16 Freitag, 28. Oktober 2016 —

Sport Samuel Tilkanen Der junge Finne analysiert für den SCB jeden Gegner akribisch. 15

Das Programm

Wankdorf-Sporthalle, Freitag

Degen-Weltcup. Qualifikation für die erste Hauptrunde vom Samstag (letzte 64, mit den gesetzten , Max Heinzer und ). - Samstag Finaltag (ab letzte 64). – Halbfinals ab 17 Uhr, nach kurzer Pause Final. Sonntag Teamwettbewerb (ab 8 Uhr/Schweiz mit Heinzer, Borsky, Michele Niggeler und Georg Kuhn). – Um Platz 3 ab 14 Uhr, da- nach Final (ca. 14.45 Uhr)

Weltrangliste vor

1. (FRA/zurückgetre- ten) 207. 2. (FRA) 169. 3. Park Sangyeong (KOR/Olympiasieger) 163. Ferner die besten Schweizer: 8. Benjamin Steffen 132. 10. Max Heinzer 124. 11. Fabian Kauter 118. 35. Michele Niggeler 42. 59. Georg Kuhn 27. 84. Peer Borsky 20.

Wichtigste Termine

28.-30. Oktober: Grosser Preis von Bern. Spitzenfechter und Mitgründer eines erfolgreichen Start-ups: Fabian Kauter (31). Foto: Valérie Chételat 19./20. November: Weltcup Buenos Ai- res. - 10./11. Dezember: Grand Prix . - 28./29. Januar: Weltcup Heidenheim. - 18./19. Februar: Vancouver. - 25./26. März: Grand Prix . - 13./14. Mai: «Ich gebe mir genauso die Schuld» Weltcup . - 27./28. Mai: Grand Prix Bogota. - 3./4. Juni: SM Zug. - 12. bis 18. Mit seiner Kritik am Fecht-Nationaltrainer exponierte sich Fabian Kauter nach dem Olympia-Out in Rio. Juni: EM Tiflis. - 19.-29. Juli: WM . Vor dem heutigen Saisonstart in Bern sagt der Jungunternehmer, er würde das wieder gleich machen. Seitenblick

Interview: Monica Schneider Medien in ein speziell gutes Licht rü- losging. Vielleicht verbrauchten wir im Nur schon ein halbes Dutzend Projekte cken. Das Feedback jener, die mich ken- Vorfeld zu viel Energie. hätten mich befriedigt. Aber jetzt haben Fabian Kauter kommt aus dem Büro in nen, war so, dass sie es gut fanden, dass wir schon Plattformen in Norwegen und Keine Berner der Berner Altstadt zum Interview; beim sich einer traute, das anzusprechen. Ich Diesen Eindruck konnte man Österreich, es ist der Hammer. 31-jährigen Fechter haben sich zwei Mo- werde auch so bleiben – sei es als Sport- von aussen bekommen. nate nach den Olympischen Spielen die ler oder sonst als Mensch. Ich bin kein Vielleicht wollten wir es zu gut machen. Und Sie sind der Chef? Lösung Prioritäten verschoben. Als einer der Heuchler, der irgendetwas erzählt und Wenn ich an Tokio 2020 denke, habe ich Nein, da sind die drei Gründer, und ins- drei Gründer der Crowd funding- alles schönredet. Ich würde das noch nicht gerade Albträume, aber ich sehe gesamt sind es 14 Angestellte, die sich «Bärner Lösig» hatte sich die Gruppe Plattform «I believe in you» für Sportler einmal genau gleich machen. den riesigen Berg Arbeit vor mir. Ich rund 930 Stellenprozente teilen. Fast keck genannt, mehr Berner Geist und steht momentan das Geschäft im Vor- habe keine Lust, ihn zu besteigen, dann alle kommen aus dem Sport, alle ziehen Identität bei den Young Boys forderte dergrund. Auf den GP Bern vom Wo- Muss ein Fechter mit Ihrer Erfah- gehe ich lieber einen anderen hinauf – am gleichen Strick. Ich betreute in den sie. Und träumte von einem YB ganz in chenende freut er sich, drei Tage vorher rung der Taktik des Trainers folgen, einen, der mich jetzt mehr interessiert. letzten zwei Jahren vor allem Projekte. Berner Händen, von einem Crowdfoun- fühlt er aber noch keine Anspannung. kann er nicht selber entscheiden? Ich gehe aber auch auf Verbände zu, ding für die Fans – vor allem aber Ich glaube, es ist mein Job, das zu ma- Damit sind wir mitten in der rede mit Athleten, Sport ämtern, Ver- wollte sie das Momentum nutzen. Welche Frage können Sie chen, was der Trainer sagt. Wenn ich Zukunft. Am GP Bern fechten Sie bänden und Vereinen. Gegründet worden war die Gruppe von nicht mehr hören? ihm nicht vertraue, hat er einen weniger nur im Einzel, wird das so bleiben? Bernern aus Kultur, Politik und Wirt- Keine. Es gibt nichts, worüber wir auf der Piste. Ich vertraue ihm aber Ich bin nun 13 Jahre in dieser Mann- Was haben Sie dabei über schaft nach der Entlassung von Sport- nicht ... ausser natürlich, Sie wollen definitiv. Gianni (Muzio) ist fast ein zu schaft, das muss man sich vorstellen: die Sportschweiz erfahren? chef Fredy Bickel und der «Causa Privates wissen. Bezüglich Sport können guter Freund für mich, für uns war er Das sind zwei Fechtergenerationen. Ich Sehr viel. Jeder hat andere Bedürfnisse. Siegenthaler», dem YB-VR aus wir über alles reden (schmunzelt). wie ein Teamvater. Er sagte uns auch, habe das Gefühl, dass Benjamin Steffen Unser Sport ist ein sehr komplexes Sys- mit dem unglücklichen TV-Auftritt, dass wir ihm so wichtig seien wie die und ich unserem Nachwuchs ein tem. Ich bin fest überzeugt davon, dass durch welchen er sich zum Ex-YB-VR Dann kommen wir doch auf Rio und bisschen im Weg stehen. Wir helfen den es ein Wert der Schweiz ist, dass die Ath- machte. das schnelle Ausscheiden im Team- «Wir wollten den Erfolg Jüngeren zwar «höuäviu», aber für ihre leten nicht hauptsächlich vom Staat Das war vor sechs Wochen, das wettkampf gegen Italien zurück. Entwicklung ist es wichtig, dass sie mer- unterstützt werden wie beispielsweise in Momentum verstrich und um die Sie kritisierten unmittelbar danach so unbedingt. Ich war ken, wie es wettkampfmässig auf dieser Italien. Klar, brauchen die Verbände «Berner Lösung» wurde es immer die Taktik des Trainers Gianni zwei Jahre nicht krank, Bühne ist. Ich werde weniger reisen, we- mehr Unterstützung, aber ich finde das ruhiger, kürzlich schrieb sie schliess- Muzio heftig. Bereuen Sie etwas? niger Turniere bestreiten, das Training Konzept nicht gut, dass du zu 100 Pro- lich auf Facebook: «Wir melden uns, Was das Einzel betrifft nicht. Ich war vor fehlte nie im Training. Es hier in Bern aber weiterverfolgen. Ich zent bei der Grenzwache bist. wenn wir das Gefühl haben, wir sollten zwei Jahren die Nummer 1 der Welt, war ein so krasser Plan.» trainiere ohnehin täglich irgendetwas, uns melden». verlor danach das Selbstvertrauen, im Moment fühle ich mich auch sehr Auch Sie profitierten in den letzten Falsch verstanden fühlte sich machte eine kleine Krise durch – ich bin gut, viel lockerer. Ich stecke aber auch Jahren als einer von wenigen vom die Gruppe offenbar, «es ist ganz also von weit unten gekommen, deshalb eigenen Kinder. Und das bekamen wir zurück, weil ich ab Januar einen Master Status des Zeitsoldaten … bestimmt nicht im Sinn der Bärner bin ich mit meiner Entwicklung und auch zu spüren. Es ist unglaublich, was in Business Administration mache. ... aber nur zu 50 Prozent, das ist sehr Lösig, im YB-Umfeld Unruhe und Platz 9 zufrieden. Und im Team: Wir er uns an Liebe und Vertrauen gab; so wichtig. Du weisst immer, dass du für Unbehagen auszulösen – oder gar ein hätten die Vorbereitung noch besser ma- etwas habe ich zuvor nie erlebt. Fechte- Ist das der Umstieg, weil Sie viel- die anderen 50 Prozent selber schauen Feinbild abzugeben», heisst es in ihrer chen, noch besser auf den Gegner einge- risch ist aber ein Trainer, der eher müh- leicht doch nicht mehr so blitz- musst. Diejenigen Schweizer, die einen letzten Wortmeldung. Genau das aber hen, wirklich alle Eventualitäten studie- sam ist, für mich besser. Und das war bei schnell sind wie vor zehn Jahren? Sport betreiben, die machen es, weil sie tat sie, Fans und Leute aus dem Um- ren müssen. Es kann nicht sein, dass wir, (Muzios Vorgänger) so. Nein, ich glaube, dass ich noch immer es lieben und wollen. Diese Einstellung feld des Clubs, ja sogar aus dem einschliesslich ich – und das war ja da- Ein fordernder, manchmal auch unsym- einer der Schnellsten bin, auch im ana- geht meiner Meinung nach verloren, YB-Beirat, stempelten sie von Beginn mals mein Vorwurf an den Trainer – pathisch kommunizierender Coach. Bei lytisch-taktischen Bereich. Ich merke wenn der Sport verstaatlicht wird. Des- weg als Fantasten und Selbstdarsteller nicht darauf vorbereitet sind, dass bei ihm wusste ich immer, dass er die wun- aber immer mehr die Wehwehchen, halb finde ich die Militärlösung genial. ab. den Italienern einer das Schlussgefecht den Punkte sofort ansprach. Da ich ähn- meine Fechthand ist ein Problem, das Dabei waren sie ja nicht unbedingt macht, der es sonst nicht macht. Von lich funktioniere, arbeiteten wir gut zu- ich nun zwei Jahre ignoriert habe. Ich Swiss-Olympic-Präsident Jörg Schild schlecht, die Gedanken der Gruppe. solch einer Situation überrascht sein, ist sammen. Mazzoni war der beste Trainer, habe die letzten zwei Jahre nur mit fordert vom Bund 30 Millionen mehr Gegen den Ausschank eines lokalen schwach. Es hat vier Möglichkeiten ge- den ich an der Bahn hatte, Muzio mit Ab- Schmerzmitteln fechten können. Der für die Verbände – ein bisschen mehr Bieres im Stadion etwa, gegen einen geben, nur vier, und wir haben nicht alle stand der beste im Training. Natürlich Körper gibt mir Zeichen, dass er nicht Staat also. Wie sehen Sie das? belebteren Quartierplatz vor der beachtet. Ich gebe mir aber genauso die war es bei Mazzoni oft wie im Gefängnis, mehr alles mitmachen will. Weil Swiss 2015 die EM in Mon- Arena, der zum Verweilen vor oder Schuld wie den anderen. Das war auch aber mit ihm wurden wir zum Team treux durchführte, hatten wir Athleten nach den Spielen einladen würde – da- schwach von mir. Anstatt dass wir dann Nummer 1. Jetzt sind wir noch die 6. Sie verfügen längst über ein Stand- über mehrere Jahre eine bessere finan- gegen wäre nichts einzuwenden, um flexibel waren und die Taktik anpassten, bein neben dem Sport. Mit dem zielle Unterstützung. Was in dieser Zeit zwei Beispiele zu nennen. Auch Besit- fechteten wir gleich weiter. Für mich ist Wie würden Sie die jahrelange Kanuten Mike Kurt gründeten Sie möglich war in Sachen Manpower, war zer mit einem Berner Herzen wären das ein extrem schlimmer Fehler. Vorbereitung und das 2012 die Crowdfunding-Plattform «I unheimlich wertvoll. In vielen Verbän- schön. Leider ist das unrealistisch, wie schnelle Out beschreiben? believe in you». Wie vielen Sport- den frisst allein die Mittelbeschaffung so eine Umfrage dieser Zeitung bei den Würden Sie den Trainer Wir merkten, dass der Weg viel steiniger lern konnten Sie zu einer finanziell viel Energie, und viele kämpfen mit den reichsten Bernern nach dem Umsturz wieder so offen kritisieren? ist, als wir es uns vorgestellt hatten. Wir besseren Basis verhelfen? banalsten Dingen. Bei uns musste sich bei YB Mitte September ergab. Ja, klar. So bin ich. Wer mich kennt, wollten den Erfolg unbedingt. Ich war in Wir haben in rund drei Jahren 3,8 Millio- am Schluss jeder nur noch um die Men- Auf der Website aufgeführt sind die weiss, dass ich es gern habe, wenn man der zweijährigen Qualifikationszeit nie nen Franken für knapp 600 Projekte talbetreuung kümmern, alles andere einzelnen Mitglieder nicht mehr. mir gratuliert, dass ich aber auch kein krank, fehlte nie im Training. Es war ein gesammelt. Hinter jedem dieser Pro- war da. Es ist kein Vergleich mit vor Aufgelöst hat sich die «Bärner Lösig» Problem damit habe, wenn mich jemand so krasser Plan. Das Commitment war jekte steckt ein Traum. Bei der Verwirk- 13 Jahren, als ich neu ins Nationalteam aber nicht, sie will sich weiter Gedan- kritisiert, wenn ich schlecht fechte. Ich von allen so sackstark. Vielleicht war die lichung zu helfen, löst bei mir immer kam. Damals musste ich für alles, wirk- ken machen. Es braucht wohl ein brauche es auch nicht, dass mich die Luft schon ein wenig draussen, als es wieder ein unglaubliches Gefühl aus. lich alles, selber aufkommen. nächstes Momentum. (dgr)