Glückauf, Ihr Schalker! BUNDESLIGA-START Heute Vor 50 Jahren: Und Staunte
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Das Magazin für Reise und Freizeit 24. August 2013 Die BabyshamblesWochenende um Peter Doherty sind zurück SEITE 2 Aus dem Inhalt Schottland: Eine Nacht am Leuchtturm Wer auf seiner Reise durch den Süden Schott- lands etwas ganz Besonderes erleben will, kann in Kirkcolm im Corsewall Lighthouse Hotel übernachten. Draußen rauscht die Brandung, drinnen rinnt der Whisky. » Reise Seite 5 Schalke 04 gegen VfB Stuttgart: Hans Nowak bei einer akrobatischen Abwehraktion gegen den Stuttgarter Manfred Reiner (links). Fotos: dpa, Nöckel Glückauf, ihr Schalker! BUNDESLIGA-START Heute vor 50 Jahren: und staunte. In der Ecke, ne- ben der Klo-Tür, stand der ■ DER ERSTE SPIELTAG AM 24. AUGUST 1963 Wie ein Zehnjähriger zum ersten Mal erste Flipper-Automat mei- die große Fußballwelt beschnupperte. nes Lebens. Das Klack-Klack- (nach dem heutigen Drei-Punkte- Klack der Kugel gab den Takt System sieben Punkte) Vor- an im Gejohle der schwitzen- sprung auf den zweitplatzierten Von Rolf Nöckel bahn um die Nase wehen las- Meidericher SV. Preußen Müns- Deutschland: Genüsse in Wertheim sen. Wo vor Jahrzehnten die den Menschen. „Blau und Gelsenkirchen. So ein Glück: Weiß“ dröhnte vom Platten- ter und der 1. FC Saarbrücken Wo die Tauber den Main „besucht“, um alten Idole den Schalker stiegen in die Regionalliga ab. Fritz musste ins Kranken- Kreisel drehten und sieben teller. Ich war völlig faszi- gemeinsam der Mündung in Mainz entgegen- haus. Nichts Ernstes, aber je- niert von der Atmosphäre Torschützenkönig wurde Uwe zustreben, liegt – ganz im Norden Baden- Deutsche Meistertitel er- denfalls konnte er nicht mit oberten. der Großen und dachte: „So Seeler vom HSV mit 30 Toren. Württembergs – die mittelalterliche Stadt seinen Kumpels zum Fußball also sieht ein Vorspiel aus!“ Wertheim, überragt von der mächtigen Burg. Zweite Station: der Lotto- DAS ERSTE TOR Friedhelm „Timo“ fahren. „Dann nemm doch dä „Blau und Weiß, Konietzka von Borussia Dort- » Reise Seite 6 Jung met op minge Kaat.“ So und Tabakladen von Ernst wie lieb’ ich dich.“ Kuzorra, dem Denkmal der mund erzielte das erste Bundes- klang schönstes bergisches liga-Tor nach 58 Sekunden in Platt in meinen Ohren – denn erfolgreichsten Schalker Schalker Vereinslied Bremen (Endstand 3:2 für Wer- ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN „dä Jung“, das war ich. Und Zeit. Er stand hinter der The- 1:0 nach 58 Sekunden für Dort- „die Kaat“, das war ein Ticket ke, höchstpersönlich, strich mund: Timo Konietzka (r.) traf. der). Den ersten Platzverweis Mit den Fingern essen für ein Heimspiel von Schal- Samstag, 13 Uhr, Abfahrt. mir übers Haar und sagte mit kassierte Helmut Rahn vom Mei- ke 04, dem Fußballclub, für „So früh?“, hatte ich noch der rauen Stimme eines alten SAISON Der 1. FC Köln dominierte dericher SV am vierten Spieltag Blamieren leichtgemacht: In Sri Lanka gibt es in einfa- naiv gefragt. Ich war zu uner- Kämpen: „Die putzen wir die erste Saison, er stand seit gegen Hertha. Jürgen Neumann chen Gaststätten oft kein Besteck, sondern es wird den mein kleines Sportler- herz schlug. Damals schon, fahren, um zu erahnen, dass heute, nicht?“ Ich nickte nur dem fünften Spieltag ununter- vom 1. FC Kaiserslautern erzielte mit den Fingern gegessen. Das ist am Anfang gar nicht jeder Höhepunkt – auch ein und machte Stielaugen. Papa brochen an der Tabellenspitze am ersten Spieltag in Frankfurt so einfach. Schließlich gilt es, Reis und diverse Gemü- 1963. Fritz, Heinz, Werner, sportlicher – ein Vorspiel kaufte eine Runde Zigarren, und hatte am Ende sechs Punkte das erste Elfmetertor. sestückchen gut durchzukneten und alles elegant in hat. Zum Beispiel war erst und ich bekam ein Foto vom den Mund zu befördern – nur mit den Fingerspitzen Hans, mein Vater Kurt – sie waren die „Fünf Freunde“ in einmal das Schnäpsken bei alten Idol. Mit Widmung: der rechten Hand, niemals mit der Handfläche und Opa Pflicht. Er drückte zu „Für meinen Freund Rolf.“ Mittelfeld. Der ackerte und einfach weiter mit dem niemals mit der linken. Sri Lanker mögen kein Metall meiner Kindheit. So war die Welt der Adenauer-Ära: fünf- Hause bei der Radiokonfe- Noch heute ist das Foto ein rackerte, der kriegte dau- Schlappen in der Hand. Vier, in ihrem Mund spüren. Und: Viele Lokale legen hauch- renz mit Kurt Brumme die einhalb Tage Maloche, der kleiner Schatz. ernd eins auf die Knochen fünf Minuten lang. War das dünne Folien aufs Geschirr. Ist der Gast fertig, wird die Daumen. Sonntag für die Familie, der und kämpfte trotzdem wei- stark! Folie einfach abgezogen, und der Teller ist blitzblank. Endlich: Vier Große mit Samstagnachmittag für den „Würstkes mit Senf“ und ter. Auch Manni Kreuz Dann der Schalker Dop- Hut und ein Kleiner in Leder- Fußball. dann ab auf die Tribüne mochte ich, den Mann mit pelschlag zehn Minuten vor hose starteten in einem blau- „Uuuuuund hier gibt’s die dem unglaublichen linken „Blau und Weiß, wie lieb’ en Opel-Rekord von Velbert der Pause: Koslowski ballerte ich dich“: Immer wieder du- Stadionzeitung. Der Kreisel, Bums. Und da war der Neue das Leder ins Netz. Hermann über Essen-Kupferdreh Rich- der Kreisel! Kauft den Schal- im Sturm: Reinhard Libuda, delte die kleine Schallplatte tung Gelsenkirchen. Die und Gerhardt besorgten im mit dem Schalke-Lied in un- ker Kreisel! Die Aufstellung, 19 Jahre, Flügelflitzer. Irre, Duett locker-leicht das 2:0. „Schalker Freunde“ wussten letzte Nachrichten!“ Noch wie das schmächtige Kerl- serer scheppernden Phono- genau, wo sie einen günsti- Dabei blieb es bis zum Ab- truhe, stundenlang. Kieksig, ein paar Minuten Fußweg, chen seine Haken schlug und pfiff. gen Parkplatz finden, zwi- dann drängten wir mit die Stuttgarter Abwehr aber voller Inbrunst und sehr schen Stadion, Zechentür- Noch oft habe ich später laut, sang ich mit. Meine 34 000 Besuchern durch die durcheinanderwirbelte. Spä- den FC Schalke 04 angefeu- men und Backsteinsiedlun- Tore des Fußball-Tempels. ter nannten ihn alle nur Mutter verdrehte nur die Au- ert, habe im zugigen Parksta- gen. Noch fünf schnelle „Stan“ – nach Stanley Mat- gen und floh in die Küche. dion gefroren und in der Are- Erste Station: die ver- „Würstkes mit Senf“ – thews, dem Dribblerkönig rauchte Kneipe von Wer- und ab ging’s auf die aus England. na Ohrensausen bei dem to- Schalke 04 gegen VfB Stuttgart in ner Kretschmann, dem frü- senden Lärm bekommen. Holztribüne. „Zum Schießen“ fand ich der Glückauf-Kampfbahn heren Verteidiger, am Mein Sportlerherz schlägt Dann kam mein Papa von der Schalker Markt. 17 Uhr, Anpfiff. den Stuttgarter Torwart Sa- Bierwandern: Wohl bekomm’s! Die Bundesliga- witzki mit dicken Kniescho- weiter für Blau und Weiß, bis Arbeit. „Da ist sie“, sagte er Die Luft war zum heute. Aber nie mehr war es nur und drückte mir einen Geschichte nern und Schlägermütze. Ein Biersinnige Wanderer erfreuen sich an der Schneiden. Hun- so schön, so intensiv, so un- Papierschein in die Hand: nahm ihren Abwehrspieler der Schwaben Natur, an der Geselligkeit und an einem küh- dert Männer schuldig, so faszinierend wie len Trunk im Brauhaus. Wir präsentieren drei „Samstag, 24. August, Glück- und ein Zapf- Lauf. Schalke hieß Entenmann. „Haha, so auf-Kampfbahn, Schalke 04 machte Dampf. Ich watschelt der auch rum“, damals beim Bundesliga-Auf- Wege zum erfrischenden Getränk: im Allgäu, hahn. Koteletts in Pa- takt. gegen VfB Stuttgart, Anstoß pierservietten wur- rief „Foul“ und „Buh“ sagte ich laut und bekam an- in Franken und in Sachsen. Mein Wunsch für die neue » Reise Seite 9 17 Uhr.“ Sämtliche Glücksge- den über den Köpfen und „Schiedsrichter, erkennende Lacher aus der fühle, die einen Zehnjähri- der Fans durchge- Telefon“ und fühlte Erwachsenenwelt. Saison? Klar: Einmal den gen übermannen können, reicht. „Stahl und Ei- mich einfach großartig. Stuttgart wurde stärker. Bayern die Lederhosen aus- durchströmten mein Herz. sen“, eine seltsame Mein Liebling im Schal- Willi Schulz, der harte Schal- ziehen, Deutscher Meister Wochenende Der allererste Bundesliga- Mischung aus Boo- ker Team war der ker Mittelläufer, geriet im werden, zum ersten Mal in Spieltag – und ich durfte da- „Schwatte“ Koslowski im der Bundesliga. Doch wie’s Gemeinsame Beilage von nekamp und klarem Dauerregen ins Schwimmen. bei sein! Schnaps, machte Bei einem Zweikampf verlor auch immer kommt, eines Westdeutsche Zeitung bleibt gewiss: einmal Schal- Remscheider General-Anzeiger Zum ersten Mal würde ich Mut fürs Match. Ich er sogar einen Schuh. Weil Solinger Tageblatt mir den Duft der großen Welt nippte an gelber Glückauf! Unser Autor das Spiel nicht unterbrochen ker, immer Schalker. in der legendären Kampf- Limo, staunte vor 50 Jahren. war, spielte und kämpfte er Glückauf!.