Jahresbericht Der K.Gl. Ungarischen Geologischen Anstalt Für 1893
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3. Eeisenotizen aus Bayern und Sachsen, Von Dr. T homas v. S zontagh. Auf Wunsch und mit der hochherzigen materiellen Unterstützung des Herrn A ndor v. Semsey, sowie mit gütiger Einwilligung des Directoi’s des kön. ung. geol. Institutes, Herrn Sectionsrathes Johann B öckh, setzte ich meine im Jahre 1892 begonnene Studien- und Sammlungsreise im Jahre 1893 im östlichen und nordöstlichen Theile Bayern’s, in Sachsen, Prenss. Schlesien. Böhmen, Mähren und Oest.-Schlesien fort. In meinem Berichte vom Jahre 1892 hatte ich über meine in Bayern gemachten Erfahrungen noch keine Mittheilung gemacht, was ich hiemit, dieselben durch die Ergebnisse meiner 1893-er Reise ergänzend, nachhole. Bei dieser Gelegenheit referire ich nur über Bayern, Sachsen und meinen^Aufenthalt in Breslau, da ich die Gesteins-Materialien aus Böh men, Mähren und Oest.-Schlesien noch nicht erhalten habe. Vor Allem muss ich jedoch Herrn A ndor v . Semsey aus vollstem Herzen für seine so oftmalige Güte und sein mich beehrendes Vertrauen Dank sagen, ebenso auch meinem hochgeschätzten Chef, Herrn Johann B öckh, der mir wieder Gelegenheit zur Erweiterung meiner Kenntnisse gab. Von den auf meiner Reise bestellten 280 Muster-Gesteinswürfeln sind bisher 105 angelangt und das baldige Eintreffen von 35 ist signali- sirt, was in Anbetracht der Schwierigkeit und Unsicherheit der Bestel lungen ein recht gutes Ergebniss genannt werden kann. Ich sammelte auch ca. 100 Handstücke verschiedener Gesteinsarten, Pflastermaterial und an dere practisch verwendbare Gesteine und Mineralien. Bayern. Ich reiste von dem anmuthig gelegenen Salzburg über Altuang, nach Passau. Die Bahn erreicht gegen N. neben dem, aus dem Waller-See ab- fliessenden mächtigen Fischach-Bache dahinziehend, den langgestreckten, auf ziemlich ebenem Terrain liegenden Waller-See, und in 541 *y abs. Jahresber. d. kgl. ung. geolog. Anst. f. 1S93. 13 194 Dt THOMAS V. SZONTAGH. ( 2 ) Höhe beim Ederbauer den Bergrücken, welcher zugleich die Wasserscheide zwischen der Salzburger und Welser Bucht bildet. Passern. Das Trottoir der Strassen besteht stellenweise aus grossen, viereckigen Granitplatten oder aus quarzitischem Sandsteine, neuestens aus harten, carrirten Keramitziegeln. Die Chausseen sind mit Sand oder Schotter bestreut, oder mit rundem, faustgrossem Flussschotter gepfla stert. Sämmtliche Wege sind in recht gutem Zustande. In dem schönen Dom und dem daneben befindlichen alten Friedhofe findet sich noch viel Adneter und Untersberger Marmor aus dem Jahre 1574 etc. Die Seitenwände des Doms und die alte Begräbnisstätte enthal ten so viele alte Grabsteine und Monumente, dass sich daraus eine ganze Wappensammlung herstellen Hesse. In der Dreifaltigkeits-Capelle neben dem Dome ist ein sehr schöner Sarkophag aus Adneter rothem Scheck marmor sichtbar, auf dessen Deckel, aus Untersberger Marmor gehauen, die lebensgrosse Statue des Erzbischofs Edlen von Treubach liegt, welche schöne Arbeit aus dem Jahre 1598 datirt. Auf dem Paradeplatze steht die Bronzstatue des bayerischen Königs MaXimilian Josef /., welche, im Jahre 1824 errichtet, auf einem schon ziemlich ausgebesserten Granitsockel ruht. Bei dem Baue des Donauufers wird genügend frischer Scherdinger Granit verwendet. ' Bei Passau, der Mündung der Donau und des Inn’s, ist der letztere der breitere Fluss. Ich kann bezüglich der beiden Gewässer folgende inter essantere hydrographische Angaben machen. Die Donau und der Inn ha ben bis Passau ein Stromgebiet von 50,000 1%, und 625 Kfm Stromlänge. Der Inn bringt der Donau jede Sekunde 44 m8 Wasser und hat bis Passau für sich allein 25,000 Stromgebiet. Ich besuchte auch die Nonnenkirche in der Schulgasse und besich tigte dort den Sarkophag unserer einstigen Königin Giselia. Die weiss getünchte, äusserst einfache Kapelle an der W-Seite des Kirchenschiffes gereicht dem reichen ungarischen katholischen Glerus fürwahr nicht zum Lobe. Das war auch die Ansicht der mich geleitenden bescheidenen deut schen Nonne. Passau- Obernzell oder Hafner zell. Um die Graphit-Etab lissements und die Fundstellen zu besichtigen, fuhr ich mittelst Wagens nach Obernzell. Der Weg dahin führt an der linken Seite der Donau an Gneiss und Granitfelsen vorbei. Die Donau wird bei Erlau in einer Biegung fast auf die Hälfte ihrer Breite zusammengedrängt. In Obernzell besichtigte ich die grossartigen Graphitwerke von Josef Kaufmann, Georg SaXinger junior & Comp., und wurde von dem Director und Compagnon der Firma, Herrn F ritz P opp geleitet, der mir in liebens würdigster Weise Alles erläuterte. Auf meine Bitte wurde unserem Insti (3) REISENOTIZEN AUS BAYERN UND SACHSEN. 195 tute eine grössere Quantität Rohmaterials und eine fertige Tiegel-Reihe überlassen, wodurch eine wichtige Lücke in der technologischen Sammlung unseres Institutes ausgefüllt wurde. Die im N, O und NW von Obernzell liegenden Graphitgruben konnte ich wegen der Kürze der Zeit und des fortwährenden Regens nicht besich tigen. Der krystallinische Graphit bildet in dem verwitterten Dichroit- Gneiss dünnere und dickere Adern, Linsen etc. An den Grubenorten sind in dem Gneisse gewöhnlich von 0 . nach W. verlaufende Syenit-Ausbrüche. Stellenweise wird in diesem Gebirge auch feuerfester Thon und Porzellan erde gewonnen. Ich sah rohen Graphit aus folgenden drei Gruben: Diendorf ONO. von Obernzell bei Griesbach. Die hier gewonnenen Gangstücke enthalten am wenigsten Graphit. Pfaffenreuth gegen N. von Obernzell liefert viel und schönen Graphit. Pölzöder-Berg. Der Gneiss desselben enthält ebenfalls viel und schö nen Graphit. Der Feuchtigkeitsgehalt des in die Fabrik kommenden Graphites be trägt 15o/o, derselbe kommt daher in diesem Zustande zuerst in die Troc kenöfen, wird dann in der Stampfe zermalmt, um zu dem ersten Siebe zu gelangen. Die weitere Raffinade erfolgt entweder mit der Hand oder mittelst Sieben. Das feine Zermalen besorgen besondere Mühlen. Der Gra- phitschlamin kommt dann in die Knetmaschinen, und erst aus diesem Ma terial werden die verschiedenen Tiegel geformt, die vor dem Ausbrennen mehrfach in geheizten Kammern getrocknet werden. Die getrockneten Graphit-Tiegel kommen in thönerne Formtiegel und werden bei 800° C. ausgebrannt. Die Fabrik beschäftigt 80— 100 Arbeiter und versendet ihre Erzeugnisse in ganz Europa, besonders nach Frankreich. Auch Ungarn deckt seinen Graphit-Tiegelbedarf aus Passau. Bezüglich des Vorkommens des Graphites kann ich kurz Folgendes erwähnen: Der Graphit kommt hauptsächlich in den Schichten der krystallini- schen Schiefer vor und ist in dem Passauer Gebirge häufig genug. Er kommt theils den Glimmer im Graphitgneiss ersetzend, theils in demselben Gestein eingesprengt, in solchen Mengen vor, dass er dessen Hauptbestand t e i l bildet. Er wird jedoch erst dann wichtiger, wenn er besonders in grösseren oder kleineren Linsen, Nestern oder Bändern fast rein auftritt, da er dann abgebaut werden kann. Die Graphitschichten folgen genau dem Streichen und Einfallen des sie umschliessenden Dichroit-Gneisses. W o der Graphit vorkommt, ist der Gneiss in einer gewissen Tiefe verwit tert und wird sandig-thonig. Der Graphit solcher Orte wird dann schup piger Graphit oder Tachel genannt und hauptsächlich zur Herstellung von 13* 196 Dg THOMAS V. SZONTAGH ( 4) Schmelztiegeln verwendet. Aus dem in Nestern vorkommenden Schmier- Graphite wird hauptsächlich Maschinenschmiere, Ofenschwärze verfertigt, und derselbe wird bei der Modellirung des feineren Materials benützt. Die «schwarzen Gruben» beweisen, dass das brauchbarste Material in linsenförmig sich erweiternden Zug1' n vorkommt, welche im günstigsten Falle 5 ”f dick sind und sich in 1 2— 16 mj Länge auskeilen, nach 40— 50 mj dazwischen liegendem Gneisse aber sich wiederholen. Brauchbarer Gra phit tritt in 20— 25, höchstens 60-—70 mj Tiefe auf; in grösserer Tiefe wurde im Passauer Gebirge kein Graphit mehr gefunden. Derzeit sind die Pfaffenreuther und Gehrmannsdorfer die ausgiebig sten Gruben, wo die Länge des Graphitbandes fast 4 beträgt. Ferner wird der Graphit noch in Leitzersberg, Ober-Oetzdorf, Biendorf, Thum reuth, Unter■ Griesbach, Habersdorf, Pölzöd, Edelsdorf, Hauzing und Rack- ling gewonnen. Der Haarer Graphit findet nur als Schmiergraphit Ver wendung. In Gehrmannsdorf beginnt in der Grube «Kropfmühl» (nörd lich von Hafner-Zell) der Graphit schon stellenweise in 5— 6 mf Tiefe. Bis her wurden drei übereinander liegende Graphitlager eröffnet und zwar in 17, 26 und BO mf Tiefe. Die Mächtigkeit des Graphites beträgt in dieser Grube 0’5— 25'0 m], im Durchschnitte 5 mf. Aus den Gruben wird das Ma terial mittelst Wasserkraft herausgebracht. Die Productionsmenge betrug bis zu dem Jahre 1891 jährlich 10— 20,000 Centner Rohgraphit. Bezüglich der Geschichte der Graphit-Industrie kann ich in Kürze erwähnen, dass in Hafnerzell schon um das Jahr 1815 16,370 M.-Centner Tiegel verfertigt wurden, und man behauptet, dass in Grubhölzchen bei Leitersberg schon vor 3— 400 Jahren der Graphit gewonnen wurde. Die vorzüglichen Pfaffenreuther Gruben wurden im Jahre 1730, die Gehr mannsdorfer um 1750, die Haarer um 1791 eröffnet. — Im Jahre 1866 wurden in 21 Gruben durch 253 Arbeiter 8000 Zollcentner Graphit I., II. und 111. Sorte gewonnen. Im Jahre 1889 belief sich die Production sämmt- licher Gruben auf 66.536, im Jahre 1891 auf 76.480 Centner Rohgraphit. In Gesellschaft des Graphites kommt Syenit, Porzelianthon und kör niger Kalk vor. Der lichte Syenit (Weissstein) besteht aus Orthoklas, fase rigem grünlichen Amphibol, Quarz, ein wenig Glimmer und Titanit, und ist zuweilen etwas graphithaltig. Der Porzellanthon