Vom Protest Zum Widerstand Radikalisierung Und Terroristisches Potential Junger Erwachsener
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Vom Protest zum Widerstand Radikalisierung und terroristisches Potential junger Erwachsener Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Gerald Kohne, MA am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft Begutachterin: Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Regina Mikula Graz, 2019 1 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version. Graz, am 30. April 2019 (Gerald Kohne) 2 Danksagung Ich bedanke mich in erster Linie bei meiner Betreuerin Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Regina Mikula, die trotz der schwierigen Umstände meines zweijährigen Auslandsaufenthalts und meiner Berufstätigkeit stets bereit war, mich beim Schreiben der vorliegenden Arbeit zu unterstützen und die immer zuverlässig erreichbar war. Mein Dank gilt auch meinen Freundinnen und Freunden, die mich inspiriert, zu verschiedenen Gedanken angeregt und dazu motiviert haben, meine Begeisterung für das Thema in eine Masterarbeit zu gießen. Ein besonderer Dank für's Korrekturlesen geht an Martin, Jan und Hans-Peter, der mit seiner direkten, lustigen Art dazu beigetragen hat, Heiteres in die dunkle Thematik zu bringen. Den vielen Teilnehmer/innen meiner Befragung möchte ich dafür danken, dass sie sich Zeit und Muße genommen haben, sich mit diesem komplexen Thema zu befassen und dadurch einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen dieser Arbeit geleistet haben. 3 Zusammenfassung Die vorliegende Untersuchung wurde durchgeführt, weil gesellschaftliche Aufstände von Protesten bis hin zu Terrorismus allgegenwärtig sind und der dabei oft stattfindende Radikalisierungsprozess für die Erwachsenen- und Weiterbildung von Interesse ist. Ziel der Arbeit war es, herauszufinden, ob Bildung Einfluss auf extremistische Tendenzen hat und in der Lage ist, diese durch Weiterbildungsangebote zu unterbinden. Darüber hinaus soll das terroristische Potential junger Erwachsener erforscht werden. Um dieses greifbar zu machen, wurde ein Kriterienkatalog erstellt. Die Untersuchung wurde mit ei- ner Onlinebefragung und einem Expert/inneninterview realisiert. Die Befragung hat ein großes terroristisches Potential Einzelner ergeben, das sich bei Vorhandensein einer re- volutionären Situation entfalten würde. Abstract The present study was conducted because social rebellions from protests to terrorism have become ubiquitous and the often occurring radicalization process is interesting for further education studies. The aim of this paper was to determine whether education has an influence on extremist tendencies and can prevent them through further education programs. In addition, the terrorist potential of young adults is to be researched. To make this tangible, a list of criteria was created. The investigation was carried out with an online survey and an expert interview. The survey has revealed a high terrorist potential that would unfold in the presence of a revolutionary situation. 4 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung S. 7 2 Begriffsbestimmungen S. 9 2.1 Protest S. 9 2.2 Widerstand S. 9 2.3 Terrorismus S. 9 2.4 Junge Erwachsene S. 11 2.5 Extremismus S. 11 2.6 Linksextremismus S. 12 3 Sozialrevolutionärer Terrorismus S. 13 3.1 BRD: Rote Armee Fraktion (RAF) S. 13 3.1.1 Die erste Generation der RAF S. 14 3.1.2 Die zweite Generation der RAF S. 15 3.1.3 Der Deutsche Herbst S. 15 3.1.4 Die dritte Generation der RAF S. 16 3.2 BRD: Bewegung 2. Juni S. 17 3.3 Italien: Brigate Rosse S. 18 3.4 Frankreich: Action Directe S. 21 3.5 Belgien: Kämpfende Kommunistische Zellen S. 22 3.6 Österreich: Terroranschläge von links und rechts S. 22 4 Terrorismus heute und aktuelle Herausforderungen S. 24 4.1 Aktuelle Herausforderungen: Demonstrationen und Streiks in EU- S. 24 Ländern 4.2 Terrorismus heute: Der IS und sein Ende S. 25 5 Radikalisierung S. 27 5.1 Gesellschaftliche und politische Ereignisse, die Radikalisierung S. 28 auslösen 5.1.1 Der 2. Juni 1967 als Wendepunkt S. 29 5.2 Radikalisierung gestern: Die Rekrutierung von Terrorist/innen durch S. 31 das Sozialistische Patientenkollektiv 5.3 Radikalisierung gestern: Rote Hilfe S. 32 5.4 Pädagog/innen des Proletariats: Die Heimkampagne S. 33 5.4.1 Der Film „Bambule“ S. 34 5.5 Persönliche und private Ereignisse, die Radikalisierung auslösen S. 34 5 5.5.1 Die Radikalisierung von Ulrike Meinhof S. 35 5.6 Auslösende Faktoren der Radikalisierung heute S. 38 5.7 Biographische Auffälligkeiten von Terrorist/innen, die eine S. 40 Radikalisierung begünstigen 5.8 Radikalisierung heute: Internet und soziale Medien S. 43 5.9 Orte der Radikalisierung S. 46 6 Bildung und Terrorismus S. 49 6.1 Bildungsbiographien der RAF-Terrorist/innen S. 49 6.2 Bildungsbiographien der IS-Terrorist/innen S. 51 6.3 Radikalisierungsprävention durch die Erwachsenen- und S. 52 Weiterbildung 6.4 Praxis der Radikalisierungsprävention in einer S. 56 Weiterbildungsinstitution 7 Analyse der Befragungsergebnisse S. 58 7.1 Abbruchgründe S. 58 7.2 Einstiegsfragen S. 59 7.3 Einschätzungen S. 66 7.4 Einstellungen S. 68 7.5 Bewertung von Aussagen S. 75 7.6 Interpretation der Ergebnisse S. 84 7.6.1 Nutzen von Weiterbildungsteilnahme S. 84 7.6.2 Die Schritte vom Protest zum Widerstand S. 85 7.6.3 Das Fehlen einer revolutionären Situation S. 86 7.6.4 Terroristisches Potential S. 87 8 Fazit S. 91 9 Literaturverzeichnis S. 94 10 Abbildungsverzeichnis S. 100 11 Anhang S. 101 6 1 Einleitung Sozialrevolutionärer Terrorismus ist out. Eine Revolution ist nicht angesagt. Doch wie schnell können sich die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse ändern? Wendet man seinen Blick gen Westen, in das Mutterland der Revolution, Frankreich, kommt man an den Protesten der Gelbwesten nicht vorbei. Die Demonstrationen und Streiks laufen seit Monaten ohne Unterlass, auch Zugeständnisse des Präsidenten Macron brachten kein nennenswertes Abschwächen der Proteste. Sieht man sich in unserer un- mittelbaren Nähe liegende Länder wie Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien, Serbien und Montenegro an, scheinen Demonstrationen gegen die dort herrschenden, oft korrup- ten Regierungen immer größere Ausmaße anzunehmen. Und selbst in Österreich sind die Donnerstagsdemos gegen die Bundesregierung Alltag geworden. Wer sind nun diese Menschen, die ihre Missbilligung der Politik in regelmäßigen Abständen auf die Straße tragen? Wie weit würden Demonstrant/innen gehen, um ihrer Wut, ihrer Enttäuschung Ausdruck zu verleihen? Welcher Funke zündet das Feuer zur Revolution? Die Kernfra- ge dieser Arbeit ist, welche Umstände dazu führen, dass Protest zu Widerstand wird und darüber hinaus, welche Formen der Widerstand annimmt. Ob er sich in harmlosen Streiks äußert oder ob Menschen für eine politische Frage in den Untergrund gehen würden und wann Menschen zu Terrorist/innen werden. Es scheint, als würde sich die Wut über die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse, ob von links oder rechts, in Ermangelung einer revolutionären Situation heute vermehrt in Delinquenz junger Er- wachsener äußern. Zunächst widmet sich das zweite Kapitel den Begriffsbestimmungen, die für das Ver- ständnis und die begriffliche Unterscheidbarkeit notwendig sind. Der dritte Teil der vor- liegenden Masterarbeit wirft einen Blick zurück auf vergangene Zeiten, in das 20. Jahr- hundert, in dessen zweiten Hälfte der sozialrevolutionäre Terrorismus junge Menschen mit terroristischem Potential euphorisierte. Dieses Potential wurde vor allem in der Bundesrepublik Deutschland und in Italien, aber auch unter anderem in Frankreich und Belgien ausgeschöpft. Nach der historischen Rückschau befasst sich der vierte Ab- schnitt mit dem Terrorismus des Islamischen Staats, mit dem sich die Gesellschaft ge- genwärtig auseinanderzusetzen hat, sowie mit aktuellen Herausforderungen wie Streiks und Demonstrationen in diversen EU-Ländern. 7 In Kapitel 5 werden die Vorgänge der Radikalisierung beschrieben. Dabei geht es zu- nächst um die gesamtgesellschaftliche Ebene und die Frage, welche politischen Ereig- nisse Radikalisierung begünstigen, um dann das individuelle Level der persönlichen und privaten Ereignisse sowie biographische Auffälligkeiten, die eine Radikalisierung auslö- sen können, zu beleuchten. Die Rekrutierung von Terrorist/innen gestern unterscheidet sich wesentlich von der heutigen. Diese Differenzen werden jeweils am Beispiel der RAF und des IS aufgezeigt. Auch der Ort, an dem Gewalttäter/innen rekrutiert werden, spielt eine wichtige Rolle. Kapitel 6 stellt schließlich einen Zusammenhang zwischen Bildung und Terrorismus her und erläutert dabei die Bildungsbiographien von ausge- wählten Terrorist/innen. Bildung kann Positives bewirken, indem gerade Weiterbil- dungseinrichtungen Fortbildungen zu Radikalisierungsprävention oder zur Aufklärung über Terrorismus anbieten können. Zudem wird die Praxis der Radikalisierungspräven- tion in einer Weiterbildungsinstitution auf Grundlage eines Expert/inneninterviews be- leuchtet. Im zweiten großen Abschnitt der Masterarbeit werden die Ergebnisse der Befragung analysiert. Knapp 150 Menschen meiner Zielgruppe nahmen an der Onlineumfrage über Radikalisierung und terroristisches Potential junger Erwachsener teil. Die Befragung liefert