Preisgekrönt am

Nr. 49 Nr. „Der Pianist“ Wladyslaw Szpilman, John Adams, HK Gruber  Seite 2 2. Ausgabe 2003 Miss Donnithorne’s Maggot Miss Donnithorne’s / Eight Songs for a Mad King Titelbild: Peter Maxwell Davies’ Peter Maxwell Davies’ Titelbild: www.boosey.com Berliner Hebbel-Theater, März 2003 (siehe Pressespiegel auf Seite 8 – Photo © Iko Freese / DRAMA) Berliner Hebbel-Theater,

Neue Werke Brett Dean, Elena Kats-Chernin, britische Komponisten  Seite 3 Neue Ansichten Rachmaninoff, Prokofjew  Seite 5 Neue Editionen Offenbach bei der OEK

Soeben erschienen: Les Fées du Rhin auf CD

 Seite 6 Booseys Komponist en – ausgezeichnet!

Oscars für den „Pianisten“ Photo: Guy Ferrandis / H&K Der Pianist, die Filmversion der Lebens- erinnerungen Wladyslaw Szpilmans, gehört zu den großen Gewinnern der Adrien Brody Oscar-Verleihung 2003. In drei Hauptka- als Wladyslaw Szpilman tegorien setzte der Film sich gegen Mit- in Roman Polanskis Film Der Pianist bewerber wie Gangs of New York, About a Boy oder Adaptation durch: Der be- gehrteste aller Filmpreise ging an den Bekanntgabe würdigte der Staatssekre- 22.000 EUR dotiert und wird vom Öster- Regisseur Roman Polanski, den Dreh- tär im österreichischen Bundeskanzler- reichischen Kunstsenat verliehen, einem buchautor Ronald Harwood sowie den amt, Franz Morak, HK Gruber als „hu- Gremium früherer Staatspreisträger, das Hauptdarsteller Adrien Brody. In seiner morvollen, eigenwilligen, mitteleuropä- künstlerische Belange in der Öffentlich- Dankesrede sprach letzterer vom „Pia- ischen Weltbürger und Eklektiker mit keit vertritt und z.B. alle einschlägigen nisten“ als der Rolle seines Lebens, die Bodenhaftung und Tiefgang“. Erste Gesetzesvorlagen begutachtet oder ihm auch die Trauer und Entwürdigung Pressestimmen werteten die Auszeich- Probleme des österreichischen Kultur- von Menschen in Kriegszeiten intensiv zu nung Grubers als die „längst fällige lebens untersucht. Bewußtsein gebracht habe. Brody sag- höchste Anerkennung in seiner Heimat“ te weiter, ohne das Buch Wladyslaw (Kurier, 06.03.2003). Der Preis ist mit > www.boosey.com/gruber Szpilmans würde es diesen Film nicht geben, und bezeichnete den Oscar als eine Huldigung an Szpilmans Überleben.

Mehr über Wladyslaw Szpilman: > www.boosey.com/szpilman Neu im Netz > www.szpilman.net www.boosey.com/shop

Pulitzer-Preis für John Adams www.boosey.com – schon gewußt?

John Adams erhält den Pulitzer-Preis 84.000 Besucher im April 2003 2003 in der Kategorie Musik für sein • auf www.boosey.com Werk On the Transmigration of Souls. meistbesuchte Seiten: Kompo- Die 25minütige Komposition für Chor, • nisten, Aktuelles, Shop, Katalog- Kinderchor, Orchester und Sounddesign suche, Making music entstand im Andenken an die Anschlä- vereinfachter Komponisten-Zugang: ge vom 11. September 2001 und wurde • www.boosey.com/bartok, zum Jahrestag der Tragödie von den www.boosey.com/britten... New Yorker Philharmonikern unter erweiterte Komponisten-Seiten zu Lorin Maazel uraufgeführt. „Souls zu Ab sofort ist der neue Online-Shop • Strawinsky, Andriessen, Birtwistle, komponieren, war eine einschneidende, von Boosey & Hawkes im Netz. Unter MacMillan, Turnage, Szpilman u.a. zutiefst berührende Erfahrung für mich, www.boosey.com/shop findet sich Jubiläums-Seiten zu Blacher, und die Ehre, die mit dem Erhalt des weltweit die größte Auswahl an Musi- • Goldschmidt, Prokofjew Pulitzer-Preises einhergeht, gebührt kalien aller Verlage, ansprechend mo- erweiterter Noten-Download mit ebenso den Familien der Opfer des dern und zweckmäßig präsentiert. • über 1.000 Titeln unter 11. September“, sagte John Adams in Dank der fachlichen und technischen www.boosey.com/sheetdownload einer ersten Reaktion. Der Pulitzer-Preis Ressourcen des Unternehmens Boo- ist eine der renommiertesten Auszeich- sey & Hawkes bieten wir allen Musik- nungen der USA und wird jährlich in den liebhabern optimalen Service. Neue Hummel-Homepage Bereichen Journalismus, Literatur und Musik vergeben. Der Musikpreis ist mit Stöbern Sie im Katalog nach Kompo- Bertold Hummel ist eine neue 7.500 Dollar dotiert. nisten oder Gattungen, folgen Sie un- Homepage gewidmet, betreut seren Empfehlungen oder nutzen Sie von den Erben des im August > www.boosey.com/adams gezielt die detaillierten und komfortab- 2002 verstorbenen Komponisten. > www.pulitzer.org len Suchfunktionen! Treten Sie online www.bertoldhummel.de bietet: mit uns in Kontakt, falls Sie Hilfe oder Informationen wünschen, oder tau- • ein komplettes, detailliert kom- Staatspreis für HK Gruber schen Sie sich im Chat über Ihre Inter- mentiertes Werkverzeichnis, essen aus! eine Diskographie, HK Gruber ist Träger des Großen öster- • Texte von und über Hummel. reichischen Staatspreises 2002. Damit • Über 80.000 Titel von Hunderten von erhält, nach Kurt Schwertsik 1992, zum Anbietern: Besuchen Sie uns im Netz! Siehe auch unter: ersten Mal wieder ein Künstler aus dem > www.boosey.com/hummel Bereich Musik diese höchste künstleri- > www.boosey.com/shop sche Auszeichnung des Landes. Bei der

2 Werk klingt inCheltenham Turnages neues Uraufführung am7.Juli2003.Danner- den, erlebenihreerste„gemeinsame“ exklusiven Publikationsvertragverbun- Hawkes, seitJahresbeginndurcheinen Mark-Anthony Turnage östlicher Momente. Gegensatz abendländischerundfern- Gebrauch vonMikrotönensowieder papremiere erlebt,sindweiterhinder am 24.Juli2003inLondonseineEuro- Charakteristisch fürdasneueWerk, das die EntwicklungdereinsätzigenForm.“ kes ausundgliedertanSchlüsselstellen Verstummen denHöhepunktdesWer- so auchinderSymphonie.Somacht Schweigen undkehrtzuihmzurück– tungen. DieMusikerwächstausdem gen etwas,dasangefülltistmitErwar- nisten“, erklärtMacMillan,„istSchwei- Stille undSchweigen.„FüreinenKompo- der SymphonieumdieBedeutungvon Musik alsMediumdes Trostes, undbei Falle desKonzertesumdieRollevon kreisen umspirituelleVorstellungen –im April 2003unterCharlesDutoitin Tokio) Symphonie Nr.3: ‘Silence’ London SymphonyOrchestra)unddie ness linkonzert neue Werke desKomponisten,seinVio- statt (siehePressespiegelS.9).Zwei aufführung vonMacMillans harmonie dieerfolgreichedeutsche Erst- 21. Februar2003fandinderKölnerPhil- sionkonzert derletztenJahre.Bereits am ist damitdasmeistaufgeführtePercus- 1992 ausder Taufe gehobenwurde.Es gerin EvelynGlennie von derSchlagzeu- Mal imKonzert,seites erklang zum300sten derer Art: DasStück ein Jubiläumbeson- Veni, Veni, Emmanuel James MacMillans Am 25.Märzfeierte Britain Great Brandneu aus nota bene 49 (2/2003) die LondonSinfonietta dasneueWerk Royal FestivalHall,alsam8. März2003 erlebte dasPublikuminder Londoner Ein Cross-Overganzbesonderer Art schließen. Ensemble Modernan- Out Loud aufführung von in FrankfurtdieUr- Anfang 2004wirdsich vom NashEnsemble. ensemble, interpretiert Bratsche undKammer- (UAam27.März2003durchdas Eulogy durchdas A DeepbutDazzlingDark- fürSolo- Crying undBoosey& Cellokonzert (UA am17. stehende Kolumne. len Festspiel-Events sieheauchneben- www.boosey.com/cr mit unsererPerformanceSearch unter Sämtliche Aufführungstermine findenSie semble Modernstatt. Stück Uraufführung vonBirtwistlesneuestem findet imRahmenderRuhrtriennaledie von Dohnanyi.Undam19.September Philharmonia OrchestraunterChri Shadow ofNight land seinOrchesterbilderbogen in LübeckzumerstenmalDeutsch- Festival am22. August wig-Holstein Musik So istbeim Harrison Birtwistles rungen demSchaffen gewichtigen Auffüh- men sich2003mit vals hierzulandewid- Gleich mehrereFesti- blanc etnoir Orchestrierung vonDebussysSuite neuen Höhepunkt,wennseineneue Orchestra findetimFrühjahr2004einen Thomas’ SanFranciscoSymphony jährige Verbundenheit mitMichael Tilson of MusicinManchester. Hollowayslang- stival sowiedemRoyalNorthernCollege Highgate Festival,beimPresteigneFe- punkte beimLondonerHampstead and semble am4.Oktobersowie Cheltenham Festivalhervorzuheben. tes aufführung seines mieren desJahresistbesondersdieUr- deutlich. UnterdenweiterenHorne-Pre- trachtet, soandersartige Techno-Musik Stockhausen aufdie,oberflächlichbe- Komponisten wieCage,Ives,Ligetioder und machtzugleichdieEinflüssevon strumenten verblüffende Klängehervor zaubert Horneausden„traditionellen“In- den ursprünglichelektronischenSounds Auf derSuchenachÄquivalentenzu er Techno-Stücke fürgroßesEnsemble. Disintegrations Uraufführung brachte: von am 23.JunibeimSt Magnus-und David Horne Hanya Chlala/ ArenaPAL, Photos: BarryMarsden, Theseus Game Cathy Chapman, Richard Kalina erstaufgeführt wird. Schles- istdieBearbeitungdrei- zu hören,gespieltvom durch seiner u.a. dieUraufführung des Komponistenstatt, Konzerte mitWerken 2003 findenzahlreiche ways burtstag Rund umden60.Ge- Doppel-Violinkonzer- zur . –zudenaktuel- am 19.Oktober durch dasEn- das NashEn- Spring Music Robin Schwer- Hollo- stoph The En Umschau Festspiel- burtstages steht aus Anlaß seines100.Ge- sohn-Tage (07.–09.11.) schließlich Zentrum der9.KoblenzerMendels- ing Cultures“gewidmet(14.08). Im Konzert der Asien-Reihe „Connect- gemeinsam mit beim EdinburghFestivalistihm, sikwettbewerbs (12.–22.06.). Auch Kammermusikfestes des ARD-Mu- Isang Yun Werken von fand inMadrideinFestivalmit Ebenfalls imFrühling(07.03.–30.04) My FatherKnewCharlesIves seines brandneuenOrchesterwerks The DeathofKlinghoffer aufführungen vonJohn Adams Oper präsentiert dietschechischen Erst- Prager Frühling ger Festspielen Edward Elgars Birtwistles undJamesMacMillans– Werken BenjaminBrittens,Harrison zählen –neben Aufführungen von Motto „GreatBritain läßtbitten“ Zu denHöhepunktenunterdem sik Festival steht das Ganz imZeichenbritischerMusik chantinnen führung vonEgonWellesz’ (13.–27.09.). Einekonzertante Auf- Glanzlicht der in neuerInszenierungauchein Oper Ein HauptwerkMessiaens,seine Messiaen aufdemProgramm. Alberto GinasterasowieOlivier hen ElliottCarter, HelmutOehring, Magnus Lindbergs;weiterhinste- u.a. mit Aufführungen vonWerken Tiroler europäischen Länderrichtendie 18.10.). DenBlickaufdienord- findet inRotterdam rungen dergroßenBühnenwerke Festival stark vertreten.Ein Boosey &Hawkes’Komponisten len Festspielen indiesemJahrsind Auch beidenübrigeninternationa- und DetlevGlanertzuhören. positionen vonMagnusLindberg auf demFestivalauchaktuelleKom- . Außerdem sind konzert zum85.Geburtstag von sowie natürlicheingroßesGala- Rekonstruktion von Anthony Payne Saint Françoisd’Assise Klangspuren mitkonzertanten Auffüh- Schleswig-Holstein Mu- Berthold Goldschmidt steht imMittelpunktdes findetbeiden 2003 (12.07.–31.08.). Iannis Xenakis Ruhrtriennale 02–04 3. Symphonie Unsuk Chin statt (24.08.).Der (12.05.–03.06.) (04.–20.09.),

Bernstein- statt (09.– Salzbur- sowie , bildet inder Bak- . statt. , ein . 3 Festspiele 2003 Brett Dean – zwischen Beethoven und Bali Photo: Jörg Boltersdorf

Die 12 Cellisten der Berliner Philharmo- Doch es bleibt nicht niker bekommen Konkurrenz, und das bei solchen Ausdrük- aus den eigenen Reihen: Am 11. Juni ken der Qual. Dean 2003 treten die Bratschen des Orche- erkennt im „Heiligen- sters aus dem Schatten ihrer größeren städter Testament“ Brüder. Möglich macht’s einer der ihren, eine ambivalente Be- Brett Dean, der seinen ehemaligen Kol- deutung, versteht es leginnen und Kollegen ein Stück auf als Zeugnis eines den Klangkörper schrieb. Und welcher Wendepunktes: Auf Ausgangspunkt könnte, wenn Orche- Beethovens Einsicht in die Unheilbarkeit der architektonischen und geistigen sterstreicher im Spiel sind, passender seines Hörleidens folgte eine seiner größ- Erholung, des Gleichgewichts und der sein als Ludwig van Beethoven? ten Schaffensperioden. In ihr entstanden Schönheit bieten und ihre Türen ebenso umwälzende Werke wie die Eroica oder in Zeiten von Erschütterung wie von Deans ursprüngliche Idee konkretisier- die Rasumowsky-Quartette, auf die Dean Freude öffnen, so kann mein Ceremonial te sich am 1802 verfaßten „Heiligenstäd- in seiner Komposition auch anspielt. vielleicht am besten aufgefaßt werden als ter Testament“ – Testament heißt denn ein ‘Raum für Gedanken und Gebete’, auch das neue Werk. Beim Gedanken Testament (2002) errichtet in diesem Fall in Kriegszeiten; an das berühmte Dokument habe ihn für 12 Bratschen eine nachdenkliche, langsame Musik, eine bestimmte Vorstellung nicht losge- UA: 11.06.2003 Philharmonie Berlin geschrieben in Zeiten, die ich persönlich lassen, „nämlich das leise, fieberhafte für unheilvoll erachte und in düsterer Geräusch von Ludwigs Schreibfeder, Testament ist nur ein Ereignis in einer Weise bedeutsam, insbesondere was die wie ich sie mir vorstelle, während er ma- stattliche Reihe von Premieren, mit der Art und Weise angeht, wie die künftigen nisch auf die Pergamentblätter kritzelt.“ sich Brett Dean im Jahr 2003 seinem internationalen Beziehungen wohl ge- Das hastige Spiel der Bratschenbögen Publikum in aller Welt präsentiert. führt werden mögen. Zugleich habe ich ohne Kolophonium, mit dem Testament Ebenfalls in Berlin findet am 22. Oktober mich darum bemüht, das zu Beginn mei- beginnt, erinnert an dieses Geräusch – die deutsche Erstaufführung der Cello- nes Stückes (mit seinem Pulsieren in und zugleich, mit dem zwangsläufig zu- sonate Huntington Eulogy statt, am Klavier, Bässen und Trommeln) wahr- fälligen, verschleierten Intonieren, an 2. Dezember wird in Köln ein neues Werk nehmbare Gefühl der Vorahnung mit den Höreindruck eines Ertaubenden. für Streichquartett aus der Taufe geho- lichteren Momenten auszugleichen.“ ben. Bereits am 25. Januar 2003 fand in Sydney die Uraufführung des Chorstücks Ceremonial (2003) Tracks and Traces und am 30. Januar in für großes Orchester Wien die österreichische Premiere der UA: 09.05.2003 Concert Hall Perth Jubiläum Pastoral Symphony unter HK Gruber > www.boosey.com/dean statt. Am 6. Februar wurde Buy Now, Der Geburtstag Rudolf Wagner- > www.waso.com.au/2003Season/ Pay Later! für Gesang und Ensemble Régenys jährt sich am 28. August [15x5].asp im australischen Wollongong erstmalig 2003 zum 100sten Mal. Der in Sie- aufgeführt und danach auf einer ausge- benbürgen geborene Komponist dehnten Tournee in allen Großstädten Winter Songs, Brett Deans 2001 urauf- ließ sich 1930 in Deutschland nie- des Kontinents vorgestellt. geführtes Werk für Tenor und Bläser, der, studierte u.a. bei Franz Schre- präsentiert das Philharmonische Bläser- ker und entschied sich nach dem Am 9. Mai war in Perth die Uraufführung quintett Berlin auf seiner neuen CD Krieg, in der DDR zu leben. 1947 von Brett Deans Ceremonial zu erleben, gleichen Titels, die in Kürze beim Label wurde er Direktor der Musikhoch- interpretiert von der West Australian Sym- BIS erscheinen wird. schule Rostock, 1950 Professor für phony unter Matthias Bamert. Das acht- Komposition an der Musikhoch- minütige Werk war zum 75jährigen Jubi- schule Berlin. Die Oper spielt in sei- läum des Orchesters in Auftrag gegeben nem Schaffen eine besondere Rol- worden. Ursprünglich konzipiert als eine le; in Transparenz und Sparsamkeit Art Gedenkmusik im Nachklang der An- der Mittel setzt Wagner-Régeny das schläge von Bali im Oktober 2002, erin- Musiktheater von Brecht und Weill nert Ceremonial mit auf Tonhöhen ge- fort, verbunden mit einer humanis- stimmtem Schlagwerk, vor allem Gongs, tischen Grundhaltung sowie, seit an die Zeremonien, die man auf Bali im 1940, dodekaphonen Komposi- Anschluß an die Tragödie abhielt. Voll- tionstechniken. Zu seinen bedeu- endet wurde die Komposition dann 2003 tendsten Werken zählen die Opern vor einem neuen weltpolitischen Hinter- Das Bergwerk von Falun (nach grund: der Irak-Krise. Hofmannsthal) und Prometheus sowie die Kantate Genesis. „Wie Kirchen – oder religiöse Bauwerke > www.boosey.com/wagnerregeny jeglicher Glaubensrichtung – Räume

4 Trapèze in London Booseys neue Ballette die große Bühne, sondern dank seiner Zum ersten Mal ist in Deutschland auch Kammermusikbesetzung auch für klei- das Concerto in D von Igor Strawinsky nere Orte und Tourneeproduktionen. Die als Ballett zu erleben. Choreographiert 25minütige Komposition gehört zu den von Carlos Matos, ist es Teil der Produk- abstraktesten, die Prokofjew geschrie- tion „Triple Bill III“, die seit 21. Februar ben hat, und bietet sich für moderne am Theater Nordhausen gezeigt wird. Choreographien an. Zu allen Ballettwerken von Boosey & Der Gunst vieler Ballettfreunde erfreut Hawkes siehe unsere Tanz-Website, die sich, dank ihrem Bildreichtum und ihrer sich derzeit im Aufbau befindet. Schon rhythmischen Energie, die Musik von verfügbar sind: Elena Kats-Chernin. Nach der erfolg- reichen Zusammenarbeit bei Deep Sea Online-Auskunft und -Lizenzanfrage, Dreaming für die Eröffnung der Olympi- • alle aktuellen Aufführungsdaten schen Spiele 2000 hat die Komponistin • unserer Ballette, nun ein weiteres, abendfüllendes Werk Soundclip-Archiv für Ballett- für die Choreographin Meryl Tankard • interessierte, geschrieben: Wild Swans, nach dem spezielle Repertoire-Empfehlungen. Märchen Hans Christian Andersens, er- • lebte am 29. April 2003 am Opernhaus Besuchen Sie

Photo: Patrick Baldwin Sydney seine gefeierte Uraufführung www.boosey.com/dance und wird bis in den Juni hinein dort so- Als ein Höhepunkt des Prokofjew-Jah- wie in Melbourne gezeigt. res 2003 fand am 8. April in London die Wiederaufführung seines Balletts Tra- Tankards Kollege Philip Taylor verwen- pèze aus dem Jahr 1925 statt. Dem det, wie in der Vergangenheit schon oft, Repertoire ist damit ein Werk eines der auch in seiner neuen Produktion „Frag beliebtesten Ballett-Komponisten (man den Tanz!“ Musik von Kats-Chernin, denke nur an Romeo und Julia oder Cin- nämlich Teile ihrer Sonata Lost and derella) zurückgegeben – „Die Wieder- Found. Das Ballett, dem außer Kats- entdeckung war die Mühe wert: melo- Chernin u.a. auch John Adams’ Klavier- disch und streng zugleich, im Verlauf an stück Hallelujah Junction zugrunde Schärfe zunehmend“, so urteilte die liegt, hatte am 13. April Premiere am Presse. Trapèze eignet sich nicht nur für Münchener Gärtnerplatztheater.

Rachmaninoff – neue Ansichten Der 60. Todestag Sergej Rachmaninoffs der beliebtesten des Konzertrepertoires) die Nachricht freuen, daß die originale, wurde in Berlin mit einem besonderen in ihrer originalen Gestalt adäquat zur von namhaften Künstlern wie Vladimir Ereignis begangen. Zum ersten Mal Geltung. Ashkenazy favorisierte Fassung des veranstaltete die Serge Rachmaninoff 4. Klavierkonzertes Foundation, nach erfolgreichen Festivals In der populären „Masterworks“-Reihe erstmals in einer in New York, London und der Schweiz, ist in diesem Frühjahr Rachmaninoffs käuflichen ein Konzert in Deutschland. Das Pro- Rhapsodie über ein Thema von Paga- Ausgabe gramm führte zwei Hauptwerke des nini erschienen; die vier Klavierkonzerte vorliegen Komponisten, sein 3. Klavierkonzert und schließen sich im Lauf des Jahres 2003 wird. die 2. Symphonie, mit einer Besetzung und die Symphonischen Tänze 2004 an. der Extraklasse zusammen: Die Staats- kapelle Berlin musizierte mit dem Pianis- Weitere Publikationen wenden sich an ten Mikhail Pletnev unter der Leitung Klavierliebhaber. Neu veröffentlicht wur- Valery Gergievs – beste Voraussetzun- den soeben das 4. Klavierkonzert, ar- gen für das Vorhaben der Veranstalter, rangiert für zwei Klaviere (überarbei- nämlich Publikum und Kritik zu einer tete Fassung in einer neugesetzten neuen Sichtweise zu animieren und Edition), und die Paganini-Rhapso- Rachmaninoff den großen Komponisten die in einer korrigierten Ausgabe. Im aus seiner Generation ebenbürtig zur Sommer erscheint ein neuer Band Seite zu stellen. mit Klavierwerken, darunter die Corelli-Variationen und eine Aus- Unter diesen Zeichen steht auch das wahl von Transkriptionen, und für umfangreiche Publikationsvorhaben, 2004 steht eine Neuausgabe der das Boosey & Hawkes Sergej Rachma- Bearbeitung der Symphonischen ninoff widmet. Eine Reihe neuer Ausga- Tänze für zwei Klaviere bevor. ben bringt seine Werke (darunter einige Kenner werden sich auch über nota bene 49 (2/2003) 5 Offenbach Edition Keck

aktuelle Premieren Photo: Hochschule links: Anke Berndt (Fleurette), e Petra-Ines Strate (Clémentine), O k Gunter Sonneson (Bobèche) und Nils Giesecke (Prinz Saphir) in Blaubart am Opernhaus Halle; rechts: Bonnie Cameron (Périchole) und Christian Oldenburg (Piquillo) in La Périchole an der Hochschule

Photo: Gert Kiermeyer für Musik „Hanns Eisler“ Berlin

sind in Plastikkostüme gewandet. Der Les Fées du Rhin auf CD Vizekönig (kindisch-grandios: Simon Weinert) trägt zum Samtmantel Mc- Zu den Glanzlichtern der OEK gehört Donald’s-Tüten. Und auch für den Ker- Offenbachs große romantische Oper ker aus Ketten, Skeletten und Einkaufs- Les Fées du Rhin. 1864 in Wien nur ver- wagen gilt: Fantasie ersetzt den üppigen stümmelt aufgeführt und von der Wag- Ausstattungsetat. Hinreißend: Judith Si- nerianischen Presse geschmäht, konn- monis als beschwipste Straßensängerin. te die rekonstruierte Originalfassung Christian Oldenburg ist der tempera- des Werks im Sommer 2002 beim Fe- mentvolle Tenor an ihrer Seite. Das Or- stival von Radio France in Montpellier chester sorgt für erfrischende Wechsel- aus der Taufe gehoben werden. Ein CD- bäder zwischen Exotik und Festlichkeit, Mitschnitt dieser konzertanten Urauffüh- Hofknicks, Can-Can und Liebeswalzer...“ rung erscheint nun bei Universal Music – er wird beim diesjährigen Festivalstart Bereits am 9. Mai hatte in Halle Offen- am 10. Juli 2003 in Montpellier im Rah- Neuinszenierungen 2003/2004 bachs Opéra-bouffe Blaubart Premie- men eines Release-Konzerts der Öffent- re, in der neuen textkritischen Über- lichkeit präsentiert. Die CD erhält von Die Ausgaben der Offenbach Edition setzung Stefan A. Troßbachs und von der Juni-Ausgabe der wichtigsten fran- Keck (OEK) sind in diesem Frühjahr Regisseur Stefan Huber zum Amüse- zösischen Phonozeitschrift Répertoire gleich bei einer ganzen Reihe von Neu- ment des Publikums in ein poppiges die höchste Wertung und wird als Auf- inszenierungen auf deutschsprachigen 60er-Jahre-Ambiente verlegt. Und am nahme des Monats prämiert. Bühnen vertreten. 25. April kam die seit ihrem Erscheinen im Jahr 1999 weltweit schon in über 20 In Berlin war am 12. Mai die deutsche Produktionen gespielte OEK-Fassung Erstaufführung von La Périchole in der von Orpheus in der Unterwelt auch an dreiaktigen Wiener Fassung zu erleben. der Staatsoperette Dresden heraus. Die Produktion der Hochschule für Mu- sik „Hanns Eisler“ stellte, obwohl in Gän- Zu den prominenten OEK-Premieren der ze von Studenten getragen, in puncto nächsten Zeit zählen Aufführungen der Einfallsreichtum, Spielfreude und musi- neu edierten Großherzogin von Gerol- kalischer Güte die Leistung so mancher stein u.a. in Straßburg und Philadelphia, Profibühne in den Schatten. So berichte- und an der Oper Graz kommt, nach der te etwa die Berliner Morgenpost unter überaus erfolgreichen Produktion von Jacques Offenbach der Überschrift „Unterm Füllhorn der LES FÉES DU RHIN Orpheus in der Opéra-féerie-Version, (Welt-Ersteinspielung) Fantasie“ (15.05.2003): 2003/04 La Périchole in einer Neuin- Regina Schörg, Nora Gubisch, Piotr Beczala, szenierung von Helmut Lohner heraus. „Krude Opernhandlungen hat der spitz- Dalibor Jenis u.a. Orchestre National züngige Komponist 1868 ebenso aufs de Montpellier, Korn genommen wie das Zeitgesche- Ltg. Friedemann Layer Michaela Stech (Cupido), Barbara Freitag (Öf- hen. Die Operette ist frech, amüsant, Universal / Accord fentliche Meinung), Jens Winkelmann (Orpheus) CD 472 920-2 hintergründig... Von der letzten, der und Maja-Rosewith Riemer (Juno) in Orpheus in Wiener Fassung, galten große Teile des der Unterwelt an der Staatsoperette Dresden Textbuchs lange als verschollen. Erst Les Fées du Rhin stellen wir auch in zwei kürzlich sind sie im Archiv der Wiener neuen Broschüren vor: einem detaillier- Zensur aufgetaucht, Michiel Dijkema ten Dossier mit Werkbeschreibungen, sicherte sich die Rechte der Deutschen Pressestimmen und Musikbeispielen Erstaufführung. Schon früher hat er sowie einem kurzgefaßten Infoblatt mit Offenbach inszeniert. La Périchole ist den wichtigsten Angaben (engl.). Beide seine Diplomarbeit an der Hanns-Eisler- Publikationen können bei Interesse an- Hochschule. Der rote Dramaturgiefaden gefordert werden – am praktischsten per läuft glatt durch alle Akte. Ein Füllhorn E-Mail unter [email protected]. humorvoller Ideen schüttet der Regis- seur aus. Die Geschichte spielt gestern Klavierauszug und Partitur von Les Fées und heute. Wellblechimbiß steht neben du Rhin sind derzeit in Vorbereitung zur

Müllhalde, nervös fächelnde Hofdamen Photo: Iris Schulz Veröffentlichung.

6 Presse- Spiegel

LEONARD BERNSTEIN On the Town Staatstheater Kassel Premiere: 3. Mai 2003 Musikalische Leitung: Arne Willimczik Inszenierung: Hartmut H. Forche Bühnenbild: Rolf Häusner Kostüme: Eva-Maria Weber Choreographie: Udo Müller / Deborah Smith / Gaines Hall

„Daß On the Town zum Erfolg wurde, lag an der Musik. Wie Bernstein die The- men variierte, wie er es ohrwurmgerecht bluesen und swingen ließ, wie er mit Photo: Thomas Huther Tönen dort Stimmungen erzeugte, wo Sebastian Bollacher (Gabey), Gaines Hall (Ozzie), Richard Roberts (Chip) und Michael Boley der Text versagte – das faszinierte Pu- (Plakatkleber) in On the Town am Staatstheater Kassel blikum und Kritik gleichermaßen. Und, so beweist die gefeierte Leistung des Kasseler Staatsorchesters unter der Lei- „Interessant daran ist, wie der verwickelte chen Funktionierens, desgleichen, daß tung von Arne Willimczik, das beein- Kontrapunkt in einem bewegten Klang dieses Opfer das schwächste und frem- druckt auch heute... Forche inszeniert aufgeht, die Worte werden durch diesen deste Glied im Dorf ist. On the Town als ein Massenspektakel Klang nicht ausgedeutet, sondern mit mit Dutzenden von Akteuren und Hun- auratischem Glanz umgeben.“ (Peter Auf die homosexuelle Konnotation, die derten farbenfrohen Kostümen, als Gla- Uehling, Berliner Zeitung, 18.03.2003) dem Außenseitertum von Grimes schon mour-Show mit Stepptanz- und Ballett- aufgrund der Verbindung zu Brittens einlagen, als Materialschlacht mit stän- „Zwischen Bericht und Kontemplation Biografie anhaftet, verzichtet Czellnik dig wechselnden, aufwendigen Kulissen. zeigt sich, daß die Musik um den Aufer- dabei ebenso selbstverständlich wie auf Ein riesiger Schiffsbug ragt auf die Büh- stehungsgedanken in eine erregte Span- die Fischerromantik. Der immens aus- ne, tiefe Straßenschluchten tun sich nung fällt, die in der Kategorie des Hoch- drucksstarke Douglas Nasrawi ist als auf, und aus dem Boden erhebt sich komplizierten Reibung und Einklang Peter Grimes sowieso schon ein Außen- sogar einmal ein ganz real gestalteter auslotet.“ (Sybill Mahlke, Der Tages- seiter wie aus dem Multikulti-Bilder- U-Bahn-Wagen. Es gibt viel zu sehen, spiegel, 18.03.2003) buch, nach der Hautfarbe und noch viele liebevoll gestaltete Details...“ mehr durch sein absonderliches, kind- (Joachim E. Tornau, Frankfurter Rund- liches Verhalten. Ein Blumenkind, das schau, 14.05.2003) BENJAMIN BRITTEN den Leuten einfach mal so um den Hals Peter Grimes fällt, mit einem Fallschirm in die Spießer- „Das rasante Musical voller Überra- Komische Oper Berlin grotte kommt und in seinen Lehrjungen schungen ist ein echter Erfolg und der Premiere: 27. April 2003 einfach nur Spielkameraden sucht. Auch Musikalische Leitung: Kirill Petrenko die Lehrerin Ellen (bewegend: Giselle Theaterabend endet mit verdienten Inszenierung: Katja Czellnik standing ovations.“ (Marika Muster, Bühnenbild und Kostüme: Vera Bonsen Allen), die mit Peter von einer besseren, Göttinger Tageblatt, 05.05.2003) gemeinsamen Zukunft träumt, ist für „Eine beklemmende, über und über mit diese beiden mehr eine Spielkameradin, Fußmatten bedeckte, spießbürgerliche die Papierblumen bastelt... FRANK MICHAEL BEYER Gummizelle hat Ausstatterin Vera Bon- Et resurrexit sen... geschaffen: Einen Ort, aus dem Musikalisch hat das Haus mit dem neu- Philharmonie Berlin es kein Entkommen gibt, ein Gruppen- en Chefdirigenten Kirill Petrenko ohnehin UA: 16. März 2003 verlies, in das höchstens einmal (zum längst wieder Tritt gefaßt. Petrenko läßt Rundfunkchor Berlin Musikalische Leitung: Simon Halsey ‘Erlösungs’-Motiv ‘What harbour shelters sich ganz auf Czellniks Deutung ein, peace?’) ein Lichtstrahl dringt. Czellnik schärft die auf der Bühne erzeugte, „... die an Frank Michael Beyer ergan- füllt diesen Ort mit einer kaum je kon- durchgängig gewahrte Spannung im gene Auftragskomposition... klang ne- kretisierten und daher umso bedrohli- Graben bis ins nahezu Unerträgliche an. ben Pitts’ Komposition mit beinahe cheren Gewalt – alle diese Menschen in So bedrohlich, so schwarz ist diese Mu- schon klassischer Tongebung auf: mei- ihren Volksbühnen-Retroklamotten, die sik wohl selten gespielt worden: Petren- sterlicher Sorgfalt, klarer Durchhör- da auf Fernsehsesseln herumzappeln ko lotet die sinfonische Tiefe von Brittens barkeit, melodischer Wärme. [Antony und manisch mit den Füßen scharren, Orchesterapparat ebenso detailscharf Pitts’ Werk XL wurde im selben Konzert sind selbst kurz vor dem mentalen Kol- wie klangplastisch aus, macht jedoch aufgeführt, Anm. d. Red.] Wie die Alten laps (der Chor der Komischen Oper be- auch hörbar, wie die oft kraß gegen- sangen, in traditionell kunstreicher Ver- weist in diesen Gruppenszenen erneut, einander gesetzten Einzelstimmen aus- klausulierung, so sang der kenntnis- daß er nicht nur musikalisch in Topform, einanderstreben. Der Schwebezustand reiche, geschmackvolle Beyer gewis- sondern auch der spielfreudigste weit einzelner geigenheller Glücksmomente sermaßen in alle Ewigkeit weiter.“ und breit ist). Daß sich diese schier un- ist bei Petrenko fast augenblicklich ge- (Klaus Geitel, Berliner Morgenpost, erträgliche Spannung an einem Opfer fährdet. Statt über die Partitur den Dunst- 19.03.2003) entlädt, liegt in der Natur gesellschaftli- schleier gefälligen Wohlklangs zu ver- nota bene 49 (2/2003) 7 ihre Runden. Sabrina Hölzer hat der so nahe liegenden wie platten Versuchung widerstanden, den festlich geschmück- ten Tisch im Laufe des Abends in ein Schlachtfeld zu verwandeln; Rózsa [Miss] und Sol [König] kriechen vielmehr mit Photo: Wolfgang Hilse Photo: Wolfgang großer Sorgfalt zwischen den Gedecken und Kerzenständern herum, kaum, daß einmal ein Glas umfällt. Durch diese Un- veränderlichkeit des In-sich-Kreisenden wirkt das Bild erst richtig, man kann sich vorstellen, daß das Ende des Stücks wieder in seinen Anfang übergeht, aber auch hier überläßt die Inszenierung die- sen Schluß dem Zuschauer.

Davies’ Musik schwankt zwischen Be- obachtung und Einfühlung. Man weiß nie recht, ob ihre sirenenartig das Tonsy- stem durchschießenden Violinglissandi, ihr Xylophongeplapper, ihr Ticken und Rascheln nun einen ironisch-grotesken Douglas Nasrawi (Grimes) in Peter Grimes an der Komischen Oper Berlin Kommentar darstellen, der aus der Di- stanz zur Sache entsteht, oder schon breiten, bricht Petrenko die atmosphäri- alternieren mit tiefem Grummeln in der von der Innenseite des Wahnsinns zu sche Oberfläche auf, zeigt die bewußt Baßregion, mit wuchtigen Klangballun- uns herüberklingen. Und diese nicht kalkulierten, weit eher an Bergs Woz- gen, heftigen Schlagzeugstürmen und ganz feststellbare Position diesseits zeck erinnernden expressionistischen eruptiven Kraftakten der Blechbläser- und/oder jenseits der Grenze ist wohl Stilkombinationen von strenger sinfoni- gruppe – so etwa im wilden sinfonischen der Ort, von dem aus sich über den scher Form und populären Einspreng- Pandämonium zum Ballett-Intermezzo Wahnsinn komponieren läßt. seln bis hin zum Jazz. In seiner musika- mit Baron Mordax’ Serienmord. lischen und szenischen Stringenz ist der Es ist noch nicht gesagt worden, daß der Abend eine der stärksten Berliner Pre- Keine Frage: Glanerts Instrumentierung Abend, vor allem in seiner zweiten Hälf- mieren dieser Spielzeit...“ (Jörg Königs- ist ganz brillant in diesem Werk, und glei- te, ausgesprochen vergnüglich ist. Das dorf, Süddeutsche Zeitung, 29.04.2003) ches gilt für seine Ensemble-Technik. liegt auch an der hier stärker mit Stilzita- Das Finale des ersten Akts und die En- ten, ja mit pseudo-barocken Rezitativ- DETLEV GLANERT semble-Szene des zweiten Bildes sind und Arienmodellen ausgestatteten Kom- Scherz, Satire, Ironie und tiefere wahre Virtuosenstücke... Chris Alexan- position. Wenn König George in seinem Bedeutung der wartete mit einer geistreich pointier- Federmantel wie ein großes Tier durch Nationaltheater Mannheim ten, ausgesprochen spektakulären und den Raum fegt, wenn er aufs Unver- Premiere: 29. März 2003 bravourösen Inszenierung auf. Mit über- schämteste mit Miss Donnithorne koket- Musikalische Leitung: Wolfram Koloseus raschenden karikaturistischen Improvi- tiert, die gleich, alle Instinkte angespitzt, Inszenierung: Chris Alexander sationen, komödiantischen Zutaten und mit huhnartig ruckendem Kopf hinter ihm Bühnenbild: Beatrix von Pilgrim Kostüme: Marie Theres Cramer bizarrem Kulissenzauber. Es ging höchst temporeich und unterhaltsam zu auf der von Beatrix von Pilgrim einfallsreich und Winfried Sakai (Mordax) und Martin Wölfel „Eine Buffa – erklärte Glanert im Ge- (Teufel) in Scherz, Satire, Ironie und tiefere spräch – ‘muß Tempo haben, es gibt farbig verspielt eingerichteten Bühne Bedeutung am Nationaltheater Mannheim keine Adagio-Komödie’. Für die musika- (mit parodistisch bunten Kostümen von lische Dramaturgie von Scherz, Satire, Marie Theres Cramer). Ironie und tiefere Bedeutung hatte er – so zumindest der Eindruck des Rezen- Hoch kompetent der Dirigent Wolfram senten – zwei Vorbilder: Rossinis musi- Koloseus, der für eine vorbildliche Wie- kalische Komödie und vor allem Verdis dergabe von Glanerts Partitur einstand. Falstaff. In seiner Komposition klingt vie- Glänzend der Kontratenor Martin Wölfel les von den gestischen Impulsen, den als Teufel; durchweg vorzüglich das En- Photo: Hans Jörg Michel kurz angebundenen Kommentaren der semble des Nationaltheaters...“ (Gabor Falstaff-Partitur zur Handlung nach – Halasz, Rheinpfalz, 31.03.2003) selbstverständlich in der Sprache des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Der mu- PETER MAXWELL DAVIES sikalische Duktus hat – bis auf gelegent- Eight Songs for a Mad King / liche lyrische Ruhepunkte – Schwindel Miss Donnithorne’s Maggot erregendes Tempo, wie in Rossinis ent- Zeitgenössische Oper Berlin im Hebbel-Theater fesselten Buffo-Opern. Es geht überaus Premiere: 6. März 2003 dynamisch zu in diesem Stück. Musikalische Leitung: Rüdiger Bohn Inszenierung: Sabrina Hölzer Bühnenbild und Kostüme: Mirella Weingarten Die kompositorische Faktur ist abwech- selnd kammermusikalisch und groß- „Auf der Drehbühne steht nichts als die orchestral, flinke Bewegungen, raffinier- große Hochzeitstafel, jedes Gedeck ge- te, klanglich höchst reizvolle Piano-Kon- schmückt mit einem großen Origami- stellationen und irreal flirrende Flächen Schwan, und zieht von Anfang bis Ende

8 herwatschelt. Oder der König zeigt un- Hauptwerk des Abends, das vierzigmi- ter dem schwarzen Rock sein nacktes nütige Konzert für Violoncello und Or- Bein. Es liegt ein Hauch von Monty Py- chester des 43-jährigen schottischen thon in der Luft.“ (Wolfgang Fuhrmann, Komponisten James MacMillan, eine Berliner Zeitung, 08.03.2003) deutsche Erstaufführung. Eine tieffrom- me Bekenntnismusik – Karfreitagsmedi- tationen –, die sich auf gregorianischem

Peter Maxwell Davies: Urgrund entfaltet, vor- und rückwärts Photo: Iko Freese / DRAMA 70. Geburtstag am 8. 9. 2004 gewandt. Das Violoncello ist die Stimme des Göttlichen. Die Cellolegende Rostro- Informationen unter powitsch – er ist der Widmungsträger – www.boosey.com/maxwelldavies hat das Werk 1996 uraufgeführt. Der Londoner Cellist Raphael Wallfisch spiel- te mit leuchtendem Ton, tief verinnerlicht ELLIOTT CARTER und ergreifend. ‘Fantastisch!’, rief ein Boston Concerto Zuhörer spontan. Trotz sechs Schlag- Symphony Hall Boston, MA zeugern gab es nirgends eine Klang- UA: 3. April 2003 Boston Symphony Orchestra überwucherung zwischen expressiver Musikalische Leitung: Ingo Metzmacher Wucht und stillem Seelenfenster-Blick. Dem Dirigenten und dem Orchester sei „Es ist ein 15minütiges Werk, in dem ein es gedankt!“ (Johannes Schwermer, ständig sich verwandelnder Refrain, der Kölnische Rundschau, 23.02.2003) wie das durchscheinende Prasseln von Márta Rózsa (Miss Donnithorne) in Miss Regen klingt, mit langsameren, lyrischen MEREDITH MONK Donnithorne’s Maggot am Hebbel-Theater Berlin Abschnitten alterniert, die den Blick auf Possible Sky wechselnde Landschaften richten, dar- Lincoln Theatre Miami Beach, FL gestellt von den Klängen verschiedener UA: 4. April 2003 Virtuosität und bescherten Possible Sky Orchestergruppen. Carter hat die Struk- Meredith Monk, Theo Bleckmann, vocals einen glänzenden, bravourösen Stapel- tur des Werkes mit der eines Sand- New World Symphony lauf.“ (Lawrence Johnson, South Florida Musikalische Leitung: Michael Tilson Thomas wiches verglichen, aber das ist nicht Sun-Sentinel, 07.04.2003) ganz zutreffend. Jeder der lyrischen Ab- „Das Hauptereignis des Abends war die schnitte wird von kurzen Akkorden und Uraufführung von Monks erstem Werk NED ROREM Schauern gegliedert, die an die Regen- für großes Orchester, Possible Sky, ein Cellokonzert Teile erinnern, und das gesamte Stück Auftrag von Michael Tilson Thomas Music Hall Kansas City, MO beruht auf einen 12-Ton-Akkord, der den UA: 28. März 2003 und der New World Symphony... Monk David Geringas, Violoncello Komponisten besonders fasziniert. Es verarbeitete die Verunsicherung nach Kansas City Symphony liegt etwas Natürliches und Organisches dem 11. September 2001 und nationale Musikalische Leitung: Michael Stern in dem Stück und seinen inneren Bezie- Spannungen ebenso wie den kürzlichen hungen, und das Ganze klingt zugleich Tod eines nahestehenden Menschen „Die größte Herausforderung für Stern präzise und spontan; es ist in Licht ge- und nennt Possible Sky ein ‘Gebet’, das war das Cellokonzert, wo er eine Ge- taucht. Der Gastdirigent Ingo Metzma- um die ‘heilende Kraft von Kunst’ kreist... wandtheit und einen Aplomp an den Tag cher, äußerst erfahren in zeitgenössi- Possible Sky beginnt mit zwei Oboisten, legte, die es erlaubten, sich nicht auf sein scher Musik, erwirkte vom Orchester die an beiden Seiten der Bühne plaziert Dirigat, sondern auf die Musik zu kon- eine expressive und sichere Aufführung. sind. Die beiden spielen mißtönende, zentrieren. David Geringas spielte be- Und als der 94jährige Komponist, au- lautstarke Zusammenklänge, die sich zu herrscht und mit fließendem, leiden- genscheinlich voller Energie, aufs Po- seinem ausgedehnten antiphonischen schaftlichen Ton. Obwohl sein Vibrato für dium kam, verbreitete sich eine herzli- Dialog entwickeln. Rhythmische Strei- meinen Geschmack eine Spur zu weit che Standing Ovation im Saal, der mit cherfiguren sorgen für Drive, der in die ging, schien er Rorems munteres neo- prominenten Gestalten der Musikszene Bläser übergeht. Es gibt ein munteres romantisches Idiom verinnerlicht zu ha- gefüllt war; auch das Orchester applau- marschartiges Thema für das Blech, das ben. Das Konzert ist ein kaleidoskopi- dierte.“ (Richard Dyer, Boston Globe, auf eine unheilvoll-anspielungsreiche sches Stück mit üppigen Farben und 04.04.2003) Weise ins Militaristische umschlägt. großen, weitgespannten Melodien, die irgendwo zwischen Schostakowitschs Weitere Aufführungen des Boston Con- Der Vokalist Theo Bleckmann atmet ins Tragik und Coplands Frohsinn angesie- certo sind für 2003 geplant, u.a. die Eu- Mikrophon, zu den Grabesklängen der delt sind. Es umfaßt acht Episoden, ropäische Erstaufführung am 14. August Tuba und dem kühlenden Balsam, den jeweils mit einem verschmitzten Titel. bei den BBC Proms in London und am das hohe Schlagzeug beisteuert. Monk Am stärksten war es, wo es am schlich- 9./10. Oktober in Amsterdam mit dem stimmt einen keltisch anmutenden Kla- testen war, wie in Drei Nachfragen, eine Concertgebouw-Orchester. gegesang an, der dann in die Holzblä- Erwiderung, wenn ein ruhiges Cello den ser übergeht und eine einsame Tröstung Unisoni des Orchesters antwortet. Von JAMES MACMILLAN evoziert, die an Copland erinnert. Das besonderer Schönheit war Eine Münze, Cellokonzert Ende des Werks klingt wie ein langes zwei Seiten, wo Geringas zusammen mit Kölner Philharmonie und langsames, improvisiertes Diminu- den drei ersten Celli einen wundervollen DEA: 21. Februar 2003 endo – jeder Spieler klopft auf sein In- ‘Song’ spielte... Es gab ‘belehrende’ Raphael Wallfisch, Violoncello strument, bis alles in Stille verklingt... Momente, wie Eine einzelne Note, ein WDR Sinfonieorchester Köln Musikalische Leitung: Osmo Vänskä Possible Sky besitzt manche zündende Dutzend Folgerungen. Dann ein Walzer, Passage, einmalige Klangeffekte und dann Verklingen. Das Konzert ist rand- „Welch qualitativer Gegensatz [zu Si- auch einige berührende Momente... voll mit Passagen wundervoller Musik.“ belius’ Werk Pohjolas Tochter, das MTT und die Musiker spielten mit ihrer (Paul Horsley, The Kansas City Star, ebenfalls auf dem Programm stand] das gewohnten Brillanz und individuellen 30.03.2003) nota bene 49 (2/2003) 9 CD Neuheiten DVD

JOHN ADAMS LOUIS ANDRIESSEN Gnarly Buttons / Workers Union / Hoketus / Hout Chamber Symphony Bang on a Can STEVE REICH Cantaloupe CA21012 Eight Lines u.a. „Die führenden Exponenten des New Ensemble InterContemporain / Yorker Minimalismus geben hier drei Jonathan Nott Regie: Bob Coles (live, 2000) Werke des Anführers der minimalisti- Arthaus Naxos DVD 100 322 schen Schule Hollands zum Besten – sofern man von Schule sprechen kann. „Neben klug eingestreuten State- GOTTFRIED VON EINEM Etwas weniger Akademisches ist nicht ments von Peter Sellars, Penny Streichquartette Nr.2 op.51 vorstellbar. So reduziert sind diese treff- Woolcock, Michael Tilson Thomas und Nr.4 op.63 sicheren Stücke, daß sie nur einen Artis-Quartett und Tom Randle verzaubert der Film (wenn auch entscheidenen) Hauch vom Orfeo C 098 201 A den Betrachter durch hinreißend Absurden entfernt sind.“ (Paul Driver, schöne Bilder und Kameraeinstel- The Times) lungen... Dem Minimalismus aus ALBERTO GINASTERA Steve Reichs früher Schaffenspha- Malambo aus Estancia op.8 u.a. FRANK MICHAEL BEYER Philharmonisches Staatsorchester Hamburg / se setzt Adams’ Klarinettenkonzert Musik der Frühe / Canto di giorno / Ingo Metzmacher Gnarly Buttons einen bewußten, far- Liturgia Sony SXP 130082 bigen Eklektizismus entgegen... ein Kolja Blacher / Michael Sanderling / Rundfunk- kurzweiliger Rückblick auf die Ent- Sinfonieorchester Berlin / Michail Jurowski / wicklung des amerikanischen Musik- Giuseppe Mega / Siegfried Kurz stils in den letzten 50 Jahren.“ (Pe- Academy / edel CLASSICS 0085222ACA ter P. Pachl, Fono Forum 5/2003) „Drei größere Instrumentalkompositio- nen des gerade 75 Jahre alt geworde- nen Berliner Komponisten Frank Micha- el Beyer, auf einer CD vereint, weisen darauf hin, daß die Landschaft der neu- en Musik in Deutschland doch dichter und substanzieller bevölkert ist als so- wieso schon angenommen... Es fällt beim Hören auf, daß die Musik Frank Michael Beyers, der aus der Kirchenmu- siktradition kommt, einer reibungsvollen Expressivität huldigt, die gern im hell leuchtenden Tonfall kulminiert, einer Art PAVEL HAAS hymnischem Gestus, der das lange Erbe Suite op.13 u.a. Geistlicher Musik in sich trägt. Zugleich Steffen Schleiermacher übt sich die Musik in einer gedanklichen MDG 613 1158-2 Konstruktivität, deren poetische Kraft fast überrascht.“ (Wolfgang Schreiber, Süd- OLIVIER MESSIAEN deutsche Zeitung, 09.04.2003) La Transfiguration de Notre Seigneur Jésus-Christ / Réveil des Oiseaux EuropaChorAkademie / SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg / Yvonne Loriod / Sylvain Cambreling / Hans Rosbaud LEONARD BERNSTEIN hänssler CLASSIC CD 93.078 Karl Daymond / Stephanie Novacek / Tom SERGEJ PROKOFJEW Randle / Toby Stafford-Allen / Mary Hegarty enfant terrible. 1891–1953 City of London Sinfonia / Paul Daniel Zur Feier des 50. Todestags Regie: Tom Cairns div. Interpreten (TV Studio-Aufnahme, 2001) Decca/Universal 473 443-2 BBC Opus Arte OA 0838 D PAL (DVD) „Tom Cairns’ Film ist wunderbar stil- SERGEJ PROKOFJEW gerecht. Er verwendet viel Archivma- Scythian Suite op.20 / terial aus den 50ern, in grellstem Alexander Nevsky op.78 Technicolor, als Rahmen für die Sze- Olga Borodina / Kirov Orchestra & Chorus of the HARRISON BIRTWISTLE Mariinsky Theatre / Valery Gergiev nen von Dinahs und Sams häusli- The Woman and the Hare / Philips/Decca 473 600-2 cher Pechsträhne... Die Musik ge- Nine Settings of Lorine Niedecker / hört zu Bernsteins üppigsten Erfin- „... Olga Borodina singt den abschließen- Entr’actes and Sappho Fragments dungen: jazzig, melancholisch und The Nash Ensemble / Claron McFadden / den Klagegesang mit größter Eindring- herzerwärmend zugleich.“ (Matthew Julia Watson / Martyn Brabbins lichkeit.“ (Andrew Clements, Guardian, Rye, BBC Music Magazine 3/2003) black box BBM 1046 11.04.2003)

10 SERGEJ RACHMANINOFF NED ROREM Music for cello & piano Book of Hours / Bright Music / Lied f-Moll / Prélude et Danse orientale End of Summer op.2 / Elégie op.3 Nr.1 / Mélodie op.3 The Fibonacci Sequence Nr.3 / „In der Stille der Nacht“ Lied op.4 Naxos American Classics 8.559128 Nr.3 / Sonate pour piano et violoncelle „Bright Music ist eine gehaltvolle, köstli- op.19 / Prélude op.23 Nr.10 / Vocalise che Suite, angeordnet um einen brillan- op.34 Nr.14 ten zentralen Scherzosatz, der eine von Troels Svane / Elena Margolina Ars FCD 368 410 Rorems wundervollsten Melodien ent- hält... Ganz besonders zu empfehlen.“ (Gramophone) SERGEJ RACHMANINOFF Piano works „Rorem ist ein exzellenter Komponist Préludes opp.23&32 / Piano Sonata schneller Musik. Die Außensätze von No.1 in D minor op.28 / Piano Sonata The End of Summer und der zu Recht Sinfonia Domestica op.53 / No.2 in B flat minor op.36 (OV) / so betitelten Bright Music haben wirklich Parergon op.73 Nocturnes Nos.1–3 / Etudes-Tableaux Schwung.“ (Paul Driver, The Sunday Tonhalle Orchester Zürich / David Zinman opp.33&39 / Variations on a Theme of Times) BMG / arte nova 74321 98335 2 Corelli op.42 John Ogdon NIKOS SKALKOTTAS „Technisch und klanglich agiert das Ton- EMI Classics 5 67938 2 36 Greek Dances / halle Orchester auf höchstem Niveau, The Return of Ulysses und die Aufnahme läßt, was die räum- SERGEJ RACHMANINOFF BBC Symphony Orchestra / Nikos Christodoulou liche Präsenz betrifft, keine Wünsche Piano Transcriptions / Six Morceaux BIS CD-1333/1334 offen.“ (NZZ, Oktober 2002) op.11 / Waltz / Romance / Polka Italienne Vladimir Ashkenazy / Vovka Ashkenazy / Dódý Ashkenazy / Alastair Mackie Decca 470 291-2DH Adams/Machover on TV „Ashkenazys Einspielung zeigt, daß es Seine TV-Premiere erlebte auch das Toy dem Komponisten weniger um pianisti- Symphony-Projekt von Tod Machover. sches Auftrumpfen gegangen ist; viel- Der experimtierfreudige Komponist ent- mehr setzt er die von Liszt geprägte Tra- wickelte Toy Symphony gemeinsam mit dition fort, die den musikalischen Erfah- seinen Mitarbeitern am Media Lab des rungsschatz der Geschichte aus dem Massachusetts Institute of Technology eigenen Stil heraus auf den Tasten re- (MIT) zur Förderung musikalischer Kre- flektiert. Um diesen Eindruck bestätigt zu ativität. Das Projekt wendet sich an Kin- finden, bedarf es allerdings eines Piani-

Photo: Channel 4 / Blast! Films der und Erwachsene gleichermaßen sten vom Format Vladimir Ashkenazys, und bedient sich neuester Konzepte dessen Präzision und liebevolles Heraus- und Technologien. Hierzu gehören so- arbeiten der jeweiligen Qualitäten einer John Adams’ Oper The Death of genannte „Hyperinstrumente“, die auf Ehrenrettung von Rachmaninoffs Bear- Klinghoffer war nach ihrer Urauffüh- Grundlage der Forschungen über beitungen gleichkommt.“ (Frank Siebert, rung 1991 stark umstritten, vor allem, künstliche Intelligenz neu geschaffen Fono Forum 1/2003) weil die Autoren in ihrem Werk palä- wurden und beispielsweise in Echtzeit stinensische Terroristen singend und auf Bewegungen des Spielers reagie- STEVE REICH ohne eine Wertung zu Wort kommen ren und auf ein Fingerschnipsen oder Tehillim / The Desert Music ließen. 2003 nun bringt der britische einen Bogenschlag neue komplexe Ossia / Alarm Will Sound / Alan Pierson TV-Sender Channel 4 eine Filmversion Klänge hervorbringen. Cantaloupe CA21009 des Werkes heraus, unter Federfüh- rung der Avantgarde-Regisseurin Pen- Toy Symphony wurde im Frühjahr STEVE REICH ny Woolcock: ein Wagnis, zumal vor 2002 aus der Taufe gehoben und New York Counterpoint u.a. dem Hintergrund der jüngsten weltpo- seither in Berlin, Dublin und Glasgow Raschèr Saxophone Orchestra / litischen Ereignisse. Der Film fand je- mit großem Anklang vorgestellt. Am 26. Bruce Weinberger BIS NL-CD-5023 doch bei seiner Vorstellung auf dem April 2003 fand in Boston die amerika- amerikanischen Sundance Festival nische Premiere, am 17./18. Mai in starken Beifall und wurde von der Kri- New York eine weitere Aufführung statt. tik gelobt. Vor allem die für einen Die Fernseh-Präsentation war erstma- Opernfilm äußerst naturalistische und lig am 4. April 2003 in der Sendung politisierende Darstellung wurden als „Scientific American Frontiers“ zu se- eindringlich, ja wegweisend empfun- hen, einer Dokumentation, die von der den: „eine überraschend schlagkräf- amerikanischen TV-Gesellschaft PBS tige Verbindung von zeitgenössischer produziert und von dem Filmschauspie- E-Musik und einer Erzählweise im Stil ler Alan Alda moderiert wird. eines Dokudramas.“ (Dennis Harvey, Variety, 25.02.2003) > www.boosey.com/machover > www.toysymphony.net The Death of Klinghoffer wurde am 25. Mai 2003 auf Channel 4 ausgestrahlt. > www.boosey.com/adams nota bene 49 (2/2003) 11 Neu im Katalog

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