Das Triptychon Als Pathosformel in Der Moderne? Funktion Und Bedeutung Einer Historischen Bildform Bei Willi Sitte, Volker Stel
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Das Triptychon als Pathosformel in der Moderne? Funktion und Bedeutung einer historischen Bildform bei Willi Sitte, Volker Stelzmann und Werner Tübke Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades einer Dr. phil. vorgelegt dem Fachbereich 07 Geschichts- und Kulturwissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz von Nathalie Frensch aus Oberwesel Mainz 2014 Referent: Prof. Dr. Matthias Müller Korreferent: PD Dr. Claudia Annette Meier Tag des Prüfungskolloquiums: 30. Juni 2015 Die vorliegende Arbeit wurde vom Fachbereich 07 der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Jahr 2014 als Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.) angenommen. Vorwort Im Kunstmuseum Stuttgart besuchte ich 2009 die Ausstellung Drei. Das Triptychon in der Moderne. Die dort ausgestellten Werke inspirierten und faszinierten mich. Zum ersten Mal manifestierten sich in meinem Bewusstsein die Bandbreite und die Möglich- keiten dieser doch scheinbar so einfachen dreiteiligen Bildform. Bei meinen weiteren Recherchen versetzte mich vor allem die Vielzahl an Triptychen, die in der ehemaligen DDR entstanden sind, in Erstaunen. Bis heute, rund 25 Jahre nach dem Mauerfall, haben die Maler dieser Zeit nur geringfügig Einzug in westdeutsche Museen gehalten und kunsthistorische Beachtung erfahren. Dies ist bedauerlich, da viele Bilder, die unter den oftmals komplizierten Bedingungen der ehemaligen DDR entstanden, von hoher Qualität sind und in der figurativen Malerei von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Erbe der Kunstgeschichte zeugen. Diese Qualitäten erheben die Bilder häufig über die von der westdeutschen Kunstgeschichtsschreibung gerne allzu schnell postu- lierte „Propagandakunst“ hinaus, was in besonderer Weise ebenso für die in der vorlie- genden Arbeit untersuchten Triptychen gilt. Sie werden im Folgenden einer möglichst objektiven Analyse unterzogen, die das Augenmerk sowohl auf die Entstehungszusam- menhänge richtet, in denen die Triptychen entstanden sind, als auch die Motive zu klären anstrebt, die dem Rückgriff auf die mehrteilige, in der Kunstgeschichte seit dem Mittelalter tradierte Bildform zugrunde liegen. Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen die nötigen Abbildungsrechte erworben. Sollten sich dennoch Eigentümer oder Institutionen mit ihren Rechten nicht vertreten sehen, bitte ich diese, mich umgehend zu kontaktieren. Die vorliegende Arbeit entstand als Dissertation am Institut für Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorva- ter Prof. Dr. Matthias Müller und meiner Zweitgutachterin PD Dr. Claudia Annette Meier für die Betreuung und ermutigenden Worte. Ausdrücklich möchte ich mich auch bei Eduard Beaucamp, Volker Stelzmann und Brigitte Tübke-Schellenberger für den persönlichen sowie schriftlichen Austausch bedanken. 2 Meiner Familie und meinen Freunden danke ich für die stetige moralische und finanzi- elle Unterstützung. Ohne sie wäre der Weg oftmals steiniger gewesen. Nathalie Frensch 3 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................................................................................... 6 1.1 Fragestellung und Aufbau der Dissertation ......................................................... 6 1.2 Literatur und Forschungsstand............................................................................. 8 1.2.1 Allgemeine Literatur zum Triptychon im 20. Jahrhundert ........................... 8 1.2.1.1 Klaus Lankheit ....................................................................................... 8 1.2.1.2 Jutta Hammer und Karl Max Kober ....................................................... 9 1.2.1.3 Ulrike Bestgen und Weitere ................................................................. 13 1.2.2 Literatur zu den Mehrtafelbildern von Sitte, Stelzmann und Tübke ........... 17 1.3 Begriffliche Eingrenzung ................................................................................... 18 2 Die Pathosformel als problematischer Begriff in Bezug auf das Triptychon ........... 22 2.1 Aby Warburgs Bilderatlas Mnemosyne ............................................................. 22 2.2 Pathosformeln in der Bildenden Kunst .............................................................. 31 2.3 Das Triptychon als Pathosformel? Kritische Überlegungen zu Klaus Lankheits Untersuchung ............................................................................................................... 38 3 Die Stellung des Triptychons in der Kunst der ehemaligen DDR............................ 41 3.1 Willi Sitte (* 28.02.1921, † 08.06.2013) ........................................................... 41 3.1.1 Die Auflösung der Form. Willi Sittes Umgang mit der Dreiteilung ........... 41 3.1.1.1 Triptychen zum sozialistischen Menschenbild ..................................... 43 Exkurs: Zum Polyptychon Unsere Jugend ........................................................... 55 3.1.1.2 Mehrtafelbilder gegen Faschismus, Imperialismus und Kapitalismus . 58 3.1.1.2.1 Triptychen als Stellungnahme im Kontext des Kalten Krieges ........ 59 3.1.1.2.2 Die Bedeutung der Predella am Beispiel von Mehrtafelbildern zum Thema des Zweiten Weltkrieges........................................................................ 64 3.1.2 Vom Mittelalter bis zur Moderne – Willi Sittes Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte ........................................................................................................ 75 3.1.2.1 Von Alten und Neuen Meistern ............................................................ 75 3.1.2.2 Stilistische Anleihen ............................................................................. 85 3.2 Werner Tübke (* 30.07.1929, † 27.05.2004)..................................................... 95 3.2.1 Bildwelten des Sozialismus. Triptychen als Medium einer persönlichen und gesellschaftlichen Geschichtsschreibung ................................................................. 95 Exkurs: Die Diptychen Die Fünf Kontinente ......................................................... 111 3.2.2 Kunst wider das System? Zwischen Altmeisterlichkeit und Moderne im Sozialistischen Realismus ...................................................................................... 114 3.3 Volker Stelzmann (* 05.11.1940) .................................................................... 119 3.3.1 Zusammenführen und Trennen. Die Möglichkeiten einer Bildform ........ 119 3.3.2 Unsichtbares sichtbar machen ................................................................... 134 4 3.4 Die „Zweite Traditionslinie“ des Triptychons. Zur Stellung des Mehrtafelbildes in der ehemaligen DDR ............................................................................................. 144 4 Die Wiedergeburt des Triptychons. Neue Aufgaben und Formen einer traditionellen Bildform in der Kunst nach 1950 – ein Resümee ......................................................... 152 4.1 Dreiteilung als Gliederungselement ................................................................. 152 4.2 Das Triptychon als epische Bildform .............................................................. 156 4.3 Politische und gesellschaftliche Anliegen einer „sakralen“ Bildform ............. 164 5 Fazit ........................................................................................................................ 168 Literaturverzeichnis....................................................................................................... 173 Abbildungen .................................................................................................................. 201 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. 242 5 1 Einleitung 1.1 Fragestellung und Aufbau der Dissertation „Die Zeit des Triptychons ist dahin“1, resümiert Lankheit am Ende seiner Ausarbeitung über die Entwicklung des Triptychons vom Mittelalter bis in die Moderne. Im Gegen- satz zu den sakralen Altarretabeln des Mittelalters besitzen die modernen Dreitafelbilder in den Augen des Kunsthistorikers keine Funktionen und Räume mehr.2 Lankheit zeigt die Entwicklung einer vom Zerfall begriffenen Bildform auf, deren Existenz in der heutigen Zeit daher redundant erscheint. Doch wie lässt sich dieses Negativ-Szenario mit dem erhöhten Aufkommen der dreiteiligen Bildform in der Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts, im 20. und im beginnenden 21. Jahrhundert in Einklang bringen? Die Ausstellung Drei. Das Triptychon in der Moderne (2009), welche einen ersten Impuls für die Beschäftigung mit diesem Thema lieferte, verdeutlichte dem Besucher auf ein- drucksvolle Weise die vielfältigen thematischen und formalen Möglichkeiten dieser tradierten dreiteiligen Bildform, deren Vorgängerformen sich bereits in der römischen Antike ausmachen lassen. Im 12. Jahrhundert wurde das Triptychon in den religiös- christlichen Bereich überführt.3 Nach seiner Blütezeit vom 15. bis zum 17. Jahrhundert verschwand es fast vollständig aus dem Kunstschaffen der Neuzeit und erlebte im 19. Jahrhundert eine bis heute andauernde Renaissance.4 Im Gegensatz zu den Triptychen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die oftmals in einem sakralen Kontext standen, verdeutlichte die Ausstellung in Stuttgart, dass die Maler seit der Wiederentdeckung des Triptychons im 19. Jahrhundert zunehmend jed- weden profanen Inhalt in die dreiteilige Bildform einkleideten und hinsichtlich der formalen Gestaltung