi^dvov. de them. 30, 11. I

Zu Chaldias festen Pl&tzen gehoren sicher Trapezus und Keltzene; die flbrigen mogen sich unter den von Trapezus ab- hangigen Bischofsitzen befinden vgl. Georg. Cypr. ed. H. Gelzer

1642 ff. 6 Xegiavwv, 6 Xafiaxo^ovg^ 6 XaX, 6 Ilaifleg (heute Baiburt), 6 Kegaiieav, 6 Jegiov, 6 Bi^avcov. (Der Name Justinianupolis war also wieder in desuetudinem gekommen.)

Seleukeia:

On y compte Sa- Tec de avo UeXevxeiag xai peGoytua xaXel- lukia et dix autres xai AexartoXig, xal (6x1 a per Veg^avixov- places fortes. jtoXig, (i dh TixiovxoXig, y Ao\iexiovxoXig,

d ZrjvovrtoXig, e NeartoXig, s KXavdtovrtoXig,

f FAQTjvovjfoXtg^ T/ KaiOageut, ft Aavfadog, T AaXiGavddg, iv y xb Gxovxdgiov xov ayiav lieyaXon&QXVQog Seod&gov iv xaj tqovXXco xof) vaov avxov drtoxgipaxai. S. 36, 6— 13.

Eappadokia:

Mit dieser Grenzprovinz, welche die arabischen Reiterscharen so oft durchstreiften, ist Ibn Hordadbeh besonders nahe vertraut. Wahrend er sonst in der Kegel nur die Metropolis nennt und

1) Die Worte scheinen nicht ganz richtig iiberliefert zu sein. Nach Xcckdia wird etwas ausgefallen sein und vieUeicht ist nach TQa^oUg einzuschalten

Digitized by Google 104 H. Gelzer, die Zahl der Kastra angiebt, zahlt er hier eine ganze Reihe St&dte auf.

i. Korra (pQovgtov vb xaXovnwov Kogov. de them. 21, 5.

1 2. Has In ) = Hisn as-Sakaliba (das Slavenschloss).

3. Antigua.

4. al-Agrab. 2 Du'l Kila* Gosastrun = Herakleia-Kybistra s. S. 5. oder 84. ) Daneben noch 14 zdarga, von denen er in der Gegend von Ma- tamir noch erwahnt:

6. Ma^ida.

7. Balansa (v. 1. Balisa).

8. Malandasa.

9. Kunla.

10. Malakubia = Malakopea Theophanes 482, 5. n. Badala, B liest: Tawala = Andabalis. 12. Barbawa.

13. Salamun.

Die Namen sind h&ufig verschrieben; ihre Identifikation ist darum mit Schwierigkeiten verknflpft, weil die Araber fQr ihnen bekannte Orte haufig eine abweichende Nomenklatur gebrauchen

(Du'l Kila ), wie dies namentlich die Namen der Reiserouten bei Ibn Hordadbeh zeigen. Man denke nur, wer wtlrde in Bee Wien wiedererkennen, wenn er es nicht sonst wftsste. Konstantin (de

them. 21, 3ff.) hat ausser Koron nur die Hieroklesstadte: Tvava,

1) yf'O' A j&>m B S. *.* Note m. Es ist zu lesen: q^^; es ist

vielleicht JUlLkaJt 0*^*1 *?isn as-Sakaliba gemeint, das in den Expeditionen der

Araber eine grosse Rolle spielt vgl. Ibn Khordadhbeh S. II. S. 82 der Uebers. A tfe^Jl oder e)'-**" o**', al-Hisn oder Hisn Sinan S. (72 der Uebers.); dies

kccGtqov wurde gut passen, weil die Route ist: Derb (Pylae Ciliciae) — Tuwana () — Hirakla (= Kybistra) — Hisn Sinan.

2) Vgl. auch Ramsay, the historical geography of Asia Minor S. 340 ff. Er versucht eine Reihe von den arabischen Quellen genannte Stadte zu iden- c tifizieren, aber mit sehr unsicherm Erfolge; bei Dul Kila geht er ganz in die Irre.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 105 doxfbv eig xb xov XaqCiavov ftipa xmbxa xa (iavda pexex£d, r]6aVi fjxoi % tovQtia KaGljg i£ dXoxXifjQov xccl ^ xojtoxrjQTjGicc .NvOGrjg pexcc xfjg KaiOageiag. Bei dem Feldzuge des Jahres 806 erobert Harun ar-Rasid eine Reihe kappadokischer Kastra. xcd jtoXioQxrjaag jtagiXa^e xo xe ^HgaxXeog x&Gxqov 6%vqg)xccxov stavv vrtaQ%ov xai xijv ®rj(ia6av

9 xai xijv MaXaxortiav xai xijv UtdrjQOJtaXov xai x^v Av6qcc66v. asti-

CxuXe <$h xovqOov %iXta6ag £, xal xaxfjXfrev tcog 'AyxvQag, xcci iGxoQrj- aag xavxr/v vstiaxQetfev. Theoph. 482, 48; • Nach Ibn-al-Athir und 2 Ibn Chaldun (bei Weil Gesch. d. Chalifen II 160 ) nahm Schurahil 1 die Festung Sakaliba oder Sakalia ) und Dabesa, Jezid die Feste Sasssaf und Kunia oder Malkunia und Abd Allah die Festung Dsu-1-Kala. Kunia identifiziert Weil ganz verkehrt wegen der Variante mit Malakopea; aus Ibn Hordadbeh ergiebt sich, dass die beiden St&dte nichts mit einander zu thun haben. Ein merkwtlrdiges Faktum verdient der Erwahnung. In Ibn Hordadbeh's Reichsbeschreibung werden vollstandig die beiden Flottenprovinzen, die Themen Aeg&on Pelagos und Kiby- raoton mit Stillschweigen tlbergangen. Ein Zufall kann das nicht sein. Die Kaiser des VIQ. wie des beginnenden IX. Jahr- hunderts gehSren samtlich dem asiatischen Generalstab an. Die Dynastiengrtinder und Usurpatoren, Leon der Isaurier, Artavasdos, Leon der Armenier, Michael der Stammler und Thomas sind alle Mitglieder der hohen asiatischen Generalitat, welche durch die Schaffung ihrer vorzflglichen Kavallerieregimenter die Geissel Kleinasiens, die auf schnellen Rossen dahersprengenden MavQotpdgoi, zuritckjagten und ihnen allmahlich die Lust zu ihren blutigen Razzien grflndlich austrieben. Die alte romische Legionarordnung war unter Herakleios gegenflber den allahrufenden Beduinen- scharen so jammerlich zusammengebrochen, wie die europaisch gedrillten Truppen des Khedive vor den lanzenfQhrenden Der- wischen des Mahdi. Da haben die neu formierten romischen Reiterregimenter, die KapaXXagixa d-i^axa^ und ihr glanzendes grossenteils aus Kleinasiaten, Armeniern und Iberern bestehendes Officiercorps den Kampf gegen die schwarze Fahne der Abbasiden aufgenommen und siegreich zu Ende gefahrt. Ganzlich vernach- lassigt wurde die Flotte, was sich bitter rachte. Nicht nur Kreta

1) Hisn-as-Sakaliba S. Tl.

/

Digitized by Google 106 H. Gelzer, ging unter Michael dem Stammler an die spanischen Korsaren verloren; auch Sizilien Hess sich nicht halten trotz der helden- miltigen Anstrengungen des Makedoniers Basileios, welcher den

Verlust dieser wichtigen Provinz nicht aufhalten konnte. Es ist bezeichnend far die damalige Zeit, dass Ibn Hobdabbeh die beiden

Flottenprovinzen keiner Erw&hnung fflr wert halt.

C. l)ie Art der beiderseitigen KriegsfBhnmg.

Wie vollig der Kampf zwischen Kreuz und Halbmond im VIQ. und IX. Jahrhundert ein Reiterkampf war, beweisen uns die beiderseitigen Berichte fiber die Art der Kriegsffihrung. Aus Kodama's Bericht ergiebt sich namlich, dass die Araber an eine Eroberung des durch sein ausgebildetes Defensivsystem trefflich geschtltzten Rdmerreichs gar nicht dachten; es sind nur Razzias, ffir welchen erhabenen Dienst im Namen Allah's man sich mit Ernst und Grfindlichkeit vorbereitete. Kodama S. 199 berichtet: Nous d^crirons h present une de nos invasions (razzias) en pays ennemi, afin que le lecteur puisse s'en former une id^e precise. I/expedition qui exige la plus grande energie de Tarmee, est, d'aprfes tous les gens d'exp^rience parmi les habitants des me frontiferes, Tinvasion dite printanifere. Elle commence le ii d'Aijar (Mai), aprfes que les chevaux ont 4t6 mis au vert au printemps et bien nourris, et dure 30 jours, c'est-^-dire le reste d'Aijar et dix jours de Haziran (Juin). Pendant ce temps, on trouve au pays romain une p&ture abondante, de sorte que les chevaux jouissent comme d'une seconde saison printanifere. A leur retour, les gens passent 25 jours, soit le reste de Haziran et cinq jours de Tammtiz (Juillet) h, soigner leurs betes et k les engraisser. Ensuite on se r^unit pour Texp^dition d'et£, qui com- me mence le n de Tammuz et qui dure 60 jours. Quant aux invasions hivernales, tous les gens d'exp^rience s'accordent k dire que, dans le cas oil elles sont necessaires, il faut avoir bien soin de ne pas p6n6trer bien avant, mais de se borner k une expedition de 20 jours aller et retour compris, de sorte que chaque soldat puisse charger sur son cheval les pro-

1 visions necessaires. ) En outre, il faut les faire dans les derniers

1) Also ganz wie bei den R5mern. Die arabischen Soldaten, welche Brot, Kase, Wein und Oel in geniigender Quantitat mitschleppen, sind nattirlich Kaval- leristen, die damit ihre Satteltaschen fiillen.

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 107

ie jours de Sabat (F^vrier) et la premiere moitie d Adar (Mars) parce qu'on trouve k cette epoque, Fennemi, hommes et cava- lerie, dans la condition la plus faible, tandisque les troupeaux y sont en abondance. Puis nos troupes devront se hater de retourner, afin de mettre leurs chevaux au vert. Damit vergleiche man nun die entsprechenden Mitteilungen des genialen Kaisers Nikephoros, dem Schlumberger ein so schones Denkmal gesetzt, in seinem Memoir fiber den Guerillaskrieg an der

Arabergrenze (jteQi xaQadQoufjg aoXtyov) S. 196 Hase. Diesen hatten die Byzantiner zur formlichen Kunst erhoben und technisch vorzfig- lich ausgebildet. Welche Schwierigkeiten derselbe einem militarisch weit flberlegenen Volke gegenfiber landeskundigen, in der Heim- tficke des Franctireurskampfes erfahrenen Halbwilden bereitet, haben frflher die Franzosen gegen Abd-el-Kadr, die Russen gegen Schamyl, die Englander gegen die Afghanen und heute Nordamerika gegen die Tagalen zu ihrem grossen Schaden kennen gelernt. Ueber die Art, wie die Griechen die Organisation einer solchen arabischen Razzia grossen Stiles beobachten, und ihre Gegenmass- regeln treffen, berichtet Kaiser Nikephoros folgendes (S. 196 Hase): „Wenn wir Kunde erhalten von der Ausrfistung und dem Auf- bruch eines grossen Heeres — es geschieht dies gewohnlich im Monat August; da versammeln sich die grossen Heere; denn in diesem Monat ziehen die Heerhaufen aus Aegypten, Palastina, Phonizien und Hohlsyrien nach Kilikien hinab und in die Land- schaften um Antiochien und Aleppo, und indem sie im Monat September noch die Araber herbeiziehen, unternehmen sie ihre Expedition gegen das Romerland — in diesem Zeitpunkte also, wo die Ansammlung der feindlichen Heerhaufen vor sich zu gehen

1 pflegt, muss man die Trapeziten (L&ufer, cursores) ) haufiger aus-

1 schicken, die sg. Tasinakia, ) und recht viele zuverlassige und

1) xccGivdxta vgl. 189, 2 ce.no x&v &7toCxskkofiivtov %axaC%6iuav %qi\ xag

Kiv^asig x&v (poaadrcov avctficcv&avuv , %al XQccne£lxag imkiyeti&ai yswcttovg xal avdQElovg o9g 01 'AqjjUvioi xccaivaqtovg xaXovGi xal iv xolg yiaxQudoig aitoyQcc

Digitized by Google 108 H. Gelzer, brauchbare Kundschafter. Auch den Kaufleuten muss man den Eintritt gestatten. Ebenso stellt man sich freundlich zu den Emiren, welche den Befehl in den auf den uns benachbarten Hflhen ge- legenen Schldssern (xdaxga) haben. Man schickt ihnen Briefe und Diener mit Geschenken. Durch diese vielgestaltige Betriebsamkeit gelingt es bisweilen sichere Kunde von den Planen und Absichten der Feinde zu erlangen, ferner von den Zahlen der angesammelten Armeen an Reiterei und Fussvolk, ebenso von den Namen ihrer Generate, und gegen welche Landschaft sie die Expedition zu leiten gedenken. Hat man nun zuverlassige Nachricht von der Bewegung der Offensivarmee und weiss, auf welcher Strasse sie ins Rdmerreich einbrechen wollen, versammelt man alle Armeekorps, und begiebt sich nach den Hochpassen der Grenze. Ein erfahrener Brigade- general (Turmarches) oder sonst ein hoher und fithiger Militar wird sodann mit auserlesenen Reitern dem Feinde entgegengesandt, bevor er noch einen Einfall in unser Land hat machen konnen. Jener aber heftet sich an ihre Fersen, beobachtet sie und macht von ihren Bewegungen dem General en Chef fortgesetzt Mit- teilungen."

Sehr instruktiv ist nun auch von der andren Seite die Be- schreibung der Feldzugsordnung aus der Regierung des Kaisers

Basileios I. (867 —880), wie er bei Konstantinos Porphyrogennetos (de cerim. Byz. I pp. 444 und 445) vorliegt. t Vjtod, aOig x&v (iaOiXixcbv xafztidicav xal vjt6^vt]6tg x(bv &jtXrjxx(ov.

Eioi xa ibtXrjxxcc.

IIq&xov artXrjxxov' eig xa MaXaywa. 4e{>T£Qov' <«$> xb doqvXnov. TqItov eig xb KafioQxiv. TixaQxov ug KoX&vwcv.

IliiiJtxov' eig Kai^dgetav.

[*Exxov* eig 'AQpeviaxovg eig xbv da&ii&vcc.]

1 xi ) 6 dopitixixog x(bv 6%oX(bv xca 6 GxQccirjybg x&v 'Otfixicav

6(peiXei vitavxav xg> (iatiiXu eig xa MaXdyiva;

1) Die notwendigen teils von Ramsay, teils von mir gemachten Aenderungen habe ich gleich in den Text aufgenommen, setze aber, damit der Leser sich ein unabhangiges Urteil bilden kann, Reiske's monstrSsen Text hier in die Anmerkung

(de cerem. 444, 5 ff.): on 8 tixqccxriybg x&v &Q

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6 dh GxQaxrjybg x(bv &Qaxrj6 ix&v eig xb JoQvXeiov*

J 6 GTQcctrjybg x&v AvaxoXix&v xal 6 OXQaxrjybg ZeXevxeiag 6(pei-

XovGiv vrtavxav rc5 jiaGiXei eig tb KafloQxiv.

"Oxe ei (iaV itixi xb xafceidiov eig TccqGov, xa Xoutcc ftipaxa 6

XovGiv oxoGmQeveGftat eig KafibQxiv, oi dh rtqbg xa (i^ xtfg 'AvaxoX^g byeiXovGiv vitavxav rco ficcGtXei 6 phv Kartrtadol; xal 6 XccQGiavixrjg xal 6 BovxeXX&Qig eig KoXmviav, 6 dh 'AQpeviaxog xal 6 IlayXaymv xal 6 UepaGteiag eig KaiGageiav.

^Oxe eig TetpQixrjv, xa 'AQpevidxa fttyaxa 6

Qevecftai eig xbv Bafrvv *Pvaxa.]

Das heisst:

1. Uebersicht der Kaiserlichen Marschronten mid Verzeichniss der Lagerstationen.

i. Station: in Malagina

2. Station: in Dorylaon

A. 1 3. Station: in Kaborkion

4. Station: in Kolonia

5. Station: in Kaisareia

[B. 6. Station: im armenischen Divisionsbezirk, in Dazimon.]

Bemerkt sei, dass der Oberst der Palastgarde und der Divi- sionskommandeur der asiatischen Garde mit dem Kaiser in Mala- gina zusammentreffen mtlssen; der Kommandeur der Thrakesischen Division dagegen in Doryleion. Der Kommandeur der anatolischen Division (ferner) und der Kommandeur von Seleukeia mtlssen mit dem Kaiser in Kaborkion zusammentreffen. Wenn nun der Marsch nach Tarsos geht, mtlssen demgemass die flbrigen Divisionen sich in Kaborkion sammeln; dagegen von den Sstlichen Armeebezirken mtlssen die Chefs der Kappadozischen, Charsianitischen und Bukellarischen Divisionen in Kolonia, die Chefs der Armenischen, Paphlagonischen und Sebastenischen Divi- sionen in Kaisareia mit dem Kaiser zusammentreffen.

CypX&v xal 8 axQctti\ybg x&v 'Avaxokixmv xal 8 CXQaxrjybg ZeXevxeiag ocpelXovaiv inavxav rc5 fiaadei eig xb Kapoqxiv. oxe el \dv iaxi xb xa^etdtov eig Taqaov, xcc koina dipaxa dcpelXovtiiv catoocooevea&ai eig KoX&vucv, el dh 7tqbg xcc (ii^i] xr\g

^AvaxoXf^g oyeCXovciv vitavxav xw fiaadei 6 ftiv Kannddo^ xal 8 XaoGtavtxrig xal

8 BovxeXkdqig eig KoXcbviav, 8 tie 'Aqfieviaxog xal 8 TLaykayiov xccl 8 ZepaOxeiag eig Kaiadouav. oxe xcc 'AQfieviaxa difiaxa oqpeikovaiv anoaatQeveo&ai eig Teq>oe- xtjv, eig xbv Ba&vv 'Pvaxa.

Digitized by Google 110 H. Gelzer,

[Wenn eine Expedition gegen Tephrike unternommen wird, haben die armenischen Divisionen sich beim Bathys Rhyax zu versammeln.]

Der Text ist ausserst ungeschickt und schwerfellig redigiert wahrscheinlich von einem hohen Milit&r, der besser mit dem Schwerte als mit der Feder umzugehen verstand. Der Text bei Reiske ist dnrch zwei Dittographien entstellt.

Nach &qccx7]Clcov 445, i ist xal 6 OtQatriybg r&v 'AvatoXixwr aus dem Folgenden wiederholt; dadurch ist der Strategos des Opsikion ausgefallen und der Domestikos der Scholarier an den falschen Platz geraten; ebenso ist 445, 6 KoXwviav far Kajiooxiv verkehrte Doublette aus 445, 8. 444, 5 habe ich nach Ramsay on ftlr ore geschrieben. ei dh statt ot 6h 445, 6 ist einfacher Itacismusfehler. Endlich den Zusatz tlber die Expedition gegen die Paulikianer habe ich gleichfalls, Ramsay folgend, gebessert. Der Bericht war mir lange unklar, weil ich Ramsay's Besserungen (the historical geography of Asia Minor S. 202 und 203 vgl. namentlich auch S. 219) zu Grunde legte. Indessen, so grosse Verdienste er um die erstmalige Aufhellung dieses dunkeln und schwierigen Schriffc- stilckes hat, seine Aenderungen sind z. T. etwas gewaltsam; auch hat er nicht erkannt, dass wir hier die Leitgrunds&tze ftlr zwei vollst&ndig verschiedene Expeditionsztige, nach Tarsos und nach Tephrike, vor uns haben. Ramsay hat mit Recht bemerkt, dass 445, 6 eig KoXaviav widersinnig ist. xa Xoutu ftipara sind Anatolikon und Seleukeia. Die in Koloneia sich sammelnden Ostlander stehen im Gegensatz zu den „flbrigen Divisionen". Diese mfissen schon an einer frilheren Station zur Reichsarmee gestossen sein; nun wird im voran- gehenden Satze gemeldet, dass dies in Kaborkion zu geschehen pflege. Dieser Name ist in den Text zu setzen. Ramsay's Kon- jektur Saniana mutet den Westdivisionen dem Zwecke der Expe- dition nicht entsprechende Marsche zu. Kolonia ist trotz Ram- say's Widerspruch die stoXig stoXvmvv{iog Garsaura — Archelais —

Civitas Colonia — Taxara (vgl. Ramsay S. 284 ff.), heute Ak- Serai. Auch der von Ramsay in den Text gesetzte UtQatrjybg t&v

'OtfrifiajToi' muss wieder heraus, weil es nach dem ausdnlcklichen Zeugnisse des Konstantinos Porphyrogennetos einen solchen nicht giebt. Sodann vergesse man nicht, dass bei diesen Expeditionen

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. Ill lediglich die Kavallerieregimenter ins Feld ziehen, ganz wie bei den Arabern. Infanterieregimenter, wie die Optimaten, haben lediglich die Ehre, als Stallburschen den Herren Kaval- leristen aufzuwarten oder als Trainsoldaten deren und der Herren

1 Offiziere Gep&ck zu besorgen. ) Fllr die Schlachten sind sie nicht zu gebrauchen. 1st aber demgem&ss der Text in Ordnung ge- bracht, so ist der ganze Bericht vollig klar. Wir haben eine Beschreibung der regelm&ssigen kaiserlichen Expeditionen nach Kilikien. Expeditionen nach Kommagene, wie Ramsay annimmt, gehoren erst dem X. Jahrhundert, der Epoche der geschw&chten Chalifenmacht an; unsre Marschroute ist hundert

Jahre alter. Man scheide nun aus Station 6 und die Bemerkung fiber die Expedition nach Tephrike. Das sind zwei unter sich zusammen- h&ngende, nachtr&glich angefftgte Zusatze zum ursprflnglichen Texte, welche mit diesem rein gar nichts zu thun haben. Ich habe sie deshalb der bessern Uebersicht wegen eingeklammert. Nun ist alles klar. Wenn der Kaiser einen Kreuzzug gegen die Ungl&ubigen unternimmt, macht er fflnf Stationen. Die erste ist im Optimatengebiete in Malagina. Nach meiner Wiederherstellung stossen auf der ersten Station die Generate der hauptstadtischen und der asiatischen Gardekavallerieregimenter zu ihm. Ramsay lasst den Strategos der Opsikier erst in Dorylaon zum Kaiser stossen. Dafflr kann man geltend machen, dass Dory- laon in der That im Thema Opsikion liegt; indessen Nikaa, der Sitz des Generalkommandos der Opsikier, liegt viel naher bei Malagina, als bei Dorylaon. Auch hat es eine gewisse innere

Wahrscheinlichkeit fflr sich, dass die gesamte Garde gleichzeitig sich an das kaiserliche Feldlager anschliesse. Wohl aus politischen Grtlnden — viele Kaufleute, Unterthanen des Chalifen sind in 2 — der Reichshauptstadt, darunter zweifellos bagdadische Spione ) reist der Kaiser mit moglichst kleinem Gefolge und unbemerkt aus der Residenz ab, um den Krieg zu ffthren. Nikephoros, wie uns Liudprand erzahlt, geht in seinen auf der asiatischen Seite ge- legenen Tiergarten, um Waldesel zu jagen. Der Gesandte wird

i) Nach InN Hordadbeh (S. 82) gehoren zu jedem Korps von 6000 Kaval- leristen 6000 Stallburschen d. h. beritten gemachte Infanteristen. 2) Die arabischen Kaufleute werden von der AbbSsidenregierung zu diesem Behufe so gut verwandt, als die griechischen vora ostrSmischeu Militarkabinett.

Digitized by Google 112 H. Gelzer, selbst in den Park geftthrt, offenbar, darait er sich personlich von der Richtigkeit der offiziOsen Angabe fiberzeuge. Nachher erf&hrt er, dass S. M. nach Syrien abmarschiert seien.

Die zweite Station ist Dorylaon. Diese erreicht das kaiser- liche Heer nach vier Tageritten vom Auszug von Konstantinopel an gerechnet. (Ibn Khordadhbeh S. 82.) Die herrlichen Thermal- anlagen wurden daher von den angestrengten Kavalleristen gerne bei dem Rasttage benutzt. Hier stosst nun nach Ramsay's schOner Vermutung der Chef der thrakesischen Division zur Kaiserarmee. Der Marsch geht weiter durch das Axylon, die baumlose phry- gische Hochebene nach Kaborkion. In Kaborkion vereinigt sich mit der kaiserlichen Armee die anatolische Division, deren Chef im nahen Amorion, „der Stadt der 44 Tttrme", sein Standlager hat, und ebenso die Division Se- leukeia. Warum muss dieses so weit im Stlden garnisonierende Armeekorps einen so grossen Umweg machen? Auch das erklart sich aus den historischen Verhaltnissen. Seleukeia war eine xXei- govqcc, ein Grenzburgkommando des anatolischen Divisionskom- mandos. Der Kleisurarches wurde zwar unabhangig gemacht, be- zog aber noch unter Leon dem Weisen (um 890) seinen dem inferieuren Rang entsprechenden knappen Gehalt von fftnf Pfund Goldes (4568,40 Mk.). So vollst&ndig ist aber sein Verhaltniss zu der grossen anatolischen Division noch immer nicht gelSst, dass er nicht mit seinem ehemaligen Chef dem Kaiser zugleich aufwarten muss. Wird nun eine Expedition gegen die kilikischen Araber unter- nommen, so bewegt sich die kaiserliche Armee weiter nach Ko- lonia; dort stossen zu derselben von den ostlichen Divisionen: Kappadokia, Charsianon und Bukellarion. Dagegen die drei Divisionen der Paphlagonier, Armenier und

von Sebasteia (erst unter Basileios I. von Armeniakon losgetrennt)

1 haben Ordre, sich in Kaisareia zu sammeln. ) Diese auf den ersten

Blick fftr Paphlagonien aufMlige Ordre erklart sich aus der geo- graphischen Natur dieser Provinz. Von Gebirgen rings umschlossen und durchzogen, oflnet sie sich nach dem Stromgebiete des Halys. Die Division zieht daher Amaseia zu, dem Sammelplatz des Thema

1) Natiirlich ist es nur ungeschickter Ausdruck, wenn es heisst, sie .ver- einigten sich in Kaisareia mit dem Kaiser. Daselbst sammeln sie sich und ver- einigen sich wohl erst in Tyana mit der Hauptarmee.

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Armeniakon, und von hier auf der altrdmischen Heerstrasse fiber 1 Komana Pontike nach Sebasteia, wo das dritte Korps (Sebasteia )) zu den Paphlagoniern und Armeniern stosst, urn mit diesen ge- meinsam ostlich vom Halys nach Kaisareia (Mazaka heute Kai- sarijeh) zu marschieren. Den weitern Verlauf des Feldzuges ver- schweigt der kaiserliche Schriftsteller. Das Wahrscheinlichste ist, dass die Kaiserarmee von Archelals-Kolonia sudostlich und die Osttruppen auf der Strasse fiber Nazianzos und Andabalis sildwest-

2 lich nach Tyana (Tuwana der Araber) ziehen. ) Dort endlich ver- einigt sich das ganze Heer, und, wenn nicht die Araber durch einen Einfall ins Romerreich bereits das Pr&venire gespielt haben> konnen nun die Operationen beginnen. Ueber Faustinupolis, Lulua und Podandon erreicht nun die kaiserliche Armee 'die Pylae Cili- ciae und das feindliche Gebiet. Ueber die Expeditionen nach dem armenischen Osten haben wir nur die zwei abgerissenen Notizen, dass das kaiserliche Stand- lager auf den durch Futterreichtum ausgezeichneten Wiesen von Dazimon sich befindet zwischen Neokaesareia (Niksar) und Sebas- teia (Siwas) ungef&hr in der Mitte. Wie kommt es dorthin? schwerlich fiber Kaborkion. Wahrscheinlich nimmt der Kaiser dazu die bequem gelegene und direkte Marschroute fiber Ankyra und Tavia. Die „armenischen Divisionen" (d. h. Armeniakon — Chaldia — Koloneia — Sebasteia und vielleicht auch Charsianon) erhalten Ordre, am Bathys Rhyax „am tiefen Sturzbach" etwas ndrdlich von Sebasteia ihn zu erwarten. Von da geht es gegen „das berfichtigte Tephrike, wo einst Chrysocheir, der verrufene R&dels- ffihrer der manichaischen Ketzer und der noch teuflischere Kar- beas geboten hatten, bis sie Basileios, der christusliebende Basileus, der glficklichste und frommste unter den Kaisern unsrer Zeit ver-

i) Man vermisst die Erwahnung von Chaldia. 2) Anatolikon und Kappadokia sind als unmittelbare Nachbarn die im Krieg mit den gottgeschlagenen Agarenern erfahrenste Truppe, daher besonders wichtig, vgl. Niceph. Aug. de velitatione bellica praef. 185, 5 ff. Hase: BagSag 6 paKaQt- xr\q KccicccQ iv xoig yenovovGi x% Taqaw ^ifuxd^ xrj xs Kccmzadoxta xal tg> 'Ava- toA^xcS CxQccxriytbV) pvQiaiug xccg x&v TaQoiw xal xcbv Xoi7Ubv Kdhuov Svvdfuig ixqaviidxiaB, xcci (tiyiaxa %ax ccvxcbv aviaxtjCaxo xgoTtaict. Bardas hat diesen guerilla- massigen Reitergrenzkrieg methodisch ausgebildet und der treffliche Offizier, welcher des Kaisers Nikephoros, dieses genialen Strategen und Taktikers Werk zur Ver- Sffentlichung zurechtredigierte und bevorwortete, bekennt sich in seiner bescheidenen Weise als der dankbare Schuler dieses grossen Meisters in der Kriegskunst.

Abhmndl. d. S. Oeselltch. K d. Wiuentch. , phil.-hist CI. XLI. 8

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tilgte und in die Hollenschluchten des Abgrundes warf", sagt sein bewundernder Enkel, Kaiser Konstantinos der Purpurgeborene (de

them. 31, 1 5 flf-)-

D. Die Formierung des Heeres nach Ibn Hordadbeh.

Ibn Hordadbeh hat in seinem unsch&tzbaren Berichte auch einen besonderen Abschnitt der Heeresformation und der mili- tarischen Hierarchie gewidmet, den ich am besten hier wieder im Wortlaut von de Goeje's Ubersetzung (S. 84) gebe: Le role de Tarm^e comprend 120000 hommes. Un patrice (Batrik) commande 10 000 hommes. H a sous ses ordres deux tourmarkhes (Turmarhan, Tumarhan B), qui commandent chacun 5000 hommes. Chaque tourmarkhe a sous ses ordres cinq drungaires (Trun^arin), qui commandent chacun 1000 hommes. Sous les ordres de chaque drungaire (Trungar) sont cinq comes (Kamasisa), commandant chacun 200 hommes. Chaque comes (Komes) a sous ses ordres cinq kontarkhes (Kontarhin), qui com- mandent chacun 40 hommes. Chaque kontarkhe (Kontarh) a sous ses ordres quatre d^karkhes (Dakarh), chacun commandant 10 hommes. Kodama, der Ibn Hordadbeh ausschreibt, macht noch fol- genden interessanten Zusatz fiber den Instanzengang beim Be-

1 schwerdeweg S. 196 ): Tout soldat qui £prouve quelque dommage en fait rapport k son superieur, c'est-k-dire au dekarkhe, celui-ci k son superieur et ainsi de suite jusqu'au roi. Par ce moyen le roi est mieux instruit qu'aucun autre de tout ce qui se passe dans Farmee, et si quelqu'un vient k mourir, on peut le remplacer sans delai. Ibn Hordadbeh fehrt dann fort:

La paye (des officiers) est, au maximum, de 40 livres (ritl, litra) d'or; elle descend k 36, k 24, h, 12, k 6 et jusqu'k 1 livre. La paye des soldats varie entre 18 et 12 d&iare par an. Mais ordinairement elle n'a lieu que tous les trois ans. H anive meme qu'on paye, en une fois, la somme representant quatre, cinq ou six ann^es de service.

1) De Goeje bemerkt hier: Ces mots se trouvent sur la marge de la main d'Ahmed ibn Mobarakschah, sans indication qu'ils appartiennent an texte. II me semble ponrtant tres probable qu'ils doivent etre attribues a 1'auteur.

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Aus einer andern Quelle giebt er noch folgenden Zusatz fiber den Krieg8dienst S. 85:

Une personne qui connalt trfes bien le pays des Romains dit que la paye des officiers varie entre trois et une livre d'or. Or chaque livre vaut quatre-vingt-dix mithk&l. Les Romains ad- mettent dans le role de leur arm£e les jeunes gens imberbes. Ceux-ci re<;oivent un d&iare la premifere annee, deux d&iares la seconde, trois la troisifeme et ainsi de suite, jusqu'k leur douzieme ann^e de service, lorsqu'ils touchent le pays eomplfete de douze d&iares

II n'ya pas de marche dans le camp romain. Chaque soldat est oblige d'amener chez lui le biscuit, Thuile, le vin et le fromage, dont il aura besoin.

Was das Offizierkorps betrifffc, so sind alle Namen klar mit Ausnahme des Kontarh. De Goeje S. 84 N. 2 bemerkt: Kon- tarkhe est une abbreviation de H^katontarkhe, proprement com- mandant de 100 hommes. Le man. B a 100 au lieu de 40, mais en conservant le nombre de cinq. (Test une correction bas£e sur la signification originelle du titre. Die richtige Erg&nzung giebt eine wichtige Stelle der Acta des hi. Demetrios 181 C (1369 A). xati6trj6t yaQ 6 avtbg MavQog sttvraqxovg xai rtevtrjxovT&Qzovg zai dtnaQ%ovg. Der Pentarchos ist der comes, deren es fflnfe giebt, dixaQxog ist ebenfalls klar; also ist das Mittelglied Pentekon- tarchos = Kontarh des Ibn Hordadbeh. Wie der Name andeutet, enthielt die Compagnie ursprflnglich 50 Mann; die etatmassige Mannschaftszahl wurde aber spater auf 40 herabgesetzt, obwohl die ursprflngliche Benennung fflr die Offiziere blieb. Wir k6nnen ungefehr folgende Gegenflberstellung mit unserer

Annee versuchen (s. Tabelle S. 116 u. 117). Die Tabelle S. 118 zeigt sodann, welche Truppenteile und welche Offiziere jeder einzelnen Charge untergeordnet sind. Man ersieht z. B. daraus sofort, dass ein Drungarios 1 Bandon,

5 Pentarchien, 25 Pentekontarchien, 100 Dekarchien und 1000

Gemeine befehligt, oder dass von ihm Befehle empfangen 5 Komites, Gemeine. 1 25 Pentekontarchen, 100 Dekarchen und 1000 )

1) Um das Wagniss dieses Versuches nicht gar zu dilettantisch ausfallen zu lassen, habe ich als iaxqaxevtog mich bei der Ausarbeitung der beiden folgen- den Tabellen der Unterstutzung und des Beirats zweier gebildeter Unteroffiziere vom hiesigen Bataillon zu erfreuen gehabt, wofiir ihnen aucb an dicser Stelle

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In der romischen Armee.

Ihr unter8tellte Heeres- Charge. Mannschaften. kOrper. i) Patricius .... 2 Turmen 1 0000 Mann

2) Turmarches . . . 5 Banda 5000 „

3) vacat — —

1 4) Drungarios . . . 5 Pentarchien 000 „

5) Komes 5 Pentekontarchien 200 „

6) Pentekontarchos . 4 Dekarchien 40 „

1 7) Dekarchos . . . Dekarchie "> 1,

Wir wenden uns zu den Gagen der Militars. Hier haben die Gewahrsmanner Ibn Hordadbeh's offenbar nicht so genaue und ins Einzelne gehende Mitteilungen erhalten, als im Interesse der Sache zu wtinschen ware, Die wissbegierigen Araber haben ihre Nachrichten wohl bei Beamten oder befreundeten Kaufleuten ein- gezogen. Bureaukratie und Kaufmannschaft thun aber stets ausser- ordentlich geheimnissvoll, wo es sich urn das Metall als Wert- messer handelt. Erstere betrachten die Hohe ihrer Gehalter, letztere den Ertrag des Jahresumsatzes als ein hochheiliges, der

mein Dank soil ausgesprochen werden. Das Studium von Dilthey und ahn- lichen hochst nutzlichen commentarii militares des deutschen Soldaten haben mir viel erwunschte Aufklarung verschafffc. Ein Vergleich der beiderseitigen Zahlen- verhaltnisse, besonders der Umstand, dass im rOmischen Heere schon von der Turma an jeder grossere Truppenkorper nicht in zwei, sondern in funf kleinere zerfallt, hat uns veranlasst, das Regiment als Heerkftrper aus dem ro'mischen Armeeschematismus auszuscheiden und von der Brigade gleich zum Bataillon iiberzugehen. Der Leser wird sehen, dass durch diese Aenderung rOmische und deutsche Heeresbestandteile sich in der Gegenuberstellung leidlich entsprechen. Bemerkt sei noch, dass die deutschen Zahlen sich auf die Prasenzstarke im Kriegsfall beziehen und dass die des XI. Armeekorps im wesentlichen zu Grande gelegt sind, weil diese meinen Gewahrsmannern am genausten bekannt waren, ich also ziemlich sicher ging, keine veralteten oder ungenauen Angaben zu erhalten.

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In der deutschen Armee.

Ihr unterstellte Heeres- Mannschaften (Kriegs- Charge. kflrper. prasenzstarke).

i) S. Exc. der Divisions- 2 Infanteriebrigaden 1 2 000 Infanteristen

kommandeur . . . (1 bzw. 2 Cavallerie- (-f- 1 400 Cavalleristen

brigaden, 1 Artillerie- u. s. f.)

brigade u. s. f.)

2) Brigadekommandeur 2 Regimenter 6000 Mann

3)Oberst u. Regiments- 1 Regiment

kommandeur . . . (= 3 Bataillone) 3000 „

4) Major u. Bataillons- 1 Bataillon 1000 Mann im Durch-

kommandeur . . . a 4 Compagnien schnitt

5)Hauptmann undCom- 1 Compagnie (3 Zuge, pagniechef .... 6 Korporalschaften) 250 Mann 6)Leutnant und Zug-

fiihrcr 1 Zug 80 „ 7)Unteroffizier (Kor-

poralschaftsftihrer) . 1 Korporalschaft 30—40 „ profanen Menge unter keinen Umst&nden preiszugebendes My- sterium. So erfuhr denn Ibn Hordadbeh auch nicht genau die Soldhohe jeder einzelnen Charge, und wenn wir auch mit Zuver- sicht sagen konnen, dass 40 Pfund Goldes die Besoldung des Patricius war, so wird es mit den folgenden Stufen schon schwieriger. Indessen einen Anhalt gewahrt uns „die gesetzlich vorgeschriebene Besoldungsskala fflr die Provinzialgouverneure (Strategen) und fQr die Grenzburggouverneure (Kleisurarchen), wie sie unter unserm christusliebenden Herrn und Kaiser Leon ausgezahlt wurden". Ri&iv aC zata tvjtov qoyav t(ov 6tQccrrjyG)v

xal xXeitiovQccQz&v , xccQ-oyg iQoytvovto irii Aiovrog vov

l I. 20. Klasse: 40 Pfund Goldes = J(. 36547, ) Dahin zahlen: 1) Anatolikon, 2) Armeniakon, 3) Thrakesion.

II. Klasse: 30 Pfund Goldes = < If. 27410, 40.

Dahin gehoren: 1) Opsikion, 2) Bukellarion, 3) Makedonia. HI. Klasse: 20 Pfund Goldes = JL 18273, 60.

1) Dabei ist nach Mommsen und Marquardt der Solidns Konstantins zn

1 2 JL 69 „\ angenommen.

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118 H. Oelzer,

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Diese ist bereits zahlreicher: i) Kappadokia, 2) Charsianon,

3) Pamphlagonia, 4) Thrake, 5) Koloneia. Zu dieser Klasse gehort auch 6) der Strategos von Chaldia, der zwar nur 10 Pfund Goldes Besoldung erhalt, aber ebenso viel aus den Zollen (KovpiQxiov) seines Gebietes einnimmt. Eben- dahin gehflrt endlich 7) der Strategos von Mesopotamien, der ilberhaupt kein Fixum ausgezahlt erhalt, dem aber die gesamten Zolleinnahmen seiner wichtigen Grenzprovinz zukommen, sodass er in Wahrheit, wie alle auf Sporteln angewiesenen Beamten, sich bedeutend besser wird gestellt haben, als seine fixierten Kollegen. IV. Klasse: 10 Pfund Goldes = Jt 9136,80. Diesen Gehalt be- ziehen die drei Viceadmirale.

1. Kibyraoton. 2. . 3. Aegaon Pelagos.

V. Klasse: 5 Pfund Goldes = JL 4568,40. Diesen niedrigsten Gehalt beziehen die autonom gemachten Kleisurarchen.

1. Sebasteia. 2. Lykandos. 3. Seleukeia. 4. Leontokomis. Diese ganze feste Ordnung erstreckt sich also nur auf die xtQatiza #tyata und auf die beiden, schon unter Michael dem Stammler bestehenden europaischen Themata, Makedonien und Thrake. Dagegen in den Westlandschaften hatte die Provinz selbst die Besoldung ihres Generalgouverneurs aufzubringen. Wahrschein- lich war das alte Uebung in den Exarchaten und gilt noch unter

Leon fflr Sikelia und Langobardia. Die zahlreichen seit Theophilos und Michael III. errichteten europaischen Themata (8), wozu noch Cherson kommt, bringen auf diesem Wege den Gehalt ihres

Generalgouverneurs zusammen. 'totiov, on 01 tfjg dvoecog atga- trjyol ovx igoyevovto dia to Xanfiaveiv avtovg artb tmv idiojv avtwv

1 ftap avow tag idtag avt&v Gvvrjftetag ) xat (tog. Nach diesem Schema lassen sich vermutungsweise die Zahlen Ibn Hordadbeh's den einzelnen Chargen zuweisen. Die Paralleli- sierung zeigt, dass die Makedonier fast durchweg die glanzenden Besoldungen der Vorzeit etwas herabsetzen. Es hangt das wohl mit Kaiser Leons Reorganisation der Divisionsbezirke zusammen,

1) Ein schlimmes Wort ftir den zahlenden Burger! Bei alien staatlichen Steuereintreibungen wurde neben der vorgeschriebenen staatlicbeu Steuersumme nocb eine ovvri&, „ein Ueblicbes" eingetriebcn, das in die Tasche des Steuer- beamten floss. Wir konnen das Wort geradezu mit Trinkgeld iibersetzen. Kaiser Alexios Komnenos sah sich daher genotigt, beide Posten genau zu fixieren.

Digitized by Google 120 H. Gelzer, welche die Zahl derselben vermehrte und ihren Umfang verringerte. Daraach vermute ich, dass die drei hochsten Posten in Ibn Hor- dadbeh's Gehalterskala den Strategen zuzuweisen sind, 40 Pfund den gebornen Patriciern, 36 den Strategien, deren Inhaber haufig mit dem Patriciat bekleidet zu werden pflegen, 24 den Strategen geringern Ranges. 12 Pfund ist der Funktionsgehalt des Tur- marchen bei der Landarmee, des Viceadmirals bei der Flotte, 6 Pfund emp&ngt der Drungarios oder der Kleisurarch, 3 Pfund der Komes, 2 Pfund der Pentekontarch und 1 Pfund der Dekarch. Die beiderseitige Gehalterskala veranschaulicht folgende Tabelle

(S. 121).

Ganz unverstandlich ist, was Ibn Hordadbeh fiber die Lohnung der Soldaten berichtet. Derselbe erhalt im ersten Jahr 1 Denar

(91 ^), im zweiten 2 u. s. f., bis er im zwolften Jahre den Voll- sold von 12 Denaren (10 Jt 92 $\) erreicht; doch erwahnt er daneb&i auch einen Sold bis zu 18 Denaren (17 JL 29 $\). Offenbar handelt es sich nicht um einen Sold, aus dem sie etwa zu leben haben; vielmehr werden ihnen s&mtliche Lebensmittel fdr ihren Unterhalt aus den kaiserlichen Proviantmagazinen, wie ihre Uni- formen von dem Korpsbekleidungsamt geliefert, vgl. S. 83: La dime pr&evee en nature sur les c6r£ales est entrepos^e dans les greniers pour Tapprovisionnement de Tarmee. Der Sold ist also mehr ein Donativ oder ein Gratiale, das sie jahrlich far ihre kleinen Be- dtlrftiisse erhalten. Immerhin ist er so niedrig, dass die oft be- klagten Raub- und Plflnderungsgelflste auch im eigenen Lande nur zu verstandlich werden, ebenso die haufigen Meutereien. Um so besser stehen alle Chargen vom Unteroffizier an. Man bedenke, wie viel h6her der damalige Geldwert, als heute, war; man be- denke ferner, dass auch alle hohern Offiziere gleichfalls voll- kommen freie Verpflegung hatten und um so nobler, je hoher hinauf. Diese Besoldungen sind ungewohnlich hohe; Byzanz hat aber mit kluger Berechnung so gut bezahlt, weil dadurch sein Solddienst eine beispiellose Anziehungskraft auf die halbver- hungerten Edelleute der Taurus- und Kaukasuslandschaften, wie spater auf die pauvren Warager und AngelsachseiN ausflbte. Die freien Recken Russlands und des blutarmen Norwegens machten als Soldhauptleute des Romerkaisers ein glanzendes Geschaft, und kehrten schatzebeladen aus Carigrad zurtlck, wie im XVII. und

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XVIII. Jahrhundert die Schweizer aus franzosischen und holl&n- dischen Diensten.

Gern wtirden wir nahere Mitteilungen tlber das Verpflegungs- wesen und die Gesundheitspflege in der byzantinischen Armee haben. Leider fliessen hier die Angaben sp&rlich. Wichtig ist

Ibn Hordadbeh's Bemerkung (S. 83), dass der im ganzen Reiche in natura erhobene Getreidezehnten in erster Linie dazu diente die grossen Proviantmagazine der Kaiserlichen Armee zu fallen. Die unaufhorlichen Kriege mit den Arabern erzogen einen ganz vortrefflichen Generalstab, welcher im X. Jahrhundert der Schrecken der Araber wurde und seine Eroberungszllge fiber Syrien hinaus bis nach Mesopotamien und Pal&stina ausdehnte. Wie ernsthaft diese Manner ihre hohe Aufgabe nahmen, zeigt wiedef- um das Memoir des Kaisers Nikephoros tlber den Kleinkrieg. Wie die Manner des in. Jahrhunderts betrachten sie den Kampf gegen die Reichsfeinde als eine sittliche Pflicht. „Durch Christi Gnade wirst Du die Feinde besiegen". „Deine Niederlage ist das Ver- derben des nach Christus sich nennenden Volkes, die Schmach der hochmachtigen Romer; sie steigert den Stolz und die Unverschamt- heit der prahlerischen S6hne der Agar, der Leugner Christi, unseres Gottes". Solche Aussprtlche sind bei Nikephoros keine Phrasen, sondern voile Herzensflberzeugung. Mit welchem Ernste dem Soldaten seine hohe Aufgabe gegen die Unglaubigen zu kampfen ans Herz gelegt wird, wie ferner der kaiserliche Obergeneral die menschliche Behandlung und gute Verpflegung des Kriegers urn Christi willen sich zur eigentlichen Gewissens- und Herzenssache machte, dafdr ist ein schones Beispiel Kapitel 19 des Memoirs, „flber die Verhaltnisse, die Equipierung und Eindrillung der Truppe"

(S. 238 Hase): „Wenn die Feinde Plankler und Marodeure aussenden, musst Du diese mit der angeborenen Gewandtheit empfangen und einen Dir unterstellten durch Tapferkeit und Erfahrung ausgezeichneten Mann aussenden mit einer starken und wohlausgertlsteten Mann- schaft; die zerstreuten Feinde muss man flberfallen, toten oder binden. Aber Deine Schlachtreihe darfst Du nicht auflosen, damit wenn Du plotzlich mit grossen Heeresabteilungen des Feindes zu- sammenstosst, die zur Untersttltzung der Plankler ausgezogen sind, Du mittels einer wohlgeordneten in Schlachtordnung aufgestellten Armee die feindlichen Gewalthaufen mit strategischem Geschick und

Digitized by Google Die Genesis der byzantinischen Themenverfassung. 123 mit Erfahrenheit empfangen, werfen und der vSlligen Vernichtung anheimgeben kannst. Dies, o General, haben wir im Interesse von Deiner und 'Deiner Armee Sicherheit und Erhaltung aufgezeichnet, sei auch Dein Dir unterstellter Truppenkorper noch so klein und gering an Zahl und viel schw&cher, als der feindliche. Wenn aber Deine Truppenzahl 5 —6000 Mann betr>, dann wage getrost dem Feinde in offener Feldschlacht die T6te zu bieten. Und wenn Du durch geschickte strategiscbe Plane und gewandte taktische Manover, und wenn's verlangt wird, durch unerwartete Ueberf&lle, trefflich nach alien Regeln der Kriegskunst den Krieg gegen sie ffthrst, wirst Du durch die unwiderstehliche und kraffcige Hilfe Christi, unsers Gottes, glorreiche Siege und Triumphe tlber den Erbfeind erringen. Du kannst Dich durchaus nicht in strategisch richtiger Weise fflr den Krieg vorbereiten, wenn Du nicht vorher das Dir unterstellte Heer gut ausgebildet und an strengste Disciplin gewdhnt hast. Uebe sie daher ttlchtig im Waffendienst und drille sie grtlndlich ein, damit sie ernste Anstrengung und harte Mflhsal von Grund aus kennen lernen. Leichtsinn und Aus- gelassenheit, Trunkenheit und liederliches Leben mtlssen strengstens untersagt werden. Dagegen sollen die Krieger ihre LOhnungen und Brodrationen reichlich zugemessen erhalten, dazu ausserordent- liche Gratifikationen und Ehrengaben tlber das sonst abliche und gesetzlich feststehende Maass hinaus, damit sie, frei von alien Lebenssorgen, schone und ttlchtige Pferde und eine passende Voll- rdstung sich anschaffen k6nnen, und mit frdhlicher Seele und

1 jubelndem Herzen fdr unsre heiligen Kaiser ) und das gesamte christliche Volk in den Kampf zu sttlrzen sich entschliessen. Das Wichtigste aber und Notwendigste, was auch ihren Mut anfeuert und ihre Tapferkeit hebt und sie zu den ktlhnsten Thaten be- geistert, ist fdr sie das sichere Bewusstsein, dass ihre und ihrer zum Dienst kommandierten Burschen und aller ihrer Angehorigen

Familien von Steuern vollkommen frei sind. Denn von Anfang an und seit undenklichen Zeiten her ist zu ihren Gunsten dieses

x ) Der Redaktor schreibt unter Basileios II., der seinen Bruder Konstantinos zum Mitregenten hatte. Indessen dies Kapitel geht sicher auf Inspiration des Kaisers Nikephoros selbst zurdck, dessen hochherzige Gesinnung es treu wieder- spiegelt; wollte er doch die im Kampfe gegen die Ungl&ubigen gefallenen Krieger samtlich durch die Kirche fur Martyrer erklaren lassen. Die hi. Kaiser sind dann seine Mitregenten, die beiden unmundigen Brttder.

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Privileg gehandhabt und beobachtet worden. Du wirst finden, dass dies auf Verordnung der alten heiligen und hochseligen Kaiser beruht, und sie haben dies in den von ihnen verfassten Handbflchern tlber die Kriegswissenschaft vermerkt. Abgesehen von dieser Gerechtsame muss man sie auch als Stand hoch ehren, und darf den Soldatenstand nicht verachten oder gesellschaffclich fflr geringwertig halten. Ich schame mich es zu sagen, man giebt diesen Mannern bisweilen Stockstreiche, Mannern, welche den Dienst bei der hochheiligen kaiserlichen Majestat, die Befreiung der Christen und die Rache (gegen die Unglaubigen) hoher veranschlagen, als ihr eigenes Leben. Und solche Schmach widerfiihrt ihnen von den steuereintreibenden

Pfennigfuchsern (xccqu (pogokoyov ScvfrgGMtaQtcw), Menschen, die fflr das Gemeinwesen von gar keinem Nutzen sind, sondern nur die armen Teufel auspressen und aussaugen, und durch Unrecht und mit dem Blute armer Menschen fflr sich selbst Millionen zusammen- scharren. Auch die Divisionsrichter dflrfen sie nicht verachtlich behandeln, oder wie Sklaven staupen und geisseln, ihnen Fesseln anlegen oder sie — o der Schmach — gar in Halseisen stecken, sie die Racher und nachst Gott die Erloser der Christen- heit, die fflr unsre Heiligen Kaiserlichen Majestaten so zu sagen stflndlich in den Tod gehen. Denn das Gesetz befiehlt, dass jeder General voile Gewalt flber die ihm unterstellte

Truppe hat, und dass er allein ihr Richter ist. Und wem anders sind die einzelnen Soldaten jeder Division untergeben, als ihrem Divisionskommandeur, welchen unser Heiligster Kaiser auf seinen Posten gesetzt hat? Deshalb hat seit den altesten Zeiten der Romer und laut Gesetz der Divisionar die voile Gewalt flber seine Division erhalten; er hat die Klagen bei Soldatenhandeln gerichtlich zu behandeln und alle Prozesse in seiner Provinz zu entscheiden, wobei er vom Divisionsrichter unterstfltzt wird und diesen wieder unterstfltzt. Ebenso wirkt er bei der Thatigkeit des Protonotarius und der anderen mit, welche mit dem offentlichen Dienst betraut sind. Auch der Brigadekommandeur (Turmarches) hat flber seine Brigade laut Gesetz und nach kaiserlicher Verordnung richterliche Vollgewalt gemass den geltenden Erlassen und Privilegien. Wenn nun das Heer der Heiligen Kaiserlichen Majestaten wieder in den vorigen Stand gesetzt wird, und ihren Beschwerden und dem drohen- den Vermogensverfall der Soldaten abgeholfen wird, werden sie neuen Mut, Freude und Kriegsbegeisterung gewinnen; sie werden tapferqf

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und kampfesfroher werden; unbesiegbar und unflberwindlich werden sie dem Feind gegentlberstehen. Wenn dem so geschehen wird, werden nicht allein unsere Heiligen Kaiserlichen Majestaten ihre eigenen Lande befreien, sondern auch viele feindliche Landschaften sich unterwerfen." Die letztere Prophezeiung ist im Laufe des X. Jahrhunderts

buchstablich in Erfflllung gegangen. Welche humane und fflr seine Soldaten aufs ernsthafteste besorgte Gesinnung spricht aber aus diesen Worten des grossen Kaisers. Man begreift es, dass unter ihm und seinem gleich grossen Nachfolger Johannes Tzimiskes

und endlich unter dem zur Mflndigkeit gelangten Basileios II. der Soldatenstand der unbestritten erste Stand des Reiches wurde.

Einen wichtigen Beitrag tlber die Sorge fflr die hygienischen

Verhaltnisse der Truppe giebt uns wieder Ibn Hordadbeh (S. 8i): Le camp du roi, qu'il soit dans sa residence ou en expedition militaire, comprend quatre ^tendards (band), distribu^s h autant de patrices dont chacun a le commandement d'un corps de cavalerie fort de 12000 hommes, savoir 6000 soldats et 6000 servants. Lorsque le roi se met en route dans la direction du pays des

Arabes, il campe h Darulia (Dorylaeon) & 4 journees de marche de Constantinople. (Test Ik que les Arabes et les Romains se rencontrent. II y a, dans cet endroit, une vaste prairie verte, arros^e par une rivifere limpide, d'environ trente coud^es en large, qui doit son origine a plusieurs sources, et qui se d^charge dans le Sagari (le Sangarius) le fleuve vert. Ce dernier fleuve se jette dans la grande mer derrifere Constantinople. Darulia possfede des sources d'eau thermale douce, sur lesquels les rois ont 6\ex6 des constructions en arcade. Les bassins de ce bain sont au nombre de sept dont chacun peut contenir mille hommes. LTeau y monte jusqu'k la poitrine d'un homme de taille moyenne; le superflu s'^coule dans un petit lac." Das grosse Kriegslager des ostromischen Reichs hatte also seine eigenen, von der kaiserlichen Regierung erbauten Thermal- anlagen und Schwimmbassins. Wer da weiss, wie dem antiken Menschen und dem Orientalen das Warmbad fdrmlich Lebens- bedflrfoiss ist, wird auch hier die treffliche Fflrsorge der Kaiser fflr ihre MilitArs erkennen. Nach dem viert&gigen Ritt — fflr die fernern Truppenteile, wie die Thrakesier, nach noch langerem — muss das erquickende Warmbad in den Kolossal bassins, die

Digitized by Google 126 H. Gelzer, bequem grosse Heeresabteile zugleich aufnehmen konnten, eine fQr Korper und Geist gleich grosse Erfrischung gewesen sein. Meine Absicht war, diese Studie bis auf die Komnenenzeit hinunterzuf&hren, indess der reiche Stoff zwingt mich die Geschichte der Weiterentwickelung fQr eine zweite Abhandlung aufzusparen. Diese wird dann die Neuordnung Leons des Weisen erOrtern, welche durchaus parallel wieder, wie unter dem Isaurier, mit der neuen Kirchenordnung, Leons berilhmter Diatyposis, lauft. Sie wird dann zeigen, wie unter den sp&tern Makedoniern und den Komnenen eine der diokletianischen Ordnung vergleichbare Dis- membrierung und Zerschlagung der grossen Provinzialkommandos in immer kleinere Bezirke stattfand, wofflr neben den ostromischen Historikern die venetianischen Urkunden und der Briefwechsel des Demetrios Chomatianos Hauptquellen sind. Vielleicht gelingt es mir, bei Fortsetzung dieser Studien nachzuweisen, dass nicht nur die sp&tere Palaologenwirtschaft, sondern selbst die Tflrkenherr- schaft in Civil- und Militaradministration noch immer die Spuren des Wirkens jener alten ostromischen Kaiser und ihrer politisch- milit&rischen Organisationen zeigen, und dass sich vom byzan- tinischen Wesen im guten Sinne mehr in jenen Landschaften bis heute erhalten hat, als man gemeinhin annimmt. Die angehangte Tabelle und die Karte der asiatischen Themata sollen den Inhalt der Abhandlung besser zur Anschauung bringen.

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Inhalt.

I. Einleitung 3 II. Die Einrichtungen Justinians 5 III. Die Entstehung der beiden Exarchate 6 IV. Die Anfange der Themenorganisation 8 V. Die Reichsvertretung nach der Urkunde Justinians II 10 A. Die Reichsvertretung im Allgemeinen 10 B. Die Magnatentafel der Notabelnversammlung 11 C. Die Landbotenstube der Notabelnversammlung 13 a. Der Klerus und die stadtische Garnison 13

|3. Kodama's Kitab al Hax*ag uber die Garnison von Konstantinopel 1 D. Die Divisionskommandeure 19 E. Exkurs uber die Entwicklung der Flotte in nachjustinianeischer Zeit $2 VI. Die Prafektur Ulyrikum im VQ. Jahrhundert 35 A. Exkurs uber die Slaveneinbriiche und die politisch-kirchliche Be- deutung des hi. Demetrios 42 VII. Die Civilverwaltung des byzantinischen Reiches im VII. Jahrhundert 64 VIII. Die Organisation der Themen durch Leon den Isaurier 72 IX. Die Themenverwaltung unter der amorischen Dynastie (820—867) f nach Ibn Hordadbeh und Kodama ibn Ga far-el-Bagdadl 81 A. Die Prasenzstarke der einzelnen Divisionen nach Kodama ... 96 B. Die Stadtbezirke der asiatischen Themen nach Ibn Hordadbeh und Porphyrogennetos 100 C. Die Art der beiderseitigen Kriegsfuhrung 106 D. Die Formierung des Heeres nach Ibn Hordadbeh 114

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