Linth-Zeitung Mittwoch, 24. Oktober 2007 Linthgebiet 7

Rapperswil- Vielseitige Familiengeschichte durch Jahrhunderte Uznach KunstHof-Gutscheine: Rosinen der Helbling-Geschichte Lösung gefunden Der Verwaltungsrat der KunstHof AG, Uznach, hat sich mit den beteiligten Carl Helbling, emeritierter Parteien für eine gemeinsame Lösung der ehemaligen KunstHof-Restaurant- Professor an der Uni Zürich, Gutscheine geeinigt. hat kürzlich an der Universi- Im Juli hat die Kochkunst AG unter der Leitung von Adrian Thoma den Be- tät einen Vortrag zum Thema trieb zu einem Zeitpunkt eingestellt, der «Die Helbling – für einige Gutschein-Besitzer überra- schend kam. Die nicht eingelösten Gut- und Jona» gehalten. Dazu hat scheine schienen sofort wertlos. Der er 2003 ein Buch publiziert. Verwaltungsrat der KunstHof AG stand vor der Herausforderung, neue Pächter zu finden und das Restaurant möglichst Carl Helbling / Monika Ernst bald auf hohem Niveau wieder zu eröff- nen. Zudem versuchte er, für die Wert- Die meisten Helbling stammen vom erhaltung der Restaurant-Gutscheine ei- oberen Zürichsee, aus Jona oder Rap- ne Lösung zu finden. Dies ist nun dank perswil. Ende des 18. Jahrhunderts dem Engagement von Adrian Thoma ge- hiessen 20 Prozent der Bürger in Rap- lungen. Die Geschichte um die Einlö- perswil Helbling. Diese besetzten 30 sung der bis zum 15. September an die Prozent aller Amtsstellen und besassen KunstHof AG eingereichten Papiere im Verlaufe der Geschichte jedes zweite kann daher positiv abgeschlossen wer- Altstadthaus. Für Dritte schien Rappers- den. Die Besitzer werden schriftlich be- wil «die Stadt der Helbling» zu sein. nachrichtigt. (pd) Ähnlich war es in Jona, wo das Ge- schlecht seit dem 14. Jahrhundert auf- tritt. Woher kommen aber ursprünglich Eschenbach die Helbling? Diese Fragen hat Carl Helbling in seinem Buch «Die Helbling, Schnuppern bei Blau- Rapperswil und Jona», Verlag NZZ, 2003, beantwortet. Weltweit führen ring und Jungwacht rund 5000 Personen den Familiennamen Helbling. Davon leben 2400 in der Am 27. Oktober führen Blauring und Schweiz und davon wiederum 800 am Jungwacht Eschenbach erneut einen Zürichsee. Das erste Mal urkundlich er- Das Wappen der Helbling. (zvg) Schnuppertag für interessierte Kinder und wähnt wird der Name 1270 in Inns- Eltern durch. Ab 14 bis 17 Uhr sind alle bruck, 1340 in Säckingen (De) und etwa ses Testament nach seinem Tode vom der russischen Armee durch Rappers- tester Sohn Basil Ferdinand Curti (geb. Kinder und Eltern eingeladen, beim Pfar- 1400 im Jahrzeitenbuch von Rappers- Kleinen Rat nicht anerkannt wurde, hat wil. Dazwischen besetzten die Franzo- 1804) wurde übrigens einer der bekann- reiheim in das Vereinsleben einzublicken wil/Jona als Helwig. Die Namen ent- sein Bruder, Pfarrherr, ein gleichlauten- sen wieder die Stadt, wobei jedes Mal testen Politiker im Kanton St. Gallen und mitzuerleben, was zum Scharleben standen unabhängig voneinander. In des Testament verfasst. In diesem recht- das Regime wechselte. Überflüssig ist und war unter anderem Landammann, gehört. Für jeden Geschmack hat es etwas Rapperswil/Jona hiessen die Helbling lich gültigen Testament wurde der Zins- zu sagen, dass damals fast alles ruiniert Nationalrat und Ständerat. dabei, von Basteln, Kochen bis Spielen. 1477 Helwig und diese vor 1400 Gru- ertrag von 4000 Gulden vererbt. Damals und vieles, so die Ernte, gestohlen wur- Blauring und Jungwacht Eschenbach nauer. Die Grunauer waren schon im lag der Wert eines Stadthauses bei etwa de. Die Brücke war so stark beschädigt, gibt es seit bald 50 respektive 60 Jahren. 12. Jahrhundert in der Gegend ansässig. 2000 bis 4000 Gulden. Heute beträgt dass sie neu erstellt werden musste. Das Helbling-Wappen Ursprünglich als kirchliche Organisation Namensänderungen waren damals dieses Kapital noch 19 000 Franken. An Rapperswil ist die Stadt in der gegründet, entwickelten sich Blauring nicht selten. 1544 wurde der erste Helb- Zinsertrag erhalten die beiden begüns- Schweiz, die am meisten, nämlich fünf- Das Familienwappen der Helbling und Jungwacht zu multikulturellen Ver- ling, von St. Dionys (bei Jona) stam- tigten Nachkommen noch je rund 100 mal, belagert wurde, so 1350 von den zeigt über grünem Dreiberg, vor rotem einen. Alle Kinder sind willkommen, mend, Stadtbürger von Rapperswil. Die bis 200 Franken jährlich, da die Hälfte Zürchern (die es einnahmen und zer- Hintergrund, einen Halbmond und egal welcher Konfession oder Nation sie Helbling waren oft Inhaber eines öffent- des Ertrages sozialen Zwecken zuzu- störten), ferner viermal ergebnislos: einen Stern. Das älteste bekannte angehören. Das Leitungsteam besteht lichen Amtes in Rapperswil. So finden kommen hat. Der Munizipalpräsident 1388 nach der Schlacht bei Näfels durch Wappen der Helbling von Rapperswil aus Jugendlichen von etwa 15 bis 25 sich im Regimentsbuch zum Beispiel Peter Christoph Helbling – Vorfahre des Eidgenossen, im Alten Zürichkrieg 1443 stammt von 1583 und weist im Wap- Jahren. Hauptteil des Scharlebens ma- unter dem Jahr 1787 bei den insgesamt Referenten – erstellte 1799 ein Register und 1444 zweimal während insgesamt pen als Handwerksattribut zusätzlich chen die Gruppenstunden aus. Die 54 Mitgliedern des Grossen Rates, Klei- über alle 258 Bürger der Stadt, die den 33 Wochen durch die Schwyzer und einen Hammer auf. Dieses Wappen Gruppen bestehen aus 5 bis 12 Kinder nen Rates und Gerichtes 16 (30%) Per- Eid auf die neue Verfassung der Helve- Glarner sowie 1656 mitten im Winter wird bis heute von den meisten Helb- des gleichen Alters. Sie treffen sich re- sonen mit dem Namen Helbling. Acht tik abgelegt hatten. Mit einem Exkurs während fünf Wochen durch 7000 Zür- ling mit Bürgerort Rapperswil geführt gelmässig zum Spielen, Basteln, Ko- Helbling – so viel wie von keinem ande- zur Rapperswiler Geschichte beleuchte- cher unter General Werdmüller. Jakob und ist auch am chen, Backen, in den Wald gehen und ren Geschlecht – übten im Verlaufe der te der Referent die Situation für Peter Helbling (1600–1668), Schmied, von so wiedergegeben. Im 18. und 19. vielem mehr. Monatlich trifft sich die Jahrhunderte das Amt des Stadtpräsi- Christoph Helbling. 1798 zogen 50 000 dem ein prachtvolles Gemälde erhalten Jahrhundert sind viele Varianten ent- ganze Schar zu Anlässen wie dem denten aus, der bis 1799 Schultheiss, Franzosen mit mehreren tausend Pfer- ist, war damals Mitglied des Kleinen Ra- standen, je nach Familienzweig und Sportturnier, Kadiaufnahme (mit Wald- dann Munizipalpräsident, später Stadt- den durch die Stadt und über die See- tes. Aus einer Handschrift von 1656 mit Bürgerort (Jona, Schmerikon usw.), übernachtung), Schneeplausch, Gala- ammann hiess. Auch in Jona hiessen brücke und quartierten sich in der Um- der Geschichte der Belagerung stammt so durch Änderung des Handwerks- abend und vielem mehr, an dem dann drei Gemeindepräsidenten Helbling. gebung ein. Peter Christoph Helbling nebenstehendes Stadtwappen. attributs (z. B. ein Beil anstatt Ham- alle Kinder des Vereins mit dabei sind. wurde im Oktober 1799 von den Fran- Zum Abschluss sei noch Elisabeth mer) oder – am häufigsten – durch Höhepunkt ist das Sommerlager, das je- Episoden der Familiengeschichte zosen wegen ungenügender Willfährig- Helbling erwähnt, die 1801 den Kauf- dessen Weglassung und mit willkürli- des zweite Jahr stattfindet. In diesem Der Schultheiss Bonifaz Toumeisen keit verhaftet und kam erst frei nach Be- mann Nepomuk Curti heiratete, der von cher neuer Anordnung von Mondsi- Sommer verbrachte die Jungwacht ein (heute Domeisen) hat 1760 ein Testa- zahlung eines Douceur (Schmiergeldes) seiner ersten verstorbenen Frau bereits chel und Stern. Die Hintergrundfarbe erlebnisreiches Zeltlager in Eschenbach ment mit einem Fideikommiss zuguns- von zwölf Louisdor an den Komman- 15 Kinder hatte und dem sie weitere des Helbling-Wappens ist bei Frauen LU, nächstes Jahr geht der Blauring für ten der jeweils ältesten beiden Namens- danten durch die Regierung des Kan- zwölf schenkte. Wenn auch von diesen in der Regel blau und nicht rot (z. B. eine Woche ins Lager. (pd) träger Helbling unter den Nachkommen tons Linth, zu dem Rapperswil damals 27 Kindern neun im Kindesalter star- bei einer Äbtissin in Wurmsbach oder der Brüder seiner Mutter (sog. grosses gehörte. 1799 zogen 8000 österrei- ben, so war es wohl damals eine der in Allianzwappen). (ch) und kleines Majorat) errichtet. Als die- chische Truppen und 1801 50 000 Mann grössten Familien, die sie führte. Ihr äl- Rapperswil Vierte Dimension Rapperswil-Jona In der alten Fabrik gibt es Musik vom Alpstein und vom Balkan zu hören im «Jakob»

Am Donnerstag bietet die Jakob- Appenzeller Volksmusik trifft auf Roma-Musik Bühne einmal mehr kreativen Sound. Das Trio Dimensions rund um den re- Romobil vereinigt Appen- Doch nicht immer blieb die Appen- immer ein Grenzgänger zwischen Tradi- aus Volksmusik, Blues und Rock be- nommierten Bassisten Daniel Schläppi zeller Musik resistent gegen äussere tion und Moderne, zwischen einheimi- weist. verzaubert seine Zuhörer immer wieder zeller Volksmusik und Roma- Einflüsse. Mit ihren vielen Moll-Akkor- schen und fremdländischen Brauchtü- Gleich vier Romobil-Musiker sind aufs Neue. Sie stellen ihr Programm Musik aus dem Balkan. Die den klingt sie nämlich fast orientalisch. mern. Goran Kovacevic ist ein musikali- bei den Zigeunermusikern Amaro Drom «contemporary chamber music» («zeit- Auch punkto Instrumentierung (viele scher Kosmopolit: Seine ersten Lebens- vereinigt: Demco Bajramovic (Gitarre), genössische Kammermusik») im Rah- Gruppe tritt am Samstag in Streicher, Hackbrett) müsste sie eigent- jahre verbrachte er in der Nähe von Gavro Nikolic (Violine), Kessler und Ko- men des Herbstzyklus im «Jakob» vor. der alten Fabrik auf. lich weit östlich des Alpsteinmassivs zu Belgrad, lernte dann in der Schweiz das vacevic. Bei den Proben zur Romobil- Gleichermassen schwerelos wie erdig Hause sein. «Die Appenzeller Volksmu- Akkordeonspiel und bildete sich im Tournee trafen sich also alte Bekannte. spielen sich drei Musiker mit Witz und Was verbindet Appenzeller mit Roma sik ist beeinflusst aus Ungarn und Ausland weiter. «Wenn man hier Akkor- Wer von den Musikern wissen will, wa- Lust durch ein vielfältiges Repertoire, aus Serbien? «Sehr wenig», ist man ge- Wien», sagt der Hackbrettspieler Töbi deon lernt, gehört der Ländler einfach rum sie sich am Projekt beteiligen, er- das in keine Schublade passt und voller neigt zu sagen. Erstere gehören ja zu ei- Tobler, Mitglied des Ensembles Romo- dazu», sagt er. «Mit 13 spielte ich in ei- hält sieben Mal die gleiche Antwort: Überraschungen steckt. nem Volk, das sich standhaft und bil. Sein Kollege, der Akkordeonist Go- nem Trio, das Roma-Musik spielte – es «Erstens, weil ich gerne mit diesem und Ihr Repertoire ist kontrastreich und scheinbar erfolgreich gegen moderne ran Kovacevic: «Die Roma-Musik aus war meine erste Band.» Heute ist Kova- jenem spiele. Zweitens, weil ich solche verbindet swingenden Drive mit freier Einflüsse von aussen gewehrt hat. Nir- dem Norden Serbiens ist beeinflusst von cevic Professor am Landeskonservato- Experimente spannend finde.» Es ver- Improvisation und bringt die Bandbreite gends in der Schweiz werden alte Tradi- der Zigeunermusik aus Ungarn.» Auf rium in Feldkirch und Mitglied zahlrei- wundert also nicht, dass bereits wäh- künstlerischer Entfaltungsmöglichkei- tionen eifriger gepflegt. Vielleicht wird welchen Wegen die eine Musik die an- cher Formationen. Darunter im Dusa rend den Proben eine freundschaftliche ten dieses Trios hervorragend zum Aus- der biedere Ländler – Inbegriff schwei- dere beeinflusst hat, ist heute kaum Orchestra, das einen Mix spielt aus und produktive Stimmung herrschte. Je- druck. Ein Erlebnis, den überschäu- zerischer Volksmusik – gerade deshalb mehr nachvollziehbar. Volksmusik aus allen Teilen Europas, der Musiker brachte seine Ideen ein und menden Erfindungsreichtum, Kreativi- im Appenzellischen weniger gespielt als gelegentlich angereichert mit Klängen begegnete den Ideen der anderen mit tät und das dynamische Zusammenspiel in anderen Kantonen. Richtig ausgebrei- Tradition und Moderne aus den USA. Mitglied dieses Orchesters Respekt. Einmal mehr zeigte sich, dass live geboten zu bekommen. (pd) tet hat sich der Ländler nämlich erst im Die sieben Mitglieder von Romobil ist auch der Romobil-Musiker Patrick die Musik als Vorbild dienen kann bei 19. Jahrhundert, im Soge einer nationa- haben bereits Erfahrungen gesammelt Kessler (Kontrabass). Mathias Linke der Integration von Immigranten. (pd) Gespielt werden zwei Sets (20.30 und 22 Uhr). Der Eintritt ist frei, keine Reservationen, keine listischen Grundstimmung. Wie vor so bei ähnlichen Fusionsprojekten. Töbi (Violine und Gesang) spielt mit Tobler Samstag, 27. Oktober, 20.15 Uhr, Alte Fabrik, Rap- Konsumationszuschläge. Anfragen zum Ge- mancher «Mode-Erscheinung» blieb das Tobler (Sternmotor, Appenzeller Space bei Sternmotor – einem Trio, das kaum perswil-Jona, www.alte-fabrik.ch, Vorverkauf: samtprogramm: Tel. 055 220 00 50 oder unter Appenzellerland auch davor verschont. Schöttl u. a.) zum Beispiel war schon Berührungsängste kennt, wie der Mix Kreuz-Buchhandlung, Hauptplatz, Rapperswil. www.jakob-hotel.ch.